Die Buchsammlung des MoneyMuseums: Helvetika

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Die Buchsammlung des MoneyMuseums: Helvetika

© MoneyMuseum Als Helvetika bezeichnet man Schriften, Bücher und Bilder über die Schweiz. Hier wird der Begriff freier interpretiert und bezieht sich auf Werke, die in der Schweiz entstanden und verlegt worden sind. Auch ihre Texte und Bilder – darunter wunderschöne Kupferstiche – stammen meist aus Schweizer Hand. Von der Schweiz bzw. einzelnen ihrer Regionen handelt aber nur ein Teil von ihnen. Ein anderer Teil hat Religiöses zum Inhalt und dokumentiert u. a. den reformatorischen Aufbruch in der Schweiz. Weitere – teils bis heute über die Schweiz hinaus bekannte – Werke künden vom Wissens- und Forschungsdrang ihrer Zeit, gleich, ob sie von Tieren, mitteralterlicher Minnelyrik oder menschlicher Physiognomik handeln. Und auch das Werk des Gründers der «Zürcher Zeitung», der Vorläuferin der NZZ, ist hier präsent.

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Opere Sanctissimi Martyris Caecilii Cypriani Episcopi Carthagiensis (...)

Erasmi Roterdami. Basel, Officina Froben, 1525

Drei grosse Geister treffen sich in diesem edlen Band. Der heilige Cyprianus, im 3. Jahrhundert Bischof von Karthago und einflussreichster Kirchenschriftsteller des Frühchristentums, ist berühmt für seine hohe Redekunst. Als Herausgeber seiner Schriften zeichnet der niederländische Humanist Desiderius Erasmus von Rotterdam, der bedeutendste Gelehrte und Philologe seiner Zeit. Seit 1521 lehrt er an der Universität Basel. Basel wird durch ihn zu einem Zentrum des Humanismus und der Reformation. Der dritte im Bunde ist Johann Froben, ein hervorragender Drucker, der durch seine Innovationen den noch jungen Buchdruck revolutioniert.

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TOM I, TOM II, TOM IV, Handschriften 1573

Heinrich Bullinger Das hat es schon früher gegeben: Bücher, die weit über ihren Entstehungskreis hinaus wirken. Die Werke des Zürcher Reformators und Pfarrers Heinrich Bullinger (*1504, †1575) z. B. werden schon zu seinen Lebzeiten in viele Sprachen übersetzt.

Bullinger studiert in Köln, wo er sich zur Reformation bekehrt. Er wird der Nachfolger Ulrich Zwinglis nach dessen Tod im Kappeler Krieg im Jahr 1531. Mit den beiden «Helvetischen Glaubensbekenntnissen» (1536 und 1566) prägt Bullinger den eidgenössischen und europäischen Protestantismus nachhaltig: In mehreren Kirchen Osteuropas ist das zweite Bekenntnis heute noch in Kraft. Von ungewöhnlichem Umfang und grossem Quellenwert ist Bullingers Korrespondenz mit europäischen Gelehrten, Politikern und Königen wie z. B. Heinrich VIII. von England. Er widmet sich in seinen Schriften aber auch praktischen Fragen wie der Krankenseelsorge und Eheproblemen. Sein «Hausbuch» (Sammlung von 50 Predigten) findet weltweite Verbreitung, sogar über Europa hinaus. Handschriftliche Kopien wie diese werden damals angefertigt, weil es weder Kopiermaschinen noch Digitaldruck gibt, dafür aber kundige Schreiber am Grossmünster zu Zürich, wo Bullinger als Pfarrer wirkt.

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Thierbuch / Das ist / Aussfuehrliche beschreibung / vnd lebendige ja auch eigentliche Contrafactur vnd Abmahlung aller Vierfuessigen thieren / so auff der Erden vnd in Wassern wohnen

Durch (...) Herrn Dottor Conrad Gesner. Getruckt in der Churfürstlichen Statt Heidelberg / Durch Johan Lancellot. In verlegung Andreae Cambier. M. DC. VI. [1606]

Verfasser dieses wegweisenden Werks ist der Schweizer Arzt und Universalgelehrte Konrad Gessner (*1516, †1565). Gessner lebt in Lausanne und Zürich, wo er Griechisch, Physik und Naturgeschichte lehrt und als Arzt und Chirurg wirkt. Daneben verfasst er verschiedene Enzyklopädien und Wörterbücher, mit denen er Botanik, Zoologie und Philologie revolutioniert und die Grundlagen für wissenschaftliche Vorgehensweisen in diesen Fächern legt. Mit seiner zwischen 1551 und 1578 auf Lateinisch erscheinenden «Historia animalium» legt Gessner den Grundstein für die moderne Zoologie. Das Werk erscheint in mehreren Teilen: Zwei Bände behandeln die Vierfüsser (1551-1554), zwei weitere widmen sich den Vögeln (1555) und Fischen (1558). Einige Jahre später erscheinen schliesslich noch zwei weitere Bände – einer zu Schlangen und anderen Kriechtieren (1587), der andere, aus Gessners Nachlass, zu Insekten (1634). In dieser gewaltigen Enzyklopädie (4500 Seiten!) dokumentiert Gessner das gesamte zoologische Wissen seiner Zeit. Er beschreibt alle damals bekannten Tiere – eingeschlossen einiger Fabelwesen wie dem Einhorn und mehrköpfigen Schlangen oder Drachen. Seine Informationen stammen aus den Schriften klassischer und mittelalterlicher Autoren, aber auch eigene Beobachtungen fügt Gessner hinzu. Illustriert sind die Werke mit über 1000 Holzschnitten, darunter Bilder von Albrecht Dürer und von Naturforschern, mit denen Gessner in Kontakt steht; 65 Abbildungen stammen von Gessner selbst. Gessner schreibt für «Philosophen, Mediziner, Grammatiker, Philologen, Poeten». Doch um ein breiteres, auch weniger finanzkräftiges Publikum zu erreichen, folgen auf die lateinischen Erstausgaben schon bald wesentlich gekürzte und stark bearbeitete deutsche Ausgaben. So wird aus dem Handbuch

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für Gelehrte ein Lesetext für den Laien. Das hier gezeigte Buch ist eine stark gekürzte Zusammenfassung der ersten fünf Bände der «Historia animalium». Übersetzer ist Konrad Forer aus Winterthur.

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Labens Velckri vunz Herren Hans Jacob Breitingers Volke stetten (...) [?]

[Zürich 1645]

Dieses Werk handelt vom geistlichen und weltlichen Leben des reformierten Zürcher Theologen Johann Jakob Breitinger (*1575, †1645) – nicht zu verwechseln mit seinem Namesvetter und teilweisen Berufsgenossen, der erst 1701 in Zürich das Licht der Welt erblicken wird. Ebenfalls in Zürich geboren und aufgewachsen, absolviert Breitinger, der Erstere, zunächst das Pädagogium in Herborn (Nassau) und studiert in Deutschland, Holland und der Schweiz Theologie. Im Jahre 1597 wird Breitinger in die Versammlung der Zürcher Prediger aufgenommen. Er verwaltet nacheinander zwei Zürcher Landfilialen und ist auch im Schuldienst tätig. Dank seines aufopfernden seelsorgerlichen Dienstes während der Pest im Jahre 1611, die in Stadt und Umgebung rund 6000 Menschen dahinrafft, beruft ihn die Stadtgemeinde St. Peter noch im selben Jahr zum Diakon. Zwei Jahre später wählt ihn der Grosse Rat zum Pfarrer am Grossmünster und somit zum Vorsteher der Zürcher Kirche. Als Prediger und Seelsorger entfaltet Breitinger eine grosse Wirkung und fordert als Vertreter der strengen orthodoxen Theologie eine wahrhaftige geistliche Lebens- und Amtsführung von seinen Berufskollegen. Gelegenheit dazu hat er u. a. an den zweimal jährlich stattfindenden Synodalversammlungen, wo er in seinen Reden eine Fülle pastoraler Weisheiten und Heilsanregungen verbreitet. Besonders aktiv ist Breitinger auch auf dem Gebiet der Verwaltung sowie dem Aufbau neuer kirchlicher Angebote für Schulen und Gemeinden. Damit verbunden ist sein Bestreben nach grösserer Zucht und Sitte im Volk, derentwegen er beispielsweise die Kirchweihfeste zugunsten eines jährlichen Fast- und Bettages abschafft. Darüber hinaus ist er in der Armenpflege aktiv und sammelt Geld zur Linderung der Kriegsnöte in Deutschland. Andererseits scheut er als Haupt einer schwedischen Partei in Zürich nicht vor dem Versuch zurück, auch die Schweiz in den Dreissigjährigen Krieg (1618-1648) hineinzuziehen.

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Beschreibung Des Zürich-Sees / sambt der daran gelegenen Orthen. etc.

Durch Hans Erhard Escher [Zürich 1692]

Hans Erhard Escher (*1656, †1689) ist ein vielseitig begabter, aber bis heute weitgehend unbekannter Künstler. Er entstammt dem einflussreichen Zürcher Geschlecht der Escher vom Luchs und gehört damit zu den reichsten Zürchern seiner Zeit. Als Junker haben seine Vor- und Nachfahren unzählige Staatsämter inne – Hans Erhard allerdings scheint diesbezüglich keinerlei Ehrgeiz zu haben: Bis zum Erscheinen seines Erstlings «Zürcherische Burgen und Schlösser» im Jahr 1673 nimmt die Öffentlichkeit von ihm kaum Notiz. Mit den «Zürcherischen Burgen und Schlössern» veröffentlicht Escher 1673 eine Reihe von Aquarellen – u. a. aquarelliert er auch einige der Herrschaftssitze seiner Ahnen. Heute liegen in der Zürcher Zentralbibliothek noch 25 dieser Aquarelle, alle mit dem Monogramm AE versehen. Diese Blätter sind durch ihre künstlerische Qualität bemerkenswert. Einige von ihnen bilden zudem die Vorlage für die «Vorstellungen Loblichen Standts Zurich Schlösser» – jenem Werk, mit dem der Zürcher Kupferstecher David Herrliberger um 1740 Berühmtheit erlangt. Hans Erhard Eschers zweite Publikation – die hier gezeigte «Beschreibung des Zürich-Sees sambt der daran gelegenen Orthen etc.» erscheint erstmals im Jahr 1692, also drei Jahre nach dem Tod des Künstlers. Vielleicht ist das der Grund, warum die Abbildungen im Buch nicht von Escher selbst kommen. Diese Erstausgabe der ersten Monografie über den Zürichsee und die anliegenden Seegemeinden wird nach dem frühen Tod von seinen Freunden in kleiner Auflage veröffentlicht. Das Werk enthält im ersten Teil die Beschreibung und Geschichte der Stadt Zürich. Der zweite Teil enthält die Naturgeschichte des Sees mit erstmaliger Erwähnung seines Fischbestands. Im dritten Teil beschreibt Escher über 100 rund um den See gelegene Ortschaften und Weiler. Die Ansicht der Stadt Zürich auf dem Titelblatt stammt von der Hand des Zürcher Kupferstechers Johannes Meyer. In der Darstellung herrscht auf dem See reges Treiben – da wird gekämpft, gerudert, gefischt, geschwommen und nach Enten gejagt. Im Hintergrund sind die zwischen 1642 und 1678 erbauten Befestigungsanlagen mit dem Wellenbergturm erkennbar, die in den 1830er-Jahren abgebrochen wurden.

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Allgemeines Helvetisches / Eydgenoessisches / Oder Schweitzerisches Lexicon

I. Theil. A. Von Hans Jacob Leu Zürich / bey Hans Ulrich Denzler / MDCCXLVII. [1747]

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts – der Zeit der sogenannten Aufklärung – erscheint in Zürich das «Allgemeine Helvetische Eydgenössische Oder Schweitzerische Lexicon». Der erste Band wird im Jahr 1747 publiziert; danach wird fast jedes Jahr ein weiterer Band veröffentlicht, bis das grosse topografisch-historische Nachschlagewerk 1765 mit dem 20. Band abgeschlossen ist. Verfasser des Werks ist Johann Jakob Leu (*1689, †1768), Jurist und Beamter, Landvogt, Bürgermeister und Mitbegründer der ältesten Schweizer Bank, der Bank Leu & Co (1755). Seine wissenschaftlichen Arbeiten verfasst Leu mit phänomenalem Fleiss neben seinen Amtsgeschäften. Allerdings hätte Leu es kaum geschafft, sein Werk ganz alleine zu bewältigen; bester Mitarbeiter wird sein Sohn Johannes. Das aufwändige Werk hat zu Lebzeiten Leus nur geringen Erfolg und Emanuel von Haller stellt 1785 sogar fest, dass «der grösste Theil des Publici (...) viele Verachtung» dagegen bezeuge. Zehn Jahre nach dem Erscheinen des letzten Bandes sucht Sohn Johannes immer noch Käufer für die letzten, übrig gebliebenen Exemplare. Erst im 19. Jahrhundert wissen schweizerische Historiker und Lexikografen das heute als Leu-Lexikon bezeichnete Werk zu würdigen. Die Form des Lexikons gilt im 18. Jahrhundert als die beste, wenn nicht die einzige Möglichkeit, ein Land in allen Bereichen zu beschreiben: Auf 11'368 Seiten wird unter rund 20'000 Stichwörtern alles berichtet, was die Schweiz betrifft und damals für wichtig gehalten wird. Es sind vorwiegend schweizerische Orte, Familiennamen und einzelne Personen, ferner Bistümer, Gemeine Herrschaften (Untertanengebiete), Stifte, Klöster, Schlösser, Berge, Täler, Seen oder Bäder. Wesentlich seltener findet man Begriffe aus dem damaligen Recht, aus Politik und Handel oder zur Ethnologie. 21 Jahre später (1786) ergänzt und verbessert der Zürcher Apotheker Hans Jakob Holzhalb mit einem

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sechsbändigen Supplement (3826 Seiten) die Erstausgabe. Angekündigt und beabsichtigt wird dieser Nachtrag aber noch von Leu selbst.

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Heilige Ceremonien, Gottes- und Götzen-Dienste aller Völcker der Welt

David Herrliberger Zürich, Bürckli, 1748

Religion, die Rückbindung des Menschen an ein grösseres Göttliches, ist ein Grundbedürfnis des Menschen. In diesem Buch aus dem 18. Jahrhundert werden alle Religionen der Welt und ihre verschiedenen Arten der Gottesverehrung dargestellt. Die herrlichen Stiche stammen vom international angesehenen Zürcher Kupferstecher, Verleger und Gerichtsherr David Herrliberger (*1697, †1777) – dem besten Kupferstecher seiner Zeit. Hier arbeitet er nach den Vorlagen seines Amsterdamer Meisters Picart. Berühmt ist Herrliberger vor allem durch seine Stiche der Zürcher Landvogteischlösser und Burgen und seine «Topographie der Eidgenossenschaft». Er illustriert aber auch religiöse und sittengeschichtliche Werke. Denn Religion spielt in seinem Zeitalter, der Aufklärung, eine grosse Rolle.

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Sammlung von Minnesingern Aus Dem Schwaebischen Zeitpuncte CXL Dichter Enthaltend

Erster Theil. Durch Ruediger Manessen Zyrich, Verlegt von Conrad Orell und Comp. 1758.

«Dû bist mîn, ich bin dîn. / des solt dû gewis sîn. / dû bist beslozzen / in mînem herzen (...)», so heissen einige Zeilen eines Minnegedichtes aus dem 12. Jahrhundert. Es stammt aus unbekannter Feder und gehört bis heute zu den bekanntesten seiner Gattung. Geschrieben haben soll es eine Frau, und zwar an einen Kleriker. Ersteres ist in der Minnelyrik nicht die Regel. Letzteres, nämlich, dass ein unerreichbares Liebesobjekt angebetet wird (meist eine verheiratete adelige Frau), schon. Bis heute bekannt ist übrigens auch der Name Manesse, dies durch den 1944 gegründeten gleichnamigen Verlag, der Klassiker der Weltliteratur editiert. Sein Name geht zurück auf den Zürcher Ratsherrn und Ritter Rüdiger Manesse, der zusammen mit seinem Sohn Johannes die bedeutende Sammlung von Minnegesängen initiiert hat. Die Schrift ist bekannt als Codex Manesse oder auch als «Manessische Liederhandschrift». Das epochale Werk stammt aus der Zeit um 1300 und stellt die erste handschriftliche Gesamtausgabe der damals bekannten deutschen Minnelyrik dar. Im Jahr 1748 wird der Codex Manesse durch die berühmten Zürcher Germanisten Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger wiederentdeckt und erstmals herausgegeben.

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Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniss und Menschenliebe

von Johann Caspar Lavater Leipzig und Winterthur, 1775. Bey Weidmanns Erben und Reich, und Heinrich Steiner und Compagnie

Ist es möglich, die Charaktereigenschaften der Menschen an bestimmten Merkmalen in ihren Gesichtern abzulesen? Diese Frage fasziniert seit der Antike – schon Aristoteles beschäftigte sich mit dem Thema. Doch seit dem 18. Jahrhundert ist die sogenannte «Physiognomik» untrennbar mit dem Namen Johann Kaspar Lavaters (*1741, †1801) verbunden. Der Zürcher Pfarrer und Schriftsteller spaltet mit seinen «Physiognomischen Fragmenten» schon seine Zeitgenossen in zwei Lager: Enthusiastisches Lob mischt sich mit beissender Kritik. Friedrich Hegel bezeichnet das Gesichtsleseverfahren als «bodenlos», Immanuel Kant als «lieblos». Johann Wolfgang Goethe hingegen ist von Lavaters Werk begeistert und wirkt selber daran mit: Als passionierter Silhouetteur liefert er nicht nur Schattenrisse nach antiken Skulpturen und Werken von Raffael und Rembrandt, sondern redigiert auch Lavaters Texte. «Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntniss und Menschenliebe» erscheint in den Jahren 1775 bis 1778 in vier Foliobänden. Binnen kurzem ist das aufwendig gestaltete Werk in nahezu ganz Europa ein Bestseller: Englische, französische, holländische und russische Übersetzungen folgen der deutschen Ausgabe, allesamt mit neuen Stichen und Silhouetten. Lavater ist ein unermüdlicher Verfasser von über 130 religiösen, patriotischen und prosaischen Schriften; zudem führt er in seiner leidenschaftlichen Religiosität mit einem ausgedehnten Freundeskreis intensiven Briefkontakt. In wahrer Sammelleidenschaft legt er in drei Jahrzehnten als Bildquellenmaterial für die «Fragmente» eine Physiognomika- und Kunstsammlung von über 22'065 Blättern an, die heute als «Sammlung Johann Caspar Lavater» in der Nationalbibliothek Wien verwahrt ist.

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Oevre De Salomon Gessner

[Orell, Gessner, Füssli & Co., Zürich 1796]

Er ist Dichter, Maler, Politiker, Journalist und Verleger, er gründet eine Porzellanmanufaktur und die «Zürcher Zeitung», und er ist einer der meist übersetzten Schweizer Autoren des 18. Jahrhunderts: Die Liste der Tätigkeiten, mit denen sich Salomon Gessner (*1730, †1788) in seinem Leben beschäftigt, ist lang und vielseitig. Bekannt wird Gessner vor allem als Idyllen-Dichter und Maler. Er illustriert seine Werke selbst, und diese erfreuen sich so grosser Beliebtheit, dass Salomon Gessner um 1770 im Ausland der bekannteste Schweizer Autor sein dürfte. Mit seinen arkadisch-mythologischen Motiven hat er grosse Wirkung auf die Zeitgenossinnen und Zeitgenossen – er gehört zu den Wegbereitern und Mitbegründern der Antikenbegeisterung des späten 18. und vor allem 19. Jahrhunderts. Als Verleger vereinigt Gessner nach dem Tod seines Vaters die väterliche Firma mit der Buchdruckerei Orell zum Verlag Orell, Gessner, Füssli & Co. In diesem Verlag erscheinen nicht nur fast alle von Gessners eigenen Werken, sondern auch die ersten deutschsprachigen Übersetzungen von Shakespeares Dramen und Homers Schriften. Im Jahre 1780, einer Blütezeit Zürichs, steigt die Orell, Gessner, Füssli & Co. mit der Herausgabe der «Zürcher Zeitung» – der späteren «Neuen Zürcher Zeitung» – in das Zeitungswesen ein. 1788 stirbt Salomon Gessner unerwartet und viel zu jung. Im Gedenken lassen Familie und engste Freunde das «Oeuvre de Salomon Gessner» drucken – eine Sammlung von Gessners schönsten Radierungen. Die Sonderausgabe erscheint in nur gerade 25 Exemplaren; dieses wunderbare Buch ist eines davon. Es enthält in zwei Bänden 395 Radierungen von Salomon Gessner und wurde von den originalen Druckplatten erstellt.

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Hundert Jahre. Bilder aus der Geschichte der Stadt Zürich in der Zeit von 1814-1914

[Von Samuel Zurlinden] Druck und Verlag der Buchdruckerei Berichthaus Zürich 1914/1915

Samuel Zurlinden ist der Verfasser von mehreren historischen Werken. Als Historiker befasst er sich insbesondere mit der Schweiz im Ersten Weltkrieg (1914-1918) und der Frage des Völkerbundes. Als Zürcher aber beschäftigt sich Zurlinden mit der Geschichte seiner Heimatstadt – und dies gründlich: So verfasst er das «Zürcher Jahrbuch 1909 – eine Chronik der Weltereignisse sowie der historischpolitischen Daten aus der Schweiz und den einzelnen Kantonen mit besonderer Berücksichtigung von Stadt und Kanton Zürich». Sechs Jahre später erscheint «Hundert Jahre. Bilder aus der Geschichte der Stadt Zürich in der Zeit von 1814-1914». Das zweibändige Werk schildert den Übergang vom «alten» zum «modernen» Zürich und gilt als Standardwerk zur Zürcher Geschichte im 19. Jahrhundert. Zahlreiche Stadtansichten aus der Zeit illustrieren das Buch. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist Samuel Zurlinden übrigens Redaktor der «Zürcherischen Freitagszeitung» – einem Zürcher Wochenblatt, das bereits seit 1674 besteht. Die «Freitagszeitung» steht in zäher Konkurrenz zur «Neuen Zürcher Zeitung», die 1780 erstmals erscheint. Noch 1814 ist die «Freitagszeitung» die meistgelesene Zeitung der Schweiz. 1914 erscheint sie zum letzten Mal – ein Opfer genau jener «Modernisierung», die Samuel Zurlinden in seinen «Hundert Jahren» schildert.

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