Slow Motion (D)

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Slow Motion

Zilvinas Kempinas

Christoph Merian Verlag




Mit Beiträgen von Zilvinas Kempinas, Kęstutis Šapoka, Karine Tissot und Roland Wetzel Herausgegeben vom Museum Tinguely

Christoph Merian Verlag



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Vorwort Roland Wetzel 10

Die Wahrheit ist irgendwo da draussen: Das Frühwerk von Zilvinas Kempinas Kęstutis Šapoka 60

Eine Öffnung auf anderes als das Alltagsleben Karine Tissot 106

Kunst als Manifestation von Energie Roland Wetzel im Gespräch mit Zilvinas Kempinas 155

Biografie 158

Einzelausstellungen 158

Gruppenausstellungen 160

Bibliografie 162

Werkliste 175

Impressum


Vorwort

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Zilvinas Kempinas Kunst spielt sich auf der ‹bright side of the moon› ab. Die Schwerkraft scheint aufgehoben, die Palette des Lichts durchdringt und aktiviert die Materialien seiner Installationen. Die Reise, auf die uns seine Kunst­werke mitnehmen, führt ins Hier und Jetzt, hin zu Wahrnehmungsapparaten, Energieaggregaten, zu Raumskizzen und -interventionen. Es sind optisch-physikalische und gleichzeitig berauschend ästhetische Ereignisse, die seine Kunst ausmachen. Die von ihm verwendeten Mittel sind einfach, alltäglich und doch ungewöhnlich: Videoband, Ventilatoren, FL-Röhren, in Symbiose mit Raum, Rhythmus, Luft und Licht. Die damit erzielte Wirkung ist denkbar komplex, umfasst alle Sinne, verändert die Orientierung am Ort und die Wahrnehmung der eigenen Zeit und Bewegung. Sie ist stets auf den Betrachter hin orientiert, der selbst zum Akteur in einem theatralen, oft minimalistischen Environment wird. Im Museum Tinguely erhielt Kempinas ‹carte blanche›, um seine bisher grösste Einzelausstellung zu realisieren. Sie breitet sich auf rund 1500 Quadratmeter Fläche über vier Ausstellungsgeschosse aus und besteht sowohl aus neu konzi­ pierten Arbeiten als auch aus Arbeiten, die bereits an anderen Orten zu sehen waren, aber doch raumspezifisch stets neu entstehen. Empfangen wird der Besucher durch die Arbeit Light Pillars, zwei grosse, acht Meter hohe, frei stehende Zylinder. Ihre Form konstituiert sich durch mehrere konzentrische Lagen von Videoband, das durch Ventilatoren in oszillierende Bewegung versetzt wird und hell aufscheinendes Licht im Inneren des Zylinders verhüllt. Es ist eine extrovertierte, alle Aufmerksamkeit einfordernde Arbeit, die inmitten von Tinguelys grossen Maschinenskulpturen in der offenen Halle eine eigene, kraftvolle Dynamik entfaltet. Kempinas Voka­­­bular kennt aber ebenso die stille Kontemplation, wie wir sie im nächsten Hallensegment von rund zweihundert Quadrat­­meter Fläche mit der Arbeit Parallels antreffen. Die den Raum längs durchmessenden, parallel gespannten Video­bänder geben hier den Blick sowohl von oben, von der Galerie, als auch von unten, im Raum selbst, auf diese scheinbare ‹Wasser­fläche› frei. Zilvinas Kempinas ist Magier der Elemente, der das Natür­liche und das Künstliche als Ingenieur und Orphiker verbindet. Der Kontrast zwischen Faktur und Wirkung ist schon in der frühen Arbeit Moon Sketch eindrucksvoll. Aus einfachsten Materialien, einer im Innern schwarz bemalten Papierrolle, Klebeband und einem Kleinbilddia-Rahmen, entsteht ein Instrument zur Himmelsbeobachtung, das allerdings als Periskop, als ‹Wallgucker› funktioniert: nur Millimeter vor einer Wand angebracht und auf diese gerichtet, zeichnet sich scheinbar am dunklen Firmament in fahlem Licht der krater­übersäte Mond ab. Tatsächlich blicken wir auf ein Stück Wand von knapp acht Zentimeter Durchmesser, die mit ihrer Textur, weisser Wandfarbe und der besonderen Licht­situation diese Illusion erst ermöglicht. Nichts ist ver­steckt, alles ist zu sehen, und doch führt uns die Wirkung


an einen Ort, der unsere Sehgewohnheiten hinterfragt und herausfordert. Diese Ausstellung mit ihm zusammen vorzubereiten war eine grosse Freude. Unser grösster Dank geht deshalb an den Künstler, Zilvinas Kempinas, der mit Passion, grossem Engagement, mit Begeisterung für den Ort und die speziellen räumlichen Situationen eine Folge von grossen Installationen konzipiert hat, die eine radikal neue Spur durch das Museum Tinguely legen. Sie ermöglichen eine vielseitige Begegnung mit seinen Werken, aber auch mit dem Ort selbst. In den Dank an den Künstler möchten wir auch seine Frau, Angela Okajima-Kempinas, einschlies­sen. Sie war eine zentrale Anlaufstelle und Hilfe für alle adminis­trativen Belange und die Erarbeitung des Katalogs zur Ausstellung. Am Museum Tinguely hielt die wissenschaftliche Volontärin Miranda Fuchs die Fäden in der Hand. Ihre Dedikation, ihre Kompetenz und ihr Organisationstalent bei der Vorbereitung von Ausstellung und Katalog waren für das Gelingen zentral. Dafür gebührt ihr ebenso ein grosser Dank. Takafumi Shimooka danken wir für seine grosse Hilfe bei der Be­ schaffung von 204 Schneestangen aus Japan sowie der Firma Sankyo Chemical Industry Co., Ltd. für die grosszügige Spende der Bänder für die Aussenarbeit Kakashi, die einer­seits im Park vor dem Museum zu sehen ist, dank der Aufgeschlossenheit von John Schmid aber auch einen idealen Platz im Skulpturenpark Schönthal findet. 7

Danken möchte ich auch allen weiteren Mitarbeiter­­innen und Mitarbeitern am Museum Tinguely: den Restau­ratoren Jean-Marc Gaillard und Albrecht Gumlich sowie dem technischen Leiter Urs Biedert, die alle installativen Knacknüsse gelöst haben und mit Umsicht und bestem Fach­wissen den Aufbau zusammen mit Andres Pardey geleitet haben. Danken möchte ich allen Aufbau­helfern, die uns beim Einrichten unterstützt haben: Gregori Bezzola, Martynas Birškys, Christina Fiechter, Vanja Galmarini, Giedrius Griška, Dinas Kavaliauskas, Christian Lindhorst, Andreas Mattle, Dominik Müller, Paul Reich, Daniel Reichmuth und Barbara Schnetzler. Daniel Boos danke ich für die gute Abwicklung der oft un­­kon­ ventionellen Transportfragen ebenso wie Isabelle Beilfuss für die Aufsehen erregende Presse­arbeit. Viele Hände haben zur Publikation dieses Katalog­buches beigetragen, das erst einige Wochen nach Eröffnung erscheint, dafür aber alle Werke der Ausstellung fotografisch dokumentiert. Wir danken dem Christoph Merian Verlag, Oliver Bolanz und Claus Donau für ihren Enthusiasmus und ihre Verve, ein aussergewöhnlich schönes Buch zu reali­sieren. Kęstutis Šapoka danken wir für den erhellenden Text zu Kempinas’ früher Zeit in Litauen wie auch Karine Tissot für den aufschlussreichen Text zur Ausstellung in Basel. Unser Dank geht ebenso an Doris Tranter für das souveräne Lektorat, Jurij Dobriakov, Hubertus von Gemmingen, John O’Toole, Claudia Sinnig und der Tradukas GbR für


die Übersetzungen, Andreas Muster für die Litho und Daniel Spehr für die fotografische Dokumentation der Ausstellung. Für die Kataloggestaltung danken wir dem Team der Raffinerie AG für Gestaltung mit Reto Ehrbar, Anita Allemann, Daria Lötscher und Olga Veer. Sie haben sich inspiriert mit dem Werk des Künstlers aus­­ einandergesetzt und ein ebenso präzises wie feinsinniges Gestaltungskonzept in die Tat umgesetzt. Einen herzlichen Dank entbieten wir auch den Leihgebern sowie den Galerien des Künstlers, Yvon Lambert, Paris, Galeria Leme, São Paulo, und der Galerija Vartai in Vilnius für die grosszügige Unterstützung unseres Ausstellungs­ projekts. Roland Wetzel Direktor Museum Tinguely

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Kat. 1 Zilvinas Kempinas Slow Motion, 2008 Quarzuhren mit Minutenzeiger, rostfreier Stahl 290 × 138 × 5 cm Courtesy LAWING collection and Galerija Vartai, Vilnius Installationsansichten Museum Tinguely, Basel, 2013


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Kat. 2 Zilvinas Kempinas Light Pillars, 2013 Magnetband, Leuchtstoffrรถhren, Ventilatoren, Eisen Masse variabel Courtesy of the artist and Galerie Yvon Lambert, Paris Installationsansichten Museum Tinguely, Basel, 2013



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