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Viele Bildungswege führen zum Ziel

Fünf Fragen an … Dr. Sandra Dittmann, Leiterin des Fachbereichs Schule im Bildungsbüro die soziale Integration in der Klasse ist. Soziale Ausgeschlossenheit und Mobbing sind leider ein großes Thema in der Schule. Zukunftsangst und Perspektivlosigkeit sind ein weiterer großer Bereich, der verursacht, dass Kinder und Jugendliche nicht oder nicht gern zur Schule gehen.

Koordinieren, vernetzen, entwickeln und in strategischen Fragen beraten – das Bildungsbüro der Stadt Braunschweig ist rund um das Thema Bildung Impulsgeber und Entwicklungsbegleiter. Wir sprachen mit Dr. Sandra Dittmann, Leiterin des Fachbereichs Schule im Bildungsbüro, über Chancengleichheit und Erwartungen an das System.

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1Frau Dr. Dittmann, welche Bildungsthemen stehen bei Ihnen momentan im Fokus?

Seit einem Jahr liegt der Schwerpunkt im Bildungsbüro klar auf der Aufnahme und Vermittlung der ukrainischen Schüler und Schülerinnen. Es sind mittlerweile rund 650 Kinder und Jugendliche aus dem osteuropäischen Land an den allgemeinbildenden Schulen in städtischer Trägerschaft angekommen. Das Bildungsbüro bietet den Familien Beratung und Unterstützung beim Finden eines passenden Schulplatzes für das jeweilige Kind an. Dabei wird auch darauf geachtet, dass sich die Kinder gut auf die verschiedenen Schulen in Braunschweig verteilen, so dass keine Häufungen entstehen und die Integration gelingen kann. Zudem hat das Bildungsbüro für die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine Sprachkurse in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule organisiert, um ihnen einen möglichst guten Start an einer Braunschweiger Schule zu ermöglichen.

2Was bedeutet chancengerechte Bildung für Sie?

Chancengerechte Bildung bedeutet für mich, dass Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer Herkunft den individuell für sie passendsten Bildungsweg gehen können. Weder die Familiensprache noch der Bildungsstand der Eltern oder die Möglichkeiten der Eltern, das Kind schulisch zu unterstützen, sollten ausschlaggebend sein, sondern ausschließlich Talente und Neigungen des Kindes. Dabei muss nicht immer das Abitur das Bestreben sein, es gibt viele gute Bildungswege, die zum Ziel führen. Wichtig ist, dass der Weg zu dem jeweiligen Kind passt und ein möglichst hohes Maß an Lebens- und Teilhabechancen eröffnet.

5Die Erwartungen an das Bildungssystem und den Unterricht haben sich seit der Corona-Pandemie stark verändert. Wie sollte ein Bildungssystem aufgebaut sein, um flexibel auf Krisen reagieren zu können? Was muss sich ändern, um zukünftig schneller reagieren zu können? Und wie stellen Sie sich die Bildungskommune von morgen vor?

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Kinder und Jugendliche aus ärmeren Verhältnissen und sozialen Brennpunkten besuchen seltener das Gymnasium, studieren seltener. Warum ist das so? Warum ist es so schwer, dieser Ungleichheit entgegenzuwirken?

Zum einen fällt es den Eltern, die dann auch oft über weniger formale Bildung – also Bildungsabschlüsse – verfügen als der Durchschnitt der Gesellschaft, schwerer, ihre Kinder zu unterstützen. Zum anderen fehlen auch Vorbilder. Wenn niemand im persönlichen Umfeld auf ein Gymnasium geht oder studiert, dann sind diese Möglichkeiten sehr weit weg und es entstehen Zugangsbarrieren. Dann traut man sich vielleicht nicht, auch wenn man das Zeug dazu hat.

4 Schätzungen zufolge gehen 300.000 bis 500.000 Jugendliche in Deutschland nicht gerne zur Schule. Woher kommt das?

Die Gründe dafür sind sicherlich vielfältig. Das kann mit den schulischen Leistungen und diesbezüglichen negativen Erfahrungen zu tun haben, aber auch damit, wie gut oder schlecht

In Braunschweig haben wir seit 2005 einen Medienentwicklungsplan und statten die Schulen seitdem sukzessive mit Datennetzen, W-LAN, digitalen Präsentationsflächen und Endgeräten aus. Die Corona-Pandemie hat uns eindrücklich gezeigt, wie wichtig die digitale Ausstattung in den Schulen ist und sie war sicherlich auch ein Booster bei der Weiterentwicklung. Zum Beispiel wurden in dieser Zeit etwa 2300 digitale Endgeräte für die Braunschweiger Schulen beschafft, die von Schülern und Schülerinnen aus benachteiligten Familien ausgeliehen werden können. Wir sind in Braunschweig schon ein gutes Stück bei der Digitalisierung der Schulen vorangekommen und werden diesen Weg weitergehen. Für die Zukunftsfähigkeit der Schulen ist das eine wesentliche Grundlage. Unser Ziel letztendlich ist es, dass die Akteure und Akteurinnen in der Bildungskommune noch stärker vernetzt sind, eine noch größere Transparenz besteht und ein bestmöglicher Zugang zu den Bildungsangeboten gewährleistet ist.

Chancengerechte Bildung bedeutet, dass Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer Herkunft den individuell für sie passendsten Bildungsweg gehen können.

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