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5. Jahrgang · Ausgabe 3 · Juni/Juli 2002 · B47837 Alle zwei Monate in allen großen deutschen Opern- und Konzerthäusern und im Fachhandel

Das KlassikMagazin

Die ideale

Besetzung:

das Trio Parnassus

Weit gereist:

Die Mahler-Diskografie Teil I

• William Christie • Einojuhani Rautavaara • Das Esbjörn Svensson Trio

Mit Beihefter CLASS-Aktuell

Nur hier:

Alle Opernpremieren Juni/Juli


HOME THEATRE PUR!

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Kaum hatten sich die dunklen Winterwolken verzogen, las man traurige Neuigkeiten über die CD-Branche. Nicht nur, dass die deutschen Tonträgerhersteller im Jahr 2001 einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr um gut zehn Prozent verzeichneten – das war ja fast erwartet worden. Viel schlimmer noch: Es schien, als würden die ersten großen Labels über den Jordan gehen. Umstrukturierungen, Betriebsschließungen, Kündigungen ganzer Belegschaften über Nacht, Abbruch großer Aufnahmeprojekte – eine Horrormeldung jagte die andere. Bei genauerem Hinsehen erwies sich allerdings: Eine gewisse Lust am Untergang scheint in den Medien Platz zu greifen. Über einen Zusammenbruch mit Getöse zu berichten, ist ja auch spektakulärer, als eine konzerninterne Umstrukturierung zu vermelden, die zwar für die dort Beschäftigten eine Katastrophe sein kann, den CD-Käufer aber zunächst einmal wenig tangiert. Ganz so schlimm stellt sich die Lage aber nicht dar, wenn man den Verlautbarungen der Firmen vertrauen darf: Das Hamburger Traditionslabel Teldec wird von London aus weiter produzieren, und auch das Münchner Budget-Label Arte Nova scheint keinesfalls am Ende zu sein. Straffer an die BMG-Mutter angebunden, sollen das Label, die Preispolitik und das Programm, etwa die verdienstvolle Reihe „Voices“, die jungen Sängern ein Podium gibt, fortgesetzt werden. In seiner Existenz gesichert ist auch der in Holzgerlingen bei Stuttgart ansässige Hänssler-Verlag, dem Schwierigkeiten mit einem neuen Hochregallager zum Verhängnis wurden. Durch ein Insolvenzverfahren gerettet, sollen nun in bewährter Art und Qualität weiterhin Klassik-CDs produziert werden – mit Helmuth Rilling und seiner BachAkademie ebenso wie in der Reihe „Faszination Musik“, die seit dem Jahr 2000 beachtliche Schätze aus den Archiven des Südwest-Rundfunks (SWR) zu Tage gefördert hat. Und das Münchner Label Koch, das zum Beispiel mit der Reihe „Der unbekannte Richard Strauss“ eine editorische Glanztat vollbracht hat, wird als „Koch Universal Music“ in den Branchenriesen Universal, zu dem die Labels Deutsche Grammophon, Decca und Philips gehören, eingegliedert. Selbst die Künstler, deren Aufnahmeprojekte durch Sparmaßnahmen gefährdet sind oder schon abgesetzt wurden, etwa Christopher Hogwoods Gesamtaufnahme der Haydn-Sinfonien oder Ton

Koopmans Bach-Kantaten-Projekt, nehmen ihre Geschicke in die eigenen Hände. Adam Fischer hat seinen Haydn-Zyklus beim neuen Label Joan Records untergebracht, die Teldec hat die noch andauernde Gesamteinspielung der Werke György Ligetis von Sony übernommen und damit gerettet. Es gibt also Grund zur Hoffnung. Der Markt für Klassik-CDs ist nicht zerstört. Er befindet sich nur in einem Umbruch. Mit neuen Projekten und pfiffigen Ideen, mit starkem Inhalt samt guter Verpackung, mit Engagement und vor allem hoher Qualität wird man, da bin ich mir sicher, die Kauflust wieder beleben. Die noch immer große Gruppe der Klassik-Liebhaber ist weder arm geworden noch CD-müde, sie will nur umworben werden – mit interessanten, unverwechselbaren Angeboten. Und um das zweite wichtige Ziel zu erreichen, den Markt zu erweitern, muss man andere Wege einschlagen als (nur) die, die über den Crossover-Bereich führen. In Crescendo stellen wir Ihnen diesmal Künstler aus ganz unterschiedlichen Genres, Ländern und Altersstufen vor. Doch eines verbindet sie: Sie alle sind ihren eigenen Weg gegangen, mit hohem Qualitätsanspruch und einem klaren Profil. Und mit dem Mut zum Risiko, der bei ihnen allen belohnt worden ist. Auch in den Plattenfirmen ist mehr Mut gefragt: Mut zu Persönlichkeiten, Standpunkten und Kontroversen, Mut zu Tiefgang und Qualität. Es ist höchste Zeit, umzusteuern. Denn die alten Fahrwasser sind längst keine Gewähr mehr, dass man auch sicher ankommt. So hoffe ich, dass wir vor weiteren, wahren Hiobsbotschaften verschont bleiben. Dass wir im Gegenteil schon bald wieder frohe Kunde vom CD-Markt erhalten. Dann schmerzt es auch weniger, wenn die Tage zum Beginn der nächsten Opern- und Konzertspielzeit wieder kürzer werden.

Inhalt Juni/Juli 2002

Vermischtes In memoriam Porträt Musenfreunde

Foto-TS: Gudrun Bublitz

Liebe Leserin, lieber Leser!

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Das Trio Parnassus wird 20

Porträt Ein Amerikaner in Paris

8

Der Dirigent und Cembalist William Christie

Interview „Ich liebe den Elfenbeinturm“

10

Der Komponist Einojuhani Rautavaara

Vorschau Die Bregenzer Festspiele 2002

12

Premierenspiegel Die Zeitfenster Berlin Die MaerzMusik in Berlin Der Freischütz in Brandeburg/Havel Die tote Stadt in Gera Die Krötzkes sind drin in Berlin Katja Kabanowa in Dessau Wozzeck in Schwerin Le nozze di Figaro in Potsdam Pénélope in Chemnitz Midsummer Night’s Dream in Dresden Das Leipziger Bachfest Opernrundschau im Nordwesten Der Silbersee in Osnabrück In und um Westfalen herum Die NRW-Rundschau Tom Jones in Hagen Opern in Benelux Opern in Belgien Der Waffenschied in Koblenz Die Zauberflöte in Schwetzingen L’infedeltà delusa in Gießen Orlando in Darmstadt Die Sündflut in Karlsruhe Auf den Marmorklippen in Mannheim Die Sache Makropulos in Pforzheim Elektra in Straßburg Israel in Ägypten in Basel Die drei Wünsche in Augsburg Xerxes in Augsburg Das Rheingold in München Il re pastore in Passau

Das Crescendo-Rätsel Bücher Porträt Und ewig singen die Finnen

12 12 14 14 14 15 15 15 16 16 17 18 18 18 20 21 21 22 22 22 23 23 24 24 24 25 25 26 26 26 26 19 31 32

Impressionen aus dem hohen Norden

Ihr

Diskografie Meister Mahlers Wunderhorn

Chefredakteur PS: Erstmals gibt es in diesem Jahr eine CrescendoSommerausgabe. Sie erhalten das nächste Crescendo ab dem 1. August in Ihren gewohnten Auslagestellen, aber auch auf zahlreichen Festivals im ganzen deutschsprachigen Raum.

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Juni/Juli 2002

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Gustav Mahlers Sinfonien auf CD – Teil I

CD/DVD-Rezensionen Impressum Porträt Der Mann hinter den Legenden

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John Pattrick und seine CD-Reihe BBC Legends

Jazz Ein starkes Team

46

Das Esbjörn Svensson Trio

Premierenvorschau Juni/Juli

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Vermischtes

Neuigkeiten aus der weiten Welt der Klassik ■ Kuss-Quartett und „ensemble amarcord“ heißen die Preisträger des 28. Deutschen Musikwettbewerbs 2002 (Kammermusik), der im März in Bonn ausgetragen wurde. Mit dem 1991 in Berlin gegründeten Kuss-Quartett erspielte sich erstmals seit sieben Jahren wieder ein Streichquartett einen ersten Preis; in der Kategorie Vokalsolistenensembles war das fünfköpfige „ensemble amarcord“ aus Leipzig erfolgreich. Sieben weitere Ensembles gewannen Stipendien: Das Klarinetten/KlavierDuo Nicole Spuhler/Christiane Frucht, das Klavierduo Mona und Rica Bard, das BOVIARTrio (Klarinette/Cello/Klavier), das Blockflötenquartett „QNG 138“, das Barockmusik-Ensemble „l’ornamento“ sowie die Vokalsolistenensembles Vocal Essence und Calmus Ensemble. ■ „Moderne Klassiker zeitgemäß präsentieren“ will

die CD-Reihe „Una corda“ des französischen Labels Accord. Seit April wird die ambitionierte Reihe nun vom Branchenriesen Universal vertrieben. Den Auftakt machten im April vier CDs mit Werken von Karlheinz Stockhausen, Helmut Lachenmann und Giacinto Scelsi, eingespielt von NeueMusik-Experten wie Jürg Wyttenbach, Hans Zender und Pierre-Laurent Aimard. ■

Am Saarländischen Staatstheater hat man die musikalische Leitung bis zum Jahr 2006 geregelt: Chefdirigent Leonid Grin wird ab der kommenden Spielzeit als GMD amtieren, neuer Chefdirigent für das Musiktheater wird der bislang als Gast in Saarbrücken arbeitende Neil Varon.

■ Kent Nagano bleibt dem Berliner Musikleben er-

halten. Nach längeren Irritationen ist Naganos Vertrag als Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin bis zum Jahr 2006 verlängert worden. Man darf sich also freuen, dass der amerikanische Dirigent mit seinen unkonventionellen Konzertprogrammen die hauptstädtische Musikszene weiterhin erfrischend beleben wird. ■ Der 34-jährige Alois Seidlmeier wurde vom Ersten Kapellmeister zum GMD des Landestheaters Coburg befördert – mit Wirkung ab der kommenden Spielzeit. Der gebürtige Landsberger begann seine Ausbildung bei den Regensburger Domspat-

zen und studierte anschließend Gesang und Dirigat in Würzburg. ■ Den diesjährigen „Kompositionspreis des Göttinger Symphonie Orchesters“ erhielt der Schweizer Beat Fehlmann für sein Orchesterwerk mosaïque. Das Gewinnerwerk des 28-Jährigen, der in Hannover studiert, wird am 21. März 2003 in der Stadthalle Göttingen uraufgeführt. ■ Zum 75. Geburtstag am 27. März bekam Mstislav Rostropovitch von seiner Plattenfirma EMI ein ganz besonderes Geschenk: eine „offizielle Geburtstags-Edition“. Auf vier CDs versammelt „Slava 75“ Aufnahmen aus den Jahren 1969 bis 2002, darunter die Cello-Suite Nr. 3 von Bach und Konzerte von Haydn und Dvo˘rák. Als Dirigent ist „Slava“ u. a. mit Dvo˘ráks 9. und Schostakowitschs 8. Sinfonie zu hören (EMI 5 67807-2). ■ Die Dresdner Philharmoniker sammeln für einen neuen Konzertsaal. Obwohl der Dresdner Stadtrat bereits 1994 den Neubau eines Konzertsaales beschlossen und seitdem viel Geld für die Planungen ausgegeben hat, besitzt das Bauprojekt derzeit offiziell „keine Priorität“. Mit einem eigenen Spendenprojekt wollen die Philharmoniker nun die Stadt unterstützen, um bis zum 800-jährigen Stadtjubiläum 2006 einen Ersatz für den akustisch miserablen Festsaal im Kulturpalast zu schaffen (Infos im Internet unter www.dresdnerphilharmonie.de). Wegen der Konzertsaal-Misere wird Chefdirigent Marek Janowski seinen Vertrag, der nächstes Jahr ausläuft, nicht verlängern. Er sei jedoch zur Rückkehr bereit, sobald die Stadt Dresden die Finanzierung des Bauprojekts übernehme. ■ Neuer Chefdirigent der BBC Philharmonic wird

der 39-jährige Gianandrea Noseda. Der gebürtige Mailänder, der u. a. in Wien studiert und mehrere Jahre als Assistent Valery Gergievs in St. Petersburg gearbeitet hat, löst im September Yan Pascal Tortelier ab, der als „Ehrendirigent“ weiterhin dem Orchester verbunden bleibt. ■ Das Nordharzer Städtebundtheater feierte im April seinen zehnten Geburtstag. Spielorte sind

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Juni/Juli 2002

nicht nur die vormals eigenständigen Bühnen in Halberstadt, heute Sitz des Musiktheaters, und in Quedlinburg, Sitz des Sprechtheaters, sondern den Sommer über auch die „Harzer Naturbühnen“ in Thale und Altenbrak. Außerdem sind Orchester und Ensemble jede Woche zu Gastspielen in ganz Sachsen-Anhalt und Niedersachsen unterwegs. ■ Zum ersten Intendanten der künftigen Essener Philharmonie wurde Michael Kaufmann gewählt. Der gebürtige Schwabe und studierte Germanist arbeitete u. a. als Orchesterdirektor des GürzenichOrchesters und als Koordinator der MusikTriennale in Köln. Die Philharmonie soll im Jahr 2004 im umgebauten Essener Saalbau eröffnet werden. ■ Der Komponist und Klarinettist Jörg Widmann

erhält im Juni in Mainz den mit 25.000 Mark (so steht es in der Pressemitteilung!) dotierten Schneider-Schott-Preis 2002. Der 35-jährige Münchner, der seit Oktober 2001 eine Professur für Klarinette in Freiburg/Breisgau innehat, gehört zu den profiliertesten Komponisten der jungen Generation. ■

Zdenek Macal übernimmt 2003 die Nachfolge Vladimir Ashkenazys als Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie. Macal verließ 1968 die Tschechoslowakei und leitete von 1970 bis 1974 das Sinfonieorchester des WDR und von 1980 bis 1983 das RSO Hannover. Seit 1993 ist der heute 66-Jährige Chefdirigent des New Jersey Symphony Orchestra.

■ Bereits zum siebten Mal finden vom 27. Juli bis

zum 31. August die Wernigeröder Schlossfestspiele statt. Im Zentrum steht traditionell eine Operninszenierung im malerischen Schlossinnenhof: in diesem Jahr Tschaikowskys Eugen Onegin in der Inszenierung von Waltraud Lehner; es spielt das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode unter seinem Chefdirigenten Christian Fitzner. Premiere ist am 9. August, sechs Vorstellungen folgen bis zum 18. August. Neben einigen Konzerten gibt es auch wieder ein Kinderprogramm: Die gestohlene Jurania mit Schlossgeist Werni als Hauptfigur sowie zwei Kinonächte. Infos unter Tel. 0 39 43/62 54 93 oder im Internet unter www.kammerorchester-wr.de.


len wie Wagners Lohengrin, Tristan und Parsifal, wobei er sich bis zuletzt die Flexibilität eines Mozart-Sängers bewahrte. ■ Der Opernregisseur Herbert Wernicke ist tot. Am

Noch am 17. März wurde Gösta Winbergh als Florestan in der Wiener Staatsoper gefeiert. Zwei Tage später fand man ihn tot in seiner Wohnung. Der schwedische Tenor, der berühmt war für seine große Ausdrucksfähigkeit, starb nach einem Herzanfall. Geboren am 30. Dezember 1943 in Stockholm, studierte er zunächst Bauingenieur, um dann zur Königlichen Musikakademie zu wechseln. Bereits sein Debüt 1971 am Stora Theater von Göteborg – als Rodolfo in Puccinis La Bohème – war ein voller Erfolg. Ein Jahr später stand er in San Francisco auf der Bühne, 1973 wurde er festes Mitglied der Königlichen Oper Stockholm. Als lyrischer Tenor fand er den Schwerpunkt seiner Rollen zunächst bei Mozart. Als Don Ottavio debütierte er in Salzburg und an der Met, bei dem berühmten Züricher Mozart-Zyklus von Ponelle und Harnoncourt sang er die wichtigen Tenorpartien. Seit Beginn der neunziger Jahre erarbeitete er sich dramatische Rol-

16. April starb er in seiner Wahlheimat Basel, mitten in den Proben zu Händels Israel in Ägypten, mit nur 56 Jahren. Nachdem der gebürtige Schwarzwälder in Braunschweig Musik und in München Bühnenbild studiert hatte, debütierte er 1978 mit einer provokanten Belsazar-Aufführung (Händel) in Darmstadt. Seine spektakulären Inszenierungen an der Staatsoper in München (Händels Oratorium Judas Maccabäus 1979, Der fliegende Holländer 1980) trugen ihm hohe Anerkennung wie auch heftige Kritik ein. Er inszenierte in aller Welt, u. a. in Brüssel, Salzburg, Zürich, Venedig, Aix-en-Provence, London und New York. Bühnenbild und Kostüme übernahm er dabei gern selbst. Seine Bandbreite reichte von Monteverdis Orfeo über Pfitzners Palestrina bis zur Dreigroschenoper von Weill. Besonders seine szenischen Oratorienaufführungen waren bahnbrechend. Sein plötzlicher Tod riss ihn mitten aus der Arbeit. ■ Der Pianist und Komponist Leo Ornstein starb im biblischen Alter von 109 Jahren am 24. Februar in Wisconsin. Der gebürtige Russe emigrierte 1907 nach New York, wo er bald als Pianist und Komponist gefeiert wurde. 1920 zog er sich aus dem Kon-

zertleben fast vollkommen zurück, um sich hauptsächlich dem Komponieren und der Lehre zu widmen. Gerade seine frühen Werke zeichnen sich durch eine avantgardistische Verwendung von Dissonanzen, Polyrhythmik und Polytonalität aus. ■

Die amerikanische Sopranistin Eilleen Farrell starb am 23. März im Alter von 82 Jahren. 1942 begann sie ihre Karriere mit einer eigenen Sendung bei dem großen Radiosender CBS, 1947 folgte ihr Debüt auf dem Konzertpodium und 1956 auf der Opernbühne. Ende der fünfziger Jahre feierte sie auch als Jazz-, Blues- und Popsängerin Erfolge. ■ Am 13. März verstarb der Bariton Jacques Jansen

im Alter von 88 Jahren in seiner Geburtsstadt Paris. In den vierziger und fünfziger Jahren galt er als der Darsteller von Debussys Pelléas. Er überzeugte nicht nur als Opern- und Operettendarsteller, sondern wurde auch als der bedeutendste französische Liedersänger seiner Zeit gefeiert. ■ Der russische Dirigent Mark Ermler starb am 14.

April in Seoul überraschend im Alter von 69 Jahren. Seit Kindertagen war er dem Bolschoitheater verbunden, dessen Musikdirektor er 1998 wurde. Seit einigen Jahren leitete er außerdem das Philharmonische Orchester Seoul und die Moskauer Philharmoniker, als Gastdirigent arbeitete er u. a. an der Wiener Staatsoper.

JOHN NEUMEIERS BALLETT "ILLUSIONEN - WIE SCHWANENSEE" AUF DVD: Die DVD erschließt dem Zuschauer eine farbige Reise durch die Welt von Neumeiers Ballett-Arbeit: Neben dem eigentlichen Werk enthält sie ein umfangreiches Porträt Neumeiers, ein Interview zur Konzeption und Entstehung seines Balletts sowie Porträts der Solisten.

ILLUSIONEN - WIE SCHWANENSEE Ein Ballett von John Neumeier · Live-Produktion aus der Hamburgischen Staatsoper vom Mai und Juni 2001 Jirí Bubenícek · Carsten Jung · Elizabeth Loscavio · Silvia Azzoni · Alexandre Riabko u.a. · Hamburger Symphoniker · Vello Pähn PAL System: 16:9 · Disc-Format DVD-9 · Laufzeit: 171 Minuten · DVD Video 492717 2 9 · www.emiclassics.de

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Juni/Juli 2002

in memoriam

Foto: Wiener Staatsoper © Axel Zeininger

in memoriam


Porträt

Von Klemens Hippel

Musenfreunde Das Trio Parnassus wird 20 1982 gegründet, hat sich das Trio Parnassus in den vergangenen Jahren in die internationale Elite der Klaviertrios emporgespielt. Neben Klassikern wie Mozart, Beethoven oder Brahms widmen sich Pianist Chia Chou, Geiger Wolfgang Schröder und Cellist Michael Groß besonders engagiert der Neu- und Wiederentdeckung von Komponisten des 19. Jahrhunderts. Im vergangenen Jahr erhielt das Ensemble den Echo Klassik. Dass sie leidenschaftliche Kammermusiker sind, die mehr an einem interaktiven Austausch als an solistischer Selbstdarstellung interessiert sind, merkt man nicht nur an ihren inzwischen über 20 CDs. Auch im Gespräch mit ihnen wird das deutlich – eigentlich würden sie viel lieber über die Musik sprechen, die sie machen, sich austauschen, diskutieren. Statt bloß zu erzählen und auf Fragen zu antworten. Und ehe ich mich versehe, stellen sie mir selbst Fragen: „Das ist ja interessant. Können Sie das näher erklären?“ Doch nicht nur in dieser Hinsicht ist das Trio Parnassus etwas Besonderes. Es fängt vielmehr schon mit dem Namen an. Normalerweise trägt ein Klaviertrio den Namen seines Gründers. Oder einer Stadt, eines Komponisten. Das Trio Parnassus nicht. Denn seinem Gründer, dem Cellisten Michael Groß, war das zu langweilig: „Man kann ein Beethoven-Trio machen und ein Beethoven-Quartett, und dann gibt es noch ein Beethoven-Ensemble und dies und jenes.“ Also nahm er statt eines Komponisten den mythischen Berg, auf dem die Musen wohnen – und schon hatte er einen ganz eigenen Namen für ein besonderes Trio. Gegründet hat er es, weil er „schon immer“ Kammermusik mit Klavier machen wollte. „Im Streichquartett müssen von Anfang an gewisse Dinge stimmen, die Tongebung, Klangfarben, schon in den ersten Proben muss klar sein, dass da etwas daraus entstehen kann. Allein die Intonation ist immer ein ganz entscheidendes Problem, ob man z. B. etwas mehr leittönig spielt. In der Kammermusik mit Klavier dagegen gibt es durch das Klavier eine Grundlage, an der kommt man nicht vorbei.“ Inzwischen hat sich, nach zweimaligem Wechsel in der Besetzung, die endgültige Formati-

on des Trios gebildet: „Heute haben wir unsere Ästhetik gefunden, die ideale Besetzung, wie ich sie mir vorgestellt habe, um Klaviertrio zu spielen.“ Das Klima ist so gut, dass freundschaftliche Sticheleien erlaubt sind. Als ich die Qualität des immer präsenten, aber nie aufdringlichen Klaviers hervorhebe, meint Cellist Michael Groß: „Da müssten Sie mal an meinem Platz sitzen“, worauf Pianist Chiao sofort kontert: „Es ist schön, einmal mit einem Musikkenner zu sprechen, statt mit so einem Bassschlüssel-Banausen.“ Müssen sich denn eigentlich Musiker auch privat gut verstehen? Da ist man sich nicht ganz einig: Es müsse nicht sein, aber es helfe sehr, meint der eine; der andere besteht darauf, dass ohne ein gutes außermusikalisches Verständ-

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Juni/Juli 2002

nis gar nichts laufe in einem so kleinen Ensemble. Die gemeinsame Arbeit jedenfalls muss gut funktionieren, denn ihr Repertoire erarbeiten die drei Musiker „zu 100 Prozent gemeinsam“. Zwar haben sie auch schon versucht, nur zu zweit an einem Stück zu feilen, wenn ein Ensemblemitglied anderweitig beschäftigt war, aber „das bringt nichts. Da müssen wir dann zu dritt trotzdem wieder von vorne anfangen.“ Der Umfang des Repertoires, das sie inzwischen im Programm haben, ist beeindruckend. Nicht weniger als 15 Komponisten haben sie komplett eingespielt, neben Beethoven oder Schumann auch ganz Unbekannte wie Woldemar Bargiel oder Philipp Scharwenka. Solche Gesamteinspielungen sind fast


Konzerte der Bundesstadt Bonn Marc Soustrot Generalmusikdirektor

Robert Schumann - Werkstatt für Musikkritik Bayreuth /Bonn 2002 Workshop 22. - 26. August Bayreuth / 8. - 10. November Bonn »Musikkritik in der massenmedialen Erlebnisgesellschaft« Verantwortlich: Laurentius Bonitz (Konzerte der Bundesstadt Bonn) In Zusammenarbeit mit: Sissy Thammer, Andreas Loesch (Festival junger Künstler Bayreuth), Markus Schuck (Schumannfest

angibt – einen Kollegen, der fast ausschließlich als Begleiter gearbeitet hat. Doch dieses Verdienst teilen die Musiker gerne mit dem Tonmeister ihrer Aufnahmen: „Er hat einen ganz großen Anteil. Am Anfang haben wir noch öfter diskutiert, weil sich jeder, wenn er könnte, einen etwas anderen Klang aussuchen würde. Aber inzwischen verlassen wir uns völlig darauf, wenn er sagt ‚das ist gut so‘.“ Material für weitere Aufnahmen steht dem Trio jedenfalls noch reichlich zur Verfügung. Gerade haben sie eine weitere Rarität eingespielt: die Klaviertrios Joaquin Turinas. Und auch ihre Sammlung von Klassikern ist noch nicht vollständig. Wann bekommen wir denn ihre Version der Schubert-Trios zu hören? „Das werden wir immer gefragt. Aber da lassen wir uns noch ein bisschen Zeit.“

CD-Tipps: Ludwig van Beethoven: Sämtliche Klaviertrios. Vol. 1-4. MDG 303 1051-2; 303 10522; 303 1053-2; 303 1054-2. Edouard Lalo: Sämtliche Klaviertrios. MDG 303 0482-2. Woldemar Bargiel: Sämtliche Klaviertrios Vol. 1 und 2. MDG 303 0805-2; 303 0806-2.

Arbeitsphase I 22. - 26. August 2002 Bayreuth

Arbeitsphase II 8. - 10. November 2002 Bonn

Besuch der Bayreuther Festspiele

Vorträge und Diskussionen

24. August 2002

zum Thema Musikkritik

Samstag, 16 Uhr

Referenten von Fono Forum,

Richard Wagner: Siegfried

Musikproduktion Dabringhaus + Grimm

25. August 2002

sowie der lokalen Presse

Sonntag, 16 Uhr

und weitere Gäste

Richard Wagner: Tannhäuser

in der Villa Prieger Konzertbesuch: 8. November 2002 Freitag, 20 Uhr Schumannhaus Abschlusskonzert des Schumannfestes „Endenicher Herbst“ 2002 Synagogalchor Leipzig

„Endenicher Herbst“ Bonn), Fono Forum, Carl Richard Montag Stiftung für

carl richard montag stiftung für jugend und gesellschaft

Jugend und Gesellschaft und Musikproduktion Dabringhaus + Grimm

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Informationen: Festival junger Künstler, Äußere Badstr. 7a, 95448 Bayreuth, Telefon 0921 - 98 00 444 YoungArtistsBayreuth@t-online.de / www.YoungArtistsBayreuth.org info@beethovenhalleorchester.de / www.beethovenhalleorchester.de

Juni/Juli 2002

Porträt

Standard-Repertoire, nur machen wir zusätzlich eben etwas Neues.“ Gibt es denn einen Unterscheidet zwischen der Arbeit an unbekannteren Komponisten und der am etablierten Repertoire? „Dadurch, dass wir uns oft mit den so genannten ‚Kleinmeistern‘ befassen, sind wir gezwungen, Musik zu machen, uns Gedanken zu machen. Wenn Sie einen Brahms spielen, klingt es schon beim ersten Mal. Wenn Sie einen Bargiel spielen, geht es nicht beim ersten Mal – da muss man gestalten und alle Möglichkeiten ausloten. Dagegen ist die Frage bei Stücken, von denen man schon sehr viele Interpretationen kennt: Stelle ich mich dagegen und gehe das Risiko ein, dass ich völlig verrissen werde? Gehe ich meine Linie und stehe dazu? Wir haben das immer gemacht.“ Perfekt gelöst ist beim Trio Parnassus das knifflige Problem der Klangbalance zwischen den Instrumenten. Nicht nur im Konzertsaal, sondern vor allem auch bei ihren Aufnahmen: „Das Schwierige am Klaviertrio ist die Ausgewogenheit zwischen dem Klavier und den beiden Streichern“, immer drohe der Flügel gegen Violine und Cello zu laut zu werden. Die Kritidesken sind voll Lobes gerade über diesen Aspekt des Trios: „Exzellente Klangbalance“, „ideale Ausgewogenheit“, „near-ideal recording“, „perfekter Gleichklang“. Kein Wunder bei einem Pianisten, der als Vorbild Gerald Moore

»Musikkritik in der massenmedialen Erlebnisgesellschaft«

so etwas wie ein Markenzeichen des Trios geworden: „Wenn wir es machen, dann machen wir alles.“ Dabei gibt es natürlich schon einmal ein Stück, das den Vergleich mit den anderen nicht aushält: „Bei den vier Klaviertrios von Rheinberger gab es einen Satz, den haben wir nicht so gerne gespielt – der ist nicht besonders interessant. Aber sollen wir deswegen das ganze Trio weglassen? Es ist uns ja sehr wichtig, einen Überblick über die ganze kompositorische Vielfalt eines Komponisten zu geben.“ Eine besondere Herausforderung sind dabei vor allem die Ersteinspielungen, die das Trio vorgelegt hat: „Wenn man etwas als Erster macht, dann hat man schon den Anspruch, dass das ein Weilchen hält.“ Ist ihnen denn das klassische Repertoire nicht umfangreich genug? „Die Standardliteratur ist absolut ausreichend, das ist eine ganze Menge im Vergleich zum Klavierquartett. Aber es gibt schon eine gewisse Ermüdung, nicht nur in der Trio-Literatur. Sie können ja auch nicht jeden Abend Rigoletto hören oder Beethovens Fünfte. Man muss endlich mal auch etwas Anderes machen! Es gibt noch so viele außergewöhnliche Stücke, die es zu entdecken gilt. Begeistert waren wir z. B. von Edouard Lalo – wie wunderbar diese Musik ist! Als wir seine Trios gespielt haben, waren sie völlig unbekannt, es gab keine Aufnahmen. Und wir spielen ja auch das


Porträt

Von Klemens Hippel

Ein

Amerikaner Der Dirigent und Cembalist William Christie

William Christie gilt als einer der führenden Interpreten der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts. 1944 in Buffalo geboren, wirkt er seit 1971 in Frankreich, wo er mit seinem Ensemble Les Arts Florissants maßgeblich zur Wiederbelebung des französischen Opernrepertoires beigetragen hat. Wenn er auftritt, wird die Welt der französischen Oper lebendig. Auch in Leipzig, wo er anlässlich des Bachfestes mit einem Pasticcio aus LullyOpern ein Gastspiel gab. Seine fast tänzerische Art zu dirigieren, verbindet äußerste Präzision mit ebenso eleganter wie ausdrucksstarker Gestik. Das passt perfekt zu den Tänzern auf der Bühne, die mit purer Eleganz vergessen machen, dass ihre Arbeit ziemlich anstrengend ist. Und wenn er mit dem Rücken zum Orchester steht, den zwischen Orchester und Publikum agierenden Sängern und Tänzern zugewendet, reagieren die Instrumentalisten schon auf ein Zucken seiner Fingerspitzen. Woher eigentlich ein Amerikaner diese Liebe zur französischen Musik hat, möchte ich von ihm wis-

in

Paris

sen. Er überlegt: „I really can’t tell you that.“ Schon als kleines Kind war er von Frankreich fasziniert, lauschte dem Cembalowerk Couperins. Und diese Begeisterung hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. Nachdem er erst „ordentlich“ Klavier studiert hatte, bewarb er sich 1966 bei der Cembalisten-Legende Ralph Kirkpatrick, der ihn prompt als Schüler annahm. Vorspielen musste Christie ihm allerdings statt Rameau und Couperin Beethoven und Liszt. „Das Cembalospielen bringe ich Ihnen ja erst bei“, meinte Kirkpatrick. Nach dem Studium ging Christie nach Frankreich, wo er 1982 Professor am Pariser Konservatorium wurde. Ein Amerikaner, der Franzosen erklärt, wie sie „ihre“ Musik spielen müssen? „Das war sehr schwierig. Es gab Lehrer, die zu ihren Schülern sagten: ‚Gehen Sie nicht zu Christie. Das wäre schlimm für Sie und Ihre Stimme. Und es ist nicht das Repertoire, das Sie brauchen.‘ Aber Sie wissen ja, Studenten sind ziemlich clever. Wenn man ihnen sagt, jemand sei schlecht für sie, was tun sie dann? Sie tun genau das Gegenteil. Sie kommen und gucken, ob das auch stimmt.Und dann gingen sie zurück zu ihren Lehrern und sagten: ‚Der Christie ist doch ganz in Ordnung.‘ Das war ein Kampf über vier oder fünf Jahre, dann hat es sich gelegt.“ Wohl auch deswegen, weil Christie ein unwiderlegbares Argument für seine Musik hatte: „Ich schaffe Arbeit für meine Studenten. Sie haben alle Arbeit, weil sie ein neues Repertoire singen, das viele Leute heute hören wollen. Man bildet Studenten aus, damit sie Profis werden. Und Profis sind Menschen, die Geld verdienen mit dem, was sie tun.“ Inzwischen ist Christie französischer Staatsbürger und Ehrenlegionär, der sich „an manchen Tagen als Franzose, an anderen als Amerikaner“ fühlt. 1979 gründete er das Ensemble Les Arts Florissants, um seine musikalischen Ideen umsetzen zu können: „Wir wollten eine ganze Reihe neuer Dinge machen, das französische Repertoire entdecken, singen und aufnehmen, Komponisten, die entweder ganz unbekannt waren oder nur ganz schlecht gesungen und gespielt wurden. Und wir wollten Komponisten wie Lully und Rameau neu entdecken, weil es damals so viele schlechte Interpretationen gab, fürchterlich ...“ Über 70 von der Kritik meist begeistert besprochene Aufnahmen hat er seitdem mit seinem Ensemble eingespielt, neben

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französischer Musik auch Monteverdi, Händel und Mozart. „Wenn Sie eine Aufnahme von Les Arts Florissants hören, wissen Sie genau: Das sind Les Arts Florissants und niemand anders, aber es ist ein Unterschied, ob wir Monteverdi singen, Lully oder Händel. Der Klang ändert sich mit der Sprache, mit den unterschiedlichen Musikstilen. Das beste an meinem Ensemble ist, glaube ich, dass wir morgen nach Wien gehen könnten und Monteverdi spielen, und Sie würden einen ganz anderen Klang hören als heute.“ Musikalischer Ausgangspunkt bleibt dabei aber immer das Vokale. „Vor 25 Jahren sollten Sänger wie Instrumente singen; was ich will, ist, dass Instrumentalisten wie Sänger singen“. Gespielt wird auf historischen Instrumenten: „Das ist extrem wichtig. Ich bin ein Missionar. Ich glaube eindeutig an die Effizienz und den Wert alter Instrumente.“ Trotzdem arbeitet Christie auch mit modernen Orchestern. Im Oktober 2002 wird er als erster Gast der Ära Rattle die Berliner Philharmoniker dirigieren, was ihn schon ein bisschen stolz macht. „Mich fasziniert, was seit ungefähr zehn Jahren in Deutschland passiert. Mehr als in irgendeinem anderen Land sind die großen deutschen Orchester interessiert am musikalischen Repertoire, an dem, was Leute wie ich machen. Deshalb habe ich die Einladung angenommen.“ Vielleicht wird er ja in Zukunft auch mit seinen Opernprojekten häufiger in Deutschland zu sehen und zu hören sein.

Aktuelle CD: Jean-Baptiste Lully: Les divertissements de Versailles. Les Arts Florissants: Christie 2002. Erato 0927-44655-2.


verführung

sommer

14. 8. – 15. 9. 2 0 0 2 Klingende Namen zelebrieren die Kunst der Verführung: Kundry aus Richard Wagners Parsifal, Béla Bartóks König Blaubart oder Alban Bergs Lulu. Die drei Themenschwerpunkte Tanz, Orient und Liebe werden verkörpert von Salome, Shéhérazade und Roméo et Juliette. Prominent vertreten ist die zeitgenössische Musik: Die Premiere der Sinfonie Nr.10 von Hans Werner Henze steht am Beginn von zwölf Uraufführungen. Als «COMPOSERS-IN-RESIDENCE» gastieren Pierre Boulez und Olga Neuwirth. «ARTISTE ÉTOILE» ist Pianist Alfred Brendel. Die Top-Orchester dieser Welt präsentieren 32 Sinfoniekonzerte, die fünf «ORCHESTRASIN-RESIDENCE» sind: die Berliner Philharmoniker, das Chicago Symphony Orchestra, das Koninklijk Concertgebouworkest aus Amsterdam, das Los Angeles Philharmonic Orchestra und die Wiener Philharmoniker.

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T +41 (0)41 226 44 80 F +41 (0)41 226 44 85 ticketbox@lucernefestival.ch


Interview

Interview Arnt Cobbers

„Ich liebe den Elfenbeinturm“

Der Komponist Einojuhani Rautavaara Der 1928 in Helsinki geborene Einojuhani Rautavaara ist einer der bekanntesten und meist aufgeführten Komponisten der Gegenwart. Ausgebildet wurde er in Turku, Helsinki und – mit einem von Jean Sibelius verliehenen Stipendium – an der Juillard School in New York. Seinen Durchbruch feierte er 1954 mit dem Requiem in unserer Zeit. Nach neoklassischen Anfängen und einer seriellen Phase kombiniert Rautavaara heute avantgardistische und traditionelle Techniken zu einer romantischexpressiven Klangsprache. Er schrieb bislang fünf Opern, sieben Sinfonien sowie Chor- und Kammermusik. Rautavaara, der von 1976 bis 1990 als Professor für Komposition an der Sibelius-Akademie unterrichtete, lebt in einem idyllischen Holzhaus auf einer Schäreninsel im Stadtgebiet von Helsinki. Crescendo: Herr Rautavaara, was bedeutet Komponieren für Sie? Rautavaara: Komponieren ist für mich eine Form des Existierens. Seit ich nicht mehr unterrichten muss, ist mein Leben ideal, weil ich nichts weiter zu tun habe, als zu komponieren. Ich tue es die ganze Zeit. Sogar am Weihnachtsabend muss meine Frau mit ansehen, wie ich komponiere. Natürlich bin ich glücklich, wenn meine Werke auch aufgeführt werden, das ist gut für das Ego. Aber es ist nicht so wichtig. Ich fürchte, ich bin ein sehr egozentrischer Mensch. Das Einzige, was mir hilft, ist die Selbstironie. Ein wahrer Komponist ist ein Mensch, der – auch wenn er ins Gefängnis gesteckt würde und nichts jemals nach außen dränge – immer weiter komponieren würde. Das ist die Ideologie des Elfenbeinturms, die im Allgemeinen sehr negativ besetzt ist. Aber ich liebe den Elfenbeinturm. Dieses Haus ist mein Elfenbeinturm, und ich sitze oben und komponiere. Das ist das Einzige, was für mich zählt. Crescendo: Wie gehen Sie beim Komponieren vor? Rautavaara: Ausgangspunkt ist eine bestimmte Atmosphäre oder Energie, die häufig von außerhalb der Musik kommt – etwas Gelesenes, ein Gedicht, ein Spiel, ein Gemälde oder eine Person. Diese Atmosphäre bildet sich einfach, sie ist wie

ein Duft, ich kann sie um mich herum fühlen. Man kann sie auch als Intuition bezeichnen. Der zweite Schritt besteht darin, musikalisches Material und Parameter – wie symmetrische oder Zwölftonskalen – passend zur Atmosphäre auszusuchen. Von hier aus beginnt dann die Musik zu wachsen und erschafft sich am Ende selbst – eine Art Autogenese. Das Komponieren ist für mich vergleichbar mit der Arbeit eines Gärtners. Man sieht einen Baum wachsen, abhängig von Lage, Sonneneinstrahlung, Wassermenge und natürlich den Genen. Die Gene des Baumes entsprechen dabei der ursprünglichen Idee einer Komposition. Ich sage immer, dass ich weder Mutter noch Vater einer Komposition bin, sondern die Hebamme, die der Musik auf die Welt hilft. Meine Kollegen haben mich für diese verrückte Idee ausgelacht, aber dann las ich den wundervollen Essay von Thomas Mann über Richard Wagner, in dem er sagt, man könne nicht verhindern, an eine Art metaphysischen eigenen Willen des Werkes zu glauben, das geboren werden will. Das war genau meine Idee, die ich nun bei Thomas Mann wiederfand.

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Crescendo: Sie haben in verschiedenen avantgardistischen Techniken geschrieben. Warum schreiben Sie jetzt wieder auf überwiegend tonaler Basis? Rautavaara: Es gibt da ein Missverständnis zwischen Stil und Technik. Natürlich wird die Technik gebraucht, in sie ist der Stil gebettet. Aber wenn ich Zwölftonmusik komponiere – und ich tue es immer noch –, mache ich es auf meine Art. Man sollte hinter der Musik immer meine Persönlichkeit erkennen. Rein atonal habe ich niemals geschrieben, denn die Harmonie ist für mich einfach sehr wichtig und darf nicht dem Zufall überlassen werden. Nach und nach habe ich einen Weg gefunden, die Zwölftontechnik innerhalb harmonischer Gefüge zu nutzen. In den fünfziger Jahren schrieb ich das Orchesterwerk Arabescata, ein Werk, dessen Parameter sehr komplizierten Serien entstammen. Die Komposition hat Monate gedauert. Als ich sie dann beendet und dirigiert hatte, merkte ich, dass es keinen Spaß machte. Ich war kein Komponist mehr, sondern ein Programmierer, der sein Programm auf Notenpapier bannte. Dennoch habe ich mit dieser Technik zwei Jahre gearbeitet, um Meister darin zu werden. Zwölftöniges und Serielles werden schnell zu dominant und diktieren das weitere Vorgehen. Das Ergebnis ist meist stereotyp. Man erlaubt der Technik, die Musik zu diktieren, statt selbst der Meister der Technik zu sein. Zu meinen Studenten sage ich: Zwinge dich nicht, sei nicht gewalttätig. Höre der Musik zu, denn alles musikalische Material hat seinen eigenen Willen. Es möchte irgendwohin, und du musst dem folgen. Höre deiner Musik zu, wenn du am Anfang eine Idee hast. Sie wird dir sagen, was zu tun ist. Musik ist sehr weise! Crescendo: Als Professor an der Sibelius-Akademie haben Sie auch Zugangsprüfungen abgenommen. Wie erkennt man, welcher junge Mensch geeignet ist, Komponist zu werden? Was braucht es dazu? Rautavaara: Das ist sehr, sehr schwierig. Wenn ein junger Mensch Ideen hat und vielleicht vorher schon etwas Gutes, Interessantes komponiert hat, weiß er nicht viel von der Technik, aber er hat Intuition. Nachdem er dann verschiedene Techniken erlernt hat, kann es passieren, dass er seine Intuition verliert. Es ist also erst im Nachhinein erkenn-


bar, ob er bei der Technik stehen bleibt oder ob er seine Intuition wiedererlangt und gleichzeitig mit der erlernten Technik umgehen kann, denn nur dann ist er ein Komponist. Da man das aber nicht voraussehen kann, ist es ein Wagnis, Komponist zu werden. Crescendo: Komponieren Sie am Schreibtisch oder am Klavier? Rautavaara: Ich arbeite viel am Klavier, weil die Harmonie eben sehr wichtig für mich ist. Und ich behaupte, wenn ein Komponist sagt, er höre diese komplizierten Harmonien seiner Musik im Kopf, dass er lügt. Er kann sie nicht hören, er muss ein Instrument benutzen. Erst wenn das Stück ein bestimmtes Level erreicht hat und ich genug über das Stück weiß, dann gehe ich zu meinem Schreibtisch und arbeite dort weiter. Crescendo: Ein wichtiger Teil Ihrer Arbeit sind die Sinfonien. Was fasziniert Sie an dieser Gattung? Rautavaara: Die Sinfonie hat nichts mit einer bestimmten Form zu tun wie Sonatenform oder Rondo. Sie ist vielmehr ein Weg, über Musik zu denken. Sie ist, wie Milan Kundera einmal gesagt hat, wie eine Weltreise, wie eine Reise durch das Leben. Crescendo: Sehen Sie sich als finnischen Komponisten? Rautavaara: Ja, das tue ich. Als ich 1955 zum Studieren nach New York ging, habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass ich Europäer bin. Und als ich zwei Jahre später nach Europa zurückgekehrt bin, habe ich gemerkt, dass ich Finne bin. Was aber das Finnische in der Musik ist, ist schwer zu beantworten. Ein Dirigent schrieb einmal, dass die nordische Musik generell durch langsame Bewegungen charakterisiert sei. Vielleicht stimmt das. Ich kann das Finnische fühlen – auch in modernen Stücken von Kollegen. Besonders vielleicht in langsamen Passagen sehe ich einen typischen finnischen Bauern vor mir, der vor seiner Sauna sitzt und auf den See schaut. Vielleicht ist das das Finnische in der Musik.

Crescendo: Wirft Sibelius nicht einen großen Schatten auf die heutigen finnischen Komponisten? Rautavaara: Er war ein großer Schatten für viele Komponisten der dreißiger und vierziger Jahre. Einar Englund etwa nannte seine Memoiren „Im Schatten von Sibelius“. Das waren seine Gefühle, aber mir geht es nicht so – im Gegenteil, ich liebe seine Musik. Sie ist so weit weg im Bezug auf Technik und Stil, dass ich keine Angst habe, ihn zu imitieren. Wenn er ein Schatten war, dann ein erfrischender. Aber natürlich ist seine Musik ein Symbol für das Finnische. Noch heute muss jeder finnische Dirigent, der etwas auf sich hält, eine oder zwei Aufnahmen der Sibelius-Sinfonien machen. Als mein Label Ondine meine fünf Sinfonien aufnehmen wollte, lehnte das Philharmonische Orchester ab, weil sie erst die Sibelius-Sinfonien aufnehmen wollten. Das Radio-Sinfonie-Orchester sagte ebenfalls nein – aus demselben Grund. Also wurden meine Sinfonien mit Max Pommer und dem Radio-Sinfonie-Orchester Leipzig aufgenommen. Crescendo: Warum wollten Sie nicht selbst dirigieren? Rautavaara: Ich bin Komponist. Früher habe ich dirigiert, zum Beispiel mit dem Radio-Sinfonie-Orchester meine vierte Sinfonie Arabescata. Das ist ein aleatorisches Stück, und es hängt alles vom Dirigenten ab, was er daraus macht. Das war für mich sehr angenehm, denn alles, was ich machte, war richtig. Aber ich bin kein Aufführer. Das ideale am Komponisten-Dasein ist, dass man in seinem Elfenbeinturm sitzen kann und die Stücke hinausschickt in die Welt. Und andere müssen dann auf sie aufpassen.

CD-Tipp: The essential Rautavaara. Cantus Arcticus, Klavierkonzert Nr. 1, Angel of Light u. a. Ondine ODE 989-2/Note1. Rautavaaras Hauptwerke liegen auf CDs des finnischen Labels Ondine vor.

NIKOLAJ ZNAIDER präsentiert seine Debut-CD bei RCA Red Seal Als Nikolaj Znaider – gerade einmal 22-jährig – 1997 den ersten Preis beim Brüsseler „Reine Elisabeth“-Wettbewerb errang, attestierte ihm kein Geringerer als Lord Yehudi Menuhin, direkt in der „Nachfolge der GeigerLegende Eugène Ysaÿe“ zu „Seit vielleicht Gidon Kremer stehen. ... hat kein junger Geiger mehr Seither hat der junge ein solches Aufsehen erregt wie Künstler mit unnachNikolaj Znaider.“ ahmlich singendem Chicago Tribune Geigenton und imposanter Bühnenpräsenz die Konzertpodien der Welt erobert.

Prokofiev: Violinkonzert Nr. 2 g-moll · Glasunow: Violinkonzert a-moll Tschaikowsky: Méditation Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks · Mariss Jansons CD 74321 87454 2

KONZERTTERMINE 24.05. Hamburg · 25.05. Lübeck · 26.05. Kiel · 23.06. Bonn 27./28.06.Würzburg · 14.07. Kissinger Sommer · 15./16.07. Freiburg WWW.BMGCLASSICS.DE

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Die Zeitfenster Berlin ■

Berlin hat wieder ein Festival für Alte Musik! Nach der Abwicklung der Bachtage ergriff das Konzerthaus gemeinsam mit Uhde und Harckensee Musikmanagement die Initiative und stellte mit „Zeitfenster“ ein Festival auf die Beine, das sich sehen lassen konnte. Für das Thema „Spanien“ hatte man einige der besten Ensembles innerhalb der Alten-Musik-Szene gewonnen, mit Musik von spanischer Zarzuela über traditionellen Flamenco bis zur katalanischen Straßenperformance. Einen zweiten Schwerpunkt bildeten Streichquartette auf historischen Instrumenten. Und auch an den Nachwuchs hatte man gedacht: Am KinderNachmittag gab es Barock zum Anfassen – mit Theater, Verkleidungen und Tanz von Kindern für Kinder. Sogar die Akademie für Alte Musik stand für die Nachwuchsgewinnung bereit; mehrere 100 kleine Zuschauer belohnten das Engagement mit erstaunlicher Ruhe und Konzentration. Die Qualität der Konzerte war – wenig überraschend angesichts hochkarätiger Ensembles wie Hesperion XXI oder dem Ensemble Kapsberger – insgesamt exzellent. Hervorgehoben werden muss aber ein außergewöhnlicher „Event“: Das Huelgas-Ensemble bot bis zu 40-stimmige A-cappella-Werke, begleitet von 3D-Computer-Installatio-

Frühlings-

erwachen Die MaerzMusik in Berlin

■ Berlin hat ein neues Festival: „MaerzMusik“ heißt es, wird jährlich stattfinden und löst die traditionsreiche Berliner Musik-Biennale ab. Nicht mehr „Neue“, sondern „aktuelle“ Musik steht im Zentrum, was den Festivalmachern um Matthias Osterwold neue Freiräume eröffnet. So hörte man zum Auftakt neben einem guten Dutzend Uraufführungen nicht nur „Neue Musik aus China auf westlichen Instrumenten“ oder ein Geburtstagskonzert für Wolfgang Rihm, sondern auch Bachs Wohltemperiertes Klavier und die deutsche Erstaufführung von Kaikoshru Sorabjis legendärem, 1932 abgeschlossenem Opus Clavicembalisticum. Die mit Pausen vier Stunden währende Parforcetour für Klavier solo bewältigte Geoffrey Madge bewundernswürdig. Rocklegende Lou Reed erlebte sichtlich geschmeichelt, wie zehn klassisch ausgebildete Musiker mit ihren Instrumenten seine gut einstündige Platte Metal Machine Music nachspielten, die aus nichts als Gitarrenrückkopplungen, sprich Lärm, besteht. Hatte Reed sie 1975 noch als „Witz“ bezeichnet,

Die Bregenzer Festspiele 2002 Foto: Bregenzer Festspiele/Karl Forster

Premierenspiegel/Vorschau

Spanier an der Spree

nen: kein modisches Crossover, sondern ein interessanter Versuch, Alte Musik mit neuen Medien zu verbinden. Klemens Hippel

■ Es feiert Wiedereröffnung: das gigantische Café im Bodensee. Vom 17. Juli bis 18. August finden die diesjährigen Bregenzer Festspiele statt, und Hauptattraktion wird wieder Puccinis La Bohème sein. Auf dem riesigen Bistrotisch spielt sich das Drama um Mimi, Rodolfo und Marcello zwischen Aschenbecher und Speisekarte ab. Bereits 2001 ernteten Dirigent Ulf Schirmer und Regisseur

Richard Jones mit dieser Inszenierung begeisterte Kritiken, die Rede war von „überschäumender Phantasie“, „perfekter Show“, „Anmut und Zauber“. Für alle, die diesen Augen- und Ohrenschmaus verpasst haben, gibt es nun Gelegenheit zum Nachholen. Das zweite Highlight und spannender Gegenpol ist Bohuslav Martin ºus Oper Julietta, in der es um

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mit der er seine Plattenfirma ärgern wollte, so erklärte der „Komponist“, der als „Klangregisseur“ eigens eingeflogen worden war, sein Werk im Publikumsgespräch nun zum „Konzeptalbum“. „si-mul-ta-ne-ous si-lence“ lautete der Titel eines Zwölf-Stunden-Marathons, mit dem des 90. Geburtstags und zehnten Todestags von Altmeister John Cage gedacht wurde – passenderweise in den faszinierenden Räumlichkeiten des ehemaligen DDR-Rundfunks in der Nalepastraße, wo die Zeit seit den fünfziger Jahren stehen geblieben zu sein scheint. Man kam überhaupt viel herum in diesen zehn Tagen. Neben dem Festspielhaus und seinem Foyer, wo die allnächtlichen Late Lounges zu „Interaktiven Situationen mit 64 bio-sensorisch vernetzten Besuchern“ lockten, fungierten u. a. die Sophiensäle, die Staatsbank, der Hamburger Bahnhof und die Neue Nationalgalerie als Spielorte – was auch einen neuen Blick auf die Musik selbst eröffnete. Zu einem einhellig gefeierten Erfolg wurde schließlich der einzige Musiktheater-Beitrag: Karlheinz Stockhausens Michaels Jugend vom DONNERSTAG aus LICHT, das hier erstmals unabhängig vom Meister selbst, nämlich von Cornelia Heger, inszeniert wurde. In der Tat wirkte Stockhausens Werk, in dem die Zuschauer mit Sphärenklängen eingehüllt werden und die Figuren Michael, Eva und Luzifer in dreifacher Gestalt als Sänger, Tänzer und Instrumentalist auftreten, auch 30 Jahre nach seiner Entstehung noch erstaunlich frisch, ungewohnt und anregend. Arnt Cobbers Sehnsucht und Suche – vor allem nach sich selbst – geht. Dietfried Bernet dirigiert die Wiener Symphoniker, Katja Czellnik hat auf der Bühne im Festspielhaus inszeniert. Ebenfalls im Festspielhaus sind große Konzerte zu hören. So spielen z. B. die Wiener Symphoniker unter Fedosejev Mahlers 5. Sinfonie, das European Union Youth Orchestra unter Ashkenzy Mahlers Erste und das Symphonieorchester Vorarlberg unter Eberle Martin ºus Konzert für Oboe und Orchester. Auch im dritten großen Bereich der Festspiele, Kunst aus der Zeit (KAZ), ist Martinuº vertreten. KAZ will die Welt hinter der Realität entdecken, sich gemeinsam mit dem Publikum auf die Suche nach neuen Dimensionen machen. Wen wundert es da, dass nicht weniger als fünf Uraufführungen auf dem Programm stehen. Doch KAZ bedeutet nicht nur Musik: Schauspiel, Sprache und Kino werden mit Musik verwoben oder treten als selbstständiges Medium auf. Und wem dies alles zu modern ist, der kann sich an sakraler Musik aus dem Barock oder Wiener Walzern laben. Nähere Infos unter www.bregenzerfestspiele.com. Annette Jochem


Fondazione

ARENA di VERONA

®

21, 29 giugno - 7, 11, 14, 21, 23 luglio 1, 11, 15, 22, 29 agosto - 1 settembre

Aida di Giuseppe Verdi Nuovo allestimento

22, 28 giugno - 5, 12, 18, 26 luglio 2, 8, 14, 18, 23, 27 agosto

6, 13, 19, 24, 27 luglio 3 agosto

Carmen

Il Trovatore

di Georges Bizet

di Giuseppe Verdi

20, 25, 28, 31 luglio 4, 9, 13, 16, 20, 25, 30 agosto

10, 17, 21, 24, 28, 31 agosto

Nabucco

Tosca

di Giuseppe Verdi

di Giacomo Puccini

Nuovo allestimento

Informazioni / Auskunftsbüro / Information office / Bureau de renseignements: tel. (+39) 045 8005151 - www.arena.it

In caso di necessità la Fondazione Arena di Verona si riserva il diritto di modificare il presente programma. SOCI FONDATORI Stato Italiano

Regione Veneto

Comune di Verona

Fondazione Cassa di Risparmio di Verona, Vicenza, Belluno e Ancona

Banca Popolare di Verona Banco S. Geminiano e S. Prospero BANCA POPOLARE D I V E R O N A -BANCO S.GEMINIANO E S.PROSPERO

Camera di Commercio Industria e Artigianato di Verona

Accademia Filarmonica di Verona


Lund/Ramdohrs Die Krötzkes sind drin an der Neuköllner Oper

Webers Freischütz in Brandenburg/Havel

■ Es wurde ein Tag voller Überraschungen: Trotz schönsten Frühlingswetters war die Sonntag-Nachmittags-Vorstellung bis auf den letzten Platz ausverkauft, im Publikum saßen neben den üblichen älteren Herrschaften einige Schulklassen im eigentlich schlimmsten, weil lärmendsten Alter – und doch herrschte Ruhe und Gespanntheit während der drei langen Akte. Das will was heißen! Das Verdienst dürfen nicht nur Weber und sein Librettist Friedrich Kind posthum einheimsen, sondern auch die engagierten Theatermacher in Brandenburg an der Havel, die zwar ein neues „CulturCongressCentrum“ bespielen dürfen, aber jahrelang mit Abwicklungsandrohungen konfrontiert waren. Nun aber scheint der Status quo als Musiktheater mit projektweise engagiertem Ensemble gesichert. Die Brandenburger Symphoniker, deren Qualität sich in den letzten Jahren in beachtliche Höhen bewegt hat, wurden vom jungen Kapellmeister Naoshi Takahashi zu spannungsvollem Spiel geleitet, der Chor bewies Engagement und Spielwitz, und auch am Sängerensemble gab es wenig zu mäkeln. Barry Coleman (Max) und Johannes Schmidt (Kaspar), Verena Rein als Agathe und vor allem Ines Wilhelm als Ännchen machten ihre Sache gut, und als Fürst Ottokar gab sich gar StaatsopernHeld Siegfried Lorenz die Ehre. In bestem Sinne gediegen zeigte sich Manfred Straubes Inszenierung in einem etwas kunstgewerblichen Bühnenbild mit stilisiertem Wald (von Karl-Heinz Abramowski). Beim Schlussbeifall waren die Schüler im Publikum dann nicht zu überhören. Arnt Cobbers

Foto: Hans-Peter Habel

Yvonn Füssel-Harris als Marietta/Marie in Gera

W iederbelebt Korngolds Tote Stadt in Gera

Verena Rein als Agathe und Siegfried Lorenz als Ottokar in Brandenburg

Foto: Theater Brandenburg

Premierenspiegel

Was guckst du?

Blattschuss

■ Eine solche Rarität auf die Bühne zu bringen, ist an sich schon eine rühmenswerte Tat. Mit Erich Wolfgang Korngolds spätromantischem Hauptwerk von 1920 kann das Theater Altenburg-Gera einen großen Erfolg verbuchen, der vor allem dem erstaunlichen Potenzial des Sängerensembles und dem guten Orchester zu verdanken ist. Regisseur Matthias Oldag und sein Bühnenbildner Thomas Gruber entwickeln die Handlung auf einer ort- und zeitlosen schwarzen Bühne, die durch große Schriftzüge mit Rilkes Gedicht Quai du Rosaire eingefasst wird – und heben damit die Geschichte vom Witwer Paul, der den Verlust seiner Frau erst durch das Erscheinen einer Doppelgängerin und den geträumten Mord an ihr bewältigt, auf eine literarisch-artifizielle Ebene. Den Abend tragen vor allem die großartigen Darsteller der beiden fordernden Hauptpartien. Mathias Schulz gibt den sich erst allmählich von seiner Obsession befreienden Paul glaubwürdig und trotz Indisposition mit kraftvollem, stimmschönem Tenor, während Yvonn Füssel-Harris in der vielschichtigen Partie der Tänzerin Marietta/Marie besticht. Neben ihnen gewinnt Michael Junge als Pauls Freund Frank und Pierrot eigenes Format. Gabriel Feltz lotste Sänger und Orchester mit viel Übersicht durch die fast überschäumenden Klangfluten. Arnt Cobbers

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Das pralle Leben hat mal wieder zugeschlagen. Nachdem die Krötzkes bereits vor einem Jahren ihr liebenswert-trashiges Unwesen im „lebenden Fernseher“ der Neuköllner Oper getrieben hatten, folgte nun eine famose Fortsetzung aus dem DreiGenerationen-Frauenhaushalt im Sozialbau. Peter Lunds souverän konstruierte und mit zündenden Pointen gespickte „Doku-Soaperette in DolbySurround“ bedient alle Klischees, zu denen das richtige Leben nicht immer den Mut hat. Derb und anrührend, überkandidelt und vor allem politisch wunderbar unkorrekt geht es zu, nicht nur wenn Girlie-Tochter Sammi von ihrem Freund, dem Bundeswehrsoldaten, träumt: „Junge in Kabul, ich denk an dich.“ Die hitverdächtige Musik dazu liefert Niclas Ramdohr, der mit Dosenbier vor der Bühne an seinen Keyboards sitzt und auch mal ganz den „Fernseh-Ton“ abstellt, wenn gerade sein Handy klingelt. Was ausgerechnet dann passiert, als die flotte Großmutter Effie gerade vom Leben im Rotlichtmilieu berichtet. Dumm gelaufen, jetzt muss man auf die nächste Folge der Krötzkes hoffen. Und übrigens: Ilka Sehnert, Silvia Bitschkowski und Laura Leyh waren wieder grandios. Arnt Cobbers

Beklemmend Janáceks Katja Kabanowa in Dessau ■ Regen prasselt unaufhörlich hernieder, Blitze zucken, Donner kracht. Eine vereinsamte, junge Frau – klitschnass und seelisch zerrüttet – gesteht inmitten dieses Infernos Schwiegermutter, Mann und Dorfbewohnern ihren Seitensprung. Erstickt an der kleinbürgerlichen, scheinheiligen Moral, an der Gefühlskälte ihrer Umgebung, wählt sie schließlich den für sie einzig verbleibenden Ausweg. Johannes Felsensteins Inszenierung in deutscher Sprache überzeugt durch ein ehrliches, auf Zwischenmenschlichkeit und innere Gefühle reduziertes Konzept, das all die Gedanken und Sehnsüchte der Titelfigur unverklärt zum Ausdruck bringt. Großen Anteil an dieser Glaubwürdigkeit hat Daniela Zanger, die durch Mimik, Gestik und klare Stimme Katja Kabanowa in all ihren Zügen schonungslos offen verkörpert. In weiteren Rollen agieren Jana Frey als Warja und Jörg Brückner als Boris, beide mit außergewöhn-


Thilo Schwichtenberg

Unter

Soldaten Bergs Wozzeck in Schwerin ■

Fast acht Jahrzehnte hat man auf die Schweriner Erstaufführung der „Jahrhundertoper“ warten müssen. Doch es hat sich gelohnt: Frank Hilbrichs ergreifende Inszenierung von Alban Bergs Wozzeck am Mecklenburgischen Staatstheater verdient große Anerkennung. Deutet die von Hugo Gretler gestaltete Bühne mit ihren verschachtelten, schräg gestellten Flächen auch den bildnerischen Expressionismus aus der Entstehungszeit des Werkes an, verlegt Hilbrich das bestürzende Drama doch mitten in den NVA-Alltag der früheren DDR. Freilich ohne erhobenen Zeigefinger: Die Schikanen und Intrigen könnten sich ebenso gut in jeder anderen Armee ereignen. Doch sich in die Distanz zurückzuziehen, will dem Zuschauer nicht gelingen – dazu ist das Gezeigte zu vertraut, wirkt das Bühnengeschehen zu unmittelbar. Hochachtung verdient auch die musikalische Umsetzung. Schwerins scheidender Generalmusikdirektor Ivan Törzs führt die Mecklenburgische Staatskapelle zu höchst differenziertem, im Forte aber die Sänger überdeckendem Spiel. Urban Malmberg ist als Wozzeck mit seinem äußerst nuancenreichen Bariton ebenso überragend wie als derbe Marie

Milana Butaeva, deren dramatischer Sopran nie angestrengt wirkt. Als fieser Hauptmann steht ihnen Christian Hees in nichts nach. Andreas Waczkat

Ein rundes

Vergnügen Mozarts Le Nozze di Figaro in Potsdam ■

Dem Monarchen zu Sanssouci – despektierlich „alter Fritz“ genannt – missfielen die antifeudalen Aufsässigkeiten des Beaumarchais. Er mochte das Sujet nicht, ungeachtet seiner Milderung durch Mozart/da Ponte. Erst sein Nachfolger öffnete sich dem Stoff, freilich nicht mit so offenem Herzen wie jetzt Intendant Ralf-Günter Krolkiewicz. Seine Inszenierung der Hochzeit des Figaro ist lebendig, stimmungsreich und bereitet nie nachlassendes Vergnügen. Untergründiger Humor kennzeichnet selbst den bunt herausgeputzten Domestiken-Chor, die wenigen andeutenden Dekorationen und ganz besonders den komisch vermuffelten Bartolo (Thomas Wittig). Bei den jungen Damen vereinen sich natürliche Anmut mit schelmischer Hinterlist, verwirrte Gefühle mit erotischen Ambivalenzen. Es gibt weder rokokohaftes Geturtel noch verkrampfte Gegenwartsbezüge. Es sei denn, man wollte den gegen den Ehemann (Raimund Nolte) erhobenen Hammer der Gräfin (Judith Kuhn) als solchen deuten. Alle, auch Susanna (Johanna Stojkoviæ), Cherubino (Judith Genrich) und nicht zuletzt der schwarzbässige Figaro (Igor Gavrilov) bewältigen ihre Aufgaben mit Lust und Frische. Ebenso die Kammerakademie Potsdam unter der Leitung von Andreas Spering. In Korrespondenz mit der Bühne stützen die zwei Dutzend Musiker den Parlando-Tonfall, bleiben dem zärtlichen Flair Mozarts in stetem Kampf mit der trockenen Akustik des Schlosstheaters zu Sanssouci allerdings einiges schuldig. Bernd Kima

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Sie werden bestimmt Fragen haben. Townshend, Pete, britischer Rockmusiker; debütier te 1963 mit seiner Gruppe „The High Numbers“, die 1964 in 씮 The Who umbenannt ...

Der Brockhaus Musik 896 Seiten. Gebunden. 7 000 Stichwör ter, 1 000 Abbildungen, 20 Sonderar tikel, 200 Infokästen. 49,95 e [D]; 51,40 e [A]*; 86.– sFr.

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lich klaren, kraftvollen Stimmen sowie Bernd-Michael Krause als Kudrjasch, Ivan Moutaftchiev als Tichon, Ilona Streitberger als hartherzige, scheinheilige Kabanicha und Klaus Dieter Lerche als ebenso unangenehmer Dikoj. Die klare, lyrische Lesart Golo Bergs am Pult der Anhaltischen Philharmonie besticht ebenso wie das eindringliche, auf Steg und beengtes Wohnhaus reduzierte, jedoch äußerst bewegliche Bühnenbild von Fridolin M. Kraska. Am Ende herrscht Beklommenheit beim Publikum.


Foto: Dieter Wuschanski

MURRAY PERAHIA DIE NUMMER 1 IN SACHEN BACH Wie zahlreiche seiner sensationellen Bach-Einspielungen der letzten Jahre kam auch diese zweite Folge der BachKlavierkonzerte in die Klassik-Charts und zwar auf Anhieb auf Platz Eins! Murray Perahia liefert hier mit der Academy of St. Martin in the Fields wieder eine Referenzaufnahme in Sachen Bach ab, romantisch-kantabel und ungemein hellsichtig in seiner Deutung.

M.A.D.

»Mit wunderbarer Leichtigkeit und einer pointilistischen Klangfarben-Palette ... die neue Referenz, ebenbürtig mit dem legendären Gould.« Rondo 5/2001

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Die Freier stehen Schlange: Nancy Gibson als Pénélope in Chemnitz

Szenen einer Erektion Ehe im Zauberwald Faurés Pénélope in Chemnitz Brittens ■ Arila Siegert gelang gemeinsam mit Ruth Berghaus’ einstigen Mitstreitern Hans Dieter Schaal (Bühne) und Marie-Luise Strandt (Kostüme) eine faszinierende Umsetzung der antiken Geschichte von Odysseus’ Heimkehr. Dass Siegert von Haus aus Tänzerin ist, merkt man nicht nur daran, dass die geisterhaft mythisch führende Götterbotin Athene als Tanzpartie (treffend: Alexandra Lehmann) angelegt ist, sondern auch an der Gestik der Sängerakteure. Ein an antike Bühnen erinnerndes Arena-Rund mit einem Turm in der Mitte – Ausguck für die sehnsüchtig auf Odysseus wartende Penelope – bildet den Hintergrund, vor dem sich das Geschehen vollzieht. Fabrice Bollon entfaltete mit der Robert-Schumann-Philharmonie überzeugend und faszinierend den Fauré’schen Klangzauber, der sich zwischen Wagners Tristan und Debussys Pelleas bewegt. Außer Richard Berkeley-Steele als Odysseus waren alle Partien hauseigen besetzt. In der Titelrolle wuchs Nancy Gibson über sich hinaus. Ideal verkörperte sie die Frau, die so sehnsüchtig wartet, von den drängenden Freiern befreit wird, aber Odysseus gegenüber dann doch fremd bleibt. Nicht jubelnde Zuwendung siegte, sondern verhaltene Entfremdung. Friedbert Streller

Hörproben und den kostenlosen Newsletter unter: www.sonyclassical.de

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Midsummer Night’s Dream in der Semperoper Dresden ■ Eine derart geschlossene Leistung erlebt man sel-

ten! Die drei Ebenen in Brittens Oper nach Shakespeare – die Zauberwesen, die Handwerker und die Liebespaare – erhalten durch das ästhetische Bühnenbild von Frank Philipp Schlößmann und die witzigen, fantasievollen Kostüme von Jorge Jara klare Konturen. Ein holpriger Bretterboden, frontal u-förmig angelegt, dient als Spielfläche. Dahinter trennt eine schwarze Courtine mit einem großen runden Ausschnitt die verschiedenen Welten. Die farbenfrohe Optik des Zauberwaldes trägt die Poesie des historischen Dramas und der nicht vordergründig avantgardistischen Komposition. Ion Marin führte die rhythmisch heiklen Solopartien im Zusammenklang mit der Kapelle differenziert und umsichtig durch den Premierenabend. Die Partie des Oberon liegt für Altus Jochen Kowalski deutlich zu tief, während Roxana Incontrera als Tytania durch saubere Koloraturen und üppige Strahlkraft bestach. Als Hippolyta machte Annette Jahns auf ihre schauspielerischen Qualitäten aufmerksam; die Liebespaare waren mit Sabine Brohm, Angela Liebold, Werner Güra und dem


Johann

Sebastian plus

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Das Leipziger Bachfest ■ Dass die Besucherzahlen beim vierten Leipziger Bachfest leicht hinter den Erwartungen zurückblieben, sagt nichts über dessen hohes künstlerisches Niveau aus. Vielfältig waren die Annäherungen an „Bach und die französische Musik“, geboten wurde von der historischen Aufführungspraxis für den Puristen in der ehrwürdigen Thomaskirche bis zu den „Reflections

in Jazz“ für Gelegenheitshörer in Altstadtkneipen fast alles. Wie könnte man die Verbindung zwischen Bach und Frankreich besser herstellen als mit der französischen Organistin Marie-Claire Alain? Ein wenig enttäuscht hat sie dennoch, konnte sie doch mit ihrer Darbietung barocker Werke nicht überzeugen. Bemerkenswert war ihre Interpretation von Kompositionen ihres Vaters und ihres Bruders. Deren bewegt-eindringlicher Vortrag stellte klar, warum sie einen großen Namen trägt. Prächtig schlug Gewandhaus-Organist Michael Schönheit in einem Mammutprogramm den großen Bogen von Bach bis Widor. Zu den weiteren Höhepunkten zählte das Gastspiel von Kleinem Konzert und Rheinischer Kantorei unter Hermann Max, der Auftritt von Les Arts Florissants unter William Christie und die abschließende h-moll-Messe mit dem RIAS Kammerchor unter Christophe Coin. Herausragend auch das letzte Konzert des „Bach Now!“-Projekts: Charmant kreativ aktualisierten der Thomanerchor und Jazzpianist Joachim Kühn Bachs Motetten. Im perfekten Zusammenspiel unter Georg Christoph Biller eröffneten sich neue Zugänge zu Bachs Werk. Dessen Bindung an Leipzig wird im nächsten Jahr bestimmend sein: „Bach und Leipzig – Zwischen Tradition und Neubeginn“. Stefan Voges Hermann Max in der Thomaskirche

Premierenspiegel

vortrefflichen Jochen Kupfer (Demetrius) luxuriös besetzt. Regisseur Philipp Himmelmann bewies sein handwerkliches Können durch eine packende und durchdachte Personenregie. Köstlich geriet die skurrile Theateraufführung der Handwerker. Markus Marquardt brillierte als Bottom, der kurzzeitig – von Puck (Uwe Schönbeck) mit einem Eselskopf versehen – für Tytanias manipulierte Lüste herhalten muss. Für Lacher und Erstaunen im Auditorium sorgte eine bei jedem männlichen Zuschauer Minderwertigskeitskomplexe hervorrufende Erektion des Handwerkeresels. Wie das funktionierte, bleibt wohl das Geheimnis der Effektabteilung! T. Edak

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28. Juni bis 4. August 2002

in Andechs

DIE KLUGE

Die Geschichte von dem König und der klugen Frau nach einem Märchen der Gebrüder Grimm Text und Musik von Carl Orff Premiere Fr. 28.6./ Sa. 29.6./ Di. 2.7./ Mi. 3.7./ Fr. 5.7./ Sa. 6.7./ So. 7.7. Jeweils 20.00 · So. 30.6. 16.00

Die Bernauerin

Ein bairisches Stück von Carl Orff WA-Premiere Fr. 26.7./ Sa. 27.7./ So. 28.7./ Fr. 2.8./ Sa. 3.8./ So. 4.8. Jeweils 20.00 · So. 28.7. 16.00

Foto: Jörg Clemen/Bach-Archiv Leipzig

Musikalische Leitung: MARK MAST Inszenierung: HELLMUTH MATIASEK Ausstattung: THOMAS PEKNY Lichtgestaltung: HANNS-JOACHIM HAAS JUNGE MÜNCHNER PHILHARMONIE Kleiner Welttheaterchor Andechs Leitung: ANTON LUDWIG PFELL

Kartenvorverkauf: Andechs: Klosterpforte Tel. 0 81 52 / 37 60 München: Hieber am Dom Tel. 0 89 / 29 00 80 14 München Ticket Tel. 0 89 / 54 81 81 81 und allen angeschlossenen VVSt. Internet: muenchenticket.de und wannago.com www.andechs.de

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Juni/Juli 2002


im Nordwesten

Foto: Jörg Clemen/Bach-Archiv Leipzig

Premierenspiegel

Windstärke 4 Opernrundschau

Ingeborg Zwitzers und Astrid von Feder in Flensburg ■

Frauenschicksale standen diesmal im Brennpunkt einiger nordwestdeutscher Opernpremieren, darunter gleich zweimal Janá˘ceks Katja Kabanova. Die gut 80 Jahre alte Oper in Flensburg brachte es sogar zu einer örtlichen Erstaufführung. In Harald Höferls Inszenierung und Wilfried Sakowitz’ Bühnenbild finden sich all die dem Werk immanenten Stimmungen zwischen Melancholie, Liebesüberschwang und Verzweiflung. Ein für das kleine Theater erstaunlich hochrangiges Ensemble, darunter Jacqueline Bremar als die im Matriarchat verhärtete Kabanicha mit drohend expressiven Zügen. Dazu unter Per Borin ein Orchester von bemerkenswerter Klangqualität. ■ Streng symbolhaft dagegen Willy Deckers Inszenierung der Katja in der Hamburgischen Staatsoper. Ein karger Holzverschlag als einziger Spielraum (Bühne: Wolfgang Gussmann), bedrückend in seiner Enge. Daneben Vogelsilhouetten als Freiheitssymbole – Katjas Wunsch, fliegend in die Freiheit vorzustoßen, wird zum Leitmotiv der Aufführung. Adrianne Pieczonka verbindet Leidenschaftlichkeit der Darstellung mit einem runden, in der Höhe aufleuchtenden Sopran – eine Idealbesetzung der Titelfigur. Neben ihr Julia Juon, als Kabanicha das Psychogramm verknöcherter Biestigkeit und ins Unmenschliche gesteigerter Moralvorstellungen. Ingo Metzmacher und das Orchester fügen ihrer Interpretation der Sache Makropulos von vor zwei Jahren eine weitere exemplarische Janá˘cekAusdeutung hinzu. ■ Zu quasi filmischen Mitteln greift Antje Lenkeit in Bremerhaven, wenn sie Tschaikowskys Eugen

Onegin auf die von Susanne Sommer in stilisierter Schlichtheit arrangierte Drehbühne stellt. Fragmentarische „lyrische Szenen“ ziehen am Zuschauer vorbei – voller Atmosphäre, wenngleich vor allem in der Chorführung noch mit leichten handwerklichen Mängeln behaftet. Sängerisch dominiert die Tatjana der Zoya Zheleva mit reizvoll slawisch gefärbtem Stimmtimbre. Das Orchester unter Stephan Tetzlaff zeigt viel Feinarbeit, wird aber auch den expressiv-dramatischen Passagen überzeugend gerecht. ■ Im Bremer Theater am Goetheplatz wird in einer neuen Bohème Puccinis Werk entsentimentalisiert. Dominik Neuner stellt die Menschen in ein kalt-abweisendes Großstadt-Ambiente, das der Architekt Hans-Dieter Schaal in eindrucksvoller Schärfe gestaltet hat. Keine Pariser Milieustudie, sondern existenzielles Ausgeliefertsein der Personen an anonyme Mächte. Wunderbar der Rodolfo von Tomislav Musek mit berückendem Tenorschmelz, ebenbürtig die Mimi von Marion Costa mit klarem Sopran. Das Orchester unter dem Dirigenten-Newcomer Stefan Klingele (den Namen muss man sich merken!) entwickelt starke Emotionen. Gerhart Asche

Menschen Weills Silbersee in Osnabrück ■ 180

Menschen in blauer Montur, mit Transparenten bewehrt, stellt Thomas Münstermann auf die leere Bühne. Sie umstehen die Spielfläche und bilden mit ihren Körpern am Ende die vereiste Fläche des Rettungswegs Silbersee – Metapher für die Utopie der sozialen Hoffnung in Georg Kaisers und Kurt Weills expressionistischem Drama, das 1933 die Nazis zu extremen Reaktionen provozierte. Die Choreografie vermeidet jede Nähe zu faschistoider Massenszene à la Riefenstahl – durch die Individualisierung der Beteiligten und die intensiven Verweise auf die Schicksale der drei Hauptfiguren. Die Geschichte vom reich gewordenen Landjäger Olim, der den von ihm angeschossenen proletarischen Kämpfer Severin „adoptiert“ und mit Hilfe der engelsgleichen Fennimore in die hoffnungsvolle Zukunft schreitet, wird hier zur ewiggültigen Menschheitsutopie vom Überleben der „Friedvollen“. Der Schauspieler Uwe Kraus (Olim), Hans-Hermann Ehrich (Severin) und Ute Döring (Fennimore) agieren in der faszinierenden Szenerie emotional bewegend, und das Osnabrücker Symphonie-Orchester unter Alexander Steinitz setzt intensive musikalische Akzente. Beeindruckend! Rufus Sperling

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Streifzüge In und um Westfalen herum ■

Das Detmolder Landestheater belässt es bei Haydns Welt auf dem Monde bei einem animierenden Spiel über die Leichtgläubigkeit – heiter angelegt, aber ohne sonderliche Inspiration: Die bezaubernde Geschichte trägt sich selbst, wird bestimmt von einem ungemein spiel- und stimmfreudigen jungen Ensemble. Vor allem die Sängerinnen Dorothee Geibel (Ernesto), Christine Friedek (Clarice), Stephanie Maria Ott (Flaminia) und Kristine Larissa Funkenhauser (Lisetta) lassen die Funken sprühen; Ulf Bunde gibt einen tölpelhaften Buonafede und Marc Horus einen pfiffigen Ecclitico. Dazu schafft Steffen Leißner einen lockeren Orchesterklang. ■ In Münsters Kleinem Haus wird Leonard Bernsteins Trouble in Tahiti mit Paul Hindemiths Hin und Zurück kombiniert. Die Aufeinanderfolge von amerikanischer Alltagskultur und Hindemiths „Minutenoper“ bereitet optisches und musikalisches Vergnügen; besonders der „Krebs“ Hindemiths (die Hoffnung läuft bis zum tödlichen Finale, spielt dann rückwärts zur Ausgangssituation – auch in der Musik!) löst freudige Begeisterung aus. ■ Dortmund bietet im Interregnum von Dew zu Mielitz mit Massenets Werther einen musikalischen Gefühlsrausch – das Philharmonische Orchester unter Axel Kober beweist die emotionale Kraft Massenets. Ruben Broitmann besticht als kraftvoll-stimmschöner lyrischer Tenor und Sonja Borowski-Tudor glänzt als leidende Charlotte. Umberto Giordanos Revolutionsdrama Andrea Chenier thematisiert in der intensiven Regie Roman Hovenbitzers und der assoziationsreichen Bühne Anna Siegrots die existenzielle Bedrohung durch ideologische Fanatiker. Der Abend wird zum Belcanto-Triumph durch Karoly Szilagyi, Daniela Nedialkova und durch den hinreißenden Wolfgang Millgramm, dessen Cs nicht enden wollend das große Haus füllten. ■ Bochum ist keine „Opernstadt“ – aber die famosen Symphoniker mit dem hochkompetenten Steven Sloane greifen immer nach den Sternen. Der „Ring ohne Worte“ in Lorin Maazels Bearbeitung wurde mit filmischen Bildern des renommierten Dokumentarfilmers Christoph Hübner konfrontiert – die imaginäre geschichtsphilosophische Vision Wagners geriet zu einem optischakustischen Neu-Begreifen von Emphase und historischer Reflexion. Hübner „bebilderte“ nicht die Musik, Steven Sloane „vertonte“ nicht die suggestiven Bilder – es kam zum beeindruckenden Dialog zweier Kunstformen. Rufus Sperling


Das

rescendo-Rätsel! Land

gesucht…

■ Wir suchen ein Land, das in den letzten 700 Jah-

ren ganze 33 Jahre unabhängig war. Das erste Konservatorium wurde 1920 gegründet, die erste Oper entstand 1928. Viele der dortigen Komponisten verbinden moderne Techniken mit Volkskultur. Einer, der es bis zum Kulturminister brachte, erklärte seine der Minimal Music verwandte Kompositionsweise mit der Tradition der Frauen des Landes: Sie erzählten sich bei der Hausarbeit Sagen mit sich stets wiederholenden Motiven. Aus dem gesuchten Land stammt auch einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Komponisten, dessen Musik und ihre religiösen Texte der Regierung nicht gefielen. Er emigrierte 1980 über Umwege nach Berlin. 1869 fand das erste „Sängerfest“ statt – in der Hauptstadt, einer alten Hansestadt, die auf Deutsch anders heißt als in der Landessprache. Dieses Jahr wird erstmalig ein internationaler Singwettbewerb für Vögel veranstaltet. Kein Witz.

Zu gewinnen gibt es zehn sehr gelungene CDs aus den Hause Warner, auf denen eine junge Dirigentin aus dem gesuchten Land mit einem jungen Orchester Musik ihrer Landsleute (und anderer) eingespielt hat.

Klosterfestspiele 2002

Gefunden! Im letzten Crescendo fragten wir nach Gustav Mahler. Das war wohl schwieriger zu erraten als gedacht, denn viele Leser tippten auf Antonin Dvo˘r ák – wegen der Stichworte „Böhmen“ und „New York“? Es war aber Gustav Mahler, der, geboren im böhmischen Kalischt, in Wien studierte (Dvo˘rák studierte in Prag) und dann zunächst als Kapellmeister tätig wurde (Dvo˘rák war zunächst Bratschist). Und eigentlich dachten wir, dass spätestens der Tipp, unser Komponist hätte sich als Dichter versucht, auf die richtige Fährte führen müsste, denn Mahler schrieb ja selbst die Gedichte zu seinen Liedern eines fahrenden Gesellen. Der berühmte Bildhauer, der eine Büste von Mahler anfertigte, war kein Geringerer als Auguste Rodin.

Unsere

Gewinner:

Je eine CD haben gewonnen: Petra Gabriel aus München, Hartmut Gauß aus Northeim, Dr. Thomas Jaenicke aus Freiburg/Br., Andrea Jung aus Wiesbaden, Lilo Köhler aus Ulm, Hans W. Simons aus Gladbeck, Ingrid Toepke aus Magdeburg, Heidemarie Warz aus München, H. Weiß aus Erfurt Und der Hauptgewinn, zwei Ehrenkarten für die Eröffnungspremiere der Richard-Strauss-Tage und eine Suite im erstklassigen Avalon Hotel in Garmisch-Partenkirchen, geht an: Alexander Burstein aus Hannover.

Open-Air im romantischen Innenhof des ehemaligen Kreuzherrenklosters Juli Fr 05. und Sa 06. um 21 Uhr Junge Künstler auf der Bühne

Die Zauberflöte Oper von Wolfgang Amadeus Mozart Eine Produktion mit Klavierbegleitung der Hochschule für Musik Köln Musikalische Leitung: Karl-Josef Görgen Regie: Igor Folwill Fr 12. und Sa 13. um 21 Uhr

König Ubu Mimofarce nach Alfred Jary Milan Sládek Pantomimentheater, Köln Regie: Milan Sládek Fr 19. und Sa 20. um 21 Uhr

Ludus Danielis Mittelalterliches Mysterienspiel Theater der Klänge, Düsseldorf Regie: Jörg U. Lensing Musik: Estampie, München Sa 27. um 21 Uhr

Nuits d’été

Wissen Sie, welches Land es ist?

Dann schicken Sie die Lösung an: Port Media, Team Crescendo Senefelderstraße 14 80336 München Fax: 0 89/74 15 09-11 E-Mail: crescendo@portmedia.de Einsendeschluss ist der 1.05.2002 Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Mit seinem Mahler-erprobten Amsterdamer Spitzenorchester, das er noch bis 2005 leiten wird, hat sich Riccardo Chailly ein unverwechselbares Klangbild erarbeitet, präzise und trocken (hier trotz starkem Nachhall). Sein Mahler-Zyklus befindet sich auf gleichbleibend hohem Niveau. Chailly meidet die Extreme und Extrovertiertheit eines Bernstein und Solti. Damit stellt er sich in die Tradition der großen „Kapellmeister“ wie Klemperer, bei denen nicht die persönliche Interpretation, sondern das Werk im Vordergrund steht. Eine überraschende Selbstbeherrschung von Chailly, der sonst alles andere als ein unterkühlter Dirigent ist. Besonders zu loben: Die Totenfeier, Urfassung des ersten Satzes der zweiten Sinfonie, ist als Zugabe auf der CD enthalten und ermöglicht so einen spannenden Blick in die Werkstatt des Komponisten. Gustav Mahler: Symphonie Nr. 2, Concertgebouw-Orkest Amsterdam: Riccardo Chailly 2001. Decca 470 283-2/Universal. TR

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Ein sommerlicher Liederabend Gesang: Carola Gruber Am Flügel: Ansi Verwey

August Fr 02./ Sa 03./ So 04. um 21 Uhr Junge Künstler auf der Bühne

Mozarts Figaro Oper von Wolfgang Amadeus Mozart Eine Produktion mit Klavierbegleitung des Festspielensembles Sturm und Klang Musikalische Leitung: Marie-Louise Oschatz Regie: Michael Sturm 04.07.-22.08.

Klostergeist Murus Maere jeweils Donnertag um 22.30 h

Information und Kartenreservierung: Kloster Bentlage gGmbH D-48432 Rheine, Bentlager Weg 130 Fon: +49 (0)5971/918-400 Fax: +49 (0)5971/918-499 Info@kloster-bentlage.de www.klosterfestspiele.de


Premierenspiegel

Foto: Dieter Wuschanski

Christina Schönfeld im BlauWaldDorf in Aachen

Von Aachen bis Wuppertal Die NRW-Rundschau ■

Kölns neuer Don Carlo hat nichts eigentlich Spektakuläres an sich, es sei denn die exzellente Sängerbesetzung. Weniger anerkannt wurde die maßvoll modernisierende, dabei (auch durch das Bühnenbild Andreas Reinhardts) manche Einsichten vermittelnde Inszenierung von Torsten Fischer, der für den verstorbenen Götz Friedrich eingesprungen war. Graeme Jenkins ist bei Verdi mit Sicherheit ein besserer Anwalt am Dirigentenpult als im Moment noch Johannes Stert bei Donizettis Don Pasquale. Uwe Hergenröder, der vor einiger Zeit Puccinis Tosca leicht vermasselte, setzt die Buffa vergnüglich heutig in Szene. Den düpierten Hagestolz gab es ja zu allen Zeiten, vom bassprofunden Maurizio Muraro übrigens nicht als Tattergreis, sondern als Schöngeist mittleren Alters angelegt. Norina steigt als „ferne Geliebte“ aus einem Gemälde und rückt dem Schwärmer das Weltbild zurecht. Selten harmonische Übereinstimmung zwischen Bühne (von Ulrich Schulz ausgestattet) und Publikum. Die Norina der Iride Martinez entzückt mit Stimme und Erscheinung.

■ Im nahen Bonn hält sich das Entzücken in Grenzen. Silviu Purcarete weiß sich bei Rameaus Castor und Pollux nicht recht zwischen Historie und Heute zu entscheiden, witzelt hier mal ganz nett, langweilt dort mit gespreiztem Bewegungsvokabular. Am trefflichsten singt Patrick Henckens; als Castor hat er allerdings die kürzeste Rolle. Marie Cayrol (Venus) ist fragwürdiges Mitbringsel des Regisseurs. Die Musik geht Arnold Östman entschlossen an. ■ Noch einmal Köln, und zwar mit einer neuen Produktion der Kinderoper, wo – auch dank Regisseur Christian Schuller – fast immer alles gelingt. Mit Nino Rotas Aladdin und die Wunderlampe ist wirksames orientalisches Milieu angesagt, die Musik erfreut. ■ In Aachen macht sich Schauspielregisseur Michael Helle erneut an die Oper. Nach d’Alberts Tote Augen (gelungen) nun Tschaikowskys Eugen Onegin. Keine Tschechow-Atmosphäre, sondern ein Vereinslokal nach DDR-Art, wo sich die Amour fou vor den Augen biederer Dörfler abspielt. Trotz einiger optischer Eigenwilligkeiten wird das Werk interessant beleuchtet, werden die Charaktere neu formuliert. Hohes vokales Niveau, gute Orchesterleistung (Jonathan Seers). Helmut Oehring ist Sohn gehörloser Eltern. In BlauWaldDorf, nun uraufgeführt, bildet er unter Rückgriff auf das Andersen-Märchen von der kleinen Seejungfrau deren hermetische Welt ab. Drei

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gehörlose Darstellerinnen, moderat moderne, nicht dominierende Musik, beeindruckende szenische Umsetzung (Regie: Claus Guth) – ein Aachener Erlebnis der besonderen Art. ■ Orchestrale Wonnen sind in Essen mit Stefan Soltesz am Pult nachgerade garantiert. Auch bei Puccinis Mädchen aus dem goldenen Westen findet er den richtigen Tonfall, wobei sich Melodisches eigentlich in Grenzen hält. Am etwas sentimentalen Western kommt keine Inszenierung vorbei. Guy Josten lenkt mit kleinen Ironismen geschickt das männerbündische Geschehen, mit einem edlen Räuber Johnson (Michail Dawidoff) und einem grimmen Sheriff (Wolfgang Brendel). Die attraktive Francesca Patané bezirzt nicht nur diese beiden, sondern auch das Publikum. ■ In Wuppertal tut dies Susanne Blattert als Rossinis Cenerentola, kurz nach ihrer Barbier-Rosina in Bonn. Die Zuschauer ließen erheblichen Spaß an Achim Freyers von der Volksoper Wien übernommenen Inszenierung erkennen, aber bei seiner Schwetzinger Zauberflöte war der Regisseur etwas frecher. ■ In Mönchengladbach reicht dem Publikum wiederum, was Jörg Fallheier in einem „armen“ Bühnenbild aus Straußens Nacht in Venedig macht. Solche Genügsamkeit ist fast noch erschreckender als die Klischeeaufführung selbst. ■ Dafür legt in Krefeld Alexander Schulin (seine schreckliche Luisa Miller steht noch im Spielplan) mit Donizettis Maria Stuarda große Ehre ein, weil er eine psychologisch sinnfällige Erzählform für diese historische Belcanto-Oper findet. Das Werk müsste jetzt eigentlich „Elisabetta“ heißen, denn trotz vokaler Qualitäten Elena Neberas (Maria) ist es Vuokko Kekäläinen, die alle Aufmerksamkeit beansprucht, eine im Käfig der Etikette gefangene Herrscherin. Erstaunlich gut das Orchester unter Kenneth Duryea. ■ Das nun wieder autonome Musiktheater im Revier Gelsenkirchen setzt bei Salome-Prinzip auf den Namen des bei Film und Fernsehen erfolgreichen Komponisten Enjott Schneider. Das rund 20 Jahre alte Werk versucht sich an einer Neuerzählung des durch Richard Strauss bekannten Stoffs – und scheitert. Regisseurin Carolyn Sittig vermag nicht aufzuarbeiten, was dem Werk an Gegenentwurf-Qualitäten fehlt. ■ Ein mehr als 60 Jahre altes Werk wird hingegen in Wuppertal funkelnd aufs Bühnenpodest gehievt: Ernst Kreneks Jonny spielt auf. Zeitübergreifendes Zeitdokument. Die Musik zündet (Dirigent: Stefan Klieme), Jürgen Tamchinas Inszenierung ergibt auf Hans-Dieter Schaals Bühne einen bildreichen Abend. Der Erfolg ist dem Theater mit dem Damoklesschwert über sich zu gönnen. Diese quicke Aufführung bewusst als Schlusskapitel. Jens Mail


Petitesse

Philidors Tom Jones in Hagen ■

Foto: Olaf Struck

François-André Philidors Tom Jones ist eine Comédie-lyrique des Rokoko. 1971 wurde sie durch Nicolas McGegan neu belebt und erst vor kurzem von der Neuköllner Oper in Berlin zur Deutschland-Premiere gebracht. Manch individuellen Einfall muss man respektvoll registrieren, doch insgesamt wirkt Philidors Musik verwechselbar und schematisch. Dessen ungeachtet wäre eine delikatere Interpretation als in Hagen denkbar, obwohl Dirigent Antony Hermus eifrig zu Gange ist. Die Instrumentalisten lassen sich willig von Renate Liedtke-Fritzschs Inszenierung vereinnahmen,

sitzen in Nischen und auf Emporen von Hartmut Krügeners anheimelndem Schlosskonstrukt, wo zuletzt gar noch ein Hausgespenst sein harmloses Unwesen treibt. Das unterstreicht die ironischen Absichten der Regisseurin. Ohne solch belebende Zutaten hätte es das Stück schwer, zumal beim Titelhelden – anders als im einst berühmten Roman Henry Fieldings – das gesellschaftlich ausgrenzende Findlings-Schicksal nur bedingt durchschlägt. Überdies besitzt die Figur zu wenig Charisma, um die allgemeine Leidenschaft der Frauen verständlich zu machen. Das wird durch Dominik Wortigs wuchtige Erscheinung auch noch unterstrichen; die schöne Stimme allein tut’s hier nicht. Ein unterhaltsamer Abend gleichwohl. Jens Mail

14.6. bis 21.7.2002

Blick über den

Zaun

Oper in Benelux

■ Die Opera Royal de Wallonie in Lüttich präsen-

Dominik Wortig als Tom Jones in Hagen

50. Festspiele Europäische Wochen Passau

tiert große Oper ohne Regie-Experimente und gewinnt damit ein internationales Publikum. Bellinis Puritani leben dementsprechend von zwei großartigen Gesangsstars: Stefania Bonfadelli als virtuose Elvira und Marc Laho als stimmgewaltiger Arturo. Dem Orchester bleibt die effektvolle Begleitung des dramatischen Spiels aus Schottlands exotisch dargebotener Vergangenheit. ■ Die niederländische Nationale Reisopera wagt sich an eher abgelegene Meisterwerke und verlässt sich auf bekannte Regisseure und Sänger. Händels Ariodante setzt Tobias Hoheisel ins anspruchsvoll ästhetisierende Bild, Alice Coote singt den Ariodante mit barocker Intensität, Elzbieta Szmytka, Artur Stefanowicz und Johanette Zomer beweisen die Genre-Kompetenz des Ensembles, und Michael Hofstetter vermittelt mit dem perfekten Esterhazy Orkest Händel-gerechte Authentizität. ■ Die ebenso innovationsfreudige Opera Zuid (zuletzt Reynaldo Hahns Fin-de-siècle-Operette Ciboulette und Brittens Death in Venice) bietet ihrem Publikum in mehr als einem Dutzend niederländischer Städte mit vielen Zuschauern aus dem deutschen Grenzbereich auch konventionell-eingängiges Musiktheater. Im Falle von Verdis Rigoletto mit außergewöhnlicher Intensität: Olivier Tambosi inszeniert eine lüstern-aggressive Gesellschaft im blutigen Rot des Bühnenbilds von Frank Philipp Schlößmann und mit bewegend-hinreißenden Solisten: Roderick Earle als Rigoletto, Evan Bowers als Duca und Machteld Baumans als Gilda. Ein geradezu sensationelles Ereignis. Rufus Sperling

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„Thank You, America“ Mit diesem Motto möchten die Festspiele daran erinnern, daß die Gründung der Europäischen Wochen im Jahre 1952 auf eine Initiative von amerikanischen Offizieren zurückgeht. über 60 Veranstaltungen (Chor-, Solo-, Symphonie- Kammerund Jazzkonzerte, Musicals, Theateraufführungen, Lesungen, Vorträge, Filme und Ausstellungen) in den schönsten Kirchen, Klöstern, Burgen, Schlössern und Museen in Ober- und Niederbayern, Oberösterreich und Südböhmen Robert McDuffie, Radio Symphonie Orchester Wien, Dennis Russell Davies, Henschel Quartett, Freida Williams, Glenn Miller Orchestra, LORIOT, Dave Brubeck Quartet, NEC Chamber Orchestra Metamorphosen Boston, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Semyon Bychkov, Hélène Grimaud, BBC Big Band London, Bamberger Symphoniker, Anna Gourari, Bruckner Orchester Linz, Kronos Quartet, Giora Feidman, Münchner Rundfunkorchester, Felicia Weathers, New York Voices, Edgar Selge, Prager Symphoniker und viele andere

Sie erreichen uns unter folgender Adresse: Festspiele Europäische Wochen Passau e. V. Dr. Hans-Kapfinger-Str. 22, 94032 Passau Tel. 08 51/5 60 96-0, Fax 08 51/7 09 94 e-mail:ew@ew-passau.de Internet: www.ew-passau.de


Stagioni

Opern in Belgien von Wagner bis Eötvös ■

In Belgien spielt man Oper, wie fast überall außerhalb des deutschsprachigen Raums, als Stagione: Eine Produktion, meist in Zusammenarbeit mit anderen Häusern entstanden, wird fünf bis zehn Mal gespielt und verschwindet dann vom Spielplan. Fest angestellte Künstler gibt es nicht, ein Ensemble findet sich nur für eine Inszenierung zusammen. Die in Deutschland nicht gern erörterten Vorteile dieses Prinzips sind auch bei Peter Eötvös’ Tschechow-Oper Tri sestry am Brüsseler Opernhaus La Monnaie nicht zu übersehen. Eine derartige musikalische wie szenische Perfektion bis ins letzte Detail, bis zur letzten kleinen Rolle dürfte kaum anderswo zu erreichen sein. Bei Ushio Amagatsos Inszenierung in der Ausstattung von Natsuyuki Nakanishi handelt es sich um die gleiche Produktion, in der das Ausnahmewerk 1998 in Lyon uraufgeführt wurde. Diesmal dirigiert der Komponist selbst, sekundiert von Roland Böer als Leiter des zweiten Orchesters. Vor allem wenn die Countertenöre von Oleg Riabets, Lawrence Zazzo und Alain Aubin gemeinsam erklingen, glaubt sich der Hörer im Opernparadies. Von ähnlicher Qualität ist Christine Mielitz’ Inszenierung von Wagners Meistersingern an der Flämischen Oper in Antwerpen, übernommen von der Wiener Volksoper. Frappierend ist der Detailreichtum, mit dem die Regisseurin Richard Wagners Werk zum Theatervergnügen werden lässt, ohne seine Doppelbödigkeit zu verleugnen. Unterstützt wird diese Sicht durch das Dirigat von Friedemann Layer, das weder Nürnberger Biederkeit noch deutschnationalen Pomp zulässt. Aus dem prächtigen Gesangsensemble stechen als jugendlich rebellisches Liebespaar Fionnuala McCarthy (Eva) und Jeffrey Dowd (Stolzing) hervor. Nicht ganz dieses Niveau erreicht Strauss’ Elektra an der Königlichen Oper Lüttich. Rollendebütantin Martine Surais in der Titelpartie hat zwar hochdramatische Kraft, ist aber sprachlich nicht ganz auf der Höhe des Hofmannsthal’schen Librettos. Während Friedrich Pleyer am Pult die Riesenpartitur kammermusikalisch auflichtet, ist die Inszenierung von Friedrich Meyer-Oertel, aus Darmstadt eingekauft, solide, altmeisterlich und leider nicht ganz ohne unfreiwillige Komik. Jürgen Hartmann

Foto: Dieter Wuschanski

Premierenspiegel

Tre

Rotverschiebung: Henrike Jacob und Christian Gerhaher in der Schwetzinger Zauberflöte

Relativ

Übermut im

gut

Lortzings Waffenschmied in Koblenz ■

Es braucht schon etwas Mut, Albert Lortzings komische Oper Der Waffenschmied auf den Spielplan zu setzen. Denn trotz der frischen Musik und dem Witz der Situationen wirkt die Dramaturgie der Oper leicht verstaubt. Dem Schauspielregisseur Werner Tritzschler gelingt es durch ein Faktotum à la Albert Einstein (Claudia Felke), auf charmante Art die nötige Distanz zu schaffen und das Werk durch Verfremdungen aufzubrechen, ohne dem Publikum den Spaß zu nehmen. Dabei helfen die äußerst fantasievollen Kostüme von Christine Nyffeler, die einen das nichts sagend modernistische Bühnenbild (Steffen Goth) fast vergessen lassen. Musikalisch lag das Werk bei Karsten Huschke und der Rheinischen Philharmonie in besten Händen. Der imposante Martin Blasius führte in der Titelrolle des Hans Stadinger mit voluminösem Bass sicher durch den Abend, und auch die stimmlich liebreizende Marie von Katrin Bähre, die gar nicht so altjüngferliche Irmentraut von Cynthia Grose und Andre Schanns kecker Knappe Georg überzeugten. Schön, dieses prächtige Werk endlich einmal leibhaftig auf der Bühne zu sehen. Martin Freitag

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Kinderzimmer Mozarts Zauberflöte in Schwetzingen ■ Mit seiner neuen Zauberflöte machte Achim Freyer den 50. Schwetzinger Festspielen das passende Jubiläumsgeschenk: fröhlich und bunt, eine Mischung aus Kindergeburtstag und Comic-Strip. Die Bühne ist ein leer geräumtes Spielzimmer mit überdimensionalen Türen. Doch jederzeit kann eine bedrohliche Überraschung hereinbrechen und die verliebten Kinder Tamino und Pamina wieder einmal am Zusammenkommen hindern. Dolchartige Krallen fährt die Königin der Nacht aus, eine richtige Rabenmutter. Ein überlanger Popanz auf tönernen Füßen, Sonnenstrahlen auf dem Kopf: Sarastro. Beide stellen unerfüllbare Forderungen an das junge Paar wie an den Naturburschen Papageno. Sarastros Jünger, alles Musterknaben in weißen Anzügen, verfolgen das Prüfungsspektakel neugierig durch die verschlossene Tür. Papageno wird von zwei fiesen Priestern in Sonnengelb gemobbt. Freyer, Regisseur, Bühnenund Kostümbildner in einer Person, serviert das alles mit leichter Hand, setzt auf Slapstick mit Drehund Falltüren, nimmt Schikaneders ZauberpossenZutaten auf die Schippe. Zum Showdown zwischen Königin und Sarastro lässt er es lustvoll krachen


Event im

Möbelhaus Haydns L’infedeltà delusa in Gießen ■ Im

Zitat:

Gießener Theater wird die Obermaschinerie erneuert. Die Oper spielt derweil in der Kassenhalle eines riesigen Möbelhauses im Gewerbegebiet am Stadtrand. Haydns opera buffa L’infedeltà delusa (1773) ist in aktualisierter Version ein Ereignis: Das erotische Verwirrspiel zwischen Draufgänger, Schüchternem, Naiver und Raffinierter nebst tollpatschigem Vater gerät zum Wechselspiel der Paare auf den Ebenen Rokoko und Bohème: Das muntere Orchester spielt in der ersten Etage, das Publikum umringt auf Gartensesseln die kleine Spielfläche mit rudimentären Elementen einer Bühnenarchitektur, vergoldete Amoretten bewegen das heitere Spiel: Im munteren jungen Ensemble beeindruckt Rachael Duncan als wandlungsfähige Regina. Viel Spaß, aber grausliche Akustik! Rufus Sperling

„Die Musik offenbart nicht das Wesen der Welt und ihren ‚Willen‘, … die Musik offenbart nur die Herren Musiker! Und sie wissen es selber nicht. – Und wie gut vielleicht, dass sie es nicht wissen!“ (Nietzsche)

Foto: Staatstheater Darmstadt

und rauchen. Dann versinkt die fantastische Zauberflöten-Welt im Nichts. Einfach so. Großes Finale Fehlanzeige. Das ist so schlicht, dass es schon wieder genial ist. Musikalisch fällt die Schwetzinger Jubiläums-Zauberflöte stattlich, wenn auch unausgewogen aus. Thomas Hengelbrock lässt das Balthasar-Neumann-Ensemble federnd und transparent musizieren. Leider übertönen die Sänger das Orchester, allen voran Matthias Klinks heldentenoraler Tamino. Und Ron Li-Paz braucht als profunder Sarastro breite Tempi. Eine zunehmend sicher intonierende Königin der Nacht steuert Ekaterina Morozova bei; Judith Howarth mit lyrisch leuchtendem Sopran ist eine echte Entdeckung als Pamina. Treffend besetzt die kleineren Partien, klangschön und munter das SWR-Vokalensemble Stuttgart als Sarastros Anhängerschar. Ab dem 15. Juni ist die übermütige Produktion an der Rheinoper Straßburg zu sehen. Nike Luber

Orlando ballettoso

Turnübungen Vivaldis Orlando in Darmstadt ■ Bereits nach 20 Minuten war man in dieser Premiere völlig enerviert ob der albernen Turnübungen, von denen Regisseurin Rosamund Gilmore jede Arie begleiten ließ. Warum nur bleibt die Choreografin nicht bei der Ballettarbeit und inszeniert seit etlichen Jahren Opern, wo sie dazu doch wie hier am Staatstheater Darmstadt nichts beizusteuern hat als Bewegungsabläufe? Glaubhafte Charaktere auf die Bühne zu stellen, gelingt ihr jedenfalls nicht. Auf der musikalischen Seite halten sich Licht und Schatten die Waage. Die Titelpartie des enorm zusammengestrichenen Werkes wurde unverständlicherweise mit einem Bassbariton besetzt. Hans Christoph Begemann besitzt zwar ein gutes Material, das er auch recht geschickt einsetzt, doch ist der Ziergesang seine Sache nicht – und davon gibt es bei Vivaldi halt eine ganze Menge zu absolvieren. Orlandos geliebte Angelica ist mit der soubrettigen Lauren Francis deutlich unterbesetzt, Susanne Reinhard bot mit ihrem aparten Mezzo eine sehr ansprechende Leistung als präsente Alcina. Als Ruggiero gab Arno Raunig ein gutes Beispiel dafür, dass man die Kastratenpartien in Barockopern heutzutage unbedingt mit einer Mezzosopranistin besetzen sollte, wenn kein exzellenter Countertenor zur Verfügung steht. Die überzeugendste stimmliche Leistung des Abends kam von der souveränen Katrin Gerstenberger als Bradamante. Dirigent Raoul Grüneis gelang es nicht immer, die musikalische Innenspannung sicherzustellen, obwohl das Orchester seinen Wünschen aufmerksam folgte. Federico Skerra

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ohne Kamele

Danners Sündflut in Karlsruhe

Steilvorlage Battistellis Auf den Marmorklippen in Mannheim ■

Nach mir die Sintflut: Bent Norup als Calan in Karlsruhe ■ Muss der Mensch an Gott glauben? Woher kommt das Böse in der Welt? Ist am Ende sogar Gott böse? Mit solchen Fragen schlug sich der gläubige Künstler Ernst Barlach nach dem Ersten Weltkrieg herum, als Bildhauer, aber auch als Autor von Theaterstücken. Wilfried Maria Danners Vertonung von Barlachs Sündflut eröffnete nun die Europäischen Kulturtage am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Michael Hampe hat aus Barlachs artifiziell-pathetischem Text das Libretto gebastelt, konnte die krude Handlung um den blindgläubigen Noah und seinen Widersacher Calan aber auch nicht glätten. Als Regisseur nahm Hampe gleich die Inszenierung der Uraufführung in die Hand und hielt sich dabei eng an die pseudo-biblische Sprache. Als Mittelding zwischen Barlach-Skulpturen und Darstellern einer Bibel-Verfilmung schreiten die Sänger über die Bühne, die aussieht wie eine getöpferte Wüste. Mal werden die Kamele geraubt, mal sind sie wieder da. Zu sehen bekommt man die dauernd erwähnten Tiere nie. Dafür stapft Gott selbst als brummiger Alter durch das Stück und verflucht seine Schöpfung. Keiner außer Noah glaubt an ihn, und der ist nicht gerade

Den Roman Ernst Jüngers aus dem Jahr 1939, der sprachgewaltig die Idylle, Okkupation und Vernichtung einer utopischen Gemeinschaft beschreibt und dabei zwischen Kritik am Nationalsozialismus und einer problematischen Ästhetisierung von Gewalt oszilliert, hat Giorgio van Straten zu szenischen Visionen destilliert und Giorgio Battistelli in farbenreiche Klangbilder umgesetzt. Die Musiksprache des derzeitigen Mannheimer Composers-in-residence spielt virtuos mit akustischen Materialien und musikalischen Idiomen. Ein spannender Wechsel von Harmonie und Dissonanz transportiert starke Emotionen, die omnipräsent pulsierende Rhythmik erhöht auch die Pulsfrequenz des Hörers. Die katalanische Theatergruppe La Fura dels Baus hat den Abend mit digitaler Technik, souverän be-

herrschter Bühnenmechanik und artistischer Akrobatik furios inszeniert. Berückende Traumbilder und bedrückende Albträume werden in rascher Folge und atemberaubender Präzision auf die Bühne gezaubert. Bewundernswert ist der fast halsbrecherische Einsatz von Chor, Statisterie, Artisten und Solisten (Thomas Berau, Thomas Jesatko, Winfried Sakai, Yuriy Svatenko u. a). Engagiert führt Adam Fischer das hochkonzentrierte Orchester über die Klippen der Partitur. Ein perfektes Gesamtkunstwerk, dessen multimedialer Klang- und Bilderzauber sich dem Gedächtnis einbrennt und zu Assoziationen auffordert. Bitte weitere Einladungen zur Opernregie an La Fura dels Baus! Heinz-Günter Vester

Untote

Janá˘ceks Sache Makropulos in Pforzheim ■ Unangefochten stand sie im Mittelpunkt: Tere-

sa Erbe meisterte ihr umjubeltes Rollendebüt als Emilia Marty mit weich strömendem Sopran und rollengerechter Körpersprache. Genau traf sie den vielfach gebrochenen Charakter der Marty, die ihres allzu langen Lebens überdrüssig ist und doch verzweifelt nach dem Rezept für dessen erneute Verlängerung sucht. Man kann Teresa Erbe nicht vorwerfen, dass sie ihre Umgebung in den Schatten stellte – denn diese Konstellation ist im Werk selbst angelegt. Juuso Hemminki, Klaus Geber und Heike Susanne Daum entgingen in den größeren Partien nicht ganz der Gefahr, eher Stichwortgeber als profi-

Stirb langsam: Teresa Erbe als Emilia Marty und Heike Susanne Daum als Christa in Janá˘ceks Sache Makropulos in Pforzheim

Foto: Sabine Haymann

Foto: Jochen Klenk

Premierenspiegel

Sandalenepos

ein Ruhmesblatt der Menschheit. Grausames Sterben dreier Solisten begleitet die Sintflut zum Finale, es wird viel deklamiert und ab und an stimmgewaltig gesungen (großes Lob an das Ensemble). Nicht unbedingt die Art Musiktheater, auf das die Welt gewartet hätte, obwohl Hampe und seinem Ausstatter Henning von Gierke eindrucksvolle Bilder gelingen. Doch fällt Danners Komposition trotz der engagierten Bemühungen von Kazushi Ono und der Badischen Staatskapelle so blass aus, dass Die Sündflut schnell im Strom des Vergessens untergehen dürfte. Nike Luber

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Premierenspiegel

lierte Figuren darzustellen. Und auch Jari Hämäläinen und sein Orchester blieben unter ihren Möglichkeiten. Besonders in der ersten Hälfte schien vieles nicht ausreichend geprobt, die lyrischen Passagen tönten matt, Ecken und Kanten wirkten geglättet. Intendant Ernö Weil unterscheidet in seiner letzten Pforzheimer Inszenierung trennscharf zwischen der realistischen Handlung und der unheimlichen Atmosphäre, die Emilia Marty umgibt. In den expressionistisch angehauchten Bühnenbildern von Dorin Kroll gelingen ab dem zweiten Akt sehr intensive Momente, und zum Ende hin eine erschreckende Demaskierung der Hauptfigur. Jürgen Hartmann

Die Wanne ist voll

Strauss’ Elektra in Straßburg ■

Unparteiisch Händels Israel in Ägypten in Basel ■

Am Theater Basel ist Herbert Wernickes „Unvollendete“ zu sehen – seine letzte Regiearbeit konnte der unerwartet verstorbene Regisseur und Bühnenbildner nicht mehr fertig stellen. Mit Israel in Egypt richtete Wernicke nach Teodora das zweite Oratorium von Händel szenisch für Basel ein. Kein leichtes Unterfangen angesichts der unvermeidlichen aktuellen Bezüge. Wernicke hat sich raffiniert jeder Parteinahme entzogen. Der Chor, der sich auf den drei im Halbrund angeordneten Stufen im klassizistischbarocken Bühnenbild tummelt, erscheint im Outfit der Händel-Zeit – von der Allonge-Perücke bis zu den Schnallenschuhen. Kein äußerliches Zeichen trennt die verfeindeten Parteien, die jeden Chorsatz temperamentvoll als hitzige Debatte darstellen. Wernickes Humor kommt zum Tragen in den roten Flugblättern, die bald über die Bühne fliegen. Der Schauspieler Buddy Elias hält sich in der Rolle des Ältesten tapfer. Ihm hat Wernicke die undankbare Rolle des Friedensmahners zugedacht, ausgestattet mit Zitaten von Lessing und Voltaire bis zu Goebbels. Utopien vom Frieden sind nicht immer

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gefragt, die Choristen befördern den Mahner kurzerhand vor die Tür. Wie selbstverständlich lösen sich die Solisten aus den Reihen des Chores, singen ihre Duette, als wären es Duelle, die Soprane begehen Selbstmord. Der zweite Teil von Israel in Egypt sollte völlig anders aussehen, im Theaterfoyer sind Wernickes Skizzen dazu ausgestellt. Eine ungemütliche Umsetzung der besungenen biblischen Plagen hatte er geplant – mit Raketeneinschlag, kleinen Panzern und Fallschirmspringer-Puppen. Selbst die Silhouette des einstürzenden World Trade Centers hätte einen Auftritt gehabt. Nun führt das Theater den zweiten Teil konzertant auf, der so den Charakter eines Requiems auf den Verstorbenen annimmt. Die musikalische Ausführung beider Teile ist exzellent, der Chor singt hervorragend, die Solisten ebenfalls, das Sinfonieorchester Basel zeigt sich unter der Leitung von Konrad Junghänel stilsicher. Nike Luber

Zitat:

Mit Strauss hat die Opéra du Rhin seit Jahren Glück. Nach Dorns Salome und Laufenbergs Ariadne nun Stéphane Braunschweigs Elektra. Doch zunächst ist es die Elektra der Luana DeVol, die mit ihrem Rollendebüt den erwarteten triumphalen Erfolg feierte. DeVol wuchert mit ihrem opulenten, leuchtkräftigen Sopran, der die Spitzentöne mit imponierender Sicherheit trifft, doch in der nötigen Tiefe und im Mittelbereich etwas körperlos wirkt, sodass man sich fragt, ob sie nicht eher eine Luxusbesetzung der Chrysothemis ist. Für diese brachte Nancy Weißbach einen scharf explodierenden Sopran mit ausdrucksvollem Volumen ein. Beeindruckend die dezente Charakterstudie von Snejinka Avramovas Klytämnestra, die auch dort, wo andere mit exzessiver Deklamation wüten, um Gesangslinie bemüht war. Stefan Vinke wirkte als Aegisth fehl am Platz, Jürgen Linns Orest korrekt; die kleinen Rollen waren schlecht besetzt. Das tat aber der guten Aufführung, die auch im orchestralen Bereich unter Jan Latham-Koenig gelegentlich etwas zu pauschal und angedeutet wirkte, keinen Abbruch. Braunschweig hat eine eindringliche Inszenierung geschaffen, zu der er hochsuggestive Bühnenräume ersonnen hat. Im Zentrum die Badewanne mit dem Blut des Agamemnon, dahinter faszinierende Räume, die sich auf magische Weise verwandeln und wundersame Einsichten gewähren. In dem schwarzroten, abstrahierten Jugendstilambiente ereignet sich das Drama von Mykene mit psychoanalytischer Prägnanz. Eine hochelegante und gleichsam den Nerv des Stücks treffende Inszenierung. Rolf Fath

„Mein Bedürfnis, mich musikalischsymphonisch auszusprechen, beginnt erst da, wo die dunklen Empfindungen walten, an der Pforte, die in die ‚andere Welt‘ hinüberführt; die Welt, in der die Dinge nicht mehr durch Zeit und Ort auseinanderfallen.“ (Mahler 1896)


in Augsburg

Foto: Theater Augsburg

Premierenspiegel

Ombra mai fu Händels Xerxes in Augsburg

Halb so wild º Die drei Wünsche Martinus

Eingetopft: Klaus Wallprecht als Monsieur Juste, Andrea Baker und Sylvia Rieser in Augsburg ■ Drei Wünsche erfüllt die gute Fee, doch Reichtum, Jugend und Liebe sichern nicht das Glück. Das zumindest erzählt der Stummfilm, um dessen Produktion, Aufführung und Premierenfeier es in Bohuslav Martin ºus Filmoper Die drei Wünsche oder die Launen des Lebens geht. Dem teils witzigen, teils bittersüßen Treiben auf mehreren Sinnebenen entspricht die Mischung aus expressivem Orchesterklang, Jazz und Einlagen à la Comedian Harmonists. º ist ebenso zu Die Experimentierfreude Martinus bestaunen wie die Einsatzfreude des Theaters Augsburg, das die Filmoper aus den Jahren 1928/ 29 erstmals auf eine deutsche Bühne brachte. In der amüsanten, bunten Inszenierung von Thomas Mittmann (Bühne und Kostüme: Wolfgang Buchner) und unter der souveränen musikalischen Leitung von GMD Peter Leonard bereiten die spielfreudigen, mit Mikrofonen versehenen Solisten (Klaus Wallprecht, Sylvia Rieser, Douglas Nasrawi, Kathrin Koch, Gerda Maria Knauer, Andrea Baker u. a.), Chor, Orchester und Technik des Hauses einen unterhaltsamen Abend. Der hätte noch kurzweiliger ausfallen können, wenn manches auf der Augsburger Bühne noch frecher, sarkastischer geraten wäre. Oder waren vielleicht die „wilden zwanziger Jahre“ nur halb so wild, und mutet ihr notorisches Tempo aus heutiger Sicht doch eher gemächlich an? Heinz-Günter Vester

■ Eine Händel-Oper im Großen Haus der Fuggerstadt – das gab es seit fast 20 Jahren nicht mehr. Ein interessantes Bühnenbild (Christian Floeren), das mittels Drehbühne Umbaupausen und optische Langeweile bannt, und Kostüme (Götz Lanzelot Fischer), die ebenso an altertümliche Herrscher erinnern wie an Futuristisches gemahnen, geben der Oper in Ulrich Peters Inszenierung zeitlose Aktualität. Musikalisch wirkte die Mischform zwischen historischer Aufführungspraxis und modernem Philharmonischen Orchester überzeugend. Dirigent Wolfgang Weber setzt neben Laute und Cembalo ein kleines Ensemble ein, das einfühlsam und stilgerecht musizierte. Countertenor Gunter Schmid (Arsamene) erwies sich ebenso als glänzende Besetzung wie Kathrin Koch als Xerxes. Glaubwürdig agierte Sylvia Rieser als Romilda, des Königs Objekt der Begierde, doch hätte ihr Sopran etwas schlanker ausfallen dürfen. Jessica Eckhoff gab eine wahrhaft verführerische Nebenbuhlerin Atalanta. Dominik Zimmermann

Einzug nach Walhall Wagners Rheingold in München ■ Herbert Wernicke wird seinen zweiten Ring nicht vollenden können, im Alter von nur 56 Jahren fiel er einem Herzinfarkt zum Opfer. Hans-Peter Lehmann wird nun die Walküre nach Wernickes Detailkonzept inszenieren, Siegfried und Götterdämmerung übernimmt David Alden. In seiner zweiten Ring -Inszenierung wählte Wernicke einen im Wesentlichen räumlichen Ansatz. Statt auf ein Bühnenbild blickt man in eine bühnengroße Kopie des Zuschauerraums des Bayreuther Festspielhauses, bevölkert von diversen Statisten in festlicher Garderobe. Spektakulär stehen sich beide Zuschauerräume gegenüber und ergänzen sich zu einem gigantischen Amphitheater. John Tomlinson als Wotan und Franz-Josef Kapellmann als Alberich singen engagiert ihre Hauptpartien. Philip Langridge, vom Timbre nicht eben optimal besetzt, besticht durch hohe sängerische Intelligenz und darstellerische Finesse. Marjana Lipovsek als Fricka, Hans-Joachim Ketelsen als Donner und besonders Jon Ketilsson als Froh bleiben auch nach Freias Auslösung und anschließender Frisch-

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obst-Einnahme blass und müde. Zubin Methas musikalische Interpretation ist sauber, jedoch etwas konturlos. Aber das kann ja noch werden. Der Vorhang des Rheingolds ist gefallen. Die Verneigung gilt dem Andenken Herbert Wernickes. Peter Spiel

Mozart goes Flower Power Mozarts Il re pastore in Passau ■

Von pastelliger Schäferidylle und geharnischtem Antikenpathos wollte Dietmar Zerwes bei seiner Inszenierung von Mozarts Il re pastore am Südostbayerischen Städtetheater in Passau nichts wissen – und das war gut so. Stattdessen präsentierte er in der Ausstattung von Karlheinz Beer (Bühne) und Antje Adamson (Kostüme) eine herrliche Karikatur der idealisierten Natursehnsucht und des Hofschranzentums des Absolutismus, geschickt kombiniert mit ironischen Anspielungen auf die Aussteigerromantik der 68er Bewegung. Bedauerlich nur, dass dieser entstaubte Ansatz, der zwar nicht den Buchstaben des Metastasio-Librettos folgt, aber wohl im Sinne des Opernrevolutionärs Mozart ist, von einem Teil des Publikums bei der Premiere mit Buhs quittiert wurde. Basil H. E. Coleman präsentierte mit seinem Orchester einen entschlackten, leidenschaftlichen Klang fernab jeder vordergründigen Lieblichkeit, der die Sänger trefflich unterstützte. Wieder einmal das Herz der Aufführung: die Mezzosopranistin Stefanie Rhaue, die in der für einen Soprankastraten geschriebenen Titelpartie mit technischer Brillanz und Ausdruckskraft begeisterte. Ihr zur Seite standen die koloraturgewandte Elizabeth Immelman als Elisa und Annabelle Pichler mit ihrem blühend-silbrigen Sopran als Tamri. Stimmlich wie darstellerisch überzeugte Johan Melissen als Agenore, während sein blutjunger Tenorkollege Donat Havar in der Heldenpartie des Alessandro viel Entwicklungspotenzial zeigte. Alles in allem ein Abend voller Esprit, wie man ihn in Passau schon lange nicht mehr erlebt hat. Hans Georg Walder


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Manches neu macht der Mai… kalische Entdeckungen machen, und die Edition Kunst des Erzählens hat ihren Namen zu Recht. Geschichten nach Ganghofer, de Balzac, Poe u.a. laden ein zu spannenden Hörstunden. Last, but not least: PRO PIANO RECORDS aus New York gehört auch zu den Anbietern, die sich auf ein bestimmtes Genre spezialisiert haben. Hier ist es eben die Klaviermusik, besonders die Klaviermusik des 20. Jahrhunderts mit Komponisten wie Stravinsky, Messiaen, Sakamoto, Hindemith. Daneben bietet der Katalog aber natürlich auch „Standards“ von Debussy, Chopin und Liszt. Sollte Sie, geneigte Leserin, geneigter Leser, Ihr Weg also wieder einmal zur Klassikhändlerin/zum Klassikhändler Ihres Vertrauens führen, so fragen Sie doch einmal nach diesen Katalogen. Spannende Entdeckungsreisen durch eine Klassikwelt abseits der ausgetretenen Pfade können wir Ihnen garantieren. Rainer Kahleyss

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… auch beim Vertrieb Klassik Center in Kassel. Die ohnehin schon bunte Angebotspalette mit Labels wie BIS, HUNGAROTON, DYNAMIC, THOROFON, TACTUS, CANTATE und MUSICAPHON, um nur einige zu nennen, hat sich in diesem Frühjahr um einige hochinteressante Klassiklabel erweitert. In alphabetischer Reihenfolge sind die neuen Farbtupfer: Aus Finnland ist ALBA zu uns gekommen. Innerhalb der 10 Jahre seines Bestehens hat sich Alba zu einem gewichtigen skandinavischen Katalog gemausert. Alte Musik in historischer Aufführungspraxis gehört ebenso zum Repertoire wie Werke des 19. und 20. Jahrhunderts. Besonders hervorzuheben sind hier die Einspielungen von Orchesterwerken Eduard Tubins und Leevi Madetojas. Ein „alter Bekannter“ auf dem deutschen Markt ist das Label ARTS, in Bayern beheimatet. Der umfangreiche Katalog mit Musik aus allen Epochen hat sein Profil vor allem in der audiophilen Aufnahmetechnik; hier ist auch der wachsende Katalog mit Musik auf dem DVD Video-Format zu nennen. Daneben überzeugt Arts durch die gute Ausstattung der Booklets und nicht zuletzt durch den Preis. Klassikliebhabern CLAVES aus der Schweiz vorstellen zu wollen, heißt eigentlich Eulen nach Athen zu tragen. Nach kurzem Intermezzo kehrt das Label im Juli zur Kasseler Auslieferung zurück. Wie kaum ein anderer Katalog ist Claves von seinen Longsellern geprägt, so die Aufnahmen mit Peter Lukas Graf, Konrad Ragossnig oder Ernst Haefliger, um hier nur einige zu nennen. Ein ganz besonderes Profil hat IFO – eines der großen deutschen Orgellabels. Sowohl auf Komponisten – wie auf Interpretenseite bietet Ifo alles, was Rang und Namen hat. Neben früher Orgelmusik aus Deutschland und England findet man auch die großen symphonischen Orgelwerke aus Frankreich in diesem Katalog. Ebenfalls besonders profilierte Reihen hat die K & K Verlagsanstalt im Programm mit der Edition der Klosterkonzerte Maulbronn und den Reihen Authentic Classical Concerts sowie Edition Kunst des Erzählens. Neben Oratorien von Händel kann man in der Edition der Klosterkonzerte (kammer-)musi-

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A. Casimir Cartellieri Klarinettenquartette Vol. 1 Dieter Klöcker, Klarinette Consortium Classicum MDG 301 1097-2 Ersteinspielung Antoine Forqueray Suiten für Cembalo Mitzi Meyerson MDG 605 1101-2 (2 CDs) W. A. Mozart Haydn-Quartette Vol. 2 Leipziger Streichquartett MDG 307 1107-2

Claude Debussy Prélude à l’après midi d’un faune / Le Martyre de Saint Sébastian Maurice Ravel Ma Mère l’oye / La Valse Orchester der Beethovenhalle Bonn Dirigent: Marc Soustrot MDG 337 1099-2 auch als DVD-Audio lieferbar!

Gioacchino Rossini Klavierwerke Vol. 3 Péches de Vieillesse (Auswahl) Stefan Irmer MDG 618 1108-2

Neue Extravaganz

Erik Satie Sämtliche Klavierwerke Vol. 2 Sonneries de la Rose Croix Steffen Schleiermacher MDG 613 1064-2 Ersteinspielung Wolfgang Fortner Konzert für Violine und großes Kammerorchester Dirigent: Wilhelm Furtwängler L. v. Beethoven Violinkonzert D-Dur op. 61 Dirigent: Sir Georg Solti Gerhard Taschner, Violine Berliner Philharmonisches Orchester MDG - Archive 642 1113-2

Die 14 Berliner Flötisten spielen Bearbeitungen bekannter Kompositionen von Bernstein, Bizet, Gabrieli, Ravel, Saint-Saens u.a. MDG 308 1114-2

s verdient besondere Aufmerksamkeit, wenn im Markt der Einspielungen mit Alter Musik bedeutende Neuentdeckungen präsentiert werden: Siegbert Rampe und sein Ensemble Nova Stravaganza stellen ungehörte Orchesterwerke von Christoph Graupner vor – selbstverständlich mit höchster aufführungspraktischer Sorgfalt interpretiert und erstmals durch die exklusive Zusammenarbeit mit MDG nun auch auf höchstem aufnahmetechnischen Level präsentiert.

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Graupner gehört zu den phantasievollsten Komponisten an der Schwelle zwischen Spätbarock und Rokoko: Sein Erfindungsreichtum, der überaus feinfühlige Umgang mit orchestralen Klangfarben und die Fähigkeit, Stimmungen musikalisch treffend einzufangen, machten ihn zum gefeierten Künstler seiner Zeit. Graupners Ouvertüren und Sinfonien mit ihren schillernden Titeln fesseln, indem sie zeitgenössische Genreszenen entfalten.

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Musikproduktion Dabringhaus und Grimm Bachstraße 35, 32756 Detmold Tel. ++ 49 (0) 5231 - 93890 Fax ++ 49 (0) 5231 - 26186 email: info@mdg.de Internet: http://www.mdg.de Vertrieb: NAXOS DEUTSCHLAND GmbH Telefon: 0251 - 92 406-0 Telefax: 0251 - 92 406-10 Österreich: Gramola, Wien Schweiz: MusiKontakt, Zürich

In der Nähe von Zwickau geboren, erhielt Graupner seine musikalische Grundausbildung als Knabe in der Leipziger Thomaskantorei unter der Ägide von Johannes Kuhnau. Der hochbegabte junge Musiker kam an die Hamburger Oper – als Cembalist und Komponist. Neben Mattheson und Keiser avancierte er schon bald zu einem der meistbeachteten Opernkomponisten Norddeutschlands. 1709 stellte ihn der hessisch-darmstädtische Landgraf als Hofkapellmeister ein – Opern, Kirchenstücke, Konzerte, Sinfonien, Sonaten und Cembalomusik bestimm-

ten fortan Graupners künstlerisches Schaffen. Tatsächlich waren es Erbstreitigkeiten, die seine erfolgreichen Kompositionen unter längeren Verschluß brachten und damit in die Vergessenheit rissen. 1723 sollte seine Berufung als Leipziger Thomaskantor erfolgen. Allein Graupners Absage ermöglichte dann die Einstellung eines gewissen Johann Sebastian Bach… Das Ensemble Nova Stravaganza, 1988 in Hamburg von Siegbert Rampe gegründet, spezialisierte sich auf die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts und behauptet heute seine überragende Position im internationalen Kulturleben. Die Mitglieder leisten neben der künstlerischen Tätigkeit mit höchstem interpretatorischen Anspruch ein Großteil musikwissenschaftlicher Recherche: Durch die Forschung Rampes, der als Professor am Mozarteum Salzburg lehrt, wurden bereits zahlreiche unentdeckte Kostbarkeiten wieder zugänglich. So kündigt MDG für den Herbst „Frühe Ouvertüren“ Bachs in einer erstmals von Rampe rekonstruierten Fassung an. Man darf also auf die Fortsetzung gespannt sein! Joachim Thalmann

Christoph Graupner Konzerte, Ouverturensuiten, Sinfonien Nova Stravaganza Ltg.: Siegbert Rampe MDG 341 1121-2


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WERGO

Benjamin Frankel – ein großer Filmkomponist und verkannter Symphoniker lagen – so war er lange Jahre Mitspieler, Arrangeur und musikalischer Assistent im BBC-Tanzorchester von Henry Hall. Nach den großen Erfolgen dieser beiden Frankel-CDs mit einigen seiner Filmmusiken veröffentlicht cpo nun in einem handlichen Schuber zum Sonderpreis die bisher nur auf cpo 999 661-2 vier Einzel-CDs erschienenen sämtlichen acht Sinfonien des bedeutsamen Komponisten.

1966 wurde Benjamins Frankels Partitur für die Filmmusik zu »Battle fo the Bulge« in Hollywood für einen Golden Globe in der Sparte „Beste Originalmusik“ nominiert. cpo bekam für die jetzt kürzlich auf CD veröffentlichte Neuaufnahme den Cannes Classical Award 2002.

cpo 999 696-2

Beide Jurys taten Recht, ist diese Musik doch wesentlich mehr als bloße Untermalung: Sie ist ein eigenständiges grandioses Musikdrama ohne Worte, das in seiner symphonischen Dichte fast zu schade

für den Film ist. Entspricht diese Partitur in ihrer ernsten Monumentalität stilistisch sehr der »absoluten« Musik Frankels, also etwa den Sinfonien, so zeigt cpo mit der zweiten Filmmusikveröfcpo 999 809-2 fentlichung, welch große Bandbreite an Stilen und Stimmungen dem Komponisten zu Gebote stand: Suiten zu sechs verschiedenen Filmen; u. a. The Importance of Being Earnest, Curse of the Werewolf, The Night of the Iguana und Footsteps in the Fog. Hört man z. B. die geistreiche, melodienselige Musik zur erstgenannten Komödie, wird plötzlich sinnfällig, dass Frankels Anfänge in der Unterhaltungs- und Jazzmusik

Diese Edition hat diesen ganz wesentlichen Symphoniker des 20. Jahrhunderts erst wieder ins Bewusstsein der musikalischen Öffentlichkeit zurückgeholt. Die mangelnde Beachtung von Frankels Musik bis zu diesem Zeitpunkt ist so unerklärlich wie unentschuldbar. Selbst in den seriellen Werken bleibt seine Musik auf eine Art zugänglich, die immer wieder überrascht. So sagte er selbst: »Melodie ist der unverzichtbare Stoff, aus dem Musik hergestellt wird.« Dabei wies er in der Regel auf seinen geliebten Mozart hin. Interpreten sind auf jeder CD das Queensland Symphony Orchestra unter der Leitung von Werner Andreas Albert, der »sich mit Herzblut diesen Werken verschrieben hat und zu einer künstlerischen Identifikation mit Frankels Idiom findet, die nur schwer überbieten sein dürfte.« (Klassik heute) Große Musik, die größte Beachtung verdient! Burkhard Schmilgun

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Wiederentdeckte Schätze

Rabbi Isaac Algazi (1889 –1950), der „süße Sänger von Israel“, war einer der bedeutendsten Kantoren der türkisch-jüdischen Synagoge. Die raren Aufnahmen einer faszinierenden Gesangskultur entstanden vorwiegend im Istanbul der zwanziger Jahre. Eine einzigartige Dokumentation – erstmals auf CD!

′Αγ ιος ο Θεο′ς

Agios o Theos

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Zu den bewährten Gelehrten- und Literatur-Kalendern gesellt sich nun ein Musik-Kalender, der als Nachschlagewerk dienen will zu Kontaktadressen und Biografien von 10.500 „professionellen, lebenden Musikerinnen und Musikern der E-Musik, die ihren Schaffensschwerpunkt im deutschsprachigen Raum haben“. Hinzu kommen Verzeichnisse der Orchester, Theater, Agenturen, Festivals usw. Die eigentlich gute Idee krankt an drei Punkten: Schon bei kurzer Durchsicht vermisst man einige Namen, die vermutlich deshalb durchs Raster fielen, weil sie als Freiberufler arbeiten. Zweitens haben zu wenige der Verzeichneten über sich Auskunft gegeben, sodass man oft nur fragmentarische Angaben der Redaktion liest. Und schließlich ist der Musik-Kalender für Privatleute kaum bezahlbar. Dennoch: Nützlich ist der handliche Wälzer allemal, in Bibliotheken sollte er bald zum Standard gehören. AC

Musik in Geschichte und Gegenwart. Digitale Bibliothek Bd. 60. Directmedia Publishing GmbH, Berlin 2001. CD-ROM, V 254,90.

Statt 120.000 Seiten eine Silberscheibe: Das MGG, die neben dem „New Grove“ bedeutendste Musik-Enzyklopädie, ist nun inklusive beider Supplementbände als CDROM erschienen. Dies erleichtert das Arbeiten erheblich: So ist es etwa mittels Suchfunktion und verschiedener Sucheinschränkungen möglich, ganze Artikel oder auch einzelne Stichworte zu finden. Auch das Zitieren wird einfach, indem Textpassagen problemlos in andere Dateien kopiert werden können. Zwar findet sich auf dieser CD-ROM „nur“ das alte MGG mit dem Wissensstand der vierziger bis achtziger Jahre, doch die Neuedition des MGG wird ohnehin erst frühestens 2005 fertig sein. Und vom Preis her ist die CD-ROM ein unschlagbares Angebot für alle, die ein Lexikon nicht zu Repräsentationszwecken in 16-bändiger Form im Regal stehen haben müssen. KL Bielefelder Katalog 1/ 2 0 0 2

50

Jahre

K.J. Kutsch/Leo Riemens: Großes Sängerlexikon, Bd. 7: Ergänzungen II, K. G. Saur Verlag, München 2002. 634 S., V 168,–.

Zitat:

Der Kutsch-Riemens, das Standard-Sängerlexikon, ist wieder um einen Ergänzungsband reicher: Dieser zweite umfasst 1300 Neueinträge und bringt ca. 5000 Artikel auf den neuesten Stand: mit Angaben zu Stimmfach, Lebensdaten, Karriere, Literatur und Tonträgeraufnahmen. Vervollständigt wird auch dieser Band durch ein Register der angeführten Opern und Operetten. KL

„Ich bin nämlich überzeugt, wenn Gott aufgefordert würde, sein Programm zur ‚Welt‘, die er geschaffen hat, zu geben, könnte er es ebensowenig.“ (Mahler 1901)

Bielefelder Katalog Klassik 1/2002. Motor-Presse Stuttgart. 1276 S., V 17,–, als CD-ROM V 50,–.

Der „Bielefelder Katalog Klassik“, das bewährte Kompendium für Platten- und CD-Sammler, erscheint 2002 im 50. Jahrgang. Initiiert wurde der „Deutsche Sammelkatalog“ im Jahr 1952, um die rasch wachsende Zahl der neuen LPs überschaubar zu machen. Heute will das halbjährlich erscheinende Werk alle im deutschen Handel verfügbaren CDs, LPs, MCs, DVDs, SACDs und Musikvideos im Bereich Klassik auflisten – und in einem zweiten Teil alle auf Tonträger verfügbaren Kompositionen, mit Angaben zu Komponist, Werk und Interpreten. Zwar melden nicht alle Plattenfirmen ihre Neuerscheinungen, doch auch so sind die Zahlen beeindruckend: 42.000 Ton- und Bildträger, darunter 1800 Neuerscheinungen, verzeichnet der Jubiläumsband auf über 1200 eng bedruckten Din-A4Seiten. AC Mehr als

42 000 Bild- und Tonträger

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Wolfgang Rihm: Offene Enden. Hanser Verlag, München 2002. 296 S., V 19,90.

Bücher

Kürschners Deutscher Musik-Kalender 2002. K. G. Saur Verlag, München 2002. 791 S., V 210,–.

Landauf landab wird in diesem Frühjahr der 50. Geburtstag des Karlsruher Komponisten Wolfgang Rihm gefeiert. Eine besondere Geburtstagsgabe legt nun der Hanser Verlag in der Edition Akzente vor: eine Sammlung von zum Teil noch unveröffentlichten Aufsätzen, Essays und Reden, die um die Themen „Komponist sein“, „Komponieren“ und „Öffentlichkeit“ kreisen. AC Helena Matheopoulos: Plácido Domingo. Meine Rollen – mein Leben. Kindler-Verlag, Berlin 2001. 346 S.,V 25,50.

Obwohl er mit 60 Jahren durchaus noch ambitionierte Pläne hegt, zieht Placido Domingo mit dieser Publikation so etwas wie das Resümee seines Künstlerlebens. Er zeigt sich in dem geschickt nach Rollen aufgebauten Buch als denkender Sänger, auch wenn manche Äußerungen etwas pauschal anmuten. Die biografische Einleitung lässt negative Stimmen nicht unerwähnt, das Bildmaterial ist reichhaltig, die Diskografie allerdings nicht ganz vollständig. JM Cornelia Boese: Ich bin der Herrscher einer magischen Welt. Buchverlag Peter Hellmund, Würzburg 2001. 80 S., V 8,–.

Auch in der Oper gibt es eine Souffleuse, doch wie sie im Schatten des gleißenden Bühnenlichts lebt und arbeitet, weiß kaum einer. Die Würzburgerin Cornelia Boese hat nun ihr Leben im und um den Souffleusenkasten herum liebevoll in Gedichtform gebracht: Es sind kleine, persönliche Anekdoten aus dem Souffleusenleben, eingeleitet durch „musikalische“ Scherenschnitte, die die Autorin eigens für ihr Buch entworfen hat. Nach der Lektüre des Buches wünscht man sich, auch einmal die Souffleuse auf der Opernbühne beklatschen zu dürfen! KHo

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Christoph Heimbucher, Heike Prange: Mein Instrument. Das Klavier. Bärenreiter-Verlag, Kassel 2002. 32 S., V 14,90.

Kindern ihr Instrument durch ein illustriertes Buch näher zu bringen, ist eine schöne Idee. Schade nur, dass der Bärenreiter-Verlag sie mit seiner neuen Reihe „Mein Instrument“ so in den Sand setzt. Viele Texte sind schrecklich banal, manches wird unglücklich verkürzt dargestellt, während es anderswo unnötig ins Detail geht. So beginnt der Klavierband mit der Beschreibung aller Einzelteile des Instruments – abschreckender geht’s kaum. Auf der Doppelseite „Tun und Lassen“(!) wird zum Händewaschen vor dem Spiel geraten, damit man sich „beim nächsten Mal nicht vor Marmeladenresten ekelt“. Die Illustrationen sind altbacken „nett“, und zu allem Unglück hat das Lektorat noch zahlreiche Kommafehler übersehen. Schade. AC


Porträt

Und ewig

Von Arnt Cobbers

singen die Finnen

Foto: Finish National Opera

Impressionen aus dem hohen Norden

Finnland ist nicht nur das Land in Europa mit den meisten Wäldern, den meisten Olympiamedaillen und den meisten Herzinfarkten pro Kopf der Bevölkerung. Es ist auch eine große Musiknation. Natürlich seien die Finnen viel zu bescheiden, um mit Rekorden zu protzen, betont Kai Amberla vom Finnischen Musikinformationszentrum (FIMIC). Und nennt dann doch beeindruckende Zahlen, mit denen die Finnen wahrscheinlich jede Pro-KopfWeltrangliste anführen: 30 professionelle Orchester (davon 14 Sinfonieorchester), 400 Chöre und über 60 Musikfestivals verteilen sich auf einer Fläche, die fast so groß ist wie Deutschland, aber nur von gerade einmal fünf Millionen Menschen bevölkert wird. Auch bei den Dirigenten dürfte Finnland die Nase vorn haben: Ob Paavo Berglund, Okko Kamu oder Leif Segerstam, ob Esa-Pekka Salonen in Los Angeles oder Jukka-Pekka Saraste in Toronto, Sakari Oramo in Birmingham oder Ari Rasilainen in Oslo, Osmo Vänskä in Glasgow oder Mikko Franck, der mit gerade mal 23 Jahren nun die Leitung des Belgischen Nationalorchesters übernimmt – kaum ein Opern- oder Konzertspielplan kommt ohne finnischen Dirigenten aus. „Die Erklärung ist einfach“, sagt Amberla. „Man braucht nur zwei Dinge: Geld und Geduld.“ In den letzten Jahrzehnten hat man in Finnland ein flächendeckendes Ausbildungssystem mit Musikunterricht an den Schulen, 150 Musikschulen und zwölf Musikhochschulen etabliert, durch dessen Maschen kein großes Talent hindurchschlüpfen kann. Leif Segerstam sieht das ähnlich. Und der sollte es wissen, schließlich ist er für die Ausbildung des Di-

rigier-Nachwuchses verantwortlich. An der Sibelius-Akademie in Helsinki, der einzigen „Musikuniversität des Landes“, leitet er die Dirigierklasse. In Finnland ist der kugelrunde Mann, der wie ein Wiedergänger von Johannes Brahms erscheint, eine Kultfigur. Rund 70 Sinfonien und über 30 Streichquartette hat der 58-Jährige komponiert, mal abgesehen von den anderen Gattungen, und jeden Monat kommen einige Werke hinzu. Nebenbei ist er noch Chefdirigent der Helsinkier Philharmoniker und der Königlichen Oper Stockholm. Auch Segerstam führt den Erfolg der finnischen Dirigenten auf die Ausbildung zurück. So steht den etwa zehn Dirigierstudenten jedes Jahrgangs ein eigenes, vom Staat bezahltes Probenorchester zur Verfügung, mit dem sie fast täglich arbeiten. Wir treffen Segerstam in einer kurzen Pause seiner Dirigierstunde, und kaum ist das Mikro an, legt er los – mit einem ungeheuren Elan und großer Eloquenz, in bestem Deutsch und ohne auf eine Einleitungsfrage zu warten. „Sie werden sich sicher gefragt haben, warum ich die Studentin nicht unterbrochen und nichts gesagt habe. Natürlich darf man diesen Part der Brahms-Sinfonie nicht so dirigieren, aber das sollte sie selbst merken und sehen, wie sie aus dem Schlamassel wieder herauskommt. Nach der Probe schauen wir uns ihr Dirigieren auf Video an und besprechen, was sie gut und was sie schlecht gemacht hat.“ Es ist vor allem diese einzigartige Herausforderung, sich früh in der Praxis zu bewähren, die das Helsinkier Dirigierstudium so erfolgreich macht. Fast um die Ecke, in schönster Lage an einer Meeresbucht mitten in Helsinki, steht Finnlands einziges Opernhaus. Generalintendant Erkki Korhonen ist nicht nur wegen seines optisch wie akustisch überaus gelungenen Hauses zu beneiden, das 1993 eröffnet wurde. Was die Besetzungen an-

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geht, kann Korhonen aus dem Vollen schöpfen. Denn auch an guten Stimmen herrscht in Finnland kein Mangel. Das Singen liege den Finnen im Blut, meint Korhonen, der eigentlich Pianist und Dirigent ist und bis vergangenes Jahr das Internationale Opernstudio in Zürich leitete. Schließlich seien die Helden der finnischen Mythologie Sänger, ihre Kämpfe Sängerkriege gewesen. Die Nationaloper spielt von Ende August bis Mitte Juni fast täglich. Neu herausgebracht werden pro Saison vier bis sechs Opern- und drei BallettProduktionen, darunter mindestens ein finnisches Werk. Das finnische Opernrepertoire wächst rasant. Denn neben der bald 130 Jahre alten Nationaloper sind über das ganze Land freie Operntruppen verstreut, die zum Teil beträchtlichen Ehrgeiz entwickeln. Und es gibt kaum einen schlagenderen Beweis für die Musikbegeisterung der Finnen als das (staatliche geförderte) Projekt, das neue Jahrtausend mit einer neuen Oper zu begrüßen. Sage und schreibe 14 finnische Opern wurden im Jahr 2000 uraufgeführt! Auch Komponisten werden vom finnischen Staat durch Aufträge oder Stipendien unterstützt. Nur wenige Fußminuten von der Oper entfernt liegt die Finlandia-Halle des Architekten Aalvar Aalto. Der außen mit weißem Marmor verkleidete, innen in den Nationalfarben blau und weiß gehaltene Bau dient den beiden Sinfonieorchestern der Stadt als Spielstätte. Da ist zum einen das Radio-Sinfonieorchester, dessen Leitung 2003 Sakari Oramo übernehmen wird, zum anderen das „Helsinkier Stadtorchester“, das sich auf Englisch „Helsinki Philharmonic“ nennt und in diesem Jahr seinen 120. Geburtstag feiert – als ältestes groß besetztes Sinfonieorchester Skandinaviens. Anlässe, sich vor Ort einmal ein Bild zu machen, liefern in den Sommermonaten die zahlreichen Musikfestspiele. Bei den Savonlinna Opernfestspielen stehen u. a. Rigoletto, Tristan und Isolde und Aarre Merikantos Juha auf dem Programm, die Hauptstadt lockt vom 23. August bis zum 8. September mit den Helsinki-Festwochen. Mehr Infos im Internet unter: www.operafin.fi, www.hel.fi/filharmonia, www.helsinkifestival.fi, www.fimic.fi.


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Diskografie

Von Tom Reinhold

Meister

Mahlers Wunderhorn

Gustav Mahlers Sinfonien auf CD – Teil I Gustav Mahler hat es immer gewusst: „Meine Zeit wird kommen!“ Noch bis in die sechziger Jahre hinein wurde er in der deutschen Musikliteratur fast totgeschwiegen, heute zählen seine Sinfonien zu den meistaufgeführten überhaupt. V.a. Leonard Bernstein hat eine MahlerRenaissance eingeleitet, die bis heute anhält. Dabei polarisiert Mahler nach wie vor: Günter Wand und Sergiu Celibidache – bezeichnenderweise die beiden größten Bruckner-Dirigenten überhaupt – war seine Musik, die „in jedem Takt immer nur ‚Ich, ich, ich‘ schreit“ (Celibidache), stets suspekt. Bescheidenheit war seine Sache nicht. Seine achte Sinfonie beschrieb er nicht mehr als Musik, sondern als „Planeten und Sonnen, welche kreisen“. Schon in der ersten, zwischen 1885 und 1888 entstandenen Sinfonie, neben der vierten seine ein-

gängigste und populärste, beschritt Mahler neue Wege: Im ersten Satz ein flirrendes Crescendo der Geigen, aus dem sich die Holzbläser wie Vogelstimmen entwickeln; ein stürmisches Scherzo mit verwunschenem Trio; ein langsamer Satz, der ein Begräbnis karikiert; schließlich ein wildes Finale, in dessen Schlusstakten sieben Hornisten aufstehen und von Trompeten und Posaunen verstärkt werden, um den maximalen Klangeffekt zu erzielen. Georg Solti, einer der wichtigsten Mahler-Dirigenten überhaupt, hat ihn in seiner zweiten Einspielung (Chicago Symphony Orchestra 1983, Decca 411 731-2) musterhaft erzielt. Gerade wegen der Hörner ist sie seiner berühmten ersten Aufnahme aus London (1964, Decca 448 921-2) vorzuziehen. Unter den besten Einspielungen finden sich zwei weitere Fälle, in denen Dirigenten sich selbst Konkurrenz gemacht haben; gelungener ist aus meiner Sicht jeweils die spätere Aufnahme: Erich Leinsdorf mit dem Royal Philharmonic Orchestra (1972, Decca 430 135-2) – zügig, klangvoll und ausgewogen; Klaus Tennstedt mit dem Chicago Symphony Orchestra (1990, EMI 7 54217-1) – sehr langsam, aber ohne langsam zu wirken. Erwähnenswert sind außerdem Christoph von Dohnanyis gediegene Aufnahme aus Cleveland (1989, Decca 466 342-2) und die jugendlich-frische Interpretation von Colin Davis mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (1988, Novalis 150 033-2). Ursprünglich hatte Mahlers sinfonischer Erstling sogar fünf Sätze. Wer die eliminierte Blumine hören möchte, greife am besten zu Simon Rattle (City of Birmingham Symphony Orchestra 1991, EMI 7 54647-2). Im ersten Satz seiner zweiten Sinfonie trägt Mahler den „Titan“, den Helden seines Erstlings, zu Grabe. Wild und grimmig rasen die Celli los. Für Lautstärkefetischisten gibt es reichlich Futter: Im ersten Satz den wohl lautesten Doppelschlag der Musikgeschichte, einen überraschenden Paukenschlag zu Anfang des dritten Satzes, ein Solo von fünf Schlagzeugern im Finale, schließlich eine grandiose Steigerung mit Fernorchester und Chor zur „Auferstehung“. Detailgenau herausgearbeitet wird dies bei Gilbert Kaplan, einem an der Börse zu Geld gekommenen Amerikaner, der nur dieses eine Werk dirigiert (auf CD mit dem London Symphony Orchestra 1987, BMG 75605 51337-2). Doch auch

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Kaplan reicht nicht an die Glut heran, die der späte Leonard Bernstein in seinem Mitschnitt eines LiveKonzerts aus New York (1987, DG 423 395-2) entfacht. Hier gibt es nichts, das nicht zu preisen wäre: die grandiose Orchesterleistung, die Aufnahmetechnik, Christa Ludwig als Sängerin des „Urlichts“, und vor allem: Spannung vom ersten bis zum letzten Takt – trotz oder gerade wegen der recht langsamen Tempi. Eine der großartigsten klassischen CDs überhaupt, weshalb sich weitere Empfehlungen erübrigen. Mahlers dritte Sinfonie stellt mit sechs Sätzen und über 90 Minuten Spieldauer alles Dagewesene in den Schatten. Allein der Kopfsatz dauert rund 35 Minuten. Niemand lässt den Frühling so überzeugend kraftvoll einmarschieren wie Klaus Tennstedt (London Philharmonic Orchestra 1979, EMI 7 64471-2). Auch Kent Naganos geheimnisvolle Interpretation (Berlin 1999, Teldec 8573 82354-2) ist hörenswert, bei der sich das Deutsches Symphonie-Orchester Berlin ebenso in Bestform zeigt wie bei der drei Jahre zuvor entstandenen Einspielung mit Vladimir Ashkenazy, die nur über das Orchester erhältlich ist. Als Geheimtipp gilt die ausgewogene Einspielung von Jascha Horenstein, bei der allerdings kein klanglich völlig befriedigender Transfer auf CD gelungen ist (London Symphony Orchestra, 1970, Unicorn 2006-7). Die insgesamt beste Einspielung stammt jedoch von Michael Gielen, dem mit dem SWF-Sinfonieorchester (1997, Hänssler 93.017) ein seltenes Wunder an Klarheit und Größe gelungen ist. Die vierte Sinfonie ist die letzte der so genannten „Wunderhorn“-Sinfonien. Sie ist schlanker orchestriert (sogar ohne Posaunen) und verzichtet auf zügige Tempi. Der Sängerin im Finale, das ursprünglich die dritte Sinfonie beenden sollte, kommt besonderes Gewicht zu. Das „himmlische Leben“ muss sie völlig uneitel, aus kindlicher Perspektive beschreiben – schließlich handelt es sich um die Vision eines verhungernden Kindes vom Paradies. Barbara Hendricks gelingt dies in der Einspielung von Esa-Pekka Salonen wunderbar (Los Angeles Philharmonic Orchestra 1992, Sony SK 48380), ebenso Camilla Tilling in der rundum stimmigen Interpretation von Benjamin Zander, der Mahlers Intentionen bis zum letzten Takt verinnerlicht zu haben scheint (Philharmonia Orchestra 2000, Telarc 80555). Leonard Bernstein lässt in seiner zweiten Aufnahme konsequenterweise das Solo von einem Knaben singen und erzielt damit eine anrührende Naivität (Concertgebouw Orkest Amsterdam 1987, DG 423 607-2). Wem die ersten drei Sätze der Sinfonie besonders am Herzen liegen, wird mit Simon Rattles Einspielung aus Birmingham (1997, EMI 5 565632) glücklich werden.

Crescendo macht Klassik kompakt! Mahlers fünfte Sinfonie ist durch die Verwendung des Adagietto in Viscontis Film „Tod in Venedig“ zu besonderer Popularität gekommen. Am Tempo dieser Liebeserklärung Mahlers an seine Frau scheiden sich die Geister; von – nach den Metronomangaben eigentlich richtigen – acht Minuten (etwa bei Abbado) reicht es bis zu romantisch schwelgerischen 14 Minuten (bei Haitink), und beides kann überzeugen. Die übrigen vier Sätze sind weit komplexer, die ersten drei hoch dramatisch. Die Spannbreite Mahler’scher Stimmungen loten Daniele Gatti (Royal Philharmonic Orchestra 1997, BMG 75605 51318-2) und Benjamin Zander (Philharmonia Orchestra 2000, Telarc 80569) mustergültig aus; die beiden Londoner Ensembles spielen in Bestform und sind von den Aufnahmetechnikern mit großer dynamischer Spannbreite eingefangen. Die interpretatorische Krone geht aber an Georg Solti, dessen legendäre erste Chicagoer Einspielung (1970, Decca 430 443-2) in keiner Sammlung fehlen darf (von seiner drastisch schlechteren Live-Aufnahme von 1990 sei explizit abgeraten). Bei Mahlers tragischer sechster Sinfonie fällt die Empfehlung ähnlich eindeutig aus, hier führt kein Weg an der archaischen Wildheit von Solti (Chicago Symphony 1970, Decca 425 040-2) vorbei. Auch klanglich ist die Aufnahme exzeptionell gelungen; die harten Pauken sowie die drei Hammerschläge im Finale sind ein Fest für jede gute Stereoanlage und ein Albtraum für Nachbarn. Ebenfalls berauschen kann ich mich an Leonard Bernsteins extrovertierter zweiter Einspielung (Wiener Philharmoniker 1989, im Gesamtzyklus DG 459 080-2) und an der vorbildlich transparenten, bestürzend tief empfundenen, nachgerade unbarmherzigen Aufnahme von John Barbirolli (New Philharmonia Orchestra 1967, EMI 5 69349-2), der als MahlerDirigent kaum zu unterschätzen ist. Schwieriger wird die Auswahl bei den späten Sinfonien sieben bis neun, bei der unvollendeten Zehnten und den verkappten Sinfonien wie dem Lied von der Erde, die im nächsten Crescendo vorgestellt werden. Nicht alle der hier genannten Einspielungen sind derzeit im Handel erhältlich. Wir haben sie dennoch mit einbezogen, weil sie schon bald wieder verfügbar sein könnten – vielleicht dann in neuer Verpackung im Rahmen einer Sonderedition.

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Mit den Bänden „Giuseppe Verdi” und „Alte Musik” starten wir eine Reihe handlicher Büchlein, die Ihnen alles Wissenswerte über Komponisten, Genres, Epochen oder auch Festivals und Opernhäuser präsentieren: pointiert und präzise auf 36 Seiten, verständlich geschrieben, farbig bebildert und mit CD-Empfehlungen versehen. Sie erhalten die ersten beiden Bände der Reihe „Klassik kompakt” direkt beim Verlag zum Preis von je 4,60 EUR.

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2001 war Verdi-Jahr! Doch wer war dieser Mann, der in seinen 88 Lebensjahren nicht nur die stattliche Zahl von 26 Opern komponierte, sondern dabei auch ein gutes Dutzend Meisterwerke schrieb, die zum Kernbestand des Opernrepertoires zählen? Wenn Sie mehr über Leben und Werk Giuseppe Verdis erfahren möchten, aber nicht gleich eine umfangreiche Biografie lesen wollen, so haben wir für Sie die ideale Lösung: das neue Crescendo „Klassik kompakt”. Klemens Hippel

Band 2

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Die Rote Reihe: Klassik kompakt

Alte Musik – eine Einführung in die Musik der Zeit vom ausgehenden Mittelalter bis ins Barock, mit einem Blick auf die Ästhetik und die Genres, die Komponisten und ihre Werke. Für alle, die etwas über Alte Musik erfahren, aber nicht gleich dicke Bücher studieren wollen.

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CD-Rezensionen

Alte Musik net ! Ausgezeich

Magazin – Das Klassik Crescendo

Die Bedeutung der Improvisationskunst in der Musik des 17. Jahrhunderts demonstriert Rolf Lislevand in seiner Interpretation italienischer Gitarrenmusik, deren Notationsform („alfabeto“) der CD auch ihren Namen gegeben hat. Die Komponisten wie Foscarini oder Corbetta werden nur Spezialisten kennen, aber die Lebendigkeit und Präsenz, mit der das Ensemble Kapsberger hier Alte Musik präsentiert, sucht ihresgleichen, ebenso wie die Klangqualität der Aufnahme. Musik, die auch Jazzund Weltmusikfans begeistern dürfte.

Eigentlich ist es ein Opernersatz für die Fastenzeit – das Oratorium S. Alessio von Camilla de Rossis. Sie ist eine der wenigen bekannten Komponistinnen des 17. und 18. Jahrhunderts, auch wenn man von ihr kaum mehr weiß, als dass sie in Wien um 1710 vier solcher Oratorien zur Aufführung brachte. Ganz opernhaft sind denn auch die heftigen Gefühlsausbrüche und hoch virtuosen Passagen, die vom sehr spielfreudigen Ensemble Musica Fiorita dargeboten werden. Herausragend ist Rosa Dominguez als verlassene Braut.

(naive E 8852/Harmonia mundi)

(pan classics 510 136/Note1)

Einen „frommen und demütigen Charakter“ wollte Andrea Gabrieli einem seiner Spätwerke, den Psalmen Davids, zugrunde legen. Ein Anliegen, das in der Interpretation des Niederländischen Kammerchors und des Huelgas-Ensembles perfekt getroffen wird. Mit äußerst flexiblen Tempi gelingt stets die Anpassung der Musik an die Textbedeutung, ein genau austariertes Verhältnis von instrumentaler und vokaler Besetzung garantiert einen beeindruckend geschlossenen und abwechslungsreichen Klang.

Nur wenigen Lesern wird Joseph-Hector Fiocco bekannt sein, dessen Leçons de tenèbres von der Sopranistin Anne Mertens vorgestellt werden. Ohne zu forcieren, ganz verinnerlicht und mit resignativem Ton lässt sie die alttestamentarischen Texte lebendig werden – heftigere Affekte bleiben einigen rezitativen Passagen vorbehalten. Warum allerdings zwei Blockflötensonaten von Fioccos Vater zu den Tenebrae gefügt wurden, will nicht recht einleuchten: So hübsch sie auch sind – sie passen eigentlich nicht dazu.

(Globe Glo5210/Note1)

Eine ungewöhnliche Mischung stellte auch die Rheinische Kantorei mit Werken Johann Friedrich Faschs und seines Sohnes Carl zusammen, der vor allem als Kapellmeister bekannt wurde. Zwei Kantaten und eine Ouvertüre des Vaters zeichnen sich durch ein perfektes Einverständnis von Solisten, Chor und Orchester aus, während der Psalm des Sohnes eher durch den Spaß des Ensembles an dem höllisch schweren A-cappella-Satz gekennzeichnet ist.

Nicht nur dem Lobpreis Gottes, sondern vor allem Ludwigs XIV. dienten die Kompositionen Marc-Antoine Charpentiers, die Le Concert Spirituel hier vorstellt – mit der angemessenen Emphase und Lust an großen Spannungsbögen. Alle Fernsehzuschauer, die vom berühmten Te Deum nur die „Eurovisionsfanfare“ kennen, können hier erfahren, wie diese Musik wirklich klingen soll! (Glossa GCD 921603/Note1)

KH

(Eufoda 1302/Musikwelt)

(cpo 999594/jpc)

Ernst Bloch meinte, dass Bach „schwer, hart rhythmisierend, glanzlos tief das Ich und sein emotionales Inventar“ zeige. Er hat Murray Perahia nicht gehört. Perahia spielt einen leichten, entmystifizierten Bach. Er geheimnisst nichts in die Musik hinein, und gerade darum ist sein Spiel so voller Esprit. Durch freie Akzentuierung baut er eine rhythmisch-melodische Spannung auf, bei der das Metrum stets pulsierend durchzuhören ist, aber nie schematisch wirkt. Mal perlend, mal in perfektem Legato singend, ist sein Anschlag, die Bässe aus der völlig freien Linken hervorsprudelnd. So entsteht ein tänzerischer, „italienischer“ Bach, der seinesgleichen sucht. Johann Sebastian Bach: Klavierkonzerte Vol. 2. Murray Perahia, Academy of St. Martin in the Fields 2000. Sony SK 89690. MK

Bela Bartóks Duos entstanden in den dreißiger Jahren als Beitrag zur Violinschule von Erich Doflein, was man ihnen keinesfalls anmerkt. Der Komponist schuf mit minimalen Mitteln kleine kammermusikalische Juwelen, die hier von den beiden Geigern des KellerQuartetts optimal ausgebreitet werden. Sie verstehen das an ungarische Sprache und Volksmusik stark angelehnte Idiom Bartóks und setzen es in eloquente Klänge um. Als Zugaben erklingen Miniaturen von Bartóks Landsleuten Ligeti und Kurtág. Bela Bartók: Duos für zwei Violinen; György Ligeti: Ballad and Dance; György Kurtág: Ligatura op. 31b András Keller, János Pilz 1999. ECM New Series 1729 465 849-2. CMS

KH

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Musikalische Spannung hängt nicht mit rekordverdächtigen Tempi und extremer Dynamik zusammen. Zwar wissen Zinman und sein dunkel timbriertes Orchester (mit exzellenten Blechbläsern!) in der Missa solemnis auch stürmische Attacken zu reiten. Insgesamt ist es aber ein sanfter, gelassen musizierter Beethoven. Sehr deutlich wird hier, dass es sich im Grunde um eine vokale Sinfonie mit religiösem Gehalt handelt. Leider verbannt das etwas mulmige Klangbild der Aufnahme den opulent singenden Schweizer Kammerchor streckenweise in den Hintergrund und lässt die Solisten zu sehr ineinander verschwimmen. Ludwig van Beethoven: Missa solemnis. Orgonasova, Larsson, Trost, Selig, Schweizer Kammerchor, Tonhalle Orchester: Zinman 2001. Arte Nova 74321 87074-2. JH

Mit verhaltener Glut dirigiert Leif Segerstam Bergs Wozzeck. Über weite Strecken hält er das Orchester der Königlichen Oper Stockholm vornehm zurück. Zu heftigeren Klangeruptionen kommt es hingegen in den Verwandlungsszenen. Das schwedische Ensemble bemüht sich um adäquate Diktion, was nicht immer ganz gelingt. Carl Johann Falkman gibt einen braven Wozzeck, während Katarina Dalaymans Marie zu voluminös, auch zu hysterisch klingt. Insgesamt vermittelt die LiveAufnahme eher einen neutralen Eindruck als den von existenzieller Dringlichkeit oder Verzweiflung. Alban Berg: Wozzeck. Falkman, Dalayman, Qvale, Wahlund, Stregard, Hedlund, Eklöf u. a. Chor und Orchester der Königlichen Oper, Stockholm: Segerstam 2000. Naxos 8.660076-77. HGV

Der Mitschnitt von Günter Wands letztem Konzert ist nicht nur als historisches Dokument von Interesse. Wand beeindruckt erneut mit einer abgeklärten, ja weisen Interpretation, ausgewogenen Proportionen und großen Spannungsbögen, die sich wie von selbst ergeben. Und noch immer gibt es Neues zu entdecken: Die Coda des Finales ist Wand noch nie so ergreifend gelungen und gemahnt an Celibidaches unübertroffene Interpretation. Schuberts Fünfte steht bei Wand für sich, weder als Mozart-Nachfolger noch als Bruckner-Vorgänger. Das beigefügte letzte Interview ist ergreifend; weil – bei aller geistigen Frische – das hohe Alter Wands hier hör- und fühlbar wird. Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 4; Franz Schubert: Sinfonie Nr. 5. NDR-Sinfonieorchester: Günter Wand 2001. RCA 74321 930412/BMG. TR

Die Live-Aufnahme von Debussys Fin-de-siècle-Märchenoper Pelléas et Mélisande aus dem Theatre des Champs-Elysées Paris zeichnet sich durch eine dichte Atmosphäre aus. Bernard Haitink lässt das Orchestre national de France sehr lebendig und geschmeidig musizieren, der Klangteppich dieser Oper schillert in leuchtenden impressionistischen Farben. Anne Sofie von Otter verkörpert in ihrem schlanken Gesang die geheimnisvolle Fremde, Mélisande. Mit kultiviertem, klangschönem Bariton setzt Laurent Naouri als Golaud die Stimme der Vernunft gegen Mélisandes Ängste. Doch er verliert sie an Wolfgang Holzmairs vokal strahlenden Pelléas. Debussy: Pelléas et Mélisande. von Otter, Naouri, Holzmair. Orchestre national de France: Haitink 2001. Naive V 4923/Harmonia mundi. NL


Erlebnis Mehrkanal „:debut“ nennt sich eine neue CD-Reihe, auf der sich Studierende der Wuppertaler Musikhochschule erstmals einem breiten Publikum vorstellen können. Auf der ersten CD singen nun Studentinnen der Klasse Barbara Schlick Lieder von 13 Komponistinnen des 17. bis 20. Jahrhunderts, darunter Pauline Viardot, Cécile Chaminade, Fanny Hensel, Clara Schumann, Lili Boulanger, Grete von Zieritz und Rebecca Clarke. In einer gelungenen Auswahl geben die Stücke einen guten Einblick in die erst in jüngster Zeit vermehrt beachtete Sparte der komponierenden Frauen. Und auch die Sängerinnen machen zum großen Teil eine gute Figur. Einzig das Booklet lässt zu wünschen übrig. :debut: Studentinnen der HfM Köln, Abt. Wuppertal, singen Lieder v. Komponistinnen. Cavalli Records 315/Note1.

KK

Vivica Genauxs „Arien für Farinelli“ sollen vermutlich an den Erfolg des „Farinelli“Soundtracks anknüpfen. Zu gönnen wäre es der CD, denn ästhetisch ist sie dem computerbearbeiteten Filmsound haushoch überlegen. Präsentiert wird eine hübsche Auswahl nicht nur virtuoser Arien des barocken Gesangsstars. Genaux besitzt eine bemerkenswerte Stimme, volltönend in Tiefe und Mittellage, sonor auch in der Höhe. Wie sie die Koloraturen herausschleudert, erinnert ein wenig an die Bartoli, obwohl sie (noch?) nicht deren Format besitzt. Vielleicht hätte sich die Stimme freier ausschwingen können ohne das allzu große Bemühen um historische „Wahrheit“. Man darf auf mehr gespannt sein.

Im Einfachen liegt das Erhabene. Das beweisen Griegs Lyrische Stücke, zumindest wenn sie so bezwingend und wohldurchdacht, so „natürlich“ und doch so poetisch gespielt werden wie nun von Leif Ove Andsnes. Die 24 Stücke, eine Auswahl quer durchs gesamte Oeuvre, nahm Andsnes auf Griegs altem Steinway in der Villa Troldhaugen bei Bergen auf. Der Zauber des Ortes inspirierte ein Jahr zuvor bereits Truls Mørk und Kollegen zu Höchstleistungen. Griegs Cellosonate hört man selten so kraftvoll und packend wie hier mit Mørk und Havard Gimse an Griegs Steinway, und beim Streichquartett bersten die vier jungen Musiker geradezu vor Energie und Leidenschaft.

Vivica Genaux: Arien für Farinelli. Akademie für alte Musik Berlin: René Jacobs 2002. harmonia mundi HMC 901778. MK

Grieg: Cellosonate a-moll. Mørk, Gimse; Streichquartett. Sigerland, Sponberg, Tomter, Mørk 2000. Virgin 5 45505-2/EMI. AC

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EdvardGrieg: Lyrische Stücke. Andsnes 2001. EMI 5 57296-2.

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Bereits erschienen:

Crescendo – Das KlassikMagazin

Nicht von dramatischer Wucht wie bei Verdi, sondern von lyrisch vergeistigten Zügen ist das Requiem von Gabriel Fauré geprägt. Züge, die Herreweghe klangschön und geschmeidig herausarbeitet. Makellose Intonation und weite, schwebende Bögen im Chor unterstreichen den Reiz des Stückes. Herreweghe verzichtet keineswegs auf dynamische Entwicklungen und Akzente, aber er setzt diese Mittel maßvoll ein. Das Orchester fügt sich harmonisch in die überwiegend in zarten Farben ausgeleuchtete Konzertfassung des Requiems. Ebenso wie die Darmseiten der Streicher gehört die französische Aussprache des lateinischen Textes zur historisch korrekten Aufführungspraxis. Gabriel Fauré. Requiem. La Chapelle Royale, Collegium Vocale Gent, Orchestre des Champs Elysées: Herreweghe 2001. Harmonia mundi 901771. NL

Jeden Monat erscheinen mehrere 100 Klassik-CDs in Deutschland. Die über 80 CDs, die wir alle zwei Monate in Crescendo besprechen, bilden also schon eine gezielte Auswahl. Es sind Aufnahmen, die wir für besonders wichtig halten – auf Grund des Repertoires, der Interpreten, der Interpretation oder auch wegen ihrer Originalität. Aus der erfreulich großen Zahl der guten Einspielungen wollen wir Ihnen einige wenige CDs besonders ans Herz legen. Aufnahmen nämlich, die unsere Rezensenten schlicht für ausgezeichnet halten.

Unsere Empfehlungen für Juni/Juli ■ Johann Sebastian Bach: Klavierkonzerte Vol. 2.

Murray Perahia, Academy of St. Martin in the Fields 2000. Sony SK 89690. ■ Richard Strauss: Vier letzte Lieder. Soile Isokoski, Berliner Rundfunksinfonie-Orchester: Marek Janowski. Ondine 982-2/Note1. ■ Kurt Atterberg: Sinfonien 2 & 5. Radiosinfonie-Orchester Frankfurt: Ari Rasilainen 2000. cpo 999 565-2. ■ Tal & Groethuysen: Children’s Corner. Bizet, Gieseking, Dichler u. a. 2002. Sony SMK 89943. ■ Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 7. Berliner Philharmoniker: Claudio Abbado 1999. DG 471 623-2. ■ Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichquartette op. 12 u. 13. Alban Berg Quartett. EMI 5 57167-2. ■ Georg Philipp Telemann: La Bizarre. Akademie für Alte Musik Berlin 2001. harmonia mundi HMC 901744.

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DVDs und den Katalog 2002 erhalten Sie im Handel, den Katalog auch direkt von: NAXOS DEUTSCHLAND GmbH Abt. N15, Wienburgstr. 171a, 48147 Münster e-mail: info@naxos.de www.naxos.de


CD-Rezensionen

Recitals zunächst gar nicht glauben! „Man will es

net ! Ausgezeich

Magazin – Das Klassik Crescendo

Da gibt es eine Programmzeitschrift, … die wie in guten alten Zeiten des Dampfradios umfassend und ausführlich die Radioprogramme des gesamten deutschsprachigen Raums Woche für Woche dem treuen Radiohörer zur Lektüre und Orientierungshilfe bietet.“ Klaus Amann, SWR 2

Die Finnin Soile Isokoski besitzt eine ideale Stimme für Richard Strauss: Emotion, gepaart mit Kühle. Zwischen Frühlings- und Herbststimmungen wird bruchlos vermittelt. Die Beweglichkeit der Stimme lässt die Myrthe zauberhaft säuseln, von der profunden Tiefe profitiert Ruhe, meine Seele, die Vier letzten Lieder sind ein exquisites Vokal-Bouquet. Marek Janowski hält den Klang des Berliner RSO schlank.

„… wer einmal dieses Wochenprogramm in Händen hält und auf 141 Seiten (141!) mit grenzenloser Verwunderung feststellt, welch ungeheuren geistigen Reichtum unser derzeitiger Hörfunk anzubieten hat und welch ungeheuer großen Bildungsschatz man Woche für Woche ungehört an sich vorbeirauschen lässt, der wird einsehen, dass es höchste Zeit wird, für dieses Dampf-Radio einmal publizistisch Dampf zu machen: es lässt erahnen, in welchem radiophonen Luxus wir (noch) leben.“ Prof. Dr. Hans Christian Schmidt, Osnabrücker Nachrichten

(Ondine 982-2/ Note1)

„Zum Lobe der Öffentlich-Rechtlichen ... Nach wie vor gibt es auch die öffentlichrechtlichen Kultursender und sie verfolgen Ihren Auftrag mit großer Energie und großem Aufwand. Zum Beispiel durch eine große Zahl an Radiokonzerten bis hin zur eigenen- oder koproduzierten Ur- und Erstaufführung. Zum Beispiel durch Hörspiele, ca. 30 im Monat. Zum Beispiel durch Literaturlesungen, täglich mehrere. Und nicht zuletzt durch soliden Funkjournalismus bis hin zum ausgedehnten „Feature“ zu Fragestellungen politischen, technischen, medizinischen, kulturellen und sozialen Inhalts. Und viele hören zu – … aber was wird wann gesendet? Lesen was läuft. Hören was lohnt: das „Dampf-Radio“. All diese Informationen der öffentlichrechtlichen Sender zusammenzutragen hat sich die einzige überregionale Radiozeitschrift Deutschlands, das „Dampf-Radio“ … zum Ziel gesetzt. Probieren Sie es aus: Bestellen Sie unverbindlich ein Probeheft… Sie werden feststellen: Das Angebot der öffentlich-rechtlichen Radiosender ist groß; es ist vieles da. Man muß nur Hinhören. Und wissen, dass (und wann) es „läuft“.“ MANUFACTUM

Barbara Bonney verabschiedet sich langsam von ihrer Jungmädchenstimme, ohne schon bei Schumanns Dichterliebe angekommen zu sein. An der Interpretation irritieren zudem einige seltsame Sprachfehler („Lillie“). Schöne Eindrücke hingegen bei den zu Unrecht vernachlässigten Liedern Liszts. (Decca 470 289-2) Livekonzert aus Londons Covent Garden (Dirigent: Ion Marin) mit der EMI-Primadonna Angela Gheorgiu. Die schöne Rumänin liefert neuerlich überzeugende Beweise ihrer hohen Gesangskunst, sogar mit Mozart. Händel kommt freilich etwas manieriert daher, Bellinis Casta Diva wird nicht ganz bewältigt. Die Fans jubeln trotzdem. (EMI 5 57264-2) Das Programm „Russian Opera Arias“ sollte wohl besser heißen „with arias“. Volume 1, Zeichen für eine größere Anthologie, streut zum „Aufatmen“ Instrumentalstücke ins Recital des ukrainischen Tenors Vladimir Grishko, dem man gleichwohl ununterbrochen zuhören könnte. Eine noch für Mozart geeignete, edle Stimme, aber fähig zu großer Expansion, ohne die typisch slawischen Härten. Eine Entdeckung!

Eine kostenlose, gültige Ausgabe erhalten Sie unverbindlich unter dem Stichwort „Crescendo 3“. Dampf-Radio Marketing Pfarrer-Reinartz-Straße 7, 53925 Kall Fax: 02444/911332 Email: probe@dampf-radio.de

(Naxos 8.554843)

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JM

Den Tristan hat Plácido Domingo fest im Visier. Jetzt geht er die Siegfriede an, auch im Studio eine Kraftanstrengung. Kompliment für den ehrgeizig-fleißigen Tenor und seine kraftvolle, jung gebliebene Stimme. Ein Wolfgang Schmidt würde neben ihm zum Mime schrumpfen. Domingo hat’s aber auch gut: Violeta Urmana ist seine Brünnhilde. (EMI 5 57242-2) Bariton Albert Dohmen hat Wagner zu seinem RepertoireZentrum gemacht. Bei „Arte Nova Voices“ zeigt er in den Live-Porträts aus Palermo und Bozen vokale Statur und Charisma. Da muss man Details nicht beckmesserisch ansprechen. (Arte Nova 74321 90063-2) Bryn Terfel lehrt dann aber doch den Unterschied zu einer bedeutenden Interpretation. Durch die Begleitung der Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado freilich von vornherein aufgewertet, zeigt er auf imponierende Weise, wohin ihn sein Weg von Figaro und Falstaff inzwischen geführt hat. Stimmkraft und gestalterische Sensibilität vereinen sich. (DG 471 348-2) Über Tannhäuser lässt sich auch das erste wirklich umfangreiche Opernrecital Thomas Quasthoffs in dieses Kapitel einbauen. Die von Christian Thielemann orchestral vorbildlich unterstützte, mitunter allerdings etwas bedeutungsvoll akzentuierte CD „Die Stimme“ zeigt klar die Vorteile des lyrischen Baritons, der sich im Bassfach eher auf Abwege begibt und als Komödiant nicht voll überzeugt. (DG 471 493-2) JM

Selten klingt Händels „Schlacht-Te Deum“ auf CD so blühend und bei aller Siegesfreude in so filigraner Leichtigkeit. Trompetenensemble, Hofkapelle und Chor gefallen ungemein durch perlende, dynamisch eloquente Musizierweise. Dagegen erscheint die üppige Schwere des Rilling’schen Chores bei Dvo˘rák und Bruckner punktuell martialisch. Die Pianopassagen, besonders bei „Tu Rex gloriae“, sind hingegen bei Chor und Solist von geradezu böhmischer Süße. Bruckner gefällt eher mit dem 150. Psalm, allerdings bringt das einleitende Halleluja den Chor an seine klanglichen Grenzen. Händel: Dettinger Te Deum. Collegium Vocale Siegen, TrompetenConsort „Friedemann Immer“, Hannoversche Hofkapelle: Stötzel. Dvo˘rák: Te Deum; Bruckner: Te Deum, Psalm 150. Gächinger Kantorei, Bach-Collegium-Stuttgart: Rilling 2001. Hänssler 98.421. KMB

Das deutsche Fach ist die Domäne Ben Heppners, was zu seinem relativ hellen, schlanken Timbre passt. Jetzt legt er eine französische Anthologie vor. Hervorragend der Äneas in Troyens mit bombensicherem hohem C. Bei Faust wird die Stimme gut geführt, gewinnt aber keinen rechten Rollencharakter. Bei Halévys Juive und Massenets Cid bleibt Heppners Darstellung im Vergleich zu den Modellinterpretationen eines Enrico Caruso oder Joseph Schmidt eindimensional. Auf guten Pfaden bewegt er sich wieder bei Meyerbeer. Mit der Einspielung vollständiger Szenen gibt sich die CD editorisch erfreulich ehrgeizig. Ben Heppner: Airs Francais. Arien von Berlioz, Halevy, Massenet, Meyerbeer. London Voices, London Symphony Orchestra: Chung 2001. Deutsche Grammophon 471 372-2. JM


Sinfonische Raritäten net ! Ausgezeich

Hear the music See the music Feel the music

Magazin – Das Klassik Crescendo

Als Korngold seine Filmmusiken für Hollywood schrieb, trugen die Helden noch Strumpfhosen. Bei wem heutige Filmkomponisten wie John Williams ihr Handwerk gelernt haben, macht diese CD deutlich. André Previn, selbst nebenbei Filmkomponist, hat die alten Stimmbücher ausgegraben und mit dem London Symphony Orchestra neu eingespielt. Entstanden sind überaus hörenswerte Tongemälde, die trotz oder gerade wegen ihrer süffigen Klangopulenz zur wahren Freude werden. Bemerkenswert zudem, dass Korngold in seiner Filmmusik zu Captain Blood ausgerechnet Anleihen bei Pfitzners Schauspielmusik zum Käthchen von Heilbronn genommen hat. Erich Wolfgang Korngold: Filmmusik. London Symphony Orchestra: Previn 2001. Deutsche Grammophon 471 347-2/Universal. MK

Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn ich nicht gewusst hätte, wer spielt. Aber irgendwie fehlt dem Neapolitaner Accardo die für Kreislers Musik unabdingbare „wienerische“ Komponente. Seine geigerische Kompetenz ist hingegen in jedem Takt bewiesen. „Raison d’être“ dieser CD ist aber das Instrument: Stradivaris „Cremonese“-Geige aus dem Jahr 1715, die im Stradivari-Museum aufbewahrt wird, ist im Beiheft mehrmals abgebildet und ausführlich beschrieben. Musik und Spieler treten damit ziemlich in den Hintergrund. Die Auswahl von Kreislers Schmonzetten ist gut getroffen, alte Lieblinge und weniger bekannte Stücke sind gleichermaßen vertreten. Der „alte Fritz“ bleibt aber unerreicht. Homage an Fritz Kreisler. Salvatore Accardo, Laura Manzini (Klavier) 1993. Foné 2045/Musikwelt. CMS

Der Nachruhm des Franzosen (mit englischem Vater) Georges Onslow (1784–1853) litt und leidet wie der so vieler seiner Zeitgenossen an der Übermacht Beethovens. Dass eine Neubewertung angebracht wäre, beweist die Radio-Philharmonie Hannover des NDR unter Johannes Goritzki mit einer engagierten Einspielung der Sinfonien Nr. 2 und 4. Die 1831 bzw. 1846 entstandenen Werke sind brillant und geistreich und trotz gewisser Bezüge auf Beethoven von ganz eigenem Charakter. (cpo 999 738-2)

Auch der Schwede Franz Berwald (1796–1868) schrieb vier Sinfonien – und dazu noch sechs sinfonische Dichtungen. Die allesamt in den 1840er Jahren entstandenen Werke spielt nun das Dänische Nationale Radio-Sinfonie-Orchester unter Thomas Dausgaard ein. Die erste Folge gelang mustergültig: Das Zeug zum Repertoire-Dauerbrenner hätte vor allem die Sinfonie singulière/ Nr. 3, die mit Ohrwurmqualitäten, farbiger Instrumentation und einer fast schon Sibelius’schen atmosphärischen Dichte beeindruckt. Leichtfüßig-heiter, aber gar nicht banal wirkt die Sinfonie naive/ Nr. 4. (Chandos CHAN 9921/Koch) Zu den sinfonischen Raritäten gehört auch Richard Wagners C-Dur-Sinfonie, die er mit 19 Jahren ganz unter dem Einfluss Beethovens, doch bereits mit großer Meisterschaft schrieb. Die Jenaer Philharmonie unter Paulus Christmann koppelt das Werk mit der Konzert-Ouvertüre Nr. 2 und den Wesendonck-Liedern in der Bearbeitung von Hans Werner Henze – für Altstimme (Birgit Schmickler) und Kammerorchester. (Coviello 30102)

Ari Rasilainens Gesamteinspielung der neun Sinfonien des Schweden Kurt Atterberg (1887–1974) nähert sich dem Abschluss. Und erneut gilt es nicht nur, zwei fast unbekannte spätromantisch-dramatische Meisterwerke zu entdecken, sondern auch zwei energiesprühende Einspielungen zu feiern. Partner des finnischen Dirigenten war diesmal, bei den Sinfonien Nr. 2 und 5, das saft- und kraftvoll aufspielende RSO Frankfurt.

Gilfry Bartoli Mozart Don Giovanni 100328

NEU

(cpo 999 565-2)

Das Violinkonzert von Max Bruch (1838–1920) gehört zu den absoluten Hits der Klassik. Das Sinfonieorchester Wuppertal unter seinem Chefdirigenten George Hanson präsentiert nun drei unbekannte Werke. Die Schwedischen Tänze, die Serenade für Streichorchester op. posth. und die Chorballade Schön Ellen beweisen Bruchs kompositorische Meisterschaft und sein Gespür für eingängige Melodien. Doch ist die Musik fast zu „schön“ und perfekt, und wegen dieser akademischen Glätte galt der gefeierte Berliner Kompositionsprofessor schon gegen Ende seines Lebens als überholt.

Badea Vidal Offenbach Orphée Aux Enfers 100402

NEU

Langridge Putnam Mozart La Clemenza Di Tito 100406

NEU

(MDG 335 1096-2)

Charles Mackerras und die Tschechische Philharmonie fügen ihrer gefeierten Dvo˘rákReihe eine beachtenswerte CD hinzu: Die Sinfonischen Variationen op. 78, das Scherzo Capriccioso op. 66 und die Legenden op. 59 zeigen Dvo˘r ák auf der Höhe seines Könnens und Erfindungsreichtums und klingen, weil nur selten im Konzert gespielt, erfrischend unbekannt. (Supraphon SU 3533-2/Koch)

Bacelli Randle Händel Tamerlano 100702

NEU

AC

AC

Bereits über 200 Titel... Erhältlich im Fachhandel - im Vertrieb von: NAXOS DEUTSCHLAND GmbH, Abt. N18 Wienburgstr. 171 a, 48147 Münster 0251 / 924060

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Gitarre

Klavier

CD-Rezensionen

Orgel

Klavier vierhändig

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Magazin – Das Klassik Crescendo

eichnet ! AusgezKla in ssikMagaz

– Das Crescendo

Auf der im Jahr 2000 erbauten Bach-Orgel in der Leipziger Thomaskirche spielt Ullrich Böhme ein (an-)sprechendes Programm aus Werken der Bach-Familie: neben Kompositionen Johann Sebastian Bachs solche seines Onkels Johann Christoph und seines Sohnes Carl Philipp Emanuel. Außerdem vermittelt die Einspielung den Charakter des an historischen Vorbildern orientierten Orgelneubaus. (querstand/VKJK 0120)

Schweizer Orgelmusik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts auf der großen Kuhn-Orgel des Berner Münsters: Diese ebenso nahe liegende wie gelungene Kombination vervollkommnet Bernhard Leonardy durch eine fundierte Interpretation selten eingespielter Werke. Die Aufnahme präsentiert klanggewaltige Kompositionen von Hans Huber, Rudolf Moser, Arthur Honegger und Friedrich Klose, die neugierig machen auf mehr. Und falls das Repertoire einmal erschöpft sein sollte – Improvisationen an dieser großartigen Orgel sind erwünscht. (ORG 7015 2)

Nachdem die Orgelwerke Charles-Marie Widors vorliegen, spielt Ben van Oosten jetzt die Werke dessen Schülers und Nachfolgers Marcel Dupré ein. Und erneut überzeugt der ausgezeichnete Kenner der französischen Orgelromantik mit stilsicherer und einfühlsamer Interpretation, zumal bei der bedeutsamen Komposition Le Chemin de la Croix. Die hervorragende Aufnahme lässt deutlich werden, dass van Oosten dieses aus Improvisationen entstandene Werk nicht nur mit musikalischem Sachverstand, sondern mit innerem Verstehen spielt. (MDG 316 0953-2)

SV

Die Bardenklänge op. 13 des Johann Kaspar Mertz (1806 –1856) gehören zum selten gespielten Repertoire. Dabei zeigt die Einspielung des Amerikaners Adam Holzman deutlich deren vielfältige Qualitäten. Zu Recht befördert er die hörenswerte Serie von 25 Charakterstücken wieder ans Licht der Öffentlichkeit. Sein Spiel zeichnet sich nicht zuletzt durch wunderbare Leichtläufigkeit aus, was dieser überwiegend virtuos angelegten Musik sehr gut bekommt. Holzman spielt nicht über die Maßen romantisierend. Klangfarbenkontraste und agogische Effekte finden sich sparsam, dafür umso effektiver eingesetzt. (Naxos 8.554556) Am 2. Juni jährt sich der Todestag des großen Andrés Segovia zum 15. Mal. Die Deutsche Grammophon hat das zum Anlass genommen, eine Rückschau auf die große Zahl von Aufnahmen des Meisters zu unternehmen. Dabei handelt es sich um die legendären Aufnahmen der amerikanischen Decca aus den Jahren 1952 bis 1970 (schon einmal veröffentlicht bei MCA Classics 1989–90). Es hat lange gedauert, bis die Gitarrenszene sich von ihrem Übervater emanzipieren konnte. Diese Phase darf heute als überwunden gelten, doch geblieben ist der Respekt für seine Verdienste. Seinem Kontakt zu zeitgenössischen Komponisten sind viele wertvolle Originalwerke zu verdanken. Eine Vielzahl davon sind in diesem Set von vier CDs in überwiegend sehr frühen (und somit klanglich nicht immer ganz einwandfreien) Aufnahmen eingespielt. Die gitarristische Spieltechnik hat sich seit damals rasant entwickelt, der Charme des unvergessenen Spaniers ist jedoch ungebrochen. (DG 471 430-2) DZ

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Maurizio Pollini spielt Schumann. Vom Allegro b-moll op. 8 bis zu den Gesängen der Frühe op. 133 umspannt die Platte einen Zeitraum von über 20 Schaffensjahren Schumanns. Im Zentrum stehen die Kreisleriana. Der Mailänder kann seine technische Überlegenheit allerdings nicht konsequent in künstlerische Weite ummünzen. Die Nr. 4 hat zu wenig Tiefe, Sehr innig fließt nicht so recht, Schnell und spielend gerät dem Italiener leer. (DG 471 370-2) Schumann spielt auch Tastenlöwe András Schiff: Im CDDoppelpack lauscht der Hörer der Humoreske op. 20, den Noveletten op. 21, der Klaviersonate f-Moll op.14 und dem Nachtstück op. 23, Nr.4 – in einem Live-Mitschnitt aus der Tonhalle Zürich 1999. András Schiff gelingt auf der Höhe seines Könnens, wonach viele suchen. Unbedingt empfehlenswert! (ECM New Series 1806/07 472 119-2)

Die Japanerin Mitsuko Uchida vervollständigt ihren Schubert-Sonaten-Zyklus. Doch er wird es schwer haben, sich durchzusetzen. Uchidas Fluidum in der Es-Dur-Sonate D 568 ist klanglich unterbelichtet, kein Gewinn. Besser gelingen die Moments musicaux D 780. Ein Bravo für die Nr. 1; fast zu frei die Rubati in der Nr. 2. Aber warum ignoriert Uchida in der Nr. 4 die Staccato-Anweisung des Komponisten? (Philips 470 164-2) Ein Lob für Heidi Kommerells Einspielung einer Auswahl der Lieder ohne Worte von Mendelssohn auf einem NanetteStreicher-Hammerflügel. Ob Mendelssohn seine Lieder allerdings jemals alle hintereinander gespielt hätte? Man sollte die Aufnahme gelegentlich zur Hand nehmen und einzelne Lieder verinnerlichen. (Audite 97.482) MSt

Juni/Juli 2002

Im Repertoire für Piano-Duo spielen Werke, die man auch in Orchesterfassungen kennt, eine große Rolle. Dabei kann eine gelungene Bearbeitung den Eindruck eines „echten“ Klavierwerks hervorrufen. Bei der vom Klavierduo Stenzl vorgestellten Einrichtung von Strawinskys Petruschka ist das leider nicht der Fall. Der aus der Orchesterpartitur übernommene Schlagzeugpart (Uwe Arlt, Gyula Rácz) wirkt wie angepappt und macht das Orchester nicht vergessen, sondern lässt es vielmehr ständig vermissen. Das ist schade, da man ansonsten hochklassiges, streckenweise rasantes Vierhändigspiel bewundern kann. (Ars Musici AM 1332-2) Rundum gelungen ist dagegen die CD „La Valse“ von Philip Moore/Simon Crawford-Philips. Das Duo bietet eine sensible und luzide Spielkultur, klug disponierte Steigerungen und einen warmen und runden Klavierklang. Entstanden ist so eine vom ersten Ton an fesselnde Aufnahme von Debussy/Ravels Prélude à l’aprèsmidi d’un faune, Bizets Jeux d’enfants, Ravels Ma Mère l’Oye und Ravel/Garbans La Valse. (Deux-Elles DXL 1040) Die Krone gebührt aber dem Duo Yaara Tal & Andreas Groethuysen, das sich auf „Children’s Corner“ Stücken für Kinder und Klavierschüler zugewandt hat. Der Bogen reicht von heiteren Petitessen bis zu den kleinen Kostbarkeiten von Bizets Jeux d’enfants, wobei auch reizvolle Raritäten (Gieseking, Dichler) geboten werden. Alles wird ungemein lebendig und spielfreudig serviert, spieltechnisch auf allerhöchstem Niveau. Eine CD, die Spaß macht. (Sony SMK 89943)

VR

Die beste Antwort auf die „Klassik-Krise“ sind immer noch herausragende Aufnahmen. Bei Claudio Abbados Mahler-CDs, die jetzt zu seinem Abschied als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker erscheinen, ist nur zu bedauern, dass sie erst jetzt erscheinen. Hier hatte die Deutsche Grammophon ein paar Mitschnitte im Schatzkästchen, mit denen man schon früher Mahler-Fans und alle, die es werden sollten, hätte glücklich machen können. Die Dritte spielt Abbado in einer verklärten Gelassenheit, die den Intentionen des Komponisten näher kommen dürfte als die meisten leicht ins Martialische abdriftenden Vergleichseinspielungen. Es ist atemberaubend, wie Abbado die größte Stärke der Berliner Philharmoniker ausreizt: das Pianissimo. Noch mehr gilt das für die Siebte, deren abgründige Zerrissenheit Abbado mustergültig aufdeckt. Wiederum höchste Spielkultur beim Orchester und eine – gerade für eine Liveaufnahme – beeindruckende Aufnahmetechnik. Editorisch wenig zu loben ist die „offzielle“ Abschieds-CD „The Berlin Album“, in der ziemlich konzeptionslos Ausschnitte aus verschiedenen Aufnahmen der zwölf Berliner Jahre Abbados vereint sind. Wenn’s schon ein Potpourri sein musste, hätte sich das noch unveröffentlichte Silvesterkonzert 1999/2000 angeboten, in dem Abbado die Finali diverser Orchesterwerke des 19. und 20. Jahrhunderts dirigierte. Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 3. Berliner Philharmoniker: Claudio Abbado 1999. DG 471 502-2. Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 7, 2001. DG 471 623-2. Claudio Abbado: The Berlin Album, 1987–1999. DG 471 627-2. TR


– Das Crescendo

Das Alban Berg Quartett bevorzugt Live-Mitschnitte gegenüber Studioaufnahmen, und diese CD ist ein glänzender Beweis für die Vorteile. Voraussetzung ist allerdings eine Souveränität, die alle technischen Probleme weit hinter sich gelassen hat. So kann jeder der vier ganz der Inspiration des Abends folgen – in der Sicherheit, dass die Kollegen auf der gleichen Wellenlänge operieren. So klingen beispielsweise die rezitativischen Einlagen im Finale von op. 13 wie im Moment improvisierte Kadenzen, und die feinen dynamischen Abstufungen in den langsamen Sätzen wirken absolut einhellig. Das Publikum macht sich nur am Ende der Stücke durch seinen enthusiastischen Beifall bemerkbar. Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichquartette op. 12 u. 13. Alban Berg Quartett. EMI 5 57167-2. CMS

Ein Etikettenschwindel! Bereits vor zwei Jahren sind die Bilder einer Ausstellung erschienen, zusätzlich mit Peter Ustinov als Erzähler. Jetzt wurden nur einige weitere Orchesterwerke Mussorgskys ausgetauscht. Mit so einer Veröffentlichungspolitik wird unachtsamen Klassikliebhabern das Geld aus der Tasche gezogen! Musikalisch ist die Aufnahme auch nicht zu empfehlen: Die Gortschakow-Fassung gibt es besser von Masur; überzeugendere Alternativen zur Ravel-Orchestrierung wären ohnehin eher Stokowski, Ashkenazy oder Henry Wood (den es bis heute nicht auf CD gibt). Die Krakauer Sinfoniker sind oft überfordert; Rickenbachs Interpretation ist lieblos. Modest Mussorgsky/Sergej Gortschakow: Bilder einer Ausstellung u. a., Radio-Sinfonieorchester Krakau: Karl Anton Rickenbacher 2000. RCA 74321 88320-2. TR

Die dritte Piazzolla-CD des Cellisten Eckart Runge hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Großartig und brillant sind die Tangos, deren raffinierte Polyphonie die Gegenüberstellung mit Bach durchaus nahe legt. Trotzdem liegen stilistisch Welten dazwischen – und die Welt Bachs erscheint wie durch einen Zerrspiegel. Runge und sein Klavierpartner Jacques Ammon scheinen das antiquierte Schlagwort von der „barocken Nähmaschine“ ernst zu nehmen. In einigen Stücken bereichern der Saxophonist Fiete Felsch und der Bandoneonist Hugo Daniel effektvoll die Klangfarbenpalette. Contrapunctango. Astor Piazzolla: Tangos; Johann Sebastian Bach: Gambensonate g-moll BWV 1029, Contrapunctus 13. Eckart Runge, Jacques Ammon 2001. Ars musici AM 1266-2. PSa

Vergeistigung statt rustikaler Urwüchsigkeit, feinsinnige, stille Ausgewogenheit statt herber Kraftentfaltung – Howard Armans Interpretation von Rachmaninows Vertonung der Vesperliturgie mit dem MDR-Rundfunkchor entspricht wenig dem landläufigen Bild russisch-orthodoxen Chorgesangs. Das Bassfundament ist eher zurückgenommen, großer Wert wird auf eine leichtflüssige, bisweilen fast elegante Diktion gelegt, dynamische Wellen schwingen sanft aus. Die absolute Intonationssicherheit der Sänger ist bestechend. Hier artikuliert sich eine höchst kultivierte Religiosität – sehr eigenständig und sehr gelungen.

Le Pays des Bretonen JosephGuy Ropartz (1864–1955) ist ein wunderbares Stück Musiktheater. Ropartz konzentriert sich auf die Psyche seiner drei Protagonisten: die junge Isländerin Kaethe, den schiffbrüchigen Bretonen Tual und Käthes Vater Jörgen. Hauptthema ist Tuals Heimweh, das stärker als die Liebe ist und ihm am Ende den Tod bringt. Musikalisch ist die Nähe zu Ropartz’ Lehrern Franck und Massenet zu spüren. Es entsteht eine große orchestrale und motivische Dichte mit einer breiten klanglichen Palette und starken Kontrasten. Hervorragend ist die Besetzung mit Mireille Delunsch, Gilles Ragon und Olivier Lallouette, und auch das Orchester unter Jean-Yves Ossonce lässt keine Wünsche offen.

Sergej Rachmaninow: Vesper op. 37. MDR-Rundfunkchor: Howard Arman 2000. Berlin Classics 0017422BC/Edel. GF

Joseph-Guy Ropartz: Le Pays. Delunsch, Ragon, Lallouette, Orch. Philh. du Luxembourg: Ossonce 2001. Timpani 2C2065/Note1. KK

the ten tenors

Von Klassik bis Boygroup • Die Sensation aus Australien erobert Deutschland! i s n o t e n o u g h t o u r. . .

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Düsseldorf, Savoy Theater Düsseldorf, Savoy Theater München, Circus Krone München, Circus Krone Fulda, Museumshof Stuttgart, Theaterhaus Stuttgart, Theaterhaus Regensburg, Dörnbergpark Konstanz, Zeltfestival Tuttlingen, Honbergsommer Lörrach, Stimmen Festival Bielefeld, Oetkerhalle Bonn, Museumsplatz Mosbach, Alte Mälzerei Köln, Gürzenich Karlsruhe, Tollhaus Festival Heilbronn, Harmonie Nürnberg, Serenadenhof Lauchheim, Schloss Kapfenburg Hameln, Theater Göttingen, Stadthalle Paderborn, Paderhalle Bamberg, Konzerthalle Chemnitz, Stadthalle Celle, Kongress Union Minden, Stadthalle

Fr Sa So Do Fr Sa So Mo Mi Di Mi Do Sa So Do Fr Sa So Di Mi Do Fr So Di Mi Fr

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Kassel, Stadthalle Beverungen Siegen, Siegerlandhalle Münster Aachen, Saaltheater Düsseldorf, Savoy Theater Düsseldorf, Savoy Theater Friedrichshafen, Graf Zeppelin Haus Freiburg, Konzerthaus Congress Centrum Frankfurt/Main, Alte Oper Frankfurt/Main, Alte Oper Rostock, Stadthalle Hannover, Theater am Aegi Cloppenburg, Stadthalle Aurich Magdeburg, AMO Kiel, Mercedes Halle Erfurt Braunschweig, Stadthalle Dresden, Schlachthof Bremen, Glocke Halle, Steintor Varieté Goslar, Odeon Theater Kaarst, Albert Einstein Forum Delbrück, Stadthalle

Stadthalle Congreßhalle Mo 23.09.02

the ten tenors one

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is not enough

T V- Te r m i n

D i e C D z u r To u r !

„Superhitparade Gala-Abend“ zugunsten der deutschen Welthungerhilfe (ZDF) 20:15

www.kochclassics.com

Juni/Juli 2002

is not enough

KOCH Classics CD: 3-6666-2

one

CD-Rezensionen

eichnet ! AusgezKla in ssikMagaz


CD-Rezensionen

Auch wenn sie sich auf den Coverfotos ernst und vergeistigt präsentieren, Mira Wang und Jan Vogler sind VollblutMusiker. Auf ihrer neuen CD präsentiert das Musiker-Ehepaar zwei Konzerte des Romantikers Camille SaintSaëns. Wie im Nu verfliegt das erste Cellokonzert dank Jan Voglers hoch-engagiert-zupackendem und doch immer klangschönem Spiel. Und auch Mira Wang meistert das 3. Violinkonzert souverän. Im Zentrum der CD platziert ist das fast 20-minütige Konzertstück La muse et le poète, in dem Muse und Dichter lange umeinander herumstreichen, bevor sich ihre Wege im gloriosen Finale vereinigen. Camille Saint-Saëns: Cellokonzert Nr. 1 a-moll; La muse et le poète; Violinkonzert Nr. 3 h-moll. Mira Wang, Jan Vogler, Radio-Philharmonie Hannover des NDR: Thierry Fischer 2001. Berlin Classics 001732BC/Edel. AC

Was man von Giacinto Scelsi weiß – und das ist nicht viel –, lässt ein höchst eigenartiges Bild vor dem geistigen Auge entstehen (und darauf ist man angewiesen, da Scelsi sich jeder Abbildung verweigerte). Der 1905 geborene Italiener wurde früh auf die fernöstliche Philosophie aufmerksam. Seit 1950 orientierte sich Scelsi nur am Klang, nicht mehr am Einzelton als Ursprung aller Musik. Die vorliegenden Aufnahmen sind Signaturen eines faszinierenden Einzelgängers, der fernöstliche Inspirationen mit dem konventionellen Instrumentarium verbindet. Eine musikalische Welt für sich! Giacinto Scelsi: Quattro pezzi per orchestra/Anahit/Uaxuctum; Hurqualia/Hymnos/Chukrum; Aion/Pfhat/Knox-Om-Pax. Orchester und Chor des Polnischen Rundfunks Krakau: Jürg Wyttenbach 1989/90. Accord 464 266-2, 464 239-2, 464 257-2/Universal. JH

„Wielanden verdankt das ganze obere Deutschland seinen Stil. Es hat viel von ihm gelernt, und die Fähigkeit, sich gehörig auszudrücken, ist nicht das Geringste“, sagte Goethe über den Dichter Christoph Martin Wieland. Heute ist Wieland der große Unbekannte unter den Weimarer Geistesgrößen. Dabei schrieb er mit Alceste das erste deutsche Opernlibretto, zu dem Anton Schweitzer die Musik komponierte. Im Mai letzten Jahres, 226 Jahre nach ihrer Uraufführung, leitete Stephan E. Wehr die Wiederaufführung in Weimar, die nun auf CD erscheint. Ursula Targler gibt die Alceste mit strahlend klarem Sopran, und auch Sylvia Koke, Christin Voigt und Christoph Johannes Wendel singen sehr engagiert.

Dass Richard Strauss einige Chorwerke a cappella komponierte, ist kaum bekannt. In der Auswahl, die nun der Rundfunkchor Berlin unter Robin Gritton eingespielt hat, beeindrucken vor allem die Zwei Gesänge op. 34, die in ihrer Vielstimmigkeit Strauss’ Tondichtungen in nichts nachstehen. Man ist berauscht von den kraftvollen UnisonoPassagen wie auch von der bis zu 16-stimmigen, sphärisch anmutenden Polyphonie. Der Chor bewältigt die schweren Stücke sehr gut, wobei der Sopran zeitweise mit den hohen, lang auszuhaltenden Pianissimi kämpft. Dagegen stehen die übrigen Stücke, allesamt Gelegenheitswerke, unter ihnen Strauss’ einzige Vertonung eines liturgischen Textes, ein wenig zurück.

Anton Schweitzer: Alceste. Targler, Koke, Voigt, Wendel u. a., Theaterchor und Philh. Orch. Erfurt: Wehr 2001. Naxos 8.555925-26. KHo

Richard Strauss: Chorwerke. Rundfunkchor Berlin: Gritton 2001. Koch 3-6541-2. KK

Mit der Walküre liegt Gustav Kuhns bei den Tiroler Festspielen Erl aufgeführter Ring nun komplett dokumentiert vor. Auch diese Live-Aufnahme besticht durch Temperament und Spontaneität. Mit seinen jungen Musikern gelingt es Kuhn, große Spannungsbögen aufzubauen. Dass der erste Akt den geschlossensten Gesamteindruck hinterlässt, liegt auch am jugendlich-dramatischen Wälsungenpaar (Gertrud Ottenthal und Andrew Brunsdon). Duccio dal Montes Wotan, Julia Oeschs Fricka und Thomas Hays Hunding mögen noch an Reife gewinnen, während die Brünnhilde für die junge Elena Comotti ein zu frühes Wagnis darstellt. Richard Wagner: Die Walküre. Dal Monte, Brunsdon, Ottenthal, Hay, Comotti, Oesch u. a. Orchester der Tiroler Festspiele, Accademia di Montegral: Kuhn 2001. Arte Nova 74321 90068-2. HGV

G r a m m y P re i s t r ä g e r 2 0 0 2 und Preisträger des internationalen

Ernst von Siemens Musikpreises 2002 für sein Lebenswerk

Nikolaus Harnoncourt

mit seiner neuen CD SLAWISCHE TÄNZE op.46 & 72 Chamber Orchestra of Europe

8573-81038-2

Nikolaus Harnoncourts neue Interpretation mit dem Chamber Orchestra of Europe entstaubt diese Konzertsaal-Evergreens und lässt sie in neuem Licht funkeln. Mit scharfen Akzenten und überraschenden Kontrasten gelang ihm ein neuer Meilenstein in seiner reichen Diskografie.

Warner Strategic Marketing a division of Warner Music Group Germany An AOL Time Warner Company

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Jazz

JOCHEN KOWALSKI

eichnet ! AusgezKla in ssikMagaz

– Das Crescendo

THE RUSSIAN OPERA ALBUM Das umfangreiche Schaffen Georg Philipp Telemanns regt seit einiger Zeit immer mehr Ensembles der Alten Musik zu einer eingehenderen Auseinandersetzung an. Die Akademie für Alte Musik Berlin begibt sich in ihrer neuen Einspielung auf die Spuren des ironischen, bizarren und humoristischen Telemann. Ob in der völlig aus der Art geschlagenen französischen Ouvertüre von La Bizarre oder im Violinkonzert Die Relinge (=Frösche) – überall herrscht ein augenzwinkernder Umgang mit der musikalischen Form, den die „AkaMus“ mit kongenialer Leichtigkeit und technischer Perfektion umsetzt. Der diesjährige Telemann-Preisträger der Stadt Magdeburg, Reinhard Goebel, versammelt auf seiner neuen CD einige Kompositionen, die den modernen, an Neuerungen interessierten Telemann widerspiegeln. Bemerkenswert sind vor allem die außergewöhnlichen Concerti für vier Violinen ohne Bass, in denen Musica Antiqua Köln die galante Seite Telemanns zum Vorschein bringt. Der „ernsten“ Musik des Bach-Zeitgenossen widmet sich schließlich die Rheinische Kantorei mit einer seiner zahlreichen Trauermusiken, der Serenata eroica für August den Starken. In dem Live-Mitschnitt kommt die ganze Klangpracht dieser außergewöhnlichen Arbeit zur Geltung. Georg Philipp Telemann: La Bizarre. Akademie für Alte Musik Berlin 2001. harmonia mundi HMC 901744. Telemann: Sinfonia Spirituosa. Musica Antiqua Köln: Goebel 2001. Deutsche Grammophon 471 492-2. Telemann: Serenata Eroica. Rheinische Kantorei/Das Kleine Konzert: Max 1997. Capriccio 67004/5. KH

Ernesto Lecuona war einer der Großen der kubanischen Musik vor Castro. Der Pianist Ramón Valle könnte einer der großen Namen der kommenden Jahre werden. Auf „Danza negra“ macht er aus Klassikern und weniger bekannten Kompositionen des 1963 verstorbenen Lecuona schönen zeitgemäßen Jazz mit kubanischem Feeling. Herausragend im Quintett ist der superbe Horacio „El Negro“ Hernandez am Schlagzeug. (Act 9404-2) Die ebenfalls Latin-inspirierte Trioplatte des Pianisten Michel Camilo beeindruckt durch einfallsreiche Soli und eine frappierende Perfektion im Zusammenspiel, die auch die langsamen Nummern vor allzu großer Gediegenheit bewahrt. Für allerhöchstes technisches Niveau sorgen Anthony Jackson am E-Bass und wiederum „El Negro“ Hernandez am Schlagzeug.

Wenn sich drei Alt- und Großmeister des klassischen Jazz zusammentun, die noch nie in dieser Konstellation gespielt haben, kann das auch in die Hose gehen. Schlagzeuger Billy Cobham, Bassist Ron Carter und Pianist Kenny Barron aber liefern mit dem LiveMitschnitt „The Art of Three“ tatsächlich eine sehr schöne CD: Swingend und inspiriert, mit wachem Ohr und schnellen Fingern hauchen sie bewährten Standards neues Leben ein.

(Telarc83549/in-akustik)

(V. Herring, as, J. Pelt, tp, R. Ger-

Dee Dee Bridgewater kann nicht nur wunderbar ausdrucksvoll singen – sie beweist auch gutes Gespür für ihre Programme. Auf „This is new“ interpretiert sie Songs von Kurt Weill – mit viel Respekt und eigenem Stil, perfekt arrangiert und gespielt. (A. Hart,

manson, p, V. Archer, b; TCB 21222)

sax, I. Coleman, b, A. Ceccarelli , dr, u. a., Emarcy 016884-2/Universal)

Der Berliner Szene entstammt das Rolf-Tielke-Trio, das auf seiner ersten CD vergnüglichgescheiten Triojazz präsentiert. Zielke erweist sich als respektabler Komponist und Pianist, Flinkfinger Pepe Berns legt das satte Bassfundament, und Heinrich Köbberlings munteres Schlagzeugspiel wird durch den Gast Mustafa Boztüy an orientalischen Percussion-Instrumenten exotisch verstärkt. (Jazz’n’Arts 0602)

AC

Jochen Kowalskis neue CD ist eine Liebeserklärung an die russische Oper. Die mal temperamentvollen, mal melancholischen Melodien finden in Jochen Kowalski ihren idealen Interpreten. Die Rollenfiguren sind – wie meist in der Oper – Liebende und Leidende und vor allem an der Liebe Leidende. Die schwärmerische Sehnsucht prägt die Stimmung dieses neuen Recitals. Jochen Kowalskis Partnerin in zwei Duetten ist Olga Schalajewa, Sopran.

NEU

(In & Out Records IOR 77045-2)

Enorme Energie versprüht die neue CD des Schlagzeugers Louis Hayes, der von 1959 bis 1966 Cannonball Adderleys berühmter Band angehörte und nun mit einer jungen, hochkarätigen „Legacy-Band“ die alten Hits mit frischem Geist, doch unverfälschtem Hard-Bop-Feeling aufgenommen hat.

Der Mittdreißiger Harry Connick Jr. hat alte US-Film- und Broadwayschlager hervorgekramt und singt diese „Songs I heard“ mit so viel Hingabe und Persönlichkeit, dass einem das Herz aufgeht. Dank großem Big-Band- und sattem Streichersound erklingen die alten Schmonzetten angemessen schmalzig und die schnellen Nummern schön schwungvoll. Volltreffer!

JOCHEN KOWALSKI RUSSISCHE OPERNARIEN GLINKA: Ein Leben für den Zaren Ruslan und Ludmilla MUSSORGSKY: Boris Godunov RIMSKY-KORSAKOV: Snegurochka/Schneeflöckchen TCHAIKOVSKY: Pique Dame OLGA SCHALAJEWA, Sopran Sofia Philharmonic Orchestra MICHAIL JUROWSKI, Dirigent CD: 67 006

(Columbia 504775-2/Sony)

Dass „der Mann am Klavier“ Paul Kuhn ein alter Jazzer ist (wie so viele deutsche Tanzorchester-Leiter), sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. „I Wish You Love“ ist der Mitschnitt eines fröhlichswingenden Konzerts in der Kölner Philharmonie 1997. In den Standards klingt Kuhns Septett (u. a. mit Till Brönner) oft wie eine kleine Big-Band. (In & Out IOR 77044-2)

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AC

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CAPRICCIO · DELTA Music · D-50226 Frechen


DVD-Videos

CD-Rezensionen

Mehrkanalton

www.crescendo-online.de

Impressum

Alles, was auf dem neuen Tonträger derzeit möglich ist, hat das amerikanische Label Aix Records auf diese DVD gepackt: neben der exzellent aufgenommenen DVD-AudioSpur und diversen Zusatz-Features (u. a. die Stimme Johannes Brahms’!) gleich zwei DVD-Video-Versionen in unterschiedlichen Tonabmischungen: Einmal hört man die Musik wie im Konzertsaal gewohnt, einmal in einer „Bühnenfassung“, als säße man zwischen den Musikern. Auch musikalisch ist die Einspielung sehr gelungen – absolut einheitlich und mit unglaublich wandelbarem Klang; von romantischem Schmelz bis zu einem extremen Staccato ist alles am richtigen Platz. Ein selten spannender Brahms. Johannes Brahms: Klavierquintett f-moll op. 34. Delores Stevens, Ives String Quartet 2001. Aix Records Aix 80005 DVD-Audio 5.1/DVD-Video 5.1 u. stereo (96 kHZ/24bit). KH

Auch auf SACD verfolgen manche Produzenten die Ästhetik des Kino-Surrounds – mit der Betonung von Klangeffekten statt einer Abbildung der Raumakustik. Es gibt durchaus klassische Musik, die das verträgt, wie diese Sammlung spanischer Musik des beginnenden 20. Jahrhunderts zeigt. Mit großer Genauigkeit und viel Schwung spielt das Cincinnati Symphony Orchestra Werke wie Iberia, die Danzas Fantasticas oder die Sinfonia Sevillana, deren komplexe Rhythmik durch die transparente Aufnahme und die sehr analytische Interpretation hervorgehoben wird. Allerdings wirkt das Ganze dadurch ziemlich kühl. Joaquin Turina: Sinfonia Sevillana, Danzas Fantasticas, La Procesion del Rocio; Claude Debussy: Iberia. Cincinnati Symphony Orchestra: Jesus López-Cobos 2001. Telarc SACD-60574 SACD 5.1/SACD stereo/CD stereo. KH

Verlag: Port Media GmbH, Senefelderstraße 14, 80336 München Fon: 0 89 / 74 15 09 - 0, Fax: -11 e-mail: info@portmedia.de www.portmedia.de

„The Art of Violin“ ist der neueste Teil einer Dokumentar-Serie, die sich bedeutenden Musikern je eines Instruments widmet. Zugleich ist er der gelungenste unter den bisher erschienen Titeln, was vor allem Regisseur Bruno Monsaingeons kunstvoller Verschränkung der Erzählebenen zu verdanken ist: Er kombiniert vergessenes Archivmaterial von Violin-Größen wie Jascha Heifetz, Nathan Milstein, Yehudi Menuhin und Mischa Elman mit Kommentaren von Itzhak Perlman, Ida Haendel oder Hilary Hahn, die gefühlvoll und kenntnisreich auf die Techniken ihrer Vorgänger, aber auch auf deren Charakter eingehen. Dabei treten Details zu Tage, die selbst eingefleischten Violin-Fans Aha-Erlebnisse bescheren. The Art of Violin. David Oistrach, Ginette Neveu, Jaques Thibaud, Isaac Stern u. a.; Buch u. Regie: Bruno Monsaingeon 2000. NVC Arts/Warner DVD 8573-85801-2 . OW

Für Freunde der klassischen Filmmusik hat das Label Naxos seine zweite DVD-Audio konzipiert! Die Programmmusik des amerikanischen Arrangeurs und Komponisten Ferde Grofé versucht, die Naturschönheiten des amerikanischen Westens in Musik zu malen – vom Mississippi bis zu den Niagara-Fällen. Esel traben durch die Landschaft, Goldgräber durch die Wüste, Sonnenaufgänge strahlen, Gewitter grummeln, und die Niagarafälle donnern, was das Zeug hält. Das Bournemouth Symphony Orchestra gibt die Partitur mit ihrer Vielfalt von Klängen und Farben gekonnt wieder. Ferde Grofé: Grand Canyon Suite u. a. Bournemouth Symphony Orchestra: William T. Stromberg 1998. Naxos 5.110002 DVD-Audio 5.1/DVD-Video 5.1 (48 kHz/24bit). KH

Auf der fantastisch klingenden Kopie eines Ruckers-Cembalos aus dem Jahre 1624 interpretiert Jory Vinikour Bachs Goldberg-Variationen. Eine hörenswerte Aufnahme schon allein deswegen, weil diese Musik (endlich einmal) nicht in moderner gleichschwebender Stimmung präsentiert wird. Vinikour spielt den Zyklus mit unendlicher Ruhe und großer (vielleicht auch übertriebener) rhythmischer Freiheit in den langsamen, sehr genau in den schnellen Passagen. Bemerkenswert sind seine interessanten Verzierungen. Ein sehr vitaler Bach, bei dem die kontrapunktischen Strukturen deutlich hervortreten – leider aber auch die Mechanik des Cembalos. Johann Sebastian Bach: GoldbergVariationen. Jory Vinikour 2001. Delos DS 3279 SACD 5.0/SACD stereo/CD stereo. KH

Aufstieg und Fall eines gelangweilten Upper-Class-Schnösels – das ist Strawinskys Rake’s Progress in der Ausstattung des Malers Jörg Immendorff. Die Oper spielt in einem poppig-bunten Kinderzimmer mit Tapeten à la Keith Haring. Das ist fürs Auge erfrischend und lässt mitunter vergessen, wie gekonnt Regisseur Peter Mussbach die Szenen arrangiert. Recht gut zur Farborgie passt, was Sylvain Cambreling aus der Camerata Academica holt: zarte, manchmal etwas indifferente Klangmischungen. Auf ihnen schwebt die Anne von Dawn Upshaw mit silbrig schimmernder Höhe. Und als Tom Rakewell dürfte Jerry Hadley momentan unschlagbar sein: Immer hochmusikalisch, pendelt er zwischen Entertainment und infantilem Trotz. Die Sache macht ihm hörbar Spaß. Und das spürt man auch vor dem Fernsehgerät. Igor Strawinsky: The Rake’s Progress. Upshaw, Hadley, Pederson, Best u. a., Camerata Academica: Sylvain Cambreling. Regie: Peter Mussbach, Ausstattung: Jörg Immendorff 1996. Arthaus/Naxos 100 254. OW

Herausgeber: Winfried Hanuschik, e-mail: hanuschik@portmedia.de Chefredakteur: Dr. Arnt Cobbers (verantwortlich), e-mail: cobbers@portmedia.de Redaktion: Dr. Klemens Hippel, Annette Jochem Erdmannstr. 6, 10827 Berlin Fon: 0 30 / 7 84 82 07 Fax: 0 30 / 78 70 82 09 e-mail: crescendo@portmedia.de Schlussredaktion: Gabriele Rupp Weitere Mitarbeiter: Alexander Ross (Reporter), Susann Adam, Gerhart Asche, Klaus-Martin Bresgott, Jakob Buhre, Dr. Martin Essinger, T. Edak, Dr. Rolf Fath, Martin Freitag, Jürgen Hartmann, Sandro Hügi, Katharina Honke, Markus Kettner, Bernd Kima, Katarina Kurze, Katrin Langeheinecke, Nike Luber, Jens Mail, Dr. Tom Reinhold, Dr. Volker Rülke, Peter Sarkar, Thilo Schwichtenberg, Federico Skerra, Carlos Maria Solare, Rufus Sperling, Peter Spiel, Manuel Stangorra, Dr. Friedbert Streller, Prof. Dr. Dr. Heinz-Günter Vester, Stefan Voges, Dr. Andreas Waczkat, Hans Georg Walder, Oliver Wazola, Dr. Eckhard Weber, Peter Zacher, Dietholf Zerweck, Dominik Zimmermann Anzeigenverwaltung: Claudia Homér (verantwortlich) Fon: 0 89 /74 15 09-60 e-mail: homer@portmedia.de Anschrift s. Verlag Verlagsrepräsentanten: Barbara Wunderlich e-mail: wunderlich@portmedia.de Liselotte Richter-Lux e-mail: richter-lux@portmedia.de gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 4 vom 01.01.2002 Layout & Grafik: Peer Zillmann (verantwortlich) e-mail: zillmann@portmedia.de Claudia Homér e-mail: homer@portmedia.de Druck: Oberndorfer Druckerei GmbH Mittergöming 12, A-5110 Oberndorf

Erlebnis Mehrkanal Mit den neuen Medien DVD-Audio und SACD können Sie sich die dreidimensionale Konzertsaalakustik in Ihr Wohnzimmer holen. Möglich wird das durch die Mehrkanalton-Technik, bei der die Musik in bis zu sechs Kanälen aufgezeichnet und wiedergegeben wird. Unser Rezensent Klemens Hippel stellt Ihnen an dieser Stelle die aktuellen Neuerscheinungen in Mehrkanaltechnik vor. Die Crescendo-Referenzanlage: 2 Frontlautsprecher B&W CDM 9NT 4 Surroundlautsprecher B&W CDM 1NT 1 Center B&W CDM CNT • 1 Subwoofer ASW 2500 Denon Receiver AVR 3801 Denon DVD-Player DVD 3300 Sony SACD-Player XA-333 ES

Vertrieb: IPV Inland Presse Vertrieb GmbH Postfach 10 32 46, 20022 Hamburg Tel.: 0 40/2 37 11- 0, Fax: -215 e-mail: ipv@ipv-hh.de Erscheinungsweise: rescendo erscheint siebenmal jährlich und ist in Opern- und Konzerthäusern, Vorverkaufsstellen und Musikfachgeschäften erhältlich, sowie im Bahnhofsund Flughafenbuchhandel. Copyright für alle Beiträge bei Port Media GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftl. Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Angabe der Beteiligungsverhältnisse gemäß Art. 2 DVBayPrG: Gesellschafter der Port Media GmbH: 100 % Winfried Hanuschik (Werbekaufmann), München Abonnement-Preis: E 15,– p. Jahr* inkl. 7 % Mwst., *= Inland; europ. Ausland E 15,– +E 10,– Versandspesen. Kündigung 6 Wo. zum Ende d. Kalenderjahres Verbreitete Auflage: 103.886 (laut IVW-Meldung I/01) ISSN: 1436-5529

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Der

Mann hinter den

Legenden

Foto: IMG Artists

John Pattrick und seine CD-Reihe BBC Legends

Ursprünglich sollten es 50 CDs werden. Nach drei Jahren ist nun bereits die 100. erschienen, und ein Ende ist nicht in Sicht. Technisch mit aller Sorgfalt aufbereitet und mit schönen Booklets inklusive fundierten (deutschen) Kommentaren versehen, erfreuen sich die alten Konzert-Mitschnitte aus dem BBC-Archiv nicht nur in Sammlerkreisen großer Beliebtheit. „Ich suche vor allem nach Erstaufnahmen, Kataloglücken oder Interpretationen, die so großartig waren, dass man sie einfach veröffentlichen muss“, sagt John Pattrick. Der einstige Plattenboss, Marke englischer Gentleman alter Schule, ist der Kopf hinter den „Legenden“. Nach 30 Jahren bei der EMI, in denen er unter anderem Simon Rattles Plattendebüt produzierte, setzte er sich 1995 zur Ruhe, um gelegentlich als Berater zu arbeiten. Einer seiner Klienten war die Künstler-ManagementFirma IMG Artists, und deren Chef Stephen Wright versuchte schon lange, die BBC zur Öffnung ihrer Archive zu bewegen. Als die Rundfunkoberen schließlich überzeugt waren, wollten sie es auf eigene Faust versuchen. Sie starteten das Label BBC Radio Classics als Schnellschuss – und gingen baden. Wenig später saß man erneut zusammen, und John Pattrick übernahm die Aufgabe, das neue Label „BBC Legends“ auf den Weg zu bringen. Die BBC stellt die Aufnahmen und klärt die Rechte der

Musiker, die IMG wählt das Programm aus, produziert und vertreibt die CDs. Mittlerweile führt Pattrick eine eigene IMG-Abteilung, das Rentnerdasein hat er auf später verschoben. Am Anfang erlebte Pattrick eine böse Überraschung. Aus den BBC-Listen hatte er eine Reihe interessanter Aufnahmen ausgewählt, doch im Archiv stieß er auf zahlreiche Lücken. Rund ein Drittel der Bänder waren gelöscht worden, überspielt oder verschwunden. So kam er auf den Gedanken, Kontakt zu Sammlern aufzunehmen, die seinerzeit die Rundfunksendungen mitgeschnitten hatten. Deren – eigentlich illegale – Mitschnitte machen einen gewichtigen Teil der Gesamtserie aus. IMG zahlt den Sammlern eine Leihgebühr, überspielt das Band, bearbeitet (remastert) es und veröffentlicht die Aufnahme als BBC-Legend. Eine Kopie des Bandes geht ans BBC-Archiv, das auf diese Weise seine Lücken füllt. Mittlerweile wird Pattrick immer seltener im BBC-Archiv fündig („Wir wollen nur höchste Qualität veröffentlichen“), doch verringern will er die Quote von 25 Neuerscheinungen pro Jahr deshalb nicht. Die meisten Mitschnitte stammen aus den Jahren 1947 bis 1975, die älteste Aufnahme ist Beethovens Missa solemnis mit Toscanini von 1938. Kurioserweise bereitete ausgerechnet die jüngste Aufnahme, Bruckners 3. Sinfonie mit Lovro von Mata˘ci´c, besondere Schwierigkeiten. Um den Mitschnitt aus der „digitalen Steinzeit“ 1983 überhaupt lesen zu können, musste Pattrick ein Aufnahmegerät wiederbeleben, das er in einem technischen Museum in Mittelengland fand. Veröffentlicht werden Sinfonie- und Kammerkonzerte, Opernmitschnitte wird es wegen des Aufwands, die Rechte aller Beteiligten abzuklären, nicht geben. Aus demselben Grund dominieren auch die englischen Orchester. Pattrick glaubt an die großen Namen: Dirigenten wie Stokowsky und Horenstein, Kempe, Monteux, Barbirolli und Beecham finden sich ebenso mehrfach wie als Solisten Kempff, Richter, Curzon oder Menuhin. Bei der Auswahl lässt sich Pattrick von seinen Sammlern beraten. „Interessanterweise findet man bei ihnen oft die gleichen Aufnahmen. Sie waren sich meist einig, welche Übertragungen sie aus dem Radio mitschneiden wollten.“

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Besonders schön sind natürlich die ungewöhnlichen Funde wie das Band mit Benjamin Brittens Interpretation des Mozart-Klavierkonzerts KV 491, von dessen Existenz nicht einmal die Britten Society wusste. Nun soll es als Zugabe zur parallel aufgelegten BBC-Reihe „Britten The Performer“ veröffentlicht werden. Pattrick hat jede Menge kurioser Geschichten auf Lager. Etwa die von Leopold Stokowski, der in der Royal Albert Hall mit dem Royal Philharmonic Orchestra Tschaikowskys Ouvertüre 1812 aufnahm. Als in der Generalprobe die obligate Kanone dermaßen losdonnerte, dass der Mittachtziger fast vom Stuhl fiel, ordnete er an, auf die weiteren Kanonenböller zu verzichten. Leider waren die BBC-Techniker nicht eingeweiht, und so fuhren sie immer, wenn ein Kanonenschlag drohte, vorsichtshalber die Regler herunter. Doch wie verabredet kam nach dem ersten Schlag kein zweiter mehr. Bei der Aufnahme wird’s an diesen Stellen nun unvermittelt leise, was die Spezialisten beim Remastering wieder ausgleichen mussten. Oder der Mitschnitt eines Dvo˘rák-Cellokonzerts mit Mstislaw Rostropowitsch und dem Sowjetischen Staatsorchester unter Jewgeni Swetlanow von den „Proms“. Das Konzert fand genau an jenem Abend im Jahr 1968 statt, als die russischen Panzer in Prag einrollten. Das Publikum war zunächst in Aufruhr und buhte lautstark, doch Rostropowitsch spielte enorm emotional, und am Ende gab es Ovationen. Das gerade ist das Besondere an diesen Live-Mitschnitten: Sie fangen den Moment ein, sind nie ganz perfekt, aber vermitteln eine ungeheure Spannung. „Giulini zum Beispiel hat das Studio gehasst“, weiß Pattrick noch aus seiner EMI-Zeit. „Wenn er live dirigierte, war er ein völlig anderer Dirigent. Oder Thomas Beecham, der konnte vor dem Publikum zum Zauberer werden, da konnte alles passieren. Im Studio hätte ihm der Produzent sofort gesagt, ,so geht das nicht‘.“ Auch andere Sender und Orchester haben mittlerweile gemerkt, dass sie auf großen Schätzen sitzen. John Pattrick, der für die EMI gerade das 60-CDProjekt „Great Conductors of the 20th Century“ gestartet hat, hat deshalb schon mehrere Anfragen vorliegen.

Porträt

Von Arnt Cobbers


filippa giordano il

Von Arnt Cobbers

Ein starkes

Team

Das Esbjörn Svensson Trio

rosso amore

„Not what jazz was, but a vision of what it can be“, so beschrieb die „New York Times“ die Musik des Esbjörn Svensson Trios. Das E.S.T., wie die drei Schweden sich in Kurzform nennen, hat sich binnen eines knappen Jahrzehnts in die vorderste Reihe des Jazz gespielt. Selbst im Mutterland des Jazz sind sie mittlerweile so bekannt, dass ihre nächste USTournee sie nun durch die großen Konzerthallen führen wird.

“Filippa wurde geboren, um zu singen. Sie hat Stil und Charakter. Sie ist nicht nur einfach gut - sie ist sogar aussergewöhnlich.” Ennio Morricone

Die CD jetzt erhältlich.

Wea Records a division of wWarner Music Group Germany. An AOL Time Warner Company • www.wea.de

Wenn Monk das erleben dürfte! Das Esbjörn Svensson Trio spielt als Zugabe „Bemsha Swing“ – Musik, die gemeinhin als kompliziert und sperrig gilt. Und die Zuhörer im Berliner Tränenpalast singen fast ausnahmslos mit. Schließlich erhebt sich Svensson vom Flügel und ruft auf Englisch übers Mikro: „Das ist Musik von Thelonious Monk. – Alte Musik. – Monk ist lange tot. – Aber seine Musik lebt.“ Und das Publikum johlt und singt. Nicht nur die Stimmung im Konzert erinnert an den Auftritt einer Rockoder Popband. „Wir sind eine Popband, die Jazz spielt“, hat Svensson einmal gesagt, auch wenn das wohl nicht so ganz ernst gemeint war. Ihr Zusammenhalt jedoch ist ungewöhnlich für die Jazzszene. Seit sie 1993 in

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Stockholm zusammenfanden, konzentrieren sich Pianist Svensson, Schlagzeuger Magnus Öström und Bassist Dan Berglund fast ausschließlich auf ihr Trio – und, bis auf einige Monk-Stücke, auf ihre eigene Musik. „Wir haben eine Art Konzept, und das wollen wir weiterverfolgen.“ Die Ausgangsideen liefert Svensson, ausgearbeitet werden die Stücke gleichberechtigt im Trio. Überhaupt ist es dem „nominellen Bandleader“ wichtig, die Aufmerksamkeit weg von seiner Person hin auf das ganze Trio zu lenken, das sich als Gruppe von drei Gleichberechtigten versteht. Fast schon typisch für die Jazzgeneration der Mitt- bis Enddreißiger ist die Unbefangenheit gegenüber jeglichen Stilen und Einflüssen. Als wichtigste musikalische Inspiration geben sie stets Rock- und Popbands der siebziger Jahre an: The Sweet, Deep Purple und Led Zeppelin zum Beispiel, zum Jazz kamen alle drei über den JazzRock. Svensson und Schlagzeuger Öström, die beide aus dem mittelschwedischen º stammen, machten bereits als Västeras Kinder zusammen Musik. „In Väster ºas gab es eine Jazzrockband, die großartig schräge Sachen spielte, und natürlich wollten wir das dann auch.“ Nach der Schule gingen beide nach Stockholm, wo Svensson zunächst

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M.A.D.

klassisches Klavier und Komposition, Öström klassisches Schlagzeug studierte. Später fanden sie sich im JazzBereich wieder. 1993 stieß der ebenfalls klassisch ausgebildete Dan Berglund hinzu, der über die Gitarre und den E-Bass zum Kontrabass gekommen war. Und noch im selben Jahr erschien die erste ihrer mittlerweile sieben CDs. Ein großer Erfolg wurde 1996 die CD „Esbjörn Svensson Trio Plays Monk“, auf der sie es schafften, Monks Musik „breitentauglich“ zu machen, ohne ihr den schrägen Witz zu nehmen. 1999 erfolgte mit dem Plattenvertrag beim Münchner Label ACT und einigen großen Festivalauftritten der internationale Durchbruch. Der Erfolg des E.S.T. ist um so erstaunlicher, als sie alles andere als Easy-Listening-Jazz spielen. Die zum Teil langen Bass- und Klaviersoli sind oft harmonisch komplex und sperrig – bis hin zu Ausflügen in Free-JazzBereiche. Doch rechtzeitig (für den Durchschnittshörer) löst sich alles wieder in Harmonie und Wohlgefallen auf, und die Musik wird wieder leicht fasslich. Ideenlieferant Svensson hat die Gabe, eingängige Melodien zu erfinden, in seinen Soli verbindet er stilsicher die unterschiedlichsten Einflüsse. Berglund legt mit sattem, aber ungemein wendigem Bass das Fundament. Immer mal wieder benutzt er Flanger und ähnliche altertümliche Rockbasseffekte, und wenn’s zu schön zu werden droht, sägt er auch mal mit dem Bogen dazwischen. Öström schließlich spielt nur selten traditionelles Jazz-Schlagzeug. In den schnellen Nummern treibt er das Trio mit einem Drum&Bass-artigen, fast nervösen Drive unerbittlich voran. Frappierend ist das beinahe „telepathische Verständnis“ (Svensson), das sich zwischen den dreien entwickelt hat. Die langen Spannungsbögen entstehen wie aus einem Guss, alles kommt perfekt auf den Punkt und wirkt doch, als sei es aus der Inspiration des Moments entstanden. „Oh ja, wir können einander immer noch überraschen“, sagt Berglund und lacht. „Man weiß nie, was der

andere machen wird, nach wie vor nicht.“ Wenn sie auf die Bühne gehen, haben sie ihr Programm nicht abgesprochen. Meist ist es Svensson, der ein Stück beginnt, und die anderen steigen ein. „Es ist wie ein Gespräch. Man hört zu und sagt etwas zur Sache, macht eine Bemerkung oder hält auch mal eine lange Rede“, beschreibt es Svensson. „Seit unsere neue CD veröffentlicht ist, spielen wir fast jeden Abend dieselben Stücke, aber in verschiedener Reihenfolge und auf unterschiedliche Art. Das ist eine ganz neue Erfahrung für uns, vorher verlief jeder Abend völlig anders.“ Langweilig wird ihnen das Triospiel auch nach mehreren Jahren nicht, Gäste haben sie schon lange nicht mehr eingeladen. „Das Trio ist genug Sound“, meint Berglund lakonisch. Und Svensson: „Wir haben einen sehr offenen Weg zu arbeiten. Alle Dinge sind erlaubt, jeder hat seinen Freiraum. Wir wissen nie so ganz genau, wohin es sich entwickeln wird. Wir sind sehr individuell, aber wir haben auf der anderen Seite dieses gemeinsame Ding laufen, das wir alle in dieselbe Richtung zu entwickeln versuchen. Dieses Gefühl in der Band ist fantastisch.“ Und die beiden anderen nicken sehr überzeugend. Öström: „Die Musik wird nie zur Routine. Das ganze Drumherum wird Routine, das Frühstück im Hotel, die Fahrt mit dem Bus usw. Aber wenn du auf die Bühne gehst, ist es keine Routine. Es ist eigentlich sehr überraschend, finde ich, aber so ist es.“ Die drei Schweden haben ihren Weg gefunden, auf dem sie konsequent weitergehen. Ihre Offenheit haben sie sich bewahrt. Und so bleibt die Musik des E.S.T. unvorhersehbar und spannend, was man nun wirklich nicht von jeder Jazz-Band behaupten kann.

CD-Tipps: Esbjörn Svensson Trio plays Monk, 1996. ACT 9010-2. From Gagarin’s Point of View, 1999. ACT 9005-2. Strange Place For Snow, 2002. ACT 9011-2.

Ein

Schlüsselerlebnis in

Dynamik .

Joshua Bell griff für das berühmte Violinkonzert von

Mendelssohn nicht auf die traditionelle Solo-

Kadenz zurück, die selbst auch gar nicht von Mendelssohn stammt. Vielmehr schrieb der junge US-Stargeiger eine eigene, ganz persönliche Version, als seinen »kleinen Tribut an ein Meisterwerk« (Bell). Zum Schlüsselerlebnis in Dynamik wurde in dieser Neueinspielung auch das Violinkonzert von Beethoven – beide Werke exzellent begleitet von der Camerata Salzburg unter Sir

Roger Norrington.

CD 89505

präsentiert von www.JoshuaBell.de

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Premierenvorschau

Premieren im Juni und Juli Alle Musiktheaterpremieren in Deutschland, Österreich und der Schweiz und eine Auswahl benachbarter Opernhäuser (Reihenfolge der Namen: Komponist, Titel, musikal. Leitung, Regie bzw. Choreografie UA = Uraufführung, DE/ÖE/SE = Deutsche/Österreichische/Schweizerische Erstaufführung, ÜN = Übernahme

13.06. 13.06. 13.06. 14.06. 14.06. 14.06. 14.06. 14.06.

)

01.06. Bremen: Korngold, Die tote Stadt, Jackson, Knabe 01.06. Cottbus: Benatzky, Im weißen Rössl, Undisz, Flath 01.06. Dessau: Poulenc, Die menschliche Stimme; Menotti, Das Telefon, Kluge, Schattner (Bauhausbühne) 01.06. Freiberg: Lehár, Die lustige Witwe 01.06. Greifswald: Dörnen zu Adams/Bach/Händel, Gloria, Kawamoto (Ballett) 01.06. Hagen: Leigh, Der Mann von La Mancha, NN, Gottschalk (Musical) 01.06. Leipzig Oper: Berlioz, La Damnation de Faust, Guidarini, Mesguich 01.06. Leipzig Haus Dreilinden: „Ein Glück, dass man sich so verlieben kann…“, Seiffarth, Zugowski (Operetten-Revue) 01.06. Mainz: Bunn/Lupescu/van Zwieten/Hobbs/Castellino/Rocha, Ballett Mainz – Programm IX 01.06. Oldenburg: Donizetti, Viva La Mamma, Solén, Fallheier 02.06. Altenburg: Christie zu Wagner/Purcell, Fünf Gedichte/Purcell Pieces (Ballette) 02.06. Berlin Komische Oper: Li zu Herbert/Gutierrez, Borderline/ Grenzgänge (Ballett zu Musik vom Band) 02.06. Detmold: Verdi, La Forza del Destino (konzertant) 02.06. Lausanne: Berlioz, Béatrice et Bénédict, Joël, Villégier/Duverger 02.06. Mainz: Wagner, Lohengrin, Rückwardt, Krupa 02.06. Oldenburg: Britten, Wir machen eine Oper – Der kleine Schornsteinfeger, Rumpf, May (Kinderoper) 02.06. Regensburg: Grieg, Peer Gynt, Mitterer (Figurentheater) 05.06. Berlin Hebbeltheater: Frank Martin, Le Vin Herbé (Der Zaubertrank), Bohn, Hölzer (Prod. d. Zeitgenössischen Oper) 06.06. Frankfurt/Main: Sciarrino, Macbeth, Debus, Freyer 06.06. München Prinzregententheater: Bernstein, On the Town, Coleman, Mehmert (Musical, Produktion der Theaterakademie) 07.06. Hannover: Thoss zu Pärt, Bach u.a., So nah und doch so fern (Ballett) 08.06. Berlin Deutsche Oper: Kagel, Zählen + Erzählen („Musiktheater für Unerwachsene“ im Foyer) 08.06. Döbeln: Lehár, Die lustige Witwe (Übernahme aus Freiberg) 08.06. Eisenach: Natschinski, Mein Freund Bunbury, Eichhorn, Ludwig (Musical) 08.06. Halle: Händel, Deidamia, De Marchi, Broadhurst 08.06. Hof: Smetana, Zwei Witwen 08.06. Kaiserslautern: Verdi, Don Carlos, Corti, Brenner 08.06. Karlsruhe: Prokofjew, Romeo und Julia, Sandner, Wyss (Ballett) 08.06. Nürnberg: Gluck, Iphigenie auf Tauris, Arman, Guth 08.06. Wien Volksoper: King/Guerin zu Schlachter/Strobl, Hyde and Jekyll (Ballett) 09.06. Linz: Verdi, Macbeth, Pazmany, Prinsloo 09.06. Mainz: UA Tobias Kästle, ÜberMacht, Teupke, Reisenberger („Musikalische Aktion“ im Foyer) 09.06. Regensburg: d’Albert, Tiefland, Rumstadt, Häberli 12.06. Hamburg Kammeroper: Straus, Der tapfere Soldat

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14.06. 14.06. 14.06. 14.06. 15.06. 15.06. 15.06. 15.06. 15.06. 15.06. 15.06. 15.06. 15.06. 15.06. 15.06. 15.06. 16.06. 20.06. 20.06. 20.06. 20.06. 21.06. 21.06. 21.06. 22.06. 22.06. 22.06. 22.06. 22.06. 22.06. 22.06. 23.06. 23.06. 26.06. 26.06. 27.06. 27.06.

Kaiserslautern: O’Brien, The Rocky Horror Show (Musical) Neustrelitz: Benatzky, Im weißen Rössl, Zacher, Lachnitt (Open Air) Schwerin: Puccini, Turandot, Pitschmann, Akina (Open Air) Bern: Ballett IV – Junge Choreographien Dessau: Colours of Dance (Ballett in der Marienkirche) Frankfurt/Main: UA Moritz Eggert, Dr. Popels fiese Falle, Böer, Eggers (Kinderoper) Liège/Lüttich: Giordano, Andrea Chénier, Pleyer, Servais Meiningen: Hacks nach Offenbach, Die schöne Helena, Hild, Wilgenbus Nordhausen: Triple Bill II (Ballett) Osnabrück: Mozart, Die Hochzeit des Figaro, Koenigs, Hilchenbach Rathen: Bizet, Carmen, von Brück, Schmidt (Open Air, Produktion der Landesbühnen Radebeul) Stralsund: Siebert, Der Untergang der Titanic, NN, Schrem Aachen: Auber, La muette de Portici, Hulin, Beyer Bielefeld: Globokar, L’armonia drammatica, Kaftan, Siegert Chemnitz: Strauss, Elektra, Bareza, Heinicke Coburg: Chronik eines angekündigten Todes (Ballett, Reithalle) Darmstadt: Jerofejew, Leben mit einem Idioten, Blunier, Meyer-Oertel Innsbruck: Hindemith, Neues vom Tage, Cramer, Kertz Lüneburg: Offenbach, Die Großherzogin von Gerolstein Mainz: Righini, Don Giovanni Tenorio, Hofstetter, Nicklisch Mannheim: Britten, A Midsummer Night’s Dream, Sommer, Mouchtar-Samorai Mönchengladbach: Tschaikowsky, Eugen Onegin, Bergius, Pörzgen München Akademietheater: Humperdinck, Hänsel und Gretel, NN, Böge (Prod. der Theaterakademie) Wien Staatsoper: UA Freidrich Cerha, Der Riese vom Steinfeld, Boder, Flimm Hamburg: Neumeier zu Schostakowitsch u. a., Die Möwe, Lehtinen (Ballett) Braunschweig: Paar zu Lully, Couperin u. a., Diesseits von Eden, NN, (Ballett) Hamburg: DE Neuwirth, Bählamms Fest, Davin, Nemirova St. Gallen: Verdi, Nabucco, Barbacini, Hochstraate Ulm: Bellini, La sonnambula, Meister, Rak Stuttgart: Gibbons/Locke, Cupid and Death, NN, Bothe (Junge Oper im Kammertheater) Wien Volksoper: UA Max Nagl, Jazzmärchen, Stengårds, Kadlec Zwickau: Suppé, Boccaccio Augsburg: Bock, Anatevka, Kussel, Friese (Musical) Baden: Strauß, Der Zigeunerbaron, Breznik, Herzl Gelsenkirchen: Berlioz, Béatrice et Bénédict, Bächli, Karaman Stralsund: Dörnen zu Adams/Bach/Händel, Gloria, Kawamoto (Ballett; Übernahme aus Greifswald) St. Gallen: Verdi, Nabucco, NN, Hochstraate Würzburg: Beethoven, Fidelio, Klajner, Eaton Zürich: Bizet, Carmen, Plasson, Mussbach Kiel: Schreker, Christophorus, Windfuhr, Harms München Gärtnerplatztheater: Rensburg/Boysen zu Händel, Ein Theater nach der Mode, Carydis, Boysen Halle: Mozart, Titus, Heusel, Halmen Trier: Bellini, Norma (Open Air) München Cuvilliés-Theater: UA Hans-Jürgen von Bose, Kafka-Projekt, von Bose, Lehmeier (Prod. d. Staatsoper) Villingen-Schwenningen: Grothe, Das Wirtshaus im Spessart

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Premierenvorschau

28.06. Andechs: Orff, Die Kluge, Mast, Matiasek 28.06. Dessau: Strauß, Eine Nacht in Venedig, Hanell, Gebler 28.06. Dresden Staatsoperette: Schröder, Hochzeitsnacht im Paradies, Garbosnik, Krantz 29.06. Berlin Dt. Oper: Messiaen, Saint François d’Assise, Albrecht, Kresnik 29.06. Braunschweig: Gluck, Iphigenie in Aulis, Alber (halb szenisch) 29.06. Cottbus: Puccini, Tosca, Petersen, Mottl 29.06. Düsseldorf: Puccini, Tosca, Fiore, Hilsdorf (ÜN aus Duisburg) 29.06. Essen: Bellini, Norma, Soltesz (konzertant) 29.06. Köln: Mozart, Don Giovanni, Jenkins, Alden 29.06. Rheinsberg: Gluck, Iphigenie in Aulis, Alber (konzertant i. Schlosshof) 29.06. Stuttgart: Bellini, Norma, Humburg, Wieler/Morabito 30.06. München Staatsoper: Wagner, Die Walküre, Mehta, Wernicke/NN 02.07. Solothurn: Strauß, Die Fledermaus, Tardue, Ammann (Open Air) 04.07. Greifswald: Siebert, Der Untergang der Titanic, NN, Schrem (Übernahme aus Stralsund) 05.07. Heidenheim: Verdi, Rigoletto, Canonica, von Orlowsky (Open Air) 05.07. Hof: Graun, Cäsar und Cleopatra 06.07. Baden: Abraham, Ball im Savoy, Roos, Steiner 06.07. Hagen: Wagner, Lohengrin, Fritzsch, Friedemann 06.07. Gut Immling/Chiemgau: Verdi, Otello, Förster, Ostermann 06.07. Karlsruhe: Wagner, Parsifal, Ono, Mielitz 06.07. Wildbad: Rossini, Le Comte Ory, de Marchi, Hornbacher 07.07. Aachen: Mozart, Die Gärtnerin aus Liebe, Görtz, NN 07.07. Stuttgart: Wagner, Rienzi, Schrottner (konzertant) 11.07. Naturtheater Greifensteine: Wecker, Jim Knopf und die Wilde 13, Schulz, Limbarth (Musical, Prod. d. Theaters Annaberg) 12.07. Bad Ischl: Lehár, Das Land des Lächelns, Bauer-Theussl, Dale 12.07. Zürich: Verdi, Rigoletto, Santi, Düggelin 13.07. Baden: Ziehrer, Deutschmeisterkapelle, Breznik, Fritdum 13.07. Coburg: Donizetti, Der Liebestrank, NN, Altenbeck 13.07. Heidelberg: Verdi, Falstaff, Kalb, NN 13.07. Wildbad: DE Peter von Winter, Maometto – Il Fanatismo, Cohen, Berger-Gorski 14.07. München Prinzregententheater: Strawinsky, The Rake’s Progress, Bolton, Duncan (Produktion der Staatsoper) ° Julietta, Bernet, Czellnik (Festspielhaus) 17.07. Bregenz: Martinu, 17.07. Wildbad: Rossini, Maometto Secondo, Cohen (konzertant) 18.07. Bregenz: Puccini, La Bohème, Schirmer, Jones/McDonald (Open Air auf der Seebühne, Wiederaufnahme) 18.07. Gut Immling/Chiemgau: Nicolai, Die lustigen Weiber von Windsor, C. von Kerssenbrock, V. von Kerssenbrock 18.07. Wien Schönbrunner Schlosstheater: Rossini, Il barbiere di Siviglia, Hoyem-Cavazza, Dimali (Prod. d. Wiener Kammeroper) 19.07. Nürnberg: Massenet, Werther, Inouye, Hartmannshenn 20.07. Bad Ischl: Kálmán, Die Csárdásfürstin, Mogg, Vogel 20.07. Kufstein: Strauß, Die Fledermaus, G. Kuhn, G. Kuhn (Produktion der Tiroler Festspiel Erl) 20.07. Neuburg/Donau: Naumann, Die wehrhafte Dame (La dama soldato), Rottenaicher, Vladar 25.07. Bayreuth Festspielhaus: Wagner, Tannhäuser, Thielemann, Arlaud 26.07. Andechs: Orff, Die Bernauerin, Mast, Matiasek (Wiederaufnahme) 26.07. Rheinsberg: Paisiello, König Theodor in Venedig, Andreescu, Schulz 27.07. Salzburg Großes Festspielhaus: Mozart, Don Giovanni, Harnoncourt, Kusej 28.07. Salzburg Kleines Festspielhaus: Zemlinsky, Der König Kandaules, Nagano, Mielitz

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Juni/Juli 2002


Premierenvorschau

Konzertvorschau

09./10.06. Museumsorchester – Carignani. Debussy, Strawinsky Petruschka 13./14.06. RSO, Urmana (Mezzo), Limburger Domsingknaben, Rundfunkchor Berlin – Wolff. Mahler 3.

Baden-Baden Festspielhaus 10.06. New York Philharmonic – Masur. Bernstein, Mahler 1. 12.06. New York Philharmonic – Masur. Beethoven 3., Bartók 22.06. Münchner Philharmoniker, Spangenberg (Klar.) – Levine. Strauss, Tschaikowsky, Copland 29.06. Badische Staatskapelle, Bohórquez (Vc) – Ono. Strauss, Dvo˘rák Berlin Konzerthaus 06.–08.06. BSO, Forster (Klar.), Pápai (Oboe), Forst (Fagott), Sekler (V), Giglberger (Vc) – Venzago. Debusssy, Haydn, Lutoslawski 15.06. RSB, Marshall (Orgel u. Dir.) – Saint-Saëns, Vierne, Bizet, Bernstein 20.–22.06. BSO, Markovici (V) – Inbal, Smetana, Bruch, Dvo˘rák Berlin Philharmonie 06.–08.06. Berliner Philharmonisches Orchester – Haitink. Bruckner 5. 09.06. DSO, Oppens (P) – Lopez Cobos. Chin, Tschaikowsky 5. 12.–14.06. Berl. Philh. Orch., Volodos (P) – Ozawa. Corigliano, Tschaikowsky 17.06. DSO, Glennie (Perc.) – Slatkin. Haydn, UA Jost, Tschaikowsky 6. 18.–19.06. Berl. Philh. Orch., Midori (V) – Jansons. Strauss, Bruch, Brahms 2. Berlin Waldbühne 23.06. Berl. Philh. Orchester, Repin (V) – Jansons Bonn Beethovenhalle 23.06. Orchester der Beethovenhalle, Znajder (V) – Soustrot. Brahms 28./30.06. Orch. d. Beethovenhalle, Ziesak (Sopr.), Kaasch (Tenor), Lafont (Bar.), Philh. Chor Bonn – Soustrot. Rossini, de Falla, Orff Carmina Burana Bremen Glocke 17./18.06. Philharmonisches Staatsorchester, Goerner (P) – Boreyko. Mozart, Mendelssohn Bartholdy Dresden Kulturpalast 15./16.06. Dresdner Phiharmonie, Prelle (Vc) – Weller. Mozart, Davidoff, Bruckner 3. 23.06. Dresdner Philharmonie, Heisser (P), Brückner (Horn) – Janowksi. Messiaen Des Canyons aus Etoiles

Hamburg Musikhalle 23./24.06. Philh. Staatsorchester – Metzmacher. Feldman, Bruckner 9. Köln Philharmonie 06.–09.06. New York Philharmonic – Masur. Schnittke, Bruckner, Mahler, Beethoven u. a. (verschiedene Programme) 15.06. Rundfunkorchester, Schiefen (Vc), Jansen, Erdmann, Stein, Schneider – Froschauer. Offenbach 16.–18.06. Gürzenich-Orchester, Kavakos (V) – Fiore. Schönberg, Schumann, Brahms 16.06. MDR-Sinfonieorchester u. -chor, Anthony, Nicoli, Gambill – Luisi. Treibmann, Beethoven 9. 21./22.06. WDR Sinfonieorchester – Oue. Berlioz, Lalo, Mahler 1. 07./09./10.07. Gürzenich-Orchester, Svendén (Alt), Gürzenich-Chor – Conlon. Mahler 3. Leipzig Gewandhaus 06./07.06. Gewandhausorchester, Collins (Klar.) – Wolff. Haydn, Copland, Debussy, Strauss 13./14.06. Gewandhausorchester, Zehetmair (V) – Blomstedt. Sibelius, Prokofjew, Dvo˘rák 8. 20./21.06. Gewandhausorchester – Blomstedt. Beethoven, Mahler 5. München Gasteig 07./08./10.06. Münchner Philharmoniker, Frittoli, Grant-Murphy, Mentzer, Philharmonischer Chor – Levine. Mozart Idomeneo 14./15./17.06. Münchner Philharmoniker – Levine, Mozart, Mahler 6. 27./28.06. Symphonieorchester d. BR, Ritzkowsky, Dausacker, Kepser, Springmann (Horn) – Maazel. Rossini, Schumann, Schostakowitsch 5. 06./08./09.07. Münchner Philharmoniker, Graham, Langridge, van Dam, Philh. Chor – Levine. Berlioz Roméo et Juliette 18./19.07. Symphonieorchester d. BR, Sato (V) – Macal. Mussorgsky, Korngold, Rachmaninow München Odeonsplatz (Open Air) 30.06. Münchner Philharmoniker – Levine. Tschaikowsky 4., Beethoven 3.

Duisburg Mercatorhalle 06./07.06. Duisburger Philharmoniker, Brunner (Klar.), Hamvasi (Sopr.), Städt. Konzertchor – Wit. Lutoslawski, UA Meyer, Messiaen, Poulenc

Salzburg Mozarteum 11.06. Mozarteumorchester, Afanassiev (P), Groven (Mundharmonika) – Soudant. Haydn, UA Steinkogler, Beethoven

Düsseldorf Tonhalle 02.06. Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Sokolov (P) – Pinnock. Mendelssohn-Bartholdy, Beethoven 14./16./17.06. Düsseldorfer Symphoniker – Macal. Roussel, Bizet, Berlioz 29.06. Hendricks (Sopran), Derwinger (P). Brahms, Schubert, Poulenc u. a.

Wuppertal Stadthalle 04.06. Sinfonieorchester Wuppertal, Berry (Sopran) – Hanson. Glière, Schostakowitsch 7. 23.06. Sinfonieorchester Wuppertal, Oelze (Sopran), Chor St. Michaelis Hamburg – Schoener. Mozart, Francis, Mendelssohn Bartholdy, Bernstein 02.07. Sinfonieorchester Wuppertal, Grimaud (P) – Hanson. Brahms, Schumann

Frankfurt/Main Alte Oper 04.06. St. Petersburger Philharmoniker, Kremer (V) – Temirkanov. Ljadow, Sibelius, Mussorgsky 08.06. Jenaer Philharmoniker, Schmickler, Weikl, König, Engelhaupt, Edelstein (P), Chöre. Schostakowitsch, Mendelssohn Bartholdy Die erste Walpurgisnacht

Zürich Tonhalle 03.06. Zürcher Kammerorchester, Pletnev (P) – Griffith. Beethoven 12./13.06. Tonhalle-Orchester – Haitink. Mahler 5. P = Piano, V = Violine, Va = Viola, Vc = Violoncello / Alle Angaben ohne Gewähr.

Das nächste 50

Juni/Juli 2002

rescendo erscheint am 01.08.2002


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Rossini: Il Barbiere di Siviglia Allen · Baltsa · Araiza u.a. Academy of St Martin in the Fields Neville Marriner 2 CD 470 434-2

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Puccini: La Bohème Tebaldi · Bergonzi · Bastianini u.a. Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia · Tullio Serafin 2 CD 470 431-2

Puccini: Madama Butterfly Tebaldi · Bergonzi · Cossotto u.a. Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia · Tullio Serafin 2 CD 470 577-2

Gluck: Orfeo ed Euridice McNair · Ragin · Sieden English Baroque Soloists John Eliot Gardiner 2 CD 470 424-2

Donizetti: Lucia di Lammermoor Caballé · Carreras · Ramey u.a. New Philharmonia Orchestra Jesús López-Cobos 2 CD 470 42-2

Bellini: Norma Sutherland · Horne · Alexander · Cross London Symphony Orchestra Richard Bonynge 3 CD 470 413-2

Mozart: Don Giovanni Weikl · Price · Sass · Burrows u.a. London Philharmonic Orchestra Georg Solti 3 CD 470 427-2

Verdi: Rigoletto Bruson · Gruberova · Shicoff u.a. Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia · Giuseppe Sinopoli 2 CD 470 437-2

Verdi: La Traviata Sutherland · Bergonzi · Merrill u.a. Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino · John Pritchard 2 CD 470 440-2

Wagner: Die Walküre Nilsson · Vickers · London u.a. London Symphony Orchestra Erich Leinsdorf 3 CD 470 443-2

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