Reiseführer
Das orthodoxe Moskau
Das orthodoxe Moskau Besichtigungstour 1
Der Moskauer Kreml Besichtigungstour 2
Die schönsten Kirchen von Moskau Besichtigungstour 3
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Ikonen in Moskauer Museen
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Relics and sanctuaries Klöster Außerstädtische Routen
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Religion und Kultur Wenn man die Objektliste des Weltkulturerbes von UNESCO betrachtet, kann man darin ganz viele Kirchen, Kathedralen, Klöster und andere kulturelle Bauten entdecken. Das ist kein Zufall. Die Religion spielte im gesellschaftlichen Leben schon immer eine wichtige Rolle, deshalb hing das Aussehen einer Stadt in vielem davon ab, welchen Glauben die Einwohner vertraten. Moskau, das 1147 gegründet wurde, war von Anfang an eine orthodoxe Stadt, weil zu dieser Zeit das Chris-
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tentum schon die Staatsreligion des Kiewer Russland war. Natürlich waren damals alle Bauten aus Holz und sahen anders als heute aus. Alle diese Bauten bleiben leider nicht erhalten, aber einige von ihnen kann man sich vorstellen, dank dem Museum der Holzbaukunst, der sich auf dem Gelände des Museums und Naturschutzparks "Kolomenskoje" unter dem freien Himmel befindet (Metrostation "Kolomenskaja", "Kaschirskaja"). Die frühesten in Moskau erhaltenen Steinbauten gehören ins 15. Jahrhundert. Es ist sehr schade, dass die ältere Erlöserkirche im Walde, die sich im Moskauer Kreml befand und
in den Jahren 1328-1330 erbaut wurde, im Jahre 1933 zerstört wurde. Die orthodoxen Gotteshäusern wurden nicht spontan gebaut − für sie wurden die höchsten Stellen ausgewählt, und oft war der Grund für den Bau einer Kirche berühmte oder besonders wichtige Ereignisse im geistigen Leben des Volkes. Es existierten Gelöbniskirchen, sie wurden gebaut, um Gott für den Sieg in einer Schlacht oder einem Krieg zu danken. Solche Andachtskirchen waren auch für das ewige Totengedächtnis für die im Krieg Gefallenen. Es konnten auch "friedliche" Gründe für die Errichtung von Gotteshäusern geben, zum Beispiel die Geburt eines
Erben. Reiche Leute bauten Hauskirchen für Familie und Angehörige, und die Menschen mit bescheideneren Mitteln errichteten mit gemeinsamen Mitteln eine Kirche. So gab es in jedem Handwerkerstadtteil in der Regel eine eigene Kirche.
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Unter den orthodoxen christlichen Bauten haben eine besondere Bedeutung die Kathedralen. Als Kathedralen werden die wichtigsten Gotteshäuser von Klöstern oder der Stadt bezeichnet, sowie die Gotteshäuser, die früher einmal eine führende Rolle hatten. Wenn man die architektonischen Formen von Kirchen bewundert, glaubt man, dass sie sehr vielfältig sind,
se Weise erhält das Gotteshaus seinen Namen. Zum Beispiel die Kirche der Himmelfahrt Christi, kurz die Himmelfahrtskirche. Damit keine Verwechslungen entstehen, enthalten die Namen oft den Bezug zum ort, an dem sich die Kirche befindet, zum Beispiel die Epiphanien-Kathedrale zu Jelochowo oder die Kirche der Enthauptung Johannes des Täufers in Djakow. Manchmal gibt es in einem Gotteshaus mehrer Altäre, der Grenzen, von denen jeder eine eigene Weihe hat. Man findet auch Kirchen, die in ein Ganzes vereint sind, so z.B. die Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale am Graben, die oft die Basilius-Kathedrale genannt wird. In der russischen Kirchenbaukunst gibt es mehrere traditionelle Formen der Gotteshauserrichtung: das Kreis, der Kreis, der achtzackige Stern, das Schiff. Es gibt auch gemischte Typen. Jede dieser Formen hat eine tiefe symbolische Bedeutung. Die Kuppeln von orthodoxen christlichen Kirchen haben in der Regel die Form eines Helms oder einer Zwiebel. Die Helm-Form erinnerte an ein Heer, an den geistigen Kamp, den die Russische Orthodoxe Kirche mit den Mächten des Bösen und der Finsternis führt. Die Zwiebelform ist ein Symbol für eine Kerzenflamme, die uns an die Worte von Jesus Christus erinnert: "Ihr seid das Licht der Welt." Auch die Farbe der Kuppel hat eine Bedeutung, danach kann man die Weihe der Kirche bestimmen. Gold ist ein Symbol des himmlischen Ruhmes. Golden Kuppeln hatten die Hauptkirchen und die Kirchen, die Christus und den zwölf Festen/Hochfesten geweiht
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obwohl sie alle in Wirklichkeit nach einem allgemeinen Grundsatz/Prinzip gebaut wurden. Ein Gotteshaus ist in den Hauptraum und den Altar unterteilt, dazwischen befindet sich eine Art Wand − die Ikonostase. Der Eingang zum Altar wird nur vom Geistlichen erlaubt, und auch nur den Männern. Der Altar wird zu Ehren eines Heiligen oder eines Feiertages geweiht, auf die-
waren. Die blauen Kuppeln mit Sternen krönen die Gotteshäuser, die der heiligen Muttergottes gewidmet sind, weil ein Stern an die Geburt Christi von der Heiligen Maria erinnert. Die Dreifaltigkeitskirchen hatten grüne Kuppeln, weil Grün die Farbe des Heiligen Geistes ist. Die Kirchen, die den Heiligen geweiht werden, sind auch mit gründen oder silbernen Kuppeln gekrönt. Die Anzahl der Kuppeln einer Kirche hat auch eine symbolhafte Bedeutung. Eine Kuppel symbolisiert den Alleinigen Gott, zwei Kuppeln − die Heilige Dreifaltigkeit, fünf Kuppeln − Jesus Christus und vier Evangelisten, sieben Häupter sind sieben Sakramente der Kirche, neun Kuppeln − nach der Zahl der Engelränge, dreizehnt − den Christus und die zwölf Apostel. Die Anzahl der Kuppel kann bis zu dreiunddreißig zählen − den irdischen Lebensjahren Christi. In der Regel wurden die Kirchen in einem Architekturstil gebaut, der in dieser oder jener Zeit am beliebtesten war, und für ihre Errichtung wurden die bekanntesten Baumeister eingeladen. Das ist der Grund, warum wir auch heute den Anblick der Kirchen, die vor Hunderten von Jahren errichten wurden, genießen können.
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Der Moskauer Kreml
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Die meisten Reiseführer von Moskau beginnen mit dem Bericht über Kreml. Das ist kein Zufall, denn genau hier hatte die Geburt Moskaus ihren Anfang, hier geschahen heroische Ereignisse seiner Geschichte. Der Moskauer Kreml ist der älteste Stadtteil Moskaus, der wichtigste gesellschaftlich-politische, geistig-religiöse und historischkünstlerische Komplex der Stadt, die offizielle Residenz des Präsidenten der Russischen Föderation. Anfänglich diente der Kreml als die Festung einer kleinen Siedlung, die auf dem Hügel Borowizki, einem Ufervorsprung bei der Einmündung des Flusses Neglinka in den Fluss Moskwa-reka, entstanden ist. Im Kreml befand sich auch das älteste orthodoxe Gotteshaus Moskaus, die Kirche der Geburt Johannes des Täufers am Hügel (später, ab dem Ende des 16. Jahrhunderts, nannte man sie auch die Kirche des Heiligen Märtyrers). Mit der Zeit wurde sie in Stein errichtet und danach nicht nur einmal umgebaut. Im Jahre 1841 befahl der Kaiser Nikolaj I, das alte Gebäude abzutragen,
deshalb bleibt die erste Kirche Moskaus heute nur als eine Erinnerung zurück, jedoch berichten alte Bilder und Pläne von ihrem Erscheinungsbild. Kehren wir aber zum Moskau des 12. Jahrhunderts zurück. Moskau war vor dem Hintergrund der altertümlichen Städte nur eine Randfigur, die kein politisches Gewicht besaß und nur ein Teil des großen Fürstentums von Wladimir war. Am Anfang des 13. Jahrhunderts wurde Moskau erstmals zum Zentrum des Fürstentums. Ein Wendepunkt in der Geschichte des Moskauer Fürstentums war das Jahr 1263, als nach dem Testament des Großfürsten von Wladimir, Alexander Newski, Moskau an seinen jüngsten Sohn Daniil Alexandrowitsch (12611303) verschenkt wurde. Dieser wurde der Begründer der Dynastie der Moskauer Fürsten, die zuerst nur das Moskauer Fürstentum regierten, später jedoch bis zum Ende des 16. Jahrhunderts über ganz Russland befehligten. Während der Regierungszeit von Daniil wurden die Besitztümer Moskaus erweitert, es wurden die Fürs-
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tentümer Kolomenskoje und Moschajskoje hinzugefügt. Es war ebenfalls Daniil, der am Fluss Moskwa-reka das bis heute existierende Kloster Danilow gründete (Metrostation «Tulskaja», Danilowski Wal 22). Die Fürsten Jurij Danilowitsch (12811325) und Iwan I Danilowitsch Kalita (ca. 1283-ca.1340), die Söhne von Daniil, verstärkten zunehmend die Macht Moskaus. Iwan Kalita verlieh Moskau einen ganz anderen Status: Es siedelte der Metropolite Pjotr, das Haupt der russischen orthodoxen Kirche, aus Wladimir nach Moskau über. Mit seinem Namen wird die Gründung des noch heute existierenden Klosters Wysoko-Petrowski in Verbindung gebracht (Metrostation «Tschechowskaja», «Trubnaja», Petrowka Straße 28, Gebäude 2). Während der Regierungszeit von Iwan
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Kalita wurde das Erscheinungsbild der Stadt erneuert. Die Kremlmauern wurden komplett aus Eiche gebaut, anstelle der Holzkirchen errichtete man Gotteshäuser aus Stein, es wurde die Raumkomposition des Platzes Sobornaja gebildet. Eine besondere Rolle in der Geschichte Moskaus, wohl auch ganz Russlands, spielte der Enkel von Iwan Kalita, Dmitri Donskoj (1350-1389), der den Sieg in dem für den russischen Staat schicksalhaftem Gefecht, der Schlacht Kulikowskaja (8. September 1380) davontrug. Während der Regierungszeit von Dmitri Donskoj werden die Holzmauern von Kreml, dessen Territorium bis zum Ufer von Moskwa-reka erweitert wurde, durch Mauern und Türme aus dem örtlichen weißen Gestein abgelöst. Ab diesem Zeitraum trifft man in den
Chroniken oft auf die Bezeichnung „Moskau der weißen Mauern „. Es wurden neue Kathedralen errichtet, das Frauenkloster Wosnesenski wurde gegründet. Alle diese Bauten wurden von der Zeit leider nicht verschont und blieben nicht erhalten. Wichtige Kreml-Bauarbeiten gehören in die Regierungszeit Iwan III des Großen (1440-1505), des ehemaligen Moskauer Großfürsten im Zeitraum 1462-1505. Der Urenkel von Dmitri Donskoj, Iwan III, wurde „Herr von ganz Russland“ genannt, nachdem er eine Reihe von alten Städten zum Moskau hinzufügte. Alle Gebäude, die Kirchen mit eingeschlossen, waren von italienischen Meistern unter der Leitung von Pietro Antonio Solari errichtet. Sie wählten den Backstein zum Grundmaterial für den Bau. Viele dieser Bauten überlebten bis in unsere Zeit.
A.M.Vasnetsov. Moskauer Kreml unter Iwan III. 1921.
Als erstes ist die 1 Kathedrale Uspenski, die in den Jahren 14751479 erbaut wurde, und die heute eines der ältesten Gebäude Moskaus ist, zu nennen. Viele Jahrhunderte lang war sie das wichtigste Gotteshaus des Landes, hier wurden die russischen Monarchen zum Zaren gekrönt und das Amt des höchsten Geistlichen vergeben.
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2 Die Mariä-GewandniederlegungsKirche, die von den Meistern aus der Stadt Pskow in den Jahren 1484-1485 errichtet wurde, war die Hauskirche der russischen Metropoliten und Patriarchen. 3 Die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale, gebaut im Jahre 1489, war die Hauskirche der russischen Zaren. 4 Die Erzengel-Michael-Kathedrale wurde in den Jahren 1505-1508 errichtet, auf dem Platz einer alten Kirche, die noch von Iwan Kalita im Jahre 1333 gegründet worden war. In der Kathedrale befindet sich die Totenstätte der Herrscher des Moskauer Staates und ihrer Familienmitglieder In den Jahren 1505-1508 wurde der 5 Glockenturm Iwans des Großen errichtet, der damals etwas anders ausgesehen hatte, er war nicht so hoch wie jetzt. Ein weiteres Stück wurde einhundert Jahre später hinzugefügt, zur Regierungszeit von Boris Godunow. Das altertümliche Glockenturm und der Anbau Filaretowa waren während des Krieges von 1812 zerstört worden und wurden in den Jahren 1814-1815 wiederaufgebaut. Das sind jedoch nur die Gebäude, die man heute sehen kann. Es gab auch andere bedeutende Bauten. Ein Denkmal der bürgerlichen Architektur ist der festliche Thronsaal von Iwan III, 6 das Facettenpalast, das in den Jahren 1487-1491 gebaut wurde. Von den älteren kirchlichen Bauten sind bis heute das 7 Patriarchenpalast mit der Zwölf-Apostel-Kirche erhalten. Sie wurden auf der Stelle älterer Bauten von russischen Baumeistern für den Patriarchen Nikon in den Jahren 1653-1655 errichtet.
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Heute befindet sich hier eine Museumsausstellung, und in der der Zwölf-Apostel-Hauskirche befinden sich eine altertümliche Ikonostase und eine Ikonenausstellung. Selbst als die Hauptstadt aus Moskau nach Sankt Petersburg verlegt wurde, nahm die Bedeutung Kremls im kulturellen und geistlichen Leben des Landes nicht ab. Die Monarchen errichteten hier neue Gebäude, bauten die früheren um, die Hauptkathedralen jedoch behielten ihr majestätisches Aussehen und blieben ein architektonisches Beispiel der Vollkommenheit. Nach der Oktoberrevolution von 1917, wurden die Kreml-Klöster leider abgeschafft, alle ihre Gebäude abgetragen und viele alte Kirche zerstört. Zum Glück wurde das Aussehen des Kathedralenplatzes, der die Geschichte unseres Landes veranschaulicht, erhalten. Heute arbeiten diese Gotteshäuser als Museen. Man kann den Kreml selbstständig besichtigen oder die Dienste eines Fremdenführers in Anspruch nehmen.
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Über die Schönheit der Moskauer Kirchen ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Die Geschichte vieler Moskauer Gotteshäuser kann man berichten, indem man ein und demselben Schema folgt: Wurde im 17. oder 18. Jahrhundert an der Stelle einer ehemaligen Holzkirche gebaut. Im Feuer oder Krieg zerstört, am häufigsten ist die Rede vom Krieg im Jahre 1812 und dem Moskauer Feuer, das in dieser Zeit geschah. Aufgebaut mit den Mitteln der Kirchengänger. In der Sowjetzeit geschlossen und als staatliche Einrichtung genutzt. In den 90-ger Jahren an die Gläubigen zurückgegeben und restauriert. Heute finden hier wieder Gottesdienste statt. Es sind nur einpaar Zeilen, aber dahinter stecken unterschiedliche Geschichten, Schicksalsschläge und Epochen. Lassen Sie uns eine kleine Reise zu den schönsten Kirchen Moskaus unternehmen.
Bitte beachten Sie, dass einige Gotteshäuser als Museen dienen, deshalb muss man für ihre Besichtigung eine Eintrittskarte kaufen. Wenn Sie in eine aktive Kirche gehen, brauchen Sie keinen Eintritt zu zahlen.
Die Basilius-Kathedrale Die berühmteste Moskauer Kirche ist die 1 Mariä-Schutz-und-FürbitteKathedrale am Graben, die sich auf dem Roten Platz neben der Kreml-Mauer befindet. Sie ist Teil des Weltkulturerbes von UNESCO. Diese Kathedrale wird von dem Staatlichen Historischen Museum und der Russischen Orthodoxen Kirche gemeinsam genutzt, deshalb finden hier manchmal auch Gottesdienste statt. Die Geschichte ihrer Erbauung geht in die Zeiten Iwan des Schrecklichen zurück. Dieses Gotteshaus wurde in den Jahren 1555-1561 zu Ehren des erfolgreichen Kasan-Feldzugs gebaut. Die kleinen Kirchen wurden den Hei-
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In den wirkenden Gotteshäusern sollte man bestimmte Regeln befolgen, besonders zu den Zeiten, in denen Gottesdienste stattfinden. Man darf keinen Lärm machen, laut Reden, die betenden Menschen anstarren oder fotografieren, in den Altarteil der Kirche hineingehen. Die Kleidung darf nicht zu aufreizend sein und keine antichristlichen Symbole enthalten. Auf dem Kirchengelände darf man nicht rauchen, alkoholische Getränke zu sich nehmen, betrunken sein oder fluchen. Für gläubige Menschen sind die Regeln strenger: Die Männer nehmen beim Eintritt in die Kirche ihre Kopfbedeckung ab, die Frauen müssen dagegen ihr Haupt bedecken. In der Regel wird angenommen, dass eine Frau ein Gotteshaus in einem ausreichend langen Rock, nicht in Hosen, und ungeschminkt betreten sollte. Wenn man nicht gläubig ist, sollte man sich nicht «aus Höflichkeit» bekreuzigen, verbeugen oder Kerzen aufstellen. Die Menschen verstehen sehr gut, dass eine christliche Kirche auch als eine historische Sehenswürdigkeit dient, das Wichtigste für den «Gast» der Kirche ist es, die anderen bei ihrem Gebet nicht zu stören.
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ligen geweiht, zur Zeiten derer große Siege errungen worden waren, und die Hauptkirche, die im Zentrum angeordnet ist und die anderen überragt, ehrt den Feiertag von Mariä Schutz und Fürbitte, den Tag, an dem Kasan erobert wurde. Die Mariä-Schutz-und-FürbitteKathedrale besteht aus neun Kirchen mit einem gemeinsamen Fundament, zu ihnen wurde im Jahre 1588 eine weitere Kirche hinzugefügt, welche sich über dem Ort der Bestattung des berühmten Jurodiwy (Narren in Christo) Basilius des Seeligen, der heilig gesprochen wurde, befindet. Da die Mariä-Schutz-undFürbitte-Kathedrale selbst einen besondern Status hatte, beteten die Kirchengänger in der kleinen Kirche des Basilius des Seeligen, gerade dieser Name ist gebräuchlich geworden und hat sich als Bezeichnung für die gesamte Kathedrale etabliert. Die Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale ist nicht nur eines der schönsten Gebäude von Moskau, sie ist auch ein sehr interessantes Museum mit einer reichen Ausstellung, die Sie mithilfe eines Museumsführers kennen lernen können. Adresse: Roter Platz 2. Metro: «Ochotny Rjad», «Teatralnaja», «Ploschtschad Rewoljuzii». Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag − 11.00-18.00 Uhr, die Kasse arbeitet bis 17.00 Uhr, Dienstag ist Ruhetag,
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Die Christ-ErlöserKathedrale 2 Die Christ-Erlöser-Kathedrale (Christi-Geburt-Kathedrale) ist das größte Gotteshaus Russlands. Das moderne Gebäude der Christ-ErlöserKathedrale wurde in den Jahren 1995-2000 an der Stelle der im Jahre 1931 gesprengten Kathedrale errichtet und entspricht dem ursprünglichen Erscheinungsbild. Die Geschichte der Erbauung der Kirche zum Gedenken an die Befreiung vom Feind beginnt gleich nach der Vertreibung von Napoleons Armee aus Russland, als ein Erlass zu ihrem Bau vom Alexander I unterzeichnet wurde. Im Jahre 1814 wurde ein Wettbewerb für den besten Entwurf veranstaltet, welchen Karl Witberg gewann, der zu Ehren eines solchen Ereignisses sich im orthodoxen Glauben mit dem Namen seines Taufpaten Alexander
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I taufen ließ. Witbergs Entwurf war außergewöhnlich schön und überragte die modernen Gebäude um das Dreifache. Als Standort wurden die Sperlingsberge ausgewählt. Leider gelang es nicht, das entworfene Gebäude dort zu errichten, es existierte keine Technologie, die den Grund ausreichend festigen konnte. 1831 wurde Konstantin Andrejewitsch Thon mit dem Bau beauftragt. Nach seinem Entwurf wurde am Ufer des Moskwa-Flusses die im Jahre 1883 geweihte Kirche errichtet. Man baute sie fast fünfzig Jahre lang und nach weiteren fünfzig Jahren, im Jahre 1931, wurde sie zerstört. An ihrer Stelle war der Bau des legendären Palast der Sowjets geplant, eines gigantischen Gebäudes mit einhundert Stockwerken, das mit Lenins Denkmal gekrönt werden sollte, jedoch wurde das Projekt nie verwirklicht und die für
den Bau vorbereitete Baugrube wurde als Schwimmbecken eingerichtet. Als beschlossen wurde, die Kathedrale an alter Stelle wieder zu errichten, wurde der unterirdische Raum für die Einrichtung einer weiteren Kirche verwendet, der Christi-Verklärungskirche der Christi-Erlöser-Kathedrale, die an die Existenz des früheren AlexejewskiKlosters erinnert. Es gibt im Innern des Gebäudes Gänge aus der einen Kirche in die andere, in beiden Kirchen werden Gottesdienste abgehalten, hier werden orthodoxe Heiligtümer aufbewahrt: Ein Teil des Gewandes Christi, ein Nagel aus dem Kreuze Jesu und Teile der Gebeine von orthodoxen Heiligen. Es werden Führungen angeboten und die Aussichtsplattformen bieten eine wunderbare Aussicht auf das Zentrum Moskaus.
Adresse: Wolchonka Straße 15. Metro: «Kropotkinskaja». Öffnungszeiten: Das Museum arbeitet täglich 10.00-18.00 Uhr, inklusive Feiertage und Wochenenden. Es werden Führungen in der Christ-Erlöser-Kathedrale, sowie im Museum und zu den Aussichtsplattformen angeboten. Das Büro für die Führungen befindet sich am Eingang der Verklärungskirche, von der Seite des Sojmonowski Projesd.
Metochi von Krutizy 3 Abseits der Moskauer Gotteshäuser steht das einzigartiges architektonisches Ensemble des Metochi von Krutizy. Das Metochi von Krutizy bezeichnet man zu Recht als eine wunderbare Erscheinung der altrussischen Architektur. Es liegt im Südwesten der Hauptstadt am linken Ufer der Moskwa-Flusses. Als Krutizy wurde
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ein alter Moskauer Waldort bezeichnet, der sich auf der Erhebung am linken steilen Ufer des Moskwa-Flusses befindet (von hier stammte auch der Name). Dieser Stadtteil ist einzigartig darin, dass sich hier in der gegenseitigen Nähe drei der ältesten Klöster Moskaus befindet: Nowospasski-Kloster, Simonow-Kloster und Metochi von Krutizy. Das Metochi von Krutizy ist eines der ältesten kirchlichen Metochi von Moskau. Es ist beinahe so, als gelangten Sie aus dem 21. Jahrhundert in das 17. Jahrhundert, umgeben von antiken Architekturdenkmälern. Darunter befindet sich die Mariä-EntschlafensKathedrale zu Krutizy, die 1700 gebaut wurde, die Metropolitenkammer (1655-1670), das Teremok zu Krutizy und die Auferstehungsübergänge,
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welche die Kammer mit der Kathedrale verbinden. Vom besonderen Interesse für die Liebhaber des Altertums sind die Kacheln, mit denen der Teremok und das Heilige Tor verziert sind. Adresse: Krutizkaja Straße 13. Metro: „Proletarskaja“, „Krestjanskaja Sastawa“. Öffnungszeiten: täglich 7.00-21.30 Uhr.
Die Kirchen von Kolomenskoje Im Naturschutzpark und Museum «Kolomenskoje» sind das Dorf Kolomenskoje, die Residenz der Moskauer Großfürsten und russischen Zaren, und das Territorium des Dorfes Djakow vereint. Heute ist dieser Ort eines der am häufigsten besuchten Touristenobjekte, jedoch erwecken das größte Interesse der Besucher zweifellos die hiesigen orthodoxen Kirchen.
4 Die Christi-Himmelfahrts-Kirche ist die bekannteste Kirche in Kolomenskoje. Sie ist ein Denkmal der russischen Baukunst und steht auf der Weltkulturerbe-Liste von UNESCO. Die Architektur der Kirche erregt die Aufmerksamkeit durch ihre Ungewöhnlichkeit, die Ausrichtung gegen Himmel, ihre „Fliehkraft“. Die Kirche wurde in den Jahren 15281532 errichtet (in der Regierungszeit von Wassili III, dem Vater von Iwan dem Schrecklichen). Die Außergewöhnlichkeit dieser Kirche liegt darin, dass sie mit einem Zeltdach, einer hohen Pyramide, endet. Das Zelt ist in der Holzarchitektur weit verbreitet, jedoch gibt es ihn als ein Element des SteinKirchenbaus nur in Russland. Zum Vergleich könnte man die BasiliusKathedrale nehmen, dessen zentrale Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale
auch einen Zeltabschluss hat. Heute ist diese Kirche nicht aktiv, in ihrer Kellerkammer arbeitet ein Museum. Adresse: Prospekt Andropowa 39. Metro: «Kolomenskaja». Öffnungszeiten: täglich 10.00-18.00, außer Montag und letzter Freitag des Monats.
Die Christi-Himmelfahrts-Kirche hat in den Augen der Gläubiger eine besondere Bedeutung, auch deshalb, weil in ihrem Keller die Ikone der Muttergottes „Derschawnaja“, welche sich heute in der benachbarten 5 KasanskajaKirche (Kirche der Madonna von Kasan) befindet, gefunden wurde. Früher fügte man der Bezeichnung Kasanskaja „auf dem Hof des Zaren“ hinzu, weil es die Hauskirche der russischen Zaren war und sich durch einen gedeckten Übergang mit dem benachbarten Palast
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des Zaren Alexej Michailowitsch Romanow verband. Die Kirche wurde Mitte des 17. Jahrhunderts im Architekturstil „Russkoje Usorotschje“ („russisches Muster“) gebaut. Adresse: Prospekt Andropowa 39, Gebäude 9. Metro: «Kolomenskaja». Öffnungszeiten: täglich von 10:00 Uhr bis 18,00, außer Montag und die letzte Freitag eines jeden Monats. 6 Eine weitere Stein-Kirche auf dem Territorium des Naturschutz-Museums ist die Johannes-der-Täufer-Kirche in Djakow. Ihre Errichtung gehört in die Regierungsepoche Iwan des Schrecklichen.
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Adresse: 1. Straße von Djakow Gorodischtsche 39, Gebäude 7. Metro: „Kaschirskaja“, „Kolomenskaja“. Öffnungszeiten: täglich 10.00-18.00 Uhr.
Wenn man die Kirchen von Kolomenskoje besucht, kann man die Veränderung der Bautendenzen ab der Zeit von Wassili III, als die Himmelfahrts-Kirche gebaut wurde, über die Architektur mit vielen Säulen der Epoche von Iwan dem Schrecklichen bis hin zum Architekturstil „Russkoje Usorotschje“ („russischen Muster“), der das Ende der Zeit der Wirren und den Beginn der Romanow-Dynastie anläutete, beobachten. 7 Gesondert sollte man das Freilicht-Museum der Holzbaukunst, das auf dem Gelände von „Kolomenskoje“
tätig ist, erwähnen. Er beinhaltet echte Holzbauten aus verschiedenen Ecken Russlands, die heute an einem Ort versammelt sind. Darunter befinden sich die Kirche des Heiligen Georgs (16. Jahrhundert) und der Turm des Nikolo-Korelski-Klosters (Ende des 17. Jahrhunderts).
„Russkoje Usorotschje“ („russisches Muster“) Wir möchten auch weitere Kirchen, die im Stil von „Russkoje Usorotschje“ gebaut worden sind, erwähnen. Erstens, ist es die 8 Mariä-Geburt-Kirche zu Putinki, die Mitte des 17. Jahrhunderts neben dem Reisebotschafterhof errichtet wurde (Metrostationen «Tschechowskaja», «Puschkinskaja», «Twerskaja», Malaja Dmitrowka Straße 4). Hier spielen die Zeltdächer bereits eine dekorative Rolle, sie sind verhältnismäßig klein und sehr zierlich. Zum selben Zeitraum, der Mitte des 17. Jahrhunderts, gehört auch die 9 Dreifaltigkeitskirche in Nikitniki (Metrostation «Kitaj Gorod», Nikitinkow Pereulok 3). Sie unterscheidet sich vom vorangehenden Gotteshaus darin, dass sie nicht vollständig weiß getüncht ist, sondern eine originelle farbige Lösung besitzt: mit dem grundlegenden roten Hintergrund sehen die weißen SchnitzereiElemente viel plastischer aus. 10 Bei der Gestaltung der St-Nikolaus-Kirche in Chamowniki (Metrostation «Park Kultury», Lew Tolstoi Straße 2), die in den Jahren 1679-1682
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gebaut war, wurden schon drei Farben verwendet: für die Grundfarbe wurde weiß genommen und für die Dekorationselemente die Farben rot und grün. Es gibt in Moskau auch andere Kirchen, welche die typischen Elemente des
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russischen Usorotschje haben. Ab jetzt könnten Sie diese leicht erkennen.
Barock
Ein weiterer in der Architektur der Moskauer Kirchen weit verbreiteter Stil ist das Barock. Die hauptsächliche Variante ist das Moskauer Barock oder der Naryschkin-Stil, welches in solchen Architekturdenkmälern, 11 , wie z.B. der Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche zu Fili (Metrostation „Fili“, Nowosawodskaja Straße 6), die Ende des 17. Jahrhunderts erbaut wurde, vertreten ist. 12 Ähnlich sieht auch die Kirche der Gottesmutter-Ikone „Zeichen“ am Hof Scheremetewy, die ungefähr zur selben Zeit errichtet wurde, aus (Metrostation „Biblioteka im. Lenina“, „Alexandrowski Sad“, Romanow Pereulok 2, Gebäude 8). Diese Kirchen unterscheiden sich erheblich von den Bauten im Usorotschje-Stil. Dieser plötzlicher Wechsel des Erscheinungs-
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bildes hängt mit dem Bauverbot der Zelt-Kirchen, das vom Patriarchen Nikon stammte, zusammen. Deshalb erhalten ab Mitte des 17. Jahrhunderts die Stufenkirchen ihre Verbreitung. Interessant ist die Gegenüberstellung des Moskauer Stils und des Peter-Stils, zu dem viele Bauten in Sankt Petersburg gehören. Es gibt aber auch in Moskau Gebäude im Peter-Barockstil. 13 Das ist vor Allem der Menschikow-Turm. So wird die Kirche Erzengel Gabriels, die Anfang des 18. Jahrhunderts gebaut wurde, genannt (Metrostation „Tschistyje Prudy“, „Turgenewskaja“, „Sretenski Bulwar“, Archangelski Pereulok 15a). Eine weitere Variante des russischen Barockstils ist das Elisabeth-Barock, das nach dem Namen der Tochter von Peter I, der russischen Kaiserin Elisabeth benannt wurde. Ein leuchtendes Beispiel für diesen
14 Stil ist die St-Klemens-Kirche, die Kirche des Römischen Papstes, welche in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet wurde (Metrostationen „Nowokusnezkaja“, „Tretjakowskaja“, Klimentowski Pereulok 7/26). Wie alle Bauten, die zu diesem Architekturstil gehören, erscheint das Kirchengebäude majestätisch, jedoch überhaupt nicht wuchtig.
Klassizismus und Empire In den 60-ger Jahren des 18. Jahrhunderts wird das Barock allmählich vom Klassizismus abgelöst. Seine Blütezeit bringt man mit der Regierungszeit von Katharina II in Verbindung. Natürlich ist der Stil in Sankt Petersburg und seiner Umgebung am meisten verbreitet, aber auch Moskau blieb davon nicht unberührt. Das Klassizismus des Endes des 18. Jahrhunderts ist in der Regel durch die Gebäude
vertreten, die abgerundete Elemente, Bögen, Säulen und Halbsäulen haben. Ein anschauliches Beispiel ist die Kirche der Gottesmutter-Ikone „Aller Betrübten Freude“ (Verklärungskirche) in Bolschaja Ordynka, am Bau derer solche berühmten Architekten wie W.I.Baschenow und später O.I.Bowe teilgenommen hatten (Metrostationen „Tretjakowskaja“, „Nowokusnezkaja“, Bolschaja Ordynka Straße 20). Nach dem Vaterländischen Krieg von 1812 wurden die Gebäude und Kirchen in Moskau hauptsächlich im EmpireStil errichtet. Ein Vertreter dieses Stils ist die von Moskauern geliebte 16 Christi-Himmelfahrts-Kirche in Storoschki beim Nikitsky Tor (oder auch „Die große Himmelfahrt“ genannt), die im 19. Jahrhundert erbaut wurde. Es ist der Ort, an dem die Trauung von A.S.Puschkin und N.N.Gontscharowa stattfand.
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Die Staatliche TretjakowGalerie 1
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Viele Künstler wählten ein christliches Motiv für ihre Werke, die einen schufen Gemälde zu religiösen Themen, andere bemalten Kirchenwände. Einen eigenen Platz nehmen darin die Ikonenmaler ein. In der orthodoxen Tradition werden Personen und Ereignisse der heiligen oder kirchlichen Geschichte hauptsächlich als Ikonen, d.h. Bilder auf einem Holzbrett, dargestellt. Es gibt auch Fresken, Mosaiken und eher selten Skulpturen. Das Interesse für russische orthodoxe Ikonen ist nach wie vor groß, deshalb möchten die Besucher Moskaus die altertümlichen Bilder, von denen sich viele heute in Museen befinden, mit eigenen Augen sehen. Hier sind einige der bekanntesten Moskauer Museen, die umfassende Sammlungen von Ikonen besitzen.
Der Besuch dieses Museums ist nicht umsonst Teil des «Pflichtprogramms» jedes Touristen: In den Räumen der Tretjakow-Galerie ist eine Vielzahl russischer Kunstwerken vertreten. Es gibt hier auch eine Abteilung, die den Ikonen gewidmet ist. Darin befinden sich Fresken und Ikonen unbekannter Autoren als auch berühmter Ikonenmaler: Andrej Rubljow, Dionisij, Simon Uschakow, Feofan Grek. Die frühesten Werke werden ins 12. Jahrhundert datiert. Es gibt in der Galerie auch Bilder mit geistlichen Themen. Das sind Arbeiten von W.M.Wasnezow, M.W.Nesterow, I.N.Kramskoj, N.N.Ge und das berühmte Gemälde von A.A.Iwanow «Die Erscheinung des Christus dem Volke (Die Messias-Erscheinung)», das der Maler 20 Jahre lang gemalt hatte. Dem Gemälde ist ein extra Saal gewidmet, wo Bildentwürfe und andere Arbeiten des Künstlers ausgestellt sind.
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2 Das zentrale Andrej-Rubljow-Museum der altrussischen Kultur und Kunst
Außerdem ist eine Filiale der Tretjakow-Galerie die Kirche des Heiligen Nikolaus zu Tolmatschi, die einen gemeinsamen Eingang mit dem Museum hat. Hier ist ein Teil der Ausstellung enthalten. Auf diese Weise befinden sich die orthodoxen Heiligtümer in einem Gotteshaus, erhalten aber gleichzeitig die Museumsfürsorge. Das
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größte Heiligtum der Kirche ist die wundertätige Gottesmutter-Ikone von Wladimir. Adresse: Lawruschkinski Pereulok 10. Metro: «Tretjakowskaja», «Poljanka». Öffnungszeiten: täglich 10.00-19.30 Uhr, die Kassen sind bis 18.30 Uhr geöffnet, Montag ist Ruhetag.
Dieses Museum befindet sich auf dem Gelände des Spaso-Andronikow-Klosters, wo Andrej Rubljow arbeitete und lebte. Hier befindet sich das älteste Gotteshaus Moskaus − die Spasski Kathedrale. Die Ausstellung enthält Meisterstücke der Ikonenmalerei. Es gibt im Museum auch Kirchenskulpturen, Ikonostase, Kyoten, Heiligen Pforten. Die Sammlung enthält antike Bücher und vieles mehr. Aderesse: Andronjewskaja Platz 10. Metro: «Kurskaja», «Ploschtschad Iljitscha». Öffnungszeiten: täglich 11.00-18.00 Uhr, die Kassen sind bis 17.15 Uhr geöffnet, Mittwoch und der letzte Freitag des Monats ist Ruhetag.
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4 Das Museum der russischen Ikone
Museum «Das Ikonenhaus» 3
Das Museum wurde erst vor kurzem eröffnet (2009). Heute zählt die Museumssammlung mehr als 2500 Denkmäler der christlichen Kunst. Viele davon sind selten und sogar einzigartig. Das Museum «Das Ikonenhaus» ist nicht nur eine Sammlung von Ausstellungsstücken, es ist auch eine interessante und ausführliche Schilderung des geistigen Lebens des russischen Volkes. Im Museum finden regelmäßig thematische Ausstellungen, Vorlesungen, Meisterkurse, Konzerte der geistigen und klassischen Musik, Themen- und Klubabende.
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Adresse: Spiridonowka Straße 4, Gebäude 1. Metro: «Tschechowskaja», «Twerskaja», «Puschkinskaja». Öffnungszeiten: täglich 12.00-22.00 Uhr, Montag ist Ruhetag. Monday is the day off.
Das private Museum der russischen Ikone existiert seit 2006. Hier ist eine umfassende Sammlung der Werke von künstlerischen Zentren der ostchristlichen Kunst ausgestellt. Das ist eine große private Sammlung, die das Kennenlernen von Exponaten einer breiten Zeitspanne ermöglicht, angefangen mit der Antike bis hin zum 20 Jahrhundert. Adresse: Gontscharnaja Straße 3, Gebäude 1. Metro: «Taganskaja», «Marxistskaja». Öffnungszeiten: täglich 11.00-19.00 Uhr, Dienstag und Mittwoch ist Ruhetag.
Es gibt Ikonen in den Sammlungen vieler Moskauer Museen, zum Beispiel im Staatlichen historischen Museum, in den Ausstellungen des Moskauer Kreml, im Naturschutzmuseum „Kolomenskoje“ usw.
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Besichtigungstour 4
Heiligtümer
Ein Heiligtum (Reliquie, heilige Ikone) ist in der Orthodoxen Kirche ein Ort der Verbindung von Geist und Materie. Über ein Heiligtum gibt Gott seine göttliche Gnade (göttliche Energie) an den Menschen weiter, dann können Wunder geschehen, jedoch wird von diesem Menschen verlangt, sich im Glauben an Gott zu bewähren (in der Hilfe, die von Gott kommt): Jedem nach seinem Glauben. Es ist sehr wichtig, zu verstehen, dass das Anbeten von Heiligtümern kein magisches Ritual ist, das die Erfüllung eines Wunsches garantiert. Es ist ein Teil des geistigen Weges eines Menschen, der aufrichtig an Gott glaubt. In Moskau gibt es viele orthodoxe heilige Orte, wohin Menschen aus verschiedensten Ecken Russlands und anderen Ländern zur Anbetung kommen. Abgesehen von den schon aufgezählten Heiligtümern, die sich in der Christ-Erlöser-Kathedrale, der Kirche des Heiligen Nikolaus in Tolmatschi und in der Kirche der GottesmutterIkone von Kazan zu Kolomenskoje befinden, gibt es in Moskau noch weitere Orte, die von den Pilgern besonders verehrt werden.
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Die Epiphanien-Kathedrale zu Jelochowo 1
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Diese Kathedrale ist ein herausragendes architektonisches Denkmal und wurde in den Jahren 1835-1845 im Empire-Stil erbaut, und zwar auf der Stelle einer älteren Kirche, die hier ab dem 17. Jahrhundert existierte. In
der Sowjetzeit arbeitete die Kirche, obwohl sie am Rande des Schließens war, weiter. Deshalb wurden hier die Heiligtümer aus anderen Kirchen, die abgeschafft oder zerstört wurden, aufbewahrt. Heute befinden sich in dieser Kathedrale die wundertätige Ikone der Gottesmutter von Kasan, der sich zuvor in der Kasan-Kathedrale am Roten Platz befand, und die Reliquien des Heiligen Alexius, Metropoliten von Moskau, der im 14. Jahrhundert lebte. Seine Reliquien wurden in dem von ihm erbauten Tschudow-Kloster des Moskauer Kremls aufbewahrt. Als im Jahre 1930 der Abriss des Klosters beschlossen wurde, konnte der bekannte Restaurateur P.D.Baranowski, der für die Nachwelt viele Denkmäler der kirchlichen Architektur bewahrt hatte, den Schrein des Heiligen Alexius rechtzeitig
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in die Mariä-Entschlafens-Kathedrale (Uspenski-Kathedrale) bringen. Ebenso befindet sich in der EpiphanienKathedrale die Wundertätige Ikone Sankt Nikolaus und die Heilige Ikone der Gottesmutter «Suche der Verlorenen».
1612 gebetet hatte. Hier werden Ikonen aufbewahrt, die von Simon Uschakow, dem berühmten russischen Ikonenmaler des 17. Jahrhunderts, geschaffen wurden. Dieser Ort ist mit den Namen vieler herausragender Menschen verbunden. Zum Beispiel P.M.Tretjakow, einem Unternehmen und Mäzenen, der die Tretjakow-Galerie gegründet hatte, spendete Geld für die Rekonstruktion der Kirche und dem Bau neuer Glockentürme. In der Sowjetzeit wurde die Kirche nicht geschlossen. Hier befindet sich die Wundertätige Ikone der Gottesmutter «Unerwartete Freude», die Ikone der Gottesmutter von Kazan und das Abbild von Mandylion oder Christusbild von Edessa, die im Jahre 1675 von Simon Uschakow geschaffen wurden, die Ikone der Gottesmutter von Wladimir von 1691, gemalt von Afanasi Rjasanzew, und andere. Es werden Monstranzen mit heiligen Reliquien aufbewahrt, in einem davon
Adresse: Spartakowskaja Straße 15. Metro: «Baumanskaja» Öff nungszeiten: täglich von 08.00 Uhr bis 20.00, Sonntag von 6.00 bis 20.00
Kirche des Propheten Elias Obydenny 2
Die Aussprache des Wortes Obydenny fällt auf die zweite Silbe und bedeutet «erbaut an einem Tag». Natürlich handelt es sich nicht um die Kirche, die wir heute sehen können, früher stand hier eine Holzkirche, welche der Gasse ihren Namen gab und die vermutlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gebaut wurde. Die Kirche des Propheten Elias ist mit verschiedenen Ereignissen der russischen Geschichte verbunden. Es existieren zwei Zeugnisse dessen, dass in dieser Kirche Dmitri Poscharski an dem Tag der entscheidenden Schlacht mit den Polen im Jahre
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ist ein Teil des Gürtels der Heiligen Gottesmutter enthalten. Adresse: Moskau, 2. Obydenski Pereulok 6. Metro: «Kropotkinskaja». Öffnungszeiten: täglich von 8.00 bis 3.00
Kirche der GottesmutterIkone von Tichwin zu Alexejewskoje 3
Einer der meist verehrten Klöster, vermutlich sogar das wichtigste, war und bleibt das Kloster der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius (das Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Posad) (siehe Seite). Hierher kamen viele Russen als Pilger, darunter auch Zaren. Die Reisegeschwindigkeit war damals nicht so hoch wie heute, in der Regel gingen die Pilger zu Fuß und brauchten für den Weg 3-4 Tage. Selbstverständlich waren während eines solchen Marsches Pausen von Nöten. Eben dafür wurden die
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Reisepaläste gebaut. Eines von ihnen befindet sich gerade in der Nähe des Ortes, wo heute die Kirche steht. Der Palast selbst blieb nicht erhalten, dafür gibt es bis heute in der Kirche der Gottesmutter-Ikone von Tichwin die Gebetskammern des Zaren und der Zarin. Das größte Heiligtum der Kirche ist die Wundertätige Ikone der Gottesmutter von Tichwin. Die besonders verehrten Heiligtümer der Kirche sind auch die genaue Kopie des Grabes Jesu, die Gottesmutter-Ikone „Nichtschlummerndes Auge“ und die Gottesmutter-Ikone „Die Hinzufügung des Verstandes“, sowie das Reliquiar, das vor dem nördlichen Tor basiert ist. Adresse: Zerkownaja Gorka Straße 26a. Metro: «WDNCh». Öffnungszeiten: täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr
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Kirche des Gedenktags der Auferstehung an der Himmelfahrtsschlucht 4
Eine weitere Kirche, die während der Sowjetzeit nicht geschlossen wurde und dadurch die aus einer zerstörten Kirche hierher gebrachte GottesmutterIkone «Suche der Verlorenen» erhalten hat. Das Kirchengebäude selbst, das in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gebaut wurde, ist ebenfalls ein Architekturdenkmal. Einen historischen Wert stellen die alte Raumgestaltung, vermutlich aus dem Ende des 19 Jahrhunderts, dar.
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det sich die wundertätige GottesmutterIkone "Lindere meinen Kummer" aus dem 18. Jahrhundert, die aus einer anderen Kirche des Heiligen Nikolaus hierher gebracht wurde. Es gibt hier auch andere Heiligtümer, die dadurch erhalten blieben, dass die Kirche auch in der Sowjetzeit tätig war. Das ist die Iwerskaja -Ikone der Gottesmutter, die heilige GottesmutterIkone "Suche der Verlorenen", die Kirchen-Ikone des Heiligen Nikolaus mit 5
Adresse: Brjusow Pereulok 15/2. Metro: "Ochotny Rjad". Öffnungszeiten: täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr
Kirche des Heiligen Nikolaus zu Kusnezy 5
Das moderne Kirchengebäude wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Empire-Stil erbaut. Hier befin-
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der Vita, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gemalt wurde, die heilige Ikone von Andrej Rubljow und die Ikone " "Der heilige Alexius, wie er ein Kreuz auf den ehrwürdigen Sergius auferlegt". Adresse: Wischnjakowski Pereulok 15. Metro: „Pawelezkaja“, „Nowokuznezkaja“. Öffnungszeiten: täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr
Mariä-Schutz-undFürbitte-Frauen-Kloster
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Während der Sowjetzeit war das Kloster geschlossen gewesen und nahm seine Arbeit im Jahre 1994 als Frauenkloster wieder auf. Die Moskauer kennen dieses Kloster als einen Ort, wo die Reliquien der Heiligen Matrona von Moskau aufbewahrt werden. Adresse: Taganka Straße 58. Metro: „Marksistkaja“, „Krestjanskaja Sastawa“, „Proletarskaja“. Öffnungszeiten: täglich 7.00-20.00 Uhr, Sonntag 6.00-20.00 Uhr.
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Das Männerkloster wurde an dieser Stelle im Jahre 1635 von Michail Fjodorowitsch, dem ersten Zar der Romanow-Dynastie gegründet. Ende des 18. Jahrhunderts wurden anstelle der veralteten Gebäude auf dem Territorium des Klosters neue Kirchen errichtet: die Mariä-Schutzund-Fürbitte-Kirche, gebaut Anfang des 19. Jahrhunderts, die Kirche des Gedenktags der Auferstehung an der Himmelfahrtsschlucht, gebaut im 18. Jahrhundert und umgebaut Mitte des 19. Jahrhunderts. Diese Kirchen sind bis heute erhalten geblieben.
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Es ist einfach unmöglich, alle orthodoxen Heiligtümer von Moskau aufzuzählen. Damit Sie die für Sie interessanten Kirchen und Klöster besichtigen können, gibt es Touristik-Büros und Pilgerdienste. Wenn Sie sich für die Reliquien sowie historische und kulturelle Objekte interessieren, haben Sie die Möglichkeit, sich an die TouristikBüros, in den die entsprechenden Exkursionen angeboten werden, wenden. Für die Gläubigen, die den Wunsch haben, vor den Moskauer Heiligtümern zu beten, gibt es Pilgerdienste, deren Liste Sie auf den letzen Seiten dieses Buches finden können.
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Klöster Im Moment sind in Moskau 13 orthodoxe Klöster tätig. Viele von ihnen sind vor langer Zeit gegründet worden. Das älteste tätige Kloster ist das DanilowKloster aus dem 18. Jahrhundert. Es sind einige Bauten von den heiligen Stätten, die durch die Sowjetregierung abgeschaffenen wurden, erhalten. Manche von ihnen wurden jedoch nicht nur geschlossen, sondern vollständig zerstört. Zum Beispiel das TschudowKloster und das Himmelfahrtskloster im Kreml.
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Die Besichtigung eines Klöster ist möglich, wenn man bestimmte Verhaltensregeln befolgt: Die Anforderungen zu dem Erscheinungsbild von Besucherinnen ist hier strenger, als in einfachen Kirchen: Frauen dürfen das Klostergelände nicht in Hosen oder mit unbedecktem Haupt betreten. Wenn Sie nicht daran gedacht haben, kann man dieses Problem ganz einfach lösen: Beim Eintritt kann man einen speziellen Schürzenrock ausleihen, dessen Schnitt zu jeder Figur passt. Man kann dort auch ein Tuch bekommen, um das Haupt zu bedecken.
Da sich auf dem Klostergelände nicht nur Gläubige, die zum Beten gekommen sind, sondern auch Mönche, die hier ständig leben, befinden, sollte man verstehen, dass Lärm, lautes Reden usw. als störend empfunden werden kann. Auf dem Gelände des Klosters ist Rauchen, Alkoholtrinken oder Betrunkenheit streng verboten. Der Eintritt in das Kloster ist kostenlos. Wenn sich ein Museum auf dem Gelände befindet, ist sein Besuch in der Regel kostenpflichtig. Außerdem werden in einigen Klöster Führungen angeboten und ausführliche Reise-
führer verkauft. Alle Informationen erhalten Sie am Eingang. Bitte beachten Sie, dass Foto- und Videoaufnahmen nicht überall gestattet sind, mal ist dazu eine Gebühr zu bezahlen, mal ist eine besondere Erlaubnis für die Aufnahme mit professionellen Geräten notwenig. Bitte fragen Sie bei den Klosterdienern nach ausführlichen Informationen, bevor Sie mit den Aufnahmen beginnen. Die Hauptregel ist jedoch überall gültig: Man darf keine Mönche, Klosterdiener oder betende Menschen fotografieren oder filmen.
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Andronikow-Kloster des Erlösers Wurde ca. 1360 gegründet und ist das älteste Kloster in Moskau. Geschlossen im Jahre 1918. Der Hauptbau des Klosters ist die Erlöserkathedrale, die 1420-1425 gebaut wurde. Nach Meinung der Experten ist diese Kathedrale die älteste Kirche der Hauptstadt. Ihr majestätisches Gebäude macht uns mit der Geschichte des Altertums bekannt, beeindruckt durch seine Harmonie und strenge Schönheit. Auf dem Gelände des ehemaligen Klosters befinden sich auch andere architektonische Denkmäler: Die Gemächer des Klostervorstehers (ca. 1690), und die Kirche des Erzengels Michael (1691-1739). Mit dem Andronikow-Kloster des Erlösers ist der Name des herausragenden russischen Ikonenmalers Andrej Rubljow, den man in der ganzen Welt kennt, untrennbar verbunden. Sogar ungläubigste Menschen gestanden seinen Werke schon immer einen gewissen unbestrittenen künstlerischen
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Wert zu und für Ikonenmaler war er ein Nachahmungsvorbild. Andrej Rubljow lebte in diesem Kloster und ist auch hier begraben. Heute trägt das auf dem Gelände des Klosters tätige Museum seinen Namen: Das Zentrale Museum der altrussischen Kultur und Kunst. Adresse: Andronjewskaja Ploschtschad, Haus Nr. 10. Metro: «Ploschtschad Iljitscha», «Rimskaja», «Kurskaja». Öffnungszeiten: wochentags 18,00 Museen: Central Museum der altrussischention für Kultur und Kunst. Andrew Rublev.
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Nowodewitschi-Kloster Dieses Kloster kann man ohne Übertreibung das schönste Kloster Moskaus, eines der Wahrzeichen der Hauptstadt nennen. Nicht umsonst wurde sein architektonisches Ensemble im Jahre 2004 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Das Nowodewitschi-Kloster wurde im Jahre 1524 gegründet, nach einem Gelöbnis, das vom Wassili III geleistet wurde (dem Vater von Iwan dem Schrecklichen). Die Lage wurde nicht zufällig ausgewählt: Von hier wurde im Jahre 1456 ein altertümliches Heiligtum, die Gottesmutter-Ikone von Smolensk, die Hodegetria (Wegweiserin) genannt, nach Smolensk gesandt. Die Hauptkirche des Klosters ist die Kathedrale der Gottesmutter-Ikone von Smolensk, die im 16. Jahrhundert erbaut wurde. Sie stimmt mit der Architektur der Mariä-Entschlafens-Kathedrale des Kremls überein. Eine weiter Sehenswürdigkeit ist der sechsstöckige Glockenturm, der im Stil des Moskauer Barocks
erbaut ist. Auf dem Gelände gibt es auch andere Denkmäler der Architektur. Sehr gut bekannt sind auch der Friedhof Nowodewitschi, wie auch die Nekropole des Klosters selbst. Hier ruhen herausragende Persönlichkeiten der Wissenschaft, Kultur, Kunst, Politik und des Militärs. Die meisten Gedenksteine wurden von berühmten vaterländischen Bildhauern erschaffen. Adresse: Nowodewitschi Projesd, Haus Nr. 1. Metro: «Sportiwnaja». Öffnungszeiten: täglich von 8 bis 20 chaEulen, Sonntag von 6,30 Museen: Nowodewitschi-Kloster Museum
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Danilow-Kloster Das älteste erhaltene und tätige Kloster in Moskau wurde im 18. Jahrhundert vom Fürsten Daniil von Moskau (1261-1303), dem Sohn von Aleksandr Newski, gegründet. Daniil Aleksandrowitsch gilt als Begründer der Dynastie der Moskauer Fürsten und Zaren. Die Geschichtswissenschaftler sind sich bei der Einschätzung seiner Persönlichkeit darin einig, dass es ein friedlicher Mensch war, der in der Epoche der ständigen internen Kriege friedliche Lösungen für die meisten Konflikte fand. Dank dieser Herangehensweise genoss er einen großen Respekt bei den Zeitgenossen und stärkte Moskaus Einfluss im erheblichen Maße. Vor seinem Tod wurde ihm die Mönchsweihe erteilt und er wurde im Jahre 1791 heilig gesprochen. Im Danilow-Kloster befindet sich die einzige russisch-orthodoxe Kirche, die den Heiligen Vätern der sieben ökumenischen Kathedralen geweiht ist und deren Geschichte im 16. Jahrhundert beginnt. Das moderne Gebäude wurde später, im 17. Jahrhundert, erbaut und danach mehrmals umgebaut. Ein
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bedeutendes Denkmal der Architektur ist die Dreifaltigkeitskathedrale, die im den Jahren 1833-1838, vermutlich nach einem Projekt des Architekten O.I.Bowe, errichtet wurde. Eine große gesellschaftliche Resonanz erhielt die Geschichte der Glocken des Danilow-Klosters. Vor der Revolution war das Kloster durch seinen außerordentlich schönen Glockenklang bekannt, das einer guten Wahl des Glocken-Ensembles zu verdanken war. In der Sowjetzeit wurden die Glocken vor der Vernichtung von Thomas Whittemore, einem Mitarbeiter der Harvard-Universität, gerettet, welcher dem amerikanischen Geschäftsmann Charles Richard Crane vorschlug, die Glocken der Sowjetregierung abzukaufen. So gelangen die Glocken des Danilow-Klosters nach Harvard. Dank der Anstrengungen vieler Menschen kehrte das unikale Glockenensemble im Jahre 2008 nach Moskau, in das Danilow-Kloster, zurück. Adresse: Danilovskij Val 22. Metro: «Tulskaja» Öffnungszeiten: täglich von 6.00 bis 21.00
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Das Nowospasski-Kloster Das Kloster wurde 1490 gegründet, seine Geschichte beginnt jedoch früher, wovon sein Name zeugt: Erlöser auf dem Neuen (Spas na nowom) berichtet darüber, dass es an einen neuen Ort verlagert wurde. Das frühere SpasskiKloster befand sich im Kreml. Wie auch viele Moskauer Klöster spielte der Nowospasski-Kloster eine wichtige Rolle in der Verteidigung. Das erkennt man sehr gut an seinen massiven Wänden und Türmen, die im 17. Jahrhundert errichtet wurden. Aus dieser Zeit stammen auch andere Gebäude des Klosters, z.B. die Verklärungskathedrale, die 1645 - 1647 gebaut wurde und in den 80ger Jahren des 17. Jh. bemalt wurde. Der Glockenturm und die Kirche des Sergius von Radonesch, die später, im 18. Jh. erbaut wurde, unterscheiden sich deutlich von ihnen in ihrem Architekturstil. Das Nowospasski-Kloster ist ebenso als Erbbegräbnis des Zarengeschlechts
Sacharjin-Romanow bekannt, hier wurden auch die Vertreter anderer edler Geschlechter begraben. Dieser außergewöhnliche, ruhige, schöne, abgeschiedene Ort am Ufer des Moskwa-Flusses bewahrt die altertümliche Geschichte auf einem engen Raum und versetzt uns in längst vergangene Zeiten. Adresse: Krestjanskaja Ploschtschad 10. Metro: «Proletarskaja», «Krestjanskaja Sastawa». Öffnungszeiten: täglich von 7.00 bis 20.00
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Wysokopetrowski-Kloster Das Kloster ist ab dem 14. Jahrhundert bekannt. Der älteste erhaltene Bau auf seinem Gelände gehört ins 16. Jahrhundert. Die Gründung des Klosters hängt mit dem Namen des Heiligen Hierarchen Peter, des ersten Metropoliten von Kiew, dessen ständiger Sitz in Moskau war und der dadurch den weiteren Aufstieg Moskaus vorwegnahm. Es war Bestandteil des nördlichen Verteidigungsrings, welcher aus Klöstern bestand, die Moskau gegen Angriffe der Feinde verteidigten. In der Sowjetzeit wurde es geschlossen, es bestand jedoch eine Untergrundgemeinschaft von Mönchen noch eine Zeit lang weiter. Heute ist das Kloster an Gläubige zurückgegeben worden. Das Mönchleben wurde im Jahre 2009 wieder belebt. Auf dem Gelände des Klosters befinden sich architektonische Denkmäler aus verschiedenen Zeiten, besonders ist
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darunter die in ihrer Architektur unikale Kathedrale des Heiligen Hierarchen Peter, den Metropoliten von Moskau und ganz Russland, hervorzuheben. Diese Kathedrale wurde in den Jahren 1514–1517 errichtet und ist das älteste Gebäude des Klosters. Adresse: Str. Petrovka 28/2 Metro: «Tschechow», «Twerskaja», «Puschkinskaja», «Trubnaja» Öffnungszeiten: täglich von 7.00 bis 20.00
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Außerstädtische Routen Wenn man über das orthodoxe Russland berichtet, muss man einfach die Routen in den Moskauer Gebiet erwähnen. Es folgen nur einige Orte der Moskauer Umgebung, die Touristen und Pilger am meisten interessieren.
Neu-Jerusalem Natürlich ist es heutzutage einfacher, nach Jerusalem zu kommen, als noch vor einhundert Jahren, aber eine solche Reise ist dennoch gepaart mit
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bestimmten Schwierigkeiten. Dafür kann man jederzeit das Kloster NeuJerusalem besuchen, zudem dieser Ort einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Einerseits können Sie die freie Natur genießen, andererseits das Werk von Menschenhänden bewundern, welche die erstaunliche Idee der gesamten Nachbildung der Heiligtümer Jerusalems ins Leben gerufen haben. Adresse: Moskauer Gebiet, Rayon Istrinski, Stadt Istra, Sowetskaja Straße 2. Von Moskau an der Straße - 39 km. Nord-West, Volokolamsk schosse. Öffnungszeiten: Führungen im Kloster werden 10.30-16.00 Uhr veranstaltet.
Das Sawwino-Storoschewski Kloster Das Kloster gründete der Mönch Sawwa, der ebenfalls Storoschewski oder Swenigorodski genannt wird und als Wundertäter gilt, Ende des 14. Jahrhunderts. Wie auch viele andere Klöster von Moskau und Moskauer Umgebung spielte das Kloster nicht nur eine geistige, sondern auch eine verteidigende Rolle. Dieser Ort wurde schon immer von orthodoxen Christen verehrt und von vielen berühmten Menschen, darunter russische Zaren und Zarinnen, besucht. In der Sowjetzeit war das Kloster geschlossen. Heute ist es wieder tätig. Seit 1998 werden im Kloster die Reliquien des Heiligen Sawwa wieder aufbewahrt.
Adresse: Moskauer Gebiet, Stadt Swenigorod. Von Moskau an der Straße - 47 km. Nord-West, Novorizhskoe schosse. Das Kloster ist für das Publikum geöffnet von 6.00 Uhr bis dem Ende des Abends Service.
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Kloster der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius Das Kloster wurde im Jahre 1337 vom ehrwürdigen Sergij Radoneschski gegründet und ist heute eines der größten orthodoxen Männerklöster. In der Vergangenheit hatte es Verteidigungsfunktionen, war die Grundfeste
der Zweiten Volkswehr während der Befreiung Moskaus im Jahre 1612. dieser Ort ist auch dadurch berühmt, dass Peter I hier Zuflucht vor den Strelizen welche die Zarentochter Sofja gegen ihn geschickt hatte, fand. Während der Sowjetzeit wurde das Kloster erst geschlossen, nahm seine Arbeit jedoch im Jahre 1946 wieder auf. Das architektonische Ensemble des Klosters der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius wurde in die Liste des Weltkulturerbes von UNESCO aufgenommen. Adresse: Moskauer Gebiet, Stadt Sergijew Posad, Kloster der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius. Öffnungszeiten: Das Kloster ist in den Zeiten 5.00-21.00 Uhr für Besucher geöffnet. An großen Feiertagen und an den Gedenktagen des Heiligen Sergius ganztägig geöffnet (5/18. Juli, 25. September/8. Oktober). Eine ausführliche Liste der Exkursionen für die Moskauer Umgebung finden Sie auf den Internetseiten von Pilgerdiensten, zum Beispiel des Pilgerdienstes “Radonez” (Pretschistinka Straße 28, Tel. +7(495) 937-57-91, +7(495) 225-42-68, www.radonez.ru).
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