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S-Immo legt ersten Wohnmarkt- bericht vor – und kritisiert politische Regulatorik

Kamenisch hält wenig von viel Regulatorik

S-Immo legt Wohnmarktbericht 2021 vor

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Foto: © bar

Die Immobiliengesellschaft der Sparkasse Freiburg (S-Immo) hat erstmals einen Wohnmarkbericht vorgelegt. Die Corona-Krise hat darin kaum Spuren hinterlassen. S-ImmoGeschäftsführer Oliver Kamenisch übte vor Journalisten bei Vorlage der Ergebnisse auch Kritik an gesetzgeberischer Regulatorik.

Die Datenbasis für den Bericht waren öffentliche Immobilien-Angebote von April 2019 bis April 2021. Demnach kosten Einfamilienhäuser im Freiburger Osten aktuell zwischen 1,0 und 1,6 Millionen Euro, Wohnungen zwischen 4950 und 6600 Euro pro Quadratmeter. Die Mieten liegen zwischen 13,10 und 20 Euro. Die Wohnungspreise sind binnen Jahresfrist um 4,6, die Mieten um 3,3 Prozent gestiegen. In Emmendingen kosten Einfamilienhäuser – in einfachen Lagen – rund um 350.000 Euro, in Top-Lagen aber auch mal 1,3 Millionen. Für Wohnungen werden je nach Lage 2000 bis 4400 Euro fällig. Die Mieten liegen zwischen 7 und 14 Euro. Die Preissteigerungen für Häuser, Eigentums- und Mietwohnungen lagen im Schnitt bei rund 4,7 Prozent. Von einem CoronaEffekt merke man bislang nichts.

Dass die Preise immer noch steigen, liege, so Kamenisch, am knappen Angebot, am Baulandmangel, aber auch an fehlenden Anlagealternativen. Da die Deutschen zudem Aktienmuffel seien, geplanten Stadtteil Dietenbach sei zwar Baulandfläche in Aussicht, aber erst in vier, fünf Jahren auch beziehbar. Für den Geschäftsführer sind immer neue Knebelwerkzeuge der öffentlichen Hand, immer mehr regulatorische Einflussnahme auch beim Mietwohnungsbau eher kontraproduktiv: Sei es der Mietendeckel in Berlin – den das Bundesverfassungsgericht gestoppt hat – oder auch die Inhalte des am 23. Juni in Kraft getretenen „Gesetz zur Mobilisierung von Bauland“. Darin ist etwa geregelt, dass Eigentümer ihre Miethäuser nicht mehr ohne gesonderte Genehmigung in Eigentumswohnungen umwandeln dürfen. „Wir haben vor einigen Jahren selber in Weil am Rhein ein Mehrfamilienmietshaus in Eigentum gewandelt und damit 19 Mieter zu Eigentümern gemacht. Was soll der Quatsch, so etwas verbieten zu wollen?“ An eine Preisblase am Immobilienmarkt glaubt Kamenisch nicht: „Käufer sollten aber dennoch derzeit vorsichtig sein, ob die Wohnungen wirklich das wert sind, für was sie angeboten werden.“ bar

Festes Klammern an Sachwerte

würden sie auch jetzt, wo sich die Preise „auf Höchststand“ befänden, ihre Immobilien nicht verkaufen, sondern weiter festen Sachwerten vertrauen. Oder aber sie finden zum Bestand keine passende Alternative auf dem Markt. Zusätzlich würden vor allem in Freiburg, getrieben durch die hohen Mieten, viele solvente Nutzer ins Eigentum drängen. Auch wegen der historisch niedrigen Zinsen. Der Fachkräftemangel in der Baubranche, höhere behördliche Anforderungen, „extrem gestiegene“ Rohstoffpreise während der Corona-Krise heizten die Preise weiter an und erschwerten eine verlässliche Kalkulation für Bauherren und Bauträger. Diese müssten wohl oder übel beim Kalkulieren nun höhere Risikopuffer einbauen und es könne gut sein, dass die teuren Baupreise sich bald auch auf die Bereitschaft auswirkt, sehr hohe Grundstückspreise zu bezahlen. Durch die starke Preiserhöhung der letzten Jahre, auch bei den Mieten, fände ein Verdrängungswettbewerb statt. Einkommens- oder kapitalstarke Käufer können sich die Preise in Freiburg noch leisten, untere Einkommensschichten oder Familien mit nur einem Einkommen würden zunehmend gezwungen, sich in Umlandgemeinden nach „günstigem“ Wohnraum umzuschauen. Es sei aber ein Irrglaube, dass man im Umland viel bessere Chancen habe, eine passende Immobilie zu finden. Denn auch dort sei das Angebot mittlerweile äußerst knapp: „Der Verdrängungswettbewerb geht von Freiburg in die Umlandgemeinden in der Rheinebene und von dort dann in Richtung Schwarzwald“, so Kamenisch. Mit dem Oliver Kamenisch: „Was soll der Quatsch?“

Die 96-seitige Broschüre ist über www.s-immobilien-freiburg.de/ wohnmarktbericht kostenlos abrufbar.

PH plant Neubau

Die Pädagogische Hochschule Freiburg plant auf einer freien Wiese am Kunzenweg einen Neubau für etwa 23 Millionen Euro. Der soll den bestehenden Platzmangel beheben und zudem als Ausweichfläche dienen, weil die mit PCB schadstoffbelasteten Kollegiengebäude 3 und 4 saniert werden müssen. Der viergeschossige Neubau soll bis Ende 2024 in Holzbauweise errichtet werden und 4600 Quadratmeter Nutzfläche umfassen.

Neues Förderprogramm „GebäudeGrün hoch3“

Das Freiburger Rathaus hat 150.000 Euro aus dem Haushalt für mehr Grün in der Stadt bereitgestellt. Mit dem Programm „GebäudeGrün hoch³ – Grüne Dächer | Fassaden | Höfe für Freiburg“ unterstützt das Rathaus Gebäudeeigentümer, Mieter, Vereine, Unternehmen und städtische Gesellschaften, den urbanen Raum grüner zu machen, vor allem auf Dächern und an Fassaden sowie bei Entsiegelung. „Damit gehen wir einen wichtigen Schritt, um Freiburg an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen. Und wir machen das künftig als Stadtverwaltung nicht mehr allein, sondern binden nun die Menschen aktiv für mehr Grün in der Stadt ein“, so Umweltbürgermeisterin Christine Buchheit. Maximal können 50 Prozent der förderfähigen Kosten oder 5000 Euro pro Jahr und Liegenschaft gefördert werden. Anträge können ab Herbst gestellt werden. Mehr Info: 0761/2016198

Rathaus fördert Vermieter

Die Stadtverwaltung Freiburg sucht Wohnungen für geflüchtete und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen. Wer seine Wohnung vermietet, leiste einen wichtigen Beitrag zur Integration und gibt Menschen in Not eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Gleichzeitig profitieren bei dem Programm auch die Vermieter: Sie erhalten eine Mietausfallgarantie von bis zu zehn Jahren und können bis zu 5000 Euro Zuschüsse zur Renovierung bekommen. Mehr Info: freiburg.de/vermieten

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