#UnternehmenWallis - Walliser Bote

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#UnternehmenWallis

international wertvoll gefordert


2 Die Walliser Wirtschaft gestern und heute

Vom Bergbau

Die Zeiten, in denen sich die Walliser Durchschnittsfamilie mit viel Einsatz von selbst erzeugten Produkten ernährte und als Arbeiterbauern nebenbei ein paar Franken im Tourismus oder in der aufkommenden Industrie erarbeitete, sind längst vorbei. Die Walliserin und der Walliser arbeiten heute überwiegend im Dienstleistungsbereich, im Industriesektor oder im Tourismus. Sei dies nun im obersten Bergdorf oder in den tiefer gelegenen Zentren im Talgrund. Die Durchschnittsfamilie bezieht ihr Einkommen vom mit E-Banking betreuten Lohnkonto und kauft sich ihre Produkte im mit Waren aus aller Welt gefüllten Supermarkt zusammen. Ob Bananen aus Südamerika oder Maiskölbchen aus Indien, zahlreiche Produkte in den heimischen Regalen stammen aus weit entfernten Regionen. Im Wallis wird aber bekanntlich nicht nur konsumiert, sondern eben auch produziert. Wie im Tourismus, der auf Gäste aus allen Herren Ländern ausgerichtet ist, stellt die internationale Vernetzung und das Zusammenspiel im globalen Markt auch im Industriebereich ein zentrales Merkmal dar. Akteure der Grossindustrie, wie etwa Lonza, exportieren einen Grossteil ihrer Produkte ins nahe und ins ferne Ausland. Auch zahlreiche kleinere Betriebe, vom Instrumentenhersteller für den medizinischen Gebrauch bis zum Verpackungsspezialisten für Chemieprodukte, liefern eine stattliche Anzahl an Produkten über die Grenzen hinaus. Gleichzeitig beschäftigen sie einheimische Arbeitskräfte und leisten ebenfalls einen wesentlichen Beitrag innerhalb der Wertschöpfungskette in der Region. Industrie und Handwerk, der sogenannte Sekundärsektor, sind mit rund 30 Prozent Anteil an der kantonalen Wertschöpfung das Herz des Unternehmens Wallis. Am Anfang neuer Dienstleistungen und Unternehmen standen dabei jeweils Geschäftsideen, hinter jeder Geschäftsidee ein oder mehrere Menschen. Die hohen Bergketten an beiden Ufern des Rottens bilden keineswegs unüberwindbare Barrieren gegen neue Ideen, sofern man sich keine Schranken in den Kopf setzt und mit offenen Ohren und Augen durch die Welt geht. Auch wenn der Begriff der Innovation in den letzten Jahren mancherorts überstrapaziert wurde und bei einigen Lesern ausgedörrt erscheinen mag, ist er doch ein Kernelement für eine fortschrittliche Walliser Wirtschaft. Verschiedene neue KMUs haben in den letzten Jahren durch innovative Ideen dazu beigetragen, die Wirtschaft auch in anderen Bereichen weiterzubringen. Sie haben gleichzeitig aufgezeigt, dass «innovativ sein» nicht nur heisst, eine Idee zu haben. Auch die Umsetzung selbst ist schlussendlich ein wesentlicher Teil davon. Was bleibt von einer Idee, wenn sie nicht umgesetzt wird? Wer hat Ideen, wenn nicht Bewährtes hinterfragt wird? Gute Fragen erzeugen gute Antworten. Gute Antworten erzeugen gute Ideen. Gute Ideen in den Händen von unternehmerisch handelnden Menschen bringen wirtschaftlichen Erfolg und Wohlstand. Lernen wir wieder mehr zu hinterfragen, Bestehendes nicht als Gegebenes zu akzeptieren und neugierig unsere Welt, unser Umfeld wahrzunehmen und es aktiv zu entwickeln. Überraschen, Fragen aufwerfen und gleichzeitig Anstösse geben: Die vorliegende Publikation, die in Zusammenarbeit mit The Ark, der Stiftung für Innovation des Kantons, und dem «Walliser Boten» umgesetzt wurde, soll Lichtblicke und Einblicke in die Walliser Wirtschaft geben. Es werden innovative Produkte und Unternehmer porträtiert. Gleichzeitig soll hinterfragt werden, welchen Mehrwert ein Grosskonzern wie Lonza zur Wertschöpfung in der Region beiträgt. Es werden weiter auch Fragen aufgeworfen, wie diejenige nach der künftigen Gewinnung von Fachkräften für Unternehmen, vom Industriebereich bis hin zum Energiesektor. Keineswegs ist es dabei Ziel, Lorbeeren zu verteilen. Vielmehr geht es darum, das dynamische Bild der Walliser Wirtschaftswelt zu projizieren und neue Impulse anzuregen. Nehmen wir uns Zeit für das Wallis von morgen und nehmen wir uns offen der Herausforderungen an, die sich uns diesbezüglich heute schon stellen.

Alte Schwarz-Weiss-Fotografien präsentieren den heutigen Betrachtern einen in dieser Form längst vergangenen Alltag: Säumer mit ihren Maultieren, einfache Bergbauerfamilien bei der Arbeit oder ausländische Alpinisten vor unverbauter Landschaft. Ein Bild, das sich spätestens ab 1900 durch neue Fortbewegungsmittel und die ankommende Industrie allmählich zu verwässern begann. Der Fortschritt hielt Einzug im Tal. An die Seite der frühen Hotelkomplexe für den Fremdenverkehr, die seit den Anfängen des Alpinismus zur Mitte des 19. Jahrhunderts neben der Landwirtschaft zu den wichtigsten Einnahmequellen zählten, gesellten sich zunehmend Grossbauprojekte und neue Fabriken im Talgrund. Besonders die Möglichkeiten durch die Wasserkraft waren dabei ein wichtiger Motor und lockten Investoren von ausserhalb des Kantons ins Land. Gleichzeitig sorgte der Bau der Eisenbahnstrecke bis nach Brig im Jahr 1878 und die Fertigstellung des Simplon- sowie des Lötschbergtunnels einige Jahre später für einen wirtschaftlichen Aufschwung.

«Sein Tageslohn belief sich auf einen Franken» Im Interview beschreibt der Oberwalliser Kulturwissenschaftler und Historiker Werner Bellwald die Zeit der beginnenden Grossindustrie im Wallis vor über hundert Jahren. Werner Bellwald, die wirtschaftliche Entwicklung in den letzten hundert Jahren verlief unglaublich rasant. Wie muss man sich den Lebensalltag an einem ganz gewöhnlichen Montag im Jahr 1910 vorstellen? «Für den Angestellten in Monthey oder in Visp hiess es zehn Stunden Büro, das er zu Fuss in ein paar Minuten erreichte. Für den Arbeiterbauern aus Erschmatt hiess es Schichtarbeit in der Lonza in Gampel: eine Stunde hinunterlaufen, nach der Arbeit an den heissen Karbidöfen wieder eineinhalb Stunden den Berg hinauf. Für eine Bäuerin im Lötschental hiess es frühmorgens melken, die Kühe aus dem Stall lassen, den Stall misten, mit der Milch ins Dorf hinunterlaufen,

dann den ganzen Morgen auf den Feldern Gras zetten, zurück ins Dorf und das Mittagessen kochen, mit dem Heurechen wieder aufs Feld und abends eine Stunde auf die Alp hochlaufen, das Vieh stallen und melken. Je nach Ort und Zeit, Berg oder Tal, Dorf oder Stadt, arm oder reich sah der Alltag auch schon vor 100 Jahren recht verschieden aus. Die Gräben sind nicht neu.» Früher und heute: Idyllische Berghotels und Alpinismus in der Höhe gegenüber Fortschritt und rauchenden Schornsteinen im Talgrund. Stimmt dieses Bild? «Für die Jahrzehnte um 1900 stimmt das weitgehend. Die Gäste erlebten die Höhen als Idylle, sie hatten Ferien und genossen den Sommer. Urlaub war den Einheimischen unbekannt und der Sommer war für sie die Zeit der 16-Stunden-Tage, Samstag und Sonntag inklusive. Diesen Kontrast konnte der Feriengast in der mondänen Welt der Belle-Epoque-Hotelkästen ebenso übersehen wie den Unterschied zur Schufterei in den Fabriken von Monthey oder der Elektrochemie in Visp.»


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uern zum IT-Spezialisten Wirtschaft in Zahlen 1900

Hatte die Walliser Wirtschaft im 19. Jahrhundert noch vorwiegend aus einer Mischung aus Landwirtschaft, Viehzucht, Handel, ländlichem Handwerk und Gewerbe (Tuch, Papier und Glaswaren) bestanden, setzte um 1900 eine erste Wachstumsphase ein. Mehrere grosse Fabriken liessen sich an den Wasserläufen nieder und bauten Elektrizitätswerke, weil die gewonnene Energie noch vor Ort verwendet werden musste. Um 1950 begann eine zweite Phase, in der alpine Speicherkraftwerke gebaut wurden, um das Niedrigwasser im Winter zu kompensieren. Die Investitionen in die Wasserkraft, die rund 5 Milliarden Franken betrugen, veränderten die Walliser Wirtschaft nachhaltig. Wintersportorte mit ihren Skiliften profitierten von der Energie und den Strassen, die für die Erschliessung der Wasserkraft gebaut wurden. Noch heute spielt die Energie eine wichtige Rolle: Im Jahr 2010 produzierte der Kanton als wichtigster Wasserkraftproduzent im Land über einen Drittel des Schweizer Stroms durch kühles Nass.

Bevölkerung

Erwerbstätigkeit nach Sektor

Primär Sekundär Tertiär

= 10 000 Personen

Bevölkerung

Erwerbstätigkeit nach Sektor

1965 Primär Sekundär Tertiär

= 10 000 Personen

Immer weniger Landwirtschaft Im Zeitraum von 1850 bis 1950 verdoppelte sich die Bevölkerungszahl im Wallis ein erstes Mal von 81 559 auf 159 178 Personen, bis ins Jahr 2012 ein weiteres Mal auf über 312 700 Menschen. Um 1900 zählte der Kanton rund 115 000 Einwohner, wovon gegen 34 339 deutschsprachig waren und 8 218 einen ausländischen Pass besassen. Von 52 265 Erwerbstätigen im selben Jahr arbeiteten über 34 000 Personen oder 65 Prozent im Primässektor (Landwirtschaft), 10 453 im Sekundärsektor (Handwerk und Industrie) und 7 298 im Tertiärsektor (Dienstleistungen). 115 Jahre später zählt der Kanton heute mit über 330 000 praktisch dreimal mehr Einwohner. Mit rund 135 000 Erwerbstätigen ist das Verhältnis Einwohner zu den Erwerbstätigen allerdings relativ stabil geblieben. Die Sektoren, in denen die Menschen ihr Geld verdienen, haben sich hingegen grundlegend verändert. War um 1900 der Grossteil der Menschen in der Landwirtschaft tätig, sind es heute nur noch knapp 4 Prozent oder etwas mehr als 5000 Personen.

Immer mehr Dienstleistungen Der tertiäre Sektor der Dienstleistungen ist aktuell die Einkommensquelle für 69 Prozent der Menschen oder rund 90 000 Vollzeitstellen.

Womit verdiente sich die 08/15-Familie vor hundert Jahren ihre Brötchen? Welchen Wert hatte ein erarbeiteter Franken? «Für die Landwirtschaft mit etwas Nebenerwerb kann ich ein konkretes Beispiel aus meiner Familie nennen: Grossvater Johann Bellwald ging in aller Frühe zu Fuss von Blatten, dem hintersten Dorf im Lötschental, auf die Faldumalp zuvorderst im Tal, arbeitete dort den ganzen Tag über als Schreiner und kehrte abends wieder zu Fuss nach Hause. Sein Tageslohn belief sich auf einen Franken. Die Verpf legung hatte er selber mitzubringen – und war froh, dass er überhaupt Arbeit hatte.» In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts siedelten sich mehrere Industriebetriebe in der Region an, zum Beispiel die Lonza, die frühere Alusuisse oder einige Jahrzehnte später auch die Scintilla. Warum eigentlich? «Wie etwa in Savoyen oder auch in Oberitalien lieferten die Steilstufen der Alpentäler das Wasser für die Kraftwerke. Da man den Strom nur unter grossen

2013

Bevölkerung

Erwerbstätigkeit nach Sektor

Primär Sekundär Tertiär

= 10 000 Personen

­ azwischen positioniert sich als Kernelement der D Sekundärsektor mit Industrie und Handwerk. Dieser beschäftigt heute mehr als 35 000 Menschen oder 27 Prozent der Erwerbstätigen. Bis Mitte der Siebzigerjahre stieg die Zahl der Arbeitsplätze in der Industrie und bei den Dienstleistungen im gleichen Rahmen an. 1965 lagen beide Sektoren mit 45 Prozent (sekundär) und 40 Prozent (tertiär) praktisch gleichauf. Dann aber hat sich die Entwicklung entkoppelt und der Tertiärsektor ist stark gestiegen.

Verlusten transportieren konnte, entstanden die energiefressenden Fabriken möglichst nahe. In den umliegenden Dörfern fanden sich zudem viele Arbeiter für kleine Löhne.» Die meisten dieser Firmen, allen voran die Lonza, sind noch heute im Kanton angesiedelt und stellen wichtige Arbeitgeberinnen dar. Werden sie auch in 100 Jahren noch am Standort sein? Wagen Sie eine Prognose? «Eine Prognose auf 100 Jahre für einen gesellschaftlichen Bereich zu wagen, das käme der Ernsthaftigkeit einer Fasnachtszeitung gleich. Wir wissen ja nicht einmal, ob es in 50 Jahren noch eine Schweiz geben wird.» Haupterwerb im Industriebetrieb im Talgrund und zugleich Nebenerwerb in der Landwirtschaft: eine althergebrachte Verbindung, die gerade in Bergdörfern nach wie vor gelebt wird. Ein Modell mit Zukunft? «Der Trend der letzten 20 bis 30 Jahre geht in die gegenteilige Richtung: Die Kinder der Arbeiterbauern lernten einen

Beruf und steckten die Landwirtschaft oft auf. Dabei könnte eine kleine Berglandwirtschaft als Ausgleich, auch als zweites Standbein persönlich interessant und wirtschaftlich krisenresistenter sein. Doch die immer komplexeren Reglementierungen der Landwirtschaft machen heute den letzten ‹Kleinen› den Verleider, während wenige immer grösser werden. Das ist keine gesunde Entwicklung.» Inzwischen erreichen Reisende die Bundeshauptstadt Bern ab dem Bahnhof Visp in weniger als einer Stunde. Welche Rolle spielte die Mobilität zu Beginn des letzten Jahrhunderts? «Mobilität von Menschen und von Kapitalien war auch damals zentral. Innerhalb der Region die tägliche Mobilität der Arbeiterbauern, auch wenn sich dies noch oft zu Fuss abspielte. Gleichzeitig ermöglichte eine nationale und internationale Mobilität den Zuzug von Fachkräften wie etwa Ingenieure, die Ausfuhr der Produkte, die Bereitschaft der Geldgeber. Das war übrigens schon

Was sich in den vergangenen hundert Jahren und noch verstärkt in den letzten 30 bis 40 Jahren abgespielt hat, ist ein kompletter Wandel der Walliser Arbeitswelt. Einhergehend mit der permanenten Steigerung der Produktivität durch neue Technologien können immer weniger Menschen viel mehr produzieren. Gleichzeitig nahm die Spezialisierung der Arbeit stetig zu. Dies führte unter anderem zu einer stärkeren Nachfrage nach Dienstleistungen für Unternehmen und Industrie. Hinzu kommt eine Veränderung des Lebensstils

im Spätmittelalter so. Einige frühindustrielle Minenbetriebe im Wallis liefen nur mit fremden Bergarbeitern und dank Kapitalisten aus Genf, Bern und weiteren Städten. Das ist 500 Jahre her.» Obwohl die Millionenmetropole Mailand von praktisch keiner anderen Schweizer Region aus derart rasch erreicht werden kann, wird der Standort Wallis noch heute nicht selten als Nachteil empfunden. Zu Recht? «Nichts gegen Mailand, doch das Gros der Walliser Industrie befindet sich in grossräumigen, in globalen Abhängigkeiten, in denen nicht die Distanz zu einer Metropole wie Mailand, sondern der Standort Schweiz das Problem darstellt. Wer allerdings von Mailands Nähe mehr profitieren könnte, ist der Tourismus. Offenbar verstärken hier Staatsgrenzen und Sprachbarrieren Probleme wie Lohngefälle und Devisenkurse, die auch die Industrie bedrängen.»


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BIP: Was zeigt die Zahl? Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist die Summe der Marktwerte aller in einem Land hergestellten Güter und Dienstleistungen, abzüglich der erbrachten Vorleistungen (Wert der bei einer Produktion verbrauchten Güter und Dienstleistungen). Es wird während eines bestimmten Zeitraums (normalerweise 1 Jahr) gemessen und stellt die wichtigste Kennzahl der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung dar. Es drückt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes aus. Je höher das BIP, desto höher ist die Wertschöpfung in einem Land oder einer Region. Aus diesem Grund wird das gesamte BIP oft als Grösse für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit verwendet. Das BIP pro Kopf, also das gesamte BIP geteilt durch die Zahl der Einwohner eines Landes, hingegen verwendet man als Messgrösse für den Wohlstand.

Primärsektor (1.1%) Andere (einschliesslich Mietwert) (7%)

1.1%

Nahrungsmittelsektor, Textilien, Leder, Holz, Papier (2.9%)

3.4%

12.1%

Chemie, Pharma, Glas, Metallurgie (6.4%)

11.1% Maschinen, Instrumente, Uhrenindustrie (8.8%)

1.7%

Öffentliche Verwaltung, Gesundheit, Bildungswesen, Sport (21.6%)

Energie- und Wasserversorgung (2.1%)

17%

4.5%

Bausektor (4.9%)

8.2% Immobilienwesen, Dienstleitungen für Unternehmen (11.5%)

Gross- und Einzelhandel, Reparaturen (15.7%)

8.2%

12.4%

Finanz und Versicherungsgewerbe (10.7%)

Hotellerie - Restauration (2.0%)

9.0% Verkehrswirtschaft, Post, Telekommunikation, Verlagswesen (5.3%)

7.1%

Aufgliederung des Walliser BIP 2012 nach Wirtschafts­ bereichen (in Klammern die Zahlen zur Westschweiz)

der Menschen. Die wachsende Kaufkraft sorgte für eine Explosion der Nachfrage für personalisierte Dienstleistungen, etwa im Gesundheitsbereich, bei der Ausbildung oder in der Freizeit.

Das Wallis und der Franken Betrachtet man die Wirtschaft nicht nur aus einer Perspektive der Arbeitsplätze, sondern auch aus finanzieller Sicht, werden Begriffe wie Bruttoinlandsprodukt und Wertschöpfung unumgänglich. Das Walliser Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2012 beläuft sich auf einen Wert von 17,34 Milliarden Franken. Im Vergleich dazu beträgt das BIP der Schweiz 2012 623,94 Milliarden, das der sechs Westschweizer Kantone 149 Milliarden Franken. Das Wallis bringt mit rund 4 Prozent der Bevölkerung 2,8 Prozent des nationalen BIP auf die

4.2%

Waage. In der Tat ist das BIP pro Kopf im Wallis tiefer als der Durchschnitt. In der Grafik ist das Bruttoinlandsprodukt des Kantons Wallis nach Bereichen aufgegliedert. Als Vergleich ist jeweils auch der Durchschnitt aller Westschweizer Kantone in Klammern angegeben. Der Westschweizer Durchschnitt entspricht dabei in etwa auch dem gesamtschweizerischen Schnitt.

Stark in Industrie und Tourismus Das Walliser BIP zeigt im Vergleich zum Westschweizer und auch Schweizer Durchschnitt einige Eigenheiten. So ist zum Beispiel der von den Bereichen Chemie, Pharma und Metallurgie generierte Anteil doppelt so hoch als im Schnitt. Das Gleiche kann für die Produktion von Elektrizität sowie für die Hotellerie/Restauration festgestellt

werden. Im Gegensatz dazu ist der BIP-Anteil des Bereichs Maschinen, Instrumente und Uhrenindustrie im Wallis rund viermal schwächer. Allen Klischees zum Trotz ist der direkte Anteil des Sekundärsektors in der Walliser Wirtschaft mit 28,9 Prozent sogar über dem nationalen Durchschnitt von rund 25 Prozent. Darin nicht eingerechnet ist der Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien, der den Dienstleistungen zugeordnet wird. Die Grafik zeigt nur den direkten Anteil am BIP auf. Indirekte Anteile (viele Dienstleistungen werden zum Beispiel für Unternehmen aus Industrie und Handwerk erbracht und indirekt über den Sekundärsektor bezahlt) sind nicht ausgewiesen.

Hotelier Cäsar Ritz

Innovative Köpfe Das Wallis brachte in seiner Geschichte auch immer wieder innovative Geister hervor, so etwa den weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannten Hotelier Cäsar Ritz (1850–1918) aus Niederwald. «Der König der Hoteliers und Hotelier der Könige», wie ihn der spätere englische König Edward VII. betitelte, war ein innovativer Gastgeber der Luxusklasse und Gründer der Ritz-Carlton-Hotels. Oder auch den in Brig geborenen Arzt und Erfinder Ernest Guglielminetti (1862–1943), mit dem Beinamen Dr. Goudron. Er entwickelte eine Vorläufermethode der heutigen Strassenasphaltierung. Die Idee hatte er bei einem Aufenthalt auf Java und Borneo aufgeschnappt, wo er der Technik der Gebäudeabdichtung durch Teer begegnet war.

Lonza in Gampel

Grossindustrie erreicht das Wallis Im Jahr 1897 wurden in Gampel die Lonza Elektrizitätswerke gegründet, benannt nach dem aus dem Lötschental f liessenden Bergbach. Mit der erzeugten Elektrizität wurden zunächst Calciumcarbid und Acetylen produziert. Bereits drei Jahre zuvor war in Gamsen die Société Suisse des Explosifs (SSE) in Betrieb genommen worden. Am

Ursprung stand dabei der Bedarf an Sprengstoff für den Bau des Simplontunnels. Im selben Zeitraum entstand in Monthey ein neuer Chemiebetrieb (später Ciba) und wenige Jahre später ein Aluminiumwerk in Chippis (später Alusuisse). Die Lonza selbst verlegte ihren Standort im Jahr 1907 von Gampel nach Visp.


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«Unternehmen sind gefordert, sich laufend neu zu erfinden» Wo steht die Walliser Wirtschaft heute im nationalen Vergleich? Und in welche Richtung besteht in den nächsten Jahren noch Luft nach oben? Ein Gespräch mit Eric Bianco, Chef der kantonalen Dienststelle für Wirtschaftsentwicklung und Direktor von Business Valais.

Eric Bianco

Herr Bianco, wie hat sich die einheimische Wirtschaftswelt in den letzten Jahren verändert und wo steht sie heute? «Die Walliser Wirtschaft ist in ihrer Struktur heute gut aufgestellt und breit abgestützt. Der Tourismus hat naturgemäss einen höheren Anteil als in anderen Regionen der Schweiz, aber auch der Anteil unserer starken Industrie liegt über dem Landesdurchschnitt. Das grösste Wachstum verzeichnet der Bereich der Dienstleistungen, der durch die zunehmende Digitalisierung der Industrie noch weiter zulegen wird. Unsere Wirtschaft ist international vernetzt und bekommt die aktuellen schwierigen Rahmenbedingungen voll zu spüren. Die Unternehmen sind gefordert, sich laufend neu zu erfinden und an die Situation anzupassen. Vor allem die Exportindustrie, inklusive Tourismus, ist stark herausgefordert.» In welche Richtung soll sie sich im Idealfall in den nächsten zehn Jahren weiterentwickeln? «Die Wirtschaft ist ein komplexes System, dessen Einheiten und Bereiche im Zusammenspiel gesehen werden müssen. Wir erwarten entsprechend eine vermehrte Gesamtsicht der Wertschöpfungsketten und hoffen auf weniger Silodenken. 2004 ist das Wallis im Bereich der Industrie, Innovation und Technologie neue Wege gegangen und hat Pionierarbeit geleistet. Mit der Gründung von The Ark – der Stiftung für Innovation – hat erstmals in der Schweiz ein Kanton alle Anstrengungen für eine weitere Diversifizierung seiner Wirtschaft in einem Werkzeug vereint mit der klaren Strategie, Stärken zu stärken. Ein Generationenprojekt, dessen Erfolgsrezept wir weiter ausbauen und insbesondere in den tertiären Sektor der Dienstleistungen ausdehnen wollen. Der tertiäre Sektor stellt mit gut zwei Dritteln den Löwenanteil unserer Arbeitsplätze und wird in Zukunft einschneidenden Veränderungen ausgesetzt sein. Wir sehen hier ein interessantes Weiterentwicklungspotenzial. Es ist auch sehr wichtig, den Anteil der Industrie zu halten und die innovativen kleinen und mittleren Unternehmen zu verstärken. Dazu arbeiten die Akteure der Wal-

liser Wirtschaftsförderung, wie zum Beispiel RWO oder CCF, unter dem Dach von Business Valais zusammen. Das Kontaktcenter von Business Valais bietet den Unternehmen eine klare Eingangstüre zu allen Dienstleistungen.» Welche Rolle übernimmt hierbei die kantonale Dienststelle für Wirtschaftsentwicklung? Wie lassen sich ihre Kernaufgaben umschreiben? «Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaftsentwicklung auf allen Ebenen ist unsere Kernaufgabe. Es geht dabei auch darum, auf gesetzlicher Ebene Veränderungen anzustossen, damit sich die gesamte Wirtschaft weiter optimal entwickeln kann. In diesem Zusammenhang haben wir beispielsweise mit dem Tourismusgesetz eine bedeutende Verbesserung erzielen können und räumen den Destinationen und Gemeinden viel grössere Handlungsspielräume ein. Mit der Schaffung von Valais/Wallis Promotion, dem Walliser Tourismus Observatorium oder dem Tourismusfonds hat der Grosse Rat einige sehr gute Instrumente geschaffen, welche sich in den nächsten Monaten und Jahren sehr positiv auf den Walliser Tourismus auswirken werden. Mit der bereits erwähnten Stiftung The Ark unterstützen wir gezielt konkrete Innovationsprojekte in bestehenden industriellen und technologiebasierten Unternehmen sowie die Gründung neuer Unternehmen. Zusammen mit The Ark sind in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden sogenannte Technologieparks entstanden. Zurzeit wird im Oberwallis BioArk Visp gebaut. Mit diesen Parks versuchen wir in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologien, Life Sciences und Energie/Umwelt Kernkompetenzen zu vereinen, Jungunternehmen zu unterstützen und das Wissen aus der Forschung und in Zusammenarbeit mit der HES-SO Valais/Wallis für die Walliser Wirtschaft nutzbar zu machen.» Welche direkte Auswirkung haben diese Massnahmen? «Ohne Investitionen geht jedes Unternehmen zugrunde. Und wir betrachten das auch als Investitionen, die einen entsprechenden Mehrwert zur Folge haben. Gerade die Stiftung The Ark hat in zehn Jahren bewiesen, welche Hebelwirkung ein gut investierter kantonaler Franken haben kann. Für jeden Franken, den der Kanton der Stiftung zur Verfügung gestellt hat, konnte diese für die Walliser Unternehmen drei zusätzliche Franken generieren. Richtig eingesetzt hat der kantonale Franken Signalwirkung, ermöglicht es Blockaden abzubauen und generiert zusätzliche Mittel für die Entwicklung unserer Wirtschaft.»

Sind die Rahmenbedingungen für Start-ups und innovative Geschäftsideen gegeben? Kann das Rhonetal mit anderen Regionen der Schweiz mithalten? «Durchaus! Obwohl wir immer noch mit verschiedenen Vorurteilen und Klischees zu kämpfen haben. Wir müssen einfach härter arbeiten als andere Regionen, wie zum Beispiel das Genferseebecken oder Zürich. Verschiedene Rankings der vergangen Jahre bescheinigen uns ein gutes Zeugnis. So stand das Wallis im letzten Swiss Start-up Monitor 2013 an fünfter Stelle der Schweizer Kantone und Walliser Start-ups finden sich jedes Jahr unter den Top 100 der Schweiz oder wurden international ausgezeichnet wie vor kurzem recapp IT AG. Eines der ersten Hightech-Start-up-Unternehmen, die Mimotec SA, wurde 2014 zum Westschweizer Unternehmen des Jahres gekürt, nachdem es 2001 bereits den Swiss Economic Award geholt hatte. Die anderen Regionen verbessern aber laufend die Rahmenbedingungen für innovative Geschäfts­ ideen und wir müssen aufpassen, hier nicht an Boden zu verlieren.» Wo sehen Sie die besonderen Stärken des Standorts Wallis? «Hinter allem steht der Mensch. Menschen, die offen sind für Neues, die Veränderung als Chance wahrnehmen und kritisch-konstruktiv arbeiten, machen den Unterschied. Will man als Walliser Unternehmen in der Welt Erfolg haben, muss man härter arbeiten als in den Ballungszentren. Das macht uns aber auch stärker. Wir müssen uns mehr unserer Stärken bewusst werden und weniger über unsere Schwächen jammern. Im Bereich der Innovation, dem Treiber für neue Mehrwerte und Wohlstand, haben wir mit der Stiftung The Ark ein äusserst effizientes Werkzeug. Unser Lebensraum bietet hochstehende Lebensbedingungen und auch die Erreichbarkeit verbessert sich ständig. Es werden so immer mehr innovative und unternehmerische Menschen ins Wallis gezogen. Unsere Jungen können mit dem soliden dualen Bildungssystem die fehlenden Fachkräfte ersetzen und mit der HES-SO Valais/Wallis stehen ihnen auch im Kanton sehr viele Möglichkeiten offen. Durch die Schaffung des Campus Valais/Wallis in Sitten und den Zuzug der EPFL-Forschungsaktivitäten im Bereich Energie werden der HES-SO Valais/Wallis und vielen Walliser Unternehmen neue Impulse gegeben. Solange wir mehr Menschen haben, die Brücken bauen, als solche, die Gräben ausheben, können wir zuversichtlich in die Zukunft blicken.»

#TheArk (www.theark.ch)

#Innovationsprojekte

#Jungunternehmen (Start-up)

Das Wallis gründet 2004 die kantonale Stiftung für Innovation The Ark. Der Name The Ark, aus dem Englischen für die Arche, ist angelehnt an die Gestalt des Kantons und widerspiegelt das Ziel eines fruchtbaren Bodens für weltoffene Innovationen und Unternehmer. Getragen wird die Stiftung vom Kanton, sie ist der Dienststelle für Wirtschaftsentwicklung angegliedert. Geleitet wird sie von einem Stiftungsrat, dem auch die Präsidenten von Visp, Siders, Sitten, Martinach und Monthey angehören. Die Stiftung selbst hat keine Mitarbeitenden. Sie stützt sich für das operative Geschäft auf das Team der CimArk AG, welches zu 50 Prozent auch ausserhalb des Wallis tätig ist und so eine kritische Masse gewährleisten kann. Im Rahmen von The Ark wurde mit den Standortgemeinden auch der Auf bau mehrerer Technologieparks angestossen. Damit Projektgeschäft und Immobilie getrennt bleiben, existieren für diese Parks eigene Aktiengesellschaften wie zum Beispiel der BioArk Visp AG. Eine Unterstützung durch die Stiftung ist allerdings nicht an diese Standorte gebunden. Projekte bestehen vom Goms über das Lötschental bis hinunter nach Le Bouveret.

The Ark investiert in Innovationsprojekte bestehender Walliser Unternehmen, neuer Unternehmen oder Forschungsinstitute. 2014 wurden 85 Prozent der Mittel direkt in Projekte für die Unternehmen und Bereiche investiert. 8 Prozent wurden für Akquisition und Ausbau des Netzwerks eingesetzt und die restlichen 7 Prozent für Geschäftsführung und Finanzwesen. Seit Beginn der Stiftung wurden 670 verschiedene Projekte unterstützt und umgesetzt. Gegenüber dem Unterwallis ist die Anzahl der Start-up-Projekte im Oberwallis sehr klein. Dafür ist aber die Anzahl der Innovationsprojekte in Oberwalliser Unternehmen verhältnismässig gross. Die Unterstützung der Stiftung löst ein Vielfaches an Eigeninvestitionen durch die Unternehmen aus.

1 Franken, der zwischen 2010 und 2014 von The Ark in Jung­ unternehmen investiert wurde, generiert:

Investitionen durch the Ark

Investitionen durch die KMU

5.26 Franken in Anwendungsorientierten Forschungsprojekten (KTI, PLATINN, EU ...)

11.69 Franken Investitionen in Eigen-und/oder Fremdkapital

Die Überlebensquote der aus dem Gründerzentrum ausgetretenen Start-ups liegt bei über 80 Prozent. Es sind aber bei Weitem nicht nur Walliser, die im Kanton neue technologiebasierte Unternehmen gründen. In der seit 2004 von The Ark geführten Statistik zur Herkunft der Jungunternehmer stammen 42 Prozent davon nicht aus der Schweiz. Der Anteil der Walliser liegt bei nur gerade 25 Prozent der Gründungen. Da wäre noch einiges Potenzial vorhanden. Europäische Union 23% Sonstige Länder 19%

MILLIONEN

MILLIONEN

Sonstige Investitionen (KTI, BFE ...)

MILLIONEN

Wallis 25%

Finanzierung der KMU-Innovationsprojekte 2014

Schweiz (ausser Wallis) 33%

Herkunft der Jungunternehmer


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Walliser Produkte für die Welt Das Wallis exportiert bekanntlich nicht nur Raclette und Energie aus Wasserkraft über die Kantons- und Landesgrenzen. Zahlreiche grössere und kleinere Unternehmen bieten Kunden in aller Welt qualitativ hochstehende Produkte und Dienstleistungen. Das Angebot des Walliser Industriestandorts reicht von hochexplosivem Material über Sägeblätter und Medikamente bis hin zur liebevoll gefertigten Handtasche. Eine kleine Auswahl innovativer Produkte und Firmen zeigt stellvertretend die vorhandene Vielfalt und den hohen Wertgehalt innerhalb der Walliser Wirtschaft, gespickt mit Ideenreichtum und dynamischem Unternehmertum. Zugleich lässt sie auf die globale Verflechtung der einheimischen Produktion schliessen. Denn während die Unternehmen in der Region Fachkräfte beschäftigen, Ressourcen beziehen und auch Steuern zahlen, erzielen sie den grössten Teil ihres Umsatzes ausserhalb der Kantonsgrenzen und sorgen damit für einen positiven Zufluss innerhalb des Werstschöpfungssystems im Kanton.

Mit Sprengschnüren ins All SSE Group, Gamsen | Die Société Suisse des Explosifs (SSE) mit Hauptsitz in Gamsen ist eine Industriegruppe, die in der Produktion und im Verkauf von Produkten und Dienstleistungen in den Bereichen der zivilen Sprengstoffe, der Feinchemie und der Pyrotechnik aktiv ist. Sie wurde 1894 gegründet, um die Bohrbaustellen am Simplontunnel mit Sprengstoff zu versorgen und entwickelte sich im Lauf der Zeit zum Protagonisten auf dem Schweizer Sprengstoffmarkt. 1970 weitete die Gesellschaft ihr Produktionssortiment auf die Feinchemie aus. Mit der Akquisition von skandinavischen Firmen im Jahr 1995 und fünf Unternehmen in Zentraleuropa sowie einer Pyrotechnik-Firma im Jahr 2013 ist sie weiter gewachsen und erzielte im Jahr 2014 einen Umsatz von fast 90 Millionen Franken. In der Schweiz liefert die SSE in erster Linie zivile Sprengstoffe für den Tunnelbaubereich und Chemieprodukte für pharmazeutische und chemische Unternehmen. Gleichzeitig werden vorwiegend Zündschnüre exportiert. Im Ausland produziert die Gruppe hauptsächlich Sprengstoff und bietet ihr Know-how für Bohrungen und Sprengungen an. Die Herstellung der Produkte der SSE verlangt ein sehr spezifisches Fachwissen und eine präzise Beherrschung der gefährlichen Abläufe. Das macht die Besonderheit dieser Produkte aus, die für andere Unternehmen schwierig zu replizieren sind. Dank ihrer Erfahrung ist die SSE beispielsweise auch für die Raumfahrtbehörde CNES als Lieferant für das europäische Raumfahrtprojekt ARIANE zertifiziert. Sie stellt die Sprengschnur zur Öffnung des Kapselkopfes her.

Daniel Antille, CEO SSE Group: «Der Standort in Gamsen ist unser Hauptsitz und historisch gesehen das Herz der Gruppe. Die führende Position auf dem Schweizer Sprengstoffmarkt sowie die Aktivitäten in der Chemie machen eine starke Präsenz in der Schweiz notwendig. Die Sprengstoffnachfrage in der Schweiz ging seit 18 Monaten, nach Erreichen ihres Zenits im Jahre 2013, zurück, was eine momentane Anpassung der Produktionskapazitäten in Gamsen erforderlich machte. Wir blicken jedoch sehr zuversichtlich in die Zukunft in der Schweiz und am Standort in Gamsen, dank den Möglichkeiten, die sich uns im Chemiesektor mit dem Produktionsstandort Gamsen und einem progressiven Aufschwung des Schweizer Sprengstoffmarktes bieten.» Gründungsjahr 1894 Anzahl Mitarbeitende 100 Personen in Gamsen (Gesamtgruppe rund 360 Personen) Export 80 Prozent der SSE-Group-Produkte werden im Ausland verkauft (EU/Nordafrika/Mittlerer Orient); Exportanteil bei Sprengstoffen (Produktion in Gamsen): 30 Prozent; Exportanteil bei chemischen Produkten (Produktion in Gamsen, Vertrieb via Valsynthèse SA): 80 Prozent

www.explosif.ch


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Hochwertige Autohüllen Novelis SA, Siders/Chippis | Der Siderser Standort des weltweiten Konzerns Novelis wurde im Jahr 2005 aus der Alcan (ehemals Alusuisse) gegründet und produziert rund 250 000 Tonnen Flachwalz-Produkte aus Aluminium pro Jahr. Die Fertigprodukte des globalen Marktführers werden mehrheitlich im Automobilbereich und im Spezialitäten-Markt weiterverwendet. Die produzierten Automobil-Aussenteile, die von Türen bis zur Motorhaube reichen, müssen höchsten Anforderungen hinsichtlich Oberf lächenqualität und Umformbarkeit gerecht werden. Durch leichtere Automobilhüllen wird einerseits die Energieeffizienz bei Automobilen gesteigert. Andererseits können beim Aluminium hohe Recyclingquoten erreicht werden. Novelis ist der weltweit grösste Recycler des innovativen Werkstoffs Aluminium.

Gründungsjahr 2005 Anzahl Mitarbeitende 500 Personen Firmenareal Rund 60 000 Quadratmeter Walzwerk und Giesserei Export 100 Prozent ins Ausland (EU/weltweit)

www.novelis.com

FOTO: ISTOCK

René Gentinetta, Werksleiter Novelis Siders: «Der Novelis-Standort in Siders ist sehr gut aufgestellt für die Zukunft. Dauernde Verbesserungen im Prozess und bei den Abläufen haben ihn wettbewerbsfähig positioniert. Wir arbeiten täglich daran, diese Position zu halten und den Standort Siders weiter zu optimieren.»


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Präzision im Namen Neff Präzision AG, Herbriggen | Das kleine Familienunternehmen mit Standort Herbriggen produziert Drehteile ab Stange in allen gängigen Stahlsorten und Metallen im Durchmesserbereich von 2 bis 65 Millimeter. Jährlich werden in Klein- und Grossserien für die Elektro-, Telekommunikations-, Maschinen- und Uhrenindustrie rund 2 Millionen Stück fabriziert – mit einer Genauigkeit im 1000stel-Millimeter-Bereich. Dafür werden rund 120 Tonnen Stahl, 40 Tonnen Messing und 5 Tonnen Aluminium an Rohmaterial verbraucht. Für die Produktion steht dem Unternehmen ein moderner Maschinenpark mit verschiedenen Drehautomaten zur Verfügung, der laufend erneuert und ausgebaut wird. Zusammen mit Chirmat SA, einem Unternehmen im BioArk Monthey, produziert man auch für die Medizinaltechnik. Präzisionsteile aus Herbriggen gelangen so in den Knochen von Patienten zum Einsatz. Jerôme Neff, Mitglied Geschäftsleitung Neff Präzision AG: «Permanente Investitionen in modernste Produktionsmittel sind von entscheidender Wichtigkeit, um auch in Zukunft den stets steigenden Anforderungen unserer Kunden gerecht zu werden. Die aktuelle Kurzfristigkeit des Markts erschwert es jedoch teilweise, gezielte Investitionen zu tätigen. Zudem gehen Aufträge für grössere Serien immer mehr ins Ausland. Vorteile des Standorts sind aber klar die Qualitätsstandards vor Ort, die niedrige Personalf luktuation und die Nähe zu Kunden und Lieferanten in der Schweiz.»

Anzahl Mitarbeitende 10 Personen Firmenareal 1600 Quadratmeter Export 70 Prozent Schweiz, 30 Prozent Ausland www.neffag.ch

FOTO: ISTOCK

Gründungsjahr 1972


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Sägeblätter aus Tradition Scintilla AG, St. Niklaus | Die Scintilla AG entwickelt, fertigt und vertreibt über die Bosch-Vertriebsgesellschaften weltweit ein breit gefächertes Produktprogramm. Dafür beschäftigt sie in der Schweiz Mitarbeitende an den beiden Standorten Solothurn und St. Niklaus. Im Wallis werden hauptsächlich Hubsägen für Elektrowerkzeuge produziert. Dazu zählen Stich- und Säbelsägeblätter sowie Multifunktionssägen, wobei die Unternehmung als Weltmarktführer agiert. Die gesamte Produktpalette, mit einer wöchentlichen Produktion von rund 4 Millionen Stück, umfasst mehr als 6000 Artikel für den Zubehörbedarf. Zusätzlich ist am Standort die Entwicklung von Diamantwerkzeugen angesiedelt. Um den steigenden Ansprüchen der wachsenden Zahl von Anwendern gerecht zu werden, hat sich Scintilla zum Ziel gesetzt, das bestehende Sortiment laufend mit neuen und innovativen Produkten zu ergänzen. Marzell Chanton, Betriebsleiter Scintilla St. Niklaus: «Das Werk in St. Niklaus wird als Technologieführer bei den heute hergestellten Produkten seinen wichtigen Stellenwert beibehalten. Daneben sind die Innovationskraft unserer Entwicklung und die Fertigungskompetenz unseres Werks wichtige Bausteine für den künftigen Erfolg unseres Geschäftsbereiches. Dies erfordert aber vorausschauende und laufende Anpassungen an die Marktbedürfnisse und garantiert so die benötigte Wettbewerbsfähigkeit.» Gründungsjahr 1946 / seit 1954 Teil der Bosch-Gruppe Anzahl Mitarbeitende Rund 500 Personen Firmenareal 21 000 Quadratmeter Export 97 Prozent (weltweit)

www.scintilla.ch

Instrumente für Chirurgen Gomina AG, Niederwald | Die Gomina AG begann 1974 in Fiesch als Zulieferer von Komponenten für Elektromotoren. 19 Jahre später startete sie die Herstellung von Sägeblättern. Inzwischen ist das Unternehmen mit Sitz in Niederwald ein führender Hersteller von Sägeblättern für die Knochenchirurgie. Dabei handelt es sich um oszillierende Sägeblätter mit unterschiedlichen Zahnformen und -geometrien in allen Grössen sowie Stichsägeblätter mit ein- und zweiseitigen Verzahnungen. Sie werden täglich bei Knie-, Hüft-, Fuss- und Handoperationen eingesetzt. Mit mittlerweile über 700 verschiedenen Typen an Medizinal-Sägeblättern macht Gomina den Grossteil des Umsatzes. Daneben werden auch qualitativ hochstehende chirurgische Instrumente wie Raspeln oder mikromechanische Teile aus Titan, Stahl oder Keramik produziert. Schweizer Qualität, kurze Lieferfristen und Produktionssicherheit durch Maschinen und Anlagen in zweifacher Ausführung zeichnen die Unternehmung aus. Urs Mutter, Verwaltungsratspräsident Gomina AG: «Gomina hat sich bereits 2009 Gedanken gemacht, was sein könnte, wenn der Euro und der Franken die Parität erreichen. Auf dieses Szenario haben wir hingearbeitet und die Produktionskosten, unter anderem auch durch ein konsequentes Insourcing, entgegen allen Management-Theorien (Outsourcing), drastisch gesenkt, so dass wir auf den Eurokurs von 1 zu 1 gut vorbereitet waren. Darum werden wir auch am Standort Niederwald festhalten und schätzen unsere Zukunftsaussichten als gut ein. Zumindest mittelfristig.» Gründungsjahr 1974 Anzahl Mitarbeitende 30 Personen Firmenareal 2200 Quadratmeter, verteilt auf vier Stockwerke Export 50 Prozent der Sägeblätter ins Ausland (13 Länder, grösstenteils Europa) www.gomina.ch


10 Vielseitige Wechselrichter Studer Innotec SA, Sitten | Die Unternehmung entwickelt und produziert Wechselrichter und MPPT-Solarladeregler für den weltweiten Export. Wechselrichter werden bei Studer Innotec seit 1990 hergestellt – inzwischen werden jährlich 16 000 bis 20 000 Geräte in Sitten gebaut und weltweit verkauft. Das wichtigste Produkt ist hierbei die Gerätereihe XTENDER, ein äusserst vielseitiger Hybrid-Wechselrichter, der gleichzeitig Batterien laden, eine Energiequelle wie einen Notstromgenerator oder ein schwaches Netz unterstützen und auch Energie ins Stromnetz einspeisen kann. Solche Geräte eignen sich vor allem für Anlagen ohne Zugang zum öffentlichen Stromnetz, von Chalets oder Alphütten, etwa der Monte-Rosa-Hütte, bis hin zu Spitälern in Afrika oder ganzen Dörfern in Asien. Auch Servicefahrzeuge der Sanität sowie der Feuerwehr oder Schiffe zählen dazu. Da man sich auf dem Weltmarkt durch Vielseitigkeit, Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit einen Namen machen konnte, sind Schweizer Geräte trotz billigerer Produkte ausländischer Hersteller nach wie vor konkurrenzfähig. Das Unternehmen setzt ebenfalls entgegen allen Trends auf Insourcing, behält also ein Maximum an Aktivitäten im Hause. Diese Strategie hat sich mit den Turbulenzen im internationalen Markt als richtig erwiesen.

Gründungsjahr 1987 in Venthône Anzahl Mitarbeitende 60 Personen Firmenareal 3500 Quadratmeter Exportzahlen 92 bis 94 Prozent (in über 90 Länder weltweit) www.studer-innotec.com

Roland Studer, CEO Studer Innotec: «Die Entwicklung und Produktion von elektronischen Geräten ist in der Schweiz und im Wallis nur sinnvoll und möglich, wenn dafür ein kleiner Nischenmarkt besteht. Dank der immer noch hochstehenden Ausbildung an den Ingenieurschulen in Sitten und Siders sowie den beiden ETHs ist die Entwicklung innovativer Geräte nach wie vor möglich. Wir konnten dabei auch auf die wertvolle Unterstützung der Stiftung The Ark zählen.»

Verpackungstechnik für höchste Ansprüche Burgener Verpackungstechnik AG, Visp | Die Burgener AG mit Sitz in Visp entwickelt und baut kundenspezifische Verpackungsanlagen im Bereich der Chemie-, Pharma- und Lebensmittelindustrie. Die ursprüngliche elektromechanische Werkstatt und Motorenwicklerei begann 1970 mit dem Bau von einfachen Schweissmaschinen für Kunststofffolien. In der Folge wurden die ersten vollautomatischen Schweissmaschinen und anschliessend komplette Abfüllanlagen mit zusätzlichen Schritten wie Pulverhandling und Dosierung gebaut. Folienschweissmaschinen sind heute noch das wichtigste Standbein des Unternehmens und für die weltweiten Kunden ein sicherer Wert. Die jahrelange Erfahrung im Bereich des Folienschweissens, die kundenspezifische Bauweise und zugleich auch die Möglichkeit, im explosionsgefährdeten Bereich zu schweissen, sind gewichtige Argumente im Markt. Simon Brantschen, Verkauf / Marketing Burgener AG Verpackungstechnik: «Die Gangart der Marktteilnehmer wird immer härter. Wir treten dem durch permanente Weiterentwicklung unserer Lösungen und ausserordentlicher Qualität entgegen. Trotzdem haben die letzten Jahre und der Wechselkurs Substanz gekostet. Mit pragmatischer Unterstützung durch CCF und CimArk, sowie dem wichtigen Kunden Lonza gleich vor der Haustüre, haben wir erfolgversprechende Innovationen auf den Markt gebracht und die Basis gestärkt.»

Gründungsjahr 1966 Anzahl Mitarbeitende 20 Personen Firmenareal Rund 1000 Quadratmeter (Bürogebäude, Werkstatt und Lager) Export 50 Prozent ins Ausland (weltweit: hauptsächlich Deutschland, Österreich und Ungarn) www.burgener-ag.ch


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Formvollendete Kleinstkomponenten Mimotec SA, Sitten | Mimotec SA wurde vor 17 Jahren in Sitten gegründet und produziert hauptsächlich Kleinstkomponenten für die Uhrenindustrie. Es sind wichtige und komplexe Bausteine der Gehwerke mechanischer Uhren, wie etwa Zahnräder oder Federn. Fabriziert wird mit einer eigenen Technologie, die von Unternehmensgründer und Direktor Hubert Lorenz im Rahmen seiner Doktorarbeit an der EPFL entwickelt wurde. Im Gegensatz zur spannenden Bearbeitung kann Mimotec Metall wachsen lassen. Es werden Teile möglich, welche in Form und Präzision bisher nicht denkbar waren und den Uhrmachern komplett neue Dimensionen eröffnen. Jährlich produzieren die 48 Mitarbeiter in den Fabrikationsräumen von Sitten, die zu einem grossen Teil Reinraumcharakter haben, rund 4 Millionen Einzelteile für etwa 100 Kunden. Unter den vornehmlich schweizerischen und deutschen Kunden befinden sich viele prestigeträchtige Marken. Beliefert werden aber auch Märkte in Frankreich und in den USA. Die Produktion erfolgt zu 100 Prozent im Wallis. Gemeinsam mit einem bekannten Uhrenhersteller hat man mit der Sigatec SA auch schon ein zweites Unternehmen gegründet. Dieses steht ebenfalls in Sitten und stellt Verbundteile aus Silizium und Metall her. Um näher am wichtigsten Kunden zu sein, hat auch ein Zulieferer von Mimotec eine seiner Produktionen nach Sitten verlagert.

Gründungsjahr 1998 Anzahl Mitarbeitende 48 Personen Firmenareal 2000 Quadratmeter Export 10 Prozent ins Ausland (Deutschland, Frankreich und USA) www.mimotec.ch

Hubert Lorenz, Gründer und Direktor der Mimotec SA: «Die Mimotec plant keine Verlagerung des Produktionsstandorts nach ausserhalb des Wallis. Die Uhrenindustrie ist stark an die Kennzeichnung «Swiss made» gebunden. Für unsere Kunden ist es jedoch unwichtig, in welcher Region der Schweiz produziert wird.»

Voreinstellungsgeräte als Erfolgsgarant Evoset AG, Brig | Im Briger Rhonesand werden jährlich rund 400 hochwertige Voreinstellgeräte für CNC-Werkzeuge, 2000 Montagehilfen und 150 Schrumpfgeräte gebaut, die durch 50 Vertretungen in allen Kontinenten verkauft werden. Einzelteile für diese Geräte stammen aus Produktionen in Serbien und in Italien. Zu den Kunden zählen die Maschinenindustrie, verschiedene Autohersteller und Zulieferer aus der Flugzeugindustrie, die Uhrenindustrie oder auch Holzbearbeiter wie industrielle Fensterhersteller. Durch die Voreinstellung der Werkzeuge gewinnen die Kunden Produktionskapazität auf ihren Produktionsmaschinen. Mittels Kameravermessung und einer durch die Evoset entwickelte Bildbearbeitungssoftware werden dabei Werkzeuge berührungslos analysiert und auf Schäden kontrolliert. Klaus Nanzer, Leiter Technik Evoset: «Nach den Währungsturbulenzen sind wir überzeugt, die Montage im Wallis behalten zu können, wenn nicht sogar auszubauen.» Gründungsjahr 1998 Anzahl Mitarbeitende 12 Personen, davon zwei in China Firmenareal Rund 400 Quadratmeter Montagehalle Export 94 Prozent ins Ausland (50 Prozent nach Europa, 35 Prozent Asien, 9 Prozent Amerika/Ozeanien) www.evoset.com


12 «hä?» – Alles für den Kopf hä?wear, Visp | Mit von Hand gehäkelten Stirnbändern und 50 Franken Startkapital wurde das Unternehmen hä?wear 2006 von den beiden Brüdern und Snowboardern Sebastian und Matthias Bumann aus Visp aus der Taufe gehoben. Inzwischen hat sich das Produktsortiment des Walliser Erfolgslabels «hä?» um Beanies, Neckwarmer sowie Mützen und um Nischenprodukte wie T-Shirts oder Hoodies erweitert. Der Fokus liegt jedoch weiterhin auf Accessoires für den Kopf – auf und neben der Piste, unter und über dem Helm tragbar. Um der stetig steigenden Nachfrage in den vergangenen neun Jahren gerecht zu werden, musste die Produktion teilweise ins Ausland ausgelagert werden. Dennoch blieben Familienmitglieder und Bekannte ein fester Bestandteil des Unternehmens und sind durch die Herstellung handgefertigter Produkte nach wie vor für einen grossen Teil der Produktpalette verantwortlich. In fast allen Alpenländern werden die Outfits des kleinen Brands «hä?» bereits getragen. Rund 10 Prozent der Mode- und Sportartikel werden nach Österreich, Deutschland, Frankreich und in die Tschechische Republik exportiert. Matthias Bumann, Mitbegründer von hä?wear: «Uns ist das Wallis sehr wichtig. Wir lieben es, hier zu wohnen und unsere freien Tage in den Bergen und im Tal zu verbringen. Deshalb ist es uns auch ein Anliegen, die Region mit verschiedenen Sponsorings von Events sowie mit Aufträgen an Privatpersonen zu unterstützen. Auch deshalb lassen wir noch zahlreiche ‹hä?›-Produkte im Wallis produzieren.» Gründungsjahr 2006 Anzahl Mitarbeitende Zwei Vollzeit-Mitarbeiter sowie drei Personen auf Provisionsbasis Export Rund 10 Prozent ins Ausland www.ha-wear.com

Armeedecken in angesagtem Retro-Design Karlen Swiss, Törbel | Unter dem Motto «Recycling-Handarbeit Bergregion» produziert das Familienunternehmen Karlen Swiss mit insgesamt zehn einheimischen Mitarbeitenden in der 500-Seelen-Gemeinde Törbel aus ausgemusterten Militärdecken, Postsäcken, SBB-Sitzüberzügen und weiteren ausgedienten Materialien moderne Accessoires mit «Swissness»-Touch. Und das Sortiment, unter anderem aus Hand- und Reisetaschen, Hausschuhen, Gürteln oder Brillenetuis bestehend, ist international angesagt: 30 Prozent der handgefertigten Unikate werden inzwischen exportiert – nach Holland, Australien, Kanada oder in die USA. Nachdem Titus Karlen 1952 in Törbel eine Schumacher-Sattlerei gründete, wurde der Betrieb im Jahr 2000 von Yvonne und Hans-Jörg Karlen übernommen und zwei Jahre später als Karlen Swiss neu aufgebaut. Seither wird auf rund 300 Quadratmetern produziert. Hans-Jörg Karlen, Inhaber von Karlen Swiss: «Auch wenn der Aufwand, an Aufträge zu kommen, in Törbel grösser ist, sind wir überzeugt, dass der Standort Wallis für unseren Betrieb der richtige ist. Hier haben wir absolut zuverlässige und loyale Mitarbeitende gefunden. Mit Einsatz, dem Glauben an die Zukunft und der Nutzung moderner Kommunikationsmittel ist es möglich, den Betrieb im Bergdorf Törbel weiterzuführen.» Gründungsjahr 1952 Anzahl Mitarbeitende 10 Personen Firmenareal Rund 300 Quadratmeter Export 30 Prozent ins Ausland www.karlenswiss.ch


FOTO SILVANO ZEITER

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Viel mehr als heisse Luft Rez AG, Visp | Die Rez AG wurde 1927 in Zürich gegründet. Mit der Übernahme des Unternehmens im Jahr 1996 durch eine Oberwalliser Investorengruppe ging ein Umzug nach Naters einher, worauf man sich 2002 schliesslich in Visp ansiedelte. Neben dem Vertrieb von verschiedenen Händetrocknern sowie mehr als 2000 Artikeln der Firma Wagner Ewar in Edelstahl für den Sanitärbereich im öffentlichen Sektor, stellt die zur Evotreex Gruppe gehörende Rez AG seit Jahrzehnten den Haartrockner «Vendaval» her, der schweizweit in 90 Prozent der öffentlichen Anlagen wie Schwimmbädern, Sporthallen oder Schulen Anwendung findet. Die sogenannten «Vendaval» Warmluftduschen werden grösstenteils im Wallis in Zusammenarbeit mit dem Atelier Manus in Brig-Glis entwickelt, produziert und vertrieben und sind sowohl im In- wie auch im Ausland ein gefragtes Produkt. Der Marktanteil der im Ausland verkauften «Vendaval»-Geräte liegt derzeit bei etwa 45 Prozent. Nebst dem Euroraum wird das Produkt dank raffinierter Technik und zeitgemässem Design unter anderem in Kasachstan, Saudi Arabien, Japan, Bolivien, Russland, Irland oder in der Türkei abgesetzt. Jährlich werden mehr als 2500 Geräte verkauft. Jean-Pierre Mürith, Leiter Verkauf International der Rez AG: «Die Firma Rez AG kann auf erfolgreiche Jahre zurückblicken. Die Unternehmungsstrategie hat über all die Jahre gezeigt, dass mit dem Standort Wallis die richtige Wahl getroffen wurde, um auf dem Markt auch in Zukunft erfolgreich zu sein.» Gründungsjahr 1927 in Zürich, 1996 Umzug ins Wallis Anzahl Mitarbeitende 6 Personen Export 45 Prozent ins Ausland (in mehr als 25 Länder) www.rez-ag.ch

Exportschlager Kaffeemaschine Eversys AG, Ardon | Die im Sommer 2009 gegründete und in Ardon angesiedelte Unternehmung Eversys AG setzt ihre Kaffeemaschinen in insgesamt 35 Ländern ab. Wichtigste Exportmärkte des Walliser Produzenten sind die USA, Asien, Deutschland sowie Grossbritannien. Ob fürs Hotel- und Gastgewerbe, die Kantine oder für den Kaffee unterwegs: Das Eversys-Team produziert jährlich mehr als 1000 Geräte, die unter anderem für perfekten Espresso in Barista-Qualität stehen. Wohl auch deshalb wurde das Unternehmen 2013 mit dem Prix Sommet ausgezeichnet. Ein Jahr später war Eversys Finalist beim Swiss Economic Award. Ein wahrer Hochleistungskünstler des Eversys-Sortiments ist das zu 93 Prozent aus Metall bestehende Modell «e’4m», welches auf 56 Zentimeter Breite und mittels vier Ausläufen 350 Espresso-, Kaffee-, Cappuccino oder Milchprodukte pro Stunde meistert. 83 Prozent aller Komponenten der «e’4m» kommen von Schweizer Zulieferern, so auch von der A. Spähni AG in Raron. Die Montage wird dann vollends im Wallis ausgeführt. Ausruhen kennt man bei Eversys nicht. Mit Unterstützung der Stiftung The Ark entwickelt man bereits das nächste innovative Maschinenkonzept. Robert Bircher, Direktor Forschung und Entwicklung und Mitbegründer der Eversys AG: «Die Produktionskapazität der Eversys AG wird in den nächsten Jahren auf mehr als 5000 Maschinen pro Jahr erhöht. Deshalb soll sich auch der Personalbestand in etwa verdoppeln. Derzeit suchen wir nach geeigneten Räumlichkeiten oder einem entsprechenden Baugelände.»

Gründungsjahr 2009 Anzahl Mitarbeitende 45 Personen Export 98 Prozent ins Ausland (in alle Kontinente mit Ausnahme von Afrika) www.eversys.com


14 Gesund mit alpinen Heilpflanzen Pharmalp SA, Conthey | Das Unternehmen Pharmalp SA wurde im April 2012 gegründet und arbeitet im Technologiepark PhytoArk in Sitten-Conthey. Pharmalp entwickelt und vermarktet Gesundheitsprodukte auf Basis alpiner Heilpflanzen und setzt auf innovative Lösungen, deren Wirkung wissenschaftlich belegt ist, die höchste Qualitätsansprüche erfüllen und echten Gesundheitsbedürfnissen entsprechen. Im Juni 2013 wurde ein erstes Produkt in Form von Tabletten für die Anhebung des Eisengehalts lanciert. Eine Tablette pro Tag kann den Eisengehalt in drei Monaten um 85 Prozent erhöhen. Auf natürlicher Basis und ohne Nebeneffekte für den Patienten. Rund 17 000 Produkte wurden allein in der Westschweiz abgesetzt. Die Linie von Pharmalp umfasst inzwischen neun Produkte und wird in der Schweiz über Apotheken und Drogerien verkauft. Das erste Produkt auf Basis von alpinen Pf lanzen aus dem Wallis und mit Zink als Beigabe sind die «Pastilles des Alpes». Diese lindern effizient und angenehm Halsschmerzen und sind seit einigen Wochen auf dem Markt. Das Unternehmen baut auch seine Präsenz im Ausland auf: Die Produkte von Pharmalp werden unter anderem in Luxemburg und Singapur verkauft. Binnen drei Jahren will Philippe Meuwly, Mitgründer und Direktor des Unternehmens, mehr als 50 Prozent des Umsatzes im Export erwirtschaften.

Gründungsjahr 2012 Anzahl Mitarbeitende 10 Personen Export 50 Prozent in den nächsten drei Jahren www.pharmalp.ch

Philippe Meuwly, Mitgründer und Direktor von Pharmalp SA: «Wir haben im Wallis das Netzwerk und die Kompetenzen gefunden, um unsere Produkte und insbesondere diejenigen auf Basis alpiner Heilpflanzen zu entwickeln. Die Zusammenarbeit, sei es mit den Bergbauern oder den Forschern der HES-SO Wallis, war sehr erfolgreich. Speziell die ausgezeichnete Unterstützung von CimArk und der Stiftung The Ark verdient Anerkennung. In weniger als drei Jahren konnten wir so neun Produkte auf den Schweizer und den internationalen Markt bringen.»

Diagnoselösung für Autoimmunkrankheit Augurix SA, Monthey | Cecile Duvanel – eine auf Immunologie spezialisierte Kinderärztin – stellt 2004 bei Simon, ihrem 18 Monate alten Sohn, Symptome von Zöliakie – auch als Glutenunverträglichkeit bekannt – fest. Sie selbst bekam dieselbe Diagnose vor einigen Jahren gestellt und als Fachfrau wusste sie die frühen Anzeichen zu deuten. Cecile Duvanel wusste aber auch, dass obwohl eine von 100 Personen betroffen ist, Zöliakie sehr schwierig zu diagnostizieren ist. Zöliakie ist die global am weitesten verbreitete Autoimmunkrankheit, wird aber nur etwa bei einem von 5000 Patienten richtig erkannt. Gemeinsam mit ihrem Mann Thierry wollte sie das ändern, weshalb sie zusammen begannen, zu Hause an einer Lösung zu arbeiten. 2007 gründeten sie schliesslich Augurix SA mit dem Ziel, Ärzte mit einfachen, kostengünstigen und zuverlässigen Diagnosekits zu unterstützen. 2010 wurde das erste Produkt unter dem Namen SimtomaX® auf den Markt gebracht. Mit dem Diagnosetest für die Früherkennung von Zöliakie wurde Duvanels Vision sechs Jahre später Wirklichkeit. 50 000 Einheiten dieses Tests wurden 2014 verkauft, mit einer stark steigenden Tendenz. Augurix arbeitet im BioArk in Monthey und wird demnächst mit Unterstützung von The Ark neue Diagnoselösungen für Magen-Darm-Erkrankungen auf den Markt bringen. Thierry Duvanel, Mitbegründer und CEO der Augurix SA: «Das Wallis hat uns ein Umfeld und eine Begleitung geboten, welche wir so anderswo nicht bekommen hätten. Unser Entscheid, ins Wallis zu kommen, war strategisch richtig und zahlt sich nun mit steigenden Verkaufszahlen und neuen Produkten voll aus.»

Gründungsjahr 2007 Anzahl Mitarbeitende 12 Personen Export 90 Prozent in Länder wie Neuseeland, Australien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Deutschland, Spanien, Irland, Grossbritannien, Schweden, Finnland, Norwegen, Dänemark, Island, Österreich oder Italien www.augurix.com


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Ein Ort für Familien Grächen Tourismus, Grächen | Die Touristische Unternehmung Grächen bietet Erlebnisferien mit besonderem Fokus auf die Bedürfnisse von Familien an. Die integrative Organisation der Unternehmung unterstützt die Absicht, Gästeangebote «aus einer Hand» anbieten zu können. Dabei werden unter anderem Leistungen wie Ortsmarketing, die Vermarktung des Skigebiets und der Gastronomie am Berg oder von Ferienwohnungen abgedeckt. Ferner zeichnet sich die Unternehmung für den Betrieb des Skigebiets, von Gastronomiebetrieben, einer Ferienwohnungsvermietungsagentur, eines Kinder- und Familienparks und eines Info-Centers verantwortlich. In der derzeit bestehenden Form wurde die Touristische Unternehmung Grächen im Oktober 2010 gegründet, zu deren wichtigsten Aufgabengebieten die Gestaltung von neuen Produkten und Angeboten entsprechend den Anliegen der Gäste gehört. Mit dieser Prämisse wurden unter anderem Konzepte wie «Grächen Goldcard. Matterhorn inclusive» oder «Grächen Euro 1.30 im Winter» umgesetzt. Pro Saison werden den Gästen mindestens zwei Neuigkeiten angeboten. Beatrice Meichtry, Leiterin Marketing von Grächen Tourismus: «Das Wallis bietet mit seiner Natur, dem Klima und der Authentizität einzigartige Chancen für einen erfolgreichen Tourismus. Mit einer klaren Strategie, der Entwicklung von einer nachfrageorientierten Tourismusorganisation und innovativen Produkten ist es möglich, trotz schwieriger Rahmenbedingungen erfolgreich zu sein.» Gründungsjahr 2010 Anzahl Mitarbeitende 135 Personen im Winter Anzahl Gäste 300 000 Personen pro Jahr (davon 30 Prozent aus dem Ausland) www.graechen.ch

Entdecken Sie noch mehr zum Technologie- und Industriestandort Wallis. Holen Sie sich die App dazu im AppStore oder PlayStore mit dem Suchbegriff «ark wallis» oder via diesen QR-Code.

Impressum #UnternehmenWallis | Themenbeilage des «Walliser Boten», Nr. 6, November 2015

FOTO: ISTOCK

Erscheinungsweise: 7 Ausgaben im Jahr | Erscheinungsdatum: Dienstag, 10. November 2015 | Auflage: 22 213 Exemplare Verleger: Nicolas Mengis | Geschäftsführer: Harald Burgener | Verlagsleiter: Fabian Marbot | Auftraggeber: CimArk | Herausgeber und Verlag: Mengis Medien AG, 3930 Visp, T 027 948 30 40 | Redaktion: Perrine Andereggen (pan), Philipp Mooser (pmo) | Gestaltung: Murielle Zufferey | Druck: Mengis Medien AG Alle nicht deklarierten Fotos: zvg Adresse: Furkastrasse 21, 3900 Brig, T 027 922 99 88, themenbeilage@walliserbote.ch


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Der Riese im Oberwallis

Ein Weltkonzern im Alpenkanton

Prägende Lonza Mit rund 2700 Vollzeit-Beschäftigten ist Lonza in Visp als wichtigster Produktionsstandort der global wirkenden, anfänglich als Hersteller von Calziumcarbid gestarteten Lonza der dominante Industrieriese im Oberwallis und prägt die chemisch-pharmazeutische Branche der Region markant. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Chemiekonzern mit Hauptsitz in Basel einen Umsatz von 3,64 Milliarden Franken, was einem Anstieg von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im ersten Halbjahr 2015 nahm der Umsatz gegenüber der Vorjahresperiode trotz ungünstiger Wechselkurse um 5,8 Prozent auf 1,9 Milliarden Franken zu. Die Wirtschaft einer Region, eines Kantons ist ein komplexes System. Industrien und industrielle KMU sind Kernelemente und haben eine systemrelevante Funktion. Als umsatzstärkstes Unternehmen mit multinationalem Charakter und wichtigster Arbeitgeber des Oberwallis wirkt sich der Geschäftsgang des Feinchemikalienherstellers und Pharmazulieferers bedeutend und unmittelbar auf die regionale Wirtschaft und damit auf die in der Region beheimateten Bewohner aus, von denen sich viele nicht zuletzt auch aufgrund des Werks in Visp im Wallis angesiedelt haben. Eine Vielzahl von ihnen ist jahrzehntelang und generationsübergreifend mit Lonza verbunden. Damit leistet das Unternehmen unter anderem auch einen wichtigen Beitrag an die Volkswirtschaft und erhöht die lokale Wertschöpfung. Zahlreiche im Oberwallis wohnhafte Personen finden direkt oder indirekt eine Beschäftigung und konsumieren ihrerseits vor Ort. Sei dies nun durch tägliche Einkäufe, Wohnungsmieten, Versicherungsabschlüsse und die Nutzung touristischer Angebote oder des öffentlichen Verkehrs. Gleichzeitig wird die Abwanderung gedrosselt. Die Region verfügt über ein breites Angebot an gut ausgebildeten Arbeitskräften und kann sich damit schweizweit weiter als starker Wirtschaftsstandort etablieren. Obschon die Produkte aus Visp, dem grössten von über 40 Produktions- und Forschungsstandorten des Konzerns weltweit, beinahe zu 100 Prozent

ausserhalb der Region abgesetzt werden, prägt Lonza das Wachstum und die Beschäftigung der regionalen Wirtschaft immens. Diese liefert Lonza vor allem arbeitsintensive Vorleistungen sowie Dienstleistungen in den Bereichen Handel, Kommunikation, Verkehr oder Beratung sowie Leistungen im Zusammenhang mit dem Bau und Unterhalt von Produktionsanlagen. Die Auswirkungen von Lonza in Visp erklären sich durch deren Bedeutung als Arbeits-, Impuls- und Auftraggeber sowie als Einkommensgenerator für die nicht selten durch das Visper Werk e­ ntstandene autonome Klein- und mittelgewerbliche Produktion in der Region. 1907 zog das Unternehmen von Gampel nach Visp und errichtete dort die ersten Werkhallen auf noch gänzlich unbewohntem, agrarem Terrain, südlich des SBB-Trassees. Damals gab es im Wallis noch wenig modernes, noch wenig zukunftsweisendes – Provinz. Dass sich Lonza abseits der grossen industriellen Zentren angesiedelt hat, soll mit dem Erhalt von Arbeitsplätzen und mit der Nutzung von billiger Wasserkraft zu tun gehabt haben. Inzwischen hat sich Visp durch den Weltkonzern und die neuen Verkehrsverbindungen zum vorstädtischen Ballungsraum des Oberwallis entwickelt. Ohne Wirtschaftsmotor Lonza, seit jeher stark mit der Region verf lochten, wären viele Wohnhäuser und Quartiere in Visp und etliche lokale Betriebe im Oberwallis gar nicht erst entstanden, hätten sich zahlreiche qualifizierte Fachkräfte nicht in der Region niedergelassen, wäre das Wallis nach Basel nicht zum zweitwichtigsten Chemiestandort in der Schweiz avanciert. 2013 wurde der Lonza-Standort Visp von der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) sogar für seinen Beitrag zur Entwicklung der chemischen Industrie und der Oberwalliser Wirtschaft als «Chemical Landmark 2013», als «Historische Stätte der Chemie», ausgezeichnet. Das Werk in Visp gehört zu den ältesten und gewichtigsten chemischen Industriegeländen in der Schweiz.

Als grösste Arbeitgeberin des Oberwallis beschäftigt Lonza in Visp derzeit rund 2700 Mitarbeitende, welche jährlich etwa 260 verschiedene Produkte herstellen. Rund 15 Prozent der Belegschaft haben einen Universitätsabschluss, 5 Prozent verfügen über einen Fachhochschulabschluss. 74 Prozent der Mitarbeitenden können eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen. Die übrigen Arbeitnehmenden sind Lernende, welche sich gegenwärtig auf 181 Personen beziffern lassen. Diesen werden jährlich bis zu 60 Ausbildungsplätze in 13 unterschiedlichen Lehrberufen angeboten. Das Areal von Lonza ist rund 90 Hektaren gross, was 126 Fussballfeldern oder zwei Mal der Fläche des Vatikanstaats entspricht.

Monthey •

Die Region als attraktiver Wohnund Lebensraum Mit 85 Prozent stellen die aus dem Wallis stammenden Arbeitnehmenden die grosse Mehrheit bei Lonza in Visp. 2 Prozent der Beschäftigten stammen aus anderen Kantonen, 13 Prozent konnten aus dem Ausland rekrutiert werden. Die Mitarbeitenden mit Wohnsitz im Wallis verteilen sich auf 78 Walliser Gemeinden. In Visp wohnen mit derzeit 434 Personen am meisten Lonza-Mitarbeitende, gefolgt von Brig-Glis, welches 325 Arbeitnehmende verzeichnet. In Naters werden aktuell 281 Personen gezählt, die beim Standort in Visp ihr Auskommen finden. Aus Visperterminen kommen 113 Beschäftigte, aus Baltschieder deren 103. Aber auch vermeintlich kleinere Gemeinden wie Blatten im Lötschental (14 Personen), Susten (36 Personen) oder Eischoll (17 Personen) stellen Arbeitnehmende, die bei Lonza tätig sind. Im Tourismusort Zermatt leben sieben Lonzianer, in Saas-Fee sind es vier Personen. Jährlich werden am Standort Visp Lohnzahlungen von rund 300 Millionen Franken vorgenommen. Pensionskassenzahlungen schlagen mit 40 Millionen Franken zu Buche.

• Martinach


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#UnternehmenWallis WALLISER BOTE November 2015

Das Oberwallis ist wichtig für Lonza. Durch die lange Geschichte des Unternehmens im Oberwallis sind viele ­Familien über Jahrzehnte direkt oder indirekt mit der Firma verbunden. Das Bewusstsein für ein gemeinsames Miteinander ist fest verankert und die Mitarbeiter zeichnen sich durch ein überdurchschnittlich hohes Mass an Identifikation, Loyalität und Firmentreue aus.

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Jörg Solèr, Standortleiter Lonza Visp

Lonza macht Märkte Für den Produktionszyklus eines Jahres vergibt der Standort in Visp Aufträge von rund 60 Millionen Franken an Drittfirmen oder Zulieferer in der Region. Es existieren unter anderem Kooperationen mit mittelständischen Unternehmen aus der Maler-, Schreiner- oder Baubranche, auf deren Wachstum das Feinchemie-Unternehmen ausschlaggebend eingewirkt hat. Eine wirtschaftliche Partnerschaft besteht ferner mit lokalen Anbietern in den Bereichen Rohr-, Anlage- und Stahlbau sowie im Rahmen der Arbeitsgebiete Isolation und Klimatisierung. Technische Dienstleistungen im Bereich Automatisation werden über lokale Ingenieurbüros abgewickelt.

Nutzung von Synergien 2007 schlossen Lonza und der Industriegas-­ Spezialist Messer Schweiz einen Kooperationsvertrag zum Bau einer Luftzerlegungsanlage ab, wofür rund 20 Millionen Euro in der Region investiert wurden und sich das Konzernunternehmen schliesslich in Lalden ansiedelte. 2009 wurde die Anlage in Betrieb genommen, welche heute Sauerstoff für den Medizinalgebrauch und Argon sowie Stickstoff für den Industriegas-Markt produziert. Für Betrieb und Logistik ist Lonza im Auftrag von Messer zuständig.

+ 400 Mitarbeitende + 300 Mitarbeitende + 200 Mitarbeitende + 100 Mitarbeitende + 50 Mitarbeitende + 20 Mitarbeitende • Oberwald

+ 10 Mitarbeitende – 10 Mitarbeitende

Restliche Schweiz 88 Mitarbeitende Blatten • Leukerbad •

Salgesch •

Varen •

• Susten

Martisberg •

• Ferden

Naters • • • Ried-Brig Brig-Glis

Raron • • Visp Törbel •

Sitten •

• Vispterminen

Unterwallis 49 Mitarbeitende

Simplon • St. Niklaus •

Wohnorte der LonzaMitarbeitenden

• Saas-Balen Randa •

Bei Lonza in Visp arbeiten etwa 200 Angestellte in einem Teilzeitpensum, mehr als ein Drittel davon sind Frauen, welche mehrheitlich Quanten zwischen 40 und 80 Prozent leisten. Bei den männlichen Mitarbeitenden ist beinahe jeder zwanzigste Mitarbeitende in einem Teilzeitpensum angestellt, welches sich meist zwischen 80 und 90 Prozent bewegt. Obschon man bei Lonza unter anderem aufgrund der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie mit Blick auf die Herausforderungen in Bezug auf die sich verändernden Gesellschaftsformen, auf die demografische Entwicklung und den Fachkräftemangel Teilzeitpensen anbieten möchte, arbeitet ein grosser Teil der Belegschaft im Schichtbetrieb, bei dem Teilzeitarbeit zumeist nicht möglich ist.

Mit der Gemeinde Visp betreibt Lonza ein Fernwärmenetz, welches laufend erweitert wird. Derzeit sind rund 130 öffentliche und private Liegenschaften in der Gemeinde an das Fernwärmenetz angeschlossen. Die Wärme wird aus der Abwärme und dem Dampf von Lonza gewonnen, welche für die Heizung sowie für das Warmwasser genutzt werden. Weiter wurde mit der Kehrichtverbrennungsanlage Oberwallis eine Ferndampf leitung als Energielösung zur Reduktion von CO2-Emissionen und zur Steigerung der Energieeffizienz realisiert.

Saas-Fee • • Saas-Almagell

Ausland 6 Mitarbeitende

Pharma als Schweizer Exportmotor

• Zermatt

Teilzeitarbeit vs. Schichtbetrieb

Fernwärmenetz und Ferndampfleitung

Treibende Wirtschaftskraft und Rückgrat in der Region Von Lonza in Visp profitieren sowohl berufsverwandte Unternehmen als auch Branchen und damit Erwerbstätige, die nicht direkt in der Pharmaindustrie ihr Auskommen finden. Zahlreiche externe Unternehmungen haben sich durch die Entstehung neuer Geschäfts- und Produktionsfelder, welche sich durch Lonza aufgetan haben, oft erfolgreich auf besondere Techniken und Verfahren spezialisiert. Diese Kompetenzen und Produkte exportieren sie nun ihrerseits in die ganze Welt am Beispiel der porträtierten Burgener Verpackungstechnik AG (S. 10) und Lugaia AG (S. 19).

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2014 machten Pharmaprodukte über einen Drittel aller Schweizer Ausfuhren aus. Trotz der 2014 nach wie vor anhaltenden Krise im Euroraum nahmen die Exporte 2014 gegenüber dem Vorjahr um 6,4 Prozent zu und beliefen sich auf über 70 Milliarden Franken. Nach wie vor ist Europa die wichtigste Exportdestination für pharmazeutische Produkte aus der Schweiz. 2014 waren insgesamt rund 41 900 Beschäftigte direkt bei Pharmaunternehmen angestellt, was gut 1 Prozent aller Schweizer Beschäftigten entspricht. Indirekt waren über Zulieferindustrien nochmals rund 130 000 Beschäftigte in der Herstellung von Vorleistungen tätig.

Es ist wichtig, dass Lonza auf lokale Partner zurückgreifen kann. Zum einen haben wir in der Region einige Partnerschaften etabliert, die uns ermöglichen sehr rasch zu reagieren. Zum anderen ist der Service der Drittfirmen entsprechend auf die Bedürfnisse von Lonza abgestimmt.

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Jörg Solèr, Standortleiter Lonza Visp


18 Vier Porträts

Vier Wege zum eigenen Unternehmen Firmen wachsen bekanntlich nicht wie Pilze aus dem Boden: Jede Unternehmung muss vorgängig erst einmal gegründet werden. Dabei reicht eine innovative Geschäftsidee allein oft nicht aus. Mut zum Wagnis, eiserner Durchhaltewille, Glück und die Bereitschaft, auch ausserhalb der geregelten Arbeitszeit Einsatz zu leisten, sind nur einige Voraussetzungen auf dem Weg zur eigenen Firma. Mehrere unterschiedliche Firmengründer geben Auskunft über ihre Erfahrungen und die Richtung, die sie mit der Unternehmung eingeschlagen haben. Es handelt sich dabei um Unternehmer mit Wegen zur eigenen Firma, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Während die beiden Gründer von To-Fly derzeit als Quereinsteiger im Drohnen-Business Fuss fassen, haben die neuen Inhaber der Stahleinbau GmbH im Ackersand als Nachfolger eine bereits bestehende Unternehmung übernommen. Mit Lugaia hingegen verlangte im Bereich hochspezialisierter Verpackung eine neue Geschäftsidee auch gleich nach einer neuen Unternehmung. Die Ausgangsbasis beim mehrfach ausgezeichneten Start-up recapp, bei dem innovative Sprachtechnologie im Zentrum steht, war die Doktorarbeit des Gründers und die Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Forschungsinstitut. recapp IT AG

Besser als «Äppel und Mäikrosoft» Die im Oktober 2014 gegründete Unternehmung recapp IT AG mit Sitz in Martinach hat sich auf Spracherkennung spezialisiert. Die bereits mehrfach ausgezeichnete Walliser Jungunternehmung, welche im Bereich Sprachtechnologie Aussergewöhnliches leistet, hat eine Webapplikation entwickelt, mit der gesprochene Worte in mehreren Sprachen automatisch und unkompliziert verschriftlicht werden können. Auch stark akzentuierte Aussprache und teils Dialekte werden zuverlässig bearbeitet. «Die Cloud-basierte Lösung erstellt aus Audio- oder Videodateien ein interaktives Dokument, welches nach Sprecher oder Thema durchsuchbar ist», erklärt David Imseng, Postdoktorand des Instituts Idiap in Martinach und Geschäftsführer der recapp IT AG. Die Idee des recapp-Mitbegründers bestand darin, mithilfe einer mobilen Anwendung während einer Sitzung oder Debatte ausgesprochene Wörter leicht wiederzufinden, indem Benutzer nach Sprecher, Sprachen oder Schlüsselwörtern suchen können. Grundsätzlich bestehe die Dienstleistung der recapp IT AG aus verschiedenen Komponenten, führt David Imseng zusammen mit Präsidentin und Mitbegründerin Erika Imseng, beide wohnhaft in St. German, weiter aus. Zunächst können aufgezeichnete Gespräche in den sicheren Cloud-Account hochgela-

Erika und David Imseng von recapp

den werden, worauf der Wortwechsel mittels neuster Sprachtechnologie verarbeitet und schriftlich festgehalten wird. «Eine innovative und intuitive Benutzeroberfläche, welche die nun suchbar gemachte Audio- oder Videodatei anzeigt, erlaubt es den Benutzern schliesslich, diese zu verändern, zu exportieren oder zu teilen.»

Walliser Parlament führt Spracherkennung ein Nach einer Testphase wird die Spracherkennungs-Software seit Anfang 2015 beim Walliser Kantonsparlament eingesetzt. Mit ihr werden die aufgezeichneten zweisprachigen Parlamentsdebatten unterdessen selbstgesteuert protokolliert. Zuvor wurde jedes einzelne gesprochene Wort durch sogenannte Memorialistinnen manuell abgetippt – eine mühevolle und zeitintensive Angelegenheit, welche recapp entscheidend vereinfachen konnte. Erika Imseng dazu: «Durch die Dienstleistung von recapp werden die Wortprotokolle im Parlament nun sofort automatisch erstellt und so massgeblich erleichtert.» Und David Imseng ergänzt: «Zweisprachige Debatten werden mit einer Präzision von rund 90 Prozent umgesetzt.» Momentan sei es schwierig, das Programm noch präziser zu machen. Fehler würden sich meist bei jenen Rednern ergeben, die unvermittelt zwischen den Sprachen wechseln, oder bei Wortführern mit stark ausgeprägten Dialekten. Auch deshalb wird der Parlamentsdienst durch das Programm von recapp nicht überflüssig. Die Protokollführer müssen ihre Zeit zwar gegenwärtig nicht mehr für die manuelle Transkription aufwenden, son-

dern korrigieren lediglich noch die Fehler, die das Programm gemacht hat. Diese Korrekturen werden vom System erkannt und beim nächsten Mal berücksichtigt – eine enorme Entlastung für den gesamten Staatsapparat.

Der Schritt zum E-Government Und die Anwendung von recapp vermochte beim Walliser Kantonsparlament Weiteres zu bewirken. Die beiden Mitbegründer betonen, dass der Walliser Grosse Rat mit der Lancierung der Software – quasi das Herzstück des Projekts – schweizweit bisweilen eine Vorreiterrolle im Bereich «papierloses Parlament» eingenommen habe. Einst träge parlamentarische Abläufe konnten durch die Applikation grundlegend vereinfacht und beschleunigt werden. Das Jungunternehmen profitiert seinerseits von der Zusammenarbeit mit dem Kanton und der Stiftung The Ark. «Glücklicherweise haben wir mit dem Walliser Parlamentsdienst einen innovativen Kunden gefunden, der unser System fortlaufend prüft. Im Weiteren hilft er mit, unser Produkt weiterzuentwickeln», zeigt sich David Imseng mit der für das IT-Unternehmen wertvollen Kooperation zufrieden. «Der Walliser Parlamentsdienst ist mit unserem Produkt derart zufrieden, dass er auch gleich Werbung bei anderen Parlamenten der Schweiz macht.» Inzwischen hätten weitere Kantonsparlamente Interesse angemeldet und der Einsatz der Applikation werde derzeit zur Verschriftlichung von polizeilichen Einvernahmen immer konkreter. Aber auch Partnerschaften mit weiteren öffentlichen Institutionen oder anderen Berufsgruppen, wie Gerichtsschreiber, Ärzte oder im Medienbereich, sind laut Erika und David Imseng angedacht.

Tester und Förderer Der Oberwalliser David Imseng, der zu den weltweit führenden Forschern im Segment der multilingualen Spracherkennung gehört, erklärt, wo die Herausforderungen beim Projektstart lagen: «Im Bereich Spracherkennung wurde schon viel versprochen und wenig gehalten.» Mit Siri, der Spracherkennungs-Software von Apple oder jener von Microsoft Windows benennt Imseng nur zwei, bisweilen unausgereifte Systeme auf

dem Weltmarkt. Es galt also eine Applikation zu entwickeln, die aufzeigen konnte, dass Spracherkennung tatsächlich funktioniert. «Dabei sind mehrere Faktoren entscheidend. Zum einen der Kunde, der bereit ist, das System laufend zu testen, und zum anderen der Geldgeber, der die Entwicklung mitfinanziert», blickt der Informatiker auf die Anfänge von recapp zurück. Durch ein Innovationsprojekt der Hasler Stiftung, deren Ansinnen die Förderung der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) zum Wohl und Nutzen des Denkund Werkplatzes Schweiz ist, wurde das Vorhaben der Walliser IT-Firma schliesslich finanziell ermöglicht. «Ferner zählt recapp seit 2014 auf die Unterstützung des Inkubators von The Ark. Die erfahrenen Berater des Gründerzentrums sind in vielen Situationen äusserst hilfreich und helfen uns Zeit zu gewinnen.»

Auf dem Weg zum Überflieger Langfristig wolle sich die IT-Unternehmung recapp, die mit dem Forschungsinstitut Idiap als Technologiepartner auf weltweit führende Technologien im Bereich Spracherkennung zurückgreifen kann, als solides Walliser Unternehmen etablieren und mit Schweizer Technologie europaweit Spracherkennung anbieten, so Erika und David Imseng. Dass die Entwickler mit ihrer Dienstleistung auf dem besten Weg dazu sind, beweisen zahlreiche Auszeichnungen. Erst im September 2015 wurde die Unternehmung von Startup.ch unter die Top 100 der innovativsten und erfolgversprechendsten Schweizer Start-ups gewählt. In ihrem ersten Geschäftsjahr konnte sich recapp bereits auf Rang 83 klassieren und gehört damit zu den fünf jüngsten Unternehmen, die es in die Top 100 geschafft haben. Weitere Anerkennung wurde den Wallisern im Juni dieses Jahres in Brüssel zuteil. recapp gewann den «Language Technology Innovate Award», womit führende Unternehmen im Bereich der Spracherkennung und maschinellen Übersetzung ausgezeichnet werden – eine verdient erfolgsverwöhnte Walliser IT-Firma.


#UnternehmenWallis WALLISER BOTE November 2015

Firmengründer Viktor Schnyder

Lugaia AG

In einer Marktnische überaus erfolgreich Lugaia AG Containment Solutions hat sich auf Verpackungen in der Pharma- und Biotech-Branche spezialisiert. Ein vielversprechender Markt, den erfolgreich zu bewirtschaften sich Firmengründer Viktor Schnyder mit Innovation und aller Konsequenz auf die Fahne geschrieben hat. Die Nischenprodukte, welche die Walliser Unternehmung Lugaia AG Containment Solutions mit Sitz in Raron herstellt, sowie deren Anwendungsbereiche sind zu beschreiben so einfach nicht. «Lugaia Containment Solutions plant, entwickelt und produziert Verpackungs- und Transferlösungen für die Life-Science, Pharma- und Biotechnologie», ist auf der Website des exportorientierten Industrieunternehmens zu lesen. Die bei Lugaia fabrizierten Folienprodukte kommen in den Produktionsanlagen der Pharmaindustrie bei der pulverförmigen Wirkstoff herstellung zur Anwendung. Die sterilen und zertifizierten Umhüllungen und Verpackungen werden bei jenen Verfahren eingesetzt, bei denen empfindliche und anspruchsvolle pharmazeutische Wirkstoffe für den inner- oder ausserbetrieblichen Verarbeitungs- oder Fertigungsprozess absolut frei von geringsten Kontaminationen, transferiert, abgefüllt oder verpackt werden sollen – passend zu den jeweiligen Anlagen oder Transportbehältern. Viktor Schnyder, Maschinenbauingenieur, Firmengründer und Geschäftsführer der Lugaia AG, ergänzt im Gespräch: «Mit unserem unter Verwendung von Folien entwickelten Verfahren können Prozessabläufe in der pharmazeutischen Industrie isoliert werden.»

Selbst entwickelte Innovationen Bei besagter Verpackungs- und Prozesstechnik wird der Fokus freilich nicht nur auf den Schutz der hochsensiblen Pharma- und Biotech-Feststoffe gelegt, sondern auch der Sicherheit von Personal, Produktionsf lächen und Umwelt gegenüber kritischen Substanzen und schädlichen Auswirkungen Rechnung getragen. Der Herstellung dieser sogenannten Primärverpackungen kommt folglich eine hohe Verantwortung zu, da die gelegentlich diffizilen Wirkstoffe mit der Kunststoffoberf läche der jeweiligen Folienbehältnisse in direkten Kontakt kommen. Die Kernkompetenz von Lugaia liegt mitunter in den marktreifen Produkten auf Folienbasis, die Kunden als Einweglösungen in der Hygieneprozesstechnik einsetzen. «Die sterilen, aber günstigen Materialien werden einmal benutzt und danach entsorgt. Dadurch entfallen teure und aufwendige Reinigungsprozesse der Anlagen und die damit einhergehenden kostspieligen

Qualifizierungsverfahren», erklärt Schnyder den grossen Vorteil des Materials und weist gleichzeitig auf eine zukunftsträchtige Technologie hin, die bei den marktbestimmenden Pharmakonzernen erst vor rund 20 Jahren Einzug gehalten haben. «Als Lugaia 2006 gegründet wurde, waren wir europaweit eine der ersten Unternehmungen, welche Verpackungs- und Transferprodukte auf Folienbasis angeboten haben», blickt Entrepreneur Schnyder neun Jahre zurück. Obschon die Folientechnologie inzwischen von weiteren Bewerbern angeboten wird, gehöre man mit derzeit rund zehn weltweit in diesem Segment tätigen Firmen immer noch zu einem absoluten Nischenmarkt, «der in den kommenden Jahren aber stark zulegen wird», ist Schnyder optimistisch.

Markterfolg und Wachstumspotenzial Und sowohl die kontinuierliche Entwicklung der Lugaia AG als auch die zunehmende Marktnachfrage scheinen die Prognosen des Experten zu bestätigen. Waren beim Walliser Produzenten im Jahr 2009 noch zehn Mitarbeitende beschäftigt, hat sich das Team inzwischen auf 25 Personen erhöht. Zwei Drittel der Angestellten sind in der Produktion tätig und werden für die Herstellung betriebsintern aus- und weitergebildet. Vor zwei Jahren konnten die neuen Produktionsund Büroräumlichkeiten in der Industriezone Basper in Raron bezogen werden. Dass man sich in Raron und damit in direkter Nähe zum Lonza-Standort in Visp angesiedelt hat, ist kein Zufall. «In Zusammenarbeit mit Lonza können wir eruieren, welche Lösungen auf dem Markt aktuell gefragt sind. Wir konnten bereits zahlreiche Produktlinien mit Spezialisten der Lonza entwickeln, welche wir schliesslich auch an andere Pharma-Firmen abtreten konnten», benennt Schnyder die wertvolle Kooperation mit Lonza und den Vorteil des Standorts Wallis. Rund 60 Prozent des Umsatzes erzielt das Unternehmen im Export; hauptsächlich in Deutschland, Frankreich und in Irland, wo zahlreiche internationale Medikamentenhersteller Produktionsstätten und Logistikeinrichtungen betreiben. Die ausschliesslich im Wallis hergestellten Lugaia-Produkte werden derzeit aber auch in Spanien und Tschechien abgesetzt. Jüngst wurde zudem eine Niederlassung in Deutschland am Standort Ingolstadt eröffnet. «Eine reine Vertriebsgesellschaft», präzisiert Schnyder. «Das positive Wachstum in den vergangenen Jahren sowie die steigende Nachfrage nach flexiblen Lösungen und die nötige Nähe zum Kunden hat uns zu diesem Schritt veranlasst», erklärt er die getätigte Erweiterung des Einf lussbereiches der Lugaia AG beim deutschen Nachbarn.

Der risikoreiche Schritt in die Selbstständigkeit Vor der Firmengründung war Schnyder zehn Jahre als Mitglied der Geschäftsleitung im Verpackungsmaschinenbau tätig und lernte dabei die zentralen Bedürfnisse und Probleme des Marktes kennen. «Während dieser Zeit ist bei mir die Überzeugung herangereift, dass sich einige Aufgaben rein auf Folienbasis lösen lassen, ohne auf komplexe Anlagetechnik zurückgreifen zu müssen», beschreibt Schnyder eines der zahlreichen Argumente, die für den Schritt zum eigenen Unternehmen sprachen. «Mein Ziel war damals, die Folientechnologie auszubauen. Da diese Vision mit meinem damaligen Arbeitgeber nicht kompatibel war, habe ich die Sache in einem eigenen Unternehmen an die Hand genommen.» Vorab habe er sich rund zwei Jahre sowohl persönlich als auch finanziell auf die Gründungs- und Auf bauphase der eigenen Firma vorbereitet: eine realistische Selbsteinschätzung sowie eine Einschätzung des wirtschaftlichen Umfelds als auch die Bereitschaft, einige Jahre engagiert und viel zu arbeiten mit eingeschlossen. Nach der Firmengründung gab sich die Unternehmer-Persönlichkeit ein Jahr Zeit, ihre Ideen zu verwirklichen und ein unternehmerisches Konzept aufzugleisen, das langfristigen Erfolg versprach und das in einem hart umkämpften Markt Bestand hatte.

Unterstützung durch kantonale Wirtschaftsförderung «Die eigentliche Herausforderung bestand zu Beginn darin, einen Fuss in die Türen der grossen Pharmakonzerne zu bekommen, um unsere Produktpalette überhaupt vorstellen und damit an potentzielle Auftraggeber bringen zu können», erzählt der Branchenkenner aus seinem Erfahrungsfundus als Jungunternehmer. Allerdings

konnte er dank seiner einstmaligen Anstellung auf ein nützliches Beziehungsnetz für seine geschäftlichen Pläne zurückgreifen. Inzwischen konnte man sich einen weitreichenden Kundenstamm erarbeiten. Jede Firmengründung ist auch mit administrativen Umtrieben, geschäftstechnischen Fragen und Kapitalbeschaffung verbunden. Das war bei Lugaia nicht anders. Mit dem Unternehmen CimArk, welches unter anderem professionelle Dienstleistungen für Start-up-Unternehmen anbietet, und dem Kompetenzzentrum für Finanzhilfen CCF erwähnt Schnyder zwei Fachstellen der Wirtschaftsförderung des Kantons, von denen er diesbezüglich grosse Unterstützung erfahren hat. «Diese beiden Firmen verfügen über Wissen, Kontakte und Instrumente, die für Start-Ups sehr wertvoll sind.» Bestimmt habe aber auch das nötige Quäntchen Glück dazugehört, dass sich Lugaia derart entwickelt habe, ist der ambitionierte Geschäftsmann überzeugt.

Blick in die Zukunft – vielversprechend Und wie soll sich Lugaia AG Containment Solutions, die sich im Markt derweil aussichtsreich positioniert hat, in Zukunft fortentwickeln? Viktor Schnyder plant keinen grossen Wurf, sondern setzt auf Kontinuität: «Unsere Firma ist auf Kurs. Wir planen, den eingeschlagenen Weg kontinuierlich weiterzugehen.» Man wolle weiter wachsen und sich mit der eingeschlagenen Strategie an attraktive Zielmärkte in hoch qualifizierten Ländern wie Japan, Europa oder den USA adressieren. Es werde noch andauern, bis der Markt in den Schwellenländern wachse.


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To-Fly GmbH

Mit beiden Füssen auf dem Boden Seit 2014 realisieren die jungen Oberwalliser Ramon Gashi und Lukas Sprung mit ihrer GmbH To-Fly professionelle Bild- und Videoaufnahmen aus der Vogelperspektive für Industrie- und Filmkunden. Im Gespräch erklären sie, wo die Herausforderungen beim Schritt in die Selbstständigkeit lagen und wie sich die junge Drohnen-Firma seit der Gründung entwickelt hat. «Die Perspektive von oben hat uns immer schon fasziniert», betonen Lukas Sprung und Ramon Gashi. Motiviert durch ihre Passion wagten sie 2014 den Schritt in die Selbstständigkeit. Seither bieten sie mit Multikopter-Aufnahmen verschiedene Dienstleistungen an, sei dies für industrielle Abklärungen oder Filmprojekte aus der Luft. «Die Umsetzung unserer Geschäftsidee ging relativ rasch vonstatten», erklärt Sprung. Nur eine Woche nach der Entschlussfassung seien sie bereits mitten in der Firmenplanung gestanden. Im vergangenen Dezember war die neue GmbH schliesslich gegründet. Seither geht es Schlag auf Schlag.

Alles unter einen Hut bringen Sowohl Gashi wie auch Sprung arbeiten je rund 50 Prozent für das eigene Unternehmen – aktuell werden sie dabei durch eine Praktikantin im Bereich Filmproduktion unterstützt. Daneben gehen die beiden Inhaber weiterhin ihrer Arbeit als Mechaniker in der Automobilbranche und als IT-Fachmann nach. «Die grösste Herausforderung lag darin, alles unter einen Hut zu bringen. Das Soziale und die Arbeit. Nach wie vor wird vieles zusätzlich am Abend und in der Freizeit erarbeitet», sagt Gashi. Noch seien auch die hohen Investitionen für das teure Equipment höher als der Ertrag. Sie sind aber zuversichtlich. Das Ziel, selbsttragend zu wirtschaften, wollen sie in den nächsten Jahren erreichen. «Die Finanzierung erfolgte zu 100 Prozent durch eigene Mittel, worauf wir auch ein bisschen stolz sind.» Das gebe zusätzliche Sicherheit. Lief bislang alles provisorisch von zu Hause aus, stehen To-Fly seit Anfang Oktober eigene Büroräumlichkeiten mit einem Filmstudio in Visp West zur Verfügung. Um die eigenen Personalressourcen besser einzuplanen, haben sie das Unternehmen zudem inzwischen in zwei Standbeine gesplittet. Unter der Dachmarke To-Fly wurde neu der Bereich To-Fly Industry für industrielle Angebote, wie Wärmebildaufnahmen oder Vermessungen, eingerichtet. Ein Bereich, in dem es praktisch keine Konkurrenz in der Schweiz gebe, wie sie betonen. Zugleich werden mit dem zweiten Standbein To-Fly Productions verschiedene Media-Dienstleistungen wie

zum Beispiel Luftfotos oder Filmprodukte, bestehend aus Luft- und Bodenaufnahmen, angeboten.

Fünf Multikopter im Einsatz «Unser Credo lautet, im Filmbereich neue Perspektiven zu schaffen und gleichzeitig im Industriebereich Abläufe effizienter und kostengünstiger zu machen.» In beiden Bereichen stehen dem jungen Unternehmen dafür nicht weniger als fünf professionelle Multikopter und neun Spezialkameras zur Verfügung. Und diese sind eher selten am Boden anzutreffen, denn mit der Auftragslage sind die zwei Inhaber sehr zufrieden. Ein Vorteil sei dabei, dass die Einsatzmöglichkeiten von Multikoptern extrem vielfältig seien. Gleichzeitig wächst die Nachfrage zunehmend, während auch die Technik immer weiter ausreift. «Man muss immer dranbleiben, um mit der Entwicklung und den neuen Einsatzmöglichkeiten Schritt zu halten.» Und auch auf Gesetzesebene werde es nächstens Änderungen geben, wobei die Richtung im Moment allerdings noch offen sei – eventuell ist auch die Einführung von Fluglizenzen vorstellbar. Dienstleistungen mit Multikoptern sind, wie Sprung und Gashi unterstreichen, ein internationales Geschäftsfeld. Innert Kürze konnten sie sich so auch ausserhalb der Schweiz mit Firmen und Spezialisten, vor allem im Filmbereich, vernetzen. «Im letzten Jahr ergaben sich verschiedene eindrückliche Erlebnisse und Bekanntschaften – vom Dreh in Island bis hin zum Bungeejumping-Film für einen Prothesenhersteller.» Dabei ist ihnen der englische Firmenname entgegengekommen. «Er hat uns innert Kürze ein Netzwerk ausserhalb der Schweiz ermöglicht. Unser Google-Ranking ist ausserordentlich gut, was uns viel Bekanntheit gebracht hat.» Googelt man zum Beispiel nach dem Begriff «f ly drones», ist das Unternehmen weltweit immer unter den ersten Suchresultaten. «Das ist der Hauptgrund, weshalb unsere neue Webseite neben der deutschen auch über eine englische Sprachversion verfügt.»

Vom Thermalbad in den Rebberg «Die Drohnenindustrie ist ein schnelllebiges und zukunftsorientiertes Business, mit welchem neue Perspektiven aufgezeigt und bestehende Prozesse optimiert werden können», ist Sprung überzeugt. Auch wenn man durch die internationale Ausgangslange nicht zwangsläufig an den Standort Wallis gebunden ist, ergeben sich besonders im heimischen Tourismussektor interessante Projekte. So etwa bei Image-Filmen, die in der Vergangenheit häufig von Produktionsfirmen aus der Deutschschweiz oder dem Ausland angefertigt wurden. «Dem möchten

wir etwas entgegenwirken.» Neben der bestehenden Partnerschaft mit dem SRF komme To-Fly hierbei die Zusammenarbeit mit Google entgegen, erklärt Gashi. Für Google Street View werden Anbieter in der Region ins Bild gerückt und erlebbar gemacht, wie zuletzt zum Beispiel das Restaurant Barock in Visp oder das Thermalbad Brigerbad. «In diesem Bereich ist ein riesiges Potenzial und zugleich ein deutlicher Mehrwert für unsere Kunden vorhanden.» Daneben ergeben sich im Wallis auch im industriellen Bereich verschiedene Geschäftsfelder. Auch wenn sich derzeit noch nicht alles realisieren lässt, wie etwa der Drohneneinsatz bei der Lawinenrettung, eröffnen sich in anderen Sparten neue Möglichkeiten. So beispielweise bei der Inspektion von Stromleitungen, wo To-Fly aktuell mit einem israelischen Produzenten ein Projekt aufgleist. Als Ergänzung zu Helikopterinspektionen sollen standortspezifische Kontrollen mit hochsensiblen Corona-Kameras angeboten werden. Eine finanzintensive Sache, kostet eine solche Kamera immerhin gegen 90 000 Franken. Weiter ist laut Sprung etwa auch die Bewässerung einheimischer Rebberge ein Thema. «Wir versuchen, im nächsten Jahr zusammen mit dem Verein ValnaturePro und The Ark ein Projekt zu realisieren, bei dem mit einer Multispektralkamera Weinberge überf logen werden, um den genauen Wasserbedarf festzustellen.»

To­Fly­Inhaber Ramon Gashi und Lukas Sprung


#UnternehmenWallis WALLISER BOTE November 2015

Stahleinbau GmbH

Eine optimale Nachfolgeregelung «Geht nicht gibts nicht», lautet das Motto des Oberwalliser Stahlbau-Unternehmens mit Sitz im Ackersand. Es ist auf Einzelanfertigungen spezialisiert und hat sich Standbeine in den unterschiedlichsten Bereichen aufgebaut. Bei einem Treffen erklären die neuen Inhaber, die das Traditionsunternehmen seit letztem Jahr als GmbH weiterführen, wo die Herausforderungen bei der Geschäftsübernahme lagen. Anfang 2014 wurde mit der Stahleinbau GmbH ein neues Unternehmen aus der Taufe gehoben, das aus der gleichnamigen AG hervorgegangen ist. «Ziel war es, eine Nachfolgeregelung für die AG zu finden», erklärt Manuela Tscherrig-Wenger. Sie ist neben Nino Brunner, Fernando Biaggi und Christian Briggeler sowie dem ebenfalls beteiligten bisherigen Geschäftsführer Peter Wenger eine der fünf Inhaber der neuen Unternehmung. Während die Angestellten übernommen wurden, blieben die Anlagen und die Räumlichkeiten im Besitz der AG und werden durch die GmbH in Miete genommen. «Da eine Übernahme der AG sehr kapitalintensiv gewesen wäre, hätten die Beteiligten viel Geld in die Hände nehmen müssen. Mit der Gründung der GmbH haben wir eine Lösung gefunden, die sich optimal bewährt hat, und können sowohl von der GmbH wie auch der AG profitieren.» Das bisherige Konzept der AG soll weiterverfolgt werden. «Ziel ist es, die übernommene Unternehmung im Grossen und Ganzen so weiterzuführen. Die Kunden sollen nach aussen keine grossen Änderungen spüren. Gleichzeitig wollen wir aber auch unsere Ideen einbringen und die Unternehmung weiterbringen, ohne diese komplett auf den Kopf zu stellen.» Eine besondere Herausforderung bestehe seither darin, die Kompetenzen des bisherigen Geschäftsinhabers auf die neuen Köpfe zu übertragen. Das sei auch ein Prozess des Loslassens, verbunden mit viel Herzblut und tagtäglicher Verbundenheit mit dem eigenen Geschäft. «Es braucht dabei von beiden Seiten ein wenig Gespür», betont Tscherrig. Dass die Beteiligten nicht komplett neu in das Unternehmen gekommen sind, hat die Übergabe wesentlich vereinfacht.

Von der Planung zur Umsetzung «Wir sind eine Stahlbauunternehmung wie andere auch», sagt Mitinhaber Nino Brunner. «Was uns allerdings von anderen unterscheidet, ist, dass wir zusätzlich mit zwei Ingenieuren im Haus halb Ingenieurbüro und halb Stahlbaufirma sind.» Es sei ein Vorteil, dadurch von der Planung bis hin zur Produktion noch enger mit den Kunden zusammenarbeiten zu können, was bei anderen Stahlbauunternehmen häufig extern abgewickelt wird. Aber auch mit dem Risiko verbunden, dass mit Plänen und Ideen der Stahleinbau GmbH gleichzeitig auch bei der Konkurrenz Offerten eingeholt werden können. Ein weiterer Vorteil sei die Möglichkeit der Übernahme des Know-hows und des Kundenkreises der AG gewesen. «Die Firma hatte zwar von einem Tag auf den anderen einen neuen Namen, die Ansprechpersonen sind jedoch dieselben geblieben.» Den Schritt zur Beteiligung an der GmbH, die einen jährlichen Umsatz von gegen 4 Millionen Franken erwirtschaftet, bereuen die neuen Inhaber nicht. «Natürlich ist der typische Arbeitstag mit acht Stunden und ein

paar Minuten nun sicher vorbei. Andererseits erhielten wir dadurch zahlreiche Kompetenzen, Entscheidungsfreiheit und Verantwortung übertragen», hebt Brunner hervor. Dass man nun zu viert in der Geschäftsleitung sei, setzt laut Tscherrig auch eine gute Kommunikation untereinander voraus. «Glücklicherweise kennen wir uns alle bereits länger und haben auch ähnliche Ansichten.» Für die insgesamt 15-köpfige Belegschaft möchten sie für die Zukunft weitere junge Mitarbeitende gewinnen, auch hinsichtlich bevorstehender Pensionierungen. «Mit der Einstellung von je einem Polymechanik-Lernenden in den letzten beiden Jahren haben wir einen ersten Schritt in diese Richtung gemacht.»

Christian Briggeler, Fernando Biaggi, Manuela Tscherrig­ Wenger und Nino Brunner

Stahlwasserbau als Standbein Die Stahleinbau GmbH ist hauptsächlich in den Bereichen Stahlbau und Mechanik aktiv, beschreibt Fernando Biaggi das Tätigkeitsfeld der Unternehmung, die nach dem Motto «Geht nicht gibts nicht» auf Einzelanfertigungen für unterschiedliche Kundenfelder spezialisiert ist. «Das nach wie vor wichtigste Geschäftsfeld für uns ist der Stahlwasserbau, wo wir in der Vergangenheit bereits einige interessante Projekte umsetzen konnten.» In diesem Bereich plant und realisiert die Firma zum Beispiel grosse Absperrorgane für Staudämme. Auch spezielle Ventile gehören dazu, wovon mehrere nach Frankreich und Indonesien exportiert werden konnten. «Die Lage mitten im Wasserbaukanton Wallis ist dabei natürlich eine gute Voraussetzung, zumal es in der Region keine direkten Konkurrenzunternehmen mehr gibt.» Im Stahlwasserbau arbeitet die Stahleinbau GmbH auch immer wieder eng mit der HES-SO in Sitten, der ETH Lausanne und der Stiftung The Ark zusammen. So ist man aktuell als industrieller Partner an einem Projekt beteiligt, bei dem die Herstellung einer Wasserturbine im Zentrum steht. «Die Wasserkraft ist momentan aber auch ein politisches Thema. Das aktuelle Marktumfeld schwächt die Grosswasserkraft. Es wird nur noch das absolute Minimum investiert, was wir auch im täglichen Geschäft zu spüren bekommen», sagt Brunner. Die politische Diskussion werde zeigen, in welche Richtung es diesbezüglich weitergeht. «Dank mehrerer Standbeine sind wir breit abgestützt. Es wäre nichtsdestotrotz interessant für uns, im Stahlwasserbau noch mehr Aufträge zu übernehmen.»

Vom Jacuzzi zum Reissverschluss Neben dem Stahlwasserbau produziert die Stahleinbau GmbH auch regelmässig Spezialanfertigungen für grössere Kunden wie etwa Scintilla, Constellium, Stahl Gerlafingen oder die Matterhorn Gotthard Bahn. «Die MGB ist ein sehr guter Partner», betont Brunner. «Da das Bahngleis unmittelbar neben unserem Firmengelände vorbeiführt, können wir Güterwagen für Umbauten direkt übernehmen.» Mit dem Bahnunternehmen arbeitet man weiter auch im Bereich der Zahnradtechnik zusammen, wo man vor Jahren gemeinsam erste Synchronisierungsbalken entwickeln konnte und diese seither stetig verbessert. «Ziel ist, dass die Zahnräder bei Übergängen in Steilstücke sauber greifen und der Verschleiss gering gehalten wird. Dieses Jahr haben wir zusätzlich mit Slow-Motion

Aufnahmen analysiert, wo noch Verbesserungen möglich sind.» Abseits der Eisenbahn ist die GmbH schliesslich auch im Brückenbau tätig. Nachdem zuletzt etwa im Ackersand in unmittelbarer Nähe zum eigenen Standort eine Brücke realisiert werden konnte, steht derzeit in Brig ein weiteres Projekt in Umsetzung. Bis Ende Jahr wird beim Saltinaplatz eine hebbare Fussgängerbrücke gebaut, die komplett in Stalden entwickelt wurde. Damit nicht genug: Die Liste der Projekte ist lang und zeichnet sich auch durch einige exotische Aufträge aus. Diese reichen von einem über das Dach hinausfahrenden Pool in Heinz Julens Backstage Luxushotel in Zermatt, das sogenannte «Flying Jacuzzi», bis hin zu Metallkunstwerken einheimischer Künstler. So wurden etwa die Glockenskulptur in Agarn oder verschiedene Projekte von Edelbert W. Bregy durch die Stahleinbau GmbH umgesetzt. Darunter die Werke beim Lötschbergkreisel in Naters oder der Reissverschluss vor dem Briger Bahnhof.


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Energie im Wallis: Heimfall der Arbeitskräfte?

«Wir glauben an die Zukunft der Wasserkraft»

Kraftwerk Aegina

Wie steht es um die Walliser Wasserkraft? International gedrückte Strompreise, ungleiche Spiesse innerhalb der erneuerbaren Energien und zugleich Diskussionen um Heimfälle von Wasserkraftanlagen beschäftigen die Energiefachleute und die Politik im Kanton. Paul Michellod, FMV-Generaldirektor, und Raoul Albrecht, FMV-Produktionsleiter, erklären, wo bei der Wasserkraft der Schuh drückt und wie das Walliser Energieunternehmen die Heimfalldiskussion einschätzt. Jahr für Jahr werden im Wallis 10 Milliarden Kilowattstunden Strom durch heimische Wasserkraft produziert. Das ist fast ein Drittel der gesamten Wasserkraftproduktion in der Schweiz. Rund 80 Prozent der Walliser Stromkapazitäten sind aktuell jedoch im Besitz von ausserkantonalen Eigentümern. Dadurch wird ein Grossteil der Wertschöpfung, etwa beim Handel und bei der Vermarktung, nicht im Kanton generiert. Die in den nächsten Jahrzehnten anstehenden Heimfälle durch auslaufende Konzessionen könnten diese Entwicklung korrigieren. Erklärtes Ziel des Kantons ist es, bis zu 60 Prozent der Kraftwerksbeteiligungen im Bereich der Wasserkraft, die alle 80 Jahre neu vergeben werden, ins Wallis zu holen. Das Wallis als Exportkanton Von den 10 Gigawattstunden Strom aus Wasserkraft wird derzeit etwa ein Drittel im Kanton selbst verbraucht, während der Rest ausserhalb des Kantons zu anderen Kunden transportiert wird. Da der Strommarkt ein internationales Geschäft ist, bekommt das Wallis als Exportkanton die Abhängigkeit vom europäischen Markt stark zu spüren. So auch die FMV mit dem Kanton und den Gemeinden als Hauptaktionäre, die rund zehn Prozent der Walliser Wasserkraft im Portfolio hat und ihren Strom am Markt absetzen muss. «Deshalb sollte die langfristige Strategie auf den Export ausgerichtet sein», betont FMV-Direktor Paul Michellod. Subventionierter Stromüberschuss aus Deutschland zum Beispiel habe einen direkten Einfluss auf den Markt. «Die Wasserkraft im Wallis leidet darunter.» Laut Michellod braucht es neue Regelungen, wie das Stromabkommen mit der EU. «Dieses wurde jedoch nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative eingestellt.» Hinzu kommt der starke Franken, mit dem auch die Einnahmen im Strombusiness ins Schwanken geraten sind. Denn Strom wird heute auch innerhalb des Kantons in Euro gehandelt. Zwar wird Strom für den Endkunden billiger, Produzenten in der ganzen Schweiz und auch im Wallis haben jedoch Verluste zu beklagen. «Aufgrund der Marktentwicklung haben die aktuellen Eigentümer

die Tendenz, die Erneuerungen und die Unterhaltsarbeiten zu bremsen. Die Betriebskosten müssen reduziert werden. Irgendwann kommt aber die Retourkutsche.» Beste Energieerzeugungsquelle Während Produzenten bei neuen erneuerbaren Energien wie Windkraft oder Fotovoltaik weiterhin Subventionen erhalten, hätten es die Wasserkraftbetreiber durch den Markt zusätzlich schwer. «Ist das ein faires Spiel?», fragt sich Michellod. Er wünscht sich für alle dieselben Spielregeln. «Klar brauchen die erneuerbaren Energien in der Startphase Unterstützung, allerdings müssen dann zugleich aber andere Produzenten gestützt werden. Wir kämpfen deshalb auf Bundesebene für provisorische Ausgleichszahlungen.» Denn längerfristig würden im Wallis die Solar- und die Windenergie nicht an die Kapazitäten der Wasserkraft heranreichen. «Der Kanton Wallis wird immer ein Wasserkraftkanton sein. Leider gilt das zurzeit als eher altmodisch.» Gemäss den Visionen des Kantons soll zum Beispiel die Fotovoltaik bis 2035 jährlich mindestens 300 Millionen Kilowattstunden erzeugen. Das stehe jedoch in einem krassen Missverhältnis zu den heute 10 Milliarden Kilowattstunden durch die Wasserkraft. «Wir legen den Fokus deshalb darauf, das Bewährte zu behalten und weiterhin auch in Bestehendes zu investieren», so Michellod. Auch Produktionsleiter Raoul Albrecht betont, dass im Wallis die Möglichkeiten bei den neuen erneuerbaren Energien begrenzt sind. «Das ist ein wichtiger Punkt: Erneuerbare Energie ist immer standortgebunden.» Wasserkraft, die ebenfalls zu den erneuerbaren Energien zählt, bleibe die beste Energieerzeugungsquelle im Kanton. «Wir glauben an die Zukunft der Wasserkraft. Sie ist ökologisch, wirtschaftlich und technisch gesehen die am weitesten fortgeschrittene und verlässlichste Energiequelle.» Heimfall als Chance? Um die Wertschöpfung, die sich aus der Nutzung der Wasserkraft ergibt, vermehrt auch im Kanton

nutzen zu können, ist die Diskussion um die künftigen Heimfälle der Wasserkraft laut den beiden Fachmännern sehr wichtig. «Das neue Modell zum Heimfall ist derzeit in Vernehmlassung. Die FMV würde sich sehr gerne als Kompetenzzentrum für das Walliser Gemeinwesen positionieren», betont Michellod. Eigentümer zu werden, setze aber zahlreiche Kompetenzen voraus. Das heute vorhandene Know-how stecke derzeit zu einem grossen Teil in anderen Firmen, die nicht im Wallis angesiedelt seien. «Wir möchten deshalb auch weiterhin Partner ausserhalb des Kantons haben, die das Risiko, wenn es weniger gut läuft, mittragen.» Mit der Unternehmung Hydro Exploitation, die mehr als 400 Mitarbeitende beschäftigt, bestehe im Kanton bereits heute ein grosses Know-how, in erster Linie im Betrieb und Unterhalt von Kraftwerken. «Die Spezialisten von Hydro Exploitation haben eine breite Erfahrung, die weiterentwickelt werden kann», erklärt Albrecht. In weiteren Bereichen befinde sich die FMV momentan in Entwicklung. Sobald man die kritische Grösse erhöhen könne, sei es auch denkbar, dass Arbeitsplätze, die sich heute ausserkantonal bei den grossen Energie unternehmen befinden, ins Wallis geholt und an verschiedene Orte im Kanton verteilt werden. Es sei aber auch wichtig, entsprechendes Know-how aufzubauen. «Am besten geschieht dies, wenn man Erfahrungen sammelt, Projekte realisiert, am Markt arbeiten kann. Und das auf allen Stufen von der Produktion über den Transport bis hin zur Vermarktung und Verteilung.» Mehr Arbeitsplätze im Energiesektor hätten, so zeigen die Zahlen des BFS, zugleich auch einen positiven Einfluss auf das BIP des Kantons, da dieser Bereich eine sehr hohe Wertschöpfung pro Arbeitsplatz mit sich bringt. Mit heute rund zwei Prozent aller Arbeitsplätze macht der Bereich fast fünf Prozent des BIP des Wallis aus. Die Wertschöpfung pro Arbeitsplatz liegt dabei bei 250 000 Franken. Im Vergleich dazu ist etwa im Tourismus die Wertschöpfung pro Arbeitsplatz mit 70 000 Franken deutlich tiefer.


#UnternehmenWallis WALLISER BOTE November 2015

FMV SA

«Ohne Grosswasserkraft keine Energiewende»

FMV (von Forces Motrices Valaisannes) ist ein Walliser Energieunternehmen mit Sitz in Sitten, das zu 100 Prozent dem Kanton, den Gemeinden sowie den regionalen Endverteilern gehört. Pro Jahr zahlt es rund 13 Millionen Franken Wasserzinsen und Konzessionsabgaben an Kanton und Gemeinden. Aufgrund ihrer strategischen Aufgaben widmet sich FMV hauptsächlich der Erzeugung von Strom durch Wasserkraft sowie dem Transport und der Vermarktung des erzeugten Stroms an ihre Kunden. Ihre Hauptaufgabe ist das Wasserkraftpotenzial der Rhone zu verwerten und zur Nutzbarmachung des Wasserkraftpotenzials der öffentlichen Walliser Gemeinwesen beizutragen. Indem sie auf eine einheimische saubere, erneuerbare, zuverlässige und vorhersehbare Energie setzt, trägt sie zur Stromversorgungssicherheit sowie zum Erhalt der Umwelt im Sinne der nachhaltigen Entwicklung bei.

Im Kurzinterview erklärt der zuständige Staatsrat Jean-Michel Cina, welche Strategie der Kanton Wallis beim Dossier «Heimfall» verfolgt.

Weitere Informationen: www.fmv.ch

Jean-Michel Cina, wie malt sich der Kanton die Zukunft des Energiesektors im Wallis aus? Welche Rolle spielt dabei die Wasserkraft? «Der Anteil der Wasserkraft an der schweizerischen Stromproduktion geht gegen 60 Prozent. So gesehen kommt der Wasserkraft in der Umsetzung der Energiestrategie eine kardinale Rolle zu. Das Wallis stellt dabei rund 30 Prozent der schweizweit produzierten Energie aus Wasserkraft bereit und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur nationalen Energieversorgung und Netzstabilität. Das Votum ‹ohne Grosswasserkraft keine Energiewende› bringt es auf den Punkt.» Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang der sogenannte Heimfall. Wie ist hierbei der Stand der Dinge? «Derzeit befinden sich die im Kanton vorhandenen Produktionskapazitäten aus Wasserkraft hauptsächlich im Besitz von ausserkantonalen Akteuren. Nur rund 20 Prozent dieser Produktion sind in Walliser Hand. Ziel ist es, dass zukünftig, das heisst nach den Heimfällen, mindestens 60 Prozent der Produktionskapazitäten in Walliser Hände gelangen. Dazu sind Gesetzesänderungen notwendig, welche in der ersten Hälfte 2016 im Grossen Rat beraten werden.» Ein Ziel ist es, eine höhere Wertschöpfung im Wallis zu erzielen. Wünschen Sie sich dabei auch eine Art Heimfall bei den Arbeitsplätzen? «In Zukunft soll das Produktions- und Wertschöpfungspotenzial der einheimischen Wasserkraft optimal ausgenutzt werden und ein Grossteil der Produktionserträge im Wallis verbleiben. Eine grosse Herausforderung liegt sicher darin, das gesamte Walliser Gemeinwesen in verantwor-

Bauprojekt: Zugangsstolen in Oberwald

Jean-Michel Cina

tungsvoller und solidarischer Weise an dieser Wertschöpfung partizipieren zu lassen.» Hat es im Wallis neben der reinen Produktion von Gigawatt überhaupt Platz für neue Ideen? Etwa durch neue und innovative Unternehmen? «Das Wallis hat sich in den letzten Jahren in verschiedenen Ranglisten bezüglich Start-ups in den ersten Rängen wiedergefunden. Insbesondere auch im Energiesektor. Mit dem neuen EPFL-Campus Valais/Wallis wird insbesondere auch die HES-SO Valais/Wallis profitieren können, und mit ihr sicherlich auch eine Reihe von neuen Start-ups. Es gibt neben den Start-ups auch bereits bestehende Unternehmen, welche sich im Energiesektor national einen Namen machen konnten. Stellvertretend für diese Firmen sei beispielsweise die Misurio AG in Visp genannt, welche unter der Führung von Dr. Karl Werlen die Energiesysteme von grossen nationalen Playern f lexibel bewirtschaftet.»

Beispiel Kraftwerksbau im Goms

Keine Wasserkraft ohne Turbinen «Für uns ist es entscheidend, dass wir weiterhin langfristig investieren können, um auch künftig genügend Ressourcen und Kompetenzen zu haben», betont FMV-Produktionsleiter Raoul Albrecht. Auch heute verfüge man in der seit Beginn des Wasserkraftwerksbaus vor 100 Jahren sehr innovativen Pioniernation Schweiz nach wie vor über ein gutes Engineering. «Damit dieses erhalten bleibt, muss aber weiter geplant und investiert werden.» Auf der anderen Seite sei auch die Industrie, welche die Wasserkraft mit Anlagen und Einzelteilen beliefert, auf Investitionen angewiesen. Ein aktuelles Beispiel für eine nachhaltige Investition ist der Bau des Laufwasserkraftwerks zwischen Gletsch und Oberwald – ein Projekt mit einem Investitionsbudget von insgesamt 65 Millionen Franken. In Oberwald frässt sich derzeit eine bis zu 120 Meter lange Tunnelbohrmaschine auf über 2 Kilometer Länge und einer Neigung von bis zu 13 Prozent durch den Berg. Ziel ist es, Wasser des jungen Rottens in Gletsch zu fassen und in einem Stollen zu einer unterirdischen Zentrale in Oberwald zu führen.

Mehrwert durch Kraftwerksbau? «Bauen heisst investieren und zugleich mit regionalen Ingenieurbüros und spezialisierten Baufirmen zusammenarbeiten», erklärt Albrecht weiter. «Allerdings haben keine Walliser Unternehmen eine Tunnelbohrmaschine im Keller.» Man arbeite deshalb im Untertagebau mit national und international tätigen Grossunternehmen zusammen, die auch Tunnelarbeiten im Strassen- und Eisenbahnbau ausführen. «Diese brauchen jedoch regionale Unterstützung, wovon wiederum einheimische Unternehmen profitieren können. FMV ist es ein Anliegen, dass regionale Firmen berücksichtigt werden.» Beim aktuellen Projekt kommen so etwa Oberwalliser Ingenieurbüros und Beratungsfirmen sowie Gommer Unternehmen zum Zug. Aktuell sind insgesamt rund 40 Mann auf der Baustelle. «Und diese Arbeiter übernachten in der Region, werden auch verpf legt und mit allem Wesentlichen versorgt. Damit kann ein Kraftwerksbau einen willkommenen Anteil zur regionalen Wertschöpfung beitragen.»

Strom für 9000 Haushalte

Transport des «Bohrwurms»

Durch zwei vertikalachsige Pelton-Maschinen-Gruppen mit einer maximalen Leistung von 14 Megawatt in der Zentrale sollen in bis zu 6000 Stunden rund 41 Gigawattstunden jährlich produziert werden. Nach der geplanten Inbetriebnahme des Kraftwerks Gletsch-Oberwald können so ab dem Jahr 2017 über 9000 Haushalte pro Jahr mit «einheimischer, sauberer und erneuerbarer Energie» versorgt werden. Ein Vergleich: Diese Energiemenge entspricht rund 20 Mal der Jahresproduktion aus der Windkraft-Pilotanlage auf dem Nufenenpass. Auch der ökologische Aspekt soll, wie Albrecht betont, beim Bauprojekt nicht zu kurz kommen, zumal sich der Standort mit der nahe liegenden Auenlandschaft Sand bei Oberwald und dem BLN-Gebiet oberhalb von Gletsch genau zwischen zwei Schutzzonen befindet. «Im Rahmen der Anlage wird auch massiv in die Umwelt investiert. Wir dürfen Wasserkraft nutzen und investieren zugleich in die Umwelt.» So wurden diverse Umweltmassnahmen im Vorfeld mit der Gemeinde, den kantonalen Behörden und den Umweltverbänden in einem Konzept festgelegt, wie etwa die Aufweitung des Rottens im Bereich der Auenlandschaft.

Beim Kraftwerksbau in Oberwald kommt eine Tunnelbohrmaschine zum Einsatz, die im Oberwallis keine Unbekannte ist. Sie ist etwa bereits beim Vorbereitungsstollen für den Stägjitschugge-Tunnel zwischen Stalden und St. Niklaus eingesetzt worden. Für den Transport des bis zu 120 Meter langen und rund 300 Tonnen schweren «Bohrwurms» waren zahlreiche Spezialtransporte notwendig. Die Maschine, die zuvor in Erstfeld revidiert wurde, musste mit Lastwagen via Gotthard und Nufenen und teils auch auf der Autobahn via Lausanne ins Goms transportiert werden. Dort wurden die Einzelteile wie Legobausteine wieder zusammengefügt. Vor Ort musste für den Betrieb der Bohrmaschine, die mit Baustrom angetrieben wird, zudem eine Spezialleitung zur Baustelle eingerichtet werden.

Für regionale Unternehmen kommen bei einem Kraftwerksbau dieser Grössenordnung verschiedene Baumeisterarbeiten, Materialtransporte, logistische Arbeiten oder Rodungen im Rahmen von Umwelt-

massnahmen zusammen, während zugleich für einheimische Ingenieurbüros Aufträge für unterschiedliche Ingenieur- und Beratungsleistungen anfallen. In letzterem Feld werden unter anderem Arbeiten in den Bereichen Bauplanung, Bauleitung, Geologie, Umwelt und Vermessung vergeben. Anders gestaltet sich die Ausgangslage beim Maschinenbau im Bereich Elektromechanik, wo im Wallis keine und schweizweit nur wenige industrielle Lieferanten angesiedelt sind. «Zwar besteht im Kanton mit der Hydro Exploitation Fachwissen rund um den Unterhalt bestehender Anlagen. Die Komponenten selbst jedoch werden heute überwiegend in Europa oder in noch günstigeren Ländern wie Brasilien oder Indien hergestellt.»

Projekt Kraftwerk Gletsch Oberwald 1. Zugangsstollen Fassung 2. Installationsplätze Gletsch 3. Triebwasserstollen 4. Zentrale Unterirdisch 5. Installationsplatz Portal Auslauf Bauwerk 6. Zugangsstollen Zentrale 7. Installationsplatz St. Niklaus 8. Umweltmassnahmen Aue Sand 9. Materialaufbereitung Kieswerk

OBERWALD

10. Ablagerung Grie Stand: April 2015

GLETSCH


24

#UnternehmenWallis WALLISER BOTE November 2015

Technik im Unterricht

«Mit der Dichte an Baumhütten steigt die Innovationskraft in der Region»

FOTO: VALENTINA VERDESCA

Bis heute hat ‹explore-it› mithilfe von Gönnern mehr als 100 000 Kinder und Jugendliche erreicht, die jeweils bis zu 20 Stunden mit dem Lernangebot gearbeitet haben. Jährlich bieten wir auch Weiterbildungskurse für bis zu 500 Lehrpersonen und sogenannte regionale Erfindertage an. Auf eine Initiative von Jean-Pierre Bringhen hin unterstützen wir im Wallis seit zwei Jahren mit der Aktion ‹VS:explore-it› Schulen durch Weiterbildungskurse sowie Lernmaterial und organisieren jährlich einen Erfindertag. Das Projekt wird durch den Handwerkerverband (Bureau des métiers), den Verein Jugend und Wirtschaft, den Kanton Wallis und die Pädagogische Hochschule Wallis unterstützt.»

René Providoli von «explore­it»

Technik umgibt uns jeden Tag und erleichtert das Leben in verschiedenerlei Hinsicht. Oftmals geht dabei aber unter, dass wir unterdessen abhängig von ihr sind. Auch die Schweizer Wirtschaft ist auf die Rekrutierung von Berufsleuten mit technischen Qualifikationen angewiesen. Gut ausgebildete Fachkräfte sind eine wichtige Voraussetzung für die Bereitstellung von qualitativ hochstehenden Produkten und Dienstleistungen und sind eine Quelle für Innovation.

Mit einer gezielten Kinder- und Jugendförderung soll sichergestellt werden, dass auch in den kommenden Jahren gut ausgebildete Berufsleute zur Verfügung stehen. Die Kinder- und Jugendförderung müsse bereits früh ansetzen, erklärt René Providoli, Geschäftsführer von «explore-it». Wie das geht, erklärt er im Interview. Herr Providoli, was ist «explore-it»? «‹explore-it› ist seit 2008 ein gemeinnütziger Verein und seit 2012 eine Stiftung zur Förderung der Freude und des Verständnisses an Technik und Naturwissenschaften. Entstanden ist ‹explore-it› aus einem Forschungs- und Entwicklungsprojekt der beiden Pädagogischen Hochschulen des Kantons Wallis und der Fachhochschule Nordwestschweiz. Wir vertreiben in der Schweiz und in Liechtenstein Lernmaterial direkt für die Hand von Schülern ab der 4. Klasse, mit denen diese technische Objekte bauen oder Experimente machen können. Am Ende der Unterrichtseinheiten können die Kids ihr Elektroauto oder ihr eigenes Strom produzierendes Lavabokraftwerk mit nach Hause nehmen.

Mit welchen Massnahmen fördert «explore-it» die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen für die Technik? «Wir konzentrieren uns vor allem auf den Unterricht in der Volksschule, weil wir hier den besten Multiplikator sehen. Das Thema ist in den Lehrplänen vorgeschrieben, unser Ansatz bedingt keine aufwendige Infrastruktur, und die Lehrkräfte, die sich mit Lernprozessen auskennen, sind zugegen. Der entscheidende Faktor sind dabei neben den Gönnern die Lehrerinnen und Lehrer – sie muss man unbedingt unterstützen! Als aktive und ehemalige Lehrerbildner liefern wir den Lehrpersonen geeignete Lehrmittel und schulen sie in Kursen für den Einsatz im Unterricht. Das Experimentiermaterial wird für die Lernenden konzipiert. Begeisterung wecken wir damit, dass den Lernenden ermöglicht wird, selber Hand anzulegen, um etwa aus Isolationsmaterial ein Flugzeug zu bauen und es schliesslich zum Fliegen zu bringen. Das Selberbauen, das Ausprobieren, das Experimentieren und das Reparieren machen Freude, etwa wenn das Flugzeug nach dem Anbringen von Klappen einen Looping f liegt. Im Vordergrund steht dabei das Selbermachen, das Emotionen weckt und vom Stolz genährt wird, etwas Nützliches gemacht zu haben. Für Kinder haben selbst hergestellte Objekte oft einen Wert, den gekaufte Artikel nicht erreichen. Wichtig ist auch die Arbeit in der Gruppe. Diese macht nicht nur mehr Spass, sondern stimuliert den Lernprozess und regt den Forschergeist an. So ist das ja auch im richtigen Leben. Gute Vorbilder und Konkurrenz beleben den Geist.» Wo lernt ein Kind Technik? «Hier müssen wir zuerst darüber reden, was Technik eigentlich ist. Technik ist nämlich nicht nur ‹Handy und Computer›. Ein Schuh, ein Trinkbecher oder ein Möbelstück sind ebenfalls äusserst wichtige technische Objekte. Auch Nahrung, Mobilität, Entsorgung oder Kommunikationsmöglichkeiten sind die Ergebnisse des Einsatzes von Technik. Eine Definition von Technik, die mir persönlich sehr gut gefällt, lautet: ‹Technik ist das, was es uns erlaubt, faul zu sein.› Daraus ist zu folgern, dass es gut tut, sich erst einmal mit einfachen Problemen in der Technik aktiv handelnd auseinanderzusetzen und die Rolle des Konsumenten abzulegen. Eine erste Lektion in Technik lautet somit: Eigentlich funktioniert sie gar nicht – es geht darum Technik in Funktion zu bringen und in Funktion zu erhalten oder sauber ausser Funktion zu setzen. In optimaler Weise nähern sich Kinder Technik also dann, wenn sie eine Baumhütte bauen, einen Bach stauen oder eine Seifenkiste konstruieren. Leider passieren solch wunderbare Lernmomente in Technik und Naturwissenschaften heute immer weniger. Wir von ‹explore-it› konzentrieren uns darum auf den Schulunterricht.»

Welche weiteren Angebote bestehen im Oberwallis? «Ausserhalb des obligatorischen Schulunterrichts gibt es nur wenige Möglichkeiten. Eine löbliche Ausnahme im Oberwallis ist der Erfinderclub in Brig, den ‹explore-it› vor drei Jahren initiiert hat und der heute von einem eigenen Verein betrieben wird. Kinder kommen heutzutage zuhause nur selten in Kontakt mit Technik. In der Landwirtschaft, beim Kochen oder auch beim Reparieren von Alltagsobjekten würden sich aber viele Möglichkeiten bieten.» In welchem Alter sollte das TechnikInteresse geweckt werden? «Am besten beginnt man damit natürlich möglichst früh, indem kleine Kinder mit Sand, Wasser und einfachstem Spielgerät Erfahrungen machen können. Dieses eher noch dem Spielen zuzuordnende Entdecken ist fundamental für das spätere Lernen – nicht nur in Technik. Das beste Alter, um schliesslich in die Themen Technik und Naturwissenschaften einzutauchen, ist ab neun Jahren und dauert bis etwa zum 13. Altersjahr. In der Pubertät sind oft andere Themen wichtiger, und die haben in den seltensten Fällen mit Technik zu tun. Eltern rate ich, Kindern auch beim Thema Technik Freiräume zu gönnen und die Interessen der Kinder, die wirklich bei fast allen vorhanden wären, wahrzunehmen; also keine Angst davor, dass eine Drittklässlerin mit dem Sackmesser schnitzt und ein Vierjähriger beim Rüsten von Gemüse mithilft. Ferner braucht es Zeit. Wenn rudimentäres Werkzeug, nicht allzu aufgeräumte Räume und einfachstes Material verfügbar sind, steigt die Dichte an Baumhütten in der Region und damit die Chance darauf, dass Kinder einmal mündige, verantwortungsvolle Bürger und schlaue Köpfe werden. Hier sind neben den Eltern auch Behörden, Verkehrsplaner, Spielplatz-Anwohner, ja eigentlich alle gefordert.» Kann man Kinder mit Produkten aus der Spielwarenindustrie, wie Experimentierkästen oder Roboter, für das Thema sensibilisieren? «Vor allem bei kleinen Kindern warnen viele Experten vor zu perfekten Spielwelten, welche die Phantasie der Kinder kaputt machen. Wenn beispielsweise das Gesicht einer Puppe nicht zu genau definiert ist, kann man damit neben lustigen auch traurige Situationen spielen. Wenn aus steckbaren Plastik-Bauklötzen nur exakt das vorgegebene Objekt gebaut werden kann, ist das schade. So paradox es klingt, aber weniger Spielzeug macht mehr Spiel. Wenn die Möglichkeit besteht, dass etwas kaputt gehen kann, steigen gleichzeitig die Möglichkeiten im Spiel. Sand, Steine, Äste oder Wasser haben schon unseren Grosseltern wunderbare Spiel- und Lernmöglichkeiten eröffnet. Die Werkstatt im Remis und die ältere Frau in der Nachbarschaft, die noch vieles selbst f lickt, sind ideale Lernfelder für Kinder. Gekaufte Experimentiersets und Roboterspielzeuge sind es nur dann, wenn sie den Kindern die Gelegenheit zum eigenen Erkunden und Gestalten lassen. Im Unterricht ist diese Herangehensweise übrigens darum gut realisierbar, weil Kinder in der Schule in einer grösseren Gruppe beisammen sind. Die Eltern, welche mit dem Zögling vor der Bauanleitung eines Experimentierkastens sitzen, werden es ungemein schwieriger haben, die Initiative dem Kind zu überlassen. Eine Gruppe verunmöglicht es im Unterricht hingegen, dass die Lehrperson für jeden die Arbeit übernimmt.»

Wie können besonders Mädchen für Technik begeistert werden? «Festgefahrene Rollenbilder, geringe Beteiligung von Frauen in der Erwerbsarbeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind sehr tief gesellschaftlich verankerte Stichworte zum Thema. Man sollte mit der Förderung in Technik für Mädchen schon früh anfangen. Am besten dann, wenn sich noch kein grosser Unterschied zwischen den Geschlechtern manifestiert hat – konkret von der dritten bis zur sechsten Primarklasse. Damit kann die Chance erhöht werden, dass das Interesse auch die sich in der Pubertät manifestierenden Probleme überdauert. Grundsätzlich scheint es mir aber auch wichtig, dass man sich die Frage stellt, wie man Mädchen, aber auch Buben für nicht geschlechtstypische Berufe sensibilisieren kann. Hier gilt es, die oben angesprochenen Probleme mit umgekehrten Vorzeichen zu diskutieren: Wie ist es mit Familienarbeit von Männern? Ist es eine gute Entwicklung, dass nur noch wenige Männer in der Volksschule unterrichten? Werden Buben in der Schule eventuell benachteiligt?» Wie haben sich das Technikverständnis und die Einbringung des Themas in das Schulsystem in den vergangenen Jahren verändert? «Für die Schulen wird das Thema immer wichtiger, da die Anforderungen immer komplexer werden. Wie schon erwähnt, waren es sich Kinder noch vor einigen Jahrzehnten gewohnt, etwa in der Landwirtschaft, im Haushalt oder bei Reparaturen mit anzupacken. Auch die Impulse im Wohnumfeld waren vielfältiger. Ein entgegengesetzter Trend lässt sich bei der Anwendung von Computertechnik feststellen, wobei ich bewusst die Formulierung ‹Anwendung› brauche. Viel spannender wäre jedoch das Entwickeln von Computertechnik, beispielsweise das Programmieren. Für die naturwissenschaftlichen Fächer, die eine gewisse Verwandtschaft zur Technik aufweisen, lässt sich aber sicher feststellen, dass versucht wird, sich vom reinen Pauken von Sachwissen hin zu mehr ‹Können› zu bewegen. Es ist für Lernende sehr motivierend, wenn sie einen Versuch nicht nur theoretisch auf dem Papier kennenlernen, sondern selber Hand anlegen dürfen, was sich wiederum mit der Arbeitswelt trifft. Die meisten Kinder mögen es, wenn sie sagen können: ‹Wow! Es funktioniert und ich habe es selber geschafft.› Neben Fachwissen ist dabei auch Selbstvertrauen und der Wille gefordert, Verantwortung zu übernehmen. Gute Ansätze für Technik und Naturwissenschaften bietet überdies der Lehrplan 21. Allerdings bleibt die Frage, wie die darin hoch gesteckten Ziele umzusetzen sind. Mit ‹explore-it› liefern wir darauf eine mögliche Antwort.» Warum ist dem Bereich Technik im Unterricht ein hoher Stellenwert beizumessen? «Albert Einstein soll gesagt haben: ‹Sollen sich alle schämen, die gedankenlos sich der Wunder der Wissenschaft und Technik bedienen und nicht mehr davon geistig erfasst haben, als die Kuh von der Botanik der Pf lanzen, die sie mit Wohlbehagen frisst.›.»


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