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100% BUER Wahl-Special

Deutschland wählt am 26. September einen neuen Bundestag

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Selten war eine Wahl so spannend! Die Ära Angela Merkel endet nach 16 Jahren, denn die 66-jährige tritt als Bundeskanzlerin nicht mehr an. Merkel hat dann so lange an der Regierungsspitze gestanden, wie es zuvor nur Helmut Kohl gelungen war. Auf jeden Fall wird nach dem 26. September, wenn der Deutsche Bundestag gewählt ist, eine neue Regierung im Amt sein. Ob Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD) oder Annalena Baerbock (Die Grünen) das politische Erbe von Angela Merkel antritt; darüber wird bei dieser Wahl entschieden. Nach jetzigen Hochrechnungen und Umfragewerten gilt der Ausgang der Bundestagswahl als so spannend, wie lange nicht mehr. Sicher scheint, dass es für keine Partei zur absoluten Mehrheit reichen wird. Im Gegenteil: Alle Meinungsforschungs-Institute sind sich im Deutschlandtrend darüber einig, dass nach der Wahl wohl eine Dreier-Koalition gebildet wird, um die Mehrheit im neuen Bundestag zu erreichen. Aber das letzte Wort haben schlussendlich die 60 Millionen Wählerinnen und Wähler.

Foto: © Deutscher Bundestag / Marco Urban

In eigener Sache • Das 100% BUER-Special zur Bundestagswahl

Auf den nächsten 12 Seiten stellen wir Ihnen alle Kandidaten/innen vor, die im Wahlkreis Gelsenkirchen direkt für ein Bundestagsmandat kandidieren und die Sie mit der Erststimme wählen können. Wir möchten an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass wir uns als City- und Lifestyle Magazin einer politischen Meinung enthalten. Das überlassen wir unseren mündigen Leserinnen und Lesern. Bei der Auswahl der Kandidaten/innen haben wir uns an den sechs Parteien orientiert, die zurzeit im Deutschen Bundestag vertreten sind: CDU/CSU, SPD, AfD, FDP, Die Linke, Die Grünen (Aufzählung nach Ranking der Sitzverteilung im Bundestag).

Allen sechs Kandidaten/Kandidatinnen der genannten Parteien wurden von der 100% BUER- Redaktion die gleichen Fragen übermittelt, die auch dankenswerterweise von allen beantwortet wurden. Natürlich soll auch – wie Sie es von uns seit über 15 Jahren gewohnt sind – der Unterhaltungsfaktor bei unserem Wahl-Special nicht zu kurz kommen, aber lesen Sie selbst. [CR]

Laura Rosen

27 Jahre ledig, keine Kinder Finanzbeamtin

Welche berühmte Persönlichkeit würden Sie gern treffen? Ich mag den Austausch mit Menschen im Allgemeinen. Insofern sticht keine Persönlichkeit besonders heraus – sonst würde ich mich bemühen, genau diese zu treffen.

Welches Buch lesen Sie gerade? Einen Krimi aus der „Oxford Team Room“ Reihe. Ganz leichte Lektüre – genau das Richtige in stressigen Wahlkampfzeiten.

Welches ist Ihr Lieblingsplatz in Gelsenkirchen? Den einen bestimmten Lieblingsplatz gibt es nicht. Ich bin gern in den Parks und Grünanlagen, aber auch in der Innenstadt und auf den Feierabendmärkten.

Was macht GE Ihrer Meinung nach so liebenswert? Gelsenkirchen ist eine Stadt, die von den Menschen, die in ihr wohnen, lebt. Mir gefällt die Art der Menschen und des gesellschaftlichen Zusammenhalts mit all seinen Herausforderungen.

Was machen Sie in Ihrer – als Politikerin sicher nicht so häufigen – Freizeit besonders gern? Am liebsten treibe ich Sport: Ich jogge und tanze sehr gern. Aber auch mit Freunden die lokale Gastronomie unterstützen darf nicht zu kurz kommen.

Welche Art von Musik hören Sie gerne? Alles, was gute Laune macht!

Können Sie sich mit drei Worten beschreiben? Engagiert, zielstrebig und dickköpfig, wenn ich von einer Sache überzeugt bin.

Die Corona-Krise hat auch in der Stadt Gelsenkirchen den Einzelhandel und die Gastronomie stark getroffen. Wie kann man Ihrer Meinung nach diesen beiden wichtigen Wirtschaftszweigen vonseiten der Bundespolitik helfen? Gastronomie und Einzelhandel sind Bereiche, die von der CoronaKrise besonders betroffen sind. Gleichzeitig ist die Gastronomie für das gesellschaftliche Leben unersetzbar. Schon während der letzten Schließungen haben Gastronomie und Einzelhandel finanzielle Unterstützung aus Berlin erhalten. Um den Branchen jetzt wieder auf die Beine zu helfen, braucht es vor allem auch Anreize beispielsweise steuerlicher Natur.

Wir stellen aber auch fest: Wenn die pandemische Lage es zulässt, nehmen Bürgerinnen und Bürger das gastronomische Angebot gern an. Es muss also unser gemeinsames Anliegen sein, ein solches Angebot zu erhalten. Ein weiterer Lockdown sollte auf jeden Fall vermieden werden, damit Gastronomie und Einzelhandel nicht über Gebühr belastet werden.

Alarmstufe Rot auch in der Kultur- und Eventbranche. Die Szene leidet massiv unter Covid-19. Auch hier die Frage an Sie: Kann man diesen Bereich möglichst schnell wieder beleben? Wenn ja, welche Ideen haben Sie dazu? Wichtig wird hier sein, in Zukunft Planungssicherheit zu schaffen. Geplante Events wieder absagen zu müssen schmerzt jedem Beteiligten. Allerdings muss umgekehrt das Infektionsgeschehen eine entsprechende Durchführung zulassen. Rahmenbedingungen zu schaffen, die unsere fortlaufenden Erkenntnisse in Sachen Pandemie auch in möglichst smarte Regeln verpacken und so das Maximum an gesellschaftlichem Leben bei gleichzeitigem Infektionsschutz rauszuholen, wird die Kunst der nächsten Monate sein.

Daneben muss man der Kultur – und Eventbranche den Wiedereinstieg so leicht wie möglich machen: Für die Durchführung von Events braucht es möglichst geringen bürokratischen Aufwand für die Durchführung und ein möglichst niederschwelliges Angebot zur Teilnahme an solchen Veranstaltungen.

Selbstverständlich wird hier auch an vielen Stellen finanzielle Unterstützung für einige Projekte notwendig werden. An dieser Stelle zu investieren ist jedoch eine Herzensangelegenheit: Nur mit einer ausgeprägten und vielfältigen kulturellen Landschaft bleibt eine Stadt nachhaltig lebenswert.

Gelsenkirchen leidet bundesweit unter der medialen Stigmatisierung #401. Wo würden Sie ansetzen, um das zu ändern? Gelsenkirchen hat sicherlich unterschiedliche Probleme, die es anzugehen gilt. Dass Gelsenkirchen nicht so schlecht ist wie sein Ruf, ist uns allen klar – die bereits geschaffenen Vorurteile zu widerlegen, schaffen wir am besten, in dem wir die bestehenden Problemstellungen angehen und lösen.

Ein häufiges Problem vor Ort sind hierbei vor allem wilde Müllkippen und verwahrloste Straßenzüge, die in der Außenwahrnehmung naturgemäß deutlich auffallen, auch bedingt durch einen geballten Zuzug aus Südosteuropa.

Hier hilft vor allem: Konsequent abreißen oder massiv sanieren. Das ist angesichts der Eigentumsverhältnisse in jedem Einzelfall immer ein Problem. Aber in den letzten Monaten kommt so langsam etwas Drive in das Thema – viel mehr PS auf die Straße kriegen wir aber sicher nur mit einem Mehr an Unterstützung und den nötigen Rahmenbedingungen aus Berlin.

Aber auch im Bereich Wirtschaft gilt es anzupacken: Wir müssen für Unternehmen als Standort wieder interessant werden und die Innenstädte vor Ort so stärken, dass sie für möglichst viele Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener und auch überregional wieder attraktiv werden.

Zusatzfrage: Als Magazin aus Buer möchten wir abschließend wissen: Ist Buer etwas Besonderes für Sie? Auch wenn ich als gebürtige Schalkerin aus dem Gelsen kirchner Süden komme, weiß ich natürlich um die Bedeutung von Buer für unsere gemeinsame Stadt. Auch privat bin ich selbstverständlich in Buer unterwegs. Am Ende gilt aber: Unsere Stadt als Gesamtes ist etwas Besonderes für mich und liegt mir sehr am Herzen.

Markus Töns

57 Jahre geschieden, drei Kinder Politikwissenschaftler

Welche berühmte Persönlichkeit würden Sie gern treffen? Gerne Steven Spielberg (Regisseur), um mit ihm über Filme und das Kino zu reden.

Welches Buch lesen Sie gerade? „Es geht ein Zug von der Gare du Nord“ von Fred Vargas. Eine spannende Krimireihe, die in Paris spielt. Eine interessante Stadt.

Welches ist Ihr Lieblingsplatz in Gelsenkirchen? Gelsenkirchen hat viele schöne Plätze. Die Feierabendmärkte sind ein tolles Angebot.

Was macht GE Ihrer Meinung nach so liebenswert? Gelsenkirchen ist echtes Ruhrgebiet. Die Menschen sind gradlinig und herzlich. Die Stadt hat viele schöne Ecken, ist sehr grün und vielfältig; über Sport bis zu Kultur.

Was machen Sie in Ihrer – als Politiker sicher nicht so häufigen – Freizeit besonders gern? Ich koche gerne für meine Kinder und meine Freunde. Die gemeinsamen Familienabende sind mir besonders wichtig. Und natürlich gehe ich mit meiner Leidenschaft für den FC Schalke 04 „auf Schalke“.

Welche Art von Musik hören Sie gerne? Ich höre unterschiedliche Musik. Das hängt von meiner Stimmung ab. Aber Dire Straits mit Mark Knopfler, Pink Floyd aber auch Frank Sinatra (the Voice) gehen eigentlich immer. wendige Nutzungsänderungen mitgestalten zu können, unter anderem durch eine Mietpreisbegrenzung, einen Mieterschutz im Gewerbeimmobilienbereich, durch Konzepte zur Revitalisierung von Standorten. Im Vergleich ist Deutschland besser durch die Pandemie gekommen als andere Staaten, dennoch geht die Krise mit der Zeit auch der Gastronomie und dem Einzelhandel an die Substanz. Ziel muss es sein, Strategien zu entwickeln, die das Sterben unserer Innenstädte und Ortskerne aufhalten. Vielmehr sollen Orte der Nutzungsvielfalt, Kommunikation und Lebensqualität erhalten bleiben und weiter gestärkt werden. Dazu muss der bisherige Förderansatz erweitert werden, um eine nachhaltige Stabilisierung unserer Innenstädte und Ortskerne zu erreichen.

Alarmstufe Rot auch in der Kultur- und Eventbranche. Die Szene leidet massiv unter Covid-19. Auch hier die Frage an Sie: Kann man diesen Bereich möglichst schnell wieder beleben? Wenn ja, welche Ideen haben Sie dazu? Insbesondere die Kultur- und Eventbranche haben eine herausragende Bedeutung für unsere Stadt. Für die Bürgerinnen und Bürger sind sie Teil einer wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Lebenswelt. Ein Aspekt, um wieder in eine Normalität zurückzukehren ist, dass die Impfbereitschaft weiter konstant bleibt und mit der 3G-Regel Öffnungen und Veranstaltungen möglich sind. Vielmehr geht es aber auch um Planungssicherheit, hier setzt der Sonderfond des Bundes für Kulturveranstaltungen an. Er unterstützt Wiederaufnahme und Planbarkeit von Kulturveranstaltungen mit zwei zentralen Bausteinen: Eine Wirtschaftlichkeitshilfe soll dabei helfen, kleinere Veranstaltungen unter Corona-bedingten Einschränkungen wirtschaftlich realisierbar zu machen. Zudem wird eine Ausfallabsicherung für größere Kulturveranstaltungen bereitgestellt, die im Falle Corona-bedingter Absagen, Teilabsagen oder Verschiebungen von Veranstaltungen einen Teil der Ausfallkosten durch den Fond übernimmt.

Gelsenkirchen leidet bundesweit unter der medialen Stigmatisierung #401. Wo würden Sie ansetzen, um das zu ändern? Wir alle müssen zusammen raus aus dieser negativen Betrachtung. Alle heißt für mich Politik, die Stadt, aber auch die Gelsenkirchener und Gelsenkirchenerinnen. Gelsenkirchen ist eine schöne Stadt und hat unheimlich viel zu bieten über Kultur, Gastronomie, Sport und Naherholung sowohl im Norden als auch im Süden der Stadt.

Können Sie sich mit drei Worten beschreiben? authentisch, ehrlich, entscheidungsstark

Die Corona-Krise hat auch in der Stadt Gelsenkirchen den Einzelhandel und die Gastronomie stark getroffen. Wie kann man Ihrer Meinung nach diesen beiden wichtigen Wirtschaftszweigen vonseiten der Bundespolitik helfen? Durch die Corona-bedingten Schließungen hat der Onlinehandel einen regelrechten Boom erlebt und deutlich zugenommen. In Zukunft muss es darum gehen, dass wir die Städte dabei unterstützen, Innenstädte und Ortskerne lebendig zu halten und not-

Zusatzfrage: Als Magazin aus Buer möchten wir abschließend wissen: Ist Buer etwas Besonderes für Sie? Ich selbst komme aus dem Gelsenkirchener Süden und bin dort auch aufgewachsen. Meine erste Erinnerung, die ich mit Buer verbinde und die für mich auch etwas Besonderes ist, war der Besuch meiner „Oma-Buer“. Wir nannten sie so, weil fast alle ihre Enkel im Gelsenkirchener Süden wohnten. Damals saßen wir häufig im alten Dom-Café zusammen. Buer ist für mich das schlagende Herz des Gelsenkirchener Nordens, die Menschen und Akteure tragen dazu bei, diesen Stadtteil liebens- und lebenswert zu gestalten. WAHL Erst- und Zweitstimmen • Jeder Wahlberechtigte hat zwei Stimmen

In Gelsenkirchen sind, nach aktuellem Stand, ca. 170.000 Bürgerinnen und Bürger wahlberechtigt. Wählen darf jeder, der das 18. Lebensjahr vollendet hat und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Die Erststimme steht für die Wahl des Wahlkreisabgeordneten und die Zweitstimme für die Wahl der Landesliste einer Partei.

Marco Buschmann

44 Jahre verheiratet Rechtsanwalt

Welche berühmte Persönlichkeit würden Sie gern treffen? Ich liebe Filmmusik und der größte lebende Filmmusiker ist John Williams. Er hat zum Beispiel den Soundtrack zu Star Wars geschrieben. Ihn würde ich gerne mal kennenlernen.

Welches Buch lesen Sie gerade? Ich lese gerade „Time, Talent, Energie“. Dort beschreiben zwei Unternehmensberater, wie sich große Firmen von selbstgeschaffener Bürokratie befreit haben und dadurch die Motivation der Mitarbeiter enorm gestiegen ist. Das wäre auch für Deutschland ein guter Plan.

Welches ist Ihr Lieblingsplatz in Gelsenkirchen? Der Park von Schloss Berge. Da spaziere ich manchmal stundenlang, um nachzudenken, oder jogge im Park, um mich fit zu halten.

Was macht GE Ihrer Meinung nach so liebenswert? Die Menschen. Denn sie sind manchmal etwas rau, aber immer offen und gerade heraus.

Was machen Sie in Ihrer – als Politiker sicher nicht so häufigen – Freizeit besonders gern? Wenn ich Zeit habe, lese ich viel oder produziere elektronische Musik. Ich habe sogar ein kleines Soundcloud-Profil.

Welche Art von Musik hören Sie gerne? Antwort: Ich mag jede kreative Form elektronischer Musik, gute Filmmusik und Klassik.

Können Sie sich mit drei Worten beschreiben? Neugierig und hartnäckig.

Die Corona-Krise hat auch in der Stadt Gelsenkirchen den Einzelhandel und die Gastronomie stark getroffen. Wie kann man Ihrer Meinung nach diesen beiden wichtigen Wirtschaftszweigen vonseiten der Bundespolitik helfen? Überbrückungshilfe I, Überbrückungshilfe II, Überbrückungshilfe III, Novemberhilfen, Dezemberhilfen, Wirtschaftsstabilisierungsfonds, KfW-Kredite – inzwischen gibt es einen ganzen Dschungel an Corona-Hilfen. Mit Ausführungsbestimmungen, die teils über 100 DIN-A4-Seiten lang sind, ähneln die Soforthilfen in ihrem bürokratischen Charakter dem komplizierten deutschen Steuerrecht. Gerade für die kleinen Unternehmen, die durch die CoronaKrise um ihre Existenz fürchten, ist das eine zusätzliche Last. Deshalb fordern wir ein Programm mit schlanken Bestimmungen und die Einführung der negativen Gewinnsteuer, die für schnelle Liquidität bei den Unternehmen sorgt und unbürokratisch von den Finanzämtern abgewickelt werden kann. Zudem müssen wir für attraktivere Innenstädte sorgen, die attraktive Verkaufs- und Freizeiterlebnisse ermöglichen. Sonntagsöffnungen können helfen. In Buer ist das Klima zwischen Werbegemeinschaft und Stadtverwaltung leider sehr belastet. Das ist ein großer Fehler.

Alarmstufe Rot auch in der Kultur- und Eventbranche. Die Szene leidet massiv unter Covid-19. Auch hier die Frage an Sie: Kann man diesen Bereich möglichst schnell wieder beleben? Wenn ja, welche Ideen haben Sie dazu? Kultur- und Kreativwirtschaft ist Wirtschaft, aber noch viel mehr. Sie sorgt für Kreativität, für Freude, für Identität – kurz: für Lebensqualität. Die Künstler, die ich kenne, wünschen sich vor allem eines: Sie wollen wieder auftreten. Sie wollen für ihr Publikum da sein und natürlich auch damit ihren Lebensunterhalt bestreiten. Dafür gibt es mittlerweile auch verantwortungsvolle Möglichkeiten. Veranstaltungen mit Tests, Hygienekonzept und Maske sollten grundsätzlich möglich sein. Künstler sind auch häufig Solo-Selbständige. Die fielen bei den Corona-Hilfsprogrammen meist durch den Rost. Das darf nicht sein.

GE leidet bundesweit unter der medialen Stigmatisierung #401. Wo würden Sie ansetzen, um das zu ändern? Gelsenkirchen hat Probleme. Aber es nützt nichts, der ganzen Welt erzählen zu wollen, wie schwierig die Lage hier ist. Dadurch lockt man keine Unternehmen mit neuen Arbeitsplätzen und Gewerbesteuereinnahmen zu uns. Man muss die Stärken stärken. Wir liegen im Herzen NRWs. Wir haben eine exzellente Verkehrsanbindung. Wir sind Hochschulstandort. Und so manche angebliche Schwäche kann man auch in einen Vorteil umdeuten. Man kann bei uns günstig wohnen und leben. Wer sich in Düsseldorf keine Wohnung leisten kann, kann bei uns vielleicht sogar ein kleines Häuschen erwerben. Oder in die Sprache der StartUps übersetzt: Nirgendwo ist Deine „Cash Burn“-Rate so niedrig wie in Gelsenkirchen. Damit kann man werben um junge Menschen, junge Familien, die etwas gründen und sich etwas aufbauen wollen – etwa mit einer Idee, die sie an der Westfälischen Hochschule oder anderswo entwickelt haben. Die Stadt muss dafür Sicherheit, Sauberkeit und eine Verwaltung mit Service bieten. Wenn die vielen kleinen Pläne der Menschen aufgehen, dann kann auch eine ganze Stadt wieder aufblühen.

Zusatzfrage: Als Magazin aus Buer möchten wir abschließend wissen: Ist Buer etwas Besonderes für Sie? Natürlich. Ich bin auf das Max-Planck-Gymnasium gegangen, habe viele Abende im „Fuck“ und viele Nächte im „Hugo I“ verbracht. Ich habe hier viele Menschen getroffen, von denen ich viel gelernt habe. Hier habe ich die Grundlage gefunden, von der aus ich mir meinen sozialen Aufstieg aufgebaut habe. Sozialer Aufstieg ist mir auch deshalb ein politisches Anliegen. Jeder Mensch muss die Chance haben, sein eigenes Leben und das Leben seiner Familie durch eigene Leistung ein Stück besser zu machen. Politik sollte sich nicht als erstes darum kümmern, große Vermögen klein, sondern kleine Vermögen groß zu machen – etwa durch die eigenen vier Wände. Und da hakt es: Wir geben in Deutschland über eine Billion Euro für Soziales aus und sind gleichzeitig auf dem Niveau von Argentinien, was soziale Aufwärtsmobilität angeht. Wir sind das Land des sozialen Betons, obwohl wir so viel Geld für Soziales ausgeben wie kaum jemand sonst. Daher müssen wir systematisch etwas ändern, vor allem an der Ermutigungskultur.

Irene Mihalic

44 Jahre verheiratet, 2 Kinder Polizeibeamtin

Welche berühmte Persönlichkeit würden Sie gern treffen? Gene Roddenberry. Seine Star Trek-Vision von unterschiedlichen Zivilisationen, die im Universum friedlich zusammenleben, war schon immer Inspiration für mich.

Welches Buch lesen Sie gerade? Vor dem Wahlkampf habe ich begonnen „Klang des Feuers“ zu lesen. Es ist der zweite Teil einer spannenden Thriller-Trilogie von meinem früheren Polizeikollegen Mark Fahnert. Packend geschrieben und sehr gut recherchiert. Leider fehlt mir zwischen den vielen Wahlkampfterminen und meiner Arbeit im Parlament gerade die Zeit es weiterzulesen. Aber sobald es wieder etwas ruhiger wird, freue ich mich schon darauf.

Welches ist Ihr Lieblingsplatz in Gelsenkirchen? Ich bin gerne auf unseren Halden unterwegs. Oft auch mit dem Fahrrad. Von dort hat man nicht nur einen tollen Ausblick über die Stadt und das Ruhrgebiet, sondern sie zeigen mir auch bildlich den Wandel, den unsere Region schon hinter sich hat und der noch vor uns liegt. Das erdet und entspannt zugleich.

Was macht GE Ihrer Meinung nach so liebenswert? Die Vielseitigkeit der Stadt. Es gibt hier urbane Flecken und Bereiche, die fast schon kleinstädtisch sind. Außerdem gibt es hier mehr Grün, als man glaubt. Doch vor allem sind es die Leute, die hier leben. Leider hat der Zusammenhalt in unserer Stadt in den letzten Jahren stark gelitten. Ich möchte, dass sich das wieder zum Positiven ändert. Deshalb müssen wir vor allem dafür sorgen, dass unsere Stadt finanziell handlungsfähig wird, um ihre Aufgaben für die Bürgerinnen und Bürger besser zu erfüllen.

Was machen Sie in Ihrer – als Politikerin sicher nicht so häufigen – Freizeit besonders gern? Mir ist wichtig, möglichst viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen.

Welche Art von Musik hören Sie gerne? Das kommt ganz auf meine Stimmung an. Zur Entspannung eher etwas Ruhiges. Beim Joggen wird es dann rockiger. Und nach so mancher aufreibender Bundestagssitzung ist Heavy Metal genau das Richtige. Hauptsache es sind Gitarren dabei.

Können Sie sich mit drei Worten beschreiben? Emphatisch, zielstrebig, sachlich Die Corona-Krise hat auch in der Stadt Gelsenkirchen den Einzelhandel und die Gastronomie stark getroffen. Wie kann man Ihrer Meinung nach diesen beiden wichtigen Wirtschaftszweigen vonseiten der Bundespolitik helfen? Die Corona-Hilfen von Wirtschaftsminister Altmaier und Finanzminister Scholz kamen zu spät, waren chaotisch und wenig zielgerichtet. Das hat viel Vertrauen zerstört. Zusätzlich zur Verlängerung der bestehenden Hilfen, wäre eine Ausweitung des Verlustrücktrags auf vier Jahre eine wichtige Unterstützung für viele Unternehmen. Das bringt Liquidität, ist zielgenau und für den Staat vergleichsweise günstig. Wenn die Nachfrage zukünftig wieder schwächelt, können auch Kauf-vor-Ort-Gutscheine eine gute Möglichkeit sein, um Einzelhandel, Gastronomie und Kultur zu stärken. Wir müssen aber auch die tiefer gehenden Probleme betrachten. Überall stehen unsere Innenstädte vor einem Umbruch. Wir brauchen einen Städtebau-Notfallfonds von 500 Millionen Euro, eine Digitalisierungsoffensive für den lokalen Einzelhandel und ein faires und besseres Gewerbemietrecht. Wenn wir jetzt anpacken, dann können wir die Innenstädte vielfältiger, grüner und lebenswerter machen und den Handel stärken.

Alarmstufe Rot auch in der Kultur- und Eventbranche. Die Szene leidet massiv unter Covid-19. Auch hier die Frage an Sie: Kann man diesen Bereich möglichst schnell wieder beleben? Wenn ja, welche Ideen haben Sie dazu? Wir haben uns in den Verhandlungen zu den ersten Rettungspaketen für den Fonds für Solo-Selbständige und Kulturschaffende stark gemacht, stellten aber fest, dass die Hilfsmaßnahmen nur bedingt greifen. Zu viele werden zurückgelassen. Deshalb brauchen wir dringend einen eigenen Kulturrettungsfonds, der passgenau auf die Probleme der Kulturschaffenden eingeht. Außerdem sollten Soforthilfen auch zur Deckung von Lebenshaltungskosten dienen können, da viele freischaffende Kreative keine relevanten Betriebskosten haben. Die CoronaKrise zeigt wie ein Kontrastmittel, unter welchen prekären Bedingungen viele Kultur- und Medienschaffende arbeiten. Eine Lehre aus der Pandemie muss deshalb sein, dass die Kultur- und Medienbranche auf eine krisenfestere Grundlage gestellt wird. Dafür fordern wir ein „Existenzgeld“ für die Zeit der Pandemie, Mindesthonorare für Selbstständige und einen leichteren Zugang zu den Versicherungssystemen. Außerdem wollen wir verhindern, dass jemand wegen der Folgen der Pandemie aus der Künstlersozialkasse fällt.

GE leidet bundesweit unter der medialen Stigmatisierung #401. Wo würden Sie ansetzen, um das zu ändern? Es werden sich oft viel zu viele Gedanken um ein Image für die Stadt gemacht. Egal, welches Etikett wir uns in der Vergangenheit auch aufgeklebt haben, es hat nie dazu geführt, dass sich etwas positiv verändert hat. Viel wichtiger ist doch, dass unsere Stadt gut funktioniert. Das ist auch eine Verantwortung für den Bund. Wenn wir lebenswerte Innenstädte wollen, eine moderne Infrastruktur, gute Bildung, ein reichhaltiges Freizeit- und Kulturangebot, gelingende Integration, sozialen Zusammenhalt und gute Arbeit, brauchen wir einen grundlegenden Politikwechsel und eine Bundesregierung, die bereit ist, unsere Stadt zu unterstützen und für gleichwertige Lebensverhältnisse zu sorgen. Wenn wir das erreichen können, bessert sich unser Image von ganz allein.

Zusatzfrage: Als Magazin aus Buer möchten wir abschließend wissen: Ist Buer etwas Besonderes für Sie? Es wäre sicher bequem, einem Magazin aus Buer die Antwort zu geben, dass Buer der besonderste und tollste Ort überhaupt ist. Aber für mich ist es nicht nur Buer, sondern die ganze Stadt, die etwas Besonderes ist. All die Stadtteile, mit ihren Stärken wie mit ihren Schwächen, mit ihren Gemeinsamkeiten und ihren Unterschieden. Das macht für mich unser Gelsenkirchen aus.

Ergebnisse Bundestagswahl 2017 in Gelsenkirchen

Während die Wahlbeteiligung bei der letzten Bundestagswahl im Schnitt mit 76,2 Prozent errechnet wurde, lag die Beteiligung in Gelsenkirchen (Wahlkreis 123) mit 68,2 Prozent deutlich dadrunter. Man kann an dieser Stelle nur noch einmal an alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt appellieren: Machen Sie von Ihrem demokratischen Wahlrecht Gebrauch und gehen Sie am 26. September wählen!

40,0% SPD 33,5 %

WAHL

INFO

30,0%

20,0% CDU 22,4 %

AfD 17,0 %

Die Grünen 4,6 % Die Linke 7,4 % FDP 9,2 %

Freie Wähler 0,4 % MLPD 0,3 % Sonstige 5,3 %

Ayten Kaplan

51 Jahre eine Tochter Berufspädagogin

Welche berühmte Persönlichkeit würden Sie gern treffen? Ich freue mich mehr darüber, mit den Menschen unserer Stadt ins Gespräch zu kommen.

Welches Buch lesen Sie gerade? Gilgameschs Erben von Abdullah Öcalan. Öcalan ist ein brillanter Analyst und Gesellschaftskritiker. Er zeigt Wege für ein friedlicheres demokratisches Zusammenleben auf.

Welches ist Ihr Lieblingsplatz in Gelsenkirchen? Der Stadtgarten zum Spazierengehen und das dortige Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus als Erinnerung dafür, warum ich Politik mache.

Was macht GE Ihrer Meinung nach so liebenswert? Seit Mitte der 80er Jahre erlebe ich den Wandel in Gelsenkirchen. Dennoch bewahren sich die Menschen die Liebe zu unserer Stadt mit ihrem ganz eigenen Charme.

Was machen Sie in Ihrer – als Politikerin sicher nicht so häufigen – Freizeit besonders gern? Lesen, Treffen und Austausch mit Freunden im Cafe und vor allem Malen.

Welche Art von Musik hören Sie gerne? Verschiedene Stücke der Klassik und Musik aus meiner Heimat. Popmusik darf auch mal dabei sein.

Können Sie sich mit drei Worten beschreiben? Geduldig, praktisch, offen für Neues.

Die Corona-Krise hat auch in der Stadt Gelsenkirchen den Einzelhandel und die Gastronomie stark getroffen. Wie kann man Ihrer Meinung nach diesen beiden wichtigen Wirtschaftszweigen vonseiten der Bundespolitik helfen? Wir fordern einen Innenstadtfond aus Bundes- und Landesmitteln, um unsere Innenstädte in Buer und City langfristig zu erhalten. Es braucht kreative Konzepte im Diskurs von Gastronomen, Einzelhändler*innen, Kommunalpolitik und Stadtentwickler*innen, die Arbeitsplätze sichern. Einzelhandel und Gastronomie könnten in Zukunft kombiniert werden, um einen Erlebnisfaktor beim Stadtbummel zu bieten. Kleinunternehmer*innen muss Raum zum Ausprobieren gegeben werden, beispielsweise durch zinslose Kredite. Die Innenstadt der Zukunft muss Wohnen, Arbeiten, Kunst und Kultur in einem Konzept integrieren, um ein lebenswertes Quartier für die Menschen zu schaffen. Dazu gehört auch eine unkomplizierte und barrierefreie Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Eine Rückkehr zu den Einkaufsstraßen von früher wird es leider nicht geben. Jedoch sehe ich in der stärkeren und entschlossenen Besteuerung von Digital-Konzernen wie Amazon eine Abmilderung dieser Entwicklung hin zu mehr Fairness.

Alarmstufe Rot auch in der Kultur- und Eventbranche. Die Szene leidet massiv unter Covid-19. Auch hier die Frage an Sie: Kann man diesen Bereich möglichst schnell wieder beleben? Wenn ja, welche Ideen haben Sie dazu? Zunächst einmal möchte ich auf die massiven Verfehlungen der Regierenden während der vergangenen Monate hinweisen: Menschen aus der Kultur- und Eventbranche wurden in den Ruin getrieben. Viele Betroffene mussten den Job wechseln oder Arbeitslosengeld beantragen. Ausreichend finanzielle Unterstützung ist hier der Schlüssel. Kurzfristig kann die öffentliche Hand als Nachfragerin einspringen, ob bei Festen oder Konzerten. Davon haben nicht nur Kulturschaffende etwas, sondern auch die Bürger*innen.

Um die Kulturbranche langfristig abzusichern, müssen wir die Überbrückungshilfen verlängern und die Laufzeit der Kreditrückzahlungen erhöhen. Hohe Fixkosten stehen hohen Einnahmeverlusten gegenüber. Deswegen fordern wir einen staatlichen Zuschuss zu den laufenden Kosten. Trotz der im Sommer erfolgten Öffnungen und kleinerer Events ist eine Pleitewelle für die Branche noch nicht abgewendet. Hier müssen wir als Politik den Betroffenen zuhören und individuelle Lösungen vor Ort entwickeln.

GE leidet bundesweit unter der medialen Stigmatisierung #401. Wo würden Sie ansetzen, um das zu ändern? Viele Bürger*innen haben das Gefühl, dass unsere Stadt mit ihren Problemen im Stich gelassen wird. Ich teile diese Einschätzung. Die Fördersummen vom Land oder vom Bund für Stadterneuerungsprojekte reichen nicht aus. Gleichzeitig schleppt Gelsenkirchen einen Riesenschuldenberg mit sich herum. Wir brauchen besser heute als morgen einen Altschuldenfonds, um wieder handlungsfähig zu werden. Wo wir dringend handeln müssen, ist die Kinderarmut. Wir müssen massiv in frühkindliche Bildung investieren. Das heißt, mehr Erzieher*innen einstellen, mehr Kitas bauen und diese kostenlos machen. Ebenso müssen wir unsere Schulen fit für die Zukunft machen. Der Klimawandel macht einen starken Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs notwendig, gleichsam muss Gelsenkirchen viel mehr und bessere Fahrradwege erhalten. Durch Investitionen in lebendige Innenstädte schaffen wir Anreize, junge Menschen in der Stadt zu halten, die wiederum mit ihren Ideen dabei helfen, von einem beschädigten Image wegzukommen.

Zusatzfrage: Als Magazin aus Buer möchten wir abschließend wissen: Ist Buer etwas Besonderes für Sie? Als Süd-Gelsenkirchenerin muss ich hier mit einem Augenzwinkern anmerken, dass Buer mindestens genauso schön wie der Süden unserer Stadt ist. Der Grüngürtel um Buer, die Halde Rungenberg, die Gastronomieszene, der Wochen- und Feierabendmarkt sind Dinge, die ich an Buer schätze. 60 Mio. Wahlberechtigte

Nach den statistischen Angaben des Bundeswahlleiters werden 2021 etwa 60,4 Millionen Deutsche wahlberechtigt sein, davon 31,2 Millionen Frauen und 29,2 Millionen Männer. Die Wahlbeteiligung bei der letzten Bundestagswahl lag bei 76,2 Prozent.

Jörg Schneider

57 Jahre geschieden, keine Kinder Lehrer / Wirtschaftsingenieur

Welche berühmte Persönlichkeit würden Sie gern treffen? Im Bundestag begegnet man ja vielen Berühmtheiten, und aufgrund dieser Erfahrung sage ich ganz klar: Das Gespräch mit Gelsenkirchener Bürgern am Wahlkampfstand ist mir lieber!

Welches Buch lesen Sie gerade? Frank Schätzing „Breaking News“, das Buch ist spannend geschrieben und beschreibt dicht an historischen Fakten die Entstehung der Konflikte im Nahen Osten – ich mag es, wenn ein Buch gut unterhält und gleichzeitig auch noch Wissen vermittelt.

Welches ist Ihr Lieblingsplatz in Gelsenkirchen? Ich gehe sehr gern am Kanal spazieren.

Was macht GE Ihrer Meinung nach so liebenswert? Gelsenkirchen ist eine sehr grüne Stadt – vor allem dort, wo früher mal Arbeitsplätze waren: Ich denke, so kann man die Vorzüge und Probleme unserer Stadt ganz gut zusammenfassen.

Was machen Sie in Ihrer – als Politiker sicher nicht so häufigen – Freizeit besonders gern? Ich bin regelmäßig im Fitnessstudio und gehe viel zu Fuß – das kann auch mal von mir zu Hause in Schalke zu einer Veranstaltung in Buer sein.

Welche Art von Musik hören Sie gerne? Ich höre gern WDR4, finde die Rundfunkgebühren aber trotzdem viel zu hoch. Können Sie sich mit drei Worten beschreiben? freundlich, ausgeglichen, fair

Die Corona-Krise hat auch in der Stadt Gelsenkirchen den Einzelhandel und die Gastronomie stark getroffen. Wie kann man Ihrer Meinung nach diesen beiden wichtigen Wirtschaftszweigen vonseiten der Bundespolitik helfen? Ganz wichtig ist, dem Beispiel von Dänemark und Großbritannien zu folgen und so schnell wie möglich zur Normalität zurückzukehren. Geben wir den Menschen die Freiheit zurück und lassen sie eigenverantwortlich entscheiden, wie viel Schutz sie für sich wünschen. Regelung wie „2G“ (Zutritt nur für Geimpfte/ Genesene) sind gerade für die Gastronomie fatal: Politiker lassen sich als Beschützer feiern, aber die Gastwirte müssen solche Regeln durchsetzen und den Unmut ihrer Stammkunden ertragen.

Alarmstufe Rot auch in der Kultur- und Eventbranche. Die Szene leidet massiv unter Covid-19. Auch hier die Frage an Sie: Kann man diesen Bereich möglichst schnell wieder beleben? Wenn ja, welche Ideen haben Sie dazu? Die Kunst- und Kulturszene lebt doch gerade von Kreativität. Deswegen wäre es vermessen, wenn die Politik hier Tipps geben würde. Ansonsten gilt das gleiche wie für die Gastronomie: Gerade die Kulturbranche braucht Freiheit!

GE leidet bundesweit unter der medialen Stigmatisierung #401. Wo würden Sie ansetzen, um das zu ändern? Wohnen in Gelsenkirchen ist günstig, für Menschen mit Arbeitsplatz in Münster oder Düsseldorf war bisher der Wohnort Gelsenkirchen aber allein wegen der langen Fahrtzeit unattraktiv. Wer nun dank Homeoffice nur noch ab und zu ins Büro muss, beurteilt dies jetzt vielleicht anders. Aktive Werbung, Ausweisung neuer Wohngebiete mit gutem Verkehrsanschluss: Das könnte Menschen mit gutem Einkommen in unsere Stadt locken und Gastronomie, Kultur und Einzelhandel beleben.

Zusatzfrage: Als Magazin aus Buer möchten wir abschließend wissen: Ist Buer etwas Besonderes für Sie? Ich wohne ja erst seit zehn Jahren in Gelsenkirchen, höre aber oft in Gesprächen mit Bürgern, die schon ihr ganzes Leben hier verbracht haben: Buer ist noch etwas „heile Welt“. Bürger aus anderen Stadtteilen fühlen sich durch die starke Zuwanderung und die entstandenen Parallelgesellschaften oft fremd in ihrer eigenen Heimat.

Aktuelle Sitzverteilung des 19. Deutschen Bundestags

WAHL

709 Sitze*

CDU/CSU 245 Sitze

SPD 152 Sitze

AfD 87 Sitze

FDP 80 Sitze

Die Linke 69 Sitze

Die Grünen 67 Sitze

* 9 MdB fraktionslos Zurzeit setzt sich der Deutsche Bundestag aus 709 Abgeordneten zusammen. Aufgrund der bisher noch nicht zustande gekommenen Wahlrechtsreform könnte es in diesem Jahr allerdings wegen der ÜberhangmandatRegelung im Extremfall zu einem auf über 800 (!) Abgeordnete angewachsenen Bundestag kommen. Interessante Info am Rande: Um einen Bundestagssitz zu erringen, waren bei der Bundestagswahl 2017 etwa 63.500 Stimmen nötig.

INFO

WAHL

INFO

Neben den Kandidaten der sechs im Bundestag vertretenen Parteien kandidieren im Wahlkreis GE weiterhin fünf Kandidaten und Kandidatinnen, die ebenfalls per Erststimme direkt gewählt werden können. Die dazugehörigen Parteien sind auch per Zweitstimme wählbar (Ausnahme Ronald Wetklo).

• Die Partei • Freie Wähler • MLPD • Die Basis • Bürgerstimme Insgesamt stellen sich 27 Parteien im Wahlkreis Gelsenkirchen zur Wahl.

Frank Perlik Freie Wähler

56 Jahre, verheiratet 2 erwachsene Kinder Angestellter

Lisa Gärtner

MLPD

35 Jahre, verlobt Gelernte Mechatronikerin Jugendpolitische Sprecherin

Frank Lustig

Die Basis

53 Jahre, getrennt lebend 2 Kinder (Zwillinge) selbständiger Unternehmer

Claudia Kapuschinski

Die Partei

34 Jahre, ledig Künstlerin 3 Kinder und 1 Enkelkind

Ronald Günter Wetklo

Bürgerstimme

61 Jahre, verheiratet 3 Kinder Technischer Angestellter

WAHL Wie wird der Deutsche Bundestag gewählt? Jeder Wähler hat zwei Stimmen: Mit der Erststimme wird der oder die Wahlkreisabgeordnete per Direktwahl jeweils aus allen 299 deutschen Wahlkreisen gewählt. Die Erststimme wird auf der linken Stimmzettelhälfte (Foto) abgegeben. Mit der Zweitstimme, die auf der rechten Stimmzettelhälfte angekreuzt wird, wählt man die Landesliste einer Partei. Trotz ihres Namens ist INFO die Zweitstimme sogar wichtiger, denn sie entscheidet letztlich darüber, wie viele Sitze im Bundestag einer Partei zustehen.

Erfolgreiche Schulung von Erstwahlhelfern am Berufskolleg

Honorarkräfte des aktuellen forums bildeten 24 Erstwahlhelfer*innen aus

Das aktuelle forum (af) ist 2021 erstmals Teil des Projektes „Erstwahlhelfer“ in Kooperation mit dem Bildungsinstitut „Haus Rissen“ in Hamburg. Erstwähler*innen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren werden dabei von geschulten Honorarkräften des af zu Wahlhelfer*innen ausgebildet, um bei der kommenden Bundestagswahl am 26. September 2021 aktiv in einem Wahlbüro in ihrer Region mithelfen zu können. Am 2. und 3. September fand ein zweitägiger Workshop mit insgesamt 24 Teilnehmer*innen am Berufskolleg am Goldberg in Gelsenkirchen statt.

Der erste Workshoptag stand im Zeichen der Theorie. Die Honorarkräfte des af vermittelten den Teilnehmenden Grundwissen über die Funktionsweise eines Wahllokals, die grundsätzliche Bedeutung einer demokratischen Wahl und deren Ablauf. Am zweiten Tag wurde das erworbene Wissen praktisch angewendet und vertieft. Es wurde eine fiktive Wahl im Rahmen eines Rollenspiels durchgeführt und ein Escape Game zum Thema Demokratie gespielt. Die Teilnehmenden haben sich teilweise bereits als Wahlhelfer*innen in ihrer Heimatstadt registriert. Sie werden am Wahlsonntag selbst im Wahllokal mitarbeiten und so in der Praxis eine große Hilfe sein.

Seit 2017 führt das „Haus Rissen“ in Kooperation mit verschiedenen Trägern der politischen Jugendbildung das Projekt „Erstwahlhelfer“ durch. Seitdem wurden bereits über 700 junge Männer und Frauen zu Wahlhelfer*innen ausgebildet. Erstwähler*innen werden außerdem dazu animiert, aktiv von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen, das demokratische Grundverständnis junger Menschen wird gefördert und gefestigt. NRW ist 2021 erstmals Teil des Projekts. Der Workshop am Berufskolleg am Goldberg wurde gefördert vom Förderfonds Demokratie.

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