VIKTOR BRINGS Die Schönheit des Ungesehenen – 2009
VIKTOR BRINGS
Die Schönheit des Ungesehenen
INHALT Wirtskörper Janek Brings Geschäftsführer coophoto
Unnatürlich Dr. Tido Strauß Forschungsinstitut für Ökosystemanalyse und -bewertung (gaiac) RWTH Aachen University
Anfänge Viktor Brings Künstler
02
Wirtskörper Janek Brings Geschäftsführer coophoto
Es ist ein Ding der Unmöglichkeit und sollte hier nicht thematisiert werden. Dennoch, der gleiche Nachname verrät unsere familäre Konstellation bereits während der Begrüßung. Und im Grunde macht es auch nichts: Ich zeige sowieso nur Kunst, zu der ich ein intimes Verhältnis habe. Das ist bei meinem Vater nicht immer der Fall gewesen. Als ich ein kleiner Junge war, da war es mir regelrecht peinlich einen Künstler zum Vater zu haben und somit nicht einer Kaste anzugehören von der sich unkomplizierter und cooler auf dem Pausenhof der Schule berichten ließ. Ich mochte es nicht eine Welt zu vertreten, die ich niemals von selbst betreten hätte, eine Welt die einfach da war (immer ein Stück vor meiner eigenen) und die sich so andauernd und vehement in mein Leben einmischte das sie es geschafft hat bis Heute ihren Platz dort zu verteidigen. Zwischen Radierung, Zeichnung, Malerei und Objekten sprang damals die unbändige und zügellose visuelle Kraft, Neugier und materielle Lust meines Vaters hin und her um mit akribischer Perfektion und ausdauernder Leidenschaft kleinste Dinge zu Großem zu ordnen. Wie Kurt Schwitters die Straßen der Stadt Hannover abwanderte, zog mein Vater in der Natur auf Beutezug. Alles an Formen spricht zu ihm. Auch huete noch. Ich möchte nicht einen Tag mit seinem Kopf leben und diesen Aufforderungen folge leisten, für ihn allerdinges ist es kein Problem. Er liebt dieses Spiel, das von Zuruf und Antwort lebt. Finden und erfinden liegen nahe beinander. Die daraus sich generierenden mentalen und realen Landschaften begannen sich vor mir auszubreiten und wurden langsam so normal für mich wie der Spaziergang in der Eifel, den wir fast jedes Wochenende gemeinsam unternahmen. Manchmal wurde aus seinem Spiel auch ein Zoo zum spielen für mich, oder ein speziell gravierter Indianergürtel oder eines seiner „Kästchen“ mit bewunderswertem Inhalt. Ich wuchs also als Flaneur in der künstlerischen Welt meines Vaters auf, deren Inventar anderen Menschen befremdlich erscheinen mußte (oder
–6–
besonders, wenn sie es kauften) und versuchte hier und dort meinen Claim abzustecken. Durch den Versuch ihm zu folgen, Dinge zu teilen, das Teilen in Worte zu fassen und aus diesen Worten wieder etwas zu bauen, wurde ich letztlich vielseitig und das habe ich ihm zu verdanken. Also: Danke! In dem Versuch ihn zu imitieren scheiterte ich. Aber das war nur zum Guten. Ich konnte ich selber werden. Was aber blieb war die Ablehnung der Kunst meines Vaters. Circa um 2006 konnte ich mich versöhnen. Mit den ersten Blicken auf die Fotogramme war mir klar: Endlich ein tiefes Thema, eine gelungene Ästhetik, eine besondere Form, ein Medium das mir liegt und eine intellektuelle Form die ausreichend Tiefe nach links und rechts bietet. Wir konnten wieder beginnen zu spielen. Egal wie dieses Spiel ausgeht, es ist eines der wichtigsten Dinge in meinem Leben alte Spuren wieder aufzunehmen und ein Stück zu gehen. Das ist das wunderbare daran, beide Akteure haben ausreichend Vertrauen ineinander, es ist wie früher aber gänzlich ohne Nostalgie und es macht Spaß sich professionell zu begegnen. Zur Struktur dieses Buches. Zehn Motive der ersten Serie waren in der Ausstellung der Bremer – GIM, Galerie im Medienhaven in 2009 zu sehen. Dies war der Anlaß für die Publikation und für das weiterarbeiten. Hieraus entstand die zweite Serie, die sich noch spielerischer, mutiger und selbstbewußter zeigt. Zwischen diesen Serien gibt es einige Seiten Chaos. Etwas anderes ist zu sehen. Weshalb? Der Schweizer Max Grüter bestückt das Google Warehouse mit seinen Modellen für die Schnittstelle der googlespezifischen Software SketchUp. Im Google Warehouse treffen sich all diejenigen die Modelle der realen Welt nachbauen um sie im Warehouse zur Verfügung zu stellen. Googles Traum ist der einer nachplastizierten Googlewelt die sich mittels der Schnittstellen Google Earth etc. betreten lässt. Ein interessanter Gedanke. Max Grüter bedient diese Welt mit seinen eigenen Figuren. Diese lassen sich herunterladen und in SketchUp modifizieren und natürlich wider exportiern.
–8–
Plastik oben links: H 9 cm, ø 6,5 cm, 2009 unten rechts: H 7,5 cm, ø 13 cm, 2009
–9–
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 10 –
Plastik 03 Höhe, Breite, Jahr
– 11 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 12 –
Plastik H 12,5 cm, ø 11,5 cm, 1999
– 13 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 14 –
– 15 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 16 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 17 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 18 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 19 –
02
Unnatürlich Dr. Tido Strauß Forschungsinstitut für Ökosystemanalyse und -bewertung (gaiac) RWTH Aachen University
Wenn ich als Biologe die Fotogramme von Viktor Brings betrachte, fühle ich mich an den phantastischen Formenreichtum einzelliger Planktonorganismen erinnert, die seit ihrer Entdeckung durch ihre komplexen und häufig ausgesprochen ästhetischen Formen beeindrucken: Regelmäßig durchlöcherte Strukturen lassen an die bizarren mineralischen oder organischen Panzer und Skelettteile von Einzellern, an marine Dinoflagellaten, Foraminiferen und Radiolarien denken. Milchig-weiße Partien hingegen erinnern den Betrachter an Weichteile mehrzelliger Tiere, etwa an Verdauungsorgane oder Drüsengewebe gelatinöser Quallen und Larven wirbelloser Tiere. Die Ästhetik der sich klar von dem dunklen Hintergrund abhebenden Figuren ähnelt Darstellungen rasterelektronenmikroskopischer Verfahren mit ihrer hohen Detailschärfe. Andererseits erscheint die geringe Tiefenschärfe der Fotogramme auch als ein Merkmal lichtmikroskopischer Darstellungen kleiner Organismen bei hoher Vergrößerung. Aber was fasziniert uns gleichermaßen an diesen Formen, seien sie nun künstlich oder natürlich entstanden? Schönheit wird häufig bei organisch hoch differenzierten, filigranen Strukturen mit klar erkennbaren Symmetrieebenen und -achsen sowie hoher geometrischer Ordnung empfunden. Dabei verhindern leichte Unregelmäßigkeiten, dass die geometrischen Muster technisch und monoton erscheinen. Seltene und fremdartig wirkende Objekte wecken zudem unsere Neugier. Diese Attraktivität ist sowohl für Wissenschaftler als auch für viele Künstler eine starke Motivation, sich überhaupt mit ihnen auseinanderzusetzen. Als eine grundlegende Gemeinsamkeit erscheint insofern der Umstand, dass in beiden Disziplinen die Entdeckung von Ordnung und
– 20 –
Gesetzmäßigkeiten auf der einen sowie die Abweichung und Vielfalt auf der anderen Seite oft als ästhetisches Erlebnis der Erkenntnis empfunden wird. Ein wichtiger Aspekt wissenschaftlichen Arbeitens ist die direkte Anschauung. Kleinstlebewesen, wie Organismen des Planktons, sind allerdings nur mit Hilfe mikroskopischer Instrumente sowie bildgebender Verfahren darstellbar. Durch methodenbedingte Verfremdungen weisen die so gewonnenen Abbildungen daher eine ganz eigene Ästhetik auf und sind eher als eine Inszenierung der Realität als ihre naturgetreue Abbildung anzusehen. Somit müssen sie interpretiert und die zugrundeliegende Wirklichkeit aus ihnen rekonstruiert werden. Viktor Brings schafft Formen, die auf den ersten Blick in ihrer Skurrilität von realen Objekten kaum zu unterscheiden sind und mit der Faszination des Möglichen spielen. Die Fotogramme suggerieren - je nach Kontext und Erwartungshaltung des Betrachters - wissenschaftliche Relevanz. (Die Vorstellung, sie eingeschmuggelt in naturwissenschaftlichen Fachzeitschriften wiederzuentdecken, gefällt mir!) Da sich diese kunstvollen Gebilde jedoch einer eindeutigen biologischen Klassifizierung entziehen, werde auch ich als wissenschaftlich geschulter Betrachter immer wieder auf ihre ästhetische Dimension zurückgeworfen. Dabei schmälert mein Wissen um die Künstlichkeit dieser Objekte keineswegs ihren Reiz. Und zugleich wird mir das Phantastische tatsächlich existierender Organismen noch einmal deutlicher bewusst.
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 22 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 23 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 24 –
– 25 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 26 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 27 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 28 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 29 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 30 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 31 –
03
Anfänge Viktor Brings Künstler
Der Junge. Anfang der 60er Jahre. Ein Sommernachmittag im Norden der Eifel. Ein Haus. Das Fenster der Küche ist weit geöffnet. Durch die halb heruntergelassenen Holzjalousien fallen Lichtstreifen auf den Tisch. Der Junge sitzt vor einer Kiste aus hellem Holz. Er macht das nicht oft, nur manchmal, wenn er sicher ist, nicht gestört zu werden, holt er sie aus ihrem Versteck. Langsam, ganz langsam hebt er den Deckel hoch. Vor ihm jetzt, all seine Schätze, durch eingeklebte Pappstreifen geordnet und unterteilt in kleine Gefache. Ein längliches für die Federn, mehrere kleine für die Schneckenhäuser, Muscheln und Eteine, die Wirbelknochen, die aufgerollte Haut einer Ringelnatter, den Hauer eines Ebers, Schädel eines Vogels und eines Eichhörnchens, Stachelschweinborsten, ein toter Nashornkäfer, der Backenzahn einer Kuh, eine versteinerte Muschel, ein Bernsteinbrocken und in einem sehr kleinen Fach, ein Wattebausch auf dem einige Pyritkristalle liegen. Seine Naturaliensammlung. Meist hat er diese Dinge selbst gefunden aber einige sind auch Geschenke oder eingetauscht gegen anderes z. B. Comic Hefte. Still und andächtig sitzt er da. Der Blick des Jungen schweift über dei Dinge vor ihm. Er ist glücklich – nicht das alles zu besitzen – nein, daß es sie überhaupt gibt: diese unglaublichen Dinge. Ein jedes berührt sein Herz auf eine andere Weise, weckt Erinnerungen – älter als er selbst, viel älter. Bilder, Stimmen und Gerüche tauchen in ihm auf und verschwinden wieder. Heute rührt er nichts an. Aber oft schon hat er diese Dinge in die Hand genommen, gestreichelt, abgetastet. Er weiß um all diese kleinen und kleinsten Details, die es daran zu entdecken gibt. Wie sie sich verändern – im hellen Licht des Tages – unter einer Lampe – in der Dämmerung. Es gibt keine „Lieblingsstücke“ – alles ist ihm gleich wichtig, gleich bedeutsam. Es nimmt ihm fast den Atem – so schön und vollkommen ist das alles. Er kann es fühlen, etwas ist jetzt mit ihm in diesem Raum und beobachtet ihn liebevoll beim Betrachten seiner Schätze. Er weiß nicht was das ist – keine Person – nein, anders; aber er mag es es, dieses Gefühl, diese nicht zu benennende Anwesenheit. Diese Anwesenheit hat ihr Wort gehalten, ihr Versprechen eingelöst. Vor ihm liegen all diese herrlichen Dinge wie ein Beweis –er kann sie sehen. Er ist glücklich.
– 32 –
Der Traum. Ein wolkenloser Himmel und das Licht eines Sommernachmittags. Vor ihm erstreckt sich ein Felsental dessen Konturen sich in der Ferne verlieren. Roter Sandstein fällt in einem sanften Winkel von beiden Flanken bis zur mit etwas Geröll bedeckten Talsohle. Er ist überrascht in etwa halber Höhe über der Sohle in dieser Wand zu stehen, auf dem Rand eines Beckens mit breiten, abgerundeten Kanten. Der Boden des Beckens ist mit Sand bedeckt und ein paar Fingerbreit mit Wasser gefüllt. Darin liegen einige merkwürdige transparente Objekte, faustgroß oder etwas mehr in unterschiedlichen Formen. Sie sind aus dünnem, durchsichtigem Material und offensichtlich natürlichen Ursprungs – nicht lebendig – Gehäuse – auf das absonderlichste gestaltet und reizvoll anzusehen. Einige der Formen ragen etwas über die Wasserfläche hinaus, andere sind etwas in den Sand eingesunken. Er bückt sich und nimmt eine in die Hand, dreht und wendet sie um sie genauer betrachten zu können. Der Umriss ist geformt wie ein Zeppelin aber sind auch Wölbungen, Einbuchtungen und Öffnungen wie große Poren. Im Innern erkennt er Trennwände welche das Objekt in der Länge in verschieden große Kammern unterteilen. Diese sind wiederum mit Öffnungen versehen, durch welche eine der Außenform entsprechende Formgestalt führt. Diese ist mit Spiralen, Bändern und Fäden organisiert. Es verschlägt ihm fast den Atem. Er hat das Gefühl dergleichen noch nie zuvor gesehen zu haben, auch hat er weder Worte noch Begriffe dafür. Als er seinen Blick von diesem Objekt löst und um sich schaut, sieht er daß die Flanken dieses Tals aus einer endlosen Anreohung solcher Steinbecken bestehen – über ihm und unterhalb, so weit er sehen kann, reihen sich diese Becken aneinander wie Treppen, und eine jede Stufe ist ein solches Becken. Mühelos steigt er diese Stufen hoch und überall erwartet ihn
Plastiken
Studie, Handskizze Bleistift Studie, Handskizze Bleistift
Studie, Handskizze Bleistift
Skizzen, Erinnerungen, Merkmale, Studien, Radierungen, Figuren, Positionen, Nebenwege, Deviprints, Näherungen, Fotografien Umwege, Proben
– 37 –
– 38 –
Studie, Skizze
Linke Seite Studie, Skizze
– 39 –
Studie, Radierung
Studie, Radierung
Rechte Seite Detail Radierung
– 40 –
Studie, Deviprint 2004
Linke Seite Detail Deviprint
– 43 –
Studie, Deviprint 2004
Studie, Zeichnung 2004
– 44 –
Studie, Zeichnung 2004
Studie, Zeichnung 2004
– 45 –
– 47 –
– 48 –
– 49 –
– 50 –
– 51 –
– 52 –
Plastik H 10 cm, ø 12 cm, 2009
– 53 –
– 54 –
– 55 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 57 –
– 58 –
Plastik Höhe, Breite, Jahr
– 59 –
– 60 –
– 61 –
– 62 –
– 63 –
– 64 –
– 65 –
– 66 –
– 67 –
– 68 –
– 69 –
– 70 –
– 71 –
– 72 –
– 73 –
– 74 –
Janek Brings Acillamet aut praesto er sectem am, quismodignit at. Rud esequi ea alis ero dolorperit ad del eum dolesse conse magna feugiam, veriuscil ipit nonsectem am zzril diat dipsustrud dolore volortio ea feugait et praessent ullum erit
Dr. Tido StrauĂ&#x; Acillamet aut praesto er sectem am, quismodignit at. Rud esequi ea alis ero dolorperit ad del eum dolesse conse magna feugiam, veriuscil ipit nonsectem am zzril diat dipsustrud dolore volortio ea feugait et praessent ullum
Viktor Brings Acillamet aut praesto er sectem am, quismodignit at. Rud esequi ea alis ero dolorperit ad del eum dolesse conse magna feugiam, veriuscil ipit nonsectem am zzril diat dipsustrud dolore volortio ea feugait et praessent ullum erit
– 76 –
– 77 –
– 78 –
– 79 –
– 80 –
– 81 –
– 82 –
– 83 –
IMPRESSUM