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75 Jahre Global Seminar
by COCO
75 Jahre Salzburg Global Seminar
Vor einem dreiviertel Jahrhundert fand im Schloss Leopoldskron diese außergewöhnliche Denkfabrik einen Heimathafen. Passend dazu erschien nun eine wunderschön gestaltete Publikation mit Essays und dokumentierenden Fotos. Grund genug, um zu gratulieren und einen Blick auf Geschichte und Wirken der Non-Profit-Organisation zu werfen.
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Ruhig und erhaben steht das Schloss Leopoldskron am Ufer des Weihers. In der Ferne thronen majestätisch die Berge, das Panorama ist atemberaubend. Genauso wie die bewegte Geschichte des Schlosses. Von Fürsterzbischof Firmian, der 1736 den Bau initiierte, über den kulturellen Erneuer Max Reinhardt, die Nationalsozialisten bis hin zum Salzburg Global Seminar spannt sich in drei Jahrhunderten der Bogen von Besitzern und Besatzern, die mitunter dunkle Zeiten, aber noch viel mehr Gutes über das Schloss brachten.
NEUBEGINN IM UNTERGRUND
Als Clemens Heller, damals Student an der Harvard University, 1947 in der New Yorker U-Bahn Helene Thimig, Witwe des vier Jahre zuvor verstorbenen Max Reinhardts, traf, war das so etwas wie der Urknall des Salzburg Global Seminar. Heller strebte ein internationales Forum auf dem alten Kontinent für diejenigen an, die nach dem Krieg eine bessere Zukunft für Europa und die Welt suchten. Als er Thimig seine Idee unterbreitete, war sie sofort Feuer und Flamme und meinte: »Das müssen Sie im Schloss Leopoldskron machen!« Der Rest ist Geschichte, auch wenn dieses Zusammentreffen vielleicht nur eine charmante Legende ist. Im selben Jahr gründete Heller dann aber nachweislich zusammen mit Scott Elledge und Richard Campbell das »Salzburg Seminar in American Studies«. Die ersten Sessions boten Studien in amerikanischer Literatur, Kunst, Geschichte und Kultur an. Besonders geschätzt wurde damals auch das großartige Essen, besonders von Teilnehmern aus Ländern, die stark unter den Kriegswirren litten. Die Gründer glaubten fest daran, dass ehemalige Feinde miteinander in einen Dialog treten und voneinander lernen könnten und argumentierten mit einem »Marshall Plan für den Geist«. Der Name wurde in »Salzburg Global Seminar« umgewandelt, 1959 kaufte die Organisation das Schloss Leopoldskron und 1973 den angrenzenden Meierhof.
TEXT BERNHARD OSTERTAG FOTOS HELGE KIRCHBERGER, RICHARD SCHABETSBERGER
NOMEN EST OMEN
Heute ist das Salzburg Global Seminar weltweit vernetzt, baut Brücken zwischen verschiedensten Kulturen und fördert den Austausch von innovativen Ideen auf multiplen Ebenen. Dadurch entstehen neue Herausforderungen, die gesamtgesellschaftliche Lebensumstände, wie gerechten Zugang zu Ausbildung, Entgegenwirken von sozialen Missständen und faire wirtschaftliche Abläufe und Arbeitsbedingungen beinhalten. Und genau das sind – unter vielen anderen – Themen, die das Salzburg Global Seminar in Konferenzen, Tagungen, Talks, Seminaren und Diskussionen erläutert, konkretisiert und durch Networking versucht weltoffen, direkt und tatkräftig zu behandeln und in gelebte Realität umzusetzen. Hier werden sogenannte »Changemaker«, Menschen also, die Dinge bewegen, aus verschiedenen Bereichen und mit unterschiedlichem Hintergrund zusammengebracht. Durch Digitalisierung gelingt es dem Salzburg Global Seminar auch heute, den Weg in die weitere Zukunft der Organisation selbst und der Welt im Ganzen fließend und noch viel weitreichender zu beschreiten. 75 Jahre gedanklicher Austausch, Innovation, praktisches Handeln und humanistische Sichtweise: Dafür steht das Salzburg Global Seminar. Vielleicht brauchen wir das heute in Zeiten von Krisen und Kriegen wieder mehr denn je. Happy anniversary and keep up the good work!
»Schloss Leopoldskron, Geschichte und Gegenwart. 75 Jahre Salzburg Global Seminar«, ca. 240 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, Englisch und Deutsch, Artbook Verlag in Kooperation mit Korrekturverlag.
Salzburg Global Seminar Schloss Leopoldskron Leopoldskronstraße 56–58, Tel. 0662 839830, www.salzburgglobal.org, www.schloss-leopoldskron.com