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CLASS : aktuell Association of Classical Independents in Germany
Martin Spangenberg mit Webers Klarinettenkonzerten
Utrecht String Quartet Kammermusik von Carlos Micháns
Meta4 und Minetti Quartett Gänsehautschönheit
Christian Zacharias Fulminanter Schlusspunkt
Frauke Hess Phantastischer Dialog
Michala Petri Preisgekrönte Nachtigall
Thomas Albertus Irnberger Ein unruhiger Geist
Echo Klassik 2012 mit großem Gewinnspiel
Sonntag, 14. Oktober 2012 Konzerthaus Berlin
Die ECHO Klassik-Verleihung wird am 14. Oktober 2012 um 22 Uhr im ZDF ausgestrahlt. www.echoklassik.de | www.facebook.com/ECHO.Klassik
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28.08.2012 10:39:23 Uhr
CLASS : aktuell
CLASS: aktuell 3 /2012 Inhalt Musik ist älter als der Mensch. Bevor unsere Ur-Ur-Vorfahren zu singen und zu
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Der Geiger Thomas Albertus Irnberger
musizieren begannen, hatte unsere Spezies nämlich unzählige Tausende von Jahren den Vögeln zugehört. Im Gesang der Vögel steckt schon alles, was wir als Musik empfinden:
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Melodie, Rhythmus, Phrase, auch Improvisation, Duett und Mehrstimmigkeit. Weltweit erzählen Mythen und Legenden davon, dass die Menschen das Singen von den Vögeln
bis 16 Minuten lang und benutzen den gleichen Tonumfang wie ein Konzertflügel.
Schlemmen à la française mit dem Trio Parnassus
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lernten. Auch den Buckelwalen haben manche Völker jahrtausendelang gelauscht. Die Lieder der Buckelwale besitzen Motive, Rhythmen und Form, dauern in der Regel fünf
Ein unruhiger Geist
Debüt: Martin Spangenberg mit Webers Klarinettenkonzerten
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Preisgekrönte Nachtigall Michala Petri mit zeitgenössischen Entdeckungen
Die Ur-Lust, das Eigentliche
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Kammermusik von Carlos Micháns mit dem Utrecht String Quartet
Was Musik diesen Tieren bedeutet, wissen wir nicht. Doch ebenso wenig wissen wir, warum uns Menschen Musik so sehr ergreift, warum sie uns traurig oder fröhlich stimmt,
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könnte anzeigen“, so war in der Zeitschrift „Science“ zu lesen, „dass die Wurzeln der 12 13 Irgendwann begannen unsere Ur-Ur-Vorfahren, sich intensiver mit Musik zu beschäftigen.
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Herr und Frau Neandertaler und wussten erst nicht recht, wie sie ihr hochentwickeltes an einem langen Höhlenabend auf die Idee kam, einfach mal ohne Grund die Vogel-
Dieter Klöcker Praktizierte Musikgeschichte par excellence
Das geschah vermutlich, als es ihnen gelungen war, ihren Unterschlupf so gut zu sichern,
Warn- und Spür-Gehör überhaupt künftig beschäftigen sollten. Bis einer von ihnen
Fulminanter Schlusspunkt Zacharias’ Mozart-Edition
nunftbegabten Gehirnrinde.“ Musik – die pure Ur-Lust, der Schlüssel des Lebens?
dass kein Höhlenbär oder Säbelzahntiger sie mehr überraschen konnte. Da saßen nun
Phantastischer Dialog Frauke Hess spielt barocke Kammermusik
ist ein Rätsel, das noch niemand lösen konnte. „Diese undurchdringliche Unbestimmtheit Musik eher im alten Reptilgehirn zu suchen sind als in der vergleichsweise jüngeren ver-
Gänsehautschönheit Meta4 und Minetti Quartett
warum sie zu uns spricht, ohne etwas Bestimmtes zu sagen, und warum sie in unserem Gehirn dieselben Effekte hat wie eine Droge. Die Macht, die Musik über uns ausübt,
Weltenbürger mit Doppelstrategie
ECHO Klassik 2012 Die anderen Gewinner
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Für Liebhaber und Profis Pressezentrum Musik
Lockpfeifen zu blasen und die Jagdrasseln zu betätigen. Und das machte so viel Spaß – Stichwort: Droge, siehe oben –, dass es zu immer neuen Entwicklungen führte. Wir
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nennen sie heute Musikgeschichte.
Ham’ses auch ’ne Nummer kleiner? Vom Original zum Arrangement
Musik ist das Komplexeste und Anspruchsvollste, was unsere Ur-Ur-Vorfahren leisten konnten. Musik verlangt nämlich das kontrollierte Zusammenwirken von Motorik, Gefühl, Intellekt, Kreativität, Gedächtnis, Fantasie, Timing, Planung, Ausdauer und Zielstrebigkeit.
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CLASS-Blickpunkte Neuheiten vorgestellt von CLASS: aktuell
Musik aktiviert, verknüpft und reorganisiert alle Teile unseres Gehirns, rechts und links, neu und alt. Musik hat letztlich den Menschen erst zum Menschen gemacht.
Impressum
Denn diese völlig nutzlose Beschäftigungs-Therapie für seinen Hörsinn stattete ihn mit
Herausgeber/Verlag: CLASS e.V. Association of Classical Independents in Germany Bachstraße 35, 32756 Detmold Tel. 05231- 938 922 class@class-germany.de
all den komplexen geistigen Fähigkeiten aus, die ihn heute auszeichnen. Und die es ihm leider auch ermöglichen, moderne Waffen zu bauen, Diktaturen zu organisieren oder Verbrechen zu planen. Widmen wir uns da doch lieber dem Eigentlichen: der Musik. Viel Spaß mit der Hör-Droge wünscht
Redakteur (v.i.S.d.P): Manfred Görgen Anzeigen: Gabriele Niederreiter Grafische Gestaltung: Ottilie Gaigl Druck: Westermann Druck, Braunschweig Druckauflage: 125.100 2. Quartal 2012 lt. IVW-Aufnahmeprüfung ISSN: 2195-0172
geprüfte Auflage
Hans-Jürgen Schaal Titelfoto: © Irène Zandel Alle Tonträger dieser Ausgabe finden Sie auch unter www.bielekat.de
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CLASS : aktuell
Ein unruhiger Geist Der Geiger Thomas Albertus Irnberger www.thomas-albertus-irnberger.com
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Foto: © Irène Zandel
lle Menschen sind klug hieß es bereits bei Voltaire. Nur: Die einen vorher, die anderen nachher. Bei Thomas Albertus Irnberger wird man es während eines Interviews. Teresa Pieschacón Raphael besuchte den 27jährigen Geigenvirtuosen in Salzburg und sprach mit ihm über seinen beeindruckenden Werdegang, seine künstlerischen Visionen, seine Liebe zu Hammerklavieren und alten Porsches.
„Der denkende Geigen-Virtuose“ nennt Sie das Fono Forum Magazin, aber eigentlich passen Sie in kein Schema: Sie sammeln und restaurieren Hammerflügel… … die ich teils aus Privatbesitz erwerbe. Ich habe einige Instrumente sogar vor dem Sperrmüll bewahrt, da viele Erben sich nicht mehr dafür interessieren! Dann investiere ich in die Restaurierung, lasse die Mechanik regulieren, das mottenzerfressene Leder ersetzen. Ich interessiere mich sehr für den Klavierbau, kontrolliere und stimme meine Hammerflügel selbst. Ich möchte den Werken ihren ursprünglichen Klang zurückgeben, so nah an das Ideal herankommen, das den Komponisten vorgeschwebt hat. Hören Sie sich (fängt an zu spielen) die Papageno-Arie auf diesem Instrument von 1795 aus der Mozartzeit an, das noch sieben Pedale und den Janitscharenzug hat. Und jetzt auf einem Hammerklavier aus der Werkstatt Conrad Grafs von 1827, auf dem auch Beethoven gespielt haben könnte oder auf diesem Flügel, an dem der junge Liszt hätte sitzen können und jetzt auf einem modernen Steinway D-Flügel. Was für ein Unterschied!
Neben dem Sammeln hatten Sie vor wenigen Jahren eine Vision… … die Vision eines eigenen Tonstudios. Für Künstler ist es generell ein Problem, eine Oase der Ruhe zu finden, mit dem richtigen Instrumentarium, der richtigen Technik, Akustik und Aura, einen Saal, der obendrein bezahlbar ist, denn im Musikverein muss man schon mal vier- oder fünftausend Euro pro Tag hinlegen und auch noch Umgebungsgeräusche in Kauf nehmen. Obendrein wird man gegängelt durch ein festes Zeitraster, kann sich nicht künstlerisch entfalten. Es gibt aber viele Künstler, die fühlen sich erst um Mitternacht wohl und in expressiver Stimmung. Mit dem Erbe Ihrer Großmutter haben Sie dies dann realisiert… Geld allein macht nicht glücklich. Nach meiner ersten Aufnahme im Alter von 17, in der ich alle Probleme erlebte, die man als junger Künstler hat, etwa der Kampf um Sponsoren und das knappe Zeitbudget, war für mich klar, dass ich damit ein eigenes Tonstudio bauen wollte. 2008 habe ich das umgesetzt, ein großer Saal, in den auch ein Kammerorchester passt, und ein kleines Zimmer dazu mit ausgefeilter Technik, Mikrophonstecker mit 24 Eingängen, die unterirdisch verlaufen, einer Schnittkonsole auf dem neuesten Stand der Technik. Von hier aus kann man durch ein großes Fenster in den Saal blicken, denn der Augenkontakt zu den Künstlern ist sehr sehr wichtig. Wichtig ist auch die Aura des Saales, sie muss inspirierend sein. Ich habe Stuckaturen an den Wänden anbringen lassen, schaffe mit
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einem Dimmer Lichteffekte, die sich atmosphärisch der Stimmung der Werke anpassen. Was hat denn Ihre Großmutter gesagt? ‚Das Geld hast Du gut angelegt’. Meine Großmutter schenkte mir auch die erste Geige. Meine Eltern waren zunächst skeptisch: Mein Vater ist Arzt und künstlerisch sehr begabt, er malt, spielt Geige und hat lange im Salzburger Ärztequartett gespielt. Ich aber wusste lange nicht, dass er eine Violine hat! Er hatte wohl Angst, dass ich als wilder Junge seine Geige kaputtmache. Klassische Musik hörte ich zum ersten Mal im Autoradio, Mendelssohns Symphonie Nr. 1, und ich wollte gleich dazu tanzen. Mit meiner ersten Geige habe ich dann alle überrascht, weil ich auf Anhieb einen kratzfreien Ton hinbekam. Nach vier Monaten spielte ich schon das a-moll Violinkonzert von Vivaldi mit dem Schülerorchester. Für den Auftritt habe ich mir von meinem Vater eine Krawatte ausgeliehen, die bis zum Boden ging. Das sah lustig aus. Dann gewann ich erste Wettbewerbe, konzertierte… … was in der Schule auf wenig Akzeptanz stieß… Weniger seitens der Klassenkameraden, eher der Lehrer, besonders der Musiklehrerin. Mit elf Jahren lernten wir, was eine ganze Note ist, eine halbe Note usw., die Taktarten… mit einem Wort: die musikalischen Grundbegriffe. Die kannte ich schon seit meinem 5. Lebensjahr; obendrein war ich mit 11 Jahren bereits in der Hochbegabtenklasse des Mozarteums, setzte mich mit Fugentechnik auseinander und komponierte
selbst Fugen. Deshalb schrieb ich im Unterricht nie mit. Bei einer Heftkontrolle fiel mein leeres Heft auf. Meine Mutter wurde in die Schule bestellt. Ihr wurde unter Androhung, dass ich nachsitzen müsste, mitgeteilt, dass ich alles nachschreiben müsste. Meine Mutter meinte, dass ich nicht aus Böswilligkeit nicht mitgeschrieben hätte, sondern weil ich das alles schon könne – und dann kam der Satz der Professorin: „Das ist mir gleichgültig. Bei mir müssen alle Schüler das Gleiche tun und das Gleiche können.“ Die Musiklehrerin!? Zu Hause wollte ich mein Heft nicht nachschreiben und argumentierte mit einer Weisheit meiner Mutter, die lautete, „man solle seine Zeit nicht mit Sinnlosigkeiten vergeuden“, worauf sich meine Mutter geschlagen gab und mein Heft nachschrieb. Am folgenden Tag setzte die Professorin folgende Zeilen unter die nachgeschriebenen Seiten: „So soll es sein !“ Es folgte ein fünfjähriger Konfrontationskurs, bis ich ab der 9. Klasse beschloss, das Abitur abends per Fernstudium nachzumachen. Es gibt sehr unzufriedene Musiklehrer, die es nicht ertragen, dass ein Kind begabter ist, als sie, und die missmutig die klassische Musik vermitteln, als wäre die nur langweilig. Könnten Sie sich als Pädagoge vorstellen? Man sagt mir ein pädagogisches Talent nach, vielleicht ist das erblich bedingt; meine Mutter ist Lehrerin. Wie auch Ihr Wissensdrang? Ja. Meine Mutter hat einen unglaublichen Drang nach Bildung und eine rasche Auffassungsgabe, schafft es binnen kurzer Zeit komplexe Zusammenhänge zu erfassen. Leben Sie im falschen Jahrhundert? Ein bisschen. Ich bevorzuge das Fin de Siècle in Wien, weil es für mich die Symbiose der drei künstlerischen Säulen der abendländischen Kultur darstellt: Musik, Malerei und Literatur. Man muss die Wahrheit hinter den Noten lesen, die Briefe der Komponisten kennen, die Lebensumstände wissen, alte Traktate, Violinschulen etc. durcharbeiten, Note für Note begründen können. Ein Musiker muss sich wie ein Chamäleon anpassen, an den Stil, an die Zeit, an ihre Ästhetik. Kann es sein, dass Sie sich deshalb so gut verstehen mit Jörg Demus und Paul Badura-
Felix Mendelssohn-Bartholdy Konzert für Violine, Hammerflügel u. Orchester Konzert für Violine u. Orchester d-Moll MWV O3 Variations Concertantes op.17 Lied ohne Worte D-Dur op.109 Thomas Albertus Irnberger, Violine Edoardo Torbianelli, Hammerflügel (Bösendorfer 1845) Israel Chamber Orchestra, Roberto Paternostro GRAMOLA SACD 98942
Skoda, die ja fast Ihre Urgroßväter sein könnten? Vielleicht. Zunächst habe ich von Ivry Gitlis unendlich viel gelernt. Mit sechzehn bin ich jedes Wochenende neben meinem Abendgymnasium mit dem Nacht-Orientexpress nach Paris gefahren, wir haben von morgens bis abends gearbeitet. Er hat mir viel erzählt aus seiner Kindheit, seiner Zeit mit George Ensecu oder Jacques Thibaud. Er spielte so anders als die Geiger heute, er war stets er selbst. Von ihm lernte ich eine sehr feine Bogenhaltung. Und von dem Pianisten Jörg Demus, dem Sie mit 19 Jahren begegneten? Wir spielen seit unserer Mozart-Sonaten Einspielung von 2005 miteinander und entwickelten neben einer beglückenden musikalischen Partnerschaft auch eine wahre Freundschaft. Er weckte in mir die Liebe zum Hammerflügel, und doch musste ich mich als Geiger an den Klang gewöhnen und lernen, noch leiser zu spielen. Doch sein Musizieren, aber auch das von Paul Badura Skoda, das ich von den Platten meiner Eltern kannte, war für mich immer wie eine Offenbarung. Jörg Demus brachte mich auch zum Gesang. Gesang? Ja, das ist sehr wichtig, für jeden Instrumentalisten, nicht nur bei Schubert, der ja vom Lied kommt. Phrasierung, Atemtechnik, all dies lernt man beim Singen. Ich nahm Unterricht bei Ruthilde Boesch, der Lehrerin von Edita Gruberova. Der Gesang hat mein Spiel nachhaltig beeinflusst. Gerade erschien Ihre SACD mit dem Violinkonzert von Felix Mendelssohn-Bartholdy; als nächstes wird eine CD mit Werken von Pauline Viardot-Garcia u.a. erscheinen – die meisten Ihrer CDs werden glänzend rezensiert und fast alle sind in Ihrem Tonstudio aufgenommen. Meine künstlerische Entwicklung bildet sich an meiner Diskographie ab, daher auch mein breites Repertoire, das sich vom Standardrepertoire Mozart, Schubert, Beethoven, Schumann, Brahms bis hin zu einer Suite von AUSGABE 2012 / 3
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Karl Goldmark oder dem Violinkonzert von Hans Gál erstreckt. Ich bin froh, dass ich mit Richard Winter, dem Chef des Labels Gramola, so viele SACDs machen kann. Ich möchte ferner auch mein Studio anderen Künstler zur Verfügung stellen, und ich werde garantiert nicht mit der Stoppuhr danebenstehen. Was ist für Sie eine gelungene Interpretation? Drei Dinge müssen zusammenkommen: eine fundierte historische Vorbereitung. Dazu: handwerkliche und technische Präzision – konzentriert eine Stunde geübt ist besser als kopflos über sechs Stunden. Und ganz entscheidend: Die Kommunikation untereinander muss stimmen. Ist Perfektion für Sie ein Problem? Perfektion hat heute einen hohen Stellenwert, das muss man akzeptieren. Wir schneiden aber unsere SACDs nicht zu Tode, andernfalls hätte ich in den wenigen Jahren nicht 20 CDs produzieren können. Ich spiele das Stück dreimal durch und nehme das Beste. Alles muss im Fluss bleiben. Man darf mit einer CD nicht eine Scheinrealität vorgaukeln oder eine „benchmark“ schaffen, die man nicht überbieten kann. Haben Sie, der stundenlang kenntnisreich über ein gelungenes Vibrato referieren könnte, noch ein „normales“ Hobby für einen jungen Mann? Aber ja! Alte Autos. Porsche. Aber nur die alten. Warum? Da kann man noch soviel selbst machen, bei den modernen Modellen ist man Sklave der Elektronik. Nur schnell müssen die Autos sein. Ich kann Sie also beruhigen; ein typisches Hobby für einen Mann. ©2012 Teresa Pieschacón Raphael
CLASS : aktuell
Schlemmen à la française Das Trio Parnassus präsentiert Kammermusik von Léon Boëllmann
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www.trioparnssus.com
Foto: © Karl Krenkler
Werke hat Léon Boëllmann nach kurzem Leben hinterlassen, doch nur die grandiose „Suite Gothique“ für Orgel konnte sich bis heute im Konzertbetrieb behaupten. Dabei gibt es unschätzbare Kostbarkeiten zu entdecken: Das Trio Parnassus präsentiert, unterstützt von Gérard Caussé an der Viola, drei Kammermusikwerke des französischen Spätromantikers, die sich hinter den Schöpfungen seiner Freunde Saint-Saëns oder Fauré nicht zu
verstecken brauchen und bezeichnend für den romantisch eleganten Tonfall im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts sind. 1862 im Elsass geboren, wuchs Boëllmann im politischen wie kulturellen Spannungsfeld zwischen dem sich gerade konstituierenden Deutschen Reich und der Grande Nation auf. Auch wenn sich die elterliche Familie für die französische Seite entschied, sind die Einflüsse der deutschen Nachbarn in seiner Musik unüberhörbar, die Romantiker haben deutliche und wohltuend schwelgerische Spuren hinterlassen. Aber auch der französische Esprit lässt sich nicht verleugnen, was die Pariser Zeitgenossen vor allem zu schätzen wussten: Das klanglich ungemein reizvolle Klaviertrio op. 19, rhythmisch raffiniert und von überraschend individueller Form, wurde von der Société des Compositeurs ausgezeichnet; ebenso das groß angelegte Klavierquartett, das in seinen ersten drei Sätzen einen gewaltigen emotionalen Bogen spannt, der von einem energiegeladenen Finale gekrönt wird. Eine hübsche Zugabe sind die beiden im Todesjahr 1896 entstandenen Stücke für Cello und Klavier op. 31, bei denen das virtuose Element völlig zurücktritt zu Gunsten einer klangselig dahinschmelzenden Melancholie. Es ist beeindruckend, mit welcher Treffsicherheit das Trio Parnassus an der Seite von MDG immer wieder mit neuen Trouvaillen überrascht. Gerne erinnern wir uns an die Aufnahmen der Trios von Benjamin Godard, Ernest Chausson, Gabriel Fauré und der Mouton’schen Trioversion von Debussys Pelléas und Mélisande, um einmal nur dem französischen Repertoire des Ensembles nachzuspüren. Auch mit dieser Einspielung sind den kammermusikalischen Raritätenjägern wieder faszinierende Entdeckungen gelungen, die dazu noch in einem äußerst süffigen und beinahe kulinarischen Klangbild daher kommen. Bon appétit! Lisa Eranos
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Léon Boëllmann (1862-1897) Klaviertrio op. 19 Klavierquartett op. 10 Zwei Trios aus „Heures mystiques“ Zwei Stücke für Violoncello und Klavier op. 31 Trio Parnassus Gérard Caussé, Viola MDG 303 1755-2
Weitere Einspielungen: Benjamin Godard (1849-1895) Klaviertrios op. 32 & 72 Berceuse de Jocelyn MDG 303 1615-2
Französische Klaviertrios Ernest Chausson: Trio op. 3 Gabriel Fauré: Trio op. 120 Claude Debussy /Hubert Mouton: Pelléas et Mélisande MDG 303 1711-2
Niels Wilhelm Gade Sämtliche Klaviertrios Scherzo für Klavierquartett Trio Parnassus Thomas Selditz, Viola MDG 303 1665-2
Erich Wolfgang Korngold Trio op. 1 Suite op. 23 für 2 Violinen, Violoncello und Klavier Trio Parnassus Matthias Wollong, Violine MDG 303 1463-2
Foto: © FotoSchiko
CLASS : aktuell
Orchester M18
Martin Spangenberg
„ist das ganze Orchester des Teufels…“ Martin Spangenberg debütiert mit Webers Klarinettenkonzerten bei MDG
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Das Concertino stellt eine Mini-Oper vor, ild poltert Rübezahl durchs Riesengebirge, wie ein Windhauch huschen mit Ouvertüre, erzählenden Rezitativen und die Elfen in Oberons Gefolge: Auf dem glamourösen Arien. Der Vorstellungskraft des Höhepunkt der Romantik komponiert Hörers wird reichlich Nahrung gegeben; auch Carl Maria von Weber Bilder von suggestiver wenn kein „Programm“ hinter den Noten zu Wirkungskraft. Dass nicht nur die Opernouver- entdecken ist, so entsteht unmittelbar in der empfänglichen Phantasie eine faszinietüren, sondern auch die „reine“ Instrurende Geschichte: Romantik pur! mentalmusik seiner Klarinettenkon„Seid ich für Bärmann das zerte emotionale Spannung von Concertino componirt habe, ist höchster Dichte erzeugen kann, das ganze Orchester des Teuführt Martin Spangenberg bei fels und will Concerte von seinem Debüt mit dem mir haben…“ WidmungsOrchester M 18 eindrucksträger der Klarinettenwerke voll vor Ohren. Und das ist Webers Freund, der Klaim 3D-Klang der 2+2+2rinettist Heinrich Joseph Wiedergabe: ein virtuoses Baermann, dessen Sohn Carl Klangfest für die Sinne. dann nicht nur eine bis heute Schon der Anfang von wegbereitende KlarinettenWebers erstem Klarinettenschule verfasste, sondern konzert verbreitet eine märerst durch eine praktische chenhafte Stimmung: In düsNotenausgabe den Konzerterem f-Moll tupfen die Celli Carl Maria von Weber ten zur Weltgeltung verhalf. ihr mysteriöses Thema über repetierten Achteln der Streicher, kommentiert Dass er dabei vielleicht allzu sorglos, quasi von kecken Trillern der zweiten(!) Violinen, bevor zu „virtuos“ mit dem „Urtext“ umging, wissen sich urplötzlich in einem gewaltigen Fortissimo- wir heute, und so ist es ein Glück, dass Martin Schlag des gesamten Orchesters die aufgestaute Spangenberg hier die revidierte Fassung der Energie entlädt. Im zweiten Satz bildet die Solo- Weber-Gesamtausgabe einspielte, die daher klarinette mit drei gedämpften Hörnern ein her- manche klangliche Überraschung zu bieten hat. Dank überragender Spieltechnik, gepaart vorragend gelauntes Quartett. Hochachtung vor mit sensiblem Gespür für die emotionalen der Horngruppe von M 18, die sich dieser Herausforderung annehmen und mit Bravour meistern! Momente und seiner „sprechenden“ Spielweise AUSGABE 2012 / 3
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Carl Maria von Weber (1786-1826) Klarinettenkonzerte Nr. 1 & 2 Concertino für Klarinette und Orchester Ouvertüre zu „Beherrscher der Geister“ und „Oberon“ Martin Spangenberg, Klarinette Orchester M 18 MDG 901 1754-6 (Hybrid-SACD)
gelingt es Martin Spangenberg, Webers Klarinettenkonzerte aus der Schublade des Virtuosenfutters zu befreien und die wahre Kostbarkeit dieser Musik frei zu legen. Nicht zuletzt die differenzierte Beachtung der vom Komponisten vorgeschlagenen Tempi, die häufig überraschend zurückhaltend gewählt sind, lassen völlig neue Aspekte dieser großartigen Musik in den Vordergrund treten. Lisa Eranos
CLASS : aktuell
Preisgekrönte Nachtigall Sie ist die herausragende künstlerische Repräsentantin ihres Instrumentes – der Name Michala Petri ist mit der Blockflöte aufs Engste verknüpft. Im November 2011 erschien bei ihrem Label OUR Recordings unter dem Titel „The Nightingale“ eine CD mit vier Ersteinspielungen zeitgenössischer nordischer Musik für die seltene Kombination Blockflöte und Chor. Als „Weltersteinspielung des Jahres“ wurde „The Nightingale“ für 2012 mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet, der im Oktober verliehen wird.
Welt-Ersteinspielung des Jahres
The Nightingale mit Stephen Layton Danish National Vocal Ensemble OUR Recordings 6.220605
Foto: © Tom Barnard
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eit ihrem triumphalen Debüt als musikalisches Wunderkind, das 1969 in der Tivoli Concert Hall stattfand, tritt die dänische Blockflötistin regelmäßig in den renommiertesten Konzertsälen der Welt auf und zeigt ihrem Publikum, dass die noch immer unterschätzte und ehemals als „Anfängerinstrument“ belächelte Blockflöte in ihren Händen zu einem Instrument für höchsten musikalischen Ausdruck und erstaunliche Virtuosität wird. Mit ihrer tadellosen Technik überwindet Michala Petri alle expressiven Begrenzungen, um sich ganz der Interpretation widmen zu können. Bemerkenswert an der langen und erfolgreichen Karriere von Michala Petri ist jedoch nicht nur die Vielseitigkeit ihres Repertoires, das alle großen Werke für Blockflöte und Streicher oder Blockflöte und Kammerorchester von Barock bis in die Gegenwart umfasst. Von Anfang an hat sie mit Kompositionsaufträgen auch maßgeblich zur Erweiterung des Blockflötenrepertoires beigetragen und im Laufe der letzten Jahrzehnte zahlreiche neue Werke uraufgeführt und als Ersteinspielungen auf CD veröffentlicht. Auch das Ansehen der Blockflöte selbst hat sich durch Michala Petri grundlegend gewandelt: Die Gestaltungsvielfalt und der Reichtum an solistischen Aus-
der Musik und trägt so dazu bei, dass die gegenseitig fremden Elemente eine neue, überzeugende Einheit bilden. Dieser „Dialog“ spiegelt sich auch in ihrer CD „Dialogue – East meets West“ wider, die von der Kritik auf das Höchste gelobt wurde. Ihre CD mit chinesischen Blockflötenkonzerten wurde mit einer Grammy-Nominierung belohnt. Die Veröffentlichung mit zeitgenössischen englischen Blockflötenkonzerten enthält – wie zahlreiche andere ihrer CDs, eine Weltersteinspielung und viele Werke, die zwei Generationen von englischen Komponisten für Michala Petri geschrieben haben. Im November 2011 erschien bei OUR Recordings unter dem Titel „The Nightingale“ eine CD mit vier weiteren Ersteinspielungen zeitgenössischer nordischer Musik für die seltene Kombination Blockflöte und Chor. Diese CD offenbart einmal mehr, dass zeitgenössische Musik für die Blockflötistin eine Herzensangelegenheit ist. Michala Petri und das Danish National Vocal Ensemble nehmen den Hörer mit auf musikalische Nordlandreise. Die vier Werke, entstanden zwischen 2006 und 2011, offenbaren geheimnisvolle Klanglandschaften, die eins gemeinsam haben: ihre Verehrung der Natur und der Humanität. Als „Weltersteinspielung des Jahres“ Dialogue – East Meets West wurde „The Nightingale“ mit Chen Yue für 2012 mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet. OUR Recordings 6.220600 Veronika Lindenmayr
drucksmöglichkeiten, die Michala Petri ihrem Instrument in der Zusammenarbeit mit den weltweit gefragtesten Orchestern und Dirigenten abgewinnen kann, hat zu einer Etablierung der Blockflöte als vollwertiges Soloinstrument im Zusammenspiel mit einem Sinfonieorchester geführt. Mit ihrem langjährigen Duo-Partner, dem Lautenisten und Gitarristen Lars Hannibal, hat Michala Petri im Jahre 2006 das CD-Label OUR Recordings gegründet. Dieses Label, bei dem mittlerweile bereits mehr als ein Dutzend Tonträger erschienen sind, gibt ihr die Möglichkeit, ihren vielfältigen eigenen musikalischen Ideen und Interessen zu folgen. Petri widmet sich in ihrer musikalischen Arbeit beispielsweise auch dem kulturellen Austausch und untersucht die musikalischen Nahtstellen besonders zwischen China und Europa. In der Zusammenarbeit mit einigen der besten Musiker und Komponisten aus dem Reich der Mitte ergründet sie die universelle Sprache
Englische Blockflötenkonzerte mit Jean Threl City Chamber Orchestra of Hong Kong OUR Recordings 6.220606
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Weltenbürger mit Doppelstrategie Das Utrecht String Quartet mit Kammermusik von Carlos Micháns
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Lex van Delden: Sämtl. Streichquartette MDG 603 1436-2
Peter Iljitsch Tschaikowsky: Sämtl. Streichquartette Vol. 1 op. 11 + 22
fahrer haben ihre Spuren auch in der Musik hinterlassen – Globalisierung vor Hunderten von Jahren! Das Utrecht String Quartet hat sich für seine neueste Produktion enge Freunde eingeladen: Die Oboistin Pauline Oostenrijk, der Pianist Severin von Eckardstein und das Ruysdael Quartet erweitern den Kreis um die vier umtriebigen Niederländer, die die Diskografie wieder einmal mit echten Entdeckungen bereichert haben. Hochinteressant! Klaus Friedrich
www.severin-eckardstein.de
MDG 603 1388-2
www.utrechtstringquartet.com
www.paulineoostenrijk.nl
Streichoktett gibt das erweiterte as Utrecht String Quartet Utrecht String Quartet eine kurzweihat bei MDG offenbar lige kammermusikalische Visiteneine Doppelstrategie: Da karte des umtriebigen Komponisten. liegen auf der einen Seite Südindien hat es Micháns bedie gewichtigen Gesamteinspielunsonders angetan. Volkslieder, Ragas gen der russischen Komponisten und Tempelgesänge der dravidischen Glasunow und Gretschaninow vor – Kultur überträgt er in westliche Noeine andere Vorliebe hat das holläntenschrift und gewinnt daraus Madische Quartett dankenswerterweise Carlos Micháns terial für seine „Dravidian Moods“. für Musik seiner nächsten UmgeFür Micháns typisch werden die bung. So präsentierten sie das bis dahin kaum beachtete Streichquartettwerk von Vorlagen nicht einfach zitiert, vielmehr überRobert de Roos und Lex van Delden, die beide trägt er die Atmosphäre in eine nach westlichem eine ebenso überraschende wie hochwillkom- Vorbild abstrakte Komposition, die für die Oboismene Ergänzung des Kammermusikrepertoires tin Pauline Oostenrijk und das Utrecht String des 20. Jahrhunderts sind. Und offenbar geht Quartet geschrieben wurde. Auch das Divertimento Nr. 3 beruht auf die Spurenlese weiter … Carlos Micháns mit der Wahlheimat in den Motiven aus Südindien. Ein christliches tamiliNiederlanden ist ein wahrer Weltbürger: geboren sches Lied wird in westlicher Tradition variiert. in Argentinien, reist der Komponist mit fami- Interessant: Das Lied selbst weist bereits liären Wurzeln in Großbritannien, dem Basken- europäische Einflüsse auf, Missionare und Seeland und den USA immer wieder durch die Welt. Und völlig undogmatisch fügt er die unterschiedlichsten Einflüsse zu einem sehr indivi- Weitere Einspielungen: duellen Personalstil von großer emotionaler Alexander Gretschaninow: Streichquartette Vol. 2 Ausdruckskraft zusammen. Mit dem Oboen-, op. 74 und op. 124 dem Klavierquintett und dem Divertimento für
MDG 903 1575-6 (Hybrid-SACD)
Carlos Micháns (*1950): Dravidian Moods für Oboe und Streichquartett Divertimento für acht Streicher Klavierquintett Utrecht String Quartet Pauline Oostenrijk, Oboe Severin von Eckardstein, Klavier Ruysdael Quartet
Robert de Roos: Streichquartette Nr. II (1942), III (1944-45), V (1951) & VII (Quartettino, 1971) MDG 603 1613-2
Alexander Glasunow: Sämtl. Streichquartette Vol. 5 Streichquartett Nr. 1 op. 1 D-Dur und Nr. 7 op. 107 C-Dur MDG 603 1736-2
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www.ruysdaelkwartet.nl
Foto: © Stefan Bremer
Foto: © Irène Zandel
CLASS : aktuell
www.minettiquartett.at
Gänsehautschönheit www.meta4.fi
Meta4 und Minetti Quartett
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as der Streichquartett-Gemeinde an aufregenden jungen Vierer-Formationen in den vergangenen Jahren angeboten wurde, ist beachtlich. Vorbei scheinen die Zeiten der honorigen Amadeus-, Alban-Berg- und Melos-Heroen, die Zeiten fordern eine Neu-Eroberung des irgendwie obsolet gewordenen Quartettspiels alten Zuschnitts. Das ist mehr als Kosmetik, mehr als gestylte Cover und das jugendliche Spreizen bunter Federn. Gekonntes Quartettspiel lässt sich nicht durch gekonntes Marketing ersetzen. Zwei dieser jungen, aufregenden Quartette sind mit ihren Produktionen bei Hänssler Classic untergekommen, das ohnehin immer wieder auffällt durch das Herauspicken ingeniöser Musiker in einem frühen Stadium ihrer Karriere. Bereits 2009 sind die Debüt-CDs des finnischen Ensembles Meta4 und des österreichischen Minetti Quartetts erschienen, drei Jahre und viele Konzerte später wurden nun die Folge-Alben veröffentlicht. Und in beiden Fällen darf man von einem großen Wurf sprechen. Im Haydn-Jahr 2009 war es geradezu zwangsläufig ein Haydn-Programm, mit dem sich beide Formationen vorstellten. Zudem waren die Quartette Preisträger des Internationalen Joseph Haydn Wettbewerbs Wien, Grund genug also, ihre Haydn-Auffassungen via CD vorzustellen. Für seine Aufnahme konnte Meta4 2010 dann auch den Echo-Klassik-Preis in Empfang nehmen. Musikalisch stehen beide Haydn-Interpretationen auf höchstem Niveau, sind hinsichtlich der Spielfantasie, des feinen Esprits und des ausbalancierten Ensembleklangs vorbildlich. Mit den beiden neuen, soeben erschienenen Aufnahmen gehen die Quartette nun unterschied-
liche Wege: Das Minetti Quartett knüpft zeitlich mit den frühen Mendelssohn-Werken op. 12 und op. 13 an Haydn an, während Meta4 sich mit den Schostakowitsch-Quartetten Nr. 3, 4 und 7 als erstrangiger Gestalter von Werken des 20. Jahrhunderts zu erkennen gibt. Überhaupt finden sich in den Meta4-Programmen viele zeitgenössische Werke, das Minetti Quartett pflegt eher die Klassiker des Genres bis in die frühe Moderne. Die beiden neuen Aufnahmen machen den Hörer sprachlos angesichts der Vielzahl gestalterischer Abstufungen, des extrem hohen instrumentaltechnischen Levels, der Sicherheit, mit der die Werke aufgefasst und dargeboten werden. Denn wenn auch die Programmatik mancher neuer Streichquartett-Formation mutiger ist als vor 20, 30 Jahren, so bleiben die Werke doch dieselben. Das eigentlich Bezwingende – und das, was diese Ensembles zukunftsfähig macht – liegt in dem Vermögen, die Vielzahl der in diesen Kompositionen vorhandenen Aspekte wendig und scharfsinnig auszuleuchten und zugleich die Substanz der Werke aufzuschließen. Seit elf Jahren spielt Meta4 nun zusammen, neun sind es beim Minetti Quartett. Auszeichnungen, Preise und Unterstützung haben beide Ensembles von vielen Seiten erfahren: Die Österreicher zählten in der Saison 2008/09 zu den „Rising Stars“ der großen europäischen Konzerthäuser, die Finnen waren u.a. „New Generation Artists“ der BBC von 2008 bis 2010. Die inneren und äußeren Voraussetzungen für herausragendes Quartettspiel stimmen also. Das Tüpfelchen auf dem i jedoch, das, was den Hörer glücklich macht, sind die Instrumente! Den Musikern von Meta4 und vom Minetti Quar-
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Dimitri Schostakowitsch (1906–1975) Streichquartett Nr. 3 F-Dur op. 73 Streichquartett Nr. 4 D-Dur op. 83 Streichquartett Nr. 7 fis-Moll op. 108 Meta4 hänssler CLASSIC 98.644
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) Streichquartette op. 12 und op. 13 Minetti Quartett hänssler CLASSIC 98.645
tett stehen ausgezeichnete Instrumente zur Verfügung, die Spielfreude und Ensemblekultur erst in die Fülle des Wohllauts verwandeln, die man bei diesen Einspielungen rückhaltlos bewundern muss und die einfach Gänsehaut verursacht. Ernst Oder
CLASS : aktuell
www.covielloclassics.de
Die Viola da gamba im phantastischen Dialog
Foto: © Elisa Meyer
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ie allerfreieste und ungebundenste Setz-, Sing- und Spiel-Art“ nannte Johann Mattheson 1739 den so genannten Stylus Phantasticus, und damit ist das Wesentliche gesagt: Den ursprünglich aus der Improvisationspraxis der norddeutschen Orgelschule stammenden Stil zeichnen dramatische Effekte, schnell wechselnde Figuren, chromatische Komplexität und rasende Läufe auf engem Raum aus. Viel Freiheit bot er also für virtuose Solisten – nicht nur auf der Orgel, denn um 1700 wurde der Stylus Phantasticus auch auf die Kammermusik übertragen. Da spielte die Gambe eine wichtige Rolle: Das vielseitige Instrument war sowohl solistisch in den verschiedensten Kombinationen wie auch als Teil der Continuogruppe gefragt; berühmte Virtuosen wie August Kühnel nutzten die Freiheit, die Gambe in eigenen Kompositionen bestens in Szene zu setzen. Der berühmte Dietrich Buxtehude schrieb nicht nur Orgelwerke, für die er heute vor allem bekannt ist, sondern auch Triosonaten, in denen ausdrücklich eine Gambe als zweite Solostimme im Dialog mit der Violine vorgeschrieben ist. Schließlich setzte sie Johann Sebastian Bach effektvoll in seiner Matthäuspassion ein – auch
hier sind eindeutige Merkmale des Stylus Phantasticus unverkennbar. Frauke Hess und ihre illustren Mitstreiter entfalten mit ihrer Neueinspielung die ganze Farbenpracht und Stilvielfalt barocker Gambenmusik. Thomas Jakobi
Komm Süsses Kreuz! Barocke Kammermusik für Viola da gamba Werke von Kühnel, Buxtehude und J.S. Bach Frauke Hess, Josh Cheatham, Gambe Andreas Arend, Chitarrone, Barocklaute Veronika Skuplik, Violine Torsten Johann, Orgel Dominik Wörner, Bass Coviello CLASSICS – COV 21211 (Vertrieb: Note 1)
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CLASS : aktuell
Fulminanter Schlusspunkt! Zacharias’ Mozart-Edition ist abgeschlossen
Orchestre de Chambre de Lausanne und Christian Zacharias (rechts oben) | www.ocl.ch | www.pressezentrum-musik.com
Foto OCL: © Eddy Mottaz; Foto Zacharias: © Nicole Chuard
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enn das kein Abschluss ist: Mit dem prachtvollen „Krönungskonzert“ KV 537 setzt Christian Zacharias den fulminanten Schlusspunkt hinter die jetzt schon mit unzähligen internationalen Preisen überhäufte Gesamteinspielung sämtlicher Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart. Von Anfang an mit dabei: Das Orchestre de Chambre de Lausanne, dem Zacharias seit 12 Jahren als Chefdirigent vorsteht. Wie innig Pianist und Orchester in dieser Zeit zusammengewachsen sind, lässt sich Takt für Takt neu erleben. Da sitzt jeder Übergang, solistische Freiheiten werden vom Orchester mit wacher Selbstverständlichkeit aufgefangen, und gemeinsam finden die Musiker immerwährend zu bezaubernden Klangmischungen und intimen Dialogen. Dazu kommt Zacharias’ unnachahmliche Delikatesse im Anschlag und sein untrügliches Gespür für natürliches musikalisches Fliessen. Pauken und Trompeten sorgen in festlichem D-Dur für die feierliche Ausstrahlung des „Krönungskonzerts“. Den Solopart hat Mozart nur skizziert. In der Erstausgabe findet sich eine vollständige Stimme von fremder Hand, die aber nur das absolut Notwendige enthält. Christian Zacharias gestaltet seine eigene Version, die in der Kadenz des ersten Satzes dazu noch eine ganz besondere Überraschung bereithält… Die Gesamteinspielung sämtlicher Klavierkonzerte von Mozart setzt auch aufnahmetechnische Maßstäbe. So war die Veröffentlichung des Konzerts KV 503 die weltweit erste seriengefertigte DVD-Audio in hochauflösendem Mehrkanalklang. Und mehrere der Super-Audio-CDs (SACDs)
der Serie, selbstverständlich in makellosem 2+2+2-Sound für das ultimative dreidimensionale Klangvergnügen, wurden bereits mit dem ECHO-Klassik-Preis ausgezeichnet, u.a. als beste Surroundeinspielung des Jahres. Gratulation zu einer in jeder Hinsicht hörenswerten Edition! Lisa Eranos
W. A. Mozart (1756-1791) Klavierkonzerte Volume 9 Konzert KV 414 A-Dur Konzert KV 537 D-Dur Christian Zacharias, Klavier + Leitung Orchestre de Chambre de Lausanne MDG 940 1759-6 (Hybrid-SACD)
Bereits erschienen: Volume 8 Konzert Nr. 24, KV 491; Konzert Nr. 25, KV 503 MDG 940 1737-6 (Hybrid-SACD)
Volume 7 Konzert Nr. 6, KV 238; Konzert Nr. 13, KV 415 Konzert Nr. 16, KV 451 MDG 940 1667-6 (Hybrid-SACD)
Volume 6 Konzert Nr. 14, KV 449; Konzert Nr. 15, KV 450 Konzert Nr. 21, KV 467 MDG 940 1646-6 (Hybrid-SACD)
Volume 5 Konzert Nr. 5, KV 175; Konzert Nr. 8, KV 246 Konzert Nr. 23, KV 488 MDG 940 1562-6 (Hybrid-SACD)
Volume 4 Konzert Nr. 19, KV 459; Konzert Nr. 20, KV 466 MDG 940 1529-6 (Hybrid-SACD)
Volume 3 Konzert Nr. 17, KV 453; Konzert Nr. 18, KV 456 MDG 940 1488-6 (Hybrid-SACD)
Volume 2 Konzert Nr. 11, KV 413; Konzert Nr. 9, KV 271 MDG 340 1298-2
Volume 1 Konzert Nr. 22, KV 482; Konzert Nr. 27, KV 595 MDG 340 1182-2
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CLASS : aktuell Serenade für Dieter Klöcker (1936-2011) Dieter Klöcker, Klarinette – Consortium Classicum The Czech Philharmonic Chamber Orchestra MDG 301 1775-2 ( 7 CDs )
Praktizierte Musikgeschichte par excellence Dieter Klöcker (1936-2011)
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rchäologe war ein früher Berufswunsch Klöckers. Angeregt durch seine Klarinettenlehrer Karl Kroll in seiner Heimatstadt Wuppertal und Jost Michaels in Detmold erkennt er sehr schnell, dass er seinen Forscherdrang auch als Musiker ausleben kann. Vor dem ersten Weltkrieg war Kroll Soloklarinettist des St. Petersburger Hoforchesters. Angesichts der reich bestückten St. Petersburger Musikbibliothek wurde er vom musikalischen Schatzgräberfieber befallen. Sein Sohn Oskar, fällt im 2. Weltkrieg, und Klöcker wird wie ein Sohn im Hause Kroll aufgenommen. Seine Klarinetten und ein umfangreiches Musikarchiv vermacht Kroll seinem Ziehsohn. 1957 setzt Klöcker sein Klarinettenstudium an der Nordwestdeutschen Musikakademie Detmold fort. Dort wächst unter den Professoren Jost Michaels (Klarinette), Albert Hennige (Fagott) und Helmut Winschermann (Oboe) eine neue Musikergeneration heran, die von dem Gedanken der gemeinsam aufzuführenden Kammermusik fasziniert ist. Mit dem von Michaels geleiteten Detmolder Bläserkreis absolviert Klöcker seine ersten Konzertreisen und Rundfunkaufnahmen. 1962 enden Klöckers Detmolder Jahre. Die ambitionierten Mitglieder des Detmolder Bläserkreises verschlägt es zunächst in alle Himmelsrichtungen. Man besetzt wichtige Positionen in Orchestern, verliert einander aber nicht aus den Augen. Klöcker nutzt die Ferien, um in Musikbibliotheken vergessene Werke wiederzuentdecken. Um die gehobenen Schätze auch zum Klingen zu bringen, kommt es mit seinen Freunden zu ersten Auftritten unter dem Namen „Rheinisches Bläsersextett“, später umbenannt in Consortium Classicum, da das Ensemble mit Streichern und Klavier für die Aufführung von gemischt besetzten Werken erweitert wurde. 1968 verlässt Klöcker den sicheren Schoß des Orchesters, um sich ganz dem Ensemble und seiner Solistenkarriere zu widmen. Was folgt, ist eine Erfolgsstory. Das Ensemble absolviert weltweite Tourneen und beginnt seine umfangreiche Aufnahmetätigkeit. Der Durchbruch
auf dem Schallplattensektor erfolgt 1972 mit einer auf 10 Doppelalben ausgelegten Serie „Bayerns Schlösser und Residenzen“. Die Musikwelt staunt über Namen wie Cannabich, Lachner, Nisle, von Winter und Witt, deren Musik gar nicht so verstaubt klingt, wie die Fundorte der Manuskripte vermuten lassen. Klöcker kann nun seine Ernte einfahren: Es erscheinen umfangreiche LP-Kassetten mit Titeln wie „Haydn – seine Freunde und Schüler“, „Mozart – Original oder Fälschung“, „Mozart – seine Freunde und Schüler“ und als ein Höhepunkt 1977 in Zusammenarbeit mit der Academy of St. Martin-in-theFields die Einspielung von 10 konzertanten Sinfonien. Durch die jahrzehntelange kontinuierlich und konsequent betriebene Ensemblearbeit hat sich das Consortium Classicum einen technisch-musikalischen Standard erarbeitet, der seinesgleichen sucht. Immer mischt sich Bewunderung über hochvirtuoses, kammermusikalisches Spiel mit Begeisterung über das Entdecken unbekannter Musik und ihrer Klangfarben. So bleibt es nicht aus, dass auch zeitgenössische Komponisten auf das Ensemble aufmerksam werden. Gürsching, Hellmann, Niehaus, Jörns, Pflüger und zahlreiche außereuropäische Komponisten widmen dem Consortium Classicum Werke, die mit Erfolg uraufgeführt werden. Neben der in den ersten 20 Jahren ungemein dynamisch vorangetriebenen Entwicklung des Consortium Classicum bewegt sich Klöckers Solistenkarriere zunächst in ruhigerem Fahrwasser. Konzerteinspielungen im Rahmen der „Bayerns Schlösser und Residenzen“-Edition und der konzertanten Sinfonien mit der Academy of St. Martinin-the-Fields sowie Aufnahmen von Mozarts Klarinettenkonzert und der Bläserkonzertanten mit dem Mozarteum-Orchester Salzburg unter Leopold Hager (1977) sind erste eindrucksvolle Belege seiner Solistenlaufbahn. So richtig in Fahrt kommt der Konzertsolist erst ab 1990. Konzerte von über 30 Komponisten werden in den Folgejahren aufgenommen, überwiegend Ersteinspielungen, aber auch die Konzerte C. M. v. Webers und zwei weitere Versionen von Mozarts KV 622. Von 1976 bis 2001 hat Klöcker eine Professur für Klarinette und Bläserkammermusik an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg/Br. inne. 2000 wird ihm das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Dieter Klöcker stirbt am 21. Mai 2011 kurz nach seinem 75. Geburtstag. Dank seiner gehobenen Schätze und wunderbaren Aufnahmen werden wir ihn nicht vergessen. Es lebe der Archäologe! Holger Arnold
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BRUCKNER SINFONIEN im
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„EIN ERREGENDES HÖRERLEBNIS.“ Kulturspiegel
„DIE AUFNAHME GEHÖRT IN JEDE BRUCKNER-DISKOGRAFIE.“ Klassik.com
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CLASS : aktuell ECHO KLASSIK - GEWINNER 2012
ECHO Klassik – das Echo der Klassik
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m 14. Oktober wird in Berlin im Konzerthaus am Gendarmenmarkt der deutsche Musikpreis ECHO Klassik verliehen. Er zählt zu den bedeutendsten und international bekanntesten Musikpreisen. Er ist einzigartig, denn sein Reglement umfasst 21 Kategorien mit verschiedenen Unterkategorien und wird dadurch annähernd der Vielfalt in der „Klassik“ gerecht. In diesem Jahr wurden 340 Einspielungen nominiert, von denen die Jury des ECHO Klassik 54 Künstler für ihre herausragenden Neueinspielungen auszeichnet. Und wieder geht die Hälfte der Trophäen an KünstlerInnen, die bei kleinen unabhängigen Klassiklabels und damit abseits des Mainstream im hochinteressanten Neuland des Repertoires beheimatet sind. Die ECHO Klassik-Gala des ZDF braucht Mainstream, Glamour und klingende Namen, damit man die Quote, also Sie, die Klassikhörer erreicht. Aber ist das wirklich so? Uns würde interessieren, welche Künstler Sie gerne einmal auf der Bühne des Konzerthauses erleben würden. Tendieren Sie zu den Stars von heute oder geben Sie denen von morgen eine Chance? Helfen Sie den Verantwortlichen des ZDF bei der zukünftigen Programmgestaltung. Unter dem Link: www.echoklassik.de finden Sie alle diesjährigen ECHO Klassik-Preisträger. Wen würden Sie zur Sendung einladen? Seien Sie vielfältig, nennen Sie gerne bis zu 15 Namen – wir sind gespannt. CLASS reicht Ihre Wünsche an das ZDF weiter und verlost zum Dank für Ihre Rückmeldung Eintrittskarten zur ECHO Klassik-Gala und 20 ECHO Klassik-Alben 2012. Treffen Sie Ihre Wahl. Nehmen Sie teil an der ECHO Klassik-Gala des ZDF am Sonntag den 14. Oktober im Konzerthaus in Berlin, und treffen Sie Ihre Künstler beim anschließenden Empfang. Einsendeschluss für die Konzertkarten ist der 5. Oktober, für das ECHO Klassik-Album der 15. November.
CLASS : aktuell
Ich möchte gerne folgenden Künstler in der ECHO Klassik-Gala sehen:
Bitte beantworten Sie uns noch die folgende Frage: Meine CLASS aktuell-Ausgabe lag folgender Zeitschrift bei:
Sie können uns Ihre Lösung wie folgt zusenden: per Mail an: class@class-germany.de | per Post an: CLASS e.V., Bachstr. 35, 32756 Detmold | per Fax an: 05231-26186 | Absender: (bitte in Druckbuchstaben)
Name, Vorname
Musik für Klarinette Solo Werke von Jörg Widmann, Toshio Hosokawa, Luciano Berio, Aribert Reimann, Edison Denisov, Arthur Vincent Lourié, Alexander Goehr, Henri Pousseur, Hans Ulrich Lehmann, Fabio Nieder, André Jolivet Eduard Brunner, Klarinette Naxos 8.572470
Im Hinblick auf seine künstlerischen Fähigkeiten und die Ausweitung des Repertoires ist der gebürtige Schweizer Klarinettist Eduard Brunner eine Klasse für sich. Auf die Entwicklung des modernen Repertoires für sein Instrument hat Brunner einen enormen Einfluss gehabt. Zahlreiche neue Werke wurden durch den in Deutschland lebenden Künstler bei weltweit führenden Komponisten in Auftrag gegeben und uraufgeführt.
Abenteuerlustig in neue Klangwelten Ohne die emotionale Tiefe aus den Augen zu verlieren, überzeugt Brunner durch eine phänomenale Technik, deren „Facetten- und Farbenreichtum“ vom Preis der deutschen Schallplattenkritik zu Recht als „atemberaubend“ bezeichnet wurde. Die fast überirdische Schönheit seines Tones und die abenteuerlustige Herangehensweise an neue Werke entführen den Hörer in bislang unerforschte Klangwelten. Überschwänglich oder nach innen gekehrt, verspielt oder hypnotisch – die Werke auf dieser CD erschließen dem entdeckungsfreudigen Hörer lohnende und unvergessliche musikalische Territorien. Brunner selbst sagt: „Es freut mich, dass eine CD mit ausschließlich zeitgenössischer Musik diesen Preis erhalten hat. Dafür möchte ich auch NAXOS meine Anerkennung aus sprechen.“
Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621) Orgelwerke Vol. 1 Fantasia à 4 (a1/b-a-c-h) Erbarm dich mein o Herre Gott Toccatas, Allemanda etc. + Registervorführungen Harald Vogel, Schwalbennestorgel St. Marien, Lemgo MDG 914 1690-6 (Hybrid-SACD)
Der Niederländer Jan Pieterszoon Sweelinck hat wie kein anderer Musiker den nordeuropäischen Orgelstil des 17. Jahrhunderts geprägt. Seine besondere Klangwelt ist jetzt wieder erlebbar: In der Marienkirche in Lemgo hat eine 400-jährige Schwalbennest-Orgel aus der Renaissance-Zeit überlebt, deren wenige fehlende Pfeifen exakt nach den historischen Vorlagen rekonstruiert wurden. Harald Vogel präsentiert dieses einzigartige Instrument von europäischem Rang mit einer farbigen Folge von Sweelinck-Werken, die zum Teil erstmals eingespielt wurden. Toccaten, Choral- und Psalmvariationen, eine Echo-Fantasie, das Capriccio sowie Liedvariationen und die große B-A-C-HFantasie… Die Einspielung stellt ein breites Spektrum von Sweelincks Kompositionen für Tasteninstrumente vor. Das Booklet verzeichnet akribisch die jeweilige Registrierung. Vor allem aber überrascht die akustisch hervorragende Mehrkanal-Produktion im 2+2+2 Recording mit einer kurzweiligen Orgelführung als Bonus.
Straße / Nr. PLZ / Ort Telefon
Es gilt das Datum des Poststempels, bzw. des Eingangs. Die Gewinner werden telefonisch benachrichtigt. Eine finanzielle Vergütung des Gewinns ist nicht möglich. CLASS garantiert eine ordnungsgemäße Verlosung. CLASS-Mitglieder, deren Mitarbeiter und der Rechtsweg sind ausgeschlossen.
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Instrumentalist des Jahres / Klarinette
AUSGABE 2012 /3
Instrumentalist des Jahres / Orgel
CLASS : aktuell ECHO KLASSIK - GEWINNER 2012
Das Lieben bringt groß Freud! Deutsche Volkslieder von Friedrich Silcher, Max Reger, Moritz Kässmeyer amarcord Leipziger Streichquartett
Baroque Oriental Monteverdi, Ufki, Caccini, Çelebi Valer Barna-Sabadus, Countertenor Pera Ensemble · Mehmet Yesilçay
Edward Elgar Enigma Variationen Radio-Sinfonieorchester Stuttgart Roger Norrington
BERLIN Classics 0300275BC
MDG 307 1679-2
„Orient und Okzident / Sind nicht mehr zu trennen.“ Diese Zeilen von Goethe sind quasi das Motto des Pera Ensembles, das sie auf europäischen und türkischen Instrumenten in faszinierende Musik übersetzt: Orientalische Düfte umgeben barocke Melodien, italienische Ornamentik umarmt osmanische Melismen – so sinnlich können sich zwei Kulturen begegnen. Auf dem Album Baroque oriental spielt das Pera Ensemble neben vielfältiger Musik des Frühbarock auch traditionelle osmanische Musik. So entsteht ein faszinierend schimmerndes, farbenfrohes Tableau an Idiomen und Stilen, wie es früher im östlichen Mittelmeerraum wahrscheinlich zum Alltag gehörte. In den Handelszentren der Levante kam es nämlich sicher nicht nur zu einem Austausch von Gewürzen, Kaffee und anderen Gütern, sondern auch zwischen den Kulturen selbst, die sich auf den Straßen begegneten und einander durchdrangen. Musik konnte dabei damals wie heute ein universeller Vermittler sein: „Wir reden miteinander ohne zu sprechen. Musik wird zu einer gemeinsamen Sprache, denn Gefühle haben keine Nationalität und Religion“, schreibt Mehmet C. Yesilçay, Leiter des Pera Ensembles, im Begleittext der CD. Unterstützt wird das Ensemble von einem brandaktuellen Shootingstar der Alten-Musik-Szene, dem Countertenor Valer Barna-Sabadus, der diesen gemeinsamen Gefühlen mit seiner Stimme Ausdruck verleiht.
SWRmusic / hänssler CLASSIC 93.191
Zwei Schwergewichte der Musikstadt Leipzig machen gemeinsame Sache. Das in sämtlichen polyphonen a-cappellaWerken geschulte Ensemble amarcord und das normalerweise im höchsten klassischen Repertoire schwelgende Leipziger Streichquartett präsentieren das Deutsche Volkslied in höchster künstlerischer Vollendung. Friedrich Silcher, der Anfang des 19. Jahrhunderts im Schwäbischen als Kirchenmusiker wirkte, arrangierte traditionelle Volksweisen auf einfache Art, so dass sie leicht nachgesungen werden konnten. Auch Schuberts „Lindenbaum“ gelang erst durch Silchers leicht fassbare und vor allem nachzusingende Version seine weite Verbreitung. Fast 100 Jahre nach Silcher beschäftigte sich Max Reger mit Volksliedern. Während eines Genesungsurlaubs in seiner oberpfälzischen Heimat griff der Komponist überlieferte Vorlagen, darunter „Der Tod als Schnitter“ und „Wenn ich ein Vöglein wär“, auf und bearbeitete sie. Moritz Kässmeyer verfolgte Mitte des 19. Jahrhunderts in Wien einen instrumentalen Ansatz: Er nahm schlichte Volkslieder oder Gassenhauer wie „O du lieber Augustin“ und formte daraus virtuose Späße für geschickte Instrumentalisten… Die sind hier zweifelsfrei vorhanden, und so macht das Zuhören sehr viel Spaß!
Ensemble des Jahres / Vokal-Musik
„Enigma“, das griechische Wort für „Rätsel“, schrieb Edward Elgar als Titel über seine „Variationen über ein eigenes Thema“ op. 36. Einer jeden Variation steht ein Name oder eine Abkürzung als Rätsel voran, das auf die vom Komponisten in diesem Stück charakterisierte Person hinweist – inzwischen sind diese „Rätsel“ freilich alle gelöst. Nach ihrer Uraufführung 1899 traten die „EnigmaVariationen“ einen Siegeszug um die ganze Welt an: Sie haben Elgar den internationalen Durchbruch beschert und sind bis heute seine berühmteste Komposition geblieben.
„Stuttgart Sound“ für Elgar Die preisgekrönte Aufnahme des Werks ist die jüngste Frucht der außerordentlichen Partnerschaft von Sir Roger Norrington und dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart. Sir Roger, von 1998 bis 2011 Chefdirigent und seit September 2011 Ehrendirigent auf Lebenszeit beim RSO Stuttgart, hat Einzigartiges geleistet: Er versöhnte die historisch informierte Aufführungspraxis mit dem klassischromantischen Repertoire seines modernen Orchester und schuf so den weltweit berühmten „Stuttgart Sound“. Elgar hat Sir Roger Norrington und dem RSO Stuttgart schon einmal Glück gebracht: 2001 wurde ihre Einspielung der ersten Sinfonie des englischen Spätromantikers mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet.
Klassik-ohne-Grenzen-Preis
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Sinfonische Einspielung des Jahres / 19. Jh.
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W. A. Mozart (1756-1791) Klavierkonzerte Vol. 7 Konzert Nr. 6, KV 238 Konzert Nr. 13, KV 415 Konzert Nr. 16, KV 451 Christian Zacharias, Klavier + Leitung Orchestre de Chambre de Lausanne MDG 940 1667-6 (Hybrid-SACD)
Pauken und Trompeten, paarweise eingesetzte Oboen, Fagotte und Hörner: Mozart hat seine Klavierkonzerte in den Jahren 1782-1784 reichlich ausgestattet. Dem Kaiser und dem Rest des Wiener Publikums hat es gefallen. In Vol. 7 von Christian Zacharias’ Gesamtaufnahme umrahmen groß besetzte Werke (KV 415 und KV 451) das bescheidenere, doch nicht minder reizvolle B-DurKonzert (KV 238) aus dem Jahr 1776. KV 415 ist eines der Virtuosenstücke, deren Wirkung auf das Wiener Publikum sich Mozart sehr wohl bewusst war, wie er seinem Vater per Brief vom 28. Dezember 1782 erklärte: „Die Concerten sind das Mittelding zwischen zu schwer und zu leicht – sind sehr Brillant – angenehm in die Ohren… doch so – dass auch die Nichtkenner damit zufrieden seyn müssen, ohne zu wissen warum.“ Der Erfolg gab ihm recht: Innerhalb kürzester Zeit durfte Mozart das Werk mehrmals aufführen, es wurde gedruckt und trat seinen Siegeszug in die Konzertsäle der Welt an. Mozart muss hervorragende Orchestermusiker gehabt haben, denn in KV 451 entwickelt sich stilistisch etwas Neues: Wir erleben einen so engen Dialog zwischen Solisten und Orchester, dass die Brillanz des Solisten zum elementaren Bestandteil der sinfonischen Anlage wird. Was für ein Glück, dass Christian Zacharias in der Personalunion von Solist und Dirigent seines Orchesters den permanent sprühenden musikalischen Reigen nahtlos auf das Ensemble zu übertragen weiß.
Konzerteinspielung d. J. inkl. 18. Jh. / Klavier
CLASS : aktuell ECHO KLASSIK - GEWINNER 2012
Amilcare Ponchielli (1834-1886) Konzerte für Trompete op. 123, 146 & 198 Gran Capriccio für Oboe op. 80 Konzert für Euphonium op. 155 Giuliano Sommerhalder, Trompete Simone Sommerhalder, Oboe Roland Fröscher, Euphonium Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin; Matthias Foremny, Ltg. MDG 901 1642-6 (Hybrid-SACD)
Seine Bläserkonzerte gehören zu den virtuosesten Werken der Romantik. Amilcare Ponchielli hat sich Mitte des 19. Jahrhunderts mit erfolgreichen Stücken für konzertierende Bläser profiliert, und man hört in jedem Takt, dass sich der Italiener eigentlich zum Musikdramatiker berufen fühlte. Die Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin und die Solisten Giuliano Sommerhalder, Roland Fröscher und Simone Sommerhalder präsentieren uns in einem atemberaubenden Parforceritt die Konzerte für Trompete, Euphonium und Oboe. Die Oboe hatte bereits in der Barockzeit ein Höchstmaß an Virtuosität erreicht. Der Trompete gelang das erst später mit der Erfindung der Ventile, die fortan eine spektakuläre Beweglichkeit ermöglichten. Was für atemberaubende Koloraturen und rasante Stretta-Wirkungen konnte Ponchielli diesem Instrument auf den Leib komponieren! Erst 1844 wurde in Wien das Euphonium patentiert: Auch für dieses neuartige Blasinstrument in Tenorlage komponierte Ponchielli ein Konzert, das vom Solisten höchste technische und klangliche Wendigkeit verlangt. Egal, ob für Trompete, für Oboe oder für Euphonium: Diese Musik im feinsten 2+2+2 Sound ist ein Fest für jeden Klangfanatiker mit einem Hang zur großen Oper.
Konzerteinspielung d. J. 19. Jh. / Bläser
Francis Poulenc (1899-1963) Konzert für zwei Klaviere Suite Française Concert Champêtre Jos van Immerseel Anima Eterna Brügge
Franz Schreker (1878-1934) Irrelohe, Oper in drei Akten Solisten Chor und Extrachor des Theater Bonn Beethoven Orchester Bonn Stefan Blunier, Ltg.
Zig Zag Territoires ZZT 110403 DDD, 2008
MDG 937 1687-6 (3 Hybrid-SACDs)
Francis Poulenc ist zusammen mit Darius Milhaud und Artur Honegger der bekannteste Vertreter der sogenannten Groupe de Six, welche die französische Musik vom Schwulst der Spätromantik befreien wollte. Der Musik Poulencs begegnete Jos van Immerseel bereits während seiner Studienzeit, wobei man tatsächlich von Liebe auf den ersten Blick sprechen kann.
Ewige Jugend Seine Hommage an Poulenc mit dessen nonchalanten, neoklassizistisch angehauchten Werken aus den 1920er und 1930er Jahren (darunter das bekannte Konzert für zwei Klaviere sowie das Concert champêtre für die Pionierin der Cembalo-Renaissance, Wanda Landowska) überzeugt nicht zuletzt deswegen, weil Immerseel und seine Musiker von Anima Eterna Brügge die scheinbar so unbekümmerten und leichten Werke wirklich ernst nehmen und uns auf ihre vielen Schönheiten hinweisen. So wirkt Poulencs Musik hier zwar stets jugendlich frisch, aber dennoch nie oberflächlich.
Konzerteinspielung d. J. 20. / 21. Jh. / Klavier
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Mit der Oper „Irrelohe“ von Franz Schreker präsentiert uns das Beethoven Orchester Bonn unter der Leitung von Stefan Blunier ein Schlüsselwerk der Moderne. Ein gewaltig mit sechs Schlagwerkern auftrumpfendes Orchester schwelgt in Leidenschaft und ungebremster Dynamik. Unter sicherlich nicht einfachen Rahmenbedingungen des Bonner Opernhauses ist den Technikern von MDG ein faszinierender Live-Mitschnitt gelungen. Schreker, der auch sein eigener Librettist ist, fand den Titel „im Halbschlaf“ auf einer Bahnfahrt: Irrelohe heißt eine verwunschene Station irgendwo zwischen Dresden und Nürnberg, die absolut gar nichts mit der erfundenen Geschichte zu tun hat. Aber beschreibt Irrelohe nicht perfekt Zustand zwischen Wahn und Feuerreigen, welcher der schier unglaublichen Geschichte zu Grunde liegt, von verrückten Grafen, unsäglicher Leidenschaft, Vergewaltigung, kirchlicher Hochzeit, Fluch, unbändiger Liebe und Brandstiftung? Farbig und eruptiv sind dann auch die Bühnenanweisungen, wenn etwa der Brautzug im 3. Akt mit Fernorchester, Chor, Orgelmusik und alles überragendem Glockengeläut sämtliche Register der Dreidimensionalität des 2+2+2Recordings zieht. Das ist überwältigend. Und die Musik entfaltet eine solche Sogwirkung, dass einem die drei SACDs zu keinem Zeitpunkt dieser zu lang erscheinen. Fazit: Ein viel zu selten gehörtes, aber hoch spannendes Werk in einer Wiedergabe, zu der man das Bonner Publikum (und natürlich die Musiker) nur beglückwünschen kann.
Operneinspielung des Jahres / 20. / 21. Jh.
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El canto quiere ser luz Das Lied will Licht sein Kubanische Chormusik Werke von Valera, Hernández, Cal, Brouwer, Silva etc. Coro Nacional de Cuba Kammerchor Entrevoces Digna Guerra, Ltg. MDG 602 1704-2
Chormusik auf Kuba – und auch noch a cappella? Tatsächlich präsentiert sich der Kubanische Nationalchor unter der Leitung von Digna Guerra in absoluter Topform: Vibratoloses Singen, traumwandlerisch sichere Intonation, feinste südamerikanische Rhythmen und ein Chorklang voller Dynamik, der absolut fasziniert.
Cubata pur Die CD gibt ein überaus farbiges Abbild des klassischen kubanischen Chorgesangs. Die 14 überwiegend kubanischen Komponisten dieser Aufnahme greifen die traditionellen musikalischen Wurzeln ihrer Heimat auf und lassen auch europäische Einflüsse deutlich werden. So reicht ihr großer stilistischer Bogen von der klassischen Fuge und Kontrapunktik über das Madrigal zum gekonnt servierten kubanischen Son und Bolero. Digna Guerra, heute die „Grande Dame“ der südamerikanischen Chormusik, wurde in Berlin zur Chorleiterin ausgebildet. Unter ihrer Leitung entwickelte sich der 1960 gegründete Kubanische Nationalchor zu einem sehr gefragten und viele Genres beherrschenden Klangkörper. Man höre nur mal den „Chan-Chan“ des Trova-Musikers „Compay Segundo“. Dieser Chor ist eine absolute Entdeckung!
Chorwerk-Einspielung des Jahres / 20. - 21. Jh.
CLASS : aktuell ECHO KLASSIK - GEWINNER 2012
White Joseph Haydn: Streichquartett op. 50, Nr. 5 „Der Traum“ Streichquartett op. 74, Nr. 3 „Reiterquartett“ Anton Webern: Fünf Sätze für Streichquartett op. 5 Amaryllis Quartett
Wolfgang Amadeus Mozart: Quintett Es-Dur KV 452 Ludwig van Beethoven: Quintett Es-Dur op. 16 Sebastian Manz, Klarinette Ramón Ortega Quero, Oboe David Fernández Alonso, Horn Marc Trénel, Fagott Herbert Schuch, Klavier
Johannes Brahms (1833-1897) Trio für Waldhorn, Violine und Klavier Es-Dur, op. 40 György Ligeti (1923-2006) Trio für Violine, Horn und Klavier Charles Koechlin (1867-1950) Quatre petites pièces pour piano, violon et cor Münchner Horntrio
Genuin GEN 11218
Indésens INDE039
FARAO classics B 108037
Gerade einmal vier Jahre gibt es das deutsch-schweizerische, von Walter Levin ausgebildete Amaryllis Quartett, und es befindet sich bereits auf Erfolgskurs: Kürzlich erhielt das Quartett den hoch dotierten Kammermusikpreis der JürgenPonto-Stiftung, im vergangenen Jahr gewann es kurz nacheinander zwei der wichtigsten internationalen Kammermusik-Wettbewerbe. Mit der Ausgrabung heute vergessener Meisterwerke hat sich das noch junge Streichquartett bereits einen Namen gemacht. So beginnt die neueste Einspielung White, wohl ein Appell an die Klarheit und Transparenz der ausgewählten Stücke, mit einem unbekannteren Haydn „Der Traum“. Dessen einprägsame Thematik wird vom Quartett schwungvoll und dennoch fein nuanciert umgesetzt. Weberns aphoristische Fünf Sätze passen in ihrer Homogenität und rhythmischen Prägnanz sowohl im Aufbau wie in der Durchsichtigkeit der Stücke gut zu Haydns klassischen Streichquartett-Kompostionen. Das Quartett versteht es fesselnd, die gedankenklare, jugendliche Lebensfreude von Haydns Werken um Weberns innige, atonale Bekenntnisse zu winden. Eine reizvolle Zusammenstellung im kontrastreichen Spannungsfeld der Wiener Klassik und der Neuen Wiener Schule! Die exzellente Aufnahmequalität dieser großartigen Einspielung macht diese CD zu einem Muss.
Es ist immer wieder ein Erlebnis, die „Geburt“ eines neuen Ensembles mitzuerleben. Um den Pianisten Herbert Schuch hat sich eine besondere Gruppe junger, hochkarätiger Bläser zusammengefunden, welche allesamt erste Preisträger des Internationalen Musikwettbewerbes der ARD in München sind. Das Ensemble fand erstmals im Januar 2011 zu einer Arbeitsphase zusammen, welche in zwei gefeierten Konzerten, u. a im Herkulessaal München, und in der im Oktober 2011 vom französischen Label Indésens initiierten CD-Aufnahme endete. Produzent Benoît d’Hau, der schon einige Aufnahmen mit dem Fagottisten Marc Trénel in Paris gemacht hatte, wollte daraufhin mit diesem aus exquisiten Solisten bestehenden Ensemble zusammen arbeiten.
Brahms’ Horntrio op. 40, 1865 komponiert, gehört zu den wichtigsten Kammermusik-Werken seines Schaffens und wird vom Münchner Horntrio exakt so eingespielt, wie Brahms es damals hören wollte: auf historischen Instrumenten aus der Zeit der Komposition! Julian Riem spielt auf einem perfekt restaurierten Bechstein-Flügel von 1862, Johannes Dengler greift zu einem Nachbau eines Halari-Naturhorns von 1803 und Markus Wolf verfügt über eine Stradivari aus dem Jahre 1722.
Kammermusik-Einspielung d. J. / 17.-18. Jh. / Streicher
Quintette für Bläser und Klavier Das Label Indésens hat seinen Schwerpunkt in Musik mit Bläsern. Es versteht sich als Forum für junge, hochtalentierte Holz- und Blechbläser. Es machte daher in diesem Kontext ganz besonderen Sinn, diese solitären Meisterwerke von Beethoven und Mozart, die bisher selten eingespielt wurden, mit jungen – aber schon renommierten Topbläsern aufzunehmen. Die mit ganz besonderer, nachhörbarer Freude diese Interpretationen lieferten. Herbert Schuch, der eine besondere Affinität zu den Werken Beethovens und Mozarts hat, ist dabei der ideale Klavierpartner.
Naturtöne und „romantische“ Gestik Die Besonderheit des Naturhorns ist seine ganz eigene, bei jedem Ton der Skala unterschiedliche Klangfärbung. Genau diese klanglichen Besonderheiten benützend schrieb Brahms sein Werk, gegen dessen Aufführung mit einem modernen Ventilhorn er sich selbst zeitlebens wehrte. Bereits nach wenigen Takten wird deutlich, wie besonders die originalen Klangfarben der „alten“ Instrumente mit der Komposition harmonieren. Dass Brahms’ Horntrio kein Werk sui generis blieb, ist vor allem Ligetis Beitrag von 1982 zu verdanken. Sein Werk entstand zu den Feierlichkeiten der Stadt Hamburg zum 150. Brahms-Jubiläum und ist als Hommage à Brahms betitelt. Die „Quatre petites pièces“ von Koechlin ist ein zwar kurzes, aber im besten Sinne romantisch-impressionistisch, hauchzartes Musikstück.
Kammermusik-Einspielung d. J. / 17.-18. Jh. / Bläser
AUSGABE 2012 /3
Kammermusik-Einspielung d. J. / 19. Jh. / Bläser
17
Birth Of The Violin Rebekka Hartmann Solo Musica SM 151
Unter dem Titel „The Birth Of The Violin“ stellt Rebekka Hartmann die Anfänge der Solo-Literatur ihres Instrumentes vor und unternimmt einen geigerischen Ausflug in die Zeit vor Bach, aber auch zu dessen weitgehend vergessenen Zeitgenossen. Zwischen Johann Paul von Westhoff (1656-1705), Johann Georg Pisendel (1687-1755) und Friedrich Wilhelm Rust (1739-1796) nimmt sich Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704), der Schöpfer der „Rosenkranzsonaten“, fast wie ein alter Bekannter aus. Die eingespielten barocken Werke deutscher, italienischer und französischer Komponisten sind bis auf wenige Ausnahmen Weltersteinspielungen. Rebekka Hartmann: „Dieses CDProjekt war für mich eine der interessantesten Aufgaben meines bisherigen Musikerlebens.“ Musikwissenschaftlich wurde das Projekt vom Dirigenten und Violinisten Reinhard Goebel begleitet, der auch den Booklettext geschrieben hat. Im Umgang mit den frühbarocken Meisterwerken beweist die Münchnerin nicht nur geigerische Delikatesse, sondern auch feines stilistisches Gespür. Das unterstreicht auch ihr gezielter Einsatz des Barock-Bogens und zweier unterschiedlicher Geigen: Auf ihrer Stradivari aus dem Jahr 1675 interpretiert Rebekka Hartmann Pisendels Sonate, Geminianis (1680-1762) „Etüde“ und die Partite von Friedrich Wilhelm Rust. Den obertonreichen, farbigen Ton der Amati („The Rethi“) von 1669 nutzt sie für die frühen Kompositionen von Westhoff, Biber, Matteis (ca. 1650-1713), aber auch für Guillemains (1705-1770) „La Furstemberg“. So hebt Rebekka Hartmann noch einmal die Eigenheiten und Unterschiede der in der Früh- und Hochzeit des Barock entstandenen Violin-Raritäten hervor.
Solistische Einspielung des Jahres / 17.-18. Jh. / Violine
CLASS : aktuell ECHO KLASSIK - GEWINNER 2012
Ludwig van Beethoven: Sonate f-Moll op. 57 Carl Czerny: La Ricordanza op. 33 Franz Schubert: Sonate D 958 Jin Ju, Klavier MDG 947 1698-6 (Hybrid-SACD)
Selten hat man eine so klare, unprätentiöse Virtuosin gehört, die mit enormem Klangsinn auch die verstecktesten musikalischen Botschaften freizulegen und zu deuten weiß. Beethovens Appassionata fordert äußerste Virtuosität und musikalische Stringenz geradezu heraus, Czernys Ricordanza-Variationen geizen nicht mit raffiniert platzierter, perlender Figuration und Schuberts c-Moll-Sonate schwelgt in sehr auf Kantabilität setzende Schreibweise. Dass diese Werke nahezu zeitgleich innerhalb von 20 Jahren entstanden, erhöht den Reiz dieser Einspielung umso mehr. Beethovens Klaviersonate op. 57 gehört zu den bekanntesten Werken des Komponisten und gilt als Inbegriff romantischsolistischer Virtuosität. Eine Virtuosität aber, die nie vordergründig ins Extrem geführt wird, sondern völlig konsequent als Mittel des Ausdrucks, der Leidenschaft eingesetzt ist. Kein Wunder, dass das so unglaublich energiegeladene Werk später den Beinahmen „Appassionata“ nicht wiederablegen konnte. Welch andere Welt entsteht nur wenige Jahre später in Schuberts c-Moll-Sonate, die in seinem Todesjahr 1828 entstand. Wer mit dem Namen Czerny nur die Strapazen der Übung eigener Fingerfertigkeiten im Klavierunterricht verbindet, sollte sich einmal mit den Werken des brillanten Pianisten beschäftigen. Allein die Raffinesse, mit der Czerny die fünfte Variation erst in eine virtuose Kadenz, dann in das furiose Presto münden lässt, überrascht. Wenn das dann auch noch mit der augenzwinkernden Nonchalance so brillant wie hier im kolossalen Steinway-Mehrkanal-Sound serviert wird, ist der Wunsch, die Wiederholungstaste zu drücken, unmittelbar gegeben.
Solistische Einspielung d. Jahres / 19. Jh. / Klavier
W. A. Mozart (1756-1791) Sämtliche Clavierwerke Vol. 12 Allegro KV 400 (372d) Fragment 8 Variationen KV 352 (374c) Allegro molto KV 7, 1 u.a. Siegbert Rampe, Cembalo, Clavichord, Hammerklavier und Tangentenflügel MDG 341 1312-2
Erstmals sind sämtliche Clavierwerke Mozarts in zeitgenössischem Klang eingespielt. Und immer wieder sind Siegbert Rampe Überraschungen gelungen. Seit mehr als 200 Jahren gibt es die Clavierfassung des Rondeau KV 382, doch niemals zuvor ist sie aufgenommen worden. Als Ersteinspielung auf historischen Instrumenten präsentiert Rampe überdies fünf Mozart-Originale, die erst 2005 in einer oberösterreichischen Clavierhandschrift aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufgetaucht sind. Was für ein grandioses Finale dieser einzigartigen Edition! So vielfältig wie die Musik sind die bei dieser Aufnahme eingesetzten Instrumente. Da ist das mit Crescendo ausgestattete Original-Cembalo von Burkat Shudi aus dem Jahr 1771 zu hören, das im Museum des Landes Glarus in der Schweiz gehütet wird. Da ist ein Hammerklavier, das Rampe in der Arizona State University in Tempe aufgespürt hat. Erstmals zu hören ist zudem ein OriginalTangentenflügel, der Ende des 18. Jahrhunderts im nord- oder mitteldeutschen Raum gebaut wurde. Mit Siegbert Rampe haben wir den seltenen Fall einer ausgeprägten Mehrfachbegabung. Er ist nicht nur ein hoch geachteter Musikwissenschaftler, der eine Vielzahl von Noten und Büchern veröffentlicht hat, nein, er ist auch ein feuriger Interpret mit einem feinen Gespür für die klanglichen Valeurs von Instrumenten, dem musikalisch, musikantisch und technisch keine Grenzen gesetzt zu sein scheinen.
Editorische Leistung des Jahres
18
American Stringbook David Diamond: Rounds for String Orchestra (1944) Arthur Foote: Suite in E op. 63 Samuel Barber: Serenade op. 1, Adagio op. 11 William Schuman: Sinfonie Nr. 5 do.gma chamber orchestra Mikhail Gurewitsch Audiomax / Berthold Records 912 1717-6 (Hybrid-SACD)
Samuel Barber wusste bereits mit sieben Jahren, dass er Komponist werden wollte. Mit 19 war die Serenade Nr. 1 fertig – ein Werk mit enormer stilistischer Vielfalt. Sein bekanntestes Stück „Adagio for Strings“ veröffentlichte Barber 1936 ursprünglich als Teil eines Streichquartetts. Erst mit 20 entbrannte bei William Schuman der Enthusiasmus für Musik. Nach einem Konzert mit Toscanini beschloss er am nächsten Tag spontan, Komponist zu werden. Er hatte Glück, denn der einflussreiche Dirigent Serge Koussevitzky förderte den Hochbegabten, und er gab auch die „Symphony for Strings“ in Auftrag. David Diamond prägte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das amerikanische Musikleben. Sein bekanntestes Stück „Rounds for String Orchestra“ hatte er schon 1944 geschrieben. Den drei Sätzen legte er „Rounds“ zugrunde, die im England des 16. Jahrhunderts so beliebten Kanon-Formen. Einflüsse des Jazz und zeitgenössischer Folksongs sind ebenfalls zu erkennen. Das junge do.gma chamber orchestra wird geleitet von Mikhail Gurewitsch und beweist mit dem Album „American Stringbook“ seine hohe Klangkultur gemixt mit ungebremster Spielfreude. Noch dazu kommt die Aufnahme im besten 3-D-Sound des 2+2+2 Recording daher in einer klanglichen Frische, die schlicht begeistert.
Surround-Einspielung des Jahres
AUSGABE 2012 /3
Die kleine Meerjungfrau Musik Lera Auerbach Choreographie John Neumeier San Francisco Ballet San Francisco Symphony Orchestra, Martin West C-Major 708608
Es sind besonders die tragischen Liebesgeschichten wie Andersens Märchen von der kleinen Meerjungfrau, die immer wieder neue Inspirationen hervorbringen. Anlässlich des 200. Geburtstages des Dänischen Dichters im Jahre 2005 schuf John Neumeier eine Choreographie zur Musik der russisch-amerikanischen Komponistin Lera Auerbach. Andersens Märchen um die Seejungfrau, die einen Prinzen vor dem Ertrinken rettet und sich unsterblich, aber unglücklich in ihn verliebt, wird in dieser modernen, aber wunderbar berührenden Produktion zu einem prächtigen und unkonventionellen Gesamtkunstwerk. In Neumeiers Version gibt er seiner, von der zauberhaften Yuan Yuan Tan getanzten Titelfigur mit dem „Poeten“ Andersens Alter Ego an die Hand, der das tragische Geschehen kommentiert und die Meerjungfrau in ihrer Verzweiflung begleitet. Die DVD, die 2010 bei der AmerikaPremiere des San Francisco Balletts im War Memorial Opera House aufgezeichnet wurde, erlaubt es dem Zuschauer, die zahlreichen Kommunikationsformen der differenziert gestalteten Charaktere genauestens mit zu verfolgen und so die breitgefächerte Palette an künstlerischen Möglichkeiten und die zutiefst berührende Geschichte in allen ihren Facetten zu genießen. Weitere Einblicke eröffnet der 30-minütige Bonus durch Interviews mit John Neumeier und Mitgliedern des Balletts. John Neumeier, der auch für Bühnenbild, Kostüme und Licht verantwortlich zeichnet, zeigt auch auf diesen Gebieten seine unverwechselbare Kreativität und Geschmackssicherheit.
Musik-DVD-Produktion d. J. / Live-Aufnahme
CLASS : aktuell
Richard Wagner Der Ring des Nibelungen Heidemann, Müller, Patterson, Sritheran, Haller, Ammann, Quinn, Decker, Yang, Pickering, Teem u.v.a. Chor und Extrachor des Theater Lübeck Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck Roman Brogli-Sacher Regie: Anthony Pilavachi
Für Liebhaber und Profis
Im Rahmen des Projekts „Wagner trifft Mann“ entstand zwischen 2007 und 2010 ein neuer „Ring“ am Theater Lübeck, der Publikum wie Kritik zunehmend begeisterte und verblüffte. Ohne Übertreibung kann man feststellen, dass dies eine der wichtigsten, erfolgreichsten und besten „Ring“-Produktionen der letzten Jahre ist. Unter der Regie von Anthony Pilavachi entstand eine entschlackte, streckenweise an ein Kammerspiel erinnernde Erzählung. Erzählt von einem Sängerteam, das den Vergleich mit Bayreuth nicht zu scheuen hat. Wobei immer wieder verblüffende Parallelen der Geisteswelten von Thomas Mann und Richard Wagner deutlich werden. Auf Musicaphon liegt diese Produktion auf sieben DVDs vor, aufgenommen im Bild von Favo-Film unter der Bildregie von Marcus Richardt und im Ton von Ingo Schmidt-Lucas (Cybele AVStudios) im Mehrkanalformat. Diese Edition wurde 2011 bereits mit dem „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“ ausgezeichnet.
Musik-DVD-Produktion des Jahres / Oper
Foto: © Tom Klewe
Musicaphon M56929 (7 DVDs)
Ein Gespräch mit Virginia Tutila, der Gründerin des Pressezentrums Musik
F
ür den Klassik- und Jazz-Hörer, der an qualifizierten und anspruchsvollen Informationen interessiert ist, gibt es im Web ein neues Forum. Auf dem Portal Pressezentrum Musik stellen Musiker und Musikschaffende ihre neuesten Projekte vor. Sie sprechen in Interviews, Podcasts, Videos und Web-TV-Sendungen über ihre CD-Einspielungen und ihre künstlerischen Ideen. Die hier veröffentlichten Informationen dienen der Presse als Quelle für Recherche und Berichterstattung.
Virginia Tutila www.pressezentrum-musik.de
offiziellen Terminen sind die Informationen für das interessierte Publikum sichtbar.
Was ist das Pressezentrum Musik? Das Pressezentrum Musik ist die erste Promotion-Plattform für die spezifischen Bedürfnisse des Klassik- und Jazz-Marktes. Hier stellen sich Plattenfirmen, Verlage, Institutionen aber auch einzelne Ensembles und Solisten der deutschsprachigen Fachpresse mit professionellen Presseinformationen vor.
Wer kann sich im Pressezentrum Musik präsentieren? Eine Mitgliedschaft im Pressezentrum Musik eignet sich sowohl für einzelne Solisten und Ensembles, um ihre Medienkommunikation zu professionalisieren als auch für Plattenfirmen, Verlage, Institutionen, Festivals, Veranstalter und Agenturen, die ihre Pressearbeit verstärken wollen. Insbesondere die Independent Labels können vom Pressezentrum Musik profitieren, um junge Künstler und interessante Projekte mit Hintergrundinformationen den Medien und dem Publikum vorzustellen.
Wie funktioniert das Pressezentrum Musik? Das Herzstück des Portals ist der exklusive Presseraum, in dem Pressematerialien wie Informationen über CD-, Buch- oder DVD-Veröffentlichungen, Festivals, Events oder Tourneen mehrere Wochen vor den offiziellen Terminen vorgestellt werden. So haben Redaktionen und Journalisten ausreichend Zeit ihre Sendungen oder Rezensionsstrecken zu planen. Nach den
Wie kann eine Präsentation konkret aussehen? Die Präsentationsformen sind vielfältig, dank des modularen Aufbaus der Leistungspakete. Hinweise in der Themenvorschau, Veröffentlichung von Pressemitteilungen oder CD-Ankündigungen sind ebenso möglich wie aufwendige Vorstellungen in digitalen Pressemappen, PR-Interviews, Podcasts, Videos bis hin zu Web-TV-Sendungen.
AUSGABE 2012 / 3
19
NEUHEITEN SEPTEMBER CHANNEL CLASSICS
ZUM 60.STEN GEBURTSTAG
HYPERION
ARABELLA STEINBACHER
GUSTAV MAHLER Lieder aus “Des Knaben Wunderhorn” Wolfgang Holzmair / Charles Spencer Onyx • ONYX 4100 • 1 CD
GUSTAV MAHLER Sinfonie Nr. 1 Ivan Fischer Budapest Festival Orchestra Channel Classics CCS 33112 • 1 SACD
Ivan Fischer, der neue Chefdirigent des Konzerthausorchesters Berlin, präsentiert eine frische und glasklar geschliffene Interpretation von Mahlers Sinfonie Nr. 1.
WISPELWEY 50!
OKTOBER NEUHEITEN - ERHÄLTLICH AB MITTE OKTOBER ALINA IBRAGIMAOVA
ANNE SCHWANEWILMS
SERGEI PROKOFIEV Violin Conertos Nos. 1 & 2 Solo Sonata Arabella Steinbacher Russian National Orchestra Vasily Petrenko PENTATONE • PTC 5186395 • 1SACD
OTTORINO RESPIGHI Violinsonaten / Cinque Pezzi / u.a. Tanja Becker-Bender / Peter Nagy Hyperion • CDA 67930 • 1 CD
DEBÜT-ALBUM JAN DISMAS ZELENKA Sonaten Monica Huggett / Ensemble Marsyas Linn • CKD 415 • 1 SACD
Arabella Steinbacher & Vasily Petrenko – ein Märchen wird wahr!
PENTATONE CLASSICS
FELIX MENDELSSOHN Die Violinkonzerte Alina Ibragimaova Hyperion • CDA 67795 • 1 CD
LISZT/MAHLER Lieder Anne Schwanewilms / Charles Spencer Onyx • ONYX 4103 • 1 CD
NEUHEITEN MIT GROSSARTIGEN KÜNSTLERN
FRANZ LISZT Klavierkonzerte Nr. 1 & 2/ Hungarian Fantasy ROBERT SCHUMANN The Romantic Violin Concerto Vol.13 Nareh Arghamanyan / RSO Berlin Marwood / Douglas Boyd / BBC SSO PentaTone • PTC 5186397 • 1 SACD Hyperion • CDA 67847 • 1 CD
JOHANN SEBASTIAN BACH Suiten für Violoncello Solo & Dokumetation Pieter Wispelwey EPR-Classic • EPRC 012 • 2 CDS & 1 DVD
DAS GESAMTE KLAVIERWERK VON BOULEZ PIERRE BOULEZ Pierre Boulez und das Klavier Pierre Boulez / Mirjam Wiesemann Dimitri Vassilakis Cybele • CYBKIG 004 • 3 SACDS
Für diese Aufnahme ließ sich Pieter Wispelwey von den Gedanken der Bachforscher Laurence Dreyfus und John Butt inspirieren. Er spielt in einer viel niedrigeren Stimmung als üblich. In Kombination mit den Darmsaiten und seinem (kurzen) Bogen produziert er einen außergewöhnlich voluminösen Klang. Neben der Doppel-CD enthält die Box eine Bonus-DVD mit dem Dokumentarfilm „392“.
© Jiri Hronik
VOL.13 DER ERFOLGREICHEN SERIE
MAHLER-ZYKLUS GUSTAV MAHLER Sinfonien Nr. 1-10 / Totenfeier / Das Lied von der Erde / u.a. Harding / Jansons / Fischer / Maazel / Boulez / Haitink / Royal Concertgebouw Orchestra / u.a. RCO Live • RCO 12101 • 10 DVDs RCO Live • RCO 12102 • 10 BLURAY DISCs
JAN DISMAS ZELENKA Magnificat in C-Dur ZWV 107 Missa Nativitatis Domini in D-Dur ZWV 8 / u.a. Sojková / Cukrová /Kral /Stryncl / Musica Florea Supraphon • SU 4111 • 1 CD
JAN DISMAS ZELENKA Melodrama de Sancto Wenceslao Stryncl / Musica Florea / Musica Aeterna / Ensemble Philidor Supraphon • SU 4113 • 2 CDs
CLAUDE DEBUSSY Children’s Corner / Suite bergamasque / Deux Arabesques u.a. Angela Hewitt Hyperion • CDA 67898 • 1 CD
NEUHEITEN HYPERION
WILLIAM BYRD The Great Service The Cardinall’s Musick Hyperion • CDA 67937 • 1 CD
TRISTAN IN VORZÜGLICHER BESETZUNG
FRANZ LISZT Sämtliche Lieder Vol. 2 Angelika Kirchschlager / Julius Drake Hyperion • CDA 67934 • 1 CD
JOHANNES BRAHMS The Songs of Brahms Vol.4 Robert Holl / Graham Johnson Hyperion • CDJ 33124 • 1 CD
ARCANGELO CORELLI Concerti Grossi op. 6 Avison Ensemble Linn • CKD 411 • 2 SACDS
JOHANN SEBASTIAN BACH Cembalokonzerte Matthew Halls Retrospect Ensemble Linn Records • CKD 410 • 1 SACD
ROBERT SCHUMANN Klavierkonzert in a-Moll unten angegeben Angela Hewitt / Hannu Lintu DSO Berlin Hyperion • CDA 67885 • 1 CD
ETCETERA RECORDS ALPHONS DIEPENBROCK 150th Anniversary Box Pregardien / Chailly Gronostay / Haitink Niederländischer Kammerchor Etcetera • KTC 1435 • 8 CDs + DVD
Diepenbrock – der umfangreichste Überblick über das Werk dieses Komponisten, der eine Inspiration für Strauss und Mahler und Erfinder des Orchesterlieds war.
Diese beeindruckende Box mit 11 DVDs (oder Blu Ray Discs) ist das Ergebnis des Mahler-Zyklus`, den das Royal Concertgebouw Orchestra in den Mahler Jahren 2010 & 2011 zur Aufführung brachte. Unter der Leitung von nicht weniger als acht verschiedenen Weltklasse-Dirigenten ein wahres Denkmal. RICHARDWAGNER Tristan und Isolde Stemme / Gould / Reuter / Janowski / RSO Berlin PentaTone • PTC 5186404 • 4 SACDS
CODAEX DEUTSCHLAND Landsberger Strasse 492, 81241 München +49 (0) 89 82 00 02 34 http://blog.codaex.de www.facebook.com/codaex.deutschland
JEAN MOUTON Missa Dictes moy toutes voz pensées The Tallis Scholars Gimell • GIM 0047 • 1 CD
ENGELBERT HUMPERDINCK Hänsel und Gretel (GA in deutscher Sprache) Coote / Teuscher / Vilsmaier / Ticciati / LPO / u.a. Glyndebourne • GFO 01510 • 2 CDs
NEUHEITEN SEPTEMBER CHANNEL CLASSICS
ZUM 60.STEN GEBURTSTAG
HYPERION
ARABELLA STEINBACHER
GUSTAV MAHLER Lieder aus “Des Knaben Wunderhorn” Wolfgang Holzmair / Charles Spencer Onyx • ONYX 4100 • 1 CD
GUSTAV MAHLER Sinfonie Nr. 1 Ivan Fischer Budapest Festival Orchestra Channel Classics CCS 33112 • 1 SACD
Ivan Fischer, der neue Chefdirigent des Konzerthausorchesters Berlin, präsentiert eine frische und glasklar geschliffene Interpretation von Mahlers Sinfonie Nr. 1.
WISPELWEY 50!
OKTOBER NEUHEITEN - ERHÄLTLICH AB MITTE OKTOBER ALINA IBRAGIMAOVA
ANNE SCHWANEWILMS
SERGEI PROKOFIEV Violin Conertos Nos. 1 & 2 Solo Sonata Arabella Steinbacher Russian National Orchestra Vasily Petrenko PENTATONE • PTC 5186395 • 1SACD
OTTORINO RESPIGHI Violinsonaten / Cinque Pezzi / u.a. Tanja Becker-Bender / Peter Nagy Hyperion • CDA 67930 • 1 CD
DEBÜT-ALBUM JAN DISMAS ZELENKA Sonaten Monica Huggett / Ensemble Marsyas Linn • CKD 415 • 1 SACD
Arabella Steinbacher & Vasily Petrenko – ein Märchen wird wahr!
PENTATONE CLASSICS
FELIX MENDELSSOHN Die Violinkonzerte Alina Ibragimaova Hyperion • CDA 67795 • 1 CD
LISZT/MAHLER Lieder Anne Schwanewilms / Charles Spencer Onyx • ONYX 4103 • 1 CD
NEUHEITEN MIT GROSSARTIGEN KÜNSTLERN
FRANZ LISZT Klavierkonzerte Nr. 1 & 2/ Hungarian Fantasy ROBERT SCHUMANN The Romantic Violin Concerto Vol.13 Nareh Arghamanyan / RSO Berlin Marwood / Douglas Boyd / BBC SSO PentaTone • PTC 5186397 • 1 SACD Hyperion • CDA 67847 • 1 CD
JOHANN SEBASTIAN BACH Suiten für Violoncello Solo & Dokumetation Pieter Wispelwey EPR-Classic • EPRC 012 • 2 CDS & 1 DVD
DAS GESAMTE KLAVIERWERK VON BOULEZ PIERRE BOULEZ Pierre Boulez und das Klavier Pierre Boulez / Mirjam Wiesemann Dimitri Vassilakis Cybele • CYBKIG 004 • 3 SACDS
Für diese Aufnahme ließ sich Pieter Wispelwey von den Gedanken der Bachforscher Laurence Dreyfus und John Butt inspirieren. Er spielt in einer viel niedrigeren Stimmung als üblich. In Kombination mit den Darmsaiten und seinem (kurzen) Bogen produziert er einen außergewöhnlich voluminösen Klang. Neben der Doppel-CD enthält die Box eine Bonus-DVD mit dem Dokumentarfilm „392“.
© Jiri Hronik
VOL.13 DER ERFOLGREICHEN SERIE
MAHLER-ZYKLUS GUSTAV MAHLER Sinfonien Nr. 1-10 / Totenfeier / Das Lied von der Erde / u.a. Harding / Jansons / Fischer / Maazel / Boulez / Haitink / Royal Concertgebouw Orchestra / u.a. RCO Live • RCO 12101 • 10 DVDs RCO Live • RCO 12102 • 10 BLURAY DISCs
JAN DISMAS ZELENKA Magnificat in C-Dur ZWV 107 Missa Nativitatis Domini in D-Dur ZWV 8 / u.a. Sojková / Cukrová /Kral /Stryncl / Musica Florea Supraphon • SU 4111 • 1 CD
JAN DISMAS ZELENKA Melodrama de Sancto Wenceslao Stryncl / Musica Florea / Musica Aeterna / Ensemble Philidor Supraphon • SU 4113 • 2 CDs
CLAUDE DEBUSSY Children’s Corner / Suite bergamasque / Deux Arabesques u.a. Angela Hewitt Hyperion • CDA 67898 • 1 CD
NEUHEITEN HYPERION
WILLIAM BYRD The Great Service The Cardinall’s Musick Hyperion • CDA 67937 • 1 CD
TRISTAN IN VORZÜGLICHER BESETZUNG
FRANZ LISZT Sämtliche Lieder Vol. 2 Angelika Kirchschlager / Julius Drake Hyperion • CDA 67934 • 1 CD
JOHANNES BRAHMS The Songs of Brahms Vol.4 Robert Holl / Graham Johnson Hyperion • CDJ 33124 • 1 CD
ARCANGELO CORELLI Concerti Grossi op. 6 Avison Ensemble Linn • CKD 411 • 2 SACDS
JOHANN SEBASTIAN BACH Cembalokonzerte Matthew Halls Retrospect Ensemble Linn Records • CKD 410 • 1 SACD
ROBERT SCHUMANN Klavierkonzert in a-Moll unten angegeben Angela Hewitt / Hannu Lintu DSO Berlin Hyperion • CDA 67885 • 1 CD
ETCETERA RECORDS ALPHONS DIEPENBROCK 150th Anniversary Box Pregardien / Chailly Gronostay / Haitink Niederländischer Kammerchor Etcetera • KTC 1435 • 8 CDs + DVD
Diepenbrock – der umfangreichste Überblick über das Werk dieses Komponisten, der eine Inspiration für Strauss und Mahler und Erfinder des Orchesterlieds war.
Diese beeindruckende Box mit 11 DVDs (oder Blu Ray Discs) ist das Ergebnis des Mahler-Zyklus`, den das Royal Concertgebouw Orchestra in den Mahler Jahren 2010 & 2011 zur Aufführung brachte. Unter der Leitung von nicht weniger als acht verschiedenen Weltklasse-Dirigenten ein wahres Denkmal. RICHARDWAGNER Tristan und Isolde Stemme / Gould / Reuter / Janowski / RSO Berlin PentaTone • PTC 5186404 • 4 SACDS
CODAEX DEUTSCHLAND Landsberger Strasse 492, 81241 München +49 (0) 89 82 00 02 34 http://blog.codaex.de www.facebook.com/codaex.deutschland
JEAN MOUTON Missa Dictes moy toutes voz pensées The Tallis Scholars Gimell • GIM 0047 • 1 CD
ENGELBERT HUMPERDINCK Hänsel und Gretel (GA in deutscher Sprache) Coote / Teuscher / Vilsmaier / Ticciati / LPO / u.a. Glyndebourne • GFO 01510 • 2 CDs
CLASS : aktuell
Johann Sebastian Bach und sein Vetter Johann Gottfried Walther verfassten viele Transkriptionen unter anderem von italienischen und französischen Zeitgenossen
Weimarer Transkriptionen Cembalo- und Orgelbearbeitungen von Johann Sebastian Bach und Johann Gottfried Walther und ihre originalen Vorlagen Ludger Rémy, Sebastian Knebel Weimarer Barock-Ensemble Simon Standage, Guido Titze Thorofon CTH 2371
Ham’ses auch ’ne Nummer kleiner? Vom Original zur Bearbeitung
N Johann Sebastian Bach Brandenburgische Konzerte bearb. für Klavier zu 4 Händen von Max Reger Klavierduo Trenkner – Speidel MDG 330 0635-2 (2CDs)
Johann Sebastian Bach / Robert Schumann 6 Sonaten für die Violine mit hinzugefügter Begleitung des Pianoforte Benjamin Schmid, Violine Lisa Smirnova, Klavier
ehmen wir doch mal an, Sie hätten vor rund 200 Jahren gelebt. Wie hätten Sie damals Ihrer Musikbegeisterung nachgehen können? Gut, es gab schon öffentliche Konzerte, und Sie hätten auch die Oper sicher gern und viel besucht. Aber Musik als jederzeit verfügbare und (fast) umsonst zu habende Dauerbeschallung? Noch unbekannte Werke kennenlernen? Gar kein Gedanke. Sofern Sie nicht über einen Palast und die finanziellen Mittel zur Unterhaltung eines eigenen Orchesters verfügten, blieb nur: Wer Musik hören will, muss Musik selber machen. Kein Problem, werden Sie sagen, wenn es z.B. um Klaviermusik geht, kann man sich ja
daran versuchen, soweit die Finger tragen, und man bekommt ja vielleicht auch noch ein Streichtrio zusammen – aber was bitteschön ist mit großbesetzten Orchesterwerken? Konzerten oder Sinfonien? Seit Johann Sebastian Bach beantworteten Komponisten und musikalische Praktiker diese Frage mit der Transkription. Bach eignete sich viele Konzerte insbesondere seiner italienischen und französischen Zeitgenossen an, indem er sie für die Orgel oder das Klavier transkribierte. Er tat das noch vor allem für sich selbst, um auf diese Weise fremde Stile zu studieren. Spätere Generationen kamen schnell darauf, dass dies auch ein lohnendes Geschäftsmodell ist. So
Johann Sebastian Bach Violinsonaten BWV 1001, 1003, 1005 Maximilian Mangold, Gitarre
Wolfgang A. Mozart Don Giovanni KV 527 Harmoniemusik von Josef Triebensee Opera Senza
Musicaphon M56925
MDG 903 1464-6 (SACD)
MDG 333 0614-2 (2CDs)
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AUSGABE 2012 / 3
CLASS : aktuell studio reihe – jetzt auf CD
WER 67762 (CD)
Mit der „studio reihe neuer musik“ schuf WERGO bereits in den 1960er Jahren eine Kennmarke der avancierten zeitgenössischen Musik. Einige dieser bedeutenden Einspielungen sind nun erstmals auf CD zu hören: Highlights der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts in maßstabsetzenden Einspielungen bedeutender InterpretInnen und audiophiler Klangqualität.
aus welchem Blickwinkel das späte 19. Jahrhundert den großen Barockkomponisten beurteilte: Die Ersteinspielungen auf einer CD des Labels MDG (MDG 330 1006-2) legt die Hauptwurzeln der Bachpflege unseres Jahrhunderts frei. Das Klavierduo Trenkner Speidel setzt diese Zeitzeichen im Glanz des ehrwürdigen Steinway Baujahr 1901 „Manfred Bürki“, der den hochbarocken Kompositionen im Sinne des Bearbeiters eine romantisch warme Klangfarbe verleiht, ohne den barocken Drive vermissen zu lassen. Nicht immer allerdings geht und ging es bei Transkriptionen um Reduktionen großer Besetzungen auf das im häuslichen Kreis Machbare. Oft genug ging es auch um eine neue Sichtweise auf ein Werk vergangener Zeit. Schon Mendelssohn hatte sich um eine „Vermittlung“ zwischen der Musik des Hochbarock und dem Geschmack seiner Zeit eingesetzt und die berühmte Chaconne aus Bachs Partita II mit einer zusätzlichen Klavierbegleitung versehen. Zeitgenossen berichteten, er habe so „wundervoll akkompagniert, daß der alte ewige Kantor seine Hände selbst mit im Spiele zu haben schien“. Auch Robert Schumann ging mit außerordentlich hoher Achtung an die Bearbeitung der Bach’schen Sonaten für Violine solo, wie sie in der Interpretation durch Benjamin Schmid (Violine) und Lisa Smirnova (Klavier) auf MDG 333 0614 -2 zu hören sind: Er beließ die Violinstimme unangetastet, aber gestaltete die Klavierbegleitung mit einem eigenen künstlerischen Willen. Diese Aufnahme wirft ein fas-
AUSGABE 2012 / 3
23
WER 67772 (CD)
Max Reger
Bernd Alois Zimmermann Concerto pour violoncelle et orchestre en forme de ‚Pas de trois‘ / Photoptosis – Prélude für großes Orchester / Tratto II Sinfonieorchester des Südwestfunks, BadenBaden / Siegfried Palm: Violoncello / Ernest Bour: Leitung / Radio-Symphonie-Orchester Berlin / Hans Zender: Leitung
Christian Wolff For Piano I / For Pianist / Burdocks David Tudor, Frederic Rzewski, David Behrman, Gordon Mumma, John Nash, Christian Wolff: Klavier
WER 67722 (CD)
mancher Verleger hat im 19. Jahrhundert gut daran verdient, Klavierauszüge beliebter Opern zu drucken – das bildungsbeflissene Bürgertum riss sie ihm aus den Händen. Heute hat zwar der Klavierauszug, die Fassung für zwei Klaviere oder die Reduktion eines Orchestersatzes auf das Klaviertrio unter diesem Gesichtspunkt seine Schuldigkeit getan. Und doch faszinieren diese Transkriptionen bis heute, die im Idealfall ja viel mehr sind als nur Reduktionen. Einen höchst aufschlussreichen Vergleich zwischen den originalen Werken Dritter und ihrer Bearbeitung durch Johann Sebastian Bach und seinen Vetter Johann Gottfried Walther liefern das Weimarer Barockensemble und Simon Standage (Violine), Ludger Rémy (Cembalo) und Sebastian Knebel (Orgel) auf der Thorofon-Produktion „Weimarer Transkriptionen“ (CTH 2371). Auch Bachs eigene Werke wurden natürlich gern transkribiert, vor allem von einem: Max Reger. Nicht weniger als 160 (!) Bach-Werke bearbeitete er im Laufe seines recht kurzen, aber sinnenfreudigen Lebens, vor allem für Klavier vierhändig. Kein Wunder, denn Reger fasste die Arbeit an den Werken des großen Vorbildes als Erholung von eigener Kompositionsarbeit auf... Sein Arzt hatte ihm nämlich Komponierverbot erteilt! Die stürmische Anlage der Toccata d-Moll oder der heroisch-edle Grundzug der c-MollPassacaglia findet in den Reger-Bearbeitungen berauschenden Niederschlag: kraftvoll akkordische Klangballungen, brillantes Figurenwerk, mächtige Doppel-Oktavläufe und eine bis in Nuancen differenzierte Dynamik lassen quasi neue, spätromantische Kompositionen von faszinierender Gefühlstiefe entstehen. Und mit den Arrangements der sechs Bachschen Brandenburgischen Konzerte aus der Feder von Max Reger erfahren wir aus erster Hand,
Karlheinz Stockhausen Zyklus für einen Schlagzeuger in zwei Fassungen / Klavierstück X Christoph Caskel, Max Neuhaus: Schlagzeug / Frederic Rzewski: Klavier Weitere Veröffentlichungen dieser Reihe sind in Vorbereitung.
Vertriebe: Deutschland: note 1 music gmbh, 06221/720351, info@note1-music.com Österreich: Lotus Records, 06272/73175, office@lotusrecords.at Schweiz: Tudor, 044/4052646, info@tudor.ch Fordern Sie bitte unseren Katalog an! WERGO, Weihergarten 5, 55116 Mainz, Germany, service@wergo.de www.wergo.de
CLASS : aktuell
Mozart erläutert Süßmayr die Vollendung des Requiems
Wolfgang Amadeus Mozart
Franz Xaver Süßmayr Der Spiegel von Arkadien (Harmoniemusik) Consortium Classicum MDG 301 1380-2
Wolfgang A. Mozart in Bearbeitungen seiner Zeit Heike Nicodemus, Traversflöte Maximilian Mangold, historische Gitarre
zinierendes Licht auf die Geschichte der Bachrezeption im 19. Jahrhundert. Das Publikum, unbedarft in Sachen Bach, erhielt mit der von Robert Schumann komponierten „Begleitung des Pianoforte“ eine wesentliche Hilfe zum Verständnis der Bachwerke: die Orientierung an der harmonischen Fortschreitung, die in der Solostimme für den Laien oft versteckt erscheint. Gleichzeitig erreichte Schumann eine Anreicherung der Farben, die dem klanglich verwöhnten Hörer der Romantik sehr willkommen schien. Eine solche Übersetzung ist heute (hoffentlich) nicht mehr notwendig. Und da wir wissen, dass Bach selbst gern auch eigene Werke instrumental neu und anders umsetzte, würde er sicher gegen einen Vortrag seiner Werke für Violine solo durch einen Gitarristen nichts einzuwenden gehabt haben. Die Gitarre in ihrer heutigen Form gab es zu Bachs Zeit noch nicht. Die Sonaten und Partiten für Violine Solo eignen sich
jedoch für eine Ausführung auf der Gitarre viel besser als die so genannten Lautensuiten. Ein Werk für ein Instrument mit vier Saiten wie die Violine ist auf die sechssaitige Gitarre viel einfacher zu übertragen als Originalwerke für die 13-chörige Barocklaute. Während bei Bachs Lautenwerken zahlreiche Oktavierungen der tiefen Basstöne vorgenommen und nicht selten auch Töne weggelassen werden müssen, kann der Notentext der Solowerke für Violine ohne Einschränkungen auf der Gitarre ausgeführt werden. Zudem erlauben es die instrumentalen Möglichkeiten der Gitarre, gerade in den schnellen Schlusssätzen, die latente Polyphonie durch Weiterklingen einzelner Stimmen hörbar werden zu lassen. Dies demonstriert Maximilian Mangold auf Musicaphon M56925 eindrucksvoll. Was tat man in adligen Kreisen, wenn man gemeinsam speiste oder den Nachmittagskaffee im Garten nahm? Man hörte natürlich Musik dazu, oft genug gerade in letzterem Fall gespielt durch ein kleines örtlich mobiles und Frischluft geeignetes Bläserensemble, „Harmonie“ genannt. Vor diesem Hintergrund schuf Josef Triebensee bereits Ende des 18. Jahrhunderts ein „Best of“ aus Mozarts beliebter Oper „Don Giovanni“ für Bläseroktett mit Kontrabass. Don Giovanni selbst lässt sich im Finale des zweiten Aktes bei einer einsamen Mahlzeit durch Tafelmusik unterhalten, die aus einem Potpourri bekannter Opernarien besteht. Vielleicht hat Mozart mit diesem TheaterTrick also selbst den Anstoß zur Bearbeitung seines Werkes durch Triebensee gegeben. 1789 finden sich bereits Anzeigen in der „Musikalischen Real-Zeitung“, die erste Aufführungen durch ein Bläseroktett bezeugen. Mozart konnte die schnelle Nutzung seines Werkes recht sein: Als „Harmoniemusik“ fand sein Don Giovanni weitreichende Verbreitung. Eine neue Einspielung durch das Ensemble Opera Senza stellt unter Beweis, welchen auch musikalischen hohen Wert diese Form der Mozart-Oper hat (MDG 903 1464-6).
Musicaphon M56883
Joseph Haydn Symphonien Nr. 93, 94 und 97 bearb. für Flöte, Streicher und B. c. von Johann Peter Salomon Camerata des 18. Jahrhunderts
Ludwig v. Beethoven Eroica op. 55 (arr. für Klavierquartett von Ferdinand Ries) Klavierquartett Es-Dur op. 16 Mozart Piano Quartet
Ludwig v. Beethoven Klavierkonzerte Nr. 3 und 4 in Kammermusikfassung Heidrun Holtmann, Klavier Concertino München
MDG 311 0716-2
MDG 643 1454-2
Musicaphon M56849
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AUSGABE 2012 / 3
CLASS : aktuell
Josef Triebensee
Die Harmoniemusik war aber nicht nur in adligen Kreisen beliebt. Auch in bürgerlichen Kreisen schätzte man die musikalische Unterhaltung durch die Bläserensembles. Und die spielten natürlich gern aktuelle Hits. So kam es, dass Franz Xaver Süßmayrs Oper „Der Spiegel von Arkadien“ sehr schnell bearbeitet wurde. Die Arrangeure stürzten sich auf das eingängige Werk, um mit Einrichtungen für alle denkbaren Instrumente gutes Geld zu verdienen. Andere Komponisten brachten in guter Trittbrettfahrer-Mentalität einige „Handgelenksübungen“ als Einlagestücke in den zahlreichen Aufführungen unter – darunter auch Johann Nepomuk Hummel, der einer Aufnahme der Harmoniemusik durch das Consortium Classicum auf MDG 301 1380-2 herrliche Bläsersätze bescherte.
Johann Nepomuk Hummel
Süßmayrs Werk erlebte nach seiner Uraufführung 1794 in Wien schnell weitere Aufführungen in Prag, Weimar, München, Salzburg, Paris und anderen großen Musikzentren Europas. Auf dem Höhepunkt des Spiegel von Arkadien wagten es nicht wenige Fachleute, Süßmayrs Komposition an Mozarts Zauberflöte und Don Giovanni zu messen. Kein Wunder, dass die Oper mithilfe der ungezählten Blaskapellen in den Heurigen Wiens und den fürstlichen Gärten bald schon in zahlreichen Gassenhauern durch die Lande zog: Ganz Mitteleuropa sang „Die Milch ist gesünder“ – auf die Melodie von „Im Märzen der Bauer“... Aber auch für andere Besetzungen waren die Werke Mozarts und seiner Zeitgenossen attraktiv. Heike Nikodemus (Traversflöte) und Maximilian Mangold (historische Gitarre) stellen auf Musicaphon M56883 eine ganze Reihe von Bearbeitungen der Highlights nicht nur aus Mozarts „Don Giovanni“, sondern auch aus der „Zauberflöte“ und aus diversen Kammermusikwerken durch Zeitgenossen vor – und die bearbeiteten natürlich vorwiegend bereits Populäres, woraus man Rückschlüsse auf die Beliebtheit bestimmter Werke zu ihrer Zeit ziehen kann. Vielfach stößt man auf Bearbeitungen, die ein bezeichnendes Licht auf die vor allem private Musikkultur eines Landes und einer Epoche werfen. So geht es z.B. mit den Bearbeitungen von beliebten Symphonien Haydns durch seinen Londoner Förderer Johann Peter Salomon, der diese Werke für Flötenquartett umsetzte, um den Londoner Salons „Futter“ zu liefern: Londons wohlsituierte Damen wetteiferten Ende des 18. Jahrhunderts – zum Leidwesen ihrer Ehegatten – in der Veranstaltung von Hauskonzerten; kein Tag verging, an dem nicht irgendeine Lady sich im Kreise ihrer Freundinnen Spitzenmusiker zu Höchstgagen kommen ließ – eine Tatsache, die Haydn („Da werden die Weiber aufspringen!“) zur Komposition des berüchtigten Paukenschlages bewegt haben soll. Joseph Haydns „Sinfonie mit dem Paukenschlag“ ist seither nicht gerade selten aufgeführt worden; unzählige moderne Orchester boten alle Kraft auf, mit dem berühmten Schlag auf die Pauke die nach oben offene Richterskala herauszufordern. Mit Konrad Hünteler und der Camerata des 18. Jahrhunderts erhalten die Londoner Sinfonien die Noblesse zurück, die sie verdienen! (MDG 311 0716-2). Nicht alle Komponisten waren von der um sich greifenden „Transkriptionitis“ so begeistert. Beethoven z.B. hat darunter sehr gelitten, ja, der große Meister sah sich sogar gezwungen, durch eine kostenpflichtige Anzeige in der Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitschrift öffentlich kund zu tun, dass zwei ihm zugeschriebene Werke aus jüngster Zeit „nicht Original-Quintette, sondern nur Übersetzungen sind, wel-
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Ludwig v. Beethoven Klavierkonzerte Nr. 1 und 2 Fassungen für Klavier und Streichquintett Fumiko Shiraga, Klavier The Bremen String Soloists BIS-CD-1177
Felix Mendelssohn Bartholdy Klavierkonzerte op. 25 und op. 40 arrangiert von Cord Garben Fumiko Shiraga, Klavier Claves CLA50-2910
Wolfgang A. Mozart Konzerte Nr. 20 und Nr. 25 arrangiert für Kammerensemble von Johann Nepomuk Hummel Fumiko Shiraga, Klavier BIS-CD-1147
Wolfgang A. Mozart Konzerte Nr. 10 und Nr. 24 arrangiert für Kammerensemble von Johann Nepomuk Hummel Fumiko Shiraga, Klavier BIS-CD-1237
CLASS : aktuell
Ferdinand Ries hatte wohl die Zustimmung von Ludwig v. Beethoven für seine Werkbearbeitungen erhalten
Wolfgang A. Mozart Konzerte Nr. 22 und Nr. 26 arrangiert für Kammerensemble von Johann Nepomuk Hummel Fumiko Shiraga, Klavier
Ferdinand Ries
Ludwig v. Beethoven
BIS-CD-1537
Wolfgang A. Mozart Konzert Nr. 18 und Symphonie Nr. 40 arrangiert für Kammerensemble von Johann Nepomuk Hummel Fumiko Shiraga, Klavier BIS-CD-1567
Wolfgang A. Mozart Grande Sestetto Concertante nach KV 364 (KV 320d) (1779), Quartetto nach KV 581 (1789) Mannheimer Streichquartett Sebastian Bürger, Viola Mátyás Németh, Kontrabass Thomas Duis, Klavier MDG 336 1599-2
che die Herren Verleger veranstaltet haben“. Mit der Bearbeitung seiner 3. Symphonie op. 55 durch seinen Intimus Ferdinand Ries, vom Mozart Piano Quartet gespielt auf MDG 643 1454-2, wird er allerdings wohl einverstanden gewesen sein. Vielleicht billigte er auch die Umsetzungen seines 3. und 4. Klavierkonzerts durch unbekannte Zeitgenossen für Klavier und Streichquintett? Gerade im Fall des Klavierkonzerts ist dies ja eine naheliegende Besetzung, wenn man es „eindampfen“ will. Heidrun Holtmann und das Concertino München spielen die Bearbeitungen als Ersteinspielungen auf Musicaphon M56849. Ein Gleiches tat die Pianistin Fumiko Shiraga mit Begleitung der Bremen String Soloists, als sie die Klavierkonzerte 1 und 2 in eben dieser Besetzung für das Label BIS aufnahm (BIS-CD-1177). Der Pianist Cord Garben hat in gleicher Weise Felix Mendelssohn Bartholdys Klavierkonzerte opp. 25 und 40 bearbeitet, von Fumiko Shiraga und dem erweiterten Nathan Quartett für das Schweizer Label Claves eingespielt (CLA50-2910). Daneben hat Fumiko Shiraga eine ganze Serie von vier CDs vorgelegt, auf der Bearbeitungen von Konzerten und Symphonien aus der Feder Mozarts zu hören sind, für Kammerensemble arrangiert von Mozarts Schüler und späterem Starpianisten Johann Nepomuk Hummel. Der wählte eine klangfarbenfrohe Besetzung, indem er dem Klavier noch Flöte, Violine und Cello zuordnete (BIS-CD-1147, 1237, 1537, 1567). Gelegentlich schufen die Bearbeiter – gewollt oder zufällig – auch etwas ganz Neues. So verhält es sich mit den Bearbeitungen von Mozarts „Grande Sestetto Concertante“ und einem „Quartetto“, die auf
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MDG 336 1599-2 vorgestellt werden. Mozarts berühmtes Klarinettenquintett, aber ohne Klarinette, seine berühmte „Sinfonia Concertante“, aber ohne Solisten, stattdessen präsentiert das Mannheimer Streichquartett zwei zeitgenössische Bearbeitungen dieser Werke für Klavier und Streicher, die – hätte man das Original nicht im Ohr – als absolut authentisch gelten könnten. Fazit: Diese CD ist etwas Besonderes. Zur Komplettierung jeder Mozart-Sammlung unbedingt empfehlenswert. Die Quelle für die Bearbeitung der „Sinfonia Concertante“ KV 364 als „Grande Sestetto Concertante“ aus dem Jahr 1807 für zwei Violinen, Bratschen, Violoncello concertante und Kontrabass liegt im Dunkeln – die Handschrift enthält keinen Hinweis auf den Bearbeiter. Die Solo-Parts dieses Stücks liegen nicht bei einzelnen Instrumenten, sondern werden raffiniert auf alle Spieler verteilt. Es ist erstaunlich, wie trotzdem der geniale Wurf Mozarts in dieser „reduzierten“ Version unmittelbar spürbar ist. Dass das Klavier als Hausinstrument verbreiteter war als die noch relativ „junge“ Klarinette, scheint zum Arrangement des berühmten KV 581 zum Klavierquartett geführt zu haben. Thomas Duis ist hier der kongeniale pianistische Partner. Und für jeden von uns, die wir heute in dutzenden herausragenden Originaleinspielungen wählen können, ist es eine spannende Hörerfahrung, die manche klangliche Überraschung bereithält. Das sollte überhaupt das Fazit dieser kleinen Reise in die Welt der Transkription sein: Es muss nicht immer das Original sein – oft genug macht die Bearbeitung genauso viel Spaß! A. Rainer
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Im Blickpunkt
CLASS : aktuell Kammermusik
Russische Streichquartette Afanassjew: „Wolga“ Rimski-Korsakow: „Choral“, Fuge „Im Kloster“ Rachmaninow: Romanze und Scherzo Borodin: 2. Streichquartett Leipziger Streichquartett MDG 307 1758-2
In Entdeckerlaune begeben sich die vier Spitzenmusiker auf abenteuerliche Expedition ins romantische Russland und stoßen auf die Komponistengruppe um Balakirew, die sich die Erneuerung der russischen Musik im 19. Jahrhundert auf die Fahnen geschrieben hatte. Die große Entdeckung auf dieser CD: Nikolaj Afanassiews „Wolga“, ein meisterhaftes Streichquartett, das virtuos volksnahe Melodik in vier wunderbare Quartettsätze integriert. Nikolaj Rimski-Korsakow bedient sich eines Chorals. Seine Fuge „Im Kloster“ vereint europäische Satztechnik mit russischer Melodik. Auch klangliches Raffinement kommt nicht zu kurz: Unterwegs läuten, typisch opulent, die Glocken eines orthodoxen Klosters.
Orthodoxes Läuten Alexander Borodin ist mit seinem berühmten 2. Streichquartett vertreten, dessen schwärmerisch überquellende Melodik schon die Zeitgenossen begeisterte. Kaum zu glauben, wie ein kompositorischer Autodidakt eine veritable Doppelfuge als Finale hervorbringt! Von unerhörter harmonischer Duftigkeit wiederum ist Sergei Rachmaninows „Romanze und Scherzo“, ein hervorragendes Programm, um die russische Seele herauszustreichen… Eleganz und Geschmack, eine selbstverständliche Virtuosität, feinst austarierte Dynamik und Intonation bei genauester Partiturkenntnis und dem untrüglichen Gespür für den richtigen Moment des Loslassens sind die Kennzeichen des Leipziger Streichquartetts, das sich längst in die erste Kammermusikriege katapultiert hat.
Latin And Spanish Fantasies Musik für Gitarre und Harfe von Narciso Saul, Manuel Murgui, Alberto Rodriguéz Molina, Marco Pereira, Sergio Bosser, Cicki Serrano und Rafael Catalá Maximilian Mangold, Gitarre Mirjam Schröder, Harfe Musicaphon M56939
Das Duo Maximilian Mangold und Mirjam Schröder ist weltweit wahrscheinlich das einzige Ensemble dieser Art. Das Publikum ist immer wieder begeistert von der bezaubernden Klanglichkeit dieser exotischen Besetzung mit Gitarre und Harfe; Hörer nennen sie: „...betörend“, „überirdisch“ und gleichzeitig „voll Intensität“. Und man kann eine Klangvielfalt beobachten, die vom ersten Augenblick an eine andächtige Stille auslöst. Überhaupt verblüfft nicht nur die Klangvielfalt, sondern auch die Klangfülle der zwei kombinierten Instrumente.
Einzigartige Klangkombination Bereits viele Komponisten ließen sich davon inspirieren und widmeten Maximilian Mangold und Mirjam Schröder ihre Werke: Maximo Diego Pujol, Alois Bröder, Juan Manuel Cortés, Ulrich Leyendecker, Konstantin Vassiliev, JörgPeter Mittmann, Timo Jouko Herrmann, Dieter Mack, René Mense und die auf dieser CD eingespielten Komponisten aus Spanien und Lateinamerika. Sämtliche für das Duo geschriebenen Werke erscheinen beim Verlag Neue Musik in einer neuen Editionsreihe „Gitarre und Harfe“, herausgegeben von Maximilian Mangold und Mirjam Schröder. Maximilian Mangold und Mirjam Schröder erweitern ihr Repertoire ständig und bringen jährlich mehrere Kompositionen zur Uraufführung. Nach „Musica Magica“, ebenfalls bei Musicaphon erschienen, ist dies bereits die zweite Einspielung dieses so ungewöhnlichen Ensembles.
Jean Françaix (1912-1997) Bläserquintette Nr. 1 & 2 L’Heure du Berger Kammervereinigung Berlin Frank-Immo Zichner, Klavier
Gerhard Lampersberg (1928-2002) „bunte steine“ – Kammermusik Ensemble Avantgarde
MDG 603 0557-2
Schroffe Akkordfolgen im Klavier, atemberaubende Sprünge in der Gesangsstimme, dann wieder Stille: In Gerhard Lampersbergs Liedern auf Texte von Thomas Bernhard prallen emotionale Gegensätze aufeinander. Wie stark auch der Sprachrhythmus des österreichischen Dichters von der Kompositionsweise Lampersbergs geprägt ist, zeigt das Ensemble Avantgarde mit dieser hoch willkommenen Anthologie von Kammermusikwerken.
Endlich Musik, die verstanden werden will: Jean Françaixs Musik ist modern. Unbenommen. Aber sie ist nicht feindlich. Als Françaix kurz nach dem 2. Weltkrieg sein Bläserquintett Nr. 1 schrieb, war er bereits ein weltbekannter Komponist, der sich mit seiner durchsichtigen, konstruktiven Tonsprache ein begeistertes Publikum geschaffen hatte, das nach unmittelbar verständlicher, emotional fasslicher Musik voller Frische, Leichtigkeit und Witz lechzte. Pin-up Girls: Als Raritätenkabinett kann man Françaixs Sextett „L'Heure du Berger“ bezeichnen. In dem pfiffigen Stück für 5 Bläser und Klavier treten merkwürdige Gestalten in kleinen musikalischen Schäferstunden auf: Pin-up Girls neben alten Gecken und nervösen Jünglingen – ein musikalisches Mosaik der Ironie, das mit Augenzwinkern zu genießen ist. Feuerwerk mit Garantie: Was herauskommt, wenn ein erfolgreicher, humorvoller Komponist, der sich der „ernstzunehmenden Leichtigkeit“ verschrieben hat, im hohen Alter wieder zur „alten“ Form des Bläserquintetts greift, muss unbedingt auf dieser CD überprüft werden. Mit Vergnügen: Fünf junge Musiker fanden sich an der Berliner Musikhochschule zusammen – ein Ensemble entstand, dessen klangliche Geschlossenheit, Stilsicherheit und verblüffende Virtuosität der einzelnen Mitglieder die Fachwelt gleichermaßen in Begeisterung hinreißen sollte: die Kammervereinigung Berlin. Preise in Colmar folgten, ebenso wie beim 38. Internationalen Musikwettbewerb der ARD und beim Deutschen Musikwettbewerb in Bonn. Auch 1993 spielte sich das Ensemble wieder mit seiner musikalischen Kraft und Frische in die vorderste Region der Weltrangliste” – einem weiteren Preis beim ARD-Wettbewerb in München.
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MDG 613 1760-2
Reiz mit TamTam Lampersberg selbst fand einen sehr eigenen Weg, auf dem die Stille eine besondere Bedeutung gewinnt. Seine Partituren sind kalligraphische Meisterwerke, die die Akribie hinter der sparsamen Komposition belegen. „bunte steine“ bezieht sich auf den gleichnamigen Zyklus von Erzählungen Adalbert Stifters, der sich explizit gegen eine Deutung über das Erzählte hinaus wandte. Genauso wollte Lampersberg sein Werk verstanden wissen: aus sich selbst heraus wirkend. Und so kommt er zu ungewöhnlichen Besetzungen. Seine „komposition“ verlangt neben Klarinette, Violine und Violoncello auch Kleine Trommel und Tamtam, und das hier eingespielte „Trio“ für Violine, Klarinette und Kleine Trommel entfaltet einen ganz eigenen Reiz. Steffen Schleiermacher, Widmungsträger des Klavierzyklus „jetzt“, hat viele der hier eingespielten Werke aus der Taufe gehoben. Gemeinsam mit seinen Mitspielern zaubert er ein Kaleidoskop an Farben vors Mikrofon, das den Miniaturen Lampersbergs eine vitale Lebendigkeit verleiht.
Im Blickpunkt
CLASS : aktuell Kammermusik
François Devienne (1759-1803) Sonaten für Oboe & B.c. op. 70 & 71 Sonaten für Fagott und B. c. Ensemble Villa Musica Ingo Goritzki, Oboe Sergio Azzolini, Fagott MDG 304 1749-2 ( 2 CDs )
François Devienne war musikalisches Multitalent, Virtuose, Komponist und gefragter Flötenlehrer. Und er wusste die kulturellen Bedürfnisse der gehobenen Gesellschaft aufs Angenehmste zu befriedigen. Das Ensemble Villa Musica, mit Ingo Goritzki und Sergio Azzolini als Solisten, präsentieren mit den hochvirtuosen Oboen- und Fagottsonaten ebenso wertvolle wie unterhaltsame Kostbarkeiten.
Französischer Mozart Wegen ihrer außergewöhnlichen Qualität haben viele seiner Werke bis heute ihren festen Platz im Repertoire. So auch die sechs Oboensonaten. Hochvirtuos, dabei von bestechender Eleganz und handwerklicher Perfektion bieten sie musikalische Unterhaltung auf höchstem Niveau. Spannend: Im Presto der 5. Sonate liefern sich die Instrumente einen fulminanten Schlagabtausch, der von Ingo Goritzki und seinen Partnern atemberaubend in Szene gesetzt wird. Das Ensemble Villa Musica gehört zu den Chamäleons der Kammermusik. So exquisit wandelbar in der Besetzung sind in der Zusammenarbeit mit MDG unzählige erstklassige Einspielungen entstanden. Ingo Goritzki hat für seine Einspielung der sechs Oboensonaten wieder ein hochkarätiges Ensemble zusammengestellt. Mit Kristian Nyquist steht ihm ein ausgewiesener Experte für den Hammerflügel zur Seite; Sergio Azzolini beweist seine Extraklasse auch im einfühlsamem Continuospiel, und Diego Cantalupi mit Laute und Gitarre sowie Ilze Grudule am Cello sorgen für farbenprächtige und abwechslungsreiche Begleitung.
par.ti.ta Johann Sebastian Bach: Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004 / Partita Nr. 3 E-Dur BWV 1006 Lera Auerbach: par.ti.ta Eugène Ysaye: Sonate a-Moll op. 27,2 Vadim Gluzman, Violine BIS-SACD-1972
Gluzman nennt sein neues Projekt „einen Versuch, eine metaphysische Zeitbrücke zu bauen“. Eine Aufnahme, die Bachs Partiten mit Werken von Ysaye und Auerbach kombiniert. Die beiden letztgenannten bieten in ihren Werken einen Blick auf Bach durch die Brille des 20. bzw. des 21. Jahrhunderts. Wobei Lera Auerbach ihre „par.ti.ta“ speziell für Vadim Gluzman komponierte. Es entstand ein Werk, das Auerbachs lebenslange Faszination für Bach widerspiegelt. Ysaye schrieb seine Sonate 1924 als zweite aus einer Serie von sechs Sonaten, von denen jede einem Geiger gewidmet ist. In diesem Fall ist dies Jacques Thibaud. Sie wird eröffnet mit einem Zitat aus Bachs Partita Nr. 3, geht dann aber eigene Wege.
Metaphysische Zeitbrücken Vadim Gluzmans außergewöhnliche Kunstfertigkeit besteht in der Fortsetzung der großen Geigertradition des 19. und 20. Jahrhunderts, die er mit der Frische und Dynamik der Gegenwart belebt. Der israelische Geiger tritt regelmäßig mit bedeutenden Orchestern auf. Neben der Interpretation von bekannten oder wieder entdeckten Werken ist Vadim Gluzman ein leidenschaftlicher Anhänger von zeitgenössischer Musik und hat bereits mit zahlreichen renommierten Komponisten der Gegenwart zusammengearbeitet. Bei dem Label BIS veröffentlicht er regelmäßig und exklusiv.
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Morton Feldman (1926-1987) Violin & Piano Andreas Seidel, Violine Steffen Schleiermacher, Klavier MDG 613 1524-2 (2 CDs)
„Ich saß einfach da und benahm mich.“ Kein Enfant Terrible, kein Bad Boy, und dennoch machte Morton Feldman so ziemlich alles anders als seine Zeitgenossen. Zu einer Zeit, in der serielle Kompositionstechniken als letzter Schrei gelten, schreibt er Stücke in dynamischem Schwarz-Weiß. Später, während die amerikanischen Minimalisten ihre Patterns in motorischer Rhythmik hämmern, bilden sie bei Feldman eine klanglich subtile Welt voller Nuancen und Farben. Und er nimmt sich viel Zeit: „for John Cage“ ist unter den späten Werken mit knapp 80 Minuten Dauer eines der kürzeren… Die „Stimmung“ eines Werks ist für Morton Feldman von zentraler Bedeutung, sei es in bildender Kunst, Literatur oder Musik. Anatolische Teppiche faszinieren ihn besonders. Und wie ein anatolischer Teppichknüpfer Jahrhunderte alte Motivmuster aus dem Gedächtnis reproduziert, so komponiert Feldman sein Spätwerk: Aus der Erinnerung werden Motive wiederholt, zufällige Abweichungen nicht suchend oder vermeidend, sondern akzeptierend. Auch das gibt es: In „Extensions 1“ wird durch ständige Steigerung des Tempos auch die virtuose Qualität der Ausführenden gefordert.
Dynamisches Schwarz-Weiß Mit untrüglichem Gespür erfüllt Steffen Schleiermacher Feldmans karge Partituren mit Leben. Gemeinsam mit Andreas Seidel gelingt ihm ein beeindruckendes Panorama, und in „piece for four pianos“ musiziert er gar mit sich selbst im Quartett: Wunder der Technik und ein sinnliches Klangerlebnis der besonderen Art.
AUSGABE 2012 /3
Franz Schubert (1797-1828) Klaviertrios: Trio B-Dur op. 99 Trio Es-Dur op. 100 Trio Bamberg Musicaphon M56934
Franz Schubert und das Klaviertrio – fast ist man versucht, zu sagen: Das war eine späte, dann aber wunderbare und umso fruchtbarere Freundschaft. 1812, noch ganz am Anfang seiner Komponistenlaufbahn, hatte er ein Klaviertrio geschrieben. In den Folgejahren entstanden Opern, Lieder, Klaviermusik, Sinfonien, Streichquartette, Sonaten für Melodieinstrumente mit Klavier und vieles mehr – aber kein Klaviertrio. Hatte Schubert denn zu diesem wichtigen Genre, einer der Königsdisziplinen der Kammermusik, so gar nichts beizutragen? Das Schweigen dauerte bis 1827, 15 lange Jahre. Und dann, wie aus dem Nichts, entstanden innerhalb weniger Monate, ein Jahr vor seinem Tod, die zwei großen Klaviertrios op. 99 und op. 100, die bis heute als ganz große Meisterwerke dieses Genres gelten, ja als Meisterwerke der Kammermusik überhaupt.
Späte Meisterwerke Die beiden späten Klaviertrios Schuberts sind absolute Meisterleistungen auf ihrem Gebiet. Als 1836 das Trio B-dur op. 99 im Druck erschien, riss das Werk Robert Schumann zu dem Ausspruch hin: „Ein Blick auf das Trio und das erbärmliche Menschentreiben flieht zurück und die Welt glänzt wieder frisch.“
Im Blickpunkt
CLASS : aktuell Orgel
Déodat de Séverac (1872-1921) La Lyre de l’âme – Sämtliche Orgelwerke (Suite, Petite suite, Tantum ergo, 4 Cantiques, Ave Verum, Salve Regina u.a.) Olivier Vernet, Orgel La Maîtrise de Garçons de Colmar, Arlette Steyer Ligia Digital LIDI010424412
Déodat de Séverac erhielt ersten Musikunterricht von seinem Vater, einem Maler. Nach der Schulzeit in Toulouse und Studium am dortigen Konservatorium ging er 1896 nach Paris, um am Conservatoire seine Studien fortzusetzen. 1897 wechselte er an die neugegründete Schola Cantorum. Dort wurden Vincent d‘Indy und Albéric Magnard seine Kompositionslehrer. Orgelunterricht erhielt er bei Alexandre Guilmant. Zeitweilig arbeitete er als Assistent von Isaac Albéniz, kehrte dann nach Südfrankreich zurück und widmete sich ausschließlich der Komposition.
Noch zu entdecken Außerhalb Frankreichs wurde er vor allem durch seine Klavierkompositionen bekannt. Seine Musik zeigt impressionistische Züge, ist aber vor allem stark von der musikalischen Tradition seiner Heimat, dem Languedoc, geprägt. Daher wirkt sie gelegentlich volkstümlich, bedient sich aber nicht direkter Entlehnungen aus der Volksmusik. Ein sehr interessanter Komponist, der fraglos eine Wiederentdeckung lohnt.
Alte Musik
Die große Orgel der Kathedrale von Monaco Werke von Grigny, Hanff, Bach, Guilmant, de Séverac, Ibert, Alain, Duruflé, Litaize, Bedard Olivier Vernet, Orgel
Arp-Schnitger-Orgel Norden Vol. 3 Orgelwerke von Scheidt, Buxtehude, Bach, Böhm & Mozart Agnes Luchterhandt Thiemo Janssen
Ligia Digital LIDI010424512
MDG 906 1753-6 (Hybrid-SACD)
Ein Instrument wie ein Traum, was Orgelbauer Dominique Thomas da in die romanische Kirche eingebaut hat. Ob es einem gefällt, wenn der hochmoderne und doch geradezu klassische Prospekt des Instruments während des Spiels in weiß, neonrot und -blau aufleuchtet, ist sicher Geschmacksache – aber kalt lassen wird es wohl niemand, der dieses grandiose Schauspiel zu sehen bekommt (einen kleinen Eindruck vermitteln Ausschnitte aus dem Programm und ein „making of “ auf Youtube).
Die erste Überraschung ist gleich zu Beginn der SACD zu entdecken: „Brande champanje“, ein Tanzlied aus dem 16. Jahrhundert, wird hier in einer Fassung für zwei Spieler mit Perkussion ausgeführt. Solche Effekte waren in der Barockzeit sehr beliebt – möglicherweise war an der Norder Orgel sogar ein eigener Trommelzug vorhanden.
Ein farbiger Traum Die große Orgel mit 77 Registern, verteilt auf vier Manuale und Pedal, bietet vor allem für das französische Repertoire vom Barock bis zur Musik des 20. Jahrhunderts reiche Klangfarben, kann aber auch gut deutsche Barockmusik wiedergeben. Olivier Vernet, seit einiger Zeit Titularoganist von Monaco, vermittelt diese Vielseitigkeit mit entsprechender Programmauswahl für diese Doppel-CD. Die Aufnahme erfolgte in Surroundtechnik; über das Internet können sich Käufer der Stereo-Einspielung entsprechendes Material besorgen. Das kann dann auf jeder Mehrkanalanlage in 5.1 wiedergegeben werden – auch klanglich ein grandioses Erlebnis.
Gassenhauer Mozarts berühmte Variationen über „Ah, vous dirais-je, maman“ sorgen für eine weitere Überraschung: Agnes Luchterhandt führt anhand der zauberhaften Variationen durch die charakteristischen Register – eine Orgelführung der besonderen Art und eine willkommene Erweiterung des klassischen Repertoires, das sich ausnehmend gut in Norden darstellen lässt. Auf ihrer inzwischen dritten SACD präsentieren Agnes Luchterhandt und Thiemo Janssen „ihr“ Instrument mit einer rasant repräsentativen Programmfolge sprichwörtlich von allen „schönsten“ Seiten und werden dabei trefflich unterstützt durch die hervorragend raumbezogene 2+2+2-Wiedergabe, die das Instrument und den Raum in echten drei Dimensionen erlebbar macht.
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Blisseful Kisses: Lieder und Lautenwerke von John Dowland Fortune’s Musicke: Hanna Thyssen, Sopran Susanne Peuker, Laute Musicaphon M56943
Ein Morgen nach einer romantischen Liebesnacht. Halbleere Gläser auf dem Tisch. Ein paar Sonnenstrahlen tasten sich behutsam durch die weißen Gardinen und tauchen das Zimmer allmählich in ein goldenes Licht. Schlaftrunken räkelt sich die junge Frau, streckt ihre Arme, sucht nach dem Kleid, das noch auf dem Boden liegt. Der Tag naht. Abschied liegt in der Luft. Doch ihr Liebster will sie noch nicht ziehen lassen. In diese Stimmung entführt uns John Dowland mit seinem Lied „Sweete, stay awhile“. „Süße, bleib noch ein bisschen, warum willst du schon aufstehen?“, fragt die erste Zeile. „Nicht der Tag bricht an, es bricht mein Herz, wenn ich denke, dass Du und ich uns verabschieden müssen.“ Wunderbar, wie die Melodie hier die zarten Worte umkost. Und wie die „blisseful kisses“, die „gesegneten Küsse“ in der zweiten Strophe eine kurze musikalische Knutscherei auslösen. Hach! Was ein Schmachten und Seufzen.
Heute schon geküßt? Der Song mit seinen „blisseful kisses“ – die der CD ihren Titel geben – ist eine Art Herzstück des Programms. Denn viele Stücke von John Dowland kreisen um die Liebe, in all ihren Facetten zwischen Lust und Leid. Das spiegelt sich auch in der Aufnahme. Aus den vier „Books of Songs“ – erschienen zwischen 1597 und 1612 – haben Hanna Thyssen und Susanne Peuker fünfzehn seiner schönsten Lieder ausgewählt und mit einigen Lautenwerken zu einer stimmungsvollen Dowland-Hommage verwoben. Sie belegt seine große kompositorische Meisterschaft, sein Gespür für schlichte Melodien und eine subtile Textausdeutung. Damit trifft er den Hörer mitten ins Herz. Kein Wunder, dass er schon von seinen Zeitgenossen als „english Orpheus“ verehrt wurde, und dass seine Musik bis heute viele Fans findet.
Im Blickpunkt
CLASS : aktuell Gitarre
Orchester und Konzert
Hardenberger spielt Gruber und Schwertsik HK Gruber: 3 MOB Pieces / Busking Kurt Schwertsik: Divertimento Macchiato op. 99 Håkan Hardenberger, Trompete Mats Bergström, Banjo Swedish Chamber Orchestra, HK Gruber BIS-CD-1884
1999 bat Hardenberger den Komponisten HK Gruber, seine „3 MOB Pieces“ doch einmal für Trompete zu arrangieren, und acht Jahre später schrieb Gruber für Hardenberger „Busking“, während sein Kollege Schwertsik „Divertimento Macchiato“ komponierte, ebenfalls für den schwedischen Trompeter. In den 1960er Jahren waren Schwertsik und Gruber die zwei Hauptvertreter der „Dritten Wiener Schule“, einer Gruppe von Komponisten, die gegen das Diktat des Serialismus der in Darmstadt beheimateten Avantgarde opponierte. Sie dagegen nahmen auf und verarbeiteten, was immer ihnen (positiv) auffiel. Egal, ob es sich um Strawinsky oder die Beatles handelte oder typische CabaretMusik von Hanns Eisler und Kurt Weill, es fand Eingang in ihre Kompositionen.
Gegen den Strich Exemplarische Beispiele für diesen freien Stil der auch in ihrem Lebensstil unkonventionellen Komponisten sind die 1968 komponierten „MOB Pieces“ wie auch das Konzert „Busking“, in dem man durchaus Straßenmusiker und New Orleans Jazz zu hören meint. Etwas traditionell Wienerischer, mozartscher Klassik verpflichtet ist das „Divertimento“ von Kurt Schwertsik, das sich aber tiefgründiger, geradezu mahlerischer entwickelt, als sein Titel zunächst einmal vermuten lässt.
Norbert Burgmüller (1810-1836) Klavierkonzert op. 1 Ouvertüre op. 5 Sinfonie Nr. 2 op. 11 Leonard Hokanson, Klavier Symphonieorchester Wuppertal Gernot Schmalfuß, Ltg.
George Gershwin (1898-1937) Piano Concerto in F Rhapsody in Blue Second Rhapsody Variations on ”I Got Rhythm” Freddy Kempf, Klavier Bergen Philharmonie, Andrew Litton
MDG 335 0817-2
BIS-SACD-1940
Immer noch ist das symphonische Hauptwerk Norbert Burgmüllers unverdientermaßen aus dem Konzertrepertoire verschwunden. Klar, er stand zeitlebens im Schatten seines emsigen Bruders Friedrich. Beide stammten aus einer traditionsreichen Musikerfamilie – ihr Vater hatte die legendären „Niederrheinischen Musikfeste“ begründet. Norbert Burgmüller ging bei Louis Spohr und Moritz Hauptmann in die Kompostionslehre, um anschließend in Paris nach einer Beschäftigung zu suchen. Epileptische Anfälle hinderten ihn daran, sein Können in einer dauerhaften Stellung unter Beweis zu stellen. Er starb im Alter von 26 Jahren.
Das Klarinettenglissando zu Beginn von Gershwins Rhapsody in Blue ist wohl die bekannteste Eröffnung eines amerikanischen Musikstücks überhaupt. Aber es steht auch als Symbol für ein Markenzeichen der Musik des 20. Jahrhunderts, die Vermischung populärer und sogenannter „ernster“ Musik zu etwas ganz neuem.
Fülle von Kraft Nicht nur Brahms erhielt seinerzeit eine enthusiastische Rezension von Robert Schumann. Schumanns Urteil über Burgmüllers postum veröffentlichten Werke: „Zwar kennen wir nur Weniges von ihm – dies Wenige aber reicht hin, die Fülle von Kraft, die nun gebrochen, auf das Innigste bedauern zu müssen. Sein Talent hat solche leuchtende Vorzüge, dass über dessen Dasein nur einem Blinden Zweifel aufkommen könnte.“ Der große amerikanische Pianist Leonard Hokanson als Solist und Gernot Schmalfuß als Dirigent des traditionsreichen Sinfonieorchesters Wuppertal: eine äußerst glückliche Fügung für die Wiederveröffentlichung dieser vergessenen Musik der Romantik!
30
Blick über den Gartenzaun Der Jazzpianist George Gershwin gehörte zu den diesbezüglich besonders profilierten Komponisten, den relativ wenigen, die keine Angst um ihr seriöses Profil hatten und demzufolge gern mal über den Gartenzaun schielten. Schon mit 25 Jahren spielte er mit Größen wie dem Paul Whiteman Orchestra, mit dessen Klarinettisten er diese berühmte Eröffnung konzipierte. Und zu dieser Zeit hatte er sich schon einen Namen als Jazzpianist wie als Songschreiber gemacht. Für diese Einspielung griffen Kempf und Litton auf die originale Orchestrierung zurück, was den Musikern des Bergen Philharmonischen Orchesters erlaubt, in die Rolle einer klassischen amerikanischen Bigband zu schlüpfen. Und das tun sie mit hörbarer Lust und Leidenschaft.
AUSGABE 2012 /3
velvet touch Werke von John Abraham Nüske, Mauro Giuliani, Sidney Pratten, Francisco Tárrega Ulrich Wedemeier, Gitarre Musicaphon M56938
Ulrich Wedemeier spielt Gitarren aus dem Besitz von Catharina Pratten (18241895), die zu ihrer Zeit eine der bedeutendsten Figuren in den englischen, insbesondere der Londoner Gitarrenszene war. Sie hatte in ihrem Leben über 1600 Gitarrenschüler und konnte bis ins hohe Alter das Publikum mit ihren Konzerten und Kompositionen begeistern. Catharina Josepha Pelzer, wie sie mit Geburtsnamen hieß, wurde 1824 in Mülheim am Rhein geboren. Ihr Vater, der sie als Wunderkind vorführte, brachte sie nach London, als sie gerade fünf Jahre alt war, und schon ein Jahr später trat sie dort im King’s Theatre auf. In den folgenden Jahren etablierte sie sich international als Gitarrenwunderkind und begann schließlich mit 17 Jahren eine Karriere als führende Gitarrenlehrerin in London. Die Tochter von Königin Victoria, Prinzessin Louise, gehörte später zu ihren prominentesten Schülern. Sie begann zu komponieren und heiratete mit 30 Jahren den berühmten Flötisten Robert Sidney Pratten. Bereits nach 14 Ehejahren verstarb ihr Gatte, wodurch ihre rege Konzertund Unterrichtstätigkeit vorübergehend zu enden schien. Drei Jahre später, im 47. Lebensjahr, trat sie wieder auf, unter anderem mit Mauro Giulianis drittem Concerto, und 10 Jahre später konzertierte sie mit dem Gitarrenvirtuosen und Komponisten Francesco Tárrega in London. Ihr letztes Konzert gab sie mit 69 Jahren in der Steinway Hall in London. Catharina Pratten starb 1895 mit 70 Jahren. Ihr Werk umfasst ungefähr 200 Kompositionen und drei Gitarrenschulen. Neben banalen Stücken für ihre Schüler, die zum Zeitvertreib Gitarre spielten, veröffentlichte sie auch hochvirtuose Kompositionen; gefühlvolle, der Gitarre auf den Leib geschneiderte Werke mit allen gitarristischen Tricks und Effekten.
Im Blickpunkt
CLASS : aktuell Laute
Italienische Chitarrone-Virtuosen Werke von Giovanni Girolamo Kapsperger, Bellerofonte Castaldi und Alessandro Piccinini Jakob Lindberg, Chitarrone BIS-CD-1899
Seine Länge von mindestens 1,60 m sowie die große Saitenzahl (bis zu 16) machen den Chitarrone zu einem der spektakulärsten Instrumente des Frühbarock. Zunächst wurde er als Basslaute entwickelt, um Gesang und Rezitative zu begleiten. Ganz offensichtlich wurde der Chitarrone das bevorzugte Instrument zur Gesangsbegleitung in Italien um 1600.
Langes Ende Kurz allerdings war nur seine Blüte als Soloinstrument, eine Blüte, zu der die drei hier vorgestellten Komponisten zwischen 1604 und 1640 substantielle Beiträge geliefert haben. Jakob Lindberg hat besonders effektvolle und repräsentative Stücke aus diesem Repertoire ausgewählt. Nach einem Musikstudium an der Universität Stockholm studierte Jakob Lindberg am Royal College of Music in London bei Diana Poulton und entschloss sich gegen Ende seines Studiums, sich auf den Bereich der Renaissance- und Barockmusik zu spezialisieren, in dem er inzwischen zu den renommiertesten Interpreten weltweit gehört. Unter seinen zahlreichen CDs beim Label BIS, finden sich viele Weltersteinspielungen verschiedenster Stilrichtungen. So machte er die schottische Lautenmusik einem breiteren Publikum bekannt, widmete sich aber auch der Kammermusik von Vivaldi, Haydn oder Boccherini auf authentischem Instrumentarium. Er spielte als erster Lautenist die gesamte Musik für Solo-Laute von John Dowland ein und seine Aufnahme der Bach’schen Werke für Laute Solo wird als eine der bedeutendsten Interpretationen dieses Œuvre gehandelt.
Oper
Vokalmusik
Giovanni Pacini (1796-1867) L’ultimo giorno di Pompei Gimenez, Tamar, Rivenq, Bonfatti, Lee, Novaro, Sidorova, Alekperov Bratislava Kammerchor Orchestra dell Teatro Bellini di Catania, Giuliano Carella Dynamic CDS729
Am Abend des 19. November 1825 hatte diese Oper ihr triumphales Debüt am San Carlo Theater in Neapel. Dies war zugleich der Start zu einem Siegeszug durch die Opernhäuser ganz Europas. Allein an der Scala wurde das Werk dreiundvierzig Mal in Folge gegeben, ein Rekord für diese Zeit.
Ein Dauerläufer Pacini selbst nannte die Oper in seinen Memoiren „den größten Erfolg meiner ersten künstlerischen Schaffensperiode“. „Ich habe mir große Mühe mit den Concertato-Passagen gegeben, auf der Suche nach neuen Formen, und in der Tat denke ich, dass mir da einige Innovationen gelungen sind. Und schließlich habe ich versucht, dem Werk eine einheitliche Farbe zu geben. Aber um ehrlich zu sein: An manchen Stellen der Partitur wird Rossinis Einfluss schon deutlich.“ Damit hat Pacini recht, denn er folgt dem dramaturgischen Modell des Rossinischen Dramas aus dessen neapolitanischen Jahren zwischen 1815 und 1822. Was der Eigenständigkeit dieser Partitur aber keinen Abbruch tut.
Giovanni Legrenzi (1626-1690) Il Sedecia Oficina Musicum, Ricardo Favero Dynamic CDS711 (Ersteinspielung)
„Il Sedecia“, ein Kardinal Sigismondo Chigi gewidmetes Oratorium, wurde am 29.3.1676 in Ferraras Chiesa della Confraternita della Morte uraufgeführt, also längst nach der Zeit, als Legrenzi maestro di capella an der Academia dello Spirito Santo in Ferrara gewesen war. Das von einem anonymen Autor stammende Libretto erzählt die dramatisch-tragische Geschichte von Zedekia, dem letzten König des israelitischen Südreichs Juda.
Tragische Gestalt Obwohl Nebukadnezar II. Zedekia einen Gotteseid zur Treuewahrung hatte schwören lassen, brach Zedekia das Versprechen und verursachte dadurch den Untergang des Südreichs. Offenbar hatte Zedekia Anstrengungen unternommen, eine antibabylonische Koalition zustande zu bringen. In der Bibel finden sich Berichte von der Gerichtsverhandlung vor Nebukadnezar II.; die übliche Strafe bei Bruch eines Gotteseides war die Exekution. Barocker Praxis folgend, weist die Partitur den „politischen“ und dramatischen Rollen spezifische Stimmregister zu. Ricardo Favero setzt diese Charakterisierung der handelnden Personen in seiner Instrumentierung (erhalten im Original sind nur Notierungen der Singstimmen und des Generalbass) konsequent fort, indem er ihnen bestimmte Instrumente zuweist.
AUSGABE 2012 /3
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Johann Sebastian Bach Weltliche Kantaten, Vol. 2: Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd, BWV 208 Die Zeit, die Tag und Jahre macht, BWV 134a Sophie Junker, Joanne Linn, Sopran Damien Guillon, Altus Makoto Sakurada, Tenor Roderick Williams, Bariton Bach Collegium Japan, Masaaki Suzuki BIS-SACD-1971
Im Vergleich zu seiner Kirchenmusikproduktion nehmen die weltlichen Vokalwerke im Schaffen J. S. Bachs nur einen bescheidenen Raum ein. Heute wissen wir von der Existenz von etwa 50 weltlichen Kantaten, von denen nur wenig mehr als die Hälfte in aufführbarem Zustand die Zeiten überdauert hat. Es waren Gelegenheitswerke zu Geburtstagen oder Hochzeiten, und anders als die Kirchenkantaten konnten sie deshalb nicht wieder unverändert aufgeführt werden. Diese SACD bietet die erste der weltlichen Kantaten, die Jagdkantate, 1713 in Weimar zum Geburtstag des Grafen Christian von Sachsen-Weißenfels entstanden.
Ökonomisch genutzt Bach muss das Werk selbst sehr geschätzt haben, denn er hat es noch zweimal für Geburtstagsfeiern anderer Persönlichkeiten umgearbeitet und Sätze daraus auch in anderen weltlichen Kantaten parodiert. Die Kantate „Die Zeit, die Tag und Jahre macht“, entstand 1719 in Köthen zum Neujahrsfest. Fünf Jahre später arbeitete Bach, mit seinen Ideen gern ökonomisch umgehend, sie um in eine Kantate für Ostersonntag. Faszinierend an diesen Umarbeitungen ist, das die Textausdeutung durch die Musik auf weltliche wie geistliche Texte gleichermaßen passt.
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