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B47837 Jahrgang 14 / 01_2011

FEBRUAR / MÄRZ 2011 www.crescendo.de

PIANO PIANO Die neue Flügel-Elite Jin Ju, Piotr Anderszewski, Nobuyuki Tsujii und Simone Dinnerstein im Porträt

DOMINIQUE MEYER Hausbesuch beim neuen Intendanten der Wiener Staatsoper

GIOVANNI DI LORENZO Was der ZEIT-Chefredakteur über klassische Musik denkt Maya Plisetskaya in den 40er Jahren

HEIDELBERGER FRÜHLING 2011

u.a. mit Thomas Hampson, Gautier Capuçon, Pierre-Laurent Aimard, London Philharmonic Orchestra

Mythos Ballerina!

Wie real ist der Kinoerfolg BLACK SWAN? Ein Interview mit der Legende Maya Plisetskaya


Die großen Stimmen der Welt. Bei Ihnen Zuhause.

Die Meister Singer der Süddeutsche Zeitung Klassik. Magische Momente des klassischen Gesangs. Die schönsten Aufnahmen von Oper und Einzelstück in einer hochwertigen Box mit 18 CDs und ausführlichem Begleitbuch. Ausgewählt von SZ-Musikkritiker Reinhard J. Brembeck. Jetzt für 98,– Euro im Handel oder bestellen unter www.sz-shop.de


{ I N H A LT F E B R U A R & M Ä R Z 2 0 1 1 }

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EDITORIAL Mythos Ballett 06

AUTOREN / IMPRESSUM

Hinter den Kulissen von crescendo 08

NEWS

Die User stehen auf Klassiker Beethoven Top - Orff Flop 10

DOMINIQUE MEYER 14

NOBUYUKI TSUJII

Der Pianist aus Japan hat großen Erfolg, obwohl er nicht sehen kann 16

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JIN JU

DOMINIQUE MEYER

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PIOTR ANDERSZEWSKI

Der neue Intendant der Wiener Staatsoper über seine erste Zeit in der österreichischen Hauptstadt.

Der Pianist der leisen Töne 22

KOLUMNE

Pascal Morchés Gedanken über die Wichtigkeit der „Pause“ 24

REZENSIONEN

Attila Csampai testet seine Favoriten & die Redaktion die neuen CDs und DVDs des Frühjahrs 2011 31

PORTRÄT

Simone Dinnerstein

Fotos: Lisa-Marie Mazzucco, Tom Wagner, International Maya Plisetskaya and Rodion Shchedrin Foundation (Cover und Inhalt), Bob Coat, Dario Acosta (Cover, Hampson)

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32 TITEL Die Primaballerina Maya Plisetskaya erklärt die Faszination des Balletts

TITEL: MYTHOS BALLERINA 35

DANIEL HOPE

Unser Lieblings-Virtuose schreibt über Geigen-Dealer 36

JULIANE BANSE

Die Sängerin über ihren Film „Der Freischütz“und ihr neues Album. 38

GIOVANNI DI LORENZO Der ZEIT Chefredakteur im crescendo-Verhör 42

CRESCENDO KIDS

Warum können Ballerinas auf Zehenspitzen stehen? 44

PLUS REGIONAL

Heidelberger Frühling 46

TERMINE

Die wichtigsten Termine des neuen Jahres

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SIMONE DINNERSTEIN Ein Porträt über die Pianistin, die ein großes Gespür für Bach mitbringt.

Die Chinesin, die kein Star sein will, aber vor dem Papst Klavier spielt.

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A.E.CD.M.J.K.

Auf eine CD mit Joachim Kaiser. Das Thema diesmal: Seine Plattensammlung

JIN JU

EXKLUSIV FÜR ABONNENTEN Hören Sie die Musik zu unseren Texten auf der crescendo premium-CD. Infos auf Seite 41.


{ EDITORIAL }

Foto: Paul Schmitt

Liebe & Leidenschaft Liebe Leser,

WINFRIED HANUSCHIK H E R AU S G E B E R

haben Sie „Black Swan“ schon gesehen? Den neuen Hollywood-Film über die sagenumwobene Welt des Balletts? Nina, gespielt von Natalie Portman, möchte unbedingt die Hauptrolle in „Schwanensee“. Der Regisseur traut ihr die Rolle nicht zu. Sie sei zu brav. Zu weiß. Eben nur die eine Hälfte der Rolle. Also macht Nina sich auf den Weg, das Abgründige, das Böse, die Schattenseite in sich zu entdecken: den „Black Swan“. Sie schindet sich und ihren Körper kompromisslos, dringt so sehr ein in das Abseitige, dass das Publikum hinsehen muss, obwohl es nicht möchte. In diesem Film ist Ballett und vor allem der Weg auf die Bühne nichts Schönes, nichts Leichtes und Ästhetisches. Es ist das Gegenteil: hässlich, entstellend, zerstörerisch. Aber gerade dadurch erschließt sich die Faszination dieses Metiers: Es muss etwas Magisches haben, wenn ein zartes Mädchen sich so schindet. Trotzdem wollten wir der Sache genauer auf den Grund gehen und trafen für Sie eine lebende Legende: Die unangefochtene Primaballerina Maya Plisetskaya. Nur eines vorweg: „Gequält“ habe sie sich nie, sagt sie im Interview (Seite 32) mit unserem Chefredakteur Robert Kittel. Es sei eine wunderbare Zeit gewesen auf der Bühne. Leidenschaft nimmt Leid in Kauf. Kittel – vom Ballett-Fieber bisher verschont – freut sich seit dem Treffen mit dem russischen Star auf den nächsten Ballettabend.

ersten Mal live gehört hatte. Dabringhaus, muss man wissen, hat außerordentlich kritische Ohren. Ihn zu beeindrucken ist schwer. Der übliche Superlativ-Marketing�rlefanz entlockt ihm nur ein müdes Lächeln. Aber Jin Ju (gesprochen: „Schin Schü“) scheint anders zu sein. Ihre Virtuosität beeindruckt ihn, er fühlt sich verstanden, von Ihrer Art zu spielen. Ganz klar: Er ist verliebt. Schön verliebt. Leidenschaftlich verliebt. Durch sie hört er Musik neu. Er hört sie so, wie er es sich immer gewünscht hat. Ich kenne Werner Dabringhaus schon sehr lange. Aber so kannte ich ihn nicht. Darum bat ich unseren unkorrumpierbaren Autor Michael Horst, sich Jin Ju bei einem der wenigen Konzerte in Deutschland, anzuhören. Horsts Fazit: Beeindruckend hörenswert. Die lesenswerten Details �nden Sie ab Seite 16.

Ballett muss etwas Magisches haben

Ebenfalls getroffen haben wir für diese Ausgabe Dominique Meyer, der als Nachfolger von Ioan Holender nun die Wiener Staatsoper leitet. Meyer überraschte uns mit einer News, die man in anderen Häusern eher an 101. Stelle gesehen hätte: Er setzt auf die Kraft der Speisen. Die erste Neubesetzung des Elsässers waren – kein Witz – die Köche der Opernkantine. Laut Meyer gehen alle Mitarbeiter nun gerne hin, was in der Vergangenheit tatsächlich nicht der Fall war. Meyer begründet es mit den Worten: „Oper ist Kommunikation“. Anders ausgedrückt: Mit Wertschätzung auf Augenhöhe erreicht man mehr. Ich wünsche Ihm von ganzem Herzen, dass er Recht behält. Das Interview des Kollegen Tobias Haberl lesen Sie auf den Seiten 10 bis 13. Werner Dabringhaus, einer der beiden Gründer der „Musikproduktion Dabringhaus und Grimm“, besser bekannt als „MDG“, rief mich vor Weihnachten an und erzählte mir von Jin Ju, einer Pianistin, die er gerade zum

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Als ich in der Redaktionskonferenz die Geschichte von Dabringhaus und Jin Ju erzählte, entbrannte sogleich eine Diskussion über „die in Deutschland noch unterschätzten Pianisten“. Deshalb �nden sich neben Jin Ju nun noch drei weitere Klavierkünstler in dieser Ausgabe: Piotr Anderszewski (Seite 20), Nobuyuki Tsujii (Seite 14) und Simone Dinnerstein (Seite 31). Und jetzt bin ich gespannt: Welche Künstler halten Sie für unterschätzt? Wem sollten wir in Zukunft eine Bühne bieten? Wem sollten wir mehr Aufmerksamkeit schenken? Schreiben Sie uns, schreiben Sie gerne auch mir persönlich an hanuschik@crescendo.de Herzlichst, Ihr


BESONDERE

HÖREMPFEHLUNGEN VON SONY MUSIC

SIMONE DINNERSTEIN BACH: A STRANGE BEAUTY „Sie spielt Bach mit einer Subjektivität und so viel Exzentrik, so viel Ausdruckswut und Manierismus, bei einer derart klugen und bedächtigen Klarlegung der formalen Strukturen, wie es unsere Ohren schon lange nicht mehr gewöhnt sind.“ FAZ

KONZERTE 2011 13.02. & 10.03. Berlin 04.03. München

„Eine fast lakonische Direktheit des Klangbilds trifft auf eine emotional hochexpressive Diktion.“ Cicero

88697727282

www.simonedinnerstein.com

DOROTHEE OBERLINGER FRENCH BAROQUE VERSAILLES 1700–1740 Auf „French Baroque“ spielt die Blockflötistin gemeinsam mit ihrem Ensemble 1700 Kammermusik bedeutender französischer Hofmusiker wie Hotteterre, Chédeville, Marais und Couperin – von der Zeit Ludwigs des XIV. bis zur Ära Ludwigs des XV. 88697735092

www.dorotheeoberlinger.de

RAY CHEN VIRTUOSO Mit dem Album „Virtuoso“ präsentiert sich der Geiger Ray Chen, Gewinner des renommierten „Concours Reine Elisabeth“, zum ersten Mal auf CD. Er spielt persönliche Lieblingsstücke wie die „Teufelssonate“ von Tartini, Bachs monumentale Chaconne, die höchst anspruchsvollen Variationen von Wieniawski sowie die poetische Violinsonate A-Dur von César Franck.

KONZERTE 2011 16.03. Hamburg · 17.03. Berlin 19.03. Düsseldorf · 16.05. München

„His whole performance was out of this world.“ De Standaard 88697723202

Erhältlich ab 18.02.11

www.raychenviolin.com

WWW.SONYMUSICCLASSICAL.DE


{ IMPRESSUM }

{ AU T O R E N }

VERLAG

HINTER DER BÜHNE

Port Media GmbH, Senefelderstraße 14, 80336 München Telefon: +49- (0)89-741509-0, Fax: -11 info@crescendo.de, www.crescendo.de Port Media ist Mitglied im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger und im AKS Arbeitskreis Kultursponsoring

Die wahren Helden bei crescendo sind die Mitarbeiter. Deshalb der gewohnte Blick hinter die Kulissen.

HERAUSGEBER Winfried Hanuschik | hanuschik@crescendo.de

VERLAGSLEITUNG

TOBIAS HABERL

Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de

CHEFREDAKTEUR

Der Münchner Autor reiste für diese Ausgabe nach Wien, um den neuen Intendanten der Staatsoper, Dominique Meyer, zu treffen. Da Meyer noch ein kleines Meeting in seinem Büro hatte, bekam Haberl vom Pressechef eine Führung durch die Katakomben des honorigen Hauses. Er durfte sogar auf die Bühne („Schon sehr imposant, wenn man von hier aus ins Publikum blickt“). Übrigens: Haberl ist auch unter die Buchautoren gegangen. Sein Werk trägt den Titel „Als ich einmal rot wurde. Mein Jahr in der Linksparei“ (ab 15. Februar, Luchterhand Verlag) und es ist – natürlich – sehr lesenswert. Haberl mischte sich ein Jahr „undercover“ in die Linkspartei, nahm an Parteitagen und Veranstaltungen teil und schrieb dies alles amüsant und realistisch zugleich auf 256 Seiten nieder.

Robert Kittel (verantwortlich)

ART DIREKTOR Stefan Steitz

CHEF VOM DIENST Michaela Wurstbauer

AUTOREN Tobias Haberl, Teresa Pieschacón Raphael, Christoph Schlüren

KOLUMNISTEN Pascal Morché, Attila Csampai, Daniel Hope

MITARBEITER DIESER AUSGABE Carolin Pirich, Christa Hasselhorst, Michaela Farmer, Martin Morgenstern, Michael Horst, Angelika Rahm, Burkhard Schäfer, Antoinette Schmelter de Escobar, Thomas Voigt, Uwe Schneider. Tom Wagner, Bob Coat sowie Joachim Kaiser.

PROJEKTLEITUNG PLUS REGIONAL Liselotte Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de

VERLAGSREPRÄSENTANTEN Tonträger: Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de Kulturbetriebe: L. Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de Hifi & Marke: Heinz Mannsdorff | mannsdorff@crescendo.de

AUFTRAGSMANAGEMENT Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de

GÜLTIGE ANZEIGENPREISLISTE Nr. 14 vom 01.09.2010

DRUCK Westermann Druck Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig

ERSCHEINUNGSWEISE crescendo erscheint mit sieben Ausgaben pro Jahr und zusätzlichen crescendo-Themenspecials. crescendo ist bei Opern- und Konzert häusern, im Kartenvorkauf und im Hifi- und Tonträgerhandel erhältlich. Copyright für alle Bei träge bei Port Media GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen.

TOM WAGNER Es kommt zwar öfters vor, aber der Nachname Wagner ist im klassischen Musikbereich natürlich nie schlecht. Auch wenn der Berliner Fotograf Tom Wagner – wie etwa 100.000 andere – nicht direkt mit dem Komponisten verwandt ist, hat er für uns diesmal die chinesische Pianistin Jin Ju abgelichtet. Die erfreulichen Ergebnisse der WagnerJu-Begegnung können Sie auf den Seiten 16 bis 18 bestaunen.

ANGABE DER BETEILIGUNGSVERHÄLTNISSE Gesellschafter der Port Media GmbH: Winfried Hanuschik (100 %)

ABONNEMENT Abo-Service crescendo, Postfach 13 63, 82034 Deisenhofen Telefon: +49-89-8585-3548, Fax: -362452, abo@crescendo.de Verbreitete Auflage: 73.209 (laut IVW-Meldung IV/10) ISSN: 1436-5529 geprüfte Auflage

BEILAGENHINWEIS: Diese Ausgabe enthält das Themenspecial KulturRegionen sowie eine Teilbeilage der AlpenKLASSIK, Bad Reichenhall.

DAS NÄCHSTE CRESCENDO ERSCHEINT AM 15. MÄRZ 2011.

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MICHAELA WURSTBAUER Als es noch keine Computer in den Arbeitsräumen dieser Welt gab, da kannte man den Ausdruck „gute Seele des Büros“. Der Begriff ist inzwischen etwas abgewetzt, doch für unsere Mitarbeiterin Michaela Wurstbauer müsste man ihn wieder aus dem Geschichtsbuch kramen. Die Münchnerin sorgt nicht nur in jeder Ausgabe dafür, dass Texte und Bilder zu einem einigermaßen akzeptablen Zeitpunkt in der Redaktion eintreffen, sie organisiert auch den Vertrieb, und kümmert sich um Locations und Autoren. Heute nennt man so jemanden CvD (Chef vom Dienst).

60. Deutsches Mozartfest 14. – 24. Mai 2011 Das Kleine Konzert Hermann Max Augsburger Domsingknaben Veronika Winter, Andreas Post, Stephan Genz Martin Stadtfeld

MICHAEL HORST Der Autor, der übrigens selbst gerne am Flügel sitzt und von dieser Ausgabe an nun öfters für crescendo schreiben wird, führte zu den schönen Aufnahmen von Tom Wagner (links) noch das passende Interview mit Jin Ju. Michael Horst lebt und arbeitet in Berlin, von wo aus er für Magazine, Tageszeitungen und Radiosender über das aufregende Musikleben der Hauptstadt berichtet. Da es ihn beru�ich wie privat regelmäßig nach Italien zieht, hatte er gleich ein gemeinsames Thema mit der Pianistin, denn Jin Ju lebt inzwischen in Florenz.

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Reinhard Goebel Camerata Salzburg Friedrich Haider Chen Reiss La Banda Harmonices Mundi Claudio Astronio Bayerische Kammerphilharmonie u.v.m. www.mozartstadt.de


{ N EWS }

Beethoven Top – Orff Flop

(und Hans Zimmer schlägt alle) Das Internet offenbart: Auch bei Online-Hörern sind die wohl bekanntesten Meister am beliebtesten. Wagner, Orff und Mahler müssen sich international geschlagen geben, während moderne Komponisten von Filmmusik überraschen.

Schöne Einblicke in die Welt der Klassik gibt das weltgrößte Musikportal lastfm: Die beliebteste Online-Community für alle Arten von Musik veröffentlicht auf ihrer Webseite Hörer-Zahlen von klassischen Komponisten. Dabei fällt auf: Die großen Meister Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven hängen Konkurrenten wie Carl Orff, Gustav Mahler oder Richard Wagner um Längen ab (siehe Liste). Die Zahlen zeigen, wie oft die Nutzer des Online-Angebots Werke dieser Komponisten abrufen. Deutlich ist aber auch: Die aktuellen Komponisten (hauptsächlich von Filmmusik) können in dieser Zeilgruppe durchaus mit den großen Meistern mithalten, der Deutsche Hans Zimmer übertrumpft sie sogar um ein paar Millionen Abrufe. Carl Orff

Ludwig van Beethoven

Die modernen Komponisten

Gewinner

Verlierer

JOHANN SEBASTIAN BACH 19.395.504 mal gespielt bei 836.113 Hörern

SERGEJ RACHMANINOW 3.292.029 mal gespielt bei 356.375 Hörern

WOLFGANG AMADEUS MOZART 19.092.758 mal gespielt bei 914.272 Hörern

RICHARD WAGNER 2.620.822 mal gespielt bei 367.700 Hörern

LUDWIG VAN BEETHOVEN 16.206.214 mal gespielt

CARL ORFF 2.334.660 mal gespielt

bei 1.169.618 Hörern

bei 275.075 Hörern

FREDERIC CHOPIN 13.267.835 mal gespielt bei 642.615 Hörern

GUSTAV MAHLER 1.917.908 mal gespielt bei 295.698 Hörern

Quelle: lastfm.de; Stand: 20. Januar 2011

HANS ZIMMER (z.B. Rain Man, The DaVinci Code) 24.593.444 mal gespielt bei 678.462 Hörern HOWARD SHORE (z.B. Herr der Ringe) 19.395.504 mal gespielt bei 836.113 Hörern JOHN WILLIAMS (z.B. Schindler`s Liste) 16.174.058 mal gespielt bei 608.349 Hörern ENNIO MORRICONE (z.B. Spiel mir das Lied vom Tod)

11.809.794 mal gespielt bei 602.355 Hörern Hans Zimmer

Foto: Sony Classical; Schott Music

Die alten Meister


„Ergreifend, spannend und zugleich permanent komisch“

{ N EWS }

Süddeutsche Zeitung

Macht Wim den Ring? Regisseur Wim Wenders ist für 2013 in Bayreuth im Gespräch

Foto: Photoglob AG, Zürich, Switzerland or Detroit Publishing Company, Detroit, Michigan

Die Bayreuther Festspiele des Jahres 2013 stehen unter einem ganz besonderen Stern: Es ist das 200. Geburtsjahr Richard Wagners. Katharina Wagner bestätigte nun Gerüchte, man sei mit dem bekannten Filmregisseur Wim Wenders in Verhandlungen, ihn den „Der Ring des Nibelungen“ inszenieren zu lassen. Sie habe den Regisseur („Der Himmel über Berlin“) als einen „an Theater und Oper hochinteressierten und gebildeten Menschen“ erlebt, sagte sie der Zeitung „Die Welt“. Die Bayreuther Festspiele haben in den vergangenen Jahren immer wieder ungewöhnlichen Künstlern die Chance gegeben, eine Aufführung zu gestalten. Im Jahr 2004 hatte man beispielsweise (mit großem Erfolg) den „Parsifal“ in die Hände von Christoph Schlingensief gegeben. //

Bayreuther Festspielhaus: 2013 mit Wim Wenders?

Noten übers MacBook Die digitale Revolution erreicht die klassische Musik – die Vorteile sind immens

Das amerikanische Borromeo String Quartett ließ sich in der vergangenen Woche die handgeschriebenen Noten des Komponisten über ein MacBook an die Wand projizieren und spielte so quasi direkt zu den handschriftlichen Notizen des großen Meisters. Auch das Publikum bekam durch die Einblendung eine neue Ebene. Nicholas Kitchen, der erste Geiger des Quartetts sagte, es sei eine „unglaubliche Erfahrung“, die Handschrift von Beethoven zu sehen, wenn man ein Konzert zu seiner Musik gibt. Immer mehr Musiker nutzen die Vorteile der Technik für ihre Darbietungen. Selbst kleinste Konzerte können heutzutage aufgezeichnet werden und über das Internet einer großen Weltöffentlichkeit gezeigt werden. //

JETZT AUF DVD! Gustav Mahlers letzte Symphonie, Alma Mahlers erster Ehebruch und Sigmund Freuds unterbrochener Urlaub: Leidenschaftlich und humorvoll erzählen Percy und Felix Adlon ein Ehedrama aus der Welt der sinfonischen Musik.

Kammeroper vor Aus? Berliner Institution könnte nach 30 Jahren den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen

Die Berliner Kammeroper steht vor dem Aus. Seit diesem Jahr wird sie nicht mehr durch die Basisförderung des Berliner Senats unterstützt, ihre �nanzielle Grundlage wurde ihr damit entzogen. Kay Kuntze, Künstlerischer Leiter des Hauses, richtete sich an die Medien, um die Politik eventuell doch noch auf die Seite der Berliner Institution zu bekommen und das Haus zu retten. Wir von cresecendo geben den Aufruf gerne an unsere Leser weiter. Wenn Sie also helfen wollen, setzen Sie sich am besten mit dem Haus unter aufruf@berlinerkammeroper.de in Verbindung. //

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EXKLUSIVES BONUSMATERIAL: Making of und „MusikMachen mit Esa-Pekka Salonen“ Exklusives Booklet von Percy und Felix Adlon Interview mit Johannes Silberschneider u.v.m.

WWW.ARTHAUS.DE WWW.FACEBOOK.COM/ARTHAUS


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{ OPERNCHEFS }

„Intrigen gibt es überall“ Der neue Indendant der Wiener Staatsoper gewährte exklusiven Einlass in sein persönliches Büro und plauderte überraschend offen über die Herausforderungen dieses wichtigen Amtes.

Fotos: Bob Coat

VON TOBI AS H ABERL

19 Jahre lang war Ioan Holender unübergesprochen haben. Das Haus stecke voller hörbar Direktor der Wiener Staatsoper. Seit Intrigen und sei ungeheuer kompliziert. dieser Spielzeit leitet ein Neuer die Geschicke Aber so was kann mich nicht abschrecken, des traditionsreichsten Opernhauses der Welt: Intrigen gibt es überall. Dominique Meyer, 55, Elsässer, WirtschaftsCRESCENDO: Sie sind seit sechs Monaten wissenschaftler, Musikfanatiker. Zuvor hatte Direktor, haben sich aber drei Jahre lang er das Théâtre des Champs-Élysées in Paris auf den Posten vorbereitet und waren oft in zu einem der wichtigsten Konzertsäle EuroWien. Wie viel haben Sie geschlafen in der pas gemacht. Es heißt, das Arbeitsklima mit Zeit? Meyer sei deutlich entspannter, freundlicher, MEYER: Vier bis fünf Stunden, aber das bin gelassener geworden. ich gewohnt. Anstrengend war etwas andeUnser Termin ist um zehn. Im Vorzimmer res, nämlich zwei verschiedene Gedanken des Direktors sitzen zwei Assistentinnen, gleichzeitig zu haben, zwei Baustellen, auf das Büro von Generalmusikdirektor Franz die man sich konzentrieren muss, in Paris Welser-Möst ist direkt nebenan, aber Weldie tägliche Arbeit und in Wien die ZuStaatsoperndirektor Dominique Meyer: ser-Möst ist nicht zugegen. Dafür ein gut gekunft, die man in einer fremden Sprache „Die Kantine habe ich als erstes geändert.“ launter Dominique Meyer. Beim ersten Blick planen muss. Nach einer Premiere in Paris in sein unspektakuläres Zimmer hat man das Gefühl, es fehlt etwas. hatte ich oft bis ein Uhr nachts zu tun, stand aber schon wieder In der Tat: Es gibt keinen Schreibtisch. „Oper ist Kommunikation“, um fünf Uhr auf, um die erste Maschine nach Wien zu nehmen. rechtfertigt Meyer mit sehr leiser, bedachter Stimme. Seine sieben Am nächsten Morgen bin ich wieder mit der ersten Maschine Sachen liegen auf einem runden Tisch mit sieben identischen Stühlen, nach Paris zurück. von denen er einen beliebigen anbietet. Ihm gefalle die Idee besser, mit CRESCENDO: Was haben Sie in dieser Zeit über die Staatsoper heden Leuten gemeinsam an einem Tisch zu sitzen, sagt er. rausgefunden? Gut. Sein Vorgänger sah das ein wenig anders. MEYER: Vor allem, wie tief sie in der Stadt und ihren Menschen CRESCENDO: Herr Meyer, gestern Abend haben Sie im österreichiverwurzelt ist. Das hängt mit unserem Stehplatzsystem zusamschen Fernsehen gesagt, die Kantine sei enorm wichtig für ein men. In Wien kann man für , Euro in die Oper gehen, desOpernhaus. Die Kantine?? wegen mischen sich bei uns Alte und Junge, Arme und Reiche, MEYER: Ja. Ich bin ja erst sechs Monate im Amt, aber die Kantine habe Studenten und Arbeiter. Wir haben eine Auslastung von , ich als erstes geändert. Prozent. Neulich hat mir ein -jähriger Mann erzählt, dass er CRESCENDO: Warum gerade die? seit Jahrzehnten jede Woche dreimal in die Oper gehe. „Immer MEYER: Weil sie immer leer war. Und warum war sie leer? Weil es Stehplatz“, hat er gesagt, „im Parkett hätte ich meine Familie nicht geschmeckt hat. Die Kantine ist ein wichtiger Treffpunkt. ruiniert.“ Wir haben hier 1 Mitarbeiter, die brauchen einen Ort zum CRESCENDO: Das ist doch Wunschdenken. Letztlich sitzt auch in Plaudern, Diskutieren und Wohlfühlen. Mittlerweile ist sie jeden Ihrem Haus – von Ausnahmen abgesehen – eine ziemlich geTag voll, ich esse auch regelmäßig dort. schlossene Gesellschaft. CRESCENDO: Das Drumherum mögen Sie nicht so gern, stimmt´s? Die MEYER: Um das abschließend zu beurteilen, kenne ich Wien noch Tradition, die Legenden und Mythen ... zu wenig, aber ich sehe, es ist ein gemischtes Publikum und es MEYER: Ich habe mir noch nie viel aus diesen Dingen gemacht, auch ist begeistert. Die ersten beiden Premieren dieser Spielzeit, Hinin Paris nicht. Ich kenne die große Tradition der Staatsoper und demiths „Cardillac“ und Händels „Alcina“, waren große Erfolge. habe Respekt vor ihr, trotzdem kann ich nicht dauernd an die VerNach der Premiere von „Cardillac“ sagte der Regisseur Sven-Eric gangenheit denken. Ich muss meine Arbeit machen. Bechtolf zu unserem Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst: CRESCENDO: Sie sollen gewarnt worden sein, diese Stelle in Wien „Hör mal, Sie toben als hätten wir eine „Traviata“ gespielt.“ Der anzutreten. Applaus dauerte  Minuten. MEYER: Das stimmt. Man hat mir die Hölle versprochen. KomischerCRESCENDO: Übrigens, wir haben Respekt vor Ihrem Mut: „Alcina“ weise waren es Wiener, die am schlimmsten über die Staatsoper war die erste Barockoper in der Staatsoper seit fast  Jahren. www.crescendo.de 01_2011 | 11


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Dominique Meyer in seinem Wiener Büro. Blackberry, Taschenrechner, Fernbedienung.

MEYER: Die letzte war „L´incoronazione di Poppea“ im Jahr 1. Aber mutig war das nicht, es war eine ganz normale Entscheidung, schließlich leben wir nicht in einer Wüste. Das Theater an der Wien macht seit Jahren Barockproduktionen und auch im Wiener Konzerthaus hat Barockmusik eine lange Tradition. Wir sind ein Repertoirehaus mit  präsenten Werken und ich verstehe nicht, warum unser ältestes Stück „Figaro“ sein soll. Zwei Drittel des komponierten Repertoires datiert aus einer Zeit vor „Figaro“. Die Tür von Meyers Büro geht auf. Eine der Vorzimmerdamen kommt herein, ihre Botschaft lautet, das Orchester weigere sich weiterzuspielen. „Die Sänger singen nicht aus, um sich für den Abend zu schonen. Vielleicht könnten Sie runterschauen?“ Meyer sieht keinen Grund unser Interview für einen kleinen Zwist unter Künstlern zu unterbrechen. „Lassen Sie sie streiten“, sagt er. „Irgendwann werden sie müde, und wenn sie sich dann immer noch nicht einigen, schaue ich mal runter.“ CRESCENDO: Sicher war es nicht leicht, die Nachfolge von Ioan Holender anzutreten. Immerhin hat er das Haus 1 Jahre in fast absolutistischer Manier geleitet. Sie wirken viel ruhiger, besonnener. MEYER: So schwierig war das gar nicht. Wir kennen uns seit Jahren und hatten immer ein gutes Verhältnis. Ich bin früher schon oft nach Wien gekommen, um seine Vorstellungen zu sehen und er hat mir jedes Mal seinen Wagen zum Flughafen geschickt. Natürlich sind wir zwei völlig unterschiedliche Menschen, aber das macht doch nichts. Ich bin  und arbeite in diesem Bereich seit  Jahren, ich werde mich nicht verkleiden. CRESCENDO: Spüren Sie seinen Schatten in diesem Haus? MEYER: In der täglichen Arbeit überhaupt nicht. Aber natürlich habe ich viele Sachen aus seiner Zeit übernommen, allen voran die Produktionen, die er gemacht hat. Ich habe auch keine neuen Mitarbeiter mitgebracht, keine Sänger, keine Verwaltungsangestellten oder Beleuchter, ich habe das ganze Team übernommen, weil ich keinen Grund sehe, alle Mitarbeiter nach Hause zu schicken, nur weil man der neue Chef ist. CRESCENDO: Trotzdem müssen Sie Änderungen vornehmen. Darum geht es doch, wenn ein Neuer kommt, oder nicht? MEYER: Wir haben auch einiges getan. Zum Beispiel den Kollektivvertrag mit dem Orchester geändert. Jetzt haben wir wesentlich mehr Proben, das wirkt sich zwangsläufig auf die Qualität aus. Zum Beispiel hatten wir neulich die ersten beiden „Bohème“-Proben seit Carlos Kleiber. Außerdem haben wir angefangen, eine Probebühne in der Nähe unserer Werkstätten aufzubauen, so dass wir dort Premieren und Wiederaufnahmen probieren können und im Haupthaus mehr Platz für die Repertoirevorstellungen haben. CRESCENDO: Wie sehen Sie im Vergleich zu Paris die wirtschaftliche und politische Verflechtung der Oper im Wien? MEYER: Die Staatsoper hat eine enorm starke Position in der Stadt inne, bisher sind Etatkürzungen kein Thema. Das kann natürlich noch kommen, trotzdem bin

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Fotos: Bob Coat

ich optimistisch. Wir genießen Respekt. Der Bundespräsident war schon da, die Kulturministerin mehrmals. Die wissen schon, wie wichtig die Staatsoper für die Stadt Wien ist. Es ist nun mal so, dass Touristen, die in die Stadt kommen, als erstes Karten für die Staatsoper haben wollen. CRESCENDO: Hatten Sie in Paris Nicolas Sarkozy zu Gast? MEYER: Nur einmal, während seiner Zeit als Innenminister. CRESCENDO: Immerhin. MEYER: Es war aber eine Ausnahme. Es handelte sich um ein Konzert für die Pariser Polizei. CRESCENDO: Sind Sie eher Musikliebhaber oder Kulturmanager? MEYER: Ich bin beides. Sehen Sie, mein ganzes Büro ist voller CDs, ich habe drei iPods, dazu noch einen im Gehirn, den ich jederzeit anzapfen kann. CRESCENDO: Also tagsüber Manager und abends Musikliebhaber? MEYER: Ich gehe auch öfter zu den Proben, und manchmal, wenn die Musik schön ist, vergesse ich sogar, dass ich für die ganze Sache verantwortlich bin. CRESCENDO: Wie oft gehen Sie abends in die Vorstellung? MEYER: -mal pro Woche, anders geht es nicht. Ich habe diese Produktionen dreiJahre lang vorbereitet, da fiebert man doch mit, wenn sie endlich auf die Bühne kommen. Wenn jemand kurzfristig einspringt, muss ich natürlich auch da sein. Neulich bei „Don Giovanni“ wurde unsere Donna Anna krank und ein Mädchen aus dem Ensemble musste einspringen, da war ich natürlich hinter der Bühne und bin ihr beigestanden. In solchen Momenten ist man alles zusammen, Vater, Onkel, Kollege.

Intendant: Jan Vogler

Die Tür geht erneut auf. „Es ist ein Skandal, Herr Meyer. Sie spielen einfach nicht. Meyer entschuldigt sich nun doch. In den nächsten Minuten verfolgen wir auf dem Bildschirm im Vorzimmer – leider ohne Ton – die Auseinandersetzung und sehen, wie Dominique Meyer mit dem Dirigenten Bruno Campanella spricht, dann ein paar Sätze zu den Sängern und den Musikern richtet. Nach fünf Minuten lachen alle und Meyer kommt zurück. „Sie spielen wieder. Wir können weitermachen.“ CRESCENDO: Wie sind Sie eigentlich zur Musik gekommen? „Ich fühle MEYER: Sehr spät. Meine Familie war nicht musikalisch, die mich überhaupt Musik traf mich erst, als ich mit 1 nach Paris kam. Mein erstes Klavierkonzert war die „Waldsteinsonate“, meine nicht als Künstler. erste Oper „Parsifal“. Danach war ich verloren und bin Die Welt hat schon als Student praktisch täglich ins Konzert, in die Oper oder genug schlechte ins Kino. Pianisten.“ CRESCENDO: Spielen Sie selbst ein Instrument? MEYER: Nein, ich war einfach zu spät dran und finde, die Welt hat schon genug schlechte Pianisten. Ich fühle mich auch überhaupt nicht als Künstler. Gut, ein Teil meiner Arbeit ist eine künstlerische, aber letztlich geht es darum, die Fähigkeiten der Künstler zu unterstützen und zu verwirklichen. CRESCENDO: Ein ganz neues Aufgabenfeld für Sie ist die Organisation des Wiener Opernballs. Spannend oder eine lästige Pflicht? MEYER: Ich musste mich daran gewöhnen, in Paris haben wir überhaupt keine Balltradition, aber ich habe mich damit beschäftigt und weiß mittlerweile, wie wichtig dieser Abend für Wien und die Oper ist. Diese sechs Stunden sind das wichtigste Fernsehereignis des Jahres, das ist nun mal so, und für die Finanzen der Oper ist der Ball schließlich auch nicht ganz unwichtig. „Ich bin ein vorsichtiger Steuermann,“ hat Dominique Meyer zu Beginn seiner Amtszeit gesagt. Aber einer, der genau weiß, wo er hin will. Man darf annehmen, dass er seine Ziele erreicht. //

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Dominique Meyers Buch – Szenenwechsel an der Wiener Staatsoper. Aufgezeichnet von Michaela Schlögl – ist gerade im Styria Verlag erschienen.

www.crescendo.de 01_2011 | 13 Die Dresdner Musikfestspiele sind eine Einrichtung der Landeshauptstadt Dresden und werden gefördert vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.


{ DIE NEUEN PIANISTEN I }

Eine Hand liest die Noten, die andere spielt In Japan und China ist er fast so bekannt wie Lang Lang. Seine Debut-CD verkaufte sich dort so oft wie ein Pop-Hit, und im Sommer gewann er den internationalen Van-Cliburn-Klavierwettbewerb. Dabei ist Nobuyuki Tsujii erst 21. Und: Er ist blind.

Foto: Yuji Hori

VON CA ROLIN PIRICH

Pianist Tsujii: „Jeden Ton höre ich sehr genau und lerne dabei sogar schneller als andere Pianisten.“

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Mehr TSUJII auf der crescendo premium-CD, Track 5.

Foto: avex-CLASSICS

Es sind noch ein paar Sekunden, NOBUYUKI TSUJII man weiß nicht genau, was der bis er am Flügel sitzen und sich Der 21-jährige Japaner Nobuyuki Tsujii wurde aufgrund einer Krankfreundliche Manager zu ihm gewieder ganz sicher fühlen wird. heit blind geboren. Im Alter von vier Jahren begann seine musikalisagt hat. Es ist ein bisschen wie Lange Sekunden. Bis dahin ist sche Ausbildung in seiner Heimatstadt Tokio, mit zehn Jahren hatte in Sophia Coppolas Film „Lost in es seltsam ruhig. So fremd. Oft er sein Konzertdebüt mit den Osaka Century Symphonikern. Zwei Translation“. hört Nobuyuki Tsujii nicht nur, Jahre später spielte er bereits in der Suntory Hall, Tokyo. MittlerSeitdem Nobuyuki Tsujii wie das Publikum atmet und hüsweile arbeitet er mit so bedeutenden Dirigenten wie Yutaka Sado. vergangenen Sommer als erster telt, während es auf ihn wartet. Japaner den Van-Cliburn KlaEr kann es laut klatschen hören, vierwettbewerb in Texas gewann, manchmal jubelt sogar schon reist er durch die Welt, gibt Konjemand seinen Namen, „Nobu, zerte und noch mehr Interviews. Nobuuu!“, wenn er auf die BühEr ist bisher noch nie so lange ne tritt. Er tritt so gut wie immer von zu Hause weg gewesen. im Smoking auf, der Kopf ist da„Als ich hörte, dass ich den bei leicht gesenkt. Wettbewerb gewonnen habe, Nobuyuki Tsujii ist 21 Jahstand ich erst wie unter Schock“, re alt, seine Debut-CD hat sich sagt er. „Seitdem habe ich kaum in Japan und China mehr als Zeit für mich. Das macht zwar 240.000 Mal verkauft. Das ist Spaß, aber manchmal auch ein viel für eine Klassik-CD. Sehr bisschen Angst.“ viel. In China und Japan ist er ein Star, fast so bekannt wie Lang Ein Kamerateam vom japanischen Fernsehen begleitet Nobuyuki Lang. An diesem Abend ist er aufgeregt wie selten. „Das europäische Tsujii auf seiner Tournee durch die Schweiz, England, Serbien, RussPublikum ist anspruchsvoll“, sagt Nobuyuki Tsujii. „Es ist an die besland und Deutschland. Alles wollen sie einfangen: Wie er den fremden ten Musiker gewöhnt.“ Journalisten Interviews gibt, wie er spielt, wie das Publikum auf ihn Das Publikum in Berlin ist anspruchsvoll, keine Frage. Es schenkt reagiert. Ob die Fans ihm teure Schokolade schicken wie in Asien oder dem jungen Pianisten einen hö�ichen Auftrittsapplaus, ein Herr im seinen Namen schreien. Sie wollen dem japanischen Publikum zeiAnzug führt ihn vorsichtig zu seinem Hocker. Der Konzertsaal hat gen, dass das „Nobu-Fieber“ auch die Europäer packt. Am Abend des eine überschaubare Größe, trotzdem ist er nicht voll. Nobuyuki Tsujii Konzerts in Berlin haben sie sich im Saal an drei Kameras positioniert, legt seine Hand auf den Flügel, verbeugt sich. Setzt sich hin. Vermisst einer direkt an der Bühne, einer im Publikum, einer auf dem Balkon. mit der rechten Hand den Abstand zur höchsten Note, als vergewisDas „Nobu-Fieber“ allerdings zeigt eine gewisse Inkubationszeit. sere er sich noch einmal, wo die Tasten liegen. Er macht das immer. Die beiden Chopin-Nocturnes, mit denen Nobuyuki Tsujii sein Nobuyuki Tsujii ist von Geburt an blind. Konzert eröffnet, zwingt er in einen strengen, schnellen Rhythmus, Als er ein Junge ist, etwa zwei Jahre alt, singt seine Mutter ihm lässt sie wütend anschwellen. Das Poetische ist (noch) nicht seins, „Jingle Bells“ vor, und der kleine Nobu spielt die Melodie auf einem eher das Kräftige, Verspielte. Virtuos auch die Papillons von Robert kleinen, weißen Plastikklavier nach. Das ist der Anfang. Er spielt dann Schumann, dann der Liszt. Das Publikum im Saal wirkt überrascht, alles nach, was er hört und was ihm gefällt. Irgendwann bekommt er klatscht zur Pause nicht jubelnd, aber anerkennend. Ein junger Japaein großes Klavier und lernt die Stücke in der Braille-Schrift. Eine ner, der sich traut, die großen romantischen Pianisten zu spielen, ChoHand liest die Noten, während die andere spielt, aber um dann mit beipin, Schumann, Liszt. Kein Programm, das selten und schon allein den Händen zu spielen, muss er sich die Töne eingeprägt haben. Das deshalb interessant ist. Nobuyuki Tsujii greift ins Volle. ist mühsam, außerdem gibt es nur wenig Klavierliteratur in Braille„Ich möchte das spielen, was ich selbst liebe“, sagt er dazu. „Ich Schrift. Schließlich �ndet er einen Lehrer, der jede Stimme einzeln verbinde viel mit den Stücken. Und ich möchte dem Publikum zeigen, auf dem Klavier spielt und auf CD aufnimmt. Dabei versucht er, die wie ich sie sehe.“ Aufnahme nicht mit eigener Interpretation zu färben, damit der SchüDie „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky sind es ler möglichst wenig beein�usst wird. schließlich, die den Funken zum Publikum überspringen lassen. Alle „Einen Vorteil habe ich doch durch meine Blindheit“, sagt Nojubeln. Nobuyuki Tsujii war als Achtjähriger das erste Mal in Russbuyuki Tsujii. „Jeden Ton höre ich sehr genau und lerne dabei sogar land. Das Land habe einen ganz bestimmten Klang, sagt er. Das Wasschneller als andere Pianisten.“ ser, wie es plätschert, �ießt und rauscht. Die Menschen auf der Straße, So lernt Nobuyuki Tsujii selbst unfassbar �ligrane Läufe wie die wie sie sprechen, gehen, singen. Die Wälder. Die Luft. All das hat er von Franz Liszt. wieder gefunden in Mussorgsky. Am Tag nach dem Konzert empfängt uns Nobuyuki Tsujii in seiDer junge Pianist, der blind geboren wurde, spielt nicht nur Klavier. nem Hotelzimmer. Er weiß, dass die Europäer einem gern die Hand Er möchte zeigen, was er in den Tönen sieht. // geben, und das tut er zeitgleich mit einer hö�ichen Verbeugung. Dann versinkt er für das Gespräch in einem gepolsterten Sessel. Auf dem Für sein erstes Album auf dem europäischen Markt spielte Hocker neben ihm sitzt der Vertreter seines Plattenlabels in DeutschNobuyuki Tsujii zusammen mit dem DSO Berlin unter Yutaka land und übersetzt ins und aus dem Japanischen. Nobuyuki Tsujii Sado Klavierwerke von Rachmaninow und Liszt ein. (Challenge Classics) lacht oft und wiegt den Kopf, wenn er eine Frage gehört hat, aber


Yes, Ju can

Die Chinesin Jin Ju wird unter Insidern als die größte Entdeckung am Klavier gefeiert. Zu ihren Fans gehört auch der Papst. Wer ist sie? VON MICH A EL HORST

Pianistin Jin Ju läuft in erster Linie am Klavier zu Hochform auf. Für crescendo lief sie durch den Berliner „me Collectors Room“.


{ DIE NEUEN PIANISTEN II }

Foto: Tom Wagner

W

ar es vielleicht sogar der Name Jin Ju, der ihr den Weg in die heiligen Hallen des Vatikans ebnete? Ju bedeutet „leben“ und Jin „gehen, um Gott anzubeten“. Jin Ju ist Pianistin, sie kommt aus China – aber sie ist Christin. Und sie hatte die große Ehre, im Oktober 2009 ein Konzert vor Papst Benedikt XVI. und mehreren Tausend geladenen Gästen zu geben. Da saß die zierliche Pianistin mit den schulterlangen schwarzen Haaren nun in der riesigen Sala Nervi, wo sonst die Generalaudienzen statt�nden, weit weg vom Heiligen Vater und noch weiter weg vom Publikum. Jin Ju konnte das nicht aus der Ruhe bringen: „Ich fühlte mich ganz im Frieden mit mir – wie ein neugeborenes Kind.“ Sie wandelte von Instrument zu Instrument, vom historischen Hammerklavier zum Beethoven-Flügel bis zum modernen Steinway, mitgebracht von der Accademia pianistica im norditalienischen Imola, und präsentierte einen Streifzug durch 150 Jahre Musikgeschichte. Von Bach und Scarlatti bis Liszt und Tschaikowski, mal besinnlich, dann wieder mitreißend virtuos. Und über das vatikanische Fernsehen CTV in alle Welt verbreitet. An diesem Abend spielte eine große Pianistin. Aber es spielte eben auch eine Dame vor dem Papst, die der großen Öffentlichkeit noch nicht wirklich bekannt war. Dieses Detail, so sind sich Beobachter sicher, wird sich in den nächsten Jahren ändern. Ihre große Musikalität erlangte Jin Ju in 14 intensiven Jahren am berühmten Pekinger Zentralkonservatorium von ihrem Lehrer Yang Jun. Sie bezeichnet ihn gerne als ihren zweiten Vater. Doch im Gegensatz zu einer Reihe von anderen jungen Pianisten ihrer Generation, suchte Jin Ju bisher nicht den Weg des schnellen Erfolges. Sie arbeitete an ihrem musikalischen Ausdruck, nicht aber an ihrer Vermarktung. Sie sagt, es sei nicht ihr Stil und auch gar nicht ihr Wunsch gewesen. Man kann es ihr nicht vorwerfen: Um ein großer Pianist zu sein, bedarf es keiner Titelstories.

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Fotos: Tom Wagner

Pianistin Jin Ju: „Ein bisschen kleiner Teufel, ein bisschen kleiner Engel.“

Dafür punktet sie mit einer persönlichen Reife, die auch Ihr Ehrgeiz, ihre Willenskraft, ihr Durchhaltevermögen – das alles Beethovens charismatischer Klaviersonate f-Moll, der „Appassionaverbirgt sich bei Jin Ju hinter einer ungekünstelten Freundlichkeit, ta“, einen eigenen Stempel aufdrückt. Davon konnte man sich jüngst einer Klarheit des Ausdrucks und einer klugen Nachdenklichkeit. Diebei ihrem Konzert in Berlin überzeugen. Oder in Werken von Roses Durchhaltevermögen wurde auf eine besondere Probe gestellt, bert Schumann, den sie über alles liebt, seit sie als Anfängerin dessen als die 19-jährige – sechs Monate vor der Teilnahme an einem interquirlige „Papillons“ op. 2 zu spielen hatte. „In Schumanns Gestalnationalen Klavierwettbewerb – von einem Auto angefahren wurde. ten Eusebius und Florestan erkenne ich viel von mir selbst wieder“, Diagnose: linker Arm gebrochen und Schulter ausgekugelt. Welche lacht Jin Ju, „ein bisschen kleiner Teufel, ein bisschen kleiner Engel Katastrophe für die ehrgeizige junge Pianistin! Statt auf Operation mit – manchmal sehr rational, dann wieder wie möglicherweise irreparablen Folgen setzte ein Feuerwerk, und ein wenig verrückt.“ die Familie auf traditionelle chinesische JIN JU Schumann-Werke hat sie auch für die ersMedizin – und Jin Ju auf ihren eisernen te CD ausgewählt. Sie erscheint in diesem Die in Shanghai geborene Pianistin lebt in FloWillen und auf eine innere Stimme, die ihr Frühjahr beim Label MDG und ist ein Gerenz, hat eine Professur an der Musikakademie versicherte: „Ich werde genesen!“ Knapp nuss für Fans sensibler Klänge, vor allem in in Imola, gehört zur Fakultät des Konservatorizwei Monate später konnte sie den Arm den Werken Fantasie C-Dur op. 17 und der ums in Peking und hat bereits zahlreiche Meiswieder vorsichtig benutzen; aber er fühlte Sonate �s-Moll op. 11. terkurse in China, Europa und den Vereinigten sich, so die Pianistin, zuerst so lasch an Die Beschäftigung mit den historischen Staaten gegeben. Jin Ju war Preisträgerin bei wie „verkochte Spaghetti“. Doch auch das Instrumenten, in deren Geheimnisse sie bedeutenden internationalen Wettbewerben ging bald vorbei, und tatsächlich konnte von ihrem Ehemann, dem italienischen wie dem Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau sie wie geplant an dem Klavierwettbewerb Pianisten und Sammler Stefano Fiuzzi, und dem „Concours Reine Elisabeth“ in Brüsteilnehmen. eingeweiht wurde, hat ihre Ohren weiter sel. Jin Ju im Internet: www.jinju.it „Es war fast wie ein Wunder“, eringeschärft. Nicht der schlechteste Mentor nert sich die Musikerin. Aus dieser Zeit war sicherlich auch der legendäre Schurührt der Glaube, der Jin Ju endgültig zum mann-Interpret Jörg Demus, von dem Jin Ju 2001 in Salzburg vieChristentum brachte, nachdem sie zuvor schon die schönen harmolerlei Anregungen bekommen hat. Heute lebt die Pianistin in Florenz nischen Gesänge im Weihnachtsgottesdienst angezogen hatten. Mit – wenn sie nicht auf Tournee ist oder ihre alten Verbindungen nach gelassener Selbstverständlichkeit spricht sie heute von dem „Privileg, China p�egt, um dort Konzerte zu geben und zu unterrichten. eine Pianistin zu sein“ und den „magischen Momenten“, die beim Was für ein Unterschied zu den Zeiten um 1980, als die vierjähMusizieren entstehen. Denn schließlich spreche die Musik direkt zum rige Jin ihre ersten pianistischen Schritte versuchte. Damals war von Herzen – und zur menschlichen Seele. Und sie erzählt von ihrem Chinas Kommunisten die Kulturrevolution proklamiert worden, die Versprechen nach der Genesung an das göttliche Universum: „Ich sämtliche westliche Musik in Grund und Boden verdammte, und die werde mein Leben dafür nutzen, um für Dich zu spielen.“ – Vor dem Musikerin weiß herzerwärmende Geschichten zu erzählen, wie ihr die Stellvertreter Gottes auf Erden hat Jin Ju immerhin schon spielen dürMutter – mangels eigenem Klavier – eine Tastatur zum Üben auf den fen. Nun sollen auch die deutschen Klavierfans diesem Zwiegespräch Küchentisch malte und der Vater, ein Musikforscher, sie quer durch die lauschen können. // Stadt Shanghai zu irgendwelchen Freunden oder Bekannten brachte, wo ein halbwegs bespielbares Instrument wartete. Erst mit dem Umzug Jin Jus erste CD bei MDG, mit Robert Schumanns nach Peking im Alter von sieben Jahren und dem Kauf eines Klaviers Sonate Nr. 1 op. 11 und der Fantasie op. 17, ist gerade erschienen. ebnete sich der Weg, der dann direkt aufs Konservatorium führte. 18


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{ DIE NEUEN PIANISTEN III }

Foto: Sheila Rock / Virgin Classics

Piotr Anderszewski (42) verbrachte seine Kindheit in Warschau und lebt nach langen Jahren in Paris nun in Lissabon. Er studierte an der Chopin Akademie in Warschau, an den Konservatorien in Lyon und StraĂ&#x;burg und der University of Southern California.

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Mann der leisen Töne Schumann-Fan Piotr Anderszewski gilt als grüblerischer Querkopf. Ein Vorurteil, das wir nach dem Treffen mit dem Pianisten nicht wirklich bestätigen können.

Es gibt die Tasten-Tiger und die Klavier-Könige – beide sind (oft) Lieblinge der Medien und (meist) des Publikums. Und dann sind da die stillen Stars, um die kein glamouröser Hype ist. Die sehr talentiert sind, wundervoll spielen, Preise einheimsen, CD-Einspielungen machen und dafür von einem wissenden Auditorium hochgelobt werden. Die bei Live-Auftritten weder Tam-Tam noch Show brauchen, sondern excellent musizieren und das Publikum beglückt nach Hause schicken. Zu diesen Stars für Kenner des Klaviers gehört auch der gebürtige Pole Piotr Anderszewski. Unspektakulär sind sein Habitus und Bühnenauftritt, umso eindrucksvoller, intensiver und ausdrucksstärker ist sein sensibles Spiel. Er ist ein Meister der leisen Töne. Das spürt und hört man besonders bei seiner neuesten CD mit Werken von Robert Schumann. Beim Interview in einem Berliner Hotelzimmer am Potsdamer Platz, einen Katzensprung von der Philharmonie entfernt, ist Anderszeswki, leger in Jeans und Rolli gekleidet, völlig entspannt und gut gelaunt. Dabei gilt er doch als grüblerischer Querkopf. Dem entspricht die Auswahl der Schumann-Stücke, nicht gerade Ohrwürmer des Repertoires, eher Raritäten. Von der 1839 entstandenen „Humoreske op. 20“, Ausdruck der emotionalen Achterbahn des Komponisten – zu jener Zeit, gab Schumann selbst zu: „wenig lustig und vielleicht mein melancholischstes!“ – und den „Studien für Pedal�ügel op. 5“ folgen die „Gesänge der Frühe op. 133“, das pianistische Vermächtnis des Musikers, entstanden im letzten Monat geistiger Klarheit im November 1853. Impressionen von bewegender Melancholie, „sehr besonders, sehr stimmungsvoll“, sagt Anderszewski und präzisiert: „Es geht um diese ganz besondere Stimmung bei Sonnenaufgang“. Doch die Quintessenz der gesamten CD ist melancholiegesättigt, wie das schwarz-weiße Cover mit einem nachdenklichen Anderszewski vor Meereswellen. Warum hat er gerade diese Stücke, warum Schumann und nicht den Landsmann Chopin gewählt? Er schaut verblüfft: „Nicht ich habe Schumann gewählt, er hat m i c h ausgesucht!“ Ihn habe diese grüblerische Musik sehr angesprochen. Wie geschieht dieser Prozess der Entscheidung für dieses oder jenes Stück? „Ich kann etwas im Radio hören und es springt mich an! Oder bei einem Park-Spaziergang kommt mir eine Melodie in den Kopf, etwas, was ich kenne und plötzlich ganz anders erlebe. Oder ich schaue in meine Noten – da springt dann auch manchmal ein Funke heraus!“ So entstanden Einspielungen mit Werken von Bach, Beethoven, Mozart, Webern, Chopin – über den er einmal sagte, „Der Schwerste von allen, er ist essenziell, muss regelrecht durchlebt werden“ – Janáček, Bartók und vor allem von seinem Landsmann Karol Szymanowski. Dem Pianisten mit polnischen Wurzeln – 1949 in Warschau geboren, Vater Pole, Mutter Ungarin – haftet auch der Nimbus eines Perfektionisten an. Legendär ist sein Auftritt 1990 beim Klavierwettbewerb in Leeds, dem Mekka für zukünftige Pianisten-Stars, wo

der 21jährige mit Beethovens „Diabelli-Variationen“ Jury und Presse verzückte. Dann begann er Anton Weberns Variationen op. 27, brach abrupt mitten im Spiel ab und verließ die Bühne. Sein Spiel sei nicht perfekt genug gewesen, gab er hinterher kund. Seiner Karriere tat dieser Eklat keinen Abbruch, im Gegenteil, die stieg steil aufwärts. Er bekam renommierte Preise wie den „Royal Philharmonic Society Award“ 2001 und den „Gilmore Artist Award“, für seine Interpretation der irrwitzigen „Diabelli-Variationen“ wurde er vielfach geehrt, er hat einen „Grammy“ und seit 2009 auch einen „Echo“. Was bedeutet für ihn heute Perfektion? Anderszewski schaut nachdenklich in seine leere Teetasse. „Das ist sehr subjektiv. Wie will man das beurteilen? Im Sport gibt es allgemeingültige Kriterien, Zahlen, Tabellen. Aber in der Musik nicht. Ich weiß bei mir selbst am besten, wann ich perfekt bin und wann nicht.“ Er macht eine Pause, setzt nach: „Perfektion ist ein winziger Moment, der nicht ausdehnbar ist. Pure Perfektion kann aber auch langweilig sein.“ Deswegen schätze er Robert Schumann so sehr: „Der war ein großer Idealist, hatte spontane Qualitäten, die mich sehr berühren. Schumann war offen, sehr emotional, manchmal kindlich und versuchte nie, der „Supermann“ zu sein“. Das scheint Anderszweki zu gefallen, gibt es da Seelenverwandtschaft? „Schumann ist die Verkörperung der Romantik“, wendet der Pianist die Frage elegant ab, „auch in verrückten Stücken sehr subtil, manches klingt wie ein Choral, fast mittelalterlich, und in seiner Verrücktheit, die dann zur Krankheit wurde, erinnert er auch an Hölderlin. Das ist typisch für Deutsche: Sie brauchen einen Rahmen, aber darin ist es dann recht verrückt“, lacht er. Sagt einer, der als Künstler auch als „unberechenbarer Individualist“ gilt. Die New York Times stempelte ihn gar zum „polnischen Punker“ – ein zweifelhaftes Lob. Darauf angesprochen, mimt er den Beleidigten: „Sehe ich etwa so aus?“ Nein. Er wirkt bei aller Freundlichkeit doch eher nachdenklich, in den Tiefen des Lebens und der Musik schürfend. Ist der zur Schwermut tendierende Osteuropäer ein Klischee? „Nein, die Slaven neigen zur Melancholie“. Vielleicht verließ er deshalb vor dreieinhalb Jahren seine langjährige Wahlheimat Paris und zog nach Lissabon. Sein Grund: „Saudade“, dieses spezi�sch portugiesische Gefühl von sanftem Weltschmerz und wehmütiger Nostalgie, das in der Musik des „Fado“ kulminiert. „Traurige Musik kann doch auch Hoffnung machen“, sagt er und das ist vielleicht das perfekte Credo für seine aktuelle Schumann-CD. Achja: Mitte Mai, wenn seine Tournee beendet ist, nimmt er sich eine Auszeit. „Ich habe Null Pläne“, freut er sich. Der Perfektionist kann also auch mit der Improvisation leben. // Piotr Anderszewskis aktuelles Album mit Werken von Schumann ist bei Virgin Classics erschienen. Bis Mai tourt er deutschlandweit mit einem Programm von Mozart über Beethoven bis Schumann. www.crescendo.de 01_2011 | 21

Mehr ANDERSZEWSKI auf der crescendo premium-CD, Track 11.

V O N C H R I S TA H A S S E L H O R S T


{ KO L U M N E }

VON PA S C A L MORCH É

EINAKTER SIND BLÖD ...zumindest, wenn sie aufgeführt werden. Denn dann fehlt, so findet unser Autor, das Wichtigste: Die Pause. Plädoyer für das unersetzliche Häppchen-Theater im Foyer.

Noch wird es nicht hell im Zuschauerraum. kanon nicht die Regel, sondern die AusnahDer Dirigent hat sein Pult noch nicht verlasme sind, gilt grundsätzlich der Reim des genial bösen Österreichers Georg Kreisler: sen, der Vorhang für die Sänger steht noch „Wieder eine Pause/Manche gehn nach aus. Es ist der Moment, in dem die Herren Hause/Manche essen Jause/Wie finden sie im Publikum ihre Manschetten hervor zupmein neues Kleid?“ In seinem begnadet klufen; die Damen klipsen sich den Schmuck gen Couplet „Opernboogie“ begriff Kreiszurück ans Ohr und ertasten mit den Zehen ler genau: „Wie schön ist es doch in einen ihre zwischenzeitlich ausgezogenen Schuhe. Käse zu beißen und gleichzeitig Opern zu Gleich geht es auf die eigentliche Bühne, ins verreißen?“ Übrigens auch Goethe widmete Foyer, in die „Wandelgänge“. Dort wird gesich dem Pausentheater: „Die Damen geben wandelt, dass es eine Lust ist; gelustwandelt sich und ihren Putz zum besten/Und spielen wird dort. Endlich hat das Publikum seinen ohne Gage mit“ – Faust I. Die Pause Auftritt. Nicht wenige sind es, die ist das einzige Theater, das nicht sich bei jeglichem musikaliin der Krise steckt. schen Kunstgenuss nur für „Die Pause Für das social grooming die eine Frage interessieist das einzige des Menschen ist die Theren: Wie viele Pausen hat Theater, das nicht aterpause eine absolute sodas Stück? Für Menschen ziale Notwendigkeit, die in mit Pausenkultur gibt es in der Krise der Regel die Ereignisse jeder so furchtbare, für die Gassteckt.“ Vorstellung übertrifft. Denn tronomie völlig missglückte die läuft ja nach Regie ab, aber in Opern wie „Elektra“, „Salome“, der Pause, da wird improvisiert und „Rheingold“ oder „Wozzeck“. Einextemporiert. Das hat gar nichts Triviales akter, die man sich ansieht, ohne gesehen zu oder Kunstfeindliches. Genussbereitschaft werden. Welch ein Drama. total hat schon immer zur Oper gehört. Im Nun geben wir es doch endlich einmal offen 1. Jahrhundert kam die feine Gesellschaft zu: Eine Opernpremiere, oder gar Festspielerin Paris mit Vorliebe einen Akt zu spät in die öffnung mit einem Einakter ist nur das halbe Oper, um gleich mit der Pause zu beginnen. Vergnügen. Für die Hohe Schule des BuffeTannhäuser in Richard Wagners Pariser tierens sind Einakter ein Desaster. Lediglich Fassung kann davon ein Lied singen. bei Staatsempfängen werden sie geschätzt: Inzwischen liegt auch eine Überlegung in Man spart die Sicherheitskräfte für die Pause. der Luft, die bereits von verschiedenen IntenDa Einakter aber im abendländischen Musik-

22 22

danten, Festspielleitern und Operndirektoren wohlwollend aufgenommen wurde: nämlich die Pausen kartenpflichtig zu machen und die Vorstellung gratis zu geben. Also keine Opernkarten mehr, sondern nur noch Pausenkarten! Selbstverständlich in verschiedenen Preiskategorien: Gestaffelt nach Entfernung pro Meter zum Büffet wären die teuersten Plätze jene, die dem Buffet am nächsten sind oder die unmittelbare Nähe zu wichtigen Persönlichkeiten garantieren. Umwegrentabilität und Standortfaktor sind auch hier entscheidend! Ist es doch nur konsequent, dass in der Pause ein Foyer-Platz vor der Königsloge mehr kostet, als ein Foyer-Platz vor dem Eingang zur Tiefgarage. Und konsequent ist es auch, die Pause zu subventionieren und nicht das Theater. Oder hat sich jemand – um eine ähnliche Veranstaltung zu bemühen – auf einer Vernissage schon mal für die ausgestellten Bilder interessiert? Natürlich geht ein gebildetes Publikum gut vorbereitet in die Pause. Aber es gibt ja nichts, was nicht noch perfektioniert werden könnte: Aus einem „Dictionnaire des Idées Recues“, einem „Wörterbuch der Gemeinplätze“ im Stile Gustave Flauberts, welches an allen Pausenvorverkaufsstellen zu erwerben ist, lassen sich in Zukunft unverzichtbare Sätze für die Pausenkonversation lernen. Petitessen zum Fallenlassen am Buffet, Redewendungen des Connaisseurs: „Nein, dieser Streicherteppich!“ heißt eine der Floskeln


für die Pause zwischen Werken der Spätromantik. Bei Wagner empfiehlt es sich, stets das „klug integrierte Blech“ zu bewundern (funktioniert auch bei Bruckner und Mahler) und jede Länge in den Werken dieses Komponisten grundsätzlich „mörderisch“ zu nennen. Auch eine Partie wie die des Hans Sachs ist unbedingt als „mörderisch“ zu bezeichnen, und die Besitzer eines dictionnaires wird man leicht daran erkennen, weil sie wissen, dass „Siegfried nach dem ersten Akt haushalten“ muss. Sehr gut kommt auch die Bemerkung: „Bei dieser Elvira mach ich mir Sorgen um die Höhe“. So spricht der wahre Kenner in der Pause, er nennt die Regie auf der Bühne eine „interessante Lesart“ und hat immer schon bessere Vorstellungen erlebt: „Es gibt seit Lotte Lehmann keine Sieglinde mehr!“ Dieser Satz wirkt in seiner absoluten Bedingungslosigkeit. Und während er wirkt, lohnt sich ein Biss ins appetitliche Lachsbrötchen, um schluckend an die „wunderbar junge Leonie Rysanek 1 unter Böhm“ zu erinnern. Zu den häufigsten Problemen der Pausengespräche gehört allerdings, sie zu beenden, ohne unhöflich zu sein. Grundsätzlich gilt: hart sein gegen sich und andere. Allein die Möglichkeit, jemand Wichtigem zu begegnen, zwingt dem Flaneur im Foyer eine besondere Pausentaktik auf: Er muss unbedingt ortsungebunden sein und in der Lage, ein Thema sofort zu beenden. Nur so wird die Pause zum Gemeinschaftserlebnis. Doch gibt es einen generellen Geburtsfehler der Pause: Sie ist entweder zu kurz oder zu lang. Meist zu kurz. Inzwischen hat sich das Bayreuther Maß von einer Stunde als ideal erwiesen. Leider wird es von Salzburg alljährlich um circa  Minuten unterboten und die Pausenlänge deutscher Stadt- und Staatstheater liegt in der Regel bei nur  Minuten. Intendanten, die noch mehr kürzen, erreichen immer wieder Briefe mit der sehnsüchtigen Bitte Hungriger, man möge die Pausen doch verlängern. Nun muss an dieser Stelle grundsätzlich auf das kulinarische Nord-Süd-Gefälle in deutschen Theatern und Opernhäusern hingewiesen werden. Wer jemals im Neonlicht der Hamburgischen Staatsoper in einen Hanuta-Rie-

gel biss, weil es protestantisch streng nichts anderes zu beißen gab; oder wer sich über den Begriff „Konditorei“ für den Buffetraum in der Berliner Lindenoper wunderte, der staunt nicht über Statistiken aus dem süddeutschen Raum. Tatsächlich übertreffen Opernpausen in München, Salzburg oder Wien in ihrer Pro-Kopf-Bier- oder Champagnerausschüttung alle anderen Städte. Der Gesamtkunstwerker Richard Wagner wusste ohnehin, dass ANZEIGE

„DER

TIEFSINNIGSTE PIANIST UNSERER TAGE“ Joachim Kaiser

Weltpremiere! Die Erstveröffentlichung von Live-Aufnahmen, die zu Brendels Favoriten zählen. Eine Hommage zum 80. Gebur tstag des großen Ausnahmepianisten.

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gerade die Pause Teil des Gesamtkunstwerks ist. „What I like most about Wagner, are the intervals“, formulierte es einmal griffig die US-Werbung für Tuborg Beer. Man denke ja auch nur an Bayreuth und ans Picknick auf dem grünen Hügel: „Nach dem ersten Akt beginnt das alte Manöver. Man promeniert lachend und schwatzend vorm Theater, geht unbedingt auf einen Happen Bier oder irgendein anderes Getränk, bestellt für die zweite Pause ein Nachtmahl. Nach dem

zweiten Akt Wiederholung der ersten Pause, nur mit obligatorischer Fresserei; die Bayern trinken Bier dazu, die Amerikaner Champagner. So angepampft, lässt sich’s dann leicht noch bis  Uhr aushalten“, schrieb Alban Berg 1 von der Pause offensichtlich mehr beeindruckt als vom „Parsifal“. Ja, tatsächlich sind die kulinarischen Genüsse eines Wagnerpublikums deftiger als die eines Händel-, Mozart- oder Verdi- oder Belcanto-Publikums. Erfahrungswerte, die man so ernst nehmen muss, wie der Champagner während einer Opern–Pause kalt zu sein hat. Klar, wenn Regisseure die Erbärmlichkeit großer Gefühle inzwischen erbarmungslos aufdecken, muss man halt irgendwie selbst nachhelfen, um an die bessere Welt zu glauben. Das gute alte Illusionstheater spielt nur noch im Foyer. Und wahre Genuss-Sucht wird ohnehin nur auf den Wiesen rund ums Festspielhaus von Glyndebourne zelebriert: Drinnen „Don Giovanni“, und in der Pause draußen ein leichtes Picknick vom Wedgewood-Porzellan mit Wein. Mit welchem Wein? Mit Marzimino! Wonach die Bühnenfigur verlangt, darauf kann man auch selbst bestehen. Regisseure, Intendanten, Festspielleiter gönnt dem Publikum die tour de force durch Wandelgänge, das Spießrutenlaufen in parfumvernebelten Foyers. Während wir gegen Ende der Pause mit den Himbeerkernen zwischen unseren Zähnen beschäftigt sind, ahnen wir bereits, zu welch ungeahnten Verrenkungen unsere Zunge den ganzen letzten Akt lang fähig sein wird. Und wir bedauern jenen armen Zeitgenossen, der jetzt erst mit seiner Nahrungsaufnahme beginnt. Ihm bleibt kein Genuß, nur pure Hast. Denn das Klingelzeichen treibt die parfümierte Herde in den Zuschauerraum zurück. Überhaupt, das Kingelzeichen, dieser schrille Haustürklang: „Oh Freunde, nicht diese Töne!“. An der „Met“ gehen die Logenschließer mit einem Gong durchs Foyer, in der „Scala“ flackern die Lichter, in „Bayreuth“ rufen Fanfaren zur Kunst. Egal, ob Klingel, Gong oder Schalmeienklang, wichtig ist: Das Publikum hat seine Vorstellung gehabt. Es hat sich aufgeführt, es hat sich vorgeführt. Oder, um es kurz zu machen: Die Vorstellung läuft – der Abend ist gelaufen. //

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{ REZENSIONEN }

M

ahler, Mahler – immer nur Mahler ...

Dazu gibt es noch die bedeutungsvolle „Fantasie“

gibt es keinen anderen interessanten

von Nadia Boulanger und eine messerscharfe

Symphoniker mehr? Der Mahler-Hype

„Rhapsody in Blue“, die ebenfalls sehr authentisch die Seelenlage der „roaring twenties“ beschwört.

sprengt alle Grenzen, und noch immer scheint der Sättigungsgrad nicht erreicht. Zu allem Über�uss

Die Musik Gershwins war auch das Lebens-

gibt es ja zwei Mahler-Gedenkjahre hintereinan-

elixier der im vergangenen Januar verstorbenen

der: nach dem 150. Geburtstag im letzten Jahr nun

amerikanischen Klavierlegende Earl Wild. Jetzt hat

(im Mai 2011) der 100. Todestag. Und jeder junge

die junge in New York lebende Shanghai-Chine-

Dirigent will seinen eigenen Mahler-Zyklus. So hat

sin Xiaying Wang ihm und seinen unspielbaren

das audiophile Label Exton aus Yokohama gleich

Gershwin-Transkriptionen ein ganzes Album

zwei Eisen im Mahler-Feuer: Den Wiener Manfred

gewidmet. Wilds hinreissende, von Jazzlegenden

Honeck, der mit dem Pittsburgh Symphony zwei

wie Art Tatum oder Oscar Peterson beein�usste Paraphrasen von Gershwin-Songs oder auch sei-

durchaus elegante Lesarten der Ersten und Vierten anbot, und den 45-jährigen präzisen Finnen Sakari

H I E R R E Z E N S I E R T AT T I L A C S A M PA I

ne „Grand Fantasy“ über Themen aus „Porgy and

Oramo, der jetzt mit den von ihm kürzlich über-

Bess“ bieten faszinierende Klavierakrobatik plus

nommenen Stockholmer Philharmonikern eine

unsterbliche Melodien – also eine unwiderstehliche

wirklich spannende, pulsierend frische Version der jugendlich-ungestümen Ersten vorlegte, und es so schaffte, einer wirklich erdrückenden Konkurrenz von mehr als 230 (!) Aufnahmen Paroli zu bieten. Dabei setzt der energische Finne mit nicht allzu wilden Tempi nur auf die sinnstiftenden Kräfte von Mahlers Partitur, die er mit großer rhythmischer Präzision akribisch ausleuchtet, und so dem Geschehen ein hohes Maß an Objektivität sichert: Dieser

MAHLER, TANSMAN, WILD, DOMINGO!

Mixtur aus Nostalgie, improvisatorischem Furor und kompositorischer Raf�nesse – und das Faszinierende ist, mit welcher Souveränität, „schwarzem“ Feeling und orchestraler Wucht die junge Chinesin diese halsbrecherischen Miniaturen aus dem Ärmel schüttelt: Da hätte selbst der Megavirtuose Wild den Hut gezogen. Und zum guten Ende noch eine klingende Rückschau auf einen der größten Sänger und Bühneninterpreten des 20. Jahrhunderts, auf Plácido

durchaus aufklärerische, vom Historismus merklich

Domingo, der im Januar seinen 70. Geburtstag fei-

beein�usste Ansatz völliger Durchhörbarkeit und einer auf Klarheit, Frische, schlanke Prägnanz aus-

raf�niert instrumentierte, musikalisch wegweisende

ert, und der seit mehr als 50 Jahren die Musikwelt

gerichteten sportiven Akkuratesse wird durch das

„Symphonie choréographique“ und wie geschaffen

nicht nur durch seine Gesangskunst, sondern auch

hypertransparente, hell funkelnde Stereo-Klangbild

für den stets energisch-impulsiven Russen, um die

durch seine gestalterische Intelligenz und seine un-

des japanischen Klangdesigners Tomoyoshi Ezaki

Virtuosität und die unglaubliche Schattierungskunst

glaubliche Bühnenpräsenz verzaubert.

zu einem Ohrenschmaus gesteigert.

des führenden Londoner Orchesters zu einem fast

Die DG hat jetzt den Versuch unternommen,

Kurz vor dem Abschluss seines eher herb und

französisch anmutenden Klangzauber zu steigern:

eine „Placido Domingo Story“ aus den wichtigsten

unbequem klingenden Mahler-Zyklus mit dem

Hier wird man wirklich in das alte Griechenland

hauseigenen Produktionen auf drei CDs zusam-

von ihm seit 2006 betreuten London Symphony

„unserer Träume“ entführt.

menzubündeln, beginnend mit seinem ersten für

Orchestra steht Russlands ein�ussreichster Pultstar

Während Ravel, Strawinsky und Gershwin un-

Teldec produzierten Arien-Sampler von 1968 bis

Valery Gergiev. Er hat jetzt seine Serie eindrucks-

sterblich wurden, ist der Pole Alexandre Tansman,

zu seinem letzten, 2009 entstandenen Zarzuela-Al-

voller Konzertmitschnitte beim Eigenlabel des Or-

der mit allen drei befreundet war und zu den in-

bum. Trotz der Fülle des Materials (aus 25 Opern)

chesters (LSO live) mit einem akustisch vorzügli-

novativsten Köpfen im wilden Paris der 30er Jahre

vermag dieser Schnelldurchlauf die wirklichen Di-

chen Ravel-Album fortgesetzt und entpuppt sich da

zählte, bis heute nur Insidern bekannt: Sein jazzig-

mensionen seiner Lebensleistung nur anzudeuten,

als echter Klangfarbenmagier. Als erfahrener Thea-

freches zweites Klavierkonzert, das sich wie eine

und emp�ehlt sich daher nur für ruhelose Meloma-

termann entschied sich Gergiev für die komplette

Mixtur aus den drei Genannten anhört, und das er

nen oder als Einstiegsdroge für Neulinge. Der echte

Ballettmusik zu „Daphnis et Chloé“ und ergänzte

1927 selbst in Boston vorstellte, ist jetzt vom israeli-

Opernfreund dürfte von der 13 komplette Opern

sie durch einen messerscharf prägnanten, gerade-

schen Klavier-Senkrechtstarter David Greilsammer

umfassenden „Opera Collection“ die parallel dazu

zu motorisch-unerbittlichen „Boléro“. Das 1911 für

wiederentdeckt und mit den Philharmonikern von

erschienen ist, tiefere und nachhaltigere Eindrücke

Diaghliev komponierte „Daphnis“-Ballett ist eine

Radio France mit Spielwitz wiederbelebt worden.

von dieser Jahrhundertstimme gewinnen. //

Mahler: „Symphonie Nr.1“ Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, Sakari Oramo (Exton)

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Ravel: „Daphnis et Chloé, Boléro, Pavane“ London Symphony Orchestra, Valery Gergiev (LSO live)

„Tansman, Boulanger, Gershwin“ David Greilsammer, Steven Sloane (Naïve)

„The Piano Music of Earl Wild“ Xiaying Wang (Chandos)

„The Plácido Domingo Story“ Oper, Zarzuela, Tango, Songs (Deutsche Grammophon)

„Plácido Domingo – The Opera Collection“ Opern-Gesamtaufnahmen (Deutsche Grammophon)


Berger, Gallardo Schon der Titel der CD („Der unbekannte Beethoven – Werke für Violoncello und Klavier“) ist eine kleine Mogelpackung. Wurde doch eigentlich keines der enthaltenen Werke ursprünglich für die genannten Instrumente geschrieben. Die „Grande Sonate pour le Forte-Piano avec accompt. de Violoncelle obligé“ arrangierte vermutlich der Komponist Franz Xaver Kleinheinz (1772–1832) aus Beethovens Streichtrio op. 3 von 1794. Die vier folgenden kleinen Piècen schrieb Beethoven übrigens für eine Mandoline spielende Prager Gräfin. Cellist Julius Berger übertrug sie für sein Instrument und interpretiert sie feinsinnig-zurückhaltend. José Gallardo begleitet ihn meist unauffällig, nie aber devot auf einem großen Steinway. Soweit zur Authentizität des Instrumentariums. Was jedoch wirklich ärgerlich ist: Die Mikrofonierung des Cellisten ist so unglücklich realisiert, dass seine Atemzüge zu hören sind. Das stört. MARTIN MORGENSTERN

„The unknown Beethoven – works for violoncello and piano“ Julius Berger, José Gallardo (Challenge Classics) crescendo 02_11 naxos bluray 19.01.2011

16:52 Uhr

WAHRE INBRUNST

GUTE BALANCE

Sir Adrian Boult war zwar eine eminente Autorität unter den britischen Dirigenten, doch heute ist er mit Aufnahmen – verglichen mit seinen Landsmännern John Barbirolli oder Thomas Beecham – doch eher unterrepräsentiert. Seine Stabführung war so bezwingend wie elegant, alles durchströmt von nobler Größe und einem kompakten Klangsinn, von klarer Geradlinigkeit, doch niemals starr. So sind die Schumann-Symphonien sehr dramatisch und direkt angefasst, stets maßvoll balancierend und mitreißend in ihrem kontrollierten Vorwärtsdrang – insgesamt eine der kompetentesten Aufnahmen aller vier Werke, auch wenn für Verfeinerung weniger Raum da ist. Besonders erfreulich ist die Wiederveröffentlichung der acht Berlioz-Ouvertüren (darunter der kaum gespielte Rob-Roy) – hier zeigt sich Schlag für Schlag, was für ein imposanter Orchesterbeherrscher der Mann war. Immer zielsicher durch alle Wechselfälle dieser symphonischen Spektakel navigierend. CHRISTOPH SCHLÜREN

Seite 1

Schumann: „The Four Symphonies“, Berlioz: „Overtures“, London Philharmonic Orchestra, Sir Adrian Boult (First Hand)

Mehr SCHUMANN auf der crescendo premium-CD, Track 7.

KLEINE MOGELEI

Mehr BEETHOVEN auf der crescendo premium-CD, Track 2.

Diana Damrau

Sir Adrian Boult

Was für ein Fest für einen Sänger, wenn er Richard Strauss’ Lieder singen darf! Das Werk eines kolossalen Melodikers, eines glänzenden Instrumentators und eines großartigen Erzählers dazu, ein Werk mit dem man blenden könnte. Und ein Repertoire, das wie geschaffen für Diana Damrau scheint: Denn sie liebt die große Bühne und hat neben einer wunderbar tönenden Stimme auch noch die Vitalität und die gute Laune, die man dazu braucht. Bereits als kleines Mädchen habe sie sich hinter dem Vorhang versteckt und allen verkündet: „Ich singe jetzt!“ Und das tut sie jetzt auch. Mit wahrer Inbrunst, hoher Virtuosität und phänomenaler Technik geht sie die Lieder an, schafft es aber auch Richard Strauss’ Hang zur Theatralik, die bereits im Orchesterpart ausgespielt wird, im Zaum zu halten. Viele Sänger, die nicht selten sehr eitel sind, hätten hier mit ihren Künsten geprahlt. Sie aber nicht. Eine wirklich große Künstlerin! TERESA PIESCHACÓN RAPHAEL

Diana Damrau: „Poesie“ Orchesterlieder von Richard Strauss. Münchner Philharmoniker, Christian Thielemann (Virgin)

Hochauflösende Audiodiscs im Blu-ray-Format aus dem Hause NAXOS. Ein Hörgenuss der Spitzenklasse

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DER KLANG DER ZUKUNFT Auf jedem Blu-ray-Player abspielbar

Dvorˇák · Sinfonien Nr. 6 & 9 Baltimore Symphony Orchestra Marin Alsop Blu-ray AUDIO NBD0014

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Chopin · Klavierkonzert Nr. 1 Eldar Nebolsin, Klavier Warschauer Philharmoniker · Antoni Wit Blu-ray AUDIO NBD0011

Chopin · Klavierkonzert Nr. 2 Eldar Nebolsin, Klavier Warschauer Philharmoniker · Antoni Wit Blu-ray AUDIO NBD0012


{ REZENSIONEN }

Eine Uraufführung wird zur Sternstunde

Weinberg

Jean-Pierre Ponnelle

KONSTANTE SPANNUNG

Kat.-Nr. 101551 DVD / 101552 Blu-ray

Aribert Reimann: Medea Marlis Petersen, Michaela Selinger, Elisabeth Kulman, Michael Roider, Adrian Eröd // Wiener Staatsoper Dirigent: Michael Boder | Regie: Marco Arturo Marelli „Grandios.“ Der Standard „...Marlis Petersen ist phänomenal“ Die Zeit

Siddharta: Das Leben Buddhas als Ballett in Paris

Choreographie: Angelin Preljocaj Musik: Bruno Mantovani

Kat.-Nr. 101557 DVD / 101558 Blu-ray

Nicolas Le Riche, Aurélie Dupont, Wilfried Romoli Opéra national de Paris // Dirigentin: Susanna Mälkki

Sophia – Biographie eines Ein Film von Jan Schmidt-Garre Violinkonzerts Mit Sofia Gubaidulina, Anne-Sophie Mutter, Gidon Kremer, Sir Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern „Der schönste Musikfilm, den ich je gesehen habe.“ Joachim Kaiser

Mieczyslaw Weinberg war einer der großartigsten Symphoniker des 20. Jahrhunderts. Seine Oper „Die Passagierin“ von 1967-68 ist erschütternd in der sarkastischen Kombination überzeichnender Elemente, der authentischen Tragik bis in die morbidesten Ariosi, und das Libretto von Alexander Medvedev schafft eine fesselnde Entwicklungslinie der Bloßstellung mitläuferischen Verbrechens. Der Mitschnitt von den Bregenzer Festspielen 2010 in der Regie von David Pountney, mit den Wiener Symphonikern unter Teodor Currentzis, steht unter konstanter Spannung. Oben die gesellschaftliche Maskerade an Bord eines Amerika-Dampfers, unten die KZ-Hölle – die blockhafte Teilung des Bühnengeschehens unterstreicht die Drastik menschlicher Widersprüchlichkeit, die bei der Zerstückelung von Bachs „Chaconne“ ihren unmenschlichen Höhepunkt erreicht. CHRISTOPH SCHLÜREN

Mieczyslaw Weinberg: „Die Passagierin“ Michelle Breedt, Elena Kelessidi, Roberto Saccà, Wiener Symphoniker, Teodor Currentzis (NEOS)

KN11012029

Kaiser/Thielemann

Peter Kofler

ZU FÜSSEN

GELUNGEN

Bachs Kunst der Fuge zählt zu den mythischen Spätwerken der Musikgeschichte. Generationen von Interpreten versuchten sich daran, Bachs Opus Ultimum für die CD auf ganz unterschiedliche Weise auszulegen. Jetzt wagt der Cembalist und Organist Peter Kofler eine Interpretation – und gewinnt damit auf ganzer Linie! Dass es eine Aufnahme geworden ist, die sich mit den besten Einspielungen der Kunst der Fuge messen kann, hat mehrere Gründe: Zum einen spielt Kofler „seinen“ Bach sehr einfühlsam und intellektuell. Er nimmt sich Zeit, die Komplexität der Musik sinnlich erfahrbar zu machen und verwendet dabei zwei vorzügliche Instrumente: Ein Original-Cembalo von Carl August Gräbner aus dem Jahre 1782 und einen Nachbau der Organo di Legno, deren Pfeifen aus italienischer Zypresse bestehen. Das Ergebnis zieht einen bei jedem neuen Anhören mehr in seinen Bann.

MARTIN MORGENSTERN

BURKHARD SCHÄFER

Beethoven: „Symphonies Nos. 1, 2 & 3“ Wiener Philharmoniker, Christian Thielemann (C Major)

Johann Sebastian Bach: „Die Kunst der Fuge“ Peter Kofler (Raumklang)

DVDs und Blu-rays ab sofort im Fachhandel erhältlich! Im Vertrieb von www.arthaus-musik.com www.naxos.com

Wolfgang Amadeus Mozart: „Die Zauberflöte“ James Levine (Arthaus)

Diese DVDs feiern zwei Heroen, neben denen sich Kritikerpapst Joachim Kaiser zum Stichwortgeber reduziert sehen muss: Beethoven und Christian Thielemann. Ihm liegt das LivePublikum im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins bereits nach der ausgezeichneten Interpretation der Ersten Sinfonie besinnungslos zu Füßen (sogar als das Orchester bereits die Bühne verlassen hat, wird er noch einmal hervorgerufen). Joachim Kaiser traut sich denn – in einer herrlichen, dreistündigen (!) Dokumentation – doch nicht, die teilweise anfechtbaren Tempoentscheidungen Thielemanns in Frage zu stellen: warum so mancher Satz-Kehraus streng durchgeschlagen wird, während Thielemann den natürlichen Fluss der Töne an anderen Stellen zum mäandernden Rinnsal verdünnt. Kaisers Kommentar: „Ich denke immer, die Musik hat mit dem Herzschlag zu tun.“ Stimmt.

Kat.-Nr. 101545

Arthaus and Arthaus-symbol are registered Trademarks of the Kinowelt Group, Germany

PHANTASIEVOLL

Manchmal gelingen Inszenierungen, sie dürfen in die Jahre kommen und bleiben trotzdem gültig. Dazu zählt Jean-Pierre Ponnelles umjubelte Produktion von Mozarts „Zauberflöte“ für die Salzburger Festspiele 1978, die neun (!) Sommer lang auf dem Spielplan stand und 1982 vom ORF aufgezeichnet wurde. Dass die Bildqualität dabei heutigen Maßstäben nicht immer entspricht, lässt sich leicht verschmerzen. Denn vom ersten Moment an fasziniert Ponnelles phantasiereiche Umsetzung des Singspiels zwischen naivem Wiener Vorstadttheater, Freimaurersymbolik und Idealen der Aufklärung, sein souveräner Umgang mit dem Bühnenraum der Felsenreitschule, den er für ebenso einfache wie wirkungsvolle Effekte nutzt und natürlich die erlesene Besetzung, die nicht nur Mozarts Musik zum Leuchten bringt, sondern auch den gesprochenen Szenen natürliches Leben einhaucht. Ein Glücksfall und ein Stück Theatergeschichte. ANGELIKA RAHM

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Frédéric van Rossum

VOM NEOKLASSIZISMUS ZUR KATHARSIS

für ein ganzes Leben

und nie die Nüchternheit verlierend. Noch komprimierter entfaltet erscheinen diese Züge im Divertimento für Streicher von 1967 mit seinem erlesenen Adagio. Dann tritt zusehends das expressionistische Element in den Vordergrund, es entstehen Werke hochverdichteter Dramatik, gleich Tondichtungen mit einem verschwiegenen Programm: „Epitaph für Streichorchester“ (1972) und „Catharsis für 2 Klaviere“ (1982). Darüber hinaus ist auf der Porträt-CD van Rossum das „Ricercare festivo“ (1992) für Chor a cappella zu hören – in einfacherer Faktur, ein substanzieller Beitrag zur neueren Chorliteratur. Das Stil- und Ausdrucksspektrum Frédéric van Rossums ist sehr weit gefächert, und auch unter Einbeziehung avancierter klanglicher Mittel ist immer eine klare, zusammenhängende Struktur zu erkennen, die aus dem Fluss der Energie entsteht, die erlebt und nicht erdacht ist. Wer mehr hören will, kann sich auch eine CD mit van Rossums Violinkonzerten besorgen. Van Rossum sei besonders all jenen empfohlen, die französische und holländische Musik mögen und ein Faible für die Übergangsbereiche zwischen anspruchsvollem Neoklassizismus und Bartók-nahem Expressionismus haben.

Gute Nachrichten in Radio, Fernsehen, Internet

www.erf.de

CHRISTOPH SCHLÜREN

Ja, bitte schicken Sie mir ein kostenloses Infopaket des ERF!

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Vorname, Name

van Rossum: Ensemble Orchestral de Bruxelles, Jacques Vanherenthals (Pavane) www.crescendo.de 01_2011 | 27

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Straße, Nr.

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Die letzten �ämischen Komponisten, die bis heute große internationale Reputation genießen, wirkten zur Zeit der Renaissance. Und überhaupt ist Belgien (sieht man vom belgisch-stämmigen Franzosen César Franck, von den Wallonen Eugène Ysaÿe und dem jung verstorbenen Guillaume Lekeu ab) nicht gerade bekannt als ein Zentrum der komponierenden Welt. Wer kennt schon Namen wie Peter Benoit, Tinel, Poot, Meulemans oder Mortelmans? Oder Albert Huybrechts, der wundervoll eigenständige Kammermusik in der Nachfolge Albert Roussels schrieb? Der große Nordfranzose Roussel, der in späten Jahren auch eine ‚Rapsodie Flamande’ vollendete, war in seiner Mentalität dem eher querköp�gen, einerseits poetisch zauberhaften, andererseits rebellischen, fast widerborstig ruppigen Naturell der Flamen eng verwandt, und es scheint, als würden Spuren seines Tonfalls immer wieder nachklingen. Die frühe Musik des 1939 in Brüssel geborenen Frédéric (eigentlich Frederik) van Rossum klingt offen an Roussel an, insbesondere die spielerisch neoklassizistische „Sinfonietta op. 7“ von 1963 – handwerklich vollendet, bildet sich ein rhythmisch fesselndes, engmaschig und zugleich locker kontrapunktierendes Ge�echt, bei dem Hauptstimmen und Figuration wie durcheinander geschüttelt erscheinen. Ein immenses musikantisches Vergnügen von hoher Differenziertheit, stets expressiv und launig, mit trockenem Humor,

Foto: Musikwelt

Wandelbarer Belgier

Der Sender

PLZ, Ort

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Geburtsdatum, Beruf ERF Medien e. V., Kommunikation, 35573 Wetzlar


{ REZENSIONEN }

Timothy Richards: „Italian Album“ Minsk Orchestra, Wilhelm Keitel (MDG)

ANTOINETTE SCHMELTER DE ESCOBAR

Pantagruel: „Nymphidia. The Court of Faerie“ (Carpe Diem)

Gustav Mahler

Felix Mendelssohn Bartholdy

EIN MUST-HAVE!

MIT TATORT-ERMITTLER

BRAVO, KENT

MARTIN MORGENSTERN

Nils Mönkemeyer: „Folia“. Telemann, Corelli, Bach, Delalande (Sony)

Geschichten kann man auch mit Musik erzählen. Vor allem die von Gustav Mahler, der in seinen Werken ganze Welten (von „grausamen Schluchten“ bis zu „heiteren Sommerwiesen“, so Arnold Schönberg) erschuf. Wie „romanhaft“ Mahlers Leben bis zu seinem Tod 1911 war, erklärt „Welt und Traum“: Auf vier CDs veranschaulicht diese Hörbiographie von Jörg Handstein den steilen Karriereweg eines Ausnahme-Talents genauso wie seine stete Erkenntnissuche. Zahlreiche Klangbeispiele sowie Brief- und Tagebuchauszüge runden Handsteins profunde Recherchen zum komplexen Porträt einer Persönlichkeit ab. Schmankerl sind dabei Mahlers „Sinfonie Nr. 1“ unter Mariss Jansons als Klang-Einstimmung, Haupterzähler (und Tatort-Kommissar) Udo Wachtveitl sowie authentische Aufnahmen von Alma Mahler-Werfel. ANTOINETTE SCHMELTER DE ESCOBAR Mahler „Welt und Traum“ Hörbiografie von Jörg Handstein. „Sinfonie Nr. 1“ Symphonieorchester des BR, Mariss Jansons (BR Klassik)

Ein Hexenspuk, ein Klagelied und ein Gesang über die Macht und ihre Berechtigung; drei verschiedene Themen gebändigt durch die Ballade. An Goethes „Erster Walpurgisnacht“ faszinierten Mendelssohn 1830 die „himmlischen Worte“; Schillers „Nänie“ diente Brahms 1881 den Tod seines Freundes Anselm Feuerbach zu betrauern und mit Ludwig Uhlands „Der Königssohn“ erfand Schumann um 1851 eine neue heute nahezu vergessene Musikgattung: die Ballade für große Chor- und Orchesterbesetzung. „Mattigkeit“ und „Mühsal“ hatte man Schumann seinerzeit unterstellt. Keine Spur davon bei dern jungen Sängern der Audi Jugendchorakademie. Stilsicher werden sie den harmonischen Finessen der Musik gerecht – begleitet von ausgezeichneten Solisten und einem Staatsorchester, das dank Kent Nagano nie plakativ wird. Bravo!TERESA PIESCHACON RAFAEL „Mendelssohn Bartholdy, Brahms, Schumann“ Audi Jugendchorakademie, Bayerisches Staatsorchester, Kent Nagano (Farao Classics)

Mehr PANTAGRUEL auf der crescendo premium-CD, Track 6.

TERESA PIESCHACÓN RAPHAEL

VOLLER HERZBLUT

Alte Musik ist ein Synonym für das Bemühen um möglichst authentische Spielweise der Musik vom Mittelalter bis zum Barock. Entsprechend intensiv recherchieren darauf spezialisierte Interpreten, die am liebsten auf Original-Instrumenten spielen. Überzeugen viele von ihnen mit einer Kombination aus Knowhow und Ernsthaftigkeit, bringt Pantagruel einen weiteren Trumpf mit ins Spiel: Leidenschaft. Denn wenn das 2002 gegründete Trio auf seiner CD „Nymphidia“ Lieder der elisabethanischen Zeit intoniert, liegt in jedem Ton Herzblut: besonders bei Anna Maria Wierod, aber auch bei Dominik Schneider und Mark Wheeler, die die dänische Sängerin mit Flöte und Laute begleiten. Gemeinsam schwelgen die drei in melancholischen Stimmungen, integrieren aber auch tänzelnde Leichtigkeit. Alte Musik auf neuen Wegen, frei nach dem Motto Pantagruels, dem Held aus Rabelais’ Novelle, „Tu was du willst!“

Mönkemeyer „Folia“ (portugiesisch für „Wahnsinn“) hat Klassik-Springinsfeld Nils Mönkemeyer seine neue CD genannt. Und wieder kombiniert der Bratscher Bekanntes mit Unerwartetem, diesmal in einer heißen Liebesaffäre mit der Kammerakademie Potsdam. So findet neben dem Telemannschen Bratschenkonzert, dessen übermütig durchraster Presto-Satz noch End-Neunzigjährige perplex aus dem Ohrensessel hochschnellen lassen dürfte, auch die von Mönkemeyer und dem Komponisten Marco Hertenstein adaptierte Fassung des Bachschen Cembalokonzerts d-Moll, BWV 1052 Platz in dem bunten Werkreigen. Ausgelassen tanzt des Bratschers Spiccato da, noch ein bisschen wahnsinniger flitzen die Bögen des Solisten und des Continuo-Cellos (Anna Carewe) in Arcangelo Corellis (Geigen-)Variationen über eine altspanische Sarabande. Must-have!

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ETWAS SCHWER

„Wer schickt Sie – Gott?“, soll Puccini 1897 ausgerufen haben, als er Caruso singen hörte. Diese Frage stellt sich beim walisischen Tenor Timothy Richards – wie bei den meisten Tenören – nicht. Richards ist kein leichtfüßiger, biegsamer, italienischer Tenor der lukullische Belcanto-Freuden verspricht. Mit einer gewissen Schwere und Emphase stemmt er die Partie des unglücklichen Alfredo in „La Traviata“, als wolle er die Fragilität und kammermusikalische Faktur der Partitur auf die Probe stellen. Dies gibt der Figur ein Gewicht, das sie selten bekommt. Auch in Puccinis berühmter Cavaradossi Arie „E lucevan le stelle“ aus „Tosca“ dringt Richards Darstellungslust sympathisch durch. Pluspunkte heimst die Produktion obendrein durch ihre Klangqualität ein, die da nach dem Prinzip „wenig Gerät und viel natürlicher Klang“ agiert und auf Filter, Nachhallgerät, Regelverstärker, ... verzichtet.

Mehr MAHLER auf der crescendo premium-CD, Track 1.

Mehr MÖNKEMEYER auf der crescendo premium-CD, Track 9.

Leos Janácˇ ek: „Katja Kabanova“, Coro y Orquestra del Teatro Real, Jirˇ i Beˇlohlávek (FRA)

Pantagruel

Mehr SCHUMANN auf der crescendo premium-CD, Track 12.

WOHLDISPONIERT

Katja Kabanova ist mehr als eines der großen Meisterwerke Leos Janácˇeks: Sie ist in ihrer durchgehend organischen Entwicklung und der essenziellen Kernhaftigkeit der psychologisch-dramaturgischen Entwicklung eine der bedeutendsten Opern der Geschichte. Jirˇ í Beˇlohlávek führt die hervorragenden Sänger und Coro y Orquesta Titular del Teatro Real in Madrid zu einer mehr als makellosen Leistung – idiomatischer, authentischer in Expression, Gestus und Farbe könnte es nicht sein. Besonders noblen Glanz verbreitet Karita Mattila in der tragischen Titelrolle. Der kanadische Regisseur Robert Carsen hat nicht nur ein schönes, wassergeflutetes Bühnenbild von ebenso erstaunlicher Einfachheit wie verblüffender atmosphärischer Flexibilität geschaffen, auch die darstellerischen Mittel im Detail sind lebendig und stilvoll. Alles ist im Fluss und hat wohldisponiertes Drama, bruchlos von Anfang bis Ende. CHRISTOPH SCHLÜREN

Timothy Richards

Mehr RICHARDS auf der crescendo premium-CD, Track 8.

Leos Janácˇek


,,Die besten Geheimtipps aus dem Internet!” Brigitte

Hilary Hahn

DARF NICHT FEHLEN!

Das Web-Adressbuch hat die Perlen aus dem Internet gefischt und präsentiert die besten Web-Seiten, die jeder kennen sollte. Darunter auch viele Geheimtipps, die bei den Suchmaschinen im Netz nicht so einfach zu finden sind. Neu: Ein Special-Kapitel mit den besten Online-Shops.

Ihr gleichmäßiges, rasches und dichtes Vibrato, ihre kühle Abgeklärtheit noch an den schwierigsten Stellen, der süße, zuweilen ins Metallische changierende Ton ihrer VuillaumeVioline machen Hilary Hahn zur Jascha-Heifetz-Alleinerbin unserer Zeit. Nicht nur deshalb überrascht ihre Entscheidung, statt der von Heifetz-Lehrer Leopold Auer erstellten Variante des Tschaikowsky-Konzerts die Originalfassung des Komponisten einzuspielen. Hat sie doch an Jennifer Higdons Violinkonzert (das ihr gewidmet ist) erfahren können, wie fruchtbringend es ist, wenn ein Komponist ein quasi unspielbares Werk nach der Uraufführung Veränderungen unterzieht. Die Ersteinspielung ist denn auch der Grund, warum diese CD in keinem Musikschrank fehlen sollte: was ingeniös beginnt (Flageolett-Blitze der Geige werden da von mit Stricknadeln gespielten Zimbeln begleitet), endet im furiosen Rausch.

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MARTIN MORGENSTERN

Hahn: „Higdon & Tchaikovsky: Violin Concertos“ Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, Vasiliy Petrenko (DG)

Niels Gade

Mehr GADE auf der crescendo premium-CD, Track 10.

VORBILDLICH

Seit mehr als 25 Jahren spielen sie nun schon zusammen und zählen auf ihrem Gebiet zu den Besten: Das Trio Parnassus kann auf unzählige internationale Erfolge und eine beeindruckende Diskographie zurückblicken, die jetzt durch die wunderbare Einspielung sämtlicher Werke und (verworfener) Einzelsätze bzw. Fragmente für Klaviertrio von Niels Gade ergänzt wird. Der heute leider etwas ins Abseits geratene Däne war einst ein von seinem Mentor Mendelssohn Bartholdy geförderter Komponist sowie Anreger einiger Frühwerke Edvard Griegs. Sein herrliches Klaviertrio op. 42 aus dem Jahr 1863 gilt als sein reifstes und schönstes Werk, und genau so wird es vom Trio Parnassus auch gespielt. Die drei Musiker finden in der auch klangtechnisch vorbildlichen Aufnahme eine staunenswerte Balance zwischen klassischer Wohlproportioniertheit und romantischem Überschwang. BURKHARD SCHÄFER

Niels Wilhelm Gade: „Complete Piano Trios“ Trio Parnassus (MDG)

„Unverzichtbares Standardwerk.“ MÜNCHNER MERKUR

„Das bessere Google.“ AUGSBURGER ALLGEMEINE

„Das Internet macht Bücher nicht überflüssig – im Gegenteil. Das ‚Web-Adressbuch für Deutschland’ bietet geballtes Wissen auf einen Blick.“ HAMBURGER MORGENPOST

„Eine Alternative für alle, die von Google-Suchergebnissen frustriert sind.“ COMPUTERT BILD

„Bewiesen wird erneut, dass Google nicht alles kennt und dass die gezielte Suche auf bedrucktem Papier schneller zum Ergebnis führen kann, als das Durchprobieren im Treffer-Wust von Suchmaschinen.“ THÜRINGISCHE LANDESZEITUNG „Das Web-Adressbuch ist inzwischen zum Standardwerk geworden und sollte seinen Platz neben dem Duden und dem Lexikon finden.“ BERLINER MORGENPOST „Auch Internet-Freaks können hier noch so manchen Geheimtipp entdecken, der bei den Suchmaschinen im Netz kaum zu finden ist.“ PC MAGAZIN

„Jeder findet darin garantiert Websites, die er noch nicht kannte.“ STUTTGARTER ZEITUNG „Nie wieder zielloses Treiben im Internet: Das WebAdressbuch bringt Ordnung in den Datendschungel.“ HAMBURGER ABENDBLATT „Für viele dürfte das Buch für eine überraschende Erkenntnis sorgen: Google ist nicht allwissend!“ OFFENBURGER TAGEBLATT „Wer sich durch die Themengebiete treiben lässt, der findet immer neue gut gemachte Web-Seiten, die Google & Co nicht als Treffer anzeigen.“ BAYERN 3 www.web-adressbuch.de

768 Seiten • Überall im Buch- und Zeitschriftenhandel erhältlich • 14. Auflage • ISBN 978-3-934517-12-7 • € 16,90


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Franz Schubert

Camilla Nylund singt Wagner und Strauss

Franz Schubert, „Die schöne Müllerin“ Michael Schade, Rudolf Buchbinder (Preiser Records)

Thomas Hampson

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ORCHESTRAL ENTSCHLACKT „Ich habe mich in meinem Leben immer an Mahlers Musik orientiert. Man findet in seiner Musik immer einen Grund und manchmal auch Antworten auf die reiferen Fragen an das Leben“, sagt Thomas Hampson, der an der Kritischen Edition der Lieder Mahlers mitarbeitete und regelmäßig Kolloquien über „Mahlers Leben in seinen Liedern“ abhält. Mit den Wiener Virtuosen präsentiert er Mahlers Orchesterlied-Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ in einer orchestral entschlackten Version. Kann zu viel Wissen um die Musik zur Belastung für die Interpretation werden? Bei Thomas Hampson nicht, gehen doch hier Stimmkraft und intellektuelle Neugier eine glückliche Symbiose ein. Allein Hampsons Liebe zur deutschen Sprache! Selten erklang Mahler so empfindsam und so fern von Kitsch und plakativem Pathos. TERESA PIESCHACÓN RAPHAEL

Gustav Mahler: „Des Knaben Wunderhorn“ Wiener Virtuosen, Thomas Hampson (DG)

Murray Perahia

Auf ihrer ersten Arien-CD widmet sich Camilla Nylund Opern von Richard Wagner und Richard Strauss, u.a. mit „Liebestod“ aus Tristan und der berühmten Schlussszene aus Salome. Die lyrisch-dramatischen Stärken der finnischen Starsopranistin sind in dieser Spielzeit u.a. in Berlin sowie an den Staatsopern Dresden und Wien und bei den Bayreuther Festspielen zu bestaunen. (mehr Infos: www.camillanylund.com) EXKLUSIV-VERTRIEB FÜR DEUTSCHLAND: Naxos Deutschland GmbH www.naxos.de Newsletter: info@naxos.de

LOGISCH UND FREI

Murray Perahia ist einmalig in seiner Fähigkeit, auf luzideste Weise die musikalische Struktur zum Leben zu erwecken. Alles klingt sozusagen logisch und zugleich frei. Das kommt auch seinen ersten Brahms-Aufnahmen nach zwei Jahrzehnten zugute – es hat das charakteristische Gewicht und ist dabei die ganze Zeit über leicht und beweglich. So barock das Thema Händels ist, die Variationen op. 24 entfalten eine breite Vielfalt romantischer Ausdrucksmanieren. Dann die Rhapsodien op. 79: hinreißend musikantisch und scheinbar spontan, doch immer scheint das Rückgrat klarer Formung durch, alles hat seinen Platz. Und schließlich die späten Klavierstücke op. 118 und 119: Nichts verschwimmt hier, es hat Poesie und Leidenschaft, und stets unbezweifelbare Folgerichtigkeit. Eine Referenzaufnahme, auch tontechnisch. CHRISTOPH SCHLÜREN Murray Perahia: „Brahms“ (Sony Classical)

www.ondine.net

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Mehr SCHUBERT auf der crescendo premium-CD, Track 4.

LOB OHNE GESANG

Das muss man gehört haben: wie Grafeneggs Künstlerischer Direktor Rudolf Buchbinder sich am Klavier am rauschenden Bach entlang zur Mühle mit ihren sausenden Mühlrädern durchschlägt („Halt!“). Und wie Michael Schade später in „Die liebe Farbe“ verzweifelt-unglücklich-verbittert, mit Wuttränen in den Augen, bekennt: Ja, der Schatz habe das Jagen so gern. Mucksmäuschenstill harrte das Publikum im ausverkauften Auditorium, hielt bei den „Trocknen Blumen“ gänzlich den Atem an. Zuletzt steigt der volle Mond, der Nebel weicht – und der Nachthimmel steht dank Schade und Buchbinder klar und kalt vor Augen. Danach begeisterter Jubel im Saal, auch die Kritiken überschlugen sich vor Lob. Zu Recht: Dieser Live-Mitschnitt der „schönen Müllerin“ könnte zur Referenzaufnahme unserer Zeit werden. MARTIN MORGENSTERN


{ P O R T R ÄT }

STRANGE BEAUTY?

Simone Dinnerstein, in New York lebende Pianistin, hat sich einen komischen Titel für ihre CD ausgesucht. Der Inhalt aber ist nicht seltsam, er ist einfach schön.

Foto: Lisa-Marie Mazzucco

„Johann Sebastian Bachs Musik Akkordfolge verwendet, die sich umfasst für mich alle Aspekte aus plötzlich in eine andere Richtung der Welt der Kunst, die ich für ändert und man stattdessen diese bedeutend erachte. Er drückt jede völlig unerwarteten Harmonien Emotion aus, und seine gesamte hört. Bach arbeitet ständig mit Musik ist hochgeistig und sehr insolchen Veränderungen in seiner tellektuell.“ Simone Dinnersteins Form, und diese Wechsel machen Verhältnis zu Bachs Musik ist so seine Musik so herausragend und intensiv wie bemerkenswert. Nach wunderschön.“ den hochbelobigten Goldberg-VaSimone Dinnersteins künstriationen, die sie 2007 aufgenomlerischer Weitblick, der ihr unter men hat und auch selbst �nanzierden Bach-Interpreten ein eigenes te, setzt sie mit der Einspielung unverwechselbares Format ver„Bach – A Strange Beauty“ ihre leiht, hängt sicherlich auch mit Leidenschaft mit großem Engagedem Umfeld zusammen, in dem ment fort. diese spannende Künstlerin groß So ist es nicht verwunderlich, wurde. Als Tochter des Malers dass Simone Dinnerstein erzählt: Simon Dinnerstein verbrachte sie „Bach war für lange Zeit mein viel Zeit in Museen und GemäldeSimone Dinnerstein: „Ich tendiere dazu, über Musik auf einem Lieblingskomponist, sowohl als galerien: „Diese Erfahrungen hasehr visuellen Weg nachzudenken.“ Zuhörerin, als auch als Pianistin.“ ben mich sicherlich dazu gebracht, Die in New York lebende Künstlerin ist nicht nur ein aufstrebendes dass ich heute in meiner speziellen Art über Musik nachdenke. Meine Ausnahmetalent – sie machte ihr Examen auch an der Juilliard School ganzen Vorstellungen über Farbe und Licht, über musikalische Linien of Music, an der sie vier Jahre von dem US-amerikanischen Pianisten – da sind viele Analogien, zwischen der Malerei und der Musik, die Peter Serkin unterrichtet wurde. Simone Dinnerstein besticht durch man ziehen kann. Wie ein Maler die Komposition eines Gemäldes ihre individuelle Herangehensweise an die großen musikalischen entwirft, hat viel damit zu tun, wie ein Komponist ein Musikstück Werke. Sie betrachtet die Musik als Kunstform unter einem allumausführt. Ich tendiere deshalb dazu, über Musik auf einem sehr visufassenden Blickwinkel, der die Aufmerksamkeit des Hörers auf die ellen Weg nachzudenken.“ Feinheiten der Bach’schen Kompositionskunst lenkt. Simone Dinnerstein hat auf ihrer neuen Bach-CD die TranskripDieser Ansatz deutet sich bereits an dem von ihr ausgewählten Titel tionen der Choralvorspiele „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“, „Nun der CD an. Er bezieht sich auf das folgende Zitat des Philosophen freut euch, lieben Christen g’mein“ und „Jesu, Joy of Man’s Desiring“ und Schriftstellers Francis Bacon: „Es gibt keine erlesene Schönheit, eingespielt. Dazu wählte sie die Cembalokonzerte Nr. 1 in d-Moll und die nicht irgendetwas Seltsames in ihren Proportionen aufweist.“ So Nr. 5 in f-Moll sowie die Englische Suite Nr. 3 in g-Moll aus. Simone liebt es die Pianistin, ihr Augenmerk auf Bachs Abweichen von seinen Dinnerstein ist eine Pianistin, von der man hofeigenen vorgegebenen Mustern zu richten: „Typischerweise würde fentlich noch viel mehr (Bach) hören wird. // man sagen, dass Bachs Musik sehr mathematisch und semantisch BURKHARD SCHÄFER ist, und zwar aufgrund der perfekten Muster, die er benutzt. Aber ich denke, was seine Musik so ungewöhnlich macht, ist, wenn er sich von Bach – Strange Beauty mit Simone Dinnerstein und dem Kammerorchester der Staatskapelle Berlin (Sony Classical). dieser Perfektion entfernt. Wenn er zum Beispiel eine harmonische

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THÉOPHILE GAUTIER

Schwanenfee Der Kinoerfolg Black Swan offenbart dunkle Hintergründe des Balletts. Wir trafen die lebende Legende des Metiers, Maya Plisetskaya und bekamen direkte Einblicke in den Mythos Primaballerina.

Um die Faszination des Balletts zu verstehen, reicht es manchmal, sechs Rolltreppen zu nehmen. Zum Beispiel im Münchner Kaufhaus Ludwig Beck am Rathauseck, oben im 6. Stock, dort, wo die Welt der klassischen Musik in Form von mehreren tausend Alben zu Hause ist. Etwas versteckt, im hintersten Winkel der CD-Sammlungen, tummeln sich an diesem Abend mehr Menschen als üblich. Es sind Fans. Die meisten tragen dunkle Schals um den Hals und bunte Brillen auf der Nase, so wie man es bei Literaturabenden beobachtet. Sie sind alle gekommen, um eine Legende zu sehen: Maya Plisetskaya, aus Russland stammende Ballerina, Jahrgang 1925. Ein Weltstar unter Tänzern. Manche behaupten, sie sei der weibliche Nurejew. Maya Plisetskaya stellt hier eine DVD vor, die sich ihrem Leben auf der Bühne widmet. Der Titel ist bezeichnend: „A Tribute To Maya Plisetskaya“. Obwohl sie der Star des Abends ist, ist sie aber erst einmal nicht zu sehen. Zu viele Menschen wollen ein Autogramm haben, sich mit ihr fotogra�eren lassen. Sie bringen sogar eigene Fotos von ihr mit, die aus einer Zeit stammen, als man Russland noch unter den Buchstaben UDSSR kannte und schenken sie ihrem Idol. Manche gehen vor ihr auf die Knie, wollen einfach nur ein paar Worte mit ihr reden. Kameras von Amateurfotografen klicken. Die meisten Menschen sind so aufgeregt, dass sie die von ihr signierten DVDs und Dokumente auf dem Tisch vergessen. Ballett ist ein Mythos mit hoher Anziehungskraft, so viel lernt man schon vom purem Zusehen. Etwas abseits steht ein Mann in blauem Anzug und dunkler Sonnenbrille über den Augen. Auf den zweiten Blick erkennt man, dass es sich um den großen russischen Komponisten Rodion Schtschedrin handelt. Schtschedrin ist der Ehemann von Maya. Plisetskaya

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und Schtschedrin wohnen seit knapp 20 Jahren einen großen Teil der Zeit in München. Der Komponist hält sich an diesem Abend aber dezent im Hintergrund. Nur die Sonnenbrille verrät dem fachkundigen Publikum, dass es sich um eine prominente Persönlichkeit handelt. Schtschedrin gilt als großer Pianist und Komponist. Im Jahre 1968 kreierte er das Ballett „Anna Karenina“ (nach Vorlage von Leo Tolstoj). Ballett ist das große Thema in diesen Tagen. Am 20. Januar kam der Film „Black Swan“ in die Kinos. Ein Film über das harte Leben einer Ballerina. Klischees werden erfüllt, von Hollywood zu einem Drama verarbeitet und mit Schauspielerin Natalie Portman kassenschlager-würdig umgesetzt. Portman bekam für ihre Rolle in Black Swan bereits den Golden Globe. Die Kernaussage des Films lautet: Ballerinas ruinieren sich auf dem Weg ins Rampenlicht sowohl ihre Gesundheit als auch ihre Psyche. Die Magie der Bühne als Alptraum eines jungen, zerbrechlichen Geschöpfes. Die wichtigsten Fragen stellen sich daher fast von selbst: Ist es wirklich so hart? Und wenn ja, was macht die große Faszination des Balletttanzes aus, dass es sich so viele junge Mädchen antun? Die amerikanische Ballerina Jennifer Homans veröffentlichte im vergangenen Jahr ein Buch, in dem sie die These aufstellte: Die jungen Mädchen verbinden mit einem Tutu irrtümlich die ganz große Freiheit. Da könnte auf jeden Fall was dran sein. Nach über eineinhalb Stunden Autogramme schreiben, darf Maya Plisetskaya das erste Mal Luft holen. Die Massen sind weg. Man sieht sie nun, darf ihre kräftige Hand schütteln. Sie trägt ein schwarzes Kleid im Siebziger-Jahre Stil, ihre Haare sind zu einem Pferdeschwanz

Foto: rechts: International Maya Plisetskaya and Rodion Shchedrin Foundation, Plakat: 2010 Twentieth Century Fox

VON ROBERT K IT T EL


Bei ihr regnete es die roten Rosen tats채chlich: Ballettlegende Maya Plisetskaya

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Fotos: International Maya Plisetskaya and Rodion Shchedrin Foundation

zusammen gebunden, die Augen dunkel geschminkt. Sie sieht eher aus gens „Konferenz der Abrüstung“. Ist das nicht unglaublich?“ empört sie wie ein Mädchen. Wir setzen uns, brauchen aber einen Übersetzer. Es sich amüsiert. „Abrüstung! Sie sind jetzt immer noch damit beschäftigt. ist nicht leicht, die Emotion des Anderen zu deuten, wenn die Sätze mit Welch ein Wahnsinn!“ Inzwischen lacht sie über diese Themen, obVerspätung von einem Dritten ihren Inhalt erhalten. Bei Plisetskaya wohl ihre Familie lange unter dem Regime Russlands gelitten hatte. aber funktioniert es. Sie spricht mit ihren Augen und Händen, ihre Plisetskaya erzählt ein wenig von ihrer Zeit in Moskau. In ihrem Faszination für das Ballett ist so deutlich, dass Kopf lagern Geschichten, die wir heute nur noch mit schwarzweißen Guido Knopp-Filmen verbinden. Wie sie eindie übersetzten Worte nur die Bestätigung dessen liefern, was man aus ihrer Gestik bereits mal einen Anruf bekam, von ihrem Direktor, der ihr lesen kann. dann erzählte, der freie Montag �ele nun aus, da sich Den Film „Black Swan“ hat sie noch nicht zwei Herren Schwanensee für den gesehen, aber sie versteht natürlich die DisAbend gewünscht hatten. Zwei kussion. Solche Fragen sind nicht neu. DesHerren. Die Herren hießen Stalin halb kontert sie gleich mit der Aussage, es und Mao Zedong. Das chinesische sei doch in jeder Disziplin, jeder Sportart, Oberhaupt hatte sich gerade auf jedem Metier gleich: sobald man etwas sehr Staatsbesuch in Moskau befunden. sehr gut machen wolle, wenn es also darum Also tanzte sie, obwohl sie eigentgeht, der Beste seines Fachs sein zu wollen, lich frei hatte. dann werde es überall „härter“. Sie gilt nicht unbedingt als Im Berufsleben, im Sport, im Fan dieser Zeit, auch weil Tanz und auch in der Musik. sie lange Zeit nicht reisen Und auch Konkurrenz gebe es durfte und ihr Können nicht überall. auf den großen Bühnen der Aber die Härte des TraiWelt zeigen konnte. Plisetsnings? Bänderrisse, Knochenkaya tanzte vielleicht auch brüche und Co.? Sie glaube deshalb bis ins hohe Alter. nicht, sagt Plisetskaya, dass Ihre letzte Vorstellung gab sie sich jemals richtig „gequält“ sie mit 71 Jahren. habe. Sie glaube eher an die FäIhre Paraderolle blieb der higkeiten, die ein Mensch besterbende Schwan. Sie hat sitzen müsse. „Denken Sie nur diese Rolle selbst geprägt, es an den Zirkus! Da kann ja auch gibt Stimmen, die sagen, nicht jeder mitmachen ...“. Plisetskaya habe diese Und die Faszination? Figur „neu erfunden“. Der Dichter und Ballettfan Sie bestätigt es in ihrer Théophile Gautier schrieb einst: zurück haltenden A rt. „Ballett ist die einzige KunstAls sie das erste Mal den form, in der die Träume der Dichsterbenden Schwan tanter ernst genommen werden“. Nur zen musste, habe sie kein der Umkehrschluss funktioniert Vorbild gehabt, also sei sie nicht: Es ist sehr schwer, die Faszination des in Moskau einfach in den Balletts nur mit Worten zu beschreiben. Die Zoo gegangen und habe Faszination besteht in der Aufführung. Auch sich einen angesehen. „Es für Plisetskaya. ging mir um die Haltung Die Ballerina wuchs als Kind einer jüdides Kopfes“. Die Ballerischen Familie in Moskau auf. Ihr Onkel war na steht auf und zeigt die Ballettlehrer, ihre Tante, Sulamif Messerer, Haltung des Schwans, wie selbst eine bekannte Ballerina, die noch im der Kopf steht. Eine kurze Vorstellung in der CDAlter von 81 Jahren als Ballettlehrerin um Abteilung eines Kaufhauses. Herrlich. Sie sagt: „Es die Welt reiste. So landete sie sehr früh in der stimmt schon. Danach haben alle angefangen, das Ballett-Schule des Bolschoi-Theaters, der nach zu machen.“ Was für ein Leben (auf Brutstätte des russischen Staatsballetts. Sie Eine Stimme aus einem Lautsprecher erder Bühne): Plisetskaya sagt, zu dieser Zeit (1934) hätten die Chotönt, man möchte den Laden schließen und in der Rolle des sterreografen schon Ballette für Kinder entwiwir müssen das feine Gespräch beenden. benden Schwans. Ihre ckelt. Im Alter von neun Jahren tanzte sie Der Schwan verschwindet im Lastenaufzug DVD „A Tribute To Maya bereits bei einer wichtigen Konferenz auf durch den Lieferanteneingang. So wie die Plisetskaya“ ist soeben bei Arthaus erschienen. der Bühne. „Die Veranstaltung hieß übriletzten 70 Jahre auch. //


{ KO L U M N E }

DANIEL HOPE

schreibt exklusiv in crescendo

Lauter Dealer !

terwerk. Aber 18 Millionen Dollar ...?! Billig waren Stradivari-Geigen schon zu Lebzeiten des Meisters nicht. Man schätzt, dass Stradivari in seinen dreiundneunzig Lebensjahren gemeinsam mit seinen Söhnen etwa 1200 Geigen gebaut hat, von denen noch die Hälfte existiert. Immer wieder ist versucht worden, das

Fragt man den Mann auf der Straße, ob er den Namen eines Herstellers von

Geheimnis ihres Klangs zu ergründen und herauszu�nden, ob beispielsweise

Musikinstrumenten kennt, bekommt man meist zwei Namen zu hören: Fender

das verwendete Ahorn- und Fichtenholz oder die Rezeptur des zur Lackierung

oder Stradivari. Während Fenders Name, dank einiger Rockgitarristen einer

aufgetragenen Firnis ausschlaggebend sind. Gelöst allerdings ist das Geheimnis

breiten Masse am ehesten geläu�g ist, ist es Stradivari, der allgemein bekannt ist.

seiner Wunderwerke bis heute nicht, selbst mit modernster Computertechnologie

Warum? Einer der Gründe ist: Geld.

lassen sich Stradivari-Originale angeblich nicht klanglich nachbauen. Und wo ein

Weil die Violine in der Barockzeit eine so wichtige Rolle spielte, blühte auch der

solches Instrument, gerade in Zeiten einer Finanzkrise, einen ständig steigenden

Instrumentenbau. In mehreren italienischen Städten gab es Spezialwerkstätten,

Wert darstellt, gibt es manche, die davon noch mehr pro�tieren wollen: die Gei-

in denen Geigen von höchster Qualität angefertigt wurden und deren Klang bis

genhändler. Schon seit Jahren wird mir immer wieder von faulen Geschäften in

heute unübertroffen geblieben ist. Zentrum des Geigenbaus war Cremona, wo

der Unterwelt des Instrumentenhandels berichtet. Milliardenschwere Sammler,

die geheimen Anleitungen zur Herstellung von einer Generation zur nächsten

die um Millionen gebracht werden, indem Dealer Instrumente unter Wert schät-

weitergegeben wurden und gleich drei berühmte Manufakturen ansässig waren:

zen, dann ankaufen und mit riesigem Pro�t weiterverkaufen. Oder Händler, die

Amati, der als Quasi-Er�nder der Violine gilt, Guarneri, der sich „del Gesù”

in Teufels Küche gekommen sind, weil sie berühmten Geigern, ein Instrument für

nannte und Stradivari.

viel Geld abgekauft haben ... und dann mit einer Fälschung dastanden. Am Ende

Instrumente aus ihrer Produktion sind noch heute in Gebrauch – Traum aller

sind es aber die jungen Musiker die am meisten leiden, weil sie kaum noch an

Geiger und immens viel wert. Laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, soll

solche Instrumente herankommen können. Umso mehr müssen Förderprojekte,

vor kurzem ein russischer Oligarch binnen zwei Wochen insgesamt 18 Milli-

wie die der Stiftung „Deutscher Musikinstrumentenfonds“, unterstützt werden,

onen Dollar für eine del Gesù und eine Stradivari ausgegeben haben. Nichts

wo wertvolle Streichinstrumente, viele davon aus alten Familienbesitzen, jungen

gegen das kürzlich erfolgte Angebot der Firma Bein & Fushi in Chicago für eine

Musikern kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Nur so hat die Welt und die

einzelne Guarneri del Gesù aus dem Jahre 1741, zum selben Preis. Ich habe auf

Musik eine Chance, von Stradivaris einmaligem Talent wirklich pro�tieren zu

diesem Instrument gespielt: Diese Guarneri ist unglaublich, ein absolutes Meis-

können, so, wie es damals gedacht war.

www.danielhope.com

HIGDON & TSCHAIKOWSKI VIOLINKONZERTE

Konzerttermine 2011: 05.05. Bielefeld, 09.05. München, 24.–25.06. Berlin www.hilary-hahn.de

© Peter Miller / DG

Weltersteinspielung! Die amerikanische Komponistin Jennifer Higdon komponierte ihr erstes Violinkonzert speziell für Hilary Hahn.


{ STIMMEN }

„Immer dran bleiben“ Sopranistin Juliane Banse über ihren Film „Der Freischütz“, ihr erstes Arien-Album, Tropentauglichkeit und was sie als Kultusministerin ändern würde (wenn sie es denn wäre). VON T HOMAS VOIGT

CRESCENDO: Die Liste ihrer Aufnahmen ist ebenso abwechslungsBANSE: Das kommt im Film deutlich heraus, Kaspar und Max sind reich wie Ihr Opernrepertoire. Aber „Per Amore“ ist nun ihre durch Kriegserlebnisse traumatisiert. Und es wird sofort klar, dass erste Arien-CD ...? Agathe früher mit Kaspar zusammen war und ihn für Max verlasJULIANE BANSE: Ja, aber es hat den Vorteil, dass ich mich heute mit sen hat, so dass Kaspars Satz „Es soll gerächt werden“ der Drehanderen Rollen zeigen kann als vor zehn Jahren. Zum Beispiel und Angelpunkt des Ganzen ist. habe ich die Musetta in „La Bohème“ sehr gern gesungen, zumal in CRESCENDO: Sie gehören zu den Sängern, die sich als Darsteller forder wunderbaren Kölner Inszenierung von Willy Decker. Nur reizt dern und auch gefordert werden wollen. mich heute die Mimi viel mehr, und ich hoffe, dass ich Gelegenheit BANSE: Da bin ich sehr durch meine Arbeit mit Harry Kupfer geprägt. bekomme, sie auch auf der Bühne zu singen. Er hat uns beigebracht, dass wir nie eine leere Geste machen oder CRESCENDO: Auf dem Album stellen Sie sich ja schon mal mit Mimis eine leere Phrase singen, sondern immer dran bleiben am Nerv des Arie vor. Stückes, weiter bohren, nicht locker lassen. Deshalb kann ich mich BANSE: Das Programm ist eine Mischung von Partien, die ich gern auf kaum damit arrangieren, „Material“ zu sein oder als Beleuchtungsder Bühne singen würde (Mimi, Micaela, Marguerite) und solchen, statist mit Singverpflichtung zu agieren, so wie in Robert Wilsons die ich schon gesungen habe: Fiordiligi, Agathe und Tatiana. Version des „Freischütz“ in Baden-Baden. CRESCENDO: Tatiana in Russisch, die verkaufte Braut auf Deutsch ... CRESCENDO: Sie waren gerade mal , als Sie in Kupfers Inszenierung BANSE: Die Arie der Marie habe ich durch eine deutschsprachige Aufder „Zauberflöte“ an der Komischen Oper Berlin ihr Bühnendebüt nahme mit Lucia Popp kennen gelernt, in der alten Übersetzung als Pamina gaben. von Max Kalbeck, die zwar nicht viel mit dem tschechischen OriBANSE: Das hatte meine Lehrerin Brigitte Fassbaender vermittelt, ich ginal zu tun hat, doch für meine Begriffe so viel poetischer ist als war damals im zweiten Semester an der Münchner Musikhochdie neue deutsche Fassung. schule. Und natürlich gab es gleich Unkenrufe: Die macht sich CRESCENDO: Ist Lucia Popp ein Vorbild? kaputt! Als ich darum bat, wegen einer Vorstellung in Berlin die BANSE: Ein Maßstab für Qualität. Wann immer ich Aufnahmen von Prüfung für Gehörbildung zu verlegen, wurde ich in das Büro des ihr höre, denke ich: Ja, so müsste man singen! Dekans zitiert. Und der sagte den legendären, von mir viel zitierten CRESCENDO: Seit Weihnachten gibt es JuSatz: „Sie müssen sich schon entscheiden, liane Banse auch im Kino: Sie sind die ob Sie bei uns studieren oder Karriere maDIE NEUEN CDS Agathe in der „Freischütz“-Verfilmung chen wollen!“ von Jens Neubert, die im internatioBraunfels: „Jeanne D‘Arc“, CRESCENDO: Später waren Sie selbst Pronalen Vertrieb unter „Hunter’s Bride“ Banse, Stensvold, Missenfessorin an der Münchner Hochschule, läuft. Wie viel hat der Film mit der hardt, Ericson Chamber Choir, doch nur drei Jahre. Warum haben Sie Oper zu tun? Swedish RSO & Choir, aufgehört? BANSE: Es ist die komplette Oper, und die Honeck (DECCA) BANSE: Erstens hatte ich nicht immer die Geschichte wird 1:1 erzählt, mit dem Juliane Banse: „Per Amore. Zeit und zweitens war es auch nicht immer Unterschied, dass sie in die EntsteOpera Arias“. Deutsche Radio ein Vergnügen. Als Lehrerin der Liedklasse hungszeit des Werkes verlegt wurde; Philharmonie Saarbrücken bekommen Sie ganz schnell Streß mit den sie spielt also nicht im Dreißigjährigen Kaiserslautern, Poppen Gesangslehrern im Hauptfach: Um Gottes Krieg, sondern während der napoleoni(hänssler CLASSIC) Willen, dass Sie deren Schülern ja nichts schen Kriege. Der Film lebt zum großen Berg, Hartmann: „Tief in der anderes erzählen, und wehe, wenn es dann Teil von den herrlichen Naturbildern, Nacht“ Banse, Madžar (ECM) auch noch besser klingt! Deshalb werden die Harald Gunnar Palgaard eingefandie meisten Liedklassen ja mit Pianisten gen hat, der Mann ist ein ganz großer besetzt. Aber ich hatte viel Freude mit den Künstler. Enttäuscht war ich nur von der Wolfsschlucht. Das ist mir Studenten, die sich für Liedgesang interessierten. Ich mache auch zu harmlos und zu technisch, zu sehr in Richtung Harry Potter. weiterhin Meisterklassen und gebe Kurse, und wenn meine Kinder Aber grundsätzlich finde ich es faszinierend, dieses tolle Bühnenälter sind, werde ich sicher wieder mehr unterrichten. stück mit den Mitteln des Films zu sehen. Außerdem gefällt mir der CRESCENDO: Was hören Ihre Kinder gern? Gedanke, dass im Kino mal wieder Oper gezeigt wird. BANSE: Angesagt sind derzeit Die Ärzte und Shakira. CRESCENDO: „Der Freischütz“ ist ja ein Stück über Angst. CRESCENDO: Und wenn Mutter singt? 36


BANSE: Dann wird das so hingenommen. Wir haben im Herbst eine Kreuzfahrt gemacht, von Singapur über Vietnam nach Hong Kong. Guido Knopp und ich gehörten zum Kulturprogramm an Bord, er hat Vorträge gehalten, ich habe gesungen. Und wenn ich meine Kinder fragte: Wollt ihr heute abend ins Konzert?, hieß es immer: Och nö! CRESCENDO: Singapur, puh.  Grad und 1 Prozent Luftfeuchtigkeit, das halten Sie aus? BANSE: Herrlich. Mir kann’s gar nicht heiß und feucht genug sein. CRESCENDO: Dann sind Sie die ideale Sängerin für Fitzcaraldos Opernhaus in Manaus. BANSE: Unbedingt! CRESCENDO: Apropos Kinder und Klassik: Stellen Sie sich vor, Sie sind Kultusminister. Was würden Sie tun? BANSE: Ich würde versuchen, ein System auf die Beine zu stellen, das bundesweit funktioniert. Es gibt ja immer wieder ganz tolle

Einzel-Initiativen wie „Jedem Kind ein Instrument“ oder „Die kleinen Streicher“. Alle diese Projekte haben einen Schirrherrn, bekommen PR und TV-Berichte – und dann hört man nichts mehr. Tropfen auf dem heißen Stein. Es muss ein umfassendes System her, das kulturpolitisch umsetzt, was wissenschaftlich längst erwiesen ist: Dass klassische Musik die Intelligenz stärkt, das Sozialverhalten fördert, damit zur Gewaltprävention beiträgt usw. usw. Es gibt doch Hunderte von Studien aus allen möglichen Bereichen, die das belegen. Es muss einfach mehr in Musikerziehung investiert werden – wenn schon nicht aus humanistischen Motiven, dann wenigstens aus wirtschaftlichen. Denn was am Musikunterricht gespart wird, müssen wir doppelt und dreifach für Resozialisierung zahlen. Positiv gesagt: Für Musik Geld auszugeben ist die beste Investition, die man machen kann. Es ist dort mindestens so gut angelegt wie beim Sport. // www.crescendo.de 01_2011 | 37

Mehr BANSE auf der crescendo premium-CD, Track 3.

Foto: Susi Knoll

Sopranistin Juliane Banse: „Mir kann es gar nicht heiß genug sein.“


{ TITEL }

Foto: Daniel Biskup

Journalist di Lorenzo: „Edda Moser singt Mozart – da gehe ich auf die Knie.“

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Der Zeitarbeiter Giovanni di Lorenzo, entpuppt sich im Moment neben seinem Job als TV-Talkmaster und Zeitungs-Chefredakteur, auch noch als Bestsellerautor. Wir trafen ihn in Berlin und sprachen über sein neues Buch, kommende Generationen und die Bedeutung der italienischen Gene für die Oper VON ROBERT K IT T EL

Haus des Tagesspiegels, Askanischer Platz, Berlin. Der Schnee verhüllt die Stadt wie einst Christo den Reichstag. Ein Mann steigt aus dem Taxi, leicht zerzauste Haare, die Jeans einen Zentimeter zu kurz für deutsche Verhältnisse, schwarzer Pullover, Jackett, Künstlerschal: Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der ZEIT, Herausgeber des Tagesspiegel, Talkshow-Moderator („3 nach 9“) und Bestseller-Autor. Zusammen mit seinem langjährigen Freund, dem Münchner Autor Axel Hacke, schrieb di Lorenzo gerade das Buch „Wofür stehst Du?“. Darin erzählen die Autoren – jeder für sich und doch zusammen – von den Themen, die sie von Kindheit an bewegt haben. Eine sehr unterhaltsame Sammlung persönlicher Geschichten und Erfahrungen, verpackt auf 12 mal 19 Zentimeter. Das Werk ist ein großer Erfolg. Wir gehen in sein Büro im dritten Stock, Glastüre, helles Licht. Ein Zimmer wie das eines Feuilletonredakteurs. Nur die stilvollen Bilder an den Wänden verraten dem Besucher ein wenig über die wahre Stellung des Herrn in diesem Haus. Giovanni di Lorenzo wirkt auf den ersten Blick wie der Betreiber einer Mailänder Kunstbuchhandlung. Auch sein Name erinnert eher an eine Oper von Verdi (den er im übrigen sehr schätzt und – anders als die Deutschen – in original italienischem Akzent mit langgezogenem „e“ ausspricht). Die Legende besagt, sein erster Chef habe den ersten Artikel di Lorenzos mit Hans Lorenz unterschrieben, da er das Gefühl hatte, die Leser würden diesem opernverdächtigen Namen keinen Glauben schenken. Am Ende hat er aber doch unter seinem richtigen Namen Karriere gemacht. CRESCENDO: Sie sitzen sehr defensiv im Stuhl. Interviewen Sie die Menschen lieber als selbst gefragt zu werden? DI LORENZO: Das, was Sie defensiv nennen, ist wohl eher Müdigkeit: Ich habe die Produktionsnacht noch in den Knochen, und meine Tochter war heute Morgen schon um Viertel vor sechs wach. Dann hatte mein Zug eine Stunde Verspätung, wegen des Schnees. Trotzdem haben Sie recht: Ich bin schon lieber selbst in der Rolle des Fragestellers. Aber schießen Sie ruhig los! CRESCENDO: Sie gehen in Ihrem Buch für einen Chefredakteur einer großen Zeitung ganz schön weit ins Private. Sogar ein Streit mit Ihrer Frau über Ihre inzwischen -jährige Tochter kommt darin vor. Das überrascht ... DI LORENZO: Das war, ehrlich gesagt, auch nicht so geplant. Ich habe in meinem Leben immer viel Wert darauf gelegt, mein Privatleben abzuschotten. Und auch jetzt hoffe ich, die Grenze zur Indezenz an keiner Stelle überschritten zu haben. Aber beim Schreiben ist Axel Hacke und mir klar geworden, dass so ein Buch nur glaubwürdig

wird, wenn wir auch auf ein authentisches Zeugnis unserer Biografien setzen – also die Hosen runterlassen. Wir wollten keinen anmaßenden Ratgeber schreiben, keine Tugendfibel mit allgemeinen Maximen. CRESCENDO: Auch Ihre Eltern müssen als Inhalt „herhalten“ ... DI LORENZO: Ja. Und ich verrate Ihnen was: Sie sind die Einzigen, denen ich den Text nicht zur Autorisierung vorgelegt habe. CRESCENDO: Was mir ein wenig fehlt, ist die Beantwortung der Titelfrage: Wofür steht denn jetzt Giovanni di Lorenzo, wofür Axel Hacke? DI LORENZO: Das Buch ist eine Suche, eine Art Selbstverständigung. Und wenn man sich die eigenen Biografien ehrlich anschaut, dann muss man auch Fehler und Fehleinschätzungen eingestehen. Wie schwer das bisweilen „Keine ist, thematisieren wir ja ganz offen. KeiFrage macht ne Frage macht uns heute verlegener als die, wofür wir stehen. Aber wir halten uns heute verlegedie Ambivalenz, die Leuten wie uns ner als die, wofür manchmal vorgeworfen wird, nicht für wir ste eine Schwäche, sondern für eine Stärke. Sie ist das wirksamste Mittel gegen die ideologischen Verirrungen, die uns unsere Väter und älteren Geschwister oft vorgelebt haben. Begriffe wie „Liebe“ oder „Gerechtigkeit“ wirken heute so abgenutzt, und sie sind schon so oft missbraucht worden. Wir erwähnen im Buch diesen BookletText einer Anarcho-Band: „Wie kann ich dir sagen, dass ich dich liebe, nachdem ich gehört hab: Autos lieben Shell?“ CRESCENDO: Man darf sich aber doch nicht von Werbeclaims beeinflussen lassen ... DI LORENZO: Stimmt. Aber wir müssen eben lernen, mit Ambivalenz und Unsicherheit umzugehen. Für das Buch habe ich einen Spitzenvertreter der Regierung interviewt. Ich frage ihn: Was würde eigentlich passieren, wenn Sie immer nur die Wahrheit sagten? Und er antwortet: Dann müssen wir erst einmal darüber reden, was „Wahrheit“ überhaupt ist. CRESCENDO: Versuchen wir es noch Mal direkt: Worum geht es Axel Hacke? DI LORENZO: Ich glaube, es geht Axel primär um Kommunikation, um das Miteinander-Reden. Dieses Reden, so wie er es meint, impliziert etwas, was vielen unserer Väter und Großväter total abgeht: Die Frage, welchen Anteil habe ich an diesem Ereignis, an dieser Situation? Wenn Sie diese Frage ausklammern, kommen Sie nicht weiter.

hen.“

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CRESCENDO: Es ist aber nicht immer leicht, über alles zu reden. Für Universitäten, machen Kinderseiten et cetera. Diese jungen Leser Männer meines Alters () ist es zum Beispiel nicht leicht, mit sind dann auch gar nicht so leicht zu halten, weil sie oft umziehen ihren Vätern offen über alles zu sprechen. Wir führen eher die oder gerade mal keine Kohle haben oder keine Zeit. Kurz gesagt: oberflächlichen Gespräche. Woran liegt das? Es ist schwieriger geworden als früher, junge Leute zu begeistern, DI LORENZO: Sie gehören vielleicht zum letzten Jahrgang, der daaber es ist nicht unmöglich. Und es lohnt sich. mit Schwierigkeiten hat. Da hat sich, glaube ich, einiges geänCRESCENDO: Vielleicht hängt der Erfolg der ZEIT ja auch mit Ihrer dert, viele Väter machen da heute etwas besser. Ich war neulich Person zusammen? Viele Leute kennen Sie aus dem Fernsehen, zu einem . Geburtstag in München eingeladen. Das Ihre Kolumne „auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt“ ist sehr Ehepaar, das feierte, hat drei Kinder – drei herbekannt ... anwachsende, coole Kinder. Alle drei hielten DI LORENZO: Das kann ich nicht beurteilen. Es schadet auf jeden Fall „‚Papa, kurze Ansprachen, und alle drei konnten vor nicht, wenn die Leute mit dem Namen auch ein Gesicht verbinden. Mama, wir lieben hundert Gästen sagen: „Papa, Mama, wir Aber man sollte sich immer vor Augen halten, dass in einem klasEuch!‘“ Das wäre mir lieben Euch!“ Das wäre mir früher nie über sischen Medium wie der Zeitung die Marke immer stärker ist als früher nie über die Lippen gekommen. Undenkbar. jede Person, die für dieses Medium arbeitet. CRESCENDO: Kann man einzelne GeneraCRESCENDO: Können Sie sich selbst richtig begeistern für klassische die Lippen tionen eigentlich sinnvoll trennen? Ich bin Musik? gekommen.“ Jahrgang 1, Sie sind 1. Gehören wir DI LORENZO: Aber natürlich! der gleichen Generation an? Wahrscheinlich CRESCENDO: Was beeindruckt Sie am meisten? nicht, oder? DI LORENZO: Das kann ich gar nicht genau sagen, manchmal ist es DI LORENZO: Das würde ich nicht sagen, obwohl die Trennlinien naeinfach eine Stimme, die einen in seinem Innersten berührt. Zum türlich unscharf sind. Axel und ich gehören zu einer Generation, Beispiel die Stimme von Edda Moser, wenn sie Mozart singt. Da die irgendwo zwischen den Achtundsechzigern und der Generation gehe ich auf die Knie. Golf angesiedelt ist und die heute die bevölkerungsreichste Gruppe CRESCENDO: Mit Gänsehaut? in Deutschland stellt. Das Buch ist auch der Versuch, diese GeneraDI LORENZO: Mit Gänsehaut. Ich glaube, vor allem bei der Oper spietion und ihr Lebensgefühl zu beschreiben. Wir haben zum Beispiel len dann doch meine italienischen Gene eine Rolle. immer Angst gehabt – vor der Kubakrise, dem Dritten Weltkrieg, CRESCENDO: Lieblingskomponist? vor dem Super-GAU und vor Aids. Dabei lebten wir in der sichersDI LORENZO: Puccini. Und Bach. Auf jeden Fall Bach. Der ist ja fast ten und wohlhabendsten Zeit, die es in Deutschland je gab. zu einer Ersatzreligion geworden. Und natürlich der späte Verdi. CRESCENDO: In der klassischen Musik gibt es derzeit ein GeneratiDa dürfen Sie mich gar nicht drauf ansprechen, da gerate ich ganz onsproblem. Wenn man heute ins Konzert geht, dann hat man leicht ins Schwärmen. das Gefühl, auf dem Weg in die Pause ist die CRESCENDO: Schwärmen Sie ruhig. Haben Sie Mitte der Treppe immer frei, weil sich alle auch einen Lieblingspianisten? Besucher aufgrund ihres hohen Alters außen ZUR PERSON DI LORENZO: Ich hatte das Vergnügen, vor kuram Geländer festhalten müssen. Die GeneraGiovanni di Lorenzo (51) verbrachte zem Maurizio Pollini kennen lernen zu dürfen. tion der „Jüngeren“ fehlt irgendwie ... seine Kindheit in Italien, zog im Alter Er hat mir seine Trauer über den Verfall Italiens DI LORENZO: Ja, das ist ein großes Thema. von elf Jahren nach Hannover und geschildert. Das hat mich sehr berührt. Er war Wenn ich Opernintendant wäre, würde ich studierte in München Kommunika– und das ist das eigentlich Erfreulichste darmich in der Hauptsache darum kümmern, tionswissenschaften. Bevor er Chefan – genau so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. junge Leute als Besucher zu gewinnen. Es redakteur der ZEIT wurde, arbeitete Chopin, gespielt von Maurizio Pollini, das ist geht nicht darum, besonders schrille Expeer als Ressortleiter der „Seite Drei“ große Kunst. rimente zu machen oder sich am Ende sogar für die Süddeutsche Zeitung und war CRESCENDO: Gibt es eine Aufführung, die Sie anzubiedern. Aber kein Land der Welt hat Chefredakteur des Tagesspiegels. nie vergessen werden? eine höhere Dichte an Opernhäusern als Seit 1989 moderiert er die Talkshow DI LORENZO: Meinen ersten „Nabucco“ an der Deutschland. Und alle Häuser sind hoch „3 nach 9“. Di Lorenzo lebt mit seiner Oper in Rom, aufgeführt in Straßenkleidung, subventioniert! Ich finde, da muss man sich Frau und einer Tochter in Hamburg weil die Bühnen- und Kostümbildner mal wieder auch anstrengen, Nachwuchs ins Haus zu und Berlin. streikten. kriegen. CRESCENDO: Sie gehen ja richtig auf, beim TheCRESCENDO: Wie schwierig wird es sein, in ma Klassische Musik. Machen wir mal die ProZukunft die Generation Facebook für sinnvolle Kultur zu begeisbe aufs Exempel: Ihre Frau schenkt Ihnen zwei Karten für eine tern? große Opernpremiere, am selben Abend läuft das Champions LeaDI LORENZO: Ich bin da nicht so pessimistisch wie viele andere. Am gue Halbfinale FC Bayern gegen Manchester United. Werden Sie schlimmsten soll es angeblich das Medium „Print“ treffen, also schwach? klassische Zeitungen und Magazine. Ich kann Ihnen aus eigener DI LORENZO: Sie haben die Frage nicht geschickt genug gestellt: Wenn Erfahrung sagen: Bei der ZEIT besteht die größte Gruppe der Neudie Bayern gegen einen italienischen Club antreten müssten, zum abonnenten aus Leuten, die zwischen  und  Jahren alt sind. Beispiel gegen Inter Mailand, dann würde ich wohl schwach werDie kriegen sie aber nicht von alleine, da müssen sie sehr viel tun: den und mit ein paar Freunden vor dem Fernseher landen. In Ihrem Wir sprechen diese Zielgruppe aktiv an, wir gehen raus an die Beispiel aber ziehe ich die Oper vor. // 40


E Z N A G E I D E ERLEBEN SI K I S S A L K R E D T WEL W E R D E N

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DER DAS HÖREN SIE AUF NDO- CD : CE ES CR N AK TUELLE

e Nr. 1, D-Dur“ 1 Gustav Mahler „Sinfoni h nicht zu schnell, doc egt, bew ftig 2. Satz, Krä erischen RundBay des ster rche Symphonieo s son Jan funks, Mariss „Sonate für Klavier 2 Ludwig van Beethoven op. 64, Adagio, Julius und Violoncello Es-Dur“ Berger, José Gallardo der“ Winter, 3 Alban Berg „Jugendlie Madžar Juliane Banse, Aleksandar öne Müllerin“ Unge4 Franz Schubert „Die sch olf Buchbinder duld, Michael Schade, Rud Nr. 3“ Nobuyuki Tsujii m trau bes „Lie t Lisz z 5 Fran Lament“ as nthe „Pa 6 Richard Farrant Pantagruel fonie Nr. 1 B-Dur“ 7 Robert Schumann „Sin Philharmonic don Lon o, hett Larg 38, op. lt Bou ian Adr Sir tra, hes Orc o in maschera“ Forse 8 Giuseppe Verdi „Un ball Richards, Minsk othy Tim ., la soglia attinse.. Orchestra, Wilhelm Keitel h „Concerto d-Moll“ 9 Johann Sebastian Bac kemeyer, KammerMön Nils gio, Ada , 1052 V BW Kasai i Yuk , dam Pots ie dem aka velettes“ op. 29, 10 Niels Wilhelm Gade „No Parnassus Andantino con moto, Trio dien für den 11 Robert Schumann „Stu Nicht zu schnell, 1 Nr. 56, op. l“ üge alfl Ped Piotr Anderszewski r Königssohn“ op. 116, 12 Robert Schumann „De er Fels, Audi Jugendroff sch er, Es steht ein hoh s Staatsorchester, che eris Bay chorakademie, Kent Nagano

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{ K L A S S I K F Ü R D E N NAC H W U C H S }

Frage des Monats:

Zeichnung: Stefan Steitz

Wie kann die Ballerina einfach auf ihren Zehenspitzen stehen? Was wir von der Ballerina erwarten, nämlich, dass sie immer und überall nur auf ihren Zehenspitzen herumläuft, das ist natürlich ein Klischee. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts (als es z.B. noch keine Autos gab), wurden die Ballett-Inszenierungen so gestaltet, dass die Ballerina in gewissen Posen auf ihren Zehen über das Parkett schwebt. Wie sie das macht? Hartes Training und spezielle Schuhe, in denen vor allem die beiden ersten Zehen wie in einem Sk ischuh fixiert sind. Trotzdem kommt es immer wieder zu schlimmen Verletzungen, man sollte es also nur unter Anleitung eines Lehrers ausprobieren. //

Die besten Klassik-CDs für Kinder Wir haben die wirklichen Spezialisten aus einem Münchner Kindergarten befragt. Eve-Alina. Laura, Paula, Manon, Amelie, Antonia, Jonas, Bruno und Riya sind zwischen drei und sechs Jahre alt und haben die neuen CDs getestet. Hier ihre objektiven, zusammengefassten Wertungen: „Märchenstunde“ Klassische Kinderlieder unter dem Motto „Fairytale Hours“. Die Kinder mochten es (außer die Laura). BERLIN Classics

„Komm, wir fahren nach Amerika“ Antonin Dvorˇáks Reise kam bei den Kids durchweg gut weg. 5 Patscher deshalb MDG

„Ein Cello erzählt aus seinem Leben“ Drei Mal volle Punktzahl, zwei Mal vier = am Ende eine Kaufempfehlung. NCA

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1 Händchen = gefällt mir gar nicht; 2 Händchen = gefällt mir nicht; 3 Händchen = nur für Ausgewählte; 4 Händchen = gefällt mir / bitte kaufen; 5 Händchen = spitze!

BUCH DES MO N AT S

Expeditionen

Die Berliner Philharmoniker beantworten Fragen explizit für Kinder Warum besitzen Trompeten Ventile und Posaunen Züge? Solche Fragen stellen wir zwar ab und zu auch in unserem Magazin (siehe nebenan), aber das Buch (von Margarete Zander & John Harrison) mit dem Titel „Wirbelwind und Saitentanz“ beschäftigt sich noch um ein Vielfaches intensiver mit solchen Themen. Eine große, fachkundige Hilfe bei der Beantwortung der Fragen waren die Berliner Philharmoniker. Die Experten aus der Hauptstadt standen für die Autoren Rede und Antwort. Sie stellen einzelne Musikintrumente vor, zeigen deren Besonderheiten, beantworten Fragen zu Musikstücken, den unterschiedlichen Komponisten und natürlich zu ihrem eigenen Orchester. Ein Buch, das bei Kindern vor allem psychologische Türen im Umgang mit der klassischen Musik öffnen kann. Unsere Lieblingsfrage? Von w e lc hem Tier stammen die Haare, mit denen die Bögen von Streichinstrumenten bespannt sind? Antwort: Buch kaufen, da steht`s drin. // Margarete Zander & John Harrison mit den Berliner Philharmonikern: „Wirbelwind und Saitentanz“, Schott Verlag.


FÜR ALLE DIE WISSEN, DASS „GROSSE AUFTRITTE“ SOGAR KLEIN AUF CD PASSEN.

Neuheit

D. DAMRAU "Poesie, Strauss - Orchesterlieder" "Eine Klangpoesie mit der Seele suchen" Die Münchner Philh., Ch. Thielemann und die Sängerin schaffen das in Vollendung! CD für 15,99 Euro

Neuheit

A. GHEORGHIU / P. DOMINGO "Veronesi - Fedora" Ein Muss für alle Opernfreunde und Fans der beiden Stars! 2 CDs für 22,99 Euro

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J. DIDONATO "Diva-Divo" Hosenrollen und ihre weiblichen Gegenparts präsentiert mit erstaunlicher Wandlungsfähigkeit die Echo Klassik-Preisträgerin. CD für 15,99 Euro

KLASSIK JAZZ LOUNGE. Musik für den gehobenen Anspruch. Jetzt in Ihrem SATURN Theresienhöhe, München.

Neuheit

TH. HAMPSON "Mahler - Des Knaben Wunderhorn" Der Künstler gilt als führender Mahler-Interpret, gibt über 50 Konzerte in Deutschland zum 100. Geb. des Komponisten. CD für 15,99 Euro


{ PLUS REGIONAL } H E I D E L B E R G E R F R Ü H L I N G : 19 . M Ä R Z – 1 7. A P R I L 2 011

NEUES AM NECKAR

Seit 1997 hat sich der „Heidelberger Frühling“ als Festival etabliert. 2011 steht er unter dem Motto „Zeitenwechsel“ und debütiert mit einer eigenen „Akademie“. VON ANTOINETTE SCHMELTER DE ESCOBAR

Foto: Andrew Cowin

KNOSPENDE BLÄTTER AN DEN BÄUMEN Osterglocken und Tulpen im Garten, zartes Grün auf den Wiesen. Anfang März erwacht die Natur unübersehbar aus dem Winterschlaf. Besonders weit ist sie in dieser Zeit rund um Heidelberg. Weil die Neckar-Stadt in einer der wärmsten Regionen Deutschlands liegt, hat die Vegetation im Vergleich zum Rest der Republik ein paar Wochen Vorsprung und botanische Besonderheiten wie Mandel-, Feigen- und Aprikosenbäume unter freiem Himmel zu bieten. Kein Wunder, dass Kaiser Joseph II. 1764 bei einem Besuch der Bergstraße, die 67 Kilometer lang von Darmstadt über Heidelberg nach Wiesloch führt, ausgerufen haben soll: „Hier fängt Deutschland an, Italien zu werden“.

Nichts lag daher näher, als ein Festival in diese besonders schöne Jahreszeit zu legen und auch nach ihr zu benennen: Seit 1 hat sich der „Heidelberger Frühling“ als Klassik-Come-Together etabliert. Und das mit erstaunlichen Zuwachsraten: Allein in den letzten fünf Jahren sind die Besucherzahlen von 1. auf 1. gestiegen. Grund für den großen Zuspruch ist zum einen ein hochkarätig besetztes Programm, auf dem 11 Koryphäen wie das London Philharmonic Orchestra oder der umjubelte Multipercussionist Martin Grubinger stehen. Nicht minder attraktiv für Besucher ist sein Selbstverständnis „als Ort der Begegnung und des Dialogs“, was sowohl den ungezwungenen Austausch zwischen Künstlern und Publikum als auch die Einladung zum Erkenntnisgewinn durch Musikvermittlung in Form von begleitenden Vorträgen, Podiumsgesprächen und Workshops meint. Und zwar nicht schulmeisterlich und trocken. Sondern möglichst anschaulich und auch für interessierte Neulinge verständlich, „die 44 44

wenige Vorkenntnisse, aber viel Neugier mitbringen“, so Festivalleiter Thorsten Schmidt. Inhaltlich steht all das jedes Jahr unter einem neuen Motto. Auf „Ach Europa“ 1 folgt 11 „Zeitenwechsel“, um musikalischen Momenten zu huldigen, in denen aus dem Bestehenden ausgebrochen und etwas Neues geschaffen wurde. Und zwar besonders an der Schnittstelle vom 1. zum 1. Jahrhundert, weil sich da die Musik von geistlichen sowie weltlichen Funktionen emanzipierte und autonom wurde. Da kaum ein Komponist zu dieser Zeit so entschieden Grenzen sprengte wie Ludwig van Beethoven, spielt der bei der neuesten Ausgabe des „Heidelberger Frühlings“ eine zentrale Rolle, unter anderem mit seinen Klaviertrios. Anlässlich seines . Geburtstags wird außerdem Franz Liszt ein Wochenende lang gefeiert, an dem seine virtuose h-Moll-Sonate oder Auszüge aus den „Années de Pèlerinage“ zu hören sind.


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Die Brücke zur Gegenwart schlagen gleich mehrere Programmpunkte: „New Generation“ stellt viel versprechende Talente wie den Pianisten Igor Levit oder die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller vor. Als „Artist in Residence“ konzertiert neben Marie-Elisabeth Hecker und Francesco Piemontesi die Geigerin Veronika Eberle, die für Sir Simon Rattle „eine der außergewöhnlichsten und begabtesten Musikerinnen“ ist. „Kammermusik Akademie“ und „Akademie Junger Komponisten“ wollen den Dialog zwischen Instrumentalisten und denjenigen fördern, die neue Werke kreieren. Beide sind auf die direkte Teilnahme des Publikums ausgelegt. Außerdem wird mit der ersten „Lied Akademie“ 11 eine neue Gelegenheit für herausragende Nachwuchs-Sänger geschaffen, um unter der künstlerischen Leitung von Star-Bariton Thomas Hampson an ihrem Repertoire zu feilen oder es zu erweitern. Und zwar an geschichtsträchtiger Stelle, weil in der Heidelberger Romantik um 1 das unverwechselbare Zusammenspiel von symbolträchtigem Wort und Ton als Neuerung entstand. Insgesamt glücklich über sein gelungenes Programm, ist Intendant Thorsten Schmidt besonders „gespannt auf die Premiere dieses neuen Kernprojekts“, das seiner Ansicht nach perfekt zum Motto „Zeitenwechsel“ passt: „Ähnlich wie Beethoven schaffen wir etwas Neues und nehmen gleichzeitig Bezug auf das Alte. Denn die Festival Akademie versteht sich im Sinne der antiken Akademie als Ort der Bildung und (kurzfristigen Lebens-)Gemeinschaft von Forschenden, Lehrern, Studierenden und Zuhörenden.“ //

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MÜNCHENER KAMMERORCHESTER PRINZREGENTENTHEATER, 19.30 UHR

(14 Ct/Min. aus dem deutschen Festnetz)

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60 JAHRE

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6. MAI 2011 5. MÜNCHENER

AIDS-KONZERT OTT GRUBINGER PIAU LIEBREICH ALICE SARA

Klavier

Schlagzeug

MARTIN

Sopran

SANDRINE

Dirigent

ALEXANDER

Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Gioachino Rossini und Astor Piazzolla

Lars Vogt

Infos unter Tel. 089.46 13 64-30 oder unter www.m-k-o.eu

Thomas Hampson

Barbara Bonney (re.)

Pierre-Laurent Aimard

HEIDELBERGER FRÜHLING Internationales Musikfestival Heidelberger Frühling vom 19. März bis 17. April 2011 Tickets: Tel.: +49-(0)6221-584 00 44 Programmbuch anfordern unter: Tel.: +49-(0)6221-584 00 00 www.heidelberger-fruehling.de www.crescendo.de 01_2011 | 45

Fotos: DG / Felix Broede (2); Sven Hoppe; The Bonney Foundation

Der Erlös des Konzerts kommt der Münchner Aids-Hilfe zugute.

Berlin im

Licht 25.2.-13.3.2011

Artist-IN-Residence: Ensemble Modern Kurt Weill: „Der Protagonist“ „One Touch of Venus“ „Zaubernacht“

Erich Kästner/ Edmund Nick: „Leben in dieser Zeit“ Georg Kreisler: „Heute Abend: Lola Blau“ Lotte Reiniger/ Renaud Garcia-Fons: „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“

Salome Kammer HK Gruber Staatsoperette Dresden MDR Sinfonieorchester Anhaltische Philharmonie

www.kurt-weill-fest.de


{ PLUS REGIONAL }

FEBRUA R /M Ä R Z : Diese Termine sollten Sie PREMIEREN

11.2. Dortmund/Theater im Depot Suite Intermédiale (Ballett)

17.2. Wien/Theater a. d. Wien (A) The Rape of Lucretia/B. Britten

25.2. Bielefeld/Stadttheater Kiss me goodnight (Ballett)

1./2.2. Bonn/Opernhaus New Work/E. Lock (Ballett))

11.2. Hamburg/Opernloft La Traviata/G. Verdi

4.2. München/Marstall Rothschilds Geige / Die Entscheidung / Herzland (Benjamin Fleischmann/Sarah Nemtsov/Hanna Krall)

11.2. Bremen/Oper Madama Butterfly/G. Puccini

18.2. Berlin/Staatsoper im Schillertheater El Cimarrón/ Hans Werner Henze

25.2. Dessau/Anhaltisches Theater Der Protagonist/K. Weill, Der Bajazzo/R. Leoncavallo

18.2. Meiningen/Kammerspiele Egmont/Johann Wolfgang von Goethe (Schauspiel)

25.2. Mönchengladbach/Theater Krefeld Giovanna d‘Arco/ Giuseppe Verdi (konzertant)

6.3. Essen/Aalto Theater I Capuleti e i Montecchi/ Vincenzo Bellini

19.2. Karlsruhe/Opernhaus Partenope/G.F. Händel

26.2. Flensburg/SchleswigHolsteinisches Landestheater Raskolnikoff/H. Sutermeister

6.3. Frankfurt/Opernhaus Die Fledermaus/Johann Strauß

4.2. Nürnberg/Opernhaus Ritter Eisenfrass/Jacques Offenbach, Kinderoper (UA) 4.2. Wuppertal/Kleines Schauspielhaus Der Drache vom Dönberg/John Frederick Lampe 5.2. Halle/Oper Lulu/Alban Berg 5.2. Linz/Landestheater (A) La Cenerentola/G. Rossini

11.2. Detmold/Landestheater Oklahoma/Rogers, Hammerstein (Musical) 11.2. Lübeck/Großes Haus Doppelabend: Chamber Opera The Lighthouse/P. Maxwell und Dramatische Kantate Vom Fisch un syner Frau/O. Schoeck 11.2. Salzburg/Landestheater (A) Don Giovanni/W.A. Mozart 12.2. Bielefeld/Stadttheater Iphigenie en Tauride/Christoph Willibald Gluck

19.2. Magdeburg/Opernhaus Die Fledermaus/J. Strauß 19.2. Saarbrücken/Saarländisches Staatstheater Fight Club/Frank Zappa (Musiktheater-Projekt) 20.2. Aachen/Theater Don Giovanni/W.A. Mozart

5.3. Trier/Theater My Fair Lady/Frederick Loewe (Musical) 5.3. Wuppertal/Opernhaus Arabella/Richard Strauss

26.2. Wien/Volksoper (A) Der Mantel, Gianni Schicchi/ Giaccomo Puccini

10.3. Ulm/Theater Der Zwerg/Alexander von Zemlinsky, Herzog Blaubarts Burg//Bela Bartók

27.2. Bonn/Opernhaus Tamerlano/G.F. Händel

12.3. Augsburg/Großes Haus Tristan und Isolde/R. Wagner

27.2. Altenburg/Landestheater Wallenstein/ Jaromir Weinberger (DEA)

12.3. Berlin/Komische Oper OZ - The Wonderful Wizard/ Dmitri Schostakowitsch (Ballett) 12.3. Darmstadt/Staatstheater Lord Byron - Ein Sommer ohne Sommer/Agustí Charles (UA) 12.3. Eisenach/Landestheater Chor-Schluss-Panik/Giuseppe Verdi/Richard Wagner u.a. (UA) 12.3. Karlsruhe/Opernhaus Ballettabend mit Werken von Heinz Spoerli, Christopher Wheeldon & Demis Volpi 12.3. Kassel/Opernhaus Julius Cäsar/G. F. Händel

Vor mittlerweile 50 Jahren übernahm John Cranko das Stuttgarter Ballett und machte es zu einer der bedeutendsten Ballettcompagnien weltweit.

6.2. Frankfurt/Alte Oper La Wally/Alfredo Catalani 6.2. Heidelberg/Opernzelt Musik zur Freiheit - festlicher Opernabend

12.2. Gießen/Großes Haus Ein Sommernachtstraum/Mendelssohn-Bartholdy (Ballett) 12.2. Mannheim/Nationaltheater Eugen Onegin/Tschaikowsky

7.2. Leipzig/Opernhaus Deutsches Miserere/ Paul Dessau

12.2. München/Akademietheater im Prinzregententheater Abu Hassan/C.M. von Weber

8.2. Berlin/Deutsche Oper Malakhov & Friends (Ballett)

12.2. Nürnberg/Opernhaus Il viaggio a Reims/G. Rossini

9.2. Meiningen/Kammerspiele Rhapsodie Espagnole (Ballett)

13.2. Hamburg/Opera Stabile The Rape of Lucretia/B. Britten

10.2. München/Prinzregententh. Márton Illés: Auftragswerk des MKO (2010/11) (UA) Münchener Kammerorchester Leitung: Alexander Liebreich

13.2. Regensburg/Theater am Bismarckplatz Die Tote Stadt/ Erich Wolfgang Korngold

11.2. Wiesbaden/Großes Haus Blaubarts Geheimnis/ Henryk Górecki (UA, Ballett)

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16.2. Wien/Staatsoper (A) Le nozze di Figaro/W.A. Mozart 17.2. Berlin/Neuköllner Oper Changemakers/O. Adámek(UA)

20.2. Berlin/Komische Oper Rusalka/Antonin Dvorˇák 20.2. Karlsruhe/Opernhaus Radamisto/G.F. Händel 21.2. Köln/Philharmonie Il Trovatore/G. Verdi 22.2. Berlin/Staatsoper im Schillertheater Sorrowful Songs/Henryk Gorecki (Ballett) 22.2. Kaiserslautern/Pfalztheater Ritter Odilo und der strenge Herr Winter/Henry Purcell (UA) 23.2. Hamburg/Allee Theater Carmen/G. Bizet 24.2. Bern/Stadttheater (CH) Don Giovanni/W.A. Mozart 24.2. Dortmund/Theater Das schlaue Gretchen/Martin Smolka (Kinderoper)

27.2. München/Nationaltheater L‘Enfant et les sortilèges/ Maurice Ravel & Der Zwerg/ Alexander Zemlinsky 27.2. Münster/Städt. Bühnen Gespräche der Karmeliterinnen/ Francis Poulenc 27.2. Zürich/Oper (CH) Norma/V. Bellini 4.3. Hof/Theater Hoffmanns Welt/ Roland Baumgartner (UA) 5.3. Erfurt/Theater Triumph der Liebe/Johann Sebastian Bach (UA) 5.3. Leipzig/Opernhaus Cosi fan tutte/W.A. Mozart 5.3. Lüneburg/Großes Haus Der Freischütz/C.M. von Weber

Friedemann Vogel und Ensemble Foto: Ulrich Beuttenmüller

12.3. Osnabrück/Theater Adriana Mater/Kaija Saariaho (DEA) 13.3. Berlin/Deutsche Oper Tristan und Isolde/R. Wagner 14.3. Annaberg-Buchholz/ Eduard-von-Winterstein-Theater Die lustige Witwe/Franz Lehár 17.3. Duisburg/Theater Der gestiefelte Kater/Xavier Montsalvatge, ab 6 J. 19.3. Braunschweig/Großes Haus Isabeau/Pietro Mascagni (DEA) 25.3. Düsseldorf/Oper Billy Budd/Benjamin Britten

KONZERTE 1./2.2. Dortmund/Konzerthaus 4. Philharmonisches Konzert/ Brahms Sinfonie Nr. 1 mit Isabelle Faust (Violine) 1.2. Frankfurt/Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Schmerzliche Wonnen und wonnige Schmerzen/H. Wolf 2./3.2. Aachen/Eurogress Lauma Skride, Sinfonieorchester Aachen, Ltg: Peter Ruzicka 2.2. Zürich/Tonhalle (CH) Collegium Novum Zürich mit Werken von Hans Zender & Claude Debussy 3.2. Magdeburg/Opernhaus 6. Sinfoniekonzert, Händel, Schönberg und Sibelius


nicht versäumen

Liszt mit Barenboim

Musik unserer Zeit Neue Musik ist ein Ausdruck unserer Zeit. Dennoch geling es ihr selten das Interesse breiter Publikumsschichten zu erregen. Wie dies gelingen könnte und welche Wege dabei beschritten werden, darüber sprechen Komponisten, Kritiker, Wissenschaftler und Veranstalter. Daneben geben 4 Konzerte mit vielen Uraufführungen dem Publikum die Möglichkeit einen Eindruck aktueller Neuer Musik zu gewinnen. Es spielen u.a. das Ensemble piano possibile, Solisten des BR-Symphonieorchesters oder der via-nova-chor München. München, 4.-6.2. www.evstadtakademie.de

Junge Talente Ein Preisträgerkonzert präsentiert die Gewinner des 3. Int. FRANZ LISZT Wettbewerbs für junge Pianisten, der

• Gebäude der Erinnerung • Hommage à György Ligeti

• Philharmonisches • New York zu Gast

www.alpenklassik.com www.bad-reichenhall.de Tourist-Info Bad Reichenhall Tel. +49 (0) 8651 606-151 · vorverkauf@bad-reichenhall.de

Debüt in Garmisch-P.

RICH ARD STRAU SS

Abseits von Jazz, U-Musik und saxophonistischen Mainstream vereinen Nicole Schillings, Monika Leufgen, Michael Ruf und Katharina Stashik eine Vielfalt an musikalischer Kompetenz. Mit Werken von Bozza, Pierné, Glasunow, Desenclos, Reger, Strauss, Hindemith und Françaix ist das Deutsche Saxophon-Ensemble jetzt erstmals in Garmisch-Partenkirchen zu erleben. Garmisch-Partenkirchen, Richard-Strauss-Institut, 26.2. www.richard-strauss-institut.de

Klassische Moderne Klingende Stadtporträts von Berlin, Paris und New York präsentieren die Lebens-Arbeits-Stationen Kurt Weills und geben den Takt der kommenden Kurt Weill Feste vor. Berlin, Hotspot der 20er und 30er Jahre, steht zuerst Pate beim 19. Kurt Weill Fest. „Musik“ nicht nur in der Hauptstadt: Hugo Junkers, die Meister des Bauhaus und einige ebenso visionär wie demokratisch gesinnte Politiker sorgten für bedeutende Impulse – auch heute noch erlebbar in der Musik Kurt Weills. Dessau-Roßlau, 25.02.-13.03. www.kurt-weill.de

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Künstlerische Leitung: Ks. Brigitte Fassbaender Tickets ab 1. Dezember 2010: München Ticket Fon: +49 (0) 180 - 54 81 81 8 (14 Ct/Min. aus dem deutschen Festnetz)

sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen

Eifersucht und Sehnsucht Es geht um die Liebe von Dido und Aeneas, um Eifersucht und Sendungsbewusstsein, um Völkerkonflikt und Individuum. Mit „Aeneas in Carthago“, Joseph Martin Kraus’ Oper in fünf Akten, führt Lothar Zagrosek seinen Zyklus „Oper konzertant“ zum Abschluss. Unter der Regie von Susanne Øglænd wird die Sage neu interpretiert. Berlin, Konzerthaus, 18.3., www.konzerthaus.de

JazzTalk 04 In einer Welt der Klingeltoncharts und der Warteschleifenmelodien hält fossile3 weiter den Kontakt zu den unerschöpflichen Energiereserven der Jazztradition. Mit Sebastian Gramms (Bass), Rudi Mahall (Bassklarinette), Etienne Nillesen (Schlagzeug) und Philippe Zoubek (Piano). Jazzinstitut Darmstadt, 11.2. www.jazzinstitut.de www.crescendo.de 07_2010 | 47

Hauptsponsor RAUSS NE ST PAULI

Das Jahr 2011 steht musikalisch im Zeichen von Franz Liszt. Das „Museum“ würdigt ihn mit einem Sonderkonzert: Daniel Barenboim, einer der profiliertesten Liszt-Interpreten der Gegenwart, spielt beide Klavierkonzerte. Und Sebastian Weigle dirigiert zwei Werke von Liszts Schwiegersohn Richard Wagner, darunter das „Siegfried-Idyll“, das der Komponist seiner zweiten Frau, der Liszt-Tochter Cosima, widmete. Frankfurt, Alte Oper, 9.3. www.museumskonzerte.de

Das Kammermusikfestival AlpenKLASSIK präsentiert sich in einer neuen, noch dichteren Form - 2011 mit vier Themenbereichen:

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Seit Jahren zählt die Mozartwoche der Bad Reichenhaller Philharmonie zu den Highlights im vielseitigen Musikangebot des Bayerischen Staatsbads. Unter dem Motto „Auf den Spuren Mozarts durch Europa“ spannt die Bad Reichenhaller Philharmonie acht Tage den Bogen von Oper über Solokonzert, Sinfonie und Kammermusik bis hin zur Kirchenmusik. Bad Reichenhall, 13.–20.3. www.bad-reichenhall.de

20. - 30. Oktober 2011

RAUSS NE ST PAULI

Eine Woche Mozart

unter der Schirmherrschaft von Alfred Brendel von der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und dem Musikgymnasium Schloss Belvedere vom 21.2. bis 2.3. ausgestragen wird. Nachwuchstalente im Alter von bis zu 17 Jahren beweisen ihr Können. Die Sieger des Wettbewerbs sind mit dem Orchester des Musikgymnasiums unter der Leitung von Nicolas Pasquet nach Bayreuth geladen. Bayreuth, Zentrum, Europasaal, 4.3. www.liszt.bayreuth.de

Gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie vom Bezirk Oberbayern.

Veranstalter: Markt Garmisch-Partenkirchen

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S P I E L Z E I T 2 010 / 2 011

50 Jahre sind vergangen, seit John Cranko 1961 Ballettdirektor in Stuttgart wurde und die Compagnie auf den Weg zum „Stuttgarter Ballettwunder“ brachte. Diesen runden Geburtstag feiert das weltberühmte Stuttgarter Ballett mit Festwochen. Drei Wochen lang finden unglaubliche 30 Veranstaltungen statt, die das vielfältige Repertoire der Compagnie und deren weitreichende Verzweigungen in die internationale Tanzwelt offenbaren: Tänzer, Choreografen, Freunde und Fans aus aller Welt kommen hier zusammen. Stuttgart, 4.–27.2. www.stuttgart-ballet.de

KULTUR IN UNTERSCHLEISSHEIM Sonntag, 20. Februar 2011, 19 Uhr

G. ROSSINI: DER BARBIER VON SEVILLA

FORUM UNTERSCHLEISSHEIM

Jubiläums-Tanz-Fest

Gastspiel der Opera Romana Freitag, 25. Februar 2011, 19 Uhr COPPÉLIA Gastspiel des Ballet Classique München Mittwoch, 23. März 2011, 20 Uhr LIEBESTRÄUME Franz Liszt und C. von Sayn-Wittgenstein Konzertschauspiel Bürgerhaus Unterschleißheim Rathausplatz 1 [direkt an der S 1 Haltestelle Unterschleißheim] Karten: 089/54 81 81 81 oder 089/310 09 200 www.forum-unterschleissheim.de


{ PLUS REGIONAL }

F EBRUA R /M Ä R Z : Diese Termine sollten Sie nicht versäumen 3./4.2. Leipzig/Gewandhaus Gewandhausorchester unter Vassily Sinaisky Mendelssohn-Bartholdy, Schönberg & Richard Strauss 3.2. Trier/Großes Haus 5. Sinfoniekonzert mit Valtteri Rauhalammi, Philharmonisches Orchester der Stadt Trier 4.2. Berlin/Komische Oper Sinfoniekonzert mit Kirill Petrenko 4./5.2. Frankfurt/Jahrhunderth. Music Discovery Project mit 2raumwohnung und dem hrSinfonieorchester

11./12.2. Berlin/Konzerthaus Konzerthausorchester Berlin, Ltg: Claus Peter Flor 11.2. Cottbus/Großes Haus 4. Philharmonisches Konzert mit Werken von Daniel Teruggi & Richard Wagner 11.2. Wels/Stadthalle (A) Sinfoniekonzert, Sergej Krylov (Violine), Ltg.: Ola Rudner 12.2. Brandenburg/Großes Haus 5. Sinfoniekonzert Durchbrüche mit Andreas Boyde und den Brandenburger Symphonikern mit Werken von Dvorˇák, Schumann & Wagner

4.2. München/Allerheiligen-Hofk. Silke Avenhaus, Klavierrecital

12.2. Essen/Philharmonie Dome Peak von Jorge E. López mit dem WDR Sinfonieorchester unter Emilio Pomàrico

4.2. Salzburg/Universität Mozarteum (A) Tanel Joamets Klavierrecital mit Werken von Joamets, Grieg, Sibelius, Tubin, Skrjabin & Rachmaninow

13./14.2. Dresden/Semperoper Ein deutsches Requiem/ Johannes Brahms 14.2. München/Café Ruffini Hugo Siegmeth Trio (Jazz)

4.2. Schwetzingen/Rokokotheater Bach und Händel I Ensemble Musica ad Rhenum, Jed Wentz

15.2. München/Philharmonie Ungarische Nationalphilharmonie und Daniel MüllerSchott, Ltg. Zoltán Kocsis, Werke von Liszt, Dvorˇák & Beethoven

4.2. Stuttgart/Musikhochschule Aus der neuen Welt/Antonin Dvorˇák Kammerorchester der Uni Stuttgart 5.2. Leverkusen/Bayer Kulturh. Alfred Brendel, Signum Quartett 5.2. Ludwigsburg/Forum am Schloßpark La La La Human Steps / Montreal Neue Choreografie von É. Lock (Ballett) 5.2. Nürnberg/Tafelhalle Juno - Changing classics 6.2. Hamburg/Laeiszhalle Leif Ove Andsnes, Concertgebouw Orchester Amsterdam Ltg. Mariss Jansons 7.2. Reutlingen/FriedrichList-Halle 4. Sinfoniekonzert, Schostakowitsch & Sibelius 8.2. München/Siemens Auditorium Junge Solisten - Musik des 20. und 21. Jahrhunderts: Posaunen-Quartett 9./10.2. Gera/Konzertsaal 4. Philharmonisches Konzert mit Werken von Purcell, Lully, Bach, Telemann & Vivaldi 9.2. Köln/Philharmonie Magdalena Kožena und Private Musicke mit Lettere amorose 9./10.2. Luzern/Konzertsaal Premiere für Argerich und Maisky - Russland 1, Luzerner Sinfonieorchester, Leitung: Neeme Järvi 9.2. München/Herkulessaal Chopin und Rachmaninow mit Nikolai Lugansky am Klavier 10.2. Leverkusen/Bayer Kulturh. l‘arte del mondo mit Werken von Beethoven & Brahms

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19.2.München/Prinzregententh. Abonnementkonzert des BR-Chors mit dem Münchener Kammerorchester, Leitung: Peter Dijkstra 20.2. München/Philharmonie 5. Kammerkonzert, Glinka, Prokofjew, Schostakowitsch, Rimskij-Korsakow 20.2. München/Prinzregententh. Münchner Symphoniker, Dvorˇák, Saint-Saëns & Mozart 20.2. Frankfurt/Alte Oper Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Ltg: Sebastian Weigle mit Werken von Tschaikowsky, Schostakowitsch & Mussorgsky

24.2. München/Prinzregententh. concert sauvage des Münchener Kammerorchesters 24.2. Wien/Theater a. d. Wien L‘Olimpiade/Giovanni Battista Pergolesi (konzertant)

16.2. Ludwigsburg/Forum am Schloßpark 4 Elemente - 4 Jahreszeiten Akademie für Alte Musik Berlin, Clemens-Maria Nuszbaumer (Ltg.) 16.2. Weimar/DNT Eröffnungskonzert des Thüringer Themenjahres Franz Liszt. Ein Europäer in Thüringen 17./18.2. Essen/Philharmonie 6. Sinfoniekonzert der Essener Philharmoniker 17.2. Frankfurt/Alte Oper Apollon Musagete Quartett 17.2. München/Carl-Orff-Saal Blues, Hot Jazz and Swing Classics in Concert 18.2. Hannover/NDR-Sendesaal Radio-Philharmonie Hannover des NDR August Enna: Fantasie über Themen aus Cleopatra 18.2. Kaiserslautern/Fruchthalle Lichter der Großstadt Stummfilm mit Live-Orchestermusik, Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz 19.2. Fürth/Stadttheater Pellegrini Quartett spielt Kurtág, Zemlinsky & Beethoven 19.2. München/Residenz Bruckners Kammersymphonie Rodin-Quartett & H.Schlichtig

4.3. Bayreuth/Europasaal Preisträgerkonzert des 3. Int. Franz Liszt Wettbewerbs

25.2. Düsseldorf/Tonhalle Düsseldorfer Symphoniker, Ltg: Axel Kober Bach, Schönberg, Mahler und Bruckner

7.3. München/Philharmonie Münchner Symphoniker, Oratorienchor & Konzertchor Carmina Burana & Boléro

25.2. Unterföhring/Bürgerhaus Münchner Bach Chor Carl Orffs Carmina Burana & Werke von G. Gershwin

9.3. Hannover/Kuppelsaal im HCC Mutter‘s Virtuosi, Anne-Sophie Mutter: Leitung & Violine

26.2. Essen/Aalto Theater Ballettgala im Rahmen des Deutschen Tanzpreises

10.3. München/AllerheiligenHofkirche Stipendiaten der Orchesterakademie

„Im Kampf mit dem Berg“ von 1921

10.3. Neubrandenburg/Konzertkirche 7. Philharmonisches Konzert Robert Leonardy, Ltg.: Stefan Malzew mit Werken von Mussorgsky, Strawinsky & Tschaikowsky 11.3. Bad Malente/Haus des Kurgastes Klazz Brothers feat. David Gazarov (Jazz)

16.-19.2 Bad Endorf/Kultursaal der Chiemgau Thermen 3. Lions Gesangswettbewerb Gut Immling 16.2. Hameln/Großes Haus Operngala mit Solisten der Oper Osnabrück

3.3. Berlin/Curt-Sachs-Saal Die ungeheure Gewalt der Musik: Goethe und seine Komponisten Lieder von Kayser, Reichardt, Zelter & Schubert

Foto: Sammlung Matthias Fanck

3.2. Baden-Baden/Festspielh. Dianne Reeves & Raul Midón

20.2. Lüneburg/Großes Haus Meisterkonzert No. 4, Mahler, Korngold & Dvorˇák 20./21.02. Weimar/DNT 6. Sinfoniekonzert mit Werken von Franz Liszt 22.2. Berlin/Konzerthaus Accademia Bizantina, Andreas Scholl 22.2. Gießen/Großes Haus 6. Sinfoniekonzert mit Werken von Debussy, Françaix & Berlioz 22.2. Hameln/Theater 4. Hamelner Konzert mit Bernd Glemser und dem Staatsorchester Brauschweig unter Alexander Joel 22.2. Köln/Philharmonie Wiener Philharmoniker unter Semyon Bychkov mit Mahlers 6. Sinfonie 23.2. Heilbronn/TheodorHeuss-Saal der Harmonie 6. Heilbronner Konzert des WKO; Solist: Nikolai Tokarev 23.2. München/Herkulessaal Quatuor Ebène und Menahem Pressler am Klavier 24.2. Düsseldorf/Tonhalle Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker mit Werken von Poulenc, Piazolla, Fauré, Legrand u. a.

26.2. Hamburg/Laeiszhalle Quatuor Ebène 26.2. Regensburg/Audimax Die Schöpfung/Joseph Haydn 27.2. Fürth/Stadttheater Helen Schneider (Jazz) 27.2. Hamburg/Laeiszhalle 4. Kammerkonzert mit Werken von Schumann, Ligeti & Brahms 27.2. München/Prinzregententh. Rudolf Buchbinder 28.2. Lübeck/Scharbausaal i. d. Stadtbibliothek Quattro Mondi Plus mit Werken von Mozart, Bruckner, Zemlinsky, Mendelssohn-Bartholdy 1.3. Dessau/Anhaltinisches Theater Ernste Gesänge/Hanns Eisler Ulf Paulsen, Anhaltinische Philharmonie, Ltg: Antony Hermus 1.3. Karlsruhe/Opernhaus Festkonzert der Deutschen Händel-Solisten mit Berit Barfred Jensen, Leitung: Christophe Rousset 2.3. Salzburg/Universität Mozarteum (A) Verdehr Trio mit Werken von Grieg, Bruch, Menotti, Sheng, Gershwin / Brohn & Arutunian 3.3. München/Bayerisches Nationalmuseum Joel Frederiksen & Ensemble Phoenix Munich

12.3. Baden-Baden/Festspielh. Abdullah Ibrahim Trio (Jazz) 13.3. Kaiserslautern/Fruchthalle Mutter Gans Märchen- und Sagenhaftes mit dem Orchester des Pfalztheaters Kaiserslautern 14.3. Bielefeld/Rudolf-OetkerHalle 6. Philharmonisches Kammerkonzert, Werke von Robert Schumann, Hugo Wolf und Jürg Baur 14.3. Bonn/Villa Prieger 4. Montagskonzert: Die große Schwester der Klarinette mit Werken von W. A. Mozart, Ferdinand Ries, Franz Danzi & Franz Krommer 17.3. München/AllerheiligenHofkirche Yamei Yu, Violine; Milana Chernyavska, Klavier 18.3. Bonn/Beethovenhalle 6. Freitagskonzert Peter Jablonski, Beethoven Orchester Bonn mit Werken von W. A. Mozart & Mahler 18.3. Bayreuth/Steingraeberhaus Klavierduo Hans-Peter und Volker Stenzl

FESTSPIELE/ FESTIVALS 3.-13.2 Augsburg Brecht Festival Augsburg 18.2.-1.3. Karlsruhe Händel-Festspiele 3.-27.3. Salzburg Salzburg Biennale 13.-20.3. Bad Reichenhall, Mozartwoche 24.-27.3. Langenlois Loisiarte


In einer Münchner Erstaufführung wird das Orchester Jakobsplatz München unter der Leitung von Daniel Grossmann zu Arnold Fancks dokumentarischem Film „Im Kampf mit dem Berg“ von 1921 live die Orchesterfassung der Musik von Paul Hindemith aufführen. Die Verknüpfung der Schwarzweißbilder mit der eindrucksvollen, suggestiven Musik von Paul Hindemith macht den Film auch heute zu einem spannenden und mitreißenden Erlebnis und zum echten Klassiker der Filmmusik. München, Jüdisches Gemeindezentrum, 16./17.2., www.ikg-m.de,

Barocke Begeisterung Simone Kermes ist international eine der gefragtesten Soprane im dramatischen Koloraturfach. Nun ist die „beeindruckendste Barocksängerin“ (Der Spiegel) und ECHO Klassik-Preisträgerin auf Tour zusammen mit dem Ensemble „Le Musiche Nove“ unter der Leitung von Claudio Osele. Es werden unter anderem einige Stücke aus ihrem neuen Album „Colori d‘Amore“ präsentiert. Hamburg, Laeiszhalle, 2.2.; u.a. www.deag.de

Klassik bei freiem Eintritt Klassische Kammermusik auf höchstem Niveau bei freiem Eintritt: Darum geht es dem Cellisten Joachim Schiefer, der die Kammermusikreihe „Musik von Mensch zu Mensch“ 2007 in Wuppertal ins Leben gerufen hat. Für das Jahr 2011 konnte der junge Professor Jonathan Aner als Artist in residence gewonnen werden. Im Auftaktkonzert präsentiert er die Klavierquintette von Antonin Dvořák und Robert Schumann zusammen mit dem international gefeierten Quatuor Terpsycordes. Wuppertal/Huppertsbergfabrik, 6.2. www.startpunkt.info/www.mvmzm.de

Brechtiger Klang Das Brecht Festival Augsburg steht in diesem Jahr ganz im Zeichen von „Brecht und die Musik“: vom Konzert mit Ute Lemper, über die IndierockerBand Kante, „Brechtbreaks“ und eine Performance von Dominique Horwitz („Best of Dreigroschenoper“) bis hin zum Sinfoniekonzert und vielem mehr. Begleitet werden die Musikveranstaltungen von Vorträgen und Theaterinszenierungen. Augsburg, verschiedene Orte, 3.–13.2. www.brechtfestival.de

Der ganze Liszt Im Burgenland steht der 200. Geburtstag von Franz Liszt unter dem Titel „Lisztomania 2011“. Das Liszt-Haus Raiding, das daneben errichtete Konzerthaus Raiding sowie die Taufkir-

che Liszts sind Originalschauplätze, an denen hochkarätige Konzerte und spannende Ausstellungen stattfinden. Das Liszt Festival Raiding präsentiert mit einem beeindruckenden Programm und erstklassigen Interpreten Liszts gigantisches Œuvre. Raiding, „Künstlerfestzug“ 17.–20.3. „Grenzgänge(r)“ 12.–26.6., u.v.m. www.lisztfestival.at

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Klavierwettbewerb Noch bis 4. Februar findet an der Zürcher Hochschule der Künste der dritte Kurt Leimer Klavierwettbewerb statt. Der etwa alle drei Jahre stattfindende Wettbewerb ist dem großen Vermächtnis des Pädagogen, Konzertpianisten und Komponisten Kurt Leimer (19201974) gewidmet. Die Preisträger dürfen ihr Talent im Rahmen des Davos Festivals Young Artists in Concert beweisen. Zürich, Hochschule d. Künste, 31.1.–4.2. www.kurtleimer.ch

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Beethoven-Projekt Alle fünf Beethoven-Klavierkonzerte mit einem Interpreten zyklisch aufzuführen, dieser Gedanke liegt nahe. Das Symphonieorchester des BR hat sich jedoch in dieser Saison dafür entschieden, fünf der führenden Beethoven-Pianisten unserer Zeit zu präsentieren. Nach Lars Vogt und Maria João Pires spielt Mitsuko Uchida das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll, op. 37. Ergänzt wird das Programm mit dem Symphonieorchester an diesem Abend durch Richard Strauss „Ein Heldenleben“, op. 40 unter Mariss Jansons. München,Philharmonie am Gasteig, 17./18.03., www.br-klassik.de

Ein Lisztverehrer Alfred Brendel, der Grandseigneur des Klaviers, Musikschriftsteller und Lyriker, vielfacher Ehrendoktor und Träger zahlreicher Preise (u.a. des Praemium Imperiale), kommt als großer LisztVerehrer und -Wiederentdecker nach Thüringen um dort die Eröffnungsrede zum Beginn des Liszt-Jahres in Thüringen zu halten. Beim Eröffnungskonzert interpretiert die Staatskapelle Weimar mit Solist Kit Armstrong Werke von Liszt, Strauss und Beethoven. Weimar, Weimarhalle, 16.2. www.liszt-2011.de www.crescendo.de 07_2010 | 49

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Anna Bolena Im April 2011 wird Donizettis Belcanto-Juwel „Anna Bolena“ erstmals an der Wiener Staatsoper aufgeführt: mit Anna Netrebko in der Titelpartie, Elina Garanča als Giovanna Seymour, Elisabeth Kulman als Smeton, Francesco Meli als Lord Riccardo Percy und Ildebrando D‘Arcangelo als Enrico VIII. Am Dirigentenpult: Evelino Pidò. Wiener Staatsoper, 2.4. www.wiener-staatsoper.at

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„Die Solisten sind extra“ CRESCENDO: Jedes Mal, wenn ich zu Ihnen

komme, erschrecke ich wieder, Herr Kaiser. Wissen Sie eigentlich, wie viele LPs und CDs Sie haben? JOACHIM KAISER: Ich wage es nicht, sie zu zählen, es müssen zig Tausende sein. CRESCENDO: Ihr ganzes Wohnzimmer ist voll, meterlange Regale, bis zur Decke... KAISER: … und unten im Arbeitszimmer geht es weiter. CRESCENDO: Nach welchem Prinzip haben Sie geordnet? KAISER: Ich habe mehrere Ordnungsprinzipien, die ineinander greifen. Natürlich das Alphabet, es fängt also mit Bach und Beethoven an. Die großen Solisten, also Arrau, Brendel, Gulda, Gould, sind aber extra zu finden, genau wie die wichtigen Dirigenten. CRESCENDO: Indiskrete Frage: Verleihen Sie Ihre Platten? KAISER: Jetzt nicht mehr, weil die meisten meiner Freunde inzwischen gestorben sind. Früher schon! Wissen Sie, mit Platten ist es wie mit Büchern – man liebt nicht gern allein und wenn ich was toll finde, will ich es anderen zeigen. Die Liebe zu Platten ist nichts Abstraktes, die hat auch was erotisches. Man möchte, dass dem Freund gefällt, was einem selbst gefällt und ist gekränkt, wenn er eine andere Meinung hat. CRESCENDO: Verstehe. Was ist Ihnen lieber: Schallplatte oder CD? KAISER: Schallplatte. CRESCENDO: Klar. Alte Schule ... KAISER: Das hat nichts damit zu tun. Eine Schallplatte ist einfach seelenvoller und die scheinbar störenden Geräusche sind nicht perfekt herausgefiltert. Wenn man eine Caruso-Platte ohne Nebengeräusche hört, bleibt ja fast nichts mehr übrig. Das Rauschen, der Staub, das Kratzen, das gehört alles dazu. CRESCENDO: Gehen wir noch einen Schritt weiter: Lieber Platte oder Konzert? KAISER: Ich finde, man muss die richtige Balance finden. Aber das ist gar nicht so einfach. Denn auch wenn man die gesamte

Musikliteratur zu Hause hat, das Live-Erlebnis ist natürlich unerlässlich. Konzerte sind ein gemeinschaftliches Ereignis, und wenn der Interpret merkt, dass alle ihm zuhören und gleichmäßig atmen, dann tritt

Joachim Kaiser kritisiert seit 60 Jahren die Welt der Klassischen Musik.

eine vollkommene Stille ein, die etwas ganz anderes ist als die tote Stille im schalldichten Raum von Rundfunkanstalten. Wissen Sie, woran man merkt, wie überlegen das Live-Erlebnis der besten Tonträger-Aufnahme ist? CRESCENDO: Verraten Sie es ... KAISER: Fragen Sie mal einen Klassik-Liebhaber nach seinem größten Musikerlebnis. Er wird immer sagen: Ach, als damals der Karl Richter das Weihnachtsoratorium dirigiert hat. Er wird nie sagen: Als ich die und die Platte gehört habe. CRESCENDO: Wo sitzen Sie, wenn Sie zu Hause Musik hören? KAISER: Hier auf dem Sofa oder einem Stuhl. CRESCENDO: Ich nehme nicht an, dass Sie abspülen, wenn Sie Musik hören ... KAISER: Ich hasse ja kaum etwas, dazu habe ich zu wenig Temperament. Aber ich hasse es wirklich, wenn Musik zu einer Art

VON TOBIAS HABERL

tönendem Hintergrund wird. Wissen Sie, was ich mir denke, wenn ich bei feinen Leuten eingeladen bin und im Hintergrund leise Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ höre? Ich denke: Vielleicht sind die Leute doch nicht so fein. CRESCENDO: Aber irgendwas muss man doch auflegen, wenn man Gäste hat ... KAISER: Naja, aber nichts Gutes. Wagner hat mal gesagt, man höre bei Mozart das Tafelgeschirr klingen; eine gehässige, aber verständliche Anmerkung. CRESCENDO: Korrigieren Sie mich, aber es gibt das Gerücht, dass Sie im Sommer die Boxen nach draußen tragen und zu Musik ein paar Bahnen im Pool schwimmen? KAISER: Das stimmt. Ich finde immer noch alles, was gesund ist, ziemlich langweilig. Schwimmen ist langweilig, gesunde Liebe ist auch nicht gerade fesselnd und gesundes Essen sowieso nicht. Und wenn ich nur meine Bahnen schwimme, langweilt mich das, also höre ich eine Haydn-Sinfonie oder ein Klavierkonzert dazu. CRESCENDO: Erinnern Sie sich noch an die er, als auf einmal die ersten CDs auf den Markt kamen? Das muss ein Schock für Sie gewesen sein. KAISER: Man merkt hier wieder einmal, wie jung Sie sind. Ich habe in den ern auch den Übergang von Schellack auf Langspielplatte mitgemacht, das war eine Revolution. Die Dinger waren ja nur sechs Minuten lang, da war eine Wagner-Oper ein riesiger, zentnerschwerer Koffer voll. CRESCENDO: Erinnern Sie sich an die erste eigene Platte Ihres Lebens? Kaiser: Ja, das war „Till Eulenspiegel“ von Richard Strauss. Ich hatte was darüber gelesen und sie mir dann vom Taschengeld gekauft, ich muss  oder  Jahre alt gewesen sein. CRESCENDO: Haben Sie sie noch? KAISER: Leider nicht. Wir sind damals aus Ostpreußen geflohen, und der „Eulenspiegel“ musste genau wie meine Modelleisenbahn zurückbleiben. Das haben sich alles die Russen unter den Nagel gerissen. //

Foto: Bob Coat

Deutschlands Oberkritiker über seine Plattensammlung und Musik als Geschirrspülmittel


So wurden die beiden Journalisten am 15. November 2010 im iranischen TV gezeigt.

Freiheit für die beiden im Iran inhaftierten deutschen Reporter! Wir bangen um zwei deutsche Journalisten! Am 10. Oktober 2010 wurden Reporter von „BILD am SONNTAG“ während eines Interviews in der nordiranischen Stadt Täbris verhaftet. Seitdem werden die beiden Journalisten festgehalten. Wir appellieren, auch im Namen der Familien und der Freunde der Reporter, an die Regierung des Iran, die beiden Journalisten sofort freizulassen. Wahrheitssuche ist kein Verbrechen. Journalistische Neugier ist die Grundlage der Pressefreiheit. Pressefreiheit ist der Gradmesser der Freiheit.

Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, Verband Deutscher Zeitschriftenverleger, Weltverband der Zeitungen und Nachrichtenmedien, International Federation of the Periodical Press, Deutscher Journalisten-Verband, Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (ver.di), Reporter ohne Grenzen


Leidenschaft. Getanzt vom


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