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Geld muss zu mehr Geld werden
Geld ist Kapital, das wachsen muss. Das ist der grosse Unterschied zu Antike und Mittelalter: dort dienten die Münzen nicht als Kapital, es war nicht ausgelegt zum
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Das moderne Geld ist Kreditgeld
Schon kurz nach 1500 war das Kreditvolumen grösser als das Münzvolumen. Denn die wirtschaftlichen Aktivitäten nahmen zu, die umlaufenden Münzen konnten den Bedarf oft nicht decken. So schrieb man an, d. h. das Kreditvolumen nahm zu. Aber mit Kreditgeld braucht es eine immer grössere Finanzwirtschaft, da die reale Wirtschaft keinen gleichzeitigen
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Erreichen eines Profits. In der «neuen Zeit» aber begann Geld plötzlich als Kapital zu dienen, das auf Profit aus ist. Es gab einer ganzen Periode den Namen: Kapitalismus.
Bedarf hat für so viel Geld. Börsen entstanden nach 1600. Geld in der Finanzwelt ist eigentlich kein Geld, man bezeichnet es ja auch als Finanzen; nur für einen kurzen Augenblick, wenn Finanzen in Geld gewechselt werden für einen Tausch in der realen Welt, ist es Geld, um gleich wieder in der Finanzwelt nach weiteren Profitmöglichkeiten Ausschau zu halten.
Geld bringt Verfügungs-Macht über die Arbeitskraft anderer
Die einen verfügen über Eigentum, das sie verkaufen können, um an das benötigte Geld zu kommen. Die meisten Menschen haben aber nur sich selber, ihre Arbeitskraft. Die allermeisten sehen sich gezwungen, die eigene
Arbeitskraft einem andern gegen Geld zur Verfügung zu stellen. Denn ohne Geld ist nicht ans Überleben in der modernen Gesellschaft zu denken. Damit bringt Geld Verfügungsmacht über die Arbeitskraft anderer.
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Geld bedingt die soziale Ausschliessung
Was Menschen über Geld bekommen, und das ist fast alles, davon müssen sie vorher ausgeschlossen werden. Damit sie es kaufen können, mit Geld. Durch die ungleiche Verteilung des Geldes aber fühlt sich manch einer sozial ausgeschlossen, denn der Mensch ist ein soziales Wesen, abhängig von der sozialen Integrierung in eine grössere Gemeinschaft. Wir
nennen es Spaltung der Gesellschaft, ein soziales Problem, das sich heute vermehrt Luft macht. Goethe hat das soziale Problem als erste Priorität des 19. Jahrhunderts erkannt; das Geld bezeichnete er als die noch grössere Unbekannte, sein Werk darüber wollte er aber erst posthum veröffentlicht wissen. Heute ist die Brisanz, die er erkannt hatte, voll ersichtlich.
11 Geld bedingt Konkurrenz Geld bedingt Konkurrenz unter den Mensch, da jeder zu Geld kommen muss von andern, genau wie jeder andere auch. So wird jeder andere, der eine ähnliche Dienstleis-
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tung erbringt oder Produkt verkauft, zu meinem potentiellen Konkurrenten. Es ist leicht vorzustellen, was für eine Gesellschaft sich tendenziell daraus entwickelt.
Geld erzeugt eine bestimmte Denkform
Der moderne Mensch denkt «in Geld», das heisst er reduziert das meiste auf einen Massstab. Dieser Massstab ist eine reine Zahl. Je umfassender der Umgang mit Geld, desto stärker dieser Reflex, alles in einer Einheit zu sehen – quantifizierbar, aber ohne Inhalt. Wir nennen es das funktionale Denken, bei
dem der Inhalt beliebig austauschbar ist. Dieses Denken tendiert dazu auch dort angewendet zu werden, wo es sich gar nicht um eine Geldtransaktion dreht. Am besten erklärt es Eske Bockelmann, er bringt es in sieben Minuten genau auf den Punkt; unter dem Link: snips.ly / denkform
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