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2011
H 11661 Meinerzhagen
Nummer 136 Jahrgang 2011
Zeitschrift f체r aktive Christen
Mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf Hebr채er 12.1
NR. 136 IMPRESSUM
4. Quartal 2011
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Erscheint
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Ein Rekrut der Bundeswehr muss zum ersten Mal Nachtwache schieben. Er ist zu vier Stunden Torposten vergattert. Wegen der Witterung darf er immerhin in einem mannshohen Wachhäuschen stehen. Schon nach einer halben Stunde bekommt er eiskalte Füße und kann kaum noch stillstehen. Irgendwann hält er es vor Langeweile nicht mehr aus. Er tritt aus seinem Büdchen heraus und schaut den hölzernen Kasten nachdenklich von allen Seiten an, wie ein Förster, wenn er einen Baum begutachtet. Dann murmelt er: „Ich möchte bloß wissen, was die an dem blöden Kasten finden, dass ich die ganze Nacht darauf aufpassen muss!“ Wie diesem Rekruten mit seinem Wachhäuschen geht es vielen Menschen: Sie haben kein Verständnis für die wahre Bedeutung mancher Dinge. So auch mit dem, was Weihnachten ausmacht – mit dem Kind in der Krippe. Auch nur so ein hölzerner Kasten. Was soll da Besonderes dran sein? „Hört, ihr Himmel, und horche auf, du Erde! Denn der HERR hat geredet: Ein Ochse kennt seinen Besitzer, und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber ... mein Volk hat kein Verständnis.“ (Jes 1,1.3) Dort in Bethlehem („Brothausen“) hat Gott uns besucht – „heimgesucht, um uns Brot zu geben“ (Rut 1,6). Dort kam der Retter zu uns. Hier geschah sein Wille: Endlich nicht nur im Himmel, sondern auch auf Erden. Wie damals Mose in dem Kästlein, hat Gott uns seinen Retter geschickt. Martin Luther sagte einmal: „Darum lass dein Dünkel und Fühlen fahren und halte von der Heiligen Schrift als von dem allerhöchsten, edelsten Heiligtum, als von der allerreichsten Fundgrube, die nimmermehr genug ausgegründet werden mag. Achte es, dass du die göttliche Weisheit finden mögest, welche Gott hie so einfältig vorlegt, dass er allen Hochmut dämpfe. Hie wirst du die Windeln und die Krippe finden, da Christus innen liegt, dahin auch der Engel die Hirten weiset. Schlechte und geringe Windeln sind es, aber teuer ist der Schatz, Christus, der drinnen lieget.“ Gesegnete Feiertage für alle unsere Leser
Schriftleiter und Versandstelle Wolfgang Bühne Postfach 1126 58527 Meinerzhagen
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Bildnachweis: Seite 11: sxc.hu | ettina82; Seite 12: Sxc.hu | simeon
INHALT Inhalt dieser Ausgabe: Joseph M. Stowell Wolfgang Bühne Gerrit Alberts Thomas Lange Wolfgang Nestvogel Walter Altamirano Joni Eareckson Tada C.H.Spurgeon
„Wir sind noch nicht zu Hause …“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Hiskia – der Mann, der Gott vertraute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Fundamentalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Du bist das Salz der Erde – nicht der Zuckerguss! . . . . . . . . . . . . . . 10 Testfall Israel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Neues aus dem Dschungel der Moskitia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Sinnvolles Leiden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Der Herr hat Großes an uns getan … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
NACHGEDACHT
Jo s ep h M. St o wel l
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„Wir sind noch nicht zu Hause …“
Wir sollten festhalten, dass Christus den Himmel nicht als einen Ort beschrieb, an dem es exotische Landschaften gibt, Filme, Whirlpools oder Mehrfachgaragen. Er sprach vom Himmel als dem Ort, an dem er lebt und wo wir uns einmal über seine Gegenwart freuen werden […]. Unser himmlisches Zuhause wird etwas Besonderes sein, weil Christus und unser himmlischer Vater dort sein werden. Tatsache ist: Je vertrauter unser Umgang und unsere Erfahrungen mit Christus hier auf der Erde sind, desto mehr sehnen wir uns nach dem Himmel. Kann es sein, dass der Himmel uns so unwirklich erscheint, weil unsere Beziehung zu Christus so alltäglich geworden ist? Erscheint er uns unwirklich, weil wir uns nicht länger sehnen, nach Hause zu kommen und bei ihm zu sein, was weit besser wäre – wie Paulus sagte? Möchten Sie sich nach dem Himmel sehnen? Dann pflegen Sie eine immer tiefer werdende Beziehung zu Christus. Wenn sich unsere Herzen zu Christus neigen, der im Himmel ist, werden unsere Gedanken und Gefühle dort hingezogen. Wenn unsere Herzen aber mit der Erde verbunden sind, wird der Himmel für uns unwirklich, entfernt und trübe sein. […]. Ich erinnere mich an ein älteres Missionars-Ehepaar, das nach jahrelangem, treuem Dienst in seinem Heimathafen ankam. Am Kai wurden ein Botschafter und seine Frau, die ebenfalls mit dem Schiff nach Hause kamen, von einer Menschenmenge umringt. Während Fotografen ihre Aufnahmen machten, wurden der Frau des Botschafters Rosen überreicht, und eine aufmerksame, bewundernde Presse und Öffentlichkeit notierte jedes Wort, als er von der Freude sprach, seiner Regierung gedient zu haben und jetzt wieder zu Hause zu sein. Als das Missionars-Ehepaar unbemerkt durch die Menge ging, fragte die Frau, der Tränen über die Wangen liefen, ihren Mann: „Wie kann es sein, dass wir unser ganzes Leben Christus gegeben haben und trotzdem ist niemand hier, um uns zu ehren und uns zu Hause willkommen zu heißen?“ Ihr verständnisvoller Ehemann sah über diesen einsamen Augenblick hinaus und sagte zu ihr: „Schatz, wir sind noch nicht zu Hause!“ Wenn wir unseren Verstand und unser Herz neu ausrichten, begreifen wir Paulus’ Aussage in Philipper 1,21: »Denn das Leben ist für mich Christus und das Sterben Gewinn«. Ohne den Himmel als einzig realen und vernünftigen Bezugspunkt würden wir, wie die Welt, davon ausgehen, dass das Leben für uns Gewinn und das Sterben Verlust ist. Aus: J.M. Stowell „Leben im Bewusstsein der Ewigkeit“, CV Dillenburg, S. 89-91, mit freundlicher Erlaubnis des Verlages
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BIBELARBEIT
Hiskia – der Mann, der Gott vertraute
Wolfgang Bühne
(Teil 12) Bibeltext: 2Chr 32,1-8
Der Feind möchte uns das „Wasser abgraben“ oder unsere „Quellen“ verunreinigen. Er versucht, durch schädliche Zusätze oder Abstriche die Gemeinschaft mit unserem Herrn zu trüben oder zu unterbinden
Die Lebensadern des Volkes Gottes dürfen nicht in die Hände der Feinde geraten!
Zu dieser Zeit befand sich Hiskia mit seinem Volk in einer außenpolitisch äußerst schwierigen Situation. Die Übermacht Assyrien hatte bereits alle „festen Städte“ Judas eingenommen und belagerte Jerusalem. Die Stadt, und damit auch der Tempel und der Palast des Königs, standen in Gefahr zerstört zu werden. Dazu kam die plötzliche Krankheit Hiskias mit der erschütternden Botschaft des Propheten Jesaja, sein „Haus zu bestellen“, weil er die Krankheit nicht überleben würde. Nach dem ergreifenden und tränenreichen Gebet Hiskias verlängerte Gott ja das Leben des Königs um 15 Jahre und ermutigte ihn durch das sichtbare „Zeichen an der Sonnenuhr Ahas“, sein Vertrauen auf die Allmacht Gottes zu setzen. Auf übernatürliche Weise genesen und im Glauben gestärkt, konnte sich Hiskia nun dem Feind stellen, der vor den Toren Jerusalems lagerte und für den es scheinbar eine Kleinigkeit war, mit seinem gewaltigen Heer diese Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Gott ließ diese Belagerung sicher auch deshalb zu, um Hiskia eine weitere Möglichkeit zu geben, seinen Glauben und sein Vertrauen auf Gott unter Beweis zu stellen und um zu zeigen, dass er aus seinem Fehltritt (2Kö 18,13-16) gelernt hatte. Es ist nun sehr aufschlussreich – und auch ein lehrreicher Anschauungs-Unterricht für uns – zu sehen, welche Maßnahmen Hiskia ergreift, um dem geplanten Angriff des Königs von Assyrien zu widerstehen: • Er berät sich mit seinen Obersten und Kriegshelden (Vers 3) • Er sorgt dafür, dass alle Wasserquellen außerhalb der Stadt verstopft werden (Verse 3 und 4) • Er lässt die Stadtmauer Jerusalems ausbessern, wo sie eingerissen ist (Vers 5) • Er rüstet das Waffenarsenal seines Heeres auf (Vers 5) • Er ermutigt seine Obersten und das Volk, nicht auf „Fleisch“, sondern auf den Gott Israels zu vertrauen (Verse 7 und 8). Diese fünf Maßnahmen angesichts des Feindes geben uns eine eindrückliche Lektion, wie wir uns schützen und verteidigen können, wenn
Gott in unserem Leben Situationen zulässt, in welchen unser Glaubensleben und unser Bekenntnis angefochten und auf die Probe gestellt werden.
Rettung durch die Menge der Ratgeber
Drei Mal finden wir in den Sprüchen die Empfehlung, Hilfe oder Rettung bei „der Menge der Ratgeber“ zu suchen (Spr 11,14; 15,22; 24,6). Das setzt natürlich voraus, dass diese Ratgeber bewährt, weise und gottesfürchtig sind. Es gab und gibt in der Geschichte des Volkes Gottes immer wieder Ausnahme-Situationen, in denen es töricht wäre, den Rat von anderen einzuholen. Kein einziger menschlicher Ratgeber hätte David ermutigt, gegen Goliath anzutreten. Und es war weise, dass Jonathan und sein Waffenträger den König Saul nicht um Rat fragten, ob sie zu zweit gegen ein Heer von Philistern kämpfen sollten. Viele Glaubenshelden mussten einsame Entscheidungen allein vor Gott treffen, weil im Volk Gottes niemand bekannt war, der einen gottesfürchtigen Rat hätte geben können. Aber unter normalen Umständen ist man immer gut beraten, vor Entscheidungen, die nicht durch das Wort Gottes eindeutig geklärt sind und in denen Gott die Entscheidung einem verantwortungsbewussten, geheiligten Menschenverstand überlässt, den Rat von erfahrenen, gottesfürchtigen Brüdern und Schwestern zu suchen. Hiskia tat sehr gut daran, sich mit „seinen Obersten und Helden“ zu beraten – also solchen, die sich in der Vergangenheit durch Treue, Gottesfurcht und Hingabe bewährt hatten.
Die Lebensadern des Volkes Gottes dürfen nicht in die Hände der Feinde geraten!
Die Wasserversorgung einer Stadt oder eines Dorfes war in allen Zeiten absolut lebensnotwendig für die Menschen und ihr Vieh. Daher zielten feindliche Angriffe immer auch darauf, die Quellen und Brunnen der belagerten Stadt zu vergiften oder zu zerstören. Im Leben der Patriarchen versuchten die Philister, die Brunnen des
BIBELARBEIT
Volkes Gottes mit Erde zuzuschütten (1Mo 26,15). Zur Zeit Elisas war die Wasserqualität der Stadt Jericho derart schlecht, dass Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten die Folge waren (2Kö 2,19-22). Daher war es strategisch weise, die Quellen außerhalb der Stadt zu verstopfen bzw. unkenntlich zu machen und durch einen 512m langen, durch die Felsen geschlagenen Tunnel das Wasser der Gihonquelle in die Stadt Jerusalem umzuleiten (2Chr 32,30). Damit war die Wasserversorgung der Stadt gesichert und man hatte dem Feind buchstäblich das Wasser „abgegraben“. Die Anwendungen für die Gesundheit und das Wachstum unseres geistlichen Lebens liegen auf der Hand: Unsere Lebensquelle ist der Herr Jesus, der von sich sagt: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke!“ (Joh 7,37) In Ps 87,7 singen die Söhne Korahs: „Alle meine Quellen sind in dir!“ Die Gemeinschaft mit unserem Herrn, das Reden mit Ihm und das nachdenkende Lesen Seines Wortes sind unsere Lebensquellen, ohne die unser geistliches Leben austrocknen und unfruchtbar werden wird. Der Feind möchte uns das „Wasser abgraben“ und unsere „Quellen“ verunreinigen. Er versucht, durch schädliche Zusätze oder Abstriche die Gemeinschaft mit unserem Herrn zu trüben oder zu unterbinden. Deswegen sollten wir keine Mühe scheuen, um verschüttete „Brunnen“ aufzugraben oder uns – wie die Knechte Hiskias – mit großer Ausdauer, Konzentration und harter Arbeit durch alle Hindernisse hindurch zu kämpfen, um den Fluss des „Wassers“ in unser Leben und in das Leben unserer Mitchristen möglich zu machen und abzusichern.
Beschädigte Mauern bedeuten Gefahr!
Hiskia und seine Obersten wussten, dass eine geschlossene, stabile Stadtmauer für den Schutz und das Leben der Bewohner Jerusalems dringend notwendig war. Die Mauern schützten vor feindlichen Angriffen und bildeten eine deutliche Grenze. Es gab ein „Drinnen“ und „Draußen“ – eine unübersehbare Abgrenzung und Absonderung. Daher ließen sich Hiskia und seine Mitarbeiter nicht durch lügnerische Propaganda irreführen, denn sie hatten die Absicht des Feindes genau erkannt: Die Assyrer würden den Tempel in Jerusalem stürmen, die Tempelschätze rauben, das Heiligtum Gottes zerstören und den Gottesdienst unmöglich machen. Starke Mauern sollten das verhindern und dort, wo die Mauer beschädigt war, musste sie unbedingt ausgebessert und verstärkt werden. In unserer immer mehr globalisierten Welt verlieren Grenzen ihre Bedeutung. Manches wird
dadurch erleichtert – die Ein- und Ausreise ist nicht mehr mit Kontrollen verbunden – aber die negativen Auswirkungen dieser „Grenzenlosigkeit“ sind auch nicht zu übersehen: Zerstörerische Elemente haben freien Zugang, die innere Sicherheit ist stark gefährdet, die nationale Identität geht mehr und mehr verloren. Ähnliche Probleme bekommen wir zunehmend, wenn wir als Gemeinde Gottes „grenzenlos“ werden, in dem wir die Absonderung nicht mehr ernst nehmen oder sogar aufgeben. Die Folgen: Wenn geistliche Mauern und „Grenzkontrollen“ abgeschafft werden, haben feindliche Ideologien, Irrlehren, ein ausgehöhltes Evangelium und Unmoral freien Zugang. Damit verlieren wir unsere geistliche Identität und auch unsere geistliche Kraft. Sünde wird nicht mehr beim Namen genannt, Irrlehrer und Irrlehren nicht mehr abgewiesen, Gemeindezucht ist nicht mehr möglich – es gibt kein „Drinnen“ und kein „Draußen“ mehr. Es ist unbedingt wichtig und notwendig, dass in unserer Zeit Führer in den Gemeinden ein wachsames Auge darauf haben, an welcher Stelle der Feind durch mangelhafte Abgrenzung Möglichkeiten bekommt, zerstörerischen Einfluss auf das Gemeindeleben auszuüben. Sätze wie: „Wir wollen uns nicht mehr durch Abgrenzung definieren!“ hört und liest man immer öfter. Das klingt zwar positiv und ist sicher auch gut gemeint. Wenn diese Haltung aber zum Standard in unseren Gemeinden wird, dann hat der Feind schon einen Fuß in der Tür. Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, bis die
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Wenn geistliche Mauern und „Grenzkontrollen“ abgeschafft werden, haben feindliche Ideologien, Irrlehren, ein ausgehöhltes Evangelium und Unmoral freien Zugang
Blick in den 512m langen Tunnel, den Hiskiah von der Gihonquelle zum Siloahteich anlegen ließ.
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BIBELARBEIT
Gemeinde ihre Bestimmung aufgegeben und ihre geistliche Kraft verloren hat.
Die Armee muss aufgerüstet werden!
Es gibt einige, die irrtümlicherweise ihr Glaubensbekenntnis für eine der Schrift entsprechende Waffe halten, doch das kann es nicht sein
Eine starke, geschlossene Stadtmauer allein war nicht ausreichend, um die Bevölkerung zu schützen. Der Feind konnte die Mauer rammen, übersteigen oder unterhöhlen – wenn nicht Soldaten auf den Mauern und Türmen der Stadtmauer Wache hielten und in der Lage waren, mit dem Bogen oder auch mit dem Schwert den Feind auf Abstand zu halten. Jeder Einzelne musste also in der Lage sein, dem Feind zu widerstehen. Das war der Grund, warum Hiskia sein Heer aufrüstete und „Waffen und Schilde in Menge“ anfertigen ließ. Die Anwendung auf unser geistliches Leben ist wiederum offensichtlich: Die „Mauer“ einer gesunden, biblischen Theologie oder eines biblischen Glaubensbekenntnisses reicht nicht aus, um die Gemeinde zu schützen. Jeder Einzelne muss in der Lage sein, seinen Glauben und auch den Glaubensinhalt persönlich zu verteidigen. Judas ermahnt in seinem Brief, „für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen“ (Jud 3). Damit ist das Glaubensgut, der Glaubensinhalt gemeint, den wir persönlich kennen sollten. Aber wir sollten auch darin geübt sein, ihn biblisch zu begründen und zu verteidigen. Spurgeon sagte einmal treffend: „Der Heilige Geist setzt niemals seine Unterschrift unter ein leeres Blatt. Das würde schon unklug von einem Menschen sein, und der Herr wird niemals eine solche Torheit begehen. Wenn wir nicht eine klare Lehre in deutlichen Worten vortragen, wird der Heilige Geist nicht seine Unterschrift unter unser leeres Geschwätz setzen […] Es gibt einige, die irrtümlicherweise ihr Glaubensbekenntnis für eine der Schrift entsprechende Waffe halten, doch das kann es nicht sein […] Oh, lest das Wort und betet um die Salbung des Heiligen Geistes, damit ihr die Bedeutung des Wortes lernt, denn dann werdet ihr gegen den Feind mächtig sein.“1
Bekanntlich zeigt uns Eph 6,11-17 das „Waffenarsenal“ Gottes, das er uns für den guten Kampf des Glaubens zur Verfügung stellt.
Die Ermutigung darf nicht fehlen! Die Kurzpredigt, die Hiskia dann seinen Obersten und dem Volk auf dem Platz vor dem Stadttor hielt, ist ein nachahmenswertes Musterbeispiel für Ermutigung: „Und er versammelte sie zu sich auf den Platz am Stadttor und redete zu ihren Herzen und sprach: ‚Seid stark und mutig! Fürchtet euch nicht vor dem König von Assyrien und vor all dieser Menge, die mit ihm ist; denn mit uns sind mehr als mit ihm. Mit ihm ist ein Arm des Fleisches; aber mit uns ist der Herr, unser Gott, um uns zu helfen und unsere Kämpfe zu führen!‘ Und das Volk verließ sich auf die Worte Hiskias, des Königs von Juda.“ (2Chr 32,6-8) • Hiskia redet zum „Herzen“ des Volkes. Er appelliert nicht nur an ihren Verstand oder ihre Emotionen, sondern spricht das Herz, die Entscheidungszentrale des Menschen, an. • Er stellt den Feind des Volkes in das Licht Gottes. Hiskia leugnet oder unterschätzt den Feind nicht – das wäre Torheit gewesen. Aber er beurteilt ihn aus der Perspektive Gottes: „… mit ihm ist ein Arm des Fleisches.“ • Schließlich richtet er die Aufmerksamkeit auf die Größe des Gottes Israels, der ihre Hilfe und ihr Führer im Kampf gegen den Feind ist. Mit anderen Worten: Er zeigt die Ohnmacht des Feindes und verherrlicht die Macht Gottes! Nach einer solchen Art der Ermutigung wundern wir uns nicht über das Ergebnis: „Das Volk verließ sich auf die Worte Hiskias, des Königs von Juda.“ QUELLENANGABE 1 C.H. Spurgeon „Es steht geschrieben“, CLV, S. 68 und 93 BILDNACHWEIS Hiskias Tunnel: http://1.bp.blogspot.com/-LpG7SiOrdMo/ TWZvy5zQcrI/AAAAAAAAAgg/WVJPj2340co/s1600/ Hezekiahs+Tunnel+038.JPG (25.11.2011)
EINLADUNG SEMINAR Kirchengeschichte in Berlin | 08. – 12.01.2012 Referent: Wolfgang Nestvogel Thema: „Vom Schriftprinzip zur Schriftkritik …“ – Schicksalsstunden der Theologiegeschichte von der Reformation bis zum 20. Jhdt. EBTC-Berlin • Havelländer Ring 40 • 12629 Berlin weitere Informationen und Anmeldung: www.ebtc-online.de > Seminare
ZEITGEIST
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Fundamentalismus Gerri t A l b er t s „Fundamentalist“ – der „moderne Jude“?
Die wenigsten Christen möchten als Fundamentalisten bezeichnet werden. Der Begriff ist zu einem viel benutzten Schimpfwort geworden. Zahlreiche Untugenden wie Gewaltbereitschaft, Unduldsamkeit, Anti-Intellektualismus, Rassismus und Frauenfeindlichkeit werden den Fundamentalisten zugeschrieben. Als der Norweger Anders Behring Breivik am 22.07.2011 durch eine Autobombe acht Menschen in den Tod riss und 69 Teilnehmer eines Jugendlagers erschoss, war in vielen Massenmedien zu lesen und zu hören, er sei nach Angaben der Polizei ein „christlicher Fundamentalist“1, obwohl er sich in seinem „Manifest“ ausdrücklich vom christlichen Fundamentalismus distanziert.2 Nicht selten werden christliche Fundamentalisten mit gewaltbereiten Islamisten über einen Kamm geschoren. So behauptete der Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, in seinem Präsesbericht vom 12.09.2009: „Ob islamistische Bewegungen in Indonesien und im Nahen Osten oder christliche Fundamentalisten in den USA, ob religiös fanatische jüdische Siedler auf palästinensischem Gebiet oder nationalistische Katholiken in Polen bzw. Orthodoxe in Russland: das religiöse Hasspotenzial ist dem Friedenspotenzial der Glaubensgemeinschaften wie das Unkraut dem Weizen beigesellt.“3 Der Begriff ‚Fundamentalist‘ wird mittlerweile derart verunglimpfend und diskriminierend benutzt, dass der Theologe Kulosa meint: „Es wäre Aufgabe der Soziologie und Kommunikationswissenschaft zu klären, inwiefern dem Terminus Fundamentalist inzwischen durch inhaltliche Überfrachtung und Medienmultiplikation die Schlüsselrolle für ein umfassendes Feindbild, das Negativ-Klischee eines modernen Juden zukommt.“4 Die Polemik kommt sowohl von säkularer Seite als auch von historischkritischen Theologen und zunehmend auch von evangelikalen Autoren und Rednern. Selten wird etwas Positives, Verteidigendes geäußert und noch seltener bekennen Menschen – zumindest im deutschen Sprachraum – christliche Fundamentalisten zu sein.
Polemik von säkularen Autoren Die häufige Gleichsetzung von Fundamentalist und Terrorist wird tendenziell in folgender Äußerung des Philosophie-Professors Niewöh-
– sicheres Fundament oder krankhafter Zustand? ner deutlich: „Alle diejenigen, die von ihrem Glauben, welcher er auch immer sei, überzeugt sind und ihn mit Wahrheitsanspruch verteidigen, sind Fundamentalisten und somit potentielle Terroristen. So einfach ist die Lösung.“5 In einer Radiosendung zum Thema „Weltethik“ wurde der Fundamentalismus mit globalen Katastrophen gleichgesetzt: „Zu den Katastrophen, die die Weltgemeinschaft zum Umdenken zwingen, gehören neben der Bevölkerungsexplosion, dem Raubbau an den Ressourcen, der Zerstörung des natürlichen Lebensraumes und der unumkehrbaren Klimaveränderung auch die integristischen, evangelikalen und anderen fundamentalistischen Bewegungen, die weltweit ein partnerschaftliches, pluralistisches und am Erwerb des Friedens orientiertes Zusammenleben aller Menschen bedrohen.“6 In die Nähe der Geisteskrankheiten bzw. Persönlichkeitsstörungen rückt eine psychologische Analyse von Funke die fundamentalistische Grundhaltung, indem er sie als „hochkompatibel […] mit schizoid und zwanghaft strukturierten Persönlichkeiten“ einschätzt.7
Diskriminierende Äußerungen von historisch-kritischen Theologen
Ein Dorn im Auge scheinen christliche Fundamentalisten für auch historisch-kritische Theologen zu sein. Dementsprechend heftig sind ihre Vorwürfe und Warnungen. In einem Interview mit Alice Schwarzer in der Zeitschrift ‚Emma‘ äußerte sich die ehemalige Vorsitzende der EKD, Margot Käßmann, wie folgt: „A. Sch.: Und der christliche Fundamentalismus? M. K.: Fundamentalismus ist immer ein Problem. Wer den Wahrheitsanspruch so auf die Spitze treibt, dass alle, die dem nicht genügen, als ‚Feinde‘ ausgegrenzt werden, ist gefährlich. Und Religion ist verführbar für so etwas. Wer sagt: Meine Wahrheit gilt es, notfalls mit Gewalt durchzusetzen, wird auch zu radikalen Lösungen neigen. […] Das ist beängstigend. Auch, weil die ersten im Visier der Fundamentalisten immer die Frauen sind. A. Sch.: Sie sehen den christlichen Fundamentalismus also nicht minder kritisch wie den islamischen? M. K.: Selbstverständlich! Aber in Europa sind die christlichen Fundamentalisten in einer absoluten Minderheit.“8
„Alle diejenigen, die von ihrem Glauben, welcher er auch immer sei, überzeugt sind und ihn mit Wahrheitsanspruch verteidigen, sind Fundamentalisten und somit potentielle Terroristen.“
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ZEITGEIST
Für etwas Krankhaftes hält der Oxforder Theologe Barr den christlichen Fundamentalismus, indem er erklärt, er sei „ein pathologischer Zustand des Christentums“.9 In einem Vortragsmanuskript der Melanchthon-Akademie des Evangelischen Kirchenkreises Köln und Region wird folgendes behauptet und gefordert: „Aber es gibt wohl keine scharfe Trennlinie zwischen noch religiösem Fundamentalismus und schon kriminellem Terrorismus. Das macht es für uns alle so dringend, Geschichte und Denkweise des christlichen Fundamentalismus so gründlich zu studieren und auch seine feinsten Formen schon in unserem kirchlichen Alltag aufzuspüren und zu bekämpfen.“10 Nach Meinung des Konfessionskundlers Prof. Dr. Erich Geldbach (Bochum) geht von den „christlichen Fundamentalisten“ eine Gefahr für den Weltfrieden aus. Wie der Leiter des Ökumenischen Instituts der Evangelischen Fakultät an der Ruhr-Universität Bochum in einem Interview mit der Tageszeitung ‚Heilbronner Stimme‘ über den Glauben in den USA sagte, sei der Unterschied zwischen christlichen und islamischen Fundamentalisten „höchstens graduell“.11
Evangelikale distanzieren sich vom Fundamentalismus „Lasst uns fröhliche Fundamentalisten sein und das Heil in Jesus Christus ohne Abstriche bezeugen!“
Nach F. Jung ist eines von fünf Kennzeichen des ‚evangelikalen Glaubens‘ „die Betonung der absoluten Verbindlichkeit der Heiligen Schrift für Lehre und Leben. Die Bibel gilt als das vom Heiligen Geist eingegebene Wort, ohne dass es eine Übereinstimmung der Evangelikalen über die Art der Inspiration gibt“.12 Stephan Holthaus nennt als einziges sachgemäßes UnterscheidungsKriterium zwischen Fundamentalisten und den Evangelikalen die Tatsache, dass Fundamentalisten von der Verbalinspiration der Heiligen Schrift überzeugt sind und deswegen die Bibel für unfehlbar und irrtumslos halten, während es innerhalb der Evangelikalen eine größere Bandbreite im Inspirations-Verständnis gibt: „Allein sachgemäß erscheint die Nuancierung im Schriftverständnis. Evangelikale haben hier eine größere Freiheit in der Frage nach dem ‚Wie‘ der Inspiration. […] Grundsätzlich können wir festhalten, dass Fundamentalisten in den Grundpositionen mit den Evangelikalen übereinstimmen, in ihrer Gewichtung jedoch mehr den Kampf um die reine Lehre und das rechte Bibelverständnis betonen.“13 Für die Gegenwart mag diese Definition eine gewisse Berechtigung haben, historisch ist sie jedoch unzutreffend: In der ersten Hälfte des 20. Jhdts war die evangelikale und fundamentalistische Bewegung in Nordamerika nahezu identisch. Auch die neo-evangelikale Bewegung, die 1948 begann, unterschied sich
zunächst nicht im Inspirations-Verständnis von den Fundamentalisten, sondern in der „ekklesiologischen und sozialen Theorie“, wie der Initiator der Bewegung, H. J. Ockenga, betont.14 Der wichtigste Unterschied war die abweichende Haltung zur Zusammenarbeit mit „liberalen“ Kirchen. Trotz dieser inhaltlichen Nähe lassen sich viele Beispiele für heftige, teils polemische Kritik und Abgrenzung seitens evangelikaler Autoren finden. Laut idea-online vertrat der Rektor der FTH Gießen, Helge Stadelmann, zusammen mit dem Kirchenpräsidenten der Pfalz, Eberhard Cherdron, in einer Podiumsdiskussion am 17.10.2008 die Auffassung, dass der Begriff „Fundamentalismus“ für die evangelikale Bewegung in Deutschland nicht zuträfe. Manche Splittergruppen verhielten sich fundamentalistisch. Allerdings gebe es auch in Deutschland einige evangelikale Splittergruppen, die trotz ihrer Selbstbezeichnung als bibeltreu andere Christen verletzen und verleumden. Deren aggressive, gesprächsunfähige Geisteshaltung entspreche dem modernen FundamentalismusBegriff.15 Der „Bibelwissenschaftler“ Prof. Helmuth Engelkraut führte auf einer Pfingstkonferenz 2011 in Elbingerode aus, der Fundamentalismus sei in den USA Anfang des 20. Jhdts als Reaktion auf die aus Deutschland kommende liberale Theologie entstanden. Er zeichne sich im weiteren Verlauf durch einen „Anti-Intellektualismus aus, der alles Wissenschaftliche ablehnte“. Die evangelikale Bewegung hingegen sei als positive bibeltreue Gegenbewegung zum Fundamentalismus während und nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA entstanden.16 In einem Interview mit dem damaligen Präses des Gnadauer Verbandes, Christoph Morgner, das in idea spektrum unter dem Titel „Pietisten sind keine Fundamentalisten“ veröffentlicht wurde, wird der Interviewte gefragt: „Und was ist nun der Unterschied zwischen einem Pietisten und einem Fundamentalisten?“ Morgner: „Der Pietist sagt: ‚Ich glaube an Jesus Christus, von dem in der Bibel Zeugnis abgelegt wird.‘ Der Fundamentalist glaubt sowohl an Jesus Christus als auch an die Bibel.“17 Nachdem ein Leserbriefschreiber in ideaSpektrum seine Besorgnis äußerte, in der Emerging Church-Bewegung würde sich „eine Umdeutung des Evangeliums vollziehen“, und sich darüber wunderte, dass das „Forum Wiedenest“ sich nicht dagegen stellen würde, nannte der jetzige Leiter der Bibelschule Wiedenest, Horst Afflerbach, den neuen Fundamentalismus als eine Herausforderung, der man mit dem Evangelium begegnen müsse: „Auf der anderen Seite sind neue Herausforderungen erwachsen,
ZEITGEIST
denen wir ebenso mit dem Evangelium begegnen müssen: ein neuer Fundamentalismus, der nur von der Abgrenzung und der Negation lebt und nominalistische Tendenzen, die – statt in die von Christus geschenkte Freiheit – in neue Gesetzlichkeiten führen.“18
Einige schwimmen gegen den Strom Im deutschen Sprachraum kommt es nicht häufig vor, dass Christen sich als Fundamentalisten outen. Dennoch gibt es einige bemerkenswerte Beispiele. 1996 bekannte sich Prof. Dr. Georg Huntemann, der an der STH in Basel lehrte, in einem Idea-Beitrag zu einem christlichen Fundamentalismus, der „im Gegensatz zum hinduistischen, moslemischen und jüdischen Fundamentalismus auf Gewalt und politische Macht verzichtet“. Er nehme die Bibel „ganz wörtlich beim Wort“.19 In einem Leserbrief führte Jakob Tscharntke (Pastor einer freikirchlichen Gemeinde und Mitglied der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“) aus, ein Fundamentalist wäre ein Mensch, der die Grundlagen, sprich die Fundamente, seines Glaubens ernst nehme, und folgert: „Lasst uns fröhliche Fundamentalisten sein und das Heil in Jesus Christus ohne Abstriche bezeugen!“20 1998 wurde ein „Arbeitskreis bibeltreuer Publizisten“ gegründet, ein Zusammenschluss
von „Journalisten und Verlegern, die sich als christliche Fundamentalisten verstehen. Zu den Mitgliedern gehören die Verleger Wolfgang Bühne (CLV), Bernd-Udo Flick und Hartmut Jaeger (Christliche Verlagsgesellschaft), der Chefredakteur der Zeitschrift ‚Factum‘, Rolf Höneisen, und der Schriftleiter der Zeitschrift ‚Gemeindegründung‘, Wilfried Plock.“21 Eine fundamentalismus-freundliche Äußerung stammt von Peter Gauweiler, Mitglied des Bundestages. In einem Vortrag beim Handwerkerverein München behauptete er: „Was nicht Fundamentalist ist, ist Treibsand.“22 In bedenkenswerter Weise zeichnete der historisch-kritische Theologe, Prof. Dr. Kirsopp Lake, den Fundamentalisten aus: „Nein, der Fundamentalist mag sich irren, und ich glaube, dass er sich irrt, aber wir sind es, die von der Tradition abgewichen sind, nicht er. Und ich bedaure das Los eines jeden, der versucht, mit einem Fundamentalisten zu argumentieren. Die Bibel und das corpus theologicum der Kirche sind auf der Seite der Fundamentalisten.“23 (Hervorhebung vom Verfasser). Der Artikel wird fortgesetzt mit den Themen: • Entstehung und Entwicklung der fundamentalistischen Bewegung • Der Einfluss John Nelson Darbys • Der Kern der Debatte
FUSSNOTEN/QUELLENANGABEN 1 http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/16/0,3672,8300944,00.html (15.08.2011) 2 „Ich war ein hingegebener, praktizierender Christ. Heute kann ich mich aber in keinem gegenwärtig bestehenden Zweig der Christenheit wiederfinden. Viele meiner Freunde sagen mir: ‚Ich kann keine Kirche betreten, ohne meinen Verstand an der Tür abzugeben‘. In dieser Hinsicht sind evangelistische, fundamentalistische Kirchen nicht besser als liberale.“(zitiert in http://www.thomasschirrmacher.info/archives/1944 (15.08.2011)) 3 http://www.fundamentalismusdebatte.de/debatte/ (15.08.2011) 4 Kulosa, Christfried: Die Fundamentalismusdebatte und die Evangelikalen. Idea-Dokumentation 25/93, S. 19 5 Prof. Dr. Friedrich Niewöhner (4.10.2004, Philosophiehistoriker, Lust und Leid der Sekundärquelle, Armstrong, Karen: Im Kampf für Gott, Feuilleton Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2004, Nr. 231/Seite 37), zitiert in http://www.fundamentalismusdebatte.de/debatte/ (18.07.11) 6 Sendeprotokoll „Auf der Suche nach einer neuen Moral – Braucht die Welt eine neue Ethik?“, Deutschlandsender – Kultur, Reihe „Weltbilder, gesendet am 17.02.1993, 22.15-23.00, S. 16, zitiert in Kulosa, S. 4 7 Funke, Dieter: Das halbierte Selbst. Psychische Aspekte des Fundamentalismus, in Kochanek, H. (Hrsg): Die verdrängte Freiheit. Fundamentalismus in den Kirchen, Freiburg 1991, zitiert in Kolusa, S. 13 8 http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2005/maijuni-2005/top-themen/margot-kaessmann/ (15.08.2011) 9 Barr, James: Fundamentalismus, München, 1981, zitiert in Kolusa, S. 9 10 http://www.theologie-koeln.de/PDFs/Fundamentalismus.pdf (15.08.2011) 11 http://www.aref.de/news/allgemein/2003/fundamentalismus-in-usa.htm (31.10.11) 12 Jung, Friedhelm: Die deutsche Evangelikale Bewegung – Grundlinien ihrer Geschichte und Theologie, 3. Auflage, Bonn, 2001, S. 25 13 Holthaus, Stephan: Fundamentalismus in Deutschland – Der Kampf um die Bibel im Protestantismus des 19. und 20. Jahrhunderts, Bonn, 1993, S. 56 14 Ockenga, H.J.: Foreword, in: Lindsell, H.: The Battle for the Bibel, Grand Rapids, 198114, S.11 15 http://www.idea.de/nachrichten/nachrichten-des-tages-detailartikel/artikel/deutsche-evangelikale-sind-keinefundamentalisten-1.html (15.08.2011) 16 Idea Spektrum Nr. 24, 16. Juni 2011, S. 28 17 Idea Spektrum Nr 35, 2009 (http://www.idea.de/e-paper.html) 18 Idea Spektrum Nr. 51, 2008 19 Idea Spektrum Nr. 24, 2009 (http://www.idea.de/e-paper.html 17.08.2011) 20 Idea Spektrum Nr. 36, 2008 (http://www.idea.de/e-paper.html 17.08.2011 21 http://www.livenet.ch/news/kirche_und_co/109780-bibeltreue_publizisten_die_bibel_ist_das_wahre_irrtumslose_wort_gottes.html 22 http://de.answers.yahoo.com/question/index?qid=20070603033030AA16RXP 23 Lake, K.: The Religion of Yesterday and Tomorrow, Boston: Houghton 1926, S. 61, zitiert in Lindsell,H., op.cit., S. 27
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„Ich bedaure das Los eines jeden, der versucht, mit einem Fundamentalisten zu argumentieren. Die Bibel und das corpus theologicum der Kirche sind auf der Seite der Fundamentalisten.“
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GEISTLICHES LEBEN
Du bist das Salz der Erde – nicht der Zuckerguss!
Im Neuen Testament wird deutlich, dass immer dann Menschen zur Gemeinde hinzugetan wurden, wenn die Botschaft der Bibel klar und unmissverständlich verkündet wurde
Erweckung geschieht ausschließlich auf dem Boden des unverfälschten Wortes Gottes
Zu Beginn der sogenannten Bergpredigt Jesu lesen wir in Matthäus 5,13 die kurze, aber sehr inhaltsreiche Aussage: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Was bedeuten diese Worte eigentlich für unser Leben als Christen? Warum benutzt der Herr Jesus das Bild des Salzes und nicht des Zuckers? Beide sehen sich ja zum Verwechseln ähnlich. Ist nicht der Zucker in der heutigen Zeit ebenso unentbehrlich geworden wie das Salz? Beim Nachdenken darüber stellen wir vielleicht fest, dass wir als Nachfolger Jesu der Aufforderung „Salz zu sein“ manchmal gar nicht so treu nachkommen. Oft wollen wir lieber „Zucker“ sein, der süß schmeckt und bei allen beliebt ist. Werfen wir deshalb einen Blick auf sieben Eigenschaften des Salzes, um zu sehen, welche Parallelen es zu einem Leben als Christ gibt.
1. Ein Konservierungsmittel Um Lebensmittel vor dem Verderben zu schützen, werden sie u.a. mit Salz haltbar gemacht. Der lateinische Begriff „conservare“ bedeutet so viel wie bewahren oder auch erhalten. Der eingedeutschte Begriff „konservieren“ trägt die gleiche Bedeutung. Leider werden in der Christenheit immer mehr biblische Prinzipien und Werte preisgegeben. Zu beobachten ist eine erschreckende Gleichgültigkeit und Passivität. Halten wir als Nachfolger Jesu geistliche Verfallsprozesse auf oder steuern ihnen wenigstens entgegen? Oder haben wir oft nur die resignierende Floskel „Das ist halt so…!“ oder „Da kann man nichts machen!“ parat? Wir leben in einer Zeit, in der viele nur noch „das hören wollen, was ihnen in den Ohren kitzelt“ und sich mehr und mehr von der Wahrheit der Schrift abwenden (2Tim 4,3). Die gesunde Lehre wird vielerorts nicht mehr ertragen. Unsere Aufgabe als Salz der Erde ist es, beim ganzen Wort Gottes zu bleiben, es gegen „Bibelkritik & Co.“ zu verteidigen, keinen Millimeter davon abzurücken, es zu „bewahren“ (Offb 3,8), – so wie Salz z.B. Lebensmittel vor dem Verderben bewahrt. Im Neuen Testament wird deutlich, dass immer dann Menschen zur Gemeinde hinzugetan wurden, wenn die Botschaft der Bibel klar und unmissverständlich verkündet wurde. Wo man Sünde beim Namen nennt, Gottes Heiligkeit betont, sowie seine Gnade, Liebe und Barmherzigkeit vor die Herzen
Thomas Lange
der Menschen stellt. Erweckung geschieht ausschließlich auf dem Boden des unverfälschten Wortes Gottes.
2. Ein Antiseptikum Salz diente früher als Antiseptikum. Man streute Salz in Wunden, um Entzündungen zu verhindern oder bereits eingedrungene Keime und Bakterien zu bekämpfen und die Wunde somit zu desinfizieren. Wir können uns vorstellen, was das mitunter für eine schmerzliche Prozedur war – und doch half es, Schlimmeres zu verhindern. Stehen wir auf, um den Finger in die Wunden unserer Zeit zu legen und Unrecht beim Namen zu nennen? Jedes Jahr werden Tausende Kinder im Mutterleib getötet und kaum jemand scheint sich dafür zu interessieren. Der einst sicherste Ort auf der Erde – der Mutterleib – ist zum gefährlichsten Kriegsschauplatz des Planeten geworden. Homosexualität wird propagiert, bis in kirchliche Kreise hinein. Die Ehe als von Gott gestiftete Institution wird nach und nach abgewertet und abgeschafft. Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung, sowie Unehrlichkeit am Arbeitsplatz erfreuen sich – leider auch unter manchen Christen – immer größerer Beliebtheit. Unsere Verantwortung als Salz der Erde ist es, nicht zu schweigen, die Augen nicht davor zu verschließen, sondern bereit zu sein, zu den moralischen und ethischen Werten der Bibel zu stehen, auch wenn wir Gegenwind ernten.
3. Ein Heilmittel In 2Kö 2,19-22 wird berichtet, dass das Wasser aus der Quelle in Jericho krank machte und in Folge dessen viele Menschen krank wurden oder sogar starben und schwangere Frauen Fehlgeburten erlitten. Elisa streute Salz in das Wasser und Gott machte die Quelle wieder gesund. Heute beinhalten viele Arzneimittel Salz als Wirkstoff. Bei Erkältungskrankheiten helfen Salzdampfbäder. Menschen, die an Schuppenflechte oder Neurodermitis erkrankt sind, baden in Salzwasser um ihre Beschwerden zu lindern. So dürfen wir als Salz der Erde dazu beitragen, dass sich so wenig wie möglich geistliche Krankheiten unter den Gläubigen ausbreiten. Zum Beispiel das hochansteckende „Virus“ der Kritiksucht, der üblen Nachrede oder das „Bakterium“ des Neides und Stolzes. Wir sind auf-
GEISTLICHES LEBEN
den Herrn Jesus, heißt es: „Und alle wunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen.“ (Lk 4,22). So sollen wir als Salz der Erde durch unsere wohlbedachten Worte (Achtung: kein „Kanaanäisch“) und durch unseren von Jesus Christus geprägten Charakter und dem daraus resultierenden Verhalten bei den Menschen Durst nach dem „lebendigen Wasser“ (Joh 4,10) wecken.
6. Ein „Eis-Schmelzer“
gefordert, Friedensstifter zu sein und sollen uns nachhaltig dafür einsetzen, dass kranke Beziehungen zwischen Geschwistern heilen (Mt 5,9).
4. Ein Geschmacksverstärker Im Gegensatz zu dem berühmten „Haar“ schätzen wir das Salz in unserer Suppe. Salz gibt Geschmack – macht fades Essen würzig (Hi 6,6). Wir essen es zum Frühstücksei oder einfach aufs Butterbrot. Bringen wir unsere Mitmenschen durch unser von Liebe und Freude (Gal 5,22) geprägtes Leben „auf den Geschmack“? Hat unser Leben dadurch Anziehungskraft auf unseren Nächsten, welcher ohne Gott lebt? Dessen Dasein oft fade, eintönig und geschmacklos ist? Als Salz der Erde dürfen wir einen bewussten Kontrast setzen und die entsprechende Würze in dieser oft lieb- und freudlosen Gesellschaft sein. In Kol 4, 6 werden wir aufgefordert: „Euer Wort sei allezeit in Gnade mit Salz gewürzt; ihr sollt wissen, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt.“ In Anbetracht von Jak 3,2-12 ist das eine große Herausforderung und Verantwortung. Wir alle müssen wohl bekennen, dass schon so manches unfreundliche und unkonstruktive Wort über unsere Lippen kam. Im Nachhinein ärgerten wir uns, dass wir uns nicht lieber auf die Zunge gebissen haben, weil das Gesagte mehr abschreckte als appetitanregend war.
5. Ein „Durstmacher“ „Der Ton macht die Musik“ ist immer noch ein weiser Rat. Jemand bemerkte einmal: „Wahrheit ohne Liebe ist gnadenlos und Liebe ohne Wahrheit ist Heuchelei.“ Über unser großes Vorbild,
In den Wintermonaten werden vereiste Straßen gesalzen und somit vom Eis befreit. Salz auf eine dicke Eisschicht gestreut, dringt tief ein und bringt es zum Schmelzen. Das Evangelium, welches wir hinaustragen dürfen, bringt Herzen aus Eis zum Schmelzen. Es bricht die härtesten Herzen auf (Jer 23,29). Als Salz der Erde ist es unsere Aufgabe, hinaus zu gehen „auf die Wege und an die Zäune“ (Lk 14,23), um die rettende Botschaft vom Kreuz zu den verlorenen Menschen zu bringen.
7. Es trägt … Das Tote Meer in Israel hat zwischen 28-33% Salzgehalt. Zum Vergleich hat das Mittelmeer lediglich einen Salzgehalt von 3%. Beim Schwimmen im Toten Meer kann man nicht untergehen, der hohe Salzgehalt des Wassers trägt. Ein bekanntes Fotomotiv zeigt Menschen, die darin Zeitung zu lesen. Als Salz der Erde dürfen wir andere Menschen im Gebet tragen. Wir können um die Errettung von Menschen flehen, um Erleichterung für kranke und gezeichnete Geschwister bitten, ihnen aber auch ganz einfach praktisch unter die Arme greifen und sie somit tragen (Gal 6,2). Auch das „einander ertragen“ (Kol 3,13) zählt an dieser Stelle zu unserer Salzfunktion. Es heißt: „Die Christen tragen die Gesellschaft!“ Ob dieser Ausspruch nun stimmt oder nicht, er verdeutlicht dennoch die Notwendigkeit eines Lebens mit Salzkraft. Der Herr Jesus sagt uns unmissverständlich, was unsere Aufgabe in dieser Welt ist. Salz wurde früher u.a. auch zum Düngen von Feldern genommen. Das heißt, das ganze Ackerfeld dieser Erde soll durchsetzt sein mit Salz, welches brennt, heilt, erhält, geschmacksverstärkend ist, durstig macht, Eis zum Schmelzen bringt und trägt. Sind wir „Salz der Erde“?
»Salz« … Denn »die Christenheit« ist: die Fäulnis des Christentums.
»Eine christliche Welt« ist: der Abfall vom Christentum. Sören Kierkegaard
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Als Salz der Erde dürfen wir einen bewussten Kontrast setzen und die entsprechende Würze in dieser oft lieb- und freudlosen Gesellschaft sein
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BIBELAUSLEGUNG
Testfall Israel Die prophetischen Texte der Bibel richtig verstehen
Wolfgang Nestvogel
innerhalb der beiden „Lager“ noch weitere Differenzierungen und Varianten gibt.
a) Beerbungs-These:
Die Behandlung der ‚causa Israel‘ eignet sich als Fallbeispiel für den Umgang mit prophetischen Texten überhaupt
Im Mai feierte der Staat Israel seinen 63. Geburtstag seit der Neugründung 1948. Handelt es sich dabei nur um eine „normale“ politische Tatsache, die mit Gottes Heilsgeschichte und unserer Auslegung der Bibel nicht direkt zu tun hat? Oder hat die Existenz dieses Staates eine herausgehobene theologische Bedeutung für uns? Beide Positionen werden heute von Christen vertreten, die sich für bibeltreu halten. Was die Auslegungsgeschichte der Bibel betrifft, hat sich der „Fall Israel“ immer wieder als eine Schlüsselfrage für das Schriftverständnis und für den Umgang auch mit anderen prophetischen Themen erwiesen: Wird Jesus ein reales 1000-jähriges Reich (Millennium) aufrichten? Werden sich die noch ausstehenden Zusagen des AT wörtlich erfüllen? Oder hat die Gemeinde Jesu Christi das alte Volk Israel beerbt? Die Behandlung der ‚causa Israel‘ eignet sich als Fallbeispiel für den Umgang mit prophetischen Texten überhaupt. In der hier erforderlichen Kürze wollen wir exemplarisch bedenken, welche hermeneutischen (die Auslegung betreffenden) Fragen zu klären sind, wenn man die Zukunfts-Ankündigungen der Bibel richtig verstehen will.
1. Die Gegenpole in der Israel-Frage: Beerbung durch die Gemeinde oder reale Zukunftsverheißung für das alte irdische Gottesvolk?
Wir beschränken uns auf den Vergleich der beiden grundsätzlichen Gegenpositionen, ohne an dieser Stelle darauf eingehen zu können, dass es
Die noch ausstehenden Verheißungen für Israel sind auf die Gemeinde Jesu übergegangen. Dabei werden irdische Zusagen (wie z.B. die Rückkehr in das Land) nicht wörtlich erfüllt, sondern in geistlich-symbolischer Weise auf die Gemeinde des Neuen Testaments übertragen. Diese Position ist auch unter dem Namen ‚Substitutions-Theorie‘ bekannt, da sie das ethnische Volk Israel durch das sinnbildliche „Israel“ (die Gemeinde) ersetzt („substituiert“). Die im letzten Jahrhundert erfolgte Rückkehr des jüdischen Volkes in das eigene Land hat demnach keinerlei heilsgeschichtliche Bedeutung. Die Beerbungs-These ist ein wichtiger Baustein im Konzept des Amillennialismus, wonach es kein reales 1000-jähriges Reich (Millennium) geben wird. Was Offb 20 beschreibt, hat demnach bereits mit dem ersten Kommen Jesu begonnen und wird bis zu seiner Wiederkunft andauern. Das ist die klassische Position der reformierten (und teilweise auch lutherischen) Theologie. Dabei verschwimmen nahezu alle Unterschiede zwischen Altem und Neuem Testament, der Abrahamsbund gilt für Israel und Gemeinde in gleicher Weise („Bundestheologie“). Nach Calvin war das alttestamentliche Israel bereits die Gemeinde „im Kindesalter“1: Das „wahre Israel“ geht auf in der „Gemeinde Jesu“, es gibt nur eine „Gemeinschaft der Glaubenden, und diese Gemeinschaft existierte vom Anfang der alten Ordnung bis zur gegenwärtigen Zeit und wird auf der Erde weiter existieren bis zum Ende der Welt“.
b) Wörtliche Erfüllung: Die noch ausstehenden Verheißungen für das ethnische Volk Israel werden sich in der Zukunft wörtlich erfüllen. Dazu gehören die Bekehrung des Überrestes („ganz Israel“ Röm 11,26) zum Messias im Zusammenhang mit der Wiederkunft Jesu und die dann unbedrängte Existenz im eigenen Land („Wiederherstellung Israels“). Insofern gehört die Rückkehr des säkularen Volkes Israel im Gefolge des zweiten Weltkrieges zur Erfüllung des göttlichen Planes. Sie schafft
BIBELAUSLEGUNG
die Voraussetzungen für die künftigen Ereignisse von Sach 12-14. Im Rahmen dieser Sicht erwarten wir eine wörtliche Erfüllung der Verheißung des 1000-jährigen Reiches, zu dessen Aufrichtung der HERR wiederkommen wird. Das ist die Position des sog. Praemillennialismus (Jesus kommt vor – ‚prae‘ – der Errichtung des realen Millenniums zurück). Sie wurde in Deutschland vor allem unter dem Begriff des Dispensationalismus bekannt. Allerdings sollte man sich in der Diskussion nicht auf „Etiketten“ verlassen, da es den einen Dispensationalismus als geschlossenes Konzept nicht gibt, sondern verschiedene Ausprägungen, die sich um einen gemeinsamen Kern herum gebildet haben. Es passiert immer wieder, dass Gegner der wörtlichen Erfüllung die Karikatur eines extremen Dispensationalismus zeichnen. Dann entsteht der Eindruck: Jeder, der die Wiederherstellung Israels im eigenen Land und ein reales Millennium erwartet, müsse damit zugleich bestimmte dispensationalistische Sonderlehren (z.B. die Bergpredigt gelte nur für das 1000-jährige Reich) bejahen. Das ist definitiv nicht der Fall! Aus dem bisher Gesagten ergibt sich aber ein Zwischenergebnis: Die Positionen a und b schließen einander aus und fordern zu einer Entscheidung heraus. Woran kann sich diese orientieren?
2. Das reformatorische Schriftverständnis: Rückruf zum Wortsinn der Bibel
Es war ein Kernanliegen der Reformatoren, die klare Stimme des Wortes Gottes wieder zu Gehör zu bringen (‚claritas scripturae‘). Dazu mussten sie der Willkür entgegentreten, die sich schon in den frühen Jahrhunderten der Kirchengeschichte in der Auslegungspraxis breitgemacht hatte. Anstatt die wörtliche Bedeutung der Texte als maßgeblich zu akzeptieren, suchte man nach einem „mehrfachen Schriftsinn“. Damit war allen möglichen Allegorisierungen (Verbildlichungen), Vergeistigungen und Umdeutungen Tür und Tor geöffnet. Dies führte zur Veränderung biblischer Wahrheiten, welche Gott durch die Schreiber der Bibel offenbart hatte. Zu den Protagonisten solcher „Spiritualisierung“ zählte der Kirchenvater Origenes (185-254), den Luther dafür später zu Recht hart kritisiert hat. Gegen Willkür und Allegorisierung setzten die Reformatoren ihre zentrale Forderung: Es habe der einfache Schriftsinn zu gelten, der „buchstäbliche“ Sinn, eben der „Literalsinn“ (Wortsinn). Danach sind die biblischen Texte möglichst so auszulegen, wie ihre Verfasser sie ursprünglich gemeint haben, und das wiederum ist aus Grammatik, Sprachgebrauch und unter
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Beachtung des Zusammenhangs (Kontext) zu erheben.
3. Das Israel-Verständnis der Reformatoren
Angesichts dieser Voraussetzung ist es umso erstaunlicher, dass die maßgeblichen Reformatoren in ihrem Umgang mit der Israel-Frage gerade nicht an der wörtlichen Bedeutung der Bibeltexte festgehalten haben. Während Luther noch in seiner frühen Römerbriefvorlesung (1515/16) davon ausging, dass sich am Ende der Zeit ein Großteil des jüdischen Volkes als ethnischer „Überrest“ (also als nationales Kollektiv) zu Jesus bekehren würde, rückte er später von dieser Auslegung ab. Auch Calvin deutete Röm. 11,25f. – entgegen dem Literalsinn und Kontext – als Gemeinschaft von Juden und Heiden, die im Verlauf der ganzen Kirchengeschichte zum Glauben an Jesus Christus kommen würden. Das entsprach seinem Verständnis der einen Gemeinde „von Anbeginn der Welt bis ans Ende“2. Wie konnte es zu dieser „Enteignung“ Israels, zur Übertragung seiner speziellen Verheißungen auf die Gemeinde kommen? Sicher gehörten die Endzeitfragen nicht zu jenen Themen, denen die Reformatoren ihre größte Aufmerksamkeit widmeten. Die entscheidenden theologischen Schlachten wurden damals auf anderen Feldern geschlagen, vor allem im Bereich des Erlösungsverständnisses und damit der Auseinandersetzung um die Rechtfertigungslehre. In der Eschatologie blieben die Reformatoren weitgehend jener Position verhaftet, die man bei dem Kirchenvater Augustin (354-430) vorgefunden hatte. Aber schon vor ihm, bereits im zweiten Jahrhundert, hatte die frühe Kirche damit begonnen, sich selbst als einzigen Erben der Israel-Verheißungen zu verstehen (Barnabasbrief, Justin der Märtyrer). Origenes sorgte durch seine allegorische Methode für das Handwerkszeug, mit dem die Israel-Passagen der Bibel auf die Gemeinde übertragen werden konnten. Später hat die Römisch-Katholische Kirche ihre Machtfülle und vermeintliche Erwählung mit allen denkbaren Mitteln verteidigt. Sie hatte schon gar kein Interesse daran, die inzwischen kirchlich vereinnahmten Israel-Verheißungen noch einmal an die ursprünglichen Adressaten abzutreten. In ihrem gegenwärtigen 1000-jährigen Reich (Amillennialismus!) herrschte Christus schon längst durch das Papsttum. Wenigstens in der Millenniums-Frage hatte die frühe Kirche in den ersten drei Jahrhunderten noch die biblische Substanz zu wahren und an einem künftigen Reich festzuhalten versucht. Spätestens mit Augustin war aber auch hier die Abkehr vom Wortsinn (Literalsinn) zur
Origenes sorgte durch seine allegorische Methode für das Handwerkszeug, mit dem die IsraelPassagen der Bibel auf die Gemeinde übertragen werden konnten
Später hat die RömischKatholische Kirche ihre Machtfülle … mit allen denkbaren Mitteln verteidigt
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BIBELAUSLEGUNG
bestimmenden kirchlichen Position geworden. Und die Reformatoren hatten – mehr als 1000 Jahre nach Augustin – offensichtlich weder die Zeit noch die entsprechende Einsicht, um an diesen Punkten die Geltung ihres reformatorischen Schriftprinzips durchzusetzen. Wer sich heute konsequent auf die Reformation berufen will, muß aber in der Israel-Frage entschlossen über die Reformatoren hinausgehen und zum Literalsinn vordringen. Sonst bleibt er in einem traditionalistischen Konfessionalismus stecken.
4. Der Literalsinn prophetischer Texte
Es geht um nicht weniger als die Verheißungstreue des lebendigen Gottes, der seinen „Augapfel“ nicht im Stich lassen wird
Der Bibelleser steht vor einer klaren Alternative: Bin ich bereit, die Texte für sich selbst sprechen zu lassen – oder lese ich sie durch den Filter eines bestimmten theologischen Systems? Natürlich kann sich kein Ausleger völlig von seinen Vorverständnissen freimachen, wenn er einem schriftlichen Zeugnis begegnet. Und jeder von uns ist geneigt, seine eigene (bisherige) Deutung als jene Möglichkeit zu betrachten, die doch eigentlich jedem anderen ebenso einleuchten müsste. Dennoch hat Gottes Wort immer wieder seine Kraft bewiesen, sich selbst verständlich zu machen und gegen noch so verfestigte Missdeutungen durchzusetzen. Machen wir die Probe auf’s Exempel. Das AT verbindet die Herzenserneuerung des Volkes immer wieder mit seiner Rückkehr ins Land. Lesen Sie dazu u.a. Hes 36,24-28.33-35; 37,1226; Amos 9,11-15 (vgl. auch Jer 16,15; 23,8; 34,6; 31,8.23-34). Wer diese Texte studiert, findet darin eine klare Zusage des lebendigen Gottes gegenüber seinem auserwählten Volk Israel. Grundlage der Verbindung von Heil und Land ist die AbrahamsVerheißung (1Mo 13,15; 17,6-8 u.a.). Diese ist unkonditional, das heißt bedingungslos gültig und nicht an den Gehorsam Israels gebunden. Wie könnte Gott sie jemals aufheben? Im Neuen Testament wird diese Zusage an Israel aufgenommen und mit keinem Wort zurückgenommen, auch nicht durch die Betonung der Einheit von Juden und Heiden innerhalb der Gemeinde (Eph 2,11ff; Röm 11,17-24). Und wenn zum Beispiel Jakobus in Apg 15,1520 die endzeitliche Israel-Verheißung aus Amos 9,11-12 zitiert, behauptet er damit keineswegs, dass sich diese bereits innerhalb der
Gemeinde erfüllt habe. Vielmehr zeigt Jakobus mit diesem Zitat, dass Gottes Zukunftspläne für Israel keinen Nachteil für die Heiden bedeuten: Wenn Gott sein Volk in der Zukunft endgültig ins Land einpflanzen wird, dann werden auch die Heiden einen Segen davon haben. Und „dazu passt“ (Apg 15,15), wo deutlich wird, dass wir auch jetzt schon keinen Grund haben, die sich bekehrenden Heiden aus der Gemeinde auszuschließen oder sie als „Christen zweiter Klasse“ zu betrachten. Es gibt im Neuen Testament keinen Text, der die alttestamentliche Zusage für Israel in Frage stellen würde. Vielmehr läuft alles darauf hinaus, dass das Volk künftig durch seine Hinwendung zu Jesus Christus als dem Messias zu einer umfassenden Erfüllung aller Zusagen gelangen wird. Zahlreiche Aussagen (z.B. Mt 19,28; 23,37-39; Luk 21,24; 22,30; Apg 1,6; Röm 11,25-27) bekräftigen die Hoffnung Israels als von Jesus selbst (und dann von Paulus) bestätigt. Jacob Thiessen hat in seiner Untersuchung gezeigt, wie gründlich auch die neutestamentlichen Quellen eine letztendliche Wiederherstellung Israels verbürgen3. Und Michael J. Vlach konnte in seiner Dissertation4 – die leider noch auf einen deutschen Übersetzer wartet – nachweisen: auch dort, wo das NT alttestamentliche Verheißungen ergänzt und auf die aktuelle Situation anwendet (z.B. Amos 9,11f. in Apg 15,15ff.), geschieht das niemals auf eine Weise, welche ihre ursprüngliche, wörtliche Bedeutung rückgängig macht und von Israel wegnimmt. Darum lohnt es sich, auch in der Israel-Frage für den Literalsinn zu streiten: Es geht um nicht weniger als die Verheißungstreue des lebendigen Gottes, der seinen „Augapfel“ nicht im Stich lassen wird (Sach 2,12; 5Mo 32,10). Und es geht um unsere Treue gegenüber dem Wortsinn der Schrift. Wer einmal davon abweicht, um einem theologischen System zu dienen, der steht in der Gefahr, es immer wieder zu tun. Davor behüte uns Gott! QUELLENANGABEN 1 Johannes Calvin; Institutio Christianae Religionis; II,11,2; Neukirchener Verlag 2008; S. 239 2 Heidelberger Katechismus, Frage 54; in: „Bekenntnisse der Kirche“; Hans Steubing (Hrsg); Theologischer Verlag Rolf Brockhaus; Wuppertal 1970; S. 142 3 Israel und die Gemeinde, 2008 4 Michael J. Vlach: The Church as a Replacement of Israel: An Analysis of Supersessionism; Peter Lang Publishing, Frankfurt a.M. 2009
MISSION
Wa l t er A l t a m i ra n o
Liebe Geschwister, ich möchte kurz von der letzten Reise nach Krausirpi, im Dschungel der „Moskitia“, berichten. Krausirpi ist ja ein Eingeborenendorf mit etwa 120 Häusern, das wir im Sommer letzten Jahres besuchen konnten, um dort mit einer Anzahl Brüder ein Versammlungshaus zu bauen (siehe fest&treu 1/2011).
Man lebt dort teilweise mit zwei oder drei Familien zusammen, die nicht mehr als ein oder zwei Betten haben, einen Tisch und eine „hornilla“ (Holzofen aus Ziegeln und Lehm). Wenn sie schlafen gehen, müssen sie einen „pabellón“ benutzen, eine Decke, mit der sie sich vor Moskitos schützen. Das Wasser ist verdreckt, es gibt keinen elektrischen Strom, kein Telefon, kein Internet. Unter großen Schwierigkeiten kommuniziert man per Funk mit nahegelegenen Dörfern. Es gibt eine Schule bis zur neunten Klasse.
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Neues aus dem Dschungel der Moskitia Die Menschen bepflanzen die Erde mit Kochbananen, Reis und Bohnen für den eigenen Bedarf. Wie in der übrigen Moskitia, so richtet auch hier der Drogenhandel unter einem großen Teil der Bevölkerung Schaden an, weil die Dörfer mitten im Urwald liegen und es sonst kaum eine andere Möglichkeit gibt, Geld zu verdienen.
Eine mühsame Reise … An einem Donnerstag verließen wir Tela in aller Frühe zu dritt im Auto, fuhren den ganzen Tag und gelangten um 17 Uhr in Olancho am Fluss Patuca an, wo wir planten, mit dem Einbaum elf Stunden flussabwärts zu fahren. Wir mussten jedoch einen ganzen Tag warten und legten erst am Samstag um 06:30 Uhr morgens ab und kamen um 17 Uhr in Krausirpi an. Am Flussufer sahen wir große Eidechsen; interessanter war jedoch, dass die Menschen zu dem neu gebauten Gemeindehaus kamen, um uns zu sehen und zu begrüßen, sodass wir unter ihnen evangelisieren konnten. Es gibt dort viel Interesse an der Botschaft des Evangeliums. Sechs Menschen bekannten sich während unseres Besuchs zum Glauben und zwei Jugendliche möchten sich nun taufen lassen.
Materielle und geistliche Hilfe Jeder Besuch in Krausirpi macht aufs Neue die Nöte offenbar: Es ist immer notwendig, Medikamente mit dorthin zu nehmen, weil das dortige „Gesundheitszentrum“ über keine Medizin verfügt. Daher brachten wir Blutdruck-Messgeräte, Blutzucker-Messgeräte und Spritzen mit – allerdings nur in kleinen Mengen. Bei der nächsten Reise möchten wir mehr mitnehmen. Den Geschwistern ließen wir Saatgut für Wassermelonen, Tomaten und Peperoni da, sowie Schulmaterialien für die Kinder. Jeden Morgen versammelten wir uns mit den Geschwistern, die es dort schon gibt und mit den Neubekehrten, um sie im Wort Gottes zu unterweisen. Anschließend trafen wir uns zum Essen, das gewöhnlich aus Reis besteht. Doch an einem Tag gab es auch „quequeo“: das ist ein Tier, das ein Bruder gejagt hatte. Es ist ähnlich wie ein Wildschwein. Die Gemeinschaft mit den Geschwistern während der Essenszeit unter freiem Himmel
Das Wasser ist verdreckt, es gibt keinen elektrischen Strom, kein Telefon, kein Internet. Unter großen Schwierigkeiten kommuniziert man per Funk mit nahegelegenen Dörfern
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Das neue Gemeindehaus
war für uns immer ein besonderes Erlebnis und hat uns viel Freude bereitet. Bruder Oscar Barrios ist „der Vater“ dieser kleinen Gemeinde, die erst seit einigen Monaten besteht. Er selbst ist noch jung im Glauben und leider gibt es in seiner Umgebung keine reifen Christen, von denen er etwas lernen kann. Deswegen ist er sehr dankbar für unsere Besuche, die ihn ermutigt haben, sich für die Zukunft klare Ziele zu setzen, damit das Evangelium noch viele Menschen in den umliegenden Dörfern erreicht. Etwa eine Stunde von dem Dorf entfernt gibt es eine weitere Gemeinde. Wir hörten davon und
so fuhren wir auf einem „pipante“ (12 bis 15m langes Holzkanu mit Motor) dorthin. Dieser Ort wird „El Tornado“ genannt. Die Geschwister dort möchten in Zukunft die Christen in Krausirpi besuchen. Sie denken darüber nach, für diesen Zweck ein Glasfaserboot zu kaufen, um reisen zu können, denn die Fahrkosten sind so hoch, dass es besser ist, das Geld für den Kauf eines Bootes auszugeben. Herzlichen Dank für Eure Gebete! Euer Walter Altamirano
Hier noch einige Gebetsanliegen:
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Oscar Barrios und seine Frau Utilia
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Die Neubekehrten: Calindro Ortíz und Francis Sanchez (ein Paar) Estein Sachez und Nohela Sanchez (ein Paar) Angel Sanchez Erudita
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Stühle für den Gemeinderaum, ebenso Medikamente und Kleidung für die Geschwister und Freunde Der Anstrich des Gemeinderaumes
EINLADUNG „Das prophetische Wort“ | Frühjahrstagung in Zavelstein | 23.-25.03.2010 Thema: „Die Zukunft im Visier des Propheten Daniel“ Referenten: Roger Liebi, Martin Vedder und Wolfgang Bühne Anmeldungen an: Bibel- und Erholungsheim Haus Felsengrund 75385 Bad Teinach-Zavelstein • 07053 9266-0 • info@haus-felsen-grund.de
TFB 2012 (Teenager Ferien-BiBelschule) 07.-12.07.2012
Intensive Kurzbibelschule mit mehreren Lehrern und gleichaltrigen Schülern.
Alter 14 – 22 (aufgeteilt in drei Altersgruppen) | Alle Infos auf: www.tfbonline.de Kontakt: Mark Schibli • m.schibli@zamonline.de • 02294 1734 oder 02294 1807 Mobil: 0151 2375 4983
INTERVIEW
J o ni Ea reck s o n Ta da
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Sinnvolles Leiden?
Das folgende Interview mit Joni Eareckson Tada wurde im Oktober in der amerikanischen Zeitschrift „Tabletalk“ veröffentlicht. TT: Würdest du unseren Lesern, die deine Geschichte nicht kennen, erzählen, wie du querschnittsgelähmt wurdest? JT: Jahrelang gehörte ich zu denen, die sich sicher waren: Behinderungen passieren anderen, nicht mir. Das änderte sich an einem heißen Julinachmittag 1967, als ich mit meiner Schwester Kathi an einem Strand der ChesapeakeBucht schwimmen ging. Das Wasser war trüb, und ich dachte nicht daran, die Wassertiefe zu überprüfen, als ich mich auf einen Schwimmsteg hochzog. Ich machte einen Kopfsprung und fühlte plötzlich, wie mein Kopf auf etwas Hartes aufschlug. In meinem Hals knackte es und ich spürte einen fremdartigen, elektrischen Schock. Ich war noch unter Wasser, betäubt und nicht in der Lage, zum Luftholen an die Oberfläche zu kommen. Zum Glück merkte Kathi meine Notlage und kam sofort zu meiner Rettung herbei. Als sie mich aus dem Wasser zog, sah ich meinen Arm auf ihrer Schulter liegen, konnte ihn aber nicht spüren. Da wusste ich, dass etwas Schreckliches passiert war. Später im Krankenhaus erfuhr ich, dass mein Rückenmark durchtrennt war. Ich würde den Rest meines Lebens querschnittsgelähmt sein und alle vier Gliedmaßen nicht mehr bewegen können. Ich war am Boden zerstört. TT: Was ging dir durch den Kopf als du zum ersten Mal realisiert hast, dass du deine Arme und Beine nie mehr würdest verwenden können? Wie bist du damit fertig geworden? JT: Als ich im Krankenhaus lag fiel mir ein, dass ich erst einige Monate zuvor Gott gebeten hatte, mich näher zu ihm zu ziehen. Jetzt, ans Bett gefesselt, fragte ich mich, ob die Lähmung seine Antwort auf mein Gebet war. Wenn das die Art und Weise war, wie er junge Christen behandelte – wie konnte ich ihm jemals in weiteren Gebeten vertrauen? Offensichtlich waren Gottes Wege ganz anders als meine, und dieser Gedanke erschreckte und deprimierte mich eine ganze Zeit lang. Aber wohin konnte ich mich sonst wenden? Wohin sollte ich gehen? Ich erinnere mich, dass ich gebetet habe: „Gott, wenn ich nicht sterben kann, dann zeig mir, wie ich leben soll!“. Viele Tage später saß ich vor meiner Bibel, hielt einen Stab zwischen meinen Zähnen,
blätterte durch die Seiten und betete, dass Gott mir helfen möge, die Puzzlestücke meines Leids zusammenzusetzen. TT: Welche Bibelabschnitte haben dir besonders Mut gegeben während der Kämpfe mit der Behinderung und dem Krebs? JT: Psalm 79,8 sagt: „Lass uns deine Erbarmungen bald entgegenkommen, denn sehr schwach sind wir geworden!“ Eigentlich wache ich fast jeden Morgen mit einem verzweifelten Bedürfnis nach Jesus auf. Von damals angefangen, als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, durch alle vier Jahrzehnte im Rollstuhl hindurch – es ist immer noch das gleiche. Der Morgen dämmert und ich merke: „Herr, ich habe nicht die Kraft, weiter zu gehen. Ich habe keine Mittel. Ich schaffe es keinen Tag mehr mit meiner Querschnittslähmung, aber ich vermag alles durch dich, wenn du mich kräftigst. Bitte zeig mir dein Lächeln für den Tag, ich brauche dich dringend!“ Das ist, wie ich entdeckt habe, das Geheimnis meiner Freude und Zufriedenheit. Jeden Morgen zwingt mich meine Behinderung – und neuerdings mein Kampf gegen den Krebs – mit leeren Händen und geistlicher Armut zu dem Herrn Jesus zu kommen. Aber das ist ein guter Ort, denn Jesus sagt: „Glückselig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich“ (Mt 5,3). Ein anderer Anker ist für mich 5Mo 31,5, wo Gott mir sagt: „Sei stark und mutig. Fürchte dich nicht (vor der Querschnittslähmung, chronischen Schmerzen oder vor Krebs), denn der Herr dein Gott geht mit dir. Er wird dich nicht
Gott schrieb ein Buch über Leid und nannte es Jesus
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Was ich entdeckt habe ist, dass Gott noch immer das Recht behält, zu heilen oder nicht zu heilen, wie er es für richtig hält
Joni Eareckson Tada nimmt an einer ‚Verteilaktion‘ von Gehhilfen im Rahmen ihres ‚Wheels for the World'Programmes (Rollstühle für die Welt) teil.
INTERVIEW
versäumen noch verlassen.“ Ich bin überzeugt, dass ein Gläubiger jedes Maß an Leid ertragen kann, solange er sich sicher ist, dass Gott im Leid bei ihm ist. Zudem haben wir den Mann der Schmerzen, der von Gott verlassen war wie kein anderer, sodass er im Gegenzug zu uns sagen kann: Ich werde dich nicht verlassen. Gott schrieb ein Buch über Leid und nannte es Jesus. Das heißt, dass Gott uns versteht. Er ist bei mir. Mein Schwimmunfall war in der Tat eine Antwort auf mein Gebet, er möge mich zu sich ziehen. TT: Wie wichtig ist für eine Person mit einer Behinderung die Unterstützung der Familie und der Gemeinde in solchen Zeiten? JT: Gott hat nie beabsichtigt, dass wir alleine oder umsonst leiden sollen. Daher ist geistliche Gemeinschaft so wichtig für jemanden, der eine schwere Verletzung erlitten hat oder eine Krankheit durchlebt. Seine Familie und die Gemeinde halten ihn in Verbindung mit der Realität und helfen ihm, dem Leiden etwas Positives abzugewinnen, bringen ihn aus der sozialen Isolation und weisen hin auf den, der alle Antworten in seiner Hand hält. Ohne Familie und Gemeinde ist eine Person mit einer Behinderung verloren im Meer der Hoffnungslosigkeit. Das dürfen wir nicht zulassen.
TT: Wie würdest du jemanden ermutigen, bei dem kürzlich eine schwere Krankheit oder Behinderung diagnostiziert wurde? JT: Als erstes: Es ist in Ordnung zu weinen. Es ist wichtig zu trauern. Römer 12,15 zeigt uns, dass Gott nicht erwartet, dass wir alle Tränen zurückhalten, also sollten wir es auch nicht voneinander erwarten. Es ist hart, eine schlechte medizinische Diagnose schlucken oder die Geburt eines behinderten Kindes verkraften zu müssen. Und es braucht Zeit, die Realität zu verdauen. Aber früher oder später müssen wir die Taschentücher beiseitelegen und anfangen zu denken, anfangen nach Gottes Absicht in dieser Sache zu suchen, weil es nicht genug ist, nur irgendwie damit fertig zu werden und sich damit abzufinden. Gott möchte, dass wir seine Ziele mit dem Leid als gut und richtig annehmen (Röm 12,2b). TT: Was ist der beste Weg, um nicht-behinderten Menschen zu helfen, in behinderten Menschen mehr als die Summe ihrer Behinderungen zu sehen? JT: In jeder Person, die im Rollstuhl sitzt, einen Blindenstock oder eine Gehhilfe benutzt, steckt jemand wie du: ein Mensch mit Hoffnungen und Träumen, Vorlieben und Abneigungen, Meinungen und Ansichten, Erinnerungen an die Vergangenheit. Versuche, hinter den durch das Schicksal gekennzeichneten Körper, die blinden Augen oder den Rollstuhl zu sehen und zu erkennen, dass dieser Mensch das Bild Gottes trägt – eine Person mit menschlicher Würde und Lebenspotential. Überlege, wie du dieser Person helfen kannst, ihren angeborenen Wert und Lebenssinn zu entdecken – und sei dir bewusst, dass sie dir helfen kann, den deinen zu entdecken. TT: Dein neustes Buch heißt: „Ein Ort der Heilung – Ringen mit den Geheimnissen von Schmerz, Leid und Gottes Souveränität“. Warum hast du dieses Buch geschrieben? JT: Über zehn Jahre lang habe ich mit einem chronischen Schmerz gekämpft (was sehr ungewöhnlich ist für Querschnittsgelähmte wie mich). Das kam noch zu meiner Lähmung dazu, und es gab Zeiten, wo das alles zu viel für mich zu tragen schien. Also habe ich noch einmal meine Ansichten über göttliche Heilung überprüft, und wollte erkennen, was ich noch lernen könnte. Ich habe entdeckt, dass Gott noch immer das Recht behält, zu heilen oder nicht zu heilen, wie er es für richtig hält. Und anstatt verzweifelt zu versuchen, dem Schmerz zu entfliehen, lernte ich neu die Lektion, dem Leid zu erlauben, mich tiefer in die Arme Jesu zu drängen. Ich mag es, mein Leiden als einen Schäferhund zu betrach-
INTERVIEW
ten, der mich in die Fersen beißt, um mich die Straße nach Golgatha zu treiben, die ich von Natur aus nicht geneigt wäre zu gehen. TT: Wie prägt und verändert das ‚Joni & Friends international disability center‘ heute die Welt? JT: Ich darf ein begabtes Team von gleichgesinnten Gläubigen führen, die leidenschaftlich dafür einstehen, Jesus für Leute real werden zu lassen, die an irgendeiner Krankheit oder Behinderung leiden – und das auf der ganzen Welt. In unserem Programm „Räder für die Welt“ reisen begabte Therapeuten mit uns in Entwicklungsländer, um Rollstühle maßgeschneidert an die Bedürfnisse der Behinderten anzupassen. Darüber hinaus geben wir ihnen Bibeln weiter und
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führen Behinderten-Trainings-Programme in Ortsgemeinden durch. Joni & Friends unterhält auch eine Reihe von Rückzugsorten für Familien in den USA und auf der ganzen Welt, die für über dreitausend Kinder, Erwachsene, Familienmitglieder und freiwillige Helfer zur Verfügung stehen. Ich bete, dass Gott mir noch viele Jahre Stärke und Ausdauer schenkt, um die Arbeit zu tun, zu der er mich berufen hat. Darum „ist mir mein Leben nicht teuer, dass ich doch nur den Lauf vollenden und den Dienst erfüllen möge, den Jesus mir gegeben hat – das Evangelium von Gottes Gnade zu bezeugen“. Das ist meine Version von Apostelgeschichte 20,24 – und das ist es, was mich jeden Morgen mit einem Lächeln aufstehen lässt.
QUELLENANGABE/BILDNACHWEIS Tabletalk Magazine Okt 2011 © Ligonier Ministries und R.C. Sproul |www.ligonier.org; Abdruck mit freundlicher Genehmigung, übersetzt von William Kaal Bilder: http://www.joniandfriendsnews.com/ (10.11.2011)
C. H. Sp urgeo n
Der Herr hat Großes an uns getan …
„Der Herr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich!“ (Ps 126,3 | Luther)
Manche Christen geben sich der krankhaften Neigung hin, alles nur von der Schattenseite anzusehen und mehr auf das Gewicht zu legen, was ihnen an Traurigem und Widerwärtigem widerfahren ist, statt auf das, was Gott an ihnen getan, wie er sie gesegnet und fröhlich gemacht hat. Fragt ihr sie nach dem Eindruck, den sie vom Christenleben haben, so schildern sie euch ihre beständigen Kämpfe, ihre schweren Heimsuchungen, ihre traurigen Schicksale, die Sündhaftigkeit ihres Herzens. Aber sie berühren kaum in leisen Andeutungen die Gnade und Hilfe, die Gott ihnen gewährt hat. Ein Christ jedoch, dessen Seele sich in einem gesunden Zustand befindet, geht fröhlich einher und spricht: Der Herr hat Großes an mir getan, des bin ich fröhlich! Es ist wahr, dass wir durch Trübsal hindurchgehen müssen. Aber es ist ebenso wahr, dass wir daraus erlöst werden. Es ist wahr, dass wir unsere
Fehler und Gebrechen haben. Aber es ist ebenso wahr, dass wir einen allvermögenden Heiland haben, der dieses innere Verderben überwindet und uns von seiner Herrschaft befreit. Wenn wir zurückschauen, so wäre es ungerecht zu leugnen, dass wir im Sumpf der Verzweiflung lagen und durch das Tal der Demütigung krochen. Aber es wäre ebenso erbärmlich, zu vergessen, dass wir wohlbehalten und unverletzt hindurchkamen. Wir sind nicht darin zurückgeblieben dank unseres allmächtigen Herrn und Helfers, der uns herausgeführt hat. Je tiefer unsere Trübsal, um so lauter unser Dank gegen Gott, der uns hindurchgebracht und bis heute bewahrt hat. Unsere Leiden können den Wohllaut unseres Lobliedes nicht trüben. Sie sind nur die tiefere Begleitung unseres Dankpsalms: Der Herr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich! Aus: Tauperlen und Goldstrahlen; 09.Juni
Gott hat nie beabsichtigt, dass wir alleine oder umsonst leiden sollen. Daher ist geistliche Gemeinschaft so wichtig …
Termine 2012 im Freizeithaus Schoppen
„Komm-und-sieh“ – Wochenenden Diese Wochenenden sind Angebote für Nichtchristen folgender Zielgruppen: • KUS Young für Teenager/Jugend liche auf der Suche nach Gott • KUS Family für Familien und Allein erziehende (für mitgebrachte Kinder gibt es eine Betreuung) • KUS Classic für jeden Interessierten Die KUS Wochenenden sind für unsere Gäste kostenlos. Christen können an diesen WE nur dann teilnehmen, wenn sie Außenstehende mitbringen! KUS Y1: 11. – 13.05. YOUNG Revolution – der Weg in die Freiheit? KUS Y2: 05. – 07.10. YOUNG Must have! Voll im Kaufrausch. Aber was macht die Seele satt? KUS F: 28. – 30.09. FAMILY KUS C: 09. – 11.11. CLASSIC Beginn der Freizeit: Fr. 19 Uhr Ende der Freizeit: So. 14 Uhr Einladungen mit den Themen bitte in SCHOPPEN anfordern!
„Folge-mir-nach“-Wochenenden Für Christen, die zum Glaubensgehorsam bereit sind (Rö 16,26). FMN 1: 20. – 22.01. Seiner Spur folgen mit Peter Lüling und Andreas Fett FMN 2: 09. – 11.03. Fundamental gut drauf – überzeugt aber nicht verbissen mit Timo Fischer und Andreas Fett FMN 3: 15. – 17.06. Seiner Spur folgen mit Mark Schibli und Andreas Fett FMN 4: 23. – 25.11. Vergleich: Gideon & Simson
mit Frieder Tröps und Andreas Fett (Kosten pro FMN: 40 € / NV*: 30 €)
Bibelstudier-Freizeiten STU 1: 24. – 30.06. mit B. Peters und W. Adank STU 2: 09. – 15.09. mit W. Nestvogel und P. Lüling (Kosten: 120 € / NV*: 90 €). Beginn der Freizeit So. 18 Uhr Ende der Freizeit Sa. 14 Uhr
Basis-Lager (erneut!)
BSL 1: 10. – 12.02. Grundlagen für Mitarbeiter: Mitarbeitern die Basis des Glaubens vermitteln • mit A. Fett
Mitarbeiter-Treffen
MAT: Sa. 01.09. Mitarbeiter-Gebetstag für unsere Freizeiten / Terminplanung 2013 Die Kosten für die folgenden FreizeitAngebote betragen 90 €: Sofern nicht anders vermerkt Anmeldungen ausschließlich an: Volker Klaas • Im Brannten 10 58540 Meinerzhagen oder: www.schoppen.org
Kinder-Freizeiten KI 1: 05. – 11.08. (8–10 J.) Mittelalter-Lager mit Miriam und Thomas Kleine KI 2: 12.08 – 18.08. (8–10 J.) Mittelalter-Lager mit Gabriele und Andreas Fett
Mädchen-Freizeiten KMÄ : 15. – 21.07. (10–13 J.) Mittelalter-Lager mit Michaja Franz GMÄ : 08.07 – 14.07. (14–19 J.) Sommerfreizeit mit Debora Bühne
Anmeldungen für GMÄ ausschließlich an: Debora Bühne • Stöckener Weg 5 51709 Marienheide • Bobab@gmx.de
Jungen-Freizeiten KJU 1: 08. – 14.04. (10–13 J.) Trapper-Lager mit Andreas Fett KJU 2: 22. – 28.07. (10–13 J.) Trapper-Lager mit Andreas Fett GJU 1: 29.07 – 04.08. (14–19 J.) Sommerfreizeit mit Daniel Bühne Anmeldungen ausschließlich an: Daniel Bühne • danielbuehne@gmx.de GJU 2: 14. – 20.10. (14–19 J.) Herbstfreizeit mit Markus Reinders
Kreativ-Wochenende
KWE: 30.11 – 02.12. Chor- und Talentschuppen mit Lyrikwerkstatt für Poeten und Instrumentalisten mit W. Kaal, D. Georg und A. Fett (Kosten: 40 € / NV*: 30 €)
WEITERE ANGEBOTE
Ostfriesen: 19. – 25.08. Jugendfreizeit (8–17 J.) Infos + Anmeldungen nur bei: Familie Kalms • Marschweg 1 26736 Krummhörn-Loquard freizeit@kalms-familie.de
Rhein-Main-Freizeiten
Wildnis-Lager 2012 im Odenwald Kl. Jungen 15. – 21.07. (09–12 J.) Gr. Jungen 22. – 28.07. (13–16 J.) Kl. Mädchen 09.07. – 04.08. (9–12 J.) Infos + Anmeldungen nur bei: www.fit-freizeiten.de wildnislager@fit-freizeiten.de Stefan Ulbrich • Paul-Klee-Str. 6 64546 Mörfelden
* NV: Nichtverdiener
Anmeldungen zu den Freizeiten werden nur schriftlich an den angegebenen Anmeldestellen entgegengenommen!
Bitte die vollständige Anschrift, Tel-Nr, E-Mail, (bei Kindern auch das Geb. Datum) mitteilen. Sie erhalten umgehend eine Absage, wenn die Freizeit schon belegt ist. Nähere Unterlagen verschicken wir erst wenige Wochen vor der Freizeit.
Hinw.w.w.eis:
Die Homepage von Schoppen findet man unter: www.schoppen.org Über diese Adresse ist eine einfache und schnelle Online-Anmeldung möglich.
BUCHBESPRECHUNGEN Erwin W. & Rebekka Lutzer
Wertvoll für Jesus
Frauen begegnen ihrem Erretter CLV, Pb., 192 S., € 7,50 Wenn man dieses Buch liest, lernt man etwas vom Wesen unseres Herrn kennen, über das im Allgemeinen wenig gesagt wird. Eigentlich geht es nicht so sehr darum, dass einige Frauen Jesus begegnen, sondern eher darum, in welcher Art und Weise der Herr ihnen begegnet. Denn allein diese seine Haltung genügt schon, um ohne Worte die Frau wieder in eine gleichwertige Stellung zu setzen – so, wie es ursprünglich vorgesehen war. Es wird sicher das Herz vieler Frauen bewegen, diesen großen Herrn und Meister zu sehen, wie er den damals als rechtund wertlos angesehenen Frauen voll echter Freundlichkeit, mit tiefem Mitempfinden und ehrlichem Interesse begegnete. Bereit zu helfen, zu lindern, zurechtzubringen, wann und wo immer sie Ihm in ihrer Not begegneten. Häufig setzte er sich wie selbstverständlich über den damaligen Verhaltenskodex hinweg, wenn sich ihm Glaube und Vertrauen von Seiten der Frauen offenbarten. In zehn Kapiteln werden die verschiedensten Begegnungen Jesu an den „merkwürdigsten“ Orten beschrieben. Ergänzt bzw. eingeleitet wird jedes Kapitel durch persönliche Erfahrungen der Autoren, die beispielhaft dafür stehen, zu welchen praktischen Auswirkungen im Leben anderer Frauen solche Begegnungen geführt haben. Dieses Buch ist sehr ermutigend zu lesen und wird sicherlich Erkenntnis und Verständnis von vielen Lesern in berührender Weise verändern und bereichern. „Gnade für die Bedürftigen, Tadel für die Selbstgerechten – das war typisch für Jesus.“ (S.79) „Nicht alle von uns werden körperlich oder emotional geheilt, wenn wir zu Jesus kommen. Doch uns allen wird geholfen.“ (S.107) Astrid Kimmich
Werner Mücher
Der Prophet Maleachi
Das Buch der frechen Fragen Daniel, geb., 132 S., € 8.95 Maleachi, das letzte Buch des Alten Testaments, enthält wichtige und aktuelle Hinweise für uns heutige Christen. Die äußeren gottesdienstlichen Formen im Volk Israel schienen – von außen gesehen – in Ordnung zu sein. Aber unter der Oberfläche sah es nicht gut aus: von echter Gottesfurcht keine Spur! Als Maleachi bei seinen Landsleuten viele Missstände anprangerte, wollten sie nichts davon wissen, sondern wiesen seine Zurechtweisungen in Form von Fragen zurück. Dieses für unsere Zeit so aktuelle und aufrüttelnde Buch der Bibel wird vom Autor sorgfältig Vers für Vers ausgelegt. Die prophetische Bedeutung kommt nicht zu kurz, aber der Text wird vor allem sehr praktisch auf unsere heutige Situation an-
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gewandt, wobei besonders auf die „frechen Fragen“ des Volkes eingegangen wird. Eine wertvolle Hilfe zum Studium dieses letzten der „Kleinen Propheten“. Wolfgang Bühne
Ernst-August Bremicker
Werk des Herrn
Ein Arbeitgeber, viele Mitarbeiter Beröa, Tb., 96 S., € 5,90 In 23 kurzen, leicht verständlichen Kapiteln zeigt der Autor, was vor allem das Neue Testament über den Arbeitgeber, die Arbeiter, die Arbeit, Zusammenarbeit, Motivation zur Arbeit, Lohn, Hindernisse usw. auf der „Großbaustelle Werk des Herrn“ sagt. Es geht um wichtige Prinzipien, die heute leider oft nicht mehr beachtet werden und um die geistlichen Voraussetzungen, die nötig sind, um ein nützlicher Mitarbeiter am Bau des Hauses Gottes zu sein. Der Autor macht deutlich, dass jeder Christ eine Gabe und Aufgabe hat und ermutigt zu einem treuen, selbstlosen und fleißigen Dienst zur Ehre Gottes und zum Segen der Gemeinde. Auch für Christen, die jung im Glauben sind, eine sehr praktische und wichtige Orientierung – zumal in vielen Gemeinden die Tendenz herrscht, die vielfältige Arbeit, in der jeder gebraucht wird, wenigen „Profis“ zu überlassen. Wolfgang Bühne
John F. MacArthur
Sorgen und Angst besiegen Eine biblische Therapie CLV, Pb., 224 S., € 7,90 „Er wird nicht zulassen, dass etwas über unser Vermögen gehen wird (1Kor 10,13). Vielmehr müssen uns letzten Endes ‚alle Dinge zum Guten mitwirken‘ (Röm 8,28). Außerdem hat er zugesagt, dass er uns in unserem Leiden ‚vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen‘ wird (1Petr 5,10). Das sind Grundprinzipien für das Leben als Christen […] Sie sollten zu dem Raster werden, wodurch wir automatisch alles sehen und verstehen, was uns in unserem Leben passiert.“ (S.41) Diese Zusagen sind uns ja nicht unbekannt, doch John MacArthur versteht es, in seinem Buch ganz neu deutlich zu machen, welch hohe Bedeutung sie im Leben eines Christen haben können und was für ein kostbarer Schatz sie eigentlich sind! Eindringlich und gut nachvollziehbar zeigt er auf, dass der „Glaube nicht auf irgendwelchen psychologischen Theorien beruht oder mit Wunschdenken zu tun hat, sondern eine angemessene Antwort auf Gottes geoffenbarte Wahrheit ist.“ (S.48) Das Buch ist weit mehr als eine biblische Therapie, sondern erweist sich eher als eine Anleitung zum vertrauenden Gehorsam Gott und seinem Wort gegenüber. Ganz bewusst lehnt er jegliche Selbstbeschau ab: „Wir können uns darin verlieren, dass wir uns selbst beobachten. Dies kann so weit gehen, dass wir
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BUCHBESPRECHUNGEN
einem Autofahrer gleichen, der sein Auto zu fahren sucht, indem er auf die Fußpedale blickt.“ (S.74) Es enthält viele praktische Anleitungen, wie der persönliche Alltag verändert werden kann, um dem Lob Gottes und dem Dank Ihm gegenüber mehr Raum zu geben. Dabei wirkt das Geschriebene nicht verstaubt oder abgetragen. Während die Probleme konkret benannt werden, malt er gleichzeitig ein sehr einprägsames Bild von Gottes überwältigender, beschützender Größe, welches sich bis zum Ende des Buches immer mehr vertieft und nachhaltig, aber auch richtungsweisend haften bleibt. Im Anhang befinden sich ausgewählte „Psalmen für sorgenvolle Menschen“ sowie eine „Studienanleitung für Einzelne und Gruppen“. In einer Zeit, wo Sorgen und Ängste immer mehr Überhand nehmen, ist dieses Buch eine wichtige Hilfe. Es enthält für jeden Suchenden viele wertvolle, lebensverändernde und ermunternde Aspekte. Man wird es sicher mit Gewinn lesen. Astrid Kimmich
Autor verschiedene Bereiche auf, in welchen junge Männer besonders gefährdet sind. Stolpersteine wie Stolz, Vergnügungssucht und Unüberlegtheit werden ebenso kurz und bündig behandelt wie Menschenfurcht und einige weitere mehr. Das Buch ist in fünf Bereiche unterteilt (Warum junge Männer Ermahnung brauchen; Gefahren für junge Männer; Allgemeine Ratschläge für junge Männer; Spezielle Verhaltensregeln für junge Männer; Schlussworte). Sie sind jeweils in verschiedene Unterpunkte gegliedert und wirken durch die eindringliche Art des Autors wie eine Essenz auf den Leser. Und sie fordern heraus, das eigene Leben zu überdenken. Es endet mit der Aufforderung: „Ihr jungen Männer! Was ich euch sage ist wahr. Lasst euch ermahnen und überzeugen. Nehmt das Kreuz auf euch und folgt Christus nach. Gebt euer Leben Gott!“ Die Sorge des Autors um die junge Generation ist beim Lesen deutlich zu spüren und obwohl dieses Büchlein schon vor über hundert Jahren geschrieben wurde, hat es auch für die heutige Zeit nichts an Aktualität eingebüßt. Thomas Lange
Joseph Stowell
Jan Vermeer
CV, geb., 266 S., € 15,90
Eine Geschichte über Freundschaft, Verrat und Vergebung in Nordkorea
Leben im Bewusstsein der Ewigkeit Der Autor – langjähriger, ehemaliger Präsident des „Moody Bible Institut“ in Chicago – zeigt in diesem wertvollen und ausgezeichnet geschriebenen Buch, wie man mit einem „Blick auf die Ewigkeit“ ein zufriedenes, siegreiches und erfülltes Leben führen kann. Mit vielen interessanten Erfahrungen und Beispielen aus seinem Leben und aus dem Leben bekannter Persönlichkeiten aus der Kirchengeschichte ermutigt er, den „Himmel zum wichtigsten Bezugspunkt“ in unserem Leben zu machen (S. 97). Dabei wird deutlich, dass diese vertikale Orientierung und Grundeinstellung eine enorme Motivations- und Kraftquelle für ein Leben der Hingabe an Jesus Christus und auch zum Dienst am Nächsten ist. Viele tiefsinnige Zitate von C.H. Spurgeon, John Wesley, Georg Müller, Jonathan Edwards, C.S. Lewis usw. regen zum Nachdenken, zur Selbstprüfung und zur Neuausrichtung der Lebensziele und –Inhalte an. Wolfgang Bühne
J.C. Ryle
„Gedanken für junge Männer“ EBTC Edition, Pb, 80 S., € 4,90 „Als Paulus seinen Brief an Titus schrieb und ihm seine Pflichten als Diener Christi aufzeigte, machte er deutlich, dass junge Männer eine besondere Aufmerksamkeit benötigen.“ Junge Männer stehen unter besonderem Beschuss des Feindes und sein erklärtes Ziel, sie von einem wirkungsvollen Dienst für Christus abzuhalten, ihre Seelen zu zerstören und sie somit unbrauchbar zu machen, verfolgt er mit allen Mitteln. Von diesem Standpunkt ausgehend zeigt der
Das Haus mit dem Zeichen
Brunnen/Open Doors, Tb., 270 S., € 9,95 Auch wenn man damit rechnen muss, dass Geschichten „nach einer wahren Begebenheit” mehr oder weniger ausgeschmückt werden und damit die Realität unter Umständen hier und da verzerrt dargestellt wird, ist diese Geschichte dennoch derart erschütternd, dass alle bisherigen Vorstellungen von der Alltagswirklichkeit in Nordkorea revidiert werden müssen. Diese Informationen übertreffen alle bisherigen Berichte über die gegenwärtige Situation in diesem Land. Nicht nur in Bezug auf die unglaubliche materielle Not und die grausame Unterdrückung, sondern auch die jahrelange Gehirnwäsche durch die Regierungs-Propaganda, durch welche die Menschen tatsächlich im Glauben leben, dass sie sich im einzigen Paradies der Welt befinden. Sie verehren ihren Führer nach wie vor wie einen Gott! Sehr spannend wird eine „Blutsbrüderschaft“ von zwei jungen Männern geschildert und ihre abenteuerliche Flucht nach China, wo sich ihre Wege trennen. Einer von ihnen kommt in China nach langen inneren Kämpfen durch verschiedene hingegebene Christen zur Bekehrung. Er fühlt den Auftrag, heimlich zurück nach Nordkorea zu gehen, um dort unter großen Gefahren das Evangelium zu verbreiten. Schließlich wird er aber von seinem „Blutsbruder“, der Interesse für das Evangelium vortäuscht, auf übelste Weise verraten. Am Ende wird er nach unglaublichen Folterungen im Straflager erschossen. Die Lektüre – für sensible Gemüter nicht unbedingt geeignet – fordert zum Gebet für die Menschen in Nordkorea auf und weckt den Wunsch, vor allem Christen in diesem Land zu helfen und die materielle vor allem aber auch die geistliche Not zu lindern. Wolfgang Bühne
BUCHBESPRECHUNGEN Jochen Klepper
Der Vater
Roman eines Königs dtv; Tb., 925 S. € 16,95 „Könige müssen mehr leiden können als andere Menschen.“ Wenn ein solches Eingangszitat einem Buch vorangestellt wird, ahnt man, dass dieses Buch kein herkömmlicher Roman ist. „Der Vater“ ist kaum einzuordnen. Es ist eine Mischung aus Prosa, Poesie, Lyrik, Historienroman und biografischem Lebensbild des Soldatenkönigs, Friedrich Wilhelm I. Friedrich Wilhelm übernimmt von seinem Vater, dem ersten König „in“ Preußen, in jungen Jahren einen völlig überschuldeten „Sumpfstaat“. Entschlossen kürzt Friedrich Wilhelm den gesamten Staatshaushalt auf ein absolutes Minimum und baut im Laufe seiner Regierung Schritt für Schritt den preußischen Glanzstaat auf, den der moderne Leser mit „Preußen“ in Verbindung bringt. Der Weg zu diesem europäischen Vorzeigestaat war für den König kein leichter. Er war der ewig Missverstandene, Belächelte und Verspottete. Selbst seine Frau spann hinter seinem Rücken intrigante Fäden zwischen den europäischen Königshäusern. Sie verzieh ihrem Mann nie die drastischen Kürzungen ihres Etats, die es ihr nicht erlaubten, „standesgemäß“ (pompös) zu leben und hatte für seine radikal auf das Wohl Preußens ausgerichtete Politik kein Verständnis. Im zweiten Teil des Buches wendet sich Klepper hauptsächlich der problematischen Beziehung zwischen dem König und seinem Sohn, dem späteren Friedrich dem Großen, zu – daher auch der Titel „Der Vater“. Friedrich sah sich selbst als Knecht „des Königs von Preußen, der die Generationen des Geschlechtes überdauerte“ – und verlangte vom Sohn eine ähnliche Einstellung. Gleichzeitig sah er sich aber auch als tiefgläubiger Christ in der Verantwortung Gott gegenüber, er war „König aus Gottes Gnaden“. Unter dem Druck, „beiden“ Herren gerecht zu werden, leistete Friedrich ein übermenschliches, selbstzerstörerisches Arbeitspensum, ständig getrieben von Plänen und Ideen, immer darum ringend, recht zu handeln. Sein Sohn – von der Härte und Strenge seines Vaters abgestoßen und von den musischen Künsten und einer leichten, höfischen Lebensweise angezogen – ergriff aus Verzweiflung die Flucht. Das Spannungsfeld, in dem Friedrich zwischen „seinem König“ und seinem Gott stand, wird am deutlichsten, als Friedrich Wilhelm in seiner Funktion als König nach der misslungenen Flucht des Sohnes ein Urteil sprechen muss. Die in dieser Situation geführten Gespräche zwischen seiner Majestät und seinem Hofprediger Roloff sind sowohl an literarischer Qualität, als auch an gedanklichem Tiefgang kaum zu übertreffen – hier ein längerer Ausschnitt: „Das erste was er [der König] danach wieder sprach, war dieses: ‚Alle reden sie immer nur von der Rache und Strafe, die ich üben werde. Rache und Strafe wären leicht – leicht auch aufzuheben. Aber das Opfer muss sein um der zerstörten Ordnung willen. Warum darf ein König nicht vergeben, wie andere Menschen vergeben dürfen -?!‘ Bleich stand Roloff vor dem König. […] In die letzte Entscheidung, die vor dem König lag, drängte er sich nicht mit blassen Sprüchen einer falschen Milde, die doch das Herz des Königs
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nicht erreichen konnten. Ehrfurchtsvoll hielt er sich fern vor dem Bezirk der letzten Entscheidung, in die Gott einem König Gericht und Gnade in ihrer ganzen Tiefe offenbarte. Und so hatte der König, vor der unerträglichen Härte des calvinistischen Bekenntnisses fliehend, unter den Lutheranern doch wieder nur den Strengsten gesucht, der nur einer Macht gehorchte: Gottes Anrede und Gottes Anspruch. […] So nahm der glühende Prophet des Herrn, […], die Last der schwersten Gedanken nicht von ihm; denn Gottes Schwere brach über den König herein, und keiner vermochte sie von ihm zu wenden. Unbegreiflich schien der Trost, den er dem Geängstigten zusprach, für den er betete und den er nicht aus eigener, menschlicher Klugheit beriet: ‚Eben auch das, Majestät, dass die Könige nicht vergeben dürfen wie die anderen Menschen, ist unter die Vergebung gestellt.‘ Der König hörte nur den furchtbaren Befehl Gottes heraus, dass das Gericht geschehen müsse. Seine Krone war ihm zur Dornenkrone geworden und sein Zepter zum Kreuz.“ (S. 651) Insgesamt sind es solche Passagen, in denen vor allem der geistliche Kampf – durchdrungen mit Bibelworten und biblischen Bildern – des Königs beschrieben wird, die das Buch so wertvoll machen. Jochen Klepper schreibt nicht nur, er malt ein Bild – das Bild des Lebens – und vor allem des Leidens – König Friedrich Wilhelms I. Der König selbst signierte seine eigenen, scheinbar harmlosen Bilder mit dem Zeichen „In tormentis pinxit“ („in Qualen gemalt“) – Klepper greift diese Vorlage auf und ‚malt‘ diese Qualen mit den Farben der Sprache – und arbeitet dabei meisterhaft! Tatsächlich orientiert sich das Buch, sowohl sprachlich als auch inhaltlich, immer wieder an Bildern. Deutlich wird dies u.a. an den Kapitelüberschriften, die als Metapher den thematischen Schwerpunkt der Kapitel festlegen. Aber sogar viele selbst der einfachsten Sätze sind doppeldeutig zu verstehen, sowohl wörtlich, als sich auch in das große Leidensbild fügend. Gerade dieser sprachliche Farbenreichtum, der teilweise abstrakt und manchmal sogar grotesk wirkt, macht die Schilderung der Ereignisse, Gedanken und Begegnungen fesselnd und plastisch. Das Buch gewinnt zusätzlich an Schwere, wenn man sich die tragische Biografie des Autors in Erinnerung ruft. Auch er war der ewig Missverstandene und Unerkannte (leider bis heute!). 1942 nahm er sich, gemeinsam mit seiner (jüdischen) Frau und seiner Stieftochter das Leben, da keine Hoffnung mehr auf Rettung vor den Nazis bestand. Das ein solches Buch nicht (wirklich) leicht zu lesen ist, sollte klar sein. Allein die über 900 Seiten werden sicher jeden abschrecken, dessen bevorzugtes literarisches Genre sich irgendwo zwischen Schlagzeilen und Comics einordnen lässt. Erstmalig erschien das Buch 1937 – die Sprache wirkt dementsprechend leicht fremd. Einige französische Begriffe aus dem damaligen Hofleben erleichtern das Verständnis nicht unbedingt und auch die schon angerissene Mehrdeutigkeit fordert hohe Aufmerksamkeit und Konzentration. Wer sich davon aber nicht abschrecken lässt, wird ein großartiges, fesselndes Stück Weltliteratur genießen können, dass auf höchstem sprachlichen Niveau, mit herausragendem Tiefgang die Begegnung mit zwei großen Geistern der Vergangenheit möglich macht – mit dem „König von Preußen“ und seinem Dichter Jochen Klepper. Christoph Grunwald
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