Kampmann schatten adler

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Money Museum

Ursula Kampmann

Im Schatten der Adler Roms M체nzen der Republik aus der Sammlung Kurt Wypr채chtiger


Alle Rechte vorbehalten Nachdruck in jeder Form sowie die Wiedergabe durch Fernsehen, Rundfunk, Film, Bild- und Tonträger, die Speicherung und Verbreitung in elektronischen Medien oder Benutzung für Vorträge, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags 1. Auflage September 2010 © MoneyMuseum by Sunflower Foundation Verena-Conzett-Strasse 7 CH-8036 Zürich Telefon: +41 (0)44 242 76 54, Fax: +41 (0)44 242 76 86 Weitere Informationen finden Sie unter: www.moneymuseum.com Auslieferung für den Buchhandel durch: Oesch Verlag Jungholzstrasse 28 CH-8050 Zürich E-Mail: info@oeschverlag.ch www.oeschverlag.ch www.conzettverlag.ch Umschlag- und Münzbilder: Archiv MoneyMuseum Fotos: MoneyMuseum, Zürich Gestaltung und Satz: Oesch Verlag Druck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm Printed in Germany ISBN 978-3-0350-9002-5


Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Teil 1: Der historische Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Kapitel 1: Die römische Gesellschaft oder warum republikanische Münzen so aussehen, wie sie aussehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kapitel 2: Kleine Einführung in die römische Geldgeschichte . . . Kapitel 3: Die Geschichte der Römischen Republik . . . . . . . . . . . 3.1 Mythen und Legenden – die römische Frühzeit . . . . . . 3.2 Rom überlebt – Der Aufbau eines mittelitalischen Zentrums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Der Kampf gegen Karthago . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Herrin der antiken Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5 Die Eintracht zerbricht – Das Zeitalter der Bürgerkriege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.6 Vor dem grossen Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7 Auf dem Gipfel der Macht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.8 Das Ende der Republik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kapitel 4: Römische Religion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kapitel 5: Bauten in Rom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kapitel 6: Preise, Löhne, Gehälter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Teil 2: Katalog der Sammlung Wyprächtiger . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 Teil 3: Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeittafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur zur republikanischen Numismatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Münzenglossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vorwort

Sammler: Alles Ver-rückte?

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arum ich sammle? Darauf gibt es wohl nicht nur eine einzige Antwort. Natürlich, das Sammeln ist ein menschlicher Urtrieb – schliesslich hiess in vorgeschichtlicher Zeit die Formel: Viel Sammeln sichert das Überleben. Und natürlich steckt auch heute noch im Sammeln eine gewisse Vorsorge. Schliesslich besitzt man mit Münzen einen bestimmten Gegenwert. Und doch, für mich war der Grund ein anderer. Sammeln hat mit der Psyche zu tun. Und ich meine mit der Überschrift «ver-rückt» sicher nicht, dass alle Sammler spinnen. Im Gegenteil, Zeugnisse der Vergangenheit in Form von Münzen in den Händen zu halten, ist so etwas wie eine erlaubte und gesellschaftskompatible Schizophrenie, ein Leben in der Vergangenheit und der Gegenwart zugleich. Völlig gleichgültig, was man sammelt, jeder echte Sammler verbindet mit den Objekten eine Sehnsucht nach einer vergangenen Zeit. Hier, in der Gegenwart, arbeitet man und verdient seinen Lebensunterhalt. Hier sind die Freunde, die Familie, die Sorgen, Nöte und Freuden. Aber für einen Sammler ist das nur eine von zwei Realitäten. Er träumt von der Zeit, von dem Ort, woher die Münzen kommen. Seine Träume sind keine Idealisierung einer «guten, alten Zeit» – wohl kein Sammler hätte gerne als Sklave in der römischen Welt gelebt. Es ist der Gedanke an eine Alternative zur Hektik des heutigen Lebens mit dem schmunzelnden Eingeständnis, dass das damalige Überleben genauso schwierig war wie das heutige, die Träume von der Vergangenheit aber viel schöner sind als das tatsächliche Erleben. Ja, es ist klar, wir leben heute, zumindest in Zentraleuropa, in der für den «durchschnittlichen» Bürger wohl glücklichsten Zeit von allen. Und trotzdem hätte ich für mein Leben gern mit Kaiser Hadrianus diskutiert. Wie gerne hätte ich selbst beurteilt, ob Cicero wirklich so ein überzeugender Redner war. Wie wäre es gewesen, mit Hannibal über die Alpen zu ziehen oder das jährliche Opfer der römischen Consuln mitzuerleben? Das alles ist unmöglich. Aber auch ohne das 7


habe ich mir, in Form meiner Sammlung von republikanischen Münzen, eine Brücke gebaut in jene weit entfernte Zeit. Einen echten Denar von Julius Caesar, von Brutus oder Marcus Antonius in der Hand zu halten, gibt mir das Gefühl, verbunden zu sein mit ihrem Leben, ihrem Alltag und der Wirklichkeit des alten Rom. Es ist mir ein Vergnügen, diese meine Leidenschaft nun mit allen Lesern des Buches teilen zu dürfen. Und es ist mir bewusst, dass ich privilegiert war, in einer Zeit zu leben, in der mir das Sammeln all dieser Kostbarkeiten möglich war. So bleibt mir zum Schluss nur zu danken für die Geduld und das Wohlwollen meiner Familie, die in den letzten vierzig Jahren meine Ver-rücktheiten ertragen hat. Ich danke besonders herzlich der Autorin dieses Buches, die nicht nur das Sammelgut sachgerecht aufgelistet hat, sondern antike Sachverhalte nach neusten Erkenntnissen beschreibt und erlebbar macht. Ebenso herzlich danke ich dem Initiator und Mäzen des MoneyMuseums, Dr. Jürg Conzett, der in seiner grosszügigen Art nicht nur meine Münzsammlung der Römischen Republik als Ganzes übernahm, sondern darüber hinaus auch die Publikation und Finanzierung dieses Bandes besorgte. Kurt Wyprächtiger

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Einleitung

Ein Bilderbuch zur Geschichte der Römischen Republik

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igentlich sind die Motive antiker Münzen genauso langweilig wie die auf unseren heutigen Umlaufmünzen. Wappentiere, Götter, hin und wieder ein menschlicher Kopf, alles von hohem kunsthistorischem Interesse, aber nicht eben sehr abwechslungsreich. Dies sollte uns nicht verwundern. Schliesslich wurden Münzen nicht hergestellt, um nachfolgenden Generationen einen Einblick in die Lebenswelt ihrer Benutzer zu bieten, sondern um in einem möglichst grossen geographischen Raum als verlässliche Währung anerkannt zu werden. Wichtig war der Wiedererkennungseffekt – so zeigten die erfolgreichsten Münzen der griechischen Antike, die athenische und die von Alexander dem Grossen eingeführte Tetradrachme, mehr als anderthalb Jahrhunderte das gleiche Münzbild. Ganz anders die Denare der Römischen Republik! Hier wechseln im aufgeregten ersten Jahrhundert v. Chr. die Münzmotive schneller als die Jahre. Wir finden alles: Szenen aus der Vergangenheit, Anspielungen auf die Gegenwart, Abbildungen von politischem Alltag, Gebäude, Menschen und natürlich Götter. Die Verantwortlichen scheinen ihre ganze Welt in die kleine Fläche gepresst zu haben, die ein Denar für Münzdarstellungen bietet. Die Gründe dafür erfährt der geneigte Leser, die geneigte Leserin im nächsten Kapitel; hier sollen erst einmal die Schwierigkeiten, aber auch die Chancen dargestellt werden, die uns dieses Material als Illustration zur Geschichte der Römischen Republik bietet. Denn natürlich dürfen wir die Abbildungen auf den Münzen nicht unreflektiert als Abbild der Wirklichkeit nehmen. Sie geben nicht irgendeine «absolute» Wahrheit wieder, was immer das im historischen Zusammenhang bedeuten mag, sondern das Bild, das die Römer von sich und ihrer Vergangenheit hatten. Dieses Buch will nicht die Münzbilder naiv als «authentische Illustration» benutzen, sondern sie in ihren Zusammenhang einordnen; wir werden dafür überprüfen, ob die römische «Wahrheit» mit dem Bild, das wir uns heute von dieser Zeit machen, übereinstimmt. Wobei wir uns be9


wusst sein müssen, dass auch unsere eigenen Vorstellungen zeitgebunden und veränderlich sind. Gleichzeitig steht natürlich immer die Frage im Raum, warum ein römischer Münzmeister ein ganz bestimmtes Motiv wählte. Schliesslich wollte er mit seiner Darstellung eine politische Aussage machen. Seiner Stellungnahme und ihren Hintergründen werden wir ebenfalls nachspüren. So besteht das Garn, das wir hier in unserem Bilderbuch zur Geschichte der Römischen Republik spinnen, aus drei Strängen: Einmal lassen wir die Münzmotive sprechen, dann erzählen wir unsere Version der Geschichte und hinterfragen drittens die Absichten der für die Prägung Verantwortlichen. Basis für dieses Bilderbuch ist eine Privatsammlung von Münzen der Römischen Republik, die das MoneyMuseum im Jahre 2007 angekauft hat. Ihr früherer Eigentümer, Kurt Wyprächtiger, hat über Jahrzehnte hinweg mit einem unglaublichen Hang zur Perfektion Stücke gesammelt, die von ihrer Erhaltung her aus dem Gros der uns überlieferten Denare und Bronzen weit herausragen. Sie sind die Basis für die exakte Beschreibung, die genaue Kommentierung der Münzdarstellungen. Ihr prägefrischer Zustand zeigt uns alle Details, auf die ein römischer Stempelschneider und sein Auftraggeber Wert legten. Jürg Conzett sei dafür gedankt, dass er mich mit der spannenden Aufgabe, eine Interpretationshilfe für den Nicht-Numismatiker zu seinem neuesten Ankauf zu schreiben, betraut hat. Es ist mir eine Freude und eine Verpflichtung, zu versuchen, meine Begeisterung für die Vielseitigkeit der republikanischen Prägungen allen an der antiken Geschichte interessierten Lesern und Leserinnen zu vermitteln.

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Teil 1

Der historische Hintergrund


Kapitel 1

Die römische Gesellschaft oder warum republikanische Münzen so aussehen, wie sie aussehen Es gab also ... drei herrschende Gewalten im Staat. So gleichmässig aber waren diese Gewalten verteilt und ausbalanciert, dass selbst von den Einheimischen niemand mit Sicherheit zu sagen imstande wäre, ob die Verfassungsordnung demokratisch, aristokratisch oder monarchisch war. Und diese Verlegenheit war ganz natürlich. Denn wenn man die Machtvollkommenheit der Consuln betrachtete, so erschien sie einem vollkommen monarchisch und geradezu königlich, beim Blick auf die Gewalt des Senats wiederum aristokratisch, wenn man aber die Befugnisse des Volkes ins Auge fasste, so wirkte sie ausgesprochen demokratisch. Polybios 6, 11, 11 (Übersetzung aus dem Griechischen nach H. Heftner, Der Aufstieg Roms – Vom Pyrrhoskrieg bis zum Fall Karthagos. Regensburg (1997), S. 61.

Unter Consuln und Volkstribunen

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er griechische Geschichtsschreiber Polybios, der im Jahr 167 v. Chr. als Geisel nach Rom kam, war begeistert von dem römischen Weg, die «res publica», die öffentliche Sache, also das, was wir heute einen Staat nennen würden, zu verwalten. Ihm schien die Ordnung zwischen den verschiedenen Ämtern, der Aristokratie und dem Volk so fein ausbalanciert, dass dadurch Revolten und Umstürze verhindert wurden, während sie damals in der griechischen Welt an der Tagesordnung waren. Und tatsächlich scheint es einem unbedarften Beobachter auf den ersten Blick, als habe es in Rom so etwas wie eine funktionierende Gewaltenteilung gegeben. Ausschliesslich die von einer Volksversammlung gewählten Beamten führten die täglichen Geschäfte, allen voran die beiden Consuln, die den Vorsitz im Senat innehatten, Volksversammlungen einberiefen und rangniedrigeren Magistraten, mit Ausnahme der Volkstribunen, bindende Weisungen erteilten. Ihre wichtigste Aufgabe war das Kommando über die römischen Streitkräfte im Falle eines Krieges. Unterstützt wurden sie von den sechs Praetoren, von denen zwei in Rom Recht sprachen, während die anderen vier als Statthalter in die Provinzen gingen. Die Censoren, die alle fünf Jahre für eine anderthalb Jahre dauernde Amtszeit gewählt wurden, waren vor allem für grundlegende finanzielle Fragen verantwortlich. Sie führten den Census durch, die Zählung und Vermögenseinschätzung der Bürger. Sie vergaben alle öffentlichen Aufträge und Pachtverträge an die Publicani. Letztere waren private Unternehmer, die gegen einen 13


festen, mit den Censoren zu verhandelnden und im Voraus zu entrichtenden Betrag Steuern einzogen, Bergwerke ausbeuteten und andere Aufgaben übernahmen, für die sich der römische Staat kein festes Personal leisten wollte. Theoretisch besassen all diese Beamten während ihrer Amtszeit die absolute Macht, praktisch sah die Sache anders aus. Zunächst wurde die Willkür des Einzelnen durch das Prinzip der Kollegialität eingeschränkt. Kein Magistrat, mit Ausnahme des nur in Notzeiten gewählten Dictators, regierte ohne einen vollkommen gleichberechtigten Partner. Es gab nicht einen, sondern zwei Censoren, nicht einen, sondern zwei Consuln und so weiter. Das bedeutete, dass jeder Befehl des einen von einem Befehl des anderen aufgehoben werden konnte. Ein Beamter tat also klug daran, nur in Absprache mit seinem Kollegen zu handeln. Und das war noch nicht alles. Als Erbe aus der Zeit der Ständekriege besassen die Volkstribunen das Recht, gegen jeden Befehl eines römischen Magistrats, gleich welchen Ranges, das Veto einzulegen, um so eine Anordnung aufzuheben. Was uns als das Musterexemplar einer ungeordneten und damit unpraktikablen Hierarchie erscheint, funktionierte in Rom bis zum letzten Drittel des 2. Jahrhunderts v. Chr. ganz gut, wobei die Zahl der Beamten und ihre Aufgaben nicht statisch waren, sondern von Zeit zu Zeit den Bedürfnissen angepasst wurden. Ein Grund für diese Beständigkeit war der unbedingte Wille der senatorischen Oberschicht zum Konsens. Nur Politiker, die bereit waren, sich innerhalb ihres Beziehungsnetzes zu bewegen, hatten eine Chance, ihre politischen Anliegen durchzusetzen. Ein Allein14

Abb. 1 = Slg. Wyp. 151. Q. Pompeius Rufus. Denar, 54. Sella Curulis, im Feld l. Pfeil, r. Zweig. Rv. Sella Curulis, im Feld l. Lituus, r. Kranz.

Der Münzmeister Q. Pompeius Rufus wies, um die eigenen Ansprüche auf das höchste Amt der Exekutive, das die Republik zu vergeben hatte, anzumelden, auf die Erfolge seiner beiden Grossväter hin. Sowohl sein Grossvater väterlicherseits, der wie sein Enkel den Namen Q. Pompeius Rufus führte, als auch sein Grossvater mütterlicherseits, der umstrittene L. Cornelius Sulla, hatten das Amt des Consuls bekleidet. Bildlich umgesetzt wurde dieser Anspruch durch die Abbildung von zwei Sellae, Klappstühlen, wie sie ausschliesslich die höheren Beamten der Römischen Republik benutzen durften.


gang war nicht vorgesehen. Im Gegenteil, das überragende Individuum galt dem römischen Aristokraten als suspekt, musste durch eine gemeinsame Anstrengung aller zur Standesdisziplin zurückgedrängt werden – woran letzten Endes die Römische Republik scheiterte.

Der Senat Dreh- und Angelpunkt der römischen Aristokratie war der Senat. Hier vertreten zu sein, bedeutete die Eintrittskarte zur politischen Bedeutung, und das obwohl der Senat eigentlich keine Handlungsvollmacht besass, sondern nur als beratendes Gremium fungierte. Doch der Senat verfügte über etwas weitaus Besseres als eine verfassungsrechtlich gesicherte Position. Er hatte Auctoritas, was wir heute nur unzureichend mit Autorität umschreiben. Auctoritas beinhaltete die Würde, das Ansehen und den Einfluss, die sich ein Einzelner, eine Familie oder ein Kollektiv wie der Senat über Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte erarbeitet hatten. Zugrunde lag die römische Vorstellung, dass jede Leistung die Schuld des Nutzniessers nach sich zog, dem Urheber der Leistung Auctoritas zuzugestehen. Ein Geschenk war nicht einfach ein Geschenk, sondern verpflichtete seinen Empfänger zu einer Gegenleistung. Ein Zugeständnis oder Protektion hiess für den Nutzniesser, dass er seinerseits ein Zugeständnis oder seine Unterstützung schuldete. Je bedeutender ein Römer war, umso mehr Möglichkeiten hatte er, sich andere Römer zu verpflichten – und im Senat sassen eben die mächtigsten Römer, die sich die meisten Menschen verpflichtet hatten und so zusammen über einen unübertrefflichen Schatz an Auctoritas verfügten.

Abb. 2: Cicero klagt Catilina an. Fresko von Cesare Maccari aus dem 19. Jahrhundert.

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Auctoritas beinhaltete das Privileg und die Pflicht, in Fällen, in denen die überlieferten Vorschriften nicht ausreichten, neues Recht zu setzen. Deshalb galt ein Senatsentscheid als Gesetz, ohne dass er eine formelle Bestätigung brauchte. Nach aussen hin vertrat der Senat Rom, empfing Botschafter fremder Mächte und wählte aus seiner Mitte die Aristokraten, die Rom nach aussen hin vertraten. Wer also in Rom in der grossen Politik ein Wort mitreden wollte, der musste im Senat sein, wobei ein einfacher Sitz dafür nicht ausreichte. Denn der römische Senat hatte keinerlei Gemeinsamkeit mit einer modernen, demokratischen Volksvertretung, in der jeder Teilnehmer die gleichen Rechte besitzt. Der römische Senat war hierarchisch aufgebaut. In seiner Tagesordnung spiegelte sich die feine Rangfolge innerhalb der Aristokratie. Im Jahre 81 v. Chr. regelte Sulla verbindlich die Ämterlaufbahn, die so mit mehr oder weniger Ausnahmen auch vorher schon beachtet worden war. Wer in den Senat wollte, musste mindestens Quaestor gewesen sein. Doch erst wer ein höheres Amt bekleidet hatte, konnte wirklich mitreden. Die Tagesordnung war nämlich so geregelt, dass zunächst die Politiker mit der grössten Auctoritas ihre Meinung zum Antrag der Consuln darlegten. Sie, die ehemaligen Censoren und Consuln, taten das mit Sicherheit gerne und ausführlich. Da nun aber jede Senatssitzung bei Sonnenuntergang beendet sein musste, bekamen die rangniedrigen Senatoren praktisch nie die Möglichkeit, mehr als «ich stimme zu» oder «ich stimme nicht zu» zu sagen. Es lag also im ureigensten Interesse eines Politikers, ein möglichst hohes Amt zu bekleiden, um danach einen hohen Rang im Senat zu erhalten.

Römischer Filz Wenn nun die Consuln vor dem Senat ihren Antrag stellten, hatten sie im Vorfeld bereits bei den wichtigsten Meinungsmachern vorgefühlt, ob und mit welchen Änderungen der eine oder andere Politiker ihrem Begehren zustimmen würde. Man hatte Kompromisse geschlossen (ich stimme mit meinen Anhängern dafür, dass dein Sohn als Gesandter nach Makedonien / Pergamon / Ägypten / wer weiss wohin geschickt wird, wenn du dafür mit deinen Anhängern meinen Gesetzesantrag unterstützt). Den ganzen Senat verband ein Netz von gegenseitigen Verpflichtungen, das so eng miteinander verstrickt war, dass wir durchaus berechtigt sind, es als Filz zu bezeichnen. Was wir heute eher mit Entsetzen betrachten würden, galt der römischen Aristokratie als die höchste Form der politischen Kunst. Und jeder römische Bürger nahm es als selbstverständlich hin, 16


denn er war selbst in so ein Gespinst von Verpflichtungen eingewoben. Das begann mit dem Verhältnis zwischen Vater und Sohn, Mann und Frau, Herr und Diener. Die römische Göttin Pietas beschützte nicht nur das Verhältnis zwischen Göttern und Menschen, sondern grundsätzlich das zwischen «Geber» und «Empfänger». Sie garantierte die Auctoritas, die dem Familienoberhaupt zukam. Widerspruch gegen eine Anordnung des «pater familias» gab es nicht. Er verfügte über das Familieneigentum, hatte das Recht zu strafen und besass sogar die Macht über Leben und Tod. Ein ähnliches Verhältnis bestand zwischen Patron und Klient. Viele Römer, die sich selbst nicht im Stande sahen, den Lebensunterhalt für die eigene Familie zu verdienen, suchten sich einen Patron, der ihnen täglich die notwendigen Lebensmittel zur Verfügung stellte und dem sie dafür ihre Unterstützung boten. Diese konnte darin bestehen, dass man auf Anordnung des Patrons einem bestimmten Kandidaten in der Volksversammlung die Stimme gab, dass man kleine Dienste und Handreichungen leistete oder den Patron auf seinen offiziellen Gängen in einem höchst eindrucksvollen Gefolge begleitete. Viele Klienten zu haben, bedeutete grosse Macht, weswegen die einflussreichen Politiker ganze Scharen von Almosenempfängern versorgten. Nicht nur arme Männer suchten sich Patrone – jeder freigelassene Sklave wurde automatisch zum Klienten seines ehemaligen Herrn. Deswegen liessen römische Politiker tüchtige Sklaven, die sich schnell ihren eigenen Wohlstand erarbeiteten, gerne frei, um sich so einflussreiche Klienten zu sichern.

Abb. 3 = Slg. Wyp. 107. Q. Caecilius Metellus Pius. Denar, Norditalien, 81. Av. Kopf der Pietas mit Diadem n. r., davor Storch. Q. Caecilius Metellus, ein wichtiger Feldherr zur Zeit der Bürgerkriege zwischen Sullanern und Marianern, liess diese Münze zur Bezahlung seiner Soldaten während einer Kampagne in Norditalien prägen. Die Vorderseite spielt auf seinen Beinamen «Pius» an. Dieser war ihm verliehen worden, weil er sich unermüdlich für die Rückberufung seines Vaters aus dem Exil eingesetzt hatte. Das Bild zeigt den Kopf der Pietas mit einem Diadem, davor einen Storch. Dieser Vogel galt den Römern als Inbegriff von Pietas. Man erzählte sich über ihn, dass er als Dank für die Aufzucht durch die Eltern diese ihrerseits im Alter versorgte. Das Schlagwort «Pietas», das der Denar verbreitete, zielte nicht nur auf die private Sphäre. Metellus bekannte sich damit zu der Pietas, die ihn mit seinem Förderer Sulla verband, und forderte die ihm zustehende Pietas von seinen Soldaten ein.

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Gerade als Feldherr oder als Proconsul hatte man die Möglichkeit, sich ganze Heere, ganze Völker als Klienten zu verpflichten. Wenn zum Beispiel ein General nach dem Krieg dafür sorgte, dass seine Soldaten angesiedelt wurden und so ihren Lebensunterhalt verdienten, dann besass er in ihnen Klienten auf Lebenszeit, die als Wähler in die Geschicke Roms eingreifen konnten. Er wurde damit auf einen Schlag zu einer Macht, mit der Rom rechnen musste – nicht zuletzt deshalb wurde von Seiten des politischen Establishments immer wieder versucht, Landverteilungen zu unterbinden oder wenigstens unter die Kontrolle des Senats zu stellen. Das römische Klientelwesen war die Basis des römischen Staatswesens und gleichzeitig sein Untergang. Indem die wenigen, wirklich einflussreichen Politiker die verschiedenen Machtblöcke kontrollierten, wurde die Absprache einer gemeinsamen Politik überhaupt erst möglich; als aber einzelne Blöcke so gross wurden, dass Individuen über mehr Macht verfügten als das Kollektiv, geriet das System in ein Ungleichgewicht, das letztlich in den grossen Bürgerkrieg zwischen Caesar und dem Senat mündete.

Die Volksversammlungen Obwohl man eigentlich meinen könnte, in dieser auf eine Aristokratie fixierten Gesellschaft hätte «das Volk» keinerlei Bedeutung gehabt, war dies in Rom nicht so. Das römische Volk verfügte zumindest theoretisch über entscheidende Vollmachten – praktisch sah das allerdings ganz anders aus. Wobei eines natürlich selbstverständlich ist: Zum «Volk» im politischen Sinne gehörten in Rom nur männliche römische Bürger. Alle Frauen, alle nicht eingebürgerten Einwohner und natürlich auch die Sklaven hatten keinerlei politische Rechte. Es wurde in der Antike schon für unglaublich grosszügig gehalten, dass die Römer ihre freigelassenen Sklaven in die Bürgerlisten eintrugen und ihnen so einen Anteil am römischen Staat zugestanden. Aber zurück zum Thema. Es gab nicht nur eine, sondern gleich mehrere Volksversammlungen. Sie alle waren nach leicht unterschiedlichen Kriterien zusammengestellt und besassen unterschiedliche Rechte. Am wichtigsten war die «comitia centuriata». Sie besass das Recht, die hohen römischen Beamten wie Consul, Censor und Praetor zu wählen. Ausserdem wurde hier über Krieg und Frieden abgestimmt. Ursprünglich ging diese Volksversammlung auf eine Versammlung der waffenfähigen Männer zurück, was sich in ihrer Gliederung nach 193 Centurien zeigt. 18


Abb. 4 = Slg. Wyp. 74. P. Licinius Nerva. Denar, 113 oder 112. Rv. Wahlszene: Ein über die Wahlbrücke gehender Wähler erhält von einem Wahlhelfer sein Stimmtäfelchen, ein anderer Wähler wirft seines in eine Urne, im Feld oben Täfelchen. Wir wissen nicht, aus welchem Grund der Münzmeister P. Licinius Nerva, der im Jahr 104 v. Chr. die Praetur bekleiden sollte, diese Szene auf dieser Münze abbildete. Umso interessanter ist für uns der Blick auf die praktische Durchführung einer Wahl innerhalb einer der beiden Volksversammlungen: Die Wähler stellten sich nach Wahlkörpern geordnet in abgeteilte Pferche auf, die auf unserer Münze als waagrechte Striche zu erkennen sind. Wenn ihre Abteilung zur Wahl aufgerufen wurde, gingen alle nacheinander über eine Brücke, erhielten dort einen Stimmzettel, den sie am anderen Ende der Brücke in eine Urne warfen – so sollte eine Beeinflussung der Wahl durch Dritte ausgeschlossen werden.

Welcher römische Bürger zu welcher Centurie gehörte, wurde durch den Census ermittelt. Darin stellten die Censoren offiziell fest, welche Ausrüstung sich ein Römer während eines Feldzugs leisten konnte. Die reichsten Römer waren in der Lage, einen berittenen Krieger zu stellen. Für sie waren 18 Centurien reserviert. In diese waren übrigens auch die Senatoren eingeschrieben. Es folgten die Centurien der römischen Fusssoldaten, eingeteilt je nach Vermögen in fünf Klassen. Dann gab es noch zwei Centurien für die Pioniere und eine für die Militärmusik. In einer letzten Centurie waren all die zahllosen Einwohner Roms verzeichnet, die kein nennenswertes Vermögen besassen. In dieser Volksversammlung erfolgte die Abstimmung nicht wie zum Beispiel im Athen des Perikles nach Personen. Stattdessen besass jede Centurie eine Stimme. Da in den unterschiedlichen Centurien unterschiedlich viele Menschen verzeichnet waren, hing es vom persönlichen Vermögen ab, wie viel Gewicht die Stimme eines Römers besass. So verfügten die Ritter zusammen mit den Fusssoldaten erster Klasse, die in 80 Centurien eingeteilt waren, bereits über die absolute Mehrheit der Stimmen, und das obwohl schon allein die letzte Centurie mit all den Habenichtsen zahlenmässig die ersten 98 Centurien bei weitem übertraf. Die andere Volksversammlung, die «comitia populi tributa», wurde seit dem letzten Drittel des 2. Jahrhunderts v. Chr. mindestens 19


genauso wichtig. Dieses wohl während der Ständekämpfe entstandene Gremium verfügte über das Recht, Gesetze zu beschliessen und die niederen Beamten, die Aedilen, Quaestoren und Volkstribune, zu wählen. Das Prinzip funktionierte ähnlich wie in den Centuriatskomitien. Abgestimmt wurde nach der Tribus, nach dem Wahlkreis, in dem ein Bürger eingetragen war. Die Zahl der Tribus veränderte sich, genauso wie es ein Politikum war, in welcher Tribus Neubürger eingeschrieben wurden. Wie auch immer, das politische Schwergewicht lag auf dem Land. Die Stadtrömer, zu denen alle Besitzlosen gehörten, bildeten vier Tribus, während die Grundbesitzer, die ausserhalb Roms ihre Bauernhöfe betrieben, sich auf die anderen Wahlkörper verteilten. Zieht man dann noch in Betracht, dass es sich nur die reichen Bauern leisten konnten, zu einer Abstimmung mehrere Tage in die Stadt zu reisen, dann wird deutlich, dass auch in dieser Volksversammlung die wohlhabenden Bürger das politische Übergewicht hatten.

Anspruch auf ein Amt Theoretisch war der Nachkomme eines Senators erst einmal nicht mehr als all die anderen Ritter, die mit ihm in den obersten 18 Centurien eingetragen waren. Doch Sohn eines Politikers zu sein, der einen Sitz im Senat eingenommen hatte, verpflichtete einen jungen Mann geradezu, es seinen Vorfahren nachzutun, ja sie möglichst zu übertreffen. Seine Ausgangsposition war für eine Karriere bestens geeignet. Schliesslich verfügte der Nachwuchspolitiker bereits über einen Zugang zum familiären Verbindungsnetz, das eine Wahl in die niederen Ämter geradezu garantierte. Dazu kam ein zweiter entscheidender Faktor: Die Römer waren der festen Überzeugung, dass die Vorfahren den Charakter eines Menschen prägten. Seine Eigenschaften, gute und schlechte, erbte er von seinen Ahnen – Grund genug, sich der bedeutenderen unter ihnen zu rühmen. Dies geschah natürlich im Münzbild. Doch es gab weit mehr Gelegenheiten, bei denen eine römische Gens sich öffentlich ihrer bedeutenden Mitglieder brüstete. Sehr präsent im römischen Alltag waren die grossartigen Trauerzüge, die wichtige Politiker zum Scheiterhaufen begleiteten. Herolde kündigten so ein Ereignis in der ganzen Stadt an, um damit eine möglichst grosse Menge von Schaulustigen anzulocken. Vom Trauerhaus aus bewegte sich der Leichenzug zum Forum. Voraus gingen Musikanten, Fackelträger und die Klageweiber, die nicht, wie man glauben möchte, klagten, sondern 20


Abb. 5 = Slg. Wyp. 152. C. Coelius Caldus. Denar, 51. Av. Kopf des C. Coelius Caldus, Consul des Jahres 94 v. Chr., dahinter Täfelchen mit Aufschrift. C. Coelius Caldus, der erste Mann aus der Gens Coelia, der das Konsulat erreichte, war wohl schon lange tot, als einer seiner Nachkommen sein Porträt auf diese Münze setzte. Und doch haben wir hier kein idealisiertes Bild vor uns, sondern die authentischen Gesichtszüge des Consuls. Die Stempelschneider hatten sein Porträt direkt von der im Hausheiligtum der Coelier aufbewahrten Totenmaske des Verstorbenen abgenommen. Für den jungen Politiker, der diese Münze prägen liess und bereits ein Jahr später zum Quaestor gewählt wurde, war sein Vorfahr die beste Wahlreklame. Schliesslich hatte der ein wichtiges Gesetz eingebracht, und zwar die geheime Abstimmung, die in Hochverratsprozessen zum Tragen kam. Darauf weist das Stimmtäfelchen hin, das die Aufschrift trägt: L(ibero) = ich spreche frei / D(amno) = ich verurteile.

vor allem das Lob des Verstorbenen sangen. Ihnen folgten die «Ahnen» des Toten, Familienangehörige, die sich mit den Totenmasken, die normalerweise im Familienheiligtum aufbewahrt wurden, kostümiert hatten. Der letzte «Ahn» verkörperte bereits den Verstorbenen, der auf einem prunkvollen Leichenbett mitgetragen wurde, gekleidet in die Amtstracht des höchsten Amtes, das er während seiner politischen Laufbahn innehatte. Ihm folgten seine Nachkommen, die am Ruhm der Vorfahren und des jüngst Verstorbenen Anteil erwarteten. Das Forum war das erste Ziel des Zuges. Dort hielt ein naher Verwandter, meist der älteste Sohn, von der offiziellen Redebühne, der Rostra, aus, die Leichenrede. In ihr wurden die Leistungen des Verstorbenen und all seiner Ahnen zusammengefasst; implizit damit verbunden war der Anspruch aller anwesenden Nachkommen, dasselbe für den Staat zu leisten. Erst danach führte der Zug zum Verbrennungsplatz, wo nur die engsten Angehörigen bei der eigentlichen Bestattung anwesend waren. Zweck dieses Rituals war es, den römischen Stimmbürgern die Leistungen der verschiedenen Gentes ins Bewusstsein zu rufen. Eine ähnliche Aufgabe erfüllten die im Atrium aufgestellten Totenmasken, die jedem Besucher sofort ins Auge sprangen. Der römischen Sitte, die individuellen Züge bedeutender Familienmitglieder über Gene21


rationen hinweg zu bewahren, verdanken wir das realistische Porträt. So dürften die Mitglieder der Volksversammlung durchaus gewusst haben, über welche grossen Vorfahren ein junger Mann verfügte, wenn sie ihn wählten. Viele Nachkommen der grossen Familien stolperten in die niederen Ämter, ohne selbst etwas geleistet zu haben. Für manche von ihnen war das aber auch die Endstation. Denken wir nur an den berüchtigten Catilina, der aus der nicht unbedeutenden Gens der Sergii stammte, dem aber das Amt des Consuls verwehrt blieb. Sein Gegner Cicero war das wohl berühmteste Beispiel für einen «homo novus», wie man in Rom das erste Mitglied einer Gens nannte, dem es gelang, das Amt des Consuls zu bekleiden. Auch sie gab es, die Aufsteiger, die über hervorragende Fähigkeiten verfügten und so von der Oberschicht vereinnahmt wurden. Bedeutende Vorfahren waren also eine gute Voraussetzung für eine politische Karriere, aber nicht unabdingbar.

Die Münzmeister In dieser Atmosphäre von Aufstiegswillen, Familienpropaganda und Wahlkampf entstanden die aussagekräftigen Bilder unserer Denare. Die Überwachung der Münzprägung war nämlich drei niederen Beamten auf der ersten Stufe der Karriereleiter anvertraut. In ihrer

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Abb. 6 = Slg. Wyp. 51. L. Sempronius Pitio. Denar, 148. Av. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., davor Wertangabe, dahinter Beiname des Münzmeisters. Rv. Die Dioskuren n. r. reitend, im Feld unten Vorname und Familienname des Münzmeisters. Römische Namen zeichnen sich nicht unbedingt durch ihre Originalität aus. Sie sollten weniger das Individuum als vielmehr seine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Familie kennzeichnen. So legte man auf den Vornamen nicht allzu viel Wert – es gab in Rom auch nicht besonders viele davon: Caius, Publius, Lucius, Marcus, Quintus (= der Fünfte), Sextus (= der Sechste), Decimus (= der Zehnte) – ein römischer Vater wählte aus einem guten Dutzend Namen, wobei er sich meistens an die familiären Namenstraditionen hielt. Der Familienname, das Nomen gentile, stand sowieso fest. Der Beiname, das Cognomen, war meist nicht etwa ein persönliches Attribut, sondern der ererbte Spitzname eines Vorfahren. Unser Münzmeister hiess, wie die Aufschrift der Rückseite zeigt, Lucius und stammte aus dem Geschlecht der Sempronier. Sein Beiname ist auf der Vorderseite zu finden: Pitio.


Verantwortung lag es, welche Bilder die republikanischen Münzen zierten. Sie begannen bereits kurz nach der Einführung des Denars, «ihre» Prägungen durch Beizeichen zu kennzeichnen, die teilweise auf ihren Namen oder die Verdienste ihrer Gens anspielten. Später liessen sie ihren Namen in die Münzaufschrift integrieren, und seit dem letzten Drittel des 2. Jahrhunderts v. Chr. nutzten sie die Münzen regelmässig, um die Verdienste der eigenen Gens ins Rampenlicht zu rücken. Die Münzen dieser Münzmeister geben uns ein buntes Bild von allem, auf das ein römischer Politiker stolz war. Sie zeigen uns die Vorfahren der jungen Männer im Krieg, beim Opfer, als Politiker oder Bauherren. Wir sehen Tempel und Statuen, Soldaten und Feldherren, Sieger und Besiegte, Götter und Menschen. Sie alle geben uns einen lebendigen Einblick in den politischen und militärischen Alltag der Römischen Republik.

Stadtplan Rom (folgt)

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Kapitel 2

Kleine Einführung in die römische Geldgeschichte Das zweite Verbrechen beging der, welcher zuerst einen Denar aus Gold prägte, aber auch hier ist der Urheber unbekannt geblieben. Das römische Volk hatte vor der Überwindung des Königs Pyrrhus nicht einmal Silbermünzen. Die pfundschweren Asse wurden ausgewogen. Daher drückte man die Strafen nach Kupfergewicht aus, und auch jetzt sagt man, «die Ausgaben in Rechnungen und andere Zahlungen abwägen». Plinius 33, 13 (Übersetzung nach: Die Naturgeschichte des Caius Plinius Secundus, ins Deutsche übersetzt von G. C. Wittstein. Wiesbaden (2007), Band II, S. 421.

Geldverkehr vor der Münzprägung

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ange bevor die erste Münze in Rom geprägt wurde, bedienten sich die Römer einer anderen Form von Geld, wie uns das 12Tafel-Gesetz verrät. In diesem ältesten römischen Gesetzeswerk sind die Strafen für verschiedene Vergehen an der Gemeinschaft in Gewichtseinheiten von «aes», also Kupfer, angegeben. Kupfer ist der wichtigste Bestandteil von Bronze, aus der die meisten bäuerlichen Geräte gefertigt wurden. Deshalb war es bei allen Bewohnern Nord- und Mittelitaliens ein begehrtes Gut, das sich nicht nur in Rom zu einer Art Geld entwickelte. Die gegossenen Kuchen (Aes rude), die man bei Bedarf so leicht in kleinere Stücke zerteilen konnte, die rohen Barren mit ihrem Zweigmuster («ramo secco»), sie wurden im ganzen Umland von Rom genutzt, um Strafen zu begleichen, Käufe zu bezahlen, Reichtum abzuschätzen und Soldaten zu entlöhnen. Daneben werden viele römische Bauern ihren Reichtum in Vieh berechnet haben – zumindest waren die Römer selbst der Überzeugung, dass ihr Wort für Geld, «pecunia», noch aus der Zeit stammte, als man Vieh, besonders Kleinvieh wie Schaf, Ziege oder Schwein, für Zahlungen benutzte.

Abb. 7 = Slg. Wyp. 1. Teil eines Gusskuchens (Aes rude). Mittelitalien, Mitte 5. bis spätes 4. Jh. v. Chr. Dieses Bronzestück ist ein Teil eines gegossenen kuchenförmigen Bronzebarrens, wie er zur Erleichterung des Handels im Umland von Rom von vielen verschiedenen Völkern benutzt wurde. Um kleinere Summen zu bezahlen, wurden diese Kuchen in Stücke geschlagen und nach Gewicht berechnet.

Das erste Münzsystem – eine mehrgleisige Sache Etwa um 300 v. Chr. entwarfen die Römer ihre erste eigene Währung, die auf mehreren Geldformen beruhte und für verschiedene Umlaufgebiete gedacht war. In Unteritalien, wo man seit 326 v. Chr. als Verbündeter der griechischen Stadt Neapel gegen die Samniten und ihre Bundesgenossen Krieg führte, kursierten die silbernen Didrachmen, die in Gewicht, Feingehalt und Aussehen den gleichzeitig in den griechischen 24

Abb. 8 = Slg. Wyp. 2. Didrachmon, um 300, geprägt in Metapont(?). Kopf des bärtigen Mars mit korinthischem Helm n. l. Rv. Pferdekopf mit Zaumzeug n. r. auf Basis mit der Aufschrift ROMANO, dahinter Kornähre. Die ersten römischen Silbermünzen wurden nicht für Rom, sondern für den Umlauf in Kampanien geprägt. Sie entsprechen hinsichtlich ihrer Machart und ihres Gewichts völlig den gleichzeitigen griechischen Prägungen Unteritaliens.


Städten benutzten Stücken entsprachen. Die Stempel dieser neuen Münzen wurden von erfahrenen Könnern ihres Fachs hergestellt, so dass man heute davon ausgeht, dass griechische Stempelschneider in die Fabrikation involviert waren. Wo die ersten römischen Silbermünzen hergestellt wurden, ist in der Forschung umstritten. In Frage kommt Neapel, die Verbündete Roms, vielleicht aber auch eine improvisierte Prägestätte, die in einem römischen Feldlager aufgebaut wurde. Womöglich reisten die griechischen Fachleute gar nach Rom, um dort eine dauerhafte Münzstätte einzurichten. Doch auch wenn der Stil des bärtigen Marskopfes typisch griechisch ist, ja wenn der römische Mars dem auf den Münzen der griechischen Stadt Metapont vorkommenden Heros Leukippos geradezu täuschend ähnlich sieht, der Sinngehalt unserer Didrachmen war rein römisch. Mars war der Gott, der die Integrität des römischen Gebietes durch seine Unterstützung im Verteidigungskrieg sicherte. Ein passender Gott für Kriegszeiten also. Dazu passt auch die Darstellung auf der Münzrückseite: Vor der Saat und nach der sicher eingebrachten Ernte wurde dem Mars ein Pferd geopfert. (Abb. 8) Die Römer führten um 300 v. Chr. nicht nur Silbermünzen ein. Sie übernahmen gleich das gesamte griechische Münzspektrum mit den für die Zahlung hoher Werte benutzten Silber- und den im Detailhandel eingesetzten Bronzemünzen. Wo diese ersten Bronzemünzen entstanden, wissen wir nicht. Wahrscheinlich in verschiedenen Münzstätten Unteritaliens, um bei Bedarf einen lokalen Mangel an Kleingeld schnell zu decken. Auch hinsichtlich ihrer Bronzeprägung hielten sich die Römer an das in Unteritalien übliche System, in dem die Drachme in fünf Litren geteilt wurde, die man ihrerseits in zwölf Onkia (röm. Unciae) untergliederte. (Abb. 9) Neben den Münzen nach griechischem Vorbild schufen die Römer wohl nur wenig später, vielleicht um 280 v. Chr., eine Währung für den heimischen Markt, die rein auf Kupfer basierte: Sie bestand aus bleihaltigen Kupferbarren zu fünf römischen Pfund. Für sie hat sich die ziemlich unsinnige Bezeichnung Aes signatum eingebürgert, was genau genommen nichts anderes als «geprägte Bronze» heisst, wobei unsere Bronzebarren eindeutig gegossen wurden. Sie zeigen unterschiedliche Motive wie Rind, Elefant, Huhn und Schwein, Schild und Speer, Anker und Dreifuss, Ähre und Caduceus. Ergänzend wurden runde Barren gegossen, die wir heute als Aes grave kennen, als «schweres Kupfer». Sie gab es in verschiedenen Nominalen. Die wichtigste Einheit, der As, wog zunächst ein römisches Pfund und wurde unterteilt in den Semis (die Hälfte), den Triens (das Drittel), den Quadrans (das Viertel), den Sextans (das

Abb. 9 = Slg. Wyp. 4. Litra, um 265, unbestimmte Münzstätte. Kopf der Minerva im korinthischen Helm n. l. Rv. Pferdekopf mit Zaumzeug n. r., links davon ROMANO. Die Datierung dieser ersten geprägten Bronzemünzen ist noch nicht restlos geklärt. Sicher ist nur, dass unsere Münze zu den ersten Bronzemünzen gehört, die in grösserem Umfang hergestellt wurden.

Abb. 10 = Slg. Wyp. 9. Didrachmon, um 235. Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r. Rv. Pferd sich n. l. aufbäumend, darüber ROMA. Dieses Didrachmon, noch im griechischen Stil, war Teil einer umfassenden Emission von Silberund Bronzemünzen. Dazu gehörten neben dem Didrachmon, also der doppelten Drachme, eine Drachme, ihr fünfter Teil, die Litra, sowie eine halbe Litra.

Abb. 11= Slg. Wyp. 3. Gegossene Uncia, um 280. Astragal, darüber ein Wertpunkt. Die Uncia, hier mit 22,894 g, war der 12. Teil des Asses, das Mitte des 3. Jahrhunderts nicht mehr exakt ein römisches Pfund wog, sondern «nur» noch etwa 280 g. Auf der Vorderseite ist ein Astragal abgebildet, der Mittelfussknochen von Ziegen oder Schafen, der in der Antike als Würfel bei Glücksspielen und im Orakel verwendet wurde.

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Sechstel), die Uncia (das Zwölftel) und die Semuncia (das Vierundzwanzigstel). (Abb. 10 und 11) Um die Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. wurden die beiden bis dahin getrennt laufenden Systeme zu einem einzigen vereinheitlicht. Die Produktion der schweren Bronzebarren zu fünf Pfund wurde dabei aufgegeben, das Gewicht von Aes grave und der Silberdrachmen leicht herabgesetzt, wohl damit drei Asse der Aes-graveSerie einer römischen Silbermünze entsprachen. Mittlerweile wurden beide Sorten von Münzen in Rom hergestellt, was wir daraus schliessen können, dass ganze Emissionen bestehend aus Silbermünzen, geprägten Bronzemünzen und gegossenen Aes-graveStücken mit dem gleichen Beizeichen erscheinen. Im letzten Drittel des 3. Jahrhunderts v. Chr. wurden auch noch die Abbildungen von Silbergeld, geprägter Bronze und gegossener Bronze vereinheitlicht. Die Vorderseite der beiden «Leitstücke», das Didrachmon und der gegossene As, zeigt Ianus, den Gott, der den Vorgang schützte, wenn ein Heer das Stadtgebiet verliess, um gegen einen Feind Krieg zu führen, und dem man Dank abstatten musste, wenn das Heer wieder wohlbehalten und siegreich in die Heimat zurückkehrte. Die Rückseite der Nominale war auf die römische Fähigkeit zu siegen bezogen: Auf dem Didrachmon fuhr Iuppiter in einem galoppierenden Gespann, das Victoria lenkte – eine formelhafte Darstellung des von den Göttern geschenkten Sieges, wie sie seit etwa 500 v.Chr. auf vielen Münzen Siziliens regelmässig benutzt

Abb. 12 = Slg. Wyp. 12. Didrachmon «Quadrigatus», nach 225. Kopf des unbärtigen Ianus. Rv. Iuppiter, in der r. Hand ein Szepter haltend, in von Victoria gelenkter Quadriga n. r. fahrend. Immer noch wird von Wissenschaftlern diskutiert, ob der unbärtige Doppelkopf auf der Vorderseite wirklich mit Ianus in Verbindung zu bringen ist. Man schlägt vor, ihn lieber mit den Schutzgöttern Roms, den Dioskuren, zu identifizieren, die wenig später regelmässig auf den Denaren der Republik erscheinen. Tatsächlich ist es ungewöhnlich, dass die Römer parallel zwei Münzbilder schufen, die beide einen nur leicht variierenden Doppelkopf zeigten, der jeweils etwas ganz anderes meinte (siehe Abb. 13). Wir müssen also eher daran denken, dass Ianus in der römischen Kunst sowohl bärtig als auch unbärtig dargestellt werden konnte.

Abb. 13 = Slg. Wyp. 15. Gegossener As (Aes grave), nach 225. Bärtiger Ianuskopf. Rv. Schiffsprora n. r., darüber Wertzeichen I. Der Ianuskopf auf der Vorderund die Prora auf der Rückseite sollten die typischen Darstellungen auch für den geprägten As, nach der Einführung des Denars, bleiben. Das dargestellte Schiff ist kein Handels-, sondern ein Kriegsschiff, wie uns der Rammsporn zeigt, der hier leider nur undeutlich erkennbar ist (vgl. Abb. 18).

wurde. Auf dem gegossenen As und seinen Teilstücken erscheint neu der Bug eines Kriegsschiffs, deutlich zu erkennen an seinem Rammsporn. Schliesslich verfügten die Römer seit dem ersten Punischen Krieg über die Seeherrschaft. (Abb. 12 und 13 ) Mit diesen Münzen bezahlten die Römer, als sie den grossen Krieg gegen Hannibal begannen. Dieser Kampf stellte die römische 26


Wirtschaft vor unglaubliche Anforderungen, die sich auch in der Währung bemerkbar machten. Sowohl die Silber- als auch die Bronzemünzen mussten in ihrem Gewicht immer weiter reduziert werden. Es kam zu Notprägungen in Gold, einem eher untypischen Münzmetall. Und schliesslich scheint Rom fast zwei Jahre lang überhaupt keine Münzen mehr ausgegeben zu haben, ehe es den entscheidenden Währungsschnitt machte, der eine Münze hervorbrachte, die fünf Jahrhunderte lang im gesamten Mittelmeergebiet umlaufen sollte.

Die Geburt des Denars Mitten im Krieg gegen Hannibal, wohl nach der Eroberung von Syrakus, die Rom einen überraschenden Schatz an Edelmetallen beschert hatte, wohl nach Hannibals nutzlosem Marsch auf Rom zum Entsatz der belagerten Stadt Capua, der die Wende des Krieges anzeigte, kurz vor dem Jahr 211, beschloss der Senat, einen radikalen Währungsschnitt zu wagen. Der As, nun allerdings im Gewicht von ca. 40,5 g, blieb die Leitmünze des neuen Systems. Alle anderen Nominale standen damit in Verbindung. So wurde der Denar von lat. «denarius», der «Zehn enthaltende», nach der Zahl der Asse benannt, denen er mit seinen etwa 4,55 Gramm entsprach. Ebenso der Quinar; er war fünf Asse wert. Der Sesterz, der später die wichtigste Bronzemünze der römischen Kaiserzeit werden sollte, begann als Silbermünze zu zweieinhalb Assen. Daher hatte er auch seinen Namen: «sestertius» war die zusammengezogene Form von «semis tertius» (= halb der Dritte). Diese Werte galten bis zum Jahr 141 v. Chr., als ein neuer Kurs für den Denar festgesetzt wurde – er wurde nun mit 16 Assen bewertet. Als höhere Werte wurden drei Goldmünzen ausgeprägt zu 60, 40 und 20 Assen. Sie sollten bald aus dem Umlauf verschwinden und im 1. Jahrhundert v. Chr. durch den Aureus zu 25 Denaren ersetzt werden. Das Kleingeld bestand aus sechs verschiedenen Bronzemünzen, dem As, dem Semis, dem Triens, dem Quadrans, dem Sextans und der Uncia. Völlig ausserhalb des Systems stand der Victoriat, eine Münze, die nur etwa 80% Silber enthielt, 3⁄4 des Denargewichts hatte und wohl als Nachfolger des nun aufgegebenen Quadrigatus für Unteritalien und Sizilien gedacht war. Ihr Wert entsprach in etwa der Hälfte der alten Münze, also in etwa einer griechischen Drachme. Mit dieser Währungsreform demonstrierten die römischen Senatoren ihren Willen, die Wirtschaft Italiens wieder auf eine solide 27


Abb. 14 = Slg. Wyp. 23. 60 Asse, um 211. Kopf des Mars mit korinthischem Helm n. r., dahinter Wertangabe für sechzig. Rv. Adler mit ausgebreiteten Flügeln auf Blitzbündel n. r. stehend. Abb. 18 = Slg. Wyp. 28. Anonym, As, nach 211. Av. Kopf des bärtigen Ianus mit Lorbeerkranz, darüber Wertangabe für eins. Rv. Schiffsprora n. r., darüber Wertangabe für eins.

Abb. 15 = Slg. Wyp. 24. Denar, um 211. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe für zehn. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend. Abb. 19 = Slg. Wyp. 22. Victoriat, um 211. Kopf des Iuppiter mit Lorbeerkranz n. r., keine Wertangabe. Rv. Victoria n. r. stehend, mit der r. Hand Trophäe bekränzend.

Abb. 16 = Slg. Wyp. 25. Quinar, um 211. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe für fünf. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend.

Abb. 17 = Slg. Wyp. 26. Sesterz, um 211. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe für zweieinhalb. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend.

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211 v. Chr. schufen die Römer ihr Münzsystem, das mit einigen Veränderungen rund 500 Jahre bis gegen Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. funktionieren sollte. Es enthielt drei Nominale in Gold zu 60, 40 und 20 Assen, drei Nominale in Silber zu 10, 5 und 2 1/2 Assen und den ausserhalb des Systems stehenden Victoriat sowie sechs Nominale in Bronze zu 1, 1/2, 1/3, 1/4, 1/6 und 1/12 As.


Basis zu stellen. Gleichzeitig bewies dieser logistische Kraftakt mitten im Krieg die römische Dominanz. Unzählige alte oder fremde Münzen wurden eingezogen, eingeschmolzen und als Denare bzw. Victoriate wieder in Umlauf gebracht. Alle griechischen Bewohner Süditaliens und Siziliens, die unter römischer Herrschaft standen, waren gezwungen, römische Münzen zu benutzen. Dies zeigte sich am Schicksal des Victoriats. War er ursprünglich als Zugeständnis an die griechischen Zahlungsgewohnheiten gedacht, endete seine Ausprägung bereits 170 v. Chr., weil sich auch die griechischen Bürger an den römischen Denar gewöhnt hatten. Übrigens sollte Rom nicht in allen von ihm beherrschten Gebieten seine eigene Münzprägung so radikal durchsetzen. In Spanien zum Beispiel begannen nach der Eroberung durch Rom viele Stämme eine eigene Münzprägung, die sich allerdings an dem römischen Vorbild orientierte. Umgekehrt verhielt es sich in den traditionsreichen Wirtschaftsräumen Griechenland und Kleinasien. Dort prägten römische Beamte Münzen in einheimischem Gewichtsstandard und Design. Erst die Bürgerkriege, die gewaltige römische Heere in die ganze damals bekannte Welt brachten, verbreiteten den Denar im gesamten Imperium. Schliesslich wurden die vielen Soldaten in römischen Münzen bezahlt und setzten diese für ihren Lebensunterhalt auf dem Markt ein – und das in so grossen Mengen, dass der römische Denar die einheimischen Prägungen verdrängte.

Die Verantwortlichen Spätestens Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. – wahrscheinlich schon früher – lag, wie uns Polybios überliefert, die Kontrolle über die Finanzen in den Händen des Senats, die Verantwortung für die Münzprägung bei den Münzmeistern, den «tres viri aere argento auro flando feriundo» (= dem Dreimännerkolleg für das Giessen und Prägen von Bronze, Silber und Gold). Der vollständige Titel ist zwar erst für die Kaiserzeit belegt, dürfte aber schon zur Zeit der Republik verwendet worden sein. Anfang des Jahres, so dürfen wir wohl rekonstruieren, kam der Senat zusammen, um über das jährliche Budget zu sprechen, über Einkommensschätzungen, die nötigen Ausgaben, die sich im Umlauf befindlichen und die zusätzlich benötigten Münzen. Ein Beschluss wurde gefällt, wie viele Münzen neu geprägt werden mussten. Man beauftragte die Quaestoren, denen die Verwaltung des Staatsschatzes anvertraut war, aus der Schatzkammer im Saturntempel das nötige Silber und Kupfer zu entnehmen. Sie übergaben 29


es dem verantwortlichen Münzmeister, der es als ausgeprägte Münzen den Quaestoren zurückerstattete. Wir nehmen heute an, dass die Münzmeister nicht zusammen, sondern nacheinander amtierten, weswegen wir nicht von jedem römischen Nachwuchspolitiker, der das Amt des Münzmeisters Abb. 20 = Slg. Wyp. 140. M. Nonius Sufenas. Denar, 59. Kopf des Saturn n. r., dahinter Harpa und Stein(?). Saturn, der hier auf einer Prägung eines sonst nicht weiter bekannten Münzmeisters abgebildet ist, war schon lange vor der Einführung der Münzprägung der Hüter des römischen Staatsschatzes. In seinem Tempel lagerten die Gold-, Silber- und Kupfervorräte in ungeprägter und geprägter Form. Das SC als Abkürzung für Senatus Consulto hinter dem Kopf des Saturn verrät uns, dass die Münze nicht zu Anfang des Jahres geprägt wurde, sondern erst später, nachdem der Senat in einer Sitzung beschlossen hatte, zusätzliche Münzen zu den in einer früheren Sitzung beschlossenen auszugeben.

ergatterte, Münzen kennen. Aus sehr römischen Gründen richtete sich die Amtszeit, also ob einer in der ersten, zweiten oder dritten Periode amtierte, nach dem Ansehen der Gens, der der Münzmeister angehörte. So lesen sich die Namen auf unseren republikanischen Münzen wie ein «Who is who?» der ausgehenden Römischen Republik. Genügten die Münzen nicht, deren Ausprägung der Senat in seiner Sitzung beschlossen hatte, trat also plötzlich mitten im Jahr eine Situation ein, in der mehr Denare benötigt wurden, als im Staatsschatz lagen, so musste der Senat erneut zusammentreten, um eine zusätzliche Emission zu genehmigen. Diese wurde, so nehmen wir heute zumindest an, mit dem Kürzel S(enatus) C(onsulto) (= auf Beschluss des Senats) gekennzeichnet.

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Die Münzstätte Die römische Münzstätte lag auf dem Kapitol beim Tempel der Iuno Moneta. In ihrer Funktion als «moneta» galt die Göttin, deren Name Cicero als die «Mahnende» erklärte, als Hüterin zumindest eines Teils der römischen Masse und Gewichte. So ist nicht nur das lateinische Wort für Münze «moneta» ihrem Namen entlehnt, sondern auch die Bezeichnung eines römischen Längenmasses, des «pes monetalis» (= monetalischer Fuss).

Die Verbindung zwischen den in einer Stadt benutzten Gesetzen, Massen und Münzen war in der Antike selbstverständlich. In der griechischen Sprache zum Beispiel wurden alle drei deutschen Begriffe mit dem einen Wort «nomos» wiedergegeben. So mögen es nicht nur praktische Gründe gewesen sein, die zur Einrichtung der Münzstätte auf dem Kapitol führten – schliesslich war sie auf dem zentralen Heiligtum am besten vor Eroberern geschützt –, sondern auch kultische. Die eigentliche Münzstätte, die Archäologen entdeckt zu haben glauben, war wohl ein bescheidenes Gebäude in der Nachbarschaft des Tempels. Ein gedeckter Gang, durch den die grossen Mengen von Silber sicher transportiert werden konnten, verband es mit dem Tempel des Saturn, wo der Staatsschatz aufbewahrt wurde. Wir wissen fast nichts über die Organisation der römischen Münzstätte zur Zeit der Republik, doch die Verhältnisse dürften denen der Kaiserzeit geglichen haben, über die wir um einiges besser informiert sind. Im ersten Jahrhundert n.Chr. erledigten Sklaven und Freigelassene die Arbeit. Neben den allgegenwärtigen Aufsehern gab es drei Gruppen von Beschäftigten: die «signatores», die Stempelschneider, die «suppostores», diejenigen, die den Schrötling zwi-

Abb. 21 = Slg. Wyp. 166. T. Carisius. Denar, 46. Kopf der Iuno Moneta n. r. Rv. Unter- und Oberstempel, im Feld l. Zange, r. Hammer; alles in einem Lorbeerkranz. Auf dieser Prägung, die im Jahr 46 v. Chr. entstand, feiert sich die Münzstätte selbst. T. Carisius, der Münzmeister, agierte im Auftrag Caesars und musste in unglaublich kurzer Zeit eine gewaltige Zahl von Münzen abliefern, da sein Patron das in den Bürgerkriegen gewonnene Edelmetall in Form von Münzen brauchte. Schliesslich mussten nicht nur die Soldaten entlohnt werden. Caesar begann 46 auch mit dem Bau seines Forums und des Tempels der Venus Genetrix. Er liess die Pontischen Sümpfe trockenlegen, eine neue Strasse bauen und eine riesige Bibliothek einrichten. Die Vorderseite der Münze zeigt den Kopf der Iuno Moneta, bei deren Tempel die Münzstätte angesiedelt war. Die Rückseite präsentiert die wichtigsten Werkzeuge der Münzprägung: den Amboss, in den der Unterstempel eingelassen war, und den Oberstempel; links davon ist die Zange mit dem langen Griff zu sehen, mit der der Schrötling zwischen Ober- und Unterstempel gelegt wurde, rechts der Hammer.

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schen Ober- und Unterstempel platzierten, und die «malliatores», die Männer, die mit dem Hammer auf den Oberstempel schlugen. Sie waren in Teams eingeteilt, die die Römer «officines» nannten. In der Kaiserzeit kam auf drei «malliatores» ein «suppostor» und man könnte rekonstruieren, dass zwei «malliatores» Ober- und Unterstempel hielten, zwischen die der «suppostor» den Schrötling gelegt hatte, während ein dritter «malliator» den prägenden Schlag führte. Die Schrötlinge wurden nicht in der eigentlichen Münzstätte hergestellt. Ihre Produktion war zu gefährlich. Schliesslich mussten grosse Feuer unterhalten werden, um das Metall zu schmelzen. Die Produktion der Münzrohlinge war deshalb ausgelagert, fand nicht unter staatlicher Aufsicht statt, sondern in Privatbetrieben, die allerdings einen staatlichen Kontrakt hatten, der alle fünf Jahre von den Censoren neu ausgehandelt wurde.

Die Münzbilder Die ersten Denare zeigen auf der Vorderseite eine weibliche Gottheit mit einem attischen geflügelten Helm. Wir haben uns heute angewohnt, sie Roma zu nennen, wobei ihre Identität nach wie vor umstritten ist. Die Idee, eine Stadt durch eine weibliche Gottheit zu per-

sonifizieren, ist nämlich nicht römisch, sondern griechisch. Die Römer lernten dieses Gedankengut erst im zweiten Jahrhundert v. Chr., also nach der Einführung des Denars und seiner Vorderseitendarstellung, kennen. Leider sind alle anderen Identifikationen 32

Abb. 22 = Slg. Wyp. 38. Denar, 206–195. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe für zehn. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, im Feld unten rechts Münzzeichen Rammsporn. Wir wissen nichts über die Gründe, warum ein Münzmeister sich für ein ganz bestimmtes Münzzeichen entschied. So steht auch dieser Rammsporn eines römischen Kriegsschiffes für uns zusammenhanglos im Raum. Wurde er als Zeichen benutzt für einen Seesieg, den Rom in diesem Jahr erfochten hatte? Wies der Münzmeister auf maritime Erfolge seiner Gens hin? Oder liebte er einfach nur Schiffe und drückte seine Vorliebe durch ein Münzbild aus?


der Göttin mit dem Helm, die von Bellona, einer römischen Kriegsgöttin, bis zu Iuturna, einer latinischen Quellnymphe reichen, nicht so überzeugend, dass sie eine grössere Anhängerschaft unter den Wissenschaftlern gefunden hätten. Ausserdem waren die Römer selbst, vier Generationen nach der Einführung des Denars, also gegen Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr., überzeugt, Roma auf ihren Denaren zu sehen. Ob dies immer schon so gewesen war oder ob der Volksglaube hier eine alte Gottheit neu interpretierte, können wir bis jetzt nicht eindeutig entscheiden. Die Rückseite der Denare zeigt die Dioskuren mit eingelegten Lanzen nach rechts reitend, über ihren Köpfen erscheint je ein Stern, um auf ihren astralen Charakter hinzuweisen – schliesslich kennen wir die beiden heute noch als Sternbild der Zwillinge. Den Römern galten Castor und Pollux vor allem als göttliche Reiter, denen der römische Dictator A. Postumius Albus während der Schlacht gegen die Mitglieder des Latinerbunds am See Regillus um 496 v. Chr. einen Tempel gelobt hatte. Damit hatte er nach römischem Glauben die eigentlich latinischen Gottheiten, die für die damals weit überlegene, gegnerische Reiterei standen, auf die Seite der Römer gelockt. Seitdem galt das göttliche Zwillingspaar als Schutzgottheit der Reiterei. 484 v. Chr. wurde ihr Tempel auf dem Forum geweiht. Bereits kurz nach der Einführung der Denare zeichneten die verantwortlichen Münzmeister die unter ihrer Aufsicht entstandenen Denare entweder durch ein Symbol oder eine Abkürzung ihres Namens. Um 190 v. Chr. führten die Römer ein zweites Motiv für die

Abb. 23 = Slg. Wyp. 41. Denar, 189–180. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe für zehn. Rv. Luna, auf dem Kopf Mondsichel, in einer von galoppierenden Pferden gezogenen Biga n. r. Luna, die römische Mondgöttin, war eng mit der Göttin verbunden, die auf der Vorderseite abgebildet ist und die wir Roma nennen. Warum sie um 190 gelegentlich die Dioskuren als Rückseitenmotiv zu ersetzen begann, wissen wir nicht.

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Rückseiten ihrer Denare ein, die in einem Zweigespann fahrende Mondgöttin Luna. Fast vierzig Jahre lang wurde zwischen den Dioskuren und Luna abgewechselt. Erst um die Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. kam es zu einer neuen Erweiterung des Motivspektrums. Victoria und Iuppiter, Hercules, Mars und Apollon erschienen in Gespannen auf der Rückseite. Die grosse Veränderung brachte das letzte Drittel des zweiten Jahrhunderts v. Chr. Sie ging einher mit gewaltigen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, über die im 3. Kapitel ausführlich berichtet wird. Plötzlich entdeckten die Münzmeister die Münze als einen Platz, wo sie den Ruhm ihrer Gens feiern konnten. Neue Forschung will diese epochale Veränderung, die einmalig ist in der antiken Welt, mit dem Charakter der Iuno Moneta, der Schützerin der römischen Münzprägung, in Verbindung bringen. Moneta war nicht nur die Bewahrerin der Masse, sondern auch der gemessenen Zeit. Die Jahre wurden in Rom nach den Consuln benannt und ihre Listen aus der Frühzeit in so genannten «libri lintei» (= leinernen Büchern) im Tempel der Iuno Moneta aufbewahrt. Was lag also näher, als die Erinnerung an die grosse Vergangenheit Roms auf den von Moneta beschützten Geldstücken in Erinnerung zu rufen. Schliesslich heisst Moneta nicht nur die «Mahnende», sondern auch die «Erinnernde»; römische Schriftsteller übersetzten ihren Namen als Mnemosyne, Göttin des Erinnerns und Mutter der neun Musen, ins Griechische. Und wenn schon die römische Vergangenheit in die Münzprägung Eingang fand: War es da nicht zu menschlich, wenn die jungen Beamten die Geschichte Roms so darstellten, wie sie es in den ihre Gens verherrlichenden, heimischen Versionen der Geschichte gehört hatten? Es dauerte dann nicht mehr lange, bis die Darstellungen sich von der Vergangenheit der Gegenwart zuwandten, bis nicht mehr nur die eigene Gens, sondern vor allem der Patron im Münzbild verherrlicht wurde, der einen jungen Münzmeister in sein Amt gehievt hatte. Und damit sind wir eigentlich schon mitten in unserem nächsten Kapitel, in der Geschichte der Römischen Republik.

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Kapitel 3

Die Geschichte der Römischen Republik Tu regere imperio populos Romane memento – hae tibi erunt artes – pacique imponere morem, parcere subiectis et debellare superbos

Dir, o Römer, geziemt’s, der Welt mit Macht zu gebieten! Künste, wie dir geschenkt sind: Ordnung zu setzen und Frieden, Schonen, was sich Dir beugt, und zu Boden den Trotzigen zwingen.

Vergil, Aeneis VI, 851–853

3.1 Mythen und Legenden – die römische Frühzeit Anfang in Troja

D

er römische Schriftsteller Vergil hat uns um die Zeitenwende in seinem Nationalepos, der Aeneis, überliefert, wie sich ein Römer damals die Gründung seines Staatswesens vorstellte. Die Geschichte beginnt im brennenden Troja. Sie zeigt Aeneas, einen Helden, den schon Homer in seiner Ilias feierte. Aeneas war ein Göttersohn. Einst hatte sich die Liebesgöttin selbst mit Anchises, Abb. 24 = Slg. Wyp. 165. C. Iulius Caesar. Denar, Afrika, 47–46. Rv. Aeneas flieht aus dem brennenden Troja, auf seiner Schulter trägt er seinen Vater Anchises, auf der ausgestreckten rechten Hand das Palladium. Caesar führte seine Abstammung auf den Sohn des Aeneas, Iulus bzw. Askanios, zurück, der immerhin noch ein Enkel der Venus war. Caesar nutzte wie viele seiner Zeitgenossen seinen göttlichen Stammbaum auch politisch und liess ihn im Münzbild propagieren.

einem Sterblichen, vereinigt, um ihn zu zeugen. Als Fürst der Dardaner stand Aeneas auf der Seite der Trojaner und musste in der Nacht, als Odysseus mit seinem Trojanischen Pferd die Stadt eroberte, fliehen. Mit seinem gelähmten Vater auf dem Rücken, an der 35


einen Hand den Sohn Askanios, in der anderen die geheiligten Götterbilder der Heimat, verliess Aeneas das Vaterland, um sich nach einer langen Irrfahrt in Mittelitalien anzusiedeln. So überliefert es nicht nur Vergil. Schon etruskische Quellen vom Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr. kennen diese Fortsetzung der griechischen Sage. Von Rom allerdings war dort noch nicht die Rede. Und nicht einmal Vergil sollte später Aeneas als Gründer für Rom in Anspruch nehmen.

Gründung auf Umwegen Als Aeneas in Italien landete, hatte er, wenn wir Vergil glauben wollen, zunächst grosse Schwierigkeiten, sich anzusiedeln. Zwar hiess ihn König Latinus willkommen, versprach ihm sogar seine Tochter zur Frau, doch deren ehemaliger Verlobter, König der Rutuler, rüsteAbb. 25 = Slg. Wyp. 80. C. Sulpicius Galba. Denarius Serratus, 106. Rv. Zwei Männer in Rüstung einander gegenüberstehend, beide halten in einer Hand einen Speer, zwischen ihnen eine niedergesunkene Sau, auf die beide hinweisen. Das Schwein steht in der römischen Ikonographie für viele und verschiedene Dinge. So ist es auf der einen Seite ein unumgänglicher Bestandteil bei Schwurzeremonien: Die zum Eid angetretenen Parteien stechen mit einem altertümlichen Messer, wohl noch aus Feuerstein, in das Schwein – derjenige, der den Eid verletzt, soll, so der fromme Wunsch, getroffen werden, wie die Messer bei der Zeremonie das Schwein treffen. Gleichzeitig ist die trächtige und gebärende Sau ein Hinweis auf das Orakel, das den Sohn des Aeneas zur Gründung von Lavinium veranlasste. Eine Unterscheidung ist nicht immer ganz einfach, so wurde auch diese Darstellung von einigen Wissenschaftlern als Eidesszene gedeutet. Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass der verantwortliche Münzmeister auf seine Abstammung aus Lavinium hinweisen wollte.

te zum Krieg, um den Eindringling zu vertreiben und seine Braut zurückzugewinnen. In dieser Notlage soll der Gott Tiber Aeneas ein Zeichen versprochen haben: Wo er ein Mutterschwein mit dreissig neu geborenen Frischlingen finden werde, sei die den Göttern erwünschte Stelle, eine neue Stadt zu gründen. Ob es sich bei dieser Stadt um Lavinium oder Alba Longa handelte, darüber waren sich schon die antiken Autoren nicht einig. Immerhin wissen wir, dass in Lavinium um 500 v. Chr. ein überregiona36


les Heiligtum stand, das in Aufbau und Konstruktion griechisch anmutet. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass hier griechische Kolonisten die Sage von Aeneas mitgebracht hatten. Tatsächlich vereinnahmte Lavinium spätestens Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. Aeneas als Gründer und Beschützer und zwar in solchem Mass, dass Rom sich auf einen anderen Mythos berufen musste. So war es der Sohn des Aeneas, Askanios oder Iulus, wie ihn die Römer nannten, der die Stadt Alba Longa gründete. Lange herrschten dort seine Nachfahren, ehe die Tochter des Königs auf geheimnisvolle Weise Zwillinge gebar …

Romulus und Remus Der eigentliche Gründungsmythos von Rom, die Geschichte von Romulus und Remus, griff so ziemlich alle mythologischen Allgemeinplätze auf, die zu seiner Entstehungszeit modern waren. Da gab es den bösen Bruder, der den weisen König der Stadt Alba Longa Abb. 26 = Slg. Wyp. 58. Sextus Pompeius(?) Denar, 137. Rv. Die römische Wölfin, die Zwillinge Romulus und Remus unter einem Feigenbaum säugend, in den Zweigen sitzt ein Specht; links von der Gruppe steht der Hirte Faustulus, der zum Pflegevater von Romulus und Remus werden sollte. Der Ficus Ruminalis, der Feigenbaum, unter dem der Hirte Faustulus die Wölfin mit den beiden Knaben entdeckt haben soll, wurde noch in historischer Zeit in Rom gezeigt. Er stand mitten auf dem Forum, im so genannten Comitium, dem ältesten Zentrum der Römischen Republik, das kurz nach der Vereinigung der verschiedenen Siedlungen errichtet wurde.

von seinem Thron verjagte. Da wurde die unschuldige Tochter des vertriebenen Königs vom bösen Bruder im Tempel der Vesta zur Ehelosigkeit gezwungen. Und da erbarmte sich der ewige Beschützer Roms, der Gott Mars, der schönen Jungfrau und schenkte ihr Zwillinge: Romulus und Remus. Wie konnte es anders sein? Der eifersüchtige Grossonkel schickte einen Diener, um die beiden im Tiber zu ertränken. Doch wieder hielt ein schützender Gott die Hand über sie. Ihr Körbchen wurde ans Ufer geschwemmt. Eine Wölfin säugte 37


sie unter einem Feigenbaum, ein Specht brachte feste Nahrung heran und endlich fand sie ein Hirte, in dessen Haus sie zu mutigen jungen Männern heranwuchsen. Natürlich vertrieben Romulus und Remus den bösen König. Doch statt in Alba Longa selbst die Herrschaft zu übernehmen, setzten sie ihren Grossvater als König ein. Sie machten sich auf, um eine neue Stadt zu gründen. Die neue Stadt war Rom.

Und die Wahrheit über die Gründung Roms? Diese beiden Gründungslegenden unter einen Hut zu bringen, dürfte fast genauso schwierig gewesen sein, wie die verstreut lebenden Bauern, die sich auf den Hügeln um Rom in kleinen Dörfern angesiedelt hatten, zu überzeugen, dass man als eine städtische Gemeinschaft leichter im gefährlichen Mittelitalien würde überleben können. Wann die Bauern sich zusammentaten, wissen wir nicht genau. Sicher nicht am 21. April des Jahres 753 v. Chr., wie uns die alte Eselsbrücke «753 – Rom kriecht aus dem Ei» vermitteln will. Dieses Datum wurde erst durch die Berechnungen des Gelehrten Marcus Terentius Varro (116–27 v. Chr.) populär, seine Kollegen schwankten in ihren Angaben zwischen 814 und 729 v. Chr., seine modernen Nachfahren gar zwischen 1000 und 800 v. Chr.

Vom Raub der Sabinerinnen Eine Sage aus der Frühzeit der römischen Geschichte spiegelt die gemischte Gesellschaft, die sich da auf den Hügeln um das Tibertal ansiedelte. Schon der erste römische Historiker, Fabius Pictor, berichtet vom Raub der Sabinerinnen. Livius (I, 9–10), schildert uns das Geschehen rund 200 Jahre später folgendermassen: Romulus hatte, um ein schnelles Wachstum seiner Stadt zu gewährleisten, seine Stadt für jeden, der sich hier niederlassen wollte, geöffnet – damals durchaus etwas Ungewöhnliches. Es kamen jede Menge Männer, zum Teil mit einer dunklen Vergangenheit, aber alle vom festen Willen beseelt, in der jungen Stadt ein neues Leben zu beginnen. Was in Rom allerdings fehlte, waren die Frauen. Diese besorgte man sich, indem man ein Fest veranstaltete, zu dem man auch die Nachbarn einlud. Die ganze Bevölkerung der Sabiner soll damals mit Weib und Kind der Aufforderung gefolgt sein. Während nun die Väter von den prunkvollen Schauspielen abgelenkt waren, raubten die jungen Römer die Töchter. Zunächst waren diese nicht sehr glücklich darüber. Aber Romulus selbst soll jede Einzelne davon überzeugt haben, dass 38


ein liebevoller Ehemann in Rom ihnen Vater, Mutter, Geschwister und Heimat ersetzen würde. Doch auch wenn sich die Sabinerinnen mit ihrem Schicksal abgefunden haben mochten, ihre Väter, Brüder und Bräutigame sahen das anders. Sie zogen unter dem Kommando ihres Königs Titus Tatius in die Schlacht. Als die jungen Frauen nun ihre Verwandten gegen ihre Ehemänner kämpfen sahen, sollen sie sich in das wildeste Schlachtgetümmel geworfen haben, um einen Frieden zu vermitteln. Der Sage nach gelang ihnen das. Romulus teilte seine Herrschaft mit dem sabinischen König Titus Tatius und viele römische Geschlechter sollten später stolz sein auf ihre Abstammung von den Sabinern. Übrigens, im historischen Sinne «wahr» ist diese Sage sicher nicht. Trotzdem wurde sie immer wieder gerne erzählt. Sie illustrierte zu schön, dass Rom tüchtigen Menschen gleich welcher Herkunft eine neue Heimat bot.

Abb. 27 = Slg. Wyp. 123. T. Vettius Sabinus. Denarius Serratus, 70. Av. Kopf des König Tatius. Rv. Numa in Biga, dahinter Weizenähre. Zwei Anspielungen auf die römische Frühzeit brachte der Münzmeister Titus Vettius Sabinus hier auf dieser Münze unter. Zum einen verband er seinen Beinamen Sabinus (= der Sabiner) mit dem sabinischen König Roms, Titus Tatius, zum anderen soll der Überlieferung nach ein Angehöriger der Vettier nach dem Tod des Romulus zum Interrex, zum «Herrscher zwischen zwei Königen» gewählt worden sein, um die Wahl des neuen Königs zu leiten. Dieser, Numa Pompilius, stammte ebenfalls aus dem Volk der Sabiner und war der Schwiegersohn des Romulus. Er ist auf der Rückseite dieser Münze abgebildet.

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Eine etruskische Stadt Dass aus der bäuerlichen Ansiedlung an den Ufern des Tiber eine richtige kleine Stadt wurde, das verdankten die Römer den Etruskern, die sich um 625–575 v. Chr. auf römischem Gebiet ansiedelten.

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Damals brachten die etruskischen Einwanderer vielen kleinen Siedlungen in Mittelitalien einen Entwicklungsschub. Sie importierten nicht nur ihre Götter, sie beherrschten auch neue Techniken der Metallverarbeitung, hatten klare Vorstellungen von der arbeitsteiligen Gesellschaft einer Stadt und waren gleichzeitig wagemutige Händler. In Rom lockte sie vielleicht das Salz, das man südlich der Tibermündung gewann und über die Via Salaria, die Salzstrasse, ins Innere des Landes verhandelte. Die Etrusker machten aus Rom eine wirkliche Stadt. Sie brachten ihre Verwaltungsstrukturen, ihre Amtsinsignien mit. Die vornehmen Römer übernahmen die etruskische Tracht, die Toga. Den Etruskern verdankte Rom seine Schrift. Die Einwanderer schufen die Cloaca Maxima, einen grossen Kanal, mit dem das in der Niederung zwischen den römischen Hügeln gelegene Forum erst besiedelbar wurde. Und sie mögen auch die Grundlagen gelegt haben für die römische Kultgemeinschaft, die Mythen und Götter, die damals im 6. Jahrhundert v. Chr. für eine Stadt die Basis ihrer Identität bildeten.

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Abb. 28a = Slg. Wyp. 128. M. Plaetorius Cestianus. Denar, 67. Rv. Sella Curulis, im Feld links Kontrollzeichen Flügel. Abb. 28b = Slg. Wyp. 98. C. Norbanus. Denar, 68. Rv. Weizenähre, Fasces mit Axt und Caduceus. Sowohl den Beamtenthron, die Sella Curulis, als auch die Rutenbündel, die Fasces, verdanken die Römer den Etruskern. Den «römischen Klappstuhl» kennen wir von etruskischen Malereien, die einen thronenden König darstellen. Die römischen Magistraten nutzten diesen mit Elfenbein verzierten Stuhl ohne Rücken- und Armlehnen als Amtssitz bei Gerichtsverhandlungen, in der Volksversammlung und im Senat, bei der Aushebung des Heeres und bei der Einholung der Auspizien. Die Fasces, ein Rutenbündel mit dem Richtbeil, waren das Zeichen der Amtsgewalt der Liktoren, die Auspeitschungen und die Todesstrafe durchführen mochten. Modelle von solchen Rutenbündeln wurden in der etruskischen Stadt Vetulonia gefunden. Die Überlieferung berichtet, dass ursprünglich zwölf Liktoren den römischen Königen voranschritten. Die Consuln übernahmen sowohl Liktoren als auch Rutenbündel als Zeichen ihres Amtes.


Sieben Könige für Rom Römer und Etrusker, sie lebten im 6. Jahrhundert friedlich zusammen. Die römischen Legenden spiegeln das. Sieben Könige kennt die römische Frühgeschichte, zwei davon stammten aus dem Volk der Etrusker und trugen den etruskischen Namen Tarquinius.

Wir wissen wenig über diese Zeit und ihre Helden. Leider glaubten die römischen Geschichtsschreiber daran, dass Menschen charaktertypisch handeln. Ein religiöser Mensch hatte sich, so ihre Überzeugung, ausschliesslich um religiöse Dinge zu kümmern. Ein Bauherr konnte nichts anderes tun als zu bauen, ein Kriegsheld nur Kriege führen. So verteilten die Historiker alle Errungenschaften des 6. Jahrhunderts auf fünf Herrscher. Die Gründung der Stadt hatte Romulus besorgt, Numa Pompilius das Religionswesen geordnet, Tullus Hostilius als Kriegsheld das römische Gebiet vergrössert, Ancus Marcius die wichtigsten Bauten errichtet und Servius Tullius die politischen Neuerungen durchgeführt. Sicher lassen sich all die Neuerungen der Epoche nicht so scharf voneinander abgrenzen. Klar ist lediglich, dass sich unter dem Einfluss der Etrusker das kleine Rom eine lokale Vormachtstellung eroberte, dass die männlichen Bewohner der Stadt ihre Bürgerarmee nach den neuesten griechischen Erkenntnissen reorganisierten und den ungeordneten Heerhaufen durch die straff organisierte Hoplitenphalanx ersetzten. Wir wissen ausserdem, dass die ältesten politi-

Abb. 29 = Slg. Wyp. 177. L. Mussidius Longus. Denar, 42. Rv. Schrein der Venus Cloacina. Mitten auf dem Forum Romanum befand sich das Heiligtum der Venus Cloacina. Hier mündete die Cloaca Maxima, der grosse, von den Etruskern erbaute Abflusskanal. Das Wort Cloaca leitet sich vom lateinischen «cluere» (= reinigen) ab und stand Pate für unsere Bezeichnung Kloake. Tatsächlich bezogen die Römer diese «Reinigung» nicht nur auf den Abwasserkanal. Hier unterzogen sich der Sage nach die Heere der Römer und der Sabiner einer rituellen Reinigung. Diese war durch den Bruderkrieg – die römischen Ehemänner der Sabinerinnen hatten gegen deren sabinische Brüder und Väter gekämpft – nötig geworden. Und so sollte dieser Münztyp rund ein halbes Jahrtausend nach der Erbauung der Cloaca Maxima auch wieder auf eine nötig gewordene Reinigung hinweisen: Er stammt aus der Zeit des Bürgerkriegs, als die Erben Caesars gegen seine Mörder kämpften. Noch heute übrigens entdeckt man das runde Fundament des Heiligtums auf dem Forum. Hier hatten einst in einem dachlosen Rundbau zwei Statuen gestanden, die der Cloacina und die der später mit ihr identifizierten Venus.

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Abb. 30 = Slg. Wyp. 142. L. Marcius Philippus. Denar, 56. Av. Kopf des Ancus Marcius mit Diadem, dahinter Lituus. Ancus Marcius galt als Enkel des Numa Popilius, den die Römer als den Begründer ihrer Religion feierten. Er war der «grosse Bauherr» unter den etruskischen Königen. Ihm schrieb man den Bau des Hafens von Ostia und der ersten Brücke über den Tiber in Rom zu sowie die Besiedelung des Aventin. Die Gens Marcia führte ihre Abstammung auf diesen König zurück, was sein Vorkommen hier auf dieser Münze erklärt, denn der für das Münzbild zuständige Münzmeister war ein Mitglied der Familie der Marcier.

schen Gremien auf diese Zeit zurückgehen, so der Senat und die auf der Heeresordnung basierende Volksversammlung. Gleichzeitig hinterliess diese Frühzeit der Römischen Republik ein schweres Erbe, den Gegensatz zwischen Patriziern und Plebejern, zwischen denen, die die Macht in ihren Händen hielten, und den zu spät Gekommenen, die an die Macht drängten.

Tod dem Tyrannen Der letzte römische König, Lucius Tarquinius Superbus (Superbus = der Hochmütige), soll, wenn wir den antiken Geschichtsschreibern glauben wollen, ein brutaler Tyrann gewesen sein. Um ihn und seine Familie rankt sich die Legende von Lucretia und Lucius Iunius Brutus. Lucretia wurde von Sextus Tarquinius, einem Sohn des Königs, vergewaltigt. Sie wollte diese Schmach nicht ertragen und schrie nach Rache. Sie erdolchte sich, um ihren Vater, ihren Ehemann und dessen Freunde, darunter auch Brutus, dazu zu zwingen, ihr Schicksal am König zu rächen. Tatsächlich gelang es Brutus, die römischen Bürger von der Notwendigkeit, den Tyrannen zu vertreiben, zu überzeugen. Zum Dank für seinen Einsatz im Namen der Freiheit machten diese ihn im Jahr 510 v. Chr. zum ersten Consul von Rom. Tatsächlich sollte uns schon dieses Datum stutzig machen. Im 42


gleichen Jahr wurde nämlich nicht nur der römische Tyrann gestürzt, sondern ein wesentlich bekannterer: Hippias, der Tyrann von Athen aus der Familie der Peisistratiden. Nun bedienten sich die römischen Historiker gerne bei Herodot und Thukydides, um ihren eigenen Erzählungen die nötige Spannung zu verschaffen. Und so dürften sowohl die Datierung wie die Geschichte der Lucretia auf griechische Vorbilder zurückgehen. Das tatsächliche Datum der Gründung der Republik könnte uns ein Brauch überliefern, der bis in historische Zeit im Tempel des Iupiter Capitolinus durchgeführt wurde. Dieser soll vom ersten römischen Consul geweiht worden sein. Das bedeutet, dass die Einweihung des Tempels und die Einführung der Republik im selben Jahr stattgefunden haben. Seit der Tempelweihe schlug der Praetor Maximus jedes Jahr, wie Livius 7, 3, 5–9 überliefert, einen Nagel in einen Balken ein. Tatsächlich benutzte laut Plinius dem Älteren (Nat. hist. 33, 19) ein römischer Beamter diese Form der Jahreszählung im Jahr 304 v. Chr., um seinen Concordiatempel so zu datieren: «204 Jahre nach der Einweihung des Tempels auf dem Kapitol». Für das Jahr 304 v. Chr. besitzen wir aus anderen Kulturkreisen Vergleichsdaten, so dass wir durch eine einfache Rechnung auf eine Weihung des Iupitertempels 508/507 v. Chr. kommen (das römische Jahr begann damals noch nicht am 1. Januar). Damit können wir den Beginn der Republik auf die Jahre 508/507 v. Chr. datieren, was noch lange nicht heisst, dass der Wechsel von Königsherrschaft zur Adelsherrschaft

Abb. 31 = Slg. Wyp. 149. M. Iunius Brutus. Denar, 54. Rv. Der erste Consul Lucius Iunius Brutus zwischen zwei Lictoren mit Fasces, davor geht ein Ausrufer, der ihm den Weg frei macht und zwischen Bürgern und Consul vermittelt. Die Teilnahme eines Lucius Iunius Brutus an der Vertreibung des Tarquinius Superbus ist mehr als zweifelhaft. So taucht das Geschlecht der Iunier erst wesentlich später auf – und das nicht als ein patrizisches, was es hätte sein müssen, um zur Königszeit eine so prominente Rolle in der römischen Gesellschaft spielen zu können –, sondern als ein plebejisches. Ungewöhnlich war das in Rom nicht. Man erfand sich gerne bedeutende Ahnen, um damit die eigene Familie ein wenig aufzuwerten. Das bekannteste Beispiel dafür sind die Iulier, die sich über ihren fiktiven Stammvater Iulus direkt auf Venus selbst zurückführten. Doch gleichgültig, ob historische Realität oder später erfundene Propaganda: Der Mythos von den Iuniern als Tyrannenmörder beeinflusste das Selbstverständnis der Mitglieder der Gens Iunia. So liess Marcus Iunius Brutus, der wohl im Jahr 54 v. Chr. das Amt des Münzmeisters ausübte, den hier gezeigten Denar prägen. Er war nicht nur als historische Reminiszenz gemeint, sondern als tagespolitische Stellungnahme: Damals wurde die römische Verfassung durch das informelle Triumvirat zwischen Caesar, Pompeius und Crassus bedroht. Die Münze machte den Selbstanspruch des Marcus Iunius Brutus deutlich, gegen jeden Tyrannen – sei er historisch oder modern – zu kämpfen. Und tatsächlich sollte Marcus Iunius Brutus rund 10 Jahre später zum Kreis der Attentäter gehören, die den Dictator Caesar ermordeten.

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sich exakt so vollzogen hat, wie Livius ihn beschrieb. Sogar die Beteiligung eines Mannes namens Brutus hat die jüngste Forschung mit guten Gründen in Zweifel gezogen. Tatsächlich wurde im 5. Jahrhundert auch in anderen etruskischen Städten die Königsherrschaft abgeschafft und durch eine Adelsherrschaft ersetzt. Wie diese genau ausgesehen hat, können wir nur ungenau rekonstruieren, erst nach einiger Zeit scheinen sich die beiden kollegial herrschenden Consuln als oberste Beamte der Republik durchgesetzt zu haben.

Tempel

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3.2 Rom überlebt – Der Aufbau eines mittelitalischen Zentrums Feinde, wohin man schaut

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nter den Etruskern hatte die Stadt eine Epoche der Ausdehnung und des Wohlstands genossen, nun musste es sich erst einmal zeigen, ob eine Republik in der Lage war, sich militärisch gegen ihre Nachbarn zu behaupten. Und Rom war von potenziellen Feinden umgeben. Da gab es die Sabiner, die Volsker und die Latiner, die alle mit Rom um die Vormacht in Latium kämpften. Immer wieder musste das römische Heer in die Schlacht ziehen. Zur Entscheidung sollte es im Kampf am Lacus Regillus im Jahr 496 v. Chr. komAbb. 32 = Slg. Wyp. 59. C. Servilius. Denar, 136. Rv. Die beiden Dioskuren hoch zu Ross; beide halten eine Lanze. Von Anfang an waren die Dioskuren «das» Thema auf den römischen Denaren. Sie wurden als kriegerische Nothelfer in der Schlacht mit Lanze und zu Pferd dargestellt. Auf dem Kopf tragen sie häufig den mit Sternen bekrönten Pileus, ein letzter Überrest ihrer Funktion als Himmelsgötter. Noch heute kennen die Astronomen Castor und Pollux als Bestandteil des Sternbilds der Zwillinge. Zum Zeitpunkt der Einführung des Denars war diese Motivwahl mehr als passend, schliesslich kämpften die Römer damals gegen Hannibal und konnten jede göttliche Hilfe brauchen, die sie erhalten mochten. Etwa 50 Jahre lang dominierten die göttlichen Zwillinge die Rückseiten der römischen Denare, danach ging ihre Verwendung als Münzbild langsam zurück.

men. Er brachte den Römern nicht nur den Sieg, sondern auch einen wichtigen Zuwachs im Pantheon: Der Dictator Aulus Postumius Albus bestach die gegnerischen Kriegsgötter. Er gelobte den Dioskuren mitten im wildesten Schlachtgewühl einen Tempel in Rom. Tatsächlich kann man Reste dieses Tempels noch heute sehen, genau wie die Quelle der Iuturna, wo der Überlieferung nach die Dioskuren nach der Schlacht ihre Pferde tränkten und den daheimgebliebenen Römern vom grossen Sieg berichteten.

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Basis der römischen Macht: Der Bund mit den Latinern Der Sieg am Lacus Regillus bescherte den Römern den Vertrag, der zur Grundlage ihrer militärischen Macht werden sollte, das Foedus Cassianum, einen Bündnisvertrag mit den Latinern. Darin standen die Latiner den Römern nicht als Unterworfene, sondern als Gleichberechtigte gegenüber. Wir kennen seinen Inhalt, da noch im ersten Jahrhundert v. Chr. eine Bronzesäule mit seinen Bestimmungen auf dem Forum aufgestellt war. Hier konnten Historiker den genauen Wortlaut kopieren. Seine Klauseln bestimmten, dass die Kriege beider Parteien mit einem gemeinsamen Heer geführt werden sollten, die Beute würde unter allen Kriegsteilnehmern gleichmässig verteilt werden. Mit der wachsenden Macht Roms wurde der Einfluss der

Latiner auf die gemeinsamen Entscheidungen ständig verringert, bis sie im letzten Viertel des 4. Jahrhunderts v. Chr. zu reinen Erfüllungsgehilfen der Römer geworden waren. Die rechtliche Grundlage des Foedus Cassianum lieferte den Römern das Potenzial an Rekruten, das es ihnen später ermöglichen sollte, sogar mit Grossmächten wie Karthago fertig zu werden. Die jungen Männer der Latiner mussten genauso wie die römischen Soldaten für die Machtgelüste der Senatoren sterben – und sie erfüllten ihre Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit der Landesväter: Durch die Latiner wurde Rom zur Vormacht des Mittelmeers. 46

Abb. 33 = Slg. Wyp. 171. P. Accoleius Lariscolus. Denar, 43. Rv. Dreifache Statue der Diana Nemorensis vor Zypressen, die ihren heiligen Hain andeuten. Bereits zur Zeit der römischen Könige bestand eine Verbindung zwischen Rom und den latinischen Städten. Letztere hatten sich, wie im 6./5. Jahrhundert v. Chr. üblich – man denke nur an den Ionischen Bund mit seinem Zentrum im Panionion –, zu einer Opfergemeinschaft um das Heiligtum der Diana Nemorensis nahe Aricia zusammengetan. Diese Diana hat nichts mit ihrem griechischen Pendant zu tun. Sie war eine dunkle Göttin, die in einem heiligen Wald verehrt wurde und in grauer Vorzeit regelmässig den Tod ihres Priesterkönigs gefordert hatte. Sie trat gleichzeitig in drei Gestalten auf, als Diana, als die zaubermächtige Hekate und die Göttin der Nacht, Selene. Um Einfluss auf, vielleicht sogar Macht über den Bund der Latiner zu erhalten, hatten die Römer den Kult der Diana Nemorensis nach Rom übertragen. Wann, steht nicht genau fest, die römischen Geschichtsschreiber machten den sechsten König, Servius Tullius, dafür verantwortlich. Als Ort wählte man den Aventin, einen ausserhalb des heiligen Stadtgebiets gelegenen Hügel. Er bot die Möglichkeit, nahe Rom, aber doch auf «neutralem» Boden, die Versammlungen des latinischen Bundes abzuhalten. Unser Münzmeister wählte das Motiv übrigens als Hinweis auf seine Heimatstadt, das stolze Aricia.


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Hunger und soziale Not Hunger, Seuchen und Krieg charakterisieren das Jahrhundert nach der Entstehung der Republik. Eine Missernte folgte der nächsten, Krankheiten wie Milzbrand oder Malaria töteten Mensch und Tier, der Kampf ums Überleben begann. Wie in jeder Gesellschaft wurden auch in Rom durch die Notlage die sozialen Gegensätze verschärft. Es kam zu einem Aufstand der «Unteren», welche die Auswirkungen der Wirtschaftskrise besonders hart getroffen hatten. Sie fühlten sich den «Oberen», die alle führenden Ämter in der jungen Republik besetzten, wehrlos ausgeliefert und kämpften für politische Beteiligung und soziale Gleichberechtigung. Wir bezeichnen diese Epoche heute als die Zeit der Ständekämpfe, nennen in römischer Terminologie die «Oberen» Patrizier, die «Unteren» Plebejer. Wer die Patrizier waren, darüber sind sich die Historiker noch einigermassen einig. Aus den männlichen Angehörigen ihrer Geschlechter bestand die Führungsschicht. Nur ein Patrizier war wegen seiner rituellen Reinheit in der Lage, den direkten Kontakt zu den Göttern herzustellen. Nur er konnte die Auspizien einholen, das göttliche Vorzeichen, das für jede amtliche Handlung in Rom Voraussetzung war. Innerhalb des Patriziats wurden die Gesetze und der Kalender gehütet. Die Plebejer dagegen waren vielleicht eine Art Proletariat, vielleicht aber auch all die zu spät Gekommenen, denen wegen eines Heiratsverbots zwischen Patriziern und Plebejern der Aufstieg in die Führungsschicht verwehrt blieb. Sie blickten nach Griechenland mit

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Abb. 34 = Slg. Wyp. 61. C. Minucius Augurinus. Denar, 135. Rv. Säule, darauf Standbild eines in eine Toga gekleideten Mannes, rechts und links der Säule Weizenähren; links von der Säule steht ein Mann, der zwei Brotlaibe hält und seinen Fuss auf einen Getreidescheffel stellt, rechts von der Säule steht ein Priester mit dem Lituus in der Hand, den Kopf zum Opfer bedeckt. Abb. 35 = Slg. Wyp. 150. M. Iunius Brutus. Denar, 54. Rv. Kopf des C. Servilius Ahala. Wie brutal die Auseinandersetzung zwischen reichen plebejischen «Emporkömmlingen» und der alten Führungsschicht geführt wurde, spiegelt eine Episode aus der römischen Überlieferung, die mehrfach in der Münzprägung zitiert wurde. Ein Ritter namens Spurius Maelius hatte seinen eigenen Reichtum dazu genutzt, Getreide aus Etrurien kommen zu lassen, um es an die Armen der Stadt zu einem günstigen Preis zu verkaufen oder sogar zu verschenken. Kein Wunder, dass er sich dadurch grosse Popularität verschaffte, vor allem weil der von der römischen Oberschicht zu exakt demselben Zweck bestallte Beamte Lucius Minucius sein Amt nicht gerade erfolgreich führte. Es folgte die Ermordung des Spurius Maelius durch Caius Servilius Ahala. Die spätere Geschichtsschreibung wollte wissen, dass Spurius Maelius grössenwahnsinnig geworden sei und nach der Macht gegriffen habe. Einige Schriftsteller erhoben den Privatmann Ahala nachträglich sogar zu einem hohen Amtsträger, einem Magister Equitum, dem Kommandanten der Reiterei, um der Ermordung einen rechtmässigen Anstrich zu geben. 

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seinen demokratisch organisierten Volksversammlungen, wo die Abstimmung nach Köpfen, nicht nach Einkommensklassen erfolgte. Wir wollen hier nicht die verschiedenen Stufen des Ständekampfs verfolgen, dem Rom die Niederschrift des 10-Tafel-Gesetzes und die politische Gleichstellung von Patriziern und Plebejern verdankte. Das Resultat dieses Jahrhunderts war jedenfalls eine innerlich gestärkte Gemeinschaft, die vereint eigentlich die Anforderungen des nächsten Jahrhunderts hätte bewältigen können, wenn da nicht ein paar Volksstämme in Mitteleuropa gewesen wären, die eine neue Heimat suchten.

Vae Victis Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. zogen mehrere keltische Volksstämme auf der Suche nach neuen Siedlungsplätzen in Richtung Italien. Sie stiessen zwar auf erbitterten Widerstand, doch es gelang ihnen, sich in der Poebene, der späteren Gallia Cisalpina, anzusiedeln. Zahlreiche etruskische Städte wurden dabei zerstört, ihre Bewohner mussten fliehen. Auch Rom gehörte zu den Angegriffenen – und damit tritt die Tiberstadt zum ersten Mal ins Licht der griechischen Geschichtsschreibung: «Rom fiel an die Gallier im neunzehnten Jahr nach der Schlacht von Aigospotamoi, im sechzehnten Jahr vor der Schlacht von Leuktra, und im selben Jahr, als der Friede von Antalkidas geschlossen wurde und Dionysios ... Rhegion belagerte.» So schreibt Polybios 1, 6, 1–2. Dank der griechischen Vergleichsdaten können wir den keltischen Angriff exakt auf das Jahr 387/6 datieren. Der römische Kalender liefert als zusätzliches Datum den 18. Juli. An diesem «dies ater», diesem «Unheil bringenden Tag», wurde das römische Heer in der Schlacht an der Allia von den Kelten vernichtend geschlagen. Die Stadt war ihren Angreifern hilflos ausgeliefert. Einige Frauen, Greise und Kinder sollen sich auf dem Kapitol verschanzt haben. In diesen Zusammenhang gehört die Sage von den Kapitolinischen Gänsen, die durch ihr Geschnatter den Angriff der Gallier verrieten. Diese Sage könnte durchaus nachträglich erfunden worden sein, um die römische Niederlage moralisch ein wenig abzumildern. Es spricht aber einiges dafür, dass die Episode tatsächlich Geschehenes spiegelt. Bei den griechischen Autoren, von denen die römischen Geschichtsschreiber mit Vorliebe abschrieben, gibt es keine vergleichbare Überlieferung. Da die Römer nicht gerade über eine überschäumende Fantasie verfügten, könnten die schnatternden Gänse der Wahrheit entsprechen. 48

Tatsächlich hat sich die Version von der redlichen Führungsschicht, die einen grössenwahnsinnigen Plebejer beseitigt, in der römischen Geschichtsschreibung durchgesetzt – den Nachkommen des Lucius Minucius und des Caius Servilius Ahala galten ihre Vorfahren als grosse Verteidiger der Freiheit, wie sie die römische Oberschicht verstand.


Sicher wahr ist, dass Rom Lösegeld zahlen musste, um die Gallier wieder aus der Stadt zu bekommen. 100 römische Pfund Gold sollen es gewesen sein. Das wären rund 32 1⁄ 2 Kilogramm, vielleicht mehr. Denn der Überlieferung nach benutzten die Kelten schwerere Gewichte als die Römer. Als die Besiegten sich beklagten, soll der gallische Anführer sein Schwert mit den Worten «vae victis» in die Waagschale geworfen haben. Abb. 36 = Slg. Wyp. 160. L. Hostilius Saserna. Denar, 48. Av. Kopf eines keltischen Kriegers mit gesträubtem Haar n. r., dahinter keltischer Schild. Diese Darstellung eines keltischen Kriegers wurde mehr als 300 Jahre nach der Eroberung Roms geprägt – und doch spricht aus ihr der Schrecken, den diese blonden Hünen immer noch unter den römischen Bürgern verbreiteten. Die Kelten waren die Angstgegner der Römer. Ihre wilde, undisziplinierte und tollkühne Form des Kampfes war den römischen Legionären unheimlich. Wer die Kelten besiegte, den konnte niemand niederzwingen. Caesar machte sich diese Vorstellung zu eigen. Auf unzähligen Münzen seiner Anhänger finden wir Hinweise auf seinen Sieg über die kriegerischen Kelten – das Lob ihres Bezwingers Caesar kommt dabei nur indirekt, dafür umso wirkungsvoller zum Ausdruck.

Vae victis – Wehe den Besiegten. Das durfte man wahrlich sagen. Rom lag in Trümmern und musste fast alle Eroberungen der vergangenen 100 Jahre wieder aufgeben. Es dauerte erneut gute 100 Jahre, ehe Rom wieder auf der grossen politischen Bühne mitmischen konnte.

Ein erster Kontakt mit der griechischen Welt Die Eroberung durch die Gallier wurde zu einem Trauma – fortan beherrschte der Gedanke des Präventionskrieges die römische Mentalität. Roms Neuanfang als Militärmacht war geprägt von Kämpfen gegen die Nachbarvölker, gegen Etrusker, Volsker und Latiner, gegen Osker, Kampaner und alle anderen, die ein Sicherheitsrisiko darzustellen schienen. Natürlich expandierte Rom dabei. Seine Politiker belasteten sich aber nicht mit der Verwaltung der unterworfenen Städte. Sie schufen 49


neue, flexible Formen der Kontrolle: Einige Städte wurden eingemeindet, andere erhielten ein bilaterales Bündnis, für wieder andere wurde eine Zwischenlösung konzipiert, das Bürgerrecht ohne Wahlmöglichkeit – militärisch und aussenpolitisch gehörte man zu Rom, innenpolitisch durften die Bürger selbst entscheiden. Rom sass in der Mitte eines Beziehungsnetzes, das die unterworfenen Gemeinden mit Rom, aber nicht untereinander verband. Abb. 37 = Slg. Wyp. 99. C. Mamilius Limentanus. Denarius Serratus, 82. Rv. Ulyxes (= Odysseus) im kurzen Reisemantel mit Stab von links kommend, ihm gegenüber sein Hund Argos, der als Einziger den Mann in armseliger Kleidung als seinen Herrn erkennt. Der Kontakt zu den griechischen Städten Unteritaliens vermittelte den Römern die Kenntnis der griechischen Mythologie, der Geschichten von Göttern und Menschen. Da Rom über nichts Vergleichbares verfügte, wurden viele Sagen exakt übernommen, so die des Odysseus, dessen Sohn Telegonus die Stadt Tusculum gegründet haben soll. Von seiner Tochter Mamilia glaubte die Gens der Mamilier abzustammen, der unser Münzmeister angehörte. Diese ursprünglich aus Tusculum kommende Familie war bereits seit dem 4. Jh. v. Chr. in Rom ansässig, lange bevor die Sage des Odysseus sich mit ihrer alten Heimat verband.

Nach der Unterwerfung Mittelitaliens wandte Rom seine Aufmerksamkeit auf den Süden. Dadurch fühlte sich Tarent, die reichste und mächtigste Griechenstadt auf dem italischen Festland, bedroht. Um die militärische Macht der Römer zu brechen, importierten die Tarentiner einen der bekanntesten Feldherrn der damaligen Zeit: Pyrrhos, König der Molosser, und auf der Suche nach einem seiner überragenden Persönlichkeit angemessenen Königreich. Pyrrhos setzte die gesamte hellenistische Militärmaschinerie in Bewegung. Er kam mit 20 000 Söldnern, Kriegselefanten, Kriegsmaschinen und Ingenieuren, dem Besten eben, was die griechische Welt damals zu bieten hatte. Fünf Jahre dauerte der Kampf der Republik gegen Pyrrhos, unzählige junge Männer starben, doch am Ende blieben die Römer Sieger. Die entscheidende Niederlage erlitt Pyrrhos 275 bei Malevent, das seine Gegner zu Ehren des eigenen Sieges in Benevent umbenannten. Die griechische Welt nahm den römischen Sieg erstaunt zur Kenntnis. In Athen entschloss sich ein berühmter Historiker namens 50


Timaios, seinem Buch über die Geschichte der Griechen im Westen einen Anhang über Rom zuzufügen. In Ägypten schickte der König eine Gesandtschaft an das Volk im Westen. Rom hatte sich mit seinem Sieg über einen Pyrrhos im Konzert der Mittelmeermächte etabliert.

Circus Maximus

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3.3 Der Kampf gegen Karthago Rom greift auf Sizilien über – der Beginn des ersten Punischen Krieges

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ährend Rom sich die Übermacht auf dem italischen Festland erkämpfte, beherrschten die Karthager den Handel auf dem westlichen Mittelmeer. Mittels kleiner Handelsstationen, verteidigt von effektiven Söldnertruppen, organisierten die ursprünglich phö-

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nizischen Kaufleute ihr küstenumspannendes Imperium. Sizilien und Sardinien, die nahe Italien gelegenen Mittelmeerinseln, waren die bedeutendsten Zentren ihrer überseeischen Macht. Kein Wunder, dass die karthagischen Politiker misstrauisch den scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg der Römer beobachteten. Wie lange konnte es dauern, bis die ehrwürdigen Väter versuchen würden, ihre Macht über Italien hinaus auszudehnen? Im Jahr 264 war es so weit. Die Mamertiner, Söldner, die sich in der Stadt Messana eingenistet hatten, sahen sich nach ihren brutalen Raubüberfällen mit den Vergeltungsaktionen des mächtigen, griechischen Syrakus konfrontiert. Da sie dagegen allein nicht viel ausrichten konnten, suchten sie Hilfe. Die Moral war sicher nicht auf ihrer Seite. Dafür verfügte Messana über grosse geopolitische Vorteile: Die Stadt kontrollierte die Meerenge zwischen Italien und Sizilien. Als die Senatoren die Räuberstadt unter die Freunde des römischen Volkes aufnahmen, war ihnen bewusst, dass ein Krieg mit Karthago dadurch unvermeidlich wurde. Denn Rom griff damit auf 52

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Abb. 38 = Slg. Wyp. 65. L. Caecilius Metellus Diadematus oder Delmaticus. Denar, 128. Rv. Weibliche Gottheit mit Szepter und Zweig in galoppierender Biga n. r. fahrend, im Feld unten Elefantenkopf, um den Hals Glocke. Abb. 39 = Slg. Wyp. 68. C. Caecilius Metellus Caprarius(?). Denar, 125. Rv. Iuppiter in Elefantenbiga, er wird von einer herbeifliegenden Victoria bekränzt. Das Geschlecht der Meteller war sehr stolz auf einen ihrer Vorfahren, den Consul des Jahres 251, Lucius Caecilius Metellus. Er hatte mitten im ersten Punischen Krieg bei Panormos gegen Hasdrubal gekämpft, der mit rund 30 000 Mann und 140 Kriegselefanten die römischen Stellungen angriff. Die gewaltigen, grauen Tiere waren die Angstgegner der Römer. Sie hatten bitter lernen müssen, welche Verheerungen die Panzer der Antike anrichten konnten. Doch Metellus gelang es, die Elefanten in Panik zu versetzen, so dass sie ihre eigenen Leute niedertrampelten. Die Römer


karthagisches Interessensgebiet über. Vor seinem Kontakt mit Rom hatte Messana nämlich von den Puniern eine Garnison erbeten, die nun schmählich abziehen musste, um den römischen Soldaten Platz zu machen. Dies liess Karthago sich selbstverständlich nicht gefallen. Damit begann der Krieg um Sizilien. Er sollte mehr als zwanzig Jahre, von 264 bis 241 v. Chr., dauern und als erster Punischer Krieg in die Geschichte eingehen.

siegten und Metellus nahm eine grosse Zahl von Elefanten gefangen, die er den staunenden Daheimgebliebenen in seinem Triumphzug präsentierte. Der Eindruck dieses prächtigen Spektakels war noch mehr als ein Jahrhundert später etwas, womit ein junger Politiker aus dem Geschlecht der Metellii sich in der Öffentlichkeit einführen konnte.

Roms erste Flotte Zu Beginn des Krieges zwischen Rom und Karthago stellte selbst der Transport eines römischen Heeres auf die Insel Sizilien ein schier unlösbares Problem für die Landmacht am Tiber dar. Berühmt ge-

worden ist die Drohung des karthagischen Kommandanten, er werde mit seiner überlegenen und kampferprobten Flotte dafür sorgen, dass die Römer sich noch nicht einmal ihre Hände im Meer waschen könnten. Doch schon in den ersten Kriegsjahren stampfte Rom eine eigene Flotte aus dem Boden. Als Vorbild soll ein gestrandetes Kriegsschiff der Karthager gedient haben. Die römische Ungeschicklichkeit im Manövrieren machte man wett mit der Erfindung des «corvus»

Abb. 40 = Slg. Wyp. 78. Mn. Fonteius. Denar, 108 oder 107. Rv. Kriegsschiff n. r. Auch wenn die Darstellung dieses Schiffes nichts mit dem ersten Punischen Krieg zu tun hat – das Motiv soll vielmehr auf den Gründer von Tusculum, Heimatort des Münzmeisters, anspielen –, dürften die Schiffe der ersten römischen Flotte so ähnlich ausgesehen haben. Es handelt sich hier um einen «Fünfer», also um eine Galeere mit drei Reihen von Rudern, von denen zwei Ränge mit je zwei Rojern, der dritte mit nur einem besetzt wurden. Deutlich erkennbar ist der geschwungene Bug. Bei dem Vorsprung handelt es sich nicht um den Rammsporn – dieser war unter der Wasserlinie befestigt, sondern um den Obersporn, der das Oberwerk des gegnerischen Schiffes zerstörte und gleichzeitig ein zu tiefes Eindringen des eigenen Rammsporns in den Schiffskörper des Gegners verhinderte. Den Bug schmücken zwei Augen, wichtiger Bestandteil im seemännischen Aberglauben, da diese symbolisch das Schiff als Meerestier tarnten und so den Schutz der Wassergottheiten gewährleisteten. Im hochgezogenen Heck sitzt der Steuermann, der die langen, an beiden Seiten befestigten Steuerruder bedient. Die vielen Rojer, die notwendig waren, um das Schiff zu bewegen, sind auf unserer Münze nicht zu sehen. Bei dem letzten Ende des Hecks, über der massiven Kugel, handelt es sich um das so genannte Aplustrum, eine dünne Verzierung, die nach dem Sieg dem gegnerischen Schiff abgebrochen wurde und auf vielen Monumenten als typische maritime Trophäe dargestellt ist.

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(lat. für Rabe), einer Brücke, auf der eine Entermannschaft das gegnerische Schiff erstürmen konnte. Damit zwangen die Römer den Gegnern in der Seeschlacht ihre Form zu kämpfen auf – und siegten, zumindest gegen die Karthager. Wind und Wellen sollten im Verlauf der folgenden Jahre den grössten Anteil der rund 600 untergegangenen Schiffe mit ihrer Besatzung um die 200 000 Mann fordern. Der Kampf um Sizilien verlangte beiden Mächten den totalen Einsatz aller Mittel ab. Karthago hatte die Erfahrung, Geld und seine effektiven Söldnerheere; Rom mit seinen italischen Verbündeten verfügte über einen scheinbar unerschöpflichen Vorrat an jungen Männern, die man in den Tod schicken konnte. Doch wo Karthago kühl zwischen Kosten und Nutzen abwog, da stand in Rom der unbedingte Wille zum Sieg. Kein Wunder also, dass Karthago verschiedene Möglichkeiten, Rom in einer Periode der Schwäche durch einen Entscheidungsschlag vernichtend zu treffen, aus Kostengründen ungenutzt liess, während Rom immer wieder gewaltige Heere und Flotten aufstellte und weder Kosten noch den Verlust von Menschenleben scheute, um den Krieg durch einen Sieg zu Ende zu bringen.

Roms erste Provinzen Das Ende des ersten Punischen Krieges kam mit der Schlacht bei den Ägadischen Inseln, einer Seeschlacht, die den Römern die unbestrittene Herrschaft über die sizilischen Gewässer brachte. Damit konnten die punischen Stützpunkte auf der Insel nicht mehr von der Seeseite her verpflegt werden, ihr Ende war abzusehen und die kühl rechnenden Realpolitiker des karthagischen Senats entschieden sich, Frieden mit Rom zu schliessen, ehe sie mit der letzten Stellung ihren letzten Trumpf aufgeben mussten. Die Punier akzeptierten die Entschädigungssumme in Höhe von 3200 Talenten und überliessen Rom ein Sizilien, das durch den Krieg, der mehr als 20 Jahre dort getobt hatte, sowieso ruiniert war und für viele Jahre keinen Gewinn abwerfen konnte. Doch damit war die Sache noch nicht beendet. Karthago musste mit seiner geleerten Staatskasse die offenen Forderungen der Söldner, die in dem verlorenen Krieg gekämpft hatten, befriedigen. Dies gelang nicht. Die Folge war eine umfassende Revolte, während der sich die unterdrückten libyschen Untertanen Karthagos den Söldnern anschlossen, um ihre Freiheit zu gewinnen. Nur mit äusserster Anstrengung gelang es, den Aufstand niederzuschlagen. Diese Notlage nutzte Rom, um den Friedensvertrag zu seinen eigenen Gunsten zu revidieren. Es annektierte Sardinien. Auf den 54


Einspruch der Punier drohten die ehrwürdigen Väter mit Krieg. Karthago lenkte ein und Rom verlangte 1200 Talente Entschädigung für einen Krieg, der nicht zustande gekommen war. Die gedemütigte Stadt zahlte und gewann damit die Zeit, ihr Staatswesen neu zu formieren.

Rom aber stand vor dem Problem, wie man die neuen Eroberungen Sizilien und Sardinien in das bisher beherrschte Gebiet einbeziehen konnte. In Sizilien herrschte Grabesruhe, dort genügte ein Quaestor, der den Tribut der unterworfenen Städte einzog und den Sold an die Besatzungstruppen auszahlte. Auf Sardinien aber wehrte sich die einheimische Bevölkerung nach Kräften gegen ihre neuen Herren. Ein fortdauerndes militärisches Kommando war nötig, um den Widerstand zu brechen. Rom reagierte mit der Einrichtung von «Provinzen», was zunächst nichts anderes bezeichnete als den Amtsbereich eines römischen Beamten mit Imperium, also der Vollmacht, ein Heer zu kommandieren. Zwei zusätzliche Praetoren wurden von nun an gewählt, um in den neuen Provinzen Sizilien und Sardinien/Korsika nach dem Rechten zu sehen. Damit war der Grundstein gelegt zu Roms Herrschaft, die bald das ganze Mittelmeer umspannen sollte.

Abb. 41 = Slg. Wyp. 141. C. Considius Nonianus. Denar, 57. Rv. Tempel der Venus von Eryx auf einem hohen Berg, darum Mauer. Der Felsen von Eryx, dem heutigen Erice, ist eine natürliche Festung, die ihre Umgebung beherrscht. Kein Wunder, dass sich die Punier hier einrichteten. 249 v. Chr. gelang es dem römischen Consul Lucius Iunius Pullus, den Berg zu besetzen und hier eine römische Garnison zu stationieren. Sie lag auf dem Gipfel des Berges, wo sich eigentlich ein Heiligtum der phönizischen Liebesgöttin Ischtar befand. Die Soldaten dürften es geliebt haben, denn ein wesentlicher Bestandteil des Kultes war die Tempelprostitution. Bereits fünf Jahre später ging der Berg von Eryx wieder in karthagischen Besitz über und die entscheidende Seeschlacht bei den Ägadischen Inseln, die den Krieg beenden sollte, fand sozusagen unter den Augen der Venus Erycina, der Venus von Eryx, statt. Sie hatte also in römischen Augen den Sieg über die Karthager geschenkt, und so erinnerte man sich an sie im Jahr 215, nach der vernichtenden Niederlage von Cannae. Damals weihten ihr die Römer einen Tempel bei der römischen Porta Collina. Er soll eine exakte Kopie des sizilischen Originals gewesen sein. Und das machte für einen Römer Sinn: Hatte die Venus von Eryx einmal gegen die Karthager geholfen, würde sie dies auch ein zweites Mal tun. Warum aber der Münzmeister C. Considius Nonianus ausgerechnet diesen Tempel als Motiv auswählte, darüber können wir heute höchstens Mutmassungen anstellen.

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Zwischen den Kriegen Man darf sich nicht vorstellen, dass die Zeit nach dem ersten Punischen Krieg für Rom eine friedliche gewesen wäre. Sie war angefüllt mit Auseinandersetzungen – im Inneren und nach aussen. Tausende von römischen Kleinbauern hatten durch die Belastungen des Kriegsdienstes ihre Existenzgrundlage verloren und strömten nun in die Stadt. Sie bildeten ein Unruhepotenzial, das findige Politiker benutzten, um eine neue Form von Politik zu machen, eine Politik nicht ausschliesslich über den Senat, sondern auch über die Volksversammlung. Einer von ihnen war Gaius Flaminius, Consul in den Jahren 223 und 217. Abb. 42 = Slg. Wyp. 39. Anonym. Denar, 206–200. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, im Feld r. Münzzeichen gallischer Schild und Carnyx. Wohl kein Feind fand häufiger Eingang in die römische Münzprägung als die Kelten bzw. die Gallier – wie die Römer sie nannten. Hier sehen wir als Münzzeichen typisch gallische Waffen, den ovalen Schild und die Carnyx, eine Trompete, die die Kelten vor dem Angriff bliesen, um Angst bei den Feinden und Mut bei den eigenen Kriegern zu erzeugen.

Er bekleidete 232 das Amt des Volkstribuns und setzte in dieser Funktion gegen den Widerstand der meisten Senatoren eine Verteilung des «ager Gallicus» durch. Bedürftige erhielten in dem den Kelten abgenommenen Gebiet um das heutige Rimini neue Bauernhöfe. Ob es die Massierung römischer Siedler an der Grenze zu den keltischen Stämmen war oder ob es sowieso nicht anders hätte kommen können, jedenfalls wurde der Krieg zwischen Rom und den Kelten unausweichlich. Rom reagierte auf seine ganz spezielle Art: mit einem Menschenopfer und einer umfassenden Musterung. 700 000 Mann zu Fuss und 70 000 Reiter konnte die italische Metropole vor dem zweiten Punischen Krieg aufbieten. 56


Im Jahr 225 brach der Galliersturm los; schon 222 v. Chr. war ganz Oberitalien wieder fest in römischer Hand und wurde wenig später durch die Via Flaminia, benannt eben nach Gaius Flaminius, erschlossen. Die Herzen der besiegten Kelten aber hatten die Römer damit nicht gewonnen. Sie sollten später natürliche Verbündete für Hannibal sein, der mit seinem Söldnerheer von höchstens 50 000 Mann gegen die überlegenen Ressourcen der Römer nie wirklich eine Chance hatte. Ihm würden auch die Völker im Osten helfen, die Rom mit seiner Interventionspolitik in der Gegend des heutigen Albanien und Nordgriechenland verärgert hatte: Um die Interessen der italischen Kaufleute zu schützen, war der Senat gegen die Illyrer gezogen und hatte das Reich der Königin Teuta zerschlagen, das die Händler für das Piratenunwesen in der Adria verantwortlich machten. Rom nutzte seinen Sieg, schickte Gesandtschaften nach Griechenland und wurde dort freundlich als gleichwertiger Partner begrüsst. Es sollte nicht lange dauern, bis auch die Griechen erkannten, dass das den Römern nicht genügte.

Ein Kampf um Spanien – Der zweite Punische Krieg Stand im Mittelpunkt des ersten Punischen Krieges der Streit um die Herrschaft über Sizilien, so galt der zweite Punische Krieg Spanien, auch wenn seine Schlachten zum grössten Teil in Italien ausgefochten wurden. Er dauerte von 218 bis 201 v. Chr. und führte Rom an den Rand des Untergangs. Die Römer machten allein Hannibal für den Ausbruch des Krieges verantwortlich. Er habe gegen alle bestehenden Verträge den bis heute nicht lokalisierten Grenzfluss «iber» überschritten. Doch dies war nicht der wahre Grund für den antiken Weltkrieg; der lag viel tiefer. Es ging um Spanien, wo die Familie der Barkiden im offiziellen Auftrag Karthagos ein neues Kolonialreich errichtete, um die Verluste zu kompensieren, die man durch die Aufgabe Siziliens erlitten hatte. Die reichen Bodenschätze ermöglichten es, die Reparationen an Rom zu zahlen und gleichzeitig die alte militärische Stärke zurückzugewinnen. Natürlich nahm Rom das wahr, schliesslich unterhielten italische Kaufleute einen ausgedehnten Handel mit der iberischen Halbinsel. So versuchten mehrere römische Gesandtschaften, die Barkiden zu zwingen, freiwillig ihre Expansion zu begrenzen. Zum Krieg kam es wegen Sagunt. Dort hatte der römische Senat auf Bitten einiger einheimischer Adligen die inneren Streitigkeiten geschlichtet, indem er den romfreundlichen Politikern die führenden 57


Stellungen zuschanzte und die romfeindlichen hinzurichten befahl. Dafür wurde die Stadt unter die Freunde Roms aufgenommen. Die Saguntiner nutzten diese Rückendeckung, um einen benachbarten Stamm zu überfallen, der seinerseits mit Hannibal ein Bündnis geschlossen hatte. Im Falle Sagunts handelte sich also um die Frage, welcher Schutz in Spanien in Zukunft höher zu bewerten sei, der Karthagos oder der Roms. Zur Bestürzung der Saguntiner entschied Hannibal die Frage vorläufig für sich, indem er die Aggressoren belagerte, ihre Festung eroberte und Sagunt als abschreckendes Beispiel dem Erdboden gleichmachen liess.

In den Händen der Götter Mit der Zerstörung Sagunts wurde der Krieg zwischen Rom und Karthago unvermeidlich. Für Hannibal stellte sich deshalb einzig die Frage, wie er einem römischen Angriff am besten begegnen könne. Der grosse Feldherr entschied sich für einen Präventivkrieg im Land des Feindes. Damit hatten die Römer nicht gerechnet. Auch sie hatten geplant, den Krieg fern der Heimat zu führen, indem sie die Karthager gleichzeitig in Spanien und Nordafrika angriffen. Doch die Alpenüberquerung Hannibals brachte diese Pläne zum Scheitern. Bis auf zwei Legionen, die in Spanien den Nachschub stören sollten, wurden alle Soldaten sofort nach Italien zurückbeordert, um das Land zu verteidigen. Doch dies erwies sich als schwierig. Rom besass nämlich zunächst keinen Feldherrn, der dem strate58

Abb. 43 = Slg. Wyp. 106. A. Postumius Albinus. Denarius Serratus, 81. Av. Kopf der Hispania mit offenem Haar, darüber Schleier n. r. Rv. In Toga gekleideter Mann (L. Postumius Albinus?), die r. Hand im Redegestus erhoben, vor ihm Legionsadler, hinter ihm Fasces. Im grossen Krieg des Hannibal gegen Rom ging es nicht um die Vernichtung des Kriegsgegners, sondern um das reiche Spanien. Die Halbinsel wurde von keltiberischen Stämmen bewohnt, die zwar als kriegerisch galten, aber natürlich keine ernstzunehmenden Gegner für eine Grossmacht darstellten. Spanien war also leichte Beute und wegen seiner Bodenschätze eine äusserst lukrative. Schliesslich war es reich an Silber, wichtigstes Münzmaterial in der Antike. Kein Wunder also, dass Rom hier eigene Interessen anmeldete und nach der Niederwerfung des Barkidenreichs im Süden Spaniens mit der Eroberung der gesamten iberischen Halbinsel begann, die sich bis Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. hinziehen sollte. Spanien wurde zum Spielfeld für römische Politiker, um sich zu sanieren. Unsere Münze bezieht sich auf einen der Nutzniesser der spanischen Reichtümer, einen berühmten Vorfahren des Münzmeisters, L. Postumius Albinus, Consul des Jahres 173. Er hatte im Jahr 180 v. Chr. die Praetur in der Provinz Hispania Ulterior inne und nutzte die Gelegenheit, um einen Feldzug in das Stammesgebiet der Vakkäer zu führen. 130 Städte sollen dabei unterworfen, 35 000 Kelten getötet worden sein, was dem siegreichen Feldherrn nicht nur gewaltige Beute, sondern auch einen Triumphzug in Rom einbrachte.


gischen Talent des grossen Karthagers gewachsen gewesen wäre. Die Schlachten an der Trebia gegen Ende Dezember 218, am Trasimenischen See im Juni 217 und bei Cannae im August 216 gerieten zur Katastrophe. Allein in der Schlacht von Cannae sollen 70 000 römische Soldaten umgekommen sein, darunter auch der kommandierende Consul.

Was andere Völker sofort dazu bewogen hätte, Friedensverhandlungen aufzunehmen, wurde von den Römern als Zeichen der göttlichen Unzufriedenheit mit Rom gedeutet. Die Senatoren führten deshalb eine Vielzahl neuer Zeremonien, neuer Feste und neuer Riten ein, die dazu dienen mochten, die Götter zu versöhnen. Über einen Frieden aus der Position des Schwächeren heraus wurde noch nicht einmal nachgedacht. Hannibal wurde dies zum Verhängnis. Denn wie Ennius in seinen Annalen, fr. 31, 493, schreibt: «Der Sieger ist nicht siegreich, wenn der Besiegte sich nicht für einen solchen hält.»

Die Strategie des Zögerers Hannibal beabsichtigte mit seinem Krieg nie die völlige Vernichtung Roms. Sein Plan ging eher dahin, die Stadt wieder auf den Rang einer italischen Mittelmacht zurückzustutzen, die Karthago bei seinen Expansionsplänen in Spanien und Nordafrika nicht in die Quere kommen konnte. Eine Eroberung Roms war dafür nicht unumgänglich notwendig, man konnte es viel besser treffen, indem man das Netz der Bundesgenossen zerriss. Hannibal versuchte also, den Kelten, Griechen, Etruskern, Samniten, und wie sie alle hiessen, eine Alternative zu Rom zu bieten.

Abb. 44 = Slg. Wyp. 125. C. Calpurnius Piso Frugi. Denar, 67. Av. Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r., dahinter Kontrollzeichen Kopfputz der Isis. Rv. Reiter, die Peitsche schwingend, nach r. galoppierend. Sieg war in römischen Augen etwas, das die Götter demjenigen schenkten, der sie durch seine fromme Haltung beeindruckte. Deshalb galt es bei einer Niederlage als das Wichtigste, die Götter wieder zu versöhnen. Kein Wunder, dass während des Krieges gegen Hannibal in einem bisher nicht gekannten Ausmass neue Götter und neue Feste eingeführt, neue Tempel gebaut wurden (siehe auch Abb. 41). Zu den zahlreichen religiösen Innovationen gehörten die Spiele zu Ehren Apollons, die zum ersten Mal im Jahr 212 abgehalten wurden. Den Antrag zu dem Senatsbeschluss, der sich auf die Durchführung der Spiele bezog, hatte ein Vorfahr des Münzmeisters C. Calpurnius Piso Frugi, der Praetor C. Calpurnius, gestellt. Wesentlicher Bestandteil der Spiele waren die bei den Römern sehr beliebten Pferderennen. Kein Wunder, dass sowohl der Vater L. Calpurnius wie auch der Sohn C. Calpurnius, dessen Münze wir hier sehen, mit exakt dem gleichen Motiv prägte.

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Solange sich das römische Heer zum Kampf gestellt hatte, ging diese Politik auf. Nicht nur grosse und bedeutende Städte wie Syrakus, Tarent und Capua liefen zu den Karthagern über. Viele kleine und kleinste Gemeinden entschieden sich für eine Partnerschaft mit Hannibal. Doch genau hier lag das Problem. Die neuen Bündnispartner befanden sich meist mitten im feindlichen Umland. Um sie zu schützen, wären weit grössere Truppenverbände nötig gewesen, als Hannibal sie kommandierte. Er konnte seine Bundesgenossen nicht vor der Rückeroberung und der harten Bestrafung durch Rom schützen. Dies machte spätestens nach dem Fall von Syrakus im Sommer des Jahres 212 und der Kapitulation Capuas im Frühsommer des Jahres 211 das Bündnis mit Hannibal unattraktiv. Es hatte sich gezeigt, dass die Römer doch die verlässlicheren Schutzherren waren, auch wenn Hannibal, um das Belagerungsheer von Capua abzulenken, bis vor die Tore Roms gezogen war.

Entscheidung in Spanien Wenden wir unseren Blick nach Spanien, wo unter dem Kommando der Brüder Gnaeus und Publius Cornelius Scipio ein kleines römisches Heer versuchte, die Nachschubbasis Hannibals auszuschalten. Zu Beginn des Jahres 211 planten die Scipionen eine grössere Offensive, die scheiterte. Beide Heerführer verloren das Leben, die römische Position in Spanien war ernsthaft bedroht. 60

Abb. 45 = Slg. Wyp. 158. L. Cornelius Lentulus und C. Claudius Marcellus. Denar, Apollonia, danach Münzstätte in Asia, 49. Av. Triskelis mit drei menschlichen Beinen, zwischen ihnen Ähren, in der Mitte Medusenhaupt. Nach dem Tod des Königs von Syrakus, Hierons II., der noch während des ersten Punischen Krieges das Bündnis mit Rom geschlossen hatte, kam sein Enkel Hieronymus an die Macht. Dieser konnte durch die karthagische Diplomatie als Verbündeter für Hannibal gewonnen werden. Für Rom war dies ein schwerer Verlust, da er die Versorgung der Hauptstadt bedrohte – schliesslich gehörte Syrakus zu den bedeutendsten Getreidelieferanten. Deshalb verstärkte Rom sein Engagement in Sizilien. Unter dem Kommando des Marcus Claudius Marcellus begann ein römisches Heer mit der Belagerung des hervorragend befestigten Syrakus. Nicht nur Mauern aus Stein hielten die Römer über zwei Jahre hin. Archimedes, mathematisches und technisches Genie, erfand höchst wirksame Kampfmaschinen, die den Römern zu schaffen machten. Erst im Sommer des Jahres 212 gelang die Eroberung, während der auch Archimedes den Tod fand («Störe meine Kreise nicht!»). Die Nachkommen des Claudius Marcellus entwickelten die Triskelis, das Dreibein, das als Symbol der dreiecksförmigen Insel Sizilien galt, zu einer Art Familienwappen. Die damit verbundenen Kornähren bezogen sich auf die Fruchtbarkeit der Insel, das Medusenhaupt kann als Unheil abwehrendes Zeichen gedeutet werden oder als Hinweis auf den Perseusmythos, der in der Mutterstadt von Syrakus, Korinth, angesiedelt war. Der Münzmeister des hier gezeigten Stücks war ein Nachkomme des Marcellus und gehörte zu den Gegnern Caesars. Seine Münze wies auf die alten Verdienste der Nobilität hin, zu der sich C. Claudius Marcellus zählte. Diese – so die Aussage der Prägung – konnten sich mit den neuen Leistungen Caesars durchaus messen.


In dieser Situation entschieden sich die Consuln, der Volksversammlung einen Mann als Führer des spanischen Krieges vorzuschlagen, der zwar noch nicht das notwendige Alter hatte, dafür aber einen persönlichen Grund für seinen Einsatz: Publicus Cornelius Scipio, Sohn bzw. Neffe der gefallenen Feldherren. Trotz seiner Jugend erhielt er das Kommando über das römische Entsatzheer, das den Kriegsverlauf in Spanien wenden sollte.

Der 25-Jährige besass ein strategisches Talent, das sich mit dem Hannibals messen konnte. Ihm gelang es im Jahr 209, die punische Hauptstadt Spaniens, Neukarthago, zu stürmen. Damit gewann Scipio nicht nur eine sichere Basis für seine militärischen Unternehmungen, sondern auch eine gewaltige Beute: Edelmetallvorräte, Waffenlager, Getreidespeicher und die Geiseln, welche die keltiberischen Stämme den Karthagern hatten stellen müssen. Scipio nutzte seine Position, um in Zusammenarbeit mit einigen Stammesfürsten die Barkiden langsam, aber sicher aus ihrer spanischen Kolonie zu verdrängen. Im Jahr 207 v. Chr. kontrollierte Scipio mit Ausnahme einiger weniger Widerstandsnester die ganze Iberische Halbinsel. So war die neuerliche Alpenüberquerung des Hasdrubal Barkas, der seinem Bruder Hannibal ein Entsatzheer zuführen wollte, die letzte Unterstützung, die der grosse Feldherr aus Spanien erhielt. Doch Hasdrubals Truppen wurden in der Schlacht am Metaurus vernichtet. Als ein römischer Legionär den Kopf des Hasdrubal ins Lager Hannibals warf, wird dieser verstanden haben, dass sein Krieg endgültig gescheitert war.

Abb. 46 = Slg. Wyp. 79. L. Cornelius Scipio Asiaticus. Denarius Serratus, 106. Av. Kopf des Iuppiter mit Lorbeerkranz n. l., davor Kontrollzeichen. Rv. Iuppiter mit Szepter in galoppierender Quadriga n. r. Hatte sich Hannibal als der grosse Günstling des Melkart-Herakles feiern lassen, so setzte ihm Publius Cornelius Scipio seinen Schutzgott Iuppiter entgegen. Demonstrativ begab er sich jeden Morgen auf das Kapitol, liess sich dort im Iuppitertempel nieder, um, wie Livius es ausdrückte, «im Verborgenen die Zeit zu verbringen». Kein Wunder, dass bald das Gerücht die Runde machte, Scipio halte mit seinem göttlichen Vater Zwiesprache. Man schrieb ihm eine ähnliche Zeugung zu wie weiland dem «Zeussohn» Alexander, den seine Mutter durch eine Schlange empfangen haben soll. Die Nachkommen des Scipio bedienten sich dieses Mythos und machten Iuppiter zum Patron der Gens Cornelia.

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Das Duell der Giganten Nach seiner Rückkehr aus Spanien setzte Scipio durch, dass der Krieg nach Nordafrika getragen wurde. Er landete im Sommer des Jahres 204 vor Karthago und errang durch List und Skrupellosigkeit schnell einige entscheidende Siege, die den karthagischen Rat dazu veranlassten, einen vorläufigen Frieden mit Rom auszuhandeln.

Hannibal verliess mit seinen etwa 20 000 überlebenden Söldnern Italien und bezog in der Nähe seiner eigenen Güter Quartier. Dort erhielt er die Nachricht, dass die Friedensverhandlungen gescheitert waren. Die Entscheidungsschlacht zwischen Hannibal und Scipio sollte nach 17 Jahren den zweiten Punischen Krieg beenden.

Zama und seine Folgen Die Schlacht von Zama im Herbst des Jahres 202 v. Chr. endete mit einer vernichtenden Niederlage der Karthager. Und so sahen dann auch die Friedensbedingungen aus, die Scipio stellte. Spanien und alle Inseln des Mittelmeers mussten geräumt, ein Teil der nordafrikanischen Gebiete an einen einheimischen Verbündeten der Römer abgegeben werden. Kriegselefanten wurden verboten, die stolze karthagische Flotte auf zehn Schiffe reduziert. Am schlimmsten dürfte die Karthager die Tatsache getroffen haben, dass sie nun als 62

Abb. 47 = Slg. Wyp. 128. M. Plaetorius Cestianus. Denar, 67. Av. Drapierte Büste der Kybele mit Mauerkrone n. r., davor Globus. Der bedeutendste Zuwachs für den römischen Götterhimmel wurde die Grosse Mutter Kybele. Den Sibyllinischen Büchern hatte man entnommen, dass der in Italien stehende Feind nur dann ausser Landes vertrieben und besiegt werden könne, wenn man die Magna Mater nach Rom hole. So importierten die Römer im Jahr 204 Kybele in Gestalt eines Meteorsteins aus Pessinus in Kleinasien. Der «beste Bürger» des Staates wurde ausersehen, sie in Empfang zu nehmen. Es dürfte niemanden verwundern, dass man sich dabei für einen Verwandten Scipios entschied. Kybeles Kultbild wurde bis zum Bau eines eigenen Heiligtums im Tempel der Victoria einquartiert, ein allzu deutliches Zeichen dafür, warum man Kybele nach Rom geholt hatte. Und so war es der grosse Sieger von Zama, Scipio Africanus, der während seines zweiten Konsulats im Jahr 194 v. Chr. die Ludi Megalenses gründete, Spiele zu Ehren der Kybele. Ihre Durchführung war den kurulischen Aedilen anvertraut, und das ist auch der Grund, warum auf dieser Münze Kybele dargestellt ist. Der verantwortliche Münzbeamte bekleidete nämlich gleichzeitig das Amt des kurulischen Aedilen.


Freund («amicus») der Römer galten, ein Terminus technicus, der den rechtlichen Status der Stadt beschrieb: Sie durfte keinen Krieg ohne Erlaubnis der Römer führen und war gleichzeitig verpflichtet, in jedem römischen Krieg Männer und Material zu stellen. Da waren die 10 000 Talente Silber, mehr als 260 Tonnen, noch das wenigste. Karthago war als Grossmacht gescheitert. Es würde fortan als lokale Organisationseinheit unter der Kontrolle Roms weiterexistie-

ren. Scipio fand ein eindrückliches Symbol für diesen politischen Abstieg: Er liess die beschlagnahmte karthagische Flotte vor den Augen ihrer einstigen Besitzer auf dem offenen Meer verbrennen. Mit dem Sieg über Karthago hatte sich Rom als die neue Grossmacht im westlichen Mittelmeer etabliert. Gleichzeitig hatte die alte Nobilität bewiesen, dass sie in der Lage war, das römische Staatswesen auch durch kritische Zeiten zu steuern. Dies hatte Auswirkungen auf die Innenpolitik: Die Männer, die Hannibal geschlagen hatten, blieben an der Macht. Sie wurden zu arroganten Vertretern eines römischen Herrschaftsanspruchs über alle Völker, mit denen Rom eine Verbindung aufnahm.

Abb. 48 = Slg. Wyp. 139. M. Aemilius Lepidus. Denar, 61. Rv. Reiter n. r., über der Schulter Trophäe. Der Kampf gegen Hannibal war nicht nur ein Triumph der Römer, sondern vor allem der alten römischen Oberschicht. Während sich die politischen Freunde des Gaius Flamininus zum Teil bis auf die Knochen blamierten (Flamininus selbst verlor sein Leben als verantwortlicher Feldherr in der Schlacht am Trasimenischen See), zeigten die Mitglieder der alten Nobilität, dass sie gerade in Sachen Kriegsführung über die grösste Kompetenz verfügten. Einer von ihnen war der junge M. Aemilius Lepidus, typischer Vertreter einer rücksichtslos imperialen Politik und ein äusserst einflussreicher Mann in Rom. Er bekleidete zweimal das Konsulat (187 und 175), war seit 180 Pontifex Maximus und wurde sechsmal zum Princeps Senatus gewählt, also zu dem Senator mit der grössten Auctoritas, der bei jeder Debatte als Erster sein Votum abgab. Seinen Ruhm begründete eine Heldentat während des zweiten Punischen Krieges, was uns bei Valerius Maximus 3, 1, 1 überliefert ist. Im jugendlichen Alter von 15 Jahren tötete M. Lepidus einen Feind und rettete dadurch einen Bürger, was auch die Münzumschrift wiedergibt: M. LEPIDUS AN(norum) XV PR(aetextatus?) H(ostem) O(ccidit) C(ivem) S(ervavit), also auf Deutsch: Marcus Lepidus tötete im Alter von 15 Jahren, während er noch mit der Toga Praetextatus bekleidet war, einen Feind und rettete einen Bürger. Dafür wurde ihm zu Ehren auf dem Kapitol eine Statue errichtet.

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3.4 Herrin der antiken Welt Die Gleichschaltung Makedoniens

N

ur wenige Monate nach ihrer vernichtenden Niederlage in der Schlacht von Cannae fingen die Römer einen Gesandten des Makedonenkönigs ab, der in seinem Gepäck einen Vertragsentwurf mitführte, in dem Philipp V. und Hannibal sich gegenseitig diplomatische und militärische Unterstützung zusicherten. Damit hatte sich Makedonien in den Augen der Römer als ein Schurkenstaat entlarvt, den die Senatoren gnadenlos zu vernichten beschlossen. Noch während des Krieges gegen Hannibal animierten römische Diplomaten die traditionellen Feinde Makedoniens, die Aitoler, zu einem Stellvertreterkrieg, der allerdings mangels römischer Unterstützung scheiterte. Die Aitoler lenkten ein und Rom musste diesen ersten, nur halbherzig ausgefochtenen Makedonischen Krieg mit dem Vertrag von Phoinike beenden. Für Philipp schien dieser 205 v. Chr. geschlossene Frieden den Status Quo und seine Hegemonie über Griechenland zu sichern. So konnte er die Chance nutzen, die sich mit der Thronbesteigung des neuen ägyptischen Pharaos, Ptolemaios V., ergab. Dieser war noch ein Kind und seine Hofkamarilla mit ihren Intrigen viel zu beschäftigt, um die überseeischen Besitzungen in Thrakien und Kleinasien zu verteidigen. Philipp dehnte sein Reich aus, was seine alten Konkurrenten auf den Plan rief: Pergamon und Rhodos. Diese antichambrierten bereits im Winter des Jahres 201 in Rom, um die würdigen Väter für einen neuen Feldzug gegen Makedonien zu gewinnen. Man musste nicht allzu lange bitten; schliesslich war der Punische Krieg seit 202 beendet; die römischen Politiker brauchten ein neues Aktionsfeld, um militärische Meriten (und natürlich Beute) gewinnen zu können. Bereits bei seinem Amtsantritt Anfang des Jahres 200 erhielt einer der beiden Consuln Makedonien als Machtbereich zugewiesen. Dumm nur, dass sich die Volksversammlung weigerte, so kurz nach dem Ende des zweiten Punischen Krieges einen neuen Krieg zu beginnen. Natürlich gab man sich damit nicht zufrieden. Der Consul rief das Volk noch einmal zusammen, und mit ein paar geschickten Manipulationen gelang es, der Versammlung die Zustimmung zu entlocken. So setzte sich das römische Heer in Marsch. Es siegte unter dem Kommando des Titus Quinctius Flamininus bei Kynoskephalai im Jahre 197. 8000 Makedonen starben in der Schlacht, 5000 wurden gefangen genommen. Dies war nur ein Bruchteil dessen, was die Römer bei Cannae verloren hatten, doch Philipp war das Leben seiner Untertanen mehr wert als ein aus64


sichtsloser Krieg. Er schloss Frieden. Auf römisches Geheiss gab Makedonien seine Vormachtstellung in Griechenland auf, opferte seine Kriegsflotte bis auf sechs Schiffe und zahlte eine Kriegsentschädigung in Höhe von 1000 Talenten. Abb. 49 = Slg. Wyp. 82. Q. Minucius Thermus(?). Denar, 103. Rv. Römischer Soldat links, schützend über einem gefallenen Kameraden stehend, gegen einen makedonischen Soldaten mit Schild und Schwert fechtend. Eine beliebte Schulübung in den Rednerklassen des antiken Roms war die Streitfrage, wer wohl gewonnen hätte, wenn Alexander der Grosse nicht 323 v. Chr. in Babylon verstorben, sondern mit seinen Makedonen in den Westen gegen Rom gezogen wäre. Die makedonischen Phalangiten hatten jahrhundertelang als die besten Kämpfer der damals bekannten Welt gegolten. Deshalb war es ein besonderer Grund für römischen Stolz, mit diesen erprobten Männern fertig geworden zu sein. Man erinnerte gern daran, und so finden wir häufig Krieger mit dem typisch makedonischen Rundschild und dem gehörnten Helm auf römischen Münzbildern, wie bei diesem Beispiel. Leider sind uns weder Details aus der Karriere des Münzmeisters noch aus seiner Familiengeschichte bekannt genug, um daraus zu schliessen, welcher seiner Vorfahren in einem der Makedonenkriege eine Heldentat vollbrachte.

Weiter wollte Rom das Königreich im Norden nicht schwächen, da Griechenland sich seit Jahrhunderten darauf verliess, dass die Makedonen die Grenze gegen die räuberischen Stämme Illyriens und Thrakiens sicherten. Damit verschwand Makedonien als Grossmacht und hinterliess in Griechenland ein Machtvakuum. Wie dieses gefüllt werden konnte, sollte sich in naher Zukunft zeigen.

Freiheit wie Rom sie meint Nach dem Sieg über Philipp stellte sich in Rom die Frage, wie man mit den Gebieten in Griechenland umgehen wollte, über die Makedonien bisher die Hegemonie ausgeübt hatte. Als Unterworfene konnte man die Bürger von Athen, Korinth, Theben und all den anderen Städten nicht bezeichnen. Schliesslich hatte Rom seinen Kampf gerade damit begründet, dass es für die Freiheit dieser Völker in den Krieg zog. Flamininus ging also einen anderen Weg: Er proklamierte in 65


einer unglaublich publikumswirksamen Aktion im Rahmen der Isthmischen Spiele von Korinth im Jahr 196 v. Chr. die Freiheit und Selbstverwaltung der Griechen, «ohne Besatzungen hineinzulegen, ohne Tributzahlungen zu fordern».

Den wenigsten Griechen war die Tatsache bewusst, dass diese Freiheit von Roms Gnaden in römischen Augen ein Klientelverhältnis begründete. Die ehrwürdigen Väter erwarteten von jeder Stadt, jedem Stamm, ja jedem einzelnen Griechen Dankbarkeit in solchem Masse, dass alle Wünsche des Senats prompt erfüllt, seine Entscheidungen widerspruchslos befolgt würden. Diese Form der Freiheit beinhaltete nicht die Möglichkeit, unabhängig eine Entscheidung zu treffen, die römischen Interessen widersprach. Im Gegenteil, durch das Geschenk der Selbstbestimmung gaben die griechischen Völker ihre eigenständige Aussenpolitik auf. Doch das mussten einige Bürger Griechenlands erst lernen.

Antiochos der Grosse? Zu ihnen gehörten die Aitoler, die im ersten Makedonischen Krieg als Verbündete der Römer agiert hatten. Sie waren unzufrieden, denn sie hatten nach der Zerschlagung des makedonischen Königreichs auf eine substanzielle Gebietserweiterung gehofft. Flamininus erfüllte diesen Wunsch nicht und verärgerte damit den alten Erfüllungsgehilfen. 66

Abb. 50 = Slg. Wyp. 119. L. Farsuleius Mensor. Denar, 75. Av. Drapierte Büste der Libertas mit Diadem n. r., dahinter Pileus. Was Libertas für einen Römer bedeutete, darüber gibt uns ihr wichtigstes Attribut, der Pileus, Auskunft. Dabei handelt es sich um eine kleine, runde Filzkappe, wie wir sie hier hinter dem Kopf der Libertas sehen. Der Pileus war in Rom verbunden mit der Zeremonie der Freilassung eines Sklaven – doch die Freiheit eines Freigelassenen kann nicht mit dem verglichen werden, was wir mit diesem Wort verbinden. Der entlassene Sklave wurde zum Klienten, musste sich meist täglich bei seinem Patron melden und sich ihm in allen Entscheidungen unterordnen. Zwar durfte der ehemalige Sklave nun auf eigene Rechnung arbeiten, doch der Patron konnte bei Bedarf jederzeit auf dessen Besitz zurückgreifen. Nach seiner Freilassung band den Sklaven zwar kein Recht mehr an seinen Herren, aber die moralische Verpflichtung wirkte mindestens genauso drückend. Es brauchte eine Zeit, bis die Völker des Ostens begriffen hatten, was römische Freiheit bedeutete. Dass sie es dann verinnerlichten, zeigt eine Episode um König Prusias von Bithynien: «Als die römischen Gesandten zu ihm kamen, ging er ihnen mit geschorenem Haupte entgegen, angetan mit Filzkappe, Toga und römischen Schuhen, genau jener Tracht, die in Rom die eben freigelassenen Sklaven … zu tragen pflegen. Und er grüsste die Gesandten mit den Worten: Sehet in mir euren Freigelassenen, der euch in allem gefällig sein und alles, was bei euch Brauch ist, nachahmen möchte.» (Polybios 30, 18, 3 f.)


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So sahen sich die Aitoler nach einem neuen Bündnispartner um und fanden ihn in Antiochos III., König des seleukidischen Reichs im Osten von 223–187. Antiochos herrschte über Syrien. Ihm gelang es, grosse Teile Kleinasiens wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Den Beinamen «der Grosse» verdiente er sich mit seinem Feldzug in den Osten, der ihn bis Indien führte und durch den er Armenien, das Reich der Parther und Baktrien, wieder unter seine Kontrolle brachte. Allein durch seine Machtkonzentration galt Antiochos den Römern als Feind, dessen Handlungen man genau überwachen musste. Wahrscheinlich hätte es gelingen können, zumindest vorerst, Interessensphären abzugrenzen. Doch die Tatsache, dass Antiochos dem 195 aus Karthago vertriebenen Hannibal Exil gewährte, schürte das Misstrauen. Und dazu bemühten sich seleukidische Gesandte um die von den Römern verärgerten Aitoler. Diese verstanden die diplomatischen Phrasen als feste Bündniszusage und schlugen los: Sie eroberten Demetrias auf der Peloponnes und sandten Antiochos eine Nachricht, dass nun ein sicherer Landungsplatz für seine Truppen bereitstünde. Zu Beginn des Winters 192 landete Antiochos mit einem Heer von kläglichen 10 000 Mann in Griechenland. Er war in den Krieg hineingerutscht und führte ihn höchstens halbherzig. Erst als ihn die römischen Truppen auf asiatischen Boden zurückgetrieben hatten, begriff Antiochos die Grösse der Gefahr. Bei Magnesia am Sipylos stellte er sich in den letzten Tagen des Jahres 190 zur Entscheidungsschlacht. Die Römer rühmten sich später, 53 000 Feinde im Kampf getötet zu haben. Auch wenn diese Zahl wohl übertrieben ist, war

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Abb. 51 = Slg. Wyp. 129. Q. Pomponius Musa. Denar, 66. Rv. Hercules der Musenführer in heroischer Nacktheit n. r. stehend, über dem Kopf das Löwenfell, eine Kithara spielend, zu seinen Füssen Keule. Abb. 52 = Slg. Wyp. 130. Q. Pomponius Musa. Denar, 66. Rv. Urania, die Muse der Astronomie, n. l. stehend, mit einem Stab auf einen Globus weisend, der auf einem Dreifuss ruht. Die Aitoler wandelten sich durch die Behandlung, die sie von Seiten Roms erfuhren, von Verbündeten zu erbitterten Feinden. Hatten sie im ersten und zweiten Makedonischen Krieg treu auf der Seite Roms gestanden und grosse Opfer für den römischen Sieg gebracht, fühlten sie sich nach dem Sieg über Philipp von Flamininus als lästige Bittsteller behandelt, die man mit einigen Brosamen aus der Beute abspeiste. Die Erbitterung gegen die Römer, die sich nach der Freiheitserklärung 196 als Schiedsrichter Griechenlands aufspielten, wuchs. Aitolien zog erneut in den Krieg, diesmal gegen die einstigen Verbündeten an der Seite des Antiochos. Dies war in den Augen der Römer unverzeihlich. Als sich die Aitoler 189 bedingungslos unterwarfen, erlegte ihnen Rom nicht nur beträchtliche territoriale Einbussen auf, sondern auch das Eingeständnis, «das Imperium und die Hoheit des römischen Volkes treulich zu wahren» – sich also in allen Entscheidungen Rom zu unterwerfen. Marcus Fulvius Nobilior, Sieger über die Aitoler, brachte als Beute aus dem von ihm belagerten aitolischen Ambrakia neun Musenstatuen mit, die wohl das Vorbild lieferten für diese wunderhüb-

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das seleukidische Heer vernichtet, Kleinasien in römischer Hand, die Macht des Antiochos gebrochen. Kleinasien wurde nicht zur römischen Provinz. Der Senat beliess einigen wenigen Städten, die von Anfang an auf der richtigen Seite gestanden hatten, die Freiheit, die anderen stellte er im Vertrag von Apameia 188 unter den Befehl seiner treuen Verbündeten Rhodos und Eumenes II. von Pergamon. Diese zählten zu den Amici, den Freunden Roms, und würden es nicht wagen, etwas gegen das römische Interesse zu unternehmen.

Die Zerschlagung des makedonischen Reichs Im Sommer des Jahres 179 starb Philipp V. Sein Sohn Perseus trat nach ihm die Herrschaft an. Ganz glücklich war man in Rom nicht mit diesem jungen Mann. Man hätte seinen jüngeren Bruder, der als Geisel in Rom aufgewachsen war, lieber an seiner Stelle gesehen. Doch noch Philipp hatte Letzteren unter nicht ganz geklärten Umständen in aller Stille beseitigen lassen. Perseus bestieg den Thron zu einem Zeitpunkt, als sich in allen Städten Griechenlands die Parteikämpfe im Inneren über ein pround ein antirömisches Lager definierten. Die einst so freien Hellenen sahen sich nun vor allem von wirtschaftlichen Schwierigkeiten bedrängt. Die Schere zwischen Arm und Reich klaffte immer weiter auseinander und mancher Schrei nach Freiheit war in Wirklichkeit der Kampf ums wirtschaftliche Überleben. In dieser Situation wurde Perseus als eine echte Alternative zu Rom verstanden. Jede seiner Handlungen – seine Vermittlungsversuche bei sozialen Unruhen in Nordgriechenland, seine Heirat mit der Enkelin des Antiochos III., das Brautgeleit durch die rhodische Flotte – wurden im Senat als Versuch verstanden, eine Allianz gegen Rom zu schmieden. Eumenes von Pergamon tat noch ein Übriges, indem er im Sommer des Jahres 172 persönlich, während einer geheimen Senatssitzung, Klage gegen Perseus erhob. So ging also noch im gleichen Jahr eine römische Gesandtschaft nach Griechenland und Kleinasien, um dort Stimmung für Rom zu machen. Sie konnte melden, dass sich praktisch alle Staaten hinter Rom stellten – was sicher nichts über deren Zuneigung zu ihrer Hegemonialmacht aussagt, sondern lediglich ihre Einschätzung der Siegesaussichten charakterisiert. Perseus bemühte sich mehrmals, Verhandlungen einzuleiten. Er erhielt keine Chance dazu. Der von Rom initiierte Krieg zielte von Anfang an auf die Vernichtung Makedoniens. Trotzdem konnte der König fast drei Jahre lang ohne bedeutende Verbündete der rö68

sche Münzserie des Q. Pomponius Musa mit den neun Musen. Sie standen im Tempel des Hercules Musarum, wo einst der mythische Vorfahre des Pomponius Musa, der Sohn des etruskischen Königs Numa mit Namen Pompo, ein Heiligtum zu Ehren der römischen Variante der griechischen Musen errichtet hatte. Auf dieses Heiligtum dürften sich sowohl der Beiname des Münzmeisters als auch die Darstellungen der Münzserie beziehen.


mischen Kriegsmaschinerie widerstehen. Eine beeindruckende Leistung! Die Geschichte des Königreichs Makedonien endete mit der Niederlage von Pydna im Jahre 168. Eine Senatskommission entschied, dass das Land frei bleiben sollte: Allerdings wurde es in vier Teile geteilt, denen jeder geschäftliche und private Verkehr untereinander strengstens verboten war. Die Gold- und Silberminen des Landes wurden geschlossen, das Schlagen von Schiffbauholz verboten, um die Wirtschaft des Landes möglichst nachhaltig zu schädigen. Einige wenige Grenztruppen durfte Makedonien weiterhin unterhalten, um als Bollwerk gegen den Norden zu dienen. Doch alle fähigen Offiziere und Beamten, die diese Verteidigung hätten organisieren können, waren auf unbestimmte Zeit nach Italien verbannt.

Und bei all dem konnte sich Makedonien noch glücklich preisen. Den Epirus, der während des Krieges auf die Seite des Perseus übergelaufen war, gab der römische Feldherr zur Verwüstung frei: 70 Ortschaften wurden systematisch geplündert und zerstört, 150 000 Bürger sollen in die Sklaverei abgeführt worden sein. Rom hatte Griechenland damit gezeigt, dass es keine Alternative mehr gab. Einzig vorauseilender Gehorsam bot die Freiheit, wenigstens innerhalb enger Grenzen eine eigene Politik betreiben zu können.

Abb. 53 = Slg. Wyp. 134. L. Aemilius Lepidus Paullus. Denar, 62. Rv. L. Aemilius Paullus in Toga n. l. stehend, vor ihm Trophäe aus makedonischen Waffen und drei Gefangene mit gefesselten Händen: Perseus und seine beiden Söhne. Unser Münzherr, selbst Consul im Jahr 50, widmete diese Prägung seinem Vorfahren L. Aemilius Paullus Macedonicus, dem er drei Triumphe (TER) zuschrieb, einen im Jahr 190 wegen seiner Siege in Spanien, einen 181 in Ligurien wegen seiner Kämpfe gegen die Kelten und einen, den bedeutendsten, 168 in Makedonien wegen der Zerschlagung des Königreichs – tatsächlich hatte Paullus nur die letzten beiden gefeiert, die Familienlegende aber machte aus den zwei realen drei gefühlte Triumphe. Die kleine Inschrift TER könnte eine Anspielung auf die Tagespolitik sein: Schliesslich war der dritte Triumph des Pompeius bereits absehbar. Nun feierte sich Pompeius als Ausnahmefeldherr, so dass man dieses eine Wort durchaus als feine Andeutung verstehen könnte, dass vor ihm schon andere drei einen Triumph werte Siege für Rom erfochten hatten. Die Tatsache, dass der römische Pöbel die Nachfahren Alexanders des Grossen in zerfetzten Kleidern gefesselt vor dem Prunkwagen des Triumphators gesehen hatte, brannte sich unauslöschlich in das kollektive Gedächtnis Roms ein. Und auch diese Münze zeigt den stolzen Makedonienkönig nicht als ebenbürtigen Gegner, sondern als gedemütigten, hilflosen Gefangenen vor dem römischen Magistrat.

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Und Rom selbst? Natürlich liess der gewaltige Machtzuwachs, der durch den Sieg über Karthago, Makedonien und das Seleukidenreich der Tibermetropole zugefallen war, die römische Gesellschaft nicht unverändert.

Da waren zunächst die gewaltigen Mengen an Silber und Gold, die den römischen Markt schier überschwemmten. Selbstverständlich wurden sie nicht «gerecht» verteilt. Der Staatsschatz bekam den Löwenanteil, die Feldherrn und ihre hohen Offiziere behielten einen ansehnlichen Rest und die einfachen Soldaten wurden mit einer Prämie abgespeist. Und die Preise stiegen. Mancher, der nicht zu den Kriegsprofiteuren gehörte, konnte sich bald Grund und Boden nicht mehr leisten. Dazu kamen die unglaublichen Zahlen an Gefangenen, die auf den Sklavenmärkten als billige Arbeitskräfte angeboten wurden. Sie konkurrierten mit den Freien um die Arbeit. Viele Römer der Unterschicht, die sich bis dahin als Tagelöhner in der Landwirtschaft über Wasser gehalten hatten, verloren ihre Beschäftigung. Sie zogen in die Stadt, um dort ein Auskommen zu finden. Aus ihnen entstand das Proletariat, die Schicht, die einzig ihre Nachkommenschaft (lat. «proles») besass und sich mit reichlichem Einsatz von Geld politisch manipulieren liess. Rom veränderte sich. Es wurde zur kosmopolitischen Grossstadt. Griechische Sklaven, griechische Geiseln und griechische Händler brachten ihre Kultur in die Tibermetropole. Überall sprach man von den fantastischen Kunstwerken, die bei den grossen Plünderungen erobert worden waren. Sie zeigten grösstenteils nackte Menschen, etwas Unglaubliches in den Augen traditionell erzogener Römer. Und der Luxus, dem sich mancher Reiche vor 70

Abb. 54 = Slg. Wyp. 175. C. Vibius Varus. Denar, 42. Av. Kopf des Liber Pater mit Efeukranz n. r. Rv. Bekränzter Altar, darauf Maske, daran gelehnt Thyrsosstab, rechts davon Panther. Liber Pater, besser bekannt als Bacchus, ist das römische Pendant zum griechischen Dionysos. Wie dieser ist er für den Weinbau zuständig. Ihm gilt das Opfer des Bauern vor dem Keltern. Während aber der griechische Dionysos den Zustand des Aussersichseins im Trunk oder im Theaterspiel beinhaltet, hatte der römische Liber staatspolitische Aufgaben. So legten an seinem Fest, dem 17. März, die 14- bis 17-Jährigen die Kindertoga ab und die Toga Virilis an. Damit war nicht nur die politische Volljährigkeit verbunden, sondern auch das Recht, liegend an einem Symposion, einem geselligen Abendmahl, teilzunehmen. Liber Pater wurde trotz seiner grossen Ähnlichkeit mit Dionysos nicht von dem Verbot der Bacchanalien berührt. Allerdings vermischten sich die Vorstellungen von Dionysos und Liber im Verlauf des 2. und 1. Jahrhunderts, was unsere Münze gut zeigt. Auf ihrer Rückseite sehen wir lauter Attribute, die eigentlich mit der griechischen Variante des Gottes verbunden sind: die Maske für das Theater – in Rom war Apollon dafür zuständig; den Thyrsosstab für den Thiasos, den heiligen Umzug zu Ehren des Gottes, und den Panther, sein heiliges Tier.


den Augen seiner hungernden Landsleute hingab! Kein Wunder, dass viele Menschen sich verunsichert fühlten. Verlor Rom durch die Eroberungen nicht seine ureigene Stärke, seine Virtus, die den Beistand der Götter gesichert hatte? Nur aus diesem Zusammenhang ist eine Episode aus dem Jahre 186 v. Chr. zu verstehen, die als Bacchanalienskandal in die Geschichte eingegangen ist. Damals verbot der Senat in einem uns in schriftlich erhaltenen Beschluss bei Todesstrafe, private Mysterienfeiern zu Ehren des Dionysos abzuhalten. Dies ist ungewöhnlich für Rom: Eigentlich war Rom tolerant; solange der Staatskult vorschriftsmässig erfüllt wurde, durfte der Einzelne glauben, was er wollte. Doch anscheinend galten die Bacchanalien mit ihrem grossen Weinkonsum und der Vermischung der Geschlechter als sittlich so anstössig, dass der Senat glaubte, sie nicht hinnehmen zu können. Das Unbehagen an der sich schnell ändernden Kultur fand sein Ventil im Verbot dieses einzelnen Kults.

Ceterum Censeo Hätte man einen Römer gefragt, wann der grosse Wendepunkt in der Geschichte seines Staates gewesen sei, so hätte er auf das Jahr 146 verwiesen, das Jahr, in dem Karthago zerstört wurde. Und doch war die Zerstörung der einstigen Gegenspielerin nur ein kleiner Teil vom grossen Leid, das Rom Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. über all die brachte, die sich noch nicht mit seiner Gewaltherrschaft abgefunden hatten. Da war zunächst Spanien, wo seit 180 Ruhe geherrscht hatte. Doch nun fielen die noch nicht unterworfenen Lusitanier in der Provinz ein. Der Senat schickte ein Heer und einen Consul. Hätte der nach seinem Amtsantritt am 15. März die Reise angetreten, hätte er den Kampf erst gegen Ende der Feldzugsaison aufnehmen können. Um dies zu umgehen, verlegten die Römer Amtsantritt und damit den Anfang des politischen Jahres vor, und zwar auf den 1. Januar. Dies war eine Entscheidung von wahrlich historischer Bedeutung: Noch heute, mehr als 2000 Jahre später, beginnt unser Jahr an diesem Tag. Nach einigen Rückschlägen und Verhandlungen beendete ein anderer Consul im Winter 151/50 den spanischen Krieg: Er forderte die Lusitanier auf, an festgelegten Sammelplätzen ihre Waffen niederzulegen. Sie kamen zu Tausenden, gaben ihre Waffen ab und wurden niedergemetzelt, ein paar Glücklichere gefangen genommen. Die Lusitanier verloren 30 000 Krieger. Und über Spanien herrschte Grabesruhe. 71


Damit war das Heer frei, in Afrika einzugreifen, wo sich der Antagonismus zwischen Karthago und dem benachbarten Numidierkönig Massinissa weiter vertieft hatte. Rom unterstützte mit seinen Schiedssprüchen die Expansion Massinissas. Bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. hatten sich die Karthager widerspruchslos gefügt, doch dann …

Als im Jahr 152 eine hochrangige Senatskommission, der auch Cato der Ältere angehörte, mal wieder ein Urteil zu Gunsten Massinissas fällte, wiesen die karthagischen Politiker darauf hin, dass dies den Bestimmungen des Friedensvertrags von 201 widerspreche. Die ehrwürdigen Väter waren konsterniert. Einem Karthago stand es nicht an, Rom zu widersprechen. Das konnte doch nur der Beginn eines neuen Krieges sein. Und dem galt es zuvorzukommen. Plötzlich forderten viele Stimmen, darunter am lautesten die Catos, die Zerstörung der Stadt. Es ehrt Rom, dass es auch die Vernünftigen gab, die sich der Kriegstreiberei widersetzten. Doch ihnen entzog Karthago selbst die Argumente, indem es entgegen den Bestimmungen von 201 Massinissa angriff. Damit konnte der Senat die Kriegsschuld auf Karthago abwälzen. Und das, obwohl Karthago sich sofort ergab. Der römische Terminus technicus dafür lautet «deditio». Eine Deditio beinhaltete das Recht des Siegers, alles und wirklich alles mit dem Besiegten zu machen, wobei eine moralische Verpflichtung meist das Schlimmste 72

Abb. 55 = Slg. Wyp. 93. M. Porcius Cato. Quinar, 89. Rv. Victoria Virgo mit Palmzweig n. r. sitzend, auf der ausgestreckten r. Hand Patera. Am 1. August des Jahres 193 weihte Cato der Ältere ein Heiligtum der Victoria Virgo, in dem wohl das auf unserer Münze gezeigte Standbild zu finden war. Cato hatte als Consul 195/4 einen höchst einträglichen Feldzug in Spanien geführt. Die Kriegsbeute bestand aus immerhin 1400 Pfund Gold, 25 000 Pfund unverarbeitetem Silber, 123 000 Denaren und 540 000 lokalen Silbermünzen. Einen Teil des Geldes verwendete er für das neue Heiligtum. Seine Einstellung gegenüber den Feinden wird deutlich in dem Befehl, das Getreide für die römischen Truppen nicht mehr zu kaufen. «Bellum se ipsum alet» (lat. für «Der Krieg nährt sich selbst») ist einer seiner überlieferten Aussprüche. Wesentlich bekannter ist die Forderung, die er seit 152 nach jedem seiner Voten im Senat gestellt haben soll: «Ceterum censeo Carthaginem esse delendam» (lat. für «Im Übrigen stimme ich dafür, dass Karthago zerstört werden muss»). Tatsächlich ist dieses Zitat genauso wenig historisch wie die Anekdote, Cato habe mit einigen besonders grossen Feigen die Senatoren auf die wirtschaftliche Stärke der alten Gegnerin hingewiesen. Real aber war die Angst in den Köpfen der Alten, die Angst vor Karthago. Cato selbst hatte als junger Mann im zweiten Punischen Krieg gekämpft. Er sah nun während seiner Mission in Afrika mit Entsetzen, dass sich die Stadt wirtschaftlich erholt hatte. Er und viele andere wollten den dritten und letzten Krieg gegen Karthago möglichst schnell auskämpfen, und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem der römische Sieg gewiss war.


verhütete. Doch gegen die alte Gegnerin empfand der römische Senat keine solche Verpflichtung. Er befahl die Zerstörung der Stadt und die Deportation ihrer Bewohner ins Innere Afrikas. Ein Überleben war dort für so viele Menschen unmöglich. Es blieb also die Wahl zwischen einem schnellen Tod und einem langsamen Sterben. Die Karthager entschieden sich für einen letzten Kampf. Obwohl sie die Waffen abgegeben hatten, gelang es ihnen dennoch, sich, verschanzt hinter ihre Mauern, fast drei Jahre lang gegen die römischen Belagerer zu behaupten. Die Stadt fiel 146 v. Chr. Von den einst rund einer halben Million Einwohnern ergaben sich 50 000 Überlebende. Die Römer verkauften sie in die Sklaverei, machten Karthago dem Erdboden gleich und streuten Salz über die Felder, um jede Neubesiedelung des verfluchten Platzes zu verhindern.

Letztes Aufbäumen Während das römische Heer noch Karthago belagerte, brach in Nordgriechenland der nächste Aufstand auf. Man hätte es kommen sehen können, denn seit der Teilung Makedoniens wurde das Land Abb. 56 = Slg. Wyp. 66. M. Caecilius Metellus(?). Denar, 127. Rv. Makedonischer Schild, im Mittelfeld Elefantenkopf; alles umgeben von Lorbeerkranz. Während wir den Elefantenkopf der Meteller als Hinweis auf den Sieg ihres Vorfahren bei Panormos im Jahr 250 schon kennen (siehe Abb. 38 und 39), weist der makedonische Schild auf eine weitere Leistung eines Politikers aus dem Geschlecht der Meteller hin. Q. Caecilius Metellus Macedonicus schlug den Aufstand des Andriskos nieder und gliederte Makedonien als Provinz in den römischen Staatsverband ein.

von blutigen Unruhen erschüttert, die dauerhaft nicht in den Griff zu bekommen waren. Die Bevölkerung schrie geradezu nach einem Befreier, und der fand sich Ende der 150er-Jahre in einem Abenteurer namens Andriskos, der sich wegen seiner Ähnlichkeit mit dem letzten Makedonenkönig als dessen Sohn Philipp ausgab. 73


Zunächst unterschätzte Rom die Situation, der Aufstand breitete sich aus. Doch der Praetor Q. Caecilius Metellus machte 148 dem Spuk ein Ende. Und er zog die Konsequenz, indem er die vier unregierbaren Teilrepubliken in eine einzige Provinz umwandelte, die sich im Norden Griechenlands von der Adria zur Ägäis erstreckte. Etwa gleichzeitig entstand ein neuer Unruheherd auf der Peloponnes. Sparta, eigentlich ein Mitglied des Achäischen Bundes, entzog sich immer wieder den Anordnungen der Bundesversammlung. Rom liebte solches Gerangel, weil es ihm die Möglichkeit gab, als Schiedsrichter einzugreifen, und untersagte den Achäern jedes militärische Vorgehen. Doch die widersetzten sich dem Befehl und griffen an. Das liess sich wiederum der Senat nicht gefallen. Er befahl, Sparta, Korinth, Argos und einige weitere Städte aus dem Achäischen Bund zu lösen. Diese Massnahme hätte die Vorherrschaft des Bundes auf der Peloponnes beendet. Im Frühjahr des Jahres 146 setzte Rom seinen Willen mit einer einzigen Schlacht durch. Danach waren keine Achäer mehr übrig, die ihren Bund hätten verteidigen können. Kampflos zogen die Legionen in Korinth ein und richteten ein Blutbad an. Die Überlebenden wurden in die Sklaverei verkauft, die Stadt systematisch geplündert und dem Erdboden gleichgemacht.

Roms Provinzen nach 146 v. Chr. Mit den Gewaltaktionen in Spanien, Afrika, Makedonien und Griechenland hatte sich das römische Reich entscheidend vergrössert. Zu den alten Provinzen Hispania Ulterior, Hispania Citerior, Sicilia und Sardinia waren die Provinzen Macedonia und Africa gekommen. Ferner kontrollierten die Römer die Gallia Cisalpina, das Land zwischen Alpen und Apennin, wo noch zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. vorwiegend Kelten gelebt hatten. Damit bestanden beste Aussichten, schnell weiter zu expandieren. Doch innere Umwälzungen sollten die Aussenpolitik erst einmal zur Nebensache machen.

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3.5 Die Eintracht zerbricht – Das Zeitalter der Bürgerkriege Der Beginn: Tiberius Sempronius Gracchus

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ie schnelle Expansion, die das römische Imperium seit dem Sieg über Hannibal erlebt hatte, zeitigte nicht nur erwünschte Folgen. Vor allem der Bauernstand litt unter den ständigen Rekrutierungen, die die nicht enden wollenden Kämpfe in Spanien und Makedonien erzwungen hatten. Die jungen Männer bestellten nicht länger die Felder, sondern dienten in den Legionen. Die Beute, die sie mitbrachten, falls sie überhaupt heimkehrten, reichte nicht aus, um den Verdienstausfall auszugleichen. Und für die Daheimgebliebenen wurde es immer schwieriger, etwas dazuzuverdienen. Die Kriege hatten massenhaft Sklaven nach Italien geschwemmt, die nun als billige Arbeitskräfte die Tagelöhner ersetzten. Mit ihrer Hilfe legten Grossgrundbesitzer immer umfangreichere Höfe an und okkupierten zu diesem Zweck Staatsland, das früher dem kleinen Bauern eine zusätzliche Einkommensquelle geboten hatte. Kurz, der traditionelle Bauernstand war zwar noch nicht am Ende, aber den Menschen ging es schlecht, so schlecht, dass sie sich für eine Agrarreform begeistern konnten.

Der Mann, der hinter dieser Reform stand, hiess Tiberius Sempronius Gracchus. Er stammte zwar aus einem alten Adelsgeschlecht, hatte aber mit dem Senat gebrochen. Dieser hatte sich

Abb. 57 = Slg. Wyp. 109. C. Marius Capito. Denarius Serratus, 81. Rv. In kurzes Gewand gekleideter Mann mit Treibstachel, die vor den Pflug gespannten Ochsen n. l. treibend, darüber Kontrollzeichen. Das ideologische Zentrum des römischen Weltbilds war der Bauer, dem die Macht am Tiber ihren Aufstieg verdankte. Bauern, die als Milizsoldaten in den Krieg zogen, hatten das Imperium gross gemacht. Ihre Wehrpflicht war an den Besitz gekoppelt; bis zu Beginn des 1. Jh. v. Chr. wurden nur diejenigen in die Legionen einberufen, die Grund und Boden besassen. Der Bauernsoldat spielte bei der Überwachung unterworfener Gebiete die entscheidende Rolle. Bauern wurden in Coloniae, kleinen Pflanzstädten, angesiedelt. Diese Kolonien waren kleine Ableger Roms im «Feindesland». Ihr Gründungsritual war dem bäuerlichen Alltag entnommen: Der Amtsinhaber zog mit einem Ochsengespann die heilige Furche um die Stadt, ein magischer Schutz gegen feindliche Eindringlinge. So ein Gründungsritual könnte auf unserer Münze dargestellt sein – vielleicht ist der Bauer aber auch nur ergänzend zum Vorderseitenbild mit der Göttin Ceres gemeint.

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nämlich geweigert, einen von Tiberius in Spanien ausgehandelten Frieden zu ratifizieren. Ein Affront gegenüber dem jungen Politiker! Damit wäre seine Karriere eigentlich beendet gewesen, hätte er nicht eine neue Methode gefunden, seine Anliegen durchzusetzen. Im Jahr 133 liess sich Tiberius Gracchus zum Volkstribun wählen. In dieser Funktion verfügte er über die Amtsgewalt, die Volksversammlung einberufen und eigene Anträge abstimmen zu lassen. Der mehrheitliche Beschluss der Volksversammlung besass Gesetzeskraft. Hatten die Volkstribune bisher mit dem Senat zusammengearbeitet, war Tiberius Sempronius Gracchus der Erste, der seine eigene Politik mittels der Volksversammlung am Senat vorbei verfolgte. Natürlich brauchte er dafür ein volkstümliches Thema. Die Unterstützung der kleinen Bauern war dazu wie gemacht. Die Reform beruhte auf zwei Pfeilern: Ein altes Gesetz, das die Okkupation von Staatsland begrenzte, sollte wieder in Kraft gesetzt werden. Das dabei an den Staat zurückfallende Land sollte eine Dreimännerkommission als unveräusserlichen Besitz an Siedler vergeben. Auch wenn einige wenige Standesgenossen Gracchus unterstützten, waren die meisten doch entsetzt. Schliesslich waren fast alle Senatoren selbst Grossgrundbesitzer und würden durch das Gesetz grosse Teile ihres Besitzes einbüssen. Viel schlimmer aber waren die politischen Folgen einer Landverteilung. Jede Gabe forderte in Rom ihre Gegengabe: Jeder Bauer, der Nutzen aus dem Gesetz zog, wurde damit automatisch ein Klient des Gracchus, würde bei jeder Gesetzesvorlage, jeder Wahl im Sinne seines Patronus abstimmen. Damit hätte die Reform nicht nur die Besitzverhältnisse umgekehrt, sondern auch die politischen Mehrheiten. Der Senat konnte es also nicht zulassen, dass die Volksversammlung das Gesetz annahm. Ein senatstreuerer Volkstribun, als Gracchus es war, legte sein Veto ein. Die Volksversammlung wurde aufgelöst, der Gesetzesantrag verschoben. So weit, so normal. Das Unglaubliche geschah erst in einer nächsten Volksversammlung: Tiberius Gracchus präsentierte sein Gesetz zum zweiten Mal, der senatstreue Volkstribun legte erneut sein Veto ein, und Gracchus setzte ihn mittels eines Beschlusses der Volksversammlung ab. Nun konnte der Antrag gestellt und abgestimmt werden. Tiberius Sempronius Gracchus hatte sich mit Hilfe der Volksversammlung über die Wünsche seiner Standesgenossen hinweggesetzt. Damit war ein Präzedenzfall geschaffen. Die Kollegialität mehrerer gleichrangiger Beamter diente ja gerade dazu, Alleingänge zu verhindern. Und Gracchus brach noch ein weiteres Tabu: Er kandidierte ein zweites Mal in Folge für das Amt des Volkstribuns. Damit war das Machtmonopol des Senats wirklich in Gefahr. Die Antwort war brutale Gewalt. Der Pontifex Maximus höchstpersönlich rief die 76


Senatoren zum Kampf auf. Rund 200 Senatoren mit ihren Klienten begannen am Tag der Wahl eine Strassenschlacht. 300 Menschen, darunter Tiberius Sempronius Gracchus, kamen dabei ums Leben. Damit hatte der Senat vorläufig gesiegt. Aber die Weichen waren gestellt. Nicht nur die Volksversammlung, auch die Gewalt zählte von nun an zu den gebräuchlichen Mitteln der Politiker. Und Tiberius Sempronius Gracchus hatte einen jüngeren Bruder ...

Der Bruder: Gaius Sempronius Gracchus Gaius Sempronius Gracchus, der jüngere Bruder des ermordeten Tiberius, wurde 123 in das Amt des Volkstribuns gewählt. Sein Programm zielte von Anfang an darauf, den allmächtigen Senat in seiner Handlungsfreiheit zu beschränken. So entzog Gaius Gracchus ihm zum Beispiel die Rechtsprechung über Statthalter, die sich in ihren Provinzen mehr als die üblichen Unterschlagungen hatten zu Schulden kommen lassen. Neben seinem politischen Programm initiierte er eine umfassende Sozialgesetzgebung, um die Stimmbürger, auf deren Unterstützung er ja angewiesen war, bei Laune zu halten. So beantragte er die Gründung von umfangreichen Kolonien, um das Programm zur Landverteilung schneller abwickeln zu können. Das städtische Proletariat brachte er mit einem Gesetz zur Subventionierung von Getreide auf seine Seite.

Abb. 58 = Slg. Wyp. 62. M. Marcius. Denar, 134. Av. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Modius. Rv. Victoria mit Peitsche in einer Biga n. r. galoppierend, darunter zwei grosse Getreideähren. Die Versorgung mit Getreide zu einem vernünftigen Preis war für einen Stadtbewohner von existenzieller Bedeutung. Die engen Wohnlöcher, denen zudem ein Platz zum Kochen fehlte, machten jede Vorratshaltung unmöglich. Und das schmale Einkommen reichte nicht aus, um während einer Getreideknappheit zum hohen Preis der Spekulanten Korn zu erwerben. Immer wieder kam es zu Hungerunruhen – Brot und Spiele, also Nahrung und Unterhaltung, sollte unter den Kaisern zum Grundrezept für die Beherrschung des Stadtproletariats werden. Schon vorher hatten Politiker Getreide zu einem staatlich subventionierten Preis verteilen lassen, wie zum Beispiel der Vorfahr unseres Münzmeisters. Plinius der Ältere berichtet, dass «Manius Marcius als erster den Modius Getreide für ein As gab». Der Modius war ein Hohlmass, das 8,73 l fasste. Wir sehen es auf der Vorderseite unserer Münze hinter dem Kopf der Roma. Mit seinem Inhalt konnte der römische Bürger seine wichtigste Nahrung herstellen, die Puls, einen Getreidebrei, den man mit einer Zukost wie Kohl oder Knoblauch ass.

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So gewann Gaius Gracchus die Unterstützung der Wähler. Mit überwältigender Mehrheit wurde er ein zweites Mal in das Amt des Volkstribuns gewählt. Doch ganz liess sich der Senat das Blatt nicht aus der Hand nehmen. Er unterstützte einen Volkstribun, der Gaius Gracchus in seiner Buhlerei um die Gunst des Volkes noch übertraf. Forderte Gaius Gracchus zwei neue Kolonien, schlug Livius Drusus zwölf vor und wies noch darauf hin, dass sein Antrag die Unterstützung des Senats geniesse. Das Volk lief mit fliegenden Fahnen zu Livius Drusus über und zeigte damit, wo die Grenzen der Demokratie lagen. Gaius Gracchus musste sich ein neues Thema suchen. Er fand es in den «socii», den Bundesgenossen, die trotz ihres Dienstes in der römischen Armee als Menschen zweiter Klasse galten. Weitsichtige Politiker hatten durchaus erkannt, dass die Verbündeten besser in den römischen Staat integriert werden mussten, doch dafür war die Zeit noch nicht reif. Die Mehrheit der römischen Bürger war nicht bereit, ihre politischen Privilegien mit den Verbündeten zu teilen. Gaius Gracchus fiel mit seinem Antrag in der Volksversammlung durch. Damit hatte Gaius Gracchus die Unterstützung des Volkes verloren, und der Senat konnte es wagen, sich seiner zu entledigen. Man tat es in bewährter Manier mit brutaler Gewalt. Es kam während einer Volksversammlung zu einer Strassenschlacht zwischen Anhängern und Gegnern des Gracchus. Der Senat erliess zum ersten Mal ein «senatus consultum ultimum» (lat. für einen letzten Beschluss des Senats), eine Art Notstandsgesetz, das den Consuln jedes Recht gab, die bestehende Ordnung, also die Macht des Senats, zu schützen. Mit Hilfe einer Söldnertruppe wurden die «Aufständischen», darunter Gaius Gracchus, niedergemacht. Seinen Kopf präsentierte man dem Consul, seinen Körper warf man in den Tiber. In einem summarischen Blutgericht sollen damals 3000 Menschen umgekommen sein. Damit waren die Gracchen tot, aber ihre Art, Politik zu machen, konnte der Senat nicht mehr aus dem Weg schaffen. In den nächsten Jahrzehnten entstanden die zwei Richtungen der römischen Politik: die Optimaten, die auf dem traditionellen Weg im Einklang mit dem Senat Karriere machten, und die Popularen, die mittels der Volksversammlung dem Senat die Stirn boten.

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Rom wächst weiter Während die Gracchen versuchten, die römische Gesellschaft zu reformieren, hörte das Imperium nicht auf zu wachsen. Das Reich von Pergamon stellte wohl den bedeutendsten Gebietsgewinn dar. Attalos III., Herrscher in Kleinasien von der Römer Gnaden, besass

keine Kinder. Um einen Machtkampf und das unvermeidliche militärische Eingreifen Roms zu vermeiden, setzte der Grieche die Römer als Erben ein. Gerne nahm der Senat die Erbschaft an und richtete eine neue Provinz mit dem ehrgeizigen Namen Asia (lat. für Asien) ein. Asia mit seinem einträglichen Handel und Gewerbe, mit hoch entwickelten Städten und blühender Landwirtschaft sollte zu einer der einträglichsten Provinzen des römischen Reiches werden. Kurz darauf eroberte Rom eine weitere Provinz, die Gallia Narbonnensis im Süden Frankreichs. Die mit den Römern durch einen Vertrag verbundene Stadt Massalia hatte den Senat um Hilfe gegen einen benachbarten keltischen Stamm gebeten. Rom nutzte das, um gleich die ganze Provence mit einem grossen Teil des Rhone-Tals zu erobern und so den Landweg von Italien nach Spanien besser unter die Kontrolle Roms zu bringen.

Abb. 59 = Slg. Wyp. 70. L. Licinius Crassus, Cn. Domitius Ahenobarbus und C. Malleolus. Denarius Serratus, Narbo, 118. Av. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r. Rv. Nackter gallischer Krieger mit Schild und Carnyx in galoppierender Biga n. r. Dieser Denar gehört zu den wenigen des 2. Jahrhunderts, die nicht in Rom geprägt wurden. Er entstand in der Kolonie Narbo. Für ihn zeichnete das Zweimännerkollegium zur Gründung der Kolonie Narbo verantwortlich, L. Licinius Crassus und Cn. Domitius Ahenobarbus, deren Namen abgekürzt auf der Rückseite der Münze erscheinen. Der auf der Vorderseite der Münze erwähnte C. Malleolus war einer der für die Prägung verantwortlichen Magistraten. Die Kolonie Narbo, das heutige Narbonne, wurde im Jahr 118 gegründet, um ein militärisches und administratives Zentrum für die neu eingerichtete Provinz Gallia Transalpina zu schaffen. Die Rückseitendarstellung des keltischen Kriegers in seinem Streitwagen spielt auf die Siege über die Allobroger und Averner an, die das Vordringen Roms in Südfrankreich erst ermöglichten.

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Der Krieg gegen Jugurtha Jugurtha war ein Neffe des Numiderkönigs Micipsa, dessen Vater Massinissa sich als Verbündeter der Römer profiliert hatte. Sein Onkel hatte ihn gemeinsam mit seinen Söhnen als Erben eingesetzt.

Doch nach Micipsas Tod im Jahre 118 kam es zu Thronstreitigkeiten. Jugurtha liess den einen der beiden Söhne ermorden, den anderen, Adherbal, ins Exil treiben. Letzterer rief die Römer als Schiedsrichter an. Doch auch Jugurtha schickte eine Gesandtschaft nach Rom. Die grosszügigen Geschenke, die Jugurtha unter den Senatoren verteilen liess, zahlten sich aus. Jugurtha und Adherbal wurden als gleichberechtigte Herrscher über Teile Numidiens eingesetzt. Dies betrachtete Jugurtha als Freibrief. Bereits fünf Jahre später überfiel er Adherbals Reich, besiegte ihn in offener Feldschlacht und belagerte in aller Ruhe die Stadt Cirta, obwohl ihn zwei römische Gesandtschaften daran zu hindern versuchten. Cirta fiel, Adherbal wurde umgebracht, seine Anhänger niedergemetzelt. Rom war empört. Der Senat schickte ein Heer. Sein Anführer, ein Consul aus dem alten Geschlecht der Calpurnier, schloss nach wenigen Monaten ein Friedensabkommen, bei dem Jugurtha mehr als billig davonkam: Er musste sich den Römern formal unterwerfen, durfte dafür die Herrschaft über Numidien behalten. Das stellte das römische Volk nicht zufrieden. Man vermutete Bestechung – hatte damit wahrscheinlich auch recht. Die Volksversammlung beschloss, Jugurtha nach Rom kommen zu lassen, um den Korruptionsskandal aufzudecken. Der Numiderkönig kam tatsächlich, weigerte sich, 80

Abb. 60 = Slg. Wyp. 71. M. Calidius und Q. Caecilius Metellus Numidicus (oder Q. Caecilius Metellus Nepos). Denar, 117 oder 116. Av. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r. Rv. Victoria mit Kranz in galoppierender Biga n. r. Die Abkürzung, die der Münzbeamte Q. Caecilius Metellus für seinen Namen gewählt hat, ist zweideutig. Sie könnte verschiedenen Angehörigen der Familie der Meteller zugeordnet werden. Dies war auch beabsichtigt. Das einzelne Familienmitglied sah sich nicht als Individuum, sondern als Teil eines Ganzen mit der Verpflichtung, durch seinen Ruhm den Glanz des Gesamtgeschlechts zu vergrössern. Die Caecilii Metelli hatten dies perfekt beherrscht. Sie stellten im letzten Drittel des 2. Jahrhunderts den wichtigsten Machtblock im Römischen Reich dar. Von den 30 Consuln, die zwischen 123 und 109 amtierten, gehörten sechs dieser Gens an, zwei weitere waren mit Frauen aus dem Haus der Meteller verheiratet. Die Meteller hatten sich durch ihre kluge Bündnispolitik mit anderen Adelsgeschlechtern eine beherrschende Position erarbeitet, doch die nutzte nicht mehr viel, als das Volk sein Vertrauen in die Nobilität verlor.


seine Freunde preiszugeben, und nutzte seine Anwesenheit, um einen weiteren Aspiranten auf den numidischen Thron ermorden zu lassen. Doch damit hatte er den Bogen überspannt. Um den eigenen Ruf zu retten, musste der Senat reagieren: Jugurtha wurde ausgewiesen, der Krieg gegen ihn beschlossen. Im Frühjahr 109 kam Quintus Caecilius Metellus als Feldherr nach Afrika. In seinem Stab befand sich der knapp fünfzigjährige Gaius Marius, ein Neueinsteiger in der römischen Politik und unbestreitbar ein militärisches Genie. So versuchte Metellus zu verhindern, dass sein wertvoller Mitarbeiter Urlaub nahm, um sich in Rom für das Konsulat zu bewerben. Der arrogante Altadlige soll sich sogar zu der Bemerkung verstiegen haben, für einen wie Marius sei es immer noch genug, wenn er mit dem Sohn des Metellus – damals kaum zwanzig – gemeinsam das Konsulat bekleide. Marius liess nicht locker, ging in Urlaub, wurde gewählt, erhielt auf Beschluss der Volksversammlung gegen den Willen des Senats den Oberbefehl in Afrika und löste den empörten Metellus als Feldherrn ab. Am 1. Januar 104 feierte Marius seinen Triumph über Jugurtha. Er tat dies am selben Tag, an dem er sein zweites Konsulat antrat, denn eine neue Gefahr aus dem Norden veranlasste die Wähler auf den bewährten Militär Marius zu setzen.

Kimbern und Teutonen Rom sah sich mit drei germanischen Stämmen konfrontiert, die trotz mehrerer Versuche, sie aufzuhalten, ins römische Reich eingedrungen waren: die Kimbern, die Ambronen und die Teutonen. Mittlerweile war das südliche Gallien ihren Raubzügen schutzlos ausgeliefert, ja selbst ein Einfall in Italien stand zu erwarten. Ihnen stellte sich der erfahrene Feldherr Marius in den Weg. Sein Heer bestand nicht mehr aus den früheren Milizsoldaten. Es gab nicht mehr genügend Bauern, um unter ihnen die notwendigen Rekruten auszuheben. Aus diesem Grund hatte man schon früher die Besitzgrenze immer weiter abgesenkt. Nun griff Marius auf Freiwillige aus der Klasse der Besitzlosen zurück, denen der Staat die Ausrüstung finanzierte. Er hatte damit gute Erfahrungen: Schon den Krieg gegen Jugurtha hatte er mit diesen Männern geführt, die daheim nichts zu erwarten, im Heer alles zu erhoffen hatten. Der Übergang vom Miliz- zum Berufssoldaten brachte eine grosse Umstellung: militärisch und sozial. Einen Berufssoldaten, der Jahrzehnte mit dem Kriegsdienst verbringen wird, kann man anders ausbilden als einen Milizsoldaten. Marius schulte seine Truppe hervorragend – nicht nur für den Kampf. Er zwang seine Legionäre, 81


alles, was für den Marsch und das befestigte Nachtlager notwendig war, auf dem Rücken mitzunehmen. Dies trug ihnen den Spitznamen «mulus Marianus» (lat. für Maultier des Marius) ein. Die Höchstleistungen zahlten sich aus. Bei Aquae Sextiae und ein halbes Jahr später bei Vercellae brachte Marius den germanischen Stämmen eine vernichtende Niederlage bei. Abb. 61 = Slg. Wyp. 85. C. Egnatuleius. Quinar, 97. Rv. Victoria n. l. stehend, den Schild einer Trophäe beschreibend. Die Darstellung der Victoria, die einen Schild mit dem Namen des Siegers beschreibt, dürfte sich auf Marius beziehen. Gemeint ist wohl sein Sieg über die Kimbern und Teutonen, da die Carnyx als Bestandteil des Waffenensembles auf die germanischen Krieger hinweist.

Nun kam die soziale Komponente ins Spiel. Das Berufsheer war nicht länger eine Gruppe von Individuen, die ihr Feldherr nach dem Krieg einfach nach Hause schicken konnte. Ein Berufsheer braucht einen neuen Krieg – oder eine Versorgung für das Privatleben. So veränderte sich die Verbindung zwischen Feldherr und Heer. Jeder einzelne Soldat war auf den Mann an der Spitze angewiesen. Die Treue der Truppen zu den Imperatoren des ersten Jahrhunderts v. Chr. ist nur zu verstehen, wenn man dies nicht aus den Augen verliert. Im Jahr 101 war der Kampf gegen Kimbern und Teutonen beendet, die Veteranen aus dem Heer des Marius grosszügig mit Landgeschenken abgefunden. Und damit hätte der Aufsteiger Marius eigentlich über ein bisher nicht gekanntes Prestige verfügen müssen. Immerhin hatte er während des Krieges fünf Konsulate hintereinander bekleidet. Trotzdem – oder vielleicht deswegen – wurde er vom Senat kaltgestellt. Leistungen für den Staat zählten nicht mehr, wenn sie nicht von den «richtigen» Leuten erbracht worden waren.

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Die Bundesgenossenkriege Nicht nur die römischen Bauern litten unter der Überforderung durch Rekrutierungen. Auch von den Bundesgenossen zog der Senat immer öfter immer grössere Zahlen von «Freiwilligen» ein. An den Früchten des Sieges wurden diese kaum beteiligt. Kein Wunder, dass

in den Kreisen der Verbündeten die Unzufriedenheit zunahm. Man empörte sich über das anmassende Auftreten einiger römischer Amtsträger. Und die führenden italischen Politiker forderten ein weit reichendes Mitspracherecht, wenn nicht sogar die Gleichberechtigung als Lohn für ihre Beteiligung an den römischen Kriegen. Verständige und reformwillige Politiker hatten seit den Gracchen versucht, dies zu verwirklichen, doch hier scheiterten sie nicht nur am Senat, sondern auch am Volk. Fürchtete der Senat, ein Einzelner könnte durch seine erfolgreichen Bemühungen, den Bundesgenossen das Wahlrecht zu verschaffen, einen zu grossen Zuwachs an Klienten erhalten, lehnte die Volksversammlung ein Teilen der politischen Macht aus chauvinistischen Gründen ab. So kam es 91 zum Eklat. Rom hatte in mehrere unruhige italische Gemeinden Agenten geschickt, um verschwörerische Umtriebe auszuspionieren und die Verantwortlichen unschädlich zu machen. Ein Spion meldete dem zuständigen Praetor, dass in Asculum (Ascoli Piceno) so eine Verschwörung im Gange sei. Der Amtsträger wollte sie mit der gesamten Würde seines Auftretens ersticken, erreichte aber nur, dass die Bürger sich provoziert fühlten und dementsprechend handelten: In einem Massaker starben der Praetor, sein Legat und alle anderen in Asculum gerade anwesenden Römer.

Abb. 62 = Slg. Wyp. 91. BUNDESGENOSSEN. Denar, 90–88. Av. Kopf der Italia mit Lorbeerkranz n. l. Rv. Soldat mit Speer und Schwert frontal stehend, seinen Fuss auf die römische Wölfin gestützt, r. von ihm Stier. Italia, so steht es hinter dem weiblichen, mit Lorbeer bekränzten Kopf mit oskischen Buchstaben geschrieben. Damit ist nicht nur die Gesamtheit der ehemaligen Verbündeten Roms gemeint, sondern auch ihre neue Hauptstadt, das ehemalige Corfinum, das programmatisch in Italia umbenannt wurde. Auch die Rückseite bezieht sich konkret auf die Kriegsziele der Abtrünnigen: Ein bewaffneter Soldat stützt seinen rechten Fuss auf die römische Wölfin, während der Stier, Sinnbild Italias, danebenliegt.

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Das war das Signal zum Aufstand. Binnen kürzester Zeit erhoben sich die Bergvölker des mittleren und südlichen Apennins, im Süden die Samniten und die Lukaner. Treu blieben die Latiner, die Etrusker und die Umbrer. In Rom reagierte man mit Empörung. Zu sehr hatte man sich an die Unterwürfigkeit der Verbündeten gewöhnt, hatte sich selbst als Herrscher, nicht als Partner gefühlt. An Verhandlungen war nicht zu denken. Die römische Ehre stand auf dem Spiel! Der Senat beschied eine Gesandtschaft der Bundesgenossen mit höhnischen Worten und schickte sie heim. Nun mussten die Waffen entscheiden. Abb. 63 = Slg. Wyp. 92. BUNDESGENOSSEN. Denar, 90–88. Rv. Schwurszene: vier Bewaffnete, einen Schwur leistend, indem sie mit ihren Schwertern ein Schwein berühren, das ein Kniender zwischen sie hält. Die Vorstellungswelt der Italiker war der der Römer durch die lange Verbindung sehr ähnlich geworden, was sich auch in den Abbildungen ihrer Münzen zeigt. Eine ähnliche Schwurszene hatte es bereits auf einer römischen Goldmünzenserie gegeben, die jüngere Forschungen ins Jahr 216 datieren und mit den Aushebungen von neuen Truppen nach der Schlacht von Cannae in Verbindung bringen. Die Verwendung dieses Bildes war also durchaus bezeichnend, bezog sich einerseits auf die damals in höchster Bedrängnis gewährte Loyalität, andererseits auf den Zwang, wegen der Verweigerung von Anerkennung durch die Römer nun eine neue Schwurgemeinschaft eingehen zu müssen.

Die Bundesgenossen waren gefährliche Gegner. Schliesslich hatten sie lange genug zusammen mit den römischen Legionen Kriege geführt, waren geschult in römischer Taktik und Strategie. Sofort schufen sie sich einen straff organisierten Staat, ganz nach dem Vorbild des römischen. Man bestimmte eine gemeinsame Hauptstadt, nannte sie programmatisch Italia, etablierte einen eigenen Senat und wählte zwei Consuln und zwölf Praetoren. Diese führten den Krieg zunächst ziemlich erfolgreich. Spät im Jahr 90 bahnte sich die Wende an. Einige Städte der bisher treu gebliebenen Etrusker und Umbrer begannen in ihrer Loyalität zu schwanken. Rom musste eine Möglichkeit finden, sie im eigenen Lager zu halten. Der Senat reagierte, indem er den treuen Verbündeten das schenkte, was die Bundesgenossen durch ihren Krieg zu gewinnen hofften, das römische Bürgerrecht. Dadurch 84


isolierte er die Abtrünnigen. Der Aufstand im Norden war schnell beendet. Damit hatte Rom das Kunststück vollbracht, einerseits sein Gesicht zu wahren, indem es das Bürgerrecht schenkte, es sich also nicht abzwingen liess, andererseits war damit aber das Kriegsziel der Bundesgenossen erreicht. Es lag also nahe, auch den noch Aufständischen das Bürgerrecht zuzugestehen, sobald sie sich den Römern unterwarfen. Im Laufe des Jahres 89 versprach die Lex Plautia Papiria allen Verbündeten das römische Bürgerrecht, wenn sie sich innerhalb einer bestimmten Frist bei den römischen Behörden anmeldeten – und so ihre militärische Niederlage eingestanden. Wir wissen leider nicht, zu welchem Zeitpunkt des Jahres 89 das Gesetz erlassen wurde. Deshalb können wir nicht entscheiden, ob der zusammenbrechende Widerstand der Italiker Grund oder Folge der römischen Kompromissbereitschaft war. Wie auch immer, im Winter 89/88 war Italien wieder fest in römischer Hand.

Ein Kampf um Rom Es war höchste Zeit, dass im Jahr 88 endlich Frieden wurde, denn im Osten war ein neuer Unruheherd entstanden. Mithradates von Pontos, ein hellenistischer Herrscher mit Grossmachtsambitionen, hatte begonnen, seine Macht weit über sein ursprüngliches Gebiet am Schwarzen Meer hinaus zu vergrössern. Die Bewohner der Provinz Asia, die sich mit der Gier der römischen Steuereintreiber nicht abgefunden hatten, liefen genauso zu ihm über wie die Stadt Athen. Die Ephesische Vesper, das Blutbad, das 80 000 Italiker in der Provinz Asia das Leben kostete, ist in die Geschichte eingegangen. Als Feldherr im Osten wurde Lucius Cornelius Sulla, der für das Jahr 88 gewählte Consul, bestimmt. Er kannte das Gebiet, war ein grossartiger Feldherr und schien so die besten Voraussetzungen für einen römischen Sieg zu bieten. Einer konnte sich mit dieser Berufung nicht abfinden: der inzwischen fast 70-jährige Marius, der nur zu gerne noch einmal einen grossen Krieg geführt hätte. Ihm bot sich eine Chance, als Sulla Rom verliess. In Zusammenarbeit mit einem populären Volkstribun bewog er die Volksversammlung, Sulla den Oberbefehl wegzunehmen, um ihn auf sich selbst zu übertragen. Damit gab es wieder einmal einen Widerspruch zwischen einer Entscheidung des Senats und einer der Volksversammlung. Welche von beiden Institutionen vertrat nun tatsächlich das römische Staatswesen? Für Sulla war es der Senat. Er beharrte auf seinem Kommando. Zudem genoss er die Treue seines Heeres. So kam es zu 85


einem unglaublichen Vorgehen! An der Spitze seiner Truppen eroberte der gewählte höchste Amtsträger Roms seine eigene Hauptstadt. Natürlich war das rechtswidrig, aber Sulla zwang den Senat, sein Vorgehen rückwirkend durch ein Notstandsgesetz zu rechtfertigen. Marius und seine Verbündeten wurden zu Staatsfeinden erklärt. Damit machte Sulla Recht und Legalität zu einer Frage der Macht.

Immer noch herrschte Mithradates in Kleinasien und Griechenland, der Feldzug war nötiger als zuvor. So traf Sulla einige Massnahmen, um weitere Unruhen zu vermeiden. Er liess die für das nächste Jahr gewählten Consuln schwören, dass sie die von ihm getroffenen Verfügungen nicht antasten wollten und zog zum zweiten Mal in den Krieg gegen Mithradates. Nur wenige Monate später kam es zum offenen Bürgerkrieg zwischen den Anhängern der beiden Consuln. In einer blutigen Strassenschlacht jagte der eine den anderen aus der Stadt. Cinna, der Vertriebene, fand Unterstützung bei Marius und den gerade unter die römischen Bürger aufgenommenen Italikern. Die Stadt Rom wurde zum zweiten Mal erobert, die Anhänger Sullas in einer umfassenden Säuberungswelle ermordet oder vertrieben, Vermögen eingezogen, die römischen Gesetze ausser Kraft gesetzt. Nun hätte Marius endlich seinen ersehnten Krieg gegen Mithradates führen können, der diesen blutigen Bürgerkrieg ausgelöst hatte. Doch der Tod machte seinen Träumen ein Ende. Damit war Cinna der alleinige Machthaber in Rom. Während Sulla in Griechenland und Kleinasien Mithradates immer mehr in 86

Abb. 64 = Slg. Wyp. 108. L. Cornelius Sulla. Denar, 81, unbestimmte Münzstätte. Av. Kopf der Venus mit Diadem n. r. Rv. Bekränztes Doppelfüllhorn. L. Cornelius Sulla gelang es, einen funktionierenden Personenkult um sich zu inszenieren. Dazu gehörte seine enge Verbindung zu Venus, die immer wieder auf Münzen von Sulla und seinen Anhängern zu sehen ist. Das doppelte Füllhorn, das mehr als die normalen Glücksgaben schenkt, ist eine Anspielung auf Sullas Beinamen Felix – der Glückliche. Wobei dieses Glück nichts mit der wankelmütigen Fortuna zu tun hat, sondern ein zuverlässiges Geschenk der Götter darstellt, das den glücklichen Ausgang jeder Unternehmung garantiert. Sulla war so fest überzeugt davon, Felix zu sein, dass er sich diesen Beinamen offiziell von der Volksversammlung verliehen liess.


die Enge trieb, sorgte er mit seiner autokratischen Herrschaft für eine wirtschaftliche und soziale Gesundung des vom Bundesgenossenkrieg schwer geprüften römischen Staates. Umfangreiche Schuldenerlässe, Massnahmen zur Währungsstabilisation, aber auch die gerechte Verteilung aller italischen Neubürger auf die 35 Tribus der Volksversammlung sorgten dafür, dass Rom endlich zur Ruhe hätte kommen können, wäre nicht die endgültige Auseinandersetzung mit Sulla bevorgestanden. Der beendete 85 v. Chr. den Krieg gegen Mithradates. Wohl versorgt mit gewaltigen Kontributionen, mit denen er die kleinasiatischen Städte in den Ruin getrieben hatte, machte sich Sulla auf zum zweiten Marsch auf Rom. Dort erfreute sich Cinna nicht gerade breiter Unterstützung. Der Senat forderte Verhandlungen mit Sulla, das Heer war unzufrieden – und zwar derart unzufrieden, dass es Cinna einfach ermordete. Damit wäre der Weg frei gewesen zu einer Versöhnung mit Sulla, doch dessen Forderung, sein eigenes Heer als Faustpfand weiterhin unter Waffen zu halten, empörte die ehrwürdigen Väter derart, dass sie Sulla mit Waffengewalt entgegenzutreten beschlossen. So wurde Italien innerhalb eines einzigen Jahrzehnts ein zweites Mal von Kämpfen und Schlachten verwüstet. Wobei sich die Auseinandersetzungen nicht auf Italien beschränkten – auch in den Provinzen kämpften die alten Statthalter als Anhänger des Cinna gegen die neuen, die Sulla entsandte. Doch die Entscheidung fiel in Italien. Durch die kompromisslose Gleichberechtigung, die Cinna den Bun-

Abb. 65 = Slg. Wyp. 101. Q. Antonius Balbus. Denarius Serratus, 83–82. Av. Kopf des Iuppiter mit Lorbeerkranz n. r., dahinter S C für «auf Befehl des Senats». Rv. Victoria mit Kranz und Palmzweig in galoppierender Quadriga n. r. Diese Münze wurde geprägt, um die militärischen Vorbereitungen zu bezahlen, die getroffen wurden, um eine zweite Eroberung der Stadt Rom durch Sulla zu verhindern. Das SC für «auf Befehl des Senats» verrät uns, dass die Emission nicht zu denen gehörte, die wie gewöhnlich zu Anfang des Jahres vom Senat für die Staatsausgaben geplant worden waren, sondern erst nachträglich genehmigt wurde. Siehe dazu auch Kap. 2 Geldgeschichte.

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desgenossen gewährt hatte, fühlten sich viele ihm verbunden, glaubten, nur seine Nachfolger würden ihre Rechte weiterhin wahren. Dem trat Sulla entgegen, indem er versprach, an der gerechten Verteilung der Neubürger auf die Wahlkörper der Volksversammlung nicht zu rütteln. So brachte der Bürgerkrieg zumindest in dieser Hinsicht die Aussicht auf eine Versöhnung der ehemaligen Gegner im Bundesgenossenkrieg. Die meisten Italiker zogen sich aus dem Krieg zurück. Einige machten weiter, so waren es vor allem Samniten, die sich Sulla vor Rom am 1. November des Jahres 82 v. Chr. bei der Porta Collina zur Entscheidungsschlacht stellten. Sulla siegte. Damit war der Weg nach Rom frei.

Der Dictator und seine Proskriptionen Das Blutbad, das Sulla nach seinem Sieg an der Porta Collina anrichtete, überschattet seine historischen Verdienste auch heute noch. Während er die Senatoren zu einer Sitzung zusammenrief, schlachteten seine Leute 6000 Kriegsgefangene ab. Und das war nur der Anfang. Abb. 66 = Slg. Wyp. 140. M. Nonius Sufenas. Denar, 59. Rv. Roma mit Helm und Speer auf Waffenhaufen n. l. sitzend, hinter ihr Victoria mit Palmzweig, sie bekränzend. Die Umschrift der Rückseite ergibt aufgelöst SEX(tus) NONI(us) L(udos) V(ictoriae) P(rimus) F(ecit), übersetzt: Sextus Nonius hielt als Erster die Spiele der Victoria ab. Gemeint sind damit die Spiele zu Ehren der Victoria, die Sulla an der Porta Collina den Sieg über seine Feinde schenkte. Sie wurden im Jahr 81 v. Chr. erstmals durchgeführt und vom damaligen Praetor Sextus Nonius, einem Sohn von Sullas Schwester, ausgerichtet. Einer seiner Nachkommen konnte dies als Ehre für seine Gens im Münzbild darstellen, was uns zeigt, dass Sulla trotz seiner Proskriptionen und seiner Alleinherrschaft viele Bewunderer in der römischen Oberschicht besass.

Sulla wollte den Streit innerhalb der Führungsschicht endgültig beseitigen, indem er alle Politiker, die sich gegen ihn gestellt hatten, umbringen liess. Seine berühmten Proskriptionslisten, auf denen all 88


diejenigen genannt waren, für deren Kopf der Staat eine Belohnung zahlte, waren zu Beginn dazu gedacht, diejenigen zu beschwichtigen, die nicht darauf genannt waren und nun – zumindest vorläufig – nicht fürchten mussten, ermordet zu werden. Nicht nur dem Politiker selbst galten Sullas Massnahmen. Seine ganze Familie war betroffen: Sein Vermögen wurde eingezogen, seine Nachkommen von einer politischen Karriere ausgeschlossen. Natürlich benutzten ein paar skrupellose Geschäftemacher diese Verfolgung, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Catilina soll in dieser Zeit gross geworden sein, auch dem reichen Crassus sagte man nach, damals den Grundstock für sein Vermögen gelegt zu haben. Die Diktatur Sullas brachte eine völlige Neugestaltung der Römischen Republik. Die Führungsschicht wurde in grossen Teilen durch neue Männer aus dem Heer und dem Ritterstand ergänzt, der Senat erweitert. Sulla ordnete die Ämter neu und legte den verpflichtenden Cursus honorum fest, den Ablauf der Ämter, die ein junger Politiker fortan auf dem Weg zum höchsten Amt bekleiden musste, sowie das Mindestalter, das dafür erforderlich war. Die neuen Senatoren wurden seit Sulla nicht mehr von den Censoren ernannt. Stattdessen führte der Dictator einen Automatismus ein: Jeder, der das niedrigste Amt der Ämterlaufbahn, die Quaestur bekleidet hatte, erhielt automatisch einen Sitz im Senat. Sulla reorganisierte das Gerichtswesen und entzog dem Volkstribunat die meisten Machtbefugnisse; kurz, er versuchte alles, um das Rad der Geschichte zurückzudrehen und dem Senat und der Nobilität ihre Bedeutung zurückzugeben. Natürlich glückte das nicht. Noch während Sulla an der Macht war, regte sich erster Widerstand. Doch der Dictator wollte nicht mehr weiterkämpfen. Für das Jahr 79 v. Chr. wies Sulla jedes politische Amt zurück. Er zog sich ins Privatleben zurück, schrieb an seinen Memoiren und starb bereits ein Jahr später. Die Republik ehrte ihn mit dem ersten Staatsbegräbnis ihrer Geschichte.

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3.6 Vor dem grossen Krieg Im Gefolge des Dictators – Der Aufstieg des Pompeius

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ls Sulla seinen zweiten Marsch auf Rom unternahm, brachte ihm ein 23-Jähriger ein kleines Heer. Der junge Stratege hatte es auf eigene Faust gesammelt und damit schon erste (kleine) Er-

folge errungen. Er hiess Gnaeus Pompeius und sollte später den Beinamen Magnus der Grosse für sich in Anspruch nehmen. Pompeius war ein bemerkenswerter Feldherr, ein herausragender Organisator und ein unglaublich selbstverliebter Mensch, dessen Ansprüche auf aussergewöhnliche Ehrungen Sulla immer wieder in Verlegenheit brachten. Hatte ihn Sulla gleich bei seinem ersten Auftreten als Imperator begrüsst, ihm also ein eigenständiges Oberkommando zugebilligt, erzwang Pompeius nach seinem Sieg über die Marius-Anhänger in Sizilien und Nordafrika einen Triumph, obwohl ihm dafür eigentlich die staatsrechtlichen Voraussetzungen fehlten. Nach dem Tod Sullas entwickelte sich Pompeius zu dem erfolgreichsten und beliebtesten Feldherrn der Republik – auch und vielleicht vor allem, weil es ihm immer wieder gelang, die Leistungen anderer als seine eigenen auszugeben. Er galt trotz der entscheidenden Hilfe, die der Statthalter der Hispania Ulterior leistete, als der einzige Sieger über Sertorius, einen Anhänger des Marius, der in Spanien lange Jahre dem Regime Sullas trotzte. Pompeius behauptete, den Aufstand des Spartacus beendet zu haben – was tatsächlich schon Crassus vor ihm gelungen war. Im Jahre 70 bekleidete Pompeius mit 36 Jahren sein erstes Kon90

Abb. 67 = Slg. Wyp. 121. C. Postumius. Denar, 74. Av. Drapierte Büste der Diana n. r., über der Schulter Bogen und Köcher. Rv. Jagdhund n. r. laufend. Diese Münze wurde geprägt, um den Krieg des Senats gegen die Anhänger des Sertorius zu finanzieren. Dieser hatte noch unter Cinna die Statthalterschaft über Spanien erhalten und leistete zusammen mit den nach Freiheit strebenden Lusitaniern, die damals das heutige Portugal bewohnten, erfolgreichen Widerstand. Die meisten der ehemaligen Gefolgsleute des Marius retteten sich zu ihm, um Nachstellungen in Rom zu entgehen. Sertorius war ein genialer Feldherr, den die Römer in einem Atemzug mit Hannibal nannten. Kein Wunder, dass sich der junge Pompeius ihm mehrfach geschlagen geben musste. Sallust überliefert uns in seinen Historien IV, 8ff., ein Schreiben des Pompeius, das uns schildert, wie verzweifelt dessen Situation damals war: «Das diesseitige Spanien, soweit es nicht in der Hand des Feindes ist, haben wir oder Sertorius bis zum völligen Ruin verwüstet mit Ausnahme der Seestädte, die uns darüber hinaus noch Kosten und Lasten verursachen. ... Ich aber habe nicht


sulat, ohne jemals zuvor ein anderes reguläres Amt innegehabt zu haben. Für einen wie ihn wurde der von Sulla festgelegte Ablauf der Ämter ausser Kraft gesetzt. Diese frühen Erfolge prägten seine mentale Grundeinstellung: Er sah sich bis zum Ende seines Lebens als Ausnahmepolitiker, der sich an keine Regel halten musste, ja für den eigene Gesetze geschaffen wurden. In seinen eigenen Augen war er wirklich der Grosse, den Volk und Senat anzuflehen hatten, die wichtigen Aufgaben, die sich im römischen Reich täglich stellten, zum Besten aller zu erledigen.

Der Sieg über die Seeräuber Piraten gibt es, seit die ersten Schiffe über die Wellen des Mittelmeers segeln. Doch ihre Macht war lange Zeit begrenzt. Die grossen Seemächte, zuerst die Phönikier und die Athener, später Karthago und das Seleukidenreich, schützten ihre eigenen Handelsflotten, indem sie regelmässig Piratenschiffe aufbrachten und versenkten. Doch Rom hatte Karthago zerstört und die Macht des Seleukidenreichs zerschlagen. Damit existierte keine Ordnungsmacht mehr auf dem Mittelmeer. Der Senat sah keine Veranlassung, die Verantwortung für den Seehandel zu übernehmen – schliesslich hatten die ehrwürdigen Väter dort keine Interessen. Ihr Vermögen war in Landbesitz investiert, seit ihnen ein Gesetz von 218 v. Chr. verbot, selbst

nur mein Vermögen, sondern auch meinen Kredit erschöpft. Helft Ihr nicht, wird – gegen meinen Willen, aber nach meiner Voraussage – das Heer und mit ihm der ganze spanische Krieg von hier nach Italien übersetzen.» Der Senat reagierte auf diesen Appell und schickte Geld, Münzen wie die, die wir hier sehen. Sie zeigten auf der Vorderseite Diana. Dies war eine ganz bewusste Wahl, denn Sertorius hatte sich seinerseits als Günstling der Diana stilisiert. Jagdhund und Speer ergänzten als Symbole der Göttin die Botschaft. Diana bedeutete für einen Römer noch etwas anderes. Ihr hatte der sechste König, Servius Tullius, auf dem Aventin einen Tempel erbaut, um den Latinischen Kult der Diana Nemorensis nach Rom zu übertragen (vgl. dazu Kap. 3.2). So stand Diana für Roms Anspruch auf die Herrschaft über Italien und die gesamte bekannte Welt, die Sertorius nun bedrohte.

Abb. 68 = Slg. Wyp. 118. L. Lucretius Trio. Denar, 76. Rv. Cupido auf Delphin nach rechts reitend. Auch wenn die Bedeutung dieser Rückseitendarstellung nicht endgültig geklärt ist, bezieht sie sich doch wahrscheinlich auf die Massnahmen, die römische Statthalter bereits vor der Ernennung des Pompeius gegen die Piraten einleiteten. Der Delphin galt in der Antike als ikonographische Chiffre für die sichere Ankunft eines Schiffes in seinem Hafen. Cupido, die römische Version des Amor, war in der griechischen Mythologie der Sohn der Aphrodite, die ihrerseits als die Mutter des Aeneas als Ahnherrin Roms gefeiert wurde. So können wir die ermutigende Botschaft der Münze also folgendermassen deuten: Neptun, der auf der Vorderseite dieser Münze dargestellt ist, gewährt den Nachkommen der Venus, vertreten hier durch Cupido, sichere Überfahrt über sein Meer. Doch die Realität sah bis zum Jahr 66 v. Chr. ganz anders aus.

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Handel zu treiben. Das Mittelmeer wurde zu einem wahren Tummelplatz von Piratenflotten, die von den zerklüfteten Küsten Kretas und Kilikiens aus Handelsschiffe enterten. Der Senat mochte da keinen akuten Handlungsbedarf sehen, die Meinungsmacher der Volksversammlung sahen das anders. Alle Angehörigen des Ritterstandes hatten in Schiffe und Fernhandel investiert und das einfache Volk war auf die Getreidetransporte aus Sizilien und Nordafrika angewiesen. Diese Interessen machte sich ein Vertrauter des Pompeius zu Nutze. Er forderte in seiner Funktion als Volkstribun für seinen Patron ein neues Kommando – natürlich ohne gleich von Anfang an Namen zu nennen. Die Volksversammlung beschloss, dem Feldherrn im Krieg gegen die Piraten einen Amtsbereich von den Säulen des Herkules, dem heutigen Gibraltar, bis zum Schwarzen Meer zu übertragen. Sein Kommando sollte nicht nur die See, sondern auch einen 75 Kilometer tiefen Küstenstreifen umfassen. Ihm wurde nahezu die gesamte römische Streitmacht unterstellt. Er erhielt ein Anfangsbudget von 36 Millionen Denaren sowie Zugriff auf die öffentlichen Kassen Roms und der Provinzen. Damit wurde die römische Militärmacht erstmals unter einem einzelnen Mann zur Lösung eines Problems konzentriert – ein Gedanke, der den meisten Senatoren zutiefst zuwider war. Beinahe wäre es über diese Entscheidung zu einem neuen Bürgerkrieg gekommen, doch der Senat lenkte in letzter Sekunde ein. Und so übernahm Pompeius die Aufgabe, die Piraten unter Kontrolle zu bringen. In einer konzertierten Aktion trieb er die Seeräuber aus dem westlichen Mittelmeer in den Osten und vernichtete ihre versammelte Flotte vor der südtürkischen Küste. Nun musste er nur noch die einzelnen Seeräubernester ausräuchern und den ehemaligen Piraten eine neue Existenz anbieten. Pompeius löste seine Aufgabe mit Bravour. Nach guten drei Monaten waren die Meere wieder sicher. Das war einfach zu schnell gegangen, als dass Pompeius bereit gewesen wäre, seine umfassenden Vollmachten schon zurückzugeben.

Der dritte Krieg gegen Mithridates oder Pompeius ordnet den Osten neu Schliesslich gab es da noch einen Krieg im Norden Kleinasiens, den Pompeius nur zu gerne übernommen hätte. Mithridates hatte sich ein drittes Mal gegen Rom gestellt und versucht, Bithynien zu annektieren. Der Senat hatte den erfahrenen Feldherrn L. Licinius Lucullus – in unserer Zeit eher als ein grosser Feinschmecker be92


Abb. 69 = Slg. Wyp. 148. A. Plautius. Denar, 55. Rv. Kamel n. r., davor kniende Gestalt n. r., in der rechten Hand Zweig zum Zeichen des Friedens. Es ist ein Herrscher des Ostens, der sich hier Pompeius unterwirft. Um welchen Herrscher es sich dabei handelt, wurde viel diskutiert, ist bis jetzt nicht entschieden und vor allem völlig unwichtig. Ein römischer Benutzer hätte das Kamel gesehen, an den Orient gedacht und gleichzeitig an Pompeius und seinen Triumphzug. Schliesslich waren dort unzählige Dynasten und Könige als Gefangene mitgeschleppt worden. Diese Erinnerung beschwor unser Denar wieder herauf.

kannt – mit der Kriegsführung betraut. Dieser sah sich nun völlig unerwartet seines Oberkommandos enthoben. Die Volksversammlung hatte Pompeius die Kriegsführung übertragen. Der kassierte zuerst alle von Lucullus in Zusammenarbeit mit dem Senat getroffenen Entscheidungen und machte sich dann daran, den Osten militärisch und politisch neu zu ordnen. Im Feld war Pompeius höchst erfolgreich. Er siegte über Mithridates – und das endgültig: Der Leichnam des Königs wurde ihm von dessen Sohn Pharnakes ausgeliefert. Er unterwarf den armenischen König, eroberte Judäa und betrat das Allerheiligste des Tempels von Jerusalem. Pompeius kam auf seinem Feldzug bis ins Grenzland zum Fernen Osten, also in legendäre Länder, die vor ihm nur Alexander der Grosse als Eroberer betreten hatte. Damit schuf Pompeius seinen Mythos. Angetan mit dem erbeuteten Mantel Alexanders, das Haar sorgfältig in einer wilden Lockenpracht arrangiert, den Kopf leicht schief gelegt wie das grosse Vorbild, so stilisierte sich der römische Feldherr als der wiedergeborene Alexander. Und tatsächlich, wie sein grosses Vorbild war Pompeius zwar ein fähiger Feldherr, aber weder erfahren noch geduldig genug, um mit den verwickelten Verhältnissen im römischen Senat fertig zu werden. Dies sollte sich nur zu bald zeigen.

Zurück nach Rom Während Pompeius im Osten weilte, war in Rom die Zeit nicht stillgestanden. Neue Männer hatten Karriere gemacht und besetzten wichtige Posten im Senat. Zu ihnen gehörte Marcus Tullius Cicero. 93


Der Mann aus Arpinum war ein genialer Redner, der seine Talente voll und ganz in den Dienst der Nobilität stellte. Die arrivierten Geschlechter dankten dem «homo novus», wie man in Rom die Aufsteiger nannte, indem sie ihn bei seiner Karriere unterstützten. Ein anderer Exponent des Senats war Marcus Porcius Cato der Jüngere, dessen archaisch-romantische Lebensführung in Verbindung mit seinen strengen moralischen Vorstellungen bei seinen Bewunderern die Erinnerung an die grosse Vergangenheit Roms und den alten Ruhm seiner Oberschicht wachrief. In Zusammenarbeit mit den reaktionären Kräften des Senats, die sich selbst als die Besten, die «optimi», in unserer Terminologie als die Optimaten bezeichneten, versuchten Politiker wie Cicero und Cato, die Zeit zurückzudrehen und dem Senat sein altes Monopol auf die Macht zurückzugeben. Ihnen standen Männer wie der reiche Crassus entgegen, der sich durch seine Zusammenarbeit mit Sulla in den Augen seiner Standesgenossen diskreditiert hatte. Die römische Gerüchteküche schrieb seinen unglaublichen Reichtum nicht seinen unternehmerischen Fähigkeiten zu, sondern der Skrupellosigkeit, mit der er sich während Sullas Proskriptionen bereichert hatte. Viele Römer hatten sich damals saniert, doch der besondere Hass galt Crassus, da er in einem bisher nicht gekannten Masse sein Geld einzusetzen wusste, um politischen Einfluss zu erkaufen. Denn die Uneinigkeit zwischen Optimaten und Popularen hatte es mit sich gebracht, dass die Volksversammlung nun tatsächlich zwischen verschiedenen Kandidaten wählen konnte. Sie entschied sich meist für denjenigen, der ihr die grössten Wahlgeschenke gemacht, die prachtvollsten Spiele gegeben hatte. So wurde Geld, und zwar viel Geld, für jeden Politiker zur unabdingbaren Voraussetzung, ein wichtiges Amt zu bekleiden. Wer dieses Geld nicht besass, musste sich verschulden. Erreichte er das hohe Amt und wurde danach als Statthalter Roms in die Provinz geschickt, so konnte er sich für seine Unkosten gütlich halten. Die Bewohner des römischen Reiches bezahlten für den wahnsinnigen Wahlkampf in der Hauptstadt. Es gehörte schon die Intelligenz eines Gaius Iulius Caesar dazu, dieses System für den eigenen Aufstieg zu nutzen. Während seine Altersgenossen zitterten, ob sie ihre Schulden je würden zurückzahlen können, lieh er sich Geld in solchem Ausmasse, dass ihn seine Geldgeber gar nicht durchfallen lassen konnten. Ihnen drohten solch hohe Verluste, dass sie es vorzogen, ihren gesamten Einfluss aufzuwenden, um Caesar den Weg nach oben zu ebnen. Doch wie sollten sich all die Politiker sanieren, die nicht über den politischen Instinkt eines Caesar verfügten und denen durch die politische Niederlage der private Bankrott drohte? 94

Abb. 70 = Jean-Léon Gérôme. Kämpfende Gladiatoren. Gemälde, 1872. Auch wenn die Ausrüstung, mit der unser Künstler die Gladiatoren hier ausgestattet hat, nicht mehr den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft entspricht, gibt das Gemälde des 19. Jahrhunderts doch ein gutes Bild von den Emotionen, die solch ein Spektakel hervorrief. Das römische Volk – und wohl auch viele Angehörige der Nobilität – liebte die Spiele und fühlte sich demjenigen verpflichtet, der grosse Summen aufwendete, um ihm sein Lieblingsvergnügen zu verschaffen.


Ciceros grosse Stunde: Die Verschwörung des Catilina Am 22. September des Jahres 63 v. Chr. rief Cicero in seiner Funktion als Consul den Senat zusammen. Er hatte Informationen erhalten, dass einige Senatoren eine Verschwörung vorbereiteten. Welche Motive die Beschuldigten hatten, darüber können wir nur Vermutungen anstellen. Unsere beiden wichtigsten Quellen über die so genannte Verschwörung des Catilina, die Schriften Ciceros und die Monographie des Sallust, sind zu sehr darum bemüht, eine eigene, geschönte Version zu verbreiten, als dass sie historische Wahrheiten liefern würden. Abb. 71 = Slg. Wyp. 134. L. Aemilius Lepidus Paullus. Denar, 62. Av. Verschleierter Kopf der Concordia mit Diadem n. r. Concordia, die Gottheit, die innerhalb der Bürgerschaft Einheit schenkte, war die Göttin, welche die Römer stets in Stunden der Zwietracht beschworen. Im Tempel der Concordia rief Cicero am 3. Dezember des Jahres 63 v. Chr. den Senat zusammen, um ihm die entscheidenden Beweise für eine Verschwörung vorzulegen. Auf diesem Denar des Jahres 62 v. Chr., der ein Jahr nach der Niederschlagung des Aufstands entstand, feiert L. Aemilius Lepidus Paullus seinen eigenen Anteil am Sieg der Optimaten: Er hatte wegen politischer Gewaltverbrechen einen Prozess gegen Catilina angestrengt, der durch die Flucht des Beschuldigten allerdings hinfällig wurde.

Hinter der Verschwörung standen vermutlich Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppen von Politikern, wobei die Abgrenzung zwischen «gut» und «böse» mit Sicherheit nicht so leicht zu treffen ist, wie Cicero es darstellt. Vielleicht war die vom Senat unterstützte Absetzung der beiden von der Volksversammlung gewählten Consuln für das Jahr 65 der Auslöser. Der Senat hatte sie einfach durch die Ankläger ersetzt, die pikanterweise zuvor bei der Wahl durchgefallen waren. Es könnte sich aber auch um einen Befreiungsschlag verschuldeter Politiker gehandelt haben. Das nehmen zumindest manche Historiker an, und zwar weil Catilina während seiner Kandidatur als Consul für eine Zinssenkung und Erleichterungen bei der Schuldenrückzahlung eingetreten war. Wie auch immer, der Senat wollte Cicero lange nicht glauben, dass da überhaupt eine Verschwörung im Gange war. Am 22. Sep95


tember 63 erteilten die Senatoren dem Consul noch eine Abfuhr, als er forderte, den Notstand zu erklären. Das «senatus consultum ultimum» erreichte er erst einen Monat später. Doch welche Senatoren unterstützten die Aufständischen, welche nicht? Wie konnte man «gut» von «böse» trennen? Die Beweise reichten dafür nicht. So wählte Cicero den einzigen Weg, der ihm offenstand: In einer Brandrede klagte er einen der Verdächtigen, Lucius Sergius Catilina, in einer Art und Weise an, dass diesem gar nichts anderes übrig blieb als zu fliehen; und das, obwohl es eigentlich keinerlei Beweise für seine Schuld gab. Wahrscheinlich war dieser Catilina, nach dem heute die Verschwörung benannt wird, ein Mitläufer, den erst die kompromisslose Haltung Ciceros zum Handeln zwang. Nach Catilinas Flucht wurden zahlreiche «Verschwörer» verhaftet und auf Antrag Ciceros ohne das ihnen zustehende Gerichtsverfahren hingerichtet – schon damals ein ausgesprochen umstrittener Entscheid –, Cicero sollte deswegen später ins Exil gehen müssen. Doch vorerst war der Aufstand damit schon fast beendet. Die Truppen der Verschwörer konnten ohne grosse Mühe besiegt werden. Catilina fand in der Schlacht den Tod. Cicero feierte seinen Sieg, indem er seine Heldentaten in den verschiedensten literarischen Formen feierte. Er schrieb einen langen Brief an Pompeius, der diesen Ausbruch von Eigenlob mit pikiertem Schweigen überging. Er publizierte die Reden seines Konsulats und plante ein Epos zu seinen eigenen Ehren. Dem griechischen Philosophen Poseidonios schickte er gar ein Exposé der Geschehnisse, damit jener es doch bitte ausarbeiten möge, um Ciceros Heldentaten auch in der griechischen Welt bekannt zu machen. Leider schrieb Cicero zu gutes Latein, als dass seine Pamphlete der verdienten Vergessenheit anheimgefallen wären.

Das erste Triumvirat Im April des Jahres 62 v. Chr. erreichte den Senat der Rechenschaftsbericht des Pompeius. Darin kündigte der siegreiche Feldherr an, für den inneren Frieden Roms eintreten zu wollen, was ihm seine Gegner im Senat aber nicht glaubten. Sie wurden eines Besseren belehrt. Nach seiner Ankunft in Italien entliess Pompeius das Heer und ordnete sich den Entscheidungen des Senats unter. Das war ein schwerer politischer Fehler! Die Optimaten, die durch den Sieg über die Verschwörung sowieso Oberwasser hatten, dachten gar nicht daran, die hingestreckte Hand als Bereitschaft zum Bündnis zu verstehen. Für sie war es ein Zeichen der Schwäche, das 96


es auszunutzen galt. Sie würden es dem Liebling der Volksversammlung schon zeigen! Sie wollten es dem grossen Imperator beweisen, was er wirklich war: ein Nichts in den Händen des Senats! Die ehrwürdigen Väter lehnten die Versorgung der Veteranen und eine pauschale Zustimmung zur Neuordnung Asiens rundweg ab. Massnahme für Massnahme wollten sie ihre Meinung kundtun – Pompeius verstand diese Entscheidung als das, was sie war: eine gezielte Demütigung.

Diese Situation wusste ein anderer Politiker namens C. Iulius Caesar für seine eigenen Zwecke zu nutzen. Auch ihn hatte der Senat brüskiert. Als er von seiner Statthalterschaft in Spanien zurückkehrte, wo er sich ein Anrecht auf einen Triumphzug erkämpft hatte, zwang ihn die kompromisslose Haltung einiger Optimaten, sich zu entscheiden, ob er den Triumph feiern oder für das Konsulat kandidieren wollte. Seine Entscheidung für die Kandidatur kostete Caesar nicht nur den Triumph, sie zeigte ihm auch, dass eine Amtsführung nach seinen Vorstellungen in Zusammenarbeit mit dem Senat unmöglich sein würde. So sprach sich Caesar mit Pompeius ab. Und er bezog den dritten grossen Aussenseiter der römischen Politik mit ein: Marcus Licinius Crassus. Man entschied, Caesar zum Consul wählen zu lassen. Er sollte die Anliegen von Pompeius und Crassus verwirklichen. Was immer wieder als erstes Triumvirat herausgestellt wird, ist eigentlich nichts anderes als eine Wahlvereinbarung, wie sie römi-

Abb. 72 = Slg. Wyp. 143. Faustus Cornelius Sulla. Denar, 56. Rv. Globus, umgeben von drei kleineren und einem grossen Kranz, im Feld unten l. und r. Aplustrum und Weizenähre. Im Jahr 56 v. Chr., dem Jahr, in dem sich Caesar, Crassus und Pompeius über das weitere Vorgehen verständigten, übte der Schwiegersohn des Pompeius das Amt des Münzmeisters aus. Er nutzte seine Kompetenz, um die Siege seines Schwiegervaters zu verherrlichen. Die drei Kränze waren das Zeichen für die drei Triumphe des Pompeius auf den drei Erdteilen: in Afrika über die versprengten Anhänger des Marius, in Spanien über Sertorius, in Asien über Mithridates. Der vierte Kranz erinnerte an das dem Pompeius im Jahr 63 übertragene Privileg, bei Circus- und Bühnenspielen einen goldenen Kranz zu tragen. Das Aplustrum, der äusserste Teil des Schiffshecks, auf unserer Münze links, stand für den Seesieg über die Piraten, die Getreideähre für die Cura Annorum. Diese Aufgabe beinhaltete die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung der Hauptstadt mit Getreide. Sie wurde Pompeius im Jahr 57 verliehen und mit Münzen wie dieser finanziert. Der Globus in der Mitte wies die römischen Benutzer auf ihre Weltherrschaft hin, die erst Feldherrn wie Pompeius gesichert hatten. So zumindest das Selbstverständnis der Familie des Pompeius ...

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sche Politiker seit Jahrhunderten untereinander getroffen hatten. Nur die Dimension war neu. Zusammen verfügten Pompeius, Crassus und Caesar über eine gewaltige Zahl von Klienten unter den Senatoren, den Rittern und dem einfachen Volk. Damit hatten sie genügend Macht, um den Senat an die Wand zu spielen.

Die Waffe des Schwächeren Der Senat nahm wahr, was sich da anbahnte. Nun galt es zu verhindern, dass Pompeius, Crassus und Caesar zusammen die Republik auf ganz legalem Wege umgestalteten. Man musste Caesar einen Kollegen an die Seite stellen, der stur jegliche Initiative abblocken würde, ohne sich von der Meinung des Volkes oder der Notwendigkeit eines Gesetzes irritieren zu lassen. Es gab einen Politiker, dem die Optimaten diese Impertinenz (nach anderer Lesart: Charakterfestigkeit) zutrauten: Marcus Calpurnius Bibulus. Abb. 73 = Slg. Wyp. 54. T. Annius Rufus(?). Denar, 144. Rv. Iuppiter in galoppierender Quadriga n. r., in der linken Hand Szepter, mit der rechten Hand den Blitz schleudernd. Blitze zu schleudern war das besondere Privileg des Iuppiter, so galt dieses Naturereignis als das wichtigste, das massgeblichste Zeichen, das die Götter den Menschen geben konnten. Die Stelle, auf der ein Blitz eingeschlagen hatte, wurde sofort für heilig und dem Iuppiter geweiht erklärt. Jede politische Handlung musste auf diese göttliche Intervention hin abgebrochen werden. Sah ein Beamter beim Einholen der Auspizien, was vor jeder offiziellen Versammlung durchgeführt werden musste, einen Blitz, so genügte sein Zeugnis, er habe dieses Götterzeichen wahrgenommen, um die Zusammenkunft und einen Beschluss zumindest für diesen Tag zu verwehren. Kein Wunder, dass sich diese rituelle Vorschrift besonders gut dazu eignete, unliebige politische Entscheidungen zu verhindern.

Er hatte im Jahre 65 zusammen mit Caesar das Aedilat bekleidet und mit seinem Kollegen teure Spiele finanziert, aus denen Caesar allein den politischen Vorteil zog. Auch 62, in dem Jahr, in dem beide als Praetoren dem Staat dienten, war er im Schatten Caesars gestanden. In ihm hatte sich so viel Neid und Hass aufgebaut, dass er zu einem perfekten Werkzeug der Optimaten wurde. Sogar der sittenstrenge Cato steuerte bei, als es um die Bestechungsgelder ging, und so wählte die Volksversammlung zunächst G. Iulius Caesar, dann Marcus Calpurnius Bibulus. 98


Was dann geschah, war voraussehbar: Caesar brachte, wie mit Pompeius und Crassus besprochen, ein Gesetz zur Versorgung der Veteranen aus dem Orientfeldzug ein. Der Senat versperrte sich jeglicher Diskussion, Bibulus legte sein Veto ein mit dem einzigen Argument, dass das Volk dieses Gesetz dieses Jahr nicht bekommen würde. Natürlich waren die in grossen Mengen angereisten Veteranen über seine destruktive Haltung empört. Als Bibulus auf das Forum kam, um die Abstimmung der Volksversammlung über das Gesetz durch seinen Einspruch zu verhindern, wurde ihm ein Korb voll Mist über den Kopf gestülpt, seine Begleiter verprügelt. Die Menge hinderte den Consul die Rednerbühne zu betreten, während Caesar die Versammlung leitete, als gäbe es keine Störung. Bibulus zog ab, das Gesetz wurde angenommen. Damit hatten die Caesargegner und ihr Protagonist eine schwere Niederlage erlitten. Und es musste ihnen klar sein, dass sie so immer wieder scheitern mussten. Deshalb griff Bibulus zu einem anderen Mittel: Ein Blitz verhinderte als göttlicher Einspruch jegliche Entscheidung der Volksversammlung. Und Pflicht eines Consuls war es, solch ein Omen festzustellen. Bibulus verschanzte sich also in seinem Haus und kündigte an, den Himmel zu beobachten. Ungünstige Omina musste Bibulus nicht selbst melden, um den Entscheid der Volksversammlung für ungültig zu erklären, das konnte ein Amtsdiener tun. Und so geschah es dann auch. Caesar peitschte seine Neuerungen durch. Bibulus sah göttliche Zeichen. Das nützte ihm zwar im Moment nichts, denn der Pragmatiker und Pontifex Maximus Caesar liess sich von diesen gefälschten Orakeln nicht abhalten, aber der Senat besass dadurch ein juristisch legales Mittel, alle so gefassten Beschlüsse für ungültig zu erklären. Trotzdem endete das Konsulat Caesars mit einer völligen Niederlage des Senats. Denn schliesslich hatte sich das Dreigespann aus Pompeius, Crassus und Caesar gemeinsam als mächtiger erwiesen, als es der gesamte restliche Senat war. Wer in Zukunft Karriere machen wollte, der musste sich an diese Männer halten. Die Hardliner unter den Senatoren sahen ihren Einfluss schwinden. Solange die drei zusammenhielten, gab es keine Möglichkeit, gegen ihren Willen Politik zu treiben.

Die Geissel der Kelten Um seinen Feinden im Senat keine Gelegenheit zu geben, ihn wegen seiner Amtsführung vor Gericht zu stellen, übernahm Caesar gleich anschliessend an sein Amt als Consul das Prokonsulat. Diese 99


Position bot ihm die benötigte Immunität. Ihm wurden die Provinzen Gallia Cisalpina, Gallia Transalpina, Gallia Narbonensis und Illyria anvertraut. Das war für Caesar eine Art Hauptgewinn. Er war geschützt vor den Verfolgungen seiner Gegner, hatte die Aussicht auf militärischen Ruhm und blieb gleichzeitig Rom so nahe, dass er Kontakt mit anderen Politikern halten konnte. Schliesslich grenzte die Gallia Cisalpina direkt an Italia – und von den südlichsten Städten seiner Provinz waren es nur wenige Tagesreisen nach Rom. So konnte Caesar seine Provinzen überwachen und gleichzeitig ein Auge darauf haben, dass seine Wünsche in der Hauptstadt berücksichtigt wurden.

Anfang des Jahres 58 begab sich Caesar in seine Provinz. Wahrscheinlich hatte er zu diesem Zeitpunkt schon den Entschluss gefasst, einen grossen Krieg zu führen, der zeigen sollte, dass er sogar Pompeius als Feldherr überlegen war. Wer ihm den Anlass zu diesem gewaltigen Krieg lieferte, war Caesar letztlich gleichgültig – genauso übrigens wie die Frage, ob es sich dabei um einen gerechten Krieg handeln würde. So wurden die Helvetier seine ersten Opfer. Sie hatten beschlossen, ihr eigenes Gebiet aufzugeben, um in Westfrankreich neues Land zu erobern. Da ihr kürzester Weg durch die römische Provinz führte, baten sie, diese durchqueren zu dürfen. Caesar sagte nein, und er tat noch mehr. Statt die Helvetier durch das benachbarte Gebiet des freien Stammes der Sequaner ziehen zu lassen, verbot er 100

Abb. 74 = Slg. Wyp. 163. C. Iulius Caesar. Denar, 48–47. Rv. Trophäe aus gallischen Waffen, im Feld l. Axt. Caesars Erfolge in Gallien sollten eines der Hauptargumente bleiben, mit denen er im grossen Bürgerkrieg gegen seine Feinde warb. Hier sehen wir eine Trophäe aus typischen gallischen Waffen, dem länglichen Schild, der Carnyx (siehe dazu auch Abb. 42), dem gehörnten Helm und einer speziellen Axt mit Tierkopfverzierung. Das militärische Verdienst war zu allen Zeiten der wichtigste Grund gewesen, einem Politiker Auctoritas zuzugestehen. Die Eroberung Galliens bürgte für einen Platz unter den bedeutendsten Politikern. Schliesslich hatte Caesar die römischen Angstgegner schlechthin unter die Kontrolle der Legionen gebracht. Caesar war sich dessen bewusst. So publizierte er seinen berühmten Kommentar zum Gallischen Krieg ausgerechnet zu der Zeit, als über die Kandidatur für sein nächstes Konsulat verhandelt wurde. Dass die Optimaten ihm den Lohn seiner Mühen trotzdem vorenthalten wollten, war für Caesar ein ausreichender Kriegsgrund.


ihnen kurzerhand die Auswanderung, setzte mit einem Krieg durch, dass die Helvetier ihre Pläne aufgaben und im alten Land blieben. Damit überschritt Caesar klar seine Kompetenzen. Es war einem römischen Statthalter untersagt, aus eigenem Antrieb Krieg zu führen. Caesar übertrat dieses Verbot im grossen Stil: Er führte keinen begrenzten Krieg, sondern eroberte in wenigen Jahren eine gewaltige Landmasse von einer Grösse, wie sie noch nie zuvor ein Feldherr dem römischen Reich eingegliedert hatte.

Gallia est omnis divisa in partes tres Caesars Erfolge faszinierten seine Zeitgenossen. Unglaubliche Mengen von Edelmetall erreichten Rom, zeugten von den grossen Siegen in dem weit entfernten Land. Das Gold aus den keltischen Tempeln drückte derart auf den Markt, dass sein Preis um 25 % sank. Blonde Sklaven bewiesen den Römern, was für Menschen die römischen Legionen unterworfen hatten. Caesar setzte die gallische Beute systematisch ein, um Einfluss zu gewinnen – wie, das hatte er von Crassus gelernt: Er verpflichtete sich Politiker, indem er ihre Schulden zahlte. Er errichtete eindrucksvolle Bauten für das Volk. Caesar

war im römischen Alltag präsent. Mit allen wichtigen Meinungsmachern hielt er regen Briefkontakt. So waren seine Taten Stadtgespräch, in den einfachen Tavernen wie in den feinen Villen.

Abb. 75 = Slg. Wyp. 161. D. Iunius Brutus Albinus. Denar, 48. Rv. Zwei Carnyces, oben ovaler Schild, darunter runder Schild. Der Gallische Krieg bot Caesar die Möglichkeit, sich viele römische Senatorengeschlechter zu verpflichten, indem er ihre Söhne unter seine Offiziere aufnahm. Er bot ihnen die Möglichkeit, militärische Erfahrung, Ruhm und Beute zu gewinnen. Im direkten Kontakt mit seinen Untergebenen gewann Caesar durch sein einnehmendes Wesen leicht die Anhänglichkeit der aufstrebenden Politiker. Einer von ihnen war der junge Decimus Iunius Brutus Albinus, Sohn des gleichnamigen Consuls und Adoptivsohn des Postumius Albinus. Caesar förderte Brutus. Er unterstützte ihn, als er sich um die Quaestur bewarb, setzte durch, dass er im Jahr 48 v. Chr. die Provinz Gallia Transalpina erhielt. Er verlieh ihm für das Jahr 45 v. Chr. die Praetur und legte fest, dass er im Jahr 42 v. Chr. das Konsulat übernehmen sollte. Damit hatte Caesar mustergültig seine Rolle als Patron erfüllt, konnte nach römischen Vorstellungen auf die unbedingte Loyalität seines Klienten rechnen. Umso überraschter muss er gewesen sein, dass sich auch dieser Brutus an den Iden des März 44 unter den Verschwörern befand.

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Der Erfolg liess die Menschen vergessen, dass Caesar diesen Krieg widerrechtlich führte. Von jeher war in Rom Erfolg mit der Gunst der Götter verbunden gewesen, es musste also in den Augen des einfachen Mannes einer ein Günstling der Götter sein, wenn er solche Siege errang. Caesars Siege lassen sein Unrecht vergessen – auch heute noch. Mit seinem literarischen Meisterwerk, den Commentarii de Bello Gallico, faszinierte er Generationen von Philologen und Historikern. Sein schlichter Bericht über die Ereignisgeschichte des Gallischen Krieges lenkt den Blick des Lesers automatisch auf die unbestreitbar unvergleichliche persönliche Leistung, die Caesar bei der Eroberung des Landes erbrachte. Die Frage der Kriegsschuld wird kaum berührt. Caesar setzt es als selbstverständlich voraus, dass sich die freien Kelten ihm als dem Vertreter Roms zu unterwerfen hatten. Ein Teil der Senatoren sah dies übrigens schon damals anders – vermutlich allerdings aus dem einzigen Grund, weil es der verhasste Caesar war, der diesen Rechtsbruch beging.

Im Banne des Schreckens Während Caesar ganz Gallien mit Krieg überzog, ging es in Rom drunter und drüber. Caesars Konsulat hatte eine Entwicklung beschleunigt: Die politischen Kräfte neutralisierten sich gegenseitig. Die Auseinandersetzungen der kleinlichen Tagespolitik machten es unmöglich, längst überfällige Massnahmen und Reformen zu verwirklichen. Zurück blieb die Gewalt. Männer wie ein P. Clodius Pulcher oder ein T. Annius Milo bedienten sich der Hilfe von Schlägerbanden, um ihre politischen Ziele durchzusetzen. Mord und Totschlag waren an der Tagesordnung, denn in Rom existierte so etwas wie eine der öffentlichen Ordnung verpflichtete Polizei nicht. Die Optimaten mussten ohnmächtig zusehen, wie diese Umstände Caesar, Crassus und Pompeius in die Hände spielten. Es war Caesar ein Leichtes, die kleinen Unstimmigkeiten zwischen den Partnern auszuräumen, um die Verlängerung seines Kommandos in Gallien zu erreichen. Auch Crassus und Pompeius erhielten nun militärische Macht: Crassus bekam im Osten die Chance, als grosser Parthersieger in die Geschichte einzugehen; Pompeius erhielt Spanien, wobei man sich einigte, dass er nicht in seine Provinzen gehen, sondern lieber im Interesse aller in Rom das Geschehen überwachen solle. Ohne grössere Probleme setzten die drei ihre Pläne über die Volksversammlung um. Doch die grosse Einigkeit der drei Aussenseiter endete kurz 102


danach. Im Jahr 54 starb die einzige Tochter Caesars, Iulia, die er aus politischen Gründen mit Pompeius verheiratet hatte. Trotzdem war die Ehe sehr glücklich gewesen, und Iulia hatte oft zwischen Vater und Ehemann vermittelt. Nun fiel dieses Band weg. Die zweite Verbindung zerriss im Jahr 53, als Crassus bei Carrhae fiel. Sein Feldzug gegen die Parther war eine einzige Katastrophe. Der in Rom so erfolgreiche Mann war als Feldherr ein Versager. Wegen seiner mangelnden Selbsteinschätzung liessen um die 30 000 römischen Legionäre in der Wüste ihr Leben. Abb. 76 = Slg. Wyp. 150. M. Iunius Brutus. Denar, 54. Av. Kopf des L. Iunius Brutus, Consul des Jahres 509 v. Chr., n. r. M. Iunius Brutus, nicht zu verwechseln mit D. Iunius Brutus Albinus, gehörte zum harten Kern der Optimaten, die sich um Cato den Jüngeren geschart hatten. Er verfochte den Alleinanspruch des Senats auf die Herrschaft, der sich in seinen Augen alle – auch die herausragendsten – Politiker zu fügen hatten. Die Realität sah anders aus: Im Jahr 56 hatten Pompeius und Crassus den Senat gezwungen, ihre Wahl zum Consul zu unterstützen, damit überhaupt so etwas wie ein geordnetes politisches Leben möglich war. In diesem Amt hatten sie einmal mehr die Interessen des Dreigespanns durchgesetzt. Einer wie Brutus konnte darin nur die Vorboten einer neuen Alleinherrschaft sehen. Und so nutzte er seine Position als Münzmeister, um mit dem Bild des ersten Consuls allen Römern vor Augen zu führen, dass es immer noch Anhänger der alten Republik gab, die gegen jeden Tyrannen kämpfen wollten (vgl. dazu auch Anm. zu Abb. 31).

Damit gab es nur noch Caesar und Pompeius: den Sieger über die Kelten und den Mann, dessen Erfolge im Osten bereits in Vergessenheit gerieten. Pompeius war ein leichtes Opfer für die Schmeicheleien der Caesargegner. Und für die Optimaten war Pompeius immer noch besser als der kompromisslose Caesar. So waren in Rom schon die Weichen gestellt, während Caesar noch in Gallien kämpfte: Pompeius würde seinen einstigen Verbündeten opfern, um so endlich den politischen Einfluss im Senat zu gewinnen, den er sich immer erträumt hatte.

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Bis ans Ende der Welt und über den Rubicon hinaus Während sich in Rom die Lage langsam veränderte, wurde Caesars volle Aufmerksamkeit von Gallien gefesselt. Dort war es dem Avernerfürsten Vercingetorix endlich gelungen, einen gesamtkeltischen Widerstand gegen die römische Eroberung zu organisieren. Die vereinte Streitmacht der Kelten forderte Caesar alles ab. Er jagte von einem Brennpunkt zum nächsten. Stürzte sich in Schlachten, organisierte den Nachschub, entwarf Marschpläne. Für Rom blieb da wenig Zeit. Als Caesar im Spätsommer des Jahres 52 die Schlacht von Alesia gewann und damit den gallischen Widerstand brach, war es schon zu spät.

Den Führern der Optimaten war es gelungen, Pompeius auf ihre Seite zu ziehen – die Interessen Caesars waren damit für ihn uninteressant. Das brachte Caesar, kurz nachdem er den entscheidenden militärischen Sieg errungen hatte, die politische Niederlage: Caesar hatte mit Pompeius abgemacht, dass dieser in Rom ein Gesetz durchbringen sollte, das es ihm, Caesar, ermöglichen würde, sich noch während seiner Statthalterschaft in Gallien in Abwesenheit um das Konsulat zu bewerben. Damit wäre wieder die Immunität verbunden gewesen, die es seinen Gegnern unmöglich gemacht hätte, ihn wegen seiner Amtsführung anzuklagen. Pompeius handelte zwar wie besprochen, aber er hob das neue Gesetz durch eine andere Verfügung gleich wieder auf. In einer 104

Abb. 77 = Slg. Wyp. 160. L. Hostilius Saserna. Denar, 48. Rv. Biga n. r., von einem Wagenlenker getrieben, hinten auf dem Wagen steht ein gallischer Kämpfer, nackt bis auf den Helm, in den Händen Speer und Schild. Die Rückseite dieser Münze gibt uns einen guten Hinweis auf die damals schon etwas veraltete Kampfweise der keltischen Aristokraten in England, wohin Caesar während des Gallischen Krieges zweimal eine Flottenexpedition schickte. Wie einst die Helden der Ilias des Homer liessen sich dort die Krieger in einem Zweigespann auf das Schlachtfeld fahren, um aus dieser erhöhten Position vom Wagen aus zu kämpfen. Caesar selbst schilderte in seinen Kommentaren zum Gallischen Krieg ihre Kampfesweise so (IV, 33): «Der Kampf von diesen Streitwagen aus verläuft folgendermassen: Zuerst fahren die Britannier nach allen Richtungen über das gesamte Schlachtfeld und schleudern Wurfgeschosse, wobei sie meist schon durch den Schrecken, den die Pferde verbreiten, und den Lärm der Räder die feindlichen Reihen in Verwirrung bringen. Sobald sie in die berittenen Einheiten eingedrungen sind, springen sie von den Wagen und kämpfen zu Fuss weiter. Währenddessen fahren die Wagenlenker etwas aus dem Kampfgebiet heraus und stellen sich so auf, dass sie den Ihren, falls diese von einer feindlichen Übermacht bedrängt werden, eine gute Möglichkeit bieten, sich ungehindert zu ihrem Heer zurückzuziehen. ... Durch Gewohnheit und tägliche Übung haben sie es dabei so weit gebracht, dass die Wagenlenker sogar auf abschüssigem, steilem Gelände die Pferde in vollem Lauf aufhalten, in kürzester Frist bändigen und schwenken lassen können. Ja, sie laufen sogar über die Deichsel und stellen sich auf das Joch der Pferde, um sich von dort wiederum in grösster Geschwindigkeit auf die Wagen zurückzuziehen.»


Reform der Wahlbestimmungen wurde beschlossen, dass es in Zukunft jedem Bewerber grundsätzlich verboten sein soll, in Abwesenheit für ein Amt zu kandidieren. Dies gab den Gegnern Caesars endlich die heiss ersehnte Möglichkeit, ihn öffentlich anzuklagen. Dafür waren sie bereit, Pompeius eine führende Stellung im Senat einzuräumen (zumindest so lange, wie sie ihn brauchten, um mit Caesar abzurechnen). Caesar war nicht bereit, dieses Spiel mitzuspielen. Er verfügte über elf Legionen und würde seine Handlungen nicht vor einem Gericht verteidigen. Alle Verhandlungen über einen Kompromiss scheiterten an der Sturheit der Senatoren um Cato. Am 7. Januar des Jahres 49 erklärte der Senat den Notstand. In der Nacht vom 10. auf den 11. Januar überschritt Caesar den Rubico, das Flüsschen, das seine Provinz von Italia trennte. Rom etc.

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3.7 Auf dem Gipfel der Macht Bürgerkrieg

K

ein römischer Senator hatte sich vorstellen können, wie entschlossen und kompromisslos Caesar den Kampf um seine politische Zukunft in Rom zu führen bereit war. Um seine persönlichen Interessen durchzusetzen, begann er einen Bürgerkrieg. Dafür war er blendend gerüstet. Elf kampferprobte Legionen standen ihm zur Verfügung. Caesar überraschte seine Gegner und setzte seine Truppen am 23. November 48 v. Chr. – nach dem neuen, Julianischen Kalender; nach der alten Zeitrechnung entsprach dies dem 10. Januar des Jahres 49 v. Chr. – in Marsch, also zu Beginn der Zeit, in der normalerweise alle militärischen Unternehmungen ruhten. Abb. 78 = Slg. Wyp. 156. C. Iulius Caesar. Denar, 49–48. Rv. Elefant n. r. schreitend, eine Schlange niedertrampelnd. Um seine Position im Bürgerkrieg zum Ausdruck zu bringen, benutzte Caesar eine einfache Fabel, die jedem Römer vertraut war: Der edle Elefant und die heimtückische Schlange sind natürliche Todfeinde. Geduldig wartet die Schlange auf dem Baum, um sich auf den Elefanten zu stürzen, ihn mit ihren Bissen zu blenden und ihn dann zu erdrücken. Auf unserer Münze zeigt Caesar die einzige Möglichkeit, die dem Elefanten bleibt, um sein Leben zu retten. Er zertritt die Schlange. Was für ein Gleichnis auf sein eigenes Vorgehen gegen seine Feinde im römischen Senat!

Pompeius hatte auf die Wintermonate gehofft, um seine Rüstungen vorantreiben zu können. Caesars überraschender Vormarsch brachte ihn in Bedrängnis. Ihm blieben in Italien nur die zwei Legionen, die Caesar ihm vor nicht einmal zwei Jahren geschickt hatte. Würden diese Männer ihre Loyalität auf Pompeius übertragen? Es wäre ein Vabanquespiel gewesen, mit ihnen Rom verteidigen zu wollen. So gab Pompeius sehr zum Ärger vieler Caesar-feindlicher Senatoren die Hauptstadt auf, um im Osten eine starke Front aufzubauen. Dort kannte und schätzte man ihn. Dort hatte er gekämpft 106


und Klientelfürsten in ihre Herrschaft eingesetzt. Im Osten war Pompeius in der Lage, ein Heer aufzustellen, das dem Caesars überlegen war. Und schon Sulla hatte von Kleinasien aus Rom zurückerobert.

Die Gnade von Corfinum Nicht alle Senatoren akzeptierten den Plan des Pompeius, Italien kampflos aufzugeben. Lucius Domitius, der vom Senat zum Nachfolger Caesars als Consul in Gallien bestimmt war, hatte in Mittelitalien Truppen ausgehoben, mit denen er sich seinem Rivalen gewachsen fühlte. Mit 32 Kohorten von unerfahrenen Rekruten verschanzte er sich in Corfinum. Es kostete Caesar nicht allzu viel Mühe, die Stadt zu erobern. Abb. 79 = Slg. Wyp. 163. C. Iulius Caesar. Denar, 48–47. Av. Kopf einer Frau mit Eichenkranz und Diadem n. r., dahinter Jahreszahl 52. Viele Wissenschaftler identifizieren die Frau mit dem Eichenkranz mit Clementia, der Personifikation der Milde, der als Clementia Caesaris sogar ein Tempel geweiht werden sollte. Ihren Eichenkranz kannten die Römer als Corona Civica. Er wurde normalerweise dem Mann verliehen, der einem römischen Bürger das Leben gerettet hatte. Der Senat sollte Augustus später den goldenen Eichenkranz dafür zusprechen, dass er sich im Bürgerkrieg gemässigt und zumindest einige seiner Feinde geschont hatte. Caesar nun übte diese Schonung im grossen Stil aus – vielleicht verwendete er auf dieser Münze den Eichenkranz in eben diesem Sinne. Bemerkenswert ist die Jahreszahl 52 hinter dem Kopf der Clementia. Sie gibt das Alter Caesars zur Zeit der Münzprägung an. Er war am 13. Juli 100 v. Chr. geboren. Diese Altersnennung im Münzbild ist für die Antike einmalig.

Damit fielen einige der wichtigsten Optimaten in seine Hand. Alle erwarteten, dass Caesar sie hinrichten lassen werde. Doch dieser verfolgte eine andere Politik: Er entliess sie, bot ihnen an, auf seine Seite überzutreten. Denen, die das nicht wollten, stellte er sogar frei, weiter gegen ihn zu kämpfen. Nach einer neuen Niederlage würden sie ein weiteres Mal die Chance erhalten, sich auf seine Seite zu schlagen. Während die Senatoren um Pompeius jeden, der sich nicht schnellstens zu ihnen begab, als Gegner betrachteten, hielt Caesar jedem den Rückweg offen. Damit förderte er seine Sache gerade bei 107


denen, die nicht aus Überzeugung, sondern aus Opportunismus gegen ihn kämpften. Und das war die grosse Mehrheit. Cato hatte es zwar geschafft, die Sache der Caesarfeinde als die Sache der Freiheit zu verkaufen. Doch Pompeius merkte in seinem neuen Hauptquartier in Thessalonike schnell, dass es nicht um die gemeinsame Sache ging, sondern um die Partikularinteressen einzelner Senatoren. Während Caesars Heer einem einzigen Willen folgte, musste Pompeius unzählige Wünsche, Eitelkeiten und Vorstellungen mit einer effektiven Strategie in Einklang bringen. Caesar hatte damit von vornherein einen Vorteil. Es gelang ihm schnell, die Hauptstadt (und die im Saturntempel in der Eile von den Pompeiusanhängern im Stich gelassene Staatskasse) unter seine Kontrolle zu bringen. Danach ging er nach Spanien, also in die Provinz, die der Senat Pompeius übertragen hatte. Dort standen immerhin fünf Legionen unter Legaten des Pompeius. Es dauerte 40 Tage, bis Caesar Spanien kontrollierte. Auch das für die Getreideversorgung wichtige Sizilien war bald in Caesars Hand. Damit besass er den Westen, während sich Pompeius und seine Verbündeten im Osten und in Nordafrika eine starke Position aufgebaut hatten.

Entscheidung bei Pharsalos Pompeius hatte seinen Rumpfsenat und sein Hauptquartier in Thessalonike eingerichtet. Dort sassen die würdigen Väter und hatten nichts Besseres zu tun, als miteinander zu diskutieren. Jeder Einzelne Abb. 80 = Slg. Wyp. 159. Terentius Varro und Cn. Pompeius Magnus. Denar, geprägt in einer mit Pompeius ziehenden Feldmünzstätte, 49. Rv. Delphin, Szepter und Adler im Abschnitt MAGN(us) PRO / CO(n)S(ule). Dieser Denar dürfte schon in Griechenland geprägt sein, in einer mit dem Heer des Pompeius ziehenden Feldmünzstätte. Seine Rückseite bezieht sich auf die grossen Siege, die Pompeius zu Lande und zu Wasser erfochten hatte. In der Mitte sehen wir ein Szepter, Zeichen der Herrschaft, links davon einen Delphin für seine Siege über die Piraten, rechts davon einen Adler für Iuppiter, der ihm die Siege zu Lande geschenkt hatte.

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fühlte sich als der herausragende Feldherr und wusste genau, was er an der Stelle des Pompeius getan hätte. Dabei übersahen die meisten, dass ihr Oberkommandierender eine ausgezeichnete Leistung erbrachte. Es war ihm gelungen, die Seeherrschaft zu erringen und Caesar zu hindern, genügend Truppen für einen sicheren Sieg nach Griechenland zu bringen. Am 9. August des Jahres 48 kam es bei Pharsalos zur Entscheidungsschlacht. Den 22 000 Männern Caesars standen rund 47 000 Soldaten unter dem Befehl des Pompeius gegenüber. Die Reiterei der Optimaten war der gegnerischen gar um das Siebenfache überlegen. Und doch gelang es Caesar mit seinen erfahrenen Truppen, den Gegner auszumanövrieren und sein Lager zu stürmen. Ein Grossteil der Senatoren gab auf, kehrte reumütig auf die Seite des Siegers zurück, um für sich zu retten, was noch zu retten war.

Caesar und Kleopatra – das ägyptische Abenteuer Nach der Niederlage von Pharsalos floh Pompeius nach Ägypten, um dort neue Truppen zu sammeln. Das reiche Land am Nil, da war er sich sicher, würde ihm wieder auf die Beine helfen. Schliesslich hatte der Rumpfsenat gerade den 13-jährigen Pharao Ptolemaios XIII. in seiner Auseinandersetzung mit Kleopatra VII. unterstützt und zum Alleinherrscher bestimmt. Abb. 81 = Slg. Wyp. 181. Sextus Pompeius. Denar, Sizilien, 42–40. Av. Kopf des Pompeius n. r., dahinter Krug, davor Lituus. Auch wenn der Kampf schon längst verloren war, behaupteten einzelne Anhänger des Pompeius immer noch ihre Position gegenüber der Caesarianischen Zentralregierung in Rom. So hatte sich zum Beispiel der jüngere Sohn des Pompeius Magnus, Sextus Pompeius, von 42 v. Chr. bis 36 v. Chr. auf Sizilien verschanzt und behinderte mit seiner starken Flotte den Getreidenachschub der Hauptstadt. Das Motiv seines Widerstands ist in der Münzprägung deutlich zu erkennen: Er stellt seinen Vater als den grossen Vorkämpfer der republikanischen Staatsordnung in den Mittelpunkt. In seinem Sinne führt er den Krieg gegen die Erben Caesars weiter – und das zunächst recht erfolgreich (mehr dazu auf S. •••). Seiner Münzprägung verdanken wir die prachtvollen Porträts des Pompeius, der zu Lebzeiten keine Münze mit seinem Bildnis herausgab.

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Doch als Caesar zwei Tage nach Pompeius in Alexandria landete, präsentierte man ihm stolz den abgeschlagenen Kopf seines Feindes. Die Clique um den Kindkönig hatte sich für die Unterstützung des aussichtsreichsten Anwärters auf die Alleinmacht in Rom entschlossen. Man rechnete mit Caesars Dankbarkeit, wurde allerdings schnell eines Besseren belehrt. Caesar zog in Alexandria ein, als sei er der Herr des Landes. Er forderte Geld und machte sich damit bei Hof und Bevölkerung unbeliebt. Die 21-jährige Kleopatra nutzte die Situation. Heimlich suchte sie Caesar in seinem Quartier auf und gewann mit ihrer Intelligenz, ihrem Wagemut und vielleicht auch mit ihrer jugendlichen Frische seine Unterstützung. Rund ein halbes Jahr dauerte der Alexandrinische Krieg, den Caesar führte, um die Ansprüche Roms auf die Kontrolle Ägyptens zu behaupten und die Herrschaft der Kleopatra durchzusetzen. Für die an Zahl weit unterlegenen Römer war die Situation mehr als kritisch. Immer wieder kämpften die im Palast verschanzten Truppen Caesars um ihr Überleben. Den wesentlich höheren Preis aber zahlten Alexandria und die gebildete Welt: Caesar liess die ägyptischen Kriegsschiffe im Hafen anzünden. Das Feuer breitete sich aus und vernichtete nicht nur die Lagerhallen und Werften, sondern auch die berühmte Bibliothek des Musaion mit ihren 400 000 Papyrusrollen. Im März war der Frieden wieder hergestellt, Kleopatra als Pharao Ägyptens eingesetzt. Nun, nachdem er ein halbes Jahr von seiner Welt abgeschnitten gewesen war, hätte sich Caesar wieder dem Römischen Reich widmen können. Und Grund genug gab es dafür. Ständig trafen neue Hiobsbotschaften ein: In Italien meuterten seine Truppen. Cato hatte sich mit den Resten des optimatischen Heeres eine feste Position in der Provinz Africa geschaffen. Und Pharnakes, der Sohn des Königs Mithradates, nutzte die Schwäche der Römer, um das Reich von Pontos wieder einmal gegen Westen auszudehnen. Eile wäre geboten gewesen. Doch ehe sich Caesar der Lösung aller Probleme zuwandte, machte er das, was wir heute einen Urlaub nennen würden. Er fuhr mit Kleopatra den Nil aufwärts. Caesar war damals 53 Jahre alt. Er hatte rund zehn Jahre lang nichts anderes getan als Krieg zu führen. Kein Wunder, dass er die Aussicht, mit seiner jungen Geliebten ein paar Monate lang nichts zu tun, verlockend fand.

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Veni vidi vici Ende Mai brach Caesar von Ägypten auf. Im Oktober kam er in Rom an. Sozusagen «en passant» hatte er bei Zela Pharnakes besiegt. Damit beendete Caesar den Krieg in Kleinasien derart abrupt, dass er den Kampf mit drei Worten beschreiben konnte: Veni vidi vici (ich kam, sah und siegte).

Anfang Dezember konnte Caesar Rom bereits wieder verlassen. Mit nur einer einzigen Rede hatte er die Loyalität der Truppen zurückgewonnen. Dazu war es ihm gelungen, die in Rom herrschende Schuldenkrise in den Griff zu bekommen und die Kriegskosten aufzubringen. Es war auch viel Geld nötig, um den Kampf um die Provinz Africa zu führen. Hier hatte sich ein grosses Heer versammelt, das den Invasionstruppen Caesars weit überlegen war. Bei Thapsus kam es am 6. April des Jahres 46 zur Entscheidungsschlacht. Die senatorischen Truppen unterlagen. Cato beging in Utica Selbstmord und wurde so zur ewigen Symbolgestalt des Kampfes gegen alle Tyrannen – auch wenn Caesar sich nie als Tyrann empfunden hatte und Cato persönlich wohl nicht so unangreifbar war, wie seine Verehrer es der Welt glaubhaft machen wollten. Im September zog Caesar als Triumphator in Rom ein. Er dankte Iuppiter für die vier grossen Siege, die er in Gallien, in Ägypten, in Pontos und in Africa errungen hatte. Fünfzig Schlachten hatte er geschlagen, 1 192 000 Gegner waren von der Hand seiner Soldaten gefallen. Jedenfalls liess Caesar diese Zahlen stolz auf mitgeführten Schildern verbreiten. Die Römer staunten über den prachtvollen

Abb. 82 = Slg. Wyp. 168. C. Iulius Caesar und A. Hirtius. Aureus, 46. Av. Weiblicher verschleierter Kopf n. r. (Vesta?). Rv. Krug zwischen Lituus und Axt als Kennzeichen für die Kollegien der Auguren und der Pontifices. Nach dem Ende des Bürgerkriegs stand die Entlassung der Truppen an – und damit verbunden ihre Belohnung. Jeder einfache Legionär sollte 5000 Denare, jeder Centurio 10 000 erhalten. Um seine Soldaten in neuen Münzen zu bezahlen, war eine gewaltige logistische Leistung erforderlich. Die römische Münzstätte erleichterte sich das Problem durch die erste Goldprägung im grossen Stil: Die Legionäre wurden zum Teil in Aurei ausbezahlt, von denen jeder 25 Denare wert war.

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Umzug, die gewaltigen Mengen an Beute, die Gladiatoren- und Tierkämpfe, Schauspiele und Festessen. Caesar feierte wie noch nie ein Römer vor ihm. Nun hätte er in seinen Augen endlich allen anderen an Auctoritas überlegen sein sollen, denn noch nie hatte ein Standesgenosse Vergleichbares geleistet.

Cato, Anti-Cato, Aufstände und Ehrungen Doch Rom murrte. Die Senatoren beschlossen ständig neue Privilegien für Caesar, fügten sich brav den Anordnungen des Dictators und machten Witze über jede einzelne seiner durchdachten Reformen, gleichgültig wie überfällig sie gewesen war. Was konnten zum Abb. 83 = Slg. Wyp. 167. C. Considius Paetus. Denar, 46. Rv. Sella Curulis, darauf Kranz. Das Rückseitenbild dieses Denars spielt auf eine der zahlreichen Ehren an, die Caesar erhielt. Ob es sich dabei tatsächlich um das Privileg handelte, im Senat auf einer Sella Curulis zwischen den beiden Consuln zu sitzen, das Caesar nach dem Sieg bei Thapsos zugestanden wurde, ist nicht zweifelsfrei gesichert. Letztlich ist für die Deutung der Münze auch nicht wichtig, welches Privileg von den vielen, mit denen der Senat Caesar auszeichnete, gemeint ist.

Beispiel die neuen Senatoren schaden, die Caesar aus dem ganzen Reich nach Rom holte? Man musste ihnen doch nur den Weg zur Kurie nicht zeigen! Und doch leitete Caesar mit diesen Massnahmen eine entscheidende Veränderung ein: Die Herrschaft über das Römische Reich ging von den Stadtrömern langsam auf alle einflussreichen Bewohner des Imperiums über. Caesar ordnete den Kalender neu. Seine neue Zeitrechnung war so exakt, dass sie im europäischen Raum bis ins Jahr 1582 galt, in einzelnen Gebieten sogar bis ins 20. Jahrhundert. Was tat Cicero? Er scherzte. Jetzt gingen eben auch die Gestirne so auf, wie Caesar es wünsche. Rom versagte dem Sieger die Anerkennung. Nichts, was er tat, wurde wirklich gewürdigt. Die Ehrungen waren zu gross, zu absurd, um ernst genommen zu werden. Echte Verehrung brachten die ehr112


würdigen Väter einem anderen entgegen, Marcus Porcius Cato, der in seinem ganzen Leben nie eine einzige sinnvolle Reform auf den Weg gebracht und mit seiner Starrköpfigkeit den Bürgerkrieg vorbereitet hatte. Ihn feierten Cicero und Marcus Iunius Brutus in wohl gesetzten Elogen. Wie tief diese ständige Missachtung Caesar kränkte, zeigt seine Reaktion. Es genügte ihm nicht, dass sein langjähriger Wegbegleiter, Aulus Hirtius, eine Antwort schrieb. Caesar selbst verfasste einen Anticato, den selbst ein moderner Autor noch als «ein geradezu unflätiges Machwerk» bezeichnet. Was immer Caesar tat, seine Zeitgenossen verachteten ihn, selbst wenn sie seine Ehren annahmen. Und dann brach in Spanien auch noch ein neuer Aufstand aus. Den Söhnen des Pompeius war es gelungen, 13 Legionen aufzustellen. Umso schlimmer, weil Caesar seine erfahrenen Legionen nach dem Sieg in der Provinz Africa in den Ruhestand geschickt hatte. Mit den neu ausgehobenen Truppen wäre es in der Entscheidungsschlacht von Munda beinahe zu einer Niederlage gekommen, hätte sich der Feldherr nicht selbst in die vorderste Schlachtreihe geworfen. Er habe, so soll Caesar gesagt haben, schon oft um den Sieg, an diesem Tag aber erstmals um sein Leben gekämpft.

Die Iden des März Nach dem Sieg in Spanien zog Caesar im Triumph in Rom ein. Sehr zur Empörung der Senatoren. Siege über römische Bürger feierte man nicht. Das war ungeschriebenes Gesetz. Caesar scherte es nicht. Er hatte es aufgegeben, die Zustimmung seiner Standesgenossen zu suchen. Stattdessen zeigte er ihnen, was er von ihnen hielt. Das ehrwürdige Amt des Consuls? Caesar trieb seine Spässe damit. Als am 31. Dezember einer der beiden obersten Staatsbeamten starb, liess er für die wenigen Stunden bis zum 1. Januar einen neuen Consul wählen. Damit untergrub er die Rangordnung im Senat, in der die Reihenfolge der Rede ja durch das bekleidete Amt festgelegt war. Wohin die Senatoren auch blickten, überall sahen sie nur noch Caesar. Sein Porträt starrte ihnen von den Münzen entgegen. Seine Statue stand auf dem Kapitol neben den sieben Königen. Eine weitere Statue mit der Inschrift «Dem unbesiegten Gott» thronte im Tempel des Quirinus. Bei den feierlichen Prozessionen zu Ehren der Götter trug man eine elfenbeinerne Statue Caesars mit. Jede einzelne Ehrung fand auf Beschluss des Senats statt und führte den Optimaten vor, wie tief sie gesunken waren. Selbstverständlich waren sie daran nicht schuld. Schuld war nur Caesar. Ihn galt es zu beseitigen, dann würde die alte, die geliebte 113


Republik sich sofort wieder einstellen. Caesar muss das Geraune der Verschwörer gehört haben. Und doch reagierte er nicht. Er war unvorsichtig, vielleicht eher gleichgültig. Er plante seinen Krieg gegen die Parther, um endlich aus dem verhassten Rom wegzukommen.

Ihm ging es wohl nicht mehr um die Anerkennung seiner Standesgenossen. Dass er die nie gewinnen würde, dürfte er mittlerweile verstanden haben. Ihm ging es um seinen Ruhm in der Nachwelt. Und so machte Caesar sein letztes Testament, bestellte die Magistrate für die Jahre 43 und 42 und liess sich selbst zum Dictator auf Lebenszeit ernennen. Damit war für die Anhänger der alten Republik das Mass voll. Caesar hatte festgeschrieben, dass er gar nicht daran dachte, wieder zum alten System zurückzukehren. Am 15. März des Jahres 44 trafen Caesar 23 Dolchstiche. Am Fuss der Statue des Pompeius soll er zusammengebrochen sein. Er verhüllte sein Haupt, um in Würde zu sterben.

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Abb. 84 = Slg. Wyp. 183. Q. Voconius Vitulus. Denar, 40 oder später. Av. Kopf des vergöttlichten Caesar mit einer etruskischen Krone, dahinter Lituus. Am 13. Februar des Jahres 44 hatte Caesar vom Senat das bisher in Rom nie da gewesene Privileg erhalten, sein eigenes Porträt auf Münzen setzen zu dürfen. Numismatiker nutzen diese Münzen heute, um aus ihnen zu schliessen, welche Stellung Caesar für sich in seinem neuen Rom zu beanspruchen plante. Bemerkenswert ist die Krone, mit der sich Caesar darstellen liess. Es handelt sich nicht um einen Lorbeerkranz, wie er später für die römischen Kaiser typisch werden sollte. Vielmehr ist es ein kompliziertes Gebilde aus Blättern und Früchten, wie wir es von etruskischen Kronen kennen. Man hat diesen Kopfschmuck mit dem Kranz in Verbindung bringen wollen, den der Imperator während seines Triumphzugs als Stellvertreter Iuppiters trug. In der Triumphaltracht spiegelte sich nicht nur die Kleidung des obersten Gottes, sondern auch die Tracht der alten etruskischen Könige, die in den römischen Mythen eigentlich sehr positiv dargestellt wurden – abgesehen vom letzten Herrscher, Tarquinius Superbus. Vielleicht wollte Caesar sich auf sie berufen. Vielleicht betonte seine Kopfbedeckung die gottgleiche Stellung des Siegers, des Günstlings der Götter, der seine Gottgefälligkeit durch seine nicht enden wollende Serie von Siegen bewiesen hatte. Unsere Münze wurde übrigens erst nach Caesars Tod geprägt. Die Anhänger Caesars, von denen sich viele um Octavianus scharten, konnten auch nach dem Mord noch mit seinem bekrönten Bildnis werben.


3.8 Das Ende der Republik Nach dem Attentat

E

igentlich, so war es geplant gewesen, wollte Brutus nach dem Mord vor dem Senat eine flammende Rede halten und danach würde die Republik sich wie Phönix aus der Asche erheben. Daraus wurde nichts. Verschreckt waren die ehrwürdigen Väter weggelaufen. Niemand war mehr da, um die Rede zu hören. Und auch die Republik stellte sich nicht automatisch wieder ein. Die Strukturen der alten Ordnung waren seit Jahrzehnten derart zerrüttet, dass es kein Zurück mehr gab.

So herrschte erst einmal Grabesstille. Weder die Anhänger noch die Mörder Caesars hatten einen Plan, wie es weitergehen sollte. Man einigte sich zwei Tage später, eine Amnestie für die Mörder zu erlassen und gleichzeitig die Verfügungen des toten Dictators nicht aufzuheben. Ein verblüffendes Ergebnis! Die Caesarianer verzichteten auf Rache für den Mord und die Tyrannenmörder auf die Früchte ihres Attentats. Dafür konnte vorläufig alles so weitergehen wie bisher. Die wichtigsten Ämter waren ja noch von Caesar besetzt worden. Wem der Zufall gerade die Amtsgewalt beschert hatte, der war prädestiniert, in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle zu spielen. Dies war allen voran Marcus Antonius, ein enger Mitarbeiter des Dicta-

Abb. 85 = Slg. Wyp. 178. Octavianus. Denar, 42. Rv. Sella Curulis mit der Aufschrift CAESAR. DIC(tator). PER(petuus) (= Caesar, Dictator auf Lebenszeit), darauf Kranz. Ende Juli des Jahres 44 sollten zum ersten Mal die von Caesar eingerichteten Spiele zu Ehren von Venus gefeiert werden. Die zuständige Priesterschaft weigerte sich, das Fest auszurichten; so sprang Octavian ein, organisierte und finanzierte es selbst. Er plante, im Theater zum Gedächtnis an den ermordeten Caesar eine goldene Sella Curulis aufzustellen (vgl. Abb. 83), auf der ein Lorbeerkranz liegen sollte. Marcus Antonius versuchte zu unterbinden, dass der junge Mann den Ruhm Caesars für sich in Anspruch nahm. So verbot er die Aufstellung der Sella. Damit verärgerte er aber nur die Veteranen und Bürger. Sie verstanden nicht, warum er, der Caesar alles verdankte, ihm diese Ehre vorenthalten wollte. Und als Marcus Antonius immer neue Schikanen erfand, um Octavian zu behindern, nahmen die Veteranen die Sache in die Hand. Sie zwangen den Consul zu einer öffentlichen Aussöhnung mit dem Adoptivsohn Caesars. Ein grosser Erfolg für den unbekannten jungen Mann! Auf diesen Erfolg spielte Octavian mit der Münzrückseite an, die nach der Schlacht von Philippi geprägt wurde. Er hatte sich als Feldherr blamiert und versuchte seine Reputation über die Anspielung auf frühere Erfolge zurückzugewinnen.

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tors. Er hatte 44 v. Chr. das Amt des Consuls inne. M. Iunius Brutus, C. Cassius Longinus und M. Aemilius Lepidus kontrollierten grosse Teile des römischen Heeres, da in den ihnen zugewiesenen Provinzen mehrere Legionen standen. Der, der sich als der wahre Erbe Caesars erweisen sollte, verfügte dagegen weder über politische Erfahrung noch über ein Heer. Der 19-jährige Caius Octavius befand sich in Griechenland, als er von der Ermordung seines Grossonkels und seiner postumen Adoption erfuhr. Die ganze Familie riet ihm, dieses gefährliche Vermächtnis abzulehnen. Doch Octavius, der unter den Namen Octavian und Augustus in die Geschichte eingehen sollte, entschied anders. Ihm war bewusst, dass er gar keine Wahl hatte. Wenn er sich dem Kampf nicht stellte, würde der politische Erbe Caesars ihn schon allein wegen seiner Verwandtschaft beseitigen müssen. So reiste Octavian nach Rom, trat vor der Volksversammlung das Erbe an und forderte für seinen Adoptivvater Rache. Damit kam er Marcus Antonius in die Quere. Der hatte Caesars Nachfolge für sich okkupiert und konnte einen Konkurrenten nicht brauchen. So kam es zu der merkwürdigen Situation, dass die Anhänger Caesars und sein Erbe sich auf zwei verschiedenen Seiten wiederfanden.

Der Krieg um Mutina – aus Feinden werden Verbündete Schnell sah Octavian nach seiner Ankunft in Rom, dass ihm zwei Dinge fehlten, um im grossen Spiel um die Macht mitzuspielen: ein Heer und ein offizielles Amt. Soldaten waren leicht zu beschaffen, zumindest wenn man bereit war, grosse Summen zu investieren. Octavian liess sich nicht lumpen: 2000 Denare, einen doppelten Jahressold, zahlte er als Handgeld. Seine Grosszügigkeit und der Name seines Adoptivvaters verschafften ihm in kürzester Zeit die nötigen Truppen. Für das offizielle Amt sorgte Cicero. Er schätzte den jungen Mann als harmlos ein und plante, ihn für die Zwecke der Republikaner einzuspannen. Octavian liess Cicero in seinem Glauben, ging brav auf die Vorschläge des alten Herrn ein, und schon war er Senator und besass mit dem Amt eines Propraetors die offizielle Befugnis, ein Heer zu führen. Der Rächer Caesars und die Caesarenmörder, man musste kein Prophet sein, um zu sehen, dass dieses Bündnis nicht lange halten konnte. Doch der gemeinsame Kampf gegen Marcus Antonius einte das Unvereinbare. Octavian zog mit seinen Truppen in den Krieg. Das Kommando führten allerdings die beiden Consuln. Beide waren 116


erfahrene Militärs, und das war auch gut so, denn Marcus Antonius stand vor Mutina (heute Modena) und belagerte das in der Stadt eingeschlossene Heer des Senats.

In zwei grossen Schlachten siegte das senatorische Heer über die Legionen des Marcus Antonius. Dieser musste fliehen. Ein grosser Sieg für den Senat, der zum endgültigen Untergang der Republik führte. Beide Consuln hatte der Kampf nämlich das Leben gekostet. Damit rutschte Octavian in die Rolle des ranghöchsten Kommandanten. Einige Ewiggestrige unter den Senatoren verstanden nicht, was das bedeutete. Inzwischen war mit dem Befehl über die Legionen auch die faktische Macht verbunden. Kein Feldherr würde seine Soldaten, kein Soldat seinen Feldherrn aufgeben, nur weil ein Senat so entschied. Es war also ziemlich ungeschickt von Cicero, nach dem Sieg lauthals zu verkünden, nun sei es Zeit, sich des jungen Mannes zu entledigen. Octavian hatte es nicht länger nötig, sich dies gefallen zu lassen. Er marschierte mit seinen Truppen nach Rom, liess sich dort anstelle der Gefallenen zum Consul machen und verhandelte aus dieser Position der Stärke heraus mit Marcus Antonius, mit dem ihn nun gemeinsame Interessen verbanden. Schliesslich standen unter dem Kommando des Brutus und des Cassius starke Streitkräfte im Osten. Sie würden über kurz oder lang für alle, die den Namen Caesars benutzten, zu einer Bedrohung werden. Der Kampf war unvermeidlich. So trafen sich Ende Oktober des Jahres 43 Marcus Antonius, Octavianus und M. Aemilius Lepidus in

Abb. 86 = Slg. Wyp. 182. Marcus Antonius. Denar, 41. Av. Kopf des Marcus Antonius n. r. Rv. Kopf des Octavius n. r. Nach der Schlacht von Philippi liess der in den Osten ziehende Marcus Antonius eine Serie von Münzen prägen, auf denen er und Octavian als Triumvirn zur Wiederherstellung des römischen Staates abgebildet waren. Die Umschrift nimmt diese Amtsbezeichnung auf: III Vir(i) R(ei) P(ublicae) C(onstituendae). Der dritte im Bunde, M. Aemilius Lepidus, fehlt in dieser Emission bereits völlig. Er hatte seit der Schlacht von Philippi jegliche Bedeutung verloren.

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Bononia (= Bologna). Sie einigten sich, gemeinsam gegen alle Bedrohungen ihrer Macht vorzugehen. Zu diesem Zweck schufen sie ein neues Gremium, das Dreimännerkollegium zur Wiederherstellung des Staates, das ihnen den legalen Rahmen bot, alles durchzuführen, was sie für nötig hielten. Dazu gehörte zum Beispiel die Beseitigung aller, die am Mord Caesars beteiligt gewesen, einem der Triumvirn in die Quere gekommen waren oder über genug Besitz verfügten, um diesen begehrenswert erscheinen zu lassen. Cicero gehörte zu den ersten Ermordeten. Sein Kopf und seine Hände wurden auf der Rednerbühne des Forums ausgestellt. Nur wenige Tage danach ehrte der Senat die Triumvirn mit der Bürgerkrone, früher die Auszeichnung eines Römers, der einem anderen Römer das Leben gerettet hatte, mittlerweile ein Dank des Senats dafür, dass die Triumvirn nicht noch mehr Menschen umgebracht hatten.

Im Namen der Freiheit? Während im Westen der Kampf zwischen Senat, Marcus Antonius und Octavian entschieden wurde, schröpften die Caesarenmörder Abb. 87 = Slg. Wyp. 179. C. Cassius Longinus und Cornelius Lentulus Spinther. Denar, mit dem Heer ziehende Münzstätte, 43–42. Av. Verschleierte Büste der Libertas mit Diadem n. r. Eindringlich und kurz war die Botschaft, die die Caesarenmörder auf ihren Münzen verbreiteten. Freiheit hiess die Devise. Hier erscheint sie als junge Frau, gekrönt mit dem Diadem. Sie ist verschleiert, was zu verstehen ist als ein Hinweis auf die Pietas, die Ehrfurcht vor den althergebrachten Gesetzen, für die die Caesarenmörder bereit waren, einen Mord zu begehen. Wen Brutus und Cassius allerdings zu befreien beabsichtigten, lassen alle Prägungen offen.

C. Cassius und Marcus Brutus skrupellos die Einwohner des Ostens, um ein grosses Heer zu schaffen. Dabei waren Kleinasien und Syrien, einstmals die reichsten Provinzen des Imperiums, mittlerweile 118


völlig ausgeblutet. Sie hatten innerhalb von nicht einmal zwei Generationen sechs grosse Kriege finanziert. Und nun musste das ruinierte Land noch einmal die Mittel aufbringen, um ein gewaltiges Heer und eine Flotte auszurüsten. Cassius und Brutus kannten weder Gnade noch Aufschub. Wer sich weigerte, wurde vernichtet, wie das mächtige Rhodos, das nach einer Belagerung alles Gold, das sich in der Stadt befand, abzuliefern hatte – ausgenommen wurde nur der prächtige Sonnenwagen des Helios, das bedeutendste Werk des Lysippos. Xanthos hatte mehr Pech. Seine Mittel reichten nicht mehr, um sich freizukaufen. Die Stadt wurde völlig verwüstet. Für wen aber kämpften Cassius und Brutus? Die alte Oberschicht hatte sich in den Bürgerkriegen des ersten Jahrhunderts v. Chr. gegenseitig ausgerottet. Im Gefolge der Caesarenmörder gab es keinen einzigen Politiker, der bereits das Konsulat bekleidet hatte – selbst die beiden Anführer hatten es lediglich zum Praetor gebracht. Wer hätte nach einem Sieg der Republikaner die alte Ordnung wieder herstellen sollen? Wer kannte überhaupt das alte, ungeschriebene Regelwerk noch so genau, dass er in der Lage gewesen wäre, das römische Gesetz auf die althergebrachte Weise zu interpretieren? Was Cassius und Brutus da im Osten leisteten, war ein gewaltiges Stück Organisation und ein glänzendes Beispiel römischer Logistik. Aber selbst wenn sie die Schlacht von Philippi gewonnen hätten, die Republik war schon lange vor dem Kampf verloren. So starben die 40 000 Römer für eine inhaltsleere Floskel.

Bei Philippi sehen wir uns wieder Die beiden Heere stiessen mitten in Makedonien aufeinander, bei Philippi, an der Via Egnatia, der wichtigsten Strasse zwischen West und Ost. Die Caesarianer verfügten nicht über ihre vollständige Heeresmacht, da ihre Flotte weit unterlegen war und so nur ein Teil der Truppen hatte übergesetzt werden können. Doch trotzdem war die Schlacht bei Philippi die grösste der antiken Welt. Insgesamt kämpften weit über 200 000 Soldaten! Marcus Antonius gewann die Schlacht. Octavian blamierte sich. Cassius und Brutus gaben sich selbst den Tod, als sie sahen, dass der Kampf verloren war. Damit waren die letzten Vertreter der alten Republik verschwunden. Das Römische Reich gehörte den Siegern: Marcus Antonius und Octavian gingen daran, es unter sich aufzuteilen. Italien sollte allen gehören. Octavian wurde Spanien unterstellt. Marcus Antonius erhielt Gallien. Lepidus wurde gnädig Nordafrika zugewiesen. Er hatte sich durch sein Fehlen bei Philippi um seinen 119


Anteil an der Macht gebracht. Ferner wurden die Aufgaben verteilt: Marcus Antonius würde den Osten in Besitz nehmen und die Verhältnisse dort ordnen. Octavian sollte inzwischen in Italien die Veteranen ansiedeln. Das nötige Startkapital würde Marcus Antonius beschaffen. Den Einwohnern Kleinasiens und Syriens stand eine neue Welle von Enteignungen bevor. Abb. 88 = Slg. Wyp. 180. P. Servilius Casca Longus und M. Iunius Brutus. Denar, mit dem Heer ziehende Münzstätte, 43–42. Rv. Victoria mit Palmzweig und offenem Kranz über zerbrochenes Szepter n. r. schreitend. Brutus war ein grossartiger Kommunikator. Er schuf Bilder, die den Menschen in Erinnerung blieben und später wieder aufgenommen werden sollten. Am berühmtesten ist seine Darstellung des Freiheitshutes zwischen zwei Dolchen, die noch Jahrhunderte später das Vorbild abgeben sollte für die Jakobinermütze der Französischen Revolution. Wesentlich weniger bekannt, aber genauso eindrucksvollp 120 ist das Bild auf unserem Denar. Die Siegesgöttin Victoria schreitet über das zerbrochene Szepter des Tyrannen hinweg, um den Siegespreis, Palmzweig und Kranz, den Freiheitskämpfern zu bringen.

Nach dem Krieg ist vor dem Krieg Schlimmer war allerdings, was den Bewohnern einiger italischer Städte blühte. Schliesslich standen Anfang des Jahres 41 noch 250 000 bis 300 000 Römer unter Waffen. Octavian sollte 50 000 bis 60 000 von ihnen in Rente schicken, indem er ihnen ein Landgut für den Unterhalt zuwies. Dafür musste Land beschafft werden. Die Triumvirn lösten das Problem, indem sie eine Liste von Kommunen aufstellten, deren Bürger sie en bloc enteigneten. Für die Opfer dieser Ansiedlungspolitik sah die Zukunft düster aus. Gewaltige Menschenmengen würden sich von heute auf morgen eine neue Existenz aufbauen müssen. Ihre Interessen vertrat Lucius Antonius, der im Jahre 41 v. Chr. das Konsulat bekleidete. Er war der Bruder des Marcus Antonius und tat dies natürlich nicht aus reinem Idealismus. Er versuchte, sich eine eigene Anhängerschaft und damit eine Machtposition zu schaffen. 120


Doch dafür hatte er auf das falsche Pferd gesetzt. Die Zivilisten waren gegenüber den Waffen tragenden Legionären von Anfang an im Nachteil. Und die Soldaten hatten ein existenzielles Interesse an einer soliden Altersversorgung. Sie unterstützten Octavian. Es kam zu einem neuen Bürgerkrieg. Er heisst nach dem Ort, an dem sein Schlussakt stattfand, der Perusinische. Lucius Antonius Abb. 89 = Slg. Wyp. 184. C. Caesar (= Octavianus). Quinar, mit dem Heer ziehende Münzstätte, 39. Rv. Zwei Hände im Handschlag um Caduceus. Diese Münze wurde im Jahr 40 v. Chr. anlässlich der Einigung zwischen Octavian und Marcus Antonius geprägt. Das Bild der zwei Hände im Handschlag steht für ihre Eintracht. Der Caduceus ist ein Attribut des römischen Gottes Mercur. Es handelt sich dabei um einen Stab, den zwei verschlungene Schlangen bekrönen. Mercur ist unter anderem der Beförderer des Handels. So konnte sein Attribut zu einem Symbol für Handel und den daraus wachsenden Wohlstand werden. Die Botschaft dieser Münze war also schon damals einfach zu verstehen und lautete: Durch die Einigkeit von Marcus Antonius und Octavian wird der Wohlstand des Römischen Reiches gefördert.

wurde von Octavian in Perugia belagert und musste aufgeben. Ihm selbst und seinen Soldaten geschah nichts. Schliesslich durfte der Erbe Caesars weder sein Heer noch Marcus Antonius verprellen. Die Zeche zahlten die Bürger. Der gesamte Stadtrat von Perugia wurde hingerichtet, die Stadt brannte nieder. Octavian erwarb sich einen Ruf als Schlächter, indem er stur auf vorgebrachte Gnadengesuche mit «es muss gestorben werden» antwortete. Marcus Antonius kam rund ein halbes Jahr später nach Italien, um dort nach dem Rechten zu sehen. Er war empört darüber, dass der Statthalter von Gallien, das bei der Teilung eigentlich ihm zugesprochen worden war, sich Octavian unterstellt hatte. Doch es gelang, einen Kompromiss auszuhandeln – und dies war ausschliesslich ein Verdienst der Soldaten. Die hatten nämlich seit Caesars Tod begriffen, dass die Macht allein auf ihrer Unterstützung beruhte. Sie hatten ein neues Selbstverständnis entwickelt, traten ihren Kommandanten als Partner gegenüber und verstanden sich als ernstzunehmende Ratgeber. Ein Feldherr musste sie schon von seinem 121


Anliegen überzeugen. So konnten sich weder Marcus Antonius noch Octavian sicher sein, dass ihre Soldaten ihnen zu diesem Zeitpunkt in einen neuen Bürgerkrieg gefolgt wären. Was blieb ihnen also anderes übrig, als sich zu versöhnen? Im Herbst des Jahres 40 v. Chr. teilten sie das Reich zwischen sich. Octavian würde den Westen bis zum Ozean befehligen, Marcus Antonius den Osten bis zum Euphrat. Lepidus mochte Afrika behalten, das spielte keine Rolle. Der Vertrag wurde durch die Heirat des Marcus Antonius mit der Schwester des Octavian besiegelt. Die kluge und grossherzige Octavia sollte durch ihre Vermittlungskünste mehr als einmal den Endkampf aufschieben, verhindern konnte sie ihn nicht.

Vorzeichenwechsel Marcus Antonius war der geniale Feldherr, Octavian der gewiefte Politiker, Diplomat und skrupellose Organisator. Seit Jahrhunderten hatte man in Rom Feldherrn bewundert – und für Soldaten war dies sowieso der einzige Ruhm, der zählte. Es wurde für Octavian also Zeit, sich einen Ruf als Kommandant zu verschaffen.

Gelegenheit, seine Defizite auszugleichen, gab es für Octavian genug. Sextus Pompeius, der Sohn des grossen Pompeius, hatte sich mit seiner Flotte eine Seemacht aufgebaut. Er beherrschte das Tyr122

Abb. 90 = Slg. Wyp. 181. Sextus Pompeius. Denar, Münzstätte auf Sizilien, 42–40. Rv. Neptun n. l. stehend, auf dem Kopf Diadem, in der r. Hand Aplustrum, den r. Fuss auf Prora gestützt; l. und r. von ihm je einer der Katanäischen Brüder, die Eltern rettend. Octavians wichtigstes Argument im Kampf um die Macht war seine Pietas. Darunter verstanden die Römer nicht etwa, wie häufig falsch übersetzt, seine Frömmigkeit, sondern die Bereitschaft, alle altehrwürdigen Gesetze, Bindungen und Bräuche einzuhalten (vgl. dazu auch Abb. 3 und 87). Und als das ehrwürdigste aller Gesetze galt in Rom die Achtung vor den Eltern. So war die Rache für Caesar ein Akt der Pietas. Auf diese Propaganda des Octavian antwortet dieser Denar. Darauf reklamiert der Sohn des Pompeius mit einer alten Geschichte aus Sizilien eine mindestens ebenso grosse Pietas für sich. Die Legende handelt von zwei Brüdern aus der Stadt Katane, die angesichts eines Ausbruchs des Ätna nicht Gold, Silber oder Hausrat retteten, sondern ihre greisen Eltern. Die Götter lohnten ihre Tat, indem sie die Brüder von den Lavamassen verschonten, während alle anderen Flüchtenden verbrannten. Neptun, der zwischen den beiden steht, ist ein Symbol der Seeherrschaft, die Pompeius nach dem Tod Caesars gewinnen konnte.


rhenische Meer und seine Inseln, Sizilien, Sardinien und Korsika. Damit schnitt er Italien vom Getreidenachschub ab. Rom hungerte, und die Plebs war darüber aufgebracht. Wollte Octavian weitere Unruhen in der Hauptstadt vermeiden, musste er das Problem lösen – und zwar schnell. Noch im Jahre 39 v. Chr. entledigte sich Octavian seiner Aufgabe: Er, bzw. sein Freund und Mitarbeiter Agrippa, besiegte Pompeius in zwei Seeschlachten. Der Sieg über Pompeius brachte die Wende. Octavian gewann dadurch enorm an Prestige. Er war nun in der Lage, sich dem altgedienten Lepidus, dem dritten der Triumvirn, zu widersetzen, als dieser für seinen (eher geringen) Beitrag zum Kampf einen Anteil an der Beute forderte. Als sich die beiden Heere gegenüberstanden, zeigte sich, dass Octavian mehr Autorität besass als Lepidus. Letzterer musste kampflos auf sein Kommando, seine Provinzen und seine Würde als Triumvir verzichten. Seine Soldaten waren ihm einfach weggelaufen! Damit gewann Octavian die uneingeschränkte Herrschaft im Westen. Er nutzte diese Position, um den verunsicherten Menschen das Gefühl zu geben, nun sei der Bürgerkrieg beendet. Er legte sich ein neues, legalistisches Verhalten zu, das zwar nichts mit der alten Ordnung der Republik zu tun hatte, aber viele ihrer inzwischen inhaltslos gewordenen Schlagworte publikumswirksam aufgriff. Er wurde frömmer als fromm und sorgte gleichzeitig für seine eigene Angleichung an das Göttliche. Er beendete das Räuberunwesen auf den Strassen Italiens und stellte in grosser Geste die alte Ordnung wieder her – was weder mit Recht noch Gerechtigkeit zu tun hatte: Unter den Anhängern des Pompeius befanden sich 36 000 entlaufene Sklaven, die sich im Bürgerkrieg eine neue Existenz aufgebaut hatten. Octavian hatte Pompeius vertraglich die Anerkennung ihres Rechtsstatus zugestanden, aber was kümmerte ihn das nach dem Sieg. Sklaven waren Roms wunder Punkt. Es gab zu viele von ihnen, um nicht Angst zu haben vor ihrem Aufstand. So liess Octavian die 30 000 Sklaven, deren Eigentümer noch auffindbar waren, ihren Herren überstellen. Die restlichen 6000 wurden gekreuzigt. Leben und Glück so vieler Menschen war Octavian nicht zu teuer für eine effektvolle PR-Aktion.

Vorbereitungen zur Entscheidung Während Octavian an seinem Image polierte, baute Marcus Antonius seine Machtposition im Osten aus. Er sah sich einer schwierigen Aufgabe gegenüber: Seit der gescheiterten Invasion des Crassus im Reich der Parther war es immer wieder zu Grenzzwischenfällen ge123


kommen. Auch Marcus Antonius plante, die Parther zu besiegen und scheiterte kläglich. Sein Feldzug blieb ohne sichtbares Ergebnis und kostete ihn 32 000 Mann.

Der glücklose Feldherr bat Octavian um Nachschub. Der sandte 2000 Soldaten, ein bisschen Geld und seine mit dem Verbündeten verheiratete Schwester Octavia. Dies war eher eine Beleidigung als eine effektive Hilfe. Marcus Antonius reagierte dementsprechend: Er liess Octavia ausrichten, sie möge ihm Geld und Männer zukommen lassen und selbst nach Rom zurückkehren. Damit war der Bruch zwischen den beiden Triumvirn vollzogen. Offen dagegen war für Marcus Antonius die Frage des Nachschubs. Er forderte und erhielt ihn von Kleopatra, der Königin von Ägypten, mit der ihn enge Zusammenarbeit und zwei Kinder verbanden. Häufig hatten die Römer ihre Politik über Klientelkönigreiche gesteuert, in denen ihnen fremde Potentaten die ärgerlichen Details der Verwaltung abnahmen. Diese Politik war also eigentlich nicht neu und vor allem sehr pragmatisch für einen römischen Feldherrn, der sich vom Nachschub abgeschnitten sah. Doch in dem Propagandakrieg, der nun in Italien entbrannte, machte Octavian dem Marcus Antonius seine Ägyptenfreundlichkeit zum Vorwurf. Er stilisierte ihn zu einem liebestollen Mann, der bedenkenlos seiner Geliebten Länder schenkte und Rom darüber vergass. Octavian war sich allzu bewusst, dass das Triumvirat am 1. Januar des Jahres 32 auslief. Er hatte verkündet, dass er selbst sein Amt zu diesem Zeitpunkt niederlegen würde. Damit war er – zumindest 124

Abb. 91 = Slg. Wyp. 185. Marcus Antonius. Denar, mit dem Heer ziehende Münzstätte, 32–31. Av. Kriegsschiff n. r. fahrend. Rv. Adler zwischen zwei Feldzeichen. Die so genannte Legions-Serie, zu der unsere Münze gehört, ist die letzte Emission des Marcus Antonius. Sie wurde geprägt, um die Legionen und Schiffsbesatzungen in den Monaten vor der Schlacht von Aktion zu besolden. Auf den Rückseiten sind die 23 Legionen, über die Marcus Antonius verfügte, einzeln aufgeführt. Unsere Prägung ist der 9. Legion gewidmet, die sich nach der Schlacht auflösen sollte.


theoretisch – den Consuln des Jahres 32 unterstellt, die bei einem früheren Vertrag zwischen den Triumvirn festgelegt worden waren. Beide galten als Anhänger des Marcus Antonius. Schon in der ersten Senatssitzung kam es zum Eklat. Einer der Consuln führte einen heftigen Angriff gegen Octavian. Zur zweiten Sitzung kam der Beschuldigte mit all seinen Freunden. Sie trugen deutlich erkennbar Waffen unter der Toga. Octavian setzte sich zwischen die Consuln und klagte sie an. Als niemand zu antworten wagte, liess er die Sitzung vertagen und kündigte an, die Schuld des Antonius nachzuweisen. Das brauchte er nicht. Die beiden Consuln flohen nach Ägypten. Ihnen folgten 300 Senatoren. Damit waren die Fronten geklärt. Der Kampf konnte beginnen.

Krieg gegen Ägypten Offiziell war nicht Marcus Antonius der Feind. Octavian erklärte Ägypten den Krieg und bereitete eine Invasion vor. Auch Marcus Antonius war nicht untätig, er marschierte mit seinem Heer nach Griechenland und schlug gegenüber von Italien bei Aktion am Golf von Ambrakia sein Hauptquartier auf. Trotz seiner grossen Flotte

Abb. 92 = Slg. Wyp. hors catalogue. Augustus. Denar, Lyon, 15–12. Av. Kopf des Augustus n. r. Rv. Apollon von Aktion mit Kithara. Über dem Schlachtfeld von Aktion stand ein dem Apollon geweihtes Heiligtum. Octavian, der sich schon vorher besonders mit diesem Gott assoziiert hatte, machte ihn zu seinem besonderen Schutzpatron und liess ihn immer wieder in Statuen und auf Münzbildern verherrlichen. Dies war ein besonders kluger Schachzug: Er zeigte damit seine dankbare Frömmigkeit, konnte aber gleichzeitig auf den Sieg von Aktion hinweisen, ohne dass darin eine Demütigung der Unterlegenen enthalten gewesen wäre.

hinderte er Octavian nicht daran, sein Heer über die Adria zu bringen. Überhaupt war Marcus Antonius in dieser letzten Phase des Kampfes um Caesars Erbe merkwürdig unentschlossen und passiv. Erst nach mehreren Monaten, als der Mangel an Lebensmitteln seinen Soldaten erheblich zu schaffen machte, entschloss er sich, einen Durchbruch zu wagen. Während es der Flotte und mit ihr rund 22 000 Elitesoldaten un125


ter grossen Verlusten gelang sich abzusetzen, löste sich sein Heer kampflos auf. Sie hatten es als eine Flucht empfunden, dass Marcus Antonius, ihr Feldherr, zusammen mit Kleopatra nach Ägypten segelte, um von dort aus den Kampf neu aufzunehmen. Der Rest ist schnell erzählt. Octavian marschierte mit seinem Heer nach Ägypten. Das reiche Land am Nil fiel dem Sieger kampflos als Beute zu. Marcus Antonius stürzte sich angesichts der Niederlage in sein Schwert und auch Kleopatra entschied sich für den Freitod. Octavian nutzte die unermesslichen Reichtümer Ägyptens, um endlich alle seine Soldaten auszahlen und einen Grossteil in den Ruhestand schicken zu können. Damit war der letzte der Bürgerkriege beendet. Octavian hatte gesiegt und konnte zum Friedenskaiser Augustus werden, der die 44 Jahre, die ihm noch als Alleinherrscher des Römischen Reiches bleiben sollten, nutzte, um seine Mitbürger zu überzeugen, dass sie nun in der besten aller Staatsformen lebten.

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Kapitel 4

Römische Religion Qui autem omnia quae ad cultum deorum pertinerent deligenter retractarent et tamquam relegerent, sunt dicti religiosi ex relegendo

Diejenigen aber, die mit Gewissenhaftigkeit alles das, was zum Götterkult gehört, wie zuvor verabfolgen und gleichsam beachten, werden entsprechend dem Wort «religere» religiös genannt.

Cicero, De natura deorum 2, 72

Von Anfängen und Türschwellen

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ie fühlt sich ein Mensch, der in seiner gesamten Existenz auf die Kräfte der Natur angewiesen ist? Den die Sorge plagt, dass zu viel Wasser seine Felder überschwemmt, zu wenig Wasser sie austrocknen lässt? Ein solcher Mensch ist umgeben von Angst. Er muss versuchen, diese Angst zu beherrschen, um den Mut zum Weitermachen zu gewinnen. Solche Lebensumstände befördern die Ausübung dessen, was wir heute als Magie bezeichnen: Durch ein exakt durchgeführtes Ritual wird eine vom Menschen unabhängige Macht gezwungen, ihrem Verehrer zu Willen zu sein. Hier liegt die Wurzel der römischen Religion, die kaum mythologische Erzählungen oder Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Göttern kannte, dafür aber eine schier unendliche Zahl von Ritualen. Durch die genaue Beachtung aller rituellen Vorschriften «zwan-

Abb. 93 = Slg. Wyp. 43. Anonym mit Beizeichen Greif und Hasenkopf. As (AE), 169–158. Av. Kopf des bärtigen Ianus mit Lorbeerkranz, darüber Wertangabe I. Rv. Schiffsprora n. r., davor Wertangabe I, darüber Münzzeichen Greif und Hasenkopf. Münzen wie diese waren in Rom ein beliebtes Geschenk zum Neujahr, das seit 154 v. Chr. am 1. Januar gefeiert wurde. Der Grund war zum einen die Vorderseite: Ianus mochte als Gott des Anfangs ein glückliches Neues Jahr schenken, zum anderen die Rückseite. Die Römer dachten – übrigens völlig zu Unrecht –, die Prora würde das Schiff darstellen, das einst den Gott Saturn nach Latium gebracht hatte. Saturn galt als Beherrscher des Goldenen Zeitalters, einer friedlichen Zeit der Fülle, die durch seine Rückkehr im Neuen Jahr wieder Einzug halten sollte. 

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gen» die Römer ihre Götter, ihnen beizustehen. Wobei «die Götter» schon beinahe ein Hilfsbegriff ist, denn die Vorstellung von Göttern mit menschlichem Angesicht fand erst spät Eingang in die römische Religion. Zunächst ging es nur um Mächte, die einen Vorgang beschützen, aber auch behindern konnten. Unsere Münze zum Beispiel zeigt den Gott Ianus, der uns noch heute in der Monatsbezeichnung Januar begegnet. Das Wort Ianus hängt zusammen mit «ianua» (= die Tür, die Haustür, der Eingang). Ianus war also die Macht, die eine verschlossene Tür davor bewahrte, von Feinden aufgebrochen zu werden, die gleichzeitig dem aus der Tür Hinausgehenden ein gutes Gelingen seines Vorhabens gewährte – oder wenn die Opfer und Gebete nicht zu ihrer Zufriedenheit ausgeführt worden waren, eben nicht.

Die Götter der Bauern Was nun verehrten die Bauern der römischen Frühzeit? In erster Linie die Kräfte, die es brauchte, um die Feldfrüchte zum Wachsen zu bringen. Dazu gehörten Gottheiten wie Flora, die Kraft, die das Blühen bewirkte, Pomona, die den Bäumen die Fähigkeit schenkte, Früchte zu tragen, Robigus, der den Getreiderost verursachte, ihn aber auch fernhalten konnte, oder Consus, der Mäuse und Fäulnis vom gelagerten Getreide abhielt und die eingebrachte Ernte vor dem Verderben bewahrte. Am bekanntesten unter all diesen Fruchtbarkeit bewirkenden Kräften ist Ceres. Ihren Namen brachten schon die römischen Schriftsteller völlig zu Recht mit dem Wort «crescere» (= wachsen, entstehen) zusammen. Ceres war die Kraft, die dem Getreide unter der Erde die Fähigkeit gab, zu keimen, das Erdreich zu durchstossen und reiche Frucht zu bringen. Ihr waren zwölf göttliche Wesen zugeordnet, die die verschiedenen für den Getreideanbau notwendigen Tätigkeiten beschützten. Sie mussten vor dem jährlichen Opfer an Ceres angerufen werden: der Vervactor, der das erste Durchackern des Brachfelds bewachte, der Reparator für das zweite Pflügen, der Inporcitor für das Ziehen der Ackerfurchen, der Insitor für das Säen, der Obarator für das Überpflügen der Saat, der Occator für das Eggen, der Saritor für das Jäten, der Subruncinator für das Ausrupfen des Unkrauts, der Messor für das Schneiden des Getreides, der Convector für das Einbringen, der Conditor für das Speichern und der Promitor als die Kraft, die das Ausgeben des Getreides aus der Scheune behütete. Ceres konnte eben nur dann wirksam werden, wenn dem Bauern auch die anderen, kleineren Helfer bei seiner Arbeit beistanden. Ceres hatte aber auch eine dunkle, gefährliche Seite. Sie schützte 128

Übrigens, nachdem im 3. Jahrhundert n. Chr. keine Asse mit dem Ianusbild mehr im Geldumlauf zu finden waren, spezialisierten sich Privatunternehmen auf die Herstellung von Geschenkmünzen. Wir kennen ihre Produkte heute als «Kontorniaten».


das Feld und verfolgte Getreidediebe mit ihrer Rache. So lesen wir schon im Zwölftafelgesetz, dass derjenige, der das Feld seines Nachbarn nachts aberntete oder abweiden liess, ihrer Rache verfallen war und an einem Baum aufgehängt wurde.

Heimischer Kult Ein anderer Aspekt, den ein römischer Bauer mit Sorge betrachtete, war sein Haus, seine Familie. Beides stand unter dem Schutz der Laren. Bei ihnen könnte es sich um die ältesten Gottheiten Roms handeln, deren Verehrung vielleicht sogar bis in die Jungsteinzeit zurückreicht. Ihre kleinen Statuen standen im Lararium, einem schrankförmigen Hausheiligtum, das gewöhnlich im Atrium seinen Platz hatte, und wo neben Laren, Penaten (s. u.) und dem Genius des Hausherren auch die Wachsmasken der bedeutendsten Verstorbenen der Familie aufbewahrt wurden. Die Laren galten als vergöttlichte Seelen der Vorfahren. Sie waren als Schutzgottheiten so eng mit der Familie verbunden, dass ihr Kult fest in den familiären Lebenslauf eingebunden war. An den Kalenden, den Nonen und den Iden jedes Monats sowie an allen Festtagen opferte man ihnen einen Kranz und bat sie darum, der Familie all das zu geben, was diese für ihren Lebensunterhalt brauchte. Die Laren erhielten ihren Anteil an jeder Mahlzeit. Bei einer Geburt wurde ihnen ein Lamm oder ein Schwein geopfert, beim Tod eines Familienmitglieds ein Hammel. Am Tag ihrer Volljährigkeit legten die

Abb. 94 = Slg. Wyp. 133. L. Furius Brocchus. Denar, 63. Av. Drapierte Büste der Ceres mit Ährenkranz n. r., dahinter Ähre, davor Getreidekorn. Rv. Sella Curulis zwischen zwei Bündeln von Fasces. Ceres war nicht nur in der bäuerlichen Gesellschaft des frühen Rom eine beliebte Gottheit. Auch später verehrten sie die römischen Bürger, die auf ihr tägliches Getreide angewiesen waren. Doch nun trat ein anderer Aspekt in den Vordergrund. Die städtische Bevölkerung baute ihr eigenes Getreide nicht mehr an, sondern wartete nur noch auf die Getreideverteilung durch die Beamten. Unsere Münze zeigt auf der Rückseite die Sella Curulis und die Fasces als Zeichen für ein politisches Amt. In Zusammenhang mit Ceres beziehen sie sich wohl auf das Amt des plebejischen Aedil, der in Rom die Aufsicht über die Getreideversorgung führte. Wir wissen nichts über den Münzmeister L. Furius Brocchus, aber wahrscheinlich hatte sein Vater dieses Amt zur Zufriedenheit der Bürger bekleidet, so dass der junge Mann mit dessen Leistung für sich werben konnte.

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Jungen ihr Schutzamulett im Heiligtum der Laren nieder, die Mädchen am Tag ihrer Hochzeit die Puppe. Sklaven weihten ihnen bei ihrer Freilassung das Halsband mit der Sklavenmarke. Abb. 95 = Slg. Wyp. 75. L. Caesius. Denar, 112 oder 111. Rv. Die Lares Praestiti frontal sitzend, n. r. gewandt, jeder einen Stab haltend, zwischen ihnen Hund, über ihnen Büste des Vulcanus mit enger Kappe, dahinter Zange. Ovid beschreibt in seinen Fasten V, 137ff., das schon zu seiner Zeit zerstörte Standbild der Lares Praestiti, der Gewähr leistenden Laren, das einst ihren Altar schmückte. Es zeigte zwischen den beiden einen Hund, denn: «Beide beschützen das Haus und sind beide dem Herren ergeben … Wache hält nachts der Lar, Wache hält nachts auch der Hund.» In welcher Verbindung Vulcanus, hier mit seiner Zange abgebildet, zu den Laren stand, ist übrigens bis heute nicht geklärt.

Die Laren waren nicht an den Ort, sondern an die Familie gebunden und zogen mit dieser bei Bedarf um. Sie waren geradezu der Inbegriff von Familie. Wir können den Gefühlskomplex, den sie auslösten, am ehesten umschreiben, wenn wir an das Wort «Heim» denken.

Aus heimischen Riten wird ein öffentlicher Kult War den Laren die Familie anvertraut, stand der Herd unter dem Schutz von Vesta, ebenfalls eine Gottheit aus grauer Vorzeit, die erst spät in menschlicher Gestalt dargestellt wurde. Die korrekte Durchführung ihres Kultes galt den Römern als Voraussetzung für das Wohlergehen des gesamten Staatswesens. Kein Wunder, dass die Beamten sich einmischten und den privaten in einen staatlichen Kult umformten, der fortan unter der Kontrolle des Pontifex Maximus stand. So ähnlich ging es auch anderen privaten Kulten. Am bekanntesten dürfte die «öffentliche Haustür» Roms sein, der Ianustempel. Seit Augustus wurden seine Tore rituell geöffnet, wenn das römische Heer in den Krieg zog, und geschlossen, wenn es (siegreich) wieder zurückgekehrt war. 130


Mit der Sorge für das römische Herdfeuer betraute man die Vestalinnen, Priesterinnen, die jedes Jahr am 1. März, dem alten Jahresanfang, das Feuer neu entzündeten, indem sie Holzstäbe aneinAbb. 96 = Slg. Wyp. 132. L. Cassius Longinus. Denar, 63. Av. Verschleierte und drapierte Büste der Vesta n. l., dahinter zweihenkliges Gefäss. Zur Geschichte dieser Münze siehe Abb. 98.

ander rieben. Sie wachten über die Glut und führten allerhand Riten durch, die an die ursprünglich alltäglichen Verrichtungen einer Bäuerin erinnern. So holten sie Wasser aus der Quelle Egeria, die ausserhalb der Stadtmauer lag und als besonders heilig galt. In ihrem Vorratsspeicher stand ein Gefäss mit Salzlake, das sie brauchten, um ein besonderes Mehl herzustellen, die «mola salsa». Sie bestand nicht aus gewöhnlichem Weizen, sondern aus einem uralten Getreide, das geröstet werden musste, ehe man es auf Handmühlen zu grobem Schrot verarbeitete. Diese urtümliche Mischung war noch nicht geeignet, um Brot herzustellen, es war die Basis für einen Brei, wie ihn die Römer in grauer Vorzeit gegessen hatten. Einmal im Jahr, am 15. Juni, fegten die Vestalinnen ihren Vorratsraum und schütteten den ganzen Kehricht in den Tiber. Auch hier war eine alltägliche Arbeit zu einem die ganze Stadt reinigenden Ritus geworden.

Der heilige Speicher Angeschlossen an den Tempel der Vestalinnen war der Penus, eine Art sakrosankter Vorratsspeicher, in dem allerhand kultische Utensilien und Objekte gelagert wurden, die uns alle in eine graue, grausame Vorzeit zurückführen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Suffimen, eine Asche, die während der Parilia, dem Gründungsfest von Rom 131


am 21. April, zum Einsatz kam. Sie wurde hergestellt aus dreissig ungeborenen Kälbern. Am 15. April schlachtete man zu Ehren der Erdmutter Tellus 30 trächtige Kühe. Ihre ungeborenen Kälber wurden aus ihrem Leib geschnitten und von der dienstältesten Vestalin zu Asche verbrannt. Diese mischte sie mit Asche, auf die das Blut des Oktoberrosses (s. u.) getropft war. In die leeren Hülsen von Bohnen abgefüllt und mit Schwefel angezündet, diente dieses Pulver als rituelles Reinigungsmittel, das in Häusern und Ställen eingesetzt wurde. Auch die anderen Dinge, die im Penus aufbewahrt wurden, betrachteten die Römer als besonders alt und ehrwürdig. Hier stand das Palladium, eine pfeilerartige, hölzerne Gottheit, die der Überlieferung nach durch Aeneas von Troia nach Rom gebracht worden sein soll. Hier befanden sich die Statuen der beiden Penaten. Abb. 97 = Slg. Wyp. 80. C. Sulpicius Galba. Denarius Serratus, 106. Av. Kopf von zwei Penaten mit Lorbeerkranz. Der Überlieferung nach soll Aeneas die Penaten, genau wie das Palladium, von Troia zunächst nach Lavinium gebracht haben, von wo aus die Götter ihren Weg nach Rom fanden. So könnte die Darstellung der Penaten vielleicht auf die Herkunft des Münzmeisters aus der Stadt Lavinium hinweisen.

Jedes Haus verfügte über Penaten, kleine Gottheiten, die dafür sorgten, dass die Familie jeden Tag genug zum Essen hatte, dass die Glut im Herd nicht erkaltete und die Köchin schmackhafte Speisen bereitete. Waren die «privaten» Penaten, deren Statuen im Lararium aufbewahrt wurden, zuständig für die Familie, so bezog sich der Aufgabenbereich der «öffentlichen» Penaten auf die ganze Stadt.

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Keusch, rein und tief verschleiert Von der korrekten Durchführung des Rituals zu Ehren Vestas hing, so glaubten zumindest die Römer, das Wohlergehen der Stadt Rom ab. So mussten diejenigen, die für den Kult verantwortlich waren, von besonderer Reinheit sein. Deshalb wurden die Vestalinnen vom Pontifex Maximus bereits im Alter zwischen sechs und zehn Jahren ausgesucht. Es gab genaue Vorschriften, welche Mädchen in Frage kamen: Sie durften nicht körperlich oder geistig behindert sein. Beide Eltern mussten frei geboren sein und noch leben. Weder Vater noch Schwester durften ein Priesteramt bekleiden.

Eine Vestalin musste auf vieles verzichten. Sie verfügte aber auch über einige aussergewöhnliche Rechte, so wurde sie aus der väterlichen Gewalt entlassen, konnte also selbst über sich und ihr Vermögen entscheiden, ein Vorrecht, das den Frauen zur Zeit der Römischen Republik verwehrt war. Ein Liktor begleitete sie, und im Zirkus durfte sie auf besonderen Plätzen sitzen. Ihr stand das Recht zu, in Rom mit einem Wagen zu fahren, und ihr Leichnam wurde innerhalb der Stadtgrenze beerdigt. 30 Jahre währte der Dienst für die Göttin. Die ersten zehn Jahre, so überliefert Plutarch, lernte die Vestalin alle ihre Pflichten, die zweiten zehn Jahre übte sie sie aus und während der dritten zehn Jahre lehrte sie die jungen Vestalinnen den Dienst. In den ganzen 30 Jahren hatten die Vestalinnen keusch zu leben – in der Antike ein sehr ungewöhnliches Gebot für eine Priesterin. Warum das so war,

Abb. 98 = Slg. Wyp. 132. L. Cassius Longinus. Denar, 63. Rv. Römischer Bürger in Toga gekleidet, ein Stimmtäfelchen in die Urne werfend. Lucius Cassius Longinus wies hier auf dieser Münze stolz auf die Leistungen seines Ahnen Lucius Cassius Longinus Ravilla hin. Es war nämlich im Vestatempel zu einem unglaublichen Skandal gekommen. Drei Vestalinnen mussten wegen Unzucht angeklagt werden. Ihre Unkeuschheit hatte in den Augen der Römer den Verlust eines ganzen Heeres im Kampf gegen die Kimbern verschuldet sowie eine zweite Niederlage in Thrakien. Doch ein erstes Gericht urteilte in den Augen der Strasse zu milde über die Verbrecherinnen. Zwei wurden sogar freigesprochen. Da schaltete sich das Volk ein. Es wählte – und dieser Wahlvorgang ist auf unserer Münzrückseite abgebildet – im Jahr 113 v. Chr. den wegen seiner Strenge bekannten Cassius Longinus Ravilla, der den Prozess noch einmal aufrollte und alle drei Vestalinnen zum Tode verurteilte. Die Frauen wurden lebendig begraben, weil man ihr Blut aus rituellen Gründen nicht vergiessen durfte. Die Strenge des Richters wurde übrigens noch bis zur 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts für vorbildlich gehalten – anders kann man es sich nicht erklären, dass die Nachkommen des Ravilla mehrmals mit dieser Strenge auf ihren Münzen warben.

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konnten sich schon die Römer nicht mehr erklären. Nichtsdestotrotz war diese Keuschheit von existenzieller Bedeutung für das Wohlergehen des römischen Staates. Eine vernichtende Niederlage wertete man im Umkehrschluss als Beweis für die Unkeuschheit einer oder mehrerer Vestalinnen. So wurden nach der verheerenden Kesselschlacht von Cannae gegen Hannibal zwei Vestalinnen wegen erwiesener Unkeuschheit hingerichtet. Sündenböcke sind eben keine Erfindung der Neuzeit.

Kriegsgott Mars? Wohl genauso alt wie Vesta ist Mars, der in der römischen Frühzeit Iuppiter an Bedeutung gleichkam. Wir kennen Mars vor allem als Kriegsgott. Tatsächlich war er viel mehr. Er war der Schützer der Fluren, den es anzurufen galt, um die Ernte vor feindlichen Überfällen Abb. 99 = Slg. Wyp. 77. L. Valerius Flaccus. Denar, 108–107. Rv. Mars mit Helm, Speer und Trophäe n. l. stehend, im Feld l. Apex, im Feld r. Getreideähre. Diese Münzrückseite verbindet die verschiedenen Aspekte, die Mars für die Römer hatte: Er trägt die Waffen, Helm und Speer, und hält bereits die Trophäe als Zeichen des Siegs in der Hand, der demjenigen gewiss ist, der einen gerechten Krieg für die eigenen Felder führt. Diese sind durch die Kornähre ins Bild aufgenommen. Bei dem merkwürdigen Gegenstand im Feld links handelt es sich um einen Apex, eine priesterliche Kopfbedeckung, ein Stück Fell mit einem Dorn. Diese archaische Tracht bezieht sich auf eines der ältesten Priesterämter, auf das des Flamen Martialis. Der junge Münzmeister L. Valerius Flaccus wies mit dieser Münze stolz darauf hin, dass sein Vater das Amt des Flamen Martialis bekleidete.

zu behüten. «Sein» Monat war der März, der Martius, wie die Römer ihn nannten. Dies war bis zur Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. der erste Monat des Kalenderjahres. Im März begann der bäuerliche Zyklus mit der Aussaat. Damit verbunden fand ein Wagenrennen zu Ehren des Mars statt, das am 15. Oktober wiederholt wurde, wenn die Ernte eingebracht war. Dann wurde das rechte Pferd des siegreichen Zweigespanns dem Mars geopfert: Der Flamen Martialis, der 134


Oberpriester des Marskultes, tötete es mit einem Speer, schnitt Schwanz und Kopf ab. Der Schwanz wurde so schnell wie möglich zur Regia gebracht, damit das Blut auf das Opferfeuer tropfte. Um den Kopf entbrannte ein heisser Kampf: Die Bewohner der Subura und der Via Sacra versuchten, ihn in einem Handgemenge an sich zu bringen. Gewannen ihn die aus der Subura, so wurde er inmitten des Stadtviertels aufgehängt, erwischten ihn die aus der Via Sacra, wurde er zur Regia getragen und dort angebracht. Ein anderes wichtiges Reinigungsopfer zu Ehren von Mars waren die Suovetaurilien. Dieses Wort setzt sich zusammen aus «sus» (= Schwein), «ovis» (= Widder) und «taurus» (= Stier), drei Tiere, die zunächst um das zu Reinigende herumgeführt wurden, um dann geschlachtet zu werden. Mit dieser Prozedur konnte der Bauer sein Feld reinigen. Auf staatlicher Ebene wurden mit dem gleichen Ritus die jungen Soldaten dem Mars geweiht, die alle fünf Jahre für den Kriegsdienst ausgehoben wurden. Auch wenn in unseren Augen die beiden Aufgaben des Mars, Schützer der Fluren und Kriegsgott, einander zu widersprechen scheinen, sind sie kultisch eng verbunden. Schliesslich mussten die Krieger zum Schutz der Felder in den Krieg ziehen und mit Hilfe von Mars die Schlacht gewinnen. Nach römischem Glauben half Mars nur, wenn er in einem gerechten Krieg angerufen wurde. Und ein gerechter Krieg wurde geführt, wenn man die eigenen Felder verteidigte. Wie kompliziert die juristischen Rechtfertigungen wurden, um den Göttern zu beweisen, dass die Römer wieder einmal einen gerechten Krieg geführt hatten, zeigt eigentlich nur, wie fest man in Rom an diesen Zusammenhang glaubte.

Der gerechte Krieg oder Ein frommer Römer kennt nur Siege Ein gerechter Krieg musste gerechte Gründe haben und auf eine den Göttern gefällige Art und Weise eröffnet und geführt werden. Zu den gerechten Gründen gehörte natürlich der Schutz der eigenen Ländereien, aber auch die Verteidigung der Verbündeten, was man gelegentlich sehr weit interpretieren konnte, wie die Eroberung Galliens durch Caesar beweist. Übrigens war die Gerechtigkeit dieses Krieges schon unter den Zeitgenossen Caesars umstritten. Doch der Sieg sprach für den Feldherrn. Nie hätten ihm die Götter seine Erfolge geschenkt, wäre sein Anliegen nicht gerecht gewesen – so zumindest römische Überzeugung. Zur rechten Kriegsführung gehörte zunächst die Erkundung des göttlichen Willens im Vogelorakel (s. u.) oder in der Eingeweide135


schau. Dann folgte eine offizielle Kriegserklärung, die durch das Kollegium der Fetialen durchgeführt wurde: In Anwesenheit von drei erwachsenen Zeugen schleuderte ein Vertreter dieses Priesterkollegs einen Speer aus Kornellkirschholz auf das feindliche Territorium. Als das Römische Reich grösser wurde und die Kriege in immer weitere Abb. 100 = Slg. Wyp. 122. Manlius Aquilius. Denarius Serratus, 71. Rv. Krieger mit Schild, der am Boden liegenden Sicilia aufhelfend. Die Rückseitendarstellung dieser Münze bezieht sich auf den Grossvater des Münzmeisters, der während seines Konsulats im Jahr 101 v. Chr. nach Sizilien ging, um dort einen schon drei Jahre dauernden Sklavenaufstand endlich zu beenden. Er schaffte es und erhielt dafür eine Ovatio, einen kleinen Triumph. Interessant ist unsere Münzdarstellung deshalb, weil sie einmal nicht den Sieg an sich in den Mittelpunkt stellt, sondern den Grund, warum dieser Krieg geführt wurde, nämlich um der Provinz Sizilien wieder «auf die Beine zu helfen» – so umgesetzt ins Münzrund.

Entfernung rückten, richtete man in Rom eigens ein Stück Feindesland ein, auf das der Fetiale seinen Speer werfen konnte. Wichtiger Bestandteil des Zeremoniells war das Gelübde an Iuppiter. Der Feldherr versprach ihm ein grosses Opfer, wenn der Gott ihm den Sieg schenken würde.

Göttliche Tugend Nun musste der Feldherr nur noch seine Virtus beweisen, um die Götter zu überzeugen, dass ihm allein der Sieg gebühre. Unter Virtus verstanden die Römer ein ganzes Bündel von Tugenden. In dem Begriff steckt das Wort «vir» (= Mann); die Virtutes waren also all die Tugenden, die ein echter Römer besitzen musste. Dies war natürlich in erster Linie Tapferkeit. Nicht umsonst ist eines der wichtigsten Attribute der Virtus ihr Helm – übrigens eine Verteidigungs-, nicht eine Angriffswaffe. Dann gehörte die Pietas dazu, ein Begriff, der in Lateinbüchern oft fälschlich mit Frömmigkeit wiedergegeben wird. Pietas war viel mehr oder ganz etwas anderes. Sie umfasste nicht nur den religiösen 136


Bereich, sondern auch die Bereitschaft, alle überkommenen zwischenmenschlichen Bindungen und Verpflichtungen einzuhalten. Jeder Brauch, jede Formalität, ob sakral oder säkular, war sakrosankt. Wie die Römer mit Beamten umgingen, denen es an Pietas mangelte, zeigt das immer wieder zitierte Schicksal des Publius Claudius Abb. 101 = Slg. Wyp. 122. Manlius Aquilius. Denarius Serratus, 71. Av. Drapierte Büste der Virtus mit Helm n. r. Leider war die Kriegsführung des Grossvaters unseres Münzmeisters Manlius Aquilius nicht über alle Zweifel erhaben (siehe auch Abb. 100). Als der Feldherr nach Rom zurückkehrte, wurde er vor Gericht gestellt und kam nur deshalb frei, weil sein Verteidiger ihm vor Gericht das Gewand vom Körper riss und mit den Narben, die sein Mandant im Sklavenkrieg davongetragen hatte, Mitleid bei den Geschworenen erregte. Sein Nachkomme wählt Virtus als Münzbild, um alle Benutzer des Geldstücks an die Tapferkeit zu erinnern, die sein Grossvater im Angesicht der Feinde gezeigt hatte.

Pulcher. Er wurde im Ersten Punischen Krieg seines Kommandos enthoben, weil er ein Orakel nicht akzeptierte. Es war üblich, vor einem Angriff den Willen der Götter zu erkunden, indem man Hühnern zu fressen gab. Stürzten die sich auf die Brotbrocken, gaben die Götter ihre Zustimmung zur Schlacht. Im Falle unseres Claudius weigerten sich die Hühner zu fressen, obwohl die Gelegenheit, die karthagische Flotte zu besiegen, überaus günstig schien. Der Feldherr liess die Hühner ins Wasser werfen und begann die Schlacht, die selbstverständlich – nichts anderes hätte ins Weltbild der Römer gepasst – verloren wurde. Der Senat rief Claudius Pulcher nach Rom zurück, enthob ihn seines Amtes und verurteilte ihn sogar zu einer Geldstrafe, was umso schwerer wog, als die römischen Senatoren sonst auf die militärische Unfähigkeit ihrer Standesgenossen mit grossem Verständnis reagierten. Eng mit Virtus war die Gottheit Honos verbunden. Honos war sozusagen die Folge von Virtus. Ihre Macht bewirkte die Ehre, die die römische Gesellschaft einem Mann von Virtus erwies. Dies zeigte sich deutlich am Bauplan der beiden Tempel für Virtus und Honos, die gegen Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. errichtet wurden. In den 137


Tempel von Honos konnte man erst gelangen, wenn man den der Virtus durchschritten hatte.

Triumph! Hatte der Feldherr durch seine Virtus das Wohlwollen der Götter gewonnen, so war ihm der Sieg sicher. Er wurde nicht als eigene Leistung, sondern als Göttergeschenk verstanden. Allerdings war die Gunst der Götter gleichzeitig eine Garantie für seine überragenden Taten auch in der Zukunft. Deshalb galt ein Sieg als die beste Voraussetzung für eine grosse politische Karriere. Abb. 102 = Slg. Wyp. 103. L. Cornelius Sulla und L. Manlius Torquatus. Denar, 82, mit Sulla ziehende Münzstätte. Rv. Sulla mit Adlerszepter als Triumphator in Quadriga n. r., von r. fliegt Victoria herbei, um ihn zu bekränzen. Im Vorjahr dieser Prägung hatte Sulla seinen Sieg über Mithradates, den König von Pontos, gewonnen. Doch damit war erst einmal kein Triumphzug verbunden, erst musste der römische Bürgerkrieg beendet werden, der zwischen Sulla und den Anhängern des Marius ausgebrochen war. Dies gelang erst Ende des Jahres 82 in der Schlacht am Collinischen Tor. Die Darstellung Sullas in der Triumphalquadriga auf dieser Münze ist also nicht ein Abbild der Realität, sondern der Anspruch auf eine zukünftige Ehre.

Um seinen Dank für die göttliche Hilfe auszudrücken, stand nun die Einlösung des Gelübdes an, das der Feldherr vor seinem Feldzug dem Iuppiter gemacht hatte. In einer feierlichen Prozession zog das Heer unter seiner Führung vom Marsfeld, das ausserhalb der geheiligten Stadtgrenzen Roms lag, aufs Kapitol, um die Stiere zu Iuppiter zu bringen, die ihm dort geopfert werden sollten. Der Feldherr fuhr dabei in einer Quadriga. Er hatte das Gesicht mit roter Farbe geschminkt und trug einen goldbestickten Ornat aus Purpurstoff, auf dem Kopf einen Lorbeerkranz. In der rechten Hand hielt er einen Lorbeerzweig, in der linken das Adlerszepter. Hinter ihm stand ein Staatssklave, der die goldene etruskische Krone über ihn streckte 138


und ihm ins Ohr flüsterte: «Blick hinter Dich, erinnere Dich daran, dass Du nur ein Mensch bist.» Der Triumphzug war also von seiner Konzeption her eine rein religiöse Handlung. Tatsächlich wurde das Gepränge bald zur persönlichen Propaganda benutzt. Schliesslich gab es kaum eine bessere Gelegenheit, sich der gesamten römischen Bürgerschaft zu präsentieren, die entlang der Strassen stand, um die prächtige Prozession zu beobachten. Und die Feldherren sorgten dafür, dass ihre Triumphzüge immer spektakulärer wurden. Sie führten ostentativ die eindrücklichsten Beutestücke mit, um sie in den Staatsschatz zu überführen. Und auf mitreissenden Gemälden im Plakatformat wurden die bedeutendsten Ereignisse des Feldzugs den beeindruckten Bürgern vorgeführt.

Iuppiter Capitolinus Ziel des Triumphzugs war das Kapitol, wo vor dem Tempel des Iuppiter Capitolinus das Gelöbnis gelöst wurde, indem der Feldherr das Opfer darbrachte. Dies war häufig mit einem grossen logistischen Abb. 103 = Slg. Wyp. 172. Petillius Capitolinus. Denar, 43. Kopf des Iuppiter Capitolinus n. r. Die Umschrift des Denars CAPITOLINVS charakterisiert den dargestellten Iuppiter als den Beherrscher des Kapitols, Haupt der kapitolinischen Trias bestehend aus Iuppiter, Iuno und Minerva. So eine Unterscheidung konnte durchaus sinnvoll sein. Es gab in Rom nicht nur einen Kult für Iuppiter Capitolinus, sondern auch für Iuppiter Stator (= der die Feinde zum Stehen bringt), für Iuppiter Feretrius (= der (Blitze) Schleuderer) oder, seit Augustus, für Iuppiter Tonans (= der Donnerer).

Aufwand verbunden. In ihrem Wetteifern um die Gunst der potenziellen Wähler waren auch die römischen Senatoren nicht vor Übertreibungen gefeit. So liess Lucius Aemilius Paullus wegen seines Sieges über den letzten König der Makedonen im Jahre 167 v. Chr. 139


120 Stiere schlachten, um Iuppiter eine Hekatombe darzubringen (eine Hekatombe besteht aus 100 Tieren; die 20 Stiere darüber waren als Reserve gedacht, sollten sich die Eingeweide von einigen Tieren als fehlerhaft und deswegen für ein Opfer als ungeeignet erweisen). Wir müssen pro Stier mit 8 bis 12 Litern Blut rechnen, so dass die rund 1000 Liter Stierblut noch eine ganze Zeit lang die Cloaca Maxima verunreinigt haben dürften. Übrigens war die Erlaubnis, das Gelöbnis an Iuppiter auf dem Kapitol einzulösen, eine besondere Ehre, die der Senat gewähren, aber auch verweigern konnte. Geschah Letzteres, so blieb einem frommen Feldherrn nur der Ausweg, sein Gelübde auf dem Monte Cavo in den Albanerbergen einzulösen. Hier hatte Iuppiter Latiaris, der höchste Gott der Latiner, seinen Sitz. Es stand dem Feldherrn frei, auf dem Monte Cavo das Opferfest auf eigene Kosten durchzuführen. Rituell war es dem Triumph in Rom ebenbürtig, konnte aber durch seine geografische Entfernung natürlich nicht die gleiche Propagandawirkung entfalten wie ein Triumphzug durch die römische Innenstadt.

Ein Gott ist ein Gott ist ein Gott – aber welcher Gott? Auf dem Kapitol wurden neben Iuppiter die Göttinnen Iuno und Minerva in der kapitolinischen Trias verehrt. Sie bildeten eine Tempelgemeinschaft, keine Familie. Weder galt Iuppiter ursprünglich als Gemahl der Iuno noch als Vater der Minerva. Iuno verkörperte die Lebenskraft der Jugend und beschützte den Nachwuchs – bei Mensch und bei Tier. Als Iuno Regina behütete sie die Stadt Rom. Die Gänse der Iuno Moneta hatten die Römer vor den Galliern gewarnt. Zur Iuno Lucina flehten die Frauen bei ihrer Entbindung. Iuno Curitis fuhr mit dem archaischen Streitwagen in die Schlacht und Iuno Caprotina war die Patronin des Kleintiers, der nicht umsonst die Ziege als heilig galt. Eine Römerin durfte, wenn sie zur Iuno Lucina um eine leichte Geburt flehen wollte, nicht einfach Iuno anrufen oder gar Iuno Caprotina. Die römischen Götter und Göttinnen legten Wert darauf, mit ihrem korrekten und vollständigen Namen angesprochen zu werden, wenn sie eine Bitte erfüllen sollten. Tat der Beter dies nicht, so blieb seine Bitte ungehört. Gerne fügte man deshalb die Formel «oder unter welchem Namen auch immer du angerufen werden möchtest» einem Gebet hinzu. Manche Anrufungen ähneln geradezu juristischen Formularen. Ein gutes Beispiel ist das Gebet eines Römers, dessen Kleider gestohlen worden waren: «Göttin Proserpina Ataecina, die du die Stadt 140


Turobriga bewohnst, ich bitte und beschwöre dich inständig, durch deine Hoheit den Diebstahl zu rächen, der an mir begangen worden ist und [mit einem schrecklichen Tod zu strafen] jeden, der entliehen, gestohlen oder entwendet hat die unten aufgeführten Sachen: sechs Tuniken, zwei Mäntel …» Wichtig war es eben, die Gottheit genau zu bezeichnen mit Namen, Beinamen und Wohnort und exakt festzulegen, was die Gottheit tun sollte.

Es mag für einen Römer hin und wieder ein schwieriges Unterfangen gewesen sein herauszufinden, welche Gottheit nun in seinem speziellen Fall zuständig war. Allein Iuno besass in Rom über einhundert Altäre!

Neue Götter braucht das Land Haben wir bisher die einheimischen Götter der Römer betrachtet, so ist dadurch ein einseitiges Bild des religiösen Alltags in Rom entstanden. Die Römer waren nämlich Pragmatiker. Wenn sich ein Problem stellte, das die traditionellen Götter nicht bewältigen konnten, so holte man sich Hilfe von aussen. So hatte man in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts den Heilgott Apollon eingeführt, um einer verheerenden Seuche Einhalt zu gebieten, so kam 495 v. Chr. Mercurius nach Rom, als eine schwere Wirtschaftskrise die Stadt schüttelte. Immer wieder importierte man im Bedarfsfall Götter – und griff dabei gelegentlich auch ganz schön daneben wie im Falle von Kybele. Während des 2. Punischen Krieges

Abb. 104 = Slg. Wyp. 131. L. Roscius Fabatus. Denarius Serratus, 64. Av. Kopf der Iuno Sospita mit Ziegenskalp n. r., dahinter Kontrollzeichen Grashüpfer. Rv. Mädchen n. r. stehend, vor ihr richtet sich Schlange auf, im Feld l. Weizenähre. Der Münzmeister Fabatus stammte aus Lanuvium, wo eine besonders altertümliche Form der Iuno verehrt wurde. Sie trug den Skalp einer Ziege, dem heiligen Tier der Iuno. Mit ihr ist ein altertümlicher Schild in Form einer Acht verbunden, dessen Form von Fundstücken aus der Bronzezeit bekannt ist, was ein zweiter Hinweis auf das hohe Alter dieses Kultes ist. Die Rückseite greift eine andere religiöse Spezialität Lanuviums auf, die Jungfrauenprobe. Mit ihr wurde ein Orakel zur Fruchtbarkeit des kommenden Jahres eingeholt. Ein unberührtes Mädchen reichte einer heiligen Schlange Futter. Entriss das Tier der Hand gierig das Brot, würde es ein gutes Jahr werden, verweigerte die Schlange die Nahrung, stand eine Missernte bevor.

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überführten die Römer im Jahr 205 ihr Kultbild von Pessinus nach Rom, nur um daheim festzustellen, dass mit dem Kult orgiastische Riten verbunden waren, bei denen sich gesunde junge Männer kastrierten. So etwas konnte man der römischen Öffentlichkeit (noch) nicht zumuten, deshalb überliess man die Durchführung des Kultes Priestern aus der Heimat der Kybele, die von dem Priesterkolleg der Quindecimviri (= das 15-Männer-Kolleg) überwacht wurden.

Entscheidend für die Einführung eines neuen Kults waren die Sibyllinischen Bücher, eine Orakelsammlung, die der Sage nach der letzte etruskische König Tarquinius Superbus einer Wahrsagerin abgekauft hatte. Diese Schriften konsultierten die Quindecimviri, wenn eine Notlage des Staates eine Veränderung im öffentlichen Kult verlangte. Auf Anordnung der Sibylle wurden neue Götter eingeführt, neue Feste gefeiert, ja sogar ein Menschenopfer dargebracht (im Jahr 216, im gleichen Jahr, in dem man in einem Anfall von religiöser Hysterie nach der Schlacht von Cannae die zwei Vestalinnen hinrichtete).

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Abb. 105 = Slg. Wyp. 127. M. Plaetorius Cestianus. Denar, 67. Av. Drapierte weibliche Büste n. r. mit den Attributen der Gottheiten Isis, Minerva, Apollon, Diana und Victoria. Die vielen verschiedenen Attribute, mit denen man diese weibliche Gottheit kennzeichnete, überdecken fast, dass wir es hier mit der pantheistischen Form der ägyptischen Isis zu tun haben, einer Muttergottheit, die viele andere Aspekte einschliesst: Hier trägt sie den Helm der Minerva, den Bogen der Diana, den Lorbeerkranz des Apollon, die Flügel der Victoria, die Krone der Isis und das Füllhorn der Fortuna. Isis war in Rom eine sehr umstrittene neue Gottheit. Auf der einen Seite schien ihr Schutz für die jährlich ankommende Getreideflotte aus Ägypten unersetzlich, auf der anderen Seite stiessen die fremden Riten die traditionell gesinnten Senatoren ab, so dass ihr Altar mehrfach zerstört, ihre Verehrung immer wieder verboten wurde, was die Ausbreitung ihres Kultes trotzdem nicht verhinderte. Unsere Münze könnte sich auf die Funktion der Isis als Schützerin der Getreideflotte beziehen – schliesslich erhielt Pompeius eben im Jahr 67 v. Chr. das Sonderkommando, mittels dessen er das Meer von den Piraten befreien sollte.


Do ut des – das Opfer Menschenopfer waren eine grosse Ausnahme, normalerweise begnügten sich die römischen Gottheiten mit Tieren, wobei jede Gottheit ihre «Leibspeise» hatte, die sich von Anlass zu Anlass auch noch änderte. Bevorzugte Iuppiter zum Beispiel eigentlich Stiere, so legte er Wert darauf, dass ihm ein Schwein geopfert wurde, rief man ihn in Abb. 106 = Slg. Wyp. 86. L. Pomponius Molo. Denar, 97. Rv. Numa Pompilius mit Lituus vor einem brennenden Altar stehend, von rechts führt ein Helfer einen Ziegenbock herbei. Der Münzmeister weist auf dieser Prägung stolz darauf hin, dass sein Geschlecht, die Pomponier, von Pompo, dem zweiten Sohn des römischen Königs Numa Pompilius abstammten, der gemäss römischer Tradition als derjenige galt, der alle religiösen Vorschriften festgelegt hatte.

seiner Funktion als Schwurgott an. Lebte die Mater Larum, eine uralte italische Gottheit, vegetarisch und genoss mit besonderem Appetit einen Getreidebrei, den ihre Priester in einem Topf über einen Hang hinabrollten, so zog die Erdmutter fleischliche Genüsse in Form einer trächtigen Sau vor. Grundsätzlich galt: Männliche Tiere wurden männlich gedachten Gottheiten geopfert, weibliche weiblichen, weisse Tiere den himmlischen Helfern, schwarze den Göttern der Unterwelt. Genauso wie die Götter grossen Wert darauf legten, die richtigen Opfertiere zu erhalten, musste auch bei der Opferzeremonie alles genau nach den überlieferten Vorschriften geschehen. Kein Wort, keine Handlung durfte der Priester auslassen. Unterlief ihm ein Fehler, war das Opfer ungültig und musste wiederholt werden. So überliefert uns Livius, dass das äusserst aufwändige Latinerfest, bei dem 30 Stämme auf dem höchsten Gipfel des Albanergebirges gemeinsam ein Opfer darbrachten, wiederholt werden musste, weil bei der 143


Anrufung der Götter der Name eines einzigen Stammes übergangen worden war. Übrigens waren die römischen Gottheiten sonst relativ anspruchslos. Sie begnügten sich zumeist mit den Innereien der Tiere, dem Herz, der Leber und den Nieren, in denen die Römer die Lebenskraft vermuteten. Das Fleisch überliessen sie den Opfernden, die es in einem festlichen Mahl gemeinsam verspeisten.

Brot und Spiele Viele der grossen Feste wurden nicht nur mit Opfern und Gebeten begangen, sondern auch mit Spielen zu Ehren der Götter. Auch wenn die Menschen daran ihren Spass haben mochten, im Mittelpunkt standen – zumindest in der Theorie – die Götter. Ihnen zu Ehren begann die Veranstaltung mit einer Prozession. Götterbilder waren anwesend und wurden mit Opfern und Gebeten geehrt. Abb. 107 = Slg. Wyp. 87. L. Calpurnius Piso Frugi. Denar, 90. Rv. Reiter mit Palmzweig n. r. galoppierend. Unsere Münze bezieht sich auf die Ludi Apollinares, die auf Vorschlag eines Vorfahren unseres Münzmeisters, des Caius Calpurnius Piso, ab dem Jahr 211 zu einem regelmässig wiederholten Fest wurden. Sie wurden zwischen dem 6. und 13. Juli vor dem Apollontempel auf dem Marsfeld gefeiert. Zu ihnen gehörten nicht nur ein Pferderennen, sondern auch Dramen, die von Schauspielern dargeboten wurden, die sich Parasiti Apollinis nannten.

Kamen die Gladiatorenspiele zunächst aus dem Totenkult und wurden ausschliesslich von Privatpersonen finanziert, waren die Pferde- und Wagenrennen uralter Bestandteil staatlicher Kulte. Auch das Theater fand durch griechischen Einfluss seinen Weg in den römischen Festkalender. Spiele waren prächtige, aufwändige Angelegenheiten, die viel Geld kosteten. Für die römische Kaiserzeit gibt es sogar Berechnungen, wie viel. Die gesamten Staatsausgaben sollen zwischen dem 1. 144


und dem Beginn des 3.Jahrhunderts n. Chr. pro Jahr eine knappe Milliarde Sesterzen betragen haben. Davon ging die Hälfte allein für das Militär und die Verteidigung des Imperiums ab. Die jährlichen Aufwendungen für die Spiele bewegten sich wohl in einer Grössenordnung von 10 bis höchstens 50 Millionen Sesterzen. Bei durchschnittlicher Ausstattung musste der Kaiser für die grossen, mehrtägigen Spiele mit 1 bis 3 Millionen Sesterzen rechnen, was übrigens genauso viel Geld war, wie ein normaler stadtrömischer Tempel kostete. Allein die Erhaltung aller Tempel soll in der spätrepublikanischen Zeit rund 11 Millionen Sesterzen pro Jahr gekostet haben – kein Wunder, dass sie verfallen waren, als Augustus die Macht übernahm. Wie viel Geld für religiöse Zwecke von Privatpersonen aufgebracht werden musste, kann man sich vorstellen, wenn man bei Livius liest, dass der Praetor, der die dem Apollon geweihten Spiele überwachte, 12 000 Aes (Sesterze oder Asse) und zwei grosse Opfertiere zur Gestaltung der heiligen Handlung erhalten sollte. Für die Spiele anlässlich der Einweihung der Tempel von Iuno Regina und Diana, die der Censor M. Aemilius abhalten wollte, steuerte der Senat 20 000 Aes (Sesterze oder Asse) bei. Weit gekommen dürfte der Veranstalter damit nicht sein.

Weltliche und geistliche Macht Die römischen Priester waren keine Spezialisten, wie es heutzutage unsere Geistlichen sind. Sie stammten aus der Bevölkerung, wobei die Priester der wichtigen Kulte meist aus dem Stand der Senatoren kamen. In ein Priesteramt gewählt zu werden war eine hohe Ehre und eine Steigerung des Prestiges, die umso mehr bedeuteten, als die Priesterämter im Gegensatz zu den staatlichen Ämtern auf Lebenszeit verliehen wurden. Welche persönliche Einstellung ein Priester hatte, ob er fromm war oder nicht einmal ernsthaft an die Gottheit glaubte, der er diente, war für die Qualität seiner Handlungen nicht entscheidend. Wichtig war, dass er die genaue Durchführung aller Riten kontrollierte. Nur so können wir es verstehen, dass Cicero, der sehr stolz darauf war, zum Kollegium der Auguren zu gehören, ein überaus skeptisches Buch über die Wahrsagekunst schrieb. Wobei wir schon bei den einzelnen Kollegien wären. Da gab es zunächst die Pontifices. Die Römer erklärten sich selbst ihren Namen als Brückenbauer, eine Deutung, die von der heutigen Forschung zwar nicht mehr geglaubt wird, für die es aber auch noch keine allgemein anerkannte Alternative gibt. Die Pontifices waren für die korrekte Durchführung aller Staatskulte zuständig, soweit keine anderen, spezialisierten Priester dafür eingesetzt waren. 145


Zu ihrem Kollegium gehörte ferner der Rex Sacrorum, der mit der Gründung der Republik die religiösen Aufgaben des vertriebenen Königs übernommen hatte. Dann waren die Flamines und die Vestalinnen in dieses Kollegium einbezogen, beides PriesterkolleAbb. 108 = Slg. Wyp. 156. C. Iulius Caesar. Denar, 49–48, mit Caesar ziehende Münzstätte. Av. Priesterliche Geräte und Trachtbestandteile: Schöpfkelle, Wedel, Axt und Apex. 73 v. Chr. wurde Caesar in das Amt eines Pontifex gewählt, nur zehn Jahre später, 63 v. Chr., wählte eine Volksversammlung den für römische Begriffe damals noch sehr jungen Mann zum Pontifex Maximus. Ältere und verdientere Mitglieder dieses Priesterkollegiums wurden so übergangen, ein erster Beweis, dass Caesar nicht bereit war, sich an die politischen Spielregeln der Republik zu halten. Auf dieser Münze bezieht sich Caesar auf sein Amt: Er stellt die verschiedenen Geräte und Trachtbestandteile der römischen Priesterschaft dar. Die Schöpfkelle (= «simpuvium») weist den Pontifex Maximus als obersten Aufseher über die Vestalinnen aus, der Wedel (= «aspergillum») diente dazu, vor dem Opfer die Tiere mit «Weihwasser» zu besprengen, mit der Axt wurde das Opfertier getötet, der Apex war die Kopfbedeckung aller Flamines (vgl. dazu Abb. 7).

gien, die zu den ältesten in Rom gehörten. Die Flamines waren in zwei Kategorien eingeteilt: dienten die drei Flamines Maiores dem Iuppiter, dem Mars und dem Quirinus, betreuten die zwölf Flamines Minores uralte Kulte wie den der Ceres, der Flora und der Pomona.

Ein Blick in die Zukunft Vor jeder wichtigen politischen Entscheidung wurde in Rom der Wille der Götter erkundet. Dazu begaben sich die damit befassten Beamten in Begleitung eines Mitglieds des Augurenkollegiums zu einem Platz, von dem aus sie das Orakel einholen wollten. Dem höchsten Beamten stand es dabei zu, die Götter um eine Willensäusserung zu bitten. Er hatte damit «die Auspizien», ein Begriff, der auch in der heutigen Sprache noch weiterlebt. Der Augur grenzte mit seinem Krummstab einen viereckigen Bereich in der Natur ab, und nun galt es zu beobachten, ob irgendwelche Vögel Zeichen gaben. Da wurde auf den Flug und das Geschrei der Tiere geachtet; Rabe, Krähe und Eule weissagten durch ihre Stimme, Adler und Geier durch ihren Flug. 146


Den Vogelflug zu deuten war ein schwieriges Geschäft. Wichtig waren Geschwindigkeit, Richtung und Höhe eines Fluges bzw. Lautstärke, Tonfall und Anzahl der Schreie. Dass es darüber auch zu Streitereien kommen konnte, beweist uns die Mythologie. Romulus Abb. 109 = Slg. Wyp. 72. Anonym. Denar, 115 oder 114. Rv. Roma mit korinthischem Helm und Speer auf einem Waffenhaufen n. r. sitzend, vor ihr römische Wölfin, die Zwillinge Romulus und Remus säugend, l. und r. von ihr Raben, die ein Vorzeichen bringen. Wir wissen wenig über den historischen Hintergrund dieser vielfigurigen Szene. Der Münzmeister hat seine Prägung nicht mit seinem Namen gekennzeichnet. Dafür wird er Gründe gehabt haben, denn auch seine Amtsnachfolger stellten kurze Zeit ihre eigene Persönlichkeit auf den Münzrückseiten in den Hintergrund. Vielleicht bemühte man sich damals in Rom, die Einflussnahme einzelner Politiker auf die Wähler zurückzudrängen. Jedenfalls zeigt unser Stück ein Vorzeichen, das hier zwei Raben bringen und das Roma in voller Bewaffnung aufmerksam beobachtet.

und Remus konnten sich nicht einigen, welchem von ihnen es zustand, Stadtgründer zu werden: Remus hatte als Erster sechs Geier gesehen, Romulus zwölf, allerdings erst nach seinem Zwillingsbruder. Um solche Streitfälle im politischen Alltag zu vermeiden, griffen die Auguren auf eine im Laufe von Jahrhunderten zusammengetragene Standardsammlung von Präzedenzfällen zurück. Noch ein zweites Priesterkollegium beschäftigte sich mit Vorhersagen, das 10-, später 15-Männer-Kolleg, das die Sibyllinischen Bücher konsultierte, wenn der Senat es in einer Notlage des Staatswesens anordnete (s. o.).

Priester, Priester und kein Ende Neben den grossen und bedeutenden Priesterschaften gab es noch eine Vielzahl von kleineren, für das Gemeinwesen nicht ganz so bedeutenden. So zum Beispiel die Epulonen, die für die Ausrichtung des Kultmahls für Iuppiter verantwortlich waren. Den Göttern Speisen vorzusetzen war eine häufige Kultpraxis, die im Lectisternium, einem grossen und feierlichen Gelage für zwölf Gottheiten, einen rituellen Höhepunkt fand. 147


Die Salier führten zweimal im Jahr, zu Beginn und zu Ende der Zeit, in der Feldzüge durchgeführt werden konnten, einen Waffentanz auf. Die Luperci liefen zu den dem Gott Faunus geweihten Lupercalien am 15. Februar durch die Strassen und schlugen mit

Riemen auf alle Frauen ein, die sich ihnen in den Weg stellten. Ihre Hiebe sollten Fruchtbarkeit bringen.

Und wie hältst du’s mit der Religion? An welche Gottheiten ein Römer glaubte, lag in seinem eigenen Ermessen. Er wusste sein Staatswesen sicher geborgen dadurch, dass die Beamten ihm in den staatlichen Priesterkollegien einen grossen Teil der Sorgen abnahmen und er lediglich für sein privates Wohlergehen zu den Göttern flehen musste, die ihm am besten geeignet erschienen, sein Glück zu befördern. Dies mochten die traditionellen Laren und Penaten sein, die er in seinem Lararium aufbewahrte. Oder man entschied sich für eine lokale Gottheit, die Einfluss hatte in der Stadt, in der man vor allem Geschäfte tätigte. Man konnte sich aber auch einer der unzähligen Mysterienreligionen anschliessen, die vor allem aus dem Osten herüberkamen und nicht nur Schutz im Diesseits, sondern häufig auch ein Weiterleben im Jenseits versprachen. Vor allem Frauen fühlten 148

Abb. 110 = Slg. Wyp. 152. C. Coelius Caldus. Denar, 51. Rv. Altar, dahinter Priester, das Epulum vorbereitend, l. vom Altar Trophäe mit makedonischen und keltischen Waffen, r. Trophäe mit länglichem Schild, darauf Blitzbündel. Manchmal taten die römischen Münzbeamten auch ein wenig zu viel, wenn sie ihre Botschaften ins Münzbild umsetzten. Dieser junge Mann feierte seine Vorfahren. Statt nun eine besondere Tat herauszugreifen, führte er einfach alles auf, was ihm einfiel. Sein Vater gehörte zum Priesterkollegium der Epulonen und ist hier beim Bereiten eines Göttermahls dargestellt. Die Trophäe links davon weist auf einen unbekannten Sieg eines Familienmitglieds über die Makedonen hin, die Trophäe rechts auf das erste Familienmitglied, das es zum Consul brachte und in dieser Funktion einen Sieg über den keltischen Stamm der Saluvii gewann. Die Umschrift gibt noch weitere Hinweise auf Leistungen der Familie. So lässt sich das Kürzel X zu «decemvir sacris faciundis» auflösen, ein weiteres Priesteramt, das der Vater des Münzmeisters innehatte. So viele Abkürzungen und Hinweise dürften nicht einmal die Zeitgenossen verstanden haben, so dass die Botschaft dieser Münze ins Leere lief.


sich von diesen Religionen angesprochen, da hier das Geschlecht in den Hintergrund trat, der Gott, die Göttin sich auch den Frauen zuwandte. Besonders beliebt, vor allem unter Intellektuellen, waren die unterschiedlichen philosophischen Schulen, deren Botschaften schon eher dem entsprechen, was wir uns unter einer Religion vorstellen. Sie beschäftigten sich neben dem Fragen nach der richtigen Lebensführung mit dem «Woher?», «Wohin?» und dem «Warum?», was für uns Bestandteil jeder Theologie ist. So lebten die Bewohner der Stadt Rom eine multikulturelle, tolerante Religionsvielfalt, die in Europa eigentlich erst wieder in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erreicht wurde. Die Trennung von Glauben und Staat war dafür nicht nötig. Es wurde einfach säuberlich unterschieden zwischen staatstragenden Kulten, die lediglich die genaue Beachtung eines Rituals ohne innere Beteiligung verlangten, und privater Frömmigkeit, die sich das Objekt ihres Glaubens aussuchen konnte. Erst der Absolutheitsanspruch der jüdischen und christlichen Religion stellte die römische Glaubenskonzeption ernsthaft in Frage.

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Kapitel 5

Bauten in Rom

Eine Frage von Prestige

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ie Münzen der Römischen Republik geben uns nicht nur einen Einblick in die politische und religiöse Welt der Nobilität. Sie sind mitunter auch die einzige bildliche Quelle zu den vielen Bauten Roms, von denen wir heute nur noch die kläglichen Reste besichtigen können. Sie scheinen wie ein Foto Bilder aus der Vergangenheit zu überliefern. Doch hier ist Vorsicht geboten. Unsere Sehgewohnheiten unterscheiden sich von denen der Römer entscheidend. Wir kennen nur exakte Wiedergabe, perspektivische Zeichnung und Piktogramm. Auf den Münzen der Römischen Republik dagegen begegnen wir ganz anderen Phänomenen: einem Tempel, der noch gar nicht existiert, oder einer Wasserleitung, die in den Hintergrund tritt zugunsten einer in der Realität viel kleineren Statue. Die Gebäudedarstellungen wurden nicht auf die Münzen gesetzt, um ihrem Betrachter einen möglichst genauen Eindruck des Bauwerks zu geben, sondern um die politischen Intentionen und Verdienste der Familie des Münzmeisters zu unterstreichen. Diesem Zweck musste sich die Darstellung unterordnen. Erst wenn wir uns dieser Tatsache bewusst sind, können wir den Bildern alle Informationen zu den Gebäuden entnehmen, die sie uns bieten.

Der Tempel des Iuppiter auf dem Kapitol Wann es tatsächlich den ersten Tempel für Iuppiter auf dem Kapitol gab, ist unter Archäologen höchst umstritten. Unsere schriftlichen Quellen sprechen davon, dass noch Tarquinius Superbus einen riesigen Tempel zu Ehren des höchsten römischen Gottes begann und Brutus, der erste Consul der Römischen Republik, ihn einweihte. Dies wollte man aus der Weihinschrift des Baus schliessen und aus den im Jahr 304 v. Chr. gezählten 204 Nägeln, von denen der Praetor Maximus jedes Jahr einen in das Gebälk des Tempels geschlagen hatte. Leider hat man diesen Tempel bis heute nicht sicher lokalisieren 150


können, ja einige Wissenschaftler nehmen sogar an, dass der erste monumentale Tempel für Iuppiter Capitolinus erst im 4. Jahrhundert v. Chr. erbaut wurde. Vorgänger allerdings dürfte es gegeben haben. Sie bestanden aus Holz und Lehm, waren vielleicht gerade noch mit tönernen Schmuckelementen verziert, so dass wir diese Bauten nicht mehr archäologisch nachweisen können.

Wie auch immer, als der erste grössere Tempel für Iuppiter gebaut wurde, folgte er einem Typus, wie er sich in der gesamten etruskisch beeinflussten Welt Mittelitaliens verbreitet hatte: streng frontal ausgerichtet, auf einem nur von vorn, über Stufen betretbaren Podium thronte Iuppiter Capitolinus in seinem Tempel über der Stadt. Ein Standbild, das ihn beim Fahren einer Quadriga zeigte, bekrönte das Dach. Drei Säulenreihen schmückten die Vorhalle, die zu der relativ schmalen Cella führte, in der sich das Kultbild des Obersten Gottes befand. Wie die älteste Statue ausgesehen haben mag, wissen wir nicht. Es dürfte sich wohl um eines der typisch etruskischen Tonbilder gehandelt haben. Vielleicht haben die Darstellung und vor allem ihre Attribute einen gewissen Einfluss auf die Tracht gehabt, in der ein Feldherr am Tag seines Triumphes auf dem Kapitol opferte: Purpurtoga und Purpurtunica, Adlerszepter und etruskischer Goldkranz, ja auch die rote Farbe im Gesicht des Triumphators könnten auf dieses älteste Kultbild zurückgehen. Doch diese altehrwürdige Statue wurde zusammen mit dem Tempel bei dem grossen Brand im Jahr 83 v. Chr. vernichtet. Sulla

Abb. 111 = Slg. Wyp. 114. M. Volteius. Denar, 78. Rv. Tempel des kapitolinischen Iuppiter, im Giebel Blitzbündel. Unsere Münze aus dem Jahr 78 v. Chr. zeigt die älteste Darstellung eines Gebäudes auf einer römischen Münze, wobei der abgebildete Tempel zum Zeitpunkt der Prägung gar nicht mehr existierte: Er war am 6. Juli des Jahres 83 v. Chr. infolge von Strassenkämpfen abgebrannt. Sulla sah es als eine wichtige Pflicht an, ihn wieder aufzubauen. Dieses Vorhaben, das einer seiner Anhänger auf unserer Münze propagiert, kostete den Dictator indirekt das Leben: Er soll sich über einen Beamten von Puteoli, der sich weigerte, die von seiner Gemeinde für den Tempelbau versprochenen Mittel bereitzustellen, derart aufgeregt haben, dass ihn der Schlag traf. Das führte unter den römischen Nobiles zu einem erbitterten Kampf darum, wer die Fertigstellung des prestigeträchtigen Baus überwachen durfte. Ein enger Vertrauter Sullas machte das Rennen und weihte im Jahr 69 v. Chr. den neuen Iuppitertempel. Wir dürfen diese Darstellung also nicht als die Wiedergabe eines konkreten Gebäudes betrachten. Es handelt sich vielmehr um ein Bild all dessen, was ein Römer mit dem Iuppitertempel verband: ein Gebäude im etruskischen Stil auf einem hohen Podium, bekrönt von Statuen auf dem Dach, mit drei grossen, meist geschlossenen Türen. Der prominent dargestellte Blitz auf dem Giebel dürfte eher eine Art Besitzanzeige sein als eine reale Giebelskulptur.

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machte den Wiederaufbau zur Chefsache. Er schickte nach Athen, um dort vom Tempel des Zeus Olympios Säulen holen zu lassen – bezeichnend für die damals in Rom herrschende Mode, die eigenen Tempel im griechischen Stil zu erneuern. Doch bei Iuppiter siegte die Tradition: Die griechischen Säulen wurden nicht dem vorgesehenen Zweck zugeführt, der neue Tempel folgte dem alten etruskischen Vorbild. Lediglich das Kultbild brach mit dem Gewohnten: Der griechische Bildhauer Apollonius schuf einen sitzenden Iuppiter, der dem berühmten Standbild des Phidias in Olympia ähnelte. Links und rechts von Iuppiter hausten in zwei eigenen, kleinen Cellae Iuno und Minerva, die zusammen mit Iuppiter die Kapitolinische Trias bildeten. All diese drei Räume waren normalerweise geschlossen und nur an den höchsten Festtagen geöffnet.

Zentrum des religiös-politischen Lebens Der Iuppitertempel war der zentrale Bau des Staatskultes. Hier fanden die wichtigsten Zeremonien statt. Auf seiner riesigen Terrasse versammelten sich die Bürger Roms am 1. Januar jeden Jahres, um von dort aus zu beobachten, wie die zum ersten Mal in ihre purpurgesäumte Toga gekleideten Consuln des neuen Jahres dem Iuppiter zwei weisse Stiere mit vergoldeten Hörnern opferten. Sie erfüllten so das Gelöbnis, das ihre Vorgänger im vergangenen Jahr für die Sicherheit des Staates geleistet hatten. Vor den Augen der Öffentlichkeit liessen sie sich zum ersten Mal auf den elfenbeinernen Amtssitzen nieder und nahmen den Jubel der Menge entgegen, ehe sie die erste Senatssitzung des Jahres im Inneren des Iuppitertempels abhielten. Am 13. September, dem mythischen Gründungstag des Tempels, opferten die Consuln dem Iuppiter erneut einen weissen Stier. Anschliessend liess sich der gesamte Senat zu einem Festmahl nieder, an dem auf besonderen Sitzen Statuen des Iuppiter, der Iuno und der Minerva teilnahmen. Und natürlich fanden hier die gewaltigen Hekatomben statt, die siegreich heimgekehrte Feldherrn dem Iuppiter darbrachten, um das Gelübde einzulösen, das sie vor ihrem Aufbruch ins Feld geleistet hatten. Im Inneren des Tempels lagerten die Sibyllinischen Bücher, die von einem Priesterkollegium feierlich befragt wurden, wenn dem Römischen Staat Gefahr drohte, die man mit gewöhnlichen, politisch-militärischen Mitteln nicht abwenden zu können glaubte (auch sie gingen im Brand von 83 v. Chr. zu Grunde und wurden ersetzt, ohne dass dieser Austausch dem Wohl Roms Abbruch getan hätte). So war der Kapitolinische Tempel ein Zentrum des römischen 152


Staatskults – oder sagen wir besser, er bildete den prachtvollen Hintergrund. Denn alle Zeremonien fanden nicht im, sondern vor dem Tempel statt, wo der grosse Altar stand. Abb. 112 = Slg. Wyp. 172. Petillius Capitolinus. Denar, 43. Rv. Tempel des kapitolinischen Iuppiter. Über den Grund, warum Petillius Capitolinus seine Münzprägung dem Kapitolinischen Iuppiter widmete, ist viel gerätselt worden. Mag sein, dass es lediglich an dem schönen Beinamen des Münzmeisters lag. Es könnte aber auch sein, dass die zwei Buchstaben S und F, die auf anderen Rückseitentypen dieser Emission zu sehen sind, als Abkürzung für «sacris faciundis» stehen, also für gewählt, «um sich um die heiligen Dinge zu kümmern». Tatsächlich erzählt uns eine schriftliche Quelle, dass ein mit unserem Münzmeister gleichnamiger Freund des Augustus dem Obersten Gott als Priester diente und die Gelegenheit nutzte, um den goldenen Kranz des Iuppiter zu stehlen, was ihm Augustus übrigens grossmütig verzieh.

Auf diesem Vorplatz versammelten sich all die Gläubigen und Schaulustigen. Und hier hatten Hunderte von römischen Politikern, die nicht wie ein Sulla, ein Pompeius oder ein Caesar über genügend Mittel verfügten, um selbst einen wichtigen Tempel zu bauen, grössere und kleinere Weihegaben aufgestellt, mit denen sie ihren Mitbürgern ihre Verdienste um die «res publica» vor Augen führten. Diese Statuen, Inschriften, Tempelchen und Siegeszeichen nahmen immer wieder so überhand, dass sie beseitigt werden mussten. Dies geschah z. B. im Jahr 179 v. Chr., als der Platz auf Veranlassung der Censoren geräumt und die Weihegaben rituell bestattet wurden.

Das Heiligtum der Vesta Der charmante Rundbau, der uns heute auf dem Forum Romanum als Heiligtum der Vesta gezeigt wird, stammt erst aus der Zeit der Severer. Iulia Domna, die Gattin des Kaisers Septimius Severus, hatte als Auftraggeberin fungiert. Ihr Bau bewahrte die Kontinuität einer Kultstätte, die zu den ältesten in Rom gehörte, auch wenn es sich – zumindest nach römischem Sakralrecht – nicht um einen «richtigen» Tempel handelte: 153


Ein «templum», also ein geheiligter Bezirk (was übrigens nicht zwingend den Bau eines Gebäudes verlangte), war nur dann gegeben, wenn eine offizielle Weihung erfolgt war. Dies hielten die Römer bei Vesta nicht für notwendig. Ihr Feuer allein machte den Bau in römischen Augen zu einer Stätte der Reinheit, reiner als jede menschliche Weihung es vermocht hätte. Abb. 113 = Slg. Wyp. 145. Q. Cassius Longinus. Denar, 55. Rv. Rundbau der Vesta, darin Sella Curulis, im Feld l. Urne, r. Stimmtäfelchen mit den Buchstaben A und C für «absolvo» und «condemno». Zur Geschichte dieser Prägung vgl. Abb. 98.

Der kleine Rundbau, in dem das Feuer brannte und dessen Dach für den Rauchabzug wohl geöffnet war, bildete einen Teil eines wesentlich grösseren Komplexes. Direkt angeschlossen war das Haus der Vestalinnen, in dem die Priesterinnen mit ihren Dienern und Dienerinnen lebten. Gleich gegenüber befand sich die Regia, Amtssitz des Pontifex Maximus und des Rex Sacrorum, also der beiden republikanischen Ämter, die alle priesterlichen Funktionen der römischen Könige geerbt hatten. Schon allein diese geographische Zusammenstellung weist auf das hohe Alter und die grosse Bedeutung des Vestakultes hin. Auffällig, und für die Antike sehr ungewöhnlich, ist die Tatsache, dass als Zentrum der rituellen Handlungen nicht ein jederzeit öffentlich zugänglicher Altar diente, sondern das Herdfeuer im Inneren, das den Gläubigen mit wenigen Ausnahmen verborgen war. Dazu passt vielleicht auch eine sehr weltliche Funktion, die das Vesta-Heiligtum an sich zog. Hier hinterlegten die reichen und mächtigen Römer ihre Testamente. In der abgeschlossenen Sphäre der Vestalinnen, die ihnen sicher schien vor der politischen Welt der 154

Seite 155  Abb. 114–117 = Slg. Wyp. 135–138. L. Scribonius Libo. Denar, 62. Rv. Puteal Scribonianum von vier verschiedenen Seiten gesehen. Ein Vorfahre unseres Münzmeisters war verantwortlich für die Einfassung eines Blitzgrabes auf dem Forum Romanum. Mittels einer Schranke, die auf uns wie eine Brunneneinfassung wirkt, sorgte der Beamte dafür, dass kein weltlicher Fuss den geheiligten Boden, auf dem der Blitz eingeschlagen hatte, würde betreten können. Sein Nachkomme bezieht sich auf diese Leistung für die Gemeinschaft. Zu diesem Zweck bildete er das Puteal Scribonianum ab – und zwar von allen vier Seiten, wie uns hier ein bislang unpublizierter Münztyp beweist. Eine Wiedergabe aus Stein zeigt, dass die vier Seiten mit Hammer, Zange, Amboss und einem mit Lorbeer geschmückten Pileus verziert waren. Hammer, Zange und Amboss sind als Rückseitenvarianten des Denars schon lange bekannt. Der Pileus auf dem vierten Stück dagegen ist bislang unpubliziert.


Intrige und der Bestechung, glaubten die Senatoren und Ritter ihren letzten Willen vor Manipulationen gesichert. (Zumindest Marcus Antonius sollte sich in dieser Hinsicht getäuscht haben. Octavian zwang die Vestalinnen das Testament herauszugeben und nutzte es zu einer Verleumdungskampagne gegen seinen ehemaligen Verbündeten.)

Wo der Blitz einschlägt Die Götter wurden auf dem römischen Forum nicht nur in grossen Tempeln verherrlicht. Es gab unzählige kleine Heiligtümer, die das Strassenbild belebten. Zu ihnen gehörte zum Beispiel das Puteal

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Scribonianum, auch Puteal Libonis genannt. Bei ihm handelte es sich um ein Blitzgrab. Der Blitz war das Attribut des Iuppiter. Der höchste Gott zeigte seinen Willen durch das Schleudern des Blitzes. Ein Blitz am Tag einer Volksversammlung machte jede Beschlussfassung unmöglich (siehe dazu auch Abb. 73). Ein Blitzeinschlag heiligte den Boden und weihte ihn Iuppiter. Damit entstand ein sakraler Raum, der vor profaner Entweihung geschützt werden musste. Ein Glossar aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. überliefert uns, dass ein Mitglied der Familie der Scriboni vom Senat beauftragt wurde, alle in der Stadt vom Blitz getroffenen Heiligtümer aufzuspüren und zu sichern. Bei dieser Gelegenheit soll er das nach ihm benannte Puteal errichtet haben. Wann dies geschah, wissen wir nicht. Ein glücklicher Zufall hat uns nicht nur eine Emission von Münzen mit der Darstellung dieses Puteals erhalten, sondern auch eine Replik des Puteals aus Veji, die ursprünglich wohl einen Bestandteil eines der Pietas dargebrachten Weihegeschenks darstellte. Auf ihr sehen wir deutlich, dass die Einschrankung des Blitzgrabs mit Girlanden und Kitharen geschmückt war. Auf allen vier Seiten begegnen wir Attributen des Vulcanus, des römischen Feuergottes, der als göttlicher Schmied für die Herstellung der Blitze verantwortlich zeichnete. Dafür brauchte er den Amboss, die Zange und den Hammer. Das letzte Attribut, der mit Lorbeer bekränzte Pileus, war die Kopfbedeckung des göttlichen Handwerkers.

Angesichts des Volkes: Die Rostra Das Forum war in Rom der Mittelpunkt jeglichen Lebens, des religiösen, des sozialen und natürlich des politischen. Ein Zeugnis dafür ist die Rostra, die Rednerbühne, von der aus zur Zeit der Republik die grossen Ansprachen an das Volk gehalten wurden. Und damit hätten wir schon den üblichen umgangssprachlichen Fehler gemacht, denn das lateinische Wort «rostra» ist Plural und bezeichnete ursprünglich nicht die Tribüne selbst, sondern die Schiffsschnäbel (lat. «rostrum»), mit denen sie geschmückt war. Solche Rammsporne wurden in der Antike am Bug von Kriegsschiffen unter der Wasserlinie angebracht, um gegnerische Schiffe zu rammen und zum Sinken zu bringen. Sie galten als Siegestrophäen. Die Rammsporne, mit denen die Rednertribüne geschmückt war, hatten die Römer in der Schlacht von Antium im Jahre 338 v. Chr. gewonnen. Im Deutschen hat es sich fälschlich eingebürgert, von «der Rostra» im Singular zu sprechen, wir wollen mit dieser Tradition nicht brechen. Die Fundamente der Rostra, die uns heute auf dem Forum Ro156


manum gezeigt werden, stammen allerdings erst von der Umgestaltung Caesars aus dem Jahr 44 v.Chr. Die ursprüngliche Rednerbühne lag gegenüber der Kurie, wo der Senat gewöhnlich tagte. Dazwischen befand sich das Comitium, eine theaterähnliche Konstruktion aus übereinanderliegenden Sitzreihen, in der eine der VolksverAbb. 118 = Slg. Wyp. 170. Lollius Palikanus. Denar, 45. Rv. Rostra, darauf Subsellium (= Sitzbank der Volkstribunen). Unser Münzmeister war der Nachkomme von Marcus Lollius Palicanus. Letzterer hatte wie Cicero, wenn auch mit weniger Erfolg, als Homo Novus seine Karriere gestartet. Das Subsellium, der Amtssitz, der auf der Rostra zu sehen ist, spielt auf das Volkstribunat des Palicanus im Jahr 71 an. Der herausragende Redner hatte sein Amt dazu genutzt, dafür einzutreten, die Rechte der Volkstribunen, die Sulla stark beschränkt hatte, gegen den Widerstand im Senat wiederherzustellen. Sein Sohn nutzte dieses Element der Familiengeschichte, um als Münzmeister unter Caesar auf die Volksfreundlichkeit des Regimes und die Verletzungen der Rechte des Volks durch die Optimaten hinzuweisen.

sammlungen tagte. Vielleicht wurden in der Mitte die ersten Gladiatorenkämpfe der Frühzeit abgehalten. Sicher bedienten sich einflussreiche Politiker dieser öffentlichen Fläche, um hier Statuen und Inschriften aufzustellen, die ihren eigenen Ruhm feierten. Doch schon zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. war das Comitium zu klein geworden, um alle Bürger, die zur Volksversammlung kamen, aufzunehmen. Praktisch, wie die Römer waren, beliessen sie die Rednertribüne, wo sie war. Die Redner drehten sich nun einfach in Richtung Forum, wo die vielen Männer standen, die keinen Platz mehr im Comitium gefunden hatten. Mit dem Untergang der Republik verlor die Rostra ihre Funktion – was Augustus nicht davon abhielt, im Jahr 29 v.Chr. eine noch weit prächtigere Rednertribüne vor dem Tempel des vergöttlichten Caesar zu bauen. Er schmückte sie mit den Schiffsschnäbeln, die er in der Schlacht von Actium erbeutet hatte. Sein Neubau schien die alte Tradition fortzusetzen. Doch die neue Rednerbühne diente nicht mehr der politischen Auseinandersetzung, sondern nur noch der Verherrlichung des Kaiserhauses.

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Das Recht auf freie Rede Wenn wir heute über das Forum gehen, können wir uns vielleicht noch die vielen prächtigen Gebäude vorstellen, die irgendwann hier standen. Die vielen Statuen und Gedenksteine aber sind in unseren Augen eher das bedeutungslose Inventar eines Museums als lebendige und aussagekräftige Bestandteile der antiken Öffentlichkeit. Das Standbild des Marsyas, das nahe dem Comitium stand, ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie eng Politik, Politiker und Stand-

bilder im antiken Rom miteinander verbunden wurden. Marsyas galt den Römern als ein Aspekt von Liber Pater, der zusammen mit Ceres und Libera als Gegenbild zur kapitolinischen Trias der Herrschenden die aventinische Trias des Volkes bildete. Der kleine, trunkene Gott mit seinem Weinschlauch über der Schulter, die rechte Hand zu einer ausladenden Geste erhoben, stand den Römern für die freie Rede, die sich nicht um politische Korrektheit und Rücksichten schert. Die Freiheit, alles auszusprechen, unterschied den Römer vom Sklaven und wurde an den Liberalia im März geradezu obsessiv wahrgenommen. Die Statue wurde mit dem Geschlecht der Marcii in Verbindung gebracht, das besonders erfolgreich darin war, sich eine glorreiche Vergangenheit zuzulegen. Die Marcii hatten eine Abstammung von Marsyas konstruiert (zu einer anderen Abstammung siehe Abb. 121). Ein Gaius Marcius Rutilius soll im Jahre 294 v. Chr. unsere Statue 158

Abb. 119 = Slg. Wyp. 100. L. Marcius Censorinus. Denar, 82. Rv. Marsyas mit vollem Weinschlauch n. l. gehend, die r. Hand erhoben, hinter ihm Säule, darauf Statue der Victoria. Die Marsyasstatue auf dem Forum Romanum galt der römischen Plebs als ein Symbol ihrer Freiheit, alles sagen zu können. Doch im Jahr 82 v. Chr., als der dem Senat verbundene Sulla Rom zurückeroberte und seine Feinde einer umfassenden Säuberungswelle unterzog, eben dieses Symbol für eine Münzprägung zu verwenden, kam einem politischen (und realen) Selbstmord gleich: L. Marcius Censorinus, Münzmeister dieser Prägung, bezahlte seine Zivilcourage mit dem Leben. Münzen, die diese spezielle Statue des Marsyas zeigen, gibt es übrigens nicht nur aus dem republikanischen Rom, sondern aus vielen Kolonien der ganzen römischen Welt. Sie wurden während der Kaiserzeit geprägt; und es ist bis heute unter Forschern umstritten, was die Städte mit der Wiedergabe dieses Statuentyps eigentlich aussagen wollten: Besassen Kolonien, die dieses Bild verwendeten (und wohl auch eine solche Statue auf ihrem Forum stehen hatten), das Ius Italicum, also eine spezielle Sorte von Bürgerrecht? Hatte man ihnen Steuerprivilegien gegeben oder wollten sie lediglich ihre eigene Stadt in Verbindung mit einer der bekanntesten Statuen des Forums der Mutterstadt bringen?


des Marsyas aufstellen haben lassen. Ob es sich dabei um den berühmten ersten plebejischen Dictator und vierfachen Consul handelt (dessen Karriere vermutlich erst von seinen Nachfahren so glorreich gestaltet wurde) oder um seinen gleichnamigen Sohn, der zweimal das Amt des Censor bekleidete und so für seine Nachkommen den Beinamen Censorinus erwarb, ist nicht völlig gesichert. Auf jeden Fall war die Statue des Marsyas für das Volk von Rom ein steinernes Zeugnis dafür, in welchem Mass die Plebejer durch die Errungenschaften des Ständekampfes an der Herrschaft über Rom teilhatten. Marsyas wurde zu einem politischen Ort, der jeder Kundgebung der Plebs gleich den richtigen ideologischen Rahmen verlieh. Eine besondere Note erhielt die Verehrung dieser Statue mit der Machtergreifung des Augustus. Schliesslich hatte der erste Kaiser sich unter den Schutz Apollons gestellt. Die griechische Mythologie nun kennt einen Wettstreit zwischen Apollon und Marsyas: Marsyas hatte die Flöte gefunden, die Athena als neues Musikinstrument erschaffen, aber sofort wieder weggeworfen hatte, als sie sah, wie unschön das Blasen ihre Gesichtszüge verzerrte. Der fröhliche Satyr lernte das Instrument zu spielen und wurde ein solcher Meister darin, dass er in seinem Übermut Apollon, den Schützer der Harmonie und der Musik, zu einem Wettkampf herausforderte. Man vereinbarte, dass der Sieger mit dem Unterlegenen tun könne, was immer er wolle. Nach einigen Versionen erklärten die Musen, die als Schiedsrichter eingesetzt waren, Apollon sofort zum Sieger, nach anderen musste Apollon einen Trick anwenden, um den virtuosen Satyr zu besiegen. Wie auch immer, in jeder Version endet die Geschichte damit, dass der Gott dem Marsyas die Haut abzieht, um seine Hybris, sich mit den Göttern vergleichen zu wollen, zu bestrafen. Diese Geschichte eignete sich gut, um die eigene Opposition gegenüber dem unbesiegbar Scheinenden zum Ausdruck zu bringen. So ist überliefert, dass Iulia, die Tochter des Augustus, sich mit ihren Freunden nachts bei der Statue traf, um sie zu bekränzen. Sie wurde ins Exil geschickt, genau wie der Dichter Ovid, der immer wieder in seinen Werken den vergeblichen Kampf des Marsyas mit Apollon schilderte.

Das Marsfeld – Exerzierplatz und Naherholungsgebiet Ausserhalb der Stadt lag das Marsfeld, wo sich seit mythischer Vorzeit ein Heiligtum des Mars befand und der römische Staat seine Bürger in die Rekrutierungs- und Steuerlisten eintrug. Dies zu tun, hatte sich zur wichtigsten Aufgabe der Censoren entwickelt. Die 159


vielleicht schon im 5. Jahrhundert v. Chr. errichtete Villa Publica diente ihnen als Standquartier, um die Steuerschatzung, den «census», vorzunehmen.

Der Ort war gut gewählt, denn abseits vom eng bebauten Rom gab es genug Platz für die gewaltigen Menschenmengen. So ist es durchaus wahrscheinlich, dass der Feldherr mit Vertretern seines siegreichen Heeres nach dem Ende des Feldzugs in der Villa Publica unterkam, während die Senatoren in der Stadt darüber verhandelten, ob sie ihm einen Triumph zugestehen wollten und wenn ja in welcher Form – auch wenn uns leider nur ein einziger schriftlicher Beleg aus der Kaiserzeit für diese Funktion der Villa Publica erhalten ist. Das Marsfeld gehörte dem Volk von Rom und war ein Gebiet, das sich für alles anbot, was Platz brauchte. So wurde hier das Pferderennen zu Ehren des Mars durchgeführt (vgl. dazu Abb. 99), hier tagten in der Saepta die Zenturiatskomitien, die älteste der römischen Volksversammlungen. Als Pompeius und Caesar begannen, für das römische Volk Freizeitanlagen in einem ganz neuen Massstab zu errichten, war die gewaltige Fläche des Marsfeldes dafür geradezu ideal: Pompeius baute hier sein Theater, das erste steinerne Theater, das in Rom stehen sollte, und Caesar plante ein noch grösseres Theater sowie einen kolossalen Tempel für Mars. Auf dem Marsfeld wurden zu Beginn der Kaiserzeit die ersten öffentlichen Thermen gebaut und das Grabmal des Augustus. 160

Abb. 120 = Slg. Wyp. 147. P. Fonteius Capito. Denar, 55. Rv. Villa Publica. Dieser Denar stellt die Numismatiker vor grosse Probleme. Vor allem die Tatsache, dass ein Münzmeister einen bereits lange verstorbenen Politiker aus einem anderen als dem eigenen Geschlecht verherrlicht, ist für die römische Gesellschaft höchst ungewöhnlich. Viele verschiedene Deutungen hat man angeboten, um diese ungewöhnliche Vorgehensweise zu erklären. So wollen einige eine Verwandtschaft oder ein Bündnis zwischen den beiden Geschlechtern als Ursache sehen. Andere weisen darauf hin, dass etwa zur gleichen Zeit Caesar plante, das Marsfeld völlig umzugestalten. Damit rückte auch die Villa Publica ins Auge der Öffentlichkeit. Der Münzmeister wäre damit also ein Anhänger Caesars, der dessen Baupläne propagierte. Eine besonders interessante Erklärung bietet Günther Fuchs in seinem Buch zu den Architekturdarstellungen auf römischen Münzen. Er will in dieser Münze eine Reaktion auf einen kurz zuvor erschienenen Denar des M. Aemilius Lepidus sehen. Dieser hatte mit der Darstellung der Basilica Aemilia seinen Vorfahren M. Aemilius Lepidus, Consul des Jahres 78 v. Chr., gefeiert. Dieser Mann war als Staatsfeind verstorben, weil er sich weigerte, vom Konsulat zurückzutreten. Ihm hielt P. Fonteius Capito nun den T. Didius vor, der als Homo Novus in die römische Politik gekommen und zwei entscheidende Siege erkämpft hatte. Durch die Konfrontation der beiden auf den Münzen fast gleich aussehenden Gebäude wurden indirekt die zwei verschiedenen Männer verglichen und implizit die Frage gestellt (auf der Vorderseite war Concordia abgebildet), welchen Typ von Politiker Rom brauchte. Die meisten Wissenschaftler tun diese Erklärung als «zu feinsinnig» ab. Allerdings kennen wir eine ganze Reihe von «feinsinnigen» Prägungen, deren Deutung sich nur dem Insider erschliesst (und vielleicht haben ja selbst die heutigen Wissenschaftler noch nicht alle Deutungen erschlossen). Die Prägung wird vorläufig, ja vielleicht für immer ein Rätsel bleiben.


Je mehr das Marsfeld seine militärischen und steuerlichen Aufgaben verlor, umso mehr wurde es zu einem Naherholungsgebiet der Römer, wo sie in gut gepflegten Anlagen an griechischen Statuen vorbeiflanierten und sich ihnen Platz für jede Form der körperlichen Betätigung bot.

Infrastruktur einer Grossstadt Das Leben in einer Grossstadt ist abhängig von drei Dingen: der Versorgung mit Nahrung, der Versorgung mit Wasser und der Entsorgung der Überreste. Das letzte Problem hatten bereits die Etrusker mit der Anlage ihrer Cloaca Maxima gelöst (siehe dazu Abb. 29). Die Versorgung mit Wasser blieb den Beamten der Republik vorbehalten, denn sie wurde erst zu einem Problem, als die vielen kleinen Quellen und Brunnen auf dem Stadtgebiet nicht mehr ausreichten, um den Bedarf der wachsenden Bevölkerung zu decken. Abb. 121 = Slg. Wyp. 142. L. Marcius Philippus. Denar, 56. Rv. Reiterstatue auf Aquädukt. Der Münzmeister spielt hier auf die Verdienste seines Geschlechts um die römische Wasserversorgung an. Wie Plinius der Ältere überliefert, galt der mythische Vorfahr der Marcier, der König Ancus Marcius, als Erbauer des Aquädukts. Tatsächlich hatte erst Q. Marcius Rex, Praetor des Jahres 144, auf Beschluss des Senats mit dem Bau begonnen und ihn wohl 140/39 vollendet. Diese Wasserleitung war bis zur Kaiserzeit die grösste Roms und lieferte täglich rund 187 600 Kubikmeter Frischwasser. Sie dürfte damit das bekannteste Bauwerk gewesen sein, das die Marcii errichtet hatten. Wen das Standbild auf dem Aquädukt zeigt, ist in der Forschung umstritten – als sicher gilt nur, dass der Dargestellte aus dem Geschlecht der Marcii stammte.

Wir sind über die römische Wasserversorgung ausgezeichnet informiert, weil ein Fachmann, Sextus Iulius Frontinus, im Jahre 97 n. Chr. Aufseher über das Wasserleitungssystem, ein Buch darüber verfasst hat, das uns erhalten geblieben ist. Er hatte als Senator nicht nur Zugriff auf die Bibliotheken, sondern auch auf die staatlichen Archive, so dass seine Informationen so genau wie damals möglich 161


sind. Er berichtet z. B. über die Aqua Marcia, die im Jahre 144 v. Chr. begonnen wurde. Nötig geworden war sie, «weil das Wachstum der Stadt eine grössere Wassermenge zu fordern schien». 3000 Arbeiter wurden für den Bau eingesetzt. Ob die vom Senat dem Projektleiter angewiesenen 180 Millionen Sesterzen genügt haben, um den rund 91 Kilometer langen Aquädukt zu bauen, können wir heute nicht mehr nachprüfen. Vielleicht hat Q. Marcius Rex, den der Senat mit der Bauaufsicht beauftragt hatte, aus eigenen Mitteln das Fehlende zugeschossen. Wasser war ein Luxus, den Rom sich leistete – und das in immer grösserem Stil. Für die Zeit um 400 n. Chr. wissen wir von elf Aquädukten, elf Thermen, 856 privaten Badeanlagen und 1352 Brunnen. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Wasser lag nach modernen Schätzungen um 400 n. Chr. zwischen 370 und 450 Litern täglich. Damit verbrauchte ein Bewohner der Hauptstadt des Imperiums weit mehr als das, was ein Deutscher – 2006 waren das ohne industriellen Verbrauch 129 Liter pro Kopf – oder ein Schweizer – 162 Liter – durchschnittlich benötigt. Die Römer schlugen sogar die Amerikaner (295 Liter). Einzig die heutigen Einwohner von Dubai können mit ihrem Pro-Kopf-Verbrauch von 500 Litern täglich mit den Römern konkurrieren.

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Kapitel 6

Preise, Löhne, Gehälter Alles hat seinen Preis in Rom. Iuvenal 3, 183 f.

Reichtum hat bei uns das höchste Ansehen, obwohl Du verfluchtes Geld noch keinen Tempel bewohnst und wir den Münzen noch keinen Altar errichtet haben. Iuvenal 1, 113 ff.

Ein Weiser wird keinen Denar über seine Schwelle lassen, der auf üble Weise eintritt. Seneca, De vita beata 23, 3, 1.

Was ist ein Denar wert?

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as ist so ein Denar eigentlich wert? Dies ist die erste Frage, die ein Unbedarfter dem Numismatiker stellt. Und dann verwundert er sich sehr, denn der Wissenschaftler wird, wenn er ehrlich ist, zu stottern anfangen und nach langen Erklärungen zugeben, dass wir das nicht so einfach sagen können, was so ein Denar «wert» ist. Denn wenn wir heute sagen müssten, was ein Franken, ein Euro «wert» ist, dann könnten wir dies auch nur beschreiben mit Durchschnittseinkommen, Warenkorb und Wechselkursen. Aber sagt das wirklich etwas darüber aus, wer wie viel Geld wofür ausgibt? Die Bandbreite ist gewaltig. Nehmen Sie nur die Ernährung: Man kann an der Dönerbude ein Brötchen essen oder im Dreisternelokal ein Menü geniessen, für dessen Gegenwert sich eine Familie im ländlichen Indien ein Jahr lang ernähren könnte. Das Gleiche gilt für die Antike. Es gab den armen Schlucker, der mühsam überlebte, und den reichen Lucullus, der Zehntausende von Sesterzen für eine einzige Mahlzeit hinzählen konnte. Ihnen allen wollen wir versuchen, in diesem Kapitel gerecht zu werden, indem wir die Quellen zum Sprechen bringen, indem wir aus der antiken Literatur zusammensuchen, was uns über Kosten, Preise, Löhne, Staatseinkünfte und Privatvermögen überliefert ist.

Was sind unsere Quellen wert? Fast 500 Jahre kursierte der römische Denar als wichtigstes Nominal in Rom, seinen Provinzen und benachbarten Ländern. Und natürlich 163


veränderte sich sein Wert, je nach Ort und Zeit. Darüber waren sich auch schon einige der antiken Autoren völlig im Klaren, so finden wir bei Plinius dem Älteren folgende Notiz: Dass die Preise der Materialien, welche wir hier und da angegeben haben, an anderen Orten andere sind, ist uns ebenso wenig unbekannt wie dass sie sich fast jedes Jahr ändern, je nachdem ob sie auf dem Schiff transportiert wurden, oder ob jeder sie kaufen kann oder ob irgendein übermächtiger Unternehmer den Marktpreis hinauftreibt. … Es war aber notwendig, die Preise, wie sie in Rom üblich waren, anzugeben, um dadurch den Wert einer Sache auszudrücken. Plinius, naturalis historia 33, 164

Plinius der Ältere (23–79 n. Chr.) schrieb zu Beginn der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr., für uns eigentlich ein wenig zu spät, um aus seinen Aufzeichnungen zuverlässige Preise für die Zeit der Römischen Republik zu entnehmen. Doch Plinius war ein zuverlässiger Enzyklopädist, der seine älteren Quellen kritisch hinterfragte. Wie kritisch, zeigt uns ein anderer Text seiner Naturgeschichte. Das Zwölf-Tafel-Gesetz sah vor, dass, wer zu Unrecht fremde Bäume fällt, für jeden 25 Aes Strafe zahlen muss. Wie ist das zu beurteilen? Haben jene, die diese Einschätzung vornahmen, geglaubt, Fruchtbäume würden jemals den weiter oben erwähnten Wert erlangen? Und nicht weniger verwunderlich sind die vielen Obstbäume rund um die Stadt, deren Ertrag bis zu 2.000 Nummi pro Jahr erreicht. Ein einzelner Baum gibt einen höheren Ertrag ab als Bauernhöfe in früherer Zeit. Plinius, naturalis historia 17, 7

Trotz seiner Zweifel kopierte Plinius den älteren Text sehr genau und überlieferte uns so Ausschnitte aus älteren Quellen, die uns anderweitig nicht mehr verfügbar sind, weswegen wir seine unerschöpfliche Naturgeschichte in diesem Kapitel sehr gerne heranziehen. Denn allzu viel Auswahl an brauchbaren Quellen haben wir nicht. Besonders alltägliche Preise sind uns kaum überliefert, und vor allem für die frühe Republik, für die Zeit vor der Einführung des Denars, haben wir Schwierigkeiten, Quellen und unsere Forschung in Einklang zu bringen.

Besitz als Grundlage des römischen Staatswesens Spätestens seit der Einführung der republikanischen Staatsform war in Rom der Besitz die Grundlage der politischen Bedeutung eines Mannes, da nur solche Personen sich zur Wahl stellen konnten, die über ausreichende Mittel verfügten, um sich bei ihren Amtsgeschäften nicht von ihrer Erwerbstätigkeit ablenken zu lassen. 164


Aber mit wie viel Besitz gehörte man welcher Klasse an? Diese Frage werden wir für die Frühzeit wohl nie beantworten können. Denn unsere einzige Quelle, Livius (59 v. Chr.–17 n. Chr.), lebte viele hundert Jahre später und übertrug seine eigenen Vorstellungen von «Vermögen» auf die Vergangenheit. Aber immerhin zeigt uns diese Quelle, dass die Römer noch zur Kaiserzeit wussten, dass das ganze römische Stimmvolk von jeher nach fiskalischen Gesichtspunkten geordnet war. Die Heeresversammlung, die noch im 1. Jahrhundert v. Chr. die hohen Beamten wählte sowie über Krieg und Frieden entschied, gliederte sich danach, welche Ausrüstung ein Römer sich für den Kampf leisten konnte. Was Livius mit Aes meint, wissen wir nicht. Sicher nicht die kleinen Bronzemünzen, die als As in der römischen Kaiserzeit kursierten. Vielmehr könnte es sich um abgewogene Bronzeeinheiten gehandelt haben. Vielleicht gar um die grossen gegossenen Bronzekuchen, die wir heute als Aes Rude kennen. Oder der schlaue Historiker wendete den Kunstgriff an, die genauen Zahlen in der Schwebe zu lassen und nur die Vermögen im Verhältnis zueinander zu zeigen. Aus den Bürgern, die ein Vermögen von 100 000 Aes oder mehr hatten, bildete (Servius Tullius = mythischer König Roms) 80 Centurien, je 40 von den Älteren und von den Jüngeren; in ihrer Gesamtheit wurden sie als die erste Klasse bezeichnet. Die Älteren sollten für den Schutz der Stadt zur Verfügung stehen, die Jüngeren draussen Kriege führen. Als Schutzwaffen wurden ein Helm, ein Rundschild, Beinschienen und ein Brustpanzer für sie vorgeschrieben, alles aus Bronze – diese Waffen sollten zum Schutz des Körpers dienen; Angriffswaffen gegen den Feind waren Lanze und Schwert … Die zweite Klasse wurde eingerichtet für die Bürger mit einem Vermögen von weniger als 100 000, aber mindestens 75 000 Aes. Aus ihnen, den Älteren und den Jüngeren, wurden 20 Centurien zusammengestellt. Als Waffen wurde für sie ein Langschild statt des Rundschildes vorgeschrieben, sonst war bis auf den Brustpanzer alles wie bei der ersten Klasse. Für die dritte Klasse setzte er ein Vermögen von 50 000 Aes voraus; es wurden genauso viele Centurien gebildet, wieder mit der gleichen Unterscheidung nach dem Alter. Auch an den Waffen änderte sich nichts, lediglich die Beinschienen fehlten. In der vierten Klasse betrug das Vermögen 25 000 Aes; es wurden genauso viele Centurien gebildet. Die Bewaffnung dagegen war anders: sie erhielten nur Lanze und Wurfspiess. Die fünfte Klasse war grösser; es wurden 30 Centurien gebildet. Sie führten Schleudern und Schleudersteine mit sich. Als gleichrangig mit ihnen wurden die Hornisten und Trompeter eingestuft, die in zwei Centurien eingeteilt waren. Für diese Klasse war ein Vermögen von 11 000 Aes angesetzt. Alle, die weniger besassen, zählten zum Rest der Bevölkerung. Aus ihnen wurde eine einzige Centurie gebildet, die nicht zum Kriegsdienst verpflichtet war. Livius, Ab urbe condita 1, 43, 1 ff.

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Wie gesagt, wir dürfen diese Zahlen nicht allzu wörtlich nehmen. Vielleicht übertrug Livius hier lediglich die Verhältnisse seiner eigenen Zeit. Schliesslich mussten die Angehörigen des Ritterstandes tatsächlich 100 000 besitzen, allerdings nicht 100 000 Aes, sondern 100 000 Denare.

Der Reichtum der Reichen Wie viel nun besass ein römischer Bürger? Eine Antwort, die noch schwerer zu beantworten ist als die Frage nach dem Wert eines Denars, denn wir haben Nachrichten lediglich über die oberen Zehntausend und auch das nur aus der letzten Phase der Republik, aus dem ersten Jahrhundert v. Chr. Wie viel die Vorfahren der Römer besessen hatten, darüber finden wir zwar Notizen, aber diese sind in erster Linie eingefügt, um zu zeigen, wie bescheiden die Männer von damals lebten, wenn man sie mit ihren Nachfahren verglich. Wir wissen zum Beispiel, dass der ältere Cato (234–149 v. Chr.) ein äusserst erfolgreicher Grossgrundbesitzer war, der sein Vermögen durchaus auch mit Investitionen in den Handel mehrte. Trotzdem musste er immer wieder als Beispiel für die spartanische Lebensweise der römischen Gründerväter herhalten. So schreibt ihm Plutarch (um 45–125 n. Chr.), ein hochgebildeter Grieche der Oberschicht, in seinen Parallelbiographien berühmter Griechen und Römer folgende Zitate zu: Denn niemals, so sagt (Cato), habe er ein Kleid getragen, das mehr als 100 Drachmen (entspricht 100 Denaren, Anm. d. Verf.) gekostet hatte, auch als Prätor und Konsul habe er denselben Wein getrunken wie seine Landarbeiter und Zukost zum Abendessen für 30 Asse vom Markt kaufen lassen, … und noch niemals habe er einen Sklaven für mehr als 1500 Drachmen (entspricht 1500 Denaren, Anm. d. Verf.) gekauft, weil er keine verwöhnten schönen Burschen, sondern kräftige, arbeitsharte Männer als Pferdeknechte und Ochsentreiber brauche. … Überhaupt sei nichts Überflüssiges billig, sondern was man nicht brauche, das sei zu teuer, selbst wenn man nur 1 As dafür bezahlte. Plutarch, Cato maior 4, 4 f.

Galt Cato der Ältere als Inbegriff der römischen Sparsamkeit, wurde Marcus Licinius Crassus (115 oder 114–53 v. Chr.) zu seinem Gegenbild. Crassus war der reichste Mann in Rom. Er führte äusserst einträgliche Geschäfte, was im ersten Jahrhundert v. Chr. als verdächtig galt. Reichtum, der nicht mittels der Ausbeutung von Provinzen gewonnen wurde, war den römischen Senatoren suspekt. Wie reich aber war der reichste Mann Roms? 166


Als stärkste Beweise der Habsucht (des Crassus) führte man … die Grösse seines Vermögens an. Denn nachdem er anfänglich nicht mehr als 300 Talente besessen hatte, dann während seines Konsulates dem Herkules den Zehnten geopfert, das Volk bewirtet und drei Monate lang aus seinem Vermögen jedem Römer den Lebensunterhalt gespendet hatte, so fand er doch, als er vor dem Feldzug gegen die Parther sein Vermögen bilanzierte, geschätzte 7100 Talente. Plutarch, Crassus 2, 2f.

Aus einem Talent konnte man im ersten Jahrhundert v. Chr. 6000 Denare herstellen. Crassus verfügte also mit seinen 7100 Talenten über 42 Millionen und 600 000 Denare, für einen Römer eine gewaltige Summe. Vor allem, wenn man das normale Einkommen eines durchaus wohlhabenden Senatoren der Oberschicht damit vergleicht. Der Politiker und Anwalt Marcus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.) musste in nicht ganz so guten Jahren mit Folgendem auskommen: Dieses Jahr müssen sich die Ausgaben vom 1. April ab an die Grenze von 80 000 Sesterzen halten. Soviel bringen jetzt nämlich die Mietshäuser ein. Cicero, epistulae ad Atticum 16, 1, 5

80 000 Sesterze entsprechen 20 000 Denaren, für einen römischen Normalverbraucher immer noch eine gewaltige Summe. Doch dies war nur ein Bruchteil dessen, was man gewinnen konnte, wenn man eine Provinz ausbeutete. Denken wir nur an Gaius Verres (um 115–43 v. Chr.). Ihm unterstellte Cicero in seiner berühmten Anklagerede, er habe 10 Millionen Denare veruntreut. Allein aus der Stadt Syrakus, damals eine der wichtigsten Handelsstädte Siziliens, exportierte er Waren im Wert von 300 000 Denaren: Jetzt hört euch das an: Hier steht geschrieben, die Gesellschafter hätten bei den Exporten, die verlesen worden sind, 60 000 Sesterzen durch die fünfprozentige Hafensteuer von Syrakus verloren. Es sind also in ganz wenigen Monaten, wie diese unscheinbaren und unbeachteten Listen zeigen, vom Statthalter gestohlene Güter im Wert von 1 200 000 Sesterzen nur aus einer einzigen Stadt exportiert worden. Cicero, in Verrem 2, 2, 185

Ganz nebenbei erfahren wir hier, dass der römische Staat für jedes aus Syrakus exportierte Gut eine Hafensteuer von 5% erhob. Allerdings unterhielt er für diesen Zweck kein teures Beamtennetz, sondern versteigerte den Ertrag der Steuer an private Gesellschaften, die ihm das Geld vorstreckten und vor Ort meist mit grossem Gewinn eintrieben. Ein recht guter Anhaltspunkt dafür, was ein wohlhabender Römer im ersten Jahrhundert besitzen musste, um zur Oberschicht ge167


zählt zu werden, ist ein Hinweis bei dem römischen Autor Cassius Dio (155–235 n. Chr.), der eine Geschichte in 88 Bänden schrieb, die von der mythischen Vorzeit bis an den Beginn des 3. Jahrhunderts reichte. Er notiert Folgendes: (Augustus) erlaubte allen, die ein Vermögen von 100 000 (Denaren) besassen und nach den Gesetzen wählbar waren, sich um die Ämter zu bewerben. So hoch belief sich nämlich nach seiner Anordnung zunächst der Zensus für die Senatoren; später erhöhte er ihn auf 250 000. Einigen von denen, die ein anständiges Leben führten, jedoch damals weniger als die 100 000 und später weniger als die 250 000 besassen, schenkte er, was an den Summen fehlte. Cassius Dio, historiae romanae 54, 17, 3

100 000 Denare, ein kleiner Legionär hätte dafür 75 000 Tage Dienst tun müssen. Die Superreichen waren also auch in Rom schon so reich, dass man mit redlicher Arbeit nicht vom einfachen Mann in die Oberschicht aufsteigen konnte.

Das Vermögen des Staates Trotz der gewaltigen Schere, die zwischen Arm und Reich klaffte, war das Verhältnis zwischen Unter- und Oberschicht zur Zeit der Republik mit Ausnahme des ersten Jahrhunderts v. Chr. relativ entspannt. Dies lag daran, dass die Reichen bzw. der Staat die römischen Kleinbürger an ihrem Reichtum in Form von milden Gaben beteiligten. Der Dichter Iuvenal, der seine satirischen Gedichte an der Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert schrieb, sollte dafür den Ausdruck «panem et circenses» (= Brot und Spiele) prägen. Wir haben einige Nachrichten über die Kosten, die so eine Getreideverteilung für den römischen Staat brachte. So schreibt Plutarch Folgendes: Seit diesem Vorfall (63 v. Chr.) war Cato in schwerer Sorge wegen der revolutionären Stimmung unter dem besitzlosen Volk, welches auf Caesar alle Hoffnung setzte und das ganze Volk in Gärung bringen konnte. Darum schlug er dem Senat eine monatliche Getreidespende an die arme Bevölkerung vor. Diese Massnahme belastete zwar die Staatskasse mit 7 500 000 jährlich, doch war sie offensichtlich geeignet, die Angst, welche im Augenblick nicht klein war, zu verscheuchen. Plutarch, Iulius Caesar 8, 6

Plutarch schweigt sich zwar darüber aus, welche Einheit er mit 7 500 000 jährlich meint, doch gleich ob 7,5 Millionen Denare oder 7,5 Millionen Sesterzen, die Angabe zeigt, wie wohl gefüllt die Staatskasse selbst in der Krisenzeit des ersten Jahrhunderts v. Chr. war. 168


Leider haben wir nur stichpunktartige Nachrichten darüber, über wie viel Geld die öffentliche Hand verfügte. In der Naturgeschichte des Plinius finden wir für einzelne Jahre eine exakte Aufstellung. Anscheinend waren die offiziellen Quellen für diese wenigen Jahre erhalten und Plinius zugänglich. In der Schatzkammer des römischen Volkes befanden sich unter den Consuln Sex. Iulius und L. Aurelius, sieben Jahre vor dem dritten Punischen Kriege (= 157 v. Chr., Anm. d. Verf.) 6970 Pfund Gold, 1540 Pfund Silber und an barem Gelde 854 000 Sesterzen; ferner unter den Consuln Sex. Iulius und L. Marcius, zu Anfang der Bundesgenossenkriege (= 91 v. Chr., Anm. d. Verf.) 1 620 829 Sesterzen Gold. C. Caesar nahm bei seinem ersten Einzuge in Rom während des Bürgerkriegs (= 49 v. Chr., Anm. d. Verf.) 21 000 Platten Gold, 30 000 Platten Silber und 30 000 000 Sesterzen aus der Schatzkammer, und zu keiner andern Zeit war der Staat reicher. Aemilius Paullus brachte von seinem Siege über den makedonischen König Perseus an Beute 230 000 000 Sesterzen mit (167 v. Chr.), und von dieser Zeit an bezahlte das römische Volk keine Steuern mehr. Plinius, naturalis historia 33, 35

Wo dieses Geld hergekommen war, darüber lassen uns die antiken Schriftsteller nicht im Zweifel. Über nichts scheinen sie lieber zu schreiben als über die gewaltige Menge von Gold und Silber, die als Beute in den Staatsschatz gelangte. Der grosse Reichtum kam, wie uns der griechische Geschichtsschreiber und Geograph Strabon (um 63 v. Chr.–23 n. Chr.) als ein Zitat des Polybios überliefert, mit dem römischen Sieg im Zweiten Punischen Krieg und der Eroberung des silberreichen Spaniens. Polybios berichtet im Abschnitt über die Silberbergwerke bei NeuKarthago, sie seien sehr gross, etwa zwanzig Stadien von der Stadt entfernt und zögen sich in einem Kreis von 400 Stadien um sie herum. Dort lebten vierzigtausend Bergleute, die zu seiner Zeit (Mitte des 2. Jh. v. Chr., Anm. d. Verf.) für das römische Volk täglich 25 000 Drachmen herausholten. Strabon, geographia 3, 2, 10

Täglich 25 000 Denare! Da verschwindet geradezu der gewaltige Silberschatz, den die Plünderung der Stadt Karthago im Jahr 146 v. Chr. Scipio Africanus (185–129 v. Chr.) einbrachte: Der jüngere Africanus hinterliess seinem Erben 32 Pfund Silber und brachte, als er über die Punier triumphierte, 4370 Pfund Silber (= 367 080 Denare, Anm. d. Verf.) mit. Das war der Silbervorrat der ganzen Stadt Karthago, jener Nebenbuhlerin um die Weltherrschaft. Plinius, naturalis historia 33, 141 ff.

Einer der Höhepunkte der mittleren Republik dürfte jener gewaltige 169


Triumphzug des Titus Quinctius Flamininus (um 230–174 v. Chr.) gewesen sein, den dieser nach seinem Sieg über König Philipp im 2. Makedonischen Krieg im Jahr 194 v. Chr. abhielt. (Titus Quinctius Flamininus) triumphierte drei Tage lang. Am ersten Tag führte er die Rüstungen und Waffen und die Bildwerke aus Erz und Marmor vor; davon waren mehr König Philipp weggenommen als aus den Städten Griechenlands erbeutet; am zweiten Tag Gold und Silber, verarbeitet, unverarbeitet und gemünzt; an unverarbeitetem Silber waren es 43 270 Pfund, an verarbeitetem viele Gefässe jeder Art, die meisten getrieben, einige von höchster Vollkommenheit; auch viele Gefässe aus Bronze, von Handwerkern hergestellt; dazu zehn silberne Schilde. An gemünztem Silber waren es 84 000 attische Münzen; sie nennen sie Tetradrachmen, das Silbergewicht jeder Münze entspricht ungefähr drei Denaren. An Gold waren es 3714 Pfund, ein Schild ganz aus Gold und 14 514 Goldphilipper. Am dritten Tag wurden 114 goldene Kränze, Geschenke von den Gemeinden, vorübergetragen; vor dem Wagen wurden die Opfertiere geführt und bedeutende Gefangene und Geiseln, darunter Demetrios, der Sohn König Philipps, und der Spartaner Armenes, der Sohn des Tyrannen Nabis. Dann fuhr Quinctius selbst in die Stadt ein. Dem Wagen folgten zahlreiche Soldaten, da das ganze Heer aus der Provinz zurückgeführt worden war. Unter diese wurden 250 Aes für jeden Fusssoldaten verteilt, der doppelte Betrag für jeden Centurio, der dreifache für jeden Reiter. Ein besonderes Gesicht gaben dem Triumphzug die Leute, die aus der Sklaverei befreit worden waren und die mit geschorenem Kopf folgten. Livius, ab urbe condita 34, 52, 4 ff.

Und das war immer noch nichts, verglichen mit dem, was Caesar bei seinem vierfachen Triumph im September des Jahres 46 v. Chr. vorführte. Der Text stammt von Appian (ca. 90–160 n. Chr.), einem Mitglied der alexandrinischen Oberschicht, das in Rom als Verwaltungsbeamter Karriere machte. Seine römische Geschichte ist vor allem für die Zeit der Bürgerkriege teilweise unsere einzige Quelle. Bei den Triumphzügen sollen, wie man berichtet, eine Geldmenge von 65 500 Talenten (= 393 Millionen Denare, Anm. d. Verf.), ausserdem 2822 Goldkränze mit einem Gewicht von 20 414 Pfund (= 6675,378 Kilo, Anm. d. Verf.) vorbeigetragen worden sein. Von diesen Schätzen teilte Caesar unmittelbar nach dem Triumph Beträge aus, und zwar bezahlte er alles, was er versprochen hatte, und noch darüber hinaus. Jeder Soldat erhielt 5000 attische Drachmen (= 5000 Denare, Anm. d. Verf.), der Centurio doppelt so viel und der Tribun sowie der Reiteroberst die vierfache Summe. Ausserdem empfing jeder plebejische Bürger eine attische Mine (= 100 Denare, Anm. d. Verf.). Appian, bella civilia 2, 15, 102

Die Eroberungen der Republik und der frühen Kaiserzeit, und vor allem die daraus resultierende Beute, waren eine Notwendigkeit für den Unterhalt des römischen Staates und der an staatliche Geschenke gewohnten Bürger. Erst der Rückgang der Eroberungen 170


Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. brachte einen Einnahmeschwund. Mit Steuern allein konnte der gewaltige Militärapparat nicht finanziert werden. Die ersten Kaiser, die sich mit dieser neuen Situation konfrontiert sahen, versuchten es mit einem Abbau des Heeres. Doch schnell zeigten die vielen Gefechte der beginnenden Völkerwanderung, dass das verkleinerte Heer den Anforderungen eines Mehrfrontenkrieges nicht gewachsen war. Es musste also wieder aufgerüstet werden – mit hohen Kosten. Diese versuchten ganze Generationen von Kaisern durch eine Reduktion des Silbergehalts ihrer Denare aufzubringen. Doch damit setzten sie eine Inflation in Gang, die langfristig gesehen die Bevölkerung in ihrem Alltagsleben wieder zur Naturalwirtschaft zurückführen sollte. Doch das ist schon ein ganz anderes Thema. Unsere Denare blieben wertbeständig, zumindest bis in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.

Löhne Wie viel verdiente nun ein Mann, der sich seinen Lebensunterhalt mit körperlicher Arbeit erwerben musste? Auch diese Frage ist für die Epoche der Römischen Republik sehr schwer zu beantworten. Bis weit ins 2. Jahrhundert v. Chr. hinein lebten sowieso die meisten Römer von den Erträgen ihres Bauernhofes. Einigermassen informiert sind wir eigentlich nur über den Sold der Legionäre. Polybios (ca. 200–120 v. Chr.) liefert uns die älteste zuverlässige Nachricht. Er war nach dem Ende des dritten Makedonischen Krieges als Geisel nach Rom gekommen. Dort sah und beschrieb er voller Bewunderung, wie es hatte kommen können, dass diese aufstrebende Grossmacht die alten Grossreiche des Ostens so mühelos besiegte. An Sold erhalten die Fusssoldaten täglich 2 Obole (= 1⁄3 Denar), die Centurionen das Doppelte (= 2⁄3 Denar), die Reiter 1 Drachme (= 1 Denar), an Verpflegung jene im Monat etwa zwei Drittel eines attischen Scheffels (= ca. 34,6 l) Weizen, die Reiter sieben Scheffel (= ca. 365 l) Gerste, zwei Scheffel Weizen (= ca. 104 l), bei den Bundesgenossen die Fusssoldaten das Gleiche, die Reiter ein und ein Drittel Scheffel Weizen (= ca. 70 l) und fünf Scheffel Gerste (= ca. 260 l). Die Bundesgenossen bekommen das als Geschenk, den Römern dagegen zieht der Quaestor für Getreide, Kleidung oder ein Waffenstück, wenn es zusätzlich verlangt wird, den festgesetzten Preis von der Löhnung ab. Polybios, historiae 6, 39, 12 ff.

Doch der Sold war nur ein winziger Bestandteil dessen, was ein Legionär unter einem erfolgreichen Feldherrn verdiente. Die Beute war es, die das Kraut fett machte. So versprach Caesar am Ende des Gal171


lischen Krieges seinen Soldaten einen Anteil an der Beute über das hinaus, was sich jeder selbst hatte sichern können. Caesars Soldaten hatten im Winter bei äusserst schwierigen Wegeverhältnissen und unerträglicher Kälte mit der grössten Einsatzbereitschaft und Geduld durchgehalten. Für diese so grosse Anstrengung und Ausdauer versprach Caesar jedem Soldaten 200 und jedem Centurio 2000 Sesterzen als Beutegeld. Caesar, de bello Gallico 8, 4, 1

Doch was geschah, wenn ein Soldat nicht im Krieg eingesetzt wurde, sondern im Garnisonsdienst? Dann begann schnell die Unzufriedenheit. Wieder greifen wir mit diesem Zitat des wohl bedeutendsten römischen Geschichtsschreibers, des Senators Publius Cornelius Tacitus (ca. 58–116 v. Chr.), eigentlich ein wenig über unseren Zeitraum hinaus, denn friedliche Besatzung, die nicht zu Lasten der besetzten Provinzen ging, war zur Zeit der Römischen Republik einfach kein Thema. Deshalb tauchte dieses Problem nicht auf. Unser Text stammt aus der frühen Kaiserzeit. Nach dem Tod des Augustus meuterten die in Pannonien und Germanien stationierten Truppen, weil sie mit ihren Lebensumständen nicht mehr zufrieden waren. Fürwahr der Kriegsdienst sei an sich schwer und bringe nichts ein: auf 10 As (= 2 ½ Sesterzen) den Tag würden Leben und Laib geschätzt, davon müsse man Kleidung, Waffen, Zelte bezahlen, davon den Schutz vor der Grausamkeit der Centurionen und Dienstbefreiung erkaufen. Tacitus, annales 1, 17, 4 ff.

Es sollte bald üblich werden, dass der Kaiser sich einen ruhigen Regierungsübergang mit einem grossen Geldgeschenk erkaufte. Dies konnte durchaus zu einer Belastung der Staatskasse werden, vor allem wenn in unruhigen Zeiten die Kaiser schnell wechselten. Aber, wie gesagt, damit sind wir wieder einmal über unseren Zeitrahmen hinausgeeilt.

Preise für Nahrungsmittel Was konnte man mit einem Denar kaufen? Auch hier stossen wir an die Grenzen unserer Quellen. Sie sagen uns leider nicht, was der Laib Brot, die Amphore Wein, die Dreizimmerwohnung in diesem und jenem Jahrzehnt kosteten. Statistik ist eine Erfindung des 18. Jahrhunderts. Einen Römer interessierte der Durchschnitt nicht. So müssen wir mühsam einzelne Preisnotizen verfolgen und uns dabei darüber klar sein, dass die Schriftsteller schon in der Antike lieber das Extravagante und die Ausnahmen notierten als das, was der Normalität entsprach. 172


Grundnahrungsmittel der einfachen Römer zur Zeit der Republik war ein Brei, die Puls, die aus Dinkel, einer sehr widerstandsfähigen Getreideart, hergestellt wurde. Deshalb war in Rom der Preis für Dinkel von entscheidender Bedeutung, ebenso wie der des Weines. Öl diente nicht nur als Speise, sondern auch zur Körperpflege und zur Beleuchtung. So gibt uns die nächste Quelle aus der Naturgeschichte des Plinius fast so etwas wie einen Warenkorb des Jahres 146 v. Chr. M. Varro berichtet, dass in dem Jahr, in dem L. Metellus viele Elefanten im Triumph führte (= 146 v. Chr.), ein Modius (= 8,73 l) Dinkel 1 As kostete, ebenso viel der Congius (= 3,275 l) Wein, 30 Pfund (= 9,81 kg) trockene Feigen, 10 Pfund (= 3,27 kg) Öl oder 12 Pfund (= 3,924 kg) Fleisch. Plinius, naturalis historia 18, 17

Unser nächster Preis stammt aus den Jahren zwischen 73 und 71 v. Chr. von der Insel Sizilien, die für ihren Getreidereichtum bekannt war. Es handelt sich hier nicht wie vorher um den relativ billigen Dinkel, sondern um Weizen, ein wesentlich teureres Getreide, das vor allem zum Backen von Weissbrot verwendet wurde. Da vor der neuen Ernte der Modius (= 8,73 l) Weizen bei 5 Denaren stand, baten ihn die Bürgerschaften, einen Preis festzusetzen. Seine Schätzung lag deutlich unter dem Marktpreis; er schätzte ihn nämlich auf drei Denare. Cicero, in Verrem 2, 3, 214

Wie sehr der Getreidepreis vor und nach der Ernte schwanken konnte, zeigt uns ein zweites Zitat, das sich auf den gleichen Zeitraum zwischen 73 und 71 v. Chr. bezieht. Ganz Sizilien klagt ein, dass Verres von den Bauern, obwohl der Modius Weizen bei 2 Sesterzen stand, für das Getreide eine Ersatzleistung von 12 Sesterzen (= 3 Denare) pro Modius gefordert hat. Cicero, in Quintum Caecilium 30

Aber bekanntlich lebt der Mensch ja nicht vom Brot alleine und auf den Tischen der Reichen wurden ganz andere Kostbarkeiten kredenzt. Kaviar vom Schwarzen Meer galt schon in Rom als teure Kostbarkeit. (Die Römer) hatten im Perseuskrieg die griechische Leichtfertigkeit kennen gelernt und sie sich nur allzu schnell zu Eigen gemacht. Solche Zügellosigkeit und solcher Hang zu den extravagantesten Dingen war bei der Jugend eingerissen, dass viele einen Buhlknaben für 1 Talent (= 6000 Denare), viele ein Fässchen pontischen Kaviars für 300 Drachmen (= 300 Denare) kauften. Darüber entrüstet sagte Marcus (Cato)

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einmal in einer Rede vor dem Volk, man könne den Niedergang des Staates am besten daran erkennen, dass schöne Knaben einen höheren Preis erzielten als ein Landgut und ein Fässchen Kaviar mehr als ein Ochsengespann. Polybios, historiae 31, 25, 4 ff.

Und wenn man dann noch in Betracht zieht, dass ein Gastmahl aus vielen exklusiven Gerichten bestand und auf teurem Geschirr serviert wurde! Ein paar wirklich extravagante Preise überliefert uns Plinius. Ganz nebenbei zeigt er auch, dass sich die Menschen in den 2000 Jahren nicht allzu sehr geändert haben. Der Besitzer des extrem teuren Geschirrs scheut sich, es zu benutzen … Der Redner L. Crassus aber hatte zwei von der Hand des Künstlers Mento ziselierte Becher, welche für 100 000 Sesterzen gekauft wurden. Letzterer gestand jedoch, dass er sie aus Scheu nie zu benutzen wagte. Plinius, naturalis historia 33, 147

Wie teuer so ein Essen werden konnte, überliefert uns Plutarch in seiner Lebensbeschreibung des Lucius Licinius Lucullus (117–56 v. Chr.), der sich nach seiner gescheiterten Karriere als Politiker ins Privatleben zurückzog und sich als Feinschmecker einen Namen machte, der bis heute fortlebt. Denn für jedes Speisezimmer (im Haus des Lucullus) war offenbar der Preis des darin aufzutragenden Mahles festgesetzt, und jedes hatte sein besonderes Geschirr und seine besondere Ausstattung, so dass die Sklaven, wenn sie hörten, wo er speisen wollte, gleich wussten, wie viel dafür auszugeben und welcher Schmuck und welche Ausstattung zu besorgen war. Er selbst pflegte im «Apollon» für 50 000 zu speisen. Plutarch, Lucullus 41, 7

Kein Wunder, dass strenge Sittenwächter immer wieder versuchten, diesem privaten Luxus einen Riegel vorzuschieben. Später, als diese gesetzlichen Bestimmungen als vermodert und veraltet in Vergessenheit geraten waren und sich viele mit ihrem umfangreichen Vermögen der Schwelgerei ergaben und durch verschwenderische Abend- und Mittags-Schmausereien all ihr Hab und Gut verprassten, stellte der Diktator L. Sulla einen Antrag ans Volk, worin vorgesehen war, dass es recht und erlaubt sein sollte, an den Kalenden, Iden und Nonen sowie an Spiel- und Festtagen 300 Sesterzen auf eine Mahlzeit zu verwenden, an allen übrigen Tagen aber nicht mehr als 30. Aulus Gellius, noctes Atticae 2, 24, 11

Allerdings schafften es nicht einmal die mächtigsten Politiker, den Drang ihrer römischen Mitbürger, den eigenen Reichtum durch luxuriöse Einladungen zu zeigen, einzudämmen.

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Immobilien Wichtigster Besitz eines Senators waren seine Häuser und seine Landgüter. Aus ihnen bezog er seine Einkünfte. Was aber kosteten Immobilien? Hier haben wir für das erste Jahrhundert v. Chr. sehr exakte Angaben. Cicero notierte in seinen Briefen an die Freunde alles, was ihn bewegte, und das waren eben unter anderem seine wirtschaftlichen Verhältnisse. Deshalb wissen wir, auch im ersten Jahrhundert v. Chr. hing der Preis eines Hauses in erster Linie von seiner Lage ab: Ein Haus in Rom war weit teurer als eines in Neapel. Ich habe dieses Haus (in Rom) für 3 500 000 gekauft (wohl Sesterzen, dann entspräche das 875 000 Denaren, Anm. d. Verf.). Cicero, epistulae ad familiares 5, 6, 2

Das Haus des Rabirius in Neapel, das Du schon vermessen und ausgebaut vor Augen hattest, hat M. Fonteius für 130 000 gekauft (wohl Sesterzen, dann entspräche das 32 500 Denaren, Anm. d. Verf.). Cicero, epistulae ad Atticum 1, 6, 1

Unbebauter Grund, der weit ausserhalb einer Stadt lag, war für wesentlich weniger Geld zu haben. C. Albanius ist der nächste Nachbar. Er hat von M. Pilius die 1000 Iugera (2 523 000 Quadratmeter), soweit ich mich erinnere, um 115 000 Sesterzen (= 28 750 Denare) gekauft (also 100 Quadratmeter für etwas mehr als einen Denar, Anm. d. Verf.). Cicero, epistulae ad Atticum 13, 7, 4

Diese Preise geben uns allerdings kaum einen Eindruck davon, welchen Luxus die führenden Politiker entfalten konnten, um der staunenden Menge ihren Reichtum vor Augen zu führen. Hier als Beispiel ein Ausschnitt aus der Naturgeschichte des Plinius. Wir bewundern die Pyramiden der Könige, während der Diktator Caesar schon allein für den Platz seines Forums 100 Millionen bezahlte; und wenn der Aufwand geizige Leute in Unruhe versetzt, so erfahre man, dass der von Milo getötete P. Clodius ein für 14 800 000 Sesterzen gekauftes Haus bewohnte. Über solches wundere ich mich nicht weniger als über den Unsinn der Könige. Ebenso zähle ich es zu den Seltsamkeiten des menschlichen Charakters, dass derselbe Milo Schulden von 70 Millionen Sesterzen hatte. Plinius, naturalis historiae 36, 103 f.

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Kunstsammler – Kunstkenner Fast noch teurer als das Haus selbst konnte seine Ausstattung werden, vor allem wenn der Besitzer seine Gäste mit einer Kunstsammlung beeindrucken wollte. Plinius nennt in seiner Naturgeschichte für einige der von ihm beschriebenen Kunstwerke Preise. Zur gleichen Zeit lebte auch Cydias (4. Jh. v. Chr.), dessen Bild, die Argonauten, der Redner Hortensius (114–50 v. Chr.) für 144 000 Sesterzen (= 36 000 Denare) erstand und dafür ein eigenes Gemach auf seinem Landsitz zu Tusculum errichten liess. Plinius, naturalis historiae 35, 130

Timomachos aus Byzantion malte zur Zeit des Diktators Caesar einen Aiax und eine Medea, welche von diesem um 80 Talente (= 480 000 Denare) gekauft und im Tempel der Venus Genetrix aufgestellt wurden. Plinius, naturalis historiae 35, 136

Und was ist ein Mensch wert? Mit leichtem Schaudern stellen wir uns heute vor, dass in der Antike Sklaven nichts anderes als eine Handelsware darstellten, dass man Menschen wie Vieh auf dem Markt anbot und für Geld Besitz an ihnen erwerben konnte. Die Sklaverei wurde weder von den Griechen noch von den Römern oder den frühen Christen grundsätzlich in Frage gestellt – und wir sollten uns bewusst bleiben, dass selbst im 19. Jahrhundert die Sklaverei eine wirtschaftliche Realität darstellte. Der Mensch hatte in Rom also einen Handelswert wie jede andere Ware. Insofern (der Schauspieler Panurgus) dem Fannius gehörte, war er nicht mehr wert als 1000 Sesterzen (= 250 Denare), insofern er aber dem Roscius (berühmter Schauspieler, 126–62 v. Chr.) gehörte, mehr als 150 000 (= 37 500 Denare). Denn niemand sah in ihm bloss den Körper, sondern man schätzte seinen Wert nach seiner Schauspielkunst. Cicero, pro Quintus Roscius comoedo 28

Der Ausschnitt aus dieser Verteidigungsrede, die Cicero für seinen Freund, den Schauspieler Quintus Roscius hielt, zeigt es überdeutlich: Vor allem die Ausbildung machte den Wert eines Sklaven aus. Ferner spielten natürlich Alter und Geschlecht eine Rolle. Ein gutes Bild, wer in welchem Alter wie viel wert war, liefert das Höchstpreisedikt des Diocletianus aus dem Jahr 301 n. Chr. Natürlich sind die darin genannten Preise nicht im Geringsten für die Zeit der Römischen Republik relevant, aber die Kategorien von Sklaven, die darin 176


gebildet werden, sowie die Preisverhältnisse dürften sich in den drei Jahrhunderten nicht wesentlich geändert haben. Am teuersten waren Eunuchen. Sie kosteten 30 000 Rechnungsdenare, wobei der Rechnungsdenar nichts zu tun hat mit unserem Denar. Es handelte sich vielmehr um eine Rechnungseinheit, von der 1000 Stück auf einen Aureus gingen. Zum Vergleich, von den alten Denaren waren 25 einen Aureus wert. Der hohe Preis für einen Kastraten hing mit der Operation zusammen, die notwendig war, um aus einem jungen Mann einen Eunuchen zu machen. Nur ein Bruchteil der Knaben überlebte den Eingriff. Etwas billiger war eine junge Sklavin im gebährfähigen Alter. Sie kostete das Gleiche wie ein kräftiger Sklave (25 000 Rechnungsdenare). Alte Sklavinnen und Jugendliche waren billiger (20 000 Rechnungsdenare), für männliche Kleinkinder unter 8 Jahren und für Männer über 60 zahlte man nur noch 15 000 Rechnungsdenare, Sklavinnen in denselben Altersgruppen waren noch billiger (10 000 Rechnungsdenare). Damit hätten wir den Wert von Menschen der untersten Gesellschaftsschicht geklärt. Wie aber stand es mit den Nobiles, den Herren Roms? Auch sie hatten einen Preis, das Kopfgeld, das bei Proskriptionen für ihre Ergreifung ausgesetzt wurde. Zur Zeit Sullas betrug es, wie Plutarch uns überliefert, 12 000 Denare. Noch lebten viele, die sich unter Sulla an der Jagd auf die Proskribierten beteiligt und die ausgesetzte Belohnung, 12 000 Drachmen (= 12 000 Denare) pro Kopf, erhalten hatten. Plutarch, Cato minor 17, 5

Genauso viel musste Caesar zahlen, um sich von seinen Verfolgern freizukaufen. Eines Nachts, da (Caesar) sich, schon völlig entkräftet, in ein anderes Haus tragen liess, fiel er einigen Soldaten Sullas in die Hände, welche jene Gegend durchsuchten, um versteckte Flüchtlinge aufzugreifen. Nachdem er Cornelius, den Führer seiner Streife, bestochen und sich um 2 Talente (= 12 000 Denare) die Freiheit erwirkt hatte, eilte er unverzüglich an die Küste und stach in See. Plutarch, Iulius Caesar 1, 6

Am Ende der Bürgerkriege war das menschliche Leben etwas teurer geworden. Octavian und Marcus Antonius boten mehr als das Doppelte dessen, was Sulla ausgelobt hatte, um die Auslieferung ihrer Feinde zu erreichen. (Edikt der Triumvirn): Diejenigen aber, die jemanden getötet haben, sollen uns die Häupter überbringen und folgende Belohnungen erhalten: Ein freier Mann 25 000 attische Drachmen (= 25 000 Denare) je Kopf, ein Sklave die persönliche Freiheit, dazu 10 000 attische Drach-

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men (= 10 000 Denare) und den Anspruch auf das Bürgerrecht seines Herren. Die gleichen Prämien sollen auch die erhalten, welche Angaben liefern. Appianos, bella civilia 4, 11, 44

Noch mehr war ihr Leben allerdings denen wert, die in Gefahr waren, es zu verlieren.

Geld in der Komödie Besonders ergiebig für wirklichkeitsnahe, wenn auch natürlich komisch übertriebene Preise sind die Komödien des ersten Komödiendichters im alten Rom, von Titus Maccius Plautus (ca. 254–184 v. Chr.). Er verrät uns zum Beispiel, was in einem gutbürgerlichen Haushalt ein wirklich teures Kleidungsstück kosten konnte. Menaechmus: Vor einem Jahr kaufte ich dieses (Kleid) für meine Ehefrau um 4 Minen (= 400 Denare). Plautus, Menaechmi 1, 3, 206

Es handelte sich bei diesem Kleid natürlich nicht um Alltagskleidung. Die stellte der weibliche Teil der Familie, in ärmeren Haushalten Tochter und Ehefrau, in reichen die Sklavinnen, zur Zeit der Republik noch selbst her. Es handelte sich um ein Gewand aus einem speziell gewebten oder eingefärbten Stoff, importiert vielleicht aus Kleinasien oder Tyros. So ein Gewand war nicht nur als Bekleidung, sondern auch zur Repräsentation gedacht. Allerdings gab schon damals mancher Herr für die Garderobe seiner hübschen Sklavin mehr aus als für die seiner Ehefrau … Sagaristio: Auf Dein Risiko bekommst Du (die junge Sklavin) für 60 Silberminen (= 6000 Denare). […] Sagaristio: He Du, es kommen noch 10 Minen (= 1000 Denare) dazu für ihre Garderobe. Plautus, Persa 4, 4, 665 ff.

Plautus verdanken wir auch die wirklich wichtige Information, was ein junger Mann ausgeben musste, um einen Sklaven zu bestechen, damit der ihn mit der Tochter des Hauses allein liess. Koch: Ich weiss schon, was Du möchtest. Du willst ja nur, dass ich mich von hier entferne. Lysimachus: Und wie ich das will. Koch: Man wird sich entfernen. Doch gib mir 1 Drachme (= 1 Denar) dafür. Plautus, Mercator 4, 4, 775

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Unverzichtbar sind auch die Angaben des Komödienschreibers, wie viel eine hässliche Frau an Mitgift bringen musste, um einen Mann zu finden. Das ist der Mann, dem ich zehn Talente (= 60 000 Denare) als Mitgift eingebracht habe. Plautus, Mercator 4, 3, 703

Plautus liefert in diesem Zusammenhang noch einen anderen «Preis», bei dem allerdings weniger die Höhe interessiert als die Tatsache, dass sein römisches Publikum genau wusste, was ein Goldphilipper war und wie hoch man seinen Wert ansetzen musste. Dabei handelte es sich um ausländische Münzen, die vor mehr als einem Jahrhundert geprägt worden waren. Die Römer benannten diese Goldmünzen im Gewicht von ca. 8,7 g nach ihrem Prägeherrn, dem makedonischen König Philipp, der sein Reich von 359 bis 336 v. Chr. regierte. Charmides: Ich gebe sie Dir zur Frau und 1000 Goldphilipper als Mitgift. Plautus, Trinummus 5, 2, 1158

Übrigens ist diese Komödie, deren Titel wir heute etwas frei mit «Drei Groschen» übersetzen könnten, ein gutes Beispiel dafür, dass Geld auch damals schon die Welt bzw. das römische Publikum interessierte. Sie erzählt von einem reichen Athener namens Charmides, dessen Sohn mit seinen Ausschweifungen das väterliche Vermögen durchbringt. Der Vater muss ausser Landes, der Sohn gibt alles aus, was noch da ist – und bietet, als kein Bargeld mehr zur Verfügung steht, den Familiensitz zum Verkauf an. Nun weiss der Sohn nicht, dass sein Vater in dem Haus einen grossen Schatz vergraben hat, um ihn nicht in die Finger des Sohnes gelangen zu lassen. Kallikles, ein Freund des Charmides, kennt dagegen das Versteck. Schliesslich hat ihn der Reisende zum Vormund seiner Kinder bestimmt. Um seinem Freund den Schatz zu retten, kauft Kallikles selbst das Haus, gerät dadurch aber in Teufels Küche, denn die Athener klagen ihn an, durch den Kauf das Vertrauen des Charmides missbraucht zu haben. Zu all dem Durcheinander kommt noch eine Liebesgeschichte: Ein junger Mann will die Tochter des Charmides heiraten. Doch es ist ja keine Mitgift da und ihr Bruder ist zu stolz, um sie dem Bräutigam ohne Mitgift zu geben. Er findet ein letztes Stückchen Acker, doch das will nun wieder der Freier nicht haben, um seinen zukünftigen Schwager nicht aller Besitztümer zu entkleiden. Die Heirat müsste also platzen, hätte Kallikles nicht die Idee, dem Mädchen einen Teil des väterlichen Schatzes zur Mitgift zu geben. Und gerade als Kallikles dieses Geld einem Boten gibt, kommt Charmides heim 179


und nimmt natürlich an, sein Freund hätte seinen Besitz veruntreut. Nach vielen Irren und Wirren kommt es zu einem Happy End. Die Freunde versöhnen sich, der Mann kriegt das Mädchen und der verschwenderische Sohn bereut, gelobt Besserung und wird mit der Tochter des Kallikles verheiratet.

Die Römer und das liebe Geld Und damit sind wir bei dem Verhältnis, das die Römer zum Geld pflegten. Polybios staunte noch Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr., wie ehrlich ein Römer mit ihm anvertrautem Geld umging. Wenn man mithin, von allem anderen abgesehen, den Beamten einer griechischen Stadt auch nur 1 Talent anvertraut, zehn Leute die Quittung gegenzeichnen lässt, ebenso viele Siegel anbringt und doppelt so viele Zeugen den Akt bestätigen lässt, so kann man sich doch nicht auf sie verlassen. In Rom dagegen bleiben Beamte oder Gesandte, durch deren Hände grosse Summen gehen, einfach ihrer Pflicht treu, weil sie durch einen Eid gebunden sind. Überall sonst findet man nur selten einen Mann, an dessen Fingern von den Staatsgeldern nicht etwas kleben bleibt und dessen Abrechnungen absolut sauber sind; bei den Römern dagegen kommt es kaum vor, dass jemand der Unterschlagung überführt wird. Polybios, historiae 6, 56, 13 ff.

Dies mag durchaus daran gelegen haben, dass es damals noch relativ wenig Möglichkeiten gab, sein Geld für privaten Luxus auszugeben. So jedenfalls sieht Plutarch die Situation. In der Nähe seines Gutes lag das Landhaus des Manius Curius (Dentatus, † 270 v. Chr., Anm. d. Verf.) , der einst dreimal einen Triumph gefeiert hatte. Dort sass er am Herd und speiste ein einfaches Rübengericht, als die Samniten kamen und ihm Geld anboten. Aber er wies sie mit den Worten ab, wem eine solche Mahlzeit genüge, der brauche kein Geld, und rühmlicher als Geld zu haben, sei es, die zu besiegen, die Geld hätten. Plutarch, Cato maior 2, 1

Für einige wenige römische Politiker mag dieses anrührende Bild von dem grossen Imperator, der daheim seine Rübchen ass, vielleicht noch zutreffend gewesen sein. Die meisten lernten allerdings schnell, was man sich für Geld alles kaufen konnte. Und bald standen sie ihren griechischen Lehrmeistern an Geldgier nicht mehr nach. Die Korruption eroberte Rom, was die Vorgänge um den Prozess gegen Verres bestens illustrieren. Alba Aemilius sitzt in der Vorhalle des Marktes und erzählt öffentlich, dass Verres gewonnen habe; er hätte die Richter gekauft, den einen für

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400 000 Sesterzen, den anderen für 500 000 Sesterzen und den billigsten für 300 000 Sesterzen. Cicero, in Verrem 2, 3, 145

So konnte Iuvenal zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. behaupten: Alles hat seinen Preis in Rom.

Iuvenal 3, 183

Epilog Die Frage bleibt, ob Sie, verehrte Leserin, verehrter Leser, nach der Lektüre dieser Seiten wissen, was ein Denar wert war. Ich fürchte nicht. Aber Sie werden sicher in Zukunft Verständnis dafür haben, warum ein ehrlicher Wissenschaftler sich weigert, Ihnen eine konkrete Zahl zu nennen.

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Teil 2

Katalog der Sammlung Wyprächtiger – Münzen der Römischen Republik

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E

inige Hinweise für Nicht-Münzsammler und für Münzliebhaber, die es erst werden wollen: Es hat sich unter Numismatikern ein festes Schema etabliert, nach dem Beschreibungen von Münzen der Republik angefertigt werden. Zunächst wird der verantwortliche Münzmeister genannt, sofern er es selbst für notwendig erachtete, seinen Namen auf der Münze zumindest in Teilen zu nennen. Viele Münzmeister kennen wir nur von einer einzigen Münzemission, so dass die Rekonstruktion ihres Namens höchstens wahrscheinlich ist, vielleicht hat der gute Mann auch ganz anders geheissen. Bei den frühen Geldstücken kommen diese Namen gar nicht vor, bei den Münzen des 2. Jahrhunderts v. Chr. wurden häufig Symbole oder Monogramme zur Kennzeichnung einer Emission verwendet, so dass sie im Text den Namen des Münzmeisters ersetzen. Es folgt in der Beschreibung das Nominal, also die Münzeinheit wie Denar, As oder Drachme. Danach kommen die Münzstätte – soweit nichts anderes erwähnt, ist es grundsätzlich Rom – und der vermutete Prägezeitraum – natürlich alles vor Christus. Was sich im Katalog so liest, als wären wir uns absolut sicher, ist in Wirklichkeit unter Wissenschaftlern immer noch in Diskussion. Wir folgen in unserem Katalog der Datierung von Michael H. Crawford, Roman Republican Coinage. Seine Chronologie, die er anhand von republikanischen Hortfunden erarbeitete, hat – auch wenn das eine oder andere Datum kontrovers diskutiert wird – bis heute Bestand und wird im Allgemeinen als Grundlage benutzt. Lediglich für die frühen Emissionen bis zur Einführung des Denars sind die Datierungen von Crawford heute überholt. Hier haben wir versucht, die Daten dem aktuellen Stand der Forschung anzupassen. Danach beschreibt der Katalogtext Vorder- und Rückseite der Münze, wobei die Vorderseitenbeschreibung nicht eingeleitet ist, der Rückseitenbeschreibung die Abkürzung Rv. für Rückseite vorausgeht. Nun kommen das Gewicht und die Stempelstellung, also in welchem Winkel Vorder- und Rückseitenstempel zueinander standen. Zitate aus der Literatur geben klar an, woher die numismatischen Informationen bezogen wurden und wo der Leser vergleich185


bare Stücke findet. Cr. steht dabei für das oben bereits erwähnte Werk von Crawford, Syd. für das Vorgängerwerk von Edward A. Sydenham aus dem Jahr 1952. Die Auflösung der wenigen anderen Abkürzungen finden Sie im Literaturverzeichnis. Den Schluss der Beschreibung bildet die Provenienz, also der Hinweis darauf, wo und wann eine Münze gekauft wurde. Hier wird zunächst angegeben, ob eine Münze aus einer Auktion, einer Verkaufsliste oder vom Lager stammt. Danach kommt das Auktionshaus mit seinem Stammsitz, im Falle einer Auktion die Auktionsnummer, das Auktionsjahr und die Losnummer, unter der ein Stück angeboten wurde. Und damit sollten eigentlich alle Unklarheiten beseitigt sein, die eventuell bei der Lektüre des Katalogs auftreten könnten. Nur noch ein Hinweis für all diejenigen, die mehr über die Bedeutung der Darstellung eines bestimmten Stücks wissen wollen. In den kleinen Anmerkungen weisen wir auf die Seite hin, auf der wir eine Münze im Text vergrössert abgebildet und ausführlich behandelt haben.

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Anonyme Prägungen

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1

Teil eines Gusskuchens von Aes rude (AE), Mittelitalien, Mitte 5. Jh. – spätes 4. Jh. 1558 g. Thurlow / Vecchi S. 15, Tf. 2. Vom Lager Münzen und Medaillen AG, Basel Kauf 8. 5. 2001. Siehe Seite 24, Abb. 7

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Didrachmon (AR), Metapont(?), um 300. Kopf des bärtigen Mars mit korinthischem Helm n. l., [dahinter Eichenzweig]. Rv. Pferdekopf mit Zaumzeug n. r. auf Basis mit Aufschrift ROMANO, dahinter Kornähre. 7,114 g. 45º. Cr. 13/1. Syd. 1. Aus Auktion Arethusa, Lugano 3 (1994), 112. Siehe Seite 24, Abb. 8

3

Gegossene Uncia (AE), um 280. Wirbelknochen, darüber Wertpunkt. Rv. Wertpunkt. 22,894 g. Cr. 14/6. Syd. 13. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 16 (1985), 203. Siehe Seite 25, Abb. 11

4

Litra (AR), um 265. Kopf der Minerva mit korinthischem Helm n. l. Rv. Pferdekopf mit Zaumzeug n. r. auf Basis, dahinter ROMANO. 5,973 g. 90º. Cr. 17/1a. Syd. 3. Aus Auktion Astarte, Lugano 10. November 2000, 283. Siehe Seite 25, Abb. 9

5

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5

Didrachmon (AR), um 265. Kopf des Hercules mit Keule n. r., Haar mit Band umwunden, um den Hals Löwenfell geknotet. Rv. Römische Wölfin n. r. stehend, den Kopf zurückgewandt, die beiden Zwillinge Romulus und Remus betrachtend, die an ihren Zitzen saugen. Im Abschnitt ROMANO. 7,395 g. 240º. Cr. 20/1. Syd. 6. Aus Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 88 (1999), 340.

6

Didrachmon (AR), um 235. Kopf des unbärtigen Mars mit korinthischem Helm n. r., auf dem Helmkessel Greif. Rv. Pferdekopf mit Zaumzeug n. r., dahinter Sichel, darunter ROMA. 6,678 g. 315º. Cr. 25/1. Syd. 24. Aus Auktion Tkalec, Zürich 9. Mai 2005, 115.

7

Litra (AE), um 235. Kopf des unbärtigen Mars mit korinthischem Helm n. r. Rv. Pferdekopf mit Zaumzeug n. r., dahinter Sichel, darunter ROMA. 3,620 g. 180º. Cr. 25/3. Syd. 26. Aus Auktion Numismatik Lanz, München 68 (1994), 279.

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8 Ein zweites Exemplar. 3,054 g. 340º. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 27 (1994), 252. 9 Didrachmon (AR), um 235. Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r. Rv. Pferd sich n. l. aufbäumend, darüber ROMA. 6,691 g. 15º. Cr. 26/1. Syd. 27. Aus Sammlung Steinberg, Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich / Spink Taisei Numismatics, Zürich (1994), 3. Siehe Seite 25, Abb. 10

10 Halbe Litra (AE), um 230. Kopf der Roma mit phrygischem Helm n. r. Rv. Hund n. r., eine Vorderpfote erhoben, im Abschnitt ROMA. 1,562 g. 30º. Cr. 26/4. Syd. 22. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 9 (1996), 551.

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11 Litra (AE), um 230. Kopf des unbärtigen Mars mit korinthischem Helm, dahinter Keule. Rv. Pferd n. r. galoppierend, darüber Keule, darunter ROMA. 3,226 g. 180º. Cr. 27/2. Syd. 23a. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 8 (1995), 637. 12 Didrachmon (AR), nach 225. Janusförmiger Kopf der Dioskuren mit Lorbeerkranz. Rv. Iuppiter mit Szepter in von Victoria gelenkter Quadriga n. r., darunter Tablett, darauf inkus ROMA. 6,679 g. 150º. Cr. 28/3. Syd. 64. Aus «einer alten Privatsammlung», Auktion Bank Leu, Zürich 17 (1977), 13. Siehe Seite 26, Abb. 12

13 Ein zweites Exemplar. 170º. 6,638 g. Aus Auktion Auctiones AG, Basel 25 (1995), 636. 14 Drachme (AR), nach 225. Janusförmiger Kopf der Dioskuren mit Lorbeerkranz. Rv. Iuppiter mit Szepter in von Victoria gelenkter Quadriga n. l., im Abschnitt ROMA. 3,345 g. 150º. Cr. 29/4. Syd. 67. Aus Auktion Bank Leu, Zürich 13 (1975), 349.

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15 Gegossenes As (AE), nach 225. Kopf des bärtigen Ianus, darunter Wertstrich I. Rv. Schiffsprora n. r., darüber I. 267,495 g. 360º. Cr. 35/1. Syd. 72. Thurlow / Vecchi 51. Vom Lager Dietrich AG, Zürich, September 1981. Siehe Seite 26, Abb. 13

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16 Gegossener Semis (AE), nach 225. Kopf des bärtigen Saturn mit Lorbeerkranz n. l., darunter S. Rv. Schiffsprora n. r., darüber S. 131,501 g. 360º. Cr. 35/2. Haeberlin 16, 10. Syd. 73. Thurlow / Vecchi 52. Aus Auktion Leu Numismatik AG, Zürich 65 (1996), 278.

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17 Uncia (AE), um 215. Kopf der Roma mit attischem Helm n. l., dahinter Wertpunkt. Rv. Schiffsprora n. r., darüber ROMA, darunter Wertpunkt. 13,644 g. 315º. Cr. 38/6. Syd. 86. Aus Auktion Tkalec AG, Zürich 23. Oktober 1992, 193. 18 Semuncia (AE), um 215. Kopf des Mercurius mit geflügeltem Petasus n. r. Rv. Schiffsprora n. r., darüber ROMA. 5,611 g. 45º. Cr. 38/7. Syd. 87. Aus Auktion Astarte, Zürich I (1998), 148. 19 Quartuncia (AE) , um 215. Kopf der Roma mit attischem Helm n. r. Rv. Schiffsprora n. r., darüber ROMA. 3,236 g. 180º. Cr. 38/8. Syd. 88. Aus Auktion Classical Numismatic Group, New York 40 (1996), 1231.

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20 Semunica (AE) , um 215. Weibliche Büste mit Mauerkrone n. r. Rv. Reiter n. r. galoppierend, in der r. Hand Peitsche, unter Pferd ROMA. 5,075 g. 315º. Cr. 39/5. Syd. 97. Aus Auktion Kricheldorf, Freiburg 46 (1998), 64 und aus Auktion Sternberg AG, Zürich 19 (1987), 458. 21 Semuncia (AE) , um 215. Kopf des Mercurius mit geflügeltem Petasus n. r. Rv. Schiffsprora n. r., darüber ROMA. 3,791 g. 360º. Cr. 41/11. Syd. 109. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 9 (1996), 566. 22 Victoriat (AR), 211. Kopf des Iuppiter mit Lorbeerkranz n. r. Rv. Victoria n. r. stehend, mit der r. Hand Trophäe r. von ihr bekränzend. Im Abschnitt: ROMA. 3,268 g. 180º. Cr. 44/1. Syd. 83. Aus Auktion Tkalec AG, Zürich 25. Oktober 1996, 107. Siehe Seite 28, Abb. 19

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23 60 Asse (AV), 211. Kopf des bärtigen Mars mit korinthischem Helm n. r., dahinter Wertangabe 1X. Rv. Adler mit ausgebreiteten Flügeln auf Blitzbündel n. r. stehend, darunter ROMA. 3,363 g. 360º. Cr. 44/2. Syd. 226. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 5 (1992), 256. Siehe Seite 28, Abb. 14

24 Denar (AR), 211. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze. Im Abschnitt, in einem Linienquadrat ROMA. 4,069 g. 280º. Cr. 44/5. Syd. 140. Aus Liste Schweizerische Kreditanstalt, Zürich 44 (1984), 95. Siehe Seite 28, Abb. 15

25 Quinar (AR), 211. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe V. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze. Im Abschnitt, in einem Linienquadrat ROMA. 2,177 g. 360º. Cr. 44/6. Syd. 141. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 7 (1994), 550. Siehe Seite 28, Abb. 16

26 Sesterz (AR), 211. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe IIS. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze. Im Abschnitt, in einem Linienquadrat ROMA. 1,087 g. 45º. Cr. 44/7. Syd. 142. Aus Auktion Dr. Busso Peus Nachf., Frankfurt 320 (1987), 1302. Siehe Seite 28, Abb. 17

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27 Denar (AR), nach 211. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze. Im Abschnitt, in einem Linienquadrat ROMA. 4,200 g. 360º. Cr. 53/2. Syd. 229. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 21 (1988), 212. 28 As (AE), nach 211. Kopf des bärtigen Ianus mit Lorbeerkranz, darüber Wertangabe I. Rv. Schiffsprora n. r., darüber Wertangabe I, darunter ROMA. 40,103 g. 180º. Cr. 56/2. Syd. 143. Aus Auktion Classical Numismatic Group, New York 38 (1996), 739. Siehe Seite 28, Abb. 18

Prägungen mit Zeichen und Monogrammen der Münzbeamten

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29 MONDSICHEL. Denar (AR), 207. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze. Im Abschnitt Linienquadrat, darin ROMA. Im Feld oben Münzzeichen Mondsichel. 4,387 g. 315º. Cr. 57/2. Syd. 219. Vom Lager LHS Numismatik AG, Zürich 1. Juni 2006. 30 Ein zweites Exemplar. 3,980 g. 180º. Aus Auktion Kricheldorf, Freiburg 46 (1998), 77 und aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 2 (1990), 269. 31 ANONYM. Victoriat (AR), 211–208, Sizilien. Kopf des Iuppiter mit Lorbeerkranz n. r. Rv. Victoria n. r. stehend, mit der r. Hand Trophäe r. von ihr bekränzend, im Abschnitt ROMA. 3,398 g. 240º. Cr. 70/1. Aus Liste Spink, London 6 (1982), 4.

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32 RAD. Serratus (AR), 209–208, Sizilien. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze. Im Abschnitt Linienquadrat, darin ROMA. Im Feld unten Münzzeichen Rad mit sechs Speichen. 4,242 g. 210º. Cr. 79/1. Syd. 519. Aus Sammlung Steinberg, Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich und Spink Taisei Numismatics, Zürich (1994), 13. 33 SPEERSPITZE. Denar (AR), 209, Italien. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze. Im Abschnitt ROMA. Im Feld unten Münzzeichen Speerspitze. 4,449 g. 180º. Cr. 88/2b. Syd. 222. Aus Lager LHS Numismatik AG, Zürich 1. Juni 2006. 34

Victoriat (AR), 211–208, Luceria. Kopf des Iuppiter mit Lorbeerkranz n. r. Rv. Victoria n. r. stehend, mit der r. Hand Trophäe r. von ihr bekränzend, im Abschnitt ROMA, im Feld Münzzeichen 3,365 g. 30º. Cr. 97/1a. Syd. 121. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 32 (1996), 96.

35 As (AE), 211–208 und später, Luceria. Kopf des bärtigen Ianus mit Lorbeerkranz, darüber Wertangabe I, darunter Münzzeichen Rv. Schiffsprora n. r., darüber Wertangabe I, darunter ROMA. 22,687 g. 90º. Cr. 97/22a. Aus Auktion Vecchi Ltd., London 3 (1996), 223.

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36 Q. Victoriat (AR), 211–210, Apulien. Kopf des Iuppiter mit Lorbeerkranz n. r. Rv. Victoria n. r. stehend, mit der r. Hand Trophäe r. von ihr bekränzend, im Abschnitt ROMA, im Feld Münzzeichen Q. 2,582 g. 135º. Cr. 102/1. Syd. 115. Aus Lager Münzen und Medaillen AG, Basel 10. Mai 2001. 37 STAB. Denar (AR), 206–195. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X, davor Münzzeichen Stab. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze. Im Abschnitt ROMA in Linienquadrat. 3,977 g. 285º. Cr. 112/2a. Syd. 240. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 21 (1988), 228.

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38 RAMMSPORN. Denar (AR), 206–195. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze, im Abschnitt ROMA, im Feld r. unten Münzzeichen Rammsporn. 3,830 g. 90º. Cr. 114/1. Syd. 244. Aus Auktion Münzhandlung Künker, Osnabrück 38 (1997), 206. Siehe Seite 32, Abb. 22

39 GALLISCHER SCHILD und CARNYX. Denar (AR), 206–200, unbest. Mzst. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze, im Abschnitt ROMA, im Feld r. unten Münzzeichen gallischer Schild und Carnyx. 4,041 g. 45º. Cr. 128/1. Syd. 290. Aus Lager LHS Numismatik AG, Zürich 1. Juni 2006. Rückseite siehe Seite 56, Abb. 42

40 P. MAE(nius). Denar, 194–190. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze, im Abschnitt ROMA, im Feld unten r. P. MAE (MAE in Ligatur). 4,012 g. 225º. Cr. 138/1. Syd. 351. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 21 (1988), 258.

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41 ANONYM. Denar, 189–180. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Luna, auf dem Kopf Mondsichel, mit Treibstab in Biga n. r. galoppierend, im Abschnitt ROMA in Linienquadrat. 3,963 g. 180º. Cr. 140/1. Syd. 339. Aus Sammlung Bally, Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 93 (2003), 13 und aus Auktion Adolph Hess Nachf., Frankfurt am Main 11. März 1912, 89. Siehe Seite 33, Abb. 23

42 FLIEGE. Denar, 179–170. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Luna, auf dem Kopf Mondsichel, in Biga n. r. galoppierend, im Abschnitt ROMA, im Feld unten r. Münzzeichen Fliege. 3,883 g. 190º. Cr. 159/2. Syd. 322. Aus Auktion Kricheldorf, Freiburg 46 (1998), 96 und aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 2 (1990), 274.

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43 GREIF und HASENKOPF. As, 169–158. Kopf des bärtigen Ianus mit Lorbeerkranz, darüber Wertangabe I. Rv. Schiffsprora n. r., davor Wertzeichen I, darunter ROMA, darüber Münzzeichen Greif und Hasenkopf. 24,578 g. 180º. Cr. 182/2. Syd. 283–284d. Aus Sammlung Gibboni, Auktion Münzen und Medaillen GmbH, Stuttgart 19 (2006), 712 und aus Sammlung Goodman, Auktion TRITON, New York 1 (1997), 1020. Siehe Seite 127, Abb. 93

44 PVR (Furius Purpurio?). Denar, 169–158. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Luna, auf dem Kopf Mondsichel, in Biga n. r. galoppierend, im Abschnitt ROMA in Linienquadrat, im Feld unten r. PVR. 3,842 g. 300º. Cr. 187/1. Syd. 424. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 21 (1988), 276. 45 ANKER. As, 169–158. Kopf des bärtigen Ianus mit Lorbeerkranz, darüber Wertangabe I. Rv. Schiffsprora n. r., darüber Wertzeichen I, darunter ROMA, davor Münzzeichen Anker. 37,340 g. 45º. Cr. 194/1. Syd. 238. Aus Sammlung Gibboni, Auktion Münzen und Medaillen GmbH, Stuttgart 19 (2006), 734 und aus Auktion Vecchi Ltd., London 6 (1997), 772.

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46 ANONYM. Denar, 157–156. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Victoria mit Treibstab in Biga n. r. galoppierend, im Abschnitt ROMA. 3,952 g. 30º. Cr. 197/1a. Syd. 376. Aus Auktion H. D. Rauch GmbH, Wien 48 (1992), 174. 47 SAR (Sex. Atilius Serranus?). Denar, 155. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Victoria mit Treibstab in Biga n. r. galoppierend, im Abschnitt ROMA, im Feld unten r. SAR. 4,008 g. 180º. Cr. 199/1a. Syd. 377. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 10 (1997), 459. 48 C. SCR (C. Scribonius?). Denar, 154. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze, im Abschnitt ROMA, im Feld unten r. C. SCR. 3,631 g. 350º. Cr. 201/1. Syd. 380. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 15 (1985), 245.

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49 SAFRA. Denar, 150. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Victoria mit Treibstab in Biga n. r. galoppierend, im Abschnitt ROMA in Linienquadrat, im Feld unten r. SAFRA. 3,968 g. 60º. Cr. 206/1. Syd. 388. Aus Sammlung Brand (Part 3), Auktion Sotheby’s, Zürich 9. Juni 1983, 196. 50 C. IVNI. C. F (C. Iunius). Denar, 149. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze, im Abschnitt ROMA in Linienquadrat, im Feld unten r. C. IVNI. C. F. 4,117 g. 290º. Cr. 210/1. Syd. 392. Aus Sammlung Bally, Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 93 (2003), 15. 51 L. SEMP PITIO (L. Sempronius Pitio). Denar, 148. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., davor Wertangabe X, dahinter PITIO. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze, im Abschnitt ROMA, im Feld unten r. L. SEMP (MP in Ligatur). 4,006 g. 225º. Cr. 216/1. Syd. 402. Aus «einer alten Privatsammlung», Auktion Bank Leu AG, Zürich 17 (1977), 109. Siehe Seite 22, Abb. 6.

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52 C. ANTESTI (Q. Fabius Labeo Catulus?). Denar, 146. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., davor Wertangabe X, dahinter C. ANTESTI (ANTE in Ligatur). Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand eine Lanze, im Abschnitt ROMA, im Feld unten Münzzeichen Hündchen, beide Vorderbeine erhoben. 4,149 g. 180º. Cr. 219/1e. Syd. 406var. Aus Liste Monetarium, Zürich 45 (1986), 88. 53 M. IVNI (M. Iunius Silanus?). Denar, 145. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., davor Wertangabe X, dahinter Eselskopf n. r. Rv. Die Dioskuren n. r. galoppierend, sie tragen Pilei mit Sternen und halten in der r. Hand Lanze, im Abschnitt ROMA, im Feld unten M. IVNI. 3,767 g. 210º. Cr. 220/1. Syd. 408. Aus Auktion Classical Numismatic Group, New York 40 (1996), 1256. 54 AN. RVF (T. Annius Rufus?). Denar, 144. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Iuppiter mit Szepter in galoppierender Quadriga n. r., ein Blitzbündel schleudernd, im Abschnitt ROMA, im Feld unten AN RVF (AN und VF in Ligatur). 3,892 g. 90º. Cr. 221/1. Syd. 409. Aus Liste Monetarium, Zürich 45 (1986), 89. Rückseite siehe Seite 98, Abb. 73

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55 C. CVR TRIGE (C. Curiatus Trigeminus?). Denar, 142. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., davor Wertangabe X, dahinter TRIGE. Rv. Iuno mit Diadem und Szepter in galoppierender Quadriga n. r., hinter ihr stehende Victoria sie krönend, im Abschnitt ROMA, im Feld unten C. CVR (VR in Ligatur). 3,890. 315º. Cr. 223/1. Syd. 436. Aus Sammlung Benz, Auktion Numismatik Lanz, München 88 (1998), 335. 56 C. TITINI (C. Titinius?). Denar, 141. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe XVI. Rv. Victoria mit Peitsche in galoppierender Biga n. r., im Abschnitt ROMA, im Feld unten r. C. TITIN[I]. 4,231 g. 270º. Cr. 226/1a. Syd. 445. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 8 (1995), 503. 57 C. RENI (C. Renius?). Denar, 138. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X. Rv. Iuno in von zwei Ziegen gezogener Biga im Galopp n. r. Sie hält ein Szepter und eine Peitsche, im Abschnitt ROMA, im Feld unten C. RENI. 3,657 g. 170º. Cr. 231/1. Syd. 432. Aus Auktion Giessener Münzhandlung, München 58 (1992), 578.

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58 SEX. POM (Sextus Pompeius?). Denar, 137. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., davor Wertangabe X, dahinter Krug. Rv. Die römische Wölfin, die beiden Zwillinge Romulus und Remus säugend, darüber Feigenbaum, in den Zweigen Specht, l. von der Gruppe Faustulus, Pflegevater von Romulus und Remus, hinter ihm Inschrift FOSTLVS, im Abschnitt ROMA, im Feld r. SEX. POM. 3,877 g. 150º. Cr. 235/1a. Syd. 461. Aus Auktion Giessener Münzhandlung, München 58 (1992), 582. Rückseite siehe Seite 37, Abb. 26

59 C. SERVEILI (C. Servilius). Denar, 136. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Kranz und Wertangabe , darunter ROMA. Rv. Die beiden Dioskuren, auf dem Kopf Sterne, der linke hält eine Lanze, die beiden voneinander wegreitend, im Abschnitt [C] SERVEILI. M. F. 3,812 g. 180º. Cr. 239/1. Syd. 525. Aus Auktion Auctiones AG, Basel 13 (1983), 528. Rückseite siehe Seite 45, Abb. 32

60 C. CVR. TRIGE (C. Curiatius Trigeminus?). Quadrans, 135. Kopf des Hercules n. r., auf dem Kopf Löwenskalp, das um den Hals geknotet ist, dahinter drei Wertkugeln. Rv. Schiffsprora n. r., darauf stehend Victoria mit Kranz n. r., darüber C. CVR. F (VR in Ligatur), davor drei Wertkugeln, darunter ROMA. 3,549 g. 210º. Cr. 240/4a. Syd. 460b. Aus Sammlung Benz, Auktion Numismatik Lanz, München 88 (1998), 337.

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61 C. AVG (C. Minucius Augurinus). Denar, 135. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., davor Wertangabe X, dahinter ROMA. Rv. [C] A-VG Säule mit äolischem Kapitell, an der Spitze mit zwei Glocken geschmückt, an der Basis zwei Löwenvorderteile; auf der Säule Standbild eines in eine Toga gekleideten Manns mit einem Stab in der r. Hand; r. und l. der Säule Weizenähre, l. der Säule in Toga gekleideter Mann, zwei Brotlaibe haltend, den Fuss auf Modius stützend, r. der Säule weiterer in Toga gekleideter Mann, den Kopf verschleiert, in der r. Hand Lituus. 3,920 g. 190º. Cr. 242/1. Syd. 463. Vom Lager Dietrich AG, Zürich 1995. Rückseite siehe Seite 47, Abb. 34

62 M. MARC (M. Marcius). Denar, 134. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., davor Wertangabe , dahinter Modius. Rv. Victoria mit Peitsche in einer Biga n. r. galoppierend, darunter zwei grosse Getreideähren, im Feld unten M – MAR-C / RO-MA. 3,854 g. 90º. Cr. 245/1. Syd. 500. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 7 (1977), 289. Siehe Seite 77, Abb. 58

63 P. CALP (P. Calpurnius Lanarius). Denar, 133. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe . Rv. Weibliche Gottheit mit Peitsche in galoppierender Biga n. r., von r. fliegt Victoria herbei, um diese zu bekränzen. Im Feld unten P. CALP / ROMA. 3,975 g. 120º. Cr. 247/1. Syd. 468. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 32 (1996), 162.

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64 P. MAE. ANT (P. Maenius Antias oder Antiaticus?). Denar, 132. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe . Rv. Victoria mit Palmzweig und Kranz in n. r. galoppierender Quadriga, im Feld unten P. MAE. ANT (MAE und ANT in Ligatur) / ROMA. 3,957 g. 315º. Cr. 249/1. Syd. 492. Aus Auktion Hess Divo AG, Zürich 266 (1995), 37. 65 ELEFANTENKOPF (L. Caecilius Metellus Diadematus oder L. Caecilius Metellus Delmaticus). Denar, 128. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Wertangabe . Rv. Weibliche Gottheit mit Szepter und Zweig n. r. galoppierend, im Abschnitt ROMA, im Feld unten r. Elefantenkopf mit daran hängender Glocke. 3,943 g. 180º. Cr. 262/1. Syd. 496. Aus Liste Monetarium, Zürich 38 (1982), 84. Rückseite siehe Seite 52, Abb. 38

66 M. METELLVS (M. Caecilius Metellus?). Denar, 127. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., davor Wertangabe , dahinter ROMA. Rv. M. METELLVS. Q. F. um makedonischen Schild, auf Mittelteil Elefantenkopf; alles umgeben von Lorbeerkranz. 3,927 g. 210º. Cr. 263/1a. Syd. 480. Aus Sammlung Benz, Auktion Numismatik Lanz, München 88 (1998), 190. Rückseite siehe Seite 73, Abb. 56

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67 C. CASSI (C. Cassius Longinus?). Dodrans, 126. Drap. Büste des Vulcanus mit anliegender, mit Lorbeerkranz umwundener Kappe n. r., dahinter Zange sowie Wertangabe S und drei Wertpunkte. Rv. Schiffsprora, darüber C. CASSI, davor Wertangabe S und drei Wertpunkte, im Abschnitt ROMA. 12,662 g. 190º. Cr. 266/2. Syd. 503. Aus Auktion Astarte AG, Zürich XIX (2006), 871. 68 C. METELLVS (C. Caecilius Metellus Caprarius?). Denar, 125. Kopf der Roma mit phrygischem Helm n. r., davor Wertangabe , dahinter ROMA. Rv. Iuppiter in Elefantenbiga n. l., von l. fliegt Victoria herbei, um Iuppiter zu bekränzen, im Abschnitt: C. METELLVS (ME in Ligatur). 3,927 g. 120º. Cr. 269/1. Syd. 485. Aus «einer alten Privatsammlung», Auktion Bank Leu, Zürich 17 (1977), 171. Rückseite siehe Seite 52, Abb. 39

69 M. TVLLI (M. Tullius). Denar, 120. Kopf der Roma n. r., dahinter ROMA. Rv. Victoria mit Zweig in galoppierender Quadriga n. r., im Feld oben Kranz, im Feld unten Wertangabe X, im Abschnitt M.TVLLI. 3,898 g. 120º. Cr. 280/1. Syd. 531. Aus Auktion H. D. Rauch GmbH und L. Nudelmann, Wien 58 (1996), 133.

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70 L. LIC., CN. DOM. und C. MALLE (L. Licinius Crassus, Cn. Domitius Ahenobarbus und C. Malleolus). Serratus, Narbo 118. Kopf der Roma n. r., dahinter Wertangabe X, darum C. MA-L[LE] – C. F. Rv. Nackter gallischer Krieger mit Schild und Carnyx in galoppierender Biga n. r., im Abschnitt L. LIC. CN. DOM. 3,816 g. 210º. Cr. 282/3. Syd. 524. Aus Sammlung Benz, Auktion Numismatik Lanz, München 88 (1998), 561. Siehe Seite 79, Abb. 59

71 M. CALID und Q. ME. (M. Calidius und Q. Caecilius Metellus Numidicus oder Q. Caecilius Metellus Nepos). Denar, 117 oder 116. Kopf der Roma n. r., davor Wertangabe , dahinter ROMA. Rv. Victoria mit Kranz in galoppierender Biga n. r., im Feld unten M. CALID / Q. ME. CNF (ME und NF in Ligatur). 3,948 g. 330º. Cr. 284/1a. Syd. 539. Aus Liste Höfer, Vaduz 1982, ohne Nummer. Siehe Seite 80, Abb. 60

72 ANONYM. Denar, 115 oder 114. Kopf der Roma mit geflügeltem korinthischem Helm n. r., dahinter Wertangabe X, darunter ROMA. Rv. Roma mit korinthischem Helm, auf einem Waffenhaufen n. r. sitzend, einen Speer haltend, l. und r. von ihr fliegende Vögel, vor ihr römische Wölfin, die Zwillinge Romulus und Remus säugend. 3,887 g. 315º. Cr. 287/1. Syd. 530. Aus Auktion Kricheldorf, Freiburg 46 (1998), 159 und aus Auktion Bank Leu AG, Zürich 38 (1986), 174. Rückseite siehe Seite 147, Abb. 109

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73 C. FONT (C. Fonteius). Denar 114 oder 113. Ianusförmig angeordnete Köpfe der unbärtigen Dioskuren mit Lorbeerkranz, im Feld l. Kontrollzeichen L, im Feld r. Wertangabe . Rv. Schiff n. l. fahrend, darüber C. FONT, darunter ROMA. 4,007 g. 180º. Cr. 290/1. Syd. 555. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 4 (1991), 192. 74 P. NERVA (P. Licinius Nerva). Denar, 113 oder 112. Büste der Roma n. l., auf dem Kopf trägt sie einen mit zwei Federn geschmückten attischen Helm, mit der r. Hand schultert sie einen Speer, am l. hält sie einen Schild, darüber Mondsichel, davor Wertangabe . Rv. Wahlszene: Ein über die Wahlbrücke gehender Wähler erhält von einem Wahlhelfer sein Stimmtäfelchen, ein anderer Wähler legt seines in die Urne, darüber P NERVA (NE in Ligatur), im Feld oben Täfelchen. 3,853 g. 120º. Cr. 292/1. Syd. 548. Aus Auktion UBS, Zürich 45 (1998), 482, aus Sammlung Niggeler, Auktion Bank Leu AG, Zürich und Münzen und Medaillen AG, Basel 2 (1966), 804 und aus Sammlung E. J. Haeberlin, Auktion A. E. Cahn / A. Hess Nachf., Frankfurt 17. Juli 1933, 603. Rückseite siehe Seite 19, Abb. 4

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75 L. CAESI (L. Caesius). Denar, 112 oder 111. Büste des Apollon, die Haare mit Band umwunden, mit der r. Hand ein Blitzbündel schleudernd, von hinten gesehen, im Feld r. Monogramm aus A und P. Rv. Die beiden Lares Praestiti frontal sitzend, n. r. gewandt, jeder einen Stab haltend, zwischen ihnen Hund, über ihnen Büste des Vulcanus mit enger Kappe, dahinter Zange, im Feld l. Monogramm aus A und L, r. Monogramm aus E und R, im Abschnitt L. CAESI (Ligatur von A und E). 3,884 g. 360º. Cr. 298/1. Syd. 564. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 16 (1985), 209. Rückseite siehe Seite 130, Abb. 95

76 T. MAL und AP. CL. (T. Maloleius oder T. Mallius und Ap. Claudius Pulcher?). Denar, 111 oder 110. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter rechteckiges Muster. Rv. Victoria in galoppierender Triga n. r., im Abschnitt T. MAL. AP. CL. Q. VR. (MAL und VR in Ligatur). 3,950 g. 90º. Cr. 299/1b. Syd. 570a. Vom Lager Dietrich AG, Zürich 1982. 77 L. VALERI FLACCI (L. Valerius Flaccus). Denar 108–107. Drap. Büste der geflügelten Victoria n. r., davor Wertangabe . Rv. Mars mit Helm, Speer und Trophäe n. l. stehend, im Feld l. L. VALERI / FLACCI und Apex, im Feld r. Getreideähre. 4,007 g. 90º. Cr. 306/1. Syd. 565. Aus Lager Numismatica Fine Arts, Auktion Sotheby’s, Zürich 18. 10. 1993, 1137. Siehe Seite 134, Abb. 99

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78 MN. FONTEI (M. Fonteius). Denar, 108 oder 107. Die beiden Köpfe der Dioskuren mit Lorbeerkranz n. r., über beiden Köpfen Stern, davor Wertangabe . Rv. Schiff n. r., darunter Kontrollzeichen M.., darüber MN FONTEI (MN und NTE in Ligatur). 3,771 g. 90º. Cr. 307/1c. Syd. 566a. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 4 (1991), 202. Rückseite siehe Seite 53, Abb. 40

79 L. SCIP ASIAG (L. Cornelius Scipio Asiaticus). Serratus, 106. Kopf des Iuppiter mit Lorbeerkranz n. l., davor Kontrollzeichen. E. Rv. Iuppiter mit Szepter in galoppierender Quadriga n. r., im Abschnitt P. SCIP. ASIAG. 3,862 g. 90º. Cr. 311/1b. Syd. 576a. Aus Liste Höfer, Vaduz 9 (1981), 163. Siehe Seite 61, Abb. 46

80 C. SVLPICI (C. Sulpicius Galba). Serratus, 106. Kopf von zwei Penaten mit Lorbeerkranz n. l., davor D.P.P. Rv. Zwei Soldaten einander gegenüber stehend, beide halten in einer Hand einen Speer, zwischen ihnen niedergesunkene Sau, auf die beide zeigen, darüber Kontrollzeichen V, im Abschnitt C. SVLPICI. C. F (PL in Ligatur). 3,937 g. 30º. Cr. 312/1. Syd. 572. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 32 (1996), 193. Vorderseite siehe Seite 132, Abb. 97; Rückseite siehe Seite 36, Abb. 25

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81 CALD (C. Coelius Caldus). Denar, 104. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. l. Rv. Victoria in Biga n. l., darunter CALD, im Abschnitt Kontrollzeichen .A. 3,960 g. 180º. Cr. 318/1b. Syd. 582a. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 7 (1994), 568. 82 Q THERM (Q. Minucius Thermus?). Denar, 103. Kopf des Mars mit Helm, der mit einer Feder geschmückt ist, n. l. Rv. Römischer Soldat l., schützend über einem gefallenen Kameraden stehend, gegen einen makedonischen Soldaten mit makedonischem Schild und Helm kämpfend, im Abschnitt Q THERM. MF. (THE und MF in Ligatur). 3,874 g. 360º. Cr. 319/1. Syd. 592. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 22 (1982), 189. Rückseite siehe Seite 65, Abb. 49

83 L IVLI (L. Iulius). Denar, 101. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm n. r., dahinter Getreideähre. Rv. Victoria in Biga n. r., darunter L. IVLI. 4,010 g. 180º. Cr. 323/1. Syd. 585. Aus Auktion Tkalec, Zürich 9. Mai 2005, 142.

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2:1

84 M. LVCILI RVF (M. Lucilius Rufus). Denar, 101. Kopf der Roma mit geflügeltem attischem Helm, dahinter PV; alles in Lorbeerkranz. Rv. Victoria mit Peitsche in galoppierender Biga n. r., darüber RVF, darunter M. LVCILI. 4,003 g. 45º. Cr. 324/1. Syd. 599. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 27 (1986), 282. 85 C. EGNATVLEI (C. Egnatuleius). Quinar, 97. Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r., dahinter C. EGNATVLEI. C. F. (NAT und VL in Ligatur), unter dem Halsabschnitt Q. Rv. Victoria n. l. stehend, den Schild einer Trophäe beschreibend, im Feld unten Q, im Abschnitt ROMA. 1,869 g. 300º. Cr. 333/1. Syd. 588. Aus Sammlung Benz, Auktion Numismatik Lanz, München 88 (1998), 350. Rückseite siehe Seite 82, Abb. 61

86 L. POMPON. MOLO (L. Pomponius Molo). Denar, 97(?). Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r., darum L. POMPON. – MOLO. Rv. König Numa Pompilius als Priester mit Lituus vor brennendem Altar n. r. stehend, von r. bringt Helfer Ziegenbock für Opfer herbei, im Abschnitt NVMA. POMP[IL] (MA und MP in Ligatur). 3,952 g. 270º. Cr. 334/1. Syd. 607. Aus Sammlung Bally, Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 93 (2003), 24, von Bally erworben am 13. 8. 1908 von Spink & Son, London. Siehe Seite 143, Abb. 106

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2:1

87 L. PISO FRVGI (L. Calpurnius Piso Frugi). Denar, 90. Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r., davor Trophäe. Rv. L. PISO FRVGI / XCVIII Reiter mit Palmzweig n. r. galoppierend. 3,965 g. 45º. Cr. 340/1. Syd. 663a. Aus Lager Numismatic Fine Arts, Auktion Sotheby’s, Zürich 18. Oktober 1993, 1150. Rückseite siehe Seite 144, Abb. 107

88 As, 90. Kopf des Ianus mit Lorbeerkranz. Rv. L PISO / FRVGI Prora n. r., darauf Victoria n. r. stehend. 11,201 g. 180º. Cr. 340/4. Syd. 677. Aus Auktion M&M Numismatics, New York 1 (1998), 187. 89 Q. TITI (Q. Titius). Denar, 90. Kopf eines bärtigen Mannes mit geflügeltem Diadem n. r. Rv. Geflügelter Pegasus n. r., darunter Q. TITI. 4,138 g. 90º. Cr. 341/1. Syd. 691. Aus Lager Numismatic Fine Arts, Auktion Sotheby’s, Zürich 18. Oktober 1993, 1156.

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90 C. VIBIVS PANSA (C. Vibius Pansa). Denar, 90. PANSA Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r. Rv. C. VIBIVS. C. F Minerva mit Speer und Trophäe in Quadriga n. r. galoppierend. 4,000 g. 180º. Cr. 342/5b. Syd. 684. Aus Sammlung Benz, Auktion Numismatik Lanz, München 88 (1998), 710 und aus Auktion Rauch, Wien 13 (1973), 92. 91 BUNDESGENOSSENKRIEG. Denar, 90–88. Viteliu (in oskischen Buchstaben = Italia). Kopf der Italia mit Lorbeerkranz n. l. Rv. Soldat mit Speer und Schwert frontal stehend, r. von ihm Stier. 4,234 g. 315º. Syd. 627. Aus Auktion Münzen und Medaillen, Basel AG 61 (1982), 265. Siehe Seite 83, Abb. 62

92 BUNDESGENOSSENKRIEG. Denar, 90–88. Viletiu (in oskischen Buchstaben = Italia) Kopf der Italia(?) mit gefiedertem Helm n. r. Rv. C. Iipaap (in oskischen Buchstaben; Name eines Generals). Vier Bewaffnete, einen Schwur leistend, indem sie mit ihrem Schwert ein Schwein berühren, das ein Kniender hält. 4,009 g. 240º. Syd. 637. Aus Auktion UBS, Zürich 45 (1998), 556, aus Sammlung W. Niggeler, Auktion Bank Leu AG, Zürich und Münzen und Medaillen AG, Basel 2 (1966), 824 und aus Sammlung Pagani. Rückseite siehe Seite 84, Abb. 63

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93 M. CATO (M. Porcius Cato). Quinar, 89. Kopf des Liber mit Efeukranz n. r., dahinter M. CATO, darunter Kontrollzeichen Lituus(?). 2,217 g. Cr. 343/2b. Victoria mit Palmzweig n. r. sitzend, auf der ausgestreckten r. Hand Patera, im Abschnitt VICTRIX (T und R in Ligatur). 2,217 g. 250º. Cr. 343/2b. Syd. 597. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 8 (1995), 518. Rückseite siehe Seite 72, Abb. 55

94 CN. LENT (Cn. Cornelius Lentulus Clodianus?). Quinar, 88. Kopf des Iuppiter mit Lorbeerkranz n. r. Rv. CN LENT (N und T in Ligatur). 1,835 g. 180º. Cr. 345/2. Syd. 703. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 32 (1996), 248. 95 GAR, OGVL, VER (C. Gargonius, Ogulnius? und M. Vergilius oder M. Verginius). As, 86. Ianuskopf mit Lorbeerkranz, darüber I. Rv. Prora n. l., darüber VER OGVL GAR (V und E, V und L, A und R in Ligatur), darüber Kontrollzeichen O(?). 12,495 g. 330º. Cr. 350A/3f. Syd. 722e. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 27 (1994), 289.

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96 L. IVLI BVRSIO (L. Iulius Bursio). Denar, 85. Männlicher Götterkopf mit Attributen von Apollon (Lorbeerkranz und Frisur), Mercurius (Flügel) und Neptun (Dreizack), dahinter Kontrollzeichen Kahn nach oben. Rv. L. IVLI BVRSIO Victoria in galoppierender Quadriga n. r., die Pferde bekränzend; im Feld oben Kontrollzeichen IXXIIV. 3,736 g. 180º. Cr. 352/1c Syd. 728b. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 11 (1981), 473. 97 MN. FONTEI (M. Fonteius). Denar, 85. MN FONTEI C F (M und N, N und T in Ligatur). Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r., darunter Blitzbündel, davor Monogramm aus A und P. Rv. Cupido auf Geissbock n. r., darüber zwei Pilei, darunter Thyrsosstab; darum Lorbeerkranz. 3,830 g. 120º. Cr. 353/1a. Syd. 724. Aus Auktion Gerhard Hirsch Nachf., München 170 (1991), 902. 98 C. NORBANVS (C. Norbanus). Denar, 83. C NORBANVS Kopf der Venus mit Diadem n. r., dahinter Kontrollzeichen CLX. Rv. Weizenähre, Fasces mit Axt und Caduceus. 3,796 g. 180º. Cr. 357/1b. Syd. 739. Aus Auktion Tkalec AG, Zürich 7. Mai 2006, 108. Rückseite siehe Seite 40, Abb. 28b

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99 C. MAMIL LIMETANVS (C. Mamilius Limetanus). Denarius Serratus, 82. Drapierte Büste des Mercurius n. r., über der Schulter Caduceus, im Feld l. Kontrollzeichen Z. Rv. C. MAMIL – LIMETAN (T und A in Ligatur). Ulyxes (= Odysseus) mit Stab n. r. stehend wird von seinem Hund Argus erkannt. 3,870 g. 310º. Cr. 362/1. Syd. 741. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 13 (1983), 474. Rückseite siehe Seite 50, Abb. 37

100 L. CENSOR (L. Marcius Censorinus). Denar, 82. Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r. Rv. L CENSOR Marsyas mit vollem Weinschlauch n. l. gehend, die r. Hand erhoben, hinter ihm Säule, darauf Statue der Victoria. 4,019 g. 270º. Cr. 363/1d. Syd. 737. Aus Auktion Auctiones AG, Basel 13 (1983), 532. Rückseite siehe Seite 158, Abb. 119

101 Q. ANTO BALB (Q. Antonius Balbus). Denarius Serratus, 83–82. Kopf des Iuppiter mit Lorbeerkranz n. r., dahinter S.C. Rv. Victoria mit Kranz und Palmzweig in galoppierender Quadriga n. r., im Abschnitt Q ANTO BALB (ANT und AL in Ligatur), unter der Quadriga Kontrollzeichen D. 3,925 g. 180º. Cr. 364/1d. Syd. 742b. Vom Lager Münzen und Medaillen AG, Basel, Kauf 10. 5. 2001. Siehe Seite 87, Abb. 65

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102 C. VAL FLA (C. Valerius Flaccus). Denarius Serratus, Massalia, 82. Büste der geflügelten Victoria n. r., dahinter Kontrollzeichen B. Rv. C VAL FLA / IMPERAT – EX. S.C (VAL in Ligatur) Adler zwischen zwei Feldzeichen. 3,698 g. 180º. Cr. 365/1b. Syd. 747b. Aus Auktion Kricheldorf, Freiburg 46 (1998), 229 und aus Auktion Numismatic Fine Arts, Beverley Hills 27 (1991), 423. 103 L. SVLLA und L. MANLI (L. Cornelius Sulla und L. Manlius Torquatus). Denar, mit Sulla ziehende Münzstätte, 82. L. MANLI T – PROQ Kopf der Roma mit geflügeltem Helm n. r. Rv. L. SVLLA IMP Sulla mit Adlerszepter als Triumphator in Quadriga n. r., von r. fliegt Victoria herbei, um ihn zu bekränzen. 3,818 g. 210º. Cr. 367/3. Syd. 759. Aus Sammlung Benz, Auktion Numismatik Lanz, München 88 (1998), 457. Rückseite siehe Seite 138, Abb. 102

104 Q. MAX (Q. Fabius Maximus). Denar, 82–80. ROMA – Q. MAX Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r., davor Kithara und Wertangabe . Rv. Füllhorn vor Blitzbündel, alles umgeben von Ährenkranz. 3,937 g. 60º. Cr. 371/1. Syd. 718. Aus Auktion HessDivo AG, Zürich 266 (1995), 72. Siehe Seite 141, Abb. 104

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2:1

105 A. POST ALBIN (A. Postumius Albinus). Denarius Serratus, 81. Drapierte Büste der Diana mit Bogen und Köcher n. r., über dem Kopf Bucranium. Rv. A POST – A.F – SN N ALBIN (A und L in Ligatur). Priester in Toga n. l. stehend, mit der r. Hand Wasser über Stier sprengend, zwischen beiden brennender Altar; beide stehen auf Felsengrund. 3,817 g. 180º. Cr. 372/1. Syd. 745. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 27 (1994), 296. 106 Denarius Serratus, 81. HISPAN Kopf der Hispania mit offenem Haar, darüber Schleier n. r. Rv. A. / ALBIN / N. S / POST. A. F. (A und L in Ligatur). In Toga gekleideter Mann n. l. stehend, die r. Hand erhoben, vor ihm Legionsadler, hinter ihm Fasces. 3,701 g. 80º. Cr. 372/2. Syd. 746. Aus Sammlung Gilbert Steinberg, Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich, und Spink Tasei Numismatics, Zürich (1994), 31. Siehe Seite 58, Abb. 43

107 Q. C. M. (Q. Caecilius Metellus Pius). Denar, Norditalien, 81. Kopf der Pietas mit Diadem n. r., davor Storch. Rv. IMPER Krug und Lituus in Lorbeerkranz. 3,914 g. 180º. Cr. 374/2. Syd. 751. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 11 (1981), 480. Vorderseite siehe Seite 17, Abb. 3

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108 Q. (L. Cornelius Sulla). Denar, unbestimmte Münzstätte, 81. Kopf der Venus mit Diadem n. r. Rv. Bekränztes Doppelfüllhorn, darunter Q. 3,914 g. 360º. Cr. 375/2. Syd. 755. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 13 (1983), 480. Siehe Seite 86, Abb. 64

109 C. MARI CAPIT (C. Marius Capito). Denarius Serratus, 81. CAPIT. Büste der Ceres mit Ährenkranz n. r., dahinter Kontrollzeichen XXXVII, davor Kontrollzeichen Skorpion. Rv. Bauer, einen von zwei Ochsen gezogenen Pflug n. l. treibend, darüber Kontrollzeichen XXXVII, im Abschnitt C. MARI. C. F. 3,901 g. 240º. Cr. 378/1c. Syd. 744b. Aus Liste Münzen und Medaillen AG, Basel 568 (1993), 5. Rückseite siehe Seite 75, Abb. 57

110 C. PROCILI (C. Procilius). Denar, 80. S.C Kopf des Iuppiter mit Lorbeerkranz n. r. Rv. L. PROCILI / F Iuno Sospita mit Ziegenskalp und achtförmigem Schild n. r. gehend, den Speer erhoben, vor ihr Schlange. 3,795 g. 60º. Cr. 379/1. Syd. 771. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 16 (1985), 214.

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111 C. POBLICI (C. Publicius). Denarius Serratus, 80. ROMA Kopf der Roma mit Helm n. r., am Helm zwei Federn. Rv. C. POBLICI. Q. F Hercules n. l. stehend, mit dem Nemäischen Löwen ringend, zwischen den Beinen des Hercules Keule, im Feld l. Bogen und Pfeile im Köcher. 3,893 g. 60º. Cr. 380/1. Syd. 768. Aus Auktion Schweizerische Kreditanstalt, Bern 3 (1985), 358. 112 L. PAPI (L. Papius). Denarius Serratus, 79. Kopf der Iuno Sospita mit Ziegenskalp n. r., dahinter Kontrollzeichen Fächer(?). Rv. L. PAPI Geflügelter Greif n. r. laufend, darunter Kontrollzeichen(?). 4,049 g. 200º. Cr. 384/1. Syd. 773. Aus Auktion Tkalec, Zürich 9. Mai 2005, 174. 113 Denarius Serratus, 79. Kopf der Iuno Sospita mit Ziegenskalp n. r., dahinter Schlange. Rv. L. PAPI Geflügelter Greif n. r. laufend, darunter Kontrollzeichen Hund(?). 3,975 g. 240º. Cr. 384/1. Syd. 773. Aus Auktion Auctiones AG, Basel 12 (1981), 287.

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114 M. VOLTEI (M. Volteius). Denar, 78. Kopf des Iuppiter mit Lorbeerkranz n. r. Rv. M. VOLTEI. M. F Tempel des kapitolinischen Iuppiter, im Giebel Blitzbündel. 3,910 g. 150º. Cr. 385/1. Syd. 774. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 32 (1996), 297. Rückseite siehe Seite 151, Abb. 111

115 Denar, 78. Kopf des Hercules mit Löwenskalp n. r. Rv. M. VOLTEI. M. F Erymantischer Eber n. r. stehend. 3,869 g. 165º. Cr. 385/2. Syd. 775. Aus «einer alten Privatsammlung», Auktion Bank Leu, Zürich 17 (1977), 462. 116 P. SATRIENVS (P. Satrienus). Denar, 77. Kopf der Roma mit Helm n. r., dahinter Kontrollzeichen XX.XVIII. Rv. ROMA / P. SATRIE/NVS Wölfin n. l. stehend, die r. Vorderpfote erhoben. 3,874 g. 360º. Cr. 388/1b. Syd. 781a. Aus Auktion Numismatik Rauch, Wien 59 (1997), 194.

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117 L. RVSTI (L. Rustius). Denar, 76. Kopf der Minerva mit Helm n. r., dahinter S.C, davor Wertangabe . Rv. L. RVSTI Widder n. r. stehend. 3,878 g. 150º. Cr. 389/1. Syd. 782. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 11 (1981), 483. 118 L. LVCRETI TRIO (L. Lucretius Trio). Denar, 76. Kopf des Neptun mit Lorbeerkranz, über der Schulter Dreizack, im Feld oben Kontrollzeichen XXXIIII. Rv. L. LVCRETI / TRIO Cupido auf Delphin n. r. reitend. 3,874 g. 210º. Cr. 390/2. Syd. 784. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 6 (1993), 258. Rückseite siehe Seite 91, Abb. 68

119 L. FARSVLEI MENSOR (L. Farsuleius Mensor). Denar, 75. Drapierte Büste der Libertas mit Diadem n. r., dahinter Pileus und VIIII, davor S.C und MENSOR. Rv. L. FARSVLEI Krieger in voller Rüstung mit Speer in Biga n. r., er wendet sich zurück, um einem Mann in Toga zu helfen, die Biga zu besteigen, im Feld rechts unten Skorpion. 3,915 g. 150º. Cr. 392/1a. Syd. 789a. Aus Auktion Numismatik Lanz, München 78 (1996), 442. Vorderseite siehe Seite 66, Abb. 50

120 CN. LEN (Cn. Cornelius Lentulus). Denar, 76–75. Drapierte Büste des bärtigen Genius Populi Romani n. r., über der Schulter Szepter. Rv. EX – SC / CN. LEN. Q Bekränztes Szepter, Globus und Ruder. 3,905 g. 360º. Cr. 393/1a. Syd. 752. Aus Auktion Schweizerischer Bankverein, Zürich 30 (1992), 59.

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121 C. POSTVMI (C. Postumius). Denar, 74. Drapierte Büste der Diana n. r., über der Schulter Bogen und Köcher. Rv. C POSTVMI / AT oder TA (in Ligatur) Jagdhund n. r. laufend, unter ihm Speer. 4,223 g. 240º. Cr. 394/1a. Syd. 785. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 27 (1994), 301. Siehe Seite 90, Abb. 67

122 MN. AQVIL (Mn. Aquilius). Denarius Serratus, 71. Drapierte Büste der Virtus mit Helm n. r., davor VIRTVS, dahinter IIIVIR. Rv. MN AQIL – MN F MN N / SICIL (alle M und N in Ligatur). Krieger mit Schild einer gefallenen weiblichen Gestalt aufhelfend. 3,958 g. 180º. Cr. 401/1. Syd. 798. Aus Auktion Kricheldorf, Freiburg 46 (1998), 259 und aus Auktion Sternberg AG, Zürich 22 (1989), 205. Vorderseite siehe Seite 137, Abb. 101; Rückseite siehe Seite 136, Abb. 100

123 T. VETTIVS SABINVS (T. Vettius Sabinus). Denarius Serratus, 70. SABINVS – S C Bärtiger Kopf des König Tatius n. r. Rv. IVDEX / T. VETTIVS Numa in Biga n. l., dahinter Weizenähre. 3,733 g. 180º. Cr. 404/1. Syd. 905. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 5 (1992), 318. Siehe Seite 39, Abb. 27

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124 C. HOSIDI GETA (C. Hosidius Geta). Denar, 68. IIIVIR / GETA Drapierte Büste der Diana mit Diadem n. r., über der Schulter Bogen und Köcher. Rv. C HOSIDI Eber n. r., von einem Speer getroffen, von einem Hund angegriffen. 3,878 g. 120º. Cr. 407/2. Syd. 903. Aus Auktion Schweizerische Kreditanstalt, Bern 3 (1985), 382. 125 C. PISO FRVGI (C. Calpurnius Piso Frugi). Denar, 67. Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r., dahinter Kontrollzeichen Kopfputz der Isis. Rv. C. PISO. L F. FRVG Reiter mit Peitsche n. r. galoppierend, darüber Kontrollzeichen I. 3,833 g. 120º. Cr. 408/1a. Syd. 841b. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 14 (1984), 206. Siehe Seite 59, Abb. 44

126 Denar, 67. Kopf des Apollon, Band im Haar n. r., dahinter Kontrollzeichen III:: Rv. C PISO L F FRV Reiter n. r. galoppierend, darunter Kontrollzeichen !. 3,743 g. 150º. Cr. 408/1b. Syd. 865a. Aus Auktion Hess AG und Bank Leu, Luzern 41 (1969), 33.

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127 M. PLAETORIVS CESTIANVS (M. Plaetorius Cestianus). Denar, 67. SC / CESTIANVS Drapierte weibliche Büste n. r. mit den Attributen der Gottheiten Isis, Minerva, Apollon, Diana und Victoria. Rv. M. PLAETORIVS. M. F. AED – CVR Adler auf Blitzbündel n. r. stehend, die Flügel ausgebreitet, den Kopf zurückgewandt. 4,024 g. 90º. Cr. 409/1. Syd. 809. Aus Auktion Schweizerischer Bankverein, Zürich 30 (1992), 66. Vorderseite siehe Seite 142, Abb. 105

128 Denar, 67. CESTIANVS Drapierte Büste der Kybele mit Mauerkrone n. r., davor Globus. Rv. M PLAETORIVS. AED. CVR. EX. S. C Sella Curulis, im Feld links Kontrollzeichen Flügel. 3,824 g. 180º. Cr. 409/2. Syd. 808. Aus Auktion Tkalec AG, Zürich 23. Oktober 1992, 211. Vorderseite siehe Seite 62, Abb. 47; Rückseite siehe Seite 40, Abb. 28a

129 Q. POMPONI MVSA (Q. Pomponius Musa). Denar, 66. Q. POMPONI - M SA Kopf des Apollon n. r., im Haar ein Band. Rv. HERCVLES / MVSARVM Hercules in heroischer Nacktheit, über dem Kopf das Löwenfell, n. r. stehend, eine Kithara spielend, zu seinen Füssen Keule. 3,819 g. 180º. Cr. 410/1. Syd. 810. Aus «einer alten Privatsammlung», Auktion Bank Leu, Zürich 17 (1977), 552. Rückseite siehe Seite 67, Abb. 51

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130 Denar, 66. Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r., dahinter Stern. Rv. Q. POMPONI / M SA Urania n. l. stehend, mit einem Stab auf Globus weisend, der auf einem Dreifuss ruht. 3,786 g. 180º. Cr. 410/8. Syd. 823. Aus Auktion Hess und Bank Leu, Luzern 41 (1969), 34. Rückseite siehe Seite 67, Abb. 52

131 L. ROSCI FABATI (L. Roscius Fabatus). Denarius Serratus, 64. L ROSCI Kopf der Iuno Sospita mit Ziegenskalp n. r., dahinter Kontrollzeichen Grashüpfer. Rv. FABATI Mädchen n. r. stehend, vor ihr sich aufrichtende Schlange, im Feld l. Weizenähre. 3,939 g. 180º. Cr. 412/1. Syd. 915. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 32 (1996), 356. 132 LONGIN (L. Cassius Longinus). Denar, 63. Verschleierte und drapierte Büste der Vesta n. l., dahinter zweihenkliges Gefäss. Rv. LONGIN IIIVIR Römischer Bürger in Toga gekleidet, ein Stimmtäfelchen in Urne werfend, auf dem Stimmzettelchen V für Vti rogas. 3,896 g. 150º. Cr. 413/1. Syd. 935. Aus Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 61 (1982), 333. Vorderseite siehe Seite 131, Abb. 96; Rückseite siehe Seite 133, Abb. 98

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133 L. FVRI BROCCHI (L. Furius Brocchus). Denar, 63. III-VIR / BROCCHI Drapierte Büste der Ceres mit Ährenkranz n. r., dahinter Ähre, davor Getreidekorn. Rv. L FVRI / CN. F Sella Curulis zwischen zwei Fascesbündel. 3,984 g. 150º. Cr. 414/1. Syd. 902. Aus Auktion Schweizerischer Bankverein, Zürich 28 (1991), 342. Siehe Seite 129, Abb. 94

134 PAVLLVS LEPIDVS (L. Aemilius Lepidus Paullus). Denar, 62. PAVLLVS LEPIDVS – CONCORDIA Verschleierter Kopf der Concordia mit Diadem n. r. Rv. TER / PAVLLVS L. Aemilius Paullus in Toga n. l. stehend, vor ihm Trophäe aus makedonischen Waffen und drei Gefangene: Perseus und seine beiden Söhne. 3,720 g. 150º. Cr. 415/1. Syd. 926. Aus Auktion Numismatik Leu, Zürich 77 (2000), 445. Vorderseite siehe Seite 95, Abb. 71; Rückseite siehe Seite 69, Abb. 53

135 LIBO (L. Scribonius Libo). Denar, 62. BON EVENT / LIBO Kopf des Bonus Eventus n. r., im Haar Band. Rv. PVTEAL / SCRIBON Puteal Scribonianum, geschmückt mit Kitharen und Girlande, auf den Stufen Hammer. 3,928 g. 180º. Cr. 416/1a. Syd. 928. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 13 (1983), 494. Rückseite siehe Seite 155, Abb. 114

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136 Denar, 62. BON. EVENT / LIBO Kopf des Bonus Eventus n. r., im Haar Band. Rv. PVTEAL / SCRIBON Puteal Scribonianum, geschmückt mit Kitharen und Girlande, auf den Stufen Zange. 3,803 g. 180º. Cr. 416/1b. Syd. 928. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 1 (1989), 675. Rückseite siehe Seite 155, Abb. 115

137 Denar, 62. BON EVENT / LIBO Kopf des Bonus Eventus n. r., im Haar Band. Rv. PVTEAL / SCRIBON Puteal Scribonianum, geschmückt mit Kitharen und Girlande, auf den Stufen Amboss mit Unterstempel. 3,948 g. 200º. Cr. 416/1c. Syd. 928. Aus Sammlung Carnegie-Museum, Pittsburg, Auktion Spink, Zürich 11 (1983), 673. Rückseite siehe Seite 155, Abb. 116

138 Denar, 62. BON EVENT / LIBO Kopf des Bonus Eventus n. r., im Haar Band. Rv. PVTEAL / SCRIBON Puteal Scribonianum, geschmückt mit Kitharen und Girlande, auf den Stufen mit Lorbeer verzierter Pileus. 3,864 g. 180º. Cr. 4161cvar. Syd. 928. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 32 (1996), 366. Rückseite siehe Seite 155, Abb. 117

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139 M. LEPIDUS (M. Aemilius Lepidus). Denar, 61. Weiblicher Kopf mit Diadem n. r. Rv. M. LEPIDVS – AN XV. PR. – H O C S Reiter n. r., über der Schulter Trophäe. 3,967 g. 120º. Cr. 419/1a. Syd. 827. Aus Sammlung Bally, aus Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 93 (2003), 39, von Bally erworben am 13. 8. 1908 von Spink & Son, London. Rückseite siehe Seite 63, Abb. 48

140 SVFENAS (M. Nonius Sufenas). Denar, 59. S.C – SVFENAS Kopf des Saturn n. r., dahinter Harpa und Stein(?). Rv. SEX. NONI. – PR. L. V. – P. F. Roma mit Helm und Speer auf Waffenhaufen n. l. sitzend, hinter ihr Victoria mit Palmzweig, sie bekränzend. 3,912 g. 120º. Cr. 421/1. Syd. 885. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 8 (1995), 562. Vorderseite siehe Seite 30, Abb. 20; Rückseite siehe Seite 88, Abb. 66

141 C. CONSIDI NONIANI (C. Considius Nonianus). Denar, 57. C CONSIDI. NONIANI – SC Drapierte Büste der Venus mit Lorbeerkranz und Diadem n. r. Rv. Tempel der Venus von Eryx auf hohem Berg, darum Mauer, auf dem Berg ERVC. 3,845 g. 120º. Cr. 424/1. Syd. 886. Aus Liste Münzen und Medaillen AG, Basel 435 (1981), 26. Rückseite siehe Seite 55, Abb. 41

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2:1

142 PHILIPPVS (L. Marcius Philippus). Denar, 56. ANCVS Kopf des Ancus Marcius n. r., im Haar ein Band, dahinter Lituus. Rv. PHILIPPVS Reiterstatue auf Aquaedukt, in den Bögen des Aquaedukts A-Q-V-A – MAR (MAR in Ligatur); unter Statue Blume. 4,118 g. 290º. Cr. 425/1. Syd. 919. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 15 (1985), 264. Vorderseite siehe Seite 42, Abb. 30; Rückseite siehe Seite 161, Abb. 121

143 FAVS (Faustus Cornelius Sulla). Denar, 56. Kopf des Hercules mit Löwenskalp n. r., dahinter S.C und Monogramm aus FAVS. Rv. Globus, umgeben von drei kleinen und einem grossen Kranz, im Feld unten l. und r. Aplustrum und Weizenähre. 4,227 g. 180º. Cr. 426/4a. Syd. 882. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 17 (1986), 508. Rückseite siehe Seite 97, Abb. 72

144 C. MEMMI (C. Memmius). Denar, 56. C. MEMMI. C. F Kopf der Ceres mit Ährenkranz n. r. Rv. C. MEMMIVS / IMPERATOR Trophäe, darunter n. r. kniender Gefangener. 3,879 g. 240º. Cr. 427/1. Syd. 920. Aus Sammlung Carnegie-Museum, Pittsburg, Auktion Spink, Zürich 11 (1983), 677.

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145 Q. CASSIVS (Q. Cassius Longinus). Denar, 55. Q. CASSIVS – LIBERT Kopf der Libertas n. r. Rv. Rundtempel der Vesta, darin Sella Curulis, im Feld l. Urne, r. Stimmtäfelchen mit den Buchstaben AC (für absolvo und condemno). 3,821 g. 360º. Cr. 428/2. Syd. 918. Aus «einer alten Privatsammlung», Auktion Bank Leu, Zürich 17 (1977), 618. Rückseite siehe Seite 154, Abb. 113

146 P. FONTEIVS CAPITO (P. Fonteius Capito). Denar, 55. P – FONTEIVS. P. F – CAPITO. III.VIR Drapierte Büste des Mars mit Helm n. r., über der Schulter Trophäe. Rv. MN. – FONT. TR. MIL (MN und NT in Ligatur). Reiter seinen Speer auf einen Krieger werfend, der dabei ist, einen unbewaffneten Gefangenen zu töten. 3,517 g. 315º. Cr. 429/1. Syd. 900. Aus Auktion Kricheldorf, Freiburg 46 (1998), 291 und aus Auktion Busso Peus Nachf. 313, Frankfurt am Main 313 (1985), 403. 147 Denar, 55. P FONTEIVS. CAPITO. III.VIR. CONCORDIA Verschleierter Kopf der Concordia mit Diadem n. r. Rv. T. DIDI. IMP. VIL. PVB Villa Publica. 4,174 g. 180º. Cr. 429/2a. Syd. 901. Aus Auktion Numismatic Ars Classica, Zürich 1 (1989), 703. Rückseite siehe Seite 160, Abb. 120

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148 A. PLAVTIVS (A. Plautius). Denar, 55. A. PLAVTIVS / AED CVR S C Kopf der Kybele mit Mauerkrone n r. Rv. BACCHIVS – IVDAEVS Kamel n. r., davor kniende Gestalt n. r., in der r. Hand Zweig. 3,676 g. 180º. Cr. 431/1. Syd. 932. Aus Sammlung Gilbert Steinberg, Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich, und Spink Tasei Numismatics, Zürich (1994), 57. Rückseite siehe Seite 93, Abb. 69

149 BRVTVS (M. Iunius Brutus). Denar, 54. LIBERTAS Kopf der Libertas n. r. Rv. BRVTVS Der erste Konsul Marcus Iunius Brutus n. l. gehend, vor und hinter ihm ein Liktor mit Fasces, davor Accensus. 3,729 g. 120º. Cr. 433/1. Syd. 906. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 16 (1985), 235. Rückseite siehe Seite 43, Abb. 31

150 Denar, 54. BRVTVS Kopf des L. Iunius Brutus, Konsul des Jahres 509 v. Chr., n. r. Rv. AHALA Kopf des C. Servilius Ahala, Magister Equitum im Jahr 439 v. Chr., n. r. 3,729 g. 120º. Cr. 433/2. Syd. 907. Aus Auktion Auctiones AG, Basel 12 (1981), 293. Vorderseite siehe Seite 103, Abb. 76; Rückseite siehe Seite 47, Abb. 35

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151 Q. POMPEI RVF (Q. Pompeius Rufus). Denar, 54. Q. POMPEI. Q. F / RVFVS / COS Sella Curulis, im Feld l. Pfeil, r. Zweig. Rv. SVLLA. COS / POMPEI. RVF Sella Curulis, im Feld l. Lituus, r. Kranz. 3,842 g. 270º. Cr. 434/2. Syd. 909. Aus Auktion Schweizerischer Bankverein, Zürich 35 (1994), 117. Siehe Seite 14, Abb. 1

152 CALDVS (C. Coelius Caldus). Denar, 51. C. COEL. CALDVS – COS Kopf des C. Coelius Caldus, Konsul des Jahres 94 v. Chr., dahinter Täfelchen, darauf L.D. Rv. CALDVS. IIIVIR Kopf des Sol mit Strahlenkrone n. r., dahinter ovaler, mit Blitz geschmückter Schild, davor makedonischer Schild. 4,044 g. 180º. Cr. 437/1a. Syd. 891. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 7 (1994), 627. Vorderseite siehe Seite 21, Abb. 5; Rückseite siehe Seite 148, Abb. 110

153 Denar, 51. C. COEL CALDVS – COS Kopf des C. Coelius Caldus, Konsul des Jahres 94 v. Chr., dahinter Feldzeichen, darauf HIS. Rv. Altar, dahinter Gestalt, das Epulum vorbereitend, auf dem Altar L. CALDVS / VII. VIR. EPVL (VIR und VL in Ligatur), l. vom Altar Trophäe mit makedonischen Waffen und C. CALDVS, r. Trophäe mit länglichem Schild, darauf Blitzbündel und IMP. A. X, im Abschnitt CALDVS. III VIR (ALD in Ligatur). 4,026 g. 145º. Cr. 437/2a. Syd. 894. Aus Auktion Auctiones AG, Basel 25 (1995), 720.

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154 SER SVLP (S. Sulpicius Galba). Denar, 51. SER – SVLP (VL in Ligatur). Männlicher Kopf mit Lorbeerkranz n. r. Rv. Trophäe von Seeschlacht, r. davon nackter Gefangener, l. in Toga gekleideter Mann. 3,873 g. 180º. Cr. 438/1. Syd. 931. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 32 (1996), 404, aus Sammlung Voirol, Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 38 (1968), 217 und aus Sammlung H. P. Hall, Auktion Glendining I (1950), 570. 155 MN ACILIVS (Mn. Acilius Glabrio). Denar, 49. SALVTIS Kopf der Salus mit Lorbeerkranz n. r. Rv. MN. ACILIVS – III.VIR. VALETV (MN und TV in Ligatur). Salus an Säule gelehnt n. l. stehend, auf dem r. Arm Schlange. 3,991 g. 210º. Cr. 442/1a. Syd. 922. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 13 (1983), 502. 156 CAESAR (C. Iulius Caesar). Denar, mit Caesar ziehende Münzstätte, 49–48. Priesterliche Geräte: Schöpfkelle, Wedel, Axt und Apex. Rv. CAESAR Elefant n. r. gehend, eine Schlange niedertrampelnd. 3,896 g. 120º. Cr. 443/1. Syd. 1006. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 5 (1975), 1. Vorderseite siehe Seite 146, Abb. 108; Rückseite siehe Seite 106, Abb. 78

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2:1

157 Q. SICINIVS und C. COPONIVS (Q. Sicinius und C. Coponius). Denar, mit Pompeius ziehende Münzstätte, 49. Q. SICINIVS – III.VIR Kopf des Apollon mit Band n. r., darunter Stern. Rv. C. COPONIVS – PR. S.C Keule, darüber Löwenskalp, den Kopf frontal, im Feld l. Pfeil, r. Bogen. 3,872 g. 240º. Cr. 444/1b. Syd. 939b. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 12 (1982), 492. 158 LENT und MAR (L. Cornelius Lentulus und C. Claudius Marcellus). Denar, Apollonia, danach Münzstätte in Asia, 49. Triskelis mit drei Beinen, zwischen ihnen Ähren, in der Mitte Medusenhaupt. Rv. LENT – MAR – COS (NT und MAR in Ligatur). Zeus mit Blitzbündel frontal stehend, den Kopf n. r. gewandt, auf der l. Hand Adler, ihn anblickend, im Feld r. Harpa. 3,914 g. 135º. Cr. 445/1a. Syd. 1029a. Aus Sammlung Bally, Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 93 (2003), 44, von Bally erworben von Spink & Son London für 25.– Franken. Vorderseite siehe Seite 60, Abb. 45

159 VARRO und MAGN (Terentius Varro und Cn. Pompeius Magnus). Denar, mit Pompeius ziehende Münzstätte, 49. VARRO. PRO. – Q Termenoberteil mit archaisierendem Zeuskopf n. r. Rv. Delphin, Szepter, Adler, im Abschnitt MAGN. PRO / COS. 3,800 g. 45º. Cr. 447/1a. Syd. 1033. Aus Auktion UBS, Zürich 45 (1998), 657. Rückseite siehe Seite 108, Abb. 80

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2:1

160 L. HOSTILIVS SASERN (L. Hostilius Saserna). Denar, 48. Kopf eines männlichen Kriegers mit gesträubtem Haar n. r., dahinter gallischer Schild. Rv. L. HOSTILIVS / SASERN Biga n. r. von Wagenlenker getrieben, hinten auf dem Wagen gallischer Kämpfer, nackt bis auf Helm, in den Händen Speer und Schild. 4,129 g. 360º. Cr. 448/2a. Syd. 952. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 33 (1997), 240. Vorderseite siehe Seite 49, Abb. 36; Rückseite siehe Seite 104, Abb. 77

161 ALBINVS BRVTI (D. Iunius Brutus Albinus). Denar, 48. Kopf des Mars mit Helm n. r. Rv. ALBINVS – BRVTI. F Zwei Carnyces, oben ovaler Schild, darunter runder Schild. 4,008 g. 315º. Cr. 450/1a. Syd. 941. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 5 (1992), 345. Rückseite siehe Seite 101, Abb. 75

162 Denar, 48. A. POSTVMIVS. COS Kopf des A. Postumius n. r. Rv. ALBINV / BRVTI. F in Ährenkranz. 3,707 g. 270º. Cr. 450/3b. Syd. 943a. Aus Auktion Giessener Münzhandlung, München 40 (1988), 389.

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2:1

163 CAESAR (C. Iulius Caesar). Denar, mit Caesar ziehende Münzstätte, 48–47. 1II Weiblicher Kopf mit Eichenkranz und Diadem n. r. Rv. CAE-SAR Trophäe aus gallischen Waffen, im Feld rechts Axt. 3,696 g. 180º. Cr. 452/2. Syd. 1009. Aus Liste Münzen und Medaillen AG, Basel 443 (1982), 45. Vorderseite siehe Seite 107, Abb. 79; Rückseite siehe Seite 100, Abb. 74.

164 L. PLAVTIVS PLANCVS (L. Plautius Plancus). Denar, 47. L PLAVTVS Kopf der Medusa von vorne. Rv. PLANCVS Victoria n. r., vier Pferde am Zügel hinter sich führend. 3,928 g. 150º. Cr. 453/1a. Syd. 959. Aus Auktion Auctiones AG, Basel 18 (1989), 1020. 165 CAESAR (C. Iulius Caesar). Denar, Africa, 47–46. Kopf der Venus mit Diadem n. r. Rv. CAESAR Aenaeas in heroischer Nacktheit n. l. eilend, auf der ausgestreckten r. Hand Palladium, auf der Schulter seinen greisen Vater Anchises. 3,841 g. 150º. Cr. 458/1. Syd. 1013. Aus Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 61 (1982), 375. Rückseite siehe Seite 35, Abb. 24.

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166 T. CARISIVS (T. Carisius). Denar, 46. MONETA Kopf der Iuno Moneta n. r. Rv. T. CARISIVS Unter- und Oberstempel, im Feld l. Zange, r. Hammer; alles umgeben von Lorbeerkranz. 3,850 g. 180º. Cr. 464/2. Syd. 982. Aus Sammlung Benz, Auktion Numismatik Lanz, München 88 (1998), 230, aus Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 43 (1970), 191 und aus Sammlung Haeberlin, Auktion Cahn & Hess, Frankfurt (1933), 2772. Siehe Seite 31, Abb. 21

167 C. CONSIDIVS PAETVS (C. Considius Paetus). Denar, 46. Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r. Rv. C. CONSIDIVS / PAETVS Sella Curulis, darauf Kranz liegend. 3,728 g. 180º. Cr. 465/1b. Syd. 990a. Aus Sammlung Benz, Auktion Numismatik Lanz, München 88 (1998), 276. Rückseite siehe Seite 112, Abb. 83.

168 C. CAESAR und A. HIRTIVS (C. Iulius Caesar und A. Hirtius). Aureus, 46. C. CAESAR – COS – TER Weiblicher, verschleierter Kopf n. r. Rv. A. HIRTIVS. PR Priesterliche Geräte: Lituus, Krug und Axt. 8,075 g. 360º. Cr. 466/1. Syd. 1017. Aus Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 86 (1998), 129. aus Auktion Hess AG, Luzern 24.11.1937, 79 und aus Auktion Naville / Ars Classica 17 (1934), 667. Siehe Seite 111, Abb. 82

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2:1

169 L. PAPIVS CELSVS (L. Papius Celsus). Denar, 45. Kopf der Iuno Sospita im Ziegenskalp n. r. Rv. CELSVS. IIIVIR / L. PAPIVS Wölfin n. r., einen Stecken in ein Feuer tragend, r. steht Adler und fächelt mit den Flügeln dem Feuer Luft zu. 3,843 g. 270º. Cr. 472/1. Syd. 964. Aus Auktion Numismatica Ars Classica, Zürich 11 (1998), 305. 170 PALIKANVS (Lollius Palikanus). Denar, 45. LIBERTAS Kopf der Libertas mit Diadem n. r. Rv. PALIKANVS Rostra, darauf subsellium. 3,740 g. 90º. Cr. 473/1. Syd. 960. Aus Auktion Triton, New York VIII (2005), 950. Rückseite siehe Seite 157, Abb. 118

171 P. ACCOLEIVS LARISCOLVS (P. Accoleius Lariscolus). Denar, 43. P. ACCOLEIVS – LARISCOLVS Drapierte Büste der Diana Nemorensis n. r. Rv. Dreifache Statue der Diana Nemorensis (Diana – Hekate – Selene) von vorne, im Hintergrund Hain von Zypressen. 3,731 g. 90º. Cr. 486/1. Syd. 1148. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 22 (1989), 236. Rückseite siehe Seite 46, Abb. 33

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172 PETILLIVS CAPITOLINVS (Petillius Capitolinus). Denar, 43. CAPITOLINVS Kopf des Iuppiter n. r. Rv. PETILLIVS Kapitolinischer Tempel. 3,680 g. 100º. Cr. 487/1. Syd. 1149. Aus Liste Seaby, London 19 (1994), 170. Vorderseite siehe Kapitel 4, Abb. 103; Rückseite siehe Kapitel 5, Abb. 112

173 P. CLODIUS (P. Clodius). Denar, 42. Kopf des Apollon mit Lorbeerkranz n. r., dahinter Kithara. Rv. P. CLODIVS / .M. F. Diana frontal stehend, den Kopf n. r. gewandt, in beiden Händen brennende Fackeln. 3,992 g. 75º. Cr. 494/23. Syd. 1117. Aus Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 88 (1999), 405. 174 L. LIVINEIVS REGVLVS (L. Livineius Regulus). Denar, 42. Kopf des L. Regulus n. r. Rv. L LIVINEIVS / REGVLVS Modius, r. und l. davon Ähre. 4,065 g. 240º. Cr. 494/28. Syd. 1110. Aus Liste Münzen und Medaillen AG, Basel 551 (1992), 75. 175 C. VIBIVS – VARVS (C. Vibius Varus). Denar, 42. Kopf des Liber mit Efeukranz n. r. Rv. C. VIBIVS – VARVS Bekränzter Altar, darauf Maske, daran gelehnt Thrysosstab, rechts davon Panther, auf den Altar springend. 3,786 g. 240º. Cr. 494/36. Syd. 1138. Vom Lager Dietrich AG, Zürich 1983. Siehe Kapitel 3, Abb. 175 (Abbildungsnummer stimmt nicht)

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176 Denar, 42. Büste der Minerva mit Helm und Ägis n. r. Rv. C. VIBIVS / VARVS Hercules in heroischer Nacktheit mit Keule und Löwenfell n. l. stehend. 3,744 g. 75º. Cr. 494/38. Syd. 1140. Aus Auktion Bankhaus Aufhäuser, München 13 (1997), 273. 177 L. MVSSIDIVS LONGVS (L. Mussidius Longus). Denar, 42. CONCORDIA Verschleierte Büste der Concordia mit Diadem n. r., davor Mondsichel. Rv. L MVSSIDIVS LONGVS Schrein der Venus Cloacina, darauf Aufschrift CLOACIN. 3,989 g. 180º. Cr. 494/42a. Syd. 1093. Aus Auktion UBS, Zürich 45 (1998), 703, aus Sammlung W. Niggeler, Auktion Bank Leu AG, Zürich und Münzen und Medaillen AG, Basel 2 (1966), 901 und aus aus Sammlung E. J. Haeberlin, Auktion A. E. Cahn / A. Hess Nachf., Frankfurt 17. Juli 1933, 2947. Rückseite siehe seite 41, Abb. 29

178 CAESAR (Octavianus). Denar, mit Octavian ziehende Münzstätte, 42. CAESAR. III-VIR. RPC Kopf des Octavianus n. r. Rv. Sella Curulis, darauf Kranz, auf der Sella Curulis Aufschrift CAESAR. DIC. PER (AE und AR in Ligatur). 4,070 g. 240º. Cr. 497/2a. Syd. 1322. Aus Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 81 (1995), 143, aus Sammlung W. Niggeler, Auktion Bank Leu AG, Zürich und Münzen und Medaillen AG, Basel 2 (1966), 996 und aus Sammlung E. J. Haeberlin, Auktion A. E. Cahn / A. Hess Nachf., Frankfurt 17. Juli 1933, 3071. Rückseite siehe Seite 115, Abb. 85

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179 C. CASSI und LENTVLVS SPINT (C. Cassius Longinus und Cornelius Lentulus Spinther). Denar, mit Brutus und Cassius ziehende Münzstätte, 43–42. C. CASSI. IMP – LEIBERTAS Verschleierte Büste der Libertas mit Diadem n. r. Rv. LENTVLVS / SPINT Krug und Lituus. 3,891 g. 170º. Cr. 500/5. Syd. 1305. Aus Auktion Numismatik Leu, Zürich 48 (1989), 298. Vorderseite siehe Seite 118, Abb. 87

180 CASCA LONGUS und BRVTVS (P. Servilius Casca Longus und M. Iunius Brutus). Denar, mit Brutus ziehende Münzstätte, 4342. CASCA – LONGVS Kopf Neptuns mit Kranz n. r., unter dem Halsabschnitt Dreizack. Rv. BRVTVS / IMP Victoria mit Palmzweig und offenem Kranz über zerbrochenes Szepter n. r. gehend. 3,958 g. 360º. Cr. 507/2. Syd. 1298. Aus Auktion Bankhaus Aufhäuser, München 12 (1996), 403, aus Auktion Sternberg AG, Zürich 18 (1986), 388 und aus Sammlung E. J. Haeberlin, Auktion A. E. Cahn / A. Hess Nachf., Frankfurt 17. Juli 1933, 2862. Rückseite siehe Seite 120, Abb. 88

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181 (Sextus Pompeius). Denar, Münzstätte auf Sizilien, 42–40. [MAG PIVS IMP ITER] Kopf des Pompeius Magnus n. r., dahinter Krug, davor Lituus. Rv. PRAEF / CLAS. ET. ORAE / MARIT. EX. SC (beide AE und MAR in Ligatur). Neptun mit Diadem n. l. stehend, auf dem Kopf Diadem, in der r. Hand Aplustrum, den r. Fuss auf Prora gestützt; l. und r. von ihm je einer der Katanäischen Brüder, die Eltern rettend. 3,781 g. 75º. Cr. 511/3a. Syd. 1344. Aus Sammlung «A Friend of the Romans», Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 92 (2002), 11 und aus Auktion Numismatik Lanz, München 62 (1992), 486. Vorderseite siehe Seite 109, Abb. 81; Rückseite siehe Seite 122, Abb. 90

182 M. ANT (Marcus Antonius). Denar, mit Antonius ziehende Münzstätte, 41. M. ANT. IMP. AVG III.VIR. R.P.C. M. BARBAT. Q. P Kopf des Marcus Antonius n. r. Rv. CAESAR. IMP. PONT. III.VIR. R. P. C. Kopf des Octavianus n. r. 3,969 g. 360º. Cr. 517/2. Syd. 1181. Aus Auktion Bank Leu, Zürich 33 (1983), 5. Siehe Seite 117, Abb. 86

183 Q. VOCONIVS VITVLVS. Denar, 40. oder später. DIVI. IVLI Kopf des vergöttlichten Caesar mit einer etruskischen Krone, dahinter Lituus. Rv. [Q] VOCONIVS / VITVLVS Kalb n. l. 3,844 g. 270º. Cr. 526/2. Syd. 1132. Aus Sammlung «A Friend of the Romans», Auktion Münzen und Medaillen AG, Basel 92 (2002), 9, aus Auktion Numismatic Fine Arts, Beverley Hills 27 (New York 1991), 89 und aus Auktion Bank Leu AG, Zürich 28 (1981), 341. Vorderseite siehe Seite 114, Abb. 84

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185

2:1

184 C. CAESAR (Octavianus). Quinar, mit Octavianus ziehende Münzstätte, 39. III.VIR – RPC Verschleierter Kopf der Concordia mit Diadem n. r. Rv. M. ANTON – C. CAESAR Zwei Hände im Handschlag um Caduceus. 1,704 g. 360º. Cr. 529/4b. Syd. 1195. Aus Auktion Gerhard Hirsch Nachf., München 185 (1995), 671. Rückseite siehe Seite 121, Abb. 89

185 ANT (Marcus Antonius). Denar, mit Marcus Antonius ziehende Münzstätte, 32-31. ANT AVG / IIIVIR. R. P. C Kriegsschiff n. r. fahrend. Rv. LEG – IX Adler zwischen zwei Feldzeichen. 3,510 g. 180º. Cr. 544/23. Syd. 1227. Aus Auktion Sternberg AG, Zürich 10 (1980), 255. Siehe Seite 124, Abb. 91

218


Teil 3

Anhang

219



Italien zur Zeit der Vertreibung der rรถmischen Kรถnige

Italien im 2. Samniterkrieg

221


Italien zu Beginn des Tarentinischen Krieges

Italien bei Ausbruch des Hannibalischen Krieges

222


Gallien

223


Entwicklung des Rรถmischen Reiches

224


Zeittafel Jahr

Geschichte Roms

10./8. Jh.

Römische Münzprägung

Bauten

Kultur

Die griechische Welt

Siedlungen der Latiner auf dem Palatin und der Sabiner auf dem Quirinal Gräberfeld auf dem späteren Forum Romanum

8./7. Jh.

Siedlungen an der Tiberfurt entwickeln sich unter etruskischem Einfluss zu einer Stadt

753

Legendäres Gründungsdatum Roms

um 750–510

Herrschaft der mythischen sieben Könige Roms

Anlage einer Rennbahn zwischen Palatin und Aventin (später Circus Maximus)

550–470

Patrizier verdrängen das Königtum und ersetzen es durch jährlich wechselnde Beamte

Jupiter-Tempel auf dem Kapitol

um 510

Traditionelles Datum des Sturzes der Königsherrschaft

Sturz der Tyrannis

509/508

Traditionelles Datum des Beginns der römischen Republik

Reformen des Kleisthenes – Athen wird Demokratie

498 494

Zeitalter der griechischen Kolonisation in Sizilien und Unteritalien

Saturn-Tempel am Forum Romanum Traditionelles Datum der Einführung der Volkstribunen

490

Perserkrieg: Schlacht bei Marathon

484

Kastor-Tempel am Forum Romanum

480/479

Perserkrieg: Schlachten bei Salamis und Platää

470–300

Ständekampf

um 450

Zwölftafelgesetze

448–430

Zeitalter des Perikles in Athen, Bau des Parthenon

431–404

Peloponnesischer Krieg zwischen Athen und Sparta

225


Jahr

Geschichte Roms

396

Traditionelles Datum der Eroberung von Veji Ende der Etruskerherrschaft über Mittelitalien

387

Einnahme Roms durch die gallischen Senonen – nur das Kapitol wird von den Römern gehalten

Römische Münzprägung

um 380 Neubegründung des Bundes zwischen Latinern und Rom

um 367

Gleichberechtigung von Patriziern und Plebejern bei der Besetzung des Konsulates

Tempel der Juno Moneta auf dem Kapitol Unterwerfung der Latiner

Anbringung der erbeuteten Schiffsschnäbel an den Rostra

336–323 Samnitenkriege

Diadochenreiche

312

Bau der ersten Fernstrasse, der Via Appia, und der ersten Wasserleitung, der Aqua Appia

305

Endgültige Teilung des Alexanderreiches

um 300

Erste römische Münzprägung nach griechischem Vorbild für Unteritalien

287

Beschlüsse der Versammlung der Plebejer werden allgemein verbindlich

282–272

Krieg gegen Tarent und König Pyrrhos von Epiros

226

Schlacht bei Chaironeia: Sieg Philipps von Makedonien über die Griechen Alexander der Große

323–305

um 280

Die griechische Welt

Concordia-Tempel am Forum Romanum

344

326–291

Kultur

Bau der sog. Servianischen Stadtmauer

um 370

338

Bauten

Erste römische Münzprägung für den eigenen Gebrauch bestehend aus schweren Bronzebarren


Jahr

Geschichte Roms

Römische Münzprägung

Bauten

Kultur

279

Kelteneinfall in Make donien und Griechenland

272

264–241

Verlängerung der Via Appia nach Tarent und Brindisi Erster Punischer Krieg

um 250

241

Die römischen Silbermünzen und Bronzebarren werden in ein System gebracht Sizilien (außer Syrakus) fällt an Rom

ab 240

Der erste römische Dichter, L. Livius Andronicus, bearbeitet griechische Werke für ein römisches Publikum

237

Karthago tritt Sardinien an Rom ab

227

Sizilien und Sardinien werden zu den ersten römischen Provinzen

220

Bau der Via Flaminia nach Rimini

218–201

Zweiter Punischer Krieg

216

Schlacht bei Cannae

215–210

Der Senator Fabius Pictor schreibt die erste römische Geschichte in griechischer Sprache

212/211

Einführung der Denarwährung

200–197

Zweiter makedonischer Krieg gegen Philipp V.

197

Einrichtung der zwei spanischen Provinzen

196

191–188

179

Die griechische Welt

T. Quinctius Flamininus erklärt die griechischen Staaten nach seinem Sieg über Makedonien für unabhängig Krieg gegen Antiochos III. (Syrien)

Rom führt Luna als Motiv in die Denarprägung ein Bau der Basilica Aemilia am Forum Romanum und der Pons Aemilius über den Tiber

227


Jahr

Geschichte Roms

171–168

Dritter makedonischer Krieg gegen Perseus

170

Römische Münzprägung

Zahlreiche neue Götter werden als Motiv der Denare eingeführt Dritter Punischer Krieg

148

Einrichtung der Provinz Macedonia Zerstörung Karthagos, Zerstörung Korinths

141

136–132

Der Denar wird neu bewertet: Er gilt nun 16 statt 10 Asse Erster sizilischer Sklavenkrieg

133

Attalos III. von Pergamon vermacht sein Königreich testamentarisch Rom Einrichtung der römischen Provinz Asia

133

Volkstribunat des Ti. Sempronius Graccus

123–122

Volkstribunat des C. Craccus

121

Einrichtung der Provinz Gallia Narbonensis

113–101

Kämpfe gegen die germanischen Kimbern und Teutonen

112–105

Krieg gegen Iugurtha in Numidien

104–100

Dauerndes Konsulat des Marius wegen der Gefahr durch die Kimbern

um 100

Erste bewaffnete Kämpfe zwischen Optimaten und Popularen in Rom

91–88

Bundesgenossenkrieg

228

Die griechische Welt

Makedonien hört auf zu bestehen

um 150

146

Kultur

Prägung des für die griechische Welt gedachten Viktoriats endet

168

149–146

Bauten

An das eigene Geschlecht gebundene Motive beginnen die römische Münzprägung zu erobern


Jahr

Geschichte Roms

88

Alle freien Italiker erhalten das römische Bürgerrecht

87–83

Krieg gegen Mithradates unter Führung von Sulla

82–79

Diktatur Sullas

73–71

Spartakus-Aufstand

Römische Münzprägung

Bauten

Ciceros hält seine Rede gegen Verres

69

Neubau des JupiterTempels auf dem Kapitol

67–64

Pompeius im Osten: Seeräuberkrieg, politische Neuordnung des östlichen Mittelmeerraumes

63

Konsulat des Cicero. Verschwörung des Catilina

60

Erstes Triumvirat

59

Konsulat Caesars

Cicero hält die erste Rede gegen Catilina

vor 54

Lukrez schreibt De rerum natura Gallischer Krieg Caesars

55

Bau des Pompeius-Theaters auf dem Marsfeld

51

49–46

Cicero veröffentlicht De re publica Caesar veröffentlicht Bellum Gallicum Bürgerkrieg: Caesar gegen Pompeius

46

44

Einweihung des CaesarForums und des Tempels der Venus Genetrix Ermordung Caesars

nach 44

Sallust veröffentlicht De coniuratione Catilinae und De bello Iugurthino

43

Zweites Triumvirat

42

Schlacht bei Philippi

40–36

Seeherrschaft des Sextus Pompeius

31

Schlacht bei Actium

30

Ägypten wird römische Provinz

um 29 27

Die griechische Welt

Ephesische Vesper: Ermordung von 80 000 Römern in Kleinasien

70

58–51

Kultur

Vergil beginnt seine Aeneis Beginn des Prinzipats

229


Literatur zur republikanischen Numismatik Albert, Rainer, Die Münzen der Römischen Republik (Regenstauf 2003). Alföldi, Andreas, Komplementäre Doppeltypen in der Denarprägung der römischen Republik, in: SM 2, 1951, 1–7. Alföldi, Andreas, Der frührömische Reiteradel und seine Ehrenabzeichen (Offenburg 1952). Alföldi, Andreas, Isiskult und Umsturzbewegung im letzten Jahrhundert der römischen Republik, in: SM 5, 1954, 25–31. Alföldi, Andreas, Studien zur Zeitfolge der Münzprägung in der römischen Republik, in: SNR 36, 1954, 5–30. Alföldi, Andreas, The Main Aspects of Political Propaganda on the Coinage of the Roman Republic, in: Carson, Robert A. G. / Sutherland, Carol H. V. (Hg.), Essays in Roman Coinage Presented to Harold Mattingly (Oxford 1956, Nachdruck Aalen 1979), 63–95. Alföldi, Andreas, The Portrait of Caesar on the Denarii of 44 BC and the Sequence of Issues, in: ANS Centennial Publication (New York 1958), 27–44. Alföldi, Andreas, Redeunt Saturnia regna III: Juppiter-Apollo und Veiovis, in: Chiron 2, 1972, 215–230. Alföldi, Andreas, Caesar in 44 v. Chr. Bd. II: Das Zeugnis der Münzen mit einer Revision der Stempel und Stempelverbindungen (Bonn 1974). Alföldi, Andreas, Das Verschwinden der Namen der Monetalen seit dem Jahre 41 v. Chr., in: SM 96, 1974, 107–109. Alföldi, Andreas, Tempestas Mariana: Das Zeugnis der Kupferprägung 87–84 v. Chr., in: Chiron 4, 1974, 207–241. Alföldi, Andreas, Redeunt Saturnia regna IV: Apollo und die Sibylle in der Epoche der Bürgerkriege, in: Chiron 5, 1975, 165–192. Alföldi, Andreas, Redeunt Saturnia regna V: Zum Gottesgnadentum des Sulla, in: Chiron 6, 1976, 143–158. Alföldi, Andreas, Caesar in 44 v. Chr. Bd. I: Studien zu Caesars Monarchie und ihren Wurzeln (Bonn 1985). Babelon, Ernest, Description historique et chronologique des monnaies de la république romaine Bde. I–II (Paris 1885–1886). von Bahrfeldt, Max Ferdinand, Nachträge und Berichtigungen zur Münzkunde der römischen Republik, in: NumZ 51, 1919, 73–180. von Bahrfeldt, Max Ferdinand, Die römische Goldmünzenprägung während der Republik und unter Augustus (Halle/Saale 1923, Nachdruck Aalen 1972). Banti, Alberto, Corpus Nummorum Romanorum: Monetazione repubblicana. Classificazione per ordine alfabetico delle monete coniate ai nomi delle famiglie Bde. I–IX (Florenz 1980–1982). Battenberg, Christoph, Pompeius und Caesar: Persönlichkeit und Programm in ihrer Münzpropaganda (Marburg/Lahn 1980). Berger, Frank, Die Münzen der Römischen Republik im Kestner-Museum Hannover (Hannover 1989). Bernareggi, Ernesto, Eventi e personaggi sul denaro della repubblica romana (Mailand 1963). Bernareggi, Ernesto, Temi bellici sul denario della repubblica romana, in: Quaderni Ticinesi 9, 1980, 181–191. Bernhart, Max, Die Denkmäler des Forums auf römischen Münzen, in: Deutsches Jahrbuch für Numismatik 1, 1938, 136–152. Bieber, Margarete, The Aqua Marcia in Coins and Ruins, in: Archaeology 20, 1967, 194–196. Bieber, Margarete, The Development of Portraiture on Roman Republican Coins, in: ANRW I 4 (Berlin / New York 1973), 871– 898. Bieber, Margarete, Die Wichtigkeit der römischen spätrepublikanischen Münzen für die Geschichte der Kunst, in: Antike Kunst 14, 1971, 107–122. Böhm, Stephanie, Die Münzen der Römischen Republik und ihre Bildquellen (Mainz 1997). Breckenridge, James D., Origins of Roman Republican Portraiture, in: ANRW I 4 (Berlin / New York 1973), 826–854. Broughton, Thomas Robert S., The Magistrates of the Roman Republic Bde. I–III (New York 1951–1952, 1960, Nachdruck Bde. I–II New York 1968 und Bd. III Atlanta 1986). Burnett, Andrew M., The Authority to Coin in the Late Republic and Early Empire, in: NC 1977, 37–63. Burnett, Andrew M., The Iconography of the Roman Coinage of the Third Century B.C., in: NC 1986, 67–75. Burnett, Andrew M. (Hg.), The Coinage of the Roman World in the Late Republic (Oxford 1987). Burnett, Andrew M., The Beginnings of Roman Coinage, in: AIIN 33, 1989, 33–64. Caccamo Caltabiano, Maria, Le prime emissioni dell’oro «marziale» romano: il tesoretto di Agrigento 1987, in: Quaderni dell’ istituto di Archeologia dell’Università di Messina 5, 1990, 1f. Carson, Robert A. G., Principal Coins of the Romans Bd. I: The Republic, ca. 290 – 31 B.C. (London 1978). Castritius, Helmut, Zum Aureus mit dem Triumph des Pompeius, in: JNG 21, 1971, 25–35. Cesano, S. L., I fasti di Roma sulle monete romane, in: Studi di numismatica I 2 (Rom 1942), 105–262. Chantraine, Heinrich, Münzbild und Familiengeschichte in der römischen Republik, in: Gymnasium 90, 1983, 530–545. Christ, Karl, Antike Siegesprägungen, in: Gymnasium 64, 1957, 504–533.

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AIIN AJA ANS JNG JRS MDAI(R) MN NC NumZ SM SNR

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Annali dell’Istituto Italiano di Numismatica American Journal of Archaeology The American Numismatic Society Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte Journal of Roman Studies Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Abt. Rom Museum Notes Numismatic Chronicle Numismatische Zeitschrift Schweizerische Münzblätter Schweizerische Numismatische Rundschau / Revue Suisse de numismatique


Geschichte der römischen Republik Eine Aufstellung auch nur eines Teils aller Arbeiten zu geben, die zur republikanischen Geschichte, Religion und Archäologie verfasst worden sind, würde den Rahmen dieses Literaturverzeichnisses sprengen. Deshalb ist es auf einige, wenige Bücher beschränkt, die in deutscher Sprache und zum grossen Teil noch über den Buchhandel erhältlich sind. Sie ermöglichen einen leichten Einstieg zur vertiefenden Lektüre.

Aigner-Foresti, Luciana, Die Etrusker und das frühe Rom (Darmstadt 2003). Bagnall, Nigel, Rom und Karthago: Der Kampf ums Mittelmeer (Berlin 1995). Beck, Hans, Karriere und Hierarchie: Die römische Aristokratie und die Anfänge des cursus honorum in der mittleren Republik (Berlin 2005). Bengtson, Hermann, Römische Geschichte: Republik und Kaiserzeit bis 284 n. Chr. (München 2001). Badian, Ernst, Römischer Imperialismus (Stuttgart 1980). Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hg.), Hannibal ad portas – Macht und Reichtum Karthagos (Karlsruhe 2004). Barceló, Pedro, Hannibal (München 1998). Barceló, Pedro, Hannibal – Stratege und Staatsmann (Stuttgart 2004). Bernhard, Rainer, Polis und römische Herrschaft in der späten Republik (149–31 v. Chr.) (1985). Bernstein, Frank, Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung der öffentlichen Spiele im republikanischen Rom (Stuttgart 1998). Bleicken, Jochen, Augustus – eine Biographie (Berlin 1998). Bleicken, Jochen, Geschichte der römischen Republik (2004). Bringmann, Klaus, Römische Geschichte: Von den Anfängen bis zur Spätantike (2008). Christ, Karl, Krise und Untergang der römischen Republik (Darmstadt 5. Aufl. 2007). Christ, Karl, Pompeius – Der Feldherr Sullas (München 2004). Christ, Kar, Sulla – Eine römische Karriere (München 2002). Crawford, Michael, Die römische Republik (München 1984). Elbern, Stephan, Caesar – Staatsmann, Feldherr, Schriftsteller ( Mainz 2008). Fuhrmann, Manfred, Cicero und die römische Republik (Düsseldorf und Zürich 1991). Gerhold, Markus, Rom und Karthago zwischen Krieg und Frieden: Rechtshistorische Untersuchungen zu den römisch-karthagischen Beziehungen zwischen 241 v. Chr. und 149 v. Chr. (Frankfurt/Main 2002). Girardet, Klaus Martin, Rom auf dem Weg von der Republik zum Prinzipat (Bonn 2007). Haltenhoff, Andreas (Hg.), O tempora, o mores! Römische Werte und römische Literatur in den letzten Jahrzehnten der Republik (München / Leipzig 2003). Heftner, Herbert, Der Aufstieg Roms: Vom Pyrrhoskrieg bis zum Fall von Karthago (Regensburg 1997). Heftner, Herbert, Von den Gracchen bis Sulla – Die römische Republik am Scheideweg (Regensburg 2006). Heuss, Alfred, Bleicken, Jochen, Dahlheim, Werner, Gehrke, Hans-Joachim, Römische Geschichte (2007). Hillen, Hans Jürgen / Fink, Gerhard, Die Geschichte Roms: Römische und griechische Historiker berichten (2006). Hölkeskamp, Karl-Joachim, Rekonstruktionen einer Republik: Die politische Kultur des antiken Rom und die Forschung der letzten Jahrzehnte (München 2004). Holland, Tom, Die Würfel sind gefallen: Der Untergang der römischen Republik (Berlin 2004). Itgenshorst, Tanja, Tota illa pompa: Der Triumph in der römischen Republik (Göttingen 2005). Jehne, Martin (Hg.), Demokratie in Rom? Die Rolle des Volkes in der Politik der römischen Republik (Stuttgart 1995). Jehne, Martin, Caesar (München 1997). Jehne, Martin, Die römische Republik: Von der Gründung bis Caesar (2007). König, Angelika / König, Ingemar, Der römische Festkalender der Republik (Stuttgart 1991). König, Ingemar, Kleine römische Geschichte (2004). Künzl, Ernst, Der römische Triumph: Siegesfeiern im antiken Rom (München 1988). Lahusen, Götz, Untersuchungen zur Ehrenstatue in Rom: Literatische und epigraphische Zeugnisse (Rom 1993). Linke, Bernhard, Die römische Republik von den Gracchen bis Sulla (Darmstadt 2005). Matyszak, Philip, Oetzmann, Dirk, Goth, Samira, Geschichte der römischen Republik: Von Romulus zu Augustus (2004). Meier, Christian, Caesar (München 1986). Ogilvie, Robert M. Das frühe Rom und die Etrusker (München 1983). Rodgers, Nigel, Die römische Armee: Die Legionen der antiken Weltmacht und ihre Feldzüge (2008). Schäfer, Thomas, Imperii insignia: Sella curulis und fasces, ein Beitrag zur Repräsentation römischer Magistrate (Mainz 1989).

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M端nzenglossar

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Glossar Aedilen, kurulische und plebejische, Aedilat – römische Beamte, die als Ordnungshüter fungierten; zu ihren Aufgaben gehörte die Erhaltung der öffentlichen Gebäude, das Polizeiwesen und die Marktaufsicht Auguren – Angehörige eines Priesterkollegiums zur Deutung göttlicher Zeichen Auspizien – göttliche Vorzeichen Bacchanalien – Mysterienkult mit geheimen Riten zu Ehren des Dionysos-Bacchus, 186 v. Chr. in Rom verboten Biga – zweirädriger Wagen Caduceus – Heroldstab Censor – römischer Beamter, meist ein gewesener Konsul, wird nur alle 5 Jahre gewählt, um einen Census (Volkszählung) abzuhalten Census – Volkszählung; dabei wird jeder Einwohner nach seinem Vermögen einem Stand zugeordnet Centurien – militärische Einheit zu 60 Mann; im Wahlrecht eine Bürgerabteilung Consuln – die beiden obersten Beamten der Römischen Republik Diana Nemorensis – dreigestaltige Göttin des heiligen Haines von Nemi, dem Versammlungsort des latinischen Bundes; in Rom besass sie ein Heiligtum auf dem Aventin Didrachme – Münze im Wert von 2 Drachmen Dioskuren – (lat. Castores) die Zwillinge Castor und Pollux, Söhne des Zeus-Jupiter und der Leda, Schutzgötter der Reiterei Dynast – lokaler Herrscher Fetialen – Angehörige eines Priesterkollegiums, zuständig für sakrale Aspekte der Aussenpolitik, z. B. bei Bündnissen oder Kriegserklärungen Flamines – Priester bestimmter Gottheiten, z. B. des Jupiter oder des Mars Gallier (Kelten) – Oberbegriff für die keltischen Volksstämme im heutigen Frankreich Hekatombe – Festopfer, bei dem eine grössere Anzahl von Opfertieren geschlachtet werden (ursprünglich 100) Iden – die Monatsmitte (der 15. im März, Mai, Juli und Oktober, sonst der 13.) Kalenden – der erste Tag des Monats Kontorniaten – Medaillons mit aufgehämmertem Rand Kontrollzeichen – Münzmarken zur Unterscheidung verschiedener Emissionen oder Münzstätten in Form von Figuren (oft Tieren), Buchstaben, Monogrammen oder Zahlzeichen Kurie – Amtsgebäude des Senats Liktor – Amtsdiener der höheren Beamten Lituus – Amtsstab der Auguren Melkart – phönizische Gottheit, einer der Hauptgötter von Karthago, wird mit Herakles gleichgesetzt

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Nobilität – Amtsadel Nominale – festgelegter Wert einer Münze im Verhältnis zu anderen Nominalen (z. B. 1 Denar = 10, später 16 Asse, ebenso 1 Euro = 100 Cent) Nonen – der neunte Tag vor den Iden (der 7. im März, Mai, Juli und Oktober, sonst der 5.) Optimaten – Angehörige einer politischen Richtung, die den alleinigen Machtanspruch des Amtsadels vertraten Palladium – allgemein Statuette der Schutzgottheit einer Stadt; in Rom das Götterbild, das Aeneas aus dem brennenden Troja gerettet und nach Rom gebracht hat, wo es im Vestatempel aufbewahrt wurde Parther – Reitervolk im heutigen Iran Patron – im römischen Recht Schutzherr der juristisch von ihm abhängigen Personen Penaten – Schutzgötter des Hauses und des Staates Pileus – meist kegelförmige Kopfbedeckung aus Fell, Filz oder Wolle, wird in Rom von freien Bürgern des einfachen Volks getragen, daher auch Symbol der Freiheit («libertas») Pietas – Personifikation einer römischen Tugend, dem Pflichtgefühl gegenüber Göttern und Menschen, oft vereinfacht als Frömmigkeit bezeichnet Pontifices – Angehörige eines Priesterkollegiums, das die oberste Instanz in sakralen Fragen bildet Pontifex Maximus – ranghöchster Priester und Vorsteher der Pontifices Praetor – der zweithöchste römische Beamte, zuständig für die Rechtsprechung Prokonsul – Statthalter einer Provinz, der in Rom bereits das Konsulat bekleidet hat Prora – Schiffsbug Proskiption – Ächtung politischer Gegner, deren Namen auf Listen öffentlich bekannt gegeben wurden; sie galten als vogelfrei, ihr Besitz wurde konfisziert Publicani – Steuerpächter Punier – Volk in Nordafrika mit der Hauptstadt Karthago (heute Tunesien), vor allem als Seefahrer und Handelsreisende bekannt Quadriga – vierrädriger Wagen Quaestor – römischer Beamter, zuständig für Finanzangelegenheiten Rammsporn – auch Schiffsschnabel (lat. rostra): mit Metall verkleideter Sporn am Schiffsbug zum Rammen gegnerischer Schiffe Regia – in der Republik das Amtsgebäude des Pontifex Maximus auf dem Forum Romanum Rex Sacrorum – römischer Priester, bekleidet im Priesterkollegium den höchsten Rang Saepta – abgezäunter Raum für Volksabstimmungen Senat – römische Ratsversammlung mit weitreichenden Auf-


gaben, die sich aus gewesenen höheren Beamten zusammensetzte; der Senat bestimmte u. a. die Aussen- und Finanzpolitik, konnte Gesetzesvorlagen ablehnen, bewilligte Triumphe und ernannte ausserordentliche Beamte, darunter auch die Statthalter der Provinzen Sella Curulis – Amtsstuhl der höheren Beamten in Form eines Klappstuhles ohne Lehnen, der leicht transportiert und überall dort aufgestellt werden konnte, wo Amtsgeschäfte zu tätigen waren Subura – ein dicht bevölkertes und verrufenes Stadtviertel von Rom, das sich hinter den Kaiserforen bis hinauf zum Esquilin erstreckte Talent – Gewichtseinheit, ca. 52 Pfund, entspricht als Münzeinheit 6000 Drachmen

Thyrsosstab – Attribut des Dionysos-Bacchus und seiner Anhänger in Form eines langen Stabes, der von einem Pinienzapfen bekrönt ist Tribus – Volksabteilung, auch Stadtviertel oder Bezirk; jeder römische Bürger gehört einer Tribus an, die eine bestimmte Anzahl von Truppen stellt Triumvirat, Triumvir – Dreimännerkollegium Vesta – römische Göttin des Herdfeuers Via Sacra – die heilige Strasse, die das Forum Romanum in West-Ost-Richtung durchquert Virtus – Personifikation einer römischen Tugend, die alles umfasst, was zu Honos (Ehre) führt, speziell militärische Tapferkeit

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