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Die steirische Kreativwirtschaft vor Corona

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Erstaunlich resilient

Die Kreativwirtschaft hat im Jahr 2021 – wie die Wirtschaft insgesamt – stark unter den Auswirkungen der Pandemie gelitten. Allerdings haben sich viele Branchen auch als überaus resilient erwiesen. Das verlieh der Kreativwirtschaft sogar insgesamt einen Aufschwung.

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Der kreative Sektor ist ein überaus heterogener Bereich. Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Effekte, die COVID-19 im Jahr 2021 bei den steirischen Betrieben ausgelöst hat. Während der gesamte Event- und Veranstaltungsbereich mit massiven Problemen zu kämpfen hatte, konnten andere Branchen stark zulegen und durch ihr Know-how etwa innerhalb der gesamten Bandbreite der digitalen Kompetenzen punkten. Insgesamt erweist sich die Kreativwirtschaft somit als erstaunlich resilient. Sie ist in der Lage, kurzfristig zu reagieren und auf neue Gegebenheiten mit neuen Produkten und Services zu reagieren. Für das Jahr 2021 liegen noch keine aktuellen Zahlen zur Entwicklung der Kreativwirtschaft nach Pandemiebeginn vor, da die Auswertung der Zahlen durch die KMU Forschung Austria nur alle 2 Jahre von der Creative Industries beauftragt wird. Somit stammen die letzten Zahlen vom Oktober 2020 und die darin ausgewerteten Daten beziehen sich auf den Zeitraum zwischen 2016 und 2018. Darin wird der Kreativwirtschaft eine enorm dynamische und gewohnt positive Entwicklung attestiert: 4.800 Kreativunternehmen (2016: 4.400) sind in der Steiermark tätig, das entspricht einem Anteil von 9 % an allen steirischen Unternehmen. Die mehr als 17.500 selbstständig und unselbstständig Beschäftigten (2016: 16.100) erwirtschafteten einen Umsatz von 2 Milliarden Euro (2016: 1,7 Milliarden). Die Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten beläuft sich auf knapp 1 Milliarde

Kreativunter- (2016: 4.400) nehmen, die in der Steiermark tätig sind 4.800 Euro (2016: 0,8 Milliarden Euro). Die Zahlen zeigen, dass sich die steirische Kreativwirtschaft im Zeitraum 2016 bis 2018 sehr dynamisch entwickelt hat. Die Anzahl der Unternehmen und der Beschäftigten ist jeweils um rund 9 % gestiegen. Die Umsätze haben sich zwischen 2016 und 2018 um mehr als 16 % erhöht, die Bruttowertschöpfung sogar um fast 18 %. Diese hohen Steigerungen sind zu einem großen Teil auf den Bereich Software und Games zurückzuführen, auf den 35 % der Umsätze und mehr als 40 % zur Wertschöpfung der Kreativunternehmen in der Steiermark entfallen.

Die größten Sektoren sind Software und Games, Werbung, der Markt für darstellende Kunst, Architektur sowie Buch- und Verlagswesen. Zu den vergleichsweise kleinen Wirtschaftsbereichen zählen Radio und TV sowie die Musikwirtschaft. Die meisten Unternehmen mit Sitz in der Steiermark sind in der

Umsatz 2 Mrd

Sektoren der Kreativwirtschaft: 1. Architektur 2. Buch- & Verlagswesen 3. Design 4. Werbung 5. Filmwirtschaft 6. Musikwirtschaft 7. Radio & TV 8. Software & Games 9. Markt für darstellende Kunst 10. Bibliotheken, Museen sowie botanische und zoologische Gärten*

von Frauen geführte Kreativwirtschaftsunternehmen

23%

Werbung (22 %) zu finden, gefolgt vom Sektor Software und Games (20 %). Der Markt für darstellende Kunst sowie die Architektur stellen jeweils 15 % der steirischen Kreativunternehmen.

In fast allen Sektoren der steirischen Kreativwirtschaft handelt es sich beim Großteil der Unternehmen um Ein-Personen-Unternehmen (EPU). Im Markt für darstellende Kunst ist der bei Weitem höchste EPU-Anteil zu finden (81 %). Überdurchschnittlich hohe Anteile weisen zudem die Filmwirtschaft (68 %) sowie die Bereiche Design (62 %), Musikwirtschaft (59 %) und Werbung (57 %) auf. Die meisten Architekturbüros (52 %) beschäftigten zwischen 2 und 4 Mitarbeitende. Unternehmen mit 10 und mehr Beschäftigten sind insbesondere in den Bereichen Radio & TV (40 %) und Software und Games (10 %) zu finden. Fachkräftemangel in der Kreativwirtschaft

In der Kreativwirtschaft hat sich seit einiger Zeit und verstärkt im Jahr 2021 ein Phänomen gezeigt, das man bislang nur in anderen Branchen angetroffen hat, nämlich der Fachkräftemangel. Die Auswirkungen sind jedoch da wie dort dieselben. Für die Unternehmen entsteht das aus der klassischen Wirtschaft bekannte Problem, dass es zwar genügend Aufträge gibt, aber zu wenig geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um sie abzuarbeiten.

Betroffen sind davon alle Unternehmensgrößen und -bereiche, vom Office- und Projektmanagement bis zu Sales und Vertrieb. Besonders prekär ist die Lage bei den Kernkompetenzen vieler kreativer Unternehmen, also etwa Interaction Design, Software Development, Coding bzw. Programmieren, aber auch Social Media, Editorial- und Content-Management sowie Anwendungen in den Bereichen der künstlichen Intelligenz (AI), Augmented Reality (AR) und der Virtuellen Realität (VR).

Das hat auch mit der Pandemie zu tun, da die Kreativwirtschaft eine stark erhöhte Nachfrage nach digitalen Services durch Lockdowns und Home Office verzeichnet hat. So ergibt sich die paradoxe Situation, dass die Unternehmen zwar als Treiber der digitalen Transformation fungieren, gleichzeitig dadurch aber selbst zu Betroffenen des Fachkräftemangels werden, da sie zu wenig Ressourcen haben.

Anstieg der Unternehmen & Beschäftigten

9%

Erhöhung der Umsätze 16%

*Der Bereich „Bibliotheken, Museen sowie botanische und zoologische Gärten“ wurde in die Darstellung der Strukturdaten der Studie der KMU Forschung Austria nicht miteinbezogen, da nur ein geringer Teil zur Privatwirtschaft zählt und daher Daten nur in eingeschränktem Maß verfügbar sind.

Die Creative Industries Styria

Die Stärkung der Kreativwirtschaft auf Basis eines modernen Innovationsverständnisses ist die Kernaufgabe der 2007 gegründeten Creative Industries Styria. Der Fokus liegt dabei auf Design sowie auf der Transformations- und Innovationskraft der Kreativwirtschaft.

Als Netzwerkgesellschaft sieht sich die Creative Industries Styria als Brückenbauerin und Vernetzungsinstanz zwischen den Branchen der Kreativwirtschaft und der klassischen Wirtschaft, mit dem Ziel, die Leistungsfähigkeit und die Performance am Markt für alle Beteiligten zu verbessern und auszubauen. Sie schafft Bewusstsein für den kreativen Sektor auf regionaler und internationaler Ebene und ist ein wesentlicher Bestandteil für den Wachstums- und Innovationsmotor am Standort Steiermark. Kreativität wird als wertvoller Rohstoff für den intelligenten Wandel verstanden – die Vielfalt einer vitalen Kreativwirtschaft bietet dazu einen erheblichen Vorteil für cross-innovative Zusammenarbeit innerhalb der steirischen Clusterlandschaft.

Die Creative Industries ist in drei strategischen Feldern aktiv: Awareness & Standort, Impulse & Projekte sowie Netzwerk & Service. Sie arbeitet dabei in zwei Richtungen – zum einen in Richtung klassische Unternehmen, um diese für die Leistungen der Kreativwirtschaft zu sensibilisieren, zum anderen in die kreative Szene, um sie so gut wie möglich mit den Unternehmen der traditionellen Wirtschaft zu vernetzen. Die Creative Industries Styria fungiert dabei als Missing Link, um an den beiden zentralen Schnittstellen Brücken zum jeweils anderen Bereich zu schlagen. Diese Schnittstellen finden sich zwischen den Bereichen Kreation und Produktion einerseits sowie zwischen Produktion und Distribution andererseits.

An der ersten Schnittstelle – Kreation und Produktion – begleitet die Creative Industries Styria den Austausch zwischen Kreativwirtschaft und klassischer Wirtschaft. Dabei werden Projekte entwickelt, in denen in erster Linie die Innovations- und Transformationskraft der Kreativwirtschaft eingesetzt wird. Diese kann ihr ganzes Potenzial voll entfalten, indem sie transformierend auf die verschiedenen Bereiche der klassischen Wirtschaft einwirkt. Das sind in erster Linie die Stärkefelder der steirischen Wirtschaft, also Mobility, Health und Green Tech. Die Creative Industries Styria leistet dabei wichtigen Innovationssupport, um die Entwicklung dieser Bereich weiter voranzutreiben.

Im zweiten Bereich – Produktion und Distribution – legt die Creative Industries Styria den Fokus auf die weltweite Vermarktung steirischer Produkte. Sie nutzt dabei ihr internationales Netzwerk aus Personen, Medien und Standorten und unterstützt die Unternehmen damit aktiv im Vertrieb. Kreativität fungiert als jener Wettbewerbsvorteil, der den Unternehmen Alleinstellungsmerkmale sichert und sie im internationalen Wettbewerb klar positioniert. Erfolgreiche Kooperationen zwischen Kreativwirtschaft und klassischer Wirtschaft dienen dabei auch als Best-Practice-Beispiele, um die weitere Vernetzung voranzutreiben und den „Rohstoff Kreativität“ in der gesamten steirischen Wirtschaft zu verankern. Die Arbeit an beiden Schnittstellen folgt dem Leitmotiv: Created in Styria – Produced in Styria – Sold Worldwide.

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