Mallorca Zeitung KL
EIN GRA AN TIS ZE IGE N
Nr. 708
28. November - 4. Dezember 2013
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Felix Magath steht bereit Der Trainer über die Insel-Kicker und eine eigene Liga für Europas Spitzenclubs. S. 19
Kerzenkrone und Glühwein
Das Geschäft mit dem Salz
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Flor de Sal von der Insel ist heute ein geschätztes und einträgliches Souvenir. Ein Blick in die Branche. S. 4-5
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Allein unter Fröschen Ein Forscher nimmt den gefährdeten Ferreret unter die Lupe. S. 31
Wiedersehen mit der Residencia – Ausweis für EU-Ausländer geplant. S. 9
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Lucia-Fest, Krippen, Märkte, Festbeleuchtung: So startet Mallorca in die Vorweihnachtszeit. S. 22-23
Mallo rca Ze itung – 28. Novemb
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Mallorca Zeitung Nr. 708 – 28. November 2013
Service–Journal
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FELD UND GARTEN
■ Grundstücke auf dem Berg sind in der Anlage mühsam, bieten jedoch den besonderen Reiz des Blicks über den Ort bis hin zum Meer. FOTOS: JÜRGEN BECKER
Mutige Planung und gekonnte Pflanzenwahl Mallorcas geheime Gärten, Teil 2: Wie schweres Gelände sich in leichte Gartenkunst verwandelt Von Sabine Wesemann und Jutta Christoph Hanglage, Naturschutzgebiet, Kiefernwald – so lauteten die drei schlichten Fakten des Anwesens bei Felanitx, die für manchen Gartenfreund bereits das Aus bedeutet hätten. Für die Schweizer Gartendesignerin Hélène Lindgens waren die widrigen Umstände eine willkommene Herausforderung. Das Komplizierte sollte dem Einfachen weichen, das schwere Gelände sich in leichte Gartenkunst verwandeln, und die Wildnis auf natürliche, anmutige Weise darin gezähmt werden. Doch wie zähmt man zehn Meter hohe Kiefern, die laut Naturschutzgesetz nicht gefällt werden dürfen? Rund achtzig Prozent des Grundstücks liegen unter Nadelgehölz. Nicht nur der Förster weiß: Gedeihen will da nicht viel. Dennoch zeigt dieser schöne Garten: An jedem Standort kann etwas wachsen – wenn man mutig plant und gekonnt die richtigen Pflanzen auswählt. Für die Gestaltung des Anwesens, zu dem ein altes restauriertes Steinhaus, eine große Terrasse, Pool und ein Gästehaus gehören, hatte Lindgens zwei Monate Zeit. Zuerst wurden die Oleanderhecken stark reduziert, die Kiefern gelichtet und die Baumsilhouetten klar herausgearbeitet. In Sichtweite des Hauses bilden jetzt drei Kiefern eine grazile Baumgruppe, rein zufällig scheinen sie ihre hübschen Kronen wie Köpfe zusammen zu stecken. Man kann nur erahnen, wie mühselig das Modellieren in luftiger Höhe in dem schwer zugänglichen Gelände war. Um die terrassierte Gartenfläche anzulegen, die vom Haupthaus zum
■ Als reines Dekorationsobjekt steht eine Amphore im Agapanthus-Beet.
■ In die Stützmauer der Terrasse ist eine Küchenzeile eingearbeitet.
Gästeapartment auf der unteren Ebene führt, mussten etliche Kubikmeter Erde per Hand und Schubkarre bewegt werden. Niedrige Steinmauern stützen das Erdreich, machen den Hang begehbar und verleihen ihm eine dekorative Struktur. Auch das durchgehende Farbkonzept in blau-violett eint die unterschied-
lichen Gartenräume. Ausgewählt wurden Pflanzen, die nach zwei bis drei Jahren keine extra Bewässerung mehr benötigen, gleichzeitig sollten sie das ganze Jahr über attraktiv sein. Die Gartendesignerin konzentrierte sich nicht nur auf die Blüte, sondern achtete auch auf Blattfarben und -strukturen. Immergrüne Tulbaghia,
Efeu, Yucca, Pinien, Olivenund Maulbeerbäume bilden den abwechslungsreichen Hintergrund für rosa blühenden Knöterich, wilden Knoblauch in blau und das weiße Nachtschattengewächs Solanum. Die Fetthenne gibt mit ihren fleischigen Blättern und weiß-rosa Blüten einen wunderbaren Bodendecker ab. Das Gästehaus mit Terrasse unterhalb des Pools besitzt einen eigenen Gartenbereich. Zwei gemauerte rechteckige Beete begrenzen den Sitz- und Liegeplatz, Agapanthus schenken ihm auch im Sommer frisches Grün. Wer einen noch stilleren Ort zum Lesen und Träumen sucht, findet ihn gleich nebenan. Fünf große Fächerpalmen stehen dort im Kreis um eine Polstergruppe und versprühen mediterranes Flair. Subtropisch präsentiert sich dagegen der Jacarandabaum mit seinen violetten traubenartigen Blütenkelchen. Überhaupt begegnet man im Garten immer wieder solch luftig anmutenden Gewächsen in Kombination mit streng in Form geschnittenen. So wird Rosmarin auf dem ganzen Grundstück großflächig zu Quadern gestutzt. Die herb duftende Pflanze aus der Kräuterküche muss zweimal im Jahr zurückgeschnitten werden, damit sich die Äste dicht verzweigen. Duftender Mitspieler ist der Lavendel. Am Hauseingang empfängt ein Halbrund aus sechs zu Kugeln geschnittenen Lavendelbüschen die Besucher. Gleich anschließend führt der Duft von Jasmin zur großzügigen Terrasse mit Pool und weiter Aussicht über die Ebene bis zum Meer. Naher Blickfang sind zwei in die hölzerne Sitzfläche integrierte Olivenbäume.
Die natürlichen Schattenspender dürfen gerne noch ein bisschen wachsen und später die Sonnenschirme ersetzen. Auch wenn der Schweizer Besitzer das Anwesen nicht dauerhaft bewohnt, wird es mit Leidenschaft genutzt. Er lädt gerne Freunde und Familie ein, den Ort mit ihm zu genießen. Im Sommer findet das Leben draußen statt. Der Liegebereich am Pool verschmilzt mit einem FreiluftEssplatz unter dem Blätterdach eines Johannisbrotbaumes. Auch gekocht wird im Freien, in einer extra gemauerten Outdoor-Küche. Daneben inszenierte Lindgens ein Areal mit hoch aufragenden Fächerpalmen, zu deren Füßen akkurat geschnittene Buchsbäume wie Kugeln über den Kies rollen. Dazwischen strecken Agapanthus runde Blütenköpfe wie lilafarbene Fackeln in die Höhe – ein bewusstes Spiel mit Formen und Proportionen. An romantischen Abenden werden Windlichter und Lampions entzündet und leuchten mit dem Sternenhimmel um die Wette. Da gerät man leicht in Versuchung, sein Nachtlager draußen aufzuschlagen. Die Gartendesignerin Hélène Lindgens ist zu erreichen unter Son Muda Gardens, sonmuda@gmail.com BILDBAND Mir freundlicher Genehmigung entnommen aus „Die geheimen Gärten von Mallorca“ von Sabine Wesemann, Fotos von Jürgen Becker, 192 Seiten Deutsche Verlags Anstalt 2013, 49,99 Euro.
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SERVICE-JOURNAL
Mallorca Zeitung – Nr. 708 – 28. November 2013
SPANISCH LERNEN MIT DER MZ KOALITION
„La Merkel“ und der Mindestlohn
■Ihre Zukunft („su futuro“) suchen viele Spanier in Deutschland. Dort regiert bekanntlich eine Kanzlerin („la canciller“). FOTO: REHDER/EFE
„Empezar con buen pie“ ... ... heiĂ&#x;t wĂśrtlich „mit einem guten / dem richtigen FuĂ&#x; beginnen“. Gemeint ist, „einen guten Start haben“. So wirbt ein WĂśrterbuch, das Spaniern unsere Heimat erklärt
Viele Spanier verfolgen die Koalitionsverhandlungen (las negociaciones de coaliciĂłn) in Deutschland aufmerksam in den Medien. Im Gespräch mit politisch interessierten Mallorquinern sollte man also auf Begriffe wie la gran coaliciĂłn (die GroĂ&#x;e Koalition), el tercer mandato de Merkel (dritte Amtsperiode) und el salario mĂnimo interprofesional (Mindestlohn) gefasst sein. Die Spitzenpolitiker werden dabei meist als la Merkel und el Gabriel abgekĂźrzt. In Bezug auf den Mindestlohn hĂśrt man manche sagen: AquĂ mucha gente estarĂa feliz con ocho euros cincuenta por hora. (Hier wĂźrden sich viele Ăźber acht Euro fĂźnfzig pro Stunde freuen.) In beiden Ländern – Alemania y EspaĂąa – wird im Moment Ăźber subida o bajada de impuestos (SteuererhĂśhung oder Steuersenkung) und das Eintrittsalter fĂźr die jubilaciĂłn (die Rente) gestritten. Jedenfalls kann man sich hier zu Lande un pacto entre los dos partidos grandes (einen Pakt zwischen den beiden groĂ&#x;en Parteien) kaum vorstellen.
MONTY PYTHON Von Tom Gebhardt
VOKABELN
Viele Spanier verlassen gerade ihre krisengeplagte Heimat, um in Deutschland Arbeit zu suchen. Wie viele es sind, weiĂ&#x; niemand so genau. Aber anscheinend genug, als dass sich groĂ&#x;e Sprachverlage wie Langenscheidt mit einem speziellen Buch an sie wenden. So steht zur Zeit das spanischdeutsche „Starter-WĂśrterbuch fĂźr Berufseinsteiger in Deutschland“ in den Regalen der Buchhandlungen. Der Untertitel lautet: Para empezar con buen pie en Alemania, also etwa ‚FĂźr den richtigen Start in Deutschland‘. Dabei kann es Ăźberaus lehrreich sein, genau hinzuschauen, wenn Spaniern erklärt wird, was sie in unserer Sprache und unserem Land zu beachten haben. Denn schlieĂ&#x;lich brauchen wir hierzulande am Anfang ja fast dieselben Vokabeln: Reisepass = el pasaporte; Einwohnermeldeamt = oficina de registro / empadronamiento; Sprachkurse, zu Preisen, die man sich leisten kann = los cursos de idioma a precios asequibles; Arbeitsvertrag = el contrato laboral; Finanzamt = la administraciĂłn de hacienda; Krankenversicherung = el seguro mĂŠdico ... Und im Mittelteil steht eine ganze Reihe von Sprachtipps, die derjenige braucht, der das fremde Land als neue Heimat besucht,
– Bewerbung: la solicitud (de trabajo) – Personalabteilung: el departamento de recursos humanos – persĂśnliches Vorstellungsgespräch: la entrevista personal (de trabajo) – sehr geehrte Frau VĂĄzquez: estimada seĂąora VĂĄzquez – mit freundlichen GrĂźĂ&#x;en (als Verabschiedung eines fĂśrmlichen Briefes): reciba un cordial saludo – Betreff: Stelle als Assistent der GeschäftsfĂźhrung: Asunto: Puesto vacante de asistente de Gerencia – Sehr geehrte Damen und Herren: Muy seĂąores mĂos
und nicht als Tourist. Viele deutschsprachige Insel-Residenten hätten sich bei ihrer Ankunft vielleicht Ăźber ein WĂśrterbuch gefreut, das ihnen das Grundvokabular zur atenciĂłn mĂŠdica (medizinische Versorgung), buscar piso (Wohnung suchen) oder zur inspecciĂłn tĂŠcnica de vehĂculos / ITV (Technischer Ăœberwachungsverein, TĂœV) zur VerfĂźgung stellt. Denn in den meisten Volkshochschulkursen lernt man ja eher so
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– Danke fßr Deine Mail mit den Terminvorschlägen. Gracias por el correo proponiendo una fecha para nuestra reunión. – Donnerstag, 13.7., wßrde bei uns gut passen. El jueves 13 de julio nos viene bien a nosotros. – Kaltmiete / Warmmiete: el alquiler sin / con gastos de calefacción – Kaution: la fianza – Nebenkosten: los costes adicionales – Untermiete: subalquiler – Wohngemeinschaft: el piso compartido – Wohnheim: la residencia – Sozialamt: la oficina de asistencia social
nutzlose Redewendungen wie: ‚Wie viel kostet ein Einzelzimmer mit Dusche?‘ (ÂżCuĂĄnto cuesta una habitaciĂłn individual con ducha?), obwohl ja gerade an den Hotelrezeptionen in aller Welt Englisch, Deutsch und Spanisch gesprochen wird. So findet man im Mittelteil des WĂśrterbuches auch typische Beispiele fĂźr Bewerbungsschreiben auf Deutsch und Spanisch. GlĂźcklicherweise sind sie nicht wĂśrtlich
Ăźbersetzt, sondern vielmehr ortstypisch formuliert. So beginnt die deutsche Einleitung mit den Worten ‚mit groĂ&#x;em Interesse habe ich Ihre Stellenausschreibung xy gelesen‘ (weil man ja einen deutschen Brief niemals mit dem Wort ‚ich‘ beginnt). Das spanische GegenstĂźck auf der gegenĂźberliegenden Seite startet hingegen so: Me permito dirigirme a usted con motivo del anuncio ... (wĂśrtlich: ‚Ich erlaube es mir, mich an Sie zu wenden, in Bezug auf die Anzeige ...‘) Auch zur Aussprache kann man eine Menge lernen, wenn man liest, wie Spaniern die deutschen Ausspracheregeln erklärt werden. Zur Länge der Vokale steht da zum Beispiel, dass die Worte ‚Dieb‘, ‚ihnen‘ oder ‚mir‘ ein längeres „i“ haben als das spanische Einheits-„i“, wie es zum Beispiel in salida vorkommt. Die i-Laute der deutschen Worte ‚Diplom‘ oder ‚Antiquität‘ ähneln demnach dem spanischen „i“, während ‚Kinn‘, ‚List‘ und ‚binden‘ kĂźrzer ausgesprochen werden, als es fĂźr Spanier gewohnt ist. Wir mĂźssen uns nur vorstellen, wie ein Spanier versucht ‚Kinn‘ auszusprechen, schon haben wir die Lektion verstanden. Und vielleicht wissen wir dann beim nächsten Mal, dass die chorizo-Wurst eben nicht ‚tschoriitzo‘ ausgesprochen wird.
„Jeder nur ein Kreuz“ und andere Gags Die britische Komikergruppe Monty Python plant ihr Comeback (su regreso a las tablas). Da kommen Erinnerungen hoch, die man gemeinsam mit den mallorquinischen Freunden ausleben kĂśnnte. Allerdings braucht man da schon ein bisschen Grundvokabular. Neben ‚schwarzer Humor‘ (humor negro) reichen zunächst vielleicht noch die wichtigsten Titel: La vida de Brian (Das Leben des Brian), El circo volador de Monty Python (Monty Pythons fliegender Zirkus), Los caballeros de la mesa cuadrada (Die Ritter der Kokosnuss) und El sentido de la vida (Der Sinn des Lebens). Doch wer richtig in Erinnerungen schwelgen und herumalbern will, mĂźsste schon ein paar Originalzitate parat haben. Zum Beispiel: ÂĄSalga por esa puerta, alĂniese a la izquierda, una cruz por persona! (Zur TĂźr hinaus, linke Reihe anstellen, jeder nur ein Kreuz!) oder ÂĄUna limosna para un ex-leproso! (Ein Almosen fĂźr einen Ex-Leprakranken) und natĂźrlich Este loro estĂĄ muerto (Dieser Papagei ist tot.)