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3. Jahrgang · Ausgabe 1 · März/April 2000 · für Sie gratis Alle zwei Monate kostenlos in allen großen deutschen Opern- und Konzerthäusern.
Das KlassikMagazin
„Das
Klavier ist das
vollkommenste
Instrument“
Die Oper für´s Volk
Herangetastet: Gespräche mit • Bernd Glemser • Ton Koopmann • Manfred Bürki
Nur hier:
Das Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz
Alle Opernpremieren im März und April
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Inhalt
Liebe
März/April 2000 Foto-TS: Naxos
Leserin! Lieber Leser! Zeitenwende – Seitenwende. Seit dieser Ausgabe präsentiert sich Crescendo in neuem Gewand. Moderner, nobler, übersichtlicher. Und nicht nur das: Wir haben unseren CD-Teil erweitert und stellen Ihnen nun über 60 CDs vor. Doch das war erst der erste Streich. Ab Mai wird Crescendo um acht Seiten wachsen. Zugunsten von Hintergrundberichten, Reportagen und vor allem mehr Service. Die Konzertvorschau wird einen festen und gewichtigen Platz bekommen und
Vermischtes
auch den CD-Teil werden wir weiter ausbauen. So, nun will ich Sie nicht länger auf die Folter spannen. Wir hoffen, Ihnen gefällt das neue Layout genau so gut wie uns. Und wenn Sie Lust haben, dann schreiben Sie uns doch einfach Ihre Meinung. Damit wir auch weiterhin am Puls der Zeit und unserer Leser bleiben. Es grüßt Sie
Schwerpunkt: Herangetastet „Das Klavier ist das vollkommenste Instrument“ Der Pianist Bernd Glemser
„Ich fühle mich eher als Schüler von Bach“ Der Cembalist und Organist Ton Koopman
Kancheli in Weimar
Chefredakteur
Verdi in Leipzig Matthus in Rheinsberg
In Memoriam
Gluck in Gera
■ Friedrich Gulda Superstar. Die Allegorie ist
■ Hans Peter Doll, gelernter Dramaturg,
Schostakowitsch in Cottbus
etwas schief, aber diesen Mann zu charakterisieren fällt auch nach seinem Tode schwer. Ohnehin hatte er sich jegliche Nachrufe verbeten, „soviel Blödsinn“ sei über ihn „verzapft“ worden. Dass sie jetzt dennoch zuhauf erschienen, war abzusehen. Vom „Genie, das so gerne Talent gewesen wäre“ ist da die Rede, vom „grantigen Wiener“, vom „Rebell“. Zum 65. macht sich Gulda einen Ferrari zum Geschenk und drapiert für die Fotografen Tänzerinnen auf der Haube, mit 68 lanciert er selbst die Nachricht von seinem Tod und entlarvt sie erst nach seiner „Auferstehungsparty“ am Ostersonntag als Ente. Immer wieder begehrt er auf gegen die Usancen des klassischen Konzertbetriebs, der ihm trotz seiner ausgeprägten pianistischen Begabung und des Ruhms, den ihm seine Bach-, Mozart- oder Beethoven-Interpretationen eintrugen, nie genug war. Seine große Liebe galt dem Jazz; und da er die Grenze zwischen U- und E-Musik nicht als Grenze anerkennen wollte, konnte es auch mal passieren, dass er inmitten einer Sonate zu improvisieren begann. Getreu seiner Devise, dass „Kinder zuerst spielen, dann erst Noten lernen“ sollten. Friedrich Gulda starb am 27. 01. 2000 in Weißenbach am Attersee im Alter von 69 Jahren. JT
später einer der ersten und erfolgreichsten „Manager-Intendanten“ und Talente-Entdecker (u. a. Peymann, Neuenfels, Herrmann, Hollmann), Intendant in Heidelberg, Braunschweig, 1972 – 85 in Stuttgart sowie von 1990 bis 1996 als „Feuerwehrmann“ in Frankfurt, Braunschweig und Basel, starb mit 74 Jahren in Stuttgart.
Italianità in Berlin
■ Hans Hilsdorf, gefragter Liedbegleiter
Pfitzner in Dortmund
(Köth, Lorengar, Haeflinger), bis zuletzt Studienleiter an der Deutschen Oper Berlin und vor allem bekannt als Leiter der Berliner Sing-Akademie seit 1973, starb am 16. 11. 99 im Alter von 69 Jahren.
Donizetti in Wiesbaden
■ Manfred Jungwirth, aus St. Pölten stammender Bassist, 1967 – 79 im Ensemble der Wiener Staatsoper, aber auch an den großen deutschen Häusern zu erleben, starb am 23. 10. 99 mit 81 Jahren.
Händel in München
■ Hanne-Lore Kuhse, hochdramatische Sopra-
Strauß in Zürich
nistin mit breitem Repertoire, lange Jahre im Ensemble der Oper Leipzig und der Berliner Staatsoper, als Wagner-Sängerin in aller Welt gefeiert, starb am 10. 12. 99 mit 74 Jahren.
Die Oper für’s Volk
Ensemblemitglied in Frankfurt, als Gast in aller Welt gefragt und viele Sommer in Bayreuth aktiv, starb im Alter von 69 Jahren.
■ Die holländische Sopranistin Gré Bouwen-
■ Die amerikanische Sopranistin Ruth
stijn, die mit breitem Repertoire die ganze Welt bereiste, berühmt vor allem als Leonore, starb am 14. 12. 99 im Alter von 84 Jahren.
Welting, berühmt für ihre Königin der Nacht, die Zerbinetta oder die Gilda im Rigoletto, starb am 16. 12. 99 mit 51 Jahren an Krebs.
■ Der Bassist Manfred Schenk, seit 1967
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Premierenspiegel Kálmán in Dresden
Ihr
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Janá˘cek in Dessau Hiller und Meyers in Halle und Magdeburg Opernrundschau im Nordwesten NRW-Rundschau Delius in Trier
Hölszky in Frankfurt Puccini in Frankfurt Wagner in Stuttgart
Strauss in Karlsruhe Humperdinck in Nürnberg Majo in Heidelberg
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Opernporträt Das Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz
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Schwerpunkt: Herangetastet „Erst mal einen Kaffee trinken gehen“ Der Klavierstimmer Manfred Bürki
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Buchkritik
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CD-Rezensionen
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Premieren und Festspiele im März und April
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Vermischtes
Neuigkeiten aus der weiten Welt der Klassik ■ „Gemeinsam gegen die Kälte“ – unter diesem Namen unterstützt ein Förderverein unter Schirmherrschaft des Bundes- und zahlreicher Ministerpräsidenten Projekte für Obdachlose in ganz Deutschland. Initiator ist der renommierte Düsseldorfer Cellist Thomas Beckmann, der im März und April mit Klavierbegleitung auf Tournee durch rund 30 deutsche Städte geht. Infos: 0180/557 00. ■ Und noch ein gutes Werk: Am 8. April veranstal-
ten Solisten des Stuttgarter Staatstheaters eine Benefiz-Gala in der Stuttgarter Liederhalle zugunsten des Wiederaufbaus einer Musikschule in der vom Erdbeben betroffenen türkischen Stadt Izmit. Mit einem bunten Programm von Rossini und Rachmaninow bis Strauß und Gershwin. Infos: 071 81/998 60 14. ■ Das schwäbische Label Hänssler Classic, das der-
zeit vor allem mit der „Edition Bachakademie – der komplette Bach auf 172 CDs“ Furore macht, wurde im Januar als „bestes Label des Jahres“ mit dem „Cannes Classical Award“ ausgezeichnet. Für sein Lebenswerk wurde der Dirigent Sir Charles Mackerras geehrt, zur CD des Jahres wählten die Juroren einiger internationaler Klassikmagazine Andreas Staiers „Variations on Fandango“ (Teldec). ■ Chaos in Berlin – mal wieder. Nachdem sich GMD Christian Thielemann mit dem zukünftigen Intendanten Udo Zimmermann der Deutschen Oper Berlin verkracht hat und 2001 gmeinsam mit Intendant Götz Friedrich seinen Posten räumt, hat nun auch sein Kollege Yakov Kreizberg an der Komischen Oper seinen Rücktritt angekündigt. Hintergrund ist die finanzielle Situation: Die Musiker der Komischen Oper erhalten rund 300 Mark netto weniger im Monat als ihre Kollegen an den beiden anderen Berliner Häusern. Kreizberg, der seit 1994 amtiert, hat dem Orchester unbestritten zu hoher Qualität verholfen, der Opernchor wurde von den Kritikern der Opernwelt gerade zum zweitbesten der Saison gekürt. Ob der dritte GMD, Daniel Barenboim, seinen Vertrag als künstlerischer Leiter der Staatsoper über 2001 hinaus verlängert, steht auch noch in den Sternen.
■ Die Geigensammlung von Yehudi Menuhin, 40
Geigen und Bögen, brachte auf einer Versteigerung in London insgesamt 835.000 Pfund. Den höchsten Preis erzielte eine Violine von Giovanni Maria del Bussetto aus Cremona von 1680: 133.500 Pfund. Menuhin war im März 1999 in Berlin gestorben. ■ Der Engländer Jonathan Nott hat zum 1. Januar
sein Amt als Chefdirigent der Bamberger Symphoniker angetreten. Ein erster Programmschwerpunkt wird Richard Wagner sein, u. a. mit konzertanter Aufführung des Rings. Außerdem sollen verstärkt zeitgenössische Werke ins Repertoire der Symphoniker einfließen. Nott bleibt weiterhin Leiter des Luzerner Sinfonieorchesters und des Ensemble Intercontemporain in Paris, will dafür aber auf Gastdirigate weitgehend verzichten. ■ Den Wilhelm-Furtwängler-Preis erhält in diesem Jahr Lorin Maazel. Der Preis wird am 16. April im Festspielhaus Baden-Baden verliehen. ■ Das Toronto Symphony Orchestra geht erstmals
seit 1991 wieder auf Europa-Tournee. Unter Leitung seines Chefdirigenten Jukka-Pekka Saraste und dem Geiger Christian Tetzlaff als Solisten spielen sie in Stuttgart (28. 2.), Frankfurt (2. 3.) und Köln (3. 3.), mit der Klarinettistin Sabine Meyer am 1. 3. in Berlin, u. a. Werke von Dvo˘rák, Rachmaninow und den Kanadiern Lieberson und Kulesha. ■ Stefan Märki, bis 1997 Intendant des Hans-OttoTheaters in Potsdam, wird ab Sommer 2000 als Nachfolger von Günther Beelitz Generalintendant des Deutschen NationalTheaters Weimar. Rainer Mennicken, seit 1993 Intendant des Stadttheaters Konstanz, wird ab 2001 Generalintendant in Oldenburg. ■ Die Deutsche Oper Berlin hat ihr mittlerweile
18. Jahrbuch veröffentlicht: Die „Beiträge zum Musiktheater“ versammeln neben ausführlichen Dokumentationen auch Essays und jede Menge Bilder (erhältlich im Haus und in einigen Buchhandlungen).
■ Der von der Bundesregierung dotierte JohannWenzel-Stamitz-Preis ging im November an den aus Ostpreußen stammenden Komponisten Abel Ehrlich, der Sonderpreis an den Geiger Kolja Lessing. Gewürdigt werden „Persönlichkeiten, deren Werk und Wirken aus der Reflexion und dem Austausch mit der deutschen Musik im östlichen Europa entstanden ist und in Affinität zur Musik in den historischen deutschen Kulturlandschaften steht.“ ■ Generalintendant des Theaters Altenburg Gera
wird ab August 2000 René Serge Mund. Neuer GMD an Thüringens größter Bühne wird Rolf Reuter, Operndirektor wird Stephan Blüher, derzeit Professor an der Berliner Hochschule für Musik Hanns Eisler und zuvor u. a. Erster Opernspielleiter in Dessau und Leiter des Opernstudios der Komischen Oper Berlin. ■ Der Amerikaner John Fiore, seit Beginn dieser
Spielzeit Chefdirigent der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, übernimmt ab Sommer 2000 als Generalmusikdirektor auch die Leitung der Düsseldorfer Symphoniker. ■ Neuer GMD am Stadttheater Bremerhaven wird
ab Sommer 2000 Stephan Tetzlaff, derzeit Kapellmeister am Staatstheater Hannover. Er wird Nachfolger des seit 1978 amtierenden Leo Plettner. ■ Vom 31. 5. bis 4. 6. findet in Saarbrücken das vom Saarländischen Rundfunk veranstaltete Festival „Musik im 21. Jahrhundert“ statt. Künstlerischer Leiter ist Luciano Berio, auf dem Programm stehen neben Werken der Avantgarde-Klassiker u. a. Uraufführungen von Christoph Neidhöfer, Fabio Nieder, Jacopo Baboni Schilingi und eines preisgekrönten Orchesterwerks aus dem Kompositionswettbewerb der Christoph-Delz-Stiftung. Infos: 06 81/602 22 39 oder www.sr-online.de/musik21 ■ Carlos Kalmar, derzeit GMD in Dessau und ab Sommer 2000 Chefdirigent des Niederösterreichischen Tonkünstlerorchesters, ist vom Grant Park Music Festival in Chicago zum Principal Contactor ernannt worden.
Foto: Neuköllner Oper
■ Luc Bondy wird ab 2001 Intendant der Wiener ■ Das ideale Geschenk für Schallplattennostalgiker: Die Firma Chesapeake Bay fertigt Untersetzer aus alten Langspielplatten der 20er und 30er Jahre mit ihren kunstvollen Labels. Infos: 093 83/69 07 00.
Festwochen. Der Schweizer Regisseur, bislang bereits für das Schauspielprogramm zuständig, unterschrieb einen Vertrag bis 2004. Thomas Hengelbrock wird ab Sommer 2000 Musikdirektor der Wiener Volksoper.
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■ Die erste interaktive Theater-CD-ROM ist da! Anhand der Probenarbeit an Lortzings Zar und Zimmermann gibt sie Einblicke in die Arbeit am Theater der Landeshauptstadt Magdeburg. Erhältlich vorerst, leider, nur an der dortigen Kasse.
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Von Arnt Cobbers
Porträt
„Das Klavier ist das vollkommenste Instrument“
„Das Klavier ist das vollkommenste Instrument, weil man einfach sein eigener Herr ist. Man hat nicht nur die Melodie, die man schön phrasieren kann, man hat Harmonik, Rhythmik, den reinen Klang. Man kann Strukturen offenlegen, vierstimmig polyphon spielen. Und man hat das größte Repertoire. Man kann alles machen und alles selbst bestimmen. Und natürlich ist das Spiel mit den Tasten auch eine sinnliche Erfahrung.“ Bernd Glemser müsste eigentlich im Guiness-Buch der Rekorde stehen. An sage und schreibe 19 Wettbewerben hat er teilgenommen, 17 hat er in Folge gewonnen oder mit einem Preis in der Tasche verlassen (darunter Cortot, Rubinstein, Tschaikowsky, ARD). Keine große Sache für den 37-jährigen Schwaben, dem Arroganz und Allüren gänzlich fremd zu sein scheinen. In seinen Augen blitzt mehr Schalk als verklärtes Genie, wenn er flapsig, aber auch schnell und präzise formuliert. Als der erste Wettbewerb ihm keine Türen öffnete, schickte ihn sein Lehrer Vitalij Margulis auf den nächsten, dann auf den dritten. Und Glemser merkte, dass sich mit den Siegprämien eine schöne Einnahmequelle eröffnete (von der er sich u. a. einen Steinway leistete). So reiste er sechs Jahre lang quer durch die Welt, sammelte Podiums-Routine und Konzerterfahrungen im Spiel mit dem Orchester. Etwas, was an deutschen Hochschulen sträflich vernachlässigt wird. Natürlich klagt auch Glemser über die Wettbewerbs-Inflation. Glänzten die großen Jurys früher
mit weltbekannten Namen, können heute selbst Eingeweihte mit den Jurorennamen wenig anfangen. Und doch – wer „Karriere“ machen will, braucht nach wie vor wenigstens einen bedeutenden Wettbewerbsgewinn im Lebenslauf. Dass Wettbewerbssieger oft technisch perfekt im interpretatorischen Niemandsland spielen, hält Glemser für ein Gerücht. Und wer ihn im Konzert oder auf CD gehört hat, wird ihm diesen Vorwurf auch nicht machen. Dass Glemser mit 27 Jahren zum jüngsten Professor Deutschlands – nach Saarbrücken – berufen wurde und dazu einen Dispens der Musikhochschule Freiburg benötigte, an der er noch als Student eingeschrieben war, sei als Kuriosität am Rande erwähnt. Sein Konzertexamen hat er übrigens nie abgelegt. Glemser ist ein glänzender Techniker, der sein Publikum mit Virtuosenstücken in basses Erstaunen versetzt. Der aber auch die Musik hinter der glänzenden Oberfläche zum Leuchten bringt und auch ein Mozartkonzert zu einem spannenden Erlebnis werden lässt, ohne es romantisch zu überfrachten. Glemsers Repertoire ist von fast enzyklopädischer Breite, mit dem dünneren Ende vielleicht in der Zeitgenössischen Musik.
Foto: Karl Scheuring
Foto: Bernd Noelle
Der Pianist Bernd Glemser Und doch hat man bei seinem Spiel das bezwingende Gefühl: So und nicht anders muss es sein. Instinktivisches Musikantentum ist ihm wichtiger als musikwissenschaftliche Exegese, die zum Handwerk des Pianisten gehört, aber für Glemser nie das sinnliche Erlebnis überlagern darf. „Zunächst mal schau ich mir die Noten an und spiele einfach. Ich geh mit Spaß ran und mit dem Reiz des Spielens, des Erfahrens, was da klanglich passiert. Erst wenn sich Fragen auftun, forsche ich weiter. Ganz wichtig finde ich allerdings die breite Kenntnis des Repertoires, dass man nicht nur eine SchubertSonate kennt, sondern auch seine Sinfonien und seine Streichquartette.“ Das – wichtige – Ausgraben verschütteter Werke überlässt er lieber anderen. „Erstens machen das schon viele. Und zum zweiten werden doch eine Menge Ersteinspielungen gemacht, die man auch in der Versenkung hätte lassen können.“ Glemser wird oft in die Traditionslinie der alten deutschen Schule gestellt, die Pianisten wie Schnabel, Fischer, Backhaus, Kempff geprägt haben. „Die konnten ein Werk strukturell klarlegen und trotzdem noch die Sinnlichkeit des Klangs nicht verlieren. Ich habe das Gefühl, dass die klangliche,
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phrasierungsmäßige Vielseitigkeit und Phantasie verloren gegangen ist. Es gibt zu viel Leute, die sehr geradlinig und strukturell und kraftvoll spielen, und alles ist am richtigen Platz, aber manchmal fehlt mir irgendwie der Reiz. Bei einem Schnabel hören Sie, wie die Töne leuchten.“ Geprägt hat ihn andererseits auch die „strenge russische Ausbildung“ bei Vitalij Margulis, dieses „Ausloten der Möglichkeiten, des Machbaren, das wirklich bis an die Grenzen Gehen, während die deutsche Schule – zumindest früher – viel mehr auf Ausgleich bedacht war.“ Glemser ist „überzeugter“ Pianist. In höchsten Tönen preist er die Möglichkeiten des Klaviers, doch anders als die meisten Musiker muss sich ein Konzertpianist jeden Abend auf ein neues Instrument einstellen. Ein dankbares Thema für Glemser. „Sie glauben gar nicht, wieviel Pötte in der Weltgeschichte umeinander stehen, das ist eine Katastrophe. Wenn ich Geld hätte, würde ich wirklich versuchen, mit meinem eigenen Instrument herumzufahren. Es ist nicht zu glauben, was zum Teil selbst in bekannten Konzertsälen für Probleme auftauchen. Mal ist der Flügel nicht gut, oder der Klaviertechniker kann das Problem nicht beheben, mal ist der Hausmeister verhindert, sodass der Klaviertechniker nicht genügend am Instrument arbeiten kann – alle Probleme jeder Art, die man sich vorstellen kann, können auftreten.“
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Glemser ist gut im Geschäft. Er gibt rund 50 Konzerte im Jahr – mehr sollen es nicht werden –, ist Professor in Würzburg und spielt in dichter Folge CDs für Naxos ein, das, anfangs als „Billiglabel“ belächelt, doch eine wachsende Zahl Juwelen im Katalog hat. Und während die großen Plattenfirmen ihren wenigen verbliebenen Stars populäre Programme vorschreiben, hat Glemser gut lachen: „Ich konnte Werke aufnehmen, die ich bei keinem anderen Label hätte machen können. Und die menschlichen und technischen Arbeitsbedingungen sind mittlerweile optimal.“ Dass auf seinen CDs das russische Repertoire dominiert, wird sich bald ändern, Schumann, Beethoven und Liszt sind anvisiert oder schon eingespielt. „Wenn ich sage, ich muss besser, anders, origineller, neuer sein als alles, was bislang da war, und das ist mittlerweile ein ganzes Jahrhundert an Aufnahmegeschichte, dann werde ich daran zerbrechen, weil das einfach nicht geht. Es sei denn, ich will originell sein und mache Quatsch, wie Gould bei der Appassionata. Überflüssig ist eine Aufnahme nur, wenn technische Sachen nicht gut sind oder die Stringenz der Interpretation fehlt. Auch die 101. Appassionata wird nicht sein wie die hundert anderen, wenn dahinter eine starke Musikerpersönlichkeit steht. Und dann ist die Aufnahme ein Dokument, wie dieses Werk klingen kann.“
~ Leben, wo andere
Die Residenz Bruneck bietet Lebensqualität und Sicherheit für Senioren. Hier bleiben Sie selbständig. Doch wenn es darauf ankommt, ist immer jemand für Sie da. In einem gepflegten
Kaum ein Pianist verkauft so viele Platten wie Bernd Glemser, doch als Weltstar kann man ihn immer noch nicht bezeichnen. Denn auch die regelmäßigen euphorischen Konzert- und Plattenkritiken haben ihm den Weg in die großen Konzerthäuser nicht eröffnet, noch stehen ihm die mächtigen Künstleragenturen und vielfältigen Verflechtungen im „Musikgeschäft“ im Weg. Doch das muss ja nicht so bleiben…
Porträt
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■ Auswahl-Diskographie
Solo Sergej Prokofjew, Sonaten 1, 3, 4. Naxos 8.554270 Sergej Prokofjew, Sonaten 2, 7, 8. Naxos 8.553021 Alexander Skriabin, Sonaten 2, 5 – 7, 9. Naxos 8.553158 Mit dem Polnischen Nationalen Rundfunksinfonieorchester unter Antoni Wit: Sergej Rachmaninow: Klavierkonzerte 1, 4. Naxos 8.550809 Sergej Rachmaninow: Klavierkonzerte 2, 3. Naxos 8.550810 Peter Tschaikowksy: Klavierkonzerte 1, 3. Naxos 8.550819 Peter Tschaikowsky: Klavierkonzert 2. Naxos 8.550820
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Interview: Arnt Cobbers
„Ich
fühle mich eher als
Schüler von Bach“
Foto: Marco Borggreve
Interview
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Der Cembalist und Organist, Dirigent und Bach-Forscher Ton Koopman Crescendo: Herr Koopman, welche Bedeutung hat Bach für Sie? Koopman: Für mich ist Bach der genialste Komponist, der je gelebt hat. Die Balance zwischen Gefühl und Vernunft finde ich unglaublich. Die handwerkliche Arbeit haben viele gekonnt, aber die Empfindung auch auf das Notenblatt zu bekommen, das ist außergewöhnlich.
neue Puppen bekommt, bevor es mit den alten gespielt hat. Ich glaube sehr daran, sich damit zu beschränken. Wenn Bach z. B. eine Kantate schreibt, und er fängt den Chor mit der gleichen Besetzung an, mit der er aufhört, dann macht er nicht in der Mitte plötzlich drei Takte mit Blockflöten, die sonst nirgendwo da sind. Ich glaube, dieses Prinzip ist falsch.
Crescendo: Ist allzu große Bewunderung nicht auch eine Gefahr? Koopman: Sicherlich, aber… Ich spielte einmal ein Cembalo-Recital in Leipzig im Alten Rathaus, und in dem Zimmer, in dem ich mich umgezogen habe, hängt das Bachporträt, auf dem er sehr streng und kompromisslos wirkt. Ich bin dort hin und her gelaufen unter dem Porträt und habe gedacht: Ist das mein Bach? Mein Bach ist eigentlich der junge Bach im Bach-Haus Eisenach, wo man einen Menschen von 26/27 Jahren sieht. Man weiß nicht sicher, ob er es wirklich ist, aber für mich ist es Bach. Und dort sieht man einen sehr intelligenten Menschen, der lachend in die Welt schaut, der humorvoll ist, der aber auch weiß, was er kann. Das ist für mich Bach, nicht der humorlose alte Mensch, der in Leipzig vielleicht nicht genügend geschätzt wurde, ein manchmal undiplomatischer, schwieriger Mensch, der Streitfragen nicht aus dem Wege gegangen ist. Und der auch viele Enttäuschungen erlebt hat – oder ist beim Restaurieren des Porträts zu viel verändert worden? Aber mit 26/27 wird er die Welt noch erobern, und das ist mein Bach.
Crescendo: Und im Orchester? Koopman: Ich würde immer mit alten Instrumenten aufnehmen, weil ich glaube, das ist am Ende so, wie es gemeint ist. Aber im Konzert mache ich auch eine Matthäus- oder Johannes-Passion mit modernen Instrumenten, wenn es ein Orchester ist, das ich ein bisschen kenne und von dem ich weiß, dass sie sich Mühe geben werden, um meine Erfahrungen zu nutzen. Ich finde es gut, dass von den Orchestern Leute zu den alten Instrumenten kommen, wie es gut ist, dass von unserer Seite Leute zu den modernen Orchestern gehen. Und wenn es funktioniert, dann ist es eine positive Erfahrung für alle. Es wird eine Aufführung, die auf eine viel durchsichtigere und viel logischere barocke Art gemacht ist, aber die nicht imitiert. Denn ich glaube, imitieren ist schlechter als von gewissen Grundsätzen auszugehen und zu sehen, wohin man kommt.
Crescendo: Wie authentisch muss man Bach heute interpretieren? Koopman: Für mich gibt es ein paar Gesetze. Ganz wichtig für mich als Organist: Ich glaube nicht an Registranden. Ich glaube nicht, dass zwei Leute die ganze Zeit um mich herum rennen, um Register zu ziehen. Wenn man ein tolles Instrument spielt, und es außer einer Quelle im 18. Jahrhundert keinen Beweis für Registranden gibt, dann glaube ich, muss man sagen: Ich brauche eigentlich nicht zu registrieren, und wenn ich sage, ich brauche nicht zu registrieren, heißt das auch, dass ich mit meinen Fingern viel mehr tun muss. Viele Organisten begnügen sich damit, immer wieder eine neue Registratur zu ziehen, wie wenn ein Kind
Crescendo: Wie verträgt sich Ihre Rekonstruktion der Markus-Passion mit dem Anspruch, authentisch zu spielen? Koopman: Das für mich nicht das Problem. Ein anderes Beispiel: In der „Bach 2000“-Edition gibt es zwei Kantaten, wo ich substantiell rekonstruiert habe, die Kantaten 190 und 191, da fehlt vieles, vor allem im Anfangssatz. Die Alternative war, die Kantaten gar nicht aufzunehmen oder sie zu rekonstruieren. Und ich dachte, nach so vielen
Ton Koopman, geboren 1944 im niederländischen Zwolle, gründete und leitet das Amsterdamer Barock-Orchester und den Amsterdamer Barock-Chor. Außerdem ist er Chefdirigent des Niederländischen Radio-Kammerorchesters in Hilversum und Professor für Cembalo in Den Haag. Für Teldec („Bach 2000“) hat er sämtliche Orgelwerke Bachs aufgenommen.
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Kantaten müsste es möglich sein, doch ein bisschen Kompositionsschüler von Bach zu sein. Auch als Interpret versuche ich nicht, Bach zu interpretieren, sondern ich fühle mich eher als Schüler. Denn da hat man mehr Möglichkeiten, man ist freier. Auch bei der Markus-Passion habe ich mir vorgestellt, ich komme zum Unterricht und Bach sagt: Hier, Koopmann, hast Du ein Libretto. Du kannst wählen aus meiner Arbeit, was Du gerne hast, und was Du nicht findest, musst Du selber machen… und dann lass mal sehen. Crescendo: Sie spielen ja gleichermaßen Cembalo und Orgel. Wie verträgt sich denn das, auf der einen Seite diese extreme Klangfülle, auf der anderen Seite dieses ganz Zarte, fast Asketische? Koopman: Früher hat man immer beides gespielt. Die einzige Ausnahme, die ich kenne, ist Duphly. Die Organisten haben nie in der Kirche geübt, sondern zu Hause auf einem Pedalclavichord, die viel schwerer zu spielen waren als die heutigen. Gleiches gilt, glaube ich, auch für die Cembali. Ich finde es wichtig, dass man beides spielt. Das Cembalospiel lehrt sehr viel für Orgel. Orgel spielen ist so viel einfacher als Cembalo. Man kann ein halbes Jahr keine Orgel spielen, und innerhalb eines Tages ist man wieder Organist. Aber man kann nicht einen Monat Orgel spielen und am Tag danach wieder Cembalo. Man muss viel feiner spielen. Die Akustik der Kirche hilft auch zum Positiven, sie verdrängt auch etwas, beim Cembalo verdrängt nichts. Und die Literatur ist virtuoser fürs Cembalo, mit Ausnahmen natürlich. Ich erfahre es als eine sehr wichtige Ergänzung. Und ich würde nicht gerne wählen. Das Gleiche gilt fürs Dirigieren. Mein großer Fehler ist vielleicht, dass ich nicht gewählt habe in meinem Leben, dass ich nicht gesagt habe, ich mache nur dies oder ich mache nur das. Aber ich glaube an die Vielfalt. Ich könnte mein ganzes Leben nur Bach spielen, aber irgendwann macht es Spaß, mal etwas ganz anderes zu tun. Crescendo: Haben Sie ein Lieblingswerk von Bach? Koopman: Oh, da gibt es viele, aber eines der schönsten Werke ist die Trauerode. Wenn man mich fragt, was willst Du hören, wenn Du stirbst, ich würde sagen: die Trauerode.
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– das Wort fällt schwer, weil man die Aufrichtigkeit der Künstler spürte – kitschigen Abend. Kanchelis Musik deutet und doppelt die Bilder und ist zu sehr gebunden, um eigenständige Oper zu sein. Aufrichtig freundlicher Applaus für eine Bilderwelt, die uns nicht nur fremd, sondern auch überholt erscheint. Arnt Cobbers
Foto: Erwin Döring
Premierenspiegel
Grabenkrieg in der Semperoper: Die Csárdásfürstin
Theater krieg Kálmáns Csárdásfürstin in Dresden ■ Skandal im Theater! Das Premierenpublikum kam hoffend zur ersten Operette, die nach mehr als 50 Jahren an der Sächsischen Staatsoper Dresden gegeben werden sollte. Gesegnetere Zeitgenossen aber ahnten, worauf sie sich einlassen, wenn für die Regie Peter Konwitschny verpflichtet ist! Dass er der heiligen Einfalt kein vergnügliches Silvester-Spektakel servieren würde, war klar. Ein Feuerwerk wurde es dennoch. Schon in der Garderobe Geschosse, da war noch Zeit, im Pelz zu bleiben. Freilich hätte man das zuckerbäckrige Entreé versäumt. Doch nach der Abreise der Titelheldin blieb kein Stein auf dem anderen, glich das Bühnenbild Johannes Leiackers einer zerfetzten Kriegslandschaft. Schon wichen erste Gäste. Konwitschny erwies sich neuerlich als Aufklärer und fand im abgeklärten Dresden wenig Gegenliebe. Er setzt das Werk in die Entstehungszeit (Uraufführung 1915!) und meint auch die Neuinszenierung in kriegerischer Zeit. Dafür fand er schlüssige Bilder, ohne das Werk zu beschädigen. Im Gegenteil: Endlich wurde die verlogene Gattung ernst genommen, um vergnügungsgeilem Publikum den Spiegel vorzuhalten. Wie lächerlich hässlich selbst ein ehemals akzeptabler Mensch in Uniform ist! Wie grausam schrecklich das Kriegsrad losrollt und nicht zurückgedreht werden kann… Das mag der Spießer in Wirklichkeit erdulden – aber nicht im Theater. Was Millionen Kindern täglich auf bluttriefenden Bildschirmen zugemutet wird, wollen brave Selbstbefrieder nicht sehen.
radikal, weill Kurt Weill Fest Konzerthaus Berlin: 2. 3. – 15. 4. 2000 Telefon 030. 20 30 9 21 -01/-02 www.konzerthaus.de
Grimmig lauter Zorn, als die Csárdásfürstin in zerbombtes Gestade wechselt, Einschüsse krachen und Leichenteile fliegen. Ein Danse macabre mit kopflosem Soldatenmantel wurde nach der Premiere von Dresdens Intendanz nebst anderen Szenen gestrichen, der Regisseur kontert mit Justiz. Künstlerische Leistungen fallen bei soviel Skandal fast unter den Tisch. Das ist doppelt schade, denn die Staatskapelle unter Stefan Soltesz tönt meisterlich im ungewohnten Genre. Dieser packenden Interpretation scheint die Sängerbesetzung leider nicht durchweg gewachsen. Sabine Brohm als Csárdásfürstin wirkte stellenweise überfordert, auch Klaus Florian Vogt als Edwin fehlte mitunter souveräne Präsenz. Pascale Schulzes Anastasia klang wie gewollt unscheinbar. Einzig Chris Merritt (Boni) und Konrad Rupf (Feri bacsi) standen über den Dingen, was im Buh und Bravo der Premiere freilich unterging. Der Ausgang des angedrohten Rechtsstreits wird spannend, da hier ein Exempel statuiert werden könnte. Vom Frieden sind wir weit entfernt. Aldo Lindhorst
Überlebt
Kanchelis Musik für die Lebenden in Weimar Das Deutsche NationalTheater Weimar präsentierte zum Abschluss des Kulturstadt-Jahres eine europäische Erstaufführung: Musik für die Lebenden des Georgiers Gia Kancheli, der hierzulande vor allem als klangmächtiger Symphoniker bekannt ist. Nach der Uraufführung 1984 in Tiflis hatte Regisseur Robert Sturua für Weimar sein Libretto neugefasst: eine Parabel über die Kraft der Musik als Sinnbild des Lebens und Schutzschild gegen diktatorische Gewalt. Im Zentrum ein blinder Alter und sein junger Führer in einem kriegsverheerten Land, dazu ein Diktator und eine Domina als seine Gehilfin, Kinder als Engel, ein langes Intermezzo mit italienischer Oper, schließlich zum hoffnungsfrohen Ende Weihnachtsstimmung mit weißer Taube. Es gab durchaus eindrucksvolle Momente, doch sie gingen fast unter in diesem metaphernbeladenen, naiven und
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kommen, weill Kurt Weill Fest Konzerthaus Berlin: 2. 3. – 15. 4. 2000 Telefon 030. 20 30 9 21 -01/-02 www.konzerthaus.de
Politthriller
Verdis Macbeth in Leipzig
■ Die lautstarken Buhs zeigten, dass das Publikum
die Botschaft nicht verstanden hatte. Sie galten nicht dem Dirigenten, der sie zunächst fälschlicherweise einstecken musste, später aber bejubelt wurde. Denn Michail Jurowskis Verdi hatte Hand und Fuß. Verstört aber hatte die radikale Deutung des Regisseurs. Erstaunlich, denn Andreas Homoki erzählte eine Geschichte, die jedem hätte klar werden müssen. Macht korrumpiert, und absolute Macht korrumpiert absolut – auf diesen Nenner lässt sich sein Macbeth an der Oper Leipzig bringen. Homoki offenbarte mit einer anarchistischen Deutung die Mechanismen jedweder Herrschaft und versetzte die Geschichte um Macht und Machterhaltung in die Vorzimmer einer Parteizentrale. Dort inthronisieren Königsmacher Herrscher und stürzen sie, die willfährige Masse nickt nur. Das Erstaunlichste: Die Geschichte geht auf. Denn den Schlüsselsatz singt Lady Macbeth gleich im ersten Akt: „Verbrechen säumen den Weg zur Macht“ flüstert sie ihrem schwachen Gatten ins Ohr, der am Ende selbst vom Partei-Tribunal zum Rücktritt gezwungen und damit ermordet wird. Wolfgang Gussmanns Einheitsbühnenbild lebt von Gleichzeitigkeit: Während der Chor die Tyrannei beklagt, spielt sich im Vordergrund ein stilles Drama zwischen den Eheleuten Macbeth ab. Hier hat Andrzej Dobber seinen großen Moment. Wenn er die letzte Schlacht ausruft, weiß er längst, dass seine Macht schwindet, nun würde er jeden für seine „Idee“ opfern. Dobber zeigt die Verwandlung auch stimmlich. Mit zitterndem Timbre unterwirft er sich anfangs der Gattin, am Ende fühlt er sich mit glutvollem Bariton zu Höherem berufen. Peer Andersen
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Aufgemöbelt
Das Wunder von Rheinsberg
Schostakowitsch in Cottbus ■ Nachdem der junge Komponist Dimitri Schosta-
■ Schau an, Brandenburg ist doch noch ein Kulturland! Am vorletzten Tag der 90er Jahre versammelte sich die geballte märkische Prominenz in Rheinsberg, um ein wahrlich wundersames Geschehen zu feiern: Die Wiedereröffnung des barocken Schlosstheaters, das seit einem versprengten Granattreffer in den letzten Kriegstagen 1945 ein kümmerliches Ruinendasein gefristet hatte. Angetrieben von dem in Rheinsberg aufgewachsenen Siegfried Matthus, Gründer und Leiter der sommerlichen Kammeroper Schloss Rheinsberg und mit ebenso großer Überzeugungskraft wie Beharrlichkeit gesegnet, investierten Stadt, Land, Bund und EU seit 1993 rund 28 Mill. DM in die äußerliche Wiederherstellung des noch vom Kurprinzen Friedrich, dem späteren Großen, in den 1730er Jahren erichteten Barockbaus, den sein jüngerer Bruder Heinrich 1774 zum Theater umbauen ließ. Statt des intimen Rokokotheaters präsentiert sich im Inneren nun multifunktionale Moderne zwischen weiß geschlämmten Backsteinwänden. Mehrere Hubpodien, ein Orchestergraben für bis zu 32 Musiker und ein stattliches Scheinwerferarsenal am metallenen Deckengestänge sollen Oper und Theater, Lesungen und Kino rund ums Jahr ermöglichen. Beim Musikprogramm hat die betreibende Musikakademie Rheinsberg schlüssige Schwerpunkte gesetzt: Musik aus der Epoche Friedrichs und Heinrichs sowie – wie damals – Zeitgenössisches. Erster Höhepunkt dürfte die Oster-Festwoche mit der Fée Urgèle (1782) des Rheinsberger Hofkapellmeisters Johann Abraham Peter Schulz werden. Zur Eröffnung hatte Matthus Genius Loci und Moderne wirkungsvoll zusammengeführt: Seine und des Librettisten Thomas Höft Kammeroper Kronprinz Friedrich setzt die vom Vater gewaltsam beendete Beziehung Friedrichs mit dem Leutnant Katte in assoziative Bilder und klangmächtige, zuweilen auch plakative Musik um. Maßgeblich zum Erfolg trugen nicht nur Götz Friedrichs zurückhaltende Regie und die ausgezeichneten Leistungen der jungen Sänger (Karen Leonie Leiber, Alicja de Rota, Carolin Masur, Cordula Berner, Julia Rempe, Lars Fosser u. a.) bei, sondern auch die sinnig-ungewöhnliche Besetzung mit den „14 Berliner Flötisten“, drei Posaunen, Cembalo, Bass und Schlagzeug unter Leitung von Rolf Reuter.
Foto: Henry Mundt
Matthus’ Kronprinz Friedrich eröffnete das restaurierte Schlosstheater
Fest in Frauenhand: Matthus’ Kronprinz Friedrich
Sandkastenspiele Glucks Iphigenie in Aulis in Gera ■ In Gera wird trotz aller Querelen um die eigent-
lich gescheiterte Fusion auch noch richtiges Theater gespielt. Und was für welches: Mit einer prächtigen Aufführung der Iphigenie in Aulis knüpft man derzeit eindrucksvoll an alte Kammeroper-Traditionen an. Renate Liedtke-Fritzschs Inszenierung betont innere Konflikte. Die trägt Griechen-König Agamemnon bisweilen in der Buddelkiste aus – das Leben als Sandkastenspiel. Eben war er noch bereit, seine Tochter zu opfern. Im Hain der Artemis hatte er gewildert, deshalb fordert die Göttin ein Opfer. Unschlüssig kauert sich der König dem Schicksal ergeben in die Buddelkiste, während im Hintergrund Iphigenie gemordet werden soll. Dann tritt plötzlich aus dem Nichts die Göttin auf und verzichtet: Friede, Freue, Eierkuchen. Gluck hat diesen simplen Stoff in himmlische Töne gegossen. Doch im Gegensatz zum Schwesterwerk Iphigenie auf Tauris wird Iphigenie in Aulis heute kaum gespielt. Dabei ist auch sie ein Reformwerk: Die barocke Abfolge ist längst aufgebrochen zugunsten spannungsgeladener Szenen. Thomas Wicklein am Pult schien darum zu wissen: Flotte Tempi, ausgefeilte Dynamik – ein Gluck zum Träumen. Matthias Winter verleiht dem Agamemnon Würde und Bitterkeit, Birgit Wesolek zeigt, warum die Massen Iphigenie lieben: Sie betritt nicht den Raum, sie schwebt herein. Doch Gluck verlieh seiner Heldin auch stimmlichen Glanz: Beeindruckend, wie Wesolek die schwere Rolle bravourös umsetzt. Bei derlei Sinnlichkeit zweifelt nur noch Iphigenies Schwarm an ihrer Unschuld. Mathias Schulz singt den Haudrauf in Person mit tenoralem Forcieren. Peer Andersen
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kowitsch seine Nase geschrieben hatte, ließ er sich für ein Filmprojekt gewinnen. Alexander Puschkins Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda sollte in einen der damals sehr beliebten Zeichentrickstreifen umgesetzt werden. Die Partitur der Musik wurde schnell fertiggestellt, bläser- und schlagzeugbetont, frech und zuweilen grell. Doch die Zeichner kamen mit der Arbeit nicht nach. Dann geriet der Musiker wegen seiner Oper Lady Macbeth von Mzensk mit der stalinistischen Kulturbürokratie in Konflikt, und der Film blieb unvollendet. Nur 60 Meter überlebten die Belagerung des damaligen Leningrad. In den 70er Jahren stimmte Schostakowitsch noch zu, die Komposition für eine Märchenoper zu verwenden. Die Musikwissenschaftlerin Sofia Chentowa schrieb ein neues Libretto, doch der Komponist starb über dem Projekt, das ohne ihn zu Ende geführt wurde. 1980 fand die Uraufführung statt, die deutsche Erstaufführung noch zu DDR-Zeiten an der Staatsoper Berlin. Der wackere Arbeitsmann Balda überlistet einen Popen, gerät dabei in die Hölle und erntet am Ende zur Belohnung des Popen Tochter. Das Staatstheater Cottbus hat jetzt in einer von Alexander Hermann liebevoll besorgten kindgerechten Inszenierung im opulenten Bühnenbild von Petra Weikert wieder auf das Werk aufmerksam gemacht. Erste Kräfte wie Herbert G. Adami, Horand Friedrich, André Eckert und Julia Bauer sind am Werk, und GMD Reinhard Petersen ist sich nicht zu schade, selbst am Pult zu stehen. Horst Köpke
hören, weill Montag, 6. 3. 00, 20 Uhr Bertolt Brecht/Kurt Weill Die Dreigroschenoper - Konzertversion Ensemble Modern Jürgen Holtz, Sprecher Max Raabe, Ausrufer und Macheath Sona MacDonald, Polly Petra Lamy, Frau Peachum HK Gruber, Herr Peachum Timna Brauer, Jenny Hannes Hellmann, Tiger Brown Winnie Böwe, Lucy Berliner Singakademie HK Gruber, Dirigent Großer Saal Karten 20 bis 110 DM Telefon 030. 20 30 9 21 -01/-02 http://www.konzerthaus.de
Premierenspiegel
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Licht und Schatten Italianità und anderes an Berlins Opernhäusern ■ Von wegen Berliner Republik! Die rheinischen
Frohnaturen überschwemmen die alt-neue Hauptstadt. Zum Beispiel Annegret Ritzel, Intendantin aus Koblenz, die anlässlich Bellinis Norma an der ehrwürdigen Staatsoper die Vielfalt rheinischer Karnevalskostüme demonstrierte und die Beteiligten dann malerisch auf einem antiken Stufenhalbrund gruppierte – wenn sie nicht gerade den schneebestäubten Eichenstumpf in der Bühnenmitte umtanzten. Schwarz gewandet und verwegen bekopftucht schwingen die Gallier ihre Kalaschnikows, während sich Ober-Ninja Oroveso an einer Lanze festhält. Norma dagegen, meist im blutroten, zum Schluss im schwarzen Abendkleid, greift zum Dolch, um den armen Pollione in seiner Feuerwehruniform niederzustrecken. Hinter der StahlGlas-Wand wird ab und an das Alpenpanorama sichtbar. Nur gegen Ende ziehen dichte Nebel auf,
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erstaunlich viel Mut zu zarteren Zwischentönen gesegnet. Nur Michael Gielens glasklare und konzentrierte Interpretation ließ die – zurückhaltend klatschenden – Zuhörer merkwürdig unberührt. ■ Zweites Highlight Unter den Linden: Busonis
Brautwahl, die sechs Jahre nach der Premiere 1993 Auferstehung feierte. Nicht hoch genug zu preisen ist der Einsatz Daniel Barenboims, Nicolas Briegers (des Regisseurs) und des prächtigen Ensembles (Trekel, von Kannen, Jerusalem, Höhn, Vogel, Gudbjörnsson, Lindskog) für die Wiederentdeckung dieses prächtigen Kleinods, das mit phantastischem Plot und herzerfrischender Musik glänzende Augen im Saal hervorrief. Doch warum in aller Welt ganze drei (!) Aufführungen nach sechs (!) Jahren Pause?! Und überhaupt: Warum spielt das kein anderes Haus? Was, verehrte Intendanten, muss ein Stück denn noch bieten, um es auf Ihre Bühne zu schaffen?! ■ Gleiches gilt für Egon Wellesz’ Oper Die
Bakchantinnen, die von Deutschlands Opernmachern trotz der Bielefelder Wiederentdeckung von 1990 hartnäckig übersehen wird. Die konzertante Aufführung durch das Deutsche SymphonieOrchester unter Gerd Albrecht konnte das nicht erklären – ganz im Gegenteil. Apropos Entdeckungen: In vier Konzerten für das Deutschlandradio nahmen sich das DSO unter Gerd Albrecht, Michael Rische, Doris Soffel, Claudia Barainsky u. a. vergessener Werke von Erwin Schulhoff und „entarteter“ Kollegen an: Krenek, Haas, Krása, Ullmann, Klein und eben Wellesz. Leider im abgelegenen Haus des Rundfunks vor handverlesenem, aber begeistertem Publikum. Mehr davon!
Foto: Heyde/Pausch
■ Erfolg auf der ganzen Linie auch für die Deut-
und während sich Norma und Pollione sterbend in die Arme fallen, beginnt es draußen zu brennen. Clou des Abends aber die Druidinnen, mit denen die Ästhetik des Walter Moers ihren Einzug auf der Opernbühne hält. Sie wissen, das ist dieser ComicZeichner, dessen Figuren immer so eine absurd hohe, sehr lustig anzusehende Kopfbedeckung tragen. Überzeugend dagegen die musikalische Seite. Inga Nielsen erkämpfte sich gegen den (im Programmbuch beschworenen!) übergroßen Schatten der Callas die Titelpartie und war vielleicht gerade darum so überzeugend. Beeindruckend auch Petia Petrova als Adalgisa. Den zuvor enttäuschenden Francisco Araiza ersetzte Michail Agafonow, zwar nicht mit italienischem Schmelz, dafür mit
sche Oper! Hausherr Götz Friedrich beschränkte sich bei seiner ersten (!) Traviata auf eine unauffällig stringente Personenregie und überließ die neutral-schwarze Bühne den großartigen Sängern. Cristina Gallardo-Domas verausgabte sich hinreißend als Traviata ohne Netz und doppelten Boden, mit mühelosen Koloraturen, wie hingehauchten Piani, aber auch mit großen Ausbrüchen. Stimmlich eindrucksvoll der junge Marcelo Alvarez als Alfred, wenn auch schauspielerisch noch ungelenk. Großer Jubel auch für Lato Ataneli als Vater Germont und Ji˘ri Kout, erneut ein einfühlsamer und sängerdienlicher musikalischer Leiter. ■ Fröhlicher Jubel ebenso in der Neuköllner Oper, die sich Hasses turbulenter „Chaoskomödie“ La sorella amante angenommen hatte. Regisseurin Adriana Altaras scheuchte ihr wunderbares Ensemble rasant durch die typisch barocken Liebes- und Intrigenwirrnisse, die Wolfgang Böhmers neuübersetztes Libretto vollendet zwischen blumiger Barock- und pointierter Umgangssprache
In bester Gesellschaft: La sorella amante in der Neuköllner Oper
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balancierte. Robert Nassmacher gab mit seinem Kammerorchester ordentlich Zunder, gleiches taten auf der Bühne Doerthe Maria Sandmann, Lilia Milek, Britta Süberkrüb und Eike Harriet Riga, Countertenor Alexander Schneider, Bruno Fath, Jonathan Zaens und Frank Bauszus. ■ Die Komische Oper dagegen muss aufpassen,
den Anschluss an die drei anderen Häuser nicht zu verpassen. Zu Yakov Kreizbergs finanzbedingter Kündigung zum Sommer 2001 kam ein unausgegorener Don Carlos. In der Presse wurde Regisseur Klaus Dieter Kirst regelrecht abgewatscht – für meine Begriffe zu Recht. Und musikalisch war das kaum „Weltstadtniveau“. Jungstar Vladimir Jurowski präsentierte einen arg grobkörnigen Verdi, und die Sänger (Kang, van Aken, Barth, Ottenthal, Walther, Kotchinian) kamen über ordentlichen Durchschnitt kaum hinaus. Arnt Cobbers ■ Der neue Publikumsrenner der Deutschen Oper Berlin ist Prokofjews Ballett Romeo und Julia in einer packenden Tanzdramaturgie von Youri Vamos und unter der phantastischen musikalischen Leitung Christian Thielemanns. Er bot mit dem vielgescholtenen Orchester alles in einer so dramatischen Qualität dar, dass das Publikum Kopf stand und selbst Ballett-Authoritäten öffentlich bekannten, sie hätten diese Musik kaum, vielleicht noch nie besser gehört. Zu Recht ein Ritterschlag. Alexander Ross
Meisterhaftes an der
Mulde Jenufa in Dessau ■ Längst hat es sich herumgesprochen: Das An-
haltische Theater Dessau ist eine erste Adresse in Sachen realistisches Musiktheater. Ein Musterbeispiel liefert Janá˘ceks Jenufa, diese von einem Kindesmord handelnde bäuerliche Milieuschilderung, beherrscht von verbohrter Moralität. Mit kleinen, gleichsam kreisenden Motiven hat der mährische Komponist die wortkarge Welt eines Dorfes musikalisch eingefangen. Farbenreich im Klang wird sie von der Anhaltischen Philharmonie unter Christian Fröhlich wiedergegeben. Ein laufendes Mühlrad beherrscht das hübsche, im ganzen karge Bühnenbild. Porträts von analytischer Schärfe bestimmen die hervorragende Personenzeichnung, Johannes Felsenstein, ein großer Theatername in der zweiten Generation, zieht zudem internationale Sängerdarsteller an. So die Finno-Amerikanerin Eilana Lappaleinen in der Titelpartie oder den vielversprechenden Tenor Nils Olsson als Laca. Nur leider hat sich Gerlinde Lorenz als Küsterin auf dramatische Keiftöne eingesungen. Insgesamt aber eine vorzügliche Ensembleleistung. Bernd Kima
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in Sachsen-Anhalt ■ Ob als Märchen, ob als historisches Ereignis –
Schicksale von Menschen eignen sich von jeher als Stoff für Opern. Im Dichtermärchen Eduard auf dem Seil im Opernhaus Halle vermischen sich beide Ebenen: In der Geschichte von der schönen Lau greift Rudolf Herfurtner eine unglückliche Liebe des Dichters Eduard Mörike auf, dessen Biographie den Rahmen der Oper bildet. So reizvoll diese Verbindung sein mag, sie erschwert das Verständnis der hintergründigen Handlung. Dennoch kann der Zuhörer die Oper genießen, denn die Musik Wilfried Hillers erzählt alles Vordergründige sehr lebendig. Besonders faszinierend der rein als Tanzrolle konzipierte Part der Lau, für den Hiller in seiner Komposition auf rumänische Volksweisen zurückgreift. Die übrigen Darsteller verkörpern ihre Rolle ebenfalls sehr engagiert (besonders Nils Giesecke in der tragischen Rolle des Mörike). Eindeutiger erscheint die Oper Defendants Rosenberg von Ari Benjamin Meyers, weil sie eine historische Begebenheit beschreibt. Im Mittelpunkt der Magdeburger Inszenierung steht das Schicksal von Ethel und Julius Rosenberg. Das Ehepaar wurde 1953 in den USA hingerichtet, weil es angeblich das Geheimnis der Atombombe an die Sowjetunion verraten hatte. Aus Briefen und Protokollen hat Meyers den Text zusammengestellt, der den Verlauf des Prozesses schildert. Im Gegensatz zum dokumentarischen Charakter des Stücks steht die emotionsgeladene Musik, mit der Meyers das Publikum zu fesseln und neben der politischen die menschliche Dimension des Geschehens zu etablieren vermag. Dazu tragen in erheblichem Maße auch die Hauptdarsteller Ingo Anders und Sabine Stolpe bei. Meyers’ Opernerstling ist nicht nur ein ansprechendes Werk, sondern auch ein Beispiel dafür, dass auch jüngste Vergangenheit operntauglich sein kann. Stefan Voges
Foto: Jörg Landsberg
Zwischen
Kammeroper und Travestie Opernrundschau im Nordwesten ■ Die interessanteste Musiktheaterpremiere des Nordwestens gab es diesmal in der vor einigen Jahren von Uwe Deeken ins Leben gerufenen „Hamburger Kammeroper“ im Allee-Theater: Leoncavallos Zazà hatte man ausgegraben, die fünfte von insgesamt neun Opern des Veristen, vor
genau 100 Jahren uraufgeführt und seitdem gründlich vergessen. Ganz zu Unrecht, wie die sehensund hörenswerte Wiederaufführung in reduzierter orchestraler Kammerbesetzung bewies. Eleganter Konversationston und herzergreifendes Sentiment finden auch heute noch ihr Publikum, und die Handlung um eine verlassene Geliebte, die sich nicht passivem Seelenschmerz hingibt, sondern ihre Verzweiflung in aktiven Verzicht umzusetzen weiß, fesselt durch moderne emanzipatorische Züge. Mit großer gesanglicher Energie die junge Sopranistin Catlen Gjol-Falk in der Titelrolle. ■ Auch in Bremen hatte man sich auf das Genre
der Kammeroper besonnen und auf die so reizvollvariable Spielstätte des Raumtheaters „Concordia“. Dort spielte man Fräulein Julie des italienisch-norwegischen Komponisten Anton Bibalo in der 1984 für Berlin bearbeiteten Fassung für kleines Instrumentalensemble. Szenisch und musikalisch ein Abend von denkbar starker Konzentration. Detlev Thomas hatte einen Spielraum aus labyrinthisch angelegten Laufstegen entworfen, den Regisseur Rainer Holzapfel zu publikumsnahem, expressivem Spiel der Darsteller nutzte. Im kräftezehrenden Titelpart erwies sich Daniela Sindram stimmlich wie darstellerisch als Tragödin von Format. Eine vielversprechende Visitenkarte gab der neu engagierte Erste Kapellmeister Stefan Klingele als überlegener musikalischer Leiter ab. Aber auch die leichte Muse kam in Bremen zu einem umjubelten Premierenerfolg. Für das Travestie-Musical Ein Käfig voller Narren hatte man sich am Goetheplatz inszenatorischer Kompetenz versichert: Helmut Baumann, der das Werk 1985 im Berliner Theater des Westens zum Triumph geführt hatte, inszenierte und spielte, wie damals, die Hauptrolle des Albin/Zaza. In der Regieführung setzte er womöglich noch einige ironische Glanzlichter mehr, als Darsteller hat er spürbar an Reife gewonnen und verlieh somit der tragikomischen Partie eine anrührende Tiefe. ■ Weniger überzeugend eine Zauberflöte in Olden-
burg, die – wie so häufig bei diesem Werk – daran krankte, dass ein junger, offenbar begabter Regisseur (Stefan Herheim) meinte, in denunziatorischer Weise die Priesterszenen persiflieren zu müssen. Da stimmen mit einem Mal die musikalisch-szenischen Gewichte nicht mehr, und wenn dann im Orchester unter Reinhard Seifried nur Singspiel-Unverbindlichkeit ertönt, geht der Abend vollends verloren – trotz einiger herausragender sängerischer Leistungen wie der von Barbara Cramm als anrührender Pamina, des kraftvollen Tamino von Drew Abbott oder der intonationsreinen Königin der Nacht von Helga Pappert. Oldenburgs Orchester hat im Moment wenig Profil.
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Foto: Jörg Landsberg
Schicksalshaft Zwei Uraufführungen
Nach Seifrieds vorzeitigem Abgang darf man zunächst auf die Interims-Leitung durch den intelligenten und kraftvollen Ersten Kapellmeister Raoul Grüneis hoffen und dann, in der übernächsten Spielzeit, auf den neuen GMD Alexander Rumpf, den man aus Dortmund engagiert hat. Gerhart Asche
Viel
Überzeugungsarbeit NRW-Rundschau ■ Am „fleißigsten“ war im Rückblick auf die
Monate November und Dezember Bonn, allerdings mit Unterstützung des Sprechtheaters. In der Beueler Schauspielhalle bekam, bewusst nostalgisch dekoriert, Paul Abrahams Blume von Hawaii (gerade auch in Dresden ausprobiert) eine neue Chance. Regisseur Andras Fricsay ironisierte, wo immer es ging. An seiner Verrücktheit hatten Publikum und Akteure gleichermaßen Spaß. Wo Mozarts Entführung aus dem Serail lustig sein sollte, hatte man (nunmehr im Opernhaus) an Kazuko Watanabes Inszenierung die wenigste Freude, ernste Stellen gelangen ihr besser. Dirigent Marc Soustrot überraschte mit gelenkigem BuffaStil. Große Anstrengungen für Mussorgskijs Boris Godunow – Aufführungen in russischer Sprache haben in Bonn Tradition. Chor und Orchester des Hauses waren unter Wolfgang Ott so gut wie selten. David Mouchtar-Samorais nüchterne Inszenierung mit ihren politischen Querverweisen wurde nicht unwidersprochen aufgenommen. An dieser Stelle aber nur Lob. ■ Eine ähnliche Konstellation, und noch stärker zugunsten des Dirigenten, in Wuppertal. George Hanson lässt die Klangopulenz der Strauss-Salome vibrieren, Regisseur Ottowerner Meyer, ein alter Herr, hat seinerseits nichts zu erzählen. ■ Das Gegenteil bei Händels Alcina in Duisburg. Herbert Wernicke setzt die „altmodische“ Liebesintensität der Titelheldin (überragend: Alexandra
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Ein-Mann-Show: Helmut Baumann als Albin/Zaza im Käfig voller Narren
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van der Weth) in Kontrast zu einer oberflächlichen Unterhaltungsgesellschaft. Die Gefühle kommen nicht zusammen. Während diese Inszenierung (von Jonathan Darlington dirigentisch optimal betreut) zu gegebener Zeit von Duisburg an das Düsseldorfer Haus der Deutschen Oper am Rhein wechselt, geht es umgekehrt mit Jacques Offenbachs Orpheus in der Unterwelt, wobei hier allerdings darauf zu achten wäre, dass sich das grobschlächtige Orchesterspiel unter Kevin Rhodes nicht wiederholt. Tobias Richters Inszenierung amüsiert, ohne dass Offenbach als wirklich bezwungen betrachtet werden könnte. Foto: Theater Trier
Premierenspiegel
Koanga geht es an den Kragen: Andreas Scheel, Karin Clarke
■ Die künstlerische Situation in Aachen wird
durch Puccinis La Bohème nicht besser. Waldemar Kmentt, ein ehemals berühmter Tenor, hatte durch ein zuletzt noch einmal ausgestrahltes TVGespräch mit August Everding Neugierde auf eine Regiearbeit erweckt – das Ergebnis ist kaum mehr als ein Weihnachtsmärchen. Musikalisch dominiert am Dirigentenpult Elio Boncompagni. ■ In Essen setzt Dietrich Hilsdorf nach längerer
Pause seine Auseinandersetzung mit Giuseppe Verdi fort: Ein Maskenball. Die inzwischen üblichen Übertitel nutzt er zum Erläutern seiner Inszenierung, die Ermordung eines Landesherrschers wird bei ihm zu einem Coup de Théatre, der wider Erwarten tödlich ausgeht. Das ist spannend gemacht, verbiegt aber die Situation des Geschehens über Gebühr. Gute Sänger; Dirigent Stefan Soltesz überzeugt auch im italienischen Fach. ■ In Kölns Traviata tut es weitgehend Antonello Allemandi, während man Victoria Loukianetz und Roberto Saccà wirklich nur Blumen streuen kann. Ausstatter Gottfried Pilz bietet keine üppigen Salons, sondern einen Tennisplatz; Oase eines bürgerlichen Glücks, welches der Kurtisane Violetta versagt bleibt. Mitunter etwas nüchtern, aber absolut dringlich inszeniert Günter Krämer die bittersüße Geschichte eines verfehlten Lebens. Jens Mail
Voodoo-Zauber Delius’ Koanga in Trier
■ Ehrgeizig setzt das Theater Trier seine Serie mit
unbekannten Opern fort. Koanga von Frederick Delius wurde 1904 in Elberfeld uraufgeführt. Der Titelheld ist ein junger Voodoo-Priester, der nach Amerika versklavt wurde. Nur die Liebe zur Mulattin Palmyra lässt ihn die anbefohlene Arbeit leisten. Der Plantagenbesitzer Martinez richtet sogar (durchaus eigennützig) die Hochzeit aus, doch wird die Braut von dem verliebten Aufseher Perez
entführt. Koanga tötet seinen Rivalen, wird daraufhin von den Pflanzern gelyncht. An seiner Leiche ersticht sich Palmyra. Den leicht kolportagehaften Zügen der Handlung wehren Prolog und Epilog mit ihrer archetypisierenden Tendenz. Die Inszenierung des Intendanten Heinz Lukas-Kindermann nimmt das nur maßvoll auf, obwohl von der leicht stilisierenden Ausstattung Manfred Breitenfellners vorbereitet. Aber der Regisseur erzählt plausibel, ohne unnötige Floskeln, realistisch genau. Die Musik, deutsche Romantizismen und NewWorld-Zitate effektvoll mischend, kommt beim Publikum merklich an, was sicher auch ein Verdienst des Dirigenten István Dénes und der intensiven Karin Clarke (Palmyra) ist. Andreas Scheel in der Titelpartie stößt des öfteren an Grenzen. Der Londoner Delius-Trust initiierte eine neue Übersetzung, deren Gewinn akustisch kaum zu verifizieren ist. Dass mit Koanga ein beeindruckendes Werk entdeckt wurde, steht indes außer Frage. Kindermanns Initiativen würden nun aber torpediert, griffe eine Verfügung Platz, derzufolge alle Kulturinstitute der Stadt 2 % des bisherigen Etats einzusparen hätten. Dem Theater zumindest ginge es regelrecht an den Kragen, und die Aufbauarbeit der vergangenen Jahre (möglicherweise mit den erfolgreich initiierten Antiken-Festspielen) wäre vergeblich gewesen. Jens Mail
Freud’sches
Versprechen Pfitzners Der arme Heinrich in Dortmund ■ Die Bühnenschöpfungen Hans Pfitzners lassen sich ohne szenische Korrektur kaum noch erzählen, auch nicht Der arme Heinrich, adaptiert von Hartmann von Aues mittelalterlichem Epos. Den dahinsiechenden Helden kann nur die Opferbereitschaft eines Weibes retten. Der Knackpunkt in Hartmanns Erzählung ist freilich der, dass die eigentliche „Erlösung“ durch einen quasi „sündigen“ Anblick erfolgt. Heinrich sieht nämlich das
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Mädchen Agnes, welches zum Opfertode vorbereitet wird, durch Zufall nackt. Das ist für den sinnenfernen Helden ein erotisches Schlüsselerlebnis. Die Erkenntnisse Sigmund Freuds begannen sich zur Zeit der Heinrich-Uraufführung (Mainz 1895) gerade durchzusetzen – für John Dew Anlass, in der Figur des „Arztes“ eben diesen Seelenpsychologen zu porträtieren. Die dienende Rolle der Frau findet in den kriegsbegeisterten, meist auf dem Felde der Ehre zugrunde gehenden Jungsoldaten von 1870, 1914 und 1939 eine personale Fortschreibung (Agnes kleidet sich vor ihrem Opfergang in einen Drillich). Das sind Dews sinnige Erzählungen vor dem Hintergrund deutscher Geschichte, mit Pfitzners „deutscher“ Musik voll sakraler Sprödigkeiten und apotheotischer Schönheiten. Die wertvolle Partitur erfährt entschiedene Fürsprache durch den Dirigenten Alexander Rumpf und sein hochkarätiges Orchester. Michaela Kaunes aufleuchtender Sopran (Agnes) und Norbert Schmittbergs charaktervoller Tenor (Heinrich) sind first class. SinnfälJens Mail lig die Ausstattung von Heinz Balthes.
Kräftige Kost
Donizettis Maria Stuart in Wiesbaden
■ Nicht nur Giuseppe Verdi, sondern auch Gaeta-
no Donizetti hat ein Schiller’sches Drama als Vorlage für ein Opernlibretto benutzt: Maria Stuart. Auf deutschen Bühnen war das Werk selten zu sehen, jetzt kam es am Hessischen Staatstheater Wiesbaden heraus. Der Regisseur Dominik Neuner, der nach etlichen unkonventionellen Inszenierungen demnächt Wiesbaden verlässt, ließ sich von Roland Aeschlimann einen von kräftigen Farben beherrschten abstrakten Spielrahmen bauen. Darin agieren die beiden um den Grafen Leicester rivalisierenden königlichen Damen fern von allem Realismus als Prototypen – das Stück könnte auch Elizabeth heißen. Dies umso mehr, als der ältlich wirkenden, wohl absichtlich unvorteilhaft kostümierten Brigitte Hahn mit der Koloraturmezzosopranistin Hermine May eine strahlende Schönheit gegenübersteht. Bei den meisten Schiller-Aufführungen ist es umgekehrt. Auch der Ziergesang der beiden ebenbürtigen Primadonnen ist eindrucksvoll. Zwischen ihnen bleibt der Leicester Dario Schmuncks trotz schöner Tenortimme eher blass. Enrico Dovico setzt am Pult kräftige Akzente. Doch warum hat er die Ouvertüre gestrichen? Gleichwohl eine sehens- und hörenswerte Aufführung. Horst Köpke
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Raumgreifend Fluchtdrama im Hölszkys Die Wände in Frankfurt ■ Von manchen Opernabenden hätte man gern
einen Mitschnitt oder sogar ein Video. Für Die Wände, Adriana Hölszkys Oper nach dem Stück von Jean Genet, wäre dies absurd – man musste schon eine der wenigen Frankfurter Aufführungen miterleben. Man muss sowas nicht mögen. Doch selbst ausgemachte Wagnerianer, die in dem Ruf stehen, zeitgenössische Opern und deren Umsetzung in modernes Musiktheater oft zu verschmähen, erhielten hier eine Ahnung davon, was ein Gesamtkunstwerk auch heute noch ausmachen könnte: ein Experiment, das Neues schafft, gewagt sein will und im Repertoire unmöglich ist. Fünf Jahre nach der Wiener Uraufführung und als zweiter Anlauf in Deutschland nahmen sich die Oper Frankfurt, der Regisseur Hans Hollmann, Ausstatterin Rosalie und der Dirigent Bernhard Kontarsky viel vor und gewannen sogar das Brotund-Butter-Publikum mit dieser Riesenproduktion: 96 Computer-Tonspuren, 58 Choristen, 50 Vokalsolisten, 14 Musiker im Graben, acht Schlagzeuger auf der Bühne, Licht-Design, schrille Kostüme, riesige Barbie-Puppen – fast zu viel, um es aufzuzählen. Aber nur viel hätte nicht viel geholfen, wenn nicht einige Teile größer gewesen wären als das Ganze: vor allem das beeindruckende Bühnenbild von Rosalie. Acht riesige Stahlregale, die wie Frankfurter Hochhausschluchten trotzten, schufen eine zwanghafte Ordnung mit versteckter Zahlensymbolik, die das Geschehen der 16 Bilder umso wilder erscheinen ließ. Und die Sängerdarsteller dieses Vokaltheaters, darunter die Frankfurter Stützen June Card, Bodo Schwanbeck und der Erzkomödiant Carlos Krause, zeigten mal wieder, wie wichtig die Alten für das Neue sind. Bernhard Kontarsky hielt diesen riesigen Flohzirkus ohne erkennbare Ausfälle sicher beisammen – fürwahr eine reife Leistung. Alexander Ross Foto: Monika Rittershaus
Fortissimo
Puccinis Manon Lescaut am gleichen Ort ■ Nahe den ausgetretenen Pfaden des ewig Gespielten ist man in Frankfurt fündig geworden und hat Puccinis Vor- bzw. Halbmeisterwerk Manon Lescaut aus der musikalischen Verbannung auf die Bühne zurückrehabilitiert. In der in Deutschland wenig gespielten Oper findet der veristische Meister erstmalig zu seiner unverwechselbaren Klangsprache grandioser melodischer Orchesteraufschwünge. Die Handlung ist schnell erzählt. Ähnlich Dr. Kimble, flieht das liebende Paar durch zwei Stunden passabler musikalischer Unterhaltung, von Frankreich nach Amerika, um dort endgültig dahinzuscheiden. Alfred Kirchner scheitert, wie viele seiner Kollegen vor ihm, an einem Grundproblem dieser Oper. Wo Puccinis Musik hochklassig und von dramatischer Wucht und Schönheit ist, gelingen auch der Inszenierung eindringliche Momente. In den dramatischen Schwächephasen der Oper jedoch schafft es Kirchner nicht einmal notdürftig, die vorhandenen Spannungslöcher durch eigene Inspiration zu stopfen. Sehr realitätsnah Annette Murschetz’ finales Bühnenbild, eine weite Ebene in Amerika mit alten Plastik-Zierkappen, pneulosen Autofelgen und allerlei anderem Zivilisationsunrat. Paolo Carignani malte Puccinis leuchtende Orchesterfarben mit dickem Pinsel. Das hervorragend einstudierte Frankfurter Museumsorchester musizierte dabei fast immer am Anschlag, als wolle es das in Le Havre ankernde Deportationsschiff mit seinen Orchesterbrechern persönlich von der Kaimauer losreißen. Am besten kam Maria Pia Ionata in der Titelpartie mit der musikalischen Drohkulisse zurecht. Die junge Puccini-Spezialistin gab, stimmlich jederzeit präsent, ihr bemerkenswertes Deutschland-Debüt. Martin Thompson als Des Grieux musste seinen in der Mittellage angenehmen Tenor in der Höhe zum Teil rüde attackieren, um nicht nur optisch wahrnehmbar zu bleiben. Rituelle Buhs für die Regie, Jubel für das musikalische Personal. Vieles gelang, aber der Flächenbrand großer Gefühle blieb weitgehend aus – streckenweise herrschte gepflegt Langeweile. Peter Spiel
Ansteckend: Adriana Hölszkys Wände
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Foto: A. T. Schaefer
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Siegfried in Stuttgart ■ Die Staatsoper Stuttgart erringt mit ihrem Kon-
zept – vier Regisseure ringen mit Richard Wagners Ring – einen überragenden Triumph. Wohl selten hat man Siegfried, das Scherzo der Tetralogie, witziger, spannender, detailreicher erlebt. Mit beeindruckenden, auch beklemmenden Bildern (Anna Viebrock) erzählt Jossie Wieler die Geschichte von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen. In einer heruntergewirtschafteten Werkswohnung bekocht der erbärmlich spießige Mime (virtuos Heinz Göhrig) den allzeit gewaltbereiten, vor Körperlichkeit strotzenden, pubertären Siegfried (Jon Fredric West mit unermüdlicher Sangeskraft und Spielfreude). Bevor der die Bude einzuschlagen droht, drängt Alt-Macho Wanderer-Wotan (differenziert und imposant auftrumpfend Wolfgang Schöne) Mime mit Russischem Roulette in die Enge. Klaustrophobisch und noch ungemütlicher wird es dann draußen im „Wald“, einer düsteren Sperrzone. Dort trifft Wotan auf den Kettenraucher Alberich (schön unheimlich Mark Munkittrick) am Stacheldraht. In dessen Maschen versenkt Siegfried schließlich die massige Leiche Fafners (sonor und gewaltig Attila Jun). Wunderschön, wie der Waldvogel (hellklar Gabriela Herrera) in Gestalt eines verwahrlosten, blinden Kindes sich in die Freiheit tastet und Siegfried den Weg weist. Bevor der Wälsung sich an Wotan vorbeirauft, hat
der noch einmal ein Rendezvous mit Urmutter Erda (attraktiv Eva Randová), die in einem verödeten Kreißsaal an den leeren Wiegen der Walküren kauert. Der offene Schlagabtausch zwischen den Altgöttern gerät zum letzten Tango, voller brutaler Gewalt und knisternder Erotik. Eher tapsig als erotisch, erweckt Siegfried Brünnhilde (Wohlklang verströmend Lisa Gasteen) im edel-weißen Boudoir. Dass „das erste Mal“ mit Erwartungen und Ängsten, Ritualen und Ausflüchten verbunden ist, wird in der Liebesszene voller Spielwitz deutlich. Der gelungenen Inszenierung und den furiosen Gesangsleistungen entsprechen kongenial Lothar Zagrosek und das Staatsorchester Stuttgart, die auch diesen Ring-Abschnitt temperamentvoll und transparent, stürmisch und sensibel Heinz-Günter Vester musizieren.
Hände(l)ringen
Flammentod
Strauss’ Daphne in Karlsruhe ■ Was hat Daphne mit der Nazizeit zu tun? Diese Frage stellte sich bei der Premiere am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Zwar hat Richard Strauss die Oper 1934/35 komponiert, zwar wurde sie 1937 in Dresden uraufgeführt, doch die Geschichte vom Liebeswerben des Gottes Apollo um die Fischerstochter Daphne entstammt der griechischen Mythologie. Regisseurin Christine Mielitz legt bei der Inszenierung das Leben von Richard Strauss zugrunde. Sie lässt ihn als alternden Mann durch die Handlung geistern, der sich während der Filmprojektionen von Deportationszügen, Soldatenfriedhöfen und zerstörten Städten die frierenden Hände reibt. Es ist die Geschichte der Mielitz, denn selbst der Schluss, der im ursprünglichen Libretto die Verwandlung Daphnes in einen Lorbeerbaum vorsieht, wird von ihr verändert: Daphne stirbt den Flammentod. Ein eindrucksvolles Bühnenbild, ein herausragendes Ensemble und ein hervorragendes Orchester, das unter Dirigent Uwe Sandner die wunderschöne Musik zu wohltönenden Klängen umsetzt, machen die Aufführung dennoch zu einem gelungenen und spannenden Opernabend. Hervorzuheben sind vor allem die Leistungen der beiden Hauptdarsteller. John Treleaven als Apollo meisterte die äußerst anspruchsvolle Tenorpartie kraftvoll und mit höchster Intensität, Manuela Uhl in der Titelrolle bestach sowohl schauspielerisch als auch stimmlich. Fazit: Verdienter Beifall für den musikalischen Part, aber starke Ablehnung für die Regie. Ingo Tautz
Ariodante erstmals in München
■ Die Bayerische Staatsoper ist vom Händel-Fieber gepackt. Nachdem in den 90er Jahren Giulio Cesare und Xerxes in den Rang von Kult und Event erhoben wurden, erklang nun Händels Ariodante als Münchner Erstaufführung. David Aldens Inszenierung war allerdings zuvor an den koproduzierenden Häusern der English National Opera und der Welsh National Opera zu sehen. Den bittersüßen Stoff – das Liebespaar Ariodante und Prinzessin Ginevra wird getrennt durch die Intrigen Polinessos, nach dessen Entlarvung per Gottesurteil dem Happy End anscheinend nichts mehr im Wege steht – entfaltet Alden mit versierter Routine. In dem mit Spiegeln und Landschaftsprospekten kokettierenden Bühnenbild (Ian MacNeil) blitzen ironische Brechungen auf, amüsieren neckische Spielereien mit den Mitteln der Barockoper (z.B. die Mechanik der Meereswellen) sowie verhalten-skurrile Tanzeinlagen.
Die Gesangsartisten ergehen sich im Hände(l)ringen und Haareraufen und leisten – nicht nur vokal – Akrobatisches. Mit Ann Murray in der Titelpartie und Countertenor Christopher Robson als Bösewicht stürzen sich zwei geliebte Protagonisten der Münchner Händel-Renaissance engagiert ins Geschehen. Dass auch an ihren Stimmen die Zeit nicht spurlos vorübergeht, ist zu hören. Unverbrauchter wirken Joan Rodgers, Paul Nilon und Julie Kaufmann, brav schlagen sich Umberto Chiummo und James Anderson, der Chor lässt aus dem Orchestergraben aufhorchen. Das Bayerische Staatsorchester spielt unter Ivor Bolton, der konstanten Größe in der Münchner Händel-Welle, mit unermüdlicher Konzentration und Perfektion. Dennnoch weist der viereinhalb Stunden dauernde Abend Längen auf. Die Reaktionen des Premierenpublikums bewegten sich am Ende zwischen Enthusiasmus und dankbarer Erleichterung. Heinz-Günter Vester
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Gummibärchen statt Lebkuchen Hänsel und Gretel in Nürnberg ■ Humperdincks Märchenoper Hänsel und Gretel
in unsere Zeit zu übersetzen, ist keine einfache Sache. Warum sollten heutzutage Eltern ihre Kinder wegen Armut in den Wald schicken? In der Nürnberger Inszenierung reißen denn auch die Halbwüchsigen von zu Hause aus, weil im Kühlschrank gähnende Leere herrscht, die modische Mutter sich nur für extravagante Hüte interessiert und der Vater sich dem Alkohol hingibt. Unterlegt wird das Geschehen von einer wagnerianisch durchdrungenen Musik, die Fabrizio Ventura durchaus romantisch interpretiert. Sein Dirigat steht im deutlichen Kontrast zum poppig-punkigen Bühnenbild, Norma-Plastiktüten, Gummibärchen und farbfrohen Kostümen. Werner Veith
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Ein Krokodil beim taats-
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Tarzans letzter Walzer Strauß’ Simplicius in Zürich
Majos Ifigenia in Tauride in Heidelberg ■ Gian Francesco de Majo gehörte im 18. Jh. zu jenen Komponisten, die sich für eine Neugestaltung der Opera seria einsetzten, und trotz europaweiten Ruhms ist er heute nahezu unbekannt. Seine 1764 in Mannheim uraufgeführte Ifigenia in Tauride brachte nun das Theater Heidelberg erneut auf die Bühne. Auch wenn das Werk nicht die dramaturgische Stringenz von Glucks 15 Jahre später entstandener Oper besitzt, sondern zum antiken Mythos noch eine weitgefächerte Intrigenhandlung hinzufügt, ist die Musik doch bemerkenswert. Differenzierte, vom Orchester begleitete Rezitative, zahlreiche Ensemblenummern, große Chorszenen, eine vom Operninhalt bestimmte Ouvertüre bezeugen Majos gelungene Verbindung von italienischen und französischen Elementen. Gesungen wurde auf hohem Niveau, vorzüglich Inga Fischer als Ifigenia und die koloraturensichere Katarzyna Dondalska sowie die beiden Countertenöre Jörg Waschinski und Martin Wölfel. Stilsicher auch das Philharmonische Orchester unter Michael Klubertanz. Leider reicherte Regisseur Andreas Baesler den Abend mit allen abgestandenen Attributen zeitgenössischen Musiktheaters an. Da ist die Titelheldin Chefsekretärin von Toas im holzgetäfelten Büro, in dem Fernsehübertragungen über die Geschehnisse im diktatorischen Staat berichten. Ein Krokodil beim Staatsempfang, Orest als Wrestler, wüste Maschinengewehr- und Pistolenkämpfe, Kettensägen in der Opferungsszene und dergleichen Albernheiten mehr ließen bei dieser musikalisch erfolgreichen Wiederbegegnung mit Majo den Wunsch aufkommen: Besser konzertant!
■ Er konnte nicht andes: Alles musste sich bei Johann Strauß irgendwann und irgendwie in Walzerseligkeit wiegen, ob es nun angemessen war oder nicht. So auch bei der jüngsten Ausgrabung in Zürich, der Operette Simplicius aus dem Jahr 1887. Von Grimmelshausen stammt die Idee des Librettos: In der Wildnis mit seinem vom Brudermord belasteten Vater wächst Simplicius wie Parsifal oder wie ein frommer Tarzan auf, wird in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges geraubt und zum Soldatendasein gezwungen. Am Ende findet er Vater, Bruder und eine Frau, wozu sich – unter David Pountneys Regie – walzerselig ein Baum mit Gehenkten lustig im Kreise dreht. Der englische Regisseur hat das Werk deftig, aufwendig und ironisch als knallbunte Ausstattungsrevue inszeniert (Ausstattung: Johan Engels). Die Kriegsgreuel aber wollten auf Dauer wenig zu Strauß’ Walzerseligkeit passen, vor allem musikalisch blieb wenig hängen. Im dritten Akt gibt’s dann endlich einige bemerkenswerte Melodien, aber da ist man des Spektakels eigentlich schon müde. Franz Welser-Möst bemühte sich ziemlich erfolglos, das Opus auf Touren zu bringen, und auch von den Sängern konnte kaum einer wirklich überzeugen. Weder Martin Zysset als tumber Simplicius, noch Michael Volle als zerrissener Einsiedler oder Rolf Haunstein als in einem Stiefel thronender General, und auch nicht die Hildegarde Elizabeth Magnussons. Am ehesten gefiel da noch der stolze Arnim von Grübben (Piotr Beczala mit solidem Tenor). Diese multimedial vielfach verwertete, aufwendige Johann-Strauß- Revue täuschte nicht darüber hinweg, dass man hier ein Werk wiederzubeleben versuchte, das zu Recht in den Archiven verschwunden ist! Sandro Hügi
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für’s Volk
Während sich die Bühnentechniker in den vergangenen Monaten mit Crashkursen auf die neue Technik vorbereiteten, tingelte das heimatlose Ensemble zwischen Prinzregenten-, Cuvilliéstheater und der Vorortbühne Metropol hin und her. Mit diesen Herausforderungen ist auch das Selbstvertrauen gewachsen, und die neuen Spielstätten sollen nach der Wiedereröffnung des Stammhauses weiter genutzt werden. Prominentes Opfer der Baumaßnahmen wurde dagegen das „Ballettwunder“ Philip Taylor, der auf eine zweite Produktion in der laufenden Spielzeit verzichten muss. Das trifft die tanzinteressierten Münchner hart, denn Taylor hat ohne Zweifel in der Ballettgeschichte des Gärtnerplatztheaters ein neues Kapitel aufgeschlagen. „Ballet-Theater München“ nennt sich seine Truppe seit der letzten Spielzeit.
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Von Johanna Scriba
Oper
Am 10. Dezember 1999 hat das Münchner Gärtnerplatztheater wieder seine Pforten geöffnet – nach über elf Monaten Schließzeit. Die Probleme mit der Bühnentechnik sind nun passé, und dem Publikum dürften nach der Modernisierung vor allem kürzere Umbaupausen auffallen. Schrägstellbare Hubpodien, die in die neue Drehscheibe integriert sind, ermöglichen jetzt Verwandlungen ohne aufwendige Transporte. So spart man Zeit, Platz und letztlich Geld.
Am Anfang stand ein verblüffend moderner Gedanke: Das Gärtnerplatztheater hat – als seltene Ausnahme unter Deutschlands Opernhäusern – keine höfische Vergangenheit, sondern geht auf eine Initiative der Münchner Bürger zurück. Diesen war es 1865 gelungen, dem umherziehenden Volkstheater der Stadt eine feste Spielstätte anzubieten. Sie finanzierten den klassizistischen Bau mit Hilfe einer Aktiengesellschaft. Ganz im Sinne seiner
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Das Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz
bürgerlichen Entstehungsgeschichte dominiert er nicht seine Umgebung, sondern ist ihr „demokratisch“ eingegliedert. Das Ergebnis ist einer der schönsten Plätze Münchens, für das Theater selbst ergaben sich aber Nachteile. Die Lage des Grundstücks an einem Rondell erzwang einen ungewöhnlichen Grundriss in Trapezform, mit dem Raumnot und logistische Probleme vorprogrammiert waren. Bis heute verfügt das Haus über keine Seitenbühnen. Mehr als 50 Musiker werden im Orchestergraben auch künftig kaum Platz finden, selbst wenn man, wie früher, die Proszeniumslogen mitbesetzt. Münchens zweite Oper ist damit prädestiniert für Musiktheater mit gesprochenen Dialogen, die im größeren Nationaltheater nicht wirken können. Operetten nehmen heute nur noch einen Bruchteil des Spielplans ein. Seit den Zeiten der „Bayerischen Staatsoperette am Gärtnerplatz“ ist das Repertoire ständig erweitert worden. Das Hauptgewicht liegt auf deutschsprachigen oder übersetzten Hauptwerken der Opernliteratur wie Capriccio, der letzten Inszenierung von August Everding. Das Haus gewinnt sein Profil ausdrücklich nicht durch Abgrenzung gegen das Nationaltheater. Man will sich nicht auf Resteverwertung beschränken, sondern traut sich weitreichende Repertoireüberschneidungen zu. So kann man in München La Bohème, Carmen und seit September auch Don Giovanni in zwei verschiedenen Sprachen sehen. Alle diese Stücke – plus die Musicals – besetzt Intendant Klaus Schultz aus einem festen Ensemble unter weitgehendem Verzicht auf kostspielige Gäste. Klaus Schultz übernahm das Theater im Sommer 1996 in solidem Zustand, aber mit dem Ruf einer gewissen altbackenen Biederkeit. Der Intendant
Foto: Gärtnerplatz
Opernporträt
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betreibt anstelle der großen Skandale lieber eine Politik der kleinen Schritte und befindet sich damit in bester Tradition, denn noch nie hat am Gärtnerplatz ein Theaterleiter radikale Neuerungen versucht. Mangelnde Risikobereitschaft ist dem Intendanten auch schon zum Vorwurf gemacht worden, etwa die häufigen Inszenierungen seines Vorgängers Hellmuth Mathiasek. Trotzdem hat sich in den dreieinhalb Jahren seiner Amtszeit einiges verändert. Schultz versteht sein Theater nicht zuletzt als Spielwiese für zeitgenössische Komponisten, junge Regisseure und Sänger. Das Haus profitiert auf immer neue Weise von der Verbindung zur Stadtteilkultur. Flankiert von Supermärkten steht es in einem Viertel, das geprägt ist von Kleinkunst, Kneipen, Galerien und Kinos. In Zeiten, in denen sich die Opernhäuser der Großstädte einander angeglichen haben wie die Fußgängerzonen, weiß Klaus Schultz diese starke Bindung seines Theaters ans Umfeld als individuellen Vorzug zu schätzen. Im letzten Jahr war als absolutes Novum eine Koproduktion mit dem Filmmuseum geboten; für die laufende Spielzeit organisiert der Jazztrompeter Johannes Faber eine Konzertreihe. Experimente, die ein sonst opernabstinentes Publikum neugierig machen, vielleicht auch jüngere Zuhörer ins Theater locken könnten. Zumindest ist es Klaus Schultz mit seiner speziellen Rezeptur gelungen, das Gärtnerplatztheater aus dem Dauerbeschuss der Kritik zu führen.
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Nachgefragt
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Das Gespräch führte Arnt Cobbers
„Erst mal einen
Kaffee trinken gehen“
Der Klavierstimmer Manfred Bürki über Streckung, Stimmung, Starallüren Manfred Bürki ist einer der renommiertesten Klaviertechniker Deutschlands. Nach seinen Wanderjahren – u. a. fast acht Jahre als Reisetechniker bei Steinway & Sons in Hamburg – hat sich der gebürtige Schweizer als selbständiger Klavierstimmer und -restaurator in Wiesbaden niedergelassen. Crescendo: Herr Bürki, wieweit hat eine Stimmung Einfluss auf den Klang eines Flügels? Bürki: Man darf das nicht glorifizieren, aber auch nicht unterschätzen. Was eine temperierte Stimmung ist, ist klar definiert. Sie müssen also innerhalb einer Oktave sämtliche Halbtöne in das richtige Verhältnis zueinander setzen, und da sind die Spielräume für einen Stimmer relativ klein; aber sie bestehen selbstverständlich. Der Stimmumfang über 7 1/4 Oktaven lässt Ihnen auch die Möglichkeit, die Oktaven nach oben hin etwas zu strecken und im Bass etwas zusammenzuschieben. Aber das spielt sich in Bereichen ab, die nicht sehr groß sind, weil sie nicht sehr groß sein dürfen.
Crescendo: Selbst die Oktaven sind also nicht ganz rein? Bürki: So ist das. Sie sollten als Stimmer immer einen brillanten Zusammenklang anstreben. Wenn die Oktaven rein sind, klingt es matt und langweilig – bei Klavierkonzerten im Verhältnis zum Orchester zu tief. Crescendo: Die Streckung ist also die persönliche Handschrift des Stimmers? Bürki: Wenn Sie so wollen, ja. Sie haben einen gewissen Spielraum, wie Sie die Stimmung strecken, wie Sie diesen Streckungsverlauf handhaben. Ob Sie in der Mittellage beginnen oder erst in der letzten Oktave oder in den letzten anderthalb Oktaven, da gibt es unterschiedliche Betrachtungsweisen. Nur sind die Möglichkeiten nicht so groß. Ein wichtiger – handwerklicher – Punkt ist die Festigkeit einer Stimmung, dass sie auch einem Rachmaninow-Konzert standhalten kann. Und das hängt davon ab, wie der Stimmwirbel gesetzt wird im Stimmstockholz. Was noch hinzu kommt, liegt im Bereich der Intonation.
Stars des Stuttgarter Staatstheaters präsentieren
BENEFIZ-GALA zum Wiederaufbau einer Musikschule der vom Erdbeben betroffenen
OPERN &
Schirmherrschaft: Oberbürgermeister Dr. Schuster Moderation: Elmar Gunsch
8. April 2000 /20.00 MUSIK FÜR MUSIK Helene Schneiderman, Isy Orén, Jörn W. Wilsing, Alexander Stachowiak, Alt Wiener Strauß Ensemble, Michael Alber u. a.
KINDER FÜR KINDER Junge Virtuosen aus St. Petersburg (Geige und Klavier) John Cranko Ballettschule Eintrittspreis: 15,- bis 70,- DM Vorverkauf an allen bekannten Vorverkaufsstellen des Easy-Ticket Service Hotline 0 7 1 1-2 5 5 5 5 5 5 Veranstalter: Konzertagentur Wachsmann &
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Crescendo: Und das bedeutet bei Ihnen nicht die Sauberkeit der Intervalle wie z. B. für einen Geiger… Bürki: In unserem Bereich wird unter Intonation die Härtegradveränderung des Hammerkopfes verstanden. Vor hundert Jahren wurde es „Egalisieren“ genannt, und das kommt der Sache sehr viel näher. Die 88 Filzhämmer haben einen unterschiedlichen Härtegrad. Und Sie müssen mit einer Nadel diesen Härtegrad so regulieren, dass Sie bei gleichmäßigem Anschlag dieselbe Klangqualität bekommen. Aber letztlich ist es der Pianist, der ein Klangbild gestaltet, und wir können ihm nur ein möglichst ausbalanciertes Werkzeug in die Hand geben. Crescendo: Sie müssen also beim Stimmen schon eine bestimmte Klangvorstellung im Kopf haben. Bürki: Vergessen Sie nicht, das sind ja Instrumente verschiedener Herkunft. Ein Blüthner, Steinway, Bösendorfer oder Bechstein, jedes Instrument hat sein Persönlichkeitsprofil, und Sie können nur Abschattierungen und leichte Veränderungen an diesem Profil bewirken. Wenn ein Instrument sich nicht ganz in seinen bestmöglichen Qualitäten darstellt, ist es an Ihnen als Techniker, das zu erkennen und zu beheben. Anders ist es bei einem Wettbewerb. Da muss ein Instrument eindeutig und von allen Pianisten ohne größere Probleme zu handhaben sein. Ein möglichst typisches Eigenprofil eines Flügels wäre da eher hinderlich. Aber wenn Sie nun dessen Eigenart herauszuspüren versuchen oder bestimmte Schwächen, die jedes Instrument hat, versuchen zu übertünchen, falls das geht, dann kommen Sie in Bereiche, die der subjektiven Wahrnehmung unterworfen sind. Und da müssen Sie sich, so gut es geht, oft zwischen den Ansprüchen der Pianisten und den eigenen Ansprüchen durchlavieren. Die oberste Priorität hat immer das Wohlfühlen des Pianisten. Was nicht heißt, dass Sie sich in jedem Falle den manchmal sehr extremen Wünschen des Pianisten anpassen müssen. Crescendo: Welchen zum Beispiel? Bürki: Wenn ein Pianist mal in einer schwierigen persönlichen Situation steckt oder einfach nur schlechte Laune hat, dann findet er den Flügel natürlich hundsmiserabel und schlecht. Und verlangt nun vom Stimmer, dass der aus diesem völlig unspielbaren Flügel ein Instrument macht, das Herz und Seele öffnet. Da müssen Sie dann in der Lage sein, die Dinge gefühlsmäßig zu erspüren.
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Foto: Photodisc
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Bulldogge und zerreißen ihn dann. Und es ist klar, dass diese Art des „Klavierschlagens“ ein Instrument wesentlich stärker mitnimmt als ein Pianist, der das Instrument achtet, respektiert und nicht nur als eine Gerätschaft sieht, die man auf physischem Wege überwinden muss. Aber leider gibt’s diesen Typus, und auch diesen Menschen müssen Sie in irgend einer Weise gerecht werden. Crescendo: Gibt es da viele? Bürki: Ich würde schon den kleineren Teil der Pianisten, die ich betreut habe, zur sensiblen Abteilung zählen. Es gibt ziemlich viele Pianisten, die ich als die Gleichgültigen bezeichnen würde. Die einfach froh sind, wenn sie alle Töne treffen und keine falschen Noten spielen, und das sind ja eigentlich die problemlosen Pianisten. Da steht etwas mit Tasten und die muss man einfach treffen und das war’s. Aber leider gibt es auch die, die wirklich mit berserkerhafter Gewalt auf die Flügel losgehen. Es hängt auch von der manuellen Begabung ab. Nur die, die manuell relativ unabhängig sind, können sich den „Luxus“ erlauben, auf die klanglichen Eigenschaften mehr einzugehen und dann Unterschiede der Dynamisierung und der Agogik des Klavierspiels transparent zu machen. Die Pianisten, die immer mit dem Rücken zur Wand spielen und froh sind, wenn sie diesen Feind hier effektiv und ohne Fehler überwältigen, erzeugen meist ein gleichgeschaltetes Klangbild. Crescendo: Kann man sagen: Je besser die Pianisten sind, desto sensibler sind sie für ihr Instrument? Bürki: Absolut. Ein gutes Instrument hat ein Eigenleben. Und das Entdecken dieses Eigenlebens ist eine instinktivische Handlung des Pianisten. Den Typus des gleichgültigen, des gleichmacherischen Pianisten, können Sie häufiger bei Wettbewerben hören, wo eben andere Bedingungen herrschen. Je mehr Profil Sie da zeigen, desto größere Probleme hat die Jury unter sich, ob sie das gut oder schlecht findet. Der Typus des „Tastendrückers“ kann durchaus erfolgreich sein, Wettbewerbe gewinnen und sogar eine kurzzeitige Karriere starten. Pianisten, die eine spielerischkreative, ja mutige Interpretation wagen, sind heutzutage selten – und werden von den Veranstaltern oft auch gar nicht eingeladen.
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Erfreuen Sie sich an Klassik am historischen Ort. Erleben Sie, wie durch klassische Musik Kirchen, Klöster, Burgen und Schlösser mit neuem Leben erfüllt werden. Lassen Sie sich verführen, historisches Ambiente und Musik neu zu entdecken. Um sich für die eine oder andere Veranstaltung entscheiden zu können, muss man natürlich wissen, wann welche Konzerte wo stattfinden.
Klassik am historischen Ort
Bevor Sie sich nun auf seine Aussagen – der Ton ist zu scharf oder zu weich, die Spielart ist träge oder er repetiert schlecht – einlassen und in sinnlosen Aktionismus verfallen, ist es oft besser, wenn Sie mit dem Pianisten erst mal einen Kaffee trinken gehen und herauszufinden versuchen, wo tatsächlich seine Probleme sind. Crescendo: Sind Sie auch während des Konzerts anwesend? Bürki: Bei Steinway in Berlin sind bei jedem Konzert zwei Plätze reserviert, einer für den Geschäftsführer, der andere für den das Konzert betreuenden Kollegen. Die Anwesenheit des Technikers ist für den Pianisten eine Beruhigung. Falls der Sessel knarrt, das Pedal quietscht oder gar eine Saite reißt, kann das in der Pause behoben werden. Crescendo: Und vor dem Konzert? Bürki: Das sowieso. Der normale Tagesablauf sieht so aus: Sie haben eine Stimmzeit, sagen wir zwischen acht und zehn Uhr. Die Probe beginnt dann meist um zehn oder halb elf. Wenn der Pianist kommt, müssen Sie dasein. Er muss mit Ihnen sprechen können, und Sie müssen versuchen herauszufinden, ob seine Bemerkungen, Einlassungen, Reklamationen gerechtfertigt sind; kann ich etwas machen, oder auch nur den Eindruck erwecken, etwas gemacht zu haben? Das ist manchmal ein gefährlicher Balanceakt. Der Pianist muss nicht Ihr Freund sein. Manchmal ergibt sich das, wenn Sie seit Jahren oder Dutzenden Konzerten schon für diesen Pianisten gearbeitet haben. Aber Sie müssen immer auch die notwendige Distanz wahren, das ist der Sache dienlicher. Und Sie müssen Ihr Instrument gut kennen. Wissen, was der Flügel kann, wo seine möglichen Schwächen sind. Und Sie müssen wissen, dass man es mit Lebewesen zu tun hat. Ein Flügel, ein gutes Instrument ist auch in Bewegung. Auch Ihre Haltung ist in Bewegung, und wie Sie einen Ton empfinden, das ist nicht jeden Tag dasselbe. Crescendo: Wie lange hält denn eine Stimmung bei einem Rachmaninow? Bürki: Grundsätzlich wird ein Instrument vor jedem Konzert gestimmt, egal ob Mozart oder Rachmaninow. Nun kommt eines hinzu: Es gibt Pianisten, die fallen über einen Flügel her wie eine
Über 1.000 Konzerte in ganz Deutschland sind aufgeführt, die schönsten werden ausführlich vorgestellt.
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Buchkritik
■ Keine Frage: Küsters „Bach-Hand-
Klaus Eidam, Das wahre Leben des Johann Sebastian Bach, Piper Verlag, München 1999, 450 S., DM 49,–. Bach-Handbuch, hrsg. von Konrad Küster. Bärenreiter-Verlag/Metzler 1999, 1000 S., DM 158,–. Das Bach-Lexikon, hrsg. von Michael Heinemann. Laaber-Verlag, Laaber 1999, 620 S., DM 198,–. Reclams Musikführer: J. S. Bach (2 Bände). Philipp Reclam jun., Stuttgart 1993, 680 S., DM 49,80. Bach 2000, Wolfgang Sandberger. Metzler-Verlag, Stuttgart 1999. 256 S., DM 78,–.
■ Zu kaum einem Komponisten
wird so viel geschrieben wie zu Bach. Und selten wird dabei derart Schindluder getrieben: Wofür wurde der Thomaskantor nicht alles schon vereinnahmt! Damit will nun Klaus Eidam in seinem Buch „Das wahre Leben des Johann Sebastian Bach” aufräumen. Ein knalliger Titel, der die greisen Professoren reichlich ärgert. Doch in seinem Ärger gegen deren Phalanx hat er bisweilen zu lesen vergessen, was zuletzt veröffentlicht wurde. Die von Eidam angeblich erstmalig ausgewerteten Leipziger Ratsakten beispielsweise sind längst bekannt. Und auch der Autor versteigt sich mitunter in krude Spekulationen: Der Streit zwischen Lutheranern und Pietisten in Mühlhausen etwa war längst nicht so prekär. Eidam sollte ein Buch lesen, das ein halbes Jahr nach seinem erschienen ist: Konrad Küsters „Bach-Handbuch”. Küster, Professor in Freiburg, ist jung und die derzeitige Hoffnung der deutschen Musikwissenschaft. In unendlicher Fleißarbeit trug er als Herausgeber auf unzähligen Gebieten Informationen zusammen und schrieb mit dem Kantaten-Kapitel die Hälfte des Wälzers selbst. Darin werden wirklich unhaltbare Legenden zerstört: Selten erfüllte ein Handbuch seinen Zweck derartig gut. PA
buch“ ist das aktuelle Standardwerk zu Bach, mit Kapiteln zur Aufführungspraxis und zum Verhältnis zwischen Musik und Theologie, zur politischen Biographie und zur Rezeptionsgeschichte sowie mit umfassenden Analysen des Bach’schen Werkes. Dennoch: Zur schnellen Information eignet es sich kaum, schmerzlich vermisst man etwa ein Sachregister. In diese Lücke stößt das „Bach-Lexikon“ aus dem Laaber-Verlag. Unter rund 480 Stichwörtern zu Personen und Städten, Instrumenten und Werken, Gattungen u. a. findet sich viel Wissenswertes zu Bachs Leben, Werk und Rezeption. Forschungskritisch, doch teilweise arg wissenschaftlich geschrieben und trotz der vielen Seiten manchmal unbefriedigend knapp. „Reclams Musikführer J.S.Bach” richtet sich an eine breite Leserschaft: Alle Werke werden in den Grundzügen leicht-verständlich, aber auch nicht sehr tiefschürfend analysiert. Nicht immer ist man hinterher schlauer. Ein guter Einstieg ist das flott geschriebene und schön bebilderte Werk von Wolfgang Sandberger: „Bach 2000“. Auch dies auf dem neuesten Stand der Forschung und immer mit der wissenschaftlich gebotenen Vorsicht formuliert. Im Anhang das komplette Werk-Verzeichnis. Und ich muss gestehen: Ich fand Klaus Eidams Philippika gegen die Musikwissenschaft vergnüglich zu lesen. Mit belletristisch leichter Hand entwickelt er ein Charakterbild, das dem tradierten so gar nicht entspricht: Bach als humorvoller, geduldiger und charakterfester Mensch, bei Studenten und Musikern beliebt, weder jähzornig noch in seinen letzten Lebensjahren gebrochen und erst recht kein berechnender Karrierist. Ganz im Gegenteil: Gerade weil ihm jegliches Verständnis für Intrigen und Ränke abging, wurde er zum leichten Opfer seiner Leipziger Gegenspieler.
AUTOREN:
Wolfgang Dömling, Spaziergänge durch das musikalische Prag/ Dorothea Schröder, Spaziergänge durch das musikalische London, Arche Verlag, ZürichHamburg 1999, 144/160 S., je DM 34,–.
Peter Hollfelder, Die Klaviermusik, Nikol Verlag, Hamburg 1999, 1000 S., DM 39,80.
■ Thematisch begrenzte Reiseführer
■ Der Standardführer zur Klavier-
bergen eine große Gefahr: dass sie den unwissenden Besucher nämlich gezielt an den größten Sehenswürdigkeiten vorbeileiten – weil die ja nicht zum engen Thema gehören. Wolfgang Dömlings „Spaziergänge durch das musikalische Prag” vermeiden diese Einseitigkeit, denn auch die anderen Künste kommen hier zu ihrem Recht. Flott geschrieben und mit historischen Ansichten und Porträts reich bebildert, wird der handliche Band so zum lockenden Führer durch eine der wichtigsten Städte der europäischen Musikgeschichte. Schwieriger hatte es da Dorothea Schröder in der Riesenstadt London, da die sieben Spaziergänge auch Stätten der Jazz- und Popmusik passieren. Dennoch: Für Musikreisende ein anregendes Werk. Als dritter Band sollen im März „Spaziergänge durch Mozarts Salzburg” folgen. KP
musik ist der Harenberg Klaviermusikführer, erschienen 1998, in zweiter überarbeiteter Auflage 1999. Generell ist die mittlerweile stattliche Kulturführer-Reihe des Dortmunder Verlags ungewöhnlich opulent, leserfreundlich und dank der beigegebenen CD-Editionen eigentlich konkurrenzlos. Doch der Klaviermusikband steht wahrlich einzigartig da. 180 Komponisten werden mit ihrem pianistischen Gesamtwerk vorgestellt, 600 Werke genauer besprochen, allerdings ausschließlich Werke für Klavier solo oder -Duo. Außerdem ein Abriss der Klaviermusikgeschichte, ein Instrumenten- und ein Pianistenlexikon, CD-Empfehlungen sowie eine Chronologie und ausführliche Register. Beigegeben ist wie immer eine 12-CD-Box mit Referenz-Aufnahmen wichtiger Werke. An Details mäkeln kann man immer, aber der Band hat Hand und Fuß, ist gut geschrieben, schön gestaltet und für den Normalgebrauch völlig ausreichend. Wesentlich mehr, nämlich 5.000 Komponisten mit rund 100.000 Werken hat Peter Hollfelder für sein Lexikon zusammengetragen, chronologisch nach Kulturkreisen und nationalen Schulen gegliedert. Manko: Es werden nur die Lebensläufe referiert und die Werke chronologisch aufgelistet. Zusammenhänge, Werkdeutungen, Stilfragen werden nur bei den großen Namen gestreift. So ist dieses (unbebilderte) Werk eine unschätzbare und preiswerte Fundgrube für den Fachmann, als Führer für den Durchschnittshörer jedoch ungeeignet. SK
Es gibt Bücher, die möchte man gleich nach dem ersten Satz zum Altpapier werfen. „Sie waren vier, wie die drei Musketiere, aber eigentlich fünf oder sogar sechs“, beginnt Marc Vignals Werk „Die Bach-Söhne“, und zwei Zeilen weiter heißt es über Johann Gottfried Bernhard: „1715 geboren und 1739, also gut zwanzig Jahre später in Jena gestorben.“ (Das Komma fehlt, wie so viele, im Original.) Im Vorwort schreibt Vignal, die wiederentdeckten Akten der Berliner Singakademie würden „unsere bisherigen Kenntnisse” über die BachSöhne „mit Sicherheit erschüttern”, und so ist denn dieses stilistisch verquere, inhaltlich verworrene Machwerk vollkommen überflüssig. Laaber-Verlag, Laaber 1999, DM 78,–.
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Peer Andersen, Arnt Cobbers, Stefan Kern, Katrin Pommer
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Harenberg Klaviermusikführer, Dortmund 1999, 1000 Seiten, DM 98,–, mit 12-CD-Box DM 149,–.
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„Das Talent trifft ein Ziel, das die anderen nicht erreichen können; das Genie eines, das sie nicht einmal sehen können.“ Friedrich Gulda
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Retten Sie Bach! Ausgezeich
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Jauchzen und frohlocken können die Freunde Alter Musik. Gibt es doch eine ganze Reihe prächtiger Einspielungen zu preisen: Wohin das Ohr zuerst richten? Vielleicht auf das „Gesellenstück“ des 26jährigen Heinrich Schütz, der 1611 gerade bei Giovanni Gabrieli in Venedig ausgelernt hatte. Seine 19 höchst artifiziellen Madrigale, in denen sich bis zu acht Stimmen ätherisch verweben und schmachtend verschlingen, formt das Ensemble Cantus Cölln unter Konrad Junghänel zu makellos schillernden Preziosen. (harmonia mundi france 901686).
„Siesta“-Musik von der monatlichen Vierzigstündigen Andacht am spanischen Königshofe, komponiert von drei spanischen Hofmusikern zu Beginn des 18. Jahrhunderts, versammelt die CD „Quarenta Horas“ des hervorragenden Ensembles Al Ayre Espanol unter Eduardo Lopez Banzo. Freudig-festliche Musik ohne falsche Grandezza und inquisitorische Schwere. (DHM 77509-2).
Die neueste MonteverdiCD „Le passioni dell’anima“ des Concerto Italiano ist Gift für musikwissenschaftliche Puristen. Leiter Rinaldo Alessandrini bastelte sich nämlich aus dem siebten Madrigalbuch und den Scherzi Musicali eine überraschende, doch bezwingende Reise durch die frühbarocken Leidenschaften, ein mitreissend musizierter Genuss für den „passionierten“ Hörer. (Opus 111 30-256).
Für ihr „Vivaldi-Album“ hat Cecilia Bartoli den gefeierten Opernkomponisten Vivaldi wiederentdeckt: vokale Kabinettstückchen, die die römische Mezzosopranistin mit bewundernswürdiger Geschmeidigkeit und raffinierter Farbgebung präsentiert, kongenial begleitet vom Giardino Armonico unter Giovanni Antonini. (Decca 466 569-2).
Das Low-Price-Label Arte Nova bietet neuerdings Sängerporträts von Arrivierten und Newcomern. Hellen Kwons warmer Koloratursopran beherrscht jetzt auch die Mezzolage der Rossini-Rosina, den flutenden Gefühlserguss von Catalanis Wally. Der Tenor Deon van der Walt gefällt im lyrischen Bereich (Nemorino, Des Grieux), mögliche Grenzüberschreitungen in Zukunft werden mit Don José (Carmen) gewinnend angedeutet. Auf Laura Briolis Porträt-CD rahmen Carmen und Mignon ein Koloratur-Mezzo-Repertoire – man erlebt vokalen Perfektionismus. Die Opernarien des ausgebildeten Konzertbaritons Oliver Widmer spiegeln ein genuines Bühnentemperament mit vielen darstellerischen Facetten. Sehr gewinnend auch die Begegnung mit dem Tenor Boiko Zvetanov, der vor allem das italienische Fach vertritt und dabei keineswegs der vordergründigen Wirkung huldigt, sondern seine schöne Stimme farblich und gestalterisch differenziert einsetzt. Die Schweizerin Noemi Nadelman hat ihre Karriere u. a. mit Verdis Traviata gefestigt. Da dürfte die aparte Erscheinung mitgewirkt haben. Die reine Mikrophonstimme wirkt mädchenhaft verletzlich, was auf Dauer etwas begrenzend ist. Sabine Passow, vielseitige Sopranistin der Komischen Oper Berlin, hätte für ihre eher bodenständige Stimme auf Dauer eine richtige Rollenauswahl zu treffen. Die vokale Zuständigkeit ist bei Wagners Elisabeth im Vergleich von Hallen-Arie und Gebet auszumachen. Arte Nova Voices. Hellen Kwon, Deon van der Walt, Laura Brioli, Oliver Widmer, Boiko Zvetanov, Noemi Nadelman und Sabine Passow. Arte Nova 74321-67515-2 Arte Nova 74321-67514-2 Arte Nova 74321-67508-2 Arte Nova 74321-71178-2 Arte Nova 74321-67507-2 Arte Nova 74321-71438-2 Arte Nova 74321-67516-2. JM
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Hinter den Mauern der ehrwürdigen Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden lagert einer der größten Schätze der Musikgeschichte. Ein Kulturgut, das in Gefahr ist, für immer ausgelöscht zu werden: Originalmanuskripte Johann Sebastian Bachs, rund 8.000 Notenblätter und damit 80 % aller erhaltenen Bach-Handschriften. Darunter befinden sich die Matthäusund die Johannespassion, das Weihnachtsoratorium und die Brandenburgischen Konzerte. Bach benutzte nicht nur eine stark eisenhaltige Tinte, er beschrieb die Blätter auch sehr eng. Die Folge: Die Tinte beginnt zu oxidieren, also zu rosten, die Schriftzüge verfärben sich braun, einzelne Noten oder ganze Teile brechen heraus. Nun ist das Problem so akut geworden, dass dringend gehandelt werden muss: In Jena und Leipzig haben die Restauratoren Müller und Wächter ein Verfahren entwickelt, bei dem das Notenblatt in Vorder- und Rückseite getrennt wird, was von den Restauratoren viel Fingerspitzengefühl erfordert. Zwischen beide Hälften bringt man ein dünnes Papier ein, dann wird das nun dreiteilige Blatt wieder zusammengeklebt. Die originale Papiersubstanz bleibt bewahrt, die schädlichen Tintensubstanzen werden durch das Mittelblatt gebunden. Zwei Millionen DM werden in den nächsten drei Jahren benötigt, private Spender sind gefordert. Wenn Sie helfen wollen, sprechen Sie mit dem Verein der Freunde der Staatsbibliothek, der im November das „Bachpatronat“ gestartet hat: Tel: 030/266 12 73, Fax: 030/266 17 21.
Oder spenden Sie auf das Konto: Deutsche Bank Berlin, BLZ 100 700 24, Konto 439 39 22 05, Stichwort: Bach.
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Unterschiedlicher könnten die beiden neuen Bach-Aufnahmen von MDG kaum sein. Auf der einen Seite die erste Folge einer Gesamteinspielung der Flötensonaten, gespielt von Karl Kaiser und dem Hannoveraner Ensemble Musica Alta Ripa. Erneut erweisen sich Originalinstrumente als ideale Träger für die Musik des Barock, und das sogar in Transkription: Die Triosonate aus dem Musikalischen Opfer erklingt in einer durchaus plausiblen Fassung für Flöte und Fortepiano. Wie anders wirkt die von Max Reger üppig instrumentierte Suite, zusammengestellt aus einzelnen Sätzen der Partitas und Englischen Suiten! Sie verbindet auf etwas unheimliche Weise die (vom Bearbeiter reichlich um Nebenstimmen „ergänzte“) Musik Bachs mit den Klangfarben eines spätromantischen Orchesters (Fantasia lauert um die Ecke!). In seiner Orchesterfassung des Orgelvorspiels O Mensch, bewein dein’ Sünde groß beschränkt sich Reger dagegen auf eine textgetreue Übertragung auf das Medium des Streichorchesters. Die CD endet mit der h-moll-Suite für Flöte (JeanClaude Gérard) und Streicher in ihrer „ursprünglichen“ Gestalt. Hier hat Reger nur die Stimme des Continuo-Cembalos ausgesetzt, was allerdings im Gesamteindruck herzlich wenig ausmacht. Es wäre interessanter gewesen, stattdessen die Reger’sche Fassung des gleichen Werkes für großes Orchester zu hören, und sie mit der von Gustav Mahler zu vergleichen. Vielleicht kommt sie noch, und hoffentlich auch in einer derart feinen Interpretation wie der vorliegenden. J. S. Bach: Flötensonaten, Folge 1. Karl Kaiser, Musica Alta Ripa 1999. MDG 309 0931-2. J. S. Bach, bearb. M. Reger: Suite g-moll, O Mensch, bewein dein’ Sünde groß, Suite h-Moll: Stuttgarter Kammerorchester: Dennis Russell Davies 1999. MDG 321 0940-2. CMS
Ein neues Glanzstück der an Höhepunkten wahrlich nicht armen Edition Bachakademie: Christoph Poppen, sonst Leiter des Münchner Kammerorchesters, und Helmuth Rilling am Pult des auf modernen Instrumenten spielenden Bach-Collegiums legen eine außergewöhnlich lebendige, gar spritzige Interpretation der Violinkonzerte vor. Und das macht insofern Sinn, als Bach sie ja vermutlich mit seinen Leipziger Studenten im Kaffeehaus spielte. Dabei schlägt der Schwung nie in Hektik um, und auch die Melodiebögen der langsamen Sätze weiß Poppen mit zartem Ton auszukosten. Poppens Partnerin im munteren, immer transparent musizierten Doppelkonzert ist Isabelle Faust. J. S. Bach: Violinkonzerte. Christoph Poppen, Isabelle Faust; Bach-Collegium Stuttgart: Helmuth Rilling 1999. Hänssler 92.125. GL
Es ist bemerkenswert, wie rigoros Rilling sich einer neuen Interpretation zu verschreiben vermag. Eine Gächinger „Kammer“-Kantorei, die der Werkstruktur und dem eloquenten Dirigat feinnervig folgt, findet im Bach-Collegium die altbewährte ausgewogene Ergänzung. Das Christe eleison strahlt mit Sibylla Rubens und Juliane Banse hingegeben im Lichte einer Maria Magdalena. James Taylor erscheint im Benedictur ein wenig zu dramatisch, beflügelt hingegen wirkt seine Höhe. Die Textbehandlung folgt in kluger Diktion und inhaltlichem Verständnis der Vorlage. Insbesondere das Credo wird so zum Höhepunkt der Aufnahme. J. S. Bach: h-moll-Messe. Gächinger Kantorei, Bach-Collegium Stuttgart: Helmuth Rilling 1999. Hänssler 92.070. KMB
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Musik
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CD-Rezensionen
Klavierduos Ausgezeich
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Klavierduos bestehen zumeist aus Geschwistern oder Ehepaaren. Nur selten firmieren zwei gestandene Solisten als Duo, und das wird oft zu einem besonderen Ereignis. So auch bei András Schiff und Peter Serkin. Beides große Pianisten, doch vom musikalischen Temperament her recht unterschiedlich. Ihr Zusammenspiel ist weniger poliert als bei eingeschworenen Duos, aber gerade dieses AneinanderReiben oder Aufeinander-Zugehen hat einen ganz eigenen, geradezu dramatischen Reiz. Bei beiden handelt es sich um ungemein sensible Musiker, und wenn ihre pianistische Emphase nicht im für Duos üblichen Tastendonner, sondern wie in Busonis Fantasia contrappuntistica in einem Wettstreit um das zarteste Pianissimo mündet, hält man unweigerlich den Atem an.
Nichts gegen Hammerklaviere! Es gibt darunter wundervolle Instrumente, und die Darbietung der jeweiligen Literatur auf dem passenden Instrument kann ebenso erhellend sein wie ästhetischen Genuss versprechen. Das Museumsstück, das das Duo Claviere, Elena Modena und Ilario Gregoletto, für seine Einspielung der Werke für Klavier vierhändig von Beethoven und Weber verwendet haben, ist jedoch ein klapperndes und polterndes Monstrum. Ob die Mechanik längst unbrauchbar geworden ist oder ob die Musiker zu halbwegs gleichmäßigem und dynamisch ausbalanciertem Spiel schlicht nicht in der Lage sind, kann aufgrund des Höreindrucks nicht entschieden werden.
Eine mustergültige Edition zum Bach-Jahr. An wichtigen historischen Orgeln des 18. Jahrhunderts, vor allem in Bachs Wirkungsbereich Sachsen und Thüringen, aber auch z. B. in Trondheim und Angermünde, versucht Weinberger der in den Quellen überlieferten Klangästhetik des Orgelvirtuosen Bach nachzuspüren: Es sind für ihre Zeit moderne Instrumente, die einen dunklen Gesamtklang, im Hauptwerk aber Farbenreichtum und Klarheit gewähren. Weinberger geht bei der Einspielung nicht chronologisch oder nach Werkgruppen vor, sondern erstellt „echte“ Konzertprogramme. Aus dem starken Widerstand der Tasten ergeben sich „authentische“ langsame Tempi und überzeugende Registrierungen.
Duo Claviere (Elena Modena/Ilario Gregoletto): Beethoven, Weber – Opere per fortepiano quattro mani. Rivo Alto CRR 9828.
J. S. Bach: Orgelwerke. Gerhard Weinberger, auf historischen Orgeln 1996 – 1999, bislang 5 Folgen. cpo 999 652/53/54/63/64. GL
Grau und Schumacher fallen in der Masse der Klavierduos durch die Akzentuierung eines anderes Repertoires, nämlich des 20. Jahrhunderts, sowie durch charakteristische und persönliche Interpretationen auf. So ist auch diese CD schlicht beispielhaft zu nennen. Die Musiker beherrschen sowohl ihr Instrument als auch ihre Stücke souverän und die Präzision ihres Spiels und die Nuanciertheit von Dynamik und Artikulation sind atemberaubend. Nicht zuletzt wissen Grau und Schumacher auch durch den Elan ihres Spiels für die Sinnfälligkeit ihrer Interpretationen einzunehmen. Zudem kommt ihnen zugute, dass es sich bei Hindemiths Klavierduos um eine wirklich sinnvolle Repertoireergänzung handelt.
In den Giftschrank gehört die „Aus dem russischen Märchenland ins tönende Universum“ betitelte Produktion mit Werken des „Volkskünstlers der Russischen Republik“ Valerij Gavrilin und des estnischen „Klangmagiers“ Urmas Sisask (Zitate aus dem Beiheft). Gavrilins Ballettstückchen sind so abgedroschen, dass man am liebsten ein Verbot von Volkstänzen mit „Um-tah-tah“Begleitung am Klavier aussprechen möchte. Urteilt man nach Sisasks Spiraler Symphonie, ist das Universum ein ausgesprochen langweiliger Ort. Dass Solter und Rieckert sich nicht immer über Rhythmus und Phrasierung einigen konnten, macht die Sache nicht besser. Alles in allem ein GAU in der CD-Produktion!
Das Mandelring Quartett hat eine kleine Reihe begonnen, in der es die drei Streichquartette von Brahms mit denen unbekannterer Zeitgenossen kombiniert. Die erste CD koppelt Brahms’ op. 51 Nr. 2 mit dem Quartett F-Dur von Felix Otto Dessoff (1835 – 1892). Dessoff, renommierter Dirigent und Brahms-Freund ließ, obwohl zeitweilig selbst Kompositionsprofessor in Wien, sein Quartett von Brahms begutachten. Dem gefiel das liebenswürdige und frische Werk, das sich nie zu ernst nimmt und eher mit sanftem Charme für sich einzunehmen weiß. Das BrahmsQuartett spielen die vier jungen Pfälzer überzeugend mit breitem Strich und gezügelter Leidenschaft.
Andreas Grau/Götz Schumacher: Paul Hindemith, Werke für zwei Pianisten. Wergo WER 6633-2.
Fany Solter/Eva-Maria Rieckert: Urmas Sisask, Valerij Gavrilin. Antes BM-CD 31.9143.
Eine echte Entdeckung: Abeille und Czerny gehören zu den unterschätzten Komponisten der Hoch- bzw. Spätklassik, einer Epoche, in der der Schatten der großen drei Wiener Klassiker das Strahlen auch heller Lichter lange Zeit verdunkelt hat. Beide Konzerte sind ausgesprochen hörenswert, zumal sie vom Kölner Klavierduo, bestehend aus Michael Krücker und Elzbieta Kalvelage, brillant und stilsicher dargeboten werden. Auch das Kölner RSO unter Florian Merz lässt nichts zu wünschen übrig, sodass diese CD rundweg überzeugen würde, wären bei der Aufnahme nicht die Bässe in einer Weise verstärkt worden, als handele es sich um eine Techno-Produktion. Kölner Klavier-Duo, Kölner Rundfunkorchester: Florian Merz: Carl Czerny, Ludwig Abeille, Konzerte für Klavier zu vier Händen. Koch 3-6450-2.
András Schiff/Peter Serkin: Mozart, Reger, Busoni. ECM 1676/77. Ausgezeich
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Regers Variationen und Fuge op. 86 hat auch das Duo Hans-Peter und Volker Stenzl eingespielt – die Unterschiede sind symptomatisch: Serkin und Schiff sind origineller, die Stenzl-Brüder liefern eine sehr viel konsistentere, durchweg zügigere und insbesondere in den schnellen Sätzen zupackendere Interpretation. Überhaupt ist das Duo Stenzl in punkto Synchronizität und harmonisches Zusammenspiel wohl kaum zu übertreffen. Alles gelingt so einheitlich, als seien die Pianisten zu einer Person und ihre Instrumente zu einer Art Superklavier verschmolzen. Auch Brahms’ Haydn-Variationen und Liszts Réminiscences de Don Juan de Mozart gelingen makellos – allenfalls wünscht man sich persönlichere oder sogar eigensinnige Interpretationen. Hans-Peter und Volker Stenzl: Brahms, Liszt, Reger. Ars Musici AM1238-2.
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Eine unerwartete Entdeckung: die 1912 uraufgeführte Brautwahl, ein phantastisches Märchen aus dem alten Berlin, in dem sich zwei mystische Zauberer in den Wettstreit um die schöne Albertine einschalten. In der Darstellung des Übernatürlichen sah Busoni Berechtigung und Zukunft der Oper, und dass er ein geistreicher Meister der Klangfarben, der Atmosphäre und des musikalischen Humors war, zeigt seine zweite Oper eindrucksvoll. Der Livemitschnitt aus der Berliner Staatsoper gewinnt das Werk nun auch für den Plattenteller zurück. Barenboim dirigiert schwung- und stimmungsvoll, das Ensemble ist formidabel: allen voran Roman Trekel als Leonhard. F. Busoni: Die Brautwahl. Trekel, Clark, Vogel, Höhn, von Kannen, Cole, Lindskog; Staatskapelle Berlin: Daniel Barenboim 1993. Teldec 25250-2. AC
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Vis-à-vis. J. Brahms: Streichquartett a-moll op. 51 Nr. 2. Felix Otto Dessoff: Streichquartett F-Dur op. 7. Mandelring Quartett 1998. Lotus-Records LR 9927. AC
Auch Busonis unvollendetes Opus magnum, Doktor Faust, kreist um das Rätselhafte, Geheimnisvolle, ist allerdings epischer, ernsthafter als die Brautwahl. Kent Nagano entwickelt mit dem Opernorchester Lyon das Rauschhafte, Mystische der Partitur. So entstand eine intensive, dichte Aufnahme mit dem Bariton Dietrich Henschel als fast idealem Faust und Kim Begley als teuflischem Mephisto. Der Schluss der Oper wurde in zwei Fassungen eingespielt: in der von Busonis Schüler Philipp Jarnach fertiggestellten, üblicherweise gespielten, sowie der 1984 von Anthony Beaumont entwickelten. Ferruccio Busoni: Doktor Faust. Henschel, Begley, Hollop, Jenis, Kerl, Fischer-Dieskau; Orchestre et Choeur de l’Opera national de Lyon: Kent Nagano 1997/98. Teldec 3984-25501-2. HM
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Operette Ausgezeich
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Die Teldec kramte aus ihrem Archiv zehn Operettenquerschnitte zumeist aus den 60er Jahren. Die Reihenfolge der Musiknummern folgt oft nicht dem Handlungsverlauf, und es klingt schon recht befremdlich, wenn die Ouvertüre die Nacht in Venedig beschließt oder von der Zirkusprinzessin nur eine Melodienfolge ohne Sänger dargeboten wird. Auch wenn man häufig nicht die Originalinstrumentierung spielt, freut man sich doch über die Wiederbegnung mit Sängern wie Heinz Hoppe, der sich als vorzüglicher Operettentenor erweist und sowohl als Graf von Luxemburg, im Land des Lächelns (mit Anneliese Rothenberger), als Zarewitsch und Paganini, in Eine Nacht in Venedig und in der Csárdásfürstin für die nötigen strahlenden Töne sorgt. Erika Köth ist sowohl als eindrucksvolle Saffi im Zigeunerbaron wie auch als vorteffliche Laura im Bettelstudent zu hören, neben der sich der prachtvoll komödiantische Kurt Böhme als Zsupán und Ollendorf bestens bewährt. Besonders gelungene Querschnitte sind Der Vogelhändler mit in jeder Partie glänzender Besetzung (Hilde Güden, Lotte Schädle, Peter Minich, Benno Kusche) und Ein Walzertraum (u. a. mit Peter Minich). Ein Querschnitt von Traumland stellt diese späte Operette Eduard Künnekes erstmals auf CD vor, mit dem tenorstrahlenden jungen René Kollo, mit Dagmar Koller und der leider indiskutablen Ingeborg Hallstein. Etwas nervend ist zudem, dass bei den Querschnitten von Der Bettelstudent, Gasparone und Der Zigeunerbaron die Handlung zusätzlich von Sprechern erzählt wird. Operettenquerschnitte bei Teldec. Bestellnummern: 3984 - 26322 bis 3984 - 26331 ME
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Seit Jahren nimmt sich das Hannoveraner Label Thorofon der Musik Hugo Distlers an. Diese CD nun ist in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich: Das Konzert für Cembalo und Streichorchester erscheint hier erstmals in der Urfassung mit einem zusätzlichen Scherzo, das Distler selbst nach der Uraufführung strich. Erstmals aufgenommen wurde das Konzert für Cembalo und elf Soloinstrumente, das Distler vielleicht wegen der nazistischen Angriffe gegen ihn nicht fertigstellte. Die Stilistik der Moderne geht hier mit der Sehnsucht nach barocker Strenge eine ganz eigenständige Symbiose ein, steigert sich in eine nach Distlers eigenen Worten „wütende“ Musik gegen die unmenschliche Zeit, die ihn mit 34 Jahren 1942 in den Selbstmord trieb. Hugo Distler: Cembalokonzerte. Martin Haselböck, Wiener Akademie 1998. Thorofon CTH 2403. AC
Die 1999 in Modena entstandene Live-Aufnahme von Umberto Giordanos Madame Sans-Gêne macht nicht nur mit einem raren Werk bekannt, das 1915 von Toscanini an der Met uraufgeführt wurde. Zu bestaunen ist auch eine der bedeutendsten Sängerinnen der letzten 40 Jahre: Mirella Freni. In der im Paris Napoleons spielenden (und den Kaiser auf die Bühne bringenden) Gesellschaftskomödie setzt die Freni weniger auf puren Belcanto als auf ihre ungebrochene Gestaltungsund Überzeugungskraft. Neben ihr reüssieren Giorgio Merighi, Mauro Buda, Valter Borin u. a., begleitet vom Orchestra Sinfonica Romagna „Arturo Toscanini“ unter der Leitung Stefano Ranzanis. Umberto Giordano: Madame SansGêne. Orchestra Sinfonica Romagna: Stefano Ranzani 1999 (live). Dynamic CDS 247/1-2. HGV
8.554173: Bläserserenaden
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CD DES MONATS weitere NEUHEITEN im April: Brahms: Klaviermusik für vier Hände, Vol. 6 Sinfonie Nr. 1, Triumphlied NX 8.554119 Creston: Sinfonien Nr. 1-3 National Symph. Orch., Theodore Kuchar NX 8.559034 EARLY MUSIC At the Sign of the Crumhorn: Flämische Lieder & Tänze von Tilman Susato Convivum Musicum Gothenburgense NX 8.554425 EARLY MUSIC Early Venetian Lute Music: C. Wilson/S. Rumsey, Laute NX 8.553694 EARLY MUSIC Elizabethan Songs & Consort Music: Byrd, Tallis, Tavener u.a. Rose Consort/C. King, Mezzosopran NX 8.554248
Liebhaber Alter Musik schätzen das Label Dorian wegen des Dorian-Wettbewerbs, der Sensationen wie das Vokalensemble Concord zu Tage fördert. „The Victory of Santiago“ (DOR 90274) zeigt, dass die Truppe den Großen der Branche kaum nachsteht. Das Baltimore Consort veröffentlichte mit „The Ladyes Delight“ mitreißende elisabethanische Unterhaltungsmusik (DOR 90252) , während den Les Witches bei „Fortune my Foe“ (DOR 93182) der rechte Drive fehlt. Zum Einstampfen aber empfiehlt sich „Archguitar Renaissance“ (DOR 93178), das Peter Blanchette als The Virtual Consort allein einspielte. Mehrspuraufnahmen, Fadings und Background-Gesänge sind Sünden, die man gar nicht hart genug bestrafen PA kann.
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Aschenputtel kennt fast jedes Kind, doch die französische Version Cendrillon des in Vergessenheit geratenen Nicolo Isouard ist eine ausgesprochene Wiederentdeckung. Die 1810 in Paris uraufgeführte opéra comique des gebürtigen Maltesers feierte einst große Erfolge. Die Live-Aufnahme (Moskau 1998) mit dem Ensemble XXI Moscow, dirigiert von Richard Bonynge, wird als Weltpremiere präsentiert. Zusammen mit vielversprechenden jungen Sängerinnen und Sängern (Shilova, Lee, Sjölander, Doroshkin, Herman, Plankin, Andryanov) arbeitet Bonynge Eleganz und Charme dieser aparten Oper geschmackssicher heraus. Eine erfreuliche Ausgrabung! Nicolo Isouard: Cendrillon. Ensemble XXI Moscow: Richard Bonynge 1998 (live). Olympia OCD 661. HGV
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Elgar/Payne: Sinfonie Nr. 3 Bournemouth Symph. Orch. NX 8.554719 Haydn: Sinfonien Nr. 66, 67 & 68 Nicolaus Esterházy Sinf., Béla Drahos NX 8.554406 Lully: Große Motetten, Vol. 2 Le Concert Spirituel, Hervé Niquet NX 8.554398 W. A. Mozart: Vesperae Solennes Colleg. Instr. Brugense/Cap. Brugensis NX 8.554158 Nielsen: Streichquartette Vol. 2 Oslo String Quartet NX 8.553908 Pachelbel: Orgelwerke, Vol. 1 Wolfgang Rübsam, Holzhey-Orgel Weissenau NX 8.554380 Scriabin: Preludes, Vol. 1 Evgeny Zarafiants NX 8.553997 Soler: Sonaten für Cembalo Gilbert Rowland NX 8.554565 Thalberg: Klavierkonzert f-moll F. Nicolosi/Razumovsky Symph. Orch. NX 8.553701 Rachmaninoff, Tschaikowsky, Taneyev u.a.: Romantische Musik f. Cello & Orchester NX 8.554381 Hindemith, Barber, Larsson u.a.: Bläserquintette des 20. Jahrhunderts NX 8.553851 Intermezzo: Orchesterstücke aus „Notre Dame“, „Cavalleria Rusticana“, „La Traviata“, „Carmen“ u.a. NX 8.554703
in Klassik weltweit führend* CDs und den neuen Katalog 2000 erhalten Sie im Handel, den Katalog auch direkt von: NAXOS DEUTSCHLAND GmbH Abt. N28, Wienburgstr. 171a, 48147 Münster e-mail: info@naxos.de *in Repertoire und Anzahl der Neuerscheinungen
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CD-Rezensionen
Klavier solo Ausgezeich
nds größtes - Deutschla Crescendo
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Impressum Labels, die heutzutage mit Klavier-CDs auffallen wollen, müssen schon abseits des Mainstreams nach Neuem suchen. Oder das gängige Repertoire so verpacken, dass der Endverbraucher den Eindruck erhält, hier würde das Rad neu erfunden. Spezialisiert auf derlei PR hat sich in den letzten Jahren Sony. Sicher: Wenn es eines Beweises bedarf, dass man Bach auch auf dem Konzertflügel spielen kann, dann hat Murray Perahia ihn längst erbracht. Seine Bach-Aufnahmen sind immer wieder so phänomenal wie überraschend – selbst eingefleischte Cembalo-Fans können sich diesem Bann nicht entziehen. Der neueste Streich des Pianisten, „Songs without words“, verbindet eindrucksvoll, was eigentlich nicht zusammengehört. Doch wie Perahia die Busoni-Bearbeitungen Bach’scher Choräle mit seiner tiefsinnigen Deutung von Mendelssohns Liedern ohne Worte verknüpft, das verdient Beachtung. Da macht es Spaß, das schon tausendmal Gehörte zum 1001. Mal unter den Laser zu schieben.
Quervergleiche lassen auch zwei Chopin-Aufnahmen zu: Die drei Nocturnes op. 9 finden sich sowohl auf Elza Kolodins Nocturnes-CD bei Ars Musici (AM 1261-2) und JeanYves Thibaudets „Best of Chopin”-Recital bei Decca (466-357-2). Die Entscheidung wird zur Geschmackssache: Thibaudet findet den träumerischen Ton besser, Kolodin ist der technisch brillantere Pianist. Die vier „Bonus Tracks” der Decca-CD verblüffen: Thibaudet wechselt hier vom modernen Konzertflügel an jenes Broadwood-Klavier, das Chopin für seine Konzerte 1848 in England nutzte. Eine nette Geste, die zeigt, dass diese Virtuosen-Musik längst nicht so brachial klang, wie sie heute gewöhnlich gespielt wird. Nur fragt man sich: Warum wurde nicht die gesamte CD auf dem historischen Instrument eingespielt?
(SK 66511).
Einem Dauerbrenner widmet sich Michael Korstick auf seiner neuesten CD. Mussorgskys Bilder einer Ausstellung gedeihen unter seinen Händen zu einem beeindruckenden Katalog einer imaginären Ausstellung. Neckisch führt die Promenade von Bild zu Bild, mit gewichtigem Tastendonner vertreibt schließlich Das große Tor von Kiew die Besucher aus der Galerie – die nächste Gruppe wartet schon, um Victor Hartmanns Bilder vom Gnomus, dem alten Schloss und den Marktweibern in Limoges zu bestaunen.
Konkurrenz auf höchster Ebene machen sich zwei russische Pianistinnen mit Einspielungen der querstehenden Etüden op. 11 des russischen Visionärs Alexander Skrjabin: Elena Kuschnerova bei Ars Musici (AM 1259-2) und Anna Gourari bei Koch (3-1431-2) . Der jüngeren Gourari gebührt dabei die Krone, nicht nur weil sie so sinnlich träumend von CDCover schaut. Sie wagt sich weiter hinein in die pianistischen Abgründe, die sich hinter den Noten auftun. Wo Kuschnerova brav an der Oberfläche bleibt und die Technik als Selbstzweck offenbart, hat ihre Kollegin den Preludes mit viel Eigensinnigkeit bereits eine individuelle Note verpasst.
(Ars Musici AM 1251-2).
Hätten die großen Plattenfirmen doch einmal den Mut des spanischen Labels „la ma de guido“. Dort spielte Hisako Hiseki den Zyklus Goyescas von Enric Granados ein (LMG 2031) . Granados Charakterstücke sind Musiken, die es lohnen, dem Vergessen entrissen zu werden. Leider präsentiert die Aufnahmetechnik die Pianistin derart knallig im Vordergrund, dass das Hören beinahe weh tut. Etwas mehr Tiefenschärfe – die Produktion wäre perfekt. Abseits ausgetretener Pfade wagte man sich auch bei Ars Musici mit einer Platte, auf der Alexandra Oehler Werke der vergessenen venezolanischen Komponistin Teresa Carre˜no präsentiert. Die französisch beeinflussten Stücke sind allesamt von solcher Tiefsinnigkeit, gleichermaßen aber auch von blühender Farbigkeit, dass man sich fragt, warum vor Oehler niemand auf Carre˜no gestoßen ist. Nach einer Aufsehen erregenden CD mit Musik von Edward MacDowell gebührt der jungen Pianistin nun die Ehre, ein besonderes Gespür für unentdecktes Neuland zu haben. (AM 1258-2). Das komplette Klavierwerk von Richard Strauss füllt gerade mal eine einzige CD. Stefan Vladar nahm sich der Kompositionen an: Den Klavierstücken op. 3 mit einer neckischen Deutung ebenso wie der bedeutungsschweren Sonate op. 5 und den impressionistisch beeinflussten Stimmungsbildern op. 9. Zwar verdeckt Vladar mit kräftigem Pedalgebrauch mitunter, dass die perlenden Stücke technisch gesehen richtig schwer sind. Doch allein um die unverständlicherweise oft übersehene Lücke im Repertoire zu schließen, war diese Produktion bitter nötig. (Koch 3-6530-2).
PA
Wenn Sie mal wieder Ihre Nachbarn sehen wollen, sollten Sie Musik von Jón Leifs auflegen. Da wackeln die Wände! Der Isländer Leifs (1899 – 1968) ist einer der interessantesten Komponisten außerhalb des gängigen Gesichtskreises. Ausgebildet in Leipzig, entwickelte er seine eigene Tonsprache aus der isländischen Volksmusik. Ungewöhnliche Besetzungen und Naturschilderungen (z. B. des großen Wasserfalls Dettifoss oder des Vulkanausbruchs Hekla – mit 19 Schlagzeugern!) prägen sein Oeuvre. Gewaltige, im wahrsten Sinne des Wortes mitreißende Musik mit immer wieder lyrischen Momenten, engagiert gespielt vom Isländischen Symphonieorchester unter dem Chinesen En Shao. Jón Leifs: Dettifoss u. a. Isländ. Symph. Orch.: En Shao. BIS 930. Hekla u. a. BIS 1030. (Die jüngsten Ausgaben der Leifs-Reihe) AC
Der eher als Opernkomponist bekannte Lotti schuf ein Requiem, deren Farbigkeit und Ausdruckskraft verblüfft. Lotti fährt alles auf, was an expressiven Mitteln zur Verfügung stand: musikalische Textausdeutungen, komplexe Imitatorik und raffinierte Instrumentationskunst. Hengelbrock setzt bei der Ersteinspielung dieses Werks auf einen weichen, unaufdringlichen Chor- und Orchesterklang in historischer Aufführungspraxis, der an Homogenität und Wohlklang kaum zu übertreffen ist. Zu diesem Eindruck trägt ebenso bei, dass die solistischen Gesangspassagen wie selbstverständlich und erstklassig von Chormitgliedern vorgetragen werden. Antonio Lotti: Requiem, Credo, Miserere. Baltasar-Neumann-Chor und -Ensemble: Thomas Hengelbrock 1999. Deutsche Harmonia Mundi 05472 77507 2. MK
Verlag: Port Media GmbH, Waldgartenstr. 40, 81377 München Fon: 0 89 / 74 15 09 - 0, Fax: -11 e-mail: info@portmedia.de www.portmedia.de Herausgeber: Winfried Hanuschik, e-mail: hanuschik@portmedia.de Chefredakteur: Dr. Arnt Cobbers (verantwortlich), e-mail: cobbers@portmedia.de Redaktion: Stefan Kern, Jasper Tautz Erdmannstr. 6, 10827 Berlin Fon: 0 30 / 7 84 82 07 Fax: 0 30 / 78 70 82 09 e-mail: crescendo@portmedia.de Weitere Mitarbeiter: Alexander Ross (Reporter), Peer Andersen, Gerhart Asche, Julian Azar, KlausMartin Bresgott, Dr. Martin Essinger, Dr. Rolf Fath, Jürgen Gauert, Björn Heile, Prof. Dr. Clemens A. Heusch, Sandro Hügi, Guido Johannes Joerg, Markus Kettner, Bernd Kima, Horst Köpke, Aldo Lindhorst, Nike Luber, Gert Ludwig, Jens Mail, Heiner Milberg, Klaus Pietschmann, Katrin Pommer, Dr. Tom Reinhold, Peter Sarkar, Johanna Scriba, Carlos Maria Solare, Peter Spiel, Ingo Tautz, Werner Veith, Prof. Dr. Dr. Heinz-Günter Vester, Stefan Voges, Dietholf Zerweck. Anzeigenverwaltung: Andrea Toth (verantwortlich) Fon: 0 89 /74 15 09-10 e-mail: toth@portmedia.de Anschrift s. Verlag Verlagsrepräsentanten: Region Nord: Rüdiger Kurtz, Fon: 0 40 / 460 48-37, Fax: -82, e-mail: kurtzcom@t-online.de Region Mitte: Horst Kibbel, Fon: 0 61 87/ 30 81, Fax: 061 87/ 30 83, e-mail: kibbel@mediamen.de Region Süd: Stefan Müller, Fon: 0 91 22 / 98 525-7, Fax: -5 e-mail: smueller@mediamen.de z.Zt. gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 2 vom 01. 09. 1999 Layout & Graphik: Hauke Gosau (verantwortlich) e-mail: gosau@portmedia.de, Claudia Homér e-mail: homer@portmedia.de Peer Zillmann e-mail: zillmann@portmedia.de Druck: Oberndorfer Druckerei GmbH Mittergöming 12, A-5110 Oberndorf Erscheinungsweise: rescendo erscheint sechsmal jährlich und liegt kostenlos in Opern- und Konzerthäusern, Vorverkaufsstellen und Musikfachgeschäften aus. Copyright für alle Beiträge bei Port Media GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftl. Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Angabe der Beteiligungsverhältnisse gemäß Art. 2 DVBayPrG: Gesellschafter der Port Media GmbH: 100 % Winfried Hanuschik (Werbekaufmann), München Abonnement-Preis: DM 24,– p. Jahr inkl. 7 % Mwst., Kündigung 6 Wo. zum Ende d. Kalenderjahres Verbreitete Auflage: 100.770 (IVW geprüft, IV/99) ISSN: 1436-5529
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Symphonische
Ausgezeich Crescendo
Von Mahlers Symphonien hat die 7. die geringste Verbreitung gefunden. Vielleicht weil die Marschrhythmen leicht monoton wirken, wenn nicht die Aufmerksamkeit auf die feinen melodischen Veränderungen und den Reichtum an Klangfarben gerichtet wird. Bekanntlich schreibt Mahler alle Akzente, Stärkegrade und Temponuancen exakt vor. Yoel Levi buchstabiert sie genau aus – und schafft es doch nicht ganz, das symphonische Drama überzeugend darzustellen. Michael Tilson Thomas gestaltet viel souveräner, z. B. durch noch flexibleren Umgang mit dem Tempo. Alles wirkt schlüssig; zwischen dem Dirigenten und dem Orchester scheint volle Übereinstimmung zu bestehen. Gustav Mahler: Symphonie Nr. 7 e-moll. London Symph. Orch.: Michael Tilson Thomas. BMG/RCA 63510-2. Atlanta Symph. Orch.: Yoel Levi. Telarc 80514. PSa
nds größtes - Deutschla
net!
gazin KlassikMa
Wollen Sie einen JazzFreund zur Klassik bekehren, dann schenken Sie ihm diese Platte: Wenn die barocken „Bassisten“ den ostinaten, also permanent wiederholten Bass in Bertalis Chiacona so swingend gespielt haben wie Aloysia Assenbaum und Lars Ulrik Mortensen an Orgel und Cembalo, wird es keinen der gepuderten Herren und reifberockten Damen auf den Plätzen gehalten haben. Und Geiger John Holloway lässt die Cantilenen der ausgeschriebenen Solovariationen schweben und virtuos perlen, als hätte er sie gerade improvisiert. Auch die zeittypisch abwechslungsreichen Sonaten des Wiener Hofkapellmeisters Schmelzers spielen die drei einfühlsam, engagiert und klangschön. Johann Heinrich Schmelzer: Sonatae unarum fidium; Antonio Bertali: Chiacona; Anonymus: Sonate. Holloway, Assenbaum, Mortensen 1997. ECM 1668. AC
Vom ersten Moment an ist man gefangen in einer fremdartigen Welt, in der vertraute Paradigmen italienischer Mörderopern mit dem klassischen Duell Sopran gegen Tenor nicht mehr greifen. Frei nach Berti Vogts ist der Star das riesenhafte Ensemble. Prokofjews Musik besitzt kaum Ruhepunkte, sie drängt unerbittlich unarios und nervös vorwärts. Dostojewskis textliche Dialogform wird musikalisch konsequent abgebildet. Das gesprochene Wort steht unmissverständlich im Vordergrund. Atmosphärische Dichte der Situation und deren Weiterentwicklung dominieren. Oper für Russen, Fortgeschrittene und andere Neugierige – allemal besser als die vierte Traviata im Schrank.
Mit der späten Veröffentlichung des Live-Mitschnitts von 1988 ist ein erstaunlich frischer Friedenstag zu begrüßen. Temperamentvoll hat Wolfgang Sawallisch dem sperrigen Werk dramatische wie schwelgerische Töne abgerungen. Dabei konnte der damalige Münchner Opernchef auf eine hochkarätige Solistenschar bauen, mit Prominenz selbst bis in die kleinen Partien. Auf dem Höhepunkt baritonaler Viriliät Bernd Weikl in der Rolle des Kommandanten. In der weiblichen Hauptrolle die 1999 viel zu jung verstorbene Sabine Hass als repräsentative Strauss-Heroine. Wenn vielleicht auch keine Rückeroberung fürs Repertoire, so doch eine Bereicherung für den Strauss-Sammler.
Sergej Prokofjew: Der Spieler. Galuzin, Kazarnovskaya, Kirow-Chor u. Orchester: Valery Gergiev 1999. Philips 454 559-2. PSp
Richard Strauss: Friedenstag. Weikl, Hass. Chor der Bayer. Staatsoper, Chor u. Symphonieorchester des BR: Wolfgang Sawallisch 1988 (live). EMI 5 56850-2. HGV
Jeder kennt seinen Zauberlehrling, doch die wenigen weiteren Werke des überaus selbstkritischen Paul Dukas, der einen Großteil seines Schaffens den Flammen überantwortete, werden kaum noch aufgeführt. Sehr zu Unrecht, wie Jesús López-Cobos mit seiner Einspielung der schwungvollen C-Dur-Symphonie und der impressionistischen symphonischen Dichtung La Peri beweist. (Telarc 80515).
Auch Dvo˘r áks Schwiegersohn Josef Suk verdiente, über die Grenzen seiner Heimat hinaus bekannt zu sein. Charles Mackerras stellt uns mit dem Sommermärchen nicht nur eines von Suks symphonischen Hauptwerken vor. Noch hörenswerter ist die Zugabe, das Fantastische Scherzo, das sich jeder, der sich für Dvo˘rák oder Tschaikowsky begeistert, anhören sollte. (Decca 466 443-2).
TR
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(cpo 999 568-2).
Auch Franz Schreker (1878 – 1934) ist ein schmählich Missachteter. Peter Gülke und das Kölner RSO haben nun zwei Werke eingespielt, mit denen der junge Wiener Komponist seine eigene Position zwischen Brahms und Bruckner markierte: die amoll-Symphonie op. 1 und der Psalm 116 op. 6. Hinzu tritt das letzte Werk, das musikalisch facettenreiche, textlich arg schwülstige Melodram Das Weib des Intaphernes mit Gert Westphal als Sprecher. (Capriccio 10 850).
Dimitri Schostakowitschs frech-verspielte Klavierkonzerte gehören zu den Genrehöhepunkten dieses Jahrhunderts. Yefim Bronfman sorgt mit glockenartigem Anschlag für Transparenz, Esa-Pekka Salonen lässt die Los Angeleser Symphoniker schmissig und – wo nötig – sentimental begleiten. Sehr gelungen.
Musikwerke mit eingesprochenem Text können dem Hörer schnell auf die Nerven gehen. Reizt Poulencs Babar, der kleine Elefant noch durch eine spritzige Geschichte, wird Debussys Spielzeugschachtel durch die statische Handlung schnell ermüdend, trotz des engagiert aufspielenden Kölner Rundfunkorchesters unter Alfred Walter.
(Sony 60677).
(Capriccio 10 827).
Wer Sacre und Feuervogel von Strawinsky schätzt, muss noch lange nicht zu dessen Symphonien greifen, die ohnehin mit symphonischer Form wenig zu tun haben. Pierre Boulez und die Berliner Philharmoniker zeigen sich von ihrer besseren Seite, ohne dass mich die Werke sonderlich hätten bewegen können.
Peter Ustinov, virtuoser Stimmkomödiant, hat zu Camille Saint-Saens’ Karneval der Tiere kurze, witzig-treffende Verbindungstexte geschrieben, die er selbst zum Besten gibt, gemeinsam mit dem Münchener Kammerorchester unter Karl Anton Rickenbacher und dem Klavierduo Paratore. Als Zugabe erklingt Musik pur mit Eugene d’Alberts Aschenputtel-Suite.
Der Litauer Maximilian Steinberg schrieb Sinfonik, die in seinem Geburtsjahr 1883 zeitgemäß, bei seinem Tod 1946 jedoch hoffnungslos konservativ war. Das hat dem langjährigen Direktor des Konservatoriums in Leningrad einen gewichtigen Platz in der Musikgeschichte verwehrt. Freunde der russischen Romantik können sich jedoch uneingeschränkt freuen über die Ersteinspielung dreier Frühwerke, darunter die Symphonie Nr. 1, mit Göteborgs Symfonikern unter Neeme Järvi. (DG 457 607-2). Der Grieche Nikos Skalkottas (1904 – 1949), lange Jahre Schüler von Schönberg in Berlin, schrieb, zeitweise sogar parallel, tonale, serielle und und nicht-serielle atonale Werke. Das Isländische Symphonieorchester hat nun unter Nikos Christodoulou drei Werke erstmals eingespielt: Die tonale Ballettmusik Die Jungfrau und der Tod, das erste Klavierkonzert in einem ganz eigenen seriellen Stil (Solist Geoffrey Douglas Madge) und die Ouvertüre Concertante.
(Koch 3-6579-2).
(BIS 1014).
(DG 457 616-2).
TR
AUTOREN: Peer Andersen, Julian Azar, Klaus-Martin Bresgott, Arnt Cobbers, Martin Essinger, Björn Heile, Markus Kettner, Gert Ludwig, Jens Mail, Heiner Milberg, Tom Reinhold, Peter Sarkar, Carlos Maria Solare, Peter Spiel, Heinz-Günter Vester
Leif Segerstam spielt gekonnt auf der vollen Klaviatur eines großen Orchesters. Seine 21. Symphonie September, auszuführen ohne Dirigent, klingt nach einem weiter entwickeltem Debussy, der seine gewalttätige Stunde hat. Das Finnische RSO ist den Anstrengungen gewachsen. Konzeptionsloser wirkt die 23. Symphonie, wobei der Titel Überlegungen zu hinterfragten Befragungen Absicht vermuten lässt. (Ondine ODE 928-2). Horst Felsinger, Mitglied der Grazer Philharmoniker, hat mit Dunkles Haar eine tonale Dichtung über die Schlusskapitel aus Karl Mays Winnetou III komponiert. Dem interessanten Stück würde man bessere Interpreten wünschen. Zum Glück kann man den unerträglichen Sprecher wegprogrammieren, die Musik spricht ausreichend für TR sich. (Polyhymnis 2138-2).
Bei cpo pflegt man die Gesamteinspielungen vernachlässigter Komponisten. Neuestes Projekt sind die zwölf Symphonien des Brasilianers Heitor Villa-Lobos (1887 – 1959), die der Amerikaner Carl St. Clair mit dem SWR RSO Stuttgart in den nächsten Jahren aufnehmen will. Die nun vorgelegten Symphonien Nr. 1 und 11 zeugen von vitaler Kraft und einem eigenwilligen, romantisch-impressionistischen Stil ganz ohne folkloristische Beiklänge.
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CD-Rezensionen
Raritäten
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Premieren
Premieren deutscher und einiger benachbarter Opernhäuser
im März und April
(Reihenfolge der Namen: Komponist, Titel, musikalische Leitung, Regie)
Gemeinsam gegen Kälte Bundesweite Schirmherrschaft: Bundespräsident Johannes Rau
Beckmann spielt Cello Sein Celloklang rührt bis tief ins Herz hinein. (Die Welt)
Kayoko Klavier Beethoven
Schubert
Chopin
Fauré
u. a.
31 Benefizkonzerte zugunsten obdachloser Menschen 04.04. 13.04. 30.03. 24.03. 05.03. 20.03. 18.03. 01.04. 13.03. 11.03. 17.03. 22.03. 05.04. 26.03. 19.03. 03.03.
Aachen Berlin Bonn Bremen Delmenhorst Dortmund Duisburg Düsseldorf Erfurt Essen Frankfurt Freiburg Halle Hamburg Hannover Hoyerswerda
Eurogress Philharmonie KMS Bundeskunsthalle, Forum Glocke Kleines Haus Schauspielhaus Mercatorhalle Tonhalle Rathaus, Festsaal Erlöserkirche Paulskirche Historisches Kaufhaus G.F. Händel, Halle Musikhalle Theater am Aegi Schloßsaal
20h 20h 19h 20h 18h 20h 20h 20h 20h 19h 20h 20h 20h 20h 20h 20h
16.03. 06.04. 09.04. 27.03. 28.03. 31.03. 25.03. 02.04. 29.03. 10.03. 15.03. 12.04. 07.04. 09.03. 08.03.
Jülich Kassel Köln Konstanz Krefeld Leipzig Mannheim München Münster Oldenburg Osnabrück Saarbrücken Stuttgart Unna Wuppertal
Zitadelle Schauspielhaus St. Maria im Kapitol Stadttheater Seidenweberhaus Gewandhaus Stadthaus, Bürgersaal Gasteig, Carl-Orff Saal Aula am Aasee Alter Landtag Stadthalle SR Funkhaus Halberg Liederhalle Stadthalle Stadthalle
20h 20h 20h 20h 20h 20h 20h 20h 19h 20h 20h 20h 20h 20h 20h
Kartenvorverkauf an allen Vorverkaufsstellen und Ticketline 0180 55 700 Infotelefon: 0211- 6000 68 14
www.gemeinsam-gegen-kaelte.de Beirat: Bundespräsident a. D. Dr. Richard von Weizsäcker; Arbeitskreis evangelischer Unternehmer, Bund katholischer Unternehmer; Deutscher Caritas Verband; DGB Bundesvorstand; Diakonisches Werk der EKD
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110 99 66 Commerzbank BLZ 300 400 00
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01. 03. Gelsenkirchen: Heavy Music – Cool Love 2000 (Ballett) 02. 03. Dessau: Weill, Der Kuhhandel, Hanell, Felsenstein. Kurt Weills einzige Operette als ein Höhepunkt des Kurt-Weill-Fests 02. 03. Freiburg: Poulenc, Dialogues des carmelites, Schrottner, Pilavachi 02. 03. Krefeld: Lehár, Die lustige Witwe, Duryea, Vielstich (Übernahme aus Mönchengladbach) 02. 03. Nürnberg: Künneke, Der Vetter aus Dingsda, Paetzold, Kiemle 02. 03. Osnabrück: Zöllig, Stadt.Stolper.Steine (Tanztheater) 02. 03. Stralsund: Offenbach, Häuptling Abendwind, Funk, Sehmsdorf 02. 03. Würzburg: Wagner/Mahler/Schröder, Schließe Deine Li(e)der, Seers, M. u. S. Schröder (Ballettabend) 03. 03. Rostock: Lloyd Webber, Evita, Plangg, Wolf (Musical) 03. 03. Linz: Abraham, Die Blume von Hawaii, Renne, Palm 04. 03. Döbeln: Lortzing, Hans Sachs (Übernahme aus Freiberg) 04. 03. Görlitz: Dvo˘rák, Rusalka, Escher, Arauner 04. 03. Hof: Rossini, Der Barbier von Sevilla, Berg/Pointner, Donath 04. 03. Koblenz: Beatles/Taylor, Yellow Dreams of Submarines, Taylor. Tanzstück nach dem Beatles-Film 04. 03. Leipzig: Gluck, Orfeo ed Euridice, Bolton, Breth 04. 03. Lüneburg: Smetana, Die verkaufte Braut 04. 03. Oldenburg: Pauls, Tanzabend 2, Pauls (Kleines Haus) 04. 03. Radebeul: Feistel, Das Gespenst von Canterville, Feistel (Ballett zu Musik vom Band) 04. 03. Stralsund: Schönberg, Verklärte Nacht/Vivaldi, Die vier Jahreszeiten, Herklotz, Dörnen/Fischer (Ballett) 05. 03. Dortmund: Wagner, Tristan und Isolde, Hofstetter, Dew 05. 03. Hamburg: Offenbach, Blaubart, Schwab, Schlüter-Padberg (Koproduktion Opernstudio und Musikhochschule) 05. 03. Kiel: Rossini, Der Barbier von Sevilla, Frank, Oldag 05. 03. Regensburg: Glanert, Joseph Süß, Rumstadt, Groß 08. 03. Greifswald: Offenbach, Häuptling Abendwind, Funk, Sehmsdorf (Tip, Übernahme aus Stralsund) 09. 03. Berlin Neuköllner Oper: Rogers/Hammerstein, Die Trapp-Familie kommt, Kirchberg, Lehmeier (Musical) 09. 03. Mönchengladbach: Gluck, Orpheus und Eurydike, Duryea, Münstermann (Übernahme aus Krefeld) 09. 03. Ulm: UA Marcus-Maria Reißenberger/Andris Plucis, Siegmund Freud, Mandl, Plucis (Ballett) 10. 03. Bielefeld: Tschaikowsky, Anna Karenina, Moull, Lansdale 10. 03. Görlitz: Ashkenasi/Lund, Hexen (Musical) 10. 03. Nordhausen: Verdi, Macbeth, Stangel, Janßen 10. 03. Rostock: UA der Neufassung: Meijering, Kaspar Hauser, Kajdanski (Ballett in der Nikolaikirche) 11. 03. Berlin Staatsoper: Meyerbeer, Robert le diable, Minkowski, Quander 11. 03. Braunschweig: UA Renshaw/Belenguer/Iida, Reflections (Ballett im Kleinen Haus) 11. 03. Bremerhaven: Strauß, Eine Nacht in Venedig 11. 03. Cottbus: Johnson, Riemannoper, Weit, Muck (Kammerbühne) 11. 03. Darmstadt: Eggert/Trommler, Im Sandkasten, Jin, Trommler (Tanztheater im Kleinen Haus) 11. 03. Gießen: Delibes, Coppélia, Galván
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11. 03. Greifswald: Schönberg, Verklärte Nacht/Vivaldi, Die vier Jahreszeiten, Herklotz, Dörnen/Fischer (Ballett; Übernahme aus Stralsund) 11. 03. Magdeburg: Mozart, Die Hochzeit des Figaro, Ehwald, Gramss 11. 03. Nürnberg: UA Stefan Hippe, A Lady Di-es, Gayler, Solfaghari (Tafelhalle) 11. 03. Wien Staatsoper: Beethoven/Tschaikowsky/van Manan/Zanella, Adagio Hammerklavier/Black Cake/Beethoven Opus 73 (Ballett) 11. 03. Wittenberg: Strauß, Wiener Blut 12. 03. Altenburg: Wasserman, Der Mann von La Mancha, Cotta, Janotsch (Übernahme aus Gera) 12. 03. Heidelberg: Benatzky, Im weißen Rössl, Christ, Wedekind 12. 03. Stuttgart: Wagner, Götterdämmerung, Zagrosek, Konwitschny 16. 03. Bonn: UA Klaus Lang, Königin Ök, Zapf, Simon (Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik. Im Rahmen der „Bonn Chance!“) 17. 03. Meiningen: Strauss, Der Rosenkavalier, Petrenko, Münstermann 17. 03. Halberstadt: Blue Notes (Kammertanzabend) 17. 03. Lüttich: Rossini, Il Viaggio a Reims, Zedda, Bourseiller 17. 03. Zwickau: Massenet, Manon 18. 03. Coburg: Lloyd Webber, Evita, Hennig, Platiel (Musical) 18. 03. Darmstadt: Janá˘cek, Die Sache Makropoulos, Watson, Meyer-Oertel 18. 03. Flensburg: Ullmann, Der Kaiser von Atlantis, Saye, Höferl. Eröffnung des Studio- und Experimentiertheaters in Flensburg 18. 03. Hagen: Tschaikowsky, Schwanensee, NN, Rossa (Ballett) 18. 03. Passau: Händel, Rinaldo, Coleman, M. Everding. Erstaufführung der neuen deutschen Fassung 18. 03. Rudolstadt: Egk, Peer Gynt, Weder, Reuscher (Übernahme aus Eisenach) 18. 03. Stuttgart: Benatzky, Im weißen Rössl, Breitfuss/Spohr (Kleines Haus) 18. 03. Wiesbaden: Bizet, Carmen/Ravel, Boléro, Dovico, van Couwenbergh (Ballett) 18. 03. Zürich: Gluck, Orphée et Euridice, Christie, Cavani 19. 03. Augsburg: Hindemith, Neues vom Tage, Leonard, Mittmann 19. 03. Kaiserslautern: UA Magret Wolf, Kirisk (Der Junge und das Meer), Shambadal, Quetes. Nach der Erzählung von Aitmatow 19. 03. München Gärtnerplatz: Thomas, Mignon, Klemm, Engels 19. 03. Trier: Herman, La Cage aux folles, NN, Heiss (Musical) 23. 03. Berlin Neuköllner Oper: Böhmer/Lund nach Wilde, Der glückliche Prinz, Lund (Kinderoper) 24. 03. Mönchengladbach: Batucada/Downes/North, UA Schwaarz/ Reich, Linkens/Magnet, Ballettabend II 24. 03. Würzburg: Spoliansky, Wie werde ich reich und glücklich? Armbrust, Stöcker 25. 03. Aachen: Hindemith, Neues vom Tage, Bulin, Schmitz 25. 03. Braunschweig: Verdi, Aida, Schaller, Wünsch 25. 03. Düsseldorf: Wagner, Der fliegende Holländer, Peskó/Levin, Dresen 25. 03. Freiberg: MacDermot/Ragni/Rado, Hair (Musical) 25. 03. Leipzig: Kylián/North, Symphonie in D/Sinfonietta/Troy Game (Drei Ballette zu Musik vom Band) 25. 03. Radebeul: UA (der Fassung für Streichinstrumente) Siegfried Matthus, Friedrich und Katte, von Brück, Piontek 26. 03. Hannover: Martinu, Griechische Passion, Delfs, Mouchtar-Samorai 26. 03. Saarbrücken: Wagner, Tannhäuser, Henzold, Himmelmann 30. 03. Duisburg: Mendelssohn-Bartholdy, Ein Sommernachtstraum, Denève, Vàmos (Übernahme aus Düsseldorf) 31. 03. Dessau: Herman, Hallo Dolly, Hanell, Gebler (Musical) 31. 03. Detmold: Coleman, Sweet Charity (Musical)
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31. 03. Gera: Lehár, Der Graf von Luxemburg, Cotta, Kross jr. (Übernahme aus Altenburg) 31. 03. Halle: Bizet, Carmen, Weise, Pawlik 31. 03. Lübeck: Rossini, Der Türke in Italien 31. 03. Osnabrück: Sondheim, Sweeney Todd, de Veer, Lachnitt 31. 03. Schwerin: Rossini, Der Türke in Mecklenburg, Törzs, Berger-Gorski. Frei nach Il turco in Italia 31. 03. Straßburg: Donizetti, La fille du régiment, Diederich, Sagi 01. 04. Altenburg: Beethoven, Fidelio, Harris, Kross jr. (Übernahme aus Gera) 01. 04. Bremen: Cilea, Adriana Lecouvreur, Klingele, Rech 01. 04. Dortmund: DE Mark Anthony Turnage, Der Cup, Neely, Nürnberger. Ist Sport die zivile Form des Krieges? Zweite Oper des britischen Komponisten nach Sean O’Casey. 01. 04. Eisenach: Prokofjew, Romeo und Julia (Ballett) 01. 04. Hildesheim: UA Ralf Jaroschinski, Dämonen. Ballett des Hildesheimer Ballettdirektors, inspiriert durch die Motivwelt des Jugendstils. 01. 04. Magdeburg: Kelemen, Bernarda Albas Haus, Libretto von Irene Schneider nach García Lorca (Ballett) 01. 04. Nürnberg: Kurz, Emma Goldmanns Hochzeit, Kurz. Tanzstück mit Klezmer-Musik im Schauspielhaus 01. 04. Quedlinburg: Rossini, Aschenbrödel 01. 04. Ulm: Benatzky, Im weißen Rössl, Mandl, Nigey (Podium) 01. 04. Wuppertal: Ravel, Die spanische Stunde/Bartók, Herzog Blaubarts Burg, Klieme, Mauksch/Karaman 02. 04. Annaberg-Buchholz: Leigh, Der Mann von La Mancha, Schulz, Krug (Musical) 02. 04. Berlin Komische Oper: Puccini, Manon Lescaut, Lü, Schulz
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02. 04. Bonn: Verdi, Rigoletto, Ott, Hilsdorf 02. 04. Stuttgart: Ballettabend III: UA McIntyre, UA Spuck, Prokofjew/Kudela, Désir 02. 04. Zürich: Donizetti, Anna Bolena, Carignani, del Monaco 05. 04. Berlin Staatsoper: Händler, Bernarda Albas Haus, Händler. Ballett nach Federico García Lorca (Musik vom Band, Apollo-Saal) 05. 04. Regensburg: Lortzing, Der Wildschütz, Jung, Günther 07. 04. Bern: Reimann, Troades, Klajner, Cloos 07. 04. Dresden Semperoper: Verdi, Falstaff, Prick, Engelmann 07. 04. Lüttich: Bizet, Carmen, Davin, Pichon 07. 04. Zwickau: UA Breiter/Roznos, Dr. Jekyll und Mr. Hyde (Tanztheater) 08. 04. Berlin Deutsche Oper: DE Mozart, Le Parc, Lang-Lessing, Preljocaj (Ballett) 08. 04. Bielefeld: Offenbach, Hoffmanns Erzählungen, Kuhn, Horres 08. 04. Chemnitz: Wagner, Götterdämmerung, Caetani, Heinicke 08. 04. Döbeln: MacDermot/Ragni/Rado, Hair (Musical; Übern. a. Freiberg) 08. 04. Heidelberg: Heinemann, Hellhörig, Tanzstück nach Musil 08. 04. Koblenz: Porter, Kiss me Kate, Steiner, Wolf (Musical) 08. 04. Krefeld: Puccini, Madama Butterfly, Bramall, Schulin 08. 04. Mannheim: Pintscher, Gesprungene Glocken, Blunier/Ludwig, Simon 08. 04. Münster: Wagner, Siegfried, Humburg, Wyrsch 08. 04. Neustrelitz: Berg, Wozzeck, Weisser, NN 08. 04. St. Gallen: Lotti, Teofane, Goebel, Severin 08. 04. Weimar: Mozart, Die Hochzeit des Figaro, Albrecht, Schulte Michels 08. 04. Würzburg: Massenet, Werther, Seers, Wittig (Übernahme aus Görlitz) 09. 04. Hamburg: Puccini, La Bohème, Chaslin, Tambosi (Koproduktion mit dem Gran Teatro del Liceu Barcelona) 09. 04. Kassel: Strauss, Der Rosenkavalier, Paternostro, Baumgarten
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09. 04. Kiel: Ballettabend, Schmid-Kapfenburg, Thoss 13. 04. Darmstadt: DE Lars Klit, Der letzte Virtuose, Willimczik, NN. Kameroper (Werkstatt) 13. 04. Mannheim: Verdi, Un ballo in maschera, Sommer/Blunier, Schroeter 13. 04. Regensburg: Bach, Johannes-Passion, Rumstadt, Sutherland 14. 04. Dessau: Mozart, Titus, Kalmar, Straßburger (halbszenisch) 14. 04. Gera: UA Ballett der Filmmusiken, Seyffert (Musik vom Band) 14. 04. Kassel: UA Reinhard Karger, Remedia Amoris. Ein Männerkonzert, Karger (Frizz) 14. 04. Landshut: Händel, Rinaldo, Coleman, M. Everding. Erstaufführung der neuen deutschen Fassung (Übernahme aus Passau) 14. 04. Schwerin: Triptychon (Ballett im E-Werk) 15. 04. Chemnitz: Cilea, Adriana Lecouvreur, Caetani (konzertant) 15. 04. Hagen: Siegfried Wagner, Bruder Lustig, Fritzsch, Liedtke-Fritzsch. Vierte Oper des Wagner-Sohnes, 1905 in Hamburg uraufgeführt und seit 1944 von den Spielplänen verschwunden 15. 04. Hof: Eysler, Die goldne Meisterin 15. 04. München Gärtnerplatz: Bach/Reich/Taylor, Goldbergvariationen/ Angels that sing, Taylor (Ballett) 15. 04. Nürnberg: Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg, Auguin, Mehring 15. 04. Saarbrücken: Brahms/Ravel u. a./Bienert, Liebeslieder-Walzer/ Bolero (Ballett in der Alten Feuerwache) 15. 04. Stralsund: Britten, Ein Sommernachtstraum, Wilson, Schrem 16. 04. Berlin Staatsoper: Wagner, Tristan und Isolde, Barenboim, Kupfer 16. 04. Zürich: Prokofjew, Cinderella, Fedoseyev, Spoerli (Ballett) 18. 04. Berlin Staatsoper: Birtwistle, The Sast Supper, Barenboim/Jordan, Duncan (Koproduktion mit der Glyndebourne Festival Opera) 19. 04. Mannheim: Marren/Sweet, Wie wär’s mit Liebe, Wolthuis, May (Musical) 21. 04. Nordhausen: Schtschedrin, Carmen (Ballett)/Zemlinsky, Eine florentinische Tragödie 22. 04. Bremerhaven: Fernando, Tango (Tanztheater) 22. 04. Coburg: Massenet, Manon, Kodama, Häbberli 22. 04. Eisenach: Rossini, Der Barbier von Sevilla 22. 04. Erfurt: Bizet, Carmen 22. 04. Essen: Orff, Carmina Burana, Soltesz, Leslie-Spinks 22. 04. Frankfurt/Main: Hindemith, Cardillac, Seibel, Brieger 22. 04. Freiburg: Händel, Acis and Galatea (in der Bearbeitung von Mozart), Ryan, Heinz 22. 04. Greifswald: Britten, Ein Sommernachtstraum, Wilson, Schrem (Übernahme aus Stralsund) 22. 04. Hildesheim: Menotti, Der Konsul 22. 04. Karlsruhe: Korngold, Die tote Stadt, Sandner, Haag 22. 04. Mainz: Beethoven, Leonore (1806) oder Der Triumph der ehelichen Liebe, Sahler, Nicklisch 22. 04. Mönchengladbach: Wagner, Der fliegende Holländer, Bramall, Pesel (Übernahme aus Krefeld) 22. 04. Oldenburg: Prokofjew, Die Liebe zu den drei Orangen, Seifried, Holdt 22. 04. Wittenberg: Berlin, Annie Get Your Gun, NN, Schneider (Muscial) 23. 04. Karlsruhe: UA Cong Su/Olaf Schmidt, Projekt 2000, NN, Schmidt (Ballett, Kleines Haus) 23. 04. Rheinsberg: Schulz, Die Fée Urgèle, Kluttig, Schönfeldt. Erste Opernproduktion der Musikakademie Rheinsberg, geschrieben 1781/82 vom Rheinsberger Hofkapellmeister nach Voltaire. 27. 04. Ulm: Strauss, Salome, Gähres, Seebach
März/April 2000
11.07.2002
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28. 04. Augsburg: Heckmann/Beck/Elshout/Händler, Private Rooms (Fünfteiliger Ballettabend) 28. 04. Dessau: Bach/Galguera, Messe h-moll, Zettl, Galguera (Ballett) 28. 04. Detmold: Massenet, Werther 28. 04. Duisburg: Offenbach, Orpheus in der Unterwelt, Denève, Richter (Übernahme aus Düsseldorf) 28. 04. Halle: Sullivan, Ananas Polly/Bartók, Der wunderbare Mandarin, Brogli, Rossa (Ballett) 29. 04. Dortmund: Prokofjew, Romeo und Julia, Lin (Ballett) 29. 04. Gießen: Verdi, Attila, Hofstetter, Martin 29. 04. Leipzig: Lloyd Webber, Evita, Hanell, Platiel (Musical, Haus Dreilinden) 29. 04. Magdeburg: Dvo˘rák, Rusalka 29. 04. Wiesbaden: UA Gerhard Stäbler, Cassandracomplex 30. 04. Bonn: Mikulástik, Projekt (Ballett in der Schauspielhalle Beuel) 30. 04. Darmstadt: UA Wolfgang Mitterer, Ka und der Pavian, eine Fahrt mit der goldenen Sonnenbark durch das Reich der Unterwelt, Brochhagen. Szenisches Oratorium 30. 04. Leipzig: UA Luca Lombardi, Dmitri, Fratz, Wand 30. 04. Schwetzingen: UA Wieland Kurz, Gute Miene Böses Spiel, Winterson, Oskarson (Eröffnungspremiere der Schwetzinger Festspiele)
Vorschau: Die Konzertvorschau fällt aus Platzgründen leider aus. Ab dem nächsten Heft haben wir acht Seiten mehr und damit auch genug Platz für eine ausführlichere Konzertvorschau! Im Mittelpunkt der MaiAusgabe steht die Alte Musik. Wir sprechen mit Robert Hill, dem Fachmann für alte Tasteninstrumente, und porträtieren den Rundfunkchor Berlin, der seinen 75. Geburtstag feiert. Außerdem erinnern wir an den Dirigenten Hermann Scherchen und besuchen ein LP-Presswerk.
Wenn Sie wissen wollen, was gespielt wird!
Der rescendo-Spielplanservice leitet gerne Ihre Spielplanwünsche an die aufgeführten Opern- und Konzerthäuser weiter. Einfach ankreuzen und per Post, Fax oder e-mail an den Verlag: Port Media GmbH, Redaktion rescendo-Spielplanservice, Waldgartenstraße 40, 81377 München. Fax: 089/74 15 09 11, e-mail: crescendo@portmedia.de Adresse nicht vergessen! Vorname . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Name . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Festspiele
31. 03. – 16. 04.
06. – 24. 04.
23. – 30. 04.
14. – 19. 03.
25. 04. – 12. 06.
30. 04. – 06. 06.
Straße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Musikfesttage an der Oder in Frankfurt (Oder), Fürstenberg/Oder, Zielona Góra, Gorzow. Symphonische und Kammermusik mit renommierten Gästen, Infos: 03 35/663 88 66. www.ff.shuttle.de/c-ph-e-bach Heidelberger Frühling. Gäste: u. a. Modern String Quartet, Tabea Zimmermann, Alban Gerhardt, Artemis Quartett, Freiburger Barockorchester. Infos: 062 21/58 35 88 Dresdner Opernfestspiele. Glanzstücke aus dem Spielplan der Semperoper auf drei Wochen zusammengefasst. Infos: 03 51/49 11-731 Oster-Festwoche zur Alten Musik Rheinsberg, u. a. J.A.P. Schulz’ Fée Urgèle (Prem. 23. 04.) und Musica Antiqua Köln (24./25. 04.). Infos: 03 39 31/20 59 oder www.Rheinsberg.de 15. Magdeburger Telemann-Festtage. „Telemann und Bach“ mit u. a. Michael Schneider, Kuijken-Quartett, Simon Preston. Höhepunkt am 17. 03.: Telemanns Matthäuspassion. Infos: 03 91/543 02 90 oder telemann.magdeburg.de MusikTriennale Köln: KlangWelt Moderne. Die Musik im 20. Jahrhundert. Klassik und Jazz. Zu Gast u. a. die Wiener, Berliner und Münchner Philharmoniker, das Concertgebouworchester Amersterdam sowie die „Big Five“ der USA: aus Boston, Chicago, Cleveland, New York und Philadelphia. Infos: 02 21/28 01 oder www.MusikTriennaleKoeln.de Schwetzinger Festspiele. Oper: Wieland Kurz’ Gute Miene Böses Spiel (Prem. 30. 04.), Legrenzis La Divisione del Mondo und Thomas Körners Das Märchen nach ewig und drei Tagen. Außerdem hochkarätige Liederabende und Kammermusik im barocken Schloss. Infos: 062 02/20 55 20 oder www.markt-schwetzingen.de/festspiele
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03. – 31. 03.
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Spielplanservice
28-32-Seiten wh20-2-23.50
PLZ/Ort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fax . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e-mail . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ❍ Annaberg-Buchholz: Eduard-von-Winterstein-Theater ❍ Augsburg: Theater Augsburg ❍ Baden-Baden: Festspielhaus und Festspiele ❍ Bautzen: Deutsch-Sorbisches Volkstheater ❍ Bayreuth: Kongress- und Tourismuszentrale ❍ Bergisch Gladbach: Bürgerhaus Bergischer Löwe ❍ Berlin: Deutsche Oper ❍ Berlin: Neuköllner Oper ❍ Bielefeld: Bühnen der Stadt ❍ Bielefeld: Stadthalle ❍ Bocholt: Kulturzentrum ❍ Bonn: Theater der Bundesstadt Bonn ❍ Bottrop: Kulturzentrum ❍ Brandenburg: Brandenburger Theater ❍ Braunschweig: Staatstheater ❍ Bremen: Dt. Kammerphilharmonie ❍ Celle: Schloßtheater ❍ Chemnitz: Städtisches Theater ❍ Coburg: Landestheater ❍ Cottbus: Staatstheater ❍ Dessau: Anhaltisches Theater ❍ Detmold: Landestheater ❍ Dresden: Philharmonie ❍ Dresden: Sächsische Staatsoper ❍ Dresden: Staatsoperette ❍ Düsseldorf: Deutsche Oper am Rhein ❍ Düsseldorf: Tonhalle ❍ Erfurt: Theater Erfurt ❍ Frankfurt/Main: Alte Oper ❍ Frankfurt/Main: Jahrhunderthalle ❍ Frankfurt/Oder: Konzerthalle Carl Philipp Emanuel Bach ❍ Freiberg: Mittelsächsisches Theater ❍ Fürth (Bayern): Stadttheater ❍ Gelsenkirchen: Schillertheater NRW ❍ Gera: Theater Altenburg Gera ❍ Goslar: Odeon Theater ❍ Gotha: Thüringen Philharmonie ❍ Hagen: Theater Hagen ❍ Halberstadt: Nordharzer Städtebundtheater
❍ Halle/Saale: Opernhaus ❍ Hamburg: Staatsoper ❍ Hamburg: Musikhalle ❍ Hameln: Theater Hameln ❍ Hannover: Niedersächsisches Staatstheater ❍ Herne: Kulturamt ❍ Hildesheim: Stadttheater ❍ Kaiserslautern: Pfalztheater ❍ Karlsruhe: Badisches Staatstheater ❍ Kassel: Staatstheater ❍ Kiel: Bühnen der Landeshauptstadt ❍ Koblenz: Theater der Stadt ❍ Köln: Oper der Stadt ❍ Leipzig: Oper ❍ Lippstadt: Stadttheater ❍ Lüdenscheid: Kulturhaus ❍ Ludwigshafen: Theater im Pfalzbau ❍ Magdeburg: Theater der Landeshauptstadt ❍ Mainz: Staatstheater ❍ Mannheim: Nationaltheater ❍ Marburg: Stadthalle ❍ München: Gasteig ❍ München: Prinzregententheater ❍ München: Staatstheater am Gärtnerplatz ❍ Neustrelitz: Landestheater Mecklenburg ❍ Nordhausen: Theater Nordhausen ❍ Paderborn: PaderHalle ❍ Passau: Südostbayerisches Städtetheater ❍ Radebeul bei Dresden: Landesbühnen Sachsen ❍ Regensburg: Theater Regensburg ❍ Rostock: Volkstheater ❍ Rüsselsheim: Stadttheater ❍ Saarbrücken: Saarländisches Staatstheater ❍ Schweinfurt: Theater der Stadt ❍ Solingen: Bergische Symphoniker ❍ Stade: Stadeum ❍ Stuttgart: Stuttgarter Philharmoniker ❍ Trier: Theater der Stadt ❍ Villingen-Schwenningen: Bühnen der Stadt ❍ Weimar: Deutsches NationalTheater ❍ Wilhelmshaven: Landesbühne Niedersachsen ❍ Witten: Städtischer Saalbau ❍ Wittenberg: Mitteldeutsches Landestheater ❍ Worms: Städtisches Spiel- u. Festhaus ❍ Wuppertal: Stadthalle ❍ Zwickau: Theater Zwickau