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Spiel ist der Motor für die Entwicklung“

„Spiel ist der Motor für die kindliche Entwicklung“

VON CARLA MÜLLER

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Motorik, Kreativität, Sprachverständnis: Spiel bedeutet für Kinder Spaß, und noch viel mehr ... Tina von DapperSaalfels ist Erziehungswissenschaftlerin an der TU Braunschweig. Wir sprachen mit ihr über das richtige Spielzeug zur richtigen Zeit, mehr Spaß bei weniger Konsum und darüber, wie aus einer Puppe plötzlich zwei werden …

Welche Rolle hat Spielzeug in der Entwicklung von Kindern?

Spielzeug regt Kinder zum Spielen an und das Spiel ist der Motor für die kindliche Entwicklung, denn sie lernen dadurch alle Entwicklungsbereiche kennen: Sprache, Kognition, Motorik, soziale und emotionale Kompetenzen. Kinder erlangen so die Grundlagen für das spätere Leben und die Spielsachen sind hier sozusagen Mittel zum Zweck.

Ist Spielzeug überhaupt in jedem Alter notwendig? Gerade bei Babys?

Ich würde sagen, man muss dem Kind anfangs nicht explizit etwas kaufen. Gerade, wenn wir an das sensomotorische Spiel denken, stehen die Sinne und die Bewegung, wie das Greifen, im Vordergrund. Da kann natürlich eine Rassel förderlich sein, damit das Kind ein Geräusch hört und lernt: ich kann etwas mit meiner Bewegung erzielen. Aber hier kann praktisch jeder Gegenstand zum Spielzeug werden.

Wie aussagekräftig sind Altersangaben auf Spielzeugen?

Es sind Empfehlungen. Man kann diese als Orientierung nutzen, aber sollte immer die Individualität des Kindes im Auge behalten. Mit Spielzeug sollte man Kinder weder unter- noch überfordern.

Woran kann man denn erkennen, ob ein Spielzeug geeignet für ein Kind ist?

Stellen Sie sich die richtigen Fragen: Was interessiert das Kind im Moment? Was ist der aktuelle Aufmerksamkeitsfokus? Man erkennt gutes Spielzeug auch daran, dass sich Kinder längere Zeit damit beschäftigen.

Und wie viel Spielzeug sollte ein Kind haben?

Es ist wichtig, dass die Kinder verschiedene Sachen haben, die unterschiedliche Entwicklungsbereiche anregen, je nach Alter. Aber alles in Maßen und nicht in Massen. Denn bei zu viel Spielzeug können sich die Kinder nicht mehr entscheiden, mit was sie spielen möchten.

Wie oft sollte ein Kind neues Spielzeug bekommen?

Ein besserer Anhaltspunkt ist: Wann sollte ein Spielzeug ausgetauscht werden? Nämlich, wenn es längere Zeit keine Beachtung mehr erlangt, weil die Kinder vielleicht ganz andere Interessen haben und eine bestimmte Phase abgeschlossen ist. Es hilft übrigens oftmals, Spielzeug einfach mal weg zu packen und es nach ungefähr drei Monaten wieder herauszuholen. Für das Kind ist das wie neues Spielzeug, und so kann man gleichzeitig den Spielzeugkonsum sinnvoll einschränken.

Gibt es denn etwas, was wir tun können, damit Spielzeug nicht so schnell uninteressant wird?

Oft hilft es, ergänzendes Spielzeug zu kaufen. Wenn ein Kind zum Beispiel einen Kaufladen bekommen hat, kauft man das nächste Mal eine Kasse dazu, dann Spielgeld – also aufbauende Sachen. Genauso funktioniert es ja auch bei Barbie oder Playmobil.

Bekommen Kinder heutzutage früher oder mehr Spielzeug als noch vor einigen Jahren?

Ja. Ich denke, das hängt auch viel mit dem Medienkonsum zusammen. Vieles wird von den Spielzeugherstellern so konzipiert, dass die Fantasie von Kindern nicht mehr so stark angeregt wird, weil schon viel vorgegeben ist. Die Puppe hat zum Beispiel ein trauriges oder lachendes Gesicht, früher waren die Gesichtsausdrücke zurückhaltender und dadurch neutraler. Heutzutage bekommen die Kinder im Vergleich zu früher mehrere Puppen geschenkt. Man „braucht“ eben eine lachende, eine weinende, eine sprechende, eine laufende, eine große und eine kleine Puppe.

Gibt es ein Spielzeug, das Sie selbst gern verschenken?

Ich beschäftige mich viel mit der Sprachförderung und bin deshalb ein großer Fan von Bilderbüchern, die ich gerne selbst verschenke.

Tina von Dapper-Saalfels ist Erziehungswissenschaftlerin an der TU Braunschweig und unter anderem spezialisiert auf die frühkindliche Bildung und Erziehung.

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