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VOLKMAR STAUB

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JEDIS OHNE SCHWERT

JEDIS OHNE SCHWERT

Da schwante den Autofahrern auf der A5 an jenem frühen Samstagmorgen Übles: Sie riefen also die Polizei an und teilten mit, dass eine Schwanenfamilie auf der Autobahn herumstolziert, ja wirklich, und es sodann zu gefährlichen Fahrmanövern komme. Wie hatte einst Rainer Maria Rilke gedichtet: „Diese Mühsal, durch noch Ungetanes / schwer und wie gebunden hinzugehn / gleicht dem ungeschaffnen Gang des Schwanes.“ Nun sind erwachsene Schwäne ja außerhalb des Wassers beim Gehen durchaus ungelenk und patschig, der Nachwuchs indes tat sich zwar noch etwas leichter, wenigstens ein bisschen Anmut zu bewahren. Aber die vier Küken schafften und schafften wohl den Lärmschutzwall nicht, und so irrte die Familie auf ihrem Ausflug nun auf dem Asphalt herum. Die Beamten, kurzentschlossen, sperrten kurzerhand für eine Viertelstunde gleich die komplette Autobahn ab, gaben dem Federvieh Geleit und führten es aus dem ungewohnten Terrain an einen nahe gelegenen Baggersee in Hartheim. In diesen gestiegen taten Mama und Papa – der Nachwuchs folgte gehorsam – wieder ganz grazil, und auch Rilke hatte ja schon beobachtet: „In die Wasser, die ihn sanft empfangen / und die sich, wie glücklich und vergangen / unter ihm zurückziehen, Flut um Flut / während er unendlich still und sicher / immer mündiger und königlicher / und gelassener zu ziehn geruht.“ Mein lieber Schwan, zum Glück ist ansonsten nichts passiert, möchte man denken. Doch auch Richard Wagner könnte man hinzuziehen, denn der schrieb im Lohengrin die schöne Zeile: „Nun sei bedankt, mein lieber Schwan!“ Nun seid ebenso bedankt, ihr Einsatzkräfte. bar

Foto: © Polizeipräsidium Freiburg

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NACHGEWÜRZT!

HÖFFNUNG

Das Damoklesvirus Delta hängt über uns und doch werden die Inzidenzen immer niedriger. Da fragt man sich: Sind Öffnungen zu lassen oder soll man Öffnungen zulassen. Nach dem Motto: „Gestern war´n wir zu, heut sind wir wieder offen, wenn wir morgen zu offen sind, sind wir übermorgen wieder zu“ – ein ferner Wink von Werner Finck. Offensichtlich haben sie offen und geschlossen beschlossen, dass, was geschlossen war, wieder eine Zulassung zum Öffnen bekommt. Wer das Öffnen offen zulässt, lässt vieles offen. Zuzulassen würde mich zu-versichtlicher stimmen, als Öffnungen offen zuzulassen. Zu offen ist offenbar zu gefährlich. Zu zu auch. Wir schwanken zwischen Bangen und Offen: Lasst zu! Oder: Lasst zu, dass geöffnet wird. Denen, die jetzt mehr Zutrauen zum Aufmachen fordern, sage ich: Die, die sich jetzt aufmachen aufzumachen, lassen zu, dass die Zulässigkeit des Aufmachens zu lässig ausfällt. Aber: Gegen die Zumutung des Zuseins brauchen wir die Auf-munterung: Hoffnung auf Öffnung. Höffnung. Höffnung ist das Wort der Stunde. Wenn irgendwann das Öffnen wieder zu machen ist, ist das Aufmachen zugegeben zulässig. Dann kann man vom Zulassen ablassen und eine Abmachung zur Aufmachung treffen. Offentlich bald! Eine Schote für alle zu Zuversichtlichen und auf die Höffnungsvollen. Mit offener Zu-Vorsicht – Euer Volkmar Staub

APPLAUS FÜR CLUB-INITIATIVE

Das Nachtleben war im Zuge der Pandemie lange kaltgestellt. Das sorgte mancherorts für neue Initiativen, die Kräfte bündeln: So hat sich 2020 die IG Clubkultur Baden-Württemberg gegründet. Auch die Freiburger Crew von „We Live Upper Rhine“ mischt da tatkräftig mit. Für das Team der IG Clubkultur auf Landesebene gab es nun eine Auszeichnung: Bundeskulturbeauftragte Monika Grütters hat der IG den „SonderAPPLAUS“ verliehen. Sie bekommt ihn für kreative Formate von oder zur Unterstützung von Spielstätten während der Corona-Pandemie. Glückwunsch. tln

Foto: © Privat Volkmar Staub, geboren in Lörrach, lebendig in Berlin, vergibt im chilli die Rote Schote am goldenen Band.

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