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AUSLAND TROTZ PANDEMIE

DER PERFEKTE ZEITPUNKT

FREIBURGER STUDENTIN MACHT WÄHREND DER PANDEMIE ERASMUS IN ROM

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Die 22-jährige Luxemburgerin Jil Hamm hat von September bis Februar ein Auslandssemester an der Universität La Sapienza in Rom gemacht. Trotz Corona. Ihr 5. Semester an der Uni Freiburg wollte sie nutzen, um mal etwas anderes als Falafel und Bächle zu sehen. Im Interview mit chilliAutorin Maja Bruder erzählt sie von Hürden und Höhepunkten.

chilli: Frau Hamm, warum haben Sie sich trotz Pandemie für einen Erasmus-Aufenthalt entschieden? Hamm: Das Ganze war mit vielen Ups and Downs verbunden. Man musste im Februar alles einreichen, Corona war zu dem Zeitpunkt noch kein Thema. Dann kam die große Infektionswelle, es wurde von Monat zu Monat schlimmer, und ich überlegte, es zu lassen. Aber mein Gefühl sagte „ja“ und die Mitarbeiter von Erasmus haben einem viel Sicherheit gegeben. In Freiburg hatte ich wenig Kontakte, also warum nicht das Plus nutzen, währenddessen in Rom zu sein?

chilli: Was war in Rom nicht möglich? Hamm: Es durften natürlich keine großen Partys stattfinden. Teilweise hatten Restaurants und Bars geschlossen und es gab Ausgangssperren. Das typische studentische Feierngehen fiel dadurch ziemlich weg und viele Erasmus-Events leider auch. Das Reisen in andere Teile Italiens war auch sehr schwierig, das fand ich super schade.

chilli: Haben Sie trotzdem neue Leute kennengelernt? Hamm: Im September und Oktober war es lockerer als in Deutschland. Es gab Tandem- und Cocktailnights, um andere Studenten kennenzulernen. Bars und Restaurants hatten offen, man konnte an den Strand. Ende November und im Dezember war es ruhiger, aber es hatte sich schon ein fester Freundeskreis gebildet, deshalb war es einfacher. Im Januar war dann sowieso Klausurenphase und vieles geschlossen. Als großen Vorteil empfand ich, dass man zwar bestimmt weniger Leute kennengelernt hat, sich dafür jedoch viel tiefere Freundschaften und Bindungen entwickelten.

chilli: Freiburg oder Rom, was finden Sie besser? Hamm: Der größte Vorteil Roms ist definitiv das Wetter. Mental hat mich das sehr aufgefangen, weil es so warm und sonnig war. Dadurch ändert sich die Stimmung total. Für mich war es im Nachhinein der perfekte Zeitpunkt, gerade jetzt im Erasmus-Semester zu sein. Wir konnten in Rom viele Museen besuchen, Picknicke machen und selbst die Stadt erkunden. Abwechselnd gab es alle zwei Wochen Präsenz- oder Onlinelehre, das hat mich super positiv überrascht.So konnte man die Uni auch mal von innen sehen und die Professoren live.

chilli: Das schönste und schlechteste Erlebnis? Hamm: Ich war kurze Zeit hier, dann hatte ich direkt Geburtstag. Ich kannte die Leute, die ich zum Pizzaessen eingeladen habe, erst seit zwei Wochen. Wir waren zu sechzehnt im Restaurant, wollten danach zu einer Cocktailnight, und meine Mitbewohnerin meinte, sie muss noch etwas aus der Wohnung holen. Auf einmal sind alle hochgegangen und standen auf dem Balkon mit einem Kuchen und haben Happy Birthday gesungen. Das war ein absolutes Highlight! Außerdem natürlich das Essen! Das wird eine miese Umstellung wieder in Deutschland. Was gestört hat, war die Organisation an der Sapienza. Man muss aber an einer Uni im Süden irgendwie damit rechnen, dass alles etwas chaotisch und ungeplant ist. Da wird viel verschoben und man weiß nie sicher, was kommt.

Foto: © privat Studierte in Rom: Jil Hamm

INFO

Erasmus in Corona-Zeiten

Im Frühjahr 2020 waren 30.500 deutsche Studierende mit Erasmus+ im Ausland. Drei Viertel studierten überwiegend digital, als der deutsche Lockdown kam, informiert der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD). Seit dem Wintersemester 2020 ist ein digitales Erasmus von zu Hause aus möglich. Dennoch waren bis Dezember 12.500 Studierende und Praktikant·innen ausgereist. Von der Uni Freiburg waren 550 Studierende im Ausland, 260 weitere haben ihren Erasmusaufenthalt abgesagt, informiert die Pressestelle der Universität. Auslandssemester seien auch während der Pandemie beliebt, das Top-Ziel sei Frankreich. Das Interesse an Spanien und Italien habe infolge der Pandemie nachgelassen, Norwegen und Schweden würden dafür beliebter. Wer sich in Freiburg für ein ErasmusSemester interessiert, kann sich an das EU-Büro der Universität wenden. Es berät mit Hinweisen zur Reise, Versicherungsschutz und Co. Uni-Sprecher Nicolas Scherger empfiehlt weiterhin Erasmus+: „Solange keine Reisebeschränkungen bestehen, ist ein Auslandsaufenthalt unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen weiterhin möglich und empfehlenswert.“

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