3. Jahrgang · Ausgabe 6 · Dezember/Januar 2000/2001 · für Sie gratis Alle zwei Monate kostenlos in allen großen deutschen Opern- und Konzerthäusern und im Fachhandel.
Das KlassikMagazin
„Es ist ein bisschen wie
Börsenspekulation“ Ein Orchester mit Ideen: Das Stavanger Symfoniorkester
Stimmgewaltig: • der Countertenor Andreas Scholl • der Liedbegleiter Helmut Deutsch • der Jazzposaunist Nils Wogram
Nur hier:
Alle Opernpremieren im Dezember und Januar
Mit Sonderteil CLASS-Aktuell
Dezember/ Januar 2000/2001
Liebe
Vermischtes
Leserin, lieber Leser! Kennen Sie das? Alles klatscht begeistert, aber kaum ist der Solist abgetreten, hören Ihre Nachbarn auf zu klatschen und gucken neugierig in der Gegend herum: Sind die anderen auch fleißig genug, um den Solisten zur Zugabe zu bewegen? Meist geht’s gut. Wenn nicht, heißt es hinterher beim Gute-Nacht-Glas Wein: Ein komisches Publikum war das heute. Es gab nicht mal genug Beifall für eine Zugabe. Anders ist es, wenn schon gleich nach dem Schlusston niemand in Ihrer Umgebung klatscht. Dann sollten Sie nicht an Ihrem Musikverstand zweifeln oder an Ihren vermeintlich veralteten Umgangsformen – vielmehr sind Sie aller Wahrscheinlichkeit nach in den Kritikerblock geraten. Bitte klatschen Sie, wenn’s schön war! Nichts ist ärgerlicher, als wenn der Beifall zu früh erstirbt, weil
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Der Countertenor Andreas Scholl
Interview Der Schattenmann
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Ein Gespräch mit dem Liedbegleiter Helmut Deutsch
alle zu faul sind. Und hinter der Bühne ist der Solist ganz frustiert … Übrigens: Beim Jazz klatscht man sogar mitten ins Stück hinein, nach jedem Solo, wenn’s nicht gerade ganz meditativ ist. Und deshalb haben wir ab diesem Heft auch eine Jazzseite – wie es zahlreiche Leser angeregt haben. Wir sind gespannt, was Sie von dieser Neuerung halten. Rufen Sie uns doch an oder schreiben Sie uns. Ihre Stimme entscheidet, ob wir dem Jazz einen festen Platz einräumen werden. In diesem Sinne wünschen wir, die Redaktion und der Verlag, Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.
Interview „Manchmal muss ich schützend eingreifen“
Premierenspiegel Eine Nacht in Venedig in Dresden Der Rosenkavalier an der Semperoper Dresden Der Wildschütz an der Landesbühne Radebeul Die Nordwest-Rundschau Im weißen Rössl am Berliner Kudamm Der Freischütz an der Komischen Oper Berlin Der Maschinist auf der EXPO Rusalka in Bielefeld
Capriccio in Amsterdam
Chefredakteur
■
Neil Wilson, amerikanischer Tenor, starb am 21. August in New York im Alter von 44 Jahren. Als Werther brillierte er bei seinem Deutschland-Debüt 1985 an der Staatsoper Stuttgart, an der Bayerischen Staatsoper und an der Met. Weitere wichtige Rollen waren der Alfredo in Verdis Traviata, der Herzog im Rigoletto und der Nerone in Monteverdis L'Incoronazione di Poppea. Über fast zehn Jahre hinweg war Wilson der Komischen Oper Berlin als ständiger Gastsolist verbunden. Hier sang er u. a. die Titelrolle in Hoffmanns Erzählungen und den Don José in Carmen. ■ Überraschend starb am 17. September im
Alter von 49 Jahren der Dirigent David Shallon. Er studierte u. a. bei Hans Swarowsky in Wien und war Assistent von Leonard Bernstein. Von 1987 bis 1993 leitete er die Düsseldorfer Symphoniker, seit 1992 das Jerusalemer Symphonie-Orchester und seit 1997 auch die Luxemburger Philharmoniker. Sein Schwerpunkt lag im Repertoire des 20. Jahrhunderts, zahlreiche Werke von Dutilleux, Berio, Henze, Nono, Bernstein und anderen brachte er zur Uraufführung. Besonders am Herzen lag ihm die Nachwuchsförderung.
La Traviata in Kassel
12 12 12 14 14 15 15 16 16 18 20
Levins Mühle in Leipzig
20 20
Saisonbeginn in Pforzheim, Heidelberg und Karlsruhe
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Glucks Orfeo in Straßburg
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Eugen Onegin in Basel
24 24
Attila in Ulm Das Internationale Beethovenfest Bonn
CD-Rezensionen
24 26 26 26 26 19 35 36
Impressum
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Die 50. Berliner Festwochen Bachfest Köthen Die Schlossfestspiele Ludwigsburg Der Nikolaisaal Potsdam
Das Crescendo-Rätsel Buchkritik
Wiederentdeckt Ein Kavalier und Bariton
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Eine Erinnerung an Karl Schmitt-Walter
Orchesterporträt Keine Angst vor Visionen
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Das Stavanger Symfoniorkester
Jazz „Das ist meine Musik“ Der Posaunist Nils Wogram
Premierenvorschau Dezember/Januar Dezember/Januar 2000/2001
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Der Stimmarzt Wolfram Seidner
Die NRW-Rundschau
Ihr
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Interview „Ich bin einfach Sänger“
Fall in Darmstadt und Marschner in Gießen
In memoriam ■ Im Alter von 67 Jahren ist der Bassist Fritz Hübner gestorben. 1953 wechselte er am Landestheater Dessau aus der Theaterschreinerei in den Chor. Als Solist begann er in Nordhausen und Radebeul. Ab 1962 gehörte er dem Ensemble der Komischen Oper Berlin an, ab 1974 der Staatsoper Unter den Linden Berlin. Seine größten Erfolge feierte er als Osmin, Sarastro und in Wagner-Rollen. Als Hagen und Fafner war er bei den Festspielen in Bayreuth zu sehen. ■ Der Bass-Bariton Walter Berry starb am 27. Oktober im Alter von 71 Jahren. Mit der Musik finanzierte der gebürtige Wiener zunächst nur sein Ingenieurstudium. 1946 wechselte er an die Wiener Musikhochschule, 1950 wurde er als Solist an die Wiener Staatsoper engagiert. Er galt zunächst als Mozartsänger, seinen Durchbruch feierte er jedoch 1955 mit Bergs Wozzeck. Oft bildete er mit seiner langjährigen Frau Christa Ludwig ein Opernpaar, so als Barak/Färberin, Ortrud/Telramund oder Ochs/Marschallin. Er gastierte in Salzburg, Berlin, München, an der Scala und der Met und war bis zuletzt auf der Bühne aktiv.
Foto-TS: Universal-Music
Inhalt
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Vermischtes
Neuigkeiten aus der weiten Welt der Klassik ■ Preise, Preise, Preise – im Rahmen des Beethovenfests Bonn wurden die zehn Jahrespreise der deutschen Schallplattenkritik vergeben. Die Jury des einzigen unabhängigen deutschen Schallplattenpreises – ein Zusammenschluss professioneller deutscher Musikkritiker – entschied sich u. a. für „Esquisses Hébraiques“ mit Dieter Klöcker (cpo), Anton Weberns „Gesamtwerk“ mit Pierre Boulez (DG), Ferruccio Busonis Doktor Faust (Erato), Bachs Matthäuspassion mit Herreweghe (harmonia mundi) und William Byrds „Gesamtwerk für Tasteninstrumente“ mit Davitt Moroney (Hyperion/ Koch). Ein Sonderpreis ging an das Artemis Quartett für seine Einspielung von Beethovens Streichquartetten (Ars Musici). ■
Die Sängerin Anny Schlemm erhielt den mit 50.000 Mark dotierten Joana-Maria-Gorvin-Preis, den die Berliner Akademie der Künste alle fünf Jahre vergibt. Nicht zuletzt durch ihre 1949 begonnene Zusammenarbeit mit Walter Felsenstein an der Komischen Oper Berlin sei sie zu einer „lebenden Theaterlegende“ geworden, so die Akademie in ihrer Begründung. Die 71-Jährige sang bis heute rund 135 Partien. ■
Der Komponist Wolfgang Rihm ist seit Oktober Ehrensenator der Berliner Musikhochschule „Hanns Eisler“. Der in Berlin und Karlsruhe lebende Komponist hatte sich als Mitglied der Strukturkommission nach der Wende um die Musikhochschule verdient gemacht. ■ Star-Geiger Maxim Vengerov hat an der Hochschule des Saarlandes für Musik und Theater in Saarbrücken eine Professur angetreten. Er ist Nachfolger von Valerij Klimov. Marjana Lipovsek hat als Nachfolgerin von Norman Shetler eine ordentliche Professur für Lied und Oratorium an der Wiener Musikuniversität übernommen.
Berlin. Als Kostümbildner begeisterte Reinhard von der Thannen (Nabucco in Berlin), das beste Bühnenbild lieferten Richard Jones und Antony McDonald (Maskenball in Bregenz). Chaya Czernowins Pnima wird als Uraufführung, Meyerbeers Robert le Diable an der Berliner Staatsoper als Ausgrabung des Jahres gefeiert. ■
In Zeiten der finanziellen Knappheit kann man es kaum glauben – die Stadt Dortmund und das Land Nordrhein-Westfalen investieren in Kultur: Im Oktober 2000 wurde der Grundstein für das Konzerthaus Dortmund gelegt, das im Herbst 2002 eröffnet werden soll. Beim Bau orientiert man sich am Vorbild des Wiener Konzertvereinssaals, dessen Akustik als weltweit beste gilt. Was die Programmgestaltung angeht, setzt die zukünftige „Philharmonie für Westfalen“ mit dem Intendanten Ulrich Andreas Vogt auf Vielfalt: Neben einem breiten Angebot an Klassik, Chanson und Jazz will man sich auch der Kinder- und Jugendarbeit widmen.
■ Die Staatsoperette Dresden dokumentiert auf einer eigenen CD das beachtliche Leistungsvermögen ihres Ensembles: Der Querschnitt aus Franz Lehárs Operette Der Zarewitsch, aufgenommen unter der Leitung von Volker M. Plangg mit Mathias Schulz, Judith Kuhn, Torsten Hofmann und Gabriele Rösel in den Hauptpartien, ist für 22 Mark an der Kasse der Staatsoperette oder für 25 Mark inkl. Versandkosten erhältlich (Staatsoperette Dresden, Pirnaer Landstr. 131, 01257 Dresden). ■
Vladimir Jurowski, 1. Kapellmeister an der Komischen Oper Berlin, wird ab Januar 2001 als Nachfolger von Andrew Davis musikalischer Leiter des Glyndebourne Festivals. Im Sommer 2002 will er Brittens Albert Herring dirigieren, 2003 Strauss’ Ariadne auf Naxos und 2004 die Uraufführung einer Oper von Thomas Adès.
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Die Opernwelt hat wieder ihre Favoriten des Jahres gekürt. Zum dritten Mal in Folge steht die Stuttgarter Staatsoper als bestes Opernhaus ganz oben auf dem Treppchen, und das gleich mehrmals: Peter Konwitschny inszenierte als Regisseur des Jahres die prämierte Aufführung der Götterdämmerung. Hier brillierte die Sängerin des Jahres Luana DeVol als Brünnhilde ebenso wie der Stuttgarter Chor. Weitere Lieblinge der Saison sind der Dirigent Claudio Abbado und die Staatskapelle
■ 43.000 Klassik-Tonträger sind zur Zeit im deut-
schen Handel erhältlich. So viele listet zumindest der „Bielefelder Katalog Klassik“ in der gerade erschienen Ausgabe 2/2000 auf, sortiert nach Komponisten und Labels. 3.000 Neueinträge sind seit dem ersten Halbjahr 2000 hinzugekommen. Der Katalog kostet 32,80, die CD-ROM 98,– DM. Erhältlich im Handel oder bei der Motor-Presse Stuttgart, Tel. 07 11/1 82-12 29.
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■ Der im Rahmen des Festivals young.euro.classic erstmals von der Stadt Berlin ausgelobte Europäische Komponistenpreis ging an den 42-jährigen Finnen Magnus Lindberg für sein Werk Cantigas. Die Auswahl unter den 17 Auftragswerken traf eine zwölfköpfige Publikumsjury. ■ Der erste Preis beim Internationalen Grieg-Klavierwettbeweb in Oslo ging an Eugene Mursky, der zurzeit noch in Salzburg studiert. ■ Nach 18-monatiger Umbaupause wird das Stadttheater Bremerhaven am ersten Weihnachtsfeiertag mit Verdis Attila wieder eröffnet. ■ Antonis Anisegos heißt der Gewinner des dritten
Neuköllner Opernpreises. Den zweiten Preis erhielt der Münchner Roland Merz, der dritte Preis ging an den erst 21-jährigen Kasseler Torben Maiwald. Die Teilnehmer hatten jeweils eine zehnminütige Szene auf ein vorgegebenes Libretto nach Michail Bulgakows Hundeherz eingereicht. Der in Berlin lebende Sieger erhielt neben dem Preisgeld in Höhe von 10.000 Mark den Auftrag zur vollständigen Komposition, die am 16. November aufgeführt wurde. ■ Auch für die Saison 2000/2001 gibt es wieder den
bewährten Konzert-Almanach vom Heel-Verlag, der die Konzerttermine vieler deutscher, österreichischer und Schweizer Konzertveranstalter und Konzerthäuser auflistet. Darüber hinaus gibt es Komponisten-, Solisten-, Dirigenten- und Orchesterregister, Adressen und Preise sowie die Sitzpläne zahlreicher großer und kleiner Konzertstätten. Der Konzert-Almanach kostet 49,80 Mark. ■
Concerto Köln, eines der führenden Ensembles der Alten Musik, das 1992 die „Kölner Festtage Alte Musik“ gründete und mit schöner Regelmäßigkeit außergewöhnliche CDs (exklusiv für Teldec) aufnimmt, begeht seinen 15. Geburtstag. Gefeiert wird am 9. Dezember in der Kölner Philharmonie. Ehrengäste sind die Sopranistin Cecilia Bartoli und René Jacobs als Dirigent.
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Zum 13. Mal veranstaltet die Stadt Bottrop das Festival Orgel PLUS. Vom 6. bis 14. Januar 2001 erklingt in verschiedenen Kirchen der Stadt Orgelund Kammermusik. Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 0 20 41/70 33 08.
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Keine Audio-Technologie bringt Ihnen Musik näher. Denn das preisgekrönte Sony Super Audio CD-System (der SACD-Player SCD-XB940QS ist Gewinner des EISA European Audio Player Awards 2000/2001) bietet Ihnen eine konkurrenzlos gute Klangwiedergabe – dank Direct Stream Digital (DSD), dem intelligenten 1-Bit-Aufzeichnungsverfahren. So erleben Sie beste Klangqualität mit über 120 dB Wiedergabedynamik und einem Übertragungsbereich von bis zu 100 kHz. SACD speichert 6 mal mehr Daten als herkömmliche CDs, darüber hinaus Texte wie Discname, Titel-Nummer und Interpret. Und weil alle SACD-Player mit normalen CDs kompatibel sind, müssen Sie Ihre alte CDSammlung noch nicht einmal ersetzen. Anschauen können Sie die Sony Super Audio CD-Player unter www.sony-europe.com/SACD. Zum Anhören mischen Sie sich am besten unter das nächste Philharmonie-Orchester.
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Interview
Interview Arnt Cobbers und Klemens Hippel
„Ich bin einfach Sänger“
Der Countertenor Andreas Scholl über Counter, Kastraten und das Leben als Sänger
Andreas Scholl, geboren 1967 im hessischen Kiedrich, begann mit sieben Jahren, im Knabenchor zu singen. Im Stimmbruch fiel seine Sprechstimme in den Bariton, doch die Singstimme blieb weiter Sopran/Alt. Mit 16 schickte ihn die Stimmbildnerin zum Vorsingen nach Stuttgart zum Tenor Herbert Klein, der auch Countertenor sang und ihm ein Studium in Basel oder England empfahl. Andreas Scholl entschied sich für Basel, studierte bei René Jacobs und Richard Levitt und gilt heute vielen als der führende Countertenor. Er unterrichtet seit diesem Herbst an der Schola Cantorum Basiliensis. Crescendo: Stört es Sie, immer auf die Androgynität Ihrer Stimme angesprochen zu werden? Scholl: Nein, es ist ja auch verständlich. In unserem sozialen Umfeld sind die Rollen so verteilt – Männer haben eine behaarte Brust und eine tiefe Stimme, Frauen eine hohe. Das sind Stereotypen, die seit unserer Kindheit um uns herum aufgebaut wurden. Das Lustige ist ja, dass es in der Popmusik völlig anerkannt ist. Da fragt sich niemand, wenn jemand hoch singt, ob das männlich ist oder nicht. Der Klassikhörer ist vielleicht ein anderer Typ, der sich darüber viel mehr den Kopf zerbricht. Crescendo: Es gab ja auch eine Zeit, in der Kastraten die Heldenrollen gesungen haben. Scholl: Man hatte kein Problem damit, einen kastrierten Mann auf der Bühne zu hören, der Julius Cäsar singt. Der Archetyp des Helden wurde von einem Kastraten gesungen, und das im Altregister. Aber vielleicht ist der Countertenor jetzt auch deshalb so populär, weil man heute mehr mit diesen Rollen spielt, weil man begreift, dass Menschsein nicht Frau-Sein oder Mann-Sein bedeutet, sondern beide Komponenten beinhaltet. Das hat vielleicht immer schon die Faszination der Countertenöre ausgemacht. Ich jedenfalls entdecke nicht meine
Weiblichkeit bei meinem Gesang und lebe sie aus – ich bin einfach Sänger und singe mit dieser Stimme. Es gibt Leute, die finden das sehr spannend in Bezug auf Androgynität, andere wiederum finden es unglaublich spirituell und hören Geister zu sich sprechen. Auf Countertenöre reagiert das Publikum eben anders. Auch Kollegen bestätigen das. Die haben alle so seltsame Geschichten zu erzählen. Crescendo: Die Stimmen von Kastraten und Countertenören werden oft verglichen. Wo ist da der Zusammenhang? Scholl: Anatomisch ist das natürlich etwas anderes. Aber es sind die gleichen Stimmlagen. Es ist ja ein Irrtum, anzunehmen, Kastraten hätten nur Sopran gesungen. Weitaus populärer waren die Altkastraten. Farinelli ist ja jetzt vor allem durch den Film bekannt geworden, aber es war der Altkastrat Senesino, der fast alle Händel-Hauptrollen gesungen hat. Man weiß auch, dass Senesino nur die ersten Aufführungen gesungen hat, dann haben zum Teil Countertenöre die Rollen übernommen. Countertenöre standen damals nicht im Rampenlicht der Premiere, aber sie haben auch damals schon diese Hauptrollen gesungen. Crescendo: Es ist ja eigentlich so: Flop oder top. Man kann nicht als dritter Countertenor nach Wolfenbüttel. Scholl: Genau. Entweder man kann eine Hauptrolle singen oder eben nicht. Das ist auch ein Problem bei der Ausbildung. In Basel nennt man das Studium Berufsstudium. Der Student soll am Ende in der Lage sein, von dem, was er gelernt hat, zu leben. Und es ist sehr schwer, abzuschätzen, ob jemand, den man heute in der Aufnahmeprüfung hört, in vier Jahren in einem Rezital vorstellbar wäre. Es ist schon ein bisschen wie Börsenspekulation: Wie könnte sich die Aktie wohl entwickeln. Man hat eine große Verantwortung, wenn man in der Jury sitzt und Leute entweder ermutigt oder wegschickt. Crescendo: Sie sind ja auf die Alte Musik festgelegt … Scholl: Die Frage ist aber, vermisse ich da etwas? Geht die musikalische Evolution immer aufwärts oder ist es eher ein Auf und Ab – und wir befinden uns seit zirka hundert Jahren im Tal und bei Bach war der letzte Berg? Vielleicht ist Barockmusik heute deshalb so populär, weil der Zeitgeist dichter
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an dem der Renaissance und der Barockzeit dran ist. Deren Sehnsüchte, Auffassung von Liebe, Melancholie, Zukunftsängste stehen uns vielleicht viel näher als das „Bächelein“, „Wäldelein“ und die „Müllerin unterm Lindenbaum“. Möglicherweise sind uns die Menschen vor fünfhundert Jahren seelenverwandter als die sechstletzte Generation. Crescendo: In der Alten Musik ist ja auch jeder Einzelne im Ensemble praktisch Solist … Scholl: Man spielt eigenverantwortlich. Wohingegen man im Sinfonieorchester etwas ausführt. Ich habe das jetzt in Malaysia mit dem dortigen Sinfonieorchester erlebt. Paul Dyer vom Australian Brandenburg Orchestra war der Dirigent. Das ist ein ganz lieber Mensch, der die richtige Ansprache findet für alle. Die haben am Anfang so ihren Job gemacht, und am Schluss haben sie gespielt wie ein Barockorchester. Mit Eigenverantwortung, mit Elan und mit Reaktion auf das, was passierte. Plötzlich haben sie nicht das gespielt, was in der Partitur stand, sondern es kam ganz überraschend ein Pianissimo. Und alle haben es gemacht. Bei der letzten Arie im zweiten Konzert fing der Oboist plötzlich an, zu improvisieren. Ich musste lachen, mitten im Konzert, weil plötzlich jeder gesagt hat: „Jetzt komm’ ich, jetzt mach’ ich auch was!“ Das war sensationell. Crescendo: Das heißt, es liegt nicht an den Originalinstrumenten? Scholl: Mir hat nichts mehr gefehlt am Schluss. Es war zwar alles einen halben Ton höher, aber auch viel strahlender. Ich fand fast, dass Händel so viel besser klingt. Crescendo: Und was ist mit Neuer Musik? Sie waren in Basel Mitglied des „Studios für elektronische Musik“. Scholl: Ich hab ein eigenes Tonstudio gehabt. Mit siebzehn Jahren habe ich meinen ersten Synthesi-
ROBERT STA
zer gekauft und war fasziniert von elektronischer Musik, davon, Klänge selbst herzustellen, zu programmieren. Und als ich nach Basel kam, sah ich das Schild „Elektronisches Studio“ und habe an die Tür geklopft. Die hatten damals nur drei oder vier Mitarbeiter, und so wurde ich der Fachassistent für Midi. Wir haben ganz spannende Sachen gemacht. Crescendo: Singen Sie denn auch moderne Musik? Scholl: Eigentlich nicht, da müsste ich mich wirklich einarbeiten. Ähnlich wär’s, wenn ich russische Gedichte aufsagen müsste. Phonetisch kann man das lernen, aber das allein heißt ja noch nichts. Crescendo: Wie ist denn grundsätzlich das Leben als Sänger? Läuft man da in Watte gepackt durch die Gegend? Scholl: So lange man gesund ist und nichts in der Kehle kratzt, denkt man nicht dran, aber sobald es dann losgeht, kriegt man Panik. Entweder ist man sorglos oder panisch. Dazwischen gibt es nicht viel. Crescendo: Aber man muss doch sicher auf vieles verzichten. War das eine schwere Entscheidung? Scholl: Nein, es ist das Tollste, was es gibt. Es sind ja keine großen Beschränkungen. Als Pianist könnte ich nicht mal Basketball spielen ... Jeder, der etwas mit den Fingern macht, hat halt ziemliche Angst um seine Finger. Crescendo: Muss man als Countertenor besonders auf die Stimme achten? Scholl: Prinzipiell ist die Anfälligkeit für Infektionen sehr individuell, aber wenn die Stimme mal leicht belegt ist, funktioniert nichts mehr im Kopfstimmenregister, weil da die Stimme ganz frei sein muss. Wohingegen man als Bariton dann noch immer gut Töne ’rausbringen kann. Ein erkälteter Bass kann noch irgendwie singen, ein erkälteter Countertenor kann dann eben nicht mehr singen. Das ist der Unterschied. Crescendo: Sänger stehen in dem Ruf, besonders empfindlich zu sein. Scholl: Ja, ich kenne auch die Geschichten von Sängern, die darauf bestehen, dass in der Garderobe 22 °C sein müssen und 60 Prozent Luftfeuchtigkeit – und bitte Staub wischen.
Darüber lacht man zwar, aber man muss auch bedenken, unter welchem Druck so jemand steht. Das Publikum ist verwöhnt und je bedeutender die Hallen sind, umso verwöhnter ist es. Da kann man schon solche Ticks entwickeln. Ich hab jetzt meine Emser Pastillen oder Fisherman’s friend, manchmal auch gar nichts. Ich versuche, das ein bisschen zu regulieren; dass ich mich nicht abhängig mache und sage, es muss sofort jemand zur Apotheke laufen, wenn ich keine Pastillen mehr habe. Das geht sehr schnell. Ich reise schon mit meiner Reiseapotheke. Man spürt den Druck, und ich will natürlich nicht morgen ein Konzert absagen, weil ich heute Nacht Fieber bekomme. Ich habe in diesem Jahr sechs Konzerte abgesagt und davor in zehn Jahren drei Konzerte. Wenn man so ein Jahr hat, dann steht man natürlich psychisch viel mehr unter Druck, weil man sich denkt, dass man es sich einfach nicht mehr erlauben kann, krank zu sein. Andererseits könnte man auch sagen, wenn ich krank bin, bin ich krank. Aber es ist sehr schwierig, die Balance zu finden. Da gerät man schon mal unter Druck und muss damit umgehen können. Und manchmal packt einen die Panik.
CD-Tipps Antonio Caldara, Maddalena ai piedi di Cristo. Kiehrm, Fink u. a., Schola Cantorum Basiliensis: René Jacobs 1996. HMC 905221. Georg Friedrich Händel, Ombra mai fù. Akademie für Alte Musik Berlin1999. HMC 901685. Heroes. Händel, Gluck, Mozart. Orchestra of the Age of Enlightenment: Norrington 1999. Decca 466 196. Giovanni Battista Pergolesi, Stabat Mater. Bonney, Scholl, Les Talens Lyriques: Christophe Rousset 1999. Decca 466 134. Antonio Vivaldi, Nisi Dominus – Salve Regina. Australian Brandenburg Orchestra: Paul Dyer 2000. Decca 466 964.
Ein Hustenanfall bei Haydn? Kratzen im Hals bei Bach? Seit gut dreihundert Jahren ist das so überflüssig wie schlechte Musik. Denn seither gibt es die unvergleichlich wohlschmeckenden und wohltuenden Grether’s Pastilles. „Allenbury’s“ hießen sie um 1700 noch - und der Name ist garantiert alles, was sich seitdem geändert hat. Bis auf den heutigen Tag stellen die Schweizer ihre Grether’s nach dem englischen Original-Rezept, mit viel Handarbeit und nur mit den allerbesten Zutaten her: Vollreife Schwarze und Rote Johannisbeeren geben den kleinen Halsschmeichlern ihren fruchtigen Geschmack, wertvolles Glycerin befeuchtet die Stimmbänder und schmeichelt kostbaren Kehlen. Nicht von ungefähr sind die Grether’s Kult bei Schauspielern, Sängern – und bei allen, die ihnen ungestört zuhören möchten…
Erhältlich in Ihrer Apotheke. Kundenhotline Tel. 0211-4305 513
Interview
Interview Arnt Cobbers und Klemens Hippel
Der
Schattenmann Warum der Liedbegleiter Helmut Deutsch Respekt vor Sängern hat Crescendo: Herr Deutsch, wie überzeugen Sie Ihre Studenten davon, Liedbegleiter zu werden? Deutsch: Die meisten sind schon überzeugt, wenn Sie zu mir kommen – meist übrigens schon als Paar, Sänger und Pianist. Aber ich habe schon Pianisten gehabt, die nur aushelfen wollten, weil sie mit dem Sänger oder der Sängerin befreundet waren. Und dann blieben sie hängen, manchmal sogar mehrere Jahre. Das ist natürlich ein Triumph – nicht meiner, sondern der des Liedes. Viele Klavierstudenten haben keine Ahnung von Kammermusik oder von Liedern. Alle glauben, sie müssten beim dritten Rachmaninow-Konzert anfangen. Dabei befruchtet es sich ja gegenseitig. Wenn man sich mit Text, mit Lyrik beschäftigt, hat das auch Auswirkungen darauf, wie man etwa einen langsamen Satz in einer Beethoven-Sonate spielt. Crescendo: Ihr Kollege Gerald Moore hat seine Autobiografie betitelt: „Bin ich zu laut?“ Muss ein guter Liedbegleiter leise spielen? Deutsch: Das hab ich ganz am Anfang im Ernst geglaubt. Es gab vor zehn Jahren vielleicht hie und da einen Sänger, der den Klavierdeckel offen haben wollte. Im Moment begleite ich mit einer einzigen Ausnahme keinen Sänger, ohne dass der Deckel ganz offen ist. Die Sänger legen heute mehr Wert darauf, dass da nicht irgendeine Marionette sitzt und etwas dazu murmelt. Crescendo: Was macht denn einen guten Liedbegleiter aus? Deutsch: Ich glaube, das ist eine Frage der Persönlichkeit. Man muss den Dialog lieben – im Prinzip wie in der Kammermusik. Man muss sehr gut zuhören können. Ich hasse allerdings die Wörter „anpassen“ und „einfühlsam“, die nach wie vor in jeder zweiten Kritik stehen. Darum geht es nicht, das klingt nach Herr und Hund. Es geht eher darum, wie in einem guten Gespräch Gedanken aufzunehmen und fortzuspinnen. Die Sänger singen heute im Allgemeinen viel kammermusikalischer. Das Wichtigste ist Anpassung in dem Sinne, dass man mit ganz unterschiedlichen Menschen auf verschiedenen Niveaus ein „Gespräch“ führt. Crescendo: Gehört dazu auch eine gewisse Kompromissfähigkeit? Deutsch: Das ist ein Lernprozess. Wenn man sehr jung ist und voll Feuereifer etwas für sich entdeckt, dann ist man überzeugt: Das kann nur so sein.
Dass das Unsinn ist, merkt man spätestens dann, wenn man etwa die Dichterliebe erst mit einer schweren Bass-Baritonstimme und dann mit einem leichten Tenor macht. Da müssen sich ja schon vom Gewicht der Stimme her verschiedene Tempi ergeben. Es kann nie „nur so“ sein. Mittlerweile hab ich über die Tempi von gewissen Liedern eigentlich keine eigene Meinung mehr. Crescendo: Wie kommt man zusammen im Profigeschäft? Deutsch: Man muss möglichst viel machen. Ich habe in meiner Jugend sehr viele Vorsingen begleitet und korrepetiert, ich war bei allen Wiener Agenturen als Klavierspieler vom Dienst bekannt. Aber wenn ich zurückdenke, wie ich zusammenkam mit Hermann Prey oder Irmgard Seefried oder anderen – es war fast alles Zufall. Ich hatte eben den Ruf: Der macht alles. Als ich mit Wolfgang Schneiderhan das Berg-Violinkonzert einstudierte, kam die Seefried vorbei und fragte mich, ob ich mit ihr korrepetieren könnte. Ich hab oft für einen großen Begleiter etwas einstudiert – man
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hofft dann immer, er bricht sich wenigstens den Finger oder es holt ihn der Schlag. Aber das funktioniert leider selten. Ich habe unglaublich viel Glück gehabt, dass ich davon leben kann, nur Sänger zu begleiten. Crescendo: Kommt es vor, dass Sie einen Nachwuchssänger hören und ansprechen? Deutsch: Ja. Ich war gerade Juror beim ARDWettbewerb für Gesang, und da habe ich den ersten Preisträger, den Engländer Konrad Jarnot, angesprochen, ob er schon eine Agentur hat, oder ob ich ihm da helfen könnte. Ich habe ihm gesagt, „wenn Sie Lust haben, bin ich jederzeit bereit, mit Ihnen zu spielen“. Mittlerweile kann ich es mir ja Gott sei Dank leisten, auch mal für die Hälfte meiner normalen Gage zu spielen. Crescendo: Aber Sie bilden keine festen Duos? Deutsch: Das gibt es eigentlich nicht mehr. Es gibt ein paar Sänger, von denen man weiß, man ist sozusagen der Hauptpianist, man wird immer als Erster gefragt. Aber man hat ja nicht immer Zeit. Leute wie Schreier oder Fischer-Dieskau hatten eine Freude daran, unglaublich viel zu wechseln. Crescendo: Warum heißt das Fach Lied- und nicht Solistenbegleitung? Was macht den Unterschied zur Arbeit mit einem Instrumentalisten aus? Deutsch: Der musikalische Unterschied ist, glaube ich, nicht so bedeutsam wie der psychische. Man kann sich mit einem Geiger in jeder Beziehung als Duo fühlen, was bei einem Sänger nur im optimalen Fall klappt. Der Sänger transportiert den Text, zeigt die Mimik, stellt sich dem Publikum frontal. Ich dagegen sitze gern extrem schräg mit halbem Rücken zum Publikum, und ob es gähnt oder schläft, interessiert mich nicht – solange es leise ist. Ein Sänger riskiert mehr, ist abhängiger von seinem Instrument und hat wesentlich mehr zu leisten. Er sollte auswendig singen und muss schauspielerisch und sprachlich präsent sein. Wir haben es da schon leichter. Natürlich, wenn man gut im Geschäft ist, hat man vielleicht zehn Liederabende in einem Monat mit zehn verschiedenen Programmen und vielleicht sieben verschiedenen Sängern. Aber den Sänger kann man schon etwas höher stehen lassen auf dem Podest. „Liedduo“ ist zum Beispiel ein Wort, das ich absolut hasse. Ich bin „Lied-Pianist“. Das ist alles nur eine Bemäntelung von irgendwelchen Komplexen. Musikalisch kann
Helmut Deutsch studierte in seiner Heimatstadt Wien Klavier, Komposition und Musikwissenschaften. Im Jahr 1967 gewann er den Kompositionspreis der Stadt Wien. Als Pianist konzentrierte er sich von Anfang an auf Kammermusik und vor allem auf die Liedbegleitung. Zwölf Jahre lang unterrichtete er an der Musikhochschule Wien, seit 1979 ist er in München Professor für Liedgestaltung. Er spielte zahlreiche CDs ein, u. a. mit Juliane Banse und Andreas Schmidt sämtliche Lieder von Johannes Brahms (cpo).
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Ramón Vargas
MÉXICO LINDO
CD 74321 75478 2
„Ernsthafte Konkurrenten hat er kaum!“ (Die Welt, 22.8.00) Wenn ein weltweit gefeierter Opernstar wie Ramón Vargas sich den Liedern seiner Heimat widmet, dann darf man schon etwas ganz besonderes erwarten – sind ihm doch die bekannten
Melodien
von
Cielito
L I N D O
Crescendo: Und eine Krise des Gesangs? Deutsch: Sehe ich nicht. Natürlich sitzen wir in der Hochschule machmal mit Kollegen zusammen und sagen, weißt du noch, damals, die und die Sängerin ... Es gibt gute und schlechte Jahrgänge – wie beim Wein. Crescendo: Gibt es Sänger, mit denen Sie gern zusammengearbeitet hätten? Deutsch: Als Junge habe ich für zwei Leute geschwärmt, für die damals alle Welt geschwärmt hat: Elisabeth Schwarzkopf und Dietrich FischerDieskau. Wenn ich heute manche Aufnahme von Elisabeth Schwarzkopf höre, schäme ich mich ein bisschen dafür. Da liegt heute zentimeterdick der Staub drauf. Mit Dietrich FischerDieskau hätte es wahrscheinlich gar nicht gepasst. Ich weiß von seinem Begleiter Hartmut Höll, dass die zwei dasaßen und über Nietzsche geredet haben. Das hätte ich gar nicht gewollt oder nicht gekonnt. Mit Hermann Prey ist man wandern gegangen. In den alten Aufnahmen von Heinrich Schlusnus, Erna Berger oder Elisabeth Schumann gibt es ganz grandiose Dinge, an denen man erkennen kann, warum sie so berühmt waren. Aber wenn Erna Berger oder Heinrich Schlusnus heute auferstehen würden – ich würde mit ihnen wahrscheinlich nur Krach haben. Warum etwa machen sie so viele Portamenti? Da hat sich schon viel gewandelt.
Lindo, Besame mucho oder Mujer quasi in die Wiege gelegt worden! Mit seiner geschmeidigen und glanzvollen Stimme bringt der Tenor das feurige Temperament und die glutvolle Leidenschaft dieser Melodien strahlend zur Geltung.
Entdecken Sie die mexikanische Heimat
des
Ramón
Neu!
bisher erschienen:
Donizetti: LA FAVORITE Vesselina Kasarova · Ramón Vargas 2 CD 74321 66229 2
L'amour, l'amour CD 74321 61464 2
Vargas!
M É X I C O
man sich durchaus gleichwertig fühlen, aber zu einem gewissen Grad stehen die Begleiter zu Recht im Hintergrund. Crescendo: Treibt Sie auch die Liebe zur kleinen Form? Deutsch: Wahrscheinlich ja. Ich muss ehrlich sagen, mir gefallen die BrahmsIntermezzi besser als die Sonaten. Ich kann schon durchaus einer BrucknerSinfonie folgen, aber ich liebe die Miniaturen mehr. Crescendo: Sie sind ja mehr oder weniger auf die Romantik und die frühe Moderne festgelegt. Deutsch: Ich versuche, nicht erzkonservativ zu sein, aber es fängt ja schon bei Webern an: Wenn sich jemand unglaublich quälen muss, auch nur die Intervalle zu treffen ... und dann ist es ja auch noch rhythmisch sehr vertrackt notiert... Es gibt Leute wie Juliane Banse oder Dietrich Henschel, die singen so etwas nahezu vom Blatt, und dann klingt es wie ein Spätwerk von Schumann und macht Sinn. Aber solche Sänger, die ein absolutes Gehör haben – oder fast, sind sehr selten. Und wenn man mit einem Sänger Takt für Takt arbeiten und einstudieren muss, ist es eine Qual. Bei vielen Komponisten glaube ich, sie haben den Ehrgeiz, es extrem schwierig zu machen – und schießen sich dabei ein Eigentor, wenn Sie aufgeführt werden wollen. Crescendo: Wenn Sie die Wahl haben, arbeiten Sie dann lieber mit einem schon etablierten Sänger oder mit einer neuen Stimme? Deutsch: Die etablierten Sänger bringen natürlich, wenn ich ganz ehrlich bin, die größeren Säle und die größeren Gagen – und man kann oft eine Menge von ihnen lernen. Ganz ohne etablierte Sänger möchte ich nicht leben. Aber mir macht es zunehmend Spaß, Erfahrungen weiterzugeben. Ich arbeite mittlerweile mit vielen meiner ehemaligen Studenten wie Banse oder Henschel. Oder jetzt Jonas Kaufmann. Der ist 31 Jahre alt und ganz fantastisch. Mit ihm habe ich in diesem Jahr drei Liederabende gemacht, und da fühlt man sich als jemand, der beschützt, trägt, Tipps geben kann, hilft und sich unglaublich freut, wenn es dann wirklich Früchte bringt. Das ist schon toll.
Interview
Interview Arnt Cobbers Klemens Hippel
„Manchmal
muss ich
schützend eingreifen“
Der Stimmarzt Wolfram Seidner über Stimmprobleme und Sängertemperamente
Wenn Klavier, Geige oder Flöte defekt sind, wendet sich der Musiker an einen Instrumentenbauer und lässt sein Arbeitsgerät reparieren. Doch was tut ein Sänger, wenn er ein Problem mit seiner Stimme hat? Wir fragten Prof. Dr. Wolfram Seidner, den Leiter der Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie an der Berliner Charité. Crescendo: Mit welchen Problemen wenden sich Sänger typischerweise an Sie? Seidner: Sowohl mit ganz einfachen als auch mit hoch komplizierten. Einfach sind z. B. infektbedingte Schwierigkeiten. „Ich habe schlecht geschlafen, die Nase ist verschwollen, meine Stimme nicht in Ordnung, ich muss aber heute Abend singen. Können Sie helfen?“ Da hört man sich die Stimme an und untersucht die Schleimhaut der oberen Luftwege einschließlich der Stimmlippen. Manchmal kann man durch eine Sofort- und Intensivbehandlung dem Betreffenden den Auftritt ermöglichen, manchmal muss man aber auch sagen: Sie können nicht singen. Dabei sind immer zwei Fragen zu berücksichtigen: 1. Ist ein Stimmversagen während der Aufführung zu befürchten? 2. Besteht die Gefahr einer länger dauernden Stimmschädigung? Das ist mitunter eine große Verantwortung. Komplizierter sind Probleme, die sich über Monate oder Jahre entwickelt haben: Die Partien bereiten zunehmend Schwierigkeiten, die hohen Töne stehen nicht mehr sicher zur Verfügung, die Stimme spricht nicht mehr leicht an oder ist nicht mehr ausreichend belastbar. Da gilt es, die Ursache herauszufinden: War ein schwerer Erkältungsinfekt vorhanden oder ein psychisches Trauma wie Scheidung oder Partnerverlust, oder dominieren gesangstechnische Schwierigkeiten? Natürlich ist in jedem Fall eine gründliche organische Untersuchung erforderlich, da z. B. eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung die Ursache wiederkehrender Stimmprobleme sein kann. Crescendo: Haben Sie auch mit künstlerischen Fragen zu tun?
Seidner: Sehr oft. Manche Sänger sind einfach zu unkontrolliert temperamentvoll, verschleißen ihre Stimme im starken künstlerischen Ausdruck und achten dabei viel zu wenig auf Stimmtechnik. Mitunter muss ich hart einschreiten: Es ist dilettantisch, sich überwiegend mit wilden Emotionen einzubringen. So manche Sängerin hat sich durch überbordendes, ungesteuertes Singen ihre Stimme ruiniert, die für eine Weltkarriere getaugt hätte. Gesangstechnik und Stimmgesundheit hängen eng zusammen. In einer schlechten Technik ist der Keim einer Erkrankung schon verborgen, und manchem muss ich energisch sagen: „Nun tun Sie doch etwas für die Verbesserung Ihrer Stimmtechnik, die Probleme sind nicht medizinisch! Die Lösung liegt bei Ihnen selbst, es gibt dagegen weder Pillen noch Inhalationen.“ Crescendo: Beraten Sie Sänger auch hinsichtlich des Repertoires? Seidner: Vor allem bei jungen Sängern ist das manchmal wichtig. Am Theater sind die Anforderungen oft sehr hoch, junge Stimmen werden nicht selten in zu großen und schweren Partien eingesetzt, weil sie in ihrer Jugendlichkeit interessant sind. Da muss man als Stimmarzt manchmal schützend eingreifen. In Notsituationen muss vielleicht sogar einmal eine Arie weggelassen werden, um die abendliche Vorstellung zu retten und ein Stimmversagen zu vermeiden. Crescendo: Wer ist denn überhaupt geeignet als Sänger? Seidner: Da wirken vielerlei Faktoren. Zunächst: Ein Sänger entwickelt sich in diesem Beruf nicht, weil er einen gut gebauten Kehlkopf besitzt, sondern weil er über besonders ausgeformte und effektiv einstellbare Räume oberhalb des Kehlkopfes verfügt, die den Stimmschall für das künstlerische Singen ausformen. Andere Faktoren sind ebenfalls wichtig, zum Beispiel eine gute körperliche und psychische Belastbarkeit, eine wenig anfällige und abwehrstarke Schleimhaut der Atemwege, aber auch Emotionalität und die Lust, sich stimmlich und darstellerisch vor einem Publikum zu präsentieren, ohne dabei aus den Fugen zu geraten. Crescendo: Und wann ist eine Stimme voll ausgebildet?
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Seidner: Wenn man Sänger fragt, wie lange sie gebraucht haben, um sich dem Bühnenalltag voll gewachsen zu fühlen, dann sagen sie fast übereinstimmend: „Zehn Jahre habe ich gebraucht.“ Dabei sind viele Entwicklungen möglich. Mancher singt als Bass vor, wird dann im Laufe des Studiums Bariton, macht Examen als Bariton, und im Theater sagen sie dann: ein typischer Tenor. Auf diesem Gebiet gibt es Handlungsbedarf zwischen Phoniatrie und künstlerischen Institutionen. Crescendo: Sie sind auch Berater der Komischen Oper Berlin. Ist das eine übliche Zusammenarbeit von Phoniater und Theater? Seidner: Das ist leider eher selten. Zur Komischen Oper ist über viele Jahre ein besonderes Vertrauensverhältnis gewachsen, das sowohl die Sänger als auch die Verantwortlichen betrifft. Es gründet sich aus meiner Sicht auch auf besondere fachliche Erfahrungen, die ich während eines Gesangsstudiums und als Tenorsolist gemacht habe. Ich kenne die möglichen Schwierigkeiten mit der Stimme, dem Körper und der Psyche und kann dadurch im Einzelfall vielleicht differenzierter entscheiden. Crescendo: Sänger gelten als die Mimosen des Musikgeschäfts ... Seidner: Zweifellos sind Sänger meist empfindsame Menschen, sonst könnten sie ihren Beruf nicht ausüben. Außerdem sind sie – Gott sei Dank – Individualisten. Es ist jedoch grob ungerecht, wenn behauptet wird, sie wichen Schwierigkeiten aus, drückten sich vor Belastungen und liefen vor allem deshalb oft zum Stimmarzt oder erlitten ein Stimmversagen. Im Gegenteil, Sänger arbeiten in ihrem Beruf hoch motiviert und müssen während einer Behandlung häufig sogar nachhaltig beeinflusst werden, die Stimme zurückzunehmen, stärkere Belastungen zu vermeiden oder gar zu pausieren, und zwar so lange, bis der notwendige Kraftüberschuss für das künstlerische Singen wieder hergestellt ist.
Hochinteressant und auch für Laien verständlich geschrieben, ist das Standardwerk von Wolfram Seidner und Jürgen Wendler, Die Sängerstimme. Henschel Verlag, Berlin 3. Aufl. 1997, 288 S., 68,– Mark.
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Premierenspiegel
Im Dunkeln ist der Herzog auf der Pirsch Johann Strauß’ Eine Nacht in Venedig an der Staatsoperette Dresden ■
Nach 16 Jahren hat die Staatsoperette Dresden wieder Johann Strauß’ Nacht in Venedig im Repertoire. Matthias Oldag vertraut bei seiner ersten Operetteninszenierung auf seine Solisten: Ingeborg Schöft ist eine famose Annina und Markus Liske ein stimmlich agiler Herzog von Urbino. Beeindruckend vor allem Martina Haeger als resolut unverkrampfte Ciboletta und Hans-Jürgen Wiese
Plangg hatte sein Orchester gut im Griff und entführte mit ihm das Publikum in eine eher klassische Operetteninszenierung. Das Tempo, das Plangg und Oldag in der Felsenstein-Fassung fanden, stimmte. Frank Wesner
Richard Strauss’ Rosenkavalier an der Semperoper Dresden
rung bleiben. Einen ungestümen, in den Szenen des Ochs auch auftrumpfend rüpelhaften Rosenkavalier dirigiert Semyon Bychkov, der der Staatskapelle mirakulöse dynamische Steigerungen entlockt, ohne jedoch wienerische Töne anzuschlagen. Angela Denoke ist hinreißend in ihrer glasklar nonchalanten Diktion, der wunderschönen Phrasierung und der souveränen Gestaltung. Als hitziger, großer Emotionen fähiger Octavian bietet Sophie Koch eine Glanzleistung, während John Tomlinsons Ochs mehr als Figur denn durch seine Gesangsleistung besticht. Von den Faninals beeindruckt Vater Hans-Joachim Ketelsen stärker als die schwache Sophie (Iride Martinez). Rolf Fath
■ Im Boudoir sieht noch alles so aus, wie es Alfred Roller vor 89 Jahren auf die Bühne der Semperoper gestellt hatte. Die sechste Neuinszenierung des Rosenkavaliers an der Stätte seiner Uraufführung bricht nicht mit tradierten Sehgewohnheiten. Den-
Jeder Bock
Der Ochs im Wirtschaftswunder
will einen schießen Lortzings Wildschütz an der Landesbühne Radebeul
Foto: Detlef Ulbrich/duks
■ Der Bock ist ein Esel, der Stallmeister ein Baron,
Taubenfreund: Thomas Eger als Signore Carnevale in Dresden als überaus spielfreudiger Senator Delacqua. Mit viel Tempo und Präsenz zeigt sich Maltus Schettler als Pappacoda, während Michael Heim als Caramello stimmlich blass bleibt. Ausstatterin Annette Heydenreich lässt Venedig in Wellen versinken, sodass das Ensemble auf der bemalten schrägen Bühne mit seinen zweidimensionalen Wellenquerschnitten aufpassen muss, nicht ständig zu stolpern. Oldag nutzt die Möglichkeiten der Bühne kaum. Dafür gesellt er einen überaus magischen Gondoliere namens Signore Carnevale (Thomas Eger) hinzu, der Marionetten spielend die Liebesverwicklungen spinnt. Etwas PoetischMetaphysisches in einem ansonsten amüsant überschaubaren Verwechslungsspiel, das in der Karnevalsnacht treffend viel im Dunkeln spielt. Augenfällige Lichtwechsel zwischen Lied und Szene verwunderten hingegen sehr. Chefdirigent Volker M.
noch gab es am Schluss Buhs, denn Regisseur Uwe Eric Laufenberg und Bühnenbildner Christoph Schubiger ließen in das Palais des Feldmarschalls vorsichtig die Moderne einkehren. Im Palast des Faninal befinden wir uns dagegen in den Jahren des Wirtschaftswunders, hat sich doch der neureiche Emporkömmling hoch über den Dächern Wiens einen protzigen Bau aus Marmor, Glas und Gold gebaut. Die traditionelle Rosenüberreichung geht wie „ein Traum“ aus alten Zeiten vorüber. Die Balance zur Epoche Maria Theresias hält auf überlegene Weise die Marschallin. Zwar stürmt sie, ebenso im Frack wie ihr junger Lover, leidenschaftlich in ihr Schlafgemach und reißt Octavian die Kleider vom Leib, doch in der Schlussszene ist sie in schwarzweißer Designerrobe die hoheitsvoll entsagende Frau. Laufenbergs Inszenierung ist überreich an Nebenhandlungen, schafft aber auch genügend melancholisch-nachdenkliche Momente, die in Erinne-
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und der Graf legt fast eine Frau flach, die in Wahrheit seine verkleidete Schwester ist. Erst quasi auf der Bettkante ertönt die „Stimme der Natur“, um ein höchst moralisches Happy End einzuleiten. Mit dieser Handlung folgt Albert Lortzings Wildschütz einem Lustspiel August von Kotzebues, des deutschen Soapmeisters der Goethezeit. Dass man einem solchen Werk am besten mit freundlicher Ironie und lichtheller Leichtigkeit beikommt, weiß Ausstatter Jan A. Schroeder. Mit verehrender Verneigung vor Raumkunstmeisterin Anna Viebrock stellt er holzgetäfelte Kulturhausästhetik her, die sogar frische, grüne Zweige treibt. Der Raum ist Bühne auf der Bühne und gibt so immer wieder Neues der Sicht frei. Bei den Kostümen herrscht ein fröhliches Crossover. Bestimmend sind heller, südlicher Look der flotten fünfziger Jahre für die Damen und ein ironisch gebrochener deutsch-italienischer Touch von Machomode für die ländlichen Herren. Alexander Herrmanns Regie holpert den fröhlichen Vorgaben in schwerer Ungeschicklichkeit hinterher. Musikalisch ist die Radebeuler Aufführung aber ein Volltreffer. Matthias Mücksch am Pult weiß, deutsche Romantik mit italienischem Anspruch zu verbinden. Chor und Orchester sind gut aufgelegt, und im Solistenensemble überzeugen besonders die Herren. Michael Alexander Gruhl
Foto: Jean Pierre Masclet
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WENN SIE SINGT, KLINGT DIE SEELE. Welt am Sonntag
„Cecilia Bartoli erreicht einen neuen Höhepunkt“, befand die britische Times über die Rinaldo-Aufführung, die Cecilia Bartolis neuer CD zugrunde liegt. In Händels erster „Londoner Oper“ klagt die römische Mezzosopranistin schöner als je zuvor. Der Stern kürte sie gar zur„Schutzheiligen der Musik“, die „Ausnahmestimme, Charisma und Eigensinn“ miteinander verbindet. Auch die EchoJuroren überzeugte die „Diva zum Anfassen“. Sie verliehen ihr den Klassik-Echo 2000 für „The Vivaldi Album“. Auf jeden Fall sollten auch Sie Cecilia Bartoli erleben – auf ihrer neuen CD oder live am: 3.12., Dresden, Frauenkirche • 9.12., Köln, Philharmonie oder im ZDF am 25.12., 12.30 Uhr, Festliche Klänge Dresden.
Die Nordwest-Rundschau ■
Die Hamburgische Staatsoper wird zum Importhaus: So scheint es nach den ersten beiden Premieren unter dem neuen Intendanten Louwrens Langevoort. Immerhin lässt Stanislas Nordeys strenge szenische Realisierung von Peter Eötvös’ Tschechow-Veroperung Tre Sestri Raum für eine Musik, wie man sie in ihrer betörenden Klangschönheit, in ihrer eminenten Stimmungsdichte heutzutage fast nicht mehr erwartet hätte. Ingo Metzmacher und sein Ko-Dirigent Boris Schäfer entlockten den in zwei Gruppen aufgeteilten Philharmonikern (im Graben und im hinteren Teil der Bühne) ein Höchstmaß an subtilen Klangeffekten. Zudem sorgte die Besetzung der vier weiblichen Partien mit Countertenören für ungewöhnliche akustische Reize. Waren die Tre Sestri von der niederländischen Reisopera übernommen, so kam die Tosca aus Antwerpen. Nur: Warum hat man diese total verquaste Inszenierung des Newcomers Robert Carsen in Hamburg noch einmal zu Ehren gebracht? Das Stück als Theater auf dem Theater anzusiedeln, widerspricht konkreten Libretto-Hinweisen und ist modische Beliebigkeit. Krone der Lächerlichkeit: Wenn Tosca (gesanglich solide: Isabelle Kabatu) am Schluss in einen im Hintergrund der Bühne angedeuteten Orchestergraben springt. Walter Fraccaro schluchzte sich durch die Partie des Cavaradossi, und auch für Ingo Metzmachers überwiegend lautes Dirigat schien Puccinis Partitur nicht das geeignete Terrain zu sein. ■ Bremen hingegen profilierte sich vierzehn Tage später mit einer Tosca von durchaus diskutablem Zuschnitt. Im dritten Akt schufen Regisseur MiMauro Nicoletti als Cavaradossi und Paola Romano als Tosca in Bremen
chael Schulz und Bühnenbildner Michael Scott eine beklemmende Kafka-Atmosphäre in der Darstellung eines kalten Totalitarismus. Dazu die ausdrucksstarke Solisten Paloma Romano (eine kraftvolle Tosca), Mauro Nicoletti (ein strahlender Cavaradossi) und Alan Cemore (als aalglatter Scarpia). Günter Neuhold hielt sich mit dem Orchester wohltuend zurück. Vor allem musikalisch eindrucksvoll gelang dem Bremer Theater unter der Leitung von Gabriel Feltz Luigi Nonos Intolleranza 1960. Dagegen entspricht Johann Kresniks Inszenierung nicht den hochgesteckten Erwartungen. Zu sehr sind seine szenischen Mittel, vor allem die nun doch allmählich überholten Video-Projektionen, einer veralteten Betroffenheitsästhetik verpflichtet. ■ Auf Lokalkolorit setzt Lübeck mit seiner nun bereits zweiten Inszenierung der letzten Oper Benjamin Brittens, Der Tod in Venedig nach Thomas Mann. Interessante optische Ansätze liefert JeanCharles Clairs mit dem auf den Kontrast zwischen Lübeck und Venedig setzenden Bühnenbild, aber Patrice Bigels Regie verläuft zu geradlinig, und die Tanzszenen um den jungen Tadzio bleiben weitgehend auf rhythmische Sportgymnastik reduziert. Hinzu kam die Fehlbesetzung der zentralen Partie des Gustav von Aschenbach mit Philip Doghan. Tadellos das Orchester unter Rüdiger Bohn. ■ Auch beim Oldenburger Tristan stand das Orchester im Mittelpunkt, erstmals geleitet von seinem designierten GMD Alexander Rumpf. Es lag also nicht an der Akustik, dass das Oldenburger Staatsorchester in den letzten Jahren in großer Besetzung oft zu laut und zu dick klang. Aber das war auch der einzige Erkenntniswert eines Abends, dessen statuarische Regie (Joachim Griep) es einer eigentlich für die Isolde prädestinierten Sarah Johannsen praktisch unmöglich machte, Emotionen über die Rampe zu bringen. Gerhart Asche
Entkitscht
Foto: Jörg Landsberg
Benatzkys Weißes Rössl am Berliner Kudamm
■ Operette in Berlin – an ungewohntem Ort. Das Theater am Kurfürstendamm zeigt als sicheren Kassenschlager an den Wochenenden Ralph Benatzkys Klassiker Im weißen Rössl. Regisseur Franz Winter hat eine Fassung für nur 13 Solisten erstellt, die auf Chor und Ballett verzichtet. Eine kleine Heurigen-Kapelle ist im Orchestergraben versteckt. Mit netten inszenatorischen Einfällen wird ausschließlich auf der Rössl-Terrasse gespielt. Winter bricht immer wieder die Lieder, lässt die Sänger Passagen sprechen oder auch das Publikum
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Foto: Frank Wesner
Premierenspiegel
Windstärke 6
Stephanie Theiß und Alexander Kerbst erobern den Kudamm gedanklich den Text vervollständigen. Das hält das Zuhören frisch, doch die Lieder tragen die Operette nur noch zaghaft. Gelungen ist Winter hingegen die „Entkitschung“. Die Darsteller nehmen ihre Figuren ernst und bringen leidenschaftliche Liebesbeziehungen auf die Bühne. Nur fehlt ihnen leider die gewisse Selbstironie. Punkten können vor allem Lana Cencic als temporeiches Zimmermädchen Rosl und Andreas Mannkopf als kauziger Berliner Giesicke. Stephanie Theiß und Alexander Kerbst steppen als Ottilie und Otto so manches Liebeslied voller Witz und Musicalkönnen. Bezaubernd das Pärchen Michaela Allendorf und Thorsten Kreissig als Klärchen und Sigismund. Kreissig ersann auch die belebenden Choreografien. Brigitte Jaufenthaler hat als Josepha zwar viel Kraft, aber nicht die Präsenz Boris Eders als Leopold. Eine erstaunliche, ansehnliche Inszenierung mit Steigerungspotenzial. Frank Wesner
Foto: Theater Magdeburg
Das Rad erfunden? Roland Fenes als Maschinist
Der
Meister
Logenplatz zum Verschenken.
des Metronoms
Albtraum
Webers Freischütz an der Komischen Oper Berlin ■
Moderne Regisseure meiden das durch Tradition und Ideologie belastete Stück: Der Freischütz – ein Albtraum. Und als solchen bringt Christof Nel das Paradestück deutscher Romantik so unbekümmert wie fesselnd auf Berlins dritte Opernbühne. Diese dreht sich, spart den Wald aus, lässt dichte, ja bedrückende Bilder an dem traumhandelnden Fehlschützen Max (Gerhard Siegel) vorbeiziehen. Gelegentlich, wenn etwa die deutsche Vereinsmeierei verulkt wird, kommt eine Prise aufhellenden Humors hinzu. Immer aber ist die Bühne von Jens Kilian gleichsam mit einem Grauschleier überzogen. Leuchtend klar hingegen dringt Webers unvergleichliche Instrumentationskunst aus dem Graben. Seine drohenden Celli und scharfen Bläserakzente etwa, die Vladimir Jurowski ebenso treffend hervorzuheben weiß, wie er den lyrisch-volkstümlichen Tonfall überzeugend steuert. Neben dem gut präparierten Chor (Peter Wodner) steht ihm eine vortreffliche Sängerbesetzung zur Verfügung. An ihrer Spitze Brigitte Geller (Ännchen) und Miranda van Kralingen (Agathe), im Zentrum Jaco Huijpen (Kaspar), ein Fiesling von Format. Mit fahler h-moll-Monotonie fügt sich Fürst Ottokar (Markus Eiche) überzeugend in die Traumhandlung. Der Eremit dagegen, mit Matthias Hölle stimmlich markant besetzt, fällt aus dieser eher heraus, wie das Finale der Oper im Ganzen weniger überzeugt. Dennoch: ein interessanter Abend. Schade nur, dass Albträume in der Regel rasch verdrängt werden. Bernd Kima
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Vor mehr als zwei Jahren hatte das EXPO-Motto „Mensch – Natur – Technik“ die Fantasie der Magdeburger Theatermacher zu einer Oper angeregt, für die Lutz Hübner (Libretto) und Hans Schanderl (Musik) beauftragt wurden. Im Zentrum steht Johann Nepomuk Mälzel (1772–1838), k. k. Hofmaschinist in Wien, von dessen zahllosen Erfindungen vor allem eine bekannt ist: das Metronom. Es ist in der Oper musikalisch allgegenwärtig; sein Gleichmaß insistiert untergründig durch alle Klangflächen und gelegentliche Cluster hindurch; in ihm erschöpft sich der Traum vom besseren Menschen durch die Zauberkraft von Maschinen. Roland Fenes als Mälzel hatte Gewaltiges zu meistern – fast durchgängig musste er in den zweieinhalb Stunden singen. Er tat es mit variantenreicher Stimme, sehr lebendig und genau charakterisierend. Überdies leistete er darstellerisch Großes, wenn er sich vom suchenden Jüngling zum reichen Erfolgsmenschen wandelt und von hier aus zum desillusionierten Narren. Getragen wird die Handlung (die dem Lebenslauf Mälzels folgt) wesentlich von der Musik, vor allem vom Orchester, dem der Chor als eine gleichwertige Klangfarbe zugesellt ist. Schwierige Partien auch hier, viel Spannung, zahlreiche auch unsangliche Reibungen, ein wenig gewaltig für den kleinen Uraufführungssaal. GMD Christian Ehwald steuerte den Opernchor und die Magdeburgische Philharmonie aber mit Feingefühl durch alle musikalischen Klippen. Dank der vielfarbigen und zum Teil hinreißend schönen Musik zur Nachahmung auf einer großen Bühne empfohlen. Liane Bornholdt
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Gelungener
Magdeburg mit Hans Schanderls Der Maschinist zu Gast auf der EXPO
Premierenspiegel
Hinreißende Nixe: Eteri Gvasava als Rusalka
Von Aachen bis
Wuppertal Die NRW-Rundschau
Foto: Matthias Stutte
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Lohnend
Dvo˘ráks Rusalka in Bielefeld ■ Es ist erstaunlich, wie selten Antonín Dvo˘r áks lyrisches Märchen Rusalka auf westlichen Bühnen anzutreffen ist. Denn die sinfonisch strukturierte Musik mit ihrer reichen slawischen Melodik gehört sicher zu den besten des tschechischen Opernrepertoires. Am Stadttheater Bielefeld gelingt es Gregor Horres, das Märchen von der Wassernixe spannungsreich und poesievoll in die heutige Zeit zu übersetzen. Rudolf Rischer entwarf ihm dafür eine schillernd-fantastische Kanalwelt und eine mit Spiegeln, Grasland und riesigen toten Fischen versehene Menschenwelt. Die international gefragte Eteri Gvasava sang und spielte eine hinreißende Titelheldin, die in Luca Martins tenorstrahlendem Märchenprinzen, dem bassgewaltigen Wassermann des Alexandre Vassiliev, der mit füllig strömendem Mezzo singenden Hexe der Martina Borst und der markanten fremden Fürstin von Sharon Markovich vorzügliche Partner hatte. Unter Leitung von GMD Peter Kuhn leuchtete das gut disponierte Orchester die Partitur farbenreich und kraftvoll aus. Ein Abend, der die Reise nach Bielefeld lohnt! Sandro Hügi
Aachen meldete sich in der neuen Spielzeit am frühesten zu Wort. Der aus Wien importierte poppige Mozart-Verschnitt König des Glücks (nach Il Re Pastore) sollte in der Ferienzeit freundlich einstimmen auf die neue Intendanz von Paul Esterhazy, der sich als Regisseur mit Mozarts Hochzeit des Figaro einführte. Er wagte und gewann. Das Orchester im Hintergrund einer nackten Bühne, Schwarz und Weiß als „Farb“dominante: Bahn frei für ein psychologisches Kammerspiel, getragen von jungen Stimmen. Ein Umschwung nach Jahren szenischer Niederungen. Esterhazys annonciertes Engagement für zeitgenössisches Schaffen sorgte kurz danach für eine ungewöhnliche Begegnung. Beat Furrers Die Blinden (nach Maeterlinck, dazu Texte von Platon, Rimbaud, Hölderlin) hat mit herkömmlicher Oper nichts zu tun, ist assoziatives Musiktheater mit Betonung technisch-visueller Komponenten, zumindest in Michael Simons szenischer Lösung. ■ Fleißig gab sich auch das Gemeinschaftstheater Krefeld/Mönchengladbach, das gerade seine 50jährige Ehe feiert. Beethovens Fidelio darf man also als eine anspielungsreiche Werkwahl ansehen. Leider verrannte sich Regisseurin Kathrin Prick in beiläufigen inszenatorischen Demonstrationen. Schade nach der in der letzten Saison so imponierend bewiesenen Leistungsfähigkeit des Hauses. Cross Dissolve von Jan Pusch war etwas für Interessenten des Intermedialen, Tom Johnsons Riemannoper (Text pur aus Riemanns Musiklexikon) ist musikalisch wohl doch einigermaßen dürr, sodass vorrangig die Regie Aurelia Eggers’ und die properen Sängerdarsteller den Studioabend trugen. ■ Wie in Aachen gibt es auch in Hagen einen neuen (ebenfalls Regie führenden) Intendanten: Rainer Friedemann will, so scheint es, das jahrelang erprobte Konzept beibehalten: pro Spielzeit eine Uraufführung und eine Ausgrabung. Als posthume Premiere jetzt Rainer Kunads Der Traum, in dem Utopien auf märchenhafte Weise mit dem realen Leben versöhnt werden. Kunad, der eine dodekaphonische Phase durchlaufen hat, komponierte sein letztes Bühnenwerk mit einer so melodischharmonischen Konsonanz, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt. Die fantasiereiche Inszenierung und die musikalische Leitung von Georg Fritzsch nehmen für die Produktion ein, Stefan Adam erweist sich einmal mehr als überragender Sängerdarsteller.
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Die Moderne von gestern – aber nicht gestrig – prägte die Auftaktproduktionen in Düsseldorf und Köln. Die Rheinoper gibt Alban Bergs Lulu in der Dreiakt-Version von Friedrich Cerha. Regisseur Nikolaus Lehnhoff bringt weniger individuelle Akzente ein als erwartet, Dirigent John Fiore betont die romantischen Züge der eigentlich doch zwölftönig konzipierten Musik. Alexandra von der Weth erfüllt die Titelpartie trotz bester Voraussetzungen nicht ganz, die einstige Ideal-Lulu Anja Silja debütiert nun faszinierend als Gräfin Geschwitz. ■ Vor vierzig Jahren sorgte Luigi Nonos Intolleranza für massive Aufregung. Der Kölner IntendantRegisseur Günter Krämer, der wegen finanzieller Drangsalierungen sein Amt kürzlich vorzeitig quittierte, hat die Oper schon einmal in Hamburg erarbeitet. Er sieht in dem Werk allerdings mehr Explosionskraft, als seine handwerklich außerordentlich plastische Arbeit hergibt. Jeffrey Tate holt als Dirigent aus der nicht sonderlich schwierig zu hörenden, aber außerordentlich schwer zu realisierenden Musik alles heraus. Nach fast 100-jähriger Vergessenheit wurde Louis Spohrs Faust (ohne Goethe-Rückgriff) u. a. 1999 in Wien wiederaufgeführt und ist nun dank Kooperation auch in Köln zu sehen. Torsten Fischers psychologisierende Inszenierung (Faust und Mephisto – janusköpfig) bietet eine Art JedermannSpiel, bei dem die Hexe Sycorax zur Todesmahnerin aufsteigt. Herbert Schäfers Treppenbühne unterstreicht das Prinzip Welttheater. Die musikalische Seite der Aufführung hat hohes Niveau. ■ In Bonn wurde Wagners Ring mit der Götterdämmerung abgeschlossen. Einen Zuwachs an Erkenntnis bietet Siegfried Schoenbohms Inszenierung nicht, Marc Soustrots dirigentisches Können findet seine Grenzen in der Kompetenz des Orchesters. Dennoch: ein Unternehmen mit Anspruch, bei dem Renate Behle ihre erste (nicht unumstrittene) Brünnhilde im Ring-Finale bietet. Puccinis Tosca unter Alexander Drcar gerät musikalisch spannend, der in Düsseldorf mit Janá˘cek positiv hervorgetretene Stein Winge erzählt die veristische Story teilweise vibrierend, teilweise lasch. Gutes Sängerteam. ■ In Duisburg wird Verdis Don Carlo in der fünfaktigen Fassung gespielt, die wegen des dramaturgisch wichtigen Fontainbleau-Bildes eigentlich Pflicht sein sollte. Ob das originale französische Libretto gleichermaßen verbindlich ist, darf offen bleiben. John Fiore dirigiert (nach seinem Lulu-Erfolg) einen überzeugend kraftvollen Verdi, Christof Loys ebenso hochlodernde Inszenierung überzeugt dagegen nicht. Das Sängerensemble ist weitgehend superb.
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2CD 421 412-2
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2CD 440 042-2
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VivaVerdi!
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Die Sammlung zum 100. Todestag
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Eine Auswahl der schönsten Aufnahmen aus den Katalogen von Deutsche Grammophon, Philips Classics und Decca.
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Greisen-
■ Wuppertal startet sein letztes Jahr in Koopera-
Jens Mail
unterhaltung? Richard Strauss’ Capriccio in Amsterdam
Foto: Marco Borggreve
tion mit Gelsenkirchen („Schillertheater NRW“), danach werden beide Häuser wieder eigene Wege gehen. Offenbachs Pariser Leben (in eigener personalverknappender Bearbeitung), war bereits in der Ruhrgebietsstadt zu sehen. Gabriele Rech erzählt das Scheitern von (erotischem) Wunschdenken heiter-ernst, musikalisch tut sich im Orchestergraben (Samuel Bächli) mehr als bei den durch die deutsche Sprache doch einigermaßen gehandikapten Sängern. Köstlich ist allerdings Elise Kaufmann. ■ Stefan Soltesz hat das Aalto-Musiktheater Essen als Dirigent (und Intendant) zu einer der führenden Bühnen Nordrhein-Westfalens gemacht und wird von Kritikern und Publikum gleichermaßen auf Händen getragen. Seine erste Auseinandersetzung vor Ort mit Wagner – Lohengrin – gerät wieder einmal zu einem Triumph, die Sänger (samt Chor) laufen Bayreuth den Rang ab. Die moderne Hinterhof-Atmosphäre der Inszenierung von Anselm Weber bewirkt Protest, doch liegt im Fragwürdigen viel Überzeugendes verborgen.
Betreiben die hohe Kunst der Konversation: Angela Denoke als Gräfin und Dietrich Henschel als Dichter
■ Greisenunterhaltung – so nannte Richard Strauss
seine mit Stefan Zweig erdachte und mit Clemens Krauss zu Ende gebrachte Oper. Auch Bilderstürmer Andreas Homoki entlockt dem zweistündigen Einakter kaum mehr als eine amouröse Gesellschaftskomödie mit offenem Ausgang, dezent und fein, musikalisch durch den serenen Abendglanz des Richard Strauss geadelt. Dem Geplänkel zwischen der Gräfin, dem Dichter und dem Komponisten, der Liebelei zwischen ihrem Bruder und der Schauspielerin hat Homoki viele hübsche Details abgelauscht, doch so richtig packen will diese Konversation nicht. Zwischen die mit alter Prosa beschriebenen Schenkel der Bühnenkonstruktion hat Frank Philipp Schlössmann einen weißen Kubus gestellt, in den die Protagonisten wie in einen Zaubergarten verschwinden, um verkleidet zwischen Jugendstil und Barock zu wechseln. Hartmut Haenchen gewinnt mit dem Nederlands Philharmonisch Orkest erst den emphatischen Liebesbeteuerungen Glanz ab. Sorgfältig ausgewählt ist das luxuriös besetzte Ensemble, das bis auf David Kueblers kleinstimmigen Flamand und Hans Sotins noch etwas bemühten La Roche kaum Schwächen zeigt. Da brilliert Waldemar Kmennt im kostbaren Minutenauftritt als Souffleur, ist Franz Mazura eloquent als Haushofmeister, ist das sonst so enervierende italienische Sängerpaar mit
KONZERTE TEL: 0561 / 1094-222
2. Sonntagskonzert
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Antonín Dvorák: Konzert für Violoncello und Orchester h-moll op. 104 Jean Sibelius: En Saga Bedrich Smetana: „Die Moldau“ Wolfram Geiss, Violoncello Roberto Paternostro, Dirigent
Sonntag, 3. Dezember 2000 11.00 Uhr, Opernhaus
DEZEMBER JANUAR
Neujahrskonzert "Ein Zeitalter wird besichtigt" Eine musikalische Reise durch ein Jahrhundert mit Werken von Franz Lehár bis Leonard Bernstein Christoph Nix, Moderation Orchester des Staatstheaters Kassel Roberto Paternostro, Dirigent
Montag, 1. Januar 2001 18.00 Uhr Opernhaus
3. Sinfoniekonzert Modest Mussorgsky: Eine Nacht auf dem kahlen Berge Igor Strawinsky: Konzert für Violine und Orchester in D Peter I. Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 4 f-moll op. 36 Tanja Becker-Bender, Violine Leonid Grin, Dirigent
Montag, 22. Januar 2001 20.00 Uhr Stadthalle Einführung: 19.30 Uhr, Gesellschaftssaal
Sonder-Matineekonzert
„Maestros von Morgen“in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Musikrat
Jean Sibelius: Finlandia Felix Mendelssohn Bartholdy: Auszüge aus der Musik zu Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ op.21/61 Robert Schumann: 4. Sinfonie d-moll op. 120 Teilnehmer des Förderprogramms DIRIGENTENFORUM des Deutschen Musikrates
Sonntag, 28. Januar 2001 11.00 Uhr Opernhaus
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Dezember/Januar 2000/2001
Eva Lind und Donald Kaasch brillant besetzt. Olaf Bär und Dietrich Henschel bieten erwartungsgemäß eloquente Porträts als Graf und Dichter Olivier. Für Angela Denoke scheint die Kunstfigur der Gräfin Madeleine zunächst nicht ganz so maßgeschneidert wie die herrlichen Roben der Mechthild Seipel. Doch dann schwemmt sie im Schlussmonolog kraft ihrer zwingenden Persönlichkeit und mächtigen Stimme alle Bedenken hinweg und kann einen neuen, verdienten Triumph feiern. Rolf Fath
Das
Komponist gesucht …
Das Crescendo Rätsel
rescendo-Rätsel! Gefunden! ■ Im letzten Crescendo fragten wir nach Sergej Rach-
maninow. Er wurde am 20. März 1873 auf dem Gut Semjonowo südlich des Ilmensees geboren, zog mit Ein Pfarrer, der es auf die Titelseite eines seinen Eltern 1882 nach St. Petersburg und begann satirischen Aufsatzes über die Opernszene 1885 sein Studium am Moskauer Konservatorium. brachte! Den suchen wir dieses Mal. Ge1890 komponierte er sein erstes Klavierkonzert; das Urboren in Venedig, wirkte er viele Jahre aufführungsdesaster seiner ersten Sinfonie in St. Petersburg als Lehrer an einer Mädchenschule. 1897 stürzte ihn in eine schwere Schaffenskrise. Sein 1909 komUnd komponierte ungeheure poniertes drittes Klavierkonzert widmete Rachmaninow dem polMengen Musik. Kaum ein Instrunischen Pianisten Josef Hofmann, dem einzigen Kollegen, den ment oder eine Besetzung, für die er als ebenbürtig betrachtete. Doch der hat es nie gespielt. Von er nichts geschrieben hätte. Das 1906 bis 1909 lebte Rachmaninow in Dresden, 1917 emieine oder andere regte keinen Geringrierte er nach Schweden, ein Jahr später in die USA. Bei geren als Johann Sebastian Bach zu der Besetzung des Chefdirigentenpostens in Boston stach Bearbeitungen an. Er war der erste ihn 1924 Sergej Kussewizkij aus, dessen Frau anscheinend ihr Opernkomponist, der als sein eigebeträchtliches Vermögen gezielt eingesetzt hatte. Rachmaniner Impresario tätig war und fast now starb kurz vor seinem siebzigsten Geburtstag am 28. März alle seiner Opernaufführungen 1943 in Beverly Hills; er wurde auf einem Friedhof in der Nähe selbst organisierte. Eine sehr von New York beigesetzt. geschäftstüchtige Idee! Eine Gerade erschienen: Andreas Wehrmeyer: Sergej Rachmaninow. seiner Operninszenierunrororo-Monographie, Rowohlt-Verlag, Reinbek b. Hamburg 2000. gen fiel allerdings einem 156 S., DM 14,90. Kardinal zum Opfer, der ihn wegen einer angeblichen Beziehung zu einer SoGabriele Hennig aus Oldenburg, Carl Schmauch aus Krefeld, listin der Stadt Johann Mayer aus Passau, Ute Pfeifer aus Havixbeck, verwies. Bei seinen Daniel Heger aus Dresden, Kerstin Heckert aus Aufführungen spielte er München, Marc Kautz aus Borken-Weseke, Harry gern Geige – in unerhörter VirtuoSeipolt aus Selfkant, Aris Apostolidis aus Düsselsität. Ein Zeitgenosse berichtet, er sei mit dorf, Wolfgang Willuweit aus Bremerhaven. den Fingern nur einen Strohhalm breit bis an den Steg gekommen, sodass der Bogen keinen Platz hatte. So ist die… haben diese CD gewonnen: ser Komponist, obwohl er 94 Opern Wer Rachmaninows erste Sinfonie schrieb, heute durch seine Instruin der Einspielung von Michail mentalmusik bekannt. Zu seinem Pletnev und dem von ihm 1990 gebekanntesten Stück schrieb er selbst gründeten Russischen Nationalorprogrammatische Gedichte. chester hört, mag gar nicht glauben, dass das Werk bei der Uraufführung 1897 in St. Petersburg gnadenlos durchfiel. Dies ist Spätromantik vom Allerfeinsten. Pletnev kostet die Stimmungen intensiv aus, ohne je ins Triviale abzugleiten. Das Orchester, das mittlerweile zu den besten Russlands gehört, beeinDann schreiben Sie die Lösung auf eine druckt durch satten Streicherklang und prägnantes Postkarte und schicken Sie sie an: Blech. Als Auftakt erklingt eines der bekanntesten Crescendo, Port Media GmbH, Werke Rachmaninows, die düstere, durch das Bild Waldgartenstr. 40, 81377 München von Böckling inspirierte Tondichtung Die Toteninsel. Einsendeschluss ist der 02.01.2001 Sergej Rachmaninow: Sinfonie Nr. 1, Die Toteninsel. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Russisches Nationalorchester: Michail Pletnew 1999. … Auf zehn Gewinner wartet je eine CD mit VoDeutsche Grammophon 463 075. AC kalwerken des Gesuchten aus dem Hause Decca, die unserem Rezensenten sehr gut gefallen hat. Wir werden Sie Ihnen im nächsten Heft vorstellen. ■
Wissen Sie, wer’s war?
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Berlin 27.4. bis 30.4.01 Berliner Philharmoniker / Falstaff / Der fliegende Holländer / Stadtrundfahrt
München 25.1. bis 28.1.01 Aida / Falstaff / Konzert: Messa da Requiem
Dresden 20.4. bis 23.4.01 Ballettabend / Konzert / Lohengrin Ausflug nach Meißen / Stadtrundgang
Salzburg/Ostern 13.4. bis 17.4.01 Konzerte der Berliner Philharmoniker / Falstaff
Monte Carlo 9.3. bis 12.3.01 Il Trovatore / Ausflüge nach Antibes und Monaco
New York 4.4. bis 9.4.01 Parsifal/Der Troubadour / Nabucco / ausführliche Besichtigungen und Museumsbesuche
Paris 28.3. bis 1.4.01 Don Carlo / Otello / Konzert / Stadtbesichtigung Ausflug nach Fontainebleau und Barbizon
Busseto/Mailand 12.4. bis 15.4.01 Einzigartige Falstaff-Aufführung im Teatro Verdi in Busseto / L’Eliser d’Amore in Mailand
Madrid 5.4. bis 8.4.01 Don Carlo / Konzert / Ausflüge nach Aranjuez, El Escorial, Stadtbesichtigung Madrid Gerne senden wir Ihnen unser ausführliches Programm. ADAC Hessen-Thüringen e.V. Reisen für Musikfreunde Lyoner Straße 22 D-60528 Frankfurt am Main Telefon (0 69) 66 07 83 01 Fax (0 69) 66 07 83 49 email: oper@hth.adac.de
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Unsere Gewinner …
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Premierenspiegel
Tänzerisch Verdis Traviata in Kassel ■ Jung, voller Energie und lebensfroh ist sie – wer
diese Violeta Valéry hört, glaubt nicht an ihr Sterben. Alexia Voulgaridou verbreitet einen Zauber, dem sich niemand entziehen kann, Alfredo (Yikun Chung) nicht und die Zuschauer schon gar nicht. Von der Energie der Protagonistin lebt die Inszenierung Werner Schroeters in Kassel. Die Hauptdarsteller bestechen durch ihre Jugend und ihre frischen Stimmen. Ihnen gehört die Szene, auch optisch. In einen kahlen weißen Raum verlegt Ausstatter Albert Barsaq das Geschehen. An den Wänden gruppiert sich der in Narrenkostüme gezwängte Chor und bleibt dort – sich nur zu seinen Auftritten erhebend. Der Platz gehört nicht nur den Figuren um Violeta, sondern auch den Mitgliedern der Balletttruppe. Regisseur Werner Schroeter wagt mit dem Choreografen Henning Paar eine neue Interpretation, die über die musikalische Deutung hinausgeht. Tänzerisch offenbart sich das Seelenleben, Sänger und Tänzer sind nicht selten auch körperlich miteinander verbunden. Trotz dieser bemerkenswerten Konzeption, der überragenden Sänger und Tänzer und dem glutvoll und dennoch differenziert agierenden Orchester unter Marc Piollet leidet der Abend unter einer kalten Starre, die nicht recht zum Temperament der Verdischen Musik passt. Häufig wirkt die Szene blutleer, sind die Nebenrollen fast Komparsen gleich. Dennoch: Die Kasseler Traviata ist ein Erlebnis, über das sich trefflich diskutieren lässt. Susann Adam
Raritäten
Grün ist die Hoffnung: Ofelia Sala als Marie und Tom Erik Lie als Levin in Leipzig
Leo Fall in Darmstadt und Marschner in Gießen
Unklarer Fall Levins Mühle von
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Udo Zimmermann in Leipzig
Das Staatstheater Darmstadt wagte sich an Leo Falls nicht mehr oft gespielte Madame Pompadour. Christian Pade inszenierte in der Ausstattung von Alexander Lintl. Zitiert der erste Akt noch die Entstehungszeit des Werks, vermischen die Folgeakte Barockes und Postmodernes mit den fünfziger Jahren. Leider scheitert Christian Pade an einer der wichtigsten Zutaten der Operette: dem Charme. Lediglich das Buffopaar Andrea Bogner und Matthias Wohlbrecht konnte überzeugen. Andreas Wagner als René ist einfach zu kleinstimmig, Marianne Larsen stellte nur ein resolutes Karrieregirlie und keine Marquise dar. Mehr als nur eine Rarität entriss das Stadttheater Gießen mit Heinrich Marschners seit 1926 nicht mehr szenisch aufgeführter Oper Der Templer und die Jüdin dem Vergessen. Das Motto der Spielzeit 2000/2001 heißt „Toleranz“, und unter diesem Aspekt steht die auf 90 Minuten gekürzte Aufführung. Das romantische Ritterdrama, das auf Walter Scotts Ivanhoe basiert, formt Intendant Guy Montavon zu einer spannenden Geschichte aus den Tagen des Holocaust, die in einem Kaddisch endet – der finstere Zuschauerraum als Totenlager. Ein beeindruckendes Manifest des Nichtvergessens. Die Künstler gaben mit Inbrunst und Überzeugung ihr Bestes. Martin Freitag
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Um seinen Konkurrenten Levin loszuwerden, verübt Johann einen Anschlag auf dessen Mühle. Es gibt Zeugen, der Fall kommt vor Gericht. Johann ist Deutscher, Levin ist polnischer Jude – und das hat 1874 in Westpreußen Gewicht. Levin verliert den Prozess, doch Polen und Zigeuner solidarisieren sich mit ihm. Das Lied des fahrenden Sängers Weiszmantel bringt sie zusammen und führt zum Aufstand. Johann wird fast wahnsinnig. Am Ende sind beide, Johann und Levin, auf der Flucht. Mit ihren Themen Flucht und Vertreibung wirkt die 1973 uraufgeführte Oper von Udo Zimmermann in unseren Tagen erschreckend aktuell. Vor allem erzählt sie aber von der Kraft des Liedes. Es ist das Lied, das die Menschen anrührt und aufrührt. Und der Mensch ist es, der handeln kann und muss. Die Leipziger Inszenierung von Alfred Kirchner stellt die Menschen in den Mittelpunkt, die gemeinsam den Mut aufbringen, sich zu wehren. Das Orchester unter Michail Jurowski erzählt in die Pausen, die die Menschen lassen, die Geschichte weiter. In ihrer jeweils ganz eigenen Situation lassen Tom Erik Lie als Levin und Florian Cerny als Johann den Zuhörer ihre Verzweiflung spüren. Ein dichtes Werk, konzentriert inszeniert und gesungen. Stefan Voges
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in Südwest Saisonbeginn in Pforzheim, Heidelberg und Karlsruhe
■ Gewaltigeres war in Pforzheim nie zu hören ge-
Deng Feng Zhao als Radames und Hélène Bernardy als Aida in der Karlsruher B-Premiere tendem Ton. Stimmliche Defizite fing Wilja ErnstMosuraitis (Amneris) durch ihre ehrliche und fesselnde Interpretation auf. Kazushi Ono dirigierte eine klanglich schöne, erst in der B-Premiere spannungsgeladene Aufführung. In der gaben Hélène Bernardy eine schwache Aida und Deng Feng Zhao einen heldisch markanten Radames. Rolf Fath
Unfall
Nike Luber
in der
Unterwelt
Glucks Orfeo in Straßburg
■ Der Mythos vom Sänger, der sich die jung gestorbene Gattin aus der Unterwelt zurücksingt, bot sich früh als Opernstoff an. Eine der noch heute gespielten Vertonungen ist die von Chris-
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Zitat:
wesen. 74 Jahre nach ihrer Uraufführung erlebte Puccinis Turandot ihre lokale Erstaufführung. Über Jahrzehnte hatte sich das Pforzheimer Theater, einquartiert in einer ehemaligen Schule, mit einem reduzierten Spielplan bescheiden müssen. Im neuen Stadttheater holt Intendant Ernö Weil jetzt alles nach. Zum zehnjährigen Jubiläum des Gebäudes steht auch die Lulu noch zur Erstaufführung an. Für Turandot muss das Haus alle Kräfte aufbieten, und das nur zirka 500 Besucher fassende Theaterchen ist natürlich nicht die ideale Spielstätte. Doch was Weil an inszenatorischen Kaprizen und an tiefenpsychologischen Verweisen anbringt, kann sich sehen –, und wie GMD Jari Hämäläinen mit der Partitur umgeht, darf sich hören lassen. Wiebke Göetjes wäre an einem großen Haus eine Liù, in Pforzheim ist sie eine darstellerisch gewichtige, stimmlich leichte Turandot. Dafür singt Keiko Yokoyama eine tadellose Sklavin, und Mario Diaz gibt den Kalaf ohne Rücksicht auf Verluste. ■ Als italienische Oper und Vehikel für Maria Callas ist Cherubinis Medea bekannt geworden. Das Stadttheater Heidelberg besann sich jetzt auf das französische Original, hatte aber nicht genügend Zutrauen zu der Tragédie lyrique, beschnitt die Rezitative drastisch und ersetzte sie durch Medea-Texte von Seneca, Hans Henny Jahnn und Heiner Müller. Trotz der fulminant singenden Gergana Geleva und der eindrucksvoll deklamierenden Tanja von Oertzen fühlte man sich bei dieser Medea nach Cherubini nicht ganz wohl. Die prätentiöse Aufsplitterung von Cherubinis Oper setzte sich in einer kunstgewerblichen Inszenierung (Wolf Widder) fort. Etwas vom klassizistischen Glanz der Musik fing Thomas Kalb ein. ■ Auf massive Ablehnung stieß bei der Karlsruher Spielzeiteröffnung unverständlicherweise Herbert Kapplmüllers und Lisa Stumpföggers Aida-Inszenierung, die alle Figuren genau nach ihren Beweggründen abtastet. Die kluge, bildreiche und spannende Inszenierung wird dominiert von einer über Eck gestellten Pyramide, die Einblicke in das Treiben am ägyptischen Hof gestattet. Therese Waldner (Aida) bewies sich als überragende Verdi-Sängerin mit sicherer Phrasierung und leuch-
Foto: Wilfried Hösl
Premierenspiegel
Italienisches
toph Willibald Gluck, eine Reformoper in Minimalbesetzung: Orfeo ed Euridice. An der Straßburger Opéra national du Rhin wurde das Trio infernale aus Orfeo, Euridice und Amore aufgestockt um Orfeos Double (Klaus Hassel). Der nicht ganz neue Kunstgriff hat Vorteile. Denn wer könnte den Schmerz um die verlorene Geliebte besser mimen als ein Mann? Während Anne Burford also vorn an der Rampe die schönen Orfeo-Arien zelebriert, läuft im Hintergrund die Handlung um den trauernden Gatten weiter, legen schwarz gekleidete Passanten Blumen nieder, setzt die Presse zum Blitzlichtgewitter an. So ganz ernst scheint Regisseur Michael McCaffery die Orfeo-Story allerdings nicht zu nehmen. Euridices Tod durch einen Autounfall erinnert sicher nicht von ungefähr an das tragische Ende von Lady Di. In der klassisch schwarzrot ausgeleuchteten Unterwelt werden die Furien, die aussehen wie frisch aus der Belle Epoque, handgreiflich und vermöbeln den armen Orfeo, bis Anne Burford sie endlich zur Ruhe singt. Im Totenreich ergehen sich die seligen Geister im Ruheraum, angetan mit Bademänteln und Sonnenbrillen. Ironisch zitiert Michael McCaffery Sandro Botticellis „Geburt der Venus“ komplett mit Muschel, aus der allerdings Euridice zur Wiedergeburt klettert. Ganz Glamourgirl mit weißem Paillettenkleidchen und platinblonder Perücke, zieht Hélène Le Corre mit schlankem Sopran alle Register, damit ihr Orfeo sie wieder ansieht. Irgendwann tut er es, und prompt stirbt sie zum zweiten Mal. Wieder will sich Orfeo umbringen, wieder kommt Amore als Madame aus dem Rotlichtviertel, um das endgültige Happy End anzukündigen. Hier kennt die Regie kein Halten mehr: Das glückliche Paar nimmt im Heck eines Cabrios die Glückwünsche der Menge entgegen, von oben regnet es silberne Herzchen. Das junge SolistenQuartett singt und spielt bezaubernd engagiert, das Orchestre Symphonique de Mulhouse unter der Leitung von Cyril Diederich könnte allerdings geschmeidiger und transparenter spielen.
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Foto: Theater Basel
Die Classica-Kolumne
Liebe Musikfreunde, das passiert Ihnen sicher auch oft: Sie lesen ein spannendes Buch, und vor Ihrem inneren Auge läuft die Handlung wie ein Film ab; vielleicht hören Sie im Geist sogar passende Musik dazu. Die Oper entstand, als Komponisten dem Wort eine neue, bislang unerhörte Dimension hinzufügten. Von den ersten „Favole in musica“ bis zu zeitgenössischen Werken wie „Drei Schwestern“ von Peter Eötvös hat die große Literatur das Musiktheater geprägt. Natürlich kann eine Vertonung nicht dieselbe Aussage haben wie ihr Vorbild: Der Wechsel des Mediums verlangt, noch viel mehr als bei Verfilmungen, nach Vereinfachung, Straffung und Kürzung. Im 19. Jahrhundert spezialisierten sich zwei französische Librettisten auf Vertonungen der Weltliteratur: Jules Barbier und Michel Carré hatten als Theaterautoren begonnen und 1851 das literarisch geprägte Stück „Hoffmanns Erzählungen“ herausgebracht (später durch Offenbach ein Opern-Welterfolg). Für Charles Gounod schrieben sie „Faust“, für Ambroise Thomas „Mignon“ nach Goethe; den Erfolg setzten sie mit Shakespeare fort: „Roméo et Juliette“ für Gounod und „Hamlet“ für Thomas (1868). „Être ou ne pas être … ô mystère“ heißt hier die berühmte Stelle. In der Ära der großen Baritone wie Battistini und Ruffo war „Hamlet“ populär, in unserer tenorfixierten Zeit wurde es still um diese Oper. Erst kürzlich hat der amerikanische Bariton Thomas Hampson das Werk zu neuem Leben erweckt. Diese Rarität wurde fürs Fernsehen aufgezeichnet. Wenn Sie es ansehen: Wie hätten Sie eigentlich „Hamlet“ vertont? Bis zum nächsten Mal grüßt Sie herzlich
Arthur Intelmann Redaktion CLASSICA ■ CLASSICA, der digitale Fernsehkanal für klassi-
sche Musik auf PREMIERE WORLD, zeigt im Dezember die Deutsche Erstausstrahlung der Oper „Hamlet“ von A. Thomas mit Thomas Hampson in der Titelpartie. Die Produktion (Michael Plasson/Nicolas Joël) wurde im Juni 2000 im Théâtre du Châtelet in Paris aufgezeichnet.
Mary Anne Kruger als Tatjana und Shigeo Ishino als Onegin in Basel
Stilisiert Tschaikowskys Eugen Onegin in Basel ■ Entromantisiert – mit ironischen Seitenblicken auf (post-)sowjetische Tristesse und expressiven Gesten eines stilisierten Bewegungstheaters erreicht der englische Regisseur und Bühnenbildner Tim Hopkins eine dichte Versinnbildlichung emotionaler Landschaften. Der präzise agierende Chor präsentiert das gesellschaftliche Tableau für die um Individualität kämpfenden Protagonisten. Ergreifend, wie in der Briefszene Tatjana mit ihren Gefühlen kämpft (mit lyrischer Intensität und dramatischen Spitzen: Mary Anne Kruger; alternierend Michaela Kaune). Die Fallhöhe des blasierten Onegin (ausdrucksstark und beweglich: Shigeo Ishino), der am Ende vor der gereiften Tatjana auf den Knien rutscht, wird ebenso ausgelotet wie die quälenden Selbstzweifel des unglücklichen Lenski (differenziert und kräftig: Michael König). Furiosgroteske Ballszenen mit einem überzeugendem Ensemble und das tödliche, wie mit dem Seziermesser analysierte Missverständnis zwischen Onegin und Lenski hinterlassen starke Eindrücke. Engagiert und sensibel animiert Julia Jones das Sinfonieorchester Basel zu Präzision und glühender Expressivität. Heinz-Günter Vester
Machohaft Verdis Attila in Ulm
■ Attila, Giuseppe Verdis so kraftvolles wie unab-
gerundetes Frühwerk, scheint in letzter Zeit die Bühnen zu erobern. In Ulm lässt Klaus Rak den grimmigen Hunnen in einer postmodernen Gleichzeitigkeit irgendwie bekannter Bilder und Stile aufmarschieren. Die großflächige Szenerie (Andrea Hölzl) hält vertraute Symbolik bereit: Kruzifix, durchbrochene Decke, SchwarzweißKontraste. Die besiegten Italiener sind in elegante
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Alta moda gewandet und tragen Reisekoffer, die Hunnen geben sich düster. Die Hauptfiguren sind weniger subtil als typisierend gezeichnet. So darf Wilhelm Eyberg von Wertenegg als Attila sich in bassbaritonal dröhnender Machopose gefallen und Petteri Falck einen blässlichen, intriganten Römer Ezio geben. Lisa Livingston ist eine solide, mehr herbe als betörende Odabella. Mit tenoraler Strahlkraft und Schmelz wirbt Jorge Perdigón als Odabellas Verlobter Foresto um ihre und des Publikums Gunst. Die gewinnt auch GMD James Allen Gähres mit seiner straffen und spannenden Umsetzung der Partitur Verdis. Heinz-Günter Vester
Klangvoll Das Internationale Beethovenfest Bonn ■ Klangvoll schloss das Beethovenfest sein vielfälti-
ges Programm ab mit Werken von Beethoven und Nielsen, gespielt vom Gewandhausorchester unter Herbert Blomstedt. Klangvoll auch die Namen auf dem Programm: Jessye Norman, Igor Oistrach, Thomas Quasthoff, John Eliot Gardiner, Nikolaus Harnoncourt, Giuseppe Sinopoli und die King’s Singers, um nur einige zu nennen. Für das hohe Niveau des zweiten Beethovenfests dieser Art standen auch vier der weltweit besten Orchester: die Wiener Philharmoniker, die Sächsische Staatskapelle Dresden, das Gewandhausorchester Leipzig und das London Philharmonic Orchestra, die in der Beethovenstadt gastierten. Alle Konzerte, von der Big Band des WDR über das Auryn Quartett, das Philharmonia Quartett Berlin oder das Casal Quartett bis hin zur Cappella Coloniensis mit Bruno Weil und dem Concentus Musicus Wien mit Nicolaus Harnoncourt, waren gut besucht. Kurt Weills Lindbergflug war am Köln/Bonner Flughafen passend aufgehoben, und auch die Kammermusikabende fanden im Kammermusiksaal des Beethovenhauses ein ideales Ambiente – das die Beethovenhalle leider nicht bot. Fazit: Das Beethovenfest ist auf gutem Weg, sich in die Reihe der bedeutenden Musikfestivals einzugliedern. Lars Heller
erwünscht
Die 50. Berliner Festwochen ■
Hundert Jahre 20. Jahrhundert, fünfzig Jahre Berliner Festwochen und 28 Jahre Intendanz des scheidenden Ulrich Eckhardt: Gründe genug für die Berliner Festivalmacher, ein wahres Füllhorn über die Musikfreunde auszuschütten. Unter dem Motto „Jahrhundertklang“ wurden 83 Jahrhundert-prägende Komponisten in Porträtkonzerten präsentiert. Und was war der Dank? Oft leere Säle und viel Kritik. Natürlich hätte man die Auswahl der Komponisten auch ganz anders treffen können. Natürlich hätte man Bezüge zwischen ihnen herstellen, Wertungen und Gewichtungen vornehmen, ja das Publikum mit einer These zur Entwicklung der Konzertmusik im 20. Jahrhundert konfrontieren können. Doch Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie schon Kammermusik von Busoni im Konzert gehört? Oder die Studies for Player Piano von Nancarrow? Die 2. Sinfonie von Skjabin? Oder die Punkte von Stockhausen? Geschweige denn die Klavierwerke von Antheil? Dem neugierigen, selbstbestimmten Konzertgänger offenbarten sich ungeahnte Schätze, vor allem in den Kammermusikabenden mit – zum Teil überraschend – hochkarätigen Interpreten wie dem norwegischen Vertavo-Quartett oder der MusikFabrik NRW. Dass die Reihen so oft leer blieben, lag kaum an der Qualität des Programms. Eher an seiner schieren Masse. Da wird sich das Team um Eckhardts designierten Nachfolger Joachim Sartorius hoffentlich etwas einfallen lassen. Arnt Cobbers
Genius loci Bachfest Köthen ■
Ob der Genius loci doch noch über Köthen schwebt? Das anhaltinische Provinzstädtchen gilt allen Bachianern als der Ort, an dem der Meister seine glücklichsten Jahre verbrachte. Bach war Mitglied der kleinen St.-Agnus-Gemeinde, und seine Unterschrift findet sich in den alten Kirchenbüchern, was Karlheinz Stockhausen tief bewegte. Bei den Köthener Bachfesttagen im September entdeckte er in einem Gesprächskonzert in der Agnuskirche manche Parallele zwischen Bachs musikalischem Kosmos und seinem eigenen. So methodisch gründlich und umfassend wie Bach etwa in der Kunst der Fuge will Stockhausen 1970 bei der Komposition von Mantra vorgegangen sein. Dem angereisten Publikum erläuterte er am Flügel die
und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin sowie mit Kurt Masur und seinem London Philharmonic Orchestra waren sinfonische Eckpunkte vom Feinsten. La Bartoli, Christine Schäfer und Christoph Prégardien glänzten mit Liedprogrammen, und Vengerov und Mintz erwiesen mit dem Leipziger Gewandhausorchester Bach ihre Reverenz. Einziger Flop war Thomas Hengelbrocks und Klaus Maria Brandauers Grieg/Ibsen-Peer Gynt, dessen musikalische Seite allzu betulich ausfiel. Dafür zog Michael Schoenwandt bei der Ausgrabung von Carl Nielsens Opernoratorium Saul und David mit dem Dänischen Nationalen Radio-Sinfonie-Orchester alle dramatischen Register. Dietholf Zerweck
Beulenwunder Der Nikolaisaal Potsdam ■
Potsdam ist um eine Sehenswürdigkeit reicher: Im September wurde der Nikolaisaal eröffnet. Hinter einer unscheinbaren Barockfassade mitten im Zentrum der brandenburgischen Landeshauptstadt verbirgt sich ein hypermoderner Konzertsaal, der nicht nur schick aussieht, sondern auch
Qualitätvoll Die Schlossfestspiele Ludwigsburg ■ Im Vergleich zum letzten Jahr hatte die russisch
inspirierte Così fan tutte gewonnen, die Regisseur Dmitri Bertman und Dramaturg Alexej Parin als Zeitreise durch verschiedene Gefühlsepochen inszenierten. Vor allem der neue Guglielmo ließ die Augen und Herzen vieler Zuschauerinnen weich werden: Timothy Robert Blevins heißt der aufsteigende Jungstar am Bariton-Himmel aus Kalifornien, der schon Musical am Broadway gesungen hat und dessen sinnlich sonore, volumenreiche Stimme unmittelbar ins Ohr geht. Im Forum präsentierte die Moskauer HelikonOper unter dem Titel „Stimmen des Unsichtbaren“ drei Einakter zeitgenössischer Komponisten aus Georgien, Russland und der Ukraine über biblische Themen – immerhin ein interessanter Blick auf die Auseinandersetzung mit religiöser Tradition im modernen Regietheater. Ansonsten bot der dreimonatige Festspielsommer die übliche Mischung aus qualitätvollen Klassik-Recitals und Konzerten. Die beiden Mahler-Abende mit Nagano/Hendricks
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Foto: Stefan Müller
Premierenspiegel
Neugier
13-tönige Formel und all ihre Abwandlungen, bevor das Klavierduo Ellen Corver und Sepp Grotenhuis das Werk für zwei Pianisten in einer spannenden Interpretation aufführte. Auf Bachs Spuren reist auch John Eliot Gardiner, der im Jubiläumsjahr schlicht alle geistlichen Kantaten des Meisters an dem Sonntag aufführt, für den sie geschrieben wurden. Die aufwendige Tour mit dem Monteverdi Choir und den English Baroque Soloists führte ihn an all die Orte, an denen Bach gelebt und gearbeitet hat, also auch nach Köthen. Das Konzert in der Jakobskirche setzte zugleich den krönenden Schlusspunkt der Bachfesttage. Sehr bewegt im Duktus, pointiert in der Artikulation, geschliffen im Klang, setzte diese Interpretation der drei Kantaten zum zwölften Sonntag nach Trinitatis Maßstäbe. Ergänzt wurde das Programm um die Motette Komm, Jesu, komm. Eine bemerkenswerte Leistung, die mit festivalreifer Begeisterung des Publikums belohnt wurde. Inspiriert vom Genius loci zeigte sich auch das niederländische Konsortium, das im still vor sich hinverfallenden Schloss eine Bach-Akademie mit allen Schikanen einrichten möchte, mit Konzertsaal, Meisterkursen, historischen Instrumenten, Bibliothek, Wohnräumen und natürlich einem Schlossrestaurant. Nur: Wer soll’s bezahlen? Vielleicht weiß man bei den nächsten Köthener Bachfesttagen 2002 schon mehr. Nike Luber
bestens klingt – ein Werk des französischen Stararchitekten Rudy Riccotti. Schade nur, dass die Stadt gerade ihr Orchester abgewickelt hat. Bis das geplante 30-köpfige Kammerorchester installiert ist, wird das Staatsorchester Frankfurt (Oder) die sinfonische Grundversorgung übernehmen. Arnt Cobbers
Harenberg Opernführer. Harenberg Verlag, Dortmund 2000. 1248 S., viele Abb., DM 98,–. Mit 12-CDEdition DM 149,–.
■ 23 Jahre nach ihrem
■ Dass der dickleibige
Tod hat die Callas nichts von ihrer Faszination verloren. Mehrfach haben sich bislang unbekannte Freunde bemüßigt gefühlt, ihre Beziehung zur Diva zu dokumentieren. Für den Engländer David Bret, der bereits über Dietrich, Streisand und Piaf gearbeitet hat, gehört sie zu den großen Idolen des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt seiner Biografie steht der „rätselhafte Mensch“, die „einzigartige, bescheidene Frau“ und ihre Beziehung zu den Männern. Da sind ebenso die intensiven platonischen Beziehungen zu den charismatischen Künstlern (Visconti, Pasolini) wie auch die leidenschaftlichen Affären, die die Literatur bisher aussparte. Einen bemerkenswerten Blickwinkel eröffnet Bret, wenn er auch Callas’ Stellenwert für die Schwulenkultur und die Bedeutung der „Callas Boys“ für den Kult um die Sängerin untersucht. RF
Harenberg-Opernführer seiner zahlreichen Konkurrenz den Rang abgelaufen hat, ist kein Wunder: Er ist randvoll mit Information, flüssig geschrieben, mit Komponistenbildern und Aufführungsfotos ansprechend gestaltet, mit zahlreichen CD-Empfehlungen versehen und um Sängerlexikon, Opernchronik, Rollen- und Arienregister ergänzt. Nun hat das bewährte Autorenteam zumeist freier Musikjournalisten eine Neufassung vorgelegt: dicker, aktueller und um einige (nicht nur zeitgenössische) Komponistennamen erweitert, doch in der Anlage unverändert. Komponistenweise werden die einzelnen Opern mit Abschnitten zu „Handlung“, „Entstehung“, „Musik“ und „Wirkung“ vorgestellt. Mit der ebenfalls erweiterten CD-Box (mit Einspielungen wichtiger Arien der Labels Decca, DG und Philips) ist dieser Opernführer fast ein Schnäppchen! AC
Helmut Perl: Der Fall „Zauberflöte“. Atlantis Musikbuch Verlag, Zürich und Mainz 2000. 200 S., DM 89,–.
■ Mozart ein verschwörerischer Aufklärer? Die Zauberflöte auf die Bühne gebrachte Ideologie? Helmut Perl nimmt dem Werk den Zauber der Märchenoper, stellt es vielmehr in einen ideengeschichtlichen Zusammenhang. In den Motiven der Oper erkennt er die Ideologie der Illuminaten, einer radikalen spätaufklärerischen Gruppe. In vielen Fällen kann Perl überzeugend darlegen, dass es sich bei den Figuren der Oper nicht um zufällig entworfene Charaktere handelt. Stellenweise fehlen jedoch Quellen, überwiegen Vermutungen, sodass dem Leser Zweifel bleiben. Die undurchsichtige Gliederung des Buches erschwert außerdem das Verfolgen der nicht immer einfachen Gedankengänge. Aber in jedem Fall macht das Buch Lust auf die Oper – als Spiegel der Geschichte. SV
Lisbeth Haase: Oh, wie liebten sie ihn und sein Spiel. Hänssler, Holzgerlingen 2000, 137 S., DM 19,95. Hans Conrad Fischer: Johann Sebastian Bach. Sein Leben in Bildern und Dokumenten. Hänssler, Holzgerlingen 2000. 191 S., DM 29,95.
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Zum Bach-Jahr einmal dem Leben seiner beiden Frauen Aufmerksamkeit zu schenken, ist die Idee des Buchs von Lisbeth Haase. Interessant, aber misslungen. Gefühlsselig und bewundernd dürfen die Frauen das Leben des Meisters dienend begleiten. Mehr nicht. Wenn die Autorin sich wenigstens getraut hätte, über das Privatleben der Familie Bach zu spekulieren. Stattdessen liest man, als wörtliche Rede Bachs getarnt, überholte Anekdoten und bekannte Quellen. An die Fakten hält sich dagegen Hans Conrad Fischer. Er zeichnet Bachs Leben nach, indem er die vorliegenden Quellen präsentiert und sparsam kommentiert. Dank vieler Bilder lädt das Buch zum Schmökern ein, auch zum Anhören der beigelegten CD mit einem Querschnitt von Bachs Schaffen. KH
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Arche-Musikkalender 2001. Arche Verlag, Zürich/Hamburg 2000. DM 44,–.
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In vielen Wohnungen dürfte er mittlerweile zum festen Inventar gehören: Der Musikkalender aus dem Arche-Verlag, der jede Woche des Jahres einem anderen Musiker widmet – mit einem historischen, Schwarzweiß- oder zart farbstichigen Bild und einem (auch mal längeren) Zitat des Betreffenden. Die Datumsleiste erinnert an zahlreiche Geburts- und Todestage, Kurzbiografien als Anhang komplettieren das wieder rundum gelungene Werk. AC „Meine Technik?
Zitat:
■ „Ein Konzertbuch“, nannte der 1999 verstorbene Hansjürgen Schaefer, ehemals künstlerischer Direktor des VEB Deutsche Schallplatten, sein letztes Werk, eine Haydn-Biografie, die aus mehreren Gründen empfehlenswert ist. Schaefer stellt Leben und Werk nicht separat nebeneinander, sondern verknüpft sie, indem er auch die sozialen und politischen Begleitumstände beleuchtet. Plausibel ersetzt er das Bild des „großväterlichen, bezopften Papa Haydn“ durch ein neues, das vor allem die Vielfalt seines Werks und Haydns Einfluss auf andere Komponisten, insbesondere auf Mozart und Beethoven, berücksichtigt. Ein wenig dürftig sind die Werkeinführungen, die teils wegen ihrer Kürze, teils wegen der Fülle an Metaphorik nicht immer die gewünschten Informationen bereithalten. So bleibt die Frage offen, weshalb das Buch den Untertitel „Ein Konzertbuch“ trägt. JB
Ich hebe die Brust, ziehe den Bauch ein – und singe.“ Enrico Caruso
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Bücher
David Bret: Callas. Biographie. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2000. 460 S., zahlreiche Abb., DM 68,–.
Hansjürgen Schaefer: Joseph Haydn – Leben und Werk. Parthas Verlag, Berlin 2000. 224 S., DM 58,–.
Dieter David Scholz: Richard Wagners Antisemitismus: Jahrhundertgenie im Zwielicht; eine Korrektur. Parthas Verlag, Berlin 2000. 191 S., DM 48,–. Marc A. Weiner: Antisemitische Fantasien. Die Musikdramen Richard Wagners. Henschel Verlag, Berlin 2000. 480 S., DM 68,–.
■ Zweifellos weisen Wagners theoretische Schriften ihn als Antisemit aus. Um eine Reinwaschung zumindest der Musikdramen Wagners bemüht sich Dieter David Scholz mit philologischer Akribie: Es sei nicht Wagners Schuld, dass er von Hitler missbraucht wurde. Theoretisch anspruchsvoller und methodisch subtiler argumentiert der US-Literaturwissenschaftler Marc A. Weiner: Wagners Werk habe mehrere Sinnschichten. Auf einer von ihnen imaginiere er jüdische und deutsche (Volks-)Körper, zeichne Judenkarikaturen und arische Gegenbilder. Weiner spürt Wagners Antisemitismus auch dort auf, wo er sich, wenn nicht explizit und wörtlich, so doch implizit und bildlich zu erkennen gebe – zumindest seinen Zeitgenossen. Bemüht, auch uns Heutigen für Wagners antisemitischen Unsinn die Sinne zu öffnen, strapaziert Weiner manches Argument. Die eine oder andere Beweiskette mag abenteuerlich anmuten, doch anregend, ja aufregend ist das intellektuelle Abenteuer, auf das Weiner den Leser mitnimmt, allemal. HGV Eckhard Roelcke, Der Taktstock. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2000. 192 S., DM 45,–.
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Manche machen’s mit, andere ohne. Manche nehmen Holz, andere Glasfiber, und der Griff sieht bei jedem anders aus – der Taktstock ist das Instrument der (meisten) Dirigenten: Arbeitserleichterung, Machtmittel, Distanzhalter, Zauberstab. 40 Dirigentinnen und Dirigenten geben Auskunft über den Taktstock und lassen dabei manch tiefen Einblick in ihr Musizieren und den Dirigierberuf zu. Ein Buch, das überraschend den Blick schärft. AC
Alte Musik
Betont schlicht interpretieren I Ciarlatani die Teutschen Liedlein aus Georg Forsters berühmter Sammlung des 16. Jahrhunderts. Elegant mischen sie instrumental und vokal besetzte Stimmen, sodass der jeweils zum Textinhalt passende Klang entsteht, von der Totenklage über verschiedene Liebeslieder bis zu einem ziemlich schlüpfrigen Gesang des Weißgerbers. (Christophorus CHR 77232/Note1)
Im Wien des 17. Jahrhunderts wirkte der italienische Violinist und Komponist Antonio Bertali als Hofkapellmeister. Bemerkenswert ist in seinen Sonaten die gleichwertige Verteilung virtuoser Passagen zwischen Geigen und Gambe. Rhythmisch präzise und mit großer Klangkultur lotet das Freiburger Barockorchester Consort die reizvollen Klangkombinationen von Violinen und Viola da Gamba aus.
Nur in ganz alten Opernführern findet man einen Hinweis auf dieses romantische Seelengemälde von einem Burgfräulein und einem Mönch, der der Liebe verfällt (man denke auch an Massenets Thais und Schillings’ Hexenlied). Nun ist ein Konzertmitschnitt von den für Raritäten schon immer offenen Musiktagen Bad Urach erschienen. Wie gleich am Vorspiel der Oper zu hören, bietet das Werk keineswegs zweitrangige Musik, auch wenn die Zeit über Aberts kompositorische Sprache grundsätzlich etwas hinweggegangen zu sein scheint. Unter den Nachwuchssängern imponiert Jonas Kaufmann in der Titelpartie. Peter Falk, sonst eher im UMusik-Bereich tätig, beweist alte Kapellmeistertugenden.
Historisch korrekt ist diese CD gewiss nicht! Bach hat nie für Gambenensemble geschrieben, und überhaupt wurde das Genre in Deutschland kaum gepflegt. Doch im Laufe des Hörens verlieren diese Argumente an Bedeutung, denn die Interpretationen des italienischen Ensembles bringen Bachs Musik nur Gutes entgegen. Das zum Teil recht komplizierte mehrstimmige Geflecht klingt außerordentlich transparent, jede Stimme lässt sich verfolgen, und der Hörer muss immer aufs Neue über Bachs Genialität staunen. Einige Choräle werden zusätzlich in den Singfassungen geboten, wobei die Knaben leider etwas gehetzt wirken. Nichtsdestotrotz eine hörenswerte Aufnahme.
Johann Joseph Abert: Ekkehard. Solisten, Stuttgarter Choristen, SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern: Peter Falk 1998. Capriccio 60080/EMI. JM
Johann Sebastian Bach: Choralpräludien. Solisten des Tölzer Knabenchores, Quartetto Italiano di Viole da Gamba 2000. Winter & Winter 910 053/Edel. CMS
Für passende Stimmung unterm Weihnachtsbaum sorgen Helmuth Rilling, das BachCollegium Stuttgart und die Gächinger Kantorei mit einer neuen Aufnahme des Bachschen Weihnachtsoratoriums. Die beiden Ensembles musizieren ausgewogen, technisch auf hohem Niveau und mit ausreichender Weihnachtsfreude. Der Klassiker glänzt mit homogenem Klang und schlanker Linienführung, Rillings Textausdeutung ist klar und nie überzogen. Hörbar folgt das Solistenensemble seiner Interpretation, insbesondere Evangelist James Taylor, der mit strahlendem Tenor die Rolle des Erzählers angemessen erfüllt.
Die vier amtlich beglaubigten Flötensonaten von Bach (BWV 1030, 1032, 1034 und 1035) würden eine sehr kurze CD abgeben. Henrik Wiese, Soloflötist der Bayerischen Staatsoper, zieht eine Bearbeitung des Trios aus dem Musikalischen Opfer hinzu, und sie klingt gar nicht schlecht in ihrer neuen Form als Sonate für Flöte und Cembalo; schließlich hat schon der Meister „Selbstausleihen“ vorgenommen. Wiese spielt mit einem schönen schlanken Ton und diskretem Vibrato, und seine Verzierungen, von denen ich gern mehr gehabt hätte, sind stilistisch angebracht. Wer in diesem Repertoire nicht unbedingt auf Originalinstrumente besteht, wird an dieser CD viel zu bewundern haben.
(Carus CV 83.303/Note1)
Ganz im Gegensatz dazu steht René Clemencics Auffassung von Antonio Caldaras Missa Dolorosa und Stabat mater. Er erzeugt ein „romantisches“ Klangbild durch viele Ritardandi und häufige Crescendi. Gelegentlich führt das zu schleppenden Tempi. Aber wer dies schätzt, kommt auf seine Kosten. (Naxos 8.554715)
Wer Jan Dismas Zelenka bisher für einen Kleinmeister des 18. Jahrhunderts hielt, muss sich eines Besseren belehren lassen: Das Ensemble Il fondamento unter der Leitung von Paul Dombrecht spielt mit derselben Intensität, mit der Zelenka den Inhalt der Texte vertont hat, und sie betonen die starken Kontraste in seiner Musik. Besonders gelungen ist das atemberaubende Miserere. (Passacaille 9528/Note1)
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Johann Sebastian Bach: Weihnachtsoratorium. Rubens, Danz, Taylor, Ullmann, Müller-Brachmann, Gächinger Kantorei, BachCollegium Stuttgart: Rilling 1999/2000. Hänssler 92.076/Naxos. JB
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Johann Sebastian Bach: Flötensonaten. Henrik Wiese, Anikó Soltész, Yves Savary 2000. Ars Musici AM 1303. CMS
Ausgezeich Crescendo
Das Clavier-Büchlein für Anna Magdalena Bach war ursprünglich ein Kompendium für pianistische Übungen. Doch was für eins! Den Auftakt bilden zwei Partiten vom Ehemann Johann Sebastian (zu denen später noch weitere hinzukamen), dann folgen Stücke vom Sohn Carl Philipp Emanuel, von Couperin und anderen Komponisten. Cembalist Michael Behringer hat sie in kernigen Interpretationen eingespielt, überzeugend vor allem in den sprudelnden Läufen etwa des Menuetts der Partita a-moll. Die weiche Intonation der Sopranistin Sibylla Rubens ist ein dezenter Schmuck für die Arien. Johann Sebastian Bach: ClavierBüchlein für Anna Magdalena Bach (1725). Michael Behringer, Sibylla Rubens, Johannes-Christoph Happel. Hänssler 92.136/Naxos. HDG
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D IE KULINARISCHEN KOMPOSITIONEN VON G IUSEPPE V ERDI
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Alfred Brendel bezeichnete sie als das „Klavierstück der Klavierstücke“, und ohne Zweifel stellen Beethovens DiabelliVariationen einen Gipfel der Klaviermusik dar. Wenn einer der ganz großen Pianisten der älteren Generation sich für das „gelbe Label“ an das Werk wagt, darf man also gespannt sein. Nicht nur durch ihre Makellosigkeit überzeugt Pollinis Einspielung, sondern vor allem durch die Straffheit der Gesamtanlage, die er über das genussvolle Auskosten der Details stellt. Insbesondere die scharfen Kontraste zwischen gegensätzlichen Charakteren werden dabei in einer Weise in den Vordergrund gestellt, die dem Werk eine unvergleichliche Dramatik verleiht. Ludwig van Beethoven: DiabelliVariationen, Mauricio Pollini 1998. Dt. Grammophon 459 645. BH
Unter den vielen romantischen Komponisten, deren Namen in Vergessenheit gerieten, ist er ganz sicher einer der größten: Felix Draeseke (1835–1913), von Liszt hoch geschätzt, von Brahms als einziger ernsthafter Konkurrent neben Bruckner geschmäht. Seine 1886 entstandene dritte Sinfonie galt lange Zeit als ein Hauptwerk deutscher Sinfonik. Die längst überfällige Erstaufnahme enthüllt nun ein kraftvolles, eigenständiges Werk, dessen einziges Manko vielleicht die mangelnde Eingängigkeit der Themen ist. Die Radio-Philharmonie Hannover des NDR zeigt sich unter Jörg-Peter Weigle blendend aufgelegt. Felix Draeseke: Sinfonie Nr. 3 Tragica, Trauermarsch op. 79. RadioPhilharmonie des NDR: Jörg-Peter Weigle 1997/98. cpo 999 581/jpc. AC
Ausgezeichnet!
Mit 40 Rezepten. 192 Seiten, durchgehend vierfarbig, gebunden. DM 68,- / öS 496,- / sFr 62,ISBN 3-453-17684-7
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Nun ist die vierte Folge der hervorragenden Gesamtaufnahme aller sieben Sinfonien des sehr produktiven Engländers Arnold Bax (1883–1953) erschienen, dessen Verbundenheit mit der nordischen Mystik und keltischen Sagenwelt sich auch in seinem Werk ausdrückt. In seiner großangelegten fünften Sinfonie verbindet er die orchestrale Pracht eines Richard Strauss mit der Abgründigkeit des verehrten Jean Sibelius, dem das Werk gewidmet ist. Das souveräne schottische Orchester unter David Lloyd-Jones lässt unter der oft melancholischen spätromantischen Oberfläche immer wieder drohende Abgründe erahnen. Arnold Bax: Sinfonie Nr. 5. The Tale the Pine-Trees Knew. Royal Scottish National Orchestra: David Lloyd-Jones 1996. Naxos 8.554509. HM
Jeden Monat erscheinen mehrere hundert KlassikCDs in Deutschland. Die über 80 CDs, die wir alle zwei Monate in Crescendo besprechen, bilden also schon eine gezielte Auswahl. Es sind Aufnahmen, die wir für besonders wichtig halten – auf Grund des Repertoires, der Interpreten, der Interpretation oder auch wegen ihrer Originalität. Aus der erfreulich großen Zahl der guten Einspielungen wollen wir Ihnen einige wenige CDs besonders ans Herz legen. Aufnahmen nämlich, die unsere Rezensenten schlicht für ausgezeichnet halten.
Der große Maestro, dessen
Unsere Empfehlungen für Dezember/Januar
Eva Gesine Baur und brillanten
■ Ludwig van Beethoven: Diabelli-Variationen, Mauricio
diese kulinarische Biographie
Pollini 1998. Dt. Grammophon 459 645. ■ Reinhard Keiser: Croesus. Röschmann, Trekel, u. a., Akademie für Alte Musik Berlin: Jacobs 2000. Harmonia mundi HMC 901714-16. ■ Nicolas-Jacques Lemmens: Orgelwerke. Ben van Oosten 2000. MDG 316 0975/Naxos. ■ Benedetto Marcello: Estro poetico-armonico. Cantus Cölln: Konrad Junghänel 2000. Harmonia mundi HMC 901696. ■ Sergej Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 3, Solostücke für Klavier. A. Volodos, Berliner Philharmoniker: J. Levine 1999/2000. Sony SK 64384. ■ Alexander von Zemlinsky: Sämtliche Orchesterlieder. Isokoski, Urmana, Schmidt, Volle, Gürzenich-Orchester Kölner Philharmoniker: Conlon. EMI 5 57024-2.
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100. Todestag am 27. Januar 2001 begangen wird, liebte die Gastfreundschaft und die Küche »seiner« Emilia Romagna. Mit kenntnisreichen Texten von Fotos von Isolde Ohlbaum fängt Verdis Leidenschaft für die Musik ebenso ein wie seine Lust am Genießen.
In der Reihe Z U G AST
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bisher erschienen: Balzac · Cézanne · Colette · Dalí Goethe · Manet · Matisse · Monet Picasso · Proust · Renoir · Rodin
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Dreimal Donizetti: Seine große Oper La Favorite ist immer noch ein dankbares Stück, was die Aufnahme mit Vesselina Kasarova in der Titelpartie und Ramon Vargas als Fernand bestätigt. Beide sind nicht nur bestens bei Stimme, sondern singen sich mit leidenschaftlichem Ausdruck durch all ihre Liebesqualen bis zum tödlichen Finale. Auch die anderen Partien sind gut besetzt: allen voran Anthony Michaels-Moore als König Alphons und Carlo Colombara als Balthazar. Marcello Viotti dirigiert das Münchner Rundfunkorchester sicher zu delikaten Klangfarben und italienischem Brio. Eine Ausgrabung stellt Donizettis Buffa La Romanzesca e l’uomo nero dar, eine einaktige Farce über ein junges Mädchen, das in der Traumwelt romantischer Romane lebt und beinahe das Opfer von Betrügern wird. Die Academy of St. Martin in the Fields spielt spritzig auf, die Sänger liefern lebendige Ensembles, muntere Arien und rasante Cabalettas in schönstem Donizetti-Belcanto. Zum Verständnis von Witz und Handlung lohnt es sich, den Text im Booklet mitzulesen, zumal die gesprochenen Dialoge verschollen sind. Reizvoll für Liebhaber schließlich Parisina d’Este, der das traurige Schicksal einer historischen Renaissance-Prinzessin zugrunde liegt. Besonders gelungen sind die Chöre und das Duett der Parisina und ihres Geliebten Ugo im ersten Akt. Gaetano Donizetti: La Favorite. Kasarova, Vargas u. a. Münchner Rundfunkorchester: Viotti 1999. RCA 74321 66229/BMG. Gaetano Donizetti: La Romanzesca. Scano, Spagnoli u. a. Academy of St. Martin in the Fields: Parry 2000. Opera rara ORC 19/Note1. Gaetano Donizetti: Parisina d’Este. Pendatchanska, de Andrès u. a. Coro della RTSI, Orchestra della Svizzera italiana: Plasson. Dynamic DYN 50277/ Klassik-Center Kassel. NL
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Der Dirigent als Komponist? In der Tat war Wilhelm Furtwängler nach eigener Aussage das Komponieren stets wichtiger. Schon in seinem ersten Konzert im Jahr 1906 dirigierte er ein eigenes Largo, aus dem später der Kopfsatz seiner 1. Sinfonie wurde. 1943 sollte sie endlich uraufgeführt werden, doch der selbstkritische Furtwängler zog das Werk nach nur einer Probe zurück. G. A. Albrecht hat aus des Meisters Korrekturanmerkungen eine spielbare Fassung erarbeitet, die jedoch Torso bleiben muss, da Wilhelm Furtwängler auch Ergänzungen vorgesehen hatte. Das von tiefem Ernst geprägte, erzromantische 90-Minuten-Werk wurde erst im Frühjahr 2000 in Weimar uraufgeführt.
Da ist er wieder, der gute alte Harnoncourt-Sound. Armida ist eine Oper, die ihm liegt. Weg mit dem Papa-HaydnTran: Hier geht’s nicht so ums Detail, hier kann man’s krachen lassen. Die Sängerliste liest sich klangvoll, hat aber im Ganzen gesehen nicht das Niveau der älteren DoratiAufnahme. Jessye Norman sang damals technisch versierter als die Bartoli, der die Rolle der Titelheldin deutlich hörbar zu hoch liegt, allerdings nicht ergreifender. (Über Prégardien sollte man besser schweigen …) Harnoncourts dramatischem Instinkt gelingt es, dass man diese Mankos fast verzeiht und dass nun eine wirklich wichtige und hörenswerte Aufnahme vorliegt.
Wilhelm Furtwängler: Sinfonie Nr. 1 h-moll. Staatskapelle Weimar: George Alexander Albrecht 2000. Arte Nova 74321 76828. AC
Joseph Haydn: Armida. Bartoli, Prégardien, Widmer, u. a. Concentus Musicus Wien: Harnoncourt 2000. Teldec 8573 81108. MK
Ausgezeich - Deu Crescendo
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Als erste Einspielung mit Originalinstrumenten präsentiert Martin Pearlman mit dem amerikanischen Spezialorchester Boston Baroque Christoph Willibald Glucks 1779 in Paris uraufgeführte Iphigénie en Tauride. Für die feinsinnige Musik findet Pearlman einen konzentrierten Ton, verleiht ihr durch instrumentelle Prägnanz und rhythmische Akuratesse melancholische Aura und dramatische Akzente. In einem homogenen Ensemble fällt Christine Goerke (Iphigénie) durch warmes Timbre angenehm auf. Die CDs enthalten zudem eine ansprechende Werkeinführung (auf Englisch) mit Tonbeispielen. Insgesamt eine sehr erfreuliche Einspielung.
Was gut ist, setzt sich durch? Dieser einfältige und marktgläubige Satz trifft mit Sicherheit nicht auf Reinhard Keiser zu. Dabei könnte man aus seiner Oper Croesus lernen, dass aller Reichtum vergänglich ist und Geld allein nicht glücklich macht. Und so zeitgemäß wie die Moral, so unmittelbar spricht einen die Musik an: Unter Jacobs’ Dirigat scheint es, als seien unsere Ohren nie mit dem Opernschwulst späterer Jahre verklebt worden. In Superlativen lässt sich auch nur über die brillante Sängerbesetzung und die exzellent musizierenden Instrumentalisten sprechen. Und vielleicht setzt sich ja Reinhard Keiser dank dieser Aufnahme doch noch durch.
Ch. W. Gluck: Iphigénie en Tauride. Christine Goerke, Rodney Gilfry, Vinson Cole, Stephen Salters, Sharon Baker, Jayne West, Boston Baroque: Martin Pearlman 2000. Telarc 80546/in-akustik. HGV
Reinhard Keiser: Croesus. Röschmann, Trekel, u. a., Akademie für Alte Musik Berlin: Jacobs 2000. Harmonia mundi HMC 901714-16. MK
Zurück an: Port Media GmbH Waldgartenstr. 40 • 81377 München Tel.: 0 89/74 15 09-0 • Fax: 0 89/74 15 09-11 e-mail: crescendo@portmedia.de
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Zwei Kontrabass-CDs: Die interessantere leidet unter einer extrem trockenen Akustik, die das erzromantische Kussewitzky-Konzert gnadenlos erstickt (allerdings dem neoklassischen Divertimento von Rota und dem spätatonalen Konzert von Neubert zugute kommt). Gerd Reinkes Meisterschaft wird in jedem Track der beiden CDs offensichtlich. Schade nur, dass er sich mit Cello-, Violinmusik und Liedern abmüht: Die Schwierigkeit des Spiels auf der äußersten Lage wird unüberhörbar. Hervorragend dagegen die Originalkompositionen von Bottesini und Kussewitzky. Kontrabass-Konzerte des 20. Jh.s. (Kussewitzky, Neubert, Rota). Reinke, Filharmonica Orchestra Yasi: Cosin 1999. Querstand VKJK 9911/Musikwelt. Contrabbasso Cantabile (Bottesini, Paganini u. a.). Reinke, Kapitanova 1999. Querstand VKJK 9902. CMS
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Seine Schüler Guilmant und Widor sind heute bekannter als Nicolas-Jacques Lemmens (1823–1881). Doch die Orgelkompositionen des belgischen Organisten verdienen ihre eigene Beachtung. Denn sie verbinden die Tradition des deutschen Barock mit der französischen Romantik. Besonders in der Begegnung Lemmens’ mit dem Orgelbauer Cavaillé-Coll lag ein entscheidender Impuls für die Entstehung der französischen Orgelsymphonik. Auf einer CD vereint sind jetzt die drei Orgelsonaten und weitere Einzelstücke. Ben von Oosten trifft nicht nur in der Registrierung genau den Charakter der Werke. Sein plastisches, energisches Spiel gibt den Stücken eine begeisternde Spannung. Nicolas-Jacques Lemmens: Orgelwerke. Ben van Oosten 2000. MDG 316 0975/Naxos. SV
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Selten kann man einem Ensemble das Vergnügen am Musizieren so sehr anhören wie dem Cantus Cölln in dieser Aufnahme mit Benedetto Marcellos Psalmvertonungen. Ob es daran liegt, dass Marcello (1686–1739), im Hauptberuf Jurist der venezianischen Verwaltung, nur zu seinem Vergnügen komponierte? Oder liegt es an der technischen Perfektion des Ensembles? Bestechend jedenfalls ist die mühelose Leichtigkeit, mit der der Cantus Cölln Marcellos überaus bild- und einfallsreiches Werk interpretiert. Hoffentlich bekommen wir bald auch die restlichen 46 Psalmvertonungen zu hören! Benedetto Marcello: Estro poeticoarmonico. Cantus Cölln: Konrad Junghänel 2000. Harmonia mundi HMC 901696. KH
Heinrich Marschner traf das Schicksal, von der Musikgeschichte als ein Bindeglied zwischen Weber und Wagner angesehen zu werden. Die Musik seiner Opern und Lieder aber straft dieses Geschichtsbild Lügen, das einer „Übergangszeit“ die ästhetische Berechtigung absprechen will. Lobenswert, dass Koch-Schwann nun eine interessante Auswahl dieser Lieder vorlegt. Freilich ist das Vorbild Schubert immer gegenwärtig – doch Marschner war nie Epigone. Seine Melodien haben einen ganz unverwechselbaren, eigenen Reiz. Steven Kimbroughs Bariton klingt zwar etwas kehlig und besitzt wenig Kopfresonanz – zum Kennenlernen dieser vernachlässigten kleinen Meisterwerke lohnt sich diese preisgünstige CD aber allemal. Heinrich Marschner: Lieder und Balladen. Kimbrough, Baldwin 1996. Koch-Schwann 36742. MK
Die Musik in Deutschland von 1950 bis 2000 repräsentativ zu dokumentieren – das ist ein großer Anspruch, mit dem die auf 150 CDs angelegte Edition des Deutschen Musikrates und der BMG antritt. Und eine gewaltige Aufgabe, aus der Unmenge an Material auszuwählen. Die Musikwissenschaftler Frank Schneider und Hermann Danuser haben sich für eine Systematik nach Gattungen entschieden. Sechs gerade erschienene CDs arbeiten nun die Entwicklung der sinfonischen Musik beiderseits der innerdeutschen Grenze jahrzehnteweise auf. Neben bekannteren Namen stehen immer wieder auch Komponisten mit Werken auf dem Programm, die dem heutigen Konzertbesucher kaum noch geläufig sind. So stehen Wolfgang Fortner und Hans Werner Henze ebenso für Suche und Aufbruch nach der Kriegskatastrophe wie Johannes Paul Thilman und Fidelio F. Finke. Die fünfziger und sechziger Jahre werden von Hindemith, Hartmann und Henze vertreten, aber auch von Dessau, Geißler und Ernst Hermann Meyer. Den Schlusspunkt setzen Werke von Jörg Herchet und Stephan Winkler von 1998. Aus Platzgründen sind manche Sinfonien nicht vollständig, sondern nur satzweise vertreten. Die Aufnahmen sind teils kurz nach der Erstaufführung, teils Jahrzehnte später entstanden. Bei aller Problematik einer solchen Auswahl ist ein hochinteressanter Überblick über die deutsche Sinfonik der letzten 55 Jahre entstanden, in dem es vieles zu entdecken gibt. Eine lohnenswerte Expedition in eine unbekannte Zeit – auch und besonders für Verächter „moderner Musik“. Musik in Deutschland 1950–2000. Konzertmusik. Sinfonische Musik 1945–50. 1950–60. 1960–70. 1970–80. 1980–90. 1990–2000. Verschiedene Werke und Interpreten. RCA/BMG 74321 73514/5/6/7/8/9. AC
Die wahre Konkurrenz schlummert in den EMIArchiven. Zwar gelingt es Antonio Pappano, der Partitur lebendige Frische einzuhauchen, doch eben nicht jene morbide Eleganz und Zartheit, die Massenet von Puccini unterscheidet und die sich in den älteren Aufnahmen von Monteux (1955) und Rudel (1980) findet. Angela Gheorghiu ist eine moderne, künstlerisch gereifte Manon, die unsere Aufmerksamkeit bis zum Schluss an sich reißt. Spitz gefeilte Leidenschaft liegt ihr mehr als die feinen, brüchig wirkenden Piani. Alagnas Des Grieux boxt sich uncharmant und recht allgemein durch die Partitur. Unauffällig Earle Patriarcos Lescaut, edel angegraut José van Dams Graf Des Grieux. Jules Massenet: Manon. Gheorghiu, Alagna, Patriarco, van Dam u. a. Orchestre Symphonique et Choeurs de la Monnaie: Pappano 1999. EMI 7243 5 57005. RF
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Die wahren Virtuosen müssen ihr Können nicht zur Schau stellen. Diese Binsenweisheit wird von Arcadi Volodos eindrucksvoll bestätigt. Abgeklärt und fast verhalten musiziert der junge Russe Rachmaninows berühmt-berüchtigtes Virtuosen-Werk. Hellwach und mit Blick für die Details lässt er das Werk aufblühen, sodass der Orchesterpart der klangschön aufspielenden Berliner Philharmoniker unter James Levine fast zur Nebensache gerät. Als Zugabe liefert Volodos gleich sechs Solo-Piècen Rachmaninows. Ärgerlich allerdings das nach Pop-Vorbild als Leporello gestaltete Booklet, das Volodos’ Ansatz konterkariert: Der Name des Komponisten geht auf dem Cover völlig unter.
An dieser Stelle hätten wir gerne einen Vergleich zwischen der Klaviervirtuosin Clara Schumann und unserer Zerobox mit dem neuen Manger Holoprofil eingebracht. Ist doch beiden eines gemeinsam: Sie haben Maßstäbe in der Musik gesetzt. chon im Alter von 5 Jahren wurde Clara Schumann nach einer neu entwickelten Methode ihres Vaters am Klavier unterrichtet. Der Vater sah seine unkonventionellen Lehrmethoden bestätigt, galt seine Tochter doch bereits wenige Jahre später als bedeutendste Pianistin Europas. Vor allem ihre Interpretationen der Werke Beethovens, Mendelssohns und Chopins, später auch der Werke Brahms’ und ihres Mannes Robert Schumann brachten ihr die Anerkennung der gesamten Fachwelt ein. uch dem Erfolg der Manger Zerobox und ihrem präzisen Klangbild liegt, wie Sie bestimmt schon wissen, eine völlig neu entwickelte Methode zugrunde. Unser Schallwandler würde deshalb niemals versuchen, die vom Verstärker gelieferten Klanginformationen selbstständig zu interpretieren. o wollen wir an dieser Stelle lieber darauf verweisen, dass Sie unsere Zerobox, selbstverständlich komplettiert mit dem einzigartigen Manger Holoprofil, sogar in den eigenen vier Wänden Probe hören können. Um dann einen ganz persönlichen Vergleich mit Ihren jetzigen Lautsprechern anzustellen. Fairerweise müssen wir hier darauf hinweisen, dass auch dieser Vergleich hinken wird … Einen Termin zum Probehören vereinbaren wir gern mit Ihnen unter: 0 97 76/98 16. PS: Sie können uns natürlich auch auf unserer Roadshow besuchen. Rufen Sie an.
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www.manger-msw.de
Ausgezeich Crescendo
WA RU M V E RG L E I CH E H I N K E N.
S. Rachmaninow: Klavierkonzert Nr. 3, Solostücke für Klavier. A. Volodos, Berliner Philharmoniker: J. Levine 1999/2000. Sony SK 64384. AC
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Sinfonik aus deutschen Landen
...eine musikalische Erzählung von und mit
Sir Peter Ustinov
(Gortschakow-Orchestrierung) Eine musikalische Erzählung von und mit
Sir Peter Ustinov Radio-Sinfonieorchester Krakau
Karl Anton Rickenbacher
Modest Mussorgsky Bilder einer Ausstellung (Gortschakow-Orchestrierung)
Radio-Sinfonieorchester Krakau Karl Anton Rickenbacher Universal-Genie und Musikkenner Peter Ustinov schlüpft in die Rollen des nicht mehr ganz nüchternen Komponisten Mussorgsky und die des Kritikers Stasov – und läßt uns eine ebenso amüsante wie originelle Unterhaltung über die Auswahl der „Bilder einer Ausstellung“ als Inspiration für eine neue Komposition erleben. Unter Karl Anton Rickenbacher erklingt die Musik in ungewohntem Klanggewand: die grandiose, aber selten gespielte Orchestrierung von Sergej Gortschakow aus dem Jahre 1955 verleiht dem Werk ungleich „russischere“ Züge als die bekannte Fassung von Ravel. Mussorgskys Musik und der Text Ustinovs verbinden sich so für den Hörer zu einem spannenden Erlebnis der besonderen Art.
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Modest Mussorgsky Bilder einer Ausstellung
Vier kleine Labels zeigen uns das hohe Niveau deutscher Orchester aus der zweiten Reihe: Die Stuttgarter Philharmoniker widmen sich unter Jörg-Peter Weigle Sinfonien des Schweizer Romantikers Hans Huber. Insbesondere die dritte Sinfonie in C-Dur ist hörenswert – im dritten Satz entwickelt sich ein witziger Walzer über einen grimmigen Marsch zum Dies irae, im vierten Satz treten Orgel und Sopransolo hinzu. (Sterling 1037-2/Musikwelt)
Etikettenschwindel betreibt die CD „Triumphmusik für Orgel und Orchester“ der Ingolstädter Philharmoniker, denn zumeist handelt es sich um wenig triumphale Kammermusik mit Harfe und Solo-Violine. Ausnahme: Die Werke von Alexandre Guilmant, vor allem die grandiose Sinfonie A-Dur, die jeder kennen sollte, den die Kombination von Orgel und Orchester reizt. (Guild 7187/Musikwelt)
Bei Gustav Mahlers zweiter Sinfonie schlagen sich Oleg Caetani und die Robert-Schumann-Philharmonie (Chemnitz) wacker. Hier ist an einer Live-Aufnahme mitzuverfolgen, wie sich die Musiker allmählich Selbstvertrauen erspielen und eine ergreifende Steigerung im Finale gelingt. (Arts 47600/Brisa Entertainment)
Von Anfang an auf höchstem Niveau spielt die Badische Staatskapelle unter Kazushi Ono Tschaikowskys 4. Sinfonie. Die Lebendigkeit der Streicher und die leuchtende Kraft der Blechbläser sind erstligareif und vorzüglich aufgenommen. Motto ist sozusagen der Titel des zugegebenen Stückes von Sofia Gubaidulina: Und: Das Fest ist in vollem Gang. (Antes 31.9139/Bella Musica)
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Der Aufführung unbekannter Musik des 17. und 18. Jahrhunderts hat sich das 1995 gegründete Johann Rosenmüller Ensemble verschrieben. Schon allein bei seinem Namenspatron gibt es da noch einiges zu entdecken, wie die Einspielung (meist unveröffentlichter) geistlicher Konzerte Rosenmüllers zeigt. In dessen Werk verbinden sich Elemente des mitteldeutschen und des italienischen Kompositionsstils. Besonders in den kleiner besetzten Konzerten gelingt es dem Ensemble, das Mit- und Gegeneinander von Vokalund Instrumentalstimmen differenziert herauszuarbeiten. Das Highlight ist dabei der Psalm „Ach Herr, strafe mich nicht“ mit seinen lautmalerischen Effekten. Johann Rosenmüller: Deutsche Geistliche Konzerte. Johann Rosenmüller Ensemble 2000. Christophorus CHR 77227/Note1. KH
Georg Schumann (1866–1952) war Pianist, Komponist, Dirigent und leitete 50 Jahre lang(!) die Berliner Singakademie, die älteste Chorgesellschaft Deutschlands. Doch seine Werke suchte man bislang vergebens auf CD. Die Purcell Singers füllen diese Lücke nun mit hörbar gutem Willen, aber zumeist nur auf mittelmäßigem Niveau. Schumanns farbenreiche, mal in Andächtigkeit versunkene, mal vor Energie vibrierende Kompositionen erklingen zwar reich nuanciert, aber oft schwammig und unausgewogen. Auch hapert es in Sachen Textverständlichkeit. Zu empfehlen sei aber die von Stephen Farr an der Orgel begleitete Motette „Muss nicht der Mensch immer in Streit sein“. Georg Schumann: Chorwerke für gemischten Chor, Männerchor und Orgel. Stephen Farr, The Purcell Singers: Mark Ford 1998. ASV DCA 1091/Koch. JB
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Aus der Zeit, in der die Violine salonfähig wurde und nicht nur in der Schenke, sondern auch „für den Dienst an Hof und Altar“ gespielt werden durfte, stammen diese beiden Sammlungen. Die Zeit Johann Schops waren die Blütejahre der Hanse, und alle auf dieser CD vertretenen Musiker (u. a. William Brade, Nicolaus Bleyer und vor allem Thomas Baltzar) waren in Hamburg oder Lübeck tätig. Die meist kurzen Werke, entweder in Tanzform oder als Variationen über bekannte Melodien der Zeit geschrieben, stehen am Anfang des Weges, der zu Bachs Solosonaten führt. Was etwa zur gleichen Zeit im katholischen Süden gespielt wurde, dokumentiert die zweite CD: Musik vom bischöflichen Hof im mährischen Krom˘e˘rí˘z (von Johann Heinrich Schmelzer, Georg Muffat u. a.). Während die norddeutschen Geiger eine aus England importierte, auf Fingerfertigkeit konzentrierte Diminutionstechnik pflegten, experimentierten ihre süddeutschen Kollegen mit ausgefallenen Stricharten, scordatura (Umstimmung des Instruments) und den damit verbundenen Doppelgriffmöglichkeiten. Annegret Siedels schlichte Spielart entspricht ihrem Repertoire ebenso wie John Holloways feurige Ausbrüche dem seinigen. Das Continuo wird auf beiden Aufnahmen klangund farbenreich gestaltet. Johann Schop und seine Zeit. Annegret Siedel, Barbara Maria Willi, Hubert Hoffmann 2000. Musicaphon M 56830/ Klassik-Center Kassel. Intrada di Polcinelli – Johann Heinrich Schmelzer in Krom˘er˘í˘z. John Holloway, B.M. Willi, Jaap ter Linden, Nigel North 2000. Musicaphon M 56832. CMS
„KOMPLETTE“ GESCHENKBOXEN ZUM SONDERPREIS:
Während die ersten beiden Violinsonaten von Robert Schumann zum Standardrepertoire gehören, ist die 1853 komponierte dritte in a-moll eine Rarität auf Konzertpodien und Tonträgern. Zwar besitzt sie kaum die Ohrwurmqualitäten der ersten Sonate, doch von schöpferischer Schwäche ist in diesem Spätwerk Schumanns nichts zu hören. Isabelle Faust und ihre kongeniale Partnerin Silke Avenhaus erweisen sich als ideale Anwälte der Schumannschen Zerrissenheit. Isabelle Faust setzt auf intensive Emotion statt auf weich gezeichneten Schönklang, scheut nicht extreme Härten und kostet die dynamischen Möglichkeiten voll aus.
Richard Strauss: Orchesterwerke: Aus Italien, Macbeth. Tonhalle Zürich Orchester: David Zinman 2000. Arte Nova 74321 77067. JB
Vor kurzem tauchte bislang verschollenes Notenmaterial auf, das 1999 in Zürich eine Wiederaufführung der StraußOperette Simplicius ermöglichte. Die Wahl des Grimmelshausen-Stoffs demonstriert den gewachsenen Bühnenanspruch des auch dramatisch gereiften Komponisten, führte wegen teilweiser Parsifal-Ähnlichkeit sogar zum Vorwurf des Wagnertums. Absurd! Heute steht das WalzerKolorit dem Sujet eher im Wege, zumal später Karl Amadeus Hartmann die adäquate Opernform des Simplicius fand. Dennoch lässt die Musik von Strauß den Einsatz des anfeuernden Dirigenten Franz Welser-Möst verstehen. Bei der Wiederentdeckung waren erstklassige Solisten am Werk.
Alexandre Tansman, 1897 im polnischen Lodz geboren, 1919 nach Paris übergesiedelt und dort – nach kurzem kriegsbedingtem Exil in den USA – 1986 gestorben, ist einer der vielen FußnotenKomponisten, die die Lebensläufe berühmter Kollegen kreuzten, sich selbst aber keinen prominenteren Platz in der Musikgeschichte sichern konnten. Bei Tansman liegt das nicht zuletzt daran, dass er immer wieder die Stile änderte, manchmal sogar im Laufe ein und desselben Stücks. Die Ballettmusik Bric-à-Brac und die knapp halbstündige vierte Sinfonie zeigen ihn als Meister der Bilder und Stimmungen. Eine verdienstvolle Einspielung zweier bislang nicht auf CD erhältlicher Werke.
Johann Strauß: Simplicius. Volle, Zysset, Widmer, Janková u. a. Oper Zürich: Franz Welser-Möst 1999. EMI 557009. JM
Alexandre Tansman, Bric-à-Brac, Sinfonie Nr. 4. Bamberger Symphoniker: Israel Yinon 1998. Koch 3-6558. AC
„Matthäuspassion“ steht drauf – aber drin ist nicht Bach, sondern eine Ersteinspielung von Telemanns 1758 entstandener Passion, die der Kammerchor der Biederitzer Kantorei und das Magdeburger Barockorchester vorstellen. Ein durchaus lohnendes Projekt, denn dieses Alterswerk Telemanns zielt auf eine emotionale Teilnahme der Zuhörer am Passionsgeschehen ab, nicht zuletzt durch kontemplative Einschübe wie die herausragende cmoll-Cavatine. Über einige Schwächen der Aufnahme muss man allerdings hinwegsehen: Orchester und Solisten sind gelegentlich etwas träge und ungenau, und der Chor singt nicht immer ganz sauber. Georg Philipp Telemann: Matthäuspassion. Holzhausen, Meylan, Reim, Fenes, Grobe, Kammerchor der Biederitzer Kantorei, Magdeburger Barockorchester: Michael Scholl 2000. Amati ami 9902/2/Note1. KH
Die Musik Joaquín Turinas (1882–1949) ist durch virtuose, farbige und heitere Anmut geprägt; Elemente der andalusischen Folklore fügen sich fast bruchlos ein. Dynamische Kontraste sind ebenso stark wie die extremen Temposchwankungen. Turinas mexikanischer Zeitgenosse Manuel M. Ponce ging andere kompositorische Wege. Seine höchst individuelle Sprache ist besonders harmonisch interessant, mutige Modulationen und Wendungen zeichnen seinen Stil aus. Corona findet zu bewegenden Klängen und verliert nie das Ruder aus der Hand. Er gehört zu den begnadeten Gitarristen, die den Hörer in den Fluss der Musik zu ziehen verstehen.
10 CDs
S. Rachmaninoff: Komplette Klaviermusik Idil Biret, Klavier • Polish National RSO, Antoni Wit 10 CDs NX 8.501005 „Faszinierend“ (American Record Guide)
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Robert Schumann: Violinsonaten Nr. 1–3. Isabelle Faust, Silke Avenhaus 1999. cpo 999 597/jpc. AC
Unter David Zinman präsentiert das Orchester der Tonhalle Zürich mit Bravour zwei Orchesterwerke des jungen Richard Strauss. Äußerst farbenreich und einfühlsam gelingt seine sinfonische Fantasie Aus Italien von 1887, Strauss’ erstes Bekenntnis zur Programmmusik. Die bewegenden und leidenschaftlichen Eindrücke, die der Komponist 1886 auf seiner ersten Italienreise gewann, erklingen in voller Pracht, mal betont zart, mal energiegeladen. David Zinman verleiht Strauss’ 1890 uraufgeführter Tondichtung Macbeth die richtige Prise Dramatik und liefert eine spannende Charakterstudie des Königspaares bis hin zu dessen tragischem Untergang.
J. S. Bach: Das vollständige Orchesterwerk Kölner Kammerorchester • Helmut Müller-Brühl 8 CDs NX 8.508005 „Optimal“ (Bayerischer Rundfunk)
8
CDs
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Joaquín Turina: Gesamtwerk für Gitarre. Manuel M. Ponce: Thème Varié et Finale, Sonatina Meridional, Valse, Sonata, Mexicana. Pier Luigi Corona. RS 051-0014/Musikwelt. HP
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J. Haydn: Sämtliche Streichquartette Kodály Quartet 23 CDs NX 8.502301 „Referenzaufnahme“ (BBC Music Magazine)
CDs
Quart-, Quint- und Sextette CD-Rezensionen
www.crescendo-online.de
Impressum
Franz Xaver Gebel (1787–1843) war Kapellmeister in Wien, Pest und Lemberg, bevor er ab 1817 hoch geachtet als Komponist und Lehrer in Moskau lebte. Das Ensemble Concertant Frankfurt gewinnt ihn mit der Aufnahme von zwei seiner acht Streichquintette überzeugend fürs Repertoire zurück.
Das Abegg Trio beschließt mit den Opera 26 und 65 seine Einspielung der Dvo˘rák’schen Klaviertrios. Nach 24 gemeinsamen Jahren spielt das Trio nicht nur wunderbar homogen, sondern noch immer ungemein wach und einfühlsam – und angenehm unprätentiös.
(MDG 603 0956/ Naxos)
Wohl kaum ein Ensemble verströmt solch wienerischen Schmelz wie das Altenberg Trio. Den Klaviertrios des von Dvo˘rák hoch verehrten Johannes Brahms bekommt das gut. Interessant ist die Gegenüberstellung des ersten Trios op. 8 in der Erstfassung von 1854 und der um ein Viertel gekürzten Spätfassung von 1889.
Wirkt der Frühromantiker Gebel immer etwas konventionell, so blitzt aus den Streichquartetten seines früh verstorbenen Düsseldorfer Zeitgenossen Norbert Burgmüller (1810–36) unverkennbares Genie. Wie schrieb schon Schumann: „Sein Talent hat solche leuchtende Vorzüge, dass über dessen Dasein nur einem Blinden Zweifel aufkommen könnte.“ Wer sich von der Einspielung des Mannheimer Streichquartetts nicht überzeugen lässt, der muss schon taub sein. (MDG 336 0993/Naxos)
Ebenso unbedingt zu empfehlen ist die Ersteinspielung der Streichquartette Nr. 1 und 5 des Wieners Karl Weigl (1881–1949), der 1938 als „einer der besten Komponisten dieser alten Generation, die die glanzvolle Wiener Tradition fortführen“ (Schönberg), nach Amerika emigrierte. Ein dickes Lob dem Artis Quartett für diese Wiederentdeckung. (Nimbus NI 5646/Naxos)
(Tacet 98)
(Vanguard 99211/Note1)
Viel zu selten erklingen die Streichquartette des CésarFranck-Schülers und Wegbereiters des Impressionismus, Vincent d’Indy (1851–1931), die das englische Chilingirian Quartet überzeugend eingespielt hat. (Hyperion CDA 67097/Koch)
Eine absolute Rarität sind auch die Streichquartette von Ottorino Respighi (1879– 1936), der selbst einige Jahre lang in einem Streichquartett Bratsche spielte. Das Brodsky Quartett koppelt das D-Durund das dorische Quartett mit dem Poem Il Tramonto mit Anne Sofie von Otter.
Weigls kurzzeitiger Schüler Erich Wolfgang Korngold (1897–1957), anders als sein Lehrer auch im amerikanischen Exil erfolgreich, blieb ebenfalls sein Leben lang ein melodiebewusster Romantiker. Das Wiener Streichsextett spielt das D-Dur-Sextett des 14-jährigen Wunderkinds mit dem nötigen Charme. Dazu zwei Quartett-Sätze von Alexander von Zemlinsky und dessen Maiblumen blühten überall für Sextett und Sopran.
Beherzt startet das Martinu Quartett die Gesamteinspielung der Streichquartette seines Namenspatrons, darunter Martinus erste erhaltene Komposition, Die drei Reiter des erst 12-Jährigen. (Naxos 8.553782) Faszinierend dicht und spannungsgeladen schließlich die Streichquartett-Werke des Wiener Zwölftöners Alban Berg (1885–1935) in der Interpretation des Leipziger Streichquartetts.
(Pan 510 120/Note1)
(MDG 307 0996/Naxos)
AC
(Vanguard 99216/Note1)
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Bocelli demonstriert mit seinem Verdi-Recital stabile Tenorhöhe und gesangliche Kultur, aber das von Dirigent Zubin Mehta gelobte Decrescendo am Schluss der RadamesRomanze ist technisch fragwürdig, die Stimme insgesamt für Verdis Helden zu klein. Ein Sänger als Dirigent seiner selbst, da ist Eitelkeit nicht wegzudiskutieren. José Cura bemüht sich insgesamt um dynamische Differenzierung und offeriert eine Reihe unerwarteter Piani. Dass der maskulin gestählte Tenor Verdis Musik dennoch stark veristisch auskleidet, kennzeichnet seine heroische Theater-Natur. Neue Belcanto-Weisheiten stehen nicht an. G. Verdi: Arien. José Cura, Philharmonia Orchestra: Cura 2000. Erato 8573 80232. G. Verdi: Arien. Andrea Bocelli, Israel Philharmonic Orchestra: Mehta 1999/2000. Philips 464600. JM
Die Versöhnung geht weiter: Lorin Maazel und die Berliner Philharmoniker knüpfen an die Tugenden ihrer ersten Wagner-CD an: voluminöses Orchesterspiel, hohe Ernsthaftigkeit und Würde auch bei den frühen Ouvertüren Faust und Rienzi. Klanglich wandelt Maazel auf Karajans Spuren, was als Kompliment gemeint ist. Gleiches gilt auch für Christian Thielemann, der das Orchester der Deutschen Oper Berlin auf ein bewundernswertes Niveau getrimmt hat – sein Siegfried-Idyll fällt gegen Maazels nicht ab, und auch die luziden Klänge Schönbergs gelingen gründlich. Richard Wagner: Siegfried-Idyll u. a. Berliner Philharmoniker: Lorin Maazel 1999. RCA 74321 68717/BMG. Richard Wagner: Siegfried-Idyll. Arnold Schönberg: Pelleas et Melisande. Orchester der Deutschen Oper Berlin: Christian Thielemann. DG 469 008. TR
Ausg Crescendo
Über den interessantesten Aspekt an dieser Neueinspielung der sechs bekannteren Cellosonaten Vivaldis (von insgesamt neun) schweigt der Begleittext: Weshalb sich Anner Bylsma in einer Sonate nur von zweitem Cello und Erzlaute begleiten lässt (ergibt ein zauberhaftes Ensemble!), in anderen zusätzlich vom Cembalo, in der ersten und sechsten sogar von Cello, Erzlaute, Violone und Orgel. Aber das Ergebnis überzeugt und ist historisch gerechtfertigt. Der unterschiedliche Charakter der Sonaten wird deutlich. Gewöhnungsbedürftig ist Bylsmas weitgehender Verzicht auf Verzierungen. Beim Vibrato ist er weniger asketisch. Fazit: zweischneidig. Antonio Vivaldi: Cellosonaten. Anner Bylsma, Francesco Galligioni, Ivano Zanenghi, Alessandro Sbrogiò, Andrea Marcon. Sony SK 51350. PSa
! ezeichnet
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Die Neuentdeckung seiner Opern haben bereits gezeigt, dass Alexander von Zemlinsky nicht nur als Lehrer Arnold Schönbergs Bedeutung zukommt. Das macht Lust auf mehr. James Conlon hat sich mit dem Gürzenich-Orchester und einem Sängerteam, das den richtigen Ton für Zemlinskys sehnsüchtige Klangwelten trifft, nun den Orchesterliedern gewidmet. Zeigen die frühen Lieder nach Eichendorff und Dehmel noch den dekadenten Anstrich der Spätromantik, so lassen Zemlinskys fahle MaeterlinckVertonungen schon an den symbolistischen Debussy denken. In den Symphonischen Gesängen von 1929 scheinen sogar sachte Jazz-Einflüsse durch. Alexander von Zemlinsky: Sämtliche Orchesterlieder. Isokoski, Urmana, Schmidt, Volle, GürzenichOrchester Kölner Philhamoniker: Conlon. EMI 5 57024-2. EW
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Verlag: Port Media GmbH, Waldgartenstr. 40, 81377 München Fon: 0 89 / 74 15 09 - 0, Fax: -11 e-mail: info@portmedia.de www.portmedia.de Herausgeber: Winfried Hanuschik, e-mail: hanuschik@portmedia.de Chefredakteur: Dr. Arnt Cobbers (verantwortlich), e-mail: cobbers@portmedia.de Redaktion: Katrin Pommer, Klemens Hippel Erdmannstr. 6, 10827 Berlin Fon: 0 30 / 7 84 82 07 Fax: 0 30 / 78 70 82 09 e-mail: crescendo@portmedia.de Redaktionelle Mitarbeit: Jakob Buhre, Yilla Mahnke, Garnet Starke Schlussredaktion: Dr. Gabriele Rupp Weitere Mitarbeiter: Alexander Ross (Reporter), Susann Adam, Peer Andersen, Gerhart Asche, Julian Azar, Juliane Bornholdt, KlausMartin Bresgott, Dr. Martin Essinger, Dr. Rolf Fath, Martin Freitag, Jürgen Gauert, Hans-Dieter Grünefeld, Michael Alexander Gruhl, Jürgen Hartmann, Björn Heile, Lars Heller, Sandro Hügi, Guido Johannes Joerg, Markus Kettner, Bernd Kima, Nike Luber, Gert Ludwig, Jens Mail, Frank Meier, Julia Miehe, Heiner Milberg, Helmut Peters, Dr. Tom Reinhold, Peter Sarkar, Carlos Maria Solare, Peter Spiel, Werner Veith, Prof. Dr. Dr. Heinz-Günter Vester, Stefan Voges, Dr. Eckhard Weber, Frank Wesner, Peter Zacher, Dietholf Zerweck, Dominik Zimmermann Anzeigenverwaltung: Claudia Homér (verantwortlich) Fon: 0 89 /74 15 09-60 e-mail: homer@portmedia.de Anschrift s. Verlag Verlagsrepräsentantin: Barbara Wunderlich Fon: 0 89 /74 15 09-80 Fax: 0 89 /74 15 09-11 e-mail: wunderlich@portmedia.de zurzeit gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 2 vom 01.09.1999 Layout & Grafik: Peer Zillmann (verantwortlich) e-mail: zillmann@portmedia.de Claudia Homér e-mail: homer@portmedia.de Druck: Oberndorfer Druckerei GmbH Mittergöming 12, A-5110 Oberndorf Erscheinungsweise: rescendo erscheint sechsmal jährlich und liegt kostenlos in Opern- und Konzerthäusern, Vorverkaufsstellen und Musikfachgeschäften aus. Copyright für alle Beiträge bei Port Media GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftl. Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Angabe der Beteiligungsverhältnisse gemäß Art. 2 DVBayPrG: Gesellschafter der Port Media GmbH: 100 % Winfried Hanuschik (Werbekaufmann), München Abonnement-Preis: DM 24,– p. Jahr inkl. 7 % Mwst., Kündigung 6 Wo. zum Ende d. Kalenderjahres Verbreitete Auflage: 102.140 (laut IVW-Meldung I/00) ISSN: 1436-5529
Von Gerhart Asche
Ein
Kavalierund Bariton
Foto: W. Saeger
Eine Erinnerung an Karl Schmitt-Walter (1900–1985)
Sein Verdi-Gesang galt als maßstabsetzend: Karl Schmitt-Walter, am 23. Dezember vor 100 Jahren im pfälzischen Germersheim geboren, verkörperte in vollendeter Weise jenen Typ des Kavalierbaritons, der lyrische Sanglichkeit mit dramatischer Expansion im Ausdruck zu verbinden wusste. Im Januar 1985 ist er im oberbayerischen Kreuth gestorben. Gefiltert war sein Verdi durch Mozart und Donizetti. In der Eleganz seines Grafen Luna schwang immer der Adel des Don Giovanni mit, sein Posa hatte etwas von der schwärmerischen Jugend des Guglielmo, die ganz verinnerlicht gesungene, schmerzerfüllte Kantilene des Maskenball-René „O, nur du hast dies Herz mir entwendet“ knüpfte konsequent an bei den Cantabile-Passagen der Malatesta-Romanze „Schön wie ein holder Engel“ aus Don Pasquale und führte sie weiter in tiefere Ausdrucksregionen. Karl Schmitt-Walter war ein stilistischer Könner hohen Grades. Die Geschmeidigkeit seines hell timbrierten Baritons, die Intensität der Linienführung, die Beredtheit seiner Artikulation und das Strahlend-Unforcierte seiner Spitzentöne öffneten ihm die Herzen der Zuhörer – ob in der so genannten Provinz oder an den zentralen Bühnen des Musiktheaters und auf den bedeutenden Konzertpodien.
1921 stand er in Nürnberg zum ersten Mal auf der Bühne, in der Partie eines der sechs flandrischen Deputierten aus Verdis Don Carlos. Es folgten Oberhausen, das damals französische Saarbrücken, drei Jahre Dortmund und schließlich Wiesbaden, bis Schmitt-Walter 1935 der Sprung an das Deutsche Opernhaus Berlin-Charlottenburg gelang. Hier sang er zehn Jahre lang sein weit gespanntes Repertoire von Mozart über Rossini, Puccini und Richard Strauss bis hin zu Verdi und Wagner. Seine zahlreichen Liederabende begleiteten Ferdinand Leitner und Michael Raucheisen. Die Legionen von Opern- und Liedaufnahmen bei allen deutschen Rundfunkanstalten, Schätze, von geradezu unermesslichem Reichtum, werden leider auch jetzt im Zeitalter der CD und der abgelaufenen 50-JahresFrist nur sehr zögerlich preisgegeben. Hier wäre, gerade zum 100. Geburtstag, eine stärkere Initiative zu wünschen. Nach dem Krieg erhielt Schmitt-Walter einen Gastvertrag an der Wiener Staatsoper, sang 1949 den Papageno unter Furtwängler bei den Salzburger Festspielen und ging 1950 nach München, wo er später eine Professur für Gesang übernahm. Schließlich folgte noch, einer Pointe gleich, die durch Wieland Wagner ausgelöste Spätkarriere als Beckmeister in den Meistersingern – eine Partie, die er zwischen 1956 und 1961 in Bayreuth und an vielen anderen Bühnen an die hundert Mal verkörperte und in die noch einmal seine große Kunst der Menschendarstellung einfloss. Ein triumphaler Abschied von der Bühne, wie er angemessener nicht hätte sein können, für einen der herausragenden Sänger des Jahrhunderts.
CD-Tipps Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte (Furtwängler, Salzburg 1949): Rolle des Papageno. Gebhardt 1445343/jpc. Johann Strauß: Eine Nacht in Venedig (Dir. Steiner 1938): Rolle des Herzogs von Urbino. Naxos 8.110027-28. Richard Wagner: Tannhäuser (Dir. Leonhardt 1937): Rolle des Wolfram von Eschenbach. GMF 8555199/jpc. Franz Schubert: Die Winterreise. M. F. Leitner 1940/43. Preiser 764676/Naxos.
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Gäste sagen, wie es wirklich ist, auch in: Düsseldorf, Hannover, Köln/Bonn, München, Nürnberg, Ruhrgebiet, Stuttgart, www.marcellinos.de Außerdem erschienen: Bar & Nightlife Report, Restaurant Report Deutschland www.heyne.de
Orchesterporträt
Von Arnt Cobbers
Keine
Angst vor Visionen
Fotos: Stavanger Symfoniorkester
Das Stavanger Symfoniorkester
„Was eine Großstadt ausmacht, ist eine Fußballmannschaft in der ersten Liga und ein gutes Sinfonieorchester“, schreibt der Bürgermeister von Stavanger im Orchesterprospekt. Die Stadt im Südwesten Norwegens ist zwar kleiner als Wolfsburg, doch das Stavanger Symfoniorkester schickt sich an, die Welt zu erobern. Und scheut sich nicht vor großen Worten: „Wir haben die Vision, einen wichtigen Platz im europäischen Musikleben einzunehmen“, heißt es im Jahresbericht. Wer die Musiker hört und erlebt, spürt, dass das keine leere Floskel ist. Einst war Stavanger ein beschauliches Städtchen im Südwesten Norwegens, das sich den Luxus eines halbprofessionellen Sinfonieorchesters leistete. Doch dann passierte zweierlei: Vor der Küste entdeckte man Erdöl – Stavanger wurde zum Zentrum der norwegischen Ölindustrie. Und die Musikhochschulen des Landes produzierten so viele gute Musiker, dass es mangels Alternativen immer mehr nach Stavanger verschlug. Sie wurden es bald leid, von ihren Kollegen in Oslo, Bergen und Trondheim mitleidig belächelt zu werden und gingen in die Offensive. Sie suchten sich Dirigenten, mit und an denen sie lernen und wachsen konnten. Sie suchten sich einen Sponsor, der ihnen die Dirigenten finanzieren sollte. Und sie entwickelten Ideen. Eine lautet so: Wir wissen selbst, was wir wollen. In Stavanger gibt es keinen Chefdirigenten, sondern künstlerische Leiter für bestimmte Repertoirebereiche. Seit 1990 war Frans Brüggen für die Klassik und Vorklassik zuständig, ab nächstem Sommer wird ihm mit Philippe Herreweghe eine weitere Koryphäe nachfolgen. Die Romantik mit Schwerpunkt nordischem Repertoire übernimmt der renommierteste norwegische Dirigent, Ole Kristian Ruud, und für die Moderne hat man sich einen besonderen Clou ausgedacht: eine Zusammenarbeit mit dem 32-köpfigen Ensemble InterContempo-
rain. Die Pariser Musiker sollen in Stavanger gastieren, den Orchestermusikern Meisterkurse geben(!) und ihre Dirigenten nach Norwegen empfehlen. Regelmäßig zu Gast sind Dirigenten wie Jésus Lopez-Cobos, Thomas Zehetmair, Andrew Manze und Bruno Weil. Vielleicht lockt sie auch das weiße Holzhäuschen am Fjord, das ihnen und ihren Familien jeweils für die Konzertwoche zur Verfügung steht. Finanziert wird das Orchester anteilig vom Staat, von der Provinz und der Stadt. 1,5 Millionen Kronen (etwa 375.000 DM) steuert der Ölmulti Statoil jährlich bei, dessen Firmenzentrale vor den Toren der norwegischen Ölhauptstadt liegt. „Kultur ist Energie“, lautet der passende Slogan. Im Gegenzug bekommt Statoil allein ein Bündel Freikarten. Denn in die Programmplanung lassen sich die Musiker nicht hineinreden. Das Orchester wählt ein vierköpfiges „Programmkomitee“, das – mit einem Komponisten als Berater – allein verantwortlich ist. Und viel Mut zeigt. Bis auf manche Barockabende erklingt in fast jedem Konzert Modernes. Ein Konzert im kommenden Februar ist gar ausschließlich zeitgenössischer chinesischer Musik gewidmet. Das Publikum lässt sich verführen, schließlich hat es fürs Abonnement bezahlt. „Vielen, die mit großer Skepsis kommen, gefällt es dann doch“, zeigt sich Orchesterchef Erik Landmark zufrieden.
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Routine scheint ein Fremdwort für die Musiker zu sein, die fast zur Hälfte aus dem Ausland stammen und ähnlich wie ihre deutschen Kollegen unkündbar sind. Woher also der Elan? „Wir haben nur 71 Stellen und wollen wachsen, damit wir die großen Sinfonien ohne Aushilfen spielen können. Da müssen wir natürlich etwas bieten“, sagt Erik Landmark, als sei dies das Normalste der Welt. Regelmäßig tritt das Orchester in den Kleinstädten der Provinz, beim Kammermusikfest (des in Stavanger gebürtigen Weltklasse-Cellisten Truls Mörk) und beim Maijazz auf – dem einzigen Jazzfest Europas, das in fester Kooperation mit einem Sinfonieorchester stattfindet und zu dem jeweils Kompositionsaufträge für Jazzband und Orchester vergeben werden. Als erstes Orchester Norwegens hat man einen „Hauskomponisten“ an sich gebunden (der gute deutsche „Composer-in-residence“), organisiert eine „Komponistenwerkstatt“ mit Hochschulstudenten und gibt regelmäßig Schulkonzerte. Bereits zum zweiten Mal werden sich demnächst je ein Profi und ein Musikschüler im Konzert ein Notenpult teilen. Und kürzlich hat man 19 DreiMinuten-Stücke aufgeführt, die Schüler eines Musik-Gymnasiums unter Anleitung eines Komponisten geschrieben haben. Fast selbstverständlich, dass man regelmäßig CDs für ein renommiertes Label (BIS) einspielt. Denn die musikalische Qualität stimmt! So ist das Stavanger Symfoniorkester der heimischen Fußballmannschaft bereits einen Schritt voraus: Es ist dabei, in die Europaliga aufzusteigen.
CD-Tipps: Harad Saeverud, Sinfonia Dolorosa, PeerGynt-Suiten 1 u. 2 u. a. Stavanger Symfoniorkester (SSO): Alexander Dmitriev 1995. BIS 762. Harald Saeverud, Sinfonie Nr. 3. Konzert für Violine und Orchester. Trond Saeverud, SSO: Ole Kristian Ruud 1997. BIS 872. Geirr Tveitt, Hundert Volksmelodien aus Hardanger. SSO: Ruud 1998. BIS 987. Harald Saeverud, Sinfonie Nr. 8, Konzert für Violoncello und Orchester. Truls Mörk, SSO: Ruud 1999. BIS 972.
meine Der Posaunist Nils Wogram Er sieht aus wie der Traum aller Schwiegermütter. Doch seine Musik ist alles andere als brav. Der 28-jährige Nils Wogram ist der profilierteste deutsche Jazzposaunist seiner Generation. Angefangen hat es mit Vaters Plattensammlung. Mit elf entdeckte Wogram den Jazz – und die Posaune. „Für viele Leute ist es nicht normal, dass man Posaune spielt – das ist ein Instrument aus der Blasmusik oder vielleicht noch aus dem Sinfonieorchester. Dabei kann man damit noch ganz andere Sachen machen.“ Wogram reizt die Möglichkeiten seines Instruments voll aus: Er experimentiert mit Dämpfern, hält mal sein Mundstück vor die Posaune, mal wechselt er die Züge, und als einer der ganz wenigen Posaunisten setzt er wie selbstverständlich die Mehrstimmigkeit ein. Doch die Grundlage seines Spiels ist ein voller, klarer Ton – das Ergebnis einer klassischen Ausbildung, die er bei Orchestermusikern aus Braunschweig, Hannover und Bamberg genossen hat. 1989 und 1991 gewann er den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“, 1990 wurde er Mitglied des Bundesjazzorchesters. Zwei Jahre später ging er mit einem Stipendium nach New York, um bei Jazzgrößen wie Jimmy Knepper, Conrad Herweg, Slide Hampton oder Steve Turre Posaune und Komposition/Arrangement zu studieren. „Ich mag alle möglichen Arten von Musik, und mir ist es wichtig, dass dies alles in meine Musik einfließt. Anfangs habe ich Klassik, Neue Musik und Jazz strikt getrennt. Aber dann habe ich mir gesagt, du hast so viele Möglichkeiten, dynamisch und klanglich zu arbeiten, dass ich angefangen habe, es zu vermischen.“ Neue Musik spielt er auch heute noch ab und zu. In einem Sinfonieorchester könnte er nach eigener Einschätzung allerdings nicht mehr arbeiten. „Bei Wagner zum Beispiel muss man ein ganz bestimmtes Klangideal erfüllen. Auch im Jazz ist der Klang extrem wichtig, aber auf eine ganz andere Art und Weise. Im Jazz ist ein Klang schön, wenn er die Menschen berührt, nicht erst wenn er ein ganz bestimmtes Ideal erfüllt.“ Auf seinen bislang drei CDs als Bandleader hat Wogram ausschließlich eigene Werke aufgenommen. Die Musik, die er mit seiner aktuellen Truppe
Musik“
Root 70 spielt, ist zwar rhythmisch agil, sie zwingt aber dennoch zum konzentrierten Zuhören. „Es ist vielleicht zu 40 Prozent auskomponiert. Das klassische Schema ist ja so: Man hat eine Melodie, der liegen Akkorde zugrunde, und über diesen Akkorden wird improvisiert, zum Beispiel 16 Takte lang. Ich versuche, neue Formen zu finden. Ich versuche auch, die Improvisationen vor allem klanglich zu lenken. Es ist zwar improvisiert, bewegt sich aber in einem bestimmten Bereich. Das hat nicht so eine Beliebigkeit. Mir ist es wichtig, dass die Musik eine Richtung hat und nicht statisch ist.“ Überraschungseffekte prägen Wograms Spiel ebenso wie der unverkennbare Spaß an der Sache. Die Bühne des diesjährigen Jazzfests Berlin betraten er und seine drei Mitstreiter in schrill geblümten Frauenkleidern. „Das war einfach nur ein Gag“, erzählt er mir später, als wir uns beim Interview eine Ecke hinter der Bühne mit einem Fernsehteam teilen. Wogram macht angenehm wenig Aufheben um seine Person. Doch er weiß genau, was er will – und was er kann. Nicht umsonst hat er zahlreiche Preise eingeheimst, darunter den SWR-Jazzpreis 1998, den renommiertesten deutschen Nachwuchspreis. In der Klassik ist man mit Ende 20 schon lange etabliert, im Jazz noch ein Nachwuchsstar. „Das ist so ein Mechanismus: Entweder ist man Shootingstar oder Veteran, die Leute dazwischen haben es unheimlich schwer. Dabei ist nicht so, dass man ab dem und dem Zeitpunkt seinen Stil erreicht hat und sich dann wiederholt. Allerdings ist es wichtig, immer wieder in neuen Formationen zu spielen.“ Mit dem russischen Pianisten Simon Nabatov, dem Bassisten Henning Sieverts und Jochen Rückert am Schlagzeug bildet er ein festes Quartett, mit Nabatov und dem Berliner Free-Jazz-Posaunisten Konny Bauer feste Duos. Zu Root 70, seiner aktuellen Band, gehören neben Rückert die Neuseeländer Haydon Chisholm, Saxophon, und Matt Penman, Bass. Mit seinen eigenen Formationen und als „Sideman“ ist Wogram das halbe Jahr über auf Tour. „Das schlaucht ziemlich. Wenn ich mal zwei Wochen frei habe, dann stürze ich mich sofort ans Klavier und fange an zu komponieren.“ Seit kurzem hat er eine Gastdozentur an der Musikhochschule Hannover. „Ich unterrichte, schreibe aber
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Foto: Ssirus W. Pakzad
„Das ist
Jazz
Von Arnt Cobbers
auch Musik für die Bigband und für andere größere Besetzungen. Das ist sehr reizvoll. Aber in kleineren Besetzungen kommt man mehr zum Spielen und Improvisieren.“ Und deshalb ist die NDR-Bigband, die bereits mehrmals bei ihm angeklopft hat, noch kein Thema. Andererseits interessieren ihn Soloabende, wie sie die deutschen Posaunenheroen Albert Mangelsdorff und Konny Bauer pflegen, wenig. „Ich genieße es mehr, mit anderen Musikern zusammenzuspielen.“ Es ist nicht zuletzt dieser Aspekt, der Wogram am Jazz reizt: „Ich mag, wie die Musiker mit der Musik und miteinander umgehen. Es ist sehr offen. Ich habe früh gemerkt: Das ist meine Musik, und die mache ich.“
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CD-Tipps (als Leader): New Work Conversations, mit Werner, Schoeppach, Weiss, Howard 1994. Mons Records 874 658. Round Trip, mit Nabatov, Fuhr, Rückert 1995. Enja Records ENJ 9307. Speed Life, mit Nabatov, Thys, Rückert 1997. Enja Records ENJ 9346.
Premierenvorschau
Premieren im Dezember und Januar Alle Premieren der deutschen und einiger benachbarter Opernhäuser (Reihenfolge der Namen: Komponist, Titel, musikal. Leitung, Regie, DE = Deutsche Erstaufführung, UA = Uraufführung, ÜN = Übernahme) 01.12. Cottbus: Prokofjew, Peter und der Wolf, Stern, Kreissig (Ballett) 01.12. Freiburg: Strauß, Die Fledermaus, Fresis, Epstein/Mislin 01.12. Fürth: Mozart, Der Schauspieldirektor/Bastien und Bastienne, Bader, Müller (m. d. Kammerorchester der Philh. Krakau) 01.12. Neustrelitz: Lehár, Land des Lächelns, NN, Hovenbitzer 01.12. Nordhausen: Rossini, Der Barbier von Sevilla, Ottersbach, Rebschläger 02.12. Cottbus: Britten, Peter Grimes, Petersen, Schüler 02.12. Dortmund: Charpentier, Louise, Kober, Dew 02.12. Freiberg: Pfitzner, Das Christ-Elflein, Sandmann, Huhn 02.12. Gießen: Galván zu Schönberg u. a., Verklärte Nacht/Ariata Furiosa (Ballett) 02.12. Görlitz: An der schönen blauen Donau, Ballette zu Kodály, Mozart, Strauß, Liszt, Schubert, Ravel; Huyer/Guimaras 02.12. Hof: Fall, Der fidele Bauer, Pointner, Buder 02.12. Kaiserslautern: Mozart, Die Hochzeit des Figaro, Corti, Quetes 02.12. Radebeul: Bock, Der Fiedler auf dem Dach, Preu, Piontek (Muscial) 02.12. Würzburg: Abraham, Viktoria und ihr Husar, Seidlmeier, Stöcker 03.12. Chemnitz: Massenet, Cendrillon (Aschenbrödel), Bollon, Kamer 03.12. Dortmund: DE Gustave Charpentier, Julien oder Das Leben des Dichters, Kober, Dew. Fortsetzung der Louise 03.12. Krefeld: Zeller, Der Vogelhändler, Duryea, Fallheier 06.12. Berlin Staatsoper: Adam, Giselle, del Prado, Bart (Ballett) 06.12. Münster: Strauß, Die Fledermaus, Humburg, Neuner
07.12. Wien Staatsoper: Donizetti, Roberto Devereux, Viotti, Purcarete 08.12. Berlin Deutsche Oper: Menotti, Amahl und die nächtlichen Besucher, Lang-Lessing, Friedrich 08.12. Stuttgart: Minkus, Don Quijote, Guerra (Ballett) 08.12. Zwickau: Puccini, Tosca, Gentscheff, Wenke (Übernahme aus Plauen) 09.12. Bremen: Offenbach, Orpheus in der Unterwelt, Jackson, Lund 09.12. Darmstadt: Stravinsky, The Rake’s Progress, Bohn, Gruber 09.12. Döbeln: Pfitzner, Das Christ-Elflein (Übernahme aus Freiberg) 09.12. Düsseldorf: Leinert nach Weber, Der Freischütz und der Teufel, Lewis, Leinert (Oper für Kinder; Übernahme aus Duisburg) 09.12. Essen: Humperdinck, Hänsel und Gretel, Ringborg, Gehlen 09.12. Eisenach: Berlin, Annie get your gun, Eichhorn, Ludwig (Musical) 09.12. Hagen: Elemente, Killmann (Ballett) 09.12. Halberstadt: Humperdinck, Hänsel und Gretel 09.12. Hildesheim: Straus, Der Schokoladesoldat, Dorsch, Kuck 09.12. Köln: Wagner, Das Rheingold, Tate, Carsen 09.12. Passau: Puccini, Le Villi, Boggasch, Reitmeier 09.12. Stralsund: Strauß, Der Zigeunerbaron, Herklotz, Herrmann (Übernahme aus Greifswald) 10.12. Altenburg: Werner/Ranke zu Grieg, Sibelius, Schostakowitsch, Glass u. a., Die Schneekönigin (Ballett) 10.12. Bielefeld: Verdi, Der Troubadour, Kuhn, Horres 10.12. Hamburg: Adam, Giselle, Lassen, Neumeier (Ballett) 10.12. Wuppertal: Mozart, Die Hochzeit des Figaro, Bächli/Klieme, Hilsdorf (Übernahme aus Gelsenkirchen) 10.12. Zürich: Berlioz, La Damnation de Faust, Dohnányi, Piplits 13.12. Berlin Deutsche Oper: Strauss, Die ägyptische Helena, Thielemann (konzertant)
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was gespielt wird!
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❍ Annaberg-Buchholz: Eduard-von-Winterstein-Theater ❍ Augsburg: Theater Augsburg ❍ Baden-Baden: Festspielhaus und Festspiele ❍ Bautzen: Deutsch-Sorbisches Volkstheater ❍ Bayreuth: Kongress- und Tourismuszentrale ❍ Bergisch Gladbach: Bürgerhaus Bergischer Löwe ❍ Berlin: Deutsche Oper ❍ Berlin: Neuköllner Oper ❍ Bielefeld: Bühnen der Stadt ❍ Bielefeld: Stadthalle ❍ Bocholt: Kulturzentrum ❍ Bonn: Theater der Bundesstadt Bonn ❍ Bottrop: Kulturzentrum ❍ Brandenburg: Brandenburger Theater ❍ Braunschweig: Staatstheater ❍ Bremen: Dt. Kammerphilharmonie ❍ Brühl: Brühler Schlosskonzerte ❍ Celle: Schlosstheater ❍ Chemnitz: Städtisches Theater ❍ Coburg: Landestheater ❍ Cottbus: Staatstheater ❍ Dessau: Anhaltisches Theater ❍ Detmold: Landestheater ❍ Dresden: Philharmonie ❍ Dresden: Sächsische Staatsoper ❍ Dresden: Staatsoperette ❍ Düsseldorf: Deutsche Oper am Rhein ❍ Düsseldorf: Tonhalle ❍ Erfurt: Theater Erfurt ❍ Frankfurt/Main: Alte Oper ❍ Frankfurt/Main: Jahrhunderthalle ❍ Frankfurt/Oder: Konzerthalle Carl Philipp Emanuel Bach ❍ Freiberg: Mittelsächsisches Theater ❍ Freiburg: Freiburger Theater ❍ Fürth (Bayern): Stadttheater ❍ Gelsenkirchen: Schillertheater NRW ❍ Gera: Theater Altenburg Gera ❍ Goslar: Odeon Theater ❍ Gotha: Thüringen Philharmonie ❍ Hagen: Theater Hagen
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Premierenvorschau
Wenn Sie wissen wollen,
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14.12. Mönchengladbach: Neikrug, Through Roses, Wagner, Wüllenweber (Studio) 14.12. Regensburg: Humperdinck, Hänsel und Gretel, Okamoto, Rosenthal 15.12. Halle: Strauß, Der Zigeunerbaron, Knauff, Folwill 15.12. Liège/Lüttich: Yeston, Titanic, Nopre, Grinda/Servais 16.12. Gelsenkirchen: Bizet, Carmen, König, Marquardt (ÜN aus Wuppertal) 16.12. Kassel: Mussorgski, Boris Godunow, Paternostro, Mehring 16.12. Koblenz: Chamber Dance, Tomisch (Tanzabend; Kammerspiele) 16.12. Ulm: d’Ase, Arrest, Mandl, Holdt (Podium; Übernahme aus der Neuen Oper Wien) 17.12. Bonn: Beethoven, Fidelio, Soustrot, Beilharz 17.12. Kiel: Meyerbeer, Le Prophète, Marschik (konzertant) 17.12. München Gärtnerplatztheater: Mozart, Die Zauberflöte, Stahl, Winter 19.12. München Staatsoper: Massenet, Manon, Presser, MacMillan (Ballett) 20.12. Kaiserslautern: Ballett-Werkstatt II, Reinthaller (Werkstattbühne) 21.12. Berlin Deutsche Oper: Delibes, Coppélia, Lassen, Hynd (Ballett) 21.12. Düsseldorf: Händel, Alcina, Levin, Wernicke (ÜN a. Duisburg) 22.12. Aachen: Offenbach, Die beiden Blinden/Méhul, Die beiden Blinden von Toledo, Hulin, Esterhazy 22.12. Braunschweig: New Times, Fanari/Renshaw/Valdez (Ballett) 22.12. Celle: Kander, Cabaret, Wurzwallner, Lotschak (Musical) 22.12. Coburg: Offenbach, Orpheus in der Unterwelt, Leyer, Saladin 22.12. Dresden Staatsoperette: Loewe, My Fair Lady, Garbosnik, Krantz 22.12. Duisburg: Verdi, La Traviata, Podic, K.-E. u. U. Hermann (Übernahme aus Düsseldorf) 22.12. Hannover: Mussorgski, Boris Godunow, Urbanek, Pilavachi 23.12. Augsburg: Strauss, Der Rosenkavalier, Leonard, Peters 23.12. Dresden Semperoper: Neumeier zu Tschaikowsky, Illusionen wie Schwanensee, Pähn, Neumeier (Ballett) 23.12. Karlsruhe: Webber, Evita, Heinzel, Fieber/Rudolz (Musical) 23.12. Rostock: Haller und Rideamus, Der Vetter von Dingsda, Reinke, Huber 25.12. Annaberg-Buchholz: Millöcker, Der Bettelstudent, Schulz, Senger 25.12. Bremerhaven: Verdi, Attila, Tetzlaff, Griesebach 25.12. Flensburg: Mussorgski, Boris Gudonow, Borin, Höferl 25.12. Lübeck: Lehár, Das Land des Lächelns, Pflanz, Lachnitt 25.12. Oldenburg: Verdi, Falstaff, Grüneis, Herheim 28.01. Augsburg: Lehár, Das Land des Lächelns, Kussel, von Goetz 28.12. Gießen: Fall, Madame Pompadour, Gietzen, Rohbeck 28.12. Wiesbaden: konzertante UA Ernst-August Klötzke, Die Legende vom armen Heinrich 29.12. Trier: Ibert, Perseus und Andromeda/Delius, Margot La Rouge, Dénes, Lukas-Kindermann 30.12. Bremerhaven: Lehár, Die lustige Witwe, Brüsch, Kuntze 30.12. Halberstadt: O’Brien, The Rocky Horror Show, NN, Kupich 30.12. Mannheim: Webber, Evita, Cook, Prince/Fuller (Musical) 31.12. Detmold: Offenbach, Orpheus in der Unterwelt, Anifantakis, Kaderk (Operette) 31.12. Pforzheim: Gilbert, Die keusche Susanne, Klug, Schürmer 04.01. Ulm: Plucis, Ballettabend mit Orchestermusik, Storz 05.01. Landshut: Puccini. Le Villi, Boggasch, Reitmeier (ÜN aus Passau) 06.01. Dortmund: Mozart, Die kleine Zauberflöte, Lange, Bialdyga (Oper für Kinder) 07.01. Krefeld: Beethoven, Fidelio, Bramall, Prick (ÜN aus Mönchengl.) 07.01. Wuppertal: Menken, Der kleine Horrorladen, Lachnitt (Musical; (Übernahme aus Gelsenkirchen) 12.01. Mainz: Strauss, Salome, Sanderling, Nicklisch 13.01. Aachen: d’Albert, Die toten Augen, Boncompagni, Helle
❍ Halberstadt: Nordharzer Städtebundtheater ❍ Halle/Saale: Opernhaus ❍ Hamburg: Staatsoper ❍ Hamburg: Musikhalle ❍ Hameln: Theater Hameln ❍ Hannover: Niedersächsisches Staatstheater ❍ Herne: Kulturamt ❍ Hildesheim: Stadttheater ❍ Kaiserslautern: Pfalztheater ❍ Karlsruhe: Badisches Staatstheater ❍ Kassel: Staatstheater ❍ Kiel: Bühnen der Landeshauptstadt ❍ Koblenz: Theater der Stadt ❍ Köln: Oper der Stadt ❍ Leipzig: Oper ❍ Lippstadt: Stadttheater ❍ Lüdenscheid: Kulturhaus ❍ Ludwigshafen: Theater im Pfalzbau ❍ Magdeburg: Theater der Landeshauptstadt ❍ Mainz: Staatstheater ❍ Mannheim: Nationaltheater ❍ Marburg: Stadthalle ❍ München: Prinzregententheater ❍ München: Staatstheater am Gärtnerplatz ❍ Neustrelitz: Landestheater Mecklenburg ❍ Nordhausen: Theater Nordhausen ❍ Paderborn: PaderHalle ❍ Passau: Südostbayerisches Städtetheater ❍ Radebeul bei Dresden: Landesbühnen Sachsen ❍ Regensburg: Theater Regensburg ❍ Rostock: Volkstheater ❍ Rüsselsheim: Stadttheater ❍ Saarbrücken: Saarländisches Staatstheater ❍ Schweinfurt: Theater der Stadt ❍ Solingen: Bergische Symphoniker ❍ Stade: Stadeum ❍ Stuttgart: Stuttgarter Philharmoniker ❍ Trier: Theater der Stadt ❍ Villingen-Schwenningen: Bühnen der Stadt ❍ Weimar: Deutsches NationalTheater ❍ Wilhelmshaven: Landesbühne Niedersachsen ❍ Witten: Städtischer Saalbau ❍ Wittenberg: Mitteldeutsches Landestheater ❍ Worms: Städtisches Spiel- u. Festhaus ❍ Wuppertal: Stadthalle ❍ Zwickau: Theater Zwickau
Premierenvorschau
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13.01. 13.01. 13.01. 13.01. 13.01. 13.01. 13.01. 14.01. 17.01. 19.01. 19.01. 19.01. 19.01. 19.01. 19.01. 20.01. 20.01. 20.01. 20.01. 20.01. 20.01. 20.01. 20.01. 20.01. 21.01. 21.01. 25.01. 26.01. 26.01. 26.01. 26.01. 26.01. 27.01. 27.01. 27.01. 27.01. 27.01. 27.01. 27.01. 27.01. 28.01. 28.01. 28.01. 28.01. 28.01. 28.01. 28.01. 28.01. 28.01. 30.01.
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Dortmund: Strauss, Ariadne auf Naxos, Marik, Nürnberger Erfurt: Prokofjew, Cinderella, Faust, Heiss (Ballett) Freiburg: Wagner, Der fliegende Holländer, Himmelmann Kaiserslautern: Millöcker, Der Bettelstudent, Wycik, Könemann Koblenz: Offenbach, Die schöne Helena, Huschke, NN Magdeburg: Donizetti, Don Pasquale Saarbrücken: Puccini, Madama Butterfly, NN, Kaiser Nürnberg: Lortzing, Der Wildschütz, NN, Guth (Übernahme vom Gärtnerplatztheater München) München Staatsoper: Verdi, Falstaff, Mehta, Gramss Braunschweig: Johnson, Riemannoper, Kapoglou (in U 22) Leipzig: Debussy, Pelléas et Mélisande, Minkowski, Dew Liège/Lüttich: Verdi, La Traviata, Pleyer, Miller Meiningen: Wake nach Dumas, Die Kameliendame (Ballett) Regensburg: Wagner, Tannhäuser, Rumstadt, Häberli Schwerin: Wagner, Tannhäuser, Törzs, Quetes Dessau: Tschaikowsky, Eugen Onegin, Zettl, Kuhlmann Gießen: Saint-Saëns, Samson et Dalila, Chaslin (konzertant) Karlsruhe: Mozart, Le nozze di Figaro, Ono, Fieber Köln: Massenet, Werther, Villaume, Sturminger Oldenburg: Weill, Die Dreigroschenoper, Venus, Jelen Rudolstadt: Loewe, My Fair Lady (Musical; ÜN aus Eisenach) Stralsund: Britten, Ein Sommernachtstraum, Wilson, Schrem Stuttgart: Verdi, Don Carlo, Zagrosek, Wieler/Morabito Zürich: Verdi, Don Carlo, Welser-Möst, Düggelin Berlin Komische Oper: Strauss, Elektra, Auguin, Kupfer Plauen: Bernstein, West Side Story, Zacher, Wenke (Musical; Übernahme aus Zwickau) Ulm: Mozart, Die Zauberflöte, Gähres, Haag Düsseldorf: Rossini, L’italiana in Algeri, Corti, Loy Halberstadt: Fall, Brüderlein Fein (Kammerbühne) Hof: Ballett zu Barber, Szymanowski Würzburg: Schröder zu The Doors, Jim Morrison (Ballett ) Zwickau: Mozart, Die Zauberflöte, Gentscheff, NN Bremerhaven: UA Klaus-Peter Karens/Niklas Verholst, Graf Dracula (Musical) Chemnitz: Natschinski, Messeschlager Gisela, Stier, Olschok Coburg: Auber, Feensee, Hennig, Yu (Ballett) Gelsenkirchen: UA Stefan Heucke, Die Ordnung der Erde, Bächli, Schindowski (Ballett) Görlitz: Verdi, Nabucco, Escher (konzertant) Kassel: Janá˘cek, Tagebuch eines Verschollenen/Euripides, Medea, Haller/Mundt. Musikalisch-dramatischer Abend (frizz) Passau: Abraham, Viktoria und ihr Husar, Klaus, Dietrich Wiesbaden: Verdi, Un ballo in maschera, Dovico, Alexander Berlin Staatsoper: Verdi, Otello, Barenboim, Flimm Bielefeld: Berg, Lulu, Kuhn, Rech Bonn: Weber, Der Freischütz, Zapf, Fricsay Frankfurt/Main: Rihm, Die Eroberung von Mexico, Stenz, Brieger Hamburg: Mussorgski, Boris Godunow, Metzmacher, Preston Hannover: Adam, Giselle ou les Wilis, Bühl, Balkan (Ballett) Kiel: Strauss, Die Liebe der Danae, Windfuhr, Harmes Osnabrück: Verdi, Ernani Wuppertal: Karaman/Seers, Sisters, Roche, Karaman (Musical) Pforzheim: Donizetti, Der Liebestrank, NN, Weil
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05./06.12. 12.12. 26.12. 31.12. 25./26.01.
Fürth: Lehár, Die lustige Witwe (Operettenbühne Wien) Rüsselsheim: Adam, Gisèlle (Ballett der Staatsoper Kasan) Wuppertal: Strauß, Eine Nacht in Venedig (Oper Bromberg) Rüsselsheim: Strauß, Die Fledermaus (Strauß-Operettenthea.) Rüsselsheim: Bernstein, West Side Story (Stadttheater Brünn)
Ensembles unterwegs: Akad. für Alte Musik Berlin: 01.12. Löhne, 22.12. Berlin, 28.12. Steinfurt Cantus Cölln: 05.12. Duisburg, 06.12. Ingolstadt, 17.01. Bonn Concerto Köln: 09.12. Köln, 12.12. Köln, 16./17.12. Düsseldorf, 19.12. Rheda-Wiedenbrück German Brass: 01.12. Bamberg, 02.12. Fürth, 03.12. Würzburg, 04.12. München, 05.12. Bayreuth, 06.12. Stuttgart, 07.12. Neu-Ulm, 08.12. Dettlingen, 09.12. Heilbronn, 10.12. Heidelberg La Stagione Frankfurt: 08.12. Bad Lauchstädt, 09.12. München, 10.12. Heidelberg, 11.12. Wiesbaden, 13.12. Marburg, 18.12. Emden
Konzerte: Baden-Baden Festpielhaus 01.12. Meier (Mezzosopran), Carthy (Klavier). Brahms, Mahler, Schubert 02.12. Chamber Orchestra of Europe – Harnoncourt. Dvo˘rák, Beethoven 03.12. Gächinger Kantorei, Bach-Collegium Stuttgart, Rubens, Danz, Taylor, Schmidt – Rilling. Bach h-moll-Messe 09.12. L’Orfeo Barockorchester, Kirkby (Sopran) – Gaigg. Bach, Rameau 16.12. Freiburger Barockorch., Colleg. Vocale Gent, Rubens, Mijanovic, Kobow, Noack – Herreweghe. Bach Weihnachtsoratorium Berlin Kammermusiksaal 17.12. Berliner Barocksolisten – Kussmaul. Bach, Händel 24.01. Philharmonia Quartett, Quastoff (Bariton). Mozart, Schoeck 26.01. Maazel (V), Bronfman (P). Brahms Berlin Konzerthaus am Gendarmenmarkt 01.12. Neues Berliner Kammerorchester – van Steen 03.12. Berliner Sinfonie-Orchester, Madge (P) – Christodoulou 07.–10.12. BSO, Dresdner Kreuzchor, Sämann (Sopran) – Kreile. Poulenc 11.12. Ensemble Modern – Asbury. Wolpe, Feldman, Holt 14.-16.12. BSO, Ludwig (Vc) – Weigle. Schubert, Strauss, Borodin 06./07./08. BSO, Lifschitz (P) – Inbal. Beethoven, Berlioz 13./14.01. BSO, Ernst Senff Chor – van Steen. Schubert 20./21.01. DSO, Vengerov (V) – Nagano, Liszt, Mendelssohn, Berlioz 20.01. Kammersymphonie Berlin – Bruns. Françaix, Martin, Revueltas 25.–27.01. BSO A. u. J. Paratore (P), Gábor (Va) – Pesko. Schumann u. a. Berlin Philharmonie 02./03.12. DSO, Schiff (P) – Nagano. Bach, Bruckner 10.–12.12. Berliner Philh. Orch., Zacharias (P) – Norrington. Gluck, Mozart 15.–17.12. Berliner Philh., Grimaud (P) – Zinman. Mozart, Ravel, Ligeti 20.–22.12. Berliner Philh., RIAS-Kammerchor, Schäfer (Sopran), von Otter (Alt), Bostridge (Tenor), Dazeley (Bass) – Herreweghe. Bach 30./31.12. Berliner Philh., Solisten, Chor der Staatsoper – Abbado. Verdi 10.–12.01. Berliner Philh., Perényi (Vc) – I. Fischer. Lutoslawski, Bruckner 20.–22.01. Berliner Philharmoniker – Wand. Bruckner 8
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25./27.01. Berliner Philh., Schwedischer Rundfunkchor, Gheorghiu, Barcellona, Alagna, Konstantinov – Abbado. Verdi Requiem Bochum Audimax der Ruhr-Universität 13.01. Bochumer Symphoniker, Solisten, Chor – Sloane. Wagner Tristan Bochum Schauspielhaus 07./08.12. Bochumer Symph., Josefowicz (V) – Sloane. Debussy, Brahms Bonn Beethovenhalle 01.12. Orch. d. Beethovenhalle, Vallery (Flöte) – Soustrot. Bach, Mahler 10.12. Orchester der Beethovenhalle – Soustrot. Schubert 1. u. 4. 12./14.01. Orch. d. Beethovenh., Mainzer Domchor, Remmert – Soustrot Bottrop Saalbau 16.12. Münchner Symph., Contzen (V) – Bostock. Händel, Bach, Vivaldi Bremen Glocke 22.12. Deutsche Kammerphilhamonie Bremen, Vogt (P) – Harding Dresden Kulturpalast 02./03.12. Dresdner Philharmonie, Lakatos (V) – G. Albrecht. Dvo˘rák u. a. 09./10.12. Dresdner Philh., Gerhardt (Vc), Apel (P), Fauth (P), Radicke (P) – Janowski. Händel, Hindemith, Dessau, Bach 25./26.12. Dresdner Philh., Shoji (V) – Inbal. Tschaikowsky 13./14.01. Dresdner Philh., Ziesack (Sopran), Elsner (Tenor), Hagen (Bass), Chor des MDR – Janowski. Haydn Die Schöpfung 27./28.01. Dresdner Philh., Helzel (Sopran), Ullmann (Tenor), Hempel (Bass), Albrecht (Orgel), Dresdner Kreuzchor – Schreier. Bach Düsseldorf Tonhalle 04.12. Franz Liszt Kammerorchester, M. u. N. André (Trompete), B. André (Oboe). Purcell, Händel, Albinoni, Telemann 05.12. Uri Caine & Ensemble Bach Goldberg-Variationen 08.–11.12. Düsseldorfer Symphoniker – Fiore. Schönberg, Sibelius, Debussy 09.12. Collegium Vocale Gent, Zomer, Danz, Prégardien, Noack – Herreweghe. Bach Weihnachtsoratorium 14.12. Auryn-Quartett, Barainsky (Sopran), Schneider (P) 15.12. MDR-Chor und Sinfonieorchester, Gelber (P), Agh (Sopran), Bartosz (Alt), Genz (Tenor), Selig (Bass) – Luisi. Mozart 12./14. Düsseldorfer Symphoniker, Städtischer Musikverein Düsseldorf, /15.01. Coburn (Sopran) – Vänskä. Sibelius, Rautavaara, Poulenc 14.01. Academy of St. Martin in the Fields, Frank (V) – Marriner 25.01. SWR Radio-Sinfonieorch. Stuttgart, Zehetmair (V) – Norrington Frankfurt Alte Oper 01.12. Chamber Orchestra of Europe – Harnoncourt. Beethoven 6 u. a. 07.12. SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern, Posener Knabenchor, Wottrich (Tenor) – Falk 09.12. Ensemble Modern – Asbury. Wolpe, Feldman, Holt 12.12. Meier (Mezzosopran), Carthy (P). Mahler, Schubert 13.12. Windsbacher Knabenchor, Solisten – Behringer. Bach 11.01. Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt – Harding. Mahler 10. 14.01. Frankfurter Museumsorchester, Bachchor Mainz, Figuralchor Frankfurt – Nelson. Haydn Jahreszeiten 14.01. Opernchor und -orch. La Monnaie Brüssel, Salazar , De Young, Vargas, Relyea – Pappano. Verdi Requiem 17.01. Russisches Symphonieorchester Moskau, Gorenstein (P) – Matsouev. Prokofjew, Gershwin 24.01. Nederlands Philharmonisch Orkest, Rachlin (V), Coku (Sopran) – Haenchen. Schumann, Mendelssohn, Mahler 4. 30.01. Berliner Barocksolisten, Pahud (Flöte), Christ (Va), Faust (Vc) – Kussmaul. Telemann, Bach
Dezember/Januar 2000/2001
Premierenvorschau
Gastspiele:
Premierenvorschau
Potsdam Nikolaisaal 14.12. Brandenburger Symphoniker – Wefelmeyer. 12.01. Dt. Filmorch. Babelsberg – Lawton. Stummfilme m. Livemusik 01.01. Staatsorchester Frankfurt/Oder – Athinäos. Strauß, Strauss 27.01. Akademie für Alte Musik Berlin. Bach Brandenburg. Konzerte
Fürth Stadttheater 09.12. Neumarkter Kammerorchester, Orchester Collegium Noricum Vocal Ensemble Nürnberg, Lehrergesangsverein Fürth – Karl. Gluck Orpheus und Eurydike 19./20.12. Staatsphilh. Krakau, Korstick (P)– Bader. Bach, Beethoven u. a. 26.–28.01. Los Romeros (Gitarrenquartett). Bach, de Falla, Villa-Lobos u. a. Hameln Theater 19.12. Staatsorchester Braunschweig – Alber. Dvo˘rák, Elgar 16.01. Denhoff (V), A. Kontarsky (P). Szymanowski, Beethoven, Franck Leipzig Gewandhaus 03.12. Gewandhausorchester, Lindberg (Posaune), MacDonald (Trompete) – Blomstedt 07.–09.12. Gewandhausorchester, Argenta, Groop, C. Genz, Finley – Blomstedt. Händel Messias 29.–31.12. Gewandhausorch., Solisten, Schmidt – Blomstedt. Beethoven 9. 19./20.01. Gewandhausorchester –Mauceri. Bernstein, Herrmann, North 25./26.01. Gewandhausorchester, Lamb (Perc.), Mehlig (Pauken) – Masur
Rüsselsheim Theater 03.12. Trio Appassionato Zürich. Lotti, Bach, C.P.E. Bach, Weber, Händel 27.01. Slowakische Sinfonietta, Dondalski (V) – Svárovsky Schweinfurt Theater 09./10.12. Bamberger Symphoniker – Zender. Schumann, Zender 26./27.01. Staatskapelle Weimar, Glemser (P) – G.A.Albrecht. Liszt, Mahler 5. Villingen-Schwenningen 23.01. Slowakische Sinfonietta, Dondalski (V) – Svárovsky Witten Saalbau 06.12.
Württemberg. Kammerorch. Heilbronn, Antonsen (Trompete) – Faerber. Händel, Respighi, Telemann, Tschaikowsky, Tartini Hamburger Sinfoniker, Stemberger (Rezitation) – Haselböck
Ludwigshafen BASF-Feierabendhaus
15.01.
22./23.01. Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Kashkashian (Va) – Nelson
Wuppertal Stadthalle 04.12. Münchner Philharmoniker – Levine. Mozart, Berg, Tschaikowsky 06.12. Stuttgarter Kammerorchester, Loussier (P), Honda-Rosenberg (V), Jacques Loussier-Trio – Russell Davies. Bach (Bearb.), Bartók 14.12. Virtuosi Saxoniae, Hallenser Madrigalisten, Staude, Cordier, Hempel, NN – Güttler. Händel Messias 16.01. Sinfonieorchester Wuppertal, Chor der Konzertgesellschaft, Schmidt (Bariton) –Schneidt. Bach, Bruckner 9. 29.01. Guarneri-Quartett. Mozart, Mendelssohn, Smetana
Ludwigshafen Theater im Pfalzbau 15.12. Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Raschér Saxophone Quartet – Boreyko. Mozart, Raskatov, Messiaen, Skrjabin München Gasteig 08.–10.12. Münchner Philharm. – Levine. Mozart, Berg, Tschaikowsky 6. 14.–16.12. Münchner Philharmoniker, Meier, Segers (Horn), Philh. Chor, Tölzer Knabenchor – Levine. Mahler 3. 20.–22.12. Münchner Philharmoniker, Zehetmair (V) – Gielen. Beethoven
P = Piano, V = Violine, Va = Viola, Vc = Violincello / Alle Angaben ohne Gewähr.
Klassik im TV – Eine Auswahl Samstag, 2. Dezember 2000, 20.15 Uhr Classica Lully: Thésée; ML: Christie; Deutsche Erstausstrahlung Samstag, 9. Dezember 2000, 20.15 Uhr Classica Gluck: Alceste; ML: Gardiner – I: Wilson; v. Otter; Paris Châtelet 1999; Deutsche Erstausstrahlung Donnerstag, 14. Dezember 2000, 20.15 Uhr Classica Aus dem Musikarchiv – György Cziffra Samstag, 16. Dezember 2000, 20.15 Uhr Classica Thomas: Hamlet; ML: Plasson – I: Joël; Hampson, Dessay, van Dam; Paris Châtelet 2000; Deutsche Erstausstrahlung Sonntag, 17. Dezember 2000, 18.30 Uhr ZDF Die drei Tenöre singen die schönsten Weihnachtslieder 19.00 Uhr arte Elisabeth Schwarzkopf – Masterclass. Dokumentation Dienstag, 19. Dezember 2000, 20.00 Uhr arte „Der Troubadour“ live aus der Mailänder Scala 20.20 Uhr Classica Sibelius: Kullervo op. 7; Salonen Deutsche Erstausstrahlung; Beginn des symphonischen Sibelius-Zyklus (in wöchentlicher Folge) Donnerstag, 21. Dezember 2000, 20.15 Uhr Classica Aus dem Musikarchiv – Carlo Maria Giulini Montag, 25. Dezember 2000, 12.30 Uhr ZDF Festliche Klänge aus Dresden. Erstes Konzert aus der Frauenkirche 20.15 Uhr Classica Tschaikowsky: Der Nußknacker; Ch: Nurejew; Covent Garden London Dienstag, 26. Dezember 2000, 20.55 Uhr Classica Gian Carlo Menotti – Maestro zweier Welten
Mittwoch, 27. Dezember 2000, 20.15 Uhr Classica Porträt Robert Schumann; Deutsche Erstausstrahlung Donnerstag, 28. Dezember 2000, 20.15 Uhr Classica Porträt Glenn Gould 21.15 Uhr Classica Verdi – Eine italienische Legende; Sendestart der achtteiligen Biografie von Renato Castellani (in wöchentlicher Folge) Freitag, 29. Dezember 2000, 14.30 Uhr 3sat „September-Songs.“ Die Musik von Kurt Weill. Sonntag, 31.Dezember 2000, 18.00 Uhr ZDF Live aus Berlin. Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker 2000 Montag, 01. Januar 2001, 22.20 Uhr 3sat Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 135’ Donnerstag, 4. Januar 2001, 21.15 Uhr Classica Recital Peter Pears/Benjamin Britten Freitag, 5. Januar 2001, 20.15 Uhr Classica Alfred Brendel spielt Beethoven und Schubert Donnerstag, 11. Januar 2001, 21.15 Uhr Classica Aus dem Musikarchiv – Solomon/Claudio Arrau Freitag, 12. Januar 2001, 19.10 Uhr Classica Porträt José Cura Dienstag, 16. Januar 2001, 20.55 Uhr Classica Porträt John Adams Mittwoch, 17. Januar 2001, 19.00 Uhr Classica Gidon Kremer & Friends Donnerstag, 25. Januar 2001, 21.15 Uhr Classica Hermann Scherchen probt Bach, Kunst der Fuge Das gesamte Programm von Classica im Internet: www.classica.de
Das nächste 50
rescendo erscheint am 01.02.2001
Dezember/Januar 2000/2001
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