Einzelseiten 2010_2

Page 1

Zeitschrift der 端berkonfessionellen Bewegung Campus f端r Christus Schweiz

2|10

Gesunde Gemeinde


gesunde gemeinde | inhalt

gesunde gemeinde | editorial

Inhalt

Editorial

ZUM THEMA

Gemeinde – Institution oder Bewegung?

04

Ein Ort sein, an dem Gott Beziehungen wiederherstellt Ein Leitbild für die Gemeinde: von Graham Tomlin, zusammengestellt von Peter Höhn

07

«Die Kirche soll den Heiligen Geist umfassend erfahren!» Interview mit Graham Tomlin

09

Kolumne «New Generation» Andreas Boppart zum Thema «Gesunde Gemeinde»

10

32

«Am häufigsten mangelt es an Spiritualität»

36

Wie die Gellertkirche Basel freiwillige Mitarbeiter fördert

Es ist nicht zu übersehen: Die Gemeinde Jesu ist im Umbruch. Vieles, was früher nach gewohnter Manier ablief, funktioniert heute nicht mehr. Manchmal empfinde ich, es gehe der Gemeinde wie der Familie: Die Welt draussen entwickelt sich weiter, und die Möglichkeiten wachsen, was Mann und Frau alles auch noch tun könnten. Plötzlich scheinen die bisherigen Formen des Zusammenlebens und der Gemeinschaft nicht mehr mit der Welt und dem Leben überhaupt kompatibel zu sein.

Jesus mutet uns seit 2000 Jahren eine Welt zu, die sich ständig wandelt. Ich glaube, er tut das, damit wir nicht auf das Verändern oder Bewahren der äusseren Formen vertrauen, sondern stets aufs Neue dem Leben nachspüren, das er heute in dieses Gefäss giessen will. Das sollen und dürfen wir in unserer Ehe und Familie, aber auch in Kirche und Gemeinde immer wieder neu entdecken, und wir haben in dieser Ausgabe zum Thema «Gesunde Gemeinde» einige spannende Anstösse zusammengetragen. Lassen Sie sich inspirieren.

Nun gibt es zwei Wege, wie Menschen reagieren: Die Institution wird als Feind für das eigene Fortkommen erlebt. Man läuft aus der Ehe, opfert die Familie, tritt aus der Kirche aus, geht

Der theologische Berater der AlphaliveBewegung, Graham Tomlin, zeigt auf, dass eine Gemeinde gesund ist, wenn ihre Beziehungen gesund sind. Der Gemeindeberater Andreas Fürbringer

Gemeinde – in die Gesellschaft ausgegossenes Öl Mitarbeit in der Gemeinde neu verstehen: von Reinhold Scharnowski

39 40

Kolumne «Farbe bekennen» 25 Jahre Crescendo - und kein bisschen leiser Wo Künstler eine geistliche Heimat finden

Dankesfest als Höhepunkt

«Jesus hat doch die Aufgaben recht deutlich definiert: ‹Ich baue meine Gemeinde – ihr geht hin und macht Jünger.›»

auf Distanz zur Gemeinde und hofft so, die nötige Freiheit zu finden. Die andere Reaktion: Die Institution wird zum Selbstzweck, zum Hort, um sich vor der bedrohlich gewordenen Welt zu schützen, man beschwört Treue, Verbindlichkeit und die «bewährten Formen» und hofft so, die nötige Sicherheit zu finden. Doch bei beiden Reaktionen, sei sie progressiv (verändernd) oder konservativ (bewahrend), besteht die Gefahr, dass man für oder gegen die Institution kämpft und nicht den Inhalt neu belebt.

Fünfzehn Jahre Natürliche Gemeindeentwicklung in der Schweiz

43

Kolumne «Unterwegs erlebt» Roland Kurth über «Ärmere Gemeinden?»

14

«Ich weiss mich auf dem Weg, den Gott mich gerufen hat» Marianne Reiser: Zurück in die katholische Kirche

17 19

Maria Lourdes – Eine katholische Pfarrei im Aufbruch

CfC national Athletes in Action, Christen im Dienst an Kranken, Frauenfrühstücksbewegung

47

CfC international Was Campus für Christus in Haiti bewegt

Wer sich getragen weiss, arbeitet gerne mit Freiwilligenarbeit im Zürcher Langstrassenquartier: netZ4, Chrischtehüsli und streetchurch

24

44

Kolumne «beziehungsweise» Väterliche Fürsorge oder Gemeindezucht: von Sabine Fürbringer

20

HINWEISE

Studentengemeinde CAMPUS live in Zürich

48

CfC international Offene Türen in Italien

50

Inserate, Impressum

Ein Modell auch für andere Universitäten?

27

Kolumnen «Filmtipp» und «Medien» Andy Schindler-Walch und Markus Baumgartner

28

Die Bahnhofkirche

ZUM SCHLUSS

56

Agape international Wir feiern dreissig Jahre Treue Gottes

berichtet aus über fünfzehn Jahren Erfahrung mit der Natürlichen Gemeindeentwicklung. Von der katholischen Pfarrei in Zürich-Seebach lernen wir, dass sie sich in allem, was sie tut, an drei Fragen nach dem «Leben» orientiert, unter anderem: «Sind wir auf Sendung?» Das Porträt der Gellertkirche in Basel zeigt, wie wichtig die Wertschätzung, Förderung und Freisetzung der freiwillig Mitarbeitenden ist. Berichte von der Zürcher Bahnhofkirche und aus dem Langstrassenquartier, aber auch aus den hauseigenen Zielgruppenarbeiten von Campus für Christus machen bewusst: Die Gemeinde Jesu ist je länger, je mehr nicht mehr nur in kirchlichen Gebäuden präsent, sondern lebt in der Welt und wirkt hinein in Krankenzimmer, Restaurants, Konzertsäle, Hochschulen und in die Sportszene. Durchs ganze Heft zieht sich die Hoffnung, unsere Zeit als Chance zu sehen, dass die Sorge um die Institution Gemeinde kleiner, dafür die Bewegung hin zu den Menschen grösser wird. Reinhold Scharnowski trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er schreibt: «Jesus hat doch die Aufgaben recht deutlich definiert: ‹Ich baue meine Gemeinde – ihr geht hin und macht Jünger.›» (Matthäus 16,18; 28,19) Peter Höhn

Ein Ort der Begegnung und des Gesprächs im HB Zürich

30

Gaben und «Spezialitäten» der Gemeindelandschaft Schweiz Das Wort des Missionsleiters Hanspeter Nüesch

2

cz 2|10

cz 2|10

3


gesunde gemeinde | ein ort sein, an dem gott …

Alpha Libanon

kann man Beziehungen zu anderen Leuten finden und aufbauen. 3. Die Wiederherstellung der Beziehung zur Schöpfung kann man zum Beispiel am Abend erfahren, an dem für Heilung gebetet wird oder an dem soziale und diakonische Angebote der Kirche vorgestellt werden. 4. Das persönliche Wachstum und die Veränderung in der Beziehung zu sich selbst erfahren viele durch ihre Teilnahme an den Kursabenden und am Wochenende, durch das gemeinsame Beten und Hören auf die Verkündigung und durch das Miterleben, wie sich andere Kursbesucher verändern. 5. Die Beziehung zum Reden kommt zum Beispiel dort zum Tragen, wo an der Abschlussparty die Zeugnisse der Teil-

Internationale Alpha-Konferenz: auf der Wiese

nehmenden neue Interessierte ansprechen und diese ermutigen, sich auf den nächsten Alphalive-Kurs einzulassen.

Vom Alphalive-Kurs für das eigene Gemeindeleben lernen Was die Alphalive-Kurse im Kleinen enthalten und den Menschen draussen vermitteln, kann auch den Gemeindegliedern drinnen neu zeigen, was Gott mit Gemeindeleben meint. In diesem Sinne könnten Alphalive-Kurse als Anschauungsbeispiel, als Inspiration und als Orientierungshilfe der ganzen Gemeinde dienen, damit die Teilnehmenden auf allen fünf Beziehungsebenen wachsen können. Aber Graham Tomlin ist sich im Klaren: Auf diese Art eine Gemeinde zu bauen, ist nicht immer einfach. Die beschrie-

benen Eigenschaften im Gemeindealltag zu integrieren, braucht Zeit, Feingefühl, Demut und weise Leiterschaft. Graham Tomlin schlägt deshalb vor, dass man im Gemeindevorstand oder im erweiterten Mitarbeiterkreis die fünf Beziehungsgebiete miteinander durcharbeitet, von allen einschätzen lässt, Massnahmen definiert und die nächsten Schritte festlegt. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, miteinander den Schlussabend eines bestehenden Alphalive-Kurses und/oder in London die internationale Alpha-Konferenz zu besuchen, von der schon viele Leitungsteams und Kirchenvorstände mit einer neuen Vision und Begeisterung für ihre Gemeinde zurückgekommen sind.

Grusswort zur Tagung in Zürich Prof. Dr. Ralph Kunz: «Brücken bauen zwischen Kirche und Theologie» «Ich freue mich sehr, dass ich hier sein darf. Es ist eine Ehre für mich. Ich wurde als Theologe der Universität eingeladen. Sie wissen, dass die akademische Fakultät gewisse Probleme mit Evangelisation und missionarischen Bewegungen hat, anderseits haben diese oft auch Mühe mit der Akademie. Was wir heute von Graham Tomlin hören werden, ist der Beweis dafür, dass Theologie und Evangelisation zu-

sammengehören: Vision für unsere Kirche, Freude an Jesus und ein sorgfältiges Nachdenken über das, was wir glauben und verkünden. Ich empfehle Ihnen das Buch von Graham Tomlin «The Provocative Church» («Die provokative Kirche»). Meine Aufgabe besteht darin, zu sagen, dass auch Theologie provokativ ist. Theologie provoziert. Wörtlich heisst provozieren ‹herausrufen›, und das ist sowohl Aufgabe der Mission wie auch der Theo-

logie. So glaube ich, dass Theologie die Kirche herausruft, sie provoziert, damit sie das wird, was sie schon ist und noch werden soll, nämlich der Leib Christi. Und andererseits provoziert die Kirche dort, wo sie lebt, die Theologie, das zu tun, was sie tun sollte, nämlich nachzudenken über den Glauben. Ich denke, Graham Tomlin hat hier einen wichtigen Auftrag des Brückenbauens zwischen Kirche und Theologie.»

«Die Kirche soll den Heiligen Geist umfassend erfahren!» Graham Tomlin war Vizedekan der theologischen Fakultät der Universität Oxford. 2005 liess er sich von Nicky Gumbel nach London berufen, um im Umfeld der Alphalive-Bewegung und ihrer Mutterkirche, der anglikanischen Holy Trinity Brompton Church, ein theologisches Studienzentrum aufzubauen. Wir haben ihn gefragt, was ihn dazu motiviert hat.

Interview: Peter Höhn CZ: Graham Tomlin, was hat Sie bewogen, Ihre akademische Karriere zu verlassen und sich in den Dienst einer Kirchgemeinde und der AlphaliveBewegung zu stellen? Graham Tomlin: Weil ich sah, wie Nickys Kirchgemeinde wuchs und gedieh und sich dadurch ein ganz neues Feld auftat. Ich führte dort jeweils samstags einen Theologiekurs durch. Nun wollte Nicky Gumbel die Theologie weiter stärken und Laien den Zugang zu guter theologischer Lehre ermöglichen. Viele Christen fragen sich, wie sie ihren Glauben erklären können. Theologie soll nicht allein Sache der Universität bleiben, sondern zurück ins Herz der Kirche und zu den Menschen kommen. Was machen Sie heute konkret? Ich leite eine theologische Ausbildung für Laien und eine für Leitungspersonen, stehe als theologischer Berater für Alphalive zur Verfügung und entwickle neue Materialien. Wir arbeiten cz 2|10

eng mit dem Bischof von London zusammen, und ein Ziel besteht darin, längerfristig einen Ordinationslehrgang für künftige Pfarrer anbieten zu können. Damit ist es Studenten möglich, Gemeindearbeit vor Ort theologisch zu reflektieren und umgekehrt die Theologie von der Gemeindearbeit her. Was ist Ihre persönliche Vision? Ich möchte, dass wir wieder in der ganzen Kirche Englands ein Fundament von guter, gesunder und bekennender Theologie bekommen. Ich möchte zweitens dazu beitragen, dass das Leben, die Energie und Dynamik des Heiligen Geistes in der Kirche – egal welcher Konfession – neu erlebt wird. Wenn der Heilige Geist kommt, und das sehen wir bei Alphalive weltweit, bringt er nicht eine neue Kultur, sondern neues Leben, Einheit, Offenheit, Grosszügigkeit und Liebe. Warum hat der Heilige Geist nicht mehr Raum in unseren Kirchen? Viele Gemeinden arbeiten zu ein-

dimensional. Einige sprechen vor allem den Verstand an. Andere pflegen nur die Bibel, das Gebet und die Gemeinschaft. Wieder andere betonen nur das soziale Engagement. Evangelikale Gemeinden sind oft gut im Heranführen an den Glauben, bringen aber die Menschen nicht zur ganzheitlichen Reife. Was kann eine Kirchgemeinde tun, damit der Heilige Geist mehr Raum bekommt? Geistliches Wachstum geschieht sehr vielfältig und umfasst nicht nur den Geist, sondern auch den Verstand, das Gefühl und den Willen, den Körper, das Leben in Beziehungen, das Engagement für die Bedürftigen und die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft. Gemeinden müssen sich neu damit befassen, was geistliches Wachstum überhaupt ist, wie es geschieht, welche verschiedenen Ebenen es umfasst und was das nun konkret für sie als Gemeinde heisst. 7


gesunde gemeinde | ein ort sein … | kolumne

AN eNw DG eRn eEr aAt i oSn B O P P A R T Gesunde Gemeinde

Da sitz ich an einem Sonntagmorgen friedlich in einer Predigt und fühl mich extrem angesprochen. Nicht, dass ich überrascht über diese Tatsache wäre. Denn eigentlich ist es ja genau das, was ich mir von einer Predigt erhoffe – dass ich sie mir nicht Sonntag für Sonntag selber schön in den Alltag reinreden muss, sondern dass da ein Ansatz von göttlicher Offenbarung ist, der mich inspiriert. So sitz ich also da in dieser Predigt und bin bewegt. Während dem letzten Song in der Anbetungszeit nach der Predigt zück ich mein Mobile – obwohl mir bewusst ist, dass das natürlich geistlich gesehen streng verboten ist und ich dafür in einigen Denominationen mein Seelenheil einbüssen könnte – und schreibe meinem Papa, dass er und Mama unbedingt am Abend auch in den Gottesdienst gehen sollen. Die Predigt sei der Hammer und der Worship sowieso zum Abschweben. Keine Minute später kommt eine SMS zurück: «Wir sind auch da.» Ich dreh mich um und seh die beiden bloss zwei Reihen hinter mir grinsen.

Kirchgemeinde Wil

Thomas Gugger: «Die Alphalive-Kurse haben massgeblich dazu beigetragen, dass sich unsere Landeskirchgemeinde grundlegend verändert hat.»

Alpha International hautnah erleben

• Thomas Gugger ist Sozialdiakon in der reformierten Kirchgemeinde Wil SG, in der seit 1998 AlphaliveKurse durchgeführt werden.

Die Konferenz Alpha International Wir haben Gefässe in der Kirchgemeinde, die aus dem Alphalive-Kurs herausgewachsen sind, zum Beispiel Gebet für Kranke. Es ist heute bei uns selbstverständlich, dass jeden Montag-abend unsere Kirche offen ist und Menschen für sich beten lassen können. Wir haben ein Gebetsteam, das diesen Dienst wahrnimmt. Es ist selbstverständlich, dass nach jedem Gottesdienst für Menschen gebetet wird, die es wünschen. Es ist auch selbstverständlich, dass nach jedem Gottesdienst Gemeinschaft gefeiert wird, sei es bei einem Apéro oder beim Kirchenkaffee. Dort geschieht ja manchmal viel mehr als vorher in einer «gescheiten» Predigt. Ich möchte nicht verschweigen, dass Alphalive unserer Kirchgemeinde auch eine heilige Unruhe gebracht hat: Wir mussten zum Beispiel unsere Gottesdienste grundlegend verändern, weil wir erkannt hatten, dass wir einerseits eine reformierte Tradition haben und auf der anderen Seite begeisterte Alphalive-Abgänger - und dass das nicht einfach so kompatibel ist. Wir haben jetzt über Jahre an unserer Gottesdienstkultur gearbeitet. Heute sieht unsere Gottesdienstgemeinde anders aus, sodass man auch Alphalive-Abgänger integrieren kann – und die Elemente, die wir bei Alphalive finden, sind heute auch Elemente im Leben unserer Kirchgemeinde. Natürlich bringt das für eine landeskirchliche Gemeinde auch Spannungen mit sich, aber es sind freudige und schöne Spannungen, besonders wenn man sieht, was alles möglich wird und wachsen darf. Auszug aus der DVD für die Alphalive-Initiative 2010 8

7. – 8. Juni 2010, (bzw. wiederum Anfang Juni 2011) in London ist eine ideale Möglichkeit, die Gründungskirche von Alphalive, die Holy Trinity Brompton Church, im Herzen Londons, kennenzulernen. Neben eindrücklichen Zeugnissen und Erfahrungen, was weltweit durch den Alphalive-Kurs bewegt wird, lernt man auch das Herz der gastgebenden Gemeinde und ihrer Mitglieder kennen.

Das, genau das ist gesunde Gemeinde, wird mir bewusst. Eine Kirche, die mir nicht einfach ein wohliges Gefühl verschafft, sondern die mich total begeistert und meine Nachfolge als Christ derart unterstützt, dass ich nicht anders kann, als andere mit in diese gesundmachende Gemeinschaft zu nehmen. Bildlich gesprochen heisst das: Gesunde Gemeinden sollten Kirchen sein, in denen wir während dem Gottesdienst Gott begegnen können und gleichzeitig unseren Freunden und Familien SMS schreiben, weil wir sie am liebsten hier neben uns auf dem Sitz haben möchten. Aber nicht etwa die Masche: Super, was der da predigt, dass müsste mein Freund hören – mich betrifft es ja überhaupt nicht ... Eigentlich ist ja der Titel «Gesunde Gemeinde» etwa ebenso passend wie «Schnelle Schnecke», «Subjektive Theologie» oder «Multitasking Mann». Kirchen und Gemeinden sind oft alles andere als gesund. Ich rede dann gerne über die Probleme der Gemeinde, um

Nicky Gumbel in der Schweiz Leiterforum/Abendveranstaltung/ Hip-Hop-Konzert am 5. November 2010 in Winterthur-Seen im evangelischreformierten Kirchgemeindehaus.

Mehr Informationen zu beiden Veranstaltungen: www.alphalive.ch/kurs-durchfuehren/ veranstaltungen/organisator-alphaliveschweiz

Alpha-Konferenz Plenum cz 2|10

cz 2|10

9

Andreas Boppart ist Eventprediger sowie Autor und leitet den Arbeitszweig Campus Generation Ministry von Campus für Christus.

mich mit meinen eigenen Problemen hinter dem unpersönlichen Begriff zu verstecken. Die perfekte Gemeinde gibt es einfach nicht. Nicht, solange du und ich dort Mitglieder sind. Nur wollen wir oft nicht wahrhaben, dass wir an uns zu arbeiten haben, da es einfacher ist, ständig an neuen Kirchenmethoden und -strukturen zu basteln. Und wenn ich als Eventprediger so durch diese Gemeindeprärie reite wie Lucky Luke durch seine Comics, dann scheint es, dass wir Christen bei unseren oft lottrigen Gemeinden auch sehr viel Energie und Farbe investieren, um die prunkvollen Fassaden in Schuss zu halten. Dort, wo Kirche nicht als Selbstzweck betrieben wird, sondern zum Ziel hat, Christen zu fördern, als Gesandte in eine Gesellschaft hineinzuwirken, dort beginnt Kirche zu gesunden. Dort, wo Kirche den Fokus von sich weg hin zu den Menschen und Gruppierungen lenkt, zu denen sie gesandt ist, dort beginnt Kirche zu gesunden. Das hat nichts mit der Form von Kirche zu tun, ob anziehende Jugendkirche oder kontemplative Hauskirche – es geht vielmehr um das Bewusstsein, dass Jesus uns sendet, wie der Vater ihn gesandt hat (Johannes 20,21). Dort, wo ich mein Herz und meine verbogenen Ansichten von Jesus heilen lasse, wird auch Kirche gesund. Und wenn wir an den Punkt gelangen, an dem wir so begeistert von unserer lebendigen Gemeinschaft sind, dass wir mitten im Worship Menschen dabeihaben möchten – was, wie gesagt, natürlich völlig unangebracht ist –, dann bewegen wir uns mitten in einem pulsierenden und gesunden oder zumindest gesundenden Umfeld.


gesunde gemeinde | ich weiss mich auf dem weg …

«Ich weiss mich auf dem Weg, auf den Gott mich gerufen hat!» Marianne Reiser: Zurück in die katholische Kirche Katholisch aufgewachsen, besucht Marianne Reiser mit ihrer eigenen Familie die Pfingstgemeinde Buchegg in Zürich. In einer von Angst bestimmten Lebenskrise bricht sie alle Kontakte ab. Eine neue Perspektive findet sie in der katholischen Kirche Maria Lourdes in Zürich-Seebach. • Marianne Reiser – neu begeistert von Gott und der Kirche.

Johanna Schaller «Herr, ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!» Verzweifelt wirft Marianne Reiser das kleine Holzkreuz zu Boden. Oft hat sie zu Gott geschrien und um Heilung gebeten, doch nichts ist passiert. Ihre Ängste sind immer stärker geworden und haben sich auf alles ausgeweitet, was sich ausserhalb der Familie abspielt, bis sie schliesslich keine sozialen Kontakte mehr haben kann. Gott antwortet sofort: «Das macht nichts, weil ich immer ganz nahe bei dir bin.» Diese Antwort hilft ihr, und sie versöhnt sich schrittweise mit der Situation. Es kann sein, dass ihr Zustand so bleibt - doch Gott ist bei ihr, und darum wird sie die Hoffnung nicht aufgeben.

«Das denkt und fühlt wie ich» Vier Jahre lang geht sie wöchentlich zu einer Psychiaterin. In dieser Zeit schaut sie sich den Film «Franziskus» an und ist fasziniert vom Leben des Franz von Assisi. Sie liest weitere Biografien von katholischen Heiligen und 14

Mystikern, wie Teresa von Ávila, Johannes vom Kreuz oder Francisco de Osuna. In der Sprache dieser Menschen erkennt sie sich wieder: «Das bin ich, das denkt und fühlt wie ich», stellt sie erstaunt fest. Ermutigt durch die Lebensgeschichten der katholischen Mystiker, besucht sie wieder einmal eine Messe in der Ortskirche Maria Lourdes. Obwohl sie als Kind getauft worden ist und bis zur Firmung den katholischen Unterricht besucht hat, hat sie keine Ahnung, was sie erwartet. So sucht sie sich eine der hintersten Bankreihen aus, um möglichst nicht aufzufallen. Die Liturgie beginnt – Gebete und Gesänge wechseln sich ab, Messetexte werden vorgelesen. Die Gläubigen stehen auf, knien nieder, geben Antwort. Es folgt die Eucharistie, und Marianne Reiser geht nach vorne, um die Hostie zu empfangen. «Dabei hatte ich ein so unglaublich starkes Erlebnis von Gottes Gegenwart, dass ich wusste: ‹Da muss ich immer wieder hin›», erzählt Marianne Reiser. Eine weitere tiefgreifende Begegnung erlebt sie an der EXPLO 1997: Als frei-

willige Helferin betreut sie während der Konferenz die Diakone Marcel Bregenzer und Urban Camenzind von der katholischen Erneuerungsbewegung. Die beiden bringen Raniero Cantalamessa mit, den offiziellen Prediger des päpstlichen Hauses. Während er im Plenum spricht, beginnt sie zu weinen: «Ich weiss nicht mehr, was Cantalamessa sagte, doch mich schüttelte es vor Weinen - und eine unerklärliche, gewaltige Liebe für die katholische Kirche floss in mich hinein. Ich hatte den Eindruck, Gott zeige mir diese Kirche in ihrer ganzen Schönheit, so wie er sie selber sieht und unabhängig davon, wie sie in der Welt dasteht. Diese Liebe hat mich nie wieder verlassen.»

Ich bleibe hier, auch wenn sich nichts tut Fortan besucht Marianne Reiser während der Woche die Messe mit dem Eindruck, dass Gott ihr eine neue Art der Spiritualität schenken möchte, wie sie die katholischen Mystiker besassen. In ihrem Alltag liest sie viel und übt sich im kontemplativen Gebet, cz 2|10

das das Einswerden mit Gott zum Ziel hat. Während vier Jahren besucht sie die Messe der Ortspfarrei in Seebach. Ihr Zustand verbessert sich zusehends – nicht zuletzt dank der psychologischen Hilfe und Aufarbeitung findet Marianne Reiser ihren Atem wieder. Anschluss in der Pfarrei findet sie jedoch nicht. Obwohl sie gerne mitarbeiten möchte, ist sie zu schüchtern, um von sich aus mit dem Vikar Kon-

takt aufzunehmen. 2001, während einer Werktagsmesse, spricht sie betend zu Gott: «Wenn sich auch nichts Konkretes tut, so werde ich doch hierherkommen und im Gebet für die katholische Kirche und ihre Menschen einstehen – bis an mein Lebensende.» Kaum hat sie dieses Gebet zu Ende gesprochen, wird in der Gemeinde bekannt gemacht, dass demnächst ein neuer Pfarrer kommen werde.

Die katholische Erneuerungsbewegung Die wichtigsten Anliegen … der Erneuerung aus dem Geist Gottes sind der Dank, der Lobpreis und die Anbetung Gottes. Durch Glaubenserneuerung und Offenheit für die Gaben des Heiligen Geistes sollen die Pfarreien und geistlichen Gemeinschaften für ihren Auftrag gestärkt werden. Die Anfänge … der Erneuerung aus dem Geist Gottes in der katholischen Kirche gehen auf das Jahr 1967 zurück. Die Erneuerung (vielerorts charismatische Erneuerung genannt) kennt keine Gründerpersönlichkeit. Sie versteht sich als ein Wirken des Heiligen Geistes, das in verschiedenen Kirchen gleichzeitig begann. Weltweit zählen sich heute viele Millionen Katholiken aus Gebetsgruppen, Pfarreien und geistlichen Gemeinschaften zur Erneuerung. (Quelle: www.erneuerung-online.ch) cz 2|10

Die Erneuerung beginnt Mit Pfarrer Martin Piller weht ein frischer Wind in der Pfarrei Maria Lourdes. Er bemerkt, dass Marianne Reiser gerne mitarbeiten möchte, und gibt ihr die Gelegenheit, beim Gemeinschaftstag mit den Eltern der Erstkommunikanten mitzuhelfen und im Firmlager zu kochen.

Von Martin Piller ermutigt, wagt sie Schritte nach aussen und überwindet immer mehr ihre Angst, vor Menschen zu sprechen. Der neue Pfarrer erzählt Marianne Reiser auch von seinem Wunsch, einen Alphalive-Kurs durchzuführen. Da ihr Mann Horst bei Campus für Christus arbeitet, findet Martin Piller, sie sei die ideale Person, um auch hier mitzuhelfen. Sie selbst ist nicht besonders begeistert. Aufgrund früherer, eher anstrengender und fruchtloser Bemühungen im Verkünden der Frohen Botschaft, hegt sie keine grossen Erwartungen. In Zusammenarbeit mit der reformierten Kirche bildet sich jedoch rasch ein Team, und der Kurs wird im Herbst 2003 erfolgreich durchgeführt. Es entstehen daraus die ersten zwei Hauskreise der katholischen Kirche, und Marianne Reiser leitet einen davon. Alle zwei Wochen treffen sich diese – dank erneuter Alphalive-Kurse wachsenden - Hauskreise. Bei den Treffen steht das Wort Gottes im Zentrum mit dem Ziel, dieses im Alltag zu erleben und umzusetzen. Nach gut drei Jahren stellt sich bei ihr eine gewisse Unzufriedenheit ein, da 15


gesunde gemeinde | ich weiss mich auf dem weg …

Bibelteilens nicht mehr über das Wort Gottes geredet wird, sondern die Menschen sich durch das Hören auf das Wort persönlich ansprechen lassen. Neu ist auch die bewusste Auseinandersetzung mit der Sendung für die Menschen, hinein ins Quartier. Gleichzeitig ist es ihnen ein grosses Anliegen, die Einheit zwischen den verschiedenen Prägungen zu bewahren, sodass Altes und Neues sich nicht konkurrenziert. «Bis heute ist es uns gelungen, uns so einzusetzen und eine Sprache zu finden, dass sich alle wertgeschätzt wissen», erzählt Marianne Reiser.

Maria Lourdes – Eine katholische Pfarrei im Aufbruch Sie laden zu Glaubenskursen ein, machen gemeinschaftliche Taufvorbereitungen für Familien, bieten randständigen Menschen Arbeit an und treffen sich in Kleinen Christlichen Gemeinschaften (KCG). Für Pfarrer Martin Piller von der römisch-katholischen Pfarrei Maria Lourdes in Zürich-Seebach heisst Kirche sein heute: Menschen darin fördern, Reich Gottes zu leben.

Vision • Marianne und Horst Reiser – versöhnt und fröhlich in der katholischen beziehungsweise in der reformierten Kirche unterwegs.

an diesen Treffen das Wort Gottes oft zerredet wurde, die Diskussionen über das Wort kaum Licht brachten und die Teilnehmenden im Glauben nicht wachsen liessen.

Eine andere Art Kirche sein

«Ziel der anderen Art von Kirchesein ist es, dass nicht mehr nur die kirchlichen Angestellten die arbeitende Instanz sind, sondern dass jeder Einzelne in seinen Begabungen entdeckt und gefördert wird und das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen hervortritt», erklärt Marianne Reiser. Nach einer Bewusstseinsbildung mit einem Grossteil der aktiven Pfarreiangehörigen über die Situation der Kirche und deren Zukunftsperspektiven wagen sie den Schritt, die Hauskreise in Kleine Christliche Gemeinschaften (KCG) umzuwandeln. Unterschied zu den Hauskreisen ist, dass durch die Art des

«Die Zeit war reif, und Gott kam uns mit der Vision der ‹anderen Art von Kirchesein› entgegen», erzählt Marianne Reiser. Christian Hennecke, ein Studienkollege, mit dem Martin Piller durch die Spiritualität der Fokolarbewegung verbunden ist, hatte ein Buch über die Situation der katholischen Kirche geschrieben. An einer Tagung im Herbst 2006 in DeutschDie Fokolarbewegung land treffen MarianGründerin Chiara Lubich(1920-2008), geboren in Trient, wurne Reiser und Martin de in den Vierzigerjahren zur Initiatorin einer neuen Form gePiller unverhofft auf meinschaftlich gelebten Christseins. Ihre Spiritualität hebt in Christian Hennecke. besonderer Weise die Bedeutung der Liebe zum Nächsten und Bereits begeistert zu Gott hervor. Ein Schlüsselwort ihrer geistlichen Grundlinien von seinem Buch ist der Begriff «Einheit», entnommen aus dem Gebet Jesu vor seinem Tod. Alle sollen eins sein (Johannes 17,20, Einheitsüber«Kirche, die über den setzung). Daraus begründet sich auch der besondere Einsatz Jordan geht», laden für die Ökumene und den Dialog unter den Religionen sowie sie ihn für eine Weimit nicht religiösen Weltanschauungen. Charakteristisch für terbildung in ihre die Fokolare ist ihr Engagement als Christen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Pfarrei ein. 16

Marianne Reiser wünscht sich, dass das Leben in den KCG in das Quartier ausstrahlt und das Reich Gottes sichtbar wird - dort, wo sich das Leben und der Alltag abspielen. Die Kleinen Christlichen Gemeinschaften sind nach Quartieren aufgeteilt. Alle sind willkommen, und weil diese Gemeinschaften sich als Kirche verstehen, gehören alle dazu, egal, ob sie an den Treffen teilnehmen oder nicht. Sie gehören dazu, ganz einfach weil sie in diesem Quartier wohnen. Marianne Reiser wünscht sich, dass die andere Art von gemeinsamem Leben als Kirche einen Lebensraum schafft, in dem Menschen gesund werden und ihre Begabungen entdecken. Dabei hat sie auch sich selber und ihren eigenen Werdegang vor Augen: «Jemand, der mich vor fünfzehn Jahren kannte und mich heute sieht, würde mich kaum wiedererkennen», erzählt sie. Sie sei stumm gewesen vor Angst, doch heute habe sie ihre Stimme wiedergefunden. «In der Vision der anderen Art von Kirchesein spüre ich meinen Ruf», sagt Marianne Reiser. «Es ist für mich rundum stimmig, und ich weiss mich auf dem Weg, auf den Gott mich gerufen hat!» cz 2|10

• Pfarrer Martin Piller (Mitte) sieht sich als Ermöglicher: «Ich arbeite, damit Menschen an der Vollmacht von Jesus Anteil bekommen und diese selbstbewusst hinaustragen.»

Peter Höhn Als Martin Piller 2001 als Pfarrer nach Seebach kommt, ist für ihn klar: «Wir müssen den Blick auf die Menschen richten, die nicht zur Kirche kommen.» Mit Alphalive-Kursen, gemeinsam mit der reformierten Kirchgemeinde durchgeführt und mit gemeindeeigenen Glaubenskursen verbunden, knüpft er einen ersten Strang zu Menschen, die mehr vom Glauben wissen möchten.

Arbeit mit Familien und im Team Als zweiten Strang nutzt Martin Piller Amtshandlungen auf neue Weise. Zum Beispiel werden nicht nur die Kinder auf die Erstkommunion vorbereitet, sondern auch deren Eltern. An fünf Gemeinschaftstagen mit Familiengottesdienst und anschliessendem Kinderprogramm befassen sich die Eltern parallel dazu mit dem, was die Kinder cz 2|10

im Religionsunterricht lernen: mit zentralen Inhalten des Glaubens und des Zusammenlebens als Familie. Beim gemeinsamen Mittagessen kommt man sich persönlich näher. Martin Piller führt diese Gemeinschaftstage mit einem Team durch: «Ich mache nichts mehr allein, wir entwerfen das Programm gemeinsam, und jeder übernimmt einen Teil.» Ebenso werden im Team Taufvorbereitungskurse für Eltern entwickelt und durchgeführt. Viele Menschen seien durch diese Gemeinschaftstage oder auch durch den Alphalive-Kurs zur aktiven Mitarbeit befähigt worden.

einem Fünfliber abzuspeisen, betreut heute ein grösseres Team – mehrheitlich aus Freiwilligen – die rund vierzig Leute, die an zwei Vormittagen in der Woche vorbeikommen. Für einen finanziellen Zustupf pflegen sie den Umschwung, schaufeln Schnee, reinigen die Kirche oder putzen die Küche. Eine Bäckerei aus dem Quartier spendet

Diakonische Laurentiusarbeit Als dritter Strang hat sich der diakonische Zweig Laurentiusarbeit (nach dem Heiligen Laurentius benannt) entwickelt. Statt randständige Menschen, die an der Pfarrhaustür klingeln, mit

• Laurentiusarbeit: Kerzenhalter putzen 17


cfc | international

cfc international

CfC Länderübergreifend Materialien

Offene Türen in Italien Campus per Cristo, der italienischsprachige Zweig von Campus für Christus, hat in den ersten vier Jahren seines Bestehens nahezu eine halbe Million Menschen in der Schweiz und in Italien mit dem Evangelium erreicht. Salvatore Farinato | Jahrelang war es meine Sehnsucht gewesen, die italienischsprachige Bevölkerung in der Schweiz vermehrt mit dem Evangelium zu erreichen. Nachdem ich sechzehn Jahre in einem renommierten Finanzinstitut gearbeitet hatte und sich Ende 2005 eine berufliche Wende abzeichnete, baten meine Frau Elisabeth und ich Gott um seine Führung. Diese liess nicht lange auf sich warten: Bereits im April 2006 tat sich eine Tür bei Campus für Christus auf.

• Salvatore Farinato hat seine Frau Elisabeth in Emmetten kennengelernt, wo sie als Rezeptionistin im Hotel Seeblick arbeitete.

Italiens geistlicher Zustand Wenn wir an Italien denken, haben wir wunderschöne Landschaften, gute Weine und feines Essen vor Augen. Wir stellen uns auch ein christliches Land vor, lauter Menschen, die das Evangelium kennen. Ersteres mag wohl stimmen, Letzteres entspricht leider nicht der Realität: Italiens Bevölkerung besteht aus sechzig Millionen Menschen. Davon bezeichnet sich nur gerade ein Drittel als Kirchgänger. In den letzten fünfzig Jahren haben Materialismus und atheistische Ideologien das einst christliche Land verändert und das Fundament christlicher Werte nachhaltig untergraben. Auch verzeichnet es durch die jahrzehntelange Einwanderung eine starke Ausbreitung muslimischer und fernöstlicher Religionen. Das Gegengewicht dazu bilden evangelische Bewegungen und einzelne katholische Strömungen, die den geistlichen Kampf aufgenommen haben. Italien verfügt über ein Netz von mehr als 3000 evangelischen Kirchen und Gemeinden mit rund über einer halben Million Mitgliedern. Aber für die rund 8000 politischen Gemeinden Italiens stellen diese Christen nur den sprichwörtlichen Tropfen auf den heissen Stein dar. Hinzu kommt, dass die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Denominationen nicht immer einfach ist: Fundamentalismus bei den einen, Liberalismus bei den anderen bilden zum Teil unüberwindbare Barrieren.

48

Schweizer Neutralität spielt positive Rolle

Italienischsprachige Bücher, Medien und Kurse sind in unserem Internetshop unter www.campus-per-cristo.ch zu finden, wie zum Beispiel:

Für uns fing alles damit an, dass wir 2006 angefragt wurden, unsere Internetarbeit ConoscereDio.com auch in Italien zu starten. Wir waren uns bewusst, dass schon ein Versuch ein Jahr zuvor gescheitert war. Doch wir spürten, dass wir Schweizer dank unserer geografischen Distanz und konfessionellen Neutralität sowohl bei den Kirchen als auch bei wichtigen Missionswerken Vertrauen genossen und mit offenen Türen rechnen durften. Mit Gebet und einer grossen Portion Gottvertrauen machten wir uns an die Arbeit. Inzwischen verzeichnet unsere Webseite ConoscereDio.com in den ersten achtzehn Monaten ihres Bestehens über 380 000 Besucher. Über hundert E-Coaches (Berater) betreuen und korrespondieren per E-Mail mit über 4000 Personen, die mehr über den Glauben wissen wollen. 95 Prozent dieser Korrespondenz stammt aus Italien. Bis zum Sommer 2010 rechnen wir damit, über eine halbe Million italienischsprachiger Menschen mit dem Evangelium erreichen zu können. • Giuseppe und Esperanza Mazzotta haben ein Ehewochenende besucht: «Obwohl wir schon seit zehn Jahren verheiratet sind, haben wir erst hier gelernt, Gott tiefer zu vertrauen. Mit seiner Hilfe können wir Probleme jetzt viel besser lösen.»

• «Next Wave» ist das Schiff von Jugend mit einer Mission. Mit der Crew dieses Schiffs und dem Einsatz der Lokalgemeinden werden wir Sizilien mit dem Evangelium erreichen.

sondern der Verfall von Moral und ethischen Werten. Und das scheint viele Menschen zunehmend zu beschäftigen. Ein Zeichen dafür ist zum Beispiel das enorme Echo auf die DVD «Le ali della libertà», auf der sieben Menschen erzählen, wie ihr Leben durch die Begegnung mit Jesus Christus verändert wurde. Tonino Ciccaglione, Mitinitiator der DVD, ist einer davon. Er sagt, er bekomme ständig Anfragen von Menschen, die ihn aufgrund seines Lebensberichts um Hilfe bitten. In Italien ist diese DVD bereits 35 000-mal verteilt worden und hat auch in der Schweiz rund 10 000 Abnehmer gefunden.

– Le ali della libertà (Sieben Lebensberichte), DVD (siehe unten) – Corso matrimoniale (Ehekurs), DVD – Corso di preparazione al matrimonio (Ehevorbereitungskurs), DVD – More than Chocolate and Cheese, DVD für italienische Touristen – Benessere, ricchezza e denaro (biblische Finanzprinzipien), von Earl Pitts, als Buch und DVD (siehe unten) – Alphalive-Kurs und viele mehr .

Die Türen nach Italien sind weit offen. Kaum sind unsere Produkte in Italien bekannt, werden wir auch schon für Projekte und Seminare angefragt. Erst kürzlich hat uns der Leiter des Missionswerks Creactio bestätigt: «Was Italien braucht, sind zeitgemässe evangelistische Tools.»

Gottes Zeiten erkennen Aber ein ebenso grosses Wunder ist: Wir stehen heute in Zusammenarbeit mit über 50 Kirchen und Gemeinden aus 37 Denominationen. Und dies ohne Rivalitäten oder Konflikte.

Mit dem Evangelium um Sizilien Wir werden oft angefragt, bei kleineren und grösseren Evangelisationen mitzuwirken. Zurzeit arbeiten wir mit italienischen Missionswerken und Gemeinden vor Ort an einem gewaltigen Projekt, dem «Festival della Vita»: eine Evangelisationsumseglung von Sizilien, die in 55 Tagen 15 Städte entlang der Küste berühren wird. Zeitungen, Radio und Lokalfernsehen machen diese Kampagne bereits bekannt. Auch im Hinblick auf die Weltausstellung 2015, die in Mailand, Parma, Venedig und Lugano stattfinden wird, sind wir in erste Vorbereitungen von evangelistischen Projekten involviert. Natürlich verbinden die Italiener mit der Weltausstellung auch immer wirtschaftliche Hoffnungen. Aber das dringendste Problem ist nicht die Wirtschaftskrise,

cz 2|10

Natürlich läuft nicht immer alles rund. Aber immer wieder erlebe ich, dass mir Gott genau zum richtigen Zeitpunkt freiwillige Mitarbeitende mit den entsprechenden Qualifikationen zur Seite stellt. Es sind mehrheitlich ehemalige Arbeitskolleginnen und -kollegen, die damals zu Jesus fanden. Sie sind motiviert, ihr Herz brennt für die Sache Gottes, und sie investieren gerne ihre Zeit, Talente und Gaben, um andere Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Ich versuche ganz einfach, ihnen eine angenehme Arbeitsatmosphäre anzubieten und sie vor allem in die Entwicklung des jeweiligen Projektes von Anfang an einzubeziehen. Es gibt nichts Schöneres, als die freudigen, leuchtenden Augen dieser Mitarbeitenden zu sehen, wenn sie vernehmen, dass auch durch ihre Arbeit Ewigkeitsfrucht entstehen durfte! Weitere Informationen:

www.campus-per-cristo.ch www.ConoscereDio.com www.ioti.it

cz 2|10

Benessere, ricchezza e denaro DVD «Le ali della libertà» Sieben Lebensgeschichten von Menschen, die in ihrer Verzweiflung durch Jesus den Sinn des Lebens gefunden haben. Diesen Menschen hat Gott einen neuen Anfang und eine neue Lebensperspektive geschenkt. Ein sehr praktisches Geschenk für Freunde und Bekannte. 1 DVD 10 DVD 50 DVD 100 DVD

CHF 7.50 CHF 5.00 pro Stück CHF 4.50 pro Stück CHF 4.00 pro Stück.

49

Hill, Craig; Pitts, Earl Lugano: Campus per Cristo, 267 Seiten, ISBN 978-3-905789-22-5, Über Geld spricht man nicht! Oder doch? In den USA und im deutschsprachigen Raum gehört dieses Buch bereits zu den Bestsellern. Es erläutert die biblischen Prinzipien zum Umgang mit Geld. Ein gelungenes Werk, das jeder Pastor und seine Älteste lesen sollten. Bonus: Eine zehnminütige Einführungs-DVD von Earl Pitts. Preis inkl. DVD: CHF 27.00


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.