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Geleitwort
Die Entstehungsumstände des Hauses zum Kirschgarten und die Symbolik seiner Architektur sind bis heute nur unzureichend erklärt. Welche neuen Erkenntnisse kann es zu einem Bau noch geben, der seit 240 Jahren als einer der aufwendigsten seiner Epoche prominent im Stadtbild steht, der in der Schweiz eine Vorreiterrolle im Stil des Frühklassizismus einnimmt und der seit annähernd 70 Jahren als Wohnmuseum des Historischen Museums Basel öffentlich zugänglich ist? In einer mehrjährigen Recherche hat es Burkard von Roda, ehemaliger Direktor des Historischen Museums Basel, unternommen, einem um den Bau herrschenden Geheimnis auf die Spur zu kommen. Er stellt das Stadtpalais in den bisher nicht gesehenen Zusammenhang mit der Ausbreitung des Freimaurerordens in Europa und in der Schweiz und gibt ihm damit eine überraschende neue Bedeutung.
Für das Historische Museum Basel erweist sich diese Aufwertung als glückliche Fügung im Nachhinein: Die Anfänge des Wohnmuseums gehen nämlich zunächst auf die mäzenatische Schenkung eines anderen Kaufmannssitzes zurück: In ihrem Testament vermachte Fräulein Marie Burckhardt den ehemals gegenüber dem Hotel Trois Rois gelegenen Segerhof schon 1914 dem Historischen Museum Basel als Wohnmuseum. Diese erste Museumserweiterung mit einem zusätzlichen Gebäude hatte nur sieben Jahre, von 1926 bis 1934, Bestand, bis der Segerhof einer Strassenverbreiterung zum Opfer fiel. Das Haus zum Kirschgarten verdankt seine Museumsexistenz der 1930 beschlossenen und schliesslich mit der Eröffnung 1951 wirksam gewordenen Ersatzlösung.
Warum lag es mit dieser gewundenen Vorgeschichte nahe, die Ergebnisse der Recherche durch den Verein für das Historische Museum Basel zu veröffentlichen? Nicht nur, weil eines der drei Ausstellungshäuser des Museums im Zentrum steht, sondern weil das testamentarische Vermächtnis des Segerhofs ein frühes Beispiel mäzenatisch initiierter Museumspolitik ist. Ohne dieses Vermächtnis gäbe es auch das Haus zum Kirschgarten nicht als Teil der Basler Museumslandschaft.
Auch unabhängig vom Haus zum Kirschgarten gibt es eine bisher nicht thematisierte Verbindung des Museums zur Freimaurerei, die ihre eigentliche Blüte in Basel im 19. Jahrhundert erlebte: Das Historische Museum Basel verdankt seine Existenz mit der Herauslösung aus der damals noch vereinigten Öffentlichen Sammlung im Berri-Bau und der damit 1856 begründeten Mittelalterlichen Sammlung dem deutschen Philologen Wilhelm Wackernagel. Dieser war Freimaurer und Redner der Loge ‹Zur Freundschaft und Beständigkeit› in Basel. Sein Nachfolger auf dem Basler Lehrstuhl
und als Vorsteher der Sammlung war Moritz Heyne, seit 1871 ebenfalls Logenmitglied. Die ersten 27 Jahre des Museums standen unter der Verantwortung von zwei Freimaurern.
Die Unterzeichneten danken Burkard von Roda für seine selbstmotivierte Forschungsarbeit und für die Initiierung und Betreuung des Buchprojekts inklusive des Fundraisings. Der Dank des herausgebenden Vorstands des Vereins für das Historische Museum Basel gilt auch den mitfinanzierenden Stiftungen und beitragenden Freimaurerlogen sowie dem Christoph Merian Verlag für die Aufnahme des Buches in sein Verlagsprogramm.
Christiane Faesch Präsidentin des Vereins für das Historische Museum Basel Marc Fehlmann Direktor Historisches Museum Basel
Alain Zurbuchen alt Meister der Loge Zur Freundschaft und Beständigkeit