Soll und kann die SNB eine Wechselkurspolitik betreiben? Thomas Straubhaar
Stark überarbeitete Fassung eines Referats im Rahmen des Money Forums der Sunflower Foundation vom 4. Februar 2015 in Zürich
Retter oder Totengräber der Schweizer Wirtschaft? War die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), den im September 2011 festgeschriebenen Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro aufzugeben, unverzichtbar oder unverantwortbar? Hart treffen die Urteile aufeinander. Für die Befürworter ist die Rückkehr zu einer eigenständigen schweizerischen Geldpolitik die einzig richtige Antwort angesichts der gewaltigen Risiken, die den Euro-Raum und die Europäische Zentralbank bedrohen: 1. Erstens ist unsicher, ob die europapolitischen Geisterfahrer aus Athen weiterhin einen Konfrontationskurs verfolgen, den Crash mit den übrigen Euro-Ländern provozieren und so einen einen Austritt Griechenlands aus dem Euro-Raum herbeiführen. 2. Zweitens orientieren sich andernorts in Europa radikale Protestparteien am griechischen Vorbild. Die Podemos-Bewegung in Spanien hofft, dass sie in Madrid durchsetzen kann, was Syriza in Athen anstrebt, nämlich die verhassten Spardiktate aus Frankfurt, Brüssel und Berlin loszuwerden. 3. Drittens hat die EZB am 22. Januar beschlossen, die Märkte mit einer zusätzlichen Geldschwemme in Höhe von 1,14 Billionen Euro zu fluten. Bei einer so gigantischen Menge neu gedruckter Euro-Noten ist es offensichtlich, dass der Euro eher zur Schwäche als zur Stärke neigen wird, was wiederum die SNB zwingen würde, weitere Milliarden von Euro zu kaufen, um den Kurs zu stützen. 1 von 6
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