Geldlogik - Kartenvariante MoneyMuseum

Page 1


Tauschmi)el


Tauschmi)el Mit dem Tauschmi.el Geld kaufen die Menschen all das, was sie zum Leben benö:gen. Sie bezahlen damit Lebensmi.el, Kleidung, eine Wohnung, Bahnkarten oder Benzin für ihr Auto und vieles mehr. Um das tun zu können, müssen sie über Geld in der jeweiligen Landeswährung verfügen. Wa r e n t a u s c h , Z e i . a u s c h o d e r d a s Überlassen von Dingen, ohne dafür etwas zahlen zu müssen, sind Ausnahmen – nicht die Regel. Geld ist somit das alleinige, universale Zahlungsmi)el, das gesetzlich festgelegt ist.


Wert


Wert Etwas kaufen heisst: Wir zahlen den für eine Ware geforderten Preis in Geld und bekommen dafür diese Ware. In diesem Moment wird die Ware dem dafür gezahlten Geldbetrag gleichgesetzt. Das funk@oniert, indem wir der Ware diesen Geldbetrag (den Wert) hinzudenken. Dies geschieht inzwischen automa@sch und in der Regel unbewusst. Damit sehen wir die Dinge dieser Welt durch die Geld-Brille. Versuchen wir diese Brille abzulegen, dann wird aus dem BaHeriehuhn ein empfindsames Tier oder aus ArbeitskräNen werden Persönlichkeiten mit ihren besonderen EigenschaNen. Einen entscheidenden Unterschied gilt es zu beachten: Während Geld Wert ist, tragen Waren den Wert nur und sind auch noch die Güter, die sie sind.


Münzen


Münzen Lange Zeit, bis ins europäische Mi5elalter, war «Kaufen» ein Naturaltausch. Selbst die genormten Münzen blieben Dinge mit besDmmten EigenschaFen, die auch anderweiDg verwendet werden konnten. Sie liessen sich einschmelzen, zu einem Gerät oder Schmuckstück verarbeiten oder in einer Schatztruhe zur Seite legen. Bei der Handhabung von Münzen spielten das verwendete Material, ihr Gewicht und ihre Zählbarkeit (Normierung) eine wesentliche Rolle. Denn es galt bei einem Tausch, die angemessene Menge von dem einen Gut gegen die angemessene Menge von dem anderen Gut abzuwägen. Dieses «Angemessene» konnte nur geschätzt werden: Es ist zu wenig, es ist zu viel, es ist genug. Die abstrakte Vorstellung von Wert gab es noch nicht. Das Abwägen geschah unmi5elbar an den Dingen selbst. Dabei dienten nicht nur Münzen als Tauschmi5el, vieles andere war in Gebrauch – von Gefässen über Möbel bis hin zu Tieren.


Wert - Wert als reines Quantum


Wert

Wert als reines Quantum Erst mit dem Au-ommen einer flächendeckenden Geldwirtscha:, in der Geld zum universalen Zahlungsmi@el wurde, kam es zur Vorstellung von Wert. Die TauschfunkFon ha@e sich vom Material der Münzen gelöst. Damit hat das Tauschmi@el die Sphäre von Gütern und Dienstleistungen verlassen und sich in ein Tauschmedium verwandelt, das selbst substanzlos ist. Beim Tausch werden auf der einen Seite plötzlich keine Dinge (genormte Metallstücke) mehr gezählt, sondern reine Quanten. Dieses reine, beliebig unterteilbare Quantum ist der Wert, der mit dem Geld in die Welt gekommen ist. Geldwert ist ein leeres Bezugssystem, an dem die Waren wie an einem Massstab gemessen werden. Damit hängen wir Menschen von etwas ab, das nicht als Ding exisFert. Indem Menschen mit Geld auf die zum Leben notwendigen Dinge zugreifen müssen, enUaltet es seine Wirkung. Würden die Ke@en von KauWandlungen ausgesetzt, wären Zahlen auf dem Konto einfach Zahlen oder Geldscheine wären nutzloses Papier.


Na#onalstaaten


Na#onalstaaten Damit Geld als reines Bezugssystem, funk6oniert, müssen die Menschen es fortlaufend und zuverlässig verwenden. Dafür sorgen die Na6onalstaaten, die ihre jeweiligen Landeswährungen als gesetzliches und alleiniges ZahlungsmiDel festlegen und miDels Gesetze, Gerichte, Polizei und wenn nö6g mit Hilfe des Militärs die Einhaltung dieses Geldmonopols durchsetzen. Denn die Na6onalstaaten sind in ihrer Existenz ebenso abhängig vom Geld, wie es ihre Einwohnerinnen und Einwohner sind.


Eigentum


Eigentum Geld wird immer für etwas gezahlt, das jemandes Eigentum ist. Damit Menschen Ware gegen Geld tauschen können, müssen sie zuerst ausschliesslich darüber verfügen – sowohl über die Ware als auch über das Geld. All die Dinge, die es gibt, stehen nur da zur Verfügung, wo das Geld dafür vorhanden ist. Ohne Geld stehen sie nicht zur Verfügung, obwohl es sie gibt. Umgekehrt finden nur diejenigen Waren Verwendung, die eine Käuferin finden. Waren, die keinen Käufer finden, sind durch die Geld-Brille betrachtet nutzlos und werden häufig vernichtet. Daraus resulKert über die gesamte WirtschaL betrachtet: Bei denjenigen, die Geld haben, erzeugt Geld Überfluss. Bei denjenigen, die kein Geld haben, erzeugt Geld Mangel. Man denke zum Beispiel an die übervollen Regale in den Supermärkten oder generell an die Verschwendung von LebensmiTeln – während im globalen Süden Menschen hungern, weil die LebensmiTelpreise im Verhältnis zu ihrem Einkommen zu hoch sind.


Verfügungsmacht


Verfügungsmacht Um an Geld zu kommen, verkaufen Menschen in der Regel, was sie herstellen oder was sie leisten. Dabei nehmen sie in Kauf, dass andere Menschen über sie und ihre Lebenszeit verfügen. Umgekehrt verfügen dieselben Menschen, wenn sie beispielsweise im Supermarkt einkaufen, über die Menschen, welche die Waren hergestellt, transporDert und zur Auswahl bereitgestellt haben. Sie müssen diese Menschen nicht kennen und wissen in der Regel auch nicht, unter welchen Bedingungen sie gearbeitet haben. Zudem müssen Menschen in einem geldbasierten System Dinge tun, die sie sonst nicht tun würden. Wer würde sonst auf die Idee kommen, acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche die immer gleiche monotone TäDgkeit auszuüben? Wer würde, wider alles Wissen um die KlimaproblemaDk, weiterhin fruchtbares Ackerland und Wälder in Industriebrachen verwandeln?


Konkurrenz


Konkurrenz Wer Geld braucht, braucht das Gleiche wie alle anderen. Durch das Geld treten die Menschen in Konkurrenz miteinander: um das Geld anderer, gegen die anderen, für sich. Spätestens auf der Suche nach einer Arbeitsstelle oder beim Beschaffen eines Betriebskredites für das eigene Start-upUnternehmen werden sie mit dieser Konkurrenz konfronGert. Weiter angetrieben wird die Konkurrenz durch das notwendig entgegengesetzte Interesse von Käuferin und Verkäufer. Die Käuferin versucht Ware für möglichst wenig Geld zu bekommen, der Verkäufer versucht für seine Ware möglichst viel Geld zu erhalten. Die Konkurrenz um Geld vollzieht sich zwischen den einzelnen Menschen, die sich auf dem Markt behaupten müssen. Das Gleiche geschieht zwischen Berufsständen, Unternehmen, zwischen Gemeinden, Städten, Regionen, Staaten und Staatenblöcken.


Wachstum


Wachstum Seit die Menschen im westlichen Mi/eleuropa im Übergang vom Mi/elalter zur Neuzeit von Geld als einem universalen Zahlungsmi/el abhängig geworden sind, müssen sie darauf achten, dass sie mehr Geld einnehmen, als sie für dessen Beschaffung aufgewendet haben. Wenn zum Beispiel ein Bäcker vom Müller Mehl kauF und damit seine Brote backt, muss er mehr dafür verlangen, als er für das Mehl und alle weiteren Aufwendungen ausgegeben hat. Sonst käme er auf null raus und es bliebe ihm nichts, um sich beispielsweise Gemüse auf dem Markt zu kaufen. Menschen, die über Lohnarbeit zu ihrem Geld kommen, hängen vom erfolgreichen GeschäFsgang, sprich von den Gewinnen, ihrer Arbeitgeberinnen ab. Gehen diese Pleite, verlieren sie ihren Arbeitsplatz und damit ihr Geldeinkommen. Selbst die Staaten hängen in ihrer Existenz von den erfolgreichen GeschäFen, der in ihrem Hoheitsgebiet angesiedelten Unternehmen ab und sorgen daher für entsprechende Rahmenbedingungen, damit die WirtschaF wachsen kann.


Kredit


Kredit Der Wert des modernen Geldes liegt nicht im Geld selbst, sondern im Zugriff auf die Dinge, die für die Menschen von Bedeutung sind. Es ist wie das Gold, das noch im Boden liegt, auf das Mephisto in Goethes Faust verweist, als er dem König das «Zeichengeld» vorschlägt. Das Zeichengeld stellt einen Anspruch auf zukünKige Werte dar. In diesem Sinn ist Geld als einzulösender Kredit angelegt. Das hat zur Folge, dass die KeNen von KauOandlungen so lange nicht abbrechen dürfen, als das Geld als solches bestehen soll. Einmal in Gang gekommen, verlangt diese Dynamik danach, zurückgezahlte Kredite sogleich durch neue zu ersetzen, damit der Zugriff auf benöQgte Dinge gewährleistet bleibt.


Finanzwirtscha,


Finanzwirtscha, Kreditbasiertes Geld und dessen systembedingte Wachstumsdynamik erfordert einen exponen;ell ansteigenden Bedarf an Mehrwert (Gewinne). Die in einer endlichen Welt vorhandenen Ressourcen können diesen Bedarf niemals decken. Deshalb kommt es zur Expansion in die FinanzwirtschaI. Denn ein Geldgewinn durch Waren, der erst für später erwartet wird, lässt sich in Form von Wertpapieren vorwegnehmen. Der Wert dieser Papiere steigt oder fällt mit der Höhe der Gewinnerwartung. Jeder Wert, den ein Papier auf diese Weise darstellt, kann jeweils wieder zum Gegenstand einer Gewinnerwartung werden – in einem weiteren, derivierten Finanz;tel (lateinisch derivare = ableiten). So potenziert sich der ursprünglich erwartete Geldgewinn immer weiter. Letztlich bleiben jedoch all diese Papiere an die Einlösung der ursprünglichen Gewinnerwartung gebunden. Fällt diese weg, lösen sich alle darauf bezogenen verbrieIen «Werte» in LuI auf.


Denkform


Denkform Mit dem Au*ommen von Geld als dem einen universalen Zahlungsmi6el wird den Menschen eine historisch bedingte Denkleistung abverlangt. Das heisst, diese Denkleistung ist den Menschen nicht angeboren. Sie haben sie sich im alltäglich notwendigen Umgang mit Geld angeeignet. Beim Kaufen und Verkaufen wird Geld als reine Menge (ohne eigenen Inhalt) mit ganz unterschiedlichen Waren (der Inhalt schlechthin) in Beziehung gesetzt. GleichzeiJg werden dabei Geld und Ware strikt auseinandergehalten: Reine Menge kann nicht inhaltlich besJmmte Ware sein – inhaltlich besJmmte Ware kann nicht reine Menge sein. Wenn wir versuchen, uns ein solch abstraktes Ausschliessungs-Verhältnis vorzustellen, kann uns schwindlig werden. Trotzdem vollziehen wir diesen AbstrakJonsschri6 rouJniert und ohne, dass wir ihn bemerken (Denkreflex). Wir wenden ihn sogar dort an, wo es nicht um die Handhabung von Geld geht. Beispielsweise in den modernen NaturwissenschaUen. Mit dieser Denkform werden einzigarJge Dinge und empfindsame Lebewesen als reine (inhaltslose) Daten gesehen, um mi6els dieser Daten wiederum auf die Natur (als das inhaltlich BesJmmte) Schlüsse zu ziehen. Erst dadurch werden natürliche Phänomene zerlegbar, analysierbar und kontrollierbar. Wenn Entscheidungen getroffen werden, ist es in der Regel diese datenbasierte Wahrnehmung, die ausschlaggebend ist und nicht das, was wir dabei sonst noch denken und empfinden.


Commoning auf dem Land: Die Fuchsmühle


Commoning auf dem Land: Die Fuchsmühle Die Fuchsmühle ist eines von mehreren Häusern, welches im deutschen Waldkappel gemeinscha=lich belebt wird und dem Leerstand und dem demographischen Wandel auf dem Land durch das Bilden selbstorganisierter kollekBver Strukturen entgegenwirken möchte (commoning). Das Miteinander der Fuchsmühle basiert auf freiwilligem Beitragen – ich kann beispielsweise das MiJagessenkochen übernehmen oder in der Gartenschicht mitarbeiten. So entsteht ein dezentrales bedürfnisorienBertes Netzwerk, das Ressourcen und Wissen teilt. Ziel ist es, dass sich dieses Netzwerk in die Region einfügt und nicht von ihr abgrenzt. Innerhalb der Fuchsmühle gibt es zudem eine geteilte Ökonomie, das heißt die Einkommen der Bewohner*innen fließen auf ein Konto und können von ihnen je nach Bedarf genutzt werden. www.fuchsmühle.org


Bewegung: Verantwortung ERDE Villach


Bewegung: Verantwortung ERDE Villach Die Verantwortung ERDE ist eine dezentrale Bewegung in Villach, Österreich, welche die bestehenden Krisen zum Anlass nimmt, um ihren Lebensraum und ihre Lebensbedingungen selbst zu gestalten. Durch das Etablieren geldlogikfreier Kreisläufe entsteht vor Ort ein Versorgungszusammenhang, der auf Schenken und Beitragen basiert. Die vorherrschende Geldlogik wird somit zugunsten anderer Formen des Miteinanders aufgebrochen. Diese Umgangsweise entstand aus der Praxis heraus und ermöglicht es allen Interessierten auf ihre ganz eigene Weise teilzuhaben - mit und ohne Geld. www.verantwortung-erde.org


Eigene Erfahrungen


Eigene Erfahrungen


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.