crescendo 4/2009, Ausgabe Juni/Juli/August 2009

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B47837 Jahrgang 12 – 04/2009

Juni / Juli / August 2009 www.crescendo.de

Rolando Villazón zeichnet ein Künstlerleben Lucia Aliberti Talent plus Ehrgeiz Enoch zu Guttenberg „Man muss engagiert sein“ Bayerische Staatsoper 1.000 Menschen produzieren Kultur Die Wagner-Schwestern Hoffnung für Bayreuth? Audi Sommerkonzerte Daniel Hope, Christiane Oelze, Kent Nagano, Arcadi Volodos, London Symphony Orchestra u.v.a.

Kunst macht Arbeit Jonas Kaufmann „Die Mühe darf man nicht sehen“ Mit Beihefter CLASS aktuell


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crescendo 04 2009 | 3 editorial

„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ Mit diesem Satz bringt Karl Valentin das Thema dieser crescendoAusgabe auf den Punkt. Dem vergleichsweise kurzen Moment auf der Bühne widmen Künstler ihr Leben, setzen alles auf eine Karte – ohne Netz und doppelten Boden. Talent ist notwendige Voraussetzung, für eine Karriere reicht es nicht. „Und die Mühe darf man nicht sehen“, sagt Jonas Kaufmann (S. 10). „Ja es ist viel Arbeit und es ist gefährlich. Der Künstler muss die Arbeit und die Gefahr akzeptieren“, ist Rolando Villazón überzeugt. Klar könnte, sollte, müsste man mit seiner Stimme vernünftiger umgehen, man hat ja nur eine. Aber Kunst ist für ihn immer Leidenschaft. Und Leidenschaft heißt eben auch „Alles geben“ mit Haut und Haar und ohne Rücksicht auf Verluste. Für crescendo zeichnete er seine Sicht eines Künstlerlebens (S. 18). Für ihre Leidenschaft hat Lucia Aliberti viel gearbeitet: Den Besuch des Konservatoriums erlaubte ihr Vater nur unter einer Voraussetzung: schulische Bestnoten. Kunst ist für sie Talent plus Ehrgeiz (S. 21). In Enoch zu Guttenbergs Familie musste man „immer engagiert sein“, für sein Tun ganz und gar einstehen. Über Monate, oft Jahre, setzt er sich mit einem Werk auseinander, bevor er es zum ersten Mal dirigiert (S. 14). Das ist auch die Haltung, die er seinem Sohn Karl-Theodor zu Guttenberg, dem deutschen Wirtschaftsminister, weitergegeben hat: „Er ist sehr pflichtbewusst und vor allem demütiger, als dies manchmal in den Medien rüberkommt.“ Händel-Experte Alan Curtis hat mit seinen fast 75 Jahren gerade Babypause gemacht und drei Wochen auf seinen Enkel aufgepasst: „Auf Dauer ist das nichts für mich. Recreation ist für mich dirigieren, weil es nicht nur Erholung bedeutet, sondern auch das Wiedererschaffen einer Person. Wenn man viele unterschiedliche Dinge tut, bleibt man frisch“ (S. 22). Was alle Künstler eint: Sie brauchen eine Bühne. Und dafür „werkeln“ beispielsweise an der Bayerischen Staatsoper über 1.000 Menschen. Die meisten sieht man freilich nicht. Darum haben wir sie hinter den Kulissen besucht (S. 4). Nur schade, dass wir Ihnen nur eine Auswahl der Bilder zeigen können, die unsere Fotografin Christine Schneider dort eingefangen hat. Eigentlich sollte man ein Buch daraus machen. So viele Menschen, so viel Arbeit, so viel Kunst – und alles für Sie! Nun wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Genießen der Früchte und freuen uns auf ein Wiedersehen nach der Sommerpause, Ihr Winfried Hanuschik

Exklusiv für Abonnenten: Hören Sie die Musik zu unseren Texten auf der crescendo premium-CD, siehe auch S. 38.

inhalt Bayerische Staatsoper 4 Die Dienstleister im Hintergrund Jonas Kaufmann 10 Natürlichkeit beim Singen Lin Hwai-min 12 Movimentos Tanzpreis

Bayerische Staatsoper S. 4

Enoch zu Guttenberg 14 Dirigent und homo politicus Der Weg zur Klassik 17 Dritter Teil der Serie Rolando Villazón 18 Blessuren und Abstürze Lucia Aliberti 21 Ihr Weg an die Spitze

Movimentos S. 12

Alan Curtis 22 Dirigieren als „recreation“ Rezensionen 24 Die besten CDs und DVDs dieses Monats Hardy Rittner 29 Authentischer Klang Modell Bauhaus 31 Musik in der Weimarer Republik

Enoch zu Guttenberg S. 14

Herzogin von Oldenburg 32 Prinz Louis Ferdinand von Preußen Fragen zur Klassik 34 Erster Teil der Serie Ton und Erklärung 35 Violoncello-Wettbewerb Eva und Katharina Wagner 36 Neues Leitungsduo für Bayreuth

Herzogin von Oldenburg S. 32

premium 38 Zwei crescendo-Ausgaben kostenlos Martin Walser 39 Sein literarisches Denken Essay 40 Prof. Franz Xaver Ohnesorg Audi Sommerkonzerte 42 Ingolstadt Forum der Stars Plus Regional 44 Die wichtigsten Termine im Süden

Ingolstadt: Kasarova S. 42

Kissinger Sommer 46 Griechenland und Italien Plus Regional 48 Die wichtigsten Termine im Norden Lieto Fine 50 Gastkommentar von Daniel Hope Impressum

Kissingen: Batiashvili S. 46

Fotos: (von oben) Christine Schneider; LIU Chen-Hsiang; Marcus Schlaf; Marco Ehrhardt; Marco Borggreve / Sony BMG; Mat Hennek Fotos Titel: Decca / Uli Weber; KASSKARA; Steven Haberland / DG


reportage 4 | www.crescendo.de 04 2009

Foto: Wilfried Hösl

++ Hauptspielstätten: Nationaltheater / Allerheiligen-Hofkirche / Prinzregententheater / Cuvilliéstheater +++ 854 Mitarbeiter, davon 430 (künstlerische Bereiche, 356 (Technik/Kostüm) und 6

Hinter dem Vorhang

Wer sind die „guten Geister“, die unsichtbaren Dienstleister hinter den Kulissen der Bayerischen Auf der Bühne stehen Gesangssolisten, Chor, Tänzer und Statisten. Im Graben spielt das Bayerische Staatsorchester. Doch so manche gewichtige Arbeit wird in der Regel vom Publikum nicht wahrgenommen: Wofür ist zum Beispiel ein Technischer Direktor, Werkstättenleiter oder Künstlerischer Betriebsdirektor verantwortlich? Sind sie die eigentlichen Strippenzieher? Fragt man nach, ist schnell zu erkennen: Planung, Logistik, Engagement, Improvisation, Kreativität und Verantwortung – so lauten die magischen Zauberworte, durch deren geniale Mischung die Bayerische Staatsoper auf einzigartigem Niveau betrieben werden kann, als eines der größten Repertoiretheater der Welt.


www.crescendo.de 04 2009 | 5 reportage 8 (Verwaltung/Hausverwaltung) – dazu mehr als 300 Gäste (Solisten, Regisseure, Dirigenten, ...) und 329 Statisten +++ 2101 Plätze (davon 320 Steh-/ 48 Partiturplätze) +++ 320.000 Kilowatt

Fotos: Christine Schneider, Wilfried Hösl (2)

wartet die Arbeit

Staatsoper?

VON RICHARD ECKSTEIN

Hinter Orchestergraben und Portalrahmen, auf der Bühne, erlischt der festliche Glanz, der den Zuschauerraum normalerweise umgibt. Hier wird gearbeitet. Wir stehen dort mit Ralf Wrobel, dem Technischen Direktor des Hauses, schauen zu und stellen Fragen. Gerade installieren zahlreiche Bühnenarbeiter eine riesige Projektions�äche, die für Filmausschnitte innerhalb des neuesten Tanzabends von Jiři Kylián gebraucht wird. Die Abendvorstellung naht. Für alle, die nur den Blickwinkel auf die Bühne des Münchner Nationaltheaters kennen, war die Uraufführung von Kyliáns abendfüllendem Ballett „Zugvögel“ am 3. Mai ein aufschlussreiches Erlebnis: Im ersten Teil schickte der Choreograf das Publikum auf Spurensuche in die Unterbühne, in „die Gedärme dieses fantastischen Gebildes Theater“, wie er verkündete. Nach einer gut halbstündigen Tour aus der Versenkung kommend, sah sich der Zuschauer unwillkürlich im

Rampenlicht der riesigen, 800 Quadratmeter großen Hauptbühne stehen. Über eine spezielle Treppenanlage gelangte man erst in den Orchestergraben, um anschließend seinen Sitzplatz im Parkett oder Rang einnehmen zu können. Wrobel ist für die Organisation des gesamten technischen Bereiches mit 280 Mitarbeitern (das größte Kollektiv an der Staatsoper, noch vor dem Orchester) zuständig, das heißt, auch für die Dekorationen. „Die Dekorationen werden in unseren Werkstätten in Poing (ca. 21 Kilometer vom Nationaltheater entfernt, Anm. d. Red.) gebaut. Dafür gibt es hier im Haus ein Planungs- und Konstruktionsbüro für die Berechnungen, bis die einzelnen Gewerke die Dekorationen in Poing herstellen. Die Originaldekos werden dann in die Probenarbeit integriert, ausgeleuchtet und akustisch behandelt. All dies gehört zu meinem Aufgabengebiet – Toilettenpapier auch.“


reportage 6 | www.crescendo.de 04 2009

Foto: Wilfried Hösl

Stromverbrauch/Monat +++ 250.000 Watt Lichtleistung „Spiellicht“ (Nabucco) +++ 10.000 Glühbirnen pro Jahr +++ 1,5 Fußballfelder Sperrholz +++ 10.000 Seidenblüten +++90 m³ Fichten

Die Arbeit wird nicht weniger: Bühnenbilder werden immer größer, architekturlastiger – und schwerer. „Das Haus in ‚Wozzeck‘ wog zum Beispiel acht Tonnen, die vom Schnürboden getragen werden mussten. Aber meine Mitarbeiter besitzen einen hohen Identi�kationsgrad mit diesem Haus. Wenn Not am Mann ist, sind sie auch nachts da.“ Gibt es Inszenierungen im Staatsopern-Repertoire, bei denen die Hinterbühne zum Einsatz kommt – also offen und vom Zuschauerraum aus einsehbar ist? „Ja, eine solche ‚Altlast‘ gibt es noch, wegen der wir immer umdisponieren müssen, denn wir brauchen die Hinterbühne dringend als Lager�äche.“ Wieso? „Auf Hinter- und Nebenbühne müssen zeitgleich drei komplette Ausstattungen gelagert werden, damit wir unseren Repertoirebetrieb aufrecht erhalten können. Nach den Vorstellungen wird abgebaut. Am nächsten Mittag gibt es meist Proben für ein anderes Stück und abends folgt die Vorstellung eines neuen Werks.“ Auf der Hinterbühne werden gerade die Teile der zerlegten Drehbühne gelagert, die für die bald beginnenden Bühnenproben von „Aida“, der nächsten Opernpremiere am 8. Juni, gebraucht wird. Raumnot scheint eines der gravierendsten Probleme zu sein, mit denen man sich hier herumzuschlagen hat. Der Laie wundert sich nur in Anbetracht solcher Dimensionen, bei denen die Bühnenhöhe, die des Zuschauerraums noch überragt.

Wrobel kommt schnell auf den Punkt: „Mit den Künstlern gibt es manchmal auch Kon�ikte im Hinblick auf das, was machbar ist und was nicht. Die Bühne bedenkenlos mit Wasser zu �uten, geht zum Beispiel nicht, weil wir hier eine Lastbeschränkung pro Quadratmeter von 500 Kilo haben, in einzelnen bereichen zwar bis zu 1000 Kilo, aber eben nicht gleichmäßig. Unsere Priorität ist die Zufriedenheit der Künstler. Kunst ist dazu da, mehr zu wollen, als bislang geht, Grenzen zu verschieben. Wir versuchen, die Grenzen möglichst weit dahin zu verschieben, wo es der Künstler noch akzeptabel �ndet. Wir sind Dienstleister im Hintergrund.“ Wenn alles für die Abendvorstellung vorbereitet ist, machen die Bühnenarbeiter der Morgenschicht die Schotten dicht: Vor dem Bühnenportal, aber auch zwischen Haupt- und Hinterbühne sowie Haupt- und Seitenbühne werden die Eisernen Vorhänge herabgelassen. Völlige Dunkelheit. Ortswechsel: Poing, eine kleine Gemeinde östlich von München. Hier versagt jedes Navigationsgerät. Ein extrem dezentes Schild verrät die Einfahrt zum mehrere Hektar großen Gelände der Bayerischen Staatsoper. Es könnte sich auch um Fabrikhallen handeln. Aber hier entsteht Kultur.

Unsere Priorität ist die Zufriedenheit der Künstler. Kunst ist dazu da, mehr zu wollen, als bislang geht, Grenzen zu verschieben.


www.crescendo.de 04 2009 | 7 reportage

nlatten +++ Hauptbühne: 27,50 m hoch / ~800 m² (31 x 26 m) +++ ~2.250 m² Gesamtbühnenfläche +++ 15 x 12,9 m Bühnenportal +++ 380 Vorstellungen (Oper: 180 / Ballett: 74 / Konzert: 53 /

„Im Nationaltheater selbst be�nden sich lediglich noch eine kleine Schreinerei und Schlosserei, um gegebenenfalls Reparaturen vorzunehmen oder Kleinstteile anzufertigen. Seit 1983 sind alle fünf Gewerke – Maler/ Bühnenmaler, Raumausstatter, Theaterplastiker, Schreiner und Schlosser – an einem Ort vereint“ – erläutert Mathias Kaschube, Leiter der Poinger Werkstätten mit ihren knapp 60 Mitarbeitern. Im fast 6000 Quadratmeter großen Hallenkomplex werden immer neue Wünsche von anspruchsvollen Bühnenbildnern mit aller Professionalität erfüllt. Es gibt nur eine Ausnahme und die heißt: Gefährdung des Repertoirebetriebs. Und die tritt ein, wenn nicht gewährleistet ist, dass die Dekoration einer Oper, die gerade nicht gespielt wird, kurz vor oder nach der Vorstellung auf Teilen der Seiten- und Hinterbühne des Nationaltheaters, also auf 240 Quadratmetern, gelagert werden kann. „Sonst machen wir alles möglich“, versichert Kaschube. „Der erste Kontakt zwischen Bühnenbildnern und uns �ndet in der Regel mehr als ein Jahr vor der jeweiligen Premiere statt. Etwa vier Monate später gibt es eine Bauprobe auf der Bühne des Nationaltheaters. Wir haben den ersten Entwurf dann bereits in groben Zügen 1:1 nachgebaut, damit sich alle Beteiligten eine genauere Vorstellung vom gewünschten Endergebnis machen können. Vier Wochen nach der Bauprobe sollten wir den fertigen Entwurf erhalten, den wir dann

konkret ausarbeiten.“ Dabei werden auch Dinge berücksichtigt, an die der Bühnenbildner zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch gar nicht gedacht hat. „Auch die Bedürfnisse der Darsteller sind in der täglichen Arbeit in den Werkstätten präsent. Das Material ist oft ganz entscheidend. Was ist, wenn eine Sängerin zum Beispiel mit künstlichen Ziegelsteinen hantieren muss, die aber immer noch zu schwer sind? Wir überlegen uns dann gleich Alternativen, bringen Erfahrungswerte ein, fertigen verschiedene Varianten, die wir dem Bühnenbildner vorschlagen.“ Zu Probenbeginn – vier Wochen vor der Premiere – steht die „Aida“-Dekoration bereits komplett auf der Bühne des Nationaltheaters. Mit Änderungswünschen müssen die Werkstätten allerdings bis zuletzt rechnen. Gerade in den Details, wie der Nachbildung von natürlichen Strukturen, steckt viel Arbeit. So erzählt uns eine Bühnenplastikerin gerne, dass man auch mal in einen Steinbruch fahren muss, um die Bruchkante eines Felsens realistisch abzuformen. Kaschube ergänzt: „Bühnenbild hat heute auch mit ‚Bild‘ nur noch wenig zu tun, oftmals sollte man besser von ‚Objektdesign‘ sprechen. Häu�g müssen wir massive Objekte bauen.“ Immens große Bühnenkonstruktionen wie zum Beispiel eine riesige Brücke aus Stahl, die gerade für den „Lohengrin“ gefertigt wird. Jedes Brückengeländer wiegt vier Tonnen und ist 14 Meter lang. „Auf der Brücke soll der ganze Chor

Man muss auch mal in einen Steinbruch fahren, um die Bruchkante eines Felsens realistisch abzuformen.


reportage 8 | www.crescendo.de 04 2009

Kinder- und Jugendveranstaltung: 55 / Liederabend: 5 / Sonstiges: 13) +++ 6 m / 3600 kg / 70.000 Einzelteile: Der Lüster im Zuschauerraum +++ 5.060 km/Monat Transportweg für Dekorat

stehen, dass sind massive Belastungen. Da können wir nicht kleiner bauen. Das maximale Maß für den Transport ist aber 9,50 x 2,50 x 2,20 Meter.“ Alles, was noch größer ist, muss zurecht beziehungsweise auseinander geschnitten werden, da es sonst nicht mehr in die Container – offene Gitterboxen – passen würde, deren Norm eigens für die Bayerische Staatsoper entwickelt wurde. „Legt der Künstler die Schnittstellen nicht selbst fest, müssen wir entscheiden...“ Durch das beschränkte Platzangebot im Nationaltheater sind zahlreiche LKW-Fahrten zwischen München und dem Dekorationslager (unmittelbar neben den Poinger Werkstätten gelegen) nötig. Pro Opernausstattung werden zwischen fünf und zehn Containern, bei manchen Inszenierungen sogar bis zu 20 Container, benötigt – beladen mit maximal vier Tonnen Dekorationsteilen. Insgesamt stehen zwei 115 Meter lange, 30 Meter breite und ca. 15 Meter hohe Hallengebäude zur Verfügung, die sich die Bayerische Staatsoper mit dem Münchner Gärtnerplatztheater teilt. Jede Halle hat mittig eine Transportebene, von der aus die jeweils seitlich gelegenen 457 Lagerfächer „beschickt“ werden können. Sowohl die Ein- als auch die Auslagerung erfolgt vollautomatisch über an der Schmalseite der Halle angeordnete Übergabestellen. Dort können die LKWs andocken. Bei sechs Opern- und zwei Ballett-Neuproduktionen pro Spielzeit, die alle ins Repertoire übernommen werden, wird auch dieser Lagerraum trotz der ausgeklügelten Logistik schnell knapp. „Mangelnder Platz ist unsere Hauptsorge. Als die Staatsoper 1963 wiedereröffnet

wurde, hat man geglaubt, der Trakt vor der Allerheiligenhofkirche, links von der Seitenbühne, würde als Dekorationslager ausreichen. Das hielt aber nicht lange vor. Um Abhilfe zu schaffen, hat man die beiden Hallen hier in Poing errichtet, die nun schon wieder zu klein sind. Im Moment behelfen wir uns noch, indem wir Lagerhallen von Bauern in der umliegenden Gegend nutzen. Mittelfristig werden wir jedoch am Bau einer dritten Containerhalle nicht vorbei kommen.“ Unmittelbar im Anschluss an dieses Gespräch betreten wir mit Mathias Kaschube den 1800 Quadratmeter großen Malsaal. Sofort frage ich mich: Wie oft würde meine Wohnung hier wohl hineinpassen…? Szenenwechsel: nüchternes Besprechungszimmer im neuen Probengebäude der Staatsoper. Wir warten auf den „Innenminister“ der Bayerischen Staatsoper: Viktor Schoner. Er ist noch auf der Bühne und muss dafür sorgen, dass die „Aida“-Probe endlich beginnt. Nicht nur die Technik arbeitet im Hintergrund, auch die künstlerischen Abläufe wollen organisiert sein... Etwas außer Atem betritt Schoner schließlich den Raum. Wie „dient“ er seinem „Kanzler“ Nikolaus Bachler? „Der Intendant trifft die großen künstlerischen Entscheidungen und legt die programmatischen Leitlinien des Hauses fest, die ich als Künstlerischer Betriebsdirektor dann umzusetzen habe. Oper ist ja immer ein komplexes Puzzlespiel aus der Programmatik des Intendanten, einer Sängerbesetzung, einem Dirigenten und einem Regieteam. Unsere Planungen sind sehr langfristig: Zweieinhalb bis drei Jahre vor einer Premiere stehen bereits alle Beteiligten fest.“


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Alles für die Kunst Durch Gesang und Spiel

EIN HOCH AUF

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erwecken die Künstler der Bayerischen Staatsoper Bühnenfiguren zum Leben und lassen den Zauber „Menschen auf dem Theater“ Realität werden. Damit stehen sie in einer Tradition von 350 Jahren kontinuierlicher und damit nördlich der Alpen einzigartiger Musiktheater-Geschichte. Oper in München – das sind große Komponisten, Sänger, Dirigenten, Regisseure, Bühnenbildner und eben auch die vielen fleißigen Hände hinter den Kulissen, die den Ruhm des Musiktempels am Max-Josephs-Platz immer weiter zu steigern wussten.

Man kann noch so viel absprechen, am Ende �ndet Theater immer auf der Bühne statt. Dort klärt sich auf den Proben, wie es klingt und ob das Timing stimmt. Schoner: „Die Besonderheit bei der Oper ist, dass es zwei Hauptverantwortliche gibt: Regisseur und Dirigent. Nach der Klavierhauptprobe muss sich der Regisseur zurücknehmen, denn dann kommt der Dirigent. Schauspielregisseure, die hier an der Oper im Prinzip sehr viel Freude haben, müssen da manchmal ihre Gewohnheiten ändern und ihre Probenabläufe anders organisieren als im Sprechtheater. Dort können Sie ihren Inszenierungen noch in den letzten drei Tagen vor der Premiere eine andere Richtung geben.“ Da wird Schoner, der sich selbst gern als Libero bezeichnet, wieder auf die Bühne gerufen, um die Gemüter zu beruhigen. Sein glücklichster Tag an diesem Haus? „Einer von denen, wo nichts passiert, sondern alles nur läuft. Wenn am Abend der Vorhang aufgeht und ‚alle Kinder‘ dort sind, wo sie sein sollen, kann man sich zurücklehnen und genießen. Wir sind bloß die Produzenten im Hintergrund.“ Bei 380 Vorstellungen pro Spielzeit herrscht nur in den Theaterferien etwas weniger Trubel. Dann wird der gigantische Kronleuchter geputzt. – Alles für die Kunst. //

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Man kann noch so viel absprechen, am Ende findet Theater immer auf der Bühne statt.

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interview 10 | www.crescendo.de 04 2009

„Die Mühe

darf man nicht sehen“ Natürlichkeit als höchstes Ziel beim Singen. Der Weltklasse-Tenor Jonas Kaufmann hat viel Zeit und Energie investiert, um zu seiner wirklichen Stimme zu finden.

crescendo: Was ist für Sie Arbeit? Jonas Kaufmann: Interviews zum Beispiel (Lachen). crescendo: Und Kunst? Kaufmann: Das wunderbarste der Welt. crescendo: Kunst ist schön … , sagt Karl Valentin … Kaufmann: Macht aber viel Arbeit. Das sagt er auch. Den Begriff

Arbeit kann man sehr weit fassen. Ein Lehrer fragte uns, wie lange wir uns täglich mit unserer Stimme beschäftigen. Eine Stunde, eineinhalb? Dachten wir. Doch er meinte, viel viel länger. Als Sänger wacht man morgens auf und der erste Gedanke ist: Wie geht es der Stimme? Die ersten Anzeichen einer Erkältung erfordern sofort Maßnahmen. Unbewusst beschäftigt man sich damit den ganzen Tag. crescendo: Schon seit Ihrer Jugend? Kaufmann: Ja. Ich habe immer gerne gesungen, mich zur Schau gestellt, Quatsch gemacht, das war meine Rolle. Doch erst ein langer mühsamer Weg voller Arbeit ließ mich zu meiner wirklichen Stimme finden. crescendo: Inwiefern? Kaufmann: Die große Schwierigkeit beim Singen ist: Es gibt keine ganz feste Technik, wir arbeiten mit Vorstellungen, unsere Muskeln können nur reflexartig reagieren und nicht bewusst angesteuert werden. Wir müssen uns Bilder, Situationen vorstellen, und dann die ideale Kehlkopfhaltung finden, aus der heraus wir diese gestalten können. Dabei kann viel schief gehen, wie zunächst bei mir. Anfänglich hatte ich null Tiefe, meine Stimme klang wie Micky Maus, ganz „kopfig“ und mit ein bisschen „Edelknödel“ im Hals, manchmal blieb mir auf der Bühne die Stimme selbst in kleinen Partien weg. Ich war erschöpft, falsch beraten, noch während meines ersten Engagements in Saarbrücken wusste ich, dass ich so nicht weiter machen kann. crescendo: Warum die Quälerei? Wollten Sie nicht Mathematiker werden? Kaufmann: Ich war fasziniert von Zahlen, fand die Suche nach der Formel, die einem den Weg weist, beglückend, dieses „jetzt geht alles auf“. Doch ich sah keine große Abwechslung, wusste, dass in

der Mathematik alles immer gleichförmig und theoretisch bleiben würde. In der Musik aber fand ich Freiheit. crescendo: Heute singen Sie auf allen Bühnen der Welt. Haben Sie die Singformel gefunden? Kaufmann: Zum Glück lernte ich einen anderen Lehrer kennen. Er holte eine andere Stimme aus mir heraus: „Mach doch mal deinen Mund auf beim Singen! Lass deine Stimme heraus!“ Ich sollte ein Selbstvertrauen zu meiner Stimme aufbauen – ohne etwas zu manipulieren, zu schieben oder zu drücken. crescendo: Von Herakles heißt es, er habe seinen Musiklehrer Linos mit der Leier erschlagen. Kaufmann: (Lachen) Ich will keinem Lehrer etwas vorwerfen, keiner kann in einen hineinsehen. Man empfahl mir, alles langsam, vorsichtig und leise zu machen, gemäß dem Motto: „Je mehr man sich schont, umso geringer die Gefahr, die Stimme kaputtzumachen.“ Klingt logisch, doch wenn man den Motor auf nur einem Zylinder laufen lässt, und die anderen schont, dann geht der Motor kaputt. Amerikaner nennen das „undersinging“. Ich musste hart arbeiten. crescendo: Kunst ist also auch  Prozent Transpiration und 1 Prozent Inspiration? Kaufmann: Da ist etwas dran. Die Arbeit ist die Voraussetzung für jegliche Gestaltung und Ausübung der Kunst. Wenn das Fundament stimmt und die Technik verinnerlicht ist, dann erst kann ich mich bei der Interpretation der Inspiration hingeben. Es dauert sehr sehr lange, bis man so weit ist. crescendo: Das Publikum liebt das Genie, die genialische Gebärde. Niemanden interessiert, wie mühselig das Ganze ist. Kaufmann: Das stimmt, doch das Ziel ist auch: Die Mühe darf man nicht sehen. Das Kunstwerk lebt von der Leichtigkeit, der Selbstverständlichkeit, der Natürlichkeit. In dem Moment, wo es nach Arbeit aussieht, verliert es an Glanz und Glaubwürdigkeit, weil man dann den Menschen sieht, der dahinter steht. Das darf nicht sein. Ein Kollege schilderte mir „sein“ Rezept. Er meinte, wenn das Publikum merke, wie schwer es sei und mit ihm leide, dann hätte er viel mehr Erfolg, als wenn er so singt, als sei es ein Spaziergang. Für mich ist das nichts.


www.crescendo.de 04 2009 | 11 interview

„Anfänglich klang meine Stimme wie Micky Maus“, dann gewann Jonas Kaufmann das nötige Selbstvertrauen, ohne etwas „schieben, manipulieren oder drücken“ zu müssen.

Foto: Dietmar Scholz / Decca

crescendo: Das Publikum aber ist launisch, unfair, es belohnt den

hochvirtuosen Effekt, der technisch oft einfacher zu vollführen ist als etwa die leise innig empfundene Phrase. Kaufmann: Das stimmt. Man selbst kennt solche schweren Stellen sehr genau, man ahnt, wenn man sie verpatzt, dann merkt das vielleicht keiner, aber man selbst. Mir selbst zu beweisen, dass ich dies beherrsche, ist mir vielleicht noch wichtiger als die spontane Reaktion des Publikums. crescendo: Die Physik definiert Arbeit als „Kraft x Weg“. Kaufmann: So gesehen stimmt das sogar, obwohl das natürlich kein streng wissenschaftliches Argument ist. Aber man weiß, dass Musik und Mathematik gleiche Hirnregionen beschäftigen. Ohne Systematik geht in der Musik nichts. crescendo: Was ist für Sie keine Arbeit? Kaufmann: Auf der Bühne zu singen. crescendo: Wird die Arbeit mehr oder weniger? Kaufmann: Auf der Bühne zu stehen, wird immer schöner. Ich will vielseitig sein, und schaue, dass ich gleich viele deutsche, italienische, französische Partien im Repertoire habe. Neben einer Matinee bei den Salzburger Festspielen mit französischen, englischen und deutschen Liedern, trete ich im „Lohengrin“ und der „Traviata“

mit Angela Gheorghiu in München auf. 1 mache ich „Carmen“, 1 „Parsifal“. Mein Coach hilft mir dabei, sie ist das Ohr, das man selber nicht hat, weil man sich ganz anders hört. Der Pflichtteil, das Drumherum, aber ist sehr mühsam geworden, das ständige Reisen, den Kalender zu organisieren ... crescendo: Karl Valentin war nie zufrieden. Kaufmann: Irgendwann kamen wir mit Lehrern ins Philosophieren, sprachen über Wunderlich, Prey und andere große Sänger. Am Ende fanden wir: Alles sei ein großer Kreislauf. Zunächst das Baby, das schreit ohne heiser zu werden, ohne darüber nachzudenken. Dann der Jugendliche, der unter der Dusche singt und spürt, dass mit der Stimme etwas passiert. Dann der erste Gesangslehrer, der alles erklärt. Jetzt wird alles bewusster und plötzlich geht überhaupt nichts mehr. Die Gesangstechnik so zu automatisieren, dass man wieder zu der Natürlichkeit des Babys gelangt, ist ein immerwährender Prozess, der nie aufhört. Das Gespräch führte Teresa Pieschacón Raphael.

Sehnsucht. Jonas Kaufmann singt Opernarien von Mozart, Schubert, Beethoven, Wagner. Mahler Chamber Orchestra, Claudio Abbado, (Decca).


reportage 12 | www.crescendo.de 04 2009

„Jedes Stück ist wie eine Seite im Buch deines Lebens“

Foto: Liu Chen-Hsiang

So beschreibt Lin Hwai-min seine Arbeit als Choreograf, für die der 62-Jährige in Wolfsburg mit dem Movimentos Tanzpreis 2009 ausgezeichnet wurde.


www.crescendo.de 04 2009 | 13 reportage

Für sein Lebenswerk geehrt: der taiwanesische Choreograf Lin Hwai-min.

Höchste Körperbeherrschung, energetische Kraft und ein einzigartiger Fluss der Bewegungen zeichnen Lin Hwai-mins

Trevor James

Bühnenwerke aus. Sie entstehen durch die Verschmelzung von chinesischen Tanz- und Foto: Liu Chen-Hsiang

Theatertraditionen mit Elementen abendländischer Kultur und des Modern Dance. Als Leiter des Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan, das er 1973 als erste freie Tanzkom-

Flutes

panie aller chinesischsprachigen Länder in Taipeh gründete, choreografiert er für die

crescendo: Im Fall der  Mitglieder des Cloud

besten Tänzer seines Landes. – Die Bega-

Gate Dance Theatre of Taiwan umfasst das tägliche Pensum neben der Repertoirepflege Klassisches Ballett, Modern Dance, Tai Chi Tao Yin, Kampfkunst sowie das Ausdrucksvokabular der chinesischen Oper und Meditation. Lin: Für die Tänzer ist jeder Tag eine neue körperliche und geistige Herausforderung. Gegen 1 Uhr morgens betreten sie das Studio, um es acht Stunden später wieder zu verlassen. Natürlich trainieren sie nicht ununterbrochen. Manche proben ein altes, andere ein jüngeres Stück, oder beschäftigen sich mit etwas anderem. Auf Tourneen – 11 führte uns die erste nach Europa – haben wir verschiedene Werke im Programm und studieren nebenher stückchenweise Neues ein. Das ist nicht leicht, aber wir sind es so gewohnt. „Moon Water“ (Musik: J. S. Bach) beispielsweise entstand in München. So nehmen Eindrücke von Aufenthalten im Ausland wie ein Park voll rot blühender Kamelien vor zwei Jahren in Portugal auch Einfluss auf meine Werke. Das habe ich dann in „Whisper of flowers“ verarbeitet. crescendo: Was ist das Schwierigste bei den Proben? Lin: Das Härteste ist, die Tänzer zu inspirieren. Sie einerseits zu zentrieren, auf etwas zu konzentrieren und andererseits anzutreiben. Sie kennen die Schritte, aber sie brauchen die richtige Energie dazu. Diese muss ich im Studio immer wieder auf sie übertragen, damit sie ihre Körper richtig und zu  Prozent vorbereiten. Dann können sie bei der Aufführung das Zählen und Denken vergessen und sich im Tanz voll von der Musik tragen lassen.

bung, sich poetisch auszudrücken, wurde dem 1947 in der Provinzstadt Chiayi geborenen Taiwanesen geradezu in die Wiege gelegt: Bereits mit 14 veröffentlichte er erste eigene Geschichten und Gedichte. Bücher, die er im Alter von 21/22 Jahren herausbrachte, machten ihn berühmt. crescendo: Mit Worten beschäftigen Sie sich

ja weiterhin… Lin Hwai-min: Ja, aber heutzutage ist es schwer

für mich, ruhig zu sitzen. Und Schreiben verlangt, genau wie das Tanzen, kontinuierliche harte Arbeit. Zudem bin sehr ungeduldig und ständig in Bewegung. Tanz zu kreieren, ist allerdings nicht so schwierig wie die Bewältigung der alltäglichen Erfordernisse. crescendo: Wie viel Zeit vergeht von der ersten Idee bis zu einer Premiere? Lin: Das kann Jahre dauern, manchmal sogar noch länger. Kreation ist immer eine Art von Abenteuer, und ich muss mir jedes Mal meinen Weg durch einen Dschungel bahnen. Das ist beunruhigend und aufregend zugleich. Wenn ich eine Arbeit beginne, starte ich in eine Richtung, und dann schlagen wir uns durch... Wir suchen nach Schritten. Manchmal bitte ich die Tänzer, über drei Wochen hin zu improvisieren und Bewegungsmaterial zu (er)finden, welches ich dann ergänze. Oder ich rechoreografiere, was sie mir vorschlagen, und wir setzen es anschließend zusammen. Dabei fordern wir uns gegenseitig heraus. Der tatsächliche Produktionsprozess dauert etwa sechs bis acht Wochen. Mehr Zeit haben wir nicht. Wir müssen ja Vorstellungen geben.

Alleinvertrieb für Deutschland und die Schweiz.

Das Gespräch führte Vesna Mlakar. ������������������ ���������������������������������������������� ����������������������������������


porträt 14 | www.crescendo.de 04 2009

„Auf Wahrhaftig Bei Enoch zu Guttenberg lässt sich der Dirigent nicht vom homo

crescendo: Fühlen Sie sich in letzter Zeit manchmal wie Abraham

Mendelssohn, der zwar ein erfolgreicher Bankier war, aber in jungen Jahren bloß als Sohn des berühmten Philosophen Moses Mendelssohn galt und später nur als Vater des Musikgenies Felix Mendelssohn wahrgenommen wurde? Enoch zu Guttenberg: Sie meinen wegen meines Vaters Karl Theodor zu Guttenberg, der Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeskanzleramt war, und meines ältesten Sohnes Karl-Theodor, der seit einigen Monaten die Verantwortung als Bundeswirtschaftsminister trägt?! Wissen Sie, ich bin ja das erste schwarze Schaf in meiner Familie, weil ich nicht in die Politik gegangen bin. Mein Sohn geht eher wieder den für die Guttenbergs traditionellen Weg weiter. Meine Arbeit als Musiker ist selbstverständlich vom Bewusstsein inspiriert, was Politik eigentlich heißt: Das, was jeden angeht. Man hat mir oft unterstellt, ich würde die Musik politisch instrumentalisieren, was ich aber nicht glaube. Ich bin vielmehr davon überzeugt, dass große Musik stets eine wie auch immer geartete politische Aussage besitzt. Mein Engagement zum Beispiel im Umweltschutz ist ja bekannt. Ich habe natürlich mein politisches Wesen auch oft unbewusst in meine Interpretationen eingebracht. crescendo: Der Vergleich mit den Mendelssohns scheint also nicht zuzutreffen…? zu Guttenberg: Ich sehe mich zwischen meinem Vater und meinem Sohn in keiner Weise „eingeklemmt“, worauf der Vergleich wohl anspielt. Schon vor der politischen Laufbahn meines Sohnes habe ich oft darüber nachgedacht, wie sehr in einer Familie Philosophie, Wirtschaft und Kunst – die Mendelssohns sind im 1. Jahrhundert ein gutes Beispiel hierfür – miteinander vermählt sein können. Diese drei unterschiedlichen Figuren aus drei Generationen – Philosoph Moses, Bankier Abraham und Musiker Felix – bilden für mich eine großartige Symbiose. So könnte es auf der Welt besser funktionieren. Wenn jemand Geld hat und damit nichts auf sozialem und kulturellem Sektor anfängt, ist das schon eine Art Verbrechen. Wenn jemand Politik macht und seine kulturellen Wurzeln nicht kennt, muss es schief gehen. crescendo: In der Presse war in letzter Zeit mehrmals von einer „Renaissance des Adels“ die Rede. Was halten Sie davon? zu Guttenberg: Darauf habe ich nur eine Antwort: Es gibt überall begabte Leute. Die Herkunft Otto Graf Lambsdorffs, der auch Wirtschaftsminister war, ist von niemandem thematisiert worden. Und aus der Arbeiterschaft sind schließlich große Männer und Frauen hervorgegangen… Übrigens: Der gegenwärtige Hype um

Foto: Tom Specht

Ich habe natürlich mein politisches Wesen auch oft unbewusst in meine Interpretationen eingebracht.


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keit kommt es an“

politicus trennen.

meinen Sohn ist schon deswegen unangemessen, weil eine solche Aufgabe, wie er sie hat, viel schwerer und größer ist als das Brimborium, das um seine Person gemacht wird. Dadurch erscheint er meiner Meinung nach bisweilen in einem falschen Licht: Er ist sehr pflichtbewusst und vor allem demütiger, als dies manchmal in den Medien rüberkommt. crescendo: Gibt es Werke, die Sie aus Respekt lange vor sich her geschoben haben, ehe Sie sich dazu durchringen konnten, sie zu dirigieren? zu Guttenberg: Mit Beethovens „Missa solemnis“ ist es mir  Jahre lang so gegangen. Nun habe ich sie sechs oder sieben Mal in Konzerten geleitet und war erst bei der letzten Aufführung einigermaßen zufrieden. Na ja, zufrieden bin ich eigentlich nie. Es gibt den schönen, recht zutreffenden Spruch über die „Missa solemnis“, sie sei wie ein gotischer Dom, ein Turm ist immer kaputt. Bei Beethovens „Missa“ herrscht eine ungeheure Zerrissenheit. Und damit kann ich mich wirklich identifizieren. crescendo: Ist große Musik immer auch politisch? zu Guttenberg: Aus meiner Sicht jedenfalls oft – gerade die Sakralmusik. Denn die zugrunde liegenden religiösen Inhalte sind für die Menschen da und haben in diesem Sinn auch etwas mit Politik zu tun. Die Auseinandersetzung, die Verdi mit seinem eigenen Religionsverständnis hatte, findet sich ins „Requiem“ hineinkomponiert wieder. Wenn ich dirigiere, versuche ich, dies hörbar zu machen. Beim aufgeklärten Beethoven ist es ganz ähnlich. Über das „Kyrie“ der „Missa solemnis“ schreibt er zwar „Von Herzen – Möge es wieder – Zu Herzen gehn!“, um aber in fast jedem Ton einerseits den Inhalt des Messtexts in Frage zu stellen, andererseits alle möglichen Allegorien zu benutzen, als ob er sagen wolle: „Ich weiß schon, wie es sein muss, ob ich’s allerdings glauben kann, ist eine andere Frage.“ Diese hoch komplizierte Dialektik, die ich aus dem Stück herauslese, will ich transportieren. Im „Agnus Dei“ konterkariert die abschließende Fuge – die verrückteste, die je von einem Musiker geschrieben wurde – die Bitte um inneren und äußeren Frieden. Das letzte „miserere nobis“ habe ich nicht mehr singen, sondern schreien lassen. Da sind wir mitten im 1. Jahrhundert angekommen: Die Klimakatastrophe lässt grüßen. crescendo: Kann es für Sie „l’art pour l’art“ geben? zu Guttenberg: Nein, wie sollte es auch. Meine Familie ist bis heute vom Widerstand gegen das Hitler-Regime geprägt. Meine beiden Großväter zählten zur Gruppe des . Juli 1. Da ich 1 geboren bin, war meine Kindheit zutiefst von diesem Attentatsversuch und seinen Folgen dominiert. Zur „Frühstücksmaxime“ gehörte bei uns der Gedanke, dass man für das, was man tut, gegebenenfalls auch bis zum Tod geradezustehen hat. So haben meine Geschwister und ich gelernt, jede Tätigkeit – und sei es eine Freizeitaktivität

– unter einer Art geistigem Schirm auszuführen. Man musste immer engagiert sein. Wenn man sich die wirklich großen Meisterwerke aus Dichtkunst, Malerei oder Musik vergegenwärtigt, merkt man, dass sie immer auch mit Engagement gemacht sind. Die Serienbilder aus einer Rubens-Schule erkennt man sofort, den Meister aber eben auch. Karl Ditters von Dittersdorf hat in seiner ganzen SingspielTagesproduktion zum Beispiel keinen „Figaro“ hervorgebracht wie Mozart. Das ist halt so. crescendo: Ist die Unterhaltungsmusikbranche heute überhaupt noch in ihrem Sinn „engagiert“ oder rein kommerziell ausgerichtet? zu Guttenberg: Die gegenwärtige Situation kann ich nicht beurteilen, Aber als ich jung war, gab es durchaus „engagierte“ Popmusik. Denken Sie nur an die Beatles. crescendo: Wie steht es um Ihre Bereitschaft ins Studium von Werken Zeit und Energie zu investieren?

Bravissimo!

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MÖVENPICK. Zeit für Eiskunst.

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zu Guttenberg: Häufig werde ich gefragt, warum ich dieses oder

jenes Werk nicht dirigieren will. Darauf antworte ich dann ganz offen: nicht will, sondern kann. Ich wage es nicht, eine Partitur aufzuschlagen, bloß um zu sehen, wo es laut und leise ist, wo Tempowechsel sind oder wo ich einen Vierer- oder Siebener-Takt schlagen muss. Ich will mich für jeden Ton rechtfertigen können. Daher sitze ich am Grundkonzept einer Interpretation bis zu einem halben Jahr jeden Tag drei Stunden lang. Mein Repertoire ist vergleichsweise überschaubar, das hängt jedoch damit zusammen, dass ich es mir nicht leisten kann – wenn ich schon das Maul so aufreiße, wie ich es tue –, ein Stück mit mangelnder Vorbereitung aufzuführen. Wenn mich die Musiker der KlangVerwaltung fragen, warum etwas so

Mensch und Natur Sind wir dabei, die Jahreszeiten, die Joseph Haydn in seinem gleichnamigen Oratorium von 1801 in Tönen beschreibt, durch den selbstverschuldeten Klimawandel auszulöschen, bis zur Unkenntlichkeit für nachfolgende Generationen zu entstellen? Solche Fragen stellt Enoch zu Guttenberg nicht nur in seinen philosophischscharfsinnigen Einführungskommentaren vor jedem der vier Teile von Haydns „Die Jahreszeiten“, er lässt sie in seiner Wiedergabe mit der Chorgemeinschaft Neubeuern und dem Orchester KlangVerwaltung auch hörbar werden. Erstmals erscheint eine Guttenberg-Interpretation auf CD und zugleich – als Mitschnitt aus dem Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth – auf DVD. „Wenn ich das Werk dirigiere, bekomme ich jedes Mal großes Heimweh nach einer verlorenen Zeit“, gesteht Guttenberg. Haydn: „Die Jahreszeiten“, 3 CDs/1 DVD ( FARAO classics)

oder so ist, werden sie immer eine schlüssige Antwort bekommen. Das wissen sie auch. Man kann dann anderer Meinung sein, aber bei mir ist jeder Ton geprüft, gewogen und gemessen. Dem heutigen Musikbetrieb nehme ich übel, dass er eine solche Gründlichkeit kaum noch zulässt. Man darf sich vom Business künstlerisch nicht kaputt machen lassen. crescendo: Kann Kunst „schön“ sein? zu Guttenberg: Es widerspricht mir völlig, wenn pure Schönheit im Vordergrund steht. Mir wird oft vorgeworfen, dass bestimmte Stellen meiner Interpretationen nicht „schön“ sind. Dabei kommt es mir auf Wahrhaftigkeit an. Denn Wahrhaftigkeit ist in sich so rein, dass sie wieder eine eigene Schönheit besitzt. Würden jetzt hier an uns eine Frau und ein Mann eng umschlungen vorbeikommen und sich küssen – und die Frau wäre im landläufigen Sinn hässlich – würden sich vielleicht manche wundern. Wenn es jedoch um Liebe geht, spielt dies gar keine Rolle. crescendo: Glauben Sie, dass die Menschen in Ihre Konzerte gehen, um einen angenehmen Abend zu verbringen? zu Guttenberg: Wenn sie dies beim zweiten Mal immer noch wollen, habe ich etwas falsch gemacht. crescendo: Besitzen Sie ein künstlerisches Memento? zu Guttenberg: Wenn ich mal in die Grube fahre und es ein Gedächtniskonzert geben sollte, dann müsste folgendes EichendorffGedicht, das ich immer bei mir habe, auf dem Programmzettel stehen (sucht in seiner Jacketttasche und findet es schließlich): „Und buhlt mein Lied, auf Weltgunst lauernd, Um schnöden Sold der Eitelkeit: Zerschlag mein Saitenspiel, und schauernd Schweig ich vor Dir in Ewigkeit.“ Das Gespräch führte Richard Eckstein.

Mehr Enoch zu Guttenberg auf der crescendo premium-CD, Titel 1.

Foto: Tom Specht

Es widerspricht mir völlig, wenn pure Schönheit im Vordergrund steht.


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Der W eg zur K lassik S TA R T

Z IE L

SERIE: „DER W EG ZUR Z U R KL K L ASSI AS S I K“ K “ (TEIL ( T E I L II I I I) I)

Das Sommerloch Die besten Klassik-CDs für Kinder?

Erneut ein herzliches Willkommen zu unserem dritten Teil der Familien-Entdeckungsreise in die Welt der Klassik. Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen kündigt sich wohl recht früh auch das erste „Sommerloch“ meiner Söhne in Bezug auf klassische Aktivitäten an. Hatten die vielen CD-Päckchen zu Beginn un-

Wir haben die Experten gefragt: Die „Regenbogengruppe“ eines Münchner Kindergartens. Alexandra, Antonia, Domenico, Elia, Eliza, Eve-Alina, Finn, Francesca, Jonas, Laurin, Luca, Max, Niklas, Sarah und Selina sind zwischen drei und sechs Jahre alt. Gemeinsam mit ihren Erzieherinnen Uli Pehl und Petra Granzner haben sie sich drei CDs angehört und zwischen einer (nicht so toll) und fünf (super) „Patschehändchen“ vergeben. „Piccolo, Sax & Co.“ erzählt liebevoll die Geschichte der Musikinstrumente. Vor langer Zeit lebten die verschiedenen Instrumentenfamilien noch ganz für sich. Dann lernten sie sich kennen und begannen miteinander zu musizieren. Die Kinder waren beeindruckt, wie aus den einzelnen Stimmen nach und nach ein ganzes Orchester wurde. (Universal 480 1491)

serer Reise an Weihnachten des letzten Jahres noch ein hohes Maß an Aufmerksamkeit bekommen, flacht die Kurve im Moment ab. War das Ziel zu hoch gesteckt? Ist der eingeschlagene Weg falsch? Im vergangenen Monat führte ich ein sehr nettes und interessantes Gespräch

Adolphe Sax ist ein schrulliger Erfinder. Auf der Suche nach einem neuen Klang konstruiert er verrückte Musikinstrumente – bis eines Tages das Saxophon ertönt! Damit reist er nach Paris, um es der Welt vorzustellen. Die Abenteuer des Monsieur Sax heißt dieses lustige und abwechslungsreiche Musikhörspiel des WDR (ClassicClips CLCL903)

mit einem Repräsentanten des hiesigen Kulturbetriebs, das eine eventuelle Unterstützung meines Vorhabens zum Ziel hatte. Zur Erinnerung – ich möchte erreichen, dass klassische Musik ein „normaler“ Bestandteil des Alltags meiner Familie, insbesondere meiner Kinder,

Wie klingt Wasser? Werkauszüge von 15 Komponisten sind auf der CD Eine kleine Wassermusik versammelt, natürlich mit der „Moldau“, dem „Tanz der kleinen Schwäne“, dem „Forellenquintett“ u. v. a. Einige Jungs konnten mit der Musik wenig anfangen, die Mädchen hingegen lauschten über 70 Minuten aufmerksam und malten dazu. (Universal 480 1995) Wir danken Eve-Alina und Sabrina für ihre Handabdrücke

wird und freiwillig und gleichberechtigt neben anderen Freizeitangeboten genutzt wird. Ist dabei das eigene Erleben, das selber Praktizieren wirklich unabdingbar? Ist dafür wirklich nur ein bestimmtes Zeitfenster im Leben offen – d. h. der Weg bleibt automatisch für alle

Foto: Tom Pfeiffer

Entdecken Sie die ganze Welt der Musik

Menschen über dem Kindesalter versperrt? Ist es wirklich nur ein elitärer Kreis, der aufgrund von entsprechender Bildung und/oder elterlicher Anleitung einen Zugang findet? Oder sind die existierenden Angebote einfach nur dementsprechend ausgerichtet? Ich möchte meine Fragen beantwortet wissen, denn so schnell gebe ich nicht auf. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen herrlichen Sommer mit viel Musik und „Harmonie“. //

crescendo@tom-pfeiffer.de

photo: Guy Wolff

Saison 2009/10 Wiener Philharmoniker – Orchestra of the Mariinsky Theatre – Cleveland Orchestra – Orchestre National de France – English Baroque Soloists & Monteverdi Choir – Budapest Festival Orchestra – London Symphony Orchestra – Pittsburgh Symphony Orchestra – St. Petersburg Philharmonic Orchestra – Valery Gergiev – Franz Welser-Möst – Yuri Temirkanov – Lorin Maazel – Vladimir Fedosseyev – Riccardo Muti – John Eliot Gardiner – Christian Thielemann – Anne-Sophie Mutter – Edita Gruberova – Hilary Hahn – Thomas Quasthoff – Murray Perahia ... Quatuor Ebène – Bo Skovhus – Mitsuko Uchida – 14 rising stars – Tokyo String Quartet – Matthias Goerne – Arcadi Volodos – Arcanto Quartett – Grigory Sokolov – Wayne Marshall... Diana Krall – Gilberto Gil – Greta Garbo – Max Raabe – Pat Metheny – Orquesta Buena Vista Social Club – Buster Keaton – Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker – Dee Dee Bridgewater – Camané – Viktoria Tolstoy – Salif Keita – Cecil Taylor – Lionel Loueke Trio – Largo & Gast Waltzing... musikfabrik – United Instruments of Lucilin – Emilio Pomárico – zeitkratzer – Nicolas Hodges... 125 Konzerte für junges Publikum

Ticketing (+352) 26 32 26 32 – www.philharmonie.lu


interview 18 | www.crescendo.de 04 2009

„Der Künstler soll sich ke Der mexikanische Star-Tenor Rolando Villazón über die Arbeit hinter der Bühne, über blonde

Seine berückend schöne Tenorstimme wird für den Rest des Jahres schweigen, eine Operation an den Stimmbändern zwingt

crescendo: Hermann Hesse sagt: „Damit das Mögliche entsteht,

muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.“

Rolando Villazón zu einer Pause. Auch seine Fans brauchen viel

Villazón: Ich glaube, das steht in Hesses Roman „Demian“. Da gibt es

Geduld: Alle Termine für 2009 sind abgesagt, die Händel-Kon-

die Geschichte von dem Jungen, der sich in einen Stern verliebt. Er verliebt sich in diesen Stern und will ihn küssen. Jeden Abend steigt er auf den Felsen und schaut auf diesen Stern. Eines Tages fühlt er, dass er fliegen kann. Er denkt, ich kann wirklich hinauf fliegen zu meinem Stern, und er springt vom Felsen. Aber während er springt, denkt er „Das ist verrückt, es ist unmöglich, ich sollte das nicht tun“ – und stürzt ab. Hätte er weiter daran geglaubt, dass er es schaffen wird, zu seinem Stern zu fliegen, dann wäre es ihm gelungen. crescendo: Das bedeutet ... Villazón: ... dass der Künstler sich nicht beschränken soll, er soll sich keine Grenzen setzen. Er soll immer weiter gehen, auch wenn es vielleicht aussieht, als wäre es unmöglich. Er soll immer neugierig sein und für sein Ziel jedes Risiko eingehen. Ja, es ist viel Arbeit und es ist gefährlich. Der Künstler muss die Arbeit und die Gefahr

zerte in Berlin und Hamburg sollen aber 2010 nachgeholt werden. Mit crescendo sprach der charismatische Sänger kurz vor seiner Auszeit über die Arbeit, die sich hinter seinen intensiven Rollenporträts verbirgt. crescendo: Wie bereiten Sie sich auf eine neue Rolle vor? Rolando Villazón: Wenn es sehr gut werden soll, ist es sehr, sehr viel

Arbeit. Man muss an der Technik arbeiten, am eigenen Körper – mit viel Energie, mit Geist und Verstand. Und natürlich mit dem Herz. Man muss neue Ideen aufnehmen, sie fortentwickeln und zu etwas Eigenem machen. Aber das Publikum soll diese Arbeit nicht sehen. Das Publikum soll sich setzen und die Aufführung genießen.


www.crescendo.de 04 2009 | 19 interview

ine Grenzen setzen“

Fotos: Mat Hennek / DG

Perücken und seine Rolle in einer neuen Oper mit Plácido Domingo.

akzeptieren. Ich hätte nie ein Händel-Album gemacht, wäre ich nicht neugierig und mutig gewesen. Wenn ich überlegt hätte, was werden manche Leute sagen, dann hätte ich es gelassen. Aber ich habe nur auf mein Herz gehört. Mein Herz hat mir gesagt, dass das eine großartige Musik ist, der ich dienen kann. crescendo: Sie sprechen fünf Sprachen und singen zusätzlich in Russisch und Griechisch. Wie üben Sie die Texte ein, wenn Sie die Sprache nicht beherrschen? Villazón: Russisch und Griechisch, beides ist sehr schwer, weil ich das nur phonetisch lernen kann, Silbe für Silbe. Und obwohl man ganz genau weiß, was man singt, und obwohl man alle Worte kennt, fehlen doch das Aroma, der Duft, die Farben der lebendigen Sprache. Es ist ein großer Unterschied ob ich im „Werther“ singe „Pourquoi me reveiller“, wo ich jedes Wort in seiner ganzen Bedeutung begreife, oder im Eugen Onegin „Kuda kuda vi udalilis“, Lenskis Arie vor dem Duell, in dem er sterben wird. Da weiß ich zwar, was die Worte heißen, aber sie behalten trotzdem einen fremden Klang. In

so einem Fall muss ich mich am Ende auf die Musik verlassen, auf die Melodie, hier auf Tschaikowsky. Es ist ein großer Vorteil in der Sprache zu singen, die man spricht. Und ja, es ist ein Gewinn, dass ich das in fünf Sprachen tun kann. crescendo: Man erkennt immer leichter, wenn man etwas falsch gemacht hat, als wenn einem etwas Gutes gelungen ist. Wann wissen Sie, dass etwas gut ist? Villazón: Es ist ein Gefühl. Aber ich mag es nicht, wenn Leute, mit denen ich arbeite, sagen „es ist großartig“. Ich weiß, dass es immer besser sein kann, eine Geste kann deutlicher sein, eine bestimmte Bewegung mit dem Arm ist vielleicht zu viel. Man verkörpert eine Figur und dabei geht es nicht nur um das eigene Gefühl, sondern darum, dem Publikum dieses Gefühl so klar und so intensiv wie möglich zu vermitteln. Und manchmal ist das, was man tut, dafür nicht das allerbeste. Dann muss man vielleicht eine Bewegung reduzieren oder anders auf den Punkt bringen. Deshalb arbeite ich am liebsten mit einem Bühnenregisseur, der mir ständig sagt, wie ich es besser machen kann.


interview 20 | www.crescendo.de 04 2009

crescendo: Haben Sie jemals eine Regie-Idee abgelehnt oder

bei einem Kostüm gesagt, das gefällt mir nicht, das ziehe ich nicht an? Villazón: Nein, das ist nicht meine Art. – Stopp, es gibt eine Ausnahme, das war in Berlin, in der „Traviata“. Ich sollte eine blonde Perücke mit langen Haaren anziehen, da habe ich mich geweigert (lacht), es hätte die Figur lächerlich gemacht. Nein, ich bin für alles offen, ich ziehe jedes Kostüm an, ich mache jede Transformation mit, ich liebe es, neue Charaktere zu erschaffen, neue Ideen umzusetzen. Ich halte mich an die Spielregeln und respektiere die Einfälle und die Arbeit von Maske oder Kostüm oder Bühnenbild. Es geht nicht darum, etwas abzulehnen, sondern darum, den eigenen Beitrag am gemeinsamen Ganzen zu verbessern. crescendo: Es gibt bereits eine Oper, die für Sie und Plácido Domingo geschrieben wurde ... Villazón: … ja, „Il Postino“ von meinem mexikanischen Freund, dem Komponisten Daniel Catán. Das Ganze war seine Idee, auch die

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Besetzung. Die Vorlage ist Antonio Skármetas Roman um den chilenischen Dichter Pablo Neruda. crescendo: Plácido Domingo wird den Dichter Neruda singen, Sie sind der schüchterne Fischer, der ihm jeden Tag die Post auf seine einsame Insel bringt, darunter viele Liebesbriefe. Villazón: Mario, meine Rolle, er ging nie in die Schule und er lernt durch seine Freundschaft mit dem Dichter die Macht der Poesie kennen. Ich habe die Entstehung der Oper von Anfang an miterlebt und ich freue mich sehr darauf, sie irgendwann zu singen. Das wird wieder eine ganz neue Herausforderung (lacht), denn Mario ist ein Stotterer, er kann nicht richtig sprechen. crescendo: Wie bitte? Sie singen einen Stotterer? Wie soll das denn gehen? Villazón: Ich vermute mit sehr wenig Legato! Aber ich stottere auch gerne, wenn es die Rolle verlangt! Es ist eine wunderbare Oper. Wir werden viel Spaß haben. Und viel Arbeit! Aber das ist für mich dasselbe. Das Gespräch führte Hannah Glaser

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Illustrationen: Rolando Villazón

Wie Caruso ist auch Rolando Villazón ein talentierter Cartoonist. „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ – so interpretiert er exklusiv für crescendo unser Schwerpunktthema: Blessuren und Abstürze gehören dazu, aber der Einsatz lohnt sich.

M it A n n e - S o ph i e Mu t t e r, Jessye Norman, M au r i z i o P ol l i n i , D i e t r i c h F i s c h e r- D i e s k au , M s t i s l aw R o s t r o p o w i t s c h , C l au d i o A bb a d o, H e r b e r t v o n K a r aj a n u . v. m . Ja h r e s p r e i s d e r D e u t s c h e n S c h a l lpl at t e n k r i t i k w w w. k l a s s i k a k z e n t e . d e


www.crescendo.de 04 2009 | 21 porträt

Mit Biss zur Primadonna

Lucia Aliberti verfügt über vokale Zauberkräfte, die sie sich einst mühsam erringen musste.

VON RICH A RD ECKST EIN

Alt aus dem Telefonhörer zurück. Der Anrufer stutzt: falsche Nummer? Dann die Aufklärung: la mamma. Dem Wunsch, „Lucia Aliberti, per favore“, wird sogleich entsprochen. Und schon umflort ein lieblicher Sopran das Ohr des Interviewers…

Lucia Alibertis Welt ist Ordnung: Seit ihrem Debüt 1978 als Amina in Bellinis „La Sonnambula“ beim Festival dei Due Mondi in Spoleto unter Leitung von Giancarlo Menotti ist sie auf den wichtigsten Opernbühnen der Welt zu Hause. Am „Rückzugsort“, dem sizilia nischen Messina, wo die Aliberti auch geboren wurde, kümmert sich nach wie vor „la mamma“ um das leibliche Wohl der Tochter, wenn diese wieder auftanken muss, um zu neuen künstlerischen Höhen�ügen starten zu können. Ehrgeiz und Talent waren die beiden Antriebsfedern Alibertis: „Ich wollte alles über Musik wissen, aber es war sehr schwer, meinen strengen Vater von diesem Weg zu überzeugen, den ich einschlagen wollte, ja musste. Wir schlossen einen Pakt: Wenn ich in der Schule weiterhin Bestnoten hätte, dann dürfte ich auch das Konservatorium in meiner Heimatstadt besuchen. Von da an wollte ich überall die Beste sein.“ Ein solcher „Tanz auf dem Vulkan“ war damals genau das, woran sich ihre enorme Leistungsfähigkeit entzünden konnte. Wie die junge Callas einige Jahrzehnte zuvor in Athen war Lucia die erste Studentin, die das Konservatorium betrat,

und die letzte, die es verließ. „Der Direktor sagte zu meinem Vater sogar allen Ernstes: ‚Dottore Aliberti, Sie müssen ihrer Tochter ein Bett kaufen, damit sie im Konservatorium übernachten kann.‘“ Denn mit Gesang allein wollte sich Lucia nicht begnügen: Sie studierte zusätzlich Klavier, Dirigieren und Komposition. Ihr Diplom erwarb sie mit Auszeichnung. „Der eigentliche Kampf um die Kunst ging aber jetzt erst los. Denn nun galt es, den idealen Gesangslehrer für mich zu finden, der imstande war, meine Technik zu vervollkommnen, und der mir Einblicke in das ungeheure Erbe der italienischen Musiktradition gewähren konnte.“ Einen hochkarätigeren Maestro als den an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom unterrichtenden Luigi Ricci hätte die Aliberti nicht � nden können. Ricci (1893-1981) hatte in jungen Jahren die Gesangsstunden des berühmten Verdi-Uraufführungs-Baritons Antonio Cotogni begleitet und sich Notizen über dessen Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit den legendären Dirigenten und Komponisten des 19. Jahrhunderts gemacht. Zudem war Ricci mit den wichtigsten Protagonisten des Verismo – Puccini, Mascagni, Respighi, Giordano, Zandonai – noch persönlich bekannt. Später bildete er Opernstars wie Sesto Bruscantini, Anna Moffo, Rosalind Elias und Ezio Flagello aus. Lucia Aliberti wusste all dies. Sechs Monate ließ Ricci sie schmoren. Er sei zu alt, um nochmals die Verantwortung für eine Nachwuchssängerin zu übernehmen. Schließlich durfte sie ihm vorsingen. „Am Anfang musste ich meinen Vater überzeugen, nun den Maestro. Ich war wie immer glänzend vorbereitet. Das muss ihm gefallen haben. So wurde ich zur letzten Vertreterin dieser alten italienischen BelcantoSchule, für die nur zwei Grundprinzipien gelten: Selbstverantwortung und Disziplin.“ //

Foto: Balimero / Brauer Photos

„PRONTO“, orgelt es mit sonorem

Im Oktober und November ist Lucia Aliberti auf Deutschlandtournee und präsentiert in Leipzig, München, Köln, Hannover, Berlin und Essen Arien aus frühen Verdi-Opern.


porträt 22 | www.crescendo.de 02 2009

So bleibt man frisch

Dirigieren ist nichts anderes als „recreation“. Händel-Experte Alan Curtis glaubt fest daran. Im Frühjahr war ich drei Wochen nur für meinen kleinen Enkel da: beim Spazierengehen, beim Spielen und Windelnwechseln. Diese Konzentration aufs Privatleben war wunderbar, ist aber auf Dauer nichts für mich. Denn auch, wenn ich im November 75 werde, ist mir meine Arbeit noch extrem wichtig. Wenn ich wie im März/April erst Haydn-Arien in Kopenhagen dirigiere, dann Händels „Messias“ in Madrid, danach seine „Theodora“ in Cuenca und zum Schluss Vivaldis „Montezuma“ in Rom, ist das ebenso abwechslungsreich wie aufregend, kurzum „recreation“ für mich. Weil dieses englische Wort nicht nur Erholung bedeutet, sondern auch das Wiedererschaffen einer Person. Wenn man so viele unterschiedliche Dinge tut, bleibt man frisch. Und kann als neuer Mensch auf vertraute Themen zugehen –

Foto: Mary Ellen Nesi

in meinem Fall Händel, der mich seit Jahrzehnten als Schwerpunkt beschäftigt.

Obwohl ihn die meisten meiner Lehrer nicht besonders schätzten, habe ich von Anfang an eine Affinität zu diesem Multitalent gespürt. Denn er bewegt mich mehr als jeder andere Komponist und besitzt meiner Ansicht nach das Potenzial, das auch bei vielen anderen Menschen zu tun. Seine Musik ist zugleich originell und kommunikativ, geht direkt ins Herz – eine seltene Kombination. Hinzu kommt, dass sehr viele Informationen über Händel existieren, was die Arbeit enorm erleichtert. Fast alles, was er schrieb, wurde als Original-Manuskript aufbewahrt. Insofern gibt es viel Material, das

man studieren kann. Zum Beispiel eigenhändige Veränderungen von Kompositionen, die nicht nur zu deren Vorteil waren. Typisch für Händel ist, dass er sehr schnell und intensiv brillante Ideen entwickelte, die er dann aber oft wie ungehorsame Kinder behandelte und gleichsam bestrafte. Interessant ist auch die Frage des Tempos. Denn manchmal hat er zum Beispiel Allegro geschrieben, dann durchgestrichen und durch Andante ersetzt. So weiß man, dass dieses Andante nicht sehr langsam sein kann, sondern nur etwas langsamer als Allegro. Das alles hilft bei der Annäherung an den Original-Klang, zu der auch historische Aufführungspraxis und Instrumente gehören. Die authentische Rekonstruktion von Werken beschäftigt mich übrigens seit meiner „L’incoronazione di

Poppea“ in den 1960er Jahren – die erste mit alten Instrumenten in modernen Zeiten und somit Pionierarbeit, die zuvor noch nie jemand geleistet hatte. Entstanden ist sie einerseits aus meiner Liebe zum Cembalo, die während meines Studiums dieses Instruments wuchs und auf seiner Kombination aus Disziplin, Ausdrucksstärke und Authentizität basierte. Andererseits hatte ich das Gefühl, dass viele große Komponisten wie Monteverdi von modernen Dirigenten nicht gut bedient wurden, weil man sie mit unpassenden Instrumenten und komplett umarrangiert aufführte. Jene „Poppea“ wurde zwar auf Anhieb ein Erfolg, der zu einer Plattenaufnahme sowie Aufführungen von Amsterdam bis Spoleto führte und mich als Dirigent bekannt machte. Trotzdem war die Situation in den Folgejahren oft sehr entmu-


www.crescendo.de 02 2009 | 23 porträt

Auch mit Mitte siebzig

Orchesterleiter Alan Curtis noch viele Wünsche offen.

Foto: Joyce Didonato

sind für den amerikanischen

tigend, weil man den Eindruck hatte, niemals voranzukommen und nicht gehört zu werden. Trotzdem habe ich weitergemacht. Zurückblickend �nde ich den Fortschritt unglaublich, den die Alte Musik in den letzten 50 Jahren erlebt hat: Heutzutage gibt es adäquate Aufführungen allerorten, ein interessiertes Publikum, talentierte Musiker – zum Beispiel die des Complesso Barocco, das ich 1992 gegründet habe: ein Ensemble mit vielen Italienern, die sehr instinktiv, zum Teil autodidaktisch und als aufmerksame Zuhörer an die Arbeit herangehen. Dazu kommen Ausländer aus den unterschiedlichsten Ländern, summa summarum eine gute Mischung, die sich ständig verändert. Unsere Stärke ist aber nicht nur die Zusammensetzung. Sondern auch die Art des Probens. Die �nden in einer Villa statt, wo es nichts anderes zu tun gibt – weit weg von jeder größeren Stadt, ohne jede Ablenkung. In der Regel proben wir eine Woche und nehmen eine Woche auf. Eine sehr intensive und harte Arbeit, die sich auszahlt, wie Händels „Ezio“ und „Alcina“ als jüngste Beispiele beweisen. Als hilfreich hat sich dabei auch wieder einmal herausgestellt, Opern nur konzertant einzuspielen. Früher dachte ich, dass es besser wäre, sie erst

aufzuführen und dann aufzunehmen. Dabei trifft eher das Gegenteil zu. Auf der Bühne entstehen Dinge, die zwar zur Inszenierung passen, für eine Aufnahme aber nicht optimal sind. Zum Beispiel stoppte Maite Beaumont als Ruggiero in „Alcina“ immer an einer bestimmten Stelle, weil das in einer Inszenierung nötig war, bei der zu diesem Zeitpunkt Bühnenumbauten stattfanden. Dazu kommt, dass nicht jeder Regisseur aus der Musik heraus und mit ihr arbeiten will. Sondern diese zum Teil Moden wie der des bis vor kurzem so angesagten Schockierens unterordnet, wo man Radamisto unbedingt auf der Toilette zeigen musste. Insofern glaube ich nicht, dass man eine vorhergehende Aufführung braucht, die alle gefangen nimmt und dramatisch auf ihre Rollen einstimmt. Vielmehr habe ich gelernt, dass man dieses Eintauchen genauso gut mit konzentrierten Proben erreichen kann. Man lernt eben nie aus. Wenn ich beispielsweise die alte Aufnahme von „Admeto“ anhöre, die gerade als Set mit sechs HändelOpern bei Virgin erschienen sind, würde ich sie am liebsten neu einspielen. Aus diesem Grund sind bei mir immer noch viele Projekt2

11.05.2009

9:51 Uhr

Wünsche offen. Im Opern- und OratorienBereich gibt es noch so viele unentdeckte Dinge. Was die barocke Instrumental-Musik angeht, ist wohl das meiste bekannt, was aber nicht heißt, dass es nichts mehr zu tun gäbe. Die Frage ist nur, wann ich Zeit dazu �nde. Momentan bin ich ständig beschäftigt – was einerseits schön ist, anderseits aber auch Grenzen hat. Vielleicht wird mir die Wirtschaftkrise indirekt eine Hilfe sein, nicht immer auf Hochtouren zu laufen. Aufgezeichnet von Antoinette Schmelter de Escobar.

Seite 1

Händel: „Ezio“, Alan Curtis, Il Complesso Barocco (Archiv Produktion) Händel: „Alcina“, Alan Curtis, Il Complesso Barocco (Archiv Produktion)

Händel: „Arminio“, „Deidamia“, „Radamisto“, „Rodrigo“, „Fernando, Re di Castiglia“ „Admeto“, Alan Curtis, Il Complesso Barocco, 16-CD-Box (Virgin Classics)

Kemptener Jazzfrühling | Ottobeurer Konzerte Int. Kammerchor-Wettbewerb Marktoberdorf Andreas Hofer, Freilichtbühne Altusried Oberstdorfer Musiksommer - Int. Klassikfestival im Allgäu Klang & Raum, Kloster Irsee | Fürstensaal Classix, Kempten Schlosskonzerte Neuschwanstein | Festival vielsaitig, Füssen Festival der Nationen, Bad Wörishofen

MusikHochGenuss Allgäu Festivals 2009 Infos zur Kulturregion Allgäu

01805-127000 · www.allgaeu-festivals.de (Euro 0,14/min + Mobilfunkzuschlag)

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Klassik-Charts Die Bestseller

rezension 24 | www.crescendo.de 04 2009

Die Besten

Rezensionen Hoffentlich nicht Rolandos Schwanengesang 2

3

Zisterzienser Mönche von Stift Heiligenkreuz „chant – Music for Paradise“ (Decca) Ragna Schirmer Händel: Klaviersuiten (Berlin Classics)

Die Schönheit des Klaviertons dominiert bei Ragna Schirmer über den musikalischen Affekt. 4

5

Anna Netrebko/ Rolando Villazón „Duets“ (Deutsche Grammophon) Philippe Jaroussky „Opium“ (Virgin Classics)

6

Elina Garancˇa „Bel Canto“ (Deutsche Grammophon)

7

Netrebko/Garancˇa Bellini: „I Capuleti e I Montecchi“ (Deutsche Grammophon)

8

9

Dennis Chmelensky „Dennis“ (Sony Classical) Anne-Sophie Mutter „Mendelssohn“ (Deutsche Grammophon)

10 Lang Lang/Mehta Chopin: Klavierkonzerte (Deutsche Grammophon) 11 Anna Netrebko „Souvenirs“ (Deutsche Grammophon) 12 René Jacobs Telemann: „Brockes-Passion“ (harmonia mundi) Stimmungsvoll, dramatisch und klanglich geschärft 13 Pluhar/ Jaroussky/Rial „Teatro d‘amore“ (Virgin Classics) 14 Antal Dorati Haydn: Sinfonien kompl. (Decca)

1

Amir Katz Mendelssohn: „48 Lieder ohne Worte“ (Live Classics)

2

Pluhar/ Jaroussky/Rial „Teatro d‘amore“ (Virgin Classics)

Einzigartige barocke JamSession 3

Dejan Lazi´c Rachmaninow: Klavierwerke (Channel Classics)

4

Nils Mönkemeyer „Ohne Worte“ (Sony Classical)

5

Philippe Jaroussky „Opium“ (Virgin Classics)

6

Trio Parnassus Louis Ferdinand von Preußen: „Klaviertrios Vol. 3“ (MDG)

Delikate Kreationen des Hohenzollern-Prinzen 7

Joel Frederiksen „O felice morire“ (harmonia mundi)

8

Jordi Savall „Jerusalem“ (Alia Vox)

9

delian::quartett Schumann: „Kammermusikwerke“ (OehmsClassics)

10 Robert Crowe „Carissimi: Sopran-Motetten“ (Profil Edition) 11 Vladimir Ashkenazy Suk: Sinfonie „Asrael“ (Ondine) 12 Haydn Edition (Brilliant Classics) 13 René Pape „Gods, Kings & Demons“ (Deutsche Grammophon) 14 Leontyne Price Gershwin: „Porgy and Bess“ (audite) 15 Joseph Moog „Metamorphose(n)“ (Claves) Dieser Nachwuchspianist wird noch von sich reden machen.

15 Daniel Barenboim „Neujahrskonzert 2009“ (Decca) Die Klassik-Charts wurden ermittelt durch Mediacontrol im Auftrag des Bundesverbandes der phonographischen Wirtschaft e.V.

Auswahl der besten CDs, DVDs

Die crescendo Klassik-Charts werden in der Redaktion ermittelt. Zu Grunde liegen Einspielungen der letzten Monate.

Foto: Archiv Berliner Philharmoniker

Rolando Villazón „Händel“ (Deutsche Grammophon)

FUR T WÄ NGL ERS RI AS - MI T SC HNI T T E

Tragischer Maestro Schenkt man Dokumentationen über Wilhelm Furtwänglers Entnazifizierungsverfahren Glauben, dann müssen die Verhöre nach dem Krieg mit großer Härte geführt worden sein. Für den Dirigenten gewiss ein Martyrium. Es sollte noch bis zum 25. Mai 1947 dauern, ehe er „sein“ Orchester, die Berliner Philharmoniker, wieder leiten durfte. Glücklicherweise wurden von da an die meisten FurtwänglerKonzerte vom RIAS Berlin aufgezeichnet. Schon immer war Furtwänglers Konzertrepertoire von Werken der mitteleuropäischen Musiktradition bestimmt. So wählte er als programmatischen Auftakt seines Neuanfangs Beethovens „5. und 6. Sinfonie“, die zwar als komplementäres Paar gedacht sind, aber selten so aufgeführt werden. Mit dem Mitschnitt dieses Abends beginnt die vorliegende CD-Reihe von Furtwänglers späten Berliner Auftritten, für die erstmals auf die originalen, mühevoll restaurierten Rundfunkbänder zurückgegriffen werden konnte. Sie endet auf CD 12 mit dem Konzert vom 23. Mai 1954 – interessanterweise wiederum mit der Kombination der beiden Beetho-

ven-Werke „Pastorale“ und „Schicksals-Sinfonie“. Ein halbes Jahr später starb Furtwängler 68-jährig in Baden-Baden. Seine Witwe sagte später, er habe die erstbeste Erkältung dazu benutzt, um sich davon zu machen, da er die nicht nachlassenden Vorwürfe wegen seiner NS-Verstrickung nicht mehr ertragen wollte. Musikalische Form und musikalischer Gehalt bleiben bei Furtwänglers Dirigaten immer genau austariert und befeuern sich gegenseitig. Manchmal scheint ihm der Weg zur Apotheose allerdings wichtiger zu sein als diese selbst. Das Magische seiner Interpretationen bestand darin, dass er den Zuhörern stets den Eindruck vermitteln konnte, die jeweilige Komposition würde im Augenblick des Konzerts neu geschaffen werden. Solche Erlebnisgehalte haben auch über ein halbes Jahrhundert nach ihrer Entstehung nichts an Brisanz verloren. Atemberaubend! Richard Eckstein „Wilhelm Furtwängler – The Complete RIAS Recordings“, 12 CDs + Bonus-CD (audite)

Hören Sie ausgewählte Titel der CDs, die hier besprochen werden, auf der crescendo premium-CD, siehe auch S. 38.

Mehr Furtwängler auf der crescendo premium-CD, Titel 4.

1


www.crescendo.de 04 2009 | 25 rezension

HAYDNS ARIEN FÜR FRAUENSTIMMEN

F I S C H ER D I R IG I ER T ROS S I N I

JAC O B S D I R IG I ER T „I D O M EN EO“

„Arie per un amante“ nennt sich diese CD, und sie könnte es werden für mehr als nur einen „amante“/„Liebenden“ Haydnscher Arien und schöner Stimmen wie der von Nuria Rial (Sopran) und Margot Oitzinger (Mezzosopran). Schmissig setzt das L’Orfeo Barockorchester unter Michi Gaigg mit Haydns „Sinfonia in G“ an und straft all jene Lügen, die Haydn und seine Musik abschätzig als die eines behäbigen „Papas“ betrachten. Er war es keinesfalls – weder als Komponist, als Mensch noch als Mann. „Gegen die Reize anderer Frauenzimmer“ (als der, der chronisch übellaunigen Ehefrau) war er nicht immun. Wohl deshalb sind seiner Feder so wunderbare Arien für Frauenstimmen entsprungen, wie jene, die er seiner langjährigen Geliebten Luigia Polzelli widmete. Rial und Oitzinger bringen alles mit, was man für dieses Repertoire braucht: natürliche Anmut, Stilempfinden und dieses Quentchen Humor, ohne die Haydns Musik nicht auskommt.

Diese Rossini-Retrospektive stellt bekannte Meisterwerke wie die „Semiramis“-Ouvertüre und die „Streichersonate G-Dur“ neben Unbekanntes – eine Serenade, die Fanfare „Sammeln zur Jagd“, die Ouvertüre „La Scala di Seta“ und Variationenwerke für Bläserquartett bzw. Klarinette, Streichquartett und kleines Orchester. Die Qualitäten des Budapest Festival Orchestra unter seinem Gründer und Leiter Iván Fischer sind eigentlich mehr als beachtlich, doch hier spielt es manchmal recht lustlos und bleibt hörbar unter seinen Möglichkeiten. Das mag vielleicht vor allem daran liegen, dass die Qualität der herausgesuchten Werke doch ausgesprochen unterschiedlich ist – „Easy Listening“Musik für die Lounge oder das Bordprogramm, die den Hörer mit einem Gefühl zurücklässt, als ob er zuviel Süßes gegessen hätte. Darüber tröstet die liebevolle Aufmachung ebenso wenig hinweg wie die beschwörende Lobeshymne Iván Fischers auf Rossini im Booklet.

Die Mannschaft ist der Star. Das gilt auch für Mozarts „Idomeneo“, den René Jacobs nach seinen vielbeachteten Einspielungen von „La Clemenza di Tito“ und „Don Giovanni“ nun vorlegt. Wieder sind das Freiburger Barockorchester und der RIAS Kammerchor mit an Bord. Und wieder prägen diese erstklassigen Ensembles mit ihrer enormen Gestaltungskraft, dem plastischen Klangbild und ihrer Vitalität die Aufnahme. Wenn im ersten Akt nach Elektras Rachearie (mit Biss: Alexandrina Pendatchanska) der Sturmchor einbricht, dann muss man sich warm anziehen. Die freie Tempogestaltung von René Jacobs ist in manchen geschlossenen Formen wie der Ouvertüre etwas gewöhnungsbedürftig, die Rezitative erklingen dagegen so natürlich wie aufregend. Und da auch das Solistenensemble um Richard Croft (Idomeneo), Bernarda Fink (Idamante) und Sunhae Im (Ilia) überzeugt, wird dieser „Idomeneo“ zu einem Fest der Farben. Georg Rudiger

Teresa Pieschacón Raphael

Benjamin-Gunnar Cohrs

Haydn: „Arie per un amante“, Rial, Oitzinger, L’Orfeo Barockorchester, Gaigg (dhm)

Rossini: „Instrumentalwerke“, Budapest Festival Orchestra, Fischer (Channel Classics)

Recht lustlos

Fest der Farben

Mozart: „Idomeneo“. Freiburger Barockorchester, RIAS Kammerchor, Jacobs, 3 CDs + 1 DVD (harmonia mundi)

T O S C A N I N I P R I VAT

V I VA L D I S O P E R N

B A R AT I S P I ELT PAG A N I N I

So spannend seine Lebensgeschichte auch war: Da Arturo Toscanini Interviews kategorisch ablehnte, blieb der Mensch hinter dem Pultdespoten ein Rätsel. Doch vor zwei Jahren ließ die ToscaniniFamilie Larry Weinstein und sein Team Einblick in 150 Stunden Tonbandmaterial nehmen; Aufnahmen von Gesprächen mit dem greisen Maestro, die sein ältester Sohn Walter gemacht hatte. Eine ganze Serie von Hörbuch-CDs hätte sich damit füllen lassen, doch Weinstein brachte eine unterhaltsamere Variante zustande: einen Film, der am Silvesterabend in Toscaninis Wohnung im engsten Freundes- und Familienkreis spielt. Herausgekommen ist ein reichlich prätentiöses Kammerspiel, das sich – mit Musik- und Zeitgeschichts-Einblendungen – um den Werdegang und die Ansichten Toscaninis dreht, dessen Rolle Barry Jackson übertragen ist. Kult für Fans, halbwegs informativ und voll eitler Banalitäten für distanziertere Betrachter. Christoph Schlüren

Als Komponist von etwa 50 Bühnenwerken ist Antonio Vivaldi nach wie vor unterbewertet. Zeitgenossen wie der Flötist und Musiktheoretiker Johann Joachim Quantz meinten sogar, Vivaldis Opern hätten seine Instrumentalmusik „frivolisiert“. Seit 2001 arbeitet das französische Label naïve an der „Vivaldi Edition“, der Einspielung der kompletten Originalmanuskripte Vivaldis, die in der Biblioteca Nazionale in Turin lagern. Das Projekt umfasst mehr als 100 Aufnahmen, darunter viele noch nie zuvor auf CD erschienene Opern. Ein erstes Teilstück ist nun in der luxuriösen, aber ein wenig unhandlichen und leider auch unübersichtlichen Box „Operas#01“ auf den Plattenmarkt gekommen. Enthalten sind Spitzeninterpretationen von insgesamt neun Vivaldi-Opern. Eines fällt auf: Für Bösewichte hat er eindeutig die aufregendere Musik komponiert. War es das, was Quantz an den Musikdramen des Venezianers so ärgerte?

Einen Supervirtuosen wie es Niccolò Paganini einst war, das wünscht sich die CD-Industrie bestimmt sehnlichst. Doch könnte sie auch dessen „schauerlich bizarre Erscheinung“ – so beschrieb ihn Heinrich Heine – akzeptieren? Wohl kaum. Der ungarische Geiger Kristóf Barati sieht nicht so aus, als sei er vom Teufel besessen. Er spielt auch nicht so. Forciert extravagantes Virtuosengehabe scheint diesem Musiker, dem die Ernsthaftigkeit ins Gesicht geschrieben steht, fremd. Einfach ist das nicht, mit Paganinis Violinkonzerten von 1818 und 1827, die trotz technischer Kunststückchen kaum musikalische Substanz aufweisen und nicht mehr als ein Vehikel für geigerische Virtuosität sind. Doch Baratis Stradivari-Ton hat wunderbaren „Körper“; Spiritualität ersetzt hier leere Virtuosität. Unter Leitung von Eiji Oue gelingt es Barati, die Werke auf ein ganz anderes Niveau zu heben.

Prätentiöses Kammerspiel

„Toscanini – in his own words“, DVD (medici arts)

Bezaubernde Bösewichte

Spiritualität statt Virtuosität

Richard Eckstein Vivaldi: „Operas#01“, 27 CDs + Bonus-DVD (naïve)

Teresa Pieschacón Raphael Paganini: „Violinkonzerte“ Nr. 1 und 2, Barati, NDR Radiophilharmonie, Oue (Berlin Classics)

Mehr Barati auf der crescendo premium-CD, Titel 2.

Natürliche Anmut


rezension 26 | www.crescendo.de 04 2009

P O P P EN D I R I G I E R T T S C H A I KO W S K Y

DER GANZE BR AHMS

M O O G M I T K L AV I E R R A R I TÄT EN

DRP nennt sie sich nun, die Deutsche Radio Philharmonie, die aus der Fusion des RSO Saarbrücken mit dem SWR-Rundfunkorchester Kaiserslautern hervorging. Der drohenden Gefahr nur als bürokratischer Koloss wahrgenommen zu werden, entging Chefdirigent Christoph Poppen durch geeignetes Repertoire, „das zu so einem großen neuen Orchester passt, und dessen emotionale Energie sich überträgt“. Das Werk Peter Tschaikowskys bot sich an, weil es „so viele Farb-Nuancen und (un)erfüllte Sehnsüchte“ in sich trägt. Tschaikowskys „4. Sinfonie“ macht den Anfang. Wie viel Pathos verträgt das Werk, dürfte sich hier jeder nichtrussische Dirigent fragen. Poppens Tschaikowsky-Sicht ist „emotional entschärft“ und ohne Lärm im Finale, aber leider auch ohne den Leidensdruck, den Fatalismus, der Wahrhaftigkeit eines Leonard Bernstein. Wenig Pomp auch bei der „Ouvertüre 1812“, dafür Präzision und künstlerische Integrität.

Langjährige CD-Sammler werden sich verwundert die Augen reiben: War die „Brahms Complete Edition“ der Deutschen Grammophon nicht mal eine 35 Zentimeter breite Box und kostete ein schieres Vermögen?! Vor 13 Jahren gedachte das Gelblabel Brahms’ 100. Todestag erstmals mit einer CD-Ausgabe seines Gesamtwerks. Nun hat man sich der damaligen editorischen Großtat erinnert und fördert diesen Schatz erneut zutage – in einer Platz sparenden Verpackung und zu einem Preis, der die meisten Mitbewerber aus dem Feld schlägt (jede der 46 CDs kostet umgerechnet nur ca. 1,40 Euro). Glücklicherweise hat man auf eine Aktualisierung der damaligen Aufnahmen verzichtet. So darf man sich beispielsweise auf eine Wiederbegegnung mit Daniel Barenboim als Klavierinterpreten des Brahms’schen Liedœuvres freuen. Und an den Berliner und Wiener Philharmonikern unter Pultstars wie Böhm, Karajan und Abbado führt auch heute noch kein Weg vorbei.

Der junge Pianist Joseph Moog, Preisträger obligater Wettbewerbe und Meisterschüler von Bernd Glemser, stellt hier ein ungewöhnliches Konzept-Album mit virtuosen Transkriptionen vor – Liszts „Norma“-Reminiszenzen, Moszkowskis „Venusberg-Bacchanal“-Paraphrase, Friedmans Sicht von Strauß’ „Frühlingsstimmen-Walzer“ und Busonis „Carmen“-Fantasie, dramaturgisch schlüssig zusammengestellt und gegliedert durch drei kleinere Paraphrasen von Godowsky. Furchtlos und mit stupender Technik bewältigt Moog diese fast ausnahmslos aberwitzigen Raritäten. Man würde sich allenfalls wünschen, dass er seine Aufmerksamkeit in Zukunft vermehrt auf die differenzierte Darstellung paralleler Klang-Ebenen lenkt – am Anfang von Track 3 zum Beispiel, wo Original-Strauß von Friedman regelrecht kommentiert wird. So etwas sollte klanglich besser abgestuft werden. Schade schließlich, dass man das Booklet nicht aus dem Digipack nehmen kann.

Richard Eckstein

Benjamin-Gunnar Cohrs

Teresa Pieschacón Raphael Tschaikowsky: „Sinfonie Nr. 4“, Deutsche Radio Philharmonie, Poppen (OehmsClassics)

Editorische Großtat

Brahms: „Complete Edition“, 46 CDs (DG)

Stupende Technik

„Metamorphose(n)“, Joseph Moog (Claves)

A RG ER I C H S P I ELT M OZ A R T

KRISTJAN JÄRVI DIRIGIERT BERNSTEIN

L AC H EN M A N N S G ER ÄUS C H MUS I K

14 Jahre alt war Martha Argerich, als sie mit ihren Eltern von Buenos Aires nach Wien zog und Unterricht beim von ihr verehrten Pianisten Friedrich Gulda nahm. Wenn sie nun wie beim Konzert in Tokio am 27. Januar 2005 mit seinen beiden Söhnen Rico und Paul Mozarts „Konzert für drei Klaviere in F-Dur“ KV 242 spielt, ist sich die argentinische Starpianistin nicht zu schade, den wenig anspruchsvollen, von langen Pausen durchsetzten Part des dritten Klaviers zu übernehmen. Ihre Meisterschaft erlebt man bei Mozarts „Klavierkonzert in d-Moll“ KV 466. Wie ein Blitz lässt sie den aufgewühlten Mittelteil in die Romanze einschlagen: Ein hoher Erregungsgrad durchzieht die ganze Interpretation. Die Kamera ist dicht beim Geschehen, so dass man der scheuen Pianistin näher kommt – und sich bei den Bonus-Tracks auch noch am intensiven Spiel der französischen Brüder Capuçon erfreuen kann. Georg Rudiger

Es ist ein zutiefst menschliches Werk. Nichtsdestoweniger warf man dem Komponisten Leonard Bernstein Polystilistik und Blasphemie bei diesem wahnwitzigen „Theaterstück für Sänger, Schauspieler und Tänzer“ vor. Auftraggeberin Jacqueline Kennedy blieb der Washingtoner Weltpremiere 1971 fern. Zu negativ erschien vielen die offen zur Schau gestellte innere Zerrissenheit der Hauptfigur: Den Zelebranten, der am Ende alles zerschmettert, was ihm in die Hände fällt (auch Monstranz und Weinkelch), interpretiert hier Randall Scarlata mit berührendem Bariton. Und Kristjan Järvi, jüngster Sohn von Neeme Järvi, ist mit seiner unbändigen kinetischen Kraft am Pult genau der Richtige für ein solch extremes Stück. Endlich eine Neueinspielung in modernster Klangtechnik, die der Referenzaufnahme aus dem Uraufführungsjahr unter Bernsteins eigener Leitung an die Seite gestellt werden kann.

Will man wissen, warum das breite Publikum zeitgenössische Musik meidet, ist dies die richtige CD. Helmut Lachenmann, komponierender Vorzeige-Intellektueller der Bundesrepublik, hat sich früh in „Ein- und Ausschwingprozesse, Impulse, statische Farben, Fluktuationen, Texturen, Strukturen“ und Konzepten verschanzt. Seine Geräuschmusik ist dem gewöhnlichen Zuhörer allenfalls Klangerlebnis, das sich als „Musique concrète“ philosophisch gibt. Unter Johannes Kalitzke erklingen drei Stücke aus dem Elfenbeinturm Lachenmanns: Klangforum Wien, WDR Sinfonieorchester und Schola Heidelberg scheinen mit Präzision und Hingabe die Parameter zu erfüllen – einer Beurteilung entzieht sich das freilich. Kunst, die ihr Publikum erreichen will, ist diese Sackgasse der Moderne nicht.

Hoher Erregungsgrad

„Martha Argerich plays Mozart“. New Japan Philharmonic Orchestra, Arming, DVD (Opus Arte)

Neue Referenzaufnahme

Aus dem Elfenbeinturm

Uwe Schneider

Richard Eckstein Bernstein: „Mass“, Kristjan Järvi, 2 SACDs (Chandos)

Lachenmann: „Les Consolations“, Schola Heidelberg u. a., Kalitzke (Kairos)

Mehr Moog auf der crescendo premium-CD, Titel 3.

Mehr Christoph Poppen auf der crescendo premium-CD, Titel 10.

Ohne Leidensdruck


www.crescendo.de 04 2009 | 27 rezension

D I E O R G EL D E R T H O M A S K I R C H E

Wieder im Originalzustand Auch nach ihrer Restaurierung gibt sich die Sauer-Orgel (Wilhelm Sauer 1889) der Thomaskirche zu Leipzig als wahre Königin der Instrumente zu erkennen – klanglich und optisch. 6000 Pfeifen wurden vom Staub befreit, das Instrument im Hinblick auf die Intonation in den Originalzustand gebracht. Nun kann das aus feinstem Eichenholz geschnitzte Orgelgehäuse schwingen, wie einst zu Zeiten von Max Reger, dessen Orgelwerk eng mit dem Instrument und dem damaligen Thomas-Organisten Karl Straube verbunden ist. Regers griesgrämiges Zitat über andere Interpreten „Die Orgel hör ich wohl, allein mir fehlt der Straube“ kann der heutige Thomas-Organist Ullrich Böhme getrost überhören. Nicht nur, weil er neben Reger auch Liszt, Dupré und Franck meisterlich spielt, sondern weil ohne sein Engagement die Restaurierung kaum zustande gekommen wäre. Teresa Pieschacón Raphael

Sa, 3. Oktober, 20 Uhr Eröffnungsabend Festvortrag: »Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht« – über »Licht« und »Nacht« in Musik und Literatur. Theresia Bothe | Sopran Peter Croton | Laute

Di, 6. Oktober 2009, 20 Uhr Orchesterkonzert Gustav Mahler, »Das Lied von der Erde«, u. a. Jonas Kaufmann | Tenor Margarete Joswig | Mezzosopran Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Leitung: Peter Schrottner

So, 4. Oktober 2009, 11 Uhr Lieder-Matinée Franz Schubert – Wilhelm Müller »Die schöne Müllerin« Florian Prey | Bariton Rico Gulda | Klavier So, 4. Oktober 2009, 20 Uhr Kammerkonzert Streichquartette von Joseph Haydn und Henri Dutilleux, Oktett für Streicher von Felix Mendelssohn-Bartholdy Henschel Quartett Eisler Quartett Mo, 5. Oktober 2009, 20 Uhr Liederabend Lieder von Johannes Brahms, Richard Strauß, Alban Berg u. a. Melanie Diener | Sopran N.N. | Klavier

Mi, 7. Oktober 2009, 19 Uhr Kammerkonzert Werke von César Franck, Felix Mendelssohn-Bartholdy u. a. Priya Mitchell | Violine Polina Leschenko | Klavier Do, 8. Oktober 2009, 19 Uhr Kammermusiknacht I. Georg Friedrich Händel II. Joseph Haydn III. Felix MendelssohnBartholdy Kirsten Blaise | Sopran Andreas Weller | Tenor Stefan Palm | Cembalo, Orgelpositiv, Hammerklavier, Klavier Florian Meierott | Violine Birgit Förstner | Violoncello

Fr, 9. Oktober 2009, 20 Uhr Orchesterkonzert Haydn | Konzert für Violine, Klavier und Streicher F-Dur Rodion Shchedrin | Concerto Lontano für Klavier und Streicher Schubert / Mahler | »Der Tod und das Mädchen« (Fassung für Streichorchester) Dimitry Sitkovetsky | Violine und Leitung Anna Gourari | Klavier New European Strings Sa, 10. Oktober, 20 Uhr Kirchenkonzert Georg Friedrich Händel, Oratorium, »L‘allegro, il pensieroso ed il moderato« Kirsten Blaise | Sopran Verena Krause | Sopran Colin Balzer | Tenor Florian Prey | Bass Chamber Choir of Europe European Chamber Orchestra Leitung: Nicol Matt

„Die Sauer-Orgel“, Ullrich Böhme (Rondeau)

ADÈS SHAK ESPE ARE- OPER

Das Zeug zum Klassiker Mit „The Tempest“ (2004) hat der englische Komponist Thomas Adès erneut ein ebenso effektvolles wie abwechslungsreiches Werk geschaffen. Atmosphärisch dicht, reich an vokalen Gestaltungsmöglichkeiten, von ausschwingenden Melodielinien bis hin zu den brillanten Koloraturen, mit denen Cyndia Sieden als Ariel fasziniert, ist hier der Kosmos modernen Musiktheaters ausgeschöpft. Adès lässt die magische Welt von Shakespeares „Sturm“ Klang werden und zieht den Hörer in seinen musikalischen Bann. Ihm gelingt nichts weniger, als mit zeitgenössischen Mitteln eine verständliche, emotionale, den Zuhörer erreichende Musik zu schreiben. Adès theatralisch starke Musiksprache überzeugt. Simon Keenlyside, Kate Royal, Toby Spence und Ian Bostridge gehören zum phänomenalen Ensemble dieser Aufnahme.

Stand März 2009 | Änderungen vorbehalten

Karten, Prospekte Herbstliche Musiktage Bad Urach Stiftung des Bürgerlichen Rechts Hermann-Prey-Platz 1, 72574 Bad Urach Telefon 07125 9460-6, Fax 07125 9460-80 info@herbstliche-musiktage.de www.herbstliche-musiktage.de

Herbstliche Musiktage Bad Urach 2009 3.–10. Oktober Licht und Nacht Händel, Haydn und MendelssohnBartholdy

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12.05.2009 9:15:00 Uhr

STADTWERKE DINSLAKEN PRÄSENTIEREN:

Uwe Schneider Adès: „The Tempest“, Royal Opera House, Adès (EMI)

AU S R U S S I S C H EN A R C H I V EN

Barshais Akkuratesse Auf 10 CDs präsentiert das Moscow Chamber Orchestra ein Repertoire aus Barock, Wiener Klassik und Moderne. Die Aufnahmen aus russischen Archiven, entstanden zwischen 1956 und 1974, umfassen nahezu die gesamte Spanne, die der gefeierte Dirigent und Violaspieler Rudolf Barshai Leiter des von ihm gegründeten Kammerorchesters war. Liebe zum Detail, Akkuratesse und stilistisches Wollen sind die hervorstechenden Merkmale der Interpretationen. Klangmächtig und idiomatisch inszeniert Barshai das vor allem in den Werken seiner russischen Zeitgenossen Prokofjew, Schostakowitsch u. a. Bemerkenswert die Mozart- und Haydn-Lesarten aus den 1960ern, die in ihrer Direktheit und klaren, transparenten Stimmführung aus dem romantisierenden Ideal ihrer Entstehungszeit herausragen. Qualitäten, die auch den Arrangeur Barshai, etwa mit Bachs „Kunst der Fuge“ oder Schostakowitschs Streichquartett, auszeichnen. Uwe Schneider „Barshai Edition“, Moscow Chamber Orchestra (Brilliant Classics)

FANTASTIVAL 2009

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rezension 28 | www.crescendo.de 04 2009

KO N F R O N TAT I O N M I T D E M U N B EK A N N T EN

Komponisten, die nach dem 2. Weltkrieg auf der Suche nach dem Unbekannten wirklich Neuland entdeckten und nicht einfach ihren Beitrag zu der modischen Idee einer „Moderne“ leisteten, sind eine Seltenheit – und gerade die, deren Kreativität die Ikonen des Fortschritts weit überragt, sind erstaunlich unbekannt. Vergleicht man die Qualität der Werke von Dänemarks führendem Komponisten Per Nørgård (geb. 1932) mit dem Rang, den ihm die Meinungsmacher international einräumen, so darf man staunen. Nørgård war zunächst Schüler des bedeutenden Sinfonikers Vagn Holmboe, eines Schostakowitsch-Zeitgenossen, der eine wundervoll balancierende, organische „Metamorphose-Technik“ entwickelte. Von dieser angeregt, schrieb er als 25-Jähriger eine visionäre 1. Sinfonie, die wild und fantastisch hinter den Horizont der geläufigen Tonsprachen blickt. In seiner 2. Sinfonie erkundet Nørgård die Welt der Obertöne, lange bevor die Spektralisten die Bühne betreten, und in der hier neu eingespielten Dritten hat er einen in sich kreisenden, vollendeten Tönekosmos geschaffen, der melodisch auf der von ihm erfundenen „Unendlichkeitsreihe“ und rhythmisch auf den schwerelosen Proportionen des goldenen Schnitts beruht.

Foto: Marianne Grøndahl

Der dänische Grandseigneur Per Nørgård

Außerdem umfasst dieses gigantische Werk die Marienpreisung „Ave Maris Stella“ und Rilkes „Singe die Gärten, mein Herz, die du nicht kennst“. Danach zerbrach Nørgård gezielt die hermetische Ordnung, die sich anfühlt wie eine musikalische Parallelwelt, und öffnete – unter dem Eindruck der anarchischen Schöpfungen des wahnsinnigen Schweizer Künstlers Adolf Wölfli – die Schleusen des Chaos in seiner 4. Sinfonie „Indischer RoosenGaarten und Chineesischer Hexensee“, welche die Prinzipien von disziplinierter Gesetzmäßigkeit und unkontrollierter Entfesselung in einzigartiger Weise zur Kollision bringt. Noch extremer in der Orchesterbehandlung ist die 5. Sinfonie, deren Eruptionen Nørgård mit Tsunamis verglich.

Die 6. Sinfonie und das Orchesterstück „Terrains vagues“ finden zu einer neuen Ausgeglichenheit von unbändiger Abenteuerlust in der Erforschung der tiefen Register, und nun also die hier ersteingespielte 7. Sinfonie von 2004-06: eine einzige Unvorhersehbarkeit, im zerbrechlich Zartesten wie in der fortwährenden Begegnung mit unbekannten Welten. Widmungsträger Thomas Dausgaard lotet die feinsten Differenzen der so komplexen wie unmittelbar wirkenden Partituren aus. Christoph Schlüren Nørgård: „3. und 7. Sinfonie“, Dän. Nat. RSO, Dausgaard (Dacapo)

Yuja Wang

Ihr Debütalbum bei Deutsche Grammophon. Ab sofort im Handel !

© Felix Broede / DG

»Yuja Wang hat alles, was eine WeltklassePianistin ausmacht.« New York Times

DG CD 477 8140

Entdecken Sie eine Virtuosin mit Tiefgang:

Konzert-Tipps 2009:

Yuja Wang – Sonaten & Etüden

27. / 29. / 31. 07. & 01.08. Verbier 12. / 14. / 15.08. Luzern

Mit Chopins b-Moll-Sonate, Scriabins gis-MollSonate, Etüden von Ligeti und Liszts h-Moll-Sonate

Weitere Konzertdaten, Videoclips und Hörbeispiele unter www.yuja-wang.de


www.crescendo.de 04 2009 | 29 rezension

Zur Not auch in Strümpfen Pianist Hardy Rittner stellt sich den Herausforderungen des authentischen Klangs. VON RICHARD ECKSTEIN

Die meisten Klavierschüler kennen das Phänomen: Das auf dem heimischen Piano mit Fleiß und Schweiß hübsch Eingeübte will beim Vorspielen auf dem mit einer viel schwergängigeren Mechanik ausgestatteten Flügel des Lehrers gar nicht recht gelingen. Wie sollte es auch: Denn Instrument ist nicht gleich Instrument! Jedes besitzt sei-

Insbesondere der klangliche Kontrast zwischen dem Streicher-Flügel und dem gleichfalls auf dem Podium stehenden, nur 27 Jahre jüngeren Steinway ließ tief blicken: Gerade langsame, elegische Passagen – bei Brahms wie bei Schönberg – klingen auf dem Streicher viel inniger, intimer, ja individueller. Auf dem Steinway von 1901 lassen sich zwar enorme Steigerungen erzielen, aber – im Vergleich mit dem 1874 gebauten Instrument – wirkt alles, wie mit breitem Strich gemalt. Die bewundernswerte psychophysische Leistung, die ein solch unmittelbarer Instrumentenwechsel bedeutete, mag vielen erst durch eine überraschende Ankündigung Hardy Rittners vor Beginn des Konzerts bewusst geworden sein: Aufgrund seiner Körpergröße müsse er nun seine Schuhe ausziehen, um den Neigungswinkel seiner Füße zu den Pedalen erträglicher zu gestalten. Seine Knie hatte der 1,94-Meter-Mann ohnehin kaum unter die beim Streicher erheblich niedriger gelegene Tastatur gebracht. Original klingt’s eben nur mit Strümpfen… // Brahms: Frühe Klavierwerke Vol. 2, Hardy Rittner (MDG)

Mehr Rittner auf der crescendo premium-CD, Titel 9.

Eine gewisse Standardisierung – freilich teuer erkauft – hat sich in den vergangenen Jahrzehnten durch die Monopolstellung von Steinway & Sons ergeben. Der 1981 geborene Pianist Hardy Rittner hat nichts gegen Steinways. Den legendären D-Flügel von 1901 aus Palisanderholz, der seiner Platten�rma Dabringhaus & Grimm gehört, spielt er meisterlich, arbeitet bei virtuosem romantischen Repertoire alle Vorzüge des imperialen, das gesamte Klangspektrum gleichmäßig und voll ausschöpfenden Steinway-Sounds heraus – bis ein, so wohl nur bei Steinway mögliches, „Ohrenklingeln“ bei den Zuhörern einsetzt. Doch Rittner – ein bei allem Ausdruckswillen intellektuell-introvertierter Künstler – will nicht bloß überrumpeln, sondern dem Publikum etwas mitteilen, musikalisch Geschichten erzählen: mit Klängen, aber auch mit der feinen Nachzeichnung kompositorischer Strukturen. Und dazu bedarf es für ihn einer „historischen Informiertheit“. Er war der erste, der Klaviermusik von Brahms auf Instrumenten interpretierte, wie sie der Komponist einst selbst gespielt hat. Für seine beiden bisherigen, viel gelobten Einspielungen des Brahms’schen Frühwerks griff er auf einen Ignaz Bösendorfer-Flügel von 1849/50 und einen Flügel von Johann Baptist Streicher aus dem Jahr 1851 zurück. Rittners hervorragender Ruf, sich immer wieder auf spieltechnisch völlig anders geartete Tasteninstrumente einstellen zu können, ist dafür verantwortlich, dass ihm die raren und emp�ndlichen Kleinodien aus der Wiener Sammlung von Gert Hecher nicht nur für Aufnahmen und Konzerte zur Verfügung gestellt, sondern sogar nachgesandt werden. Jüngstes Beispiel: die Aufnahmeserie zum Gesamtklavierwerk von Arnold Schönberg (1874-1951). Im zur schmucken Konzerthalle mutierten Ackerhaus der idyllisch gelegenen Abtei Marienmünster – eine halbe Autostunde von Detmold entfernt – fand Rittner ideale Bedingungen, um die Eigenschaften des diesmal gewählten Streicher-Flügels aus dem Geburtsjahr(!) des Komponisten und (ab op. 23) des Steinways von 1901 auszuloten. Da sich seine Fans voraussichtlich noch bis November gedulden müssen, bis das CD-Programm erscheint, nutzte der von Bayer Kultur geförderte Pianist – quasi als Atempause zwischen den Aufnahmesitzungen – die Gelegenheit, im Rahmen eines Nachmittagskonzerts, sich und seine Arbeit live vorzustellen.

Foto: Hardy Rittner

ne spezifischen Eigenarten.


rezension 30 | www.crescendo.de 04 2009

S T R AUß’ V ERG ES S EN E P OL I T SAT IR E

PÄ R T S N EU E W E R K E

A LL E „L I ED ER OHN E WOR T E“

Jüngstes Ergebnis, in Vergessenheit geratenen Werken bedeutender Komponisten neues Leben einzuhauchen: die Gesamtaufnahme „Das Spitzentuch der Königin“ – eine Operettenrarität von Johann Strauß, in der die im Titel genannte Königin ihren König erst auf Umwegen an Heim und Hof zu binden vermag. Schauplatz ist Portugal, aber mit süffisanten zeitgenössischen Bezügen zum Haus Habsburg und Kronprinz Rudolf. So enthält die Partitur von 1880 manches musikalische Augenzwinkern, ist oft nahe bei Lortzing und noch näher bei Offenbach, erfreut aber auch mit der klanglichen Grazie und Sinnlichkeit des Walzerkönigs. Das engagiert zu Werke gehende Ensemble der Dresdner Staatsoperette widmet sich dieser Politsatire unter Ernst Theis mit Hingabe. Dadurch wird deutlich – über den noch von Strauß selbst als instrumentale Auskopplung der schönsten „Spitzentuch“-Melodien arrangierten Konzertwalzer „Rosen aus dem Süden“ hinaus –, wie hörenswert diese Operette als Ganzes geblieben ist. Gerhard Dörr

Alle seine neuen Chor- und Orchesterwerke sind von typisch Pärt’scher Prozesshaftigkeit. „In Principio“ ist ein Glaubensbekenntnis nach dem Johannes-Evangelium. „Cecilia, vergine romana“ erzählt die traurige Geschichte der Schutzheiligen der Musik. Das „Da pacem, Domine“ entstand nach dem Terroranschlag 2004 in Madrid und wird in Spanien jedes Jahr zum Gedenken der Opfer aufgeführt. „Für Lennart in Memoriam“ wurde für den 2001 verstorbenen estnischen Präsidenten Lennart Meri geschrieben. „La Sindone“ meint das Turiner Grabtuch Christi, „Mein Weg“ heißt ein Gedicht von Edmond Jabès. Die Beteiligten musizieren mit Leidenschaft und auf hohem Niveau. Das Estnische Nationalorchester lässt durch besonders differenziertes, oft vibrato-armes Spiel aufhorchen. Der Klang der CD ist, wie immer bei ECM, vorzüglich – auch wenn man sich durchaus fragt, ob die Konzerthalle in Tallinn, in der die ersten drei Werke aufgenommen wurden, wirklich so hallig wie eine Kirche klingt...

Er scheint Mendelssohn nicht von Mozart, sondern von Schubert – seiner ureigenen Domäne – her zu denken. Wie bei seinen meisterhaften Interpretationen des letzten Wiener Klassikers lädt der israelische Pianist Amir Katz nun Felix Mendelssohns vermeintlich schlichte romantische Klavierweisen mit einem gerüttelt Maß an Dramatik auf, ohne jemals in die Gefahr der Übertreibung zu geraten. Sein interpretatorischer Zugriff ist bei aller Klarheit und Feinzeichnung ein ausgesprochen maskuliner, unsentimentaler. Den „Liedern ohne Worte“, die im 19. Jahrhundert der zumeist von Frauen dominierten Hausmusik dienten, tut dies überaus gut. Dass der bekennende Callas-Fan Katz die generelle Kantabilität der Mendelssohn-Miniaturen nie aus den Augen verliert, versteht sich zwar fast von selbst, nötigt dennoch Bewunderung ab. Katz’ Gesamteinspielung, die auf einem frisch klingenden Steinway neueren Baujahrs entstanden ist, stellt einen der künstlerisch bedeutendsten Beiträge zu Mendelssohns 200. Geburtstag dar.

Besonders differenziertes Spiel

Benjamin-Gunnar Cohrs

Maskulin & unsentimental

Richard Eckstein J. Strauß: „Das Spitzentuch der Königin“, Chor und Orchester der Staatsoperette Dresden, Theiß (cpo)

Pärt: Chor- & Orchesterwerke, Est. Philh. Chamber Choir, Est. Nat. Symph. Orch., Tallinn Chamber Orch., Kaljuste (ECM)

Mendelssohn: „48 Lieder ohne Worte“, Amir Katz, 2 CDs (Live Classics)

Joseph Haydn: Die Jahreszeiten Enoch zu Guttenberg

erweckt das Alterswerk Haydns zum hochaktuellen Erlebnis auf DVD-Video und auf CD Miriam Meyer, Sopran James Taylor, Tenor Ralf Lukas, Bass Chorgemeinschaft Neubeuern KlangVerwaltung Enoch zu Guttenberg Im Bonusmaterial spricht Enoch zu Guttenberg über seine Sichtweise auf Haydns Werk, zu Mensch und Natur in der modernen Zeit und erklärt in diesem Zusammenhang seine Interpretation.

© Tom Specht

Aufgezeichnet im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth Weitere Informationen und Hörproben unter www.farao-classics.de · 089 / 30 77 76 16

D 108 055 (DVD-Video) B 108 056 (3 CD-Box)

Mehr Katz auf der crescendo premium-CD, Titel 7.

Mehr Strauß auf der crescendo premium-CD, Titel 8.

Mit Hingabe musiziert


www.crescendo.de 04 2009 | 31 bauhaus

s s u m t Kuns n e r e i n o funkti rl in ze ig t, pi us -Bau in Be ro G nti ar M s“ im „M od el l Ba uhau RD ECKSTEIN D ie Aus stel lung is t. VO N R I C H A n be ie bl ge s s Ba uhau w ie mod er n da

freilich in Berlin. Musik lag damals n ue ne r de ka ek Das M ßischen Kultuserg, der im preu nb ste Ke o Le nahD or t na hm lturpolitische Maß bildungs- und ku eine r, Ministerium für wa nt wortl ich hen Fragen vera isc al ik us m en. in or kt en m uhaus-Dire ung ein wie die Ba ell lst se üs hl Sc e bi ähnlich einer An nliegen bestand in An es er nd so be gs Die Kestenber völkerungskreise. usik an breite Be . in se dung moderner M tär de nicht eli Musik sollte gera , komponierte neue von Nutzen, Idee Zusa mmen ha ng m de ch na uen ag Ba Fr trieben auch die stellungsprozess Materia l und Her rmel „FFF “ – rmächt nis die Fo Ve n re de s al , usik häusler um teresse für neue M nction“ gilt. Ihr In Fu ws llo Fo Mom s or de „F bloßen Reiz ineswegs auf den ke h sic e kt it“ än Ze hr besc r Höhe der rfnis, sich „auf de dü Be s da er od sie dernen genossen berührte ihren Musiker-Z eit ch na h zu bewegen. Mit lic m enfrage, nä meinsame Gretch hm na on vielmehr eine ge nstlergenerati usik. Die junge Kü dem Zweck der M usik als TonVerständnis der M len ssi fo m de n vo ion Abschied nde Kunstprodukt ig sich selbst diene zu t ch ni kunst. Eine vorrang d sin llelen nutzlos. Die Para erschien vielen als cht zu überhören… übersehen und ni ius-Bau Berlin, ellung im Martin-Grop sst Au s“. au uh Ba ell „Mod 2009 22. Juli bis 4. Oktober

„Bewegte Zeiten: 9-1933“, imarer Republik 191 Neue Musik in der We ) on ph mo Gram 2-CD-Box (Deutsche h, i, Schreker, Hindemit Mit Werken von Buson nsky u. a. mli Ze , erg nb hö Sc ill, Schulhoff, Krenek, We

CD, Ti tel 6.

ws Func tion FFF – Form Follo

escendo pr emiu m-

11 in Weimar s“ eigentlich? Ein au uh Ba as „d ist s Doch wa als die tradistitut, in dem erstm in gs un ild sb Au ndgegründetes nden, der Angewa Bereiche der Bilde n lle ne tio tionell getrennten einer konzep llenden Kunst auf ste ar D r de in d er un ten wurden. Die Lehr ander verbunden Grundlage mitein n – da runter uhaus-Werkstätte Ba en en ied ch rs erei, den 1 ve rei, Weberei, Töpf alerei, Wandmale ro„P t ch Druckerei, Glasm e – wurden ni binderei und Bühn ch Bu , ur kt ite zä ch Ar “. Zu diesen hlern „Formmeister nd so t, nn na ge n“ fessore el Feininger, Künstler wie Lyon te nn ka be l na tio er, ten interna , Oskar Schlemm ag y, G eorg Muche seas kl elt László Moholy-N er auch die W y und Paul Klee, ab sk in nd s, Ka y piu sil ro as W d Walter G ies van der Rohe un M ig dw Lu en kt Archite hatte. esamtleitung inne ne der bis 1 die G as sis chen Moder ratoriu m der Kl n vo k Ei n gr oß es La bo bli pu eimarer Re ten Parteien der W ch re n de r s ge da ni o, als tsdestowe Auge war und nich im n or D ein an nhu Anfang arke im 20. Ja hr bester D esig n-M her isc lit zu D eutschlands po nd aufgru eimal musste man ch na ar dert avancierte. Zw eim st von W ziehen: 1925 zuer um n ge un nnd rli fei Be An sau nach h 19 32 von D es lic ieß hl sc d un u rd D es sa Ja hr wu e da rauf folgenden im n ho sc er Ab die St eg lit z. ationa lsozia listen acht gelangten N von den an die M ungen. r Institution erzw e Selbstau�ösung de ine eigenstä nd ig ar Bauhaus zw ke am ete ld bi n ik re us M s-A ngehör ige wa ominente Bauhau siert. Disziplin, viele pr usik leben interes itgenössischen M tlerins kü jedoch stark am ze e elte gern di Gropius versamm er alt W he“ or kt oc ire -W D r „Bauhaus sich. Während de um de ar tg an un Av sche Selbstbefrag g hau und kritische sc ck Rü als e di , von 1923 nt war, sollte nt wick lung gepla s-E au uh Ba en hr ungsnach vier Ja ng und Orientier usik “ als Anregu feiei ein „Fest neuer M fanden an zw au : „Die Konzerte en en di eit hk lic en mög Abend wurd die n statt. Am ersten ge Ta en nd lge fo nander

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stüund ‚Sechs Klav ier n Paul Hindemith te iel sp g ‚Marienlieder‘ vo Ta zweiten Busoni gespielt. Am io cc ru Fe o‘ n ss vo ro e‘ ck oncerto G tsorchester da s ‚C aa St he isc ar m eim da s W kys ‚Geschichte vo und Igor Strawins ann von Ernst Krenek itung hatte Herm ikalische Gesamtle den zu n Soldaten‘. Die mus re nisten wa fgeführten Kompo au le Al n. he rc he Sc ) nd.“ (A ndi Schoon Konzerten anwese


porträt 32 | www.crescendo.de 04 2009

Prinz & Komponist

Musikalische Begabung wurde und wird im Haus Hohenzollern weniger mit Skepsis betrachtet, als vielmehr gefördert. Bestes Beispiel: Prinz Louis Ferdinand von Preußen „Sechs Fuß hoch aufgeschossen, Der Liebling der Genossen,

Die Kerzen brennen schon lange. Man schreibt das Jahr

Der Abgott schöner Fraun,

1806. Eine der charismatischsten Figuren des preußischen

Blauäugig, blond, verwegen,

Königshauses sitzt am Klavier und spielt Werke von Beethoven.

Und in der jungen Hand,

Der Prinz ist verzweifelt. Er ahnt: Es ist der Vorabend seines

Den alten Preußendegen –

Todes. Am nächsten Tag fällt er bei einem Gefecht im Vorfeld der

Prinz Louis Ferdinand.“

Schlacht von Jena und Auerstedt. Die vernichtende Niederlage,

1857 schrieb Theodor Fontane die-

die Napoleon Bonaparte der Armee Preußens vier Tage danach

ses Gedicht, das den Prinzen Louis

bereiten sollte, erlebt er nicht mehr. Als „romantischster aller

Ferdinand und seinen Nachruhm

Fürstensöhne“ wird er später von Robert Schumann gerühmt.

treffend charakterisiert.

In der Forschung hat sich die Meinung durchgesetzt, dass Prinz Louis Ferdinand der von Beethoven so bezeichnete „große Mann“ ist, dessen Andenken die „Eroica“ gewidmet ist. Seine Nachfahrin Marie-Cécile, Herzogin von Oldenburg, geborene Prinzessin von Preußen, hält ihn aber auch für einen Draufgänger. crescendo: Wie genau sind Sie, Königliche Hoheit, eigentlich mit

dem komponierenden Prinzen Louis Ferdinand verwandt? Marie-Cécile Herzogin von Oldenburg: Wenn Sie den musisch hochbegabten Prinzen meinen, der 1 geboren ist, – das war mein 1facher Urgroßonkel. Mein Vater, selbst ein leidenschaftlicher Komponist, ist nach diesem Vorfahren benannt worden, was wiederum seinem Großvater, dem letzten deutschen Kaiser, gar nicht gefallen haben soll. crescendo: Was hat Wilhelm II. denn gestört? Hatte Prinz Louis Ferdinand, der immerhin ein Neffe Friedrichs des Großen war, später einen so schlechten Ruf in Ihrer Familie? Herzogin von Oldenburg: Mir ist Louis Ferdinands Charakter stets – neben allem Musischen – als sehr selbstbewusst geschildert worden. Er revoltierte gegen alle Konventionen. Die Verehrung alles Schönen und Edlen muss bei Louis Ferdinand extrem stark ausgeprägt gewesen sein. Die anfängliche Ablehnung des Vornamens meines Vaters durch den Kaiser rührte vielleicht von der Tatsache her, dass Louis Ferdinand gewiss auch ein Lebemann war, der immerhin drei illegitime Kinder hatte. Zwei von seinen Nachkommen wurden später unter dem Namen „von Wildenbruch“ geadelt. Was nur wenige wissen: Über diese Linie kommt Prinz Louis Ferdinand die Ehre zu, Ururgroßvater von Peter Graf York von Wartenburg, einem der Widerstandskämpfer gegen Hitler, zu sein. Sie sehen, die Hohenzollern sind keine ganz uninteressante Familie… crescendo: Warum werden Louis Ferdinands Werke heute so selten aufgeführt? Herzogin von Oldenburg: Das habe ich Kammermusikensembles

auch schon gefragt. Dann hieß es immer, es wäre nicht so gern gesehen, dass immer der Pianist die Hauptrolle spielen würde; das war der Part, den Prinz Louis Ferdinand selbst ausführte. Außerdem stellen seine Stücke in spieltechnischer Hinsicht wirklich eine Herausforderung dar. Umso beeindruckender ist die Leistung des Trio Parnassus auf der neuen CD mit Louis Ferdinands Klaviertrios. crescendo: Sogar der höchst anspruchsvolle Beethoven hat den Prinzen einmal als „tüchtigen Clavierspieler“ gelobt. Ob sich Louis Ferdinand geschmeichelt gefühlt hat? Herzogin von Oldenburg: Ich glaube weniger geschmeichelt, als einfach stolz und glücklich. Er war nicht der Typ, der sich schmeicheln ließ. crescendo: Das Leben des Prinzen war ja geteilt zwischen Kunstsinnigkeit und Militärkarriere. Zuletzt hatte er sogar den Rang eines Generals inne … Herzogin von Oldenburg: Was das Militär anging, wurde nach Begabung oder Neigung nicht im Mindesten gefragt. Louis Ferdinand blieb gar nichts anderes übrig. Schon aus Tradition musste jeder preußische Prinz zu den Soldaten. Wir kennen ja die Problematik bei Friedrich dem Großen, der als junger Mann alles Militärische gehasst hat und sich dadurch nur von seinem Musizieren abgehalten sah. Louis Ferdinand war seinem Onkel in vielem sehr ähnlich … crescendo: Darf man spekulieren: Welchen Rang – ich meine jetzt nicht beim Militär, sondern unter den Komponisten – würde Louis Ferdinand einnehmen, wenn er nicht schon mit  Jahren gefallen wäre? Herzogin von Oldenburg: Ich behaupte, dann würde man ihn heute in einem Atemzug mit so bedeutenden Künstlern wie Beethoven, Schubert und Schumann nennen. crescendo: Ist es Ihrer Meinung nach gerechtfertigt, dass Preußen in der Geschichtsschreibung weniger mit Musik als dem Militär in Verbindung gebracht wird?

Fotos: (links) Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Roland Handrick; (rechts) Marco Ehrhardt

E

Ein Kriegsgott anzuschaun,

in nächtlicher Salon auf der Heidecksburg bei Rudolstadt.


„Sine musica nulla vita“ – Diese Devise prägt nicht nur das Leben von Marie-Cécile Herzogin von Oldenburg, sondern gilt seit Generationen für das gesamte Haus Hohenzollern.


porträt 34 | www.crescendo.de 04 2009

Herzogin von Oldenburg: Gerechtfertigt ist das in keiner Weise.

Ich finde dies sogar ziemlich dumm. Man denke nur an die vielen Herrscher oder Angehörigen des Hauses Hohenzollern, die der Musik oder den Schönen Künsten zugewandt waren. Ob es sich dabei um Friedrich den Großen, seine Schwester, die Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, oder die Nichte der beiden, Anna Amalia, Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, handelt. Alle drei haben selbst komponiert und auch sonst in der Kunstwelt ihre Spuren hinterlassen. Oder denken Sie an König Friedrich Wilhelm II., der ein begnadeter Cellist war, dem Mozart zahlreiche Quartette widmete. Oder seinen Nachfolger Friedrich Wilhelm III., der die preußische Liturgie in den Gottesdiensten stark beeinflusste. crescendo: Welchen Stellenwert hatte klassische Musik in Ihrer eigenen Erziehung beziehungsweise in Ihrem unmittelbaren familiären Umfeld? Herzogin von Oldenburg: Den Leitsatz, den mein Vater seinem Leben voranstellte, haben wir alle übernommen: Sine musica nulla vita (Ohne Musik kein Leben, Anm. d. Red.). Meine Mutter, eine gebürtige russische Großfürstin, spielte wunderbar Klavier und wir Schwestern bekamen daher auch alle Unterricht. Die vierhändigen Nachmittage werde ich niemals vergessen. Die Musik erfüllte das Haus und unser ganzes Leben. Meine erste Oper war der „Fliegende Holländer“ in Bremen: einfach kolossal. Die Melodie der Senta-Ballade ging mir nicht mehr aus dem Kopf – jahrelang. Im Bremer Konzerthaus „Die Glocke“ haben wir Aufführungen mit allen großen Klassik-Interpreten gehört.

Zu Lebzeiten hatte Louis Ferdinand von Preußen (1772-1806) eine große Anhänger- und Zuhörerschaft. Seine Kammermusik diente vor allem dem privaten häuslichen Musizieren. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erlosch dann plötzlich das Interesse an Louis Ferdinands Kompositionen. Als patriotisches Vorbild, zu dem er später gemacht werden sollte, besaß der eigensinnige, hochindividuelle Prinz nur eine bedingte Tauglichkeit. Seine Musik nimmt die Tonsprache Schuberts oder Schumanns um rund 20 Jahre vorweg, was die inspirierte, höchst präzise und klanglich wunderbar eingefangene Einspielung durch das Trio Parnassus deutlich werden lässt. Prinz Louis Ferdinand von Preußen: „Klaviertrios Vol. 3“ (MDG)

crescendo: Wurde im Familienkreis auch mal über die komponieren-

den Vorfahren gesprochen? Herzogin von Oldenburg: Mein Vater hat immer sehr viel von ihnen

erzählt, um am Ende verschmitzt anzumerken, dass in der Hohenzollern-Dynastie die Musik eine größere Rolle gespielt hat als in den meisten anderen Herrscherhäusern. crescendo: Zum Musizieren gehört auch schweißtreibendes Üben. Kann dabei die „preußische Tugend“ Disziplin weiterhelfen? Herzogin von Oldenburg: Das kann ich schnell beantworten: Ohne Liebe zur Musik und ein hohes Maß an Musikalität hilft auch die beste Disziplin nicht weiter. // Das Gespräch führte Richard Eckstein.

Mehr Prinz Louis Ferdinand von Preußen auf der crescendo premium-CD, Titel 5.

Frühromantik pur

S E R I E : D I E W I C H T I G ST E N F R AG E N Z U R K L AS S I K ( T E I L I )

Wie lange muss man üben?

„Übung macht den Meister!“ So wie Leistungssportler intensiv trainieren, um Medaillen zu erkämpfen, müssen sich Musiker ihren Applaus hart erarbeiten. Das Üben dient der kontinuierlichen Verbesserung eines instrumentalen oder vokalen Vortrags und der Ausprägung musikalischer sowie spieltechnischer Fähigkeiten. Dabei ist die Frage nach einem zeitlichen Richtwert für ein effektives Üben, das mit einer bestimmten Spielleistung korreliert, kaum zu beantworten. Es kommt darauf an, wer, was, wie, mit welchem Ziel und Qualitätsanspruch übt. Üben ist eine individuelle und persönliche Tätigkeit, deren Dauer und Effizienz vom Alter des Musikers, seiner körperlichen und psychischen Belastbarkeit, Auffassungsgabe, Konzentrations-

fähigkeit und vom Instrument abhängig ist. Im Gegensatz zu Streichern oder Pianisten benötigen Bläser beispielsweise zwischen kürzeren Übe-Einheiten ausreichende Pausen zur Entspannung ihrer Atemund Mundmuskulatur. Oft gehört zum Bild eines Wunderkindes tägliches, stundenlanges Üben. Tatsächlich waren im 19. Jahrhundert für Kinder und Jugendliche, die auf eine Karriere als Berufsmusiker zusteuerten, umfangreiche Übezeiten verbindlich. Da das Üben aber möglichst facettenreich sein sollte, lässt es sich kaum auf eine konkrete Stundenanzahl oder einen Zeitraum begrenzen. Üben heißt: sich eine gesunde Spielhaltung anzutrainieren, sich ein Musikstück anzueignen, die Partitur zu analysieren und die Noten einzustudieren. Zudem

sollte man ein Musikstück auswendig lernen und verschiedene persönliche Interpretationen sowie Spielweisen ausprobieren. Technisch schwierige Passagen müssen wiederholt werden, um sie auf Fehlerlosigkeit und Spielsicherheit zu trainieren. Darüber hinaus ist es wichtig, das Zusammenspiel mit anderen Musikern zu proben und Aufführungssituationen vorzubereiten. Je mehr Repertoire ein Musiker beherrschen muss, desto mehr Zeit verbringt er mit seinem Instrument. Üben ist aber nicht gleich Üben und will auch geübt sein! In der Instrumental- und Vokalausbildung lernen Musikstudenten, die mehrstündige Übezeit optimal einzuteilen und bestimmte Übetechniken sinnvoll einzusetzen. Wer Berufsmusiker werden will, muss täglich üben – ein Leben lang. // Abdruck aus: Annette Kreutziger-Herr, Winfried Bönig „Die 101 wichtigsten Fragen: Klassische Musik“


www.crescendo.de 04 2009 | 35 wettbewerb

Am Ende muss das Cellospiel siegen Der Violoncello-Wettbewerb „Ton und Erklärung“ in Leipzig. VON HAR ALD EGGEBRECHT

Valentin Radutiu

Tobias Bäz

B

ekanntlich hört Sprache da auf, wo Musik beginnt und umgekehrt. Auf jeden Fall gilt das für die Instrumentalmusik, denn hier „stören“ keine Handlung, keine Texte, keine

dramatischen Konflikte, wie sie die Oper und manche Oratorien

kennen. Was kann dann ein Wettbewerb „Ton und Erklärung –

Werkvermittlung in Musik und Wort“ leisten, wie er jetzt in Leipzig für junge Cellisten im MDR-Hochhaus stattfand?

Fotos: Alexander Schmidt / PUNCTUM

Im besten Falle kann er bei Jury und Publikum von jedem Teilnehmer nicht nur einen Eindruck seiner cellistisch-musikalischen Fähigkeiten hinterlassen, sondern auch etwas von seiner intellektuellen und emotionalen Persönlichkeit mitteilen. Indem der Musiker über seine Motivation für dieses oder jenes Stück spricht, dabei auch die Musik selbst charakterisiert und von den Assoziationen berichtet, die das Stück bei ihm ausgelöst hat, entsteht ein anderes Bild vom Solisten als sonst. Statt stumm auf dem Podium zu erscheinen, sich zu verneigen, dann hinzusetzen, sein Cello zu stimmen und zuletzt mit einem Nicken Einverständnis mit dem Dirigenten herzustellen, tritt der Musiker oder die Solistin nun gleichsam in zwei Rollen auf, nämlich als Moderator, der sich, in dem er einiges zur Musik und ihrer Bedeutung für ihn sagt, selbst vorstellt und gleich darauf als Spieler. Aber was hier als Idee und Konzept so gut klingt, erweist sich in der Realisierung gerade für junge, noch sehr mit der Materie des reinen Cellospiels beschäftigte Musiker durchaus als schwierig. Viele von ihnen stecken gewissermaßen im Tunnel der technischen und musikalischen Probleme und der Aufgabe, diese zufriedenstellend, oder wenn das Talent dafür da ist, auch brillant zu lösen. Insofern ist es schon eine ungewohnte, und wie in Leipzig zu erleben war, manchmal auch die Nerven von Spielern und Zuhörern strapazierende Herausforderung, zusätzlich zum Spielen plötzlich auch noch über die Musik und sich selbst reden zu müssen. Gerade deshalb aber ist es sehr reiz- und sinnvoll, einen solchen Wettbewerb zu veranstalten, der die jungen Musiker aus dem Tunnel-

blick nur auf ihr Instrument befreien kann und sie dazu veranlasst, von außen auf sich und das eigene Tun zu schauen. In Leipzig waren manche sichtlich und hörbar desorientiert, denn sie suchten ihr Heil in Konzertführerpoesie oder versuchten sich als Musikhistoriker. Doch immer dann, wenn sie persönlich und unaffektiert von sich erzählten oder nah am Stück blieben und auf wichtige Strukturelemente anhand einiger Beispiele hinwiesen, gelang die „Erklärung“ gut. Für die Jury hatte immer das Cellospiel das entscheidende Gewicht, denn was helfen alle nicht nur gut gemeinten, sondern auch gut gelungenen Wortbeiträge, wenn sie musikalisch nicht überzeugend eingelöst werden können? Umgekehrt kann auch eine unbeholfene, schlampige, ja, ahnungslose Moderation nichts wirklich verderben, wenn ihr ein Feuerwerk an cellistischer Virtuosität und tonlicher Schönheit folgt. So wertete die Jury denn auch nach dem Prinzip zwei Drittel für den „Ton“, ein Drittel für die „Erklärung“. Am Ende konnten die Juroren aber glücklich zwei nach Temperament, Charakter und Ausstrahlung grundverschiedene, doch jeder auf seine Weise beeindruckende junge Preisträger präsentieren: Valentin Radutiu, der als Vortragender mit intellektueller Überlegenheit und als Spieler mit musikalischer Souveränität glänzte und Tobias Bäz, der auf natürlichste Weise zur Musik sprach, die er dann mit großem inneren Engagement erfüllte. //

Preisverleihung und Konzert der Musikpreisträger Die Musikpreisträger Tobias Bäz und Valentin Radutiu spielen am 11. Oktober auf Schloss Johannisberg im Rheingau mit der Philharmonie Merck. Unser Autor Harald Eggebrecht (hier rechts im Bild) war Juror beim Wettbewerb „Ton und Erklärung“, der vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft veranstaltet wurde.


porträt 36 | www.crescendo.de 04 2009

Neuanfang in Bayreuth oder der Anfang vom Ende für die Wagners? Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner scheinen zum Erfolg verdammt. Sonst stehen mit den beiden gleichberechtigten künstlerischen Leiterinnen möglicherweise zum letzten Mal Mitglieder der Komponisten-Familie den Bayreuther Festspielen vor. VON RICHARD ECKSTEIN Wo hätte nicht alles ein Festspielhaus stehen sollen, wäre es nach Richard Wagner gegangen: als schlichte Bretterbude am Rhein; in den Weimarer Ilmauen – quasi in Sichtweite von Goethes Gartenhaus; als Theatereinbau im ersten Münchner Glaspalast; zwischen Friedensengel und Maximilianeum am Isarhochufer in München; am Ufer des Vierwaldstättersees...

Visionen waren für den „Gesamtkunstwerker“ Wagner offenbar ein Dauerzustand. Darin unterschied er sich deutlich von späteren deutschen Realpolitikern wie dem musikalisch versierten und Klavier spielenden Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt, der jedem mit Visionen schlicht riet, zum Arzt zu gehen. Nichtsdestoweniger steht Wagners gebauter Traum seit 1 Jahren auf dem Grünen Hügel von Bayreuth und sorgt dafür, dass die oberfränkische Bezirkshauptstadt, die sonst kulturell in der Kreisliga spielt, während des Festspielsommers immer wieder zu Champions-League-Format aufläuft. Wie kam es überhaupt dazu? Die Vorgeschichte ist so verblüffend, dass man etwas ausholen muss: Nach der Rettung vor dem Schuldturm durch Bayern-König Ludwig II. schwamm Richard Wagner auf einer Woge des Erfolgs. Die Münchner Uraufführungen von „Tristan und Isolde“ (1865) und „Die Meistersinger von Nürnberg“ (1868)

stellten von der gesamten europäischen Kunstöffentlichkeit bewunderte Großereignisse dar. Ein wenig leichtfertig setzte Wagner seine Stellung, die der eines bayerischen Hofkomponisten entsprach, aufs Spiel, indem er eine – für die damalige Moralvorstellung – undenkbare Beziehung zu Cosima, der Frau seines Freundes Hans von Bülow einging. Der König bat um Aufklärung. Wagner log ihn an, tat alle Anschuldigungen als üble Verleumdung ab. Dabei war die erste WagnerTochter Isolde bereits geboren… Um sein Gesicht als „katholische Majestät“ zu wahren, wurde Ludwig von seinem Kabinett schließlich gedrängt, für klare Verhältnisse zu sorgen. Abermals – wie nach seiner Beteiligung an den Mai-Aufständen in Dresden 1849 – bleibt Wagner nur das Schweizer Exil; diesmal jedoch nicht Zürich, sondern – �nanziell abgefedert durch Zuwendungen Ludwigs II. – ein komfortables Landhaus in Tribschen bei Luzern. Auf dieser idyllisch gelegenen Halbinsel im Vierwaldstättersee gelangen die Festspielpläne des Dichterkomponisten zur Reife. Mit Hilfe Cosimas, die sich von ihrem ersten Mann scheiden ließ und die Wagner in der evangelischen Kirche von Luzern 1870 geheiratet hatte, macht er sich auf die Suche nach einer geeigneten Theaterimmobilie. Er schlägt im Konversationslexikon den Artikel „Bayreuth“


www.crescendo.de 04 2009 | 37 porträt

Halbschwestern und gleichberechtigte Leiterinnen der Bayreuther Festspiele: Eva Wagner-Pasquier (links) und Katharina Wagner

Bayreuther Festspiele GmbHEnrico Nawrath

nach und stößt auf die für damalige Verhältnisse riesige Bühne des Markgrä�ichen Opernhauses von 1748. Ab sofort richtet Wagner seine Hoffnungen auf diese Stadt als mögliche Austragungsstätte seiner Festspiele. Umso größer war seine Enttäuschung, als er beim ersten Besuch den überbordenden spätbarocken Prunk des Hauses sah, der für seine Absichten gänzlich ungeeignet war. Die Bayreuther Stadtväter witterten allerdings ihre Chance. Man bot dem Visionär Wagner ein kostenloses Grundstück auf einem Hügel am Stadtrand für sein Festspielhaus-Projekt an. Seit der Eröffnung 1876 blieb die Festspielleitung stets einem Mitglied der Familie Wagner vorbehalten. Und daran hat sich bisher nichts geändert, obwohl sich das Festspielhaus seit 1973 nicht mehr im Familienbesitz be�ndet, sondern von der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth verwaltet wird. Auf den Gründer und Leiter Richard (18131883) folgte zunächst Cosima (1837-1930), die sich 1906 zugunsten von Sohn Siegfried (1869-1930) zurückzog, ehe dieser von seiner jungen, aus England stammenden Frau Winifred (1897-1980) beerbt wurde. Als eine der vielen hochkomplexen Figuren der Familie Wagner führte Hitler-Freundin Winifred die Festspiele bis zum Ende des 2. Weltkriegs. Als 1951 ein Neuanfang gewagt wurde, traten ihre Söhne Wieland (1917-1966) und Wolfgang (*1919) die gemeinsame Nachfolge an. Wieland Wagner – neben Walter Felsenstein der wohl bedeutendste Opernregisseur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – prägte als künstlerisch Verantwortlicher den ästhetischen Stil von „NeuBayreuth“ in entscheidender Weise. Sein jüngerer Bruder Wolfgang

kümmerte sich zunächst nur um die kaufmännischen Belange, ehe er seit 1953 auch als Regisseur bei den Festspielen in Erscheinung trat. Nach Wielands Tod übernahm Wolfgang die alleinige Leitung, die er die Rekordzeit von 42 Jahren innehatte. 2008 dankte er zugunsten seiner beiden Töchter Eva Wagner-Pasquier (*1945) und Katharina Wagner (*1978) ab. Er hinterlässt ein bestelltes, wenn auch in seinen Grundstrukturen erstarrt wirkendes Haus. Außerdem wird immer wieder über eine �nanzielle Schie�age der Festspiele gemunkelt, die bislang vom Mäzenatenkreis „Gesellschaft der Freunde von Bayreuth“ abgepuffert worden sein soll. Der imaginäre Arm des Patriarchen, der am 30. August seinen 90. Geburtstag feiert, reicht aufgrund langfristiger Programmplanungen noch bis ins Jahr 2015. Es kommt also viel Arbeit auf die beiden Halbschwestern Eva und Katharina zu, die vom Alter her, Mutter und Tochter sein könnten. Als langjährige künstlerische Beraterin des Festivals von Aix-en-Provence bringt Eva das nötige Fingerspitzengefühl und die künstlerisch-betriebswirtschaftliche Erfahrung mit. Katharina dagegen hat den Vorteil, dass sie als enge Mitarbeiterin ihres Vaters in den letzten Jahren in sämtliche Geheimnisse des gegenwärtigen Festspielbetriebs eingeweiht wurde. Auch zeichnet sie und ihre bisherigen Inszenierungen ein gewisses jugendliches Ungestüm aus, das an die Aufforderung ihres Urgroßvaters Richard denken lässt: „Kinder schafft Neues und abermals Neues.“ Es bleibt zu hoffen, dass sich Eva und Katharina gegenseitig vertrauen und nicht den Fehler begehen, die genuine Problematik einer Doppelspitze wie seinerzeit bei Wieland/Wolfgang zu wiederholen. Geben wir beiden eine Chance, zu zeigen, was in ihnen steckt. //

Ein Feuerwerk der Emotionen!

MAGDALENA KOZEna singt VIVALDI

LIVE: 20.11.09, München, Herkulessaal (Das einzige Konzert in CD Originalbesetzung!)

Archiv Produktion 477 8325

© Mathias Bothor / DG

Magdalena Kozˇ ená VIVALDI Venice Baroque Orchestra Andrea Marcon

Weitere Informationen, Videos & Hörproben auf www.magdalenakozena.de


premium 38 | www.crescendo.de 04 2009

Alles, was Sie über

Klassik wissen sollten. gprraobteils esen !

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www.crescendo.de 04 2009 | 39 porträt

„Was ich tue, ist Hinschreiben“ Martin Walser verrät seine Tricks, um literarisch fit zu bleiben. Vor zwei Jahren erstellte das Magazin „Cicero“ eine Liste der 500 wichtigsten deutschsprachigen Intellektuellen. Demnach liegt Martin Walser hinter Papst Benedikt XVI. auf Platz 2 – noch

Foto: Susanne Marx, Titelbild zu „Peter Lenk: Skulpturen“, Stadler Verlag

vor Günter Grass und Hans Magnus Enzensberger. „Großschriftsteller“ Walser, der zuletzt mit seinem Goethe-Roman „Ein liebender Mann“ für Furore sorgte, ist ein Sprachprofi sondergleichen. Seinen Durchbruch hatte er 1977 mit der Novelle „Ein fliehendes Pferd“.

Martin Walser als Reiter in Peter Lenks „Bodenseereiter“: nach einem historischen Vorbild aus dem 16. Jahrhundert und einem Gedicht von Gustav Schwab.

crescendo: Gibt es Phasen, in denen Ihnen das Schreiben schwer fällt? Walser: Damals bin ich von Freunden in meiner Lebensweise und

Dann schreibe ich etwas anderes. Ich habe ja meine Tagebücher. Sie ermöglichen mir, das Schreiben als Lebensart zu praktizieren. Wenn ich Bahn fahre, notiere ich zum Beispiel, was der Schaffner alles sagt. Das hat aber nichts mit kommentierendem Aufschreiben zu tun, wie es beispielsweise bei den Tagebüchern von Thomas Mann der Fall ist. Was ich tue, ist Hinschreiben. Mir liegt die Hingeschriebenheit am Herzen. crescendo: Ich verstehe nicht ganz: Wodurch unterscheidet sich dieses „Hinschreiben“ vom bloßen Mitschreiben? Walser: Ich erinnere mich, dass ich 1 in Amerika eine ganze Nacht lang das mitgeschrieben habe, was im Fernsehen über die WatergateAffäre gesendet wurde. Bei der Veröffentlichung meiner Tagebücher streiche ich solche Stellen, weil sich ihre Relevanz nur auf den damaligen Moment beschränkt. Das, was mir wirklich wichtig ist und meinen Schreibvorgang grundsätzlich prägt, lässt sich nur mit dem Begriff „Hingeschriebenheit“ umreißen. Ich meine damit, dass schon im gewählten Gegenstand ein Reiz für eine sprachliche Ausdrucksnotwendigkeit stecken muss. Das Sprachliche soll das Inhaltliche ruhig dominieren. Die mögliche Unschuld meiner Tagebücher besteht in ihrer Hingeschriebenheit. Was man im Tagebuch spontan hinschreibt, ist später nicht mehr verbesserbar. Es muss sich sprachlich selbst tragen. Dieses Grundprinzip lässt sich auch auf die Arbeit an Buchprojekten übertragen. crescendo: In letzter Zeit war im ZDF mehrmals die Neuverfilmung ihrer Bestseller-Novelle „Ein fliehendes Pferd“ zu sehen. Geschildert wird das heikle Aufeinandertreffen zweier Schulfreunde mittleren Alters, die sich  Jahre nicht mehr gesehen haben und nun mit ihren jeweiligen Partnerinnen einen Bodensee-Urlaub verbringen. Können Sie sich noch an den Auslöser erinnern, der dazu führte, diese Geschichte „hinschreiben“ zu müssen?

meinen Anschauungen massiv angegriffen worden. Aus deren Haltung habe ich die Figur des überheblichen Journalisten Klaus Buch entwickelt und aus meiner eigenen die des in sich gekehrten Gymnasiallehrers Helmut Hahn. Die Charakterisierung der beiden männlichen Protagonisten ist also unmittelbare Frucht dieser Auseinandersetzung. crescendo: Ein generelles Problem bei Literaturverfilmungen scheint mir darin zu bestehen, dass der Horizont von Beweggründen der einzelnen Figuren, den man als Roman-Schriftsteller in aller epischen Breite darstellen kann, im Film stets verloren geht oder zumindest zu kurz kommt … Walser: Wenn sich ein Film sklavisch an die literarische Vorlage hält, muss er scheitern. Das Medium Film besitzt schließlich ganz eigene Gesetze. Als Drehbuchautor oder Filmregisseur muss man einen Roman als Steinbruch nutzen, ihn zerbrechen, zerstören, Stein für Stein abtragen, sonst wird kein Film daraus, sondern eine Dokumentation. crescendo: Stellt Musik eine Inspirationsquelle für Ihr Schreiben dar? Walser: Während der dreiwöchigen Arbeitsphase am „Fliehenden Pferd“ – daran erinnere ich mich gut – habe ich immer Wagners „Meistersinger“ gehört. Das war die ganze „Schwungbasis“ für diese Novelle. Derzeit höre ich mit zunehmender Bewegtheit Chöre aus oberschwäbischen Klöstern. Musik dient mir vor allem als Ermutigung: Wenn ich in dieser Frequenz lebe und schreibe, dann bin ich mehr, als ich ohne sie bin. Das Gespräch führte Richard Eckstein.

Foto: Jim Rakete

Martin Walser: Ja, die gibt es. Aber dann schreibe ich nicht. Oder besser:


essay 40 | www.crescendo.de 04 2009

ESSAY: DER INTENDA NT D E S K L AV I E R - F E ST I VA L S R U H R Ü B E R

Den Gegensatz zwischen Kunst und Geld vermeiden VON PROF. FRANZ XAVER OHNESORG

„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit!“ Dieser markante Satz Karl bei allen beliebt, doch blieb den mir anvertrauten Institutionen der Valentins – auf den bereits im Editorial dieser Ausgabe hingewiesen Erfolg regelmäßig nicht versagt. wurde – birgt eine tiefe Wahrheit in sich, denn dem künstlerischen Die Kölner Philharmonie konnte z. B. nur deshalb zum ErfolgsmoErfolg auf der Bühne geht üblicherweise eine intensive Ausbildung zur dell werden, weil ein kunstsinniger Oberstadtdirektor sie dem Zugriff Kultivierung des jeweiligen Talents, tägliches Üben und nicht zuletzt des damaligen Kulturdezernenten entriss, die New Yorker Carnegie intensives Proben voraus. Hall war schon vor meiner BeruOb große Kunst entstehen fung zum Executive- and Artistickann, hängt aber auch von den Director ein Modellfall künstlerischer Organisation und die Berorganisatorischen Bedingungen liner Philharmoniker wiederum ab, die den Erfolg einer künstlerischen Institution ermöglichen wurden durch die Umwandlung und prägen. Es geht um die Frage, in eine Stiftung und durch die gleichzeitige Gründung einer wie sich organisatorische, betriebliche und nicht zuletzt menschliManagement GmbH zu einem che Reibungen vermeiden lassen, Vorzeigemodell für Public-Privat die den künstlerischen Alltag Partnership. Schließlich führte nicht selten erschweren. Zumal meine Berufung als Geschäftssich im deutschen Subventionsführer des als GmbH organisierbetrieb in der Organisation eines ten Initiativkreises Ruhr dazu, dass sich das Sponsoring und der Kunstbetriebs das sogenannte duale System etabliert hat. Dort steht Ticketumsatz für das Klavierfestival Ruhr vervielfachen ließen. auf der einen Seite die Kunst – der Regisseur oder Dirigent als IntenNatürlich setzt das Freisetzen dant – und auf der anderen Seite solcher Energien motivierbare Mitarbeiter und das Vermeiden der Verwaltungsdirektor, sprich das Geld. Je nach Ausprägung des organisatorischer Reibungsfelder jeweiligen Persönlichkeitspro� ls voraus. Gelingt dies, dann ist eine kann diese Führungskonstellation solche GmbH jedem dualen Sysgut gehen; oft ist dies allerdings tem überlegen. nicht der Fall. Daher emp�ehlt Quintessenz: Die AnstrenOb große Kunst entstehen kann, hängt aber auch sich die Durchsetzung anderer gungen, die eine optimale Führung einer kulturellen Institution Organisationsformen, beispielsvon den organisatorischen Bedingungen ab. erfordern, lassen sich am besten weise die der GmbH. Egal, wie viele Gesellschafter ein solches Unternehmen aufweist meistern, wenn die Verantwortung an der Spitze zusammengeführt wird. Das macht dem Chef einer künstlerischen Organisation zwar (Kommune, Land, Bund, Rundfunkanstalten etc.); die damit verbundene Chance besteht vor allem darin, die Verantwortlichkeiten eindeuviel Arbeit, aber sie lohnt sich! // tig und vor allem auch für alle motivierend zu lösen. Franz Xaver Ohnesorg studierte Betriebswirtschaft sowie im Studium generale Musik-, Motivierend heißt in diesem Fall, den Gegensatz zwischen Kunst Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Als Orchesterdirektor der Münchner und Geld zu vermeiden, indem der Intendant eines Hauses beziePhilharmoniker gewann er Sergiu Celibidache als Generalmusikdirektor. hungsweise einer Institution neben der künstlerischen auch die kaufAb 1983 gestaltete er als Gründungsintendant der Kölner Philharmonie 16 Jahre lang deren Erfolgsgeschichte. 1994 gründete er die MusikTriennale Köln. Anfang 1999 wurde er männische Verantwortung trägt. Aus eigener Erfahrung kann ich der erste nichtamerikanische Executive and Artistic Director der Carnegie Hall in New hierzu sagen: Wo immer ich eine Institution als Geschäftsführer einer York. Nach zweieinhalb Jahren kehrte er als Intendant der Berliner Philharmoniker GmbH führen konnte, stellte sich der angestrebte Erfolg auch ein. Das nach Europa zurück. Seit 1996 ist er Künstlerischer Leiter des Klavier-Festival Ruhrs, damit verbundene Durchsetzungsvermögen machte mich zwar nicht seit 2005 zudem Geschäft sführer des Initiativkreises Ruhr.

Illustration: S. Steitz

Der Intendant muss vor allem eines: motivieren.


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plus regional 42 | www.crescendo.de 04 2009

2 0 . AUDI SOMMERKONZERTE – EIN GRUND Z U F E I E R N :

Forum der Stars

Die Audi Sommerkonzerte lassen in ihrer 20. Saison Höhepunkte der eigenen Erfolgsgeschichte programmatisch Revue passieren. VON VESNA MLAKAR

Mezzo-Glanz mit Vesselina Kasarova

Der Run auf die 13.000 Karten bestätigt den Veranstaltern stets, dass sie die richtigen Highlights für die aus ganz Deutschland anreisenden Fans zusammengestellt haben. Unter dem Motto „Der Musik ein Fest“ umfasst das diesjährige Programm – welches sich wie ein „Who is Who“ der Klassik-Stars, der internationalen Spitzenorchester und Kammermusikensembles liest – 20 Veranstaltungen in und um Ingolstadt.

Darüber hinaus bietet Audi seinen Gästen 2009 zwei kostenlose Open-Air-Konzerte (2./19. Juli). Denn die Marke Audi feiert Geburtstag: Sie wird am 16. Juli 100 Jahre alt! Wer sich also für die Geschichte des Automobils interessiert, findet die aktuellen Sommerkonzerte von reichlich Technik, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Demo-Fahrten historischer Rennwagen und einem Pop-Event („Die Fantastischen Vier“) flankiert. Zahlreiche große Künstlerpersönlichkeiten wie die Pianisten Hélène Grimaud oder Arcadi Volodos versammeln sich unter den Dächern der verschiedenen Veranstaltungsorte: darunter der Festsaal Ingolstadt, das museum mobile (Audi Forum Ingolstadt) sowie das Schloss Leitheim. Den krönenden Abschluss bildet eine Ingolstädter Spezialität, ein Gastspiel der Salzburger Festspiele: Händels „Theodora“ mit Christine Schäfer in der Hauptrolle (Freiburger Barockorchester, Salzburger Bachchor, Leitung: Ivor Bolton). Den furiosen Startschuss gibt am . Juli die Audi Bläserphilharmonie. Dazu kredenzt wird ein Feuertheater der französischen Pyrokünstler Ephémère. Zur feierlichen Eröffnung am . Juli dirigiert Kent Daniel Harding, Renaud Capuçon, London Symphony Orchestra


www.crescendo.de 04 2009 | 43 plus regional

Tickets: Tel. 01805-570033 (14Ct/Min*) www.sommerkonzerte.de *aus dem dt. Festnetz, Mobilfunkpreise können abweichen

Audi Forum Ingolstadt

Nagano das Bayerische Staatsorchester. Auf dem Programm steht Bruckners Sinfonie Nr.  c-Moll (Urfassung). Am 1. Juli steht dann Andris Nelsons am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Ausschließlich romantische Kompositionen präsentiert am 11. Juli das London Symphony Orchestra. Die musikalische Leitung hat Daniel Harding, der Schumann, Mendelssohn und Brahms dirigiert. Starsolist ist der Geiger Renaud Capuçon. Er musiziert auf der Guarneri del Gesù „Panette“ von 11, die zuvor Isaac Stern gehörte. Nur drei Tage später ist Violinvirtuose Daniel Hope zu erleben. Gemeinsam mit dem Chamber Orchestra of Europe widmet er sich Werken von Vivaldi, Bach, Pärt, Reich, Glass und Mendelssohn: eine Hommage an seinen Lehrer, den vor zehn Jahren verstorbenen Jahrhundertgeiger Yehudi Menuhin. In die Welt des Operngesangs entführt am 1. Juli die Bulgarin Vesselina Kasarova, eine der gefragtesten Mezzosopranistinnen unserer Zeit. Während sich ihr Sopran-Kollege Jörg Waschinski in Begleitung des Georgischen Kammerorchesters Ingolstadt bei seinem Arienabend ganz Händel widmet (1. August), bringt sie Glanzstücke von Haydn (Szene der Berenice: „Berenice che fai?“) und Mozart (zwei Arien aus „La Clemenza di Tito“) zum Funkeln. Der Klangkörper an ihrer Seite ist das kammerorchesterbasel, das außer den Haydn-Sinfonien Nr.  „Philosoph“ und Nr. 11 „Die Uhr“ das Violinkonzert Nr.  „Nebelsteinmusik“ des Komponisten und musikalischen Leiters HK Gruber spielt. Darüber hinaus dürfen sich Freunde der Kammermusik auf das Minguet Quartett (. Juli), London Baroque (./. Juli: Henry Purcell und sein Umfeld) sowie das Petersen Quartett und die Sopranistin Christiane Oelze freuen (. Juli). Originelle Konzerte für Kinder – zum Beispiel rund um das Thema „Weltall“ – sind für den . und . Juli geplant. Einen wirklichen Ansporn für alle, sich intensiver mit Musik auseinander zu setzen, stellt das Sommerprojekt der Audi Jugendchorakademie dar: Am . Juli interpretieren die  jungen Sängerinnen und Sänger gemeinsam mit dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt Mendelssohns Sinfonie Nr.  „Lobgesang“. //

Fotos: Marco Borggreve; Simon Fowler / Virgin Classics; Matt Stuart; Clive Barda

in Ingolstadt (verschiedene Veranstaltungsorte) vom 2. Juli – 2. August 2009

Foto: Richter-Lux PR

Audi Sommerkonzerte 2009

Isabelle Faust, Bruno Mantovani, Zoltán Kocsis, Jean-Efflam Bavouzet, Markus Bellheim GrauSchumacher Piano Duo Emerson String Quartet, Trio Mediaeval u.a. Künstlerische Leitung: Klaus Lauer

21. August - 1. September 2009

www.alpenklassik.com Tourist-Info Bad Reichenhall Tel. +49(0)8651 606-151 www.bad-reichenhall.de


plus regional süd | 44 www.crescendo.de 04 2009 Sonderveröffentlichung/Anzeigen

Diese Termine sollten Sie 18. Juni Feldkirch, Festsaal Konservatorium: Andreas Grau und Götz Schumacher spielen Musik für zwei Klaviere von Debussy, Boulez, Messiaen. www.feldkirchfestival.at 26. Juni (Premiere) Halfing, Gut Immling: Verdis „Macbeth“ mit den Münchner Symphonikern www.gut-immling.de 26. Juni Echternach, Trifolion: Haydn, Mendelssohn und Schumann mit dem Leipziger Streichquartett. Am Piano: Christian Zacharias www.echternachfestival.lu 27. Juni Weißenburg i. Bay., Bergwaldtheater: das Musical „My Fair Lady“ u. v. a. www.bergwaldtheater.de 28. Juni Trier, Rokokosaal/Kurfürstliches Palais: Pianist Herbert Schuch spielt u. a. Mozart, Ravel. www.moselmusikfestival.de 4. Juli Eisenstadt, Schloss Esterházy: der erste Termin von neun „Symphonischen Matineen“ im Rahmen der Haydnfestspiele www.haydnfestival.at 4. Juli Kreuth/Tegernsee, Festsaal : ein Mozartabend mit dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt, Leitung: Ariel Zuckermann www.oleg-kagan-musikfest.de 8. Juli Baden-Baden, Rennplatz Iffezheim: Plácido Domingo gibt in diesem Jahr hier sein einziges Konzert in Deutschland. www.deag.de 12. Juli Wörgl, Sun Tower: Abschlusskonzert der Meisterklasse Gesangstechnik www.academia-vocalis.com 16. Juli (Premiere) Arosa, Arosa Musik Theater: Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ auf der Waldbühne. www.kulturkreisarosa.ch 22. Juli (Premiere) Weikersheim, Schlosshof: „Die lustigen Weiber von Windsor“, Open-Air-Aufführung www.oper-weikersheim.de 24. Juli Augsburg, Fronhof: Mozartgala I: u. a. mit der Ouvertüre, Arien und Chören aus „Idomeneo“ www.konzerte-im-fronhof.de 31. Juli Ludwigsburg, Ordenssaal: Gesprächskonzert mit Ludwig Sémerjian (Hammerklavier und Moderation) zum Thema „Haydn“ www.schlossfestspiele.de 7. August (Premiere) Chur, Schloss Haldenstein: Bizets Oper „Carmen“ unter der Leitung von Marcus Bosch www.schlossoper.ch 28. August Bad Reichenhall, Altes Königliches Kurhaus: Das Emerson String Quartet hat Bach und Mendelssohn auf dem Programm. www.alpenklassik.com

Fotos: Johannes Rodach; Theater Augsburg; Bregenzer Festspiele; TFE; Michael Leiss; Marco Borggreve; Eric Manas, Opus 111; Büro Skoda, Darmstadt; Carol Friedman; vifaos; Deborah O´Grady; Sabine Hilscher; Musikfestspiele Saar gGmbH; Foto Würzburg: Falk von Traubenberg / Graffiti Uli Spitznagel

Weitere Termine

Würzburg: Die Zauberflöte

Völklingen: Die erste Liga aus den USA „Welcome America 2009“ heißt das Festivalprogramm an der Saar. Der Name Wynton Marsalis steht dabei für die Renaissance der swingenden JazzWerte. Der 1961 geborene Startrompeter aus New Orleans, der seit seinem 12. Lebensjahr Trompete spielt, ist künstlerischer Leiter des Jazzprogramms des New Yorker Lincoln Center.

Mozarts märchenhaftes Singspiel steht im Mainfranken Theater in einer Inszenierung von Roland Velte und unter der musikalischen Leitung von Jonathan Seers auf dem Spielplan. 20.06. (Premiere), Tel. 0931-30419135, www.mozartfest-wuerzburg.de

25.07., Tel. 0681-9880880, www.musikfestspiele-saar.de

Bad Brückenau

Würzburg

Neuenstein: Festkonzert Der Geiger und Dirigent Pinchas Zukerman ist mit seinen 2003 gegründeten Zukerman Chamber Players beim Hohenloher Kultursommer zu Gast. 29.07., Tel. 07940-18348, www.hohenloher-kultursommer.de

Nürnberg

Schwetzingen Völklingen

Schwetzingen: Stargeigerin Mit 16 Jahren debütierte Leila Josefowicz in der Carnegie Hall, in Schwetzingen trit t die inzwischen 31-jährige Künstlerin gemeinsam mit dem Pianisten John Novacek auf. 06.06., Tel. 07221-300500, www.schwetzinger-festspiele.de

Bregenz: Verdis Triumphmarsch Mit Spannung am Bodensee erwartet: die monumentale Wüstenoper „Aida“. Eine Herausforderung für Regie, Bühnenbild und -technik auf der Bregenzer Seebühne. 22.07. (Premiere), Tel. +43-(0)5574-4076, www.bregenzerfestspiele.com

Gstaad: Zum Start Haydn Zur Eröffnung des Menuhinfestivals gestalten Violinistin Julia Schröder und Mezzosopranistin Vesselina Kasarova mit dem kammerorchesterbasel ein „Haydn-Fest“ unter der Leitung von HK Gruber. 17.07., Tel. +41-(0)33-7488333, www.menuhinfestivalgstaad.ch

Neuenstein

Stuttgart

Stuttgart: Der Sommer in Stuttgart ´09 Die drit te Ausgabe des sommerlichen Festivals zeitgenössischer Musik in Stuttgart steht im Zeichen des Musiktheaters, mit Werken von Gordon Kampe (UA) , José-Maria Sánchez-Verdú (DE), Peter Gilbert, Karola Obermüller u. v. a.

Augsburg

16.-19.07., Tel. 0711-4020720, www.mdjstuttgart.de/sommer

Augsburg: Romantik openair Die Augsburger Freilichtbühne feiert ihr 80jähriges Jubiläum mit Franz Lehárs „Land des Lächelns“, einem der schönsten und musikalisch reichsten Werke der Operette.

GarmischPartenkirchen

27.06. (Premiere), Tel. 0821-3244900, www.theater.augsburg.de

Innsbruck: Fest der Alten Musik Alessandro De Marchi, der 2010 die künstlerische Leitung der Innsbrucker Festwochen von René Jacobs übernehmen wird, dirigiert das Originalinstrumente-Ensemble Academia Montis Regalis mit Haydns „L´Isola disabitata“. 12./14.08., Tel. +43-(0)512-561561, www.altemusik.at


www.crescendo.de 04 2009 45 | plus regional süd Sonderveröffentlichung/Anzeigen

nicht versäumen: Bad Brückenau: Klassik Open Air Mit Pete York & Friends präsentiert das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau im königlichen Kurpark Hits der Beatles in Kombination mit britischer Klassik des 20. Jahrhunderts. 17.07., Tel. 09741-93890, www.kammerorchester.de Info: www.swr2.de/donaueschingen

Donaueschinger Musiktage

Nürnberg: Kino bei der Orgelwoche

16.–18.10.2009

Fritz Langs Stummfilm „Der müde Tod“ (1921) openair, dazu live improvisierte Orgelmusik mit David Briggs. Eintritt frei! 26.06., Tel. 01801-2144488 (Ortstarif), www.ion-musica-sacra.de

Das mäandernde Orchester Mariakirchen: Der englische Orpheus

München: Tournee-Start

Zum 350. Gebur tstag des englischen Komponisten Henry Purcell spielt das Marais Consort (Sopranistin Karolina Brachmann) Arien, Fantasien und Suiten.

Für Jessye Norman ist diese Tournee eine Herzenssache, denn mit „Roots“ begibt sie sich auf eine musikalische Reise zu ihren Wurzeln, von Spirituals und Gospels bis zu Duke Ellington und George Gershwin. 1972 debütierte sie als Aida an der Mailänder Scala, später widmete sie sich verstärkt dem Liedgesang. Jetzt präsentiert sie auf ihrer Deutschland-Tournee die Geschichte der „Great Black Music“. 16.06. (Europapremiere), Tel. 01805-969000555 (14Ct/Min), www.deag.de

17.06., Tel. 0851-752020, www.ew-passau.de

__ Orchester Environment | Mathias Spahlinger __ Musiktheaterinstallation/Stationen für Schauspieler, Sänger, Chor und Orchester-Mäander | Manos Tsangaris __ Orchesterwerke | Beat Furrer, Salvatore Sciarrino, Rolf Riehm __ Kammermusik mit live-Elektronik | Franck Bedrossian, Raphaël Cendo, Dai Fujikura, Jimmy Lopez, Christopher Trebue Moore

__ SWR2 NOWJazz Session | „Sound & Space“ __ Klangkunst | Bernhard Leitner, Robin Minard, José Antonio Orts, Jens-Uwe Dyffort/Roswitha von den Driesch __ Studentenworkshop

Mariakirchen

Andechs: Sommernachtstraum Das Reich der Feen und Faune mit Werken von Orff, Debussy und Mendelssohn Bartholdy steht auf dem Programm des ersten Gastspiels des Münchner Rundfunkorchesters bei den Carl Orff-Festspielen. Moderation: Marcus Everding, Leitung: Ulf Schirmer. 04.07., Tel. 08152-376400, www.orff-in-andechs.de

München

Andechs

Erl

Erl: Wagner-Tradition im Passionsspielhaus Ein Höhepunkt der Tiroler Festspiele Erl ist die Neuinszenierung von Wagners „Meistersingern“. Maestro Gustav Kuhn führt Regie und gibt selbst den Ton an. 11.07. (Premiere), Tel. +43-(0)512-57888813, www.tiroler-festspiele.at

Garmisch-Partenkirchen: Top-Klavierduo zu Gast Yaara Tal & Andreas Groethuysen geben beim Richard-Strauss-Festival neben Brahms und Ravel ein Richard Strauss-Intermezzo als öffentliche Erstaufführung zum Besten. 21.06., Tel. 08821-7301995, www.richard-strauss-festival.de

Graz: Mendelssohn-Abend

Oissach: 40 Jahre Klassik am See Im Barocksaal des Stiftes Ossiach spielt das Wiener KammerOrchester unter Heinrich Schiff (Violoncello) Haydn, Honegger, Harvey (österr. Erstaufführung) und Schubert. 18.07., Tel. +43-(0)4243-2510, www.carinthischersommer.at

Das Herzstück des Programmes bildet Mendelssohns Festgesang „An die Künstler“ nach Schillers Gedicht für Männerchor und Blechinstrumente. 10.07., 0043-316825000, www.styriarte.com

Raiding: Liszt-Festival Elisabeth Leonskaja lässt im Geburtsort von Franz Liszt Werke des Meisters, aber auch Chopin, Debussy und Ravel erklingen. 27.06., Tel. +43-(0)2619-51047, www.lisztfestival.at


plus regional 46 | www.crescendo.de 04 2009

2 4 . KISSINGER SOMMER – IN DEUTSCHLAND S B E K A N NT E ST E M K U R O RT:

Dem Süden ganz nah Der diesjährige Festspielsommer lockt mit dem Motto „Griechenland und Italien“ die musikalische Welt vier Sommerwochen lang ins Staatsbad an der fränkischen Saale. VON HANNAH GLASER

Mehr als 100 Solisten und internationaler Spitzennachwuchs stehen auf dem Programm. Dabei sind klingende Namen wie Cecilia Bartoli, Lisa Batiashvili, Daniel Müller-Schott, die Brüder Capuçon, Daniel Hope, Sabine Meyer, Martin Stadtfeld, um nur einige zu nennen, und ein Dutzend große Orchester.

Besucher, die zum ersten Mal in den weltberühmten Kurort reisen, kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Selten findet klassische Musik so eine idealtypische Kulisse wie hier. Prachtvolle historische Konzertsäle wie im Regentenbau mit seinen Arkaden (Erbauer Max Littmann hat auch das Münchner Prinzregententheater, die Stuttgarter Oper und das Deutsche Nationaltheater in Weimar geschaffen), dazu gepflegte Parkanlagen und eine intakte Natur, kein Wunder dass Weltstars wie Cecilia Bartoli jedes Jahr wieder gerne nach Bad Kissingen kommen. Am 1. Juni präsentiert die Koloratur-Queen Arien aus Opern und Oratorien von Georg Friedrich Händel. Auch der große österreichische Pianist Alfred Brendel ist Stammgast in Bad Kissingen. Zwar hat er den Deckel seines Flügels geschlossen, unterhält aber am 1. Juni im Rossini-Saal mit einer Lesung aus seinem Buch „Spiegelbild und schwarzer Spuk“, dazu spielt sein 1-jähriger Klavier-Begleiter Kit Armstrong Werke von Bach und Ligeti. Brendel hat den jungen Amerikaner taiwanesischer Abstammung in seine Obhut genommen, weil er ihn für ein „wirkliches Wunderkind“ hält. Der Teenager begann mit fünf Jahren, Klavier und Komposition zu studieren und war mit sieben Jahren Student und Stipendiat an der Chapman University of California. Zu dieser Zeit komponierte er seine erste Sinfonie

Gefeierter Dandy der Klavierwelt: Jean-Yves Thibaudet


www.crescendo.de 04 2009 | 47 plus regional

KISSINGER SOMMER 2009 18. Juni bis 19. Juli Tickets und Infos: Tel. +49-(0)971-807 11 10 kissingersommer@stadt.badkissingen.de www.kissingersommer.de

Foto: KASSKARA, Mat Hennek, Decca/Uli weber, Jack Liebeck

JENSEITS 0910 MÜNCHENER KAMMERORCHESTER KÜNSTLERISCHE LEITUNG ALEXANDER LIEBREICH „Celebration“, die vom kalifornischen Pacific Symphony Orchestra uraufgeführt wurde. Kit Armstrong, davon ist Brendel überzeugt „wird einmal ein ganz Großer“ – in Bad Kissingen kann man ihn heute schon erleben. Eine Reihe weiterer Spitzenpianisten tritt im Regentenbau auf: die russische Klaviervirtuosin Elisabeth Leonskaja (. Juni), ihr Landsmann Grigory Sokolov (1. Juli), der sich gegen die „kosmetische Sterilität“ von Studioaufnahmen wendet und von seinen Konzerten nur authentische Livemitschnitte herausgibt, und schließlich Jean-Yves Thibaudet, eines der faszinierendsten Talente unserer Zeit, dessen Spiel durch ausdrucksstarke Phrasierungen, üppige Klangfarben und brillante Technik besticht. Thibaudet ist in allen Sparten zu Hause und tritt auch als Klavierbegleiter von Weltklassesängern auf. Sein Spiel ist geprägt durch eine ganz besondere Eleganz. So schwärmte die Süddeutsche Zeitung nach einem Konzert: „Sein Ton wirkt konturiert, plastisch, ausgereift und behält dabei jene Leichtigkeit, Luftigkeit und Eleganz, die Thibaudet schon immer auszeichnete.“ Das Festival-Thema „Griechenland und Italien“ wird mit drei glanzvollen Opernabenden und mit dem Venice Baroque Orchestra gefeiert, aus Athen gastiert erstmals das Nationalorchester im Regentenbau und spielt beim Eröffnungskonzert unter anderem Nikos Skalkottas’ „ Griechische Tänze“. In der Lieder-Werkstatt erarbeiten Komponisten, Sänger und Pianisten neue Lieder, die bei ihrer Uraufführung mit klassischen Mörike-Vertonungen kombiniert werden. Sängerin Jocelyn B. Smith begeistert auch diesmal wieder die Jazzfans, und am . Juni übernehmen die Gypsy Devils, die Zigeuner-Virtuosen aus Bratislava, mit fetzigen Rhythmen die Bühne. // Von oben: Lisa Batiashvili, Daniel Müller-Schott, Kit

ABONNEMENTKONZERTE IM PRINZREGENTENTHEATER 1. ABONNEMENTKONZERT 15. Oktober 2009, 20 Uhr CHRISTOPH PRÉGARDIEN Tenor | FRANZ DRAXINGER Horn ALEXANDER LIEBREICH Dirigent Werke von Mozart, Vivier, Britten und Schubert 2. ABONNEMENTKONZERT 19. November 2009, 20 Uhr PEKKA KUUSISTO Violine | JEREMIAS SCHWARZER Blockflöte ALEXANDER LIEBREICH Dirigent Werke von Kraus, Odeh-Tamimi [UA], Tulve und Strauss 4. ABONNEMENTKONZERT 21. Januar 2010, 20 Uhr ALEXANDER LONQUICH Klavier | ALEXANDER LIEBREICH Dirigent Werke von Wagner, André [UA], Dutilleux und Ravel 3. ABONNEMENTKONZERT 17. Dezember 2009, 20 Uhr JEAN-GUIHEN QUEYRAS Cello | ALESSANDRO DE MARCHI Dirigent Werke von Haydn und Mozart 5. ABONNEMENTKONZERT 18. März 2010, 20 Uhr MAKI NAMEKAWA Klavier | DENNIS RUSSELL DAVIES Dirigent Werke von Mozart, Ligeti und Dvorák 6. ABONNEMENTKONZERT 15. April 2010, 20 Uhr SANDRINE PIAU Sopran | DANIEL GIGLBERGER Leitung, Konzertmeister Werke von Zelenka, Händel, Dean und Webern 7. ABONNEMENTKONZERT 10. Juni 2010, 20 Uhr ANATOLI KOTSCHERGA Bass | ALEXANDER LIEBREICH Dirigent Werke von Takemitsu, Kurtág, Mussorgsky, Schnittke und Ruzicka [UA] 8. ABONNEMENTKONZERT 22. Juli 2010, 20 Uhr RUTH KILLIUS Viola | THOMAS ZEHETMAIR Leitung und Violine Werke von Schönberg, Mozart, Holliger und Beethoven

NACHTMUSIK IN DER PINAKOTHEK DER MODERNE KOMPONISTENPORTRÄT: CLAUDE VIVIER (1948–1983) Samstag, 5. Dezember 2009, 22 Uhr, Pinakothek der Moderne KOMPONISTENPORTRÄT: ERKKI-SVEN TÜÜR (*1959) Samstag, 6. März 2010, 22 Uhr, Pinakothek der Moderne KOMPONISTENPORTRÄT: PAUL HINDEMITH (1895–1963) Samstag, 19. Juni 2010, 22 Uhr, Pinakothek der Moderne Karten und Information Telefon 089. 46 13 64-30, Fax 089. 46 13 64-11 ticket@m-k-o.eu, www.m-k-o.eu

Armstrong, Cecilia Bartoli. Hauptsponsor des MKO

Öffentliche Förderer des MKO


plus regional nord | 48 www.crescendo.de 04 2009 Sonderveröffentlichung/Anzeigen

Diese Termine sollten Sie Weitere Termine

Oldenburg: Glutvoller Auftakt

6. Juni Osnabrück, Halle: über 200 Mitwirkende bei der „Varus Sinfonie“ von Mitsch Kohn für zwei Chöre, Orchester und Solisten www.euregio-musikfestival.de

Im Schloss der Residenzstadt steht zum Festspielauf tak t Bizets „Carmen“ im Mittelpunkt – ihre Geschichte wird erzählt (Winfried Glatzeder) und gesungen (Stephanie Weiss).

18. Juni Braunschweig, Friedenskirche: Liederabend mit der Sopranistin Annette Dasch www.classixfestival.de

07.06., Tel. 0441-36118811, www.oldenburger-promenade.de

26. Juni (Premiere) Schwerin, Alter Garten: Bei den Schlossfestspielen Schwerin gibt es „Die Zauberflöte“. www.theater-schwerin.de

Hitzacker: Zwischen Orient und Okzident

03. Juli (Premiere) Sondershausen, Schlosshof: Eine der bekanntesten Operetten „Weißes Rössl“ sorgt sicher für einen fröhlichen Abend. www.schlossfestspiele-sondershausen.de

Fotos: Bolk, Berliner Philharmoniker; Musikfest Bremen (www.musikfest-bremen.de); Arion Kulturmanagement, Köln; Jim McGuire; Erfurt Tourismus & Marketing GmbH; A. P. Mutter; DEAG Classics; Oliver Proske; Judith Haug; Gert Mothes; angefragt von rilu; Robert Geipel; Haydn Festspiele Eisenstadt;Kammeroper, Henry Mundt; Keith Saunders;

26. Juli Emden, Kunsthalle: erst in die Ausstellung, dann ins Konzert mit Tschaikowsky, Schostakowitsch und Mendelssohn Bartholdy www.musikalischersommer.net ab 28. Juli Köln, Philharmonie: Das 22. Kölner Sommerfestival hat u. a. an 12 Tagen Yamato – The Drummers of Japan auf dem Programm www.bb-promotion.com 07. August (Premiere) Wernigerode, Schloss: „Così fan tutte“, Philharmonisches Kammerorchester Wernigerode www.kammerorchester-wr.de 8. August Berlin, Konzerthaus : das Tokyo Geidai Symphonieorchester (Japan) u. a. mit Hindemith und Prokofjew. Am Klavier: Kazuo Irie www.young-euro-classic.de 22. August (Premiere) Bochum, Jahrhunderthalle: Neuinszenierung von Schönbergs „Moses und Aron“ www.ruhrtriennale.de 22. August Leipzig, Gewandhaus: „Mendelssohn zum 200. Geburtstag“! Großes Konzert mit dem Gewandhausorchester unter Sir Peter Maxwell Davies. Solist: Daniel Hope (Violine) www.mendelssohn-2009.org 24. August Brühl, Schloss Augustusburg: „Früher Haydn – später Mozart“ mit der Capella Augustina und dem Pianisten Ronald Brautigam www.schlosskonzerte.de 4. September Berlin, Philharmonie: Mit einem Konzert des BBC Symphony Orchestra, die Leitung hat David Robertson, startet das Musikfest Berlin. www.berlinerfestspiele.de 4. September Bonn, Beethovenhalle: Eröffnungskonzert des Beethovenfestes Bonn, Deutsches Symphonieorchester Berlin,Ingo Metzmacher dirigiert. www.beethovenfest.de 5. September Hamm, Alfred-Fischer-Halle: Festival-Highlight ist eine Lohengrin-Neuinszenierung. www.klassiksommer.de

Vom Walzer bis zum Tanz der Derwische: Auf dem Programm des Ensemble Sarband und des Ensemble Resonanz treffen Werke der türkischen Kunstmusik auf Mozart und Beet hoven. 25.07., Tel. 05862-941430, www.musiktage-hitzacker.de

Dinslaken: Neues aus New York

Oldenburg

Das Ahn-Trio aus New York bringt frischen Wind in die Kammermusik-Szene. Die drei in Süd-Korea geborenen Schwestern Angella (Violine), sowie die Zwillinge Lucia (Piano) und Maria (Cello) sind experimentierfreudig auf höchstem Niveau und schlagen eine Brücke zwischen Klassik, Popmusik und Jazz. Auf der idyllischen Burgtheater-Bühne treten sie gemeinsam mit der deutschen Sängerin Joana Zimmer auf. 23.08., Tel. 02064-66222, www.fantastival.de

Dinslaken Essen

Hitzacker

Bremen

Bremen: Virtuoser Klavierabend Für seine virtuosen und feinsinnigen LisztEinspielungen erhielt der Starpianist Arcadi Volodos den ECHO-Klassik. In Bremen spielt er neben Liszt auch Schubert. 28.08., Tel. 0421-336699, www.musikfest-bremen.de

Hannover Halle (Westf.)

Halle: On Tour Der populäre Star-Geiger David Garret t star tet in Westfalen seine SommerOpen-Air-Tournee. Seine Fans dürfen sich auf energiegeladene Interpretationen freuen. 20.06., Tel. 01805-969000555 (14 Ct/Min, Mobilfunkpreise können abweichen) ,

www.deag.de

Hannover: Händels Hits hören Zu Händels 250. Todestag interpretieren das Berliner Theaterensemble Nico and the Navigators zusammen mit dem osttiroler Ensemble Franui das barocke Musiktheater Anæsthesia. 12./14.06., Tel. 0511-16841222, www.festwochen-herrenhausen.de

Essen: Meister- Trio Wenn Anne-Sophie Mutter, André Previn und Lynn Harrell als Trio beim Klavier-Festival Ruhr aufspielen, werden gleich zwei Geburtstage gefeiert: Der 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy und – der 80. Geburtstag André Previns. Die drei Künstler setzen seit Jahrzehnten nicht nur als Solisten, sondern auch als Kammermusiker Meilensteine der Interpretation. 16.06., Tel. 0180-5001812 (14 Ct/Min, Mobilfunkpreise können abweichen, www.klavierfestival.de

Erfurt: Auf den Domstufen Typisch für Carl Orffs szenische Kantate „Carmina Burana“ ist die Vielfalt der Schlaginstrumente, der kraftvolle Chor und die melodiereichen Sologesänge. 08.08. (Premiere)., Tel. 0361-2233155, www.domstufen.de


www.crescendo.de 04 2009 49 | plus regional nord Sonderveröffentlichung/Anzeigen

nicht versäumen: Rostock: Konzert in der Schiffbauhalle Vladimir Ashkenazy ist nicht nur einer der großen Pianisten unserer Zeit, sondern ein Künstler, dessen Kreativität Musikliebhaber weltweit begeistert. In den letzten 20 Jahren stand für ihn die Arbeit als Dirigent im Vordergrund. Bei den Festspielen MecklenburgVorpommern ist er in einem außergewöhnlichen Konzertraum zu erleben, unter anderem mit der 9. Sinfonie von Schostakowitsch. 21.08., Tel. 0385-5918585, www.festspiele-mv.de

5. biS 8. SeptembeR 2009 GaRmiSch-paRtenKiRchen

RichaRd StRauSS im euRop�iSchen Kontext 60. Todestag von Richard Strauss 10 Jahre Richard- Strauss-Institut

Konzertzyklus und Internationale Fachtagung

Rostock

Berlin: Traditionelles Open Air Die Berliner Philharmoniker mit Sir Simon Rattle in der Waldbühne zu hören ist ein Highlight der besonderen Art. Obwohl die Waldbühne 20 000 Zuschauer fasst, wirkt sie eingebettet in einen Kessel fast lauschig. Beim diesjährigen RheinsSommerkonzert kann man sich auf Wer- berg ke von Tschaikowsky, Rachmaninow und Strawinsky freuen. Pianist des Abends ist der US-Israeli Yefim Bronfman. 21.06., Tel. 01805-969000555 (14 Ct/Min, Mobilfunkpreise können abweichen) , www.deag.de

Rheinsberg: Festival junger Opernsänger Fontane und Tucholsky haben Schloss Rheinsberg literarisch ver e w ig t . Im r oman t ischen Schlosshof machen drei GalaAbende mit frischem Stimmennachwuchs den Sommer perfekt. 02. bis 04.07., Tel. 033931-39296, www.kammeroper-schloss-rheinsberg.de

S�| 5. S�������r| Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Werke von H. Wolf, G. Mahler, E. Elgar und R. Strauss S�| 6. S�������r| Herman Wallén Lieder von J. Sibelius, T. Rangström, M. Ravel, G. Mahler und R. Strauss m�| 7. S�������r|Delian Quartett Werke von J. Haydn, M. Ravel und B. Bartók d�| 8. S�������r| Klangforum Mitte Europa Werke von A. Dvorˇák, R. Strauss und M. Karłowicz

Kartenvorverkauf ab 1. Juli 2009 Tel. 0180 - 45 81 81 8 (14 Ct./Min) Veranstalter: Richard-Strauss-Institut www.richard-strauss-institut.de Die Veranstaltungen werden gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Kulturfonds Bayern und dem Bezirk Oberbayern. Das Richard-Strauss-Institut wird gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.

Berlin Potsdam Magdeburg

Joseph Haydns Singspiel „Philemon und Baucis“, dessen Libretto auf der Episode aus Ovids „Metamorphosen“ basiert, ist eine wunderbare Marionettenoper.

Magdeburg: Deep Purple Classic Das P rague P hil harmonic Orchestra trif f t auf die Rockstimme von Ian Gillan, dem Frontmann von Deep Purple. Zu hören sind klassische Interpretationen großer Rocksongs.

Ralph Benatzky

Im Weißen Rössl Operette im Schlosshof 3.–18. Juli 2009

13.06. (Premiere), Tel. 0331-2888828, www.musikfestspiele-potsdam.de

Leipzig

05.09., Tel. 01805-570070 (14 Ct/Min, Mobilfunkpreise können abweichen), www.luxevents.de

Erfurt

Potsdam: Götter-Gipfel

Leipzig: Soli Deo Gloria Mendelssohns Oratorium „Paulus, op. 36“ über die Wandlung von Saulus zu Paulus u. a. mit Juliane Banse, René Pape und dem Gewandhauschor unter Herbert Blomstedt 19.06., Tel. 01805562030 (14 Ct/Min, Mobilfunkpreise können abweichen) ,

www.bachfestleipzig.de

Dresden: Von Wasser umgeben Nachmittags gibt es Pachelbel, Telemann und Vivaldi bei freiem Eintritt im Schlosspark. Abends im Schloß Moritzburg ist u. a. Schuber ts „Forellenquintet t“ zu genießen. 16.08., Tel. 0351-4866666, www.moritzburgfestival.de

American Seasons Bluegrass, Country, Jazz, Folk und Klassik sind bei Mar k O ’C onnor in guten Händen. Beim Konzert mit der Camerata Bern spielt er neben Mendelssohn eigene Kompositionen. 07.06., Tel. 0351-4866666, www.musikfestspiele.com

SCHLOSSFESTSPIELE SONDERSHAUSEN Premiere: 3. Juli 2009, 20.00 Uhr Weitere Vorstellungen: 4.|10.|11.|15.|17.|18. Juli 2009, 20.00 Uhr, 12. Juli 2009, 18.00 Uhr Kartentelefon: (0 36 31) 98 34 52 www.schlossfestspiele-sondershausen.de


lieto fine 50 | www.crescendo.de 04 2009

DANIEL HOPE

Kommentar – exklusiv in crescendo

„Ein Mittel, um ewig jung zu bleiben“

TALENTE ENTDECKEN: EIN HEHRES ZIEL

Wer behauptet, ohne extrem harte Arbeit eine erfolgreiche Karriere aufgebaut zu haben, sagt nicht die Wahrheit. Heute sitze ich in Brüssel, nachdem ich mir den ganzen Tag als Jurymitglied des Königin-Elisabeth-Wettbewerbs eine Auswahl der talentiertesten jungen Geiger der Welt anhören durfte. Gerade, wenn ich diesen hochbegabten Stars von Morgen lausche und sehe, wie viel Fleiß, Ehrgeiz und Disziplin in ihnen steckt, bin ich tief beeindruckt und zuversichtlich, dass die Flamme der klassischen Musik weiterbrennen wird. Auf der anderen Seite ist es mir wichtig, den Überschriften dieses Heftes, immer mal wieder widersprechen zu können! Das Geniale daran, Musiker zu sein, ist für mich, dass ich es nie nur als „Arbeit“ empfinde. Dafür ist das, was wir machen, ein viel zu großes Geschenk. Es ist eine wahre Leidenschaft. Pablo Casals wusste schon, was er meinte, als er sagte: „Ein Mensch, der seine Arbeit liebt, wird niemals alt.“ Wenn man manche Künstler beobachtet, die sich noch im hohen Alter voll und ganz der Musik widmen, könnte man meinen, die Musik ist tatsächlich ein Mittel, um ewig jung zu bleiben. Die schlüssigste Pointe lieferte dagegen Mozart: „Ohne Musik wär’ alles nichts.“ Daniel Hope ist ein britischer Weltklasse-Geiger mit irisch-deutsch-jüdischen Wurzeln. www.DanielHope.com

Foto: Stefan Cohen

Letzte Woche hatte ich die Ehre, in der Carnegie Hall in New York, zu spielen. Auf dem Weg zum Konzert ist mir ein alter Witz wieder eingefallen. Ein junger Geiger läuft die Fifth Avenue entlang und fragt einen Passanten: „Entschuldigen Sie bitte, wie komme ich zur Carnegie Hall?“ Die Antwort ist ernüchternd: „Üben Junge, üben.“

Vom Glauben an die positive Kraft, die von klassischer Musik ausgehen kann, scheint das Internet-Videoportal YouTube neuerdings beseelt zu sein. Es engagiert sich als Klassik-Mäzen und hat vor kurzem ein ungewöhnliches online-Casting für einen neuen Klangkörper, das YouTube Symphony Orchestra (YTSO), ins Leben gerufen. Insgesamt gingen etwa 3000 Bewerbervideos aus 70 Nationen ein – darunter Beiträge von begabten Teenagern ebenso wie von routinierten Profimusikern. Michael Tilson Thomas, im Hauptberuf Chefdirigent des San Francisco Symphony Orchestra, hatte anschließend nur drei Tage Zeit, um aus den nach New York eingeladenen 96 Instrumentalisten ein passabel klingendes Ensemble zu formen. Künstlerisch überzeugt das im Internet nach zu erlebende Konzert aus der Carnegie Hall durchaus. Freilich dürfte der Gedanke, dass das zum Google-Konzern gehörende Videoportal auch ein wenig sein Image aufpolieren will, nicht ganz abwegig sein... RICHARD ECKSTEIN Hier können Sie das Konzert im Internet sehen: www.youtube.com/symphony

Impressum Verlag:

Port Media GmbH Senefelderstraße 14, 80336 München Telefon: +49-89-741509-0, Fax: -11 info@crescendo.de, www.crescendo.de Port Media ist Mitglied im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger und im AKS Arbeitskreis Kultursponsoring Herausgeber: Winfried Hanuschik (verantwortlich) hanuschik@crescendo.de Artdirector: Stefan Steitz (verantwortlich) Redaktionsleitung: Richard Eckstein (verantwortlich) eckstein@crescendo.de Redaktion: Pascal Morché, Teresa Pieschacón Raphael, Christoph Schlüren

Schlussredaktion: Michaela Wurstbauer plus regional:

Projektleitung: Liselotte Richter-Lux richter-lux@crescendo.de Autoren dieser Ausgabe: Benjamin-Gunnar Cohrs, Gerhard Dörr, Richard Eckstein, Harald Eggebrecht, Hannah Glaser, Winfried Hanuschik, Daniel Hope, Vesna Mlakar, Prof. Franz Xaver Ohnesorg, Tom Pfeiffer, Teresa Pieschacón Raphael, Harald Reiter, Georg Rudiger, Christoph Schlüren, Antoinette Schmelter de Escobar, Uwe Schneider Produktionsmanagement: Michaela Wurstbauer

Verlagsrepräsentanten: Petra Lettenmeier lettenmeier@crescendo.de Kulturbetriebe & Markenartikel: L. Richter-Lux, richter-lux@crescendo.de Claudia Kästner, kaestner@crescendo.de Auftragsmanagement: Petra Lettenmeier (verantwortlich) lettenmeier@crescendo.de Michaela Wurstbauer wurstbauer@crescendo.de Gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 12 vom 01.09.2008 Druck: Westermann Druck Georg-Westermann-Allee 66 38104 Braunschweig

Das nächste crescendo mit dem Themenschwerpunkt „Neue Musik“ erscheint am 08. September 2009.

Erscheinungsweise: crescendo erscheint mit sieben Ausgaben pro Jahr und zusätzlichen crescendo-themenspecials. crescendo ist bei Opern- und Konzerthäusern, im Kartenvorkauf und im Hifiund Tonträgerhandel erhältlich. Copyright für alle Beiträge bei Port Media GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Angabe der Beteiligungsverhältnisse: Gesellschafter der Port Media GmbH: 100 % Winfried Hanuschik, München

Abonnement: Abo-Service crescendo Postfach 13 63, 82034 Deisenhofen Telefon: +49-89-8585-3452, Fax: -362452 abo@crescendo.de Das crescendo premium-Abo umfasst sieben Ausgaben, davon ein Sonderheft „crescendo festspiel-guide“ und zusätzlich sechs exklusive heftbegleitende premium-CDs und kostet 34,- EUR pro Jahr inkl. MwSt. und Versand. Versand ins Europäische Ausland: zzgl. EUR 10,- Bank-/Portospesen Zahlung per Rechnung: zzgl. EUR 5,- Bearbeitungsgebühr. Kündigung: nach Ablauf des ersten Bezugsjahres, jederzeit fristlos. Verbreitete Auflage: 80.712 (laut IVW-Meldung I/09) ISSN: 1436-5529

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