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Zeitschrift der überkonfessionellen Bewegung Campus für Christus Schweiz

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gemeinsam

VORWÄRTS Spezialausgabe zur EXPLO O 4


G E M E I N S A MV O R W Ä R T S gemeinsam vorwärts | inhalt

gemeinsam vorwärts | editorial

Inhalt

Gemeinsam vorwärts – eine Botschaft, die weitergeht

gemeinsam vorwärts

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Der rote Faden

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Interview mit dem lettischen Minister Ainars Bastiks und Start FamilyLife Schweiz

Peter Höhn über Gottes Betonungen an der EXPLO

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StreetEXPLO Erlebnisse und Erfahrungen

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Gottes leidenschaftlich liebendes Herz Hans Keller, Matthias Kuhn und Urs Wolf

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Hautnah Renate Blum begleitete Familie Graf und Susanne Näf an der EXPLO

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Peter Höhn

Schweizer Persönlichkeiten über die EXPLO Markus Müller, Kathrin Larsen, Max Schläpfer, Kurt Spiess, Nica Spreng

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Sie halten das neu gestaltete Christliche Zeugnis in den Händen. Unser Ziel war, handlicher, schlichter und lesefreund­licher zu werden. Wir hoffen, dass Sie sich mit uns über das neue Kleid unserer Zeitschrift freuen und sich bald wohl darin fühlen.

Stimmen von Teilnehmern Was nehme ich mit?

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Persönlich

Riesenandrang bei den Oasen

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Ursprünglich planten wir nicht, eine ganze Ausgabe der EXPLO 04 zu widmen. Im Lauf der Konferenz und danach wurde jedoch immer deutlicher, dass EXPLO 04 soviel grundlegende und wegweisende Impulse gibt, dass wir es als wertvoll erachteten, die geistlichen Schwerpunkte herauszuschälen, sie ausführlich zu dokumentieren und allen unseren Leserinnen und Lesern zugänglich zu machen.

Die Botschaft vergangener EXPLOs

reportage

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Versöhnung leben – in Afrika und Europa Tom Sommer

Bist du ein Bibelesser? Erich Reber

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für sie notiert Im Fokus Brian Doerksen und Carlos Martinez, Gemeinsam für Berlin und Runder Tisch Österreich, Ben Rainer Krause und Nica Spreng, Giovanni Isella und Sabine Ball, Minichmayrs und die KISI-Kids

transparente, zerbrechliche und von Jesus geliebte Geschwister. Und wir brauchen einander in der Unterschiedlichkeit! Wer miterleben durfte, wie sich die verschiedenen ‹Glieder am Leib Jesu› gegenseitig dienten – in organisatorischen, diakonischen, missionarischen, kulinarischen, prophetischen, betenden, heilenden, lehrenden, musikalischen und künstlerischen Belangen – der kehrte beschenkt und im Denken verändert nach Hause zurück. Oder wie es Chrischona-Direktor Dr. Markus Müller ausdrückte: «Wir werden wirklichkeitsnaher von- und über­ einander reden und denken.»

Hanspeter Nüeschs persönlicher EXPLO-Rückblick

Mit neuem Feuer in die alte Gemeinde

Hörendes Gebet, Seelsorge und Heilungsgebet

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Gelebte Einheit

Peter Höhn Tipps von René Winkler und Björn Marti

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Transparenz ist gefragt Stimmen zu den Seminaren

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Ulrich Eggers

Jugend on Fire TeenEXPLO und KidsEXPLO

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Brennpunkt Familie

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Kurse | Ausbildung | Literatur | Impressum

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Das Motto ‹Gemeinsam vorwärts› zog die Linie des wachsenden – und dringend notwendigen – Wir-Gefühls der Christen in der Schweiz nach dem Christustag 04 weiter. Auch im deutschsprachigen Europa vertiefte sich das Bewusstsein unter den Christen: Wir brauchen einander! Wir brauchen einander als die, die wir sind – 3

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Dass es in der Welt zunehmend span­ nungs­voller wird, hat uns das Seebeben kurz vor dem Beginn der EXPLO vor Au­gen geführt. Für die Konferenzleitung war es nicht einfach, auf die unterschiedli­chen Anstösse von Teilnehmern, ‹wie man jetzt reagieren müsste›, einzugehen. Schliesslich entschieden sich die Verant­wortlichen für eine Linie, die sie von Gott her als richtig empfanden. Lesen Sie dazu Hanspeter Nüeschs Rückblick auf Seite 52. EXPLO 04 sollte und wollte vor allem die Notwendigkeit betonen, das eigene Leben konsequent auf Jesus Christus und sein Wort zu gründen. Dies wurde von verschiedensten Referenten immer wieder bekräftigt. Kurz nach der Konferenz bin ich dazu auf die bemerkenswerten

Gedanken des 72-jährigen Pariser Philosophen Paul Virilio gestossen. Im Interview mit der Weltwoche (1/05) spricht er über die gesellschaftspolitischen Folgen zunehmender Katastrophen und Terroranschläge mit globaler Dimension: «Es werden keine Meinungen mehr gebildet, es werden Emotionen hervorgerufen. Diese Verschiebung ist bedenklich, denn der Affekt ist ein schlechter Ratgeber.» Virilio warnt vor einer ‹Demokratie der Emotionen›. Auch Jesus warnt – und ermutigt uns: Wenn alle diese ozeanischen und emotio­ nalen Wogen brausen, dann «blickt auf, und hebt eure Häupter empor!» (Lukas 21,25–28). In Anlehnung an Virilios Warnungen könnte Jesus mit dem Emporheben unserer Häupter durchaus folgen­des meinen: Übe dich in besonnenem Denken! Lass dich nicht von augenblicklichen Emotionen, Angst, Massenhysterie, schlechtem Gewissen leiten, sondern gründe dich und dein Denken auf dem ‹Logos›, dem Wort Gottes! Lass dir daraus zeigen, was dein Beitrag ist! Das war die durchgehende Botschaft der EXPLO 04. Sie wird in den kommenden ‹40 Tagen Beten und Fasten›, vom 15. Februar bis 27. März, aktuell bleiben. Wir tun gut daran, sie zu einem verinnerlichten Lebensstil zu machen! Peter Höhn


g

emeinsam vorwärts

GEMEINSAM

gemeinsam vorwärts | gegründet auf jesus ...

vorwärts!

gegründet auf jesus und versöhnt gottes betonungen an der explo

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«Ich meine dich!» – Im Rückblick auf die EXPLO 04 habe ich den Ein­druck, dass Gott jeden einzelnen Teilnehmer persönlich ansprechen wollte. Waren die vergangenen EXPLOs mehr geprägt vom Staunen über Gottes Helden auf der ganzen Welt, hat er nun die teilnehmenden Christen aus den D-A-CH-Ländern auf sich selbst und auf Jesus zurückgeworfen. «Schiele nicht mehr auf die anderen. Du bist jetzt gefragt!», scheint Gott jedem seiner Kinder zu sagen. «Erkenne, wer du in Christus bist, geh und handle mutig in seinem Namen – als der gewöhnliche Mensch, der du bist! Denn du kannst einen Unterschied machen!»

Peter Höhn In diesem Sinne war die EXPLO 04 weniger spektakulär als ihre Vorgängerkon­ ferenzen 1997 und 2000. Aber ganz im Zeichen der schrecklichen Tsunamikatastrophe hatte sie wohl weit mehr Tiefenwirkung und baute stark am Glau­bens­fundament der einzelnen Teilnehmer.

Radikale Jesus-Beziehung Schon im Eröffnungsplenum verglich Hanspeter Nüesch das Leben eines Christen mit einem Kristall, der nur unter grossem Druck und hoher Temperatur entstehen und reifen kann. Deshalb • Am Eröffnungsabend segneten die drei Projektleiter aus Österreich (Peter Heinz), Deutschland (Clemens Schweiger) und der Schweiz (René Bregenzer) die rund 1200 anwesenden Teens (im Vordergrund). cz 1|05

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sollten wir die Wachstumsprozesse Gottes zulassen, ja sogar fördern, auch wenn es schmerze. «Nehmen wir uns viel Zeit allein mit Gott. Sprechen wir mit ihm. Gott wartet auf uns wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Er sehnt sich nach Gemeinschaft mit uns und möchte ein Festmahl mit uns feiern.» Max Schläpfer entfaltete das Bild vom verlorenen Sohn weiter. Der Gemeinde­ leiter und Präsident des Verbandes evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz (VFG) rief die Zuhörer dazu auf, mit den drei Insignien aus dem Gleich­ nis vom verlorenen Sohn zu leben: mit dem vom Vater geschenkten Kleid (der neuen Identität der Sohnschaft), mit dem Ring als dem Zeichen unserer Autorität im Reich Gottes und mit den Schuhen, um den Reichtum der Liebe Gottes weiterzutragen. «Nichts kann uns trennen von der

Liebe Gottes. Nichts!», betonte er. «Deshalb gibt es bei Jesus keinen Raum für ein Leben in Anklage, Selbstanklage und schlechtem Gewissen.»

• Von links: Peter Heinz, Hanspeter Nüesch, Rebecca St. James, Max Schläpfer

Allerdings will Gott, dass wir gerade in einer Zeit zerfallender Werte nach einem heiligen Leben trachten sollen und die Sünde mit aller Konsequenz hassen und ans Kreuz bringen müssen. Wie viele Christen zu diesem Kampf herausgefordert sind, kam vor allem im Seminar «Sauber bleiben in einer unkeuschen Gesellschaft» zum Ausdruck. Die Seminarleiter Peter Heinz, österreichischer EXPLO-Koordinator, und Hans Keller vom Männerforum Schweiz, die beide in grosser Offenheit aus ihrem Leben erzählten, zeigten sich tief beeindruckt vom Wirken des Geistes Gottes in der ans Semi­nar an­schliessenden Gebetszeit. Ohne in die Details zu gehen, berichteten sie, wie


GEMEINSAM über 100 Leute zum Teil verzweifelt und unter Tränen ihre Sünden bekannt hätten. «Es ist erschreckend», sagte Peter Heinz, «wie gebunden – vor allem auf sexuellem Gebiet – noch viele sind, die sich Christen nennen, und zwar Männer wie Frauen.» Maria Prean führte den Ruf nach einem kompromisslos heiligen Leben weiter und forderte mit einem flammenden

• Maria Prean: «Wichtig ist, dass man jeden Tag auch sein Gesicht informiert, dass man erlöst ist.»

Das Wort Gottes essen Der Ruf zurück zur Quelle des Wortes Gottes war ein weiterer roter Faden, der sich durch die ganze EXPLO 04 zog. Nachdem Hanspeter Nüesch in seinem ersten Referat schlicht und einfach Verse aus dem Psalm 119 vorlas und die Freude am Wort Gottes den Zuhörern ins Herz pflanzte, brauchte auch Chris Breuers im gut besuchten Seminar ‹Faszination

Pünktlich zur EXPLO 04 konnten wir endlich auch wieder eine Neuauflage des Bibelkurses ‹Schlüssel zur Weisheit› herausgeben, der im Selbststudium durch die ganze Bibel führt.

Versöhnt und gemeinsam vorwärts Besondere und einzigartige Momente waren die verschiedenen Familien- und

gemeinsam vorwärts | gegründet auf jesus ...

Anwesenden be­te­ten, die in der Eheberatung und Seelsorge tätig sind. Von einer seltenen Ehrlichkeit war auch das Leiterforum vom 30. Dezember ge­prägt, das von rund 400 verantwortlichen Männern und Frauen aus Kircheund Gesellschaft besucht wurde. Der Ruf, als Lei­ter und Leiterin die eigene Identität tief in Jesus zu verwurzeln und die partner­

• René Bregenzer und Vreni Nüesch leiten das

• Roland und Elke Werner auf dem heissen Stuhl: «Ich bin kein guter

Chrischona-Leiter Dr. Markus Müller und Pfarrerin Rahel Eggenberger gestaltete Feier zum Ausklang des alten Jahres löste viele positive Echos aus.

Die offenen Türen sehen Silvester und Neujahr standen ganz im Zeichen von starken Impulsen zum Thema ‹Den Nächsten anstecken› und ‹Verbindlich leben›. Den Anfang machten

• Abendmahlstisch am Silvesterabend

Gebet für Israel.

Evangelist, aber in Deutschland haben wir so wenige Evangelisten,

machen!», eröffnete er seine spritzige, lebensechte und vom Geist Gottes stark gebrauchte Predigt am Silvesterabend. Jesus habe gemäss Offenbarung 3,8 jedem von uns eine geöffnete Tür gegeben. Wir müssten sie nur sehen und hin­ durch­gehen. Dabei gelte es, dort, wo wir leb­ten, ständig die Augen offen zu halten und auf Schlüsselmenschen, Schlüsselwunder, Schlüsselereignisse und

• Bill Wilson: «Ein einziger Mensch kann einen Unterschied machen.»

dass im Land der Blinden auch der Einäugige gebraucht wird.»

Plädoyer die Anwesenden auf, sich von Faulheit und Mittelmässigkeit zu verabschieden und «hervorragende Christen zu werden, die Jesus würdig repräsentieren». Maria Prean betonte besonders, dass wir unser Denken und Reden konsequent dem Worte Gottes unterordnen müssten. Wenn wir das Wort Gottes beachteten und laut bekennten, werde es sich allmählich ‹verstoffwechseln›, unseren neuen Menschen stärken und für Gott brauchbar machen – bis ins hohe Alter. Denn es stehe in Psalm 92 geschrie­ ben, «dass wir bis ins hohe Alter grünen, nicht grauen sollen»! Dass sie das selber lebt, beweist die 65-jährige Powerfrau mit ihrem erst vor ein paar Jahren begonnenen Engagement für Waisenkinder in Uganda.

Bibel› denselben Psalm. Er empfahl, je­den Tag Abschnitte aus dem Psalm 119 zu beten; er habe bei sich und vielen anderen die Erfahrung gemacht, dass Gott dadurch einen ganz neuen Zugang zu seinem Wort schenke. Erich Rebers eindrückliches Zeugnis von seinem prophetischen Traum drückte Gottes Sehnsucht aus, uns mit seinem Wort ernähren und stärken zu können. Und Anni Bärtsch erzählte, wie sie erst durch das Lesen in der Bibel Jesus als lebendigen Herrn erkannt und seine Nähe und Liebe erfahren habe. Auch das 24-Stunden-Bibellesen, organisiert vom österreichischen Bibellesebund, trug dazu bei, vielen Teilnehmern das Bibellesen neu ins Herz zu schreiben.

Generationenzeugnisse. Es war deutlich zu spüren, wie Gott sich von Herzen darüber freut, wenn Geschwister und Generatio­nen gemeinsam Gott dienen, einander schät­zen und erkennen, dass sie sich gegenseitig brauchen, – und auch dann nicht auf­geben, wenn sie durch schwere Zerbruchserfahrungen gehen müssen, wie es die Familie von Martin und Geor­gia Bühlmann erlebte, die mit Martins Mutter, Sohn Marius und Tochter Deborah auf der Bühne standen. «Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen» – mit diesem Lied sang sich auch die Doerksen-Family mit drei Generationen in die Herzen der EXPLO-Besucher. Ein prophetisches Zeichen, dass Gott unsere Familien wieder ganz her­ stellen und brauchen will. Ein starker Moment war, als Geri und Lilo Keller aus ihrem Eheleben erzählten und am Schluss für alle cz 1|05

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schaftliche Ergänzung von anderen Menschen willkommen zu heissen – nicht zuletzt vom eigenen Ehepartner –, zog sich als roter Faden durch die verschiedenen Beiträge. Gemeinsam und versöhnt vorwärts gilt jedoch auch im grösseren Rahmen: Die Zeugnisse von Duane Conrad, Pfarrer Axel Nehlsen und Kerstin Hack der Initiative ‹Gemeinsam für Berlin›, Peter Heinz‘ Zeugnis über den runden Tisch in Österreich mit über 60 Leitern aus allen Denominationen, der Abend über die Versöhnungsarbeit in Ruanda, Burundi und im Kongo und das Gebet für Israel gaben uns eine grössere Vision des Leibes Jesu. Erstmals an einer EXPLO gab es ein ge­meinsames Abendmahl. Die von 7

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Pfarrer Florian und Anni Bärtsch, die von ihrer evangelistischen Pioniermission in der Innerschweiz berichteten. Sie erzählten, wie Gott die einfache, freimütige Verkündigung des Evangeliums zunehmend mit Heilungen und Erweisung seiner Kraft begleite und wie auch Leute aus der Esoteriker- und Okkultistenszene von Jesus erfasst würden. Die Einzigen, die Gott eingrenzten, seien wir Christen, betonte Bärtsch und rief die versammelten Zuhörer auf, sich von Jesus ohne Vorbehalte als seine lebendigen Zeugen senden und brauchen zu lassen. Es gehe jedoch nicht darum, dass wir uns für den Missionsauftrag abkämpften, betonte Peter Wenz, Pastor einer grossen Freikirche aus Stuttgart. «Jesus will es uns so einfach wie möglich

Schlüssel­zeiten zu achten. Das seien die Gelegenheiten und ‹vorbereiteten guten Werke›, die vor unseren Füssen lägen. Die sollten wir packen. «Wir warten nicht mehr auf Erweckung; wir leben erweckt!» Bill Wilson, Kinderpastor und Gründer der Metro Ministries in den New Yorker Ghettos, fuhr gleich weiter und stellte die Frage in den Raum: «Glaubst du wirklich, dass ein einziger Mensch in der Welt einen Unterschied machen kann?» Bill Wilson beantwortete die Frage gleich selber mit einer eindrücklichen Bibelauslegung von 4. Mose 17,1-15. Hier wird be­richtet, wie Aaron sühnend «zwischen die Leben­den und die Toten stand» und so Gottes Ge­richt abwenden konnte. Bill Wilson erzählte so eindrücklich aus seinem Alltag und von seinen mutigen Mitarbeiterin­nen,


GEMEINSAM dass sich manch einem Zuhörer die Nackenhaare sträubten. «Dringlichkeit ver­langt eine Antwort», redete Bill Wilson den Anwesenden ins Ge­wissen und machte uns allen Mut: «Es sind nicht die Helden, die den Unterschied machen, son­ dern die einfachen, gewöhnlichen Leute.» In die gleiche Richtung predigte am Neujahrsmorgen die Theologiestudentin

«Just do it!» Der Raum wird zu knapp, um an dieser Stelle alle Kostbarkeiten zu erwähnen, welche die EXPLO 04 so reich gemacht haben: Die grossartigen Musik- und Worshipzeiten mit Rebecca St. James, nu company, Crescendo, Florence Joy, Brian Doerksen, Lothar Kosse und der Basler Regio-Praiseband; die erfrischenden Interviews von Thomas Zindel mit

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Gespräche in der Seelsorge, im hörenden Gebet, an den über 150 Ständen der Missionsausstellung und die vorbildliche Hingabe Hunderter von Helferinnen und Helfer, die zum Teil kaum etwas von der Konferenz mitbekamen ...

• Mit 6596 Dauer- und 4486 Teilzeitteilnehmern und Tagesgästen blieb der Besuch der EXPLO 04 im Rahmen der bisherigen Konferenzen. Der geistliche Tiefgang, die Ehrlichkeit der Referenten und die lebens­nahe Substanz der künstlerischen Beiträge

Das reiche, manchmal übervolle Programm der EXPLO 04 ist zu Ende. Jetzt sind wir gewöhnlichen, begnadeten, von

war jedoch ein deutlicher und eindrücklicher Schritt vorwärts.

• Links: RegioPraiseband. Rechts: Lothar Kosse • Von links: Nica Spreng, Peter Wenz, Beat Müller und Ralf Esslinger

Nica Spreng. «Gott sucht Menschen, die ihren Wünschen und Plänen gestorben sind und sich ganz IHM zur Verfügung stellen. Wer ist ready dafür?» Keck forderte sie all jene auf, die neu in den kleinen Dingen des Alltags treu sein wollten, auf den Stuhl zu stehen und das im Gebet festzumachen.

den Persönlichkeiten auf dem heissen Stuhl; die hervorragenden künstlerischen Beiträge von Mime Carlos Martinez, Akrobat Stefan Schneider und Kabarettist Beat Müller («Just do it»); die authentische Moderation von Sabine Fürbringer und Joe Hartung; die begeisterten Zeugnisse von der TeenEXPLO, der KidsEXPLO und der StreetEXPLO; die total 126 Seminare aus allen Bereichen des Lebens und Dienstes; die unzähligen Kontakte und

Jesus bevollmächtigten und gesandten Menschen gefragt. Jetzt bist du dran! «Sei stark und mutig», forderte Hanspeter Nüesch seine Zuhörer im Schlussplenum auf. «Sei dem Wort Gottes in allem gehorsam, mach mutige Schritte im Glauben, und nichts wird dir unmöglich sein!» – Trauen wir es Gott zu, dass ER es letztlich ist, der es tut, und dass er uns in unserem normalen Alltag weiter zum Staunen bringen wird!

Kleingruppen – Was haben wir schon zu verbergen? Gruppe 316 – von insgesamt 317 – besteht aus acht jungen Frauen. Nur zwei kennen sich. Als jede sich vorstellt, wird klar: Sie alle sind Studentinnen, bis auf Christine, die gerade erst das Abi gemacht hat, und Petra, die schon arbeitet. Petra übernimmt als älteste freiwillig die Leitung. Die Gruppe hält sich an das EXPLO-Tage­ buch, in dem für zwei Tage Bibeltexte

• Die EXPLO 04 glänzte durch eine un­ glaub­liche Kreativität mit Kulturama,

und Fragen dazu angegeben sind. Der persönliche Austausch läuft schnell gut, obwohl man sich kaum kennt. Was ha­ben wir schon zu verbergen? Susanne aus Erlangen ist aufgefallen, wie un­wichtig das Gebet in ihrem Alltag geworden ist. Sie will es ändern. Evelyn erzählt, wie sie an ihrer Uni für Dozenten beten und die seitdem schon offener geworden sind. Sie hatten mit Gebet schon meh­r­ere coole Erlebnisse. Ihr ist die grosse

Dimen­sion wichtig, die mit Gebet verbunden ist: «Wir bewegen geistliche Welten, wenn wir beten», sagt sie. Anne ist es wichtig geworden, ihr Christsein im Alltag nicht zu verstecken. Dass sie zum Beispiel ihren Freunden sagen will, dass sie auf der EXPLO war, und auch sagen will, was dahintersteckt. Carla will endlich zu Hause zugeben, was der Grund dafür ist, dass sie am Sonntagvormittag nie Zeit hat: Gottesdienst. Sie reden noch viel und treffen sich auch an dem Tag als Gruppe, an dem kein Klein­gruppen­ treffen vorgesehen ist. Am Ende wünschen sie sich: Wenn wir vom Kongress zurückkom­men, müssten wir strahlen wie Mose, als er aus der Gegenwart Gottes zurückkam. (bk)

Missionsausstellung, Künstler, KISIKids und einer Fülle von erstklassigem, wenn auch zeitlich knapp bemesse-

• Kleingruppe an der TeenEXPLO im

nem Worship.

intensiven Austausch. cz 1|05

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«Als Christen wollen wir die Gesellschaft verändern. Wie kann das geschehen? Am wirkungsvollsten ist es, wenn wir dorthin gehen, wo die Menschen sind.»

StreetEXPLO Dem Glauben Hände und Füsse verleihen Wer im Herzen von Gottes Liebe ergriffen wird, bleibt nicht ungerührt. Der Wunsch erwacht, mit der frohen Botschaft auf die Menschen zuzugehen, – und genau das taten Hunderte von EXPLO-Teilnehmern. Sie machten sich auf den Weg in die Welt hinaus, auf die nasskalten Strassen von Basel, hin zu den Menschen.

Birgit Kirchmann | Christian Bachmann An drei Nachmittagen ging es in der StreetEXPLO-Einsatzzentrale zu und her wie in einem Bienenstock. Die Teilnehmer konnten unter zehn verschiedenen Angeboten aussuchen und den auf sie zugeschnittenen Einsatz wählen: Das Café Elim und der Bäckereiwagen

brauchten helfende Hände, die Rolling Church und das Tee-Mobil waren im Einsatz, Besuche in Basler Krankenhäusern und Altersheimen standen auf dem Programm. Eine bunt gemischte Schar fuhr ins Felix-Blatter-Spital, sang Lieder und besuchte Patienten auf ihren Zimmern, betete mit ihnen. Wer wollte, konnte vor der Praxis noch einen Work-

Einsatzleitung, die kurzfristig umdisponieren musste, konnten alle ausgesendet werden und kamen grösstenteils begeistert zurück.

shop zum Thema Evangelisation besuchen, um nicht ganz unvorbereitet für die Sache des Herrn unterwegs zu sein.

Mutig und entschlossen auf die Menschen zugehen Beim Evangelisieren auf der Strasse erwiesen sich die Teens als echte Vorbilder. Mutig und entschlossen gingen sie auf die Menschen zu und liessen sich nicht von Ablehnungen beeindrucken. Ihre Begeisterung und Entschlossenheit waren ansteckend! Rund 1000 Haushalte in Basel waren vor dem Verteilen der Jesus-Videos mit einem Brief auf die Aktion aufmerksam gemacht worden. Um die Videos zu über­­bringen, waren insgesamt 80 Helfer nötig. Dazu wurden auch 40 Teilnehmer der TeenEXPLO eingeladen. Diese kamen auch – sowie weitere 50 Teenager, die un­ verhofft vor der Tür der Einsatzzentrale um Einlass baten, um sich an der Aktion zu beteiligen. Dank der Flexibilität der

• Für Schulkinder in Armenien, Lettland und der Ukraine wurden 500 Schulranzen mit

Live erlebt auf den Strassen und in den Gassen von Basel Einige Teilnehmer konnten sogar Menschen helfen, ein Leben mit Jesus zu be­ginnen. Allein in dem kleinen Team von zehn Leuten, die unter der Leitung des Evangelisten Fredy Staub auf dem Marktplatz von Basel das Gespräch mit den Passanten suchten, gab es drei Entscheidungen für Jesus. Die StreetEXPLO wurde in Zusammenarbeit mit Basler Gemeinden koordiniert. Menschen, die in Basel und Umgebung wohnen, haben zusammen mit EXPLOTeilnehmern das Momentum der Grosskonferenz genutzt, um Menschen mit der Kraft des Evangeliums zu konfrontieren. Wie bei einer Explosion sollte sich die Gute Nachricht überall hin ausbreiten. Nachfolgend berichten Einsatzteilnehmer von ihren Erlebnissen bei der Street­ EXPLO. Sie geben uns einen kurzen Einblick in das, was ihnen besonders auf dem Herzen liegt, und erzählen, warum sie sich herausfordern liessen, auf die Strassen und Gassen von Basel zu gehen, um mit den Menschen in Kontakt zu treten.

neuwertigem Schreibmaterial gesammelt. cz 1|05

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• Die Einsatzleiter Ueli und Karin Berger, Mitarbeiter bei Campus für Christus: «Die StreetEXPLO mit ihrer bunten Palette von sozial diakonischen, künstlerischen und missionarischen Aktivitäten wurde zum Bindeglied zwischen der Konferenz und der Basler Bevölkerung.» Rechts der Moderator Joe Hartung.

Fredy Staub, Evangelist in der Schweiz: «Als Christen wollen wir die Gesellschaft verändern. Wie kann das geschehen? Am wirkungsvollsten ist es, wenn wir dorthin gehen, wo die Menschen sind, und uns mit ihnen auseinander setzen über die wichtigste Frage, die es überhaupt gibt, nämlich die Frage nach dem Sinn des Lebens und nach demjenigen, der unser Leben in den Händen hält. Deshalb evangelisiere ich.»

Student aus Tübingen: «Ich habe einen jungen Mann angespro-

chen, der auf der Parkbank sass, und habe ihm mit dem kleinen Heft die Grundlagen des Glaubens erklärt. Er sagte, dass er Gott gerne persönlich kennen lernen wolle. Und dann haben wir gebetet, und er hat sein Leben Jesus gegeben.»

Julia und Noemi aus Zürich: «Mit unserem Einsatz sind wir zufrieden. Wir haben viele getroffen, die sagten, dass wir ein bisschen zu jung seien und ihrer Meinung nach zu wenig Erfahrung im Glauben hätten. Wir hatten mit einer Frau ein sehr gutes Gespräch auf Englisch. Aber sie ist Muslimin und glaubt

nicht an Jesus. Morgen werden wir mithelfen beim Verteilen der Jesus-Filme.»

Jo aus Luzern, Kleingruppenleiter bei den Teens: «Es war interessant! Einige haben uns voll abgelehnt, andere haben uns gesagt, sie hätten keine Zeit. Jemanden haben wir getroffen, der viel Zeit hatte, und wir konnten mit ihm unser Büchlein durchgehen.»

Frau aus Bern, 18-jährig: «Ich habe das auch schon gemacht, und es bringt mich näher zu Gott, wenn ich

auf diese Weise herausgefordert werde, obwohl ich Menschenfurcht habe. Ich brauche jedoch die Beziehung zu Gott und will deshalb die Liebe von Gott auch weitergeben. Ein paar Diskussionen waren sehr gut; wir hatten ungefähr fünf Gespräche. Mit zwei Leuten konnten wir sogar beten. Eine Frau sagte, sie suche neue Arbeit. Wir beteten dafür, und ich hatte das Gefühl, dass Gott etwas bewegen wird, dass unsere Begegnung kein Zufall war. Ich glaube, dass sie einen Arbeitsplatz finden wird.» In der StreetEXPLO-Einsatzzentrale erhielten wir noch einen Anruf einer erwartungsvollen Hausfrau: «Wo bleibt ihr denn? Ich warte auf das Video mit Jesus!» Das bestätigt uns, dass die Menschen hungern und dürsten nach dem wahren Lebenswasser. Bist du bereit, es ihnen zu bringen? Bist du bereit, dich auf den Weg zu machen, so dass dein Glaube Hände und Füsse bekommt?

• Evangelistischer Einsatz in der Stadt Basel innerhalb der StreetEXPLO cz 1|05

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nebelfreie Tage an der TeenEXPLO Aus dem Tagebuch von Stephanie Seiler

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Wir hörten dort, wie wichtig das Beten ist und dass wir wirklich an Wunder glauben können. Am Nachmittag fand in der Sporthalle etwas Ähnliches wie SumoRingkämpfe statt. Die sechs Besten kamen am Abend ins grosse Finale. Es war mega-lustig! Im Plenum sprachen wir über eine nebelfreie Berufung. Was bedeutet es, eine nebelfreie Dienerin, ein nebelfreier Kämpfer zu sein? Die Zeit ging viel zu schnell vorbei, und schon bald folgte der Countdown ins neue Jahr.

Nachher ging ich mit einer Kollegin auf die Strasse, um für Leute zu beten, aber viele lehnten es ab, und so beschlossen wir zurückzugehen.

Samstag, 1. Januar 2005 Nach gerade mal fünf Stunden Schlaf ging‘s um 10 Uhr schon weiter. Bill Wilson aus New York, der Leiter der grössten Sonntagsschule der USA, erzählte von den Wegen, die wir im Leben gehen können. «Es gibt fünf Strassen: die Strasse

der Erkenntnis, der Konfrontation, der Barmherzigkeit, die Strasse des Gehorsams, der Entscheidung. Wir müssen uns entscheiden, welcher Strasse wir folgen, und wie weit wir darauf gehen wollen.» Ich fand die EXPLO 04 eine schöne Zeit. Schade, dass alles so schnell vorbeigegangen ist! Ich wünsche mir, dass ich die Eindrücke und das Gehörte mitnehmen und anwenden kann. Es wäre toll, wenn an der nächsten EXPLO noch mehr begeisterte Teenies kämen!

• Von links: Stephanie Seiler, Kuno (Matthias Kuhn), Teenies im Gespräch. Unten: Teens in den Kleingruppen – engagiert, laut, begeistert

Stephanie Seiler

Dienstag, 28. Dezember 2004 Endlich kam der Tag, an dem die EXPLO beginnen würde. Auf der langen Zugfahrt nach Basel betete ich insgeheim zu Gott, ER möge mir nette Leute schenken. Auf dem Messegelände standen bereits viele Mitarbeiter und Helfer beim Check-in an. Endlich begann die TeenEXPLO mit der Band ‹Boundless›. Von Anfang an herrschte eine super Stimmung. Ich wurde mit sechs anderen netten Mädchen in die 92. von 131 Teenie-Kleingruppen eingeteilt. Am Abend ist mir wichtig geworden: Wir sind die Weintrauben, und Jesus ist der Weinstock; und damit es überhaupt Früchte gibt, braucht es zuerst einen Stock. Wir sollten jederzeit und für alles beten und uns ganz dem Herrn hingeben.

Mittwoch, 29. Dezember 2004 Morgens 9 Uhr starteten wir mit einem Aufwärm- und Aufwecktanz. Nach dem

Lobpreis und der Kleingruppe, wo wir Psalm 103 über Gnade lasen, besuchten wir den ersten Workshop zum Thema ‹Lästern und Mobbing in der Schule›. Es war sehr spannend, zu hören, was andere damit für Erfahrungen machen. Am Nachmittag besuchten wir die StreetEXPLO. Meine Kolleginnen und ich sprachen viele Leute an. Am Abend sprach Kuno über Gnade: «Wir müssen nichts tun, um Gnade zu bekommen, nur die Geschenke des Herrn annehmen.» Ich fand den Mann super und hätte ihm stundenlang zuhören können.

Donnerstag, 30. Dezember 2004 Heute bekam jeder am Eingang einen Ballon, und wir waren gespannt zu hören, was es damit auf sich haben würde. Ich dachte mir einen Namen aus und sprach ihn in den Ballon, während ich ihn aufblies. Dann warfen wir den Ballon mehrmals in den Himmel als Zeichen dafür, dass wir die genannten Personen vor

Gott bringen möchten. In der Kleingruppe lasen wir Psalm 141, studierten die Bibellesezeitschrift ‹Pur› und lernten von Matthias Kuhn, wie man mit Gewinn die Bibel lesen kann. Am Nachmittag nahmen einige Teens an der StreetEXPLO teil, verteilten DVDs, Bibeln und vieles mehr. Am Abend stand Maria Prean auf dem Programm bzw. auf der Bühne. Sie war spitze. «Wir müssen lernen, Gott gehorsam zu sein. Als erstes sollten wir bereit sein zu hören, was ER uns sagen möchte, und dann dem Glauben ‹Beine machen›. Nehmen wir das an, was Gott uns gibt, und danken wir Ihm dafür! Die Sünden dürfen wir IHM an sein gnädiges Kreuz abgeben. Auch sollen wir unsere Eltern ehren und ihnen danken. Sie sind ein Geschenk für uns – und wir für sie.»

Freitag, 31. Dezember 2004 Bei den Workshops einigten wir uns in meiner Gruppe auf ‹Verändert Gebet?!›. cz 1|05

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kIDSEXPLO Action und Spass mit Tiefgang «Gott will auch schon junge Kinder brauchen, um seine Kraft und Liebe weiterzugeben, er will sie aber auch befähigen, sein Reden zu erkennen und zu verstehen.»

Jesus hat seinen grossen Schirm über die KidsEXPLO ausgespannt (siehe Psalm 91)! Die ganze Woche stand unter seinem Schutz und Segen! Die Kinder konnten in ihrer Beziehung zu Jesus wachsen und mutige Schritte tun. Eltern, die sich anfänglich Sorgen machten, fassten Vertrauen zum Team. Der Heilige Geist und die Zugehörigkeit zu Gottes Familie waren während der ganzen Woche spürbar.

Marc und Claudia Peyer Zum guten Gelingen haben besonders auch die KISI-Kids aus Österreich beigetragen, welche die Kids mit ihrem bunten Programm auf altersgerechte Weise fesseln und begeistern konnten.

Ein klarer Blick und eine klare Linie Am ersten Abend lehrte die amerikanische Fürbitterin Tommy Femrite. Die Kinder beteten gemeinsam für alle Kinder und Leiter, die krank waren oder sonstige Nöte hatten. Was uns am meisten beeindruckte: Die Kinder sind so dankbar und glauben einfach. Bernhard, ein Mitarbeiter der KidsEXPLO, erzählte: «Mit meinem linken Auge ist ein Wunder geschehen. Ich hatte ein Stechen und Brennen im linken Auge. Einige Kinder beteten für mich, worauf ich eine Besserung spürte. Am nächsten Tag sagte Erich Reber, bekannt als ‹prophetische Stimme›, es sei jemand im Raum, der ein Stechen im linken Auge hätte, und wir sollten ihm die Hände auflegen. Nach diesem Gebet waren die Schmerzen ganz weg, und ich konnte wieder klar und deutlich sehen!»

Wie ein roter Faden zog sich diese Botschaft durch die verschiedenen Inputs: «Gott will auch schon junge Kinder brauchen, um seine Kraft und Liebe weiterzugeben, er will sie aber auch befähigen, sein Reden zu erkennen und zu verstehen.» Wenn die Leiterin die Kids fragte, was sie in der Stillen Zeit vor Gott gehört hätten, kamen die Antworten wie aus der Pistole geschossen. Die Kinder konnten es kaum erwarten, ihre Eindrücke, die sie von Gott empfangen hatten, weiterzuerzählen.

Wo sind denn nur all die Stoffbären hingekommen? Auch bei den ganz Kleinen erlebten wir einiges. Zunächst fehlte es an Spielsachen, ausserdem hatten wir zu wenig Be­treuerinnen und Betreuer. Nur gut, dass der erste Nachmittag bloss zwei Stunden dauerte! Eine Familie und später noch vier weitere Leute erklärten sich bereit zu helfen, brachten eine Kiste mit Duplo­steinen, und plötzlich tauchten auch die vermissten Plüschtiere wieder auf.

An der Hand des Guten Hirten Die KISI-Kids betreuten die drei- bis fünfjährigen Kinder. Beim Morgenlobpreis mit Mike und seinen Liedern ‹rockten› die kleineren Kinder voll ab! Die Botschaft des Guten Hirten wurde durch ‹Pauli und der Räuber Stinkefuss› vermittelt, ein tief ins Herz gehendes Musical. Die Kinder sangen und spielten mit grosser Begeisterung und Hingabe.

Kindliche Fantasie und Kreativität fördern In 25 Workshops wurde den Kindern eine reiche Palette geboten: Lederarbeiten, filzen, Kerzen ziehen, Speckstein bearbeiten, Ton formen, Kreatives mit Ballonen, mit KISI-Kids für den Auftritt proben, Spielpuppen herstellen, mit den Puppen spielen. Auch für Bewegung war gesorgt: Büchsen schiessen, Bogenschiessen, HipHop-Tanz, eine 5-Meter- Kletterwand sowie mehrere Hüpfburgen. Einen Einblick in die Welt der Gaukler und Illusionisten boten der Deutsche Ralf Esslinger und der Lette Zigmars Atvars. Wenn aus cz 1|05

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einigen Luftballons ein Hund, eine Biene oder ein Wikinger entsteht, werden Kinderaugen grösser und grösser. Wenn aber plötzlich Tücher verschwinden und Reifen ihre Farben wechseln, bleibt auch manch erwachsenem Zuschauer die Spucke weg.

Als Beschenkte Gottes Liebe weitergeben 17 Kids beteiligten sich an der Jesus-FilmVerteilaktion. Durch Ruth und Dieter Förster vom Jesus-Video-Projekt gut auf die Aufgabe vorbereitet, gingen die Kinder an zwei Nachmittagen auf die Strasse, sprachen Leute an und machten sie für den Film ‹gluschtig›, den sie ihnen gratis anboten. Auch die Workshops ‹Besuch im Altersheim› und ‹Besuch im Spital› machten allen Beteiligten viel Freude. 11 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren sangen auf vier Stockwerken des Felix-Blatter-Spitals, wo die Patienten auf Stühlen und aus den offenen Zimmern mithörten. Einer alten Dame liefen Tränen über die Wangen. Schliesslich durften die Kinder den Insassen und Patienten noch Bibeln 17

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und Kreuze anbieten. Sie taten das alle sehr initiativ, gingen – mit Erlaubnis der Schwestern – in die Krankenzimmer an die Betten, um Geschenke zu bringen und mit den Leuten zu sprechen. Für die gute Zeit an der KidsEXPLO danke ich Jesus ganz herzlich. Dass alles so gut über die Bühne gegangen ist, ist bei einer so bunt zusammengewürfelten Schar gar keine Selbstverständlichkeit!

Die KidsEXPLO in Zahlen

KidsEXPLO auf DVD

Kinder 0–2 Jahre: Kinder 3–5 Jahre: Kinder 6–8 Jahre: Kinder 9–12 Jahre:

Im Schnellzugstempo noch einmal die KidsEXPLO erleben: Auf einer DVD mit Tageszusammenfassungen, WorshipSequenzen und Ausschnitten aus den Referaten sind auch die KISI-Kids aus Österreich als Special guests mit dabei! Zu beziehen bei Coba Communication Sonnenweg 18, 5734 Reinach Tel. 062 771 72 38, Fax 062 771 05 34 www.medienshop.ch/explo

Mitarbeiter im Team: Freiwillige Helfer:

25 65 150 350 15 50


gemeinsam vorwärts | transparenz ist gefragt

T

Transparenz ist gefragt

geschieht aber durch persönliche Beziehung, Disziplin, Training, Charakterformung.» | Sara Leu: «Vier Jahre Gymnasium haben mich mehr beeinflusst als ich dachte. Ich konnte nichts mehr von Autoritätspersonen akzeptieren. Gott hat mir das aufgezeigt. Heute kann ich zurücklehnen und muss nicht mehr alles für mich selbst herausfinden, sondern kann fragen: Wie seht ihr das für mich?» (B5: Generationentransfer. Zusammen mit Kathrin Steingruber und Christoph Leu, jeweils mit ihren Kindern)

Stimmen zu den Seminaren

Das etwas ungewohnte Seminarkonzept der vergangenen EXPLOs wurde auch diesmal umgesetzt: Immer zwei bis vier Referenten waren für ein Thema verantwortlich. Es sollte nicht ein einzelner Experte reden und die anderen zuhören, sondern ein vielfältiges Lebenszeugnis und hoher Praxisbezug standen im Vordergrund. Der Seminar-Renner mit den meisten Teilnehmern war: Stille Zeit – inspirierend und kreativ. Im Folgenden ein Potpourri von pointierten Statements aus den 75 Seminaren für die ‹erwachsenen› EXPLO-Besucher.

Bibel und Gebet Ortwin Schweitzer, Maria Wyss und Beat Christen: «Politik, Wirtschaft, Medien, Forschung, Schule sind Schlüssel­berei­ che unserer Gesellschaft, wer sie ‹besetzt›, prägt unsere Gesellschaft. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: prägen oder geprägt werden. – Nicht jeder kann ein christlicher Politiker sein; aber jeder kann ein politischer Christ sein – und beten.» (A1: Gebet und Gesellschaft/Politik) Werner Setz: «Gott hat zu allem eine Meinung. Er offenbart sie auf verschiedene Art. Gottes Meinung baut auf und ist kompatibel mit seinem Wort.» (A3: Auf Gott hören, seinen Willen erkennen und tun. Zusammen mit Hans Jenni, David Schneider, Sibylle Wilkening)

auftanken, nicht in der Welt. Sonst tanken wir Negatives auf, Kritik und Anklage. Auf dem Sitzsack im Dachzimmer lasse ich meinen Mangel vom Vater immer wieder auffüllen. – Wichtig bei uns ist das morgendliche Regieren geworden! Wir proklamieren, dass Jesus in unserer Ehe und in der Firma Herr ist.» (B1: Wie wachse ich in geistlicher Vater-/Mutterschaft? Zusammen mit Reini Schümperli, Dr. Christoph Häselbarth)

Leiterschaft Yves Enderli: «Man braucht in der Krise

Gefässe wie Ehe, Familie, Rechenschafts­ beziehungen.» | Marlies Zindel: «Eine Krise erfordert die richtige Interpretation, damit es dem Feind nicht gelingt, mich in die Sünde hineinzudrängen. Geh mit deiner Krise zu Gott — er hat die richtige Interpretation.» (B3: Wie gehe ich als Leiter mit Krisen und Enttäuschungen um?) Emil Steingruber: «Die heutige Gesellschaft geht davon aus, dass Veränderung durch Informationsvermittlung geschieht. Gottes Weg zur Veränderung

Pfr. Geri und Lilo Keller, Hanspeter und Vreni Nüesch, Dr. Markus Schildknecht: «Leiterschaft heisst Unterordnung unter die Herrschaft Jesu Christi. Dabei soll nicht eine Fehlerlosigkeit im Hören des Willens Gottes im Vordergrund stehen, sondern eine Herzensbeziehung zum Vater im Himmel. Wenn das Herz stimmt, führt und korrigiert der Vater schon. – Solche Leiter führen die ihnen anvertrauten Menschen zu Gott und nicht in den eigenen Einflussbereich.» (B8: Leiterschaft im Gleichschritt mit dem Heiligen Geist anstreben)

Hanspeter und Marianne Suess: «Wir müssen beim himmlischen Vater

Jüngerschaft Caroline Mathies: «Gemeinschaftliches Leben fördert das Wachsen in der Jüngerschaft. Durch gemeinschaftliches Leben wird auch die Kraft zum missionarischen und diakonischen Engagement freigesetzt.» (D2: Gemeinschaftlich Jüngerschaft leben – zusammen etwas bewegen. Zusammen mit Thomas und Irene Widmer, Mark und Silvia Fels)

• Oben von links: Hanspeter und Vreni Nüesch, Lilo und Geri Keller. Rechts von oben: Emil Steingruber, Sara Leu, Margit Eichhorn und Jytte Nielsen

zur Ergänzung.» (D5: Sich selbst und andere Menschen besser verstehen. Zusammen mit Arlette Block)

Ehe und Familie Leo Bigger: «Es ist die beste Bibelschule, wenn du beginnst, eine Jüngerschaftsgruppe zu leiten, denn du lehrst, du taufst, du heilst usw.» (D4: Auf Evangelisation ausgerichtete Jüngerschaft. Zusammen mit Susanna Bigger und Marlies Zindel) Margit Eichhorn: «Männer und Frauen sind anders, nicht zum Krieg, sondern

Jytte Nielsen: «Gegenseitige Unterordnung ist gegenseitiger Dienst aneinander. Wenn die Frau verletzt ist, fängt sie an zu kontrollieren, wenn der Mann verletzt ist, fängt er an, dominant zu sein. Mann und Frau sollten eine neue Achtung voreinander finden.» (E1: Männer und Frauen – Gottes geniale Erfindung. Zusammen mit Maria und Peter Heinz)

Die Seminare mit der besten Bewertung Gemäss den eingegangenen Auswertungsbogen erhielten die folgenden Seminare die höchsten Noten: • Sauber bleiben in einer unkeuschen Gesellschaft D6 • Leiterschaft im Gleichschritt mit dem Heiligen Geist B8 • Kinder ausserhalb der Kirche erreichen C5 • Evangelistischer Lebensstil C4 • Kleingruppenorientierte Gemeinde G2 • Strategisches Gebet A2 • Weltmission im eigenen Land L4 Auch unter den weiteren, noch sehr gut benoteten Seminaren finden sich erstaunlich viele mit evangelistischer, jüngerschaftlicher und missionarischer Thematik. Auch ein Seminar mit dem Titel ‹Mit neuem Feuer in die alte Gemeinde zurück› kam in die vordersten Ränge. Ein eher ungewöhnliches und doch ermutigendes Bild! Ob damit ein Trend weg vom Wohlfühlchristentum auszumachen ist?

• Von links: Maria Wyss, Ortwin Schweitzer, Leo Bigger cz 1|05

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gemeinsam vorwärts | transparenz ist gefragt

Christa und Wilf Gasser: «Die Brücke zum Herzen des Partners muss immer wieder neu gebaut werden. Auch die Sexualität ist Teil dieser Brücke. Wir wollen dich ermutigen, dein/euer sexuelles Erleben bewusst zum Thema zu

• Von oben: Hans-Joachim Hahn, Wilf und Christa Gasser, Claudia und Eberhard Mühlan,

machen. Nur schon das konstruktive Gespräch darüber setzt Kräfte frei und eröffnet neue Dimensionen. Wenn ihr erst noch Jesus bewusst zu eurem Trainer macht, seid ihr auf gutem Weg zu erfüllender Sexualität.» (E3: Wachsende Intimität in der Ehe – Wege zu einer erfüllenden Sexualität. Zusammen mit Andreas und Nathalie Fülbeck. Buchempfehlung: ‹Koscherer Sex›, Shmuley Boteach)

Peter Wenz, Annelies und Heinz Strupler

Felix und Sibyl Ruther: «Die entscheidende Frage ist: Wie schaffen wir in unserer Beziehung dem Dritten im Bunde mehr Raum?» | Daniel und Käthi Zindel: «Je abhängiger wir uns von Gottes Liebe machen, desto unabhängiger können wir einander als Mann und Frau lieben. Diese befreiende Eheerfahrung im Dreierbund mit Gott führt zu einem Klima der Freiheit, das erst echte Zuwendung ermöglicht. Freiheit und Zuwendung ergibt Liebe (F+Z=L).» (E4: Die Jahreszeiten einer Ehe – miteinander wachsen. Zusammen mit Ruedi und Elfi Mösch) Eberhard und Claudia Mühlan: «Ein Kind kann sich nur dann selbst vertrauen, wenn ihm Vertrauen zugesprochen und etwas zugetraut wird. Es kann sich neu dann wertvoll fühlen, wenn ihm das immer wieder gesagt und gezeigt wird.» (E5: Kindererziehung – Entfaltung ihrer vollen Persönlichkeit. Zusammen mit Peter und Maria Heinz)

Schule und Beruf «In den Grenzbereichen der Wissenschaft wird ein Vakuum auf den Gebieten Ethik, Wahrheit und Sinn erkennbar ... Eine Neuentdeckung des Glaubens bahnt sich an ... Christen sind gefordert, ihr Studium als Auftrag Gottes anzunehmen ... Beziehungen und gelebtes Zeugnis sind aber nach wie vor die wesentlichen Elemente, damit Menschen zum Glauben kommen.» (F1: Die Akademische Welt vom Evangelium her prägen – Podiumsdiskussion mit Hans-

Kunst, Medien, Sport

Joachim Hahn, Ulrich Täuber, Clemens Schweiger, Dr. Benedikt Walker)

Kirche / Gemeinde Pfrn. Sabine Aschmann: «Gottes Auftrag an die Landeskirche heute ist, dem Volk zu dienen.» | Pfr. Leo Tanner: «Die Landes­ kirche braucht ständig wiederkehrende Angebote für Suchende, damit sie hier Hilfe finden und nicht anderswo suchen müssen.» | Pfr. Roger Rohner: «Als Landes­ kirchler müssen wir Langstreckenläufer und Träumer sein. In der Landeskirche braucht es Mitarbeiter, die mit Unkraut leben können und nicht von einem Vorzeigegarten ohne Unkraut träumen.» (G4: Gemeinde bauen im volkskirchlichen Umfeld) Peter Wenz: «Ohne verbindliche regelmässige Gemeinschaft in Kleingruppen wird es für Christen in den kommenden Jahren schwer werden, geistlich zu überwinden.» (G2: Kleingruppenorientierte Gemeinde. Zusammen mit Thomas Zindel) Heinz Strupler: «Die beste Lehre, die ich je weitergegeben habe, ist mein Vorbild! Gott gebraucht gewöhnliche Menschen!» | Fluri und Anni Bärtsch: «Phasen einer Pionierarbeit: 1. Gott spricht zuerst! Man soll es nicht einfach tun! 2. Gott bestätigt. 3. Warten, im Glauben und nicht im Schauen. 4. Geburtswehen aushalten. 5. Zur Geburt kommen. 6. Gebet. 7. Formen und Gestalten» (G8: Pionier sein! Apostolische Dienste heute. Zusammen mit Giovanni Isella)

Beruf und Gesellschaft Ueli Haldemann, Heinz Suter: «Transformation geschieht dort, wo sich ‹Beter und Macher› gegenseitig befruchten und unter der Leitung des Heiligen Geistes gemeinsam Reich Gottes bauen.» (H1: Transformation, ein (un-)erfüllter Wunsch)

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Beat Baumann: «Das Evangelium verdient die besten Webseiten!» | Markus Baumgartner: «Um das Interesse des Ziel­ publikums zu wecken, reicht eine schöne Fassade für den öffentlichen Auftritt aber nicht aus. Als kirchliche Mitarbeiter werden wir viel mehr daran gemessen, was wir tun und wie wir sind, und weni-

ger daran, was wir sagen.» | Fritz Herrli: «Wenn Christinnen und Christen aus der Kraft des Evangeliums überzeugend leben, sei es persönlich in ihrer Nachbar­ schaft, im Beruf oder als Gemeinde an ihrem Ort, sind sie für die Medien interessant. – Wenn wir Christen die Öffentlichkeit informieren, Gelegenheiten zu Interviews erhalten oder Medienschaffenden unsere Projekte präsentieren können, sind Bescheidenheit, Transparenz und Ehrlichkeit angesagt. Schwächen zugeben zu können, spricht mehr für uns als triumphalistische Selbstdarstellung.» | Jürgen Single: «Medienarbeit muss von Menschen gemacht werden, die verlorene Menschen nicht als Missionsopfer ver­stehen, sondern diese mit der Liebe Christi sehen und ihnen professionell begegnen.» (I3: Kommunizieren durch die Medien – proaktiv)

musste lernen loszulassen.» | Werner Tobler: «Fehlende Vergebungsbereitschaft ist eine Hauptursache für Lebenskrisen.» (K4: Umgang mit Burnout und Zerbruchs­ erfahrungen) Prof. Daniel Vischer: «In der Welt der Bibel gibt es keine Pensionäre. Dazu Gott in Jesaja 46,4: ‹Auch bis in euer

Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet.›» | Kurt Spiess: «Wer eine Vision für seinen ‹aktiven› Ruhestand haben will, muss lange vorher damit beginnen, diese unter Gottes Leitung zu entwickeln. Auch unkonventionelle Ideen sind gefragt!» | Ruth Förster: «Gott schenkt einem vielleicht eine Vision, aber das heisst nicht, dass nicht auch starke Widerstände bei der Umsetzung zu überwinden sind!» (K7: Eine Vision für die 2. Lebenshälfte) Friedemann Schwinger: «Oftmals sind es z. B. die ungefragten Ratschläge, die uns nicht weiterhelfen. Doch wenn jeder von sich erzählt: ‹Mir wäre es ein Ansporn, wenn du...›, können wir dienend füreinander da sein.» (K5: Tragfähige Beziehungen, Freundschaften, Teams aufbauen. Zusammen mit Martha Conrad)

mit dem Evangelium erreicht werden.» | Martin Voegelin: «Die globale Perspek­tive und den lokalen Auftrag zusammen zu sehen, ist wachstumsfördernd. Die offene Kommunikation zwischen Gemeinde und Missionswerk trägt entscheidend dazu bei.» (L1: Aus der Gemeinde heraus Weltmission betreiben. Zusammen mit Hansjörg Leutwyler, Kerstin Kaie und Stephan Ross)

• Von links: Fritz Herrli, Helen Bachmann, Martin Voegelin

Catrin Backlund, Dieter und Ruth Förster, Jonathan Spörri, Bern Klose: «Die Gemein­ de hat einen Auftrag – sie muss sich um das geistliche Wohl der Ausländer kümmern, wie sich der Staat um das körperliche oder leibliche Wohl kümmert. Die Ausländer sind sehr viel offener für das Evangelium als die Einheimischen. – Die 4 Gs praktizieren: 1. Geben. 2. Gottesdienst übersetzen. 3. Grüssen/Umarmen, auch den Ausländer. 4. Gastfreundschaft üben.» (L2: Weltmission im eigenen Land)

Audiokassetten bestellen Lebensgestaltung

Weltmission

Herbert Henggi: «In ein Burnout zu geraten, hat immer etwas mit Sünde zu tun!» | Helen Bachmann: «Ich konnte nur noch heulen. Gott hat mir gezeigt, dass seine Gedanken höher sind als meine – ich

Armin Keller: «Gemeinden, ermutigt eure Missionare zum Langzeiteinsatz, und tut alles, damit sie lange bleiben können. Langzeitmission ist die Voraussetzung, damit die wirklich Unerreichten

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Von sämtlichen Seminaren können Sie Audiokassetten à CHF 10.—/€ 6.40 bestellen. EXPLO 04, Josefstrasse 206, CH-8005 Zürich, Fax 044 274 84 83, www.explo04.org


gemeinsam vorwärts | gottes leidenschaftliches herz ...

Hans Keller: «Im Namen Jesu, steh auf!»

Gottes leidenschaftliches Herz ...

... für die Menschen

Das Seminar ‹Evangelistischer Lebensstil› mit Hans Keller, Matthias Kuhn und Urs Wolf war nicht nur eines der bestbenoteten Seminare. Wir glauben, dass Ihre Zeugnisse prophetisch in unsere Zeit hineinsprechen und uns klar machen, was Gott jetzt betont. Sie zeigten auf überzeugende Weise, wie Gott seinen Söhnen und Töchtern nachläuft, seine Liebe offenbaren und sie heilen möchte, auch körperlich. Unser eigener Herzenszustand ist dabei entscheidend, ob Menschen das Evangelium annehmen oder nicht.

• Oben von links: Matthias Kuhn, Hans Keller, Urs Wolf

Matthias Kuhn: «Hey, komm, es ist doch alles gut!» «Mein Sohn hatte während unseren Ferien das Projekt, seine kleine Schwester Flavia mit Sand einzugraben. Bevor ich zurück zum Bungalow ging, habe ich meinem Sohn nochmals gesagt: ‹Timon, pass auf, dass du sie nicht ganz eingräbst!› Sie hatten es lustig, doch irgend­wann hat die Kleine am Boden irgendwelche spritzigen Sachen zu ihrem Bruder gesagt. Auf jeden Fall sind seine Sicherungen durchgeknallt. Er hat die Schaufel genommen und wusch! ging die erste Schaufel voll Sand mitten in ihren Mund, und dann kam die zweite nach.» «Auf einmal schreit es um die Ecke unseres Bungalows und die kleine Tochter steht da. Einen riesigen roten Kopf, voll von Sand. Ich sagte: ‹Komm, wir gehen zusammen zu Timon.› Ich wollte meinem Sohn auch einfach sagen: ‹Hey, das war nicht cool! Und trotzdem liebe ich dich.› Nach sehr langer Zeit fand ich ihn ganz weit unten am Meer. Mit zitternder Stimme rief ich ihn. Doch er rannte weg

und rannte und rannte. Ich bin ihm nach­gerannt und nachgerannt, und ich dachte: ‹Ich muss diesen Jungen kriegen. Mann, warum springt der weg? Das kann ich nicht verstehen!› Ich habe die Schmerzen eines Vaters tief in meinem Herzen durchlebt, mit jedem Schritt, den ich ihm nachgerannt bin. Es hat mich alles gekostet. Ich habe alles gegeben. Und ich wusste eines: Meine Kondition würde grösser sein als die meines Sohnes. Endlich war ich bei ihm.» «Ich habe ihn umarmt und sagte: ‹Timo, es ist doch alles gut! Hey, Timo, komm zurück!› Doch er stand steif. Mir liefen die Tränen herunter, und ich habe gefragt: ‹Timo, was ist los? Ich möchte dir einfach sagen: Ich liebe dich doch! Natürlich war es nicht toll, aber hey, komm!› Nach langer Zeit ist er dann mit mir gegangen. Ich hielt ihn an der Hand und liess ihn nicht mehr los. Mit der Zeit kam er in seiner Seele zur Ruhe. Er fing an zu weinen und sagte: ‹Es tut mir so leid!› Wir konnten einander in die Arme nehmen, und Flavia kam dazu. Und das, was mir am Herzen

lag, war endlich wieder da: Der Sohn in den Armen seines Vaters. Geschwister in Liebe miteinander. Gott hat mir damit einen Teil seines Herzens gezeigt. Das ist das Herz für seine verlorenen Kinder. Von ihm geschaffen, mit Liebe geformt, angehaucht. Menschen, über die Gott sagt: ‹Wie wunderbar sind sie gemacht!› Aber sie rennen davon. So hat er mir auch die Geschichte des verlorenen Sohnes gezeigt. Der Vater, wie er hinaufsteigt auf diesen Berg und immer wieder hinausschaut auf dieses Land und fragt: ‹Wo ist mein Sohn?› Und er sieht die leeren Strassen und fragt sich: ‹Wann füllen sich die?› Und dann hat mir Gott den anderen Sohn gezeigt. Dieser Sohn, der auf einmal für zwei arbeiten musste. Gott hat mir dann gesagt: ‹Siehst du ihn? Weisst du, was meine Sehnsucht wäre? Meine Sehnsucht ist nicht, ein perfekt geführter Bauernhof. Meine Sehnsucht ist nicht eine perfekt geführte Gemeinde! Sondern meine Sehnsucht wäre, dass dieser Sohn mit mir auf den Hügel käme. Meine Sehnsucht ist, dass dieser Sohn mein Leiden teilt.»

«Seit drei Monaten bin ich in einem Schleif­prozess Jesu. Und ich muss da hinhalten. Ich hatte mit meinem Freund Theo einen Termin im Berner Insel­ spital, den ich nicht verschieben konnte. Der Patient konnte kaum gehen. Er war bleich, bis oben hin voll mit Medika­ menten. Ich habe ihn angeschaut und gefragt: ‹Bruder, Gold und Silber haben wir nicht, aber was wir haben, das bringen wir dir: Das ist ein grosser Gott. Gibt es etwas in deinem Leben, was du noch nicht vergeben hast oder wo du dir selbst nicht vergeben konntest?› Er sprach es aus und konnte auch sich vergeben. Wir legten ihm die Hände auf, und fünf Minuten später war er auf der Stelle körperlich gesund und auch völlig frei von Depressionen. Er hüpfte im Zimmer herum und sagte: ‹Da im Nebenzimmer liegt ein Gelähmter, der Jesus noch nicht kennt, der braucht Hilfe!› Zehn Tage später fuhren wir wieder ins Inselspital und lasen dem Mann die Geschichte des Gelähmten vor, der mit der Tragbare durch das Dach hinuntergelassen wurde. Am Schluss sagte Jesus: ‹Und nun steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause.› Wir hatten diese Ge-

schichte gelesen, um Zeit zu gewinnen. Mehr hatten wir nicht zu bieten, doch wir wussten, jetzt wird Gott eingreifen. Wir haben ihm die Hände aufgelegt und gebetet. Danach fragte ich ihn: ‹Spürst du was?› – ‹Ja, eine Wärme kommt in die Füsse. Jetzt schon beim Schienbein, jetzt beim Knie.› Theo hatte den Mut zu sagen: ‹Also, im Namen Jesu, steh auf!› Der Mann war geheilt, und er und seine Freundin haben sich inzwischen beide für Jesus Christus entschieden. Ich kann euch sagen, wir standen da und staunten. Wir hatten ja eigentlich nichts zu bieten. Als ich komplett am Ende war, da brauchte Gott Theo und mich. Letzthin ruft mich ein Krankenwagenfahrer an und sagt: ‹Seit Monaten musste ich diesen Mann fahren. Nun wollte ich ihn zu Hause holen, und da kam er mir aufrecht entgegen. Ich hatte einen Schock. Darf ich zu ihnen kommen? Meine Freundin ist todkrank.› Vor vier Tagen kam er zu mir nach Hause. Seine Freundin wurde gesund, und beide haben sich auf der Stelle bekehrt.»

Urs Wolf: «An den Lebenswunden Anteil nehmen.» «Wenn wir im Gespräch die Lebenswunden eines Menschen kennen lernen, seine

Bedürfnisse, Nöte, dann wissen wir, wie wir den direkten Zugang zum Herzen dieses Menschen finden. Wenn wir den Mut haben und Zeugnis geben, wie Jesus in unserem Leben dieses spezifische Bedürfnis erfüllt, an dem der Suchende im Moment gerade leidet, dann wird dieser hellhörig.» «Ein Beispiel: Ich war unterwegs im Inter­ city von Lausanne nach Zürich. Vis-à-vis war eine Frau in ein Psychologiebuch ver­­tieft. Mit der Frage: ‹Ist das Buch spannend?›, wagte ich einen Gesprächs­ einstieg. Die Frau erzählte, dass dieses Buch für ihren Beruf sei, sie leite eine psychologische Praxis. Der Heilige Geist gab mir dann die Frage ein: ‹Woher nehmen sie die Kraft, um die Menschen zu beraten?› – ‹Das ist gerade mein grosses Problem, ich habe keine Kraft mehr, ich möchte am liebsten die Praxis aufgeben und als Putzfrau arbeiten!›, sagte sie traurig. ‹Ich berate Studenten, möchten sie wissen, woher ich die Kraft bekomme?›, fragte ich zurück. Sofort hellte sich ihr Gesicht auf, sie schöpfte neue Hoffnung, und während der verbleibenden Stunde bis nach Zürich wollte sie alles hören von meinem persönlichen Erleben und der Bibel.»

• Kuno an der TeenEXPLO

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zwei berichte, wie explo-besucher die tage erlebt haben

gemeinsam vorwärts | explo-besucher begleitet

EXPLO-Besucher hautnah begleitet: Zwei Berichte Familie Graf: «Über den Gartenzaun gucken» • Schlafsaal der TeenEXPLO

Familie Graf aus Buchs im Rheintal sagte sich bereits vor einem Jahr: «Den Jahreswechsel zum 05 feiern wir an der EXPLO in Basel.» Nach den EXPLOs 2000 und 1997 wussten Ruth und Peter, Samuel (16), Matthias (15), Flurina (bald 13) und Dominik (9) in etwa, worauf sie sich einliessen. Renate Blum hat sie für das Christliche Zeugnis in diesem Abenteuer begleitet.

schlichten Ausruf ‹Die EXPLO 2004 ist somit eröffnet›. Die Beiträge haben dann aber unsere Erwartungen übertroffen.»

Familienleben an der EXPLO

Renate Blum Samuel und Matthias schlafen an der TeenEXPLO im Massenlager. Ruth und Peter verbringen die kurzen Nächte mit Flurina und Dominik in der Wohnung von Ruths Schwester in der Stadt Basel. So ist für das Nachtlager gesorgt.

Eröffnungstag Ruth feiert heute ihren 45. Geburtstag. Etwas mehr Musse wäre ihr auch recht ge­wesen. Weil sie sich als Seelsorgerin ge­meldet hat, beginnt für sie die EXPLO be­reits um neun Uhr mit einer besonderen Schulungszeit. «Ich kam zum Messe­ zentrum und wartete etwa eine Dreiviertel­­stunde in der Schlange für Helfer. Anschliessend begann die Suche nach dem vereinbarten Raum.» Um halb zwei Uhr trifft die restliche Familie ein. Das Abenteuer ‹Gemeinsam vorwärts› kann begin­nen. Eine befreundete Familie kommt gleichzeitig an, und alle freuen sich, bekannte

• Prosit Neujahr! Ruth und Peter Graf starten ins 2005. cz 1|05

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Gesichter in der Menschenmasse zu finden. Samuel und Matthias verabschieden sich und steuern mit zwei Kollegen zur Treppe, um bei der TeenEXPLO ihr ‹Zuhause› für die nächsten vier Nächte zu suchen. Ruth und Peter begleiten Flurina und Dominik zur KidsEXPLO, die mit den KISI-Kids aus Österreich beginnt. Um halb vier Uhr wechseln Ruth und Peter das Gebäude auf dem Messe­ gelände, um in der Haupthalle die Eröffnungsfeier mitzuerleben. Als Malermeister mit künstlerischen Gaben muss sich Peter Graf zuerst an die karge Halle und Bühne der diesjährigen EXPLO gewöhnen. Ruth ist es wichtig, dass sie einen Platz eher am Rande finden kann, um noch etwas mehr Zeit zum Einleben zu haben und trotz der vielen Köpfe auf die Bühne sehen zu können. «Wir mussten zuerst innerlich ankommen und uns auf etwas Neues einlassen. Der Fahnenaufmarsch vor sieben Jahren, diese Heiligkeit, die wir damals empfanden, war uns in so guter Erinnerung, dass wir zuerst etwas enttäuscht waren von dem

Ruth und Peters Wunsch ist es, sich mindestens einmal täglich mit ihren Jungs und Flurina beim Essen zu treffen. Das ist gar nicht so einfach. Wenn für Samuel und Matthias nicht andere Prioritäten im Vordergrund stehen, dann sitzt man als Familie an einem der langen Tische unter Tausenden von Menschen und ist einem Lärmpegel wie auf der Autobahn ausgesetzt. Peter meint: «Auch wenn wir uns schliesslich nur wenig gesehen haben, hat es mich riesig gefreut, zu wissen, dass die ganze Familie da war. Irgendwie war es ein starkes gemeinsames Erlebnis.»

Donnerstag, 30. Dezember Kurzer Austausch mit Samuel und Matthias: Alles geht schnell und keiner möchte den nächsten Anlass verpassen. «Am Morgen haben wir jeweils Plenum und Workshops. Am Nachmittag machen wir Sport. Am Abend gibt es Plenum und fetzige Konzerte. Die Abwechslung der Musik ist gut. Das Essen ist nicht so fein • Matthias Graf • Samuel Graf


zwei berichte, wie explo-besucher die tage erlebt haben und die Sporthalle nicht geheizt. Der Worship ist cool: Der Heilige Geist ist voll spürbar und es werden viele sichtlich berührt. Gottes Gegenwart ist voll da. Die Atmosphäre ist megacool. Kuno hat knallhart gepredigt. Er hat Gnade damit demonstriert, dass er sein Hotelzimmer zwei Jungs überliess und selber im Massenlager bei uns schlief.»

Leiterforum

Am Leiterforum Ruth und Peter empfinden eine Spannung zwischen einer radikalen Christusnachfolge und ihrem Einsatz für die Graf Malerei AG, für die sie Verantwortung tragen. Wie wichtig ist die Firma, welchen Stellenwert soll sie einnehmen? Sie stellen sich die Frage neu: Wie geht das als Geschäftsleute und Christ? Aus ihrer bald zwanzigjährigen Erfahrung kennen sie die Gefahr der Überforderung. Peter: «Im Geschäftsleben gibt es so viele Gesetzmässigkeiten, die einfach gegeben sind. Als Geschäftsmann musst du top sein, und das fordert in der heutigen Zeit einen enormen Einsatz. Wie kann ich da Jesus wirken lassen? Es ist ein diffiziler Balanceakt. Leider kennen wir nur wenige Geschäftsleute, die Jesus radikal nachfolgen und im Geschäftsleben bleiben.» Ruth: «In dieser Hinsicht haben wir am Leitertag, zu dem Verantwortungsträger aus Kirche, Wirtschaft und Politik eingeladen waren, mehr Inputs erwartet. Redner, die in der Wirtschaft voll tätig sind, fehlten. Ebenso beschäftigt uns die Frage, wie viel Raum sich Leiter aus verschie­ denen ‹Branchen› gegenseitig zugestehen. Bleibt jeder einfach bei seinem Leisten, oder ist ein Zusammenarbeiten über den Gartenzaun hinaus möglich? Vom Leitertag haben wir für unsere Ehe wertvolle Impulse von Claudia und Eberhard Mühlan mitgenommen, auch habe ich mich von Reisers angesprochen und herausgefordert gefühlt.»

Freitag, 31. Dezember Am 31. Dezember schlafen Grafs länger, weil die Kinder sehr müde sind. Das Referat von Anni und Florian Bärtsch werden sie sich zu Hause ab CD zu Gemüte führen. Am Nachmittag läuft für Ruth sehr viel in der Seelsorge, so dass sie die geplanten Workshops ebenfalls aus der Konserve nachholen muss. «Am Silvester­ abend hat uns das Referat ‹Die offenen Türen› von Peter Wenz beeindruckt und auch der Bericht von Bill Wilson, dass ein ganz gewöhnlicher Mensch den Unterschied machen kann.»

• Flurina nach dem Ballon-Workshop • Dominik Graf vor dem Bäckereiwagen

Samstag, 1. Januar Samuel und Matthias sind sich einig: «Diese EXPLO sollte einfach länger dauern! Alles ist voll cool hier!» Wie steht es mit einer persönlichen Gottesbegegnung? Samuel: «Ja, ich habe da etwas erlebt, aber das ist zu persönlich.» Flurina meint: «Ich bin froh, mit einer Freundin hier zu sein. Es ist anstrengend. Der Maria Prean habe ich gerne zugehört. Tommy Femrite hatte auch ein persönliches prophetisches Wort für mich. Mit Carlos Martinez haben wir selber Pantomime geübt: Wir stellten uns vor, unter einer Dusche zu stehen und drückten dabei verschiedene Gefühle aus. Das war lustig.»

Dominik schwärmt, dass ihm das Backen am Nachmittag gefallen habe. «Aber jetzt bin ich müde. Wenn mich etwas interessiert, mache ich mit, sonst nicht. Ich schaue mir gerne die Stände der Missionsausstellung an.» Ruth: «Ich freue mich, unseren Kindern einen Blick über den Gartenzaun zu ermöglichen. Wir wünschen uns, dass sie – unabhängig von uns –, Erfahrungen mit Jesus machen. Im Referat von Hanspeter Nüesch wurde ich ermutigt, frecher für Jesus zu werden

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und mich mehr an Gottes Sicht über mich und mein Tun zu orientieren als auf die Meinung von anderen Leuten zu schauen. Ich merke, dass wir dieses ‹Gemeinsam vorwärts› als Familie oder als Gemeinde noch nicht gefunden haben. Mich hat beeindruckt, wie das Ehe­paar Werner, das auf dem heissen Stuhl interviewt wurde, gabenorientiert arbei­tet und lebt und sich gegenseitig zur Berufung freisetzt. Davon hätte ich noch mehr hören wollen. Die beiden Seminare, die ich am Mittwoch besuchte, fand ich sehr gut und praxisorientiert. In einer Übung mussten wir unser Zeugnis formulieren, und dabei wurde mir wieder einmal bewusst, dass ich von meinem Lebenslauf her kaum Spektakuläres zu berichten habe, auch kein besonderes Bekehrungserlebnis. Diesmal empfand ich das aber als Vorrecht, denn ich nahm Gottes Spuren in meinem Leben seit meiner Kindheit bewusst wahr und empfand eine tiefe Dankbarkeit darüber.» Und Peter stellt fest: «In diesen Tagen habe ich Jesus sehr persönlich erlebt und die Freude an ihm wieder gefunden. Es ist, als hätte mich Jesus ganz fest an sich gedrückt. Er hat bei mir sehr viel geheilt und in Ordnung gebracht. Seit meiner Konfirmandenzeit lebe ich als bewusster Christ. Ich habe schon sehr viel gehört und habe immer wieder versucht ‹es zu schaffen›. ‹Nur Jesus› – das ist es, was ich primär von der EXPLO 04 mit nach Hause nehme. Ich will von Jesus her leben und glauben, dass er mir Schritt für Schritt alles sagt und zeigt. Wichtig ist mir, meine Beziehungen zu Gott, zu Ruth und den Kindern zu vertiefen und mich ganz vom Heiligen Geist prägen zu lassen. Verschiedene Redner haben eine solche Haltung vorbildhaft herübergebracht. Das Seminar ‹Perlen gesund machender Glaubensformen› hat mir speziell gut gefallen. Es war wohltuend, von einfachen Formen zu hören und davon, 27

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• Peter und Ruth Graf im Shop-Village

wie man durch Glauben gesund leben kann. Wie die jüngere Generation den Glauben lebt, viel befreiter, als es bei mir war, berührt mich. Ich merke, wie Gott mit den Christen in den letzten 30 Jahren einen Weg gegangen ist. Für mich ist es erlösend, junge feurige Christen zu erleben. Hanspeter Nüesch hat es im Schlussreferat so formuliert: ‹Uns an den Rockzipfel der Jungen hängen›. Ich bin ermutigt, vorwärts zu gehen und meine ‹kleinen Brötchen› im Alltag zu backen.»

gemeinsam vorwärts | explo-besucher begleitet

nicht mehr selber. Was im Alltag auf mich zukommt, nehme ich von Jesus entgegen, tue es in seiner Begleitung und mit seiner Hilfe. Dieses Wissen ist mir viel mehr vom Kopf ins Herz gerutscht. Das habe ich auch letzten Mittwoch an der Vorbereitungssitzung für die AlphaliveInitiative 05 in unserer Region er­lebt: Dank Jesus konnte ich gut durch die Anbetungszeit und Sitzung leiten. Die vorgenommenen Ziele wurden sogar übertroffen, und jede der sechs Personen übernahm spontan ein Ressort.»

Eine Woche nach EXPLO ...

Ruth meint, dass sie Gott wieder viel mehr zutraue, und betet auch vermehrt. «Ich halte Aus«Ich trage die Lasten nicht schau nach ofmehr selber. Was im Alltag fenen Türen und auf mich zukommt, nehme hatte bereits den ich von Jesus entgegen, tue Mut, verschiedees in seiner Begleitung und ne langjährige Bemit seiner Hilfe.» kannte auf den kommenden Alphalive-Kurs anzusprechen. Das EXPLO-Tagebuch ist für mich Gold wert. Ich hole damit die persönliche Stille Zeit nach, die in Basel zu kurz kam. In aller Ruhe sortiere ich die vielen Eindrücke und Impulse.»

«Lustig war es auf dem Heimweg», erzählt Samuel. «Das Tram und der Zug waren voll gestopft mit EXPLO-Leuten, und wir sagten zueinander, dass wir wahrscheinlich noch selten mit so einem ‹christlichen› Zug gefahren sind.» Peter erlebt die Beziehung zu Jesus in dieser Woche viel stärker als vor der EXPLO und verbringt auch mehr Zeit in der Anbetung, auch in einigen Nachtstunden. «Ich sehe Ruth mit anderen Augen, aus einem geheilten Umfeld und liebe sie viel bewusster. Und sie erlebt diese Veränderung an mir! Trotz intensivem Arbeitsdruck und äusserst schwierigen Aufgaben in dieser Wo­che konnte ich motiviert arbeiten und kommunizieren. Ich trage die Lasten

Aus den einzelnen Zimmern in Grafs Haus tönen neue Lobpreis-CDs, die die Kinder an der EXPLO erstanden haben, und am Mittagstisch werden immer wieder EXPLO-Erfahrungen ausgetauscht. Bei Samuel in der Schule ist der normale Alltag wieder eingekehrt: «Da wurden ‹verbale Machtkämpfe› ausgetragen, und die einen machten die anderen fertig. In solchen Momenten hatte ich Heimweh nach der EXPLO, und mir wurde bewusst, was für ein Vorrecht wir Christen haben.» Matthias hat an der EXPLO seinen Glauben an Gott aufgefrischt und lebt wieder mehr zu Gott hin. Flurina liest seit der EXPLO regelmässig in der Bibel und hört sich die CD von Rebecca St. James an.

Um 16 Uhr sind sich die Grafs einig: «Die Zeit ging zu schnell vorbei. Wir hätten uns jetzt grad so richtig eingelebt ...»


zwei berichte, wie explo-besucher die tage erlebt haben seit vier Jahren Christ. Erich Reber und andere Redner haben mich motiviert, mich intensiver mit der Bibel zu befassen. In Zukunft will ich nun wissen, wo was steht, und nehme mir vor, die Bibel vermehrt laut zu lesen und Gottes Wort zu proklamieren. Ich will es ‹verstoffwechseln›, wie das Maria Prean ausgedrückt hat. Das gibt mir Wurzeln und ein Fundament, das mir hilft, mich zu orientieren.»

Susanne Näf: «Jesus, was hast du heute für uns zwei vorbereitet?»

Gott will mit mir Geschichte schreiben «Das spornt mich an, und so will ich wie Maria Prean am Morgen beten: ‹Was hast du, Jesus, für uns zwei heute vor­bereitet?›»

Sie ist eine aufgestellte Primarlehrerin aus dem Zürcher Oberland. Im Gebet hatte sie den Entschluss gefasst: «Ich gehe an die EXPLO und werde mich als Helferin melden, weil ich mich von Gott brauchen lassen will.» Sie erzählte Renate Blum, was sie während der EXPLO erlebt hatte.

An den nächsten zwei Tagen erlebt sie dazu Folgendes: «Der Film und die Liveberichte aus Ruanda, Burundi und dem Kongo haben mich beeindruckt. Wie sich dort Menschen, die Todfeinde sind, versöhnen, ist aussergewöhnlich. Aus rein menschlichen Mitteln heraus ist das nicht möglich. Nur Jesus kann das. Mir kamen dabei Menschen in den Sinn, denen ich selber vergeben sollte. Am Donnerstagabend war ich sehr müde und sagte zu meiner Freundin: ‹Ich bin schon so reich beschenkt worden und könnte eigentlich heimgehen.› Sie ermutigte mich, zu bleiben und forderte mich auf, am nächsten Tag Gott zu fragen, für wen ich beten könne.» So fragt sie Gott am

Während der EXPLO ist Susanne Näf dem Ordnungsdienst im Plenarsaal zugeteilt und trägt eine neonfarbene Weste. Sie kontrolliert die hereinströmenden Menschen und steht während dem Programm zur Verfügung, wenn jemand einen Platz sucht oder Unruhe herrscht. «Gott hat mich an den richtigen Platz gestellt. Trotz meiner Einsätze bekomme ich sehr viel von den Beiträgen mit. Bei Gott komme ich nicht zu kurz und muss nicht ängstlich denken, ich verpasse etwas», bekräftigt sie.

gemeinsam vorwärts | explo besucher begleitet

Freitagmorgen: «Zeige mir die Person, für die ich beten soll.» Beim Mittagessen sieht sie eine junge Frau. «Blitzartig ging mir durch den Kopf: ‹Geh hin und bete mit ihr!› Im nächsten Moment dachte ich: ‹Ist das Gott oder bin das ich?›»

Staunen über Gottes Führungen Susanne Näf nimmt allen Mut zusammen und spricht die junge Frau an: «Hallo, Entschuldigung. Ich bin daran zu lernen, auf Gott zu hören, und frage Sie, ob ich für Sie beten kann.» Ein längeres Gespräch entsteht und sie merken, dass die Frau Jesus noch nicht bewusst in ihr Leben aufgenommen hat. «Ich erklärte ihr den Heilsweg und durfte mit ihr beten. Zudem war sie interessiert, eine Gemeinde im Raum Basel zu fin­den. Ich versprach ihr, dabei behilflich zu sein.» Aber wen soll sie fragen? Auch ihre Freunde kennen aus Basel niemanden persönlich. Vor dem Abendplenum betet sie also: «Jesus, zeig mir jemanden, der sich in Basel auskennt.» «Meine Freude war riesig: Der Mann, den ich als ersten ansprach, war gleich der Leiter der Evangelischen Allianz von Basel. Er notierte sich die Adresse der jungen Frau und wird weitere Kontakte vermitteln. Ich staune über Gottes souveräne Führungen! In Zukunft will ich noch mehr in dieser Richtung leben und einfach tun, was Gott mir zeigt. Peter Wenz hat in diesem Sinn von ‹offenen

Die Bibel ist dran «Wie sich dort Menschen, die Todfeinde sind, versöhnen, ist aussergewöhnlich. Aus rein menschlichen Mitteln heraus ist das nicht möglich. Nur Jesus kann das. Mir kamen dabei Menschen in den Sinn, denen ich selber vergeben sollte.»

«Das Tagebuch finde ich super. Ich fülle den Platz mit Notizen, damit ich nach der EXPLO die vielen Eindrücke verarbeiten kann. Das Thema von gestern Mittwoch ‹In Christus verwurzelt sein› hat mich sehr angesprochen. Mir ist neu bewusst geworden, wie wichtig es ist, dass ich im Wort Gottes zu Hause bin. Ich bin katholisch aufgewachsen und cz 1|05

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Türen› gesprochen, durch die wir gehen sollten.» Beim Abendmahl am Silvesterabend zieht sie den Vers «Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber nie» aus Markus­13, und ist be­­­rührt: «Mir wird eindrücklich bestä­­tigt, dass es für mich dran ist, einen Schwerpunkt bei Gottes Wort zu setzen.»


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peterschaeublin.com

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gemeinsam vorwärts | mit neuem feuer ...

mit neuem feuer in die alte gemeinde zurückgehen Wie nach der EXPLO der Begeisterungstransfer gelingen kann Leiter zu Hause in der Gemeinde, aber auch ‹angezündete Mitarbeiter› können beide wesentlich dazu beitragen, dass das heimgebrachte Feuer von einer EXPLO im Leben der Einzelnen und auch für die Gemeinde auf Dauer genutzt werden kann. René Winkler und Björn Marti erzählten in ihrem Seminar, was beide Seiten je beachten sollten.

René Winkler:

Wie Leiter gut reagieren

• René Winkler ist, nach 15 Jahren Gemeindeleitung, seit vier Jahren verantwortlich für die 99 Chrischona-Gemeinden in der Schweiz.

Manchmal ist der Umgang mit begeisterten Leuten gar nicht so einfach, besonders wenn du Leiter oder Leiterin bist! Geh jedoch mal davon aus, dass es etwas Gutes ist, was sie anstreben. Vielleicht haben sie entdeckt: «Ich bin gemeint! Ich soll nicht nur Konsument sein!» Sie haben für ihr Leben Entscheidungen getroffen und hoffen, dass nun auch in der Gemeinde etwas geht. Sei nicht eingeschnappt, wenn sie nun mit etwas kommen, wofür du sie schon lange gewinnen wolltest. Leiter müssen aufpassen, dass sie nicht aus Stolz oder Verletzungen heraus Dinge verhindern wollen und nicht mehr offen sind, auf andere Menschen einzugehen. Hier ein paar Merkpunkte, die sich Leiter zu Herzen nehmen sollten: 1. Wertschätzung zeigen: Wenn wir Menschen leiten wollen, müssen wir sie gewinnen. Bring den Leuten, die von der Konferenz zurückkommen, Wertschätzung entgegen.

2. Zuhören: Du musst noch nichts verstehen, du musst nichts erklären, du musst nichts verhindern, du musst niemanden retten. Zuhören ist etwas vom Besten, was du überhaupt tun kannst. Sei bereit den Leuten Zeit zu schenken. Ich schenk sie ihnen und sage nicht, was sie jetzt alles machen müssen. 3. Lernbereit sein: Sei bereit, deine Sicht der Dinge wirklich zur Verfügung zu stellen. Hab die Haltung im Herzen: «Wenn ich etwas Besseres entdecke, als das, was ich bisher verstanden habe, dann pack ich zu.» Stell dich den Feedbacks, den Fragen, mit denen die Leute zurückkommen. Das ist kostenlose Beratung, die muss man sonst teuer bezahlen. 4. Fragen stellen: Gehe immer davon aus: Ich habe es wahrscheinlich noch nicht ganz verstanden. Sei bereit, Impulse wenn möglich aufzunehmen und in laufende Gemeindeprozesse zu integrieren, ohne gleich alles Bestehende über den Haufen zu werfen.

Es gibt viele Leiter, die so zugedröhnt sind mit allen Dingen, die sie tun sollten. Nimm ihnen Dinge ab.

Reagiere nicht aus persönlicher Betroffenheit und Verletztheit heraus. Auch wenn Leute das mit prophetischen Eindrücken und Bibelworten untermauern. Lass es mal zu, hör mal hin, und entscheide nicht bei allem, ob das richtig oder falsch ist. 6. Gemeinsam prüfen: Unterbreite das Anliegen auch anderen. Entscheide nicht alles alleine. Prüf es mit den anderen, die in der Leitung sind. Gemeinsam seht und versteht ihr mehr. 7. Keine Angst haben: Vermeide es, dich von der Angst leiten zu lassen, dass etwas nicht genau passen oder schief gehen könnte. Wenn du spürst, du hast Angst, dann erlaube dir, mal fünf gelungene Fehler zu machen! Wir haben manchmal derart Angst, dass irgend­etwas schief geht. Diese Angst ist ein ganz schlechter Ratgeber. Weite die Grenzen und sag: «Es dürfen auch mal ein paar deftige Fehler passieren.» Dass nicht deine Angst dich leitet, sondern die Möglichkeit besteht, dass es sogar der Heilige Geist ist!

5. Weise sein: Auch wenn es die anderen nicht sind, die jetzt zurückkommen.

Björn Marti:

Das Feuer gut bewahren Lieber EXPLOrer: Was du erlebt hast, was dir wichtig geworden ist, das ist auch wichtig. Halte daran fest! Stelle dir aber zuerst selber die Frage: «Wie viel darf es mich kosten, dass diese Erkenntnis in die Tat umgesetzt werden kann?» Bete um Schutz über deinen Erkenntnissen, dass sie dir nicht geraubt werden. Suche Gleichgesinnte, mit denen du die Dinge weiterbewegen kannst. 1. Lebe es selber: Beginne du selbst, das zu leben und umzusetzen, bevor du es von anderen erwartest. Sei bereit, dich selber einzusetzen. Hab Geduld, wenn es nicht beim ersten Anlauf klappt, und bleibe dran. Vielleicht ist in deiner Ge­meinde die Zeit noch nicht gekommen. Aber vielleicht in ein paar Monaten oder in einem Jahr. Der Herr wird dir sagen, wann es Zeit ist. 2. Versuche dich in deine Leiter hineinzu­ versetzen: Leiter sind Partner. Versuch

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deine Leiter zu verstehen, sie haben schon so viel erlebt. Darum sind Leiter manchmal etwas vorsichtig, schnelle Entscheidungen zu treffen. Denn sie stehen oft unter Druck von oben und von unten; und egal welche Entscheidung sie treffen, sie kommen nachher dran. 3. Ehre deine Leiter: 1. Timotheus 5,15 sagt, wir sollten die Leiter, die gut vorstehen, doppelt ehren. Das ist ganz wichtig, weil sie so viel Verantwortung tragen. Achte, unterstütze und ermutige sie. Prüfe alles, auch als Gemeindeglied, und behalte das Gute. Und sag den Leitern das Gute. 4. Segne deine Leiter: Auch wenn du mit ihnen nicht einverstanden bist: Deine Haltung gegenüber deinen Leitern wird sich durch das Segnen verändern. Und sie selbst werden es spüren und Vertrauen gewinnen. 5. Diene deinen Leitern zuerst: Es gibt viele Leiter, die so zugedröhnt sind mit allen Dingen, die sie tun sollten. Nimm ihnen Dinge ab. Geh zu ihnen und frage sie, wie du ihnen dienen kannst. So schenkst du ihnen Zeit.

6. Sei bereit, dich unterzuordnen: Die Leiter sind eingesetzt von Gott. Sie haben die Autorität, und sie sollen diese auch wahrnehmen. Gehorcht den Leitern, auch wenn ihr überzeugt seid, dass Gott euch etwas anderes gesagt hat. Wenn wir uns nicht unterordnen, bewegen wir uns ausserhalb des Segens Gottes. Vertraue darauf, dass Gott die Dinge leiten wird, wenn du dich in einer Haltung der Unterordnung übst.

• Björn Marti ist Jugend­ sekretär der Heilsarmee Nordwestschweiz: «Wenn Neuerer und Durchzieher miteinander reden und

7. Kommuniziere offen und konstruktiv: Spiele mit offenen Karten. Sonst findet man vielleicht plötzlich heraus, dass du gar nicht wolltest, was du gesagt hast. Dann ist das Vertrauen geschwächt. Auch die Verpackung «Wie sag ich‘s meinem Leiter?» ist sehr wichtig: Wie würdest du es dir selber sagen, wenn du der Leiter wärst? Versuche dich in die Lage deines Leiters zu versetzen. Verachte nicht die Dinge, wie sie bisher gewesen sind. Fordere die anderen auf zu prüfen. Und dann, lass Gott das Seine tun!

merken: ‹Wir brauchen einander!›, dann können sie gemeinsam Dinge bewegen, die sie alleine niemals tun könnten.»


c o a s e n gemeinsam vorwärts | riesenandrang bei den oasen

gemeinsam vorwärts | bist du ein bibelesser?

• Erich Reber

«Ich hatte viele Zweifel, ob es Gott überhaupt gibt, doch diese Menschen haben viele Dinge von mir ge­ wusst, die sie ohne den Heiligen Geist gar nicht wissen konnten.»

Riesenandrang bei den Oasen

Bist du ein Bibelesser?

Kurzberichte aus den Gebetsangeboten

Zurück zur Quelle

Fast eintausend Menschen nahmen die verschiedenen Gebetsangebote der EXPLO 04 in Anspruch.

Gott hat in einem Traum stark zu mir gesprochen, und ich glaube, dass es ein prophetischer Traum war. Und darum bin ich auch eingeladen, diesen Traum hier zu erzählen, und hoffe, dass wir verstehen, was Gott uns damit sagen will. Es heisst über prophetische Worte: «Prüft alles, und das Gute behaltet.»

Hörendes Gebet

Seelsorge

«Das Verlangen, von Gott zu hören, ist gross», erzählt Günter Füssle. «Wir waren total ausgebucht und traurig, dass wir einige abweisen mussten.» Die Mitarbeiter des Schleife-Gebetsteam konnten in den drei Tagen fast 400 Menschen dienen. «Ich hatte viele Zweifel, ob es Gott überhaupt gibt, doch diese Menschen (die Beter, Anm. d. Red.) haben viele Dinge von mir gewusst, die sie ohne den Heiligen Geist gar nicht wissen konnten», so lautete der Kommentar eines Teilnehmers. «Gottes Händedruck», bedankte sich ein anderer. «Ermutigend und vertrauenerweckend!» und «Es bringt mich neu mit Gott ins Gespräch», freuten sich weitere. «Ja, es war sehr erbauend, ich hatte das Gefühl, dass sie mich schon lange kennen.» Mitarbeiter Füssle: «Es ist Gott, der sie kennt. Wir bitten als Team von zwei bis drei Betern nur Gott um ein Bild, einen Eindruck, eine Bibelstelle, um die Person zu ermutigen oder zu trösten gemäss 1. Korinther 14,3. Dort heisst es: «Strebt ... vor allem danach, in Gottes Auftrag prophetisch zu reden. ... Wer eine prophetische Botschaft von Gott empfängt, kann sie an andere Menschen weitergeben. Er hilft ihnen, er tröstet und ermutigt sie.»

42 Seelsorger in Zweierteams dienten fast 150 Menschen in seelsorgerlichen Gesprächen. «Bemerkenswert», so das Leiterehepaar Hans und Anna Jenni, «war die Tatsache, dass überdurchschnittlich viele junge Leute kamen.» Im Zentrum stand die Bereinigung und Versöhnung mit den eigenen Eltern.

Erich Reber

• Steve Häusler erlebte Heilung seines Rückens.

Heilungsgebet «Heilt Kranke, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt», ist eine Aufforderung in Matthäus 10,7–8 an alle, die Jesus Christus nachfolgen wollen. An den sechs Treffen an der StreetEXPLO und im EXPLO-Zentrum nahmen über 300 Personen teil. Nach den Aussagen eines Arztes und eines Helfers erfuhren mindestens 200 Leute körperliche und/oder auch seelische und geistliche Heilung. Mindestens fünf Menschen nahmen Jesus Christus in ihr Leben auf. Rund 100 Christen wollen in Zukunft als Jünger Jesu den Heilungsauftrag ihres Herrn praktizieren. Steve Häusler ist ein Beispiel von vielen: «Ich hatte Probleme mit meinen Knien sowie meinem rechten Ellenbogen, hervorgerufen durch einen Motorradunfall.

Zudem hatte mir ein Arzt einmal eine Spritze in einen Knochen im unteren Rücken­bereich falsch angesetzt, so dass ich grosse Schmerzen im unteren Teil des Rückens hatte. Am 30. Dezember betete eine am Heilungstreffen ‹zufällig› neben mir Sitzende auf die Aufforderung von Pfr. Daniel Hari mit mir. In der folgenden Nacht hatte ich Muskelkater im unteren Rückenbereich wie nie zuvor. Der Heilungsprozess war vollendet, dem Herrn sei Lob und Dank. Ich habe seither keine Schmerzen mehr!»

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Ich war auf einer Bühne und wusste, dass ich gleich zu Tausenden von deutsch­sprachigen Christen sprechen sollte. Ich wusste, dass ich nur zehn Minuten Redezeit zur Verfügung hatte. Mir war nicht klar, was ich predigen sollte. Ich war am Verzweifeln, fragte andere und schrie zu Gott. Da spricht Gott zu mir und sagt: «Erich, erzähl all diesen Tausenden, was dein kleiner Sohn, der Joel, macht.» Und im Traum, auf der Bühne vor meinen Füssen, sass mein kleiner 15 Monate alter Joel und hatte eine Bibel in der Hand; und er riss Seite um Seite aus der Bibel raus und ass sie. Und das fiel ihm nicht leicht. Aber immer wenn er wieder eine Seite gegessen hatte, strahlte er übers ganze Gesicht. Im Traum kamen mir sofort zwei Bibelstellen in den Sinn. Die erste war Hesekiel 3,1–4: «Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle, und geh hin und rede zum Hause Israel ... und verkündige ihnen meine Worte.» Die zweite Bibelstelle war Johannes 7,38: «Wer an mich glaubt, wie die Schrift 33

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sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fliessen.» Das war die erste Bibelstelle, die ich las, als Jesus mich vor 21 Jahren von den Drogen befreite, und die ich darum sehr gut kenne. Im Traum zitierte ich diese Bibelstellen, und dann wachte ich auf. Und Gott sprach zu mir. Er zeigte mir eine tiefe, tiefe Traurigkeit seines Herzens, dass wir das Wort, die Bibel, nicht mehr lesen, oder wie Hesekiel sagt, nicht mehr essen. Wir wollen Konferenzen, Strategien und Konzepte für Jüngerschaft. Wir wollen Segen und Erweckung, aber wir füllen unseren Leib nicht mehr mit diesem lebendigen Wort Gottes. Damit die Ströme lebendigen Wassers durch uns fliessen (Johannes 7,38), müssen wir glauben, was die Bibel sagt. Aber wenn wir sie nicht lesen, können wir gar nicht glauben, was sie sagt. Wir müssen die Bibel speisen, und zwar nicht nur einfach so mal eine Seite öffnen und einen Satz lesen oder Finger rein und Finger raus, sondern wir müssen uns disziplinieren, ganz neu. Gott zeigte mir: Wir sind so lau geworden und so schnell in Gefahr zu fallen,

weil wir dieses Wort nicht mehr lesen. Ich will hier nicht predigen und selbst ‹verwerflich› sein. Aber Gott weiss genau, was uns mangelt, wenn wir die Bibel nicht mehr kennen. Lies die Bibel. Nur so können wir in Vollmacht Jünger sein und in Autorität Reich Gottes bauen. (Auszug aus der Botschaft vom 30. Dezember 2004.)

Zeit mit dem Herrn allein ... ... war ein weiterer Aspekt, den Erich Reber anlässlich des Leiterforums weitergab. «Jesus verbrachte viel Zeit alleine mit seinem Vater in der Einsamkeit. Aber er nahm auch ab und zu drei seiner Jünger mit, um sie zu bejüngern. Er führte sie in eine bewusste Auszeit mit Gott allein und zeigte ihnen live, was in solchen Momenten geschieht. Der Herr zeigte mir, dass sich gerade Leiter diese Zeiten mit dem Herrn allein oft nicht mehr nehmen und somit auch andere nicht darin unterweisen können. Ein wahrer Jünger muss wissen, was auf dem Berg der Verklärung geschieht. Wir sollten unbedingt Raum dafür schaffen.»


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I n te r v i e w m i t B r i a n D o e r k s e n

Carlos Martinez

«Was wir als Christen tun, machen wir nicht allein»

«Mit den Augen hören lernen»

• Brian Doerksen

• Carlos Martinez

ist bekannt ge-

(50) kreiert eine

worden durch

Welt aus Gesten,

Lieder wie

die mediterranes

‹Faithful One›,

Peter Höhn

‹Refiner‘s Fire›, ‹I Lift My Eyes Up›, ‹Come, Now Is the Time to Worship›. Brian lebt mit seiner Ehefrau Joyce und sechs Kindern, Rachel, Esther, Benjamin, Joy, Mercy und Isaiah, in British Columbia, Kanada, in demselben alten Bauernhaus, wo er selbst aufgewachsen ist.

Brian, wie hast du und deine Familie die EXPLO erlebt? Es war ein grosses Privileg, mit meiner Familie hier zu sein. Wir haben nicht oft die Gelegenheit, zusammen solche Reisen zu machen. Dass nicht nur ich Musik machen konnte, sondern auch meine Familie mitspielte und mitsang, war für mich eine grosse Freude. An dieser EXPLO wurde klar: Was wir als Christen tun, machen wir nicht allein. Manchmal sieht man nur die einzelne Person mit der besonderen Gabe im Rampenlicht und vergisst ihre Familie dahinter. Ohne die Familien­ struktur könnte die Person aber nicht machen, was sie macht. Meine Frau ist sehr dankbar für die gemeinsame Zeit hier. Was möchtest du den Konferenzteilneh­ mern mit nach Hause geben? Ich denke an zwei Dinge: Erstens, der Vater im Himmel liebt dich sehr, und jeder von euch hat einen eigenen Namen, eine eigene Berufung, eine eigene Identität. Auch wenn du überwältigt bist von den vielen Eindrücken und Möglichkeiten, bin ich überzeugt:

Gott wird dir deinen Weg zeigen oder eine Berufung bestätigen. Zweitens, Jesus nachzufolgen ist kein leichter Weg, aber es ist ein einfacher Weg. Es geht darum, einfach den nächsten Schritt zu tun, den Gott dich zu tun heisst. Und den Nächsten zu lieben, den Gott dir über den Weg schickt. Was rätst du einer Person, die bei einem Anbetungsstil, wie du ihn pflegst, nicht so viele Emotionen spürt? Ich glaube, Worship ist einfach ein Ausdruck der Liebe und Hingabe an Gott. Die Art und Weise, wie das ausgedrückt und erlebt wird, hat viele Formen. Musik ist etwas, was die Leute Gottes schon immer gemacht haben, von Anfang an. Musik bewegt unsere Herzen. Ich glaube, dass es viele verschiedene Formen davon gibt, die sich auch weiterentwickeln können. Auf einer meiner letzten Touren hatte ich zum Beispiel einen klassischen Musiker da-

bei, und so brachten wir klassische Musik in unsere Anbetung hinein – neben der zeit­genössischen Musik, die wir machen. Ich habe auch einen Chor und ein kleines Orchester. Einiges von dem, was wir machen, ist sehr fetzig, anderes eher ruhig. Ich versuche in jeder Anbetung mindestens eine alte Hymne einzubringen. Ich habe Martin Luthers Lied ‹Ein’ Feste Burg ist unser Gott› sehr genossen. Es gab eine Zeit, da wurden die meisten Anbetungslieder in Deutsch geschrieben. Christen aus den anderen Ländern haben die Songs dann übersetzt. Und jetzt sieht es aus, als wür­den die Lieder mehr von der englischsprachigen Kultur kommen. Aber auch das kann wieder ändern, so dass andere Nationen neuen Worship prägen werden.

Peter Höhn Carlos, du hast zwei Arbeitsmottos: «Mit den Augen hören» und «Sichtbar machen, was nicht sichtbar ist». Kannst du das nä­ her erklären? Viele Christen haben ihre Augen geschlossen, wenn sie beten, was an sich gut ist. Aber manchmal sollten wir beim Beten unsere Augen öffnen, denn ich glaube, dass Gott auch zu unseren Augen sprechen will. Unsere Prediger sprechen vor allem unsere Ohren an, aber sie könnten auch viel zu unseren

Augen sagen: Ein herzliches Lächeln, ein schöner Moment, sogar die Kleider, die sie tragen, können zu uns sprechen. Wir sollten sehen lernen, wie Gott die Kunst, aber auch einfache Dinge um uns herum braucht, um uns zu erfreuen, um uns etwas zu sagen. Wir sollten also mehr darauf achten, was wir mit unserer ganzen Erscheinung aus­ drücken? Ja, sprich mit allem, was du hast! Mach es sichtbar! Für mich heisst ‹sichtbar machen› mehr noch Gedanken, manchmal geistliche Gedanken, die nicht sichtbar gemacht werden können, in Geschichten auszudrücken. Als Jesus lehrte, hat er Gedanken des Himmels in Gleichnisse verpackt, die sichtbar, die klar und verständlich waren, und seine Botschaft war darin verpackt. Mein Ziel ist es, neue Geschichten, neue Gleichnisse zu erzählen, damit die Leute sehen, was nicht sichtbar ist. Was möchtest du, dass deine Zuschauer mit nach Hause nehmen? Bei meinen Geschichten auf der Bühne habe ich immer Elemente drin, die jeder in seinem täglichen Leben wieder-

• Doerksen-Family cz 1|05

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findet. Im letzten Stück, das ich zeigte – ‹Der Ruf› –, ging es um eine Person, die zu Hause kochte. Es war nur irgendeine Küche, aber ich bin sicher, wenn die Leute zu Hause wieder in ihrer Küche stehen, erinnern sie sich an diese Küche im Stück, und sie können sehen, dass sogar an einem normalen Ort wie einer Küche, Gott sie rufen kann. Und das Wichtigste ist: Gott ruft nicht deinen Dienst, sondern dich. Er ruft nicht den Koch, er ruft die Person. Natürlich kannst du Gott mit deinen Gaben dienen. Aber erst, wenn du begriffen hast, dass er eben dich gerufen hat und nicht deine Gaben.

«Manchmal sollten wir beim Beten unsere Augen öffnen, denn ich glaube, dass Gott auch zu unseren Augen sprechen will.»

Temperament und feinen Humor mit präziser Technik und Rhythmus verbindet.


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Duane Conrad, Kerstin Hack und Pfr. Axel Nehlsen

‹Gemeinsam für Berlin› –

Österreich –

eine wegweisende Grossstadt-Initiative

Hoffnungsvoller Weg der Versöhnung

‹Gemeinsam für Berlin› besteht im Wesentlichen aus verschiedenen, sogenannten ‹Foren›, z. B. über Islam, Bildung, Gemeindegründung, Bereiche, wo sich Leute engagieren, denen ein bestimmtes Gebiet auf dem Herzen liegt, das sie mit anderen Christen in der Stadt prägen und gestalten wollen. Zudem gibt es dreimal jährlich ein Frühstückstreffen, wo Verantwortungsträger aus der ganzen Stadt zusammenkommen, Berichte hören von dem, was Gott macht, und gemeinsam die Weiterentwicklung der Vision bewegen.

Österreich hat, was das Christentum betrifft, eine schlimme Geschichte. Nach der Reformation wurden die Protestanten aus dem Land vertrieben. In der jüngeren Zeit wurde gesagt: «Österreich ist das Grab der Missionare.» Aber jetzt tut sich einiges, was Grund zur Hoffnung gibt: Es gibt einen runden Tisch, den ‹Weg der Versöhnung›.

Duane Conrad ist Leiter von Campus für Christus Deutschland und hat die Gabe, hinter den Kulissen Menschen anzuspre­ chen, zu motivieren und zu aktivieren, um im Netzwerk ‹Gemeinsam für Berlin› mitzu­wirken: «Als ich Anfang der 90er Jahre nach Berlin kam und mich nach einem Betätigungsfeld für Campus für Christus in der Stadt umsah, suchte ich mit Pastoren der Stadt das Gespräch und fragte: ‹Wo könnten Sie sich vorstellen, dass wir uns einbringen?› Aus den Gesprächen wurde deutlich, dass die Pastoren sehr isoliert, entmutigt waren und dass die meisten ohne Vision in der Stadt lebten. Aber wie konnte ich helfen? Ich wohnte gar nicht in Berlin. Und wie sollte ich ihnen sagen, dass sie ohne Vision in der Stadt lebten, und wie sollte eine Vision überhaupt entstehen? Kurz darauf habe ich von einer Gebetsklausur für Pastoren in London gehört, für Grosstädte. Mir war sofort klar: Ich musste Schlüsselpastoren aus den verschiedensten Gemeinden in Berlin dazu einladen. Vielleicht würde Gott etwas tun auf dieser Klausur. Ich habe aber sehr daran gezweifelt, dass diese beschäftigten Pastoren so kurzfristig Zeit, Geld und Interesse dafür haben würden. Doch

Peter Heinz

sie sagten spontan zu, auch die Finanzen wurden auf wunderbare Weise gesichert. So wurde dort auf dieser Klausur die Idee von ‹Gemeinsam für Berlin› in den Herzen dieser Pastoren geboren.» Pfr. Axel Nehlsen ist Geschäftsführer von ‹Gemeinsam für Berlin›, Integrationsfigur und ein starker Brückenbauer, dem die Trans­formation der Stadt Berlin am Herzen liegt: «An Gebetstreffen zu gehen und ab und zu mal zusammen frühstücken ist leicht. Aber geistlicher Leiter und Leiterin zu sein, einander auch von Nieder­lagen, Schrecken und Enttäuschungen zu erzählen, das ist gar nicht so einfach, aber das haben wir gewagt. Und dieses transparente Voreinander-Sein hat dazu geführt, dass Vertrauen unter uns gewachsen ist. Zweites: Es ist in den letzten fünf bis sechs Jahren in Berlin ein­fach mehr gebetet worden. Nicht nur bei den Pasto­ren, die sind da eher schwach, sondern bei Fürbittern und Fürbitterinnen, bei Gebets­ gruppen, in Gemeinden, bei Gebetsveranstaltungen, und das hat dazu geführt, wie es Gott ja auch verheisset, dass sich was getan hat.»

Kerstin Hack ist Verlegerin und Autorin und arbeitet bei ‹Gemeinsam für Berlin› ehrenamtlich mit im Bereich Gebet und Visionsentwicklung: «Der 1. Mai ist in Berlin traditionell ein Tag, wo die Pflastersteine ausgepackt und aufeinander geschmissen werden. Als Christen haben wir gedacht: Uns reicht’s! Eigentlich haben wir keine Lust, dass jedes Jahr am 1. Mai unsere Stadt zusammengeschlagen wird. So haben wir 2003 gebetet, und es wurde schon ein bisschen besser. 2004 gingen wir konkret dorthin, wo die Gewalt ist, und beteten. Wir hatten etwa zwölf Beter, die auf den Strassen waren, wo normaler­ weise Gewalt stattfindet. Das Resultat: Wo letztes Jahr Strassen­schlachten waren, gab es ein paar Range­leien. Wo letztes Jahr 19 Autos in Flammen aufgingen, war es dieses Jahr eins. Wo letztes Jahr mehrere Leute schwer verletzt wurden, gab es einen verletzten Demonstranten und ein paar Polizisten mit Kratzern. Wo es Millionenschaden gab, war er dieses Mal wesentlich geringer. Die Zeitungen berichteten, dass das erste Mal seit 19 Jahren das Gewalt­ritual in der Stadt durchbrochen worden sei.»

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Diese Zusammenarbeit unter Christen verschiedener Konfessionen begann nach dem ‹Marsch für Jesus› 1992 und 1994. Obwohl 4000 Christen aus ganz Österreich kamen, gab es neben Freude auch Enttäuschung: «Was ist los? Warum nur 4000? Sind wir zu charismatisch? Sind wir zu evangelikal oder zu katholisch? Wie viele Christen würden sich denn überhaupt mobilisieren lassen in Österreich?» Wir kamen auf eine Zahl von 12 000 und entschlossen uns: «Die wollen wir sehen!» So veranstalteten wir eine Begegnungskonferenz. Hauptreferent war der Engländer Stuart McAllister, damals Generalsekretär der Evangelischen Allianz Europa, der die 70 an­we­sen­den Brückenbauer aus demganzen Land herausforderte und sagte: «Baut einen runden Tisch in Österreich. Dieses Land ist reif dafür.» – Das war der Anfang. 1997 kamen wir in Salzburg zusammen: Vertreter aus der katholischen und der evangelischen Kirche, aus evangelikalen und charismatischen Freikirchen und aus freien Werken. Was tut dieser runde Tisch? Es werden Gebetstreffen und Beziehungskonferen37

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zen veranstaltet, wo wir als Leiter zusammenkommen, miteinander reden, einander zuhören und einander nicht die Bibel um die Ohren hauen. 2001 kam es mit dem ‹Fest für Jesus› in Wien zu einem ersten Höhepunkt. 8500 Christen aus ganz Österreich versammelten sich vor dem Stephansdom in Wien – eine gigantische Kulisse. Kurz bevor die Mu­sik anfing, kam jemand auf die Bühne und sagte: «In der nächsten Viertel­­stunde ist ein Gewitter angesagt.» Wir sollten alle den Regenschutz anziehen. Doch wir sagten: «Das machen wir nicht, wir beten.» In den nächsten sieben Stunden gab es keinen Regen über dem Stephansdom. Rund um Wien hat es gewittert und geschüttet, und wir sassen unter blauem Himmel. Es war ein Zeichen Gottes. Der Kardinal von Österreich, Christoph Schönborn, sass mitten in der Menge. Das war natürlich auch für die Zeitungen ein Aufhänger.

rer Einheit› wird bereits in Süd­amerika für die Einheit unter den Christen verwendet. Wir haben in Österreich durch Gottes Gnade etwas schaffen dürfen, was bereits in die Welt hinausgetragen wird.

www.agapeoesterreich.at

• Oben von links:

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Inzwischen sind weitere Dinge geschehen: ‹Get connected›, ein Beziehungsnetz­ werk von Jugendlichen, hat am ‹Fest für Jesus› über 800 Jugendliche zum Gebet zusammengerufen. Vor zwei Jahren ist daraus der Teamprayer-Kongress entstanden. Ein weiteres Resultat ist das Ehenetz: Zwölf Organisationen koordinieren • Peter und Maria miteinander ihre Ehearbeiten, mit gemein­ Heinz sind die samer Website. Betet mit uns, dass das Leiter von weitergeht. Wir sind am Anfang, aber ‹Agape Öster­ wir sind auch schon mittendrin. Betet reich›, wie die für unser Land, es ist reif zur Ernte! Arbeit von Campus für

Diese leicht gekürzte Botschaft hat Peter Heinz am 28. Dezember weitergegeben.

Christus dort heisst, mit insgesamt 13 hauptamtli-

Seither sind in ganz Österreich in den Hauptstädten der Bundesländer solche ‹Kreise zur Einheit› oder ‹Plattformen der Versöhnung› entstanden. Wir haben auch theologische Schwerarbeit geleistet. Das Basisdokument ‹Jesus, der Grund unse-

chen, 2 nebenberuflichen und 30 ehren­ amtlichen Mitarbeitern.


I M F O K U S Ben-Rainer Krause –

Die Berufung ...

eine radikale Bewegung hin zu Gott auslösen

... nicht heute leben — ist zu spät

Gott rief sein Volk immer wieder zusammen, damit es umkehre und ihm wieder neu begegne: Regelmässig zu jährlichen Fest- und Opferzeiten, aber auch in Zeiten geistlicher Dunkelheit, wenn sein Tempel zerstört war oder die Menschen gottlos geworden waren. Ben-Rainer Krause ist davon überzeugt, dass es auch heute wieder so weit ist: Gott fordert Menschen auf, ihre Stimme zu erheben und eine ganze Nation, Alt und Jung zur Umkehr zu rufen. Heraus aus einem Konsumchristentum, hinein in eine radikale Hingabe und Opferbereitschaft. Auf dem heissen Stuhl und in einem Interview während der EXPLO 04 beschreibt er, was das für ihn heisst.

Brigitte Eggmann

«Entweder treibt unser Glaube die Furcht aus, oder die Furcht frisst unseren Glauben auf.»

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«Immer mehr Jugendliche und junge Leute, Männer und Frauen, wollen nicht mehr länger in religiöser Selbstbefriedi­ gung verharren. Sie sind bereit, die Lei­ den­­schaft ihres Herzens zu investieren. Sie stehen auf, hören auf zu schweigen und nennen Gottlosig­keit beim Namen.» Der heute 32-Jährige hat es selbst erlebt. «Ich bin der Jüngste von vier und habe einen baptistischen Hintergrund. Mit 13 bekehrte ich mich in einem Jungscharlager. Ich wusste von Gott, war bekehrt, hatte aber keine Beziehung zu Jesus. Es lief einfach nichts. So mit 18 hatte ich von diesem Schlaffi-Christsein genug. Ich war verzweifelt.» Auf einer Pantomimenfreizeit der katholischen charismatischen Christen von Ravensburg begegnete ihm Gott ganz neu. Eines Morgens erwachte er ganz früh und wusste einfach, dass Jesus in seinem Zimmer war. Er begann die Bibel zu lesen. Jedes Wort war eine Offenba-

rung. Eine wirkliche Wende. Krause erlebte die Geistestaufe, und Gott inspirierte ihn dazu, für seine Stadt zu beten. «Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich plötzlich zu so vielen jungen Menschen eine offene Tür hätte. Aber es ist nun mal so. Ich will, dass sie einen Unterschied machen. Es ist Zeit, aus Scham und Einschüchterung auszubrechen.» Krause arbeitete nach der Ausbildung zum Kaufmann für Einzelhandel zwei Jahre auf seinem Beruf. Seit 1995 ist er verheiratet und hat zwei Kinder. Seit je hatte er einen ausgeprägten Zug zu Fürbitte und Gebet und fand schliesslich das ‹Christliche Trainingszentrum› in Hannover, eine Schule, die Gebetsleiter ausbildet. Dort drückte er 1994 drei Monate lang die Schulbank und fing im Sommer als Mitarbeiter an. Als Medienmann, der von morgens bis abends die Lehrkassetten kopierte. Manchmal konnte er ein Seminar geben oder in der Schule predigen.

Im Jahr 2000 hörte er auf der CD ‹Prayers for X-treme disciples› (Gebete für Extrem­ jünger), wie Lou Engle und Stacy Campbell mit Worten der Bibel beteten und war gepackt. «Ich wusste, dass ich ein Fürbitter bin und mich Gott zum Beten ruft. Lou Engle betete in einer Dimension, die mir bisher fremd war. Eine Dimension, erfüllt mit Leidenschaft und Ernstlichkeit. – Engle ist für mich ein grosses Vorbild, was Gebetsgeist angeht und darin, ein Fürbitter zu sein, der für eine ganze Nation in den Riss tritt.» Krause fing dann selber an zu fasten. Mit unterschiedlicher Wirkung. «Es gab Tage, die waren wunderbar, und es gab Tage, die waren einfach nur noch grausam.» Nach seiner Erfahrung kann man nicht einfach fasten, «wenn es einem vom Gefühl her gerade danach ist». Er fastet mit Absicht und nach Plan. Zwei Jahre lang jeden Mittwoch und Freitag. 2002 dann das erste Mal 40 Tage. «Das war eine sehr gute Erfahrung, aber eigentlich geht es mir gar nicht so sehr um cz 1|05

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das Fasten, sondern um einen Lebensstil des Opferns. Denn das setzt Kraft frei.» Wie behält er den Fokus? «Ich kann eigentlich nur eine Sache wirklich von Herzen und mit Leidenschaft und Hingabe tun. Ich weiss momentan, was meine Aufgabe ist. Wenn Gott Weichen anders stellt oder zu mir reden will, dann tut er das meistens direkt. Ich weiss dann einfach, dass ich weiss, dass ich weiss, – und andere bestätigen.» Krause ist überzeugt, dass wir in unserer heutigen Zeit gar nicht Einfluss nehmen können, wenn wir uns nicht immer wieder zurückziehen. Absondern, so wie Johannes der Täufer in der Wüste. «Sonst predigen wir irgendwann die Botschaft der Welt und werden ihr ähnlich.» Informationen zum Dienst von Ben-Rainer Krause finden Sie unter: www.thecallberlin.de www.holyrevolution.de The Call Deutschland (Holy Revolution), Tel. 0049 (0) 5101-58 92 59, E-Mail: info@holyrevolution.de Die Geschichte von The Call Deutschland und einiges anderes ist in dem Buch ‹der Rufer› beschrieben. Das Buch schrieb Ben-Rainer, und es ist konstenlos über seinen Dienst zu beziehen.

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Nica Spreng «So viele leben ihre Berufung nicht! Mit Berufung meine ich nicht eine Tätigkeit, die man sonntags zwischen halb zehn und halb zwölf verrichtet. Ich verstehe darunter, dass man seine gottgegebenen Fähigkeiten mit Jesus zusammen einsetzt. Viele Christen schöpfen ihr Potential nicht aus. Ich kenne das Dilemma: Man hat das Gefühl, es müssten zuerst 1000 Voraussetzungen stimmen. Lange hab ich gedacht, ich müsste doch freigesetzt sein, mehr Abdeckung und geistlichen Schutz geniessen, mehr wissen, eine Leiterschaft haben, die so hinter mir steht, wie ich mir das vorstelle, ... einige Freunde rieten mir zu heiraten (ich bin Single), und, und, und ... Die Berufung nicht heute leben – ist zu spät! Ich habe beschlossen, nicht mehr zu warten, bis sich die Voraussetzungen er­füllen. Ich würde nämlich bis ins Grab warten. Ich hab entschieden, meine zwei Sardellen und fünf Biobrötchen dem Herrn hinzustrecken und erlebe verblüffenderweise, wie er daraus Erstaunliches macht! Ein Beispiel: Vor einigen Jahren merkte ich, dass es unbedingt nötig war, Jugendgruppenleiter in schwierigen Situationen zu coachen. Ich stellte ein Konzept auf, ging damit zur Leitung, die das guthiess, und fragte die Teamler an. Merkwürdig – sie arbeiteten alle motiviert mit. Ich war die Jüngste des Teams, hatte am wenigs-

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ten Erfahrung in dem Bereich, bin eine Frau ... und sie akzeptierten meine Leiterschaft. So ist das in den letzten Jahren immer wieder gegangen: Dort, wo ich den Mut hatte, etwas anzuzetteln, etwas zu wagen, mit meinen ganzen 155 cm hinstand und sagte: ‹Dorthin, wer kommt mit?›, hat der Herr das jedes Mal gesegnet. Meine Lieben, ich warte nicht mehr! Denn die einzige und alles entscheidende Voraussetzung ist passiert: Jesus Christus starb am Kreuz und ist auferstanden! Ihr Frauen! Beendet das Vergleichen, die Minderwertigkeit und das Verstecken. Habt den Mut, das zu tun, was euch auf dem Herzen liegt! Ich weiss genau: Das kostet seinen Preis! Aber es kostet noch einen höheren Preis, die Berufung zu verleugnen! Ihr Jugendlichen! Seid leidenschaftlich! Auch wenn ihr ‹schräg› angesehen werdet, lebt die Leidenschaft zu Gott, seid ‹crazy› für euren Gott! Ihr Männer! Hört auf, den Frauen Verantwortung in die Schuhe zu schieben. Lasst euch vom Vater auf die Stirn küssen und geht mutig voran, der Herr ist mit euch!» Auszug aus der Botschaft vom Neujahrsmorgen 2005.


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Für weitere Informationen: www.sabine-ball-stiftung.de www.stoffwechsel.com

«Sie wollten keine Kreuze auf den Gräbern und statt Christian hiessen die Kinder Atheist, sprich: Ateo oder Libero.»

Giovanni Isella –

‹stoffwechsel›

Gott kommt ins antichristliche Biasca

Sabine Ball – ein Herz ändert sich total

Giovanni Isella. Das ist nicht der neue Mittelstürmer des AC Milan. Nein. Ein Stürmer ist er, aber nicht auf dem Fussballfeld: Giovanni Isella brachte mit seinem Team sämtlichen Kommunalmitgliedern der Tessiner Regierung die Bibel. Daniel Gerber Rund 6100 Bibeln wurden verteilt. «Es begann im Jahr 2003, im Jahr der Bibel.» Nachdem seine Gemeinde und Gebetsgruppe hinter ihm gestanden hatten, startete er. So wurde das gesamte Tessiner Parlament mit der Heiligen Schrift ausgerüstet. Dann forderte die Zeitung ‹Corriere del Ticino›, dass die Parlamentarier nun auch nach den Werten der Bibeln handeln sollten. Bei den Richtern brachte Isella die Bibel persönlich vorbei. «Das war eine Arbeit, die eigentlich nicht zu bewältigen war.» Der Jurist und Bibelverteiler bat um ein Zeichen. Und Gott antwortete mit einem Hitzesommer. «Wir Kantonsangestellten durften darum eine Stunde früher mit der Arbeit aufhören. Die Richter nicht.» Dadurch konnte der 46-jährige Tessiner Jurist im Juli und August täglich zwei Richter besuchen.

«Ich habe ein Dokument abzugeben.» Im Verlauf seiner Bibelverteil-Tour reiste Giovanni auch nach Bern. «Um neun Uhr morgens kriegte ich vor der Tessiner Fraktion – das sind acht National- und zwei Ständeräte – 15 Minuten Sprechzeit.» Davon beflügelt, reiste er dann ohne

Vor­an­meldung nach Lausanne weiter vor das Bundesgericht. «Wenn der Herr will, komme ich rein», sagte sich der Stabschef des Tessiner Finanz- und Wirtschaftsdepartements. Und Gott wollte. Am Eingang wurde er angehalten und gefragt, was er wolle. Giovanni Isella: «Ich habe ein Dokument abzugeben.» Er wurde vorgelassen – und gleich eineinhalb Stunden behalten, um vom Glauben und der Aktion zu berichten.

Patenkinder 6100 Bibeln sind nicht wenig und auch nicht günstig. 125 000 Franken kostete die Aktion. «Wir suchten Paten in der ganzen Schweiz. Diese sponserten eine Bibel. Mit 20 Franken war man dabei.» Doch Isella wollte nicht nur Geld. «Die Geber mussten sich auch gleich noch ver­pflichten, dass sie für die Person beten werden.» Und so wurden aus der gesam­ten Tessiner Exekutive und Judikative geist­liche Patenkinder der gesamten Schweizer Christen­ heit. Nicht alle Ge­mein­den akzeptierten die Bibel­ver­tei­lung. Zwei Parlamentarier reichten eine Motion ein, und Isella musste sich verteidigen. «Es gab aber eine Richt­ linie, die ich als Jurist kenne und auf die ich mich berufen konnte. Da mussten sie sagen, dass ich sauber sei. Ohne Schuld.»

Jesus kommt nach Biasca «Biasca war das antichristlichste Dorf im Tessin», sagt Isella, ohne mit der Wimper zu zucken. «Sie wollten keine Kreuze auf den Gräbern, und statt Christian hiessen die Kinder Atheist, sprich: Ateo oder Libero.» In Biasca kam auch niemand an die Infoveranstaltung für die Regierungsangestellten. «Wir waren zu fünft im Gemeindesaal und beteten. Wir kämpften im Geiste darum, dass die Abgeordneten des Dorfes die Bibel annehmen würden.» Gott war offenbar dafür. Jedenfalls durfte die Bibel an einer Ratsversammlung verteilt werden. Der Bürgermeister dankte dann schriftlich. Im Kanton geschieht nun auch einiges. Zum Beispiel werden Alphalive-­Kurse an­geboten.

Vielleicht würde man diese kleine Frau mit den schlohweissen Haaren, der weissen Bluse und dem schlichten Hängekleid glatt übersehen, wüsste man nicht, dass Sabine Ball, 1925 in Königsberg ge­boren, die älteste Referentin an der EXPLO 04 ist. Getrieben von der Sehnsucht nach einem Leben, das sie im Nachkriegsdeutschland nicht zu finden vermutete, wan­derte Sabine Ball 1949 nach Amerika aus. Damals ahnte sie nicht, dass sie 40 Jahre später zurück­­ kehren und das Leben, das sie suchte, als ‹Mutter Teresa von Dresden› finden würde. Brigitte Eggmann

8000 Bibeln in Italien Die Aktion färbt auf Italien ab. Die ita­ lienische Bibelgesellschaft will allen Bürgermeistern bzw. Gemeindepräsidenten eine Bibel abgeben. Und Giovanni Isella ist gespannt, ob seine Aktion in anderen Schweizer Kantonen Nachahmer finden wird. «Ich wäre bereit, mit Rat zur Seite zu stehen.» Die Tat freilich müsste von Personen vor Ort erbracht werden. «Sponsoring und Gebetspatenschaften könnten dann wieder aus der ganzen Schweiz kommen. Das stärkt unser Land.» Denn für Isella ist wichtig, dass Christen «mutig aufstehen und den Menschen ohne Umschweife direkt das Evangelium weitergeben.» cz 1|05

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«Von meinem Vater habe ich eine tiefe Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Wahrheit mitbekommen. Ich habe beides in der Welt und bei Vorbildern gesucht und nicht gefunden. So wollte ich selber oben ankommen.» Oben ankommen hiess, etwas vorzeigen zu können, und so suchte Sabine Ball nach einem wohlhabenden Mann. 1953 heiratete sie einen Millionär. «Am Anfang genoss ich Wohlstand und Reichtum sehr. Aber nach einer gewissen Zeit fragte ich mich doch, ob das alles sei.» Die Ehe zerbrach und wurde geschieden. Sabine Ball zog mit ihren zwei Söhnen von der Ostküste nach Kalifornien, 41

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fand Anschluss in der Künstler- und Intellektuellenszene. Mit der Hoffnung, dass Menschen, die nach der Wahrheit suchen, die Antwort haben. Erschüttert, dass junge Menschen aus der Hippieszene durch Drogen das eigene Leben zerstörten, verkaufte sie ihr Haus und erwarb mit dem Geld in Mendecino ein Stück Land mit Scheune. Sie lud die Hippies ein, bei ihr auf dem Land zu wohnen, mit dem Wunsch, sie von den Drogen weg­zukriegen. Nach zwei Jahren waren Enthusiasmus und Optimismus verpufft. Nicht nur weil die Hippies unbelehrbar waren und sogar die Aprikosenmarmelade stahlen, die sie für den Winter ein­gemacht hatte, sondern weil auch sie selbst es nicht schaffte: «Ich war nicht fähig, Menschen so zu helfen, dass es erfolgreich war.» Sabine Ball verreiste für drei Monate nach Nepal in ein buddhistisches Kloster. Wieder zurück in der Kommune, stellte sie entsetzt fest, dass sich einige der Hippies zu Jesus Christus bekehrt hatten. Obwohl ganz gegen das Christentum eingestellt, liess sie sich mit einem jungen Mann, der Christ geworden war, auf ein Gespräch ein. «Mit viel Geduld erklärte er mir die Bibel, obschon ich eine dicke Wand davor gebaut hatte. Jesu Worte ‹Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben› und die Bergpredigt gingen mir ins Herz. Ich begann mit dem Herzen zu hören. Ich sagte mir, falls dieser Gott war und tatsächlich

für mich und jeden, der an ihn glaubt, ans Kreuz gegangen ist, dann ist er heilig und gerecht, und ich kann ihn nicht ändern. Eine tiefe Ehrfurcht vor Gott kam über mich, und ich sagte mir: ‹Ja, wer bin ich denn, dass ich es wage, einen heiligen Gott verändern zu wollen, wo ich zudem weiss, dass die Welt verkehrt lebt? So steige ich lieber aus dieser Welt aus und will Gott total ernst nehmen.›» Sabine Ball erzählt ihre Lebensgeschichte auf einfache und sanfte Art. «Über die Jahre hat mich Jesus total verändert. Er hat mir ein neues Leben gegeben. Es ist mein Auftrag, ihm zu dienen.» 1993 reiste sie mit nur 1500 Dollar in der Tasche nach Dresden zurück. Mit einer Liebe im Herzen für verrückte Typen mit verdrehten Herzen, für die offensichtlichen Sünder, für Jugendliche mit einem kaputten Zuhause. Mit der Hilfe verschiedener Gemeinden initiierte sie den Treffpunkt ‹stoff­wechsel›. Am Anfang war da nur der Treffpunkt mit Secondhand-Laden. In der Zwischenzeit ist daraus eine Organisation mit 17 hauptamtlichen und 50 ehrenamtlichen Mitarbeitern geworden. Diese engagieren sich in vielfältigen Projekten der Arbeit, die über die Jahre entstanden sind. Der ‹stoffwechsel› ist für viele Kinder und Jugendliche zu einem zweiten Zuhause geworden. Sie erhalten nicht nur neue Kleider, sondern können erfahren, dass sich ein Herz völlig ändern kann. Mit ihren bald 80 Jahren geht Sabine Ball noch immer in Gefängnisse und Schulen, spricht an Frauenfrühstückstreffen oder zu Geschäftsmännern. Kinder und Erwachsene spüren ihre Authentizität und Liebe. «Die Talente, die Gott uns gegeben hat, will er für sich und für diese Welt einsetzen. Wir sollen erstaunt sein, wie viel wir schaffen können, wie wir diese Welt verändern können, wenn wir Gott wirklich ernst nehmen. Denn die Zeit auf dieser Welt geht ganz schnell vorbei.»

«Es ist mein tiefer Wunsch, dass wir das leben, wofür wir auf dieser Welt sind.»


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Glauben wie die Kinder – bunt und ansteckend Minichmayrs und die KISI-Kids Weder steckt ein englisches Wort noch eine spektakuläre Abkürzung hinter diesem Namen, sondern er steht ganz einfach für ‹Kinder-Sing-Kreis›. Bekannt geworden ist die singende Kinder­truppe durch Auftritte in Pfarreien, auf öffentlichen Plätzen, in Einkaufszentren oder überall dort, wo sie eingeladen wurde. Über ihre Arbeit, ihre Ängste und deren Bewältigung hat Monika Blatter an der EXPLO mit dem Gründerehepaar gesprochen.

Monika Blatter Wovor habt ihr Angst? Hannes: Tja, da muss man ehrlich sein, nicht? Ich glaube, am meisten habe ich Angst vor dem Versagen. Vielleicht kommt das aus meinem katholischen Hintergrund. Da ist zum Beispiel die Furcht, dass das Werk durch meine Fehler zu Schaden kommt oder sich nicht in diese Richtung entwickelt, die Gott sich vorstellt. Und bei dir, Birgit? (Birgit Minichmayr wur­ de gleichentags im Abendplenum auf dem heissen Stuhl interviewt. Anm. d. Red.) Birgit: Hm, ... Hannes: Vor dem heutigen Abend, oder? Birgit: Oh ja. Meine Angst, nein, meine Sorge ist eher, dass in der Erziehung etwas schief laufen oder die Kinder durch das hohe Engagement mit den KISI-Kids schaden nehmen könnten.

Hattet ihr existentielle Ängste, als ihr die Pfarrstelle aufgegeben habt? Hannes: Nein, da waren wir Gott sei Dank immer sehr gesegnet. Da hab ich schon mehr Angst, einen Auftritt absagen zu müssen. Einen Anruf zu erhalten, die oder der ist krank. Mit Kindern aufzutreten ist oft unberechenbar. Was tut ihr gegen die Angst? Hannes: Der Glaube ist eine grosse Stütze, denn Jesus sagt: «Fürchtet euch nicht.» Mir helfen aber auch das gegenseitige Gespräch und Gebet. Wovor haben Kinder am meisten Angst? Birgit: Dass die Eltern sich trennen. Aber auch vor Naturkatastrophen. Jetzt gerade nach dieser Flut, wo die Kinder auch mitkriegen, wie zerbrechlich die Welt ist. Hannes: Die Angst vor mangelnder Anerkennung und Liebe.

Wie begegnet ihr den Ängsten der Kinder? Hannes: Die Angst der Kinder ernst nehmen und nicht sagen: «Ach, komm, das wird schon wieder.» Birgit: Halt einfach ehrlich sein, denn wir können nicht sagen, dies und das passiert nie. Wir wissen nur, dass Gott mitgeht und nichts zulässt, was wir nicht ertragen können. Gott hat trotz finsteren Tälern, durch die wir hindurch müssen, ein gutes Ziel. Gott hat ein gutes Ende vorbereitet: Dies mir vor Augenzuführen, ist wichtig, denn das prägt mich mein Leben lang. Die ganze Arbeit auf der Bühne ist ein Training, Angst überwinden zu lernen und das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken. Wenn ein Kind ein Solo singen soll, sagen wir einfach, da sitzt nur Jesus und hört zu – und noch einige Leute rundherum, egal ob das 30 oder 1000 sind. Und letztlich kommt es nicht auf uns an. Wir dürfen versagen.

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Hannes und Birgit Minichmayr Hannes und Birgit Minichmayr lernten sich beim Theologie­studium in Linz kennen und haben heute drei Kinder. Sie leben in Altmünster. Beide entdeckten in ihrer Jugendzeit, dass der christliche Glaube nicht in erster Linie aus Geboten und Verboten besteht, sondern mit dem lebendigen Gott durch seinen Sohn Jesus Christus Heil und Leben in Fülle möglich ist. Als sich die KISI-Kids-Arbeit vergrösserte, tauschten sie das einkommenssichere Pfarramt gegen das Voll­zeitengagement in der Stiftung KISI-Kids ein. Den Singkreis starteten Hannes und Birgit Minichmayr 1994 mit einem Weihnachtsmusical. Neue Impulse gewann das Ehepaar durch die Schweizer Kindersingarbeit Adonia während der EXPLO 97. 43

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Im Gegensatz zur tempo­rären Zusammensetzung der Kinder bei Adonia ha­ben die KISI-Kids meist fixe Chöre und setzen mehr Bühnenspiele ein. Sie studieren aber auch mit Kindern vor Ort etwas ein. Neue Musicals tragen meistens die Handschrift von Birgit Minichmayr. Nachdem die Arbeit immer grössere Dimensionen angenommen hatte, begannen Minichmayrs in Jüngere zu investieren. Sogar Fünfzehnjährige über­­nehmen Verantwortung und sind fähig, eine Gruppe von Kindern anzuleiten. Der Erfolg von KISI-Kids liegt in der ein­gängigen Art der Lieder, der Begeisterung und dem ansteckenden Glauben der Kinder sowie in der professionellen Arbeit begründet. Beeindruckt sind die Zuschauer oft nicht nur durch Botschaft

und Aufführung, sondern durch das Benehmen der Kinder neben und hinter der Bühne, wo Disziplin, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit vorherrschen. Birgit hat neu ein Programm für Kinder von null bis fünf erarbeitet, die ‹KISISchäfchen›. Bei diesen Treffen werden ebenfalls Glaubensgrundlagen auf kreative Weise vermittelt. Eltern und Kinder nehmen teil. Manchem Kind wird es da leichter fallen, bei den KISI-Kids mitzuspielen, und manche Mutter geht mit einer neuen geistlichen Erkenntnis vom Treffen nach Hause. Weitere Informationen über die KISIKids: Postfach 70, AT-4813 Altmünster, +43(0) 820 91 91 95, www.kisi.at


f a m i l i e n

gemeinsam vorwärts | wenn ein staat...

Wenn ein Staat christliche Familienwerte fördert Interview mit Dr. Ainars Bastiks, lettischer Minister für Kinder- und Familienangelegenheiten Dr. Ainars Bastiks ist Pastor in der Sankt-Matthäus-Baptistenkirche in Riga und seit 2002 nationaler Minister für Kinder- und Familienangelegenheiten in der lettischen Regierung. Anlässlich eines Treffens am Rande der EXPLO 04 in Basel stellte ihm Hansjörg Forster, Geschäftsführer von FamilyLife Schweiz, einige Fragen.

Hansjörg Forster Wie kommt es, dass Sie als Geistlicher gleichzeitig eine wichtige Regierungsfunk­ tion ausüben können? Es war im Jahr 2001. Unter Kirchenleuten und Wirt­schaftver­antwortlichen in Lettland wuchs die Überzeugung, dass unser junger Staat unbedingt mit Hilfe von christlichen Werten geformt

«Etwas abschätzig nannte man uns in der Öffentlichkeit ‹Pastoren-Partei›.» werden müsse. Ungefähr sechs Monate vor den Wahlen entschlossen wir uns kurzerhand, eine politische Partei zu gründen, die wir schlicht ‹Lettland zuerst› nannten. Wir hatten das Ziel, den Menschen auf eine aufrichtige Weise zu helfen. Etwas abschätzig nannte man uns in der Öffentlichkeit ‹Pastoren-Partei›. Aber das Wunder geschah: Wir eroberten auf Anhieb 14 von insgesamt 100 Parlamentssitzen. Nachdem ich auf die Notwendigkeit hingewiesen hatte, welch zentrale Rolle

• Dr. Ainars Bastiks

die Familien in unserem jungen Staat spielen, konnte ich ausserdem ein neues ‹Ministerium für Kinder- und Familienangelegenheiten› gründen und präsidieren. Welche persönliche Vision für die Fa­mi­lie haben Sie? Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit?

Zunächst mal möchte ich erwähnen, dass wir uns als Nation in einer beson­deren Situation befanden, die einen gewissen Druck erzeugte und dazu führte, dass die Regierung bereit war, der Familie so viel politisches Gewicht zu geben: Wir haben in Lettland immer noch einen sehr hohen Anteil an Kindern, die in Institutionen und nicht cz 1|05

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zu Hause aufwachsen. Das ist eine Spätfolge der kommunistischen Zeit, als Kinder sehr schnell in Heime ab­ geschoben wurden. Unsere Motivation war, dieses System in eine neue Fami­lien­­­kultur überzuführen. Die eige­nen Eltern sollten lernen, Verant­wor­tung für ihre Kinder zu übernehmen. Zu­dem wollten wir die Adoption als Möglichkeit fördern, damit eltern­ lose Kinder in einem liebevollen Umfeld aufwachsen können. Dies hat sich nun schon sehr gut entwickelt. Was uns jedoch weiter­hin beunruhigt, ist die Geburtenrate. Sie lag in kommunistischer Zeit (bis 1991) zwischen 2.1 und 2.3 Prozent, sank zwischenzeitlich auf 1.2 Prozent und steigt erst jetzt langsam wieder an. Wir sehen unsere Aufgabe darin, den Sinn von Familie und eigenem Nachwuchs wieder ein­­sichtig zu machen und entsprechende Anreize zu schaffen. Das ist ein schwie­ riges Unterfangen, denn es kann nicht nur darum gehen, in finan­zieller Hinsicht Familien zu entlasten; es sind auch andere Massnahmen not­wendig. Mit dieser Situation stehen wir natürlich nicht allein in Europa. Sie haben mit ihrer Frau Lasma zusam­ men 5 Kinder zwischen 12 und 22. Insofern sind Sie für Ihre Bevölkerung ein authenti­ sches Vorbild. Können Sie uns etwas über 45

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Ihre Herkunftsfamilie verraten? Meine Grosseltern sind im Umfeld der Brüdergemeinde aufgewachsen. Mei­ne Eltern schlossen sich später der baptistischen Kirche an. Meine Schwester wurde Pianistin und Musiklehrerin, mein Bruder starb vor sieben

«In kommunistischer Zeit war die Kirche so etwas wie eine geistliche Burg». Jahren bei einem Autounfall. Ganz allgemein ist zu meiner Jugendzeit zu sagen, dass der Kommunismus ein sehr prägender Faktor war. Insgesamt habe ich ganze sieben Jahre in der Armee verbracht, einen Teil davon auf einer Militärbasis, die auf der Insel Sachalin nördlich von Japan lag und Spionagezwecken diente. Ich staune im Nachhinein darüber, wie viel Vertrauen ich bei den russischen Offizieren genoss, auch wenn ich nicht Partei­ mitglied war. Nach der Militärzeit studierte ich an der Uni und promovierte in Geschichte und Philosophie. Ich setzte mich zunächst ehrenamtlich in der Sankt-Matthäus-Gemeinde ein, deren Pastor ich dann 1988 wurde. Heute bekleide ich dieses Amt noch offiziell, doch in der Praxis hat mein ehemaliger Co-Pastor jetzt die Leitung übernommen, und ich assistiere ihm.

Ich habe in meinem Leben einfach immer versucht, das anzupacken, wovon ich dachte, dass Gott es von mir wollte. Sie haben also auch eine starke Überzeu­ gung für die Kirche. Was bewegt Sie in Bezug auf die Kirche? Lassen Sie es mich so sagen: In kommunistischer Zeit war die Kirche so etwas wie eine geistliche Burg. Hier wurde der Glaube bewahrt. Als dann aber die Mauern fielen, waren viele Gemeinden nicht bereit. Sie hatten sich zu sehr in sich selbst zurückgezogen und von der Umwelt abgeschottet. Als Minister schmerzt es mich immer wieder, welch grosser Teil der Kirche sich dem Auftrag verschliesst, die Gesellschaft aktiv mitzuprägen. Als Sankt-Matthäus-Gemeinde setzen wir alles daran, eine Kirche zu sein, die relevant ist, die für andere da «Der Graben zwischen ist und ihnen der Kirche und den Mendient. Wir nutschen von heute kann nur zen Angebote durch einzelne Personen wie ‹Willow überwunden werden, die Creek› oder durch Gottes Kraft eine ‹Kirche mit Brücke bilden». Vision›, um uns ständig weiterzuentwickeln. Dabei gehen wir immer wieder Risiken ein, er­freuen uns aber auch eines regen


gemeinsam vorwärts | wenn ein staat ...

Wachstums. Mittlerweile sind aus den 500 Kirchgängern 1000 geworden. Auch unter der Woche sind unsere Leute aktiv und bieten in unseren Räumlichkeiten Betreuung für Babys und Kinder an. Wie gehen Sie mit der Doppelbelastung um, die Ihnen Ihr Engagement in Politik und Kirche bringt? Abgesehen davon, dass Sie ja noch eine grosse Familie haben? Ja, das ist manchmal zu viel. Vielleicht ist die grosse Belastung mit ein Grund, warum ich seit kurzem Diabetes habe. «Wir stellen fest, dass immer Mein Körper macht weniger Menschen unter Familie wirklich das verstehen, sich auf seine Weiwas Gott damit ge­meint hat.» se bemerkbar. Nun bin ich daran, noch gewissenhafter darauf zu achten, was im Bereich des Möglichen liegt und was nicht. Trotzdem bin ich sehr überzeugt von der Kombination zwischen Pfarramt und Aufgabe in der Gesellschaft. Der Graben zwischen der Kirche und den Menschen von heute kann nur durch einzelne Personen über­wunden werden, die durch Gottes Kraft eine Brücke bilden. Inzwischen merke ich, dass mich mein Eingebundensein in Kirche und Spitzenpolitik in der richtigen, nämlich demütigen und dienenden Haltung bewahrt. Nochmals zu Ihrer gegenwärtigen Aufga­ be als Minister für Kinder- und Familienan­ gelegenheiten: Welche Ziele möchten Sie noch erfüllt sehen? Glücklicherweise kann ich noch weiterarbeiten. Die Amtszeit besteht für vier Jahre. Aber innerhalb dieser Zeitspanne kann immer wieder eine

gemeinsam vorwärts | ehen und familien mit vision

neue Regierung gebildet werden. So gehöre ich seit meinem Start 2002 bereits der dritten Regierung an. Ich möchte mich weiter dafür einsetzen, dass die Geburtenrate wieder auf ein gesundes Mass ansteigt und dass starke Familien heranwachsen, die unsere Gesellschaft tragen. Leider fehlt es an grundlegenden Werten, um in dieser Richtung schon grosse Fortschritte zu machen. Tendenzen wie die zu­nehmende Scheidungsrate und die grassierende Pornographie, um nur zwei Beispiele zu nennen, müssen mit lebenspenden­den Werten wie Treue usw. konfrontiert werden. Wir arbeiten an Programmen, die christliche Werte in die junge Gene­­ra­­t­ion, auch in die Schulen, hineintragen. Wir stellen fest, dass immer weniger Menschen unter Familie wirklich das verstehen, was Gott damit gemeint hat. Ich finde als Pastor in der Politik viele offene Türen, die ich nutzen kann und durch die vielleicht ein anderer Politiker nicht glaubwürdig gehen könnte. Welchen Rat geben Sie Schweizer Christen, die in unserem Land dazu bei­­tra­gen wol­ len, Ehen und Familien zu stärken? Mit Nachdruck möchte ich sagen, dass es ausserordentlich wichtig ist, Familien zu unterstützen und sich für die Familien allgemein einzusetzen, denn

sie bilden die grundlegenden Zellen der Gesellschaft. Doch ich habe ehrlicherweise kein Rezept. Wir stehen einer riesigen Herausforderung gegenüber: Scheidungen eindämmen, Ehen ermöglichen, Elternschaft attraktiver machen, angemessene Erziehung lehren usw. Glücklicherweise entdecken immer mehr Menschen unserer Zeit, dass wir ohne gesunde Familien vor dem sozialen Bankrott stehen.

Ehen und Familien mit

Vision

FamilyLife – der neue Arbeitszweig von Campus für Christus

• FamilyLife wird von fünf Ehepaa-

Kinder sind unsere Zukunft. Jemand muss unsere Zukunftshoffnung, ja unse­­ren Glauben an Jesus Christus weitertragen. Wer sollte es tun, wenn nicht unsere Kinder? Wir sind uns zu wenig bewusst, dass der egoistische Lebensstil so mancher Paare letztlich eine egoistische Gesellschaft hervorbringen wird. Da gibt es viel zu verändern – auch bei uns Christen, die wir Verantwortung übernehmen möchten. Das ist der Auftrag der Kirche, den wir nicht verpassen dürfen, auch hier in der Schweiz nicht. Kommt zusammen wie hier an der EXPLO und geht vorwärts mit einer gemeinsamen Vision! Und: Geht immer wieder Risiken ein! Denn wenn wir aus Furcht zu versagen oder abgelehnt zu werden unsere Talente verstecken, kann Gottes Reich nicht gebaut werden; sondern nur, wenn wir unsere Positionen einnehmen!

• Ainars und Lasma Bastiks haben fünf Kinder.

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Eine Umfrage von FamilyLife unter 150 Ehepaaren und befreundeten Paaren an der Konferenz EXPLO 04 in Basel hat gezeigt: Christliche Paare sind sich der hohen Anforderungen an eine gelingende Ehe bewusst, sehen aber auch die Notwendigkeit, sich die nötige Unterstützung zu holen. Interesse weckte vor allem der Ehekurs, zu dem sich interessierte Ehepaare an ihrem Ort zusammenschliessen und andere dazu einladen können.

ren verantwortet, die alle in der Mitarbeit von Campus für Christus stehen (von links nach

Perspektive gewinnen Unser Team von FamilyLife will mit Hilfe von Schulungs- und Beratungsangeboten Frauen und Männer in ihrer Beziehungsfähigkeit unterstützen und sie im Entdecken und Entwickeln ihrer gemeinsa• Hansjörg und Helen Forster: Viel Interesse am Stand der EXPLO 04 men Berufung begleiten. Wir sind überzeugt: FamilyLife ist ein junger Arbeitszweig von Auch gescheiterte Verhältnisse, Krisen Campus für Christus mit dem Ziel, eine oder offene Zukunftsfragen müssen begeisternde biblische Vision für Ehe nicht Endstation sein, sondern können und Familie zu vermitteln. Die Vision mit Gottes Hilfe zum Ansatzpunkt für gliedert sich in vier Bereiche: neues Leben in Familie, Kirche und Ge1. BASICS – für Teenager: Eine Vision sellschaft werden. FamilyLife Schweiz beginnt. ist der schweizerische Zweig der interna2. PREPARATION – für befreundete Paare: tionalen Arbeit FamilyLife von Campus Eine Vision wird konkret. für Christus und in über 60 Ländern 3. EMPOWERMENT – für Ehepaare: Eine tätig. Wir sehen unsere Arbeit als ErgänVision erhält Kraft. zung zu bestehenden Angeboten im 4. INSPIRATION – für Eltern und Kinder: Bereich Ehe und Familie und suchen uns Eine Vision wird weitergegeben. auf allen Ebenen zu vernetzen. 47

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Angebote 2005 im Bereich EMPOWERMENT:

rechts): Edi und Agnes Wäfler (Tim-

• Das Wochenende ‹Ehe mit Vision› als eine besondere Zeit zu zweit für jedes Ehe- oder verlobte Paar: 15.–17. April 2005 in A-Bregenz, 5.–6. November 2005 in CH-Gwatt

Team, Frauenfrühstück | Referenten FamilyLife), Hansjörg und Helen Forster (Geschäftsführung

• Der Ehekurs, eine international bewährte Hilfe zur Durchführung in Kirche oder Nachbarschaft. Der Ehekurs wurde von der Ursprungskirche des Alphalive-Kurses, der anglikanischen Holy Trinity in Brompton, London, entwickelt.

und Referenten FamilyLife), Brigitta und René Bregenzer (Campus-Projekte Schweiz | Leitung und Referenten FamilyLife),

• Begleitendes Kleingruppenmaterial für Barbara und Peter Höhn Ehegruppen von FamilyLife (Institut Koinonia,

Angebote in den Bereichen BASICS, PREPARATION und INSPIRATION sind in Entwicklung.

Christliches Zeugnis | Referenten FamilyLife), Andreas und

Weitere Informationen über FamilyLife sind erhältlich auf der Homepage www.familylife.ch. Für Rückfragen erreichen Sie uns unter der Telefonnummer 044 274 84 65 oder per E-Mail an info@familylife.ch.

Sabine Fürbringer (Institut Koinonia | Referenten FamilyLife)


gemeinsam vorwärts | gelebte einheit

Schweizer Persönlichkeiten über die EXPLO Länder zu beten.» Langfristige Auswirkung? «Christen, die brennen für Jesus: Wenn jede Christin und jeder Christ an dem Platz, an den Gott sie oder ihn hinstellt, einen Unterschied bewirkt, wird viel verändert, auch durch unsere Einheit untereinander.»

Gelebte Einheit Ulrich Eggers

Allein vorwärts ist keine Option mehr

«Ich will nicht we­niger Geschwister haben, als mein Vater im Himmel Kinder hat.» (Hartmut Steeb, Generalsekretär der Evangelischen Allianz Deutschland)

«Du bist so anders, aber ich vertraue Christus in dir.» (Clive Calver, ehemaliger Vorsitzender der Britischen Evangelischen Allianz)

Dr. Markus Müller, Direktor der Pilgermission St. Chrischona:

Der umtriebige Redaktionsleiter (Aufatmen, Family und Joyce) lebt mit seiner Frau Christel und seinen vier Kindern seit gut 20 Jahren in einer Gemeinschaft im norddeutschen Cuxhaven, welche die Begegnungsstätte ‹Dünenhof› betreibt. Die Ausstrahlung des Dünenhofs, die umsichtige Zeitschriftenarbeit sowie seine Arbeit als Vorsitzender von Willow Creek Deutschland haben Ulrich Eggers in Deutschland zu einem Vernetzer ersten Ranges gemacht. An der EXPLO skizzierte er drei Schritte, wie Christen zu substantieller Einheit finden können. Ulrich Eggers

Zweiter Schritt: Einheit entsteht unterwegs

Dritter Schritt: Immer wieder zurück zu Jesus

Erster Schritt: Wir brauchen Begegnung

Einheit müssen wir nicht künstlich erzeu­ gen, sondern Einheit entsteht unterwegs. Ein Kritiker unseres Kurses, den wir etwa auch mit Aufatmen gehen, hat mir gesagt: «Ja, ja, wir sind ja eins in Christus.» (Lässt sich ja wohl nicht verhindern.) «Aber», sagte der Mensch dann, «warum müssen wir denn zusammenarbeiten? Es kann doch jeder so für sich was tun.» Das ist eine gute Frage: Warum müssen wir zusammenarbeiten? Leute, ich nenne euch zwei Gründe:

Einheit kann nur leben aus der Quelle von Christus. Wenn wir ein schwärmerisches Bild von Einheit haben, ‹weil’s so schön ist›, dann wird es gefährlich. Einheit ist nicht Selbstzweck, sondern Einheit lebt immer von Christus her. Deswegen müssen wir immer zurück zu ihm! Einheit kann nur gelebt werden in einer Dreierbeziehung. Wie in einer Ehe. Da ist meine Frau, da bin ich, und da ist immer Jesus. Und weil wir drei sind, kann das klappen zwischen uns. Da ist die Gemeinde, da ist unsere Gemeinde, und da ist Jesus. Und weil wir drei sind, kann das auch hier klappen zwischen uns. Es heisst nicht, dass wir Jesus haben sondern dass Jesus uns hat. Und zwar täglich neu. Das heisst, dass wir wirklich auf Knien vor ihm sind. Das wir uns korrigieren lassen. Und dass wir ihm nicht von der Leine gehen. Wir brauchen eine starke Beziehung zu ihm. Christus in dir, das ist die Basis des Vertrauens.

Begegnung ist ein katalytischer Prozess, wie in der Chemie, wo sich zwei Dinge berühren. Ernsthaft berühren. Da verändert sich etwas. Und das ist der Grund, warum der Teufel so viel Freude daran hat, wenn wir auf Entfernung bleiben, wenn wir übereinander reden. Der Teufel will Distanz, weil er weiss: Berührung verändert uns, Berührung öffnet unser Herz. Wir brauchen Berührung, weil alles mit dem Vertrauen beginnt. Und deshalb mein Rat an euch: Erzählt einander eure Geschichte, denn Berührung schafft Vertrauen. Das ist ein andauernder Prozess. Warum organisiert ihr das nicht mal in eurem Dorf, in euren Städten? Warum trefft ihr euch nicht gemeinsam aus den unterschiedlichsten Gemeinden oder Berufsgruppen und sagt: «Hier sind wir, das ist meine Geschichte!»? Trefft euch, berührt euch! Konkurrenz haben wir Christen nur mit einem – mit dem Teufel. Alle Trennung von Christen zieht ihre Energie vom Teufel. Berührung schafft Veränderung. Berührung schafft Vertrauen.

Der erste ist: Liebe ist nichts Passives. Liebe beinhaltet immer Zusammenarbeit. Ich nehme Anteil. Liebe ist kein Begriff, sondern eine Tätigkeit. Der zweite ist: Wir müssen zusammenarbeiten, weil der Auftrag Jesu nicht alleine geschafft werden kann. Die Welt ist in riesiger Not. Zersplitterte Christen brauchen ein gemeinsames Zeugnis. Gott möchte, dass wir endlich ins Boot steigen, rudern und unterwegs sind am Auftrag. Unterwegs haben wir keine Zeit zum Streiten, sondern sollen rudern und uns dem Kapitän anvertrauen.

Drei Schritte: Einander kennen lernen, unterwegs Einheit erleben und immer wieder zu Christus gehen. Ich glaube, dass so Ein­heit und dass so unser Auftrag gelingen kann. cz 1|05

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Persönlicher Höhepunkt? «Der Silvesterabend mit den herausfordernden Referaten und dem anschliessenden Abendmahl als spür- und greifbare Wegzehrung in den unterschiedlichen Feldern, in die wir gesandt sind.» Gottes Botschaft? «Miteinander geht es besser. In der Begegnung mit dem andern lerne ich meine Stärken (und Schwächen) kennen und werde sicherer in meinem Beitrag für das Reich Gottes.» Langfristige Auswirkung? «Wir werden wirklichkeitsnäher von- und übereinander reden und denken. Es wird spannender in unserer Welt und entspannender untereinander.»

Kathrin Larsen, Leiterin von Mütter in Kontakt: Persönlicher Höhepunkt? «Die Berichte aus Afrika: Die Art und Weise, wie Hinterbliebene mit der Schuld der Mörder ihrer Familien umgehen, hat mich tief bewegt. Das ist lebendiges Evangelium.» Gottes Botschaft? «Dass wir bereit sind, noch vorhandene Gräben zwischen einzelnen Kirchen und Bewegungen zu überbrücken, um gemeinsam Jesus Christus zu bezeugen und für unsere 49

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Kurt Spiess, Pastor und SEAPräsident im aktiven Ruhestand: Persönlicher Höhepunkt? «Die gute Atmosphäre im Vorbereitungsteam, in dem ich mitarbeitete, sowie das Referat von Peter Wenz, wie er das Thema Erweckung mit ‹Schlüsselereignisse› und ‹Offene Türen durchschreiten› ausführte.» Gottes Botschaft? «Alle Botschaften zusammen und die ganze Atmosphäre, weil jeder Tag ein Stück glaubwürdiges Zeugnis, tiefgehendes Bekenntnis und gelebte Versöhnung vermittelt hat.» Langfristige Auswirkung? «Im Umkreis der einzelnen Teilnehmenden wird die Liebe zu den Mitmenschen wachsen. Die Wertschätzung unter Christen ist vertieft worden. Ein Ziel für zukünftige Konferenzen: Die Schlüsselpersonen (Pfarrer, Pastoren, Gemeindeleiter und -leiterinnen) an die ganze EXPLO zu bringen!»

Nica Spreng, stud. theol., Leitungsmitglied Kernteam Jugend im Evangelischen Gemeinschaftswerk: Persönlicher Höhepunkt? «Die Lobpreisund Anbetungszeiten und ein Abend bei den Teens. Ihre spritzige, von Leben sprudelnde Kraft und Leidenschaft macht mich jeweils selber zu einem Teenager.» Gottes Botschaft? «Nichts ist unserem

Gott unmöglich! Jede und jeder hat von Gott ein Potential geschenkt bekommen. Wenn wir damit treu im Alltag ‹wuchern›, werden wir das Reich Gottes auf unserer Erde explodieren sehen.» Langfristige Auswirkung? «Mit hingegebenen Jüngern und Jüngerinnen hat Jesus schon immer Gigantisches hingekriegt!»

Max Schläpfer, Gemeindeleiter Pfimi Bern und Präsident des VFG (Verband evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz): Persönlicher Höhepunkt? Die Anwesenheit so vieler Christen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich, die bereit waren, Zeit und Geld zu investieren, hat das grosse Potential gezeigt, das in der Gemeinde Jesu liegt.» Gottes Botschaft? «Das Ur-Anliegen des Herrn: Das Evangelium muss gepredigt und die Menschen müssen zu seinen Jüngern gemacht werden!» Langfristige Auswirkung? «Dass durch möglichst viele starke Gemeinden, die sich multiplizieren, die Offenheit für geistliche Wahrheiten und die Rückkehr zu christlichen Werten zunimmt.»


PERSÖNLICH Hotelhalle zurief, Gott wolle durch mich seinem Wort Nachdruck verleihen. Und kurz bevor ich auf die Bühne ging, kam eine andere Fürbitterin auf mich zu, die von meinen Gedanken absolut nichts wusste, und sagte mir ins Ohr, dass Gott mir mehrere Bibelstellen gegeben habe, die alle Schlüssel zur Öffnung seiner geistlichen Schätze seien. Ich solle sie mutig aussprechen und erwarten, dass sie Gott in die Herzen der Zuhörer pflanzen werde. Diese Zusprüche waren für

NUR DIE GLATZE VON BEN-RAINER KRAUSE Eine persönliche Nachlese zu EXPLO und Tsunami Immer wieder stellten mir Mitarbeiter und Freunde nach der EXPLO 04 die Frage, wie ich selber die Konferenz erlebt habe, insbesondere auch im Umfeld der schrecklichen Flutwellenkatastrophe, deren riesiges Ausmass während der Konferenz erst so richtig klar wurde. Ich möchte im nachfolgenden Beitrag einen Einblick geben, wie ich Gottes Stimme während diesen Tagen zu hören meinte, muss aber mit einer eher lustigen Begebenheit beginnen.

Hanspeter Nüesch

• Ben-Rainer Krause: «Anstatt zu singen‚ ‹Herr, wo ist dein Feuer?›, gilt es heute zu reflektieren:

Es war nach dem ersten Abendplenum. Ben-Rainer Krauses Aufruf zu einem radikal Christus hingegebenen Leben hatte mich sehr ermutigt. So ging ich auf ihn zu, dankte ihm und erzählte ihm, wie Gott uns in der Schweiz seit fünf Jahren geführt habe, mit dem vierzigtägigen Fastengebet jeweils vor Ostern ähnliche Schritte zu gehen. Der Segen daraus werde immer deutlicher sichtbar, und sein Beitrag habe mich angespornt, diesbezüglich weiterzugehen. Nun unter­ brach mich mein Gegenüber in meinem Redeschwall: «Halt! Sie müssen mich ver­wechselt haben. Ich habe nur die Glat­ ze von Ben-Rainer Krause!» – Und dass dem wirklich so war, wurde auch sogleich klar, denn der Mann formulierte das in perfektem Berndeutsch.

‹Wo ist mein Opfer?›»

Noch im Hotelzimmer ging mir die amüsante Begebenheit nach. Da war es, als sagte mein Vater im Himmel zu mir: «Weisst du, so ist es mit vielen Christen. Äusserlich haben sie alle Kennzeichen:

Sie benehmen sich christlich, sprechen eine christliche Sprache und wissen viel über mich. Aber sie kennen mich nicht wirklich. Sie haben mich nicht wirklich in ihr Herz hineingelassen. Ich bin weder ihr Vater noch ihr Freund. Sie haben viele Lieb­haber neben mir, denen sie mehr Aufmerksamkeit schenken als mir. Ich möchte aber die erste Person in ihrem Leben sein und sie dadurch reich beschenken.» Mir wurde neu bewusst, wie Gott diese Kälte und Härte unseres Herzens gegenüber seinem Sohn Jesus Christus schmerzt. Jesus, der seine Liebe zu uns bis zur Hin­gabe seines Lebens bewiesen hat. Die Bibel ist oft nicht mehr Gottes Liebes­brief an uns, den wir verschlingen und verinnerlichen, wie es eben für Liebesbriefe üblich ist. Die Bibel ist für uns eher eine Sammlung von Wahrheiten geworden, von der aber höchstens unser Kopf, aber nicht unser Herz bewegt wird. «Ich möchte, dass ihr mich ganz ins Herz schliesst und mein Wort in euch verinner­ licht und euer Sein und Handeln davon

Alles Menschengemachte, das nicht auf ewigem Fundament steht, wird zunehmend erschüttert, auch das vermeint­ lich Christliche, damit das Ewige, Unerschütterliche zum Vorschein komme.

prägen lasst.» So meinte ich Gottes Stimme schon im Vorfeld der EXPLO 04 zu hören. Die Begebenheit mit dem vermeintlichen Ben-Rainer Krause verdeutlichte nur noch mehr die generelle Ausrichtung, die Gott dem Programm der EXPLO 04 geben wollte. Aber ich hatte bezüglich meiner eigenen Beiträge auch Bedenken: «Wenn ich im Eröffnungsplenum so viele Verse aus dem Psalm 119 über die Liebe zum Wort Gottes lese, dann ist ja ein grosser Teil meiner Redezeit weg. Kann ich das verantworten? – Wenn ich in meiner Schlussansprache, die bereits schon viele Bibeltexte enthielt, auch noch den Text, den die Fürbitter zur Tsunamikatastrophe aufs Herz bekamen, integriere, dann muss ich die meisten persönlichen Glaubenszeugnisse streichen.» Und dies kostete mich echt etwas! Doch ich hatte stark den Eindruck, ich sollte, statt persönliche Glaubensgeschichten zu erzählen, vor allem Gottes Wort proklamieren. Als Bestätigung kam noch hinzu, dass mir eine Fürbitterin beim Weggang in der cz 1|05

gemeinsam vorwärts | persönlich

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mich wichtig, hatte ich doch etliche Zwei­fel gehabt, ob die vielen anwesenden Jugendlichen eine solch geballte Ladung Wort Gottes am Schluss der langen Konferenz noch verkraften könnten. Als ob dies nicht genug gewesen wäre, gab es dann noch eine Bestätigung: Nach meiner Ansprache kamen die Moderatoren, blendeten – ohne es zuvor gewusst zu haben – drei meiner zitierten Bibelverse ein und baten die EXPLO-Besucher, diese gemeinsam vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt als ewiggültige Wahrheit zu proklamieren. Unser Vater im Himmel wollte offensichtlich, dass nicht mehr menschliche Geschichten, sondern sein lebenspendendes Wort den Abschluss der EXPLO 04 bildete! Und die verheerende Flutkatastrophe? Erfreulicherweise hatten sich mehrere in Asien tätige Missionswerke in Rekordzeit zusammengefunden, um vor Ort prak­tisch zu helfen. Darauf wiesen wir im Programm mehrmals hin und baten die Besucher, mit den betreffenden 53

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Missionswerken Kontakt aufzunehmen, um sie in ihrem wichtigen Einsatz zu unterstützen. In der EXPLO-Leitung empfanden wir jedoch, dass wir die Betonung auf die geistliche Dimension des Ereignisses legen sollten. Dass wir die Notwendigkeit aufzeigen sollten, in diesen bewegten Zeiten unsere Hoffnung in Jesus Christus zu verankern. Diese globalen Erschütterungen, die noch zunehmen werden, sind gemäss dem Wort Gottes ein Zeichen der nahen Wiederkunft Jesu Christi (Matthäus 24,6.12ff.36ff.). So wollten wir auf das Unerschütterliche hinweisen und die EXPLO-Besucher ermutigen, andere Menschen mit dem göttlichen Trost zu trösten: «Gebt das Evangelium den verunsicherten und orientierungslosen Menschen, und ruft sie in die Nachfolge Jesu Christi!» Alles Menschengemachte, das nicht auf ewigem Fundament steht, wird zunehmend erschüttert, auch das vermeintlich Christliche, damit das Ewige, Unerschütterliche zum Vorschein komme. Bei diesem Zurechtrichten Gottes werden wir Christen nicht ausgespart. Ja, das Gericht, so der biblische Tenor, fängt beim Hause Gottes an. Haben wir nur das Äusserliche eines Christusnachfolgers? Verbindet uns mehr als nur die Glatze mit einem Ben-Rainer Krause und seiner

Botschaft, Christus radikal und bedingungslos nachzufolgen? In unserer zunehmend bewegten Zeit wird es noch mehr darum gehen müssen, dass wir tiefe Wurzeln haben, dass unsere geistlichen Häuser auf ewigem Fundament gegründet sind und dass wir auch anderen helfen, geistliche Häuser auf ewigem Fundament zu bauen. Das war auch der Text, den ich von den Fürbittern erhalten habe, um ihn angesichts der Flutkatastrophe vor die Augen und Herzen der Zuhörer zu malen! Mit diesem Jesuswort möchte ich meinen persönlich gefärbten Beitrag zur EXPLO 04 abschliessen: «Ich will euch zeigen, wem ein Mensch gleicht, der zu mir kommt und meine Worte hört und danach handelt. Er ist wie ein Mann, der ein Haus baut und da­bei die Erde tief aushob und das Fundament auf einen Felsen stellte. Als nun ein Unwetter kam und die Flutwellen ge­gen das Haus prallten, konnten sie es nicht erschüttern, weil es gut gebaut war. Wer aber hört und nicht danach han­delt, ist wie ein Mann, der sein Haus ohne Funda­ment auf die Erde baute. Die Flut­welle prallte dagegen, das Haus stürzte sofort in sich zusammen und wurde völlig zerstört» (Lukas 6,47–49).

• Hanspeter Nüesch im Gebet für seinen Sohn Daniel: «Wir müssen der jungen Generation vor allem den Zugang zum Wort Gottes öffnen!»


gemeinsam vorwärts | die botschaften der explos ...

Die Botschaften der EXPLOs in der Vergangenheit Ein Blick zurück Es ist spannend, zu verfolgen, welche geistlichen Betonungen Gott an den bisherigen EXPLOs jeweils gesetzt hat und was sich daraus in den darauffolgenden Jahren in unseren Breitengraden und weltweit bewegt hat.

Peter Höhn eine wachsende Offenheit für die Person und das Wirken des Heiligen Geistes bei Christen aller Denominationen in unserem Land.

1985 fand die erste EXPLO unter dem Motto ‹Damit die Welt anders wird› in Basel statt. Sie war eine von weltweit 90 EXPLO-Konferenzen, die zum Ziel hatten, die Christen zum aktiven Hinaustragen des Evangeliums auszurüsten. Für die 1800 Dauerteilnehmenden und 3500 Tagesgäste standen die denkwürdigen Vorträge von Pfarrer Urs Schmid über das Leben im Heiligen Geist im Vordergrund. Sie wurden zum Türöffner für

‹Gebet verändert die Welt› war das Thema drei Jahre danach. Wiederum in der Messe Basel zu Gast, brachte die EXPLO 88 auf vielfältigste Weise die Bedeutung des Gebets, sowohl der Fürbitte wie des Lobpreises, ins Bewusstsein der rund 3500 Dauerteilnehmenden. Die Konferenz trug wesentlich dazu bei, dass in den Folgejahren in vielen traditionell geprägten Gemeinden die Lobpreiskultur eine Erneuerung erfuhr. Ebenso gab die EXPLO 88 entscheidende Impulse, um die damals noch sehr jungen Gebetsbewegungen in der Schweiz bekannt zu machen, zu vernetzen und zu fördern.

nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gingen plötzlich die Türen nach Osteuropa und nach Russland auf, so dass Teile des Programms per Satellit dorthin übertragen werden konnten. An der EXPLO 91 wurde den über 7000 Christen bewusst, dass wir als Bewohner eines reichen und unabhängigen Landes eine weltweite Verantwortung haben und diese auch vermehrt wahrnehmen sollten. Nachdem Mitte der 90er Jahre die Mitarbeiter von Campus für Christus Schweiz selber durch einen Prozess der geistlichen Erneuerung gegangen waren, wurde Ende 1997 die Zeit reif, wieder eine EXPLO durch­­zuführen. ‹Vision, Passion, Mission – Change the World with God‘s Love› in

Basel war mit 8600 Dauergästen die bisher bestbesuchte Konferenz und in­te­­ grierte die geistlichen Wahrheiten, die Gott uns bis dahin gelehrt hatte, auf ein­drückliche Weise. Leute wie Juan Zucca­relli und die Gefängnisleute aus Argentinien, Makram Morgos aus dem Sudan sowie messianische Juden und palästinensische Christen steckten uns Schweizer Christen mit ihrem Pioniergeist und ihrem unerschütterlichen Glauben an die unbegrenzte Kraft Gottes an. Schon zwei Jahre später, zwei Tage nach dem Sturm Lothar, an der Schwelle zum neuen Millennium, fand die EXPLO 2000 statt, wiederum in Lausanne. Mit dem Motto ‹Live God‘s Love – Give God‘s Love› und der Initiative ‹Ufbruch 21› sollten die anwesenden Christen für einen missionarischen Aufbruch im 21. Jahrhundert mobilisiert werden, was vor-

Die EXPLO 91 fand zwei Jahre später in Lau­sanne statt und diente vor allem der Vorbereitung auf die Projekte von ‹CREDO 91›, einer breiten Palette von missionarischen und diakonischen Aktivitäten anlässlich der 700-Jahr-Feier der schweizerischen Eidgenossenschaft. Ein Jahr cz 1|05

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erst nur teilweise gelang. In den darauffolgenden Jahren war jedoch trotzdem vielerorts ein neuerwachtes evangelistisches Bewusstsein festzustellen, das sich zum Beispiel in der wachsenden Zahl der Alphalive-Kurse ausdrückt. Mit seinem internationalen Programm wurde die EXPLO 2000 zudem zu einer Plattform, die Christen rund um den Globus verband, um den runden Geburtstag von Jesus Christus zu feiern. In vielen Ländern, wie etwa Nepal, Kuba, Ruanda oder dem Heiligen Land, entstanden als Folge der EXPLO 2000 unter den einheimischen Christen entscheidende Schritte im nationalen Leib-Jesu-Bewusstsein mit Versöhnungsimpulsen für die ganze Gesellschaft. In der Schweiz erlebten vor allem die Jungen an der TeenEXPLO die klarsten geistlichen Durchbrüche. Gott gab in den darauffolgenden Jahren seinen besonderen Segen in die Vernetzung und Zusammenarbeit von bestehenden und neuentstehenden nationalen Jugendbewegungen. Die Betonungen der EXPLO 04 mit dem Slogan ‹Gemeinsam vorwärts› haben wir

in dieser Ausgabe ausführlich dokumentiert. Was wird Gott wohl in den kommenden Jahren als bleibende Frucht daraus entstehen lassen? Und – so Gott will und wir leben – was wird wohl der Fokus der siebten EXPLO sein?


A F R I K A VERSÖHNUNG LEBEN dURCH JESUS CHRISTUS – IN AFRIKA UND EUROPA • auswirkungen der explo 2000 in ruanda, burundi und im kongo

«die explo hat einen erweckungsprozess ausgelöst» auswirkungen der explo 2000 in ruanda, burundi und im kongo Östliches Zentralafrika – Kongo, Ruanda und Burundi –, ein Gebiet, das spätestens seit dem Genozid 1994 in Ruanda immer wieder mit Gräueltaten Schlagzeilen gemacht hat, zum Teil noch heute. Die Region mit Hunderttausenden Toten und Flüchtlingen wird in der Presse einhellig als schwerwiegendes und internationales Problemfeld bezeichnet. Hoffnungsvoll titelte jedoch die Weltwoche Nr. 25.03, dass «die Hölle einen Ausgang» habe. Hoffnungsträger sind dabei Christen, die selber und ganz persönlich bis aufs Äusserste gefordert waren, Versöhnung zu leben. Ihr Leben und Engagement sind auch für ihr ganzes Land von Bedeutung.

• ein werkzeug gottes entsteht: der dokumentarfilm ‹wenn wir uns versöhnen› • ‹ich vergebe dir.› persönliche herausforderungen des autors, versöhnung zu leben

reportage

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reportage | afrika – versöhnung

Berichte von Tom Sommer

Emmanuel Rutunda, Leiter von Campus für Christus Ruanda: Die Geschichte Ruandas seit dem Geno­zid 1994 ist eine immense Herausforderung für das ganze Land. Es gibt nicht nur 150 000 Gefangene, sondern auch 600 000 Frauen, die vergewaltigt wurden und von denen viele mit Aids infiziert sind. Dazu haben wir 500 000 Waisen! Die Regierung hat alle gebeten mitzuhelfen, damit Versöhnung im Land wachsen könne. Unsere Mitarbeiter von Campus für Christus Ruanda haben einen Dienst in den Gefängnissen angefangen, wo sie den Jesus-Film zeigen. Bisher haben rund 40 000 Menschen die Botschaft Jesu akzeptiert, und 20 000 haben öffentlich bekannt, dass sie schuldig geworden seien. Die Regierung hatte angekündigt, dass die­­jenigen, die ihre Schuld öffentlich bekennten, freikommen könnten. So sind 20 000 Leute freigekommen, die nun

Marokko Tunesien West Sahara Algerien Libyen Ägypten Mauretanien Dschibuti Mali Senegal Niger Eritrea Gambia Benin Tschad Sudan Burkina Faso Nigeria Kamerun Äthiopien Zentralafrika Togo Somalia Ghana Ruanda Uganda Guinea Kenya Kongo Liberia Gabun Dem. Rep. Burundi Kongo Tansania Elfenbeinküste Malawi Angola Mosambik Sierra Leone Sambia Guinea Simbabwe Namibia Madagaskar Guinea Bissau Botswana Südafrika

• Tom Sommer, Mitarbeiter von

Swasiland

Campus für Christus Schweiz

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• Unsere Gäste aus Afrika während dem Abendplenum vom 30. Dezember 2004. Von links: Audace Ndayisaba und seine Frau Fredance Nyandwi aus Burundi, Emmanuel Rutunda mit Ehefrau Bibiche Cishambo aus Ruanda, Mpunga Mukengeshay und seine Frau Makoyi Mukengeshay aus der Demokratischen Republik Kongo (RDC).


reportage | afrika – versöhnung

• Viele folgten dem Aufruf zur Versöhnung persönlich.

• Die Tribüne des Nationalstadions in

• Ehrengast während der EXPLO 2000

Kigali während der EXPLO 2000.

die sogenannten Gacaca-Gerichte in ihrer Arbeit unterstützen. Beim Gacaca wird öffentlich davon Zeugnis abgelegt, was eigentlich passiert ist. Es geht darum, die inhaftierten Mörder mit den Überlebenden zusammenzuführen, damit die Wahrheit ans Licht kommen kann. Wer seine Schuld eingesteht, wird dann zu dem Dorf geschickt, wo er seine Gräueltaten begangen hat, um den Überlebenden beim Wiederaufbau zu helfen. So kann Versöhnung stattfinden, und wir sehen, wie Gott in unserem Land am Wirken ist.

Die EXPLO 2000 war die erste Kon­ferenz in Ruanda, wo sich so viele Christen und Gemeinden zur Zusammenarbeit versammelten. Das hat einen hoffnungsvollen Erweckungsprozess ausgelöst.

Nach dem Genozid führten wir auf der Grundlage von Bill Brights Buch über Be­ten und Fasten zusammen mit mehreren Kirchen eine vierzigtägige Gebetsund Fastenzeit durch. Bis heute halten jährlich Tausende von Christen in vielen Kirchen Ruandas diese vierzig Tage Gebet und Fasten ein. Das bringt die Christen immer wieder zusammen und vereint ihre Herzen. Zum Jahreswechsel 1999/2000 organisierten wir im grossen Nationalstadion eine EXPLO mit rund 15 000 Christen. Dabei erlebten wir viel öffentliche Versöhnung. Viele taten Busse wegen ihres feindlichen Stammesdenkens. Auch der heutige Präsident Paul Kagamé, damals noch Verteidigungsminister und Vizepräsident, trat an dieser Konferenz öffentlich auf, um die Entwicklung des Landes Gott anzuvertrauen. Die EXPLO 2000 war die erste Konferenz in Ruanda, wo sich so viele Christen und Gemeinden zur Zusammen-

war Paul Kagame (Zweiter von Links).

arbeit versammelten. Das hat einen hoffnungsvollen Erweckungsprozess ausgelöst. Als Frucht dieser Konferenz arbeiten heute die Gemeinden gezielt weiter an der Versöhnung im Land. Versöhnung betraf mich auch ganz persönlich: Sechs meiner jüngeren Brüder sind mit der Machete getötet worden, während ich selbst zu dieser Zeit im Kongo weilte. Das war ein Schock für mich. Ich empfand tiefen Hass gegenüber diesen Menschen, die meine Familienmitglieder getötet hatten. Ihnen zu vergeben und sie zu lieben, schien mir unmöglich. Eines Tages ging ich in diese Region, um zu predigen. Da spürte ich, dass ich zunächst diesen Mördern vergeben müsse. Ich bat Gott um seine Kraft, loslassen und vergeben zu können. Und da erlebte ich tatsächlich einen Frieden. Ich bat sie um Vergebung, dass ich sie auf Grund ihrer Tat nicht lieben konnte. Und sie selbst baten mich, ihnen zu vergeben, dass sie meine Brüder getötet hatten. Wir weinten zusammen; wir konnten uns versöhnen und uns freuen, weil der Hass aus unseren Herzen verschwunden war.

Audace Ndayisaba, Leiter von Campus für Christus Burundi: Mitten im Bürgerkrieg hatten auch wir in Burundi eine EXPLO-Konferenz mit rund 300 Personen organisiert. Die grosse Frucht dieser Konferenz war, dass sich die Verantwortlichen gemeinsam auf den Weg machten, um das Land mit dem Evangelium zu erreichen. Im Jahr 2000

riefen sie dazu auf, vierzig Tage lang zu beten und zu fasten. Das löste im ganzen Land eine Gebetsbewegung aus. Ende des Jahres war geplant, eine weitere solche Konferenz unter dem Namen ‹Celebration 2000› durchzuführen. Aber brutale Ereignisse verhinderten das. Genau einen Tag vor Konferenzbeginn war ich auf der Rückreise aus Ruanda, wo ich einen Projektor für uns abgeholt hatte. 30 km vor unserem Konferenzort überfielen uns die Rebellen. Sie nahmen uns alles weg, inklusive Kleider, und befahlen uns, auf den Boden zu liegen. Einer der Rebellen richtete sein Gewehr auf mich und sagte: «Ich werde dich jetzt töten, du Hundesohn.» Ich schaute ihm direkt in die Augen und sagte: «Warum willst du mich töten?» Da gab er mir einen Fusstritt und sagte, ich solle mich aus dem Staub machen. Ausser zwei Frauen, die er auch freiliess, wurden alle anderen zusammenge­drängt, und man fing an, auf sie zu schiessen. 20 Personen kamen ums Leben, über 15 wurden verletzt. Ich gehöre zu den einzigen 4 Personen, die mit dem nackten Leben, aber ohne Verletzung davonkamen. Das Ganze war sehr schlimm, aber ich habe gesehen, wie Gott Gebete erhört. Der Bürgerkrieg begann 1993 und hatte wiederholt tiefes Misstrauen gegenüber den Tutsi in mir geweckt. Als Kind musste ich miterleben, wie mein Vater hingerichtet wurde und wie es ist, dauernd auf der Flucht zu sein, ohne festes Zuhause. Das grub tiefe Hassgefühle in meine Seele ein. Mit 18 Jahren begegnete mir Gott auf cz 1|05

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persönliche Weise; ich konnte ihm mein Leben anvertrauen. Immer noch im Kongo, blickte ich eines Tages zu den Bergen von Burundi hinüber und fühlte eine tiefe Traurigkeit in mir. Gleichzeitig spürte ich Gottes Gegenwart, die mich schliesslich dazu brachte, den Tutsi zu vergeben. Ich nahm mir vor, in meine Heimat Burundi zurückzukehren. Aber nun erlebte ich nochmals, wie mein Haus angezündet und alles geplündert wurde und ich erneut mit meiner Familie in den Kongo fliehen musste. Als ich später einmal hörte, dass ein Tutsidorf angegriffen worden sei, kam richtig Freude auf. – Doch dann zeigte mir Gott klar, dass es einfach nicht richtig ist, sich darüber zu freuen. In Matthäus 7 sagt Jesus, dass wir den anderen das tun sollen, was wir auch von ihnen erwarten. Dieser Vers hat mir schliesslich die Kraft gegeben, den Tutsi völlig zu vergeben und wieder mit ihnen zusammenzuleben. Heute gehört die Hälfte meiner besten Freunde zu den Tutsi. Ich habe auch erlebt, wie sich ein Rebellenführer Gott zuwendete und sich daraufhin entschied, den Krieg zu beenden. Er schloss sich wieder der Regierung an. Heute gehört er zu den drei Ranghöchsten im Land, und er ist der erste, der öffentlich um Vergebung gebeten hat. Gott wirkt mächtig unter den Rebellen. So bat uns einer der Offiziere, ihm zu helfen, im Lager eine Gebetsbewegung zu gründen. Ausserdem konnten wir schon dreimal ins Lager gehen und den Jesus-Film zeigen. Der Hunger nach Gottes Wort ist gross. 59

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Mukengeshay Mpunga , Gebietsleiter von Campus für Christus Zentral-Schwarzafrika: Ich bin unter ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, und so hatte ich den Ehrgeiz, später einmal anders als auf diese Weise zu leben. Aber weder die akademischen Auszeichnungen noch meine sportlichen Erfolge im Boxen befriedigten mich. 1978 lernte ich Jesus Christus kennen und bewarb mich 1982 bei Campus für Christus. Von Beginn weg beschäftigte mich die Frage, wie ich als sogenannter Vollzeiter leben und gleichzeitig noch meine armen Eltern unterstützen könnte. Als ich meiner Mutter damals erzählte, ich wolle mein Leben in den Dienst Gottes stellen, begann sie vor Begeisterung zu weinen – ganz entgegen meiner Erwartung. Sie schenkte mir sogar noch eine grosse, besondere Bibel, so dass ich motiviert in den vollzeitlichen Dienst treten durfte. Auch im Kongo organisierten wir vor fünf Jahren eine EXPLO 2000. Die ganze Stadt Matadé war auf den Beinen, inklusive Gouverneur mit allen wichtigen Autoritätspersonen. Viele vertrauten damals ihr Leben Jesus Christus an, und die Kirchen fanden, genauso wie in Ruanda, zum ersten Mal zusammen, um anschliessend neu und gemeinsam mit der Evangelisierung des Landes zu beginnen. Wir erleben Wunderbares mit Gott in unserem Land. Ein Beispiel: Als die Rebellen damals nach Kinshasa kamen, woll-

ten unsere eigenen Militärs zunächst das Volk angreifen und berauben, bevor sie dann vor den Rebellen die Flucht ergreifen würden. Aber dann wandte sich der General dieser Armee am Fernsehen an die Soldaten und rief sie auf, den Leuten kein Leid anzutun. Er bezog sich auf die Botschaft des Jesus-Films, wo Johannes der Täufer die Soldaten anwies, sie sollten sich ‹mit dem Militärsold zufrieden geben, und nicht anderer Leute Hab und Gut antasten›. Die Ansprache schlug tatsächlich ein, und wir können sagen, dass der Jesus-Film rund sechs Millionen Menschen das Leben gerettet hat. Ähnliches geschah im Osten des Landes. Durch einen Vulkanausbruch war die ganze Stadt Goma an der Grenze zu Ruanda, zerstört worden. Auch unsere dortigen Mitarbeiter verloren all ihr Hab und Gut. Wir dachten, sie seien derart entmutigt, dass sie mit ihrem Dienst aufhören würden. Aber sie blieben in der Gegend, bauten neue Häuser und zogen weiterhin mit dem Jesus-Film in die umliegenden Dörfer. Einmal kamen sie in ein Dorf, wo zwei verfeindete Volksgruppen lebten. Nach der Filmvorführung gingen diese aufeinander zu, umarmten und versöhnten sich – solches kann wirklich nur Jesus Christus bewirken. Auf dem Rückweg von dieser Filmvorführung wurden die Mitarbeiter von einer Militärpatrouille angehalten. Sie befürchteten schon das Schlimmste, aber der Oberst sagte nur: «Wir wollen auch diesen Jesus-Film sehen!» Doch der Treibstoff für den Generator war aufgebraucht; so befahl der Oberst, Diesel aus seinem Jeep abzusaugen, um gleich den Film anschauen zu können. An Ort und Stelle kam es zu einer weiteren Vorführung, und einige Militärs haben an jenem Abend Jesus Christus in ihrem Leben akzeptiert, allen voran auch jener Oberst. Gott tut Grosses in unserem Land!

Ich habe auch erlebt, wie sich ein Rebellenführer Gott zuwendete und sich daraufhin entschied, den Krieg zu beenden.


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reportage | afrika – versöhnung

ein werkzeug gottes entsteht: der dokumentarfilm ‹wenn wir uns versöhnen› • Knochen und Schuhe er-

Warum sollten sich die Medien für die christliche Grosskonferenz EXPLO 04 interessieren? Würde Gott vielleicht im Vorfeld ein Schlüsselthema zeigen, um es auf die Konferenz hin in der Öffentlichkeit bekannt zu machen? Wäre es sogar dran, ein Thema aus einer vergangenen EXPLO-Konferenz wieder aufzunehmen? So könnte eine längerfristige Entwicklung dokumentiert werden! Solche Fragen und Gedanken haben uns mehr als ein Jahr vor der EXPLO 04 bewegt.

Ehrlich gesagt: Es kristallisierte sich trotz Konferenzmotto kein schwergewichtiges Thema heraus, das speziell für die Kommunikation in den Medien geeignet gewesen wäre. Doch dann, beim Blättern in Berichten über die EXPLO 97 und EXPLO 2000, fiel der Blick einmal auf die ausdrucksstarken Bilder über Ruanda, verbunden mit der Erinnerung, dass das Jahr 2004 ein trauriges Jubiläum für dieses kleine afrikanische Land darstellt: Zehn Jahre sind es her, seit der schreckliche Genozid mit rund einer Million Toten stattgefunden hat. «Könnte die Wiederaufnahme des Themas Ruanda ein Herzensanliegen Gottes sein?», stellte ich mir die Frage. Und geschieht Führung Gottes einfach so en passant beim Blättern in Zeitschriften? Ja, durchaus!

Welch ein Zufall! Die inneren Impulse und das Interesse, den Geschehnissen in Ruanda nachzu­ gehen, verstärkten sich. Ein Gespräch mit der Missionsleitung, das Thema Ruanda aufzugreifen, endete mit der spontanen Bemerkung, doch mal vor Ort

Dinos Bericht vorlag, waren wir begeis­ tert von den Zeugnissen über Gottes Handeln in diesem Land. Fast unglaublich, man müsste sie filmisch festhalten, das wurde uns schnell klar. Ich selbst mochte mich jedoch nicht auf die Afrikareise begeben, und so hielt ich Ausschau

nachzuforschen, wie sich die Dinge entwickelten. Aber bei aller Begeisterung für das Thema: Man reist nicht einfach so schnell mal nach Afrika. Keine Stunde später nach diesem Gespräch erahnte ich jedoch, dass Gott selbst Interesse daran haben könnte, entsprechende Nachforschungen anzustellen. Bei einer Tasse Kaffee erwähnte ein Kollege, sein Sohn Dino werde in zwei Tagen nach Afrika reisen, genau genommen: nach Ruanda. Welch ein Zufall ...! Als ich dann sofort bei ihm zu Hause telefonisch nachfragte, ob er im Hinblick auf die EXPLO 04 recherchieren könnte, meinte Dino, er habe zwar schon ein Reiseprogramm, aber noch viel Zeit übrig in Afrika, die er noch nicht zu füllen wisse. Diese Anfrage komme gerade gelegen, ja sei sogar eine Bestätigung, überhaupt diese Reise zu unternehmen.

nach geeigneten Personen für diese Unternehmung. Ich fand sie, aber sie waren nicht bereit dazu. Nach der dritten Absage erst fing ich an zu realisieren, dass Gott mich selbst beauftragt hatte, dieses Projekt durchzuführen. Ich kam mir vor wie Jona im Bauch des Fisches ...

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Gott erinnert sich und ehrt den Mut seiner Freunde

morderter

Das Vorhaben ‹Filmprojekt Ruanda› war aufgegleist. Bei der Überlegung, vor­ handenes Filmmaterial möglichst mit­ein­ zu­beziehen, stiessen wir auf die kleine Filmproduktionsfirma Lifehouse in

während des

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Wie Jona im Fischbauch

1 Viele sahen zum ersten Mal weisse

Somit war jemand gefunden, dem Thema Ruanda und der Versöhnung unter den verfeindeten Menschen in diesem Land nachzuspüren. Als Wochen später

2 Unterwegs zu einem Filmort. 3 Pierre mit seiner Familie: Er erlebte

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Gesichter.

die Ermordung seiner Eltern. 61

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Menschen Genozids in Ruanda


reportage | afrika – versöhnung

Norddeutschland. Eine Equipe hatte sich schon ein paar Jahre zuvor aufgemacht, persönliche Berichte von Überlebenden des Genozids in Ruanda mit der Kamera festzuhalten – ohne offiziellen Produktionsauftrag, einfach aus Überzeugung, dass Menschen in Europa von den leidgeplagten Menschen in Afrika lernen könnten. Ihr Projekt konnten sie jedoch aus verschiedenen Gründen nicht beenden. Bei unserer ersten Begegnung mit den Leuten dieser Firma spürten wir schnell, dass uns mehr verband als nur die Visionierung von bereits gedrehtem Material. Wir beteten zusammen und entschlossen uns, das Filmprojekt Ruanda gemeinsam anzupacken bzw. weiterzuführen – wohlwissend, dass eine Zusammenarbeit über diese grosse Distanz nicht gerade leicht sein würde. Erst kurze Zeit später erfuhren wir dann, dass jemand in der Vergangenheit ein prophetisches Wort ausgesprochen hatte: Campus für Christus Schweiz und Lifehouse würden einmal gemeinsam einen Film realisieren ... Somit zeigte Gott, dass er die damalige Initiative von Lifehouse sehr wohl gesehen hatte. Mit dem gemeinsamen deutsch-schweizerischen Filmprojekt fanden ihre glaubensstarken und meine persönlich zunächst zaghafteren Schritte schliesslich Gottes Bestätigung.

kommen. Es versteht sich, dass dies keine Ermutigung für uns war! Einen Moment lang stellte ich sogar das ganze Projekt in Frage. Bald jedoch verstanden wir alle, dass dies eine etwas ungewöhnliche Art war, die Teamzusammensetzung zu op­timieren; vielleicht typisch Gott? Die Ersatzperson, Gabriel aus Lausanne, beherrschte nämlich fliessend Deutsch und Französisch. Damit kam Gott meinen Bedenken entgegen, als Einziger des Teams französisch zu sprechen. Die Tatsache, dass Gabriel schliesslich mitreisen konnte, ist schlicht ein Wunder. Es begann damit, dass ich zufällig mit seinem Bruder telefonierte und erwähnte, wie es mir in meiner Notsituation ging. Die Antwort, Gabriel wäre fachlich und sprachlich die geeignete Person, liess mich zunächst kalt, da es mir unvorstellbar schien, ihn mitnehmen zu können. Ging es doch darum, innert vier Tagen Impfungen, Visum und Ticket zu erhalten. Aber es wurde möglich – dank seinem Ausharren vor der ruandischen Botschaft in Genf und der persönlichen Intervention der Reiseagentur in Brüssel, das Ticket von Walter auf den Namen von Gabriel umzubuchen, was normalerweise nicht möglich ist.

Kairos – Gottes Momente Auf dem Flughafen in Brüssel traf sich die Filmcrew zum ersten Mal komplett. Ralf war aus Deutschland angereist, Gabriel aus Lausanne und ich mit Daniel zusammen aus Zürich. Ein ad hoc zusammengestelltes Team, das nie zusammengearbeitet hatte, und nun vor der Aufgabe stand, Gottes vorbereitete Wege in Ruanda zu gehen und Menschen zu porträtieren. In Kigali erwarteten uns Emmanuel Rutunda und seine Freunde, inklusive Philip, der seine Zeit zwischen schriftlicher und mündlicher Maturitätsprüfung lieber mit einem praktischen Missionseinsatz und Predigen ausfüllte, statt hinter den Büchern zu sitzen (Gott liess ihm die Prüfungen anschliessend sehr gut gelingen). Es war ein besonderes Gefühl bei der Ankunft: Wie würde der ganze Einsatz nun praktisch vor sich gehen? Konnten wir doch im Vorfeld nicht ganz reibungslos miteinander kommunizieren. Häufige Strom­ ausfälle und ein ganz anderes Kommunikationsverhalten der Afrikaner liessen bei uns schon ein paar Fragezeichen auftauchen. Genau in diese Unsicherheit hinein sagte Emmanuels Ehefrau Bibiche schon gleich bei der Ankunft: Wir wissen um die Informationspannen, aber seid gewiss, Gott hat alle

• ‹Campus pour Christ Ruanda› evangelisiert an einer Gewerbeausstellung in Kigali.

Schritte und Begegnungen geplant, ihr seid zum richtigen Zeitpunkt hier.

Gottes Gegenwart Zunächst fanden wir Unterkunft in kleinen, engen Zweierzimmern des ‹Auberge d‘Accueil de l‘Eglise Presbyterienne au Ruanda› in Kigali. Aus unerfindlichen Gründen, so Emmanuel Rutunda, wollten sie uns zunächst nicht beherbergen, haben aber nach langem Hin und Her schliesslich nachgegeben. Nach zwei Nächten kamen die Leiter des Hauses auf uns zu mit der Bitte, in ein Neben­ gebäu­de umzuziehen, da die Zimmer gebrau­cht würden. Was uns da zunächst

Gottes Teamauswahl Sieben Tage vor der Abreise nach Ruanda: Walter, eines der vier Teammitglieder, erlebt einen akuten Bandscheibenvorfall – ganz einfach beim Koffertragen, einer hilfsbereiten Geste am Bahnhof. Drei Tage später wird klar: er kann nicht mit­-

• Emmanuel und Bibiche Rutunda leiten die Campus Arbeit in Ruanda

mühsam erschien, stellte sich sofort als Segen Gottes heraus: Ein grosszügiges Appartement mit Arbeitstisch, bequemer Sitzgruppe und TV-Gerät – so konnten wir viel besser arbeiten als in der ur­sprüng­­­li­chen Unterkunft, und das alles zum gleichen Preis! Einfach ein Geschenk Gottes. Gottes Gegenwart spürten wir regel­mässig schon morgens: Nach dem Frühstück, zuweilen in der Wartezeit auf unsere afrikanischen Freunde – sie haben zwar Zeit, aber oft keine Uhren –, bete­ten wir Gott an und tauschten ganz persönliche Anliegen aus, was uns zusätzlich verband. Gewaltig: wir erlebten ganz praktisch Einheit und Zusammenarbeit!

Wir spürten, dass wir alle am gleichen Strick zogen, das Gleiche wollten. Das wirkte sich bei den Videoaufnahmen an den verschiedenen Orten aus: Jeder kannte seine Aufgabe, wir spielten einander in die Hand, machten es einander leicht, und das bei immerhin fünf laufend gesprochenen Sprachen: Hochdeutsch, Schweizerdeutsch, Englisch, Französisch und Kinyarwanda.

Offene Türen Das afrikanische Team hatte unsere Reise gut vorbereitet. Emmanuel und Bibiche brachten immer wieder zum Ausdruck, dass es offensichtlich Gottes Zeitpunkt sei, an den verschiedenen Orten Menschen zu treffen und ihre persönlichen oder offiziellen Stellungnahmen aufzuzeichnen. Es sei, allen technischen Hindernissen zum Trotz, leicht gewesen, die Termine zu arrangieren. Sogar bei der Regierungsvertreterin Fatuma Ndangiza spürten wir nicht nur offene Türen, sondern auch offene Herzen. Vielleicht sei erst jetzt, so Emmanuel Rutunda, einige Jahre nach dem Genozid, der Zeitpunkt gekommen, wirklich persönlich und öffentlich darüber zu reden. Solche Menschen zu treffen und erzählen zu lassen, war • Unser Arbeitsraum ein Privileg für mit frisch serviertem uns als Team. ruandischem Kaffee

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6–9 Filmteam in Aktion

1 Auch Übersetzungsarbeit macht müde. 2 Mitten in der Woche ein Gottesdienst. Auffällig, wie Tutsi

Der Film – ein Werkzeug Gottes Der Film ‹Wenn wir uns versöhnen› ist fertiggestellt und steht für deutsch, englisch und französisch sprechende Menschen zur Verfügung. Ziel ist nun, eine Version in der Originalsprache des Landes, in Kinyarwanda, zu produzieren. Damit soll sowohl der nationalen TV-Station als auch der landesweiten Gefangenenarbeit in Ruanda ein Mittel gegeben werden, Menschen für die Versöhnung mit Gott und den Mitmenschen zu sensibilisieren. Die porträtierten Personen haben das Potential, Herzen zu erreichen, in Afrika und in Europa. Der Film kann auf DVD zum Preis von Fr. 20.– zzgl. Versandkosten bezogen werden bei Campus für Christus, Josefstrasse 206, 8005 Zürich, Tel. 044 274 84 84.

und Hutu gemeinsam ihr Land segnen.

3 Ehemalige Todfeinde bauen gemeinsam Häuser wieder auf. 4 Ort des Grauens: Hier wurden Menschen getötet, indem sie ins Wasser gestossen wurden.

5 Vorbereitungen für die Filmaufnahmen.

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• Rechts: Daniel beim Videoschnitt im Studio cz 1|05

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an mir, den ersten Schritt zu tun. Mittler­ weile haben wir miteinander gesprochen und einander um Vergebung gebeten. Es ist uns aufgegangen, dass es gerade die subtilen, kaum wahrnehmbaren Verhaltensäusserungen voneinander waren, die uns zunehmend blockierten, und die sind nicht weniger wirksam in unserem Beziehungsgefüge. Es braucht keine Paukenschläge, um Beziehungen zu zerstören!

«ich vergebe dir.» persönliche herausforderungen des autors, versöhnung zu leben

Diese Begegnungen gingen mir nicht mehr aus dem Kopf, und noch vor unserer Rückreise spürte ich das leise, aber deutliche Reden Gottes: «Tom, wenn es möglich ist, dass sich diese Mörder und die Hinterbliebenen der Opfer miteinander versöhnen können – deshalb habt ihr sie ja porträtiert –, dann sollte es auch für dich möglich sein, deine Beziehungen in Ordnung zu bringen.» Und augen­blick­ lich wusste ich, welche Personen in meinem Beziehungsumfeld Gott meinte. Tat­sächlich, im Vergleich zu dem, was diese Menschen an Schmerz und Leid erlebt hatten, sind ‹meine Geschichten› und wohl viele unangenehme und schmerzvolle Begebenheiten in unserem Wohlstandsleben der westlichen Welt relativ wenig schlimm.

Einfach so hat man nicht die Gelegenheit, mit Mehrfachmördern zusammenzusitzen. Wirklich, ich hatte ein etwas beklemmendes Gefühl, als wir dichtgedrängt im Toyota Landcruiser nebeneinander sassen und über die holprigen und staubigen Strassen Ruandas fuhren. Einmal war es Ezechiel, der neben mir sass, in einer anderen Gegend war es Kamuzinzi. Dieser zog einen stark zerknitterten Zettel aus seiner Hosentasche. Vierzehn Namen waren dort notiert, alles Menschen, die er während des Genozids umgebracht hatte. Und nun sassen wir nebeneinander, mehr mit Gesten als mit Worten kommunizierend, auf dem Weg zu dem Ort, wo die Filmaufnahmen stattfinden sollten.

Keine Paukenschläge Um drei zu klärende Beziehungen ging es bei mir: Da war zunächst ein Leiter, von dem ich mich rund zwei Jahre lang wie unbeachtet fühlte. Vor dieser Zeit hatten wir intensive Gespräche über Gott und die Welt geführt, und als ich später eine be­­rufliche Entscheidung fällte, die er nicht verstand, war der Beziehungsfaden gerissen. Ich realisierte im Laufe der Zeit, wie mich das in Frage stellte und schmerzte. Klar, dass wir einander intui­tiv aus dem Weg gingen – bis ich nach dem Afrikabesuch erkannte, dass ich selbst, sozusagen proaktiv, auf ihn zugehen solle, um das Gespräch zu suchen. Hatte ich doch lange Zeit mit dem Gedanken gespielt, es sei an ihm und nicht

• Jean-Claude (grünes Hemd) hat Kamuzinzi vergeben. cz 1|05

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Immer noch im Prozess Eine andere Beziehung betrifft eine Familie, mit der wir in einem Hauskreis rund zwei Jahre lang zusammen gebetet haben. Hier verstehen wir immer noch nicht, was eigentlich vorgefallen ist, dass wir heute, trotz geographischer Nähe, kaum mehr Kontakt miteinander haben. Mehrere Anläufe, das Gespräch zu suchen, haben bis jetzt immer noch nicht zu einem ehrlichen Austausch geführt. Klar: Jede spontane Begegnung ist vom beklemmenden Gefühl begleitet, dass es eher immer schwieriger werde, wieder zueinander zu finden. Wir sind also noch dran!

Schmerz aus der Kindheit meldet sich Die grösste Herausforderung, vor die Gott mich stellte, war die vorbehaltlose Ver­ gebung gegenüber der Frau, die vor 35 Jahren meinen Vater aus unserer Familie ‹weggelockt› hatte. Es wurde mir schnell klar, dass ich hier einen deutlichen und klaren Schritt unternehmen musste mehr, als sich ganz selten mal im Kreise ganz an­derer Personen bei einem Smalltalk zu treffen. Die Wochen nach unserer Ruandareise flogen dahin, und ich überlegte mir eher theoretisch als praktisch, wie und wann es zu dieser Begegnung kommen könnte – vielleicht doch noch vor der EXPLO 04. Ich spürte ein gewisses Unbe­hagen, einen Film zum Thema Versöhnung zu präsentieren und gleichzeitig nicht auf die Signale Gottes zu achten,

Dinge im eigenen Leben zu bereinigen. Es kam dann schneller, als mir lieb war: Mit dem Öffnen einer Todesanzeige wusste ich sofort, dass ich an jener Be­erdigung dabei sein und dort auch die Freundin meines Vaters antreffen würde. Nach der Beerdigung, im Restaurant, stand ich unentschlossen mit anderen Personen zusammen, irgendwie hoffend und doch zweifelnd, neben dieser Frau den Platz am Tisch einnehmen zu kön­nen. Schliesslich sassen wir weit auseinander, und gegen Ende der Zusammenkunft stand ich schliesslich auf, ging auf sie zu und lud sie ein, einen Moment draussen mit mir zu sprechen. «Du weisst», so begann ich, «wir haben eine eher schwierige gemeinsame Vergangenheit ...» Ich konnte ihr in diesem Gespräch von meinem Schmerz erzählen, trotz all der vergangenen Jahre. Ich betonte, ich wolle wirklich einen Strich unter diese Geschichte ziehen, und ich wolle ihr hier und jetzt vergeben. Und ich wiederholte es: «Ich vergebe dir, und ich lasse es los.» Sie war gerührt, die Trä­nen stiegen ihr in die Augen, sie umarmte mich und dankte mir für die­sen Schritt. Die Erleichterung wurde in ihrem Gesicht deutlich. Jetzt bin ich gespannt, was diese Begegnung langfristig in ihrem Leben auslösen wird. Ich weiss: Gott ist mit mir einen Schritt weitergekommen. Und bei ihr hat er deutlich angeklopft.

• Ezechiel zeigt uns den Weg zum Tatort.


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«Wir brauchen oft etwas Mut, um den Kopf in den Gegenwind zu halten!» Mit diesem Zitat schliesst Johanna Nüesch, eine der ersten Frauen in einem hohen politischen Amt, ihre Ausführungen, wie sich Christen in Politik und Wirtschaft engagieren und christlichen Werten wie Nächstenliebe, Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit zum Durchbruch verhelfen können. Das Büchlein enthält keine Stellungnahmen zu spezifisch politischen Themen, dafür Aussprüche berühmter Christen, mit denen Johanna Nüeschs ihre Gedanken unterstützt. Der Abschnitt mit dem Aufruf zum Gebet für die Verantwortungsträger ist sehr kurz und dürfte graphisch mehr herausstechen. Die Texte lesen sich gut und immer wieder schimmert der Wunsch der Autorin durch, dass die Lesenden erkennen, dass Jesus Christus ein guter Gott ist. Die einzelnen Kapitel eignen sich für den Hauskreis. (hl, be) Nüesch, Johanna: Mitten durch die Welt, Brunnen Verlag Basel 2003, ISBN 3-7655-1853-0

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sehr anregend sind auch die Interviews mit Leiterpersönlichkeiten über ihr geistliches Leben. Wer ‹Einkehrhäuser› sucht, findet im Anhang viele Adressen. Ein um­ fangreiches Bücherverzeichnis rundet die Arbeit ab. Die Lektüre der Arbeit Frau Hendriksens bringt aber nicht nur einen Zuwachs an Wissen, sie animiert auch zur konkreten Umsetzung. Elke Hendriksen ist Theologin MA und Dozentin für Spiritualität am Institut für Gemeindearbeit und Weltmission (IGW). Ich durfte diese Arbeit als Fachmentor begleiten und schrieb in der Bewertung: «Man wünscht sich, dass diese Arbeit eine weite Verbreitung gewinnt.» Dem ist nichts beizufügen. Hendriksen, Elke. ‹Ora et labORA – Damit Berufschristen auch morgen noch blühen. Plädoyer für Spiritualität im Dienst.› Diplomarbeit am IGW Zürich, 2004. 70 Seiten und 20 Seiten Anhang. Die Diplomarbeit kann als PDF bei der Autorin gratis bezogen werden. E-Mail: e87hendriksen@bluewin.ch Felix Ruther

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Campus für Christus ist eine überkonfessionelle Organisa­ tion mit rund zwanzig in der Erwachsenenbildung, Diakonie und Mission tätigen Dienstzweigen. Darunter fallen u.a. Beratung und Schulung in lokalen Landes- und Freikirchen, die Studentenarbeit/Dozentenforum, Agape-Mission/Entwicklungshilfe, Athletes in Action, Crescendo-Berufsmusiker, Christen im Dienst an Kranken und EXPLO Schulungskonferenzen Verlag Christliches Zeugnis, Josefstrasse 206, 8005 Zürich Telefon 01 274 84 34 Telefax 01 274 84 83 E-Mail christlicheszeugnis@cfc.ch www.christlicheszeugnis.ch ISBN 3-905263-67-X Redaktion Hanspeter Nüesch, Herausgeber; Peter Höhn, verantwortlicher Redaktor; Brigitte Eggmann (be); Tom Sommer; weitere Mitarbeiter an dieser Nummer: Christian Bachmann; Monika Blatter; Renate Blum; Hansjörg Forster; Daniel Gerber; Birgit Kirchmann (bk); Henriette Lanz (hl); Marc und Claudia Peyer; Stephanie Seiler; verschiedene Referenten und Referentinnen der EXPLO 04 Copyright Wiedergabe von Artikeln und Bildern nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion Grafik und Satz (DTP) atk.ch, Thayngen Korrektorat futur2, Roger Koch, Grabs Druck und Versand Jordi AG, Belp Erscheinungsweise Vierteljährlich Jahresabonnement Für die Schweiz CHF Für das Ausland oder

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Bildnachweis Titelseite: gettyimages, Santock Kochar Bildmaterial zur Hauptsache Campus für Christus; einzelne Portraits privat; Stephanie Seiler S. 21 Mitte links, Blum/Graf S. 24 bis 27; Archiv atk.ch S. 18 oben, S. 45 oben, S. 56, Peter Schäublin gekennzeichnet


«Wir wollen Strategien, um weiterzukommen. Aber wir sättigen unseren Geist nicht mehr mit dem Wort Gottes. Wir müssen uns neu disziplinieren, das Wort Gottes zu lesen. Nur so können wir in Vollmacht Jünger von Jesus sein.» Erich Reber, Thun


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