40 Jahre Campus für Christus

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Zeitschrift der 端berkonfessionellen Bewegung Campus f端r Christus Schweiz

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40 Jahre

Campus f端r Christus


Inhalt

DieHauptsacheaufdenPunktegebracht. Es kann so einfach sein.

Jetzt

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Zum Thema 03 | Editorial Sehen und anderen zeigen, wie Gott ist! 04 | Mitarbeiterfoto 05 | Grussworte von Steve Douglass und Werner Kübler 06 | Der Campus-Fahrplan Die Entwicklung der CfCDienstzweige über die letzten 40 Jahre 08 | «Vom Glauben reden – ein Lebensstil» Interview mit Ben und Barbara Jakob, die Campus für Christus Schweiz gründeten 12 | Fundamente und Aufbruch 1973 – 1983 Vier Merkmale, die Campus für Christus von Beginn an auszeichneten

20 | «Gott hat uns immer wieder überrascht» Hanspeter und Vreni Nüesch blicken zurück auf Höhen und Tiefen ihrer 30 Jahre als Campus-Leiterehepaar

62 | «Lieber Gott, lass mich nie Missionar werden!» Interview mit Andreas «Boppi» und Tamara Boppart, dem neuen Leiterehepaar von Campus für Christus Schweiz

26 | Wachstum im In- und Ausland 1984 – 1993 Tausende von Christen erhalten geistliche Impulse

68 | Vier Punkte für eine persönliche Beziehung zu Gott Die Kernaussagen der Bibel – kurz gefasst

38 | Raum für den Heiligen Geist 1994 – 2003 In Zeiten der Postmoderne neue Strategien der Evangelisation finden

70 | Happy birthday, Campus! Gute Worte und Wünsche von christlichen Leiterpersönlichkeiten

72 | Gottes Liebe in Bewegung 50 | Fokussieren, verjüngen Die Arbeitszweige von Campus und vernetzen für Christus im Überblick 2004 – 2013 Das vierte Jahrzehnt von 78 | Impressum und Inserate Campus für Christus im Zeichen 80 | Leben mit Geist junger geistlicher Bewegungen und Begeisterung Das Christliche Zeugnis im Sonderangebot 2


CZ 4_13 | 40 Jahre CfC | Inhalt | Editorial

Editorial | Peter Höhn

Sehen und anderen zeigen, wie Gott ist! Gott schenkt und segnet das Miteinander Das partnerschaftliche Zusammenarbeiten gehörte von Anfang an zur DNA von Campus, sei es die Zusammenarbeit mit dem ganzen Leib Christi, sei es die Missionspartner­schaft mit unseren Unterstützern oder sei es das Zusammenwirken unserer unterschiedlichen Begabungen und «Energien» im Leitungsteam des Missionswerks.

Barbara und Peter Höhn

«Gedenkt seiner Wunder!» Diesen Aufruf aus Psalm 105,5 möchte ich diesem Heft voranstellen. Ja, Gottes Wunder sind gewaltig! Darüber habe ich beim Zusammentragen von 40 Jahren Schweizer Campus-Geschichte gestaunt. Da ist so vieles aus höherer Warte inszeniert worden! Da hat, wie unser langjähriger Leiter Hanspeter «HP» Nüesch im Interview sagt, «Gott so vieles nicht wegen, sondern trotz uns geschenkt». Vor dreissig Jahren sind meine Frau Barbara und ich als Mitarbeiter bei Campus für Christus eingestiegen, und wir haben manche Höhen und Tiefen unseres Missionswerks aus nächster Nähe miterlebt. In diesen drei Jahrzehnten erlebten wir viele Wunder, aber das grösste Wunder war – Gott selbst! Wir haben gesehen und erfahren, wie Gott ist. Besonders drei seiner Wesenszüge sind mir kostbar geworden. Gott braucht gewöhnliche Menschen Schon in den Schulungs­kursen für die Aktion Neues Leben hiess es: «Gott 3

braucht nicht unsere Fähigkeit, sondern unsere Verfügbarkeit.» Ein Leitsatz, den auch der neue Leiter Andreas «Boppi» Boppart im Interview betont: «Ich glaube, dass Gott die Berufenen befähigt, und nicht, dass er die Fähigen beruft. Darum folge ich mutig seinem Ruf.» Für Campus war, ist und bleibt es in Zukunft eine grosse Freude, gewöhnliche Menschen für Gottes Reich zu motivieren und zu mobilisieren. Jeder hat etwas zu bringen. Gott braucht uns, wie wir sind! Gott ist grenzenlos kreativ Er hat Campus 40 Jahre lang stets mit neuen Ideen beschenkt. Er hat unser Werk mit einer Vielfalt von Persönlichkeiten und Begabungen gesegnet. Er hat uns ermutigt, im Glauben vorwärtszugehen und Neues zu wagen. Gott hat durch Campus vielen Menschen, auch Barbara und mir, den Freiraum gegeben, unsere Berufung im Reich Gottes zu entdecken und diese kreativ auszuleben. Und das wollen wir als ganzes Missionswerk auch in Zukunft mit aller Kraft weitervermitteln.

Für alle, die schon länger mit Campus unterwegs sind, war es eindrücklich zu erleben, wie Gottes Geist über die Jahre bei uns eine Kultur des Mit­einanders hat wachsen lassen. Wir haben immer besser erkannt, wie jeder von uns zum Wohl des Ganzen beiträgt, und je mehr wir einander bewusst in unseren unterschiedlichen Begabungen und Persönlichkeiten willkommen hiessen, umso mehr «floss» der Segen Gottes.

«Gedenkt seiner Wunder!» Dem kommen wir in diesem Heft gerne nach. Und vertrauen darauf, was es drei Verse später heisst: «Gott gedenkt auf ewig seines Bundes.» Das erfüllt mich im Hinblick auf die jüngere Mitarbeitergeneration mit Begeisterung und Zuversicht: Gott wird auch in Zukunft «seines Bundes gedenken». Wenn wir ihn vor Augen haben, wird er auch ins nächste Jahrzehnt mitkommen und seine Wunder tun – sodass immer mehr Menschen es sehen und durch Wort und Tat wieder anderen zeigen, wie Gott ist!

Peter Höhn


Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Campus für Christus Schweiz

Das Foto wurde an der Retraite 2013 aufgenommen und zeigt symbolisch die vier Kernaussagen des Evangeliums:

Gott liebt mich Ich habe gesündigt Jesus starb für mich Will ich mit Jesus leben? Mehr zu DIE4PUNKTE auf Seite 68 – 69. 4


CZ 4_13 | 40 Jahre CfC | Worte zum Jubiläum und Leiterwechsel

Worte zum Jubiläum und Leiterwechsel Steve Douglass

Werner Kübler

40 Jahre – Was für ein Meilenstein und was für eine besondere Gelegenheit, in Dankbarkeit auf das zu blicken, was Gott durch Campus für Christus Schweiz bewirkt hat!

Wir dürfen dankbar auf 40 Jahre von erstaunlichem Wirken, Wachstum und Segen von Campus für Christus Schweiz zurückblicken.

Aus diesem kleinen Land sind geistliche Ströme in die ganze Welt hinausgeflossen. In 40 Jahren ist Campus für Christus Schweiz eines der dynamischsten und einflussreichsten nationalen Werke unserer internationalen Bewegung geworden. Wenn ich die Geschichte des schweizerischen Missionswerks betrachte, sehe ich ein Werk, welches mit dem ganzen Leib Christi eng verbunden ist und partnerschaftlich zusammenarbeitet. Ich schätze die Fähigkeit von Campus für Christus Schweiz, in der Evangelisation neue Ideen umzusetzen. Das Schweizer Mis­ sionswerk ist mit seinen besonderen Gaben der Innovation und Kreativität für viele andere auf der ganzen Welt eine Inspiration. Ich möchte Hanspeter und Vreni Nüesch sowie ihren über 100 Mitarbeitern und Tausenden von Missionspartnern meinen tiefen Dank ausdrücken. Zusammen haben sie in über 50 Nationen mit ihren Gebeten, ihrer Zeit und ihren Finanzen Einfluss genommen. Es ist kaum möglich, zu erfassen, wie wichtig die Schweizer Hilfe für Hunderttausende gewesen ist. Nach 30 Jahren geben Hanspeter und Vreni die Leiterschaft von Campus für Christus Schweiz weiter. Was ich besonders an ihnen schätze, sind ihr Glaube und ihre Energie. Ich bete, dass sie auch in Zukunft Grosses für unseren Herrn bewirken werden. Ich bin Gott dankbar, dass er uns mit Andreas und Tamara Boppart ein fähiges und genauso hingegebenes Ehepaar geschenkt hat, um das Schweizer Missionswerk in die Zukunft zu führen. Sie sind von derselben Hilfe unseres Herrn abhängig wie Hanspeter und Vreni. Für Judy und mich ist es ein Vorrecht, an den Feierlichkeiten zum 40-Jahr-Jubiläum und zum Leiterwechsel am 2. November 2013 teilzunehmen.

Dr. Steve Douglass Präsident von Campus Crusade for Christ International 5

Campus brennt dafür, die Botschaft des Evangeliums zeitgemäss, einfach und verständlich weiterzugeben. Grosse Projekte wie die Aktion Neues Leben, EXPLO-Konferenzen, die Unterstützung der Alpha­live-Bewegung in der Schweiz und das Mittragen der PraiseCamps zielen darauf ab, Menschen auf aktuelle Weise zu erreichen, sie auszurüsten und auszusenden. Campus dient konsequent den Christen und Gemeinden aller Konfessionen und bringt sie näher zusammen. Die Arbeitszweige unter Studenten, Sportlern und Musikern haben das Gespür dafür verfeinert, was ganz unterschiedliche Zielgruppen bewegt. Fast 30 Jahre Campus begleiten auch mein eigenes Leben und haben es stark mitgeprägt. Ich konnte erleben, wie breit und unterschiedlich Glaube gelebt werden kann, wie er im herausfordernden Managementalltag trägt und welchen Reichtum die verschiedenen Kirchen und Gottesdienstformen darstellen. Dass Gott die Schweizer Arbeit gebraucht hat, um im Ausland viele wichtige Impulse zu setzen, ist zugleich Vorrecht und klare Verpflichtung für die Zukunft. 40 Jahre sind Anlass, den vielen langjährigen und treuen Mitarbeitern ganz herzlich zu danken, die an der Seite von Hanspeter und Vreni Nüesch mit unermüdlichem Einsatz und der Bereitschaft zu grossen Glaubenswagnissen das Gesicht von Campus für Christus Schweiz gestaltet und weltweit bereichert haben. Wir freuen uns sehr, dass mit Andreas und Tamara Boppart ein Leiterpaar aus den eigenen Reihen zusammen mit einer starken Geschäftsleitung die Verantwortung übernehmen wird. Ich bin überzeugt, dass die deutlich verjüngte Campus-Crew mit ihrem Hören auf Gott, viel Kreativität und einer starken Beziehungsfähigkeit den Christen, aber auch der ganzen Gesellschaft nachhaltig dienen wird.

Dr. Werner Kübler Dr. med. MBA, Direktor Universitätsspital Basel und Vizepräsident des Vorstandes von Campus für Christus Schweiz


DER CAMPUS-

Dozentenforum

Studentenarbeit CAMPUS live

FAHRPLAN

Crescendo Sommer-Projekte Ukraine

Agape international

CAMPUS ALLGEMEIN DEPARTEMENT SCHULE UND UNIVERSITÄT DEPARTEMENT BERUF UND GESELLSCHAFT DEPARTEMENT FAMILIE UND GEMEINDE FRANZÖSISCHE SCHWEIZ DEPARTEMENT AUSLAND EXPLO

China

Jesus-Filmprojekt

CHRISTUSTAG (MIT PARTNERN) PRAISECAMP (MIT PARTNERN) AKTUELLE ARBEITSZWEIGE AKTUELLE PRODUKTE UND PROJEKTE AUSSERHALB VON CAMPUS

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Gründung Campus für Christus Schweiz

Athletes in Action Frauenfrühsstücktreffen Christliches Zeugnis

Aktion Neues Leben Kurse für persönliche Evangelisation

Institut Koinonia

Neu anfangen (DE) Missionarischer Gemeindeaufbau

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CREDO Jesus für Schule für Gemeindemitarbeit Studentenarbeit Campus pour Christ Petit Déjeuners Contact

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Bolivien Nordkorea Libanon

Wolga Zentrum Agape

Kuba Zentralasien

Afghanistan

Kaschmir

Nepal / Himalya

Mongolei

Newlife Network More than Chocolate and Cheese

TV Club Globus

History’s Handful CROWN Life

Jugend Alphalive

Campus Generation

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Projekt EXPO.02 Fastengebet

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WOWGOD DIE4PUNKTE MyStory.me

Schülertreff Internet Ministry Gottkennen.ch

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Aktion Gratishilfe Inspiration Podcast

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Campus per Cristo FamilyLife Christliche ganzheitliche Heilkunde

Christen im Dienst an Kranken Medialog Männerforum Evangelistische Dienste Sportbibelschule

Alphalive Leben in Freiheit Natürliche Gemeindeentwicklung Tim-Team

Züri Conaîtredieu.ch Afrique francophone

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2000

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Vivre libéré Agape Mosaïque Global Leadership Geneva

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«Gott hat uns immer wieder überrascht» Hanspeter (HP) und Vreni Nüesch blicken zurück auf 37 Jahre Mitarbeit bei Campus für Christus, davon 30 Jahre als Leiterehepaar. Im Gespräch erzählen sie offen und ehrlich über Höhen und Tiefen, Gottes Überraschungen und Schlüssellektionen.

Interview: Peter Höhn und Viviane Herzog Christliches Zeugnis: HP und Vreni, nach 30 Jahren als Leiter von Cam­pus Schweiz gebt ihr den Stab weiter. Wie fühlt ihr euch? Das CampusLeiterehepaar 1983 bis 2013: HP und Vreni Nüesch

Vreni: Uns erfüllt eine grosse Freude, unser «Campus-Kind», das uns über die Jahre doch sehr ans Herz gewachsen ist, in gute Hände geben zu dürfen, im Wissen, dass Gottes Segen mit ihm geht. HP: Ich bin dankbar, dass die Mitarbeiterschaft voll hinter dem neuen Leiterehepaar steht. Ja, es herrscht geradezu Aufbruchsstimmung. Vielleicht ist es Campus noch nie so gut gegangen wie jetzt. HP, wenn du zurückschaust, was war dir als Leiter immer ganz wichtig – sozusagen dein Credo? HP: Sich vom Heiligen Geist leiten lassen – das ist das A und O einer geistlichen Bewegung! Gott muss die Vision und Passion für etwas geben. Dann dürfen wir unkontrollierbaren Segen erwarten. Wenn man von Gott her den inneren Drang spürt, etwas zu tun – egal wie unmöglich es scheint –, sollte man es einfach tun. Eindrücklich habe ich das 1998 erfahren, als ich auf einen deutlichen Wink des Heiligen Geistes hin zuerst recht wi-

derwillig das Heft «Esoterik II» zusammenstellte. Das Interesse an diesem Heft war dann so gross, dass eine Person während Wochen damit beschäftigt war, die über 100 000 Nachbestellungen zu verschicken. Im Rückblick war ich immer wieder überrascht, was mit Gottes Hilfe alles möglich wurde. Aber: Wir müssen unser Herz nahe am Herzen Gottes haben, um zu spüren, wann etwas an der Reihe ist. Auf euer Herz habt ihr wohl auch gehört, als ihr euch vor 37 Jahren entschieden habt, Mitarbeiter bei Campus für Christus zu werden? Vreni: Nach seiner letzten Prüfung an der Hochschule St.Gallen nahm HP einen Tag frei, um zu beten, wie es weitergehen solle. Schliesslich betete er nur einen halben Tag – am Nachmittag kaufte er Marketingbücher. Doch an jenem Abend kam ein entscheidendes Telefon von Barbara Jakob, der Frau des damaligen Leiters Ben Jakob. Sie lud HP zu einer «Ruf zur Mission»-Tagung nach Deutschland ein. Ich ahnte: «Hilfe, jetzt wird’s gefährlich!», aber ich spürte gleichzeitig, dass etwas tief in meinem Herzen angesprochen wurde. Und dann hast du, HP, den «Ruf zur Mission» gleich umgesetzt? HP: So schnell ging es nicht vonstatten. Es gab zwei Haupthindernisse:

Als die Anfrage von Campus kam, steckte ich mitten im Bewerbungsprozess für eine Kaderstelle bei einem Weltkonzern; die Hochschule hatte mich dort empfohlen, und ich wurde aus dreissig Bewerbern für die Stelle ausgewählt. Im Gespräch mit den Verantwortlichen wurde jedoch klar: Neben diesem Job hätte es in meinem Leben keinen Platz mehr für andere Dinge gegeben. Und es war definitiv nicht meine Absicht, meine christlichen Lebensziele zugunsten einer Karriere in der Wirtschaft mit Traumsalär zu opfern. Eine weitere «Prüfung» war die grosse Erwartung meiner Familie: Ich war der einzige Sohn und somit der einzige mögliche Nachfolger, um den Stickereibetrieb meines Vaters zu übernehmen. Meine Eltern hatten begreiflicherweise grosse Mühe mit dem Gedanken, die Stickereifirma nicht in der Familie behalten zu können. Sie legten mir jedoch nie Steine in den Campus-Weg. Das rechne ich ihnen bis heute hoch an. Vreni, wie hast du diesen Berufungsprozess erlebt? Vreni: Wir waren zu 95 Prozent sicher, dass Gott uns bei Campus haben wollte, aber die letzten 5 Prozent waren doch ein Glaubensschritt. Ich hatte mich bei unserer Heirat ja darauf eingestellt, einen Geschäftsmann zu 20


CZ 4_13 | Hefttitel? | Lieber Gott, lass mich nie …

Das Leitungsteam im Jahr 2000. Noch heute sind alle aktiv dabei, wenn auch nicht mehr alle in der gleichen Funktion. Vorne von links: Airi und Beat Rink, Vreni und HP Nüesch, Roland und Anne-Rose Kurth, Barbara und Peter Höhn. Hintere Reihe von links: Horst und Marianne Reiser, Urs und Heidi Wolf, Thomas und Fabienne Weber.

heiraten. Nun musste ich mich wieder umstellen. Aber eigentlich war es immer mein Kindheitstraum gewesen, einmal einen Prediger zu heiraten. Wie hat euer Dienst bei Campus Schweiz dann begonnen? Vreni: HP hat nach einer Einführung in England während drei Jahren eine Studentenarbeit in Zürich aufgebaut. Dabei half ich ihm, so gut es ging, da wir ja noch keine Kinder hatten. Es war für mich als ausgebildete Kinderkrankenschwester schon eine rechte Herausforderung, statt Kleinkinder nun Studenten zu betreuen. HP: Um die Studentenarbeit aufzubauen, arbeitete ich eng mit den Vereinigten Bibelgruppen (VBG) zusammen, mit denen ich mich seit meiner Mittelschulzeit eng verbunden fühlte. Zusammen gaben wir in Zürich eine christliche Studentenzeitung heraus, initiierten gut besuchte Einführungsabende für Erstsemestrige, machten Meinungsumfragen, luden bekannte Persönlichkeiten wie den Astronauten James Irwin als Referenten ein, betrieben einen Büchertisch an bester Lage und verteilten Tausende von Neuen Testamenten. Viele Gesprächskreise mit Interessierten waren die Folge. Beide, die VBG und wir, erfuhren, welch grosser Segen im Mit­ einander liegt.

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Gibt es aus jener Zeit ein Erlebnis, das dich besonders geprägt hat? HP: Die damals noch kleine Truppe von Campus plante eine Osterfreizeit in der Innerschweiz. Die erste Anmeldung kam – von einem stark handicapierten Mann, der nicht einmal Student war! Zuerst war ich ein bisschen enttäuscht. Gleichzeitig meinte ich, Gottes feine Stimme zu hören: «Mit ihm komme ich. Bist du bereit, mich willkommen zu heissen?» Schliesslich war es das persönliche Zeugnis dieses Mannes, das bewirkte, dass viele Studenten ihre Beziehung mit Gott festigten. Ich lernte, dass Gott uns oft in den Schwachen begegnet.

HP und Vreni Nüesch im Jahr 1976, kurz bevor sie als Mitarbeiter bei Campus für Christus starteten.

1983 wurdest du, HP, zum Landesleiter von Campus für Christus Schweiz berufen. Woran erinnerst du dich noch ganz besonders? HP: Als Koordinator der Aktion Neues Leben hatte ich die spannendste Aufgabe, die man sich vorstellen kann. Ich liebte es, Kurse zu leiten und mit liberalen Pfarrern und katholischen Priestern über die Notwendigkeit einer Bekehrung zu debattieren. Die Medien rissen sich darum, einen Gesprächstermin für einen Beitrag über die Aktion Neues Leben zu erhalten. Nun sollte ich plötzlich nicht mehr so stark an der Front vertreten sein. Das fiel mir anfänglich recht schwer. Schon im Fussball war ich

«Gott gibt Hoffnung» steht auf dem vom Mädchen gestrickten Lappen und steht nach Mission Wolga 1992 auch für das Motto von Mission Schadrinsk 1994 in Westsibirien.

HP Nüesch predigt auf dem Fussballfeld in Schadrinsk; viele Menschen machen einen Anfang im Glauben.


Gemeinden beten, sicher viel bewirkt. Beim dritten Ziel habe ich meine Zweifel. Es wurde bisher noch nicht wirklich erfüllt. Ich finde schon. Viele gewöhnli­che Menschen sind durch die einzelnen Dienste unseres Werks zu geistliChristustag 2004: Mit dem Aufmarsch der Fahnenträger aus 2786 politischen chen Leitern und Gemeinden im Basler Stadion St. Jakob-Park geht eine Vision in Erfüllung. Multiplikatoren geworden, wenn am liebsten Stürmer und wollte so man nur an die Teams der Frauen­ viele Tore wie möglich schiessen. Mit frühstückstreffen denkt, an die der Zeit merkte ich jedoch, dass die Schule für Gemeindemitarbeit, Tore, die meine Mitarbeiter schiessen, an FamilyLife, Athletes in Action, auch meine Tore sind und dass es Crescendo und andere. grosse Befriedigung verschafft, wenn man andere stark macht. HP: Man kann es tatsächlich so sehen. Viele Menschen haben ihre GaWelche Ziele standen für dich als ben und ihr Leitungspotenzial entneuer Leiter damals im Vorderdeckt und begonnen, es einzusetzen. grund? Auch bezüglich der EXPLO-Konferenzen bekamen wir immer wieder HP: Gleich nach meiner Berufung das Feedback, dass Teilnehmer inspizum Leiter bat ich Gott darum, mir riert worden seien, mit Gottes Hilfe seine Ziele für die Arbeit von Campus neue Dienste anzupacken. zu zeigen. Aus seiner Antwort haben sich drei Schwerpunkte klar herausIch denke, dass im Fördern und kristallisiert: Freisetzen von gewöhnlichen Men• Von der Schweiz sollen geistliche schen zu geistlichen MultiplikatoStröme in die Welt hinaus fliessen. ren eine Stärke und ein wichtiger • In jeder Gemeinde und in jedem Auftrag von Campus für Christus Ort soll eine erweckliche Zelle entliegen. stehen. • Geistliche Leiterschaft soll in allen HP: Ja, ganz klar, und auch darin, Bereichen der Gesellschaft gefördert dass Menschen mit unterschiedlichen werden. Gaben zusammenarbeiten. Wenn wir Zur Erfüllung des ersten Ziels haben uns gegenseitig ergänzen, werden wir wir einiges beitragen dürfen, wenn einander zum Segen. Diese Überzeuman an die Missionsarbeit in Ländern gung hat meine Leiterschaft die ganwie Russland, China, Kuba, Nordzen 30 Jahre lang getragen. Persönkorea, Japan sowie im Himalaja und lich war ich angesichts mancher Deim frankofonen Afrika denkt. Im fizite und Schwächen sehr auf die Hinblick auf das zweite Ziel haben Ergänzung durch anders begabte Mitdie Aktion Neues Leben, die sechs arbeiter angewiesen. Deshalb haben EXPLO-Konferenzen, die unzähligen wir Campus immer als Team geleitet. Alphalive-Kurse und die über 2000 Dankbar bin ich auch dafür, wie uns Fahnenträger, die für die politischen der Vorstand – auch beim Anpacken

grosser Projekte – immer unterstützt hat. Dieses glaubensvolle und wohlwollende Miteinander hat uns frisch und fröhlich gehalten. Und das bis heute! HP und Vreni, ihr wirkt auch nach 30 Jahren Dienst immer noch frisch und geistlich fit. Was ist euer Geheimnis? HP: Das ist vor allem dem Heiligen Geist zu verdanken. Der Heilige Geist macht alles leichter. Er gibt immer Ermutigung, frische Ideen und neue Impulse. Er schickt Leute und öffnet Türen zu neuen Diensten. Ich habe immer versucht, auf den Wind des Heiligen Geistes zu achten und meine Segel hin und wieder neu auszurichten. Gute Erfahrung habe ich mit mehrtägigen Bergwanderungen zusammen mit Gott gemacht, manchmal ganz allein, manchmal mit der Familie. Vreni: Auch wenn wir einmal das Ziel aus den Augen verloren, so kam uns doch die Sehnsucht nach Gottes Gegenwart und der ersten Liebe nie abhanden. Vor allem HP ging nicht nur in die Berge, sondern immer wieder auch an andere Orte, an denen der Heilige Geist besonders wirkte, um zu lernen und seine Beziehung zu Christus zu erneuern. Das hat ihm persönlich und Campus als Ganzes über all die Jahre viel Kraft und Frische vermittelt. Auch das Gebet spielt für euch eine zentrale Rolle. Wie gestaltet ihr euer Gebetsleben? Vreni: Wir sind sehr spontane Beter. Wir haben uns nie unter einen Gebetsdruck setzen lassen. Vielleicht sind wir zu freiheitsliebend (lacht). Aber zu wissen, dass zuletzt alles Gelingen von Gott abhängt, hat uns immer wieder zu ihm gebracht. Wir beten einfach, wenn es gerade passt – am Tag genauso wie in der Nacht. Wir reden und beten und reden und 22


CZ 4_13 | 40 Jahre CfC | «Gott hat mich immer wieder überrascht»

beten. Ich liebe es, das mit HP zusammen zu tun. HP: Ich bete sehr gerne, danke und singe die alten Chorusse aus meinen VBG-Zeiten. Ich rede und diskutiere immer wieder mit Gott. Manchmal belastet mich etwas, und dann bringe ich es vor Gott, oft zusammen mit Vreni. Ich bete immer wieder auch gerne auf den Knien, um mir bewusst zu bleiben, dass ich zum heiligen und allmächtigen Schöpfer bete. Zugleich bin ich mit dem kindlichen Glauben gesegnet worden, dass Gott auch heute noch die gleichen Wunder vollbringen kann wie zur Zeit Jesu. Und ich bin überzeugt: Wir werden so viel ernten, wie wir im Gebet gesät haben. Welches waren in den 30 Jahren Leiterschaft von Campus Schweiz die schwierigsten Momente? HP: Für uns unbegreiflich war, dass wir bei der EXPLO 2000 im Nachhinein 14 Prozent Vergnügungssteuern auf alle Eintritte und sogar auf die riesige Kollekte bezahlen mussten, insgesamt etwa 350 000 Franken, und das, obwohl man uns zuvor das Gegenteil versichert hatte. Doch Gott gab uns im entscheidenden Moment genau den nötigen Betrag durch das Vermächtnis einer uns unbekannten Person. Vreni: Schwierig waren die Phasen, wenn es in der Mitarbeiterschaft – aus welchen Gründen auch immer – Spannungen gab. Es hat HP am meisten belastet, wenn er fehlende oder mangelnde Einigkeit empfand. Wenn HP das bemerkte, hat er sich enorm dafür eingesetzt, dass «die Einheit des Geistes» so schnell wie möglich wiederhergestellt werden konnte. Weshalb ist dir die Einheit so wichtig, HP? HP: Ich merkte schon früh, dass es zwei entscheidende Voraussetzungen 23

gibt, um Gottes Segen zu erfahren: das Gebet und die Einheit im Geist. Wir sind nur so stark, wie wir eins sind. Deshalb habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, von Zeit zu Zeit meine Beziehungen zu überprüfen. Wenn Klärungsbedarf besteht, mache ich einen Schritt auf die Person zu. Lieber einmal zu viel um Vergebung bitten als einmal zu wenig. Als Hobbystrahler weiss ich auch, dass ich mein Augenmerk nicht auf den Schmutz legen darf, sondern auf die Kristalle, die es freizulegen gilt. Das heisst: Es gilt, eine Person oder Sache immer von Gott her anzuschauen und das Gute zu bestärken.

Das frühere «Siebnerteam» im Garten bei Nüeschs: Vernetzung und gelebte Freundschaft unter Leitern von grossen Verbänden und Werken haben in den letzten Jahren viel zum gewachsenen Miteinander im Leib Jesu beigetragen.

Gibt es für dich, HP, auch so etwas wie ganz persönliche Höhepunkte in den vergangenen 30 Jahren? HP: Es ist tatsächlich schwierig, einzelne Ereignisse herauszugreifen. Von der Aktion Neues Leben mit den Hunderten von entstandenen Bibelgesprächskreisen habe ich schon gesprochen. Auch von den missionarischen Türen in viele bisher «geschlossene Länder» wie Russland, Kuba und Nordkorea. Gott hat uns immer wieder neu überrascht, indem er uns Dinge in die Hände gelegt hat, die für uns zuvor unmöglich schienen. Ich möchte aber zwei Events besonders hervorheben: Da sind einmal die beiden internatio­ nalen Konferenzen EXPLO 91 und 2000, durch die wir von Lausanne aus via Satellit und zusätzliche Fernsehkanäle mehrere Millionen Menschen insbesondere im Ostblock und bei der EXPLO 2000 auch in Afrika und im arabischen Raum erreichen konnten. Bei der EXPLO 91 stellte sogar die Europäische Weltraumagentur ESA mit ihrem Satelliten Olympus ihre Dienste gratis zur Verfügung, weil es für sie ein Pilotprojekt war. Ich empfand es als eine grosse Ehre, mit der EXPLO 2000 ein riesiges Geburtstagsfest für Jesus mit 76 Tochterkonferenzen in über 50 Ländern ver-

Der SRF-Korrespondent Bruno Bossart interviewt HP Nüesch für die Tagesschau anlässlich der EXPLO 2000 in Lausanne.

Zwei Angehörige der nordkoreanischen Botschaft erhalten anlässlich eines Besuches bei Nüeschs zuhause den Jesus-Film.

Vreni ist oft gemeinsam mit HP im missionarischen Einsatz, wie hier im Mai 2013 in Seoul, Südkorea.

HP Nüesch, leidenschaftlicher Missionsleiter und Hobbystrahler: «Wir müssen in unseren Mitmenschen die Kristalle sehen!»


Vision in Erfüllung zu gehen, die ich vor 20 Jahren hatte: Dass in allen der über 2000 politischen Gemeinden der Schweiz ein oder mehrere Beter die Menschen segnen. Als die Fahnen­ träger vormittags und nachmittags mit ihren Gemeindefahnen ins Joggeli einmarschierten, brach beide Male die Sonne durch die Wolken, als würde Gott sagen: «Wow, ich liebe, dass ihr das tut.» Und auch der Christustag 2010 in Bern wurde durch Gottes Bewahrung vom rundherum herrschenden Hudelwetter verschont.

Das Buch «Ruth und Billy Graham – Ein Ehepaar verändert die Welt», das vor allem bei Leitungspersonen auf sehr positives Echo stösst, beschreibt Leben und Dienst der Grahams anhand von zehn Leiterschaftsprinzipien.

anstalten zu dürfen. Dass dann zum Millenniumswechsel schliesslich noch die Direktverbindung mit unserer Tochterkonferenz in Bethlehem klappte, war schon etwas sehr Emotionales. Ja, ich weiss noch, wie ich einen Monat zuvor auf einem Gebetsspaziergang ernsthaft mit Gott darüber redete, ob wir uns mit der EXPLO 2000 nicht übernehmen würden. Aber im Herz versicherte er mir, dass manchmal (wie jetzt, am 2000. Geburtstag von Jesus) grosszügig gefeiert werden muss, und dass er alles bezahlen werde! HP: Ja, und ich vergesse nie, wie du, Peter, um Mitternacht als Erster auf mich zukamst und mir dazu gratuliert hast, dass ich immer an das Gelingen geglaubt habe, obwohl das ganze Unternehmen menschlich gesehen ein Grossrisikogeschäft war. Doch Gott lässt uns nie im Stich, wenn es uns um ihn und seine Ehre geht. Ein zweiter Höhepunkt waren für mich die beiden Christustage, 2004 in Basel und 2010 in Bern, bei denen ich jeweils die Programmverantwortung innehatte. Mit dem Fahnen­ trägeraufmarsch im Basler Stadion St. Jakob-Park begann für mich eine

Im Lauf der Jahre seid ihr immer mehr als Ehepaar in Erscheinung getreten. Wie hast du, Vreni, es geschafft, dass du nicht nur HPs Verzierung oder die erschöpfte Frau im Hintergrund warst, sondern deinen eigenen Platz gefunden hast? Vreni: Ganz am Anfang war es wichtig, mich nicht an meiner Vorgängerin Barbara Jakob zu messen. Ich hatte ja gesehen, wie souverän sie ihre Rolle ausgefüllt hatte, und gedacht: «Das kann ich nie!» Ich löste mich dann bewusst von jeglichen Vergleichen. Das war ein Schutz und befreite mich. Zudem habe ich HP klar gesagt, dass ich ihn nicht einfach als blosse Garnitur begleiten wolle. Mir war bewusst, dass ich im Himmel einmal nicht sagen kann: «Ich war die Frau von HP.» Ich musste meine eigene Identität finden. Doch das führte mich Mitte der 1990er-Jahre nochmals in eine grosse Krise. In der Seelsorge arbeitete ich viele Dinge und emotionale Defizite aus meiner Kindheit auf, die eine Folge davon waren, dass mein Vater starb, als ich zehn Jahre alt war. Was ist die grösste Veränderung, die du aus jener Zeit mitnimmst? Vreni: Eine grosse innere Freiheit und ein gesundes Selbstbewusstsein sind eingekehrt. Früher traute ich mich

kaum, seelsorgerlich für andere Men­schen zu beten, aber jetzt war ich mir meiner Würde und Autorität in Christus sicher geworden. Mir wurde bewusst, dass Gott derjenige ist, der wirkt, und dass meine Aufgabe einfach darin besteht, Menschen in die Gegenwart Gottes zu bringen. Ich fing vermehrt an, eigenständig Dinge zu unternehmen und Dienste wahrzunehmen, so etwa mit Frauen in Ruanda und Burundi. Bei all dem war und ist HP mein grösster Förderer. Er ermutigte mich oft, Dinge anzupacken, die ich mir zuvor nie zugetraut hätte. Wie hast du, HP, diese Veränderung deiner Frau miterlebt? HP: Vrenis Veränderung in den vergangenen 10 bis 15 Jahren ist enorm spürbar. Sie hat ihre Identität in Jesus gefunden und kennt überhaupt keine Menschenfurcht mehr. Und wenn sie für andere betet, dann geschieht etwas. Das haben mir schon mehrere zum Teil sehr bekannte internationale Leiter gesagt. Zudem ist Vreni eine gesegnete Referentin geworden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Wirkung bei den Zuhörern poten­ ziert, wenn wir gemeinsam auftreten. Durch unser Miteinander wird die Kraft der Einheit in der Verschiedenheit sichtbar. Das gibt den Zuhörern Hoffnung für das Miteinander in ihrem Umfeld. In welchen Bereichen bist du für Vrenis Ergänzung besonders dankbar? HP: Vreni hat die Gabe der Weisheit und kann Dinge auf den Punkt bringen. Sie spürt intuitiv, was von Gott her an der Reihe ist. Für mich ist Vreni als Freundin, Ermutigerin, Gebetsund Dienstpartnerin und dann und wann auch als Souffleuse unglaublich wichtig, gerade, weil sie so anders ist. Zusammen mit Gott im Bund bilden wir ein echtes Dreamteam. 24


CZ 4_13 | 40 Jahre CfC | «Gott hat mich immer wieder überrascht»

Wie war es denn früher? Vreni: HP hat schon vor meiner grossen Veränderung versucht, mir ein Podium zu geben, und manchmal hat er sich dadurch grausam blamiert. Dennoch hat er nie aufgehört, an mich zu glauben, und mir die Möglichkeit gegeben, mich einzubringen. Was gibst du, HP, Campus und dem künftigen Leiterehepaar Tamara und Andreas «Boppi» Boppart mit auf den Weg? HP: Anfang Jahr habe ich mich an Gott gewandt und ihn gefragt: «Was ist dir wichtig, um uns im Leben und Dienst weiterhin segnen zu können?» Daraus sind zwölf Werte, sozusagen mein Vermächtnis, entstanden (vgl. Christliches Zeugnis 2013/2). Wenn ich davon etwas herausgreifen müsste, dann das Miteinander: sowohl das Miteinander mit Gott als auch unter Mitarbeitern. Eine gelebte Freundschaft mit Gott muss der Ausgangspunkt all unserer Tätigkeiten sein. Wir können niemanden näher zu Jesus führen, als wir es selbst sind. Gleichzeitig gilt es sorgfältig auf das Miteinander in unseren Beziehungen zu achten. Das Wirksame an unserem Zeugnis gegen aussen ist die gelebte Liebe (Johannes 13,35). Dazu gehören Demut und Lernbereitschaft. Als Leiter ist es erlaubt, Mitarbeiter um Hilfe zu bitten und um Rat zu fragen; und entscheidend ist es, immer neu von Menschen zu lernen, die einem in gewissen Bereichen geistlich voraus sind. Lernbereitschaft ist ein Zeichen gelebter Demut und schlägt die Brücke von Herz zu Herz. HP und Vreni, was bewegt euch im Hinblick auf eure Zukunft? HP: Mich bewegen vor allem vier Visionen und Gebetsanliegen: Erstens möchte ich bereit sein, nochmals vermehrt eine christliche Stimme in der Öffentlichkeit zu sein. Zweitens 25

möchte ich zusammen mit Vreni in anderen Nationen Christen unterschiedlicher Prägung ermutigen, gemeinsam für die Heilung ihres Landes zu beten und – ähnlich dem Christustag 2004 – ein landesweites Gebetsnetz aufzubauen. Drittens möchte ich ein geistliches Erwachen in Europa fördern, unter anderem durch ein Buch zum Thema Erweckung. Schliesslich wollen Vreni und ich noch mehr Zeit als bisher mit jüngeren Leiterinnen und Leitern sowie Pastoren verbringen und ihnen alles mitgeben, was wir ihnen zu geben haben. Innerhalb von Campus Schweiz werde ich in meiner Position als Vorstand die Arbeit weiterhin unterstützen, im internationalen Werk als «Global Coach for Church Movements» tätig sein sowie im internationalen Vorstand von Jesus.net mitwirken. Vreni: Und dann sind da noch unsere vier Kinder, die mit ihren Ehepartnern alle im Einsatz für Gott sind. Nicht zu vergessen auch unsere wachsende Enkelschar, die mir grosse Freude bereitet und mich zuweilen recht auf Trab hält. Wir möchten überhaupt in die jüngeren Generationen investieren, damit auch sie den Mut haben, alles zu tun, was Gott mit ihnen noch vorhat.

Der langjährige Leiter von Campus International, Bill Bright, war für HP zeitlebens ein wichtiger Förderer und Ermutiger.

Denn manchmal, so bei zwei EXPLOs, haben wir uns schlicht verrechnet, aber Gott ist Spezialist im Ausbügeln menschlicher Fehler. Er hat uns immer wieder aus der Patsche geholfen; ja, mehr als das: Viel Frucht ist durch Dinge entstanden, die eigentlich gar nicht Teil unseres Plans waren. Gott hat uns auf Wege geführt, die wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht hätten ausdenken können. Wenn jemand Dank und Lob verdient, dann ist es er allein. Mit ihm wollen wir auch in Zukunft mutig die Dinge anpacken, die er für uns vorbereitet hat. HP und Vreni, wir wünschen euch, dass ihr noch viele Jahre Gottes Segen auf vielfältige Weise in die Welt tragen dürft!

Habt ihr noch irgendetwas auf dem Herzen, das ihr den Lesern zum Abschluss sagen wollt? HP: Mir ist es wichtig, zu betonen, dass so mancher Segen nicht wegen uns, sondern trotz uns geflossen ist, weil Gott die Menschen einfach liebt und sie segnen will. Ich erkenne im Rückblick so viel unverdiente Gnade, dass ich einfach nur staunen kann.

HP und Vreni Nüesch mit ihren Kindern und Enkeln: «Wir wollen unser Leben mehr denn je in die junge Generation investieren.»


«Lieber Gott, lass mich nie Missionar werden!» Andreas «Boppi» und Tamara Boppart sind das neue Leiterehepaar von Campus für Christus Schweiz. Mit einem beherzten Ja, vielen Visionen und gleichzeitig grossem Respekt vor der Aufgabe haben sie die Herausforderung angenommen.

Interview: Sabine Fürbringer Tamara, was für ein Mensch ist Boppi? Wie würdest du sein Wesen beschreiben?

Das CampusLeiterehepaar seit 2. November 2013: Andreas «Boppi» und Tamara Boppart

Tamara: Er ist ausserordentlich kommunikativ, geht auf Menschen zu und kann sie für eine Sache gewinnen und begeistern. Er bringt Menschen zusammen und hat eine vernetzende, verbindende Art. Er weiss, wer er ist und was er will. Von seinem Denken her ist er grundsätzlich positiv und optimistisch. Er sieht nicht primär Probleme, sondern glaubt immer, dass die Dinge gut kommen. Und er hat viel Humor. Für Aussenstehende, die Boppi nur von der Bühne oder im geselligen Rahmen kennen, ist es überraschend, dass er gar nicht gerne an Partys oder als Besucher an Veranstaltungen geht. Er kann problemlos zwei Stunden irgendwo still dasitzen, ohne zu sprechen. Boppi: Aber ich bin auf der Bühne der Gleiche wie zu Hause. Ich erzähle die gleichen Geschichten auch daheim. Ich brauchte einige Zeit, um diese andere, stille Seite zu akzeptieren. Tamara und ich ticken in vielen Dingen ganz ähnlich, wir sind unkompliziert, gesellig und haben gerne Leute um uns herum. Aber genauso gut können wir jeder für sich am Abend noch still etwas arbeiten und sind ganz zufrieden dabei.

Boppi, was zeichnet denn Tamara aus? Boppi: Sie ist eine richtige Powerfrau, extrem aktiv. Um sie herum ist es immer lebendig, und sie ist eine witzige Person. Zu Hause ist sie die Top-Managerin. Durch ihre Charakterstärke ist sie ein Schleifstein für mich, gerade weil sie Dinge einfordert. Bei den Menschen oder auch in den verschiedensten Situationen nimmt sie ganz im Gegensatz zu mir die Feinheiten und Details wahr. Sie ist auch enorm kreativ und schafft ein künstlerisches Ambiente.

ein Andreas» ich bin. Und irgendwie ist es beim Namen wie bei der Ehe. Man gewöhnt sich auf eine positive Art und Weise daran. Deshalb sehe ich keinen Grund, etwas zu ändern. Ihr seid seit knapp zehn Jahren bei Campus für Christus. Was habt ihr da für einen Weg hinter euch?

Du nennst dich «Boppi», auch als künftiger Campus-Leiter behältst du diesen kecken Namen bei. Bestimmt gibt es Gründe, dass du nicht deinen offiziellen Vornamen Andreas gebrauchst.

Tamara: 2003 gingen wir als freiwillige Helfer fürs Kinder- und Jugendprogramm mit in eine Mitarbeiterretraite. Das war unsere erste Berührung mit Campus. Die Leitung hat uns daraufhin herausgefordert, als Mitarbeiter einzusteigen, und nach unserer Heirat 2004 hat Boppi tatsächlich mit einem Teilzeitpensum beim Jugendzweig Campus Generation zu arbeiten begonnen. Ich fing damals gerade mein Studium an der Pädagogischen Hochschule an.

Boppi: Ich bin in einer Generation aufgewachsen, in der man in jeder Klasse mindestens einen Namensvetter hatte. Bei dreien wurde es schwierig. Irgendwie so entstand während meiner Schulzeit die Kreation «Boppi». Ziemlich schnell verbreitete sie sich über meinen Freundeskreis hinaus, sodass ich nach zwei Jahrzehnten die Leute, die mir «Andreas» sagen, an einer Hand abzählen kann. Der Vorteil eines einzigartigen Übernamens ist bestechend; so muss ich nicht jedes Mal erklären, «was für

Boppi: Wenn man bedenkt, dass in früher Jugendzeit eines meiner leidenschaftlichsten und gleichzeitig erfolglosesten Gebete war: «Lieber Gott, lass mich nie Missionar werden!» – und dann war ich auf einmal Mitarbeiter eines Missionswerkes! Aber ich hatte so oft von anderen gehört, dass ich ein Global Player sei. Das Herz rebelliert leider oft gegen Gottes Pläne. Ich leitete dann einen Teil des Jugendteams und bemerkte, dass ich gewisse Dinge gut kann und in anderen ziemlich schlecht bin. Im 62


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Gemeinsam in die Zukunft Perspektiven der Leitungsmitglieder von Campus für Christus Schweiz Ich wünsche mir für die nächsten Jahre, dass das Engagement von Campus für Christus weltweit verstärkt werden kann. Gott hat uns in der Schweiz reich beschenkt, und wir haben die Verantwortung, das uns Anvertraute mit der Welt zu teilen. Wir wollen dazu beitragen, dass Herzen bewegt werden. Kurt Burgherr, Leiter Agape international Es ist mein Herzenswunsch, dass wir mit einer fröhlichen, geistgeleiteten und professionellen Haltung die administrativen und logistischen Voraussetzungen schaffen, damit alle aktuellen Aufträge Gottes umgesetzt werden können. Ich freue mich auf die bevorstehende Zeit – sie wird spannend! Brigitte Anderes, Leiterin Zentrale Dienste Mir liegt es am Herzen, dass wir in der Westschweiz immer mehr erneuerte Christen sehen, die mutig und geradlinig Jesus nachfolgen und mit ihrer Freude anstecken. Ich wünsche mir, dass wir im frankophonen Afrika unsere Partnerschaften noch stark ausweiten können und für Hunderttausende zum lebensverändernden Segen werden. Thomas Weber, Leiter Campus pour Christ Suisse romande Mein Wunsch ist, dass wir als Campus-Mannschaft nahe am Herzen Gottes und nahe am Puls der Menschen bleiben. Möge Campus innovativ, kreativ und mutig bleiben, um zu helfen, die kommenden Generationen für ein Leben mit Jesus zu gewinnen. Daniel Stähli, Leiter Departement Schule und Universität Gottes Geist bereitet heute Tausende von kirchenfernen Menschen in der Schweiz und Europa vor, damit sie ihre Heimat beim himmlischen Vater finden können. Ich möchte mit dem Team von Campus für Christus eine Generation von Nachfolgern Jesu trainieren, damit sie diese vorbereiteten Menschen in die Nachfolge von Jesus führen können. Matthias Langhans, Leiter Departement Beruf und Gesellschaft Ich möchte, dass wir als Campus-Crew auch in Zukunft so leben und arbeiten, dass Gott seinen Segen und seine Gnade auf uns herabströmen lässt. Das tun wir durch eine offene, demütige Herzenshaltung, durch eine Wachheit im Geist, welche die Zeiten deutet und notwendige Innovation hervorbringt, und durch eine Orientierung an den Prinzipien des Himmels, welche zur gesunden und nachhaltigen Entwicklung unserer Bewegung führt. Andreas Fürbringer, Leiter Departement Familie und Gemeinde

Rahmen einer Leiterausbildung von Campus Europa, zu der ich eingeladen worden war, verbrachten wir zehn Tage in Äthiopien. Das war matchentscheidend für meinen Weg. In den Slums öffnete Gott mein Herz für die weltweite Dimension eines ganzheitlichen Evangeliums. Ich wollte eigentlich gar nie nach Afrika, weil ich sprachlich eher durchschnittlich und punkto Essen ziemlich heikel bin. Aber in diesen Tagen schrieb ich in mein Tagebuch: «Zum ersten Mal in meinem Leben könnte ich mir überhaupt vorstellen, einmal Leiter eines Missionswerkes zu sein.» Da hatte Gott wirklich etwas in mir verändert. Du bist über das Jugendteam zu Campus gekommen und hast während der letzten zehn Jahre eine bessere Gesamtschau von Campus im In- und Ausland gewonnen. Was ist dir da begegnet? Boppi: Bis heute kommt mir Campus wie eine grosse Wühlkiste vor, in der ich immer noch mir unbekannte Arbeitsfelder entdecke. Neulich realisierte ich zum Beispiel, dass wir in Kuba über 550 Prediger finanziell unterstützen. Es ist ein bisschen wie in einer Ehe, ich lerne immer wieder staunend und überrascht neue Facetten kennen. Was mich bei Campus von Anfang an begeistert hat, ist das Gottvertrauen und die Furchtlosigkeit auch bei grossen Visionen und der kindliche Glaube. HP Nüesch lebt das vor, und das ganze Werk ist davon geprägt. Wir haben nicht nur einen Leiter, der einen sensationellen Beitrag leistet, sondern auch die Bereichsleiter und die einzelnen Mitarbeiter sind top: Frauen und Männer, die etwas für Gott bewegen. Punkto Gottvertrauen habe ich hier gelernt, dass die meisten Grenzen nur solche sind, die wir uns selber setzen. Vor einiger Zeit merkte ich innerlich, wie Gott meine Sicht über die Schweiz hinaus ausweitet. Er will Europa zurück an sein Herz führen – auch durch mich, durch uns. Als ich das HP erzählte, reagierte er mit der Frage: «Europa ist zu klein. Warum nicht gleich die ganze Welt?» Ich glaube, dass Gott die Berufenen befähigt, und nicht, dass er die Fähigen beruft. Darum folge ich mutig seinem Ruf. Genauso seid ihr von aussen betrachtet auch dem Ruf in die Leitungsverantwortung bei 64


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Lynn, Juna und Nele Boppart

Campus gefolgt, ihr habt relativ zügig und entschlossen zugesagt. Tamara: Ich war sehr überrascht von der Anfrage. Es berührte mich, machte mich ehrfürchtig, und ich spürte das Gewicht dieser Herausforderung. Mir war klar, welch grosse Weichenstellung das für unser weiteres Leben ist. Es ist ein Ja, das unserem Leben eine klare Richtung gibt. Und darum hatte ich auch grossen Respekt vor diesem Entscheid. Aber gleichzeitig wusste ich von Anfang an, dass wir das machen werden. Wir machten keine Liste mit Punkten, die Pro und Kontra beleuchten. Wir mussten auch keine langen Gespräche miteinander führen und abwägen. Es war einfach klar: Das machen wir! Eigentlich wussten wir schon immer, dass wir mal etwas leiten werden. Und dann war es da. Boppi: Für mich kam die Anfrage etwas abgestufter. Ich wurde zuerst in die Geschäftsleitung berufen und begann, für das Gesamtwerk zu denken. Sehr schnell war die Frage nach einer EXPLO-Leitung auf dem 65

Tisch, und dann kam die Herausforderung, die Nachfolge von HP anzu­treten. Auch ich wusste sofort: «Das ist es!» In der gleichen Zeit ging mein Rasierer kaputt. Es klingt verrückt, aber ich brauchte total lange, um mich für ein neues Modell zu entscheiden. Das Ja zur CampusLeitung war viel einfacher, naheliegender und klarer. Hat das auch damit zu tun, dass die Aufgabe sich stimmig in eure Berufungsgeschichte einfügt? Boppi: Sicher passt es zu meiner Berufung als Evangelist, die sich im Laufe der Teeniejahre immer klarer herausschälte. Im Gegensatz zu früher, als ich alles ausser Missionar werden wollte, wuchs damals der Wunsch, vor vielen Menschen in Stadien zu predigen. Vor dem Spiegel übte ich, in geschliffenem Hochdeutsch zu sprechen. Ich bekam mehrfach und unabhängig voneinander den prophetischen Zuspruch, dass ich ein Evangelist sei, der vor Tausenden predigen würde. Als ich in einem Bildband die Stadi-

en sah, die Billy Graham gefüllt hatte, träumte ich davon, an Orten das Evangelium verkünden zu können, wo die Menschenmengen nicht mehr reinpassen. Mittlerweile habe ich selber als Redner bei Jugendveranstaltungen erlebt, wie draussen vor dem Zelt Tausende mitgehört haben, weil das Zelt selber schon voll war. Das sind Berufungserlebnisse, die dich als Evangelisten bestätigen. Wie vereinst du das mit der Leitung eines grossen Werkes wie Campus? Boppi: Mich hat immer das Grosse interessiert. Ein Text wird bei mir zum Buch, ein Lied zur CD. Und genauso ist das bei der Evangelisa­tion. Bei Campus sehe ich, wie Evangelisation im grossen Rahmen und in den unterschiedlichsten Zielgruppen geschieht, verbreitet über zeitgemässe Medien und Kanäle, multipliziert durch Kirchen und Gemeinden. Aber natürlich muss ich ein Auge darauf haben, dass meine persönliche Dienstberufung nicht ganz durch die Leitungsaufgabe überdeckt wird.


Ich kann die Verantwortung auch nur übernehmen, weil wir als Geschäftsleitung ein starkes Team sind, das gemeinsam trägt. Wir geben einander Freiraum, und jeder deckt ab, was er kann. Allerdings ist Campus recht komplex, und ich durchschaue noch nicht jeden Aspekt des Zusammenspiels. Natürlich habe ich nicht das gleiche Wissen, das HP hat, und ich habe Respekt vor der Verantwortung. HP ist in Bezug auf diesen Punkt aber voller Gottvertrauen, weil er weiss, dass dieser Weg Gottes Lösung ist. Wir sind im Vorfeld des Leiterwechsels viel gemeinsam unterwegs gewesen. Bei wichtigen E-Mails setzt er mich ins Cc, damit ich seinen Puls spüre und sehe, wie er mit Leuten kommuniziert oder wie bei ihm Entscheide zustande kommen. Wenn ich Entscheidungen treffe, frage ich nach, wie er die Sache sieht. Ich entscheide dann zwar selber, aber ich berücksichtige seinen Input. Tamara: Ich habe keine Angst, dass Boppi seine persönliche Dienstberu-

Tamara 1984 wird Tamara als jüngste von vier Geschwistern in eine Hallauer Weinbauernfamilie geboren. Sie wächst freikirchlich auf, hat Berührungspunkte mit Jungschar, Jugendgruppe der Chrischonagemeinde, Adonia, King’s Kids und der Tamara liebt die SchuStiftung Schleife. le – als Erstklässlerin Nach Abschluss der und später als begeisKantonsschule folgt terte Lehrerin. ein Zwischenjahr in einer Jüngerschaftsschule von Jugend mit einer Mission. 2004 Heirat mit Boppi, anschliessend Ausbildung zur Primarlehrerin. Geburt der drei Töchter Lynn (2010), Nele (2011) und Juna (2012). Tamara arbeitet heute als Familienfrau und Primarlehrerin.

fung verlieren wird, weil er sich gut abgrenzen kann. Er versucht herauszufinden, welche Dinge «dran» sind, und geht dann in Klarheit vorwärts, ohne Kompromisse zu machen. Im Aushalten von unangenehmen Dingen haben wir noch nicht so viel Erfahrung. Misserfolge verantworten, Spannungen aushalten, innerlich abschalten können: Das sind Herausforderungen. Wobei Boppi nicht so sehr leidet, wenn es mal disharmonisch zugeht. Tamara, welche Rolle wirst du in der Leitungsaufgabe einnehmen? Tamara: Mein Hauptfokus ist die Familie. Was das konkret für mich bedeutet, ist noch offen. Natürlich werden wir gemeinsam eingesetzt. Klar sage ich Ja dazu, ich unterstütze diesen Weg und bin bereit für das, was auf uns zukommt. Aber ich werde ja nicht operative Leiterin. Ich empfinde es als Privileg, in unserer Generation und Familienphase neu herauszufinden, was es bedeutet,

«Leiterehepaar» zu sein. Manchmal spüre ich einen Druck in meinem persönlichen und geistlichen Leben. Muss ich ab November wegen der grösseren Verantwortung einen gewaltigen Sprung machen? Muss ich jetzt achtsamer sein, weil ich mehr unter Beobachtung stehe? Wir reden

Boppi 1979 in Arbon als zweites Kind in eine christliche Familie geboren, leidet Boppi an schweren körperlichen Einschränkungen, die vermutlich auf Luftmangel bei der Geburt zurückzuführen waren. Die Mutter vereinbart mit Gott, dass sie, falls er ihren einjährigen Sohn nicht heilt, diesen Weg akzeptiere. Beim Heilungsgebet der Ältesten der Gemeinde weiht die Mutter Boppis Leben ganz Gott, falls dieser heilend eingreife. Tatsächlich geschieht das Wunder, und Boppi wächst als gesundes Kind auf. Er erlebt in seiner Jugend verschiedene Kirchen, von der Pfingstgemeinde über die Freie Evangelische Gemeinde bis Boppi steigt schon als Fünfjähriger gerne auf zur Landeskirche, und entwickelt ein weites Herz die Kanzel. für verschiedene geistliche Prägungen. Seine grosse Sehnsucht, dass Menschen Gott begegnen, erkennt er als Berufung und ordnet ihr seine weitere berufliche Laufbahn unter. Nach der Ausbildung zum Sekundarlehrer und einer Tätigkeit als Lehrer im Justizheim der Stiftung Gott hilft, wird Boppi ab 2004 teilzeitlicher, ein Jahr später vollzeitlicher Mitarbeiter bei Campus für Christus. Es folgen die Heirat, der Masterabschluss in praktischer Theologie am IGW, die Geburt der Töchter, parallel dazu ein wachsender Dienst als Eventprediger. 66


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Boppi beim Predigen: «Grosse Herausforderungen sind für mich die beste Möglichkeit, mit Gott Grosses zu erleben.»

als Paar viel miteinander über diese Dinge und nehmen für diese Fragen ein Coaching in Anspruch. Wo seht ihr die nächsten Schwerpunkte, die Campus unter eurer Leitung anstreben wird? Boppi: Ich glaube, Europa muss zu einer neuen, ernsthaften Jesus-Nachfolge gerufen werden, zu einer Hingabe unseres ganzen Lebens an Jesus. Ich sehe, dass viele zwar davon reden, aber trotzdem zögern. Schlussendlich trauen sie dem liebenden Gott doch nicht ganz über den Weg. Viele Christen haben immer noch ein «Aber» – auch bei mir selbst stelle ich das dann und wann fest. Nachfolge heisst für mich, mein Leben vor Gott zu verantworten und den Willen Gottes zu tun – nach dem Motto: «Jesus Christus, ich will, dass du das Zentrum meines Lebens bist, zu jeder Zeit, an jedem Ort, um jeden Preis, was immer es sei!» Weiter glaube ich, dass wir als Missionswerk ein Mandat haben, das Miteinander der Kirchen und die Einheit der Christen zu fördern. Das ist ein Schlüssel für Europa. 67

Tamara ist eine leidenschaftliche Anbeterin.

Was muss Campus tun, damit diese Ziele erreicht werden? Boppi: Wir machen ja schon vieles sehr gut und gehen in die richtige Richtung. Wir sind und bleiben movement-builders, das heisst, wir versuchen weiterhin mit simplen und multiplizierbaren Tools und immer in Partnerschaft mit Kirchen und Gemeinden geistliche Bewegungen auszulösen. Nach der Pionierphase und den darauffolgenden Jahren des Wachstums und der Konsolidierung kommt Campus jetzt in eine neue Pionier- und Innovationsphase hinein. Wir haben einen Grundauftrag, den ändert Gott nicht, aber er fordert uns heraus, diesen Grundauftrag für die heutige Zeit neu zu füllen. Dazu wird gehören, dass wir starke geistliche Akzente setzen, in der Art von EXPLO oder der Nacht des Glaubens – Anlässe, an denen Christen und Nichtchristen kreativ die Wahrheit nähergebracht wird und an denen sie im Glauben persönlich ermutigt und herausgefordert werden. Es wird weitere Gross­ evangelisationen im Jugendbereich geben. Die evangelistische und jün-

gerschaftliche Nutzung der Medien wird eine wachsende Bedeutung haben, wenn immer mehr Christen über Internet und MyStory.me ihr persönliches Zeugnis geben und suchende Menschen im Glauben begleiten. Wenn wir Evangelisation und Jüngerschaft für die Menschen von heute übersetzen und innovativ verpacken, werden wir Europa neu erreichen. Tamara: Für mich persönlich war Campus immer ein Fenster zur Welt. Manchmal bin ich so konzentriert auf meine Familie, meine Arbeit und meine Kirche. Bei Campus geht mir der Horizont auf für Gottes Reich in der ganzen Welt, für das, was er auch noch tut. Das zeigt mir, was er noch für Möglichkeiten hat, und eben auch, was er mit mir vorhaben könnte. Herzlichen Dank für eure Offenheit. Wir freuen uns, mit euch zusammen Gottes Reich sichtbar zu machen, und wünschen euch Gottes Segen, Führung und Stärke in der neuen Leitungsverantwortung.


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Impressum

Wir suchen per sofort oder nach Vereinbarung eine/n Mitarbeiter/in für die

Koordination Backoffice (50 – 100%). Campus Generation ist der Jugendarbeitszweig von Campus für Christus Schweiz. Wir investieren in junge Menschen, damit sie die Liebe Gottes erleben und von der freimachenden Botschaft von Jesus Christus hören. Wir möchten eine junge Generation begeistern, nach christlichen Werten zu leben und die Botschaft des Evangeliums in ihr Umfeld hineinzutragen. Um unseren dynamischen Arbeitsbereich mit den verschiedenen Diensten und Projekten nachhaltig zu festigen und weiter auszubauen, brauchen wir ein starkes Backoffice. Deine Aufgaben umfassen • Koordination und selbständige Umsetzung von Aufgaben im Backoffice • Administrative und organisatorische Unterstützung der Bereichsleitung • Produkt- und Lagerverwaltung • Verwaltung der Kundendaten • Unterstützung im Bereich Marketing/Kommunikation, z.B. bei Mailings und Versänden • Mitarbeit bei Finanzen & Controlling Wir erwarten • Persönliche Beziehung zu Jesus Christus • Abgeschlossene kaufmännische Grundausbildung (KV) sowie Berufserfahrung • Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift • Flair für Zahlen • Dienstbereitschaft, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit • Genaues, selbständiges und strukturiertes Arbeiten • Projektleitungs- und Teamleitungs-Erfahrung erwünscht • Alter max. 35 Jahre Wir bieten • Berufliche Mitarbeit im Bereich der nationalen Jugendarbeit • Verantwortungsvolle und abwechslungsreiche Tätigkeit in einem motivierten und kreativen Team • Freiraum, um eigene Ideen einzubringen und umzusetzen • Ein inspirierendes Arbeitsumfeld in einem internationalen Missionswerk • Arbeitsort: Zürich Beim Aufbau eines persönlichen Missionspartnerkreises für Finanzen und Gebet wirst du nach einem Einführungstraining durch einen Coach unterstützt. Bist du interessiert? Dann richte bitte deine vollständige schriftliche Bewerbung zusammen mit einem Bericht über deinen geistlichen Werdegang an: Brigitte Anderes, Personalleiterin Campus für Christus, Josefstrasse 206, 8005 Zürich, 044 274 84 24, banderes@cfc.ch, www.cfc.ch Für Auskünfte steht dir gerne zur Verfügung: Daniel Stähli, Leiter Campus Generation, 044 274 84 94, dstaehli@cfc.ch, www.campusgeneration.ch

www.internetministry.ch 79

Herausgeber Campus für Christus Josefstrasse 206, 8005 Zürich Tel. 044 274 84 84, www.cfc.ch Campus für Christus ist eine überkonfessionelle Organisation mit rund zwanzig in der Erwachsenenbildung, Diakonie und Mission tätigen Dienstzweigen. Darunter fallen u. a. Beratung und Schulung in lokalen Landesund Freikirchen, Studentenarbeit/Dozentenforum, Agape-Mission/ Entwicklungshilfe, Athletes in Action, Crescendo-Berufsmusiker, Christen im Dienst an Kranken, FamilyLife, Campus Generation und EXPLOSchulungskonferenzen. Verlag Christliches Zeugnis Josefstrasse 206, 8005 Zürich Tel. 044 274 84 34, Fax. 044 274 84 83 E-Mail: christlicheszeugnis@cfc.ch www.christlicheszeugnis.ch ISBN 978-3-905789-45-4 ISSN 1662-243X Auflage 4927 Gemeinnützige Organisation, WEMF-beglaubigt Redaktion Verantwortlicher Redaktor: Peter Höhn (ph) Brigitte Eggmann (be); Sabine Fürbringer (sb). Mitarbeitende an dieser Nummer: Deborah Carillo, Lukas Herzog, Viviane Herzog Copyright Wiedergabe von Artikeln und Bildern nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion. Grafik und Satz 720.ch, Thayngen / Campus intern Druck und Versand Jordi AG, Belp, klimaneutral gedruckt Erscheinungsweise Vierteljährlich Abonnement Schweiz: SFr. 28.–, Ausland: SFr. 36.–/€ 30.–, inkl. Versandkosten (Preisänderungen vorbehalten) Inserate Das Christliche Zeugnis publiziert grundsätzlich nur Inserate von Campus für Christus bzw. von CfCPartnerschaftsprojekten sowie von Veranstaltungen, die das landesweite Miteinander des Leibes Christi im Fokus haben. Kündigungsbedingungen Auf Ende Jahr telefonisch/schriftlich Bildnachweis Titelseite: Campus für Christus S. 22 und 53, Bild 07: Dominik Plüss; 24 Foto für Buchcover freundlicherweise von Gigi Graham zur Verfügung gestellt; S. 60 oben links Nacht des Glaubens: Oliver Hochstrasser. Bei allen übrigen Bildern liegen die Rechte entweder bei Campus für Christus Schweiz, Campus für Christus Deutschland, Agape international Schweiz oder GAiN Deutschland oder wurden uns von privat zur Verfügung gestellt.


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