4. Jahrgang · Ausgabe 3/4 · Sommer 2001 · für Sie gratis Alle zwei Monate kostenlos in allen großen deutschen Opern- und Konzerthäusern und im Fachhandel.
Das KlassikMagazin
„Man muss
etwas zu sagen haben“ Matthias Goerne
Jacques Loussier – Der Vater des Crossover
50 Jahre Schönberg – Gespräche mit: • Matthias Goerne • Aribert Reimann • James Galway
Nur hier:
Alle Opernpremieren im Juni und Juli
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Juni/Juli 2001
Liebe
Vermischtes In memoriam Interview
Leserin, lieber Leser! Das Jahr 2001 steht für viele Opernfreunde ganz im Zeichen Giuseppe Verdis. Landauf landab spielen Theater und Freilichtbühnen seine Opern, werden seine Arien und Chöre in den Konzerten gegeben, erklingt sein Requiem in Kirchen, sein Streichquartett in Kammerkonzerten. Doch wer war dieser Mann, der in seinen 88 Lebensjahren nicht nur die stattliche Zahl von 26 Opern komponierte, sondern dabei auch ein gutes Dutzend Meisterwerke schrieb, die zum Kernbestand des Opernrepertoires zählen? Wenn Sie mehr über Leben und Werk Giuseppe Verdis erfahren möchten, aber nicht gleich eine umfangreiche Biografie lesen wollen, so haben wir für Sie die ideale Lösung: das neue Crescendo „Klassik kompakt“. Mit dem Band „Giuseppe Verdi“ starten wir eine Reihe handlicher Büchlein, die Ihnen alles Wissenswerte über Komponisten, Genres, Epochen oder auch Festivals und Opernhäuser präsentieren: pointiert und präzise auf 36 Seiten, verständlich geschrieben, farbig bebildert und mit CD-Empfehlungen versehen. Und da man auf einem Bein allein schlecht steht, haben wir „Verdi“ gleich einen zweiten Band zugesellt: „Alte Musik“ – eine Einführung in die Musik der Zeit vom ausgehenden Mittelalter bis ins Barock, mit einem Blick auf die Ästhetik und die Genres, die Komponisten und ihre Werke. Für alle, die etwas über Alte Musik erfahren, aber nicht gleich dicke Bücher studieren wollen.
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Herzlichen Glückwunsch nach Nürnberg: Das größte und älteste Festival Geistlicher Musik feiert Geburtstag: die Internationale Orgelwoche Nürnberg – Musica Sacra wird 50. Nicht nur Organisten von Weltrang, auch Orchester und Chöre, Instrumentalisten, Sänger und Jazzmusiker haben sich im letzten halben Jahrhundert in Nürnberg ein Stelldichein gegeben – angezogen nicht zuletzt vom besonderen Flair in den mittelalterlichen Kirchen. Dass Orgelmusik nicht gleich alte Musik ist, beweisen die mittlerweile 120 Auftragskom-
Foto-TS: Decca/Holger Badekow
Inhalt „Ich bin mit meiner Stimme sehr zufrieden“ Der Bariton Matthias Goerne über Heldentenöre, Bergs Wozzeck und die Arbeit an Neuer Musik
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Interview „Die Sprache hat sich verändert“ Der Komponist Aribert Reimann über Schönberg, Atonalität und die Zukunft der Oper
Sie erhalten die ersten beiden Bände der Reihe „Klassik kompakt“ auf zahlreichen deutschen Festspielen und direkt beim Verlag zum Preis von 9 Mark (Bestell-Coupon auf Seite 19). Eine weitere Neuerung erwartet Sie in diesem Crescendo auf den Seiten 43 und 44. Dort finden Sie erstmals DVD-Kritiken. Die „vielseitige digitale Scheibe“, äußerlich fast eine CD, auf ihrer Oberfläche aber mit erheblich mehr Speicherplatz versehen, löst als DVD-Video bereits die herkömmlichen Videokassetten ab. Als DVD-Audio dürfte die Scheibe über kurz oder lang die CD beerben – sind doch die Möglichkeiten der Mehrkanaltechnik faszinierend: Erstmals kann ein Raumklang wirklich dreidimensional abgebildet und wiedergegeben werden. Mehr dazu finden Sie ab Seite 43. Nun wünsche ich Ihnen und uns einen – auch kulturell – sonnigen Sommer. Wie die deutschen Oper- und Konzerthäuser werden auch wir von Crescendo eine Sommerpause einlegen. Die nächste Ausgabe finden Sie ab dem 1. Oktober wie gewohnt in Ihrem Opern- und Konzerthaus.
Ihr Chefredakteur
positionen, mit denen die Orgelwoche traditionell die zeitgenössische Musik unterstützt hat. Zur Nachwuchsförderung werden der Internationale Orgelwettbewerb um den Johann-Pachelbel-Preis ausgelobt und Internationale Orgel-Meisterkurse veranstaltet. Gefeiert wird unter dem Motto „Gratias agimus tibi – 50 Jahre ION“ vom 22. Juni bis 8. Juli – mit über 30 Konzerten und Veranstaltungen, darunter Bruckners f-moll-Messe, Haydns Schöpfung und Bachs h-Moll-Messe. Infos unter: Tel. 09 11/2 14 44 88 oder www.ion.nuernberg.de.
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Interview „Wenn meine Frau nicht da ist, höre ich Lohengrin“ James Galway über Flöten aus Gold, das
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richtige Üben ind seine Skepsis gegenüber Neuer Musik
Premierenspiegel Opernrundschau im Nordwesten Die Räuber in Hildesheim Der Troubadour, Ahasver und Lulu in Bielefeld The Tender Land in Nordhausen Idomeneo in Kassel Kersten Creon an der niederländischen Reisopera Hoffmanns Erzählungen in Rostock Boris Godunow an der Komischen Oper Berlin Der fliegende Holländer an der Berliner Staatsoper Juditha Triumphans in Potsdam Der Freischütz in Dessau Ein Maskenball in Cottbus Celan in Dresden Eugen Onegin in Freiberg Das Telefon und Die menschliche Stimme in Annaberg Der Barbier von Sevilla an der Staatsoperette Dresden Turandot in Eisenach Die Entführung aus dem Serail und Verlobung im Kloster in Chemnitz Der Revisor in Augsburg Idomeneo in Basel Arabella am Münchner Nationaltheater Der Stein der Weisen in Augsburg Der fünfte Heidelberger Frühling Masaniello furioso, Le convenienze ed inconvenience teatrali und I pazzi per progetto in Stuttgart Ruslan und Ludmilla in Karlsruhe Die tote Stadt in Straßburg Tickets im Internet NRW-Rundschau Jenufa in Essen Der Blitz in Aachen „Der König tanzt“ Corbiaus Lully-Film John Dews Abschied in Dortmund Boris Godunow in Düsseldorf
Labelporträt Große Ziele – kleine Preise
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Das Budget-Label „Arte Nova“
Das Crescendo-Rätsel Bücher/Digitales CD/DVD-Rezensionen Impressum Jazz Der alte Mann und der Bach
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Der Pianist Jacques Loussier
Basisdiskografie Durch den Dschungel der Verdi-Diskografie (III)
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Sommer 2001
Premierenvorschau Juni/Juli
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Vermischtes
Neuigkeiten aus der weiten Welt der Klassik ■
Roman Brogli, Erster Kapellmeister am Opernhaus Halle, wird zum 1. August GMD am Theater Lübeck. Der 35-jährige Schweizer arbeitete zuvor in Zürich, Bern, Luzern, Wien und St. Gallen.
Nürnberger Symphoniker und seit 1999 auch des Neuen Berliner Kammerorchesters. Zum Operndirektor des Nationaltheaters wurde Michael Schulz berufen, derzeit Oberspielleiter am Aalto-Musiktheater Essen.
■ Neue Chefchoreografin und künstlerische Leite-
rin des BerlinBalletts – Komische Oper wird ab Herbst Blanca Li. Die gebürtige Spanierin, die an der Martha Graham School in New York studierte und in Paris eine eigene Compagnie leitet, tritt im September dieses Jahres die Nachfolge von Richard Wherlock an. ■ Christof Prick, ehemals GMD der Staatsopern Karlsruhe und Hannover und als Gastdirigent vor allem an der Semperoper Dresden und in München tätig, übernimmt zum Herbst dieses Jahres die künstlerische Leitung des Charlotte Symphony Orchestra in North Carolina und gleichzeitig die Meisterklasse für Dirigieren an der Musikhochschule seiner Heimatstadt Hamburg. ■ Gabriel Chmura, 1974 jüngster Generalmusikdirektor Deutschlands (in Aachen), später Chefdirigent der Bochumer Symphoniker, übernimmt mit Saisonbeginn 2001/02 die Leitung des Polnischen Nationalen Rundfunksinfonieorchesters Kattowitz. ■
Heribert Beissel, Chefdirigent der Klassischen Philharmonie Bonn, folgt Nikos Athinäos als Chefdirigent des Staatsorchesters Frankfurt (Oder).
■ Thomas Sanderling, seit 1992 Chefdirigent des Osaka Sinfonieorchesters, übernimmt ab Herbst 2001 zusätzlich die Leitung der neu gegründeten Philharmonica di Tokyo.
■ Die High End, Europas größte Audio-Messe, fei-
ert 20. Geburtstag. Unter dem Motto „Nie so gut gehört“ werden vom 14. bis 17. Juni in Neu-Isenburg rund 200 Hersteller, Vertriebe und Händler dem staunenden Publikum die edelsten Geräte zur Musikwiedergabe präsentieren – aufgebaut in den Zimmern des Nobelhotels Kempinski gleich beim Frankfurter Kreuz. Doch keine Sorge, man muss nicht mit dem Jaguar vorfahren. Neben staunenswürdigen Raritäten zu astronomischen Preisen sind jede Menge erschwingliche Anlagen vertreten. Schließlich soll sich auch Otto Normalverbraucher daheim hochwertigen Musikgenuss leisten können. Alle Produkte werden vorgeführt und sind im Fachhandel erhältlich. Traditionell wird auch optisch einiges geboten. Denn mehr noch als für normale Hi-Fi-Geräte gilt für die Traumanlagen im High-End-Bereich: Das Auge hört mit. Die Produktpalette reicht von CD-Playern, Lautsprechern und Kabeln bis hin zu den neuen Trägermedien DVD-Audio und SACD. Infos bei der High End Society unter Tel. 02 02/70 20 22 oder unter www.highendsociety.de ■ Ernö Weil, seit 1997 Intendant des Stadttheaters Pforzheim und zuvor sieben Jahre Leiter des Landestheaters Coburg, wechselt 2002 als Nachfolger von Marietheres List ans Theater Regensburg. ■
■ Marguerite Donlon tritt die Nachfolge des vorzeitig ausgeschiedenen Bernd R. Bienert als Ballettdirektorin des Saarländischen Staatstheaters an. Die einstige Solotänzerin – u. a. an der Deutschen Oper Berlin – arbeitet seit einigen Jahren als freie Choreografin.
Neuer GMD am Theater Altenburg-Gera wird Gabriel Feltz. Der gebürtige Berliner studierte in seiner Heimatstadt Dirigieren und Klavier, arbeitete dann an den Städtischen Bühnen Lübeck und ist seit 1997 Kapellmeister am Bremer Theater. Als Gast dirigierte er u. a. das DSO Berlin, das Berliner Sinfonieorchester und eine Ballettpremiere an der Bayerischen Staatsoper München.
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Aus einem mach zwei: George Alexander Albrecht, GMD und Operndirektor in Weimar, bekommt im Herbst 2002 gleich zwei Nachfolger: Neuer GMD wird Jac van Steen. Der 45-jährige Niederländer, der seit neun Jahren eine Professur am Konservatorium in Den Haag innehat, war von 1989 bis 1994 Chefdirigent des Nationalballetts Amsterdam. Seit 1997 ist er Chefdirigent der
Intendant Guy Montavon wechselt 2002 von Gießen nach Erfurt. Der 38-jährige Schweizer leitet das Gießener Stadttheater seit 1996.
■ Die jungen Pianisten Susanne Kessel, Carl Wolf,
Cristina Marton und Oleg Poliansky sind die vier „Best of NRW“, die zwischen Oktober 2001 und März 2002 mit Unterstützung der Kulturstiftung Nordrhein-Westfalen, des Westdeutschen Rundfunks und der Dörken-Stiftung jeweils fünf Konzerte geben werden: in Bonn, Dortmund, Münster, Siegen und Witten. ■
Die Mannheimer Hofkapelle galt um die Mitte des 18. Jahrhunderts als die bedeutendste in Europa. Ihr Niveau hielt sie über mehrere Jahrzehnte nicht zuletzt deshalb, weil die Orchestermusiker ihren Nachwuchs selbst ausbildeten. Das Nationaltheater Mannheim hat nun in Zusammenarbeit mit der Kultur-Stiftung der Deutschen Bank die „Orchesterakademie Mannheimer Schule“ ins Leben gerufen. Unter Leitung von Generalmusikdirektors Adam Fischer werden vom 15. bis 27. Juli renommierte Dozenten den musikalischen Nachwuchs unterrichten und mit ihm gemeinsam musizieren. Informationen im Internet unter www. mannheimerschule.de.
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Großes Jubiläum! Zum 50. Mal findet vom 4. bis 21. September in München der Internationale Musikwettbewerb der ARD statt, einer der bedeutendsten Musikwettbewerbe der Welt. Zur Feier des Jahres wurde kurzerhand ein neues Festival ins Leben gerufen: Das Kammermusikfest des ARDWettbewerbs. Vom 8. bis 10. Juni werden Preisträger der vergangenen Jahre auf Schloss Elmau konzertieren. Infos unter Tel. 0 88 23/1 85 06.
■ Der 30. Bundeswettbewerb Gesang Berlin ist in diesem Jahr für die Fächer Musical und Chanson/Song ausgeschrieben. Den Gewinnern des einzigen Wettbewerbs dieser Art in Europa winken Preise von insgesamt 100.000 Mark sowie Engagements an Theatern und Musicalbühnen. Die Vorauswahl auf Länderebene läuft im Oktober, die Finalrunde findet im November in Berlin statt. Interessierte zwischen 17 bis 28 Jahren können sich bis zum 1. September bewerben. Infos unter Tel. 0 30/3 01 55 18 oder unter www.bundeswettbewerbgesang.de. ■ Der erste reine Theater-Stellenmarkt ist gestartet:
■ Alexander Joël, derzeit Kapellmeister an der Wiener Volksoper, wechselt zum Beginn der kommenden Spielzeit als Erster Kapellmeister an die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg.
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Unter www.theaterjobs.de finden Interessierte die Angebote von derzeit 20 deutschsprachigen Theatern in den künstlerischen, technischen und administrativen Bereichen.
sollte er die Dresdner Semperoper leiten. Der „Philosoph“ unter den Dirigenten, auch passionierter Kunstsammler, hatte erst kürzlich sein (drittes) Studium der Ägyptologie abgeschlossen. AC
Foto: Archiv
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Sein Tod kam viel zu früh. Am Pult der Deutschen Oper Berlin, mitten im dritten Akt der Aida, erlitt Giuseppe Sinopoli am 20. April einen tödlichen Herzinfarkt. Der Abend hatte die Versöhnung mit dem Haus besiegeln sollen, das er seit 1990, als er im Streit aus seinem Vertrag als designierter GMD ausstieg, nie wieder betreten hatte. Sinopoli war einer der großen Dirigentenstars und doch so ganz anders als seine Kollegen. Geboren 1946 in Venedig, studierte er in seiner Heimatstadt Musik und in Padua Medizin. Seine Promotion behandelte 1971 „Abirrung und kriminologische Momente in der phänomenologischen Vermittlung des Kunstwerks“. Als Dirigierschüler des legendären Hans Swarowsky siedelte er 1972 nach Wien über. Doch bekannt wurde er zunächst als
Avantgarde-Komponist; sein Hauptwerk, die Oper Lou Salome, wurde 1981 in der Regie von Götz Friedrich in München uraufgeführt. Erst in den achtziger Jahren stieg er kometenhaft in die Dirigierelite auf: 1983 wurde er Chefdirigent der Academia Nazionale di Santa Cecilia in Rom (bis 1987) und der Londoner Philharmoniker (bis 1994). 1985 debütierte er an der Met und in Bayreuth, wo er seitdem zu den prägenden Dirigenten gehörte. Wagner und Strauss, Mahler und Berg bildeten das Kernrepertoire, das Sinopoli mit den Wiener Philharmonikern und vor allem mit der von ihm seit 1992 geleiteten Sächsischen Staatskapelle pflegte. Erst jüngst hatte er sich nach langer Abstinenz wieder der Oper zugewandt, wo seine Liebe vor allem Puccini und Verdi galt. Ab 2003
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Am Ostermontag verstarb der als Mozart-Dirigent gerühmte Schweizer Peter Maag. 1919 in St. Gallen geboren, begann er 1952 als Erster Kapellmeister am Opernhaus Düsseldorf. Von 1954 bis 1959 war er GMD in Bonn, von 1964 bis 1967 Chefdirigent der Volksoper Wien. Als Gastdirigent arbeitete er vor allem in Italien. 1984 bis 1991 war er Chefdirigent des Sinfonieorchesters Bern, 1986 bis 1991 auch Musikdirektor der Berner Oper.
■ Graziella Sciutti starb am 9. April mit 74 Jahren.
Die in Turin geborene Koloratursopranistin brillierte vor allem in den lyrischen Mozart-Partien und in Rossini-Rollen an allen großen Opernhäusern. In späteren Jahren arbeitete arbeitete sie auch als Opernregisseurin u. a. an der Met, an Covent Garden, aber auch 1984/85 in Koblenz. ■ Peter Erckens starb im Alter von 47 Jahren. Der
Dirigent arbeitete von 1977 bis 1980 als Assistent Michael Gielens in Frankfurt, war von 1990 bis 1996 GMD des Staatstheaters Mainz und gastierte u. a. in Köln, Stuttgart und Leipzig.
In memoriam
In memoriam
„Ich bin mit meiner
Stimme sehr zufrieden“ Der Bariton Matthias Goerne über Heldentenöre, Bergs Wozzeck und die Arbeit an Neuer Musik Crescendo: Herr Goerne, sind Sie nicht neidisch auf Ihre Tenor-Kollegen? – Heldenarien, von Frauen umschwärmt … Goerne: Das ist doch längst überholt. Es gibt nicht mehr die großen Superstars, die mit 20 Koffern unterwegs sind, wie noch vor Jahren. Es gibt noch ein paar Dinosaurier, aber die junge Generation ist anders drauf. Ich glaube, die Anforderungen und die Schnelllebigkeit heutzutage erlauben einem gar keine Eskapaden mehr. Das ist vergeudete Zeit und wird einem mittlerweile auch übel genommen. Nein, ich bin wirklich glücklich mit meiner Stimme. Vor allem für das Liedrepertoire halte ich den Bariton für die geeignetste Stimmlage, einfach weil sie der Sprechstimme relativ nah ist. Natürlich gibt es beneidenswerte Tenor-Partien, aber ich bin mit meiner Stimme schon sehr zufrieden. Crescendo: Warum singen Sie so selten in der Oper? Goerne: Mittlerweile mache ich eine Produktion im Jahr. Das sind etwa 15 bis 20 Abende im Jahr, also etwa ein Drittel meiner Auftritte. Wenn man 35 Liederabende im Jahr zu singen hat und im Schnitt sechs neue Programme, bedeutet das, jedes Jahr zwischen 120 und 160 Lieder, also 15 bis 20 Stunden Musik, neu zu lernen. Da bleibt für die Oper nicht mehr viel Zeit. Außerdem sind die Möglichkeiten, sich individuell zu betätigen, im Liedrepertoire viel größer, als wenn ich mal hier den Papageno, da den Danilo und dort den Barbier gebe. Ich halte nichts von diesem Mischmaschrepertoire-Theater. Die Orte, an denen ich singe, ob nun Salzburg, die Met oder Zürich, sind zudem so gut – wenn ich da die richtige Oper mache, bedeutet mir das schon viel. Es ist auch davon abhängig, wer dirigiert, hat man wirklich Proben, ist es eine Neuinszenierung... Ich habe nichts gegen Wiederaufnahmen, aber ich möchte Stücke so erarbeiten, dass das Resultat auch mit mir zu tun hat. Ich möchte nicht der zwanzigste Sänger in einer 15 Jahre alten Inszenierung sein. Crescendo: Der Wozzeck von Alban Berg ist wohl derzeit Ihre Lieblingsrolle. Was begeistert Sie an diesem Werk?
Foto: Universal Music
Interview
Interview Jakob Buhre und Arnt Cobbers
Goerne: Das ist nun eine Jahrhundertoper, für den Beginn des 20. Jahrhunderts wahrscheinlich das Schlüsselwerk. Wenn man Musikentwicklung als Fortschritt gegenüber einem anderen Stil begreift, dann würde ich sagen, hat der Wozzeck eine Qualität, die man vorher nicht findet. Natürlich sind Epochen an sich immer unvergleichbar, weil jede eine andere Qualität hat. Aber dieses Stück ist derartig gut, das Libretto ist so komprimiert – für mich ist es eine der fantastischsten Opern mit einer unglaublichen Wucht. Und als Sänger muss ich sagen: Nach dem Wozzeck hat man nicht mehr Lust auf jede Rolle. Crescendo: So mancher meinte, Sie wären für den Wozzeck noch zu jung. Goerne: Das hat damit zu tun, dass man anderes gewohnt ist. Aber man darf nicht die Kenntnis eines Dirigenten wie Christoph von Dohnanyi unterschätzen, der mich für die Rolle haben wollte, und letzten Endes auch nicht meinen sängerischen Instinkt. Ich hätte es nicht gemacht, wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, dass es funktionieren würde. Und der Erfolg hat mir Recht gegeben. Man darf auch nicht vergessen, dass die eigentliche Uraufführung ein junger Sänger um die 30 singen sollte; der ist damals erkrankt und ein älterer ist eingesprungen. Tatsache ist, wer die Uraufführung macht, der bestimmt das Stück, und so wurde hier eine Tradition gesetzt, die sich nicht aus dem No-
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tentext ergibt. Im Gegenteil, was die Handlung anbelangt, ist es vom Alter her genau richtig für mich. Crescendo: Stoßen Sie nicht manchmal an Grenzen auf Grund Ihres jungen Alters? Goerne: Nein, wenn jemand fragt, warum singt der schon die Winterreise, der ist doch erst 34, dann kommen immer Argumente, an denen ich merke, die Leute haben das Stück noch nie genau gehört. Ein Lied wie Der greise Kopf zum Beispiel setzt doch voraus, dass es ein junger Mann singt, denn er hat schwarze Haare und nicht graue. Generell denke ich, dass Kunst nicht an Alter gebunden ist, sondern an eine innere Erfahrung und Reife. Entweder man hat etwas zu sagen oder nicht. Crescendo: Reizt es Sie nicht auch, durch eine Uraufführung den Standard zu setzen und die Tradition zu bestimmen? Goerne: Das reizt mich schon. Es hat natürlich mit dem jeweiligen Stück zu tun. Wenn man Henze, Rihm, Reimann oder Berio uraufführt, ist das schon ein Ereignis mit einer speziellen Atmosphäre. Und wenn es für einen selbst geschrieben ist, kommt auch die Ehre dazu. Da reagiert man vollkommen menschlich und freut sich. Aber in erster Linie ist ausschlaggebend, ob einem das Stück liegt und ob man ihm gerecht werden kann. Crescendo: Sie singen Reimann, Berg, Schubert, Mozart, Bach – finden Sie zu allen Epochen einen Zugang?
Goerne: Sicher ist es nicht so, dass einem jeder Komponist gleich liegt. Sogar im Werk eines Komponisten gibt es Phasen, die einem nicht so liegen. Bei Schubert gibt es eine Phase, die von der griechischen Antike geprägt ist und sich nur schwer dem Interpreten und dem Publikum erschließt. Und wenn die Voraussetzung ist, dass man das Lexikon der Antike im Konzert dabei hat, dann ist es schon schwierig für eine entspannte Atmosphäre, wenn die Leute doch eigentlich berührt werden sollen durch die Musik. Ich kann auch mit der französischen Musik nicht so viel anfangen. Crescendo: Liegt das an der Sprache? Goerne: Sicher, meine Art zu singen hat viel zu tun mit der Verbindung von Sprache und Gesang, und ich fühle mich sofort unwohl, wenn etwas unklar bleibt. Für mich ist es leichter im Italienischen und im Englischen als im Französischen. Der Pelléas von Debussy ist eine Partie, die mir laufend angeboten wurde, aber das wäre genauso, als wollte man die Christus-Rezitative mit jemandem besetzen, der nicht deutsch spricht. Dann wird es absurd. Crescendo: Fällt es Ihnen leicht, zeitgenössische Stücke zu lernen und zu singen? Goerne: Das ist allein eine Frage des Fleißes und der Konzentration. Natürlich muss man sich am Anfang ein bisschen Zeit nehmen, um eine bestimmte Tonsprache zu entdecken. Eine bestimmte Reibung, eine bestimmte Spannung, die einem zum Beispiel bei Alban Berg am Anfang wahnsinnig vorkommt, begegnet einem auf Seite 40 wieder, und man empfindet sie dann schon als vollkommen normal. Leider glauben viele, man könnte über Ungenauigkeiten hinwegtäuschen, weil es keiner nachvollziehen kann. Trotzdem merkt man es sofort. Wenn Dohnanyi beim Wozzeck mal absagen muss und ein anderer Dirigent einspringt, der das Stück lange nicht gemacht hat, dann kommt sofort ein Unsicherheitsfaktor in die Proben, der alle betrifft, auch wenn sie ihre Partie können. Es ist eine Unschärfe, die alles verschiebt und die jeder bemerkt. Auch der viel weniger geschulte Zu-
schauer spürt bei zeitgenössischen Opern, ob es musikalisch sauber ist oder nicht – vorausgesetzt, es ist gute Musik. Gute Musik ist für mich leicht einzustudieren, auch wenn der Schwierigkeitsgrad sehr hoch ist. Bei schlechter Musik ist es viel schwerer.
Matthias Goerne, 34, gilt vielen als der führende Bariton seiner Generation. Der gebürtiger Weimarer studierte in Leipzig bei Hans Beyer und später bei Elisabeth Schwarzkopf und Dietrich FischerDieskau. Sein Schwerpunkt liegt im Liedbereich, wo er nicht nur mit Liedbegleitern wie Graham Johnson und seinem langjährigen Partner Eric Schneider, sondern auch immer wieder mit Solisten wie Alfred Brendel, Andreas Haefliger oder Leif Ove Andsnes zusammenarbeitet. An der Kölner Oper sang er 1992 Henzes Prinz von Homburg und 1996 den Wolfram im Tannhäuser. Als Papageno (Zauberflöte) debütierte er 1997 bei den Salzburger Festspielen und ein Jahr später an der Met. Seine bislang wichtigste Rolle war 1999 der Wozzeck in Zürich in der Regie von Christoph Marthaler. Goernes SoloCDs erscheinen exklusiv beim Label Decca.
CD-Tipps: Franz Schubert: Goethe-Lieder. m. Andreas Haefliger (Piano) 1996. Decca 452 917-2. Hanns Eisler: Hollywooder Liederbuch. m. Eric Schneider (Piano) 1998. Decca 460 582-2. Robert Schumann, Liederkreis op. 39; 12 Gedichte op. 35. m. Erich Schneider 1998. Decca 460 797-2. Johann Sebastian Bach: Kantaten. Camerata Academica Salzburg: Roger Norrington 1999. Decca 466 570-2. Arien. Schwedisches RadioSinfonie-Orchester: Manfred Honeck 2000. Decca 467 263-2.
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„Die Sprache hat sich verändert“
Der Komponist Aribert Reimann über Schönberg, Atonalität und die Zukunft der Oper Crescendo: Im Juli jährt sich der 50. Todestag von Arnold Schönberg. Grund zur Frage: Was ist von Schönberg geblieben? Reimann: Zunächst einmal ist er einer der größten Komponisten des 20. Jahrhunderts – ganz unabhängig von seinen Theorien. Aber mit seiner Zwölfton-Methode war er natürlich auch ein Revolutionär. Crescendo: Können Sie einem Laien in wenigen Sätzen erklären, was eigentlich Zwölftonmusik ist? Reimann: Oh Gott, das ist schwierig. Aber auf einen Nenner gebracht: Nach der Auflösung des harmonischen Systems, die sich ja schon in Wagners Tristan ankündigt, hat Schönberg eine neue Ordnung entwickelt, um unabhängig von einem harmonischen System mit zwölf Tönen zu komponieren. Eine Ordnung, in der jeder Ton seine Bedeutung hat und jeder Ton für sich steht. Aus diesem Umgang mit zwölf Tönen hat sich dann eine neue Polyphonie entwickelt. Crescendo: Schönberg hatte schon mehr als ein Jahrzehnt atonal komponiert. Warum musste er ein System entwickeln? Reimann: Einfach um zu einer Ordnung der Töne zu kommen. Das war absolut notwendig. Dieses neue Ordnungsprinzip war für alle zu seiner Zeit und die, die nach ihm kamen, ungeheuer wichtig. Man merkt, wie die Stücke, die Schönberg vorher geschrieben hat, immer sparsamer wurden in ihrem Kontext und mit ihrem Tonmaterial. Und plötzlich ergab sich fast zwangsläufig ein zwölftöniges Reihenprinzip. Crescendo: Aber mittlerweile hat man das wieder aufgegeben. Reimann: Zunächst kam das serielle Komponieren, in dem Tonhöhen, Tonlängen, die Dynamik in Reihen festgelegt wurden, und das war natürlich ein Korsett. Wie alle habe auch ich damals zwölftönig komponiert, aber ich habe gemerkt, dass es für mich ein Hemmschuh war. Ein System ist auch dazu da, dass man sich wieder davon befreit. Jeder, der komponiert, muss versuchen, seine Sprache zu entwickeln, ganz egal, was er nun für technische Anleihen macht. Crescendo: Sie haben bislang sieben Opern geschrieben. Ist Oper noch eine zeitgemäße Musikgattung?
Foto: Milan Wagner/Schott Archiv
Interview
Interview Arnt Cobbers und Klemes Hippel
Reimann: Oper ist ein weiter Begriff. Aber solange es Sänger gibt, die singen und auf der Bühne stehen, wird es auch immer Komponisten geben, die sich damit beschäftigen. Ich glaube, dass die Oper genauso viel Zukunft hat wie bisher. Nur wird es sicher vieles geben, was erst angedacht ist, etwa durch die Einbeziehung der Elektronik oder den virtuellen Bühnenraum. Crescendo: Was macht den Reiz aus, für das Musiktheater zu schreiben? Reimann: Dass man auf der Bühne eine Geschichte erzählt durch die Musik. Und dass man singende Menschen auf der Bühne hat. Wo die Sprache aufhört, da fängt das Singen an. Wo man durch das Singen ausdrücken kann, was mit der Sprache allein nicht mehr zu sagen ist, da wird es für den Komponisten überhaupt interessant, sonst würde er ja nur Bühnenmusik schreiben. Crescendo: Warum hat es Neue Musik immer noch so schwer beim Publikum? Reimann: Vielleicht liegt es auch daran, dass viel zu wenig getan wird, um das Publikum vorzubereiten. An der Staatsoper in München werden Schulklassen in die Proben geführt. Nach der Hauptprobe zu Bernarda Albas Haus haben wir mit den Schülern diskutiert. Wenn das systematisch gemacht würde, mit allen Schulklassen, dann würde sich, glaube ich, manches ändern. Allerdings bin ich nicht so optimistisch, weil vor allem die Popund Schlagermusik einen so unglaublichen Stellen-
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wert bekommen hat. Das ist oft der falsche Umgang mit Tonalität. Was einem da um die Ohren gezockt wird, das ist manchmal eine Konserve billigster Sorte – ob im Fahrstuhl oder im Supermarkt. Dadurch wird die Bereitschaft, Musik aufzunehmen, die außerhalb der Tonalität liegt, abgestumpft. Natürlich kann man das nicht verallgemeinern. Aber dagegen anzugehen, ist für uns E-Komponisten sehr schwer. Crescendo: Wenn Sie sehen, welchen Erfolg Ihre Kollegen Pärt, Glass oder Górecki haben, die auf dem Boden der Tonalität geblieben sind, werden Sie da nicht neidisch? Reimann: Nein, überhaupt nicht. Górecki hat ja auch einmal ganz anders komponiert. Er hat nun diesen Weg für sich gefunden, und das ist seine Sprache. Er kann und will sich nur in dieser Sprache ausdrücken. Jeder muss selbst wissen, wie er seine Sprache formuliert. Crescendo: Aber es stellt sich die Frage, ob das Publikum dieser radikalen Abkehr von der Tonalität folgen konnte. Reimann: Doch, das glaube ich schon. Heute nimmt ein Publikum den Lear viel leichter auf als noch vor 20 Jahren. Ich habe ja nun 25 Jahre Erfahrung im Unterrichten von Sängern und Pianisten, und die Studenten haben in der Neuen Musik viel mehr ihre eigene Persönlichkeit finden können als bei Schubert oder Brahms. Das ist eben doch die Sprache unserer Zeit. Auch beim Publikum ist die Bereitschaft viel größer, als man meint. Ein Publikum kann man in jeder Hinsicht manipulieren. Sie können ihm jeden Tag Puccini spielen, und Sie können es genauso manipulieren, indem Sie ihm zwanzig Vorstellungen vom Wozzeck vorsetzen. Auch dann werden die Leute kommen, und am Schluss denken sie vollkommen anders darüber. Der Umgang verändert die Menschen. Sie müssen nur die Gelegenheit dazu bekommen. Crescendo: Haben Sie nicht Angst, dass ein großer Teil des Publikums auf Dauer tonale Musik hören will? Reimann: Nein, das glaube ich nicht. Wenn eine Aufführung gut ist, wie jetzt die von Bernarda Albas Haus, dann ist der Laden voll. Crescendo: Aber viele gehen anschließend nach Hause und hören zur Entspannung doch wieder Puccini oder Tschaikowsky.
berg kam. Und ich mag Mozart genauso wie Webern. Für mich ist es Musik, ganz egal, aus welcher Zeit sie stammt. Die Sprache hat sich verändert, aber das, was Musik ausmacht, hat sich nicht verändert. Und das wird sich auch nie verändern. Auch der Ausdruck, was Musik bewirken will, was Musik ausdrücken will, wird immer bleiben. Nur die Klang- und die musiksprachlichen Mittel verändern sich. Crescendo: Glauben Sie denn, dass wir noch einmal zu einem neuen System kommen werden? Den letzten großen Versuch hat ja Schönberg vor nunmehr 80 Jahren unternommen.
Der Berliner Aribert Reimann, 65, ist einer der profiliertesten zeitgenössischen Komponisten. Nach dem Studium konzertierte er viele Jahre als Liedbegleiter mit Dietrich Fischer-Dieskau, Elisabeth Grümmer, Brigitte Faßbaender u. a. Als Professor für zeitgenössisches Lied unterrichtete er von 1974 bis 1983 an der Musikhochschule Hamburg und von 1983 bis 1998 an der Hochschule der Künste Berlin. Er hat viele
Reimann: Ich denke, dass auch aus der Kombination von natürlich gespieltem und elektronisch fabriziertem Ton Neues entstehen wird. Ich selbst habe einmal versucht – in der Gespenstersonate –, durch die Vierteltönigkeit ein neues harmonisches System zu entwickeln. Nur hatte ich Angst, es auf andere Stücke zu übertragen, weil ich dachte, da drehe ich mich dann irgendwann im Kreis. Aber man kann auch eine ganz andere Harmonik finden. Ich könnte mir vorstellen, dass es eine neue Tonalität gibt, die nichts mehr mit Dur und Moll zu tun hat, sondern auf einer ganz anderen Ebene unter Einbeziehung von Viertel- und Achteltönen funktioniert.
Lieder, Kammer- und Orchestermusik geschrieben, doch berühmt wurde Reimann mit seinen Opern: Ein Traumspiel (UA 1965), Melusine (1971), Lear (1978), Die Gespenstersonate (1984), Troades (1986), Das Schloss (1992). Sein jüngstes Werk, Bernarda Albas Haus nach Federico García Lorca, wurde im Oktober 2000 an der Bayerischen Staatsoper uraufgeführt. Reimanns Werke erscheinen exklusiv im Schott-Verlag.
Konzerte 10. Freitagkonzert Freitag, 8. Juni 2001, 20 Uhr Beethovenhalle Gustav Mahler Sinfonie Nr.9 D-Dur Orchester der Beethovenhalle Marc Soustrot, Dirigent
Konzerte der Bundesstadt Bonn Marc Soustrot Generalmusikdirektor
Villa Prieger, Bonn Foto: Lefèbvre
Liederabend I Samstag, 9. Juni 2001, 20 Uhr Villa Prieger Gustav Mahler Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ Rückert-Lieder
Gustav Mahler und das Lied Internationales Symposium II 9. und 10. Juni 2001 Villa Prieger Wissenschaftliche Leitung:
Liederabend II Sonntag, 10. Juni 2001, 18 Uhr Villa Prieger Gustav Mahler Lieder und Gesänge aus der Jugendzeit Lieder eines fahrenden Gesellen Kindertotenlieder Franziska Hirzel, Sopran Birgit Remmert, Alt Jochen Kupfer, Bariton Jan C. Schultsz, Klavier
Prof. Dr. Wolfram Steinbeck Prof. Dr. Bernd Sponheuer
In Zusammenarbeit mit der Carl Richard Montag Stiftung, Villa Prieger Tel 0228 / 77 80 08 (Karten) www.beethovenhalleorchester.de
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Interview
Reimann: Aber der Geschmack eines Publikums kann sich doch nicht für die nächsten Jahrhunderte nur an Puccini und Tschaikowsky orientieren. Das sind beides großartige Komponisten, aber Sie verstehen, was ich meine. Wenn man glaubt, dass ein Publikum immer nur das Gleiche vorgesetzt bekommen soll, dann stimmt da etwas nicht. Das ist dann Museum und hat nichts mehr mit lebendiger Kunst, mit neuer Musik zu tun. Crescendo: Sie glauben, dass man Atonales, Cluster und Vierteltöne eines Tages genauso für „normale Musik“ halten wird wie einen Dreiklang? Reimann: Ja, sicher. Es gibt viele junge Leute, für die das ganz selbstverständlich ist. Und: Im Fernsehen oder im Film können Sie dem Publikum das Grausamste und Härteste an Klängen vorsetzen. Wenn dabei ein Film abläuft, hat es überhaupt kein Problem damit, denn damit wird etwas assoziiert. Wir leben heute in einer Zeit, in der das Auge viel mehr beansprucht wird als das Ohr. Es ist ja auch viel bequemer, etwas zu sehen als etwas zu hören. Crescendo: Brauchen Sie nicht ab und zu klassisch-tonale Hörerlebnisse? Reimann: Überhaupt nicht. Ich mag Schubert genauso wie Schönberg oder alles, was nach Schön-
„Wenn meine Frau
nicht da ist, höre ich Lohengrin“
James Galway ist der populärste Querflötist der letzten Jahrzehnte. Geboren 1939 in Belfast, spielte er nach dem Studium an der Sadlers Wells Opera und der Royal Opera Covent Garden in London, im BBC Symphony Orchestra und im Royal Philharmonic Orchestra London. Von 1969 bis 1975 war er Soloflötist der Berliner Philharmoniker unter Karajan. Seitdem tourt er als Solist um die Welt. Er hat zahlreiche Werke in Auftrag gegeben oder uraufgeführt. In den letzten Jahren arbeitet Galway immer häufiger als Dirigent, seit 1999 ist er Principal Guest Conductor der renommierten London Mozart Players. Für das Label RCA Victor hat er über fünfzig LPs/CDs aufgenommen. Zu Hause in der Schweiz spielt er, wie er in gutem Deutsch schalkhaft-fröhlich erzählt, auch Horn, Saxophon und Alphorn. Crescendo: Warum haben Sie gerade Querflöte gelernt? Galway: Einfach weil wir eine Flöte zu Hause hatten. Ich wollte nie professioneller Flötist werden. Aber dann habe ich ein Stipendium gewonnen und bin mit 15 Jahren nach London gegangen zum Studieren – und später nach Paris. Mit 21 wurde ich
Erster Soloflötist in der Oper. Und da habe ich gedacht, jetzt ist es zu spät, einen richtigen Beruf zu lernen. Aber ich bin sehr froh, dass mein Vater kein Dudelsackspieler war. Oder Kontrabasstubist. Crescendo: Es heißt, Sie haben mehrere goldene und Platinflöten? Galway: Ja, ich habe 16 Goldflöten, fünf aus Platin, vier barocke Holzflöten und verschiedene andere Instrumente. Ich spiele immer die Flöte, die am besten passt. Aber fragen Sie mich nicht, welches Metall das beste ist. Jeder Flötist hat da seine eigenen Vorstellungen. Crescendo: Ist das Gold nicht auch ein Show-Effekt? Galway: Nein, es geht nur um den Klang. Crescendo: Gibt es ein Geheimnis für den berühmten Galway-Klang? Galway: Ja, üben. Crescendo: Die anderen Flötisten üben doch auch … Galway: Aber nicht richtig. Man muss Übungen machen, die den Verstand und den Ansatz fordern. Kleine Übungen, zum Beispiel über eine Oktave. Dann geht man einen Ton tiefer, dann einen Ton höher. Und später übt man andere kleine Sachen und beschäftigt sich mit verschiedenen Problemen, die man nicht lösen kann, indem man immer nur
Foto: BMG Ariola Classics GmbH
James Galway über Flöten aus Gold, das richtige Üben und seine Skepsis gegenüber Neuer Musik
lange Töne spielt. Meine Frau hat mal zu mir gesagt: Ich komme einfach nicht zum Üben. Und ich habe ihr geantwortet: Steh um halb sieben auf und übe zwei Stunden. Dann ist es egal, was du den ganzen Tag machst, die zwei Stunden hast du unter dem Gürtel. Man glaubt gar nicht, was zwei Stun-
Eine Woche Ballett. Vom 2. bis 8. Juni auf CLASSICA: Bitte schicken Sie mir Informationsmaterial.
Astaire, Baryschnikow, Diaghilew, Ek, Murru, Nijinsky, Pawlowa, Van Manen American Ballet Theatre, Bayerisches Staatsballett, Cloud Gate Dance Theatre, Compagnie der Pariser Oper, Dance Theatre of Harlem
Vorname/Name
Black Cake, Don Quixote, L’après-midi d’un faune, Le sacre du printemps, Le train bleu, Schwanensee
Straße/Nr. (kein Postfach)
PLZ/Ort
24 Stunden täglich Klassik im Fernsehen. In digitaler Bildund Tonqualität. Mit dem CLASSICA-Abo und dem DigitalReceiver. Überall erhältlich, wo es Fernseher gibt, und unter 0180-5 51 00 22 . Anruf genügt! (0,24 DM/Min.) Auszüge aus dem aktuellen Programm finden Sie auf der Seite 51. Ausführliche Informationen im Internet:
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DA595CC
dassel & schumacher, münchen
Interview
Interview Arnt Cobbers und Klemens Hippel
den intelligentes Üben pro Tag ausmacht. Crescendo: Reizt es Sie nicht, Ihre Erfahrungen in einer Professur weiterzugeben? Galway: Aber erst, wenn ich 80 bin und überhaupt nicht mehr kann. Jedoch nicht in einer Hochschule mit all diesen akademischen Regeln, ich mache das dann zu Hause. Crescendo: Das Repertoire für Flöte ist ja, was das 19. Jahrhundert angeht, relativ beschränkt. Galway: Ja, leider. Die Musik hat sich so entwickelt, dass wir nur die großen Meister kennen. Und die haben nicht für Flöte geschrieben, weil sie selbst Klavier oder Geige gespielt haben. Es gibt, denke ich, schon sehr viele Stücke, die man spielen könnte. Aber die Konzertveranstalter wollen immer nur Brahms und Beethoven. Crescendo: Mozart… Galway: … hat die Flöte gehasst. Crescendo: Ja, angeblich. Glauben Sie das? Galway: Nein. Mozart hat in seinen Sinfonien und Opern einige der schönsten Sachen für Flöte geschrieben. Ich kann nicht glauben, dass er die Flöte gehasst hat. Crescendo: Als Flöten-Solist spielen Sie ja in erster Linie Barock-Musik. Ist das auch Ihre Lieblingsmusik? Galway: Ich habe keine Lieblingsmusik. Ich bin wie ein Schmetterling in der Musik. Ich höre ganz Unterschiedliches. Und wenn meine Frau nicht da ist, höre ich Lohengrin. Sie kann Wagner nicht leiden. Aber ich bin ein großer Wagner-Fan. Crescendo: Tut es Ihnen dann nicht leid, dass Sie das Orchester verlassen haben? Da hätten Sie jede Woche Wagner spielen können. Galway: Nein, ich wollte mehr SoloKonzerte spielen. Und es ist unmöglich, in einem Orchester zu sein und gleichzeitig eine Solokarriere zu verfolgen. Crescendo: Stimmt es, dass Sie den ganzen Tag über Musik hören? Galway: Sie läuft den ganzen Tag. Und wenn ich in meinem Studio bin, um zu lesen, dann höre ich Corelli oder ein Beethoven-Streichquartett oder etwas anderes pianissimo.
Crescendo: Klassik ist für Sie also keine hehre Kunstform, die man nur konzentriert hören kann? Galway: Nein, ganz bestimmt nicht. Natürlich, wenn ich etwas zum ersten Mal höre, dann höre ich wirklich zu. Aber manchmal will ich nur ein bisschen Musik im Hintergrund hören. Ich habe einen CD-Wechsler mit 300 CDs, und manche kenne ich schon auswendig. Crescendo: Sie haben früher sehr viel Neue Musik gespielt, haben auch schreiben lassen. Galway: Das mache ich jetzt nicht mehr. Als ich vor acht Jahren in die Schweiz gezogen bin, habe ich gedacht, okay, was mache ich mit meinen 70 Kilogramm Musik? Und ich habe alles aussortiert, was ich nie wieder spielen werde. Das war alles Neue Musik. Ennio Morricone hat mich einmal gebeten, ein Flötenkonzert zu spielen. Ich habe die Partitur angeschaut und gedacht, wenn ich das wirklich so spielen will wie ein Mozart-Konzert, dann brauche ich vielleicht sechs Monate, und ich muss es jeden Tag ein paar Stunden üben. Da habe ich ihm den Vorschlag gemacht, mich für diese Zeit zu bezahlen. Er hat gedacht, das wäre ein Witz, aber ich meinte es todernst. Was denken diese Leute – dass ich, statt im Garten zu sitzen, so etwas üben soll? Ein Freund hat es dann gespielt, und mir nachher gesagt, er hätte noch nie so viel geübt in seinem Leben. Und dann war der Cellist zwei Takte voraus, und niemand hat es gemerkt. Probieren Sie mal, mit dem Cello in der Unvollendeten zwei Takte voraus zu spielen... Da muss ich mich doch fragen: Was bedeutet diese Musik für uns als Publikum? Sie macht mein Leben nicht schöner und meinen Intellekt nicht breiter, sie macht nur die Taschen von manchen Leuten ein bisschen voller.
magic
VERDI
Verdis Musik bringt die großen menschlichen Gefühle auf den Punkt:
LEBEN, LIEBE, LEIDENSCHAFT um nichts weniger geht es in seinen berühmten Opern, die auch in unserem nüchternen 21. Jahrhundert nichts von ihrem Zauber eingebüßt haben. Legendäre Stimmen wie PLÁCIDO DOMINGO, MIRELLA
FRENI, PIERO CAPPUCCILLI, MONTSERRAT CABALLÉ, ROBERTO ALAGNA u. a. singen Verdis berühmteste Arien und beschwören die magischen Momente seiner Opern.
VERDIS SCHÖNSTE OPERNARIEN GESUNGEN VON GROSSEN STIMMEN VERDIS VERMÄCHTNIS AUF EINER DOPPEL-CD VIELE AUFNAHMEN ERSTMALS AUF CD!
Aktuelle CD: James & Jeanne Galway: Hommage à Rampal (Concerti von François Devienne und Domenico Cimarosa). London Mozart Players: Galway 2000. BMG 09026 63701-2.
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Windstärke 4 Opernrundschau
Hotzenplotz
im Nordwesten
Verdis Räuber in Hildesheim
■ Manche halten Così fan tutte für Mozarts tiefstes Werk. Nicht so Anthony Pilavachi, der in Bremen eher ein Stück für das Gesellschaftsjournal daraus macht. Ein – nicht zuletzt dank der schrillen Kostüme (Jutta Delorme) – kurzweiliger Abend, der aber szenisch an der Oberfläche bleibt. Musikalisch sorgt Graham Jackson mit dem Orchester für einigen Tiefgang, und aus dem Ensemble ragen Daniela Sindram als Dorabella und Tomislav Muzek als Ferrando hervor. ■ Dagegen deutet Michael Sturm in Bremerhaven Puccinis Madame Butterfly nicht als exotische Lovestory, sondern unterstreicht die ernsten Untertöne, zeigt das Zerbrechen einer zarten Seele an ihrer brutalen Umwelt. Überzeugend umzusetzen vermag das Noriko Ogawa-Yatake mit leidenschaftlichem Spiel und ungewöhnlich dunkel timbriertem Sopran. Stephan Tetzlaff am Pult findet zu hart konturierten Akzenten fernab aller Kitsch-Allüre. ■ In Oldenburg tappt die junge Regisseurin Kerstin Holdt bei Lortzings Zar und Zimmermann in sämtliche Fußangeln, die einem die komische Oper stellen kann, und bedient im karg-modernistischen Bühnenbild Elisabeth Witzmanns zwischen Albernheiten und Klamauk lediglich altgewohnte Sehweisen. Das Orchester spielt unter Jason Weaver lustlos und uninspiriert. Nur Oldenburgs komödiantisches Urgestein Fritz Vitu kann als van Bett die Stellung halten. ■ In Hamburg scheint die Staatsoper weiter im Abwärtstrend. Nach einem nichts sagenden Boris nun ein nichts sagender Ballo in Maschera mit einer von Alexander Schulin zu verantwortenden lachhaft unvorhandenen Inszenierung. Das Dirigat des jungen Italieners Massimo Zanetti ist ein Versprechen für die Zukunft; bei aller Eleganz und Poesie fehlt es noch an dramatischer Durchschlagskraft. Und solistisch genügt eigentlich nur Hellen Kwon als Oscar voll den Anforderungen ihrer Partie. Gerhart Asche
■ Zum Verdi-Jahr bringt das Verdi-erprobte Stadt-
theater Hildesheim (Macbeth, Luisa Miller, Stiffelio) nun Die Räuber auf die Bühne. Trotz des holzschnittartigen Librettos gelingt Regisseur Peter Pawlik ein spannender Opernabend. Indem er die Räuberbande mit der Jugendbande aus Stanley Kubricks Film Uhrwerk Orange in Beziehung setzt, schafft er mit teilweise skurrilen Bildern eine dramatische Steigerung bis ins Finale. Der Erste Kapellmeister des Hauses, Thomas Dorsch (ebenfalls Einstudierung der wackeren Chöre), unterstützt die Intention der Regie mit viel Verve. In der anspruchsvollen „Jenny-Lind-Partie“ der Amalia bot Lea-ann Dunbar fulminante Koloraturen und seelenvolle Darstellung. Vadim Volkov stand ihr als Franz in nichts nach. Der Karl von Alfred Kim war da eindimensionaler; trotz eines tollen Stimmmaterials blieb die Darstellung im dauernden Mezzoforte. Piet Brunix, langjähriger Bassist in Hildesheim, gab verlässlich den Vater. Großer Publikumsjubel am Premierenabend. Martin Freitag
Ein ehrenwertes
Haus
Bielefeld nach dem Neuanfang ■ Nach dem „Bielefelder Opernwunder“ der acht-
ziger und neunziger Jahre findet das traditionsreiche Theater Bielefeld unter der agilen Intendantin Regula Gerber nun ein neues, „gediegenes“ Profil. Verdis Troubadour gerät zu einem sängerischen Triumph mit Karin Babajanyan als Leonore, KiChun Park als Manrico, Alexander Marco-Buhrmester als Luna und einer herausragenden Ynyu Gou als Azucena. Gregor Horres inszeniert Affekte pur und Peter Kuhn evoziert faszinierenden VerdiKlang.
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Die fantastische Mojca Vedernjak ist eine hinreißende Cenerentola; ihr zur Seite Hans Griepentrog als Alidoro, Andrew Murphy als Don Magnifico – Gesang auf internationalem Niveau! Wolfram Mehrings Regie präsentiert ein postmodernes Fantasy-Spiel und Dirk Kaftan dirigiert einen rasanten Rossini. Dirk Kaftan trägt mit intensiver Umsetzung wesentlich auch den Erfolg der Uraufführung von Volker David Kirchners Ahasver, einem „szenischen Purgatorium“, inszeniert vom genialen Andrej Woron. Ahasver durchlebt die brutalen Epochen der Geschichte im unendlichen Totentanz. Kirchners an Verweisen reiche expressive Musik wird kongenial gedeutet in Worons Bühnenpanoptikum. Das große Ensemble setzt Musik, Gesang und Spiel kompetent um. In Alban Bergs Lulu ist Diana Amos die unwiderstehliche naive Unschuld auf dem Opfergang. Gabriele Rech inszeniert, Peter Kuhn dirigiert den „sinnlichen Laut“, und mit Franz Mazura agiert als Schigolch ein Urgestein der Oper! Rufus Sperling
Doppelkörnig Coplands The Tender Land in Nordhausen ■ Es war eine mutige Entscheidung Nordhausens,
als erste deutsche Bühne Aaron Coplands The Tender Land zur Diskussion zu stellen. Die Oper zeigt – dramatisch wenig spektakulär – das Alltagsleben des mittleren Westens der USA, mit Banalität, Fremdenfeindlichkeit und restriktiver Tradition. Die vorwiegend lyrische Musik wird durch die Regie von Hermann Schmitt-Rahmer und das Bühnenbild von Herbert Neubecker hervorragend getragen; durch Projektionen und leichte Ironisierungen gelingt es ihnen, das Interesse wach zu halten; die hinzuerfundene Rolle des Aaron Copland macht die Umbrüche während der McCarthy-Ära, der Entstehungszeit des Werkes, deutlich. Die Besetzung, darunter Brigitte Roth, Pere Llompart und v. a. Thomas Kohl, ist typ- und rollengerecht. Das LOH-Orchester spielte klangrauschend und stilgerecht, doch hätte Stefan Ottersbach bei der dichten Orchestrierung zur besseren Textverständlichkeit den Klangkörper etwas zügeln können. Ein lohnender, spannender Theaterabend. Martin Freitag
Zitat:
Foto: Jörg Landsberg
Premierenspiegel
Treiben es bunt: Armin Kolarczyk, Karsten Küsters und Tomislav Muzek in Bremen
„Es geht nicht darum, etwas zu schreiben, das der Bequemlichkeit der Menschen entspricht.“ Paul Dessau
Mozarts Idomeneo in Kassel Kreta – Insel der Wahnsinnigen? Das macht einen diese Inszenierung glauben. Kreta ist hier ein Ort der Kriegsopfer, die ihre seelischen Blessuren offen zur Schau tragen. Alle warten auf den heimkehrenden König Idomeneo, der Poseidon gelobte, den ersten ihm begegnenden Menschen zu opfern: seinen Sohn Idamante. Der ist hin- und hergerissen vor Sorge um den Vater und zwischen den Rivalinnen Elektra und Ilia. Die Gefühle kann er nicht beherrschen: In Kassel ist Idamante ein verspieltes Kind. Am Ende, als Idamante und Ilia vereint sind, verfällt er dem Wahn. Nicht nur das scheinbar glückliche Ende stellt Regisseurin Antje Kaiser in Frage. Sägeblattwellen (Bühne: Tom Musch) zerschneiden das Meer und menschliche Seelen. Der Kasseler Idomeneo ist nicht nur psychische Entlarvung, sondern vor allem ein Fest der Stimmen. Packende Chorszenen korrespondieren mit den mehr als überzeugenden Hauptdarstellern. Beifallsstürme erntete nicht nur der junge, triumphale Idomeneo (Jonas Kaufmann). Sie galten auch Elektra (Petra Schmidt), Ilia (Petra Labitzke) und Idamante (Nora Sourouzian). Das Orchester unter Marc Piollet unterstützt wirkungsvoll. Susann Adams ■
Unerhört: Petra Labitzke und Nora Sourouzian in Kassel
Campingwagen Kersten Creon an der niederländischen Reisopera ■ Oper in den Niederlanden, das ist nicht nur „Het Muziktheater“ in Amsterdam. Seit zehn Jahren existieren die „Opera Zuid“ und die „Nationale Reisopera“, die von Maastricht bzw. Enschede aus durch die Theater der Provinz reisen. Louwrens Langevoort, jetzt Intendant der Staatsoper Hamburg, hat die Reisopera auf hohes Niveau getrimmt – im letzten Jahr mit einer faszinierenden Palette des Orpheus-Themas. Renommierte Regisseure (Tabori, Konwitschny) gastieren ebenso wie wichtige Dirigenten (Koopman, Gergiev, Jacobs) und namhafte Sänger – gefördert wird vor allem das moderne Musiktheater. Jüngster Erfolg: Creon (nach Sophokles) des 1999 verstorbenen Huub Kerstens. An Peter Eötvös erinnernd, kombiniert Kerstens opulenten Orchesterklang mit elektronischem Sound, setzt auf stimmliches Parlando, fordert Kopfstimmen-Koloraturen, bietet aber auch ariose Passagen und nutzt die Chancen der elektronischen Verstärkung. Das mythologische Material gerät zum verfremdeten Welttheater mit der Hoffnung auf das Enden ewigen Mordens. Roberto Salvini als Creon, Roger Smeets als Theseus und Susan Narucki als Antigone beeindrucken in einem engagiert-perfekten Ensemble. Die griechische Szene und die musikalische Leitung von Thierry Fischer überzeugten ein interessiertes Publikum. Rufus Sperling
Carl Zeller: DER VOGELHÄNDLER Musikalische Leitung: Franz Bauer-Theussl Inszenierung: Jörg Fallheier 13., 14., 20., 22., 27. und 28. Juli; 2., 5., 10., 11., 16., 23., 26. und 31. August; 1. September Leo Fall: MADAME POMPADOUR Musikalische Leitung: Herbert Mogg Inszenierung: Robert Meyer 21., 26. und 29. Juli; 3., 4., 9., 12., 15., 17., 24., 25. und 30. August; 2. September MÜNCHENER KAMMERORCHESTER Daniel Giglberger/Paul Meyer, Klarinette 25. Juli 2001 MAHLER CHAMBER ORCHESTRA Daniel Harding/Sarah Connolly, Mezzo 1. August 2001 GALA: 40 JAHRE OPERETTEN FESTSPIELE NTO/Herbert Mogg 14. August 2001 KARTENVERKAUF: T. 0043 6132 238 39 • F. 0043 6132 238 3939 E-Mail: info@operette.badischl.at • www.operette.badischl.at
26. TAGE ALTER MUSIK IN HERNE Allianzen – Musik und Politik in Werken vom Mittelalter bis zur Romantik Konzertreihe des Westdeutschen Rundfunks im Kulturzentrum und in der Kreuzkirche, 15. – 18. November 2001 Ars Antiqua Anne Azéma und Shira Kammen Corona Coloniensis Weser-Renaissance Carole Cerasi (Hammerklavier) und Schuppanzigh Quartett Musica Alta Ripa Wolfgang Brunner (Hammerklavier) Orlando Consort Concerto Polacco Prell- und Stoßzunge/ Wiener Stil und Englische Manier Hammerflügel und Tafelklaviere Musikinstrumentenausstellung im Kulturzentrum 15. – 18. November 2001 Fundament aller Clavirten Instrumenten/ Das Clavichord Symposium im Hause der Martin-Opitz-Bibliothek 14. – 15. November 2001 Information: Kulturamt der Stadt Herne • Berliner Platz 11 • D-44623 Herne Telefon 02323/16-2839 – Telefax 02323/16-2977 Kartenvorverkauf ab 10. September 2001 Internet: http://www.omm.de/TAM-Herne präsentiert vom Online Musik Magazin
Premierenspiegel
Sägen
Theater aus dem
Foto: Staatstheater Kassel
Seelen-
Hoffmanns Erzählungen von Offenbach in Rostock
Liebe
Musikfreunde,
einige Lehrbücher beschreiben Mozart als den Komponisten, der mit knappsten musikalischen Mitteln ganze Gefühlswelten eindringlich darstellen konnte. Doch in Wahrheit lebte dieses auf Ökonomie bei größter Wirkung bedachte Genie schon früher: Es war Georg Friedrich Händel. In seinen Kompositionen drückte er Liebe, Freude, Verzweiflung, Haß und Zorn aus und begeisterte sein Publikum im 18. Jahrhundert ebenso wie die Zuhörer von heute: Gleich drei renommierte Händel-Festspielorte gibt es in Deutschland, die sich dem umfangreichen Werk des Meisters aus Halle widmen. Nicht nur im berühmten „Largo“, in dem Xerxes sein tiefes Wohlbefinden im kühlenden Schatten einer Platane besingt, im Chor „Hallelujah“, der dem Jubel der Menschheit über die Geburt des Messias Klang verleiht, oder in Arien wie „Va tacito e nascosto“, die das strategische Denken des Feldherrn Julius Cäsar auf den Punkt bringt – im riesigen Gesamtwerk Händels sind Hunderte solcher Melodien zu entdecken, die mit kleinem Streichorchester, ein paar Bläsern und der Gesangsstimme den Hörer in andere Welten entführen. Früher konnte man zuweilen die abschätzige Meinung hören, Händel sei als behäbiger Komponist allenfalls für den Schul- und Hausgebrauch geeignet, doch Dirigenten wie Marc Minkowski oder William Christie haben uns längst die ganze Faszination und Schönheit der Musik Händels wieder zu Ohren gebracht. Genießen Sie den bevorstehenden Sommer, und hören Sie viel Händel – das macht Sie glücklich und hält fit! Bis zum nächsten Mal grüßt Sie herzlich
Arthur Intelmann Redaktion CLASSICA CLASSICA, der digitale Fernsehkanal für klassische Musik auf PREMIERE WORLD, zeigt im Sommer 2001 Händels „Messias“ (Franz Welser-Möst) sowie die Opern „Rodelinda“ (William Christie/ Glyndebourne) und „Giulio Cesare“ in der genial aktualisierten Inszenierung von Peter Sellars. Außerdem gibt es Orchestermusik und ein Komponistenportrait.
■ Konventionell stehen in Hoffmanns Erzählungen die drei Liebesgeschichten im Mittelpunkt des Geschehens. In Anja Sündermanns Inszenierung bestimmt die „Rahmenhandlung“ des alkoholgepeinigten Hoffmann das Konzept: Er versagt sich der wahren Leidenschaft der Muse und verliert seine Seele. Eine präzis-recherchierende Dramaturgie (Stefan Bausch) und eine existenziell interessierte Regie beziehen sich auf das authentische Offenbach-Notenmaterial und fördern ungewohnte Aspekte zu Tage. Manfred Breitenfellners Bühne mit seitlichem Spiegelkabinett, begrenzenden Wänden und flexiblen Requisiten schafft Voraussetzungen für die Kommunikation in zwanghaften Situationen. Das Volkstheater Rostock steht unter extremem Existenzdruck. Wer erlebt, was an diesem Haus engagiert auf der Bühne geschieht, ist entsetzt ob der unkundigen Bedrohungen: Im prima Ensemble gibt es mit Carsten Sabrowski einen hochkarätigen Lindorf, einen präsenten Mathias Schulz als laborgeschüttelten Hoffmann und mit Sabina Martin, Masako Goda und Penka Christowa drei stimmsichere Geliebte. Der Chor unter Ulrike Masopust überzeugt, und die Norddeutsche Philharmonie beweist unter Frank Cramer hohe musikalische Kompetenz. Rufus Sperling
Und ewig darbt
das Volk
Mussorgsky Ur-Boris an der Komischen Oper Berlin Pausenlose Opernaufführungen sind en vogue. Unterschiedliche Schauplätze in sieben Bildern miteinander zu verbinden, ein Wagnis. Uwe Eric Laufenberg löst das Problem durch Gegenwartsnähe. Filmausschnitte beglaubigen die historisch begründete Ohnmacht und Verzweiflung des russischen Volkes. Diesen Hauptträger des Dramas zeigt er in Chorszenen von bitterer Resignation und einer Tonwelt aus dunkler Monotonie. Mit sublimem Klangfluss betont Dirigent Alexander Anissimov das Eigenprofil des genialen Mussorgsky. Es bedarf, da die Polen-Bilder fehlen (Urfassung), keines Schaugepränges. Doch sollte sexuelle Drastik nicht die deftige Komik der urrussischen Schänke ersetzen. Der Abenteurer Dimitri (Andreas Conrad) treibt es mit der Frau Wirtin. Die forcierende Kraft der Machtaushöhlung des Zaren
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aber ist und bleibt Fürst Schuiski (Günter Neumann). Boris (Pavel Daniluk), im Outfit eines Technokraten, gerät in den Hintergrund. Das Bassvolumen des Ukrainers ist groß, der Ausdruck des angeb-lich Gewissensgeplagten gering; sein Tod fast lächerlich. Vom (deutsch gesungenen) Text versteht man – einst Selbstverständlichkeit an diesem Haus – insgesamt recht wenig. Über dieses Manko helfen auch zwei große Sängerpersönlichkeiten der Vergangenheit nicht hinweg: Theo Adam (74) als weißbärtiger Chronist Pimen und Martha Mödl (89) als sprechsingende Amme der Zarenkinder. Ihnen und dem beachtlichen Ensemble ist für zwei Stunden und zwanzig Minuten eines nicht durchweg überzeugenden Musiktheaters zu danken. Bernd Kima
Sentas
Fenstersturz Wagners Fliegender Holländer an der Berliner Staatsoper ■ Regisseur Harry Kupfer hat Senta (Anne Schwanewilms) eine Zwangsneurose verordnet. Nahezu über die ganze Aufführung (Urfassung) klammert sie sich ans Holländer-Konterfei. Die Mädchen spinnen, sie aber träumt sich ihren rockerhaften Recken (Falk Struckmann) herbei. Auf phallischem Bug (Bühne: Hans Schavernoch) dringt er in das Wohlstand verheißende Haus. Felsen und Schiffe erscheinen der Träumenden samt Vater (Robert Holl), Steuermann (Stephan Rügamer) und besorgt-devoter Amme (Uta Priew). Fenster öffnen sich wie von Geisterhand, Möbelstücke fliegen gleichsam durch den Raum. Menschen beiderlei
Foto: Monika Rittershaus
Foto: Claudia Guderian
Premierenspiegel
Im Labor seziert
Neugierig?
Märchenhaft statt modernistisch
Webers Freischütz in Dessau Keine Pseudoaktualisierungen, keine Regie (Johannes Felsenstein), die dem Stück die Romantik austreiben. Dafür dezente Hinweise auf das soziale Umfeld, die 30-jährigen Kriegszerstörungen (Bühne: Fridolin M. Kraska), die Friedenshoffnung. Aus der märchenhaften Grundstimmung treten hübsche, zeittypische Kostüme (Cordula Stummeyer) hervor. Es leuchtet aus dem Orchestergraben, es raunt und flüstert. Golo Berg und seine Musiker tauchen die schaurig-schöne Wolfsschlucht in ein gespenstisch-gleißendes Zwielicht. Wer wollte und könnte sich zuletzt dem C-Dur-Märchensieg des Guten über das Böse entziehen, zumal bei einer rundum überzeugenden Sängerbesetzung: Michael Baba als Max, Daniela Zanger als seine angebetete Agathe, Christina Gerstberger als deren Verwandte Ännchen und Klaus-Dieter Lerche als der böse Kaspar. Bernd Kima
Foto: Claudia Heysel
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Verschossen: Michael Baba, Kostadin Arguisov und Daniela Zanger in Dessau Geschlechts, chorisch hervorragend studiert (Eberhard Friedrich), geistern durch das Schlussbild. Nur Erik (Jorma Silvasti), Jäger, nein, Warner durchdringt die Traumwelt. Vergebens: Senta, bei Kupfer die Zentralfigur, springt vom Balkon auf die Straße. Eine eigenwillige Auslegung des bekannten Seestücks. Am Pult der intensiven, klangschönen Staatskapelle der junge, inspirierende Philippe Jordan, auf der Bühne Sänger der Luxusklasse. Bernd Kima
FrauenVivaldis power Juditha Triumphans in Potsdam ■ Es ist beinahe eine Oper: Antonio Vivaldis Ora-
torium, das die biblische Geschichte um den babylonischen Heerführer Holofernes und die jüdische Witwe Judith erzählt. Das Hans Otto Theater hat das Stück jetzt in einer klug gekürzten Fassung auf die Bühne gebracht, mit einem sparsamen Bühnenbild (Jana Feiler), das die ganze Aufmerksamkeit auf die jungen Sänger richtet. Und die haben es verdient: Ann Hallenberg (Juditha), Katharina Peetz (Abra) und Johanna Stojkovic (Vagaus) überboten sich gegenseitig an Ausdrucksstärke, Souveränität und genauer Intonation. Countertenor Gunther Schmid bestach durch seine sensible Gestaltung des Holofernes, doch fehlte ihm die Kraft, mit den Frauen mitzuhalten. Zwiespältig die Lautten Compagney: Gut aufgelegt waren Continuogruppe, Bässe und einige Solisten, uninspiriert spielten die Streicher. Eine echte Entdeckung: Der erst eineinhalb Jahre alte Neue Kammerchor Potsdam, der mit seinen jungen Stimmen für einen perfekten Chorklang sorgte. Klemens Hippel Auf dem Sprung: Anne Schwanewilms und Jorma Silvasti an der Berliner Staatsoper
Polit-Thriller und Liebesdrama
Verdis Maskenball in Cottbus Dieser Maskenball steht für mitreißendes Musiktheater und eine glänzende Ensembleleistung. Martin Schülers Regie präsentiert die Figuren und Vorgänge anschaulich und konsequent. Die sechs angenehm unaufwändigen Bühnenbilder illustrieren ausreichend und sind recht praktikabel. Mit Temperament und Differenzierungskunst musiziert das Philharmonische Orchester des Staatstheaters unter GMD Reinhard Petersen, sodass die gerade diesem Verdi-Werk eigene Verschmelzung von Wortsinn und Musik voll erlebbar wird. Hingebungsvoll die Solisten des Abends, vor allem die Damen: Julia Bauer bietet als Oscar muntere Agilität und einen beweglichen, klaren Sopran, der in seiner Leidenschaftlichkeit und Helle anrührt. Waltraud Hoffmann-Mucher als Ulrica prophezeit volltonig und klangschön auch in den düster anmutenden Tiefen dem sorglosen Regenten den nahen Tod. Und Sabine Paßow gelingt bei ihrem Verdi-Debüt eine fesselnde Amelia mit feinen Differenzierungen in kräftiger Höhe wie in der zartesten Empfindsamkeit. Ihre hochdramatischen Szenen sind die Höhepunkte des Abends. Überzeugende Porträts liefern auch Jens Klaus Wilde als Riccardo und Herbert G. Adami als Renato. Eine stimmige Inszenierung, die scheinbar einen handfesten Polit-Thriller, tatsächlich aber eine Liebesgeschichte voll dramatischer Intensität erzählt.
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Arndt Markus
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Crescendo macht Klassik kompakt! Mehr dazu finden Sie auf Seite 19
Lamento
Ruzickas Celan in Dresden ■ Mit freundlich anhaltendem Beifall wurde in der
Semperoper die Uraufführung von Peter Ruzickas „Musiktheater in sieben Entwürfen“ aufgenommen. Im Mittelpunkt steht weniger die Biografie des bukowinischen Dichters, der später in Paris lebte, sondern die Befindlichkeit eines Juden, dessen Eltern im KZ umkamen und dessen literarische Sprache die der Mörder seiner Eltern ist. In plastischen Bildern und durch Filmeinspielungen ergänzt, wird vor allem der psychische Druck spürbar, der Celan schließlich in den selbst gewählten Tod trieb. In Claus Guths Inszenierung bildet ein karges Zimmer (Bühne: Christian Schmidt) den Hintergrund, vor dem sich der Alltag in der Pariser Métro, auf der Flucht in den Bergen, auf dem Schlachtfeld des Krieges und im Todeslager des KZs (großartige Chorszene in schwarzem Ascheregen) abspielt. Vergangenes und Gegenwärtiges treffen aufeinander, auch in Celan, dem sich schuldig fühlenden Außenseiter in Paris wie dem nach lebenswertem Leben suchenden jungen Mann in der Bukowina und in Bukarest. Urban Malmberg und Andreas Schmidt gaben den beiden Seiten des Dichters packend Profil, der mephistophelische Gegenspieler Rolf Tomaszewski wurde als immer wieder zynisch eingreifender „Ober“ erfasst. Von den Frauengestalten ragten Sabine Brohm als Christine und in den Nebenrollen Annette Jahns heraus. Die anspruchsvollen musikalischen Fäden hielt Marc Albrecht fest in den Händen. Ruzickas großflächig angelegte Musik ist auf fragmentarischer Motivik aufgebaut und im wesentlich von lautstarken Aufschreiakzentuierungen und sich ausweitenden Unisonokantilenen der Streicher geprägt. Ein Stück notwendiger Besinnung ist dieses Werk, das von Schuld und Sühne eines aufrichtigen Menschen erzählt. Eine Oper im üblichen Sinne wohl kaum, eher ein musiktheatralischer Versuch, sich mit der zentrale Katastrophe des 20. Jahrhunderts und ihren Folgen auseinander zu setzen. Künstlerisch bewegend, aufrüttelnd lautstark, wenn auch zuweilen quälend lang. Friedbert Streller
Foto: Detlev Müller
Zweistündiges
sichts des Todes wird die Stimme frei, und er besingt die Erlösung vom ungelebten Leben. Eine so grausige wie grandiose Groteske ist der Auftritt des Herrn Triquet durch Gottfried Vietze. Trefflich Rita Zaworka als Larina, Hildegard Benedix als Filipjewna, Lothar Ballhaus als Fürst Gremin, und auch der Chor überzeugt. Am Ende Jubel und Glück auf der Bühne, im Graben, im Parkett und auf den Rängen. Michael Alexander Gruhl
Am Telefon
Erzgebirgische Elegie Tschaikowskys Eugen Onegin in Freiberg ■ Tschaikowsky nannte seine Oper „Lyrische Szenen“. Aus der Traumhaftigkeit und Intimität des Seelenkammerspiels entwickelt Sabine Loew ein schlüssiges Konzept, das in geglückter Einheit von Szene, Musik und Gesang aufgeht und keinen Moment an Spannung verliert. Tilo Staudtes Einheitsraum liefert mit wenigen Veränderungen die Projektionsräume innerer Vorgänge. Im Laufe des Abends gewinnt der Raum die Tiefe eines Tunnels. Georg Christoph Sandmann und die Mittelsächsische Philharmonie lassen die Elegie des verscherzten Glücks erklingen, halten die Balance zwischen lyrischen Stimmungen, eruptiven Gefühlsausbrüchen und schmetternder Todesmusik. Erfolg für das Ensemble: In Maria Gesslers lyrischem Sopran (Tatjana) verschmelzen Wärme und Zartheit. Eugen Onegin ist bei Volker Maria Rabe ein baumlanger, attraktiver Kerl mit kernigem Bariton. Als Gegensatzpaar die heitere Olga und Lenski, der Dichter: Silke Richter und Marcus Sandmann. Sie singt mit sinnlicher, warmer Altstimme, er blickt durch seine Gymnasiastenbrille unsicher in die Welt und hat seine große Szene, wenn Lenski im Duell mit Onegin stirbt. Ange-
Menotti und Poulenc in Annaberg ■ Zwei Miniopern auf der Studiobühne des Eduard-von-Winterstein-Theaters im erzgebirgischen Annaberg-Buchholz: Gian Carlo Menottis Opera buffa Das Telefon oder Die Liebe zu dritt und Francis Poulencs tragédie lyrique Die menschliche Stimme auf einen Text von Jean Cocteau, inszeniert von Sven Holm in der Ausstattung Mathias Rümmlers – ein voller Erfolg. In Menottis aufgedrehter, quirliger Miniatur ist Annett Illig eine Barbie-Puppe mit Handytick, Jens-Eric Schulze ist Ben, der aussichtslose Ehefreier, dem das Handy als letztes Mittel bleibt, um bei seiner blonden Quasselmaus endlich Gehör zu finden. Die Parodie der gestörten Kommunikation erfreut mit sprudelndem Parlando, flinken Koloraturen und lieblichen Arien. Die beiden vorzüglich aufgelegten Sänger genießen den musikalischen Spaß ebenso wie das Publikum. Dietmar Schlabbertz setzt mit der Klavierfassung die nötigen Akzente und schafft ironisch und flott oder sentimental und elegisch die nötigen Klangräume. Im Poulencs/Cocteaus tragisch-sentimentalem Monolog am Telefon verleiht die Sopranistin Maria Maxara dem tragischen Psychogramm der verlassenen Frau in der halluzinierenden Endphase ihres Selbstmords die Weite einer großen Opernszene – musikalisch und darstellerisch eine ergreifende Mischung aus Chanson und Puccini’scher Tragik. Edith Piaf trifft Madama Butterfly, das Publikum tobt. Michael Alexander Gruhl
„Musik soll nicht schmücken, sie soll wahr sein“ Arnold Schönberg
Allein zu Hause: Maria Maxara
Foto: Dieter Koblauch
Zitat:
Premierenspiegel
Volltreffer: Marcus Sandmann und Volker Maria Rabe in Freiberg
Zukunft@IFA Home Entertainment Welten auf der IFA 2001 ➜
25. August – 02. September 2001
Messegelände Berlin 10.00 – 18.00 Uhr
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www.ifa-berlin.de
Veranstalter:
Organisation:
Die Droge Der Barbier von Sevilla an der Staatsoperette Dresden Die schrille Meute ist von Gier und Sucht besessen. Sie sind scharf aufeinander, scharf aufs Geld und auf stärkere Drogen. Haben statt Sein heißt die Devise – Rossini lässt sie tanzen wie die Puppen. Regisseur Ralf Nürnberger treibt die Komik gieriger Belcanto-Geier ins Groteske, stets knapp vor dem Absturz. Figaro Thomas de Vries nimmt die Herzen im Sturm, Michael Heim als Almaviva entfaltet nach Anlaufzeit überraschende Klangpräsenz. Nur Annette Koch fehlt für die Rosina die perlende Geläufigkeit der Koloraturen. Freilich, Rossini zu singen und zu musizieren ist man in Dresden-Leuben nicht geübt, auch hemmt die deutsche Sprache. Und so holpert und stolpert es manches Mal, trotz des Tempos, das Volker M. Plangg und sein gut gestimmtes Orchester vorlegen. Doch am Ende des flotten Abends ist das alles längst vergeben und vergessen. ■
Michael Alexander Gruhl
Farbglanz Puccinis Turandot in Eisenach ■ Verzaubernd und geschmackvoll sind Inszenierung und Ausstattung dieser Turandot. Regisseur Dieter Reuscher und GMD Wolfgang Wappler entwerfen ein Gesamtszenario von intuitiver Intelligenz. Fein gezeichnete Figuren, Masken und Kostüme, nie verliert sich die Linie in der Vielfalt. Dezente Grautöne wandeln sich zum prachtvollen Pastell. Die Beleuchtung setzt Akzente. John Garst als Prinz Kalaf verharrt sehr in heroischen Positionen, doch sein Ruf nach Turandot ist ein Höhepunkt. Die treuliebende Sklavin Liú (Susanne Beyer) trägt die rotbraune Wärme der Erde in Kleid und Stimme. Ihr Tod und König Timurs Trauer sind äußerst anrührend. Elena Nebera, manchmal schwer zu verstehen, schenkt Turandot das Leben, die verletzte Seele in die Farben des Mondes gehüllt, die Stimme so dunkel wie die Wolken, die sie aufziehen lässt. Eisenachs Turandot fängt den Zauber ein, der Inszenierungen an großen Häusern bisweilen verloren geht. Christiane Lutz
Tickets & Gesamtprogramm: Tel. 02 61 / 129-16 10 www.musikmomente.de
M ITTELRHEIN M USIK Bernd
Glemser Klaus Maria
Brandauer Bob Ross &
Blechschaden Die 12 Cellisten der
Berliner Philharmoniker
Medienpartner:
Das neue Festivalerlebnis in Deutschlands einzigartiger Kulturlandschaft.
18
Sommer 2001
Foto: Dieter Wuschanski
Rossini
Pfalzgrafenstein
Premierenspiegel
Wenn der Freude Tränen fließen: Kirsten Blanck und Edward Randall in der Chemnitzer Entführung
Komödiantisch Mozart und Prokofjew in Chemnitz Unmittelbar am Werk bleibende Interpretationen sind zum Markenzeichen der Chemnitzer Oper geworden. Zur Eröffnung des 10. Sächsischen Mozartfests erlebte man Mozarts Entführung aus dem Serail mit einem Bassa Selim (Carsten Knödler), der ein Beispiel menschlicher Haltung gibt, einem Lessing’schen Nathan nahe. Michael Heinickes Regie zeichnet die Personenbeziehungen und die inneren Konflikte ausdrucksstark nach. Stefan Wiels stilisiertes Bühnenbild lässt mit wenigen Kulissen Raum für das Spiel des Sängerquintetts. Komödiantisch führend: Thomas Mäthger als Osmin, dazu Jana Büchner als quicklebendige Blonde und listig-kluge Frauenrechtlerin im Harem und Kirsten Blanck als ernsthafte Konstanze. Der nicht gerade als Mozart-Tenor zu rühmende Edward Randall und André Riemer als Pedrillo hatten es da schwer. Eckehard Stier leitete das musikalische Geschehen effektvoll und war den Sängern ein mitempfindender Gestalter. Mit Prokofjews Verlobung im Kloster stand außerdem ein in den letzten Jahren selten gewordenes Stück auf dem Programm. Es ist die alte Geschichte vom armen Aristokraten (Don Jerome), dessen schöne Tochter (Luisa) sich einen anderen Mann erkor als der Vater des Vermögens wegen. Doch dank der listigen Kinderfrau Duenna bekommt Luisa schließlich ihren Antonio – und Don Jerome macht gute Miene zum bösen Spiel. Im inspirierten Ensemble brillierten Jana Büchner, Britta Jacobus und Dietrich Greve sowie die Komödianten Thomas Mäthger, Donna Morein und Piotr Bednarski. Auch der Chor zeigte sich in bester Form. Sabine Streken inszenierte die spritzig-komödiantische Oper mit mitreißendem Schwung, und Fabricio Bollon brachte mit dem Orchester auch die Musik bestens zur Geltung. Friedbert Streller
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Crescendo macht Klassik kompakt! Mit den Bänden „Giuseppe Verdi” und „Alte Musik” starten wir eine Reihe handlicher Büchlein, die Ihnen alles Wissenswerte über Komponisten, Genres, Epochen oder auch Festivals und Opernhäuser präsentieren: pointiert und präzise auf 36 Seiten, verständlich geschrieben, farbig bebildert und mit CD-Empfehlungen versehen. Eben im bewährten Crescendo-Stil. Sie erhalten die ersten beiden Bände der Reihe „Klassik kompakt” direkt beim Verlag zum Preis von 9 Mark.
Verdi – Sein Leben sein Werk 2001 ist Verdi-Jahr! Doch wer war dieser Mann, der in seinen 88 Lebensjahren nicht nur die stattliche Zahl von 26 Opern komponierte, sondern dabei auch ein gutes Dutzend Meisterwerke schrieb, die zum Kernbestand des Opernrepertoires zählen? Wenn Sie mehr über Leben und Werk Giuseppe Verdis erfahren möchten, aber nicht gleich eine umfangreiche Biografie lesen wollen, so haben wir für Sie die ideale Lösung: das neue Crescendo „Klassik kompakt”.
„Alte Musik” eine Einführung in die Musik der Zeit vom ausgehenden Mittelalter bis ins Barock, mit einem Blick auf die Ästhetik und die Genres, die Komponisten und ihre Werke. Für alle, die etwas über Alte Musik erfahren, aber nicht gleich dicke Bücher studieren wollen.
Alte Musik – Ein Überblick
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Egks Revisor in Augsburg Ein Geburtstagsständchen in fünf Akten brachten die Augsburger Theatermacher dem aus der Region stammenden Werner Egk zum 100. Geburtstag. Schon immer ist Augsburg mit dem Erbe Egks pfleglich umgegangen. Und auch diesmal brachte man einen rundum stimmigen Revisor auf die Bühne. Die Handlung bezieht ihr komisches Element vor allem aus dem panischen Verhalten der Figuren, die im Grunde gar nicht aus sich heraus komisch sind. Diese Komik fand sich unaufdringlich, aber trefflich, mit viel Gespür für und Liebe zum Detail inszeniert von Peter Kirchner. Aus der gut zweistündigen Momentaufnahme wird ein beinahe temporeich in Szene gesetztes Fegefeuer aus Falschheit und Korruption in einem Provinznest. Klugerweise spielt die Augsburger Inszenierung im Russland des Zarenreichs, denn durch den Verzicht auf Aktualisierung bleibt die Handlung allgemeingültig. Überzeugend der glasklar interpretierende Douglas Nasrawi als Revisor sowie der stimmlich starke Michael Dries als Stadthauptmann, ebenbürtig besetzt die weiteren Partien. Mit großer Präzision erspürte Hans Norbert Bihlmaier die Ecken und Kanten der Partitur, die immer wieder mit Hörkonventionen bricht und die ganze Aufmerksamkeit des Zuhörers fordert. Das Publikum einer nicht ganz ausverkauften Premierenvorstellung honorierte das imponierende Gesamtbild mit Bravo-Rufen.
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Dominik Zimmermann
Königskinder
Schuld und Bühne Zauber ohne Flöte Strauss’ Arabella im Münchner Nationaltheater
■ Unbezahlte Rechnungen? Einfach auf den Boden werfen! Ins marode Ambiente der Zwischenkriegszeit verlegen Regisseur Andreas Homoki und Ausstatter Wolfgang Gussmann Strauss’ Arabella. Die unbezahlten Rechnungen ihres Vaters bilden die Basis für walzerseligen Wohlklang. Ein gelungener Ansatz, der freilich in der Umsetzung seltsam lau und träge gerät. Es mag auch an der Bühne selbst liegen, dass die Erwartungen an eine radikale Neudeutung durch Andreas Homoki sich nicht erfüllen. Im optisch geglückten Bühnenbild wird das Spiel der Sänger zum statischen Eiertanz mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit. Dass Entwicklung dennoch möglich ist, zeigte die Titelheldin Renée Fleming – nach verhaltenem Beginn eine tolle Leistung mit glasklarer Intonation, funkelndem Timbre und weit gespannten Legatobögen. Wolfgang Brendel überzeugte dagegen nur teilweise. Natürlich beherrscht er die schwierige Tessitura mit links. Doch Diktion sowie Textverständlichkeit ließen Wünsche offen, die Stimme trug nicht immer bis in die letzten Ecken der Galerie. Damit hatten die agile Rebecca Evans (Zdenka), der stimmkräftige Alfred Kuhn (Graf Waldner) und ein lyrischer Raymond Very als Matteo keine Probleme – trotz des etwas fahrigen Dirigats von Peter Schneider. Am Ende regnete es Geldscheine, tosenden Applaus für die Sänger und die obligaten Unmutsbezeigungen für die Inszenierung. Oliver Wazola
Lubano und Lubanara in Lummerland? Sylvia Rieser und Felipe Peiro in Augsburg
Der Stein der Weisen von Gerl, Henneberg, Schack, Schikaneder und Mozart in Augsburg Das lange Schlummern im Archiv und die MitAutorenschaft Mozarts hatten die Wiederaufführung dieser Märchenoper aus dem Wien des späten 18. Jahrhunderts zu einem mit großer Spannung erwarteten Ereignis gemacht. Inhaltliche Parallelen zu Mozarts Zauberflöte gibt es viele: vom Gegensatz des niederen und des hochgestellten Pärchens bis hin zum Widerstreit von Gut (Astromonte/Sarastro) und Böse (Eutifronte/Königin der Nacht). Dass nach vielen Verwirrungen das Gute siegt, versteht sich von selbst. Regisseur Dominik Wilgenbus inszenierte die bühnentechnisch sehr aufwändige, inhaltlich nett-naive Geschichte mit humorigem Augenzwinkern und Elan. Hier und da hätte eine deutlichere Überzeichnung der Gegensätze gut getan. Peter Leonard leitete das Orchester kraftvoll und doch elegant, wenngleich er gerade im Finale, in dem die Federführung Mozarts vermutet wird, die endgültige Entschlossenheit vermissen ließ. Ausgezeichnete Solisten überbrückten punktuelle Schwächen der Inszenierung, allen voran Gast-Tenor Jeff Martin als Nadir mit einer halsbrecherischen Koloraturarie, die an die berühmte Bravourarie der Königin der Nacht denken lässt. Aus dem Augsburger Ensemble taten sich Michael Dries (Eutifronte) und Sylvia Rieser (Lubanara) hervor. Vielleicht konnte die Aufführung dem übermächtigen Erwartungsdruck nicht ganz gerecht werden, dennoch erlebte das ausverkaufte Haus eine gelungene Vorstellung. Dominik Zimmermann
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Mozarts Idomeneo in Basel Von antiken Königskindern ist in Mozarts Idomeneo die Rede, doch auf Basels Bühne sieht man Jugendliche in Jeans und Turnschuhen. Nigel Lowery, Ausstatter und Regisseur, nähert sich der Allgewalt griechischer Götter mit britischem Humor. Es fehlt nicht an Albernheiten, und doch nimmt Lowery die Grundaussage der spannend aufbereiteten Parabel ernst: Wenn es um die Suche nach Schuldigen geht, findet die Masse rasch ein Opfer. Letztlich aber siegt nicht die Einsicht Poseidons, sondern wie später auch beim Titus die Milde Mozarts. Ihm hört man vor allem zu: dem blühenden Klang des Basler Sinfonieorchesters unter Hiroshi Ishizaka wie dem Mozart-Gesang von feiner Kultur und allerfeinster Auszierung, dank Maya Boog als Ilia und dem unvergleichlichen Titelhelden Keith Lewis. Bernd Kima
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Foto: Lioba Schöneck
Premierenspiegel
Happy Birthday
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Sommer 2001
Das rescendo-Rätsel! Gefunden!
Komponist gesucht…
„Das war zu leicht“, schrieben uns einige Leser zum letzten Crescendo-Rätsel, und entsprechend viele Antworten erreichten uns mit der richtigen Lösung: Ludwig van Beethoven. Der Komponist, den wir dieses Mal suchen, Der Komponist starb im März 1827 in Wien, seine begann wie viele seiner Kollegen als SänBeerdigung würde man heute auf Grund des großen öfgerknabe und studierte erst Jura, ehe er fentlichen Interesses ein „Event“ nennen. Eine Wiener sich der Musik zuwandte. Aus dem HessiGröße war er freilich schon lange vorher. Als ihn Jéschen zog er nach Italien, wo er sein op. 1. rôme Bonaparte 1808 nach Kassel abwerben wollte, veröffentlichte. Zurück in Deutschland galt legten einige seiner fürstlichen Gönner zusammen, er bald als der führende Komponist, gepriesen um ihn in Wien zu halten. Als „unsterbliche Geals „Orpheus unserer Zeit“. Den äußerst unerliebte“ des lebenslangen Junggesellen wurden viele freulichen Zuständen im Lande entzog er Frauen vorgeschlagen – heute gilt Antonie Brentano sich für einige Jahre durch Reisen, u. a. als wahrscheinlichste Kandidatin. Beethovens Temponach Dänemark, und von einer zweiten angaben nach dem damals neu erfundenen Metronom Italienreise brachte er Instrumente der sorgen als „viel zu schnell“ bis heute für Diskussionen. Die berühmten italienischen GeigenbauLieblingskomposition seiner Zeitgenossen war Wellingtons er mit nach Hause. Sein wichtigstes Sieg op. 91 aus dem Jahr 1813. Und vier Ouvertüren schrieb er Betätigungsfeld war die geistliche zu seiner einzigen Oper Fidelio, die ursprünglich nach ihrer TiVokalmusik, wo der Interpretelfigur Leonore heißen sollte. KH tation des Textes seine ganze Aufmerksamkeit galt – einem Schüler empfahl er Christian-O. Risel aus Hameln, Regine Paschold aus Zwickau, Gerdeshalb sogar, Hebräisch zu hard Dresselhaus aus Oldenburg, Gottfried Löschner aus Großschirlernen. Wissen Sie es schon? ma, Barbara Rosa aus Meiningen, Paul Graff aus Aachen, Romy Wenn nicht, hilft vielleicht weiter, Wirsich aus Ulm, Hans-Jürgen Großpietsch aus Mündass unser Komponist eine berühmte Bechen, Axel Gewisch aus Hagen. gräbnismesse komponierte, ein biblisches Alter erreichte und sein Werkverzeichnis über 500 Als revolutionär empfanden Kompositionen umfasst. Beethovens Zeitgenossen seine Sinfonien, eine Eigenschaft, die sie für uns als immer wieder gehörte Stücke kaum noch haben können. Es sei denn, man spielt sie so, wie das Orchester Klangverwaltung unter Enoch zu Guttenberg. Die vielfältigen rhythmischen Qualitäten der Eroica werden ebenso präzise herausgearbeitet wie die Sforzati und SynkoDann schreiben Sie die Lösung auf eine pen. Das Ensemble erreicht damit eine DurchsichPostkarte und schicken Sie sie an: tigkeit des Klangs, die manches Altbekannte in Crescendo, Port Media GmbH, neuem Licht erscheinen lässt. Beeindruckend Waldgartenstr. 40, 81377 München ist vor allem das aufeinander eingehende und hörende Spiel des Orchesters, dem Einsendeschluss ist der 02.09.2001 man anmerkt, dass es sich mit BegeisteDer Rechtsweg ist ausgeschlossen. rung auf die Interpretation seines DirigenAuf zehn Gewinner wartet je eine CD mit Werken ten einlässt. des Gesuchten, die unserem Rezensenten sehr gut Ludwig van Beethoven: Sinfonien Nr. 3 & 8. Klanggefallen hat. Wir werden sie Ihnen im nächsten verwaltung: Enoch zu Guttenberg 1999. Farao Heft vorstellen. Classics B 108 026. KH
Unsere Gewinner…
WERGO
Aribert Reimann
Das Schloss Oper in zwei Teilen (neun Bildern) nach dem Roman von Franz Kafka und der Dramatisierung von Max Brod Richard Salter · Harry Dworchak · Isoldé Elchlepp · Rüdiger Trebes · Bengt-Ola Morgny · Ralf Lukas · Claes H. Ahnsjö · Ute Walther · Jennifer Trost · Hermann Becht · Eva Zwedberg · Kieth Engen · Heidy Forster · Helmut Pampuch · Peter Mati´c · José Montero · Jochen Schäfer · Raphael Sigling · Claudius Muth · Bayerisches Staatsorchester · Leitung: Michael Boder WER 66142 (2 CDs + 144-seitiges Textheft) ... Wagt man sich auf das beschwerliche Terrain der ernsten, literarisch oder politisch zentrierten Oper unserer Tage, dann empfehle ich die Auseinandersetzung mit Aribert Reimanns kompromissloser Kafka-Vertonung „Das Schloss“. (Neue Musikzeitung) ... Da wird die Literaturoper zum Musiktheater der höheren Art. (Neue Zürcher Zeitung)
Kinderlieder für Sopran und Klavier nach Gedichten von Werner Reinert
Wissen Sie, wer’s war?
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Neun Sonette der Louize Labé für Mezzosopran und Klavier
Nacht-Räume für Klavier zu vier Händen und Sopranstimme („Sieh hinauf. Heut ist der Nachtraum heiter“ – Rainer Maria Rilke) Christine Schäfer, Sopran · Liat Himmelheber, Mezzosopran · Axel Bauni, Klavier · Aribert Reimann, Klavier WER 60183-50 (CD) Wie intim sich Aribert Reimann immer wieder der menschlichen Stimme zuwendet, belegt diese Zusammenstellung. (Neue Musikzeitung) ... Die Interpretationen sind vorbildlich, indem sie nicht nur durch stimm- und spieltechnische Kompetenz, sondern auch durch eine besondere Sensibilität bestechen ... (FonoForum) Fordern Sie unseren Katalog an. WERGO · Postfach 36 40 · D-55026 Mainz E-Mail: info@wergo.de Internet: www.wergo.de
Sommer 2001
Der fünfte Heidelberger Frühling „Vom Eise befreit“ – an dieses Motto ließ sich vieles anknüpfen: die Jugendwerke berühmter Komponisten, die Reihe „Podium junger Künstler“, frühlingshafte Sinfonien, aber auch Politisches. Vom Eise der sowjetischen Herrschaft befreit, fühlen sich die baltischen Länder, prominent vertreten durch Gidon Kremer und den „Composer in residence“ Peteris Vasks. Der Lette Vasks erwies sich im Publikumsgespräch als offen und im Vergleich zu westeuropäischen Kollegen ungewöhnlich erdverbunden. Er schreibe für das einfache Publikum, erklärte er. Als „Erinnerungs-Miniaturen an eine glückliche Kindheit“ bezeichnet Vasks die Kleine Sommermusik für Violine und Klavier, und so klingen die sechs kurzen Sätze auch. Als Uraufführung brachte Vasks eine Neufassung der Partita für Violoncello und Klavier auf die Bühne der Heidelberger Jugendstil-Stadthalle. Dass Vasks auch tiefer gründende Werke schreiben kann, bewiesen Gidon Kremer und die Kremerata Baltica im Violinkonzert Tala gaisma (Fernes Licht). Widmungsträger Kremer spielte den anspruchsvollen Solopart mit großer innerer Spannung und faszinierender Ausdrucksstärke, den Klanghintergrund malte die Kremerata Baltica in makelloser Schönheit. Was wäre ein Frühling ohne Lieder? Eine rhetorische Frage, die der „Heidelberger Frühling“ mit einem Zyklus von Schönbergs gesamtem Liedschaffen beantwortete. In der üppig blühenden deutschen Festival-Landschaft hat der „Heidelberger Frühling“ durch ungewöhnliche Programmschwerpunkte seinen Platz gefunden. Nike Luber
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Primadonnen-
kämpfe
Keisers Masaniello furioso und zwei Donizetti-Einakter in Stuttgart Ihrem Ruf als Stätte sprühend lebendigen Musiktheaters ist die Stuttgarter Oper mit ihren jüngsten Premieren vollauf gerecht geworden. Beide werden von Könnern ihres Metiers dirigiert, und beide Inszenierungen sind geistreich und unterhaltsam zugleich. Dem Jungregisseur Tilman Knabe hätte man nach seiner missglückten Fledermaus kaum zugetraut, dass er Reinhard Keisers Barockoper Masaniello ■
Zu früh gefreut: Natalia Melnik und Andrej Telegin in Karlsruhe
furioso oder Die Neapolitanische Fischer-Empörung in ihrer Doppelbödigkeit so wirkungsvoll präsentieren könnte. Im Kloster will der Hofstaat von Neapel den einfachen Freuden der Natur frönen, doch ein Volksaufruhr droht die Idylle zu zerstören. Während der Adel in seinen angesengten Kostümen mühsam Contenance bewahrt und sich in exaltierte Gefühle flüchtet, bringt sich das Volk um die Früchte seines Zorns. Es wird geschmachtet und bramarbasiert, was das Zeug hält, wobei sich die koloraturensicheren Simone Nold und Daniel Belcher besonders virtuos hervortun. Allesandro de Marchi sorgt mit dem Staatsorchester und dem Lautenduo Armonici Concerti für einen geschmeidigen Klang. Ein fulminanter Spaß ist Martin Kusejs DonizettiAbend mit zwei selten aufgeführten neapolitanischen Gelegenheitsopern. Le convenienze ed inconvenienze teatrali handelt von Primadonnen und Kastraten, Intrigen und Katastrophen hinter der Bühne, wobei Eva Lind im Callas-Look sängerisch triumphiert und nur von Wolfgang Schönes umwerfender Mamm’Agata bezwungen wird. Für I pazzi per progetto wandelt sich Martin Zehetgrubers Szene zum Irrenhaus mit der Opernbesatzung als Patienten, wo der Liebeswahnsinn zwischen den bravourösen Sopranen Catriona Smith und Maria Theresa Ullrich Belcanto-Blüten treibt. Enrique Mazzola, Pesaro-erprobt, lässt die Tempi federn und die Strette schäumen. Dietholf Zerweck
2001 Märchen Glinkas Ruslan und Ludmilla in Karlsruhe ■ Erstmals nach mehr als drei Jahrzehnten brachte
das Badische Staatstheater Ruslan und Ludmilla auf eine deutsche Bühne. Glinkas zweite Oper, in Russland fast so ein Renner wie hierzulande die Zauberflöte, hat es im Ausland nicht leicht gehabt. Schier unüberschaubar ist die Fülle der Motive, die der Komponist in seiner „phantastischen Oper“ angehäuft hat.
Foto: Opéra National du Rhin/Straßburg
Osterspaziergang
Foto: Jochen Klenk
Premierenspiegel
Déjà vu: Torsten Kerl und Angela Denoke in Straßburg
Zwischen kritischer Distanz und üppiger Bebilderung kann jede Inszenierung nur kapitulieren. Tobias Lehel siedelt die in sagenhafter Vorzeit spielende Handlung vor dem Untergang des Zarenreiches zu Beginn des 20. Jahrhunderts an. Auf dem Höhepunkt der Hochzeitsfeierlichkeiten von Ruslan und Ludmilla wird die Braut geraubt, bevor die Ehe vollzogen werden kann. Ruslan und die abgewiesenen Freier Ratmir und Farlaf beginnen eine Verfolgungsjagd durch die russische Märchenwelt, während der man aus dem Staunen nicht herauskommt. Lehel und die Bühnenbildnerin Irmgard Berner trauen den alten Bildern nicht und entwerfen im schwarzen Bühnenraum ein Kaleidoskop aus zuckelnden Versatzstücken und bewusst üppig sprießendem Kitsch. Es ist Glinkas Musik, die die Ausdauer des Betrachters lohnt. Johannes Willig entfaltet den Reichtum dieses mit russischen Motiven und italienischen Reminiszenzen gesprenkelten Flickenteppichs mit großer Bravour. Das Ensemble ließ wenig Wünsche offen: Vitalij Kowaljow war mit weich fülligem Bass und musterhaftem Legato ein prächtiger Ruslan, Natalia Melnik eine koloraturselige Ludmilla. In der Altpartie des Fürsten Ratmir glänzte Ewa Wolak. Rolf Fath
Schocktherapie Korngolds Tote Stadt in Straßburg
Der Fall Paul: Siegmund Freud hätte aus ihm eine Musterstudie unbewältigter Trauer gemacht, Erich Wolfgang Korngold schrieb eine Oper. Paul lebt in Brügge, der „toten Stadt“. Er trauert um seine jung gestorbene Frau Marie. Bis ihm eines Tages Marietta begegnet. Sie sieht der Toten zum Verwechseln ähnlich, und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Das Badische Staatstheater Karlsruhe hat Die tote Stadt seit der letzten Spielzeit im Spielplan, in klinisch sterilem Weiß; selbst der Albtraum von Lie■
Nike Luber
Überregionale Ticketanbieter www.eventim.de www.getgo.de www.qivive.com (bisher www.start.de) www.ticketonline.de www.ticketorder.de www.ticketpool.de www.ticket-tour.de www.ticketworld.de www.tix-online.de www.wannago.de www.world-of-tickets.de Regionale Ticketanbieter www.easytickets.de www.hamburg-tourism.de www.kölnticket.de www.muenchen-ticket.de www.nrw-tickets.de www.tickets.berlin.de www.tickets-s.de www.tsc.de (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
Tickets im Internet ■ Ob Pop, Klassik oder Musical – im World Wide Web findet man für jedes Highlight Tickets. Immer mehr Anbieter von Eintrittskarten tummeln sich im Netz. Neben derzeit etwa elf überregionalen Online-Anbietern bieten regionale Ticketanbieter wie „KölnTicket“ oder „München Ticket“ Karten für Veranstaltungen in der jeweiligen Region. Und zunehmend setzen auch die lokalen Vorverkaufsstellen ihre Angebote ins Internet. Von den 200 deutschen Theatern, die eine eigene Web-Seite haben, bieten immerhin 56 Prozent die Möglichkeit zur Kartenbestellung im Internet an. Wie eine vom Fachinformationsdienst TheaterManagement aktuell veröffentlichte Befragung an der Semperoper in Dresden zeigt, ist das Interesse an Online-Angeboten unter Opernbesuchern groß. 27 Prozent der befragten Operngäste hatten die Semperoper bereits im Internet besucht. In der Gruppe der 20- bis 39-Jährigen waren es sogar 33 Prozent, bei den 40- bis 59-Jährigen noch 25 Prozent. Und selbst in der Altergruppe der 60bis 69-jährigen Opernfans hatten immerhin 17 Prozent die Online-Angebote der Semperoper gesehen. Monatlich gehen im Dresdner Opernhaus über 2800 Kartenanfragen per E-Mail ein. Dieses Verfahren ist bei Theatern und Opernhäusern noch weit verbreitet. Online-Buchungen etwa mit freier Platzwahl im jeweiligen Saalplan sind zwar schon möglich, aber für die meisten Häuser noch Zukunftsmusik. Anders sieht es bei den professionellen Ticketverkäufern aus. Deren Buchungsmaschinen ermöglichen das direkte Buchen der gewünschten Tickets. Die Bezahlung erfolgt meist per Kreditkarte, die Eintrittskarten kommen dann per Post ins Haus. Bequemer geht es kaum, wenn auch die Handhabung des Buchungsvorgangs und der Seitenaufbau je nach Leistungsstärke des eigenen Computers und Internetzugangs oft noch verbesserungsfähig sind. Im Preis ist fast immer eine Vorverkaufsgebühr von zehn bis 15 Prozent enthalten, zudem ist mit einer Versandgebühr zu rechnen. Zum Teil bestehen auch Preisunterschiede zwischen den einzelnen Anbietern für die gleiche Veranstaltung. Der Vergleich kann sich also lohnen.
Von Hanns-Wolfgang Trippe, Geschäftsführender Gesellschafter der Trippe:Beratung GmbH, Bad Münstereifel. Kontakt unter www.trippe-beratung.de.
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Sommer 2001
New York 17. bis 22. 10. 2001 Wir bieten Ihnen wunderbare Aufführungen an der MET, ausführliche Stadtbesichtigungen und beste Unterkunft im Deluxe-Hotel The Helmsley Park Lane. Mittwoch 17. 10. Flug mit LH von Frankfurt nach New York. Abends Dinner-Cruise mit Blick auf Manhatten. Donnerstag 18. 10. Stadtrundfahrt: Greenwich Village, Little Italy, Chinatown, Lower Manhatten, Wall Street. Besuch des Metropolitan Museum of Art. Abendessen im „Windows of the World“. In der MET: Idomeneo von Mozart; Dirigent: James Levine. Freitag 19. 10. Stadtrundfahrt: Mid Town mit Trump Tower, Rockefeller Center, Fifth Avenue, Vereinte Nationen. Lunch im berühmten 21 Club Restaurant. In der MET: Norma von Bellini; Dirigent: Carlo Rizzi. Samstag 20. 10. Ausflug entlang des Hudson River zum Chuang Yen Kloster und nach Boscobel (Mittagessen incl.). In der MET: Eugen Onegin von Tschaikowsky. Sonntag 21. 10. Besuch des Brooklyn Museum of Art. Lunch bei Gage & Tollner. Rückflug nach Frankfurt mit LH (an: 22. 10. 01) Preis p.P.: DM 8.990,– im DZ/DM 10.960,– im EZ
Bolschoi Express 2. bis 15. 10. 2001 © Arts & Others, Bad Homburg
be, Verrat und Mord, in den Paul hineingezogen wird, ist von ästhetischer Eleganz. Dagegen nimmt Inga Levant an der Opéra National du Rhin in Straßburg den Titel der Oper wörtlich: Pauls Haus ist grauschwarz, vom Verfall gezeichnet wie die ganze Stadt. Paul selbst zeigt alle Symptome einer schweren psychischen Störung: Unfähig, sich von der Toten zu lösen, sieht er in Marietta nur eine Reinkarnation seiner Marie. Ein Albtraum beginnt, mit raffinierter Lichtregie und verschiedenen transparenten Bühnenbildern (Charles Edwards) effektvoll arrangiert. Paul wird geplagt vom schlechten Gewissen, getrieben vom Verlangen. Doch Marietta treibt mit Pauls Entsetzen Scherz – bis er sie umbringt und erwacht. Nach diesem Albtraum ist Paul am Ende, aber geheilt. Inga Levant inszeniert eine brutale Schocktherapie, die exakt den Text auslegt. Perfekt darauf abgestimmt die musikalische Seite. Dirigent Ian Latham Koenig setzt weniger auf das spätromantische Pathos in Korngolds Partitur als auf die modernen Elemente. Seine straffe, differenzierte Lesart kommt den Sängern zugute. Mit müheloser Strahlkraft und ausdrucksvollem Sprechgesang, aber auch als packender Darsteller überzeugt der Tenor Torsten Kerl. Angela Denoke führt ihren tragfähigen, leuchtenden Sopran durch die schwierige Partie der Marietta, als wäre dramatisches Singen so natürlich wie Sprechen. Auch bei ihr sitzt jede Geste perfekt. Neben diesem „Traumpaar“ wirken die Nebenrollen blass.
Diese Sonderreise mit dem komfortablen Hotelzug Bolschoi Express führt entlang der Route der Transsibirischen Eisenbahn. Sie besuchen Moskau mit dem berühmten Bolschoi-Theater und Zagorsk mit dem Dreifaltigkeits-Kloster. Von Irkutsk aus geht die Reise weiter im Bolschoi Express zum Baikalsee. Über Novosibirsk (Besuch einer Aufführung im größten Opernhaus Russlands) und Omsk geht es weiter nach Ekaterinburg. Durch den Ural nach Novgorod und bis nach St. Petersburg führt diese schöne Reise. Eine Stadtbesichtigung, ein Ausflug nach Peterhof, ein Konzert sowie eine Aufführung im Mariinsky-Theater bilden den Abschluss dieser erlebnisreichen Reise. Lufthansa bringt Sie zurück nach Frankfurt. Preis p.P.: DM 9.090,– im DZ/Doppelabteil DM 13.280,– im EZ/Abteil zur Alleinbelegung Gerne senden wir Ihnen das ausführliche Programm mit weiteren exlusiven Angeboten. ADAC Reisen für Musikfreunde Lyoner Straße 22 D-60528 Frankfurt am Main Telefon (069) 66 07 83 01 Fax (069) 66 07 83 49 email oper@hth.adac.de
Von Bonn
bis Wuppertal NRW-Rundschau Aus Hagen sind gleich zwei Produktionen zu vermelden: Tschaikowskys Eugen Onegin muss durchaus nicht auf Tschechow-Romantik festgelegt werden, aber die Alternative des Regisseurs Marcus Lobbes überzeugt nicht. Olaf Zombecks Ausstattung hebt gewissermaßen die Welt aus den Angeln – einerseits richtig, andererseits gewalttätig. Vor allem jedoch übertreibt Lobbes mit seinen Psychologismen. Dass einige gute Sänger am Werk sind, spricht für das Haus. Nach der Tatjana ist Dagmar Hesse als Fiordiligi in Mozarts Così fan tutte freilich etwas überfordert, auch wenn Dirigent Georg Fritzsch sie unterstützt. Die Anfangsszene der Männer (Bordell) verspricht ungewohnte Schlaglichter auf das komplexe Werk, aber dann liefert Regisseur Thomas Wünsch doch nur Konventionen. Wieder machen einige Sänger den Abend lohnenswert. ■ In Köln sorgt Martin Duncan bei Sergej Prokofjews Liebe zu den drei Orangen für sprühende Opera buffa. Dieses Märchen macht dem Publikum sichtlich Spaß und ist reich an Detailbeleuchtungen. Graeme Jenkins lässt die Musik moussieren, die Sänger werden zu akrobatischen Schauspielern. Zuvor gab es am gleichen Haus Mozarts Entführung aus dem Serail in einer Lesart, die beim größten Teil des Publikums auf klare Ablehnung stieß. An dieser Stelle jedoch ein großes Plädoyer. Torsten Fischer, Schauspieldirektor der Städtischen Bühnen, nimmt das altitalienische Puppenspiel als Rahmen für seine Interpretation. Die „leblosen“ Puppen jedoch sagen über das Innenleben der Personen mehr aus, als die singenden Protagonisten preisgeben. Dieses Wechselspiel zwischen Verbergen und Offenbaren hat der Rezensent (immerhin mit der Erinnerung an drei vergangene Inszenierungen der Entführung vor Ort) so zwingend noch nie erlebt. Seinerseits also drei Sterne. Auch musikalisch gibt es Grund zur Freude. ■ Dies ist auch der Eindruck von Bellinis I Capuleti e i Montecchi in Wuppertal, wo man hinreichende Belcanto-Ressourcen nicht unbedingt vermutet. Doch Edit Lehr und Susanne Blattert gestalten das sich in fein ziselierten Melodien anschmachtende Paar Romeo und Julia geradezu bestechend. Regisseurin Karin Mauksch setzt szenisch so viel hinzu, dass die Aufführung nicht langweilig wird und doch das Primat des Gesangs erhalten bleibt. Christoph König sorgt für die orchestralen Impulse. ■
■ In Krefeld hatte Ulrike Gärtner vor kurzem mit einem hochschäumenden Offenbach-Abend für sich eingenommen. Jetzt enttäuscht sie mit einem gänzlich anders gearteten Wildschütz. Viel guter Wille und Intelligenz sind am Werk, aber Lortzings witziges Stück wird mit bleiernem Humor exekutiert. Der musikalische Bereich (Dirigent: Kenneth Dureya) reicht als Ausgleich nicht. ■ In Bonn erprobt man den zweiten Musical-Erfolg dieser Saison. Nach Hair nun Les Misérables von Claude-Michel Schönberg mit einem Großteil der Crew, die schon bei der Duisburger Aufführungsserie am Werk war. John Dew durfte ein eigenes Regiekonzept erproben, das aber wenig Individualität einbringt, freilich geschickt mit den Bühnenbedingungen umgeht. Das Publikum, unverkennbar durchsetzt mit Fans des Stücks, jubelte delirisch. Jens Mail
Ins
Herz
getroffen
Janá˘ceks Jenufa in Essen Seit Jahren schon steht das Aalto-Musiktheater bei Besuchern und Kritikern in hohem Ansehen, die Mischung aus gewagt und gelungen glückt fast immer. Jetzt auch bei Jenufa, Nicolas Briegers zweiter Inszenierung vor Ort nach Elektra. Stefan Soltesz dirigiert: Was kann der eigentlich nicht? Es gibt namentlich in den lyrisch zurückgenommenen Momenten Passagen, bei denen der Hörer geradezu abhebt. Die Essener Philharmoniker darf man ohne Übertreibung als bestes Opernorchester dieser Region bezeichnen. Das Bühnenbild von Gisbert Jäkel (in das Dorf ist bereits die Elektrizität eingezogen) mag zunächst irritieren, gewinnt ungeachtet seiner Nüchternheit indes rasch an Wirkung. Brieger bedient nicht einfach die „humane“ Botschaft der Musik, sondern lässt Fragen hinsichtlich Schuld und Sühne, Fluch und Verzeihung offen. Im Detail außerordentlich realistisch, bewahrt sich diese Regie gleichwohl Distanz und ist in dieser Mischung von bezwingender Überredungskraft. Zu gesanglich-darstellerischen Höhenflügen schwingen sich Michal Shamir (Jenufa), Elisabeth Hornung (Alte Buryja), Jeffrey Dowd (Laca) und Rainer Maria Röhr (Stewa) auf. Besonders interessiert Nina Warren als „jugendliche“ Küsterin, deren ersten Monolog Brieger als eine ihren verhärteten Charakter erklärende Rückblende anlegt. Der „Belcanto“-Stil ist fraglos ungewohnt, aber die Alternative zu den oft erlebten hochdramatischen Diven gibt Denkanstöße. Jens Mail
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Foto: Thilo Beu
Premierenspiegel
Pas de deux: Rainer Maria Röhr und Michal Shamir in Essen
Abgeleitet Halévys Blitz in Aachen ■ In Fromental Halévys 1835 uraufgeführter Oper Der Blitz werden zwei Schwestern, ein durch Blitzschlag erblindeter Seemann und ihr Cousin aufeinander losgelassen. Dazu eine uninspirierte Musik, die sich nicht scheut, den Fundus beliebiger musikalischer Gesten zu plündern. Großes Orchester, kein Chor – wie gemacht, um Barbara Beyers dramatische Experimente zu tragen. Die Regisseurin erzählt zwar viel über das Sozialverhalten von Mann und Frau im 19. Jahrhundert, scheitert aber daran, dass ausschließlich psychopathisches Verhalten auf der Bühne unweigerlich beginnt, das Publikum zu langweilen. Die jungen, engagierten Sänger Carola Günther und Kristina Totzek als Schwestern und Michael Ende als Seeoffizier überzeugen in sämtlichen Kategorien. Bloß Andreas Joost als George ist mit seiner Stimmfarbe fehlbesetzt. Jeremy Hulin leitet das Orchester zwar sicher und flott durch die Partitur, beweist aber wenig Gespür für die Nuancen der französischen Oper. Martin Freitag
Premierenspiegel
Der König
tanzt
Corbiaus Lully-Film ■ Dass man wegen der Musik ins Kino gehen kann,
John Dews Abschied Saisonausklang in Dortmund ■ Nach Gustave Charpentiers bereits zur Legende gewordenem Zweiteiler Louise/Julien beweist John Dew mit Wagners Tristan erneut seine unübertreffliche Fähigkeit zu sensibelster Personenführung. Ein hochklassiges Ensemble – John Pierece, Jayne Casselman, Sonja Borowski-Tudor und KarlHeinz Lehner – wird vom Orchester unter Michael Hofstetter ungemein gefühlvoll-schwebend begleitet. Tristan ohne Pathos, dafür mit viel Sensitivität. Die Zauberflöte inszeniert Wolfgang Engel ohne Mystik, dafür historisch-aufklärerisch, aber mit allen Möglichkeiten für Mozarts Musik und sängerischer Virtuosität: die zeigten vor allem die Königin der Nacht von Eun-Joo Park, ein attraktiver Papageno von Thomas de Vries und ein eher jugendlicher Karl-Heinz Lehner als Sarastro. Die Uraufführung der Geschichte Raoul Wallenbergs mit dem vielschichtigen Erkhi-Sven Tüürs gerät zum nachdenklichen historischen Bilderbogen über Täter und Opfer in totalitären Systemen – und ihrem Reflex in der bedrohten Spaßgesell-
Fotos: Arnaud Borrel
ist eher selten. Doch Gérard Corbiaus Film über Lully, Molière und Louis XIV. könnte auch jene Musikfans interessieren, die Filmtheater sonst meiden. Zwar bleibt, wie schon in „Farinelli“, die Geschichte – ein Komponist stellt seine Arbeit ganz in den Dienst eines Königs, für den die Kunst Ausdruck politischer Macht ist – etwas blass. Aber stark ist dieser Film immer dann, wenn er ganz und gar der Musik folgt und sie interpretiert: In den opulent ausgestatteten Tanz- und Theaterszenen. Dass das gelingt, ist nicht zuletzt das Verdienst von Reinhard Goebel und der Musica antiqua Köln, die die Musik als Filmmusik gespielt haben. Ein wenig glatter, gefälliger als sonst, doch ohne die Musik zu beschädigen. In einer Zeit, da barocke Bühnenmusik meist nur im Konzert erklingt, bietet „Le Roi danse“ die Gelegenheit, diese Musik in ihrem eigentlichen Theaterumfeld mit seinem Faible für Maschinen und reiche Ausstattung zu erleben (CD zum Film: Dt. Grammophon 463 446-2). Klemens Hippel
Vorspiele: Der König (Benoˆıt Magimel) und Lully (Boris Terral) schaft. Tüürs’ Musik betont die Rolle des Orchesters, nutzt neben klassischen Elementen auch Formen des Rock, sogar des Rap. Mit dem kompetenten großen Ensemble in der Regie Philipp Kochheims gerät die Produktion zum Beweis der Chancen „moderner“ Oper! John Dew verlässt Dortmund; Dortmund wird John Dew vermissen! Rufus Sperling
Das Original Mussorgskys Boris Godunow in Düsseldorf Wie Bizets Carmen oder Offenbachs Hoffmann war Mussorgskys Boris Godunow in seiner Entstehungszeit zu modern, um voll verstanden und gewürdigt zu werden. Rimsky-Korsakows tiefgreifende Bearbeitung (nach Maßstäben der traditionellen Oper) hat jedoch das Interesse an dem Werk wachgehalten. Derzeit erfolgt die rezeptionelle Korrektur, der die Schallplatte teilweise vorgearbeitet hat. Valery Gergiev hat die beiden Frühfassungen in Mussorgskys eigener Orchestrierung (1869/1872) sogar auf einer CD einander gegen■
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übergestellt. Die Düsseldorfer Rheinoper bringt die 1869er Version nicht gänzlich authentisch, lässt bei ihren Anleihen von 1872 gleichwohl das Revolutionsbild (Kromy) aus, für das man (anders als für die Polen-Bilder) durchaus plädieren könnte. Wichtigster Ertrag ist indes, dass Mussorgskys karge, ja spartanische Partitur ungeschönt erklingt. Unter John Fiores hinreißender musikalischer Leitung stellt sich ohnehin kaum die Frage nach den „Nachteilen“ des Originals. Weit weg von Prunk bewegt sich auch die Inszenierung Stein Winges in der Ausstattung von Johannes Schütz. Die weitgehend leere Bühne wird von einem „Riesenparavant“ beherrscht, der rasche Verwandlungen innerhalb der pausenlosen Aufführung ermöglicht. Besonders stimmig sind innerhalb der klar konturierenden Regiearbeit die Figur des Narren, der das Geschehen von Anfang an mit seinem Klagegesicht begleitet, sowie der Mönch Pimen, der beim Schlussauftritt mit dem verhassten Zaren „abrechnet“ und dabei zu Tode kommt. Auch der intrigante Schuisky erhält (schon dank William Cochrans Persönlichkeit) machtvolles Gewicht. Ohne naturalistisches Chargieren zeichnet Jaakko Ryhänen den Titelhelden ungemein eindrucksvoll. Die nunmehr beschnittene Grigory-Partie verkümmert durch Andrej Lantsovs Darstellung nicht zur Sekundärrolle. Jens Mail
Labelporträt
Von Arnt Cobbers
Große Ziele – kleine Preise Das Budget-Label Arte Nova „Wir machen keine Billigproduktionen, wir verkaufen unsere CDs nur zu niedrigen Preise“, betont Label-Chef Dieter Oehms, und in der Tat hat sich Arte Nova in den fünf Jahren seines Geschehens einen guten Ruf in der Klassik-Welt erworben. Als Totengräber des Klassik-CD-Markts sieht sich Oehms jedenfalls nicht. Ganz im Gegenteil: „Wenn CDs 40 Mark kosten, verschließt man vielen jungen Leuten den Zugang zur Klassik. Die Tonträgerindustrie hat auch eine Verpflichtung, den Klassikmarkt zu pflegen.“ Über 500 CDs weist der Katalog mittlerweile auf, und neben den hochgelobten und viel diskutierten Highlights wie den Beethoven-Sinfonien mit David Zinman und dem Züricher Tonhalle-Orchester oder dem Bruckner-Zyklus mit Stanislaw Skrowaczewski am Pult des RSO Saarbrücken sorgten zahlreiche junge Künstler für Aufmerksamkeit: so die Geiger Mirijam Contzen und Benjamin
Schmid, die Pianisten Michael Endres, Alfredo Perl und Matthias Kirschnereit, der Cellist Guido Schiefen oder die Gitarristen Andreas von Wangenheim und Johannes Tonio Kreusch. In der Label-Politik unterrscheidet sich Arte Nova deutlich von der Konkurrenz. Während die Majors große Teile ihrer Archiv-Schätze in immer neue Reihen zusammenfassen, stehen bei Oehms „die Musiker unserer Zeit“ im Mittelpunkt. „Bei allem Respekt für die Größen der Vergangenheit – die Lebenden sind uns wichtiger als die Toten. Wir wollen das Label sein, das den jungen Musikern den Zugang zum Markt ermöglicht.“ „Historische Aufnahmen“ hat Arte Nova nicht im Archiv, und einen Zukauf lehnt Dieter Oehms kategorisch ab. Das Budget-Label versteht er als „Trittbretthilfe“. Bekommt ein junger Künstler eine Offerte von einem Major-Label, so stehe es ihm frei zu gehen, sagt Oehms, und schickt stolz hinterher: „Aber noch ist keiner gegangen.“ Zu zahlreichen Musikern ist über die Jahre hinweg eine freundschaftli-
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che Partnerschaft gewachsen. Und auch arrivierte Namen fühlen sich bei Arte Nova wohl: so zum Beispiel Eduardo Fernández, René Clemencic, Gustav Kuhn oder David Zinman. Das Repertoire der im Schnitt sechs neuen CDs pro Monat erstreckt sich vom Mittelalter bis heute. Neben Raritäten und Weltersteinspielungen wie den Furtwängler-Sinfonien mit der Staatskapelle Weimar unter George Alexander Albrecht oder den Sinfonien des Romantikers Friedrich Gernsheim finden sich im Katalog auch die großen Zyklen: etwa Beethovens Streichquartette mit dem Alexander String Quartet oder Mozarts Klavierkonzerte mit Matthias Kirschnereit und den Bamberger Symphonikern unter Frank Beermann. Oper und Operette wird in Zusammenarbeit u. a. mit den Tiroler Festspielen Erl oder den Seefestspielen Mörbisch aufgenommen. Zum Renner hat sich die Reihe „ARTE NOVA VOICES“ entwickelt, auf der Sänger, die sich auf bestem Weg zu Weltruhm befinden, ihre RecitalDebüts geben, darunter Elena Mosuc und Noemi Nadelmann, John Treleaven, Deon van der Walt, Roman Trekel, Robert Dean Smith und Elena Zaremba. Das Joint Venture mit der Bertelsmann Media Group ermöglicht es Arte Nova, die finanzielle Stärke eines Großkonzerns mit der Schnelligkeit und Flexibilität eines kleinen Labels zu verbinden. Die Entscheidungswege sind kurz im Münchner Drei-Zimmer-Büro. Dieter Oehms, geschäftsführender Gesellschafter, weiß, was er tut, schließlich war er mal Chef der Polygram und leitete seit 1989 die Deutsche Philips. Damit sich die Budget-Strategie trägt, braucht es einen langen Atem. Denn Neuproduktionen für wenig Geld zu verkaufen, rechnet sich nur bei großen Stückzahlen, und bis die erreicht sind, dauert es Jahre. Große Gewinne hat Arte Nova auch nach fünf Jahren noch nicht eingespielt. Doch das Arte-Nova-Team ist guter Dinge. Und wenn es die CDs in seinen Büroregalen und die Auszeichnungen an den Wänden betrachtet, hat es allen Grund, stolz auf das Erreichte zu sein. Im Internet unter www.artenova.de.
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Weihnachtsmusik Werke von Böddecker, Scarlatti, Pachelbel, Bach, Corelli Emma Kirkby, Sopran London Baroque BIS 501135
Georg Friedrich Händel Gloria Emma Kirkby, Sopran Baroque Orchestra of the Royal Academy of Music, Laurence Cummings BIS 501235 (+“Dixit Dominus”)
*Alle BIS-CDs (Klassik Center Kassel) im Fachhandel erhältlich.
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Georg Friedrich Händel Geistliche Kantaten Emma Kirkby, Sopran London Baroque BIS 501065
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Emma Kirkby
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Aktuelle Einspielungen*
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Im März diesen Jahres wurde die Royal Academy of Music in London für eine Woche zum Zentrum der musikalischen Welt. Fieberhafte Aktivitäten der Medien hatte die Meldung ausgelöst, daß in der Bibliothek der Akademie ein bisher unbekanntes Werk Georg Friedrich Händels entdeckt worden war.
Händels Gloria (wieder)entdeckt! Zwei britische Zeitungen entschieden sich sogar, den gerade tobenden Druckerstreik zu durchbrechen, um die Nachricht vier Tage vor der Konkurrenz bringen zu können. Auf unbekannten Wegen war das Autograph des Gloria in
excelsis Deo für Sopran solo und Instrumente aus Händels Partitursammlung ”entkommen” und hatte nahezu 300 Jahre unbekannt und unerkannt in der Bibliothek der Akademie geschlummert. Es ist Prof. Dr. Hans Joachim Marx, Ordinarius für Musikwissenschaft an der Hamburger Universität, zu verdanken, daß wir heute von diesem Werk wissen. Er hatte es bei einem Besuch der Royal Academy im September 2000 entdeckt. Prof. Marx glaubt, daß das Gloria Teil einer Sammlung war, die William Savage zusammengetragen hatte, ein Weggenosse Händels und ständiger Sänger in seinen Opern und Oratorien. Später wurde das Manuskript von R. J. S. Stevens übernommen, dessen Sammlung 1865 in den Besitz der Royal Academy überging. Eine sehr wertvolle Sammlung übrigens, die u.a. Teile des Autographs von Purcells “The Fairy Queen” enthält. Die Verbindung SavageStevens mag ürigens auch erklären, wie es zu dem zeitweiligen Verschwinden der Partitur kam:
Auch die “Fairy Queen” galt seit 1701 als verschollen, bis zu ihrer Wiederentdeckung im Jahr 1900 ebenfalls in der Akademie. Die Zuschreibung an Händel durch Prof. Marx ist über jeden Zweifel erhaben und in Fachkreisen sofort anerkannt worden. Leider weiß man nichts über den Anlaß der Komposition, geschweige denn, wer das Werk uraufgeführt hat. Dem Stil nach zu urteilen, muß das achtteilige Stück in den letzten Hamburger Jahren oder zu Beginn des Italienaufenthaltes Händels entstanden sein, also etwa zwischen 1706 und 1708. Vokale und instrumentale Stimmführung ähneln sehr derjenigen im bekannten “Laudate pueri” in F-dur, das der junge Komponist in Hamburg geschrieben hatte, unmittelbar vor seiner Abreise nach Italien. Eine der größten Merkwürdigkeiten im Zusammenhang mit diesem Werk ist, daß Händel offensichtlich die anderen Teile des Meßordinariums (Kyrie, Sanctus, Credo, Agnus Dei) nicht für Solostimme vertont hat. Die Hauptkonkurrenz zu diesem Werk ist sicherlich das Gloria für Chor, das Antonio Vivaldi 1708 schuf. Nach Anthony Hicks hat überhaupt nur ein anderer Komponist des Barock Teile der Messe für Sologesang vertont: Georg Philipp Telemann. Vielleicht hat Händel also die Idee zu einer derartigen Komposition aus Hamburg mitgebracht, wenn sie auch erst zu einer unbekannten Aufführungsgelegenheit in Italien entstand. Jedenfalls ist dieses Werk ein bedeutender Beitrag zum Gesamtwerk Händels. Ohne jede Frage hat er es für einen Koloratursopran geschrieben. Die erste öffentliche (Wieder)aufführung (nur der Teile “Dominus
Deus” und “Quoniam”) fand am 15. März 2001 in der Royal Academy durch Rebecca Ryan, Sopran und einem Studentenensemble unter Leitung von Nicholas McGegan statt. Mr. McGegan wird auch die erste öffentliche Gesamtaufführung während der Göttinger Händelfestspiele im Juni leiten. Vor der ersten Gesamtaufführung liegt nun aber schon die erste Einspielung des Werkes vor: Beim Rennen um das Recht zur Aufnahme (es stand nahezu alles an Produzenten und Labels, was in der Klassik Rang und Namen hat, Schlange bei der Akademie) hat BIS das Rennen gemacht. Angesichts der ohnehin begonnenen Zusammenarbeit zwischen Emma Kirkby und BIS (s. auch
“Neues vom Schallplattenmarkt” in dieser Ausgabe) lag nichts näher, als ihr die Ersteinspielung zu übertragen. Begleitet wird sie vom Barockorchester der Royal Academy unter Leitung von Laurence Cummings. Da das Werk mit gut 16 Minuten Spieldauer natürlich zu kurz ist, um eine ganze CD zu füllen, wurde es kombiniert mit dem bekannten “Dixit Dominus”, hier in einer Aufnahme mit Hillevi Martinpelto, Anne Sofie von Otter und Anders Öhrwall, dem Stockholm Bach Choir und dem Drottningholm Barockorchester. A. Rainer
Ein Weltreisender in Sachen Gitarre ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
MICHAEL TROESTER Dear Michael: I have just listened to our latest CD together. And you can not imagine how excited I am about it. It really gave me the chills. Specially the slow part in the third movement of the Primer Concierto you did it so beautiful !! It is always such a joy to listen to you playing my music, and makes every minute I spend on it really worthwhile. I can not thank you enough for all this. I will be honored to write a new solopiece for your 21 century music for guitar CD. It will be specially dedicated to you. So you can count on that. I will start working on it right away. Meanwhile I will keep on listening to this wonderfully played CD. My very best regards. Yours, as ever Eduardo Angulo (geb. 1954 in Puebla, Mexico)
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Auf Flügeln um die Welt ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
DUO VILLARCEAUX Man hat sich gehauen in seinen Konzerten, hat ihn ausgepfiffen, geschmäht, verlacht - doch Igor Strawinskys Bedeutung für die Musik des 20. Jahrhunderts konnte das nur steigern. Als er 1971 im hohen Alter von 89 Jahren starb, war er eine Legende, der letzte der ganz großen Modernen, der letzte Überlebende aus der Generation eines Arnold Schönberg, Anton Webern, Alban Berg, Paul Hindemith. Man könnte natürlich auch boshaft sagen: ein Fossil. Denn inzwischen hatte sich, was einst neu gewesen war, längst in den Konzertsälen etabliert. Niemandem ging die
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Judith Mosch
Alexandra Sostmann
THOROFON KG Eichhornweg 11 30900 Wedemark Tel.: 05130 / 79360 Fax: 05130 / 79829 Bestellen Sie unseren Gesamtkatalog E-mail: thorofon@t-online.de
Ballettmusik des Sacre du Printemps, des Frühlingsopfers mehr gegen den Strich; niemand stieß sich an den wüsten Schlagzeugeffekten des Ragtime für Klavier (den Artur Rubinstein einst dankend abgelehnt hatte). Irgendwie muß der in Oranienburg bei St. Petersburg geborene adlige Russe etwas anders gemacht haben als seine Zeitgenossen, und irgend etwas an ihm muß grundlegend anders gewesen sein. (Eckardt van den Hoogen)
Im Vertrieb von: Klassik Center Kassel Glöcknerpfad 47 34134 Kassel Telefon 0561 / 93514-0 Telefax 0561 / 93514-15
Werkstatt für junge Musikkritiker
Anzeige CLASS aktuell Ein Projekt des Orchesters der Beethovenhalle Bonn, der Zeitschrift FONO FORUM und der Carl Richard Montag Stiftung “Villa Prieger”
26.-28.2001Oktober Villa Prieger Bonn Gemeinsam mit der Klassik-Zeitschrift Fono Forum und der Carl Richard Montag Stiftung veranstaltet das Orchester der Beethovenhalle erstmals eine Werkstatt für junge Musikkritiker in Bonn. Die idyllisch am Rhein gelegene Villa Prieger, Sitz der Carl Richard Montag Stiftung, bildet das Forum für das Wochenendseminar. Die Werkstatt beginnt mit dem gemeinsamen Besuch der Aufführung von Gustav Mahlers "Lied von der Erde" und Sergej Prokofjews Sinfonie Nr. 1 des Orchesters der Beethovenhalle am 26. Oktober 2001. Auf dem Programm der Werkstatt stehen die Erarbeitung von Konzertund CD-Kritiken sowie Vorträge über Grundlagen der Musikkritik und die Beurteilung von Klang- und Aufnahmetechnik. Dozenten sind u.a. Thomas Voigt und Gregor Willmes (Fono Forum) sowie Werner Dabringhaus (Musikproduktion Dabringhaus und Grimm). Die Kosten für Verpflegung und Unterkunft übernimmt die Carl Richard Montag Stiftung. Die ermäßigte Kursgebühr von 300,-DM sowie die Reisekosten sind von den Teilnehmern zu tragen.
Bitte richten Sie Ihr Bewerbung mit Lebenslauf und eventuellen Arbeitsproben bis spätestens 31. August an: Orchester der Beethovenhalle Öffentlichkeitsarbeit Wachsbleiche 2 53111 Bonn Fax 0228/ 63 03 76 www. Beethovenhalleorchester.de
Anzeige CLASS aktuell "Ein Klassiker feiert seine Auferstehung" schrieb das Handelsblatt über die Einspielung von Krzysztof Pendereckis "Lukas-Passion", einem der zentralen Sakralwerke des 20. Jahrhunderts. Mit dem Mainzer Domchor, den Rundfunkchören des WDR, des NDR und mit namhaften Solisten der internationalen Opernszene entstand dieses einzigartige Klangdokument einer weltweit übertragenen Fernsehproduktion mit dem traditionsreichen Orchester der Beethovenhalle Bonn unter der Leitung des ausgewiesenen Kenners der zeitgenössischen Musik, Marc Soustrot. "Interpretazione Ottima" (CD Classica) und "a genuine team effort..." (Gramophone) jubelt einstimmig die internationale Fachpresse und FonoForum findet den Umgang der Interpreten mit Penderecki "schlicht bezwingend." Marc Soustrot und das Orchester der Beethovenhalle: Sie debutierten auf dem CD-Markt mit einem Paukenschlag: Ludwig van Beethovens einzige Oper, ‘Leonore’, in der Version von 1806 findet in der vorliegenden Fassung ihre Weltersteinspielung. Sie präsentiert nicht nur die originale, von Beethoven
Aktuelle Einspielungen*:
Orchester der Beethovenhalle Ludwig van Beethoven "Leonore" (1806) Pamela Coburn, Leonore Mark Baker, Florestan Jean-Philippe Lafont, Pizarro Victor von Halem, Rocco Christine Neithard Barbaux, Marzelline Benedikt Kobel, Jaquino Eric Martin-Bonnet, Don Fernando Kölner Rundfunkchor Orchester der Beethovenhalle Bonn Marc Soustrot, Dirigent MDG 337 0826-2
Denn erstmals wird die ungekürzte Fassung des Bühnenwerkes, das zu den Hauptwerken der klassischen Moderne gehört, vollständig zu hören sein. Im Gegensatz zur noch jungen Diskographie kann das Orchester auf eine stolze Tradition zurückblicken: Bis ins Jahr 1897 gehen seine Wurzeln zurück, als in Koblenz ein Philharmonisches Orchester gegründet wurde, das 1907 seinen Sitz nach Bonn verlegte. Den heutigen Namen erhielt das Orchester 1959 mit der Einweihung seines Konzerthauses, der Beethovenhalle. Unter den Dirigenten des Orchesters finden sich Namen wie Richard Strauss, Max Reger, Max Bruch, Paul Hindemith, Karl Böhm, oder Sergiu Celibidache. In jüngster Zeit machte Dennis Russell-Davies, GMD von 1987 bis 1995, das Orchester auch über die Grenzen Bonns bekannt. Es gehört heute zur Spitzenklasse der deutschen Orchester. Marc Soustrot leitet seit 1995 das Orchester der Beethovenhalle. Ein Glücksfall, denn er widmet sich nicht nur dem gängigen Orchesterrepertoire, sondern er engagiert sich für die Förderung der Neuen Musik. So wurde gerade die Einrichtung "Composer in Residence" ins Leben gerufen, durch die aufstrebende Komponisten der jungen Generation die Möglichkeit erhalten, ein großes Orchesterwerk zu komponieren. Nach den gefeierten Uraufführungen von Christian Jost und Sandeep Bhagwati startet die Spielzeit 2001/2002 mit einer weiteren Uraufführung: Philippe Schoellers Werk "FEUERGEIST, étude symphonique" wird am 31. August 2001 in der Beethovenhalle Bonn aus der Taufe gehoben. Eine monumentale Rarität präsentiert Marc Soustrot mit Max Bruchs Oratorium
“Hervorragend in Klang und Präsenz” (FAZ)
Krzysztof Penderecki Passio et mors Domini nostri Jesu Christi secundum Lucam (Lukas Passion) Franziska Hirzel, Sopran François Le Roux, Bariton Jean-Philippe Courtis, Bass Manfred Jung, Sprecher WDR Rundfunkchor Köln Chor des Norddeutschen Rundfunks Mainzer Domchor Orchester der Beethovenhalle Bonn Marc Soustrot, Dirigent MDG 337 0981-2 Ernst Krenek: Karl V. Bühnenwerk mit Musik in zwei Teilen op.73 David Pittman-Jennings, Bariton Christoph Bantzer, Sprecher Solisten und Sprecher Tschechischer Philharmonischer Chor Brno Orchester der Beethovenhalle Marc Soustrot, Dirigent (erscheint Herbst 2001) *Alle MDG-Einspielungen im Fachhandel erhältlich Aktuelle Konzerte: 8. Juni, Beethovenhalle Bonn Mahler: Sinf. Nr. 9 D-Dur 29. Juni, Beethovenhalle Bonn Beethoven: Missa solemnis op. 123
selbst legitimierte Gestalt der ‘Leonore’, sondern erstmals auch das ungekürzte Libretto der Oper. Im Herbst diesen Jahres wird die jüngste Produktion des Orchesters der Beethovenhalle wieder in der bewährten Klangregie bei Musikproduktion Dabringhaus und Grimm erscheinen: das monumentale Zwölftonwerk "Karl V." von Ernst Krenek, dessen 10. Todestag sich in diesem Jahr jährt. Mit dieser Aufnahme bringen Marc Soustrot und sein Orchester eine weitere Weltersteinspielung auf den Markt.
"Odysseus" op.41, das Szenen aus der Odyssee mit zahlreichen Solisten und großem Chor thematisiert. Mit diesem selten gespielten, hochromantischen Werk ist das Orchester der Beethovenhalle bei einem Konzert beim Internationalen Beethovenfest Bonn (22. September 2001) und den großen Musikfestspielen in Prag, Bratislava und Brno – und hoffentlich bald auf CD - zu hören.
Neues vom Plattenmarkt
Neues vom Plattenmarkt
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Im Rahmen der TelemannGesamtausgabe bei Bärenreiter sind bisher unveröffentlichte und uneingespielte Kantaten aus Georg Philipp Telemanns Jugendzeit ans Tageslicht getreten. Fünf dieser Werke hat das Sächsische Vocalensemble, Leitung Matthias Jung, nun auf Cantate C 58012 vorgelegt. Schon diese Jugendwerke verblüffen durch den Telemann-typischen Reichtum der melodischen Erfindung und der Ausdeutung der textlichen Affekte.
Eine Einführung in das Vokalwerk Johann Nepomuk Hummels (1778-1837) bietet Hungaroton 32004. Der heute eigentlich nur noch durch seine Klavierwerke bekannte Hummel, zu Lebzeiten einer der gefeiertsten Komponisten und Virtuosen Europas, hat zahlreiche geistliche Werke geschrieben. Der Chor “Jeunesses Musicales“ unter Leitung von Domonkos Héja legt in Ersteinspielung seine Messe D-dur, das Te Deum sowie ein Graduale und ein Offertorium vor.
“Mosaico barocco“ ist ein höchst abwechslungsreiches Programm mit Werken von Bach, Marcello, Vivaldi und Händel betitelt, das auf Claves 50-2012 erschien. Omar Zoboli, Oboe und Oboe d’amore, sowie Diego Fasolis an der wunderbaren Ahrend-Orgel der Jesuitenkirche zu Porrentruy haben sich der musikalischen Fälschung und Falschzuschreibung angenommen, denn fast alle der eingespielten Werke wurden eigentlich anderen Komponisten untergeschoben. Das Booklet zur CD liest sich wie ein Krimi.
Eine ganz besondere Entdeckung sind die Ouvertüren und Symphonien von Ferdinand Herold (1791-1833). Herold war ein von der Oper besessener Komponist; selbst seine Instrumentalwerke atmen den dramatischen Gestus der Bühne. WolfDieter Hauschild hat sich mit dem Orchestra della Svizzera Italiana des Vergessenen angenommen (Dynamic 282; Ersteinspielung).
Hauptsächlich den Komponisten der deutschen Romantik ist es zu verdanken, daß wir heute über ein recht umfangreiches Reper-toire für die Bratsche verfügen, dieses “schrecklich melancholische” (Debussy) Instrument. Folgerichtig haben Anna Barbara Dütschler, Viola und Marc Pantillon, Klavier, Werke von Joseph Joachim, Friedrich Kiel, Heinrich von Herzogenberg, Hendrik Andriessen und Heinrich XXIV Prinz von Reuss für ihre CD ausgewählt, die auf Claves 50-9905 erschienen ist.
Immer wieder machen Masaaki Suzuki und das Bach Collegium Japan während ihrer Gesamtaufnahme der Bach-Kantaten Abstecher in das Vor- und Umfeld des Thomaskantors. Auf BIS 1071 (2 CD) legen sie nun die Ergebnisse ihrer Beschäftigung mit Claudio Monteverdi vor: Die berühmte Marienvesper und die Missa in illo tempore.
Drei großformatige geistliche Konzerte des Berliner Komponisten Helmut Barbe (*1927) nach Texten von Gryphius, Fleming, von Hofmannsthal, Rilke, Keller, Kafka und Mörike hat das Berliner Vokalensemble, Leitung Bernd Stegmann, für Cantate eingespielt (C 58014). “Gedanken über die Zeit“: Vergänglichkeit ist das zentrale Thema dieser Werke.
Das wichtigste (erhaltene) Werk von Giovanni Buonaventura Viviani (1638-1692) ist seine Sammlung op. 4, “Capricci armonici da chiesa e da camera“. Viviani gehört zu den italienischen Komponisten, die mit ihrem innovativen Werk zum “goldenen Zeitalter der Violine” um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert beitrugen. István Kertész, Violine, Rezsö Pertorini, Violoncello und Judit Péteri, Cembalo, haben auf Hungaroton 31952 diese Sammlung von Sonaten nahezu komplett aufgenommen.
“Mittelalterliche Gesänge und Improvisationen“ heißt eine bei Centaur Records erschienene CD (CRC 2456). Die Besonderheit der Aufnahme liegt in der musikalischen Begleitung mit Orgel und Saxophon, das sich mit seinem weichen Klang hervorragend den Gesangsstimmen einfügt. Die Schola Cantorum Riga singt unter Leitung von Guntar Pranis. Artis Gaga, Saxophon und Laurentius M. Schlieker an der Orgel haben die instrumentale Begleitung übernommen.
Lateinische Motetten (der Besetzung nach aber Solokantaten) von Georg Friedrich Händel hat Emma Kirkby, begleitet vom Ensemble London Baroque, für BIS aufgenommen (BIS 1065, s. auch Titelseite dieser Ausgabe von CLASS aktuell). Die Werke stammen aus der Zeit seines Italienaufenthaltes um 1708. Eine begeisternde Aufnahme dank der wirklich unglaublichen Virtuosität und einzigartig schönen Stimme der Solistin.
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Die Gesamteinspielung der Violinkonzerte Giuseppe Tartinis auf Dynamic geht in die achte Runde. Drei Konzerte aus den Jahren 1721-35 bietet das Ensemble L’Arte dell’Arco (Leitung Giovanni Guglielmo) in Ersteinspielung auf Dynamic 355.
WERGO Hans Werner Henze zum 75. Geburtstag cpo 999 416–2
cpo 999 417–2
Dieser Fall ist wirklich selten: Ein Komponist, von der Mitwelt und der Nachwelt als mittelmäßig eingeschätzt, hat in einem einzigen Genre einen unbestrittenen Höhepunkt erreicht. Dort steht er über allen Zeitgenossen, Vorläufern und Nachfolgern. Wenn es um die vertonte deutsche Ballade geht, hat Carl Loewe keinen Konkurrenten.
Carl Löwe
cpo 999 543–2
- das Balladen-
Genie
So schrieb 1996 eine Kritikerin aus Anlass des 200. Geburtstages des Komponisten, der sich durch über 600 Liedern und Balladen seinen unverrückbaren Platz in der Musikgeschichte gesichert hat. Wirklich bekannt und immer wieder im Konzertsaal aufgeführt werden davon allerdings höchstens zwei Handvoll. Dass dies nicht zu Recht geschieht, beweist seit 4 Jahren die Gesamtedition bei cpo. Inzwischen auf 14 Volumina angewachsen, erfährt sie von allen Seiten höchstes Lob. Dabei werden zwei Aspekte immer wieder besonders hervorgehoben: Zum einen die Wiederentdeckung wahrer Lied-Juwelen mit schier unerschöpflichem Erfindungs-und Formenreichtum und zum anderen die interpretatorischen Leistungen der verschiedenen Sänger und des spiritus rector am Klavier, Cord Garben. In der Tat liest sich das Interpretenverzeichnis der Edition wie ein who is who des deutschen Liedgesangs: Edith Mathis, Ruth Ziesak, Iris Vermillion, Christoph Pregardien, Andreas Schmidt, Roman Trekel, Kurt Moll, um nur eine Auswahl zu nennen. So schrieb ein Kritiker: Es ist schon jetzt erkennbar, dass Loewes spezielle Begabung - Schauplatz, Stimmung, Figuren und Handlungen in der kleinen Form dennoch farbenreich und dramatisch immer wieder packend zu gestalten - durch die verschiedenen Stimmfarben und Temperamente überzeugend lebendig werden. Die auf ca. 20 CDs angelegte Serie verspricht noch so manche Überraschung. Burkhard Schmilgun
Drei sinfonische Etüden für großes Orchester (1956/64)
Quattro Poemi für Orchester (1955)
Nachtstücke und Arien nach Gedichten von Ingeborg Bachmann für Sopran und großes Orchester (1957)
La selva incantata – Der verwunschene Wald Aria und Rondo für Orchester (1991) Michaela Kaune, Sopran NDR-Sinfonieorchester Leitung: Peter Ruzicka WER 6637 2 / CD
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Die vier auf dieser CD vereinten Orchesterwerke von Hans Werner Henze spannen einen Bogen von der Entstehungszeit seiner dritten Oper König Hirsch Mitte der 50er Jahre bis zu La selva incantata, mit der Henze auf diese Oper direkten Bezug nimmt – ein Vorgehen, für das es in seinem Werkkatalog nur wenige Beispiele gibt. Diese Verbindung kommt nicht von ungefähr: Die Partitur zu König Hirsch markiert in ihrer dezidierten Abkehr vom Zwölfton-System für Henze einen „großen Befreiungsversuch“, eine Art Emanzipation von den dogmatischen Fesseln der Darmstädter Schule, wie er selbst es in dem im Beiheft abgedruckten Interview mit Peter Ruzicka ausdrückt. WERGO Weihergarten 5 · D-55116 Mainz E-Mail: info@wergo.de Internet: www.wergo.de
Klassik auf DVD:
Die spektakuläre Synthese aus brillanter Bildqualität und exzellentem Klang:
In CLASS Aktuell 1/2001 veröffentlichten wir eine Einführung in die faszinierend neue Klangwelt der Mehrkanalwiedergabe. Seither erreichten uns immer wieder Fragen zu den speziellen Möglichkeiten der DVD, die wir in dieser neuen Folge zusammen mit kompetenten Antworten für Sie zusammengestellt haben.
Die Möglichkeiten der Mehrkanalwiedergabe interessieren mich, muß ich eine vollständig neue Anlage kaufen? 1. Sie benötigen einen DVD-Audio/VideoSpieler, der auch als Kombi- oder UniversalSpieler bezeichnet wird. Mit diesem Gerät können Sie nicht nur Ihre bereits vorhandenen CDs wiedergeben, sondern auch die Video-CD, die DVD-Video und die neue DVD-Audio. 2. Erforderlich ist weiterhin ein Verstärker oder Receiver, mit dem sich alle Kanäle gleichzeitig in der Lautstärke regeln lassen – das geht mit einem Stereo-Verstärker nicht. An ein solches Gerät können Sie selbstverständlich alle bisherigen Stereo-Quellen (CD, MC, LP...) mit anschließen. 3. Wenn Sie hochwertige Stereo-Lautsprecher besitzen, können Sie diese weiterverwenden. Die Mehrkanal-Surroundverfahren erfordern nicht zwingend gleiche Lautsprecher, so daß Sie Ihre bestehende Anlage auch durch Zusatzlautsprecher anderer Hersteller erweitern können. Manche Hersteller bieten auch Komplettlösungen mit aufeinander abgestimmten Lautsprechersystemen an. Fragen Sie Ihren Fachhändler.
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100182
Naglestad, Klink 100178
5.1, 7.1, 2+2+2 ... - Wieviele Lautsprecher brauche ich denn wirklich? Die gebräuchlichste Mehrkanalkonfiguration ist die aus dem Videobereich bekannte 5.1 - Lautsprecheraufstellung, bei der die Stereowiedergabe ergänzt wird durch einen Center- oder Mittenlautsprecher, zwei rückwärtigen Lautsprechern und einen LFE (Tiefbaß-Effekt-Lautsprecher), auch Subwoofer genannt. 5.1 ist auch für die AudioWiedergabe von Musikwerken als Standard übernommen worden. Dabei kann es aber durchaus vorkommen, daß nicht alle Kanäle auch Musikinformationen enthalten. (Ebenfalls aus dem Videobereich stammt die 7.1-Lautsprecheraufstellung, bei der zusätzlich zwei weitere Lautsprecher z. B. vorne halblinks/halbrechts plaziert werden.) Eine interessante Ergänzung zur 5.1Lautsprecheraufstellung ist das zuerst von MDG vorgestellte 2+2+2-Recording-Verfahren, welches nicht nur in der 5.1-Aufstellung ausgezeichnet funktioniert, sondern mit der 2+2+2 - Lautsprecheraufstellung zusätzlich eine dreidimensionale Musikwiedergabe unabhängig vom Hörplatz realisiert.
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Oper von A. Previn Fleming, Gilfry 100138
Opie, Chance, Tear 100172
Hear the music See the music Feel the music
Erhältlich im Fachhandel - im Vertrieb von: NAXOS DEUTSCHLAND GmbH, Abt. N28 Wienburgstr. 171 a, 48147 Münster 0251 / 924060
www.naxos.de
Ich verstehe, daß nur die DVD-Audio höchsten Klanggenuß bieten kann. Kann ich sie auch auf meinem DVD-VideoGerät abspielen? Die hohe Klangqualität einer DVD-Audio kann nur von einem DVD-Audio/Video Spieler wiedergegeben werden. Ein DVDVideo-Spieler wird eine reine DVD-Audio mit einer Fehlermeldung zurückweisen. Viele Hersteller bieten auf der DVD-Audio die Musik zusätzlich in Dolby-Digital-Qualität (AC 3) an. Die Dolby-Digital-Spur wird von allen DVD-Video-Spielern wiedergegeben.
Klang Faszination…
Ballett von Mats Ek
Monatlich bis zu 10 weitere TOP-NEUHEITEN!
CLASS ? service....
Die Wiedergabequalität kann allerdings, da datenreduziert, nicht als hochwertig bezeichnet werden.
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Kann ich die DVD-Audio auch auf meinem PC abspielen? Nur sehr bedingt: Normalerweise werden Sie lediglich die datenreduzierte AC3-Qualität hören können – in Abhängigkeit von den Möglichkeiten der Soundcard, mit der Ihr PC ausgestattet ist. Den wirklichen Klangvorteil der DVD-A werden Sie nur über eine entsprechend hochwertige Wiedergabekette erreichen.
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An meinem DVD-Video-Spieler kann ich sechs Kanäle anschließen. Kann ich auch die neuen Audio-DVDs anhören? Ein DVD-Video-Spieler kann keine DVDAudio wiedergeben, es sei denn auf der DVD-Audio ist zusätzlich das Signal auch in Dolby-Digital (AC3) Qualität gespeichert. Vermutlich verfügt Ihr DVD-Video-Spieler über einen eingebauten Dolby-DigitalDekoder. Dieser stellt bei entsprechend kodiertem Signal sechs Kanäle (Tonspuren) zur Verfügung, diese allerdings nur datenreduziert, so daß keine klanglich hochwertige Musikwiedergabe wie über einen DVDAudio/Video-Spieler erfolgen kann. Bietet die DVD-Audio auch Bild – muß ich einen Fernseher anschließen? Die DVD ist ein multimedialer Datenspeicher. Sie kann sowohl Bild in bester Qualität (DVD-Video), als auch Daten in großer Menge (DVD-ROM), als auch Ton in bester Qualität (DVD-Audio) enthalten. Natürlich sind auch Mischformen möglich, so enthält die DVD-Video natürlich auch einen Stereoton (z.B. bei alten Filmen, die nicht in Dolby-Digital produziert wurden) und/oder einen 5.1-Ton (datenreduziert). Die DVD-Audio kann auch Video-Sequenzen enthalten, bisweilen läßt sich in einem Bilderkatalog blättern, oder Bookletinformationen lassen sich abrufen - allerdings ist bei Ausschöpfen höchster Klangqualität kein "bewegtes" Bild übertragbar: Die DVDAudio ist eben ein Tonträger, so daß sich viele Schallplattenproduzenten konsequenterweise entschieden haben auch wirklich kein Bild mitzuliefern, der Anschluß eines Fernsehers ist also nicht zwingend erforderlich.
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Ich habe eine hochwertige Stereoanlage. Der DVD-Audio-Standard ist 24 Bit 96 kHz. Brauche ich dafür einen neuen Verstärker und neue Lautsprecher? 1. Achtung: Es gibt keinen Standard, der für die DVD-Audio 24 Bit / 96 kHz vorschreibt: Im Gegenteil, die DVD-A erlaubt Samplingfrequenzen von 44.1 kHz (wie CD) über 48 (wie DAT) über 88,2 kHz bzw. 96 kHz (bei diskreter Mehrkanaligkeit) bis hin zu 196 kHz für Stereoauflösung. Die Dynamik kann bis zu 24 Bit betragen. Beachten Sie aber bitte, daß die natürlichen Räume über ein unmerkliches Grundgeräusch verfügen, das weit über den leisesten Tönen liegt, welches die 24-Bit-Technologie aufzeichnen könnte. In solchen Fällen ist u.U. die Aufnahme mit 20 oder den CDtypischen 16 Bit die richtige Lösung. Denn mit der Erhöhung der Takt- oder der Bitrate ergibt sich eine Vervielfachung der zu übertragenden Datenmenge und damit eine teilweise erhebliche Reduzierung der Gesamtspielzeit. Die höhere Takt- oder der Bitrate ist nicht zwangsläufig eine Garantie für höhere Klangqualität - möglicherweise aber ein willkommenes Marketingargument... 2. Eine hochwertige Stereoanlage ist sicher in der Lage die Klangqualität der DVD-Audio auszuschöpfen. Allerdings nur in Stereo. Die wahren Klangvorteile der DVD-Audio liegen in den Möglichkeiten der mehrkanaligen Lautsprecherwiedergabe. Das spricht für eine Neuinvestition...
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Der DVD-Spieler kann auch CDs abspielen. Mein HiFi-Händler empfiehlt aus Qualitätsgründen gerade das nicht. Die Qualität eines digitalen Wiedergabegerätes steht und fällt mit der Auslegung des Digital-Wandlers und der darauf abgestimmten Analog-Verstärkungselemente. Die DVD-Audio markiert technisch das bei weitem anspruchsvollere Medium und bietet die Chance, Klang in bestmöglicher Qualität wiederzugeben. Es ist klar, daß die technisch einfachere CD-Wiedergabe hiervon möglicherweise sogar profitieren kann.
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Ich habe noch alte Quadro-LPs. Kann ich sie über eine 5.1-Anlage wiedergeben, oder gibt es Möglichkeiten sie auf DVD umzustellen? 1. Eine funktionierende Kette (Plattenspieler mit Quadro-Tonabnehmer, Matrix - Vorverstärker etc.) läßt sich über den Extern In – Eingang Ihrer DVD-Mehrkanalanlage problemlos betreiben. Der Center und der LFE bleiben dabei ohne Signal. 2. Quadro-Aufnahmen sind den 5.1-Aufnahmen sehr ähnlich. Der Schallplattenproduzent, der über Quadroaufnahmen verfügt, kann sie auf DVD wiederveröffentlichen.
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Habe ich einen Klangvorteil, wenn ich meine CDs über eine 5.1- oder 7.1-Anlage wiedergebe? Möglicherweise: Die meisten Surround-Verstärker bieten eine ganze Anzahl synthetischer Raumsimulationsprogramme, die aus einem Stereosignal eine künstliche Mehrkanaligkeit errechnen. Ob es Ihnen im Einzelfall gefällt, müssen Sie selbst überprüfen. In der Regel klingt eine diskret aufgenommene Mehrkanalaufnahme viel überzeugender und natürlicher, als eine künstlich erzeugte. (Vielleicht erinnern Sie sich noch an die teilweise sehr fragwürdigen Ergebnisse von Pseudo-Stereo.)
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Die DVD-Audio liefert parallel zur höchsten Tonqualität allenfalls Standbilder. Die DVD-Video hat aber doch schon Mehrkanalton zu bewegten Bildern. Ist das nicht ein Rückschritt?
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Die DVD-Video ist kompromißlos auf bestmögliche Bildwiedergabe ausgelegt. Die Bildaufzeichnung in höchster Qualität benötigt derart viel Speicherplatz, daß der Mehrkanalton nur noch in datenreduzierter Form aufgezeichnet werden kann. In Zahlen ausgedrückt: Für die Aufzeichnung eines Musikstückes in Dolby-DigitalQualität (also datenreduziert) benötigen Sie nicht einmal 9 % des Speichervolumens von einer Aufzeichnung in bester DVD-AudioQualität. Die DVD-Audio ist dagegen als Tonträger kompromißlos auf beste Klangqualität ausgerichtet, mit optimaler räumlicher Darstellung bis hin zur dreidimensionalen Abbildung. Sie kann damit in Klangbereiche entführen, von deren Dimensionen die Bildwiedergabe per Flachbildschirm qualitativ heute nur träumen kann. Können DVDs auch auf einem SACDSpieler wiedergegeben werden? Im Prinzip ja, denn die SACD ist technisch eine enge Verwandte der DVD. Die momentan in Deutschland angebotenen SACDSpieler sind aber so konfiguriert, daß sie allenfalls die Wiedergabe von DVD-Video gestatten. Tatsächlich gibt es für den japanischen Markt Kombispieler, die DVD-A, DVD-V und SACD abspielen können, die allerdings sehr teuer sind und dadurch nur für einen kleinen Käuferkreis interessant sein werden.
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Bei Einführung der Stereophonie gab es Pseudo-Stereo um Monoaufnahmen im moderneren Klang anzubieten. Ist es mit der neuen Mehrkanaligkeit auch möglich die Stereo-Aufnahmen in einer Pseudo 5.1Version neu zu verkaufen? Natürlich ist das möglich, und sicher wird es die eine oder andere Aufnahme geben, die mit technischer Hilfe (und natürlich höchstmöglicher Sampling- und Bitrate) zur DVDAudio "geliftet" wird.
NEUHEITEN
Alle DVD-Spieler und 5.1 oder 7.1 - Verstärker oder Receiver verfügen über unterschiedlich viele Einstellmöglichkeiten, deren Auswahl häufig sehr unkompliziert über ein Bildschirm-Menue erfolgt. Da die am Gerät vorhandenen Displays aufgrund ihrer geringen Größe häufig nur eine Zeile des jeweiligen Bildschirm-Menues anzeigen, ist der Anschluß eines Bildschirms oder Fernsehers auf der jeweils die gesamte Menuestruktur zu sehen ist, eine große Erleichterung.
Antonio Rosetti Orchesterwerke ng Hamburger Symphoniker elu spi n i Johannes Moesus, Ltg. rste E MDG 329 1036-2 John Cage Das Klavierwerk Vol. 6 Pieces 1960 - 1992 Steffen Schleiermacher, Klavier MDG 613 0791-2 (2 CDs) (Vol.1-5: MDG 613 0781 · 613 0784 · 613 0786 · 613 0787 · 613 0789) W. A. Mozart Streichquartette KV 387 & 421 Leipziger Streichquartett MDG 307 1035-2 Ludwig van Beethoven Sämtliche Klaviertrios Vol. 1 Klaviertrios op. 1,1+2 Trio Parnassus MDG 303 1051-2 Marcel Dupré Orgelwerke Vol. 2 Trois Prélude et Fugues op.7 Le Tombeau de Titelouze op. 38 u.a. Ben van Oosten, Cavaillé-Coll-Orgel Sainte Madeleine, Paris MDG 316 0952-2 bereits erschienen: Vol. 1 MDG 316 0951-2 Georg Philipp Telemann Hornkonzerte und Ouvertüren Neue Düsseldorfer Hofmusik Deutsche Naturhorn Solisten MDG 605 1045-2
r e hne tück asc dT sens r a h irtuo r V e G d n un ore! Enc sonate 985-2 2) n 0 n i l 42 reis vo Vio P G6 MD s zum D (4 C
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MUSIKPRODUKTION DABRINGHAUS UND GRIMM
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Liebeserklärung
an die Kammermusik Liebeserklärungen schreiben Ästheten auf Büttenpapier die zarte Goldfeder wird bei den kammermusikalischen Liebeserklärungen der Firma DIVOX jedoch von einer hochsensiblen Aufnahme- und Wiedergabetechnik geführt, und der noble Duktus der Handschrift der Interpretinnen und Interpreten, die den Hörerinnen und Hörern die Botschaft des Komponisten übermitteln, tut ein Übriges...
Schon die beiden ersten Produktionen des neugegründeten Schweizer Labels – die Streichquartette von Ravel, Szymanovsky und Haydn mit dem Amati Quartett wurden mit einer respektablen Reihe von internationalen Auszeichnungen geehrt, darunter die Vierteljahresliste des Preises der Deutschen Schallplattenkritik und der französische «Choc de la Monde de la Musique».
Vom kammermusikalischen Engagement des Labels DIVOX profitieren seitdem auch Freunde großer Komponisten jüngerer Zeit: darunter Bartòk, Fauré, Haller, Martin oder Vogel. Im Laufe der Zeit wurden in das Interesse der Schweizer Enthusiasten mehr und mehr Bereiche und Formationen der Kammermusik eingeschlossen: Solo bis Nonett, Klavier, Cembalo, Orgel, diverse Streicher- und Bläserbesetzungen. Der bislang 80 Titel umfassende Katalog reicht von Violinkonzerten, Sonaten und Canzonen des Italienischen Barock über romantische Edelsteine (wie etwa das Nonett der französischen Komponistin Jeanne-Louise Farrenc mit dem Consortium Classicum) bis zu den Streichoktetten von Gade und Mendelssohn. Gerade die unter dem Label DIVOX ANTIQUA veröffentlichten Kompositionen aus dem Bereich der historischen Aufführungspraxis haben mittlerweile Referenzcharakter. Ebenfalls unter DIVOX ANTIQUA veröffentlicht und nicht minder bedeutsam ist die Serie der Klangdokumente von historischen Orgeln Norditaliens, mit der der erfolgreiche Organist, Musikforscher und Schola Cantorum-Dozent Andrea Marcon viermal nacheinander auf die deutsche Vierteljahresliste kam...
Aktuelle Einspielungen *
Gustav Uwe Jenner Die Violinsonaten Rainer Schmidt, Violine · Saiko Sasaki, Klavier CDX-29806
DIVOX
Im wichtigen Sonaten-Segment finden sich unter den Raritäten die Erstaufnahme von Khachaturians Klaviersonate, Philipp Jarnachs Sonatine für Flöte und Klavier, aber auch die soeben erschienenen drei Violinsonaten des einzigen BrahmsSchülers Gustav Uwe Jenner, erstmals eingespielt von Rainer Schmidt und Saiko Sasaki.
Technisches Neuland markiert die Gesamtveröffentlichung der Violoncellosonaten von Beethoven als DVD-Audio-Premiere: diese ursprünglich analoge Aufnahme mit Esther Nyffenegger und Gérard Wyss wurde behutsam ins digitale 24 Bit/96 kHz-Format übertragen. Mit DVD-AUDIO ist wohl der zentrale Ausblick in die Zukunft der beiden entdeckungsfreudigen und risikobereiten Produzenten angesprochen, die hinter dem Namen DIVOX stehen: Wolfram M. Burgert und Isabelle Stump sehen in ihrer Tätigkeit die Brückenfunktion zwischen einer Art "Urvertrauen in den Interpreten" und einem natürlichen, stimmigen HörAngebot für den Musikliebhaber. Dabei setzen die DIVOX-Produzenten insbesondere auf das mit "2+2+2" von MDG entwickelte und bezeichnete, den Klang wirklich dreidimensional wiedergebende Aufnahmeverfahren, da es nach ihrem Empfinden dem genannten natürlichen Hörangebot am nächsten kommt. Und so bieten die DIVOX-Aufnahmen in ihrer "Kammermusik-Bewußtseinserweiterung" einen ambitionierten Widerpart gegen die einseitige Überforderung durch primär visuelle Wahrnehmung und gegen die Marginalisierung audiophiler Qualität: eine sympatische Liebeserklärung an die Kammermusik. Joachim Thalmann
Joseph Haydn Streichquartette op. 50, 1-3 Amati Quartet CDX-29810
Antonio Vivaldi Die vier Jahreszeiten Sonatori de la Gioiosa Marca Giuliano Carmignola, Violine CDX 79404
Franz Xaver Mozart Sämtliche Kammermusik für Streicher und Klavier Ravinia Trio & Hartmut Rohde, viola CDX 29309 Das Erbe Frescobaldis Vol. 2 Werke von Joh. J. Froberger, A. Poglietti, S. A. Scherer, J. K. Kerll, F. Roberday, G. Muffat, H. Purcell etc. Andrea Marcon, Orgel CDX 79805 La Guitarra de Torres Werke für Gitarre von Miguel Llobet und Francisco Tarrega Stefano Grondona, Gitarre CDX 29701 Agostino Steffani Suites theatrales Ausschnitte aus Henrico Leone, I Trionfi del Fato etc. Sonatori de la Gioiosa Marca CDX 79811 DVD-Audio: Ludwig van Beethoven Sonaten für Violoncello und Klavier Esther Nyffenegger, Violoncello Gérard Wyss, Klavier CDX 80101-5 *) Alle Divox Einspielungen (Vertriebe D: Audiophile Sound, Witten, A: Weiss, Mödling, CH: Musikvertrieb AG, Zürich) sind im Fachhandel erhältlich. Weitere Informationen unter: www.divox.com
CLASS . Association of Classical Independents in Germany e.V. . Bachstraße 35 . 32756 Detmold · www.classgermany.de · info@classgermany.de
DIVOX -
Portrait
Portrait... CLASS
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25 Jahre nach seinem Standardwerk „Der klassische Stil“ legt der amerikanische Pianist und Musikologe Charles Rosen ein Kompendium seiner lebenslangen Beschäftigung mit der Romantik vor. Er beschränkt sich auf die Zeit von 1827 (Beethovens Tod) bis 1850. Chopin, Schumann und Liszt stehen im Mittelpunkt, daneben Berlioz, Mendelssohn und Bellini. Das Buch ist kein Nachschlagewerk und keine überblickartige Gesamtdarstellung, aber trotzdem umfassend. Rosen illustriert mit guten Werkerläuterungen grundsätzliche Thesen wie die Entstehung „religiösen Kitschs“ oder die Paradoxie des Unhörbaren und fördert dabei zugleich das Verständnis des jeweiligen Werks. Dank vieler Notenbeispiele braucht man keine Bibliothek, um den Analysen folgen zu können. Rosens Sprache ist verständlich, aber gewisse Grundkenntnisse der Musiktheorie sollte man haben und Begriffe wie „Tonika“ oder „Reprise“ kennen. Dem Leser werden die Ohren geöffnet: Man hört plötzlich viel genauer, aber auch kritischer. Charles Rosen demonstriert seine Deutung einiger Klavierwerke Chopins, Liszts und Schumanns überzeugend auf der von ihm selbst eingespielten CD. PSa ■ Als handliches Taschenbuch legen
dtv und Bärenreiter ein „Wörterbuch Musik“ (von Gerhard Dietel) vor, das knapp, pointiert und verständlich 6000 wissenswerte Sachbegriffe der Musikgeschichte bis hin zu außereuropäischer Musik und Jazz/ Rock erklärt (347 S., DM 26,50). Als überarbeitete und erweiterte Sonderausgabe ist der bewährte „dtvAtlas Musik“ (von Ulrich Michels) nun in einem (großformatigen) Band erschienen. Jeweils einer Textseite steht eine Seite mit Notenbeispielen oder Zeichnungen gegenüber. Chronologisch reicht auch die Neuausgabe nur bis in die siebziger Jahre (560 S., DM 38,–). AC
Alfred Marquart: Flieg, Gedanke … Giuseppe Verdi. Sein Leben, sein Schaffen, seine Zeit. Parthas Verlag, Berlin 2000. 294 Seiten, DM 48,–.
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Die Küche der Emilia Romagna, die Geschichte der Medici und des Kirchenstaats, die komplizierten Vorgänge bis zur Einigung Italiens – in Alfred Marquarts Verdi-Buch hat alles seinen Platz. Er liefert eine Geschichte Italiens im 19. Jahrhundert, in der Verdi einen Ehrenplatz einnimmt. Die Flut der Details und der eloquente Stil reißen den Leser rasch mit, und plötzlich steht er mitten in einer aufgewühlten Epoche und begreift die Faszination, die Giuseppe Verdi auf seine Landsleute ausgeübt hat. „Flieg, Gedanke ...“ ist kein buntscheckiger Historienroman, sondern das Ergebnis eingehender Beschäftigung mit Verdi und seinem Heimatland. Verblüffend, was Marquart auf weniger als 300 Seiten alles unterbringt, ohne sein Thema aus den Augen zu verlieren; knapp und präzise, gut recherchiert und mit dezidierter Fabulierkunst. Keine Seite, auf der Alfred Marquart nicht durch geschickte Verweise und Blickwinkel das Thema brillant aufbereitet, ohne dabei seine persönliche Meinung zu verleugnen. RF MGGprisma. Klaus Kropfinger: Beethoven, Bärenreiter, Kassel/Metzler, Stuttgart/Weimar 2001. 334 S., DM 39,80. Ludwig Finscher: Symphonie, 224 S., DM 29,80.
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Die MGG – „Musik in Geschichte und Gegenwart“ – ist das deutschsprachige Standardwerk der Musikwissenschaft – und dementsprechend vielbändig und teuer. Um auch weniger Betuchten die Möglichkeit zu geben, die häusliche Bibliothek zu erweitern, werden nun einige umfangreiche Artikel zu eigenständigen Büchern erweitert, so in der ersten Folge der Reihe „MGGprisma“ Beethoven, Symphonie, Tanz und Orgel. Eine gute Idee, doch Vorsicht: 330 Seiten Hochwissenschaftliches zu Ludwig van Beethoven ist nicht für jeden Leser geeignet.
The New Grove Dictionary of Music and Musicians, 2nd Edition. www.grovemusic.com.
Vor gerade einmal 20 Jahren legte Stanley Sadie mit dem „Neuen Grove“ das internationale Musiklexikon vor, da gibt es schon wieder eine neue Ausgabe. Und die ist nun nicht nur als 29-bändiges Lexikon erschienen, sondern auch in einer Online-Version – für alle (englisch verstehenden) Musikfreunde mit Internetzugang eine lohnende Alternative. Hier kann man nicht nur nach Stichworten recherchieren, der Grove bietet auch eine komfortable, schnelle Volltextsuche sowie andere Recherchemöglichkeiten an (wer beispielsweise wissen will, welche Komponisten im Jahr 1843 gestorben sind oder welche in Wien geboren wurden, kann das jetzt problemlos herausfinden). Damit ist auch die alte Schwäche des Lexikons, dass viele Informationen in Sammeltexten wie „Klaviermusik“ oder „Tanz“ versteckt sind, behoben. Auch wer nicht weiß, was zum Beispiel Fagott auf Englisch heißt, findet über die Volltextsuche das richtige Stichwort „bassoon“. Mittels Markieren/Kopieren lassen sich alle Texte problemlos in die Textverarbeitung einfügen und offline lesen oder ausdrucken. Und die überragende Qualität der Informationen hat in der neuen Version nicht gelitten, sodass der neue Neue Grove seine Rolle als Standardlexikon der Musikwissenschaft wohl bewahren wird. Ob Musikinstrumente, Komponisten, Interpreten oder Musiktheorie – immer findet man umfassende Informationen auf dem neusten Stand der Musikwissenschaft. Allerdings: Pop- und Rockmusik sowie Jazz gilt trotz einiger Erweiterungen weiterhin nur geringe Aufmerksamkeit. Einziger Wermutstropfen bei der Online-Edition ist der relativ hohe Preis (190 Pfund/ Jahr). Hoffentlich lassen sich bald auch Recherchen einzeln abrechnen. Einen kostenlosen Test-Zugang gibt es auf der Homepage www.grovemusic.com. KH
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Sommer 2001
Kutsch-Riemens: Großes Sängerlexikon. Digitale Bibliothek Bd. 33. Directmedia Publishing GmbH, Berlin 2000, DM 198,–. Brockhaus Riemann Musiklexikon. DB Bd. 52. DM 99,–. Rolf Fath: Reclams Opernlexikon. DB Bd. 52. DM 59,90.
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In ihren inzwischen über 50 Bänden bietet die Digitale Bibliothek auf CD-ROM jetzt auch einige Musikinformationen an. Erhältlich sind Kutsch-Riemens’ Standardwerk „Großes Sängerlexikon“ (Bd. 33), das „Brockhaus Riemann Musiklexikon“ (Bd. 38) und „Reclams Opernlexikon“ (Bd. 52). Wer diese Werke noch nicht als Buch besitzt, findet hier echte Vorteile, denn die Digitale Bibliothek bietet gute Recherchemöglichkeiten, die stundenlanges Blättern überflüssig machen. Die Qualität der Informationen ist, wie in den Büchern, exzellent – hervorzuheben ist hier insbesondere Rolf Faths Opernlexikon, das neben sehr ausführlichen und verlässlichen Informationen über Opern, ihre Komponisten und Interpreten sowie Spielstätten darüber hinaus auch noch ein präzises Wörterbuch enthält. KH Hartmut Ring: capella 2000. whc Musiksoftware, Söhrewald. DM 288,–.
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Das Notensatzprogramm, mit dem man Musik per Tastatur, Keyboard oder Maus aufzeichnen und dann bearbeiten, ausdrucken und sich vorspielen lassen kann, liegt jetzt in einer neuen Version vor. Die Gestaltungsmöglichkeiten lassen dabei kaum Wünsche offen – von Liedern bis zur Partitur für ein Sinfonieorchester können die meisten Musikrichtungen dargestellt werden, diverse Vorlagen erleichtern die Gestaltung. Sogar Mensural- und Choralnotation kann man simulieren, nur die Generalbassbezifferung wurde leider vergessen: Die kann sich der Nutzer aber (mit einiger Mühe) selbst herstellen. Da das Programm gelegentlich abstürzt, sollte man regelmäßig abspeichern! KH
Bücher/Digitales
Charles Rosen: Musik der Romantik. Residenz Verlag, Salzburg/Wien 2000. 815 S., 1 CD, DM 93,–.
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FRIEDRIC H ALFR ED KRUP P • ACHT E 11108 ERBAHN E DM • ER DBEBEN 10.50 SFR 10.50 VON LIS SABON ÖS 84 PTAS 10 00 JU NI 2001
DAMALS DVA 33 6/2001 . JAHRGA NG 6/2 001
wie Stalingrad Hitlers Waterloo wurde.
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F. A. Ein InduKrupp: im Kreu strieller zfeuer
Acht Sturzfaherbahn: 300 Jahr rten seit en
Lissab Erdbeb on: Ein Europa en versetzt in Pani k
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Ausgezeich Crescendo
Vor genau 500 Jahren erschien in Venedig der erste Druck polyphoner Musik. Einige Stücke daraus stellen Les Flamboyants auf ihrer CD „Harmonice Musices Odhecaton“ vor, wobei sie die meisten Kompositionen rein instrumental interpretieren. Bemerkenswert an dieser sehr gelungenen Einspielung ist die Verwendung einer pythagoreischen Stimmung – mit reinen Quinten, „zu großen“ großen und „zu kleinen“ kleinen Sekunden und Terzen. (Raumklang RK 2005/harmonia mundi)
Den Schweizer Komponisten Johann Melchior Gletle sucht man in manchem Musiklexikon vergeblich. Dabei sind seine Motetten, von denen das Ensemble Musica Fiorita nun einige eingespielt hat, vorzügliche Vertreter der Musik des 17. Jahrhunderts. Nicht nur die Sänger, sondern auch die ausgezeichneten Zinkenisten meistern die zum Teil virtuos gesetzten Stücke mühelos. Pan Classics 510 130/Note1)
In die Welt von San Marco in Venedig entführen uns Thomas Hengelbrocks „Balthasar Neumann Chor und Ensemble“. In ganz kleiner Besetzung realisieren sie vor allem doppelchörige Kompositionen des 16. und 17. Jahrhunderts. Das Klangbild ist immer durchsichtig und in seiner Leichtigkeit überzeugend. (dhm 05472077531-2/BMG)
Eine Sammlung englischer Sonaten und Concerti des 17. und 18. Jahrhunderts stellt das Ensemble „Ornamente 99“ vor. Mit ausgiebigen und gekonnten Verzierungen vermitteln sie einen Eindruck davon, wie diese Musik seinerzeit realisiert wurde. Besonders beeindruckend, vor allem in den langsamen Sätzen, ist Dorothee Oberlingers subtiles Blockflötenspiel. (Marc Aurel LC 00572)
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Die erste CD des 1997 gegründeten Zehetmair Quartetts bei ECM ist ein Paukenschlag. Das Quartett spielt grundsätzlich auswendig, sogar bei dieser Studio-Produktion. Eine unerhörte Flexibilität im Reagieren aufeinander ist das Ergebnis. Mit kompromissloser Härte stürzen sich Thomas Zehetmair, Ulf Schneider, Ruth Killius und Françoise Groben auf die dissonanten Sekundreibungen bei Béla Bartók. Selbst die Einspielung des Alban-Berg-Quartetts von 1987 wirkt dagegen zahm, wenn auch sprechender im langsamen Satz. Konkurrenzlos ist dagegen die erschütternde Intensität in Hartmanns 1933 komponiertem, leider immer noch fast unbekanntem Quartett. Béla Bartók: 4. Streichquartett; Karl Amadeus Hartmann: 1. Streichquartett. Zehetmair Quartett 1999. ECM New Series 1727 465 776-2. PSa
Bruckners 1867 uraufgeführte Messe Nr. 1 als Konzertmitschnitt aus dem Wiener Musikverein: Mit den Wiener Philharmonikern, dem Monteverdi Choir und einem gut abgestimmten Solistenquartett musiziert John Eliot Gardiner einen ruhig fließenden Bruckner. Durchsichtigkeit des warmen Klangs, klare Präsenz der Stimmen und rhythmische Prägnanz erhalten den Vorzug vor dröhnenden oder vermeintlich metaphysischen Tönen. So stellt sich gleichsam natürlich eine unprätentiöse Innerlichkeit her. Organisch fügen sich der Messe die fünf Motetten an und sorgen für ein nachhaltiges Bruckner-Erlebnis. Anton Bruckner: Messe Nr. 1 d-moll, Fünf Motetten. Orgonasova, Fink, Prégardien, Schulte, The Monteverdi Choir, Wiener Philharmoniker: John Eliot Gardiner 1996/98. Dt. Grammophon 459 674-2. HGV
Ausgezeich Crescen
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Es ist modern geworden, bei Ludwig van Beethoven die Holzbläser stärker hervorzuheben. Doch warum muss dies fast immer zu Lasten eines vollen Streicherklangs gehen? Auch Günter Wand hat in der Weiterentwicklung seines Beethoven-Bilds Tugenden seiner maßstabsetzenden Einspielung aus den achtziger Jahren wie die ausgeglichene Balance zwischen allen Instrumenten aufgegeben. Er interpretiert Beethoven als „Mozarts Geist aus Haydns Händen“, was gerade die zweite Sinfonie zu wenig revolutionär und bissig wirken lässt. Das eingeblendete Gehuste zwischen den Sätzen hätte man sich auch sparen können.
Antoine Brumel (ca. 1460–ca. 1515) gehört zu den weniger bekannten Vertretern der frankoflämischen Schule. Zu Unrecht, wie seine zwölfstimmige Messe Et ecce terrae motus beweist, die Paul van Nevel jetzt auf einer bemerkenswerten CD eingespielt hat. Souverän und präzise zeichnet das Huelgas Ensemble die verschlungenen Melodielinien Antoine Brumels nach, die außerordentliche Anforderungen an die Sänger stellen – sowohl hinsichtlich des Stimmumfangs als auch durch die komplexe rhythmische Gestaltung. Die makellose Intonation des Ensembles lässt die Klangpracht der Komposition voll zur Geltung kommen.
Ludwig van Beethoven: Symphonien Nr. 1, 2. NDR-Sinfonieorchester: Günter Wand 1997/99. RCA 74321 66458-2/BMG. TR
Antoine Brumel: Missa „Et ecce terrae motus“; Sequentia „Dies irae“. Huelgas Ensemble: Paul van Nevel 2001. Sony SMK 89613. KH
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Zwei neue Bariton-Recitals: Der Titel „Two voices, one name“ ist nicht ganz korrekt, denn Otto Edelmann steht unsichtbar hinter seinen Söhnen Paul Armin und Peter. Beide sind wie einst der Vater im Baritonfach tätig. Die gemeinsame Lied-Anthologie ist apart, enthält auch manch entlegenen Titel. Die Stimmen harmonieren gut. Wenn ein potenzieller Wotan Kornblumenblau anstimmt, wird einem schon etwas blümerant zumute. Peter Wimbergers „Trinklieder“ scheinen aber mit guter Laune eingespielt worden zu sein. Die Klavierbegleitung wahrt einen angenehmen Salonton. Paul Armin & Peter Edelmann: Two voices, one name (Lieder). Arte Nova 74321 80788-2/BMG. Bacchus trank auch… Peter Wimberger singt „Lieder vom Südhang des Lebens“. Cybele 550.201.
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Hammer, ein Freund und zeitweise Kollege Haydns, war neben Karl Friedrich Abel einer der letzten, die „die Gambe mit Glück und Beifall behandelten“ (Goethe). Simone Eckert ist den hohen technischen Anforderungen von Hammers Sonaten durchaus gewachsen und versteht es, den Affekt eines jeden Satzes zur Geltung zu bringen. Die Begleitung, von Hammer für Cello vorgesehen, haben die Hamburger Ratsmusiker für ein farbiges Continuo-Team von Tasten- und Zupfinstrumenten „orchestriert“ – mit überzeugendem Ergebnis. Als Zwischenspiel bietet die Solistin zwei Sätze von Abel, die in ihrer Virtuosität nicht weniger imposant sind als die Hauptwerke auf dieser sehr empfehlenswerten CD. Franz Xaver Hammer: Sonaten für Viola da Gamba. Hamburger Ratsmusik 2000. Christophorus CHR 77223/Note1. CMS
Ausgezeichnet! Crescendo - Deutschlands größtes KlassikMagazin
Jeden Monat erscheinen mehrere hundert KlassikCDs in Deutschland. Die über 80 CDs, die wir alle zwei Monate in Crescendo besprechen, bilden also schon eine gezielte Auswahl. Es sind Aufnahmen, die wir für besonders wichtig halten – auf Grund des Repertoires, der Interpreten, der Interpretation oder auch wegen ihrer Originalität. Aus der erfreulich großen Zahl der guten Einspielungen wollen wir Ihnen einige wenige CDs besonders ans Herz legen. Aufnahmen nämlich, die unsere Rezensenten schlicht für ausgezeichnet halten.
Unsere Empfehlungen für Juni/Juli ■ Béla Bartók: 4. Streichquartett; Karl Amadeus
Hartmann: 1. Streichquartett. Zehetmair Quartett 1999. ECM New Series 1727 465 776-2. ■ Antoine Brumel: Missa Et ecce terrae motus; Sequentia Dies irae. Huelgas Ensemble: Paul van Nevel 2001. Sony SMK 89613. ■ Oliver Messiaen: Turangalila-Sinfonie. Berliner Philharmoniker: Kent Nagano 2000. Teldec 8573-82043-2. ■ münchner posaunen 4uartett: intermezzo. audite 97.469/Naxos. ■ Henry Purcell: Dido and Aeneas. Dawson, Finley u. a., Orchestra of the Age of Enlightment: René Jacobs 1998. Harmonia Mundi HMC 901683. ■ Renée Fleming. Decca 467 049-2.
CD-Rezensionen
Neues aus der Alten Musik
CD-Rezensionen
Klavier solo
Dies ist die hohe Kunst am Klavier – nicht nur die latente Polyphonie in Rachmaninows vollgriffigen Préludes und Moments musicaux (op. 16 und 23) deutlich zu machen, sondern die Stimmen auch noch dynamisch gegeneinander abzustufen – die eine wird leiser, während eine andere gleichzeitig an Fülle gewinnt. Nikolai Lugansky kann das und auch sonst alles, was sein melancholischer Landsmann verlangt. (Erato 8573-85770-2) Spannender Einstieg in Schumanns Klangwelt: Marc-André Hamelin erschließt für die C-Dur-Fantasie, die sinfonischen Etüden und die gmoll-Sonate einen modernen, antiklassizistischen Zugang – nervöse Motorik und wild ausfahrende Expressivität; eine fiebrige Intensität, die im Extrem, Mahler-nah, fast schon karikaturistische Züge annimmt.
„Handel’s Beard“ (= Händels Bart) ist ein hübscher Titel für eine Sammlung von HändelArien aus Opern und Oratorien, geschrieben für den berühmten Tenor John Beard. Er hatte um das Jahr 1735 begonnen, den Kastraten den Rang abzulaufen. Kobie van Rensburg singt seine zum Teil technisch anspruchsvollen Arien mit großer Leichtigkeit, wobei ihm die leiseren Töne besonders liegen, vor allem in Total Eclipse und Un momento di contento. Das große Vergnügen, das Solist und Continuogruppe insgesamt bereiten, wird von den schwerfälligen Violinen ein wenig getrübt. Georg Friedrich Händel: Handel’s Beard. Lautten Compagney, van Rensburg 2000. NCA 60105-215/TIM. KH
Recitals, die Liszt pur bieten, bleiben riskant. Die Dauerpräsenz exorbitanter Virtuosenwut kann ebenso verschrecken wie die Zumutungen der merkwürdig entfärbten, aus aller Stilbindung fallenden Spätstücke. Leif Ove Andsnes zeigt, wie man dem Klavier-Grandseigneur intelligent nahe kommt: durch psychologisch geschickte, nicht chronologische, sondern assoziative Programmfolge; und durch einen Vortrag, der bei aller Beherrschung der orchestralen Register klassische Profilschärfe zeigt. Hier ist Franz Liszt kein in die Tasten zurückgedrückter Wagner, sondern spinnt Fäden zwischen Beethovens Spätwerk und dem 20. Jahrhundert. Franz Liszt: Après une lecture du Dante. Mephisto-Walzer 1, 2, 4 u. a. Leif Ove Andsnes 2000. EMI 5 57002-2. GF
Felix Mendelssohn Bartholdy komponierte seine erste Sinfonie mit 15 Jahren, und jugendliche Frische prägt denn auch die Deutung des 81jährigen Peter Maag am Pult des traditionsreichen Sinfonieorchesters Madrid. Auch die als zweite komponierte „Reformations-Sinfonie“ hält Maag in perfekter Balance zwischen federnder Leichtigkeit und den ausgreifenden Ambitionen, die den zwanzigjährigen Komponisten umtrieben. Der Schweizer Dirigent, der im April verstarb, hinterlässt eine uneitle und detailgenaue Einspielung. „Richtiger“ kann man die beiden eher selten zu hörenden Werke kaum spielen. Felix Mendelssohn Bartholdy: Sinfonien Nr. 1 und 5 „Reformations-Sinfonie“. Orquesta Sinfónica de Madrid: Peter Maag 2000. Arts 47508-2/Brisa.
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Eine Ruhmestat: Herbert Henck, ausgewiesener Spezialist für das 20. Jahrhundert, bündelt auf einer CD Klavierwerke zweier musikalischer Außenseiter: Einsiedler Conlon Nancarrow, als Komponist für Player Piano zu spätem Ruhm gekommen, komponierte in den dreißiger Jahren einige rhythmisch verquere, teils irrwitzig schnelle und kurze Klavierstücke. George Antheil, Partylöwe und selbst ernanntes Enfant terrible der Goldenen Zwanziger, ist mit einem repräsentativen Querschnitt vertreten: von der liebenswürdig schrägen Sonatina for Radio bis zur provokanten „Maschinenmusik“ der Mechanisms und der Airplane-Sonate. Conlon Nancarrow: Prelude, Blues u. a.; George Antheil: A Machine, Death of the Machines, Jazz Sonata, Sonata Sauvage u. a. Herbert Henck 1999. ECM 1726/Universal. AC
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(Hyperion CDA 67166/Koch)
So suggestiv wirkt Jean-Marc Luisada auf seinem Schumann-Recital – Hauptstücke: Papillons und Carnaval – nicht. Sein außenstimmenbetontes Spiel erscheint kraftvoll markierend, aber ohne jene flackernde Sensibilität, die bei Hamelin so stark präsent ist. Zugreifen lohnt trotzdem, denn bisweilen – etwa im weh-sehnsüchtigen PapillonSchluss – mündet die Sicht des Franzosen in eine poetische, unmittelbar ans Herz gehende Stimmungsdichte. (RCA 74321 786902/BMG)
Schumann ging, Brahms erschien. Zwei Werken aus dessen Frühzeit (Sonate op. 5; Balladen op. 10) widmet sich Lars Vogt mit gestischer Bestimmtheit und architektonischer Strenge. Die Linienführung ist straff, die Leidenschaft sachlich; vielleicht fehlt ein wenig schwärmerische Träumerei. (EMI 5 57125-2) GF
Mini-Opern waren und sind ein Ansatz zur Opernreform. Karl Amadeus Hartmanns 1929/30 entstandenes Wachsfigurenkabinett wurde 1988 für die Münchner Biennale rekonstruiert. Von Rasputin in Leben und Sterben des Heiligen Teufels über einen US-Unternehmer in Der Mann, der vom Tode auferstand… bis zu den alten Römern in Die Witwe von Ephesus reicht das Personal. Immer wieder klingt Unterhaltungsmusik der zwanziger Jahre an. Die Besetzung ist sparsam, vielfältig und witzig. Roger Epple arbeitet mit dem DSO Berlin und dem feinen Sängerensemble den Reiz der Stücke kompetent heraus. Manches wirkt museal, vieles aktuell. Auf die Bühne(n) damit! Karl Amadeus Hartmann: Wachsfigurenkabinett. Fünf kleine Opern. Barainsky, Breedt, Harper, Kraus u. a., DSO Berlin: Epple 2001. Wergo WER 6640 2. JH
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Das spanische Ensemble Al Ayre Español legt nun die erste Gesamteinspielung der barocken Zarzuela Acis und Galatea vor, von der schon die CD „Barroco Español II“ Ausschnitte brachte. Mit gewohnter Perfektion, Leidenschaft und Virtuosität machen sie auch hier ein Stück vergessenes spanisches Barocktheater lebendig, in dem Kunstmusik und Folklore eine geglückte Einheit eingehen. Man fragt sich aber, ob die musikalische Substanz dieses Singspiels über eine ganze CD trägt. Der Unterhaltungscharakter zumindest, um derentwillen diese Musik komponiert wurde, teilt sich auf der HighlightsCD besser mit. Antonio de Literes: Acis y Galatea. Almajano, Ricart, u. a. Al Ayre Español, Banzo 1999. DHM 05472 77522-2/BMG. MK
Sommer 2001
In bester Fricsay-Tradition hat Kent Nagano, Chefdirigent des Berliner DSO, keine Scheu, auch das erste Orchester am Platz zu dirigieren, und die Philharmoniker lohnen es mit hemmungslosem Einsatz. Der vollblütige, mitunter maßlose und dynamisch weit ausgereizte Orchesterklang bekommt dem französischen Werk, das sich ohnehin oft zwischen forte und fortissimo bewegt, für meinen Geschmack sehr gut. Die vorzügliche Aufnahmetechnik schafft hohe Transparenz – endlich sind auch die Ondes Martenot ordentlich zu hören. Mit den Solisten wird ein Generationswechsel eingeleitet; beide sind Schüler der Damen Loriod, die in vielen vergangenen Messiaen-Einspielungen mitwirkten. Oliver Messiaen: TurangalilaSinfonie. Berliner Philharmoniker: Kent Nagano 2000. Teldec 8573-82043-2. TR
Wozu vier Posaunen in der Lage sind, zeigt das münchner posaunen 4uartett auf „intermezzo“. Die vier Mitglieder namhafter deutscher Orchester unternehmen einen erfrischenden Streifzug durch die Musikgeschichte und stellen ihre Instrumente dabei in ein neues Licht. Den Schwerpunkt bilden erwartungsgemäß choralartige Stücke, etwa von Pachelbel und Massimiliano Neri, Buxtehude und Bach. Doch die agilen Blechbläser aktivieren auch auf den ersten Blick völlig entlegene Werke wie Stücke aus Claude Debussys Préludes oder Klavierwerke von Robert Schumann. Und es funktioniert! Einziger Wermutstropfen: das lieblos gemachte Booklet. münchner posaunen 4uartett: intermezzo. audite 97.469/Naxos. EW
Gitarre
Ausgezeich Crescendo
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Es ist nicht leicht, sich gegen rund 20 zum Teil erstklassige CD-Einspielungen von Dido und Aeneas zu behaupten. Doch René Jacobs’ Neueinspielung hat Referenzcharakter. Schon die Ouvertüre entfaltet die Grundstimmung tiefen, verinnerlichten Schmerzes, die Jacobs mit unglaublicher Geschlossenheit bis zum Ende spannt. Groteskes und Tragik verschmelzen zu einer großen Einheit, nichts ist bloßer Effekt. Lynne Dawson ist eine Dido ersten Ranges, deren dunkles Timbre und deren Ausdruckskraft an die unerreichte Janet Baker erinnern. Farbenreich und virtuos spielen die Instrumentalisten, exzellent auch die Besetzung des Continuo. Henry Purcell: Dido and Aeneas. Dawson, Finley u. a., Orchestra of the Age of Enlightment: René Jacobs 1998. Harmonia Mundi HMC 901683. MK
Christian Zacharias ist hier Solist und Dirigent. Es gibt daher keine musikalischen Diskrepanzen und eine hervorragende Klangbalance zwischen Orchester und Klavier, an der auch die vorzügliche Aufnahme und Abmischung ihren Anteil hat. Zacharias folgt der oft missachteten Maxime Bruno Walters, ein einheitliches Grundtempo beizubehalten, solange Schumann keine Abweichungen vorschreibt. Das schließt atmende Agogik nicht aus, aber falsche Sentimentalität und affektierte Extravaganzen. Das Konzept geht auf, nur manchmal fehlt mir der typisch Schumann’sche Überschwang, besonders im 3. Satz des Konzerts und im Allegro op. 134. Großartig ist das Konzertstück op. 92. Robert Schumann: Klavierkonzert, Konzertstücke op. 92 und 134. Christian Zacharias, Orchestre de Chambre de Lausanne 2000. MDG 340 1033-2. PSa
Mit Schuberts Schwanengesang erweist sich Thomas Quasthoff erneut als herausragender Lied-Interpret. Quasthoff führt seine makellos schöne Stimme sehr differenziert, immer genau auf den Charakter des einzelnen Stückes zugeschnitten. An seinen Interpretationen ist nichts Aufgesetztes, Spannung und Ausdrucksstärke kommen von innen. Statt verkitschter Romantik bietet Quasthoff ein Kaleidoskop leidenschaftlicher, in Extremen schwankender Emotionen. Julius Zeyen spielt den Klavierpart kongenial und suggestiv. Auch Brahms’ Vier ernste Gesänge, eine textgetreue Vertonung spröder Bibel-Ausschnitte, bieten Quasthoff und Zeyen eindrucksvoll kompromisslos.
Jean Sibelius gilt als Meister der Sinfonie, sein Hauptinstrument war die Geige. Umso erstaunlicher ist das umfangreiche Oeuvre, das er für Klavier solo komponierte. 115 Stücke veröffentlichte er unter 19 Opus-Nummern, hinzu kommen Werke ohne Opuszahl, Skizzen und Transkriptionen wie der berühmten Finlandia. Sie alle hat der Pianist Eero Heinonen, Dozent an der Sibelius-Akademie in Helsinki, erstmals auf CD eingespielt. Seine Interpretationen gründen auf eingehenden Studien und sind so fundiert wie die instruktiven Begleittexte, die leider nicht ins Deutsche übersetzt wurden. Eine hochinteressante Begegnung mit einem weitgehend unbekannten Repertoire.
Schubert: Schwanengesang; Brahms: Vier ernste Gesänge. Thomas Quasthoff, Julius Zeyen 2000. Dt. Grammophon 471 030-2.
Jean Sibelius: Das Klavierwerk. Eero Heinonen 1995–2000. Finlandia 8573 80776-2 (auch einzeln erhältlich). HM
Erneut legt David Russell eine makellose CD vor. Der gebürtige Schotte spielt mit einer technischen und musikalischen Überlegenheit, die vergessen lässt, dass es sich hier durchweg um Transkriptionen handelt. Adaptiert hat der Ausnahmegitarrist neun Sonaten von Domenico Scarlatti und eine Cembalo-Suite von Jean Baptiste Loeillet (1680– 1730). Daneben finden sich eine späte Cello-Sonate von Vivaldi sowie Händels vierte Sonate aus op.1 (original für Flöte und Cembalo). Ebenfalls Musik aus dem Barock, nämlich die vier berühmten so genannten Lautensuiten von Johann Sebastian Bach, hat Eduardo Fernández eingespielt. Zahlreiche Aufnahmen dieser Werke, darunter sehr gute, sind schon auf dem Markt. Die Stärken dieser Neuerscheinung liegen zweifellos in den spielerischleicht wirkenden Verzierungen und der bemerkenswert klaren Spielweise des Carlevaro-Schülers. Gerade in den explizit polyphonen Sätzen treten die kontrapunktischen Stimmen gestochen scharf in Erscheinung. Fábio Shiro Monteiro widmet eine ganze CD der Nachfolgegeneration des unvergleichlichen Heitor Villa-Lobos. Besonders hörenswert ist die Sonata Nr. 1 von Almeida Prado (geb. 1943), dessen Musiksprache ein buntes Abbild der modernen brasilianischen Kultur mit ihrer in der Folklore verwurzelten E-Musik darstellt. David Russell Plays Baroque Music. Telarc 80559/in-akustik. Johann Sebastian Bach: Vier Suiten für Laute. Eduardo Fernández 2000. Arte Nova 74321-82849-2. Recital Brasileiro – Brasilianische Sologitarre. Fábio Shiro Monteiro 2000. RBM 463022. DZ
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Sommer 2001
NEUHEITEN:
Sängerinnen Recitals
Ausgezeich Crescendo
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2 CD · Best.-Nr. 42030
La voce del cielo. Renée Fleming singt so himmlisch ausgewogen in den Registern, so pianissimo-beherrscht, dass man als Zuhörer geradezu abhebt. Ihre vokale Zärtlichkeit „adelt“ auch veristische Ohrwürmer (etwa Catalanis Wally); zwischen Schmerz (Massenets Manon) und Lebenslust (Puccinis Musette) wird farblich überzeugend vermittelt. Stupende Koloratur bei Verdis Vêpres.
BACH/SCHÖNBERG/CAGE/DEBUSSY
(Decca 467 049-2)
GRETE SULTAN · KLAVIER
Inklusive komplette Goldberg-Variationen “GRETE SULTAN FOLLOWS IN THE FOOTSTEPS OF THE GREATEST WOMEN KEYBOARD MASTERS – LANDOWSKA, HASKIL, HESS – BLESSED WITH MUSICAL PURITY AND INWARDNESS BY MIND AS WELL AS SOUL”. CLAUDIO ARRAU
Barbara Frittolis herber Sopran ist der absolute Kontrast, was bei Mozart indes eine aparte Farbe ergibt, zumal der Stil nicht anders als lupenrein zu nennen ist. Wie bei der vergleichbaren Julia Varady dürfte früher oder später eine Karriere ins jugendlich dramatische Fach anstehen. Beide Recitals übrigens unter dem Allround-Dirigenten Charles Mackerras.
In Smetanas Dalibor verbinden sich tschechischer Tonfall und Dramatik. Das Teatro Lirico im sardischen Cagliari meistert die Oper mit beachtlichem Ergebnis. Kultiviert spielt das Orchester seinen farbenreich instrumentierten Part, und auch der Chor überzeugt. Valerij Popov singt den tragischen Titelhelden mit perfektem Heldentenor. Eva Urbanová besticht als Milada durch Geschmeidigkeit und rundes Timbre ihres dramatischen Soprans und Dagmar Schellenberger gefällt als Jitka durch strahlkräftig aufleuchtende Höhe. Valeri Alexejev verleiht König Wladislaw markantes Bariton-Profil. Bedrich Smetana: Dalibor. Urbanová, Popov, Alexejev, Schellenberger. Orchestra e Coro del Teatro Lirico di Cagliari: Yoram David. Dynamic CDS 295/1-2/ Klassik-Center Kassel. NL
(Erato 8573-86207-2)
CHOPIN BOLERO RCM 19702
WENDY CHEN PIANO ARGENTO
Te Deum (Verba Domini cum verbis populi)
RCM 12002
DURUFLÉ
Messe “Cum Jubilo”, Op. 11 Los Angeles Master Chorale Paul Salamunovich · Conductor
IM VERTRIEB VON LIEBERMANN · ST. GEORGEN 15 ·95448 BAYREUTH FON 0921-66701 · FAX 0921-7577780 ReLiTo@T-ONLINE.DE
Ähnlich wie Renée Fleming präsentieren sich zwei finnische Sopranistinnen im Booklet nach Model-Art. Gehört eben zum Geschäft. Karita Mattila crosst over zwischen Wagner und Ralph Maria Siegel. Sie überzeugt, auch wenn man das Programm nicht ohne Pause hören sollte. („Live“, Ondine 968-2/Note1)
Die Mezzosopranistin Monica Groop geht stilistisch einheitlicher vor. Ihre „Arie amorose“ sind allesamt barocker Herkunft – da weiß man nach einer guten Stunde des Hörens, auf welch hohem Rang die Künstlerin einzustufen ist. Auch die Qualität und Flexibilität des Kammerorchesters aus Österbotten ist ein Plus der CD. (Finlandia 3984-29713-2)
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Immer noch guter Stoff, obwohl Hyperions Edition unbekannter Romantik-Klavierkonzerte schon bei Folge 24 angelangt ist: Der Portugiese Vianna da Motta verknüpft das deutsche Erbe seiner Berliner Ausbildung mit mediterraner Leichtigkeit. Blanke Wohlfühlmusik, poetisch dargeboten. Trockener, als ausgekühlter Brahms-Gefolgsmann, wirkt der Ire Stanford in der neu initiierten Violin-Serie – das ausladende Konzert ist dennoch eine lohnende Begegnung in subtil-feinsinniger, nur etwas temperamentgebremster Interpretation. José Vianna da Motta: Klavierkonzert A-Dur u.a. Pizarro, Orchestra Gulbenkian: Brabbins 1999. Hyperion CDA 67163/Koch. Charles Villiers Stanford: Violinkonzert op. 74 u. a. Marwood, BBC Scottish Symphony Orchestra: Martyn Brabbins 2000. Hyperion CDA 67208/Koch. GF
Sommer 2001
Für die Rosenkavalier-Suite hat Richard Strauss seine erfolgreichste, 3 1 / 2 Stunden dauernde Oper zu nicht mal einer halben Stunde Orchestermusik verdichtet. Wer die Oper schätzt, wird auch die alltagstaugliche Kurzversion mögen, andere Hörer dürfte die Motivvielfalt überfordern. Diese zusammenzuhalten und die Musik aus sich selbst und nicht in Erinnerung an das Original zu entwickeln, ist eine Herausforderung, der sich Christian Thielemann mit anfänglicher Ungeduld, Georges Prêtre mit unspektakulärer Selbstverständlichkeit nähert. Beide CDs koppeln die Suite mit anderen Werken von Strauss: Thielemann erklimmt den Gipfel der Alpensinfonie, deren erste Skizzen im Jahr des Rosenkavaliers 1911 entstanden. Das zyklische Werk, das eine Tageswanderung auf einen Berggipfel beschreibt, entfaltet Thielemann mit Liebe zum Detail. Prêtre dagegen bietet zwei frische Jugendwerke: Don Juan (1888) und Till Eulenspiegel (1895), die mit Verve und Spielwitz vorgetragen werden. Auf beiden CDs sind die Mitschnitte verschiedener Konzerte nicht nebengeräuschfrei. Richard Strauss: Alpensinfonie; Rosenkavalier Suite. Wiener Philharmoniker: Christian Thielemann 2000. Dt. Grammophon 469 519-2. Richard Strauss: RosenkavalierSuite; Till Eulenspiegel; Don Juan. SWR Radio-Sinfonieorchester: Georges Prêtre 1995–98. Hänssler CD 93.012/Naxos. UF
Kammermusikalisches
Eine Lanze für die Operette bricht die Neuaufnahme von Franz von Suppés Schöner Galathée, die nach einer Inszenierung am Theater Koblenz eingespielt wurde. Die Solisten, darunter die brillante Sopranistin Andrea Bogner und der agile Bariton Michael Kupfer, bringen mit dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie die muntere Musik zum Blühen. Dramaturg Hans Joachim Wagner hat in akribischer Kleinarbeit die originale Version des Einakters von 1865 rekonstruiert und bewiesen, dass Suppé durch den Reiz und die Frische seiner Melodien seinen gewichtigen Platz zwischen Offenbach und der „Goldenen Wiener Ära“ zu Recht behauptet.
Nicht nur im russischen Repertoire, sondern auch mit Verdi brilliert Valery Gergiev. Die Messa da Requiem zelebrieren Gergiev, Orchester und Chor des Mariinsky Theaters in fließender Bewegung ohne Opernpathos. Zwar mögen die Erschütterungen des Dies irae etwas vordergründig erscheinen, doch in den ruhigeren Teilen gelingen Gergiev meditative Zentren, in denen sich der Klang von selbst zu verinnerlichen scheint. Diesem Konzept entspricht das eher lyrisch aussingende als dramatisch auftrumpfende Sängerquartett: Olga Borodina nimmt mit warmem Timbre für sich ein, Renée Fleming betört durch makellose Stimmkultur.
Franz von Suppé: Die schöne Galathée. Bogner, Rickenbacher, Heyn, Kupfer, Staatsorch. Rhein. Philh.: Thomas Eitler 2000. cpo 999 726-2/jpc. JG
Giuseppe Verdi: Messa da requiem. Fleming, Borodina, Bocelli, D’Arcangelo. Orch. u. Chor des Mariinsky Theaters: Valery Gergiev 2000. Philips 468 079-2. HGV
Ganz zu Recht wurde dieser Einspielung von drei Ouvertürensuiten, die der Frankfurter Kirchenmusikdirektor Telemann für die Virtuosen des Darmstädter Hofs komponiert hat, der Cannes Classical Award verliehen. Auf modernen Instrumenten in historischer Manier gespielt, verbindet Helmut Müller-Brühls Interpretation Pracht und Leichtigkeit, beeindruckt die rhythmisch-melodische Spannung und Dynamik, die er zu entfalten weiß. Dass die alten Instrumente jedoch eine körperhaftere und sinnlichere Klangschönheit besitzen, zeigt der Vergleich mit der interpretatorisch schwächeren Einspielung des Ensembles Il fondamento unter Paul Dombrecht. Georg Philipp Telemann: Darmstädter Ouverturen. Kölner Kammerorchester: Müller-Brühl 1998. Naxos 8.551070. MK
Vor 20 Jahren wurde man auf Platte erstmals mit Sly konfrontiert, Mitschnitt einer Bühnen-Produktion in Hannover. Inzwischen wurde die Raritäten-Diskografie in Sachen Ermanno Wolf-Ferrari u. a. mit Himmelskleid (Liveaufführung Hagen) erweitert. José Carreras hat Sly – einen Außenseiter-Künstlertypen – zu seiner großen Altersrolle erkoren und überzeugt ungeachtet reduzierter Stimmmittel. Auch Sherrill Milnes vermag sein Pensionsalter weitgehend verlustlos zu kaschieren. Isabelle Kabatu (Dolly) verspricht indes eine neue Sopran-Generation. Die Produktion des Opernhauses Zürich wurde in Barcelona mitgeschnitten. Ermanno Wolf-Ferrari: Sly. Carréras, Milnes, Kabatu u. a. Chor und Orchester des Liceu Barcelona: Giménez 2000. Koch-Schwann 3-6449-2.
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s w ne 8.555040: Saint-Georges; Violinkonzerte Das amerikanische EroicaQuartett präsentiert Schumanns drei Streichquartette (auf einer CD!) mit viel Emotion und Emphase. Dank der „historisch informierten“, oft vibratolosen Spielweise auf Darmsaiten klingt es insgesamt recht ruppig und „unromantisch“ dünn. Geschmackssache. (harmonia mundi 907270) Joachim Raff (1822–82), LisztSchüler und gefeierter Sinfoniker, schrieb nur wenig Kammermusik. Das Quartetto di Milano präsentiert das zupackende erste und das als „zyklische Tondichtung“ konzipierte siebte Streichquartett Die schöne Müllerin, in dem Raff stimmungsvolle Charakterbilder entwirft. (Tudor 7079) Die vier Quartette des von Brahms hochgeschätzten Wieners Robert Fuchs (1847– 1927) wirken in der Einspielung des Kölner Minguet Quartetts frisch und anmutig, aber nie seicht. Dank eingängiger Melodien und feinsinniger Stimmführungen ein liebenswürdiges Hörvergnügen. (2 Folgen, MDG 603 1001-2/1002-2)
Ungemein temperamentvoll und engagiert präsentieren die vier Norwegerinnen des Vertavo String Quartets die jeweils einzigen Streichquartette von Edvard Grieg und Claude Debussy. Eine ungewöhnliche, aber überzeugende Kombination, nicht nur weil beide Werke in g-moll stehen. (Simax PSC 1201/Klassik Center Kassel)
Eine interessante Katalognovität liefert schließlich das Wiener Streichquintett: zwei Werke des als Berliner Staatsopernintendant zu zweifelhaftem Nachruhm gekommenen Max von Schillings (1868–1933): das mit 19 Jahren entstandene wagnerianische Streichquartett und das Streichquintett, ein fast expressionistisches Spätwerk. (cpo 999 608-2/jpc)
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CD DES MONATS weitere NEUHEITEN im Juni: Arnold: Symphonien Nr. 5 & 6 National Symph. Orch. of Ireland, A. Penny NX 8.552000 Bantock: Hebridean Symphony, u.a. Czecho-Slovak State Philh. Orch., A. Leaper NX 8.555473 Beethoven: Sämtliche Streichquartette, Vol. 9 Kodály Quartett NX 8.554594 Busoni: Klavierwerke, Vol. 1 W. Harden, Klavier NX 8.555034 Buxtehude: Orgelwerke, Vol. 1 V. Ellenberger, Orgel NX 8.554543 EARLY MUSIC Cabezón: Tientos y Glosados Ensemble Accentus, T. Wimmer NX 8.554836 Liszt: Klavierwerke, Vol. 17 V. Tryon, Klavier NX 8.554729 Liszt: Orgelwerke, Vol. 1 A. Rothkopf, Sauer-Orgel NX 8.554544 Messiaen: Quartett für das Ende der Zeit Amici Ensemble NX 8.554824 AMERICAN CLASSICS Schuman/Ives*: Violinkonzert, Variationen über Amerika* P. Quint; Bournemouth Symphony Orch., J. Serebrier NX 8.559083 Tschaikowsky: Sämtliche Lieder, Vol. ˇ 3 L. Kazarnovskaya, Sopran; L. Orfenova, Klavier NX 8.555371 Vaughan Williams: Fantasie-Quintett, Streichquartette Maggini Quartett, G. Jackson NX 8.555300 Wagner: Märsche und Ouvertüren Hong Kong Philh. Orch., V. Kojian NX 8.555386
in Klassik weltweit führend* CDs und den Katalog 2001 erhalten Sie im Handel, den Katalog auch direkt von: NAXOS DEUTSCHLAND GmbH Abt. N23, Wienburgstr. 171a, 48147 Münster e-mail: info@naxos.de *in Repertoire und Anzahl der Neuerscheinungen
Sommer 2001
mit Hörnern und Oboen
CD-Rezensionen
Jazz
Höhepunkt der Strauss’schen Bläserkonzerte mit Solisten des Chicagoer Orchesters ist das 1. Hornkonzert, in dem der legendäre Dale Clevenger seinem Ruf auf imposante Weise gerecht wird. Zu langsame Tempi unterminieren die Struktur der anderen Werke, die noch süßlicher klingen, als sie ohnehin sind. Dirigent Barenboim setzt sich höchstpersönlich für ein paar Zugaben ans Klavier. (Teldec 3984-23913-2) Ein willkommenes Korrektiv bietet Lajos Lencsés’ Aufnahme des Oboenkonzerts von Strauss. Hier hat das Werk auf einmal Knochen und Muskeln unter der zarten Haut, und der Solist ist um ein Vielfaches fantasievoller als sein Chicagoer Kollege Alex Klein. Werke von Koechlin, Britten und B. A. Zimmermann vervollständigen das Porträt des Solooboisten des Stuttgarter RSO. (Hänssler CD 93.026/Naxos) Stefan Dohr, Solohornist der Berliner Philharmoniker, absolviert die haarsträubenden Schwierigkeiten der Musik von Papa Franz (und Sohn Richard) Strauss mit unheimlicher Treffsicherheit. Die Musik, für den Eigengebrauch komponiert, ist allerdings eher harmlos-banal. (am Klavier Markus Becker, Campanella C 130120/Koch)
Die vier der insgesamt 17 Hornkonzerte Antonio Rosettis, die Zdenek Divoky mit dem Tschechischen Kammerorchester eingespielt hat, wurden in den 1770er und 1780er Jahren einigen der berühmtesten Virtuosen des Zeitalters „auf die Lippen“ geschrieben. Die Werke, die enorme technische Anforderungen an den Solisten stellen, sind von makelloser Faktur. Selbst Mozart hat sich beim Schreiben seiner Hornkonzerte offensichtlich an manches Detail erinnert. (Hänssler CD 98.383/Naxos)
Der Reiz eines Kunstwerks wird noch gesteigert, wenn man etwas über seinen Hintergrund weiß. Doch wer will dazu schon endlose Literatur wälzen? Es gibt auch angenehmere Möglichkeiten: Mit der „Wege“-Edition bringt das Label Koch eine Reihe von Radiosendungen des Bayerischen Rundfunks auf CD, in denen neben musikalischen Themen auch solche aus Literatur und Philosphie behandelt werden. Ausschnitte aus dem jeweiligen Werk wechseln sich ab mit erläuternden Passagen. Auch wenn das Konzept auf den ersten Blick schulmeisterlich klingt, so sind die Beiträge ganz im Gegenteil sehr unterhaltsam. Bisheriges Highlight der Rubrik „Wege zur Musik“ ist eine dreistündige Folge zu Bachs Johannespassion. Allgemein verständlich wird das Werk in seinen historischen Zusammenhang gestellt und musikwissenschaftlich unter die Lupe genommen. Dabei werden auch einzelne Stimmen oder Motive ausführlich untersucht. Routinierte Sprecher führen durch das Werk und zeigen Zusammenhänge und Symbolbedeutungen auf, die sich auch dem geschulten Ohr vom reinen Hören her nicht immer erschließen. Diese werkbezogene Betrachtung wird um Einblicke in Bachs Leben ergänzt. Verweise auf die biblische Darstellung der Passion schaffen den für das Verständnis nötigen Hintergrund. Am Ende bleibt nur ein Wunsch offen: das ganze Werk nun ohne Unterbrechungen anzuhören – mit neuem Blickwinkel. Dazu muss man sich allerdings eine gesonderte Aufnahme zulegen. Wege-Edition. Wege zur Musik: Bachs Johannespassion – Stationen und Strukturen. Koch Classics/Schwan 3-1871-2. IS
Die Musik des böhmischen Bach-Zeitgenossen Jan Dismas Zelenka ist wohl eine der aufregendsten Entdeckungen der letzten Jahre. Das Oratorium Jesus auf dem Calvarienberg, das Hermann Max jetzt in einer Ersteinspielung vorstellt, bestätigt erneut Zelenkas außerordentliche Qualitäten. Mit einer großen Bandbreite an Klangfarben und beeindruckender Expressivität kann das Werk neben den großen Oratorien des 18. Jahrhunderts bestehen. Ausdrucksstark gestaltet die Rheinische Kantorei die Chöre, und „das Kleine Konzert“ musiziert mit Engagement, wenn auch manchmal etwas zu statisch. Die Solisten (vor allem die Altisten) lassen allerdings einige Wünsche offen. Jan Dismas Zelenka: Gesù al calvario. Rheinische Kantorei, Das Kleine Konzert: Hermann Max 2001. Capriccio 10887/88. KH
(hr.musik.de/jazz 001-01)
EMIs Zemlinsky-Serie bereichert James Conlon, der sich für den lange vernachlässigten Komponisten unermüdlich engagiert, um eine weitere Delikatesse. Kaum zu glauben, dass Der Traumgörge, zwischen 1904 und 1907 geschrieben und erst 1980 in Nürnberg uraufgeführt, erst jetzt in ungekürzter Form eingespielt wurde! Der spätromantischen, zwischen Wagner und Schönberg süffig schillernden Oper, bei der es um die Entscheidung zwischen Traumbild und Realität geht, erweisen Conlon, das Gürzenich-Orchester und ein Ensemble noch frischer, doch schon renommierter Stimmen alle Ehre. Alexander von Zemlinsky: Der Traumgörge. Kuebler, Racette, Anthony, Martinez, Schmidt, Volle u. a. Gürzenich-Orchester Kölner Philh.: James Conlon. EMI 5 57087-2. HGV
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Nach dem SWR hat nun auch der Hessische Rundfunk ein eigenes Plattenlabel gegründet. Anders als in Stuttgart stehen in den vier Bereichen „Jazz“, „Klassik“, „Neue Musik“ und „Hessen“ zunächst Neuaufnahmen im Mittelpunkt, mit dem Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt, der hr Big-Band sowie „mit Ensembles und Solisten, mit denen der hr regelmäßig zusammenarbeitet“. Die Auftakt-CD „The Three Sopranos“ mit den drei Klarinetten-Heroen Buddy DeFranco, Rolf Kühn und Eddie Daniels und der formidablen hr Big-Band unter Kurt Bong ist allererste Sahne. Die elf Standards und Originalkompositionen swingen so munter und inspiriert, dass man glatt zum Big-Band- und Klarinettenfan wird.
Sommer 2001
Schlicht „The Clarinettist“ hat der Kubaner Paquito D’Rivera seine neue CD betitelt. Mit Sinfonieorchester, im Jazzquintett und im klassischen Trio bindet er Klassik, Jazz und Lateinamerikanisches zu einem interessanten Strauß. Stimmungsvoll und dank des German Pops Orchestras zuweilen schön schmalzig.
Die „Jazz Gallery“ von BMG fasst die wichtigen Einspielungen bedeutender Jazzmusiker zu Doppel-CDs (z. T. in mehreren Folgen) zusammen. Anders als andere Best-ofKompilationen trägt sie Aufnahmen von verschiedenen Labels zusammen. Die Fehler in den diskografischen Angaben sind ärgerlich, aber zu verschmerzen. Zuletzt erschienen: John Coltrane Vol. 2 (1959–64; 74321 27276-2), Sonny Rollins Vol. 1 (1949–57; 74321 27283-2) und eine Sammlung des oft unterschätzten Hard-Bop-Trompeter Lee Morgan (Vol. 1: 1956–60; 74321 27281-2). Eine entspannte und doch ungemein intensive „Conversation“ führen die beiden Weltklasse-Gitarristen Pat Martino und Michael Sagmeister. Klassischer Gitarrenjazz im Doppelpack, beschwingt und inspiriert grundiert von Thomas Heidepriem (b) und Michael Küttner (dr). (Acoustic Music 319.1227.2)
Feinen Kammerjazz zwischen Besinnlichkeit und up-tempoNummern liefert der in Neuss lebende ungarische Klarinettist Lajos Dudas auf „Talk of the Town“.
(m. N.H. Örsted Pedersen, b, W. Haff-
(m. Ph. van Endert, git, L. Jones, b, K.
ner, dr, u. a., Peregrina PM 50221)
Biller, dr, J. Büttner, perc, K. Berger,
Deutschlands berühmtester Basser, Eberhard Weber, spielt seit vielen Jahren bei Jan Garbarek, und seine neue CD könnte ebenso erfolgreich werden wie die letzten Platten des Norwegers. Weber vereinigt klassische Grundlagen mit seinem ganz eigenen E-BassSound. Mal groovig, mal meditativ, und dank Paul McCandless (Oboe, s-sax, b-cl) klingt’s immer wieder auch nach „Oregon“.
vib, double moon records DHRDM
(„Endless Days“, m. R. Brüninghaus,
(enja ENJ-9409-2/edel Contraire)
p/kb, M. DiPasqua, dr; ECM 1748 013 420-2)
AC
71012)
Die junge Melissa Walker mit ihrem dunklen Timbre findet einen überzeugend frischen Zugang zu einigen amerikanischen Song-Klassikern. „I Saw the Sky“ bietet schönen VokalJazz auch dank der guten Rhythmus-Leute S. Mitchell (p), K. Kitagawa (b), C. Penn (dr) und den illustren Gästen K. Barron (p), M. Ozone (p) und S. Harris (vib). AC
DVD-Audios
Mit bekannten Orgelwerken Johann Sebastian Bachs demonstriert Ton Koopman die Möglichkeiten des Mehrkanaltons. Sowohl in den Choralbearbeitungen als auch im vollen Orgelklang der d-moll-Toccata und Fuge gelingt es, den Klang der Müller-Orgel in Leeuwarden überzeugend abzubilden. Ich könnte mir allerdings eine noch etwas stärkere Betonung des Raumes vorstellen – man hat den Eindruck, als höre man eher in die Kirche hinein, als dass man sich in ihr befinde. Dennoch: im Vergleich zu Orgelmusik in Stereoqualität ein ganz eigenes Klangerlebnis. Koopman präsentiert hier aber nicht nur die Vorteile der DVD, er gibt auch einen interessanten Überblick über die ganz verschiedenen Klangfarben, die diese historische Orgel bietet. Besonders gelungen sind die Choralbearbeitungen, in denen der Farbenreichtum der einzelnen Register des Instruments zur Geltung kommt. Auf der DVD sind auch einige Informationen über Instrument und Werke enthalten. Organ Spectacular. Berühmte Orgelwerke von Bach. Ton Koopman 2001. Teldec 8573-82041-9. KH
Ein ganz eigenes SurroundKonzept verfolgt das Stuttgarter Label Tacet: Denn die DVD kann nicht nur räumliche Gegebenheiten besser abbilden – die sechs zur Verfügung stehenden Kanäle lassen sich auch dazu nutzen, den Zuhörer in ganz ungewohnte Positionen zum Geschehen zu versetzen. Beim MendelssohnOktett setzt Tonmeister Andreas Spreer den Zuhörer gleichsam in die Mitte der Instrumentalisten, die acht Streicher sitzen kreisförmig um ihn herum. So entsteht ein unerhört durchsichtiger Klang, bei dem nicht nur die Positionen der einzelnen Instrumente zu hören sind, sondern vor allem ihr Mit- und Gegeneinander plastisch hervortritt. Fast ist es, als würde man selbst mitspielen. Das Streichquartett befindet sich dagegen klassisch dem Zuhörer „gegenüber“. Auch musikalisch ist diese Einspielung sehr gelungen – Auryn und Minguet Quartett präsentieren Mendelssohns Jugendwerk schwungvoll und engagiert. Felix Mendelssohn Bartholdy: Oktett op. 20; Quartett op. 44,1. Auryn Quartett/Minguet Quartett 2001. Tacet DVD 94. KH
Etwa ganz anderes hat man sich beim Detmolder Label MDG einfallen lassen: Ein überzeugender Raumklang ergibt sich zwar schon bei der herkömmlichen Anordnung der Lautsprecher. Alternativ können aber zwei der sechs DVD-Kanäle genutzt werden, um den dreidimensionalen Raum perfekt abzubilden, wenn man zwei Lautsprecher in der Höhe anbringt. Die Vorteile dieses Verfahrens zeigt Christian Zacharias’ Interpretation dreier MozartWerke aus dem Dezember 1786. Beeindruckend sind vor allem seine subtile Interpretation des Klavierkonzerts und des Rondos. Differenziert in Dynamik, Artikulation und Klangfarben ist auch die Prager Sinfonie – das Orchester spielt sehr präzise, wenn auch gelegentlich ein wenig zu glatt über manches hinweg. Die klangliche Eindruck der Aufnahme ist überragend, ein starkes Argument für die neue Technik. Wolfgang Amadeus Mozart: Prager Sinfonie, Rezitativ & Rondo KV 505, Klavierkonzert KV 503. Bernarda Fink, Christian Zacharias, Orchestre de Chambre de Lausanne: Zacharias 2001. MDG 940 0967-5. KH
Flötenmusik
vom
Feinsten
die neue ACCENT-CD
Erlebnis
Mehrkanal Das neue Medium DVD ist der Nachfolger der CD. Die DVD bietet einige deutliche Vorteile: Bewegtbild in erheblich besserer Qualität als bei herkömmlichen Videokassetten, exzellente Klangqualität, längere Laufzeit, Zusatzinformationen zu Künstlern, Werk etc. Der wesentlichste Vorteil liegt in der so genannten Mehrkanaltechnologie, mit der Sie sich die dreidimensionale Konzertsaalakustik in Ihr Wohnzimmer holen. Die DVD ist für Klassikfans daher eine echte Innovation. Unser Rezensent Klemens Hippel stellt Ihnen an dieser Stelle die aktuellen DVD-Neuerscheinungen vor. Die Crescendo-Referenzanlage: 2 Frontlautsprecher B&W CDM 9NT 4 Surroundlautsprecher B&W CDM 1NT 1 Center B&W CDM CNT 1 Subwoofer ASW 2500 Denon Receiver AVR 3801 Denon DVD-Player DVD 3300
Die besprochenen DVDs lassen sich auf jedem DVDPlayer abspielen, da sie sowohl eine DVD-Audio- als auch eine datenreduzierte DVD-Video-Tonspur enthalten. Der räumliche Klangeindruck ergibt sich allerdings nur, wenn DVD- Player und Verstärker mit sechs Lautsprechern für den Mehrkanalton ausgerüstet sind. Eine deutlich überlegene Klangqualität erreicht man mit einem DVD-Audio-Player, der die weitaus bessere DVDAudio-Tonspur verarbeitet.
ACC 20140 (T 01)
MUSIK PUR
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DVD-Videos
rescendo
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Muss das sein: Alla-BreveLobgesang statt affirmativem Rausch? „Ein aufrichtiger Mann ist immer heiter“, befiehlt Paris, und die Atriden hören’s gern: Schnell sind bunte Klamotten übergestreift, regiert wieder Partystimmung. Fehlt eigentlich nur noch Helena … Die ist wohl hinter der Bühne im Zürcher Opernhaus und legt ihr Designer-Kostüm an. Zählt doch bei den vergnügungssüchtigen Griechen vor allem das mondäne Styling. Zumindest wenn Modezar Castelbajac die Belle Hélène ausstattet. Seine poppigen Kostüme suggerieren die GesellschaftsSatire im Comic-Format, nie verbissen oder kopflastig. Als Titelheldin ist Vesselina Kasarova ein Glücksfall: Die Stimme hat in der Tiefe eine runde, weiche Lasur. In der oberen Lage ist sie voll und blumig. Über den schwachen Paris Deon van der Walts sieht man dabei gern hinweg – so aufregend und hochvital ist der Gesamteindruck. Funkensprühender Schwung war mit Nikolaus Harnoncourt zwar ohnehin zu erwarten. Die Musik aber pendelt ständig zwischen kantabler Legato-Kultur und schroffen Blech- und Holz-Akzenten. Gewiss, das Orchester gerät hie und da außer Kontrolle, verdeckt die Sänger. Aber auf High-Society-Events ist die Musik ja öfter mal zu laut. Jacques Offenbach: La Belle Hélène. Vesselina Kasarova, Deon van der Walt, Carlos Chausson, Liliana Nikiteanu u.a. Chor und Orchester des Opernhauses Zürich: Nikolaus Harnoncourt. Inszenierung: Helmut Lohner, Kostüme: Jean-Charles de Castelbajac 1997. Arthaus/Naxos DVD 100 086. OW
Unvereinbar scheinen die Gegensätze: Karge, nobel-unterkühlte Bühnenlandschaften, tönend untermalt von atemberaubend rasanten Tempi. Mit minimalistischer Gestensprache bewegen sich mythologische Gestalten wie in Zeitlupe. Die Musik aber bäumt sich auf in wilden Akkordkaskaden. Eine gewagte künstlerische Kombination prägt Glucks Orphée et Euridice im Pariser Théâtre du Châtelet. Hier der amerikanische Regisseur Robert Wilson, Hohepriester der postmodernen Bühnen-Reduktion. Dort der musikalische Feuerkopf John Eliot Gardiner, wie immer überschäumend vor Temperament. Die so entstehende Binnenspannung bannt den Zuschauer vom ersten Augenblick an. Chor und Orchester agieren mit packender Beweglichkeit, Energie und Plastizität. Jede Phrase, jede Tempoangabe in der französischen Berlioz-Fassung wird bei Gardiner zum Vehikel für Affekt und Emotion. Magdalena Ko˘zená als Orphée überträgt diesen Ansatz bruchlos auf die Bühne. Die Stimme sitzt immer punktgenau im Fokus, die reiche Farbpalette ihres Mezzos verbindet sie mit feinnervigem Spiel. Aus minimaler Körpergestik entsteht ein Maximum an Ausdruck – eine schlichtweg bravouröse sängerische Darstellung und ein sehr moderner, aufregender Gluck. Chrristoph Willibald Gluck: Orphée et Euridice. Magdalena Ko˘zenà, Madeline Bender, Patricia Petibon, Orchestre Révolutionnaire et Romantique: John Eliot Gardiner. Inszenierung: Robert Wilson 1999. Arthaus DVD 100 062/Naxos. OW
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„Das ich der Erste war, den entscheidenden Schritt zu wagen, wird nicht allgemein als Verdienst angesehen – ein Faktum, das ich bedaure, das ich aber ignorieren muss.“ Arnold Schönberg
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Selbst nach mehr als 200 Jahren wirkt der Plot seltsam. Durch eine einzige Begebenheit wandelt sich das abgesicherte Liebesleben der Protagonisten ins Unbestimmte. Eine Versuchsanordnung mit vier Menschen in der „Schule der Liebenden“, so der Untertitel von Mozarts Così fan tutte. Regisseur Jürgen Flimm hat diesen wörtlich genommen. Im Zürcher Opernhaus ist ein Hörsaal zu sehen, in der Mitte ein Glaswürfel. Vor dem ersten Terzett hebt er sich und zeigt seinen Inhalt: „Professor“ Don Alfonso und seine „Studenten“ Ferrando und Guglielmo – das Experiment nimmt seinen Lauf. Flimm gestaltet ihn frisch und lebendig, die vier Stunden vergehen ungemein schnell. Natürlich liegt das auch an den Sängern, die ein wunderbar homogenes Mozart-Ensemble bilden. Und das, obwohl Cecilia Bartoli als Fiordiligi über ausreichend Potenzial verfügen würde, ihre Partner gegen die Wand zu schmettern. Ohnehin tönt aus dem Graben eine eher verinnerlichte Così. Nikolaus Harnoncourt zaubert natürlich strömende Rhythmen und fein justierte Pianissimi. Phrasen, die ins Nichts ausschwingen, während die Protagonisten ihre bisherige Identität verlieren. Am Ende senkt sich der Glaskasten auf die Liebespaare, Schnee beginnt zu fallen. War das Reagenzglas doch nur eine Wunderkugel? Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte. Cecilia Bartoli, Liliana Nikiteanu, Agnes Baltsa, Oliver Widmer u. a., Orchester des Opernhaus Zürich: Nikolaus Harnoncourt; Inszenierung: Jürgen Flimm, Bühnenbild: Erich Wonder 2000. Arthaus/Naxos DVD 100 012. OW
Herausgeber: Winfried Hanuschik, e-mail: hanuschik@portmedia.de Chefredakteur: Dr. Arnt Cobbers (verantwortlich), e-mail: cobbers@portmedia.de Redaktion: Dr. Klemens Hippel, Katrin Pommer Erdmannstr. 6, 10827 Berlin Fon: 0 30 / 7 84 82 07 Fax: 0 30 / 78 70 82 09 e-mail: crescendo@portmedia.de Redaktionelle Mitarbeit: Ina Sinterhauf Schlussredaktion: Dr. Gabriele Rupp Weitere Mitarbeiter: Alexander Ross (Reporter), Susann Adam, Peer Andersen, Gerhart Asche, Julian Azar, Klaus-Martin Bresgott, Jakob Buhre, Dr. Martin Essinger, Dr. Rolf Fath, Ulrich Fischer, Martin Freitag, Jürgen Gauert, Hans-Dieter Grünefeld, Michael Alexander Gruhl, Jürgen Hartmann, Björn Heile, Sandro Hügi, Guido Johannes Joerg, Markus Kettner, Bernd Kima, Nike Luber, Gert Ludwig, Christiane Lutz, Jens Mail, Arndt Markus, Heiner Milberg, Miguel Montfort, Dr. Tom Reinhold, Peter Sarkar, Federico Skerra, Carlos Maria Solare, Rufus Sperling, Peter Spiel, Friedbert Streller, Prof. Dr. Dr. HeinzGünter Vester, Stefan Voges, Hans Georg Walder, Oliver Wazola, Dr. Eckhard Weber, Peter Zacher, Dietholf Zerweck, Dominik Zimmermann Anzeigenverwaltung: Claudia Homér (verantwortlich) Fon: 0 89 /74 15 09-60 e-mail: homer@portmedia.de Anschrift s. Verlag Verlagsrepräsentantin: Barbara Wunderlich Fon: 0 89 /74 15 09-80 Fax: 0 89 /74 15 09-11 e-mail: wunderlich@portmedia.de zurzeit gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 2 vom 01.09.1999 Layout & Grafik: Peer Zillmann (verantwortlich) e-mail: zillmann@portmedia.de Claudia Homér e-mail: homer@portmedia.de Druck: Oberndorfer Druckerei GmbH Mittergöming 12, A-5110 Oberndorf Erscheinungsweise: rescendo erscheint sechsmal jährlich und ist in Opern- und Konzerthäusern, Vorverkaufsstellen und Musikfachgeschäften erhältlich, in Hamburg und Berlin auch im Presseeinzelhandel sowie im Bahnhofs- und Flughafenbuchhandel. Copyright für alle Beiträge bei Port Media GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftl. Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Angabe der Beteiligungsverhältnisse gemäß Art. 2 DVBayPrG: Gesellschafter der Port Media GmbH: 100 % Winfried Hanuschik (Werbekaufmann), München Abonnement-Preis: DM 24,– p. Jahr inkl. 7 % Mwst., Kündigung 6 Wo. zum Ende d. Kalenderjahres Verbreitete Auflage: 100.905 (laut IVW-Meldung IV/00) ISSN: 1436-5529
Von Arnt Cobbers
Jazz
Der
alte Mann
und der Bach
Der Pianist Jacques Loussier
Seiner Mixtur aus Klassik und Jazz ist der Franzose treu geblieben. Geboren 1934 in Angers, kam Loussier mit 15 Jahren ans Pariser Konservatorium, um klassisches Klavier zu studieren. Ein Zubrot verdiente er sich als Bar- und Tanzpianist, als Begleiter von Chanson- und Schlagersängern. Und wenn er allein war, improvisierte er auf Bach. „Mit Bachs Musik hat mich von Anfang an eine große Liebe verbunden. Ich war voll von dieser Musik, aber ich wollte die Stücke nicht immer gleich spielen, und so habe ich begonnen, zu improvisieren.“ Seine „Entdeckung“ erzählt Loussier so: „1959 hatte ich in Paris eine Verabredung mit den Leuten von Decca. Sie wollten mit mir eine Platte aufnehmen, denn ich spielte gut Klavier. Ich habe klassische Musik gespielt, aber sie hatten so viele klassische Musiker bei Decca. Ich habe Jazz gespielt, aber sie hatten auch viele Jazz-Musiker. Ich habe südamerikanische Musik gespielt, aber das war nicht interessant für sie. Und während sie überlegt haben, was sie mit mir tun sollten, habe ich angefangen, ein bisschen Bach mit Improvisation zu spielen. Und da fragten sie: Was ist das? – Das ist eine Improvisation über Bach. – Das ist schön. Wir machen eine Schallplatte mit dieser Musik.“ So entstand die erste „Play Bach“-Platte. Und Loussier wurde zum Star. Nach 20 Jahren mit rund 200 Auftritten jährlich war Loussier „reisemüde“ geworden. Er löste sein ^ Trio auf und zog sich auf sein Chateau in der Provence zurück, wo er sich dem Komponieren widmete (u. a. eine Sinfonie, ein Violinkonzert und rund 100 Filmmusiken) und in seinem Studio Rock- und Popgrößen wie Pink Floyd, AC/DC oder Elton John beherbergte. „Auf Pink Floyds The Wall hab ich ein bisschen Klavier gespielt. Roger Waters ist ein guter Freund von mir. Wir haben zusammen viel Tennis gespielt.“
Fotos: Marc VanAppelgem
Er ist der Vater des Crossover. „Der Großvater“, protestiert Jacques Loussier und lacht. „Ja, wirklich, ich war der Erste in der ganzen Welt, der so etwas mit Bachs Musik gemacht hat“, und seine leuchtenden Augen zeigen, wie sehr er sich noch heute über seinen Coup freut. „Play Bach“ hieß Loussiers erste Schallplatte 1959, und sie schlug ein wie eine Bombe.
André Arpino, Jacques Loussier und Beno^it Dunoyer de Segonzac (von links) Erst im Bach-Jahr 1985 trieb es Loussier wieder auf die Bühne, und seither hat er mit seinem neuen Trio zahlreiche CDs eingespielt und unzählige Konzerte gegeben. Und noch immer sitzt er erfolgreich zwischen den Stühlen. Das Schlagzeug gibt dezent, oft nur auf den Becken, den Swing, der Bass grundiert die Harmonien. In seinen Improvisationen nutzt Loussier die rhythmischen und harmonischen Freiheiten des Jazz, kultiviert aber gleichzeitig seine „klassische“ Anschlagskultur, was ihm von Jazzern den Vorwurf der Glätte eingebracht hat. In der Tat fehlt seinen perfekten Arrangements und seinem makellos delikaten Spiel die Jazz-typische Erdigkeit und Widerborstigkeit. Auch wenn Loussier sich nie weit vom Original entfernt – in einem Korsett gefangen fühlt er sich nicht. „Ich bin ein klassischer Musiker, der mit der Sprache des Jazz spielt. Ich habe sehr großen Respekt vor den klassischen Komponisten, daher mache ich nicht zu viel Jazz. Ich improvisiere genug, um einen Jazz-Stil zu erzeugen.“ Und was fasziniert ihn am Jazz? „Die Möglichkeit der Improvisation. In der Klassik spielt man immer die gleichen Noten. Aber ich muss immer ein bisschen spazieren gehen“, sagt er in seinem charmanten Deutsch, „immer andere Stimmungen, andere Atmosphären, andere Beleuchtungen schaffen.“ In den letzten Jahren hat er sich den Impressionisten zugewandt. „Ich finde die Musik fantastisch, und ich habe mich gefragt, wo es da eine Möglichkeit gibt, zu improvisieren. Ich habe sie gefunden.“
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Gibt es ein Patentrezept? „Wenn ich interessiert bin, einen klassischen Komponisten zu spielen, dann werde ich einen Weg finden. Aber man muss eine gute Idee finden, sonst ist die Musik nicht interessant.“ Loussiers Art zu spielen ist zum Markenzeichen geworden, und das wird es auch bleiben. Das Spiel im Trio mit André Arpino am Schlagzeug und Beno^it Dunoyer de Segonzac am Bass reicht ihm. Jazz-Standards zu spielen, interessiert Loussier ebenso wenig, wie als klassischer Pianist aufzutreten. „Ich will etwas Neues machen, etwas finden, das jemand anderes nicht finden würde. Das interessiert mich.“ Am 3. und 4. Juli wird Loussier beim RheingauMusikfest in Wiesbaden erstmals gemeinsam mit Dave Brubeck musizieren. Der „Großvater des Crossover“ trifft den „Altmeister des Kammerjazz“ – das dürfte spannend werden.
CD-Tipps: Goldberg-Variationen. Telarc 08083479/ in-akustik. Play Debussy. Telarc 08083511/in-akustik. Play Vivaldi – Die vier Jahreszeiten. Telarc 08083417/in-akustik. Gymnopedies – Gnossiennes. Telarc 08083431/in-akustik. Ravel’s Bolero. Telarc 08083466/in-akustik. The Bach Book. Telarc 08083474/in-akustik.
Durchs
Verdistan
wilde
Ein Führer durch den Dschungel der Verdi-Diskografie – Teil III
Fotos: List Verlag
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Programm? hören ohne
Radio
Basisdiskografie
Von Federico Skerra
Heute begibt sich Federico Skerra auf die dritte Etappe durch den Dschungel der Verdi-Diskografie, und auch auf diesem letzten Teilstück gibt es manche Trouvaillen zu entdecken. Nach London und Paris war Sankt Petersburg die dritte nicht-italienische Bühne, die in den Genuss einer Verdi-Uraufführung kam. 1862 hatte dort La forza del destino (Die Macht des Schicksals) seine äußerst aufwändige (und erfolgreiche) Premiere. Von dieser Erstfassung existiert nur eine, doch recht geglückte Aufnahme mit dem Ensemble der Kirov-Oper (Galina Gorchakova, Olga Borodina, Gegam Grigorian, Nikolai Putilin, Mikhail Kit) unter Valery Gergiev (Philips 446951). Durchgesetzt hat sich dagegen die sieben Jahre später an der Mailänder Scala präsentierte Version, die man am besten mit der überwältigenden Martina Arroyo als Leonora kennen lernen sollte. Reich im Ton, mit gut fundierter Tiefe, üppiger Mittellage und müheloser, unangestrengter Höhe zeigt sich die Arroyo hier auf der Höhe ihrer Kunst. Doch gibt es neben ihr noch andere vokale Glanzlichter wie Biancamaria Casonis beachtliche Preziosilla, Carlo Bergonzis überlegenen Alvaro, Piero Cap-
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puccilli als Carlo und Ruggero Raimondi mit damals noch nicht ausgehöhlter Stimme als Padre Guardiano (EMI 567124). Auch Leontyne Price vermag in dieser Partie zu überzeugen, sie packt beherzter (nicht dramatischer!) zu als die Arroyo, ist allerdings auch nicht so ausgeglichen wie ihre Kollegin. Ihr Alvaro, Plácido Domingo, muss im Vergleich zu Carlo Bergonzi doch gelegentlich kräftig stemmen, tut dies aber durchaus geschmackvoll. Unterstützt werden die beiden von Fiorenza Cossotto, Sherrill Milnes und Bonaldo Giaiotti (BMG 39502). Schwerer noch fällt die Entscheidung für die gültige Version bei Verdis letzter Schiller-Vertonung, dem Don Carlo: vier oder fünf Akte, französisch oder italienisch gesungen – das ist hier die Frage. Für die fünfaktige, italienisch gesungene „ModenaFassung“ aus dem Jahr 1886 entschied sich Carlo Maria Giulini, dem mit Montserrat Caballé eine betörende Elisabetta und mit Shirley Verrett eine sinnlich-samtige, farbenreich-raffinierte Eboli zur Verfügung standen. Domingo in der Titelpartie präsentiert sich differenziert wie nie, mit der rechten Mischung aus Lyrik und Dramatik, und auch Sherrill Milnes zeigt deutlich stärkere Interpretationsansätze als üblich. Ruggero Raimondi schließlich ist (auch wenn er nicht über den verführerischen Reichtum von Nicolai Ghiaurovs Bass verfügt) ein in jeder Hinsicht rollendeckender Filippo (EMI 567401). Am Heiligen Abend des Jahres 1871 in Kairo uraufgeführt, wird Verdis drittletzte Oper, Aida, gern zu einem dekorativen Ausstattungswerk degradiert. Dass der Komponist aber auch und gerade hier die Abgründe menschlicher Leidenschaften und Obsessionen meisterhaft dargestellt hat, geht dabei oft unter. Riccardo Muti sorgt in seiner Einspielung aus dem Jahr 1974 mit straffen Tempi für Dramatik und energischen Zugriff; selbst Montserrat Caballé versinkt nicht – wie meist – in der Beliebigkeit bestrickend schöner Töne und himmlischer Piani, obwohl sie auch hier exquisite Gesangs- und Phrasierungskultur demonstriert. Ganz sicher stellt diese Aida ihre als Sängerdarstellerin beste Leistung auf CD dar. Außerdem hält die Aufnahme Fioren-
za Cossotto als Amneris, „ihrer“ Partie, in stimmlich glänzender Form fest und kann einen absolut überzeugenden Plácido Domingo aufbieten. Da auch Piero Cappuccilli und Nicolai Ghiaurov auf der Besetzungsliste prangen, führt an dieser Produktion kein Weg vorbei (EMI 556246). Auch in Herbert von Karajans Diskografie findet sich eine stimmlich wie darstellerisch mitreißende Aida. Renata Tebaldi vereint lyrischen Glanz und Pianokultur mit dramatischer Attacke, Giulietta Simionato stellt als Amneris ohnehin eine Klasse für sich dar, Carlo Bergonzi zeigt, dass man den Radamès nicht nur brüllen kann, und Cornell MacNeil ist bei aller gestalterischen Eindrücklichkeit stets ein vokal angenehm „gepflegter“ Amonasro (Decca 460978). Wer schließlich auch vokal eher das dekorative Ausstattungswerk sucht, ist mit Erich Leinsdorfs Produktion von 1970 bestens bedient. Prächtig auftrumpfend und äußerst effektvoll, aber eben auch recht plakativ wird das Drama hier von Leontyne Price, Grace Bumbry, Plácido Domingo und Sherrill Milnes umgesetzt (BMG 86198). Alles andere als plakativ ist hingegen Leontyne Prices Leistung als Sopransolistin in der Messa da Requiem unter Fritz Reiner, die zweifellos als Referenzaufnahme gelten kann. Zusammen mit Rosalind Elias, Jussi Björling und Giorgio Tozzi bildet sie ein Ensemble, das dieses zum Gedenken an Alessandro Manzoni entstandene Werk mit ergreifender Innigkeit und leidenschaftlicher Hingabe gestaltet (Decca 467119). Die beiden letzten Vertonungen Verdis galten Dramen von Shakespeare, die kongenialen Libretti schrieb Arrigo Boito. Otello und Falstaff wurden an der Mailänder Scala mit dem Bariton Victor Maurel (von dem es übrigens noch Dokumente auf CD gibt) als Jago bzw. Falstaff uraufgeführt. Mit seiner Verkörperung des Otello liefert Jon Vickers ein Paradebeispiel dafür, wie man mit einem mächtigen Heldentenor höchst differenziert ein Charakterporträt zeichnet; ganz auf dieser Linie findet sich auch Tito Gobbi als Jago. Leonie Rysanek schließlich steuert mit jugendlich leuchtendem Sopran eine beherzte, selbstbewusste, dabei stets anmutige Desdemona bei, sodass diese Einspielung mit drei überragenden Sängerdarstellern aufwarten kann – und in der Person Tullio Serafins mit einem Garanten für die stimmige Umsetzung einer Verdi-Oper (BMG 63180). Dem Rollenverständnis Leonie Rysaneks ähnlich ist Renata Scottos faszinierende Desdemona unter James Levine. Auch sie verbindet Entschiedenheit mit Lyrik, Attacke mit Pianokultur, altersbedingt (sie war damals zehn Jahre älter als ihre Kollegin zum Zeitpunkt deren Aufnahme) ist ihre Stimme eine Spur weniger geschmeidig. Plácido Domingo
überzeugt in dieser ersten (und besten) seiner drei Otello-Einspielungen mehr durch seinen unbedingten Einsatz als durch die tatsächliche vokale Bewältigung, doch reißt er durch Emphase und Leidenschaft mit (BMG 82951). Zwei Empfehlungen können auch für den Falstaff, Verdis letztes Meisterwerk, ausgesprochen werden. Aus dem Jahr 1956 datiert die Produktion mit Herbert von Karajan am Pult sowie Tito Gobbi, Rolando Panerai, Elisabeth Schwarzkopf, Fedora Barbieri, Anna Moffo und Luigi Alva in den Hauptpartien (EMI 567083). Sieben Jahre später (und genau 70 Jahre nach der Uraufführung) versammelte Georg Solti die Sängerriege Geraint Evans, Robert Merrill, Ilva Ligabue, Giulietta Simionato, Mirella Freni und Alfredo Kraus um sich im Studio (Decca 417168). Im ersten Fall wird etwas pointierter und raffinierter gestaltet, im zweiten dafür verschwenderischer gesungen, doch überzeugen beide Versionen gleichermaßen – ausschlaggebend werden letztendlich eher die persönlichen Stimmenvorlieben sein. Und so findet dieses reiche Schaffen für die Bühne, bei dem Verdi immer den Menschen als Individuum mit all seinen Hoffnungen, Ängsten und Gefühlen in den Mittelpunkt seiner Bestrebungen gestellt hat, einen komischen Ausklang: Tutto nel mondo è burla! – Alles ist Spaß auf Erden!
Victor Maurel als erster Falstaff
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im Juni und Juli Alle Musiktheaterpremieren in Deutschland, Österreich und der Schweiz und eine Auswahl benachbarter Opernhäuser (Reihenfolge der Namen: Komponist, Titel, musikal. Leitung, Regie bzw. Choreografie UA = Uraufführung, DE = Deutsche Erstaufführung, ÜN = Übernahme) 01.06. 01.06. 01.06. 01.06. 02.06. 02.06. 02.06. 02.06. 02.06. 02.06. 02.06. 02.06. 02.06. 03.06. 03.06. 08.06. 08.06. 08.06. 08.06. 08.06. 09.06. 09.06.
Berlin Staatsoper: Mozart, Così fan tutte, Barenboim, Langhoff Bern: UA Rolf Liebermann, Medea, Klajner, Godefroid/Terrone Nordhausen: Kaleidoskop (Kinderballett) Oldenburg: Hölszky, Guiseppe e Sylvia, Grüneis, Mettin Darmstadt: Mozart, Idomeneo, Watson, Guth Essen: Reimann, Lear, Soltesz, Schulz Frankfurt/Main: Britten, Peter Grimes, Edwards, Mouchtar-Samorai Fürth: Kander, Cabaret, Sandorf, Stief (Musical) Gelsenkirchen: Bartók, Herzog Blaubarts Burg/Ravel, Die Spanische Stunde, Klieme, Karaman/Mauksch (Übernahme aus Wuppertal) Hof: Strauss, Salome, Berg, Drexel Linz: Shivas Chamber (Ballett) Osnabrück: Lortzing, Hans Sachs, Drömann, Münstermann Weimar: Hindemith, Mathis der Maler, G. A. Albrecht, Warneke Magdeburg: Débussy, Der Fall des Hauses Usher/UA Yuuko Amanuma, Das verräterische Herz, Amanuma, Pototzki Münster: Goldin, Stimmen, Hände, brüchige Stille (Ballett) Duisburg: Mussorgsky, Boris Godunow, Fiore, Winge (Übernahme aus Düsseldorf) Kassel: Wagner, Lohengrin, Paternostro, Mehring Liège/Lüttich: Donizetti, La Favorite, Haeck, Servais Rostock: Puccini, Tosca, Baleff, Baesler Thale: Webber, Evita (Prod. d. Nordharzer Städtebundtheaters) Aachen: Sacchini, Ödipus auf Kolonos, Görtz, Esterhazy Bad Lauchstädt: Rossa zu Händel, FeuerWasserTanz (Ballett; Prod. des Opernhauses Halle)
Wagner-Festspiele. Vom 21. bis 28. Juli auf CLASSICA: Der Ring des Nibelungen (Barenboim/Kupfer) Die Meistersinger von Nürnberg (Stein/Wagner) Lohengrin (Nelsson/Friedrich) Tannhäuser (Sinopoli/Wagner)
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Premierenvorschau
Premieren
09.06. Chemnitz: Puccini, Turandot, Caetani, Heinicke 09.06. Dortmund: Purcellisimo: Christe zu Purcell, Purcell Pieces (Ballett)/ Purcell, Dido and Aeneas, Walker, Kochheim 09.06. Gießen: Beethoven, Fidelio, Malzew, von Orlowsky 09.06. Halle: Händel, Rodrigo, Spering, Köhler 09.06. Köln: Verdi, Rigoletto, Jenkins, Beier 09.06. Stralsund: TanZZeiT 2001: Sander, Collapse/Zöllig, Tabula Rasa (Übernahme aus Greifswald) 09.06. Stuttgart: Mozart, Le nozze di Figaro, Zagrosek, Lowery 10.06. Altenburg: Verdi, Rigoletto, Oskamp/Cotta, Blüher 10.06. Hamburg: Strawinsky, The Rake’s Progress, Metzmacher, Flimm 10.06. Kaiserslautern: Strauss, Arabella, Corti, Quetes (Koprod. m. Trier) 10.06. Mönchengladbach: Verdi, Luisa Miller, Bramall, Schulin 10.06. Wuppertal: Mozart, Die Zauberflöte, König, Hilsdorf (Übernahme aus Gelsenkirchen) 14.06. Neustrelitz: UA Pasticcio aus Strauß/Offenbach/Kollo, Königin Luise – Königin der Herzen, Zacher, Lachnitt 15.06. Hof: UA Neumann/Raithel/Wächter, Ciano, Engels, Fleig 15.06. Meiningen: Mozart, Così fan tutte, Hoff, Schwab 15.06. Plauen: Verdi, Aida, Gentscheff, Wenke 15.06. Potsdam: Rameau, La Guirlande, Rath, Stern/Hartmann (Pavillon am Neuen Palais) 15.06. Thale: Zeller, Der Vogelhändler (Nordharzer Städtebundtheater) 16.06. Berlin Neuköllner Oper: Böhmer/Lund, Love Bite – Biss ins Herz, Kirchberg, Lund 16.06. Bremen: Tschaikowsky, Pique Dame, Neuhold, Loy 16.06. Greifswald: Natschinski, Messeschlager Gisela, Funk, Schrem (Musical; Übernahme aus Stralsund) 16.06. Lüneburg: Benatzky, Im weißen Rössl 16.06. St. Gallen: Smetana, Die verkaufte Braut, Kout, Severin 16.06. Zürich: Bellini, Beatrice di Tenda, Viotti, Schmied 17.06. Coburg: Smetana, Die verkaufte Braut, Hennig, Bode 17.06. Kiel: UA Franz Schreker, Flammen, Windfuhr, Bothe 18.06. Chemnitz: Fedianine zu Schubert/Schostakowitsch, Der Tod und das Mädchen, Leipziger Streichquartett (Ballett)
23.06. 23.06. 23.06. 23.06. 24.06. 24.06. 24.06. 24.06. 28.06. 29.06. 29.06. 29.06. 29.06. 29.06. 29.06. 30.06. 30.06. 01.07.
13.07. 13.07. 17.07.
22.07. 25.07. 10.08.
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Berlin Konzerthaus am Gendarmenmarkt 14.–16.06. Berliner Sinfonie-Orchester, Wallfisch (Vc) – B˘elohlávek. Smetana, Martinù, Dvo˘rák 21.–23.06. Berliner Sinfonie-Orchester, Sekler (V) – Schønwandt. Mozart, Dallapiccola
J O S E P H H AY D N
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DIE SCHÖPFUNG IN EINER SZENISCHEN
EINRICHTUNG FÜR DIE ERFURTER DOMSTUFEN-FESTSPIELE
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S A . 11. A UGUST 2001 W EITERE A UFFÜHRUNGEN : S O . 12., D O . 16., F R . 17., S A . 18 * ., S O . 19., D O . 23., F R . 24., S A . 25. UND S O . 26. A UG . 2001 B EGINN 21.30 U HR *18. A UG . ERST UM 22 U HR
HUGO VON HOFMANNSTHAL ▲
18.07. 20.07. 21.07.
Baden-Baden Festspielhaus 09.06. London Symphony Orchestra – Gielen. Wagner, Bruckner 7. 10.06. Deutsches Symphonie-Orchester Berlin – Nagano. Bruckner 8. 07.07. Alban-Berg-Quartett. Beethoven, Berg
▲
05.07. 06.07. 07.07. 07.07. 11.07. 12.07.
Konzerte
JEDERMANN IN EINER
FASSUNG FÜR DIE ERFURTER DOMSTUFEN-FESTSPIELE
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Sommer 2001
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Premierenvorschau
22.06.
Hannover: Hindemith, Mathis der Maler, G. A. Albrecht, Lehmann Braunschweig: Wagner, Siegfried, Alber, Schwarz Schwerin: Verdi, Nabucco, Hänsel, Krieger (auf dem Alten Garten) Dresden Staatsoperette: Zeller, Der Vogelhändler, Garbosnik, Pöckel Koblenz: Puccini, Tosca, Marik, Ritzel (Open Air auf der Festung Ehrenbreitstein) Wiesbaden: Sutherland zu Klötzke, Atmen/Orff, Carmina Burana, Kamioka, Thorwald/van Cauwenbergh (Ballette) Eisenach: Britten, Albert Herring, Eichhorn, Kuntze Frankfurt/Main: UA Five Movements. Neue Werke junger Komponisten, Debus/Coleman, Giese/Hilbe (Bockenheimer Depot) Hagen: Verdi, La Traviata, Markson, Brandt Innsbruck: Nicolai, Die lustigen Weiber von Windsor, Furrer, Hovenbitzer Berlin Komische Oper: Reimann, Bernarda Albas Haus, Layer, Kupfer (Übernahme von der Bayerischen Staatsoper München) Mannheim: Mozart, La finta giardiniera, Goodwin, Loy München Gärtnerplatztheater: Verdi, La Traviata, Stahl, Martinoty Würzburg: Schröder zu Mozart u.a., Mozart-Requiem, Klajner, Schröder (Ballett) Hof: UA Thomas Schindler, Wenn Sekretärinnen träumen…, Melzer, Buser u. a. (Ballett) Augsburg: Mascagni, Cavalleria rusticana/Leoncavallo, Il Bajazzo, Leonard, Mittmann (Freilichtbühne) Dessau: Burkhard, Feuerwerk, Hanell, Majer Meiningen: Burroughs/Waits/Wilson, The Black Rider, Hild, Wilgenbus Schwerin: UA Lothar Hensel, Margot H./UA Paul Suits, Die perfekte Magd, Törzs/Schelhaas, Hilbrich Villingen-Schwenningen: Benatzky, Im weißen Rössl, Schneider, Müller Zwickau: Verdi, Aida, Gentscheff, Wenke (Übernahme aus Plauen) München Staatsoper: Berlioz, Les Troyens, Mehta, Vick Nürnberg: Schostakowitsch, Lady Macbeth von Mzensk, Ventura, Klimek Hamburg: Britten, The Britten Evening, Lehtinen, Kylián/Neumeier/ Wheeldon (Ballett) Braunschweig: UA Tanzzkantine II, Wyss (Ballett) Heidelberg: Mozart, Idomeneo, Kalb, Widder (Schlossterrasse) Karlsruhe: Wagner, Lohengrin, Ono, Dew Zürich: Verdi, Macbeth, Welser-Möst, Bondy Graz: Bertl/Driest, Falco meets Amadeus, NN, Ottenthal (Musical) Heidelberg: Ludwig/Pauls, Jedermann (Ballett; im Rahmen der Schlossfestspiele im Englischen Bau des Schlosses) Chemnitz: Webber, Jesus Christ Superstar, Stier, NN (Musical) Würzburg: Leigh, Der Mann von La Mancha, NN, Schaller (Musical) München Prinzregententheater: Monteverdi, Il ritorno d’Ulisse in patria, Bolton, Alden (Prod. der Staatsoper) Wien Schlosstheater Schönbrunn: Strauß, Die Fledermaus Regensburg: Verdi, Aida, Rumstadt, NN Neuburg/Donau: Boccherini, Eine feine Gesellschaft, Rottenaicher, Vladar Altenbrak: Strauß, Die Fledermaus (Nordharzer Städtebundtheater) Wien Neue Oper: Davies, Der Leuchtturm, Kobéra, Wagner (Semper Depot) Heidelberg: Romberg, The Student Prince, Christ, Waszerka (Schlosshof)
INFOS
19.06. 21.06. 21.06. 22.06. 22.06.
Wenn Sie wissen wollen,
29.06.
was gespielt wird!
30.06./ 01./02.07.
Der rescendo-Spielplanservice leitet gern Ihre Spielplanwünsche an die aufgeführten Opern- und Konzerthäuser weiter. Einfach ankreuzen und per Post, Fax oder e-mail an den Verlag: Port Media GmbH, Redaktion rescendo Spielplanservice, Waldgartenstraße 40, 81377 München. Fax: 0 89/74 15 09 11, e-mail: crescendo@portmedia.de Adresse nicht vergessen! Vorname . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Name . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Straße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . PLZ/Ort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fax . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e-mail . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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❍ Altenburg: Theater Altenburg Gera ❍ Annaberg-Buchholz: Eduard-von-Winterstein-Theater ❍ Augsburg: Theater ❍ Baden-Baden: Festspielhaus ❍ Bautzen: Volkstheater ❍ Bayreuth: Kongress- und Tourismuszentrale ❍ Bergisch Gladbach: Bürgerhaus Bergischer Löwe ❍ Berlin: Deutsche Oper ❍ Berlin: Neuköllner Oper ❍ Berlin: Staatsoper unter den Linden ❍ Bielefeld: Bühnen der Stadt ❍ Bielefeld: Stadthalle ❍ Bocholt: Kulturzentrum ❍ Bonn: Theater der Bundesstadt ❍ Bottrop: Kulturzentrum ❍ Brandenburg: Theater ❍ Braunschweig: Staatstheater ❍ Bremen: Dt. Kammerphilharmonie ❍ Brühl: Schlosskonzerte ❍ Celle: Schlosstheater ❍ Chemnitz: Städtisches Theater ❍ Coburg: Landestheater ❍ Cottbus: Staatstheater ❍ Dessau: Anhaltisches Theater ❍ Detmold: Landestheater ❍ Döbeln: Mittelsächsisches Theater ❍ Dresden: Philharmonie ❍ Dresden: Sächsische Staatsoper ❍ Dresden: Staatsoperette ❍ Düsseldorf: Deutsche Oper am Rhein ❍ Düsseldorf: Tonhalle ❍ Duisburg: Deutsche Oper am Rhein ❍ Elamu: Schloß Elmau ❍ Erfurt: Theater ❍ Frankfurt/Main: Alte Oper ❍ Frankfurt/Main: Jahrhunderthalle ❍ Frankfurt/Oder: Konzerthalle Carl Philipp Emanuel Bach ❍ Freiberg: Mittelsächsisches Theater ❍ Freiburg: Städtische Bühnen ❍ Fürth (Bayern): Stadttheater ❍ Gelsenkirchen: Schillertheater NRW ❍ Gera: Theater Altenburg Gera ❍ Goslar: Odeon Theater ❍ Gotha: Thüringen Philharmonie ❍ Hagen: Theater Hagen
❍ Halberstadt: Nordharzer Städtebundtheater ❍ Halle/Saale: Opernhaus ❍ Halle: Philharm. Staatsorchester ❍ Hamburg: Hamburger Symphoniker ❍ Hamburg: Staatsoper ❍ Hamburg: Musikhalle ❍ Hameln: Theater ❍ Hannover: Staatstheater ❍ Herne: Kulturamt ❍ Hildesheim: Stadttheater ❍ Jena: Philharmonie ❍ Kaiserslautern: Pfalztheater ❍ Karlsruhe: Staatstheater ❍ Kassel: Staatstheater ❍ Kiel: Bühnen der Landeshauptstadt ❍ Koblenz: Theater der Stadt ❍ Köln: Oper der Stadt ❍ Leipzig: Oper ❍ Lippstadt: Stadttheater ❍ Lüdenscheid: Kulturhaus ❍ Ludwigshafen: Theater im Pfalzbau ❍ Magdeburg: Theater der Landeshauptstadt ❍ Mainz: Staatstheater ❍ Mannheim: Nationaltheater ❍ Marburg: Stadthalle ❍ Münster: Städtische Bühnen ❍ München: Prinzregententheater ❍ München: Gärtnerplatztheater ❍ Neuss: Deutsche Kammerakademie ❍ Neustrelitz: Landestheater ❍ Nordhausen: Theater ❍ Paderborn: PaderHalle ❍ Passau: Südostbayer. Städtetheater ❍ Plauen: Theater ❍ Radebeul bei Dresden: Landesbühnen Sachsen ❍ Regensburg: Theater ❍ Rostock: Volkstheater ❍ Rüsselsheim: Stadttheater ❍ Saarbrücken: Staatstheater ❍ Schweinfurt: Theater der Stadt ❍ Schwerin: Mecklenburgisches Staatstheater ❍ Solingen: Bergische Symphoniker ❍ Stade: Stadeum ❍ Stuttgart: Philharmoniker ❍ Stuttgart: Staatstheater ❍ Trier: Theater der Stadt ❍ Tuttlingen: Tuttlinger Hallen ❍ Villingen-Schwenningen: Amt für Kultur, Theater am Ring ❍ Weimar: Deutsches Nationaltheater ❍ Wilhelmshaven: Landesbühne Niedersachsen ❍ Witten: Städtischer Saalbau ❍ Wittenberg: Mitteldt. Landestheater ❍ Worms: Städtisches Spiel- u. Festhaus ❍ Würzburg: Stadttheater ❍ Wuppertal: Stadthalle ❍ Zwickau: Theater Zwickau
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SWR Sinfonieorchester Baden-Baden u. Freiburg, Hagen (Vc) – Janowski. Pfitzner, Hindemith, Schostakowitsch Berliner Sinfonie-Orchester, Tarkövi (Tp) – Layer. Händel, Haydn, Franck
Berlin Philharmonie 02./03.06. Berliner Philharmonisches Orchester – Barenboim. Mundry, Mozart 07.–09.06. Berliner Philharmonisches Orchester, Harrell (Vc) – K. Sanderling. Haydn, Schumann, Schostakowitsch 6. 13./14.06. Berliner Philharmonisches Orchester, Ax (P) – Haitink. Haydn, Strauss, Mozart, Strawinsky 17.–19.06. Berliner Philharmonisches Orchester, F.P. Zimmermann (V) – Sawallisch. Haydn, Tschaikowsky, Strauss 23.–25.06. Berliner Philharmonisches Orchester, Antonacci, Tarver, d’Arcangelo – Chailly. Strawinsky, Tschaikowsky 4. 30.06./01.07. Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Hilliard Ensemble, Irvine (Alt), Gambill (Tenor) – Nagano. Ockeghem, Chin, Mahler Berlin Großer Sendesaal des SFB 17.06. Rundfunksinfonieorchester Berlin – M. Albrecht. Reimann 23.06. Deutsches Symphonie-Orchester Berlin – Platz. Barrett Berlin Stilwerk 22.06. Arnold (P). Mozart, Chopin, Schumann, Janá˘cek Berlin Waldbühne 01.07. Berliner Philharmonisches Orchester, Chang (V) – Domingo Bonn Beethovenhalle 08.06. Orchester der Beethovenhalle – Soustrot. Mahler 9. 29.06./01.07. Orchester der Beethovenhalle, Tschechischer Philharmonischer Chor Brünn, Martinpelto, Zaremba, Lippert, Johansen – Soustrot. Beethoven Missa Solemnis Bremen Glocke 04.–06.06. Philharmonisches Staatsorchester Bremen, NDR-Bigband, Tovey (Sopran), Nabatov (P), Chor – Neuhold. Liebermann 13.06. NDR-Sinfonieorchester Hamburg, T. Zimmermann (Va) – Eschenbach. Reimann, Berlioz, Beethoven 5. Dresden Kulturpalast 02./03.06. Dresdner Philharmonie, Cebrian, de Grandis, Mori, Jelmoni, Palmieri – Santi. Verdi Macbeth (konzertant) 09./10.06. Dresdner Philharmonie, Schwarz (Alt), Wessel (Counter), Philharmonische Chöre Dresden – Penin. UA Münch, Bach 16.06. Dresdner Philharm., Studer (Sopran) – Janowski. Schönberg Düsseldorf Tonhalle 12.06. WDR Sinfonieorchester Köln, Hagner (V), Zukerman (Va) – Zukerman. Mozart 19.06. Thomanerchor Leipzig, Kühn (P) – Biller. Bach 22./24./25.06. Düsseldorfer Symphoniker, Nielsen (Sopran) – Yahr. Nielsen, Canteloube, Beethoven 6. 01.07. Düsseldorfer Symphoniker, Arndt (Sprecherin) – Fiore. Saint-Saëns
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Koblenz Görreshaus 03.06. Staatsorchester Rheinische Philharmonie, Dinnigan (Git.) – Lü. Gluck, Rodrigo, Skalkottas, Strawinsky Leipzig Gewandhaus 07./08.06. Gewandhausorch. – Harding. Mahler 10. (Rekonstrukt. Cooke) 14./15.06. Gewandhausorchester, Erben (V), Ziesak (Sopran) – Blomstedt. Sibelius, Mahler 4. 21./22.06. Gewandhausorchester, Harrell (Vc) – Blomstedt. Debussy, Dutilleux, Dvo˘rák Linz Brucknerhaus 19.06. Bruckner-Orchester, Mozartchor, Schmidt (P) – Davies. Grieg, Holst Mainz Dom 10.06.
Staatsorchester Rheinische Philharmonie, Mainzer Domchor, Domkantorei St. Martin – Breitschaft. Müller, Berlioz Messe solennelle
München Gasteig 08./10./11.06. Münchner Philharmoniker, Thibaudet (P) – Franck. Ravel, Schostakowitsch 7.
21.–23.06.
Münchner Philharmoniker, Langridge, Urmana, Terfel, Moll, Polenzani, Schulte, Zapatka, Philh. Chor München, Chor der Bamberger Symphoniker – Levine. Mozart, Strawinsky Oedipus Rex 09./12./15.07. Münchner Philharm., Heppner, Frittoli, Morris, Polenzani, White, Lloyd, Philh. Chor München – Levine. Verdi Otello München Prinzregententheater 26.07. Munich Brass
Premierenvorschau
Frankfurt/Main Alte Oper 01.06. RSO Frankfurt, Ohlsson (P), Bauer (Tp) – Wolff. Haydn 7., Schostakowitsch 10./11.06. Frankfurter Museumsorchester, Vogt (P), Tetzlaff (V) – Carignani. Berg, Strauss
Salzburg Mozarteum 22./24.06. Camerata Salzburg, Scholl (Counter) – Jacobs. Haydn, Händel, Schubert 7. Stuttgart Liederhalle 13.06. SWR Radio-Sinfonieorchester Stuttgart – Bollon. Gluck, Liszt, Roussel, Ibert 27.06. SWR RSO, Aller, Naef, Hermann, Lika, Odinius, Bode, SWR Vokalensemble Stuttgart – Norrington. Haydn, Strawinsky Oedipus Rex 18.07. SWR RSO, Suwanai (V) – Norrington. Elgar, Prokofjew, Schubert Wien Konzerthaus 14./15.06. Camerata Salzburg, Shaham (V) – Mackerras. Schubert, Mozart Wuppertal Stadthalle 26.06. Sinfonieorchester Wuppertal, Thompson (Tp) – Hanson. Mozart, Hummel, Mahler 1.
Klassik im TV – Eine Auswahl Sonntag, 3. Juni, 19.00 Uhr, ARTE John Eliot Gardiner dirigiert Schubert, Sinfonie Nr. 6 C-Dur D 589; Wiener Philh. Montag, 4. Juni, 20.15 Uhr, Classica Nijinsky. USA 1980, mit Alan Bates, George de la Pena, Jeremy Irons Dienstag, 5. Juni, 21.00 Uhr, Classica Tschaikowsky: Schwanensee; C: Ek; Cullberg-Ballett Mittwoch, 6. Juni, 20.15 Uhr, Classica Shall We Dance. USA 1937, mit Fred Astaire, Ginger Rogers Mittwoch, 6. Juni, 21.40 Uhr, ARTE MUSICA: Anderszewski und die Diabelli-Variationen von Beethoven Freitag, 8. Juni, 21.40 Uhr, Classica Minkus: Don Quixote; C: Baryschnikow/Petipa; American Ballet Theatre Samstag, 9. Juni, 20.15 Uhr, Classica Mozart: Mitridate, Re di Ponto; ML: Harnoncourt – I: Ponnelle; Winbergh, Kenny, Murray, Gjevang Sonntag, 10. Juni, 19.00 Uhr, ARTE Barenboim dirigiert Beethoven, Sinfonie Nr. 8; Berliner Philharmoniker Dienstag, 12. Juni, 20.15 Uhr, Classica Porträt Alfred Schnittke; SU 1990 Sonntag, 17. Juni, 19.00 Uhr, ARTE Boulez dirigiert Mahler, Sinfonie Nr. 10; Gustav Mahler Jugendorchester Mittwoch, 20. Juni, 21.40 Uhr, ARTE Offenbach, Die schöne Helena, Aix-en-Provence 1999 Donnerstag, 21. Juni, 20.15 Uhr, Classica Otto Klemperer dirigiert Beethoven, Sinfonie Nr. 9; New Philharmonia Orchestra
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Donnerstag, 21. Juni, 21.40 Uhr, Classica Musikarchiv: Igor Markevitch Sonntag, 24. Juni, 19.00 Uhr, ARTE Porträt Janos Starker Sonntag, 24. Juni, 20.20 Uhr, Classica Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5; Arrau, Davis, London Symphony Orchestra Dienstag, 3. Juli, 20.15 Uhr, Classica Zum 75. Geburtstag von Hans Werner Henze: Compases para preguntas ensimismadas; Fukai, Henze, OSI; A Tempest (Rounds for Orchestra); Rattle, CBSO Dienstag, 10. Juli, 20.15 Uhr, Classica Zum 90. Geburtstag von Gian Carlo Menotti: „Maestro zweier Welten“ Mittwoch, 11. Juli, 20.15 Uhr, Classica Porträt Jordi Savall Samstag, 14. Juli, 20.15 Uhr, Classica Händel: Giulio Cesare; ML: Smith – I: Sellars; Gall, Larson, Maddalena Donnerstag, 19. Juli, 21.30 Uhr, Classica Händel: Der Messias; Welser-Möst 21. bis 27. Juli, Classica Themenwoche Wagner/Bayreuth: Der Ring des Nibelungen. ML: Barenboim – I: Kupfer; Lohengrin, ML: Nelsson – I: Friedrich; Tannhäuser, ML: A. Fischer – I: Wagner; Die Meistersinger von Nürnberg, ML: Stein – I: Wagner Freitag, 17. August, 20.15 Uhr, Classica José Cura auf der Prinzengracht Amsterdam
Das nächste
Sommer 2001
rescendo erscheint am 01.10.2001
Weltersteinspielung: Vierhändige Klaviermusik des französischen Spätromantikers Charles Koechlin, interpretiert vom vielfach ausgezeichneten Klavierduo Tal & Groethuysen. CD 89618
»Bilder einer Ausstellung« – Mussorgskys Geniestreich im Klavier-Original mit Yefim Bronfman und in Ravels großer Orchesterfassung mit den Berliner Philharmonikern unter Carlo Maria Giulini. CD 89615
Ausnahmepianist Murray Perahia spielt die »Wanderer-Fantasie« und die Klaviersonate Nr. 21 von Franz Schubert. CD 89614
Trompetenlegende Miles Davis mit stimmungsvollem Relaxed-Jazz vom Feinsten. 501793-2
Johann Sebastian Bach in der Version des Weltklassegitarristen John Williams: einfach traumhaft ... CD 89612
music for you – von Sony Classical Hörproben unter: www.sonyclassical.de/music-for-you
M.A.D.
Entdeckungen!
WELTERSTEINSPIELUNG