GOTTFRIED SCHUBERT
Wirtschaften mit, ohne oder mit anderem Geld
Nach einer Reise, die fast einen Tag dauert, komme ich an meinem Ziel an, ein Bauernhof in Ostdeutschland. Ich erkenne sofort, dass das ein besonderer Ort ist. An mehreren Tischen unter Bäumen sitzen kleine Gruppen von Menschen in der Nachmittagssonne, in Gespräche vertieft, manche bei Kaffee und Kuchen. Ich weiß, hier werden Kartoffeln produziert. Aber wer arbeitet hier ? Ich weiß auch, dass hier niemand für irgendetwas bezahlt wird. Das Anbauen, Ernten, der Erhalt der Infrastruktur wird von denen gemacht, die freiwillig dazu beitragen. Auch die Kartoffeln sind nicht verkäuflich. Sie werden von ca. 800 Menschen, die dem Netzwerk angehören, angebaut, geerntet und gegessen. Deswegen bin auch ich hier. Ich will beim Ernten der Kartoffeln helfen. Die, die ich mitnehme, werde ich nicht bezahlen. Wie viele ich mitnehme, entscheide ich selbst. Da ich mit dem Zug gekommen bin, werden es nicht viele sein. Eine mir bislang unbekannte Person empfängt mich herzlich. Die positiven Rückmeldungen auf meine Kochergebnisse für Gruppen ermutigen mich zu dem Angebot, heute für alle zu kochen. Leider ist nicht mehr viel Zeit. Ich schlage ein Nudelgericht vor. Etwa 40 Personen haben Hunger. Ich frage, ob genug Nudeln da sind. Nein, die müssten noch gekauft werden. Auf ein Auto, welches ich dazu nehmen könnte, wird ge-
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