Christoph Merian Verlag
Liebe Farbe, Dear Colour, Anna Amadio
Peter Stohler, Nina Wolfensberger (Hg.) Christoph Merian Verlag
Liebe Farbe, Dear Colour, Anna Amadio
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Peter Stohler, Nina Wolfensberger
‹Liebe Farbe,› Buntheit und Beklemmung: Anna Amadios Umgang mit Farbe ‘Dear Colour,’ Colourfulness and oppressiveness: Anna Amadio’s handling of colour Iris Kretzschmar
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Organismen aus geschrumpfter Folie Shrink-foil organisms
Peter Stohler, Nina Wolfensberger
Claudine Metzger
Nina Wolfensberger
Irene Müller
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Werkverzeichnis / List of works Biografie / Biography Autorenbiografien / Biographies of the authors
28 ‹Das Kribbeln› 35 ‘Scribbling’ 98
Die Autonomie der Farbe. Zu Anna Amadios Werkgruppe ‹… – The closest I could get› 104 The autonomy of colour On Anna Amadio’s series ‘… — The closest I could get’ 110 Spurensuche an der Oberfläche – Zwischen Innen und Aussen 119 Seeking marks on the surface — Between interior and exterior 128 Darbietungen von Farbe 136 Presentations of colour
‹Liebe Farbe,› Buntheit und Beklemmung: Anna Amadios Umgang mit Farbe Peter Stohler, Nina Wolfensberger Kaum eine Künstlerin beschäftigt sich seit Beginn ihrer Karriere so konsequent und unbeirrbar mit dem Thema der Farbe wie Anna Amadio. Sie mag es bunt und bedient sich in allen von ihr bearbeiteten Materialien des gesamten Farbspektrums. Doch ihre Liebe zur Farbe geht noch weiter. Sie soll nicht nur Mittel zum Zweck, nicht bloss Teil des Werks sein, sondern selbst zum Material, selbst zum Werk werden. Anna Amadio möchte Farbe zeigen, Farbe ausstellen, Farbe inszenieren. Träger, Material und Motiv in einem. Anna Amadio ist mit der Farbe gewissermassen per Du. Ihren aussergewöhnlichen Titelvorschlag ‹Liebe Farbe,› – als direkte Brief anrede mit Komma – fanden wir deshalb für ihre Arbeitshaltung sehr stimmig. Auch wenn sie diesen Brief nicht als solchen verfasst hat, können ihre Werke doch so verstanden werden: Als direkte Ansprache der Farbe, als Loblied auf die Farbe, als Dank- oder Ehrerweisung an die Farbe. Die Auseinandersetzung mit der barocken Farbenpracht hat etwas Unschweizerisches. In einem Land, in dem das nuancierte Grau so dominant ist, hält Anna Amadio – 1963 in Belp geboren – eine Sonderstellung inne. Ihr eigenwilliger Umgang mit Farbe irritiert aber nicht nur dadurch, dass ihre Werke oft sehr bunt sind. Vielmehr nimmt sich die Farbe vieles heraus, das auch beunruhigt: Sie kommt einem zu nahe, kann aufdringlich sein, ja bedrohlich wirken. In diesem Sinne geht es in ihrem Werk nicht um ‹ausgesuchte› Farbigkeit oder wohlarrangierte Buntheit, sondern immer auch darum, dass sich die Kehrseite der Vielfarbigkeit bemerkbar macht: Das Bedrohliche, das Aufdringliche, ja das wortwörtlich ‹Luft Entziehende› ist in ihrem Werk auch immer mit der Farbe verbunden. Für uns hat Anna Amadio nun ihr Bildarchiv geöffnet – für eine Monografie, die den virtuosen, vielschichtigen Umgang mit Farbe in ihrem Werk grafisch dokumentiert sowie mittels Essays einordnet und kommentiert.
Auf der Suche nach Prozessen und Erlebnissen Am Anfang der künstlerischen Laufbahn hatte Anna Amadio – in der Zeit ihres ersten Atelieraufenthalts in Montreal (1994 – 1995) – noch mit aufblasbaren Strukturen gearbeitet, die völlig farblos und transparent waren. Entscheidend für die neue Farbwahrnehmung war wohl ihr New Yorker Studienaufenthalt (2004 – 2005), haben die dortigen Gebäude doch viele wie Häute wirkende dicke Farbschichten, unter denen die Gebäude zu ersticken scheinen. Diese und andere Beobachtungen formuliert Amadio im Gespräch mit Peter Stohler, das viele ihrer künstlerischen Prozesse und Erlebnisse offenlegt. 9
Das Erlebnis ist in der Tat eine zentrale Kategorie in der Welt von Anna Amadio. Sie will erleben, was ihre Prozesse bewirken, und sie wechselt die Technik oder das Medium, um ihre Fragen und Interessen in anderer Weise aufzugreifen, weiterzuentwickeln und dabei neu zu erleben. Dabei spielt Plastik als Werkstoff eine zentrale Rolle. Ob mit Luft aufgeblasen, mit Vakuum über Objekte gelegt oder durch Hitzeeinwirkung verformt: Amadio holt das Maximum aus dem Werkstoff heraus. Iris Kretzschmar fokussiert in ihrem Essay auf die Technik des Verformens und bespricht insbesondere die Werke mit Schrumpffolie. Irene Müller geht zurück zu den ersten Arbeiten mit Plastik, die farb los transparent und aufgeblasen waren, und zeigt von da auf, wie sich die Farbe ihren Weg gebahnt und einen Platz in den Werken gesichert hat. Da Anna Amadio von sich behauptet, sie könne nicht zeichnen – gleichwohl aber eine grosse Menge an Frottagen und Schablonenzeichnungen produziert hat –, begibt sich Nina Wolfensberger auf Spurensuche. In ihrem Essay spannt sie den Bogen von den Plastik- zu den Papierarbeiten und zeigt Parallelen zwischen den Frottagen und Vakuum-Arbeiten auf. In den neusten Werken präsentiert Anna Amadio die Farbe pur und ganz ohne Träger. Allerdings sind darin Werke von grossen Meistern der Farbe enthalten, für die sie sich begeistert. Der Beitrag von Claudine Metzger,die die Ausstellung ‹Anna Amadio. Die Autonomie der Farbe – The closestI could get› 2017 im Kunsthaus Grenchen eingerichtet hat, widmet sich dieser Werkgruppe.
‹Binding Sélection d’Artistes› Diese Publikation erscheint in der Reihe ‹Sélection d’Artistes› der Sophie und Karl Binding Stiftung, die in knapp fünfzehn Jahren schon rund siebzig Schweizer Künstlerinnen und Künstler vorgestellt hat. Das Konzept dieses Förderengagements der Basler Stiftung betrachten wir für die Aufarbeitung der jüngsten Schweizer Kunstgeschichte als wegweisend, da es jeweils Monografie und Ausstellung beinhaltet. Anna Amadios Werk würdigen wir also sowohl in der vorliegenden Publikation – und zwar das erste Mal im Überblick – als auch in einer Einzelausstellung im Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona (25. Februar bis 6. Mai 2018). Für die in Basel lebende Künstlerin konnten wir nicht nur den dort ansässigen Christoph Merian Verlag gewinnen, sondern auch eine grosszügige Unterstützung durch die Swisslos-Fonds der Kantone Basel- Stadt und Basel-Landschaft sowie der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia. Für die grafisch virtuose Umsetzung der Publikation gilt unser Dank Madeleine Stahel vom Zürcher Büro 146 und für die Ausstellungsansichten aus Grenchen und Rapperswil-Jona bedanken wir uns beim Fotografen Martin Stollenwerk. In diesem Sinne: Erfahren Sie, werte Leserin, werter Leser, wie unerhört vielgestaltig uns Farbe im Werk von Anna Amadio entgegentritt und wie berückend sinnlich und gleichzeitig beklemmend sie uns berührt. Wir wünschen eine anregende Lektüre.
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‘Dear Colour,’ Colourfulness and oppressiveness: Anna Amadio’s handling of colour Peter Stohler, Nina Wolfensberger Ever since the beginning of her career in art, Anna Amadio has addressed the topic of colour more coherently and unwaveringly than almostany other artist. For one thing, she likes it colourful and makes use of the entire colour spectrum in all materials that she works with. However, her love of colour goes further than that. For her, colour is not meant to be just a means to an end, or just part of the work, but to become material itself, to become a work in its own right. Anna Amadio likes to show colour, to exhibit colour, to stage colour. Carrier, material and motif — rolled into one. Anna Amadio is on a first-name basis with colour, so to speak. This is why we found her unusual proposed title (‘Dear Colour,’— a direct salutation with a comma, as used at the start of a letter) to be highly consistent with her approach to her work. Even though she has not written any such letter, her works can be seen in this way — as a direct appeal to colour, as a song of praise to colour, as an expression of thanks or a homage to colour. There is something un-Swiss about engaging with the baroque splendour of colour. In a country where nuanced grey is so dominant, the position adopted by Anna Amadio (born in Belp in 1963) is an exceptional one. However, the fact that her works are often very colourful is not the only reason why Amadio’s unconventional handling of colour irritates. The colour takes a lot of liberties, which is also unsettling: it gets too close to the observer and can be bothersome or even seem threatening. In this sense, her work is not about ‘selected’ colouring or carefully arranged colourfulness — it also always involves a revelation of the other side of polychromy: in her oeuvre, the threatening, the bothersome and even the literally ‘air-depriving’ are always associated with colour. Anna Amadio has now opened up her archive of images to us — for a monograph that graphically documents the masterful multifaceted handling of colour in her work, while also classifying it and commenting on it in essays.
Searching for processes and experiences During her first studio residency in Montreal (1994 –1995) at the start of her artistic career, Anna Amadio was still working with inflatable structures that were completely colourless and transparent. Amadio’s New York study visit (2004 – 2005) was probably the decisive factor behind her new perception of colour, as there are buildings there with many thick layers of paint, resembling skins, under which the buildings appear to suffocate. Amadio herself makes this observation (and others) to Peter Stohler, in an interview that reveals many of her artistic processes and experiences. 11
The experience is indeed a central category in the world of Anna A madio. She wants to experience what her processes bring about. She changes technique or medium in order to address her questions and interests differently, and to develop them further while experiencing them in new ways. Plastic, as a material, plays a central role here. Be it inflated with air, placed over objects in a vacuum, or deformed by the application of heat, Amadio gets the maximum out of this material. Iris K retzschmar focuses on the technique of deformation in her essay, discussing the shrink-foil works in particular. Irene Müller goes back to Amadio’s first pieces in plastic, which were colourless, transparent and inflated, then shows how colour made its way from there to secure a place in the works. As Anna Amadio claims to be unable to draw, but has never theless produced a large quantity of frottages and stencil drawings, Nina Wolfensberger decided to investigate. In her essay, she bridges the gap between the pieces in plastic and those on paper, working out the parallels between the frottages and the vacuum works. In her latest works, Anna Amadio presents pure colour without any carrier at all. However, pieces by great masters of colour who enthuse Anna Amadio are contained within these. The article by Claudine Metzger, who set up the 2017 exhibition ‘Anna Amadio. The Autonomy of Colour — The closest I could get’ at Kunsthaus Grenchen, is devoted to this group of works.
‘Binding Sélection d’Artistes’
Malen am See, grün (Detail), 2018 Dritter Wächter, 2008
This publication is released as part of the ‘Sélection d’Artistes’ series, which in just under fifteen years, has already presented around seventy Swiss artists. We consider the concept of this funding programme, run by the Basel-based Sophie and Karl Binding Foundation, to have played a groundbreaking role in the critical incorporation of recent Swiss art history, as it provides for a monograph and exhibition of each artist. Thus, we are honouring Anna Amadio’s oeuvre both in this publication (the first-ever overview) and in a solo exhibition at Kunst(Zeug)Haus Rapperswil- Jona (from the 25th of February to the 6th of May 2018). For this artist, who lives in Basel, we were not only able to get Basel publisher Christoph Merian Verlag involved, but also to obtain generous support from the Swisslos lottery funds in the cantons of Basel- Stadt and Basel-Landschaft, as well as from the Swiss Arts Council Pro Helvetia. For the graphically masterful realisation of the publication, our thanks go to Madeleine Stahel from Zurich’s Büro 146, and for the images from the exhibitions in Grenchen and Rapperswil-Jona, we thank photographer Martin Stollenwerk. With that said, dear reader, we now invite you to experience the outrageously varied ways in which colour confronts us in Anna A madio’s oeuvre, as well as the enchantingly voluptuous and simultaneously oppressive ways in which it moves us. We hope you find this to be an inspiring read. 12
Organismen aus
geschrumpfter Folie
Iris Kretzschmar Die Folien-Objekte von Anna Amadio sind ausdrucksstark, eigensinnig und erobern augenblicklich das Publikum. Zu den jüngsten Plastiken der Bildhauerin gehören die Arbeiten mit Schrumpffolie (S. 14, 20, 48). Vorausgegangen ist eine lange und intensive Auseinandersetzung mit Raum, Volumen und Hülle. Seit den 90er-Jahren sind PE- und PVC-Folien ihr bevorzugter Werkstoff. Auf ganz unterschiedliche Weise erforscht sie, wie sie unter dem Einsatz diverser Werkzeuge und Techniken neue ausdrucksstarke Skulpturen mit Folie und Farbe hervorbringen kann. Dabei inspiriert eine Werkgruppe die nächste, sodass ein Strom von sich gegenseitig befruchtenden Arbeiten entsteht. Das Material und sein breites Ausdruckspotenzial haben sie seither nicht mehr losgelassen – die Künstlerin ist davon fasziniert!
Die Arbeiten mit Folie im Kontext Das Material ist unprätentiös, zeitgemäss und lässt sich recyceln. Mit der Wahl ihres Mediums unterläuft die Künstlerin den Anspruch an Dauer haftigkeit und edle Materialwahl der klassischen Bildhauerei und nimmt den Bezug zur heutigen Gesellschaft und deren Produktion auf. Frisch ab Fabrik in grossen Plachen von wenigen Millimetern Stärke geliefert, gibt sich der Werkstoff in der Handhabung zunächst recht widerspenstig. Dieser Widerstand wird zur Herausforderung und ist Teil des künstlerischen Konzepts. Mit ausgeklügelten Strategien rückt Anna Amadioihm zu Leibe. Beispielsweise waren ihre ‹Luftobjekte› der 90er-Jahre (S. 64, 75 – 78) aufgeblähte Kammern, denen sie mit Gebläsen Luft zuführte. Die mit einem Schnittmuster und durch Verschweissen von Nähten entstandenen Raumkompartimente werden zu quasi immateriellen Architekturen im realen Raum. In den 2000er-Jahren arbeitete die Künstlerin mit der Technik des Entzugs von Sauerstoff. Mit Vakuumpumpen erzeugte Anna Amadio einen Unterdruck. Die Folie wurde so angesaugt und spannte sich als künstliche Haut über ein Metallgerüst, oder gar über das ganze Interieur eines Geschäftsraums. Im Gegensatz zu früheren Arbeiten mit transparentem Kunststoff kamen hier farbige Folien zum Einsatz. So entstanden das ‹amouröse› Haus ‹Gizmo’s Kiss› (2002, S. 69, 70) und die stillgelegte Bürolandschaft ‹Lips Inc.› (2006, S. 79 – 82). Die Objekte werden auf diese Weise verwandelt, ihrer Funktion beraubt und in ihrer Oberflächenillusion verfremdet. Ihre Erscheinung oszilliert zwischen poppigem, sinnlichem Reiz und Infragestellung einer vertrauten Realität. Die Wahrnehmung von Raum und Objekt wird unter diesen speziellen Bedingungen zu einer erweiterten Bewusstseinserfahrung. Seit 2008 begann die Künstlerin, ihren bevorzugten Werkstoff neu mit Heissluft zu transformieren, um die Grenzen des bisher Möglichen zu erweitern. Nun entstehen die Arbeiten mit Schrumpffolien. 15
Ein performativer Arbeitsprozess Im Vordergrund stehen für Anna Amadio das Forschen und Experimentieren mit dem Werkstoff Folie. Wie geht sie dabei vor? Aus chemisch- physikalischer Perspektive wird der Materie Energie zugeführt, sprich Hitze und menschliche Kraft. So verändert sich der Aggregatszustand und die Substanz wird in eine neue (Un-)Ordnung überführt. Schöpferisch gesehen stehen eine Idee und konzeptuelle Vor gabe am Anfang jedes Prozesses. Eine plane, zweidimensionale Folie von mehreren Quadratmetern Grösse wird zum dreidimensionalen Objekt transformiert, das heisst Fläche wird zu Raum. Sie liegt auf dem Atelierboden und wird partiell mit dem Heissluftföhn erhitzt, der mit einer Temperatur von etwa 580 Grad Celsius bläst. Das so dehnbar gemachte Material wird mit viel Kraftaufwand und Körpereinsatz gedreht, gerollt, gezerrt, gefaltet, geknüllt, aufgebauscht und sogar geworfen, bis es willig einer Form folgt. Jeweils nur wenige Sekunden lang ist die Materie gefügig und gleichzeitig sehr heiss! Das erfordert ein äusserst schnelles, spontanes Arbeiten mit Schutzhandschuhen und Brille. Die Künstlerin muss aufpassen, dass die heisse Luft keine Löcher in den Träger brennt. Kommt Farbe zum Zug, schüttet die Künstlerin das flüssige Medium auf die Folie. Im Werkprozess setzt sich das Kolorit in Bewegung und wird zum Teil der physischen Erscheinung. Es fliesst, spritzt, sackt in sich zusammen oder sammelt sich in Ausstülpungen und Falten der Folien. Mit einer quasi performativen Leistung verwandelt Anna Amadio so den Kunststoff, inklusive Farbe, zu ausdrucksstarken Gebilden. Einmal beherrscht das Kolorit die Fläche, ein anderes Mal dominiert das Volumen und macht sich die Farbe untertan. Die Arbeiten bewegen sich gattungsmässig zwischen Malerei und Plastik, meist mit Gewichtung des Skulpturalen. Das Spiel zwischen Stabilität und Auflösung, Ausdehnung und Schrumpfung, Transparenz und Opazität erzeugt sinnliche Oberflächen mit haptischem Charakter. Lustvoll und körperlich beschreibt die Künstlerin das gestalterische Vorgehen. Distanz ist in der Hitze des Gefechts nicht möglich. Der schöpferische Prozess ist einem innigen ‹Pas de deux› oder spielerischen Ringkampf vergleichbar. Die Künstlerin als Dompteuse ihres Werkstoffs fordert ihr Gegenüber heraus und lässt sich gleichzeitig auch davon bestimmen, was das Material ihr abverlangt. Die Werkgenese wird so zur Konfrontation, die in der Abkühlung eines neu entstandenen Gefüges ihren krönenden Abschluss findet.
Die Schrumpffolien in ihrer Vielfalt des Auftritts Auf diese Weise erforscht die Bildhauerin die Ausdrucksmöglichkeiten von Folie und bringt 2008 ‹Wächterstudien› (S. 66 – 6 8), den ‹Ersten Wächter›, den ‹Zweiten Wächter›, den ‹Dritten Wächter› (S. 14) und ‹Objekte› (S. 84) hervor. 2014 wird Anna Amadios Atelier auch zum Ausgangspunkt für Abdrücke von Architekturelementen: Es entstehen zwei grosse ‹Ecken›, ‹Ecke Nummer 1›, ‹Ecke Nummer 2› (S. 134) und vier 16
kleinere ‹Eckstudien› in unterschiedlicher Farbgebung. Die Folie wird in einen Raumwinkel gepresst und bekommt so eine rechtwinklige Ausrichtung. Im prozessualen Vorgehen wird die orthogonale Ordnung der archi tektonischen Vorgabe aufgebrochen und schwillt zur amorphen Form an. So verbinden sich geometrische und organische Sprache in einem Objekt. Ähnlich entstehen die neun farbigen ‹Bodenstudien› (2013 / 2014, S. 20, 63, 134), die sich zunehmend faltenreich verselbständigen. Figuratives suggeriert eine Installation im Museum Langmatt von 2016. Mit ausgreifenden Bewegungen, ja fast ekstatischem Ausdruck, ganz in Schwarz gefasst oder mehrfarbig, den transparenten Materialcharakter bewahrend, behaupten sich drei Protagonisten im musealen Kontext: ‹Die Diebin›, ‹Die Begleitung› und der ‹Dritte Wächter›. Es sind skurrile Gebilde aus Plastik und Acrylfarbe, die aufrecht oder dem Boden folgend in einer Bewegung erstarrt sind. Sie befinden sich im gestischen Dialog miteinander und nehmen Kontakt zu den sie umgebenden Landschaftsgemälden auf. Zwei der drei Wesen wachsen aus Farbseen empor, die sie wie eine Schleppe hinter sich herziehen oder als Basis besetzen. Die Kombination von Farbe und Folie tritt in jeder der drei Figuren unterschiedlich zutage (S. 48). Der ‹Dritte Wächter›, bereits 2008 entstanden, ist ganz in Anthrazit gefasst und schleicht am Boden entlang. Er bildet einen dunklen Gegenpol zur ‹Diebin› (2016) und zur ‹Begleitung› (2016). Im Gegensatz zum düsteren ‹Wächter› erscheint die Letztere aufrecht, als Dame in festlicher Aufmachung, ganz aus transparenter Folie. Als wäre der ‹Begleitung› alle Farbe entzogen worden und hätte sich zu ihren Füssen gesammelt, steht sie inmitten einer bunten Fläche, die einer Palette gleicht. Im Umfeld der umgebenden Landschafts gemälde taucht das impressionistische Motiv einer Spaziergängerin auf einer prächtigen Blumenwiese, mit vom Windhauch aufgebauschtem Rüschenkleid vor dem geistigen Auge auf. ‹Die Diebin› hingegen muss Farbe bekennen und hat sie sich auch schon einverleibt. Orange, Hellgelb, Grün, Violett und Hellblau manifestieren sich in flüssiger Form in Ausstülpungen der Figur. Gemäss ihrer Aufgabe ist sie mit langen Fingern ausgestattet und trägt ein rechteckiges Format mit sich. Vielleicht ein erbeutetes Kunstwerk? Mit dem Titel der Installation, ‹Die Diebin, die Begleitung und der dritte Wächter›, lehnt sich Anna Amadio an die schwarzhumorige Film komödie von Peter Greenaway, ‹The Cook, the Thief, His Wife & Her Lover›, aus dem Jahr 1989 an. Sie lässt ihre Figuren agieren, stattet sie mit einem Charakter aus, sodass ein Narrativ entstehen kann. Der Museumsraum wird so zur Bühne, die Skulpturen zu Darstellern und die Künstlerin zur Regisseurin. ‹Die Diebin› könnte es auf Bilder abgesehen haben, der ‹Wächter› hat die Aufgabe, einen Diebstahl zu verhindern, und die ‹Begleitung› ist eine unabhängige Museumsbesucherin. So lebendig inszeniert, wird die Installation von Anna Amadio zum Schauspiel, das die Besucher und gleichzeitig den musealen Kontext in ihr Werk einbindet.
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Ausdruck und Lebendigkeit Die expressiven Formen von Anna Amadios Schrumpffolien lassen sich sowohl ungegenständlich als auch als autonome Organismen lesen. Dabei beflügelt die Vergabe von Titeln die Fantasie der Betrachterinnen und Betrachter. Ebenso prägend ist die physische Erscheinung. Assoziationen an Körperhaftes entstehen in der Interaktion von Farbe und Trägermaterial. Geschmeidige Farbläufe schmiegen sich an das Gefüge, integrieren sich in die reliefartigen Strukturen, breiten sich in Rinnsalen wie Adern über die Oberflächen aus. Farbe erscheint manchmal wie Blut in Ausbuchtungen gefangen, hängt in flüssiger Konsistenz herab und lässt so die Nähe zu Organischem aufscheinen. Körperhaft gesehen kann ein gedrehter Folienstrang zur Sehne oder Faser mutieren, sich eine Ausstülpung zu Extremitäten oder Tentakeln wandeln. Dazu blüht ein ganzes Spektrum an Farben auf und unterstützt die wuchernde Leben digkeit. Oft ist der Werkprozess nicht abgeschlossen und beinhaltet eine Veränderung durch Trocknen, Härten und Schrumpfen wie in der Natur. Mit Intuition und Kalkül erschafft die Künstlerin so neue Wesen, die ein Eigenleben entfalten. Sucht man nach künstlerischen Verwandtschaften weckt der gestische Ausdruck von Farbe und Form Erinnerungen an den Abstrakten Expressionismus und die Pop Art. Es ist, als ob ein Gemälde von Willem de Kooning oder von Phillip Guston der Leinwand entstiegen wäre und sich im Raum materialisiert hätte. Assoziativ lassen sich auch die ‹Soft- Sculptures› aus den 60er-Jahren von Claes Oldenburg erwähnen. Sie unterwandern eine repräsentative Form und wehren sich gegen Komposition. Noch viel mehr verweigern sich Anna Amadios Arbeiten der Kontrolle und einer klaren Aussage. Sie verweisen vielmehr auf ihren Entstehungsprozess und die damit integrierte Lebensenergie hin. Ein Zitat aus Oldenburgs Manifest von 1961 passt gut zum Ausdruck dieser widerspenstigen Gebilde: «Ich bin für eine Kunst, die ihre Form aus den Linien des Lebens gewinnt, die sich verdreht und ausdehnt und sich sammelt und spuckt und tropft, und schwer und grob und stumpf und sinnlich und unvernünftig ist, wie das Leben selbst.»1
Lockung und Verweigerung Anna Amadios Skulpturen verführen mit ihrer lebensnahen Ausstrahlung und der darin eingefangenen, unbändigen Energie. Auf der anderen Seite entziehen sie sich einer Deutung und sind an kein statisches Vorbild gebunden. Das Licht wird zu einem wichtigen Mitspieler ihrer Werke. Es dringt aus dem Inneren der Objekte hervor, gleichzeitig intensiviert es die Reflexion des Gefüges von aussen und lässt es in immer anderen Varianten erscheinen. Bei der Betrachtung der Werke von Anna A madio 1
Oldenburg, Claes: I AM FOR … Statement, 1961. In: Hochdörfer, Achim / Oldenburg, Maartje / Schröder, Barbara: Writing on the Side 1956 – 1969. The Museum of Modern Art, New York 2013, p. 174: «I am for an art that takes its form from the lines of life itself, that twists and extends and accumulates and spits and drips, and is heavy and coarse and blunt and sweet and stupid as life itself.» (Deutsche Übersetzung durch die Autorin)
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wird der phänomenologische Ansatz des französischen Philosophen Maurice Merleau-Ponty, der das Körperliche der Wahrnehmung betont, fruchtbar. Die taktilen Folienobjekte provozieren ein emphatisches Eindringen und Abtasten ihrer Topografie mit dem Auge und erzeugen so eine gesteigerte Präsenz. Als Betrachtende werden wir sinnlich involviert, können Farbe und Raum simultan erleben. Die Arbeiten mit Schrumpffolie von Anna Amadio sind äusserst wandelbar und präsentieren sich immer wieder in neuer Gestalt. Ein Körper, als Raum im Raum, wird als etwas Paradoxes, als feste und gleichzeitig instabile Grösse erlebbar. Die Objekte und Figuren wachsen über sich selbst hinaus – Farbe und Raum ereignen sich!
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Bodenstudie Nr. 4 (Detail), 2013 Bodenstudie Nr. 8 (Detail), 2014 Schwarzweiss: Elefant, Vogel, Affe, 2011 Vierter Wächter (Detail), 2010
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Shrink-foil organisms Iris Kretzschmar The objects that Anna Amadio makes with foil are expressive, unconventional and instantly captivate their audience. This artist’s latest sculptures include shrink-foil works (p. 14, 20, 48). These were preceded by a long and intensive examination of space, volume and shroud. Since the 1990s, she has preferred to work with PE and PVC foil. She conducts very different kinds of research to find out how she can produce new expressive sculptures with foil and paint, using various tools and techniques. All the while, one series inspires the next, giving rise to a stream of works that serve as stimulation for each other. This material, with its extensive potential for expression, has never loosened its grip on this sculptor — it fascinates her to this day!
The foil-based works in context The material is unpretentious, contemporary and recyclable. With her choice of medium, the artist undermines classical sculpture’s aspirations towards permanence and fine materials, while referring to today’s society and its production methods. Freshly delivered from the factory in large sheets just a few millimetres thick, the material is initially quite unruly, refusing to allow easy handling. This resistance becomes a challenge and is part of the artistic concept. Anna Amadio gets to grips with it by employing cleverly devised strategies. For example, her ‘Air Objects’ from the 1990s (p. 64, 75 – 78) were inflated chambers, into which she channelled air with the aid of fans. These spatial compartments, created from sewing patterns and with heat-sealed seams, became quasi-immaterial architectures within the actual space. In the 2000s, the artist worked with an oxygen- extraction technique. Anna Amadio used vacuum pumps to create negative pressure, causing the foil to be sucked in and to stretch over a metal framework, or even an entire office interior, as an artificial skin. Unlike in earlier works with transparent plastic, coloured foil was used here, resulting in works such as the ‘amorous’ house ‘Gizmo’s Kiss’ (2002, p. 69, 70) and the disused office landscape ‘Lips Inc.’ (2006, p. 79 – 82). With this method, the objects were metamorphosed, robbed of their functions and defamiliarised in an illusion of surfaces. Their appearance oscillated between pop-like sensory stimulation and the questioning of a familiar reality. Under these special conditions, the perception of space and object became an experience of enhanced consciousness. In 2008, the artist began to transform her preferred material with hot air, so as to go beyond the limits of what had previously been possible. Now, shrink-foil works are appearing.
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A performance-based work process For Anna Amadio, research and experimentation with the foil material has priority. How does she go about it? From a physico-chemical perspective, energy is fed into the material in the form of heat and human power. This changes the state of aggregation and the substance is transferred to a new (dis)order. From a creative point of view, each process begins with an idea and a conceptual objective. A planar two-dimensional foil, several square metres in size, is transformed into a three-dimensional object: plane becomes space. It lies on the studio floor and is partially heated with a heat gun that emits air at a temperature of around 580 degrees Celsius. The material thus becomes malleable. By means of considerable expenditure of energy and physical strength, it is then twisted, rolled, pulled, folded, crumpled up, puffed up and even thrown, until it compliantly follows a form. The material is pliable for only a few seconds at a time — and sim ultaneously very hot! This makes it necessary to work in an extremely quick and spontaneous way, with safety gloves and glasses. The artist has to take care that the hot air does not burn any holes in the carrier. If paint is involved, the artist pours this liquid medium onto the foil. During the work process, the colouring is set in motion and becomes part of the physical appearance. It flows, squirts, sinks down or collects in the foil’s protrusions and folds. Thus, in an effectively performance-based act, Anna Amadio transforms the plastic (paint included) into expressive entities. In some c ases, the colouring presides over the plane, whereas in other cases, the volume dominates and subdues the colour. In terms of genre, the works are situated between painting and sculpture, mostly with an emphasis on the sculptural. The interplay between stability and dissolution, between stretching and shrinking, and between transparency and opacity generates voluptuous surfaces with haptic character. The artist describes her artistic approach physically and with relish. In the heat of the moment, distance is impossible. The creative process can be compared to an internal ‘pas de deux’ or playful wrestle. As the trainer of her material, the artist challenges her counterpart and, at the same time, lets the material define what it requires from her. Thus, the genesis of the work becomes a confrontation that culminates in the cooling of a newly formed shape.
Shrink foil and its
manifold appearances
In this manner, the sculptor researches the possibilities for expression through foil. In 2008, she produced her ‘Guardian Studies’ (p. 66 – 68) (‘First Guardian’, ‘Second Guardian’ and ‘Third Guardian’ [p. 14]), as well as her ‘Objects’ (p. 84). In 2014, Anna Amadio’s studio also became the starting point for impressions of architectural elements, resulting in two large ‘Corners’ (‘Corner N umber 1’ and ‘Corner Number 2’ [p. 134]) in addition to four smaller ‘Corner Studies’ in different colours. Here, the foil was pressed 23
into a corner of a room, thus obtaining a right-angled orientation. In this processual approach, the orthogonal order of the architectural param eters was broken up and it swelled to become an amorphous form. Thus, geometric and organic language coalesced in one object. The recent colourful ‘Floor Studies’ (2013 / 2014, p. 20, 63, 134), which took on an increasingly wrinkled independent existence, were made in a similar way. A 2016 installation at Museum Langmatt hinted at the figurative. With sweeping motions and almost ecstatic expression, realised completely in black or in multiple colours, with the material’s transparent nature retained, three protagonists asserted themselves in a museum context: ‘The Thief ’, ‘The Companion’ and the ‘Third Guardian’— quirky entities made of plastic and acrylic paint, solidified in motion, be it upright or across the floor. They entered into a gestural dialogue with each other and established a connection with the landscape paintings that surrounded them. Two of the three beings grew upwards out of lakes of paint that they trailed behind them like dresses’ trains, or occupied as bases. The combination of paint and foil manifested itself differently in each of the three figures (p. 48). The ‘Third Guardian’, made entirely in anthracite back in 2008, crept across the floor as the dark counterpart of the ‘Thief ’ (2016) and the ‘Companion’ (2016). In contrast to the sombre ‘Guardian’, the latter appeared upright, like a lady in festive attire, c reated solely from transparent foil. This ‘Companion’ stood in the middle of a colourful plane that resembled a palette, as if all the paint had been drained from it and accumulated at its feet. In the setting of the surrounding landscape paintings, the impressionist motif that this brought to mind was that of a woman strolling through a magnificent field of flowers, with a frilled dress billowing in a gust of wind. The ‘Thief ’, on the other hand, had to acknowledge paint and had already assimilated it. Orange, light yellow, green, violet and light blue manifested themselves in liquid form in the figure’s protrusions. In keeping with its task, it was equipped with long fingers and carried something in a rectangular format. Perhaps a stolen artwork? By giving this installation the title ‘The Thief, the Companion and the Third Guardian’, Anna Amadio made reference to filmmaker Peter Greenaway’s dark comedy ‘The Cook, the Thief, His Wife & Her Lover’ (1989). She let her figures act and gave them each a character, so that a narrative could arise. This turned the museum space into a stage, the sculptures into actors and the artist into a director. The ‘Thief ’ could have been after paintings, the ‘Guardian’ had the task of preventing a theft and the ‘Companion’ was an independent museum visitor. Staged so vividly, Anna Amadio’s installation became a drama that incorporated the visitors and, at the same time, the museum context into her work.
Expression and vitality Anna Amadio’s expressive shrink-foil forms can be read as both nonrepresentational and as autonomous organisms, whereby the given titles stimulate the observers’ imagination. Their physical appearance plays 24
an equally defining role. Associations with the corporeal arise from the interaction between the paint and the carrier material. Sleek runs of paint nestle into the shape, integrate into the relief-like structures and spread across the surfaces in vein-like rivulets. The paint sometimes looks like blood, trapped in bulges, hanging down with a fluid consistency and thus appearing almost organic. In a corporeal sense, a twisted strip of foil can mutate into a tendon or fibre and a protrusion can transform into limbs or tentacles. In addition, a whole spectrum of colours blossoms out and bolsters the sprawling vitality. Often, the work process is open-ended and includes alterations caused by drying, hardening and shrinking, like in nature. With intuition and calculation, the artist thus creates new beings that develop lives of their own. If relationships within the domain of art are to be sought, the gestural expression of colour and form are reminiscent of abstract expressionism and pop art. It is as if a painting by Willem de Kooning or Phillip Guston had come out of the canvas and materialised in the room. Associations with Claes Oldenburg’s ‘soft sculptures’ from the 1960s can also be drawn. These works subvert representative form and resist composition. Moreover, Anna Amadio’s works reject control and any clear statement. Instead, they refer to their production process and the vital energy thus incorporated. One quote from Oldenburg’s 1961 manifesto goes well with these unruly entities’ mode of expression: “I am for an art that takes its form from the lines of life itself, that twists and extends and accumulates and spits and drips, and is heavy and coarse and blunt and sweet and stupid as life itself.”1
Enticement and refusal Anna Amadio’s sculptures entice with their lifelike radiance and the boundless energy captured within them. On the other hand, they defy interpretation and are not tied to any static archetype. Light becomes an important participant in her works. It issues from inside of her objects, while also intensifying the shape’s reflection from outside and constantly causing other varieties of the shape to appear. Upon observation of Anna Amadio’s works, the phenomenological approach of French philosopher Maurice Merleau-Ponty, who emphasised the corporeality of perception, bears fruit. The tactile foil objects provoke the eye to emphatically penetrate and scan their topography, thus generating an enhanced presence. As observers, we get involved in a sensory way, and can experience colour and space simultaneously. Anna Amadio’s shrink-foil works are extremely variable and keep presenting themselves in new guises. It becomes possible to experience a body, a space within a space, as something paradoxical, a factor that is fixed and unstable at the same time. The objects and figures outgrow themselves — colour and space happen ! 1
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Oldenburg, Claes: I AM FOR… Statement, 1961. In: Hochdörfer, Achim / Oldenburg, Maartje / Schröder, Barbara: Writing on the Side 1956–1969. The Museum of Modern Art, New York 2013, p. 174.