Das literarische Moskau

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Das literarische Moskau Moskau in der russischen Literaturgeschichte

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Alexander Sergejewitsch Puschkin Lew Nikolajewitsch Tolstoi Fjodor Michailowitsch Dostojewski Besichtigungstour 4

Anton Pawlowitsch Tschechow

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Michail Afanassjewitsch Bulgakow Besichtigungstour 6

Sergei Alexandrowitsch Jessenin Besichtigungstour 7

Ausl辰ndische Schriftsteller in Moskau Liste der Museen Informationen 端ber Reiseb端ros

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Moskau in der russischen Literaturgeschichte Wenn man einen Bericht über die russische Literatur beginnt, sollte man als Allererstes die Volkskunst erwähnen. Es handelt sich dabei um Folklore, die keinen Autor hat, jedoch von Generation zu Generation weitergegeben wird. Die Bekanntesten davon sind Märchen und Sagen. In der Zeit, als die Sagen entstanden, war Moskau noch keine Hauptstadt, wurde aber bereits in den Volkssagen erwähnt. Darunter kann man als erstes die Legenden über die Gründung Moskaus nennen, in denen wirkliche Ereignisse, Personen und ihre Handlungen mit

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der Fiktion verflochten sind: Mehrere historische Figuren werden zu einem erfundenen Helden, spätere Ereignisse werden über die frühren geschichtet, es tauchen neue Einzelheiten und Details auf. Deshalb können Sagen natürlich nicht zu den zuverlässigen historischen Quellen gezählt werden, sie sind jedoch zweifellos ein ausdruckstarkes Beispiel der Volkskunst. Kinder zwischen drei und zwölf Jahren können die Helden der russischen Märchen und Sagen kennen lernen, und sogar an märchenhaften Abenteuern teilnehmen − im Haus der Märchen «Schili byli « (Es war einmal), das sich auf dem Gelände des Allrussischen Ausstellungszentrums befindet.

Die schriftlichen Quellen altrussischer Literatur kann man in mehrere Kategorien unterteilen. Zu der ersten Gruppe gehören religiöse Texte, solche wie das Evangelium und die Heiligenviten. Zur zweiten Gruppe − dokumentarische Werke: Chroniken (Niederschriften der Ereignisse) und Wanderungen (Reiseberichte). Die dritte Gruppe vereinigt in sich religiöse und historische Erzählungen, die eine bestimmte künstlerische Bearbeitung vorweisen. Das sind die so genannten Worte (Mären, Erzählungen). Sie ähneln am meisten den Werken der schönen Literatur. Alle diese Literaturdenkmäler sind auf irgendeine Weise mit Moskau verbunden. Zum Beispiel gehört die erste Erwähnung Moskaus in der Chronik in das Jahr 1147 und klingt folgendermaßen: «Und Juri schickte zum Swjatoslaw, und sagte so: «Komm zu mir, Bruder, nach Moskau»… Und so haben sie sich mit Juri freundlich geküsst am Freitag, an der Lobeserhebung der heiligen Muttergottes, und freuten sich. Am Morgen befahl Juri ein großes Festmahl zu veranstalten…» Es handelt sich um den Fürsten Juri Dolgoruki, der als der Gründer Moskaus gilt, und über seinen Verbündeten, Swjatoslaw Olgowitsch. Aus der Chronik wird ersichtlich, dass die Stadt damals schon existierte, aber da es kein genaues Gründungsdatum gibt, ist es üblich, das Jahr 1147 für Moskaus «Geburtsdatum» zu halten. Das bekannteste Denkmal der altrussischen Literatur ist das «Igorlied»

(Slowo o polku Igorewe), das eine Dichterzählung über den Feldzug der russischen Fürsten gegen die Kumane darstellt. Übrigens war Fürst Igor, der Held des Igorlieds, ein Sohn von Swjatoslaw Olgowitsch. Einer der bekanntesten Werke der mittelalterlichen Literatur ist das «Domostroi», ein Denkmal der russischen Literatur des 16. Jahrhunderts, welcher eine Sammlung von Regeln, Ratschlägen und Belehrungen für alle Lebensabschnitte des Menschen und der Familie ist, inklusive der öffentlicher, familiären, hauswirtschaftlichen und religiösen Fragen. Dieses literarische Werk, das sehr wertvoll in literarischer und geschichtlicher Hinsicht ist, ist ebenfalls unmittelbar mit Moskau verbunden. Es wird angenommen, dass das Buch vom Protopopen Silvester als eine Lebensanweisung für den jungen Zaren Iwan den Schrecklichen geschrieben wurde (möglicherweise wurde es ganz oder teilweise aus frühren Quellen abgeschrieben). Die alten Bücher kann man in Moskau in mehreren Museen besichtigen. Das sind: Ab dem 18. Jahrhundert wird die russische Literatur mit den Namen herausragender Meister des schönen Wortes bereichert. Als erster ist hier Michail Wassiljewitsch Lomonossow zu nennen, dessen Beitrag zur russischen Wissenschaft und Bildung wahrhaftig schwer zu überschätzen. In der Literatur hat er sich dadurch eingeprägt, dass er in Russland als erster ein Lehrbuch für Rhetorik in russischer Sprache verfasst hat, die Grundlagen der Grammatik und das

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stilistische System der russischen Sprache, der drei Stile, erfunden hat, zusammen mit W.K.Trediakowski die alternierende Reform in der Metrik entwickelte und vieles mehr. Lomonossow erinnert an sich nicht nur als Autor von wissenschaftlichen Untersuchungen in unterschiedlichsten Wissensgebieten, er hat sich auch als Dichter bewährt. Seine Gedichte werden in der Schule durchgenommen, und viele seiner Ausdrücke wurden zu geflügelten Worten. Der Name Michail Wassiljewitsch Lomonossow ist eng mit Moskau verbunden. Genau in diese Stadt wandert er zu Fuß im Jahre 1730, hier besucht er die Moskauer slawisch-griechisch-lateinische Akademie. Nach seinen Entwürfen ist die Moskauer Staatliche Universität gebaut, die mit Stolz den Namen dieses großen Menschen trägt. Einen großen Schatz in der Literatur des 18. Jahrhunderts haben auch andere Autoren hinterlassen: D.I.Fonwisin, der als Erschaffer von Komödien bekannt wurde, der Dichter

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G.P.Derschawin, A.P.Sumarokow, Schriftsteller und herausragender Historiker, der bis heute einer der unbestrittenen Autoritäten in diesem Gebiet ist, Historiograph, Schriftsteller und Dichter N.M.Karamsin, Fabelschreiber I.A.Krylow und viele anderen. Für die meisten spielte Moskau in ihrem Leben eine großer Rolle, beeinflusste unmittelbar ihr literarisches Schaffen: die einen wurden hier geboren, die anderen verbrachten hier einen bestimmten Lebensabschnitt, suchten nach Inspiration und fanden sie auch. Den Anfang des 19. Jahrhunderts nennt man oft das Goldene Zeitalter der russischen Dichtung. In dieser Zeit schufen ihre Werke die großen Poeten W.A.Schukowski, K.N.Batjuschkow, A.S.Puschkin, M.J.Lermontow, F.I.Tjuttschew und viele anderen. Im Übrigen war das ganze 19. Jahrhundert reich an großartigen Literaturschaffenden. Gut bekannt sind die Namen solcher Prosaisten wie I.S.Turgenew, N.W.Gogol, F.M. Dostojewski, L.N. Tolstoj, I.A. Gontscharow, M.E. Saltykow-Schtschedrin. Und das sind nur die bekanntesten Autoren! Sie alle haben die russische Literatur und die Weltliteratur durch Werke bereichert, die nie an Aktualität verlieren, ihr Leben und ihr Schaffen ist so oder so mit Moskau vereint. Diese Periode kann man in den Ausstellungen des Staatlichen Literaturmuseums und in der Vielzahl an persönlichen Museen der berühmtesten Schriftsteller und Dichter dieser

Epoche genauer kennen lernen. Das Neuaufblühen der Poesie, das Anfang des 20. Jahrhunderts begann, ist als das Silberne Zeitalter bekannt. In dieser Zeit gingen am Literaturhimmel neue Sterne auf, die innovative Strömungen geschaffen und in einem hohen Maße die russische Dichtung bereichert haben. Zu den Dichtern des Silbernen Zeitalters gehören N.S.Gumiljow, A.A.Achmatowa, A.A.Blok, M.A.Kuzmin, O.E.Mandelstam, W.W.Majakowski, S.A.Esenin und viele andere. Ein reiches Literaturerbe hinterließen auch die Prosaisten dieser Zeit: A.P.Tschechow, I.A.Kuprin, W.G.Korolenko. Die Literatur dieser Epoche Anfang des 20. Jahrhunderts kann man in einem wunderbaren Museum, dem so genannten Museum des «Silbernen Zeitalters» kennen lernen. Es befindet sich im Haus von W.J.Brjussow, eines bekannten Literaturschaffenden und Übersetzers. Es war Brjussow, der dem russischen Leser das freudige Treffen mit solchen ausländischen Autoren wie Émile Verhaeren, Paul Verlaine, Arthur Rimbaud, Edgar Allen Poe, Romain Rolland, George Gordon Byron, Oscar Wilde und vielen anderen ermöglichte. Die Literatur der sowjetischen Periode kann man bedingt in «offizielle» Literatur, die Werke von anerkannten Autoren, die in der UdSSR gedruckt wurden, und die «inoffizielle» Literatur, die Zuweilen sogar illegal oder von Emigranten geschrieben wurde, unterteilen. Diese Grenzen sind sehr

bedingt, weil zu verschiedener Zeit dieser nicht einfachen historischen Periode der Autor aus der einer Kategorie in die andere gelangen konnte. Unter den herausragenden Schriftstellern, die ihre Werke im 20. Jahrhundert in der russischen Sprache verfasst haben, kann man in erster Linie die Nobelpreisträger I.A.Bunin (1933), B.L.Pasternak (1958), M.A.Scholochow (1965), A.I.Solschenizyn (1970), I.A.Brodski (1987) nennen. Nicht zu verachten sind ebenfalls solche Meister des Wortes, wie die Prosaisten M. Gorki, M.A. Bulgakow, A. Platonow, A.S. Grin, W.W. Nabokow und die Dichter M.I. Zwetajewa, O.I. Bergolz, A.T.Twardowski, N.A.Sabolozki und viele viele anderen. Informationen zu der zeitgenössischen russischen Literatur sind in den abwechslungsreichen Ausstellungen der Literaturabteilung des 20./21. Jahrhunderts des Staatlichen Literaturmuseums erhalten. Eine vollständige Liste der Museen, die sich in Moskau befinden, finden Sie auf der letzten Seite dieses Buches. Moskau nimmt im Schaffen der meisten russischen Schriftsteller einen ganz bestimmten Stellenwert ein, aber es gibt auch solche Autoren, in deren Leben unsere Hauptstadt eine große, manchmal auch die tragende Rolle gespielt hat. Ihre Namen tragen Straßen und Metrostationen, ihnen zu Ehren wurden Denkmäler errichtet und Museen eröffnet. Über einige von ihnen erzählen wir ausführlicher in diesem Reiseführer.

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Besichtigungstour 1

In Russland kennen und lieben die Werke von Alexander Sergejewitsch Puschkin Menschen aller Altersklassen und Generationen. Die Kinder können die guten und lehrreichen Märchen des großen Dichters auswendig, junge Menschen lesen ihre erste Liebesgeschichte als ein Roman in Gedichtsform «Eugen Onegin», und die Älteren lesen mit Interesse «Die kleinen Tragödien». Viele Entdeckungen bergen die wunderbare Prosadichtung Puschkins, seine historischen Werke und natürlich seine Gedichte. Deshalb sind die Leser darauf begierig, mit dem Schaffen des Klassikers in Berührung zu kommen, indem sie die Orte besuchen, wo er lebte und wirkte, mit den die Ereignisse in seinem Leben und seinen Werken verbunden sind. Es gibt in unserem Land viele Orte, die mit Puschkin verbunden sind, aber Moskau hat darin einen besonderen Platz, denn das ist die Stadt, wo der Dichter geboren war und seine Kindheit verbrachte. Hier traute er sich auch mit Natalja Nikolajewna Gontscharowa. Das Haus in der Deutschen Siedlung, wo Puschkin geboren wurde, blieb nicht erhalten. Wie die Wissenschaftler vermuten, befand es sich im Bezirk des Hauses 42 in der gegenwärtigen Baumanskaja Straße. Jedoch «überlebte» bis in unsere Zeit das 1 Haus seines Onkels W.L.Puschkin (Metrostationen «Baumanskaja», «Kurskaja», «Krasnyje Worota», Staraja Basmannaja Straße 36). Bald befindet sich hier eine neue Ausstellung, die von der Kindheit des

Alexander Sergejewitsch Puschkin (1799–1837)

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Dichters berichten wird. Im Moment befindet sich dieses einstöckige Holzhaus im Umbau. Die Kirche, in der Puschkin getauft wurde, lag in der Nähe. Heute befindet sich hier 2 die Epiphanien-Kathedrale zu Jelochowo (Metrostation «Baumanskaja», Spartakowskaja Straße 15).

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Höchstwahrscheinlich existierte hier die Holzkirche ab dem 17. Jahrhundert. Im Jahre 1799, als der zukünftige Dichter hier getauft wurde, war die Kirche bereits aus Stein erbaut, und das Gebäude im Empire-Stil, die wir jetzt sehen können, wurde in der Zeit 1835 - 1845 vom Architekten E.D.Tjurin geschaffen. Das 3 Staatliche Puschkin-Museum (Metrostation «Kropotkinskaja», Pretschistinka Straße 11), hilft Ihnen dabei, sich besser vorzustellen, in welcher Zeit Puschkin lebte, mit welchen Leuten er verkehrte und welche Ereignisse sein Schaffen beeinflussten. Verwechseln

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Sie ihn bitte nicht mit dem Staatlichen A. S. Puschkin-Museum für bildende Künste, das eine Sammlung von herausragenden künstlerischen Werken ist und sich in der Nähe befindet. Wenn Sie von der Metrostation «Kropotkinskaja» dem Wegweiser «Zum Pusch-

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kin-Museum» folgen und ein Stück vorwärts entlang der Pretschistinka Straße gehen, werden Sie direkt vor Ihnen eine Einzelvilla, die mit Säulen geziert ist, sehen. Das ist das alte Adelsanwesen der Familie Chruschtschowy-Selesnjowy. Heute könnte man fragen, ob Puschkin

hier einmal gewesen ist, aber bei der engen Freundschaft mit dem Besitzer A.P.Chruschtschow und der Lebensweise der damaligen Zeit könnte man annehmen, dass der Dichter höchstwahrscheinlich dieses Haus aufsuchte. Wichtig ist auch die Tatsache, dass das Haus, das nach dem Krieg im Jahre 1812 erbaut wurde, ein typisches Gebäude für die Moskauer Architektur in der Zeit nach dem Brand von 1812 ist. Sogar nach der Größe des Hauses zu urteilen kann man über das Ausmaß der Museumssammlung urteilen, die wirklich sehr umfangreich ist. Ihr Hauptvorteil besteht darin, dass sie sowohl das Interesse eines Kindes als auch eines Erwachsenen wecken kann, sowohl eines Menschen, der sich mit dem Lebenswerk und der Biographie Puschkins auskennt, als auch eines unerfahrenen Entdeckers der Werke Puschkins. Der Besuch dieses Museums kann den ganzen Tag in Anspruch

nehmen, und selbst das wird Ihnen als nicht ausreichend erscheinen. Außerdem verfügt das Museum über ein umfassendes thematisches Programm. Es handelt sich dabei um Veranstaltungen für Kinder, Fußgänger- und Busausflüge, Ausstellungen, Familienveranstaltungen. Der zweite, jedoch nicht weniger wichtige Punkt auf der Karte der Puschkin-Route ist 4 die PuschkinGendenkwohnung in der Arbat Straße (Metrostation «Smolenskaja», Arbat Straße 53). Hier, im zweiten Stock, lebte der große Dichter nach seiner Trauung mit Natalja Gontscharowa drei Monate lang (23. Januar – 15. Mai 1931). Die Ausstellung füllt das ganze Haus, welches der Adelsfamilie Chitrowo gehörte, und macht die Besucher mit Puschkins Moskau bekannt, erzählt über die Verbindung Puschkins mit der Stadt seiner Kindheit und bietet natürlich die

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Möglichkeit, durch die selben Räume zu wandern, in denen dieser großartiger Mensch einst lebte. Gegenüber dem Haus befindet sich eine 5 Skulptur, gearbeitet von A.N.Burganow und I.A.Burganowa, welche den Dichter und seine junge Ehefrau in dem Moment darstellt, als sie dabei sind, das Haus in der AbratStraße zu betreten.

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Getraut wurde Alexander Sergejewitsch und Natalja Nikolajewna in der Kirche der Christiehimmelfahrt in Storoschki, beim Nikitski Tor, man nennt sie auch «Die große Himmelfahrt» (Metrostation «Arbatskaja», Bolschaja Nikitskaja Straße 36). Wahrscheinlich war das Gebäude, das wir heute sehen können, noch nicht fertig gestellt, weil der Bau lange Jahre durch verschiedene Ereignisse unterbrochen war (so war es oft bei großen Bauwerken). Heute ist es eines der bekanntesten Gotteshäusern Moskaus, daneben befindet sich die 7 Rondell-Fontäne «Natalja und Alexandr», die zum 200-jährigen Jubiläum des Dichters erbaut wurde (Bildhauer: M.W.Dronow). Unter den Puschkin-Orten sollte man unbedingt die Twerskaja Straße erwähnen, zu der Sie ab der «Großen Himmelfahrt» der Twerskoj Boulevard führen wird. Und obwohl es hier praktisch keine Gebäude der damaligen Zeit mehr gibt, existiert hier ein lebender

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Zeuge der Epoche Puschkins − eine riesige Eiche, die 230 Jahre alt ist! Auf der Promenade gibt es ein Theater, der nach dem Dichter benannt wurde. Das 8 Moskauer Puschkin-Theater (Metrostationen «Twerskaja», «Puschkinskaja», «Tschechowskaja», Twerskoj Boulevard 23) befindet sich in einem Gebäude, das im 17. Jahrhundert erbaut wurde. Die Promenade führt zu einem der bekanntesten Denkmäler Puschkins und gleichzeitig zu einem der romantischsten Plätze Moskaus. Das 9 Denkmal, angefertigt von A.M.Opekuschkin, wurde 1880 errichtet. Zu beiden Seiten erstreckt sich die Twerskaja Straße. Die berühmte Beschreibung dieser Straße hinterließ Puschkin in «Eugen Onegin». Und obwohl die Straße seitdem bedeutende Änderung hingenommen hat, kann man manche Gegenstände dennoch finden. Zum Beispiel dieselben «Löwen am Tor» des 10 Gebäudes des ehemaligen Englischen Klubs, in dem sich heute das Staatliche zentrale Museum der modernen Geschichte Russlands befindet (Metrostation «Twerskaja», «Puschkinskaja», «Tschechowskaja», Twerskaja Straße 21). Die Twerskaja Straße führt Sie direkt zum 11 Kreml, dem Wahrzeichen Moskaus und Russlands. Wenn man seine majestätischen Mauern und feierlichen Türme erblickt, muss man einfach Puschkin zitieren: «Moskau ... wie viel klingt in diesem Laut für das russische Herz doch mit! Wie viel hallet darin wider!»

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Besichtigungstour 2

Tolstoi gehört zu den Klassikern, deren Werke uns das ganze Leben lang begleiten. Für viele Kinder in Russland ist das erste Buch, das sie selbständig lesen, das «ABC» von Lew Nikolajewitsch Tolstoi. Darin verwandeln sie zum ersten Mal Buchstaben zu bekannten Wörter aus seinen Märchen, die ihnen davor die Erwachsenen vorgelesen haben. Lehrreiche Erzählungen und die Trilogie «Kindheit. Knabenalter. Jünglingsjahre» kennt in Russland jeder Schüler, und die Schüler höherer Klassen entdecken für sich den Roman des Schriftstellers «Krieg und Frieden», den viele nicht nur einmal in ihrem Leben lesen. Auch andere Bücher des Schriftstellers verlieren nicht an Beliebtheit. Sie werden in großen Auflagen gedruckt, sie werden verfilmt, und viele ihrer Figuren sind in die Sprichwörter eingegangen. Der Name Lew Tolstoi ist auch im Ausland bekannt und stellt eines der Sinnbilder der russischen Literatur und Philosophie dar. Es ist allgemein bekannt, dass der Schriftsteller ein langes Leben gelebt hat, im Verlauf dessen er oft in Moskau gewesen war. Es sind viele seiner Moskauer Adressen bekannt, aber leider haben bei Weitem nicht alle Gebäude die Zeit überdauert. Zum Glück blieb das 1 Anwesen von Tolstoi «Chamowiki» (Metrostation «Park Kultury», Lew Tolstoi Straße 21) erhalten. Dieses Haus gehörte dem großen Schriftsteller, hier lebte er mit seiner Familie von Oktober 1882 bis Mai 1901, schuf eine Vielzahl

Lew Nikolajewitsch Tolstoi (1828–1910)

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seiner Werke, hier werden seine persönlichen Sachen aufbewahrt, die Einrichtung seines Arbeitszimmers wurde rekonstruiert. In diesem Haus besuchen Sie ohne Übertreibung den großartigen Schriftsteller, denn das Museumsfonds zählt etwa 6 000 Ausstellungsstücke, und alle diese Gegenstände gehörten dem Schriftsteller und seiner Familie und könnten Vieles über ihn berichten. Das Anwesen charakterisiert ebenfalls Lew Nikolajewitsch. Beim Kauf dieses Hauses war für Tolstoi ein wichtiger Gesichtspunkt das Vorhandensein eines Gartens, der ihn an Jasnaja Poljana erinnern musste, wo er mit seiner Familie jedes Jahr den Sommer verbrachte. Lew Nikolajewitsch Tolstoi, seinem Schaffen und seinen Helden ist die 2 Literaturausstellung in der

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Pretschistinka (Metrostation «Kropotinskaja», Pretschistinka Straße 11) gewidmet. Einzelne Räume sind verschiedenen Lebensabschnitten des Schriftstellers und seinen wichtigsten Romanen geweiht. Beide Museen führen eine aktive kulturelle und aufklärende Arbeit durch. Hier werden Exkursionen, Vorträge, Themenabende und Theateraufführungen veranstaltet. Einen besonderen Stellenwert, wie auch im Leben des Schriftstellers, hat die Arbeit mit Kindern. Das 3 Tolstoi Zentrum in der Pjatnizkaja Straße (Pjatnizkaja Straße 12) wirkt in dem Haus, wo möglicherweise Lew Tolstoi eine Wohnung mietete. Da die Häuser früher oft nach seinen Besitzern benannt wurden, ist es schwierig zu erraten, in welchem der Häuser des ein und desselben

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Besitzers, die sich in der Pjatnizkaja Straße befanden, Tolstoi lebte. Auf eine interessante Weise ist auch der Moskauer Kreml mit dem Namen Tolstoi verbunden. Es liegt daran, dass der Vater seiner Braut und zukünftiger Ehefrau Sofja Andrejewna, der Arzt des Moskauer Palastkontors

gewesen war und im Kremlpalast Poteschny gelebt hatte. Tolstoi, der die Familie gut kannte, war oft dort zu Besuch. Lassen Sie uns nun dem Roman «Krieg und Frieden» zuwenden. Ungeachtet der Tatsache, dass das Feuer von 1812 in Moskau die Gestalt der Stadt erheblich verändert hatte, sind einige der Gebäude, die im Roman beschrieben sind, bis heute erhalten geblieben. Die einen werden im Roman direkt erwähnt, andere wurden von den Erforschern des schöpferischen Wirkens Tolstoi «ermittelt». Wenn man von wahren Ereignissen spricht, so sollte man zuerst den Mittagsempfang zu Ehren des berühmten Feldherrn und Fürsten P.I.Bagration erwähnen. Der Empfang wurde in den Räumen des Englischen Klubs veran-

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staltet, der sich in der damaligen Zeit im 4 Palast der Familie Gagariny befand, später war hier das Krankenhaus Nowo-Jekaterinskaja (Metro «Tschechowskaja», Petrowka Straße 29/15). Ursprünglich war der Palast nach dem Projekt des Architekten M.F.Kasakow gebaut, aber während

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des Krieges von 1812 war er stark beschädigt worden. Der Englische Klub zog von hier weg und das Haus wurde vom Architekten O.I.Bowe wiederaufgebaut und wurde zum Krankenhaus umgestaltet. Im Roman wird oft der Generalgouverneur F.W.Rostoptschin und 4 sein Haus, welcher Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut wurde, erwähnt (Metrostationen «Lubjanka», «Kusnezkij Most», Bolschaja Lubjanka Straße 14). Es ist symbolhaft, dass an diesem Ort sich einst die Gemächer des Fürsten Dmitri Poscharski, den Helden des Krieges von 1612, befanden. Den Beschreibungen des Moskauer Alltagslebens maß Tolstoi eine besondere Bedeutung zu. Deshalb bestellte Marija Dmitrijewna die Aussteuer für Natascha Rostowa nicht in irgendeinem Modegeschäft, sondern bei der

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in der Moskauer Adelswelt berühmten Madame Marie-Rose Ober-Schalme. Das 6 Haus, in dem die Madame Ober-Schalme lebte (Metrostation «Tschechowskaja», Glinischtschewski Pereulok 6), und dessen Seitengasse, wie sich Zeitgenossen erinnern, immer voll gestellt mit Kutschen war, ist bis heute erhalten. Da während des Krieges von 1812 Madame OberSchalme eine Gehilfin Napoleons

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gewesen war, musste sie Moskau zusammen mit der abrückenden Armee verlassen. Unterwegs wurde sie krank und starb. In ihrem Haus wurden die Gaststätten «Sever» und «Anglija» untergebracht, wo A.S.Puschkin mehrmals logierte. Hier traf er sich mit dem polnischen Dichter Adam Mickievicz, worüber eine Gedenktafel an der Fassade zeugt. Kehren wir zur unserer Route zurück, gehen wir zu den Häusern über, die

indirekt im Roman «Krieg und Frieden» erwähnt werden. Die Forscher sind sich darin einig, dass das 7 Anwesen in der Wosdwischenka Straße (Metrostation «Arbatskaja», Wosdwischenka Straße 9) zum Prototyp des Hauses der Familie Bolkonski wurde, und das 8 Haus der Familie Rostow eine im klassischen Stil erbaute Villa ist (Metrostation «Barrikadnaja», Powarskaja Straße 52/55). Tolstois Moskau ist ein Moskau vor dem Brand, das er selbst nicht erlebt hat, er aber sehr genau in «Krieg und Frieden» beschrieben hat, und auch das Moskau nach dem Brand, das er besuchte und wo er lebte. Schwer zu sagen, welches dieser beiden Städte er mehr liebte, wichtig ist nur, dass er seine Liebe an uns, seine Leser, weitergegeben hat.

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Besichtigungstour 3

Die meisten Leser der Romane von Fjodor Michailowitsch Dostojewski assoziieren sie in erster Linie mit Sankt Petersburg, der Stadt, in der er einen großen Teil seines Lebens verbrachte und wo die Ereignisse aus seinen Büchern geschehen. Aber Moskau war eine nicht weniger wichtige, vielleicht auch die wichtigere Stadt im Leben des Schriftstellers. Hier wurde er geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend, hier festigten sich seine Weltauffassung und Weltanschauung, hier war er oft alleine oder mit seiner Ehefrau gewesen.

Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821–1881)

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Könnte man dann sagen, dass die Stadt seiner Kindheit keine Spuren im Schaffen des Schriftstellers hinterlassen hätte? Könnte man sagen, dass Moskau, das praktisch nicht erwähnt in seinen Romanen ist, spurlos gegangen war und Sankt Petersburg Platz gemacht hatte? Natürlich nicht. Denn viele seiner Helden hatten Moskauer Ideale, obwohl sie in Sankt Petersburg lebten, und ihre Häuser hatten nur eine Petersburger Fassade, hinter dieser Fassade lebten sie ein Moskauer Leben, das der Schriftsteller in der Kindheit kennen gelernt hatte. Die Route zu den Orten, die mit Dostojewski verbunden sind, könnte man ab der 1 Metrostation «Dostojewskaja», deren Gestaltung seinen Romanen gewidmet ist, beginnen. Auf der schlichten, gut beleuchteten, aus grauem Stein

gestalteten Station, erscheinen die Helden der berühmten Bücher des Schriftstellers, so, als würden sie sich von den Wänden lösen. Und sein Portrait, das in der Technik des florentinischen Mosaiks gearbeitet ist, schaut uns von der Stirnwand an. Aus der Metro kommen Sie auf die Dostojewskogo Straße, die früher Nowaja Boschedomka (Gotteshaus) hieß. Dieser Name hatte eine traurige Geschichte. Ein Gotteshaus, oder elendes Haus, nannte man im Altertum den Ort, wohin man die auf der Straße gefundenen Leichen, Menschen, die einen plötzlichen Tod erlitten hatten, Opfer eines Verbrechens wurden, oder Selbstmord begingen, brachte.

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Wenn Sie ein Stück nach vorne gehen, bleibt links das Gebäude des 2 Zentralen akademischen Theaters der russischen Armee (Suworow Platz 2), das in den Jahren 19341940 in dem für die damalige Zeit typischen stalinistischen Empire-Stil

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erbaut wurde und die Form eines fünfzackigen Sterns hat, liegen. Gleich nach dem Theater, sehen Sie auf der rechten Seite ein dreistöckiges Gebäude, das ist der rechte Krankenhausflügel, wo Michail Dostojewski eine Mietwohnung bekam und wo sein zweiter Sohn Fjodor, nach dem Sohn Michail, geboren wurde. Bald zog die Familie in den linken Flügel, wo sich heute die 3 Museumswohnung von F. M. Dostojewski befindet (Dostojewskaja Straße 2). Von hier, von der Straße aus, sieht man sehr gut das majestätische 4 Gebäude des ehemaligen Mariinski-Krankenhauses für Arme, das 1806-1808 von den Architekten I.D.Gilardi und A.A.Michajlow

gebaut wurde. Heute befindet sich vor ihm das Denkmal von Fjodor Michailowitsch Dostojewski, gearbeitet vom Bildhauer S.D.Merkurow. Danach können Sie durch das Tor gehen, das in den linken Flügel führt. Hier werden Sie von der echten Atmosphäre, in der der zukünftige Schriftsteller seine Kindheit verbracht hatte, begrüßt, denn dieses Haus, wo die Familie Dostojewski einst lebte, wurde nie umgebaut. Sie werden viel Neues über Dostojewskis Biographie erfahren, über seine Familie und Angehörigen, und womöglich finden sie die Lösungen zum Verständnis seiner Werke durch das Empfinden der komplizierten, in der damaligen Zeit sehr innigen Seelenwelt, die den zukünftigen

Schriftsteller umgab. Sie erfahren über die Rolle der Eheleute Kumanin, der Schwester seiner Mutter Alexandra Fjodorowna und ihr Ehemann Alexandr Alexejewitch, die sie im Leben des verwaisten Fjodor gespielt hatten. Ihre Kaufmannswelt wird oft dem Leser Dostojewskis Büchern veranschaulicht. Die Hauptfiguren befinden sich jedoch außerhalb der Hauswände. Das sind die Bewohner von Marjina Roschtscha, wo Volksfeste veranstaltet wurden, und die Dauerkunden des Marktes Sucharjowka, an dem die Brüder Michail und Fjodor gemeinsam vorbeigingen, um zu ihrer Schule in der Pension zu kommen. Der Markt befand sich gegenüber der 5 Fremdenherberge des

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Grafen N.P.Scheremetjew (Bolschaja Sucharjowskaja Platz 3) und hatte einen schlechten Ruf. Aber es gibt in der Kindheit des Schriftstellers auch helle, erhebende Erinnerungen. Zum Beispiel der Besuch des 6 Kremls, wo sich damals zwei Klöster befanden, unter deren Bauten sich echte Architekturkunstwerke befanden, oder die Fahrten zum Kloster der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius, dem größten orthodoxen Kloster Russlands. Unter den Dostojewski-Plätzen in Moskau darf sein 7 Lieblingsdenkmal des Dichters A.S.Puschkin nicht fehlen, das vom Bildhauer A.M.Opekuschkin erschaffen wurde und sich auf dem Puschkin Platz befindet. In Moskau gibt es noch ein 8 Denkmal von F.M.Dostojewski von dem Bildhauer I.A. Rukawischnikow. Das Denkmal befindet sich

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gegenüber der Russischen Staatlichen Bibliothek (Metrostation «Biblioteka im. Lenina», Wosdwischenka Straße 3/5).

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In der ganzen Welt kennt man Anton Pawlowitsch Tschechow als großartigen russischen Dramatiker, der unsterbliche Dramen schrieb, welche nach wie Regisseure aus ganz unterschiedlichen Ländern für ihre Arbeit wählen. In Russland liebt man Tschechow jedoch am meisten als Erzähler. Der Schriftsteller hat eine einzigartige Reihe von Figuren erschaffen. Er erreichte ein solches literarisches Können, dass bereits nach dem Lesen von 1-2 Seiten, wir uns den Helden schon in allen Einzelheiten vorstellen können. Abgesehen von allem anderen war Anton Tschechow ein großer Kenner der russischen Natur. Die Naturbeschreibungen in Tschechows Werken sind seelenverwandt mit den Gemälden von Lewitan. Die Landschaften von Tschechow und Lewitan schildern nicht nur die Schönheit der Umwelt, sie sind erfüllt von Liebe zur Heimat − wie die lebendige Natur wecken sie Gedanken, erzeugen gute Laune. Einige der Landschaften Lewitans, so scheint es, finden Anklang in den Naturbeschreibungen von Tschechow. Man kann die Gemälde des herausragenden Landschaftsmalers sowie eines guten Freundes von Tschechow, I.I.Lewitan, in der Staatlichen Tretjakow-Galerie(Metrostation «Tretjakowskaja», «Nowokusnezkaja», Lawruschenskij Pereulok 10) besichtigen. Tschechow liebte Moskau sehr, die Stadt wurde für ihn zu einer echten Inspirationsquelle. «Ich bin auf immer ein Moskauer» − diese Worte zeigen deutlich seine Beziehung zur Stadt. Aufschlussreich ist auch seine Freund-

Anton Pawlowitsch Tschechow (1860–1904)

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schaft mit dem Journalisten und Schriftsteller W.A.Giljarowski, der durch sein Buch «Moskau und die Moskowiter» bekannt geworden ist. Darin beschreibt er bildlich und lebhaft Szenen des Moskauer Alltagslebens. Er war ein Mensch, der sein ganzes Leben der detaillierten

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Studie der Hauptstadt, dem Erkennen der verborgenen Ursachen für die der Hauptstadt eigenen Gemütsarten und Traditionen gewidmet hatte. Es sind ganz viele Moskauer Adressen von Tschechow bekannt und ebenfalls der Häuser, wo er Gast war, am interessantesten jedoch ist das Museum und 1 Haus von Anton Pawlowitsch Tschechow (Metrostation «Barrikadnaja», «Majakowskaja», SadowajaKudrinskaja Straße 6). Über dieses Haus schrieb der Schriftsteller selbst: «Ich wohne im Kudrin, gegenüber dem Gymnasium Nr. 4, im Haus von Kornejew, das einer Kommode gleicht. Die Hausfarbe ist liberal, das heißt rot.» Hier verbrachte er fast vier Jahre (von August 1886 bis zu seiner Abreise nach Sachalin im April 1890). Im Museum sind Gedenkzimmer rekonstruiert worden, wo die Besucher die Einrich-

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tung des Hauses so sehen können, wie sie zu Lebzeiten von Tschechow war. In der Ausstellung erfahren Sie über die Familie des Schriftstellers, über die Menschen, mit denen er verkehrte, über seine Biographie und sein Schaffen. Nachdem er von seiner Reise auf die Insel Sachalin zurückgekehrt war, wohnte er in einem nicht sehr großen zweistöckigen Flügel in der Malaja Dmitrowka Straße. Heute ist das 2 «Tschechow-Häuschen» (Metrostation «Majakowskaja», Malaja Dmitrowka Straße 29, Gebäude 4) mit einer Gedenktafel ausgezeichnet. Natürlich muss man auch das dramaturgische Talent von Anton Pawlowitsch Tschechow erwähnen. Die Neuartigkeit seiner Stücke besteht darin, dass er versucht, die Theaterbühne und das wahre Leben maximal einander

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zu nähern. Die Theaterstücke von Tschechow werden in vielen Theatern in der ganzen Welt aufgeführt, aber wir verbinden zu Recht seinen Namen als allererstes mit dem Moskauer Literatur Theater, der 1898 von K.S.Stanislawski und W.I.Nemirowitsch-Dantschenko gegründet wurde. Gerade Sie haben es geschafft, das Potenzial der Dramen von Tschechow zu sehen und auf der Bühne zu entdecken. Zuerst hieß das berühmte Theater − «Das literarisch allgemeinzugängliche

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Theater» − und befand sich im 3 Gebäude des Theaters «Ermitage», das im Garten «Ermitage» lag (Metro «Puschkinskaja», «Twerskaja», «Tschechowskaja», «Trubnaja», Karetny Rjad Straße). Im Jahre 1920 bekam das Theater ein eigenes Gebäude, wo heutzutage das 4 Tschechow-Kunsttheater Moskau arbeitet (Metro «Ochotny Rjad», «Teatralnaja», «Ploschtschad Rewoljuzii», Kamergerskij Pereulok 3). In dieser Zeit war Tschechow bereits schwer krank. 1904 starb der Schriftsteller. Das Grab von Anton Pawlowitsch Tschechow befindet sich auf dem 5 Nowodewitschi-Friedhof (Metrostation «Sportiwnaja», Luschnezki Projesd 2). Zu Ehren des herausragenden Schriftstellers und Dramatikers ist eine der Metrostationen benannt, die 6 «Tschechowskaja», ihre Wände sind mit Mosaikpanneau geschmückt, die uns zu den Helden seiner Werke führen. So dankte die geliebte Stadt dem Schriftsteller, indem sie uns, die ständig in geschäftlicher Eile sind, daran erinnert, wie wichtig es ist, «in sich den Menschen zu bewahren».

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Das literarische Moskau

Reiseführer

Besichtigungstour 5

Michail Afanassjewitsch Bulgakow gehört zu den Autoren, deren literarisches Talent von der Nachwelt noch nicht ganz untersucht und bewertet worden ist. Es liegt daran, dass in der Sowjetzeit viele literarische Werke verboten waren, obwohl einige von ihnen dennoch den Weg zum Leser fanden. So inszenierte der Regisseur Juri Ljubimow im Jahre 1977 das gleichnamige Theaterstück nach dem Roman «Der Meister und Margarita» im Taganka-Theater. Eine der beliebtesten sowjetischen Komödien «Iwan Wassiljewitsch wechselt den Beruf» wurde vom Regisseur Leonid Gajdaj nach Bulgakows Theaterstück «Iwan Wassiljewitsch» gedreht. Obwohl die Handlung aus den 30-ger Jahren in die 70-ger Jahre verlagert wurde, zitieren alle Ereignisse und Dialoge praktisch wörtlich das Stück. Nicht einfach war auch der Weg zum Leser des berühmtesten Romans von Michail Afanassjewitsch Bulgakow «Der Meister und Margarita», der zu Lebzeiten des Autors nicht erschienen war. Zum ersten Mal wurde das Buch erst 1966 gedruckt und selbst das in einer Zeitschriftvariante mit Kürzungen. Der rätselhafte Roman erregt bis heute hitzige Diskussionen von Literaturwissenschaftlern und einfachen Lesern. Wer war der Archetyp des Meisters und existierte dieser Mensch überhaupt? Welche Parallelen zog der Schriftsteller? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen den Romanhelden und den in der Realität existierenden Menschen? Forscher versuchen die Antworten auf diese Fragen häufig in der Biographie

Michail Afanassjewitsch Bulgakow (1891–1940)

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des Autors zu finden, indem sie die Ereignisse seines Lebens mit den Handlungen der Bücher vergleichen. Zum Beispiel findet die Handlung des

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Reiseführer

Das 1 literarische Moskau

Romans «Die weiße Garde» in Kiew statt, wo Michail Afanassjewitsch Bulgakow geboren und aufgewachsen war. Diese Stadt war dem Autor lieb und teuer. Ganz anders erscheint Moskau in den Werken von Bulgakow. Wir beobachten sie aus verschiedenen Sichtwinkeln − mit den Augen der Figuren seiner Werke. Ausgerechnet aus dem Munde seiner Helden kommt der Satz, der heutzutage zu geflügelten Worten geworden ist: «die Wohnungsfrage hat die Moskauer verdorben». Es sei angemerkt, dass dieselbe Frage sich nicht nur einmal auch Bulgakow selbst stellte. Er musste mehrere Adressen wechseln, bis er eine Unterkunft erhalten hatte − das Zimmer seines Schwagers in der Wohnung, die nach Meinung vieler Fachleute zum Prototyp der «unheimlichen Wohnung» im Roman «Meister und Margarita» wurde. Dort befindet sich heute das 1 Museum von M.A.Bulgakow (Metrostation «Majakowskaja», Bolschaja Sadowaja Straße 10, Wohnung 50). Man kann das Zimmer betreten, in dem

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der Schriftsteller einst wohnte, aus dem Fenster schauen, wie er es tief in Gedanken versunken getan hatte, und die gegenüberliegende Wand desselben Hauses sehen − «das mausgraue fünfstöckige Riesending», so der bildliche Ausdruck des Autors selbst. Übrigens hat dieses Haus ein ganz ungewöhnliches Schicksal, deshalb ist ihm und seinen Bewohnern ein gesonderter Teil

der Ausstellung gewidmet. Das Museum von M.A.Bulgakow befindet sich im zweiten Hauseingang vom Bogen gezählt (laut Nummerierung ist es der Eingang Nr. 6), und in der Nähe gibt es noch einen Ort, der im Zusammenhang mit dem Namen des berühmten

Schriftstellers steht. Der erste Hauseingang ab dem Bogen begrüßt Sie mit einem eleganten Aushängeschild und einem Basrelief, das den Autor darstellt. Hier im ersten Stock befinden sich das 2 Museum «Bulgakow-Haus» und das Bulgakow-Theater, wo Ihnen

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5

außergewöhnliche Programme, Schauspiele, literarische Abende dargeboten werden. Sie haben die Möglichkeit, an verschiedenen Exkursionen teilzunehmen, indem Sie sich auf die Spuren von Bulgakows Helden begeben. Ganz in der Nähe befindet sich die Metro, mit deren Beschreibung der Roman «Der Meister und Margarita» beginnt. Jeder, der dieses Buch gelesen hat, hat sich ab den ersten Zeilen den quadratischen Teich, die weißen Bänke und die sich unterhaltenden Schriftstel-

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ler vorgestellt. Man kann zu den 3 Patriarschy Prudy gelangen, wenn man ein wenig entlang der Bolschaja Sadowaja Straße bis zur Kreuzung mit der Malaja Bronnaja Straße geht. In diesem Stadtteil lebten viele Freunde des Schriftstellers, bei denen er manchmal zu Besuch war, und einige Häuser gelangten sogar auf die Seiten seiner Erzählungen. Am meisten jedoch interessiert es die Gäste der Hauptstadt, wo genau sich das Haus von Margarita und der Keller des Meisters befinden. Die Forscher haben verschiedene Thesen. So gibt man als den Prototyp der Villa von Margarita mehrere Gebäude an, zum Beispiel das 4 Anwesen von A.I.Kekuschewa (Metrostation «Park Kultury», «Kropotkinskaja», Ostoschenka Straße 21), erbaut von ihrem Ehemann, L.N. Kekuschew, einem bekannten Architekten, der im modernen Stil gearbeitet hatte. Ein weiterer möglicher Prototyp

Reiseführer

ist das 5 Anwesen von Sawwa Morosow (Metrostation «Majakowskaja», Spiridonowka Straße 17), dessen Autor der bekannteste Moskauer Architekt F.O.Schechtel ist. Was die Unterkunft des Meisters anbelangt, so sind sich die meisten Erforscher von Bulgakows Werken darin einig, dass es sich um das Wohnhaus von S.W.Melnikow, P.F.Jemeljanowa, der Familie Topleninowy ist (Metrostation «Park Kultury», «Kropotkinskaja», Mansurowski Pereulok 9). Michail Afanassjewitsch Bulgakow war manchmal in diesem Haus zu Besuch. Es gibt in der Hauptstadt viele Orte, die mit dem Namen des Autors im Zusammenhang stehen, verbrachte er doch praktisch die Hälfte seines Lebens hier. Beerdigt ist Michail Afanassjewitsch Bulgakow ebenfalls in Moskau, auf dem 7 NowodewitschiFriedhof (Metrostation «Sportiwnaja», Luschnezkij Projesd 2).

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Das literarische Moskau

Reiseführer

Besichtigungstour 6

Einer der größten Moskauer Dichter ist ohne Übertreibung Sergei Jessenin. Obwohl sein Schaffen viele Werke enthält, die der russischen Natur gewidmet sind − der Dichter wurde in Dorf Konstantinowo, Gouvernement Rjasan, geboren − haben die Gedichte über Moskau einen gesonderten Platz in seinem literarischen Erbe. In Moskau wurde er ausgebildet, verkehrte dort mit Gleichgesinnten, nahm am politischen Leben teil und schrieb, selbstverständlich, die Gedichte, die jeder Mensch in Russland schon in seiner frühesten Kindheit kennen lernt. 1 Das Haus, in dem Sergej Jessenin lebte und wo heute das ihm gewidmete Museum untergebracht ist, bewahrt das Andenken an den großen Dichter (Bolschoj Strotschenowski Pereulok 24, Gebäude 2). Viele Informationen über den Dichter sind auf kleinem Raum versammelt, sein künstlerischer Lebensweg wird veranschaulicht. Den Besuchern wird ein vielfältiges Programm geboten: Poesie-Abende, Aufführungen, Wettbewerbe. Bald wird 2 eine Museumsfiliale eröffnet, die man bereits jetzt im Rahmen ganz interessanter Fußgängerexkursionen besuchen kann (Pereulok Tschernyschewskogo 4, Gebäude 2). Während dieser Wanderungen erfahren Sie viel Neues über die Zeit, in der Jessenin lebte, über die Menschen, die einen direkten Bezug zu seinem Schicksal hatten, über diejenigen, mit denen er nicht bekannt war, aber die ein Bestandteil seiner Epoche waren, und natürlich über die legendären

Sergei Alexandrowitsch Jessenin (1895—1925)

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Stadtbezirke des alten Moskaus. Ungeachtet der enormen und im ganzen Volk verbreiteten Popularität der Gedichte von S.A.Jessenin, bleibt sein Schaffen in vielerlei Hinsicht ein Rätsel. In seinen Gedichten, voll von Symbolen und großartigen, ausdruckstarken Bildnissen, entdeckt der Leser immer wieder etwas Neues. Deshalb lieben und interpretieren diese Gedichte sowohl Kinder, als auch Erwachsene auf ihre eigenen Art und Weise. Zwei Museen, die dem Dichter gewidmet sind, helfen dabei, sich sein eigenes Bild von Sergei Jessenin zu machen und einen eigenen Schlüssel zu seinen erstaunlichen Werken zu finden.

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Reiseführer

Das literarische Moskau

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Besichtigungstour 7

Ausländische Schriftsteller in Moskau 17

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Es wäre ungerecht nur über die russischen Schriftsteller und Moskaus Rolle in ihren Werken zu berichten, denn zu verschiedenen Zeiten haben viele berühmte Schriftsteller und Reisende aus anderen Ländern die Hauptstadt besucht. Einige von ihnen haben Berichte hinterlassen, die dabei helfen, ein objektives Bild des Moskauer Alltagslebens zu rekonstruieren. Lassen Sie uns gemeinsam diese Orte besuchen, um Moskau mit ihren Augen zu sehen. Stendhal, Marie-Henri Beyle (1783–1842)

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Der berühmte französische Schriftsteller besuchte Moskau im Jahre 1812, als er zur Großen Armee Napoleons angehörte. Seine Briefe und Memoiren sind erfüllt von schweren Gemütsbewegungen,

welche ein feinfühliger Mensch im Krieg empfindet. Von den Gebäuden, über die er berichtet, sind das 1 Gebäude des Englischen Clubs und das Haus von F.W.Rostoptschin erhalten. Diese Gebäude wurden bereits auf der Seite erwähnt. Alexandre Dumas, der Vater (1802–1870) Dieser große französische Schriftsteller wird in Russland gekannt und geliebt. Es sei angemerkt, dass der Klassiker der französischen Literatur ein großes Interesse gegenüber Russland entgegenbrachte. Im Jahre 1840 schrieb er den Roman «Der Fechten-Master». Zu den Helden des Buches, dessen Ereignisse in Russland geschehen, wurden der Dezembrist Graf I.A.Annenkow und seine Ehefrau die Französin Pauline Goebel.

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Dumas konnte sie während seines zweijährigen Aufenthalts in Russland in den Jahren 1858-1859, fast 20 Jahre später, kennen lernen. Während dieser Zeit hatte Alexandre Dumas ganz viele russische Städte bereist, darunter auch Moskau. Leider sind die Häuser, in den er wohnte oder zu Gast war, praktisch nicht mehr erhalten. So, zum Beispiel, gibt es die Datscha von D.P.Naryschkin, welche sich neben dem 2 Petrowski-Reisepalast befand, oder laut Puschkin das Peterschloss genannt, nicht mehr (Metrostation «Dynamo», Leningradskij Prospekt 40). Man kann jedoch den Palast selbst besichtigen und im Peterpark spazieren gehen. Aber das 3 Moskauer Haus der Familie Naryschkin, wo Dumas ebenfalls manchmal gewesen war, hat die Zeit überdauert, jedoch in bereits stark veränderten Gestalt (Metrostationen «Arbatskaja», «Smolenskaja», «Barikadnaja», Powarskaja Straße 48). Théophile Gautier (1811–1872) Sehr interessante Erinnerungen über Moskau, wo er Ende der 50-ger Jahre des 19. Jahrhunderts gewesen war, hatte der großartige französische Dichter Théophile Gautier hinterlassen. Durchsetzt von feinen und treffenden Beobachtungen, stellen sie bis heute einen bedeutenden literarischen und historischen Wert dar. Seinen Schriftnotizen zufolge, reiste der Dichter von Sankt Peterburg nach Moskau mit der Eisenbahn, das heißt,

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Reiseführer

Das literarische Moskau

dass seine 4 Endstation der Bahnhof Nikolajewski (heute Leninski) gewesen war, der sich zu der damaligen Zeit auf dem Kalantschewskaja Platz, heute Komsomolskaja befand (Metrostation «Komsomolskaja»). Anscheinend versetzte das Gebäude den Reisenden nicht in Erstaunen, weil es praktisch ein Zwilling des Moskauer Bahnhofs in Sankt Petersburg war, von wo er seine Bahnreise begann. Von dort begab sich Théophile Gautier in das Hotel «Schewrije» oder, wie es damals noch hieß 5 «Schewalje» (Metro «Ochotny Rjad», «Ploschtschad Revoljuzii», Krasnaja Ploschtschad (Roter Platz) 2). Heute ist es ein unscheinbares Gebäude, aber im 19. Jahrhundert war es eines der beliebtesten Hotels der Hauptstadt. Zu Beginn seiner Moskaureise besuchte der Dichter den Roten Platz, wo er von der 6 Mariä-Schutz-undFürbitte-Kathedrale am Graben, eher bekannt als die Basilius-Kathedrale (Metro «Ochotny Rjad», «Teatralnaja», «Ploschtschad Rewoljuzii», Roter Platz 2), beeindruckt gewesen war, danach besichtigte er den Moskauer Kreml. In den Memoiren wird darüber berichtet, wie der Dichter auf einem Ball im Gebäude der Adelsversammlung, heutzutage das 7 Unionshaus, gewesen war (Metrostation «Ochotny Rjad», Bolschaja Dmitrowka Straße 30). Er besuchte auch den 8 Bolschoi-Theater (Metrostation «Ochotny Rjad», Petrowka Straße 1). Es gibt noch einen Ort, der mit dem Namen Théophile Gautier zusammenhängt,

obwohl der Dichter selbst dort nie gewesen war. Das ist das 9 Museum des Silbernen Zeitalters (Metrostation «Prospekt Mira», Prospekt Mira 30) mit dem Arbeitszimmer von W.J.Brjussow, eines der Übersetzer der Werke von Théophile Gautier. Übersetzungen der Dichtung von Gautier hinterließ ebenso N.S.Gumiljow. Herbert George Wells (1866–1946) Dieser herausragende Schriftsteller ist in der ganzen Welt als Autor von Science-Fiction-Romanen bekannt. Drei Mal besuchte Wells Moskau. Das erste Mal im Jahre 1914, noch vor der Oktoberrevolution, und die anderen beiden Male 1920 und 1934, nachdem Moskau bereits die Hauptstadt der Sowjetunion geworden war. Der erste Besuch spiegelt sich im Roman «Joan and Peter» wider. Moskau ist darin als eine nicht sehr verständliche Stadt dargestellt und der Held findet sie offensichtlich nicht sehr sympathisch, wie offensichtlich der Autor selbst. Er vergleicht Moskau mit der eher

europäischen Stadt Sankt Petersburg. Dennoch gibt es in der Stadt einen Ort, der im Roman besonders zur Geltung kommt − das sind die 10 Sperlingsberge (Worobjowy Gory). Jetzt gibt es hier eine Aussichtsplattform (Metrostation «Uniwersitet»). In seinem literarischen Werk «Russia in the Shadows», das nach den Eindrücken der zweiten Reise verfasst wurde, erwähnt Wells, dass er an der Uferpromenade Sofijskaja im Haus Nr. 17 Quartier bezogen hatte, jedoch hat die Uferpromenade nur gerade Hausnummern. Wahrscheinlich war das 11 Anwesen des Zuckerfabrikanten I.P.Haritonenko gemeint (Metrostation «Borowizkaja», Sofijskaja Nabereschnaja 14), das an das Volkskommissariat für auswärtige Angelegenheiten übergeben und für die Unterbringung ausländischer Gäste verwendet wurde. Von dort hatte man eine wunderschöne Aussicht auf den 12 Kreml, wo Wells sich mit Lenin getroffen hatte, den er später den «Kremlträumer» genannt hatte. Die sowjetische Regierung war sehr stolz über den dritten Besuch des Science-Fiction-Autors in Moskau. Nun erblickte der Schriftsteller ein ganz an-

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Reiseführer

Das literarische Moskau 19

deres Land: jung, innovativ, energisch. Ein Wahrzeichen für dieses Land wurde für ihn der 13 Gorki-Park (Zentraler Maxim-Gorki-Park für Kultur und Erholung, Metrostationen «Park Kultury», «Oktjabrskaja»). Auch heute würde dieser Ort das Gutheißen des großen Phantasten hervorrufen: Ein hervorragend eingerichtetes Territorium, kostenloses Wi-Fi, Verleih des Sportinventars und der Boote, Aufmerksamkeit zu Menschen mit Behinderungen. John Silas Reed (1887–1920) In der Sowjetzeit kannte jeder Schüler den Namen dieses amerikanischen Journalisten, des Autors des Buches «Zehn Tage, die die Welt erschütterten». Als John Reed 1917 nach Russland kam, wurde er Zeuge der Revolution und ein aktiver Befürworter der neuen Staatsmacht. Bei seiner Reise nach Moskau stieg John Reed im 14 Hotel «National» (Metrostation «Ochotny Rjad», Mochowaja Straße

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15/1, Gebäude 1) ab, besuchte die Treffen der Bolschewiken, die im Gebäude der Adelsversammlung stattfanden. Er besuchte unter anderem auch Kreml, um sich mit Lenin zu treffen. Einige Zeit später siedelte er sich in Moskau an, in einem städtischen 15 Anwesen des 19. Jahrhunderts (Metrostation «Kropotkinskaja», Gagarinskij Pereulok 11). Romain Rolland (1866–1944) Der berühmte französische Schriftsteller, Literaturnobelpreisträger (1915) hatte Kontakt zu seinen Kollegen in Russland und beobachtete mit Interesse den Wandel, der in unserem Land von statten ging. 1935 besuchte er die Sowjetunion. Es ist bekannt, dass der herausragende Schriftsteller all die Plätze besuchte, die gewöhnlich jeder Gast unserer Hauptstadt besucht: den Kreml, den Rote Platz, den Bolschoi- und den 16 Maly-Theater usw.

Mit den Vertretern der literarischen Gesellschaft traf sich der Schriftsteller im 17 Gebäude der Allunionsgesellschaft für kulturelle Auslandsbeziehungen (Metrostation «Barrikadnaja», «Krasnopresenskaja», «Uliza 1905 goda», Bolschaja Grusinskaja Straße 17). Die Organisation befand sich damals in einem Wohngebäude des 19. Jahrhunderts. Heute ist dieses Gebäude dadurch bemerkenswert, dass es sich neben dem Museumsgebäude des Bildhauers S.K.Zereteli befindet, deshalb kann man direkt auf der Straße mehrere Denkmäler sehen. Es wäre das Gebäude besonders hervorzuheben, in dem der bekannte russische Schriftsteller Maxim Gorki, der mit Romain Rolland befreundet war und ihn bei sich empfing, lebte. Das 18 Gebäude des Gedenkmuseums M. Gorki (Metrostation «Arbatskaja», Malaja Nikitskaja Straße 6), das in den Jahren 1900-1902 vom bekannten Architekten F.O.Schechtel für den Unternehmer S.P.Rjabuschinski gebaut wurde, ist ein bedeutendes Denkmal des modernen Architekturstils. Zur unterschiedlichen Zeiten kamen viele bekannte Schriftsteller nach Moskau. Sie kamen in der Regel in großen Hotels im Zentrum der Stadt unter, darunter sollte man das 19 Hotel «Metropol» (Metrostationen «Teatralnaja», «Ochotny Rjad», «Poschtschad Rewoljuzii», Teatralny Prospekt 1/4) erwähnen. Hier wohnten Bernard Shaw, Bertolt Brecht, John Steinbeck. Das Gebäude des Hotels, das im den

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Jahren 1899-1905 im modernen Stil gebaut wurde, ist ein Teil des historischen und kulturellen Komplexes des Zentrums von Moskau. Die Majolika-Panneau, welche die Hotelfassade zieren, ziehen beständig die Aufmerksamkeit auf sich. Darunter das Panneau «Die Traumprinzessin», das nach dem Gemälde des berühmten Malers Michail Wrubel angefertigt wurde und das einen sterbenden jungen Ritter und die sich über ihn beugende Prinzessin darstellt. Berühmte Schriftsteller, wie Anatole France und Herbert Wells, wohnten im 14 Hotel «National», das ebenfalls zu den Schmuckstücken der Stadt gehört (Metrostationen «Teatralnaja», «Ochotny Rjad», «Poschtschad Rewoljuzii», Mochowaja Straße 15/1). Das «Grand-Otel», in dem Rabindranath Tagore, Stefan Zweig, Theodore Dreiser wohnten, blieb leider nicht erhalten. Das Gebäude wurde zuerst teilweise und dann vollständig abgetragen und wich dem 20 Hotel «Moskwa» (Metrostationen «Teatralnaja», «Ochotny Rjad», «Poschtschad Rewoljuzii», Ochotny Rjad Straße 2).

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Reiseführer

Das literarische Moskau

Routes city

Disabled access *

Program

Children’s programs

Excursions by exposure

Excursions in foreign languages

Daily from 10:00 to 17:30, a visit by appointment

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www.goslitmuz.ru

Tuesday, Thursday and Saturday from 11:00 to 18:00, Wednesday and Friday from 14:00 to 20:00, days off - Sunday, Monday, cleaning day - the last day of the month.

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+7 (499) 24158-59

www.goslitmuz.ru/ru/ herzen-museum

Tuesday, Thursday and Saturday from 11:00 to 18:00, Wednesday and Friday from 14:00 to 20:00, days off - Sunday, Monday, cleaning day - the last day of the month

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ul. Malaya Molchanovka, 2

+7 (495) 69152-98

www.goslitmuz.ru/ ru/lervontov-museum

Closed for renovation until 2014

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Novoslobodskaya, Mendeleevskaya, Dostoevskaya

ul. Dostoevskogo , 2

+7 (495) 681-10-85

www.goslitmuz.ru/ru/ dostoyevsky-museum

Wednesday and Friday from 14:00 to 20:00, Thursday, Saturday and Sunday from 11:00 to 18:00, days off - Monday, Tuesday, cleaning day thelast day of the month

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Memorial Apartment Museum Alexei Tolstoy

Pushkinskaya Tverskaya

ul. Spiridonovka, 2/6

+7 (495) 690-09-56 www.goslitmuz.ru/ru/ tolstoy-museum

Wednesday and Friday from 13:00 to 19:00, Thursday, Saturday, Sunday from 11:00 to 18:00, weekends Monday, Tuesday, cleaning day -last Friday of the month

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Memorial Account Lunacharsky

Smolenskaya

Denezhniy per., 9/5, ap. 1

+7 (499) 241-88-73

Individual visiting by arrangement

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Museum

Metro

Address

Phone

Site

Operation time

House of Tales ‘Zhili-Bili’

VDNH

pr. Mira, 119

+7 (499) 760-2206 +7 (495) 974-61-87

www.domskazok.ru

State Literary Museum, Department of Literature XVII-XIX centuries

Chehovskaya, Trubnaya

ul. Petrovka, 28

+7 (495) 62512-26

House-Museum of Alexander Herzen

Kropotkinskaya, Smolenskaya

ul. Sivtsev vrazhek, 27

The house-museum of Mikhail Lermontov

Arbatskaya

Dostoyevsky MuseumApartment

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www.goslitmuz.ru/ru/ lunacharsky-museum

(english)

(1-st floor)

* Terms and conditions, type and availability of equipment for different groups vary, Please specify on the phone.

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Reiseführer

Das literarische Moskau

Routes city

Disabled access *

Program

Children’s programs

Excursions by exposure

Excursions in foreign languages

Daily from 10:00 to 17:00; days off - Monday, Tuesday

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-

www.goslitmuz.ru/ru/ chekhov-museum

Tuesday, Thursday and Saturday from 11:00 to 18:00, Wednesday, Friday from 14:00 to 20:00, weekends - Sunday, Monday, cleaning day - the last day of the month

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+7 (495) 68086-83

www.goslitmuz.ru/ru/ bryusov-museum

Tuesday, Thursday and Saturday from 11:00 to 18:00, Wednesday, Friday from 14:00 to 20:00, weekends - Sunday, Monday, cleaning day - the last day of the month

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Railroad station «Peredelkino» (from the Kiev railway station)

Moscow region., +7 (495) 593Odintsovskiy 26-70 region, Peredelkino, ul. Serafimovicha, 3

www.goslitmuz.ru/ru/ chukovsky-museum

Daily from 10:00 to 17:00; days off - Monday, Tuesday

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House I.S.Ostrouhova showrooms

Smolenskaya, Barrikadnaya

Trubnikovskiy per., 17

+7 (495) 695-46-18

www.goslitmuz.ru/ru/ ostroukhov-museum

Daily from 11:00 to 18:00, weekends - Sunday, Monday, cleaning day - the last day of the month

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The State Historical Museum

Ohotniy riyad, Teatralnaya

Krasnaya ploshad’, 1

+7 (495) 692-40-19 +7 (495) 692-68-17 +7 (495) 692-37-31

www.shm.ru

Daily from 10:00 to 18:00 Thursday from 11:00 to 20:00, closed Tuesday. New Exhibition Hall from 11:00 to 19:00, admission until 18:00.

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Alexis palace in Kolomenskoye

Kashirskaya

Prospekt Andropova, 39

+7 (495) 232-61-90, +7 (495) 615-27-68

www.mgomz.ru

Every day from 9:00 to 21:00, except Mondays and January 1.

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Museum

Metro

Address

Phone

Site

Operation time

House-Museum Boris Pasternak

Railroad station «Peredelkino» (from the Kiev railway station)

Moscow region., Odintsovskiy region, Peredelkino, ul. Pavlenko, 3

+7 (495) 93451-75

www.goslitmuz.ru/ru/ pasternak-museum

Chekhov House-Museum

Barrikadnaya, Krasnopresnenskaya

ul. SadovoKudrinskaya, 6

+7 (495) 69161-54, +7 (495) 691-38-37

Museum of the «Silver Age» («House V.Brusov»)

Prospekt Mira

pr. Mira, 30

House-Museum K.I.Chukovskogo

(english)

-

(by appointment)

+ (english, france)

* Terms and conditions, type and availability of equipment for different groups vary, Please specify on the phone.

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Das literarische Moskau

Company name (rus.)

Company name (eng.)

Telephones

Website

Ассоциация гидов-

Association of guides

+7 (499) 251-88-24 www.agipe.ru

переводчиков,

and tour managers

экскурсоводов и турменеджеров АвтоТур

Auto Tour

+7 (495) 739-49-59 www.trtours.ru

Анкор

Ankor

+7 (495) 959-15-66 www.ankor.ru

Ванд Интернешнл Тур

Vand International Tour

+7 (495) 780-36-63 vand.ru

Вокруг Света

Round the World

+7 (495) 741-49-41 www.vs-travel.ru

Городское

City Tour Office

экскурсионное бюро

MA “Museums of Moscow” +7 (499) 245-62-83 www.edempomoskve.ru

(МО «Музей Москвы») Магазин путешествий

Travel Shop

+7 (495) 627-79-24

magput.ru

Москваход

Moskvakhod

+7 (965) 322-73-30 www.moskvahod.ru

Орфей

Orpheus

+7 (495) 925-51-25 www.orfey.net

Отечество

Homeland

+7 (495) 518-36-42 www.homeland-tour.ru

Патриарший дом турз

Patriarshy Dom Tours

+7 (495) 795-09-27 www.toursinrussia.com

Просвещение-Т

Prosvechenie-T

+7 (495) 311-00-03 www.tourist.prosvechenie.ru

Русский Ренессанс

Russian Renaissance

+7 (495) 699-71-51

www.russren.ru

+7 (495) 514-75-95

Русский сезон

Russian Season

+7 (495) 720-94-68 ru-season.ru

Славянка ЭТФ

Slavianka ATF

+7 (495) 626-05-68 slavianka.ru

Страна Туризма

Country of Tourism

+7 (499) 272-47-47

Фэнтези вей

Fantasy Way

+7 (495) 961-27-58 fantasyway.ru

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www.stranatur.ru


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