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MULTIKULTI

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ERZIEHUNGSTIPPS

ERZIEHUNGSTIPPS

DIE WELT IST BUNT, ODER?

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Bei dem Begriff Multi-Kulti handelt es sich um eine umgangssprachliche Abkürzung für das Wort multikulturell. Gebraucht wird dieses Wort im Alltag vor allem dann, wenn Menschen aus unterschiedlichen Kulturen friedlich miteinander leben und arbeiten. Wenn von einer multikulturellen Gesellschaft die Rede ist, dann meint man also, dass Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und Religionen respektvoll miteinander umgehen. >>

>> Leider ist genau das in der heutigen Gesellschaft aber nicht immer möglich. Es stellen sich zahlreiche Fragen, die in unterschiedlichen Kontexten geklärt werden müssen. Dabei geht es vor allem darum, wie verschiedene Kulturen miteinander harmonieren können und ob und wenn ja in welcher Hinsicht sich verschiedene Kulturen aneinander anpassen müssen oder nicht. Doch nicht nur die Gesellschaft, sondern auch Familien sind heutzutage vermehrt multikulturell. Was dies bedeutet und wie ein multikulturelles Zusammenleben am besten gelingen kann, erfahren Sie in diesem Beitrag.

MULTIKULTURELLE ELTERN Inzwischen ist Europa bzgl. der multikulturellen Vielfalt in vielerlei Hinsicht schon längst zusammengewachsen. Menschen aus unterschiedlichen Ländern und mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen sind somit keine Seltenheit mehr. Die Einwanderungsquote steigt und so setzen sich die Menschen ganz automatisch mit dieser Thematik auseinander.

Bei einer zunehmend multikultureller werdenden Gesellschaft kommen logischerweise auch immer mehr multikulturelle Familienkonstellationen zusammen. So lernen sich die Menschen verschiedener Kulturen durch das gemeinsame Zusammenleben nicht nur auf beruflicher oder freundschaftlicher Basis kennen, sondern bilden häufig auch ein Liebespaar. Wenn aus dem Liebespaar dann ein Elternpaar wird, gibt es multikulturelle Kinder. Ein Paar, das aus verschiedenen Kulturkreisen stammt, muss sich mit zahlreichen Fragen und Problemen auseinandersetzen. Dies beginnt in der Regel schon bevor gemeinsame Kinder auf der Welt sind. So haben beispielsweise die Familien der Beiden unterschiedliche Vorstellungen davon, wie bestimmte Feste gefeiert werden, welche Religion die „richtige“ ist und wie das gemeinsame Leben gestaltet werden soll. Auch die Rollenverteilung in einer Beziehung ist nicht selten kulturell unterschiedlich. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass ein multikulturelles Paar viel kommuniziert und miteinander abstimmt, welche Regeln für das gemeinsame Zusammenleben gelten sollen. Noch wichtiger werden solche Regeln, wenn gemeinsame Kinder auf die Welt kommen.

Welche Erziehung ein Kind im Allgemeinen genießt, hängt von den unterschiedlichsten Faktoren ab. Die eigene Weltanschauung ist in jedem Fall etwas, das einen großen Einfluss auf die Elternschaft hat. Wenn einer oder beide Elternteile sehr religiös sind und ihre Religion auch aktiv praktizieren, so gehen diese Werte auch automatisch auf die Kids über. Dabei ist es sogar ganz egal, ob die Eltern ihre Kinder schon früh aktiv mit in die religiöse Praxis einbeziehen oder ob die Kinder einzig und allein durch Beobachtung lernen. Eltern sind immer ein Vorbild und aus der Sicht eines Kindes ist es immer „richtig“, was die Eltern tun. Allein aus evolutionsbiologischen Gründen orientieren sich Kinder also am Verhalten ih-

Photo by JD Mason on Unsplash

Wer sich auf die bunte Vielfalt einlässt, viel kommuniziert und stets darauf ausgerichtet ist, so zu handeln, wie es für das eigene Kind am besten ist, der wird die Herausforderungen einer multikulturellen Gesellschaft hervorragend meistern können.

rer Eltern und erkennen dies zunächst als die Wahrheit an. Gerade das Thema Religion kann bei multikulturellen Eltern deshalb schnell für Zündstoff sorgen. In jedem Fall braucht es hier eine gemeinsame Lösung und besonders starke Aufmerksamkeit. Ein richtig oder falsch gibt es hier nicht – wichtig ist nur, dass die Eltern sich einig sind, wie mit dieser Differenz umgegangen wird und welche religiösen Werte und Weltanschauungen dem Kind vermittelt werden sollen.

Doch egal, ob es um das Praktizieren von Religion, um die Weltanschauung an sich oder um andere kulturelle Gewohnheiten in der Familie geht – wenn Eltern sich gemeinsam hinsetzen und eine gute Kommunikationsebene haben, dann finden sich für all diese Schwierigkeiten Lösungen. Darüber hinaus muss erwähnt werden, dass es auch in nicht multikulturellen Familien Meinungsdifferenzen gibt, die geklärt werden müssen. Auch hier lassen sich unzählige Beispiele auflisten, bei denen Eltern häufig unterschiedliche

Meinungen haben und eine gemeinsame Lösung finden müssen. So haben viele Elternteile zum Beispiel unterschiedliche Vorstellungen davon, wann die Kids ins Bett gehen sollten, wie oft sie sich mit Freunden treffen dürfen, wie lange Teenager abends unterwegs sein dürfen oder wie viel Taschengeld in welchem Alter angebracht ist. Auch Weltanschauungen können hier ganz unterschiedlich sein. So kann es in einer deutsch-deutschen Familie beispielsweise vorkommen, dass ein Elternteil streng vegan lebt, während der andere sich klassisch mit Fleisch ernährt. Auch hier muss geklärt werden, wie die Ernährung des Kindes oder der Kinder aussehen soll. Derartige Meinungsverschiedenheiten sind also keine Besonderheit von multikulturellen Eltern, sondern kommen auch in deutschdeutschen Familienkonstellationen vor. Der einzige Unterschied ist, dass bei multikulturellen Familien eben noch einige weitere potentielle Meinungsverschiedenheiten hinzukommen können.

MULTI-KULTI KINDER Multi-Kulti Kinder sind – anders als es von vielen manchmal angenommen wird – nicht unbedingt benachteiligt. Sie haben sogar einige Vorteile gegenüber anderen Kids. Einer dieser Vorteile ist die Mehrsprachigkeit, mit der multikulturelle Kinder häufig aufwachsen. Wenn die beiden Elternteile mit den Kinder in unterschiedlichen Sprachen sprechen, so kann sich die Sprachentwicklung zu Beginn zwar etwas verzögern, doch schon bald profitieren die Kinder von der Mehrsprachigkeit. In Zeiten,

in denen sich die Welt mehr und mehr vernetzt, kann dies nur von Vorteil sein. Der multikulturelle Nachwuchs hat also die besten Voraussetzungen, für die schnell fortschreitende Globalisierung bestens gewappnet zu sein.

Darüber hinaus ist aber nicht nur die Mehrsprachigkeit ein großer Vorteil, den multikulturelle Kinder genießen. Auch die kulturelle Vielfältigkeit kommt den Kleinen zugute, da sie ein großes Spektrum an Bräuchen, Traditionen, Weltanschauungen und Werte-Verständnissen mit auf den Weg bekommen. Wenn die Eltern aus unterschiedlichen Kulturen stammen, so sind die Kinder ganz automatisch offen für andere Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. Sie finden sich später in der multikulturellen Welt besser zurecht und können mit verschiedensten Menschentypen hervorragend umgehen.

MULTIKULTURELLE VIELFALT IN DER KITA UND IM FREUNDESKREIS

Auch in der Kita und in anderen Institutionen sind die Kids heutzutage unterschiedlicher denn je. Die zunehmend multikulturelle Gesellschaft spiegelt sich selbstverständlich auch im Kindergarten und in der Schule wider, womit gleichzeitig auch immer mehr Freundschaften zwischen unterschiedlichen Kulturen entstehen. Kinder, die selbst multikulturell sind, haben nicht selten auch einen multikulturellen Freundeskreis. Die Eltern dieser Kinder sind darüber hinaus ebenfalls offen, so dass hier tolle Beziehungen entstehen können. Manche Eltern sorgen sich jedoch auch um die zunehmend unterschiedlichen Kulturen, welche in den Institutionen vertreten sind. So stellen sich beispielsweise einige die Frage, ob das Kind die gewünschte Weltanschauung entwickelt oder ob die Sprachentwicklung des Kindes durch die Mehrsprachigkeit in der Institution gefährdet wird. Meistens sind diese Sorgen jedoch unbegründet, da die Vielfalt von Kultur, Herkunft, Sprachen und auch Religionen meistens eher eine Bereicherung ist. Gerade Kinder sind bei solchen Angelegenheiten sehr offen, möchten alles wissen und legen vor allem eine große Portion Neugier an den Tag. So finden sie es beispielsweise spannend, von den Bräuchen und Traditionen unterschiedlichster Kulturen zu erfahren, ohne diese gleich zu bewerten. Gelingt es den Erzieherinnen und Erziehern, keine Kultur oder Religion als die einzig wahre darzustellen, sondern diese lediglich zu erklären und zu erläutern, so kann all dies eine großartige Bereicherung darstellen und den geistigen Horizont der Kinder erweitern.

Des Weiteren geht es gerade in der Kita darum, dass der Nachwuchs Spaß hat, sich austoben kann und die ersten sozialen Fähigkeiten erlernt. Beim Toben und Spielen, sowie draußen in der Natur, auf dem Spielplatz oder bei gemeinsamen kreativen Aktivitäten wie Basteln oder Singen sollte die Herkunft oder Kultur keine Rolle spielen. Die oben genannten Aktivitäten sollen den Kinder Freude bereiten und ihnen dabei helfen, sich in ihren motorischen und geistigen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Umso schöner ist es,

wenn die Herkunft dabei keine Rolle spielt. Wenn Kinder multikulturell aufwachsen, dann legt dies im Grunde genommen den Grundstein für eine gut funktionierende multikulturelle Gesellschaft. Selbst Kritiker können sich gegen dieses Phänomen gar nicht wehren und es somit auch nicht vermeiden, dass ihre Kids mit einer gewissen Offenheit aufwachsen. Diese Offenheit kommt nicht nur den Kinder selbst, sondern auch der gesamten Gesellschaft und dem gemeinsamen Zusammenleben zu Gute.

Wer sich dennoch Sorgen macht, dass sein Kind beispielsweise die eigene Muttersprache nicht richtig erlernt, weil im Kindergarten oder in der Schule eine andere Sprache vorgezogen wird oder weil so viele unterschiedliche Sprachen gesprochen werden, der kann sich mit diesen Sorgen an den Lehrer oder die Lehrerin sowie an andere Institutionen wenden. Die Sprachentwicklung kann auf vielen Wegen gefördert und nach Bedarf regelmäßig überprüft werden. So müssen sich Eltern keine Sorgen machen, da diese in den meisten Fällen ohnehin unbegründet sind. Viel wichtiger als die multikulturelle Vielfalt der Institution ist nämlich die Kompetenz der jeweiligen Erzieherinnen oder Erzieher. Wenn diese sich auf die multikulturellen Umstände einlassen und die Kids altersgerecht und spielerisch fördern, dann steht einer ganz normalen Sprachentwicklung in der Regel nichts im Wege.

Da die Kinder vorwiegend in Institutionen wie dem Kindergarten, Vereinen oder in der Schule neue Freunde finden, ergibt sich auch ganz automatisch ein multikultureller Freundeskreis. Auch dies stellt eine große Bereicherung für die Kids dar. Bei den Eltern eines Kindes, welches Freunde verschiedenster Herkunft mit nach Hause bringt, ist ein Mindestmaß an Toleranz gefragt. Doch auch hier ist es wie mit den Unterschieden von multikulturellen und anderen Eltern auch: Egal, ob multikulturell oder deutsch-deutsch – unterschiedliche Meinungen zu bestimmten Themen wird es immer geben – wer sich auf die bunte Vielfalt einlässt, viel kommuniziert und stets darauf ausgerichtet ist, so zu handeln, wie es für das eigene Kind am besten ist, der wird die Herausforderungen einer multikulturellen Gesellschaft hervorragend meistern können.

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