7
Geld muss zu mehr Geld werden
Geld ist Kapital, das wachsen muss. Das ist der grosse Unterschied zu Antike und Mittelalter: dort dienten die Münzen nicht als Kapital, es war nicht ausgelegt zum
8
Das moderne Geld ist Kreditgeld
Schon kurz nach 1500 war das Kreditvolumen grösser als das Münzvolumen. Denn die wirtschaftlichen Aktivitäten nahmen zu, die umlaufenden Münzen konnten den Bedarf oft nicht decken. So schrieb man an, d. h. das Kreditvolumen nahm zu. Aber mit Kreditgeld braucht es eine immer grössere Finanzwirtschaft, da die reale Wirtschaft keinen gleichzeitigen
9
Erreichen eines Profits. In der «neuen Zeit» aber begann Geld plötzlich als Kapital zu dienen, das auf Profit aus ist. Es gab einer ganzen Periode den Namen: Kapitalismus.
Bedarf hat für so viel Geld. Börsen entstanden nach 1600. Geld in der Finanzwelt ist eigentlich kein Geld, man bezeichnet es ja auch als Finanzen; nur für einen kurzen Augenblick, wenn Finanzen in Geld gewechselt werden für einen Tausch in der realen Welt, ist es Geld, um gleich wieder in der Finanzwelt nach weiteren Profitmöglichkeiten Ausschau zu halten.
Geld bringt Verfügungs-Macht über die Arbeitskraft anderer
Die einen verfügen über Eigentum, das sie verkaufen können, um an das benötigte Geld zu kommen. Die meisten Menschen haben aber nur sich selber, ihre Arbeitskraft. Die allermeisten sehen sich gezwungen, die eigene
Arbeitskraft einem andern gegen Geld zur Verfügung zu stellen. Denn ohne Geld ist nicht ans Überleben in der modernen Gesellschaft zu denken. Damit bringt Geld Verfügungsmacht über die Arbeitskraft anderer.
10
Geld bedingt die soziale Ausschliessung
Was Menschen über Geld bekommen, und das ist fast alles, davon müssen sie vorher ausgeschlossen werden. Damit sie es kaufen können, mit Geld. Durch die ungleiche Verteilung des Geldes aber fühlt sich manch einer sozial ausgeschlossen, denn der Mensch ist ein soziales Wesen, abhängig von der sozialen Integrierung in eine grössere Gemeinschaft. Wir
nennen es Spaltung der Gesellschaft, ein soziales Problem, das sich heute vermehrt Luft macht. Goethe hat das soziale Problem als erste Priorität des 19. Jahrhunderts erkannt; das Geld bezeichnete er als die noch grössere Unbekannte, sein Werk darüber wollte er aber erst posthum veröffentlicht wissen. Heute ist die Brisanz, die er erkannt hatte, voll ersichtlich.
11 Geld bedingt Konkurrenz Geld bedingt Konkurrenz unter den Mensch, da jeder zu Geld kommen muss von andern, genau wie jeder andere auch. So wird jeder andere, der eine ähnliche Dienstleis-
12
tung erbringt oder Produkt verkauft, zu meinem potentiellen Konkurrenten. Es ist leicht vorzustellen, was für eine Gesellschaft sich tendenziell daraus entwickelt.
Geld erzeugt eine bestimmte Denkform
Der moderne Mensch denkt «in Geld», das heisst er reduziert das meiste auf einen Massstab. Dieser Massstab ist eine reine Zahl. Je umfassender der Umgang mit Geld, desto stärker dieser Reflex, alles in einer Einheit zu sehen – quantifizierbar, aber ohne Inhalt. Wir nennen es das funktionale Denken, bei
dem der Inhalt beliebig austauschbar ist. Dieses Denken tendiert dazu auch dort angewendet zu werden, wo es sich gar nicht um eine Geldtransaktion dreht. Am besten erklärt es Eske Bockelmann, er bringt es in sieben Minuten genau auf den Punkt; unter dem Link: snips.ly / denkform
Zwölf MoneyMuseumThesen
1 Geld existiert seit 500 Jahren Unser modernes Geld ist zu Ende des Mittelalters in Europa entstanden, im Zusammenhang mit dem Brechen der Feudalwirtschaft und dem Aufkommen der Marktwirtschaft. Im Mittelalter benutzte man Münzen, von gr. nummus = Normierung. Man sprach von Gelt, von gelten, abgelten. Das Überleben des Einzelnen hängte nicht von Münzen ab. Abgelten und Vergelten konnte man auch mit andern Gegenständen als Münzen. Märkte gab es zwar auch, auf denen man Waren mit Münzen kaufen konnte; aber flächendeckend
waren sie nie. Ein Aufbau von Geschäften, die Profit machen mussten, waren unbekannt. Die Leute lebten noch in der win-lose Vorstellung, dass der Gewinn des einen der Verlust eines andern sein muss. Die Umstellung auf die win-win Situation, wie wir sie von der Informationsverbreitung her kennen, kam langsam und sie war neu. Für die Entwicklung unseres Geldes war der Nationalstaat entscheidend: nur dieser konnte ein Münz- und Geldmonopol erzwingen, und ohne Geldmonopol kein Geld im modernen Sinn.
2 Geld ist nicht aus dem Tausch entstanden
Tausch spielte in der traditionellen Gesellschaft eine untergeordnete Rolle. In der Antike und im Mittelalter war der Tausch zwar bekannt, aber nie entscheidend für die Menschen. Man unterschied zwischen Tausch mit Fremden und Tausch mit Freunden. Tausch mit Freunden war streng nicht-liquidierend, d. h. der Tausch vollzog sich nicht nach einem festen
Preis, sondern die zwei Seiten waren und blieben leicht unausgeglichen. Freundschaftspreis könnte man sagen. Höker dagegen nannte man Leute, die mit Geld liquidierenden Handel betrieben, Kleinhändler. Sie mussten aus Münzen mehr Münzen machen, eine Sünde im Mittelalter. Sie wurden geringgeschätzt. Um 1500 setzte da ein Wandel ein.
3 Geld ist zu einem
Medium geworden
Geld ist zwar ein Tauschmittel, aber nicht nur Tauschmittel. Es ist ein Medium geworden mit sozialen und kulturellen Implikationen. Marktwirtschaft ist Geldwirtschaft. Zum Erklären dient die Analogie vom Fisch im Wasser; der Fisch merkt das Wasser erst, wenn keines mehr da ist. So ist der moder-
ne Mensch umgeben vom Geldsystem, es leitet ihn und zwingt ihn nach der Logik des Geldes zu handeln – ohne dass er sich dessen bewusst ist. Deshalb haben Schriftsteller mit ihren Gesellschafts-Romanen ebenso Aussagekraft wie Wissenschaftler, und sind öfter sogar bekannter als diese.
4 Eine Geldtheorie wird dringend benötigt
Benötigt wird eine Geldtheorie, die interdisziplinär arbeitet, die auf unterschiedlichsten Perspektiven beruht. Sie soll nicht nur die Funktionsweise des Geldes erklären, sondern auch Eigenschaften des Geldes aufzeigen, die Wirkungsweise und Folgen des Geldsystems, die inneren Zwänge, die Vor- und Nachteile. Die universitäre Entwicklung hat sich in die
gegenteilige Richtung entwickelt: immer stärker in die Spezialisierung, immer weniger geneigt zum interdisziplinären Teamwork. So hat sich der Ökonom vom Philosophen Adam Smith, dem Begründer der modernen Ökonomie, zum mathematisch ausgebildeten Spezialisten entwickelt, der nur Messbares gelten lassen will und kann.
5 Die Zukunft des Geldes
beinhaltet die Zukunft von Eigentum und des staatlichen Geldmonopols
Die drei hängen zusammen. Das heutige Geld ist an das Geldmonopol des Nationalstaates gebunden sowie an das unbedingte Privateigentum. Privateigentum und Geldmonopol bedingen einander, denn der moderne Mensch soll einem
andern Eigentümer alles abkaufen können, aber nur mit staatlichem Geld. Ohne klar definierte Eigentumsrechte funktioniert die kapitalistische Welt schlecht. Beispiele dazu gibt es an vielen Orten dieser Welt.
6 Der Wachstumszwang in der Wirtschaft kommt nicht vom Zins oder der menschlichen Gier
Der Zwang zum Wachstum in der modernen Wirtschaft kommt von der Tatsache, dass Güter verbraucht werden nach der Transaktion, Geld aber nicht. Nach dem Restaurant-Besuch zum Beispiel ist der Teller leer, die Flasche ausgetrunken; aber das Geld, das ich dem Wirt dafür bezahlt habe? Es existiert weiter. Der Wirt wird es
auch ausgeben, um Produkte und Dienstleistungen einzukaufen. Das Geld wird immer wieder Eigentum eines andern, und jeder Eigentümer muss es auf seine Weise vermehren. So häuft sich Geld exponentiell an. Der Ökonom spricht von Geldumlauf-Geschwindigkeit und misst nur das ursprünglich ausgegebene Geld.
1 Geld existiert seit 500 Jahren Unser modernes Geld ist zu Ende des Mittelalters in Europa entstanden, im Zusammenhang mit dem Brechen der Feudalwirtschaft und dem Aufkommen der Marktwirtschaft. Im Mittelalter benutzte man Münzen, von gr. nummus = Normierung. Man sprach von Gelt, von gelten, abgelten. Das Überleben des Einzelnen hängte nicht von Münzen ab. Abgelten und Vergelten konnte man auch mit andern Gegenständen als Münzen. Märkte gab es zwar auch, auf denen man Waren mit Münzen kaufen konnte; aber flächendeckend
waren sie nie. Ein Aufbau von Geschäften, die Profit machen mussten, waren unbekannt. Die Leute lebten noch in der win-lose Vorstellung, dass der Gewinn des einen der Verlust eines andern sein muss. Die Umstellung auf die win-win Situation, wie wir sie von der Informationsverbreitung her kennen, kam langsam und sie war neu. Für die Entwicklung unseres Geldes war der Nationalstaat entscheidend: nur dieser konnte ein Münz- und Geldmonopol erzwingen, und ohne Geldmonopol kein Geld im modernen Sinn.
2 Geld ist nicht aus dem Tausch entstanden
Tausch spielte in der traditionellen Gesellschaft eine untergeordnete Rolle. In der Antike und im Mittelalter war der Tausch zwar bekannt, aber nie entscheidend für die Menschen. Man unterschied zwischen Tausch mit Fremden und Tausch mit Freunden. Tausch mit Freunden war streng nicht-liquidierend, d. h. der Tausch vollzog sich nicht nach einem festen
Preis, sondern die zwei Seiten waren und blieben leicht unausgeglichen. Freundschaftspreis könnte man sagen. Höker dagegen nannte man Leute, die mit Geld liquidierenden Handel betrieben, Kleinhändler. Sie mussten aus Münzen mehr Münzen machen, eine Sünde im Mittelalter. Sie wurden geringgeschätzt. Um 1500 setzte da ein Wandel ein.
3 Geld ist zu einem
Medium geworden
Geld ist zwar ein Tauschmittel, aber nicht nur Tauschmittel. Es ist ein Medium geworden mit sozialen und kulturellen Implikationen. Marktwirtschaft ist Geldwirtschaft. Zum Erklären dient die Analogie vom Fisch im Wasser; der Fisch merkt das Wasser erst, wenn keines mehr da ist. So ist der moder-
ne Mensch umgeben vom Geldsystem, es leitet ihn und zwingt ihn nach der Logik des Geldes zu handeln – ohne dass er sich dessen bewusst ist. Deshalb haben Schriftsteller mit ihren Gesellschafts-Romanen ebenso Aussagekraft wie Wissenschaftler, und sind öfter sogar bekannter als diese.
4 Eine Geldtheorie wird dringend benötigt
Benötigt wird eine Geldtheorie, die interdisziplinär arbeitet, die auf unterschiedlichsten Perspektiven beruht. Sie soll nicht nur die Funktionsweise des Geldes erklären, sondern auch Eigenschaften des Geldes aufzeigen, die Wirkungsweise und Folgen des Geldsystems, die inneren Zwänge, die Vor- und Nachteile. Die universitäre Entwicklung hat sich in die
gegenteilige Richtung entwickelt: immer stärker in die Spezialisierung, immer weniger geneigt zum interdisziplinären Teamwork. So hat sich der Ökonom vom Philosophen Adam Smith, dem Begründer der modernen Ökonomie, zum mathematisch ausgebildeten Spezialisten entwickelt, der nur Messbares gelten lassen will und kann.
5 Die Zukunft des Geldes
beinhaltet die Zukunft von Eigentum und des staatlichen Geldmonopols
Die drei hängen zusammen. Das heutige Geld ist an das Geldmonopol des Nationalstaates gebunden sowie an das unbedingte Privateigentum. Privateigentum und Geldmonopol bedingen einander, denn der moderne Mensch soll einem
andern Eigentümer alles abkaufen können, aber nur mit staatlichem Geld. Ohne klar definierte Eigentumsrechte funktioniert die kapitalistische Welt schlecht. Beispiele dazu gibt es an vielen Orten dieser Welt.
6 Der Wachstumszwang in der Wirtschaft kommt nicht vom Zins oder der menschlichen Gier
Der Zwang zum Wachstum in der modernen Wirtschaft kommt von der Tatsache, dass Güter verbraucht werden nach der Transaktion, Geld aber nicht. Nach dem Restaurant-Besuch zum Beispiel ist der Teller leer, die Flasche ausgetrunken; aber das Geld, das ich dem Wirt dafür bezahlt habe? Es existiert weiter. Der Wirt wird es
auch ausgeben, um Produkte und Dienstleistungen einzukaufen. Das Geld wird immer wieder Eigentum eines andern, und jeder Eigentümer muss es auf seine Weise vermehren. So häuft sich Geld exponentiell an. Der Ökonom spricht von Geldumlauf-Geschwindigkeit und misst nur das ursprünglich ausgegebene Geld.
1 Geld existiert seit 500 Jahren Unser modernes Geld ist zu Ende des Mittelalters in Europa entstanden, im Zusammenhang mit dem Brechen der Feudalwirtschaft und dem Aufkommen der Marktwirtschaft. Im Mittelalter benutzte man Münzen, von gr. nummus = Normierung. Man sprach von Gelt, von gelten, abgelten. Das Überleben des Einzelnen hängte nicht von Münzen ab. Abgelten und Vergelten konnte man auch mit andern Gegenständen als Münzen. Märkte gab es zwar auch, auf denen man Waren mit Münzen kaufen konnte; aber flächendeckend
waren sie nie. Ein Aufbau von Geschäften, die Profit machen mussten, waren unbekannt. Die Leute lebten noch in der win-lose Vorstellung, dass der Gewinn des einen der Verlust eines andern sein muss. Die Umstellung auf die win-win Situation, wie wir sie von der Informationsverbreitung her kennen, kam langsam und sie war neu. Für die Entwicklung unseres Geldes war der Nationalstaat entscheidend: nur dieser konnte ein Münz- und Geldmonopol erzwingen, und ohne Geldmonopol kein Geld im modernen Sinn.
2 Geld ist nicht aus dem Tausch entstanden
Tausch spielte in der traditionellen Gesellschaft eine untergeordnete Rolle. In der Antike und im Mittelalter war der Tausch zwar bekannt, aber nie entscheidend für die Menschen. Man unterschied zwischen Tausch mit Fremden und Tausch mit Freunden. Tausch mit Freunden war streng nicht-liquidierend, d. h. der Tausch vollzog sich nicht nach einem festen
Preis, sondern die zwei Seiten waren und blieben leicht unausgeglichen. Freundschaftspreis könnte man sagen. Höker dagegen nannte man Leute, die mit Geld liquidierenden Handel betrieben, Kleinhändler. Sie mussten aus Münzen mehr Münzen machen, eine Sünde im Mittelalter. Sie wurden geringgeschätzt. Um 1500 setzte da ein Wandel ein.
3 Geld ist zu einem
Medium geworden
Geld ist zwar ein Tauschmittel, aber nicht nur Tauschmittel. Es ist ein Medium geworden mit sozialen und kulturellen Implikationen. Marktwirtschaft ist Geldwirtschaft. Zum Erklären dient die Analogie vom Fisch im Wasser; der Fisch merkt das Wasser erst, wenn keines mehr da ist. So ist der moder-
ne Mensch umgeben vom Geldsystem, es leitet ihn und zwingt ihn nach der Logik des Geldes zu handeln – ohne dass er sich dessen bewusst ist. Deshalb haben Schriftsteller mit ihren Gesellschafts-Romanen ebenso Aussagekraft wie Wissenschaftler, und sind öfter sogar bekannter als diese.
4 Eine Geldtheorie wird dringend benötigt
Benötigt wird eine Geldtheorie, die interdisziplinär arbeitet, die auf unterschiedlichsten Perspektiven beruht. Sie soll nicht nur die Funktionsweise des Geldes erklären, sondern auch Eigenschaften des Geldes aufzeigen, die Wirkungsweise und Folgen des Geldsystems, die inneren Zwänge, die Vor- und Nachteile. Die universitäre Entwicklung hat sich in die
gegenteilige Richtung entwickelt: immer stärker in die Spezialisierung, immer weniger geneigt zum interdisziplinären Teamwork. So hat sich der Ökonom vom Philosophen Adam Smith, dem Begründer der modernen Ökonomie, zum mathematisch ausgebildeten Spezialisten entwickelt, der nur Messbares gelten lassen will und kann.
5 Die Zukunft des Geldes
beinhaltet die Zukunft von Eigentum und des staatlichen Geldmonopols
Die drei hängen zusammen. Das heutige Geld ist an das Geldmonopol des Nationalstaates gebunden sowie an das unbedingte Privateigentum. Privateigentum und Geldmonopol bedingen einander, denn der moderne Mensch soll einem
andern Eigentümer alles abkaufen können, aber nur mit staatlichem Geld. Ohne klar definierte Eigentumsrechte funktioniert die kapitalistische Welt schlecht. Beispiele dazu gibt es an vielen Orten dieser Welt.
6 Der Wachstumszwang in der Wirtschaft kommt nicht vom Zins oder der menschlichen Gier
Der Zwang zum Wachstum in der modernen Wirtschaft kommt von der Tatsache, dass Güter verbraucht werden nach der Transaktion, Geld aber nicht. Nach dem Restaurant-Besuch zum Beispiel ist der Teller leer, die Flasche ausgetrunken; aber das Geld, das ich dem Wirt dafür bezahlt habe? Es existiert weiter. Der Wirt wird es
auch ausgeben, um Produkte und Dienstleistungen einzukaufen. Das Geld wird immer wieder Eigentum eines andern, und jeder Eigentümer muss es auf seine Weise vermehren. So häuft sich Geld exponentiell an. Der Ökonom spricht von Geldumlauf-Geschwindigkeit und misst nur das ursprünglich ausgegebene Geld.
7
Geld muss zu mehr Geld werden
Geld ist Kapital, das wachsen muss. Das ist der grosse Unterschied zu Antike und Mittelalter: dort dienten die Münzen nicht als Kapital, es war nicht ausgelegt zum
8
Das moderne Geld ist Kreditgeld
Schon kurz nach 1500 war das Kreditvolumen grösser als das Münzvolumen. Denn die wirtschaftlichen Aktivitäten nahmen zu, die umlaufenden Münzen konnten den Bedarf oft nicht decken. So schrieb man an, d. h. das Kreditvolumen nahm zu. Aber mit Kreditgeld braucht es eine immer grössere Finanzwirtschaft, da die reale Wirtschaft keinen gleichzeitigen
9
Erreichen eines Profits. In der «neuen Zeit» aber begann Geld plötzlich als Kapital zu dienen, das auf Profit aus ist. Es gab einer ganzen Periode den Namen: Kapitalismus.
Bedarf hat für so viel Geld. Börsen entstanden nach 1600. Geld in der Finanzwelt ist eigentlich kein Geld, man bezeichnet es ja auch als Finanzen; nur für einen kurzen Augenblick, wenn Finanzen in Geld gewechselt werden für einen Tausch in der realen Welt, ist es Geld, um gleich wieder in der Finanzwelt nach weiteren Profitmöglichkeiten Ausschau zu halten.
Geld bringt Verfügungs-Macht über die Arbeitskraft anderer
Die einen verfügen über Eigentum, das sie verkaufen können, um an das benötigte Geld zu kommen. Die meisten Menschen haben aber nur sich selber, ihre Arbeitskraft. Die allermeisten sehen sich gezwungen, die eigene
Arbeitskraft einem andern gegen Geld zur Verfügung zu stellen. Denn ohne Geld ist nicht ans Überleben in der modernen Gesellschaft zu denken. Damit bringt Geld Verfügungsmacht über die Arbeitskraft anderer.
10
Geld bedingt die soziale Ausschliessung
Was Menschen über Geld bekommen, und das ist fast alles, davon müssen sie vorher ausgeschlossen werden. Damit sie es kaufen können, mit Geld. Durch die ungleiche Verteilung des Geldes aber fühlt sich manch einer sozial ausgeschlossen, denn der Mensch ist ein soziales Wesen, abhängig von der sozialen Integrierung in eine grössere Gemeinschaft. Wir
nennen es Spaltung der Gesellschaft, ein soziales Problem, das sich heute vermehrt Luft macht. Goethe hat das soziale Problem als erste Priorität des 19. Jahrhunderts erkannt; das Geld bezeichnete er als die noch grössere Unbekannte, sein Werk darüber wollte er aber erst posthum veröffentlicht wissen. Heute ist die Brisanz, die er erkannt hatte, voll ersichtlich.
11 Geld bedingt Konkurrenz Geld bedingt Konkurrenz unter den Mensch, da jeder zu Geld kommen muss von andern, genau wie jeder andere auch. So wird jeder andere, der eine ähnliche Dienstleis-
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tung erbringt oder Produkt verkauft, zu meinem potentiellen Konkurrenten. Es ist leicht vorzustellen, was für eine Gesellschaft sich tendenziell daraus entwickelt.
Geld erzeugt eine bestimmte Denkform
Der moderne Mensch denkt «in Geld», das heisst er reduziert das meiste auf einen Massstab. Dieser Massstab ist eine reine Zahl. Je umfassender der Umgang mit Geld, desto stärker dieser Reflex, alles in einer Einheit zu sehen – quantifizierbar, aber ohne Inhalt. Wir nennen es das funktionale Denken, bei
dem der Inhalt beliebig austauschbar ist. Dieses Denken tendiert dazu auch dort angewendet zu werden, wo es sich gar nicht um eine Geldtransaktion dreht. Am besten erklärt es Eske Bockelmann, er bringt es in sieben Minuten genau auf den Punkt; unter dem Link: snips.ly / denkform
Zwölf MoneyMuseumThesen
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Geld muss zu mehr Geld werden
Geld ist Kapital, das wachsen muss. Das ist der grosse Unterschied zu Antike und Mittelalter: dort dienten die Münzen nicht als Kapital, es war nicht ausgelegt zum
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Das moderne Geld ist Kreditgeld
Schon kurz nach 1500 war das Kreditvolumen grösser als das Münzvolumen. Denn die wirtschaftlichen Aktivitäten nahmen zu, die umlaufenden Münzen konnten den Bedarf oft nicht decken. So schrieb man an, d. h. das Kreditvolumen nahm zu. Aber mit Kreditgeld braucht es eine immer grössere Finanzwirtschaft, da die reale Wirtschaft keinen gleichzeitigen
9
Erreichen eines Profits. In der «neuen Zeit» aber begann Geld plötzlich als Kapital zu dienen, das auf Profit aus ist. Es gab einer ganzen Periode den Namen: Kapitalismus.
Bedarf hat für so viel Geld. Börsen entstanden nach 1600. Geld in der Finanzwelt ist eigentlich kein Geld, man bezeichnet es ja auch als Finanzen; nur für einen kurzen Augenblick, wenn Finanzen in Geld gewechselt werden für einen Tausch in der realen Welt, ist es Geld, um gleich wieder in der Finanzwelt nach weiteren Profitmöglichkeiten Ausschau zu halten.
Geld bringt Verfügungs-Macht über die Arbeitskraft anderer
Die einen verfügen über Eigentum, das sie verkaufen können, um an das benötigte Geld zu kommen. Die meisten Menschen haben aber nur sich selber, ihre Arbeitskraft. Die allermeisten sehen sich gezwungen, die eigene
Arbeitskraft einem andern gegen Geld zur Verfügung zu stellen. Denn ohne Geld ist nicht ans Überleben in der modernen Gesellschaft zu denken. Damit bringt Geld Verfügungsmacht über die Arbeitskraft anderer.
10
Geld bedingt die soziale Ausschliessung
Was Menschen über Geld bekommen, und das ist fast alles, davon müssen sie vorher ausgeschlossen werden. Damit sie es kaufen können, mit Geld. Durch die ungleiche Verteilung des Geldes aber fühlt sich manch einer sozial ausgeschlossen, denn der Mensch ist ein soziales Wesen, abhängig von der sozialen Integrierung in eine grössere Gemeinschaft. Wir
nennen es Spaltung der Gesellschaft, ein soziales Problem, das sich heute vermehrt Luft macht. Goethe hat das soziale Problem als erste Priorität des 19. Jahrhunderts erkannt; das Geld bezeichnete er als die noch grössere Unbekannte, sein Werk darüber wollte er aber erst posthum veröffentlicht wissen. Heute ist die Brisanz, die er erkannt hatte, voll ersichtlich.
11 Geld bedingt Konkurrenz Geld bedingt Konkurrenz unter den Mensch, da jeder zu Geld kommen muss von andern, genau wie jeder andere auch. So wird jeder andere, der eine ähnliche Dienstleis-
12
tung erbringt oder Produkt verkauft, zu meinem potentiellen Konkurrenten. Es ist leicht vorzustellen, was für eine Gesellschaft sich tendenziell daraus entwickelt.
Geld erzeugt eine bestimmte Denkform
Der moderne Mensch denkt «in Geld», das heisst er reduziert das meiste auf einen Massstab. Dieser Massstab ist eine reine Zahl. Je umfassender der Umgang mit Geld, desto stärker dieser Reflex, alles in einer Einheit zu sehen – quantifizierbar, aber ohne Inhalt. Wir nennen es das funktionale Denken, bei
dem der Inhalt beliebig austauschbar ist. Dieses Denken tendiert dazu auch dort angewendet zu werden, wo es sich gar nicht um eine Geldtransaktion dreht. Am besten erklärt es Eske Bockelmann, er bringt es in sieben Minuten genau auf den Punkt; unter dem Link: snips.ly / denkform
Zwölf MoneyMuseumThesen