Strakonice - Stadtrundgang

Page 1

17

Kapitelsaal

Die ehemalige Kommende der Johanniter, der Malteser Ritter ist im 13. Jahrhundert im ältesten Teil der Strakonitzer Burg entstanden. Den westlichen Teil, der das Johannitergut von dem Vermögen von Bavor abgegrenzt hat, bildet der spätromanische Kapitelsaal. Er wurde früher auch als St. Georg-Kapelle genannt. Der Aufbau wurde in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. Von den ursprünglichen architektonischen Elementen ist im Kapitelsaal das wertvolle Portal der östlichen Wand aus 30. Jahren des 13. Jahrhunderts und über dem Eingang aus dem Burghof noch das Rundfenster mit profi lierter Fensterleibung erhalten. Sehenswert sind auch die erhaltenen Wandmalereien, die in mehreren Phasen von 1320 bis 1480 entstanden sind. In heutiger Zeit ist der Kapitelsaal in Verwaltung des Museums des mittleren OtavaGebietes. Er dient zur Veranstaltung von Konzerten, Ausstellungen, Vorträgen und anderen Kulturveranstaltungen.

14

19

Schloss

18

Das barocke Schloss aus dem Jahre 1715 wurde unter dem Großprior Ferdinand Leopold Dubský von Třebomyslice als der Sitz des Großpriors aufgebaut. Ursprünglich hat es zwei symmetrisch platzierte Eingänge von den Seiten. Die wurden aber bald vermauert und 1745 wurde die mittlere Einfahrt, durch die man den ersten Burghof der Strakonitzer Burg betritt, errichtet.

St. Prokopskirche

16

Liebhaber der kirchlichen Architektur können direkt im Burgareal noch eine ursprünglich romanische Kirche mit einem barocken Umbau und Rokoko-Elementen besichtigen. Das barocke Interieur der St. Prokopskirche kommt vorwiegend aus den Jahren 1720–1730. Ursprünglich wurde die Kirche als St. Vojtěch eingeweiht. Bei einem Umbau wurden Wandmalereien aus dem Jahre 1340 entdeckt. Regelmäßig jeden Sonntag gibt es hier Gottesdienste der Römisch-katholischen Kirche. Einen Blick in die Kirche werfen kann man während der Bes i c ht i g u n g des Kapitelsaals und des Kreuzgangs, zu der man von v dem zweiten Burghof hereinkommt.

Kreuzgang

Den Kreuzgang mit dem frühgotischen Ziegelrippengewölbe ließen sich die Vorsteher der Orden des Malteserriters in 80. und 90. Jahren des 13. Jahrhunderts aufbauen. Er stellt ein wertvolles Beispiel der frühgotischen Epoche der architektonischen Entwicklung der Strakonitzer Burg dar. Der Kreuzgang ist mit Wandmalereien verziert. Sie bilden einen der umfangreichsten Zyklen der Wandmalereien aus dieser Epoche in Böhmen. Während der Museumsöff nungszeiten ist der Kreuzgang von dem Kapitelsaal zugänglich und ist Bestandteil der Führung.

Rumpál

15

Der gotische Walzenturm, die Rumpál genannt wird, wurde in 70. und 80. Jahren des 13. Jahrhunderts unter Bavor II. als ein Schutzturm aufgebaut. Er ist 35 Meter hoch und bis zur Spitze führen uns 99 Treppen. In der Vergangenheit hat er als Folterkammer und Gefängnis gedient, in das man die Häft linge mit Hilfe von sgn. Hubwinde (Rumpál) heruntergelassen hat. Er war ein Symbol der Festung, aber auch des mittelalterlichen Rechtes. Heute ist es ein Aussichtsturm, von seinem Wandelgang ist eine wunderschöne Aussicht auf das ganze Burgareal, auf die Stadt und Otava-Gebiet, aber auch aufs Vorgebirge des Böhmerwaldes. Das Besteigen von Rumpál ist ein Bestandteil des Besichtigungsrundgangs im Museum.

Jelenka (Hirschturm)

Eine wichtige Persönlichkeit des Ordens des Malteserritters war Jan von dem mächtigen Geschlecht Rosenberg (1484– 1532). Von der Zeit seiner Herrschaft (1511–1532) wurden die Burg, sowie die Stadt stark geprägt und die Spuren seiner architektonischen Bauabänderungen sind bis heute sichtbar. Er ließ den südlichen Teil der Burg umbauen und den Turm Jelenka aufbauen. Der sollte zum Schmaus und zur Vergnügung der Ritter nach der Hirschjagd im Strakonitzer Revier dienen. Der Saal des Turmes mit historisch wertvoller Kassettendecke und Erkerfenstern mit dem Blick auf den Burggraben war für den Großprior und seine Gesellschaft ein Erholungs- und Vergnügungsort. Die Wandmalerei der Rosenberger Wappenrose hat oft auf den Schmaus heruntergeschaut und ausgelassenen sowie grobe Erzählungen der Ritter zugehört. Während sich die Herren in Jelenka vergnügt haben, saßen ungezogene junge Knappen im Vorsaal und sie haben sich bemüht, das Verhalten der Herrschaft nachzuahmen. Heute dient der Saal zu Ausstellungen und Kammerkulturveranstaltungen.

1

Stadtrundgang

Strakonitzer Burg

Die Strakonitzer Burg ist eine außergewöhnliche Sehenswürdigkeit, sowohl in historischer, als auch in architektonischer Hinsicht. Über ihre Entstehung gibt es nicht viele Angaben. Aus Quellen wissen wir nur, dass schon um 1243 am Zusammenfluss von Otava und Volyňka ein Palast gestanden hat. Dieser wurde von den weltlichen Herren – von dem Adelgeschlecht Bavor, sowie von den Johannitern - Angehörigen eines kirchlichen Ritterordens, bewohnt. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Burg ausschließlich im Besitz des adeligen Geschlechts Bavor gewesen. Der Orden Sankt Johannis vom Spital zu Jerusalem, Johanniter oder auch Malteser Ritter, übernahmen anfangs des 15. Jahrhunderts dann die ganze Burg. Auf den ältesten Teilen der Burganlage sind Merkmale der gotischen Architektur zu sehen (St. Prokopskirche, Turm Rumpál), durch die Renaissance wurde der Bau des Turmes Jelenka beeinflusst, und im Klassizismus die Front des östlichen Teils des Schlosses renoviert. Heutzutage finden im Burgareal das ganze Jahr verschiedene Kulturveranstaltungen statt. Hier hat seinen Sitz auch das Museum des mittleren Otava-Gebietes mit den Expositionen über die Dudelsackpfeifertradition, über Herstellung von Kopfbedeckungen (sgn. Fesen) und Motorrädern ČZ. Im Westteil der Burg wurde im ehemaligen Burggraben eine Burgsafari mit kleinwüchsigen Ziegen, Schafen und Ponys errichtet.

13

Weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt 10

Sieberts Spital, Haus-Nr. 189

In seinem Testament im Jahre 1685 hat der Oberst von Kanonieren und zugleich Ingenieur Viktorín Siebert, der aus Strakonitz gekommen war, 10 000 Gulden für den Bau eines Hauses für 10 verarmten Strakonitzer Bürger hinterlassen. Der ursprüngliche Bau mit der Einfahrt in der Mitte wurde umgebaut und vergrößert. Heutzutage ist im Gebäude ein Altersheim.

11

Renners Parkanlage

Die Stadtparkanlage wurde an der Stelle der ehemaligen Stadtbefestigung durch das Zuschütten des Grabens errichtet. Sie trägt den Namen von dem in Strakonice gebürtigen Antonín Renner, der nach dem Tod seine Grundstücke drei öffentlichen Institutionen in Strakonice vergab. Im Jahre 1837 wurde hier auf einer künstlich errichteten Anhöhe eine Spätempire-Gloriette aufgebaut. Zur heutigen Gestaltung wurde die Parkanlage erst am Anfang des 20. Jahrhunderts erweitert. Übersehen Sie auch nicht das Jan Hus-Denkmal, den Antonín Renner-Brunnen und die St. Johann Nepomuk-Kapelle.

F. L. Čelakovský

Oberhalb des Flusses Otava an dem Zellerins Hang steht die Büste von dem in Strakonitz gebürtigen F. L. Čelakovský, Vertreter der nationalen Wiedergeburt, Schriftsteller und Sammler der Volksdichtung und Wissenschaft ler. An diesem Ort knüpfen sich seine ersten literarischen Versuche. Die Büste des Dichters hat der Bildhauer Vojtěch Šíp geschaffen und sie wurde am 15. Juni 1924 anlässlich des 125-jährigen Jubiläums von der Geburt von F. L. Čelakovský (7. 3. 1799–5. 8. 1852) feierlich enthüllt. Unterhalb des heutigen Denkmals war früher ein Fährbetrieb. Heute ist dieser Ort mit schöner Aussicht Bestandteil des Lehrpfades, der durch Strakonitzer Podskalí über den Hügel Kalvárie zur Strakonitzer Burg führt. 12

Bürgerbrauerei Strakonice

Der Geruch nach Bier, Malz und Hopfen begleitet uns auf dem Weg an der Brauerei. Das Bierbrauen hat in Strakonice erwürdig lange Tradition. Schon im Jahre 1367 erteilte Bavor IV. den Strakonitzer Bürgern Stadtprivilegien, unter denen auch das Recht für das Bierbrauen in den Bürgerhäusern war. Infolge der Drangsale nach dem Dreißigjährigen Krieg haben sich die verarmten Bierbrauer im Jahre 1649 mit der Stadt vereinbart, dass sie eine gemeinsame Brauerei im Haus Nr. 47 auf dem Marktplatz gründen. Zu dieser Zeit waren in Strakonice 158 Häuser mit der Brauberechtigung. In den Jahren 1873–1874 wurde am Fluss Otava eine neue dampfmaschinelle Brauerei errichtet und im Haus Nr. 47 ist die Mälzerei bis zum Anfang der 60. Jahre des vergangenen Jahrhunderts geblieben. Stadtinformationszentrum Velké náměstí 2, 386 21 Strakonice tel.: 383 700 700–701 infocentrum@strakonice.net www.strakonice.net

Touristinformationszentrum bei CK Ciao Zámek 1 tel./fax: +420 383 323 400 ciao@ciao.cz

Museum des mittleren Otavagebietes Zámek 1, 386 01 Strakonice tel.: 383 321 537, 383 333 391 informace@muzeum-strakonice.cz www.muzeum-strakonice.cz

Redaktion: MěÚ, odbor školství a cestovního ruchu. Illustration: Pavel Koubek. Herausgegeben von der Stadt Strakonice im Jahre 2009, 6 000 Stücke. Das Projekt wurde von den Mitteln des Südböhmischen Bezirkes mitfinanziert.

Praha Strakonice

S T R A K O N I C E

Stadt Strakonice


3

St. Margarethaskirche

Im Jahre 1583 ließen die Strakonizer Bürger auf der früher noch bestehenden Insel eine Kirche erbauen. Diese steht auf den Grundmauern einer älteren gotischen Kirche. In der weiträumigen Kirche konnten die Gläubigen die heilige Kommunion in beiderlei Gestalt empfangen. Mit dem Bau der Kirche wurde der flämische Baumeister V. Vogarelli beauft ragt. Der neue wertvolle Renaissancebau mit gotischen Elementen hat ein Netzsterngewölbe. Die Raumausstattung der Kirche ist pseudogotisch. Bei der Rekonstruktion im Jahre 2000 wurden in der Kuppel Urkunden aus dem Jahre 1873 entdeckt.

4

5

Ehemaliges Rathaus

2

Das Gebäude des ehemaligen Rathauses hat einen ursprünglich niedrigeren Bau mit einem Turm, der durch einen Brand zerstört wurde, ersetzt. Später wurde es zum Sitz des Gymnasiums. Heute dient es als Grundschulgebäude. Es befindet sich auf dem Platz Velké náměstí (Großer Platz), in unmittelbarer Nachbarschaft des Stadtamtes. Die Front des Gebäudes wurde im Jahre 1903 von dem akademischen Maler Josef Bosáček mit den mahrfarbigen Sgraffiti nach den Themenkartons von Mikoláš Aleš geschmückt. In Bogen verlaufende Turmflächen haben beiderseits des Fensters Figuren der Gerechtigkeit und der Selbstverwaltung. Die letzte Restaurierung der Sgraffiti hat 1992 der akademischer Maler, Restaurator Alois Martan, mit der Assistenz des akademischen Malers Jiří Čech.

Papsthäuser

Die Häuser gehörten dem Strakonitzer Baumeister Ing. Gustav Papež (Papst). Die Anordnung der Bauten senkrecht zum Marktplatz war für die Renaissance- und gotische Bebauung typisch. Die Verzierung der Giebel mit Spiralvoluten erinnert an die Bauten der südböhmischen Volksarchitektur, sgn. Bauernbarock.

Mariensäule auf dem Platz Palacky

In der Mitte des Platzes Palacky steht die barocke Mariensäule aus den Jahren 1730–1740. Ursprünglich wurde sie auf dem Platz Velké náměstí nach der großen Pest im Jahre 1586 errichtet. Pestsäulen wurden als Dank für die Abwendung der Pestepidemie erbaut. Zugleich verband man damit die Bitte an Maria, die Mutter Gottes, die Stadt vor einer weiteren Pest zu schützen. Erst nach dem zweiten Weltkrieg wurde sie auf den Platz Palacky verschoben. Die ursprünglich einfache Säule mit der Maria-Figur wurde in der Hälfte des 18. Jahrhunderts mit Statuen der Heiligen (St. Johannes von Nepomuk, St. Vojtěch, St. Joseph und St. Antonius) und vier Engeln bereichert.

Strakonitz ist eine malerische Stadt am Zusammenfluss von Otava und Volyňka, die von einer mittelalterlichen Burg dominiert wird. Machen Sie zusammen mit uns einen Rundgang durch die Stadt und entdecken Sie ihre Schönheiten. 11 10

4 7 5

9

8

6

12

3 13

2

1

9

Fleischläden

Die Fleischläden ist eigentlich eine überdachte enge Gasse, die beiderseits von den Kleinläden gesäumt wird. Es wurde dabei die ursprüngliche mittelalterliche Grundflächedisposition, bewahrt. In der Barockzeit am Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der Eingang von dem Marktplatz durch ein Tor geschlossen. Am Barockgiebel aus dem Jahre 1700 ist auf einem Relief die Schlachtung eines Ochsen dargestellt. Die heutigen Farben entsprechen den Restaurationsuntersuchungen am Anfang der neunziger Jahre.

7

Das Haus U Hroznu „zur Weintraube“

Eines der ältesten Häuser auf dem Platz Velké náměstí ist das Haus Nr. 54 mit einer plastischen blauen Weintraube. Die noch erhaltene Mauerung weist auf schon mittelalterliche Herkunft hin. Der symmetrische Volutengiebel, heute mit Klassizismus- Elementen, hat das Haus in der Barockzeit geschmückt und zu seinem heutigen Aussehen kehrte es sich erst bei seiner letzten Rekonstruktion, die das Objekt vor dem sicheren Abriss gerettet hat.

6

Ehemalige Brauerei, Haus-Nr. 47

Im ersten Stock der ehemaligen Bürgerbrauerei hat sich ein Lokal, das als Vereinshaus genannt wurde, befunden. In seinem Saal hat T. G. Masaryk, am 16. 2. 1891 seine Wahlrede gehalten. Damals hat er in den Reichsrat kandidiert und mehrere südböhmische Städte und unter anderem auch Strakonitz vertreten. Am Ende desselben Jahres war er auch bei der Wahl in den Landtag erfolgreich und die Interessen unserer Stadt hat er bis 1893 vertreten. An den Tag, wann der künft ige Präsident der ersten Tschechoslowakischen Republik hier aufgetreten hat, erinnert die Gedenktafel.

8

Tschechische Sparkasse

Wo heute das Sparkassegebäude steht, befand sich früher ein Haus im Rokoko-Stil, wo Pater Josef Šmidinger geboren wurde. Er war Patriot und Liebhaber von Büchern und hat im Jahre 1843 in Strakonice die Bibliothek gegründet. Im Jahre 1905 wurde das Haus zur Niederlegung bestimmt gewesen. An seiner Stelle wurde im Jugendstil das Sparkassegebäude errichtet. Zuerst befand sich dort die Stadtsparkasse, danach die Staatssparkasse und jetzt die Tschechische Sparkasse. Im Eingangsbereich befindet sich eine Gedenktafel für Pater Josef Šmidinger. Die ehemalige Stadtsparkasse wurde im Jahre 1906 nach den Entwürfen des Architekten Karel Bubla fertig gestellt. Die Verzierung an der Fassade stammt von Josef Bosáček nach den Plänen von Václav Malý.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.