crescendo 4/2012, Standard Ausgabe Juni - August 2012

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Juni – august 2012 www.crescendo.de

Violine Vilde Frang über ihre frühe Liebe zu Tschaikowsky CEMBALO Warum Andreas Staier am Klang des alten Klaviers festhält

Reise Pianist Sebastian Knauer verrät die besten Tipps für einen Hamburg-Trip

Miloš ´ Karadaglic Der Montenegriner möchte mit seiner Gitarre die Welt der Klassik erobern B47837 Jahrgang 15 / 04_2012

Mit Beihefter Class Ak tuell

61. Internationaler Musikwettbewerb der ARD

6. bis 21. September 2012 Dieses Jahr in den Kategorien ­Klarinette, Gesang & Streichquartett. Mit drei Preisträgerkonzerten in München – und live im Internet.


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03 JULI – 30 JULI 2012 CHA MBE R CH OIR OF SOU TH A FR ICA INFOS UND KARTEN UNTER

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p r o l o g

„Ich habe umsonst gelebt“

winfried hanuschik Herausgeber

Liebe Leser, kurz vor Drucklegung erfuhren wir vom Tod des Sängers Dietrich Fischer-Dieskau, einem der ganz Großen der klassischen Musik. „FiDi“ war einer der berühmtesten Baritone der Welt. Er hat die Geschichte des Liedgesanges neu geschrieben und die Menschen in den großen internationalen Opernhäusern begeistert. Er setzte sich mit fast sprichwörtlicher Akribie mit Werken und Interpretationsmöglichkeiten auseinander. Für viele Menschen lag in Fischer Dieskau ihr persönliches „Erweckungserlebnis“, mit dem ihre Liebe zur klassischen Musik begann. Trost spendet in diesem Moment das Archiv seiner Aufnah­men: Man kann sich die Stimme von Fischer-Dieskau ins Wohnzimmer zurückholen. Wir von crescendo haben spontan das Interview, das wir mit Fischer-Dieskau vor genau fünf Jahren, am 15. Mai 2007 führten, auf unserer Webseite www.crescendo.de eingestellt. Damals hatte er mit diesem viel zitierten Gespräch für Aufsehen gesorgt. Seine Behauptung „Ich habe umsonst gelebt“ (in Anspielung auf seine (angebliche) Wirkungslosigkeit als Sänger) wurde viel diskutiert. „FiDi“ wird uns fehlen. Apropos Internet: Wenn Sie einen Blick auf unser neues OnlineAngebot (www.crescendo.de) werfen, wird Ihnen auffallen, dass Sie nun deutlich mehr Inhalte und Features serviert bekommen als bisher. Unser Internetangebot soll inspirieren: Mit einem Klick kommen Sie zu verwandten Beiträgen, die Sie ebenfalls interessieren könnten. So rücken wir Artikel in den Fokus, die Ihnen bisher vielleicht­entgangen wären. Sie haben ab sofort die Möglichkeit, direkt von einer

CD-Besprechung in die Aufnahme hineinzuhören, um sich Ihr eigenes Urteil bilden zu können – eine Vernetzung, von der ich persönlich immer geträumt habe. Und Abonnenten­von crescendo Premium verfügen natürlich auch online über besondere Privilegien. Klar, vieles ist noch in der Entstehung und manchen Fehler werden Sie als Nutzer eventuell noch vor uns entdecken. Aber klicken Sie doch mal rein – wir sind sehr gespannt auf Ihre Meinung und Anregungen! Am besten nehmen Sie gleich an unserer Online-Umfrage teil. Als Dankeschön können Sie attraktive Preise gewinnen. Ihre Stimme zählt! Alles neu macht der Mai, auch beim seit 14 Jahren etablierten crescendo Festspiel-Guide: Den gibt‘s jetzt nicht nur als Premium-Ausgabe am Kiosk, sondern auch als App mit vielen charmanten und bequemen Zusatzfunktionen, die Ihnen die Planung Ihres Kultursommers erleichtern. Und das sogar gratis! Die erste Aktua­lisierung unterstützt jetzt auch ältere iPhones sowie das iPad. Suchen Sie im Apple App Store einfach nach „FestspielGuide“. Viel Spaß beim Lesen, Herzlichst, Ihr

Winfried Hanuschik (wh@crescendo.de)

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Fotos Titel: Margaret Malandruccolo / DG; Sigi Müller

Der Festspiel-Guide für Ihr Handy!

Ihre Abo-CD? In der Premium-Ausgabe dieser Zeitschrift finden Sie an dieser Stelle die crescendo Abo-CD – eine exklusive Leistung für crescendo Premium-Leser. Darauf hören Sie die Musik zu den Artikeln, die im Magazin rot gekennzeichnet sind. Eine Inspiration für Ihre Ohren! Mittlerweile ist bereits die 37. CD in dieser Premium-Edition erschienen. Haben wir Sie neugierig gemacht? Dann testen Sie crescendo Premium! Die erste Ausgabe schicken wir Ihnen kostenlos. Dazu die crescendo Abo-CD. Ganz ohne Kaufverpflichtung. Bestellen Sie per Telefon: +49-(0)89-85853 548, auf www.crescendo.de/abo oder mit dem Coupon auf Seite 41.

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Juni – Augus t 2012

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Die populäre Musikbuchreihe – mit tollen PaketAngeboten

P r o g r a mm

Große Komponisten und ihre Zeit Eine spannende Reise durch die Musikgeschichte auf den Spuren der wichtigsten Komponisten

Herausgegeben von Irene Brandenburg 400 Seiten. Geb. € 34,80 ISBN 978–3–89007–249–4

Robert Schumann und seine Zeit Von Arnfried Edler 416 Seiten. Geb. € 37,80 ISBN 978–3–89007–653–9

Arcangelo Corelli und seine Zeit Von Peter Allsop Aus dem Englischen. Herausgegeben von Birgit Schmidt 346 Seiten. Geb. € 34,80 ISBN 978–3–89007–240–8

06 Das Piano, Der Jazz und Bernstein 84 Jahre und schon wieder auf Tournee: Die vielen Leidenschaften der „swingenden Legende“ Paul Kuhn.

16 Vilde Frang – Die Nicht Perfekte Die Furcht der norwegischen Nachwuchs-Violinistin vor einem Konzertabend womöglich ganz ohne Fehler.

08 „Kath“ – ein Leben wie ein Melodram Kathleen Ferrier wäre im April 100 geworden – Nachruf auf eine Stimm-Künstlerin, die nicht nur Benjamin Britten betörte.

STandards

Künstler

hören & Sehen

03.... Prolog Der Herausgeber stellt die Ausgabe vor. 06.... Ouvertüre Ein Anruf bei Paul Kuhn & die Playlist von Erwin Schrott. 23.... Impressum 32.... KolumnE Pascal Morché über die Dirigenten von heute. 34.... R ätsel des Alltags 58.... Die Letzte Seite Daniel Hope traf Fabiola von Belgien – und war höchst angetan.

10..... Gitarrenzauber Wie Milo aus Montenegro die Klassikwelt erobern will. 12..... Der GralshüteR Cembalist Andreas Staier mag keine modernen Flügel. 14..... STing zu viert Das Vokal-Ensemble ­Singer Pur auf den Spuren des Pop-Großmeisters. 16..... Vilde Frang Die ECHO-Preisträgerin spielt Tschaikowsky. 20.... Personalien/ Nachrufe

08.... Kathleen Ferrier Eine Ausnahme-Altistin mit bewegender Lebensgeschichte. 21..... DIE WICHTIGSTEN EMPFEHLUNGEN DER REDAKTION 22.... ATTILAS AUSWAHL 26.... Melody Gardot Ihre Stimme als roter Faden durch ihr neues Album „L‘Absence“.

Exklusiv nur in crescendo Premium OUVERTÜRE Der Diven-Vergleich: Warum Gruberova und Callas nicht immer einfach waren. Blickfang Das Kauffman Center in Kansas City.

Bestellen Sie die Bände einzeln oder nutzen Sie eines der günstigen Paket-Angebote. Infos unter www.laaber-verlag.de

Laaber

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Exklusiv nur in crescendo Premium ein Espresso Mit... ... Henning Scherf, dem aktuellen Chef des Chorverbandes. DER NEUE Thomas Hengelbrock über sein Selbstverständnis und seine Aufgabe als Dirigent des NDR-­ Orchesters. Der junge Der 17-jährige Pianist Jan Lisiecki über seine Karriere – und Reinkarnation.

Exklusiv nur in crescendo Premium Label-porträt Naxos: Das Label der Liebe. Akustik Sound and Mobility: Musik im Auto.

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Juni – Augus t 2012

Fotos: Rafael Toussaint/IN+OUT Records; Marco Borggreve; EMI Classics

Christoph W. Gluck und seine Zeit


20.00 Uhr

Fotos: Jmex60; Torsten Kollmer; Dorothee Falke

07 JULI 2012

36 Olympia ganz Klassisch Immer mehr Großevents setzen bei ihren Eröffnungsfeiern auf die Wirkung von klassischer Musik.

42 Kiez & Kultur: die Elb-Metropole Hanseatisches Understatement? Mit der Elbphilharmonie zementiert Hamburg seinen Ruf als Klassik-Hochburg.

50 Der Wettbewerb Kaum ein Deutscher Musik-Wettbewerb ist so populär und karrierefördernd wie der ARD Musikwett­ bewerb in München.

Gesellschaft

Lebensart

erleben

36.... Grosse Klassik Warum große KlassikHymnen und Klassikstars bei Großereignissen besonders gefragt sind. 38.... Musiker reisen Früher gings mit der Kutsche zum Konzert – wie Künstler heute reisen. 40.... Musik zu Tisch! Im Drehrestaurant im Olympiaturm gibt‘s Kulinarisches – und Klassik!

42.... REISE Mit dem Pianisten Sebastian Knauer durch seine Heimatstadt Hamburg.

46.... KUNST-Stoff Sonderveröffentlichung der BAYER Kultur. 50.... Wiege der Stars Die Karrieren der Großen begannen oft beim ARDMusikwettbewerb. 52..... Jetzt Festival Die Weimarer Meisterkurse stocken auf: Mit Film, Musik, Gesprächen. 54.... VORSCHAU Wichtige Termine für Juni bis August.

Exklusiv nur in crescendo Premium 600 Konzerte mit 500 Chören? Neue Formate, neue Formen der Begegnung – Chorgesang boomt, wie das Chorfest zeigt. WEttbewerbe Die wichtigsten GesangsWettbewerbe.

Exklusiv nur in crescendo Premium Weinkolumne Dirigent John Axelrod über den prickelnden Wein des Sommers. Schöne Dinge Klassische Schreibgeräte.

Exklusiv für Abonnenten Hören Sie die Musik zu u­ nseren Texten auf der ­crescendo Abo-CD – exklusiv für Abonnenten. Infos auf den Seiten 3 & 41.

Exklusiv nur in crescendo Premium Guter Rahmen Wie die Manager der Sommer-Festspiele den Zugang zum Musiktheater fördern. NEues Aus Fernost Mit der Bayerischen Staatsoper beim Gastspiel in Tokio und Hongkong.

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open-air-konzert Der staatskapelle weimar im weimarhallenpark

eine

norDiScHe nacHt

Dirigent: Stefan Solyom moDeration: Dominique Horwitz

Online-Verkauf: www.weimar.de www.nationaltheater-weimar.de

Tourist-Information Weimar + 49 (0) 3643 745-745 Deutsches Nationaltheater + 49 (0) 3643 755-334

weimar Ku l t u r s t a d t E u r o p a s


ou v e rt ü r e

„Der Jazz ist eine fertige Sache.“ Hallo Herr Kuhn. Wobei stören wir Sie gerade? Planen Sie noch Ausflüge in andere Musikrichtungen? Eigentlich gar nicht. Ich fühle mich nur nicht so gut, weil Nein. Ich bin ein Mann, der geradlinig beim Jazz bleiben ich gestern eine Augenbehandlung hatte, das tut noch will. Ich glaube, der Jazz ist im Grunde, so wie er ist, eine ein bisschen weh. Geht aber nach zwei Tagen wieder fertige Sache. Da können wir nicht viel Neues erwarten. weg. Ansonsten geht‘s mir gut. Ist doch wie mit der Klassik: Die besteht auch so, wie sie ist. Sie wirken auch immer noch fit! Was hält sie jung? Na, die Musik, ist doch klar! (lacht) Beschäftigen Sie sich mit klassischer Musik? Gerade waren Sie wieder mit Ihren Kollegen Hugo Ich bin ein großer Fan von Leonard Bernstein. Einer der größten Dirigenten und Komponisten überStrasser und Max Greger unterwegs und haben Konhaupt. Ein ganz toller Mann! Der hat es verzerte gegeben. Macht‘s noch Spaß? standen, junge Menschen für Musik zu Oh ja! Wir touren als die „Swing Legenden“. begeistern. Ich habe ihn einmal live Erstaunlich ist, dass viele Fans jüngeren Datums erlebt. Wir sind mit der Big Band des zu den Konzerten kommen, die diese Musik Senders Freies Berlin damals beim Philirgendwie für sich entdeckt haben. Viel mehr harmoniker-Ball nach ihm aufgetreten. junge Leute als früher! Es kommt erfreulich oft vor, dass mich Besucher ansprechen: „Ich Konnten Sie ihn auch persönlich treffen? wollte mich einfach mal bedanken, für die Ich bin vor dem Auftritt zu ihm gegangen wundervolle Musik, die Sie uns geschenkt und habe genau das gesagt, was die Leute haben“. Vielleicht sind sie enttäuscht von mir nun sagen: „Vielen Dank, für die tolle der heutigen Pop-Musik. Musik, die Sie uns geschenkt haben“. Sie halten nicht viel von heutiger Musik? Engagieren Sie sich für den Nachwuchs? In der Pop-Musik sehe ich überhaupt nichts. Eigentlich engagieren sich die für mich. Die ist jämmerlich geworden. Vielleicht gibt (lacht) Es kommen immer wieder Eltern zu mir es Ausnahmen, aber das was ich ab und fragen: Herr Kuhn, unser Kind und zu höre ist grauenvoll. Wenn sie will Musiker werden, was raten Sie Als Jazz-Pianist und Entertainer wurde Paul Kuhn bekannt. bei diesen Casting-Shows die Sieger uns? Da kann ich nur sagen: Lassen Das Hamburger Abendblatt schrieb kürzlich über ihn, er suchen. Was da gewinnt, ist doch Sie die Finger davon, wenn sie nicht wirke „wie der coole Bohemien, der seine Enkel an seiner furchtbar. Neulich habe ich mir mal hundert Prozent sicher sind, dass Zigarette ziehen und am Cognacschwenker nippen lässt“. gedacht: Paul, vielleicht verstehst das Kind sehr begabt ist. Es gibt so Du das einfach alles nicht. viele tolle junge, talentierte, gut ausSie haben aber ja auch nicht immer nur Jazz gemacht. Wofür schlägt gebildete Musiker da draußen, aber es gibt ja keine Stellen mehr. Wo sollen die alle unterkommen? denn ihr Herz am meisten? Ich glaube für das Klavierspiel. Weil es mir am meisten abverlangt. Haben Sie es jemals bereut, sich für die Musik entschieden zu haben? Klavierspiel erfordert eine saubere Technik und einen schönen Ton. Um Gottes Willen nein! Niemals! Ich wüsste gar nicht, was ich tun Und ich versuche das, ich will nicht einfach nur klimpern. sollte ohne Musik. Interview: Anna Novák

Playlist* Was hört der Tenor Erwin Schrott auf seinem iPod? PS: Schrott wies daraufhin, dass all diese Lieder abhängig seien von der Stimmung, dem Ort, den anwesenden Personen und was man gerade macht. Die Musik könne ein Auslöser für tolle Kreationen in der Küche sein; Kochen und Musik - was für eine tolle (und vielleicht gefährliche?) Kombination.

1. Macaco y Fito, „Puerto Presente“ „Das ist ein absoluter Gute-Laune-Song! Die Mitglieder der Band Macaco kommen aus Spanien, Venezuela, Brasilien und Kamerun – und entsprechend vielfältig sind die musikalischen Einflüsse!“ 2. Las Migas, „Tangos de la Repompa“ „Vier junge Musikerinnen aus Andalusien, Katalonien, Berlin und der Bretagne; zwei Gitarren, eine Geige, eine Cajón + die außergewöhnlichen Stimmen – eine tolle Mischung!“ 3. Radiohead, „High & Dry“ „Ein absoluter Klassiker!“ 4. David Byrne, „This must be the Place“ „Der Song stammt vom Soundtrack des gleichnamigen Films mit Sean Penn. der schönste langsame Satz des 19. Jahrhunderts.“ 5. Jorge Aragao, „Conselho & Dry“ „Jorge Aragao ist in seiner Heimat Brasilien sehr bekannt und hat gerade sein 30jähriges Bühnenjubiläum gefeiert.“

+++ Dass klassische Musik beim Autofahren beruhigt, ist eine alte Behauptung. Die Navigations-App der Firma „Navigon“ bietet nun klassische Titel zum Download und zur Beruhigung an. Der gestresste Autofahrer muss lediglich den Button „Fahren Sie entspannt“ drücken und wird direkt zur Klassik-Abteilung von iTunes weitergeleitet. +++ Am Theater an der Wien hängt der Haussegen schief. Intendant Roland Geyer übernimmt die Inszenierung der Wiederaufnahme von „Les contes d‘Hoffmann“. Die Oper war zuvor vom amerikanischen Filmregisseur William Friedkin in Szene gesetzt und von der Presse ungnädig aufgenommen worden. Friedkin sagt, Geyer habe seine Arbeit an dem Stück sabotiert. „Wie ein Hund, der an einen Baum pinkelt“, so der US-Regisseur. +++

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*auf www.crescendo.de zu hören

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Juni – Augus t 2012

Foto: IN+OUT Records

Ein Anruf bei ... Jazz-Legende Paul Kuhn, der mit 84 (!) Jahren gerade wieder quer durch Deutschland tourte - und die Hallen nicht nur mit den Fans von früher füllt.


02.06.2012 MÜNSTER (MIT JONAS KAUFMANN) 04.06.2012 MANNHEIM | 09.06.2012 WIESBADEN 16.07.2012 HANNOVER | 15.01.2013 HAMBURG

S DEM M 16.06.12 AU VERLEGT VO DIE LAEISZHALLE IN DERBY PARK

Mit freundlicher Unterstützung von

SIMONE KERMES La Magnifica Comunità | Enrico Casazza Werke u.a von: Vasse, Pergolesi, Porpora

KLAUS FLORIAN VOGT

HELDEN

DER HELD VON BAYREUTH LIVE IM KONZERT! NORDWESTDEUTSCHE PHILHARMONIE | DIRIGENT: JULIEN SALEMKOUR WERKE U.A. VON WAGNER UND MOZART "DIESER SÄNGER IST EIN GESCHENK"

FOTO: UWE ARENS | SONY CLASSICAL

21.10.2012 BERN | KULTURCASINO 23.10.2012 BERLIN | KONZERTHAUS 09.05.2013 HAMBURG | LAEISZHALLE 10.05.2013 DORTMUND | KONZERTHAUS 12.05.2013 MÜNCHEN | HERKULESSAAL

FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG | 15.01.2012

MO. 04.02.2013 | KÖLN | PHILHARMONIE 15.04.2013 || Stuttgart – Beethovensaal 17.04.2013 || Köln – Philharmonie 19.04.2013 || Magdeburg – Stadthalle 20.04.2013 || Halle (Westf.) – Gerry Weber Stadion 22.04.2013 || Berlin – Philharmonie 23.04.2013 || Chemnitz – Stadthalle

ORCHESTER TOURNEE 2013

24.04.2013 || Nürnberg – Meistersingerhalle 26.04.2013 || Düsseldorf – Tonhalle 27.04.2013 || Hannover – Kuppelsaal 29.04.2013 || – Luzern – KKL

Tickets unter www. .de, 01805 Weitere Informationen unter www.deag.de

PHOTO: CHRISTOPHER DUNLOP

FESTIVAL STRINGS LUCERNE

- 969 000 555*, sowie an allen bekannten VVK-Stellen *(0,14€/Min.

aus dem dt. Festnetz / max. 0,42€/Min. aus dem dt. Mobilfunknetz)


k ü nstl e r

Zum 100. Geburtstag der viel zu früh verstorbenen Sängerin Kathleen Ferrier

„Das kurze Werk von Kath“

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„Ich konnte nicht glauben, wie schwierig es war, selbst die einfachsten Armbewegungen zu machen ohne dabei wie eine Windmühle auszusehen“, notiert sie einmal. So kam es, dass sie, die vor dem Orchester und neben dem Flügel nur mit ihrer Stimme ganze Welten kreieren konnte, nur zwei Bühnenrollen spielte. Benjamin Brittens eigens für sie komponierte Oper „The Rape of Lucretia“, mit der sie 1946 einen ihrer überwältigenden Erfolge beim Glynde­ bourne Festival feierte und Glucks „Orpheus“, den sie mehrmals sang. Eine Rolle, die sie als ideal für ihre Stimme ansah. Bruno Walter, den sie 1947 kenKathleen Ferrier nen lernte und der zu ihrem Mentor wurde, wird nach ihrem Tod ­schreiben, dass das größte musikalische Ereignis in seinem Leben die Bekanntschaft mit Kathleen Ferrier und Gustav Mahler gewesen sei – in dieser Reihenfolge. Mit Bruno Walter entstehen in den letzten Jahren exemplarische Aufnahmen: „Vielleicht ist die Alt-Rhapsodie von Brahms die beste Aufnahme, die ich gemacht habe. Sie entstand in einem großen Saal, und meine Stimme floss ganz natürlich dahin“, sagt sie 1951 in einem Interview für die Zeitschrift Gramophone. Viel gäbe es zu erzählen aus diesem allzu kurzen Künstlerleben. Von der rasanten Weltkarriere, von ihrer Popularität, von ihren Bestseller-Schallplatten. Aber auch von der Lied-Interpretin gäbe es zu berichten, der Oratorien- und Bach-Sängerin, die mit ihrem Alt den Werken eine tiefe Innigkeit verleihen konnte, die uns selbst heute, wo wir eine historisch informierte Aufführungspraxis dieses Repertoires gewohnt sind, ergreifen und stilistische Fragen in den Hintergrund drängen. Im Mai 1952 entsteht im Wiener Musikverein mit Bruno Walter und dem Tenor Julius Patzak eine Aufnahme die bis heute den Maßstab vorgibt: Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ mit seinem bitter­süßen, melancholischen Abschiedsgesang an die Welt. Nach dem letzten ‚take‘ soll Bruno Walter vor Ergriffenheit nicht reden haben können. Und wer die Aufnahme heute auflegt und sich einlässt auf diesen Zauber der Atmosphäre, der Orchesterfarben und der Authentizität der Gefühle, dem wird es ähnlich ergehen. Das ist Kunst und Musik für die Ewigkeit. Vier Tage später nimmt „Kath“ noch drei von Mahlers Rückert-Liedern auf, darunter das überirdisch schön gesungene „Ich bin der Welt abhanden gekommen“. Vielleicht das Ergreifendste, das jemals aufgenommen wurde. Der Text endet: „Ich leb‘ allein in meinem Himmel, In meinem Lieben, in meinem Lied!“. Dem ist nichts hinzuzufügen. Am 22. April 2012 wäre die britische Altistin Kathleen Ferrier 100 Jahre alt geworden. Uwe Schneider Foto: EMI Classics

ie todbringende Diagnose gab ihr der Doktor im März 1951. Der Tumor ließ ihr noch zweieinhalb Jahre, bis sie am 8. Oktober 1953 in Londoner University College Hospital ihrer Krebserkrankung erlag. Kathleen Ferrier war erst 41 Jahre alt. Kaum mehr als zehn Jahre hatte sie davon die Musikwelt mit ihrem herzinnig beseelten und so intensiv ergreifenden Gesang, der stets von der Weite des Seins und den Abgründen des Lebens überschattet schien, bereichern dürfen. Was wie die Vorlage für eines der in dieser Zeit so beliebten FilmMelodramen klingt, ist die reale Geschichte jenes jungen Mädchens, das in der industriell geprägten englischen Provinz von Lancashire und Blackburn aufwuchs, mit 14 die Schule verließ, als Telefonistin arbeitete und davon träumte, eine Karriere als Pianistin zu machen. Sie singt in Choral Societies, gibt kleine Konzerte und gewinnt – zu ihrer eigenen Überraschung – mit 25 Jahren als Pianistin und Sängerin erste Preise beim Carlisle Festival. Der Krieg hatte begonnen, und das Council for the Encouragement of the Arts schickt sie als Sängerin in Kantinen und an Arbeitsplätze, um die Moral zu heben. Ein erfolgreiches Vorsingen in der Londoner Wigmore Hall bestärkte sie schließlich in ihrem Entschluss, das Singen zur Profession zu machen: Am Weihnachtstag des Jahre 1942 zieht sie ins kriegsbedrohte London um. Da ist sie 30 Jahre alt. Ihre ersten Aufnahmen sind Testaufnahmen für die EMI vom Juni 1944, die der legendäre Produzent Walter Legge mit ihr in den Abbey Road Studios Bruno Walter veranlasste, am Klavier kein geringerer schrieb, dass das größte als Gerald Moore, einer der prägenden Liedbegleiter der Nachkriegszeit. ­musikalische Ereignis in Hört man diese Aufnahmen heute, seinem Leben die Bekanntschaft je eine Arie von Gluck und Elgar sowie zwei Lieder von Brahms, so mit Kathleen Ferrier und ist man fasziniert von der großartiGustav Mahler gewesen sei – gen Präsenz und Ausdruckskraft der Stimme, die ihr einen Einjahresvertrag in dieser Reihenfolge. mit der EMI einbrachte. Drei Aufnahmeperioden resultierten daraus. Gerade sind diese Aufnahmen bestens restauriert zusammen mit anderen in einer Dreierbox bei der EMI wieder erschienen. Und die Decca, das Konkurrenzlabel zu dem sie 1946 wechselte, weil sie mit dem despotischen Walter­ Legge nicht zurecht kam, wie man sagte, hat auf 14 CDs das Wunder der künstlerischen Hinterlassenschaft Kathleen Ferriers herausgebracht. Der Ausdruckstiefe von „Kath“, wie sie von ihren Freunden­ genannt wurde, stand kein ebenbürtiges Bühnentalent zur Seite:

Kathleen Ferrier: „The Complete EMI Recordings“ (EMI Classics) Kathleen Ferrier: „Centenary Edition“ (Decca) Diane Perelszteijn: „Kathleen Ferrier“ (DVD, Decca) www.crescendo.de

Juni – Augus t 2012


www.br-klassik.de

Foto: Vivienne Westwood Shoes, Damiani Verlag, Bologna

* Vivienne Westwood: „Green Satin Winter Boot“


„Schon als kleiner Junge habe ich davon geträumt, mit meiner Gitarre im Flugzeug zu sitzen, um möglichst viele Menschen zu erreichen.“

Foto: Jason Bell

Miloš Karadaglić (29)


k ü n s t l e r

Die andere Saite Für den Montenegriner Miloš Karadaglić besitzt seine Gitarre „vokale Qualitäten“ wie eine Stimme. Deshalb möchte er mit diesem Instrument die Welt der klassischen Musik erobern. v o n A n t o i n e t t e S c h m e l t e r d e Es c o b a r

„L

atino“ heißt sein zweites Soloalbum, das am 15. Juni bei Deutsche Grammophon erscheint: eine musikalische Reise, die „Volks- mit Konzertmusik von Argentinien bis Mexiko“ kombiniert. Ein Gespräch mit Miloš Karadaglić findet aber nicht etwa in Mittel- oder Südamerika statt. Und auch nicht in seiner Heimat Montenegro. Oder London, wo der 1983 Geborene mit 16 Jahren ein Stipendium an der Royal Academy of Music erhielt und bis heute lebt. Stattdessen bekommt man ihn in Tokio an die Strippe, wo der Gitarrist gerade seine Debüt-CD „Mediterráneo“ vorstellt. „Ich bin ständig unterwegs“, gibt Miloš, so sein abgekürzter Künstlername, denn auch in fließendem Englisch mit leichtem serbokroatischem Akzent zu Protokoll. „Damit bin ich am Ziel all meiner Wünsche angekommen. Schon als kleiner Junge habe ich davon geträumt, mit meiner Gitarre im Flugzeug zu sitzen, um möglichst viele Menschen zu erreichen“ – zugegebenermaßen erst als „Rockstar“, durch Albéniz’ „Asturias“ als Türöffner, aber dann umgepolt auf die Welt der klassischen Gitarre. In Asien falle seine Arbeit auf besonders fruchtbaren Boden, sagt der Saiten-Virtuose. „Klassik hat nicht nur bei Japanern einen hohen Stellenwert und wird auch von jungen Leuten sehr geschätzt – im Gegensatz zu Europa, wo diese Art von Musik oft als ‚uncool’ empfunden wird,“ sagt Miloš. Von solchen Vorbehalten möchte er sich nicht ausbremsen lassen. Im Gegenteil. Mit fast missionarischem Eifer möchte Miloš die Gitarre, die „in Klassik-Kreisen nach einer Phase der Popularität in den 70er und 80er Jahren eher schlecht angesehen wird“, aus der Nische holen. Die Vorarbeit dazu leistete der gebürtige Montenegriner in jener an Albanien grenzenden Balkanrepublik, die bis 2006 unter dem Namen Serbien & Montenegro firmierte und mit ihren etwa 625.000 Einwohnern „eher klein und speziell, aber voll von schönen Dingen“ sei, so Miloš. Hier entdeckte er als Achtjähriger eine „verstaubte, hässliche Gitarre mit fehlenden Saiten“ auf dem Schlafzimmerschrank seiner Eltern. Und nahm mit diesem hergerichteten Fundstück Unterricht an der örtlichen Musikschule, wo er sich vielleicht nicht mit der optimalen Förderung, aber „ohne Druck“ und dank erfreulich vieler­ Auftrittsmöglichkeiten ausprobieren sowie sein Talent ausbauen konnte, was ihm ein gutes Gefühl der „Einzigartigkeit“ gab. Entsprechend groß war sein Selbstvertrauen für seinen zweiten Ausbildungsabschnitt an der renommierten London Royal Academy of Music, wo er nach Jahren des eher „instinktiven Spiels“ in seinem Herkunftsland fortan von neuen Lehrern das „Handwerkszeug“ vermittelt bekam. Und sich auf höchstem Niveau jener Musik widmen konnte, an der sein „Herz hing“. Was nach Prädikatsexamen und weiterführendem Masterstudium folgte, war eine beschwerliche Phase des Klinkenputzens. „Klassische Gitarre gehört nicht gerade zum Mainstream“, fasst Miloš vorsichtig formuliert zusam-

men. „Insofern war es nicht einfach, jemanden aus dem Musikmanagement oder von Plattenlabels zu überzeugen.“ Nachdem er jedoch zahlreiche Auszeichnungen erhalten und bei Recitals von der Londoner Wigmore Hall bis zum Menuhin Festival in Gstaad geglänzt hatte, konnte er 2011 schließlich einen Exklusivvertrag mit Deutsche Grammophon unterzeichnen. Auftakt dieser Kooperation war „Mediterráneo“: eine SoloEinspielung von 17 Titeln aus Ländern rund um das Mittelmeer als seiner „größten Inspiration“, die von Tárregas „Lagrima“ über „Koyunbaba“ von Domeniconi und Theodorakis’ „Mera magiou“ bis zu Granados’ „Andaluza“ Miloš’ Persönlichkeit spiegeln und dem Zuhörer erzählen soll, wie er als Mensch und Musiker wuchs und wer er heute ist. Denn die Gitarre besitzt für ihn wie eine Stimme „vokale Qualitäten“. Zusatzmaterial für ein Charakterstudium lieferte die Bonus-DVD mit einer 30-minütigen Dokumentation, die den dunkelhaarigen Dreitagebartträger als einen ebenso sensiblen wie ernsthaften Meister seines Fachs zeigt, der einerseits in puristischer Atmosphäre seine schmalen Finger mit den berufstypisch langen Nägeln an der rechten Hand hochkonzentriert über die Gitarre tanzen lässt. Andererseits blickt er in eigenen Erzählungen und Fotos sowie Videos sinnierend auf seinen bisherigen Weg zurück, den er als ebenso faszinierende wie nicht immer bequeme „Forschungs“-Arbeit beschreibt. Weil er dabei gerne nach neuen Herausforderungen sucht, hat er auch bei einigen Stücken seines neuen Albums „Latino“ absichtlich sein „gewohntes Terrain verlassen“. Emotionaler als auf seinem Erstling intoniert er zum Beispiel mit Orchesterbegleitung Tangos als „schönsten, sinnlichsten, leidenschaftlichsten Tanz der Welt“. Oder lässt sich zu einer energiegeladenen „Danza Brasiliera“ hinreißen. „Die Gitarrenmusik Lateinamerikas ist ungehemmter als die Spaniens“, erklärt er – egal ob in tiefsinnigen Stücken, die er besonders gerne möge, oder temperamentvollen­als Kontrastprogramm. „ ‚Latino‘ wird neue Zuhörer begeistern“, ist sich Miloš sicher. Und somit seiner ohnehin großen Fangemeinde noch mehr Zuwachs bescheren. Denn nicht nur in seiner Heimat ist er so etwas wie ein Nationalheld, der im Fernsehen stolz gefeiert wird. Auch in Deutschland positionierte sich „Mediterráneo“ als Überraschungserfolg an der Spitze der Klassikcharts. Ob in Miloš letztlich jener „Gitarrengott“ steckt, als den ihn sein Label vollmundig bezeichnet, sei dahin gestellt. An Lobeshymnen­von Hörerseite mangelt es auf jeden Fall nicht: „Bravissimo“ liest man auf dem Videoportal YouTube unter den ersten Kommentaren. Oder „Herausragend!“ Und: „Geh und erfülle Deine Mission, Miloš. Die Welt wird die Gitarre durch Dich kennenlernen!!“ n „Miloš „Latino“ (Deutsche Grammophon) 11


k ü n s t l e r

Beethoven im Original Cembalist Andreas Staier gilt als Gralshüter des genuinen Klangs. Im Moment tourt er mit einem Flügel aus dem Jahr 1827 durch Europa – und verzückt sowohl das Publikum als auch crescendo-Kritiker.

Cembalist Staier: Keine modernen Flügel, bitte.

Um Andreas Staiers neue Einspielung zu hören, suche man einen abgedunkelten, halbwegs schalldichten Raum auf. Man entferne sodann Dinge, die zu Bruch gehen könnten, wenn man in panischem Schrecken um sich schlägt oder euphorisch mit der flachen Hand auf erreichbare horizontale Flächen donnert und sich rufen hört: „DAS IST GUT!“ Vor allem aber: Man erhalte sich die Intimität der ungewöhnlichen Ménage à trois mit dem zu diesem Zeitpunkt genial-cholerischen 53-jährigen Beethoven und einem zum Zeitpunkt der Aufnahme wohl kaum minder geistreich sich versprühenden 55-jährigen Staier. Andreas Staier, der Liebhaber originalgetreuer Instrumente, spielt an diesem Tag die Diabelli-Variationen op. 120 von Ludwig van Beethoven, ein fast zweihundert Jahre lang unterschätztes Klavierwerk. Wie 12

langweilig, gähnt womöglich der verwöhnte Klassik-­ Connaisseur – „33 Veränderungen über ein Walzerthema eines mittelbegabten Wiener Hofmusikalienhändlers?“ Schon gehört und wahrscheinlich als recht dröge und akademisch abgetan. Warum? Weil die meisten bisherigen Einspielungen der Diabelli-Variationen einen Kardinalfehler haben: Sie wurden auf einem modernen Flügel interpretiert. Dadurch geht ihnen jeglicher Sarkasmus, jede Ironie verloren. Davon gibt es jedoch bei Staier mehr als genug. Er spielt die Variationen auf einem Hammerflügel, den der Klavierbauer Christopher Clarke 1996 für ihn anfertigte – übrigens nach dem Vorbild eines Instruments von Conrad Graf aus dem Jahr 1827. Graf, ein wichtiger Instrumentenbauer im Wien der 20er bis 40er Jahre des neunzehnten Jahrhunderts, lebte zeitweilig mit Schubert

Foto: Josep Molina

von Martin Morgenstern

im selben Haus und überließ Beethoven besagten Flügel leihweise. Wir heutigen Hörer können glücklicherweise genießen, was Beethoven entging, da er zu dieser Zeit bereits völlig taub war: die erstaunliche Klangvielfalt des einem Steinway vermeintlich unterlegenen Instruments. Es ist diesem Flügel nicht nur möglich, sich klanglich exaltiert auszuleben, von dem laut wütenden Ausbruch, bei dem die Saiten schmerzlich schnarren, bis zur mystischen, mit einem Moderator bis ins allernächtlichste pianissimo zurückgenommenen Variation. Darüber hinaus hat der Grafsche Flügel, mit dem Staier in diesen Tagen eine Konzertreise durch Frankreich und Deutschland bestreitet, weitere Pedale: den Fagottzug – „da senkt sich eine Pergamentrolle auf die Seiten und es gibt so einen schnarrenden Ton,“ wie Staier erklärt. www.crescendo.de

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Andreas Staier Andreas Staier wurde 1955 in Göttingen geboren und studierte in Hannover und Amsterdam Klavier und Cembalo. Seine Karriere startete er als Cembalist des Ensembles Musica Antiqua Köln. 1986 begann er seine Solistenlaufbahn als Cembalist und Pia­nofortespieler. Als Kammermusiker arbeitet Staier zusammen mit Künstlern wie Anne ­Sofie von ­Otter, Pedro Memelsdorff, Alexei Lubimov, Christine­Schornsheim; mit Daniel Sepec und Jean-Guihen Queyras etablierte er ein festes Klaviertrio. Mit dem Tenor Christoph Prégardien verbindet den Pianisten eine langjährige musikalische Partnerschaft, in der CDs mit Liedern von u.a. Schubert, Schumann, Mendelssohn, Beethoven und Brahms entstanden. In Brahms‘ Liederzyklus „Die schöne Magelone“ arbeitete Staier mit den Schauspielerinnen Senta Berger und Vanessa Redgrave als Sprecherinnen zusammen. Insgesamt hat er über 50 CDs eingespielt. Ludwig van Beethoven: „Diabelli Variationen“ Andreas Staier (harmonia mundi). Track 8 auf der crescendo Abo-CD: „Var. XXXVIII“ aus „50 Veränderungen über einen Walzer von Anton Diabelli‘ “

„Daneben die Verschiebung, die wir auch von heutigen Instrumenten kennen. Dann der so genannte ‚Moderator’, dieses Pedal bringt eine dünne Lage Stoff unter die Saiten, die der Hammer dann anschlägt. Ich benutze den Moderator in zwei Variationen, unter anderem für die mysteriöse 21. Variation. Dann das bekannte ‚rechte Pedal‘ und schließlich eins für den ‚Janitscharenzug‘, so ein Tschingderassabumm mit Schellen, Cymbel und so weiter ...“ Der schonungslose Einsatz dieses „Janitscharenzugs“, dessen urplötzliches Hereinplatzen unschuldige Hörer aus dem Sessel fegt, ist für Staier typisch. Der Pianist hatte schon als Student ein bisschen seinen eigenen Kopf, pflegt mit Genuss Besonderheiten des Repertoires, aber eben auch der Interpretation. In Göttingen geboren, studierte er Klavier und Cembalo in Hannover und Amsterdam, spielte bei Musica Antiqua Köln. Ende der achtziger Jahre begann er sich als Cembalist und Pianoforte-Spieler solistisch zu etablieren, begleitet aber auch oft und gern Künstler wie Christoph Prégardien oder Anne Sofie von Otter. Bis heute liegen rund fünfzig, oft mit renommierten Preisen bedachte CD-Einspielungen von ihm vor. Sicher, gibt Staier im crescendoGespräch zu, „die Zeiten, in denen man mit Tonträgern Geld verdiente, sind vorbei.“ Trotzdem mache er weiter, als Selbstvergewisserung, und: „Man will ja im Gespräch bleiben.“ In Japan beispielsweise sei er gern, dort gebe es immer noch viele treue CDKäufer. Nur nach Amerika fährt Staier nicht mehr: „Weil ich mich nicht mehr auf amerikanischen Konsulaten erniedrigen lassen möchte ...“. Da blitzt er wieder hervor, der leicht trotzige Sinn für die richtigen und die falschen Dinge. ­Manchmal muss man eben alles anders machen als andere. Und zu sich selbst stehen. So entstehen letztlich auch die kompromisslosen, bis ins Ex­ treme ausgereizten Aufnahmen, die seine Fans so schätzen. Staiers „Diabelli-Variationen“ können wie ein mechanisches Player Piano losrattern, an anderen Orten klingen sie wie eine

winzige Spieluhr oder ein fernes Gewitter. Oft hat man das Gefühl, hier arbeite sich ein jähzorniger Hitzkopf an einer Struktur ab, renne wieder und wieder dagegen an, ohne das darin verborgene Rätsel knacken zu können. Und sogar den elf auf der CD ebenfalls enthaltenen, stilistisch sehr unterschiedlichen „Veränderungen über einen Walzer von Anton Diabelli“, kann Staier betörende Momente abgewinnen. Fünfzig sind es insgesamt – der Verleger sammelte sie ohne Ansehen des kompositorischen Könnens seiner Adressaten ein. „Diabelli hat ja damals alle gefragt, die nicht bei drei auf den Bäumen waren,“ lacht Staier; „bedeutende Komponisten sind darunter, aber sozusagen auch sein Zahnarzt oder sein Fitnessberater, wenn man das auf heute

übertragen würde. Einige der Variationen sind richtig schlecht.“ Natürlich habe er das Werk durchgespielt, aber es nur der Vollständigkeit halber komplett aufführen sei nicht sein Ding. Naja, aber stattdessen? Was kommt als nächstes? „Es wird nächstes Jahr zwei Cembalo-Programme geben, die mir am Herzen liegen, mit deutscher und französischer Musik des 17. und 18. Jahrhunderts. Eins kontrastiert Johann Sebastian Bach mit den französischen Komponisten, die er gekannt hat: d‘Anglebert, François Couperin  ... Und ein anderes Programm, in dem es um Melancholie geht, mit Werken von Johann Jakob Froberger, Georg Muffat, Louis-Nicolas Clérambault und Louis Couperin.“ Wir sind auf jeden Fall gespannt. n

© Wade Zimmerman

Entdecken Sie eine Welt der Musik Royal Concertgebouw Orchestra – London Symphony Orchestra – Chor & Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks – Wiener Philharmoniker – Tonhalle Orchester Zürich – Orchestre Philharmonique de Radio France – Pittsburgh Symphony Orchestra – Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia – Czech Philharmonic Orchestra – London Philharmonic Orchestra – Orchestre Révolutionnaire et Romantique – Mahler Chamber Orchestra – Chamber Orchestra of Europe – Emmanuel Krivine – Valery Gergiev – Andris Nelsons – Mariss Jansons – Manfred Honeck – MyungWhun Chung – Zubin Mehta – Yannick Nézet-Séguin – Sir Antonio Pappano – Sir John Eliot Gardiner – Robin Ticciati – Herbert Blomstedt – Thomas Hengelbrock – David Zinman – Nikolaj Znaider – Ivo Pogorelich – Janine Jansen – Martha Argerich – Sol Gabetta – Leonidas Kavakos – Renaud & Gautier Capuçon – Rafał Blechacz – Maria João Pires – Emanuel Ax – Håkan Hardenberger – Cecilia Bartoli – Trevor Pinnock – Jordi Savall Hilary Hahn – Arcanto Quartett – Florian Boesch – Hélène Grimaud – Hagen Quartett – Salva Sanchis – Murray Perahia – Igor Levit – Kuss Quartett – Grigory Sokolov – Cameron Carpenter – Annette Dasch – Julia Fischer Quartett – Yuja Wang – German Brass – Bernard Foccroulle – Christianne Stotijn – Jerusalem Quartet – Christian Zacharias Diana Krall – Sonny Rollins – Al Jarreau – Monty Alexander Trio – Ibrahim Maalouf – Madredeus – Red Baraat – Tomatito – Fatoumata Diawara – Pascal Contet – Carl Davis – Nigel Kennedy – Mnozil Brass – Max Raabe – Belgian Brass Jean-Guihen Queyras – «Toy Piano World Summit» – Emilio Pomàrico – Thomas Zehetmair – Ictus Ensemble – musikFabrik – Kraus Frink Percussion – Yui Kawaguchi – Ensemble Intercontemporain 133 Konzerte für Kinder und Jugendliche…

Saison 2012/13 Ticketing (+352) 26 32 26 32 – www.philharmonie.lu


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Sting ganz Pur Zu ihrem 20-jährigen Bühnenjubiläum widmet sich das ausgezeichnete Vokalensemble „Singer Pur“ plötzlich dem Großmeister der Pop-Musik. von Anna Novák

Singen genauso gerne vor sechs Zuschauern in Cambridge wie in vollen Konzertsälen: „Singer Pur“.

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Zapp. Fast hätten sie ihn neulich persönlich getrof­ fen, erzählen die Sänger. In einem Hamburger Fern­ sehstudio produzierten sie eine Fernsehshow, bei der „Singer Pur“ ebenso wie Sting auftraten. Und doch nahm sich der ehemalige „Police“-Sänger keine Zeit „Hallo“ zu sagen. Nachdem sein Auftritt abgehandelt war, verschwand er, wie man es für einen großen Pop-Star schon fast erwar­ tet, samt Bodyguards und Management sofort. Der Sting-Euphorie­des­ ­Ensembles tut das Erlebnis keinen Abbruch. Die Sting-Arrangements, die alle eigens für „Singer Pur“ geschrieben worden sind, kommen gut an, sagen die Musiker. Die Ver­ anstalter reißen sich um das Programm und sie ernteten bereits viel positive Resonanz. Aber macht man sich nicht vergleichbar, wenn man Songs singt, die wirklich jeder kennt? Zapp: „Wir hatten nicht die Absicht die Stücke zu covern, wir wollten ihnen schon unseren eigenen Stempel aufdrücken. Sting als Sänger zu imitieren ist schlicht­ weg nicht möglich. Die Aufnahme soll eher eine Hommage an den großen Künstler sein.“ Und Schneider-Waterberg sagt, ihm sei diese Frage noch gar nicht in den Sinn gekommen. Wenn sie Werke von Orlando di Lasso aufnähmen – so wie sie es gerade in der Himmelfahrtskirche tun – widmeten sie sich ja ebenfalls einem „Superstar“, schließ­ lich sei di Lasso in seiner Zeit ein ebensol­ cher gewesen. Wie Superstars konnten sich die Sän­ ger von „Singer Pur“ in den vergangenen 20 Jahren selbst aber nicht immer fühlen. Schmunzelnd erinnern sich die Künstler­ Foto: Markus Amon

Fünf Männer und eine Frau stehen an diesem grauen Frühjahrstag im Innenraum der Münchner Himmel­ fahrtskirche, es riecht ein wenig nach Weihrauch, fri­ schen Blumen und altem Gestein. Die Musiker haben sich vorne am Altar locker positioniert, sehr unschein­ bar und man würde im Leben nicht darauf kom­ men, dass es sich hier um ein dreifach mit dem ECHO Klassik ausgezeichnetes Vokalensemble handelt, das soeben in den Hauptaufnah­ men ihrer neuen CD steckt. Singer Pur, was für ein sonderbarer Name. Da stellt sich die erste Frage ja fast von selbst. Der Name stammt noch aus den Gründungstagen der Gruppe, verrät Tenor Markus Zapp. Es stimme natürlich, der Name führe nicht selten zu Verwirrung. „In den Anfangstagen, als das Ensemble noch hauptsächlich Jazz machen wollte, sollte der Name exotisch klingen, aber auch den Anklang an das Singen ohne Instru­ mente haben.“ Marcus­Schmidl, dem Bass des Ensembles und Gründungsmitglied, sei dann das Wortspiel „Singer Pur“ ein­ gefallen. Man möge es eben „pur“. Und es passt natürlich, allerdings mit ein paar nicht vorherseh­ baren Nebenwirkungen: Reiner Schneider-Waterberg, der Bariton der For­ mation, erzählt lachend, dass das deutsche „Pur“ genauso ausgesprochen wird wie das englische „poor“, was „arm“ oder „schlecht“ bedeutet. Allen Namens-Missverständnissen zum Trotz ist „schlecht“ so ziemlich das letzte Adjektiv, das man mit dem sympathi­ schen Vokal-Ensemble assoziieren würde. In den vergangenen 20 Jahren haben sich

die fünf ehemaligen Regensburger Dom­ spatzen und Sopranistin Claudia Reinhard zu einer der führenden deutschsprachigen a-cappella-Formationen entwickelt. Wenn­ gleich die Sängerbesetzung mehrfach wech­ selte, ist der Anspruch, den die Musiker von Anfang an an sich hatten, derselbe geblie­ ben: Sie wollen Vokalmusik auf höchstem Niveau machen. Dabei singen sie sich quer durch die musikalischen Epochen. Sakralmusik der Renaissance, Liebeslieder der Romantik, neu arrangierte deutsche Volkslieder, zahl­ reiche zeitgenössische Uraufführungen. Nun – zum 20-jährigen Bühnenjubiläum – ein kleines Special: die erste reine PopPlatte – mit den großen Hits von „Sting“. Sich gleich einem solchen Großmeister der Popmusik­zu verschreiben, ist für die sechs Sänger eine Herzensangelegenheit: „Sting ist eine der ganz großen Musikerpersön­ lichkeiten der Gegenwart, zu dem wir alle unseren ganz persönlichen Bezug haben. Seine Musik ist aktuell und trifft uns.“ Sting sei ein gradliniger Künstler, der Stellung beziehe, das imponiere ihm, sagt Markus

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Virtuose Vielfalt an ein prägendes Erlebnis in der Tri­ nity Church im englischen Cambridge. Schneider-­ Waterberg, der dort studierte, hatte in der alt ehrwürdigen britischen Kir­ che ein Konzert für „Singer Pur“ organi­ siert. Ungünstigerweise fiel der Konzert­ termin jedoch auf den ersten Tag nach den Uni-Prüfungen im Mai. „Man nennt diesen Tag in England liebevoll den ‚Suicide Sun­ day‘ “, sagt der Bariton, „alle hatten frei und zu allem Übel gab es an diesem Sonntag strahlenden Sonnenschein“. Das Ende vom Lied: sechs Konzertbesucher. Dennoch: „Es war eines der schönsten Konzerte, das wir als Ensemble je gegeben haben“, erin­ nert sich Markus Zapp. „Und wir erinnern uns alle gerne an diese überwältigende Kir­ che und ihren tollen Klang.“ Sie hätten für diese sechs höchst interessierten Zuschauer gesungen wie die Götter, sagt er und grinst. In der viel unscheinbareren Kirche in München geht die Aufnahmesession weiter. Der Techniker sitzt im Nebenraum und gibt auf Englisch mit französischem Akzent über Lautsprecher Anweisungen. „Bitte ab Takt 24 nochmal.“ Dann singen sie das „Vater unser“ von Orlando di Lasso. Der volle, intensive, ausgesprochen homogene Klang aus dem keine Stimme ausbricht, erfüllt die Kirche. Aber die Musiker sind noch nicht zufrieden. „Können wir das bitte langsamer machen?“ unterbricht der Bass. „Was, noch langsa­ mer?“ fragt die Sopranistin überrascht. „Ne, bitte nicht“, klagen die Tenöre. „Können wir hier nicht eine Zäsur machen?“ Da protes­ tiert jemand: „Das ist bei mir aber mitten in der Phrase!“ Glücklicherweise ist „Singer Pur“ ein demokratisch organisiertes Ensem­ ble – das hätte bei fünf Männern und einer Frau durchaus anders sein können. Ob die Dame immer das Sagen hat? „Nein, nein“, grinst Markus Zapp. „Natür­ lich haben wir eine gewisse Gruppen­ dynamik durch unsere besondere Beset­ zung, Claudia steht durch ihre Erscheinung – optisch wie musikalisch – oft im Ram­ penlicht, doch haben wir keinen expliziten­ ‚Boss‘ “. Die Aufgaben seien gut verteilt, ergänzt Reiner Schneider-Waterberg. Falls man sich tatsächlich mal gar nicht einigen kann, wird abgestimmt. „Wir entscheiden selbst demokratisch über die Farbe unserer­ Krawatten.“ Aber grundsätzlich verstehe man sich als Ensemble ziemlich gut. Sie seien eben ein Vokal-Ensemble mit der Besonderheit, dass fünf der sechs Mitglieder männlich sind. n „Singer Pur sings Sting“ (Oehms Classics) 15

Klassische Musik an historischen Spielstätten oder mitreißende Jam-Sessions inmitten von Weinbergen. Mit fast 150 Konzerten ist das Rheingau Musik Festival eine der facettenreichsten Konzertreihen in Europa. Renommierte nationale und internationale Künstler finden hier ebenso ihr Publikum, wie Nachwuchstalente. Große musikalische Leistung zieht Besucher aus nah und fern in eine einzigartige Landschaft. Diese kulturelle Vielfalt unserer Region gilt es zu erhalten – dafür setzen wir uns ein

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„Es geht um Ausdruck“ Die Norwegische Violinistin Vilde Frang schlüpft mit ihrem neuen Album von der Nachwuchskünstlerin in die Rolle der eigenständigen Solistin.

Fotos: Marco Borggreve

von Tobias Haberl

crescendo: Sie sprechen so herrlich deutsch. Probieren wir es? Vilde Frang: Danke für das Kompliment, aber ich finde, es klingt wie Kindergartendeutsch. Ich lebe in München und komme zurecht, aber auf Englisch kann ich besser ausdrücken, was ich meine. Auf Ihrer neuen CD spielen Sie das Violinkonzert von Tschaikowsky und das des dänischen Komponisten Carl Nielsen. Tschaikowsky kennt man, aber wie würden Sie das NielsenKonzert beschreiben? Nielsen ist eine große Entdeckung für mich. Er hat selbst Geige gespielt, nicht erstklassig, aber dafür wusste er als Komponist, wie man dieses Instrument so einsetzen kann, dass der Geiger viel Freude damit hat. Sein Violinkonzert ist sehr pastoral und idyllisch. Wie eine skandinavische Landschaft, flaches Land, weiter Blick, auf jeden Fall melancholisch. Die Musik ist sehr warmherzig. Haben Sie solche Landschaften vor Augen, wenn Sie das Stück 16

dann auf der Bühne spielen? Nein. In einem Konzert habe ich gar nichts vor Augen. Wenn ich auf der Bühne stehe, geht es nur um Ausdruck. Im besten Fall werde ich selbst zu Musik, zu Klang, zu Tönen. Man denkt also nicht, wenn man Geige spielt? So könnte man sagen. Ich werde von der Musik komplett absorbiert. Die Musik und ich, das lässt sich nicht mehr trennen. Spielen Sie selbst ein Instrument? Acht Jahre Klavier, zwei Jahre Gitarre. Dann wissen Sie doch, was ich meine. Naja, ich habe beim Klavierspielen an alles Mögliche gedacht: Fußball, Spaghetti mit Tomatensauce ... Ich bin sicher, Sie kennen dieses Gefühl. Vielleicht tritt es nicht stundenlang auf, sondern nur für Sekunden, aber jeder, der Musik macht, kennt es. Ein schöner Akkord, eine traurige Passage, auf www.crescendo.de

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einmal­hört man auf zu denken. Ich glaube, wer beim Musizieren über sich nachdenkt, hat auf einer Bühne nichts verloren. Wenn ich die ersten Töne eines Konzerts spiele, stoße ich mich von einem Ufer ab und versuche eins zu werden mit dem Ozean vor mir. Man geht da schon ein Risiko ein, aber lieber riskant mit zwei kleinen Fehlern als auf Nummer sicher. Vor vier Jahren waren Sie mit Anne Sophie Mutter auf einer Tournee durch Europa und Amerika. Wie war‘s? Es war toll. Wir sind oft miteinander aufgetreten, mittlerweile kennen­wir uns ganz gut. Sie ist eine wunderbare Frau und Künstlerin. Ich war damals zum ersten Mal in New York. Sie hat sich liebevoll um mich gekümmert und mir die ganze Stadt gezeigt. Wir sind durch den Central Park gelaufen, waren im Guggenheim Museum, am Abend sind wir zusammen in der Carnegie Hall mit dem Bach-Doppelkonzert aufgetreten. Wenn sie jemanden unterstützt, unterstützt sie ihn richtig, zu einhundert Prozent. Was haben Sie von ihr gelernt? Dass ich meinem Instinkt und meiner inneren Stimme folgen muss. Es gibt immer Menschen, die sagen, das kannst du nicht oder das machst du falsch, man muss es anders machen. Sie hat mir Mut gemacht, auf mich selbst zu hören. Das könnte Ihnen beim Tschaikowsky-Violinkonzert geholfen haben, schließlich gibt es Hunderte von Aufnahmen davon. Wie findet man seine eigene Interpretation? Ich habe gar nicht so viele andere Interpretationen gehört. Wissen Sie, Tschaikowsky begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. Als Kind war mir seine Musik so nah wie die Märchen der Gebrüder Grimm. Und deshalb habe ich meine ganz eigene Geschichte mit diesem Komponisten. Ich will diesen Zugang nicht vernachlässigen, indem ich Dutzende von CDs höre und miteinander ­vergleiche.

Vilde Frang Die Norwegerin wurde 1986 in Oslo geboren und genoss ­ihre musikalische Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Im Alter von zehn Jahren debütierte sie beim Norwegischen Rundfunkorchester. Zwei Jahre später wurde sie von Mariss Jansons als Solistin zu einem Konzert mit der Philharmonie Oslo eingeladen. Im vergangenen Jahr wurde Vilde Frang mit dem ECHO Klassik als beste Nachwuchskünstlerin ausgezeichnet.

Vilde Frang: „Nielsen, Tschaikowsky: ­Violin Concertos“, Danish Radio Symphony Orches­tra, Eivind Gullberg Jensen (EMI Classics).

Beschäftigen Sie sich auch mit der Biografie eines Komponisten? Wenn man nur die Musik und keinen Kontext kennt, kann es sein, dass man auf eine falsche Fährte kommt. Man muss recherchieren, ganz klar, aber man sollte es nicht übertreiben. Hand aufs Herz: Wie viele Fehler unterlaufen Ihnen an einem normalen Konzertabend, die das Publikum gar nicht bemerkt? Unterschiedlich. Das hängt davon ab, wie gut ich in die Musik reinkomme, aber perfekt ist es nie. Ich habe es zumindest noch nie erlebt, dass ich von der Bühne gehe und denke: Wow, besser geht es nicht. Wie schade, oder? Überhaupt nicht. Ich glaube, dass ich nach einem perfekten Konzert nicht mehr spielen könnte. Ich wäre wohl für alle Zeiten verdorben, die Spannung würde zu sehr nachlassen. vielleicht würde ich sogar arrogant werden. Nein, ich will es nach jedem Konzert besser machen, das ist mein Antrieb. n

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Themenspecial Reise, geplant sind unter ­anderem diese Themen: nK lassische Reiseziele: Destinationen & Reisearten nK lassische Reisearten: Von der Wanderung bis zur Kreuzfahrt nR eisethema Klassik: Kultur & Erholung nK lassische Reisezeiten: Zum Jahreswechsel – Bewährtes und Außergewöhnliches

Welt und zeigt uns, dass Musik Kommunikation, Passion und Austausch von ErfahDer Komponist, dem Publikum in erster­ rungen ist“, so die Begründung der Jury, die Linie mit der Musik zu Jane Campions von der Königlich Schwedischen MusikFilm „The Piano“ ein Begriff, nutzte jüngst akademie ausgewählt wurde. Der 56-Jähdas ­Medium facebook, um das Royal Opera rige Yo-Yo Ma erhält die Auszeichnung House in London zu kritisieren. Er schreibt, zusammen mit dem Künstler Paul Simon man wolle ihn partout nicht ins Programm (Simon & Garfunkel). Der Polarpreis wird nehmen. Er sei vom Londoner Opernhaus darüber informiert worden, dass es ihm nie einen Kompositionsauftrag erteilen und auch keine seiner Werke spielen werde. Jetzt spekulierte Nyman, die Ablehung gehe eventuell auf seine Tätigkeit als Musikkritiker in den frühen 1970er-Jahren zurück. Dort hatte er das Haus mehrfach kritisiert. Das Royal Opera House erklärte in einer Stellungnahme, Nyman habe es mit einem Vorschlag zu einer Oper kontaktiert. Man habe diesen eingehend geprüft, sei aber zum Schluss gekommen, dass seine musikalische Sprache nicht der Ästhetik des Hauses entspreche. Das sei kein Qualitätsurteil über Nyman als seit 1992 an je einen Preisträger aus der Komponist. Es gehe bloss um eine Frage des rhythmisch orientierten und aus der klasGeschmacks. sisch orientierten Musik vergeben. Er geht

Erscheinungstermin: 06.09.2012 Anzeigenschluss: 07.08.2012 Kontakt: Verlag Port Media GmbH Ansprechpartner: Aida Heinemann Telefon: (0)89-741509-82 E-Mail: heinemann@crescendo.de www.crescendo.de

Y O - Y O Ma

Der amerikanische Cellist wird in diesem Jahr mit dem Polar-Musikpreis geehrt. Der Preis ist mit insgesamt 225.000 Euro dotiert. „Yo-Yo Ma vereint Menschen auf der ganzen

auf eine Stiftung des früheren Managers der schwedischen Popgruppe ABBA, Stig Anderson, zurück. Der schwedische König Carl Gustaf wird die Auszeichnung höchstpersönlich am 28. August im Stockholmer Konzerthaus verleihen.

G e s t o r b e n

Th em en s pecial l i t e r at u r

Themenspecial Literatur zur Frankfurter Buchmesse 2012, geplant sind unter a­ nderem diese Themen: n Noten: Die Feinarbeit der Verlage n Lexika: Die Standards der Standard-Werke n Kinderbücher: Musikpädagogisch wertvoll n Komponisten & Künstler in der Belletristik n Biographien: Die Lebensweisen der Klugen n Nachhaltig lesen: Belletristik vom Besten Erscheinungstermin: 06.09.2012 Anzeigenschluss: 07.08.2012 Kontakt: Verlag Port Media GmbH Ansprechpartner: Hans-Jürgen Kuntze Telefon: (0)89-741509-40 E-Mail: kuntze@crescendo.de www.crescendo.de

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an der Städtischen Oper Berlin begann seine erfolgreiche internationale Karriere. Gastspielverträge führten ihn an renommierte Opernhäuser, unter anderem an die Staatsopern von Wien, München und Hamburg sowie an die Londoner Covent Garden Opera, in die New Yorker Carnegie Hall und zu den Festspielen von Bayreuth und Edinburgh. Vor allem aber durch seine Interpretationen im Liedfach setzte er bis heute bleibende Maßstäbe, die New York Times kürte ihn sogar zum „besten Liedsänger der Welt“. Er prägte den Liedgesang wie kein anderer Mit seinem kongenialen KlavierbegleiSänger seiner Zeit und gilt als der wahr- ter Gerald Moore nahm Dietrich Fischerscheinlich bedeutendste Vertreter des Dieskau in den siebziger Jahren Schuberts romantischen Liedgesangs. Seine Inter- Gesamtwerk für Männerstimme auf. Als pretation von Schuberts „Winterreise“, Schubert-Gestalter hatte er nach Meinung die er in seinem Leben insgesamt neun des Musik-Kritikers Joachim Kaiser nur mal einspielte, setzte Maßstäbe. Dietrich einen wirklich gefährlichen Konkurrenten: Fischer-Dieskau verstarb am 18. Mai im sich selbst. Alter von 86 Jahren im bayerischen Berg Seine aktive Karriere als Sänger beendete am Starnberger See. Fischer-Dieskau 1992 in München. Zu Der Bariton wurde 1925 in Berlin geboren. seinen vielen Auszeichnungen gehören Seine Gesangsausbildung erhielt er bei das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse Georg A. Walter und später bei Hermann und sechs Grammys. Bis zuletzt hatte er Weißenborn an der Berliner Musikhoch- Meisterklassen gegeben. Zu seinen Schüschule. Mit einem ersten Liederabend lern gehörten unter anderem Thomas im Jahr 1947 und einem Engagement Quasthoff und Christian Gerhaher. Foto: Universal Music

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Dietrich Fischer-Dieskau

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hören & sehen •

Die besten CDs & DVDs des Monats von Oper über Jazz bis Tanz Plus: Attila Csampai über seine Sommer-Favoriten (Seite 22) Die Entdeckung des Sommers: Melody Gardot (Seite 26)

David Aaron Carpenter

Tonschöner Überflieger

Solo

Joseph Martin Kraus, der deutsche Komponist, der Kapellmeis­ ter am Hof des Schwedenkönigs Gustav III. wurde, gilt es noch zu entdecken. Im selben Jahr geboren wie Mozart, ist er ein typischer Ver­ treter der Klassik. Drei nun in Schweden wieder entdeckte Konzerte für Viola sind modellhafte Virtuosenstücke Kraus’, mit lebendigem Bläsersatz und rhythmisch feinem Streichersatz. David Aaron Carpenter, der auf CD bis­ lang mit Werken der Romantik und Moderne auf sich aufmerksam machte und als Protegé seines Lehrers Pinchas Zukerman auf bestem Wege ist, eine inter­ nationale Solistenkarriere zu machen, wurden diese Stücke zur Ersteinspielung anvertraut. Er macht dies mit großem, tonschön singendem Timbre. Virtuo­ sität ist für ihn kein Selbstzweck und im Doppelkonzert mit Cello drängt er sich nicht in den Vordergrund. Doch er lässt sich auch anstecken vom gerundeten, defensiven Klang der Tapiola Sinfonietta, die Kraus’ Musik harmloser macht, als sie ist. Prädikat: zwiespältig. US

Foto: Charles Quiles

Joseph Martin Kraus: „Viola Concertos“ David ­Aaron ­Carpenter, Tapiola Sinfonietta (Ondine) Track 7 auf der crescendo Abo-CD: „Rondo: ­Allegro“ aus dem Konzert C-Dur für Viola und Orchester.

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h ö re n & sehe n

Die wichtigsten CDs des Monats, ausgewählt von Attila Csampai

Liebe, Wahnsinn, Leidenschaft und anderes Welche CDs der Meister der Rezension für den Sommer empfiehlt.

L

iebe kann dich in den Wahnsinn treiben: Das ist keine neue Erkenntnis, doch seit Jahrhunderten ein Kernthema der Musik. Im England des späten 17. Jahr­ hunderts wurde der „Mad Song“ als Gegenströmung zu den kulturellen Restriktionen des Cromwellschen Puritanismus sogar zu einem der wichtigsten Genres der wieder­ erstarkten Theater- und Musikkultur und Henry Purcell zu seinem genialsten Gestalter. Henry Purcell: „Love‘s Madness“ Dorothee Mields, Lautten Compagney Berlin, Wolfgang Katschner (Carus) Track 5 auf der crescendo Abo-CD: „Bedlam Boys (Traditional 17. Jhdt.)“

Nach dem großen Erfolg ihrer ersten PurcellCD mit „Love Songs“ beleuchtet Deutschlands führende Barocksängerin Dorothee Mields in ihrem neuen PurcellAlbum „Love’s Madness“ die dunklen Seiten der Liebe: Die hoch­ artifiziellen, psychologisch präzisen „Mad Songs“ von Purcell sind dabei eingebettet in eine bunte, kontrastreiche Barockrevue mit zeitgenössischen Volksliedern, ausgefallenen Instrumentalstücken und Songs anderer Komponisten. Sie spannen – energisch unter­ malt von der wieder munter aufspielenden Berliner Lautten Kom­ pagney – ein 31-teiliges Diorama der englischen Musikkultur zwi­ schen Shakespeare und Pepusch auf und verlassen dabei niemals den Boden der rauen Lebenswirklichkeit. Das klingt über weite Strecken fast wie ein historisches Popkonzert und scheut auch nicht den Blick in die Abgründe der menschlichen Seele. Und Dorothee Mields schwebt und trällert wie ein virtuoser Singvogel über dem Grauen, unbekümmert und wissend zugleich, kristallklar und auch im Wahnsinn noch mädchenhaft und anmutig. Enrique Granados: „Goyescas“ Garrick Ohlsson (Hyperion) Track 1 auf der crescendo Abo-CD: „El pelele – Escena goyesca“

Von Liebe und Leidenschaft handelt auch die bedeutendste Klavierkomposition des spani­ schen Neuerers Enrique Granados, der seine 22

1911 entstandenen „Goyescas“ dem spanischen Malerfürsten Goya widmete. Er beschwor darin die zwischen Bitterkeit und Anmut schwankende, leidenschaftlich-melancholische Gefühlswelt des alten Madrid, die sich in den schon von Goya geliebten Volkscha­ rakteren des Majo und der Maja, und deren wechselvoller Liebe widerspiegelt. Chopin-Koryphäe Garrick Ohlsson erweist sich auch in Granados’ reich verzierter und oft genug spielerisch aus­ ufernder Materie als souveräner, mit großem Atem gestaltender Erzähler, dessen phänomenale Virtuosität immer zurücktritt hinter dem Glanz, der körperreichen Haptik, der atmosphärischen Dichte seiner wunderbar fliessenden Klangrede. So ist man vom ersten Augenblick an verzaubert von der Schönheit, der feinen, melancho­ lischen Agogik seiner dunklen, warm timbrierten Klangbilder. Wir erleben also eine Traumreise ins alte Spanien der Leidenschaften und starken Gefühle – und einen bedeutsamen Komponisten, der nur wenige Jahre später unter tragischen Umständen im Ärmel­ kanal ertrank. Joseph Haydn: „Sinfonien Nr. 90 & 92“ Heidelberger Sinfoniker, Thomas Fey (Hänssler) Track 6 auf der crescendo Abo-CD: „Adagio – Allegro spiritoso“ aus der „Sinfonie Nr. 92 ‚Oxford‘ “

In der ländlichen Abgeschiedenheit des Fürs­ tenhofes von Esterháza schuf Joseph Haydn die Grundlagen für den Siegeszug der klassischen Symphonie. Doch wer wagt sich an seinen Riesenkatalog von 104 Werken? In Hei­ delberg feilt Thomas Fey schon seit 13 Jahren an seinem großen Haydn-Projekt, und er hat erst knapp die Hälfte eingespielt. Mit sei­ nen Heidelberger Sinfonikern verfolgt er einen „historisch orien­ tierten“ Interpretationsansatz, der „Papa Haydn den Zopf abschnei­ den“ will, also mit zügigen Tempi und kontrastreicher Dynamik seine Modernität hervorkehren will: So auch in den beiden jetzt vorgelegten Symphonien Nr. 90 und 92, die Haydn 1788 für Paris komponierte. Auch hier verknüpft Fey kammermusikalische Präg­ nanz mit elektrisierendem Drive und forscher Spiellaune zu einer ungemein lebendigen und impulsreichen Klangrede, die in ihrer attackierenden Frische fast radikaler klingt als bei manchem echten Originalklang-Ensemble. www.crescendo.de

Juni – Augus t 2012


Impressum Anton Eberl: Klavierkonzerte op. 32 & 40 Paolo Giacometti, Riko Fukuda, Kölner Akademie, Michael Alexander Willens (cpo)

Während Haydn bis heute Weltruhm genießt, ist der 1765 in Wien geborene Anton Eberl vergessen. Dabei machte er zu Lebzeiten selbst Beet­hoven den Rang streitig und bekam für seine dritte Sym­ phonie mehr Zuspruch als Beethoven für die „Eroica“. Seine beiden 1804 und 1806 uraufgeführten, stilistisch sehr eigenständigen Klavier­ konzerte in Es-Dur op. 40 und C-Dur op. 32 sind jetzt von der 30-köp­ figen Kölner Akademie unter ihrem Leiter Michael Alexander Willens im historischen Klangbild wiederbelebt worden. Dabei vertraute man die Soloparts zwei unterschiedlichen Fortepiano-Spielen an: RossiniSpezialist Paolo Giacometti spielt das frühere, martialisch-schneidige Es-Dur-Konzert auf dem perfekt restaurierten Wiener Müller-Forte­ piano von 1810 mit beherzter, geradliniger Prägnanz und schöner fließender Linie, während die Japanerin Riko Fukuda auf dem selben Instrument in dem späteren, eher verspielt-eleganten C-Dur-Konzert weniger Profil riskiert. Den besten Eindruck hinterlässt die wunder­ bar atmende und pulsierende Kölner Akademie, die hier für das ent­ scheidende Quantum Spannung sorgt. Ralph Vaughan Williams: „A London Symphony, Serenade to Music“ Rochester Philharmonic, Christopher Seaman (Harmonia Mundi)

120 Jahre nach Haydns „Londoner Symphonien“ widmete auch der englische Komponist Ralph Vaughan Williams seine zweite Symphonie der britischen Metropole, wobei er ohne eigentliches Programm ein unge­ mein bildmächtiges Stimmungsbild Londons vor dem Ersten Welt­ krieg zeichnete: In allen Sätzen dieser träumerischen Liebeserklärung spürt man aber schon die bedrückende Vorahnung der anstehenden Zeitenwende. Schon in seinen Jugendjahren hatte der heute 70-jährige Christopher Seaman die „London Symphony“ mustergültig aufge­ führt: Und auch in der aktuellen, akustisch opulenten Neuproduktion mit dem exzellenten Rochester Philharmonic spürt man in jedem Takt seine tiefe Herzensaffinität zu Vaughan Williams geheimnisvoller, raf­ finiert aufgefächerter Klangarchitektur, in der die impressionistischen Elemente überwiegen und sich wie ein Schleier des Innerlichen über das rein Objektive legen. Da auch das Orchester in höchster Klangkul­ tur schwelgt, sind hier alle Kriterien einer Referenzaufnahme erfüllt. Alexander Gilman: „Barber, Korngold, Waxman, Williams“ The Cape Town Philharmonic Orchestra, Perry So (Oehms Classics) Track 10 auf der crescendo Abo-CD: John Williams: Theme from „Schindler‘s List“

Zum Schluss ein neuer Stern am Geigerhimmel: Alexander Gilman, 1982 in Bamberg geboren, Spross einer russischjüdischen Musikerfamilie, hat sich auf seinem ersten Konzertalbum für ein amerikanisches Programm entschieden, das seine unge­ wöhnliche geigerische Aura, seine fesselnde Virtuosität, seine ver­ führerische Eleganz eindrucksvoll unterstreicht: Die beiden großar­ tigen, aber selten gespielten Violinkonzerte von Samuel Barber und Erich Wolfgang Korngold, beide späte Nachzügler spätromantischer Expressivität, hat er mit Zugaben von Franz Waxman und John Wil­ liams angereichert und so ganz offensichtlich die Nähe zur musika­ lischen Gefühlswelt Hollywoods gesucht. „Musik muss einen berüh­ ren“ lautet Gilmans Credo und mit Unterstützung des hochmotivier­ ten Cape Town Philharmonic aus Südafrika knüpft er mit glühendem Ton und großem Atem an die Ikonen der Vergangenheit an, die das Publikum noch mit Schönheit und echtem Gefühl erreichten.

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Herausgeber Winfried Hanuschik | hanuschik@crescendo.de

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Art director Stefan Steitz

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Autoren Tobias Haberl, Teresa Pieschacón ­Raphael, Christoph Schlüren (CS)

Kolumnisten Pascal Morché, Attila Csampai, Daniel Hope, John Axelrod

Mitarbeiter dieser Ausgabe Martin Morgenstern (MM), Antoinette Schmelter de Escobar (SDE), Angelika Rahm (AR), Uwe Schneider (US), Malve Gradinger (GRA), Rainer Aschemeier, Michael Sellger, Stefanie Paul, Anna Novák (AN), Götz Bühler (GB), Klaus Härtel (HÄ), Henry C. Brinker, Clemens Matuschek, Torsten Kollmer, Anna Hermann (AH).

Projektleitung plus regional Liselotte Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de

Verlagsrepräsentanten Tonträger: Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de Kulturbetriebe: L. Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de Hifi & Marke: Heinz Mannsdorff | mannsdorff@crescendo.de Marke: Aida Heinemann | heinemann@crescendo.de Marke: Assen Saraiwanow | saraiwanow@crescendo.de Verlage: Hans-Peter Reiter | reiter@crescendo.de

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Beilagenhinweis: Diese Ausgabe enthält (Teil-)Beilagen von CLASS, PartiTouren TourismusMarketing Niedersachsen GmbH sowie der Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG.

Das nächste crescendo erscheint Am 07.09.2012

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Foto: Tara Sly

h ö re n & sehe n

Ensemble eX: ­„Shipwrecked“ ­(Heresey)

Ensemble eX

Der Soundtrack von 1588 Alte Musik Barna-Sabadus

Schön verziert Kaffee kann man nicht nur trinken. Sondern auch hören – zumindest auf der neuesten CD des Pera Ensembles. Unter dem Motto „Orient meets Occident“ kombinieren die Spezialisten für historische Aufführungspraxis osmanische Hof­ musik mit Barock-Klängen aus Europa. Denn ab dem 16. Jahrhundert trat nicht nur der Mokka als Modegetränk seinen Siegeszug von Klein­asien gen Westen an. En vogue war in Pariser Salons genauso wie am Sächsischen Hof aber auch alles andere Orientalische von der Kleidung bis zur Musik. In ausgewählten Werken von Lully, Por­ pora, Vivaldi oder Händel, die auf „Café“ ver­ sammelt sind und virtuos mit Stimmschnörkeln von Countertenor Valer Barna-Sabadus verziert werden, hat das unüberhörbar seine Spuren hin­ terlassen. Für eine „kreative Synthese“ sorgt der direkte Vergleich mit Kompositionen osma­ nischer Zeitgenossen, die allesamt auf authen­ tischen Instrumenten gespielt werden. SDE

Valer Barna-Sabadus, Pera En­ semble: „Café“ – Orient meets ­Occident (Berlin Classics) 24

Konzeptalbum? Weltmusik der Renaissance? Soundtrack? Etwas ratlos macht die Idee von „Shipwrecked“ beim Hören. Es ist die Musik eines offenbar szenisch konzipierten Kon­ zertprojektes des irischen Ensemble eX, das sich der Frühen Musik verschrieben hat und dem auf dieser Aufnahme so namhafte Inter­ preten wie Hille Perl oder Lee Santana ange­ hören. Ein cultural clash des 16. Jahrhunderts ist darauf zu hören: irische, gälische, englische Musik trifft auf die Spaniens. Es ist die Illustra­ tion für das Schicksal eines 1588, nach See­

schlacht-Niederlage in Irland gestrandeten Kapitäns der spanischen Armada. Das mag szenisch reizvolle Aspekte haben, der MusikCD hilft es nicht. Die Aneinanderreihung der tontechnisch edelglänzend herausgeputzten canciones, traditionals und lute melodies bleibt Stückwerk, freilich mit mancher Pre­ ziose darunter. Musiziert wird energetisch aufgeladen und klanglich ausgeklügelt. Etwas weniger Glanz und etwas mehr Improvisation würden nicht schaden. Ein Album für Alle und Keinen. US

Track 4 auf der crescendo Abo-CD: „La Vida Bona“. Yakov Kasman

Janina Fialkowska

Atemberaubend

Chopin anmutig

Nirgends ist Sergej Prokofjews Musik so unumstrittenes Kernrepertoire wie unter den Pianisten. In der „fantastischen“ Aus­ drucksweise unter optimaler Nutzung der instrumentalen Ressourcen greift er, in voll­ endeter Originalität, einen Geist auf, der seit Robert Schumann eines Echos harrte. Diese so unglaublich vielfältige, substanziell virtu­ ose und in Harmonie und Melos prachtvoll blühende Musik in der Eigenart all ihrer, auch drastisch überzeichneten, Charaktere zu erfassen, gelingt Yakov Kasman fern jeglicher Nivellierung wie vielleicht keinem anderen in einer Gesamteinspielung. So gespielt kann man in diesen neun Sonaten die Stadien der Entwicklung eines der großen Jahrhundert­ komponisten wie einen spannenden Fortset­ zungsroman mit atemberaubend abenteuer­ lichen Episoden mitverfolgen. Kasman trifft, pianistisch auf erle­ senem Niveau, den Eigenton eines jeden Stücks. CS

Yakov Kasman spielt Prokofjew (Phaia Music)

Solo

Nach krankheitsbedingter Unterbrechung ihrer internationalen Karriere begegnet Janina Fialkowska, einstiger Schützling Artur Rubinsteins, seit gut zehn Jahren immer enthusiastischerer Kritik, und in der Tat ist ihr Chopin-Spiel (hierin durchaus auch an Rubinstein erinnernd) von großer Natür­ lichkeit, Charme und Klarheit. Stets ist zu spüren, dass sie Charakter und Atmo­ sphäre des Stücks als Ganzes erfühlt – hier sind das: Fantaisie f-Moll, Ballade F-Dur, Scherzo b-Moll, Polonaise es-Moll, Noc­ turne op. 55/2, und einige Walzer, Mazur­ ken und Préludes. Ihr Chopin ist kraftvoll und zugleich anmutig, das Zarte nie klang­ licher Selbstzweck, das Rubato reichlich, doch selten übertrieben. Die Programm­ zusammenstellung überzeugt in der Mischung aus Verwandtem und Gegensätz­ lichem, das Klangbild (Steinway) ist natürlich ausgewogen und diffe­ renziert. CS

Janina Fialkowska: „Chopin: Recital 2“ (Atma Classique) www.crescendo.de

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Antti Siirala

Solo

Alfredo Perl

Welch ein feinsinniger Mann

Ravel, mit sensiblem Anschlag

Der 1979 geborene Finne Antti Siirala ist einer der erfolgreichsten Pia­ nisten seiner Generation. Er hat einige der großen Wettbewerbe gewon­ nen und tritt mit führenden Orchestern und Dirigenten auf. Und in der Tat hört man hier eine eminente Begabung, pianistischen Feinschliff hohen Karats, der von großer Disziplin zeugt. Und einen zumal in den leisen Passagen sehr feinsinnigen Musiker, der nicht auf den großen äuße­ ren Effekt abzielt, sondern die Strukturen der Musik sinnfällig offenlegen möchte. Wenn er das Emphatische auch in den subtilen Dimensionen zu entfalten versteht und die Strecken äußerer Kraftentfaltung noch feiner ausziseliert, wird sein Spiel noch unwiderstehlicher sein. Dazu bedarf es der Vertiefung des Gespürs für die gegensätzlichen Sogkräfte des Kaden­ zierens, woraus sich insgesamt ein weiter gespannter Horizont in den großen Formen ergibt. Sehr vielversprechend. CS

Man kann das Klavierwerk Ravels als Zentrum seines Schaffens sehen. ­Es bildet mit seiner Entwicklung von den impressionistischen Tonmale­ reien der Jahrhundertwende bis hin zu den Grenzen der Tonalität und der Motorik des 20. Jahrhunderts eine Herausforderung für jeden Pia­ nisten. Alfredo Perl, der chilenische Pianist, der wie wenige andere die pianistische Tradition in die Gegenwart führen kann, ist ein idealer Inter­ pret für dieses Œuvre. Sein sensibler, akzentreicher Anschlag, seine sich weithin spannenden Phrasierungen, die natürlich empfundenen Tempi und nicht zuletzt seine außerordentlichen technischen Fähigkeiten prä­ destinieren ihn geradezu für das französische Klangideal der clarté, das Ravels Musik erst die wahre Dimension verleiht. Ravels enorme Anfor­ derungen in Stücken wie „Miroirs“ werden bei Perl zur Attraktion pia­ nistischer Selbstverständlichkeit und finden einen der zahlreichen Höhe­ punkte in der tänzerischen Kraft von „Alborada del gracioso“. US

Ludwig van Beethoven: „Klaviersonaten opp. 109, 110 & 111“ Antti Siirala (Avi) Track 3 auf der crescendo Abo-CD: „Adagio ma non troppo – Fuga” aus der „Sonate für Klavier Nr. 31“

Maurice Ravel: „The Complete Works for Piano“ Alfredo Perl (Celestial Harmonies) Track 9 auf der crescendo Abo-CD: „Une barque sur l’océan“ aus: „Miroirs“

Ottavia Maria Maceratini

Ortega Quero, Manz, Trémel, Alonso

Über-sinnlich

Gute Kombination

In einem Interview verriet die 26-jährige Italienerin Ottavia Maria Mace­ ratini, dass die Arbeit, die sie zur Zeit mit ihrem mentor und crescendoAutor Christoph Schlüren mache, darauf hin ziele, „sich einen Zugang zu jenen Strukturen der Musik zu verschaffen, die normalerweise den Sinnen entgehen, die aber die einmalige Ausdruckskraft und kernhafte Identität eines Werkes ausmachen.“ Was genau das bedeutet, erschließt sich beim Hören ihrer Debüt-CD „One Cut“. Denn vermag die Zusam­ menstellung dieses Tonträgers – das Programm erstreckt sich vom Barock bis zum 20. Jahrhundert – zunächst willkürlich erscheinen, ist sie doch offensichtlich wohl durchdacht und hinreißend. Sämtliche Kompo­ nisten – von Scarlatti, über Mozart, Chopin bis hin zu Tiessen, Foulds und Debussy – spielt die Italienerin mit solch überbordenden Gefühls­ wallungen, einer spannungsgeladenen Dynamik und einer rhythmischen Verve, dass es schlichtweg begeistert. Wenn man dann noch weiß, dass diese CD mit nur einem einzigen Schnitt auskam, kann man fast sprachlos werden. Diese Ottavia Maria Maceratini ist übersinnlich. HÄ

Schon bei den ersten Takten lässt die doppelt bemerkenswerte Beset­ zung aufhorchen. Diese Kombination von Klavier und Blasinstrumenten verwendete erstmals W. A. Mozart für sein Quintett KV 542, zwölf Jahre später griff Beethoven die Idee und dieselbe Tonart Es-Dur für sein Quintett op. 16 auf. Beide kammermusikalische Juwelen bringen Pianist Herbert Schuch und die vier exzellenten jungen Bläsersolisten Ramón Ortega Quero (Oboe), Sebastian Manz (Klarinette), Marc Trénel (Fagott) und David Fernández Alonso (Horn) – jeder von ihnen Preisträ­ ger des ARD-Musikwettbewerbs – zum Funkeln, mit beherzt musikan­ tischem Zugriff und hörbar lustvoll, dabei aber wunderbar feinsinnig und delikat. Wie in einem guten Gespräch geben sie einander Raum, lassen ausbalanciert und pulsierend Lyrik, Farbenreichtum und Klangschönheit aufblühen. Ein Muss für jeden Kammermusikfan oder ein guter Grund, einer zu werden. AR

Ottavia Maria Maceratini: „One Cut“ (Aldila)

Beethoven, Mozart: „Quintets for piano and winds“ Herbert Schuch, Sebastian Manz, Marc Trenel, David Fernández Alonso, Ramón Ortega Quero (Indesens) Track 2 auf der crescendo Abo-CD: das „Largo-Allegro moderato“ aus „Quintett Es-Dur“ von Mozart

FERNWEH HÖREN BENYAMIN NUSS EXOTICA WAS MACHEN KOMPONISTEN, WENN SIE FERNWEH HABEN? SIE SCHREIBEN STÜCKE, DIE DANN „PAGODES“, „ZEN“ ODER „BOTAFOGO“ HEISSEN. WWW. BENYAM IN-NUS S. DE

B ENYAMI N N USS EXOTI CA DEBUSSY, M ILHAUD, VILLA-LOBOS, GINASTERA, HAMAUZU, NUSS U.A.

Kammermusik

5.7. + 6.7. KÖLN / 12.7. + 14.7. BAD KISSINGEN / 29.9. + 2.10. KÖLN / 9.10. STUTTGART


h ö re n & sehe n

Melody Gardot

Foto: Universal Music

Glück im Unglück

Jazz

Das portugiesische Wort „Saudade“ ist nahezu unübersetzbar. Der Wehmut ebenso nah wie der Melancholie,­drückt es ein ureigenes Sen­ timent aus, eine traurige Sehnsucht nach etwas Unwiederbringlichem, die wahrscheinlich in der brasilianischen Bossa Nova ihren schönsten Ausdruck fand. Wenn sich eine junge Amerikanerin im Jahre 2011 ziem­ lich gezielt auf die Suche nach dieser „Saudade“ macht, ihren Ursprüngen in Lissabon ebenso nachspürt wie an der Küste Brasiliens, in der Wüste von Marrakesch oder in den Tango-Cafés von Buenos Aires, kommt Skepsis auf. Besonders, da sie sich außerdem als monroeesker Vamp entpuppt, der erfolgreich mit Image und Klischee spielt – als blondierte Meerjungfrau im dünnen Netz auf dem Cover ihres neuen Albums oder wenigstens in Spitzenunterwäsche in den Videos dazu. Melody Gardot räumt derlei Zweifel am liebsten musikalisch aus. Aktuell gelingt ihr die Gratwanderung zwischen Marketingoffensive und Ausnahmetalent mit ihrem dritten Album „The Absence“. Darauf erschließt sich die Frau, die erst nach einem tragischen Auto­unfall vor neun Jahren anfing zu singen und Songs zu schreiben, eine traumhafte neue Song-Welt. Ihre musikalischen Einflüsse bleiben immer hörbar, von ihrer Jazz-Phrasierung über das Bossa Nova-Hauchen bis zu rhythmischen Samba-, Fado-, Tango- und sogar Reggae-Anklängen. Im Anschluss an ihre ausgiebige Saudade-Suche, diese Weltreise in Sachen Songwriting, sichtete und sortierte die Sängerin das gefundene und das neu verfasste Musikmaterial gemeinsam mit Heitor Teixeira Pereira in einem Studio in den USA. Diesem Produzenten, der als Heitor­TP schon mit Popstars wie Simply Red oder Sting spielte und als Filmmusik­komponist mit „Madagascar“ oder „Die Schlümpfe“ Erfolge feiern konnte, ist es auch zu verdanken, dass sich das unterschiedliche Songmaterial so dramaturgisch stimmig in die knappe Stunde von „The Absence“ fügt. Der rote Faden bleibt jedoch ihre Stimme, die „zwar glüht, aber dennoch cool bleibt“, wie es die New York Times erkannte. Man lässt sich gern von diesem klaren Alt einlullen. Nur selten, etwa in „Amalia“, wohl einem Tribut an die Fado-Königin Amalia Rodrigues, wirkt die Musik konstruiert, fehlt der leisen Einfachheit von Text und Melo­ die die Tiefe, die selbst aus kleinen Melodien große Lieder machen kann. Der Erfolg für „The Absence“ ist trotzdem nahezu vorprogrammiert. Weil sich einstige Konkurrentinnen neuen Spaß in der Pop-Welt suchen (Norah Jones) oder sich eher dem Familienleben als musikalischen Pro­ duktionen widmen (Diana Krall), überlassen sie Melody ­Gardot das weite Feld zwischen sanftem Jazz, Bossa Nova und akustischem Pop, das heute unter „Vocal Jazz“ fungiert. Noch eines macht „The Absence“ letztlich so erfolgversprechend: „Sau­ dade“ ist ebenso unübersetzbar wie allgegenwärtig. Und selten klang sie so gut wie bei Melody Gardot.

Götz Bühler

Melody Gardot: „The Absence“ (Decca) 26

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Pionier des Surround-Sounds

UNTERWEGS

Chick Corea & Friedrich Gulda

Meeting zum Genießen Das macht mit Bild tatsächlich mehr Sinn als nur vom Tonträger: Ein Münzwurf bestimmt, welcher der beiden Pianisten dieses Konzert im Rahmen des Münchner Klaviersommers 1982 beginnt. Ein Schicksalsakt, der allerdings nicht nur einen humorigen, sondern auch einen stimmungsvollen Einstieg bietet; es wird offensichtlich, dass sich die „Kollegen“ schätzen, dennoch respektvolle Distanz wahren. Die Zahl entscheidet, Gulda beginnt. Gut vierzig Minuten beweist sich der Vir­ tuose aus Wien mit unterschiedlichen Eigenkompositionen, einem kurzen Mozart und der „Reb­ laus“ als enorm fantasie- und gefühlvoller Pianist. Ganz anders, aber ebenso voll improvisatorischer Spielfreude zerlegt Chick Corea anschließend Monks „Round Midnight“ in allerhand bisher kaum hörbare Einzelteile – bis hin zu Boogie-Woogie-Elementen – bevor er eine gute halbe Stunde lang wunder­ bar lyrisch und melodieverliebt drauflos improvisiert. Der Höhepunkt ist allerdings: „The Meeting“, das herausfordernde, experimentierfreudige und immer wieder faszinierende Doppelklavierkonzert dieser Pianisten. GB

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Chick Corea & Friedrich Gulda: „The Meeting“ (Arthaus Musik) Gregory Porter

Neues Spiel Geboren und aufgewachsen in Californien bekam Gregory Porter erst ein Stipendium als Football­ spieler in der Mannschaft der San Diego State University. Doch nach einer Verletzung musste er den Sport an den Nagel hängen und entdeckte die Musik für sich. Aber wer jetzt an Franz Becken­ bauer und „Gute Freunde kann niemand trennen“ denkt, der irrt: Verhaftet in der Gospel-Tradi­ tion und den 60er Jahren klingt Porter auf seinem neuen Album auf erfri­ schende Art altmodisch mit der swingenden Eleganz eines Nat King Cole und der kämpferischen Direktheit eines Curtis Mayfield. Seine Stimme ist mal rau, mal schmeichlerisch, mal umarmend und umfassend, mal ehr­ furchtgebietend und mahnend. Er ist ein Prediger, deshalb: Be good! AH

Gregory Porter, „Be good“, (Motéma)

+ ZUHAUSE

Sonja Huber Quartet

Sonjas sanfte Wucht Auf dem wunderschönen Debütalbum ihres Quartetts, schon dem 43. Newcomer-Projekt der tadellosen „Jazz thing Next Generation“-Serie, zeigt die David-Friedman-Schülerin Sonja Huber sich nun nicht nur als souveräne und originelle Instrumentalistin, sondern auch als gewichtige Komponistin: Alle zehn Stücke dieses Albums, vom träumerisch-dynamischen „Laonda“ über das melancholische, dem Großvater gewidmete Titelstück bis zu einem leicht­ füßigen Latin-Luststück wie „Endless“, stammen von Sonja Huber. Sie strahlen, auch im gefühlvollen Zusammenklang ihres Vibraphonspiels mit der Gitarre von Matthias Siegrist, vor Klangkraft und Dynamik – sie groo­ ven subtil, mal sanft, mal wuchtig, oder, wie es ein Schweizer Journalist ausdrückt, mit „relaxter Euphorie“. GB

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Sonja Huber Quartet: „William’s Garden“ (Double Moon Records)

leistungsstarkem Akkupack – in weiß, schwarz oder rot. Einen besseren

Michel van der Aa

Film

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Die alte Frau und die Cellistin

kann man sich nicht

Es ist nicht nur das leidenschaftliche Spiel der Cellistin Sol Gabetta, das den Beobachter die­ ser DVD an den Fernsehsessel fesselt. Es ist vor allem dieser komplexe Dialog zwischen Film, Elektronik und Livemusik. „Up-close“, vom Holländer Michel van der Aa für Solo Cello, Streichen­ semble und Film komponiert, ist ein spannungsgeladenes Meis­terwerk. Die enervierende Musik ist von Gabetta und der Amsterdam Sinfonietta auf Weltniveau vorgetragen. Die zerklüftete Tonspra­ che des Soloparts unterstreicht die surrealen Bedrängnisse einer alten Frau, die parallel im Video gezeigt wird. Das Alter Ego der Solistin läuft als verstörende Videoprojektion Gefahr, dem Wahnsinn zu verfallen. Alles passiert in Interaktion mit dem realen Bühnengeschehen. Die alte Frau und die Cellistin kommen sich immer näher, um sich am Ende nachzuahmen – ohne allerdings zu kommunizieren. Man verweilt nach 30 Minuten atemlos, selbst als die Musik längst ver­klungen ist. Hä

vorstellen. Auch

se für Zuhause.

distributed by tad-audiovertrieb.de genevasound.de

Geneva Sound

Michel van der Aa: „Up-close“ for solo cello, string ensemble and film. Sol Gabetta, Amsterdam Sinfonietta (DVD, Disquiet/Challenge) 27

iPod oder iPhone nicht im Lieferumfang enthalten. iPod und iPhone sind eingetragene Warenzeichen der Apple Computer Inc.


h ö re n & sehe n

BESONDERE HÖREMPFEHLUNGEN VON SONY CLASSICAL

FRANÇOIS LELEUX DER CHARME DER OBOE François Leleux hat zusammen mit dem Münchener Kammerorchester wunderschöne Werke für Oboe und Streicher eingespielt. Bei den Konzerten von u.a. Vivaldi, Marcello und Bellini oder bei Glucks berühmtem „Reigen seliger Geister“ erklingt die Oboe mit ihrem warmen und samtigen Klang. www.francoisleleux.com

Neue Welten

Arvo Pärt

Legendärer Hillier

Aufgepasst, diese von harmonia mundi USA mustergültig produzierte Super-Audio-CD ist nicht nur DIE zukünftige Referenz-CD schlecht­ hin zum Schwelgen im sündhaften Klangbad endteurer Lautsprecher. Sie präsentiert eine von Paul Hillier dramaturgisch klug kuratierte Samm­ lung kammermusikalischer Werke des estnischen Komponisten Arvo Pärt aus der Mitte der Achtziger bis Ende der Zehner Jahre; ein Chor­ werk, „Solfeggio“, wurde gar 1963 komponiert, ist hier aber in der Streichquartettfassung von 2008 enthalten. Versammelt haben sich 2010 für die Aufnahmesitzungen in der Kopenhagener Garnisonskirche die Gesangsensemble „Theatre of Voices“ und „Ars Nova Copenhagen“, mein Lieblingsorganist Chris­ topher Bowers-Broadbent, dazu eine Streichquartettbesetzung aus dem legendären estnischen, 1993 von Olari Elts gegründeten NYYD Ensemble. Gemeinsam fei­ ern die Musiker eine innige Pärt-Messe. Eine Sternstunde. MM

Arvo Pärt: „Creator Spiritus“ Theatre of Voices, Ars Nova Copenhagen, Paul Hillier (harmonia mundi) Philip Glass

Glass bleibt Glass

ERWIN SCHROTT ARIAS Bariton Erwin Schrott hat für seine zweite CD herausragende Arien aus Opern von Puccini, Bizet, Gounod und Verdi aufgenommen. „Fülle des Organs, Schwärze des Timbres und Flexibilität der Stimmführung zeichnen diesen Sänger aus...“ Das Opernglas

Die ersten Noten genügen: vier, fünf gleichmütige Achtel im Terzabstand, und jeder weiß sofort: Philip Glass! Der Komponist hat einen einzigar­ tigen Personalstil entwickelt, minimalistisch, tonal, mit viel Aufmerksam­ keit für rhythmische Schlagzeugfiguren und einem Händchen für fahle bis rauschhafte Klangfarben in den hohen Holzbläsern. Ein paar Effekte aus der Filmmusik dazu, silbrige Streicherflächen, Bässe und Pauken, Glo­ cken und Triangel – fertig ist die nächste Glass-Sinfonie. Diese hier ist die Neunte – was anderen Komponisten als unüberwindliche Hürde erschien, schrieb Glass nüchtern als Auftragswerk für den Dirigenten Dennis Russell Davies und sein Bruckner Orchester Linz. Hält man seine Musik zum epochalen Film „Koyaanisqatsi“ dagegen, der vor dreißig Jah­ ren in die Kinos kam, wüssten auch Glass-Fans kaum einen stilistischen Unterschied zu benen­ nen. Glass bleibt Glass. Und Nummer zehn ist schon in Arbeit. MM

Philip Glass: „Symphony No. 9“ Bruckner Orches­ter Linz, Dennis Russell Davies (Orange Mountain Music)

www.erwin-schrott.com

Robert Neumüller

Einblicke in Mariss Jansons

THOMAS HENGELBROCK NACHTWACHE Ein außergewöhnliches Projekt: Auf „Nachtwache“ vereint der Balthasar-Neumann-Chor Musik und Poesie der deutschen Romantik zu einem Erlebnis in Lied und Wort. Im Wechsel mit den schönsten a-cappella-Kunstliedern von Brahms, Schumann und Mendelssohn liest Schauspielerin Johanna Wokalek lyrische Werke von Eichendorff, Novalis und Heine.

„Er ist ein besonderer Musiker, weil er ein besonderer Mensch ist“, so beschreibt Thomas Hampson einen der weltweit wichtigsten Dirigenten – Mariss Jansons. Dieses Zitat passt als Motto und Quintessenz der Doppel-DVD, die einen herausragenden Konzertmitschnitt von Mahlers Zweiter Sinfonie aus dem Concertgebouw Amsterdam und ein einfühl­ sames Porträt vereint, in dem der sonst eher medienscheue Mariss Jan­ sons auf uneitle Weise Einblicke in sein Leben und Denken sowie hinter die Kulissen seiner Arbeit erlaubt: Er führt in seine Heimatstadt Riga, die elterliche Wohnung und an den nahen Strand, ins St. Petersburger Kon­ servatorium, er spannt einen Bogen über die Statio­ nen seiner Karriere bis in die Gegenwart, zu Pro­ ben und Aufführungen mit „seinen“ beiden Klang­ körpern, dem Concertgebouw Orchester und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. In jeder Hinsicht: unbedingt empfehlenswert! AR

„Music is the language of the heart and soul. A Portrait of Mariss Jansons“ A film by Robert Neumüller (DVD, C Major) 28

www.sonyclassical.de

Film

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Tanz John Neumeier

Sehenswerter Tod (in Venedig)

Simone Kermes & La Folia

Foto: Hamburg Ballett/HolgerBadekow

„Death in Venice“ A Dance of Death by John Neumeier (Arthaus Musik) Hochästhetisch, choreographisch bis in die kleinste Geste durchdacht und dabei großartig erzählt: John Neumei­ ers „Tod in Venedig“ (2003), ein Klassiker seiner späten Schaffensphase. Aschenbach, in Thomas Manns Novelle ein alternder Schriftsteller, ist hier ein in eine künstlerische Schaffenskrise stürzender Choreograph. Erschöpft von den Proben zu seinem Ballett über Fried­ rich den Großen, flieht Aschenbach – hochsensibel von Lloyd Riggins interpretiert – nach Venedig, wo er durch den Jüngling Tadzio, seine Gefühlswelt, sich selbst, ganz neu erfährt. In einer letzten Begegnung mit Tadzio, angelehnt an dessen jugendlichen Körper, sinkt er tot zu Boden. Manche „Aschenbach-Stationen“ sind etwas langatmig. Aber die für das „Friedrich“-Ballett kantig militärisch zugeschliffene Neoklassik zu Musiken von Bach – Zeitgenosse des Preußenkönigs – und Neumeiers so typisch mit freien Bewegungen dramatisch aufgeladene Neoklassik für das Aschenbach-Drama zu Wagner-Musiken machen diese DVD unbe­ dingt sehenswert. GRA Yuri Grigorovich

Historische Kuranlagen &

Foto: Andreas Dommenz

Goethe-Theater Bad Lauchstädt

25. August

Xerxes

Foto: Ida Zenna

GOETHES SÄCHSISCHES ARKADIEN

Berührende Giselle

Theatersommer 2012

Die Geschichte des Bauernmädchens „Giselle“ (Libretto: Théophile Gautier und J.-H. Vernoy de Saint-Georges) ist so einfach wie berührend. In der Liebe enttäuscht – ihr Albrecht ist ein Adliger und bereits standes­ gemäß verlobt –, stirbt sie an gebrochenem Herzen und wird aufgenom­ men ins Reich der Wilis, jener vor der Hochzeit verstorbenen Bräute, die mit ihren nächtlichen Tanzreigen untreue Männer zu Tode tanzen. Durch Giselles verzeihende Liebe wird Albrecht jedoch gerettet. Yuri Grigorovich, der in den 1960/70er Jahren das Bolschoi Ballett verjüngte, entwarf 1990 nach dem Original von Jean Coralli/Jules Perrot (1841) und der Petipa-Version (1887) eine bis ins choreographische Detail traum­ schöne „Giselle“. Und Vincent Bataillon hat die länd­ lichen Szenen und den weißen romantischen WilisAkt exzellent ins Bild geholt. Pavel Klinich dirigiert Adolphe Adam, trotz Zugeständnissen an die Tän­ zer, mit hörbarer Wertschätzung. Und die schwebe­ leichte, lyrisch-dramatische Svetlana Lunkina ist eine ganz große „Giselle“-Interpretin. gra

Yuri Grigorovich: „Giselle“ The Bolshoi Ballet (Bel Air Classiques) 29

7. April - 28. Oktober Goethe-Theater Bad Lauchstädt PREMIEREN 14. Juli | Weber DER FREISCHÜTZ | Oper Halle 3. Oktober | Purcell DIDO & AENEAS | Ad Parnassum London 28. Oktober | Mozart COSÌ FAN TUTTE | Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar WIEDERAUFNAHMEN Mozart DON GIOVANNI | Theater Magdeburg Mozart DIE HOCHZEIT DES FIGARO | Oper Halle Händel XERXES | Lautten Compagney Berlin Eintrittskarten: Das ganze Programm: www.goethe-theater.com Anfragen: besucher@goethe-theater.com Besucherzentrum: Tel. 034635 905472 Historische Kuranlagen und Goethe-Theater Bad Lauchstädt GmbH Parkstraße 18 | 06246 Goethestadt Bad Lauchstädt


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h ö re n & sehe n

Buch

Mit Lilienduft und Liebe

8.572708 „Petrenkos Einspielung von Schostakowitschs 10. Sinfonie ist fast beängstigend souverän geraten.“ (Neue Westfälische Nachrichten über 8.572461)

8.572783 Der glorreiche Augenblick – auch für Beethoven selbst eine der größten öffentlichen Erfolge zu Lebzeiten. Hier ahnt man schon den Schlusschor der 9. Sinfonie.

8.551292 Weltersteinspielungen. Virtuose Konzerte des Rokoko-Komponisten, von Bruno Meier entdeckt und eingerichtet.

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CD DES MONATS JUNI:

8.573029 „Die Dirigentin, die den Unterschied macht“ (Daily Telegraph). Marin Alsop startet mit Prokofieffs weltbekannter fünften Sinfonie in Richtung Gesamtaufnahme.

Kim Märkl

Die Hörbücher, die im Studio der Produzentin und Komponistin Kim Märkl entstehen, sind nicht geeignet, um quengelnde Bälger auf endlosen Autofahrten durch die südliche Hitze ruhigzustellen. Man muss sich auf ihre Geschichten, in denen kaum etwas „passiert“, in Ruhe einlassen.­Dann entfalten sich stille Märchenlandschaften, duften nach Lilien und Nachtkerzen. Da erzählt ein Großvater seinem Enkel von einem Schlaflied, das er einst für spanische Kampf­ stiere schrieb. Oder eine Königin, die, von der Zofe alarmiert, der kleinen Prinzessin Sophia einen Besuch in ihrer Kemenate abstattet: „Mein Kind, gerade sind wir aus Frankreich zurück­ gekehrt und haben die traurige Kunde von deiner Krankheit vernommen ... Schlaf jetzt, mein Liebes – vielleicht haben wir morgen früh das Vergnügen deiner Gesellschaft!“ Märkl schreibt in einer ausschweifenden Sprache, die zwischen Margaret Mitchell und Adalbert­Stifter changiert und der Musik viel Raum lässt. Dass das kleine Familienunternehmen die Stories generell mit viel Liebe geplant hat, spürt man sofort. Wenn – wie in der Geschichte „Die Tochter des Königs“ – technische Einbußen wie ein unerwünschter Raumhall dazukom­ men, Hintergrundmusik und Applausgeräusche klingen wie vom Spielzeug-Synthesizer, ist das ärgerlich, zumal erstklassige Instrumentalsolisten und Sprecher verpflichtet werden konnten. Unkritischere Testhörer – wie etwa Kim Märkls neunjährige Tochter und ihre Freundinnen –­ lassen sich von solchen Aspekten sicherlich wenig beeindrucken, bleiben hoffentlich dran – und lernen die Märchen lieben. Sie kommen niemals vordergründig belehrend daher, das Hintergrundwissen um F-Loch, Schnecke, Pungi und Tabla wird subtil eingestreut. Wer versuchen will die Komposi­tionen nachzuspielen, findet im Bei­ heft den Download-Code für ­ die Noten. MM

Kim Märkl: „Musikalische Märchen“ (Monarda)

Wagner, Cello-Ärger, Opernführer

Neue Schriftstücke Von Klaus Wallendorf, Mitglied der Berliner Philharmoniker und durch seinen „Rap-Auf­ tritt“ in der U-Bahn von Tokio schon mal Gast der Harald Schmidt-Show, stammt das neue Buch „Immer Ärger mit dem Cello“ – Liebes­ erklärung eines irrenden Waldhornisten an die streichenden Kollegen“. Gleich vorweg: ein unterhaltsames Buch, schön geschrieben und mit witzigen Anekdoten. Beispiel: „In der Nähe von Jena-Paradies fiel uns ein: Pablo Casals soll in seiner Jugend auf einem versiegelten Guar­ neri di Sansalvatore die Wildwasserstrecke von Santiago de las Finestras bis Agua de Tormenta ohne Helm und Weste in nur vier Stunden 10 bewältigt haben.“ Wer mehr davon lesen möchte, muss sich das Buch kaufen.

Klaus Wallendorf: „Immer Ärger mit dem Cello“ (Galiani Berlin) Von Josef Lehmkuhl, eigent­ lich Chemiker, aber seit Jah­ ren Wagnerianer aus Überzeu­ gung, stammt das Werk „Wag­ ner Stolpersteine – Richard Wagner für Unkundige“. Das Buch behandelt nicht nur eine verständliche Kurzbeschrei­ bung seiner Opern, sondern vor allem eine Sammlung von Wagner-Zitaten, die der Autor in unterhaltsamer, einfacher

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Sprache allgemeinverständlich „übersetzt“ und illustriert. So wird die letzte Tagebucheintra­ gung (Cosima-Tagebücher, 2. Teil) „falsch und feig ist, was dort oben sich freut“ zum Beispiel mit einem Bild der Deutschen Bank in Verbin­ dung gebracht.

Josef Lehmkuhl, „Wagner Stolpersteine“ (Königshausen & Neumann) Und last, but not least publiziert Bärenrei­ ter einen neuen, vierteiligen „Opernfüh­ rer Kompakt“ für Verdis „Aida“, Puccinis „La Bohème“, Mozarts „Don Giovanni“ und Beet­ hovens „Fidelio“. Die Vorgabe für die Autoren: Die bekannten Stücke in leicht verständlicher Weise zu erklären – also nicht für den Über-KlassikExperten geeignet. Sehr schön finden wir die CD-, DVD- und Buchtipps zu den jeweiligen Werken. High­ lights der vergangenen Jahre werden so greifbar und man kann sich die besten Auf­ führungen auch schnell ins eigene Wohnzimmer chauf­ fieren lassen.

Maschka, Prokop, Roth, Giese: „Opernführer Kompakt“ (Bärenreiter Henschel)


Orchester Benjamin Britten

Gustavo Dudamel

Achtungszeichen

Bartholdy knisternd

2011 dirigierte Jaap van Zweden sein letztes Konzert als Chefdirigent der Niederländischen Radiophilharmonie. Während seiner Amtszeit konnten Radiohörer zahlreiche außergewöhnliche Programme erleben; der Live-Mitschnitt von Benjamin Brittens „War Requiem“ wurde vor kurzem als eins von fünf Highlights dieser Jahre gewählt und ist im digi­ talen „Concerthuis“ der Niederländer im Internet komplett nachzuer­ leben. Wer das komplexe anderthalbstündige Werk lieber in Ruhe und auch auf einsamen Inseln ohne Übertragungsfehler hören möchte, greife zu der parallel veröffentlichten Doppel-CD: das ausführliche, in Eng­ lisch gehaltene Beiheft zeichnet die Entstehungsgeschichte des Requiems anschaulich nach. Ein Achtungszeichen der beiden traditionellen Klang­ körper des Niederländischen Rundfunks, die unter Markus Stenz und Gijs Leenaars ab der Spielzeit 2012/13 einer finanziell ungewissen Zukunft entgegengehen. MM

Wenn Sie einen offenen Kamin haben, fällt es Ihnen vielleicht gar nicht auf – das altbekannte Knistern, das wahre Vinyl-Flair, dem nun auch die Deutsche Grammophon wieder huldigt, um High-End-Kunden zu befriedigen. Gustavo Dudamel leitet die Wiener Philharmoniker in Mendelssohns Schottischer Symphonie, und alle haben auf ihre Hono­ rare verzichtet, bis hin zu den Booklet-Erstellern von Texthouse: Der komplette Erlös fließt „El Sistema“ zu, um den venezolanischen Kin­ dern Musikinstrumente zu kaufen. Es ist eine sehr kultivierte, schwung­ volle und innig kantable Aufführung, und zumal ziemlich gelungen in der Quadratur des Kreises im Finale, wo es vor allem darum geht, im Über­ gang zur Coda die Spannung zu halten und den Satz als Ganzes soweit möglich als energetischen Zusammenhang wirken zu lassen. Das Klang­ bild ist klar, rund und durchsichtig, und die Nicht-Nostalgiker werden wohl auf baldige CD-Veröffentlichung hoffen. CS

Felix Mendelssohn Bartholdy: „Sinfonie Nr. 3“ ­ Wiener Philharmoniker, Gustavo Dudamel (LP, Deutsche Grammophon)

Benjamin Britten: „War Requiem“, Netherlands Radio Philharmonic Orchestra, Netherlands Radio Choir & Netherlands Children´s Choir, Jaap van Zweden, Reinbert de Leeuw (Challenge Classics)

Aram Khachaturian

Sir Simon Rattle

Schatzkiste voller Tonjuwelen

Bruckner verzweifelt

Aram Khachaturian, Armeniens berühmtester Komponist und einer der Großen des 20. Jahrhunderts, wird von der intellektuellen Kritik gerne abschätzig behandelt, weil man seine Musik für effekthascherisch, folkloristisch und naiv hält. All das stimmt, und doch ist es viel mehr – er hat einige der schönsten langsamen Sätze der klassischen Moderne geschrieben, darunter das durch BBCs „Onedin Line“ in alle Ohren gedrungene Adagio von „Spartacus und Phrygia“, das gewissermaßen auch den musikalischen Höhepunkt des hier sehr solide und klang­ schön vorgetragenen „Spartacus“-Balletts bildet. Nach „Gayaneh“, der unverblümten Huldigung an die armenische Folklore, ist „Spartacus“ zwar nicht weniger populär im Ton, aber doch die ernstere Musik, die in der glanzvollen Einfachheit große Würde ausstrahlt und für Khacha­ turian so etwas wie eine reife Synthese seines Schaffens bedeutete. Eine Schatzkiste voll bun­ ter Juwelen. CS

„Nach all diesen Jahren ...“, beginnt Rattle glücklich seufzend seine Werk­ einführung in der „Digital Concert Hall“, und meint die 2011 vervollstän­ digte Fassung Bruckners „Neunter“, die die Berliner Anfang dieses Jahres mit fulminanter Resonanz zum ersten Mal in Berlin und New York auf­ geführt haben. „Wenn Bruckner noch zwei Monate länger gelebt hätte, hätten wir den kompletten Finalsatz mit Orchestrierung“ – so fehlten bestimmte Bausteine, Stimmen, Abschnitte, die ein Team von vier Musi­ kern während der letzten fünfundzwanzig Jahre wie ein Puzzle zusam­ mengesetzt und ergänzt hat. „Dissonant und verzweifelt“ – so Rattle – muss diese Sinfonie den Zeitgenossen Bruckners erschienen sein. Seine Lesart beschönigt nichts, sie sucht den „Vintage Bruckner“-Klang – der unvorbereitete Hörer nach anderthalb Stunden in einen bewusstseinser­ weiternden Klangstrudel saugt. Nur für Fortge­ schrittene! MM

Anton Bruckner: „9. Sinfonie. Four Movement Version“ Berliner Philharmoniker, Simon Rattle (EMI Classics)

Aram Khachaturian: „Spartacus“ ­ Deutsches Symphonie-Orchester, Michail Jurowski (Capriccio) Flórez, Damrau, DiDonato

Rossinis Funken fliegen

José van Dam

Oper

Ein pures Vergnügen bietet die wunderbare MET-Produktion vom April 2011, Rossinis letzte komische Oper „Le Comte Ory“. Regisseur Bartlett Sher verlegt die im Mittelalter spielende Handlung vom chronisch balzenden jungen Adeligen, der keine Verkleidung scheu­ end den Frauen nachstellt, während deren Männer am Kreuzzug teilneh­ men, ins 19. Jahrhundert und inszeniert sie mit scheinbar leichter Hand als Theater auf dem Theater. Dabei wird er dem genialen Musikdramati­ ker Rossini ebenso gerecht wie die drei hinreißenden Belcanto-Experten­ in den Hauptrollen. Juan Diego Flórez, Diana Damrau und Joyce DiDonato­ singen und agieren, dass die Funken fliegen. Das ist allerfeinstes Musiktheater: präzise und prall, frech und frivol, komisch und bei aller skurrilen Über­ zeichnung berührend, weil zutiefst menschlich. Wie singt der Titelheld? „Ein herrlicher Unsinn!“ AR

Gioachino Rossini: „Le Comte Ory“ Juan Diego Flórez, Diana Damrau, Joyce DiDonato. (DVD, Virgin)

Abschied mit Don Quichotte

José van Dam gehört zu den großen Interpreten des 20. Jahrhunderts. Im Alter von 70 Jahren hat er 2010 Abschied von der Bühne genommen. Er tat dies mit einer der großen, einst für Schaljapin geschriebenen Partie seines Fachs: Massenets „Don Quichotte“. Van Dam zeigt, welch außer­ gewöhnlicher Sängerdarsteller er ist und nutzt in Laurent Pellys kluger und bildstarker Inszenierung an seinem Stammhaus in Brüssel das rechte Vehikel,­um noch ein letztes Mal Würde und Größe des Sängers in einer Tradition zu verkörpern, zu deren letzten Protagonisten er gehört. Mit Silvia Tro Santafé (Dulcinée) und Werner van Mechelen (Sancho Pansa) hat er hervorragende Partner, die sich ganz dem Kon­ zept dieses Porträts einfügen. Nur Mark Minkowski verfehlt am Pult Charme und Kolorit der Musik des Öfteren. Große Oper mit einem großen Künstler. US

Jules Massenet: „Don Quichotte” José van Dam, Silvia Tro Santafé,­ Werner van Mechelen, Orchestre & Choeur de la Monnaie, Mark ­Minkowski (Naïve) 31


k o l u m n e

Hier schreibt pascal morché

Die lange Macht des Pult-giganten Unser Kolumnist liebt das Gesamtkunstwerk in der Musik, mit den heutigen Dirigenten aber hat er so seine Probleme.

Eigentlich kann man es bleiben lassen, über den Beruf des Dirigenten zu schreiben oder zu lesen. Eigentlich braucht man nur eines zu machen: nämlich auf YouTube „Kleiber, Rehearsal, Fledermaus oder Freischütz“ einzugeben*. Dort zeigen kurze SchwarzWeiss-Filme von 1970 den Dirigenten Carlos Kleiber bei der Probenarbeit mit dem Südfunk-Sinfonieorchester Stuttgart. Diese Mitschnitte haben Seltenheitswert, denn Kleiber hatte (ähnlich wie Sergiu Celibidache) völliges Desinteresse an Medien und so gehören diese Proben zweifellos zum Schönsten und Erhellendsten, was es zum Thema Dirigent, zu seiner Arbeit und seiner Wirkung zu erfahren gibt. Bei keiner anderen Berufsgruppe innerhalb der klassischen Musik spielt die Aura, das Charisma, ja spielt ein gewisser Mystizismus eine derart tragende Rolle wie bei jenem Mann (inzwischen gibt es auch Frauen wie Simone Young) auf dem Podium. Jener Eine ist es, der einzig kraft

Körpersprache und Blickkontakt Musik zum Klingen bringt. Wobei es das Sonderbare am Dirigieren ist, dass der Dirigent auch der Einzige im Orchester ist, der kein Geräusch macht (!). Der Mann „dort oben“ hält, um es despektierlich zu sagen „den Laden zusammen“, und der besteht nun mal mitunter aus gut 80 Musikern. Natürlich ist das ein Job für AlphaWölfe: Ein Dirigent „bestimmt“ schließlich Tempo, Dynamik, Lautstärke, Klangbalance; er gibt Einsätze, fordert Akzentuierungen und macht also alles, „was“ Noten erst zu Musik werden lässt. Dazu gibt es noch ein Wort, das man eher im Sadomaso-Bereich verorten sollte, das von der „Schlagtechnik“. Und so sind wir denn auch schon im dunklen Reich von Macht und Ohnmacht – das immer zu besonders heiklen Interpretationen und Spekulationen Anlass gibt – Blödsinn inklusive. Der kann mitunter sogar aus der Feder eines Nobelpreisträgers fließen: „Es

Es gibt keinen anschaulicheren Ausdruck für Macht als die Tätigkeit des Dirigenten.

32 *auf www.crescendo.de zu sehen

gibt keinen anschaulicheren Ausdruck für Macht als die Tätigkeit des Dirigenten.“ Das schreibt Elias Canetti in „Masse und Macht“; und wenn man Dirigenten mit diesem Zitat konfrontiert (und sie kennen es alle) so wenden und winden sie sich mit Schaudern: Nein, mit Macht habe der Beruf doch nichts zu tun! Das war vielleicht früher mal so. Zum Beispiel, als der von Richard Wagner protegierte Hans Richter Konzerte in Birmingham übernehmen sollte, und es zu einer lokalpatriotischen Kampagne kam, warum man denn diesen Posten keinem Einheimischen übertrüge. Sarkastisch mischte sich damals der Dichter George Bernhard Shaw ein und plädierte für Richter: „Orchester braucht man nur anzuschnauzen, und ein Deutscher ist folglich dabei im Vorteil, da das Repertoire an Flüchen im Englischen sehr begrenzt ist.“ Über Dirigenten und Orchesterarbeit wurde von Autoren eben doch besonders viel Dummes verzapft. Noch ein letztes Beispiel dafür: In Frankfurt dozierte der Philosoph Adorno über den Typ des vom Publikum vergötterten Stabführers, man könne ihm auch zutrauen, „dass er wie der Diktator nach www.crescendo.de

Juni – Augus t 2012


Belieben Schaum vor dem Mund produ- eines „Parsifal“-Dirigats gestochen hatte – gentengeneration, die derzeit allmählich ziert. Erstaunlich, dass die Nationalsozialis- später dann hat das höllisch schwer zu diri- abtritt, aber im internationalen Klassikzirten nicht die Dirigenten, wie die Hellseher, gierende Sextett in einer „Figaro“-Vorstel- kus immer noch den Typus des „Stardirigenten“ erfüllt (Levine, Abbado, Barenboim, lung in Washington Solti beinahe sogar ein als Konkurrenten ihres eigenen Charismas Mehta, Muti, Ozawa, Masur) und die doch (Berufungsanspruchs) verfolgten.“ Soviel Auge gekostet: Er stach knapp daneben. Soviel zum Stab – es gibt auch Diri- zweifellos reflektierend unter dem Einfluß zum Blödsinn der G.B. Shaw, Elias Canetti und Theodor W. Adorno zum Thema Diri- genten wie Pierre Boulez, die auf ihn ver- der 1968er-Jahre ihr autoritäres Handwerk zichten – doch zurück zu seinen Trägern, betrieben. Heute sind sie alte Herren – und gent oder „Orchestererzieher“ einfiel. Denn wie wir alle von der Kindererziehung wis- zu den „Maestri“; zu den „Pultgiganten“, oftmals wird gerade dem „alten“ Maestro in der Gebrechlichkeit seines Körpers sen: Wahre Autorität kann auf Anschnau- wie Dirigenten in kitschig theatralischer (Karl Böhm, Otto Klemperer, Karl Schuzen ebenso wie auf Ohrfeigen und Prü- Ein- und Überschätzung auch schon mal genannt werden; gleichwohl der Pult- richt, Kurt Masur) besondere Verehrung gelstrafe verzichten. Aber kann die Musik zuteil: „Es ist zu vermuten, dass auch auch auf den Dirigenten mit seinem die offensichtliche Hinfälligkeit und magischen, schamanischen Intrument, Anzeige die Gefahr des physischen Scheiterns diesem Stäbchen aus Fiberglas, Holz als spezifische Elemente einer dirigenoder Elfenbein verzichten? tischen Ausstrahlung wahrgenommen Nicht wirklich, seit der Orcheswerden“, schreibt Hans-Klaus Junghterapparat im 19. Jahrhundert groß einrich in seinem lesenswerten Buch und größer wurde. In der Barockzeit „Der Musikdarsteller“. Erstmals traten leitete der Dirigent als Instrumentalist übrigens in der Abbado-Levine-Genevom Cembalo aus ohne Taktstock die ration Spezialisten unter den DirigenAufführung und ging dabei mit seinem ten hervor, wie Harnoncourt zum Beieigenen Spiel im Ensemble auf. Spielte spiel (Alte Musik); Michael Gielen oder er nicht selbst ein Instrument, so gab Pierre Boulez (für die Moderne). es den „batteur de mesure“, den „TaktUnd heute? Es gibt zwei Dirischläger“, der mit einem langen Stegenten, denen derzeit das zweifelhafte cken den Rhythmus stampfte. ÜbriEtikett „Star“ ganz und gar sicher ist: gens gibt’s damals den ersten Toten Simon Rattle und Christian Thielemann. bei der Ausübung des Dirigierberufs: Letzterer überstrahlt, vielleicht gerade Jean-Baptiste Lully hieß der Mann, wegen seiner kapellmeisterlichen Aura war Komponist und Kapellmeister am des 19.Jahrhunderts, den anderen zu Hofe Ludwigs XIV. Am 8. Januar 1687 Recht. Vor allem aber gibt es heute eine stampfte er wie üblich zu einer seiner DanieL BarenBoim Menge unglaublich guter Dirigenten wie Motetten den Takt mit seinem langen, Constantin Trinks, Dan Ettinger, Asher reich verzierten, schweren Stab auf West-eastern Fish, Teodor Currentzis, Andris Nelden Boden und rammte sich den Stock Divan orchestra sons, Kirill Petrenko und viele andere, dabei in den Fuß. Die Wunde entzündie als die großen Dirigenten von mordete sich, Lully weigerte sich den Zeh Sinfonien 1 – 9 · 5 CD-Box gen gehandelt werden. Viele von ihnen amputieren zu lassen und starb infolge Best Of · 2 CD-Set haben den klassischen Ausbildungsan Blutvergiftung. Ab 15. Juni erhältlich! weg als Korrepetitor hinter sich, haben Bis heute lebt der Dirigent durchwww.beethoven-fuer-alle.de als Assistenten bedeutender Dirigenten aus gefährlich, benutzt er einen Taktenorme Praxis- und Repertoire-Erfahstock, dieses stille „Instrument“, das rung erworben und beherrschen grankultisch in der Nähe von Äskulapdios ihr Handwerk. Und zum Handwerk stab, imperialem Zepter und Lanze des Live am 29. Juli 2012 – Waldbühne Berlin passt das Wort „Kapellmeister“. Toreros anzusiedeln ist und das 1817 Da die Zeiten bekanntlich schnell bei Carl Maria von Weber in Dresund schnelllebig sind, feilen die Platten­ den erstmals zum Einsatz kam. Die Barenboim_58x126_Cresc_05.indd 14.05.12 Gigant inzwischen1 so passé ist wie die 11:46firmen heute tüchtig am Charisma von so Verletzungsquote der Pultstars ist enorm: Operndiva. Die Zeiten ändern sich, Gesell- manchem Dirigenten. So gibt es gerade Bernard Haitink stach sich mehrmals in schaftsformen auch, Berufsbilder inklusive. in dieser Berufsgruppe auch Beispiele für die Hand; Colin Davis rammte sich den Taktstock in den Daumen; Hartmut Haen- Und mitunter ist das sogar gut so! Dirigen- reine Medienkarrieren. Aber wie sagte ten wie Arturo Toscanini, Wilhelm Furt- schon der große Arturo Toscanini: „Jeder chen spießte sich in der Krönungsszene Esel kann den Takt schlagen, aber Musik wängler oder Hans Knappertsbusch – stark von „Boris Godunow“ die linke Hand auf; aus dem Autoritätsdenken des 19. Jahrhun- machen – das ist schwierig.“ Stimmt! In Eliahu Inbal stach sich ins Auge. Auch einem der eingangs gepriesenen Probenderts geprägte, patriarchalisch orientierte Michael Gielen bekennt: „Ich habe mir ein Persönlichkeiten – das waren noch Pult- mitschnitte von Carlos Kleiber auf Youpaar Mal den Taktstock in die linke Hand giganten. Die folgende Generation (Kara- Tube (es gibt sie auch auf der wundervolhineingebohrt ... so etwas passiert nicht in len DVD „Traces to Nowhere“) bittet Kleijan, Celibidache, Böhm, Solti, Bernstein) der „Zauberflöte“, sondern dann, wenn es ber, dieser wahrscheinlich größte Dirigent schwer ist.“ Als gelernter Arzt operierte ­ hatte das Erlebnis des Zweiten Weltkriegs des 20. Jahrhunderts, das Orchester: „Nicht hinter sich und war bereits wesentlich der Dirigent Jeffrey Tate einmal seinem Noten. Fleisch!“. Und genau darum geht’s demokratischer und milder am Pult und Kollegen Sir Georg Solti ein Stück Holz aus im Leben eingestellt. Ihr folgte jene Diri- beim Dirigieren. der Hand, nachdem dieser sich während n

BEETHOVEN FÜR ALLE

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r e s o n a n z

Rätsel des klassischen alltags Was verbirgt sich hinter diesem Text? Ich weiß, was Sie jetzt denken! Oh ja, ich weiß es. Aber keine Angst, ich nehme Ihnen das nicht übel. Ich habe sogar Verständnis dafür. Wenn ich Sie wäre, würde ich das auch über mich denken. Nämlich: Oh là là! Was für ein „lecker Schnittchen“. Was für Kurven, was für Rundungen! Ja, man könnte sagen, ich bin der Kurven-Star der klassischen Musik. Ich könnte so etwas wie eine echte Diva sein – wenn ich nur wollte. Nun gut, ich bin keine „sie“. Ich bin nur ein „er“ – das mag vielleicht ein Grund sein, aber doch noch lange kein Hindernis. Denn das Zeug zur Diva hätte ich, allemal. Denn es ist nun einmal so: Ich muss immer ganz vorne stehen. Und dabei ruft niemand: Die Kleinen bitte nach vorne. Ich bin das Erste, was ein Musiker sieht. Das ist einfach so. Was fragen Sie mich!? Es ist ein Gesetz. Ich selbst habe mir das doch nicht ausgedacht. Meine Kurven geben einfach die Richtung vor – für alles, was danach kommt. Ich bin, ja man könnte es so sagen, Ton angebend. Wenn ich nicht da wäre, könnte Ihnen doch jeder ein X für ein U­ vormachen. Wo kämen wir denn da hin? Ein A könnte plötzlich ein C sein – oder noch was viel Schlimmeres. Denken sie mal darüber nach. Jeder könnte plötzlich spielen was er wollte und nichts würde mehr

zusammenpassen. Wie würden Sie so etwas nennen? Ich nenne es: Chaos. Denn mal ehrlich, nur mit ein paar so dünnen Strichen in der Landschaft kann man noch lange keine Musik machen. Da brauchen sie schon so was wie mich, mit ordentlich was dran. Aber – trotz meiner Kurven, trotz meiner exponierten Stellung – ich bin bescheiden geblieben. Ehrlich. Ich mache einfach nur meinen Job. Und dafür verzichte ich sogar, wenn es sein muss, auf einen Teil meiner Kurven und Rundungen. Keine Sorge, das hat nichts mit Magerwahn zu tun. Für manche Instrumente ist das einfach nötig. So selbstlos bin ich. Sie interessieren sich aber eigentlich gar nicht für meine Kurven? Sie, Kostverächter. Aber bitte, ich habe auch eine Geschichte. Ich habe sogar Tradition – ein ziemlich lange sogar, so ab um circa 1025. Ja, da staunen Sie. Fragen Sie doch mal diesen Mönch, diesen Lehrer in einer Kathedralschule: Fragen Sie doch diesen Guido von Arezzo. Der wird es Ihnen schon sagen. Im Deutschen klingt mein Name etwas steril. Er schwingt und klingt irgendwie nicht richtig. Er passt gar nicht zu meinem Äußeren. Er klingt etwas zweckmäßig. Im Italienischen ist das schon ganz anders: Chiave – das hat doch mal Klasse, echten Stil.

rätsel lösen – und eine schöne DVD gewinnen Wenn ­Sie die Antwort kennen, dann schreiben Sie Ihre Lösung unter dem Stichwort „Alltags-Rätsel“ an die crescendo-­Redaktion, Senefelderstraße 14, 80336 München oder per E-Mail an redaktion@crescendo.de. Unter allen richtigen ­Einsendungen verlosen­ wir dreimal je eine DVD von Alban Bergs „Lulu“ mit Patricia Petibon, Pavol Breslik, Michael Volle, Franz Grundheber und den Wiener Philharmonikern unter Marc Albrecht, aufgezeichnet bei den Salzburger Festspielen 2011 (EuroArts). Einsendeschluss: ­ 1. August 2012. Viel Glück! Die Gewinner unseres letzten Alltagsrätsels sind Mark Dinglinger, Mellrichstadt; Johann Milde, Freiburg und Reiner Möwald, Germersheim am Rhein. Herzlichen Glückwunsch!

leserbriefe Die Anmerkungen und Anregungen zur vergangenen Ausgabe

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23. März Levit, u.a. mit Igor bundesjugendJohn Neumeiers Pluhar, dem ballett, Christina Symphony City of birmingham Volodos und arcadi orchestra

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Henri-Joseph Rigel (1741-1799) „symphonie nr. 7 d-dur“ i. allegro. concerto Köln (0016432bc) Franz Schubert (1797-1828) „Frühlingsglaube, d 686“ christiane Karg, burkhard Kehring (0016762bc) Johann Sebastian Bach (1685-1750) „Partita i h-Moll, bWV 1002“ allemanda. Midori seiler (0016722bc) Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893) „souvenir d’un lieu cher, op. 42“ iii. Mélodie. Mikhail und sonya ovrutsky (0300060bc) Johann Christian Bach (1735-1782) „Klavierkonzert es-dur, op. 7/5“ i. allegro di molto. sebastian Knauer, Zürcher Kammerorchester, sir roger norrington (0300270bc)

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Wie Ken-David Masur, Michael Barenboim und Sacha Rattle mit dem Ruhm des Vaters umgehen

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Betreff: Attila Csampais Empfehlungen Lieber Herr Csampai, die Stadt Biel gehört immer schon zum Kanton BERN!!!!!! Nicht Solothurn. Ich weiss nicht woher Sie die Information haben. Der neue Dirigent, Herr Rösner, weiß hoffentlich auch, dass diese Stadt am Jura liegt und noch zum Kanton Bern gehört. Politisch möchte nämlich der Kanton Jura diese Stadt „einvernehmen“.

B47837 Jahrgang 15 / 02_2012

Vermutlich für deutsche Gemüter nicht nachvollziehbar was ­ da läuft. Dennoch: die Beurteilungen sind sehr informativ. Karl Förster, aus dem Baselbiet bei Basel, CH

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g e s e l l s c h a f t

Erst Nessun Dorma, dann Gewichtheben Wenn in diesem Sommer in London die Olympischen Spiele eröffnet ­werden, darf die klassische ­Darbietung nicht fehlen. Das Motto: größer, lauter, unsterblicher. vo n S t e fa n i e Pau l

Ein Mann in weißer Sporthose: Er rennt. Und er trägt dabei an seinen Füßen ebenso weiße Turnschuhe. Er rennt – denn er bringt das Feuer. Er lächelt dabei entspannt und winkt in die Menge. Der Mann ist Evander Holyfield, ein afroamerikanischer Boxer, ein Mann so breit und hoch wie ein Schrank. Es sind die Olympischen Sommerspiele 1996 in Atlanta und das olympische Feuer wird ins Stadion getragen. Holyfield ist gerade an der Reihe, er ist einer der Fackelträger. Er wird das Feuer gleich an Voula Patoulidou übergeben, eine griechische Weitspringerin, eher zierlich und fast zwei Köpfe kleiner. Die Lautsprecher dröhnen, ein Chor singt, voluminös und jubilierend. Die Sänger scheinen sich fast zu überschlagen: „… alle 36

Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.“ Es dröhnt, es reißt mit, es euphorisiert. Es ist die „Ode an die Freude“. Friedrich Schiller schrieb die Worte, Ludwig van Beethoven die Musik. Könnte es ein besseres Stück, eines mit mehr Symbolkraft geben, gerade für einen olympischen Fackellauf? Wohl kaum. Klassische Musik gehört bei Großereignissen im wahrsten Sinne zum guten Ton. Olympia ohne Streicher und Pauke – unvorstellbar. Das gleiche gilt für den Fußball – seien es nun Welt- oder Europameisterschaften oder einfach nur die Fußball Champions League. Die hat sich zum Beispiel mit einer eigenen Hymne geschmückt. Sie wurde von dem englischen Komponisten Tony Britten geschrieben, der sich dabei recht frei bei Georg Friedrich Händels Königshymwww.crescendo.de

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Foto: John W. McDonough /Sports Illustrated/ Getty Images

Perfekte Inszenierung: Bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking saß Lang Lang am Klavier, die Menschen zeichneten das Stadion nach.


„Die Musik der damals schon längst zur nen bediente. Das Stück Legende geworden war. wurde vom Royal Philkam leider vom Die Eröffnungsfeier sollte harmonic Orchestra einBand, der große sein letzter Live-Auftritt gespielt und von der Academy of St Martin in the Pavarotti bewegte sein. Auf dem Programm: „Nessun Dorma“ aus PucFields gesungen. „Sie sind täuschend echt die cinis „Turandot“. Sein Paradie allerbesten Manndestück, gewaltig, ergreischaften. Die Meister. Die Lippen.“ fend, erhebend. Später stellte Besten“ – so singen es engelssich heraus, Pavarotti hatte gar gleiche Stimme. Und wenn man nicht live gesungen. Die Musik kam das so hört, könnte man meinen, Fußball wäre ein Sport, den uns die Götter vom Band, der große Pavarotti bewegte geschickt haben. So edel, so zart, so rein. täuschend echt die Lippen. Also doch kein Weit entfernt von Blutgrätsche, betrunke- Zauber, kein Gemeinschaftsgefühl? Manche kreiden ihm die Schummelei an. Mannen Fans und Platzverweis. Musik transportiert also immer eine che glauben, sein Ruf habe deshalb SchaBotschaft, ein Gefühl. Und keine andere den genommen. Andere hingegen halten Musik wie die Klassische versteht es dabei es für einen wahren Geniestreich. Pavaso gut, die Menschen zu erheben, zu rotti war damals schon an Krebs erkrankt. berühren und zu vereinen: Sie gibt ihnen Und er war wohl getrieben von der Angst, das Gefühl, Teil von etwas Großem zu sein. seine Stimme könnte während des Auftritts Nicht Kammerensemble, sondern Große versagen. Eine Demontage auf Lebenszeit. Besetzung wird inszeniert, denn hier ist Doch stattdessen, ein letzter unsterblicher klassische Musik Teamarbeit. Man braucht Auftritt. Dabei hatte Pavarotti mit Auftritein Orchester. Man braucht die Streicher genauso wie die Posaunen. Ein einzelner ten bei Großereignissen eigentlich schon Paukenschlag ist oft genauso wichtig wie Erfahrung. Für die Fußball-Weltmeisterder Dirigent selbst. Teamarbeit ist also die schaft 1990 in Italien formiert er zusamBotschaft. Es gibt keinen exaltierten Band- men mit José Carreras und Plácido Leader, keinen Schönling, keinen Star, der Domingo erstmals das legendäre Gesangs­ sich ganz vorne an die Bühne stellt und alle trio „Die drei Tenöre“. Das Konzert in den römischen Caracalla-Thermen hatte 6000 Aufmerksamkeit auf sich ziehen will. Stattdessen dröhnt im Lautspre- Besucher, rund eine Milliarde Menschen cher: „Deine Zauber binden wieder, was verfolgten den Auftritt im Fernsehen. Das die Monde streng geteilt.“ Das klingt nach Orchester aus rund 200 Musikern dirieinem schönen Versprechen. Und wir Men- gierte der nicht weniger legendäre Zubin schen scheinen wenigstens für eine kurze Mehta. Ihre Gagen für den Benefiz-Auftritt Zeit daran zu glauben oder daran glauben stifteten Pavarotti für medizinische Instizu wollen. Daran, dass dieses Versprechen tutionen, Carreras für die Leukämie-Fortatsächlich wahr werden könnte. Dass es schung und Domingo für den Wiederaufkeine Grenzen mehr gibt, keine Kriege, bau der beim Erdbeben 1985 verwüsteten keine sozialen Unterschiede, keine Haut- mexikanischen Dörfer. Die Botschaft: Wir farben. Alle Menschen sind gleich. Und in können über uns hinauswachsen. Wir könjedem von uns, steckt etwas Gutes, etwas nen besser werden. Jemand, der seinen großen Auftritt bei Einmaliges, Herausragendes. Musikpsychologen haben herausgefunden: Musik den Olympischen Spielen 1992 in Barcekann zu einer Art von Rauschzustand füh- lona nicht mehr erlebte, war der großartige ren. So denn: „Wir betreten feuertrunken, Freddy Mercury. Gemeinsam mit Mont­ serrat Caballé hatte er den bombastischen Himmlische, dein Heiligtum.“ Szenenwechsel. Zehn Jahre später: Olympiasong „Barcelona“ aufgenommen. Olympische Winterspiele in Turin. Der Ein ungewöhnliches Duett mit einem ungeBeweis, dass sich selbst die größten und wöhnlichen Paar. Am Ende stand die große abgebrühten Klassik-Stars, der Faszina- Operndiva alleine auf der Bühne. Mercury, tion von Olympia nicht entziehen können: der Paradiesvogel der Rockmusik und HIVMaximale Stimmgewalt bei maximaler positiv, war im November zuvor an den FolWirkung. Nirgendwo erreicht ein Sänger gen einer Lungen­entzündung gestorben. In wenigen Wochen ist es soweit. Die ein so großes Publikum wie hier. Nirgendwo wird er so bedingungslos und so vorbehalt- Olympischen Sommerspiele in London los gefeiert. Wer bei Olympia singt, wird werden dann eröffnet – Paul McCarrtney unsterblich. Er wird eins mit den Men- und der Regisseur Danny Boyle sollen an schen, in der ganzen Welt. Das dachte sich etwas „Großem“ basteln. Das Versprechen vielleicht auch Luciano Pavarotti, obwohl wird erneuert, so viel steht fest. n 37

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Von A nach B-Dur Mozart reiste mit dem Herrn Papa in der Kutsche zum Konzert, Karajan steuerte das Flugzeug an die Met und Klaus-Florian Vogt bevorzugt sein Wohnmobil. Ein Ausflug in die Geschichte der Künstlerfortbewegung. von Carla Neumann

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m Interview mit unserem Magazin verriet der Heldentenor Klaus Florian Vogt vor kurzem: Er reise am liebsten mit seinem Wohnmobil. Denn damit sei er nicht nur mobil, nein, er hätte auch einen Teil von Zuhause immer dabei. Heute die Mailänder Scala, morgen Covent Garden, übermorgen ein Besuch an der Met in New York: Reisen gehört für Musiker zum Beruf wie abends auf der Bühne zu stehen. In Zeiten von Flugzeugen, ICEs und schnellen Autos ist die Welt nah zusammengerückt. Vier Städte in vier Tagen? Drei Kontinente in einer Woche? Mit Flieger, Bahn und Co. kein Problem. Da braucht es heutzutage – wie vor gut zwei Jahren – schon den Ausbruch eines Eyjafjallajökull, um den Künstler-Reisestrom zum Erliegen zu bringen. Das war nicht immer so: Vor 250 Jahren reichte schließlich eine angebrochene Kutschenachse. Der Künstler hing fest, das Konzert fiel ins Wasser. Denkt man an Musiker auf Reisen, dann denkt man automatisch an Wolfgang Amadeus Mozart, seine Schwester, das Nannerl

und Papa Leopold. Man hat das Bild vor Augen, wie die Familie in der unbequemen, holperigen Kutsche von Ort zu Ort reiste, und der Vater seine „Wunderkinder“ an den Höfen der Fürste vorstellte. Wolfgang Amadeus verbrachte immerhin, so schätzt man heute, ein Drittel seines Lebens auf Reisen. Aber man tut all den anderen Musikern des 18. Jahrhunderts unrecht, wenn man sie bei dieser Betrachtung außer Acht lässt. Sieht man sich in der Musikgeschichte einmal genauer um, spielte das Reisen schon viel früher eine Rolle im Leben von Komponisten und Musikern. Innerhalb der Grenzen Europas reisten Heinrich Schütz, Claudio Monteverdi und ihre Kollegen schon in der Renaissance: Die Musikzentren Neapel, Rom, Venedig – sie waren erreichbar, die Reisen jedoch dauerten mindestens mehrere Wochen, oft mehrere Monate. Die Komponisten reisten per Pferd, per Kutsche, ab und an zu Fuß. Ein Ausflug in ein anderes Land musste Wochen vorher – freilich per Brief – geklärt, geregelt und organisiert werden. Und selbst wenn der Künstler unterwegs war:

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Das Risiko blieb. Wenn man Pech hatte, war der Fürst, an dessen Hof man sich um die Stelle des Kapellmeisters bewerben wollte, in der Zwischenzeit anderweitig fündig geworden. Für viele Komponisten beispielsweise war das Reisen aber auch ein kulturelles Erlebnis. Es war gleichgesetzt mit neuer In­spiration, neuen Impulsen durch Land und Leute, die auf die Kompositionen wirkten. Reisen markierten besondere Stationen und Wendepunkte im Leben der Komponisten und sind uns bis heute in vielen Briefen und Zeitzeugnissen überliefert. Prominentes Beispiel: Felix Mendelssohn Bartholdy. Detailgetreu bereitete er in seinen Korrespondenzen seine vielen Reisen vor, berichtete hinterher seinen Freunden und Bekannten in weiteren Schreiben davon. Der Komponist reiste oft nach England, besuchte außerdem Schottland, Italien, die Schweiz. Oder nehmen wir Frédéric Chopin. Seine Mallorca-­Aufenthalte mit seiner Geliebten George Sand sind Legende. Oder Georg Friedrich Händels Trips nach Italien; an Louis Spohr, der seiner Frau für Reisen extra einen eigenen Transportkoffer für ihre Harfe angefertigt haben soll. Man stellt sich hier die Frage, wie das vorrevolutionäre Paris aussah, als Gluck es durchwanderte? Oder wie Antonin Dvořák das große Amerika im Jahr 1893 empfand? Es hatte ihn schließlich zu seiner Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ inspiriert. Damals war Reisen noch kein Alltag oder – wie es heute manche Künstler empfinden – lästige Berufsnebenwirkung. Es war vielmehr ein großes Abenteuer. Ob die Mozarts geglaubt hätten, sie würden eines Tages mit dem Flieger von Salzburg in einer Stunde dreißig die Kulturmetropole Paris erreichen? Oder mit dem Zug von Paris nach London über einen Tunnel in nur zweieinhalb Stunden? 60 Jahre später, Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder, entwickelte der große Dirigent Herbert von Karajan eine ausgesprochene Vorliebe für alle Verkehrsmittel mit hoher Geschwindigkeit und flog seine zwei Flugzeuge, eine Cessna und eine Pilatus, gleich höchstselbst. Je schneller, desto besser war sein Motto. Wenn die Harley Davidson nicht schnell genug war, wechselte Herbie in den Flügeltürer von Mercedes. Auf die Frage, welche Sinfonie denn am schönsten sei, antwortete Karajan einmal: „die eines Ferrari V12.“ Und heute? Zurück zu Klaus Florian Vogt und seinem Wohnmobil. Neben seinem fahrbaren Zuhause besitzt der Tenor nämlich ebenfalls eine Pilotenlizenz und sein eigenes Flugzeug. Und manchmal fliegt er selbst zum Konzertort. Die crescendo-Kolumnisten Daniel Hope (Seite 58) und John Axelrod kommen pro Jahr

auf jeweils über 200.000 zurückgelegte Meilen. Hope erzählte kürzlich, er habe sich in einer Kabine des neuen Superairbus erstmals auf ein Konzert vorbereiten können. Er übte – allerdings mit einem Dämpfer auf seiner Geige. Gibt es solche Sondergenehmigungen auch bei der Deutschen Bahn? Ein Anruf bei den Verantwortlichen aber endet enttäuschend. Es würden ständig Musiker mit der Bahn fahren, erklärt die Dame am Telefon, Sonderkonditionen gäbe es aber nicht. Und Instrumente, nein, die wären kein Problem, so lange man sie tragen könne und sie die Mitreisenden nicht behinderten. Waffen seien verboten, aber „da Instrumente nicht explosiv sind, dürfen sie auch in den Zug.“ Bei manchen Fluggesellschaften wird das, aus Sicherheitsgründen, ein wenig anders gehandhabt: Da darf der Kontrabass nicht mit in die Kabine – die Geige schon, weil sie als Handgepäckstück unter acht Kilo wiegt und klein genug ist, in den oberen Ablagefächern oder unter dem Vordersitz zu verschwinden. Das Cello ist da eher ein Streitfall. Dennoch ist das Flugzeug das Reisemittel der Wahl, für einzelne Musiker, aber auch für ganze Orchester. Zwar gäbe es keine deklarierten Sonderkonditionen für Orchester an sich, natürlich würden aber die Tarife für Gruppenreisen gelten, heißt es bei der Lufthansa. Gastspiele großer Orchester in anderen Städten oder im Ausland sind Tagesgeschäft. Da karrt man auch schon mal ein ganzes Opernhaus samt Technikern, Kulisse, Instrumenten, Musikern und Kostümen für sechs Wochen ans andere Ende der Welt. Das von Claudio Abbado gegründete Mahler Chamber Orchestra beispielsweise ist ein Orchester ohne festen Wohnsitz. Die Musiker sind quasi immer „on tour“, die Orchestermusiker kommen aus verschiedenen Ländern und treffen sich dort, wo sie eingeladen sind, zu spielen. In kleinerem Rahmen gab es das übrigens bereits im 18. Jahrhundert: Herumziehende Operntruppen versorgten dort das höfische wie außerhöfische Publikum mit den jeweils aktuellen Erzeugnissen des Musiktheaters. Musiker sind fahrende Gesellen und werden es, in einer kulturell globalen Welt immer bleiben – eigenes Wohnmobil hin oder her. n Buchtipps: „Musiker auf Reisen – Beiträge zum Kulturtransfer im 18. und 19. Jahrhundert“ von Christoph-Hellmut Mahling (Hrsg.), ­erschienen im Wißner Verlag. „Musiker reisen. Vierzehn Kapitel aus der europäischen ­Kulturgeschichte“ von Franzpeter Messmer, erschienen im ­Artemis & Winkler Verlag.

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Fotos: Emil Perauer / DG; Uwe Arens / Sony Classical; Library of Congress, Prints & Photographs Division, 34817

Herbert von Karajan reiste zum Teil in seinen eigenen Verkehrsmitteln, Geiger Jascha Heifetz bevorzugte das Schiff und Klaus Florian Vogt liebt sein Wohnmobil.


g e s e l l s c h a f t

Gaumengala mit Ausblick Im Sterne-prämierten Drehrestaurant des Münchner Fernsehturms finden künftig auch Klassikkonzerte statt. Gewinnen Sie zwei Karten und seien Sie dabei.

Foto: Bayerische Philharmonie; Christa Eder / Fotolia.com

von Hans-Jürgen Kuntze

Die letzten Takte aus Astor Piazzollas „Vier Jahreszeiten“ waren gerade verklungen, da wagte jemand eine technische Frage: Ob denn die wertvollen Instrumente hier oben nicht anders klängen als zu ebener Erde? Nein, nein, beruhigte Mark Mast, Dirigent des Kammerorchesters der Bayerischen Philharmonie: „Wie in jedem anderen Saal müssen die Instrumente nach dem Transport auch hier neu gestimmt werden – dann klingen sie auch hier oben wie immer.“ Und da Sternekoch Otto Koch mit seinem folgenden Fünfgang-Menü einmal mehr bewies, dass er sich auch in 181 Meter Höhe auf Aromen-Kompositionen versteht, dürfen sich Klassik-Freunde auf doppelten Genuss freuen: Zweimal jährlich finden künftig im Sterne-Restaurant 181 im Münchener Olympia-Turm „Vierjahreszeiten-Galas“ statt – musikalisch und auf dem Teller. Und zwei crescendo-Leser können zum Auftakt am 11. Juli dabei sein. Wir verlosen zwei Eintrittskarten unter allen Teilnehmern der Online-Umfrage auf www.crescendo.de Mark Mast, Celibidache-Meisterschüler und umtriebiger Intendant der Bayerischen Philharmonie, sowie Otto Koch, prominenter Sterne-Koch und Patron des Restaurants 181, wollen mit diesem klassisch-kulinarischen Höhenflügen „neue, ungewöhnliche Akzente im Münchner Musikleben“ setzen. Neben den für im Juli und November geplanten „Vier-Jahreszeiten-Galas“ soll es auch kürzere, unkomplizierte Mittagskonzerte geben. Der sogenannte „Classic Lunch“ findet an fixen (Mittwochs-)Terminen verteilt übers ganze Jahr statt. Wie das abläuft? Im Kreise – zumindest bei den Classic Lunches. Weil sich das Restaurant seit jeher des guten Ausblickes wegen im Kreise dreht, werden die Speisenden immer wieder zu Zuhörern, wenn sie an einem musikalischen Quartett vorbeikommen. Bei den Gala-Veranstaltungen hingegen werden Speisen und Hören bewusst getrennt. Spitzen-Musik und Spitzen-Küche sollen jeweils für sich wahrgenommen werden können, nicht als Beilage des anderen. Bei diesen Veranstaltungen tritt jeweils das Kammerorchester auf. Wie gut das zusammen schmeckt, war sowohl beim ersten Classic Lunch als auch zur Gala-Menü-Einstimmung zu hören: „Die Akustik ist hier oben erstaunlich gut“, zeigte sich Mark Mast selbst überrascht. Das Publikum habe zudem den Vorteil sehr Oben: Sternekoch Otto Koch mit Mark Mast Musikern in 181 Metern Höhe im Restaurant des Münchner Fernsehturms.

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nahe am Orchester zu sitzen. Für Mast Anlass, den Konzertsaal in 181 Meter Höhe flugs zu „unserer neuen Homebase“ zu erklären. Denn wo andere Münchener Orchester über die Akustik ihrer Heimatsäle klagen, haben die sechs Klangkörper der Bayerischen Philharmonie erst gar keine permante Bühne. Geübt wird im vereinseigenen Haus in der Bäckerstraße – wobei gerade das Engagement für die „pädagogischen“ Klangkörper – Kinderchor, Kinderphilharmonie und Jugendorchester – bemerkenswert ist. Die jungen Musiker des Kammerorches­ ters schien das luftige Ambiente bei der Generalprobe sichtlich zu beflügeln. Von Mast als „19 der besten von unseren 700 Musikern“ gekonnt serviert, stellten sie sich nach dem Auftritt jeder einzeln vor. 14 Nationen waren unter den 19 Musikern vertreten. Otto Koch, der nicht minder polyglotte Sternekoch, geriet als passionierter Klassik-Fan ins Schwärmen: „So viel Talent in einem Ambiente mit solch einem Weitblick – das eröffnet doch ganz neue Perspektiven“. Welche Gaumen-Perspektiven er bei der ersten Vierjahreszeiten-Gala eröffnen werde – eher von den Klängen inspiriert oder vom Titel der Veranstaltung – wollte er indes noch nicht verraten. Es wird wohl nicht nur genauso gut klingen, es wird auch genauso gut schmecken wie zu ebener Erde – nur eben mit besserem Ausblick.

Zwei Plätze sind für crescendo-Leser reserviert Für die beiden ersten „Vier-Jahreszeiten-Galas“ mit ­ dem Kammer­orchester der Bayerischen Philharmonie unter Mark Mast im Restaurant 181 im Münchner Olympia­turm bei Sterne­koch Otto Koch haben wir jeweils zwei Plätze für Sie reserviert. Einfach an unserer Online-Umfrage auf www.crescendo.de teilnehmen, ein wenig Glück bei der Verlosung haben – und Sie sind dabei. Termine: 11. Juli und 14. November 2012 Termine für die „Classic Lunches“: jeweils Mittwoch mittags im Juni, Juli, Oktober, November und Dezember 2012 Kontakt Restaurant 181, Tel.: +49-(0)89-35 09 48-181 info@restaurant181.com / www. restaurant181.com


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l e b e n s a r t

hambuRG ... aus der Sicht eines Musikers

Wer in der Hansestadt klassische Musik sucht, sollte sich nicht vom Spektakel um die Elbphilharmonie stören lassen. Pianist Sebastian Knauer führte uns einen Tag durch seine Heimat und verriet seine Lieblingsplätze. V O N C l e m e n s Ma t u s c h e k

Dorothee in der Dorotheenstraße, Maximilian in der Maximilian­ straße – gut gelaunt unter „seinem“ Straßenschild zu posieren, zählt zu den beliebtesten Touristenschnappschüssen. Wenn aber Sebastian­Knauer extra eine Leiter erklimmt, um sich standsicher und standesgemäß in der Hamburger Knauerstraße ablichten zu lassen, steckt weit mehr dahinter als eine lustige zufällige Namens­ gleichheit. Der international erfolgreiche Konzertpianist entstammt einer traditionsreichen Hamburger Dynastie, die ihre Wurzeln bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen kann. Sein Ahnherr Georg Andreas­Knauer handelte einst mit Waren, Wein und Immobilien und begründete ein Krankenhaus – und diese Straße ist wirklich nach seiner Familie benannt. Na, wenn das keine schlagende Quali­ fikation zum Stadtführer ist! Vier Stunden lassen wir uns von Sebastian Knauer die Stadt zeigen, in der er 1971 geboren wurde. Hier leitete sein Vater beim Radiosender NDR den Kulturkanal und das Sinfonieorchester, hier 42

freundete sich der Junior mit dem Klavier-Repertoire an, das er seit­ her in Konzertsäle auf der ganzen Welt trägt. Sogar für Bill Clinton­ hat Knauer schon gespielt. Heute aber kommt er gerade von der Edelfüllerschmiede Montblanc, wo er ein Lunchkonzert für die Mit­ arbeiter gegeben hat. „Wir sind ja gewissermaßen beide Hamburger Institutionen“, flachst er in betont breitem Hamburger Akzent, der zwar nicht über den spitzen Stein stolpert, aber stark an Olli Ditt­ richs Kultserie „Dittsche“ erinnert. Mit seinem markanten Gesicht, dem Dreitagebart und den zusammengekniffenen Augen könnte man sich Knauer jedenfalls auch auf der Brücke einer Hafenfähre vorstellen. Als Beförderungsmittel wählen wir heute lieber seinen schwarzen­SUV, mit dem er uns kundig durch seine Heimatstadt chauffiert. Eigentlich passt ein so wuchtiges Auto ja gar nicht zu seinem­Klavierspiel, das sich – etwa bei seinem aktuellen Lieblings­ komponisten (und ebenfalls gebürtigen Hamburger) Mendelssohn –­ www.crescendo.de

Juni – Augus t 2012

Foto: Marco 2811 Fotolia.com; Torsten Kollmer

Pianist Knauer und seine Straße, Blick über die Alster. „Willkommen in der schönsten Stadt der Welt.“


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Joel

Frederiksen

© Éric Larrayadieu

Eine Hommage an Nick Drake im Geist des elisabethanischen Zeitalters

CD HMC 902111

eher durch filigrane Technik und einen feinen Sinn für Klänge und Stimmungen auszeichnet. „Aber um mit meiner Frau und meinen beiden Kindern in den Skiurlaub zu fahren, ist es per­ fekt“, sagt Knauer grinsend und verfrachtet den Kindersitz auf die Rückbank, um vorn im Auto Platz zu schaffen. Auf dem Weg zur ersten Station, der Laeiszhalle, passieren wir sogar das Piano­ haus „Klavier Knauer“ – „ein weit entfernter Vetter“. Sebastian­ Knauer hält sich aber lieber direkt an Steinway & Sons, die ihre Flügel seit 1880 in der Hansestadt bauen. Man erkennt sie übrigens am Hochglanzlack, während die in New York produzierten Instru­ mente matt gestrichen werden. Die Laeiszhalle – sprich „Leißhalle“, früher auch einfach Musikhalle genannt – entstand nur wenig später, 1908. Benannt ist sie nach dem Reeder Carl Heinrich Laeisz und seiner Frau Sophie Christine, die das neobarocke Haus stifteten. Heute bil­ det sie mit ihrem prachtvollen, schnörkelig-goldenen Großen Saal und dem 50er-Jahre-Kammermusiksaal das unumstrittene Zen­ trum des norddeutschen Musik­lebens. Regelmäßig gastieren hier die Top-Stars aus Klassik und Jazz. Außerdem reklamieren gleich vier renommierte Orchester die Halle als Heimstätte: das NDR Sinfonieorchester mit seinem neuen Chefdirigenten Thomas Hen­ gelbrock, die Hamburger Philharmoniker, die unter ihrer australi­ schen Generalmusik­direktorin Simone Young auch die Staatsoper an der Dammtorstraße bespielen, die Hamburger Symphoniker und das kleine, aber sehr feine Ensemble Resonanz – gar nicht zu reden von unzähligen weiteren Hamburger Klangkörpern, Chören und Kammermusikformationen, die jährlich fast eine halbe Million Besucher anlocken. Im Großen Saal proben gerade die Hamburger Symphoniker. Leise, gaaanz leise schlüpfen wir hinein, um ein Foto zu schießen – „die Laeiszhalle darf auf unserer Tour einfach nicht fehlen“, fin­ det Sebastian Knauer. Er selbst stand hier schon mit 13 Jahren zum ersten Mal auf der Bühne. „Davor bin ich allerdings auch schon vor 4.000 Gästen im CCH (Congress-Centrum Hamburg) aufgetreten“, erinnert sich Knauer. „Richard Clayderman – der war damals noch berühmt – gab ein Konzert, und der Veranstalter suchte ein Ham­ burger Wunderkind, das mit ihm auftreten sollte. Tja, das war ich. Ich war neun oder zehn, hatte einen blonden Pagenkopf, eine rote Weste und spielte Brahms-Walzer, während er hinter mir stand. Ein Erlebnis der besonderen Art ...“ Anfang November wird er das nächste Mal auf dem Podium der Laeiszhalle Platz nehmen, um gemeinsam mit den Hambur­ ger Symphonikern Schumanns Klavierkonzert a-Moll aufzuführen. Die Vorfreude ist groß – und wird noch gesteigert, als wir drau­ ßen auf dem Johannes-Brahms-Platz einem freundlichen Herrn in die Arme laufen, der gerade seinen Hund spazieren führt. Es handelt sich um den Symphoniker-Intendanten Daniel Kühnel, der die Bedürfnisse seines vierbeinigen Freundes (es handelt sich um einen Deutschen Pinscher namens Lotte) gerne zum Anlass nimmt, für kurze Zeit seinem Schreibtisch zu entkommen. Darauf dürften sich erhebliche Papierstapel türmen, denn Kühnel möchte seinen Klangkörper­gemeinsam mit Chefdirigent Jeffrey Tate zum A-Orchester ausbauen. Für einen kleinen „Schnack“ mit dem pia­ nistischen Lokalmatador nimmt er sich dennoch gerne Zeit, bevor er samt Hund wieder dem Künstlereingang rechts der Laeiszhalle zustrebt. Überhaupt bewegt sich gerade viel im Hamburger Kultur­ leben. Um die Tragweite zu begreifen, muss man hinunter an die Elbe. An die Spitze der neuen Hafencity. Ein ganzer Stadtteil ist hier im Entstehen, an seiner westlichen Spitze gekrönt von der Elbphil­ harmonie. Im Jahre 1401 hat man hier angeblich den legendären Freibeuter Klaus Störtebeker hingerichtet, heute wird ein Konzert­ haus der Superlative errichtet. 110 Meter hoch schwingt sich seine schimmernde Fassade auf – eine spektakuläre gläserne Welle über

REQUIEM FOR A PINK MOON Joel Frederiksen, Bass, Laute Ensemble Phoenix Munich Für dieses Projekt haben sich Joel Frederiksen und seine Musiker wieder früheren Zeiten zugewandt … zur Abwechslung einmal den wilden Siebzigern. 1974 nämlich verstarb mit gerade einmal 26 der englische Singer-Songwriter Nick Drake, der erst lange nach seinem Tod berühmt wurde. 1972 veröffentlichte er mit „Pink Moon“ sein bestes Album, eine Legende der späten Siebzigerjahre. Hier erlebt es, als ein Streifzug durchs elisabethanische Zeitalter, sein Revival. Ein ausgesprochen ungewöhnliches Projekt, das sicher die Fans von Nick und Joel gleichermaßen neugierig machen wird …

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l e b e n s a r t

das Hamburger Musikleben. Und wenn sie der Elbe. Den Sockel bildet der historische erstmal eröffnet ist und die Akustik so toll ist, Kaispeicher aus Backstein, in dem früher wie wir alle hoffen, dann wird aller Ärger um Tee und Kakao lagerten. Im Inneren ähnelt den Bau verflogen sein, und alle Welt wird die Konfiguration zwar der Laeiszhalle: ein Hamburg um dieses Haus beneiden.“ großer Saal mit etwa 2.000 und ein kleiner Schließlich lässt es sich Sebastian Knauer mit 500 Plätzen. Doch die Elbphilharmo­ nicht nehmen, auf dem Heimweg ins schi­ nie wird viel mehr sein: ein Hotel, eine kos­ cke Eppendorf noch einen kleinen Schlenker tenlos zugängliche Aussichtsplattform, ein über die Reeperbahn zu machen, „Hamburgs öffentlicher Raum, ein kühnes Statement. Die kultigste Straße“. Früher wurden hier lange Architekten, das Schweizer Büro Herzog & Schiffstaue, Reepe, hergestellt, heute hängt de Meuron, haben mit der Tate Modern und mancher am Ende einer langen Partynacht neuen Stadien in Peking und München bereits in den Seilen. Verwegene Bars und Stripclubs Bauwerke von Weltrang entworfen. Die Elb­ stehen in trauter Eintracht neben Tanzlokalen philharmonie aber gleicht dem Versuch, ein und dem Theaterhaus des Nonnenmusicals Wahrzeichen zu schaffen. „Sister Act“. Am Beginn der „Großen Frei­ Wenn sie nur endlich fertig würde. Die heit“ erinnert die metallene Silhouette einer Stadt Hamburg und die Baufirma Hochtief Knauer vor der Laeiszhalle am Johannes vierköpfigen Band daran, dass die Beatles hier liegen seit Monaten im Clinch, schon mehr­ Brahms Platz in der Hamburger Innenstadt. 1960 ihren Durchbruch feierten. „Früher war fach musste die Eröffnung verschoben wer­ den. „Einfach ärgerlich“ findet Knauer das. „Hamburg hat ja schon ich hier natürlich auch Party machen“, seufzt Knauer und blickt jetzt eine unglaublich breite Musikszene auf einem hohen Niveau. wehmütig aus dem Autofenster, „aber inzwischen bin ich wohl zu Aber eine fertiggestellte Elbphilharmonie würde die internationale alt, um noch über den Kiez zu ziehen.“ Immerhin bleibt ihm Udo Strahlkraft natürlich enorm erhöhen.“ Bislang bleibt dem musik­ Lindenbergs Song „Reeperbahn“, ein Klassiker. Überhaupt, der Udo. begeisterten Hamburgreisenden nur, die Baustelle zu besichtigen Er ist für Hamburg, was Franz Beckenbauer für München ist. Sebas­ – allemal ein beeindruckendes Erlebnis, allein des Panoramablicks tian Knauer hat ihn mal an Bord eines Kreuzfahrtschiffes getroffen: über Stadt und Hafen wegen. Nur um die stark begehrten Karten „Er stellte seine Bilder aus, ich gab ein Konzert. Später haben wir an der Bar ein paar Eierliköre getrunken. Der Typ ist ein echtes Origi­ sollte man sich rechtzeitig kümmern (www.elbphilharmonie.de). Scheinbar gänzlich unbeeindruckt von der unbefriedigenden nal – und überhaupt nicht abgehoben.“ Nicht abgehoben – das trifft, so die Erkenntnis am Ende des Situation auf der Baustelle ist Christoph Lieben-Seutter, seit 2007 Generalintendant von Laeiszhalle und Elbphilharmonie. Seit drei Tages, sowohl auf Hamburg als auch auf Sebastian Knauer zu. Jahren macht er mit den „Elbphilharmonie Konzerten“ Furore, die „Wenn ich nicht gerade auf Tournee bin, sondern zu Hause aufwa­ eben einstweilen in der Laeiszhalle oder an anderen, ausgefallenen che, schalte ich immer den Sender Radio Hamburg ein, der seine Spielorten stattfinden. Als Eröffnungstermin rechnet man vorsich­ Hörer mit dem Satz ‚Willkommen in der schönsten Stadt der Welt’ tig optimistisch mit 2015. Egal, meint Knauer: „Die Elbphilharmo­ begrüßt“, sagt Knauer, und seine Augen funkeln vor Vergnügen. nie sieht schon jetzt grandios aus und hat einen positiven Effekt auf „Und dann denke ich: Jawoll, so ist es.“ n

Hamburg für Klassik-Liebhaber

Die wichtigsten Tipps für einen Besuch in der norddeutschen Kulturmetropole

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Vor oder nach dem Konzert?

Und als Kontrastprogramm:

Das gastronomische Angebot in Hamburg ist schier u­ nüberschaubar. Die besten Chancen, nach einem Konzert in der Laeiszhalle noch die Künstler zu treffen, haben Sie im nur wenige Schritte entfernten Marblau. Knauers Geheimtipp ist das Tarantella (2, www.tarantella.cc) im Casino am Stephansplatz: „Freddy ist der beste Koch Hamburgs“. Für das Frühstück am nächsten Morgen empfehlen wir das Café im neoklassizistischen Literaturhaus am östlichen Ufer der Außenalster.

Hamburg lebt von Gegensätzen. Wer es beschaulich mag, spaziert längs der Außen­alster – hier trifft man Heerscharen von Joggern und – so Knauer – „alle zehn Meter alte Bekannte“. Gleiches gilt für die Geschäfte rund um die Flaniermeile Jungfernstieg an der Binnenalster. Das Herz Hamburgs aber schlägt im Hafen, der seit Jahrhunderten den Ruf als „Tor zur Welt“ begründet (3). Eine gute Alternative zu den kommerziellen Hafenrundfahrten sind die Fähren des Verkehrsverbunds HVV, die bis zur Airbus-Werft nach Finkenwerder reichen. Oder man durchwandert den Alten Elbtunnel und gönnt sich den spektakulären Blick auf die Hamburger Skyline – inklusive Elbphilharmonie. www.crescendo.de

Juni – Augus t 2012

Fotos: Torsten Kollmer, Relais&Châteaux/Philippe Schaff

Wo übernachten? Hamburgs berühmteste Hotels stehen an Binnen- und Außenalster: Das Vier Jahreszeiten und das Atlantic, in dem auch Udo Lindenberg residiert. Sebastian Knauer dagegen empfiehlt das gediegene Hotel Abtei (1, www.abtei-hotel.de) in Harvestehude und, für den gehobenen Bedarf, das Park Hyatt in der Innenstadt. Gastierende Künstler steigen gerne im modernen Side Hotel zwischen Laeiszhalle und Oper ab.


Unvergessliche Filmmelodien

in leichten Arrangements

für globetrotter Die internationalen Höhepunkte von Juni bis August

Termine

Wien

6.-16.6. Eigentlich ist die Sopranis­ tin Annette Dasch eher als Operndenn als Operettensängerin bekannt. An der Wiener Volksoper gibt sie sich im Juni­ in „Madame Pompadour“ in der Titelrolle die Ehre. Mit bekannten Liedern wie „Joseph, ach Joseph, was bist du so keusch“ wurde Leo Falls Oper zum Riesenerfolg. Karten: www.volksoper.at

London

4.-7.7. Bryn Terfel möchte die Musik aus

seiner Heimat Wales einem breiteren Pub­ likum zugänglich machen. Im Juli bringt er deswegen ein eigenes Festival-Format in die britische Hauptstadt: Im Rahmen des South­ bank Centre‘s Festival veranstaltet Terfel das sogenannte „Brynfest“ – vier Abende mit Musik aus seiner Heimat, an denen er nicht nur selbst singt, sondern auch Gaststars ein­ geladen hat. Unter anderem den Komponis­ ten Karl Jenkins und den London Welsh Male Choir. Karten: www.southbankcentre.co.uk

Carsten Gerlitz

Los Angeles

Movie Classics

19.8. Bei einem Besuch in LA lohnt ein

Konzert mit den Los Angeles Philharmonic eigent­lich immer – schließlich ist nicht zu­ letzt dessen Chefdirigent Gustavo Dudamel ein echtes Erlebnis. Im August ist Plácido­ Domingo­ erstmals mit dem DirigentenWunder­in einem Konzert zu erleben. Zu hö­ ren gibt es große Opernarien und lateiname­ rikanische Lieder. Karten: www.hollywoodbowl.com

18 bekannte Filmmelodien 72 Seiten, Ausgabe mit CD ISBN 978-3-7957-5452-5 ED 20019 · € 17,99

Amsterdam

21.8. Die georgische Pianistin Khatia Buni-

atishvili ist eine der aufstrebenden KlavierVirtuosinnen. Gemeinsam mit dem hr-Sinfonieorchester und Chefdirigent Paavo Järvi musiziert sie, bekannt für ihre ebenso drama­ tischen wie eigenwilligen Interpretationen, im Amsterdamer Concertgebouw Robert Schu­ manns hochromantisches Klavierkonzert op. 54. Schubert und Brahms runden diesen – rein epochentechnisch ausgesprochen roman­ tischen – Abend ab. Karten: www.concertgebouw.nl

Festival-Hoteltipp

Für Auge und Ohr Das Menuhin-Festival in Gstaad bietet nicht nur große Konzerte, sondern auch frisch renovierte Übernachtungsmöglichkeiten.

18 Klassiker der Filmgeschichte Von Moon River (Breakfast at Tiffanies) bis My Heart Will Go On (Titanic)

MA-1074-01 · 05/12

Foto: Hotel Solana

Alle Lieder sind als professionelle Einspielungen auf der beiliegenden CD enthalten

Gehört mehrheitlich dem schweizerischen Blindenverband: Solsana-Hotel, Gstaad.

Auch in diesem Sommer pilgern Musikstars und Fans aus aller Welt vom 20. Juli bis 8. September 2012 zum Menuhin-Festival nach Gstaad. Der exklusive Ort im Berner Ober­ land putzt sich Jahr für Jahr auch gastronomisch heraus: So wurde das offizielle Part­ nerhotel des Festivals, das 5-Sterne Wellness & Spa Hotel Ermitage, für knapp 40 Mil­ lionen Franken renoviert (www.ermitage.ch). Ebenfalls aufgehübscht hat sich das Hotel Solsana in Saanen, einem Vorort von Gstaad. Das Solsana ist eines der wenigen Häuser, die Behinderten- und Blindengerecht eingerichtet sind. Während des Festivals sind zum Beispiel Übernachtungen inklusive Tickets, 4-Gänge-Menu und Transfer zum Konzert­ saal direkt über das Hotel buchbar. Infos unter www.solsana.ch. n 45

Carsten Gerlitz

Movie Classics 2

16 Most Popular Film Hits ISBN 978-3-7957-4572-1 ED 21124 · € 17,99


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Wir machen Dinge, die es anderswo nicht gibt •

Volker Mattern, Leiter Bayer Kultur

Lässt das Klavier „singen“: Alexander Krichel aus Hamburg

Foto: Steven Haberland

Herr Mattern, Bayer Kultur wurde kürzlich mit zwei der wichtigsten nationalen bzw. internationalen Sponsoring-Awards im Bereich Kultur ausgezeichnet. Stolz? Dass wir in beiden Fällen nicht nur für unsere 100 Jahre lange Tradition als Leverkusener Kulturinstitution, sondern auch für die nachhaltige Förderung des künstlerischen Nachwuchses ausgezeichnet wurden, freut uns ganz besonders, denn darin sehen wir einen zentralen Aspekt unserer Arbeit. Und das, obwohl Bayer gar kein festes Ensemble hat. Genau aus diesem Grund war es mir von Beginn an ein Anliegen, etwa l’arte del mondo und die jeweiligen stART-Künstler fest an unser Haus zu binden und mit weiteren ständigen Kooperationspartnern, wie etwa der „Busch-Hochschule“ in Berlin, neben unseren Gastspielen auch hochkarätige Eigenproduktionen auf die Bühne zu bringen. Die Gattung Oper ist auch neu, oder? Als Musiktheatermann hat es mich natürlich geschmerzt, dass die Oper bei Bayer Kultur keine Rolle spielte. Mit der „Jungen Oper Leverkusen“ kehrt diese Gattung nun aber endlich in unseren Spielplan zurück. Das Abonnement ist zwar klein, aber konzeptionell ambitioniert. Ergänzt wird es regelmäßig durch Musiktheaterproduktionen für Kinder. Was erwartet die Besucher noch? Unsere Spielzeitthemen sind immer bewusst weit gefasst. Das Thema 12/13 heißt „Innenwelten-Außenwelten“ und beschäftigt sich in allen Musikreihen intensiv mit Franz Schubert. Aber auch die Veranstaltungen der anderen Sparten kreisen um dieses komplexe Thema. Für wen macht Bayer Kultur sein Programm? Das machen wir traditionell für die Bürger der Stadt Leverkusen. Seit einiger Zeit bemühen wir uns aber auch verstärkt darum, Publikum aus den Metro­polen Köln und Düsseldorf zu locken. Und natürlich können auch die zahlreichen Geschäftspartner aus der ganzen Welt in Leverkusen erfahren, dass bei uns häufig Dinge zu erleben sind, die es anderswo nicht gibt.

stART-schuss Das Nachwuchsprogramm von Bayer Kultur fördert hochtalentierte Nachwuchskünstler

A

ls die Bayer AG Leverkusen im Herbst 2011 auf der fünften Kulturmarken-Gala im Tipi am Berliner Kanzleramt als Kulturinvestor des Jahres ausgezeichnet wurde, war auch und vor allem das stART-Programm der Grund dafür. Stephan-Andreas Casdorff, Chefredakteur des Berliner Tagesspiegels, hob in seiner Laudatio hervor: „So muss es sein, wenn wir Kultur haben wollen. So muss arbeiten, wer Kultur schaffen will. Da lohnt sich die Investition.“ Dass das Förderprojekt stART tatsächlich den Beginn einer wunderbaren Karriere bedeuten kann, belegt aktuell der Fall des Signum Quartetts. Zwar nimmt Bayer­Kultur nach drei Förderjahren nun Abschied, doch muss einem um die weitere künstlerische Laufbahn der vier Streicher nicht bange sein. Bayer Kultur liegt sehr viel daran, den hochtalentierten künstlerischen Nachwuchs aus den Sparten Musik, Tanz, Schauspiel und Kunst nachhaltig und damit für die jeweilige Karriere wirklich tragfähig zu fördern. Die Namen, die man sich – spätestens – nach der kommenden Spielzeit merken sollte, sind Valentin Radutiu (Violoncello) und Alexander Krichel (Piano). Denn die beiden sind die neuen stART-Künstler von Bayer Kultur. Es beginnt nun eine dreijährige, intensive Zusammenarbeit. Krichel, 1989 in Hamburg geboren, gehört mittlerweile zu den vielversprechendsten deutschen Nachwuchspianisten. Publikum und Presse loben seine herausragende Technik und seine zugleich jugendlich-gefühlvollen und analytisch-durchdachten Interpretationen sowie die Fähigkeit, das Klavier singen zu lassen. Dem Cellisten Valentin Radutiu, 1986 in München geboren, wird ein aufregend eigener, energiereicher, in der Höhe berückend singender, in den tiefen Registern stets klar konturierter, grummel- und brummelfreier männlicher Ton attestiert. Foto: Pedro Malinowski

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highlights

Bayer Kultur

Edita Gruberova

Edita Gruberova wird sich nach Jahren der Mozart-­ Abstinenz zusammen mit l’arte del mondo wieder dem Opernrepertoire dieses Komponisten zuwenden. Im Bayer Kulturhaus entsteht auch eine CD und im Rahmen von stART gibt Edita Gruberova zwei Masterclasses. 7. April 2013 im Bayer Kulturhaus

Uraufführung

Foto: Rüdiger Breitbach

Das 150. Jubiläum der Bayer AG 2013 ist Anlass eines Kompositionsauftrages an Walter Steffens zu einer „Musikalischen Bildreflexion“ über Gerhard Richters „Abstract Picture (555)“. Das Violinkonzert wird von Alina Pogostkina und dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin uraufgeführt.

Valentin Radutiu verfügt über technische Souveränität und musikalische Intelligenz

Die Auftaktveranstaltung der ersten gemeinsamen Spielzeit beginnt gleich mit einem Paukenschlag. Alexander Krichel wird im August 2012 im Bayer Kultur­ haus seine erste SONY-CD einspielen. Bezug nehmend auf das Spielzeit-Thema „Innenwelten-Außenwelten“ stehen Werke von Robert Schumann und Franz Schubert auf dem Programm. Mit diesem Repertoire stellt er sich auch bei seinem Recital am 26. Februar 2013 dem Publikum vor. Am 13. September 2012 präsentiert sich Valentin Radutiu mit seinem Klavierpartner Per Rundberg in der Kammermusik-Reihe. Dabei steht unter anderem die Sonate seines rumänischen Landsmanns George Enescu als veritable Entdeckung auf dem Programm. In der Sinfoniekonzert-Reihe ist Radutiu am 12. März 2013 der Solist in Peter Ruzickas Konzert für Violoncello und Kammerorchester „Über die Grenze“. Weitere stARTTermine sind die Uraufführung von „Barfuß auf dem Eise“, einem Stück über Franz Schubert von Julia Riegel und Caroline Neven Du Mont sowie das Konzert des Benjamin Schaefer Trios am 3. November 2012 bei „Jazz at midnight“. stART beinhaltet eine gezielte Förderung der Nachwuchskünstler. Konzerte, CD-Produktionen, Probenmöglichkeiten und die Realisierung individueller künstlerischer Projekte schaffen wichtige Voraussetzungen zur erfolgreichen Weiterentwicklung der persönlichen Karriere. Und die „Fälle“ der ersten stART-Künstler belegen, dass es sich bei dem Engagement tatsächlich um einen „stART“Schuss handelt: Der Pianist Hardy Rittner etwa hat für seine CDs schon zwei ECHO-Klassik-Preise erhalten, während das Signum Quartett von der BBC in ihr Förderprogramm aufgenommen wurde. Übrigens: Bayer Kultur verabschiedet seine stART-Künstler ganz bewusst nicht mit dem rheinischen „Tschö“, sondern mit einem „auf Wiedersehen“. In der aktuellen Spielzeit waren die öffentlichen GeneSie wollen dabei sein? ralproben mit dem Signum Quartett derart beliebt, Kartenservice: dass es diese auf Bitten der Künstler weiterhin Tel. +49-(0)214-30412-83/84, geben wird. Jörg Widmann war von der Zusamkartenbuerokultur@bayer.com menarbeit so begeistert, dass es im Bayer Kulturoder bei koelnticket.de haus zur ersten zyklischen Aufführung seiner fünf Tel. +49-(0)221-2801 Streichquartette an einem Abend kommen wird. Informationen:

12. April 2013 im Bayer Kulturhaus, 13. April 2013 im Radialsystem Berlin

WID M ANN ZYKLIS CH

Die fünf Streichquartette Jörg W ­ idmanns bilden einen überdimensionalen Sonatensatz-Zyklus. Das Signum Quartett und die Sopranistin Barbara Emilia Schedel führen die fünf Quartette zum ersten Mal an einem Abend in zyklischer Form auf. Auch dies verbunden mit einem Workshop von Jörg Widmann. 7. Mai 2013 im Bayer Kulturhaus

Kinderoperette

Die Uraufführung von „Das Gift im Lift“ – einer Kinderoperette von Kay Link nach Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ – wurde im März 2012 stürmisch umjubelt. Die erste Musiktheaterproduktion für Kinder von ­Bayer Kultur ist im Dezember erneut zu erleben. ab 15. Dezember 2012 im Bayer Kulturhaus

kalender Mo. 11.06. 20.00 Igor Levit So. 09.09. 18.00 Gluck: Le Cinesi / l’arte del mondo Do. 13.09. 19.30 Valentin Radutiu / Per Rundberg Mo. 01.10. 19.30 Alexej Gorlatch So. 21.10. 18.00 Riegel/Neven Du Mont: Barfuß auf dem Eise (UA) Mo. 05.11. 19.30 Thomas Zehetmair / Ruth Killius Mi. 05.12. 19.30 Irma Issakadze Di. 26.02. 19.30 Alexander Krichel

www.kultur.bayer.de

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junge oper leverkusen Mit Beginn der Spielzeit 2012/13 hält auch die Oper – „die unmöglichste aller Kunstgattungen“ – wieder Einzug in den Spielplan von Bayer Kultur.

Foto: peuserdesign.de

„Le Cinesi“ feierte in Potsdam-Sanssouci ­Erfolge. Nun kommt die Oper nach Leverkusen.

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r sei nun einmal ein Musiktheater-Mann, schildert Bayer und Leverkusen­zu sehen sein. „Eine spannende Entdeckung“, Kultur-Chef Volker Mattern sein Streben, auch die Gattung verspricht Volker Mattern. Edita Gruberova wird sich nach vielen Jahren der MozartOper im breitgefächerten Angebotskatalog zu etablieren. „Und es hat mich am Anfang ein wenig geschmerzt, dass Abstinenz zusammen mit l’arte del mondo wieder dem Opernrepereine der wichtigsten Kunstgattungen in unserem Angebot gar nicht toire des Salzburger Komponisten zuwenden – mit der Premiere in präsent war.“ In der Spielzeit 2010/11 wurde dem heiteren Musik- Leverkusen. Darauf freut sich eine weltweite Fangemeinde. Dieses theater in der Reihe Boulevard & Broadway wieder ein fester Platz Konzert-Projekt wird zudem auf CD festgehalten und tritt schließlich eingeräumt und in der kommenden Spielzeit hält auch die Oper wie- seine Reise durch die bedeutendsten Konzerthäuser der Welt an. Auch hier werden junge Sängerinnen und Sänger gefördert, denn der Einzug in den Spielplan von Bayer Kultur. „Schier unglaubliche Suggestionskraft entwickeln die Musi- Edita Gruberova gibt in Leverkusen zwei Masterclasses. Neben Barock und Vorklassik bildet die zeitgenössische Oper ker auf der Bühne“, überschlug sich die Presse geradezu vor Lob. Lob über das permanente Orchestra in Residence l’arte del mondo die zweite Säule des kleinen aber ambitionierten Abos. 2012/13 unter der Leitung von Werner Ehrhardt. Bayer Kultur hat wahr- steht Edward Rushtons „Leinen aus Smyrna“ auf dem Spielplan. lich ein exzellentes Orchester für das barocke und klassische Neben l’arte del mondo gibt es einen zweiten wichtigen Partner: Repertoire im Haus. Dieses wird in der neuen Spielzeit an drei Die „Junge Oper Leverkusen“, Mitglied der Rheinischen OpernProjekten des neuen Opernabonnements beteiligt sein. Christoph akademie der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Die Absolventen des Musiktheater-Studiengangs der Köl­Willibald Glucks „Le Cinesi“ feierte schon 2011 bei ner Hochschule erhalten hier die Möglichkeit, den Internationalen Musikfestspielen Potsdamneugierig geworden? Erfahrungen außerhalb des Hochschulbetriebs Sanssouci einen sensationellen Erfolg, an dem Kunststoff lesen zu sammeln. Werner Ehrhardt und sein Orchester maßgeblich KUNSTstoff ist das Bayer Kultur-Magazin mit Ein junges, international renommierbeteiligt waren. Ebenfalls in Kooperation mit den Hintergrundinformationen tes Orchester mit historischen Instrumenten, Potsdamer Musikfestspielen wird die Oper „Peters zu ausgewählten junge, hochtalentierte Sängerinnen und SänBryllup“­(„Peters Hochzeit“) des deutschen KomThemen. ger, junge Regisseure, Dirigenten, Bühnen- und ponisten Johann Peter Abraham Schulz als Erstwww.kultur.bayer.de/de/ KUNSTstoff.aspx Kostümbildner: Die „Junge Oper Leverkusen“. aufführung des 20./21. Jahrhunderts in Potsdam

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Jung und Gut Franz Schubert bildet den „roten Faden“ des Klavier-Zyklus der Spielzeit 2012/13

Die Russin Anna Vinnitskaya bildet den Schlusspunkt der Reihe

Anschlag, polyphonem Spiel und atemberaubender Virtuosität wird die Hörer verblüffen. Eine Künstlerin mit „Gespür für Seelenzustände“, deren Spiel „ein klang-ästhetisches Erlebnis höchster Güte“ ist, nannte die Presse die Pianistin Hideyo Harada. Die japanische Pianistin stellt dem Publikum von Bayer Kultur mit Alexander Skrjabin einen noch immer rätselhaften Komponisten vor. Den Schlusspunkt des Klavier-Zyklus bildet nach dem stART-Künstler Alexander Krichel die Russin Anna Vinnitskaya. Mit traumhafter Anschlagskon­ trolle interpretiert die 29-Jährige Brahms, Debussy, Prokofjew und Schubert. Den „roten Faden“ im Zyklus bildet das Werk Franz Schuberts, des großen „klassischen Romantikers“. Dessen zwischen Außenwelt (seiner tragischen Existenz) und Innenwelt (seinem berückenden, intimen, unglaublich dichten musikalischen Œuvre) zerrissene Persönlichkeit ist dabei Paradigma für die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Spielzeitthema „Innenwelten-Außenwelten“. Foto: Gela Megrelidze / Naïve

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ie sind jung. Und sie sind gut. Verdammt gut. Die Rede ist von den Protagonisten des Klavier-Zyklus von Bayer Kultur. „Wo mag das dann noch hinführen?“, fragt man sich vor dem Hintergrund der Behauptung, Musiker würden mit zunehmendem Alter immer besser. Seit Beginn der Spielzeit 2011/12 und im Verlauf der drei folgenden Spielzeiten präsentiert Bayer Kultur die 20 interessantesten jüngeren Pianistinnen und Pianisten der Welt. Den Auftakt macht 2012/13 Dejan Lazi´c . Der aus Kroatien stammende Pianist spiele „frisch, spontan und leidenschaftlich”, meinte einst die New York Times – was ihn für das Programm zwischen Tanz, Volksmusik und künstlerischer Vollendung prädestiniert. Auf dem Plan stehen Werke Scarlattis, Bartóks und Schuberts. „Bei Wettbewerbsgewinnern“, meinte der 22-jährige russische Pianist Alexej Gorlatch nach dem Gewinn des ARD-Musikwettbewerbs 2011, „stellt man sich oft die Frage: Wer ist das? Diese Frage möchte ich mit meiner Musik beantworten.“ Das Leverkusener Publikum wird es verstehen. Franz Schuberts letztes Instrumentalwerk, die B-Dur-Klaviersonate steht auf dem Programm der gebürtigen Georgierin Irma Issakadze. Deren Ausdrucksstärke, verbunden mit glasklarem

Termine: 10./11.09. (Lazi´c ), 01./ 02.10. (Gorlatch), 04./ 05.12. (Issakadze), 14./15.01. (Harada), 26./27.02. (Krichel), 22./ 23.04. (Vinnitskaya)

Aufforderung zum „Mitmachen!“ Bayer Kultur will Kinder und Jugendliche aktiv an Kultur heranführen

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Foto: Pedro Malinowski

ie entsteht eine Theaterproduktion? Woher kommt das Bühnenbild? Welche Aufgabe hat ein Regisseur? Wie laufen die Proben ab? Das sind Fragen, die sich die Mitwirkenden im Dezember von Schülerinnen und Schülern gefallen lassen müssen. Denn dann finden die Wiederaufnahmeproben zur Kinderoperette „Das Gift im Lift – warum Orpheus ganz nach unten fuhr“ statt. Aus dem berühmten Dauerbrenner „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach hat der Regisseur und Autor Kay Link im Auftrag von Bayer Kultur eine höchst vergnügliche Kinderoperette geschaffen, die im März 2012 ihre umjubelte Uraufführung hatte. „Mitmachen!“ ist die Aufforderung und der imperative Titel der „Education“-Reihe von Bayer Kultur. In zwei Kategorien – Kinder und Jugend –

haben die Veranstalter ein vielseitiges und spannendes Angebot konzipiert. Neuer Berlin-Partner ist übrigens das Junge DT – die Jugendsparte des Deutschen Theaters Berlin. Ziel ist es auch, das „Publikum von morgen“ zu generieren, doch Bayer Kultur verwendet eben nicht den obligatorischen Zauberflöte-für-Kinder-Holzhammer. In Formaten wie Theaterworkshops, Kunstateliers oder Gesprächskonzerten möchte Bayer Kultur Kinder und Jugendliche aktiv mit Kunst, Musik, Tanz und Theater bekannt machen – nicht nur als Zuschauer, sondern auch als Akteure. l’arte del mondo wird mit den „Vier Jahreszeiten“ im Gepäck Schulen besuchen, Julia Riegel und Caroline Neven Du Mont, Autorinnen des Stücks „Barfuß auf dem Eise“, geben Workshops. Dies sind nur zwei von vielen interessanten Angeboten. Die stART-Künstler Alexander Krichel und Valentin Radutiu werden ebenfalls „Mitmachen!“ Krichel wird darstellen, dass Lieder auch ohne Text und nur mir Piano verständlich sind und Radutiu wird der Frage nachgehen: Kann ein Cello wirklich atmen und singen? Ab 15. Dezember 2012: „Das Gift im Lift – warum Orpheus ganz nach unten fuhr“

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e r l e b e n

Jessye Norman (1968)

Heinz Holliger (1961)

Sol Gabetta (1998)

Artemis Quartett (1996)

Wiege der Stars Seit 60 Jahren versammeln sich beim ARD-Musikwettbewerb in München die Talente. Hier zu siegen, ist schon fast eine Garantie für den Durchbruch. V o n T e r e s a P i e s c h a c ó n Rap h a e l

Einst ließ sich der Satyr Marsyas auf ein Wettsingen mit Apoll ein. der ARD. Heute steht er unter der Obhut des Bayerischen Rundfunks. Sein Vorläufer war der „Wettbewerb für junge Solisten“, der Doch Apoll siegte und ließ Marsyas aufhängen und häuten. Heute wird dem Verlierer nicht mehr das Fell über die Ohren gezogen, Ende der Vierziger Jahre von Radio Frankfurt durchgeführt gleich zwei Sängerinnen entdeckte, die Weltkarriere machten: Christa doch jeder Sieg wird ein bisschen wie ein Gottesurteil behandelt Ludwig und Erika Köth. und der Sieger als der „Beste“ gefeiert; etwa dann, wenn er aus dem Über 500 Bewerbungen gingen für den diesjährigen Wettberenommierten internationalen Musikwettbewerb der ARD hervorwerb ein, der in den Kategorien Gesang, Klarinette und Streichquargeht. Als unlängst der berühmteste Trompeter der Welt Maurice André im Alter von fast achtzig Jahren starb, hallte er in jedem Nach- tett stattfindet. Zu 88 Prozent stammen sie aus dem Ausland. Nebst Biographie und zwei Empfehlungen bekannter Persönlichkeiten, galt ruf nach, sein Sieg im ARD-Musikwettbewerb von 1963, der dem ehemaligen Bergmann eine fulminante Musikerkarriere ermöglichte. es eine (ungeschnittene) Ton-Konzert-Aufnahme einzuschicken, die nummeriert und von einer Vorjury anonym begutachtet wurde – das Und Jessye Norman erinnert sich heute noch an ihr Glück „dabei zu sein“, als sie 1968 in München den 1. Preis im Fach Gesang ergatterte. „Nadelöhr“, durch das der Kandidat „durch muss“, meint Axel LinFür Thomas Quasthoff (1. Preis Gesang 1988) war der ARD-Wettbe- städt, seit 2006 der Künstlerische Leiter des Wettbewerbs. „Die Vorwerb „das Sprungbrett für einen wunderbaren musikalischen Weg.“ jury kennt weder die Namen noch die Nationalität. Nur Nummern. Erst später erfahren sie biographische Details“. Mehr noch, der Juror, Christoph Eschenbach (2. Preis Klavier, 1962) findet ihn „einen der ‚musikalischsten‘ und facettenreichsten Wettbewerbe überhaupt.“ Sol „der einen Studenten im Rennen hat, darf nicht an der Entscheidung mitwirken, er muss das Zimmer verlassen, wenn über seinen SchüGabetta (3. Preis Violoncello, 1998) hingegen war beeindruckt von ler verhandelt wird“. Etwa 200 Kandidaten der „Programmvielfalt“ und der „guten Stim61. Internationaler haben diesen Prozess nun überstanden und mung trotz der angespannten WettbewerbssituaMusikwettbewerb der ARD werden sich Anfang September im öffenttion“. So dürften auch die Karrieren von Mitsuko 6. bis 21. September 2012, München lichen Vorspielen eines Pflicht- und KürUchida, Yuri Bashmet, Christian Tetzlaff, Sharon Informationen und Kartenservice: Repertoires in der Musikhochschule, dem Kam, Heinz Holliger oder Peter Sadlo profitiert Tel.: +49-(0)89-5900-2471 Herkulessaal, dem Carl-Orff-Saal und der haben von ihrem Sieg beim ARD-Wettbewerb. Fax: +49-(0)89-5900-3573 Philharmonie einer hochkarätig und interSeit 1952, also seit sechzig Jahren, gibt es ard.musikwettbewerb@brnet.de national besetzten Jury stellen. Die Sparte ihn nun, den Internationalen Musikwettbewerb www.ard-musikwettbewerb.de 50

www.crescendo.de

Juni – Augus t 2012


Bernd Glemser (1987)

Thomas Quasthoff (1988)

Fotos: BR/ARD-Musikwettbewerb (3); BR/Foto Sessner (2); Dorothee Falke; BR/Hans Grimm

Tecchler Trio (2007)

STAATLICHE HOCHSCHULE FÜR MUS IK UND DAR STELLENDE K UNST STUTTGART 3 0 . S E P T E M B E R – 7 . O K TO B E R 2 0 1 2

JURY P E T E R SC H R E I E R · G U N D UL A JA NOWITZ B I R G I D ST E I N B E R G E R · G R A HA M JOHNS ON W O L F RA M R I E G E R · KUR T WID MER

REPERTOIRE S C H U B E R T, W O L F u. a.

ANMELDESCHLUSS 15. J U L I 2012

SEMIFINALE + FINALE ÖFFENTLICH / EINTRIT T FREI

PREISTRÄGERKONZERT 7 . O K TO B E R 2012

WEITERE INFORMATIONEN W W W. L I E D - W E T T B E W E R B. D E

Gesang etwa steht unter dem Vorsitz von Brigitte Fassbaender und zählt Jurymitglieder wie Juliane Banse und Christoph Prégardien, Tom Krause aus Finnland oder Edith Wiens aus Kanada. Milan Turkovic aus Österreich führt die Jury der Sparte Klarinette, unterstützt von Sabine Meyer, Franklin Cohen (USA) und Eric Hoeprich aus den Niederlanden. Die Kategorie Streichquartett wiederum verantwortet Markus Hinterhäuser aus Österreich und mit ihm Raphael Merlin (Frankreich), Jacqueline Thomas (Großbritannien) und Oyvor Volle aus Norwegen – um nur einige zu nennen. Im ersten und zweiten Durchgang kann jeder Juror bis zu 9 Punkte vergeben. Mit mindestens 6 Punkten rückt der Kandidat in die nächste Runde. Ab dem Semifinale ist das Niveau erfahrungsgemäß so hoch, dass Unterschiede nur graduell auszumachen sind, schließlich bestehe, so Musikkritiker Joachim Kaiser, „an der Kunst der sechs Besten kaum Zweifel“. Nun werden keine Punkte mehr verteilt, sondern Platzierungen, in denen allerdings die Punktzahl der Vorrunden berücksichtigt wird. Erstmals wird man in diesem Jahr alle Kategorien ab dem Semifinale live im Internet auf der Website des Wettbewerbs verfolgen können, so auch die Preisträgerkonzerte mit dem Symphonie­ orchester des Bayerischen Rundfunks, dem Münchner Rundfunkorchester und dem Münchener Kammerorchester. Ordentliche Preisgelder gibt es zu gewinnen: Der erste Preis ist mit je 10.000 Euro dotiert, die Sparte Streichquartett mit 24.000 Euro. Hinzu kommen Sonderpreise diverser Institutionen etwa des Münchener Kammerorches­ters oder des BR-Klassik, sowie ein Publikumspreis und ein Preis für die Interpretation für das eigens für den Wettbewerb komponierte Pflichtstück. Und nicht zuletzt öffnen sich den Preisträgern die Türen der großen Konzerthäuser und Orchester. Wer sich in diesem Jahr in den Reigen der illustren Gewinner einreihen und damit eine große Chance auf eine internationale Karriere erhalten wird, entscheidet sich vom 6. bis 21. September. n

WWW.

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DIETER MEIER  BARBARA SCHÖNEBERGER  OROPAX CHAOS THEATER  SIMONE KERMES  EVA MATTES  STEFF LA CHEFFE  JASMIN TABATABAI  PETER BICHSEL  MARTIN WALKER  JOO KRAUS & TALES IN TONES TRIO  BEAT FURRER  BRIT RODEMUND  GARDI HUTTER  URSULA HAAS  STEFAN GEMMEL  HANSJÖRG SCHNEIDER  MELANIE SCHMIDLI GESSLER-ZWILLINGE GESSLER-ZWILLINGE  ENSEMBLE MODERN

MUSIK

COMEDY

KUNST

LITERATUR

BALLETT

26. JUNI –1. JULI 2012 Vorverkauf

51


e r l e b e n

Vom Meisterkurs zum Festival Die renommierten Weimarer Meisterkurse finden seit über fünfzig Jahren statt. Dieses Jahr ergänzen Filme, Gespräche, Oper, Konzerte und vieles mehr das Musikertreffen zum vollwertigen Festival. Von Martin Morgenstern

pretiert am 15. Juli in der Weimarhalle an Franz Liszts „Totentanz“. Die Weimarer Meisterkurse sind erfolgreich im internationalen Wer nicht sowieso mit einer Dauerkarte ausgestattet ist, sollte Master-Class-Sommertrubel verankert und dieses Jahr erstmals auch als Festival und Höhepunkt des neuen „Weimarer Sommers“ aber auf jeden Fall die Teilnehmerabende im Festsaal des Fürskonzipiert. Sie verstehen sich nun stärker als Brücke von der Hoch- tenhauses am Platz der Demokratie besuchen. Dort musizieren etwa die Jungpianisten des Kirschnereit-Kurses mit den Cellistinschularbeit in die breite Öffentlichkeit. So öffnet die Hochschule für nen und Cellisten, die sich bei Michael Sanderling eingeschrieben Musik Franz Liszt vom 13. bis 28. Juli zwei Wochen lang ihre Türen haben. Sanderling schwor zwar als neuer Chefdirigent der Dresdner für alle Menschen, die mehr über Musik erfahren möchten, egal ob Philharmonie seinem Instrument öffentlich ab, kann aber von den Meister, Schüler oder Publikum. Bei den Weimarer Meisterkursen können musikaffine Schnup- Weimarer Kursen, zu denen er seit 2005 eingeladen ist, nicht lassen. Glück für seine Fans: In der kleinen Residenzstadt wird er noch einperfüchse nun nicht nur dem hoffnungsvollen Nachwuchs aus über zwanzig Ländern zu Beginn seiner Karriere lauschen – und viel- mal in sein altes Leben zurückschalten und selbst zum Cello greifen. leicht die ein oder andere beglückende Entdeckung machen –, son- Bei den Weimarer Meisterkursen ist also bei Weitem nicht nur der Klassik-Nachwuchs zu erleben, sondern vor allem auch die aktuelle dern auch Termine mit den Gastprofessoren buchen: als „Meister im Konzert“ konzertieren nämlich der Pianist Matthias Kirschne- Riege etablierter Künstler. In Musikgesprächen reflektieren namhafte Autoren über reit, der Cellist Alban Gerhardt oder Stefan Schulz, im täglichen Musik. In der Reihe Orchesterkonzepte stellen sich Ensembles mit Leben Posaunist bei den Berliner Philharmonikern, öffentlich im unterschiedlichem RepertoireschwerpunkFürstenhaus, im Saal am Palais oder der Weimaten und ihren spezifischen Arbeitsweisen rer Altenburg. Ingolf Turban, der als 24-jähriger Weimarer Meisterkurse vor. Preisträger internationaler MusikJungspund seine Position als Konzertmeister der 13. bis 28. Juli 2012 wettbewerbe treten auf. Das OrchesterMünchner Philharmoniker an den Nagel hängte Informationen und Kartenservice: studio ermöglicht den Teilnehmern, mit und fortan als Solist eine rasante internationale Tel.: +49-(0)3643-745 745 großem Orchester Konzertrepertoire zu Karriere hinlegte, wird ebenso auftreten wie der e-Mail: tourist-info@weimar.de proben. Den Abschluss bildet das Konzert­ Tastenlöwe Konstantin­Scherbakov;­der interwww.hfm-weimar.de/meisterkurse 52

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Juni – Augus t 2012


Platzmangel ? Hier die Lösung ! Fotos: www.guido-werner.com (2), Maik Schuck, Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar

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Junge Musiker und etablierte Künstler – wie Alban Gerhardt, Sharon Kam oder Michael Sanderling (v.l.) – gestalten gemeinsam die Weimarer Meisterkurse.

der besten­Kursteilnehmer, die am 28. Juli erstmals um den Preis des Weimarer Publikums spielen, begleitet von der Jenaer Philharmonie.­ Eine weitere Neuerung sind die Opernaufführungen. Die Lautten Compagney Berlin kommt hierfür zu einem „Meisterkurs Barock­oper“ nach Weimar, um Händels erste Londoner Oper mit jungen Sängerinnen und Sängern zu erarbeiten und konzertant aufzuführen. Unter der musikalischen Leitung von Wolfgang Katschner bildet der historische Festsaal des Weimarer Stadtschlosses den prachtvollen Rahmen für eine intensive Probenwoche, die von zwei „Rinaldo“-Aufführungen am 26. und 27. Juli gekrönt wird. Am anderen Ende der abendländischen Musikskala bewegt sich am 16. Juli das Konzert mit dem „ensemble unitedberlin“ mit John Adams‘ „Chamber Symphony“ (1993) und Werken von Teilnehmern des Weimarer Kompositionsworkshops. Vervollständigt wird das Panorama der diesjährigen Meisterkurse durch eine Serie von Musikfilmen, die im Kommunalen Kino mon ami gezeigt werden­und die Musik und ihre Macher thematisieren, darunter „Jenseits der Stille“ und „Russlands Wunderkinder“ in zwei Teilen. Hinzu kommen lange Nächte der Musik, Lesungen von Oliver­Hilmes aus seiner Liszt-Biographie und von Eva Gesine Baur aus ihrem Schikaneder-Buch. Als i-Tüpfelchen auf dem Festival­programm fungiert ein Open-Air-Konzert des „Trio Daniel ­Schnyder“ auf dem Platz der Demokratie am 21. Juli. n

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2012

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53


e r l e b e n

Juni / Juli / August Diese Termine sollten Sie nicht versäumen

Premieren 1.6.

Konzerte 7. bis 17. Juni, Leipzig, verschiedene Orte

Berlin/Komische Oper

The Open Square/I. Galili (Ballett, UA) 1.6. Halle/Oper Alcina/G. F. Händel 1.6. Hamburg/Opernloft Das Operncamp - Wie überlebt man Oper?/S. Oberacker & I. Rahadt (UA) 2.6.

Chemnitz/Opernhaus

2.6.

Frankfurt/Oper

2.6.

Giessen/Stadttheater

2.6.

Hannover/Staatsoper

Kassel/Ballhaus am Schloss Wilhelmshöhe Ausblick-Vorklang,

1.6.

800 Jahre Thomana

ein Sonderkonzert der Kasseler Musiktage mit Tai Murray, Àngel Sanzo

Wilhelm Tell/G. Rossini

2.6.

Plauen/Vogtlandtheater

2.6.

Saarbrücken/Staatstheater

Foto: Gerd Mothes

2.6. Kassel/Opernhaus A Midsummer Night‘s Dream/B. Britten 2.6. Leipzig/Oper Der Schau­ spieldirektor/W. A. Mozart & Prima la Musica, poi le Parole/A. Salieri 2.6. Magdeburg/Oper Carmina Burana/G. Galguera (Ballett)

Pforzheim/Theater

Così fan tutte/W. A. Mozart 2.6. Passau/Theater Tosca/Puccini Wozzeck/A. Berg

Der Barbier von Sevilla/G. Rossini Eugen Onegin/P. I. Tschaikowsky

Stuttgart/Wilhelma Theater Don Giovanni/W. A. Mozart 3.6. Flensburg/Theater 2.6.

Der Barbier von Sevilla/G. Rossini 7.6.

Frankfurt/Oper

Die Walküre/R. Wagner

9.6. Innsbruck/Tiroler Landesth. (A) Albert Herring/B. Britten 10.6. Duisburg/Theater

Das Zauberwort/J. G. Rheinberger 10.6. Essen/Aalto-Theater Die Entführung aus dem Serail/Mozart 10.6.

Oldenburg/Staatstheater

La Bohème/G. Puccini

München/Cuvilliés-Theater Das schlaue Füchslein/L. Janáček 12.6. Neustrelitz/Schlossgarten

Die Thomaner Es ist die Trias aus Thomaskirche, ­Thomasschule und Thomanerchor, die kombiniert mit dem Werk und Wirken Johann Sebastian Bachs über die Grenzen Leipzigs hinaus die Welt fasziniert. Das Bachfest Leipzig feiert in diesem Jahr das 800-jährige Bestehen der Thomaner und nimmt dies zum Anlass, die Amtszeit Bachs als Thomaskantor zu beleuchten. Im Programm finden sich nicht nur eine Uraufführung des amtierenden Thomaskantors, sondern auch neu edierte und erstmals wieder aufgeführte Werke von J. Kuhnau und J. A. Hiller. Weltbekannte Interpreten wie Masaaki Suzuki, Marcus­ Creed, Ton Koopman oder The English

Concert gehen in den Leipziger Spielstätten mit auf die Entdeckungsreise nach dem jeweils „neuesten Lied“ einer 800-jährigen Musiktradition. Erstmals wird im Rahmen des Bachfestes auch die Kinder- und Jugendreihe­ „b@ch für uns!“ mit zwei Konzerten vorgestellt. Es spielt das Jugendorches­ ter aus Mitgliedern der Musikschule „Johann Sebastian Bach“ Leipzig und des Conservatorio Bologna. Ein spielerisches, lehrreiches und unterhaltsames Programm weitet das Bachfest Leipzig zu einem echten Familienereignis aus. 7.–17.6., Leipzig, verschiedene Orte www.bachfestleipzig.de

13.6.

Braunschweig/Theater

13.6.

Erfurt/Theater Lulu/A. Berg Ulm/Großes Haus

Mama Dolorosa/E. Kim 14.6.

Nürnberg/Staatstheater

LeipzigGewandhaus

Gewandhausorchester, Ltg. George Pehlivanian; Nikolai Tokarev: J. S. Bach, S. Rachmaninow & S. Prokofjew Neubrandenburg/Konzertkirche Vom Broadway in die

7.6.

Welt: clair-obscur saxofonquartett & Neubrandenburger Philharmonie 7.6. Trier/Theater Philharmonisches Orchester der Stadt Trier, Ltg: GMD Victor Puhl: Ravel & R. Strauss 8.6.

Brandenburg/Opernhaus

Friedrich Rex Superstar - Der Klang von Sans-Souci/D. Pavlov Wien/Musikverein (A)

Concentus Musicus, Ltg. N. Harnoncourt; R. Buchbinder: W.A. Mozart

München/Nationaltheater

Leverkusen/Bayer Kulturhaus Igor Levit spielt Beethoven,

M. Mussorgski

22.6.

Würzburg/Orangerie

30.6.

Sondershausen/Schlosshof

12.6.

23.6.

Augsburg/Theater

1.7.

Stuttgart/Opernhaus

23.6.

Dresden/Semperoper

5.7.

München/Philharmonie

6.7.

Mannheim/Nationalthea-

16.6.

Wien/Staatsoper (A)

16.6.

Zürich/Oper (CH)

17.6.

Hamburg/Staatsoper

Der Rosenkavalier/R. Strauss

16.6.

Darmstadt/Großes Haus

Oberon/C. M. von Weber

16.6.

Köln/Palladium

Die Nachtigall/I. Strawinsky

Lüneburg/Theater Die

7.6.

30.6.

Aachen/Theater

16.6.

bachCage: Francesco Tristano & Moritz von Oswald 5.6. Mainz/Staatstheater Philharmonisches Staatsorchester Mainz, Ltg: Hermann Bäumer: B. Bartok

Neustrelitz/Schlossgarten

16.6.

Alcina/G. F. Händel

Luxembourg/Philharmonie Grand Auditorium (L)

4.6.

22.6.

Weimar/Deutsches Natio­ naltheater Chowanschtschina/

Schwerin/Alter Garten

Madame Butterfly/G. Puccini

Essen/Philharmonie

Essener Philharmoniker, Ltg. Dima Slobodeniouk; Kari Kriikku: K. Saariaho & J. Sibelius

16.6.

Renku (Ballett)

L´Enfant et les Sortilèges/M. Ravel

4.6.

Braunschweig/Theater

Mathis der Maler/P. Hindemith

Der Bajazzo/Ruggero Leoncavallo

Dortmund/Konzerthaus

Orgelrecital Lázló Fassang mit Werken von G. Ligeti, J. S. Bach, F. Liszt & L. Fassang

30.6.

Nordhausen/Theater unterm Dach Perspektiven getanzter 15.6.

3.6.

Duisburg/Theater

Die Regimentstochter/G. Donizetti

Don Carlo/G. Verdi

Art/J. Ebnother (Ballett, UA)

Münster/Schlossplatz

22.6.

16.6.

Erlöst Albert E./G. Stäbler (UA) 15.6.

2.6.

10.6.

11.6.

Des Kaisers neue Kleider (Musical)

Berlin/Konzerthaus

Anna Netrebko & Erwin Schrott 2./3.6. Bisdorf/Schafstall Kunst & Musik: Douglas Gordon k.364 im Zug mit Mozart

Il Trittico/G. Puccini

2.6.

2.6.

Konzerthausorchester Berlin, Ltg. Cornelius Meister; Daniel Hope: L. van Beethoven, B. El Khoury & A. Bruckner

Das Rheingold/R. Wagner

Mainz/Großes Haus

Osnabrück/Lutherhaus

Reisen der Seele: Nomos Quartett, Klaus Reda & Joachim Heintz

Nabucco/G. Verdi

2.6.

1.6.

17.6.

Karlsruhe/Staatsoper

17.6.

Münster/Großes Haus

21.6.

Düsseldorf/Oper

Dessau/Anhaltisches Theater Peer Gynt/E. Grieg 22.6.

Don Giovanni/W. A. Mozart

Der Bettelstudent/Carl Millöcker Pimpione/G. P. Telemann

Der fliegende Holländer/R. Wagner Les Ballets Russes – Reloaded/I. Strawinsky & C. Debussy (Ballett) Ludwigshafen/Theater im Pfalzbau Boris Godunov/M. Mus27.6.

sorgski 29.6.

Sondershausen/Schloss

29.6.

Stralsund/Großes Haus

Die Entführung aus dem Serail/W. A. Mozart Idomeneo, Rè di Creta/W. A. Mozart

Die verkaufte Braut/B. Smetana Götterdämmerung/R. Wagner

Mein Zauberflötchen/W. A. Mozart Platée/J.-P. Rameau

La Straniera/V. Bellini

ter Temistocle/J. C. Bach 14.7. Bad Lauchstädt/GoetheTh. Der Freischütz/C.M. von Weber 21.7. Neuburg a. d. Donau/ Stadttheater Der Zweikampf mit

der Geliebten/L. Spohr 25.7.

Bayreuth/Festspielhaus

Der fliegende Holländer/R. Wagner

11.6.

Liszt & Schostakowitsch

Dresden/Frauenkirche

Münchner Symphoniker & Münchner Motetten Chor, Ltg.: Hayko Siemens; Carolina Ullrich; Carsten Süß; Bernd Valentin; Miklós Sebestyén Berlin/Orangerie Charlottenburg Ensemble des Berliner

16.6.

Residenzorchesters: Zu Friedrichs Ehren: Werke von Friedrich II. und seinen Hofkomponisten 16.6.

München/Herkulessaal

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks & Neue Vocalsolisten Stuttgart, Ltg. Peter Eötvös: L. van Beethoven/M. Hidalgo, N. Brass (UA), H. Lachenmann (UA)

Fledermaus/J. Strauß (Operette) 54

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Juni – Augus t 2012


18.6.

Lübeck/Rathaus

23.6.

München/Philharmonie

24.6.

Baden-Baden/Festspielhaus

Duo Ideale mit Werken von J. Françaix, V. Persichetti, A. Bax & J. Jongen Bobby McFerrin & Chick Corea

Philippe Jaroussky & Marie-Nicole Lemieux: Arien & Liebesduette des Barock 24.6. Stuttgart/Staatstheater Liederabend im Opernhaus, im Rahmen des Janáček-Wochenendes 6.7. Karlsruhe/Insel Nachtklänge: neue Werke aus W. Rihms Kompositionsklasse 7.7. Bonn/Oper Kinderkonzert: Professor Florestan und Maestro Eusebius packen aus: Von fremden Ländern und Menschen 12.7. Dresden/Semperoper Staatskapelle Dresden, Ltg: Sakari Oramo; Lisa Batiashvili; Truls Mørk: Brahms, Auerbach, Prokofjew 14.7.

Hannover/Marktkirche

14.7.

Landshut/Heilig-Kreuz-Kirche

15.7.

München/Prinzregenten-theater

Knabenchor & Friends: Bach, Händel Dorothee Oberlinger & Gianpietro Rosato Julia Fischer, Alexander Sitkovetsky, Nils Mönkemeyer & Benjamin Nyffenegger: Haydn, Mendelssohn Bartholdy & Schubert 20.7. Nürnberg/Katharinenruine Nürnberger Gitarrennacht mit Stefan Grasse 2.9. Stein, Kulturhaus Alte Kirche Aus Nürnberger Notenbüchern der Dürer-Zeit mit Jan Kobow (Tenor), Axel Wolf (Laute), Jörg Meder (Viola da gamba), Roland Götz (Baldachin-Orgel und Spinett)

Festivals Bodenseefestival (D, A, CH) - 3.6. Braunschweig SOLI DEO GLORIABraunschweig Festival - 1.7. Festival Intern. Echternach (L) - 14.7. Essen Klavier-Festival Ruhr - 25.7. Ludwigsburger Schlossfestspiele - 3.6.

- 28.7.

Ostwestfalen-Lippe

Wege durch das Land - 24.8. 25. Burgfestspiele Mayen - 8.9. musik:landschaft westfalen - 23.9. Ottobeurer Konzerte - 30.9. Klosterkonzerte Maulbronn

Schubertiade Hohenems (A) Schwarzwald Musikfestival - 31.10. 210. Theatersommer Bad Lauchstädt 31.5. - 10.6. Händel-Festspiele Halle 31.5. - 29.7. Carl Orff-Festspiele Andechs 1. - 17.6. KunstFestSpiele Herrenhausen 1.6. - 1.7. Mozartfest Würzburg 1.6. - 28.7. Weilburger Schlosskonzerte

West Side Story

- 1.10.

- 3.10.

Eins der wohl beliebtesten und bekanntesten Musicals auf Tour durch Deutschland: Leonard Bernsteins legendäre „West Side Story“ ist wieder auf der Bühne zu erleben. Die moderne Romeo und Julia-Interpretation im New York der 1950er Jahre übt durch Bernsteins farbenreiche Musik mit ihren treibend-tänzerischen Rhythmen und den eingängigen Melodien der bekannten Hits „I feel pretty“, „America“ und dem träumerischen „Somewhere“ seit jeher eine Faszination auf MusicalFans aus. Nicht umsonst wurde die Verfilmung des Musicals mit immerhin zehn Oscars ausgezeichnet. Berlin, Leipzig, Köln, Hamburg, Essen, 24.6.–20.10., www.westsidestory.de

Weißenburg in Bayern

1.6. - 10.8.

Festspiele Bergwaldtheater 1.6. - 31.12. PartiTouren Niedersachsen 2. - 10.6. Oldenburger Promenade 6. - 10.6. Arolser Barock-Festspiele 6. - 17.6. Feldkirch Festival (A) 6.6. - 29.7. Opernfestspiele Heidenheim 7. - 17.6. Bachfest Leipzig 7.6. - 8.7. Zwickau Schumann-Fest 9. - 24.6. Musikfestspiele Potsdam Sanssouci 9.6. - 9.9. Festspiele M.-Vorpommern 12.6. - 15.7. Festspiele im Schlossgarten Neustrelitz 15.6. - 8.7. Zürcher Festspiele (CH) 15.6. - 22.7. Schlossfestspiele Schwerin 16. - 22.6.

SchaurigSchön „Alles was keine Geschichte ist, kann Theater sein“ heißt es bei der US-Schriftstellerin Gertrude Stein. ­Das nimmt die RuhrTriennale als internationales Festival der Künste wörtlich und bietet in diesem Jahr wieder ­Theater aus allen Bereichen in den herausragenden ­Industriedenkmälern des Ruhrgebietes an. Ein Höhepunkt des Festivals ist das Tanzstück „Enfant“ für 9 Tänzer, 3 Maschinen und ­eine Gruppe Kinder. Choreograf Boris Charmatz lässt die Kinder ­rennen, zucken, singen, springen und toben und schafft damit eins der aufwühlendsten Tanzstücke des 21. Jahrhunderts. Ein schaurigschönes Experiment, in dem Zärtlichkeit und Hingabe, Ohnmacht und Unterwerfung gefährlich nah beieinander liegen. Metropole Ruhr, 17.8.–30.9., www.ruhrtriennale.de

Garmisch-Partenkirchen

Richard-Strauss-Festival 16. - 25.6. Schubertiade Schwarzenberg (A) 17.6. - 13.8. Kultursommer Nordhessen 20.6. - 28.8. Berlin 5. International Music Festival 20.6. - 22.10. Liszt Festival Raiding (A) 21.6. - 22.7. KISSINGER SOMMER 21.6. - 7.9.

Mit Beethoven im Bergwald

Aurich

Gezeitenkonzerte Ostfriesland 22.6. - 6.7. St.Galler Festspiele (CH) 22.6. - 20.7. Linz (A) Klassik am Dom 22.6. - 22.7. Graz(A) styriarte (A) 23.6. München UniCredit Festspiel-Nacht 23.6. - 28.7. Augsburg Freilichtbühne 23.6. - 31.7. Münchner Opernfestspiele 23.6. - 11.8.

Rheinsberg i. Brandenburg

Festival junger Opernsänger 23.6. - 1.9. 25. Rheingau Musik Festival 26.6. - 1.7.

Schaffhausen (CH)

5. RheinfallFestival 27.6. - 29.7. Festival de Wiltz (L) 29.6. - 7.7. Bantry (IRL) West Cork Chamber Music Festival 29.6. - 8.7. Int. Orgelwoche Nürnberg 29.6. - 15.7. Landshuter Hofmusiktage 29.6. - 21.7. Thüringer Schlossfestspiele Sondershausen 29.6. - 29.7. Passau 60. Festspiele Europäische Wochen

Fotos: Nilz Boehme; Christophe Raynaud de Lage; Guy Kleinblatt

17.6. Berlin/Konzerthaus Akademie für Alte Musik Berlin, Ltg.: Georg Kallweit: G. Reutter d. Ä., J. J. Fux & H. Reinhardt 17.6. Hamburg/Laeiszhalle Belcea Quartet: ­Das Beethoven-Projekt 17.6. München/Gasteig Kinderkonzert: Klazwei, Kladrei, Klavier!

Beethoven pur steht auf dem Programm des diesjährigen Klassik Open Airs der Bergwaldtheater-Festspiele. Die Nürnberger Sinfoniker musizieren unter ihrem Chefdirigenten Alexander Shelley gemeinsam mit dem Geiger Erik Schumann. Nach der Coriolan-Ouvertüre op. 62 erklingt das Violinkonzert D-Dur op. 61. Anschließend wird der Zyklus der Beet­ hoven-Symphonien mit der Siebenten fortgesetzt. Weißenburg i. Bay., Bergwaldtheater, 17.6., www.bergwaldtheater.de

in der Wolfsschlucht Ein dunkler Wald, Grollen am Himmel, Stürme, ­Gewitter, wilde Tiere. All das müssen Jägerbursche Max und sein Kamerad Kaspar erdulden, als sie sich in die furchterregende Wolfsschlucht begeben, um dort den „schwarzen Jäger“ Samiel­zu beschwören. Freikugeln wollen sie gießen. Denn damit Max Agathe, die Tochter des Erbförsters, zur Frau erhält, muss er beim Probeschuss treffen. Und für seine große Liebe geht er das Risiko ein, sich mit dem Bösen einzulassen. Carl Maria von Webers romantische Oper „Der Freischütz“ feiert als Gastspiel der Oper Halle Premiere im Goethe-Theater. Und die deutsche Nationaloper fügt sich mit ihren volkstümlichen Tänzen und Melodien wunderbar in die historische Spielstätte. Bad Lauchstädt, Goethe-Theater, 14.7. (Premiere), www.goethe-theater.com Anzeigen

MusikHochGenuss

Allgäu Festivals

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e r l e b e n

4. - 14.7.

Kreuth/Tegernseer Tal

6.7. - 5.8.

Flims/Laax/Falera (CH)

Intern. Oleg Kagan Musikfest 5. - 29.7. Tiroler Festspiele Erl (A) 5.7. - 12.8. RheinVokal Festival am Mittelrhein

Klassiksommer Flims 7.7. Weimar Eine Nordische Nacht 7.7. - 25.8. Schleswig-H. Musik Festival 8. - 19.7. Middelfart (DK) Schlosshotel Hindsgavl Festival 8. - 22.7. Rossini in Wildbad 9. - 15.7. Bach Biennale Weimar 9.7. - 12.8. Wörgl/Tirol (A) Academia Vocalis,Konzerte & Meisterkurse 12.7. - 5.8. Neuzelle Festival Oper Oder-Spree 12.7. - 25.8. Seefestspiele Mörbisch (A) 13. - 28.7. Weimarer Meisterkurse der Hochschule für Musik Franz Liszt 13.7. - 2.9. 25 Jahre Fränkischer Sommer - Musica Franconia 15.7. - 3.9. Menuhin Festival Gstaad (CH) 17. - 29.7. Herrenchiemsee Festspiele 18.7. - 18.8. Bregenzer Festspiele (A) 20. - 22.7. Augsburg Konzerte im Fronhof Open Air 20. - 28.7. Nürnberg Internationale Gluck-Opern-Festspiele 20.7. - 5.8. Verbier Festival (CH) 20.7. - 2.9. Salzburger Festspiele (A)

Klassik Open Air Nürnberg Arosa Musik Theater (CH) 25.7. - 28.8. Bayreuther Festspiele 22.7. - 4.8. 24. - 31.7.

26.7. - 16.8.

Allgäu/div. Orte

27.7. - 15.8.

Grein/Strudengau (A)

20. Oberstdorfer Musiksommer 27.7. - 12.8. Berlin Young Euro Classic

...rein ins abenteuer

Donaufestwochen im Strudengau 28.7. - 5.8. Sommerliche Musiktage Hitzacker 28.7. - 12.8. Darmstädter Residenz­ festspiele 28.7. - 28.8. Wernigeröder Schloss­ festspiele 4.8.

Nürnberg/Luitpoldhain

Picknick im Park: Klassik Open Air 5. - 19.8. Dresden Moritzburg Festival 8.8. - 15.9. LUCERNE FESTIVAL im Sommer (CH) Greifswald/Schloss Griebenow Opernale

10. - 26.8.

Seefestspiele Berlin RuhrTriennale 24.8. - 2.9. Osnabrück Morgenland Festival 26.8. - 16.9. Musikfest Stuttgart 29.8. - 8.9. Füssen Festival vielsaitig 31.8. - 18.9. Musikfest Berlin 1.9. - 22.9. Musikfest Bremen 1.9. - 30.9. Niedersächsische Musiktage 3.9. - 17.10. Ascona(CH) Settimane Musicali 7. - 16.9. St. Veit/Glan(A) Trigonale 7. - 28.9. Nachsommer Schweinfurt 16.8. - 2.9.

Eckart Runge

17.8. - 30.9.

Bad Homburg v. d. Höhe Orgelfestival Fugato 9. - 20.9. Hamburg Russisches 8. - 16.9.

Einen musikalischen Kurzurlaub mit besonderer Note kann man sich in Niedersachsen gönnen: Hinter den „PartiTouren“ verstecken sich musikalische Leckerbissen und kulturelle Kleinode, stimmungsvolle Übernachtungen und kulinarische Highlights in einmaliger niedersächsischer Kulisse. 40 verschieden zusammengestellte Reisen können Musik­ freunde in dieser Saison antreten: Zur Magischen Sommernacht im Kaiserdom Königslutter oder in die Herrenhäu-

ser Gärten, wo Martin Grubinger seine Percussionskunst zeigt. Im Rahmen der Sommerlichen Musiktage Hitzacker heißt es beim Festival Walk u.a. mit dem Cellisten Eckart Runge „Raus aus dem Konzertsaal, rein ins Abenteuer“. Besonders spannend verspricht die Friesischkeltische Nacht mit der Groninger Folkband „Rapalje“ zu werden: mittelalterliche Kilts, Fackeln und Feuershow! 1.6.-31.12., Niedersachsen, www.partitouren-niedersachsen.de

Kammermusikfest

Academia Vocalis Unter schwierigsten Bedingungen wurden die „Internationalen Meisterkurse für Gesang“ in Wörgl, Academia Vocalis, vor nunmehr 24 Jahren gegründet. Nicht nur Opern-Meisterkurse, sondern auch Gospel-Jazz-Rapso-Workshops, Volksmusik-Schwerpunkt-Abende und vor allem Kurse für Kinder standen bisher auf dem Programm. Musikhochschulen und Konservatorien aus Europa und darüber hinaus vermitteln besonders Begabte nach Wörgl, um eine Ergänzung zu ihrem Studium zu finden. Als Dozenten konnten in diesem Jahr Konrad Jarnot, Christa Ludwig, Siegfried Jerusalem und Anna Tomowa-Sintow gewonnen werden. Ein Konzertprogramm mit Kursteilnehmern und Künstlern ergänzt die Meisterkurse der Academia Vocalis. Wörgl/Tirol, verschiedene Orte, 29.6.–12.8. www.academia-vocalis.com

GroSSe Operette Malerisch, inmitten von Seen, liegt, umringt von frischen grünen Wäldern, Neustrelitz. ­Die ländliche Idylle ist für Operetten­fans ein Pilgerort, schließlich finden hier Deutschlands größte Operetten-Festspiele statt. In diesem Jahr dreht sich alles um das „Verkleiden“: So stehen das unterhaltsame und doch lehrreiche Schauspiel-Musical „Des Kaisers neue Kleider“ und Carl Millöckers

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1. Juni bis 31. Dezember, Niedersachsen

heitere Verwirrspiel-Operette „Der Bettelstudent“ auf dem Programm. Neustrelitz, Schlossgarten, 12.6.–15.7., www.festspiele-im-schlossgarten.de

Vielsaitig Vor 450 Jahren, wurde in Füssen die erste Lautenmacherzunft Europas gegründet, aus der sich der europäische Geigenbau entwickelte. Mit dem Motto „ORIENT“ weist das Festival „vielsaitig“ auf die Herkunft der Laute aus dem arabischen Raum hin und thematisiert die reichen Kulturkontakte zwischen Orient und Okzident mit internationalen Ensembles: dem Verdi Quartett, dem Peter Lehel Quartett, FisFüz Oriental, ­Jordi Savall und Hespèrion XXI. Füssen, verschiedene Orte, 29.8.–8.9. www.festival-vielsaitig.fuessen.de

Serenade in 2000 Meter Höhe Seit zwei Jahrzehnten füllen die Oberstdorfer den Allgäuer Sommer mit Musik: Solisten von Weltrang, talentierter Nachwuchs und viele Konzerte an originellen Spielstätten, wie das Gipfelkonzert in 2000 m Höhe, erwarten die Besucher des 20. Oberstdorfer Musiksommers. Viele Jubilare und Wegbegleiter geben sich hier gerne die Ehre. Eröffnet wird

diese Festival-Jubiläumsausgabe vom Trompeter Wolfgang Bauer und dem WKO Heilbronn. Oberstdorf und Region, verschiedene Orte, 26.7.–16.8., www. oberstdorfer-musiksommer.de

Kultur am Rheinfall Wo der Rhein brodelnd und gurgelnd herabstürzt, am Rheinfall in Schaffhausen, findet in diesem Jahr zum fünften Mal das RheinfallFestival statt. „Der Rheinfall singt, liest, lacht, tanzt und schaut“ freuen sich die Organisatoren zu recht, denn das Programm ist vielfältig: Große Klassikkünstler wie Simone Kermes­oder das Ensemble Modern treffen auf einen unterhaltenden „Frauen-Abend“ mit Jasmin ­Tabatabai und Barbara Schöneberger, dazu gesellt sich Literatur, Theater, Ballett und Kunst. Schaffhausen, 26.6.–1.7., www.rheinfallfestival.com

Herzlich willkommen! „Welcome England, Welcome America!“ ist das Motto des Kissinger Sommers – tatsächlich freut sich das Festival wieder auf viele internationale Stars: Cecilia Bartoli­eröffnet mit einem VivaldiAbend die Festspiele, weiterhin sind erstmals die Academy of St Martin­in the Fields und das Orchester der M ­ ailänder Scala zu Gast. Erneut im Kurort Bad Kissingen zu erleben: das Symphonieorchester des BR, das BBC Symphony Orchestra London und das Orchestre de Paris. Bad Kissingen, Regentenbau, 21.6.–22.7. www. kissingersommer.de www.crescendo.de

Juni – Augus t 2012

Fotos: Risch, Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz; Photostudio Samer Füssen;

München/Residenz-

Brunnenhof Open Air 1. - 8.7. Mannheimer Mozartsommer 1.7. - 3.10. Bernkastel-Kues Mosel Musikfestival 3. - 30.7. Ingolstadt Audi Sommerkonzerte

Foto: Felix Broede

30.6. - 4.8.


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3. RUSSISCHES KAMMERMUSIKFEST HAMBURG

61. Internationale Orgelwoche Nürnberg – Musica Sacra

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Veranstalter:

9. bis 20. September 2012 7 Konzerte · Laeiszhalle Hamburg · KulturKirche Altona

u.a. Gewandhaus-Quartett

Leipzig, Daniel Austrich & Anna Zassimova, Maria Lettberg, Keller-Quartett Budapest Werke russischer Komponisten von der Spätromantik bis zur Moderne

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Karten / Informationen: Tel. 040.390 84 81 www.russisches-kammermusikfest.de

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d i e

l e t z t e

s e i t e

Geiger & crescendo Kolumnist DANIEL HOPE

Friedrich & Fabiola Unser Kolumnist verliebte sich in die belgische Königin, den Palast von Friedrich dem Großen und begrüßte mal wieder einen Weltstar.

Armin Müller-Stahl, Königin Fabiola von Belgien, Friedrich der Große, Hopes Jurorentisch und John Axelrod mit Kellnern in Turin.

Mr. Hope,­wo erreichen wir Sie? Zuhause in Wien. Es gibt gleich Pasta. Zuhause? Sie sind nicht unterwegs? Nein, aber ich komme gerade aus Brüssel. und hatte die Ehre, unter anderem die wunderbare Fabiola von Belgien, die Frau des Ex-Königs Baudouin, zu treffen. Von König „Ich bau ihn nicht, Bau du ihn“? (lacht) Sozusagen, ja. Königin Fabiola ist eine tolle Frau. Das Volk liebt sie über alles. Und sie ist ein echter Musikfan, so wie die ganze königliche Familie in Belgien. Es sieht aus, als säßen Sie dort in einer Jury ... So ist es. Die königliche Familie ist Schirmherr des Wettbewerbs „Concours Reine Elisabeth“, einem der bedeutendsten MusikWettbewerbe der Welt. Ich durfte dort bereits zum zweiten Mal in der Jury sitzen. Wie ist das so, aus Sicht des Urteilenden? Die Aufgabe ist sehr schwer. Die ganze Nation verfolgt das Geschehen im Fernsehen und Radio, die Presse ist den ganzen Tag vor Ort. Und: Wir Jurymitglieder dürfen uns nicht untereinander abstimmen, man weiß nicht, welche Bewertung der andere abgibt. Und? Ganz ehrlich: Haben Sie auch mal daneben gelegen? Ich stelle mir bei solchen „Castings“ immer die Frage: Würde ich diesen Künstler in einem Konzert besuchen? Bewegt er mich? 58

Klar gab es auch ein paar, für die ich gestimmt hatte, die es aber nicht ins Finale geschafft haben. Aber viel wichtiger ist: Es war ein unglaubliches Niveau. Was die jungen Künstler leisten, ist wirklich erstaunlich. Apropos erstaunlich. Sie haben schon wieder unseren Weinexperten John Axelrod getroffen ... in Turin. Ja, wir haben dort mit dem Orchestra Sinfonica della RAI das Violin-Konzert von Max Bruch gespielt, Axelrod kennt sich nicht nur mit Weinen aus, er ist auch ein grandioser Dirigent. Das können wir bestätigen. Aber Wein gab es auch, nicht wahr? Klar. John hat uns nach dem Konzert zu ein paar echten Geheimtipps ausgeführt. Name, Adresse? „Eataly“ in der Via Lagrange und vor allem „Vintage 1997“ an der Piazza Solferino (Anm. der Red.: Dort entstand das Bild von John und den Kellnern). Sie wurden auch in Berlin gesichtet, genauer gesagt, in Potsdam ... Ja. Ein absolutes Highlight meiner diesjährigen Reisen. Wir haben im Hof vom Neuen­ Palais und Park Sanssouci konzertiert, auf den Spuren des Alten Fritz. Danach bekamen wir eine Führung durch die Räume, die zum Teil erstmals der Öffentlichkeit zu-

gänglich sind. Was der für Farben und Gemälde in seinen Räumen hatte, unglaublich. Ein Saal war komplett nur aus Muscheln und glänzenden Steinchen. Jetzt sind Sie noch ein viel größerer Bewunderer von Friedrich dem Großen? Ja. Und ich kann nur jedem empfehlen, in die „Friederisiko“-Ausstellung zu gehen. Sie läuft ja noch bis zum 28. Oktober 2012. Ein weiterer Großer, der Schauspieler ­Armin Müller-Stahl, besuchte Sie kürzlich in einem Konzert. Wie kam es? Eine sehr überraschende Geschichte, ja. Ich gab ein Konzert in Lübeck und plötzlich tauchte Armin direkt vor mir im Publikum auf. Er ist ja ein großer Klassikfan und wir kennen uns schon einige Jahre. Müller-Stahl wäre ein schöner Gesprächspartner, um über Klassik zu sprechen ... In der Tat. Ich werde ihn fragen, ob er Lust darauf hat. Er ist ein großer Unterstützer der Festspiele in Mecklenburg-Vorpommern, wo ich künstlerischer Direktor bin. Aber bald treffen wir uns in L.A. wieder. Na, da freuen wir uns drauf. Daniel Hope live: 2./3. Juni: Konzerthaus Berlin 4. Juni: Dresdner Musikfestspiele 15. Juni: Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Greifswald, Dom St. Nikolai – u.a. mit Musikern der Carnegie Hall, NY. www.crescendo.de

Juni – Augus t 2012


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