3. Jahrgang · Ausgabe 5 · Oktober/November 2000 · für Sie gratis Alle zwei Monate kostenlos in allen großen deutschen Opern- und Konzerthäusern und im Fachhandel.
Das KlassikMagazin
„Die Hauptsache ist, man macht etwas
Innovatives“ Musiker überwinden Grenzen: Das Jeunesses Musicales Weltorchester
Männer mit Visionen: • René Jacobs
Nur hier:
Alle Opernpremieren im Oktober und November
• Oskar Sala • Karlheinz Stockhausen im Gespräch
Mit Sonderteil CLASS-Aktuell
Oktober/ November 2000
Liebe
Vermischtes
Leserin, lieber Leser! Eine neue Spielzeit liegt vor uns. Mit vielen Standards – Mozart, Puccini, Strauss, Wagner und der immer wieder gleichen Handvoll Operetten. Natürlich müssen die Klassiker gespielt werden, damit sie im Bewusstsein des Publikums präsent bleiben. Natürlich ist es richtig, diese Stücke, die zu Recht den eisernen Kern des Repertoires ausmachen, immer wieder musikalisch und szenisch neu zu befragen. Selbstverständlich soll Musiktheater auch unterhalten, und da hat sich nun mal ein Grundstock bewährter Werke herauskristallisiert. Und ebenso legitim ist das Schielen der Programmmacher auf volle Häuser und klingelnde Kassen – was mit bestimmten Stücken erfahrungsgemäß nicht besser, aber risikoloser geht als mit Unbekanntem, gar Modernem. Dennoch: Ohne stetige Erweiterung des Repertoires, ohne Expeditionen an die Ränder der Musikgeschichte kann die Oper nicht überleben – und
Der Barockspezialist René Jacobs im Gespräch
des Rundfunkchors Leipzig, von 1975 bis 1989 Direktor der Berliner Singakademie und ab 1982 gleichzeitig Chefdirigent des Rundfunkchors Berlin, starb am 7. September in Berlin im Alter von 71 Jahren. Oscar Shumsky, einer der großen Geiger seiner Generation, der als Achtjähriger mit dem Philadelphia Orchestra unter Stokowski debütierte, später in Toscaninis NBC Symphony Orchestra spielte, Primarius des Primrose Quartetts war, als Solist bei allen großen Orchestern der USA, aber nur selten in Europa gastierte und unter anderem in New York und Philadelphia unterrichtete, starb am 31. Juli im Alter von 83 Jahren.
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Interview
seien die Klassiker auch noch so handwerklich und künstlerisch genial dargeboten. Wir stellen Ihnen drei Musiker vor, die das Repertoire in ganz unterschiedliche Richtungen zu erweitern versuchen. René Jacobs war maßgeblich an der Wiederentdeckung der Barockoper beteiligt. Karlheinz Stockhausen ist, seit er begonnen hat zu komponieren, auf dem Weg zu immer neuen Ufern. Und Oskar Sala hat sein langes künstlerisches Leben einem ungewöhnlichen Instrument, dem Trautonium, gewidmet.
„Der Mensch der Zukunft wird ein Sänger sein“ Ein Gespräch mit Karlheinz Stockhausen
Der Elektronik-Pionier Oskar Sala
Die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik
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Die Salzburger Festspiele
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Die Tiroler Festspiele Erl Die Bregenzer Festspiele
Spohrs Zemire und Azor in Neuburg Die Festspiele in Baden-Baden Das Mozartfest Würzburg Die Händelfestspiele in Göttingen
Ihr
Die Händelfestspiele in Halle
Chefredakteur
Das Rossini-Festival in Bad Wildbad
Das Lübecker Kammermusikfest ■ Otto Wiener, zunächst Konzert- und Orato-
riensänger, ab Mitte der fünfziger Jahre Heldenbariton vor allem in den Opern Wagners, seit 1957 Mitglied der Staatsoper Wien und zeitweilig auch der Bayerischen Staatsoper München, an allen großen Häusern zu Gast und seit seinem Rücktritt von der Bühne 1976 Leiter des Nachwuchsstudios der Wiener Staatsoper, starb am 12. August in seiner Heimatstadt Wien im Alter von 89 Jahren.
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Der Festspielsommer
Die Gustav-Mahler-Festwochen in Toblach
Ohne Mut zum Neuen geht es nicht! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns eine schöne, anregende Spielzeit und viel Vergnügen mit dem neuen Crescendo!
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Porträt Der die Vögel schreien ließ
Die Schlossfestspiele in Schwerin
■ Dietrich Knothe, von 1953 bis 1962 Leiter
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Interview Vorwärts in die Vergangenheit
Das Putbus Festival auf Rügen
In memoriam ■ Lilie Claus-Dostal, eine der führenden Koloratursopranistinnen ihrer Zeit, die vor allem in den Werken ihres Mannes, des Operettenkomponisten Nico Dostal, bekannt wurde und sich 1943 zu Gunsten ihrer Familie von der Bühne zurückzog, starb am 20. August im Alter von 95 Jahren.
Foto-TS: Oper Straßbourg
Inhalt
Die Kölner MusikTriennale
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Premierenspiegel Tristan in Karlsruhe
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Götterdämmerung in Mannheim
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Hoffmanns Erzählungen in Stuttgart Die lustige Witwe an der Komischen Oper Berlin Das schlaue Füchslein an der Deutschen Oper Berlin Young.euro.classic in Berlin
■ Attila Balogh, in Budapest geborener Bratscher und Dirigent, zeitweilig Mitglied des Berliner Philharmonischen Orchesters, des Bayerischen Rundfunkorchesters und des Berliner Amati-Ensembles, nach einem Unfall vor 20 Jahren nur noch als Dirigent tätig, starb mit 65 Jahren am 11. August in München.
Der Rosenkavalier in Kassel
■ Franco Donatoni, einer der wichtigsten ita-
Das Jeunesses Musicales Weltorchester
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lienischen Komponisten und vor allem als Kompositionslehrer (seit 1978 in Rom) sehr einflussreich, starb am 17. August im Alter von 73 Jahren.
CD-Rezensionen
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Oktober/November 2000
Die Sache Makropulos in Köln und Düsseldorf Kleider machen Leute in Osnabrück, Alcina in Oldenburg
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Così fan tutte in Frankfurt
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Das Crescendo-Rätsel
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Orchesterporträt
Wiederentdeckt Großer Name der Operette Der Dirigent Franz Marszalek
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Buchkritik
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Premierenvorschau Oktober/November
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Vermischtes
Neuigkeiten aus der weiten Welt der Klassik Der international renommierte Knabenchor Hannover feiert seinen 50. Geburtstag. Der von Heinz Hennig gegründete und bis heute geleitete Chor, dem rund 240 aktive Sänger aus Hannover und Umgebung angehören, hat zahlreiche Wettbewerbe und Schallplattenpreise gewonnen. Zu den Höhepunkten zählen die Aufnahmen sämtlicher Bach-Kantaten unter Gustav Leonhardt von 1973 bis 1989 sowie der Buxtehude-Kantaten unter Ton Koopman. Zum Jubiläum ist eine große Festschrift von Burkhard Wetekam, „Der Knabenchor Hannover“, im Verlag der Buchdruckwerkstätten Hannover erschienen.
genannten Papierspaltverfahren restauriert werden. Zwar erwies sich die Sponsorensuche des „Vereins der Freunde der Staatsbibliothek“ als erfolgreich, unter anderem spendete die BASF AG 100.000 Mark, doch es bleibt viel zu tun. Sponsoren und Spender können nun auch eine Patenschaft für die Rettung einzelner Werke übernehmen. Je nach Papierzustand liegen die Kosten zwischen einigen Tausend Mark für eine Kantate und einer Viertelmillion Mark für die Restaurierung der Johannes-Passion. Weitere Informationen sind unter Tel. 0 30/2 66 12 73 oder Fax 0 30/2 66 17 21 erhältlich.
Ebenfalls auf ein 50-jähriges Bestehen kann die Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin zurückblicken. Die renommierte Schule in BerlinMitte, an der unter anderen David Geringas, Boris Pergamenschikow, Christoph Poppen und Kim Kashkashian als Vollzeit-Professoren unterrichten, feiert mit einer Festwoche vom 31. Oktober bis 6. November 2000.
■ Neu im Amt: Seit Beginn der Spielzeit leitet Marc Adam als Generalintendant das Theater Lübeck. Der gebürtige Straßburger war von 1990 bis 1998 Generalindentant der Oper in Rouen/Frankreich.
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■ Der von der Deutschen Phono-Akademie vergebene ECHO Klassik wird am 22. Oktober erstmals in Berlin verliehen, im Rahmen einer live vom ZDF übertragenen Gala im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Unter den Preisträgern in 20 Kategorien sind Marcello Alvarez, Daniel Barenboim, Anna Gourari, Ulrich Herkenhoff, Kennedy, Magdalena Ko˘z ena, Yo-Yo Ma, Sabine Meyer, Anne Sofie von Otter, Christian Zacharias, das Alban Berg Quartett, The Clerk’s Group, The English Baroque Soloists sowie Dietrich Fischer-Dieskau, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird.
Peter Eötvös, einer der führenden Köpfe der modernen Musik, erhielt in München den mit 30.000 Mark dotierten Preis der Christoph- und StephanKaske-Stiftung. Der ungarische Pianist und Dirigent, lange Jahre Mitstreiter von Karlheinz Stockhausen in Köln und später Leiter des Pariser Ensembles InterContemporain, war zuletzt mit der Tschechow-Oper Drei Schwestern auch als Komponist sehr erfolgreich.
Foto: creativ collection
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■ Retten Sie Ihre Lieblingskantate! Wie bereits berichtet, sind viele Notenhandschriften Johann Sebastian Bachs, die sich zu 80 Prozent im Besitz der Berliner Staatsbibliothek befinden, akut vom Tintenfraß bedroht. Nun ist die Rettungsaktion angelaufen, die ersten der rund 8.000 Berliner Notenblätter konnten bereits erfolgreich mit dem so
Als Spielleiter des Musiktheaters hat der 32jährige Regisseur Daniel Herzog am Staatstheater Darmstadt begonnen.
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Es ist vollbracht: Die Edition Bachakademie, die Gesamteinspielung der Werke Johann Sebastian Bachs unter der Gesamtleitung Helmuth Rillings, ist mit der Veröffentlichung der CD Nr. 172 komplett! Rund 180 Stunden Bach in durchweg hervorragenden Aufnahmen aus den Jahren 1970 bis 2000 kosten zusammen 2.599 Mark. Die beim Label Hänssler erschienenen CDs sind aber natürlich auch einzeln erhältlich.
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■ Nachfolger von Robin Gritton als Chefdirigent des Berliner Rundfunkchors wird zum 1. April 2001 Simon Halsey. Der Brite ist vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Simon Rattle und dem Birmingham Symphony Chorus bekannt geworden.
Wolfgang Rihm erhielt den mit 20.000 Mark dotierten Bach-Preis der Stadt Hamburg. Der Karlsruher Komponist gehöre „zu den bedeutendsten, kreativsten Tonschöpfern der Gegenwart“, so die Jury in ihrer Begründung. ■
Seinen estnischen, in Berlin lebenden Kollegen Arvo Pärt zeichnete die Universität Wien mit dem Herderpreis aus. Der Preis, der der Pflege und Förderung der kulturellen Beziehungen zu den ostund südosteuropäischen Völkern gewidmet ist, ist mit 30.000 Mark dotiert.
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Kein Nachwuchs? Der erste Preis des 3. Internationalen Concours Clara Schumann für Klavier in Düsseldorf wurde nicht vergeben. Den zweiten Preis sprach die Jury unter Vorsitz von Joachim Kaiser der 25-jährigen Italienerin Irene Russo zu, den dritten dem 21-jährigen Japaner Rintaro Akamatsu.
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■ Dritter Träger der Arrau-Medaille neben András Schiff und Martha Argerich ist seit Juni Murray Perrahia. Im Rahmen des 7. Schumannfests ehrte die Robert-Schumann-Gesellschaft Düsseldorf den amerikanischen Pianisten für sein Klavierspiel, das sich dem Geist und der Tradition des 1991 verstorben chilenischen Pianisten Claudio Arrau verpflichtet fühle.
So kann’s gehen: Im Crescendo-Interview vom März 1999 beklagte sie noch die musikalische Männerwelt, nun wird sie Generalmusikdirektorin: Catherine Rückwardt, in Los Angeles geboren, in Hamburg zur Konzertpianistin ausgebildet und derzeit als einzige Frau an einem großen deutschen Opernhaus erste Kapellmeisterin – in Frankfurt/ Main, wird ab Sommer 2001 GMD des Staatstheaters Mainz.
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■ Neuer Leiter der Berliner Festspiele wird als Nachfolger Ulrich Eckhardts der bisherige Generalsekretär des Goethe-Instituts, Joachim Sartorius. ■ Vom 5. bis 18. November findet in Hannover der 4. Internationale Violin-Wettbewerb, der größte und höchstdotierte Geiger-Wettbewerb der Welt, statt.
Nikos Athinäos, seit 1990 und noch bis nächsten Sommer Chefdirigent des Staatsorchesters Frankfurt/Oder, hat die künstlerische Leitung des Konzert- und Opernhauses Megaron in seiner Heimatstadt Thessaloniki übernommen.
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Robert Schumann sind die acht Konzerte der Kammermusikreihe in der Düsseldorfer Tonhalle gewidmet. Das Auryn-Quartett und namhafte Gäste stellen jedes Konzert unter ein Motto, z.B. „Der moderne Schumann“, „Stimme“, „Aufklärung und Romantik“. Informationen unter Tel. 02 11/89 961 23 oder www.duesseldorf.de/kultur/tonhalle. ■
Lothar Zagrosek, GMD der Staatsoper Stuttgart und 1999 von den „Kritikern der Opernwelt“ zum „Dirigenten des Jahres“ gewählt, hat seinen Vertrag bis 2006 verlängert. ■
Frankreich
Wir machen Ihren Urlaub zum Fest. 85732 CDs
Sie haben den Mega-Event „La Traviata“ in Paris mit José Cura, dem
CD 8573-80232-
weltbekannten Tenor, verpasst? Schade, schade, schade. Aber eigentlich nicht weiter schlimm. Sie haben noch viele Gelegenheiten, José Cura zu erleben, und in Frankreich steht das ganze Jahr im Zeichen der Konzerte und Festivals. Sie müssen nur entscheiden, ob Sie es lieber jazzig, klassisch, rockig oder vielleicht rustikal-deftig haben möchten. Kommen Sie vorbei, und überzeugen Sie sich selbst.
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Maison de la France, c/o MPS, postlagernd, D-76889 Schweigen-Rechtenbach, Tel.: 01 90/57 00 25*, Fax: 01 90/59 90 61* (*1,21 DM/min), franceinfo@mdlf.de, www.franceguide.com
Interview
Interview Arnt Cobbers
Vorwärts
in die Vergangenheit
Foto: Oper Straßbourg
Barockspezialist René Jacobs über persönliche Initiative, Wagners Erbe und seine erste große Liebe
Crescendo: Herr Jacobs, die Alte-Musik-Spezialisten wirken oft wie ein eingeschworener Zirkel. Warum? Jacobs: Das war früher mehr als jetzt, die Barockoper wird immer mehr Bestandteil des Opernrepertoires. Aber die Wiederbelebung der Barockoper war nur möglich als total alternative Opernwelt. Das hat damit zu tun, dass bestimmte Komponisten des 19. Jahrhunderts noch immer einen Riesenschatten werfen. In Deutschland hat Wagner alles andere verdrängt. Wagner fand das Barock eine dekadente Zeit, in der es nur eine Figur gab, die, wäre sie später geboren, vielleicht fast so genial geworden wäre wie er, Wagner – und das war Bach. Man hat im 19. Jahrhundert in Deutschland unglaublich viel Musik herausgegeben, aber keiner hat sie gespielt, weil Wagner zu mächtig war. Das ganze 20. Jahrhundert ist eigentlich eine post-wagnerische Zeit. Crescendo: Ist die Zeit des Suchens und Forschens abgeschlossen? Jacobs: Nein, man sollte immer versuchen, so viel wie möglich zu wissen. Aber dann muss ein Moment kommen, wo man dieses Wissen neben sich legt. Man muss die Ergebnisse für eine heutige Zeit übersetzen – szenisch und musikalisch. Ich bin überhaupt kein Anhänger der Idee, dass man das Szenische zu rekonstruieren versucht. Natürlich ist es interessant, das einmal zu erleben, aber bitte nicht in einem Opernhaus. Das hat nichts mit modernem Theater zu tun. Crescendo: Sie gehen beim Aufspüren unbekannter Barockopern meist vom Libretto aus. Kann man diese Libretti ernsthaft mit Mitteln des Regietheaters befragen?
Jacobs: Das Wort Regietheater benutze ich lieber nicht, das finde ich irgendwie zu deutsch. Diese deutsche Idee, immer mit dem Zeigefinger zeigen zu wollen, gab es ja schon im Barock. Im protestantischen Hamburg etwa hatte die Oper sehr viele Feinde. Oper konnte man nur machen, wenn die Geschichte etwas Moralisierendes hatte. Darum heißt die Oper von Keiser nicht Croesus, sondern Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus, und dabei ist das nur der Rahmen für eine Liebesgeschichte, die eigentlich viel wichtiger ist. Der Regisseur muss eine Brücke schlagen, auf der wir Musiker zum Publikum hingehen können. Aber warum soll der Regisseur immer alles übersetzen für die Zuschauer von heute? Die Brücke geht in beide Richtungen. Das Publikum muss auch ein Stück auf diese Brücke gehen. Crescendo: Die Barockoper ist im Moment sehr populär. Ist das der Weg aus der Enge des traditionellen Opernrepertoires, den die zeitgenössische Oper nicht weist? Jacobs: Ja, bestimmt. Die Leute entdecken in diesen Opern etwas ganz Neues und können es gleichzeitig musikalisch verfolgen. Crescendo: Wie wichtig sind Ihnen authentische Instrumente? Jacobs: Die Hauptsache ist, dass man mit der Musik etwas Innovatives macht. Dass ich Barockoper mit Ensembles mache, die auf Originalinstrumenten spielen, liegt nicht in erster Linie am Klangbild, obwohl das einen großen Reiz hat, sondern an den Musikern. Denn die lieben diese Musik. Mit konventionellen Opernorchestern hat man da sehr große Probleme. Deren erste Reaktion auf die Noten ist oft: Das ist zu simpel. Aber wenn sie es spielen, klingt es total uninteressant. Denn man hat eine sehr skizzenhafte Notation, ohne Verzierungen, ohne dynamische Andeutungen. Heißt das, dass alles nuancenlos geklungen hat? Natürlich nicht. Bis weit ins 19. Jahrhundert haben mindestens zwei Drittel des Orchesters mit dem Rücken zum Publikum gesessen. Dadurch, dass das Orchester die Bühne sah, konnte es direkt reagieren. Die Nuancen kamen spontan, das Rubato kam ganz natürlich. Wenn ich mit einem „Originalensemble“ eine neue Oper mache, kommt auf der ersten Orchesterprobe meist die Frage: Können wir ein Libretto haben? Damit wir lesen können, was auf der Bühne passiert.
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René Jacobs, geboren 1946 im belgischen Gent, gab nach drei Jahren seine Stelle als Latein- und Griechischlehrer auf, um sich ganz der Musik zu widmen. Als Countertenor war er maßgeblich an der Renaissance dieses Stimmfachs beteiligt. Heute arbeitet er fast nur noch als Dirigent. Er gründete 1977 das Ensemble Concerto Vocale, leitet die Innsbrucker Festwochen für Alte Musik, unterrichtet in Basel Barockgesang und ist als „Principal Guest Conductor“ der Berliner Staatsoper verantwortlich für das „Berliner Barockwunder“. René Jacobs hat unter anderem dreimal den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik gewonnen. Von den französischen Musikkritikern wurde er 1999 zur „Musikerpersönlichkeit des Jahres“ gewählt. Crescendo: Kommt das Engagement der meisten Barockensembles von der Musik oder gehen andersherum die engagierteren Musiker nicht in die großen Orchesterapparate? Jacobs: Es ist ein anderes System. Das System von Orchestermusikern, die als Funktionäre „Orchesterdienst“ leisten, ist gefährlich für die Qualität. Gut, oft sind es erstklassige Musiker. Deutschland ist ein Orchesterland mit sehr guten Orchestern, sehr gut ausgebildeten, disziplinierten Musikern. Aber die persönliche Initiative fehlt. Sie machen, was der Dirigent sagt. Und sehr viel hängt davon ab, ob sie den Dirigenten lieben oder nicht. Einer, der beim Don Giovanni mit neuen Vorstellungen kommt, ist schon verdächtig. Denn sie können Don Giovanni spielen, das haben sie drauf. Ein Freelance-Orchester muss sich dagegen immer wieder beweisen und in Frage stellen. Jede Aufführung ist wie eine Premiere, und jede Aufführung ist etwas anders. Crescendo: Viele Musiker sagen, sie könnten nicht improvisieren. Jacobs: Das ist eine Dimension, die in unserer westlichen Musik total verloren gegangen ist. In der Barockzeit hat man an Akkordinstrumenten improvisiert, auf einem Bass, und den Regeln von Harmonie und Kontrapunkt folgend, aber mit
eine wahrhaft europäische Oper, sie hat Einlagen mit italienischen Arien und französischen Chören; die Rezitative waren natürlich immer auf Deutsch. Croesus ist ganz auf Deutsch. Mit einer sehr großen Varietät an Formen in den Arien. Auch die Instrumentierung ist reicher als in jeder Händel-Oper. In seiner ersten Oper hat Händel sehr viel von Keiser geklaut, denn das war sein erster Kontakt mit Oper – in Hamburg. Im 19. Jahrhundert schrieb der Musikwissenschaftler Kretzschmar, kein deutscher Komponist vor Mozart hätte so anmutig über die Liebe gesungen wie Keiser. Das stimmt. Crescendo: Werden Sie wie Harnoncourt die Musikgeschichte aufrollen? Kommen bald Rossini und Verdi? Jacobs: Rossinis Cenerentola kommt, aber ich werde nicht so weit gehen wie Harnoncourt. Ich habe ja viel später angefangen als Dirigent, da müsste ich schon uralt werden und supergesund bleiben. Und eine persönliche Affinität habe ich vor allem zu Musik, in der das improvisatorische Element nicht ganz ausgestorben ist. Wenn ich das Gefühl habe, dass jede persönliche Initiative weg ist… Eine gefährliche Erfindung war das Metronom. Dass plötzlich eine Maschine kommt, die sagt, so schnell muss es sein und nicht anders. Crescendo: In zeitgenössischer Musik gibt es ja auch wieder viel Improvisiertes.
Jacobs: Wenn sie nicht zu post-wagnerisch ist, was oft noch der Fall ist, dann interessiert mich zeitgenössische Musik sehr. Crescendo: Und wie sieht es mit der Romantik aus? Jacobs: Ich liebe die Sinfonien von Mahler. Und auch wenn ich immer Schlechtes über Wagner sage – ich bewundere und schätze seine Musik. Zur Barockmusik kam ich, weil ich Countertenor bin. Aber meine ersten musikalischen Schritte habe ich als Knabensänger in einem Chor getan. Ich wurde oft solistisch eingesetzt, und mein Chorleiter hat mit mir angefangen, Schubert-Lieder zu machen. Das war die erste große Liebe, Schubert und ich. Sie ist es noch immer, und vielleicht die größte.
CD-Tipps Pier Francesco Cavalli: La Calisto. Harmonia Mundi/Helikon HMC 901515.17. G. F. Händel: Flavio. HMC 901312.13. C. Monteverdi: L’Orfeo. HMC 901553.54. Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte. HMC 951663.65 (m. CD-ROM). Alessandro Scarlatti: Il primo omicidio. HMC 901649.50. G. Ch. Telemann: Orpheus. HMC 901618.19.
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P A N O R A M A · Die
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2 CD -Serie
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Harenberg Konzertführer oder ein HÖRZUhttp://www.klassikakzen
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Interview
großem Platz für persönliche Erfindung. Bei großen Produktionen haben manchmal 15 Instrumente gemeinsam improvisiert. Auch die Melodieinstrumente, zum Beispiel die Geigen, haben, nur die Gesangs- und die Bassstimme sehend, einen einfachen Kontrapunkt a la mente, aus dem Kopf, improvisiert. Ein guter Sänger konnte komponieren, ohne Genie vielleicht, aber er kannte die Regeln von Harmonie und Kontrapunkt und konnte sich Verzierungen ausdenken, die nicht total daneben lagen. Wir sind weit davon entfernt, unglaublich weit. Crescendo: Wird sich auch bei Barockopern ein Standardrepertoire herausbilden? Jacobs: Ich hoffe nicht allzusehr, obwohl es danach aussieht. Man hat überhaupt noch keine Vorstellung von der unglaublichen Vielfalt, die es in der Barockoper gibt. Venezianische Opern des 17. Jahrhunderts, zum Beispiel Cavalli oder Cesti, das sind oft Libretti, die unsere Zeit unglaublich ansprechen. Crescendo: Ist mit Reinhard Keiser, dessen Croesus Sie jetzt auf CD herausbringen, ein Großmeister wiederzuentdecken? Jacobs: Absolut. Das ist die kurze Periode der deutschen Barockoper nach italienischem Modell. Eine Eigenart ist, dass viele Opern zwei- oder dreisprachig waren. Orpheus von Telemann etwa ist
Interview
Interview Jakob Buhre, Arnt Cobbers
„Der Mensch der ukunft wird ein Sänger sein“
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Foto: J. Buhre
Der Komponist Karlheinz Stockhausen über die Berufung des Menschen, das Ende des Orchesters und die Zukunft der Musik
Crescendo: Herr Stockhausen, gehen Sie ab und zu ins Konzert oder in die Oper ? Stockhausen: Nein, in die Oper sowieso nicht. Crescendo: Warum so ganz entschieden? Stockhausen: Weil der Spielplan mich nicht interessiert. Ich möchte, wenn ich in die Oper ginge, etwas erleben, was ich nicht kenne, was mich erstaunt, wofür ich studieren muss. Crescendo: Sind Sie immer auf der Suche nach dem Neuen? Stockhausen: „Suche“ ist vielleicht falsch. Es gibt ja das berühmte Wort: Wer suchet, der findet. Aber ich finde meistens, ohne zu suchen. Ich arbeite praktisch, ich schreibe und arbeite viel in Studios, schon seit Anfang meiner Arbeit, und bei der Realisation in den Studios finde ich viel. Crescendo: Aber Sie haben den Anspruch an Ihre Musik, immer Neues zu schaffen. Stockhausen: Ich fange gar nichts an, wenn mich nicht etwas fasziniert, was ich noch nie probiert habe. Crescendo: Braucht man nicht auch etwas Vertrautes in der Musik? Stockhausen: Ich jedenfalls nicht. Im Gegenteil: Von Anfang an war es für mich unheimlich wich-
tig, dass ich ergriffen war – oft durch Träume – von etwas, was ich nicht kannte und was mir sehr fremdartig, faszinierend vorkam. Was auch so war, dass ich gar nicht wusste, wie ich das nun realisieren sollte. Crescendo: Man hat Ihnen oft vorgeworfen, Sie hätten mit der Tradition gebrochen. Stockhausen: Wie sollte ich das denn machen? Nein, das ist ja Unfug. Ich habe Schulmusik und Klavier studiert und als Pianist Bach, Mozart, Schubert und Beethoven gespielt. Auch Hindemith, Schönberg und Webern. Das ist die Tradition, und sie bleibt bis heute meine Lebenserfahrung. Crescendo: Aber Sie haben einen neuen Musikbegriff definiert. Stockhausen: Es gab ja „Neue Musik“. Der Begriff ist nach dem Krieg ganz besonders wichtig geworden. Aber die meisten der so genannten Neue-Musik-Komponisten schreiben mittlerweile ganz konventionell. Selbst meine Schüler – ich bin ganz überrascht – passen sich der traditionellen Aufführungspraxis an und schreiben Stücke im alten Stil, mischen alles durcheinander. Die tun hier und da ein bisschen Paprika hinein, aber alles in allem ist der Trend auf der ganzen Welt zurzeit, im neoromantischen Stil zu komponieren. Und es gibt ja noch viele Verrückte, die Crossover-Musik schreiben, um oft aufgeführt zu werden. Crescendo: Ist Ihnen das denn nicht wichtig? Stockhausen: Nein. Crescendo: Für wen komponieren Sie dann? Stockhausen: Ich komponiere. Doch ich habe noch nie gesagt, für wen. Ich freue mich natürlich, wenn einige Musiker, die ich gut kenne und mit denen ich zusammen musiziere, das interessant oder gut finden. Aber darüber hinaus weiß ich ja gar nicht, was die Welt denkt. Allerdings finden meine Werke in zunehmendem Maße ein großes und sehr sympathisches Publikum. Die Säle sind voll, wenn ich Konzerte gebe. Die Widerstände von den Veranstaltern – und das verstehe ich sehr gut – kommen, weil die Werke zu viele Proben verlangen, und wegen der Kosten für Lautsprecher, Mischpult, Mikrofone, Beleuchtung usw. Crescendo: Ihr Werk LICHT soll in sieben Theatern an sieben Wochentagen hintereinander aufgeführt werden. Ist das realistisch?
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Stockhausen: In drei Häusern könnte man drei Tage von LICHT gleichzeitig produzieren. Man bräuchte für jeden Teil ungefähr zwei Monate Vorbereitung, mit drei verschiedenen Regisseuren in drei Häusern. Das gibt es nur in Berlin, und Udo Zimmermann, der zukünftige Indendant der Deutschen Oper, möchte das gern irgendwann machen. Aber mehr als drei wird er wohl nicht schaffen. Dann müsste man wieder ein halbes Jahr für Proben lassen und dann die nächsten vier aufführen. Das wäre ein großer Probenaufwand, aber sehr schön. Crescendo: In Verbindung mit dieser zyklischen Schaffensweise werden Sie oft mit Wagner verglichen. Stockhausen: Wagner hat mich noch nie interessiert, weder früher noch jetzt. Crescendo: Ist denn das zyklische Komponieren ein Modell für das zukünftige Musiktheater? Stockhausen: Im Moment sehe ich nur, dass Komponisten – selbst die, die noch am strebsamsten sind – zurückschauen, sich zum Beispiel sperren, in elektroakustischen Studios zu arbeiten. Ich glaube, die kompositorische Arbeit ist ohne Studioerfahrung, ohne Integration der modernen Elektroakustik und Elektronik in Zukunft hoffnungslos. Wer das nicht kann und nicht will, der ist meines Erachtens historisch weg vom Fenster. Aber da ist eben ein Gegentrend. Junge Komponisten schreiben wieder Sinfonien, Kammermusik für konventionelle Besetzungen, Solokonzerte. Ein Solist probt solch ein Stück so lange, wie er will. Wenn er es gut macht, bekommt er viel Applaus, und das Orchester wird daruntergewaschen. Das kann man dann in drei Proben einstudieren. Damit erzielt man wenigstens eine breite Wirkung, die imponiert. Das ist natürlich stark dekadent. Crescendo: Was ist die Alternative? Stockhausen: Man wird alle Massenmittel ersetzen. Das Orchester wird man reduzieren auf Ensembles von selbstverantwortlichen, hervorragenden Instrumentalisten. Diese Musiker sitzen dann nicht mehr nur hinter Notenpulten und starren über den Rand der Noten den Dirigenten an, sondern spielen auswendig, bewegen sich auch gemäß choreografischer Notation, proben so lange, bis ein Werk fertig studiert ist – wie die besten Interpreten in anderen Kulturen. Unsere Orchestermusiker sind es ja gewohnt, wie Untergebene di-
Stockhausen: Der Meinung bin ich noch heute, vor allem in Hinblick auf die Zukunft. Meine Vorstellung ist ja, dass wir nicht in alle Ewigkeit so reden, wie wir es jetzt tun, also zufällig innerhalb einer Quarte oder Quinte, was die Tonhöhen angeht, und in Zeiträumen von circa einer achtel und einer Sekunde, was die Rhythmen betrifft. Es sollte dahin kommen, dass jeder singen lernt und in einer künstlerischen, gesanglichen Art spricht. Zum Teil ist das in anderen Kulturen der Fall: Die Chinesen haben neun Toneme, und jede Tonhöhe desselben phonetischen Lauts hat eine andere Bedeutung. Der differenziertere Mensch der Zukunft wird ein Sänger sein, ein Musiker, der alles in musikalischen Kategorien fühlt und denkt. Denn Musik ist die feinste, die ätherischste, die immateriellste Sprache, die es überhaupt gibt. Für mich sind die Schwingungen – auch der außerirdischen Welten, Körper und Elemente – Musik. Crescendo: Wird man sich trotzdem noch hinsetzen und die Musik anderer hören und für andere musizieren? Stockhausen: Das glaube ich schon, denn ich höre mir ja auch an, was Sie sagen. Meistens kommt man ja zufällig in Kontakt mit dem, was andere tun, und manchmal horcht man auf. Es gibt Geister, die viel begabter sind als ich. Nur kommt es darauf an, in welchem Fach, was und wie sie es tun.
Karlheinz Stockhausen, geboren 1929 in Mödrath bei Köln, wurde gleich mit seinen ersten Werken Anfang der fünfziger Jahre zum wichtigsten deutschen Wortführer der Neuen Musik. Er war maßgeblich an zahlreichen Entwicklungen beteiligt: serielle Musik, elektronische Musik, Aleatorik (Zufallsmusik), Raumklang, Weltmusik. Er leitete das legendäre Kölner Studio für elektronische Musik und unterrichtete von 1971 bis 1977 Komposition an der Kölner Musikhochschule. Auf der Weltausstellung in Osaka 1970 präsentierte er in einem selbst entworfenen Kugelauditorium seine Werke einem Millionenpublikum. Seit 1977 arbeitet er ausschließlich am siebenteiligen Musiktheater-Zyklus LICHT, die sieben Tage der Woche, deren erste fünf Teile in Mailand bzw. Leipzig uraufgeführt wurden. Bis 2003 will Stockhausen den letzten Teil, SONNTAG aus LICHT, abschließen. Die Partituren zu seinen bislang 289 Werken, die zehn Bände TEXTE zur MUSIK und die 93 CDs der Stockhausen-Gesamtausgabe können beim Stockhausen-Verlag bestellt werden: 51515 Kürten, Fax: 0 22 68/18 13.
GIDON KREMER‘S
K R E M E R A T A B A LT I C A Zwei musikalische Hemisphären: Barock und Tango Nuevo, Vivaldi und Piazzolla. Der Geigenvirtuose Gidon Kremer hat mit der jung besetzten Kremerata Baltica ein grenzüberschreitendes Album eingespielt und Vivaldi’s Vier Jahreszeiten mit Piazzolla’s Cuatro Estaciones Portenas ˜ vermählt . Melancholie und kraftvolle Ekstase schreiten Hand in Hand. Eine Erweiterung der Jahreszeiten.
"Ich kenne kein anderes Orchester, das so spontan und musizierfreudig ist wie die Kremerata Baltica." (Gidon Kremer Interview, Der Spiegel März 2000)
7559-79568-2
a warner music group company.
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Interview
rigiert zu werden und das zu tun, was sie gelernt haben und was der Dirigent sagt. Crescendo: Mögen Sie das Klangerlebnis eines Sinfonieorchesters nicht? Stockhausen: Der gewohnte Orchesterklang ist, selbst wenn hier und da Schlagzeuginstrumente dazwischenfetzen, ein Klischee, eine permanente Imitation. Für mich ist Klangfarbe genauso wichtig wie Tonhöhe, Zeitdauer und Lautstärke. Also sollten auch die Klangfarben für jedes Werk einmalig und neu sein. Im Orchester wird über die Klangfarben nicht mehr diskutiert, sondern man nimmt es hin, dass es wieder mal wie ein Orchester klingt. Ich kann das nicht mehr überhören, schon lange nicht mehr. Alle meine Orchesterwerke sind, von den ersten angefangen, in der Zusammenstellung der Instrumente, in der Platzierung, in der Auswahl ganz bestimmter Zusatzinstrumente möglichst eigenständig. Das letzte Werk, das ich bei den Donaueschinger Musiktagen 1999 dirigiert habe, hat zweieinhalb Wochen Proben mit 29 solistisch spielenden Musikern gekostet. Jeder hatte ein Mikrofon und stand mitten im Publikum, und das Publikum saß in neun Dreiecken verteilt im großen Sportsaal. Das hat wunderbar geklungen. Crescendo: Sie haben einmal gesagt: „Die wichtigste Berufung des Menschen kann nur sein, Musiker zu werden.“
Der die
Vögel schreien ließ
Der Elektronik-Pionier Oskar Sala Hitchcocks Klassiker Die Vögel wäre nur halb so gruselig ohne die bösartigen Schreie der Mordbestien. Und wenn die Protagonisten der Edgar-Wallace-Filme aus den sechziger Jahren in Nebel und dunklem Gemäuer herumgeis-
Foto: Katrin Pommer
Porträt
Von Arnt Cobbers
tern, sorgen erst die wabernden Klänge für den richtigen Thrill. Ihr Schöpfer war Oskar Sala, der letzte noch lebende Pionier elektronischer Musik. Im Juli feierte er seinen 90. Geburtstag. „Kommen Sie rein, ich höre gerade alte Bänder ab, da kriegen Sie direkt einen Eindruck vom Instrument.“ Wir besuchen Oskar Sala in seinem Studio in Berlin. Synthetische Klänge erfüllen den Raum, schichten sich übereinander, brausen auf, wuchern und verhallen. Der klein gewordene, weißhaarige Mann sitzt in einem Sessel, lacht über bestimmte Wendungen und dirigiert die Melodiebögen und Schwebungen mit. „Ich habe das jahrzehntelang nicht mehr gehört. Wozu ich dieses Stück komponiert habe, weiß ich gar nicht mehr.“ Die Begegnung mit Friedrich Trautwein wurde zum Schicksal für den 20-jährigen Klavier- und Kompositionsstudenten. Für die frisch eröffnete Berliner Rundfunkversuchsstelle hatte der bekannte Tüftler ein neues Instrument konstruiert: das „Trautonium“. Sala, ein Jahr zuvor aus Thüringen nach Berlin gekommen, war gebannt von der neuartigen Klangwelt. Er studierte Naturwissenschaften, baute 1935 ein Rundfunk- und 1938 ein Konzerttrautonium. Ende der dreißiger Jahre wollte Telefunken eine Instrumentenproduktion beginnen, eine Trautonium-Schule war bereits gedruckt, doch der Krieg durchkreuzte alle Pläne. Sala selbst überlebte den Krieg schwer verletzt als Soldat in Ostpreußen. Nach dem Krieg baute er das „Mixturtrautonium“, mit einer Schaltung, die er sich in Deutschland und den USA patentieren ließ. Salas Instrument besteht aus zwei Manualen, zwei Pedalen und einer großen Wand voller Regler, Knöpfe und Digitalanzeigen. Jedes Manual besteht aus einer waagerechten Metallschiene, über die eine Darmsaite gespannt ist, umwickelt mit dünnem Widerstandsdraht. Wenn Sala die Saite herunterdrückt, schließt er einen elektrischen Kontakt und setzt eine Tonschwingung über die Laut-
sprecher in Gang. Trautweins „Wundersaite“ vereinigt die Vorteile von Geige und Klavier: Die Tonabstände bleiben, anders als bei der Geigensaite, immer gleich, Glissandi und Vibrato sind aber möglich. Außerdem kann die Saite mit dem Pedal blitzschnell umgestimmt werden. Seitwärtsbewegungen des Pedals regulieren die Lautstärke. Mit den Reglern kann Sala Klangfarben, Akkordharmonien und Effekte wie Schlagwerk und Rauschgenerator einstellen, getrennt für jedes Manual. Paul Hindemith hat mehrere Stücke für Trautonium-Solo und ein Trio für drei Trautonien komponiert, Harald Genzmer schrieb ein Konzert für Trautonium und Orchester, das Sala 1940 in der Berliner Philharmonie unter Carl Schuricht uraufführte und später noch oft gespielt hat. Auch wenn der Transport seines Konzerttrautoniums beschwerlich war: 400 Kilogramm wog es und wurde in fünf Kisten verpackt. Sala war auch als Effektmann gefragt: So untermalte er den Auftritt des „Höllenhunds“ in Arthur Honeggers Jeanne d’Arc au Bûcher an der Berliner Oper oder ersetzte die japanischen Gongs in Richard Strauss’ Japanischer Festmusik, zu deren Aufführung kurz nach Kriegsbeginn keine originalen Gongs mehr beschafft werden konnten. Und in Bayreuth ließ er für Wieland Wagner die Glocken im Parsifal erklingen. Zwar hat Sala bis in die achtziger Jahre regelmäßig konzertiert, doch sein Schwerpunkt verlagerte sich ins Studio. Er vertonte über 200 Spiel- und Industriefilme, oft ganze Filmmusiken, manchmal nur Effekte wie die Vogelschreie in Hitchcocks Die Vögel. Denn kein natürlicher Vogelschrei klang so „bösartig“ wie Salas Elektronik-Surrogat. Ein Foto mit Hitchcock am Trautonium hängt ebenso an Salas Studiowand wie zahlreiche Fotos und Zei-
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tungsausschnitte, deutsche und amerikanische Patentschriften, die Goldene Palme von Cannes und der Bundesfilmpreis – Filmband in Gold, den er 1987 für sein Lebenswerk erhielt. Sein biblisches Alter ist Oskar Sala nicht anzumerken. Mit erstaunlicher Fingerfertigkeit und ungebrochener Begeisterung demonstriert er sein Instrument. Fast jeden Tag spaziert er in sein Studio hinüber, manche Nacht verbringt er auch heute noch bis zwei, drei Uhr hier und musiziert. Es ist eine ganz eigene Klangwelt, die Oskar Salas Trautonium eröffnet. Zu interessant und vielfältig, als dass sie mit dem wohl letzten Pionier der elektronischen Musik verstummen sollte. ■ Buch-Tipp Zu Oskar Salas 90. Geburtstag ist im Satzwerk:Verlag ein schöner Bildband von Peter Badge erschienen, der Sala ein Jahr lang auf seinen Reisen begleitet hat. Dazu ein ausführliches Gespräch mit Sala über sein Instrument und sein Leben sowie eine CD-ROM mit Interview- und Filmausschnitten. Peter Badge: Oskar Sala – Pionier der elektronischen Musik. Hrsg. v. Peter Frieß. Satzwerk:Verlag, Göttingen 2000. DM 120,–. ■ CD-Tipps Oskar Sala. My Fascinating Instrument. Erdenklang 90340. Subharmonische Mixturen. Erdenklang 70962. Elektronische Impressionen. Werke von Hindemith und Sala. Erdenklang 81032.
Der Festspielsommer
ble Mala Punica, den Talens Lyriques, Gustav Leonhardt u. a. Für die Zukunft haben sich der künstlerische Leiter René Jacobs und die neue Geschäftsführerin Sarah Wilson vorgenommen, diese unbestrittene Perle des europäischen Festivalkalenders endlich zu angemessener Bekanntheit zu führen. Den besonderen Stellenwert des Festivals beweisen die zahlreichen Barockopern, die in den vergangen 20 Jahren hier wiederbelebt und mittlerweile vielerorts nachgespielt wurden. Dass man neue Wege in der Außenwirkung geht, zeigt auch die Live-Übertragung der Schöpfung ins Internet. Für 2001 sind zwei turbulente Buffo-Opern angekündigt: Haydns Il mondo della luna sowie Abattinis und Marazollis Dal male il bene. Die Reise nach Innsbruck sei nicht nur Alte-Musik-Freunden wärmstens ans Herz gelegt. Arnt Cobbers
Rückblicke, Foto: Rupert Larl
Umbrüche, Aussichten Ehe mal anders: Lawrence Zazzo und Veronica Cangemi
Liebe und
anderes Cha
os
Die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik ■ Es gibt diese großen Abende, an denen einfach alles stimmt. Allenfalls weiß man hinterher nicht, ob man euphorisch schwärmen oder beseligt lächeln soll. Die Premiere der Griselda in Innsbruck war solch ein Abend. Dabei ist Alessandro Scarlattis Vier-Stunden-Oper beileibe keine leichte Kost: Gualtiero, König von Sizilien, beschließt nach 15 Ehejahren, die Treue seiner Gemahlin Griselda zu prüfen, indem er sie verstößt und ankündigt, eine neue Frau, Costanza, zu heiraten. Die jedoch ist ihre gemeinsame Tochter, die er nach der Geburt vermeintlich hatte töten lassen. Griselda fügt sich in ihr Schicksal und will schließlich lieber sterben, als den sie liebenden Adligen Ottone zu heiraten. Auch Costanza liebt einen anderen, findet jedoch Gefallen daran, ihren Roberto ins Ungewisse zu stürzen. Im festlichen Finale löst sich alles in Wohlgefallen auf, und Griselda hört als Lohn der Seelenpein die Worte ihres Königs: „Sie ist meiner Liebe würdig.“
In seiner Inszenierung, die an der Berliner Staatsoper Premiere hatte und dort im Dezember noch einmal zu sehen sein wird, nimmt Stephen Lawless die auf Boccaccio zurückgehende Geschichte und ihre Figuren ernst. Und lässt doch auf der stilisierten Bühne immer das augenzwinkernde Spiel durchscheinen. Phänomenal das Ensemble: Lawrence Zazzo als abgefeimter Weichling Gualtiero, der immer neue Psycho-Martern ersinnt und sich doch nur als Opfer des Schicksals sieht. Veronica Cangemi, eine große Darstellerin, ist die überirdische Dulderin, Miah Persson die scheinbar engelhafte Costanza und Malena Ernman ihr verzweifelter Verehrer. Artur Stefanowicz gibt den Ottono als napoleonesken Unsympath und Guy de Mey ist als Robertos Bruder Corrado der einzige „Normale“ in dieser turbulent-kruden Geschichte. Dirigent René Jacobs bewies erneut sein Gespür für richtige Tempi, und die Akademie für Alte Musik Berlin zauberte bei allem Pathos einen unfasslich leichten, atmenden Klang. Die zwei Innsbrucker Festwochen boten wieder ein hochinteressantes, unter dem Motto „Chaos und Licht“ zusammengestelltes Programm in den intimen historischen Konzertstätten: als zweite Opernproduktion Legrenzis La Divisione del Mondo mit dem Balthasar-Neumann-Ensemble unter Hengelbrock, Haydns Schöpfung mit dem RIAS-Kammerchor und dem Freiburger Barockorchester unter Jacobs, dazu Konzerte mit dem Ars-Nova-Ensem-
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Die Salzburger Festspiele zum Ende der Ära Mortier ■ „Troja und die Liebe“ hieß das bandbreite Motto, unter dem zumindest die Hälfte der heuer in Salzburg aufgeführten Opern zu fassen war. Mit Les Troyens von Berlioz setzten Sylvain Cambreling und Herbert Wernicke gleich zu Beginn einen kräftigen Akzent. Im amphitheatralischen Halbrund, hinter dessen hermetischer Wirklichkeit von Troja und Karthago durch eine Mauerspalte hindurch farbige Gegenwelten von Gefühl und Leidenschaft auftauchten, hatte Deborah Polaski in der Doppelrolle der Kassandra und Dido hochdramatische Auftritte. Als buffoeskes Gegenstück vom gleichen Regisseur war wohl Offenbachs Belle Hélène auf der Perner-Insel von Hallein gedacht. Doch die aus Aix-en-Provence übernommene Aufführung zeigte den Operetten-Demonteur Wernicke mit seichten Späßen im Planschbecken. Auch Idomeneo – der Kreterkönig als Kriegsheimkehrer aus Troja – kam als Koproduktion ins Kleine Festspielhaus, mit Michael Gielen als Baden-Badener Import, der einen für Salzburger Gusto eher nüchternen Mozart dirigierte – in einer teils verspielten, teils präzise choreografierten Inszenierung von Ursel und Karl-Ernst Herrmann mit Vesselina Kasarova als glutvollem Idamante. Freundlicher wurde Lothar Zagroseks musikalische Leitung von Così fan tutte rezipiert, vor deren symbolbefrachteter Deutung durch Hans Neuenfels das Gros der Zuschauer kapitulierte und stattdessen das exqui-
Archivschätze.
ben Beethovens sämtlichen Sinfonien und Klaviersonaten, Mahlers zweiter Sinfonie und Verdis Requiem – Wagners Götterdämmerung auf die Bühne des Passionsspielhauses gestemmt. Die entspannte, anregende Atmosphäre inmitten von Kuhweiden überdeckte manch musikalische Schwäche: So klang das eigens zusammengestellte Orchester, das den größten Teil des Bühnenraums einnahm, nicht besonders homogen, und auch die Akustik im vom Festspielleiter Gustav Kuhn hoch gelobten Raum war nicht die allerbeste, um Wagners Musik zu waberndem Klingen zu bringen. Aus dem Sängerensemble (Alan Woodrow, Eva Silberbauer, Andrea Martin, Herbert Adami, Gertrud Ottenthal, Ewa Wolak) ragte allein Duccio dal Montes Hagen heraus. Und die Inszenierung des Hausherrn war mit ihren nur teilweise witzigen Einlagen auch nicht ganz geglückt. Dennoch: Das außen moderne, innen rustikale Passionsspielhaus ist ein reizvoller Aufführungsort. Das zwischen den Bergen gelegene Dorf Erl atmet etwas vom „grünen Hügel“, wie man es in Bayreuth vielleicht noch vor gut einhundert Jahren hat wahrnehmen können. Freuen wir uns also auf die Walküre im kommenden Jahr!
dassel & schumacher, münchen
site Sängersextett (mit Kasarova als Dorabella, Mattila als Fiordiligi und Maria Bayo als Despina) feierte. Luca Ronconis lifestylige Inszenierung des Don Giovanni gewann durch Gergievs Leitung (gegenüber Maazel im Vorjahr) an Temperament und hatte in Renée Flemings Donna Anna ihren sängerischen Fixpunkt. Nicolaus Harnoncourts und Martin Kusejs neuer Don Giovanni im Jahr 2002, auf den der neue Salzburger Intendant Peter Ruzicka bis zum Jubiläumsjahr 2006 die Gesamtaufführung aller MozartOpern aufbauen will, dürfte von ganz anderem Kaliber sein. Ivor Boltons furios dirigierte Iphigénie en Tauride von Gluck im Residenzhof, subtil inszeniert von Claus Guth, und die Uraufführung von Kaija Saariahos erster Oper L’Amour de Loin in der Felsenreitschule waren wohl die interessantesten Produktionen der diesjährigen Festspiele. Kent Nagano, der sich 1999 mit Busonis Doktor Faustus am selben Ort profiliert hatte, gab den intensiven Monologen der Comtesse (Dawn Upshaw) und des Troubadours (Dwayne Croft), die in dieser Welt nicht zueinander kommen können, feinst abgestufte Klanggestalt, und Peter Sellars’ Regie verzichtete auf jegliche Ablenkung. Blickt man zurück auf Gérard Mortiers vorletzte Saison in Salzburg, so lässt sich dennoch eine gewisse Stagnation nicht übersehen. Auf kühne musikalische und szenische Entwürfe wartet man mit Neugier. Dietholf Zerweck
Guido Johannes Joerg
Unter
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Kühen Die Tiroler Festspiele Erl
■ Die Tiroler Festspiele in Erl – nahe
Foto: Festspiele Erl
Rosenheim gleich hinter der österreichischen Grenze gelegen – haben sich in den vergangenen Jahren mit umfangreichem Spielplan und vielfältigem Programm einen Namen gemacht. Nach Rheingold und Siegfried wurde in diesem Sommer nun – ne-
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Exklusiv
im Regen
Die Gustav-MahlerFestwochen in Toblach
Die Bregenzer Festspiele ■ Auch in diesem Jahr blätterte der Tod – als rie-
siges Skelett - in dem großen Buch, das Richard Jones und Antony McDonald im Sommer 1999 als Bühne für Verdis Maskenball in die Wasser des Bodensees bauten. Und wieder zog das spektakuläre Bühnenbild die Zuschauermassen auf die Seebühne der Bregenzer Festspiele – trotz des in diesem Sommer teuflisch unsteten Wetters. Die beiden Briten hatten ihre umjubelte Inszenierung nur geringfügig verändert, und die Besetzung mit meist drei alternierenden Darstellern je Rolle stand für insgesamt hohe Qualität. Zum Objekt der Neugierde wurde so vor allem das „unbekannte“ Werk im Festspielhaus. Nikolai Rimsky-Korsakows letzte Oper, Der goldene Hahn, kleidet eine ätzende Politsatire in ein harmloses Märchengewand. Es ist die Geschichte des einstmals kriegslustigen, nun ruhebedürftigen Herrschers Dodon (Kurt Rydl), der sich in seiner Entscheidung für Krieg oder Frieden auf das Krähen eines vermeintlich magischen Hahns verlässt. Durch dessen Schrei aus seinen Träumen gerissen, zieht er tatsächlich in den Krieg, verliert seine beiden Söhne, gerät an die rätselhaftschöne Königin von Schemacha (Iride Martinez, die als einzige russisch singt) und wird schließlich vom Hahn zu Tode gehackt. Die Anspielungen auf das Zarenreich nach dem Krieg von 1905 fielen schon der damaligen Zensur auf. Regisseur David Pountney hält geschickt die Waage zwischen Politsatire auf die Mächtigen, buntem Märchen und farbenprächtiger Revue. Genial die Teilung der Hahn-Rolle in einen darstellenden Artisten und die Stimme aus dem Orchestergraben (Maya Boog). Auch wenn der Inszenierung der philosophische Tiefgang fehlt, der im Werk angelegt ist, erweist sich Der goldene Hahn als bühnentauglich und musikalisch fesselnd. Ein Erfolg auch für die Darsteller (in weiteren Rollen Walter Fink, Eberhard Lorenz, Robert Wörle, Adrian Clarke, Cornelia Wulkopf), Dirigent Vladimir Fedoseyev und die Wiener Symphoniker, die heuer ihren 100. Geburtstag feiern. Kurz sei noch Astor Piazzollas Tango-Operita María de Buenos Aires auf der großen Studiobühne erwähnt. Während Philippe Arlauds von Licht und Bewegung lebende Regie manch schöne, aber wenig zwingende Bilder bot – die Welt als surrealer Zirkus –, bestach das achtköpfige Kammerensemble mit Gidon Kremer als primus inter pares mit faszinierend dichtem und sehr engagiertem Spiel.
Drei Sommer hat Gustav Mahler hier oben im Pustertal verbracht. Zwar ist vom Genius loci im Südtiroler Toblach nur mehr wenig zu spüren, doch als Treffpunkt der Mahler-Freunde hat sich der ausgewucherte Touristenort im Schatten der Dolomiten bewährt. Seit 20 Jahren zieht es jeden Juli eine erlesene Schar zu hochkarätigen Konzerten und Vorträgen. Während sich die Referenten des „Mahler-Protokolls“ mit der unvollendeten Zehnten beschäftigten, die der Meister in seinem Toblacher „Komponierhäuschen“ vor 90 Jahren zu schreiben begann, redete sich die Jury, bestehend zum Teil aus ebendiesen Mahler-Experten, die Köpfe heiß, welchen neuen und wieder veröffentlichten CDs sie den zum zehnten Mal vergebenen Preis zusprechen sollte. Die Wahl fiel schließlich auf die Siebte mit dem London Symphony Orchestra unter Michael Tilson Thomas (RCA/BMG) und Das Lied von der Erde mit der BBC Northern Symphony unter Horenstein (von 1972; BBC Legends). Mit dem Sonderpreis des „Toblacher Komponierhäuschens“ wurde Otto Klemperers Lebenswerk gewürdigt. Auch dem Freund der Live-Musik wurde im frisch renovierten Mahler-Saal des ehrwürdigen Kurhotels einiges geboten: Das Orchester der La Fenice aus Venedig gastierte mit Mahlers 7. (unter Inbal), die Staatskapelle Weimar unter ihrem GMD Albrecht mit Mahlers 5. Dass man auch über den Tellerrand guckt, bewiesen das Mahler Chamber
■
Orchestra unter Marc Minkowski mit Beethoven und Schumann (mit Wispelwey als Solist im Cellokonzert) oder der Bariton Dietrich Henschel und sein Klavierpartner Helmut Deutsch, die das Publikum mit einem großartigen Liederabend mit Mahler, Schubert und Pfitzner in ihren Bann schlugen. Arnt Cobbers
Zauberoper
Spohrs Zemire und Azor in Neuburg
Seit nunmehr 30 Jahren wird Neuburg an der Donau an den beiden letzten Juli-Wochenenden zu einem Mekka für Raritätensammler. Mit unermüdlicher Entdeckerfreude gräbt Horst Vladar dort einen Schatz nach dem anderen aus und präsentiert ihn einem interessierten Publikum, das zum Teil von weither anreist. Diesmal Zemire und Azor von Louis Spohr, eine Variante des beliebten Märchenstoffs von der Schönen und dem Ungeheuer. Spohrs Werk entpuppt sich als romantische Zauberoper par excellence, mit Waldweben und Geisterchören, mit groß dimensionierten Ensembles und anspruchsvollen Gesangspartien. Vladar gibt in seiner Inszenierung dem Märchen, was des Märchens ist – mit Bühnenzauber und Naivität, mit hübscher komödiantischer Feinzeichnung der Buffo-Figuren und heroischem Gestus des Liebespaars. Dazu ein unter Alois Rottenaicher wacker aufspielendes Orchester und ein stilsicheres, spielfreudiges Ensemble, angeführt von Ulrike Jöris, Markus Herzog und Dirk Mestmacher. Nach dem eindeutigen Neuburger Publikumserfolg möchte man dem bezaubernden Werk Chancen in den Spielplänen unserer Opernhäuser einräumen. Gerhart Asche
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Foto: Hans Hüttinger
Der Festspielsommer
Tod kam
Der
Jedem seinen Musentempel
Arnt Cobbers
In den Bann geschlagen: Dirk Mestmacher und Horst Vladar in Neuburg
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Der Festspielsommer
Foto: Ville de Nancy
Faden
in
Sicht
Die Festspiele in Baden-Baden ■ Die Aufführungen im zweitgrößten Opernhaus
Europas wirkten immer etwas zufällig. Nicht so in diesem Jahr. Zumindest in der Auswahl der Operngastspiele war ein dünner roter Faden in den diversen Festspielblocks erkennbar: immerhin dreimal Mozart. Idomeneo erlebte zu Pfingsten in Baden-Baden als erste Salzburger Produktion ihre Premiere außerhalb der geheiligten Festspielstätte, bevor sie im Sommer an die Salzach umzog. Mozarts spanische Verführung kam aus St. Petersburg, wo Johannes Schaaf Don Giovanni inszeniert hatte, und aus Nancy war Philippe Arlauds Così fan tutte eingeladen. Idomeneo war für Baden-Baden ein Prestigeobjekt. Doch das Regisseur-Ehepaar Herrmann konnte aus der Seria nicht annähernd so viele Funken schlagen, wie man sich erwartet hatte. Der starre Kreis der Arien und Rezitative fand in einer ästhetisch edlen, doch ebenso steifen, kunstgewerblichen Bühnenschau seine Entsprechung. Auch Michael Gielens betont korrekte Leitung wollte nicht so recht zum Mozart-Glück reichen. Und so sehr Christine Schäfers Ilia, Luba Orgonasovas Elettra und Stefan Klings Arbace für sich einnahmen, so energisch machte Jerry Hadleys jaulender Idomeneo fast alles zunichte. Festspiel-Fixpunkt an der Oos sind in jedem Jahr die Gastspiele der St. Petersburger Kirow-Oper. Mit Verdis Don Carlos und Mozarts Don Giovanni bildete Spanien das geheime Motto. Ersterer, auf vollgestopfter Bühne, war musikalisch nicht sehr erheblich von Gianandrea Noseda dirigiert und genauso unerheblich gesungen. Mehr Freude hatte man am konzertanten Benvenuto Cellini, bei dem sich Valery Gergiev als großartiger Befeurer von Berlioz’ fantastischer Partitur zeigte. Faszinierend
Quirliges Duo: Annely Peebo als Dorabella und Fiorella Burato als Fiodeligi in Baden-Baden schließlich Der feurige Engel, eine Musteraufführung des Kirow-Theaters, von David Freeman verführerisch, wenn auch nicht entschlüsselnd inszeniert. Gergiev und sein gefeiertes Ensemble verdichteten Prokofjews Werk zu einer – vor allem im zweiten Teil – beklemmenden Parforce-Jagd. Musikalisch hervorragend ausgeleuchtet, durch eigenwillige Tempi aber unausgereift und etwas spannungsarm war Thomas Hengelbrocks Così fan tutte. Die bemerkenswert quirlige und bunte Inszenierung kam wegen der bestenfalls durchschnittlichen Sängerequipe kaum über eine ambitionierte Hochschulaufführung hinaus. Rolf Fath
Wo die
Engel
tanzen …
Das Mozartfest Würzburg ■ Es genießt alle Superlative, die sich ein Festival nur erträumen kann: größtes Mozartfestspiel Europas, zweitältestes Festival in Deutschland und alle großen Namen unter den Solisten und Dirigenten zu Gast. Dennoch ist das Mozartfest Würzburg eines der großen unbekannten. Die Festspielmacher warteten mit einem rundum schönen Programm auf: u. a. mit Gidon Kremer, Lorin Maazel, Tabea Zimmermann und Andreas Staier. Kern des Festivals bleibt der Kaisersaal der barocken Residenz. In der kirchenartiken Akustik kann sich der Klang besonders der historischen Instrumente frei entfalten, und fast scheint es, als würden Tiepolos Fresken-Engel zur Musik Mozarts tanzen. Das „Fest in der Stadt für die Stadt“ muss ohne Zuschüsse der Stadt Würzburg und erstmals auch ohne Finanzspritze des Freistaats Bayern auskom-
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men. Dafür durfte in diesem Jahr die Residenz mietfrei genutzt werden. Hut ab vor den Organisatoren, die nun an die Gründung einer Mozartfest GmbH denken. Künstlerischer Leiter des Mozartfests ist der GMD des Stadttheaters. „Eine Sparlösung“, schmunzelt Jonathan Seers, der von 1991 bis 2000 die Doppelfunktion ausfüllte. Sein Konzept, Mozart jeweils einen Zeitgenossen gegenüberzustellen, will auch der neue künstlerische Leiter, Daniel Klajner, fortsetzen: „Mozart und Italien“ im kommenden Jahr, „Mozart und der frühe Beethoven“ im Jahr 2002. Mit der diesjährigen Programmgestaltung gelang ein achtbarer Spagat: Das eher konservative Stammpublikum hat die „Mozart und ...“-Idee (in diesem Jahr: Gluck) von Anfang an gut aufgenommen. Für sie gibt es weiterhin die traditionellen Sinfoniekonzerte im Kaisersaal sowie Opern- und Kammermusikabende. Dagegen ziehen Spezialprogramme wie „Mozart meets Rock“ oder „Mozart für alle“ bei niedrigem oder freiem Eintritt eher junges Publikum an. Die Rechnung scheint aufzugehen: Die Konzerte sind voll. Doch sieben Jahre muss niemand auf seine Karten warten. So hat es sein Gutes, dass das Mozartfest noch ein Geheimtipp ist. Katrin Pommer
Kühler
Machtpoker
Händels Rodelinda und Messiah in Göttingen
■ Jedes Jahr im Juni fallen Händelianer in Göttingen zu den kürzesten, komprimiertesten und ältesten Händelfestspielen ein, um sich von morgens bis abends seiner, aber auch anderer barocker Musik zu widmen. Zum 80. Geburtstag der Festspiele stand mit Rodelinda, Regina de’Langobardi nun jene Oper im Mittelpunkt, deren Aufführung 1920 eine Händel-Renaissance ausgelöst hatte. Igor Folwill hat die Rodelinda mit altbekannten Versatzstücken des Regietheaters in Szene gesetzt. Das Bühnenbild hätte sich gut gemacht als kahles Exerzierfeld für ein psychologisches Kammerspiel. Doch aus dem Hexenkessel brodelnder Emotionen, der in dieser Oper steckt, machte Folwill einen kühlen Machtpoker zwischen Königin Rodelinda (stark mit dramatischen Spitzentönen: Dominique Labelle) und dem als Weichei erscheinenden Usurpator Grimoaldo (mit geschmeidigem Tenor: Iain Paton). Dagegen kann sich der heimlich zurückgekehrte Langobarden-Herrscher Bertarido, Rodelindas Ehemann (auch vokal expressiv: der Countertenor Robin Blaze), vor Gefühlsbewegung kaum auf den Beinen halten. Von der Regie
modern Die Händelfestspiele in Halle Aller guten Aufführungen sind drei. So stand nach 1955 und 1978 erneut Händels Radamisto auf dem Programm der Hallenser Händelfestspiele. Lindy Hume inszenierte das Drama um Liebe und ■
Feiern Sie den Jahreswechsel mit uns. Wir bieten Ihnen exklusive Musikreisen zu den schönsten Opern- und Konzerthäusern. Die Unterbringung haben wir in Hotels der Spitzenklasse vorgesehen. Gute Eintrittskarten, interessante Besichtigungsprogramme und eine angenehme Reisebegleitung erwarten Sie. Verreisen Sie doch mal mit uns! Wir bieten Ihnen Kulturreisen für Kenner.
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Aschenbrödel/ Falstaff/ Silvesterkonzert der Wiener Philharmoniker / Die lustige Witwe/ Stadtrundgang und Besuch der Picasso-Ausstellung/ Silvestergala/*****Hotel Bistrol
Salzburg 29.12.00 bis 02.01.2001
Konzert im Schloss Mirabell/ Die Zauberflöte/ Silvesterkonzert/ Stadtführung/ Ausflug ins winterliche Salzburger Land/ *****Hotel Bistrol
Dresden
Tiridate bezwungen? Raimund Nolte bei den Händelfestspielen
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Zwanghaft
Leiden als Politthriller: ein Dreiklang von antiker Handlung, barocker Musik und moderner Ausstattung. Mochte das den Einblick in das Beziehungsgeflecht und auch den Zugang zur Oper anfangs erleichtern, am Ende fehlte der kühlen Atmosphäre das nötige Pathos. Zu danken ist daher den Darstellern, die es an Leidenschaft, aber auch an stimmlicher Klarheit nicht fehlen ließen. Überragend Lynda Lee als Zenobia, Gattin des Radamisto. Lyrisch-leidend Altus David Cordier in der Titelrolle. Raimund Nolte setzte energisch und vital dagegen in der Rolle des Tiridate, der die Stadt des Radamisto zerstören will, weil er Zenobia begehrt. Als Polissena, Frau des Tiridate, bewegte sich die Schwedin Anna Ryberg stimmlich bestechend zwischen liebender Treue und tiefer Enttäuschung. Die Musiker des Opernhauses unter Alan Curtis steuerten auf historischen Instrumenten einen soliden Orchesterpart bei. Im Goethe-Theater in Bad Lauchstädt feierte L’Antiope Premiere. Das 1689 uraufgeführte Stück um die Amazonenkönigin komponierten Carlo Pallavicino und Nikolaus Adam Strungk am Hof des Dresdner Kurfürsten. Wolfgang Katschners Lautten Compagney sowie die Darsteller boten eine solide Leistung. Doch Regisseurin Sandra Leupold forderte den Sängern in der eigentlich reizvollen Inszenierung manches Mal zu viel spielerisches Können ab. Am Ende blieb leider nicht viel von der Chance des historischen Orts. Stefan Voges
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Zürich 30.12.00 bis 02.01.2001
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Berlin 30.12.00 bis 02.01.2001
Hänsel und Gretel/ Konzert der Berliner Philharmoniker/ Die Zauberflöte/ Stadtführung/ Silvesterdinner/ *****Hotel Bistrol Kempinski
München 30.12.00 bis 02.01.2001
Foto: Gert Kiermeyer
vernachlässigt blieben sowohl Grimoaldos sitzen gelassene Verlobte Eduige (Ewa Wolaks mit klangsattem Alt) als auch der intrigante Oberschurke Garibaldo (Andrew Foster). Während sich die Personenführung nach dem barocken „Arie- und Abgang“-Prinzip aufs Rampensingen beschränkte, pendelte die gesamte Inszenierung hilflos zwischen Alt und Neu. Das Concerto Köln unter dem musikalischen Festspielleiter Nicholas McGegan ließ die barocken Affekte, ob innige Klage oder rasender Furor, klar konturiert erklingen. Eindeutiger Höhepunkt des Festivals war der Messiah, den McGegan mit dem Orchestra and Choir of the Age of Enlightenment in einer sehr durchdachten und anrührenden Interpretation darbot. Hervorzuheben der leichte, transparente, pointiert artikulierte Chorklang sowie das Solistenquartett mit Elisabeth Scholl, Iain Paton, Klaus Mertens und allen voran Ausnahme-Altus Andreas Scholl. Das begeisterungsfähige Göttinger Festspiel-Publikum jubelte – zu Recht. Nike Luber
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Konzert der Münchner Philharmoniker/ Die Fledermaus/ A Cinderella Story/ Silvesterdinner/ *****Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski
ADAC Hessen-Thüringen e.V. Reisen für Musikfreunde Schumannstraße 4 – 6 D-60325 Frankfurt am Main Telefon (069) 7 43 80 308 Fax (069) 75 23 51 email oper@hth.adac.de
Wüstenpuff Rossinis Armida beim Festival in Bad Wildbad
Sixpack
und Meer Rossini und anderes
beim Putbus Festival ■ In angenehmer, familiärer Atmosphäre präsenFoto: Peter Oppenländer
Der Festspielsommer
Zauberei im
Rossini, der Magier, bannt alle Unzulänglichkeiten der Bühnen durch seinen musikalischen Zauber, wobei er im Fall der Armida nicht nur nach einer Diva von enormer Virtuosität verlangt, sondern nach nicht weniger als sieben Tenören (die sich allerdings auf vier reduzieren lassen). Als Rinaldo ließ Harald Quaaden kaum Wünsche offen, sang die große Partie mit sportiver Energie. Markanteres Profil gab Antonios Koroneos seinen beiden Rollen (Gernardo/Ubaldo) und Darren Abrahams (Eustazio) fiel durch filigrane Zierkunst auf. Die Armenierin Maja Tabatadze wird sich in das halbe Dutzend der Diven, die nach der Rettung der Oper durch die Callas in der Titelrolle brillierten, kaum einreihen. Rolf Fath
In den Paradiesen lauern Hinterhalte. Ganze Epen widmeten sich dem Aufeinanderprall der Kulturen in der Kreuzfahrerzeit, voran Tassos Geruslemme liberata, wo der Aufbruch in die Fremde für die Europäer im Liebescamp der Armida endete – sicherlich die angenehmere Version einer verkappten Geiselnahme. Rossinis Armida (nach Tasso) ist Bad Wildbads Beitrag zum Heiligen Jahr, ein musikalisches Liebesgedicht in vielen Strophen, sprich Duetten der Zauberin und ihres fränkischen Ritters Rinaldo. Für Armidas Zauberwelt entfacht Rossini einen dunkel sinnlichen Glanz, inklusive vieler solistischer Delikatessen des Orchesters, sowie eine spätbarocke vokale Üppigkeit. So feurig und kenntnisreich Brad Cohen auch die Partitur auffächerte, das Wildbader Kurhaus und seine grässliche Akustik bleiben das zentrale Handicap des Festivals. Die Ankunft der Franken im heiligen Land vollzieht sich in Rennie Wrights Inszenierung als Aufmarsch weiß uniformierter Marineboys, doch der Transport in die Gegenwart kommt über ein geschmiert ablaufendes Bühnenspiel nicht hinaus, und Armidas Zauberreich entpuppt sich als rasch aufgeschlagener Wüstenpuff.
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tiert sich das Putbus Festival auf der Ostseeinsel Rügen, der Nachfolger des 1992 gegründeten Rossini Opernfestivals. Spielstätten waren nach Querelen zwischen der Festspielleitung und der Stadt Putbus in diesem Jahr nicht mehr der historische Marstall, sondern die Schiffshalle, Wiesen und Bootsstege im Yachthafen von Putbus-Lauterbach. Im frischen Ostseewind untermalte das Putbus Festival Orchestra, das sich aus Musikern aus Minsk zusammensetzt, unter Festspielleiter Wilhelm Keitel ein „Picnic Musicale“: Zunächst erklangen auf dem Grün vor der Schiffshalle Duos, Trios und Quartette von Mozart, Strauß und Donizetti. Später musizierte das gesamte Orchester vor der Meereskulisse und den sich zusammenbrauenden Gewitterwolken und entließ nach Beethovens erster Sinfonie sein beschwingtes Publikum gerade noch trockenen Fußes. Die Schiffshalle selbst wirkte als Spielort recht experimentell. Von der eher schlechten Akustik abgesehen, bot sie jedoch einen interessanten Rahmen für zwei ungewöhnliche Programme: zum einen „Progetto Orfeo“ mit Werken von Pergolesi, Fomin, Gluck und Rossini, zum anderen „6 Rossinis und 1 Pergolesi“. Da konnten Caroline Odermatt, Patrizio Saudell, Ezio Maria Tisi und Christian Tschelebiew nicht nur stimmlich glänzen, sondern zu Rossinis Ouvertüren in quietschbunten Kostümen auf einem knallroten aufblasbaren Plastikherz auch komödiantisches Geschick beweisen. Angesichts der beachtlichen Qualität und der traditionell originellen Programmgestaltung des Putbus
Fata Morgana im Schwarzwald: Maja Tabatadze
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Festivals wären die Stadtväter schlecht beraten, die Festspiele von der Insel ziehen zu lassen. Katrin Pommer
Geister stunde Dibdin und Holst bei den Schweriner Schlossfestspielen Schwarz gibt sich der britische Humor. Vom Galgen ist eine Leiche geklaut. Der Wächter (Evan Bortnick), schmuck und jung, fürchtet seinerseits die Schlinge. Rasch weiß die reiche Witwe Rat. Kaum dass er erkaltet, wird ihr Verblichener schon geschultert. Man wird’s nicht merken – und außerdem: Süßer Lohn winkt beiden, der wallenden Witwe (Ingeborg Otto) wie der zierlichen Zofe (Britte Ströher). Wahrlich, eine böse Buffa ist Die Matrone von Ephesus, entsprungen der spitzen Feder des einst „jungen Wilden“ Charles Dibdin (1745–1814). Seine Stiche galten der Opera seria mit ihren antiken Helden. Dank geschickter Restaurierung erklingt das als Vokalpartitur überlieferte Werk – als deutsche Erstaufführung – in hübschem barockem Gewande. Diskret und präzise wie der mit doppeltem Streichquartett angetretene Dirigent Martin Schelhaas nimmt sich Regisseurin Kornelia Repschläger dieses wie auch des Toten in Holsts Savitri an. Der (Dietmar Unger) erscheint leibhaftig zu später Stunde im mit andeutenden Requisiten dekorierten Schweriner Domhof. Einen indischen Holzfäller, den er bereits im Griff hatte, gibt er so sanft wie seltsam wieder frei. Sei es, weil ihn die ins Hochdramatische gesteigerten Klagen der Titel-Savitri (Anna Maria Dur) rührten, sei es, dass ihn der elektronisch produzierte und in das kammermusikalische Geschehen von Gustav Holst äußerst überzeugend eingespielte Frauenchor erschauern ließ. A propos Schauer: Der kam, wie es sich gehört, in der Pause zwischen beiden Einaktern.
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Bernd Kima
Zeitzeichen Das Lübecker Kammermusikfest
■ Die drei Tage zu Himmelfahrt sind im Lübecker Terminkalender fett markiert – für das Internationale Kammermusikfest. Im Jahr 2000 hatte es gleich zwei Jubiläen zu feiern: sein 10-jähriges Bestehen und den 150. Geburtstag eines seiner Vorväter, des Lübecker Komponisten Xaver Scharwenka. Mit erlesenen Pretiosen von der Romantik
Foto: Antikenfestspiele 2000 Trier
IS S IGN A D RE E RN E OP
bis zur Moderne wurde ein extravaganter Mix präsentiert. Zu den Favoriten im Jubiläumsjahr gehörten die drei Meistersolisten der Romantic Chamber Group of London, die mit Philipp Scharwenkas Klaviertrio GDur einen Überraschungscoup landeten. Der Klarinettist Eduard Brunner setzte dazu Vier Stücke für Klarinette und Klavier von Alban Berg in Kontrast, in denen Vorahnungen des Ersten Weltkriegs hörbar sind. Hier bündelten sich die Zeitzeichen, die in diesem feinen Kammermusikfest unter der künstlerischen Leitung der Pianistin Evelinde Trenkner alljährlich aufleuchten. Hans-Dieter Grünefeld
Jahrhundert-
Klang Die Kölner MusikTriennale Nach 1994 und 1997 widmete sich auch die dritte MusikTriennale Köln gezielt und didaktisch dem „Klang dieses Jahrhunderts“. Mit 21 Uraufführungen öffnete man jenseits von Retrospektive auch den Blick für die Zukunft. Die Triennale, die man als erfolgreiches Cologne-Markenzei■
chen versteht, wurde vom inzwischen an der New Yorker Carnegie Hall amtierenden Philharmonie-Intendanten Franz Xaver Ohnesorg „erfunden“. Albin Hänseroth, sein Nachfolger seit der letzten Saison, wird die schöne Idee weiterverfolgen – reduktive Entscheidungen freilich nicht ausgeschlossen. Denn die Üppigkeit des letzten Programms war Gegenstand von Kritik und Skepsis. Wieder gab es eine Fülle singulärer Ereignisse: So wurde der 75. Geburtstag von Pierre Boulez ausgiebig gefeiert. Allein mit den Philharmonikern aus Berlin (Claudio Abbado), Wien (André Previn) und München (James Levine) waren Klangkörper der ersten Garnitur aufgeboten. Außerdem gastierten die „Big five“ der USA in der Philharmonie; dafür müsste man im Heimatland teuer herumreisen. Funk und Fernsehen haben die meisten Ereignisse konserviert, wie die Medien überhaupt wieder einen erheblichen Anteil im Sponsorenring ausmachten. Zukünftig soll stärkeres Augenmaß bei der Planung falsche Kalkulationen und Investitionen verhindern. Doch selbst, wenn man zurückschraubt: Als Festivalstadt bleibt Köln weltweit attraktiv. Jens Mail
Vincent Pancol
Vom Regen in die Traufe? Die Antikenfestspiele Trier ringen nach dem verregneten Sommer mit ihren städtischen Geldgebern ums Überleben. Dabei ist nicht nur die Idee schön, vor römisch-antiker Kulisse Opern mit antikem Sujet zu spielen. Auch die dezidiert modernen Umsetzungen (durch Intendant Heinz-Lukas Kinderman) mit namhaften Sängern und gutem Orchester haben die ersten drei Spielzeiten zu künstlerischem Erfolg geführt. In diesem Jahr: Strauss’ Salome mit Hildegard Behrens/Nina Warren, Terje Stensvold, Günter Neumann, Karan Armstrong u. a. Es spielten die Luxemburger Philharmoniker unter David Shallon.
HMC 901714.16
OPER IN 3 AKTEN VON
REINHARD KEISER Hamburg, 1730
mit
Dorothea Röschmann Werner Güra Roman Trekel • Klaus Häger AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN
RENÉ JACOBS Eine Coproduktion mit
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Foto: Jochen Klenk
Premierenspiegel Bestellt und nicht genutzt: Karlsruher Kulisse
Alles v ertan Wagners Tristan in Karlsruhe Fast hätte man Tristan und Isolde in Karlsruhe uraufgeführt. Doch auch so hat sich Karlsruhe immer gern als Wagner-Stadt begriffen. Momentan sieht es mit der Wagner-Pflege allerdings dürftig aus. Kazushi Ono macht, was alle seine GMD-Kollegen tun: Er dirigiert Wagner und hat doch ganz offensichtlich eher eine Beziehung zum italienischen Fach. Bei Ono ist nichts falsch, aber auch wenig richtig. Trotz alerter Tempi und beachtlicher Dramatik fehlen Spannung und Steigerungen, Glut und Leidenschaft. Die ließ auch Rollendebütantin Ursula Prems vermissen, die sich als Isolde so glanzlos durch die Erzählungen des ersten Aktes mühte, dass kaum Hoffnung für die Zukunft aufkommt. John Treleaven gab den Tristan als unerschrockenen Haudegen ohne Nuancen und den Versuch eines Pianos. Polternd und derb auch Klaus Wallprechts Kurwenal. Wie jeder Brangäne bereiteten auch Wilja Ernst-Mosuraitis die Wachgesänge Probleme, doch ihr nobles Pathos gefällt. Die Ehre des Karlsruher Musiktheaters verteidigte Guido Jentjens – einen Marke mit solch unerschütterlich kluger Basskontur und edel geflochtener Linienführung hat man lange nicht gehört. Was hätte ein Regisseur bei einem solch bubenhaften König aus dieser Dreiecksbeziehung machen können. Nicht so Thomas Schulte-Michels, der das Karlsruher Musiktheater in schöner Regelmäßigkeit mit seinen tumben Arrangements beliefert. Was hätte sich nicht auch in Wolf Münzners Bühnenbild alles anstellen lassen. Vordergründig ist es metallen glimmender Einheitsraum, doch die Wände und die Decke schweben wie von einem Lufthauch berührt leicht wie ein Mobile – ein schönes Symbol für Nacht und Tag. Alles vertan.
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Rolf Fath
Großes Finale Wagners Götterdämmerung in Mannheim
■ Nur neun Monate nach dem neugierig machen-
den Rheingold ist Martin Schüler in Mannheim ein großes Ring-Finale gelungen. Intensiver und ausgereifter als in den ersten Teilen der Tetralogie füllt er die mal monumentalen, mal coolen Bühnenbilder Hans Dieter Schaals mit Leben. Der Bilderbogen reicht von der frisch-natürlichen Liebesszene Siegfrieds und Brünnhildes über die Gesellschaftskomödie der neureichen Gibichungen bis zum pompös-heuchlerischen Staatsbegräbnis Siegfrieds, bei dem Wotan (alias Intendant Ulrich Schwab) einen stummen Auftritt hat. Ist Siegfried das von allen, inklusive Wotans Raben, manipulierte und schließlich fallen gelassene Opfer, nimmt sich Hagen am Ende gar die Freiheit, den noch einmal auftauchenden Vater Alberich umzubringen. Schüler würzt seine Ring-Erzählung mit Witz, Ironie und interessanten szenischen Hinzufügungen, auch wenn sie nicht geradewegs in eine schlüssige Gesamtinterpretation münden. Nachdem das Feuer des Schlusstableaus verraucht ist, bleiben einzig die ratlosen Rheintöchter auf der schmalen Vorderbühne übrig. Niemand scheint weiser geworden, und das alte Spiel kann aufs Neue beginnen. Höchst spielfreudig das Ensemble: Mikel Dean als leicht schwuchteliger Gunther, Lioba Braun als anrührende Waltraute, Wolfgang Neumann als souveräner Siegfried und James Moellenhoff als maffioser Hagen, während Jayne Casselman eine stimmlich enge Brünnhilde ist. Solide Winfried Sakai als Alberich und Nicola Beller Carbone als Gutrune. Auch Jun Märkl und das Orchester errangen mit der Götterdämmerung ihre beste Ring-Leistung: Temperamentvoll und spannend, dynamisch und farblich nuanciert klang die letzte Mannheimer Premiere des scheidenden, international gefragten GMDs. Heinz-Günter Vester
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Alptraum hinter
Schiebewänden Hoffmanns Erzählungen von Offenbach in Stuttgart Setzte der Stuttgarter Ring der vier Regisseure Zeichen und Impulse, so lässt sich das für Contes d’Hoffmann zum Ende der Saison nicht behaupten. Joachim Schlömers Inszenierung leidet ebenso an mangelndem Glanz und grauer Theorie wie an den dramaturgischen Vorgaben des Intendanten Klaus Zehelein, die der Offenbach-Oper im Alltagsambiente von Jens Kilians Kaffeebar jegliche Romantik austreiben. Manchmal gestattet Schlömer einen Blick hinter die Schiebewände in Hoffmanns Räume der Imagination und Erinnerung: den Salon Spalanzanis mit der Puppe Olympia etwa oder Giuliettas Palazzo mit der venezianischen Maskengesellschaft. Die Traumbilder gebiert Hoffmann im Rausch – als Musiktheater könnten sie lebendig werden. Doch Schlömer zeigt vor allem das Scheitern einer Künstlerexistenz an der Realität. Klein-Zaches, der Zwerg aus Hoffmanns Auftrittslied, treibt sich als Doppelgänger und Symbolgestalt des Titelhelden durch alle Akte. Robert Künzli (mit heftigen tenoralen Ausbrüchen) und Karl-Heinz Tittelbach treten dafür in identischer schwarzer Lederkluft auf. John Bröcheler ist der mit machtvollem Bass agierende Gegenspieler, Catriona Smith ein sauber artikulierendes Fließband-Girlie, Lina Tetruashvili (die letzte der grandiosen Sängerentdeckungen Pamela Rosenbergs, die nun die Leitung der San Francisco Opera übernimmt) eine warm timbrierte Antonia und Tichina Vaughn eine mit betörender Stimmerotik brillierende Giulietta. Lothar Zagrosek dirigierte die Partitur farbig und kontrastreich zwischen Schärfe und Schwüle, Aufruhr und Lyrismus. Dietholf Zerweck
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Lehárs Lustige Witwe an der Komischen Oper Berlin ■ Machen wir’s kurz: der Höhepunkt am Schluss
Liebe Musikfreunde, bestimmt erleben auch Sie oft, wie jemand andächtig die Schallplatte eines längst erloschenen Stars auflegt und behauptet, ein solches Talent käme nie wieder. War früher doch alles besser? Eines steht fest: Früher waren die Musikerkarrieren dauerhafter: Georg Solti lernte sein Metier von der Pike auf als Repetitor, bevor er in die Welt hinausging und sein Publikum über Jahrzehnte hinweg faszinierte. Artur Rubinstein legte mitten in seiner Laufbahn eine fünfjährige künstlerische Pause ein, um dann richtig durchzustarten - undenkbar in unserer Zeit, wo Erfolg und Produkt sofort abrufbar sein müssen. Heute werden die Stars ins Musikleben katapultiert; man versieht sie mit ein paar werbewirksamen Superlativen, überfordert sie, und schon kann es vorbei sein… In den letzten Jahren sind historische Aufnahmen aus Archiven in aller Welt aufgestöbert und - teils erstmalig - veröffentlicht worden. Sie bieten Gelegenheit, die Stars von gestern wiederzuerleben und zu prüfen, ob die Musiker damals wirklich besser waren oder ob nur die Erinnerung manche Unzulänglichkeit verklärt hat. Hier setzt eine elementare Aufgabe des Fernsehens ein: Filmdokumente mit modernen technischen Mitteln aufzubereiten und die ganze Faszination einer historischen Persönlichkeit zu zeigen. Denn in der Musik ist es wie im übrigen Leben: Man muß die Vergangenheit kennen, um die Gegenwart beurteilen zu können.
der Millenniumssaison in Berlin. Das Bühnenbild erhält den ersten Applaus – Unmengen muffiger Aktenstapel um eine glamouröse Showtreppe herum, als käme Frank Sinatra ins Stasi-Archiv. Das Publikum ist von Anfang an auf der Seite der Inszenierung von Andreas Homoki. Die Operette, eine Gattung so tot wie ihre Liebhaber? Weit gefehlt, denn in dieser Lustigen Witwe geht man nicht plüschig ins Maxim, man lacht nicht, wie Fritz Kortner früher sagte, unter dem eigenen Niveau. Wenn die Männer etwa feststellen, dass das „Studium der Weiber“ schwer ist, und sich Nachhilfe durch genaues Bilderstudium des „Playboy“ holen, dann ist einer der vielen Höhepunkte dieser vom Start weg gelungenen Lesart erreicht. Die Musik ist die andere Hälfte der Miete, denn Michail Jurowski schlägt rassig Funken aus der Partitur und findet auch den Ton für die besinnlichen Augenblicke. Nach der Liebe zu den drei Orangen ein erneuter Beweis für die hervorragende Zusammenarbeit dieser beiden Vollprofis. Und wenn zum Schluss das ersehnte Geld vom Himmel auch auf die Zuschauer regnet, dann merkt auch der letzte Bedenkenträger, dass Homokis Witwe das Zeug zum Dauerbrenner hat. So lebendig kann Operette sein, wenn man sie nicht nur zu Tode liebt, sondern ernst nimmt. Encore, Homoki! Alexander Ross
Expedition ins
Tierreich Janá˘ceks Schlaues Füchslein an der Deutschen Oper Berlin
Bis zum nächsten Mal grüßt Sie herzlich
Diese Märchenoper ist bestes Futter für Regisseure und Ausstatter. Doch was Katharina Thalbach und Ezio Toffolutti auf die Bühne der Deutschen Oper zauberten, verblüffte schon. Da kreucht und fleucht auf dem Waldboden herum, was man sich an Tierwelt nur vorstellen kann: Libellen, Mücken, Igel, Schnecken und Käfer, die die achtlos im Moos liegen gelassenen Streichhölzer als Spazierstöcke benutzen. Und mittendrin das Füchslein mit seiner Familie. Genial der Übergang zur Menschenebene: Riesenhaft schwebt der Stiefel des Jägers hernieder auf das entsetzt fliehende Getier, auf seiner Spitze der Sän-
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Arthur Intelmann Redaktion CLASSICA
■ CLASSICA, der digitale Fernsehkanal für klassi-
sche Musik auf PREMIERE WORLD, beginnt im November die Ausstrahlung einer umfangreichen Reihe mit historischen Aufnahmen großer Musiker; die Archivschätze werden in wöchentlicher Folge über einen Zeitraum von vielen Monaten gesendet.
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Foto: Kranichphoto
Der Premierenspiegel
Ins Herz getroffen
Ausgefuchst: Fionnuala McCarthy und Ulrike Helzel ger, Antti Suhonen. Als der Förster sich später zur Ruhe begibt, schiebt sich sein überdimensionierter Kopf herein. Die Sympathien der Thalbach sind einseitig verteilt: Das Wechselspiel zwischen Tier- und Menschenwelt wird zur etwas platten Konfrontation von unverbildeter Natur und verspießter Zivilisation. Und das nimmt Janá˘c eks altersweisem Spätwerk viel Tiefgang. Doch sei’s drum. Die Inszenierung quillt förmlich über vor liebevoll-detailgetreuen Einfällen. Dirigent Ji˘r i Kout nahm die Musik der Inszenierung gemäß weich und märchenhaft, Fionnuala McCarthy brillierte als Füchslein Schlaukopf und Ulrike Helzel als ihr Liebhaber. Ärgerlich zwar, dass man bei allen kaum etwas vom Text verstand, aber man war ja doch viel zu sehr mit Gucken beschäftigt. Arnt Cobbers
Junger
Sommer
Young.euro.classic in Berlin ■ Das musikalische Sommerloch in der Hauptstadt hat sich geschlossen, Berlin hat ein neues
Festival: das „young.euro.classic“. Aus einer Initiative des deutschen Förderkreises Europäischer Jugendorchester und der Jeunesses Musicales Deutschland entwickelte sich eine Festivalpremiere, die für die Zukunft hoffen lässt: Innerhalb von drei Wochen gastierten 20 Jugendorchester aus 16 Nationen im Konzerthaus am Gendarmenmarkt und in der Philharmonie. Unter der Leitung von Dirigenten wie Gerd Albrecht, Vladimir Ashkenazy oder Pierre Boulez musizierten die rund 2.000 jungen Musiker meist auf erstaunlich hohem Niveau und setzten darüber hinaus ein Zeichen für die Völkerverständigung. Der musikalische Schwerpunkt lag auf Werken des 20. Jahrhunderts, allein 17 Kompositionen waren eigens in Auftrag gegeben worden. Der Publikumsansturm – aller Generationen – war riesengroß, und das lag sicher auch am erfreulich niedrigen Kartenpreis von 14 DM. Bleibt zu hoffen, dass sich das Festival etabliert. Jakob Buhre
Die heilige
Kuh geschlachtet Strauss’ Rosenkavalier in Kassel Berghaus-Schüler Sebastian Baumgarten lässt keinen Traditionsstein auf dem anderen. Seine Inszenierung rüttelt heftig an unseren Sehgewohnheiten, ohne deshalb falsch oder ehrenrührig zu sein. Die Rosenüberreichung beispielsweise ist als historisches Ritual inszeniert, und auch die Walzerklänge werden szenisch als Zitat freigelegt. All dies folgt einer ganz eigenen Logik. Die Requisiten aus einer vergangenen Welt, seien sie dinglich oder musikalisch, bleiben ein Hindernis für das „heutige“ Leben und Lieben. Fast filmisch genau legten die Sänger die Seelenzustände der Figuren frei. Lona Culmer-Schellbach (Marschallin) nahm ihren üppigen Sopran gelegentlich fast zu sehr zurück. Hana Minutilla gestaltete mit schlanker Stimme und authentischem Spiel einen idealen Octavian, während Marisca Mulder stimmlich keine Idealbesetzung für die Sophie war. Michael Eder sang den Ochs sympathisch-vital; Manfred Volz war ein vornehmer Faninal, der die Buffo-Verführungen der Rolle mied. GMD Roberto Paternostro wagte ebenfalls einen „modernen“ Strauss. Straffe Tempi und kammermusikalische Durchsichtigkeit förderten viele sprechende Details zu Tage. Paternostro arbeitete eher die Härten als die Schönheiten der Partitur heraus und verhalf damit zu mancher Überraschung.
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rescendo-Rätsel! Gefunden!
Komponist gesucht…
Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Franz Schubert. Er wurde 1797 im Wiener Vorort Lichtental „Er war der faszinierendste Pianist seit Busoni“, geboren. Die Korrekturfahnen seiner Goetheurteilte einst Arthur Rubinstein. Geboren wird er Vertonung Der Erlkönig schickte sein Verlag auf einem kleinen Gut auf dem Land. Als NeunBreitkopf & Härtel versehentlich an den Dresdner jähriger beginnt er in der Hauptstadt ein KlaKomponisten Franz Schubert (1768–1827), der die vierstudium. Mit 14 Jahren schreibt er seine Veröffentlichung dieses „Machwerks“ wegen Namenserste Komposition, mit 17 das erste von missbrauchs jahrelang blockierte. Dessen ältester Sohn, vier Klavierkonzerten, dessen berühmGeiger und Komponist, hieß übrigens auch Franz Schubert testes drittes als virtuoses Nonplusultra (1808–78). Schuberts Werkverzeichnis (abgekürzt D = gilt. Es ist einem polnischen Pianisten Deutschverzeichnis) ist nach dem „Zeit“-Kritiker und gewidmet, der es aber nie gespielt hat. Schubert-Biografen Otto Erich Deutsch benannt Das Uraufführungsdebakel seiner ers(1883–1967). Als 1927 ein amerikanisches Schubertten Sinfonie stürzt ihn in eine schwere Komitee Komponisten aufrief, für 20.000 Dollar die Schaffenskrise. In einem Brief schreibt er: h-moll-Symphonie D 759 zu vollenden, fand sich glück„Ich bin ein unglücklicher Mensch, licherweise niemand, der die Aufgabe übernehmen wollte. und als Mensch werde ich meinem Schon zu Lebzeiten wurden Schubert und seine Werke von Charakter nach niemals glücklich seinen Freunden mit der Schubertiade geehrt. sein.“ Aber es ist vielleicht gerade die latente Schwermut in seinen Werken, die ihm später den großen Durchbruch verschafft. Für drei WinEdelgard Kröhnert aus Bad Bevensen, Erika Bohndorf aus Dresden, ter lebt und komponiert Wolfgang Berger aus Magdeburg, Albrecht Quack aus Hamburg, Maria er zurückgezogen am Schubert aus Mißlareuth, Horst Schomerus aus Oldenburg, Brigitte AllaStadtrand von Dresden, mache aus Berlin, H. A. Schöl aus Endhoven (NL), Christine Cremer aus mit 44 Jahren verlässt er Rödermark, Erika Knobel aus Frankfurt a. M., Annette Gotz aus München. seine Heimat für immer. In den USA steigt er zum höchstbezahlten Pianisten seiner Zeit auf, nicht zuletzt wegen seines Charismas und seines markanten Äußeren. Auch eine Die „Deutsche Schubert-Lied-EdiDirigentenkarriere hätte ihm offen getion“, in der bis 2005 sämtliche über standen, doch als man 1924 den Chefpo700 Lieder auf ca. 35 CDs erscheinen sten des renommierten Boston Orchestra sollen, bedient sich eines dramaturneu besetzt, wird er durch die Frau eines gischen Fadens: der Ordnung nach Konkurrenten außer Gefecht gesetzt, die Dichtern oder Dichterkreisen. Gerasich gegenüber dem Orchester verdächtig de sind die Folgen 4 und 5 erschienen: Cornelispendabel zeigt. Er stirbt mit 70 Jahren us Hauptmann widmet sich mit seinem samtenen, in Beverly Hills. sehr tiefenmächtigen Bass Liedern auf Mayrhofer-Texte. Bei der Schönen Müllerin vermag Christian Elsner mit seinem baritonal gefärbten Tenor und seiner exzellenten Diktion in der großen Konkurrenz sehr wohl zu bestehen. Für das hohe Niveau der Klavierbegleitung wie für die ansprechenden Booklets sind Dann schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte die künstlerischen Leiter der Edition, die Piaund schicken Sie sie an: nisten Ulrich Eisenlohr und Stefan Laux, verCrescendo, Port Media GmbH, Waldgartenstr. 40, antwortlich. 81377 München Franz Schubert: Mayrhofer-Lieder Vol. 1. Auf zehn Gewinner wartet je eine CD mit der ersHauptmann/Laux. Naxos 8.554738. ten Sinfonie des Gesuchten aus dem Hause DeutDie schöne Müllerin. Elsner/Eisenlohr. Naxos 8.554664. JMa sche Grammophon, die unserem Rezensenten sehr gut gefallen hat. Wir werden Sie Ihnen im nächsten Heft vorstellen.
Unsere Gewinner…
…haben diese CDs gewonnen:
Wissen Sie, wer’s war?
Jürgen Hartmann
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Das Crescendo-Rätsel
Das
Premierenspiegel
■ Auf höchstem Niveau dagegen das Orchester in
Foto: Bühnen der Stadt Köln
Oldenburg, dem in Händels Zauberoper Alcina auch ohne historische Instrumente eine erstaunliche Annäherung an den authentischen barocken Klang gelang. In der auf zwei pausenlose Stunden komprimierten Fassung musizierten die Philharmoniker unter Raoul Grüneis straff und durchsichtig mit einem Höchstmaß an Spielkultur und ließen die oft mittelmäßigen Leistungen der letzten Zeit völlig vergessen. Regisseur und Ausstatter Johannes Schütz machte die innerseelischen Vorgänge durch stilisierte Gebärdensprache und psychologische Durchdringung optisch transparent und entsprach damit der musikalischen Interpretation. In der Titelrolle demonstrierte Marcia Parks fast überdimensionierte barocke AffektenKunst. Gerhart Asche
Die
Gnade
des Todes
Janá˘ceks Sache Makropulos in Köln und Düsseldorf ■ Zum
Ende der letzten Saison Leo˘s Janá˘ceks Sache Makropulos an rheinischen Bühnen, mit der (scheinbar) eiskalten Diva Emilia Marty als Bombenrolle. Die faszinierende, fremde Frau mischt sich in einen Erbschaftsprozess ein und weiß von Dingen zu berichten, die in weiter Vergangenheit liegen. Interessiert ist sie an einem bestimmten Schriftstück: einem Rezept ihres Vaters, der im 16. Jahrhundert Leibarzt von Kaiser Rudolf II. war. Den von seinem Herrn gewünschten lebensverlängernden Trank musste er an seiner Tochter ausprobieren – mit Erfolg. Über 300 Jahre lebt Emilia nun schon unter wechselnden Namen. Doch die Wirkung des Tranks lässt nach. Emilia bringt das Dokument in ihren Besitz, indem sie dem Besitzer, Prus, eine (für diesen frustrierende) Liebesnacht gewährt. Doch sie wendet das Rezept nicht mehr an, nachdem ihr die Gnade des Sterbens bewusst geworden ist. Janá˘c eks Musik bestätigt das in dem überaus berührenden Schlussmonolog mit einer sinnlichen Melodik, die sich das Konversationsstück zuvor versagte. Graeme Jenkins, der Kölner Dirigent, lässt insgesamt stärker dramatisch pulsieren, John Fiore betont mehr das lyrische Potenzial der Musik. Nach ähnlichen Kriterien lassen sich die Protagonistinnen Nina Warren (Köln) und Gitta-Maria Sjöberg (Düsseldorf), beide hinreißend, klassifizieren.
Zur Sache Makropulos: Kölner Reinraum Stein Winge inszeniert an der Rheinoper in dem mit verschiebbaren Wänden raffinierten, aber nicht immer logisch erscheinenden Bühnenbild von Johannes Schütz eine relativ realistische Story. Günter Krämer in Köln gibt der Handlung auf einem Zifferblatt als Spielfläche (Florian Etti) wesentlich mehr Hintergrundsperspektiven. Der Vergleich der Aufführungen ist spannend. Jens Mail
Wer wagt,
gewinnt Zemlinsky in Osnabrück, Händel in Oldenburg ■ Zwei Häuser wagten etwas Besonderes: zum ei-
nen Osnabrück, das Zemlinskys gar zu selten gespielter „leiser“ Komödie Kleider machen Leute eine zauberhaft leichte, immer wieder ins Skurrile umschlagende Aufführung bereitete. Im surreal anmutenden Bühnenbild von Peer Palmowski peilte Regisseur Thomas Münstermann nicht die putzig-spitzwegische Bilderbuchwelt an, die man aus dem Stück auch herauslesen könnte, sondern setzte auf die Doppelbödigkeit, die Parabelfähigkeit der Handlung um den als Grafen verkleideten Schneidergesellen – und gewann auf ganzer Linie. Die Hauptrolle sang beachtlich Hans-Hermann Ehrich mit technisch gut geschultem Tenor. Das Orchester, bisweilen bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gefordert, lieferte insgesamt unter Lutz de Veer aber doch den Beweis, dass das musikalisch höchst anspruchsvolle Werk auch von einer kleineren Bühne in den Griff zu bekommen ist.
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Verspätetes Mittagsschläfchen Mozarts Così fan tutte in Frankfurt Così fan tutte, leicht gekürzt, beschloss eine erfreuliche Frankfurter Spielzeit. Beim Erklingen der Ouvertüre gibt der sich öffnende Vorhang den Blick frei auf die Sonnenterrasse eines gediegenen Seebades, gelegen am Fuße des Vesuvs, der in pittoresker Schönheit auf einer übergroßen Leinwand im Hintergrund vor sich hinsprudelt (Bühne: Johannes Leiacker). Was inszenatorisch folgt, setzt in punkto Langeweile beachtliche Maßstäbe: Klappstühle werden geöffnet, man serviert Tee, salbt sich ausgiebig und lümmelt sich reihum in frisch aufgeschüttelte Kissen. Nichts bewegt sich, alles steht. Annegret Ritzel degradiert Mozarts bösestes und subtilstes Werk zu einer dümmlichen Buffo-Oper. Der Gipfel sind die wundervollen türkischen Gewänder, über die bestenfalls volltrunkene Karnevalisten in Verzückung geraten könnten. Dabei erbringen alle Beteiligten eine gute Ensembleleistung, aus der Andreas Macco als Don Alfonso und Britta Stallmeister als Despina hörbar herausragen. Balazs Kocsar dirigiert mit zügigen Tempi das engagiert spielende Museumsorchester. In Teilen rezipiert das Publikum das zähe Treiben bereits im Unterbewusstsein und döst in ungebremster Müdigkeit vor sich hin. Am Ende applaudiert man höflich und geht gut ausgeruht nach Hause. So machen es eben alle – wenn nicht mehr geboten wird. Peter Spiel
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W. A. Mozart Klavierkonzert KV 503 Symphonie "Prager" KV 504 Rezitativ und Rondo KV 505 Bernarda Fink, Mezzosopran Orchestre de Chambre de Lausanne Christian Zacharias, Klavier und Leitung MDG 340 0967-2 W. A. Mozart Klavierwerke Fantasie in d KV 397, Rondo in D KV 485 Fantasie in c KV 396, Rondo in F KV 494 etc. Christian Zacharias, Klavier MDG 340 0961-2 Franz Schubert Quintett D 667 "Die Forelle" Streichtrio D 581, D 111A Christian Zacharias, Klavier Leipziger Streichquartett MDG 307 0625-2 * alle MDG-Einspielungen sind im Fachhandel erhältlich.
Aktuelle Konzerttermine (nur Deutschland, Österreich, Schweiz) 09.10. Lausanne 10.10. Lausanne 15.10. Lausanne 26.10. Berlin 28.10. Berlin 30.10. Berlin 21.11. Wien 25.11. Baden-Baden 26.11. Frankfurt 10.12. Berlin 11.12. Berlin 12.12. Berlin Weitere Tourneetermine unter www.mdg.de TV-Auftritt anläßlich der Überreichung des ECHO-Klassik-2000 in der ZDF-Sendung "Echo der Stars" Live aus Berlin am 22. Oktober 11:00 Uhr
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Der 1950 in Indien geborene Christian Zacharias bewegt sich ausgesprochen gern außerhalb der ausgetretenen Interpretationspfade und gehört zweifellos zur pianistischen Weltelite. Zacharias versteht die unterschiedlichsten Sphären künstlerischer Arbeit zu verbinden: als Pianist, als Pädagoge, als Dirigent und als Musiker...
…tonangebend
Christian Zacharias
War die bisherige Schallplattenpräsenz geprägt von den solistischen Aufgaben des Ausnahmekünstlers, so präsentieren die ersten drei jetzt exklusiv bei MDG - Musikproduktion Dabringhaus und Grimm - eingespielten CDs die gesamte Bandbreite und Programmkonzeption des heutigen Christian Zacharias. Der Klangmagier führt nicht selten in seinen Meisterkursen Bläser, Streicher und Pianisten zusammen zu gegenseitigem Einhören und Vertiefen des musikalischen Ausdrucks. Ist er deshalb der weltweit gefragte Kammermusikpartner?
Seine brandaktuelle CD "Mozart KV 503, 504, 505" markiert jetzt nicht nur die erste Einspielung als Solist und Dirigent "seines" Orchestre de Chambre de Lausanne"– hier präsentiert Christian Zacharias auch eine bisher unerhörte Programmidee: Sämtliche Werke dieser CD entstanden im Dezember 1786. Sie demonstrieren eine Momentaufnahme des Komponisten aus seiner Prager Komponierstube mit einer
Die Kammermusik-Einspielung des Quintetts D 667 "Die Forelle" von Schubert – aufgenommen mit dem Leipziger Streichquartett – erhielt weltweit Bestnoten. Das französische Fachmagazin Répertoire stellte die MDGProduktion an die Spitze aller 17(!) derzeit erhältlichen Einspielungen. "So einen farbenreichen Mozart hat man solo von Zacharias noch nicht gehört" jubelt FonoForum über sein Solo-Debut-Album und attestiert auch dieser mit internationalen Preisen versehenen Aufnahme "Absoluten Referenzcharakter". Da ist es nur konsequent, wenn Christian Zacharias sich heute zunehmend auch der Dirigentenlaufbahn verschreibt – so erfolgreich, daß er ab Herbst 2000 als Künstlerischer Direktor und Chefdirigent des renommierten Orchestre de Chambre de Lausanne den Ton angibt.
Sinfonie berstend vor Dramatik und Spannung, einem Klavierkonzert voller Vitalität und einer Arie – hinreißend gesungen von Bernarda Fink – im innigen Dialog mit Klavier und Orchester: Fazit "ein einfallsreiches Mozart-Programm, herausragend in Interpretation und Aufnahme, unter Federführung des vielseitig begabten Christian Zacharias" (Gramophone). J. Thalmann
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29.07.2002
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Mit Glanz und Tradition in die Zukunft Die Deutsche Phono-Akademie betreibt mit der jährlichen Inszenierung der ECHO Klassik Gala, in Zusammenarbeit mit dem ZDF, aktuelle Traditionspflege. Bereits 1963 wurde der „Deutsche Schallplattenpreis“ ins Leben gerufen, dessen Aufbau und Pflege 1974 von der im Vorjahr gegründeten Deutschen Phono-Akademie übernommen wurde. Dieser Preis wurde bekanntlich sukzessive für alle Sparten
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des vielseitigen Musiklebens geöffnet und damit den kulturellen und gesellschaftlichen Aktualitäten angepasst. Als gemeinnütziges Kulturinstitut der Musikwirtschaft verstand sich die Deutsche Phono-Akademie seit Gründung als Mittler zwischen Musikwirtschaft, Künstlern, Medien und Politik. In der Öffentlichkeit wollte man Zeichen setzen und will man bis heute wichtige Debatten und das Nachdenken über Probleme in Kultur und Gesellschaft anregen. Das Resultat neuer Überlegungen und selbstkritischer Reflektion bestand 1992 in der Schaffung des Deutschen Schallplattenpreises ECHO – nun im moderneren Gewand, zeitgemäß und wesentlich öffentlichkeitswirksamer. Der große Erfolg, der den ECHO zum größten Schallplattenpreis in Europa und zum drittgrößten
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Franz Xaver Gebel Streichquintette opp. 20 und 25 Ensemble Concertant Frankfurt g MDG 603 0956-2 lun pie ins e t s Er Norbert Burgmüller Sämtliche Streichquartette Vol.1 Quartette opp. 7 & 14 Mannheimer Streichquartett ng MDG 336 0993-2 elu spi n i e t Ers John Cage Das Klavierwerk Vol. 5 “Two Pianos” Josef Christof und Steffen Schleiermacher g MDG 613 0789-2 lun pie (2 CDs) ins e t Ers Joh. Kaspar Ferdinand Fischer Die Töchter des Zeus Musicalischer Parnassus Mitzi Meyerson, Cembalo ng MDG 605 0977-2 elu spi n i e t Ers Leo Smit Sextett, Quintett (1928) Duo, Trio (1938) Ensemble Villa Musica ng MDG 304 0995-2 elu spi tein s r E
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Teufelsbläser
NEUHEITEN
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Antonio Pascullis hochvirtuose Charakterstücke für Oboe und Klavier bzw. Harfe auf Themen der großen italienischen Opernkomponisten gelten als unspielbar. Sie werden als Debut und Ersteinspielung von der jungen Oboistin Yeon-Hee Kwak bei MDG vorgelegt - aufsehenerregende Klangereignisse, die dem Bild, das wir vom Musikleben des ausgehenden 19. Jahrhunderts und vom Virtuosentum des 21. haben, eine wichtige Facette hinzugeben.
Antonio Pasculli stammt aus einer sizilianischen Familie, die schon bald seine außergewöhnliche Begabung erkannte und ihn mit 14 Jahren als Oboist auf die Virtuosenreise schickte. Pasculli sollte sich zum Paganini des Blasinstrumentes entwickeln wie Paganini komponierte er sein Repertoire selbst, weil er nur so "unspielbare" Stücke fand: vorzugsweise halsbrecherische Opernparaphrasen mit Klavierbegleitung, die die stimmversessenen Italiener dahinschmelzen ließen. Pasculli begeisterte die Konzertwelt durch sein revolutioniertes Oboenspiel: Bis dato Unmögliches wie Arpeggien und StaccatoLäufe in extremen Tempi gehörten zum Standard; auf atemtechnische Probleme wurde grundsätzlich keine Rücksicht genommen – absoluter Höhepunkt dieser Entwicklung: Le Api - "Die Bienen", gegen die Rimski-Korssakows Hummeln wie müde Stubenfliegen daherkommen... Eine aparte Abwechslung stellt die Omaggio a Bellini dar, bei der die Oboe durch das Englischhorn ersetzt wird und als Begleitinstrument klanglich filigran die Harfe spielt. Die Ausnahme-Oboistin Yeon-Hee Kwak steht am Beginn einer großen Karriere. Die koreanische Künstlerin errang 1995 beim Internationalen Antonio Pasculli Kammermusikwettbewerb in Lodz "Ricordo di Napoli" den 1. Preis, gewann zwei Jahre Charakterstücke und später den Deutschen HochschulOpernparaphrasen wettbewerb und den Internationalen Yeon-Hee Kwak, Oboe Sony-Wettbewerb in Tokio. Chia Chou, Klavier 1998 wurde ihr der Prix Davidoff Ursula Eisert, Harfe zuerkannt. Ihre renommierten MDG 603 0942-2 Klangpartner: Ursula Eisert und der Pianist Chia Chou vom Trio Parnassus und dem Ensemble Villa Musica. J. Thalmann
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Ars Acustica
WERGO
ARS ACUSTICA Vom Reichtum der Akustischen Kunst Klänge sind nur Schaumblasen auf der Oberfläche der Stille. Sie platzen und sind nicht mehr. Sagt John Cage. Klang ist nichts als eine atmosphärische Störung. Sagt Edgar Varèse. Wir hören auch ohne Ohren. Nicht nur im Traum.
NEU
Geräusche der Natur und Technik, Großstadtlärm, Maschinen und Geräte, Pflanzen und Tiere, alles ist „Soundscape“. Jeder Ort schafft seine eigene individuelle Klangaura. Unter dem Titel ARS ACUSTICA veröffentlicht WERGO in einer langfristig angelegten CD-Edition Highlights der Akustischen Kunst, wie sie in den letzten Jahrzehnten insbesondere für das Studio Akustische Kunst des WDR unter Leitung von Klaus Schöning entstanden sind. Komponisten, Poeten, Filmemacher, Soundartisten, Video- und Performance-Künstler wirken im Studio Akustische Kunst wie in einem Laboratorium. Sie bringen aus ihrer Praxis Arbeitsmethoden, Erfahrungen, neue Techniken und Traditionen aus anderen Medien in das offene Konzept der Ars Acustica ein. Zahlreiche Realisationen international bekannter Sound-Poeten, Komponisten, Audio- und Performance-Künstler sind mit Preisen ausgezeichnet. In der Mittelbayerischen Zeitung war im Mai 1999 zu lesen: „Ars Acustica ist eine Kunst, die fasziniert [...] Ihre Komponisten, Interpreten, Tonmeister befremden mit dem, was dem Menschen nahe ist: Das ist er selbst und seine Umwelt. Wie klingt das Alphabet in verschiedenen Sprachen? Wie klingen Landschaften? Der WDR weiß es. Der Sender betreibt seit 30 Jahren ein ‚Studio Akustische Kunst‘. Und bei WERGO ist nun ein spannender Fordern Sie unseren Katalog an. WERGO · postfach 36 40 · 55026 Mainz · Germany E-Mail: wergo@schott-musik.de Internet: http://www.schott-music.com/
The bad boy of music:
Ein großer Symphoniker Hätte man im Hollywood der späten vierziger Jahre einen wirklich spannenden Streifen über das verrückte Leben eines Komponisten drehen wollen, wäre die beste Wahl sicherlich George Antheil (1900– 1959) gewesen, dessen 100. Geburtstag übrigens in diesem Jahr gefeiert werden kann. Das Drehbuch lag auch schon vor: nämlich in Form seiner wunderbar geistreich, witzig und kenntnisreich geschriebenen Selbstbiographie »Bad Boy of Music« (in deutscher Übersetzung gerade wieder neu erschienen).
vollkommen in die Irre geführt, dass man bis heute nur diese eine Facette des clownesken enfant terribles an ihm gesehen hat. George Antheil ist einer der ganz wichtigen Komponisten dieses Jahrhunderts, und cpo beweist dies mit der Einspielung seiner Sinfonien und ausgewählter Orchestermusik! Das RSO Frankfurt hat sich mit seinem amerikanischen Chefdirigenten Hugh Wolff dieser Aufgabe angenommen, »mit knackigem Verve, konturiertem Klangkolorit und viel Finesse« wie Scala unlängst schrieb.
Hugh Wolff
Diesen Titel hatte er seinem Skandalerfolg mit dem Ballet mécanique zu verdanken, wo Klavier, Pianola, ein erhebliches Arsenal an Schlagzeug sowie als besonderer Clou ein Flugzeugmotor um die Wette rattern. Das war aber nur die eine Seite des George Antheil, und es hat in seiner Beurteilung als Komponist
Bis jetzt sind folgende Werke eingespielt: Die Sinfonien Nr. 1 »Zingareska« von 1922, Nr. 4 »1942«, Nr. 5 »Joyous« und Nr. 6 »after Dela-croix« von 1947. Es ist Musik, wie sie nur im Schmelztiegel Amerika entstehen konnte, und eigentlich gilt für die gesamte Sinfonik Antheils das, was
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A
S T O R
PIA ZZOLLA Sein musikalisches Leben Piazzolla Piazzolla spielt Piazzolla ist ein umfassendes Portrait des Kom-ponisten, der hier in all seinen musikalischen Facetten zu erleben ist: Auf den Spuren des Barock, als Kritiker einer Gesellschaft, die zeitweilig dem Faschismus zu erliegen drohte, als mitreißender Sänger auf dem Bandonéon, als Erneuerer einer ohnehin ausdrucks- starken Form
George Antheil
Vol. 1 Piazzolla en suite Bestellnummer: BM-CD 31.7031 cpo 9 9 9 7 0 6 – 2
Vol. 2 Años de soledad Bestellnummer: BM-CD 31.7032
Vol. 3 María de Buenos Aires Bestellnummer: BM-CD 31.7033
Vol. 4 Piazzolla concertant cpo 9 9 9 6 0 4 – 2 Virgil Thomson anläßlich der Uraufführung der 4. Sinfonie geschrieben hat: »Die Sinfonie ist wohl das vollständigste musikalische Abbild von einem amerikanischen Zirkus, das je gezeichnet wurde. Alles gibt es darin: Die Musik einer Militärkapelle, Walzer, sentimentale Liedchen, ein Lied der Roten Armee, exzentrische Tänze – jede Art von Witz, akrobatischen Wendungen, patriotischen Anspielungen und glamourösen Monstrositäten. Sie ist glänzend, hart, lärmend, anmaßend, wirkungsvoll und unglaublich real. Und all ihre Melodien prägen sich ein.« Burkhard Schmilgun
Bestellnummer: BM-CD 31.7034
Vol. 5 Piazzolla & el Conjunto electronico Bestellnummer: BM-CD 31.7035
Vol. 6 Piazzolla & José Angel Trelles Bestellnummer: BM-CD 31.7036
Vol. 7 Piazzolla & Amelita Baltar Bestellnummer: BM-CD 31.7037
Vol. 8 Piazzolla & the movies Bestellnummer: BM-CD 31.7038
Vol. 9 gibt’s nur bei jpc jazz · pop · classic
cpo
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Roma 1972 Bestellnummer: BM-CD 31.7040
Vol. 10 Milano 1984
2 CD
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29.07.2002
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C 534 001 B
Neues vom Plattenmarkt
Markus Becker hat nun sein Großprojekt der Gesamteinspielung sämtlicher Klavierwerke von Max Reger um die Folgen 7 bis 9 erweitert. Auf CTH 2317 sind die "6 Intermezzi, op. 45", die "Losen Blätter, op. 13" und die "Aquarellen, op. 25" zu hören. CTH 2318 bietet Band 1 und 3, CTH 2319 Band 2 und 4 "Aus meinem Tagebuch, op. 82". Neben dem deutschen Schall-plattenpreis erhielt der Interpret für die bisher vorliegenden CDs dieser Reihe glänzende Rezen-sionen: "Sorgfältiger, feiner, ja kalligraphischer kann man diese Musik wohl kaum realisieren" (SWR) – "Eine pianistisch tadellose, engagierte und intelligente Rehabilitierung Regers, die Becker in die erste Reihe der deutschen Klaviergarde
Johann Joachim Quantz war nicht nur Flötenvirtuose und -lehrer Friedrich II. von Preußen, sondern auch ein fruchtbarer und - aus Sicht der Zeitgenossen - konservativer Komponist. Vier seiner Flötenkonzerte, die er für seinen erlauchten Schüler schrieb, sind auf Hungaroton 31916 in Ersteinspielung zu hören.
Nach zwei vielbeachteten Solo-aufnahmen (BIS 959 und 1039) hat die junge, hoch gelobte Flötistin Sharon Bezaly sich für ihre Einspielung von Quartetten für Flöte und Streicher von Wolfgang Amadeus Mozart jetzt mit den Salzburger Solisten zusammengetan. Die Aufnahme ist auf BIS 1044 erschienen.
Neben Georg Friedrich Händel gehörte Johann Adolf Hasse zu den berühmtesten Komponisten Mitte des 18. Jahrhunderts. Wie Händel hatte er seine Studien-jahre in Italien zugebracht, doch anders als Händel entfaltete er sich gänzlich zum italienischen Komponisten. Seine italienischen Kantaten mit obligaten Instru-menten haben Éva Lax, Mária Zádori und Nóemi Kiss auf Hungaroton 31843 in Ersteinspielung vorgelegt.
Nach dem großen Erfolg ihrer Soloplatte "Flöten ohne Grenzen" (Musicaphon M 55710) nimmt sich Carin Levine nun auf Musicaphon M 55712 der zeitgenössischen Musik für Flöte und Elektronik an – "The Flute Experience". Unterstützt wird sie von einigen Komponisten der Werke, die die elektronischen Parts beisteuern: Dieter Schnebel, Georg Hajdu, Georg Bönn. Daneben sind Werke von Laurie Schwartz und Hanna Kulenty zu hören. Wie
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"Das barocke Cembalo" ist eine neue Aufnahme bei Claves (50-9908) benannt mit Werken von drei Komponisten, gespielt von drei Virtuosen: Lars Ulrik Mortensen spielt Sonaten von C. Ph. E. Bach, Anne Gallet interpertiert Stücke von François Couperin und Christiane Jaccottet bringt Jean-Philippe Rameaus Suite in E zu Gehör. Der rote Faden dieser Einspielung ist die Verwendung nur eines
Stets hat sich das Label Thorofon für das Werk des Münchner Komponisten Herbert Baumann eingesetzt, der die Musik zu nicht weniger als 500 Bühnenstücken und über 50 Fernsehfilmen schrieb. Nachdem auf Thorofon 2405 bereits die Ballettmusik zu "Rumpelstilzchen" erschienen war, ist nun auf Thorofon 2415 das gesamte Märchen zu hören: Elmar Gunsch, einstmals bekannt als "ZDF-Wetter-frosch", erzählt die Geschichte in einer Neufas-sung von Helmut König, der den Text der Brüder Grimm behutsam in die Sprache unserer Zeit transformierte. Herbert Baumann selbst leitet die Radio-Philhar-monie Hannover des NDR. Das Booklet ist mit Illustrationen von Hans-Joachim Burgert
Eine der experimentellsten Opern Giuseppe Verdis ist "Simon Boccanegra" – typisch, daß diesem Werk der große Erfolg zu-nächst versagt blieb. Erst nach diversen Überarbeitungen, vorangetrieben von Verdis Verleger Giulio Ricordi in Zusammenar-beit mit Arrigo Boito, kam es ab 1881 zu erfolgreichen Aufführungen. Die Leitung bei der Ein-spielung auf Dynamic 268 (eine Aufnahme vom
Wenig weiß man über die Hinter-gründe, die Franz Schubert zur Komposition seines einzigen Streichquintetts in C-dur veranlaßten. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er es wenige Wochen vor seinem Tod 1828 geschrieben. Das Quatuor Sine Nomine, regelmäßig auf Claves-Einspiel-ungen vertreten, legt das Werk jetzt auf Claves 50-2003 in Kombination mit der frühen
Der 1959 geborene Komponist James MacMillan hat mit einigen CDs auf dem Label BIS bereits erstaunliche Erfolge feiern können. Jetzt sind auf BIS 1069 zwei höchst virtuose Kon-zerte aus seiner Feder erschienen: John Wallace interpretiert das Trompetenkonzert "Epiclesis", und John Cushing ist der Solist in "Ninian" für Klarinette und Orchester. Begleitet werden beide vom Royal Scottish National
Hat der kaiserlich habsburgische Hofkomponist Johann Heinrich Schmelzer Violinsonaten für die Kapelle des Olmützer Bischofs Karl LichtensteinCastelcorn in Kremsier geschrieben? Oder war er vielleicht sogar selbst dort? Einige der in der umfangreichen Musiksammlung in Kremsier erhaltenen Werke tragen deutlich seine Handschrift, wenn auch nicht seine Signatur. John Hollo-way, Barockvioline, Jaap ter Linden, Viola da gamba, Barbara Maria Willi,
Höchst abwechslungsreiche Musik des 20. Jahrhunderts für zwei Gitarren ist auf Thorofon 2407 zu hören. Unter dem poetischen Titel "Blue Rondo" hat das Duo Bergerac (Karin Scholz und Peter Ernst) Werke zusammengeführt, die JazzElemente mit klassischen Stilmitteln und
Johann Kuhnaus kompositorisches Schaffen ist heute kaum noch be-kannt; in erster Linie wird seiner als Vorgänger Bachs im Leipziger Thomaskantorat gedacht. Gabriele Micheli hat sich des Vergessenen angenommen und bietet auf Dynamic 265 den ersten Teil von dessen "Neuer Clavier-Übung" am Cembalo dar, die mit ihrem Gang durch die Tonarten übrigens zu den Werkzyklen gehören dürfte, die Bach zum "Wohltemperierten Clavier" inspiriert haben.
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29.07.2002
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Das Jeunesses Musicales Weltorchester
„Musiker überwinden Grenzen“ – unter diesem Motto reist das Jeunesses Musicales Weltorchester seit 30 Jahren um die Welt. Das Jugendorchester, das seinen Sitz in Berlin hat, ist als einziges weltweit aktiv. In diesem Sommer gastierten die 80 Musiker aus 35 verschiedenen Nationen in den Staaten des ehemaligen Jugoslawien. Von dem Abend in Kragujevac werden sie noch lange sprechen. Um 20 Uhr sollte das Konzert in der serbischen Universitätsstadt beginnen, sieben Stunden waren für die Busfahrt aus Sarajevo eingeplant. Doch die kürzeste Strecke ist gesperrt. Wir müssen einen riesigen Umweg fahren, und der kostet viel Zeit auf den schmalen und schlechten Straßen des bosnischen Gebirgslandes, quer durch kriegszerstörtes, „ethnisch gesäubertes“ Gebiet. An der jugoslawischen Grenze dann beginnt die große Schikane mit allem, was man sich vorstellen kann. Die gesamte Abfertigung für drei Busse und den Begleit-LKW dauert schließlich fünf Stunden! Das Konzert scheint unmöglich geworden, doch Predrag, Komponist und Organisator von Jeunesses Musicales Jugoslawien, will es auf keinen Fall absagen: 1000 Leute warten, und sie werden lange warten, da ist er sicher. Der erste Bus erreicht die Konzerthalle um 21.30 Uhr, der dritte kommt um 23 Uhr an. Die Musiker holen ihre Koffer aus den Bussen, viele ziehen sich gleich auf dem Parkplatz um. Sie können es nicht fassen, dass ein Publikum über drei Stunden ausharrt, um sie zu hören. Es ist das erste Konzert eines ausländischen Orchesters seit Jahren in der Stadt. Die Zuschauer sind begeistert, viele der jungen Musiker ergriffen. Anschließend werden wir wie Staatsgäste in ein Restaurant eskortiert.
Dieser Tag war sicher das eindrücklichste Erlebnis der Reise. Auch in Sarajevo und Belgrad erwartete das Weltorchester ein dankbares Publikum. Wie sehr die Menschen den Hauch der großen weiten Welt ersehnen, wurde deutlich, wenn Orchesterdirektorin Susanne Heyer die Musiker nationenweise vorstellte: Argentinien, Australien, Belgien, Philippinen, Südafrika, USA ... Alle erhielten sie viel Beifall, Ressentiments waren nicht zu erkennen. Die Reise durch die Staaten des ehemaligen Jugoslawien war ein politisches Zeichen für die Völkerverständigung. Und das ist Programm beim Jeunesses Musicales Weltorchester, das sich damit deutlich abhebt von der finanziell besser gestellten „Konkurrenz“ wie dem Gustav-Mahler-Orchester aus Wien oder dem EU-Orchester. 1970 wurde das Weltorchester gegründet, und damit ist es das älteste international besetzte Jugendorchester überhaupt. Innerhalb von Jeunesses Musicales, einer internationalen Non-Profit-Organisation, ist das Orchester weitgehend eigenständig, die Geschäftsstelle ist seit zwölf Jahren in Berlin beheimatet. Zweimal im Jahr kommen die Musiker zu „Arbeitsphasen“ zusammen – im Winter in Berlin, im Sommer an wechselnden Orten auf der Welt, um unter der Anleitung renommierter Orchestermusiker zu proben und anschließend auf Konzerttournee zu gehen. Bernstein, Mehta, Tilson-Thomas, Nagano, Marriner, Harding – sie alle haben bereits das Orchester dirigiert, das jedes Jahr neu zusammengestellt wird. Nur wenige Musiker werden, um Kontinuität zu wahren, jeweils fürs nächste Jahr erneut eingeladen. Da Vorspiele nicht finanzierbar sind, müssen die Bewerber ein Band mit Pflichtstücken einschicken. Die Auswahl aus den bis zu 600 Bewerbern ist eine Gratwanderung. Denn nie sollen mehr als zehn Musiker aus einem Land
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kommen, und die Qualität ist unterschiedlich – vor allem aus Deutschland und Kanada bewerben sich traditionell sehr viele gute Musiker. Politische Quote und musikalische Qualität schließen einander aber nicht aus. Naturgemäß liegen die Stärken und Schwächen von Jahr zu Jahr anderswo, doch den Vergleich mit den Profis braucht das Weltorchester nicht zu scheuen. Die Musiker zwischen 16 und 25 Jahren sind hoch qualifiziert, lernbegierig, unverbraucht und mit Freude bei der Sache. „So viel man gibt, bekommt man als Dirigent auch zurück“, sagt Yakov Kreizberg, GMD der Komischen Oper Berlin und seit 1994 künstlerischer Berater des Weltorchesters. „Am Ende einer Arbeitsphase hat man ein reifes Orchester vor sich.“ Viel liegt am Dirigenten, wie manche erst hier entdecken. So schwärmen die Mitglieder des letzten Jahres von der Zusammenarbeit mit Kurt Masur, der aus dem Orchester mehr herausholte, als die Musiker in sich vermutet hätten. Und durch die Solistin Anne-Sophie Mutter lernten sie zudem den Starrummel hautnah kennen. Das Jugendorchester als Schule fürs Leben – spätestens hier erfahren die Schüler und Studenten die Härten ihres späteren Berufsalltags. Außergewöhnlich ist der Klang des Orchesters: Denn so universell wie die Musik ist die Orchesterwelt längst nicht. Da gibt es verschiedene Schulen oder Instrumente, die in einem Profiorchester nie gemischt werden. Nur in einem Ensemble wie dem Weltorchester können Klarinettisten, Hornisten oder Fagottisten aus Frankreich, Kanada und Deutschland zusammen musizieren, nur hier teilen sich Bassisten mit deutscher und französischer Griffhaltung ein Pult.
Das Repertoire ist eine Mischung aus Bekanntem und Unbekanntem. Im Winter wird das Weltorchester mit Dirigent Carlos Kalmar auf die Reise ins Baltikum gehen. Zuvor findet das Tradition gewordene Silvesterkonzert im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt statt. Auf dem Programm stehen Barbers Cellokonzert (mit Alban Gerhardt), Nielsens 4. und Dvoráks 9. Sinfonie. Infos unter Tel. 0 30/ 7 91 41 96 oder http://www.jmwo.de/. ■
Orchesterporträt
Von Arnt Cobbers
CD-Rezensionen
Neue Musik
John Cage war so etwas wie der Altmeister der Avantgarde im 20. Jahrhundert. Auf Folge fünf seiner gesammelten Klavierwerke, die die Stücke für zwei Klaviere auf einer Doppel-CD zusammenfasst, bietet sich ein faszinierendes Hörerlebnis, von den spielerisch-bewegten, perkussiven Stücken für „präpariertes“ Klavier bis zu den meditativen, sparsamen Spätwerken. Josef Christof und Steffen Schleiermacher spielen beispielhaft. (MDG 613 0789)
Auch Jonathan Harvey gehört in die Riege der großen Komponisten des ausgehenden Jahrhunderts, auch wenn ihm breite Bekanntheit bisher leider versagt geblieben ist. Die nun vorliegende CD enthält neben dem Schlagzeug-Konzert und den Song Offerings eines der packendsten und beglückendsten Werke Harveys: Madonna of Winter and Spring. Durchweg vorzügliche Interpretationen. (Niederländ. RSO: Eötvös; London Sinfonietta: Benjamin. Nimbus Records NI 5649)
Etwas seicht sind die Stücke für zwei Celli (von Knaifel, Th. Demenga, Barrière, Moser, Guy), die Patrick und Thomas Demenga präsentieren. („Lux aeterna“. ECM 465 341)
Weniger gelungen auch die Begegnung zwischen Jazz und „klassischer“ Neuer Musik, die der Komponist und Saxofonist Roger Hanschel mit dem Frankfurt Contemporary Quartett anstrebt. Insbesondere die Streichquartett-Behandlung klingt arg schematisch. (Virgin 5 45393)
Überzeugender die CD der Cellistin Tess Remy-Schumacher, die Werke von etablierten europäischen Komponisten (Henze, Lutoslawski) mit weniger bekannten amerikanischen (Samuel Magrill und Jonathan Stahlke) kombiniert. (Sabiá 1002)
Von einem der zweifellos bedeutendsten deutschen Komponisten der Gegenwart, Wolfgang Rihm, sind gleich zwei ausgezeichnete CDs bei Kairos erschienen. Das Klangforum Wien hat unter Sylvain Cambreling Ensemble-Stücke der achtziger und neunziger Jahre aufgenommen (Kairos 0012072 KAI) , das ensemble recherche Trio-Kompositionen aus den letzten drei Jahrzehnten (Kairos 0012092KAI). Die Kammermusikwerke erweisen sich dabei als intimer als die eher klangprächtigen, größer besetzten Werke. Ebenfalls bei Kairos ist eine CD mit Werken des etwa gleichaltrigen Schweizer Komponisten Beat Furrer herausgekommen, die mit bizarrzerklüfteten und gleichwohl sinnlichen Klangwelten überzeugt.
Wie konnte Merlin von Isaac Albéniz so lange unbeachtet bleiben? Mit dem reichen Klangvokabular und dem attraktiven Sagensujet (analog zum ebenfalls jüngst neu entdeckten Roi Arthus von Chausson oder dem Merlin Goldmarks) sollte das Werk eigentlich Hitplatzierungen in der E-Musik erreichen. Plácido Domingo ist als Arthus nicht einmal der Mittelpunkt der von José de Eusebio dirigentisch hochrangig betreuten Einspielung, auch nicht die Nivian der etwas sopranharschen Ana María Martínez, wohl aber Jane Henschel (Fee Morgana) und vor allem Carlos Alvarez in der Titelpartie. Hoffnung auf Repertoirekonsequenzen. Isaac Albéniz: Merlin. Carlos Álvarez, Plácido Domingo, Jane Henschel, Ana María Martínez, Orquesta Sinfónica de Madrid: José de Eusebio 1999. Decca 467 096. JMa
(Klangforum Wien: Eötvös/Cambreling. Kairos 0012062KAI)
Die Film- und Fernsehmusik von Wolfgang Hamm unter dem Titel „Nicht verzeichnete Fluchtbewegungen“ wirkt etwas blutarm – zumindest ohne die Filmbilder. (Traurige Tropen TRTR 009)
Gleichermaßen elektronisch produziert, aber dabei ungleich lebendiger und spannender ist „Automatik“ von Mark Polscher. (Marc Aurel Edition LC 00572)
Durchwachsen schließlich die CD mit Vertonungen verschiedener Haikus (Kurzgedichte) von Günther Klinge. Der noch sehr junge Komponist Minas Borboudakis etwa entfaltet ausgesprochenen Klangreiz, wogegen die Beiträge von Wilfried Hiller und Antje Uhle eher bemüht und geschmäcklerisch daherkommen. (Traurige Tropen TRTR 007) BH
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George Antheil, der in diesem Juli 100 Jahre alt geworden wäre, war nicht nur ein Meister der Selbstinszenierung, wie seine ungemein unterhaltsame Autobiografie verrät. Er erweist sich in seinen Sinfonien auch als Meister der Collage, der die verschiedensten Stile und Versatzstücke mehr oder minder wild zu einem munteren Ganzen verquirlt. Der Amerikaner Hugh Wolff und das bestens aufgelegte RSO Frankfurt stecken zu Beginn ihres Antheil-Zyklus’ das Revier ab: Sie koppeln den 1922 in der Berliner Philharmonie uraufgeführten sinfonischen Erstling mit Antheils letzter Sinfonie (Nr. 6, eigentlich aber die achte), und legen als ideale Zugabe noch einen Rumba aus Archipelago drauf. George Antheil: Sinfonien Nr. 1 u. 6. RSO Frankfurt: Hugh Wolff 1999. cpo 999 604. AC
Neue Ausgaben weltlicher und geistlicher Bach-Kantaten: Die 139. Folge von Helmuth Rillings Edition Bachakademie beschäftigt sich mit Huldigungs- und Glückwunschkantaten, die „Pilgerfahrt“ des John Eliot Gardiner mit Kantaten zum Pfingst- und zu Marienfesten. Bei Rilling allerdings – ist es der zwar löbliche, aber vielleicht allzu übermächtige wissenschaftliche Ansatz oder pietistische Unbelehrbarkeit? – will keine rechte Freude aufkommen. Zudem klingen die Aufnahmen etwas dumpf und ohne fluoreszierenden Farbenreichtum. Wer den in diesem Falle wirklich goldenen Mittelweg beschreiten will zwischen der Sprödigkeit der Kantateneinspielungen eines Nikolaus Harnoncourt und Gustav Leonhardt (die immer noch eine der herausragenden Leistungen der Schallplattengeschichte darstellen und nach wie vor „modern“ sind) und den Breitwandschinken Karl Richters und seiner Zeitgenossen, der ist mit den klangprächtigen und flott musizierten Interpretationen Gardiners, die nur wenig von den oft anstrengenden Historisierungsexperimenten anklingen lassen, sehr gut bedient. Hier machen die Bachschen Kirchenkantaten im wahrsten Sinne „Spaß“! Johann Sebastian Bach: Huldigungs- u. Glückwunschkantaten. Oelze, Oltiványi, Petersen, Danz, Ullmann, Schmidt, Häger, Gächinger Kantorei, Bach-Collegium Stuttgart: Rilling 2000. Hänssler 92.139. J. S. Bach: Pfingstkantaten. Jankova, Ko˘zená, Fink, Blaze, Genz, Davislim, Hagen, Harvey, Foster, The Monteverdi Choir, The English Baroque Soloists: Gardiner 1999. DG Archiv 463 584. J. S. Bach: Kantaten zum Fest Mariä Reinigung. Tyson, Agnew, Harvey, The Monteverdi Choir, The English Baroque Soloists. Gardiner 2000. DG Archiv 463 585. GJJ
Oktober/November 2000
Eigentlich entstanden sie als gräfliches „Schlafmittel“: Jeden Abend musste der virtuose Theophilus Goldberg seinem schlafgestörten Grafen Keyserlingk eine der 30 Variationen vorspielen, für jeden Abend des Monats eine. Zur unerreichten, radikal-genialischen Einspielung Glenn Goulds legt Angela Hewitt nun eine formidable Alternative vor: Auch sie formt die Stücke klar, prägnant und eigenständig. Doch gleichzeitig gewinnt der Zyklus unter ihren Händen eine wunderbare Ruhe und Gelassenheit. Viel zu schön, um darüber einzuschlafen. Bernard Labadie lässt gleich ein ganzes Orchester aufmarschieren. Stilecht auf historischen Instrumenten dargebracht, überzeugt Labadies Fassung durch die intelligent genutzten Variationsmöglichkeiten der Klangfarben und der Besetzung. Zumal Labadie sein Ensemble flott und beschwingt aufspielen lässt. Als könnt ihn kein Wässerchen trüben, beginnt schließlich Enfant terrible Uri Caine seinen Variationenzyklus am Silbermannflügel, um dann über ein Duo mit Gambe und eine Chorfassung beim Jazzpiano und immer wilderen Besetzungen zu landen. Eine faszinierende, ungemein erfrischende Achterbahnfahrt in 72(!) Teilen zwischen Barock, Jazz und noch manch anderem. J. S. Bach: Goldbergvariationen. Angela Hewitt (Klavier) 1999. Hyperion/Koch CDA67305. Arr. Bernard Labadie. Les Violons du Roy: Labadie 1999. Dorian/in-akustik 90281. Arr. Uri Caine. Uri Caine Ensemble 1999/2000. Winter&Winter/edel 910 054. AC
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Clavier war nicht immer gleich Klavier. Unter den „clavierten“ Instrumenten fasste man zu Bachs Zeiten alle Instrumente mit „claves“ – mit Tasten – zusammen. Die Konsequenz dessen kann nur sein, die Stücke des Wohltemperierten Claviers auf allen Tasteninstrumenten der Epoche zu spielen. Dies sagte sich auch Robert Levin und nahm den Zyklus mit Cembalo, Clavichord, Orgel und Hammerklavier auf, je nach dem Charakter der Stücke. Verspielt präludiert das Clavichord, rauschend perlt das Cembalo und mächtig intoniert die Orgel. Das Fortepiano kommt zum Zuge, wenn zupackende Dynamik gefragt ist. Scheinbar vertraute Stücke in neuem Licht.
„Bach in 1 hour“ – das Wortspiel passt nicht so ganz. Denn der Ulmer Klarinettist Michael Riessler, souveräner Grenzgänger zwischen Klassik und Jazz, hat subtile, witzige, vertrackte und faszinierende Variationen über Bach geschrieben und mit Sabine Meyers Trio di Clarone eingespielt. Kombiniert mit Bach-Bearbeitungen von Mozart, Lachenmann, Birtwistle und Clara Schumann eine wunderbare CD. Und für alle, die nie genug bekommen: 19 Fassungen von Bachs Jesus bleibet meine Freude auf einer CD, von Karl Richter über Rifkin und Gardiner bis zum Thomanerchor unter Biller. Dazu teils abenteuerliche Bearbeitungen von Zamfir, Mantovani, Loussier, Herb Alpert u. a.
Johann Sebastian Bach: Das Wohltemperierte Clavier, Teil I u. II. Robert Levin 2000. Hänssler/Naxos 92.116 u. 92.117. EW
Bach in 1 hour. Michael Riessler, Trio di Clarone 2000. EMI 5 57003. J. S. Bach: Jesus bleibet meine Freude. Polymedia 524 911. AC
Bachs Violinsonaten auf zwei neuen CDs: Eine empfehlenswerte Aufnahme von acht Sonaten gelang dem Geiger Benjamin Schmid (am Cembalo Anthony Spriri). Seine vitale Interpretation zeichnet sich vor allem durch sein musikalisches Detailbewusstsein aus, wobei es ihm auch gelingt, den Werken ein wenig Swing einzuhauchen. Eher durchschnittlich hingegen die Einspielung von Georg Egger (Violine) und Boris Kleiner (Cembalo), die klar, aber ohne nennenswerte Höhepunkte musizieren. Hörbare Spielfreude entwickelt sich jedoch im souveränen Zusammenspiel mit Gambist Ekkehard Weber beim Trio in ADur. J. S. Bach: Werke für Violine u. Basso Continuo. Schmid, Spiri, Hess 2000. Arte Nova 74321-75502. J. S. Bach: Werke für Violine u. Basso Continuo. Egger, Kleiner, Weber 2000. Hänssler/Naxos 92.123. JB
Diese federleichten, doch rhythmisch vertrackten Verse zur Schönen Magelone sollten einmal nach Tiecks Willen – ein Urbild romantischer Ironie – das „Unendliche“ zum Vorschein bringen. Kongenial hat Brahms es durch seine Vertonung verstanden, diesem „höheren Sagen“ Ausdruck zu verleihen. Als Sänger besitzt Prégardien zwar die nötige Intelligenz für solch ein universal-poetisches Konzept, leider fehlen ihm in dieser Aufnahme die nötigen stimmlichen Mittel. Bis zur Schmerzgrenze werden hier zum Teil die Töne gestemmt, dass man darüber ganz die gelungenen Momente vergisst. Staiers Begleitung hingegen ist durchweg superb. Senta Berger als Erzählerin ist an dümmlicher Märchentantenattitüde kaum zu überbieten.
Strauss dirigiert, Caruso singt, Heifetz spielt – historische Aufnahmen haben sich zu einem gewichtigen Schwerpunkt beim Münsteraner Label Naxos entwickelt, der in Zukunft noch weiter ausgebaut werden soll. Aus der Fülle der rund fünf bis acht monatlichen Neuerscheinungen ragen zwei Berliner BeethovenAufnahmen mit den Antipoden Strauss und Pfitzner heraus. Zum einen Richard Strauss’ Interpretation der Beethovenschen Sinfonien Nr. 5 und 7 von 1926 bzw. 1928 mit dem Staatsopernorchester. Gespannt lauscht man über eine gewisse Rauschkulisse hinweg, wie er dramatisch und schwungvoll dirigiert. Nur die ständigen Tempowechsel sind gewöhnungsbedürftig und hindern ein wenig den musikalischen Fluss. Ebenso hätte die Siebte ein bisschen mehr bedachte Linienführung verdient, doch Strauss dirigiert sie sonderbar abgehackt und hektisch. 1928 bzw. 1930 entstanden die Aufnahmen von Beethovens erster (mit dem Staatsopernorchester) und sechster Sinfonie (mit den Berliner Philharmonikern) unter Hans Pfitzner – in erstaunlich guter Tonqualität. Pfitzner ist im Gegensatz zu Strauss eher der ruhige Romantiker. Reich an Nuancen hat er die Philharmoniker stets im Griff, kostet jedes musikalische Detail weitgehend aus und liefert eine teils aufbrausende, aber insgesamt ausgeglichene Interpretation. Ludwig van Beethoven: Sinfonien Nr. 5 u. 7. Orch. d. Berliner Staatsoper: Richard Strauss 1926/28. Naxos 8.110926. Ludwig van Beethoven: Sinfonien Nr. 1 u. 6. Orch. d. Berliner Staatsoper/Berliner Philharmoniker: Hans Pfitzner 1928/30. Naxos 8.110927. JB
Johannes Brahms: Die schöne Magelone. Prégardien, Staier, Berger 2000. Teldec 8573 80915. MK
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Für Billy Budd heuert Chandos mit Philip Langridge, Simon Keenlyside, John Tomlinson und dem London Symphony Orchestra das Beste an, was zur Zeit in Britannien singt und spielt. Das Besondere gelingt, symbiotisch vereinigen sich Gesang und Orchester unter einem niemals zusammenbrechenden Spannungsbogen. Unter Richard Hickox’ Leitung gelingt die bestürzende atmosphärische Verdichtung der unheimlichen Musik Brittens, die auf das unheilvolle Ende fatalistisch zutreibt. Da die Aufnahmetechnik ebenfalls überzeugt, ist das Attribut Referenzaufnahme nicht unangebracht. Benjamin Britten: Billy Budd. Langridge, Keenlyside, Tomlinson, London Symphony Orchestra & Chorus: Richard Hickox. Chandos/Koch 9826. PSp
Ähnlich wie Georg Solti ist Pierre Boulez ein Mahler-, kein Bruckner-Dirigent. Ihm fehlt die Geduld, Bruckners große Bögen zu entwickeln und die Höhepunkte auszukosten. Das wird insbesondere in den großen Schlusssätzen tragisch. Statt einen geschlossenen, orgelähnlichen Orchestereinsatz zu erzwingen, tastet sich Boulez in viele Tutti hinein. Die Reprise im Finale wird hastig verstolpert und die Beckenschläge im Adagio klingen, als ob im Hintergrund ein Notenständer umfällt. Der starke Hall der Stiftskirche von St. Florian sorgt für zusätzliche Intransparenz. So ist eine Aufnahme entstanden, der insbesondere die Bedingungslosigkeit fehlt, die etwa die großen Bruckner-Exegeten Celibidache und Giulini demonstrieren. Anton Bruckner: Symphonie Nr. 8. Wiener Philh.: Boulez 1996. Deutsche Grammophon 459 678. TR
Ausgezeichnet! Crescendo - Deutschlands größtes KlassikMagazin
Jeden Monat erscheinen mehrere hundert KlassikCDs in Deutschland. Die über 80 CDs, die wir alle zwei Monate in Crescendo besprechen, bilden also schon eine gezielte Auswahl. Es sind Aufnahmen, die wir für besonders wichtig halten – auf Grund des Repertoires, der Interpreten, der Interpretation oder auch wegen ihrer Originalität. Aus der erfreulich großen Zahl der guten Einspielungen wollen wir Ihnen einige wenige CDs besonders ans Herz legen. Aufnahmen nämlich, die unsere Rezensenten schlicht für ausgezeichnet halten.
Unsere Empfehlungen für Oktober/November ■ Bach: Das Wohltemperierte Clavier, Teil I u. II.
Robert Levin 2000. Hänssler/Naxos 92.116 u. 92.117. ■ Britten: Billy Budd. Langridge, Keenlyside,
Tomlinson, London Symphony Orchestra & Chorus: Richard Hickox. Chandos/Koch 9826. ■ Hindemith, Kammermusiken Nr. 2, 3, 6 u. 7. Lars Vogt, Georg Faust, Wolfram Christ, Wayne Marshall, Berliner Philharmoniker: Claudio Abbado 1999. EMI 5 56831. ■ Mozart, Requiem. Kammerchor Stuttgart, Barockorchester Stuttgart, Frieder Bernius. Carus/Note1 83.207. ■ Mozart, Requiem.Tölzer Knabenchor, Tafelmusik: Bruno Weil. Sony SK 60764. ■ Schulhoff: 2. Sinfonie u. a. Klambauer, Zeilinger, Rohrsdorfer, Österreichische Kammersymphoniker: Theis 1998. Musicaphon/Klassik-Center Kassel M 56829.
Oktober/November 2000
CD-Rezensionen
Ausgezeich
Klavier CD-Rezensionen
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Zwei Heroen der Romantik als Prüfsteine für pianistisches Können: Dass Franz Liszts wirbelnde Virtuosität auch vielschichtig sein kann, zeigt Claudius Tanski in seiner schlüssigen Interpretation der großen Sonate h-moll. Empfindsam hingegen die Variationen über ein Motiv von Bachs Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen. (MDG 312 0957)
Liszts Bearbeitungen fremder Werke für Klavier und Orchester hat Louis Lortie mit dem Residentie Orchester Den Haag unter George Pehlivanian eingespielt. Darunter Schuberts Wandererfantasie, die etwas verklärt wirkt, sowie Werke von Berlioz und Weber. Ein entzückendes Kabinettstück ist die Fantasie über ein Thema aus Beethovens Ruinen von Athen.
Pablo Casals’ 1960 in Mexiko uraufgeführtes Oratorium El Pessebre (Die Krippe) hat eigenwilligen Charme. Große Melodiebögen und eine fein austarierte Instrumentierung erzeugen mal zarten, mal schwelgerischen Wohlklang. Dem Weihnachtsgedicht von Joan Alavedra entspricht der teils folkloristisch gefärbte, teils naive musikalische Gestus. Das der Spätromantik verhaftete Werk nähert sich mitunter der Grenze zum allzu Gefälligen, die Casals geschmackssicher kaum überschreitet. Lawrence Foster leitet die stimmige und stimmungsvolle Einspielung. Nicht nur als Weihnachtsgabe zu genießen! Pablo Casals: El Pessebre. Sánchez, Pierrotti, Cabero, Serra, Palatchi, Orquestra Simfònica de Barcelona I Nacional de Catalunya: Lawrence Foster 1997. Auvidis Iberica/Helikon V 4866. HGV
Das Auffälligste an diesen Aufnahmen des 80-jährigen Isaac Stern ist die unbekümmerte Spielfreude, die sie ausstrahlen. Sei es im Duo mit dem Pianisten Robert McDonald (wer von den beiden summt so enthusiastisch mit?) oder in der bewährten kammermusikalischen Partnerschaft mit Laredo (Viola), Ma (Cello) und Ax (Klavier) – Sterns lebenslange Liebesaffäre mit der Musik kommt hier noch deutlicher zum Vorschein als in seinem kürzlich erschienenen Memoirenband. Man braucht auch keine Konzessionen an sein Alter zu machen: Stern war bei den Aufnahmesitzungen in bester violinistischer Form, und der goldene Ton seiner Guarneri fließt ungetrübt aus den Lautsprechern.
Man nehme ein erstklassiges Orchester und einen hervorragenden Chor – beide spezialisiert auf Barockmusik –, man wähle ganz außergewöhnliche Gesangssolisten und einen Dirigenten, der sich als brillanter Händel-Spezialist bewährt hat, lasse sie Händels vorletztes Oratorium Theodora zur Aufführung bringen und durch bewährte Toningenieure aufnehmen. Ergibt dies auch eine exzellente Aufnahme? Ja und nein: Denn bei allen erwähnten Vorzügen hat sich – so scheint es – gegenüber den früheren Händel-Einspielungen Paul McCreeshs eine gewisse Routine eingeschlichen, fehlt ein fouco sacro, ein heiliges Feuer, für das man auch gern ein wenig Perfektion und Glätte hingeben würde.
Antonin Dvo˘rák: Klavierquartett Es-Dur op. 87, Romantische Stücke op. 75, Sonatina op. 100. Stern, Laredo, Ma, Ax, McDonald 2000. Sony SK 62597. CMS
Georg Friedrich Händel: Theodora. Gritton, Blaze, Agnew, u. a., Gabrieli Consort & Players: McCreesh 2000. DG Archiv 469 061. MK
Hans Werner Henze: Klavierkonzert Nr. 2; Telemanniana für Orchester. Rolf Plagge, Nordwestdeutsche Philharmonie: Gerhard Markson. 2000. cpo 999 322. JA
Ausgezeich
(Chandos 9801)
Crescendo
Unterschiedlich auch drei Einspielungen von Werken von Frédéric Chopin, die sich dadurch auszeichnen, dass die Interpreten ihre subjektive Haltung nicht zum devoten Chopin-Bekenntnis steigern. Yuri Rozum sieht Chopin nicht als melancholischen Einzelgänger, sondern als lässigen Flaneur, dessen Polonaise Fis-Dur er mit weichem Anschlag und ausgewogenem Puls aus ihrer Verkapselung herausholt. (Mediaphon 72.178)
Mit subtiler Melancholie spielt Vladimir Bunin die Polonaise As-Dur und die b-moll-Sonate, und kommt dadurch dem romantischen Gefühl am nächsten. (Hänssler 98.367)
Feinnervig sind die Aufnahmen mit Wolfgang Manz, etwa beim Nocturne Fis-Dur. (Krömer Musik KM 11.017)
Kurz bevor er seine Bewunderung für Che Guevara und die kubanische Revolution entdeckte, schrieb Henze sein 2. Klavierkonzert (1967). Gesellschaftskritische Bezüge oder klassenkämpferisches Aufbegehren erwartet man jedoch vergeblich. Das monumentale philharmonische Konzert von knapp 50 Minuten zeugt vielmehr von Henzes Sehnsucht nach Schönheit und einer individuellen Auseinandersetzung mit der Spätromantik. Das Entdeckerlabel cpo koppelt dieses komplexe, nicht leicht zu goutierende Werk mit der amüsanten Orchesterkomposition Telemanniana, die Henze unter Rückgriff auf Vorlagen Georg Philipp Telemanns komponierte.
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Achtung, 20. Jahrhundert! Aber alles halb so schlimm, sondern ganz volkstümlich, wie uns der CD-Titel mit den drei bekanntesten Balletten von Aaron Copland unmissverständlich suggeriert – eine schmissige Mischung aus Wild West und Jazz. Das finale Hoe Down aus dem Ballett Rodeo dürften MTT und sein Orchester auf ihrer aktuellen Deutschland-Tournee als Zugabe spielen. Ernsthafter, aber genauso hörenswert sind die hierzulande noch unterschätzten Sinfonien des Briten Ralph Vaughan Williams. Roger Norrington bricht mit der Londoner Sinfonie eine hörenswerte Lanze für seinen Landsmann.
Das Label Thorofon engagiert sich erneut für Harald Genzmer (Jahrgang 1909), der in mittlerweile über 60 Jahren Kompositionen von gleichbleibend hoher Qualität vorgelegt hat. Die Orchesterwerke zeugen von einer klug disponierenden Ökonomie und einem musikantischen Temperament, das an Genzmers Lehrer Hindemith gemahnt. Genzmer entwickelt spannungsgeladene Formverläufe und eindrucksvolle klangfarbliche Wirkungen. Der Musik haftet allerdings immer auch eine gewisse akademische Sprödigkeit an. Flexibler wirkt die 4. Sinfonie mit ihren lyrisch-verinnerlichten Passagen.
A. Copland: The Populist. San Francisco Symph. Orch.: Michael Tilson Thomas 1999. RCA/BMG 63511. Ralph Vaughan Williams: Symphonie Nr. 2. London Philh. Orch.: Norrington 1996. Decca 467 047. TR
Harald Genzmer: Prolog II; 3. Klavierkonzert; 4. Symphonie. Oliver Triendl, Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz: Theodor Guschlbauer 2000. Thorofon/KlassikCenter Kassel CTH 2401. JA
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Diese leider unvollständig überlieferte kleine Oper ist eine wahre Trouvaille. Die Handlung kennt man ja: Betagter Vormund will Mündel heiraten und wird am Ende ausgetrickst zu Gunsten des jungen Helden. Hier gibt es allerdings einen dritten Verehrer, was die Sache noch pikanter macht. Haydns Musik ist gutgelaunt und witzig; sie schreckt auch vor etwas gewagterer Komik nicht zurück: Eine Arie beschäftigt sich mit der Wirkung verschiedener Abführmittel! Das multinationale Ensemble ist den Anforderungen der Partitur durchaus gewachsen. Das virtuose Orchester unter Johannes Goritzky erweist sich als würdige Nachfolge für Haydns Orchester in Esterháza. J. Haydn: Der Apotheker (Lo Speziale). Morino, Möller, Meszaros, Browner, Deutsche Kammerphilh.: Johannes Goritzki 2000. Berlin Classics/edel 0017122BC. CMS
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Hindemiths sieben Kammermusiken sind (bis auf die erste) Solokonzerte mit Kammerorchesterbegleitung. Mit der zweiten CD ihrer Gesamteinspielung ist Claudio Abbado, den Solisten und den Berliner Philharmonikern nun eine Referenzaufnahme geglückt. Das Orchester zeigt sich bestens aufgelegt, Abbado nimmt zügige Tempi, die Sinn machen; und die virtuosen Solisten an Klavier, Cello, Viola d’Amore (einem siebensaitigen bratschenähnlichen Instrument) und Orgel formen ihre Parts subtil und ohne aufgesetztes Blendwerk. Alles wirkt leicht und spielerisch, doch mit unwiderstehlichem Elan musiziert. Paul Hindemith: Kammermusiken Nr. 2, 3, 6 u. 7. Lars Vogt, Georg Faust, Wolfram Christ, Wayne Marshall, Berliner Philharmoniker: Claudio Abbado 1999. EMI 5 56831. AC
Zwei Aufnahmen, die je ein Cellokonzert mit einer Cellosonate eines französischen Romantikers kombinieren. Die Qualität der Werke und der Interpretation könnte aber nicht unterschiedlicher sein. Das Cellokonzert von Lalo ist nicht ganz unbekannt, denn es ist für den Cellisten dankbar, in der Orchesterbehandlung allerdings plump und uninteressant. Auch in der pathetischen Cellosonate hat der Pianist Bernd Glemser wenig Gelegenheit, sich zu entfalten. Maria Kliegel scheint ihren Part in der Sonate nicht ganz zu bewältigen, während sie das Konzert etwas zu grob angeht. Das Orchester spielt unpräzise. Von ganz anderer Klasse sind die Saint-Saëns-Einspielungen mit Steven Isserlis, der vor einigen Jahren schon eine herrliche CD mit dessen bekannteren früheren Werken vorgelegt hat. Man muss sich in das 2. Cellokonzert erst einhören, das ohne die Reize einer farbigen Harmonik – gemessen an der Entstehungszeit 1902 – auskommen muss, aber mit schlichter Eleganz besticht. Schwer ist es außerdem, was man Isserlis kaum anmerkt. Die 2. Cellosonate wirkt unmittelbar. Herrliche Kammermusik, von zwei erstklassigen Solisten interpretiert. Leider ist die Abmischung zu Lasten des Klaviers nicht ausgewogen. Eine Kostbarkeit ist das Konzertstück La muse et le poète, bei dem Joshua Bell als Geigensolist mitwirkt. Edouard Lalo: Cellokonzert, Cellosonate. Maria Kliegel, Nicolaus Esterházy Sinfonia: Michael Halász; Bernd Glemser (Klavier) 1998. Naxos 8.554469. Camille Saint-Saëns: 2. Cellokonzert, 2. Cellosonate u. a. Steven Isserlis, NDR-Sinfonieorchester Hamburg: Christoph Eschenbach; Pascal Devoyon (Klavier) 1999. RCA/BMG 09026 63518. PSa
Diese Ersteinspielung von Benedetto Marcellos Oper Arianna verdient Aufmerksamkeit. Kaum ein Jahr jünger als Bach und Händel, kommt sein Kompositionsstil weit weniger gelehrsam daher, und die Sanglichkeit mancher Arien weist teilweise schon auf Pergolesi voraus. Aus dem berühmten Ariadne-Stoff entsteht hier eine recht menschliche und versöhnliche Eifersuchtsgeschichte. Dem respektvollen Gesangssolistenensemble, aus dem Sergio Foresti als Bacchus herausragt, stehen Instrumentalisten zur Seite, deren warmer und singender Ton auffällt. Großes Lob auch für den Chor, der intonationssicher, durchsichtig und kraftvoll Dionysos’ Gefolge verkörpert.
Die Glaubwürdigkeit der Massenetschen Thais (einer Schwester Dalilas und Salomes) hängt besonders stark von der Interpretin ab. Anna Moffo und Beverly Sills boten in vergangenen Zeiten Fragwürdiges. Renée Flemings blütenreiner, leuchtender Sopran suggeriert sowohl Eros als auch Keuschheit, und dieser Mischung bedarf die heikle Frauengestalt, deren Weg sozusagen von der Gosse ins Paradies führt. Der seelisch zerrissene Mönch Athanael könnte nicht besser aufgehoben sein als bei Thomas Hampson. Tenor Giuseppe Sabbatini hält nicht ganz dieses Niveau. Die parfümierte Atmosphäre der Musik trifft der Dirigent Yves Abel vorzüglich.
Benedetto Marcello: Arianna. Chierichetti, Guadagnini, Foresti, u. a., Athestis Chorus, Academia de li Musici: Bressan 1999. Chandos/Koch CHA 000656. MK
Jules Massenet: Thais. Fleming, Hampson, Sabbatini u. a. Orchestre Aquitaine: Abel 1997/98. Decca 466 766. JMa
Der Tonfall aller auf dieser CD vereinten kurzen Stücke (zwei bis acht Minuten) ist elegisch oder tragisch. Man wird sie deshalb nicht alle hintereinander anhören wollen. Herrliche Stücke sind dabei, tiefsinnige wie die beiden Elegien, ergreifende wie La lugubre gondola. Andere, wie Romance oubliée, streifen auch die Sphäre der Salonmusik. Die Mehrzahl der Stücke sind Bearbeitungen von Klavierwerken, teils von Liszt selbst, teils von Zeitgenossen. Die Interpretation ist makellos und geschmackvoll. Sehr empfehlenswert!
Live vom Aix-en-ProvenceFestival 1999 veröffentlicht Virgin Classics einen Don Giovanni, der nur Fragen aufwirft, aber leider keine Antworten liefert. Warum in aller Welt wurde dieser unglückliche 0815-Mitschnitt veröffentlicht, der keine der guten Aufnahmen aussticht? Warum spielt das entgegen dem Mozartschen Klanggestus dünn und fahl klingende Mahler Chamber Orchestra mit seinem Instrumentenkuddelmuddel aus Neu und Alt? Daniel Harding am Pult sorgt zusätzlich für die finale Partiturvernebelung. Der Zweck heiligt die Mittelmäßigkeit.
Franz Liszt: Sämtliche Werke für Cello und Klavier. Guido Schiefen, Eric le Van 2000. Arte Nova 74321 76809. PSa
Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni. Mattei, Remigio, Gens, Mahler Chamber Orchestra: Daniel Harding 1999. Virgin Classics/EMI 5 45425. PSp
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Das Streichquartett war natürlich nicht die einzig selig machende Kammerbesetzung der Wiener Klassik. Dies beweisen einmal mehr die Flötenquartette von Mozart. Hier leicht, dort gelehrt und da auch mal spannungsreich. Häufig gefällt sich Mozart im launischen Spiel mit der Variation. Die junge Israelin Sharon Bezaly gestaltet Mozarts FlötenAphorismen schlank und beschwingt, ohne dramatische Momente auszulassen. Die Salzburger Solisten geben nicht nur einen dynamisch ausgewogenen und fein ziselierten Untergrund, sondern treten auch als souveräne Dialogpartner auf. Mitunter hätte ich mir in der Flöte noch etwas mehr Kantabilität und Brillanz gewünscht. Wolfgang Amadeus Mozart: Flötenquartette. Sharon Bezaly, Salzburger Solisten (Leskowitz, Erkes, Brantelid) 1999. BIS/Klassik-Center Kassel 1044. EW
Mit Temperament und original türkischen Schlaginstrumenten gehen Charles Mackerras und das Scottish Chamber Orchestra Mozarts Entführung aus dem Serail an. Dem straffen, schnörkellosen Musizieren mangelt es indessen ein wenig an verführerischem Esprit. Daran nicht unbeteiligt das Solistenensemble, dessen Stimmcharaktere sich nicht markant genug voneinander abheben. Lynton Atkinson (Pedrillo) und Désirée Rancatore (Blonde) klingen bemüht, auch Yelda Kodalli (Konstanze) und Paul Groves (Belmonte) fehlt es an Glanz und Geschmeidigkeit. Brav der Osmin von Peter Rose. Schwer erträglich sind die befremdlich artikulierten Sprechtexte des in Deutsch eingespielten Singspiels. Mozart: Die Entführung aus em Serail. Solisten, Scottish Chamber Orchestra & Chorus: Mackerras 2000. Telarc/in-akustik 80544. HGV
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Einst Kollegen bei Sony, legen nun fast zeitgleich Bruno Weil und Frieder Bernius ihre je eigene Version von Mozarts Requiem vor. Beide Aufnahmen in historischer Aufführungspraxis sind (im an guten Aufnahmen nicht gerade armen Katalog) von solch einer interpretatorischen Qualität, dass über das Für und Wider der beiden Einspielungen nicht objektive Kriterien, sondern nur Geschmacksfragen entscheiden. Weil benutzt eine neue Edition, die die Ergänzungen der Mozartschüler weitgehend unbeschönigt lässt und sogar offenkundige Fehler Süßmayrs nicht korrigiert. Durch die stärkere Verwendung der Holz- und Blechblasinstrumente wirkt der Klang voller. Bernius greift auf die neueste Beyer-Edition zurück, die diese Unstimmigkeiten korrigiert. Seine Interpretation ist verinnerlichter und von einer großen Binnenspannung getragen, die ganz der musikalischen Faktur vertraut, während Weils Deutung, begünstigt auch durch die Aufnahmetechnik, plakativer und gegenständlicher wirkt. Hervorragend bei Weil der Tölzer Knabenchor, der Kammerchor Stuttgart im Mozart-Requiem nun mit Sicherheit einer der besten Chöre auf Platte. Wohltuend, dass Bernius auf das italienisierende Latein verzichtet: wenn schon Originalklang, dann auch die historisch korrekte Aussprache. Auf hohem Niveau das Solistenquartett in beiden Aufnahmen. Mehr auf Schönklang bedacht ist das Barockorchester Stuttgart, kerniger, handfester spielt das Ensemble Tafelmusik. W. A. Mozart: Requiem. Kammerchor Stuttgart, Barockorchester Stuttgart: Frieder Bernius 1999. Carus/Note1 83.207. W. A. Mozart: Requiem. Tölzer Knabenchor, Tafelmusik: Bruno Weil 1999. Sony SK 60764. MK
Sie waren Namensvettern, Zeitgenossen, und beide wollten sie in ihren Sinfonien das Unsagbare, das ewige Werden und Vergehen ausdrücken. Doch während Carl Nielsen (1865–1931) mit seiner modernen Tonsprache ganz eigene Wege beschritt, blieb der elf Jahre jüngere Ludolf Nielsen der national verwurzelten Spätromantik verhaftet. Und neben dem alles in Dänemark überragenden Carl geriet Ludolf Nielsen allmählich aus dem Blickfeld des Publikums – bis heute. Die nun abgeschlossene Gesamtaufnahme seiner drei Sinfonien zeigt Ludolf Nielsen als Meister seines Fachs. Eindrucksvoll vor allem die dritte Sinfonie, ein weit ausgreifendes, fast einstündiges Werk voller Idylle und Wehmut, Sommerhauch und Düsternis. Drei neue CDs auch mit Carl Nielsens Werken: Michael Schønwandt zügelt in den Sinfonien 4 und 5 die „allerelementarsten Kräfte des Lebens“ (Nielsen) unverständlich stark. Jukka-Pekka Saraste entfacht in den Sinfonien Nr. 3 und 6 wesentlich mehr Feuer, die kammermusikalische letzte wird ihm zur rätselhaften Groteske. Sehr empfehlenswert aus der Einspielung der drei Solokonzerte leider nur das Klarinetten- und das Flötenkonzert. Ludolf Nielsen: Sinfonie Nr. 1 u. a./ Sinfonie Nr. 2 u. a. Südjütlands Symphonieorch.: Cramer/ Sinfonie Nr. 3 u.a. Bamberger Symphoniker: Cramer 1999. dacapo/Naxos 8.224093/8.224047/8.224098. Carl Nielsen: Sinfonien Nr. 4 u. 5. Dännisches National RSO: Schønwandt 1999. dacapo/Naxos 8.224156. Carl Nielsen: Sinf. Nr. 3 u. 6. Finnisches RSO: Saraste 1999. Finlandia 29714. Carl Nielsen: Violin-, Klarinetten-, Flötenkonzert. Carney, Banks, Davies, Bounemouth SO: Bakels 1997. Naxos 8.554189. AC
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Nordgren (Jahrgang 1944), als Kultfigur gehandelt, fügt aus Bruchstücken der Tradition und nordischer Folklore seine ganz eigene musikalische Welt. Dass er mehr der Intuition als kompositorischen Schemata folgt, führt teilweise zu einem Verlust an Zusammenhalt wie in der 2. Sinfonie (1989). Die 4. Sinfonie (1997) hingegen wirkt – zumal in Juha Kangas’ Interpretation – auf Anhieb organisch. Auf der zweiten CD stellt Kangas vier neuere Werke aus dem Baltikum vor. Mit Ausnahme der emotionsgeladenen Sinfonia der Litauerin Onuté Narbutaité kompositorischer Mainstream. Pehr Henrik Nordgren: Symphonien Nr. 2 und 4. Finnisches RSO: Kangas 2000. Finlandia 3984 29720. Erkki-Sven Tüür: Lighthouse; Sumera; Vasks; Narbutaité u. a. Österbothn. Kammerorch.: Kangas. 2000. Finlandia 3984 29718. JA
Felix Nowowiejski ist eine Entdeckung. Die Kompositionen des 1946 verstorbenen polnischen Organisten sind Meisterwerke sinfonischer Orgelmusik. Nach der Aufnahme der neun Orgelsinfonien hat Rudolf Innig jetzt fünf kleinere Orgelwerke eingespielt. Drei Stücke weisen weihnachtliche Anklänge auf, die anderen beiden zeugen von Schmerz und Trauer. Innig macht seinem Namen durch die Einspielung alle Ehre: Er spielt die Werke mit eindringlicher Innigkeit, gibt die Musik mit ihren vielen Nuancen und musikalischen Schattierungen, mit ihrer Dynamik und Brillanz in Interpretation und Registrierung wieder. Zudem wurde für die Aufnahme im Bremer Dom ein erstklassiges Instrument ausgewählt. Felix Nowowiejski: Orgelwerke Vol. 2. Rudolf Innig. MDG/Naxos 317 0973. SV
Günter Wand Ausgezeich Crescendo
Städte und ihre Orgeln auf je einer CD – eine Idee, die das Label Querstand mit erfreulicher Vielseitigkeit umsetzt. Kölner Organisten und Professoren stellen sieben Orgeln vor, mit Kompositionen von Mendelssohn und Vierne bis zur freien Improvisation. So kommt jedes Instrument in seiner Besonderheit zur Geltung. Für das Beispiel Bremen gilt der Untertitel „Wege zu Bach“: Verschiedene Musiker spielen auf sieben Orgeln der Hansestadt Werke von Bach selbst, seinen Vorgängern und seinen Nachfolgern im weitesten Sinne. Die CDs dieser Reihe, in der bereits Dresden und Leipzig vorliegen, bieten einen guten Überblick und eine Auswahl interessanter Kompositionen. Orgeln in Bremen. Querstand/Musikwelt VKJK 0014. Orgeln in Köln. Querstand VKJK 9907. SV
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dirigiert
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Verdi traute sich nicht, und Berlioz kam auch nicht weit. Erst 1978 gelang es Aribert Reimann, eine Oper auf die Tragödie Lear von William Shakespeare zu schreiben. Aggressive Orchesterschläge, bedrohlich flirrende Streicher und grollende Schlagzeuge zeigen eine Welt in Aufruhr. Mikrotonale Schichtungen und flächige Klangreibungen beschreiben die Abgründe des Dramas. Fast ein Skandal, dass eine der bahnbrechenden Opern der Nachkriegszeit erst jetzt auf CD erscheint, als Mitschnitt der Uraufführung. Denn auf den Opernbühnen hat sich Lear schon zum Klassiker entwickelt.
Erwin Schulhoff verdient wegen seiner Vielseitigkeit und der Qualität seiner Werke größere Bekanntheit. Typisch ist die 2. Sinfonie von 1932: Der erste Satz erinnert ein wenig an Schostakowitsch oder Bartók, der zweite und vierte an Prokofjew, der dritte an Gershwin. Etwas herber ist das Doppelkonzert von 1927. Der 1959 in Österreich geborene Komponist Michael Mautner setzt auf bewährte Mittel am Rande der Tonalität. United Colours ist ein lebendiges, leicht zu hörendes Stück. Das junge Orchester begeistert durch unglaubliche Präzision im Zusammenspiel und gute Klangbalance.
Aribert Reimann: Lear. FischerDieskau, Helm, Wilbrink, Dernesch, Varady, Boysen u. a., Chor u. Orchester der Bayerischen Staatsoper, Albrecht 1978. Deutsche Grammophon 463 480. EW
Erwin Schulhoff: 2. Sinfonie, Doppelkonzert für Flöte, Klavier u. Streicher. Michael Mautner: United Colours. Klambauer, Zeilinger, Rohrsdorfer, Österreichische Kammersymphoniker: Theis 1998. Musicaphon/Klassik-Center Kassel M 56829. PSa
Anton Bruckner Symphonie Nr. 7, E-Dur (originalversion)
Live-Recording November 1999
GÜNTER WAND HAT SICH ALS EINER DER
BEDEUTENDSTEN
DIRIGENTEN
DES 20. JAHRHUNDERTS ETABLIERT. BRUCKNERS 7. SYMPHONIE STELLT Zwei Neuproduktionen bereichern das spätromantische Lied-Repertoire. Aus dem umfangreichen Liedgut Max Regers präsentieren Frauke May und der Pianist Bernhard Renzikowski einen vielfältigen Querschnitt. Mays warmer, sinnlich lodernder Mezzo ist reich an Farbtönen und trägt zu einer intensiven Gestaltung bei. Eine Auswahl noch süffigerer Lieder Franz Schrekers präsentieren Noemi Nadelmann und Andreas Schmidt, begleitet von Adrian Baianu. Während Nadelmanns Sopran – allzu – gleichmäßig leuchtet, überzeugt Schmidt mit ausdrucksstarkem Bariton und intelligenter, nuancierter Interpretation. Max Reger: Lieder. Frauke May, Bernhard Renzikowski 2000. Arte Nova 74321 75076. Franz Schreker: Lieder. Noemi Nadelmann, Andreas Schmidt, Adrian Baianu 2000. Arte Nova 74321 72126. HGV
Es ist verdienstvoll, dass sich die Migros-Genossenschaft im Rahmen der Reihe „Musikszene Schweiz“ nun dem Gesamtwerk von Othmar Schoeck (1886–1957) annimmt, kennt man den Komponisten doch hierzulande viel zu wenig. An seinen drei Sonaten für Violine und Klavier ist Schoecks stilistische Entwicklung besonders gut zu beobachten. Matthias Wollong und Patricia Pagny musizieren sensibel miteinander. Was der Konzertmeister der Dresdner Staatskapelle an schlankem, edlem Ton anbietet, gibt die Pianistin finessenreich und differenziert zurück. Anhörenswert! Othmar Schoeck: Sonaten f. Violine u. Klavier. Matthias Wollong, Patricia Pagny 1999. MGB/Helikon CD 6163. JMi
Obgleich Robert Schumann nur drei Klaviertrios geschrieben und als solche gezählt hat, finden sich in seinem Œuvre weitere Werke für die Besetzung Violine, Cello und Klavier. Das Trio Parnassus legt sie nun alle in einer zwei CDs umfassenden Gesamtausgabe vor: darunter die Bilder aus Osten op. 66 sowie die Phantasiestücke op. 88. Die Neuaufnahme zeigt nicht nur, dass es diese Werke verdienten, häufiger in den Konzertprogrammen aufzutauchen, sondern sie belegt wieder einmal die überragende Technik und Spielfreude des Trio Parnassus. Zwischen ekstatischem Ausbruch und inniger Gefühlsseligkeit liegt die breite Interpretationsspannweite des Ensembles, das nie angestrengt klingt.
EINEN WEITEREN HÖHEPUNKT IM LIVE
Robert Schumann: Klaviertrios Vol. 1 & 2. Trio Parnassus1998/2000. MDG/Naxos 303 0921/303 0922. GJJ
Anton Bruckner Symphonie Nr. 7, E-Dur Berliner Philharmoniker CD 74321 68716 2
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AUFGENOMMENEN BRUCKNER-ZYKLUS VON
GÜNTER
WAND
UND
DEN
BERLINER PHILHARMONIKERN DAR. AUCH MIT DIESER EINSPIELUNG VERLEIHT
DER
SEIT
JAHREN
BEDEU-
TENDSTE BRUCKNERINTERPRET DIESER MUSIK LEUCHTENDE INTENSITÄT. ERST VOR KURZEM WURDE GÜNTER WAND VON DEN LESERN DER MUSIKZEITSCHRIFT SCALA FÜR SEINE INTERVON BRUCKNERS 9. SYMPHONIE ZUM DIRIGENTEN DES JAHRES GEKÜRT UND MIT DEM SCALA-AWARD 2000 AUSGEZEICHNET.
Kammermusik
CD-Rezensionen
Sinfonik
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Impressum
Niccolò Paganinis Violinkonzerte werden üblicherweise verstümmelt: Salvatore Accardo hat die sechs Werke nun erstmals ungekürzt, in voller Orchesterbesetzung und mit sämtlichen Verzierungen eingespielt. Das ist ungemein virtuos und effektvoll. An Accardos Sichtweise hat sich gegenüber seiner ersten Gesamteinspielung (mit Dutoit bei DG) nicht viel geändert. Diesmal leitet er selbst das junge Orchestra da Camera Italiana. (EMI 5 5690)
Von Mozart aus interpretiert Mitsuko Uchida die Klavierkonzerte Ludwig van Beethovens. Mit Kurt Sanderling am Pult des Concertgebouw- bzw. des BR-Symphonieorchesters entstanden von 1994 bis 1998 sehr zurückgenommene, phasenweise berückend schöne Aufnahmen. (Philips 464 142)
Alexander Skrjabin: Die 10 Klaviersonaten; Fantasie op. 28. Igor Shukow 2000. Telos/Liebermann 035. JA
Die große Sängerin Pauline Viardot führte als Komponistin eine „tadellose Feder“ (Saint-Saëns). Ihre Lieder sind harmonisch einfach, aber reich an Stimmungen, auch dank des Klavierparts; die Melodien wirken Belcantodurchtränkt. Györgyi Dombrádi interpretiert mit ihrem üppigen Mezzo absolut kompetent. Thomas E. Bauer entpuppt sich in seinem Schumann-Recital gar als Sensation. Der 30-Jährige demonstriert perfekten Liedgesang – Gefühl und Kalkül in idealer Balance – und begibt sich damit an die Seite eines Stephan Genz. Das Label Ars Musici wird als PhonoForum für das Lied immer wichtiger. Pauline Viardot: Lieder. Györgyi Dombrádi, Lambert Bumiller. Ars Musici 1288 Robert Schumann: Lieder. Thomas E. Bauer, Uta Hielscher. Ars Musici 1285. JMa
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Jesús López-Cobos kombiniert mit dem hervorragenden Cincinnati Symphony Orchestra Ottorino Respighis unverwüstliche Tondichtungen Pini di Roma und Fontane di Roma mit dem kaum gespielten Variationszyklus Metamorphoseon Modi XII. Differenzierte, farbenreiche, ungemein zupackende Interpretationen, plastisch und klar aufgenommen. (Telarc/in-akustik 80505)
Der Finne Einojuhani Rautavaara ist einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Komponisten, und das ist nicht erstaunlich. Auch das 3. Klavierkonzert und das Orchesterstück Herbstliche Gärten wurzeln in der romantischen Tradition, sind spannungsreich, atmosphärisch und „innig“, wie sie Vladimir Ashkenazy, Solist und Dirigent der Helsinkier Philharmoniker, im anschließenden Gespräch mit Rautavaara bezeichnet. (Ondine/Note1 ODE 950)
Mit Marc-André Hamelins rauschhaft-virtuoser Aufnahme der Klaviersonaten schien vor vier Jahren ein vorläufiger Schlusspunkt in der SkrjabinExegese gesetzt. Nun bietet eine Studioaufnahme des russischen Pianisten Igor Shukow neues Material für die Auseinandersetzung. Das ist umso erfreulicher, als Shukows legendäre Skrjabin-Gesamtaufnahme aus den siebziger Jahren nicht auf CD überspielt wurde. Shukows insgesamt gemächliche Tempi (v. a. die späten Sonaten nimmt er teilweise extrem langsam) beschränken zwar die dramatische Wirkung der Musik, erlauben es aber, die besondere Architektur der Sonaten und das weite Klangfarbenspektrum der Musik optimal zur Geltung zu bringen.
Verlag: Port Media GmbH, Waldgartenstr. 40, 81377 München Fon: 0 89 / 74 15 09 - 0, Fax: -11 e-mail: info@portmedia.de www.portmedia.de Herausgeber: Winfried Hanuschik, e-mail: hanuschik@portmedia.de
Was sich sonst noch tat im Sommer – einige wichtige Kammermusikaufnahmen in aller Kürze besprochen: Das Emerson String Quartet hat auf fünf CDs alle 15 Streichquartette Dmitri Schostakowitschs eingespielt, die wie keine andere Gattung die persönlichen und politischen Phasen im Leben Schostakowitschs widerspiegeln. Eine zupackende, hervorragende Aufnahme dieses bedeutenden Zyklus. (DG 463 284-2)
Das auf Originalinstrumenten musizierende quatuor mosaiques, dem Namen zum Trotz aus Wien, hat für frühere Haydn-Aufnahmen bereits Preise eingeheimst. Auch die sechs Streichquartette op. 76, darunter das berühmte Kaiserquartett (mit der heutigen deutschen Nationalhymne) spielen die vier frisch, unsentimental und doch einfühlsam. (Audivis/Helikon E 8665)
Glitzerndes Belcanto und düstere Orchesterfarben sind die Klangkulisse für Elektra, die dritte Oper von Mikis Theodorakis. Ein Alterswerk, dessen Konzept mehr an ein statuarisches Oratorium als an eine bewegende Oper erinnert. Die Geschichte von Elektras Rache für den Vatermord ist entlang der antiken Tragödie von Sophokles in eine fast sakrale Musik gegossen, paradoxerweise als „leitmotivisch“ verbundene Suite von Liedern, die sich in gezügelter Dramatik entfaltet. Das Ensemble und die Gesangssolisten aus St. Petersburg haben diese dreistündige Hommage an Puccini unter der Leitung des Komponisten tief nachempfunden. Mikis Theodorakis: Elektra. St. Petersburg State Academic Capella: Theodorakis 1998. Intuition/Schott 3312-2. HDG
AC
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Der SWR will seine Archivschätze künftig auf eigene Rechnung heben – gemeinsam mit der Firma Hänssler unter dem prägnanten Label-Namen „faszination musik“. Der erste Schwung CDs macht die Bandbreite deutlich: Elgars 1. Sinfonie mit dem SWR RadioSinfonieorchester Stuttgart unter Norrington, das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter Gielen mit Mahlers 2. (von 1995), Schumann-Romanzen mit dem SWR Vokalensemble Stuttgart unter Rupert Huber, ein Konzert-Mitschnitt der SWR Big-Band sowie als Schmankerl Aufnahmen aus den Jahren 1954 bis 1965 des früh verstorbenen Fritz Wunderlich mit dem SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern unter Emmerich Smola, darunter die ersten Aufnahmen des „Wundertenors“ überhaupt.
„Spannungen“ – ein in der Tat energiegeladener Mitschnitt aus dem Jahr 1999 vom Kammermusikfest im Kraftwerk Heimbach ist erschienen, mit exquisiten Musikern (Initiator Lars Vogt, Tetzlaff, Kashkashian, Pergamenschikow, Harding u. a.) in verschiedenen Besetzungen und ungewöhnlichem Programm auf zwei CDs: Dvo˘rák, Komarova (von 1991), Strawinsky (Geschichte vom Soldaten), Schönberg (Verklärte Nacht) und Messiaen.
(HV 93.000–HV 93.004)
(Vanguard/Note1 99212)
AC
(EMI 5 57037)
Einen sehr ungewöhnlichen und hochinteressanten Dialog zwischen Beethoven und sechs zeitgenössischen Komponisten vermittelt die neue Dreifach-CD des BrodskyQuartetts: An jedes der sechs Streichquartette op. 18 schließt sich ein modernes Auftragswerk an, das Beethovens Werk reflektiert.
Oktober/November 2000
GL
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Von Jens Mail
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Großer Name
s w ne
der Operette
8.554456: BOISMORTIER, Sérénades françaises
Der Dirigent Franz Marszalek
Bekannt wurde der gebürtige Breslauer vor allem durch seine 1949 beginnende Tätigkeit beim Kölner Rundfunk, wo er auch die populäre Sendereihe „Herr Sanders öffnet seinen Schallplattenschrank“ betreute. Marszalek hatte schon früh ein Faible für die „leichte Muse“ und erarbeitete sich hier ein unvorstellbar reiches Repertoire. Mit dem Kölner Rundfunkorchester produzierte er unzählige Aufnahmen, oft mit prominenten Sängern wie den Tenören Peter Anders, Rudolf Schock und Fritz Wunderlich, von denen viele auch auf Schallplatte gepresst wurden. Mit dem Sinfonieorchester des WDR widmete er sich der Oper und dem (populären) sinfonischen Repertoire. Während die bis zu Marszaleks Abschied 1965 produzierten Monoaufnahmen heute kaum mehr ins Programmschema passen, sind seine Operettentitel, denen man ein besonders Flair nachrühmt, noch immer zu hören. Im Archiv schlummern dagegen die Berliner Rundfunkeinspielungen, die in den Jahren zwischen 1933 und 1945 entstanden. Eine Künstlerfreundschaft verband Marszalek mit Eduard Künneke, dessen Lady Hamilton und Lockende Flamme der Dirigent am Theater aus der Taufe hob. Leo Fall und Walter W. Goetze gehörten zu den weiteren Komponisten, für die sich Franz Marszalek besonders einsetzte.
Foto: WDR
Er war kein Pultstar, eher ein solider AllroundTyp – künstlerische Höhenflüge nicht ausgeschlossen. Franz Marszalek, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, bleibt in Erinnerung als einer der bedeutendsten Operettenkapellmeister.
CD DES MONATS weitere NEUHEITEN im Oktober:
Der Name des 1975 verstorbenen Dirigenten hat noch heute einen guten Klang.
■ CD-Tipps:
Suppé: Boccaccio/Fall: Der fidele Bauer/ Die Rose von Stambul (Höhepunkte). Philips 439 654. Millöcker: Der Bettelstudent/Gasparone/ Die Dubarry (Höhepunkte). Philips 439 655. Zeller: Der Vogelhändler/Jessel: Schwarzwaldmädel/Künneke: Der Vetter aus Dingsda (Höhepunkte). Philips 439 660. Strauß: Wiener Blut/Raymond: Maske in Blau/Fall: Die Dollarprinzessin (Höhepunkte). Philips 439 661.
LAUREATE SERIES Denis Azabagic: Guitar Recital F. M. Torroba, M. de Falla, M. Ponce, A. B. Mangore, A. José, A. Ruiz-Pipó, C. R. Rivera NX 8.554555 J. S. Bach: Cembalokonzerte Robert Hill, Cembalo Kölner Kammerorchester, Helmut Müller-Brühl NX 8.554605 Glasunow: Symphonien Nr. 5 B-Dur & Nr. 8 Es-Dur Moskauer Symphonieorchester NX 8.553660 AMERICAN CLASSICS Ives: Symphony Nr. 2, Robert Browning Overture Nashville Symphonie Orchestra NX 8.559076 Joachim: Violinkonzert Nr. 3, Ouvertüren „Hamlet“ & „In Memoriam Heinrich von Kleist“ Takako Nishizaki, Violine / Stuttgarter RSO NX 8.554733 Kraus: Sämtliche Symphonien, Vol. 3 Schwedisches Kammerorchester NX 8.554777 Messiaen: Turangalîla Sympony, L’ascension Polish National RSO NX 8.554478-79 Mozart: Messe KV 427, Kyrie KV 341 Hungarian Radio and Television Chorus Nicolaus Esterházy Sinfonia NX 8.554421 Purcell: The Tempest (Der Sturm), Z. 631 Aradia Baroque Ensemble NX 8.554262 Strauss: Don Quixote National Symphony Orchestra of Ireland Alexander Rudin, Violoncello NX 8.554175 Stravinsky: Klaviermusik Peter Hill, Klavier NX 8.553871 Verdi: Il Trovatore (Highlights) Hungarian State Opera Orchestra, Budapest Festival Chorus, Will Humburg NX 8.554707
in Klassik weltweit führend*
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CDs und den Katalog 2000 erhalten Sie im Handel, den Katalog auch direkt von: NAXOS DEUTSCHLAND GmbH Abt. N28, Wienburgstr. 171a, 48147 Münster e-mail: info@naxos.de *in Repertoire und Anzahl der Neuerscheinungen Oktober/November 2000
Buchkritik
Elisa de Luigi, Francesco Attardi Anselmo, Die Rezepte der Lady Macbeth. Eichborn Verlag, Frankfurt/M. 1999. 144 S., DM 39,80. Stefan G. Wolf, Opera al dente. S. Hirzel Verlag Stuttgart/Leipzig 1999. 191 S., DM 42,–.
■ Essen wie in der Oper – wenn man schon nicht singen kann wie die Bühnenhelden, so kann man jetzt wenigstens tafeln wie sie. Die Autoren haben in ihrem Kochbuch Gerichte zusammengetragen, die ausschließlich von Shakespeares Drama und Verdis Oper Macbeth inspiriert sind. Dank solcher Rezepte wie „Lasagne Verdi“ oder „Lady-Seligkeit“ eine unterhaltsame Einladung zu genussvollem Gaumenschmaus. Stefan G. Wolf hingegen unternimmt in „Opera al dente“ einen kulinarischen Streifzug durch knapp 40 Werke. Mit einem Blick auf Situation, Zeit und Ort sowie einer Prise Intuition lüftet er das Geheimnis der Bühnenkochkunst. Die Rezepte sind einfach nachzukochen und lassen Interessierte nebenbei viel über die Komponisten und ihr Schaffen erfahren. UK
Anthony Baines, Lexikon der Musikinstrumente. Metzler, Stuttgart/Weimar, Bärenreiter, Kassel 2000. 408 S., DM 39,80.
■ Das reich bebilderte
Nachschlagewerk, nach vier Jahren nun als Taschenbuch erschienen, bietet dem Leser gut verständliche und präzise Information, ergänzt meist um Notenbeispiele und Erklärungen zur Spielweise. Ein Pluspunkt sind vor allem die Ausführungen zu Instrumenten außereuropäischer Kulturen, dürftig hingegen die Einträge zum Pop-Bereich – das Keyboard erhält ganze vier Zeilen. Recht wenig für den im Klappentext formulierten Anspruch, „alle Fragen aus dem Bereich der klassischen wie populären Musik“ zu beantworten. JB Paul Hindemith, Johann Sebastian Bach. Ein verpflichtendes Erbe. Insel-Verlag, Frankfurt/Main 2000. 45 S., DM 18,80
Ein „verpflichtendes Erbe“ aus dem Jahr 1950 wurde als schmales Bändchen in der Insel-Bücherei wieder aufgelegt. AC
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Robert Craft, Strawinsky – Chronik einer Freundschaft. Atlantis MusikbuchVerlag, Zürich/Mainz 2000, 687 S. m. Abb., DM 128,–. Robert Craft, Strawinsky – Einblicke in sein Leben. Atlantis 2000, 464 S. m. Abb., DM 78,–.
■ 23 Jahre lang war Robert Craft Mitarbeiter Igor Strawinskys, sein Privatsekretär, Koautor und Dirigent, Reisebegleiter und engster Vertrauter. Wohl niemand lernte den Komponisten in seinen amerikanischen Jahren so genau kennen wie der über 40 Jahre Jüngere, heute 77-Jährige, der sich als Dirigent auch um die Wiener Schule in den USA verdient gemacht hat. Crafts Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1948 bis 1971 gewähren faszinierende Einblicke in Persönlichkeit, Leben und Werk einer der großen Musikerfiguren des 20. Jahrhunderts. Sie sind darüber hinaus fast eine kulturelle Chronik jener Jahre aus der Sicht Strawinskys. Ergänzt wird der opulente Band um eine Sammlung von Aufsätzen, Essays und Kommentaren, die auch Strawinskys Frühwerk miteinbeziehen. HM
Oktober/November 2000
Hagen Kunze, Das kleine Bach-Büchlein. Buchverlag für die Frau, Leipzig 2000. 126 S., DM 9,80.
■ Klein(-formatig), aber fein ist „Das
kleine Bach-Büchlein“ des Leipziger Musikkritikers Hagen Kunze. Kurzweilig und flott erzählt er die Geschichte des übernächtigten Thomaners Sebastian, dem beim Büffeln fürs mündliche Abitur – Prüfungsthema Johann Sebastian Bach – der Meister selbst erscheint und Auskunft über Leben und Werk gibt. AC
Malte Korff, Wörterbuch der Musik. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2000. 256 S., DM 12,–.
■ Mit dem „Wörterbuch der Musik“ von Malte Korff ist nun auch im handlichen Reclam-Format ein brauchbares Musiklexikon erschienen. Schnell erhalten Musikliebhaber und Hobbymusiker das nötige Wissen zu über 2.000 Begriffen aus der Musiklehre, der Instrumentenkunde und der Musikgeschichte, wobei allerdings auf jegliche Epochendefinitionen verzichtet wurde. JB
Premierenvorschau
Premieren im Oktober und November Alle Premieren der deutschen Opernhäuser (Reihenfolge der Namen: Komponist, Titel, musikalische Leitung, Regie) 01.10. Bonn: Puccini, Tosca, Zapf, Winge 01.10. Bremen: Nono, Intolleranza 1960, Feltz, Kresnik 01.10. Coburg: Yu zu Tschaikowsky, Nur wer die Sehnsucht kennt (Ballett ) 01.10. Kiel: Loewe, My Fair Lady, Marschik, Hauer 01.10. Mannheim: Monteverdi, Combattimento di Tancredi e Clorinda/ Bartók, A kékszakállú herceg vára (Herzog Blaubarts Burg), Fischer, Himmelmann 01.10. Plauen: Loewe, My Fair Lady, Schmittenbecher, Wenke (Übernahme aus Zwickau) 01.10. Osnabrück: Berg, Wozzeck 02.10. Nürnberg: Puccini, La Bohème, Ventura, Raabe 06.10. Nordhausen: Offenbach, Orpheus in der Unterwelt, Stangel, Kirst 06.10. Rostock: Slomski, Der Meister und Margarita, M. Jurowski, Siegert 07.10. Dessau: Mozart, Die Entführung aus dem Serail, Yinon, Fulda 07.10. Frankfurt/Main: Verdi, Falstaff, Carignani, Hilbe 07.10. Freiberg: Millöcker, Der Bettelstudent 07.10. Magdeburg: Strauß, Die Fledermaus, Dobler, Kube 07.10. Mainz: Christe zu Martinu° , Before Nightfall/Schläpfer zu Kantscheli, Vom Winde beweint (Ballette) 07.10. Mönchengladbach: Delibes, Coppélia, NN, Schwaarz (Ballett) 07.10. Radebeul: Lortzing, Der Wildschütz, Müksch, Herrmann 07.10. Stralsund: Dörnen zu Zender, „Ich spinne mich in meiner Puppe ein …“. Choreografische Bilder (Übernahme aus Greifswald) 08.10. Berlin Komische Oper: Weber, Der Freischütz, V. Jurowski, Nel 08.10. Dortmund: Verdi, Der Troubadour, Marik, Esposito 08.10. Heidelberg: Greiffenhagen, Veronika, der Lenz ist da – Die Comedian Harmonists, Wittenbrink, Hailer 08.10. Karlsruhe: Verdi, Aida, Ono, Kapplmüller/Stumpfögger (Koproduktion mit dem Landestheater Salzburg) 08.10. Saarbrücken: UA Frank Nimsgern, SnoWhite … was wirklich geschah, Nimsgern, Smith (Musical) 08.10. Würzburg: Puccini, Suor Angelica/Mascagni, Cavalleria Rusticana, Klajner, Lehmeier 11.10. Detmold: Sutherland, Körpersprache I (Ballett mit Musik vom Band) 13.10. Duisburg: Verdi, Don Carlos, Fiore, Loy 13.10. Wittenberg: Sommer-Bodenburg/Gödde/March, Der kleine Vampir – Das Musical 13.10. Zwickau: Bernstein, West Side Story, Zacher, Wenke 14.10. Aachen: Furrer, Die Blinden, Furrer, Simon. Der Komponist dirigiert selbst 14.10. Augsburg: Verdi, La Traviata, Bihlmaier, Pichler 14.10. Bielefeld: Lansdale zu Tüür, Hamlet (Ballett mit Musik vom Band) 14.10. Döbeln: Millöcker, Der Bettelstudent (Übernahme aus Freiberg) 14.10. Greifswald: Weber, Der Freischütz, Wilson, Schrem (ÜN a. Stralsund) 14.10. Hagen: Loewe, My Fair Lady, Hermus, Gottschalk 14.10. Karlsruhe: Frid, Das Tagebuch der Anne Frank, Sandner, Beretti (Insel) 14.10. Kassel: Millöcker, Der Bettelstudent, Steddin, Bauernfeind 14.10. Kiel: Krása, Brundibar, Fank, Finkbeiner (Kinderoper) 14.10. Krefeld: Ligeti, Le Grand Macabre, Duryea, Krupa (Übernahme aus Mönchengladbach)
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Oktober/November 2000
Premierenvorschau
25. TAGE ALTER MUSIK IN HERNE Das Reich, in dem die Sonne nicht untergeht Musik aus der Welt Karls V. und seiner Nachfolger Konzertreihe des Westdeutschen Rundfunks im Kulturzentrum und in der Kreuzkirche 9. – 12. November 2000 Armonico Tributo Austria Anne Azéma, Sopran – Carol Lewis, Viola da gamba Olav Chris Henriksen, Vihuela und Renaissance-Gitarre Compañia musical Mudéjar • Ensemble Villancico • Doulce Mémoire Weser-Renaissance • Al Ayre Español Der Flöten Lust – Cornetto & Clarine Historische Blasinstrumente Ausstellung von Kopien und Nachbauten im Kulturzentrum 9. – 12. November 2000 Zur Geschichte von Cornetto und Clarine Symposium im Hause der Martin-Opitz-Bibliothek Information: Kulturamt der Stadt Herne Berliner Platz 11 • D-44623 Herne Telefon 02323/16-2839 – Telefax 02323/16-2977 Internet: http://www.omm.de/TAM-Herne • präsentiert vom Online Musik Magazin
14.10. 14.10. 14.10. 14.10. 14.10. 14.10. 15.10. 15.10. 15.10. 15.10. 17.10. 17.10. 18.10. 19.10. 19.10. 20.10. 20.10. 20.10. 20.10. 20.10. 20.10. 21.10. 21.10. 21.10. 21.10. 21.10. 21.10. 21.10. 21.10. 22.10. 22.10. 22.10. 22.10. 22.10. 27.10. 27.10. 27.10. 27.10. 27.10. 27.10. 27.10. 28.10.
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Lüneburg: Mozart, Don Giovanni Münster: Webber, Evita, Voß, Dietrich (Musical) Neustrelitz: Klebe, Figaro lässt sich scheiden, Weisse, Bridle Osnabrück: Marivaux, Der Streit (Ballett im emma-theater) Quedlinburg: Mozart, Die Hochzeit des Figaro, NN, Kupich Wiesbaden: van Couwenbergh zu Glass, Schneewittchen (Ballett) Chemnitz: DE Steve Margoshes, Fame, Fuchs, Heinicke (Musical) Halle: Lund, Hexe Hillary geht in die Oper, Fiebig, Froboese (Kindermusical) Hamburg: Puccini, Tosca, Metzmacher, Carsen Wuppertal: Offenbach, Pariser Leben, Bächli, Rech (Übernahme aus Gelsenkirchen) Pforzheim: Sterago, Ein amerikanischer Traum. Gershwin-Ballettabend (Musik vom Band) Regensburg: Bernstein, West Side Story, Mehling, Bleiziffer Berlin Hebbeltheater: Reimann, die Gespenstersonate, Bohn, Hölzer (Prod. der Zeitgenössischen Oper Berlin) Münster: also wolves have heartattacks, Kaftan, Fioroni. Ein Abgesang auf das 20. Jh. mit Texten von Brecht und Musik von Weill Ulm: Offenbach, Pariser Leben, Gähres, Seelig Bielefeld: Mozart, Idomeneo, Kuhn, Horres Halle: Tschaikowsky, Der Nussknacker, Stromberg, Vàmos (Ballett) Kassel: Obst, Solaris, NN, Schmitt (frizz). Krefeld: Offenbach, Die Insel Tulipatan/Ritter Eisenfraß, van Buren, Gärtner (Fabrik Heeder; Übernahme aus Mönchengladbach) Landshut: Strauß, Ein Walzertraum, Boggasch, Zerwes (Übernahme aus Passau) Meiningen: Wake, Pippi Langstrumpf (Ballett) Augsburg: Four Sides – Ballettabend I, Heckmann Bremerhaven: Gounod, Mireille, Brüsch (konzertant) Coburg: Edwards/Mancini, Victor – Victoria, Hennig, Platiel Essen: Wagner, Lohengrin, Soltesz, Weber Gelsenkirchen: Donizetti, Viva la Mamma, Rekers, Wedekind (Übernahme aus Wuppertal) Görlitz: Lehár, Giuditta, Michailidis, Kehl Karlsruhe: Donizetti, Sitten und Unsitten am Theater (Viva la Mamma), Heinzel, Geier (Kleines Haus) Leipzig: Scholz zu Mendelssohn Bartholdy, Oktett/zu Schumann, Die tausend Grüße/zu Mozart, Jeunehomme-Konzert (Ballette) Dortmund: Reinthaller nach Disney, Das Dschungelbuch (Ballett) Dresden Semperoper: Brecht/Eissler, Die Maßnahme, Mühlbach, Ludwig (Koprod. m. d. Staatsschauspiel Dresden im Schlosstheater) Mannheim: Puccini, Turandot, Blunier, Carsen (Koprod. mit De Vlaamse Opera Antwerpen) München Staatstheater am Gärtnerplatz: Henze, Die englische Katze, Klemm, Schölch Quedlinburg: Assam zu Schubert, Winterreise (Kammertanzabend) Bielefeld: Kander, Cabaret, Murta, Rabenald (Musical) Chemnitz: Bizet/Schtschedrin, Carmen/Orff, Carmina Burana, Stier, Fernando (Ballett) Dessau: Tschaikowsky, Der Nussknacker, Kluge, Galguera (Ballett) Dresden Staatsoperette: Strauß, Eine Nacht in Venedig, Plangg, Oldag Koblenz: Puccini, Madame Butterfly, Eitler, Jacob Köln: Spohr, Faust, Weikert, Fischer (Koprod. Theater a. d. Wien) Oldenburg: Strauß, Eine Nacht in Venedig, Salemkour, von Orlowsky Eisenach: Mozart, Die Hochzeit des Figaro
Oktober/November 2000
was gespielt wird!
Der rescendo-Spielplanservice leitet gern Ihre Spielplanwünsche an die aufgeführten Opern- und Konzerthäuser weiter. Einfach ankreuzen und per Post, Fax oder e-mail an den Verlag: Port Media GmbH, Redaktion rescendo Spielplanservice, Waldgartenstraße 40, 81377 München. Fax: 0 89/74 15 09 11, e-mail: crescendo@portmedia.de Adresse nicht vergessen! Vorname . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Name . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Straße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . PLZ/Ort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fax . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e-mail . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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❍ Annaberg-Buchholz: Eduard-von-Winterstein-Theater ❍ Augsburg: Theater Augsburg ❍ Baden-Baden: Festspielhaus und Festspiele ❍ Bautzen: Deutsch-Sorbisches Volkstheater ❍ Bayreuth: Kongress- und Tourismuszentrale ❍ Bergisch Gladbach: Bürgerhaus Bergischer Löwe ❍ Berlin: Deutsche Oper ❍ Berlin: Neuköllner Oper ❍ Bielefeld: Bühnen der Stadt ❍ Bielefeld: Stadthalle ❍ Bocholt: Kulturzentrum ❍ Bonn: Theater der Bundesstadt Bonn ❍ Bottrop: Kulturzentrum ❍ Brandenburg: Brandenburger Theater ❍ Braunschweig: Staatstheater ❍ Bremen: Dt. Kammerphilharmonie ❍ Brühl: Brühler Schlosskonzerte ❍ Celle: Schlosstheater ❍ Chemnitz: Städtisches Theater ❍ Coburg: Landestheater ❍ Cottbus: Staatstheater ❍ Dessau: Anhaltisches Theater ❍ Detmold: Landestheater ❍ Dresden: Philharmonie ❍ Dresden: Sächsische Staatsoper ❍ Dresden: Staatsoperette ❍ Düsseldorf: Deutsche Oper am Rhein ❍ Düsseldorf: Tonhalle ❍ Erfurt: Theater Erfurt ❍ Frankfurt/Main: Alte Oper ❍ Frankfurt/Main: Jahrhunderthalle ❍ Frankfurt/Oder: Konzerthalle Carl Philipp Emanuel Bach ❍ Freiberg: Mittelsächsisches Theater ❍ Fürth (Bayern): Stadttheater ❍ Gelsenkirchen: Schillertheater NRW ❍ Gera: Theater Altenburg Gera ❍ Goslar: Odeon Theater ❍ Gotha: Thüringen Philharmonie ❍ Hagen: Theater Hagen ❍ Halberstadt: Nordharzer Städtebundtheater
Oktober/November 2000
Premierenvorschau
Wenn Sie wissen wollen,
28.10. Heidelberg: Pauls, Bald gras ich am Neckar, Kiefner, Pauls. Tanztheater mit Volksliedern aus „Des Knaben Wunderhorn“ 28.10. Hof: Bock, Anatevka, Pointner, Drechsel (Musical) 28.10. Kaiserslautern: Webber, Evita, NN, Stief (Musical) 28.10. Magdeburg: Strawinsky, Petruschka/Feuervogel, Schneider (Ballette) 28.10. Mainz: Webber, Evita, Millard, von Goetz (Musical) 28.10. Rostock: Mozart, Die Zauberflöte, Baleff, Baesler 29.10. Augsburg: Gershwin, Blue Monday/Weill, Songs, Kussel, Peters 29.10. Bonn: MacDermot, Hair, Mikulás(Wanne)tik (Musical) 29.10. Bremen: Puccini, Tosca, Neuhold, Schulz 29.10. Darmstadt: Trommler zu de Oliveira, Stranger than fiction: M.M./Trommler zu Glass, The Fall of the House of Usher, Willimczik (Ballette) 29.10. Dresden Semperoper: Strauss, Der Rosenkavalier, Bychkov, Laufenberg 29.10. Duisburg: Vàmos zu Janá˘cek, Der Fall Othello, Rhodes (Ballett; Übernahme aus Düsseldorf) 29.10. Gummersbach: Strauß, Der Zigeunerbaron 29.10. Osnabrück: Lehár, Das Land des Lächelns, Drömann, Lachnitt 30.10. München Staatsoper: UA Aribert Reimann, Bernarda Albas Haus, Mehta, Kupfer 31.10. Plauen: Humperdinck, Hänsel und Gretel, NN, Wenke (Übernahme aus Zwickau) 01.11. Hamburg Kammeroper: Händel, Alcina, Kroidl, Franz 02.11. Mönchengladbach: Puccini, Madama Butterfly, Bramall, Schulin (Übernahme aus Krefeld) 03.11. Hildesheim: Jaroschinski, Lieben (Tanzabend in der Studiobühne) 03.11. Bremen: Every.Body, Dietrich (Ballett; Concordia) 03.11. Duisburg: Berg, Lulu, Fiore, Lehnhoff (Übernahme aus Düsseldorf) 03.11. Lübeck: Massenet, Cendrillon, Pilavachi, Bohn 03.11. Nordhausen: Prokofjew, Aschenputtel (Ballett) 03.11. Pforzheim: Flotow, Martha 03.11. Schwerin: Orff, Carmina Burana, Hänsel, Haufe (Ballett) 04.11. Kaiserslautern: Rihm, Jakob Lenz, NN, Kresin (Werkstattbühne) 04.11. Radebeul: Revue 60. Musikalisch-satirische Zeitreise 04.11. Regensburg: Strauß, Die Fledermaus, Rumstadt, Thoma 04.11. Schleswig: Nicolai, Die lustigen Weiber von Windsor 05.11. Detmold: DE Zulueta/Romano/Bachellier, Ein Tango für Toulouse Lautrec, Foremny, Tönjes (Latin-Musical) 05.11. Gelsenkirchen: Menken, Der kleine Horrorladen, Lachnitt (Musical) 05.11. Nürnberg: Kurz zu Klezmer-Musik, Emma Goldmanns Hochzeit (Ballett) 05.11. Trier: Lehár, Der Zarewitsch, Schaaf, Günter 09.11. Braunschweig: Bernstein, West Side Story, Menskes, Wünsch (Musical) 10.11. Bonn: Vane(Wanne)k, Projekt (Ballett) 10.11. Kassel: UA Gilbert Handler, All about Mary Long (frizz) 10.11. Stuttgart: König, Expedition zur Erde, N.N., Schwalbach (Kinderoper im Kammertheater) 11.11. Aachen: Strauß, Die Fledermaus, Boncompagni, Bothe 11.11. Berlin Deutsche Oper: Verdi, Luisa Miller, Pidó, Friedrich 11.11. Düsseldorf: Donizetti, La fille du régiment, Corti, Sagi (Übernahme aus Duisburg) 11.11. Gießen: Humperdinck, Hänsel und Gretel, Gietzen, Lummer 11.11. Hagen: Humperdinck, Hänsel und Gretel, Goerke, Michailowski 11.11. Lüneburg: Coleman, Sweet Charity (Musical) 11.11. Magdeburg: Puccini, Madame Butterfly
❍ Halle/Saale: Opernhaus ❍ Hamburg: Staatsoper ❍ Hamburg: Musikhalle ❍ Hameln: Theater Hameln ❍ Hannover: Niedersächsisches Staatstheater ❍ Herne: Kulturamt ❍ Hildesheim: Stadttheater ❍ Kaiserslautern: Pfalztheater ❍ Karlsruhe: Badisches Staatstheater ❍ Kassel: Staatstheater ❍ Kiel: Bühnen der Landeshauptstadt ❍ Koblenz: Theater der Stadt ❍ Köln: Oper der Stadt ❍ Leipzig: Oper ❍ Lippstadt: Stadttheater ❍ Lüdenscheid: Kulturhaus ❍ Ludwigshafen: Theater im Pfalzbau ❍ Magdeburg: Theater der Landeshauptstadt ❍ Mainz: Staatstheater ❍ Mannheim: Nationaltheater ❍ Marburg: Stadthalle ❍ München: Prinzregententheater ❍ München: Staatstheater am Gärtnerplatz ❍ Neustrelitz: Landestheater Mecklenburg ❍ Nordhausen: Theater Nordhausen ❍ Paderborn: PaderHalle ❍ Passau: Südostbayerisches Städtetheater ❍ Radebeul bei Dresden: Landesbühnen Sachsen ❍ Regensburg: Theater Regensburg ❍ Rostock: Volkstheater ❍ Rüsselsheim: Stadttheater ❍ Saarbrücken: Saarländisches Staatstheater ❍ Schweinfurt: Theater der Stadt ❍ Solingen: Bergische Symphoniker ❍ Stade: Stadeum ❍ Stuttgart: Stuttgarter Philharmoniker ❍ Trier: Theater der Stadt ❍ Villingen-Schwenningen: Bühnen der Stadt ❍ Weimar: Deutsches NationalTheater ❍ Wilhelmshaven: Landesbühne Niedersachsen ❍ Witten: Städtischer Saalbau ❍ Wittenberg: Mitteldeutsches Landestheater ❍ Worms: Städtisches Spiel- u. Festhaus ❍ Wuppertal: Stadthalle ❍ Zwickau: Theater Zwickau
Premierenvorschau
11.11. 11.11. 11.11. 11.11. 11.11. 12.11. 12.11. 12.11. 12.11. 16.11. 16.11. 16.11. 17.11. 17.11. 17.11. 17.11. 17.11. 18.11. 18.11. 18.11. 18.11. 18.11. 18.11. 18.11. 18.11. 18.11. 18.11. 18.11.
Mannheim: Amar/Talard, Sekai (Ballett) Passau: Cimarosa, Die heimliche Ehe, Klaus, Warmuth Rudolstadt: Prokofjew, Romeo und Julia (Ballett; ÜN a. Eisenach) Weimar: Offenbach, Orpheus in der Unterwelt, Brochhagen, Paeffgen Wiesbaden: Smetana, Die verkaufte Braut, Dovico, Köhl Altenburg: Zeller, Der Vogelhändler, Cotta, Lohse Hamburg: Weill, Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Metzmacher, Konwitschny Nürnberg: Lehár, Giuditta, NN, Konold Saarbrücken: Prokofjew, Die Liebe zu den drei Orangen, NN, Himmelmann Aachen: Jacquin zu Debussy/Grieg, Des Kaisers neue Kleider Berlin Neuköllner Oper: UA Antonis Anissegos, Hundeherz, Kirchberg, Lehmeier. Kammeroper nach Bulgakows Novelle Darmstadt: Polscher, Die mechanische Braut, Brochhagen, Krupa Gera: Schröder zu Zappa, Zappa (Werkstatt; Tanzstück) Halle: Offenbach, Hoffmanns Erzählungen, Brogli, Halmen Meiningen: Mascagni, Cavalleria Rusticana/Leoncavallo, Der Bajazzo, Hoff, Berger-Gorski Stuttgart: Hölszky, Giuseppe e Sylvia, Kalitzke, Neuenfels Wittenberg: Coleman, Sweet Charity (Musical) Berlin Komische Oper: Davies, Die beiden Fiedler, Kohl, Sauer (Opernwerkstatt im Foyer) Berlin Staatsoper: Verdi, Macbeth, Gielen, Mussbach Coburg: Mozart, Die Zauberflöte, Leyer, Kleine Borgmann Erfurt: Natschinski, Mein Freund Bunbury, Jung, Taube Essen: M. u. S. Schröder zu Mahler, Das Lied von der Erde/ Spuck zu Bryars/Prokofjew u. a., Endless Waltz (Ballett) Flensburg: Korljan, Lorca-Impressionen (Kammertanzabend) Greifswald: Strauß, Der Zigeunerbaron, Herklotz, Herrmann München Staatstheater am Gärtnerplatz: Taylor zu Adams, Stationen/zu Torke/Reich, Dancing Dinner (Ballette) Potsdam: Mozart, Così fan tutte, Spering, Stern Quedlinburg: Schmidt, Das musikalische Himmelbett, NN, Ludwig (Musical) Trier: Frid, Das Tagebuch der Anne Frank/DE Jan Klusák, Bericht für eine Akademie, Osthoff
19.11. Hamburg: Bach-Kantaten, Junghänel, Rekowski 19.11. Heidelberg: Verdi, Rigoletto, Christ, Peters-Messer 19.11. Koblenz: Straus, Die lustigen Nibelungen, Huschke, Taylor (Kammerspiele) 20.11. München Staatstheater am Gärtnerplatz: Bernstein/Loriot, Candide, Stahl (konzertant) 24.11. Halberstadt: Bizet, Carmen, NN, Metzger 24.11. Landshut: Cimarosa, Die heimliche Ehe, Klaus, Warmuth (Übernahme aus Passau) 25.11. Augsburg: Webber, Evita, Abbott, Köpplinger (Musical) 25.11. Frankfurt/Main: Monteverdi, L’incoronazione di Poppea, Alessandrini, Gilmore 25.11. Kassel: Tschaikowsky, Der Nussknacker, Paar (Ballet) 25.11. Münster: Tanzabend 1, Goldin 25.11. Leipzig Haus Dreilinden: Kálmán, Die Csárdásfürstin, Seiffarth, Severin 26.11. Bonn: Verdi, Don Carlos, Ott, Mouchtar-Samorai 26.11. Karlsruhe: Gounod, Faust, Sandner, Schulte-Michels 26.11. Mannheim: Strauß, Der Zigeunerbaron, Koloseus, Baesler 26.11. Plauen: Puccini, Tosca, Gentscheff, Wenke 28.11. Duisburg: Leinert nach Weber, Der Freischütz und der Teufel (Oper für Kinder) ° 29.11. Berlin Neuköllner Oper: Martinu, Die 3 Wünsche, Pommeranz, Kötter 30.11. Düsseldorf: Ek zu Pärt, Solo für zwei, Ulrich/Jaquois zu Karaindrou, Phädra, Chien, Ulrich (Ballette) (DE = Deutsche Erstaufführung, UA = Uraufführung, ÜN = Übernahme) Die Konzertvorschau muss diesmal leider aus Platzgründen ausfallen. Alle Angaben ohne Gewähr.
Vorschau: Das Verdi-Jahr wirft seine Schatten voraus. Darum werden wir uns in der Dezember-Ausgabe mit Guiseppe Verdi und dem Phänomen „Stimme“ beschäftigen. Wir sprechen u. a. mit der gefeierten Sopranistin Cecilia Bartoli. Außerdem gehen wir der Frage nach, wie eine CD entsteht, porträtieren das Staatstheater Kassel und stellen Ihnen ein Orchester mit Visionen vor: das Stavanger Symfoniorkester aus Norwegen.
CLASSICA TV-Tipps Samstag, 7. Oktober 2000, 20.15 Uhr Puccini: La Bohème Zum 65. Geburtstag von Luciano Pavarotti ML: Severini – I: Zambello; Pavarotti, Freni, Quilico, Ghiaurov; Aus dem Opernhaus San Francisco 1988 Mittwoch, 11. Oktober 2000, 21.00 Uhr Carlo Maria Giulini probt Bruckner, Symphonie Nr. 9 Montag, 16. Oktober 2000, 20.15 Uhr Drei Choreografien von Hans van Manen Black Cake – Concertante – Piano Variations Samstag, 21. Oktober 2000, 20.15 Uhr Cavalli: La Calisto; ML: Jacobs – I: Wernicke; Bayo, Lippi, Kammerer, Theodoridou; Aus dem Théâtre de la Monnaie 1996 Dienstag, 24. Oktober 2000, 20.15 Uhr Zum 75. Geburtstag von Luciano Berio: Sinfonia; Simon Rattle, Electric Phoenix, City of Birmingham Symphony Orchestra Samstag, 28. Oktober 2000, 20.15 Uhr Gluck: Orphée et Eurydice; ML: Gardiner – I: Wilson; Kozena, Bender; Aus dem Theâtre du Châtelet, Paris 1999 Donnerstag, 2. November 2000, 20.15 Uhr Aus dem Musikarchiv – Emil Gilels und Stanislaw Neuhaus
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Dienstag, 7. November 2000, 20.15 Uhr Porträt Einojuhani Rautavaara Donnerstag, 9. November 2000, 20.15 Uhr Aus dem Musikarchiv – Nathan Milstein Donnerstag, 16. November 2000, 20.15 Uhr Aus dem Musikarchiv – Rita Streich Samstag, 18. November 2000, 20.15 Uhr Monteverdi: L’Orfeo; ML: Jacobs – I: Brown; Lascarro, Keenlyside, Oddone, Dike; Aus dem Théâtre de la Monnaie 1998 Donnerstag, 23. November 2000, 20.15 Uhr Aus dem Musikarchiv – Hephzibah und Yehudi Menuhin Samstag, 25. November 2000, 20.15 Uhr Mussorgsky: Chowanschtschina; ML: Abbado – I: Kirchner; Ghiaurov, Atlantow, Marusin, Kotscherga; Aus der Wiener Staatsoper 1989 Montag, 27. November 2000, 20.15 Uhr Romeo und Julia; Choreografie: Rudolf Nurejew Donnerstag, 30. November 2000, 20.15 Uhr Aus dem Musikarchiv – Artur Rubinstein Das gesamte Programm im Internet: www.classica.de
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