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2012
H 11661 Meinerzhagen
Nummer 137 Jahrgang 2012
Zeitschrift f체r aktive Christen
Mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf Hebr채er 12.1
NR. 137 IMPRESSUM
1. Quartal 2012
Herausgeber
CLV Christliche LiteraturVerbreitung e.V. Postfach 110 135 33661 Bielefeld
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Erscheint
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Zwei riesige Steinadler lieferten sich in Österreich einen Luftkampf. Die beiden prachtvollen Tiere attackierten sich hoch über den Dächern von Bludenz im Voralberger Land. Augenzeugen beobachteten, wie sich schließlich die beiden majestätischen Vögel mit zwei Metern Flügelspannweite ineinander verkrallten, taumelten und abstürzten. Kurz darauf krachten sie als Knäuel durch ein Pfannendach. Der Hausbesitzer fand sie tot auf seinem Dachboden. Der Sturz hatte beiden das Genick gebrochen. Nein, es war kein Adler-Paar. Es waren Rivalen! Ein Revierkampf war der Auslöser für den tödlichen Sturzflug. Revierkämpfe – nur bei Adlern? „Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen, wer von ihnen der Größte sei” (Lk 22,24). Statt dass sie die jungen Adler das Fliegen lehren, zanken sich die Alten (5Mo 32,11)! Statt dass sie sich aufschwingen, stürzen sie sich in Wortgefechte (Jes 40,31). Nicht nur Rivalitäten geistlicher Leiter sind zum Verderben, leider macht man sich auch beim „Fußvolk” gegenseitig das Leben schwer. In manchen Gemeinden geht es zu wie in einem Korb voll zappelnder Krebse. Der braucht keinen Deckel. Sobald ein Krebs an der Korbwand hochklettert, hängen sich mehrere an ihn und alle fallen wieder zurück in den Korb. Da kommt keiner allzu weit. Die ziehen sich gegenseitig runter … „Aber die auf den HERRN harren, gewinnen neue Kraft: sie heben die Schwingen empor wie die Adler; sie laufen und ermatten nicht, sie gehen und ermüden nicht“ (Jes 40,31). Lasst uns keine Streithammel sein, sondern solche, die dienen und lieben und aufrichten – und so dem Vorbild des Lammes folgen (Offb 14,4). Gottes Segen und sein konkretes Reden auch in dieser Ausgabe von f&t wünscht
Schriftleiter und Versandstelle Wolfgang Bühne Postfach 1126 58527 Meinerzhagen
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INHALT Inhalt dieser Ausgabe: Autor unbekannt Wolfgang Bühne Gerrit Alberts C.H. Spurgeon Christoph Grunwald Saraa Renate Kögel
Das Gebet eines Puritaners . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Hiskia – der Mann, der Gott vertraute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Fundamentalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 „Wilde Gänse legen keine zahmen Eier“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Das größte Gebot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Wir haben einen großartigen Vater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Missionsdienst in einer „christlichen Nation“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
NACHGEDACHT
A ut o r un b ek a n n t
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Das Gebet eines Puritaners
Oh Herr, alle meine Sinne – mein Körper, mein Verstand, mein Herz – sind eine Falle für mich. Ich kann kaum meine Augen öffnen, ohne die zu beneiden, die über mir stehen, oder die zu verachten, die sich unter mir befinden. Zu oft begehre ich das Ansehen und den Reichtum der Mächtigen – und bin stolz und unbarmherzig gegen andere. Wenn ich Schönheit erblicke, verführt es mich zur Begierde – sehe ich Missbildung, erregt es Abscheu und Verachtung in mir! Wie schnell schleichen sich üble Nachrede, nutzlose Scherze und schamloses Gerede in mein Herz! Bin ich attraktiv? Welch ein Nährboden für Stolz! Bin ich entstellt? Welche Gelegenheit zur Klage und zum Selbstmitleid! Bin ich begabt? Wie ich Applaus begehre! Bin ich ungebildet? Wie ich verachte, was ich nicht besitze! Habe ich Autorität? Wie anfällig bin ich dafür, Vertrauen zu missbrauchen, meinen eigenen Willen zum Gesetz zu machen, das Vergnügen anderer zu unterbinden und meinen eigenen Interessen und Grundsätzen zu dienen! Bin ich anderen unterstellt? Wie ich sie um ihre Vorrangstellung beneide! Bin ich reich? Wie übermütig werde ich! Du weißt, dass dies alles Fallen sind, weil ich so verdorben bin, und dass ich für mich selbst die größte Falle darstelle. Ich bedaure, dass mein Verständnis so lückenhaft ist, meine Gedanken so unbedeutend, meine Zuneigung so lau, meine Ausdrucksweise so unbegeistert und mein Leben so unangemessen; aber kann man von Staub etwas anderes erwarten als Leichtsinn und von Verderbtheit etwas anderes als Verunreinigung? Erinnere mich immer wieder an meinen natürlichen Zustand, aber lass mich meinen himmlischen Titel und die Gnade, die jede Sünde überwinden kann, nicht vergessen. Mit freundlicher Genehmigung aus Wayne Mack: „Demut – die vergessene Tugend“, Verlag CMV, S. 140-141
EINLADUNG
Hirtenkonferenz • 24.-26. Mai 2012 • Metzingen „Habe acht auf dich selbst!“ Referenten: Benedikt Peters, Christian Andresen, Martin Manten, Doug MacMasters, Rick Holland Haus Bethesda • Reutlinger Str. 40 • 72555 Metzingen Mehr Infos und Anmeldung: www.hirtenkonferenz.de
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BIBELARBEIT
Hiskia – der Mann, der Gott vertraute
Wolfgang Bühne
(Teil 13) Bibeltext: 2Kö 18,19-37; 2Chr 32,9-19; Jes 36,1-21
Glaube im Härtetest Echter, auf Gottes Verheißungen gegründeter Glaube hat immer eine ansteckende Wirkung auf die unmittelbare Umgebung!
Wenn keine Gefahr ist, wenn Windstille herrscht, wenn alles dem Christentum günstig ist, so ist es nur allzu leicht, einen Bewunderer mit einem Nachfolger zu verwechseln
Die nun vor Hiskia stehende Glaubensprüfung ist eine der wenigen Begebenheiten im Alten Testament, die uns gleich dreimal geschildert wird. Daher können wir davon ausgehen, dass sie von besonderer Bedeutung ist. Beim Vergleichen fällt auf, dass 2Chr 32 relativ kurz und komprimiert berichtet, während die inhaltlich sehr ähnlichen Schilderungen in 2Kö 18 und Jes 36 die Dramatik der psychologischen Kriegsführung der Assyrer und ihre Wirkung auf das Volk Gottes sehr ausführlich und eindrücklich vor Augen malen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Gott uns mit dieser Geschichte eine wichtige Lektion erteilen will. Das er uns zeigen möchte, wie wir uns als Einzelne, aber auch als Gesamtheit in ähnlichen Herausforderungen unserer Zeit verhalten sollen. Erinnern wir uns zunächst an die äußeren Umstände: Die Assyrer hatten bereits die festen Städte Judas eingenommen und waren auf dem Vormarsch, um Jerusalem zu erobern. Hiskia hatte auf den drohenden Angriff reagiert und nach einer Dringlichkeitssitzung mit seinen Obersten Vorsorge getroffen: Alle Quellen außerhalb Jerusalems wurden verstopft, um den Feinden buchstäblich „das Wasser abzugraben“. Danach wurde die Stadtmauer Jerusalems ausgebessert und die Armee so schnell und so gut wie möglich aufgerüstet, was allerdings auf die Assyrer wenig Eindruck machte und sie später zu beißendem Spott und Hohn veranlasste: „… ich will dir zweitausend Pferde geben, wenn du dir Reiter darauf setzen kannst“ (2Kö 18,23). Abschließend hatte er seine Generäle und das Volk auf den Platz am Stadttor versammelt und eine kurze, aber glaubensstarke FreiluftAnsprache gehalten und darin die Machtverhältnisse ins rechte Licht gerückt: „Seid stark und mutig! Fürchtet euch nicht vor dem König von Assyrien und vor all der Menge, die mit ihm ist; denn mit uns sind mehr als mit ihm. Mit ihm ist ein Arm des Fleisches; aber mit uns ist der Herr, unser Gott, um uns
zu helfen und unsere Kämpfe zu führen! Und das Volk verließ sich auf die Worte Hiskias, des Königs von Juda.“ (2Chr 32,7-8).
Die Macht des Vorbildes Der König vertraute Gottes Verheißungen in dieser scheinbar aussichtslosen Situation und sein Glaube zog Kreise und steckte an. Echter, auf Gottes Verheißungen gegründeter Glaube hat immer eine ansteckende Wirkung auf die unmittelbare Umgebung! Für dieses geistliche „Grundgesetz“ gibt es zahlreiche Beispiele in der Bibel und in der Kirchengeschichte. Das Gottvertrauen von Männern und Führern wie Josua, Gideon, Samuel, David, Josia, Nehemia usw. hatte zur Folge, dass andere ermutigt wurden und es zu einem Aufbruch und zu einer Erweckung im Volk Gottes kam. Die erste Strophe in dem Lied von Debora und Barak drückt ein geistliches Prinzip aus, das man immer wieder beobachten kann: „Weil Führer führten in Israel, weil freiwillig sich stellte das Volk, preist den Herrn!“ (Ri 5,2) Wenn in Krisensituationen Führer im Volk Gottes mutig und vertrauensvoll vorangehen, werden sie immer Freiwillige finden, die auf eine geistliche Führung gewartet haben und gerne folgen. Ein Beispiel für viele aus der Kirchengeschichte: Im Jahr 1833 las Georg Müller die beeindruckende Lebensgeschichte von August Hermann Francke (1663-1727), dem Gründer der berühmten Waisenhäuser in Halle und Pionier in Sachen Weltmission, Bibel- und Literaturverbreitung usw. Am 9. Februar 1833 schrieb Georg Müller in sein Tagebuch: „Ich las die Biographie A.H. Franckes. Der Herr helfe mir durch seine Gnade, ihm so nachzufolgen, wie er Christus nachgefolgt ist.“1 Im selben Jahr begann Georg Müller mit seiner Frau und seinem Freund Henry Craik, sich um Arme und Verwahrloste zu kümmern und drei Jahre später entstand das erste Waisenhaus in Bristol nach dem Vorbild A.H. Franckes. Alle Mittel für die Unterhaltung und Ausweitung dieser Arbeit sollten allein von Gott erbeten werden. Das Gottvertrauen und das Vorbild Georg Müllers wiederum hatten zur Folge, dass auch
BIBELARBEIT
seine Mitarbeiter in der wachsenden Waisenhaus-Arbeit auf feste Gehälter verzichteten und ebenfalls ihre Versorgung in Gottes Hände legten und nicht enttäuscht wurden. Die Glaubenserfahrungen Georg Müllers wiederum waren für Hudson Taylor, Thomas Barnardo und für viele weitere Männer und Frauen bis in die Gegenwart Ansporn und Vorbild, in ähnlicher Weise mit „Gottes Verheißungen zu rechnen, wie mit Bargeld“2.
Die Vertrauensfrage Während Hiskia durch sein Vorbild und seine Worte das Volk ermutigte, rückte die Armee der Assyrer weiter in Richtung Jerusalem vor. Drei der wichtigsten Repräsentanten des Assyrerkönigs – der Feldherr, der Obermundschenk und der Oberkämmerer – wurden als Verhandlungsführer vorgeschickt, um Hiskia und sein Volk zu bewegen, sich freiwillig der Übermacht Assyriens zu ergeben. Auf der anderen Seite traten ihnen drei Gesandte des Königs Hiskia entgegen, um die Kriegserklärung oder die Friedensbedingungen der Feinde in Empfang zu nehmen. Interessant ist, dass die Vertreter des Sanheribs zunächst weder von Krieg noch von Frieden reden, sondern das Glaubensbekenntnis Hiskias in Frage stellen: „Was ist das für ein Vertrauen, womit du vertraust“ … „Auf wen vertraust du …?“ Sieben mal in sieben Versen (2Kö 18,19-25) benutzen sie die Worte „vertrauen“ oder „vertraust“ und versuchen, damit das Gottvertrauen des Königs Hiskia zu unterminieren. Es wird deutlich, dass Gott die Arroganz und Überheblichkeit der Assyrer benutzte, um das Glaubensbekenntnis Hiskias auf Festigkeit und Echtheit zu prüfen. Ungeprüfter Glaube ist kein Glaube und jedes Bekenntnis zu Gott wird auf der Waage des Heiligtums gewogen. Hiskia hatte das großartige und einmalige Zeugnis von Gott erhalten: „Er vertraute auf den Herrn, den Gott Israels; und nach ihm ist seinesgleichen nicht gewesen unter allen Königen von Juda, noch unter denen, die vor ihm waren“ (2Kö 18,5). Nun sollte das Vertrauen Hiskias dem Härtetest der Echtheit ausgesetzt werden.
Wie krisenfest ist unser Glaube? Die höhnischen, provokativen und verunsichernden Fragen hatten es in sich. Sie enthielten folgende Botschaften: • „Dein Glaube ist doch nur leeres Geschwätz – nur ein Lippenbekenntnis!“ (Vers 20) • „Dein Glaube an Gott ist nur ein Vorwand – im Grunde vertraust du auf die ‚Krücke‘ Ägypten!“ (Vers 21)
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„Dein Glaube steht im Widerspruch zu deinen Taten!“ (Vers 22 – was allerdings ein peinliches Eigentor der Assyrer war!) • „Glaubst du etwa, dass wir nicht an Gott glauben? Dein Gott hat uns den Befehl gegeben, Jerusalem zu zerstören!“ (Vers 25) Unser Glaube wird selten erprobt, wenn wir in einer warmen Studierstube im Sessel sitzen oder auf einer Kanzel im Sonnenschein der Popularität schwelgen, sondern meist im eiskalten Gegenwind einer gottlosen Welt, wenn sie uns „auf dem falschen Fuß“ erwischt. Sören Kierkegaard hat das einmal so ausgedrückt: „Wenn keine Gefahr ist, wenn Windstille herrscht, wenn alles dem Christentum günstig ist, so ist es nur allzu leicht, einen Bewunderer mit einem Nachfolger zu verwechseln.“3
Ungeprüfter Glaube ist kein Glaube und jedes Bekenntnis zu Gott wird auf der Waage des Heiligtums gewogen
So wie Petrus nach seinem vollmundigen Bekenntnis, Jesus bis in den Tod zu folgen, wenige Stunden später auf die Probe gestellt wurde und jämmerlich versagte, so wird Gott auch in unserem Leben Situationen zulassen, in denen die Echtheit und Ernsthaftigkeit unseres Glaubens uns selbst und manchmal auch unseren Mitchristen vor Augen geführt wird. Worauf vertrauen wir in Krisensituationen? • Auf unsere Kraft? • Auf unsere Intelligenz? • Auf unsere Erfahrung? • Auf unsere materiellen Besitztümer? • Auf unsere Bibelkenntnis? Gott schenke, dass die Bewährung unseres Glaubens „viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, Relief assyrischer Bogenschützen
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BIBELARBEIT
gefunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi“ (1Petr 1,7).
Wenn Gott zulässt, dass unser Glaube und unser Vertrauen angefochten werden, sollte es auch unsere Strategie sein … mit dem Wort Gottes zu reagieren
Wir können uns gut vorstellen, dass den Unterhändlern Hiskias nach dieser geballten Ladung das „Herz in die Hose“ gerutscht ist. Denn nicht nur sie waren Zeugen der Argumente, sondern auch die Menge der Israeliten, die auf der Mauer standen und dem Gespräch sicher atemlos zuhörten. Ihre erste hilflose Reaktion war ziemlich unbedacht. Sie baten die Assyrer, doch nicht die Gesetze der Diplomatie zu verletzen, sondern so zu sprechen, dass nur ein paar VIPs das Gesagte verstehen konnten (Vers 26). Doch das war eine willkommene Steilvorlage für die nächste Attacke des Wortführers der Assyrer, der sich nun nicht mehr an die Unterhändler des Hiskia, sondern an das Volk selbst wandte und sich mit lauter Stimme der jüdischen Sprache bediente.
Wer ist der Retter? In den Versen 2Kö 18,28-35 wird nun der Glaube des Volkes auf die Probe gestellt. In diesen acht Versen wird sieben Mal provozierend gefragt: „Wer wird euch retten?“ • „Wird Hiskia euch retten? (Verse 29 und 32) • „Wird Gott – mit dem euch Hiskia ermutigen will – euch retten?“ (Verse 30.32.35) • „Ist euer Gott stärker und größer als die Götter der anderen Völker?“ (Verse 34 und 35) Mit auf den ersten Blick schlagenden Argumenten versucht der Feind, Zweifel zu säen und das Vertrauen zu Hiskia und zu dem Gott Israels zu zerstören. Die damaligen Umstände schienen den Assyrern Recht zu geben. Ihre Armee schritt unaufhaltsam vorwärts und hatte bereits ungehindert Samaria und sogar einige „feste Städte in Juda“ eingenommen (2Kö 18,13). Schließlich machten sie noch großartige Versprechungen und stellen ihnen ein Leben in Frieden und Wohlstand in Aussicht, wenn sie sich ergeben würden (Verse 31 und 32).
Es ist die uralte und trotzdem so oft erfolgreiche Taktik des Teufels, Zweifel an Gottes Verheißungen zu wecken: Er stellt uns unsere eigene Hilflosigkeit vor Augen, weist auf das scheinbare Nichteingreifen oder die scheinbare Nichtexistenz unseres Gottes hin und redet uns dann ein, dass uns als Deserteure unter seiner Fahne eine wundervolle, erfolgreiche Zukunft bevorsteht.
Alte Lügen! Die Unterhändler der Assyrer machten allerdings einen entscheidenden Fehler, der jedem gottesfürchtigen Israeliten, der genau hingehört hatte, ein „Augenöffner“ sein musste: „Sie redeten von dem Gott Jerusalems wie von den Göttern der Völker der Erde, einem Machwerk von Menschenhänden“ (2Chr 32,19). Gott schenke uns ein feines Gehör und Gespür für den zunehmenden Synkretismus, für Religionsvermischung und menschliche Gottesvorstellungen, die immer mehr – und oft im frommen Gewand – die Christenheit unterwandern und auch in evangelikale Kreise einzudringen versuchen.
Was tun? Hiskia hatte weise Vorsorge getroffen und sein Volk für die Auseinandersetzung mit dem Feind entsprechend präpariert. Er hatte sie einerseits ermutigt, indem er ihnen zugerufen hatte: „…mit uns ist der Herr, unser Gott, um uns zu helfen und unsere Kämpfe zu führen!“ (2Chr 32,8). Aber er hatte auch eine eindeutige Verhaltensweise angeordnet für den verbalen Umgang mit den Drohungen und Lockangeboten der Assyrer: „Und das Volk schwieg still und antwortete ihm kein Wort; denn es war das Gebot des Königs, der gesagt hatte: Ihr sollt ihm nicht antworten!“ (2Kö 18,36). Hiskia wusste aus leidvoller Erfahrung, dass Verhandlungen mit dem Feind immer zum Scheitern verurteilt sind und dazu führen, dass man die Abhängigkeit von Gott und das Vertrauen auf seine Macht und seine Verheißungen ver-
EINLADUNG „Das prophetische Wort“ | Frühjahrstagung in Rehe/Westerwald | 09.-11.03.2012 Thema: „Gegenwart und Zukunft im Buch Daniel – eine Herausforderung für unsere Zeit“ Referenten: S. Weber, M. Vedder und J. Endres Anmeldungen an: Christl. Erholungsheim „Westerwald“ Heimstr. 49 • 56479 Rehe • 02664/5050
ZEITGEIST
liert. Dazu wird man noch vom Feind betrogen, der nicht im Traum daran denkt, seine Versprechungen wahr zu machen. Deswegen sollte sich das Volk auf keine Diskussion mit den Assyrern einlassen, sondern mit Schweigen reagieren. Das erinnert an Bunyans „Pilgerreise“: Als Christ und Getreu auf dem Weg zur „himmlischen Heimat“ den „Jahrmarkt der Eitelkeiten“ passieren mussten, stürzten sich die Händler auf die beiden Pilger, um sie zum Kauf ihrer Angebote zu überreden. Bunyan schreibt an dieser Stelle: „Was den Kaufleuten am Unbegreiflichsten erschien, war, dass sie die Waren nicht der geringsten Aufmerksamkeit wertachteten; und wenn man sie anhielt, etwas zu kaufen, so hielten sie sich die Ohren zu und beteten: ‚Wende meine Augen ab, dass sie Eitles nicht sehen!‘ (Ps 119,37).“4 Erinnern wir uns an das Vorbild unseres Herrn, wie er in der Wüste auf die Aufforderun-
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gen und Angebote des Teufels nicht mit Diskussionen, sondern nur mit dem Argument „Es steht geschrieben“ reagierte. Wenn Gott zulässt, dass unser Glaube und unser Vertrauen angefochten werden, sollte es auch unsere Strategie sein, nicht mit Argumenten der Vernunft oder Logik, sondern mit dem Wort Gottes zu reagieren. Bei jedem verbalen Schlagabtausch mit dem Teufel werden wir den Kürzeren ziehen. QUELLENANGABEN 1 Georg Müller „Und der himmlische Vater ernährt sie doch“, SCM Hänssler, S. 76 2 So Paul Deitenbeck in einer Predigt 3 Sören Kierkegaard „Einübung im Christentum“, Diederich, S. 238 4 John Bunyan „Pilgerreise“, Johannis, S. 104 BILDNACHWEIS http://www.lc-modellbau.at/Bogenbau/Assyrisch/Assyrian%20archer.jpg (04.02.2012)
Fundamentalismus Gerri t A l b er t s
Entstehung der fundamentalistischen Bewegung Die Bezeichnung „Fundamentalist“ geht auf die Schriftenreihe „The Fundamentals: A Testimony to the Truth“1 („Die Fundamente – ein Zeugnis für die Wahrheit“) zurück, die zwischen 1910 und 1915 in den USA erschien. Diese Schriftreihe bestand aus 90 Aufsätzen in 12 Bänden, die von zahlreichen Gelehrten und bekannten Bibelauslegern geschrieben wurden. Die Autoren kamen aus verschiedenen Denominationen – sowohl aus Amerika als auch aus Europa. Darunter waren Theologieprofessoren wie B.B. Warfield und Robert Speer vom Theologischen Seminar Princeton, der Schweizer F. Bettex, der schottische Theologe J. Orr sowie bekannte Prediger und Evangelisten wie Charles Studd, Arno C. Gaebelein, A.T. Pierson , C.I. Scofield und R.A. Torrey. Das Hauptanliegen war die Verteidigung des biblischen Glaubens gegen die (historischkritische) Bibelkritik, die hauptsächlich aus Deutschland kam und zu Beginn des 20.Jhdts
– sicheres Fundament oder krankhafter Zustand? (Teil 2)
zunehmend Einfluss in Nordamerika gewann. Finanziert wurde das Werk von den Ölmillionären Lyman und Milton Stewart, so dass die Bücher kostenlos an Pastoren, Evangelisten, Sonntagschul-Mitarbeiter und sonstige interessierte Leser verteilt werden konnten und Millionen-Auflagen erreichten. Neben der Bibelkritik setzten sich die Autoren apologetisch mit Sekten, mit dem Katholizismus, mit philosophischen Theorien und der Evolutionstheorie (u.a. in einem Aufsatz des Geologen G.F. Wright) auseinander. Die gemeinsame Basis der Autoren waren folgende Überzeugungen: • Die Verbalinspiration, Irrtumslosigkeit und Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift • Die Gottheit des Herrn Jesus • Seine Jungfrauengeburt • Sein stellvertretendes Sühneopfer am Kreuz • Die leibliche Auferstehung und persönliche Wiederkunft des Herrn. Der Begriff „Fundamentalist“ wurde von den Autoren auch als Selbstbezeichnung gewählt. Die fundamentalistische Bewegung gewann
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B.B. Warfield
Ich kann hinzufügen, dass das Ergebnis meines fünfundvierzigjährigen Studiums der Bibel mich ständig zu der noch stärkeren Überzeugung gebracht hat, dass wir im Alten Testament einen zuverlässigen historischen Bericht haben
ZEITGEIST
vor allem in Nordamerika eine große Anhängerschaft, so dass sich im zweiten Jahrzehnt des 20.Jhdts nahezu alle Christen, die sich bewusst gegen Bibelkritik und „liberale Theologie“ abgrenzten, mit dieser Bewegung identifizierten. 1919 kam es zur Gründung der „World Conference on Christian Fundamentals“. Die fundamentalistische Bewegung, die eine Allianz zur Verteidigung der Inspiration der Heiligen Schrift und grundlegender Lehren des Christentums war, hatte vor allem zwei Wurzeln: den Prämillenialismus und den sogenannten Princeton-Literalismus.2 In der amerikanischen Erweckungsbewegung Ende des 19. und Anfang des 20.Jhdts spielte der Prämillenialismus eine wichtige Rolle. „Wie Historiker der amerikanischen Religion bemerkt haben, ist jeder wichtige Erweckungsprediger seit Dwight L. Moody ein Prämillenialist gewesen.“3 Unter Prämillenialismus versteht man die Auffassung von der Wiederkunft des Herrn Jesus vor dem buchstäblich zu verstehenden 1000-jährigen Reich, während die Postmillenialisten die Wiederkunft Jesu nach dem 1000-jährigen Reich erwarten. Das mehr symbolisch gemeinte 1000-jährige Reich soll nach Vorstellung der Postmillenialisten während der Gemeindezeit aufgerichtet werden. Auf vielen Konferenzen wurde Ende des 19., Anfang des 20.Jhdts die Heilige Schrift von Prämillenialisten untersucht und ausgelegt, vor allem bezogen auf prophetische (eschatologische) Fragen. Die bekanntesten Konferenzen waren die Niagara Bible Conferences. Ebenso erschienen viele einflussreiche Zeitschriften und Bücher. Bei den Prämillenialisten hatte der sogenannte Dispensationalismus eine prägende Rolle, der bald auch innerhalb der fundamentalistischen Bewegung zum vorherrschenden Lehrsystem in eschatologischen Fragen wurde.4 T. Ice stellt fest, dass zu Beginn des 20.Jhdts der Dispensationalismus das populärste theologische System unter den Evangelikalen in Amerika war.5 Wesentliche Kennzeichen des Dispensationalismus (der heilsgeschichtlichen Bibelauslegung, Lehre von den Heilsperioden) sind: • Die wörtliche Auslegung der Heiligen Schrift einschließlich der Prophetie, woraus z.B. die Erwartung eines buchstäblichen 1000-jährigen Reiches folgt. • Die Unterscheidung von verschiedenen Heilsperioden in der Heilsgeschichte. • Daraus resultierend die Unterscheidung zwischen Israel und der Gemeinde, was z.B. beinhaltet, dass Israel als Nation eine Zukunft als Gottes irdisches Volk hat. • Die Verherrlichung Gottes als übergeordne-6 tes Motiv durch alle Heilsperioden hindurch.
Als „Vater des Dispensationalismus“7 wird John Nelson Darby bezeichnet. „Obwohl er kein systematischer Theologe war, war er der Enthüller der ‚heilsgeschichtlichen Wahrheit‘. Er fügte Wahrheiten der Schriftauslegung zusammen, um den großen Zusammenhang der Bibel zu zeigen, Gottes Wirken in der menschlichen Geschichte.“8 Die zweite Wurzel der fundamentalistischen Bewegung war der „Princeton-Literalismus“, (Literalismus, von lat. Litera = Buchstabe, meint das exegetische Prinzip, der buchstäblichen, wörtlichen Bedeutung der Heiligen Schrift zu vertrauen). Bekannte Professoren des Princeton Theological Seminary waren B.B. Warfield und Robert D. Wilson. Wer dem Fundamentalismus Wissenschaftsfeindlichkeit vorwirft, dem empfehle ich, das Leben und Werk Wilsons, eines phänomenalen Wissenschaftlers, zu studieren. Er beherrschte sage und schreibe 45 Sprachen, einschließlich aller, in denen die Bibel bis 600 n.Chr. übersetzt wurde. Jahre verbrachte er mit der Erforschung von rund 10.000 Dokumenten in vielen Sprachen um zu beweisen, dass Prof. S.R. Driver (1846 – 1914) von Oxford mit seinem Versuch, das Buch Daniel als unecht und historisch unzuverlässig hinzustellen, im Irrtum war. In einer Ansprache fasste er zusammen: „Ich kann hinzufügen, dass das Ergebnis meines fünfundvierzigjährigen Studiums der Bibel mich ständig zu der noch stärkeren Überzeugung gebracht hat, dass wir im Alten Testament einen zuverlässigen historischen Bericht der Geschichte des israelischen Volkes haben; und ich habe ein Recht, dies einigen jener klugen jungen Männer und Frauen ans Herz zu legen, die meinen, über einen solchen altmodischen Christen und an die Bibel als Gottes Wort Glaubenden lachen zu können.“9 Nicht wenige Absolventen des calvinistischen Princeton-Seminars wurden Vertreter des Dispensationalismus, so z.B. James Hall Brookes, ein presbyterianischer Pastor, der die Niagara Falls Conferences leitete. Er ließ Darby in seiner Kirche predigen und lehren,10 wurde von seiner dispensationalistischen Sicht überzeugt und trug vor allem durch Veröffentlichungen von Büchern und des Magazins „Truth“ sehr zur Verbreitung der heilsgeschichtlichen Bibelauslegung bei.11
Entwicklungen Beginnend mit den 1920er Jahren kam es innerhalb der fundamentalistischen Bewegung zunehmend zu Unstimmigkeiten in der Methode des Vorgehens gegen die Bibelkritik und in dogmatischen Fragen. 1942 bildete sich die Bewegung der Neo-Evangelikalen, die ihren akademischen Mittelpunkt in dem 1947 gegründeten
ZEITGEIST
Fuller Theological Seminary hatte und mit Billy Graham als einem prominenten Vertreter schnell Verbreitung fand. Während die Neo-Evangelikalen zunächst den theologischen Standpunkt der Fundamentalisten, die Heilige Schrift als inspiriertes Wort Gottes anzuerkennen, ausdrücklich beibehielten, lehnten sie deren Kirchen- und Soziallehre ab.12 Die Neo-Evangelikalen waren offen für die Zusammenarbeit mit „liberalen“ Kirchen, auch mit der Katholischen Kirche und der charismatischen Bewegung. Zunehmend zeigte sich bei manchen Vertretern eine aufgeweichte Haltung zur göttlichen Inspiration der Bibel.13 Unter den Fundamentalisten gab es Uneinigkeit im Umgang mit dieser Bewegung. Einige öffentliche Verfechter des Fundamentalismus wie Carl McIntire und Bob Jones sowie dessen Sohn und Enkel mit gleichem Namen verquickten das fundamentalistische Anliegen auch zunehmend mit politischen Vorstellungen. McIntire organisierte Anfang der 1970er Jahre ein halbes Dutzend „Siegesmärsche“ in Washington D.C. zur Unterstützung des amerikanischen Engagements im Vietnamkrieg.14 1976 gründete Bob Jones III zusammen mit dem nordirischen Pfarrer, langjährigem Parteivorsitzenden der Democratic Unionist Party, Gründer der paramilitärischen Einheit Third Force und ehemaligem Ersten Minister von Nordirland, Ian Paisley, den World Congress of Fundamentalists. Nach wie vor fühlte sich diese fundamentalistische Vereinigung der „unbeirrbaren Treue gegenüber der irrtumslosen, unfehlbaren und wörtlich inspirierten Bibel“ verpflichtet und trat für biblische Wahrheiten wie „die Dreieinigkeitslehre, die Menschwerdung, Jungfrauengeburt, das stellvertretende Sühnopfer, die leibliche Auferstehung, Himmelfahrt und Wiederkunft des Herrn Jesus Christus“15 ein. Angreifbar machte sich die Bewegung wegen ihrer politischen Verwicklungen. Zum Beispiel war der Neo-Fundamentalist Jerry Falwell der Haupt-Initiator der politischen „Moral Majority“Bewegung, die sich in den 1980er Jahren für die Wahl Ronald Reagans zum amerikanischen Präsidenten einsetzte. Eine peinliche Verirrung bei bekennenden Fundamentalisten bestand darin, dass an der Bob Jones-Universität bis 1975 keine unverheirateten farbigen Studenten aufgenommen wurden und erst im Jahr 2000 nach zahlreichen Gerichtsprozessen das Verbot von Beziehungen und Eheschließungen zwischen Universitätsangehörigen verschiedener Rassen aufgehoben wurde.16 Sicherlich sind diese Beispiele nicht repräsentativ für alle Fundamentalisten, machen jedoch deutlich, dass es berechtigte Kritikpunkte gibt.
Um das Jahr 1980 wurde der Begriff „Fundamentalist“ im Zuge der islamischen Revolution im Iran erstmalig von weltlichen Medien auch auf Islamisten angewandt. In der Folge verlor der Begriff weiter an Bedeutungsschärfe, weil man in vielen Bereichen meinte „Fundamentalisten“ ausmachen zu können, indem man z.B. bei den Grünen von „Fundis“ oder in der Ökonomie von Markt-Fundamentalisten sprach, so dass der Historiker Hartmut Lehmann meint: „Bisher ist offen, ob der Begriff Fundamentalismus zu mehr taugt als zu Polemik.“17
Der Einfluss Darbys auf die Entstehung der fundamentalistischen Bewegung
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Bisher ist offen, ob der Begriff Fundamentalismus zu mehr taugt als zu Polemik
John Nelson Darby (1800 – 1882) unternahm zwischen 1862 und 1877 sieben Reisen nach Nordamerika und verbrachte insgesamt sieben Jahre auf diesem Kontinent. Die meiste Zeit hielt er sich in Kanada und in den Städten New York, Boston, Chicago und St. Louis auf, wo viele Leiter der späteren fundamentalistischen Bewegung lebten. Crutchfield, der mit einer Arbeit über die Entstehung des Dispensationalismus promovierte18, bemerkt: „Viele der bedeutendsten fundamentalistischen Leiter der Vergangenheit haben offen anerkannt, wie viel sie der Lehre und dem Dienst Darbys und der ‚Brüderbewegung‘ verdanken.“19 Auch Sandeen betont in seiner ausführlichen Untersuchung der Wurzeln des Fundamentalismus den Einfluss Darbys: „… die Form des Futurismus, die von John Nelson Darby gelehrt wurde und seitdem als Dispensationalismus bekannt ist, überflügelte andere Varianten sowohl in Großbritannien also auch in Amerika. Die millenialistische Bewegung wurde stark geprägt
J.N. Darby
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„Es gibt kein ‚Solus Christus‘ ohne ‚Sola Scriptura‘, denn der einzige Christus, den wir kennen, ist der Christus der Schrift.“
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durch diese britische Tradition, und viele Auffassungen und Überzeugungen der Fundamentalisten finden sich in den Lehren dieses Mannes wieder.“20 J.F. Walvoord, der frühere Präsident des Dallas Theological Seminary, schrieb 1942: „Vieles von der Wahrheit, die fundamentalistische Christen heute verkünden, ist übernommen aus der Bewegung, die als ‚Plymouth Brüder‘ bekannt ist.“21 D.L. Moody, der bekannteste Prediger der Erweckungsbewegung, aus welcher der Fundamentalismus hervorging, sagte über die Bücher von C.H. Mackintosh – der Autor, der mit am meisten die Lehren von Darby in einer volkstümlichen Weise verbreitet hat: „Ich würde lieber meine gesamte Bibliothek – ausgenommen meine Bibel – hergeben als diese Schriften. Sie sind für mich ein genauer Schlüssel zur Heiligen Schrift gewesen.“22 A.C. Gaebelein, einer der Autoren der Fundamentals, äußerte seine Wertschätzung für Darby und andere Schreiber der „Brüderbewegung“: „Ich fand in seinen Schriften und in den Werken von William Kelly, Mackintosh, F.W. Grant, Bellet und anderen die Nahrung für die Seele, die ich brauchte. Ich wertschätze diese Männer nächst den Aposteln in ihren gesunden und geistlichen Lehren.“23
Der Kern der Debatte
Die entscheidende Frage, um die es im christlichen Fundamentalismus letzten Endes geht, ist diese: Ist die Heilige Schrift vertrauenswürdig – nicht allein, wenn sie über Fragen des Heils und der christlichen Lebensführung, sondern auch über Geschichte, Natur, Zukunft und unsichtbare Welt spricht. Je nachdem, wie man zu der Überzeugung der Fundamentalisten hinsichtlich der wörtlichen Inspiration sowie der Irrtumslosigkeit und Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift steht, wird man sich eher mit ihnen identifizieren oder sich auf die sicherlich auch vorhandenen unerfreulichen Begleiterscheinungen fokussieren und mit den Wölfen heulen.24 Die Frage ist noch genauso wichtig und aktuell wie am Anfang der fundamentalistischen Bewegung – denn, wie R.-J. Schmeißing zu Recht meint: „Wer Gott von seinem Wort trennt, schafft sich einen Götzen! Wenn der Glaube nicht mehr allein auf dem Wort Gottes gegründet ist, haben wir es mit Aberglauben zu tun.“25 Nur wenn die Heilige Schrift vollkommen zuverlässig ist, haben wir belastbare Informationen über den Erlöser: „Es gibt kein ‚Solus Christus‘ ohne ‚Sola Scriptura‘, denn der einzige Christus, den wir kennen, ist der Christus der Schrift.“26
QUELLENANGABEN 1 http://www.xmission.com/~fidelis/ 2 Siehe dazu Sandeen, E. R.: The Roots of Fundamentalismus – Britisch & American Millenenarianism 1800 – 1930, Chicago, London, 1970; Holthaus: S.: Fundamentalismus in Deutschland, op.cit., S. 69 ff. 3 Weber, T. P.: Living in the Shadow of the Second Coming: American Premillenialism, 1875-1982, Chicago, 1987, S. 52, zitiert in Holthaus, op. cit., S. 71 4 „Die Dispensationalisten übernahmen die Führung der gesamten Bewegung.“ (Holthaus, op.cit., S. 79) 5 Ice, T.: A Short History of Dispensationalism. http://www.pre-trib.org/data/pdf/Ice-AShortHistoryOfDispen.pdf 6 Siehe dazu Ryrie, C. C.: Dispensationalism. Chicago, 1970, S. 45 ff. 7 Ice, op.cit. 8 Elmore, zitiert in Ice, op.cit. 9 Fuller, D.O. (Hrsg.): Which Bible”, Grand Rapids, 1975⁵, S. 39 ff., zitiert in Wagner, A.: Die Zukunft hat begonnen, Bielefeld, 1991, S. 34 10 Ironside, H. A.: Historical Sketch of the Brethren Movement, Grand Rapids, 1942, S. 196 u. 204, zit. in Sandee, op. cit., S. 75 11 Siehe Ice, T.: A Short History of Dispensationalism. http://www.pre-trib.org/articles/view/short-history-of-dispensationalism 12 http://www.bibelbund.de/htm/bgdl14.htm 13 Siehe z.B. Lindsell, The Battle for the Bible, Grand Rapids, 1976, S. 106-121 14 http://en.wikipedia.org/wiki/Carl_McIntire 15 http://www.itib.org/articles/dividing_line/dividing_line_9-2.html 16 http://en.wikipedia.org/wiki/Bob_Jones_University 17 Hartmut Lehmann: Einführung, in: Hartmut Lehmann/Ruth Albrecht (Hrsg.): Geschichte des Pietismus, 4. Band: Glaubenswelt und Lebenswelten, Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht)) 2004, S. 11. Zitiert in http://de.wikipedia.org/wiki/ Fundamentalismus#cite_note-3 (20.08.2011) 18 Chrutchfield, L.: The Origins of Dispensationalism. The Darby Factor, Lanham, New York, London, 1991 19 Chrutchfield, L.: John Nelson Darby – A Defender of the Faith http://www.histable.com/JND.html (18.08.11) 20 Sandeen, E. R.: op. cit., S. XIX 21 John F. Walvoord, Rezension von An Historical Sketch of the Brethren Movement, by H. A.Ironside, in Bibliotheca Sacra, 1942, p. 378, zitiert in http://www.histable.com/JND.html (20.08.11) 22 Walvoord, Bibliotheca sacra, 1942, S. 378, zitiert in Chrutschfield, op.cit. 23 Gaebelein, A. C.: Half a Century (New York: Our Hope Publication Office, 1930, S. 85, zitiert in Crutchfield, op. cit., S. 13 24 „Mit den Wölfen heulen: Sich der Mehrheit (aus Opportunismus) anschließen“, Duden Bd.11, Wörterbuch der deutschen Idiomatik, S. 880 25 Rolf-Jürgen Schmeißing (7. Februar 2009, in http://www.idea.de/forum.html?tx_mmforum_pi1%5Baction%5D=list_ post&tx_mmforum_pi1%5Btid%5D=72325&tx_mmforum_pi1%5Bfid%5D=2 26 Peters, Benedikt, in: http://www.bibelbund.de/inh2002-1.htm
FAMILIE
C. H. Sp urgeo n
Eine Mutter hat große Verantwortung, ob sie auch die ärmste im Lande sein mag, denn sehr viel hängt von ihr ab. […] Kleine Kinder verursachen ihrer Mutter Kopfweh, aber wenn sie ihnen ihren eigenen Willen lässt so werden sie ihr Herzweh verursachen, sobald sie zu großen Kindern heranwachsen. Törichte Zärtlichkeit verdirbt viele, und Nichtbestrafung der Fehler verdirbt noch mehr. Gärten, die nie gejätet werden, erzeugen wenig, was des Einsammelns wert ist; nur begießen und nicht hacken wird eine schlechte Ernte geben. Ein Kind kann zu viel Mutterliebe genießen und im Verlauf der Zeit wird sich’s zeigen, dass es zu wenig genoss! Schwachherzige Mütter ziehen dickköpfige Kinder auf; sie schaden ihnen fürs ganze Leben, weil sie fürchten, ihnen weh zu tun, während sie jung sind. Seid in eure Kinder vernarrt – und ihr werdet Narren aus ihnen machen. Ihr könnt ein Kind so überzuckern, dass es jedem zuwider ist. Die Jacken der Jungen haben dann und wann ein wenig Ausklopfen nötig, und die Kleider der Mädchen werden umso besser, wenn man sie gelegentlich abstäubt. Kinder ohne Züchtigung sind wie Felder, die nicht gepflügt werden. Die allerbesten Füllen müssen doch zugeritten werden. Nicht, dass wir übertriebene Strenge wünschten; grausame Mütter sind gar keine Mütter – die, welche immer schlagen und tadeln, sollten selbst getadelt werden. […] Gute Mütter sind ihren Kindern sehr teuer. Es ist keine Mutter in der Welt wie unsere eigene Mutter. Jede Frau ist in den Augen ihres eigenen Sohnes eine schöne Frau. Wenn fromme Frauen ihre Kleinen zum Heiland führen, so segnet der Herr Jesus nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Mütter. Selig sind unter den Frauen, die ihre Söhne und Töchter in der Wahrheit wandeln sehen. Wer es für leicht hält, Kinder zu erziehen, hat nie ein Kind gehabt. Eine Mutter, die ihre Kinder recht erzieht, hätte es nötig, weiser als Salomo zu sein, denn dessen Sohn erwies sich als ein Narr. Einige Kinder sind von früh an verdorben; keine werden vollkommen geboren, aber einige haben einen doppelten Teil von Unvollkommenheiten.
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„Wilde Gänse legen keine zahmen “ Eier“ Tut was ihr wollt mit manchen Kindern, sie werden nicht besser – an einigen Kindern scheint alle Mühe umsonst. Solche Fälle sollen uns zu Gott treiben, denn Er kann Mohren weiß waschen und des Pardels Flecken austilgen. Es ist klar: Was für Fehler unsere Kinder auch haben, wir sind doch ihre Eltern und können nicht den Stamm tadeln, dem sie entsprossen. Wilde Gänse legen keine zahmen Eier. Was von einer Henne kommt, wird sicher in der Erde scharren. Das Kind einer Katze wird nach Mäusen jagen. Jedes Geschöpf folgt seiner Art. Wenn wir schwarz sind, können wir unsere Sprösslinge nicht tadeln, weil sie dunkel sind. Lasst uns unser Bestes an ihnen tun und den mächtigen Herrn bitten, seine Hand ans Werk zu legen. Gebetskinder werden zu Dankeskindern heranwachsen; Mütter, die vor Gott über ihre Söhne geweint haben, werden eines Tages ein neues Lied ihrethalben singen. Einige Füllen zerbrechen oft den Halfter und werden nachher im Geschirr ganz ruhig. Gott kann diejenigen zurechtbringen, die wir nicht bessern können, deshalb sollen Mütter nie an ihren Kindern verzweifeln, so lange sie leben. Sind sie weg von euch über See? Gedenkt daran, der Herr ist dort wie hier. Verlorene Söhne mögen umherirren, aber sie sind niemals dem großen Vater aus den Augen, selbst wenn sie noch fern von ihm sind. Lasst die Mütter streben, das Haus zum glücklichsten Ort der Welt zu machen. Wenn sie immer mäkeln und murren, werden sie ihre Macht über die Kinder verlieren, und die Kinder werden in Versuchung kommen, ihre Abende auswärts zu verbringen. Das Haus ist der beste Platz für Söhne und für Männer, und eine gute Mutter ist die Seele des Hauses. Das Lächeln auf dem Gesicht der Mutter hat viele auf den rechten Pfad gelockt – die Furcht, Tränen in ihre Augen zu bringen, hat manchen Mann von bösen Wegen zurückgerufen. Der Junge mag ein Herz von Eisen haben, aber seine Mutter kann ihn wie ein Magnet halten […] Oh, Mutter, groß ist deine Macht: Siehe zu, dass du sie für ihn brauchst, der an seine Mutter dachte, selbst in den Kämpfen des Todes.
Aus: C.H. Spurgeon „Es sind nicht alles Jäger, die das Horn blasen“
Eine Mutter, die ihre Kinder recht erzieht, hätte es nötig, weiser als Salomo zu sein, denn dessen Sohn erwies sich als ein Narr
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BIBELARBEIT
Das größte Gebot
Chr istoph Gr unwald
(Teil 1)
Wenn wir nicht das als Allerwichtigstes akzeptieren, was Gott als Hauptsache bestimmt, dann leben wir am Ziel vorbei
„Wenn du heute zwanzig gute Menschen fragen würdest, was sie für die höchste Tugend halten, würden neunzehn von ihnen die Antwort geben: ‚Selbstlosigkeit‘. Aber nahezu jeder der großen Christen der Vergangenheit hätte auf diese Frage geantwortet: ‚Liebe‘!“1 Mit dieser fiktiven Umfrage begann C.S.Lewis eine seiner berühmtesten Predigten. Heute – 65 Jahre später – wundert man sich vielleicht über die Antwort, die Lewis von seinen Zeitgenossen erwartete, aber ungeachtet dessen ist die von C.S. Lewis gestellte Frage zu jeder Zeit hochaktuell. Denn die Frage nach der höchsten Tugend führt letztendlich in die entscheidende Frage des christlichen Lebens – die Frage nach Ziel, Inhalt und Sinn unseres Daseins. Wonach streben wir wirklich? Was hat in unserem Leben größte Priorität? Kein Wunder, dass diese Frage schon vor ca. 2000 Jahren gestellt – und glücklicherweise vom Herrn des Lebens selbst beantwortet wurde. Zu finden in Mk 12,28-34.
Die Vorgeschichte Nach dem Einzug Jesu in Jerusalem und der Tempelreinigung (Mk 11,1-18) wird Jesus von vier verschiedenen Gruppen attackiert. Zuerst wird er von den Hohepriestern und Ältesten angegriffen: „Wer hat dir die Vollmacht gegeben, dies zu tun?“ (Mk 11,28) Nach dieser „juristischen“ Frage – die rechtliche Legitimation betreffend – schließt sich eine politische Auseinandersetzung mit den Herodianern an (Mk 12,13-17). Diese recht unbekannte Gruppe versucht Jesus mit einer Fangfrage bezüglich der Steuer „aufs Glatteis“ zu führen: „Ist es erlaubt dem Kaiser die Steuer zu geben, oder nicht?“ Die nächste Gruppe, die Sadduzäer, bemüht sich in Mk 12,18-27, Jesus mit einer paradoxen Argumentation festzunageln. Ihre Frage lässt sich vielleicht in einen philosophischen Bereich eingliedern: Welche Weltanschauung vertritt Jesus? Abschließend tritt in Mk 12,28-34 nun die Gruppe der Pharisäer und Schriftgelehrten mit ihrer Fangfrage auf den Plan: Diese letzte Frage ist theologischer Natur: „Welches ist das erste Gebot unter allen?“ (Mk 12,28). So unterschiedlich diese vier Fragen auch sein mögen, sie alle hatten eine Absicht – sie sollten den Herrn bloßstellen. Jesus sollte sich derart positionieren, dass man einen greifbaren Anklagegrund gegen ihn hätte. Er begegnet
jedoch all diesen Angriffen so weise, göttlich vollkommen und souverän, dass alle Gruppen letzten Endes unverrichteter Dinge zurücktreten müssen.
Das größte Gebot Bei dem Bericht in Mk 12 scheint es nicht um eine Fangfrage zu gehen. Ausdrücklich wird erwähnt, dass der fragende Schriftgelehrte Jesus ansprach, „weil er sah, dass er [Jesus] ihnen [den Sadduzäern] gut geantwortet hatte“. Nach Jesu Antwort stimmt der Schriftgelehrte Jesus voller Emphatie zu und Jesus attestiert ihm – „weil er sah, dass er verständig geantwortet hatte“: „Du bist nicht fern vom Reich Gottes“ (Mk 12,34). Dieser Schriftgelehrte steht also in einem ausgesprochen positiven Licht da und man hat den Eindruck, dass er diese Frage eher aus brennendem persönlichen Interesse stellte, als mit der kalten Absicht, Jesus zu versuchen. Dennoch scheint genau dies in der Parallele in Mt 22 vermittelt zu werden: „… einer von ihnen, ein Gesetzesgelehrter, stellte ihm eine Frage, um ihn zu versuchen“ (Mt 22,35).2 Ob und wie diese Diskrepanz schlüssig aufgelöst werden kann, soll hier nicht umfassend erläutert werden. Möglicherweise kam der Schriftgelehrte als einer, der versuchen wollte – und ging als einer, der überzeugt wurde. Vielleicht kam er auch in einer gewissen inneren Zerrissenheit zwischen Wohlwollen und Skepsis. Inwiefern überhaupt die Frage, die der Schriftgelehrte stellt, als Fangfrage zu verstehen ist, bleibt verborgen. Während es bei den Juden Strömungen gab, das Gesetz nahezu endlos zu erweitern und zu verfeinern, gab es auch Richtungen, die versuchten das Gesetz auf seinen Kern zu reduzieren und in eine handhabbare Form zu pressen. So ist überliefert, dass die rabbinische Tradition das Gesetz auf 613 Einzelgebote zurückführte.3 Zum Beispiel wird berichtet, dass der Rabbiner Hillel von einem Proselyten gebeten wurde, ihn in der Zeit, in der dieser auf einem Bein stehen könne, mit dem Gesetz vertraut zu machen. Hillel wird mit folgenden Worten zitiert: „Was dir selbst verhasst ist, füg’ auch deinem Nächsten nicht zu.“4 Das diese Aussage schon stark an den zweiten Teil der Antwort Jesu erinnert, ist offensichtlich. An einer solchen Antwort (und an denen anderer Rabbiner) wird aber
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vor allem deutlich, dass die Problematik bei den Schriftgelehrten diskutiert wurde. Möglicherweise ist die Frage des Theologen daher insofern als Fangfrage zu verstehen, als er von Jesus erwartete, sich einer der konkurrierenden rabbinischen Schulen und Traditionen anzuschließen und damit natürlich die anderen zu verwerfen. Vielleicht ist es aber noch einfacher: Je nachdem, welches Gebot Jesus als das erste genannt hätte, bekämen die Schriftgelehrten die Möglichkeit, Jesus nachzuweisen, dass er ein ‚falsches‘ Gebot nannte. Nach der Antwort folgt keine weitere Frage und da sich auch sonst keiner mehr traute eine Frage zu stellen (Mk 12,34), der Schriftgelehrte darüber hinaus die Antwort zufrieden unterstreicht, ist es schwer auszumachen, was das bedrohliche Element dieser Frage war. Wie auch immer – Jesus bekommt eine bemerkenswerte Frage gestellt, auf die er eine brillante Antwort gibt.
Eine bemerkenswerte Frage Aber was ist an dieser Frage so herausragend? Nun, letztendlich ist es eine Vertiefung der Frage, die im Eingangs-Zitat von C.S. Lewis gestellt wurde: „Was ist die höchste Tugend?“ – Diese Frage zielt auf das, was unser Leben auf das Wesentliche reduziert: „Was ist das größte Gebot?“ – „Was ist das Wichtigste im Leben eines Christen?“ In der Quintessenz lautete die Frage: „Was ist für Gott das Wichtigste?“ Wenn aber etwas für Gott das Wichtigste ist, dann muss das auch für uns das Wichtigste sein! Wir werden schließlich nach Gottes Maßstäben beurteilt, nicht nach unseren eigenen. Wenn ein Christ sein Leben lang z.B. nach Perfektion strebt, für Gott aber die Liebe entscheidend ist – dann ist das Streben nach Perfektion möglicherweise berechtigt, aber nebensächlich! Wenn wir nicht das als Allerwichtigstes akzeptieren, was Gott als Hauptsache bestimmt, dann leben wir am Ziel vorbei – und verschwenden unser Leben mit Nebensächlichkeiten. Insofern sollten wir diesem Schriftgelehrten für seine Frage danken – wir erfahren dadurch aus Gottes Mund, was für ihn das Wichtigste ist – worauf es wirklich ankommt!
Nicht ein Gebot – sondern zwei! „Welches ist das erste Gebot unter allen?“ – Die Antwort ist unerwartet: Jesus nennt nicht ein Gebot, er nennt zwei! „Das erste ist: ‚Höre Israel: Der Herr, unser Gott, ist Herr allein; und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft.‘“
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Und ohne Unterbrechung fährt Jesus fort: „Das zweite ist dies: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ Größer als diese ist kein anderes Gebot.“ Es fällt sofort auf, dass beide Gebote im Aufbau nahezu gleich sind: Beide beginnen mit „Du sollst“. Beide haben ein Objekt, mit dem man in einer Beziehung steht (einmal „den Herrn, deinen Gott“ und das andere Mal „deinen Nächsten“). Beide haben eine Handlungs-Aufforderung („lieben“) und beide beschreiben, wie man das entsprechende Objekt lieben soll („aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft“ und „wie dich selbst“). Neben den Gemeinsamkeiten im Aufbau und den Unterschieden im Objekt und der Andersartigkeit im Ausdruck der Liebe lässt sich jedoch eine ganz entscheidende Differenz nennen: Das erste Gebot unterscheidet sich vom zweiten durch einen einleitenden Satz: „Höre, Israel: Der Herr, unser Gott, ist allein Herr!“ Auf Hebräisch heißt „Höre Israel“ „Schema Israel“ und unter dieser Bezeichnung ist dieser Vers – das gesamte Gebot ist ein Zitat aus dem fünften Buch Mose (5Mo 6,4.5) – tief in der jüdischen Anbetung verwurzelt.5 Dieses „Schema Israel“ war zwingender Bestandteil des täglichen Morgen- und Abendgebetes des frommen Juden. Der Schriftgelehrte, der Jesus diese Frage stellte, betete also selbst jeden Tag dieses Gebot mindestens zweimal. Vielleicht war er daher gar nicht so überrascht, als Jesus dieses Gebot als das Wichtigste nannte – diese Worte waren dem Schriftgelehrten vermutlich vertrauter als alle anderen. Was ihn aber möglicherweise überrascht haben dürfte, war die Gleichstellung mit dem zweiten Gebot! Jesus war vermutlich der erste, der beide Gebote nebeneinander stellte.6 Es ist auffällig, dass Jesus nur wenige Verse weiter in Mk 12,38 sagt: „Hütet euch vor den Schriftgelehrten, […] welche die Häuser der Witwen fressen“ – ganz sicher nicht eine Umschreibung von gelebter Nächstenliebe! Aber auch um ihre Liebe zu Gott war es nicht so großartig bestellt. Die Worte Stephanus sollen stellvertretend als Beleg reichen: „Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr!“ (Apg 7,51) Die Bibel zeichnet ein Bild von den Pharisäern und Schriftgelehrten, aus dem man schließen kann, dass diese Menschen sehr liebevoll waren – zu sich selbst! Ihr Gottesdienst war hauptsächlich ein Dienst am eigenen Ego (vgl.
Mit den auf 5Mo 6,4.5 folgenden Versen wurde das Tragen der „Phylakterien“ (oder „Tefillin"), den Gebetsriemen für Arm und Kopf, begründet. In dem Kästchen, welches auf die Stirn gebunden wird, sind vier Fächer, in denen vier Pergamentrollen mit den Bibelstellen 2Mo 13,1-10; 2Mo 10,11-16; 5Mo 6,4-9 und 5Mo 11,13-21 enthalten sind.
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BIBELARBEIT
z.B. Mt 5,20; 23,5-7). Jesu Antwort war also eine Doppel-Lektion für den Schriftgelehrten. Genauso ist seine Antwort auch für uns eine Doppel-Lektion. Wir sind gleichermaßen sehr „liebevolle“ Egoisten. Aber Christus wendet unseren Blick weg vom Ego. Das „Wichtigste“, das Ich, verschwindet völlig!
„Höre Israel …“ Wir sind nicht zum Selbstzweck geschaffen – wir sind für Gott geschaffen
„Höre, Israel: Der Herr, unser Gott, ist allein Herr;“ („ist ein Herr“ oder „ist der einzige Herr“). Der Schriftgelehrte selbst hilft beim Verstehen: „Es ist in Wahrheit so, wie du sagst, dass es nur einen Gott gibt und k e i n e n a n d e r e n a u ß e r i h m .“ Es ging und geht um Gottes Einzigartigkeit! Erst nach dieser Einführung folgt das eigentliche Gebot: „[…] und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben.“ Warum diese Einleitung? Dem zweiten Gebot geht ein solcher Satz nicht voraus. Hätte Jesus diesen Satz weggelassen, wäre die Antwort noch kompakter, noch konzentrierter – aber er hat ihn nicht weggelassen. Was ist an diesem Satz so wichtig? Zum einen bietet er eine Art Legitimation für das folgende Gebot. Zum anderen ist er eine Vorwegnahme dessen, was das eigentliche Gebot ausdrückt, er beschreibt sozusagen den Kern des Gebotes. Die Tatsache, dass Gott allein Herr ist, bildet die Grundlage dafür, dass er die Autorität hat, uns Gebote zu geben! Wenn Jesus diesen Satz mitzitiert, ist das gleichzeitig ein „Wachmacher“. Es heißt nicht umsonst: „Höre, Israel“. Merke auf! Hier spricht nicht irgendwer – hier gebietet der Allmächtige, der König der Könige, der über allem ist und dem keiner gleich ist. Hier spricht der Gewaltige, der Herr der Heerscharen, dem alles untertan ist. „Höre, Israel“ – ist der Posaunenstoß des Herolds. Der alleinige Gott des Universums gebietet dir. Weil Gott der alleinige, der einzige Gott ist, darf er gebieten und Gehorsam fordern. Wenn irgendjemand Gebote geben darf, dann er! Dieser Satz ist die Proklamation des Herrschaftsanspruchs und der Autorität Gottes über unser Leben! Insofern ist diese Einleitung die notwendige Grundlage für das Gebot. Aber nicht nur das – provokativ ausgedrückt beinhalten diese Worte sogar das Gebot selbst. Das nachfolgende Gebot unterstreicht lediglich diesen Satz. Den Herrn, unseren Gott zu lieben, bedeutet nämlich nichts anderes, als darauf zu reagieren, dass er der einzige Gott ist. Wenn wir diesem Gebot Jesu nachkommen, dann bekräftigen wir die Aussage, dass Gott der alleinige Gott ist, mit unserem Leben. Und genau darum geht es in diesem Gebot.
Gott sagt indirekt: „Ich bin Gott, der einzige Herr. Und diese Tatsache sollst du dadurch deutlich machen, dass du mich liebst, aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele, aus ganzem Verstand und aus aller Kraft.“ „Die Einzigkeit und Hoheit dessen, der sich als der Herr geoffenbart und zum Gott seines Volkes gemacht hat, bindet die Liebe ganz an ihn und verbietet, etwas anderes über oder neben ihn zu setzen, woran das Herz sich hängen dürfte.“7
Warum sollen wir Gott lieben? Wenn ein Mensch diese Forderung stellte, würden wir das als total egoistisch und selbstsüchtig empfinden, weil wir Menschen Liebe brauchen. Unser Wohlbefinden, unser Glück und unsere Freude hängen davon ab, ob wir geliebt werden oder nicht. Eine Forderung nach Liebe ist für uns also gleichzeitig eine Bedingung für unser Wohlbefinden. „Liebe mich – damit ich glücklich bin!“ Die Aufforderung, mich zu lieben, entspringt der Selbstliebe, dem Egoismus. Aber Gott ist kein Mensch! Gott ist Gott. Und das ändert alles! Wenn Gott uns befiehlt ihn zu lieben, dann hat das nichts mit Selbstsucht zu tun, sondern eben damit, dass er allein Gott ist:
Gott lieben bedeutet anerkennen wer er ist
Alles hat seinen Anfang und sein Ende, seinen Beginn und sein Ziel bei und in Gott: „Alles ist durch ihn und für ihn geschaffen“ (Kol 1,16) „Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge.“ (Röm 11,36; s.a. Hebr 2,10a) Alles dreht sich um Gott. Wir sind nicht zum Selbstzweck geschaffen – wir sind für Gott geschaffen. Wenn Gott uns gebietet, dass wir ihn lieben sollen – dann geht es in erster Linie um ihn. Deswegen ist es vollkommen gut und richtig, wenn Gott uns gebietet ihn zu lieben. Er ist ohnehin Ziel und Ursprung von allem. Aber gehen wir noch etwas weiter: Was hat Gott davon, wenn ich ihn liebe? Diese Frage ist eigentlich eine unsinnige Frage und zwar aus einem einfachen Grund: Gott braucht nichts! Wir haben nichts, was er benötigt, wovon er abhängig wäre oder was ihm fehlen würde. Sonst wäre Gott ja ein bedürftiges Wesen – ein Wesen, das etwas von außen braucht. Er wäre damit „unvollständig“ und nicht mehr vollkommen! Aber das ist Gott nicht, sonst wäre er nicht mehr Gott! Gott profitiert nicht von unserer Liebe zu ihm. Das ist der Unterschied zwischen ihm und uns. Wir brauchen die Liebe anderer Geschöpfe. Wir sind unglücklich und freudlos, wenn uns niemand liebt – aber Gott braucht das nicht! Gott hat das schon! Er existiert seit Ewigkeiten in der
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fantastischsten Liebesbeziehung, die man sich vorstellen kann – in seiner Dreieinigkeit. Er hat absolut keinen Mangel an Liebe. Gott braucht nichts (vgl. z.B. Apg 17,25).
Gottes Allgenügsamkeit Gott ist ein Gott überfließender Fülle, ein Gott, der aus dieser Fülle gibt – nicht ein Gott, dem wir etwas geben könnten. Sind wir nicht im Stillen oft der Meinung, dass Gott ohne uns ein ziemlich trauriges Dasein fristen würde? Was würde Gott wohl ohne uns machen …? Die Realität ist – Gott ist im Himmel genauso glücklich mit uns, wie ohne uns. Wenn wir davon ausgehen, dass Gott ohne uns unglücklich wäre, dann würde das wiederum bedeuten, dass Gott von uns abhängig ist, dass ihm etwas gefehlt hätte, als es den Menschen noch nicht gab. Aber Gott hat nie etwas gefehlt. Gott ist immer derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit. Er wäre ohne einen einzigen Menschen vollkommen glücklich. Er braucht uns nicht. Er hat sich selbst – und das genügt ihm, um für alle erdenklichen Ewigkeiten unendlich glücklich und zufrieden zu sein. Erst vor diesem Hintergrund kann Gnade wirklich Gnade sein. Würde Gott uns benötigen, wäre seine Zufriedenheit in der Ewigkeit an unsere Errettung geknüpft, wäre doch das Geschenk des ewigen Lebens eine Notwendigkeit. Gott müsste sozusagen einigen das ewige Leben geben, um seine eigene Zukunft zu verbessern. Er würde nicht mehr souverän, frei und uneingeschränkt handeln. Gerade weil das aber eben nicht der Fall ist, erscheint es noch viel unbegreiflicher, dass er sich dazu entschlossen hat, Menschen zu retten!
Lieben heißt wertschätzen Gott ist die Quelle. Er braucht uns nicht – aber wir brauchen ihn! Ohne ihn gäbe es kein Leben, kein Licht, keine Freude – wir würden verdursten und verschmachten ohne ihn. Aber Gott will nicht, dass wir mit einem Fingerhut voll Wasser zur Quelle laufen, um sie aufzufüllen! Wir sollen bei der Quelle trinken. Wir sollen ihr frisches, reines Wasser genießen und allen von dieser prächtigen Quelle erzählen – mit anderen Worten: wir sollen die Quelle lieben! Indem wir uns an der Quelle erfreuen, indem wir sie genießen, bringen wir der Quelle Wertschätzung entgegen. Wenn wir Gott lieben, ehrt ihn das – weil wir damit ausdrücken, dass er wunderbar und wertvoll ist. Und genau das ist der springende Punkt! Wird jemand etwas Wertloses lieben, etwas, das sich nicht zu lieben lohnt? Wenn wir Gott lieben, aus unserem ganzen Herzen, aus unserer
ganzen Seele, aus unserem ganzen Verstand und aus unserer ganzen Kraft, dann machen wir damit deutlich, dass es nichts Vergleichbares gibt, das sich zu lieben lohnt! Wir demonstrieren, dass es nichts gibt, was so herrlich und wunderbar ist wie Gott, dass es nichts gibt, was unser Verlangen so stillt wie er – wir bestätigen, dass er allein Gott ist – das nichts neben ihm existiert, was ihm gleich wäre und dass wir ihn zu unserem Glück brauchen! Wir rufen mit David: „O Gott, du bist mein Gott; früh suche ich dich! Meine Seele dürstet nach dir; mein Fleisch schmachtet nach dir in einem dürren, lechzenden Land ohne Wasser. […] deine Gnade ist besser als Leben“ (Ps 63,2.4). Gott will, dass wir ihn lieben, weil wir damit seine Größe, Unerreichbarkeit, Herrlichkeit, Einzigartigkeit und gleichzeitig unsere vollkommene Unfähigkeit, ohne ihn leben zu können, zum Ausdruck bringen. In unserer Liebe zu Gott strahlen wir seine Herrlichkeit, seine Größe, seinen Reichtum, seine Schönheit zurück, die er uns offenbart hat. Wir sind wie der Mond, der die verborgenen Strahlen der Sonne reflektiert, und sie so selbst in der Nacht sichtbar macht. Der Mond hat keine Leuchtkraft aus sich selbst – er ist ein „Hinweisschild“. Am Mond kann jeder sehen, dass es noch etwas Größeres, Helleres, Mächtigeres gibt, ohne das der Mond nur ein großer hässlicher, vernarbter Klumpen kosmischen Staubes wäre. Wir können Gott nichts geben was ihm fehlt – aber wir können anerkennen, was er ist. Wenn die 24 Ältesten in der Offenbarung Gott anbeten, dann bringen sie ihm nicht „Weisheit, Macht, Ruhm und Ehre“, sondern sie anerkennen, dass Gott das alles besitzt – und das es gut und richtig ist, dass er all das besitzt, weil nur er würdig ist (vgl. Offb 4,11; 5,12-14; 7,10-12). Gott anbeten, Gott verherrlichen, Gott lieben ist ein Anerkennen der göttlichen Realität und unserer absoluten Abhängigkeit von ihm. Wir bezeugen mit unserer Liebe – aus der ganz natürlich Anbetung entspringt –, dass wir nur ein Klumpen Staub sind, dass wir nicht zum Selbstzweck geschaffen wurden, sondern dass es einen Gott gibt, und dass jeder Schimmer, der von uns abstrahlt, von ihm kommt. Wenn wir ihn aus ganzem Herzen lieben, dann wird jedem offenbar, dass dieser Gott ein so unschätzbarer Schatz sein muss, wie es sonst keinen gibt. Dann wird deutlich, dass er der Herr aller Herren und unendlich liebenswert ist – und dann wird Gott zutiefst geehrt und verherrlicht! John Piper hat es folgendermaßen beschrieben: „Gott wird über die Maßen geehrt, wenn Menschen wissen, dass sie vor Hunger und Durst sterben werden, wenn sie Gott nicht haben.
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Gott anbeten, Gott verherrlichen, Gott lieben ist ein Anerkennen der göttlichen Realität und unserer absoluten Abhängigkeit von ihm
Wir bezeugen mit unserer Liebe dass wir nur ein Klumpen Staub sind, dass wir nicht zum Selbstzweck geschaffen wurden, sondern dass es einen Gott gibt, und dass jeder Schimmer, der von uns abstrahlt, von ihm kommt
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MISSION
Nichts macht Gott überragender und zentraler in der Anbetung als die völlige Überzeugung, dass nichts – weder Geld, noch Ansehen, noch Freizeit, noch Familie, noch Arbeit, noch Gesundheit, noch Sport, noch Spielzeug, noch Freunde – nichts ihnen Befriedigung ihrer sündigen, schuldigen, schmerzenden Herzen gibt, außer Gott.“8 FUSSNOTEN / QUELLENANGABEN 1 C.S.Lewis; The Weight of Glory; THEOLOGY, November 1941, eigene Übersetzung 2 Auch wenn das entsprechende Verb nicht zwangsläufig eine negative Bedeutung haben muss. Es kann auch vereinfacht mit „prüfen“ oder „testen“ wiedergegeben werden. 3 William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments, Markus-Evangelium; Aussaat-Verlag; Sonderausgabe 2006; S. 262.
Wir haben einen großartigen Vater
4 Ebd. S. 262 5 Alfred Edersheim, Sketches of the Jewish Social Life, Ch. 17; (in Accordance Bible V8.4.7; Oak Tree Software). Dort wird die Mishna als Quelle herangezogen. 6 James R. Edwards; „The Gospel according to Mark“; Eerdmanns Publishing; Michigan 2002; S. 372; Adolf Pohl vertritt eine gegensätzliche Position und führt Belege aus den Schriften der Essener und des jüd. Philosophen Philo an, die beide Gebote zusammen nennen (Wuppertaler Studienbibel; „Das Evangelium des Markus“; SCM R. Brockhaus Witten; 2. Sonderaufl. 2011; S. 444) 7 Adolf Schlatter; „Die Evangelien nach Markus und Lukas“; Calwer Verlag, Stuttgart; 1969; S. 126 8 John Piper; „Gods passion for his glory“; Crossway Wheaton; 2006; S. 41 9 http://www.payer.de/judentum/jud505.htm#2. (04.02.2012) BILDNACHWEIS Seite 12: http://www.alljewishlinks.com/wp-content/ uploads/2011/08/torah.jpg (20.02.2012) Seite 13: http://www.ajudaica.com/Images/384_ASHKENAZTEFILLIN.JPG (04.02.2012)
Sar aa aus der Mongolei
Vielleicht erinnern sich einige Leser noch daran, dass wir vor einigen Monaten – in Heft 3/2009 – unter dem Titel „Der Platzregen Gottes in der Mongolei“ einen Bericht von Andreas Reh über die Missionsarbeit in diesem Land veröffentlicht haben. Darin ging es um die geistlichen Aufbrüche in diesem muslimischen Land, vor allem aber um die Gefängnis- und Emmausarbeit, die von Dong und Miriam Hwan und ihrem Team geleistet wird. In diesem Bericht wurde auch von einer Schwester „Saraa“ berichtet: „Die Emmaus-Kurse wurden und werden alle von einer Schwester namens „Saraa“ übersetzt. Diese Schwester leidet an MS, ihre Beine sowie ihre rechte Hand versagen bereits den Dienst und sie kann nur noch ihre linke Hand verwenden. Diese Schwester weiß, dass sie eine Körperfunktion nach der anderen verlieren wird. Die ihr verbleibende Zeit aber hat sie dem Herrn geweiht. Ihr Ziel ist es, gute christliche Literatur ins Mongolische zu übersetzen. Wir sind so dankbar für diese strahlende Schwester, die bereits 15 Kurse übersetzt hat und nun dabei ist, „Wahre Jüngerschaft“ von William McDonald zu übersetzen. Die zahlreichen jungen Gemeinden mit ihren hingegebenen Geschwistern sind Früchte der Arbeit und Liebe vieler, die wie Dong und Miriam Hwan mit ihren Kindern, Saraa und viele andere im Lande leben und dort dienen, oder die in Deutschland beten und geben und damit dieses ermutigende Werk möglich machen.“ In den letzten Monaten sind einige Spenden für die Missionsarbeit in der Mongolei und auch speziell für „Saraa“ eingegangen, die wir gerne weitergeleitet haben. Kurz vor Weihnachten 2011 bekamen wir von ihr einen bewegenden Brief, den wir gerne veröffentlichen: en ongolische Jurt Traditionelle m
MISSION
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Liebe Geschwister, Euch allen und euren Familien frohe Weihnachten! Ich preise und danke Gott für seine wunderbare Fürsorge, die Er meinen speziellen Bedürfnissen entsprechend bereit stellt durch seine treuen Diener. Ich war außer mir vor Freude, als ich eure von Herzen kommende großzügige Gabe erhielt. Zuerst wusste ich nicht, was ich mit dem Geld, das ihr mir gesandt habt, tun sollte. Ich dachte, dass es nicht ausschließlich für meinen persönlichen Genuss bestimmt sei und ich dachte, Gott habe einen besonderen Grund dafür, dass ich über den Betrag verfügen solle. Deshalb beschloss ich, es zu behalten bis der Herr mir zeige, wann und wofür ich es verwenden sollte. Dann brach mir im August ein Schneidezahn ab bei dem Versuch, Aaruul zu essen – das ist geronnene Milch, gedörrt und durch und durch in der Sonne luftgetrocknet. Es ist sehr hart, so dass man es nur mit großer Anstrengung kauen kann. Aber für uns Mongolen ist es ein guter Knabberartikel und wir lieben seinen Geschmack. Tatsächlich ist Aaruul etwas für starke und gesunde Zähne, aber mein Schneidezahn war aufgrund von Karies nicht stabil genug. Ich war geschockt, als ich den abgebrochenen Schneidezahn bemerkte. In Panik rief ich sofort mehrere Zahnärzte an, aber nur bei einem von ihnen war ich willkommen und er sagte zu, meine Zähne zu untersuchen, obwohl auch er zeitlich noch nicht in der Lage war, mir einen Termin zu bestätigen. Später erkannte ich, dass es das Werk der liebenden Hand meines Herrn war! Nach der Untersuchung wurde mir gesagt, dass ich eine Zahnbrücke benötige, um die Lücke des fehlenden Zahnes zu überbrücken und dass mich dies mehr als 1.000 $ kosten würde. Wieder Panik, es war zu viel und etwas, das ich mir nicht leisten konnte … Dann erinnerte ich mich an das Geld, dass mir durch meine Brüder und Schwestern im Herrn überwiesen worden war! Ich erkannte, dass es genau für dieses
spezielle Bedürfnis überwiesen wurde. Gott wusste, was mir zustoßen würde und bedachte mich mit seiner liebenden Fürsorge! Ich pries den Herrn und dankte ihm mit Tränen in den Augen. Bis zum Einsetzen der Zahnbrücke vergingen drei Monate und Gott hatte mir viel zu sagen in diesen Tagen, in denen ich durch viele Nöte ging. Er unterwies mich, demütig zu sein, geduldig, und nichts als selbstverständlich anzunehmen. Er hat alles zu seiner Ehre und zu meinem Guten zusammengefügt! Wir kennen uns nicht persönlich, aber der Gott der Liebe hat uns durch seine bedingungslose Liebe miteinander verbunden! Was für einen großartigen Vater haben wir! Neulich erfuhr ich, dass mir noch einmal ein Betrag überwiesen worden ist und wieder war ich außer mir vor Freude über euer freigebiges Herz. Herzlichen Dank dafür und ich vertraue dieses Geld dem Herrn an, dass Er es zu Seiner Ehre verwenden möge. Möge der Herr euch noch mehr segnen! In der Liebe Christi verbunden, Saraa
EINLADUNG Kleine Mädchenfreizeit im Odenwald Wildnis-Lager • 29.07.-04.08 • für Mädchen von 9-12 Jahren Infos und Anmeldungen: www.fit-freizeiten.de Stefan Ulbrich • Paul-Klee-Str. 6 • Mörfelden • wildnislager@fit-freizeiten.de
Gott wusste, was mir zustoßen würde und bedachte mich mit seiner liebenden Fürsorge!
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MISSION
Missionsdienst in einer „christlichen Nation“ Vor 20 Jahren (im Dezember 1991) erklärte der damalige Präsident F. Chiluba den südafrikanischen Staat Sambia zu einer christlichen Nation. Doch wie sieht es heute in Sambia aus? Nach 47 Jahren Unabhängigkeit ist es ungewöhnlich, dass ein Land, in dem über 70 Stämme mit ca. 12 Millionen Einwohnern leben, keine Schlagzeilen macht und deshalb eher unbekannt ist. Selbst die Präsidentschaftswahlen 2011, aus denen der Oppositionsführer als Gewinner hervorging, verliefen relativ friedlich. Das war und ist ein Grund zur Dankbarkeit! Man kann nun viele Fakten und Zahlen finden, die eigentlich wenig aussagen über das alltägliche Leben in den verschiedenen Ecken des Landes. Da es dort immer noch den „richtigen Busch“ gibt, sind viele dieser Zahlen geschätzt bzw. hochgerechnet. Auf jeden Fall gehört dieses afrikanische Land mit zu denen, die bei Statistiken über Armut, Korruption und AIDS auf den oberen Plätzen zu finden sind. Auch bestimmt die Angst vor bösen Mächten und Zauberei den Alltag mehr als zugegeben wird und von außen sichtbar ist.
Die Vorgeschichte
Frauenstunde im Busch
Ich hatte das Vorrecht, in einem christlichen Elternhaus im pietistischen Württemberg aufzuwachsen. Dort wurde nicht unbedingt viel über den Glauben geredet – aber er wurde gelebt. Wir Kinder besuchten den Kindergottesdienst und die Kinder-, Jungschar- und Jugendstunden der Liebenzeller Mission.
Renate Kögel
Mit neun Jahren übergab ich ganz bewusst mein Leben dem Herrn Jesus, was für mich die Bereitschaft beinhaltete, in die Mission zu gehen. Mit 14 Jahren begann ich in der Kinderarbeit mitzuhelfen: Sonntagschule und Schülerbibelkreis für die Unterstufe und bald darauf Mitarbeit in der Jugend. Nach der Schule war es zunächst Gottes Weg für mich, die Krankenpflege zu erlernen. Danach führte mein Weg in die Nähe von Hannover in eine Gemeindegründungsarbeit der Deutschen Inland Mission. Dort durfte ich nach einem Jahr als „Missionshelferin“ noch zwei weitere Jahre in der Kinder- und Jugendarbeit mithelfen und viel lernen, was Gemeinde angeht. Das Ziel Außenmission verschwand jedoch nie aus meinem Blick. Durch Vorträge lernte ich Martin Vedder kennen und bekam dadurch Kontakt zu seinem Sohn Marco und seiner Frau Steffi, die damals Mulongo „entdeckten“.
Gesegnete Umwege So wurde es nach einiger Zeit unser Gebet und Fragen, ob Gott uns als Team in der medizinischen Arbeit im Kongo haben wollte. Um mehr Erfahrung in der Krankenpflege zu bekommen hatte ich mich in Bielefeld beworben, dort aber auch wieder im Bereich der Jugendarbeit in der Gemeinde mitgewirkt – und Gott sagte ganz klar „Nein“ zu mir, während Vedders ausreisten. Der Kontakt blieb aber bestehen und zehn Jahre später brachte Gott uns in Sambia zusammen. In der Zwischenzeit war ich nicht nur in Bielefeld sondern dann auch in Hermeskeil in der nebenberuflichen Gemeindearbeit tätig. Gott führte uns auf seine Weise unabhängig voneinander wieder zusammen, so dass ich Ende August 2003 das erste Mal als „Lernhelferin“ für Vedders nach Sambia ausreiste. Nach insgesamt anderthalb Jahren Lernhelferin hatte Gott die Türen soweit geöffnet, dass ich (zunächst) als Missionarin für Kinder- und Jugendarbeit ausreisen durfte. In den darauffolgenden Monaten und Jahren lernte ich zunehmend die Sprache, hatte Einblick in verschiedene Arbeitsbereiche (sowohl von Missionaren als auch von Einheimischen) und es kristallisierten sich einige Bereiche heraus, in denen ich mitarbeiten konnte. Das war nun vorwiegend in der Frauenarbeit in den Dörfern, etwas in der Schulung von Kindermitarbeitern – meistens in Zusammenarbeit mit Child Evangelism Fellowship (CEF = KEB in
MISSION
Deutschland). Zusätzlich half ich zeitweise in einer Internatsschule im Büro aus.
Offene Türen: In der Zusammenarbeit mit einer südafrikanischen Missionarsfamilie wuchsen die Beziehungen und es zeigten sich offene Türen und viele Möglichkeiten, vor allem in der Frauenund Kinderarbeit. Seit zehn Jahren werden die männlichen Leiter und Mitarbeiter durch Kurse und Seminare geschult und es war ihnen selbst ein Anliegen, dass auch ihre Frauen eine Möglichkeit bekommen zu lernen. So durfte ich vor drei Jahren einen kleinen Anfang starten. Parallel dazu wuchsen meine Beziehungen zu CEF, die ebenso übergemeindlich im Bereich der Kinderarbeit und Mitarbeiterschulung tätig ist. Bisher war ich leider viel unterwegs, was eine beständige Mitarbeit bzw. Leitung in der Kinderarbeit bis auf eine Ausnahme unmöglich gemacht hat. Bis vor ca. anderthalb Jahren hatte ich meine „Basis“ (sozusagen den ständigen Wohnsitz) auf dem Grundstück der Familie Vedder. Mitte 2011 sind sie nun nach Deutschland zurückgekehrt, damit die Kinder die Schule beenden können. Damit kam die Frage auf, wie mein zukünftiger Dienst in Sambia aussehen wird. Um eine Vorstellung von den Umständen und den Aufgaben in der Frauenarbeit in Sambia zu vermitteln, möchte ich kurz die Geschichte einer alleinerziehenden Freundin und Mitarbeiterin berichten:
Joyce und Nkumbu Joyce gehört zu denen, für die das Christsein nicht automatisch dazugehört, nur weil Sambia zu einer „christlichen“ Nation erklärt wurde. Schon gleich zu Beginn meines Aufenthaltes 2003 lernte ich sie als treue, fleißige und zuverlässige Mitarbeiterin kennen – in einem kleinen Missionsteam im Norden Sambias, im „Busch“. Das Erstaunliche war, dass sie nach landesüblichem Denken schon lange das heiratsfähige Alter erreicht hatte, aber immer noch ledig war. (Es gab wohl Bemühungen, sie zu verheiraten, aber nachdem sie den Kandidaten laut ihrer eigenen Aussage „geprüft und nicht als wirklichen Christen befunden hatte“, lehnte sie ab.) So hatten wir trotz der unterschiedlichen Kulturen sehr viele Gemeinsamkeiten und ähnliche Erlebnisse, was uns in besonderer Weise verband. Sie wohnte bei ihren „geistlichen ZiehEltern“ und machte den Haushalt neben ihrer Arbeit als Schneiderlehrerin – ohne zu murren oder zu klagen. Joyce ist sehr zurückhaltend, achtet andere höher als sich selbst und lässt sich (zumindest für meine Begriffe) manchmal ganz
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schön „ausnutzen“. Ihr ganzes Vertrauen gilt dem Herrn und es ist mir immer wieder ein unerklärliches Rätsel und Wunder, wie Gott sie tatsächlich bis heute durchgetragen und versorgt hat! Und das auch besonders in Bezug auf den kleinen Nkumbu.
Ein Traum platzt … Als der kleine Nkumbu geboren wurde, war seine Ankunft in dieser Welt von dunklen Wolken überschattet. Sein Name bedeutet „Erbarmung“ oder „Mitleid“ – und seine Mutter hat diesen Namen ganz bewusst für ihn ausgesucht. Mit seiner Geburt lösten sich meine Träume und Ideen von einem gemeinsamen Dienst mit Joyce im Bereich der Kinder- und Frauenarbeit in den Dorfgemeinden im Norden Sambias in Luft auf. Da seine Geschichte in einer Zeit begann, als ich im Heimataufenthalt in Deutschland war (und bezeichnender Weise auch ihr geistlicher Vater, zu dem sie großes Vertrauen hat, außer Landes war) lässt es sich nicht ganz nachvollziehen, was ihr wirklich passierte. Wahrscheinlich sah es so aus: Sie arbeitete an mehreren Stellen, weil sie an dem Zentrum, wo sie Schneider unterrichtete, nicht immer bezahlt wurde. In einem Laden am Markt bekam sie regelmäßig ihren Anteil für ihre Mitarbeit ausbezahlt, weshalb sie für diesen Job sehr dankbar war. Leider hat dieser Inhaber, obwohl selbst verheiratet, Joyces Gutmütigkeit und Abhängigkeit ausgenutzt, wurde zudringlich und vergewaltigte sie im Haus ihrer Tante, wo sie Schutz und Hilfe gesucht hatte. Anscheinend verließ die Tante das Haus, als Joyce kam, gefolgt von dem Ladenbesitzer – vielleicht, weil es in ihren Augen gesellschaftlich besser ist, wenigstens ein Kind zu haben, wenn man schon nicht verheiratet ist? Bekanntlich gibt es in diesen Fällen in Schamkulturen große Probleme, weil vieles nicht offen angesprochen werden darf und selbst Gemeindeleiter (vor allem in den Dörfern) nicht wissen, wie sie mit solchen Problemen umgehen sollen. Mit Hilfe ihres geistlichen Vaters wurde jedoch inzwischen alles geklärt und geregelt. Heute ist Nkumbu drei Jahre alt und es ist ein Wunder zu sehen, wie er wächst und gedeiht. Joyce kümmert sich nach bestem Wissen und Gewissen um ihn. Natürlich ist er auch ein kleiner Gauner und seine Mutter braucht viel Weisheit, um sich nicht an der traditionellen Erziehungsweise zu orientieren, nach der man
Die „Dorfbrauerei“ – hier entsteht 70% Alkohol …
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MISSION Joyce, der kleine Nkumbu und Renate Kögel
Eine „Eskorte“ beim Dorfbesuch
kleinen Kindern so gut wie alles gewährt, nur damit sie nicht schreien. Gespräche mit ihr über das, was die Bibel über Kinder und Erziehung sagt, und mein Vorbild im Umgang mit ihm sind ihr scheinbar eine echte Hilfe. Danke, wenn ihr mit dafür betet, dass Joyce weiterhin auf Gott vertraut und erlebt, wie er sie versorgt und ihr die Kraft und Weisheit gibt, Nkumbu nach Seinen Gedanken zu erziehen. Die Dienstmöglichkeiten für Joyce sind durch Nkumbu noch sehr eingeschränkt. Aber meine Hoffnung ist, dass wir im nächsten Jahr – so Gott will – gemeinsam eine Kinderarbeit in ihrer Nachbarschaft beginnen können.
Nur nicht zu sesshaft werden …! Gott hat Türen geöffnet und scheinbar Unmögliches möglich gemacht. Die südafrikanische Familie, die ich eigentlich auch seit Anfang meiner Sambia-Zeit kenne und mit der ich seit drei Jahren im Bereich der Frauenarbeit etwas zusammenarbeite, wohnt auf einer großen Farm im Norden Sambias. Diese Familie nun (Grant und Lynne Schaefer) wohnt zur Miete, da Ausländer kein Land
besitzen dürfen. Das ändert sich für Schaefers in Kürze, da man nach zehn Jahren eine DauerAufenthaltsgenehmigung beantragen kann. Sie wurde genehmigt und damit dürfen sie offiziell Land besitzen (was Grant schon von einem alten weißen Farmer „geerbt“ hat) und dann möchten sie bauen, wenn es die finanziellen Mittel erlauben. Auf diesem Hintergrund kam die Idee, ob es nicht sinnvoll für mich wäre, einen Wohnwagen aus Südafrika zu besorgen und ihn zunächst bei Schaefers aufzustellen. Es würde viel Zeit, Kraft und Nerven ersparen, nicht bauen zu müssen und hätte außerdem den Vorteil, dass ein Wohnwagen Flexibilität ermöglicht, wenn Schaefers für längere Zeit in Heimataufenthalt nach Südafrika gehen und ich in Sambia bleibe. Zelte waren im Alten Testament die ideale Behausung für solche, die hier keine „bleibende Heimat“ haben. Vielleicht entspricht in unserer Zeit ein Wohnwagen dieser Art von Unterkunft, um nicht zu sesshaft zu werden, sondern auf den Wink Gottes aufbruchbereit zu sein und ihm zu dienen, wo immer er Türen öffnet …
EINLADUNG
11. KfG Frühjahrskonferenz (Ostdeutschland) • 16.-18. März 2012 »Evangelisation – persönlich und als Gemeinde« mit Christoph Hochmuth, Salzburg Veranstaltungsort: Feriendorf Groß Väter See Groß Väter 34 • 17268 Groß Dölln (50 km nördlich von Berlin) Anmeldung bitte direkt bei der KfG-Geschäftsstelle: Mackenzeller Str. 12 • 36088 Hünfeld • Tel: 06652 918 187 • Fax: ~189 • service@kfg.org
BUCHBESPRECHUNGEN Oswald Sanders
Von der Freude des vertrauten Umgangs mit Gott CMV, Pb., 158 S., € 5,90 Dieses wertvolle Buch des bekannten Autors ist zuletzt vor über 10 Jahren als Taschenbuch unter dem Titel „Echte Gemeinschaft mit Gott“ aufgelegt worden und nun wieder unter dem ursprünglichen Titel als ansprechendes und preisgünstiges Paperback erschienen. Das Buch beginnt mit der treffenden Feststellung des Autors: „Die Zeit für den Aufbau und die Pflege einer innigen Beziehung zu Gott scheint Mangelware zu sein.“ Und um diese „Mangelware“ geht es in den folgenden Kapiteln. Es sind sehr erbauliche und ermutigende Betrachtungen, die in diesem Buch vorgestellt werden – über den Wert und die Wichtigkeit des vertrauten Umgangs mit Gott, die Notwendigkeit der Reinigung, der Erziehung, der Anbetung usw. Wie in allen Büchern des Autors findet der Leser zahlreiche wertvolle Zitate, Liedverse und Beispiele aus der Kirchen- und Weltgeschichte, die das Buch leicht lesbar und lesenswert machen. Bedauerlich finde ich, dass an manchen Stellen Bibelverse aus Bibel-Übertragungen zitiert werden und auch ein längeres Zitat angeführt wird, das zwar inhaltlich nicht zu beanstanden ist, aber von einer Person stammt, die zumindest umstritten ist. Vielleicht kann dieser Mangel bei einer zweiten Auflage korrigiert werden. Davon abgesehen ein sehr gehaltvolles Buch, das nicht nur unseren größten geistlichen Mangel aufzeigt, sondern seelsorgerliche Hilfen bietet, auf den Herrn Jesus ausrichtet und eine Sehnsucht nach einem vertrauten Umgang mit Gott weckt. Wolfgang Bühne
Tony Anthony
Der Schrei des Tigers CLV, Tb., 256 S., € 3,90 „Kung Fu gehört schon seit über 500 Jahren zu unserer Familie“, belehrte ihn der alte Mann. „Es ist eine Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Du bist hier, um diese Tradition zu erlernen!“ Als Tony diese Worte hört, ist er gerade von England nach China gebracht worden und steht vor einem fremden, alten Mann. Doch in Bezug auf dessen Erwartungen hat er keine Wahl. Er ist der einzige Sohn – und von ihm wird gefordert, die Familien-Ehre zu retten. Seine Kindheit wird abrupt beendet, als der KungFu-Großmeister mit dem Training beginnt – und dieser Mann ist sein Großvater! Die Ausbildung ist extrem streng und hart – mit dem Ergebnis, dass Tony seinen Großvater mehr und mehr hasst. Verwirrender Weise werden gleichzeitig die Träume und Hoffnungen des alten Mannes auch seine eigenen. Das Ziel steht fest, die Erwartungen sind groß und der Leistungsdruck enorm hoch: Wird er das Ziel erreichen? Wird er jemals gut genug sein,
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um ein Meister des Kung Fu zu werden? Und wird die Erfüllung dieser Träume ihm wirklich Glück und Zufriedenheit bringen? Diese spannende, dramatische Geschichte nach einer wahren Begebenheit bietet den Bestseller „Den Tiger zähmen“ als Jugendbuch. Im Gegensatz zur ersten Ausgabe erzählt der „Schrei des Tigers“ Tonys Lebensgeschichte chronologisch – wobei über seine Kindheit und Jugend sehr viel ausführlicher berichtet wird. In diesem Buch endet die Geschichte, als er im Zentral-Gefängnis von Nikosia gelandet ist – und gerade dort, wo alle Hoffnung verloren scheint, einer in Tonys Leben tritt, der aus dem „ungezähmten Tiger“ einen Mann voller Erbarmen macht. Ein packendes, evangelistisches Buch, sowohl für Jugendliche wie auch für Erwachsene – und auch zum Weitergeben an Außenstehende und zum Einsatz bei Büchertischen usw. sehr gut geeignet. Ulla Bühne
Martin Erdmann
Der Griff zur Macht
Dominionismus – der evangelikale Weg zur Macht Betanien, Pb., 288 S., € 12,90 Wenn der Inhalt dieses aktuellen und offensichtlich gut dokumentierten Buches der Wirklichkeit entspricht, dann hätten wir eine sowohl schlüssige wie auch erschütternde Erklärung für einige rasante Entwicklungen in der gegenwärtigen evangelikalen Szene. Der Autor hat eine Menge an Literatur gelesen und Fakten analysiert. Er belegt die Tatsache, dass führende Evangelikale durch den Einfluss und die Unterstützung von weltweit agierenden, nichtchristlichen, meist humanistischen Strategen, Medienmogulen und Milliardären mit starkem politischen Einfluss zu Wegbereitern des sog. „Dominionismus“ wurden. Unter „Dominionismus“ versteht man die Vorstellung und Strategie, dass die Gemeinde sich nicht als Fremdkörper mit einer himmlischen Zielsetzung und Berufung verstehen soll, sondern als eine Institution, die gezielt alle kulturellen, politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche durchdringt und besetzt, um das „Reich Gottes“ auf Erden – ähnlich einer „Theokratie“ – auszubreiten, damit schließlich Jesus Christus als König regieren und herrschen kann. Der Dominionismus umfasst vier Hauptzweige: 1. Eine neue apostolische Reformation (Charismatische Bewegung und Missiologie von C.P. Wagner etc.), 2. Ganzheitliche Mission (Lausanner Bewegung, Billy Graham, Bill Bright etc.), 3. Globale Transformation (Rick Warren, Bill Hybels etc.) und 4. Emergent Church (Brian McLaren, Erwin McManus etc.). Der Autor zeigt auf, wie diese Bewegungen von Anfang an von scheinchristlichen NewAge-Denkern geprägt wurden und welchen Einfluss der Management-Guru Peter Drucker und seine Sozialphilosophie auf Rick Warren und viele andere neoevangelikale Initiativen hat. Auch wenn M. Erdmann vor allem die Ursprünge und die Entwicklung der Bewegung in den USA ausführlich schildert, so wird doch auch deutlich, dass der Einfluss der EmergingChurch auf die Evangelikalen durch deutsche Protagonisten
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BUCHBESPRECHUNGEN
(Tobias Faix, Johannes Reimer etc.) und ihre Veröffentlichungen deutlich zugenommen hat. Dieses Buch ist nicht unbedingt populär geschrieben und stellt einige Anforderungen an den Leser. Doch ist es von größter Aktualität und Wichtigkeit, um bestimmte gegenwärtige Entwicklungen zu verstehen, biblisch zu beurteilen und einordnen zu können. Das endzeitliche Babylon und sein vielschichtiges Netzwerk scheint Konturen anzunehmen … Wolfgang Bühne
Nicola Vollkommer
Am Rande der gefrorenen Welt
Die Geschichte von John Sperry, Bischof der Arktis SCM Hänssler, geb., 282 S., € 14,95 Diese außergewöhnliche Lebensgeschichte führt den Leser in eine Welt und Kultur, die kaum jemand kennt und in Lebensbedingungen, die für uns Europäer kaum vorstellbar sind: Es ist die Welt der Eskimos in den 50-70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die oberhalb des nördlichen Polarkreises leben. Bei Temperaturen bis zu -50 Grad, in einer Gegend, wo es bis auf sechs Wochen im Sommer, in denen die Sonne fast 24 Stunden am Tag scheint, ansonsten nur wenige Stunden am Tag hell wird und im Winter sechs Wochen lang fast gar kein Tageslicht zu sehen ist. Die Menschen wohnten dort in Iglus, lebten ausschließlich von der Jagd und kommunizierten in einer Sprache, in der es kein Wort für Baum, Schaf oder Acker gab – und auch keines für Liebe. Um das nächste Dorf zu besuchen, das meist nur aus wenigen Iglus bestand, musste man oft Hunderte von Kilometern per Hundeschlitten bewältigen und war dem Tod ausgesetzt, wenn unterwegs ein Unfall geschah oder die Huskys die Nerven verloren und einander in Stücke rissen. Ein Gebiet ohne Post, ohne Telefon, ohne Arzt. Iglus aus Eis ohne Dusche, ohne Heizung aber immerhin mit einem Topf als Toilette, der in der Nacht von einem zu anderen gereicht wurde … Eine Kultur – vom Geisterglauben beherrscht – in der unerwünschte Mädchen nach der Geburt einfach der Eiseskälte ausgesetzt wurden und in der alte Menschen, die nicht mehr produktiv und damit eine Belastung waren, vor die Tür gesetzt wurden oder die freiwillig gingen und nicht wiederkamen. Gott bereitete John Sperry zu, um diesen Menschen das Evangelium zu verkündigen und die Bibel in ihre Sprache zu übersetzen, die bisher noch unerforscht war. Der 23jährige John Sperry betrat 1946 als US-Soldat die Trümmer von Hiroshima, ein halbes Jahr nachdem die erste Atombombe diese Stadt zerstört hatte. Der erschütternde Eindruck dieser Geisterstadt weckte in ihm die Bereitschaft, als Missionar in eine Gegend zu gehen, wohin sonst keiner zu gehen bereit wäre – wenn Gott ihn dazu berufen würde. Vier Jahre später war er bei den Eskimos, und wenige Jahre danach wagte eine junge „Betty“, diesem Mann das „Ja-Wort“ zu geben und ihm in die Eiseskälte zu folgen. Etwa 19 Jahre lang lebten sie mit ihren Kindern unter den Eskimos, teilten mit ihnen das Leben und wurden diesen Menschen Freunde, Wegweiser zu Christus und geistliche Eltern. Die
Erlebnisse, Entbehrungen, Nöte und Freuden dieses Ehepaares und die Früchte ihrer Arbeit kann man in diesem Buch nachlesen, das ihre Nichte, die Autorin dieses Buches, überaus eindrücklich und bewegend geschildert hat. Wolfgang Bühne
Eric Metaxas
Bonhoeffer
Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet SCM Hänssler, geb., 742 S., € 29,95 „Den Pietisten zu liberal und den Liberalen zu pietistisch“ – so wurde Bonhoeffer zu seiner Zeit und so wird er weithin auch heute noch beurteilt. Doch mit beiden Kategorien wird man diesem Mann, der mit 39 Jahren wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges als Widerstandskämpfer von den Nazis erhängt wurde, nicht gerecht. Diese neue, ausführliche und gut recherchierte Biographie Bonhoeffers – dazu von einem Amerikaner geschrieben! – schildert die aristokratische Umgebung, in der er aufwuchs: Eine wohlhabende, hochgebildete Akademiker-Familie, in der Literatur, Musik und Kultur gepflegt wurden. Der Vater als angesehener Neurologe und Psychiater eher ein Humanist, während die Mutter eindeutig pietistisch von der „Herrnhuter Brüdergemeine“ geprägt war. Sie war es vor allem, die ihre Kinder schon in jungen Jahren mit der Bibel vertraut machte und ihnen eine natürliche und gottesfürchtige Frömmigkeit vorlebte. Interessant, dass Dietrich Bonhoeffer als Fünfzehnjähriger zum ersten Mal eine Evangelisation in Berlin erlebte, in der Bramwell Booth, der Sohn und Nachfolger von William Booth, als Leiter der Heilsarmee predigte und einen großen Eindruck auf ihn machte. Während die anderen Geschwister in verschiedensten akademischen Disziplinen Karriere machten, studierte Dietrich als einziger Theologie und geriet zunächst unter den Einfluss von liberalen Theologen, darunter der bekannte Adolf von Harnack. Erst Jahre später in Amerika kam Bonhoeffer – inzwischen promovierter Theologe und restlos enttäuscht von der liberalen Oberflächlichkeit der amerikanischen Kirchen – wieder unter den Einfluss erwecklicher, evangelikaler Christen und zwar in den „Negerkirchen“. Seine Bekehrung hat offensichtlich im Jahr 1931 unter diesem Einfluss stattgefunden, denn von da an bekam er eine völlig andere Beziehung zur Bibel und zum Gebet. Auch von seiner Liebe zu Jesus Christus, seinem Herrn, konnte er seitdem offen sprechen. Wieder in Berlin erlebte er den für ihn und seine Freunde unfassbaren, kometenhaften Aufstieg Hitlers, dessen antichristliche, judenfeindliche und rassistische Gesinnung und Politik er sofort durchschaute und gegen die er in aller Deutlichkeit Stellung bezog. Der Leser wird mit hineingenommen in den mal halbherzigen, mal erbitterten Kirchenkampf der „Bekennenden Kirche“ gegen die „Deutschen Christen“ und erfährt auch Bonhoeffers vorbildlichen Einsatz als Studienleiter und Seelsorger des theologischen Seminars der „Bekennenden Kirche“ in Finkenwalde. In diese Zeit fällt auch die Entstehung seines wohl bekanntesten Buches „Nachfolge“.
BUCHBESPRECHUNGEN Während Deutschland – vom Nazi-Rausch wie narkotisiert – Hitler begeistert und blind in den Zweiten Weltkrieg und damit ins Verderben folgte, formierte sich unter den wenigen gewissenhaften Offizieren, Akademikern und Politikern der Widerstand, in dem dann auch Bonhoeffer eine führende Rolle spielte. Er fühlte sich nach vielen inneren Kämpfen Gott und seinem Gewissen verpflichtet, beim „Tyrannenmord“ mitzumachen. Diese letzte, tragische Periode seines Lebens gerecht zu beurteilen, scheint für uns heute kaum möglich zu sein. Einerseits weicht Bonhoeffer von seinen eigenen beschworenen Prinzipien wie Eindeutigkeit, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit ab. Aber um Deutschland von einem wahnsinnigen Massenmörder und seiner „Schurkengalerie“ zu befreien, wird er zu einem Doppelagenten, der nun seine Briefe mit „Heil Hitler!“ unterschreibt und doch erleben muss, wie alle Anschläge auf Hitler in letzter Minute scheitern und die mutigen Widerstandskämpfer in den letzten Kriegstagen erschossen oder gehängt werden. Andererseits ist es bewegend zu lesen, mit welchem Gottvertrauen und welcher Glaubensheiterkeit Bonhoeffer die letzten Monate seines Lebens in den Gefängnissen der Gestapo verbringt und schließlich am 9. April 1945 in aller Frühe erhängt wird. War Dietrich Bonhoeffer ein „christlicher Märtyrer“? Er wurde nicht wegen seines Glaubens an Christus, sondern wegen der Verschwörung gegen Hitler hingerichtet. Diese „Verschwörung“ aber war die Folge einer Gewissensentscheidung, die Bonhoeffer im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und Menschen getroffen hatte und für die er bereit war zu sterben. Diese Biographie vermittelt ein tragisches und folgenschweres Stück deutscher Geschichte und auch ein demütigendes Bild der Evangelikalen, die in jener Zeit bis auf wenige Ausnahmen geschwiegen haben, sich anpassten oder Hitler blind gefolgt sind. Zahlreiche zitierte Briefe Bonhoeffers, seiner Verlobten, seiner Verwandten und Freunde helfen dem Leser, Bonhoeffer selbst und auch die politische Situation seiner Zeit besser zu verstehen und daraus Lehren für die Gegenwart, aber auch für die Zukunft zu ziehen, wenn ein anderer Diktator, der an Grausamkeit und Bosheit Hitler weit übertrifft (siehe Offb 13), weltweit die Menschen manipulieren wird. Wolfgang Bühne
Hermann und Maria Hartfeld
Oxana
Eine Geschichte zwischen KGB und Mafia SCM Hänssler, geb. 268 S., € 12,95 Das Ziel der Autoren, dem Leser „eine spannende Lektüre“ (S.268) zu bieten, ist ihnen mit dem vorliegenden Buch gut gelungen. Oxana wächst als Tochter eines geschätzten KGB-Spions in der Sowjetunion auf. Doch während ihrer ersten Schwimmversuche wird sie unbemerkt entführt. Eigentlich soll diese Entführung nur einer Machtdemonstration dienen, was ein nicht unübliches Vorgehen ist. Doch einer der Entführer nutzt diese Gelegenheit und missbraucht das fünfjährige Mädchen. Schließlich kann sie
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sich mit Hilfe einiger erlernter Techniken aus der Situation befreien und flieht. Aber es bleibt ein tiefer Riss in ihrer Seele zurück, den viele Jahre keiner bemerkt oder zuordnen kann. Im weiteren Verlauf ihrer Kindheit lernt sie noch andere Leidensgenossen kennen, die ähnliches erlebt haben. Daraus entstehen mit der Zeit enge Freundschaften – und alle verbindet ein tiefer Hass auf die Täter. Obwohl diese teilweise hart und brutal für ihre Taten bestraft werden, wird Oxana mit der Zeit nur noch von Rache beherrscht. Schlägt sie anfangs die Männer „nur“ zusammen, nimmt ihre Gang später allerdings mafiöse Strukturen an. Es ist ein weiter Weg, bis sie endlich erkennt, dass ihre unzähligen Rachefeldzüge keine wirkliche Befriedigung geben. Und es ist ein Weg, der so manches Opfer kostet und sie schließlich an den Rand ihrer Fähigkeiten und ihres Lebens bringt. Dieses Buch gewährt einen Blick in dunkle Abgründe und zeigt, wozu wir Menschen fähig sind, wenn Geld, Macht oder Lust unser Leben bestimmen und wie viel Zerstörung dadurch im Leben anderer entsteht. Im Mittelpunkt dieser wahren Geschichte steht die Tragik, die häufig mit Missbrauch verbunden ist, doch man vermisst eine klare, überzeugende, christliche Botschaft. Zwar kommt es am Ende des Buches zu einigen Bekehrungen, aber nirgendwo wird ein Zeugnis der Größe Gottes vermittelt. So sind es z.B. ausschließlich Therapien, in denen man nach einem Missbrauch Hilfe finden kann und die selbstverständlich durchgeführt werden. Jiu-Jitsu wird zur Stärkung des Selbstbewusstseins vorbehaltlos empfohlen und ein Pastor macht sogar einer bekennenden Atheistin einen Heiratsantrag (S.165). Insgesamt gesehen ist dieses Buch zwar aufgrund seiner Informationsfülle lesenswert – was seine geistliche Aussagekraft betrifft aber eher enttäuschend. Astrid Kimmich
Peter Lüling / William MacDonald:
Seiner Spur folgen
Anleitung zur Jüngerschaft – Arbeitsbuch CLV, Pb., 128 S., € 5,90 William McDonalds wertvolles Buch „Seiner Spur folgen“ bietet in über 50 Lektionen eine „Anleitung zur Jüngerschaft“. In der für ihn typischen klaren und direkten Art spricht er darin über Hingabe, Demut, Nächstenliebe, Gebet und vieles mehr. Aber wie bei jeder Anleitung müssen die Lektionen praktisch umgesetzt und im Alltag erprobt werden, damit sie nicht graue Theorie bleiben. Dazu will dieses Arbeitsbuch ermutigen. Zu jedem Kapitel werden daher konkrete persönliche Fragen gestellt und Bibelstellen für das weitere Studium angegeben. In praxisnahen Aufgabenstellungen wird man herausgefordert, das Gelernte in die Tat umzusetzen. Prägnante Zitate und Grafiken runden das Arbeitsbuch ab. Es eignet sich zum persönlichen Durcharbeiten, vor allem aber für Zweierschaften und zur Gruppenarbeit. Garantiert wird es auch in unserem Leben Spuren hinterlassen, wenn wir seiner Spur folgen. William Kaal
Diese Bücher können in jeder christlichen Buchhandlung bestellt werden
Wolfgang Bühne • Postfach 11 26 • D-58540 Meinerzhagen PVSt. • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt! • VKZ H 11661
»Ein Spiessbürger ist der, der ein absolutes Verhältnis zu relativen Dingen hat.« Søren Kierkegaard