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Pisa-Sonderauswertung
Pisa-Sonderauswertung Lesen im 21. Jahrhundert
Maximilian Egger, BEd. MA
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Zentrum für Kompetenzmessung & -entwicklung Pädagogische Hochschule Oberösterreich
Die internationale Schulleistungsstudie Pisa im Auftrag der OECD erfasst die Kompetenzen von 15-jährigen Jugendlichen beim Lesen, in der Mathematik und den Naturwissenschaften. In einer Sonderauswertung wurden vor Kurzem die Lesekompetenzen 15-jähriger Schülerinnen und Schüler genauer betrachtet. Die ausgewerteten Daten stammen aus dem Jahr 2018 und geben demnach einen Überblick über die Situation vor der Pandemie.
Gelesen wird nur, wenn es sein muss
Die Freude der Schülerinnen und Schüler in Österreich am Lesen ist laut Sonderauswertung zwischen 2009 und 2018 relativ stabil. Bei zwei Aussagen hat die Zustimmung der 15-/16-Jährigen jedoch signifikant zugenommen. Zum einen stieg der Anteil der Jugendlichen in Österreich, die nach eigenen Angaben nur dann lesen, wenn sie müssen, um über zehn Prozentpunkte. Zum anderen erhöhte sich der Anteil der 15-/16-Jährigen, die Lesen als Zeitverschwendung empfindet, im betrachteten Zeitraum von 28 auf 35 Prozent. Erkennbare Unterschiede zeigen sich im Hinblick auf die Lesefreude auch zwischen den Schulsparten. In der AHS ist die Lesefreude am höchsten. Mit Abstand die geringste Lesefreude ist bei den Jugendlichen in den Berufsschulen zu verzeichnen.
Die Hälfte der 15-/16-Jährigen kann Fakten von Meinungen nicht unterscheiden
Ebenfalls nicht sehr erfreulich: Nur knapp 45 Prozent der Jugendlichen in Österreich ist in der Lage, in digitalen Texten Fakten von Meinungen zu unterscheiden. Hingegen weiß ein relativ großer Teil der Jugendlichen, wie mit zweifelhaften Quellen im Internet, etwa mit Phishing-Mails, umzugehen ist. Beispielsweise wurde acht von zehn Schülerinnen und Schülern im Unterricht beigebracht, welche Konsequenzen es hat, wenn man Informationen auf sozialen Plattformen wie Facebook teilt. Bei zwei Drittel war Thema, wie man die Glaubwürdigkeit von Informationen im Internet bewertet. Jeweils mehr als die Hälfte der 15-/16-Jährigen haben außerdem im Unterricht gelernt, wie man entscheidet, welche Internetseiten gute Quellen für Schulaufgaben sind und wie man erkennt, dass eine Information Meinung oder eine verzerrte Darstellung enthält. Dabei zeigte die Sonderauswertung auch: Je öfter Jugendliche in der Schule geübt haben, wie man verzerrte Informationen erkennt, umso besser schnitten sie bei dieser Aufgabe ab – und zwar unabhängig vom sozialen Hintergrund.
Große Unterschiede zwischen armen und reichen Familien
Die österreichischen Schülerinnen und Schüler erzielen in Lesen einen Mittelwert von 484 Punkten und unterscheiden sich
Lesen, lesen, lesen
In der aktuellen Sonderauswertung weisen die OECD-Experten darauf hin, dass Schülerinnen und Schüler auch dann besser mit Texten umgehen, diese einordnen, verstehen und sich darin zurechtfinden können, wenn sie noch gedruckte Bücher und auch längere Texte lesen. Es reiche nicht nur, irgendwo Schlagzeilen zu lesen, sondern es komme darauf an, dass Tiefenverständnis komplexer Texte mitzunehmen. Zur Lesekompetenz des analogen Zeitalters müssen aber im digitalen Zeitalter weitere Kompetenzen hinzukommen, damit die Schülerinnen und Schüler auch digital gut lesen können.
damit nicht signifikant vom OECD-Schnitt, der 487 Punkte beträgt, wobei die Leseleistungen in Österreich in den letzten Jahren praktisch unverändert geblieben sind. Die Leistungen gehen in Österreich nach sozialem Hintergrund aber wieder weit auseinander. Jugendliche, die zumindest einen Elternteil mit einem tertiären Abschluss haben, erreichen im Schnitt 509 Punkte. In der Gruppe der Eltern mit Matura sind es im Schnitt 491 Punkte. Schülerinnen und Schülern deren Eltern maximal einen Pflichtschulabschluss aufweisen, erreichen einen Mittelwert von 420 Punkten.
Mädchen lesen, wie auch schon in vorherigen Studien festgestellt wurde, deutlich besser als Jungen. Im Wesentlichen schneiden Jungen aus sozial ungünstigem Umfeld besonders schlecht ab. Lesen ist und bleibt eine Basiskompetenz zum Verständnis der Welt. Jugendliche, die flüssig und verstehend lesen können, haben zahllose Möglichkeiten in ihrem Leben: ihren Bildungsweg erfolgreich zu absolvieren, einen Beruf zu ergreifen und einen positiven Einfluss auf unsere Gesellschaft zu nehmen. Insofern ist die Vermittlung von Lesekompetenz eine zentrale Grundlage für eine selbstbestimmte Zukunft. ■
Quellen: https://www.oecd.org/pisa/publications/21st-century-readersa83d84cb-en.htm https://www.iqs.gv.at/downloads/internationale-studien/pisa/ pisa-2018