februar / märz
Frühlingsprogramme
Opern-Triumvirat
2006
Deutsche Oper Berlin
Tel. +49-700-67 372 375 (12 Ct/Min) www.deutscheoperberlin.de
Staatsoper Unter den Linden Tel. +49-30-20 354 555 www.staatsoper-berlin.de
Komische Oper Berlin
Tel. +49-30-47 997 400 www.komische-oper-berlin.de
Berlin:
ausgabe 01/ 2006 > Jahrgang 9 > 2006 > www.crescendo-magazin.de
B47837
plus regional
< so schwierig boris berezovsky
wie möglich
riccardo chailly < sharon bezaly < johannes moesus <
Boris Berezovsky chopin - godowsky études
NEU
„ … mit Sicherheit der wahrhaftigste Nachfolger der großen russischen Pianisten“ (Gramophone)
Echo Klassik Preisträger 2005
Boris Berezovsky genießt eine bemerkenswerte Reputation, sowohl als einer der kraftvollsten Piano -Virtuosen, wie auch für sein Einfühlungsvermögen und seine einzigartige musikalische Sensibilität.
Thomas Hampson Die bedeutendsten Liedeinspielungen in Neuauflage
„Seine Stimme ist ein unendliches Reservoir von Emotion, Klangfarbe und von Zwischentönen.“
Foto: Johannes Ifkovits
Le Monde
- Ives, MacDowell, Griffes: Lieder - Mahler, Berg, Schönberg: Lieder - Schumann: Kerner Lieder, Andersen Lieder - Mahler: Lieder eines fahrenden Gesellen Mahler/Berio: Frühe Lieder - Mahler: Des Knaben Wunderhorn - Original Piano Version www.warnerclassics.de
. www.warnerclassics.com Warner Music Group Germany Holding GmbH
Liebe Leserin, lieber Leser!
Inhalt
Quantensprung
Februar / März 2006
FOTO: CHRISTINE SCHNEIDER
persönlich
Chefredakteur Klemens Hippel Jetzt hat es uns voll erwischt, das Mozartjahr 2006. Ob Zeitung, Radio oder Fernsehen – Medienstar Mozart sendet auf allen Kanälen. Allein zu seinem Geburtstag am 27. Januar war die Anzahl von Konzerten und Festakten schier unüberschaubar. Das ist ein gutes Zeichen! Es beweist, dass in einer Zeit, in der Klassik als Minderheiten-Programm gilt, bei bestimmten Themen durchaus mit einem breiten Publikumsinteresse gerechnet werden kann. Es kommt nur darauf an, dieses Interesse zu nutzen und auf das zu leiten, um das es im Mozartjahr geht: sich an der einzigartigen, genialen Musik
Da geht man leicht unter Der Pianist Boris Berezovsky
4
Ein bisschen romantisch Die Flötistin Sharon Bezaly
6
Mit den Ohren lesen Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly
8
Riskante Entdeckungen Der Dirigent Johannes Moesus
crescendo premium
Kultur Spiegel Klassik Bestseller Neue CDs CD-/DVD-/SACD-Rezensionen
Der Festakt zum Mozartjahr in Augsburg hat gezeigt, wie es
Reisetipps crescendo-Rätsel
dergrund gestellt. Sie diente nicht als Begleitprogramm für zu viele Ansprachen, sondern war in einem echten Konzert ein wirkliches Fest für die Ohren. Ergänzt wurde sie durch den kundigen, auf den Punkt kommenden Vortrag eines profunden Mozartkenners: Ulrich Konrad. Der hat daran erinnert, für wen Mozarts Musik bestimmt ist: Sie soll „Musick für aller Gattung leute“ sein – „ausgenommen für lange ohren nicht“! Jetzt wünsche ich Ihnen viel Vergnügen mit der aktuellen Ausgabe von crescendo!
11 12 14
22 23
gesehen Premieren-Rezensionen
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vorschau plus regional Kulturachse Nord Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schlewig-Holstein plus regional Kulturachse Mitte Hessen, Thüringen, Sachsen NRW Rhein/Ruhr, Rheinland-Pfalz, Saarland, Luxemburg 32 plus Tourneen 34 Impressum
Ihr Klemens Hippel
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gehört
unterwegs
zu präsentieren, hat man hier die Musik Mozarts in den Vor-
9
klassikhighlights
zu erfreuen, die Mozart uns geschenkt hat.
geht: Statt wie so oft eine Veranstaltung für Selbstdarsteller
10
27 30 31
Unter www.crescendo-magazin.de finden Sie die aktuelle Ausgabe und die crescendo-Jahrgänge 2000 bis 2005 zum kostenlosen Download. Sie können zahlreiche Veranstalter per Link erreichen, und natürlich
Die Detailschärfe macht jede Film-Ton-Darbietung und jedes Musikstück für Sie zum unvergesslichen Hörerlebnis. Gewaltige und eindrucksvolle Bildfolgen ziehen Sie in ihren Bann und kommen doch erst durch die Klangrealität Ihrer Q-Boxen zur höchsten Vollendung. Weltweit hat nur KEF die Uni-Q-Technologie*. Der Natur nachempfunden, steckt der Hochtöner direkt im Mitteltöner. Die Schallwellen erreichen Ihr Ohr so, als ob Sie alles live erleben. Das erweiterte Zentrum für optimalen Hörgenuss sorgt dafür, dass es nur gute Plätze gibt vor diesen Lautsprechern.
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Vorschau 02/2006 WWW.CRESCENDO-MAGAZIN.DE
Die neue Uni-Q-Technologie mit titaniumbeschichtetem Konus – Technik der nächsten Generation.
Das nächste crescendo erscheint am 31. März 2006.
Druckunterlagenschluss: 15. März
Die neue Q-Serie: der Quantensprung im Lautsprecherbau.
Beilagenhinweis: Ein Teil dieser Ausgabe enthält eine Beilage der Schubertiade Schwarzenberg.
haben wir auch eine komfortable Volltextsuchfunktion integriert. Viel Spaß beim Stöbern!
Titelfoto: Warner Music
* www.kefaudio.de GP Acoustics GmbH · Heinrichstraße 51 · D-44536 Lünen
EDITORIAL
PERSÖNLICH GEHÖRT HIGH FIDELITY GESEHEN VORSCHAU PREMIUM REISE
crescendo 01 2006
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Tel: +49(0)231-9860-320 · Fax: +49(0)231-9860-330
persönlich
Da geht man leicht unter
F O T O :
W A R N E R
C L A S S I C S
Der Pianist Boris Berezovsky von Erika Habenicht
F
reundlich und heimelig fühlt man sich an
gebe ich als Repertoire immer etwas Neues an, damit
crescendo: Sie sind in Frankreich und Russland ein
dem kleinen, einfachen Küchentisch, auf
ich mich selbst zum Üben bringe. Und manchmal bin
richtiger Star, in Deutschland gelten Sie nach wie vor
dem heißer Tee steht. Statt mit wertvollen
ich selbst ganz sprachlos, wenn ich merke, was ich
Kunstgegenständen und einem glänzenden
mir da eingebrockt habe, mit fünf verschiedenen Pro-
Berezovsky: In Deutschland gibt es ein riesiges Kon-
grammen in einem Monat.
zertleben, da geht man leicht unter. Und das deutsche
schwarzen Flügel ist die gemütliche Wohnung in einem Brüsseler Häuserblock mit Reiseandenken
wie einem knallrosafarbenen Plastikflamingo und
crescendo: Sind Sie dementsprechend aufgeregt vor
Bambikinderbüchern ausgestattet. Ein Schöngeist
einem Konzert?
als Geheimtipp. Ist das Berühmtwerden auch Glück?
Publikum mag manchmal Dinge, die mir nicht gefallen. Es liebt zum Beispiel Alfred Brendel, ich kann damit nichts anfangen. Er ist langweilig, spielt immer die
ist Boris Berezovsky nicht, viel eher sieht es hier
Berezovsky: Ich bin meistens ein wenig nervös, aber
nach einem bescheidenen, lustigen Familienmen-
erfahrungsgemäß ist das sogar wichtig. Ich spiele
Klavierstimmer, die mit ihm arbeiten, sagen, dass er
schen aus, er raucht gerne und liebt es zu lachen.
nicht sehr gut ohne Nervosität. Auf der anderen Seite
so viele Ansprüche hat, das ist einfach unmöglich.
Seit vier Jahren lebt der russische Pianist mit Frau
darf man auch nicht zu aufgeregt sein. Aber ein we-
Man muss eben irgendwo hingehen, das verdammte
und Kind in Brüssel. Er gilt als einer der kraftvollsten Klaviervirtuosen – ebenso lobt man ihn aber für seine einzigartige musikalische Sensibilität. In Deutschland hat er allerdings erst seit seinem ECHO-Klassik-Preis 2005 eine gewisse Bekanntheit erreicht. Der 37-jährige, in Moskau geborene Künst-
gleichen Stücke und er zerstört das Klavier, weil alle
Instrument spielen und das Beste aus dem machen, was da ist.
Es ist verblüffend, wie viele Leute man braucht, um einen Grad von Unabhängigkeit zu erreichen.
crescendo: Worauf kommt es denn da an, beim Klavierspielen, dass man das Beste daraus machen kann?
Berezovsky: Für mich ist das Klavier ein linkshändiges
ler debütierte 1988 in der Wigmore Hall und gewann
Instrument. Die interessantesten Dinge ereignen sich
1990 in Moskau die Goldmedaille des Internationa-
nig, das hilft, das gibt das gewisse Etwas. Ich mache
in der linken Hand. Nicht unbedingt Melodie, aber die
len Tschaikowsky-Wettbewerbs. Mit seiner letzten
manchmal extra einen kleinen Fehler beim Spielen,
Polyphonie und die Farbänderungen, Obertöne, das ist
Aufnahme, einer Gegenüberstellung von Chopin Etü-
wenn die Spannung nicht stimmt, um mich daran zu
alles in der linken Hand.
den und den Transkriptionen dieser Stücke durch
erinnern, dass es gefährlich werden kann.
Godowsky beeindruckt er erneut durch seine enor-
crescendo:
Haben Sie deshalb jetzt die virtuosen
me Virtuosität, die gleichzeitig Raum für natürliche
crescendo: Waren Sie darum erfolgreich bei Wettbe-
Transkriptionen Godowskys von Chopins Etüden
Musikalität und Einfühlungsvermögen lässt.
werben, weil Sie Druck nicht als wirklich hart em-
aufgenommen? Weil einige dieser Transkriptionen
pfinden?
ausschließlich für die linke Hand geschrieben sind?
Arbeitsbereich eines Pianisten aus – müssen Sie gar
20 Stunden am Nordpol auf einer Polarstation Dienst
nen sie überhaupt keinen Sinn zu machen, es sind ein-
nicht üben?
hat! Wettbewerbe zu spielen, ist vor allem Glück, das
fach so viele Noten, die muss man wirklich kennen um
crescendo: Ihre Wohnung sieht gar nicht nach dem Berezovsky: Vor Konzerten können es schon einmal
Berezovsky: Wissen Sie, hart ist vielleicht, wenn man
Berezovsky: Wenn man die Stücke nur anschaut, schei-
ist wie eine Lotterie. Leider habe ich bei der Lotterie
zu entdecken, was innen drinnen eigentlich gemeint
zwölf Stunden am Tag werden, aber wenn ich keine
nie so viel Glück, wie ich es bei Wettbewerben hatte.
ist. Mich packte einfach der Ehrgeiz, und als ich daran
Konzerte habe, dann nicht so viel. Ich brauche den
Ich hatte letztes Mal nicht einmal eine einzige Zahl
arbeitete, fing ich an diese Transkriptionen wirklich zu
Druck um zu arbeiten. Weil ich meine Faulheit kenne,
richtig.
lieben. Sie sind vom Stil her ein wenig anders als das
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www.crescendo-magazin.de
EDITORIAL
PERSÖNLICH
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dieses Stückes hörte – ich hatte keine Hoffnung mehr,
punktisches einzufügen und so viel Polyphonie wie
dass ich jemals anfangen würde es zu mögen – hörte
möglich. Physisch stößt man mit der linken Hand wirk-
ich es in der Interpretation von Solomon, einem engli-
lich ans Limit. Aber das ist gut, denn seither sind die
schen Pianisten. Und zum aller ersten Mal in meinem
anderen Stücke viel leichter geworden. Ich habe die
Leben mochte ich dieses Konzert. Ich begann damals
Chopinetüden bereits vor zehn Jahren aufgenommen,
Solomons Interpretation zu kopieren, sehr erfolgreich
aber rückblickend, nachdem ich Godowsky gespielt
sogar, bis ins kleinste Detail. Und so nach und nach
habe, merke ich, wie viel mehr man tun kann beim
begann ich hier und da meine eigenen Sachen zu ma-
Original.
chen. Inzwischen liebe ich es sehr.
crescendo: Die Godowskytranskriptionen sind ja nicht
crescendo: Sind Sie immer offen für andere Einflüsse?
unumstritten, muss man ein so virtuoses Meisterwerk
Sie hatten sogar noch nach dem Gewinn des Tschai-
von Chopin bearbeiten und noch virtuoser machen?
kowsky-Wettbewerbs einen Lehrer, Alexander Satz.
etwas so schwierig zu machen, wie möglich. Auch
zehn Jahren, dass er keinen Lehrer mehr bräuchte, weil
heute, wenn man die deutschen Autos anschaut, die
er bereits alles besser wusste. Das Resultat ist nicht
sind gefüllt mit Elektronik und technischen Spielerei-
gut! Man braucht das Talent, auf dem Boden zu bleiben
en, warum sollte Musik da anders sein? Godowsky
und zu merken, was man wirklich benötigt. Es ist schon
wollte niemals Chopin übertreffen oder so etwas.
verblüffend, wie viele Leute man braucht, um einen
Berezovsky: Es war ein Trend europäischer Künstler,
crescendo: Wie arbeiten Sie sich in ein Stück hinein, wie schauen Sie hinter die vielen Noten auf das Essentielle?
Berezovsky: Ich beginne ein neues Stück ganz simpel,
Berezovsky: Ein Freund von mir entschied im Alter von
Grad von Unabhängigkeit zu erreichen. Bei manchen dauert es nicht so lange, aber ich brauchte viel Zeit um herauszufinden, was ich will und wie ich es will.
indem ich einfach die Noten lerne und dann zeigt ei-
crescendo: Brauchen Sie auch heute noch jemanden? Berezovsky: Ich bin heute fast unabhängig, aber
nem der eigene Instinkt, was man bei diesem Stück zu
manchmal hilft mir immer noch Alexander Satz. Er
tun hat. Man muss seinen eigenen Stil finden, das hat
hat auf mich eine Wirkung wie die Schlange Kaa auf
bei mir sehr lange gedauert, aber schließlich erreichte
Mogli im Dschungelbuch. Durch seine Autorität und
ich den Punkt, an dem ich mich auf meine eigene In-
sein Wissen hat er etwas Hypnotisches für mich, als
terpretation verlassen konnte und nicht auf jemanden
Einziger.
„EIN WUNDER“„...dieses neue Remastering ist den anderen weit überlegen; Solche musikalische Brillanz zu dem günstigen Naxos-Preis zu bekommen schlägt alles, was man im Angebot finden kann.“ The Times, London
mal, als ich wieder eine dieser zahllosen Aufnahmen
und Godowsky ist mehr inte-ressiert daran Kontra-
CALLASREMASTERED
persönlich C R O O K E S D A V I D F O T O :
Original. Chopin ist musikalisch gesprochen viel freier
vier neue Titel:
8.111024
8.111025
8.111026-27
8.111028-29
schielen musste, der einen großen Namen hat.
crescendo: Hat es Ihnen denn schon einmal genutzt, auf die Interpretation anderer zu schielen?
Berezovsky: Das Tschaikowsky-Klavierkonzert zum
AKTUELLE CD
kotzen, wenn ich die ersten Noten davon hörte. Das
Chopin / Godowsky: Etudes Boris Berezovsky
war ein Problem, weil man dieses Stück als Gewinner
Warner 825646225828
Beispiel habe ich immer gehasst, ich wollte jedes Mal
des Tschaikowsky-Wettbewerbs spielen muss. Da denkst du immer „nein, nicht schon wieder“. Und ein-
Diese CD ist unser Begrüßungsgeschenk für neue crescendo premium-Teilnehmer. NAXOS DEUTSCHLAND GmbH • Wienburgstr. 171a • 48147 MÜNSTER
crescendo 01 2006
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E - M a i l : i n f o @ n a x o s . d e Internet:www.naxos.de
persönlich
Ein bisschen romantisch Die Flötistin Sharon Bezaly. Von Klemens Hippel
M
anche Menschen verblüffen durch die
crescendo: Schauen Sie manchmal neidisch auf das
sie mich nicht. Besonders interessant ist, dass man
Gabe, in einem fort reden zu können,
umfangreiche Repertoire für Geige oder Klavier?
sich durch Zirkularatmung die Freiheit nehmen kann,
ohne Luft holen zu müssen. Sharon
Bezaly: Klar! Sehr oft! Leider gibt es fast nichts Roman-
Bezaly ist viel zu charmant, um das zu
tisches für Flöte! Aber die neuen Stücke, die ich spiele,
dulina zum Beispiel war es so, dass wir uns getroffen
tun. Außer, sie spielt gerade Flöte. Dann kann sie
sind irgendwie auch ein bisschen romantisch. Sie sind
haben. Dann wollte sie alle Instrumente hören und die
minutenlang musizieren, scheinbar ohne zu atmen.
nicht Neue Musik in dem Sinne, dass es sehr fremde
Farben, die ich erzeugen kann, wie ich mich ausdrü-
Wie kein anderer Flötist beherrscht sie die Zirkular-
Musik ist, sondern menschenfreundliche Musik, die
cke – und dann hat sie mir das Stück geschickt. Ich
atmung, die Kunst, gleichzeitig einzuatmen und
mit einer schönen Melodie spricht. Die Flöte ist ja ein
habe mir das angesehen und bei einem Teil dachte ich:
auf einem Blasinstrument Töne zu erzeugen. Sehr
Instrument, das sehr schön singen, aber auch virtuos
das sollte wie ein perpetuum mobile klingen, aber sie
praktisch, wenn man sich, wie sie das tut, intensiv
sein kann. Diese zwei Seiten kommen in meinen neuen
hatte ein paar Noten ausgelassen, wo sie dachte, dass
mit Neuer Musik beschäftigt. Immer wieder bewegt
Konzerten sehr gut zum Tragen. Ich bin glücklich, dass
ich Luft holen muss. Dann habe ich ihr geschrieben,
wirklich zu schreiben wie man will. Mit Sofia Gubai-
die in Schweden lebende Flötistin, die mit 14 un-
ich weltberühmte Komponisten dazu bewegen konn-
dass sie die Töne einfach einfügen könnte, und da
ter Zubin Mehta ihr Konzertdebut gab und dann in
te, für mein Instrument zu schreiben. Und ich hoffe,
war sie sehr dankbar. Jetzt gibt es eineinhalb Seiten
Paris studierte, Top-Komponisten unserer Zeit, das
dass ein paar von den Stücken in ein paar Jahren zum
perpetuum mobile.
Repertoire für ihr Instrument zu erweitern. Für ihre
Grundrepertoire gehören werden.
Aufnahme „Nordic Spell“ mit drei Ersteinspielungen
crescendo: Können Sie einem Laien erklären, wie die
von Flötenkonzerten des 21. Jahrhunderts erhielt sie
crescendo: Wie viel Einfluss nehmen Sie bei solchen
im Januar in Cannes einen MIDEM Classical Award.
Auftragswerken?
gleichzeitig ein und aus?
Christian Lindberg war ich sehr beteiligt, weil er das
ren. Beim Einatmen durch die Nase spielt man dann
erste Mal für Flöte geschrieben hat. Immer wenn er
mit der Luft, die sich im Mund befindet. Man kann
etwas komponiert hatte, kam er und ich habe dann
das sehr gut visualisieren. Nehmen Sie ein Glas mit
Bezaly: Das ist sehr unterschiedlich. Zum Beispiel bei
K R I S O N A N D E R S F O T O :
www.crescendo-magazin.de
Bezaly: Der Trick ist, ein bisschen Luft im Mund zu spa-
gesagt „das liegt nicht so gut, das wäre vielleicht
einem Strohhalm und versuchen sie hineinzublasen
so besser“, dann hat er wieder weiter gearbeitet. Mit
und gleichzeitig durch die Nase einzuatmen. Aurèle
Kalevi Aho war es dagegen so, dass er mich gehört
Nicolet hat mir das beigebracht. Und was wirklich
hatte und etwas für mich schreiben wollte. Das war
witzig ist: als ich das konnte, dachte ich, gut, ich wer-
dann einfach ein fertiges Stück.
de einfach eine Tonleiter spielen. Aber dann habe ich
crescendo: Was muss man den Komponisten erklären,
6
Zirkularatemtechnik funktioniert? Wie atmet man
die nicht Flöte spielen?
Bezaly: Dass die Flöte in der Höhe sehr leise sein kann. Dass man auf ihr sehr expressiv spielen kann. Und
gemerkt, dass meine Finger gestoppt haben, weil ich dachte, man kann doch nicht spielen und atmen! Es hat eine Weile gedauert, ehe mein Gehirn das mitgemacht hat.
dass man verschieden große Instrumente benutzen
crescendo: Und die Übergänge zwischen normaler At-
kann, die tiefer reichen als eine normale Flöte. Man
mung und Zirkulartechnik muss man tarnen?
muss natürlich auch mit der Orchestrierung aufpas-
Bezaly: Genau! Man versucht das zuerst während ei-
sen, aber das wissen die von alleine, dafür brauchen
nes Trillers, da kann man das gut verstecken. Aber ich
EDITORIAL
PERSÖNLICH
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persönlich
Junge Künstler mit großer Wirkung
Martin Stadtfeld „Stadtfeld nähert sich den Stücken mit viel Gespür für die zarten Zwischentöne“ (klassik.com)
glaube, es ist sehr wichtig, dass man das bemerkt! Wenn sie eine CD haben und dann hören sie drei Minuten Musik ohne irgendein Atemgeräusch, dann werden sie
crescendo: Es gibt aber nicht viele Flötisten, die diese Technik anwenden, oder? Bezaly: Nein. Das ist auf der Flöte ein bisschen heikler als bei der Oboe oder Klarinette.
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hören ist.
Da haben Sie das Instrument im Mund und deshalb eine bessere Kontrolle.
crescendo: Verwenden Sie Zirkularatmung auch bei klassischem Repertoire? Bezaly: Ja, natürlich. Das ist für mich keine Zirkusnummer. Es hat mich total befreit.
Eine Koproduktion mit
Ich muss mich nur um die Musik kümmern und brauche nur da zu atmen, wo es musikalisch nötig ist, nicht da, wo ich Luft brauche.
crescendo: Wie geht man als Flötistin mit Lampenfieber um – Aufregung ist ja am Atem besonders leicht zu bemerken.
Bezaly: Bei mir ist das so, dass ich vorher nervös bin, aber wenn ich auf die Bühne
Mit den Goldberg-Variationen, „Bach Pur“ und seiner Mozart-CD schaffte es Martin Stadtfeld auf Anhieb bis an die Spitze der Klassik-Charts. Auf seiner neuen CD „Kleine Stücke“ widmet er sich wieder Bach, 14 ausgewählten Präludien, sowie Schumann, den 14 kurzen Stücken aus dem Zyklus „Bunte Blätter“ – eingerahmt von einer Toccata Bachs und einer Schumanns. Alle Konzerttermine unter: www.martinstadtfeld.de
komme, ist das alles weg. Ich habe mir lange überlegt, warum das so ist. Ein Faktor, den man vorher nicht spüren kann, ist der Kontakt mit dem Publikum. Den spürt man, wenn man aufs Podium geht. Das gibt Kraft und so ein positives Gefühl.
crescendo: Und wie ist es, wenn man dann bei einer Preisverleihung wie in Cannes ein Fitzelchen Musik spielen soll? Bekommt man so schnell den Kontakt zum Publikum, um Kraft daraus schöpfen zu können?
Bezaly: Naja, vor der Preisverleihung dachte ich: Ich hätte jetzt lieber ein normales Konzert. Man muss vorher sprechen, und alle sind da. Dann muss man Mozart spie-
Baiba Skride „Lyrische Verinnerlichung und ein ungemein beredtes Gespür für die musikalisch weit reichenden Aussagen.“ (Süddeutsche Zeitung)
len, mit einer Probe... Ich bin schon froh, dass ich sonst richtige Konzerte spiele!
crescendo: A propos Mozart: Der hat sich ja sehr negativ über die Flöte geäußert... Bezaly: Naja, das schaut immer schön auf Konzertprogrammen aus. Aber ich finde, das wird ein bisschen übertrieben! Die Flöte war vielleicht nicht gerade sein
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F O T O :
A N D E R S
K R I S O N
blau. Ich versuche nicht das zu verstecken. Es ist wichtig, dass dieses Geräusch zu
Lieblingsinstrument, aber wenn sie in die Klavierkonzerte, Symphonien oder Opern schauen, da gibt es so viele schöne Passagen für Flöte. Es hat ihn ja niemand gezwungen, so viel für Flöte zu schreiben.
* In Kooperation mit Deutschland Radio Kultur
In diesem Jahr ist Sharon Bezaly wieder einmal in Deutschland zu hören. U.a. ist sie im Dezember mit der Camerata Salzburg auf Tournee.
AKTUELLE CD Die lettische Geigerin Baiba Skride präsentiert auf ihrer neue CD zusammen mit den Münchner Philharmonikern unter Mikko Frank eine mitreißende Live-Aufnahme des eindrucksvollen Violinkonzerts Nr. 1 von Dimitri Schostakowitsch sowie das wunderschöne Violinkonzert „Wanderung einer Seele“ von Leosˇ Janácˇek, aufgenommen mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Marek Janowski*.
Masterworks for flute and piano Sharon Bezaly, Ronald Brautigam BIS SACD 1429 / Klassik Center Kassel crescendo premium hält diese CD für Sie bereit!
crescendo 01 2006
Alle Konzerttermine unter: www.baibaskride.de
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Wünschen Sie weitere Informationen, dann bestellen Sie unseren Newsletter unter www.sonyclassical.de
persönlich B I R K I G T
Mit den Ohren lesen
F O T O :
A N D R E A S
Der Gewandhauskapellmeister Riccardo Chail y. Von Klemens Hippel
N
achfolger Felix Mendelssohn Bartholdys
großer amerikanischer Orchester. Ich war überrascht,
mit dem Orchester. Von meiner ersten Probe 1986
und Wilhelm Furtwänglers – Gewand-
geschmeichelt und begeistert – und die waren über-
an und das ist bis heute geblieben. Die Disziplin, die
hauskapellmeister ist ein einmaliger Job
rascht als ich nein gesagt habe, wegen des Gewand-
Wärme, der Wille und der Gesamtklang: die Klangiden-
in der Klassik-Welt. Seit dem 02. Septem-
hausorchesters. Ich habe Leipzig gewählt, weil das
tität ist fantastisch. Es gibt nur wenige europäische
ber 2005 hat ihn der italienische Dirigent Riccardo
Potenzial dieses Ensembles unglaublich groß ist. Das
Ensembles, die man schon nach einigen Takten so
Chailly inne. Er wechselte vom Concertgebouw Or-
Gewandhausorchester ist zwar überall bekannt, aber
eindeutig am Klang erkennt.
chester in Amsterdam, mit dem er live und auf CD
nicht genug anerkannt. Das fasziniert mich – in wie
zahllose Erfolge feierte.
weit kann ich mit meiner Person, meinen Ideen, mei-
crescendo: Von Amsterdam nach Leipzig – fühlen Sie sich nicht in die Provinz versetzt?
Chailly: Nein. Ich liebe diese Stadt sehr. Ich fühlte mich
nem Repertoire, eine neue Identität für das Orchester
crescendo: Was ist Ihnen bisher positiv aufgefallen? Chailly: Normalerweise sind die Übergänge zwischen
entwickeln. Da gibt es in meinen Augen weltweit keine
Dirigenten sehr heikel, manchmal auch peinlich. Hier
andere Gelegenheit, so etwas zu tun.
gab es dagegen eine natürliche Kette – ich kann das
hier ganz spontan zu Hause. Ich mag die menschliche
crescendo: Wie unterscheidet sich die Arbeit von der in
Seite dieses Zentrums, es ist so schön klein. Und je-
den Niederlanden?
fortsetzen, was Herbert Blomstedt begonnen hat. Die Musiker mögen es zum Beispiel sehr, Neue Musik zu spielen. Mein Vorgänger hat das schon gemacht, aber
des Mal, wenn ich hierher komme, hat sich die Stadt
Chailly: Die Gefahr ist, zuviel zu machen. Man muss
wieder weiter entwickelt. Alles ist im Umbau, und man
eine Balance finden zwischen den Gewandhauskon-
stellung bin ich sehr froh. Hier gibt es die Kultur, den
fragt sich, wie wird Leipzig in fünf Jahren sein? Das
zerten, Reisen, Schallplattenaufnahmen und Oper.
Willen und das Verständnis für Zeitgenössische Mu-
finde ich faszinierend.
Wenn ich eine neue Operninszenierung mache, bin
sik. Außerdem habe ich ein Orchester in Spitzenform
ich anderthalb Monate nonstop hier. Im Concertge-
übernommen. Durch die deutsche Sitzordnung wurde
bouw habe ich ja nur ein Konzertprogramm gemacht,
die Durchsichtigkeit des Klangs verbessert, damit bin
hier mache ich das und die Oper. Ich werde ungefähr
ich sehr einverstanden. Man muss die Partitur mit den
ein gutes halbes Jahr in der Stadt präsent sein. Das
Ohren lesen können, nicht nur auf dem Papier.
crescendo: Was hat Sie bewogen, Amsterdam zu verlassen?
Chailly: 16 Jahre sind eine lange Zeit. Wenn man da noch weiter macht, besteht die Gefahr, dass man sich
finde ich eine gute Balance, mehr möchte ich nicht
nur noch wiederholt. Als die Einladung nach Leipzig
machen. Ich hasse es, jeden Tag auf dem Podium zu
kam, habe ich lange mit meiner Frau darüber nachge-
sein. Ich liebe das Leben, meine Familie und auch das
dacht. Aber die Idee, gleichzeitig Gewandhauskapell-
Vergnügen. Es ist nicht gut, das ganze Jahr nur Musik
meister und GMD der Oper zu werden mit nur einem
zu machen und als Pultmaniac unterwegs zu sein. Ich
Orchester, das hat mich fasziniert. Das ist einmalig
liebe meinen Beruf sehr, aber in Balance mit Freizeit.
– es gibt keine Stadt in Europa mit dieser Kombination. Ich wollte das ausprobieren, auch mit dem Risiko, dass
crescendo: Wie lange braucht man, um das Orchester
es viel Arbeit ist.
kennen zu lernen?
crescendo: Viele Menschen waren ja überrascht, dass
nicht Monate! Es sind Menschen im Orchester, und
Sie nicht zu einem der großen amerikanischen Or-
man braucht Zeit, sie kennen zu lernen. Wie man den
chester gegangen sind...
Kontakt mit den Musikern bekommt, ohne Routine zu
Chailly: Wissen Sie, ohne Namen zu nennen: zusammen mit dieser Einladung hatte ich zwei Anfragen
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www.crescendo-magazin.de
Chailly: Das geht ganz langsam und dauert Jahre,
das Orchester will noch mehr haben. Über diese Ein-
Konzerte im Gewandhaus mit Riccardo Chailly: 15.02.: Entdeckerkonzert. Berg: Sonate op. 1 16./17.02.: Brahms 23./24.02.: Mahler 06./07.04.: Bach: Johannespassion
AKTUELLE CD
Mendelssohn Bartholdy: Lobgesang Gewandhausorchester: Chailly 2005. Decca 4756939 / Universal
spüren, das ist das Geheimnis dieses Berufs. Musikalisch verstehe ich mich aber jetzt schon phänomenal
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BERLIN Frank Martin: Le vin herbé
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crescendo lädt seine premium-Teilnehmer persönlich zu ausgesuchten Veranstaltungen ein.
K A O - U W E
Guilmant, Reicha, Kiel, Francaix, Benda, Schumann,
F O T O :
Grabbe, Reger, Cartellieri, Hummel, Telemann,
N I E L S E N
MDG Musikproduktion Dabringhaus und Grimm:
>Ja,
ich möchte für 35,- EUR pro Jahr die Vorteile von crescendo premium nutzen und erhalte die Begrüßungs-CD: Boris Berezovsky, Chopin / Godowsky
Münchener Kammerorchester
son d‘or bis zum Cannes
BERLIN MaerzMusik – Festival für aktuelle Musik
Ich kann jederzeit zum Ende des Kalenderjahres kündigen.
Classical Award. Mit le-
Konzert SWR Sinfonieorchester, Dirigent: S. Cambreling
(Im europ. Ausland zzgl. 10,– EUR Auslandsspesen)
gendären Ensembles wie
25. März 2006, Philharmonie Berlin
Vorname/ Name
dem Consort of Musicke SALZBURG Mozarteum – Festival Dialoge: Spiel
Straße
Trio Parnassus oder Steffen Schleiermacher, die auch
Improvisation: Tanz, Meg Stuart (Choreographie)
PLZ/ Ort
heute noch für das Label MDG aktiv sind.
30. März 2006, Mozarteum
> So werden Sie premium-Teilnehmer:
ANDECHS Ensemble Classique
Für 35,- EUR im Jahr erhalten Sie alle premium-
Musikal. Botschafter d. UNESCO „Europe meets America“
Geburtsdatum
Leistungen und Angebote.
01. April 2006, Florian-Stadl/Kloster Andechs
und Künstlern wie dem
Tel./ Fax
Wenn Sie sich bis 31.03.2006 für die Teilnahme bei crescendo premium entscheiden, erhalten Sie zu-
GARMISCH-PARTENKIRCHEN Sonderkonzert
sätzlich die CD zur Titelgeschichte als Begrüßung.
European Union Youth Orchestra
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Diesmal:
Dirigent: Vladimir Ashkenazy
Frédéric Chopin /
13. April 2006, Kongresshaus
Bank/BLZ
Etudes.
HAMBURG Festival Ostertöne
Sollten Sie Bezahlung per Rechnung wünschen, fallen zusätzlich 5,– EUR Bearbeitungsgebühr an.
Boris Berezovsky,
Kammerkonzert Wiener Klaviertrio, Solist: Jörg Wid-
Warner Classics
mann (Klarinette)
825646225828
15. April 2006, Laeiszhalle/Kleiner Saal
Leopold Godowsky:
Ort, Datum, Unterschrift
. EDITORIAL PERSÖNLICH GEHÖRT HIGH FIDELITY GESEHEN VORSCHAU
PREMIUM
REISE
crescendo 01 2006
9
Schicken Sie diesen Coupon an: Verlag Port Media, Team crescendo, Senefelderstraße 14, 80336 München, Fax: +49 - 89 - 74 15 09-11, email: premium@crescendo-magazin.de
persönlich
Riskante Entdeckungen E M A N U E L
raus, Rosetti, Hoffmeister – die Komponisten, denen die Liebe des Dirigenten und Künstlerischen Leiters der Rosetti-Festtage Johannes Moesus gilt, stehen zwar
F O T O :
K
M O E S U S
Der Dirigent Johannes Moesus. Von Klemens Hippel
im Lexikon, vielen Musikliebhabern sind sie aber unbekannt. Schade! Denn es gibt noch viel zu ent-
decken an Musik aus der Zeit Mozarts...
crescendo: Was unterscheidet einen Komponisten wie
crescendo: Dann sind Sie nicht wie Ihr Kollege Nikolaus
Dimension, das Verhältnis der Sätze zueinander, die
Harnoncourt der Meinung, dass man nur Meisterwerke
Instrumentation, die Satzbezeichnungen und nicht zu-
spielen soll?
letzt die Melodiefindung. Aber man kann nicht im Kopf
Mozart von den weniger talentierten Kollegen seiner
Moesus: Ich glaube, dass diese Verengung der Musik-
Zeit wie Rosetti oder Kraus?
geschichte auf wenige Namen uns einen Reichtum
Bass zusammensetzen. Also ich kann das jedenfalls
Moesus: Ich würde das eher umgekehrt formulieren:
die einzelnen Stimmen Flöte, Oboe, Klarinette, Violine,
raubt, der in der Geschichte vorhanden ist. Es gibt
nicht. Deshalb bleibt ein Restrisiko, dass man etwas
Mozart ist weit überdurchschnittlich talentiert gewe-
ja Werke Mozarts, die wurden schon so oft gespielt,
in Partitur schreiben lässt und dann ist das Werk nicht
sen! Das verliert man heute leicht aus dem Blick, man
dass man denkt: das muss ich jetzt eine Zeitlang nicht
wirklich lohnend.
sieht Mozart als „normal“ an. Antonio Rosetti zum Bei-
hören. Auch Interpreten können an häufig gespielten
spiel schuf originelle Werke, sowohl von den Klangfar-
Werken ermüden. Jedesmal für die Jupiter-Symphonie
crescendo: Wie schwer ist es, solche Kompositionen ins
ben als auch von der Struktur her und das alles mit
wieder neue interpretatorische Kraft zu entwickeln,
Programm zu bekommen?
einer guten Portion böhmischem Witz gewürzt. Rosetti
ist schon eine Aufgabe. Das fällt einem leichter, wenn
Moesus: Es erfordert viel Überzeugungsarbeit, einem
war zu seiner Zeit eigentlich berühmter als Mozart.
man wieder in dieses Staunen geraten kann, weil man
Veranstalter klarzumachen, dass er auch einmal eine
das Einzigartige an Mozart wieder neu entdeckt.
Rosetti-Symphonie ins Programm nehmen soll. Das
crescendo: Wieso gilt Mozart dann als so überlegen? Moesus: Das ist eine schwere Frage. Ich glaube, die
geschieht schon eher bei Festivals, wenn wie in die-
crescendo: Es gibt Dirigenten, die nur das aufführen,
sem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern zwei Rosetti-
Differenz ist, dass Mozarts Musik so viele Dimensio-
was ihnen etwas bedeutet, andere sagen: als Profi
Oratorien erklingen. Aber ins normale Abonnement-
nen aufweist. Das ist es, was ihn besonders macht,
muss man alles dirigieren können. Wo würden Sie sich
Leben dringt diese Musik nur langsam vor. Auch weil
gegenüber seinen Kollegen, wo diese Tiefe an Geist
in diesem Feld sehen?
viele Kollegen misstrauisch sind und denken: Naja, das
und Ausdruck nicht erreicht wird. Man ist bei Mozart
Moesus: Oft entdeckt man Schönheiten auch bei den
häufig eher entflammt als bei einem weniger genialen
so genannten großen Kompositionen erst, wenn man
Kollegen.
sich intensiv damit beschäftigt. Ich glaube, wenn mich
crescendo: Sieht man Mozart anders, wenn man sich ihm über seine Zeitgenossen annähert?
Moesus: Für mich ist die Beschäftigung mit den Mu-
eine Musik interessiert und ich das Gefühl habe, es lohnt sich, daran zu arbeiten, dann mache ich das. Ich sage nicht von vornherein „naja, das ist ja nicht so bedeutend“. Im Falle von Mozarts Zeitgenossen kann
ist kein Mozart, was kann das schon sein.
Konzert-Tipps: 10.-18.06.: Rosetti-Festtage im Nördlinger Ries 02./03.09.: Ludwigslust, Stadtkirche (Festspiele Mecklenburg-Vorpommern)
sikern seiner Zeit ein Mittel, den Weg hin zu Mozart
man viele Schönheiten entdecken, sie sind manchmal
noch einmal neu zu gehen. Ein Weg, der sich sehr
nur nicht sofort offensichtlich.
AKTUELLE CD
hört man wieder neu, wenn man im Vergleich mit
crescendo: Solches Repertoire liegt ja in der Regel nicht
den Zeitgenossen feststellt, dass die Lösungen, die
gedruckt vor – wie macht man sich ein Bild?
Antonio Rosetti: Violinkonzerte & Symphonien
lohnt. Viele Dinge, die man schon zu kennen meint,
Mozart findet, strukturell, in den Klangfarben und in
Moesus: Indem man es ausprobiert! Diese Werke sind
der Harmonik, herausragend und einmalig sind. Ideen,
ja in den Bibliotheken fast nie als Partitur, sondern
auf die ein Vanhal oder ein Rosetti eben nicht gekom-
nur in Stimmen erhalten. Sich da ein Urteil zu bilden,
men wäre.
ob das gut ist, ist sehr schwer. Man betrachtet die
10
www.crescendo-magazin.de
EDITORIAL
Anton Steck, Kurpfälzisches Kammerorchester: Johannes Moesus cpo 5818351 / jpc crescendo premium hält diese CD für Sie bereit.
PERSÖNLICH
GEHÖRT HIGH FIDELITY GESEHEN VORSCHAU PREMIUM REISE
Klassikhighlights der Redaktion
1 -
Anna Netrebko / Rolando Villazón
2 -
Anne-Sophie Mutter
3 1
Cecilia Bartoli
Violetta. Arien & Duette aus La Traviata Deutsche Grammophon Mozart Violinkonzerte Deutsche Grammophon
Johann Pachelbel (1653 – 1706)
seine Symphonien C-Dur und c-moll zu Gehör (05.05.,
Ja, er hat vieles andere geschrieben! Außer diesem
Weingarten). Und sein Oratorium Der Tod Jesu kann
Kanon. Und einige Veranstalter erinnern sich daran: die
man am 02.04. in Linz erleben.
4 2
Anna Netrebko: Sempre libera
Robert Schumann (1810 – 1856)
Waltershausen u.a. eine C-Dur-Messe aufführen. Die
Er kommt wohl am wenigsten zu kurz im Mozartjahr.
5 4
Anna Netrebko
Bachwochen, die am Ostermontag in der Stadtkirche Jenaer Philharmonie bringt Pachelbel am 23. April im
Schließlich hat Robert Schumann gleich zwei Städte,
Regensburger Domspatzen
Kammerkonzert 7 zu Gehör. Und vielleicht wird es ja
die ihn mit einem eigenen Festival feiern: Seine Ge-
6 -
noch besser, wenn die Gesamtausgabe seiner Vokal-
burtsstadt Zwickau widmet ihm vom 08.-11.06. ein
werke erscheint, die am Institut für Musikwissenschaft
Schumannfest, ebenso wie Düsseldorf, wo er 1850
Nigel Kennedy
der Universität Erlangen-Nürnberg vorbereitet wird?
Städtischer Musikdirektor wurde (05.-20.05.). Ab-
7 5 8 -
Lang Lang
ION Nürnberg zum Beispiel (19.-28.05.), die Pachelbels Orgelmusik im Programm hat. Oder die Thüringer
schließender Höhepunkt ist hier seine 2. Symphonie, gespielt vom Mahler Chamber Orchestra unter Daniel
Baldassare Galuppi (1706 – 1785)
Harding. In Bonn, wo Schumann begraben ist, hat man ihn ebenso wenig vergessen – das Beethovenfest veranstaltet ihm zu Ehren bereits im Frühling ein
H O F F M A N N / D G
Sonderkonzert, in dem Grigory Sokolov die Klaviersonate fis-moll spielt. Und auch in Leipzig, wo Schumann studierte, haben die Mendelssohn-Festtage (31.08.17.09.) einen Schumannschwerpunkt. Unter anderem
opera proibita Decca
Claudio Abbado Deutsche Grammophon Wiener Philharmoniker Opera Arias Deutsche Grammophon
Konzert für Papst Benedikt XVI Koch Inner thoughts EMI Classics
live at Carnegie Hall Deutsche Grammophon
9 10
Renée Fleming
10 6
W. A. Mozart: Violinsonaten
Sacred Songs Decca
Hilary Hahn, Natalie Zhu Deutsche Grammophon
H A R A L D
kommt am 01.09. der Cellist Truls Mork zu Besuch
F O T O :
– mit dem Cellokonzert im Gepäck. Andrea Marcon
Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975)
Dünn sieht es im Falle Baldassare Galuppi aus. Zwei
In Deutschland oder Österreich bringen sie es leider
echte Opern-Perlen immerhin sind zu finden: Le Noz-
nicht, dieses Highlight, obwohl sie in Schwetzingen
ze di Dorina erklingt am 22./23./24.09. im Rahmen
(05.06.) und Schwarzenberg (06.-08.06.) zu erleben
des Bayreuther Barock im markgräflichen Opernhaus.
sind: die vier Herren des Emerson String Quartets.
Und Andrea Marcon nimmt sich im Teatro La Fenice
Mozarts Requiem. Und am 25. und 27. August ertönt seine Musik im Rahmen des MDR-Musiksommers in der Dresdener Frauenkirche bzw. in Zwickau.
/ E C C L E S
Sein Requiem für den Erzbischof Sigismund ist am 19. Mai in Nürnberg zu erleben, zusammen mit
A N D R E W
Sehr nah bei Mozart steht das Werk Michael Haydns.
F O T O :
Michael Haydn (1737 – 1806)
D G
L’Olimpiade vor (13., 15., 18., 20., 22.10.).
Emesron String Quartet
Joseph Martin Kraus (1756 – 1792)
Aber in London (05.-11.05.): Alle Streichquartette von
Auch sein Geburtstag hinterlässt einige Spuren in den
beth Hall. Auch wenn Sie es deswegen nicht nach Eng-
Konzertprogrammen: die Schwetzinger Festspiele fei-
land schaffen: Nutzen Sie das Schostakowitsch-Jahr,
ern Geburtstag mit seiner Oper Proserpina (Premiere:
um diesen Klassiker des 20. Jahrhunderts gebührend
28.04.). Beim Bodenseefestival bringt Concerto Köln
zu würdigen!
EDITORIAL PERSÖNLICH
HIGHLIGHTS
Schostakowitsch an fünf Abenden in der Queen Elisa-
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crescendo 01 2006
11
Die Klassik-Charts wurden ermittelt durch Mediacontrol im Auftrag des Bundesverbandes der phonographischen Wirtschaft e.V. Graue Rangnummer = Platzierung vorige Ausgabe
vorschau
Ohne Mozart
Klassik Bestseller
gehört
kurz vorgestellt Neue CDs im Überblick
1
2
3
4
5
6
7
8
> 1 FRIEDENSBOTSCHAFT Mit seinem „West-Eastern Divan Orchestra“ aus isra-
Künstlerin die drei Trios op. 15 aus einem einfachen
plötzlich abbrach, weil ihm seine eigene Leistung nicht
elischen, palästinensischen, syrischen und libanesi-
Grund: „Ehrlich gesagt habe ich die genommen, in
perfekt genug erschien, kommt er auf der CD bis zum
schen Jugendlichen hat der Friedensbotschafter mit
denen die Geige am meisten zu sagen hat“.
letzten Ton.
Taktstock, Daniel Barenboim, ein bedeutendes Zeichen
Deutsche Grammophon 477 5796
Virgin Classics 0946 34469623
Konzertes in Ramallah ist musikalisch bedeutender, als
> 4 MEHR MOZART
> 6, 7 DA WAR DOCH NOCH EIN GEBURTSTAGSKIND...
es solche medienumtobte Events üblicherweise sind.
Eigentlich gibts das nicht – Musik für Mandoline und
Sie laufen schon eine Weile, die Schostakowitsch-
Mozarts Sinfonia concertante für vier Bläser wird mit
Gitarre von Mozart. Schade, dachten sich Detlef Tewes
Zyklen, die Mariss Jansons bzw. Roman Kofman er-
beeindruckender Gelassenheit und gleichzeitig viel
und Boris Björn Bagger – und erstellten die gelun-
arbeiten. Zum Schostakowitschjahr wartet Jansons,
genen Bearbeitungen für ihr Duo. Wer den Klang von
der bereits seit fast zwanzig Jahren mit den besten
Mandoline und Gitarre mag, sollte sich das anhören:
Orchestern der Welt seinen Zyklus erarbeitet, mit der
Vor allem die Rachearie der Königin der Nacht hätte
2. & 12. Symphonie auf. Das tut er mit seinem Sym-
Mozart bestimmt sehr gefallen!
phonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks, dem
im Nahost-Friedensprozess gesetzt. Der Mitschnitt des
KH
KH
Antes BM319217 / Bella Musica
EH
er seit 2003 voran steht, und mit dem er bereits die
M U S I C
Niemals greift Mozart zur Tonart d-moll, wenn er nicht
nungsbögen entstehen zu lassen und gleichzeitig
tiefsten, dramatischsten Ausdruck sucht. Es ist die
wichtige Details transparent zu machen.
Tonart seines Requiems, auch die tragische Größe
EMI 0094633599420
F O T O :
W A R N E R
4. und die 13. Symphonie eingespielt hatte. Jansons´
> 5 NOCH MEHR MOZART
Stil ist gereift; er beherrscht die Kunst, große SpanTR
seines Don Giovanni zeigt er bereits in der Ouvertüre mit dieser Tonart an. Kein Wunder, dass eines seiner
Mit dem Beethoven Orchester Bonn steuert Roman
Charme und Natürlichkeit gespielt, Beethovens Fünfte
ausdrucksvollsten Konzerte, das am tiefsten unter die
Kofman die achte Symphonie zum Geburtstag bei,
natürlich mit großem Pathos und Monumentalität, aber
Haut geht und das sich im Repertoire so vieler Pianis-
eines der düstersten Werke des Komponisten. Das
schlüssig und straff akzentuiert. Im Finale sind endlich
ten befindet, das in d-moll ist (KV 466). Nun wagt sich
1943 verfasste Werk ist ein groß angelegtes Requiem
mal die Posaunen, seinerzeit eine Novität im Orchester,
der ungarisch-polnische Pianist Piotr Anderszewski,
ohne Trost oder Hoffnung für die Toten. Kofman stellt in
deutlich zu hören. Vor der Zugabe, der langsam und
der sich bereits 2002 erfolgreich mit zwei Mozartkon-
seiner Interpretation die fahlen, resignativen Momente
zart gespielten Nimrod aus Elgars Enigma-Variationen,
zerten auf CD präsentierte, neben dem G-Dur Konzert
in den Vordergrund; die Gewaltausbrüche, vor allem
hält Barenboim einen glühenden und bewegenden
KV 453 an dieses große Konzert. Dass es hörenswert
die Zerstörungsmaschinerie im grotesken dritten Satz,
Friedensappell.
ist, lässt sich schon durch den Komponisten und das
sind weniger seine Sache. Das auf allen Positionen
renommierte Scottish Chamber Orchestra vermuten,
gut besetzte Bonner Beethoven Orchester folgt den
doch auch der Perfektionist Anderszewsky garantiert
Intentionen des Dirigenten vorbildlich. Wie fast immer
dafür. Denn im Gegensatz zu seinem Auftritt 1990
bei MDG kann sich der Hörer über ein exzellentes
Mit den Symphonien der Jahre 1770 bis 1775 setzt
während des Klavierwettbewerbs in Leeds, als er –
Klangbild freuen.
Nikolaus Harnoncourt seine Reihe von Mozartsympho-
trotz guter Chancen auf den Ersten Preis – sein Spiel
MDG 337 1204-2 / Codaex
TR
Warner 2564-62791-2
> 2, 3 FORTSETZUNGEN IM MOZARTJAHR
TR
F OTO : BAY E R I S C H E R R U N D F U N K / G E O R G T H U M
nien fort, erneut mit der Zugabe von Mozartbriefen aus dem Umfeld dieser Werke. Nach den Symphonien des Wunderkindes widmet sich Harnoncourt nun dem erfolgreichen Teenager Mozart, mit Werken wie der g-moll Symphonie KV 183 oder der Ouvertüre zu La
Reise durch die Welt von Mozarts Musik weiter, gemeinsam mit ihrem Ehemann André Previn und dem Cellisten Daniel Müller-Schott. Ausgesucht hat die
12
www.crescendo-magazin.de
S H E I L A
Mit Mozarts Klaviertrios führt Anne-Sophie Mutter ihre
R O C K
KH
dhm 82876 757352 / SonyBMG
F O T O :
finta giardiniera.
EDITORIAL PERSÖNLICH
GEHÖRT
HIGH FIDELITY GESEHEN VORSCHAU PREMIUM REISE
9
gehört
10
> 8 ... UND EIN TODESTAG Auch der neue deutsche Star unter den Pianisten, Martin Stadtfeld, widmet sich einem Jubilar: zu seinem Lieblingskomponisten Bach kombiniert er auf seiner neuen CD Werke von Robert Schumann, dessen 150sten Todestages in diesem Jahr gedacht wird. Als ein Schwerpunkt der CD erklingt die Schumann-Toccata op.7, die ein Ausdruck Schumanns für seine Verehrung für Johann Sebastian Bach war. Diesem stürmischen Werk der romantischen Klavierliteratur stellt Martin Stadtfeld die BachToccata D-Dur BWV 912 gegenüber. Ebenso abwechslungsreich ist der Kontrast zwischen den vierzehn ausgewählten Präludien aus Bachs „Clavierbüchlein“ und Schumanns Zyklus „Bunte Blätter“.
EH
F O T O :
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A R E N S / S O N Y
B M G
M A S T E R W O R K S
Foto: Kasskara
Sony 82876727112
LANG LANG Nach dem großen Erfolg von „Live at Carnegie Hall“ erscheint nun LANG LANGs erstes Studio Recital. „Schwerelosigkeit und Unverstelltheit … Er ist ein Meister der Nuancen, der überraschenden Klangfarben und der zarten Töne“. Westdeutsche Allgemeine Zeitung (über das vorliegende Recital Programm)
Inklusive Bonus-CD!
> 9 ... EIN JUBILÄUM Sir Roger Norrington feiert auch in diesem Jahr, zum 60jährigen Bestehen des Radiosinfonieorchesters Stuttgart des SWR, internationale Erfolge. Überall wird der phänomenale „Stuttgart Sound“ gepriesen. Für den SWR-Orchester-Dirigenten der Anfangsjahre, Carl Schuricht, kramte der SWR tief in seinen Archiven, holte interessantes Material hervor und fertigte ein prägnantes Porträt. Schuricht, der von 1950-1966 als „heimlicher Chefdirigent“ das RSO Stuttgart galt, prägte es auch mit seinen Mahlerinterpretationen und legte so einen Grundstein für den heutigen Erfolg. Das Porträt komplettiert die aus 18 CDs bestehende Schuricht-Edition.
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Hänssler Classic DVD 93902 / Naxos
> 10 ... UND NOCH EIN GEBURTSTAG Jordi Savalls Don Quichote-Projekt ist nicht nur interessant, weil es gerade mit dem Titel einer CD des Jahres bei den MIDEM Classical Awards ausgezeichnet wurde. Sondern, weil Savall hier nicht weniger unternimmt als die in Cervantes‘ Meisterwerk verborgene Musikwelt aufzuspüren. Eine wundervoll ausgestatte CD mit Buch zum 400. Geburtstag von Don Quijote im Jahre 2005.
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alia vox avsa 9843 A+B / harmonia mundi
crescendo 01 2006
13
LANG LANG – Memory Mit Werken von Mozart, Chopin, Schumann und Liszt Konzerttermine: 22.02. Frankfurt / 2.03. und 26. – 27.06. München / 29.06. Wiesbaden 16.07. Bad Kissingen / 26.10. München / 27.10. München / 30.11. Stutgart 2.12. Baden Baden / 7.-9.12. Berlin / 15.12. Hamburg / 16.12. Bremen 17.12. Lübeck / 18.12. Hannover / 19.12. Essen / 21. – 22.12. Leipzig
www.langlang.com · www.klassikakzente.de
gehört
Chormusik Dämmrung will die Flügel spreiten – Lieder II Das Berliner Atrium Ensemble hat nach seinem vielbeachteten Debütalbum mit einer Neuproduktion auf sich warten lassen. Nun liegt „Dämmrung will die Flügel spreiten“ vor und stellt seinen exzellenten Vorgänger gut und gern in den Schatten. Nicht nur, dass der Kern und die Dichte des Zusammenklangs noch einmal gewonnen haben, so dass dynamische Differenzierungen in feinsten Übergängen deutlich werden; das Atrium
Rezensionen Rezensionen aktueller CDs/DVDs/SACDs finden Sie auf den folgenden Seiten – geordnet nach den Rubriken Opern / Lied / Solo / Konzert, Orchester / Kammermusik / Alte Musik / Neue Musik / Crossover. Jeweils in der Kopfleiste präsentieren wir Ihnen einen Tipp der Redaktion zu dem entsprechenden Bereich. Viel Spaß beim Stöbern!
Oper Jörn Arnecke: Das Fest im Meer Mit einer atmosphärisch dichten, ätherisch feinnervigen Musik umkleidet Jörn Arnecke sein Drama um ein HIV-infiziertes Paar, dessen Liebe alle Widerstände übersteht und in das Fest im Meer mündet, ein Totenmahl und Requiem. Mit seiner als Auftragswerk der Hamburgischen Staatsoper im Juni 2003 uraufgeführten Oper Das Fest im Meer, deren CD-Mitschnitt nun vorliegt, gelang dem damals 30jährigen Arnecke ein hoch sensibel ausgeleuchtetes Kammerspiel, das gerade durch seine lautere, ruhige und zurückhaltende, ohne aufgepeitschte Emotionen auskommende Musik anspricht. Im Mittelpunkt der nach dem Roman von John Berger „To the Wedding“ entworfenen Szenenfolge steht Ninon, die erfahren hat, dass sie HIV-positiv ist und nun ihrem Geliebten Gino den Ring zurückgeben will. Währenddessen reisen aus Prag ihre Mutter und aus Frankreich ihr Vater zur Hochzeit an, und Ginos Vater Fedrico gibt endlich seine Einwilligung zur Hochzeit, die an der Mündung des Flusses stattfindet. Cornelius Meister bringt die wundersamen, unverbrauchten Klänge der Partitur zum Leuchten, ihre schwebende Innigkeit und den zarten Glanz. Das Ensemble, vor allem Maite Beaumont als Ninon, RF bietet eine fesselnde Leistung. Beaumont, Spingler, Möwes, Gogg u.a., Philharmonisches Staatsorch. Hamburg: Meister. NCA 60155-315 / Naxos Georg Friedrich Händel: Serse Ein Stück aus Händels Serse kennt jeder: die Eröffnungsarie Ombra mai fu. Was dieser Beginn allerdings nicht ahnen lässt: wie ungeheuer witzig diese späte Oper Händels ist. Hier lohnt es sich sogar, das Textbuch mitzulesen. Der Live-Mitschnitt aus dem Champs Èlysées-Theater Paris vermittelt einen lebendigen Eindruck vom Wortwitz und der Situationskomik von Serse. AnneSofie von Otter singt mit ihrer schlanken, geraden Stimme einen erheiternd eitlen Perserkönig. Elizabeth Norberg-Schulz verleiht der von allen Seiten heftig umworbenen Romilda mit ihrem lyrischen Timbre einen warmherzigen Charakter. Sandrine Piau zeichnet Romildas kleine Schwester Atalanta als leichtfertig. Das wiederum steht
14
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in reizvollem Kontrast zu Serses jüngerem Bruder Arsamene, dem Lawrence Zazzo klangschön die Ernsthaftigkeit verleiht, die Serse fehlt. Dessen Verlobte Amastre singt Silvia Tro Santafé temperamentvoll mit üppiger Altstimme. Les Arts Florissants musizieren mitreißend die emotionalen Achterbahnfahrten der Protagonisten. NL Les Arts Florissants: Christie. Virgin Classics 724354571121 Gioachino Rossini: Moïse et Pharaon Dies ist möglicherweise eines der letzten Dokumente von Riccardo Muti an der Mailänder Scala, die er fast 20 Jahre leitete. Gut ein Jahr nach dieser im Dezember 2003 im Teatro degli Arcimboldi entstandenen Aufführung warf Muti im Zwist das Handtuch. Vor diesem Hintergrund ist der Moses ein würdiges Zeugnis für die Mailänder Arbeit Mutis, der sich besonders um die Werke an der Übergangszeit zwischen 18. Jahrhundert und Romantik verdient gemacht hat. Die französische Neuschöpfung (1827) der neun Jahre zuvor in Neapel uraufgeführten MosesOper von Rossini ist solch ein Beispiel des Übergangs. Ihre alttestamentarische Wucht, oratorische Strenge und großartige Chor- und Ballettbilder serviert Muti mit bestechender Brillanz. Neben dem Mitschnitt der Pariser Aufführung von 1983 dürfte diese DVD eine Referenzaufnahme des Werkes sein. Gegenüber dem mächtigen Moses von Samuel Ramey in Paris hat Ildar Abdrazakov nicht die vokale Allüre, doch die autoritäre Wucht eines groben Basses zu bieten. Auch die anderen Protagonisten verlieren sich gelegentlich in einem stimmlichen Niemandsland zwischen typischem Rossini und früher französischer Grand opéra, dennoch sind Barbara Frittoli und Sonia Ganassi bemerkenswerte Vokalisten. Luca Ronconis bereits 1983 in Paris gezeigte Inszenierung baut auf die Kraft einer die Bühne ausfüllenden Orgel, bleibt ansonsten statuarisch, dekorativ und zurückhaltend, wie es Muti auf der Bühne schätzte, während er im Graben für musikalische Stringenz sorgte. RF Abdrazakov, Schrott, Ganassi, Frittoli, Filianoti u.a., Orchestra e Coro del Teatro alla Scala: Muti. Inszenierung: Luca Ronconi. 2 DVD TDK DVWW-OPMEP / Naxos Franz Schreker: Christophorus Das letzte Produkt der Zusammenarbeit der Kieler Oper mit CPO betrifft die Weltersteinspielung der letzten Schrekeroper Christophorus oder Die Vision einer Oper in einer in jeder Weise herausragenden Darbietung. Es handelt sich um die vielleicht sprödeste, aber auch modernste Schrekeroper, die in ihrer Problematik sehr deutlich die verzweifelte Stellung des Künstlers zwischen Weimarer Republik und Drittem Reich, aber auch zwischen Zwanziger-Jahre-Tradition und radikalem Umbruch spiegelt. Mit ihrer gekonnten Instrumentierung ist die Oper voll Spannung und schöner
Ensemble spannt einen Bogen von Hugo Wolf und Vaughan Williams zu nie gehörten Kostbarkeiten von Artur Strubbe und Viktor Keldorfer. Dieser Bogen wird mit einem schimmernden Legato, wenn es der Text fordert, auch einem expressiven Marcato gespannt, dass es ein Genuss ist. Ein absolutes Muss für RH Freunde und Kenner der Romantik. Atrium Ensemble Berlin. Musicaphon M 56876 / Klassik Center Kassel
Musik, was natürlich auch an dem grandiosen Ensemble liegt: der schönstimmigen Susanne Bernhard als Lisa, Robert Chafin als charismatischem Schrekerdouble Anselm oder Jörg Sabrowski als dessen Widerpart Christoph. Hinzu kommt bei allen Beteiligten eine extrem gute Textverständlichkeit! Der Kieler Opernchor und das Philharmonische Orchester Kiel geMF ben unter der Leitung von Ulrich Windfuhr ihr Bestes! Ahrens, Bernhard, Sabrowski, Chafin, Klein, Gebhardt, Schöpflin, Pauly, Holz, Arnold. Kieler Opernchor, Philharmonisches Orchester: Windfuhr. CPO 999 903-2 / jpc Richard Strauss: Elektra Elektra, Richard Strauss‘ vielleicht packendste Oper, haben Semyon Bychkov und das WDR Sinfonie-Orchester Köln geradezu elektrisierend eingespielt. Bychkov, der sich zu einem bedeutenden Strauss-Dirigenten entwickelt hat, gestaltet das aufgeputschte Drama mit Witz und Kraft, stellt Spannungsbögen her, bringt die üppigen Orchesterfarben zum Leuchten und sorgt für eine Dynamik, die zu Explosionen führt, die kantablen Passagen aber atmen lässt. Damit unterstützt Bychkov die Solisten, die von der Hochdramatik des Werks gefordert sind. Mit Routine und nach wie vor beeindruckender Power beherrscht Deborah Polaski die Titelpartie. Felicity Palmer gibt eine nuancierte Klytämnestra und Anne Schwanewilms eine etwas zu neutrale Chrysothemis. In der Rolle des Orest liefert der stets mit musikalischer Intelligenz und Autorität singende Franz Grundheber ein von seinen Kolleginnen leider nicht erreichtes Vorbild an Textverständlichkeit. Den Aegisth porträtiert Graham Clark prägnant. Prominent beHGV setzt sind selbst noch die kleinen Rollen. Polaski, Palmer, Schwanewilms, Grundheber, Clark u.a., WDR Sinfonieorchester Köln, WDR Rundfunkchor Köln: Bychkov 2005. Profil Edition PH 05022 / Naxos
Lied Susan Graham: Poèmes de l’ amour Eine CD, in die man versinken kann wie in einen bequemen Sessel: Susan Graham singt Orchestergesänge von Ernest Chausson, Maurice Ravel und Claude Debussy. Die zu Ende des vorletzten und zu Beginn des letzten Jahrhunderts komponierten Werke weisen ein üppiges, subtil abgelichtetes Klangbild auf, in das sich die Gesangsstimme tief einbettet. Susan Graham, die vielfach mit Interpretationen französischer Werke hervorgetreten ist, erweist sich als eine schlichtweg berückende Gestalterin dieser Werke und hält die Balance zwischen sensueller Klanglichkeit (bei Chausson), wo die Stimme nur eine impressionistische Farbe abgibt, Reflexion der Stimmungsbilder, und genauer, flexibler Wortbehandlung (bei Ravel und Debussy). Die vom BBC Orchestra zurückhaltend begleitete amerikanische Mezzosopranistin gestaltet die
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gehört
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Jonathan Lemalu: Love Blows as the Wind Blows Mit einer Selektion gefällig melancholischer Lieder, die nicht alle von der Liebe und ihrer Vergänglichkeit erzählen, präsentiert Jonathan Lemalu, begleitet von Malcolm Martineau, eine Reihe englischer und amerikanischer Komponisten des 20. Jahrhunderts: Quilter, Barber, Britten, Bennett, Ireland, Butterworth, Finzi, Bolcom. Lemalu, in Neuseeland geborener Samoaner und aufgehender Stern am Opernhimmel, nimmt sich mit Ernst dieser mehr romantisch als modern klingenden Stücke an. Trotz oder gerade wegen Lemalus vollmundig sich präsentierendem Bassbaritons, mit seinem warmen, doch etwas aufdringlichen Helden-Vibrato, legt sich eine gewisse elegische Monotonie über die Interpretation. HGV Lemalu, Martineau, Belcea Quartet 2005. EMI 724355805027 Gustav Mahler: Das Lied von der Erde Das Lied von der Erde einmal anders: nicht als insgeheim neunte Symphonie Mahlers, in der die beiden Solisten sich im Sturm orchestraler Gewalten behaupten müssen, sondern als vom Klavier begleiteter Lieder-Zyklus. Bei dieser von Mahler selbst angelegten Klavierfassung, die hier zum ersten Mal mit Tenor und Bariton eingespielt wurde, glaubt man zwar den Farbenreichtum der Orchesterpartitur
crescendo 01 2006
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L’heure exquise: Mélodies von Enesco, Hahn, Chausson und Debussy Marie-Nicole Lemieux ist eine raffinierte Sängerin, die sich in die dekadente Atmosphäre des Fin de siècle versetzen kann. Als Franco-Kanadierin deklamiert sie die Poesie von Verlaine, Baudelaire, Hugo und Marot perfekt und ist in den selten gehörten Stevenson-Vertonungen von Reynaldo Hahn ebenfalls zu Hause. Blumenthals Spiel ist mehr als bloße Untermalung: Er versteht es, jedes Lied in Szene zu setzen. Es ist besonders interessant, Verlaines „L’heure exquise“ in den Vertonungen von Hahn (erzfranzösisch) und Chausson (schwermütig-wagnerisch) vergleichen zu können. Vielleicht ist es nicht ratsam, die ganze CD auf einmal zu hören: die schmachtende Stimmung der meisten Lieder könnte eine gewisse Monotonie hervorrufen. Und das wäre schade, denn es ist in der Tat eine exquisite Stunde, die hier enthalten ist. CMS Lemieux, Blumenthal. naïve V 5022 / harmonia mundi
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Werke sehr genau und bewusst, doch mit einer angenehmen Nonchalance und Eleganz, durch die manche Zeilen – etwa der magische letzte Abschnitt über die Zeit des Flieders und der Rosen in Chaussons Poème de l’amour et de la mer – wie mit RF Parfum bestäubt wirken. Graham, BBC Symphony Orchestra: Tortelier. Warner 2564 61938 2
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Orchester L. v. Beethoven: Symphonien Nr. 2 & 3 Ein Wunder! Stanislaw Skrowaczewski, Dirigent mit inzwischen über 60 Jahren Bühnenerfahrung, beginnt beim Label Oehms einen Beethoven-Zyklus, dessen erste Folge allergrößte Erwartungen zu wecken vermag. Mit schier unglaublicher jugendlicher Spritzigkeit,
noch mitzuhören, wird aber auch sensibler für den Text der ursprünglich chinesischen Gedichte. Für die dem Tenor zugedachten Abschnitte zeichnet Robert Dean Smith, mehr lyrisch einfühlend als heldentenoral auftrumpfend, verantwortlich, während Iván Paleys´ etwas fahler Bariton den melancholischnachdenklicheren Teilen kontemplativen Ausdruck verleiht. Der Klavierpart – mehr als nur Begleitung, vielmehr Geschmack und Nuancen erfordernd – ist bei Stephan Matthias Lademann HGV in sehr guten Händen. Lademann, Paley, Smith 2005. Telos music TLS 1002 / Klassic Center Kassel Hugo Wolf: Prometheus. Orchesterlieder Von 24 seiner etwa 300 Lieder hat Hugo Wolf auch Orchesterfassungen komponiert. 13 Mörike-Lieder, eine Selektion aus dem Spanischen Liederbuch sowie sieben Goethe-Vertonungen, darunter Prometheus, vermitteln einen Eindruck von der imposanten Kreativität Wolfs und seiner Fähigkeit, auch auf der Klaviatur des Orchesters zu spielen. Mit jedem Lied vermag Wolf eine eigene Welt mit einer eigentümlichen Aura herzustellen, und gerade die Orchesterlieder stellen einen besonders vielfältigen musikalischen Kosmos dar. Dieser Differenziertheit gerecht werden Kent Nagano und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, sowie Juliane Banse, natürlich-rein klingend und Dietrich Henschel, intelligent interpretierend und mit interessantem, an Fischer-Dieskau HGV erinnernden Timbre. Eine veritable Entdeckung! Banse, Rundfunkchor & DSO Berlin: Nagano. hamonia mundi. HMC 901837
Konzert, Orchester Georges Auric: Phèdre, Le Peintre et son modèle Georges Auric ist eines der hierzulande weniger bekannten Mitglieder der „Groupe de six“. Wahrscheinlich nimmt man ihm übel, dass er auch als Filmkomponist erfolgreich war. Doch dass man damit wichtige Seiten seines Schaffens übersieht, beweist das französische Label Timpani, das zwei Ballette von Auric ausgegraben hat und vom Philharmonischen Orchester Luxemburg unter Arturo Tamayo kompetent hat einspielen lassen. Vor allem das Hauptwerk Phèdre, von Jean Cocteau 1950 erstmals aufgeführt, kann begeistern. Viel Schwung, markante Rhythmen, große Steigerungen und durchdachter Orchestersatz zeichnen es aus. Ebenso wie die etwa zeitgleich entstandene zweite eingespielte Ballettmusik Le Peintre et son modèle reiht es sich von der Musiksprache in die Tradition der berühmten „Ballets russes“ von Serge Diaghilev aus den Zwanziger Jahren ein. Wer also eine Fortsetzung zu Ravels Daphnis und Chloé oder Strawinskys Sacre sucht, wird hier bestens bedient. TR Orchestre Philharmonique du Luxembourg: Arturo Tamayo 2005. Timpani 1C1090 / Note 1
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mustergültiger Transparenz und scharfen Akzenten schafft Skrowaczewski eine spannungsgeladene Interpretation von Beethovens zweiter und dritter Symphonie, die alle jüngeren Einspielungen in den Schatten stellt. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken scheint manchmal von Skrowaczewskis nie endendem Schwung fast überfordert, die Streicher verlieren dann ein bisschen Homogenität, aber – ähnlich wie beim legendären René Leibowitz – wirkt dies eher noch spannungssteigernd. Mehr davon! TR RSO Saarbrücken: Skrowaczewski 2005. Oehms 522
Gustav Mahler: Symphonie Nr. 7 e-moll Michael Tilson Thomas ist einer der profiliertesten Mahler-Dirigenten der Gegenwart. Die 7. Symphonie hat er schon 1999 für RCA mit dem London Symphony Orchestra eingespielt; jetzt nähert er sich dem Werk erneut im Rahmen der Gesamteinspielung mit „seinem“ San Francisco Symphony Orchestra auf hauseigenem Label. Die beiden Aufnahmen unterscheiden sich nur geringfügig – beide sind epochal und grandios gelungen; Klangbild und Orchesterleistung sind in höchsten Tönen zu loben. In seiner neuen Interpretation arbeitet MTT die Schizophrenie, die Abgründe und Stimmungsschwankungen der Symphonie vielleicht noch mustergültiger heraus. Das Blech, insbesondere die Posaunen, des SFO begeistert wie bereits in den voraus gegangenen Aufnahmen; verblüffend ist, wie viel Individualität die Holzbläser zeigen. Das kennt man von amerikanischen Orchestern sonst kaum. Dank etwas schnellerer Tempi kommt die San Franciscoer Einspielung mit einer TR CD aus. San Francisco Symphony Orchestra: Michael Tilson Thomas 2005. SFS 821936-0009-2 / Musikwelt Gustav Mahler: Symphonie Nr. 1 D-Dur Mit jeder weiteren Folge aus seinem Mahler-Zyklus unterstreicht Benjamin Zander, dass er einer der kundigsten und aussagefähigsten Mahler-Dirigenten der Gegenwart ist. Wie immer ist es ein Genuss, auf der zugegebenen zweiten CD seinen Ausführungen zu Hintergründen und Querbezügen des Werkes zu lauschen. Bei Mahlers erster Symphonie stellt Zander die Parallelen zu den Liedern eines fahrenden Gesellen in den Vordergrund, die konsequenterweise auch auf der CD der Symphonie vorgeschaltet werden – eine logische und zu selten vorgenommene Kopplung. Christopher Maltman interpretiert sie tiefgründig und mit guter Textverständlichkeit. Für die Symphonie nimmt sich Zander die nötige Zeit und arbeitet zahlreiche Nuancen mustergültig heraus, ohne dass der große Bogen verloren ginge. Das Philharmonia Orchestra klingt wie stets auf allen Positionen exzellent, die Aufnahmetechnik TR steht nicht zurück. Maltman, Philharmonia Orchestra: Zander 2004. Telarc 80628 / In-Akustik Sergej Rachmaninow: Die Toteninsel, Symphonische Tänze Obwohl sich Rachmaninow Zeit seines Lebens als Klavier spielender Komponist und nicht als komponierender Virtuose sah, stehen seine Orchesterwerke nach wie vor im Schatten seines Rufes als Pianist. Zu Unrecht, wie die neue Einspielung von Rachmaninows Symphonischer Dichtung Die Toteninsel nach einem Gemälde des Schweizer Malers Arnold Böcklin wieder einmal zeigt. Zusammen mit den
1940 im amerikanischen Exil komponierten Symphonischen Tänzen spielte das London Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Vladimir Jurowski das Werk bei zwei Konzerten in der Londoner Royal Festival Hall, wo es live aufgenommen wurde. Den düsteren, typisch Rachmaninow’schen Ton der 1909 entstandenen Toteninsel treffen Jurowski und sein glänzend disponiertes Orchester dabei ebenso wie den trotz aller instrumentatorischen Virtuosität abgeklärten und sich jedweden kompositorischen Tendenzen der Nachkriegsjahre MRK verschließenden Spätstil des Komponisten. London Phill Orch.: Jurowski. LPO – 0004 / Naxos Joseph Joachim Raff: Symphonien Nr. 8 & 10 / 9 & 11 Die Vier Jahreszeiten gibt es nicht nur von Vivaldi, sondern in groß angelegter Form in vier Symphonien auch vom Schweizer Komponisten Joseph Joachim Raff. Als Zeitgenosse von Liszt war er zu Lebzeiten einer der berühmtesten und meistgespielten Komponisten. Heute existieren nur wenige Aufnahmen seiner insgesamt elf Symphonien, darunter ein soeben komplettierter und durchweg gelungener Zyklus von Hans Stadlmair und den Bamberger Symphonikern beim kleinen Label Tudor. Die Eigenständigkeit von Raffs Stil ist nicht immer heraus zu hören; er wirkt manchmal langweilig, akademisch und nur begrenzt originell. Den größten Gefallen tut sich der Hörer vermutlich, wenn er ein nicht so bedeutendes Werk von Schumann oder Mendelssohn erwartet – dann sind auf einmal die Scherzi ein wahrer Hit. Sie sind zwar nicht so gruselig, wie die Titel Walpurgisnacht oder Gespensterreigen suggerieren, aber schwungvoll und melodisch geglückt – das Trio der Frühlingssymphonie hat geradezu Ohrwurmcharakter. Die Wintersymphonie gemahnt in ihrer Tonsprache an Tschaikowskys erste Symphonie mit gleichem Sujet. Herauszuheben ist auch noch das lebendige Jagd-Finale TR der Herbstsymphonie mit viel schönem Hörnerklang. Bamberger Symphoniker: Stadlmair 2005. Tudor 7127 & 7120 / Naxos Dmitri Schostakowitsch / Leos Janacˇek: Violinkonzerte Mit ihrer neuen CD widmet sich die aus Riga stammende Geigerin Baiba Skride slawischem Repertoire: Dmitri Schostakowitsch und Leos Janacˇek. Das erst 1988 uraufgeführte unvollendete Violinkonzert Wanderung einer Seele von Janacˇek ist ein kleiner Schatz, den Baiba Skride mit kraftvoller Bogenführung und musikalischem Enthusiasmus zeigt. Wunderbar harmoniert ihr Geigenspiel mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Marek Janowski. Das 1. Violinkonzert von Dmitri Schostakowitsch ist hingegen ein Klassiker der Moderne. Trotz seiner Bekanntheit gelingt es Baiba Skride in Begleitung der Münchener Philharmoniker
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Solo Reflection Diese Einladung sollte man unbedingt annehmen: Hélène Grimaud bittet zu Schumanns nach Hause. Zu Clara gesellt sie sich an den Flügel, blickt dem Ehepaar bei seiner Arbeit über die Schulter und wirft dem Freund und Verehrer Johannes Brahms ein charmantes Lächeln zu. „Reflection“ nennt Grimaud ihre neueste Aufnahme mit Musik der drei romantischen Genies. Doch die Pianistin blickt nicht alleine in den Spiegel der Vergangenheit. Neben der Staatskapelle Dresden sind die
Sopranistin Anne Sofie von Otter und der Cellist Truls Mørk mit von der Partie. Die hochkarätige Besetzung spielt ein exquisit zusammengestelltes Programm, das die Pianistin gleich von mehreren Schokoladenseiten zeigt: Als Virtuosin, der Schumanns Klavierkonzert auf dem schmalen Grat zwischen Gefühl und Präzision gelingt; als Begleiterin in zwei Liedern aus Claras Liebesfrühling, als sensible Partnerin in der Cellosonate Nr. 1 op. 38 von Johannes Brahms, als Solistin in Brahms’ Rhapsodien op. 79. Grimaud spielt einfach hinreißend, und sie findet mit von Otter, Mørk und Salonen Partner auf der gleichen Wellenlänge. Alles fügt sich so in ein natürliches Geben und Nehmen – man muss ins DG 00289 477 5719 Schwärmen geraten! BS
nungsgeladen. Eine glühende, begeisternde Interpretation. Wer hören will, welch weiten Weg die Berliner Philharmoniker in ihrer Schubert-Interpretation zurückgelegt haben, vergleiche mit der exemplarischen Deutung durch Karajan. TR Berliner Philharmoniker: Rattle 2005. EMI 0724355757227
unter Mikko Franck, mit ihrem differenzierten, mal weichen, mal bestimmten Ton, dass der Hörer an diesem bekannten KHo Werk noch einmal völlig neue Seiten entdecken kann. Baiba Skride. Sony 28767 31462 Franz Schubert: Symponie Nr. 9 C-Dur Bislang hat Simon Rattle um die Standardwerke romantischer Symphonik einen diskographischen Bogen gemacht – kein Brahms, Tschaikowsky, Dvorˇ ák oder Schumann. Da wurde seine Interpretation von Schuberts 9. Symphonie mit umso mehr Spannung erwartet! Der erste Eindruck: eine herbe Enttäuschung. Das Klangbild ist etwas topfig, den Berliner Philharmonikern fehlt ihre Brillanz. Rattles Akzentuierung wirkt oft willkürlich und übertrieben. Große Spannungsbögen können nicht entstehen. Doch dann, nach längerem Hören, wird das System erkennbar, die Interpretation gewinnt an Struktur. Der Höhepunkt im zweiten Satz gelingt gut, noch besser die Pianissimi in den Klarinetten gegen Ende des Satzes. Zu Beginn des dritten Satzes begeistert das rasante Tempo, und im Finale zieht Rattle dann alle Register seiner Kunst. Nun wirkt jeder Akzent, jede Stimmungsschwankung GRIMAUD_220/130_CRESC 25.01.2006 genauso neuartig und überraschend wie schlüssig13:10 und span-Uhr
Solo Joseph Haydn: Klaviersonaten Unterhaltsame Hausmusik und vergnügliche Divertimenti, emotionale Berührung und sprühender geistreicher Witz: Haydns Klaviersonaten bieten je nach Entstehungszeit das Eine wie das Andere. Evgeni Koroliov, Pianist russischer Schule, versteht sich auf beides und kontrastiert einige Sonaten aus der Esterhazy-Zeit mit Komposi-tionen, bei denen Haydn auch die auf seinen Englandreisen gewonnenen Kenntnisse fortschrittlicher Klavierinstrumente einbrachte. Stärkere Klangdifferenzierung und melodischer Gestus sind vor allem in den f-moll-Variationen spürbar, die späte C-Dur Sonate besticht durch rhythmische Brillanz. In Tempi und Phrasierung wahrt Koroliov freilich stets klassisches Maß: ein Presto DZ wird bei ihm niemals zum jagenden Spektakulum. SeiteEdition 1 Hänssler PH 04060 / Naxos Koroliov.
Lang Lang: Memory. Mozart, Chopin, Schumann Als Auftakt zum Konzertjahr 2006 beglückt Lang Lang seine Fangemeinde jetzt mit einer Tournee, deren vorab auf CD veröffentlichtes Programm nur darauf wartet, mit neuen feuilletonistischen Lorbeeren der Superlative bekränzt zu werden. Unter dem Titel Memory spielt der erst 23-jährige Pianist Werke, die wichtige Stationen seines persönlichen und künstlerischen Werdegangs darstellen: Mozarts bekannte C-Dur Sonate KV 330, Chopins Dritte Klaviersonate, Schumanns Kinderszenen sowie – auf einer Bonus-CD – Liszts Ungarische Rhapsodie Nr. 2 in der atemberaubend virtuosen Bearbeitung von Horowitz. Über interpretatorische Kompetenz oder pianistische Technik zu reden, verbietet sich bei einem Ausnahmetalent wie Lang Lang von selbst: Wie er den Kopfsatz der Mozart-Sonate zum Schweben bringt oder Chopins Lyrismen herausarbeitet, ohne je ins Sentimentale MRK abzugleiten, lohnt bereits den Kauf der Aufnahme. Lang Lang. DG 00289 4775976 Lang Lang auf Tournee: 18.02.: Wien, Musikverein; 22.02.: Frankfurt, Alte Oper; 02.03.: München, Philharmonie; 05.03.: Wien, Musikverein
HÉLÈNE GRIMAUD widmet ihre neue CD den Freunden Johannes Brahms, Robert und Clara Schumann. Schumanns berühmtes Klavierkonzert trifft auf die schönste Kammermusik, die die romantische Literatur bereit hält. Kammermusikpartner: Anne Sofie von Otter, Albrecht Mayer und Truls Mørk. Limitierte Erstauflage mit Bonus-CD: Hélène Grimaud & Albrecht Mayer spielen drei SchumannRomanzen für Oboe und Klavier! CD 477 609 0
HÉLÈNE GRIMAUD – Reflection
Hélène Grimaud
Konzerttermine: 22.02. Hamburg / 05. & 09.03. München 31.03. Heidelberg / 29.04 Bremen / 30.04. & 01.05. Hamburg 02.06. Baden-Baden / 07.06. Schwetzingen / 09 – 10.06. Köln / 11.06. Siegen 02.07. München / 08.07. Mainau / 25.07. Bamberg / 12.08. Dresden
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Kammermusik Schostakowitsch: Klaviertrios & Lieder Das Beaux Arts Trio ist nicht nur eine Legende, sondern gehört seit dem Eintritt von Daniel Hope auch wieder zur absoluten Weltspitze. Technische Brillanz gibt es auch anderswo, aber die Gestaltungskraft für großräumige Entwicklungen ist einzigartig: wie sich im ersten Satz des Trios op. 67 die Erstarrung allmählich löst, wie die
Frederic Chopin: Nocturnes Seit seinem Sieg 1960 beim Chopin-Klavierwettbewerb gilt Pollini als hervorragender Chopin-Interpret. Diesen Ruhm hat er im Laufe der Jahre mit einigen Referenzaufnahmen unter Beweis gestellt (1. Klavierkonzert, Etüden, Polonaisen). Den Nocturnes als komplettem Korpus widmet er sich jetzt zum ersten Mal, wobei die posthum erschienenen c-moll- und cis-moll-Stücke in der Aufnahme nicht enthalten sind. Pollinis Spiel ist von atemberaubender Perfektion: die belcantesken Linien werden mit makellosem Legato ausgesponnen, die Akkorde ideal ausgewogen, die Struktur kristallklar. Jedoch drängt sich manchmal der Eindruck auf, Pollini habe zu wenig Geduld für diese Musik. Vieles klingt übereilt, die Rubati steif. Vereinzelte Vergleiche mit Pianisten einer älteren Generation zeigen eine ganz andere Welt: Paderewski in op. 15/2, Friedman in op. 55/2, Godowsky in mehreren. Da knistert zwar der CMS Schellack, aber die Musik atmet freier. Maurizio Pollini. Deutsche Gramophon 477 5718 Domenico Scarlatti: Klaviersonaten Abseits von den gewohnten Steinway-Klängen zeigt der aus Russland stammende Pianist Nikolai Demidenko auf einem Fazioli-Flügel seine Vorstellung von Scarlatti-Sonaten: klar, kühl und präzise in den schnellen Sätzen, weich, fast romantisch die langsamen. Eine CD, die es versteht, den Hörer immer mehr in ihren Bann zu ziehen, je länger er zuhört. Denn mit dem Farbenreichtum, den Demidenko Scarlattis Musik verleiht, bekommt jede Sonate ihr eigenes, KH unverwechselbares Gesicht. Nikolai Demidenko. 2003. AGPL 1-009 / Codaex
Kammermusik Johannes Brahms, Clarinet sonatas & trios Johannes Brahms hat viel für die Klarinette geschrieben und dabei das gesamte Klangspektrum dieses Instrumentes berücksichtigt. Gerade bei seinen Sonaten und Trios. Martin Fröst und der Pianist Roland Pöntinen zeigen die gesamte Schönheit dieser Werke kunstvoll auf. Brahms war es wichtig, sich vollständig auf Intimität und Verinnerlichung konzentrieren zu können, fern von Sensationen und großen Effekten. Martin Fröst erfüllt diesen Wunsch gekonnt und gefühlvoll zugleich. Seine Klarinette singt, schwelgt und träumt. Im Trio gesellt sich der Cellist Torleif Thedéen hinzu. Auch zu dritt KHo bleibt dieser feine, homogene Klang bestehen. Fröst, Pöntinen & Thedéen. BIS-SACD-1353 / Klassik Center Kassel
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Streicherklangfarben moduliert werden oder wie das Tempo im vierten Satz fluktuiert. Das stilistisch unausgegorene erste Trio, das Schostakowitsch mit 17 Jahren schrieb, wirkt in dieser sensiblen Interpretation dennoch überzeugend. Eine andere geistige Welt betritt man mit den Blok-Gesängen, ein typisches Spätwerk, das ein wenig an die 14. Symphonie erinnert. Joan Rodgers beherrscht nicht nur die russische Sprache, sondern hat auch eine ausdrucksvolle Stimme, die von ätherischer Zartheit bis zu wütender Wucht alle Register einschließt. Die Begleitung – in jedem Lied eine andere Instrumentenkombination, beginnend mit Solocello – passt sich einfühlsam an. Eine Sternstunde der PSa Kammermusik. Beaux Arts Trio, Rodgers. Warner Classics 2564 62514-2
Antonin Dvorˇák: Quartett; Slawische Tänze; Bagatellen Was tun, wenn man fünf Bläser hat, aber unbedingt einmal Dvorˇáks Slawische Tänze spielen will? Man setze sich an den Schreibtisch, nehme sich Zeit – und mit viel Fingerspitzengefühl gelingt eine Bearbeitung, die den Hörer manches Vertraute neu entdecken lässt. Nicht dass man also auf Dvorˇ áks großen, schwelgerischen Orchesterklang verzichten möchte. Doch das Ma’alot Quintet bietet bei MDG eine ausgesprochen farbenreiche Einspielung von vier Tänzen, dem Amerikanischen Streichquartett op. 96 und den weithin unbekannten Bagatellen op. 47 (ursprünglich für Harmonium und Streichtrio). Es sind allesamt heitere und melodische Werke, die hier, spritzig interpretiert, im neuen Gewand daherkommen und denen durch die Bearbeitung für Bläser keine Gewalt angetan wird. Vielmehr klingen die raschen Tänze erfrischend volkstümlich, die pastorale Wirkung im Kopfsatz des Streichquartetts, in dem es nun noch mehr zu zwitschern scheint, wird unterstrichen. Und von den reizenden Bagatellen hätte BS man ohne diese Aufnahme vermutlich nie erfahren. Ma’alot Quintet. MDG 345 1356-2 / Codaex Schönberg, Zemlinsky, Mahler: Klaviertrios / -quartette Wenn das Wiener Klaviertrio Kammermusik des späten 19. Jahrhunderts aus Wien vorlegt, darf man Besonderes erwarten – nicht nur wegen des Namens dieses hervorragenden Ensembles. Zu recht: Zemlinskys Trio op. 3 sieht eigentlich eine Klarinette vor, eignet sich aber gut für Violine, anders als das Trio op. 114 von Brahms, das sich Zemlinsky offensichtlich zum Vorbild nahm. Brahms-Anklänge sind allgegenwärtig, aber während Brahms’ reife Werke hermetisch und vollkommen sind, weist Zemlinskys Frühwerk eine gewisse, nicht uninteressante Brüchigkeit auf. Mahler war erst 16, als er den ersten Satz eines unvollendeten Klavierquartetts schrieb. Kein ganz überzeugendes Werk, starke Momente stehen neben Befremdlichem, das Hauptthema wird überstrapaziert. Da hilft auch die engagierte Interpretation des Wiener Klaviertrios mit PSa Johannes Flieder als Bratscher wenig. Wiener Klaviertrio. MDG 342 1354-2 / Codaex Ludwig van Beethoven, Dmitri Schostakowitsch: Violin- und Bratschensonaten Es bedarf schon einer gewissen Portion Mut, um sich als Geiger den Präludien op. 34 von Dmitri Schostakowitsch anzunehmen. Denn zunächst dürfte man annehmen, dass es angesichts der nicht gerade spärlich gesäten Literatur für Violine keinen Grund gibt, ein so originär pianistisches Werk in einer Bearbeitung für Violine und Klavier einzuspielen. Julian Rachlin belehrt uns jetzt eines Besseren: Die zehn der
insgesamt 24 Präludien, die Dmitri Tziganow für Violine und Klavier arrangiert hat, erweisen sich in Rachlins Interpretation als ebenso hintergründige wie geigerisch dankbare Kabinettstückchen. Einen denkbar grossen Kontrast zu den aphoristisch kurz gehaltenen Präludien stellt Schostakowitsch‘s mit einer Spieldauer von 40 Minuten breit ausladende Violasonate dar, mit der Rachlin unter Beweis stellt, dass er auch auf der grösseren Schwester der Geige zu gestalterischen und spieltechnischen Höchstleistungen auflaufen kann. Abgerundet wird das zwei CDs umfassende Album durch Beethovens Violinsonate op. 30/2. Rachlin und sein Begleiter Itamar Golan spielen hier mit Verve gegen das landläufige Klischee an, c-moll sei die tragische Tonart Beethovens, und finden vor allem im zweiten Satz zu einer traumwandlerischen interpretatorischen Übereinstimmung. Dass Rachlins Bogenführung in den schnellen Sätzen der Sonate mitunter etwas zu süffig gerät, werden ihm MRK nur Stilpuristen ankreiden. Rachlin, Golan. Warner Classics 2564 61949-2 Anton Bruckner / Richard Wagner: Streichquintett / Wesendonk-Lieder Nachdem das Wiener Streichsextett im November 2004 nach 25-jähriger Tätigkeit sein Abschiedskonzert in London gegeben hat, legt es nun mit dieser Aufnahme seine letzte CDProduktion vor. Ein schönes und interessantes Abschiedsgeschenk für alle Kammermusikfreunde. Das zwischen der 5. und 6. Symphonie entstandene Streichquintett ist, neben einem früheren Streichquartett, Bruckners einziges Kammermusikwerk. Die Interpreten betonen mit ihrer klangschönen Ausführung die klare Struktur des in seiner Kompositionsweise stark an Bruckners Symphonien erinnernden Werkes. Durch große Ruhe und entspanntes Ausmusizieren wird die Weiträumigkeit der Komposition erfahrbar. Der wundervoll weit ausschwingende Adagio-Satz, emotionales Zentrum des Werkes, wird kantabel, ohne falsche Sentimentalität gespielt. Das zweite Werk, eine auch im Konzert von dem Ensemble immer wieder herangezogene Kombination, sind Wagners Wesendonk-Lieder in einer Streichsextettbearbeitung des ersten Cellisten Rudolf Leopold. Diese Kammermusikfassung erlaubt dem ausführenden Sänger größere dynamische Schattierungen, welche die Südafrikanerin Michelle Breedt mit ihrem hoch liegenden Mezzosopran auch gut darzustellen weiß: souverän, in allen Lagen ausgeglichen nimmt sie mit ihrem warmen Klang für sich ein. Leider nimmt die verwaschene und undeutliche Diktion den Texten ihre Prägnanz. Die Interpretationen der Lieder wirken insgesamt merkwürdig gebremst. Das der Klangsprache der Studien zu Tristan und Isolde immanente CD Sehnen und Drängen kommt hier zu kurz. Wiener Streichsextett. Pan Classics 10178 / Note 1 Wolfgang Amadeus Mozart: Werke für zwei Pianisten Vol. 2 Eindrucksvoll und voller Spielfreude beweist das Duo Yaara Tal & Andreas Groethuysen, dass es zu den führenden „Vierhändern“ am Klavier gehört. Auf der zweiten von drei Mozart-
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Anne-Sophie
Mutter Mozart
Nach der erfolgreichen Veröffentlichung der Mozart Violinkonzerte folgt nun der zweite Teil von Anne-Sophie Mutters Mozart Projekt.
Klaviertrios
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„Ich habe mich für das Projekt entschieden, weil ich diese Musik so sehr liebe, weil sie mir Schauer über den Rücken jagt und mich zu Tränen rührt und weil sie die Zuhörer berührt.“ Anne-Sophie Mutter Konzerttermine 2006: 19.05. Wehr / 25. und 27.05. Baden-Baden / 20.07. Stuttgart 12., 21. – 22.10. Köln
MOZART Violinkonzerte
MOZART Klaviertrios
Anne-Sophie Mutter, Violine & Dirigentin Yuri Bashmet, Viola London Philharmonic Orchestra
Anne-Sophie Mutter, Violine André Previn, Klavier Daniel Müller-Schott, Cello
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Alte Musik Luigi Boccherini: Cellokonzerte Das anspruchsvolle Repertoire Luigi Boccherinis hat schon so manchem Cellisten die Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Schließlich gehören seine Werke für Violoncello zu den virtuosesten und komplexesten Kompositionen, die jemals für dieses Instrument geschrieben wurde. Überhaupt kein Problem damit scheint aber
Einspielungen interpretieren die Virtuosen neben der bekannten Sonate KV 448 für zwei Klaviere auch weniger bekannte Stücke und ergänzte Fragmente. Feinfühlig wird der Charakter jedes Satzes erfasst, präzise geformt die Töne – in einem nicht anders als genial zu nennenden Zusammenspiel servieren vier Hände feinsten Hörgenuss! SV Tal & Groethuysen. Sony BMG 82876746522 Wolfgang Amadeus Mozart: Serenaden f. Blasinstrumente Unter Mozarts Werken für Blasinstrumente, den so genannten Harmoniemusiken, nehmen die drei letzten Serenaden vom Beginn der 1780er Jahre eine gewichtige Stellung ein. Hauptwerk der CD ist die Gran Partita für 13 Blasinstrumente und Kontrabass – ein Gipfelwerk der Gattung. Schon die zeitliche Dimension von sieben Sätzen mit über 45 Minuten Spieldauer macht sie zu einem Ausnahmewerk. Auch die Tiefe ihres Ausdrucks, wie zum Beispiel in der melancholischen Romance, erhebt sie weit über die Sphäre netter Gebrauchsmusik hinaus. Hinzu gesellt sich die freundliche und unbeschwerte Es-Dur-Serenade in ihrer späteren, um zwei Oboen ergänzten Fassung. Die auch klanglich schöne Aufnahme des Berliner Philharmonischen Bläserensembles lässt keine Wünsche offen. Die technische Seite der Interpretationen ist tadellos. Alles erscheint gut artikuliert und dynamisch ausgehorcht. Die vielfältigen Valeurs der diversen Instrumentenkombinationen werden geradezu vorbildlich ausgespielt. Aber auch die musikalische Herangehensweise des Ensembles lässt sich nur loben. Sowohl die überbordende, virtuose Spiellaune als auch die tiefgründigen Seiten dieser Werke werden hier auf CD exemplarische Art und Weise erfasst. Berliner Philharmonisches Bläserensemble EMI 0094634342421 Robert Schumann: Klavierquintett Rechtzeitig zum kommenden Schumann-Jahr erscheint bei Winter & Winter eine weitere Kammermusikeinspielung auf historischen Instrumenten. Unter dem Titel „Für meine Klara“ wird das umwerfende Klavierquintett mit einer pianistischen Rarität, den Sechs Stücken in kanonischer Form für Pedalflügel, kombiniert. Das seit 1980 bestehende Alte-Musik-Ensemble „La Gaia Scienza“, zum Großteil bestehend aus Mitgliedern des italienischen Barockensembles „Il Giardino Armonico“, stürmt mit bezwingender Dramatik und Spielfreude durch das Quintett. Der ungestüme, fast forsche Impetus bleibt allerdings nicht das einzige Merkmal dieser Aufnahme. Durch vibratolose Klangflächen, trockene Klavierakzente und – besonders im geheimnisvollen zweiten Satz – fahle, beinahe geräuschhafte Klänge entsteht eine Vielzahl an Farben, die auch die dem Werk innewohnende romantische Schwärmerei nicht vermissen lassen. Unter der Virtuosität und der überbordenden
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Energie der Interpreten leiden weder die lyrischen Episoden noch das Zusammenspiel. Der warme Klang des Erard-Flügels aus dem Entstehungsjahr des Werkes 1842 erlaubt eine wunderbare Ausgewogenheit zwischen Streichern und Klavier. Die selten zu hörenden Stücke für den heute nicht mehr benutzten Pedalflügel werden von Federica Valli und Lorenzo Ghielmi auf einem Wiener Fortepiano von 1827 meisterhaft dargeboten. Die sechs kurzen romantischen Charakterstücke entstanden aus der Faszination der Schumanns für Bachs kontrapunktisches Schaffen. Die liebevolle Interpretation erlaubt einen klaren Blick auf die kontrapunktische Struktur ohne die typisch CD schumannschen Wendungen zu vernachlässigen. La Gaia Scienza. Winter & Winter 910 113-2 / edel
Alte Musik Fiesta Española Eine äußerst temperamentvolle, spannende Begegnung zwischen zeitgenössischem Flamenco und spanischer Musik der Renaissance und des Barock bietet „Fiesta Española“. Denn ob das Stück gerade ein Tanz von heute ist oder eine Liebesklage von gestern, das United Continuo Ensemble spielt auf Barock- und Flamencogitarre, Laute, Gambe und Schlagwerk so spritzig, dass man am liebsten mittanzen möchte – spätestens wenn die Flamenco-Schritte der Tänzerin Elva La Guardia den Rhythmus vorgeben. Fantasievoll sorgen die Sängerin Mercedes Hernandez und die Musiker dafür, dass kein Stück dem anderen gleicht. Besonders reizvoll ist die vom Schlagzeug in der Art eines Trauermarsches untermalte Klage „Que es de ti, desconsolado“ aus der Zeit um 1500, in der die Sopranistin einen Teil des Textes deklamiert. Diese Musik zielt NL direkt aufs Gefühl. Edition Raumklang RK 2408 / harmonia mundi Philipp Heinrich Erlebach: VI Sonate Zu den zahlreichen unbekannten Barockgenies gehört der Komponist Philipp Heinrich Erlebach. Ein Großteil seiner Werke ging im Brand der Hofbibliothek in Rudolstadt 1735 verloren. Zu den überlebenden Kompositionen gehören die Sechs Sonaten für Violine, Viola da Gamba und Basso continuo, die 1694 in Nürnberg gedruckt wurden. Rodolfo Richter hat gemeinsam mit der Gambistin Alison McGillivray, dem Cembalisten Silas Standage, dem Lautenisten Eligio Quinteiro und dem Kontrabassisten Peter McCarthy diese sechs Sonaten eingespielt. Mit virtuosem Spiel und fein austarierter Balance bringen die Musiker den Abwechslungsreichtum und die kompositorische Raffinesse dieser Mini-Suiten zum Ausdruck. Durch Scordatur und den Einsatz der Piccolo Violine in der Sechsten Sonate vergrößert sich die Palette der Klangfarben, hinzu kommt die lebendig musizierte Rhythmik der Tanzsätze und die expressiv gespielten, meist dreiteiligen Kopfsätze. Erlebachs Sonaten sind es wert, wieder gespielt und gehört zu NL werden. Rodolfo Richter 2005. Linn Records CKD 270 / Codaex
der französische Cellist Bruno Cocset zu haben. Er schafft es über all die technischen Raffinessen hinaus sogar, sein Violoncello noch zum Singen zu bringen. Warm und voll in der Tiefe, zart und lieblich in der Höhe zwingt es den Zuhörer ganz in seinen Bann. Außerdem versteht es das Ensemble „Les Basses Réunies“ auf sehr sensible CG Art, den Solisten angemessen zu unterstützen. Bruno Cocset, Les Basses Réunies. Alpha 084 / Note 1
Francesco Maria Veracini: Sonaten für Violine Redlich verdient hat er sich seinen Ruf als Exzentriker: der spätbarocke Violinvirtuose und Komponist Francesco Maria Veracini! Voller Launen steckt seine hemmungslos spielfreudige Musik. Da ist es gut, dass John Holloway darauf verzichtet hat, noch einen draufzusetzen, sondern ganz ernsthaft allen Wendungen und Überraschungen des Tonsatzes nachspürt. Als sei das alles ganz natürlich, ob die kuriosen chromatischen Gänge der Aria der G-Dur-Sonate von 1721 oder die bizarre Harmonik des Capriccios der A-Dur-Sonate von 1744. Ein glänzendes Plädoyer für die Musik Veracinis. Klanglich ist die Aufnahme ebenfalls ein Gedicht – der etwas hallige Raum lässt den Hörer ganz in die bizarre Welt Veracinis KH eintauchen. Holloway, ter Linden, Mortensen. ECM New Series 1889 Antonio Vivaldi: Motezuma Motezuma ist die neueste Entdeckung in Sachen Vivaldi-Oper! Eine Erforschung, die vor allem die Herzen der Fans der BarockOper höher schlagen lässt. Denn die Weltersteinspielung der jüngst wiederentdeckten Oper besticht neben der gleichen Vitalität und Dynamik, die nahezu alle Werke Antonio Vivaldis auszeichnen, durch ein sich perfekt ergänzendes Sänger- und Instrumentalensemble. Unter der Leitung von Alan Curtis wird das mehrstündige Bühnenwerk zu einem ganz besonderen Klangerlebnis. Anspruchsvolle Arien, die besonders der Altistin einen enormen Stimmumfang abverlangen, CG wechseln mit originell gestalteten Rezitativen. Roberta Invernizzi, Marijana Mijanovic, Il Complesso Barocco: Curtis. Deutsche Grammophon 4775996
Neue Musik CONCEPTION Randall Meyers Kompositionen wirken ungeheuer raumgreifend. Der Zyklus A Ring Around Silence für Piano solo (1997) umspielt die Elemente und ihre Protagonisten; Yin und Yang, Himmel und Erde finden Eingang in eine Musik, deren situative Struktur alle Spielarten des präparierten Klaviers auslotet. In der Art, wie Ewa Kupiec die virtuosen Impulse der Musik zu bündeln versteht und damit die Gestalt des Zyklus´ in eine beinahe klassische Form bringt, offenbaren auch die tonlos-metallenen und rhythmisch-fiebrigen Anschläge in 3 Poems for the night and the half-night jene Selbstverständigkeit musikalischer Materie, die sie dem Kanon sinnlich wahrnehmbarer Musik zugehörig macht. Faszinierend auch Bibalos Tango Sonata. KMB Kupiec, Birkeland. Solaris records SOL 1032005
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gehört Tigran Mansurian: Streichquartette Zwei Streichquartette aus den Jahren 1983/84 und das 2004 entstandene, knappe Testament des 1939 geborenen Armeniers Tigran Mansurian hat das Rosamunde Quartett eingespielt. Die Tonsprache dieser Streichermusik, in der Geist und Gestus der späten Quartette Beethovens und Schuberts wie aus der Ferne herüber klingen, wirkt unprätentiös, unaufgeregt und verbreitet doch eine meditative, melancholische Stimmung. Aus der fast abgeklärten Ruhe sticht gelegentlich ein Schmerz, wie von Nadelspitzen und Messerstichen verursacht, hervor. Man kann sich dieser zwischen Romantik und Moderne oszillierenden, authentischen Musik, die vom Rosamunde Quartett mit großer Intensität HGV und Transparenz vorgestellt wird, schwerlich entziehen. Rosamunde Quartett 2005. ECM 1905 Xenakis: music for strings Iannis Xenakis‘ Weg führt das Ensemble Resonanz auf die Spur des Kosmischen. Aus der klassischen Mitte des Streicherklangbildes bewegen sich abrupt progressive Sirenenzüge schwindelerregend durch den Raum. Das ist nicht umwerfend originell, erfährt aber in der Ahnung des spiralförmigen Klanges eine Konzentration, die fern aller Beliebigkeit steckt. Aufrührerisch im Eingangsstück Syrmos, treibend aggressiv in Aroura – das Ensemble Resonanz geht scheinbar mühelos mit der exzentrischen Suche Xenakis´ nach dem allumfassenden Klang um und weiß den schabend-stechenden Klang des Wespenschwarms ebenso zu produzieren wie die singende Säge oder das Oszillieren des KMB Lichts. Johannes Kalitzke führt souverän Regie. Ensemble Resonanz: Kalitzke. MODE Mode 152 / Sunny moon
Crossover Cristóbal Repetto Direkten Weges nach Buenos Aires und zu den Wurzeln des Tangos führt diese CD. Durch Cristóbal Repetto, einen 24-jährigen Tango-Sänger aus Argentinien, fühlt man sich nicht nur direkt nach Südamerika versetzt, nein, es ist zugleich eine Zeitreise, die spannender nicht sein könnte. Kaum ist die Play-Taste der Musikanlage gedrückt, beginnt mit dem Einsetzen der Musik ein Phänomen: Es erklingen drei Gitarren und eine Strohgeige – eine Spezialform aus den 20er Jahren, die mit einem Schalltrichter versetzt den Tango seit Jahrzehnten prägt – mit alten Tangos. Das für sich allein lässt die Füße kaum still stehen. Mit dem Einsetzen von Repettos Gesang ist die höchst angenehme und tanzbare Verwirrung vollkommen. Als stünde man vor einem alten Grammophon und hörte eine Aufnahme vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Schließt man nun die Augen, dann sieht man eine Gruppe älterer Herren vor sich, die in einem Tanzschuppen in Buenos Aires Tangos spielen. Diese CD ist nicht nur eine Hommage an die Milongas alter Zeiten. Sie hat das Potenzial, dem Tango noch mehr Fans aller Altersgruppen zu bescheren. Hier kann KHo man es hören: Das gewisse Etwas. Cristóbal Repetto. Edge music 477 5121 / Universal Mozart Meets Cuba Mozart crossover – Zum Jubiläum liefern die Klazz Brothers und Cuba Percussion eine neue Scheibe aus der „Meets Cuba”-Reihe. Doch das überraschte Aufhorchen, das bei der Kreuzung mozartscher mit kubanischer Musiktradition eigentlich zu erwarten wäre, bleibt aus. Die Variationen über Themen und Motive des österreichischen Wunderkindes bleiben meist harmlos, vorhersehbar. Herausgekommen ist SV rhythmischer Easy-listening-Jazz, bei dem man sich über bekannte Melodien freut. Klazz Brothers & Cuba Percussion. Sony BMG 82876727212
DIE CRESCENDO-REDAKTION HÖRT MUSIK MIT: Lautsprechern von B&W: 2 CDM 9NT, 4 CDM 1NT, 1 CDM CNT, 1 ASW 2500 Denon Receiver AVR3803 / DVD-Player DVD3300, Sony SACD-Player XA-333 S
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crescendo 01 2006
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21
Herzlich willkommen bei den crescendo premium-Partnern, den besten Klassik-Fachhändlern in Deutschland, die wir Ihnen in jeder Ausgabe vorstellen. Hier finden Sie kompetente Beratung, eine breite und tiefe Auswahl Klassischer Musik und die Gelegenheit, in viele der bei crescendo besprochenen CDs auch einmal „hineinzuhören“, Ihre Ohren entscheiden zu lassen! > Aktivissimo CD-Shop im Konzerthaus Brückstraße 21, 44135 Dortmund Tel. +49-231-950 86 87 > Buchhandlung Reuffel Löhrstraße 92, 56068 Koblenz Tel. +49-261-30 30 70, www.reuffel.de > DUSSMANN Das KulturKaufhaus Friedrichstraße 90, 10117 Berlin Tel. +49-30-20 25-11 11, www.kulturkaufhaus.de > EINKLANG Klassik, Jazz & more Christophstraße 7, 70178 Stuttgart Tel. +49-711-234 87 71, www.einklang.de > HANSE CD im Hanse Viertel – CD + DVD Klassik, Jazz, Pop, Spielfilme. Große Bleichen 36, 20354 Hamburg Tel. +49-40-34 05 61, www.hanse-cd.de > La Musica – Der Klassikladen Ellenbogengasse 3-7, 65183 Wiesbaden Tel. +49-611-360 56 67, www.lamusica24.de > Ludwig Beck am Rathauseck Marienplatz 11, 80331 München Tel. +49-89-236 91-442, www.ludwigbeck.de > musica records & books Neustädter Kirchenplatz 2, 91054 Erlangen Tel. +49-9131-81 61 30, www.musica.de > Musik Hieber am Dom Liebfrauenstraße 1, 80331 München Tel. +49-89-29 00 80 20, www.musikhieber.de > Opus 61 – Das Fachgeschäft für Klassik & Jazz Wallstraße 17-19, 01067 Dresden Tel. +49-351-486 17 48, www.opus61.de > Opus 61 – Das Fachgeschäft für Klassik & Jazz Nikolaistraße 19-21, 04109 Leipzig Tel. +49-341-913 76 10, www.opus61.de > Rondo in der Philharmonie Huyssenallee 53, 45128 Essen Tel. + 49-201-847 79 40 > Zauberland Maximilianstraße 14, 86150 Augsburg Tel. + 49-8294-804 95 75
crescendo 01 2006
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reise
Reisetipps
F O T O :
S T E F A N
P O C H A
Entlang der Ostsee
M
Seebad Sellin
ozart, Michael Haydn und Schostako-
Wenn Sie von Rügen zurück aufs Festland wollen,
Schumanns und Mozarts gewann, hat man doch zwei
witsch, Pachelbel und Schumann...
kommen Sie an Stralsund schwerlich vorbei. Und das
Jubilare ins Programm genommen.
2006 ist ein Jahr der Geburts- und To-
ist gut so, die alte Hansestadt mit der imposanten Alt-
www.mh-luebeck.de; tickets: Tel. +49-451-705 976
destage! Sollte man da nicht auch im
stadt lockt nicht nur Architekturfans von Mittelalter bis
Urlaub an Musik denken? Vielleicht an der Ostsee?
Barock, sondern im Sommer auch die Opernfreunde.
Und jetzt? Wenden Sie sich doch aus den Kaufmanns-
Wie gut man hier Natur und Kultur verbinden kann,
Bei den Ostseefestspielen steht in dieser Saison Aida
häusern zurück in die Natur, mit einer der schönsten
wusste schon Johannes Brahms, der auf Rügen an
auf dem Open-Air-Spielplan (24.06.-19.08.).
Freilichtbühnen Deutschlands in Eutin. Die Festspie-
seiner 1. Symphonie arbeitete: „Rügen aber ist wirk-
www.ostseefestspiele.info; tickets: +49-3831-2646150
telbar an der See, Sie würden entzückt sein, wenn
Von Stralsund aus haben Sie dann die Wahl – ostwärts
Sie darin spazierten.“
kommen Sie nach Usedom, wo die späten Strandurlauber vom 22.09.-07.10. zum Usedomer Musikfesnenswert, weil hier ein sonst sehr vernachlässigtes
Sellin. Seine Seebrücke wird in diesem Jahr – wie
Geburtstagskind gefeiert wird: von Joseph Martin
Schostakowitsch – 100! Von hier aus können Sie dem
Kraus, wie Mozart 1756 geboren, erklingt die Ouver-
legendären Seeräuber Störtebeker nachspüren, zu
türe zu seiner Oper Aeneas (22.09.). Joseph Haydn
dessen Erinnerung die Naturbühne Ralswiek schon
hielt Kraus für den größten Komponisten Europas ne-
zum 14. Mal ein Theaterspektakel (24.06.-09.09.) in-
ben Mozart! Dazu gibt es Jazz vom Feinsten mit dem
szeniert – über 350.000 Besucher kamen im letzten
Esbjörn Svensson Trio (23.09.).
Jahr. Oder Sie besuchen Konzerte der Festspiele Meck-
www.usedomer-musikfestival.de; Tel. +49-38378-34 647
lenburg-Vorpommern wie am 28.07. in Boldevitz.
Reiseinfos
F E S T S P I E L E
tival geladen sind. Das ist schon deswegen erwäh-
dehnten kulturellen Spaziergang bildet das Ostseebad
www.stoertebeker.de; Tel. +49-3838-31 100
www.eutiner-festspiele.de; tickets: +49 4521-800 10
E U T I N E R
Einen perfekten Ausgangspunkt für einen ausge-
le (12.07.-26.08.) laden in diesem Jahr zu Verdis Troubadour.
F O T O :
lich sehr, sehr hübsch. Der herrlichste Wald unmit-
Freilichtbühne Eutin
Oder Sie ziehen nach Westen, wo Sie auf dem Weg
Ist noch mehr Musik gefällig? Vielleicht mit etwas
nach Lübeck in Schwerin halt machen sollten, um die
Abstand zu den touristischen Zentren? Dann folgen
Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. Platz der Freundschaft 1, 18059 Rostock Tel. +49-381-40 30500; www.auf-nach-mv.de
Schlossfestspiele zu besuchen. Hier gibt es nämlich
Sie den Programmen der großen Norddeutschen Fes-
vor der einmaligen Kulisse von Schloss, Staatstheater
tivals! Das Schleswig-Holstein Musikfestival (15. 07. -
und Schweriner See als letzten Teil der Verdi-Trilogie
03.09.) feiert die Jubilare Mozart und Schostakowitsch
Tourist-Info Eutin Markt 19, 23701 Eutin Tel. +49-4521-70 970; www.eutin.de
La Traviata zu hören (23.06.-06.08.).
nicht nur in Hamburg und Lübeck, sondern auch in
www.theater-schwerin.de; tickets: +49-385-53 00 123
Elmshorn und Flensburg. Außerdem versprechen der
OSTSEE-HOLSTEIN-TOURISMUS e.V. Strandallee 75a, 23669 Timmendorfer Strand Tel. +49-4503-88 850; www.ostsee-holstein-tourismus.de Tourismuszentrale Rügen GmbH Bahnhofstraße 15, 18528 Bergen auf Rügen Tel. +49-3838-80 770; www.ruegen.de
22
www.crescendo-magazin.de
Endlich in Lübeck: Eine Musikhochschule, die in 22
Themenschwerpunkt „Niederlande“ und Stargäste wie Mstislaw Rostropowitsch oder Sabine Meyer gehaltvol-
zum Weltkulturerbe zählenden Kaufmannshäusern
le und unterhaltsame Programme.
residieren darf – das verpflichtet. Mit dem Brahms-
www.shmf.de; tickets: +49-431-570 470
festival vom 29.04.-07.05. kommt man in Lübeck dieser Verpflichtung gerne nach. Brahms hat zwar kein
Natur pur bieten die Festspiele Mecklenburg-Vor-
Jubiläum in diesem Jahr, aber da das diesjährige Festi-
pommern: Das Land zwischen Oder und Ostsee bildet
val den Inspirationen nachgeht, die er aus der Musik
den Hintergrund für das umfangreiche Programm des
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REISE
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reise
crescendo-Preisrätsel
Pferdeshow in Redefin
drittgrößten deutschen Klassikfestivals. Hier sind es
große Jubilar vergessen würde – in Neubrandenburg
nicht die großen Städte des Landes, sondern kleine
gibt es Schostakowitschs 4. Symphonie (25.06.) und
Spielstätten inmitten der Wälder und Seen, an denen
in Wismar spielt kein geringerer als Daniel Hope das
Weltstars wie die London Mozart Players (Schloss
a-moll Violinkonzert (17.06). Oder steht Ihnen der Sinn
Bothmer, 05.08.) den Geburtstag ihres Namenspatrons
eher nach Schumann? Dann beteiligen Sie sich doch
feiern. Auch die Solisten-Preisträger vergangener Jah-
an unserem Rätsel und erleben Sie Hélène Grimaud
re wandeln auf Mozarts Spuren: mit seinen Klavierkon-
mit dessen Klavierkonzert (24.06.).
zerten (23.07., Ulrichshusen). Nicht, dass der andere
www.festspiele-mv.de; tickets: +49-385-59 18 585
Gewinnen Sie... ...
Wissen Sie es?
zwei Karten der 1. Preiskategorie für das Picknick-
Dieses Mal suchen wir einen Komponisten, der Ihnen
Pferde-Symphoniekonzert am 24. Juni in Redefin. Zu Gast
vielleicht nicht bekannt war, bevor Sie diese Ausgabe von
sind die französische Starpianistin Hélène Grimaud und
crescendo gelesen haben! Einen Zeitgenossen Mozarts, der
das NDR Sinfonieorchester mit Schumanns Klavierkonzert
nur ein Jahr nach ihm in Schwerin starb, wo er im Dienste
a-moll. Dazu gibt es einen gepackten Picknickkorb für
des Herzogs als Kapellmeister wirkte. Bei den Festspielen
zwei Personen plus eine Übernachtung im Doppelzimmer
Mecklenburg-Vorpommern können Sie in diesem Jahr zwei
mit Frühstück im Landhotel de Weimar in Ludwigslust. Das
seiner Werke genießen. Wissen Sie seinen deutschen oder
privat geführte Haus in unmittelbarer Nähe zum berühmten
italienischen Namen? Dann brauchen Sie nur noch eine
Schloss zählt zu den schönsten Hotels in Mecklenburg.
email, Postkarte oder ein Fax mit Ihrer Lösung an folgende Adresse zu schicken: Port Media GmbH, Team crescendo Senefelderstraße 14, 80336 München Fax: +49-89-74 15 09-11; email: crescendo@portmedia.de Einsendeschluss ist der 17. März 2006. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!
Auflösung aus crescendo 07/2005 W E I M A R
Im letzten crescendo fragten wir nach Prag, wo 1791 über 4000 Menschen an einem Requiem für Mozart teilnahmen.
D E
Glücklicher Gewinner von zwei Übernachtungen im 4-Sterne-
L A N D H O T E L
Hotel ATLANTIS VIENNA in Wien, Eintritt für die Mozartausstellung in der Albertina, Eintritt für das Haus der Musik Wien und einer Eintrittskarte für ein Konzert „Mozart & more“ der
F O T O :
Wiener Sängerknaben ist: Frau S. Eschrich aus Münster. Herzlichen Glückwunsch!
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REISE
crescendo 01 2006
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Dr. Atomic in San Francisco
Opernrundschau Anna Netrebko im Nordwesten in Baden-Baden
John Adams‘ neue Oper uraufgeführt
>Flensburg >Bremerhaven >Oldenburg
Dr. Atomic in San Francisco
F O T O :
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A N D R E A S
T E R R E N C E
M C C A R T H Y
H E C H E N B E R G E R
Porträt einer Sängerin
Anna Netrebko
Zu verdanken haben wir diese Oper Pamela Rosenberg: Die
Deutschlands nördlichstes Opernhaus spielte zu Saison-
Wenn eine Sängerin so gut aussieht wie Anna Netrebko,
scheidende Generaldirektorin der San Francisco Opera hatte
beginn einen bemerkenswerten Trumpf aus, indem es mit
ist man geneigt, doppelt so genau hinzuhören, ob ihre
es sich zur Aufgabe gemacht, John Adams für das Schaf-
Bánk Bán, dem Meisterwerk des ungarischen Komponisten
Sangeskünste wohl ebenso gut sind. Tatsächlich hat die in
fen einer musikalischen Interpretation zur Entstehung der
Ferenc Erkel, ein unbekanntes Stück auf die Bühne stellte,
letzter Zeit zum Star mutierte Sopranistin aus St. Peters-
Atombombe zu gewinnen. Dazu brachte sie es fertig, den
das alles mitbringt für einen Repertoirerenner: Eine von Lie-
burg eine blendende Stimme, ihr Sopran ist sozusagen
äußerst begabten Peter Sellars zum Schaffen des Librettos
be und Intrigen bestimmte spannungsgeladene Handlung,
eine Stradivari unter den Stimmen, klangvoll rund im Tim-
und der Inszinierung zu bewegen. Mit Erfolg: Doctor Atomic
dazu eine geradezu verschwenderisch blühende Melodik, die
bre, in jeder Lage ausgeglichen, mühelos in der Tiefe wie
ist spannend vom ersten Paukenschlag an.
Verdis knapp zwei Jahrzehnte früherem Nabucco in nichts
in der Höhe, wo sie wunderbar aufblühen kann. Auch die
Die Handlung beginnt im Juni 1945 in Los Alamos, New Me-
nachsteht. Die Hauptpartie der Melinda, mit ihren horrend
Technik der Sängerin ist glänzend, die Koloraturen rollen
xico. Physiker und Militär sind bereit, die erste Atombombe
schwierigen Koloraturen, fand in A. Bitterlich eine souveräne
locker, geschmeidig und tongenau gleiten die Glissandi,
zu zünden – ein monumentaler Moment nagelneuer Kriegs-
Vertreterin. Die Partitur mit ihrem magyarischen Kolorit und
jede geradezu instrumental geführte Verzierung sitzt ma-
technologie. Oppenheimer und sein Kreis versuchen, ihr
ihrem tänzerischen Elan lag beim Schleswig-Holsteinischen
kellos. Eine Stimme wie ein geschliffener Diamant, von Anna
eigenes von dieser Verantwortung beladenes Gewissen zu
Sinfonieorchester unter F. Frannek in besten Händen.
Netrebko in allen Facetten zum Funkeln gebracht. Auch ihr
beruhigen. Oppenheimer ist vorzüglich personifiziert durch
Auch im Rigoletto in Bremerhaven war beim Orchester un-
Auftritt ist effektvoll und lebendig, sie flirtet im Konzert mun-
den Bariton Gerald Findley; seine Stimme hat Charisma, sei-
ter S. Tetzlaff hohe Spielkultur zu konstatieren. Dazu eine
ter mit dem Dirigenten, den Musikern, dem Publikum.
ne Präsenz ist kultiviert, brilliant und arrogant – und seine
mit dem jungen Isländer J. Gudmundson als Herzog und
vokale Interpretation wird dem völlig gerecht. Seine Frau
S. Längle als Gilda treffsichere Besetzung zweier Haupt-
Doch wenn man sich nur auf die Stimme, dieses glitzernde
Kitty zeigt ihre Schwäche als Alkoholikerin mit rührender
partien, gegen die J. Raths unflexibler Titelrollenvertreter
Prachtinstrument, konzentriert, fehlt etwas. Die Netrebko
vokaler Unsicherheit – ein Meisterstück von Kristine Jepson.
allerdings erheblich abfiel. T. Mittmanns Regie setzte auf
hat nicht die zwingende Intensität einer Callas, nicht das
Der militärische Befehlshaber General Groves wird von Eric
feinsinnig durchdachte Personenführung.
mitreißende Temperament oder die menschliche Wärme der
Owens mit Überheblichkeit und stimmlichem Donner ef-
Einen wirkungsvollen Opernkrimi bot Oldenburg mit dem
Bartoli. Anna Netrebkos Interpretation, ob der Juliette von
fektvoll dargestellt. Der Bariton Richard Paul Fink benutzt
Leuchtturm des auf den Orkney-Inseln lebenden britischen
Gounod, der Micaela aus Carmen, der Lucia oder der Violetta,
seine Stentorstimme zur Illustration der unerwünschten
Komponisten Peter Maxwell Davies. Eine Musik, die mit Mö-
ist perfekt ausgefeilt bis ins kleinste Detail, die Piani herrlich
Einmischung des Physikers Edward Teller.
wengeschrei und Brandungsgeräuschen viel einfängt von
weit, die Höhe strahlend. Aber wo bleibt die Emotion, die
Dirigent Donald Runnicles bringt das Orchester zu bester
der Atmosphäre der rauen See im nördlichen Großbritannien
diese Figuren antreibt, die in der Musik steckt?
Wirkung. Vom Pult her schafft es Runnicles, John Adams‘
(Dirigent: O. Storbeck). Das gibt dem 70-minütigen Kammer-
Kunst, dem Orchester eine Charakterisierung der Sänger und
musikwerk einen ebenso unverwechselbaren Charakter wie
In der Stimme selbst war dieser Ausdruck im Festspielhaus
ihrer Handlung zu übertragen, hervorragend darzustellen.
der immer wieder in Bereiche der Gespenstergeschichte
Baden-Baden nicht zu finden. Netrebkos Gesang wirkte
Rein szenisch könnte man sich manchmal mehr Subtilität
hineinspielende Plot. Die drei Gesangssolisten T. W. Kuckler,
so schön, aber auch so kalt wie ein Diamant. Die in den
wünschen, aber wenn es sich um die Zeitwende zum Atom-
B. Lyon und H. Kiichli leisteten Beachtliches. Dem jungen Re-
Wahnsinn mündende Verletzlichkeit Lucias, die Einsamkeit
zeitalter handelt, ist Subtilität wohl nicht zu erwarten. Das
gisseur E. Lübbe gelang mit seiner realistisch beginnenden
Rusalkas, lagen in den Gesten der Sängerin, aber nicht in
Publikum zeigte sich verdattert, bevor es in ansteckenden
und dann überraschend ins Irrationale kippenden Inszenie-
ihrer Stimme. Anna Netrebko ist eine brillante Sängerin, die
Begeisterungsapplaus ausbrach.
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CH
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rung ein schöner Talentbeweis.
GA
ihre künstlerischen Reifejahre noch vor sich hat.
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Unschlagbares Duett:
Elektra in Stuttgart
Mozart/da Ponte-Opern in Berlin und Dessau
Elektra in Stuttgart
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Einblicke in die Lebenswelt Siegfried Wagners
Glühende Leidenschaften
R I T T E R S H A U S
Ein Kobold in Fürth
Cosi fan tutte in Berlin
Die tragische Oper Kobold mit ihrer komplexen Handlung
Elektra, die erste Premiere im letzten Jahr von Klaus Zehe-
An der Komischen Oper Berlin bekommt Mozarts hinter-
gibt viel von Siegfried Wagners mystischen Ansichten preis.
leins Stuttgarter Intendanz: Mit grandiosem Musiktheater
gründig-heitere Opernkunst Cosi fan tutte in der Auslegung
Kobolde bedeuten für ihn Wiedergängerseelen getöteter Kin-
macht Stuttgart seinem Ruf als fünffaches „Opernhaus des
durch Peter Konwitschny einen bitteren Beigeschmack. Er
der, die auf ihre Erlösung warten. Im Kobold ist Seelchen das
Jahres“ wieder einmal alle Ehre. Das ist nicht allein der In-
zeigt, was den Humorfaktor anbelangt, ein eher zurückhal-
getötete Brüderchen Verenas, die am Ende als letzte übrig
szenierung von Peter Konwitschny zu verdanken, der das
tend-nachdenkliches Verwirrspiel. Alfonsos (D. Henschel)
Gebliebene eines Familienstammes Selbstmord begeht und
Stück als eindringliches Psychodrama traumatisierter Cha-
ausgeklügelte Liebesintrige über Kreuz bleibt keineswegs
dadurch Seelchen erlöst. Wagner erfindet dazu eine schwe-
raktere auf die Bühne bringt. Wenn das Orchester mit einem
folgenlos. Despina (A. Bolstad) heizt den gewollten Partner-
bend abgeklärte romantisch ausdrucksvolle Musik, die sich
furchtbaren Dissonanzakkord einsetzt, hat die Tollerei mit
tausch nicht aus jugendlichem Übermut an. Sie tut dies,
bei den Volks- und Schlossszenen auch ins genrehafte
Agamemnon und seinen Kindern ein Ende. Von Klytemnästra
ältlich geschminkt, aus langer Lebenserfahrung. Voller
entwickeln kann. Regisseur P. Pachl und Dirigent F. Strobel
und Ägisth in der Badewanne erschlagen, beginnt der Rache-
Liebreiz und Frische sind die jungen Damen (M. Bengtsson,
haben sich bei der Aufführung im grossen Barocktheater
Countdown Elektras, stetig präsent wie der ermordete Vater
S. Doufexis), sinnenfroh die männlichen Partner (J. Chum,
Fürth darauf verständigt, ohne Orchestergraben zu spielen.
durch die tickenden Ziffern einer Digitaluhr.
M. Nagy). Im Wechselbad der erotischen Irritationen sind sie
Die Nürnberger Symphoniker werden auf der Hinterbühne
Wenn die Auseinandersetzung zwischen Elektra (Susan
allesamt manipulierbare Geschöpfe. Allerdings – und das ist
platziert und durch Gaze-Vorhänge mehr oder minder ver-
Bullock) und ihrer Schwester Chrysothemis (Eva-Maria
hier neu – die Männer sind die eigentlichen Verlierer. Sieger
deckt. Das Resultat ist leider, dass das Orchester meist als
Westbroek) und der Urkonflikt mit Klytemnästra (Renée
ist und bleibt aber, neben einer vorzüglich ausgewogenen
zu leise oder als Filmmusik wahrgenommen wird.
Morloc) in wilden Gefühlskämpfen kulminieren, peitscht
Sängerbesetzung, Mozarts unvergänglicher Klangreichtum,
Die Regie mischt bunt moderne Elemente mit deutscher His-
auch Zagrosek aus dem Staatsorchester letzte Energien.
verführerisch unter Kirill Petrenko fürwahr.
torie: Verenas (Liebes)probleme werden psycho-medizinisch
Der scheidende Stuttgarter GMD entfacht die Lautstärke und
Termine: 14./20./27.05.; 04./10.06.; 16.07.
gedeutet, der alte Ekhart (bramarbasierend: A. Mitschke) ist
Intensität der Elektra-Musik ständig bis zur Weißglut. Auch
ihr Arzt. Muntere Kobolde (Kinderchor Gymnasium Fürth)
die von Strauss in lyrisches Melos gebetteten Passagen der
In Dessau klammert ein bekömmlicher Schuss Ironie Mozart/
tummeln sich unter dem Krankenbett und in der Unterbühne,
Sehnsucht nach Leben, der Wiederbegegnung mit dem tot
da Pontes Dramma Giocoso, Ernst und Komik. Inszenierung
wobei Seelchen von Y. Park mit mattem Sopran ihr Lamento
geglaubten Bruder Orest (Matthew Best) sieht Zagrosek un-
(Johannes Felsenstein), Ausstattung (Stefan Rieckhoff)
vorträgt. Der lyrische Sopran R. Brobergs schlägt sich als
ter den Zeichen traumatischer Verstörung.
– allein die Kostüme sind sehenswert – und sorgsame mu-
Verena beachtlich durch die Partie. Im Schauspieler- und
Für Konwitschny ist die Tragödie nicht mit dem Sühnemord
sikalische Vorbereitung (Golo Berg) sind konzeptionell aus
Schlossakt kommt das Stück richtig in Fahrt, hier profiliert
an Klytemnästra zu Ende, Elektras Befreiung vom Vergel-
einem Guss. Mit Posen der Selbstgefälligkeit und bewusst
sich besonders das Grafenpaar (N. Isherwood und M. Borst)
tungswahn zeugt nur neuen Terror: ein starkes, im Teufels-
aufgesetztem Pathos in den Posen nimmt sich der dauerer-
mit exzentrischem Lederoutfit (Kostüm: G. Sturm). Die Ge-
kreis von Gewalt und Zerstörung zu Ende gedachtes Bild, in
regte Erotomane (Ulf Paulsen) selbst auf die Schippe. Don
walteskalationen werden auch im Bühnenbild von Achim
dem Feuerwerksjubel unter MG-Salven und brutalistischen
Giovanni: hier ein von weiblicher Begierde Getriebener. BK
Bahr psychoanalytisch und in Dali-Manier gedeutet.
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FR
Orchesterattacken begraben wird.
VORSCHAU PREMIUM REISE
DZ
BK
Termine: 11.02.; 11.03.; 16.04.
crescendo 01 2006
25
gesehen
Auf einen Blick
>Im Händelglück
>Wiener Wagner-Wonnen
>Dämonische Pique Dame
Zwei sehr unterschiedliche Händelopern wurden in Amster-
Musikalische Wünsche bleiben beim Staatsopern-
In bewegenden Bildern (Bühne und Kostüme: A. Lintl)
dam gegenübergestellt, die Zauberoper Alcina gegen das
Lohengrin kaum offen, weiter gehende Fragen ans
inszenierte C. Pade in Frankfurt Tschaikowskys Pique
dunkle Drama Tamerlano. In relativ historischen Bühnen-
Stück schon. Der Australier Barrie Kosky erzählt es
Dame. Pade seziert mit kühlem Blick das Geschehen,
einfach als modernes melancholisches Märchen in
das er teilweise in das Ambiente einer psychiatrischen
Traumlanden (Bühne: Klaus Grünberg), wo Himmels-
Anstalt verlegt. Doch geht es ihm weniger um eine
tränen über dem meist reglos herumhockenden
konkrete Verortung des Geschehens als um die Herauf-
Choristenvolk hängen. Als Elsa am Blindenstock hält
beschwörung (alp-)traumhafter Schlüsselszenen, die
Soile Isokoski mit wunderbarer feinherber Klarheit
er mit zahlreichen, zum Teil rätselhaften Symbolen
Innenschau. Johan Botha, figürlich der Felsklotz vom
konstruiert. Eine lebendige Personenführung, mit in-
Dienst, könnte höchstens noch emphatisch-farbiger,
tensiven Blickkontakten zwischen den Protagonisten,
nicht aber subtiler phrasiert und müheloser samt
sorgt für Spannung und Aktualität. Mit Ausnahme des
zweiter Strophe der Gralserzählung klingen. Top auch
souveränen M. Davidoff, der den Hermann natürlich
das böse Paar, der kernig auftrumpfende Falk Struck-
und frei von übertriebener Dämonie spielte, präsen-
mann und die ihre Chance als Baltsa-Ersatz und Samt-
tierte die Premiere ausschließlich Rollendebüts, die
Giftspritze perfekt nutzende Janina Baechle. Semyon
allesamt bestens glückten. D. Halbwachs bot eine ex-
Bychkov gibt der Oper eine zwingend kontrastscharfe
zellente jugendlich-dramatische Lisa, E. Ardam gefiel
MB
als facettenreiche Gräfin. J. M. Kränzle (Tomski) und
F OTO : C L Ä R C H E N
E N
M AT T H I A S
BAUS
Ein knapper Rückblick auf Opernpremieren und Festivals
> Amsterdam > Wien > Freiberg
Sandrine Piau & Patricia Bardon in Tamerlano
lyrisch-dramatische Auffächerung. Termine: 05.03., 09.03., 13.03., 17.03.
> Frankfurt > Augsburg
R. Pogossov (Jeletzki) zeigten klangschöne BaritonVirilität. Dirigent S. Weigle vermied Sentimentalität und
>Kleines Theater ganz groß
Pathos, überzeugte vielmehr mit einem staubtrockenen, doch dynamisch explosiven Tschaikowsky-Sound.HGV
bildern und Kostümen (Koproduktion mit den Festspielen in
Das Theater Freiberg macht sich einen Namen durch
Drottningholm) inszeniert Pierre Audi beide Werke fast ohne
Aufführungen von Opern, die selten auf Bühnen zu
Requisiten in moderner psychologischer Manier, gewinnt
sehen sind! Von Lortzings vergessenen Opern über
dem Tamerlano durchaus heitere Seiten ab und erschließt
solche von Kreutzer, Nessler oder Pfitzner bis eben
Besser kann ein Auftakt zum Mozartjahr kaum gelin-
die tragischen Aspekte der Alcina. Man gönnt sich das his-
nun zu Richard Strauss’ Intermezzo. Während im nahen
gen als beim Augsburger Geburtstagsfestakt! Denn
torische Orchester „Les Talens Lyriques“ unter Christophe
Dresden die großen Opern gefeiert werden, brachte
mit Elina Garanca hatte man eine der besten Mozart-
Roussets hinreißender Leitung mit einer Riege an nahezu
das kleine Theater in Freiberg dessen Opera domestica
>Traumhafter Mozart
heraus. Die „bürgerliche Komödie“ aus dem Leben eines Kapellmeisters, seiner Frau, seines Sohnes
gana von Ingela Bohlin, die beiden tiefen Stimmen der an-
Franz und der Skatfreunde erhielt hier eine lebendi-
genehm brustige Alt von Marjana Mijanovic als Bradamante
ge Darstellung des seltenst gespielten Werkes, das
und als Einspringerin mit herrlich maskulinem Mezzo sorgte
durch GMD Jan Michael Hostermann engagiert und
Silvia Tro Santafe in Ruggieros Arie Verdi prati für einen der
überzeugend erfasst wurde. Der große Beifall galt am
zahlreichen Höhepunkte des Abends. Als Tamerlano sprang
Ende neben dem Solistenensemble auch dem bestens
der Countertenor Matthias Koch mit großem Erfolg für den
studierten Orchester. Die Inszenierung von Intendant
erkrankten Bejun Metha ein. Bruce Ford setzte mit großer
Schönwasser-Görke machte die privat gehaltenen
Belcantoerfahrung die außergewöhnliche Rolle des Bajazet
Ehegeschichte von Richard und Pauline Strauss ver-
um und gestaltete die Sterbeszene als zentralen Punkt des
ständlich öffentlich. Vor allem die auch stimmlich
Werkes. Sandrine Piaus intensive Gestaltung der Asteria
überzeugend von Carola Glaser verkörperte Ehefrau
setzt echte Maßstäbe, ebenso wie die äußerst schönstim-
und der von Guido Kunze geprägte Kapellmeister tru-
mige, technisch perfekte Irene des schwedischen Mezzo
gen das Geschehen dieser Oper. Die Bühnengestaltung
Stimmen unserer Zeit eingeladen: traumhaft sicher,
Kristina Hammarström und Patricia Bardons hervorragender
von Tilo Staudte bezog die Bilder der Dresdner Urauf-
mit einer schier unendlichen Farb-Palette. Wer das
Andronico, die „Nebenrollen“ komplettierten das Ensemble
führung ein und projizierte sie auf die Bühnenwand.
nicht erleben konnte: im Theater an der Wien ist sie
auf entsprechendem Niveau. So möchte man das eigentlich
Ein Besuch lohnt sich!
am 26., 28. und 30. März als Sesto in La Clemenza di
immer hören!
Termine: 11.03., 04.04., 12.04., 28.04., 01.06.
26
MF
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FS
FOTO : C H R IS T I N A
BL E IE R
perfekten Sängern: In Alcina als Titelrolle die brilliante, etwas kühle Christine Schäfer, ebenso deren Schwester Mor-
Tito zu hören!
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KH
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VORSCHAU PREMIUM REISE
vorschau
plus regional
Kulturachse Nord
S T R A S B O U R G
>Berlin >Mecklenburg-Vorpommern >Brandenburg >Sachsen-Anhalt
Fans der Alten Musik kommen auch in der Komischen Oper Berlin auf ihre
R H I N
Kosten: Dort dirigiert Thomas Hengel-
D U
brock, seines Zeichens Entdecker in
N AT I O N A L
Vergessenheit geratener Werke, die Premiere von Georg Friedrich Händels Oper Orest (Pre. 26.02., weitere Vorstellungen
O P É R A
05./08./17./19./31.03.). Orest ist – neudeutsch gesprochen – ein wahres „Best
K A I S E R
Arien aus nicht weniger als neun seiner
F O T O : A L A I N
/
of Händel“, fügt er doch die schönsten
Opern zu einer musikalischen Delikates-
zwischen 1720 und 1732 entstandenen se zusammen. Zusammen mit Thomas l‘incoronazione di poppea
Hengelbrock wird Sebastian Baumgarten, einer der interessantesten Opern-
Musikalisches Triumvirat in Berlin
regisseure der jüngeren Generation, mit von der Partie sein. In seiner ersten Arbeit für die Komische Oper Berlin stellt er seine Sicht auf die zeitgemäße Thematik
Aller guten Dinge sind Drei – dieses
und nächtens in Rodolfos Schlafgemach
18./20./22./24./26.02.). David McVicar
des Stücks um den Muttermörder Orest
Sprichwort gilt natürlich auch für Mu-
gelangt, worauf die Dorfgesellschaft und
gibt mit dieser Oper über die Verstrickung
vor, der bei seiner Flucht auf Tauris seine
sikalisches und bewahrheitet sich bei
Elvino Amina verstoßen wollen. Rodolfos
von Liebe, Macht und Begehren im Um-
totgeglaubte Schwester Iphigenie, trifft,
Berlins drei Opernhäusern, die das Mu-
Erklärung des Phänomens des Schlaf-
feld des Kaisers Nero sein Regiedebut
die vom Tyrannen Thoas dazu gezwun-
sikleben der Stadt im Frühling pulsieren
wandelns nützt nichts. Amina selbst
in Berlin. Ungewöhnliche Musik für das
gen wird, alle Fremden zu töten. Flucht,
lassen.
überzeugt, als sie vor aller Augen auf
Opernhaus kommt mit vespero – einem
Fremdenhass und Diktatur sind die zen-
schmalem Grat balanciert.
genreübergreifenden Projekt basierend
tralen Problemfelder der aus der grie-
Die darauf folgende Premiere im April
auf der Marienvesper Monteverdis – auf
chischen Mythologie entlehnten Hand-
widmet die Deutsche Oper Berlin dem
die Bühne. In vespero wird Monteverdis
lung. In der Aktualität des Stoffes und
Thema Mozart auf ungewöhnliche
Klangsprache auf Jazz und Zigeunermu-
der Form wird Händels bemerkenswerte
Weise: Regisseur Roland Schwab wird
sik treffen (01./02./03.03.).
Modernität erneut erfahrbar werden.
Mozarts Krisenjahr 1783 zusammen
Berlin, Staatsoper Unter den Linden
Berlin, Komische Oper Berlin
mit dem Opernfragment L’oca del Cairo
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zum Ausgangspunkt einer vielschichti-
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Bewunderung und Vergessen machen. Berlin, Deutsche Oper Berlin tickets: Tel. +49-700-67372375 (12Ct/Min) www.deutscheoperberlin.de
Bei den Cadenza Barocktagen
Bühne der Deutschen Oper Berlin. Sie,
(16.-28.02.) gibt es in der Staatsoper
die Frau im Zentrum von Bellinis Oper
Unter den Linden in diesem Jahr erneut ein
La Sonnambula, gehört zu den großen
Wiedersehen mit dem Alte Musik Spezia-
Figuren der Operngeschichte. Als Amina
listen und Kreativdenker René Jacobs und
sich mit Elvino verlobt, sympathisieren
damit auch ein Wiederhören mit präg-
Gesellschaft und Natur ringsum mit dem
nant und frisch musizierten Monteverdi-
Paar. Mit Rodolfo tritt eine Störung des
Opern. Erarbeitet wird in diesem Jahr
natürlichen Gleichgewichts auf, durch
Monteverdis letzte Oper, l‘incoronazione
die Amina zu schlafwandeln beginnt
di poppea (Pre. 16.02., weitere Termine:
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VORSCHAU
PREMIUM REISE
J O S T E N
26.02. des Abends regelmäßig über die
von Erfolg und Misserfolg, Anerkennung,
H A N N S
Die schöne Amina wandelt ab dem
gen Umkreisung des Fragenkomplexes
Szenenfoto Orest
crescendo 01 2006
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F O T O :
F O T O :
B E R N D
U H L I G
Deutsche Oper Berlin
vorschau
plus regional
Kulturachse Nord >Berlin >Brandenburg >MeckPomm >Sachsen-Anhalt
>Ballett
– drei Bassetthörner – schon bei seiner Gründung durch Mozart inspiriert, hat doch Mozart für diese sonst eher seltene Formation fünf Divertimenti geschrieben.
Marceline ist geizig, liebt guten Wein
Als Gäste spielen die Klarinettisten Shirley Brill und Jens Thoben mit.
Bäuerin. Natürlich ist ihr daran gelegen,
Berlin, Konzerthaus
K A M M E R C H O R
und Tanz und ist dazu noch eine reiche für ihre Tochter Lise einen gutsituierten Mann zu finden. Doch der Sohn des Müllers, den sie ins Auge gefasst hat, ist so
R I A S
gar nicht der Geschmack von Lise, denn Mutter. Der Chefchoreograph Wladimir Fedianin bringt das komödiantische Bal-
F O T O :
diese liebt Colin, einen Bediensteten der RIAS Kammerchor
tickets: Tel. +49-30-20 300 www.konzerthaus.de
Sie ist eine der begabten, jungen Künstlerinnen, die von der Grand Dame des Klaviers, Martha Argerich protegiert werden. Die 25-jährige russische Pianis-
>Konzert
(22.02.): Statt vier Stunden in Gefühls-
nem Programm virtuoser Bearbeitungen
fluten auf dem grünen Hügel zu baden,
und Originalwerke auf (24.02.)
Vergessen Sie Wagner! Wer bei
deutet der Schweizer Komponist Frank
Berlin, C. Bechstein Centrum
Weitere Vorstellungen: 23.03., 01.04.
Martin den mittelalterlichen Stoff auf-
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Rostock, Volkstheater
Tristan nur an Bayreuth denkt, leidet an
grund des Bédier-Romans Tristan et
www.bechsteincenter-berlin.de
tickets: Tel. +49-381-38 14 700
verkürzter Sicht. Der RIAS Kammerchor
Iseut geradezu keusch. Martins Le vin
www.volkstheater-rostock.de
stellt gerne eine Lupe zur Verfügung
herbé für zwölfstimmiges Vokalen-
lett über die schlecht behütete Tochter – La fille mal gardée – das am Vorabend der Französischen Revolution uraufgeführt wurde, am 18.03. zur Premiere.
tin Polina Leschenko tritt in Berlin mit ei-
semble, Streichseptett und Klavier ist losgelöst von romantischer Gefühlslast.
Proobjekt
KULTURFÜHRER HAMBURG · BERLIN · LÜNEBURG
Tristan und Isolde spielen hier nicht die
>Festival
Hauptrollen in einer monumentalen Tra-
Das Festival MaerzMusik hatte von
gödie, sondern sind Bestandteil eines
Beginn an die Pflege der zeitgenös-
unter die Haut gehenden Liedes von
sischen Musik als Ziel. So brachte es
Liebe und Tod.
bereits eine beachtliche Reihe großer
hält Karten für Sie bereit (siehe S. 9)
Berlin, Philharmonie B O R G G R E V E
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Entdecker sind Abenteurer! Das
F O T O : M A R C O
DIE AUSGABEN 2006
Freiburger Barockorchester wagt das erfolgversprechende Abenteuer, sich mit den „Entdeckern der Romantik“ ausei-
Sylvain Cambreling
nander zu setzen. Als erfahrenen Experten haben sie sich den Pianisten Andreas
Orchesterwerke in Berlin zur Aufführung.
Staier an die Seite geholt. (06.03.)
In diesem Jahr wurde für ein Konzert
Berlin, Philharmonie
(25.03.) erneut das für zeitgenössische
tickets: Tel. +49-30-82 64 727
Musik spezialisierte SWR Sinfonieor-
www.barockorchester.de
chester Baden-Baden und Freiburg mit
Mehr Mozart! Unter dieser Überschrift
seinem Chefdirigenten Sylvain Cambreling nach Berlin eingeladen. Gespannt
spielt das Trio di Clarone am 11.03. Das
sein darf man auf die Uraufführung des
aus Sabine und Wolfgang Meyer und
Abends, eine neu überarbeitete Version
Reiner Wehle bestehende Trio wurde
der Komposition Poussla des litauischen
durch seine ungewöhnliche Besetzung
Komponisten Vykintas Baltakas. Der
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VORSCHAU
PREMIUM REISE
vorschau T H E A T E R
men stehen für skandalumwitterte, bis
nanzkörper zurück. Mit dieser Assozia-
heute populäre Opern. Anlässlich des 50.
tion komponierte Baltakas ein Werk wie
Todestages Brechts steht diese Zusam-
ein Energiefeld, das sich ständig dreht
menarbeit im Mittelpunkt des 14. Kurt
und immer wieder neue Hörperspektiven
Weill Festes (24.02. - 05.03.) in Dessau.
bietet, wie ein riesiges Rad.
In gerade einmal zehn Tagen werden mit über 300 Künstlern nahezu alle Projekte der Zusammenarbeit zwischen Weill und
hält Karten für Sie bereit (siehe S. 9)
B R A N D E N B U R G E R
Weill & Brecht – diese beiden Na-
Instrument mit einer Tierblase als Reso-
F O T O :
Name des Werks geht auf ein litauisches
>Oper Szenenbild Cabaret
>Musical
Brecht präsentiert, u.a. die Oper Aufstieg
In den legendären Kit-Kat-Club im
Er konnte sie nicht mehr sehen, diese opulenten, bunten Inszenierungen von Werken, die die Zuschauer angeblich in fremde Länder und ferne Zeiten entführen wollten – auf Basis von Pappkulissen! Peter Tschaikowsky suchte nach einem Opernstoff, mit dem
und Fall der Stadt Mahagonny.
Berlin der 30er Jahre entführt das Musi-
Berlin, diverse Orte
Dessau und Umgebung
cal Cabaret von J. Kander, F. Ebb und J.
konnte. Das Bühnenspiel Eugen Onegin
tickets: Tel. +49-30-25 489 100
tickets: Tel. +49-180-55 64 564 (12,4 Ct/Min)
Masteroff. Das Ensemble des Branden-
nach Puschkins gleichnamigem Roman
www.maerzmusik.de
www.kurt-weill-fest.de
burger Theaters geht mit seinem neuen
zählt heute zu den populärsten Werken
Stück (Pre. 03.02.) außer Haus und gibt
und wird momentan auch am Landes-
hierbei am 24.02. ein Gastspiel im Hans-
theater Mecklenburg gespielt. (24.02,
Otto-Theater.
17./31.03)
Potsdam, Reithalle A
Neustrelitz, Landestheater
tickets: Tel. +49-331-98 118
tickets: Tel. +49-3981-206 400
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www.landestheater-mecklenburg.de
Festspielvorschau
Ostseefestspiele Stralsund 24.06.-20.08. / Tel. +49-3831-26 46 150 www.theater-vorpommern.de
sonambiente Berlin Festival für hören und sehen 01.06.-16.07. / Tel. +49-5691-894 417 www.sonambiente.net
Spreewaldkonzerte Lübbenau 24.06.-26.08. / Tel. +49-3542-3668 www.spreewaldkonzerte.de Festival Schloss Rheinsberg 29.06.-12.08. / Tel. +49-33931-39 296 www.kammeroper-schloss-rheinsberg.de
Musikfestspiele Potsdam 02.-18.06. / Tel. +49-331-28 88 828 www.musikfestspiele-potsdam.de
Schlossgartenfestspiele Neustrelitz 07.07.-25.08. / Tel. +49-3981-23 930 www.schlossgartenfestspiele.de
Festwochen Herrenhausen / Hannover 03.06.-03.09. / Tel. +49-511-16 841 222 www.festwochen-herrenhausen.de
Elblandfestspiele Wittenberge 20.-22.07. / Tel. +49-180-51 70 517 (12Ct/Min) www.elblandfestspiele.de
Händel-Festspiele Halle 08.-18.06. / Tel. +49-345-56 52 706 www.haendelfestspiele.halle.de
Wernigeroder Schlossfestspiele 30.07-03.09. / Tel. +49-3943-625 493 www.kammerorchester-wr.de
„Auf zur musikalischen Landpartie!“
Rostropovich eines der Picknick-PferdeSinfoniekonzerte auf dem Landgestüt Redefin leiten. Auch die anderen rund 100 Konzerte laden zu Entdeckungen von idyllischen und stimmungsvollen Schlössern, Scheunen und Kirchen in
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M U S I K F E S T
russische Dirigent und Cellist Mstislav
F O T O :
Vorpommern ist Programm: So wird der
B E R L I N
das Motto der Festspiele Mecklenburg-
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����������������������������������� Simon Rattle Auch beim zweiten Musikfest Berlin geben sich die großen Klangkörper ein Stelldichein: unter anderem erwartet man das Cleveland Orchestra, das Mahler Chamber Orchestra und erneut
M O N I K A
Klosterruine Dargun
das Koninklijk Concertgebouworkest.
F O T O :
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Mecklenburg-Vorpommern ein.
György Kurtág liegt ein Schwerpunkt
�
Zu Ehren des 80sten Geburtstags von auf dessen Kompositionen.
Festspiele Mecklenburg-Vorpommern 17.06.-16.09. / Tel. +49-385-59 18 585 www.festspiele-mv.de
Musikfest Berlin 01.-17.09. / Tel. +49-30-25 489 100 www.berlinerfestspiele.de
Schlossfestspiele Schwerin 23.06.-06.08. / Tel. +49-385-53 00 123 www.theater-schwerin.de
Musikfestival Usedom 23.09.-07.10. / Tel. +49-38378-34 647 www.usedomer-musikfestival.de
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er die eigene Wirklichkeit reflektieren
VORSCHAU
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crescendo 01 2006
29
� �
vorschau
plus regional
Kulturachse Nord > Hamburg > Bremen > Niedersachsen > SWH >Konzert
Getrieben, heimatlos, ohne feste Bin-
Werke von W. A. Mozart spielt die Deut-
weiten Meeren herum – und alle sieben
sche Kammerphilharmonie Bremen beim
Jahre erfolgt der immer wiederkehrende
ersten Highlight Abokonzert (19.02.).
Versuch, dies zu verändern. Ein kitschiges
Bremen, Die Glocke
Happy End sieht Wagner nicht vor. Das
tickets: Tel. +49-421-321 919
finale Erlösungsmotiv, die „Himmelfahrt“
www.kammerphilharmonie.com
K O C H
von Senta und Holländer, wurde erst spä-
G A B R I E L E
Wiener Klaviertrio
Brahms, Bartók, Goodman
ter eingefügt und widerspricht dem be-
Die russisch-griechische Geigerin
wusst schroffen Gestus seiner Urfassung
Natasha Korsakova spielt Beethovens
von 1841. Und diese stellt Regisseurin
Romanzen für Violine und Orchester
Kazuko Watanabe in den Mittelpunkt ih-
beim Konzert der Klassischen Philhar-
rer Interpretation. 26.02. (Pre.), weitere
monie Bonn unter Leitung von Heribert
Termine: 03./08./25.03.
Beissel (05.03.)
Hannover, Staatsoper
Hamburg, Laeiszhalle
tickets: Tel. +49-511-999 900
tickets: +49-40-346920
www.staatstheater-hannover.de
www.laeiszhalle.de
Brahms im Spannungsfeld zwischen
lie der blue notes. Das dreisätzige Werk
Tradition und Moderne, das bietet Ham-
für Violine, Klarinette und Klavier schlägt
Festspielvorschau
burg zu Ostern für den berühmten Sohn
gekonnt einen Bogen zu Brahms Klari-
Im Wonnemonat Mai startet das jährli-
der Stadt an der Alster. Unter der künst-
nettentrio in a-moll op. 114, das für die
che Stelldichein internationaler Stars der
lerischen Leitung von Generalmusikdi-
gleiche Formation geschrieben ist.
Internationales Musikfestival Oldenburg 10.-18.06. / Tel. +49-441-36 118 811 www.oldenburger-promenade.de
Klassik in Braunschweig. Große Klang-
Nach Spanien, Großbritannien, Tschechien
rektorin und Opernintendantin Simone
körper wie das London Philharmonic
und Japan in den Vorjahren wird 2006
Young findet vom 12.-17.04. erstmals
Orchestra mit Stardirigent Kurt Masur
das Königreich der Niederlande den
oder das NDR Sinfonieorchester sowie
Schwerpunkt des Schleswig-Holstein
Jazzklänge mit Trompeter Till Brönner
Musik Festivals bilden. Passend dazu
das Festival Ostertöne statt. Künftig sollen hier in zweijährigem Turnus die
hält Karten für Sie bereit (siehe S. 9)
Werke des Romantikers neu entdeckt
Hamburg, diverse Orte
stehen auf dem Programm. Getreu dem
übernimmt sogar die Niederländische
werden. Um alte Hörgewohnheiten ab-
tickets: Tel. +49-180-51 70 517
Mozartschwerpunkt, den das Festival in
Königin Beatrix zusammen mit Bundes-
streifen zu können und Brahms in einer
www.ostertoene.de
diesem Jahr hat, wird die Schauspielerin
präsident Horst Köhler die Schirmherr-
Hannelore Elsner über Frauen im Leben
schaft. Auf die Umsetzung des musika-
neuen Farbe zu erleben, sucht man mit Repertoire aus Moderne und Gegenwart. Für das musikalische Treiben während der 13 Veranstaltungen konnte
>Oper
lischen Themas Niederlande durch inF E S T I V A L
die Kombination von Brahmswerken
Am 02. November 1975 fanden Spa-
renommierte Künstler und Ensembles
ziergänger die Leiche Pier Paolo Pasolinis
gewinnen. Darunter den Cellisten Daniel
am Strand von Ostia. Einer der skanda-
Müller-Schott mit dem Pianisten Olli
lumwittertsten Regisseure und bedeu-
Mustonen oder das Tokyo String Quar-
tendsten Schriftsteller Italiens war tot.
tett. Unter dem Titel „Brahms, Bartók,
Sein letzter Roman, Petrolio, wurde erst
von Wolfgang Amadeus Mozart lesen.
Benny Goodman“ haben sich das Wiener
nach seinem Tod veröffentlicht: es geht
Nachwuchsarbeit wird auch in diesem
Klaviertrio und der Klarinettist und Kom-
um den albtraumhaften Niedergang von
Jahr unter anderem mit einem Förder-
ponist Jörg Widmann ein ungewöhnli-
Carlo, der zwischen Wirtschaftskarriere
preis von 3000 Euro geleistet.
ches Programm ausgedacht (15.04.).
und sexueller Ausschweifung zermürbt
Als Bindeglied zwischen Brahms und
wird. Der Regisseur Holger Müller-Brandes
Braunschweig Classix Festival 05.05.-25.11. / Tel. +49-531-22 21 11 www.classixfestival.de
der Moderne dient hierbei Bela Bartóks
hat Petrolio (Erdöl) für die Bühne adaptiert,
Komposition Contrasts, die von Benny
die Urauführung findet am 18.03. statt.
Goodman bestellt wurde und bis heute
Hamburg, Opera Stabile
beliebt ist, wegen des Schwungs, der
tickets: Tel. +49-40-356 868
jazzigen Rhythmen und der Melancho-
www.hamburgische-staatsoper.de
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die künstlerische Leiterin international
Hannelore Elsner
Brahms-Festival Lübeck 29.04.-07.05. / Tel. +49-451-70 59 76 www.mh-luebeck.de Kammermusikfest Lübeck 25.-27.05. / Tel. +49-451-64 264 www.scharwenka.de
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F O T O :
dung irrt der Fliegende Holländer auf den
ternationale Spitzenensembles wie das Philadelphia Orchestra, und natürlich auch das Heimspiel des NDR Sinfonieorchesters, darf man gespannt sein. Eutiner Festspiele 12.07.-26.08. / Tel. +49-4521-80 010 www.eutiner-festspiele.de Musikfestival Schleswig-Holstein 15.07.-03.09. / Tel. +49-431-570 470 www.shmf.de Sommerliche Musiktage Hitzacker 29.07.-06.08 / Tel. +49-40-30 051 666 www.musiktage-hitzacker.de Raritäten der Klaviermusik Schloss Husum 19.-26.08. / Tel. +49-4841-2163 www.piano-festival-husum.de Musikfest Bremen 02.-24.09. / Tel. +49-421-336 699 www.musikfest-bremen.de Niedersächsische Musiktage 03.09.-01.10. / Tel. +49-40-413 603 333 www.musiktage.de
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vorschau
Kulturachse Mitte >Hessen >Thüringen >Sachsen Und das alles mit Links!
>Konzert mit Bartók und Beethoven (23./24.03.)
Fabio Luisi
H E S S I S C H E R
Leipzig, Gewandhaus tickets: Tel. +49-341-12 70 280
chester und Rundfunkchor des MDR. Die
www.gewandhaus.de
Inspiration zu der Partitur kam dem Kom-
Die konzertante Uraufführung
E N G L E R T ,
HR-Sinfonieorchester
Wittgenstein, der im 1. Weltkrieg seinen
konzert in Frankfurt aufführen.
Arm verlor, ist in der Musikgeschichte be-
Frankfurt, Alte Oper
rühmt geworden. Auch ist bekannt, dass
tickets: Tel. +49-69-15 54 111
zahlreiche Komponisten ihm Konzerte
www.hr-online.de
als so mancher mit zehn Fingern. Auch Paul Hindemith schrieb für Wittgenstein
>Oper
ein Konzert, mit dem dieser sich aber
Dresden feiert 800-jähriges Jubiläum.
nicht so recht anfreunden konnte, denn
In der Semperoper hat man dafür nach
er führte es nie auf. Doch verblieb es in
einer „Dresdner Oper“ gesucht. Fündig
seinem Nachlass, wo es 80 Jahre später
wurde man bei Carl Maria von Webers
in einem Pappkarton in einem New Yorker
Euryanthe, die Weber in Dresden-Hos-
Lagerhaus wiederentdeckt wurde. Bereits
terwitz schrieb. Premiere ist am 25.02.
2004 wurde es in Berlin mit den Berliner
Dresden, Semperoper
Philharmonikern unter Leitung von Simon
tickets: Tel. +49-351-49 11 705
Rattle und dem Pianisten Leon Fleisher
www.semperoper.de
aufgeführt. Das HR-Sinfonieorchester und Hugh Wolff werden am 02./03.03.
Das „Pariser Leben“ pulsiert bei der
gemeinsam mit Leon Fleisher, der seit
Premiere von Jaques Offenbachs gleich-
den 1960er Jahren aufgrund einer Er-
namigem Werk auch in Weimar auf der
krankung seine rechte Hand nicht mehr
Bühne. (10.03.) Weimar, Nationaltheater tickets: Tel. +49-3643-755 334 www.nationaltheater-weimar.de
Gaspare Spontinis Oper Fernand CorA R T I S T S
tez oder Die Eroberung von Mexiko ist in französischer Sprache ab dem 25.03. in Erfurt zu sehen. Erfurt, Theater Leon Fleisher
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Leipzig, Gewandhaus
Der Tod und das Mädchen erarbeitet
tickets: Tel. +49-341-141 414
Chefdirigent Fabio Luisi mit Sinfonieor-
www.mdr.de
tickets: Tel. +49-361-22 33 155 www.theater-erfurt.de
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MDR Musiksommer Sachsen 01.07.-03.09. / Tel. +49-341-141 414 www.mdr.de/musiksommer
A cappella Festival Leipzig 28.04.-06.05. / Tel. +49-341-12 70 309 www.a-cappella-festival.de
Ekhof-Festival Gotha 07.07.-03.09. / Tel. +49-3621-222 138 www.ekhof-festival.de
Maifestspiele Wiesbaden 29.04.-31.05. / Tel. +49-611-132 325 www.staatstheater-wiesbaden.de
Thüringer Orgelsommer 08.07.-05.08. / Tel. +49-3628-48 096 www.orgelsommer.de
Wartburg-Festival Eisenach 06.-27.05. / Tel. +49-3691-250 202 www.wartburg-festival.de
Kultursommer Nordhessen 15.07.-02.09. / Tel. +49-561-98 839 399 www.kultursommer-nordhessen.de
5. Jazztage Winterkasten Lindenfels 06.05.-10.06. / Tel. +49-6255-30 644 www.lindenfels.de
Bachfest Aschaffenburg 28.07.-06.08. / Tel. +49-341-96 01 463 www.neue-bachgesellschaft.de
Chamber Music Kronberg 07.-17.05. / Tel. +49-6173-783 377 www.kronberacademy.de
Moritzburg Festival Dresden 04.-20.08. / Tel. +49-351-81 05 495 www.moritzburgfestival.de
Jazztage Görlitz 18.-20.05. / Tel. +49-3581-421 362 www.jazztage-goerlitz.de
Domstufen-Festspiele Erfurt 12.08.-03.09. / Tel. +49-361-22 33 155 www.domstufen.de
Musik im 21. Jahrhundert Saarbrücken 18.-21.05. / Tel. +49-681-60 22 041 www.sr-online.de
pèlerinages - Kunstfest Weimar 25.08.-17.09. / Tel. +49-3643-745 745 www.kunstfest-weimar.de
Arolser Barock-Festspiele 19.-25.05. / Tel. +49-5691-894 417 www.arolser-barockfestspiele.de
Mendelssohn Festtage Leipzig 31.08.-17.09. / Tel. +49-341-12 70 280 www.gewandhaus.de
Bachfest Leipzig 27.05.-05.06. / Tel. +49-341-91 37 333 www.bach-leipzig.de
Heinrich-Schütz-Tage Blankenburg 17.09.-08.10. / Tel. +49-3944-980 438 www.schuetztage.de
Bad Hersfelder Festspiele 10.06.-06.08. / Tel. +49-6621-400 755 www.bad-hersfelder-festspiele.de
Cello Festival Kronberg 18.-24.09. / Tel. +49-6173-783 377 www.kronbergacademy.de
Festival Mitte Europa 11.06.-30.07. / Tel. +49-3741-525 331 www.festival-mitte-europa.com Sommertheater Görlitz 16.06.-16.07. / Tel. +49-3581-474 747 www.theater-goerlitz.de Opernfestspiele Bad Hersfeld 07.08.-23.08. / Tel. +49-6621-506 713 www.oper-hersfeld.de Fest Alter Musik Sachsen 24.06.-02.07. / Tel. +49-3774-22 540 www.sachsen-tourismus.de Wetzlarer Festspiele 30.06.-06.08. / Tel. +49-6441-45 870 www.wetzlarer-festspiele.de
M D R
gebrauchen kann, Hindemiths Klavier-
zeigen konnte, mit der er besser spielte
dem Jahr 1994.
(21.03.) von Alfons Karl Zwickers Oper
Festspielvorschau
Das Schicksal des Pianisten Paul
herausragende Technik der linken Hand
ponisten durch Roman Polanskis Film aus
F O T O :
F O T O :
F O T O :
R U N D F U N K
ter Andrés Orozco-Estrada ein Programm
„maßschneiderten“, in denen er seine
F O T O : I M G
M D R
Das Gewandhausorchester spielt un-
MDR-Musiksommer, Erfurt, Kloster
crescendo 01 2006
31
vorschau
plus regional
Kulturachse Mitte
>NRW Rhein/Ruhr >Rheinland-Pfalz >Saarland >Luxemburg
>Oper
und Fall des Julien Sorel – jenes karrie-
„Manon“ war sowohl als Roman,
überwinden, nichts unversucht lässt. Es
resüchtigen jungen Mannes, der in seinem Drang, gesellschaftliche Grenzen zu
als auch als Oper ein Publikumserfolg.
scheint eine fast unlösbare Aufgabe eine
Der Stoff über das Mädchen Manon, das
so vielschichtige Handlung als Ballett
von den Eltern fürs Kloster bestimmt war
zu inszenieren. Der Ballettdirektor der
und den Verlockungen des mondänen
Rheinoper Youri Vàmos wagt es zu den
Lebens erliegt und sich von dem leidenschaftlichen Chevalier Des Grieux nach
Opern zählt. In Hagen feiert Manon am 25.03. Premiere. Hagen, Theater tickets: Tel. +49-2331-20 73 218 www.theater.hagen.de
Ein akribischer Perfektionist und
abgedunkelten Räumen und fordert da-
„Dieser Nabucco! Schön!“ soll
immer auf der Suche nach dem Kern der
mit ein Höchstmaß an Konzentration auf
Gaetano Donizetti 1842 vor Begeisterung
Musik ist der Pianist Grigory Sokolov bis
das Wesentliche ein: die Musik.
über die Uraufführung von Verdis dritter
R H E I N A M
dass Manon neben Carmen und Faust zu den meistgespielten französischen
O P E R
Konzentration bei Dunkelheit
Deswegen ist es kaum verwunderlich,
D E U T S C H E
Grigory Sokolov
zu entkommen, ist tief romantisch.
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C H A M L A
Paris entführen lässt, um dem Kloster
Deutsche Oper am Rhein Klängen der Musik von Edward Elgar.
heute. In den letzten Jahren gilt sein
Oper gesagt haben. Auch das Publikum
Premiere ist am 10.03., weiter Vorstel-
Hauptinteresse vor allem der kraftrau-
reagierte enthusiastisch, der vielgeträl-
lungen: 11./17./18.03.
lerte Gefangenenchor der Oper kann
Duisburg, Deutsche Oper am Rhein
schon fast als inoffizielle italienische
tickets: Tel. +49-203-94 07 777
Hymne bezeichnet werden. Konzertant
www.rheinoper.de
CD-Tipp: Grigory Sokolov Box set: Bach/ Beethoven/ Schubert/ Chopin, Opus111 - 30421
benden Gattung des Soloabends am Klavier, die für eine große Künstlerpersönlichkeit unendlich viel Raum zur Entfaltung einer Interpretation bietet. Und er
erklingt die Oper am 04.03.
ist zweifelsfrei eine solche, faszinierende
Noch ein zweites Sonderkonzert hilft, die
Bielefeld, Theater
Persönlichkeit.
Zeit bis zum Start des Beethovenfestes
tickets: Tel. +49-521-515 454
am 31.08. zu überbrücken: Das ur-
www.theater-bielefeld.de
Mit unendlich nuancierten Farbpalletten
sprünglich für den 26.09. letzten Jahres
malt er poetisch höchst individuelle, tief
angesetzte Konzert mit Ute Lemper, das
empfundene Klangbilder und zeigt dabei
wegen Schwangerschaft der Künstlerin
eine einzigartige Natürlichkeit im Spiel.
abgesagt werden musste, findet am
>Konzert Hans von Bülow liebte die Instru-
>Ballett
mente des Klavierbauers Carl Bechstein.
ratur durch eine robuste Technik besser
Baute dieser doch Klaviere, die den An-
08.04. statt. Bonn, Beethovenhalle/T-Mobile Forum
Vivat Vivaldi heißt das Ballett von
Ausschnitt des schier unermesslich schei-
tickets: Tel. +49-228-72 22 333
Anthony Taylor, das mit Musik von
gewachsen waren. Schon zu Bechsteins
nenden Repertoires des Pianisten, der
www.beethovenfest.de
Antonio Vivaldi und Wilfried Maria Danner
Lebzeiten waren die Klaviere über die
bereits 16-jährig den Tschaikowskywett-
am 04.03. unter der musikalischen Leitung
Landesgrenzen hinweg berühmt und ge-
bewerb gewann, zeigen. Obwohl er sich
von Karsten Huschke uraufgeführt wird.
nießen bis heute einen formidablen Ruf
gerne mit Malerei beschäftigt, ist Musik
Koblenz, Theater
unter Klavierspielern. Erstmals sind vom
tickets: Tel. +49-261-12 92 840
22.-31.03. nun junge Leute zum Wett-
www.theater-koblenz.de
streit am Bechsteinflügel aufgefordert
B O N N
Das Sonderkonzert des Beethovenfestes am 14.03. kann lediglich einen kleinen
bis heute ein wichtiger Lebensinhalt und immer regungslos stehenblieb, wenn er Musik hörte. Damals war er allerdings mit einem Holzstab bewaffnet, weil er Dirigent werden wollte. Wenn möglich spielt Sokolov übrigens, wie früher auch sein Landsmann Svjatoslav Richter, in
32
Ute Lemper
www.crescendo-magazin.de
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das ist sie, seit er als Kindergartenkind
Der Bauernsohn Julien Sorel fühlt
sprüchen von romantischer Klavierlite-
– beim 1. Internationalen Carl Bechstein Klavierwettbewerb-Ruhr, zu dem sich
sich zu Großem berufen, seine provin-
bereits 250 Pianisten angemeldet ha-
zielle Welt ist ihm zu klein. Im Mittel-
ben. Hier werden nach einer Vorauswahl
punkt des komplexen Romans Rot und
50 antreten, die während drei öffentli-
Schwarz von Stendhal steht der Aufstieg
cher Runden versuchen werden, sich
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vorschau F O T O :
Hilary Hahn ins Finale zu spielen, das am 31.03. in
op. 36 mit dem Orchestre Philharmonique
der Philharmonie Essen stattfindet. Die
du Luxembourg unter der Leitung von
hohen Preisgelder (1. Preis: 15 000 Euro)
Bramwell Tovey (17./18.03.).
sind verbunden mit begehrten Konzert-
Luxemburg, Grand Auditorium
engagements, die einer Konzertkarriere
tickets: Tel. +352-26 322 632
Vorschub leisten sollen.
www.philharmonie.lu
Bonn/Essen, diverse Orte tickets: Tel. +49-201-81 22 200
CD-Tipp: Violinsonaten W. A. Mozart: Hilary Hahn, Natalie Zhu, Deutsche Grammophon 477 557-2
www.bechstein-klavierwettbewerb.de
Anlässlich des Schumannjahres widmen sich der Cellist Mischa Maisky, der 22jährige Pianist und Preisträger des jüngsten Vladimir Horowitz Klavier-
„Sie kam auf die Bühne, setzte sich ans
wettbewerbs Alexey O. Kurbatov und
Klavier und hielt die Zeit an“, so stand es in
das Beethoven Orchester Bonn aus-
einer amerikanischen Zeitung über die Pi-
schließlich Werken des in Endenich ver-
anistin Lilya Zilberstein zu lesen. Die 1965
storbenen Komponisten. Die Leitung hat
in Moskau geborene Musikerin begeistert
Peter Gülke.
nicht nur das Publikum, sondern auch die
Bonn, Beethovenhalle
große Martha Argerich, die häufig und
tickets: Tel. +49-228-778 008
gerne mit ihr als Duo auftritt. Als Ersatz
www.beethoven-orchester.de
für das am 04.12. ausgefallene Konzert gibt es nun einen neuen Termin am 02.03.
Die amerikanische Ausnahmegeigerin
In Köln spielt das vierhändige Gespann
Hilary Hahn ist zu Gast in Luxemburg.
Werke von Mozart, Brahms und Debussy.
Mit ihrer berühmten Geige von Jean-
Köln, Philharmonie
Baptiste Vuillaume, einer Kopie von Paga-
tickets: Tel. +49-221-280 280
ninis „Cannone“ spielt sie Arnold Schön-
www.koelner-philharmonie.de
Schumannfest Düsseldorf 05.-20.05. / Tel. +49-211-6170617 www.schumannfest-duesseldorf.de Brühler Schlosskonzerte 06.05.-27.08. / Tel. +49-2232-792 680 www.schlosskonzerte.de Festival Echternach 10.05.-02.07. / Tel. +352-72 99 40 www.echternachfestival.lu Klavier-Festival Ruhr 20.05.-07.06. / 10.07.-18.08. Tel. +49-1805-353 700 (12 Ct/Min) www.klavierfestival.de
Rheingau Musik Festival 24.06.-02.09. / Tel. +49-1805-743 464 (12 Ct/Min) www.rheingau-musik-festival.de Festival Wiltz 28.06.-30.07. / Tel. +352-958 145 www.festivalwiltz.lu Mittelrhein Musik Momente 30.06.-30.07. / Tel. +49-9741-8020 www.musikmomente.de Jazzfestival Worms 14.-16.07. / Tel. +49-1805-337 171 (12 Ct/Min) www.worms.de Festival Horizonte Koblenz 28.-29.07. / Tel. +49-261-12 91 610 www.horizonte-festival.de
Burgfestspiele Mayen 24.05.-13.08. / Tel. +49-2651-494 942 www.mayen.de
Nibelungenfestspiele Worms 11.-26.08. / Tel. +49-1805-337 171 (12 Ct/Min) www.nibelungenfestspiele.de
Fantastival Dinslaken 27.05.-03.07. / Tel. +49-1805-570 070 (12 Ct/Min) www.fantastival.de
Sommerfestspiele Xanten 11.-27.08. / Tel. +49-2801-777 777 www.sommerfestspiele.de
Mosel Festwochen 27.05.-03.10. / Tel. +49-6531-3000 www.moselfestwochen.de
Dreiklang Festival Monschau 14.-27.08./ freier Eintritt www.monschau.de FOTO: KLAVIER-FESTIVAL RUHR
K A S S K A R A / D G
Festspielvorschau
Klavier-Festival Ruhr Jaques Offenbach Festival Bad Ems 31.05.-16.06. / Tel. +49-2603-973 120 www.offenbach-festival.de
Ruhrtriennale 19.08.-15.10. / Tel. +49-700-20 02 456 (12Ct/Min) www.ruhrtriennale.de
RheinVokal Festival Mittelrheintal 10.06.-23.07. / Tel. +49-2622-92 64 250 www.rheinvokal.de
Festliche Tage Alter Musik Knechtsteden 16.-24.09. / Tel. +49-2133-210 992 www.knechtsteden-altemusik.de
Antikenfestspiele Trier 17.06.-02.07. / Tel. +49-651-71 81 818 www.antikenfestspiele.de
Jazz Festival Viersen 22.-23.09. / Tel. +49-2162-101 466 www.jazz-festival-viersen.de
Schloss Benrath Musikfestival 24.06.-02.09. / Tel. +49-211-75 72 62 www.schloss-benrath.de
Beethovenfest Bonn 31.09.-01.10. / Tel. +49-180-50 01 812 (12 Ct/Min) www.beethovenfest.de
bergs Konzert für Violine und Orchester
>Jazz Das European Jazz Ensemble vereint schon seit Jahrzehnten führende Musiker des Euro-Jazz. Auf der 30.-Geburts-
Benefizkonzerte für krebskranke Kinder
12. BAYREUTHER OSTERFESTIVAL 14. - 23. April 2006
Schirmherrschaft: Bundespräsident Horst Köhler Dirigent: Miguel Gomez-Martinez
Symphoniekonzerte - Kammermusik - Salonorchester - Jazz
A K T I V
tags-Jubiläums-Tour machen sie Station in Essen und haben auch noch als
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P R O M O T I O N
besonderen Gast den amerikanischen Saxophonisten Charlie Mariano als Verstärkung dabei. Essen, Philharmonie Charlie Mariano
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tickets: Tel. +49-180-59 59 598 (12Ct/Min.)
www.osterfestival.de
www.philharmonie-essen.de
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crescendo 01 2006
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vorschau
plus Tourneen
Impressum
www.crescendo-magazin.de
Verlag:
Stimme der Sängerin Teresa Salgueiro faszinierte den Filmregisseur Wim Wenders so sehr, dass er sie 1994 in „Lisbon Story“ quasi sich selbst spielen ließ. Das D G
feierten Ensemble. Die Texte ihres Pro-
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vom Geheimtipp zum international ge-
F R I E D M A N N
bedeutete den endgültigen Durchbruch
Jessye Norman
gramms „Um Amor Infinito“ handeln von Themen, derer die Gruppe niemals müde wird: „In allen unseren Liedern finden sich drei Themen wieder: die Liebe, das Meer und die „Saudade“. 28.03.: Lörrach, Burghof
Amazing
manitären Gedankens gestellt, bei der
01.04.: Hannover, Sendesaal des NDR
„Megadonna des Gesangs“
Internationalen Jungen Orchesterakade-
03.04.: Berlin, Philharmonie
mie. Alljährlich, seit 1993, werden von
04.04.: Hamburg, Laeiszhalle
nannte sie die Süddeutsche Zeitung.
jungen Musikern unterschiedlichster
07.04.: München, Philharmonie
– Von Jessye Norman spricht man
Nationen Benefizkonzerte zugunsten
tickets: Tel. +49-40-41 32 260
nur in Superlativen. In den letzten vier
krebskranker Kinder veranstaltet. In
www.karsten-jahnke.de
Jahrzehnten war sie auf allen großen
diesem Jahr wird Musik von Haydn und
Bühnen zu Hause und wurde sowohl als
Bruckner und dem Dirigenten Miguel
Kassandra in Berlioz´ Les Troyens als
Gomez-Martinez präsentiert.
auch in Glucks Alceste enthusiastisch
15./16.04.: Bayreuth, Opernhaus
als wichtigste Sängerin seit der Callas
17.04.: Weiden, Max-Reger-Halle
Kunst wird in den Dienst eines hu-
29.03.: Dortmund, Konzerthaus 31.03.: Mainz, Phönix-Halle
CD-Tipp: Faluas Do Tejo, EMI 0724387493827
gefeiert. Im Frühjahr kommt die Sopra-
18.04.: Selb, Rosenthal-Theater
nistin, die kürzlich ihren 60sten Geburts-
19.04.: Leipzig, Thomaskirche
Wenn der Superstar der Barockvioline
tag feierte, nach Deutschland, wo ihre
tickets: Tel. +49-9654-914 141
– Andrew Manze – und eines der inter-
Karriere begann. Durch ein Stipendium
www.ijoa.de
national erfolgreichsten Kammerorches-
war es ihr 1968 möglich, in München
ter – The English Concert – auftreten, ist
am Internationalen Wettbewerb der ARD
Madredeus sind bekennende Fußball-
teilzunehmen, den sie prompt gewann.
fans! Doch ist es nicht der Rasensport,
Kurz darauf hatte sie einen Dreijahres-
der sie nach Deutschland lockt, sondern
der Beschreibung des Ensembles Anlei-
vertrag an der Deutschen Oper Berlin in
Fans, die nach ihrer Musik voll Welt-
hen beim Küchenvokabular: „scharf und
der Tasche, von da an ging es steil nach
schmerz und rauchiger Kneipenatmo-
frisch“.
oben. Was Jessye Norman anpackt, wird
sphäre dürsten. Die melancholischen
18.03.: Wien, Musikv. (+43-1-50 58 681)
ein Erfolg, das beweisen schon die vier
Melodien, zu sanften akustischen
21.03.: Köln, Philh. (+49-221-204 080)
Grammys, die sie erhielt. In Deutschland
Klängen, und die ätherische, glasklare
www.kdschmid.de
es ein wahrer Ohrenschmaus. Nicht von ungefähr macht so mancher Kritiker bei
und der Schweiz präsentiert sie ihr Programm „Between Love and Loss“ mit Liedern von Schubert, Strauss, Berlioz, Porter, Arlen und Bernstein. 19.04.: Berlin, Philharmonie H A U G H T O N
23.04.: Düsseldorf, Tonhalle 01.05.: München, Philharmonie 04.05.: Frankfurt, Alte Oper 12.05.: Luzern, KKL tickets: Tel. +49-1805-332 433 (12 Ct/Min) www.deag.de The English Concert
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09.05.: Hamburg, Laeiszhalle
Port Media GmbH, Senefelderstraße 14, 80336 München Telefon: +49-89-74 15 09-0, Fax: -11 email: info@portmedia.de www.portmedia.de Herausgeber: Winfried Hanuschik, email: hanuschik@portmedia.de Chefredakteur: Dr. Klemens Hippel (KH) (verantwortlich) email: hippel@portmedia.de Redaktion: Erika Habenicht (EH) email: crescendo@portmedia.de plus regional: Projektleitung: Liselotte Richter-Lux email: richter-lux@portmedia.de Redaktion: Erika Habenicht (EH) (verantwortlich) email: crescendo-regional@portmedia.de Schlussredaktion: Michaela Wurstbauer Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe: Gerhart Asche (GA), Michael Beughold (MB), Klaus- Martin Bresgott (KMB), Christian Dahm (CD), Dr. Rolf Fath (RF), Martin Freitag (MF), Claudia Großkopf (CG), Raimund Hertzsch (RH), Prof. Dr. Clemens Heusch (CH), Katharina Honke (KHo), Bernd Kima (BK), Nike Luber (NL), Dr. Tom Reinhold (TR), Frideon Rosen (FR), Peter Sarkar (PSa), Bettina Schröm (BS), Carlos Maria Solare (CMS), Mark Schulze Steinen (MRK), Friedbert Streller (FS), Prof. Dr. Dr. Heinz-Günter Vester (HGV), Stefan Voges (SV), Dietholf Zerweck (DZ) Auftragsmanagement: Petra Lettenmeier (verantwortlich) Telefon: +49-89-74 15 09-20 email: lettenmeier@portmedia.de Verlagsrepräsentanten: Tonträger & Hifi: Barbara Wunderlich email: wunderlich@portmedia.de Kulturbetriebe & Markenartikel: L. Richter-Lux email: richter-lux@portmedia.de Österreich & Schweiz: Petra Lettenmeier email: lettenmeier@portmedia.de Gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 6 vom 01.01.2004 Layout & Artwork: Stefan Steitz (verantwortlich) email: crescendo-layout@portmedia.de Druck: Westermann Druck GmbH Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig Erscheinungsweise: crescendo erscheint mit sechs Ausgaben pro Jahr und zusätzlichen crescendo-themenspecials. crescendo ist bei Opern- und Konzerthäusern, im Kartenvorkauf und im Hifi- und Tonträgerhandel erhältlich. Copyright für alle Beiträge bei Port Media GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Angabe der Beteiligungsverhältnisse: Gesellschafter der Port Media GmbH: 100 % Winfried Hanuschik (Werbekaufmann), München Abonnement-Preis: crescendo premium inkl. sechs Premium-CDs: Inland: EUR 35,– pro Jahr inkl. 7% Mwst. Bei Bezahlung per Rechnung fallen zusätzlich EUR 5,– Bearbeitungsgebühr an. Europ. Ausland: zzgl. EUR 10,– Bank-/Portospesen Kündigung: jederzeit zum Ende des Kalenderjahres Verbreitete Auflage: 103.903 (laut IVW-Meldung IV/05) ISSN: 1436-5529 geprüfte Auflage
Foto: Oliver Beckmann Litho: PX5
Gäste sagen, wie es wirklich ist. Das Gäste-Urteil, jetzt neu mit den Flop 10. Damit Sie auch wissen, wo Sie besser nicht essen gehen sollten.
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