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Tödliche Ignoranz und Chaos
Für welcheLänder es Reisewarnungen gibt, wo eineGesichtsmaskezu tragen ist: Jedes Landbastelt an seinen eigenen Corona-Maßnahmen. EinegemeinsameStrategiefehlt.
T ö d lic h eI g nor a n z un d Ch a os
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Der Kampf gegen CoronabräuchteeuropäischeGeschlossenheit undein akkordiertes Vorgehen. Stattdessen gibt es nationalistischePseudo-Leadership. Dafür werden wir einen hohen Preis zu zahlen haben.
Matthias Strolz D ie EU-Regierungschefs und ihre Gesundheitsminister hätten nun fast ein halbes weil siedieseals teils erratisch und rein machttaktisch empfinden (beziehungsweisedurchschauen). Wenn ich dann den ORF-Journalisten Hans Bürger in der Zeit im Bild kommentieren höre,dass deswegen Jahr Zeit gehabt, eine gemeinsame Natürlich kommt das Virus unter „dieEU so unsympathisch“ wahrgeCovid-19-Strategie und -Ampel zu anderem „mit dem Auto“ –aus nommen werde, dann tut das meiv e r h a n d e l n. S i e h a b e nn i c h t e in e n K r o a t i e n ,a u sI s c hg l , v o mW o l f g an g n emp o l i t i s c h e nH e r z e nw e h . W e il Finger dafür gerührt. Siefokussiesee–, aber zu glauben, dass chauvies eben nicht dieEuropäischeUnion ren auf billiges politisches KleinnistischeTaktiken uns hier weiterist, die hier auslässt. Es sind die geld. Das ist tödlicheIgnoranz, behelfen, ist kurzsichtig. DieIntervenRegierungschefs, dieauslassen! Sie schert uns mittelfristig noch größetionen müssen entschlossen und hätten dieMacht,eine gemeinsame r ew irtsc h aftlic h eSch w i erigk e it e n , n ac h v oll zi e h ba r und g e me insa m I nitia tiv ez u sta rte n. U n d si e hä tte n eine erhöhte Arbeitslosigkeit und abgestimmt sein. Dafür braucht es diePflicht. Denn diePolitik ist der ein verheerendes Chaos des kalten gemeinsame EntscheidungsgrundOrt,wo wir uns ausmachen,wiewir Revanchismus. lagen – unter anderem eine EU - miteinander leben. Dass für eineBürgerin aus Ried im Innkreis andere Länder und weite Corona-Ampel: Definitionen, straffes einheitliche Meldewesen Umfragewerte sindwichtiger Regionen „zu“ sind und andere und entschlossene Umsetzung der Angesichts von Tausenden von Q u a r a ntä n e - Reg el n g e l t e n w i e f ür a kkord i e r t e n Ma ßnahm e n a u f r e T ote n unda nge sic hts e ine s historieinen Bürger aus Passau, ist einfach gionaler Ebene. Eine solche gemeinschen Wirtschaftsdesasters wären dumpf. Nicht nachvollziehbar. Es ist sameVorgangsweisezu entwickeln dieRegierungschefs in der moralie i n eZ u mu t u n gf ü ru n s B ü r g e r i nn e n u n dz u v e r a b s c h i e d eni s tk e in eR a s c h en P f l i c h t , s i c h g e me i ns a m z u und Bürger. Dass jede nationale ketenwissenschaft. Es braucht daorganisieren. Doch die Mehrheit Regierung Länder undRegionen auf für nur eines: den politischen Wilvon ihnen setzt ihre Priorität auf undzu macht, wiees gerade in ihre len. Unddieser fehlt vollkommen. Selbstdarstellung. Ihre Umfragepolitischen Dynamiken (undWahlIst dies ein Versagen der EU? werte sind ihnen wichtiger als sinnk ä m p f e ) p as s t , i s t g r o t e s k . D i e s N e i n, w eil d i e E U a u f B as i s b e v ol l e L ö s u ng e n u n d n a c h halt i g e unt e rmini ert a uch d i eG l a u b w ürd igste h e nder Vertr ä g e im Ge sun d h e itsD i e nstle istung e n f ür „ihr e “ B ürg e keit der Politik, unddaher ist es nicht bereich keine Zuständigkeit hat. rinnen undBürger. Für diese natioweiter verwunderlich,dass sich imUnddieKommission wird in ihrer nalistischePseudo-Leadership werden wir einen hohen Preis mer mehr Menschen nicht mehr an Macht von den Regierungschefs beZum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Digitale Nutzung gem PDN-Vertrag des VÖZ voez.at. bezahlen. Es führt uns in politischeCorona-Vorgaben halten, wusst kleingehalten. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 01/53170*0). dieZerrüttung des Pressespiegel Seite 33 von 38 Miteinanders auf unserem Kontinent. Denn harte politische Interventionen,dieals willkürlich erfahren werden, provozieren RevancheAktionen. Wir betreten einen Kreisl a u f d e s k a l t e nR e van c h i s m u s , b ei dem es keineGewinner geben wird. Wir sollten als Bürgerinnen und Bürger von unseren Regierungsspitzen europäische Gemeinsamkeit und re gion al eE nts c hloss e nhe it mit aller demokratischen Kraft einfordern. Und selbst wenn es naiv und unrealistisch erscheint, alle 27 EULänder für eine gemeinsameStrategie mit an Bordzu bekommen, sollten wir heutedamit beginnen, eine „ K o a lit ion de r E nga gie r t e n“ z u schmieden, dievorangeht. Es wäre dies auch ein gutes Ü b u ngsf e l df ü r d i e W e i t e r e nt w i c k lung der europäischen Zusammenarbeit insgesamt. Denn als EU-Mitglieder haben wir nach der CoronaKrisedieFragezu beantworten, in w e l c h enP o l i t i k f e l de r n u n dL e b e n s ber e i c h en w ir „ge me insa m eSach e “ machen wollen. Wenn wir zu keinen neuen Gemeinsamkeiten kommen, dann wirddieUnion in der derzeitigen Form kaum aufrechtzuerhalten sein. Und ohne Union kommen ganz andere Dinge auf uns zu, die mittel- bis langfristig dieSicherheit unddas Wohlbefinden in unserem Alltagsleben massiv beeinträchtig e n w e r d e n . W i r l e b e n a u f e in e m Planeten voller Fleischfresser –der Appetit aufeuropäischeFiletstücke ist weltweit groß. Postskriptum: Ich bekomme n ac h sol c h en S t ellungnahm e n r e gelmäßig Rückmeldungen, dass ich mich zurückhalten möge, ich hätte doch meine Chance gehabt. Ich möge schweigen, nachdem ich die Politik aus eigener Entscheidung verlassen habe. Mitnichten! Ich h abe d i eP o l itiknic ht v e rla sse n. Ich habe meineRolleverändert. Ich bin kein Parteichef mehr, aber ich bleib e f r e i e rB ü r g e re in e s f r e i e nL a n d e s . Und die wichtigste Rolle in einer Demokratie –die Belarussen erinnern uns geradedaran – ist dieder Bürgerin, des Bürgers.