Cigar 01/2011

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Eine Cigarre herzustellen ist ein Pr채zisionshandwerk, ihr Aroma zu komponieren eine edle Kunst. Beides, Handwerk und Kunst, hat bei uns Tradition seit 1888.


1 Kuriosität

A

us Südamerika erreicht uns diese lokale Besonderheit: die Maisblatt-Zigarette. Sie ist in Minas Gerais, im brasilianischen Hinterland abseits der Touristenströme, erhältlich – und eine richtige Entdeckung. Geboren wurde sie aus der Not: Die Landarbeiter waren früher zu arm, um Zigaretten zu kaufen, und benutzten getrocknete Maisblätter, um sich mit

dem Tabak, der rundherum angebaut wurde, selber welche zu drehen. Heute gibt es einige kleine Handwerksbetriebe, die Maisblatt-Zigaretten – Cigarros del palha – herstellen. Die Maisblätter werden mit Bimsstein abgeschliffen, geschmeidiger gemacht und zugeschnitten. Das Drehen der Zigarette bleibt umständlich; das Maisblatt ist etwas «gstabig». Das Resultat aber überzeugt: Der Tabak ist kräftig und würzig, das Maisblatt verleiht der Zigarette einen süsslichen Geruch. Einzig den Plastikring sollte man nicht rauchen.

Für die Zusendung der Maisblatt-Zigaretten bedanken wir uns herzlich bei Philipp Moosmann.


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Wayne Nish – Chef

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Papa ist da. In der Dominikanischen Republik finden 2012 Wahlen statt. Grosse und kleine Plakate zieren bereits Hauswände und Strassenkreuzungen. Auf einem dieser Helgen, wo ein seriös wirkender Mann mit Dreiviertelglatze und Brille ums Vertrauen der Wählerschaft wirbt, steht der Slogan: ¡Llegó Papá! Das heisst so viel wie: Papa ist jetzt da, er wird, gerecht und mit freundlichväterlicher Strenge, endlich alles in Ordnung bringen für seine Kinder. Ob dieses patriarchalische Konzept den Problemen der Inselrepublik zum David Höner

Nutzen gereicht, ist fraglich. Die zahlreichen, alleinerziehenden Mütter – nicht nur hier in der Dominikanischen Republik – erzählen von der Abwesenheit der Erzeuger. Es fehlt etwas. Auch von Geld ist die Rede. Sicher ist es wünschenswert, dass die Väter zurückkommen und ihre Pflichten wahrnehmen. Aber wie sieht er

3

aus, der Vater des dritten Jahrtausends? So eine Vaterschaft wurde bislang auch gerne mit einer guten Zigarre gefeiert. Was da genau gefeiert wird, ist, leider oder Gott sei Dank, nicht mehr so klar, wie es noch zu Zeiten unserer Väter war. Wir nehmen uns Zeit, mindestens eine Churchill lang darüber nachzudenken. Deswegen beschäftigt sich das aktuelle Cigar mit der Rolle

Doch zu feiern ist es allemal, wenn eine Familie entsteht und wächst. Von Pflichten und Höhenflügen, von Freuden und Anstrengungen berichten unsere Beiträge. Die Vermutung, unter unseren Lesern den einen oder anderen Vater zu haben, ist wohl gerechtfertigt. Ihnen und den dazugehörigen Müttern hoffen wir mit dem ausgesuchten Thema eine kleine Freude zu bereiten. In der Dominikanischen Republik fand im Februar das «Procigar»-Festival statt. Santiago de los Caballeros, also «Sankt Jakob der Herren», heisst die Stadt, in der die Tabakindustrie ihren Sitz hat. Für 300 Millionen US-Dollar exportieren die Dominikaner mittlerweile Tabakerzeugnisse in die weite Welt. Damit gehören sie mit zu den Grössten in diesem Geschäft. Nicht zuletzt haben ein paar der wichtigsten Hersteller – Väter? – von PremiumZigarren mittlerweile ihre Zelte hier aufgeschlagen. Mehr davon im Tabakteil dieses Heftes.

David Höner Redaktor

Editorial

der Väter und der Suche danach.


InhAlt

16 Ein Vaterleben, von der Wiege bis zur Bahre.

Portr채t 4 Inhalt

34 Vater im Geist: Abt Daniel 체ber H채rte, Demokratie und Gott.

IntErview

86

14 Premium-Zigarren blind getestet.

Tasting


01

Kuriosität

Interview

Garten

34

70

Der kinderlose Vater

Ein Lob auf den Winter

Editorial 03

Papa ist da.

Fotostrecke

Fumoir

40

72

Kinder und Väter

Schall und Rauch …

Eine Zigarre für … 06

Ein Idol, das mein Vater

Salz und Pfeffer

Holy Smoke

sein könnte

48

79

Martens’ Wahl

Lyrik

08

50

Väterliche Zigarren

Der Akt des Schmorens

Adressen

Tasting 86

Tatort Hausfrau

14 Longfillers blind getestet

Raucherorte

Essay

Und sonst

11

Genuss muss sein

52

94

Vater werden ist nicht schwer …

13

Ein stilles Treffen

94

Comic

14

Zermatt ist immer schön …

96

Vorschau und Impressum

Den Vater im Sinn

Tasting: Schweizer Whisky 58

Unkompliziert

Porträt 16

Ein Vaterleben

ProCigar 60

Musik

Festivals

Worst-Case-Väter

5

24

Die Wurzeln eines

Porträt Roundtable 26

Im Pyjama zur Apotheke

66

Brun del Re: Der erarbeitete Traum

Inhalt

66 Tradition und Familie, ganz modern: Brun del Re, Costa Rica.

Porträt

60 Dominikanische Republik: Die Tabakbranche gewährt Einblicke.

Procigar


Eine Zigarre für ein Idol,

dAS Mein VatER

sein könnte

And here you are Away from us all And all you’ve got is champagne And tea for two And so it goes On with the show And I hope all your dreams come true Bring back the good old days In time ... always in your time aus VALKERIE David Surkamp

6 text: Matthias Martens

Eine Zigarre für…

Keine Angst vor alten Helden!

mitten in die Musik hinein, die einen bis

Neulich habe ich ein Jugendidol von

zum letzten Akkord nicht mehr loslässt.

mir auf der Toilette getroffen. Der Klas­

Ich habe Pavlov’s Dog erst in den Acht­

siker am Pissoir. Ohne hingucken, aber

zigern kennengelernt und bis heute im­

immerhin mit Unterhaltung. Weil man

mer ­irgendwo präsent. «Pampered Me­

auf der Toilette aber niemandem ernst­

nial», das Nachfolgealbum «At the

haft eine Zigarre verpassen kann, muss

Sound of the Bell» waren Kult, verrucht

ich David Surkamp unbedingt wieder

und sind untrennbar mit einigen meiner

sehen. Wir haben auch eine Verab­

ersten Raucherlebnissen verbunden,

redung: nächstes Jahr. Jeopardy: Die

nein keine Zigarren, die lässt man nicht

Antwort ist «David Surkamp». Die Fra­

zu den Klängen einer Rockgitarre und

ge lautet: «Wer ist der Sänger der Kult­

einer ­halluzinogenen Orgel kreisen.

band Pavlov’s Dog aus den Siebzigern,

Teppich vor den Fenstern, Zivildienst­

der durch seine Falsettstimme bekannt

leistende, Internatsschüler, Hippiemäd­

wurde?» Nicht einmal mein Freund

chen, naja fast ... Erst dachten wir, der

Paul, der Sänger, kann «Teach me a

Sänger wäre eine Frau, bei den Texten?

song and I’ll dance for you» nachsingen,

Dann fanden wir heraus, ein Mann war

sogar bei «Late November» wirds

der Sänger mit dieser Wahnsinnsstim­

schwer. «I’ll bring you home gold nug­

me. Man munkelte Helium und das

gets in the spring ...» geht. Sehr schön.

klang ein ­wenig nach Heroin, und schon

David ­Surkamp gründete die Band in

war der Sänger mit der schönen Stimme

meinem Geburtsjahr 1972. 1975 kam

drogenabhängig, na, das passte ja wie­

das erste Album «Pampered Menial»

der, und kurz danach war er tot, mun­

heraus, und wie in kaltes Wasser springt

kelte man. Begriffe wie «half-breed

man bei den ersten Klängen von «Julia»

cowboy» oder «Natchez trace» gab das


7

David Surkamp live.

das letzte ganz besonders. «echo and

alles okay im rockbusiness. Nur sympa­

den englischlehrer fragen, der mich bei

Boo» mit einer grossartigen Version von

thischer. Ich hatte den rest meiner

Vokabeln aus der rocky horror Picture

«Oh Suzanna». Ich wusste lange nicht,

geliebten Fonseca No. 1 im Mund und

Show schon fragte, was denn meine mo­

ob die Band noch tourt, und immer wie­

ein tolles Veilchen unter dem linken

mentane Lektüre wäre. Gar nicht so ver­

der werde ich mit dem Gerücht des to­

Auge. David fragte mich urinierend,

kehrt, wenn David Surkamp seine Texte

ten Sängers überrascht. er lebt, denn

ob ich einen Fight gehabt hätte. Was

nicht gesungen, sondern als Gedichte

Tote geben keine Konzerte und gehen

tun? Ich log und bejahte. «Only was hit

veröffentlicht hätte, wäre er ein Dichter

danach nicht ganz selbstverständlich

once ... should see the other guy.» er

gewesen. Dann hätte ich aber seine

mit einem Teil der Zuschauer auf die

sinnierte: «Well guy it’s okay to get hit,

Worte und später ihn selbst nicht ken­

Toilette. Muss man aber wahrschein­

where I come from – know I’m coming

nen gelernt, denn lesen war nicht ange­

lich, wenn man vor 50 bis 80 Menschen

from St. Louis – we are allowed to wear

sagt in den Achtzigern, schon gar nicht

spielt. Dafür dass Pavlov’s Dog damals

guns.» Ich weiss nicht genau, was er

Lyrik. Die Musik ist und bleibt gut, zu

die teuerste Band war, die als einsteiger

meinte. So konnte ich nur erwidern

der Violine in «episode» kann man

bei ABC records unterschrieb, ist das

«Well, thought you’re a poet.» «Yes I

wunderbar eine schöne Frau verführen,

nicht umwerfend, aber David Surkamp

am ... Poets love guns and girls.» erin­

zu «Gold Nuggets» jemanden vermis­

scheint keine Probleme damit zu haben.

nerte mich an ein Zitat von Jean­Luc

sen. Zu den Klängen von «Theme from

Die Band ist verjüngt und erfrischend

Godard: «Alles, was man für einen

Subway Sue» kann man grandios ver­

anzusehen, rotfuchs am Bass und ein

Film braucht, ist ein revolver und ein

lassen werden und jemanden lächelnd

Gitarrist, der glaubt, so cool zu sein, wie

Mädchen.» er hatte keine Zeit für eine

gehen lassen. Um sich für die nächste

er sich benimmt, yeah. Begnadete Violi­

Zigarre. Schade, wir haben uns für nach

Liebe fit zu halten, empfehle ich zwi­

nistin, tougher Drummer und Davids

dem Konzert seiner Tournee 2012

schen den Zigarren zu «She breaks like

Frau als zweite Stimme. «I don’t do so

verabredet. Ich muss unbedingt rausfin­

a morning sky» zu laufen. Wenn man

good without you» singt sie. «Julia»,

den, welche Knarre er bevorzugt und

auf der Autobahn nicht zu schnell fah­

«Suzanna», «Angeline», «Jenny» und

welche Zigarren. Wo krieg ich nur 2012

ren will, empfehle ich alle fünf Alben,

«Ava Gardener’s Bust» singt er. es ist

schon wieder ein Veilchen her?

Eine Zigarre für…

Dictionary nicht her und wir mussten


Vier Empfehlungen von Zigarrensommelier Matthias Martens

VätErliche Zigarren 0

10

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80

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COHIBA LÍNEA CLASICA ESPLENDIDOS Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:

178 mm 18.65 mm ✶✶✶ ✶✶✶✶

Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:

Kuba Kuba Kuba CHF 29.40 / Euro 29.50

Note: 93 Stärke: 15

KUBA

Schönes Colorado, ordentlicher Decker mit feinen Adern, gute Verarbeitung. Weicher, ausgewogener rauch, wenig Steigerung im rauchverlauf. Typi­ sche Cohiba­Noten, ausgewogen und doch sehr kubanisch mit erdigkeit, Kaffee, holz und ein wenig Unterholz. Perfekter Brand.

178

8 ROMEO Y JULIETA CHURCHILLS

Martens’ Wahl

Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:

178 mm 18.65 mm ✶✶✶ ✶✶✶✶

Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:

Kuba Kuba Kuba CHF 14.10 / Euro 13.80

Note: 89 Stärke: 12

KUBA

Colorado, schönes Deckblatt, leicht boxpressed, locker gerollt. Cremiger, vollmundiger rauch, der später noch vollmundiger und würziger wird. Aro­ men von Feld, Wald und Wiese, etwas erdigkeit und leicht süssliche Noten von Schokolade und Kakao, dazu etwas Pfeffer. Brennt fast gerade ab.

178

H. UPMANN SIR WINSTON Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:

178 mm 18.65 mm ✶✶ ✶✶✶

Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:

Kuba Kuba Kuba CHF 16.90 / Euro 18.10

Note: 93 Stärke: 11

KUBA

Nicht ganz helles Colorado, glänzendes, samtiges Deckblatt, sorgfältige Verarbeitung. eleganter, erst recht verhaltener rauch mit schönem sensori­ schem Spannungsbogen ins Kräftige. Feine Bitter­ noten, ehrliche Tabakgrundnote, etwas Unterholz und Kräuter, elegante Grundnote.

178

QUAI D´ORSAY IMPERIALES Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:

178 mm 18.65 mm ✶✶ ✶✶✶

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Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:

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Note: 88 Stärke: 8

Kuba Kuba Kuba CHF 15.85 / Euro 12

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100

KUBA

Dunkles Colorado, feine Oberfläche, wenig Adern, ordentliche Verarbeitung, mittelfest gerollt. Sanfter rauch mit heuiger, leicht erdiger Note, langsame entwicklung, wird nicht sehr kräftig. Typisches französisches Grundbild, mild, süsslich, Milchkaffee und Gras. helles holz und heu, leicht, aber schön. 110

120

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Eine Marke der Daimler AG

Der Viano Avantgarde. EDITION 125. Die grosse Klasse.

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GEnuss text: DAVID HÖNER

E

MUSS SEIN !

foto: HENDRIK NEUMANN / PHOTOCASE

in ganz eigenes Völklein, wir

kurzem deines war, steht unberührt

fluchtartig verlassen. Den Rotwein ver-

Balkonraucher. Wer kennt das

(ungerührt) auf dem Tisch. Ja logisch.

gessen. «Ach, die können ihren sauren

noch nicht? Dieses ausgefallene,

Du hättest es halt mitnehmen müssen.

Merlot meinetwegen alleine saufen.»

geradezu rausgefallene Gefühl,

Doch der Moment, in dem du dich mit

Und ein Zug von der würzigen H. Up-

wenn man so draussen steht oder sitzt

den halbfröhlich, ironisch gemeinten

mann ist zehnmal, mindestens zehn-

und versucht, alle und alles zu entschul-

Worten «Auf dem Balkon darf ich wohl

mal mehr wert, als dem Geschwafel

digen. «Draussen ist es doch auch

eine rauchen, oder?» verabschiedet

da drin noch lange zuzuhören.

schön», denkt man und schaut hinein

hast, hat dich schon zum Paria gemacht.

wie ins Aquarium, wo die «Gesunden

Aussätziger Stinker, Verlorener!

Jetzt kommt sie auf die Balkontür zu. Will sie mir am Ende Gesellschaft leis-

Die Hausherrin, das ist die, die noch

ten? Ich lächle ihr entgegen, immerhin,

lich, fröhlich hin und her laufen, ihre

vor zwei Jahren pro Tag ein Päckli Pari-

doch noch ein Herz für alte Freunde?

Münder bewegen, lachen, trinken. Und

sienne schlotete und erklärte, dass es

Aber sie schüttelt bloss den Kopf, rümpft

du selbst redest dir ein, du würdest

bei der ganzen Raucherei um nichts we-

die Nase und ... Gopfetelisiech! ... zieht

dir ja nichts abbrechen, wenn du eine

niger als um das Bestehen und Erhalten

doch tatsächlich den Vorhang zu. Am

Weile sinnierend in Kappe und Mantel

von Recht und Freiheit des freien

Balkongeländer

dem blauen Dunst nachhängst. Ich bin

Schweizers gehe, wirft dir noch nach:

schaue hinaus in die Agglo, dem blauen

eben ein Geniesser!

«Aber Tür zu!» Ja eben. Tür zu. Und von

Dunst nach.

Drinnen sitzen sie jetzt um den Tisch,

aussen nicht zu öffnen. Wegen der Ein-

prosten sich zu, keiner denkt an dich.

brecher, die nachts ums Haus schlei-

Das Glas Rotwein, welches noch vor

chen wie die Kater. Da hast du den Tisch

steh

ich

jetzt

und

11

und Normalen», die Nichtraucher näm-

«Wenn doch nur ein Ballon käme und mich hier vom Balkon nähme.»

Raucherorte


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13

EIN STILLES

TREFFen

P

apa» Hemingway ist so gedul-

jäger und Hochseefischer. Aficionado

zustatten. Hier ist es so, wie es in einer

dig wie wahrscheinlich zu Leb-

und eben Schreiber. Kuba liebte er. Und

Bar sein sollte: nicht zu hell, nicht zu

zeiten kaum. Das amerikanische

hier wird Hemingway wie ein National-

laut, man sitzt bequem – und der Daqui-

Schwergewicht der Weltlitera-

held in Ehren gehalten. Vor Jahren noch

ri ist ein Drink, der unauffällig wirkt. Die

tur, das mit einer kurzen Erzählung –

war der Platz im Floridita mit einer ro-

Zigarren braucht man nach Kuba nicht

«Der alte Mann und das Meer» – 1953

ten Kordel abgesperrt; bis weit über den

mitzubringen. Ein Platz mit einem nost-

den Nobelpreis für Literatur erhielt,

Tod hinaus sollte er für ihn reserviert

algischen Flair. Sollte die Band spielen,

sitzt in Bronze gegossen an seinem Platz

bleiben. Heute ist er wieder dort. In

so kann man ihr zuhören oder nicht.

im Floridita in Havanna.

Bronze. Die Bar Floridita, in welcher

Guantanamera, La Bamba und weitere

Ernest Miller Hemingway, 1899 bis

der Sage nach der Daquiri, ein einfacher

Klassiker des kubanischen «Sons» sind

1961, liebte das Abenteuer, schöne

Cocktail mit hellem Rum, Zitrone und

genauso zigarrenfreundlich wie der

Frauen und die Literatur. Bis 1960 hielt

viel Eis, erfunden worden ist, ist weit-

fleissige Barkeeper, der einem freund-

er sich häufig in der Bar Floridita auf,

gehend so geblieben wie damals. Und

lich zulächelt. Genau wie der Mann in

wo er einen Stammplatz hatte, von dem

auch rauchen darf man nach wie vor.

der Ecke, der sich nie bewegt und im-

aus er den ganzen Raum überblicken

Zwar greifen auch in Kuba die Nicht-

mer fotografiert wird.

konnte und wo er den Rücken frei

raucher auf breiter Front an, doch

hatte. Ein Weltreisender, der hier ein

was unantastbar ist, soll auch unan-

kleines Stück Heimat gefunden hatte.

tastbar bleiben. Hemingway rauchte

Spanien, Afrika, Florida und Italien sind

natürlich.

nur einige Stationen in diesem beweg-

Wer sich in Kuba aufhält, sollte es

ten Leben. Kriegsreporter, Grosswild-

nicht verpassen, ihm einen Besuch ab-

Floridita, Obispo No: 557, Habana Vieja, Kuba www.floridita-cuba.com

Raucherorte

text & foto: DAVID HÖNER


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Zermatt

IST IMMER SCHÖN,

AUCH IM

NEBeL

15 Raucherorte

D Hans Peter Julen

er Gault Milliausche Zigarren-

penhofes. Danach erst in die Lounge.

mann von 2011, Hans Peter

Wer mit dem Aficionado Julen allenfalls

Julen, ist wiederum ein Hote-

ins Gespräch gerät, wird mehr über

lier. Er hat in seinem Hotel,

Zermatt erfahren als er in jedem Reise-

dem Zermatter Alpenhof einen wunder-

führer lesen kann, weil der erfolgreiche

baren Raucherort geschaffen. Die Davi-

Hotelier, begeisterte Zigarrenraucher

doff Platinum Lounge, grosszügig, bes-

und jetzige Preisträ-ger des Prix Davi-

tens

Rauchwaren,

doff 2011 ein in der Wolle gefärbter

bequemen Plätzen und Feuerstelle. Es

ausgestattet

mit

Zermatter ist. Und zusammen rauchen

ist der richtige Ort sich mit feinduften-

macht bekanntlich kommunikativ.

den Tabakwolken zu umnebeln, gleich dem Matterhorn im Aprilwetter. Zuvor vielleicht ein Menu im neu mit 15 Punkten ausgezeichneten Le Gourmet, dem kleinen und feinen Restaurant des Al-

Alpenhof Hotel Matterstrasse 43, 3920 Zermatt www.alpenhofhotel.ch


ein

VatERlebEn

text: David höner

Von den Männern zwischen 35 und

verhofft in sein Leben trat, ganz egal, ob

40 Jahren ist mehr als ein Drittel

der Bescheid erwünscht, erhofft oder

kinderlos.

16

D

befürchtet wurde. Das ist nicht der Anlass, sich in die Kneipe zu stürzen: «He,

er eigentliche, zentrale Mo-

alle mal herhören ...» Nach aussen hin

ment ist der, wenn ihm seine

gibt er sich erst mal schweigsam. Nur

Frau oder Freundin mitteilt:

zögernd teilt er sich der Welt mit, erst-

«Ich

Die

mals erwähnt er die Nachricht in der

Nachricht betrifft nur sie zwei, die zu-

Familie, im engeren Kreis seiner Freun-

künftige Mutter und ihn, den ab sofort

de. Es wird ihm erst jetzt richtig klar,

werdenden Vater.

dass es von nun an ein grösseres Wir

bin

schwanger.»

Porträt

Nennen wir ihn Franz. Er ist es, der

geben wird. Zukunfts- und Karrierepla-

jetzt emotional gepackt ist, der seine

nung werden neu überdacht. Und ah-

Frau umarmt. Denn plötzlich ist sie, wa-

nungsvoll sieht der werdende Vater

rum nicht Susanne, seine Frau. Nicht

Franz gewisse Felle davonschwimmen.

mehr die Freundin, plötzlich ist sie die

Die Teilnahme an Gleitschirmflugwett-

Frau, die sein Kind in sich trägt. Er

bewerben, zum Beispiel. «Ich wäre sooo

sucht nach Worten, tanzt vielleicht her-

froh, wenn du damit aufhören würdest,

um, ist sichtlich bewegt. Und mit Sicher-

gerade gestern stand wieder in der Zei-

heit ist es privat, intim, zweisam. Ganz

tung ...» Der gewünschte Oldtimer, ach,

egal, wie gut er sich darauf vorbereitet

was hat er sich darauf gefreut, muss

hatte, ganz egal, ob der künftige Vater-

nüchternen Überlegungen weichen. Fa-

status sorgfältig geplant war oder un-

milienkutsche, Kindersitz, er studiert


17

Portr채t


18 Porträt schon mal die betreffenden Angebote,

es zu «lustigen» Geschenken; Ohren-

den, für immer ein Geheimnis bleiben.

während sie tatsächlich mit wachsen-

stöpsel, Nasenklemmen. «Hohoho! Jetzt

Ausser man(n) ist Gynäkologe. Selbst

dem Bauch die Angebote für Umstands-

fängt der Ernst des Lebens an.» Er

eine Hausgeburt ändert nichts an dieser

mode in einschlägigen Zeitschriften mit

kommt früh nach Hause. Vor den trau-

Tatsache, dass es ausser der vielzitier-

gerunzelter Stirn betrachtet. Und natür-

ten Gesprächen, die die werdende Mut-

ten Tätigkeiten – Wasser heiss machen,

lich stimmt es jetzt mit der dunklen

ter führt, mit Freundinnen oder neuen

Händchen halten und mitfiebernde Soli-

Schokolade, mit den sauren Gurken und

Bekannten aus dem Schwangerschafts-

darität an den Tag legen – nicht viel zu

den zu teilenden Stimmungsschwan-

turnen, flüchtet er in den Bastelkeller,

tun gibt. Trotzdem ist die Anwesenheit

kungen. Das Glas Wein zum Abendes-

bastelt sich etwas zusammen. Ein Kin-

des Vaters mittlerweile fast überall mög-

sen verschwindet ersatzlos. Vom Zigar-

derbettchen soll es werden, Überra-

lich und willkommen. Franz geht mit.

renrauch spricht man noch nicht mal.

schung. Die Zeit verfliegt, eben waren es

Natürlich.

Es werden einsame Abende auf dem

noch Monate. «Es hat sich bewegt,

Wenn die Arbeit getan und das Neu-

Balkon. Nicht ohne Ängste. Natürlich

spürst dus?» Plötzlich Wochen, an einer

geborene versorgt ist und die Mutter

will man jetzt mitdenken, mitteilen. Na-

Hand abzuzählen, Tage, in denen eine

im wohlverdienten, postnatalen Erho-

mensdiskussionen: «Guck mal hier auf

gepackte Tasche im Flur steht. «Schatz,

lungsschlaf schlummert, darf es dann

der Echographie ... ist das jetzt ...?» Die

ich glaube, es ist so weit!» «Taxi!»

endlich sein. Jetzt stürmt der nicht mehr werdende, sondern frischgebackene Va-

Wohnsituation wird kritisch betrachtet. Altbau, vierter Stock, ohne Lift? «Aber

Der frisch- bis ganz gebackene Vater

ter in die Stammkneipe. «Hoch die Tas-

die Aussicht.» Er geht allein in die

Der eigentliche Vorgang des Gebärens

sen, her mit der Zigarre, Brüder einge-

Stammkneipe: «Geh nur, ich bin etwas

wird den Vätern, welche Anstrengun-

schenkt, alles war, ist und wird gut.»

müde, grüss mir die Jungs.» Dort kommt

gen sie auch immer unternehmen wer-

Gratulationen werden entgegengenom-


‹Lob erhält er von der Frauenseite, nicht ganz ohne Häme wird ihm attestiert, ein vorzüglicher Koch und Hausmann zu sein.›

19 Porträt

men, die Anspannungen der letzten Wo-

den, Mutterpflichten zu übernehmen, zu

droht.

Langgehegte

chen fallen weg, und es herrscht erst

kochen und zu waschen, oder nicht.

können kaum mehr gepflegt werden.

mal die grosse Vaterfreude.

Franz macht mit. Die so entstehende

Tatsache ist, dass man mit Kleinkind

Doch bald nehmen die angedachten

Verbindung ist einmalig. Im Leben eines

zum Paria der Spassgesellschaft wird.

Veränderungen im Haushalt konkret

Vaters wird sich diese Gelegenheit nicht

Der Satz «geh nur und grüss mir die

Form und Gestalt an. Das neue Familien­

mehr ergeben. So werden von Anfang

Jungs» bleibt ungehört, ist nicht mehr

mitglied beansprucht jetzt seinen Platz,

an die Bande zwischen ­Vater und Kind

Bestandteil des mütterlichen Reper-

ist physisch und psychisch präsent in

fest geknüpft, zum ­gegenseitigen Ver-

toires. Die Anforderungen an Beruf und

den täglichen Abläufen. Wenn sich nun

ständnis und Vergnügen. Doch aufge-

Freizeit

die Kleinfamilie ebenfalls im Umbruch

passt. Ein stillender ­Vater ward noch nie

sinnliche Eheleben rutscht in die zweite

befindet, wenn die Vaterrolle nicht un-

gesehen, und das Verlangen des Kleinst-

Linie. Und es kostet Geld. Die Rolle des

zweideutig patriarchalisch ­besetzt ist,

kindes nach der mütterlichen Nähe lässt

Versorgers ist, nebst all den anderen

wird es, je nach Stimmung und Bereit-

sich, ob glattrasiert oder mit Schnurr-

Pflichten, auch gefragt.

schaft des frischgebackenen Vaters, er-

bart, väterlicherseits nicht erfüllen. Zu-

freulich oder aber bedrohlich. Entweder

dem sind die pränatalen Verhältnisse

Freunden oder Internetratgebern sind

man lernt es mit Vergnügen, das Wi-

nicht einfach wieder herstellbar. Der

eine Sache, die andere ist es, den ge-

ckeln, das nächtliche Spazierengehen

Platz im Bett muss öfters geteilt werden,

meinsamen Weg zu finden. Nicht selten

mit dem mehr oder weniger friedlichen

die Nacht­ruhe mag zu kurz kommen.

wird der Weg nach der Geburt des ers-

Nachwuchs, das Zubereiten von Karot-

Das Mutter- und Hausfrauensyndrom,

ten Kindes ein steiniger. Nie war der

tenpüree und Fläschchen, und man ist

nämlich die komplette Usurpation der

frischgebackene Vater anfälliger für die

bereit, die freie Zeit dafür zu verwen-

eigenen Person von dem kleinen Wesen,

Verlockungen der vergangenen Zeit.

werden

Ratschläge

Freundschaften

zurückgestellt,

von

das

Schwiegereltern,


‹Ein stillender Vater ward noch nie gesehen, und das Verlangen des Kleinstkindes nach der mütterlichen Nähe lässt sich, ob glattrasiert oder mit Schnurrbart, väterlicherseits nicht erfüllen.›

20 Porträt

Auch Franz fällt es schwer, die «männli-

man steht an der roten Ampel – den ge-

die Chance, ­ihre gewünschte Vaterrolle

chen» Privilegien loszulassen. Und just

zeichneten Nikolaus – oder ist es der

einzunehmen, wenn die Mütter auch

in dieser Zeit wachsen die beruflichen

Osterhase? – vor die Nase hält. Kim

bereit sind, Verantwortung abzuge­

Anforderungen, der nächste Schritt auf

dreht sich um, entwindet Max das, was

ben», so Abel. «Eine neue Vaterrolle

der Karriereleiter könnte erklommen

schiesst. Max brüllt, Kim keift, es wird

bedingt auch eine neue Mutterrolle.»

werden. Da schwirrt ihm der Kopf, und

grün. Er fährt den Wagen in die Garage.

zuhause entspannen kann er kaum.

Eine Stunde später am Küchentisch, die

Der gestandene Vater

­Susanne: «Jetzt bist du mal dran,

Lasagne ist verteilt, gegessen, der Salat

Susanne kommt spät von der Arbeit. Sie

Schatz, ich bin völlig fertig. Vielleicht ist

ruht noch in der Tüte. Max schläft im

ist neuerdings wieder zwei Tage die Wo-

es Fieber? Der Fiebermesser ist irgend-

Kindersitz, Kim zeichnet, während der

che in ihrem angestammten Job als Ho-

wo, im Badezimmer oder auf dem

nun schon gutgebackene, hemdsärmeli-

telfachfrau tätig. Das geht, weil er nach

Nachttisch? Und irgendetwas ist kaputt

ge Vater den Kids aus der NZZ vorliest.

langen Diskussionen sein Pensum, Kar-

mit dem Geschirrspüler. Schaust du

Gourmetkritik, und etwas aus der Wirt-

riereschritt rückwärts und logischer-

mal?» Doch es geht, und bald hört Franz

schaft. Als Susanne kommt, scheucht sie

weise Lohneinbusse, im Architekturbü-

das erste Mal, wies Papa sagt, und

alle ins Bett.

ro auf 80 Prozent reduziert hat. Doch

­Riesenfreude herrscht.

man hat es im Griff, und die Familie ist Erziehungswissenschaftlerin Jeannette

so

Kindersitz. In der Hand hält er etwas,

Abel: Väter wollen mehr Zeit mit ihren

Schliesslich steht sie zuoberst auf der

was kleine, silberne, erbsengrosse Kü-

Kindern verbringen und sich den

Prioritätenliste. Und gerade angedacht

gelchen verschiesst. Vorne sitzt Kim,

neuen Anforderungen der Gesellschaft

ist es, dass Vater Franz sich in den

schon grosse sieben Jahre alt, voller

stellen. Väter im Alter von 27 bis 37

nächsten Jahren gar komplett aus dem

Mitteilungsdrang darüber, was heute in

Jahren wurden befragt. Sie haben eine

angestammten

der Schule passiert ist. Er hat erst Kim

alltäg­lichere und intensivere Bezie­

könnte. Nach einer Lern- und Über-

aus der Schule, dann Max aus der Ta-

hung zu ihren Kindern, als dies noch

gangszeit könnte er den Hotel- und Res-

gesstätte abgeholt. Beim Bäcker noch

bei ihren eigenen Vätern der Fall war.

taurationsbetrieb der Schwiegereltern

schnell ein Brot, und das geht ja nun an

Bei der Umsetzung der neuen Vater­

übernehmen. Natürlich zusammen mit

der Tankstelle, Salat, Gemüse und eine

rolle gibt es jedoch deutliche Unter­

Susanne.

Tiefkühllasagne. Jetzt schiesst etwas

schiede, wie stark die tatsächliche

Glänzendes durch den Wagen, prallt ab

Gestaltung den neuen Rollenerwartun­

ist. Er wagt den Sprung. Gibt das Bauen

am Rückspiegel, trifft Kim, die ihm –

gen entspricht. «Die Männer haben nur

erst mal auf. Zwar wird ihm der Umbau

Hinten sitzt Max, der Vierjährige im

arbeitstechnisch

Beruf

gut

aufgeteilt.

verabschieden

Franz wird mehr Vater, als ihm lieb


21

des veralteten Betriebs der Schwiegerel-

fähigkeit, Trennungs- und Verluster­-

Mundwinkel zu Besuch bei Franz: «Re-

tern getreu übergeben: «Du bist ja Ar-

fah­-r­ungen, siehe unten) zusammen.

det doch zusammen, Hergott nochmal, sturi Sieche!»

Die meisten Fremdgänger sind in der Altersgruppe der 40- bis 54-Jährigen

ihm die jetzt neu noch an der Hotelfach-

zu finden (30 Prozent).

Wiedervereint gehts in den nächsten Lebensabschnitt. Ein neuer Anfang geht einher mit der wild auflodernden Puber-

schule Abendkurse belegende Susanne die Familienverantwortung. Das Haus-

Jetzt ist von Trennung die Rede.

tät Kims. Schliesslich, vor der versam-

frauensyndrom beginnt bald an Franz

Die halbwüchsigen Kinder: «Papi, wie

melten Familienfront, an der Papa und

zu nagen. Wenn der Vaterstolz auch

kannst du nur ...?» Und Susanne: «Ich

Mama Einheit demonstrieren und Max

nicht nachgelassen hat, so ist er, der

arbeite und arbeite, und dann so et-

grinst, wird Kim ins Leben hinaus ent-

jetzt beruflich auf dem Abstellgleis vor

was ... Das ist ja wohl der Gipfel ... mit

lassen. Au-pair in Kanada. Max will

sich hin dümpelt, nicht mehr in den ge-

dem Geld, das ich verdiene, lädst du die

Koch werden. Recht ist es den Eltern.

sellschaftlichen Rahmen eingepasst. Lob

Schlampe auch noch zum Abendessen

Sie haben sich wieder gefunden, der

erhält er von der Frauenseite, nicht ganz

ein. So etwas muss ich mir nicht bieten

­gegenseitige Respekt ist wieder vorhan-

ohne Häme wird ihm attestiert, ein vor-

lassen.» Franz zieht aus. Er bleibt zwar

den. Ja, es darf auch mal über die Zwi-

züglicher Koch und Hausmann zu sein.

in der Nähe, aber erst mal sind Tisch

schenliebhaber und Affären gelacht

Susanne geht im Job auf, plant gar ein

und Bett getrennt. Die Kinder hängen an

werden. Der Laden läuft. Franz als

neues Wellness- und Spahotel, sitzt im

ihm, und er verbringt nach wie vor viel

Gastgeber und Hotelier ist etwas ande-

Gemeinderat, der die Tourismuskonzep-

Zeit mit ihnen, vor allem Max leidet

res als Franz als Hausfrau. Gemeinsam

te neu schmiedet. Franz, gerade vierzig

­unter der Trennung. Kim hat sich eher

können sie die Anforderungen meis-

Jahre alt geworden, wäscht und putzt

auf die Seite der Mutter geschlagen

tern, Max eine gute Lehrstelle besorgen,

zuhause, bügeln verweigert er, und als

und straft ihn mit milder Verachtung.

und als Kim die Eltern mit einem Mail

er eine Freundin findet, die ihm erlaubt,

«Ihr seid halt Weicheier, ihr Männer.»

zum Weihnachtsfest überrascht mit der

in ihrem Wohnzimmer ab und zu eine

Dann wäre es so weit. Das Wellness-,

Nachricht, sie sei schwanger, besteigt

Zigarre zu rauchen, ist sie da, die Affäre.

Spa- und Urlaubshotel «Edelweiss» mit

man nach den Feiertagen gemeinsam

Gourmetrestaurant, die Hypotheken mit

den Flieger nach Vancouver.

Midlifecrisis: In der «Mitte des Lebens»

Susannes und Franz’ Unterschriften,

treffen einerseits häufig belastende

steht für Susannes Übernahme bereit.

Der Grossvater

Lebensereignisse (eingeschränkte

Der Immer-noch-Schwiegervater, mitt-

Dort ist nun der väterliche Zuspruch

körperliche und geistige Leistungs­

lerweile 70, mit einer Brissago im

gefragt, Mutters «Wie kannst du nur!?»

Porträt

chitekt, Franz, du wirst schon wissen, was zu tun ist.» Doch genauso übergibt


22

kommt weniger gut an. Vater und Toch-

ist mit den Vorgaben von Franz und Su-

ter spazieren mit blauen Nasenspitzen

sanne, so werden die Kleinen freudig

und hand in hand der Pazifikküste ent-

begrüsst. Wie gewünscht übernimmt

lang. Das gemeinsame Besäufnis mit

Max die Geschäfte – und die junge assis-

Jean Baptiste, dem jungen Seemann,

tentin des Vaters gleich mit. auch er

den sich Kim als Erzeuger des Familien-

wird Vater.

Porträt

zuwachses ausgesucht hat, findet ohne

Fast kommt es Grossvater Franz so

Kim und Susanne statt. Die angebotene

vor, als ob die glücklichste Zeit seines

Zigarre nimmt der Schwiegersohn in

Lebens diejenige sei, in der er sich, ohne

spe auf jeden Fall an. Man wird sehen.

grosse ansprüche, mit den Enkeln und

Kim ist bereit, nach hause zu kommen.

der betagten Susanne auf den Spazier-

So ganz allein will sie doch nicht in

wegen seiner Wahlheimat in den Bergen

Vancouver bleiben, Jean Baptiste ist

herumtreibt.

mehr auf See als daheim und scheint

als dann der grosse Gleichmacher

immerhin neugierig auf den Schweizer

eines abends durch die Tür tritt und

Kurort, der ihm von Franz aufs Leben-

ihm die letzte Cohiba aus der hand

digste geschildert wurde. «Das hast du

nimmt, denkt er noch: «War doch gut

gut gemacht», sagt Susanne im Flieger

so, hat mir gefallen.»

Illustrationen Die Illustrationen zu diesem Artikel stammen von Erich Ohser. Sie wurden in den Dreissigerjahren des letzten Jahrhunderts in der «Berliner Illustrirten Zeitung» zum ersten Mal abgedruckt. Ohser, der unter dem Pseudonym e.o. plauen veröffentlichte, erlebte das Ende des zweiten Weltkrieges nicht mehr. Er verstarb 1944 in Gestapohaft, denunziert wegen einiger kritischer Bemerkungen zur Politik der Nationalsozialisten. Seine liebenswürdigen Geschichten zu Vater und Sohn überlebten bis heute. Erich Ohser war, laut Aussage von seinem Sohn Christian, Nichtraucher.

zu ihrem Franz, der zufrieden die hände über dem Bauchansatz verschränkt

Die Lebenserwartung liegt heute bei

und sich von der Stewardess eine

Männern bei 77 Jahren.

«Bloody Mary» servieren lässt. Noch ein paar Mal schlingert das Fa-

«Unserem lieben Vater, Grossvater,

milienschiffchen, und entweder Susan-

Ehemann und Freund Franz,

ne oder Franz sind im Obligo, die Sache

der nach einem erfüllten Leben

gemeinsam oder im alleingang zu re-

unvermutet entschlafen ist, in Liebe

geln. Jean Baptiste ward nicht mehr ge-

und Dankbarkeit.

sehen, doch Kim und die kleine erste

Nach der Beerdigung laden wir zu

Enkelin wachsen in Sommer- und Win-

seinem Gedenken auf einen Umtrunk

tersaison in den Bergen auf. Enkel gibts

im Edelweiss.

bald noch mehr, und wenn das Familienkonzept von Kim auch nicht identisch

Die hinterbliebenen»

Erich Ohser / e.o.plauen Vater und Sohn Sämtliche Streiche und Abenteuer (Schmuckausgabe) Südverlag 2003, 318 Seiten, leinengebunden ISBN 978-3-87800-042-6 CHF 44.– / Euro 24.90


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worst-case

- VÄTER

text: YVONNE KUNZ

lässt er sich treiben – in einem Meer von Selbstmitleid, da er ja seine geliebte Familie verloren hatte.

5. Die

Verdrängungshymne:

«No

Thugs in Our House». Die britische Band XTC porträtiert eine ThatcherÄra-Familie, in der man nicht wahrhaben will, dass der Sohn ein Bier trinkender Tunichtgut ist, der regelmässig asiatische Einwanderer verprügelt. Zum Glück ist der Papi Richter – und blütenweiss.

25

so bleibt die Weste des guten Jungen

4. Bei Nick Cave & the Bad Seeds artet die Lage völlig aus. «Papa Won’t kay, es gibt auch viele Väter-

mit seinen Kindern. Das Auto ist wichti-

Episode, wobei klar ist, das Papa Henry

verherrlichungs-Songs. Doch

ger als das Kind, und er verbringt Stun-

einen Gefallen täte, wenn er sich ver-

oft genug lassen Musiker ihre

den mit dem neuesten technischen

dünnisierte. Denn er ist ein denkbar

Väter sehr, sehr schlecht aus-

Schnickschnack.

schlechtes Vorbild. Jahre der Gewalt und Erniedrigung kulminieren in einem

sehen. Der Facettenreichtum der in Musik beschriebenen Vatertypen ist –

8. Einen völlig anderen Missstand

insbesondere in der alternativen Szene

thematisiert Andrew Gold in «Lonely

– erstaunlich und erschütternd. Hier der

Boy». Der Song erzählt die Geschichte

3. In «I Don’t Wanna Go Down to the

Countdown der miesesten Väter der

von erdrückender Vaterliebe. Der Beste

Basement» beschreiben die Ramones

Musikgeschichte:

sei er, der Einzige, der Stärkste – wer

jenen Jungen, der Angst hat, in den Kel-

das in der «richtigen Welt» nicht so

ler zu gehen, und den Vater, der ihn

sieht, verdient Prügel.

trotzdem dazu zwingt.

10. Im Song «Cat’s in the Cradle»

Blutbad in einem Bordell.

von Harry Chapin geht es noch um die verhältnismässig harmlose väterliche

7. Der überforderte Vater resigniert

Vernachlässigung. Was das Ganze sehr

in Van Halens «And the Cradle Will

schreibt auf so drastische Weise Miss-

2. «Dad»

deprimierend macht, ist der Kreislauf.

Rock», und Junior gerät ausser Rand

brauch und häusliche Gewalt durch

Da wünscht sich ein Sohn ein Leben

und Band. Die Schule interessiert ihn

einen Vater, dass man als Elternteil nur

lang vergebens, der Vater würde sich

null, stattdessen wendet er sich dem

noch nach Hause rennen und seine

etwas Zeit für ihn nehmen, und als sich

Verbrechen zu. Der Sohn haut ab, hängt

Kinder für immer und immer in die

dann der Vater im Alter danach sehnt,

ab und stürzt ab.

Arme nehmen will.

von

NoMeansNo

be-

der Sohn möge eine Weile mit ihm sitzen und plaudern, hat der Sohn kein Interesse mehr.

6. Ein ganz mieses Vater-Exemplar

1. Ein matter, leerer Blick, ein ver-

steht im Zentrum von Bruce Springs-

stummter Vater, der bestialisch mordet.

teens erstem Hit «Hungry Heart». In

Schlimmer als im Lied «Country Death

9. In «2000 Man» besingen die Rol-

der Ich-Form schildert er dieses Szena-

Song» der Violent Femmes kann es

ling Stones ein stereotypes Vaterbild:

rio: «Liebling, ich geh mal eben kurz

nicht mehr kommen. Nicht für die Ge-

jenes von dem, der lieber mit seinen

weg» – und ward nimmer wieder gese-

sellschaft und vor allem nicht für die

Spielzeugen für die Grossen spielt als

hen. Seiner Vaterpflichten entledigt,

Kinder dieses Monsters.

Musik

O

Leave You, Henry» ist der Titel dieser


Roundtable

IM PYJAMA

zur APOTHeKE

«Die Wahrheit über die Männer» titelt das deutsche Magazin Focus und berichtet von der emanzipationsbedingten Identitätskrise heutiger Männer. Und Fachleute wie Remo Largo beklagen das schwierige Los heutiger Jungs und ihrer meist abwesenden Väter in den von Frauen dominierten Familien und Schulen. Wissen Männer nicht mehr, wer sie sind? Und fällt es ihnen deswegen schwer, Vater zu sein? Vier Väter sehen das ganz anders. Beziehungsfähigkeit und berufliche Erfüllung schliessen sich für sie nicht aus. Gespräch: Johanna Lier  fotos: Silvia Luckner

26 Matthias: Meine Freundin hatte einen Job, der zum Zeitpunkt

Interview

Daniel ist verheiratet mit einer Künstlerin und hat drei Kinder (elf, fünfzehn und achtzehn Jahre alt). Er ist Uhrmacher und Besitzer einer Uhrenmanufaktur. Martin ist gleichgeschlechtlich liebend und hat einen zehnmonatigen Sohn mit einem gleichgeschlechtlich liebenden Frauenpaar, mit dem er in zwei übereinanderliegenden Wohnungen wohnt. Er arbeitet als Schulsozialarbeiter. Matthias lebt mit seiner Freundin und dem sechsmonatigen gemeinsamen Sohn zusammen. Er hat eine Teilzeitanstellung beim Schweizer Fernsehen und realisiert eigene Filmprojekte. Michael lebt getrennt von seiner Frau und hat zwei Jungen (fünf und neun Jahre alt), die gut einen Drittel der Zeit bei ihm verbringen. Er arbeitet als Rechtsanwalt in seiner eigenen Kanzlei.

der Geburt zu Ende ging. Sie ist Architektin und weiss nun nicht, ob sie damit weitermachen oder ob sie lieber im sozialen Bereich arbeiten soll. Wir fanden einen Krippenplatz, und da dachte sie plötzlich: «Oh shit, jetzt muss ich mir ja einen Job suchen! Ich bleibe lieber noch eine Weile bei unserem Bub.» Im Moment bin ich der Einzige, der verdient, meine Freundin jedoch lebt weiterhin von ihren Ersparnissen, weil sie das so will, und ich komme lediglich für den gemeinsamen Teil auf, die Miete zum Beispiel. Daniel: Ich arbeite Tag und Nacht. Am Morgen um acht Uhr gehe ich in meinen Laden, um zwölf Uhr gehe ich wieder nach Hause, und dann essen wir alle zusammen. Dass ich meine

Cigar: Früher war der Vater der Ernährer der Familie. Spielt das heute

Kinder trotzdem so oft sehe, gibt mir unheimlich viel Energie.

noch eine Rolle?

Meine Kinder müssen in meinem Geschäft auch mithelfen,

Martin: Ich nehme diese Rolle definitiv nicht mehr ein. Wir

nicht täglich, aber regelmässig, und dadurch lernen sie total

­arbeiten alle drei 60 Prozent und teilen uns die Kosten, die

viel für ihr Leben. Am Nachmittag gehe ich wieder zur Arbeit

unser Kind betreffen.

bis sechs Uhr abends. Das tue ich die ganze Woche, auch am Samstag und Sonntag.

Michael: Das ist optimal zu dritt, so kommt ihr mit einem 60-Prozent-Pensum auf ein 180-Prozent-Einkommen …

Michael: Ich arbeite auch am Abend und an den Wochenenden, wenn die Kinder nicht bei mir sind. Die Stunden zähle ich nicht

Martin: … zu viert würden wir uns auf den Füssen rum stehen.

und arbeite so viel, wie es das Büro erfordert. Auch die Ferien

(alle lachen) Es gibt keinen Grund, warum die Mütter nicht

sind oft gemischt, so fliessen Arbeit und Kinder zusammen.

arbeiten sollen, unsere Jobs sind alle gleichwertig, und dies

Klar, der Haushalt kommt noch dazu, aber ich habe Glück, dort

entspräche auch in keiner Weise meinem Verständnis von

wo ich wohne, habe ich gute Nachbarn, das Waschen ist un-

­Vatersein.

kompliziert und es hat gleichaltrige Kinder.


27

Matthias

Interview

Daniel


28 Michael

Interview Martin


Daniel: Ich leiste ja auch sehr viel, aber wenn du alleine bist, ist

gen können, das ändert sich recht schnell. Kinder wissen ja

das noch viel extremer. Manchmal habe ich schlaflose Nächte,

mit der Zeit sehr genau, bei wem sie was bekommen und bei

denn fünf Personen zu ernähren, wenn du keine Uhren ver-

wem nicht. Und suchen sich das entsprechend aus.

kaufst – das ist hart. Ich wollte nie derjenige sein, der das alles alleine finanziert, das habe ich meiner Frau von Anfang an

Daniel: Bei uns sind jetzt alle krank. Da ist meine Frau verant-

gesagt. Nun ist es doch so.

wortlich. Das ist völlig klar. Sie sagt, sie sei für die ersten zehn Jahre und ich für die zweiten zehn Jahre zuständig. Als meine

Michael: Bei mir auch, ich bin der Haupternährer in unserem

Kinder Babys waren, stand ich in der Nacht fast nie auf. Das

«Betrieb», der gross ist, da wir ja zwei Haushalte haben. Das

ist nicht mein Ding, ich habe auch immer viel Schlaf gebraucht.

hat sich den Umständen entsprechend ergeben, man rutscht

Heute aber mache ich alles für meine Kinder. Wenn eines

da so rein. Vielleicht sind Männer immer noch beruflich

Schmerzen hat, setze ich mich mitten in der Nacht im Pyjama

­ehrgeiziger als Frauen, oder Frauen haben eher die Haltung

ins Auto und fahre zur Apotheke. Ich mache viel für meine

«ah, ich widme mich lieber den Kindern» – ich weiss es nicht.

Kinder. Und sie machen viel für mich. Durch sie lerne ich

Aber mit meiner Identität als Vater hat das überhaupt nichts

beispielsweise normale Leute kennen. Im Business ist vieles

zu tun.

Pornografie: Geld, Macht, Autos …

und Familien, gut, auch an einer Schule geht es schnell mal

wickeln. Es gibt Branchen, die es den Frauen nicht einfach

darum, wer wie viel verdient und wer sich welches Auto leisten

machen, wieder einzusteigen. Und so gibt es Paare, die in der

kann, aber mich persönlich tangiert das nicht. Bei mir steht

traditionellen Rollenaufteilung hängen bleiben. Für uns ist

eher der Austausch im Vordergrund. Wie es den anderen mit

­jedoch klar, dass wir in Zukunft Arbeit und Familie teilen

ihren ­Kindern geht. Ich bin beruflich nicht so ehrgeizig. Des-

möchten.

halb ­erlebe ich Arbeit und Familie nicht so getrennt.

Daniel: Wäre meine Frau eine gut verdienende Anwältin,

Michael: Meine Nachbarn, die Kinder haben, sind nicht

­wären wir vielleicht schon längst geschieden und hätten ein

­normaler als die Leute, mit denen ich im Beruf zu tun habe. Ich

Arrangement wie du, Michael. Ich will das in keiner Weise

spüre da nicht so einen Unterschied. Jedoch verdanke ich

abwerten, aber Scheidungen sind auch ein Wohlstandsphäno-

­meinen Kindern, dass ich mit beiden Bereichen zu tun habe.

men …

Ich empfinde die Zeiten mit den Kindern entspannter als

Michael: … vielleicht ist es auch eine Wohlstandsfreiheit.

sind …

Martin: Es geht ja nicht nur ums Geld. Ich denke, eine Frau hat

Daniel: … sie erden dich …

­diejenigen im Büro. Ich geniesse es sehr, wenn sie bei mir

heute eine andere Rolle in der Gesellschaft. Und das gibt uns allen doch eine grosse Freiheit. Ich finde das super, dass ich

Michael: … wenn ich aber im Gemeinschaftszentrum zu Mittag

die materiellen Sorgen teilen kann und diese nicht alleine

esse, inmitten von fünfzig Müttern, und alle reden darüber,

­tragen muss, wie ihr das beschreibt.

wie lange die Windel hält, wie gut diese Jacke ist oder wie schlecht, was ihre Kinder alles bereits können, dann finde ich

Unterscheidet sich die Rolle des Vaters immer noch von ­derjenigen

das ebenso eigenartig, wie wenn einer nur über Börsenkurse

der Mutter?

redet.

Martin: Gemein finde ich, dass die Mutter eine viel nähere ­Beziehung hat zum Kind als ich. Sie kommt, und das Kind

Matthias: Windeln langweilen mich auch. Aber das Reden über

wird ruhig. Als Vater kann ich machen, was ich will, ich

die Kinder nicht. Ich bin noch nicht lange Vater, und ich bin

schaffe es manchmal einfach nicht. Ich kann dafür viel eher

total fasziniert davon, was sich alles im Leben meines Sohnes

loslassen.

ereignet. Ich spreche gerne mit anderen Vätern darüber.

Matthias: Die Beziehung der Mutter zum Kind ist am Anfang

Daniel: Ein wahnsinniges Know-how ist da notwendig, versu-

viel körperlicher und inniger.

che mal herauszufinden, warum ein Kind hustet, alle die Crèmes, Medikamente.

Michael: Das halte ich für ein Klischee. Klar – während der Schwangerschaft, Geburt und der Stillzeit ist das sehr ausge-

Martin: Übrigens, mein Sohn, obwohl erst zehn Monate alt,

prägt, aber ob nun der Vater oder die Mutter ein Kind beruhi-

kann schon schwimmen. (alle lachen)

Interview

Martin: Bei meiner Arbeit kümmere ich mich um Menschen

Rollen in den ersten Monaten, wenn das Kind da ist, ent­

29

Matthias: Ich denke, das hängt stark davon ab, wie sich die


‹ Ich empfinde die Zeiten mit den Kindern   entspannter als ­diejenigen im Büro. ›

Michael: Genau! Das Reden mit anderen Eltern ist doch

für ganz viele spätere Probleme.» Mein Kind kann eine Krise

zu neunzig Prozent diese merkwürdige Art von Kinderolym­

erleben, was allen anderen Kindern auch passieren kann, bei

piade. Eigentlich geht es doch in diesen Gesprächen darum,

uns gäbe es aber sofort eine Erklärung dafür.

die Bestätigung zu bekommen, dass man seine Sache gut macht.

Matthias: Wir leben eigentlich sehr normal. Gut, wir sind nicht verheiratet. Am ehesten nehme ich aber Normen wahr, wenn

Elternrollen sind ja auch Normen unterworfen. Inwiefern betrifft das

ich mit dem Kind unterwegs bin. Dann werde ich sofort ganz

die Väter?

anders wahrgenommen. Ich habe sehr viel mehr spontanen

Martin: Durch das Kind komme ich viel intensiver mit den ge-

Zugang zu anderen Leuten, weil ich versorgt und nicht mehr

sellschaftlichen Normen in Berührung. Die schwierigsten Re-

der «gefährliche junge Mann» bin – die Türen gehen auf …

30

aktionen betreffend meine, nicht der Norm entsprechenden Familiensituation kommen aus meiner eigenen Familie. Meine

Michael: … ja, aber nur solange das Kind den gleichen Namen

Eltern sind Arbeiter, leben in einem kleinen Dorf und stossen

trägt wie du. Wenn nicht, bist du gleich der Kindesentführer.

sich viel eher an Dingen, die nicht der Norm entsprechen. Von

Nimmt eine verheiratete Frau nicht den Namen ihres Mannes

mir nahe stehenden Menschen aus meinem Umfeld weiss ich,

an, hat sie dieses Problem. Sie ist klar die Mutter, hat aber

dass ich mich mit ihnen auseinandersetzen kann. Klar, da

­einen anderen Namen als ihre Kinder – erklär das mal einem

kommen kritische Fragen. Zum Beispiel, wie wir das Kind

Zollbeamten.

­gezeugt haben …

Interview

Gibt es diese vielbeschworene Identitätskrise der Männer, die im Michael: … das ist schlicht Neugierde …

­Leben von Vätern und Söhnen ihre Wirkung zeigt? Daniel: Die Schulen sind eindeutig viel mehr auf die Mädchen

Daniel: … es ist eine Indiskretion …

ausgerichtet. Die Buben sind benachteiligt. Sie können sich viel weniger entwickeln.

Martin: … nein, es ist eine kritische Frage. Wenn ein Mann und eine Frau zusammen sind, ist diese Frage ein Tabu, aber

Michael: Das stimmt insofern, dass die Kinder in der Schule zu

sobald es anders ist, kommen solche Fragen, die mit der

achtzig Prozent von Frauen erzogen werden. Da fehlen sicher

­eigentlichen Frage nach der Ethik und der Moral verbunden

die männlichen Lehrkräfte.

sind. In meinem Arbeitsumfeld wurde mein «Vater-seinDürfen» in Frage gestellt, Personen haben ihre Schicksale

Daniel: Was mich betrifft, bin ich eigentlich ein Konservativer,

mit meinem Lebensweg in Verbindung gebracht – warum

und doch bin ich angezogen wie meine Söhne und trage

darf er, wenn ich nicht kann. Wir leben eine Form der Eltern-

Jeans und Turnschuhe – den Stil meiner Kinder. Ich bin aber

schaft, die bei einer Volksabstimmung wohl kaum eine Chance

ein­deutig ihr Vater, ich bin nicht ihr Freund – eine Art Coach.

hätte.

Ich kenne erfolgreiche Geschäftsmänner, die sagen ihren sechzehnjährigen Söhnen, dass sie mit ihnen nichts mehr zu

Daniel: Das erleben alle, die in irgendeiner Weise anders sind.

tun haben wollen. Dabei ist diese Beziehung extrem wichtig.

Nachdem in einem Artikel über mich mein jüdischer Hinter-

Auch dass man sich entschuldigen kann, wenn man Fehler

grund thematisiert worden war, konfrontierte man meinen

macht.

zweitältesten Sohn mit der Frage: «Sag mal, bist du eigentlich Jude?» Dazu gehört dieser ganz spezielle Unterton. Mein Sohn

Michael: Wir haben sicher andere Einstellungen, als sie unsere

hat danach zu mir gesagt, nun verstehe er, wie es mir in mei-

Väter gehabt haben. Aber ich denke nicht, dass wir grund­

ner Jugend als einziger Jude im Fussballclub ergangen sei.

sätzlich ein neues Vaterbild brauchen.

Martin: Und bestimmte Fragen werden dir ganz früh gestellt:

Martin: Ich denke schon, dass das heutige Männerbild eine

«Hast du dir das auch gut überlegt? Das ist doch der Ursprung

schwierigere Position hat …


Daniel: … wir verlieren viel mehr. Frauen überholen uns überall …

sen auch heute mehrheitlich mit Frauen auf. Männliche ­Jugendliche müssen sich also ihre Vorbilder aus den Medien holen. Das bereitet viele Probleme.

Martin: … die Frauen machten einen Befreiungsschlag und die Männer, was das traditionelle Bild anbelangt, büssten an

Daniel: Ich kenne so viele Jugendliche, für die die Strasse das

­Status ein. Das schafft sicher Verunsicherung, wenn man

Wohnzimmer ist. Auch wenn sie dich kennen, sie grüssen

nicht mehr klar sagen kann, ich ernähre die Familie und ­meine

dich nicht, als ob ihnen alles gehöre. Sie schlafen zwar zu­

Frau schaut zuhause für die Kinder.

hause, sind sonst aber immer draussen. Da frage ich mich, wo ist denn der Vater? Wenn sie zu uns nach Hause kommen,

Michael: Ich sehe diese Krise nicht. Meine Kinder erleben mich

haben sie Angst vor mir. Sie sind sich das gar nicht mehr

so, wie ich bin, sie wissen, ich bin der Vater, also ist das für sie

­gewohnt.

das Männliche. Kinder nehmen doch intuitiv wahr, was wir Könntet ihr euch vorstellen, die Rolle des Hausmannes zu

fassen, aber vielleicht sind es die kleinen Dinge, wir schauen

über­nehmen?

vielleicht weniger darauf, ob die Kleider sauber bleiben, und

Michael: Sofort! Auch wenn ich meine Arbeit gerne habe;

finden es cool, wenn wir zusammen etwas Gefährliches erlebt

ich würde von heute auf morgen umstellen, wenn ich

haben. Obwohl sich das wie ein Klischee anhört.

könnte.

Martin: Ja aber – wie viele Männer begleiten ihre Kinder

Matthias: Temporär ja. Als Übergang. Aber nicht für länger.

­wirklich? Das sind immer noch extrem wenige. Kinder wach-

Ich mache gerne andere Dinge ausserhalb.

31

anders machen als die Mütter. Ich kann das gar nicht in Worte

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Interview

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‹Ich bin ein deutig ihr Vater,  ich bin nicht ihr Freund –  eine Art Coach.›

32

Martin: Zeit zu verbringen, ist wichtig. Viel Zeit. Und Reisen. Viel von der Welt zu sehen. Ich koche sehr gerne, das will ich meinem Sohn zeigen. Sport machen ist ganz ganz wichtig, weil ich weiss, das tut uns gut. Viel Rammeln und Balgen. Das merke ich ihm jetzt schon an, dass ihm das gefällt. Kämpfen und Kraft einsetzen. Ich freue mich darauf, Dinge, die ich mag, gemeinsam zu unternehmen. Es ist schön, mit jemandem

Interview

eine gemeinsame Welt zu teilen. Daniel: Wenn ich einen Wäscheservice und ein catering orga-

Michael: In unserer Generation ist es wichtig gewesen, zu

nisieren könnte, wäre ich auch dabei …

lernen, was gut und was schlecht ist. Mir ist es ein Anliegen, dass sie lernen, sich ein eigenes Urteil zu bilden, und auch

Matthias: … deine Frau müsste noch viel mehr verdienen als

den Mut haben, dafür einzustehen. Es ist mir auch wichtig,

du …

die Kinder für diese Welt fit zu machen. Zum Beispiel das Wissen um die Manieren – was bedeutet, ein Gefühl

Daniel: … ja, genau! Im Büro habe ich bereits einen Roboter

dafür zu entwickeln, wann sie eine Grenzüberschreitung

fürs Putzen. Den müsste ich nach Hause nehmen. (alle lachen)

machen. Damit sie bewusst wählen können, wie weit sie gehen wollen.

Was ist für euch das Wichtigste, was ihr euren Kindern mitgeben wollt?

Matthias: Jetzt ist das Kind sechs Monate alt, da ist sicher die

Daniel: Reden ist enorm wichtig. Es ist unglaublich, was du aus

Zeit, die wir zusammen verbringen, sehr wichtig. Ich denke,

Kindern herausholen kannst. Mir ist ein Anliegen, dass sie

die Neugierde und die eigenen Interessen entwickeln ist

nicht nur Häuser und Geld im Kopf haben, dass sie frei sind im

etwas, was mir ein Anliegen sein wird. Medienkompetenz

Denken und Zugang zu ihrem Potential finden. Jeden Sonntag

vermitteln wird auch eine Rolle spielen. Fernsehen, Internet,

müssen meine Kinder mit mir am Fernsehen Weltspiegel

Mobile Phone und Spiele gehören dazu. Einerseits geht es

schauen. Ich bin der Meinung, wir sind es den anderen Men-

darum, sozial den Anschluss nicht zu verlieren, aber auch

schen dieser Welt schuldig, dass wir ihr Schicksal anschauen.

darum, zu wissen, dass jede virtuelle Welt eine Möglichkeit

Wir leben in Saus und Braus und sollen die Ungerechtigkeiten

unter vielen Millionen anderen ist, in die man rein- und raus-

im Bewusstsein behalten. Manchmal gehen die Kinder mit

gehen kann. Man muss lernen, diese Welten einzuordnen und

Tränen in den Augen in ihr Zimmer, weil sie spüren, dass

mit dieser Fülle von Möglichkeiten zu leben.

dieses Zuschauen von Gefühlen getragen wird. Und ich will ihnen beibringen, das auszuhalten. Nicht nur Konsum – Play Station, Sprüngli und Fun.


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Interview

DER

kindErlose

VATER

Der Abt vertritt im Kloster die Stelle Christi. Muss er zurechtweisen, handle er klug und gehe nicht zu weit, sonst könnte das Gefäss zerbrechen. Stets rechne er mit seiner eigenen Zerbrechlichkeit, er denke daran, dass man das geknickte Rohr nicht zerbrechen darf. Er sei nicht stürmisch, nicht ängstlich, nicht masslos, nicht eifersüchtig und nicht allzu argwöhnisch, sonst kommt er nie zur Ruh. Aus der Regel des heiligen Benedikt

Gespräch:­TOBIAS­HÜBERLI­ fotos:­CHRISTIAN­SCHWARZ

34

Cigar: Abt Daniel, erzählen Sie mir von Ihrem Vater.

Vaters­ war­ ­Pfarrer­ in­ der­ Innerschweiz.­ Eine­ Tante­ Ordens-

Abt Daniel:­Alle­Schönbächler­sind­ursprünglich­von­Einsiedeln,­

frau.­Ein­­Bruder­meines­Vaters­war­Benediktinermönch.­Die­

mein­ Vater­ war­ noch­ dort­ geboren.­ Am­ Sihlsee­ gibt­ es­ eine­

Religion­wurde­bei­uns­zuhause­praktiziert.­

Postautohaltestelle­ mit­ dem­ Namen­ Schönbächli.­ Mein­ Ur-

Interview

grossvater­ war­ Politiker­ und­ Förster,­ mein­ Grossvater­ war­

Wann haben Sie sich entschieden, einen geistlichen Beruf zu er-

auch­ Förster­ und­ kam­ nach­ Winterthur.­ Mein­ Vater­ machte­

greifen?

eine­Schreinerlehre,­aber­in­den­Dreissigerjahren­gab­es­we-

Abt Daniel:­ Das­ kann­ man­ so­ nicht­ sagen.­ Früher­ war­ es­ in­

nig­Arbeit,­darum­ging­er­zur­Bahn.­Er­wurde­Bahnbeamter­

dieser­ sozialen­ Schicht­ undenkbar,­ das­ Gymnasium­ zu­ ma-

im­Güterbahnhof.­Wir­waren­vier­Kinder­im­Haushalt.­Es­war­

chen,­wenn­man­nicht­diesen­Weg­gehen­wollte.­Es­war­ein­

eine­ Arbeiterfamilie.­ Der­ Vater­ arbeitete­ zum­ grösseren­ Teil­

archaisches­Muster.­Wer­auf­das­Gymnasium­ging,­wurde­Pfar-

in­Nachtschichten.­Aber­er­war­sehr­unkom­pliziert.­Wir­muss-

rer,­ das­ war­ die­ Erwartungshaltung,­ auch­ wenn­ sie­ nicht­

ten­ als­ Kind­ nicht­ besonders­ ruhig­ sein,­ wenn­ er­ tagsüber­

­ausgesprochen­ wurde.­ Ich­ konnte­ das­ Gymnasium­ machen,­

schlief.­ Die­ Mutter­ machte­ Hausarbeit,­ sie­ war­ Schneiderin.­

aber­natürlich­nicht­in­Winterthur.­Man­sagte­mir,­wenn­du­als­

Wenn­sie­arbeitete­und­der­Vater­morgens­zuhause­war,­koch-

Katholik­in­Winterthur­das­Gymnasium­machst,­fällst­du­ent-

te­ er­ für­ uns.­ Wir­ hatten­ in­ der­ Familie­ damals­ schon­ eine­

weder­ durch­ oder­ du­ bist­ am­ Ende­ nicht­ mehr­ katholisch.­

Arbeitsteilung,­die­man­heute­für­modern­hält.­

Mein­ Onkel­ war­ damals­ schon­ im­ Kloster­ Disentis,­ das­ war­ natürlich­ein­Bezugspunkt,­darum­kam­ich­in­die­dortige­Klos-

Wie war der Vater?

terschule.­

Abt Daniel:­ Er­ war­ kein­ Patriarch.­ Er­ war­ ein­ gutmütiger­ Mensch,­der­seine­Verpfl­ichtungen­wahrnahm.­Er­war­Turner­

Sie waren 21 Jahre alt, als sie dem Kloster Disentis beitraten.

und­Schwinger,­hatte­einen­Kasten­voller­Kränze,­ein­Kleiner,­

Abt Daniel:­Ich­beendete­die­Matura­1962.­Danach­besuchte­ich­

Dicker,­Zäher,­sagten­sie.­Wir­lebten­damals­in­der­Diaspora.­

das­ Priesterseminar­ in­ Chur,­ wusste­ aber­ bereits,­ dass­ ich­

Wenn­eine­Schulklasse­45­Kinder­hatte,­waren­davon­vielleicht­

nach­ Disentis­ zurückkehren­ würde.­ 1963­ trat­ ich­ bei­ den­

nur­vier­oder­fünf­aus­katholischen­Familien.­ Die Religion stiftete die Identität? Abt Daniel:­ Die­ Trennung­ war­ klar,­ soziologisch­ nennt­ man­ das,­eine­«versäulte­Gesellschaft».­Als­Katholiken­in­Winterthur­­kamen­wir­uns­wie­die­zweite­Garnitur­vor.­Als­Kind­begriffen­wir­beispielsweise­nie,­warum­wir­die­Fasnacht­nicht­ mitmachen­konnten.­Die­Zürcher­Fasnacht­liegt­in­der­katholischen­ Fastenzeit.­ In­ der­ Familie­ meines­ Vaters­ hatte­ es­ ­immer­ schon­ geistliche­ Berufungen­ gegeben.­ Ein­ Onkel­ des­

Privat Abt Daniel Schönbächler, geboren 1942, wuchs in Winterthur in einer katholischen Familie auf. Von 1955 bis 1962 absolvierte er das Gymnasium an der Klosterschule Disentis. 1963 trat er, als 21-Jähriger, den Benediktinern des Klosters Disentis bei. Er studierte Theologie, Germanistik und Kunstgeschichte. Seit 2000 steht er dem Kloster als Abt vor. Das Kloster Disentis ist 1400 Jahre alt, zurzeit wohnen dort 30 Mönche. Im Kloster ist Rauchen verboten. Nicht ganz alle Mönche halten sich jedoch an das Verbot.


ÂŤWir lebten in der Diaspora. Wenn eine Schulklasse 45 Kinder hatte, waren davon vielleicht nur vier oder fĂźnf aus katholischen Familien.Âť


­Benediktinern ein. Kaum hatte ich mich angemeldet, wurde mein Onkel Abt im Kloster. Das war für mich kein Vorteil,­ denn wenn es bei meinem Onkel etwas nicht gab, dann war das Nepotismus. Seit 2000 sind Sie selber Abt. Der Hausvater des Klosters, wie ­definieren Sie diese Vaterrolle? Abt Daniel: Wir leben nach der Regel des heiligen Benedikt, dort gibt es zwei Kapitel über den Abt. Das Wort Abt stammt vom ­griechischen Abba ab und bedeutet Vater. Der Abt ist­ im ­Kloster der Stellvertreter Christi, er muss so leben, dass seine Brüder in ihm Christus sehen können. Das ist keine ­Arroganz, sondern eine Herausforderung. Ich gebe mir Mühe, so zu sein, wie Christus mit seinen Jüngern war.

36

Was bedeutet das konkret? Abt Daniel: Der Abt muss in erster Linie ein geistlicher Vater sein. Benedikt beschreibt ihn als Seelenleiter. Der Abt muss seine Mitbrüder fördern. Die Starken fordern und die Schwa-

«Die Frage ist, was Härte ist. Irgendwo braucht es sie.»

chen ermutigen. Ein Mönch in einem Kloster sollte nur ein­ Ziel haben: nämlich Gott zu suchen. Und der Abt muss die Bedingungen dafür schaffen. Die Benediktiner haben eine

tragen. Bei den Schweizer Benediktinern liegt die Altersgrenze

­familiäre Struktur. Man meint oft, dass der Orden eine­

noch bei 75 Jahren, in Deutschland und Österreich aber bei­

Interview

weltweite Organisation ist, so wie ein Personalverband, in­

70 Jahren. Immer öfters wird ein Abt auch auf Zeit gewählt.

dem man Leute hin- und herschieben kann. Aber dem ist nicht

Abt Martin von Einsiedeln beispielsweise ist auf zwölf Jahre

so. Wenn ein Benediktinermönch sein Versprechen abgibt,

gewählt. So verwandelt sich das Bild des Abtes mehr und­

dann nur für ein bestimmtes Kloster, in dem er auch bleibt.

mehr in eine Funktion.

Das unterscheidet uns von einem Betrieb. Wenn dort einer nicht spurt, dann ist er sofort draussen. Das gibt es bei uns

Was Sie bedauern?

nicht.

Abt Daniel: Es geht eine spirituelle Dimension verloren. Der Abt ist nicht einfach ein Funktionär. Aber es zeigt sich, dass

Wie ist das Zusammenleben geregelt?

Äbte, die zurücktreten, die Insignien des Abtes ablegen und

Abt Daniel: Man rühmt die Regel des heiligen Benedikt als

zurück in die Reihe der Mönche treten. Ich habe im Haus noch

überraschend demokratisch. Aber das ist sie nicht im moder-

meinen Vorgänger, der ist 85 Jahre alt. Und er ist erkennbar

nen Sinne. Es gibt kein Lobbyieren vor einer Wahl und es gibt

als Altabt. Das finde ich richtiger.

auch keine Mehrheitsbeschlüsse. Die Regel besagt, dass der Abt alle anhören soll. Auch die Jüngeren, denn oft gibt Gott

Wie ist Ihr Verständnis von einem Vaterbild?

einem Jüngeren einen Rat. Und dann soll der Abt vor Gott

Abt Daniel: Eigentlich weiss jeder Mensch, was ein Vater und

überlegen und entscheiden. In den heutigen Klöstern ist es

was eine Mutter ist. Nur diskutiert man an diesen Rollen

aber schon so, dass man gewisse Fragestellungen abhängig

­herum. Aber das Ursprünglichste ist: Die Mutter hält das Kind

macht von der Abstimmung. Wir sind sozusagen demokrati-

in den Armen, der Vater nimmt das Kind an der Hand und

scher im modernen Sinne geworden.

führt es. Der Vater hat die Aufgabe, ein Kind in die Welt zu begleiten, hinaus aus der Familie. Ein Vater sollte führen. Das

Wie hat sich die Rolle des Abtes innerhalb der Klöster ver­ändert?

ist mir wieder aufgefallen, als die chilenischen Bergarbeiter

Abt Daniel: Man sieht eine Veränderung. Im ursprünglichen

eingesperrt waren. Wenn es dort keine starke Vaterfigur gege-

Sinn hat der Abt nicht einfach einen Job. Er ist Abt und erhält

ben hätte, wäre es nicht gut herausgekommen. Einer musste

eine Weihe. Darum wurde er auch auf Lebenszeit gewählt. Seit

die Führungsrolle übernehmen und klare Grenzen setzen. Die

dem Zweiten Vatikanischen Konzil gilt für Bischöfe eine Alters-

Kumpels diskutierten ja bereits, wen man als Erstes aufessen

grenze von 75 Jahren. Dies hat man auch auf die Äbte über-

wolle.


37

«Man muss dem Menschen gerecht werden in seiner Wesensart.»

fort.­ Mein­ Vater­ fuhr­ mir­ mit­ dem­ Velo­ hinterher.­ Er­ hatte­

als zeitgemäss.

­etwas­auf­dem­Gepäckträger­und­sagte­mir,­ich­solle­das­der­

Abt Daniel:­Natürlich­wird­das­diskutiert.­Aber­wenn­es­darauf­

Grossmutter­ bringen,­ die­ auf­ der­ anderen­ Seite­ der­ Stadt­

ankommt,­ funktioniert­ so­ eine­ Vaterrolle­ nach­ wie­ vor.­ In­­

wohnte.­Ich­brachte­das­Paket­und­kehrte­nach­Hause­zurück­

Chile­in­der­Grube­hat­es­funktioniert.

und­war­wieder­aufgenommen.­Später­sagte­mir­ein­Psychologe,­ dass­ mein­ Vater­ damals­ falsch­ gehandelt­ hätte,­ weil­ er­

Wie entschärfen Sie Spannungen unter den Mönchen?

­meine­Gefühle­nicht­ernst­genommen­habe.­Ich­habe­dies­nicht­

Abt Daniel:­Vielleicht­zu­wenig.­Ein­Hauptproblem­in­unserer­

so­empfunden.

Zeit­ist,­dass­man­sich­nicht­zugehörig­fühlt.­Ich­sage­immer,­ ein­Kloster­ist­ein­Querschnitt­der­Gesellschaft.­Bei­uns­gibt­es­

Wie setzte Ihr Vater die Grenzen?

jedoch­Mitbrüder,­die­irgendwie­nicht­dazugehören.­«Aber­ihr­

Abt Daniel:­Es­gab­Regeln,­und­wer­die­nicht­respektierte,­wur-

könnt­mich­ja­nicht­rauswerfen»,­sagen­sie.­Dafür­machen­sie­

de­ bestraft.­ Dazu­ gehörten­ auch­ Schläge.­ Heute­ würde­ so­

knurrend­ auf­ Opposition.­ Laut­ Benedikt­ muss­ der­ Abt­ auf­

ein­Vater­auf­Missbrauch­eingeklagt.­Wir­haben­den­Vater­in­

den­Einzelnen­eingehen,­ihn­je­nachdem­fordern,­strafen­oder­

seiner­ Funktion­ aber­ akzeptiert.­ Wir­ wussten,­ dass­ wir­ die­

gütig­ begleiten.­ Er­ kann­ verschiedene­ «Medikamente»­ an-

Strafe­verdient­hatten.

wenden­ wie­ ein­ weiser­ Arzt,­ Ermahnungen,­ Ermutigungen,­ Trost,­sein­eigenes­Vorbild,­das­Gebet.­Der­allerletzte­Schritt­

Trotz der Schläge?

ist­der­Ausschluss.­Ein­Abt­muss­nicht­zu­jedem­Bruder­den­

Abt Daniel:­Es­gab­dort­etwas­Mysteriöses.­Mein­Vater­wurde­

gleichen­Zugang­haben,­das­geht­gar­nicht.­

in­ seiner­ Familie­ nie­ geschlagen.­ Es­ war­ also­ nicht­ die­ Idee­ des­ Vaters,­ uns­ Kinder­ zu­ bestrafen,­ sondern­ die­ Idee­ der­

Waren Sie als Abt auch schon überfordert?

Mutter.­ Sie­ übertrug­ aber­ diese­ Aufgabe­ dem­ Vater.­ Schön­

Abt Daniel:­ Das­ gibt­ es­ auch.­ Ich­ bin­ jetzt­ bald­ 70­ Jahre­ alt­

­biblisch:­Wer­seinen­Sohn­liebt,­der­schlägt­ihn.­Wenn­ich­jetzt­

und­weiss­inzwischen,­wo­meine­Kindheitsmuster­liegen.­Zum­

zurückdenke,­ tut­ mir­ der­ Vater­ leid,­ wenn­ er­ müde­ von­ der­

Beispiel­wenn­man­von­mir­Sachen­verlangt,­die­ich­gar­nicht­

Arbeit­zurückkam,­musste­er­noch­diesen­Pfl­ichten­nachkom-

lösen­kann.

men.­ Was­ er­ dann­ aber­ auch­ vehement­ machte.­ Ich­ wollte­ immer­ zäh­ sein­ und­ sagte,­ ich­ schreie­ ganz­ sicher­ nicht,­ er­

Waren Sie in Ihrer Kindheit mit unlösbaren Aufgaben konfrontiert?

schlug­aber­so­lange,­bis­ich­heulte.­Mein­Bruder­heulte­immer­

Abt Daniel:­Das­ist­sicher­so.­Einmal­lief­ich­sogar­von­zuhause­

schon­ von­ Anfang­ an­ und­ bekam­ so­ weniger­ Schläge.­ Aber­

Interview

Ein solches Vaterbild wird stark diskutiert und gilt wohl nicht mehr


an­ ihm­ rächt.­ Früher­ mussten­ die­ 13-jährigen­ Buben­ den­

38

‹Es muss feste Spielregeln

­ganzen­Sommer­alleine­auf­die­Alp.­Die­Frage­ist,­was­Härte­

geben. Man darf nicht willkürlich

brauchen­ Härte­ und­ müssen­ gefordert­ werden.­ Abhärtung,­

handeln.›

zerbrechen,­die­müssen­anders­weitergebracht­werden.­Man­

ist.­ ­Irgendwo­ braucht­ es­ sie.­ Benedikt­ sagt­ dazu:­ Die­ einen­ um­weiterzukommen.­Es­gibt­aber­andere,­die­würden­daran­ muss­dem­Menschen­gerecht­werden­in­seiner­Wesensart.­ Die Öffentlichkeit reagiert sensibel, im Besonderen bezüglich grenz-

Interview

wertigen Erziehungsmethoden in Klöstern oder deren Schulen. keiner­ von­ uns­ Kindern­ war­ auf­ den­ Vater­ zornig,­ weil­ wir­

Abt Daniel:­Wir­haben­durch­die­öffentliche­Diskussion­gelernt,­

genau­ wussten,­ dass­ er­ nicht­ im­ Affekt­ schlug.­ Wir­ wussten­

haben­Unrecht­erkannt­und­sind­vorsichtiger­geworden.­Die­

immer,­wofür­wir­die­Strafe­bekommen­haben.

Werte­ haben­ sich­ verschoben,­ was­ positiv­ ist.­ Dass­ wir­ im­ Kloster­ jedem­ Verdacht­ auf­ Gewalt,­ sei­ das­ sexueller­ oder­

Sie haben nicht unter den Schlägen gelitten?

­gewalttätiger­ Natur,­ über­ mehrere­ Jahrzehnte­ zurück­ nach-

Abt Daniel:­ Ich­ hatte­ gelernt:­ C’est­ la­ vie,­ die­ Welt­ ist­ so­ ein-

gehen­ und­ eine­ öffentliche­ Auslegeordnung­ machen­ sollen,­

gerichtet.­Das­waren­die­Spielregeln,­daran­hielt­man­sich.­Wo­

kann­mutig­und­ehrlich­sein­oder­aber­auch­übertrieben.­Auf­

kämen­wir­denn­sonst­hin.

jeden­ Fall­ wurde­ die­ Tabuisierung­ aufgehoben,­ und­ das­ ist­ gut.

Wie ist Ihre Vorstellung von Erziehung? Abt Daniel:­ Wer­ keine­ Grenzen­ setzt,­ der­ kommt­ seinen­ Er-

Ist Gott eine Vaterfigur?

ziehungspfl­ichten­ nicht­ nach.­ Wie­ man­ diese­ setzt,­ das­ ist­

Abt Daniel:­ Das­ haben­ wir­ als­ Kinder­ so­ mitbekommen,­ der­

von­Kultur­zu­­Kultur­unterschiedlich.­Es­ist­für­ein­Kind­auch­

Vater­ im­ Himmel­ mit­ einem­ langen­ Bart.­ In­ der­ Regel­ des­

imponierend,­wenn­es­Grenzen­und­Regeln­gibt.­Aber­sie­müs-

­Benedikt­ kommt­ Gott­ als­ Vaterbild­ aber­ kaum­ vor.­ Benedikt­

sen­gerecht­sein.­Es­muss­feste­Spielregeln­geben.­Man­darf­

ist­ ganz­ auf­ Christus­ ausgerichtet.­ Man­ kann­ sich­ von­ Gott­

nicht­will­kürlich­handeln.­

kein­ Bild­ machen,­ Christus­ aber­ ist­ uns­ «gleich»­ geworden,­ und­er­hat­uns­Kunde­gebracht­vom­Vater­im­Himmel.­Es­gibt­

Schläge gehören nicht mehr in moderne Erziehungsmodelle, bedau-

in­der­Bibel­sehr­viele­Urbilder­von­väterlicher­Führung.­Die­

ern Sie das?

Engel­transformierten­sich­in­der­Renaissance­zu­Eroten­und­

Abt Daniel:­ Ich­ bedauere­ alles,­ was­ man­ übertreibt.­ Es­ gibt­

in­der­Barockzeit­zu­niedlichen­Putten,­sie­können­aber­eigent-

sehr­grosse­kulturelle­Unterschiede­diesbezüglich.­Italienische­

lich­ als­ sehr­ väterliche­ Figuren­ gelesen­ werden.­ Ich­ bete­ zu­

Kinder­dürfen­vielleicht­lauter­sein­als­Schweizer­Kinder,­aber­

einem­ Vater­ im­ Himmel,­ denke­ dabei­ aber­ nicht­ an­ einen­

die­Mama­hat­trotzdem­eine­sehr­lockere­Hand.­Ich­denke,­es­

«Manoggel»­ mit­ weissem­ Bart,­ sondern­ an­ einen­ Schöpfer-

kommt­sehr­viel­mehr­auf­die­Intention­hinter­den­Schlägen­

gott,­ der­ uns­ liebt­ und­ begleitet­ und­ doch­ immerzu­ ein­

an.­Ein­Kind­ist­sehr­sensibel­und­spürt­sofort,­ob­sich­jemand­

Geheimnis­bleibt.­


AVO HERITAGE TOUR 2011 Anlässlich seines 85. Geburtstages hat Avo Uvezian nicht nur seine Geburtstagscigarre im Gepäck, die AVO 85th, sondern präsentiert auch die neue AVO Linie «AVO HERITAGE», welche ab Mitte Mai im Fachhandel erhältlich ist. Mehr Infos zur AVO TOUR 2011 (4.-15. Mai) unter avo.com


Eine Fotostrecke aus den Archiven von Fotograf Christian Schwarz

Kinder V채tER UND

40 Fotostrecke


41

Fotostrecke


42 Fotostrecke Chips, der sich mit seinem Sohn Carlos beim Gamen anlegt. Vater sein heisst auch gewinnen lassen. Sonst wird es einem vielleicht 端belgenommen.


43 Fotostrecke

Adrian Schulthess mit seiner ersten Tochter Lena, seiner Frau Andrea und Beisteher Rolf Willi.


44 Fotostrecke Ich weiss nicht, wer das ist. Ich fand das Bild einfach schön und fragte den Mann auf dem Martinimarkt im Niederdorf spontan, ob ich ihn fotografieren dürfe.


45 Fotostrecke

Vater Kaspar und Sohn Jonas Streiff in der Bodega. Mitte der Neunzigerjahre. Er, der Journalist, Filmemacher und kritische Lebensk端nstler, ist vor zwei Jahren verstorben. Jonas ist mittlerweile fast erwachsen.


46 Fotostrecke Grazia, meine Tochter, und ich im September 2002. Mittlerweile bin ich zweifacher Grossvater. Die Enkelinnen heissen Aylin und Ceyda.


47

Informationen Zum Fotografen Christian Schwarz, Jahrgang 1955, ist freier Fotograf und lebt in Zürich. Von ihm sind zwei Fotobücher mit Porträts erschienen.

Christian Schwarz / 178 Portraits Edition Stefan Witschi / Zürich 2010 ISBN 978-3-9523619-2-4 CHF 60.– Ebenfalls vergriffen, Restexemplare erhältlich beim Autor, www.christianschwarz.ch

Fotostrecke

Christian Schwarz / Kreis 1 Fotografien Gebunden mit Schutzumschlag 132 Seiten, 86 sw Duplex-Fotografien 20 cm x 22 cm 978-3-85881-149-3 CHF 48.– Erschienen 2003. Vergriffen im Buchhandel, Restexemplare erhältlich beim Autor, www.christianschwarz.ch


DER AKT DES

Schmorens text: Tobias Hüberli

48

V

äter und die Gastronomie, das

während der Nachwuchs unter dem

dig meint, er solle doch endlich mithel-

ist meist eine triste Geschich-

Tisch die Kieselsteine untersucht. Die

fen; das Neugeborene, das auch nach

te. Der Vater alleine ist dabei

Schlechtwetteralternative gestaltet sich

einer nächtlichen Marathonstrecke im

selten das Problem, überfällt

derweil komplizierter. Kinderfreundli-

Wohnzimmer nicht aufhört zu schreien,

er aber ein Restaurant samt lärmendem

che Restaurants sind selten und nicht

und der Chef, der seinen Mahnfinger

Anhang, hört bei so manchem Beizer

jedermanns Sache. Wer an einem ver-

unheilvoll auf die tiefen Augenringe

der Spass augenblicklich auf. Dann

regneten Samstagnachmittag einmal

richtet und vollen Einsatz fordert, sor-

doch lieber ein Hund, den man mit

die

Coop-Selbstbe­

gen dafür, dass der Vater unter «bestän-

Guetzli und Wassernapf diskret unter

dienungsrestaurants besucht hat, der

diger Hitze über längere Zeit weich­

dem Tisch versorgen kann. Der Junior

weiss, was ich meine.

geköchelt wird». Ein Vater ist wie

Spielecke

eines

Salz und Pfeffer

aber soll ja am Tisch sitzen: ruhig, artig,

Es gibt viele gute Gründe, wieso ein

dafür geschaffen, einen hervorragenden

so langweilig, wie die Erwachsenen es

Mann, einmal Vater, unbedingt mit Ko-

Schmorbraten aus dem Ofen zu zau-

eben tun und es die Kinder zum Glück

chen beginnen sollte. Die Rede ist nicht

bern, weil er das Wesen eines Bratens

nicht können. Die Situation ist grausam,

von Saftplätzchen, Pasta oder Fidelisup-

bis ins Innerste versteht. Die grossen, fettdurchzogenen

und

langfaserigen

Fleischstücke, die es für einen Braten braucht, schmeicheln seiner Männlich-

‹ Väter und Schmorbraten haben gleiche

keit und nicht zuletzt der familiären Brieftasche, kostet ein Kilo Rindsbacke

Bedürfnisse: Zeit, Wärme und Wein.›

(ich meine die vom Kopf) doch weniger als ein paar lumpige Saftplätzchen. Und dann wird der Sonntagsbraten dem Töchterlein oder dem Buben ewig

und zwar für alle. Für den Buben, der

pe, sondern vom traditionellen Sonn-

und positiv in Erinnerung bleiben, als

nicht versteht, wieso der Kellner nicht

tagsbraten

vom

der Moment, in dem der Vater fröhlich

Verstecken spielen will und wieso er die

Schmorbraten. Väter und Schmorbra-

summend, total entspannt mit Koch-

Entenleber nicht ans Tischbein strei-

ten haben gleiche Bedürfnisse: Zeit,

messer und der Flasche Merlot stunden-

chen darf, für den Vater, dem schon auf

Wärme und Wein, um mal drei Beispiele

lang in der Küche hantierend diesen

dem Parkplatz vor dem Abend graute,

zu nennen. Zudem gibt es eine fast

unvergesslichen Braten auf den Teller

und für den Wirt, dessen eh schon zu

schon unheimliche brüderliche Verbin-

bringt. Und sie werden noch in zwanzig

hoher Blutdruck neue Spitzenwerte er-

dung. Denn wie ein Braten, der per De-

Jahren nach Hause kommen und sagen:

reicht. Natürlich kommt das jetzt ziem-

finition «durch eine Kombination von

«Papi, mach doch mal wieder einen

lich klischiert daher und natürlich gibt

Braten, Kochen und Dünsten über eine

Braten.»

es Ausnahmen, aber oft ist es halt­

längere Zeit weichgegart wird», durch-

Folgendes Rezept für einen Schmor-

genau so.

lebt auch der frisch gebackene Vater ei-

braten hat mir ein guter Freund und

nen ähnlichen Prozess.

Vater zwei Wochen nach der Geburt

Im Sommer lässt sich die Situation

und

ganz

speziell

noch spielend meistern, der Vater sitzt

Die Mutter, die sich in der Rolle als

entspannt im Garten, vor ihm ein Bier,

Mutterkuh benachteiligt fühlt und stän-

meiner Tochter anvertraut. Es hat mir bis heute gute Dienste erwiesen.


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49

19.–

Geschmorte Fleischstücke sind eine Delikatesse sondergleichen. Hier zum Beispiel «Bäggli» vom Angusrind.

1,2 Kilo «Bäggli» oder Schulter vom Rind, für Schmorbraten beim Metzger verlangen 2 Karotten, geschält, Mirepoix (Würfel von 1,5 x 1,5 Zentimeter) 1/2 Knollensellerie (Mirepoix) 5 Zehen Knoblauch (geviertelt) Halbe Stange weisser Lauch (Mirepoix) 3 Stück Kalbsfuss 1 Lorbeerblatt 2 Nelken 2 volle Suppenlöffel Tomatenpüree 1 Flasche kräftigen Rotwein (Merlot, Rioja) 3 Scheiben Weissbrot Salz und Pfeffer

Mendoza M endoza Argentina Argentin Gran Reserva Bodega Septima, 75 cl

(6 Personen)

Fleisch mit Salz und Pfeffer würzen und in einem Gusstopf (mit Deckel zum Schmoren) mit einem neutralen Öl (etwa Erdnussöl) kräftig anbraten. Angebratenes Fleisch wegstellen. Im gleichen Topf das Gemüse anrösten. Tomatenpüree beigeben und mitrösten. Lorbeerblatt, Nelken und Kalbsfüsse beigeben. Mit Rotwein ablöschen, bis 2/3 des Fleisches bedeckt sind. Aufkochen. Ofen bei 180 Grad, Topf ohne Deckel reinstellen (1/2 Stunde). Fleisch wenden, ohne Deckel eine weitere halbe Stunde. Drei Scheiben Weissbrot ohne Rinde in kleine Würfel schneiden, unter den Fond rühren, allenfalls Wasser nachgiessen, wenn nötig mit Salz und Pfeffer nachwürzen. Mindestens 1 Stunde zugedeckt im Ofen schmoren lassen, ab und zu reinschauen, eventuell Wein nachgiessen. Wenn das Fleisch gar ist, Fleisch und Kalbsfüsse aus dem Topf nehmen. Entweder den Fond mit Gemüsestücken servieren oder, wenn gewünscht, Fond in den Mixer geben und richtig durchmüllern, dazu noch ein baumnussgrosses Stück Butter, und so servieren oder durch das Sieb streichen. Fleisch aufschneiden und Sauce separat darübergeben.

Salz und Pfeffer

Rindsschmorbraten

Für vollendeten Genuss. Der fast schwarze Mendoza Argentina Gran Reserva Bodega Septima offenbart ein vielschichtiges Bouquet mit Noten von schwarzen Beeren, Zimt, Lakritze und Vanille. Im Gaumen entfaltet er eine harmonische Breite und schafft dank angenehm weicher Tannine eine lang anhaltende Aromatik. Passt hervorragend zu einem kräftigen Steak.

Für jeden Anlass den passenden Wein.

Als Beilage empfehlen sich gedörrte Bohnen und Kartoffelstock. Über die Kalbsfüsse freut sich übrigens der Familienhund ganz unerhört.

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25.02.11 15:47


TATORT

Hausfrau text: Johanna Lier

W

as macht einen richtigen

Wir hingegen waren Lederjacken

50

Kommissar aus? Er setzt

tragende,

Lippenstift

verschmierte,

sich ohne Rücksicht auf

Kampfsport trainierende Anarchofemi­

sein Leben und sein priva­

nistinnen. Er hatte sich also in der Ein­

tes Glück für die Hilflosen und die

schätzung zumindest unserer Personen

Geschädigten ein. Er kämpft mit einer

massiv getäuscht und demzufolge wür­

hochempfindlichen Verbissenheit für

digte das von ihm eingebrachte Label

Gerechtigkeit. Er glaubt an das Gute,

Hausfrau weniger uns persönlich als die

und sein Zynismus dient der Maskie­

Literaturform «Gedicht». Der Glaube,

rung der Angst vor Resignation und Ver­

Hausarbeit und allenfalls noch die hor­

zweiflung. Er ist ein Einzelgänger. Oft

mongeschwängerte Adoleszenz allein

hat er eine heimliche Liebe zu einer

brächten Reime und andere Sprachex­

Frau oder anderen Schönheiten des

perimente hervor, war allerdings nicht

­Lebens, wie Kunst, Essen, Wein oder

neu. Das hatten wir auch schon von

Natur. Er kämpft gegen ignorante Vor­

­anderen gehört.

gesetzte und kaputte Bösewichte bis

Was aber geschieht, wenn der ideale

zum siegreichen Ende. Er kann schies­

Vater und die geächtete Literaturgat­

sen und er kann weinen. Der ideale

tung zusammenkommen? Es entsteht

­Vater.

wunderbare Kunst. Und ein einmaliges

Lyrik

So jedenfalls lernen wir das aus den

Experiment. Im Jahre 1994 veröffent­

Filmen und den Büchern. So jedenfalls

lichte die australische Dichterin Dorothy

gibt es sie in ganz Deutschland, der

Porter unter dem Titel «The Monkey’s

Schweiz, Venedig, Paris, Kopenhagen,

Mask» den ersten lyrischen Kriminal­

Ystad und seit Neuem auch in Istanbul.

roman. Ihre Kommissarin Jill führt

Mit Hunden, schönen Anzügen oder

ein Leben wie schon früher Dashiell

auch strähnigen, langen Haaren und

Hammetts Sam Spade oder Raymond

zerlumpten Jeans, mit Übergewicht,

Chandlers

biederen Krawatten und Zwangsneu­

Hammett und Chandler, die Urväter des

rosen stapfen sie durch den humanen

hard-boiled Krimi, beim Gedanken, ihre

Sumpf.

Storys in lyrische Verse fassen zu müs­

Philipp

Marlowe.

Wobei

Zerlumpte Jeans trug auch ich zu

sen, sich vermutlich auf der Stelle eine

der Zeit, als ich noch ganz jung mit

Smith&Wesson an die Schläfe gesetzt

einer befreundeten Künstlerin den ers­

oder eine zerbrochene Scotchflasche in

ten Lyrik-Band herausgab. Eines schö­

die Kehle gerammt hätten. Nicht so Por­

nen Abends in einer trendigen illegalen

ter, die ihre Geschichten von Gewalt,

Bar hinterbrachte man uns das vernich­

Sex und Missbrauch in leichten, rhyth­

tende Urteil eines bekannten Schweizer

misch betörenden, emotional aufgela­

Verlegers. Er sei erstaunt, berichtete

denen Gedichten erzählt.

man uns, mit welcher Hartnäckigkeit

Wenn das lyrische Hausfrauendasein

und welchem Mut Hausfrauen Gedichte

so aufregend ist – ich bin sofort wieder

schreiben und publizieren würden.

dabei! Denn das Kommissardasein im

Er bewundere diesen unglaublichen

realen Leben soll ja äusserst langweilig

Durchhaltewillen bei offensichtlich min­

sein, sagen Experten, geprägt von Nie­

derwertiger Qualität – was er, der Ver­

derlagen und viel Schreibtischarbeit.

leger, gerade bei Hausfrauen häufig

Nun ja! Da trifft es sich wieder. Schreib­

­beobachten könne.

tischarbeit.


TROUBLE «Jill» frag ich schnippisch in den Spiegel «wieviel Mumm hast du?» Ich mag meine Courage         physisch ich mag meine Courage         mit einem Spritzer Gefahr Zwischen Versicherungsjobs Kletterern zu

51

schaute ich         kleinen tollkühnen Spinnen ähnlich                an meinem heimischen Felsen Ich bin nicht schwindelfrei,                jede Menge Trouble         grosser Anderer-Leute-Trouble                lässt meinen Wagen anspringen                       und mich die Hypothek abstottern und persönliche Trouble         o hübsche Trouble die mir das Bett überflutet ich warte ich will dich, Trouble, on the rocks.

Lyrik

kann aber Trouble vertragen


DEN

VatER IM SINN

E 52 Essay

s ist kein besonderer Tag, ganz

Normalerweise müsste ich ihm erklä­

im Gegenteil. Müsste ich die

ren, dass ich Hahnenkämpfe äusserst

übermässig helle Zeitspanne, die

amüsant finde und in Kasachstan sogar

meist nach der Nacht auftaucht,

mal einen sehr sympathischen kirgi­

mit einem Musiker vergleichen, und da­

sischen Hahnenkampftrainer kennen

für gibt es bis auf den Unterhaltungsfak­

lernte. Aber erstens bin ich aufgrund

tor keinen besonderen Grund, so wäre

der mich verfolgenden Kontrolleure

dieser Tag wohl Phil Collins. Oder Lionel

etwas unter Zeitdruck und zweitens hab

Richie. Der Zahnarztbesuch war harm­

ich das gar nicht nötig. Denn meine rie­

loser als erwartet, die Rechnungen sta­

sigen Kopfhörer signalisieren ihm deut­

peln sich auf dem Tisch, der MP3­Player

lich, was ich von seinem plumpen Kon­

dröhnt in den Ohren. Eine meiner Lieb­

versationsversuch halte. Glücklich, dass

lingsbands tönt gerade «Ich sehe dabei

mich der imaginäre Schutz in Form von

zu, wie der Suff mich entstellt, Vater wer

Schallwellen vor der Aussenwelt und so­

bist du, Mutter gib Geld!», und der kurze

mit vor überflüssigen Fragen schützt,

Sprint auf dem Bahnhof (ich hatte mal

stürze ich schweissüberströmt und nach

wieder kein Ticket) hat meine Lebens­

Luft japsend aus dem Bahnhof.

geister geweckt. Jemand spricht mich

Fragende Blicke überall. So langsam

an, er hält eine Infomappe in der Hand,

komme ich nämlich in das Alter, in dem

es geht wohl um die Haltungsbedingun­

man mir Fragen stellt. Nicht mehr die

gen von kirgisischen Kampfhähnen.

üblichen Fragen über das Was und Wo,

Privat Juri Sternburg ist 27 Jahre alt und lebt in Berlin-Kreuzberg. Bereits als jungen Burschen zog es ihn zum Theater: Als Dreizehnjähriger wirkte er in verschiedenen Produktionen in Berlin mit, wenig später begann er, sich intensiv mit Graffitikunst und Street Art zu beschäftigen. Er absolvierte Praktika und Hospitanzen im Bereich Bühnenbild und arbeitete beispielsweise am Deutschen Theater in Almaty, Kasachstan. Zudem schreibt Juri Sternburg: 2007 entstand seine erste einaktige Auftragsarbeit «Sechs Quadratmeter Chrom» für das Trockenschwimmer-Festival in Berlin. Zeitgleich begann er, für die «taz» zu schreiben. Seither werden seine Kolumnen und Artikel im Kulturteil regelmässig publiziert. Es folgte sein erstes Hörspiel «Türsteher», das im SWR im März 2010 zu hören war. Letztes Jahr war er mit seinem ersten Theaterstück «Der Penner ist schon wieder woanders» für den Jurypreis des Heidelberger Stückemarkts nominiert; die Jury entschied sich, den Preis unter den fünf Nominierten aufzuteilen. Dieses Jahr ist Juri Sternburg für den Stückemarkt Berlin nominiert.

suze /photocase

text: JURI STERNBURG


über das oberflächliche Befinden oder

gehen die das Wieso betreffenden Fra­

den anhand eines Bankkontos zu defi­

gen anscheinend automatisch einher,

nierenden Status. Auch nichts Belusti­

und meine Wenigkeit scheint als inter­

gendes wie: «Können Einzelgänger

nationaler Sammelpunkt der unendlich

auch alleinstehend sein?» Vielmehr

Wissbegierigen zu fungieren. Mich fragt

scheint der Zyklus der sinnsuchenden

man. Als ob ich überhaupt irgend­

Alles­ und Nichtskönner angebrochen

etwas wüsste. Als ob ich in der Lage

zu sein, so wie ich es einer bin. Mit dem

wäre, mir selber Fragen über das War­

kontinuierlichen Verstreichen der Zeit

um und Wieso zu beantworten, ge­ Fragen über Fragen: Unser Autor sieht sich als sinnsuchender Alles- und Nichtskönner.

53 Essay


rowan / photocase

schweige denn das Wieso irgendwel­ cher anderer Menschen. Ich bin ja schon mit den alltäglichen Nebensächlichkei­ ten überfordert, wie zum Beispiel den Fragen: Wer ist diese Frau da neben mir? Warum will sie nicht, dass ich diese merkwürdige Tagesdecke auch nachts benutze? Was ist der Unterschied zwischen einem Dekokissen und einem Kopfkissen? Wie werde ich diese Frau wieder los? Oder auch einfach nur: Warum bezahle ich eine Krankenver­ sicherung, wenn ich dann den Zahnarzt noch mal bezahlen muss? Und nun, seit kurzem, beginnen die Menschen in meinem Umfeld auch

54

noch, Ratschläge einzufordern, Lebens­ erfahrung geltend machen zu wollen. Sie wünschen aus dem Erfahrungspool zu schöpfen, den ich ihrer Meinung nach aufgefüllt haben müsste. Dabei bin ich vom Erwachsenwerden so weit ent­ fernt wie Whitney Houston von einem erfolgreichen Comeback. Was allein

Essay

durch den letzten Satz bewiesen sein dürfte. Dieses Gefühl wird nirgends so deutlich wie im eigenen Elternhaus. «Das Beste am Älterwerden ist die Tat­ sache, dass die Füsse zwar nicht mehr wachsen, aber die Turnschuhsammlung um so mehr», lallte mir mal jemand zu,

Lebensberatung. Ich habe kein Haus.

ihren eigenen Gedanken oder Theorien

und ich fand das Argument einleuch­

Keine Kinder. Kein Sparbuch. Keinen

und endete bei einem interessanten,

tend. Natürlich erfährt man im Laufe

Nobelpreis. Ich bin nicht ihr Vater, ge­

aber für die ursprüngliche Frage und

der Jahre einige Tipps und Tricks, be­

schweige denn ihre Mutter. Man könnte

die umstehenden Zuhörer vollkommen

wältigt Trips und Ticks, aber von einer

doch annehmen, dass meine Mitmen­

unerheblichen Thema. Fragte ich zum

Vorbildfunktion oder gar einem elo­

schen meine völlige Ratlosigkeit das

Beispiel «Wo wachsen Purzelbäume?»

quenten Ratgeber kann keine Rede sein.

Leben betreffend weitaus stärker spü­

konnte sie schnell bei der Definition von

Für so etwas gibt es doch Eltern. Mütter.

ren als ich selbst. Aber dem scheint

siamesischen Zwillingen landen und

Väter. Und so jemand kann und möchte

nicht so.

mit dem Hinweis «Und über solche

Wenn ich früher ein Anliegen hatte

macht man sich nicht lustig, auch nicht,

oder es eine Wissenslücke zu füllen galt,

wenn sie schon getrennt wurden, das

Womit das zusammenhängt und wa­

ging ich zu meinen Eltern. Da beide sel­

kannst du dir ein für allemal hinter die

rum diese Menschen sich einbilden, ich

ten als Einheit fungierten, sondern im­

Ohren schreiben!» enden. Wenn mich

wäre ihr Ansprechpartner (in jedweden

mer das Gegenteil des anderen propa­

ihre Antworten nicht befriedigten, rann­

Dingen), ist mir schleierhaft. Schliess­

gierten, gab es immer mindestens zwei

te ich ihr so lange hinterher, bis sie

lich biete ich meine Dienste weder of­

mögliche Antworten. Meine Mutter er­

ihrerseits mit den Nerven am Ende war.

fensiv an noch habe ich ein Schild mit

klärte mir so einiges, nur mit meinem

Ich höre zwar immer wieder, dass ich

meinen Öffnungszeiten um den Hals

ursprünglichen Gesuch hatte dies meist

eigentlich ein braver Junge war, doch

hängen. Es gibt keinen ersichtlichen

wenig zu tun. Sie nahm gerne die ein

ich weiss um meine eigene Ungezähmt­

Grund für meine Beliebtheit in Sachen

oder andere Abzweigung, verlor sich in

heit, man könnte mich wohl in die Kate­

ich definitiv nicht sein. Aber das liegt wohl in der Natur der Sache.


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55 Essay

Wo geht es lang? Der Vater weiss: «Wenn du heute den leichten Weg wählst, hast du morgen den weitaus schwierigeren vor dir!»

‹Als ob ich irgendetwas wüsste. Als ob ich in der Lage wäre, mir selber Fragen über das Warum und Wieso zu beantworten, geschweige denn das Wieso irgendwelcher anderer Menschen.›


gorie Kaspar Hauser einordnen. Rein

kommen wertungslos als unumstöss­

absurd betrachtet zumindest. Dafür fing

liche Institution gilt. Wie nähert man

ich mir zwar die ein oder andere Ohr­

sich einer solchen Institution objektiv?

feige ein, aber was soll ich mich aufre­

Wenn mein Vater ein Saal wäre, wür­

gen, immerhin habe ich ihre Haut mehr

de das Ganze so aussehen: Die Tür ist

verletzt als sie die meine. Mein Vater

zwar schwer und gross, lässt sich aber beizeiten problemlos öffnen. Der erste Schritt fällt relativ leicht, ein Stück

‹Wenn ich jetzt so darüber nachdenke,

roter Samtteppich lädt ein, auf ihm zu

bin ich mir sicher, dass mein Vater auf

meterhohe Bücherwände den ersten

gar keinen Fall eine allwissende und über

weise staubig, teilweise abgenutzt vom

allen Dingen stehende Persönlichkeit

schreiten. Links und rechts bestimmen Eindruck; alte und grosse Bücher, teil­ vielen Lesen. In der Mitte des Raums steht ein Billardtisch, die an den Seiten aufgestellten Ritterrüstungen betrach­

gewesen sein kann.›

ten sich gegenseitig, einvernehmlich schweigend. Ein Kind läuft auf einen grossen Ohrensessel zu, Zigarrenqualm

56 Essay

hingegen glänzte mit präzisen Ausfüh­

wabert durch die Luft, die zu stellende

rungen, Verweisen auf Sekundärlitera­

Frage auf einem kleinen Stück Perga­

tur und aus dem Leben gegriffenen

ment niedergeschrieben, bleibt es vor

­Beispielen, die die theoretischen Aus­

dem Sessel stehen und wartet auf Ant­

führungen praktisch untermauerten.

worten. Das hätten Sie wohl gerne! Die­

Man musste allerdings Zeit mitbringen.

se äusserst kitschige Beschreibung ei­

Wer wenig Zeit hatte oder eine begrenz­

nes Herrensalons entspricht natürlich

te Aufmerksamkeitsspanne, wer nur

in keinster Weise meinen Eindrücken,

­eines oberflächlichen Überblicks be­

aber allein die Tatsache, dass Sie für ei­

durfte, der war fehl am Platz und wurde

ne ­Sekunde daran geglaubt haben, er­

umgehend des Feldes verwiesen. Das

freut mich ungemein. Schliesslich zeugt

war manchmal anstrengend, gerade in

es davon, dass auch Sie gerne dem Kli­

den Phasen der Pubertät, aber im

schee erliegen, tatsächlich gedacht ha­

­Endeffekt doch immer die ehrlichste

ben, ich hätte eine Selbsttherapie ver­

­Lösung. Aber zuallererst stellte er eine

fasst, und den einfachen Wegen nicht

natürliche Autorität dar. Sämtliche Be­

abgeneigt sind.

obachtungen, ob in den eigenen vier

Doch so einfach ist es nicht, so ein­

Wänden oder auf der Strasse, liessen

fach ist es nie. Wenn ich überhaupt

mich zu dem Ergebnis kommen, dass er

­einen Saal beschreiben müsste, so wäre

in jeder Situation wusste, was zu tun ist.

es einer, dessen Ende und Anfang ich

Vielleicht ist das ein Grund, warum ich

nicht erkennen kann, dessen verworre­

selber das Gefühl habe, dies nie zu

ne Gänge undurchdringbar sind. Denn

­wissen. Wahrscheinlich ist es aber das

das Begreifen des Lebens liegt mir nicht

Natürlichste der Welt, so muss es zu­

nur unglaublich fern, ich vermeide es

mindest sein, sage ich mir.

beinahe. Wenn ich jetzt so darüber

Ich presse mich an eine Wand, um

nachdenke, bin ich mir sicher, dass

kurz durchzuatmen und eine Zigarette

mein Vater auf gar keinen Fall eine all­

zu rauchen, was im Endeffekt aufs Glei­

wissende und über allen Dingen stehen­

che hinauskommt. Selbstverständlich

de Persönlichkeit gewesen sein kann,

führt der Weg zur Selbsterkenntnis über

als ich geboren wurde. Das beweisen

den eigenen Vater, aber was bringt es,

allein die Erfahrungen, die ich mit dem

jemanden beurteilen zu wollen, der al­

Leben gemacht habe. Niemand weiss

lein durch die automatische Nähe und

immer, was zu tun ist. Trotzdem gibt es

Geborgenheit, die man empfindet, voll­

Personen, von denen man dies an­


Wofür ich ein Vorbild sein soll. Wem

nimmt, zumindest bei den ersten Tref­

Das ist eventuell ein gewisser Fort­

fen. Das ist einer der feinen Unterschie­

schritt, denke ich mir, während ich eilig

­diese vorbildliche Haltung nützen wür­

de. Wie oft hat man sich Hals über Kopf

an dem Zigarettenstummel ziehe, der

de. Im Endeffekt nur mir selber.

verschossen, um nach kurzer Zeit fest­

mir noch geblieben ist. Immerhin habe

Ich müsste eigentlich einen Umweg

zustellen, dass man sich einem Augen­

ich aus meinen eigenen Erfahrungen ei­

über eine Nebenstrasse gehen, um den

blick oder einem herbeigesehnten Mo­

nen logischen Schluss gezogen, das

Blicken der immer noch wütenden Kon­

ment hingegeben hat. Wie oft war man

grenzt schon fast an Eloquenz und

trolleure zu entgehen, doch ich bin spät

begeistert von der Vielfältigkeit seines

könnte eine Vorstufe zum Erwachsen­

dran. Also ziehe ich mir die Mütze ins

Gesprächspartners, um nach wenigen

werden darstellen. Vielleicht ist es aber

Gesicht und gehe den direkten Weg zu

Wochen entnervt festzustellen, dass die­

auch nur eine vorübergehende Ver­

meiner Wohnung. Nur noch wenige

ser sich thematisch im Kreis dreht. Die

wirrtheit – wobei Scott Fitzgerald sagte:

­Meter. Dann erwischt es mich. Ich wer­

meisten Menschen verlieren ihre Aura

«Intelligenz ist die Fähigkeit, zwei

de entdeckt und mitgenommen, be­

im alltäglichen Kontakt. Diese Schutz­

einander widersprechende Gedanken

schimpft und ausgefragt, aber was habe

hülle aus Eleganz und Überlegenheit,

gleichzeitig im Kopf zu haben.» Was er

ich auch anderes erwartet. Mir fällt

die sie umgibt, bröckelt mit jeder Sekun­

über vier oder fünf sich widersprechen­

­einer dieser Ratschläge ein, die mir

de, in der sie mich an ihrem Privatleben

de Gedanken gesagt hat, ist leider nicht

mein Vater mit auf den Weg gab und

teilhaben lassen. Nur bei ganz besonde­

überliefert. Und so stehe ich wieder am

die zum Kotzen wahr sind: «Wenn du

ren Menschen und bei den eigenen

Anfang, mit dem Gefühl, einer Vorbild­

heute den leichten Weg wählst, hast du

­Eltern bleibt diese Aura im Idealfall

funktion nicht gerecht zu werden. Wem

morgen den weitaus schwierigeren vor

­erhalten.

ich ein Vorbild sein soll, ist die Frage.

dir!»

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Die Tabakindustrie feiert sich selbst und lädt dazu Aficionados aus der ganzen Welt ein. Warum sie das Recht haben zu feiern und worum es geht. Cigar besucht die Dominikanische Republik und erfährt – zwischen Spanferkel und Cuba Libre – so einiges. PROCIGAR, die

Wurzeln text & fotos: david höner

eines

fEstivals


Vom Anfang

Historisch gesehen ist es eine Tatsache,

Irgendwann ... Der Begriff ist diesmal

dass der erste, in unserem Sinn kom-

ganz eng zu sehen, auch wenn ein paar

merziell verwertete Tabak in der Kari-

wenige der Mannschaft wussten, dass

bik angebaut wurde. Auf Hispañola,

es der 12. Oktober 1492 war. Nach einer

wie der früher gebräuchliche Name der

mühseligen, angstbefrachteten, nicht

Insel lautete, auf der sich heute die Do-

enden wollenden Reise stiegen am Hori-

minikanische Republik und Haiti befin-

zont die blaugrün bewaldeten Hügel aus

den. Und auf Kuba. Vergeblich versuch-

dem Atlantik. Die Bahamas. Und mit der

ten die Spanier ein paar Jahre lang

seither vorherrschenden Arroganz des

das Monopol zu halten. Heute wird

weissen Mannes «entdeckten» ein paar

Tabak praktisch in allen Ländern der

hellhäutige, bärtige Fremdlinge eine

Welt angebaut, in denen es das Klima

‹Der Tag, an dem die Tabakernte in

61

der Dominikanischen Republik eingebracht wird, ist Weihnachten.› ganze «neue» Welt. Sie wurden freund-

erlaubt.

Die

Tabakpflanze

stammt,

lich empfangen, und die dort ansässigen

gleich der Kartoffel, dem Mais sowie

Menschen beschenkten die Ankömmlin-

anderen Früchten und Gewächsen, auch aus dem Gemüsekorb der Neuen

ten Tabakblättern. Damit wussten diese

Welt. Sie hat sich als ungeheuer anpas-

nicht viel anzufangen. Erst als ein paar

sungsfähig erwiesen.

Matrosen sahen, wie Einheimische solche Blätter zusammenrollten und an-

Tabakindustrie heute

zündeten, kam der Aha-Effekt. Tabak

In seiner Ansprache zur Eröffnung des

trinken, nannte man diese Angewohn-

vierten ProCigar-Festivals in Santiago

heit, und man lernte es schnell. Die wei-

de los Caballeros im Herzen des Hoch-

teren Erfahrungen, welche die freund­

landes der Dominikanischen Republik

lichen Einheimischen machten, endeten

erinnerte Hendrik Kelner an diese histo-

im grössten Genozid der Geschichte der

rische Vorlage. Kelner ist Präsident von

Menschheit. Jedoch überlebte unter an-

ProCigar, dem Verband der dominikani-

derem diese neu erworbene Fähigkeit

schen Tabakmanufakturen. Er machte

des Tabaktrinkens. Die Pflanze breitete

mit Stolz darauf aufmerksam, dass man

sich innert kürzester Zeit in der ganzen

heute mit dem Bewusstsein, die Welt-

Welt aus. Der geografische, tatsächliche

hauptstadt des Tabaks zu sein, auf diese

Ursprung des Tabaks dürfte sich irgend-

Vorgeschichte zurückblicke. In der Tat.

wo auf den Hochplateaus der Anden fin-

Die Tabakindustrie in der Dominikani-

den, zwischen Bolivien und Peru, und

schen Republik ist im Inselstaat die

die Pflanze kam bereits auf präkolumbi-

grösste Arbeitgeberin, die Pflanzungen

anischen Handelswegen, vermutlich via

sind das landesweit wichtigste Agrar-

Venezuela, in die Karibik. Verwendet

produkt, die Tabakexporte die höchste

wurde der Tabak als Medizin- und Ritu-

Einnahmequelle und die Erzeugnisse

alpflanze, wurde geraucht, geschnupft,

weltweit wegen ihrer Qualität und Viel-

zu Waschungen in Wasser eingelegt und

falt berühmt. Kelner: «Der Tag, an dem

als Verband über Wunden gebunden.

die Tabakernte in der Dominikanischen

ProCigar

ge unter anderem auch mit getrockne-


‹Nicht wenige Vertreter jener Generation, die als letzte noch in Kuba geboren war, fanden in der Dominikanischen Republik eine neue Heimat.›

Von der Blüte werden die Samen für die Tabakpflanze gewonnen.

62 ProCigar

Republik eingebracht wird, ist Weih-

sich nicht mit dem neuen Regime arran-

wegen des Embargos keine Zigarren

nachten.» Kein Wunder bei einem Ex-

gieren konnten oder wollten, wurden

von dort erwerben liessen, rauchte

portumsatz mit Tabakwaren im Wert

zum Teil vertrieben oder hauten einfach

man, was man kriegen konnte. In der

von 320 Millionen US-Dollar pro Jahr.

ab. Sie gingen damals nicht in die Domi-

Dominikanischen Republik hatte 1965

Weihnachten feiern rund 65 000 Bauern

nikanische Republik. Die politischen

eine militärische Intervention der USA

und Angestellte der Tabakindustrie.

Verhältnisse in Santo Domingo waren

den

Zentrum all dieser tabakären Aktivitä-

ihnen zu instabil. Man ging nach Nica-

Kräfte gestoppt und ein marktfreund­

ten ist die Universitätsstadt Santiago im

ragua, nach Spanien. Dort – unter So-

liches Regime installiert. Die Verhältnis-

nördlichen Hochland der Dominikani-

moza oder Franco – wehte ein ähnlicher

se waren stabil. In den Boomjahren der

schen Republik, 1495 von Christoph Ko-

Wind. Das politische Klima war ver-

späten Achtziger, das Ende des kalten

lumbus eigenhändig gegründet. Wenn

wandt mit jenem, das sie in etwas ande-

Krieges zeichnete sich ab und die Frei-

auch die Stadt selbst nicht dem ästheti-

rer Form unter Batista in Kuba gekannt

handelszone beider Amerika war am

schen Empfinden eines modernen Städ-

hatten. Und da es ihr Beruf war, Zigar-

Horizont aufgetaucht, kamen grosse

tebauers genügt, die Umgebung tut das

ren zu machen, blieben sie dabei. Plötz-

Unternehmen auf die Insel. Es ging

auf jeden Fall. Grosszügige Täler, be-

lich gab es zum Beispiel Zigarren von

nicht zuletzt darum, weiterhin zu güns-

waldete Berge, gepflegte Dörfer und Ta-

den Kanarischen Inseln. Der Handel mit

tigen Preisen produzieren zu können.

bakpflanzungen. Das legendäre Cibao-

Tabak umspannte die ganze Welt. Auf

Die zum Altadis-Konzern gehörende

Gebiet, in dem erstklassige Tabake

den Kanaren gab es keinen Tabak, also

­Tabacalera Garcia, heute die weltgröss-

angebaut werden, befindet sich hier.

importierte man ihn, aus Honduras, aus

te Zigarrenfabrik, wurde 1993 in La

Seitentäler werden erschlossen. Kelner

Nicaragua, aus dem fernen Sumatra,

­Romana gegründet. Sie ist heute einer

spricht denn eben auch von der «Welt-

aus Kamerun und auch aus der Domini-

der wichtigsten Arbeitgeber der Domi-

kanischen Republik. Die fertigen Rau-

nikanischen Republik. Jährlich werden

cherwaren wurden in die USA und aufs

dort zehn Millionen Premium-Zigarren

hauptstadt des Tabaks».

Vormarsch

der

revolutionären

Die neue Ära

europäische Festland geliefert. In Ja-

hergestellt. 2004 trat die Dominikani-

Das 19. Jahrhundert wurde mit Kriegen

maica entstand die Macanudo. In Nica-

sche Republik per Volksentscheid dem

und Gemetzeln vergeudet. Kuba baute

ragua liess sich Arthuro Fuentes nieder.

Freihandelsabkommen CAFTA (Central

in dieser Zeit seine Vorreiterrolle in der

Und dann veränderte sich Spanien zur

America Free Trade Agreement) bei. So-

Zigarrenindustrie weiter aus. Nachdem

Demokratie, Nicaragua wurde sozialis-

mit wurden bestimmte Exporte in die

jedoch Fidel und Che 1959 in Habana

tisch und versank in einem blutigen

USA erst möglich. General Cigars kam

einmarschiert waren, brach eine neue

Bürgerkrieg, Kuba beherrschte den eu-

von Jamaica in die Dominikanische Re-

Ära an. Die kubanischen Hersteller, die

ropäischen Markt. In den USA, wo sich

publik, Consolidated Cigars liess sich in


Ein Blick durch einen löchrigen Windschutz auf die Davidoff’schen Plantagen.

63

Tabak im Blut

Kelner ist auch heute noch Präsident. Er

überwarf sich mit den Funktionären

Nur wenige Menschen sind mit dieser

gilt als einer der führenden Tabakex­

von ­Cubatabac und kam bereits 1990.

Entwicklung vertrauter als Hendrik

perten der Welt. Trotzdem hat er nie

Nicht wenige der alten Herren jener

­Kelner. Er stammt aus einer Familie von

­eine «eigene» Zigarre auf den Markt

­Zigarrengeneration, die als letzte noch

Tabakhändlern, die in den späten Fünf-

­gebracht. Er entschied sich für die

in Kuba geboren war, fanden in der

zigerjahren von Holland in die Domini-

«handwerkliche» Seite. Für die Produk-

­Dominikanischen Republik eine neue

kanische Republik einwanderte. Keine

tion. Sein Name ist verknüpft mit einigen der bekanntesten und besten Premium-Zigarren, die es gibt: Griffin, Avo,

‹Es wachsen keine Zigarren an

Troja und weitere mehr. Seit 1998 ist er Direktor der drei Davidoff-Fabriken

den Bäumen, sondern es muss vor

in der Dominikanischen Republik. Sein

allem dafür gearbeitet werden.›

rein dominikanischen Tabaken herge-

jüngstes Werk, die Puro de Oro, eine aus stellte Puro, ist vom Anbau bis zur Fertigung ein überzeugendes Meisterwerk (siehe Cigar 2 / 2010).

Heimat. Richtig in Gang kam die Pro-

Pflanzer, sondern Tabakhändler. Sie fi-

duktion ­eigentlich erst wieder von 1990

nanzierten Bauern mit Krediten, kauf-

«Unsere» Davidoff

bis 1995. Hier in der Gegend von Santi-

ten und handelten mit der Rohware. Der

Die Davidoff Group ist nicht das grösste,

ago und in den fruchtbaren Gegenden

Vater und drei Onkel waren in diesem

aber mit Sicherheit das internationalste

am Fuss der ­Berge liessen sich die Exi-

Geschäft, einer in Indonesien, ein ande-

Mitglied der ProCigar-Vereinigung. Aus-

lanten aus den Tabakregionen nieder,

rer in Paraguay. Hendriks Kinder, er hat

serdem sind die Plantagen und Fabri-

und heute kann man mit der Organisati-

sechs davon, sind jetzt die dritte Gene-

ken von Davidoff beispielhaft dafür, wie

on von ProCigar, einer Vereinigung von

ration. Sein Vater wollte allerdings et-

sich die Tabakwelt weiterentwickelt. Es

­unabhängigen Produzenten der Domi-

was anderes aus ihm machen, der

wird geforscht. Kreuzungen werden mit

nikanischen Republik, mit Recht sagen,

Markt war schwierig. Der junge Hendrik

neueren Kreuzungen gekreuzt. Kelner:

dass Santiago de los Caballeros, wohl­

studierte erst mal Wirtschaft in Mexiko.

«Es ist eine Lotterie, man muss Papa

gemerkt immer noch etwa gleichauf

Doch der Tabak war ihm wichtiger als

und Mama kennen, aber letztendlich

mit Havana, die ­bedeutendste Stadt im

alle Ökonomie. 1993 wurde er Präsident

ist es ein Geduldspiel.» In jeder Blüte

Tabakgeschäft geworden ist.

der neu gegründeten Gruppe ProCigar.

hat es rund 1000 Samen. «Wir kreuzen,

ProCigar

der Freihandelszone nieder. Davidoff


pflanzen an, dann schaut man sich die Resultate an.» Die Blattgrösse, wie sich die Venen orientieren, wie widerstands-

‹Tabak trinken nannte man diese Angewohnheit.›

fähig die Pflanze ist. Dazwischen heisst es warten, warten und nochmals war-

64

ten. Drei Jahre dauert es, bis eine neue

wissen, warum das ProCigar ein Ereig-

nalisten, beschränkten. International.

Samenkreuzung testreif ist, das heisst,

nis der Superlative in der Zigarrenwelt

21 Nationalitäten waren unter den

mal in grösserem Mass ausgesät und ge-

ist. Benji Menendez und Avo Uvezian

rund 400 Teilnehmern der Reise vertre-

erntet werden kann. Dann wird wieder

waren die Grandseigneurs unter den

ten. Nicht wenige wahre Aficionados

gewartet, getrocknet, fermentiert und

Gastgebern, Hendrik Kelner war die

liessen es sich etwas kosten, für einmal

so weiter. Und nach weiteren zwei Jah-

Legende hinter der Puro de Oro. Jime-

ganz nahe heranzugehen. Und zu feiern

ren weiss man etwas über den Ge-

nez, Avo, Macanudo, Aurora, Griffins

verstehen sie, die Geniesser der Tabak-

schmack. Mit diesen Samen macht man

Fonseca, Quesada – um nur ein paar

welt. Man feierte sich selbst, und wenn

weiter. Von jeder Ernte sind 25 Prozent

der wichtigeren Brands zu nennen.

auch die eine oder andere Musik etwas

wieder anders, diese werden ausge-

Dann die Dominikanische Republik;

leiser gestellt hätte sein können, so war

schieden, bis man zum Samen kommt,

Ausgaben von Montecristo, H. Upmann,

es doch eine Genussreise, um nicht

der gleichbleibende Resultate zeigt ...

Partagas, Romeo y Julieta. Vertreter aus

sogar von einem Genussabenteuer zu

Das kann bis zu fünf Jahre dauern.

Politik und Wirtschaft, Showstars der

sprechen. Schön auch das Fähnlein der

Das sind dann sieben Generationen der

Dominikanischen Republik. Man liess es

aufrechten Eidgenossen, die Davidoff’-

Pflanze unter kontrollierten Bedingun-

krachen. Drei Tage in Santiago mit Es-

sche Geniesserschar, die sich schon fast

gen. Jedes Jahr ist verschieden, mal

sen, Trinken, Feiern, mit lauter Musik

exotisch und recht unschweizerisch

gibt es mehr, mal weniger Sonne, Re-

und gutem Essen, tagsüber Exkursio-

dem amerikanischen (Nord und Süd)

ProCigar

gen, Wind, das wird alles berücksich-

nen, Fabrikbesuche, Plantagengänge

Lärmpegel anpasste. Lernen, nicht zu-

tigt. Es dauert also recht lange, bis sich

und vieles mehr. Geraucht werden durf-

letzt, tat man viel. Tastingworkshops

ein Mann wie Kelner dazu entschliesst:

te immer. Im Bus, im Restaurant, im

wurden besucht. Die haitianischen Ar-

«Den Samen dieser Pflanze nehme ich.»

­Hotel, am Strand. Zwischendurch spiel-

beiter und Arbeiterinnen auf den Fel-

Seit 17 Jahren ist die Dominikanische

ten die Golfspieler Golf und die Nicht-

dern, die Roller und Fermentierer in

Republik in diesen Dingen massgebend.

schwimmer spielten Cocktailbar bis

den Hallen zeigten eindringlich, dass

zum Abwinken. Geschlafen wurde we-

auch bei den grossen Herstellern keine

Ein Fest, ein rauschendes

nig, es gab zu viel zu sehen und zu erle-

Zigarren an den Bäumen wachsen, son-

Eine etwas lange Einleitung zum Bericht

ben. Und die Teilnehmer: Schön zu se-

dern vor allem dafür gearbeitet werden

über ein Zigarrenreisli, mag sich jetzt

hen, wie sie sich nicht nur auf die

muss.

der eine oder andere Leser denken. Mit-

Insider, Händler und Hersteller, ge-

nichten. Ich denke, es ist wichtig zu

mischt mit ein paar ausgesuchten Jour-

Schlusswort Hendrik Kelner: «Es gibt kein nachhal­ tiges, wirksames ökonomisches Modell ohne soziale Verantwortung. Die Familie der Tabaceros ist kein leeres Wort. Ein Unternehmer, der dieses Bewusstsein nicht hat, wird hier, und anderswo, scheitern. Das Produkt ist immer ein gemeinsames. Ich bin ein Aficionado. Es gibt wohl wenige Produkte, die sich mehr mit einer Persönlichkeit verknüpfen. Das kann auch ein Land sein. Wie die Dominikanische Republik. Wie Kuba. Wir von ProCigar bauen an unserer Vision. Ich habe daran geglaubt, dafür geschwitzt, geschuftet, mein Schicksal damit verknüpft. Das ist sichtbar, auch für den Konsumenten. Man kann es schmecken.»

ProCigar-Ladies.

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Carlos Corazza

Wie ein St. Galler Jungspund auszog, um das Eigene zu suchen, wo er es fand und wer ihm dabei half. Das ist eine Vater-Sohn-Geschichte, jene einer Zigarre und eine darüber, warum das Sprichwort «Ohne Fleiss kein Preis» seine Richtigkeit hat. Die Brun del Re aus Costa Rica.

Der erarbeitete

Traum

text & fotos: david höner

V

or dreissig Jahren wurde der

ist eine jener Erfolgsgeschichten, die

schäft schien vorgezeichnet. Aber der

St.

das Leben manchmal schreibt.

Sohn wollte etwas Eigenes, wollte selber

Galler

Bauunternehmer

Rolf Corazza auf der Fahrt

Während sich Vater Corazza und sei­

vom Flughafen San Jose in

ne Brüder im Baugeschäft in der

etwas erschaffen. Da war doch was mit Costa Rica? 1993 war es so weit. Er

Costa Rica in einem kleinen Suzuki Jeep

Schweiz einen Namen und ein kleines

wanderte aus. Erste Versuche mit dem

gründlich durchgeschüttelt. Die Fahrt

Vermögen erarbeiten, studierte der

Import von Schoggi und Bordeaux wa­

an die Küste dauerte acht Stunden, und

Sohn Carlo erst einmal Wirtschaft. Aber

ren mässig erfolgreich. Im Rumland

als er dann auf seinem neuerworbenen

nicht etwa an der St. Gallischen Hoch­

Costa Rica konnte die Kundschaft wenig

Besitz stand, hielt sich die Begeisterung

schule. Er ging nach Neuenburg, lernte

mit diesen mitteleuropäischen Dingen

in Grenzen. Doch die Beziehung zu dem

die französischen Wörter für Bilanz,

anfangen. Doch dann kam es zu einer

kleinen Land in Mittelamerika sollte

Produktion und Verlust oder Gewinn

Tragödie; der eine Onkel verunglückte,

sich fruchtbar entwickeln und ist heute

und entwickelte eine Leidenschaft für

und nach seinem Tod war Vater Rolf

lebendiger denn je. Wie das kam? Das

edle Uhren. Der Weg ins väterliche Ge­

­alleine mit dem Unternehmen. Der Sohn


In den Tabakschuppen und Fermentati­

‹Der Sohn wollte etwas Eigenes,

onsräumen der Tabakwelt Mittel- und

wollte etwas selber schaffen. Da war

was man suchte, und heute fahren Vater

doch etwas mit Costa Rica?›

hin, um Materia Prima zu kaufen. Das

Südamerikas. In Nicaragua fand man, und Sohn vier- bis fünfmal im Jahr dort­ Familienwappen der Brun del Re wurde aus den Familienarchiven hervorgeholt, gut abgestaubt und in Gold auf Bauch­

aber war bereits in Costa Rica heimisch

des dazugehörigen Zigarrenladens. Die

binden gedruckt. Somit stand auch der

geworden. Familienzusammenführung:

«Erziehung» zur nicht kubanischen Zi­

Name fest.

Das Baugeschäft wurde verkauft, die

garre brachte jedoch auch ihre Erfolge.

Mit erstaunlicher Geschwindigkeit

Partnerschaft zwischen Vater und Sohn

Avo, Griffin, Perdomo und andere wur­

entwickelte sich das Unternehmen. Ein

nahm Formen an. Rolf beteiligte sich an

den von den Herren Corazza ins Land

Fabriklein wurde aufgebaut mit allem

den Unternehmungen seines Sohnes,

geholt.

Drum und Dran. Roller aus Nicaragua wurden eingestellt, Kontrolleure, Buch­

Ein beachteter und gelungener Wer­

1995, einen exklusiven Uhrenladen er­

beerfolg war der «Torceador», der Rol­

halter. Eine eigene Ausbildungsstruktur

öffnet hatte. Delikatessen waren weiter­

ler eigener Zigarren, der sich vor dem

und eine klare Vorstellung dessen, was

hin ein Zweig der Familiengeschäfte, im

Laden niederliess. Die so entstehenden

man haben möchte, half natürlich, doch

heimischen St. Gallen fungierte der

Zigarren gingen weg wie die sprich­

an Arbeit mangelte es nicht. 2006

­Cousin Sem als Teilhaber. Appenzeller

wörtlichen warmen Semmel. Der Roller

­kamen die ersten Zigarren unter dem

Käse und Appenzeller Biber wurden

wurde zum Renner, ein zweiter musste

neuen Label Brun del Re auf den Markt.

über den Atlantik verschifft. Vater Rolf

eingestellt werden. Der Weg zur eigenen

Füller

eröffnete eine kleine Pension an der

Zigarre, die noch namen- und binderlos

aus Connecticut, aus Indonesien, aus

Küste, wurde Gastgeber und Hotelier.

war, wurde eingeschlagen. Die Suche

Costa Rica. Selber erschnüffelt die Ge­

nach den richtigen Deckblättern und

schmacksrichtungen: Premium, Conais­

Die kubanische Erleuchtung

Füllern beschäftigte die St. Galler für die

seur, Gold und Colonial. Klassische

Carlos reiste im Jahr 2000 nach Kuba,

nächsten eineinhalb Jahre. Es wurde im

­Formate. Churchill, Torpedos, Robus­

und der passionierte Zigarettenraucher

wahrsten Sinne des Wortes herumge­

tos. Geschmacklich mit verschiedener

aus

Nicaragua,

Deckblätter

schnüffelt. Sie mussten selber lernen

Stärke, eigen ist ihnen allen ein cremi­

und das Gelernte sofort umsetzen, bau­

ger Rauch, eine gewisse Üppigkeit,

trieben, eröffnete er vor acht Jahren in

ten ihre olfaktorischen und sensori­

ja, Grosszügigkeit in Geschmack und

der unmittelbaren Nähe des Uhrenla­

schen Kenntnisse und Fähigkeiten aus.

Körper.

dens seine Zigarrenlounge. Notabene die erste im Lande. «El mundo de los puros». Doch grad zum Trotz wollte es der Jungraucher nicht mit den alteinge­ fahrenen, kubanischen Brands probie­ ren. Er begann, mit dominikanischen und Zigarren anderer Provenienz zu handeln,

rauchte

vor,

verschenkte,

machte Aktionen, erwarb Freunde und eine Vertretung der Davidoff’schen An­ gebote. Vater und Sohn rauchten, was das Zeug hielt, zur eigenen Freude und zum Staunen der Gäste. Nach und nach etablierte sich eine Kundschaft. Die mit Kunst­plakaten aus New York und klassi­ schen, bequemen Loungemöbeln ausge­ stattete Lokalität entwickelte sich. Ein Herrenklub entstand. Mitgliederbeitrag: jährlich 800 Dollar. Mitgliederstand: 50. Die Nachfrage nach den kubanischen Produkten blieb. Heute finden sich auch die berühmten Namen in den Gestellen

Eine Zigarrenmacherin von Brun del Re.

Porträt

bekehrte sich zur Puro. Von unermüd­ lichem, unternehmerischem Eifer ge­

67

der mittlerweile, wir sprechen von


Finanzkapitalisten, sondern von einem wertkonservativen, liberalen Unterneh­ mer, der seinen Untergebenen Vertrau­ en schenkt und ihr Vertrauen geniesst. Ist denn mal ein «lätzgfädereter» Mit­ arbeiter im Team gelandet, muss man halt schauen. Im besten Fall bringt er sich ein und zieht am gleichen Strick oder er muss halt gehen. Der alte Miliz­ offizier und Baumeister macht zwar schon eins, aber kein langes Federlesen. Im Gegenzug werden die Mitarbeiter überdurchschnittlich gut bezahlt, und wenn der Laden läuft, werden Prämien ausbezahlt. Interne Ausbildung wird gross geschrieben. Das Produkt ist ein gemeinsames. Klar, man habe in Eini­ gem umdenken müssen, es sei etwas anderes als in der Schweiz, heisst es. Diese Herausforderungen wurden of­ fensichtlich mit Freude und Fleiss ange­

68

nommen.

Vater Rolf und Sohn Carlos Corazza.

Die Latte hochgelegt Wie geht es weiter? Carlos Corazza: Die Geleise für den Export und den Verkauf wurden gelegt, die Weichen ge­

sehr gut. (Auch wir rauchten, und sie

«Das Ziel ist es, irgendwann in der Zi­

schmeckten uns gut, siehe Cigar 4/10.)

garrenwelt das zu werden, was Patek Philippe in der Welt der Uhrenmanufak­

stellt. Kein Vertrieb übers Internet, das

turen ist.»

dungen. Man wollte Farbe bekennen,

Der Familienbetrieb ist Unternehmenskultur

Gesicht und Persönlichkeit zur Marke

Fast noch wichtiger ist allerdings das

aber wenn man die an dem Fabriklein

geben. Sem hielt nach dem Abwickeln

Familienkonzept der Corazzas mit dem

angebaute Halle sieht, in der sich in

der Delikatessenimporte auch im Zigar­

Produkt. Hätte ich Carlos und Sem nicht

­naher Zukunft weitere Arbeitsplätze

rengeschäft seinen Anteil. Cousin Mar­

höchstpersönlich kennengelernt an der

einrichten

cello übernahm den Vertrieb in der

ICPCR in New Orleans, wäre dieser Be­

die bisherige Entwicklung betrachtet,

war eine dieser altmodischen Entschei­

Porträt

Das klingt nicht gerade bescheiden,

lassen,

und

wenn

man

Schweiz. Nun wurden Klinken geputzt.

richt wohl kaum zustande gekommen.

scheint dieses Ziel nicht unmöglich zu

An den Tabakmessen der Welt tauchte

Das «Gesicht» geben, anwesend sein.

erreichen. Aber hochgesteckt schon:

Brun del Re auf. Von den USA nach

Rauchen und plaudern mit den Kunden.

Patek Philippe arbeitet immerhin seit

Dortmund, über Hongkong nach Lon­

Wer spricht denn nicht gerne mit dem

1839 am eigenen Image. Heutzutage

don und Dubai. Carlos reiste mit dem

stolzen Erfinder und Entwickler (s)einer

geht ja alles etwas «tifiger». Das Famili­

Musterkoffer um die Welt. Die einschlä­

schönen Zigarre? Hier nun, in Costa

enunternehmen Corazza, vor zwei Ge­

gigen Publikationen wurden auf sie auf­

Rica, ist es wiederum spannend, ihnen

nerationen aus dem Friaul in die

merksam. Das New Yorker Smoke

bei der Arbeit zuzusehen. In der Fabrik,

Schweiz eingewandert, ist auf jeden

­Magazine bewertete 2008 die Churchill

in der mittlerweile rund 300 000 – jaja,

Fall mit seinem südamerikanischen Be­

der Premium Linie von Brun del Re mit

richtig gelesen: dreihunderttausend –

triebszweig auf Erfolgskurs. In den

erstaunlichen 90 Punkten. Nun, drei

Zigarren pro Jahr gerollt und verpackt

­Lagern liegen übrigens einige Trouvail­

Jahre später, sind es gar 93. Andere

werden, sind sie genauso präsent wie

len. Möglicherweise sind die einen oder

zogen nach. Ein reges und freundliches

in der Lounge und im Uhrenladen. Die

anderen limitierten Kistchen bald auf

Interesse wurde dem Neuling auf dem

klassische,

Unterneh­

dem Markt. An Ideen fehlt es den Her­

Markt entgegengebracht. Djakarta, Sin­

menskultur funktioniert hier noch wie

ren nicht, nicht dem Alten und nicht

gapur und Bangkok, Cocktails wurden

am Schnürchen. Der Patron als patriar­

dem Jungen. Auf dem eigenen Land

hierarchische

veranstaltet und getrunken, jede Menge

chalischer Vertrauter: kein Problem für

an der Küste wurde bereits eine erste

Hände geschüttelt. Die diversen Ge­

Vater Corazza. Er braucht sich nicht

eigene Pflanzung aufgebaut. «Mal luege,

schmackslinien

weitherum

zu verkleiden, um in diese Rolle zu

was druus wird.»

getestet: Die Testergebnisse sind gut bis

schlüpfen. Wir reden hier nicht von

wurden


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EIN

lob

AUF DEN

winter

text & foto: silvia Höner

H

err im Himmel, wie lang die­

chen,

gab

senz seines enormen Wissens und sei­

ser Januar ist! Wäre bloss

­Gespräche mit seinem Freund, dem da­

ner langjährigen Praxis im eigenen Gar­

jetzt schon Februar», seufzt ˇ Karel Capek in seinem bezau­

maligen

Masaryk,

ten. Wer sich darauf einlässt, wird nicht

heraus. In seinem Drama R.U.B. tauchte

utopische

Romane

Staatspräsidenten

und

bernden Büchlein «Das Jahr des Gärt­

erstmals das Wort «robot» – Roboter –

nur eine Menge lernen, sondern sich ˇ auch bestens amüsieren. Wie Capek ist

ners». So richtig aufblühen wird dieser

auf und fand Eingang in den interna­

auch Lane Fox mit dem für sein Land

ungeduldige Gärtner erst wieder im

tionalen Sprachgebrauch. Das Werk

typischen Humor gesegnet, in seinem

März, dem arbeitsintensivsten Monat

­befasst sich, seiner Zeit weit vorausbli­

Fall der eher schwarzen Sorte.

im Garten, jetzt muss alles für die An­

ckend, mit den Gefahren einer über­

kunft des Frühlings vorbereitet werden.

technisierten Welt.

Und wenn man es nicht schon wüss­ te, so würde es bei der Lektüre schnell ersichtlich: Dieser Übervater der engli­ schen Hortikultur betätigt sich auf noch ganz anderen Feldern. Doch bleiben wir

70

vorerst beim Gärtnerischen. Seit über 40 Jahren schreibt Robin Lane Fox ­seine wöchentliche Gartenkolumne für die Financial Times, sage und schreibe gut 2000 Beiträge sind es folglich bis heute. Seine Zeit für den Garten sei «gestoh­ lene Zeit», schreibt der Autor, der

Garten

hauptamtlich am New College in Oxford Alte Geschichte lehrt. Er ist Verfasser einer brillant geschriebenen Biografie Alexanders des Grossen. Sein kürzlich auch auf Deutsch erschienenes Werk ˇ Capek, der Gärtner, Humanist und

«Die klassische Welt» umfasst nicht we­

schätze die gartenfreien Wintermonate

Antifaschist, starb 1938 im Alter von 48

niger als 1000 Jahre griechisch-römi­

sehr, wenn lediglich Eisblumen und

Jahren. Zum Gärtnern, meinte er, «ist

sche Geschichte von Homer bis Hadri­

Christrosen blühen und eine weisse

eine gewisse Reife vonnöten, ja ich wür­

an. Beide Wälzer zusammen sind rund

­Ruhedecke über Beeten und Wiesen

de sogar behaupten, ein bestimmtes Pa­

1500 Seiten Lektüre, die bewältigt wer­

liegt. Winterzeit ist Bücherzeit.

Ich hingegen, eine eher faule Gärtnerin,

ternalitätsalter». Denn «solange sich

den wollen, bevor im März wieder der

Erstaunlich, welch ungeahnte Lese­

der Mensch noch in der Blüte seiner Ju­

Garten ruft.

abenteuer das Thema Garten bereithält. ˇ Bleiben wir gleich bei Karel Capek, die­

gend befindet, denkt er, dass eine Blume

Zu Ehren von Robin Lane Fox werde

das ist, was man im Knopfloch trägt

ich

sem Gärtner des hintergründigen Hu­

oder einem Mädchen schenkt». Voraus­

­(Lonicera x purpusii, Winter Beauty)

mors, der nicht nur im Winter den Ein­

gesetzt, man darf heute auch Materna­ ˇ litätsalter sagen, würde ich Capek bei­

pflanzen. Es soll wunderbar riechen,

anderes im Sinn zu haben als seine ˇ ­geliebten Pflanzen. Weit gefehlt. Capek

pflichten.

sein, die ideale Begleiterin winterlicher

Doch es gibt natürlich gewichtige

Lektüre. Und sollte sich eines Tages

war der zu seiner Zeit wohl produk­

Ausnahmen, und die finden sich wohl

ein Dachs erfrechen, unseren Garten

tivste, vielseitigste und bekannteste

nicht zufällig in England, dem Land der

umzugraben, werde ich mich an Lane

tschechische Schriftsteller. Er verfasste

leidenschaftlichsten Gärtner. Einer von

Fox’ bewährtes Rezept halten. Eine

druck erweckt, von früh bis spät nichts

ein

winterblühendes

Geissblatt

schnell wachsen und überaus genügsam

Reisereportagen und Theaterkritiken,

ihnen, Robin Lane Fox, wurde schon im

Mischung

übersetzte französische Literatur ins

zarten Alter von zehn Jahren vom Gar­

Prozac wird ihn garantiert in die Flucht

Tschechische,

und

tenfieber gepackt. Sein neustes Buch

schlagen.

­Regisseur, schrieb Kinderbücher, Mär­

«Thoughtful Gardening» ist die Quintes­

war

Dramaturg

aus

Erdnussbutter

und


Wenn eine Diva ihre Geheimnisse enth체llt

In der Schweiz eine Exklusivit채t

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schall

und Rauch,

tabak und accessoires, Pferdestärken und

SchUhe

Durchdacht Für den Fachhändler und anspruchsvolle Konsumenten bringt die Zigarrenmanufaktur Villiger eine exklusive Humidor-Linie auf den Markt. «Bar-Man» und «Tower» heissen die beiden eleganten Humidore, welche in Zusammenarbeit mit Humidor-Experte Marc André entworfen wurden. Die Innenwände der Humidore sind aus Mahagoni-Holz gefertigt, der Holzeinsatz

72

über dem Befeuchter wurde aus Zedernholz ­gearbeitet und dient der optimalen Aromaentfaltung der Zigarren. Der mannshohe «Tower» fasst bis zu 400 offene Zigarren und bietet Platz für 15 Zigarrenkisten. Der kleinere «Bar-Man» fasst 100 offene Zigarren sowie bis zu vier 25er Kisten auf einem flachen Auszugsboden im unteren Bereich.

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DUNHlLL Pfeifentabake wieder da Etwas fehlte im Gestell mit den runden Dosen im Tabakgeschäft, doch Geduld und hartnäckige Nachfrage führten nun zum Erfolg: Der legendäre, traditionsreiche englische Pfeifentabak mit Kultstatus ist in der Schweiz wieder erhältlich – in altbewährter Rezeptur und Verpackung. Die sieben beliebtesten Sorten des aromatischen Dunhill-Tabaks – vom Early Morning Pipe über My Mixture 965, Nightcap und Standard Mixture bis hin zu Royal Yacht, Mellow Mixture und Navy Rolls – können in 50-Gramm-Dosen im Fachhandel bezogen werdent. Importeur: Compania de Tabacos, cgp-tabacos@bluewin.ch


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Sie sind dabei Noch steht das Programm 2011 nicht abschliessend fest. Folgende Acts sind aber bereits bestätigt: Ahmad Jamal Quartet, The Manhattan Transfer, Paul Kuhn Trio & Guests, George Gruntz, Irene Schweizer, Pierre Favre, Tobias Preisig, Laura de Weck, Giorgio Conte, Gino Paoli, Enrico Rava, John Pizzarelli & The Clayton Hamilton Orchestra.

sorgt gemeinsam mit hochkarätigen Performances für ein unvergessliches Musikerlebnis; klein, konkret, persönlich. Exklusiv. Einige renommierte Namen von nationalen wie auch internationalen Künstlern stehen bereits fest. So haben für die diesjährige Ausgabe etwa die Pianistin Musikalischer

Höhenflug

und Schlagzeugerin Irene Schweizer, die heuer ihren 70. Geburtstag feiert, oder das US-amerikanische Ahmad Jamal Quartet zugesagt und werden auf der

ort im Oberengadin steht für Extravaganz und Exklusi-

Bühne des Dracula Clubs stehen. Das Festival da Jazz

vität, für Poloturniere, Schickeria und prickelndes

bietet aber nicht nur Musikern von Weltformat eine

Champagnerklima. Seit 2007 steht St. Moritz aber

Plattform, sondern auch jungen Talenten wie etwa

auch für Jazzklänge vom Feinsten, für virtuose Live-

dem Geiger Tobias Preisig, den Jazzfans hier in St.

auftritte und für ein Stelldichein von Weltstars im fami-

Moritz entdecken können und sollen.

liären Rahmen: Das Festival da Jazz geht diesen Sommer in die fünfte Runde.

Christian Jott Jenny als künstlerischer Leiter und Dracula-Präsident Rolf Sachs verfolgen mit dem Festival da Jazz ein klares Ziel: Es soll zum «Leading Club

det vom 14. Juli bis zum 14. August statt und bietet mit

Jazz Festival» Europas werden. Schliesslich, so sind

28 Konzerten ein vielfältiges Programm. Diverse Stil-

die beiden überzeugt, ist das Konzept einmalig. «Wo

richtungen und Interpretationen sowie einzigartige

sonst ist der schlechteste Platz nur gerade sechs Meter

Künstlerinnen und Künstler setzen hier Akzente und

von der Bühne entfernt?», fragen sie. Und: «Wo trinkt

garantieren, dass Kenner und Liebhaber grooviger

man danach im selben Raum noch mit den Stars

Jazzmusik auf ihre Kosten kommen.

seinen Whisky?» In St. Moritz eben. Auf 1856 Metern über Meer.

währt der Jazz-Reihe auch dieses Jahr musikalisches Asyl im Starthäuschen des Olympic Bob Run, und die intime Atmosphäre (jedes Konzert ist auf 150 Besucher beschränkt) im sonst eigentlich privaten Dracula-Club

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Festival da Jazz St. Moritz: 14. Juli bis 14. August Dracula’s Ghost Riders Club, 7500 St. Moritz, 044 383 40 01, www.festivaldajazz.ch, info@festivaldajazz.ch, Preis: ab CHF 65.–

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Das höchstgelegene Club-Jazz-Festival Europas fin-

Der Schweizer Künstler und Designer Rolf Sachs ge-

75

St. Moritz liegt auf 1856 Meter über Meer. Der Ferien-


Internationales

Country Music Festival

Wenn Sie diese Zeilen lesen, wird im Schützenhaus Albisgütli zu Zürich bereits tüchtig geschunkelt. Das Internationale Country Music Festival, organisiert von Albi Matter, geht in seine 27. Runde. Auf dem Programm stehen die Bellamy Brothers, George Canyon and Band, die Cherryholmes und viele mehr. Wen es jetzt in den Knien zuckt, der sollte sich sputen: Bis zum 20. März wird im Albisgütli gefeiert. International Country Music Festival: noch bis zum 20. März im Schützenhaus Albisgütli, Zürich www.showandmusic.ch

Nueva

Gloria

Wer sich mit weniger bekannten kubanischen Marken beschäftigt, dem ist La Gloria Cubana ein Begriff. Und jetzt kommt sie, die neue Inmenso im Format Sublimes. Der einzigartige Geschmack der Gloria Cubana präsentiert sich mit Eleganz und Verve, exklusiv in den Casas del habanos. Natürlich eine «totalmente» von Hand gefertigte Longfillerzigarre mit der Zusatzbezeichnung «Tripa larga». Die Tabakmischung stammt

76

aus der Vuelta a bajo-Region. Unbedingt probieren. Schon fast ein Muss für den Aficionado der Kubaklassen. La Gloria Cubana Inmensos. Format: Sublimes, Länge: 164 mm, Ringmass: 54, Stückpreis: CHF 18.80

Fumoir

Neuer am Steuer Dr. Reto Cina geht von Bord. Nach 14 Jahren operativer Tätigkeit, zieht er sich, altershalber, von seinem Posten bei der Oettinger Davidoff Group zurück. An seine Stelle tritt Hans Kristian Hoejsgaard. Der Däne stammt aus einer Tabak-Familie, die seit Generationen im Tabakgeschäft tätig ist. Hoejsgaard übernimmt ab dem 1. März die Zügel bei Davidoff. Zuvor war der Diplom-Kaufmann, Politologe und Manager in Dänemark, ­Italien, Ein fliegender Wechsel bei der Oettinger Davidoff Group.

Hongkong und Bangkok tätig.

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Krönung Zu seinem 85. Geburtstag präsentiert Zigarrenconnaisseur Avo Uvezian mit der Avo Limited Edition 2011 ein Meisterstück im anmutigen Diademas-Format. Mittelkräftig mit Einlagetabaken aus San Vincente und Piloto, umhüllt von einem peruanischen Umblatt und einem eigens angepflanzten dominikanischen Deckblatt, vereinen sich in dieser Avo Nuancen von Zedernholz und gerösteten Nüssen, ein Hauch würzigen Waldhonigs sowie zarte, torfige Malt-Whisky-Noten. Virtuos komponiert. Die Sonderedition ist in einem seidenmatt-schwarz lackierten 10erHolzkistchen verpackt und weltweit auf 10 000 Exemplare limitiert. In Deutschland ist die Avo Limited Edition 2011 an der diesjährigen Avo Anniversary Tour und ab Mai 2011 im ausgewählten Tabakfachhandel erhältlich. Länge: 168 mm, Durchmesser: 20 mm Stückpreis: CHF 19.–, 10er-Kiste: CHF 190.–

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Hotel die Krone

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Landgasthof Lueg

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Hotel Eiger

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Gastfreundschaft und Fröhlichkeit finden Sie bei uns. Seestrasse 157 www.ocean-drive.ch

Neuenhof

Adressen

Rauchen wie Mark Twain Badstrasse 2 www.lenkerhof.ch Lenzburg Art Cigar + Co

Chlösterli Lounge

AVO Lounge Webermühle 10 www.artcigar.ch

Gsteigstrasse 173 www.chloesterli.com Art Cigar + Co

olten

Smoke, Wine & Whisky Rathausgasse 5 www.artcigar.ch

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Leuggern Restaurant & Lounge Sonne

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Liebefeld-Bern Cut’n’smoke Cigar Club Bern

Inter Tapis AG Martin Moser Waldeggstrasse 37 www.cigarclubbern.ch

Cigar Club Maduro

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Lounges RHEINFELDEN

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ST. LUC

Marktgasse 3 www.artcigar.ch ROTHENBURG Gourmet & Cigar Club Pleasure after business Eschenmatte 3 www.gourmetandcigar.ch SAAS FEE

The Cigar Island Städtle 29 www.cubaclub.li

Über 2000 Zigarren, ausgezeichnete Lüftung Wülflingerstrasse 66 www.elcigarro.ch

WEININGEN

ZERMATT

Gasthof Löwen Blue Jazz Bar

Cervo Hotel&Restaurant

Zürcherstrasse 1 Tel. 44 750 11 88

Riedweg 156 www.cervo.ch

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WIDNAU

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Ferienart Resort&Spa Hotel Krone Rathausplatz www.krone-thun.ch UNTERSIGGENTHAL

Cuba Club

Adressen

The Cigar Island Parkstrasse 1 www.cubaclub-widnau.ch WINTERTHUR Il salotto del sigar

Fumoir Hotel du Glacier Untere Dorfstrasse 61 www.duglacier.ch

El Cigarro Bar

Hotel Weisshorn

THUN

Vernissage Lounge – riesen Auswahl an Zigarren Gsteigstrasse 173 www.ferienart.ch

Cuba Club

Restaurant Chämihütte Rooststrasse 15 www.chaemihuette.ch

Im Giardino – Glashaus, Restaruant, Vinothek Tösstalstrasse 70 www.algiardino.ch

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Zug Zytclub

Kolinplatz 1 www.zytclub.ch Zürich

Indochine

Limmatstrasse 275 www.club-indochine.ch

Davidoff Lounge Bärengasse

Im Lichthof am Paradeplatz Bahnhofstrasse 25 / Bärengasse www.restaurant-baerengasse.ch

Restaurant Kronenhalle

Rämistrasse 4 www.kronenhalle.com

Meylenstein Bar&Lounge

Bellerivestrasse 263 www.meylenstein.ch Tao’s

Augustinerhof www.taos-lounge.ch Hotel Greulich

Augustinerhof www.icon-club.ch

Erstklassige Schweizer Küche, aufmerksame Bedienung, hier können Sie dem Rauchen auch im Speiseteil fröhnen. Kanonengasse 29 www.restaurant-lechef.ch

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Icon Club

Die Lounge im Design-Hotel Hermann-Greulich-Str. 56 www.greulich.ch

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Adressen

Auf unseren Web-Seiten finden Sie: Verfügbarkeitsliste kubanischer Zigarren, Preisliste der Davidoff-Zigarren, AVO-Zigarren-Sortiment, Bestell-Formular


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Spisergasse 15 www.portmanntabak.ch Vaduz

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Konstanzerstrasse 5 www.portmanntabak.ch Küsnacht ZH

Bern

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St. Gallen

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Tasting Ein Zigarrentasting ist eine heikle Angelegenheit. Ob gut oder schlecht bewertet, immer bleibt die Frage, wie objektiv das Ganze wohl über die Bühne gegangen ist. Verdient die Cohiba wirklich derart viele Punkte, oder sorgte eine im Heft publizierte Anzeige für einige Extrapunkte? Cigar ist sich der Verantwortung bewusst und hat auf dieses Jahr seine TastingMethode verändert. Neu werden in jedem Heft 14 Zigarren von einem FachGremium blind getestet. Für das erste Tasting des Jahres wurden 14 PremiumZigarren aus der Dominikanischen Republik getestet. Dem Fach-Gremium waren weder Marke noch Preis der Zigarren bekannt. Bei der Bewertung gelten die Qualitätsmerkmale des jeweiligen Zigarren-Produktionslandes als Massstab. Hinter der Bewertung steht einstimmig das gesamte Gremium.

Angabem zum Tasting Bewertungsverfahren Für die Bewertung der einzelnen Zigarren waren folgende Punkte relevant: Verarbeitung, Brandverhalten, Zugverhalten, Geschmack und Aroma, wobei die meisten Punkte beim Geschmack und beim Aroma zu holen sind.

86

Bewertungsskala

Tasting

Zugverhalten Stärke Bitterkeit Bissigkeit Nachgeschmack Aromafülle Aroma-Balance Aggressivität

Zu stark, stark, leicht, optimal, zu wenig Stark, kräftig, mittel, mild Stark, kräftig, mittel, mild Stark, kräftig, mittel, mild Aufdringlich, nachhaltig, mittel, wenig Voll, raffiniert, fein, Durchschnitt, eher schwach, schwach Rund, harmonisch, Durchschnitt, unharmonisch, irritierend Betont, mittel, leicht, keine

Punkte

50 – 60 Punkte 60 – 70 Punkte 70 – 80 Punkte 80 – 90 Punkte 90 – 100 Punkte

unterdurchschnittlich durchschnittlich gut sehr gut aussergewöhnlich

Das Fach-Gremium besteht zurzeit aus fünf erfahrenen Zigarren-Aficionados. Bis Mitte Jahr soll das Gremium zu einem siebenköpfigen Zigarren-Bundesrat erweitert werden.

Obere Reihe: (v.l.n.r.) Daniel P. Bischof, Private Banker und Whiskybrenner, Sam Reuter, Brand-Manager Camacho, Christoph Schwarz, Wirtschaftsjurist. Untere Reihe: (v.l.n.r.) Norbert Nothelfer, Architekt, Fabio Bonciani, Anwalt und Winzer.


AURORA 1495 SHORT ROBUSTO Herkunft: Dominikanische Republik Länge: 102 mm Durchmesser: 23 mm Filler: Dom. Rep., Nicaragua, Peru Umblatt: Dom. Rep. Deckblatt: Ecuador Sumatra Seed Erscheinung: Colorado Maduro, schwach glänzend, mittlere Aderung und mittelfeine Beschaffenheit Verarbeitung: Regelmässig, feste Einlage Erster Eindruck (kalt): Rustikale Erscheinung, herbe Tabaknoten Zugverhalten: Optimaler Widerstand Brandverhalten: Etwas ungleichmässig, feste Asche

250

240

230

220

210

190

Erster Eindruck (kalt): Rustikal, herbe Tabaknoten

180

170

160

140

Aroma: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel) Aromafülle: Durchschnitt / Durchschnitt / Durchschnitt Aroma-Balance: Durchschnitt / Durchschnitt / Durchschnitt

120

110

100

90

80

70

Aggressivität: Mittel / mittel / mittel

60

Punkte: 71

50

Preisschätzung nach Blindverkostung: CHF 8.–

40

Brandverhalten: Gerade, lockere Asche Geschmack: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel) Stärke: Mittel / mittel / mittel Nachgeschmack: Wenig / wenig / wenig Süsse: Mittel / leicht / leicht Bitterkeit: Keine / keine / leichte Bissigkeit, Schärfe: Leicht / leicht/keine Aroma: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel) Aromafülle: Durchschnitt / Durchschnitt / Durchschnitt Aroma-Balance: Durchschnitt / Durchschnitt / Durchschnitt Aggressivität: Keine / keine / keine Bemerkungen: Aromen von Gras und trockenem Heu, ein leichter Touch von Vanille und sehr wenig Wacholder. Der Nachgeschmack ist wenig nachhaltig. Eine angenehme Zigarre, einfach zu rauchen, für den Anfänger geeignet.

Effektiver Preis: CHF 11.40 30

20

10

0

Punkte: 75 Preisschätzung nach Blindverkostung: CHF 13.10 Effektiver Preis: CHF 31.–

Tasting

Bissigkeit, Schärfe: Mittel / mittel / mittel

130

Zugverhalten: Leichter Widerstand

87

Stärke: Kräftig / kräftig / kräftig

Bitterkeit: Betont / betont / betont

Erscheinung: Colorado Maduro, ölig, mittlere Aderung und mittlere Beschaffenheit Verarbeitung: Regelmässig, weiche Einlage

150

Süsse: Leicht / keine / keine

Herkunft: Dominikanische Republik Länge: 127 mm Durchmesser: 23 mm Filler: Dom. Rep., Nicaragua Umblatt: Dom. Rep. Deckblatt: Ecuador Sumatra Seed

200

Geschmack: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel)

Nachgeschmack: Nachhaltig / nachhaltig/nachhaltig

ZINO PLATINUM SUPER ROBUSTO


MACANUDO 1968 TITAN Herkunft: Dominikanische Republik Länge: 102 mm Durchmesser: 23 mm Filler: Dom. Rep., Nicaragua Umblatt: Habano Connecticut Deckblatt: Honduras San Agustin Erscheinung: Colorado Maduro, ölig, mittlere bis grobe Aderung, mittlere Beschaffenheit Verarbeitung: Regelmässig, feste Einlage Erster Eindruck (kalt): Elegant, herb-süssliche Tabaknoten Zugverhalten: Starker Widerstand Brandverhalten: Gerade, feste Asche Geschmack: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel)

88

Stärke: Stark / stark / kräftig

250

240

230

220

210

190

Erster Eindruck (kalt): Elegant, herbe Tabaknoten

180

170

160

150

Süsse: Keine / leichte / leichte

130

Tasting

Aroma: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel)

120

110

100

Aromafülle: Durchschnitt / Durchschnitt / fein

90

Aroma-Balance: Durchschnitt / Durchschnitt / Durchschnitt

80

Aggressivität: Betont / mittel / mittel Bemerkungen: Eine angenehme, brachiale Zigarre, nicht für den Anfänger geeignet. Punkte: 81 Preisschätzung nach Blindverkostung: CHF 10.80

Erscheinung: Colorado Maduro, matt, mittlere Aderung, mittlere Beschaffenheit Verarbeitung: Regelmässig, weiche Einlage

140

Bissigkeit, Schärfe: Mittel / betont / betont

Herkunft: Dominikanische Republik Länge: 101 mm Durchmesser: 21 mm Filler: Dom. Rep. Umblatt: Dom. Rep. Deckblatt: Dom. Rep.

200

Nachgeschmack: Mittel / mittel / nachhaltig

Bitterkeit: Leicht / leicht / mittel

MARCA FINA ROBUSTO

70

60

50

Zugverhalten: Optimal Brandverhalten: Gerade, lockere Asche Geschmack: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel) Stärke: Mittel / kräftig / kräftig Nachgeschmack: Mittel / mittel / nachhaltig Süsse: Leicht / leicht / leicht Bitterkeit: Betont / betont / betont Bissigkeit, Schärfe: Mittel / mittel / betont Aroma: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel) Aromafülle: Durchschnitt / Durchschnitt / Durchschnitt Aroma-Balance: Unharmonisch / unharmonisch / unharmonisch Aggressivität: Betont/mittel/mittel Bemerkungen: Aromen von Gras, Holz und Pfeffer, unausgewogen, betonte Bitterkeit, beissender Rauch.

40

Punkte: 69

30

Preisschätzung nach Blindverkostung: CHF 7.–

Effektiver Preis: CHF 8.40 20

10

0

Effektiver Preis: CHF 4.90


DAVIDOFF PURO D’ORO MAGNIFICOS

250

240

Herkunft: Dominikanische Republik Länge: 130 mm Durchmesser: 21 mm Filler: Dom. Rep. Umblatt: Dom. Rep. Deckblatt: Dom. Rep. Erscheinung: Colorado Maduro, ölig, mittlere Aderung, mittlere Beschaffenheit Verarbeitung: Regelmässig, feste Einlage Erster Eindruck (kalt): Elegant, herbe Tabaknoten Zugverhalten: Optimal Brandverhalten: Gerade, lockere Asche Geschmack: (1. Drittel / 2.Drittel / 3.Drittel)

220

210

200

Herkunft: Dominikanische Republik Länge: 102 mm Durchmesser: 20 mm Filler: Olor & Piloto Cubano (Dom. Rep.) Umblatt: Olor (Dom. Rep.) Deckblatt: Connecticut Shade (Ecuador) Erscheinung: Colorado Claro, schwach glänzend, mit feiner Aderung und feiner Beschaffenheit

190

Verarbeitung: Regelmässig, feste Einlage

180

Erster Eindruck (kalt): Elegant, herbe, leicht grasige Tabaknoten

170

Zugverhalten: Optimal

160

Brandverhalten: Gerade, feste Asche

150

Geschmack: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel)

Nachgeschmack: Nachhaltig / nachhaltig / nachhaltig

140

Stärke: Mittel / mittel / mittel

Süsse: Mittel / mittel / mittel

130

Nachgeschmack: Aufdringlich / nachhaltig / aufdringlich

Bitterkeit: Leicht / mittel / leicht

Aroma: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel)

Süsse: Keine / keine / keine

110

Bitterkeit: Mittel / betont / betont

100

Aromafülle: Voll / voll / voll

90

Aroma-Balance: Durchschnitt / Durchschnitt / harmonisch

80

Aggressivität: Mittel / leicht / leicht Bemerkungen: Eine komplexe, ausbalancierte Aromastruktur. Kakao, Dörrobst und leichtes Caramell, feine Röstaromen. Eine empfehlenswerte Zigarre.

70

60

50

40

Punkte: 90

Bissigkeit, Schärfe: Mittel / mittel / betont Aroma: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel) Aromafülle: Eher schwach / Durchschnitt / eher schwach Aroma-Balance: Unharmonisch / Durchschnitt / Durchschnitt Aggressivität: Leicht / mittel / mittel Bemerkungen: Herbal, florales Wiesenaroma, Bitterschokolade und Grüntee. Äusserst bittere Zigarre, unharmonisch beissender Rauch.

30

Preisschätzung nach Blindverkostung: CHF 17.– Effektiver Preis: CHF 20.–

Punkte: 62 20

10

0

Preisschätzung nach Blindverkostung: CHF 6.50 Effektiver Preis: CHF 7.50

Tasting

Bissigkeit, Schärfe: Leicht / leicht / leicht

120

89

Stärke: Kräftig / kräftig / kräftig

230

VEGA FINA SHORT ROBUSTO


GILBERT DE MONTSALVAT CUBAN STYLE

250

GILBERT DE MONTSALVAT DOMINIAN STYLE

240

Herkunft: Dominikanische Republik Länge: 140 mm Durchmesser: 21 mm Filler: Nicaragua Umblatt: Olor (Dom. Rep.) Deckblatt: Habano 2000 (Ecuador) Erscheinung: Maduro, ölig, mittlere bis grobe Aderung, feine Beschaffenheit Verarbeitung: Regelmässig, weiche Einlage Erster Eindruck (kalt): Elegant, herbe Tabaknoten Zugverhalten: Optimal Brandverhalten: Gerade, feste Asche Geschmack: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel)

90

Stärke: Kräftig / kräftig / kräftig

230

220

Herkunft: Dominikanische Republik Länge: 140 mm Durchmesser: 21 mm Filler: Dom. Rep. Umblatt: Olor (Dom. Rep.) Deckblatt: Connecticut Shade (Ecuador)

210

200

Erscheinung: Colorado Claro, schwach glänzend, mittelfeine Aderung, mittlere Beschaffenheit

190

Verarbeitung: Regelmässig, mittelweiche Einlage

180

Erster Eindruck (kalt): Rustikal, herbe Tabaknoten

170

Zugverhalten: Optimal

160

Brandverhalten: Etwas ungleichmässig, feste Asche

150

Geschmack: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel)

Nachgeschmack: Nachhaltig / mittel / nachhaltig

140

Stärke: Mittel / mittel / mittel

Süsse: Mittel / mittel / leicht

130

Nachgeschmack: Aufdringlich / mittel / nachhaltig

Bitterkeit: Leicht / leicht / keine

Tasting

Bissigkeit, Schärfe: Mittel / mittel / mittel Aroma: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel)

120

Süsse: Leicht / leicht / leicht

110

Bitterkeit: Mittel / leicht / betont

100

Bissigkeit, Schärfe: Betont / leicht / leicht

Aromafülle: Voll / Durchschnitt / Durchschnitt

90

Aroma: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel)

Aroma-Balance: Harmonisch / Durchschnitt / harmonisch

80

Aromafülle: Durchschnitt / fein / Durchschnitt

Aggressivität: Leicht / leicht / leicht Bemerkungen: Starke Präsenz am Anfang, Röstaromen, grasig, holzig, flacht ab, starke Zigarre für den geübten Raucher.

70

60

50

40

Aroma-Balance: Durchschnitt / Durchschnitt / Durchschnitt Aggressivität: Mittel / leicht / leicht Bemerkungen: Eine klassische Domingo, grasig, trocken, mild, Grüntee und leicht erdige Noten. Für Anfänger geeignet.

Punkte: 87 30

Preisschätzung nach Blindverkostung: CHF 14.40 Effektiver Preis: CHF 11.50

20

Punkte: 77 Preisschätzung nach Blindverkostung: CHF 11.20 Effektiver Preis: CHF 11.50

10

0


VEGA FINA CORONA GORDA Herkunft: Dominikanische Republik Länge: 147 mm Durchmesser: 18 mm Filler: Dom. Rep. Umblatt: Dom. Rep. Deckblatt: Dom. Rep. Erscheinung: Colorado Maduro, ölig, mittlere Aderung, mittlere Beschaffenheit

250

240

230

220

210

Verarbeitung: Regelmässig, weiche Einlage

200

Erster Eindruck (kalt): Elegant, herbe Tabaknoten

190

Zugverhalten: Optimal Brandverhalten: Gerade, lockere bis flockige Asche Geschmack: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel)

Nachgeschmack: Nachhaltig / nachhaltig / nachhaltig Süsse: Leicht / leicht / mittel Bitterkeit: Leicht / leicht / leicht

Aroma: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel) Aromafülle: Voll / raffiniert / raffiniert

170

160

150

Erster Eindruck (kalt): Elegant, mild bis neutral Zugverhalten: Stark Brandverhalten: Gerade, feste Asche Geschmack: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel) Stärke: Mild / mild / mild Nachgeschmack: Wenig / wenig / wenig

130

Süsse: Leicht / leicht / leicht

120

110

100

90

80

Aggressivität: Mittel / mittel / mittel

70

Bitterkeit: Mittel / mittel / betont Bissigkeit, Schärfe: Mittel / mittel / mittel Aroma: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel) Aromafülle: Eher schwach / eher schwach / eher schwach Aroma-Balance: Durchschnitt / Durchschnitt / Durchschnitt Aggressivität: Keine / keine / keine

60

50

Punkte: 81

40

Preisschätzung nach Blindverkostung: CHF 13.50

30

Effektiver Preis: CHF 11.50

Verarbeitung: Regelmässig, zu feste Einlage

140

Aroma-Balance: Harmonisch / harmonisch / harmonisch

Bemerkungen: Sehr gute Zigarre, komplex, leichte wunderschöne Röstaromen, volles blumiges Aroma, nussig, harmonischer Abgang.

Erscheinung: Claro, schwach glänzend, feine Aderung, feine Beschaffenheit

Bemerkungen: Cremig, nussig, grasig, leicht metallisch. Eine klassische Anfängerzigarre, kann nach dem Frühstück geraucht werden. Hat wenig Abgang. Punkte: 67

20

Preisschätzung nach Blindverkostung: CHF 6.50

10

Effektiver Preis: Euro 4.80 (nur in Deutschland erhältlich)

0

Tasting

Bissigkeit, Schärfe: Mittel / mittel / mittel

180

Herkunft: Dominikanische Republik Länge: 102 mm Durchmesser: 19.8 mm Filler: Dom. Rep. Umblatt: Dom. Rep. Deckblatt: Connecticut Shade

91

Stärke: Mittel / mittel / kräftig

SANTA DAMIANA SHORT ROBUSTO


PLEIADES ESPRIT NOMADE SPECIAL CORONA

250

240

Herkunft: Dominikanische Republik Länge: 104 mm Durchmesser: 18.3 mm Filler: Dom. Rep. Umblatt: Dom. Rep. Deckblatt: Connecticut Ecuador Erscheinung: Claro, glänzend mit feiner Aderung und feiner Beschaffenheit Verarbeitung: Regelmässig, feste Einlage Erster Eindruck (kalt): Elegant, milde bis herbe Tabaknoten Zugverhalten: Zu stark Brandverhalten: Gerade, feste Asche Geschmack: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel)

230

220

LAURA CHAVIN CONCOURS DES MEILLEURES CONNAISSEURS ROBUSTO Herkunft: Dominikanische Republik Länge: 115 mm Durchmesser: 22 mm Filler: Keine Angaben Umblatt: Keine Angaben Deckblatt: Keine Angaben

210

200

190

Erscheinung: Colorado maduro, matt, mit mittlerer Aderung und feiner Beschaffenheit Verarbeitung: Regelmässig, feste Einlage

180

Erster Eindruck (kalt): Elegant, herbe Tabaknoten

170

Zugverhalten: Optimal

160

Brandverhalten: Gerade, lockere Asche

92

150

Geschmack: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel)

Nachgeschmack: Mittel / mittel / mittel

140

Stärke: Kräftig / kräftig / kräftig

Süsse: Leicht / leicht / leicht

130

Stärke: Mittel / mittel / mittel

Bitterkeit: Betont / betont / mittel

Tasting

Bissigkeit, Schärfe: Leicht / mittel / mittel Aroma: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel)

120

110

100

Aromafülle: Schwach / Durchschnitt / Durchschnitt

90

Aroma-Balance: Durchschnitt / Durchschnitt / Durchschnitt

80

Aggressivität: Leicht / leicht / leicht Bemerkungen: Zu starker Zugwiderstand, im mittleren Teil seifig. Punkte: 61 Preisschätzung nach Blindverkostung: CHF 6.60

70

Nachgeschmack: Mittel / nachhaltig / nachhaltig Süsse: Leicht / mittel / mittel Bitterkeit: Keine / keine / leicht Bissigkeit, Schärfe: Mittel / leicht / leicht Aroma: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel) Aromafülle: Raffiniert / Durchschnitt / Durchschnitt Aroma-Balance: Harmonisch / harmonisch / harmonisch Aggressivität: Mittel / mittel / mittel

60

50

Bemerkungen: Trocken, moosig, schöne Noten von weissem Pfeffer und Zedernholz.

40

Punkte: 83

30

Preisschätzung nach Blindverkostung: CHF 16.50

Effektiver Preis: CHF 9.– 20

10

0

Effektiver Preis: CHF 26.–


ARTURO FUENTE HEMINGWAY FIGURADO

250

240

Herkunft: Dominikanische Republik Länge: 102 mm Durchmesser: 24 mm Filler: Dom. Rep. Umblatt: Dom. Rep. Deckblatt: Kamerun Erscheinung: Maduro, ölig mit mittlerer Aderung und mittlerer Beschaffenheit Verarbeitung: Leicht unregelmässig, feste Einlage Erster Eindruck (kalt): Rustikal, süsslich Zugverhalten: Optimal Brandverhalten: Gerade, feste Asche Geschmack: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel)

220

210

Verarbeitung: Regelmässig, feste Einlage

190

Erster Eindruck (kalt): Rustikal, mild

180

170

160

150

140

Süsse: Mittel / mittel / mittel

130

Aroma: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel) Aromafülle: Durchschnitt / Durchschnitt / Durchschnitt Aroma-Balance: Durchschnitt / Durchschnitt / Durchschnitt Aggressivität: Mittel / mittel / mittel

120

110

100

90

80

70

60

Bemerkungen: Leichte Röstaromen, Noten von Caramell und Mokka.

50

Zugverhalten: stark Brandverhalten: Gerade, feste Asche Geschmack: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel) Stärke: Mild / mittel / mittel Nachgeschmack: Wenig / mittel / nachhaltig Süsse: Leicht / leicht / leicht Bitterkeit: Mittel / leicht / keine Bissigkeit, Schärfe: Leicht/mittel/mittel Aroma: (1. Drittel / 2. Drittel / 3. Drittel) Aromafülle: Durchschnitt / eher schwach / eher schwach Aroma-Balance: Durchschnitt / Durchschnitt / Durchschnitt Aggressivität: leicht / leicht / leicht Bemerkungen: Beissender Rauch, die Augen brennen, pappiger Geschmack. Punkte: 55

Punkte: 79

40

Preisschätzung nach Blindverkostung: CHF 11.–

30

Preisschätzung nach Blindverkostung: CHF 3.–

20

Effektiver Preis: Euro 2.70 (nur in Deutschland erhältlich)

Effektiver Preis: CHF 15.50

10

0

Tasting

Bissigkeit, Schärfe: Betont / mittel / mittel

Erscheinung: Claro, matt mit mittlerer Aderung und mittlerer Beschaffenheit

200

Nachgeschmack: Mittel / nachhaltig / nachhaltig

Bitterkeit: Leicht / leicht / leicht

Herkunft: Dominikanische Republik Länge: 100 mm Durchmesser: 24 mm Filler: Dominican Olor, Piloto, Cubano Umblatt: Dom. Rep. Deckblatt: Connecticut brown

93

Stärke: Mittel / kräftig / kräftig

230

WORMANN FAT SHORTY BUNDLE


VatEr

W ERDEN IST NICHT

schwer…

text: Iris Disse

V 94

ater sein dagegen sehr», pflegt

der Dame in der Wohnung? Gab es ein

Da hat sich wirklich viel verändert – und

mein heute 83-jähriger Papa

Liebesspiel? Blieben Sie die ganze

Menschen, die meinen, gesellschaftliche

seine Anekdoten aus der Zeit

Nacht? Der Mann gab zu, dass es ein

Veränderungen

einzuleiten, als er als Jugend-

Vorspiel gegeben habe, erst nach eini-

­Revolutionen nicht möglich, mögen dar-

amtsleiter arbeitete. «Da stand die jun-

gen Stunden und einer Tasse Kaffee sei

über nur staunen.

ge Frau vor Gericht, die Alimente für

es zum Geschlechtsverkehr gekommen.

Viele Väter wollen mitverantwortlich

mein Mündel, ihr uneheliches Kind, ein-

Der Richter war prüde und katholischer

sein, auch wenn es sich um uneheliche

forderte. Der Anwalt des Kindsvaters

als der Papst, man munkelte, dass er

Kinder handelt. Auch ist «unehelich»

plädierte, dass die Frau Mehrverkehr in

schwarze Tinte pinkeln würde ...» Mein

kein Makel mehr, sondern deutet mehr

der Empfängniszeit gepflegt habe, auf

Vater lacht. «Mutter eines unehelichen

an, dass es sich um eine selbstständige

gut deutsch also eine Hure sei: Sie sei

Kindes zu sein, war Grund genug, die

und bewusste Mutter handelt. Und nach

gleich in der ersten Nacht des Kennen-

junge Frau mit einer langwierigen Er-

Scheidungen leiden viele Väter darun-

lernens mit ihm ins Bett gegangen. Des-

forschung ihres Geschlechtslebens zu

ter, dass sie so wenige Rechte auf ihre

halb gehe es hier nicht um die Anerken-

demütigen.» Somit sei die Frau keine

Kinder haben. Schlammschlachten auf

nung einer Vaterschaft, man wisse ja

Hure, analysierte mein Vater dann. Ob

dem Rücken der Kinder um das Sorge-

nicht, mit wem die Frau noch das Lot-

denn das hohe Gericht nie etwas

recht sind keine Seltenheit, und längst

terbett teile, der Mann sei nur eventuell

von Liebe auf den ersten Blick gehört

haben sich die Gesetze, die gemacht

der Erzeuger des Kindes und müsse

habe? Mit solchen Begriffen wurde we-

wurden, um sie, die Väter, von der Ver-

­somit nichts zahlen.»

seien

ohne

blutige

Und sonst

der heute noch damals vor Gericht

antwortung zu entbinden, als Bume-

Mein Vater zieht genüsslich an seiner

­argumentiert, trotzdem bekam die Frau

rang erwiesen. Ich erinnere mich an

Pfeife. «Das war damals ein rechtlicher

die ­Alimente ohne weitere Prozeduren

das griechische Lustspiel Lysistrata: Die

Begriff: Uneheliche Kinder hatten kei-

zugesprochen. Noch heute freut sich

Frauen beschliessen, nicht mehr mit

nen Vater, sie hatten einen Erzeuger,

mein Vater darüber, diesen Fall gewon-

­ihren Männern zu schlafen, bis sie auf-

und das waren Gesetze zum Schutz der

nen zu haben in diesen prüden Zeiten,

hören, Krieg zu führen, und sie haben

Familie. Ein Erzeuger hatte keine Ver-

in denen «gute Frauen» asexuell zu

mit dieser Strategie Erfolg. Krieg führen

antwortung, und ein uneheliches Kind

sein hatten.

wir in unseren Staaten immer noch, halt

war nicht erbberechtigt. Ich fragte den

Heute, nur 50 Jahre später, sieht es

auf die passive Art, wir verkaufen «nur»

Mann: Wie lange waren Sie denn mit

bei uns wunderbarerweise anders aus.

die Kriegsgeräte, damit andere sich da-

Comic


mit umbringen können. Gut, gut, das ist

leisten. Eine Chance, dass Frauen und

schwanger. Dann haben sie uns rausge-

ein anderes Thema.

Männer ihre Rollen neu definieren.

schmissen. Jetzt wohnen wir wieder bei

Heute gehen die Frauen in den nordi-

Okay, das geht nicht so schnell, wie ge-

meiner Mutter, aber die hat ja auch

schen Ländern weiter als ihre griechi-

sagt war es ja bis vor 50 Jahren noch

nichts, mein Vater verliess uns, als ich

schen Schwestern: Es ist wohl keine

ganz anders. Da passieren Fehler, die

klein war.» Das Jüngste nuckelt an ih-

bewusste Strategie, aber Frauen scheint

Frauen werden zu hart, aber jede Ent-

rem Busen und sieht mich an. Die Frau

die Mutterrolle unter männlicher Ober-

wicklung braucht Zeit, und Fehler sind

ist mager, sie ist erst 25 Jahre alt, wirkt

hoheit nicht mehr erstrebenswert zu

dazu da, um zu lernen. Im guten Fall

aber viel älter. «Ich hatte noch Glück,

sein, und jetzt, da sie ihre Kinder ohne

miteinander. Mit Geduld und Humor.

denn mein Mann hat mich nur selten geschlagen», sagt sie noch, als wollte

gesellschaftliche Brandmarkung allein

In den meisten Ländern ist es leider

durchbringen können, entscheiden sich

noch nicht so weit. Ich erlebe in Latein-

viele dafür. Andere gehen einen Schritt

amerika, was es heisst, wenn Frauen

Gewalt gegen Frauen und Kinder ist

weiter und bleiben kinderlos, auch das

und Kinder von den Männern für ihr

in vielen Ländern Lateinamerikas all-

ist kein Grund mehr, sich als Versagerin

Überleben abhängig sind.

täglich – recherchiert habe ich in Mexi-

im Leben zu fühlen. Und eh wollen

Eine Indianerin in Mexiko erzählt

sie ihren Mann entschuldigen.

ko, Peru, Ecuador, Panama und in der Dominikanischen Republik. Ich war

ten vor dem örtlichen Gericht stehen,

entsetzt. Dass einige meiner Nachbarin-

mangel besteht. Und die Frauen ent-

wo ihr Mann das dritte Mal nicht aufge-

nen nachts bei mir Zuflucht vor wüten-

scheiden, nicht die Männer. Es ist nicht

taucht ist, um über Alimente zu reden:

den Ehemännern suchten, eine andere

mehr so leicht, Vater zu werden. Jetzt

«Mein Mann verliess mich vor vier Jah-

mit blauem Auge sich auf der Strasse

setzen sich immer mehr Männer mit

ren mit fünf Kindern. Wir wohnten noch

verschämt abwandte, ein anderer Vater

der Vaterrolle auseinander – und nicht

drei Jahre in seinem Lehmhäuschen,

mit neuer Frau im Dorf unten wohnt

nur mit der Rolle des Erzeugers und

auf dem Grundstück der Schwiegerel-

und die Kinder nicht mal mehr grüsst

­Ernährers.

auf der Strasse – all das hielt ich für

Frau bleibt, mit der er wieder zwei Kin-

­Ausnahmen. Aber es ist die Regel.

chen Ländern eine gute Entwicklung.

der hat, begannen uns die Schwiegerel-

Noch heute. Die Frauen können ihre

Denn als Mutter eines Sohnes weiss ich:

tern zu tyrannisieren. Als ich in die

Rechte nirgends einklagen. Sie haben

Die Kinder brauchen ihren Papa, als

Stadt ging, um als Wäscherin zu arbei-

keine.

Leitfigur, als Spielkameraden, als anwe-

ten, um nicht zu verhungern, kamen sie

Hier und in vielen Ländern der Welt

sendes Familienmitglied.

ins Haus und nahmen das Bett und den

wirken noch die alten Zeiten: Vater wer-

Für die Entdeckung der Liebe unter

Tisch mit. So schliefen wir auf dem

den ist nicht schwer ... Da halte ich die

Freiheit leben wir in einer wunderbaren

­Boden. Sie sagten, ich sei eine Hure,

schweren Momente und Auseinander-

Zeit: Paare dürfen sich finden, zusam-

weil ich alleine in die Stadt ging. Zu es-

setzungen bei uns im Norden des Glo-

men bleiben oder sich trennen, und die

sen gaben sie uns nichts, das tat auch

bus doch für ausgesprochen positiv.

Frauen müssen nicht den Mann unter

nicht mein Mann. Einmal, nach drei

Es tut sich doch was ... Ich finde, da

allen Umständen halten, um ihr Über­

Jahren, tauchte er plötzlich für zwei

können wir stolz auf uns sein. Mütter

leben und das ihrer Kinder zu gewähr-

­Wochen auf, und ich wurde wieder

wie Väter.

Und sonst

tern. Als klar war, dass er bei der neuen

Ich finde das bei uns in den westli-

95

mir, als wir mit ihr und den drei Jüngs-

Plötzlich ist es so, dass ein Kinder-

­wenige Frauen viele Kinder.


Das nächste ‹Cigar›:

wohnen

ÜBER DAS

Heimelig

Vom Singlehaushalt zur Wohngemeinschaft

Fremdes, Genossenschaftliches und Selbstgebautes Eingänge & Ausgänge

Herumzigeunern, die Wohnnomaden

Mieter Fritz versus Vermieter Hans

Der Wohnvogel, wohnen mit Tieren

My home is my castle

96 Vorschau

Impressum Cigar Erscheinungsweise: viermal jährlich Druckauflage: 23 000 Ex. Herausgeberin Edition Salz&Pfeffer AG, Zürich Gründer: Daniel Eggli Verleger: Robert Meier Verlag Edition Salz&Pfeffer AG Postfach 98, 8042 Zürich Telefon +41 44 360 20 80 Fax +41 44 360 20 89 www.cigar.ch, info@cigar.ch Verlagsleitung Stefan Schramm, sschramm@salz-pfeffer.ch Redaktion Redaktionsleitung: Tobias Hüberli, thueberli@salz-pfeffer.ch Redaktor: David Höner, dhoener@salz-pfeffer.ch Freie Mitarbeiter: Yvonne Kunz, Johanna Lier, Silvia Höner, Iris Disse, Juri Sternburg, Matthias Martens.

Art & Creative Direction Rolf Willi, www.willi.ch Silvia Janser Adedeji (AD), sjanser@bluewin.ch Balz Egger (stv.) Fotografen Christian Schwarz Tony Baggenstos Marcel Studer Litho und Druck Barbara Neuhauser AVD Goldach, 9403 Goldach Telefon +41 71 844 94 11 Fax +41 71 844 95 55 Anzeigen Markus Bischof mbischof@salz-pfeffer.ch Telefon +41 44 360 20 86 Fax +41 44 360 20 89 Abonnement-Dienst Petra Walder Telefon +41 71 844 91 70 Fax +41 71 844 93 45, abo@cigar.ch

Abonnement-Preise Einzelausgabe CHF 10.50 / Euro 7.– 1 Jahr (4 Ausgaben), CHF 39.– / Euro 26.– Europa CHF 42.– / Euro 28.– 2 Jahre (8 Ausgaben), CHF 64.– / Euro 44.– Europa CHF 76.– / Euro 52.– Vertrieb Deutschland, Schweiz, Österreich EDS Export & Distribution Services AG Postfach 731, Bergstrasse 58 CH-8706 Meilen Telefon +41 44 925 20 10 www.eds-verlagsservice.ch Der Nachdruck sämtlicher Artikel und Illu­s­trationen ist verboten. Für den Verlust nicht verlangter Reportagen, Bilder, Texte und dergleichen kann die Redaktion keine Ver­ antwortung übernehmen. Alle Angaben zu Preisen, Herkunft et cetera sind Richtangaben und immer ohne Gewähr.




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