Martin Schwarz Der BĂźcherfreund
MARTIN SCHWARZ – DER BÜCHERFREUND
Martin Schwarz – der Bücherfreund Martin Schwarz ist ein vielseitiger Schweizer Künstler. Nicht nur seine Buchskulpturen sind im MoneyMuseum beliebt – sondern auch seine Gedanken über das Buch, die Bücher und deren Wandlung.
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Wer ist Martin Schwarz? Geboren am 10. August 1946 in Winterthur, Schweizer Maler, Konzept- und Objektkünstler, Fotograf, Autor und Verleger. Vielseitiger Künstler und Wanderer zwischen Kunst-, Alltags-, Beziehungs- und Medienwelten. Sehr sensibel und wachsam, offen für alle Belange. Schafft facettenreich immer wieder neue Kunstwelten und verknüpft die Realität des Hier und Jetzt mit seinen Fantasiewelten. Es bedarf oft einer intensiven Betrachtung, um die Vielfältigkeit und den Hintersinn seiner Kunstwerke in ihrer Gänze zu erfassen. Der Künstler hat seit 1982 mit dem Oskarpreisträger HR Giger zusammengearbeitet und mit ihm mehrere Ausstellungen gestaltet. Das MoneyMuseum ist besonders angetan von seinen Buchprojekten, die das Buch versteinern und wandeln sowie ästhetisch schön präsentieren.
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Von der Bedeutung des Buches Mir bedeuten Bücher sehr viel – müsste ich mich jedoch entscheiden, was ich auf die viel beschworene einsame Insel mitnehmen dürfte: eine Bibliothek oder eine Frau, so würde ich mich doch für das Zweite entscheiden.
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Bücher selber produzieren
Ein Buch selbst zu machen, ist manchmal auch eine Form von Eigensinn. Künstler, die Bücher oder Ausstellungskataloge machen wollen, begeben sich bald auf einen Weg voller Demut: «Wer unterstützt mich?» «Wer hilft mir bei der so genannten Druckvorstufe?» Dann begibt man sich in einen Dschungel von Ratschlägen, Meinungen und Finanzberechnungen … So versuche ich, die Schwierigkeiten zu meistern und vieles selbst zu machen.
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Das Buch – der beste Freund Ich würde mich an Angelus Silesius erinnern: «Ein Buch wäre der bequemste Freund. Man kann sich mit ihm unterhalten, so lange und so oft man will, man ist ganz ein Empfangender, kann in jeder Stimmung die rechte Kost wählen und ist nie enttäuscht.»
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Mein Verhältnis zum Buch Der wahre Bücherhamster liebt den Einband, das Druckbild, das Vorsatzblatt, die Gestalt, die Farbe und den Geruch seiner Bücherchen, kurz: Er hat ein irrationales, zärtliches Verhältnis zu ihnen. Das Buch wird zum Ersatzpartner, zum stummen und doch beredten Begleiter.
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Wie viele Bücher habe ich? Nun bin ich bereits mehrere Tage in meinem Büro und lese mich unkonzentriert durch den Blätterstapel, und ich habe immer noch keinen Überblick über den Inhalt.
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Der Schulpsychologe und Moritz Gestern machte ein Schulpsychologe mit dem Moritz einen Test. Vor seinen Augen zeichnete er einen Kreis an die Tafel und fragte: «An was denkst du, wenn du das siehst?» Aufmerksam schaute sich Moritz die Zeichnung an, dann äusserte er: «An ein Mädchen.» Der Psychologe wunderte sich, zeichnete eine Pyramide an die Tafel und fragte: «Und an was denkst du nun?» Abermals guckte sich Moritz die Zeichnung eine Weile an, dann antwortete er: «Ich denke wieder an ein Mädchen.» Nachdem Moritz auch noch beim Anblick eines Quadrates und eines Würfels Mädchen sehen will, springt der Psychologe erbost auf und schreit: «Kannst du nicht einmal an etwas anderes denken als immerzu an Mädchen?» Da antwortete Moritz empört: «Nun, hören Sie mal! Wer zeichnet denn hier die Mädchen an die Tafel? Sie oder ich?» 21
Meistens betrachtet man ein Buch von aussen. Hier aber schauen die Augen vom Buchinneren nach aussen. Dies zeigt, dass man ein Buch auch mit den Augen des Autors, mit den Augen seiner Zeit betrachten kann. Aber nicht nur Bücher, auch Menschen kann man mit ihren eigenen Augen sehen, indem man ihren Standpunkt einnimmt. Das gibt eine völlig neue Sicht auf unsere Mitmenschen und ist ein Weg, das «Du» besser zu verstehen. Wie weiss man, was der oder die andere über mich denkt? Frage dich: Was denke ich über ihn oder sie? Und du hast die Antwort.
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Wie ist Martin Schwarz zu den BlumenBüchern gekommen? In Kassel findet alle fünf Jahre die Documenta statt. Die Kunstausstellung ist etwas Besonderes und jeder Künstler möchte dabei sein. Martin Schwarz konnte einmal nicht mitmachen und sass beim Bahnhof Kassel weinend auf einer Bank …, bis eine Blumenverkäuferin aus dem Laden kam und ihn fragte, worüber er denn weine. Er erzählte – und da meinte sie: «Dann stellen Sie doch bei mir im Blumenladen aus …» Blumen sind vergänglich, sie wandeln sich. Die Farbenpracht gepaart mit der Vergänglichkeit spendet dem Blumenstrauss einen Reiz, der einmalig ist. Genau wie die indische Strassenkunst: harmonische Bilder, die durch Wind und Regen verwischt werden. Vergänglichkeit eben.
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Martin Schwarz’ Buchskulpturen legen starkes Gewicht auf den Wandel: Dies wird hier angedeutet, indem sich Holz in Papier verwandelt; auf diesem stehen Texte und Ideen, die später verwirklicht werden könnten. Das älteste Buch der Weltliteratur, das Buch der Wandlung der Chinesen, ist genau diesem Thema gewidmet. So wie das chinesische Buch der Wandlungen anfänglich ohne Text auskam, so will Martin Schwarz mit seinen Buchskulpturen etwas andeuten, was in der Sprache nicht ausgedrückt werden kann. Etwas, was im Bild angedeutet wird. Das ist die Magie und das Geheimnis der Bilder und Skulpturen.
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Martin Schwarz ist Künstler und Philosoph. So sammelt er seit 50 Jahren Zitate zum NICHTS . Das NICHTS ist umfassender als das ICH, wie im Bild angezeigt wird. Die Beschäftigung mit dem Gegensatz von ICH und NICHTS führte zu einem ganzen Buch. Dieses wird auf den folgenden Seiten vorgestellt.
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Weitere Bilder mit Zitaten aus: Martin Schwarz: «NICHTS, wie es ist oder nicht ist» 2017 Einige Zitate aus diesem Buch folgen. Das Buch ist als Printausgabe zu Fr. 35.– beim Eigenart-Verlag oder als E-Book beim Conzett Verlag zu Fr. 8.– erhältlich. Die speziellen Hintergrundmuster mit den Zitaten eignen sich hervorragend zum digitalen Blättern.
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NICHTS gehört uns zu eigen
… NICHTS als die Zeit.
Ist dies ein Etwas, das nach NICHTS aussieht, oder ein NICHTS , das nach Etwas aussieht?
Daniel Düsentrieb
Lieber Schweigen als NICHTS sagen.
Bernard Amsler
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Es gibt keinen mathematischen Begriff «NICHTS» . Die Null ist eine Zahl: Zwar sind null Äpfel NICHTS , aber die Zahl Null ist nicht NICHTS , genauso wenig wie die Zahl Eins nie ein Apfel sein wird.
Es ist besser, im NICHTS ein kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.
Konfuzius
Ich weiss NICHTS , sagt der Unwissende. Du weisst NICHTS , sagt der Gelehrte. Wir wissen NICHTS , sagt der Weise. Albert Roderich
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«NICHTS» ist ein ambivalentes Wort. Es bezeichnet etwas, das nicht ist.
Aber auch dieses «Etwas», das nicht ist, ist nicht NICHTS . Die Sprache bringt es zur Existenz und verneint diese Existenz zugleich. Annemarie Pieper
Ich bin glücklich wie ein Kind, das NICHTS kann und NICHTS hat. Ich besitze NICHTS , denn ich gehöre nur Dir an; ich habe aufgehört zu sein, um Dein zu sein. Soren Kierkegaard
Ich bin glücklich. Ich bin ein NICHTS . So bin ich frei.
Ein aufmerksamer Leser
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Dialog 1:
Zwei ältere Freundinnen: Ruth: «Mein streitsüchtiger Mann weiss immer alles besser!» Erika: «Meiner weiss gar NICHTS !» Ruth: «Wie Sokrates eben …» Erika: «Wie wer?»
Anonym
Dialog 2:
Am Flughafen bei der Gepäckkontrolle: Der Reisende: «Ich habe NICHTS dabei.» Der Kontrolleur: «Das kann ja jeder sagen … Öffnen Sie den Koffer!» Der Reisende: «Ich hab ja gar keinen!» Der Kontrolleur: «Auch wenn Sie NICHTS im Koffer haben, da sie keinen dabei haben, müssen sie ihn trotzdem öffnen – Vorschrift ist Vorschrift.» Anonym
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Zu glauben ist schwer, NICHTS zu glauben ist unmรถglich. Victor Hugo
Gott ist ein Schenkender. Er hat NICHTS zu schenken als sich selbst.
Es ist die grรถsste Torheit, mit vielen Worten NICHTS zu sagen. Martin Luther
Witz ist das Zusammenbrechen einer grossen Erwartung in ein NICHTS . Arthur Schopenhauer
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200 Kunstwerke und ein «Roman» fügen sich zu einem einmaligen Buch. Eine Augenweide und ein Lesevergnügen in einem. Das Buch-Buch enthält knapp 200 Werke von Martin Schwarz rund um das Buch sowie einen Text, den man Roman nennen könnte – oder in den Worten des Autors: ein Textzusammenfügungs-Experiment. Das Buch-Buch ist in gedruckter Form im Eigenart-Verlag erschienen (Fr. 35.–) und wird vom Conzett Verlag als E-Book für Fr. 5.– herausgegeben. Leserinnen und Leser können sich davon überzeugen, wie schön es sich gerade in diesem Buch digital blättern lässt.
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Der Philosoph Martin Schwarz sammelt seit 50 Jahren Zitate zum NICHTS. Als KĂźnstler hat er das Thema NICHTS auf unterschiedliche Weise und in verschiedenen Techniken realisiert. Entstanden ist ein Kunstwerk und unterhaltsames Nachdenkbuch.
www.sunflower.ch