crescendo 5/2010, Ausgabe September/Oktober 2010

B47837 Jahrgang 13 – 05/2010

SEPTEMBER / OKTOBER 2010 www.crescendo.de

MIT BEIHEFTER CLASS AKTUELL

»Ich lasse mich vom Leben überraschen« ROLANDO VILLAZÓN

Villazón

DAS INTER VIEW

2010 Ein Jahr für

GUSTAV MAHLER Sein Leben und Wirken in Österreich

Fritz Wunderlich

SEIN LEBEN IN BILDERN Hausbesuch beim neuen Mezzo-Star JAN GARBAREK Hat sein Officium neu interpretiert ESSAY Was beim Bonner Festspielhaus schief lief

ELISABETH KULMAN

Kultur ist der Raum für außergewöhnliche Begegnungen. Dabei sein, wenn unvergessliche Momente entstehen. Und ein Bewusstsein dafür erzeugt wird, wie intensiv kulturelles Schaﬀen ist – wie viel Begeisterung, Engagement und Innovation in jedem Moment stecken. In der Kultur ebenso wie in zukunftsweisenden Audi Modellen. Audi fördert seit Jahren einzigartige Auftritte und Leistungen mit höchstem Engagement. Gestern, heute – und vor allem morgen.

{ I N H A LT / S E P T E M B E R & O K T O B E R 2 0 1 0 }

EDITORIAL

Zum Tod von Christoph Schlingensief 06

AUTOREN

Hinter den Kulissen von crescendo 08

NEWS

Gottschalk, Queen Mary & Co. 10

JAN GARBAREK 12

TITEL: ROLANDO VILLAZÓN

Der Tenor über seine Auszeit, seine Heimat und sein neues Album „ ¡ México!“ 16

ELISABETH KULMAN 19

VOLKSLIEDER

Zwei große Labels überraschen mit dem alten Genre 20

VIDEOSPIELMUSIK

Holger Wemhoff über den Star der Szene, Benyamin Nuss 22

KOLUMNE

Pascal Morché resümiert für uns den Festspielsommer 24

REZENSIONEN

Attila Csampai testet die besten SommerAlben & die Redaktion die neuen CDs und DVDs des Sommers 2010 30

ELISABETH KULMAN

Ein Hausbesuch bei der MezzoStimme des Sommers im österreichischen Hallein bei Salzburg.

PORTRÄT

Warum Peteris Vasks der Star des Baltikums ist 32

ELINA GARANČA

Die Mezzo-Sopranistin im Interview 34

FRITZ WUNDERLICH

Eine neue Edition zum 80.sten gibt tiefe Einblicke in das kurze Leben des Tenors 37

DANIEL HOPE

Unser Lieblings-Virtuose schreibt über sein Verhältnis zur Barock-Musik 38

ESSAY

Foto: Robert Kittel, Paolo Soriani / ECM Records, Zaha Hadid Architects

CRESCENDO KIDS

Wieviel verdient eigentlich ein Tenor? 42

JUBILÄUM

Gustav Mahler. Der 2. Teil der Serie 44

PLUS REGIONAL

BASF Kulturprogramm und Stuttgarter Musikfest 50

ESSAY: FESTSPIELHAUS BONN

Manfred Harnischfeger über die Hintergründe des gescheiterten Projekts. 10

JAN GARBAREK

Der norwegische Jazz-Saxophonist hat zusammen mit dem Hilliard Ensemble das Officium Novum vollendet.

A.E.CD.M.J.K. / IMPRESSUM Auf eine CD mit Joachim Kaiser. Das Thema diesmal: München.

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EXKLUSIV FÜR ABONNENTEN �� Hören Sie die Musik zu unseren Texten auf � �� der crescendo premium-CD. Infos auf Seite 36. � ��

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{ EDITORIAL }

In Memoriam Schlingensief Liebe Leser,

ROBERT KITTEL, C H E F R E D A K T EU R

während wir in unseren Redaktionsräumen die geführten Interviews dieser Ausgabe in Form brachten, erreichte uns die Nachricht vom Tod des Christoph Schlingensief. Er starb am Samstag, den 21. August 2010. Schlingensief wurde Trotzdem haben wir wieder ein spannendes Heft gebastelt. nur 49 Jahre alt. Die Nachricht ist für uns umso trauriger, als dass wir in der Überzeugen können Sie sich auf den folgenden Seiten. Nur letzten crescendo-Ausgabe ein ausführliches und sehr persönliches Interview so viel als Hintergrund: Wir hatten, wie ich �nde, großes mit dem Künstler geführt hatten. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich zuGlück, zu einem schwierigen Zeitpunkt wie diesem, den sammen mit dem Art-Direktor Stefan Steitz während der Heft-Produktion vor Tenor Rolando Villazón in London besuchen zu dürfen. In dem Bildschirm saß und wir Schlingensiefs Polaroid-Foto etwas schräg stellten, einer Zeit, in der er noch immer mit seiner Gesundheit und damit es besser zu seiner Headline passte: „Das Leben ist eine schräge VeranStimme zu kämpfen hat, ist er dennoch ein sehr tiefsinnistaltung.“ Der Satz als auch die Tatsache, ein schräges Bild dazu abzudrucken, ger und interessanter Gesprächspartner. Das Interview des verliert mit seinem Tod leider seine humorvolle Note. Kollegen Tobias Haberl mit unserem „Titelhelden“ lesen Ich habe Schlingensief selbst nie getroffen. Ich „kenne“ Sie auf Seite 12. Christoph Schlingensief wie die meisten Menschen nur Etwas entspanntere Stimmbänder trafen wir für Man aus den Medien und Erzählungen von Kollegen oder unsere Rubrik Hausbesuch: Allerdings ist ein Freunden, die ihn kannten oder zu kennen glaubten. Hausbesuch nicht gleich ein Besuch zu Hause. konnte seine Ich habe mir die Dokumentation der ARD über ihn Als wir Elisabeth Kulman anfragten, ob wir Gedanken nachangesehen und seine bunte Kreation des Feuillesie besuchen kommen dürfen, sagte sie zwar lesen, sich in ihn tons der Weihnachtsausgabe der Wochenzeitung ja. Aber mit dem Zusatz, sie wohne während hineinversetzen, „Die Zeit“ Ende 2009. Es ist das große Phänomen der Salzburger Festspiele bei einer befreundeunserer Gesellschaft, dass wir Menschen kennenlerten Familie auf dem Land. In Hallein genauer eine Beziehung nen und am Ende glauben, sie gut zu kennen, wenn gesagt, 13 Autominuten südlich von Salzburg. führen. wir ein paar Sendungen gesehen oder Artikel und InAls wir dort im späten August zum Nachmittagsterviews über sie gelesen haben. Christoph Schlingensief tee eintrafen, verwandelte der diesen Sommer ubiquikonnte man natürlich zusätzlich kennenlernen, in dem man eine täre Regen den Garten des Hauses in eine verwunschene seiner Aufführungen besuchte oder sein kreatives Schaffen live mitverfolgte. Fantasielandschaft. Sie bat dennoch auf die Terrasse, neÜber Jahre hatte er ja im Internet unter „schlingenblog“ Tagebuch geführt. Man ben der die Tropfen in dampfendes Teichwasser perlten. Es konnte seine Gedanken nachlesen. Man konnte sich sogar in ihn hineinversetwar ein Bild wie ein Gemälde! Man hätte sie am liebsten zen, seine – zum Ende hin – tragische Stimme hören. Man fängt auf diese Weise gebeten, in Abendrobe aus dem Wasser emporzusteigen an, mit einem Menschen, den man noch nie getroffen hat, eine Beziehung zu und dabei eine Arie zu singen. Aber das hätte – nach länführen. Einseitig zwar, aber dem realen Leben sich immer mehr annähernd. Im gerem Kennenlernen – gar nicht zu ihr gepasst. Die symFall von Christoph Schlingensief kann ich sagen: Ich fand ihn – aus dieser „ferpathische Wienerin mit burgenländisch-ungarischen Wurnen Nähe“ sympathisch. Er hatte eine lässige Frisur, einen witzig verschmitzten zeln braucht gar keine große Kulisse. Sie wirkt durch ihre Lausbuben-Blick und viele Ideen, die keinem betriebswirtschaftlichen Plan folgnatürliche Art. Sowohl auf den Bildern, als auch im perten, sondern wahrscheinlich seiner inneren Stimme. Im Interview mit crescensönlichen Gespräch. Das interessante Interview, das unser do hatte Schlingensief gesagt: „Ich kann nicht ewig der Regisseur mit Krebsabo „Stimmenexperte“ Thomas Voigt führte, und die schönen bleiben.“ Nur ein winziges Gramm dieser Selbstironie würde man sich von Bilder (die rein zufällig von mir sind), lesen Sie auf den zahlreich existierenden eitlen Intendanten und Künstler-Agenten wünschen. Seiten 16 bis 18. Schlingensief war - für mich - der perfekte Kreativminister eines Landes, das weltweit immer noch als sehr spießig und viel zu aufgeräumt gilt. Er wird uns ab jetzt fehlen.

MOZART, WAGNER, SCHUBERT, BEETHOVEN

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WERKE VON

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WERKE VON

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MOZART, WAGNER, SCHUBERT, BEETHOVEN

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A r vo Pä r t

{ AU T O R E N }

HINTER DER BÜHNE � � � �

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Die wahren Helden bei crescendo sind die Mitarbeiter. Deshalb der gewohnte Blick hinter die Kulissen der September/Oktober-Ausgabe.

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Sy m p h o ny N o. 4 V i e r te Sy mp h o ni e Lo s A n g e l e s Phi lh ar m o ni c Es a _ Pe k k a S al o n e n Fr a gm e nte au s K an o n p o k aj an e n Es to ni an Phil h ar m o ni c Ch amb e r Ch o i r Tõ nu K a l ju s te E C M N e w S e r i e s 2 16 0 / 476 3 9 57

HOLGER WEMHOFF

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Wenn es bei crescendo darum geht, den klassischen Weg etwas zu verlassen, spannen wir gerne unseren inof�ziellen „Mitarbeiter für besondere Aufgaben“ ein. Holger Wemhoff, Chef-Moderator von Klassik Radio. Wemhoff ist nicht nur „Filmmusik“-Spezialist, sondern interessiert sich auch für das neue Phänomen der Videospielmusik. Für uns hat er den neuen Star dieses Genres, Benyamin Nuss unter die Lupe genommen. Seine Geschichte lesen Sie auf Seite 20.

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Ta b u l a r a s a ECM u n d Uni ve r s a l Ed i t i o n p r ä s e nt i e r e n „Tab u l a r a s a∑ i n e i n e r Sp e zi al e d i t i o n mi t Faks imil e s d e r M a nu s k r i pte u n d St u d i e np ar t i t u r e n au s d e m A lb u m, d a s 19 8 4 zu A r vo Pär t s i nte r n at i o n al e m D u r c hb r u c h f ü hr te. L i m i t i e r t e Au s g a b e , 20 8 S e i t e n , H a r d c o v e r E C M N e w S e r i e s 127 5 / B u c h m i t C D 476 3 879 / U E 3 5 2 2 2

e I m U n i v e r s a l Ve r t r i e b w w w. k l a s s i k a k ze n t e. d e w w w. a r v o _ p a e r t . d e w w w. e c m - s o u n d s . d e w w w. e c m r e c o r d s . c o m

FIONA TALKINGTON Glück I: Für die Geschichte über das neu erscheinende „Of�cium Novum“-Album von Jan Garbarek und dem Hilliard Ensemble konnten wir die englische BBC-Journalistin Fiona Talkington verp�ichten. Talkington hatte bereits das erste „Of�cium“ im Jahr 1994 journalistisch begleitet und die Menschen hinter dem gigantischen Musikprojekt getroffen, was für die Story ein großer Vorteil war. Was Talkington sonst so macht? Sie moderiert auf BBC 3 die Sendung „Late Junction“. Ihr Text steht gleich auf den folgenden Seiten (10, 11).

DANIEL HOPE Im Zuge der leichten Renovierung von crescendo haben wir ganz vergessen, darauf hinzuweisen, dass sich die Kolumne von StarGeiger Daniel Hope nun – nicht mehr wie gewohnt – auf der letzten Seite be�ndet, sondern im HeftInneren auf Seite 37. In der aktuell vorliegenden Ausgabe hat er sich über das Thema Barockmusik Gedanken gemacht. Zitat Hope: „Ich liebe diese Musik.“

TERESA PIESCHACÓN RAPHAEL

Fotos: linke S.: KlassikRadio, BBC Radio 3; rechte S.: Bob Coat, Felix Broede/DG

Es waren zwar nicht viele Sonnentage, aber als sich unsere Autorin Teresa Pieschacón Raphael mit Elīna Garanča in der Bayerischen Staatsoper traf, strahlte der Himmel. Die beiden Damen verstanden sich übrigens auf Anhieb. Elīna Garanča stellte erst einmal fest, dass die Schuhe unserer Autorin perfekt zu ihrem Out�t passen würden, worauf man gleich überlegte, doch zu tauschen. Das Interview lesen Sie auf Seite 32.

ANDREAS VOLLERITSCH Glück II: Unser Art Direktor Stefan Steitz hatte sich im Sommer einen längeren Familien-Urlaub gegönnt und uns an seiner Stelle einen Ersatz ins Haus gesetzt. Andreas Volleritsch kommt zwar – wie sehr viele große Klassik-Musiker auch – aus Österreich, er versteht aber vor allem eine ganze Menge vom Magazin-Layout. Mit seiner Firma Neubau Design (www.neubaudesign.com) arbeitet er meist an den Relaunches der ganz großen Magazine.

03.10.–20.11.2010 www.luxembourgfestival.lu Emmanuelle Béart – New York Philharmonic – Alan Gilbert – Ballet Preljocaj & Théâtre du Bolchoï – Paco de Lucía – Michael Clark Company – London Symphony Orchestra – Sir Colin Davis – «Les Justes» / Camus – Pierre Boulez – Daniel Kehlmann – Gewandhausorchester Leipzig – Cecilia Bartoli – Françoise Berlanger – Ian Bostridge – Abbas Kiarostami – Sonny Rollins – «Cosi fan tutte» / Mozart – Esperanza Spalding – Ballet Biarritz – Thomas Quasthoff – Stanislas Nordey – Philippe Herreweghe – Andreas Spering – Angelika Kirchschlager – «Otello» / Verdi – Ben Heppner …

{ N EWS }

Frank Peter

Zimmermann

spielt das Violinkonzert von Jean Sibelius

ODE 1147-2

www.ondine.net 12

EXKLUSIV-VERTRIEB FÜR DEUTSCHLAND: Naxos Deutschland GmbH www.naxos.de Newsletter: info@naxos.de

Thomas Gottschalk mit dem ECHO am Rande der Salzburger Festspiele.

„Servus!“

Freude beim Veranstalter: Thomas Gottschalk wird den ECHO Klassik 2010 präsentieren Das ZDF, Medienpartner der Klassikauszeichnung ECHO, schickt am 17. Oktober 2010 erstmals sein bestes (Moderations)-Pferd ins Rennen. Thomas Gottschalk wird die Gala am 17. Oktober unter dem gewohnten Motto „Echo der Stars“ präsentieren. Gottschalk ist bekennender Klassik-Fan und Stammgast in Bayreuth. Bei seinem diesjährigen Besuch in Salzburg traf er bereits Preisträgerin Joyce DiDonato. Neu ist auch der Austragungsort: Der Echo wird in diesem Jahr im Alfred Krupp Saal der Essener Philharmonie verliehen. Essen ist in diesem Jahr Kulturhauptstadt Europas. Unter den Gewinnern des Jahres 2010 sind Alice Sara Ott, Nils Mönkemeyer, Arabella Steinbacher, Martin Schmeding und Hardy Rittner. Der chinesische Pianist Lang Lang bekommt einen Echo für sein Album „Klaviertrios“ (Tschaikowsky/Rachmaninow), die Violinistin Tabea Zimmermann für „Suiten für Viola“ (J. S. Bach/M. Reger) und Paavo Järvi wird mit Ludwig van Beethovens „Sinfonien 2 & 6 ‚Pastorale‘“ zum „Dirigenten des Jahres“ ernannt. Den ECHO Klassik als „Bestseller des Jahres“ bekommt Geiger David Garrett für sein Album „Classic Romance“.

Foto: Brauer Photo/BVMI, Stefan Olah, Schott Promotion/Peter Andersen, Michael Zapf

Hören Sie Frank Peter Zimmermann in einem der aufregendsten Werke der Spätromantik, dessen umwerfendes und leidenschaftliches Finale – so sagt man – fremde Mächte heraufzubeschwören vermag. Das Philharmonische Orchester Helsinki unter seinem Chefdirigenten John Storgårds spielt darüber hinaus mit Der Barde und Die Waldnymphe zwei sinfonische Dichtungen von Sibelius, die dieses Orchester bereits bei ihrer Uraufführung unter der Leitung des Komponisten selbst präsentierte.

Der Stimmer

See statt Hafen

Ein Kino-Film würdigt die Arbeit des Steinway-Cheftechnikers PIANOMANIA ist der Titel dieses Dokumentar�lms, der ab 9. September in ausgewählten Kinos zu sehen ist. Der Inhalt ist schnell erzählt: Es geht um die geheimnisvolle Welt eines Klavierstimmers, der für weltberühmte Pianisten wie PierreLaurent Aimard, Lang Lang oder Alfred Brendel tätig ist. Stefan Knüpfer heißt dieser Mann und er arbeitet für die ebenso weltberühmte Pianoschmiede Steinway & Sons. Er weiß, dass jedes Klavier seine eigene Persönlichkeit hat und jedes Stück nach einer eigenen Klangfarbe verlangt. Der Film dokumentiert Details aus Knüpfers Arbeit hinter den Kulissen.

Hauptdarsteller Stefan Knüpfer bei der Arbeit. Ein Film, über den richtigen Klang.

Fauré Quartett spielte auf der Queen Mary 2

Komponist Hans-Werner Henze.

Gisela!

Die Ruhr-Triennale fiebert Hans-Werner Henzes Uraufführung entgegen Die ersten Details der neuen HenzeOper „Gisela“, die am 25. September in einer Maschinenhalle in Gladbeck uraufgeführt wird, kommen bereits ans Tageslicht: So werden die Kulturen von „klischee-grauem“ Ruhrpott und „dolce-vita-far-niente“ Neapel vermengt. Auch musikalisch gibt es Herausforderungen: Das Orchester ist mit Heckelphon und WagnerTuben besetzt – die Musiker mussten diese Instrumente aber erst erlernen.

Prominenter Besuch auf dem weltweit bekanntesten Kreuzfahrtschiff: Die Kammermusiker des Fauré Quartetts spielten innerhalb der Elbphilharmonieonzertreihe an Bord der Queen Mary 2. Das Schiff war direkt neben der Elbphilharmonie nach New York gestartet. Wann die Philharmonie selbst Konzerte ausrichtet, ist weiter unklar. Die Eröffnung des inzwischen etwas teurer gewordenen Konzerthauses im Hamburger Hafen ist jetzt für frühestens 2013 avisiert.

Fauré Quartett in Hamburgs Hafen.

DIE BESTE CARMEN KOMMT AUS RIGA!

ˇA ELINA GARANC Das neue Album mit den schönsten spanischen Liedern und Zigeuner-Arien

www.elina-garanca.de

HABANERA-TOUR 2010: 21.9. Basel · 23.9. Düsseldorf · 26.9. München · 28.9. Hamburg · 1.10. Baden-Baden · 4.10. Frankfurt a. M.

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SEELENREISE BIS ZUM TOD Der Saxophonist Jan Garbarek, das Hilliard Ensemble und Manfred Eicher gehen gemeinsam den nächsten Schritt: Mit Officium Novum setzen sie die Geschichte einer großen Vision fort. V O N F I O N A TA L K I N G T O N

„Ich muss an den Nussbaum vor der Kapelle denken.“ – Das war nicht die Antwort, die ich erwartet hatte, als ich Manfred Eicher zu seinem ersten Treffen mit Jan Garbarek und dem Hilliard Ensemble 1993 in der österreichischen Propstei St. Gerold fragte. Und trotzdem passend, dass er ein Symbol für Leben und Wachstum, eine Verbindung zwischen Himmel und Erde, wie eben diesen Baum vor Augen hat, wenn er an das „Of�cium“Projekt denkt, das uralte Traditionen, menschliche Gefühle, Rituale und Gebete in zeitloser Musik verbindet. Seit ihrer Veröffentlichung im Jahr 1994 hat die Musik von „Of�cium“ tiefgreifende Auswirkungen auf Hörer, Konzertbesucher, die Plattenindustrie und natürlich andere Interpreten gehabt. Fünf Jahre später erschien „Mnemosyne“, das 22 Jahrhunderte Musikgeschichte umschloss. Und jetzt, im September 2010, legt „Of�cium Novum“ Zeugnis ab über die ungewöhnliche, mittlerweile 17-jährige Partnerschaft von vier klassisch ausgebildeten britischen Sängern und einem norwegischen JazzSaxophonisten. Schon oft wurde darüber gesprochen, woher Manfred Eicher vom Label ECM die Inspiration nahm, diese Musiker zusammenzubringen: Wähberuhigenden Chorgesang aufsteigt. Spazierend erkunden die Musiker rend Dreharbeiten in Island und der Suche nach der passenden Musik dabei den Konzertort und spielen mit der Akustik des Raumes. zum Film erinnert er sich an den spanischen Komponisten Morales und Für Eicher ist die Aufnahme ein Zeugnis dieser Verbindung, für die Entsein Requiem, „Of�cium Defunctorum“. Eichers Vision reichte jedoch wicklung von Musikern und Musik und dafür, wie durch das Nebeneiüber Morales’ Werk hinaus, er hörte Garbareks Saxophon in freier Imnander in den Konzerten neue musikalische Ideen entstehen. Er spürte, provisation. Am Ende war der Film, den Eicher drehte, nicht das richtige dass etwas von diesem Geist und dieser neuen Musik eingefangen werden Umfeld für diese Musik. Aber die Vision blieb. musste. In einem neuen „Of�cium“. David James, Countertenor der Hilliards, weiß noch genau, wie sie bei Eicher sieht darin weder eine Sammlung wunderbarer Alter Musik wie ihrem ersten Treffen in der Kapelle mit dem sich langsam entfaltenden das erste „Of�cium“ noch wie „Mnemosyne“, einen Schatz unentdeck„Parce mihi Domine“ von Morales begannen, während Garbarek – so ter Kostbarkeiten. Das „Of�cium Novum“ ist vielmehr eine vollwertige dachten sie zumindest – dastand und zuhörte. Plötzlich war da aber noch Komposition. Von Anfang bis Ende. Wie eine Seelenreise. Sie beginnt ein anderer Klang. Garbarek hatte sein Saxophon gegriffen und begonnen mit dem eindringlichen Gebetsruf des Saxophons – noch vor Komitas’ zu spielen. James sagt: „Ich kann mich noch immer an die vollkommene „Ov zarmanali“, basierend auf einem Choral zur Taufe Christi. Fast eine Stille am Ende erinnern. Dann stand Manfred auf, breitete seine Arme aus Stunde später endet sie mit Garbareks Fassung der indianischen Worte und sagte, ‚wir müssen das so schnell wie möglich auf„We are the stars“, das den Weg der Seele bis zum Tod nehmen‘ und wir alle hatten Tränen in den Augen.“ und darüber hinaus skizziert. Eicher beschreibt den roten Er spürte, dass etwas Seit diesem Tag erleben Konzertbesucher auf der ganzen Faden der CD als einen langsamen Schwenk mit der Kavon diesem Geist und Welt eben dieses ergreifende Schaudern. Gleich einem mera vom Orient ins Abendland, der alle Eindrücke und dieser neuen Musik ein- Ein�üsse aufnimmt. Wunder spiegelt sich das Gebäude – ob Konzerthalle gefangen werden musste Seit Jahren hat das Land Armenien tiefe Wirkung auf Eioder Kirche – im Klang des Saxophons, das über dem

DER MANN DAHINTER Manfred Eicher vom Label ECM über die Einzigartigkeit des Officium Novum und seine Instinkte, die ihn antreiben. CRESCENDO Wie passt „Officium Novum“ zum Ethos von ECM? MANFRED EICHER Ich weiß nicht, ob es einen ECM-Ethos gibt. Ich

Fotos: Paolo Soriani / ECM Records; Manfred Eicher: Richard Schroeder / ECM Records

Der norwegische Jazz-Saxophonist Jan Garbarek (links) und das britische Hilliard Ensemble (oben rechts) haben bereits 1994 das erste „Officium“-Album herausgebracht, es folgte „Mnemosyne“ und jetzt „Officium Novum“.

cher und die Musiker ausgeübt. Da liegt es nahe, dass ein Fokus von „Of�cium Novum“ auf gerade diesem Land zwischen Orient und Okzident liegt. Vor 30 Jahren besuchte Manfred Eicher Armenien und verliebte sich in Landschaften und Gesichter – und die Musik des Priesters und Komponisten Komitas Vardapet. Auch das Hilliard Ensemble hat die traditionelle Musik der armenischen Kirche auf diese Weise kennengelernt: In einer kleinen abgelegenen Kirche, die über dem Abgrund einer Schlucht zu schweben scheint, mit Blick auf den Berg Ararat und die wilde armenische Landschaft. Für Garbarek spielte und sang Komponist Tigran Mansurian seine Melodien auf dem Klavier. Melodien voller Emotion. Als Garbarek dann mit dem Hilliard Ensemble einige der Melodien spielte, fühlte er sich ihnen sofort „verbunden“. „Ich wollte sie für mich selbst erschließen.“ Am Ende des überwältigend schönen „Surb, surb“ – das dem „Sanctus“ der lateinischen Messe entspricht – nimmt einem die Musik der CD schier den Atem. Das demütige Gebet, zart und vorsichtig von Garbarek und dem Hilliard Ensemble erforscht, schwebt in einem Ruf himmelwärts. Das Saxophon erhebt sich, die Stimmen kehren zurück, heften sich an die letzte Note des Saxophons und gehen über in Arvo Pärts „Most Holy Mother of God“. Ein außergewöhnliches Stück, herzzerreißend in seiner offensicht-

will Musik entdecken. So war es von Beginn an. Ich will herausfinden, was möglich ist. Für mich ist sie Nahrung, wie Wasser und Brot. CRESCENDO Viele andere haben versucht vom Geist und dem Erfolg von Officium zu profitieren, aber sie sind ihm nicht nahegekommen. Wieso? EICHER Weil es keine gute Voraussetzung ist, etwas nachzuahmen, was andere vielleicht schon gemacht haben. Wenn ich als Produzent Ideen entwickeln oder gar Neues finden will, muss ich eine gewisse „Unschuld“ mir bewahren; nicht darüber nachdenken, was erfolgreich sein könnte – oder was Erfolg überhaupt ist. Entscheidend ist der musikalische Inhalt, und wie wach und transparent Musik bei einer Aufnahme eingefangen wird. CRESCENDO Was bringen Sie in den Aufnahmeprozess ein? EICHER Empathie und meine anhaltende Neugier für einen musikalischen Prozess, wenn man mit wunderbaren Musikern zusammen arbeiten kann, die sehr erfahren und zugleich immer wieder offen sind für neue Ideen. CRESCENDO Hier bei ECM herrscht so kurz vor der Veröffentlichung von „Officium Novum“ eine gewisse Aufregung. EICHER Ja, das ist der Prolog, kurz bevor die CD unser Haus verlässt. Ich bin sehr neugierig, wie sie aufgenommen wird. Ich glaube, wir haben für dieses Projekt getan, was möglich war. Nach so vielen Jahren, noch immer mit diesen Künstlern arbeiten zu können, bedeutet mir viel. Und wir sind glücklich, diese dritte Platte jetzt herausbringen können.

lichen Einfachheit, seinen stillen Momenten und seiner Eindringlichkeit. „Most Holy Mother of God save us“ – „Rette uns, Heilige Mutter Gottes“ – eine Zeile, wiederholt, als sprächen Opfer durch sie: Haus, Familie, die wahren Schätze des Lebens, reines Wasser – und Hoffnung, alles verloren. So setzt sich die Reise fort, die Kamera läuft weiter: uralte Rituale in der Musik von Komitas, wirbelnde spanische Rhythmen, eine musikalische Fassung des „Vaterunser“ und eine Wiederbegegnung mit Pérotins „Alleluia. Nativitas“. Das CD-Booklet vervollständigt dieses Zeugnis der Inspiration. Die Bilder des italienischen Fotografen Mario Giacomelli zeigen das Ende der Welt und zugleich ihren Anfang: Finsterniss und Licht, süditalienische Landschaften, weites �aches Land, zerfurchte Felder, den Mond, vereinzelte Bäume. So ist auch der letzte Klang nicht musikalisch: Manfred Eicher wählte ein Gedicht von Georgio Seferis, gelesen von Bruno Ganz: „Nur ein Weniges noch“: „Nur ein Weniges noch / und wir werden die Mandeln blühen sehen ...“ // Jan Garbarek, Hilliard Ensemble Officium Novum erscheint bei ECM. TERMINE: 14.9. Hamburg; 15.9. Salzburg; 30.9. Berlin; 4.10. Heidelberg; 5.10. Kloster Eberbach; 6.10. Köln; 8.10. München; 9.10. Zürich; 11.10. Wien

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»Ich lasse mich einfach vom Leben überraschen« Rolando Villazón über seine Auszeit, (die er als heilsam empfand!), neue Entdeckungen und seine Heimat Mexiko, in die er ein bisschen verliebt ist. VON TOBI AS H ABERL

Eine Pose, die ihn berühmt machte: Rolando Villazón während der Aufnahmen zu seinem neuen Album „ ¡ México!“.

Foto: Anja Frers/DG

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ür ein Interview mit Rolando Villazón reist man sie machen. Wir wissen nicht, ob wir Indianer oder Mexikaner sind, gerne nach London. Wir treffen ihn im St. James wir wurden von den Spaniern erobert und grenzen heute an die mächHotel, Park Place, London SW1A 1LS. Der Contigste Nation der Welt, die vor allem die schlechten Seiten ihrer Kultur cierge trägt hier noch Zylinder. Rolando Villazón sitzt. Man zu uns rüberschickt. Aber Gott sei Dank haben wir unseren Witz und sieht ihn kaum, seine Haare sind so lang. Er blickt auf und blitzt unsere Lieder, die sind unser Rettungsanker. einen an, feurig und voller Energie. Ja, auch er selbst freue sich CRESCENDO: Sind die Lieder auf der CD in Mexiko bekannt? auf das Interview, aber er müsse erst noch einen Blick in die holzVILLAZÓN: Ein paar sind unbekannt, aber die meisten sind sehr populär. vertäfelte Bibliothek werfen. Vielleicht könne er da ein, zwei wertEin Mexikaner weint, wenn er sie hört. volle Bücher mitgehen lassen. Ein kleiner Scherz – natürlich. Guter CRESCENDO: Bestand die Gefahr, dass Sie als Mexikaner zu viel Pathos in Zeitpunkt, um mit dem Interview zu beginnen: die Arrangements hineinlegen? CRESCENDO: Sie haben mal gesagt, als Sänger durchlaufe man mehVILLAZÓN: Nein. Ich singe seit elf Jahren Musik, die nicht Teil meiner rere Entwicklungsphasen.  war ein schwieriges Jahr für Sie, Kultur ist. In meiner Jugend habe ich kubanische Protestlieder gehört, nach einer Operation an den Stimmbändern mussten Sie pausieren. nicht Händel oder Mozart, meine erste Oper war „Tosca“ im Jahr In welcher Phase befinden Sie sich gerade? 1. Durch die intensive Beschäftigung mit der europäischen Musik ROLANDO VILLAZÓN: Das kann ich Ihnen in zehn Jahren sagen, wenn habe ich eines gelernt: Disziplin. Ein Sänger muss sich einer Melodie ich eine Distanz zu den Dingen habe, die ich heute mache. mit Respekt und Distanz nähern, er muss sie kennenlernen und dann CRESCENDO: Sind Sie erwachsen oder noch in der Teenagerphase? stehlen wie ein Dieb. Damit meine ich, er muss seine eigene InterpreVILLAZÓN: Sie lassen nicht locker. Gut, ich bin  und habe wohl alles tation einer Melodie finden. In diesem Fall habe ich einfach gespürt, erreicht, wovon ein Opernsänger träumen kann. Und jetzt, nach dieser wie diese mexikanischen Lieder zu singen sind. Da sind Serenaden kleinen Pause, die sehr heilsam war, mache ich mich auf zu neuen dabei, die ich meiner Frau um  Uhr morgens vorgesungen habe, um Ufern. Ich will Neues entdecken, auch außerhalb der Bühne. Ich habe ihr meine Liebe zu zeigen. zum Beispiel angefangen, einen Roman zu schreiben. CRESCENDO: Machen das nur Sie als begnadeter Musiker oder auch CRESCENDO: Einen ganzen Roman? Worum geht’s? „normale“ Jungs? VILLAZÓN: Ein Clown und ein Philosoph unterhalten sich. VILLAZÓN: In Mexiko machen das alle jungen ROLANDO Mehr will ich aber nicht verraten. Männer! Man schnappt sich eine Mariachi, VILLAZÓN CRESCENDO: Gerade haben Sie „¡México!“ veröffentlicht, geht zum Haus der Freundin, packt eine Giein Album mit mexikanischen Liedern, komponiert Emilio Rolando Villazón Mauleón tarre aus und singt los. von Consuelo Velázquez, Roberto Cantoral oder Jorge wurde 1972 in Mexiko-Stadt geboCRESCENDO: Sie haben sich als Begleitung ein del Moral. Gibt es einen Grund, warum dieses Album ren und gilt trotz seiner zahlreichen Kammerorchester ausgesucht, warum kein gerade jetzt kommt? Auszeiten als einer der größten richtig großes Orchester? VILLAZÓN: Den gibt es in der Tat. In diesem Jahr feiert Tenöre der Welt. Villazón hat ösVILLAZÓN: Weil ich eine intime Atmosphäre Mexiko den . Jahrestag seiner Unabhängigkeit. terreichische Vorfahren, die nach haben wollte. Ein richtiges Orchester ist zu Das wollte ich feiern. Mexiko emigrierten und besuchte in wuchtig, nur ein Klavier wäre zu wenig, eine CRESCENDO: Wenn man Freunde aus dem Ausland zu seiner Kindheit das Colegio Alemán Mariachi wäre zu klischeehaft, also bin ich auf Gast hat, kocht man gern Spezialitäten aus der Region. Alexander von Humboldt. ein Kammerorchester gekommen. Man muss Man möchte dem Gast mit Stolz ein Stück seiner Heian diese Melodien behutsam rangehen, sie mat in den Gaumen schieben. Haben Sie das jetzt auf sind sehr persönlich, intim, fast privat. die Musik übertragen? Wollen Sie uns damit Ihr Mexiko schmackhaft CRESCENDO: Sie haben in einem Interview mal gesagt: „Meine Stimme machen? ist meine Seele.“ Seien Sie nicht böse, aber für uns klingt das nach VILLAZÓN: Das trifft es ziemlich genau. Ich werde den Abend nie vergeseiner Phrase, irgendwie hohl und ziemlich pathetisch. Selbst wenn es sen, als ich mit den Leuten von der Plattenfirma und vom Managestimmt, darf ein Sänger solche Sätze noch sagen? ment zusammen saß, um die CD zu besprechen. Das Meeting fand VILLAZÓN: Vielen Dank für das Kompliment, ich hatte schon gehofft, bei mir zu Hause statt und es gab ausschließlich mexikanisches Essen: jetzt schwärmen Sie los, nachdem Sie den Satz zitiert hatten. Aber im Kaktussalat, Taccos, viele verschiedene Tequilas und Margaritas. Es Ernst, ich mache mir über solche Dinge keine Gedanken. Wäre es wurde ein legendärer Abend. Und ja, ich habe beim Essen diesen Stolz erwachsener und reifer zu sagen: Nein, meine Stimme ist nicht meine auf mein Land gespürt. Mexiko hat so viele Probleme, mit diesen LieSeele, sondern meine Stimme? Wenn Sie sagen, das ist pathetisch, dern will ich den Menschen zeigen, wie schön unser Land ist und wie dann bin ich eben pathetisch, kein Problem. viel Humor die Menschen haben. CRESCENDO: Sie sprechen nicht gern über Ihre beiden Zwangspausen, CRESCENDO: Humor? Bisher haben wir Mexiko nicht in erster Linie mit richtig? Darf ich trotzdem eine Frage dazu stellen? Immerhin mussten Humor in Verbindung gebracht. Sie viele Aufführungen absagen. Rolando Villazón ist ausgebrannt, VILLAZÓN: Das ist ein Fehler, denn Humor ist unsere schärfste Waffe. hieß es erst, dann wurden Sie an den Stimmbändern operiert. Niemand Wir nehmen unseren Tragödien die Schwere, indem wir Witze über wusste, ob sie wieder der Alte werden.

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Opernliebhabern, weil wir mal eine CD von einem Star gehört haben. oder irgendwelche Krisen sprechen, weil viele über nichts anderes CRESCENDO: Welcher Star hat Sie zum Opernfan werden lassen? mehr reden wollen, aber ich habe natürlich nichts zu verbergen. VILLAZÓN: Plácido Domingo. Ich war zwölf, hörte ganz zufällig eine CRESCENDO: Waren diese Pausen nicht auch ein Schatz, wenn Sie heute seiner Platten und war gefangen. Diese Stimme hat mich nie wieder zurückschauen? Immerhin hatten Sie ein paar Monate lang Abstand losgelassen. Und wissen Sie was? Es war ein Crossover-Album, keine zu sich, zum Betrieb, zu den Medien. klassische Opernaufnahme. Eine faszinierende Stimme bleibt eine VILLAZÓN: Stimmt. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Wenn ich noch mal faszinierende Stimme, egal was sie damit anstellt. von vorne anfangen könnte, würde ich wieder alles genauso machen. CRESCENDO: Das sehen viele Opernliebhaber anders. Ich hatte eine angeborene Zyste an einem meiner Stimmbänder, ich VILLAZÓN: Und haben unrecht. Die Welt der Oper ist voll gepackt mit wurde operiert, ich musste pausieren, aber das war doch keine TragöTradition und das ist ein großes Problem. Vor 1 Jahren hat irdie. Schlagen Sie die Zeitung auf, dann sehen Sie, was eine Tragödie gendein großer Sänger eine Verdi-Arie auf eine bestimmte Art gesunist. Ich dagegen habe andere Seiten des Lebens kennengen; danach haben es Dutgelernt. Ich habe viel mit meinen Kindern gespielt, ich „Ich habe gelesen und geschrieben zende genau so wiederholt. habe gelesen, geschrieben und es kam sogar vor, dass ich Und irgendwann kommt eiund es kam sogar vor, dass ich mich hin und wieder in der Stadt verirrt habe, so ziellos ner und singt sie anders und mich hin und wieder in der Stadt bin ich durch die Straßen flaniert. was macht das Publikum? Es verirrt habe, so ziellos bin ich CRESCENDO: An Ihrer Art zu erzählen merkt man, dass Sie schreit „Buh“. Das ist doch lange eine Psychoanalyse gemacht haben. Unsinn. Starre Regeln gibt durch die Straßen flaniert.“ VILLAZÓN: Ich habe sie mittleres nicht in der Oper. Es gibt weile abgeschlossen, nach 1 Menschen, die gehen in die Jahren. Diese Jahre waren ein Oper wie andere zum Stierkampf großes Abenteuer für mich. oder zum Fußball. Machen die etwas Heute bin ich ein anderer falsch? Nein! Wer aber definiert, mit Mensch – nein, so kann man welcher Geisteshaltung man in der das nicht sagen – heute kann Oper zu sitzen hat? Foucault hat geich all die vielen Menschen sagt: „Definitionen überlasse ich der sein und genießen, die in mir Polizei.“ Das finde ich gut. wohnen. CRESCENDO: Im letzten Jahr haben CRESCENDO: Im Moment sind Sie Sie ein Händel-Album aufgenomfür eine Premiere in London: men, das teilweise heftig kritisiert Sie werden als erster Klassikwurde. Ihre Stimme scheint wirklich star auf dem iTunes-Festival nicht für Händel gemacht, trotzdem singen. Ist das Honorar so haben Sie es gemacht. hoch oder hat der Auftritt eine VILLAZÓN: Gut, dass Sie das anspreSänger Villazón mit Ensemble: „Ich nehme mir kleine Freiheiten.“ besondere Bedeutung? chen, denn das wollte ich erklären: VILLAZÓN: Darüber habe ich mir Vielleicht habe ich nicht die perfekte gar keine Gedanken gemacht. Ich wurde eingeladen, ich habe mich Händel-Stimme und alle haben sich gefragt: Warum macht er das? Er gefreut und zugesagt. Ich glaube, wir messen solchen Fragen zu große wird scheitern. Ich habe es aus Neugier gemacht. Ich wollte es ausBedeutung zu. Schauen Sie, als im Sommer die Fußball-WM vorbei probieren. Es gibt zwei Arten von Sängern: Der eine singt sein ganzes war, gab es am Ende eine Mannschaft, die glücklich war, und 1, die Leben lang das, was er kann. Er wird jeden Tag besser, entdeckt neue frustriert nach Hause geflogen sind. Details, neue Farben. Der andere geht auf den Rummel und will jedes CRESCENDO: Und was hat das mit der Frage zu tun? Fahrgeschäft ausprobieren. Eines ist ihm zu langweilig. So einer bin VILLAZÓN: Dass man nicht alles hinterfragen und einordnen und inich. In letzter Zeit reden auch alle davon, dass die Kunstform Oper terpretieren soll. Wie haben wir denn früher Fußball gespielt? Zwei geschützt werden muss. Ich glaube, die schützt sich ganz gut selbst. Steine als Tor, die Hälfte der Jungs hat ihre T-Shirts ausgezogen und CRESCENDO: Was meinen Sie damit? los ging’s, mit dem Unterschied, dass am Ende alle glücklich waren. VILLAZÓN: Dass die vielen Crossover-Aufnahmen nicht den Tod der Oper Was ich sagen will: Nicht alles in meiner Karriere ist eine Strategie, bedeuten. Dass man nicht alles mit spitzen Fingern anfassen soll, was manchmal lasse ich mich auch einfach vom Leben überraschen. nicht nach großer Oper klingt. Hat Andrea Bocelli mit seiner Musik CRESCENDO: Jetzt kokettieren Sie. Sie sind ein Weltstar. Sie können uns andere Tenöre tot gesungen? Nein! Von mir aus soll auch André Rieu so doch nicht weismachen, dass Sie jeden Tag spontan gestalten. viel Geige spielen wie er will, den Menschen gefällt es und die Konzerte VILLAZÓN: Natürlich nicht, einen übergeordneten Masterplan muss es von Anne-Sophie Mutter sind trotzdem ausverkauft. Diese Sachen exisschon geben, aber innerhalb dieses Rahmens nehme ich mir kleine Freitieren parallel, es besteht also kein Grund zur Panik. // heiten heraus. Leider wird einem genau das schwer gemacht, alles wird kommentiert und in Frage gestellt. Seit Neuestem werden die PlattenRolando Villazóns neues Album ¡México! ist soeben bei DG firmen dafür kritisiert, dass sie Starsänger aufbauen. Entschuldigung, erschienen. Ab 15. November ist er mit den Liedern aus seiner Heimat fünf Mal live in Deutschland zu erleben. das ist ihr Job. So funktioniert die Welt und wir alle wurden doch nur zu

Foto: Anja Frers/DG

VILLAZÓN: Nur zu, ich sage im Vorfeld immer, bitte nicht über die Pause

AKTUELLE NEUERSCHEINUNGEN

VON SONY CLASSICAL

LANG LANG LIVE IN VIENNA Der Mitschnitt des umjubelten Solo-Konzertes im berühmten Wiener Musikverein. Mit der „Appassionata“ Sonate von Beethoven, „Iberia“ von Albéniz, dem „Grande Valse brillante“ von Chopin u.v.a.

„...und aus dem Flügel wird ein Orchester, das Lang Lang vorbildlich instrumentiert...“ Die Zeit Auch als DVD, Blu-ray Disc & LP erhältlich 88697719002 2 CDs plus Bonus DVD

LIMITIERTE DELUXE EDITION

VITTORIO GRIGOLO THE ITALIAN TENOR „Die Geburt eines neuen Stars“ Evening Standard Die Debüt-CD mit Arien von Donizetti, Verdi und Puccini.

„Eine Ausnahmestimme mit einer Farbpalette, die an ein Naturwunder grenzt“ Das Opernglas 88697723842 Ab 17.09. erhältlich

DAVID ORLOWSKY & SINGER PUR JEREMIAH Der Klarinettist David Orlowsky und Singer Pur, eines der besten Vokalensembles, lassen auf ihrer gemeinsamen CD Vokalmusik von Palestrina und Gesualdo mit dem poetischen Klarinettenspiel von Orlowsky zu einer faszinierenden Klang-Symbiose verschmelzen.

„Samtig, beinahe dahingehaucht erscheinen David Orlowskys verträumte Melodien“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

88697757372

LIMITIERTE DELUXE EDITION

88697564072

www.davidorlowsky.de

DEUTSCHE VOLKSLIEDER Über 20 der schönsten deutschen Volkslieder in einer Neuaufnahme mit vielen der besten deutschsprachigen Sänger & Klavierbegleiter. Die CD enthält Klassiker wie „Ännchen von Tharau“ & das „Heideröslein“, Silcher-Duette & alte Volksweisen. Mit Angelika Kirchschlager, Annette Dasch, Christiane Karg, Christian Gerhaher, Klaus Florian Vogt, Helmut Deutsch, Gerold Huber u.v.a. www.deutsche-volkslieder.com

www.sonymusicclassical.de

88697700242

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„Ich wollte nicht Opernsängerin werden“ Elisabeth Kulman ist die Stimme des Sommers. Wir trafen die sympathische Mezzo-Sopranistin in ihrem einsamen Refugium während der Salzburger Festspiele – fernab vom stressigen Musik-Business. VON T HOMAS VOIGT

Volksmusik, mit der ich aufgewachsen bin, also dieses reiche musikalische Erbe, das von Bartók und Kodály überliefert wurde. CRESCENDO: Keine frühe Liebe zur Oper? KULMAN: Nein. Die kam erst sehr viel später. Als Kind kannte ich Oper nur aus dem Fernsehen und assoziierte damit zwei Dinge: Dicke Diven, die sich wichtig machen und Männer mit gefärbten Haaren und CRESCENDO: Ihr Name assoziiert „Gräfin Mariza“, „Csárdásfürstin“ und Schal. Dieses Vorurteil hat sich lange gehalten; auch meine ersten „Zigeunerliebe“ … Opernbesuche, mit Anfang , haben daran nichts geändert. Ich fühlte ELISABETH KULMAN: (lacht) Sie spielen auf Kálmán an! Und es stimmt somich viel mehr im Jazz zu Hause, und statt Callas und Pavarotti hörte gar: Kálmán und Kulman stammen vom gleichen Namen ab, nämlich ich Ella Fitzgerald und Billie Holiday. von Koloman, dem irischen Märtyrer und Pilger, der im Kloster Melk CRESCENDO: Mit  noch keinen Draht zur Oper, aber mit  Beginn bestattet wurde und nach dem etliche Kirchen benannt sind. eines klassischen Gesangsstudiums. Wie kam das? CRESCENDO: Koloman ist in ungarn weit verbreitet. Wo sind Sie denn KULMAN: Naja, ich wollte ja nicht Opernsängerin werden, sondern bloß aufgewachsen? richtig singen lernen! Das ist ein großer Unterschied! Zunächst habe KULMAN: Im Burgenland, nahe der österreich-ungariich an der Universität in Wien Russisch, Finno-Ugristik schen Grenze. Meine Eltern gehörten zur ungariund Musikwissenschaft studiert und nebenbei in JazzELISABETH schen Minderheit in diesem Gebiet. Ich bin sogar Bands und Konzertchören gesungen. Und mit der Zeit KULMAN zweisprachig aufgewachsen, daher auch meine große ist mir das Singen so wichtig geworden, dass ich ganz Liebe zur ungarischen Musik. Elisabeth Kulman wurde zum Gesang gewechselt bin. Zur Oper hab ich erst CRESCENDO: ... auch zur K.u.K.-Operette? 1973 im österreichischen durch mein Gesangsstudium gefunden: In der OpernKULMAN: Kommt drauf an, wie sie gemacht ist! Wenn Burgenland geboren und schule hat man mir die Susanna in Mozarts „Figaro“ auf der Bühne mitreißende Sängerdarsteller stehen, studierte Gesang an der aufs Auge gedrückt, und das war der Beginn meiner die das Genre mit Leben zu erfüllen wissen, und die Wiener Hochschule für späten Opernleidenschaft – im zarten Alter von ! Inszenierung charmant und womöglich noch klug Musik und Gestaltung. Bei CRESCENDO: Da waren Sie noch Sopran. ist, schau ich mir auch gerne eine „Csárdásfürstin“ an. den Salzburger Festspielen KULMAN: Ja, im Chor wurde ich gleich in die SoprangrupDie „leichte“ Kunst ist in Wirklichkeit sehr schwer. sang sie aktuell den Orfeo pe gesteckt, später habe ich mein Sologesangsstudium in Freilich, mit den Fernseh-Operetten der 1er in Glucks „Orfeo ed Euridieser Stimmlage mit Auszeichnung abgeschlossen und Jahre im Stile von „Ich denke oft an Piroschka“ mit dice.“ Für ihr neues Album danach noch drei Jahre lang im lyrischen Sopranfach Playback-Tenören im Folklore-Look und Puszta„Mussorgsky Dis-Covered“ gesungen. Mein Bühnen-Debüt war die Pamina an der Schweinen kann ich weniger anfangen … (lacht). arbeitete Kulman mit dem Wiener Volksoper. Danach kamen Traumrollen wie Nein, ungarische Musik ist für mich vor allem die österreichischen Jazz-KomContessa und Donna Elvira, alle mit großem Erfolg. ponisten Tscho Theissing zusammen. 16 16

Fotos: Robert Kittel

Ihre CD-Projekte sind so ungewöhnlich wie ihre Laufbahn. Und wenngleich sie an der Wiener Staatsoper das große Mezzofach und in Salzburg Glucks „Orfeo“ singt, ist sie das Gegenbild der „typischen“ Opernsängerin. Das merkt man nicht nur beim gemeinsamen Nachmittagstee, sondern auch im persönlichen Gespräch.

Tea-Time in Hallein: Elisabeth Kulman genieĂ&#x;t wĂ¤hrend der Salzburger Festspiele ihren freien Nachmittag im Wohnzimmer von Freunden.

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Fotos: Robert Kittel

KULMAN: Tja, inzwischen war ich dreißig, und dann meldete sich langsam

vom alten Typus des väterlichen Musikdirektors wünschen, der die Entwicklung „seiner“ Sänger über Jahre verfolgt und fördert. Die Tendenz geht leider in eine andere Richtung. CRESCENDO: Sie singen seit  an der Wiener Staatsoper das große Mezzofach: Orlofsky, Ulrica, Marina, Quickly, Herodias, Fricka, Waltraute, alles Rollen, die einen starken Spieltrieb erfordern. Reibt sich das manchmal mit der Musikerin Kulman? KULMAN: Ich sehe darin keinen Widerspruch. Die von Ihnen genannten Bühnenrollen sind extrovertierte, oft dramatische Figuren, die zum Leben erweckt werden wollen. Hier kann ich mein Temperament voll ausleben – mit den Mitteln der schauspielerischen Darstellung und mit meiner musikalischen wie stimmlichen Ausdruckskraft. Das mache ich gern. Es ist durchaus auch ein Genuss, im Rampenlicht zu glänzen. Aber ich betrachte mich als Teamworker neben den Kollegen, dem Orchester, dem Dirigenten. Ich fühle mich als Teil eines großen Ganzen,

die Stimme der Natur. Mein Körper gab mir deutliche Signale, dass mir die Tessitura, also die Lage der Sopranpartien, auf die Dauer nicht gut tut. Ich war nach den Vorstellungen extrem erschöpft. Und so bin ich eine Etage tiefer gestiegen – schweren Herzens, denn ich träumte natürlich von den großen Sopranrollen. CRESCENDO: Und von der Karriereplanung her ist ein solcher Schritt ziemlich riskant. KULMAN: Es hat mich heftig getroffen: An der Volksoper hat man mich hinausgeschmissen, Veranstalter und Agenturen haben mich im Stich gelassen. Es war eine schlimme Zeit. Nur zwei Leute haben in dieser Zeit an mich geglaubt und sind mir bis heute eng verbunden: Meine Lehrerin Helena Lazarska und mein Agent Georg Monitzer. CRESCENDO: Sänger sind Hochleistungssportler. Braucht man da nicht ohnehin immer einen TraiNur ein winziger Weg führt hinauf in die ner, einen Coach? Berglandschaft, in der Elisabeth Kulman KULMAN: Das ist ein diffiziles Thema. die Einsamkeit in der Natur genießt. Wir Sänger können uns, während wir singen, selbst nicht von außen ob ich nun inmitten eines Kammerzuhören, können also unser „Proensembles stehe, wie bei meinen dukt“ nicht objektiv beurteilen. CD-Projekten „Mahler Lieder“ und Um sich zu verbessern und zu ent„Mussorgsky Dis-Covered“, oder wickeln, ist Kritik sehr wichtig. Da auf der großen Salzburger Bühne als kann eine Vertrauensperson mit Orfeo. Bei dieser Rolle gibt es übrikonstruktivem Feedback sehr hilfgens keine hohen Töne, mit denen reich sein. Andererseits liefert man man protzen kann, sondern es geht beim Singen eben nicht ein „obdarum – ähnlich wie beim Liedgejektives Produkt“ ab, sondern gibt sang, mit der Kraft der Farben und sein Persönlichstes, sein Innerstes, des Ausdrucks zu berühren. seine Seele preis. Das ist eine exCRESCENDO: Auch wenn, wie jetzt trem sensible Angelegenheit für bei Ihrem Salzburg-Debüt, statt eieinen Künstler, der von Natur aus nes schlanken Originalklang-Orschon eine Schwankungsbreite chesters der eher üppige Sound der von Selbstzerfleischung bis GröWiener Philharmoniker erklingt? ßenwahn hat ... (lacht) Kritik zu KULMAN: Mit diesem bin ich ja von ertragen und womöglich anzunehWien her bestens vertraut und ver„Man gibt sein Persönlichstes, sein men, ist sehr schwer. Deshalb sollte wöhnt, wenn ich das so prahlerisch Innerstes, seine Seele preis. Das ist eine sich jeder Sänger genau überlegen, sagen darf. Natürlich klingt das ganz extrem sensible Angelegenheit.“ wem er Vertrauen schenkt und wesanders als in Paris, wo ich die Rolle sen Rat er befolgt. Das Wichtigste mit Thomas Hengelbrock, begleitet ist, dass man bei sich selbst bleibt, Bodenhaftung bewahrt, sich nicht von historischen Instrumenten, gesungen habe. Beide Wege sind fasziirritieren und von seinem Weg abbringen lässt. Ein gesunder Instinkt nierend und sind Welten für sich. Es war meine erste Arbeit mit Riccarund gute Intuition sind hier die besten Begleiter! do Muti, und ich empfand sie als große Bereicherung. Auch von Dieter CRESCENDO: Wenn Sie bei der guten Fee einen Wunsch frei hätten: Was Dorn bin ich sehr beeindruckt. Er gehört nicht zu den Regisseuren, die müsste sich ändern im aktuellen Opern-Business? ihren Darstellern ein Konzept überstülpen, egal ob es passt oder nicht. Er KULMAN: Ich würde mir wünschen, dass die Intendanten, die über unsere führt seine Darsteller so, dass man immer auch die Engagements entscheiden, mehr Ahnung von Stimmen haben. Leider künstlerische Persönlichkeit des Einzelnen spürt. Das muss ich nämlich sagen, dass ich im Laufe meiner Karriere diesbeschätze ich sehr. // züglich immer wieder erschreckende Inkompetenz erlebt habe. Ioan Holender ist eine der wenigen positiven Ausnahmen. Besonders für Elisabeth Kulmans aktuelle CD: Mussorgsky Dis-Covered ist soeben bei Preiser Records erschienen. die nachkommende junge Sängergeneration würde ich mir Dirigenten

Mehr KULMAN auf der crescendo premium-CD, Track 10.

CRESCENDO: Warum dann nach kurzer Zeit der Wechsel ins Mezzofach?

{ ZEITGEIST }

WAS SAH EIN KNAB NOCHMAL? Zwei neue Alben zeigen: Volkslieder sind immer „in“.

Foto: Christoph Mett

VON UW E SCHNEID ER

Gleich zwei Projekte widmen sich derzeit dem deutschen Volkslied, das nales Kulturgut, die aus diesen Vorhaben spricht. In Zeiten der beständig – wie es Mezzosopranistin Stella Doufexis für sich gerne ausdrückt – „die fortschreitenden Globalisierung wird das deutsche Volkslied als Kulturgut Lust aufs gemeinsame Singen, vor allem mit Kindern“, wecken soll. der deutschen Sprache zur Besinnung auf das Eigene. Anders formuliert: Der Carus-Verlag veröffentlicht zusammen mit dem SWR ein Album, Volkslieder können Identitäten stiften. das die ursprüngliche Form der Texte und Melodien des Volksliedes herDabei ist das Volklied, ebenso wie das Volksmärchen, ein Kunstprovorhebt. Renommierte deutsche Interpreten wie Olaf dukt, das Symptom eines Ideals der Idee vom deutBär, Peter Schreier, Juliane Banse, Dietrich Henschel, Verschüttete Melodien schen Volk, die im 18. Jahrhundert angedacht wurde Ruth Ziesak und viele andere stehen hier auf der Liste und die die Romantiker mit ihren Werken illustrierten aus Kindertagen der Interpreten. Etwas anders dagegen das Projekt von und prägten. Die Sammlungen von Liedern stammten kommen schnell Sony (in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur): in der Regel aus der Feder eines Dichters: Brentano, wieder ins Gedächtnis von Arnim, Claudius, Heine, Müller, Uhland. Doch Hier werden ebenfalls Volkslieder, streng genommen aber eher Kunstlieder bekannter Komponisten was sie veröffentlichten war nicht mehr die „oral trawie Haydn, Schubert, Brahms oder Schumann neu vertont. Mit Annette dition“, nicht mehr Volkes Stimme, sondern subjektiv geordnete, in Form Dasch, Angelika Kirschlager, Klaus Florian Vogt, Christian Gerhaher und Maß gebrachte Verse. Ähnlich verhält es sich mit den Komponisten, standen auch hierfür exzellente Interpreten vor dem Mikrophon. Dass die entweder diese Kunst-Texte vertonten oder wie beispielsweise FriedWeisen, wie Schuberts „Am Brunnen vor dem Tore“ und „Sah ein Knab rich Silcher und Carl Friedrich Zelter Volkslieder nachzuahmen suchten ein Rösslein stehen“ so populär wurden, dass sie nicht nur im Konzert und dabei ganz neue Werke schufen. erklingen, macht sie noch nicht unbedingt zu Volksliedern. Sie sind eher Keine Frage, hörenswert sind beide Projekte, die Qualität der InterpreKunstwerke, die sich an einem um 1800 formulierten Ideal des Volkstationen ist fast durch die Bank hervorragend – und die vielen bekannten liedes orientieren. Ihren Kunstcharakter verlieren sie deswegen jedoch Melodien und Texte, die oftmals verschüttet aus Kindertagen in unseren noch lange nicht. Köpfen ruhen, kommen einem schnell wieder ins Gedächtnis. Und sie Nur: wie kommt es, dass große Sänger sich immer wieder an solch „einladen, wenn nicht gar zum Mitsingen, so doch zum Mitsummen ein. // fachen“ Liedern erfreuen? Bariton Detlef Roth sieht pragmatisch: In den Volksliedern stecke ein „wichtiges Kulturgut“, dass es zu erhalten gilt. Volkslieder Vol. 1 setzt das „Wiegenlieder“Etwas differenzierter als Roth (und auch Stella Doufexis) interpretiert es Projekt des Carus-Verlages fort. Wenn ich der erfahrene Christian Gerhahrer: Das „Kunstlied“ sieht er zum „Volksein Vöglein wär ist die erste Folge einer Edition bei SONY Classical, der zweite Teil lied hindrängen“. Die Beweggründe, Volkslieder zu singen, mögen unerscheint im Spätherbst. terschiedliche sein, unübersehbar ist jedoch die Besinnung auf ein natio-

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{ VIDEOSPIELMUSIK }

Der virtuelle Pianist Glauben Sie es oder nicht: Auch in einem Videospiel steckt eine lange Entwicklungsarbeit, liebevolle Hingabe und – an vorderster Front – große Musik. Der Deutsche Benyamin Nuss ist der neue Star dieser jungen Szene. V O N H O LG E R W E M H O F F

Pianist Nuss: „Nach meinen klassischen Konzerten habe ich Videospielmusik gespielt und die Leute fragten mich nachher, ob das Debussy oder Satie gewesen sei.“

wandte Kinowelt zurückkommen. Was wäre Darth Vader in „Star Wars“ ohne den bedrohlichen „Imperial March“. Was wäre Forrest Gump ohne sein „Feather Theme“ oder E.T. ohne sein „Flying theme“. Es kommt eben nicht von ungefähr, dass die größten Filmmusikkomponisten auch ihren Beitrag zu Videospielen gegeben haben und immer wieder geben, eingespielt von Weltklasseorchestern, dem London Symphony Orchestra beispielsweise, um nur eines zu nennen. Wie im Film ist auch die Musik im Videospiel für den Spieler ein unKunst – das ist genau das Wort, das die wirklich großen Videospiele von geheuer wichtiger Aspekt, um all die fröhlichen und leidvollen Emotionen heute beschreibt. mitzufühlen. So werden Leitmotive entwickelt, immer wiederkehrende Es gibt sie nämlich, die großen Kunstwerke auf diesem Markt. Werke, Themen, die durch Charme und Wiedererkennungswert in diesen Spielen die sich in ihren epischen Ausmaßen und Erzählweisen locker mit großen eminent wichtig werden. Und damit schließt sich auch wieder der Kreis Kinoproduktionen messen können. Und wenn ein Held sich in diesem zur klassischen Musik. Spiel bei den Fans besonders etabliert hat und auf ein Millionenpublikum Klassik – Filmmusik – Videospielmusik, eine absolut logische, hörweltweit blicken kann, dann ist es auch ganz normal, dass er (wie beibar nachvollziehbare Reihenfolge. Trotzdem existiert in den Köpfen der spielsweise beim �lmischen Vorbild Indiana Jones) mehrere Fortsetzunmeisten Menschen eine Angst vor diesem Genre. Doch all diejenigen gen spendiert bekommt. „Metal Gear Solid“ oder „Final Fantasy“ dürften jetzt zumindest irritiert sein, wenn nicht gar bestürzt, dass sind solche Videospielreihen, die Kultstatus bei den Fans beein junger Mann aus Bergisch Gladbach Videospiele gerade In sitzen. In ihrer Detailverliebtheit, gra�schen Umsetzung hoffähig macht, um nicht zu sagen: Reif für die Königsden Köpfen und von der Storyline her sind sie echte Meisterwerke. klasse. Hoffähig durch und über die Musik aus diesen der Menschen Einer der wichtigsten Aspekte dieser Spiele bekommt Spielen. Er, das ist Benyamin Nuss, Pianist, 21 Jahre jung existiert eine Angst und selber Videospieler aus Leidenschaft. eine immer größer werdende Bedeutung: die begleitende Musik. Natürlich muss man hier auf die so nah verNuss gilt als großer Hoffnungsträger unter den junvor diesem Genre.

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Fotos: Deutsche Grammophon/UMG; Gamepad: schnech.net/Decca

Die Fans gen Pianisten in Deutschland. Er studiert noch, hat bei solchen Klaviergrößen wie Ragna Schirmer oder Anatol Ugorski lieben die Musik. Meisterkurse besucht und spielt durchaus auch mit großen Sie können sie ausOrchestern seinen Schumann oder Beethoven. wendig mitsummen, Im Herbst 2009 allerdings hatte er seinen ersten groobwohl sie es zum ßen Auftritt mit Videospielmusik, zusammen mit dem WDR-Rundfunkorchester. Es war: Ein Sensationserfolg, ersten Mal live der nun auch auf CD erscheint. Das vorwiegend junge Puerleben. blikum war begeistert, nicht zuletzt von Aussehen, Charme und Charisma des jungen Pianisten. Natürlich wurde auch die Schallplattenindustrie schnell auf ihn aufmerksam. Die Folge: Er hat bei dem Label seine Solo-Debut-CD aufgenommen, bei dem Karajan, Horowitz und Co. unter Exklusivvertrag standen: der Deutschen Grammophon. „Benyamin Nuss plays Uematsu“ heißt die Silberscheibe. Mit Musik von dem Mann, der bei Millionen Fans weltweit als Guru unter den Videospielkomponisten gilt. Nobou Uematsu, verantwortlich für die Musik solcher Spiele-Hits wie „Final Fantasy“. Seine Musik klingt jung, frisch, spontan, stylisch, aber eben auch romantisch, melancholisch, verträumt und intim. Klassik von heute eben. Und die Fans lieben sie, können sie auswendig mitsummen, obwohl sie es zum ersten Mal live erleben, im Rahmen eines klassischen Konzertes und nicht auf irgendwelchen kleinen Bühnen oder freakigen Zusammenkünften in Turnhallen. Die Auftrittsorte von Benyamin Nuss würden Alfred Brendel oder Maurizio Pollini zur Ehre gereichen: Beethovenhaus in Bonn, Laeiszhalle in Hamburg, Alte Oper in Frankfurt oder das Leipziger Gewandhaus. Die altehrwürdigen Häuser werden sich wundern, dass sich ihre Bühnen in kochende Säle verwandeln. Es wird Ihnen gut tun. Benyamin Nuss Benyamin selber freut sich, dass er im Moment sowohl Klassik-Fachplays Nobuo Magazinen als auch Videospiel-Magazinen Rede und Antwort stehen Uematsu darf. Musik- und Videospiele. Spätestens seit „Final Fantasy X“ ist UeUematsu-Interpretationen für matsu sein Komponistengott, den er mit der Welt teilen will, über die ViSoloklavier: Nuss deospielewelt hinaus. Als er ihn im letzten Jahr persönlich kennengelernt Debütalbum für hat, und Uematsu ihm auch noch vermittelte, wie begeistert er von dem die Deutsche CD-Projekt sei, ging ein Traum in Erfüllung. „Uematsu schreibt einfach Grammophon. einen Hit nach dem nächsten, echte Ohrwürmer. Da ist wirklich keine Note zu viel“, schwärmt der junge Pianist. Nuss will dem älteren Publikum, das diese Musik noch nicht kennt, ganz klar die Schwellenangst nehmen. „Das Problem“, meint Nuss, „ist vor allem der Begriff Videospiel. Da denken einige Menschen sofort an schlechte Kinder mit gewalttätigen Spielen. Viele Filmkomponisten haben Videospielmusik geschrieben, Hans Zimmer, Harry Gregson Williams, Bruce Broughton, Danny Elfman, sie alle sind von klassischen Komponisten beein�usst, und das hört man ihrer Musik auch in Spielen an, Symphonic ganz deutlich. Also erst mal auf das „Wagnis“ einlassen – und man wird Fantasies es de�nitiv nicht bereuen. Auch nach meinen klassischen Konzerten habe Das neue Livealbum des WDR ich Videospielmusik gespielt und die Leute fragten mich nachher, ob das Rundfunkorchesters Debussy oder Satie gewesen sei – eine bessere Bestätigung konnte ich ja Köln unter Arnie gar nicht bekommen.“ Roth. Mit Musik von Nach der Deutschlandtour will Nuss auch Japan erobern. Japan, das Kingdom Hearts, Secret of Mana, Videospielland Nummer eins. Man muss davon ausgehen, dass es eine Chrono Trigger, Nuss-Manie geben wird, im fernen Osten, zumal seine optische ErscheiChrono Cross nung dem Idealbild des japanischen Schulmädchens entspricht. Darauf und Final Fantasy (DECCA). angesprochen, winkt er ab. „Ach, ich bin 21, steh ganz am Anfang, und bleibe mal schön auf dem Teppich. Wenn da wirklich etwas passieren sollte, kann man sich immer noch überlegen, wie man dann reagiert.“ Er lässt jetzt alles auf sich zukommen – auch virtuell. //

staatskapelle weimar konzerte 2010/11 1. sinfoniekonzert 19. / 20. september 2010 -----------werke von jean-philippe rameau, robert schumann, igor strawinsky dirigent: stefan solyom / solistin: gunilla süssmann klavier

2. sinfoniekonzert 10. / 11. oktober 2010 ---------------werke von einojuhani rautavaara, jacques ibert, arvo pärt dirigent: olari elts / solist: daniel gauthier altsaxophon

3. sinfoniekonzert 31. oktober / 1. november 2010----werke von antonín dvorˇák, bohuslav martinu˚, robert schumann dirigent: dima slobodeniouk / solist: stefan schilli oboe

4. sinfoniekonzert 21. / 22. november 2010 ------------werke von joseph haydn, robert schumann dirigent: antonello manacorda

5. sinfoniekonzert 12. / 13. dezember 2010------------werke von helmut lachenmann, robert schumann, dmitri schostakowitsch dirigent: stefan solyom / solist: alban gerhardt violoncello

6. sinfoniekonzert 20. / 21. februar 2011 ---------------franz liszt eine faust-sinfonie in drei charakterbildern dirigent: stefan solyom / solist: christian elsner tenor

7. sinfoniekonzert 20. / 21. märz 2011 ------------------werke von ludwig van beethoven dirigent: gerd albrecht / solistin: petra froese sopran / sprecher: jonas fürstenau

8. sinfoniekonzert 17. / 18. april 2011 -------------------in kooperation mit den thüringer bachwochen werke von joonas kokkonen, johann sebastian bach, igor strawinsky dirigent: olli mustonen / solist: gábor farkas klavier

9. sinfoniekonzert 8. / 9. mai 2011-----------------------werke von helmut eisel (uraufführung), gustav mahler dirigent: stefan solyom / solist: helmut eisel klarinette

10. sinfoniekonzert 26. / 27. juni 2011 --------------------werke von edward elgar, gustav holst dirigent: stefan solyom / solistin: catherine manoukian violine

silvester- und neujahrskonzert --------------------------31. dezember 2010 / 1. januar 2011 werke von robert schumann, franz liszt, johann strauß dirigent: stefan solyom / solisten: hornisten der staatskapelle weimar

lebenslinien 16. februar 2011 ----------------------------eröffnungskonzert des thüringer themenjahres franz liszt. ein europäer in thüringen werke von franz liszt, ludwig van beethoven, richard strauss dirigent: stefan solyom / solist: kit armstrong klavier / festansprache: alfred brendel

filmkonzert nosferatu - eine symphonie des grauens --10. märz 2011 in zusammenarbeit mit der europäischen filmphilharmonie stummfilm von friedrich wilhelm murnau (1922) musik von james bernard / dirigent: frank strobel

deutsches national theater und staats kapelle weimar

informationen 03643 755334 / www.nationaltheater-weimar.de

{ KO L U M N E }

VON PA S C A L MORCH É

DER CHAMPAGNER IST GETRUNKEN

Unser Kolumnist resümiert über den vergangenen Sommer und kann seine Freude über einen bevorstehenden Abgang nicht verbergen.

Ja, da war einiges in der letzten Zeit, worüber es Sinn macht, an dieser Stelle ein wenig nachzudenken. Zunächst: Christoph Schlingensief ist tot. Das ist traurig, zum Weinen traurig! Ein Mensch, so liebenswürdig und kreativ, so frech und witzig, vor allem aber in dieser mainstreamigen Welt so dringend notwendig wie er ,stirbt mit nur 49 Jahren. Das ist traurig! Traurig ist allerdings auch, was für Worte sich Freunde und Kollegen zum Tode des geschätzen Schlingensief abrangen: „Schlingensief war einer der größten Künstler, die je gelebt haben“, schreibt Elfriede Jelinek. Das heisst also: Schlingensiefs Werk und Wirkung ist gleich bedeutend für die Menschheit wie jenes von Leonardo da Vinci und Michelangelo, von Shakespeare oder Goethe, von Bach oder Mozart? Liebe Frau Nobelpreisträgerin Jelinek, geht’s nicht eine Nummer kleiner? Ihre Trauer muss ja deshalb nicht auch kleiner sein – aber wollen Sie unbedingt, dass „Schlinge“ im Himmel vor Scham errötet? Amüsieren wird sich Schlingensief dort gewiss auch über die Worte, die Klaus Staeck, auf seinen Tod fand. Staeck, jener linke Plakatgestalter, der solange gegen Establishment und System kämpfte, bis er endlich zum Präsidenten der Berliner Akademie der Künste ernannt wurde, erinnert sich seines Amtes gemäß p�ichtschuldigst an Schlingensiefs „großartige Operninszenierungen“, was den Verstorbenen zu einem Opernregisseur werden lässt (und Herrn Staeck zu einem Kenner der Opernszene). Nun: Jean-Pierre Ponnelle oder Günther Rennert und viele, viele andere waren Opernregisseure und Leute wie

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Klaus Guth, Willy Decker oder Christof Loy alle vergessen, dass der Dirigent Kent Nagano seine Karriere in erster Linie cleverer Öffentund viele, viele andere sind sicher auch welche. Ob man aber mit einer „Parsifal“-Inszenierung lichkeitsarbeit zu verdanken hat; haben sie alle in Bayreuth (und einer „Holländer“-Produktivergessen, dass es bei ihm mit der Bescheidenon in Manaos) zur Riege der Opernregisseuheit bis zur Selbstverleugnung nicht so weit her re zählt, ist so zweifelhaft wie Herrn Staecks war, wenn es darum ging, in Gala eine HomeKenntnis dieser Kunstform. Sei’s drum: Wieder story zu „platzieren“ oder mit dem Lufthansaeinmal konnte man erleben, dass man sich selMagazin über die Kunst des Surfens vor der katen so schön im Licht der eigenen Eitelkeit sonlifornischen Küste zu plaudern? Auf Nikolaus nen kann, wie im Nachrufen von Nachrufen Bachler, den Intendanten der Münchner Oper auf prominente Tote. meinte nun die SZ eindreschen und Ist Doch der Kulturbetrieb hatdiesem „enge Repertoiregrenzte in der letzten Zeit auch en“ unterstellen zu müssen. Schlingensiefs schöne Meldungen bereit. Dass „enge RepertoireWerk gleichbedeuZum Beispiel, dass Kent grenzen“ eher beim Ditend wie jenes von Nagano die Bayerische rigenten Nagano zu Leonardo da Vinci, Staatsoper verlässt. Aldiagnostizieren sind, len, die sich einzig von Michaelangelo, Shakespeare wurde dabei – leider Dritten in der Beurtei– vergessen. Nein, ein lung von Künstlern leiMann, der weder eine ten lassen und um Na„Tosca“ noch eine „Così ganos Münchner Ende fan tutte“, der weder einen „Ring“ noch eine „Fledertrauern, sei gesagt: Gut so! Gut für die Münchner Oper maus „jemals dirigiert hat, gehört und für das Bayerische Staatsorchesnicht an ein großes Repertoirehaus, ter. Da aber Musikkritiker inzwischen lieber wie die Bayerische Staatsoper eines ist. Am 21. PR-Agenturen als den eigenen Hörerfahrungen Dezember steht in München eine Neuinszenierung des „Fidelio“ an. Dieses Werk ist von folgen, verwunderten die Krododilstränen, die ob dieser Personalie vom Feuilleton vergossen Posemuckel bis zur Met und von Kleinklunwurden wenig. Seltsam, wie subjektiv für Kent kersdorf bis zur Scala „Chefsache“. In München Nagano gerade die Süddeutsche Zeitung Positinicht. Dort wird Daniele Gatti dirigieren. Warum? Vielleicht, weil Nagano, der sich bei Weron bezog. Als bescheiden bis hin zur „Selbstverleugnung“ und von „glamourfreier Seriosität“ ken Benjamin Brittens oder bei Unsuk Chins wurde Nagano dort bedichtet. Ja, haben denn „Alice in Wonderland“ sicher am Dirigenten-

kostüme, in die der Chor gesteckt wurde – was dem Feuilleton aber die Möglichkeit gab, über eine „Gesellschaft im Versuchslabor“ zu philosophieren. Dass Neuenfels’ Regieideen inzwischen völlig überholt und seine Bühnenästhetik hoffnungslos veraltet ist, konnte man indes schon vorher in München bei der Oper „Medea in Corinto“ von Giovanni Simone Mayr erleben. Nein, was von diesem „Lohengrin“ bleibt, ist der Eindruck, dass Andris Nelsons einer der herausragenden Dirigenten der Zukunft sein wird ANZEIGE

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Im März 1972 startete die Tour in Dublin und führte durch 20 Städte: Paris, Berlin, Wien, Kopenhagen, Amsterdam. Tony Palmers legendäre Original-Aufnahmen wurden 2009 wiederentdeckt und akribisch mit neuester Technik überarbeitet.

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pult fühlt, ein Standardwerk wie Beethovens „Fidelio“ handwerklich nicht beherrscht. Weil er vielleicht selbstkritisch nach schlechten „Lohengrin“- und „Don Giovanni“-Vorstellungen in München lieber die Finger lässt vom klassischen Kanon 400-jähriger Operngeschichte. Aber das Klassik-Karrussel wird seine Marionetten auch weiterhin in Chefpositionen bringen. Da darf man sicher sein. Und schon ruft eine Karrusselschubserin beim Autor dieser Zeilen an: Sie habe da eine Sängerin im Portfolio, die in Salzburg bei den Festspielen auftritt. Man könne mit ihr ein Interview machen. „Am besten“, so die Dame, „auf dem weitläu�gen Veranstaltungsgelände“ der Salzburger Festspiele. Aus ihren Worten war zu schließen, dass sie sich in Salzburg das Areal zwischen Hofstallgasse und Domplatz in etwa so vorstellt wie das „Veranstaltungsgelände“ der Duisburger Loveparade. Aber, was fand statt auf den „Veranstaltungsgeländen“ der diversen Festspiele, besonders jener großen in München, Bayreuth und Salzburg? Nun, München zeigte zur Eröffnung eine „Tosca“, die in New York schon ein Jahr zuvor Premiere hatte. Von der Regie her (Luc Bondy) belanglos, wenn auch mit dem wunderbaren Jonas Kaufmann als Cavaradossi, sollte man dem Münchner Publikum keinen Jahreswagen als Neuwagen verkaufen. Desweiteren gab es eine bunte Neuproduktion der „Schweigsamen Frau „von Strauss, die nach vier höchst erfolgreichen(!) Vorstellungen wieder im Fundus verschwindet. Der provisorische Pavillion 21 Mini Opera Space hatte das traurige Glück, letzte Bühne von Christoph Schlingensief zu sein. Und gegen Ende der Münchner Festspiele wurde man Zeuge eines außerordentlichen, eines wunderbaren Sängers: Christian Gerhaher sang im „Tannhäuser“ den Wolfram von Eschenbach. So klug, so schön hat man diese Partie seit Jahrzehnten nicht mehr hören können! Gerhaher erinnert an den jungen Fischer-Dieskau - allerdings so ganz und gar ohne dessen Eitelkeit. Diesem Sänger gehört jede Zukunft, das Publikum muss glücklich sein, ihn zu erleben. Die „Figaro“-Vorstellungen mit Christian Gerhaher als Grafen Ende September/Anfang Oktober in München sind P�ichttermine für alle, die erleben wollen „was“ Gesang sein kann. Bayreuth präsentierte einen neuen „Lohengrin“. Angekommen und dabei in die Jahre gekommen, inszenierte der Opernwelt dienstältester Provokateur Hans Neuenfels erstmals auf dem Grünen Hügel. Was von dieser Produktion bleibt, ist die Erinnerung an Ratten-

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und die Gewissheit, dass Jonas Kaufmann sich tatsächlich nicht so schnell wird vom Opernbetrieb verschleissen lassen und somit nicht den Weg von Rolando Villazón gehen dürfte. In Salzburg indes war es très chic, dieses Jahr der Uraufführung der neuen Oper „Dionysos“ von Wolfgang Rihm beizuwohnen. Da musste man gewesen sein, wollte man beim small talk zwischen Triangel-Kneipe und BazarTerrasse, zwischen Goldenem Hirschen und Schlosswirt Anif-Gastgarten (also auf dem „Veranstaltungsgelände“) bestehen. Und weil Jonathan Meese, der große, bildende Künstler

das große, bildende Bühnenbild entwarf, fand auch jenes Vernissagenpublikum ins Festspielhaus, das sonst der Oper eher fernbleibt. Meese ist chic, ist in, ist hip, ist cool, ist „so wunderbar unangepasst“ wie man von Botox gespritzten Blondinen in Salzburg über den Champagnerkelch hauchen hörte. Ja, tatsächlich scheint sich Jonathan Meese jeden Morgen vor dem Spiegel unendlich viel Mühe zu geben, um den ganzen lieben langen Tag für sein Publikum als ungep�egter und ungekämmter Künstler rüberzukommen. In Salzburg gab es auch Alban Bergs „Lulu“ mit der ganz und gar wunderbaren Patricia Petibon. Dass ihre Lulu allerdings ganz und gar nicht wunderbar war, lag an der grottenschlechten Regie der Bulgarin Vera Nemirova. Die ganze Vorstellung lang wurde man das Gefühl nicht los, dass die Regisseurin einen Hass auf erotische Frauen hat und selbst eine sehr unglückliche Weiblichkeit lebt. Vor Gericht kann man jemanden aus Befangenheit ablehnen. Auf der Bühne nicht. Nemirova mit der Regie einer „Lulu“ zu beauftragen, ist ähnlich dem Versuch einen Vegetarier zum Vorsitzenden der Metzgerinnung zu machen – und somit keine Glanzleistung des scheidenden Festspielintendanten Jürgen Flimm. Damit das Musikalische hier nicht zu kurz kommt: „Lulu“-Dirigent Marc Albrecht liess die Wiener Philharmoniker grandios aufspielen. Chic war es in Salzburg (und im Feuilleton) auch die Produktion von Glucks „Orfeo et Euridice“ durch das High-End-Ästhetikteam Dieter Dorn und Jürgen Rose als „gep�egte Langeweile“ abzutun. Wer nichts gegen Schönheit hat und sich daran freut, dass es noch Bühnenbildner und Regisseure gibt, die ihr Handwerk beherrschen, für den war dies ein wunderbarer Abend. Musikalischer wie inszenatorischer Höhepunkt in Salzburg war die neue „Elektra“, die nicht viel anders aussah wie alle guten (!) „Elektra“-Inszenierungen seit der Uraufführung 1909. Da Nikolaus Lehnhoff aber ein Regisseur von großer Ernsthaftigkeit ist und keine Regiemoden bedient, lag man am Büffet nicht schlecht, wenn man beim Biss ins Lachsbrötchen feststellte, die Produktion sei doch insgesamt „gestrig“. Transparent und doch süf�g, ja durchaus lyrisch wurde diese lauteste Partitur der Operngeschichte von Daniele Gatti dirigiert. Sind wir ehrlich: Es war (fast) so gut wie von Christian Thielemann. Ja, das war das Sommertheater 2010. Und nun geht sie wieder los, die Spielzeit. Und Gott sei Dank – so ganz ohne künstlichen Festspielhype. //

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ie großen Jubilare des Jahres bestimmen noch immer die Programmpolitik der Klassikproduzenten: Bei Chopin und Mahler scheint die Schmerzgrenze noch nicht erreicht. Und doch finden sich Juwelen im Ozean des (musikalischen) Mittelmaßes: So hat das Warschauer Chopin-Institut, das auf seinem eigenen Label NIFC bislang vornehmlich illustre Chopin-Interpreten auf historischen Fortepiani vorstellte, die beiden Klavierkonzerte Chopins einem kanadischen Teenager überlassen, der das Werk aufwertet. Der 1995 in Calgary geborene Jan Lisiecki war gerade mal 13, als er das f-Moll-Konzert in Warschau vorstellte, ein Jahr später, 2009, spielte er, wiederum unter Howard Shelleys kluger Leitung, das e-Moll-Konzert – und begeisterte erneut das Chopin-kundige polnische Publikum! Die jetzt erschienenen Mitschnitte dieser LiveActs zählen auf alle Fälle zu den Highlights des Chopin-Jahres. Ich kenne kaum Aufnahmen dieser beiden Schlachtrösser, die einen schon vom ersten Klaviereinsatz so gefangen nehmen. Souverän, klar, prägnant. So widerruft ausgerechnet ein unbekanntes „Wunderkind“ hier das Klischee von den schwärmerischen, windelweichen Jugendwerken und lässt mit energischem Stolz den späteren Chopin durchschimmern, den rebellischen Chopin der Polonaisen und Etüden. Einen ähnlichen Begeisterungstaumel löste vor mehr als 20 Jahren der von schwerer Krankheit gezeichnete deutsche Mahler-Fanatiker Klaus Tennstedt aus, als er in der Londoner Royal Festival Hall eine zum Zerbersten gespannte Aufführung von Mahlers apokalyptischer „Auferstehungssinfonie“ zelebrierte. Der jahrelang unter Verschluss gehaltene Mitschnitt dieser Mahler-Sternstunde ist jetzt auf dem Eigenlabel des London Philharmonic veröffentlicht worden und wurde sogleich

Chopin, Klavierkonzerte Nr.1 & 2 Jan Lisiecki, Sinfonia Varsovia, Howard Shelley (NIFC)

H I E R R E Z E N S I E R T AT T I L A C S A M PA I

AUCH MUSSORGSKY WAR EIN JAZZER! mit dem „Toblacher Komponierhäuschen“ für die beste „historische“ Mahler-Aufnahme des Jahres ausgezeichnet. Vor allem in den beiden Ecksätzen entfacht Tennstedt eine emotionale Glut und zieht unendliche Spannungsbögen. Sie fesseln und lassen einen die wirklichen seelischen und metaphyischen Dimensionen dieser Erlösungssinfonie erleben. Auch der im Juli verstorbene australische Weltbürger Sir Charles Mackerras genoss auf der britischen Insel Kultstatus. Bis zum Schluss blieb er einer der größten Interpreten der Wiener Klassik und der tschechischen Musik: Seine späten Aufnahmen mit den Sinfonien Beethovens und Mozarts künden von jenem höheren Grad göttlicher Heiterkeit und pulsierender Grazie und seine zuletzt erschie-

Mahler, Sinfonie Nr. 2 Kenny, van Nes, London Philharmonic Orchestra & Choir, Klaus Tennstedt (LPO)

Dvorˇ ák, Sinfonien Nr. 7 & 8 Philharmonia Orchestra, Charles Mackerras (Signum Classics)

nenen Londoner Mitschnitte der Siebten und Achten Dvořáks mit dem Philharmonia Orchestra aus dem Jahr 2008 unterstreichen sein Gespür für die dunkle Leidenschaft und dramatische Glut des späten Dvořák. Eine Serie von intelligenten „Lehrstunden“ veranstaltete Barock-Ikone Marc Minkowski ausgerechnet im Wiener Konzerhaus mit Haydns späten Londoner Sinfonien. Seine Musiciens du Louvre propagieren eine französische Leichtigkeit des Seins, die sich weigert, auch nur einen Moment lang Bedeutsamkeit, Pathos oder deutsche Strenge zu verbreiten. Stattdessen vertraut er mit flotten Tempi und einem ans Ironische grenzenden Understatement darauf, dass sich die spirituellen Kräfte und die reine Seele von Haydns Musik auch so, ganz ohne Nachdruck, durchsetzen: Ein derart spielerisch-entkrampfter, luftiger Haydn wirkt unglaublich modern und charmant. Eine solche unkonventionelle Art musikalischer „Aufklärung“ betreiben auch vier ausgekochte Wiener Jazz-Grenzgänger, die sich mit der grandiosen Mezzo-Sirene Elisabeth Kulman zusammengetan haben, um die musikalischen Wurzeln und Seelengründe des russischen Eigenbrötlers Modest Mussorgsky freizulegen. Mit entfesselter Virtuosität befreien Tscho Theissing (Geige), Arkady Shilkloper (Horn), Miki Skuta (Piano) und Georg Breinschmid (Bass) auf ihrem Album „Mussorgsky Dis-Covered“ seine Lieder vom Mief bürgerlicher „Verkleidung“ und beschwören den wilden, jazzartigen Groove und den Blues seiner Arme-Leute-Musik. Und die Kulman gibt mit perfektem Russisch und versengender Mezzo-Glut die charismatische Wirtshaus-Primadonna, den lachenden Weibsteufel, gefährlich und unwiderstehlich. Jetzt wissen wir es: Auch Mussorgsky war ein Jazzer.

Haydn, 12 Londoner Sinfonien Les Musiciens du Louvre – Grenoble, Marc Minkowski (Naive)

Mussorgsky Dis-Covered Elisabeth Kulman, Tscho Theissing, Arkady Shilkloper, Miki Skuta, Georg Breinschmid (Preiser Records)

Mehr LISIECKI und MACKERRAS auf der crescendo premium-CD, Track 6 & 5.

{ REZENSIONEN }

Thomas Mann

Nikolai Tokarev

Lang Lang

MEISTERHAFT

OHNE BISS

Wer Viscontis Verfilmung von Thomas Manns „Tod in Venedig“ kennt, weiß um die Symbiose von Literatur und Musik. Denn Dank des Adagiettos aus Mahlers 5. Sinfonie brennen sich die morbiden Bilder besonders ins Gedächtnis. Klassik hat aber auch sonst einen starken Bezug zum Werk des Nobelpreisträgers. Wiederholt ließ er sie in seine Bücher einfließen, war er doch selbst ab 1920 begeisterter Grammophon-Hörer, der Komponisten von Verdi bis Wagner voller „Innigkeit“ lauschte. Dass er im Frühjahr 1954 zusagte, in der Sendung des Süddeutschen Rundfunks „Wer wünscht was?“ seine Lieblingsstücke vorzustellen, verwundert daher nicht. Vom Hörverlag in den Archiven ausgegraben, erlaubt „Thomas Mann. Mein Wunschkonzert“ 56 Jahre später einen Einblick in sein „Liebes-Verhältnis“ zum „Lohengrin“-Vorspiel, Débussys „L’après-midi d’un faune“, Lieder von Schubert und Schumann sowie Beethovens „Leonoren“-Ouvertüre – von Mann meisterhaft anmoderiert und in Aufnahmen seiner Zeit mit Patina präsentiert.

Hysterisch bejubelt schlürft der Klavier-Gladiator auf die Bühne des legendären Wiener Musikvereins und verliert keine Zeit. Beethovens C-Dur-Sonate op. 2/3 kommt klar, fast „haydnesk“ rüber. Dann die „Apassionata“. Ihrem Furor und vehementem Groll ist der Jüngling nicht gewachsen, kann und will die Tigerin aber auch nicht in einem einzigen Geschwindigkeitsrausch „erledigen“. Eher sucht Lang Lang nach „bedeutenden“ Stellen, für ihn die Inseln zarter Melodieseligkeit, auf denen er seine wirklich erstaunliche Palette an pastelligen Farbtönen entfalten kann. Das wirkt zuweilen geschmäcklerisch. Auch Isaac Albéniz‘ farbenprächtiges in spanisches Kolorit getauchtes „Iberia“ ist nur matt grundiert; Sergei Prokofjews zuweilen brutal hämmernde Klaviersonate Nr. 7 in B-Dur op. 83 wie auf Watte gebettet und ohne Biss. Die grandiose Akustik des Saales in 3D Blu-Ray festgehalten bringt es an den Tag. Auch den Jubel im völlig ausverkauften Haus, der trotzdem ausbricht. TERESA

ANTOINETTE

PIESCHACÓN RAPHAEL

SCHMELTER DE ESCOBAR

Thomas Mann: „Mein Wunschkonzert“ (der Hörverlag)

Lang Lang: „Live in Vienna“ CD/DVD/Doppel-LP und Blu-Ray (SONY Classical)

SINNLICH & KNACKIG

Alexander Rosenblatt, geboren 1956 in Moskau, ist ein musikalischer Allrounder fern des Elfenbeinturmes der Avantgarde, der eminenten Unterhaltungswert mit hohem instrumentalvirtuosen Anspruch und formalem Können verbindet. Das Spektrum der vorgestellten Werke reicht von einer „Zigeunerfantasie nach Monti“ für Geige und Orchester über wilde Stilmischungen pyromanischer Tastenakrobatik über Jazzharmonien bis zu zwei Fragmenten aus einer „Alice in Wonderland“-Ballettsuite über 80 populäre klassische Melodien (da wird kaleidoskopisch buchstäblich alles mit allem verknüpft!) und einer rockig walzernden Suite über Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ mit dem Titel „Waltzing with Hartmann“ – ein Graus für puristische Sittenwächter … Nikolai Tokarev darf hemmungslos auftrumpfen in der wilden „Dritten Klaviersonate“, im Klavierduo mit dem Komponisten und in der bravourös sinnlichen Cellosonate. Und Rosenblatt selbst jagt durch seine halsbrecherischen „Paganini’s Variations“. Ein knackiger Genuss jenseits ästhetischer Tabus. CHRISTOPH SCHLÜREN

„Tokarev plays Rosenblatt“ (Solo Musica)

L. v. Beethoven: Missa Solemnis Enoch zu Guttenberg Susanne Bernhard, Sopran Anke Vondung, Alt Pavol Breslik, Tenor Yorck Felix Speer, Bass Kammerchor und Orchester der KlangVerwaltung

„... Bei der „Missa“ schaden weder Leidenschaft noch Verrücktheit. Enoch zu Guttenberg verfügt über beides... So vital war das Stück lange nicht zu hören. Jubel.“ Abendzeitung

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Georg Philipp Telemann

Giorgio Federico Ghedini

SCHWIERIG

UNVERWECHSELBAR

Elizabeth Wallfisch hat 2008 ein neues Barock-Orchester gegründet, in dem arrivierte Kollegen Hochschul-Absolventen in den Feinheiten des BarockOrchesterspiels unterweisen. Leider besteht dabei die Gefahr, dass auch indoktrinäre Ideologie vermittelt wird: Frau Wallfisch ist hörbare Anhängerin der These, im Barock-Orchester habe es kein Vibrato gegeben. Daraus resultiert ein uniformer Streicherklang mit begrenztem Timbre, der der Ausdrucksvielfalt der Musik nicht gerecht wird. Das fällt bei den hier eingespielten Telemann-Werken nur deshalb weniger ins Gewicht, weil es sich um Ouvertürenkonzerte mit überwiegend bewegten Tanz-Sätzen handelt. In langsamen Sätzen wie der Grave-Einleitung des letzten Konzerts (Tr. 15) vermisst man aber umso mehr die Süße, die zum Beispiel durch die „Bebung“ (ein leichtes, natürliches Vibrato) erzielt werden kann. Die übrigen Sätze werden hier allerdings hinreißend lebendig und nuancenreich musiziert.

Giorgio Federico Ghedini war der eigentümlichste, vielseitigste Komponist der klassischen Moderne in Italien. Er steht vermittelnd nicht nur zwischen den Generationen Respighi einerseits und Dallapiccola andererseits, sondern zwischen den Zeiten: Frescobaldi und Monteverdi waren seine Vorbilder, deren Errungenschaften er in eine zeitgemäße Tonsprache integrierte und so eine Musik schuf, die in ihrer Schönheit, Eleganz, Tiefe, Unvorhersehbarkeit und Inspiration, ihrem Wagemut und der formalen und handwerklichen Vollendung – zumal im nach dem II. Weltkrieg entstandenen Reifewerk – zum Edelsten gehört, was in jenen Jahren entstanden ist. Was für unergründlich majestätische Harmoniefolgen! Keiner hat es wie er verstanden, die Tradition mit den neuesten Mitteln zu unverwechselbar Eigenem zu verwandeln. So führte er auch das italienische Concertare-Prinzip zu neuem Höhenflug, hier in einem Doppelkonzert und zwei Solokonzerten für Violine und Flöte. CHRISTOPH SCHLÜREN

BENJAMIN-G.COHRS

Georg Philipp Telemann: „Complete Violin Concertos Vol.3“, Elizabeth Wallfisch, The Wallfisch Band (cpo)

Kolja Blacher / Dominique Horwitz

John Malkovich

ERST IRRITIEREND, DANN GUT

SCHÖN

Schubladendenken funktioniert bei dieser DVD nicht. Denn „The Infernal Comedy: Confessions of a serial killer“ passt in keine Kategorie. Auf den ersten Blick wirkt der Live-Mitschnitt aus dem Ronacher Theater Wien wie eine Dichter-Lesung. Doch neben Hollywoodstar John Malkovich als über sein Leben erzählender Serienmörder Jack Unterweger stehen auch das Orchester Wiener Akademie unter Martin Haselböck sowie zwei Sopranistinnen auf der Bühne. Eine unkonventionelle Kombination aus Wort, Schauspiel und klassischer Musik, die erst irritiert, dann aber Sinn macht. Regisseur Michael Sturminger verschränkt nämlich alle Elemente zu einem packenden Puzzle aus dem schonungslosen Monolog eines Mannes und emotionsgeladenen Arien verschiedener Frauentypen, die seine Wegbegleiterinnen waren. Ergänzung zur gemeinsamen Glanzleistung, die keinen kalt lässt, sind 40 Minuten Hintergrundbericht von den Proben bis zur Premiere als Bonusmaterial.

Ipod-Besitzer, die gern Hörbücher anhören, werden bei dieser Passage zusammenzucken: „Ein Buch, das sich von selber liest“, bietet der Teufel dem Soldaten Joseph im Tausch für seine zerkratzte Geige. „Ihr schlagt es auf, und was Ihr wollt, zieht Ihr hervor!“ Der Schauspieler und Sänger Dominique Horwitz erzählt die Geschichte packend, zeichnet einen gewitzten, sich anbiedernden, fiesen kleinen Teufel, spricht den Soldaten, seine Mutter, seine Braut und überhaupt alle Charaktere in Wanderbühnenmanier herrlich bunt und macht vergessen, dass das ursprüngliche, nun fast hundert Jahre alte Kammerspiel „gelesen, gespielt“, aber eben auch „vertanzt“ werden soll. Sechs Solisten der Berliner Philharmoniker kitzeln die parodierenden, überspitzten Ideen aus der Musik Igor Strawinskys hervor. Geistreicher, tiefsinniger, elegischer, schöner ist das als vieles, was sich heute sonst Hörbuch nennen darf. MARTIN MORGENSTERN

ANTOINETTE SCHMELTER DE ESCOBAR

John Malkovich: „The Infernal Comedy“ (ARTHAUS)

Mehr MAHLER auf der crescendo premium-CD, Track 8.

Giorgio Federico Ghedini: „Concerto all´ aperto“, Orchestra da Camera Stesichoros, Francesco Di Mauro (Stradivarius)

Igor Strawinsky: „Die Geschichte vom Soldaten“, Kolja Blacher, Dominique Horwitz, Solisten der Berliner Philharmoniker (Phil. harmonie)

Angelika Kirschschlager & Helmut Deutsch

Nicola Cittadin / Philip Tarr

FESSELND

MIT NEUEM ANSATZ

Angelika Kirchschlager, die urmusikalische Österreicherin mit dem agilen Mezzosopran, besticht auf ihrer CD mit Liedern Mahlers durch einen präzisen, dramatisch aufgeladenen Vortrag. Ihr gelingen dramatische Blicke ins Innerste der komplexen Musik-Text-Bezüge. Die melancholische Tragik wird zur Seelenmusik mit weiten Spannungsbögen, die Grenzen romantischer Klangvorstellungen bewusst sprengend. Faszinierend ist die ungekünstelte Artikulation, mit ihrer Präzision im Klang der Konsonanten, und ihrer Gelenkigkeit bei den Vokalen. Mit sicherem Stimmsitz formt sie volle, runde Tönen, die sie, ohne affektiert zu werden, im dynamischen Spiel dort explodieren lässt wo es nötig ist oder mit changierenden Couleurs versieht und zum Fluss der melodischen Linie fügt. Ihr kongenialer Begleiter Helmut Deutsch tut ein Übriges, um die Lieder tragisch aufzuladen, von falscher Schönfärberei fern zu halten und mit fein akzentuierter Rhythmik zu beleben.

Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“, in einer Vielzahl faszinierender Orchestrierungen in letzte Tiefen ausgelotet, vom flexiblen Klavier auf die starre Orgel übertragen: das wäre unattraktiv, käme nicht ein interessanter Ansatz der Schlagzeug-Untermalung und -Konterkarierung hinzu. Nicola Cittadin nutzt die farbenreiche Merklin-Orgel von Elisabethen in Basel ausgiebig für mysteriöse, reich abgetönte Wirkungen im dezenten Wechselspiel mit Philip Tarrs archaisierend zusammengestelltem Perkussionsarsenal – die musikalische Bilderfolge erhält einen gotischmittelalterlichen Touch. Am schönsten, da lebendig innigsten freilich sind die beiden Supplemente, wo die beiden in zwei nostalgischen MussorgskyPiècen in den Hintergrund treten: bei „Une larme“ mit der Hornistin Tatiana Cossi, bei der verlängerten Wiederholung des „Alten Schlosses“ mit Papa Edward Tarr auf einer tiefen F-Trompete – schlicht ergreifend.

UWE SCHNEIDER

CHRISTOPH SCHLÜREN

Angelika Kirchschlager, Helmut Deutsch: „Gustav Mahler Lieder“ (QUINTON)

Modest Mussorgsky: „Bilder einer Ausstellung“, Nicola Cittadin, Philip Tarr (RAUMKLANG)

Mehr MUSSORGSKY auf der crescendo premium-CD, Track 9.

Mehr TELEMANN auf der crescendo premium-CD, Track 2.

{ REZENSIONEN }

Nikolaus Harnoncourt

FEHLENDER FLUSS Harnoncourt hat kurz vor dem hier aufgezeichneten Steirer BeethovenEvent das „eigentliche Programm“ hinter Beethovens Fünfter „entdeckt“. Der erste Satz porträtiert die innere Rebellion der Geknechteten, der zweite kontrastiert Gebet und Ruf zum Aufruhr, das Scherzo den studentischen Aufstand, das Finale den Sieg der Revolutionäre. Interessanter als der Konzertmitschnitt in seiner fahrigen Kurzatmigkeit und gewaltsamen Darstellungsweise ist der Zusammenschnitt der Probenarbeit. Der Mann hat sehr viel zu sagen, ist besessen davon. Das gelingt ihm auf suggestiv packende Weise. Gleichwohl geht er seiner eigenen Suggestionskraft auf den Leim, und es wäre vor allem anzuraten, dass er die Möglichkeiten musikalischer Artikulation von Grund auf neu studiert – bei wem, das ist eine andere Frage. Es fehlt ein wenig an Fluss und biegsamer Leichtigkeit. Filmisch und klanglich ist alles sehr lebendig eingefangen. CHRISTOPH SCHLÜREN

Jetzt Karten sichern! Preisverleihung in den Kategorien Kulturmarke, Trendmarke und Stadtmarke sowie Kulturmanager und Kulturinvestor des Jahres 2010

kulturmarken gala 2010

Beethoven: „Symphony Nr. 5“, Chamber Orchestra of Europe, Nikolaus Harnoncourt (Styriarte Festival Edition)

TIPI am Bundeskanzleramt, Berlin

28. Oktober 2010 www.kulturmarken.de

Christian Thielemann

STRATEGISCHE MEISTERLEISTUNG Nach dem hier auf CD festgehaltenen Konzert in der Semperoper wurde Christian Thielemann zum neuen Chef der Staatskapelle Dresden ernannt. Seine „Achte“ Bruckner in der Bearbeitung von Robert Haas dürfte all jene vielen Fans begeistern, die die Werke ihres Meisters pathetisch zelebriert mögen: Thielemanns Stil orientiert sich an Vorgaben der bearbeitenden Erstdrucke, mit denen Bruckners Schüler Schalk und Löwe dessen Meisterwerke zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt zu machen versuchten – inklusive vieler Tempo- und Metronom-Veränderungen von Franz Schalk und neuer, gänzlich Thielemann‘scher Spezial-Effekte. Zum Erzielen größter Breite werden Sechzehntel-Auftakte zu Achteln, Rhythmen bis zur Unkenntlichkeit aufgeweicht, Details überbetont: Eine Strategie zur restlosen Überwältigung der Hörer, die dem Schluss-Applaus zufolge auch aufgeht, noch unterstützt vom aufgefetteten Klang der CD. BENJAMIN-G.COHRS

Veranstalter:

causales

Edition Staatskapelle Dresden vol. 31, Bruckner: „Sinfonie Nr. 8“, Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann (Profil/Edition Günter Hänssler)

Der Branchentreff für Kulturmanagement,-marketing, und -investment

Andreas Staier / Daniel Sepec

MEHR DAVON Die große Überraschung dieser CD ist Schumanns Transkription von Bachs viertelstündiger Violinpartita Nr. 2 d-Moll, die der Geiger Daniel Sepec souverän gearbeitet und dramaturgisch spannungsvoll aufgebaut hat. Das Klavier sekundiert, es liefert nicht mehr als einen dramatisch tremolierenden Unterton für die emotionalen Eskapaden der Violine. Die Bearbeitung verrät mithin viel über Schumanns Bach-Bild. Dass der Komponist auch für dessen Cello-Suiten eine Klavierbegleitung erfunden hat – wie das Beiheft verrät – macht neugierig ... Passend jedenfalls, dass sich Andreas Staier nicht für Steinway entschieden hat (der hier nur plump-Stokowskihaft gewirkt hätte), sondern für einen glockenhaft singenden Erard-Flügel, Baujahr 1837. Der schmeichelt den Ohren auch mit den „Gesängen der Frühe“ op. 133. Schließlich geben die Duopartner mit der 2. Großen Sonate für Violine und Pianoforte noch einmal alles.

Förderer:

Mit freundlicher Unterstützung des ZEIT Verlages:

kulturinvest kongress 2010 Gebäude des Tagesspiegel, Berlin

28./29.Oktober 2010 Anmeldung: www.kulturinvest.de

MARTIN MORGENSTERN

Robert Schumann: „Sonatas“, Andreas Staier, Daniel Sepec (harmonia mundi)

Veranstalter:

causales

Präsentiert von:

Förderer:

Ferruccio Furlanetto

KEINE DAUERHAFTE INTIMITÄT

FACETTENREICH

Die Legenden um Mozart und Salieri verstellen bis heute den angemessenen Blick auf das Schaffen des Italieners. Aus Portugal kommt nun eine CD, die erneut Salieris Requiem von 1804 zur Diskussion stellt. Die Interpretation unter Altmeister Lawrence Foster setzt auf großflächigen Schönklang, Chor und Orchester Gulbenkian präsentieren sich mit präziser Tongebung. Das Ganze scheint freilich mehr aus der Romantik zurückgedacht, denn aus der Umbruchszeit um 1800 heraus entwickelt. Salieris Tonsprache klingt hier, mit ihrer deutlichen Linienführung, ihren zumeist wenig überraschenden Harmonien, dem klaren Kontrapunkt und den beständigen fanfarenartigen Einwürfen des Blechs, mehr einer deutschen Tradition verpflichtet als dem italienischen Melos, von dem das Beiheft spricht. Die Intimität, die der Tonsatz gerade in den letzten Teilen nahe zu legen scheint, stellt sich nicht dauerhaft ein. Werke Beethovens und Schuberts ergänzen die CD.

„Es ist das Volk, das die Musik schafft. Wir Musiker arrangieren sie nur“, sagte Michail Glinka. Na ja, es braucht Künstler, die den Schmerz und die Intensität tragischer Existenzen, wie die des trunksüchtigen Modest Mussorgsky erahnen können, dessen verzweifelte Dostojewskische Zerrissenheit sich in seinen oft todessehnsüchtigen und bizarr düsteren Liedern vermittelt. Und solche, die für den Glanz des mondän eleganten Sergei Rachmaninow empfänglich sind, der schöne, gefährlich schöne Musik schrieb, Lieder fürs Podium ohne tieferen Sinn. Furlanetto, als Bassist oft im goldenen Krönungsornat unterwegs, vollbringt mehr als nur ein „Arrangement“, sein Gesang ist facettenreich, weiß mit dem schwerflüssigen Melos des Repertoires umzugehen und auch ein Schlachtgemälde wie Mussorgskys „Feldherr“ zu inszenieren, trotz oft unsauberer Intonation. Aber das ist vielleicht die „russische Seele“. TERESA PIESCHACÓN RAPHAEL

UWE SCHNEIDER

Antonio Salieri: „Requiem“, Gulbenkian Chorus and Orchestra Lisbon, Lawrence Foster (Pentatone)

Mehr MARTEAU auf der crescendo premium-CD, Track 7.

Klaus Hampl / Quartetto di Roma

„Rachmaninow, Mussorgsky: Songs“, Ferruccio Furlanetto, Igor Tchetuev (Prestige Classics Vienna)

Francesco Corti

ATMEND UND MIT VIEL WÄRME

MIT DER KIRCHE IM KOPF

Das geschieht mir selten: Ich höre nur den Beginn einer neuen CD, und sofort weitet sich mein Herz! Herrlich atmet Regers Klarinettenquintett op. 146 (1915), vielversprechend warm der Gesamtklang – eben wie der Kopfsatz bezeichnet ist: „moderato ed amabile“. Klaus Hampl und dem Quartetto di Roma gelingt es, das anfangs zum Ausdruck kommende Versprechen bis zum Ende der CD einzulösen. Bei aller gebotener Schwelgerei bleibt die lebendige, differenzierte Gestaltung nie auf der Strecke. Erstaunlich, dass das Klarinettenquartett op. 13 (1906) von Regers Zeitgenossen und Freund Henri Marteau (1874–1934) so selten zu hören ist: Es ist dunkler in den Farben, introvertierter, aber nicht weniger meisterlich; das lakonische Finale gemahnt mitunter an Zemlinsky. Diese auch klanglich vorzügliche Co-Produktion des Bayerischen Rundfunks mit Naxos bereichert als neue Referenz-Aufnahme jede Sammlung.

Der Vater war Organist, die Mutter ist Pianistin. Nachdem der Filius begonnen hatte, Violoncello, Flöte und schließlich Klavier zu lernen, studierte er dann doch Orgel. Und hat nun eine atemberaubende Cembalo-Aufnahme der sechs Partiten von Johann Sebastian Bach BWV 825 bis 830 vorgelegt: auf einem modernen Nachbau eines zweimanualigen Johannes-RuckerInstruments von 1624. Was an Francesco Cortis Einspielung zuerst auffällt, sind nicht die teilweise ungewöhnlichen Tempi; obwohl der Cembalist über das Finden derselben im Beiheft eine schlüssige Argumentation ausbreitet. Es ist vor allem die durchschimmernde Denkungsart des Organisten! Die klugen Phrasierungen, deren Binnentempi sich organisch der Komplexität des Notensatzes anpassen und deren Anfangs- und Schlusstöne dehnend hervorgehoben sind, lassen auch einen halligen Kirchenraum vorstellbar werden, den der Solist geistig-musikalisch durchmisst.

BENJAMIN-G.COHRS

MARTIN MORGENSTERN

Max Reger, Henri Marteau: „Klarinettenquintette“, Klaus Hampl, Quartetto di Roma (Naxos)

Francesco Corti: „J. S. Bach: Partiten“ (BERLIN Classics)

Hermann Bäumer

Joaquín Rodrigo

ZU NAH AN DEN KOLLEGEN

FEIN PERLEND & OPULENT

Mit der Einspielung der Sinfonien von Josef Bohuslav Foerster hat das Osnabrücker Symphonieorchester unter seinem Generalmusikdirektor Hermann Bäumer 2008 ein spannendes Projekt in Angriff genommen, das inzwischen mit einem ECHO belohnt ist. Die dritte CD umfasst eine frühe sinfonische Dichtung und seine letzte Sinfonie (immerhin opus 141!), die, fünfundzwanzig Jahre nach Vollendung der „Vierten“, zu seinem 70. Geburtstag in Prag uraufgeführt wurde. Auch wenn es die Osnabrücker schmerzen mag: mehr als diesen kompositorischen Rahmen muss man von Foersters Schaffen als Normalsterblicher nicht kennen. Sein Liedschaffen mag interessante Schätze enthalten; die große Form lehnt sich jedoch zu hörbar an Kollegen an: Dvorˇ ák hört man allerorten, Bruckner, Strauss mögen aufblitzen, auch Tschaikowsky scheint (besonders in der sinfonischen Dichtung „In den Bergen“) manchmal durch.

Als Synonym für spanische Musik fällt den meisten an erster Stelle Flamenco ein. Und an zweiter das „Concierto de Aranjuez“ von Joaquín Rodrigo. Dass dieser Komponist im Lauf seines langen Lebens von 1901 bis 1999 ein wesentlich umfangreicheres Werk geschaffen hat, ist hingegen kaum bekannt. Genau gegen dieses Manko arbeitet die Joaquín Rodrigo-Edition an. Drei Volumes vermitteln auf insgesamt 12 CDs und einer CD-ROM einen Überblick über die komplette Gitarren-, Vokal- und Klaviermusik Rodrigos, der in seinen Stücken zwar die Folklore seines Heimatlandes anklingen ließ, aber mit neuen Impulsen bereicherte. Genau dieser Mix aus Vertrautem und zum Teil dissonantem Innovativem macht die Rodrigo-Edition zu einer abwechslungsreichen Entdeckungsreise – zum einen mit puristischen, fein perlenden Einspielungen für Soloinstrumente, zum anderen mit opulenteren Arrangements für Stimme und Piano beziehungsweise Orchester.

MARTIN MORGENSTERN

ANTOINETTE SCHMELTER DE ESCOBAR

Josef Bohuslav Foerster: „Symphony No. 5“, Osnabrück Symphony Orchestra, Hermann Bäumer (MDG)

Mehr RACHMANINOW auf der crescendo premium-CD, Track 11.

Gulbenkian Chorus & Orchestra / Lawrence Foster

„Joaquín Rodrigo-Edition Vol. 1-3“ (Brilliant Classics)

Mehr BACH auf der crescendo premium-CD, Track 1.

Mehr SALIERI auf der crescendo premium-CD, Track 3.

{ REZENSIONEN }

Radio Musik

Die „Goldenen Zwanziger Jahre“ waren in ihrer kreativen Rastlosigkeit auch spezifischer Rundfunkkompositionen, das mit der Machtübernahme der Nazis die Zeit des Aufstiegs der Rundfunkanstalten zu allgemeiner Bedeutung. Die wenige Jahre später ein jähes Ende nahm. Butting, der sich wie kein anderer Redakteure hatten der inflationär steigenden Nachfrage nachzukommen, auf das neue Medium stürzte, berichtete später Dietrich Brennecke, dass und dies nicht nur mit den immens beliebsich aus dem Umstand, dass das große Orchester ten Liveübertragungen von Konzerten. nur sehr unzureichend akustisch wiedergegeben Sie wollten Musik auf den Weg bringen, werden konnte, eine neue klangliche Ästhetik die zugleich das gesamte breit gefäentwickelte, in der „z.B. jegliche Verdopplungen cherte Panorama der zeitgenössischen und Pedaltöne entbehrlich wurden“, wodurch ein Stile umfassen und ganz spezifisch den „Minimalorchester“ entstand, das „nur so viele Inakustischen und sozialen Bedingungen strumente umfasste, wie gerade notwendig seien, des Mediums entsprechen sollte. Nun um noch eine orchestrale Wirkung zu erzielen“. hat das Osnabrücker Raritätenlabel cpo Hinzu kamen Geräuscheffekte, die Möglichin Zusammenarbeit mit der Staatsopekeit der künstlichen Ausbalancierung starker und rette Dresden, dem MDR, Deutschlandschwacher Instrumente, das Hörspiel und die ForRadio Kultur und der Berliner Akademie derung nach gehobener Unterhaltung sowie die der Künste eine CD-Reihe mit dem Titel Freude an satirischer Gesellschaftskritik in den „Edition RadioMusiken“ gestartet, in welzunehmend schwierigeren Zeiten im Vorfeld der Live-Übertragung aus dem Sendesaal der cher die Vielfalt und Eigenart der damals nahenden Katastrophe. Den Anfang macht eine Mitteldeutschen Rundfunk AG, ca. 1929. schnell populären und heute vergessenen der damals erfolgreichsten Produktionen, nachgemusikalischen Produkte aus den Radiowerkstätten zu neuem Leben erweckt spielt 2008 in Dresden unter Ernst Theis: die Satire „Leben in dieser Zeit“ von werden soll. 1929 auf einen Text von Erich Kästner mit flotter leichter Musik von Edmund Was längst vergessen ist: die Crème der deutschsprachigen Komponisten Nick: eine bissige Botschaft, verpackt in musikaliwidmete sich leidenschaftlich dem neuen Medium, Namen wie Paul Hindescher Sorglosigkeit. CHRISTOPH SCHLÜREN mith, Hanns Eisler, Franz Schreker, Kurt Weill, Max Butting, Ernst Toch, Ernst RadioMusiken 1925-1935, Edmund Nick: Lyrische Pepping, Viktor Ullmann zählen zu den Schöpfern von Werken in der Absicht, Suite „Leben in dieser Zeit“, Staatsoperette Dresden, so Butting, auf die Menschen zu wirken, „auf möglichst viele, von denen jeder Deutschlandradio Kultur, MDR (cpo) einzeln zuhört“. So entwickelte sich rasant ein neues experimentelles Forum

Foto: MDR TRIANGEL

ZU NEUEM LEBEN ERWECKT

{ P O R T R ÄT }

DER EMPHATISCHE LETTE Peteris Vasks gilt in seiner Heimat als musikalische Symbolfigur der neu gewonnenen Freiheit des Baltikums. Seine neue Einspielung mit dem niederländischen Navarra Quartet muss man empfehlen.

Die meisten kleineren Länder haben ihren Nationalkomponisten und fast immer ist er schon eine Weile tot. Nicht so in Lettland, das mit dem Ende der Sowjetunion aus Gefangenschaft und Lethargie erwachte und seither auch musikalisch endlich wieder seine Flagge hissen darf: Pēteris Vasks, geboren 1946 auf dem Lande als Sohn eines baptistischen de Verzwei�ung durcheinander laufender StimPriesters, war von der ersten Stunde an men, die er mit aleatorischen Mitteln erreicht – musikalische Symbol�gur des gemeinsam diese Aleatorik, ein durch Rahmung organisiererlittenen Schicksals und der neu gewontes Chaos der Mehrstimmigkeit, bricht an kardinenen Freiheit. Fast kein Lette heute, der nalen Punkten in den Satz hinein und über�utet nicht seinen Namen kennen würde, der ihn; das Volkstümliche, sei es im melancholisch nicht stolz auf ihn wäre. oder hymnisch Liedhaften oder im ausgelasseVasks hat sich in der erstarrten Zeit des nen, oft zu Wildheit sich steigernden TänzeriKommunismus, als die lettische Sprache schen; das Naturhafte, das sich in seiner Muaus den Amtsstuben verbannt sowie alsik vor allem im atmosphärisch bezaubernden e. hab ich s wa s, alle len Künstlern das ideologisch willfährige Jubilieren von Vogelstimmen-Nachahmung er imm „Ich gebe dem Gespenst des „sozialistischen Realismus“ oder im Zelebrieren gebethafter Stille äußert; Ich komponiere immer mit verordnet war, als Hoffnungslosigkeit redas schicksalhaft pochende Wiederholen von .“ uck sdr Maximum an Au gierte und das ganze Baltikum schließlich Tönen, wie ein Insistieren: hör zu, folge mir, im Alkoholismus zu ertrinken drohte, seine verlier Glaube, Liebe, Hoffnung nicht! künstlerische und moralische Integrität bewahrt. Er hat die ganze OhnPēteris Vasks bekennt: „Ich gebe immer alles, was ich habe. Ich kommacht der kollektiven Erfahrung am eigenen Leib durchlitten, musste sich poniere immer mit dem Maximum an Ausdruck. Jedes Mal ist es das zwischen Studienverboten und Mobbing als „Staatsfeind“, da bekennend erste und letzte Mal.“ So sind auch seine fünf Streichquartette, von denen religiöser Mensch, hindurchwinden. Nur wenig bekam er geschenkt audas niederländische Navarra Quartet die ersten drei (entstanden 1977, ßer seiner Begabung und dem Vorbild seines Vaters, der auf ihn zeitle1984 und 1995) in umgekehrter Reihenfolge aufgenommen hat. Das bens inspirierend gewirkt hat: Pēteris Vasks ist auch ein Prediger, einer, abgeklärtere dritte Quartett macht den Anfang, gefolgt vom naturhymder seine Heilsbotschaft in Tönen verkündet. nischen zweiten Quartett „Sommermelodien“ mit jenem lebensbejahenAusgebildet als Kontrabassist, der in seiner Abschlussprüfung das den Mittelsatz, der als „ornithologischer Karneval“ bezeichnet wurde und 1. Cellokonzert von Saint-Saëns in eigenem Arrangement darbot, hat er dramatisch beschließend das existenziell aufgewühlte erste Quartett, alles seit jeher den engsten Bezug zu den Streichinstrumenten, die in ihrem mit identi�katorischer Emphase dargeboten. CHRISTOPH SCHLÜREN unendlichen Nuancenreichtum, der Intensität des Ausdrucks und Vielfalt des �ießenden Übergangs der Farben die Basis eines jeden SinfonieDas Navarra Quartet hat drei von Peteris Vasks Streichquarorchesters bilden. tetten auf CD eingespielt (Challenge Classics). Wer sich einen Dabei hat Vasks bestimmte expressive Typen zu höchster Vollendung Eindruck von den Aufnahmen verschaffen möchte: Unter www.youtube.de nach Navarra Quartet suchen und Peteris gebracht: die instrumentale Klage zwischen kaum hörbarem Hauchen Vasks und die Musiker bei der Arbeit beobachten. und Schmerzensschrei; das aufgewühlte Chaos, die ekstatisch wuchern-

Foto: Christopher Peter

Ein mutiger Mann aus Lettland: Peteris Vasks (64).

Foto: Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen

John Williams – Steven Spielberg Mo 01.11.2010 20:00

Philharmonie-Abo Sparen Sie über 15 % !

Bernard Herrmann – Alfred Hitchcock Sa 20.11.2010 20:00

Nino Rota – Federico Fellini

Fr 21.01.2011 20:00

e r u e s is g e r r e t is e M – ik F ilmMu s und ihre Komponis ten F r ank Strobel Dirigent r te Schon ab € 55,– für 3 Konzephil 280 • KölnTicket 0221.2801 harmonie.de • Philharmonie-Hotline 0221. 280 Informationen und Karten unter: koelnerNeumarkt ik Event in der Mayerschen Buchhandlung am KölnMusik Ticket am Roncalliplatz • KölnMus

{ ELĪNA GARANČA }

„HALTUNG BEWAHREN“ Die lettische Sopranistin Elīna Garanča über Carmen, spanische Zarzuelas und den Stolz ihrer Heimat VON T ERESA PIESCH ACÓN R A PH A EL

GARANČA: Das weiß ich nicht. Ich glaube nicht, dass ein Ort, eine HaarBayerischen Staatsoper. Die Figur der Carmen musste ja sämtliche oder Hautfarbe das Temperament prägt. Ich habe in Nordfinnland, Obsessionen von Regisseuren ertragen, sie wurde als edle Göttin, wo die Sonne nur vier Stunden pro Tag leuchtet, die temperamentSchlampe, Rasseweib und Powerfrau mystifiziert oder unterdrückte vollsten Menschen erlebt. Schriftstellern und Komponisten ist zudem Seele verkitscht. Was ist sie denn für Sie persönlich? diese große Fantasie gegeben. Es ist schon erstaunlich, dass man in GARANČA: Eine unglaubliche Mischung aller Emotionen. Der Zuschauer der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts eine Frau wie Carmen in den sollte mit ihr lachen, weinen, lieben, eifersüchtig, neidisch sein. Er Mittelpunkt stellte. sollte sie umarmen können und trösten. Ich könnte nie eindimensional CRESCENDO: Carmens Arien sind in der phonetisch schwierigen franzöeine Powerfrau oder ein Vamp spielen, in der Art: alle Männer mögen sischen Sprache. Wie haben Sie dieses Problem gelöst? vor mir knien und ich latsche drüber. Carmen kann sehr witzig sein, sie GARANČA: Man arbeitet mit verschiedenen Coaches, mit Kollegen. Nokann sich aber auch wie ein Python um den Mann winden, body is perfect, für Französisch braucht man viel Zeit. Man weiß nie ihn bändigen; sie kann wie ein Mann kämpfen, auch wohin mit der Zunge und den Lippen. wenn ihr dieser Kampf zum Verhängnis wird. In CRESCENDO: Auf Ihrer CD singen Sie auch Zarzuelas auf Für die der Kartenszene darf sie auch im pianissimo eine Spanisch. einen ist Erotik innerliche Welt offenbaren, die wir so gar nicht GARANČA: Mein Mann spricht Spanisch, das ist ein Vorteil. SADO-MASO, für Wir wohnen in der Nähe von Málaga in Andalusien, eine aus den ersten zwei Akten kennen. die anderen eine CRESCENDO: Sie haben mal gesagt: „Gebt mir eine wirkliche Inspiration für mich. schwarze Perücke, und ich bin Carmen“. Was ist CRESCENDO: Was gefällt Ihnen an Spanien? schöne Blumendas Reizvolle an dieser Figur? GARANČA: Mein Mann ist aus Gibraltar, seine Großeltern wiese. GARANČA: Partien wie die der Carmen brauchen ein sind Spanier. Es fasziniert mich die Lebensart, sie sind nicht so sinnliches Gefühl zu sich selbst und Selbstbewusstsein. laut wie die Italiener, sie haben diesen Stolz, der für mich sehr wichtig Außerdem muss man wissen, wo die Grenze liegt. Für die einen ist ist. Die beste Beschreibung ist der Flamenco Tanz. Dieser „Salero“ … Erotik Sado-Maso, für die anderen eine schöne Blumenwiese. Beides CRESCENDO: Ein Salzstreuer? ist richtig. GARANČA: Heißt der auch so? Nein, also im Flamenco ist es die Form, CRESCENDO: Ein anderer Spruch von Ihnen lautet: „Wenn ich gute Antworwie man sich dreht und wendet. Innerlich könnte man explodieren, ten bekomme, bin ich für Regisseure ein Traum. Wenn einer sagt ‚Ich aber man bewahrt Haltung, lässt das Innere nur erahnen. Wir Letten weiß nicht’, bin ich der Albtraum.“ Wie war es diesmal? sind da nicht anders, wir halten unseren Rücken gerade. Wir bewahGARANČA: Diesmal hatten wir eine ältere Produktion, die noch von Lina ren Haltung, obwohl wir uns beugen mussten, unter immer anderer Wertmüller stammt. Man bespricht natürlich die Konzeption der ProHerrschaft, sei es unter den Deutschen, den Russen, den Wikingern duktion, die Rolle der Carmen kann ja sehr unterschiedlich aufgefasst oder Skandinaviern. Unser Stolz blieb und unser Realismus; das hilft werden; die einen wollen mehr Freiheit für die Figur, andere die unmir im Opernbetrieb. terdrückte Emanzipation darstellen, andere den Tod. Man redet allerCRESCENDO: Inwiefern? dings nie über Details oder Gesten, sprich: „Jetzt musst Du Deinen GARANČA: Diese Welt kann sehr oberflächlich sein; was ich dort mache Busen so zeigen“. Dies ergibt sich aus dem Moment. ist Entertainment, das wahre Leben aber ist in meinem eigenen Garten CRESCENDO: Was ist schwieriger darzustellen: Laszivität, Tragik oder in Spanien. Ich jäte Unkraut, zerkratze mich an Rosen, ziehe meinen Komik? eigenen Salat. Meine Kindheit verbrachte ich im Sommer bei meinen GARANČA: Die Komik ist am schwierigsten. Bestes Beispiel ist Mr. Bean. Großeltern, wo ich Kühe gemolken und Schafe gehütet habe. Meinen Wir lachen uns über ihn zu Tode, weil er nicht rumblödelt, sondern Freundinnen sage ich immer: „Ich bin die beste singende Melkerin und weil er so ernst ist. Die Tragik kommt von alleine, wir alle kennen die beste melkende Sängerin“. // Verlust oder Tod. Über sich selbst zu lachen muss man erst lernen, denn keiner will blöd dastehen. Auf Habanera, Elina Garancˇas neuer CD, dreht sich CRESCENDO: Bizet war nie in Spanien und hat die spanischste aller Opern alles um Spanien, „Carmen“ und „Zigeunerliebe“ (Deutsche Grammophon). geschrieben. Wie kommt das?

Foto: Gabo / DG

CRESCENDO: Sie hatten gerade ein Engagement als Carmen an der

Lettisches MusikKind Elina Garancˇa (34): Der Vater war Chordirigent in Riga, ihre Mutter Sängerin. Garancˇa lebt mit ihrem Mann, dem Dirigenten Karel Mark Chichon, in Málaga, Spanien.

www.crescendo.de 05_2010 | 33

{ GESCHICHTE }

„GROSSE MUSIK“

Schön in jeder Hinsicht: Die Edition „Der unvergessene Fritz Wunderlich“ illustriert das kurze Leben des großen Tenors, der am 16. September 80 Jahre alt geworden wäre.

Die Edition über Fritz Wunderlich ist ein Genuss in 3D: Man liest Texte, sieht Bilder und lauscht auf den CDs einer Stimme, die noch immer so weich ist wie das Licht einer venezianischen Hotelbar. Fritz Wunderlich selbst hat die Voraussetzungen für dieses Album geschaffen. Er hatte sein Leben festgehalten. Barbara Wunderlich, seine jüngste Tochter, sagt: „Der Vater hat so viel erlebt und musste das verarbeiten. Deshalb hat er wohl alles dokumentiert.“ Als ihr Vater starb, war Barbara Wunderlich zwei Jahre alt. Dennoch hat sie ihn gefühlt. „Ich kann mich an den Klang seiner Stimme erinnern, wenn er mich an seine Brust gedrückt hat.“ Es muss schön sein, an die Brust eines Mannes gedrückt zu werden, der darin einen Schatz in Form einer Stimme beherbergt, die noch heute Millionen von Menschen begeistert. Wunderlich ist international ein Star. Eine Stimme überlebt viele Generationen. Es gibt sogar Fans, die ihn als den bedeutendsten Tenor des beginnenden 20. Jahrhunderts sehen. Nicht nur Fans, sondern auch große Künstler und Weggefährten. Die kürzlich verstorbene Anneliese Rothenberger wird

Foto: Privatarchiv Wunderlich (6) ; Foto Lindinger (2)

Die Deluxe-Edition DER UNVERGESSENE FRITZ WUNDERLICH mit Werken von Händel, Mozart, Verdi und anderen ist bei Universal erschienen.

in der Edition mit den Worten zitiert: „Ich werde nie vergessen, wie ich Fritz Wunderlich im Rahmen einer Münchner „Don Giovanni”-Aufführung, in der ich die Zerlina gesungen habe, zum ersten Mal traf. Ich war so beeindruckt, dass ich ihn nach einer Probe ansprach und fragte: „Sagen Sie, haben Sie hinten einen elektrischen Anschluss oder wie machen Sie das? Sie singen ja drei Phrasen in einem Atem!” Dieses Zitat ist nur ein kleiner Auszug aus dem riesigen Wunderlich-Archiv. Tochter Barbara hat es im Jahr 2000 von ihrer Mutter Eva übernommen, die es über Jahrzehnte liebevoll aufgebaut und gep�egt hatte. Es sind zwei Räume voller Dokumente, Zeitungsausschnitte, Einladungskarten, Tonbänder, Briefe und Unmengen an Fotos, von Fritz und Eva Wunderlich feinsäuberlich in Alben geklebt, das durchsichtige Butterbrotpapier dazwischen, die meisten schwarz-weiß, später Farbe. Fritz Wunderlich hatte die ersten Farbfotos sogar selbst entwickelt, hatte sich eine Dunkelkammer eingerichtet. Ein Kreativer gibt so etwas nicht in fremde Hände. Viele Fotos in den Alben sind mit einer Unterschrift versehen, zum Teil mit einer schönen Portion Ironie. Kleine Momentaufnahmen eines großen Lebens. Wenn man in die Tiefen des Archivs taucht, bekommt man den Eindruck, Wunderlich habe seine Zeit konservieren wollen. Er hat tatsächlich alles dokumentiert. Er hat sein Drehbuch geschrieben, mit ihm als Hauptdarsteller, er hat Kamera und Regie geführt, seine Musik und die Familie

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waren für ihn ein perfekter Rahmen. Er hatte viel Freude dabei. Ein Filmstreifen zeigt Wunderlich, wie er alleine in einem Foto-Automaten sitzt und wie ein Teenager vor der blitzenden Kamera Grimassen zieht. Der Spaß als Antrieb einer Sänger-Karriere, die früh endete: Im Alter von nur 35 Jahren, September 1966, stolperte er im Jagdhaus von Freunden über seine Schnürsenkel, eine Treppenkordel riss und Fritz Wunderlich stürzte die Stufen hinab mit dem Hinterkopf gegen eine Wand. Kurz zuvor, am 5. September, hatte er die „Zauber�öte“ in Edinburgh gesungen – mit dem selben Ensemble der Württembergischen Staatsoper, mit dem er als Tamino in Stuttgart 1955 seinen Durchbruch gefeiert hatte. Am 4. September hatte er einen Liederabend gegeben, mit all seinen Weggefährten aus seinen Stuttgarter Anfangstagen im Publikum. „Da hat sich ein Kreis geschlossen“, sagt Barbara Wunderlich. Die Edition besteht aus einer original Vinyl-Single mit zwei bisher unveröffentlichten Polydor-Titeln, sechs Musik-CD’s und einer Hörbuch-CD mit viel privatem Bonusmaterial inklusive Probeaufnahmen, die Wunderlich zu Hause aufgenommen hatte und einem 120 Seiten starken Buch. Musik-Kritiker Lothar Brandt schreibt darin ein Essay über Wunderlich, Thomas Voigt interviewt Eva Wunderlich, es gibt viele Fotos. Unveröffentlichte Bilder aus dem Privatarchiv der Familie. Wunderlich, der Musiker. Wunderlich, der Mensch. Wunderlich, der Vater, Bastler und Autofan. Wenn Barbara Wunderlich im Buch blättert, dann dringt ein wenig Stolz durch ihre Haut. Sie mag eigentlich jedes Bild darin. Jedes Foto erzählt eine Geschichte, die den Menschen Wunderlich zum Leben erweckt. Auf einem Bild sieht man ihn mit seinem Sohn einen Radioempfänger zusammen bauen. Als das Ding fertig ist, setzen sie sich hin und warten auf die Signale. Er war ein Technik-Freak. Aufnahmegeräte, Fotoapparate, Mikrophone, Filmkameras. Barbara Wunderlich sagt, es sei kaum vorstellbar, was ihr Vater mit den heutigen Möglichkeiten gemacht hätte. Wenn sie die Lieder ihres Vaters hört, wird ihre Verbindung zu ihm wieder spürbar. Es ist wahrscheinlich das schönste Geschenk, das man als Tochter von seinem Vater bekommen kann: eine singende Stimme, die sich wie ein Arm sanft um die Schultern legt. Im Buch sind noch ein paar Briefe abgedruckt. Auch ein Liebesbrief an seine erste Freundin ist dabei. Er gibt einen Einblick in das Denken des Musikers. Der Brief endet mit dem Satz: „Ich möchte Dir keinen Vortrag über Kunstauffassung halten. Ich möchte dich hineinführen in das unfassbare Geheimnis, das echte Musik, gute, große Musik heißt.“ Fritz Wunderlich konnte nicht nur singen. // Außerdem erschienen: Fritz Wunderlich – Live on Stage (Deutsche Grammophon)

Mehr WUNDERLICH auf der crescendo premium-CD, Track 4.

VON ROBERT K IT T EL

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Fritz Wunderlichs Leben in Bildern: 1 | Im Alter von 16 Jahren als stolzer Motorradfahrer in seiner Heimatstadt Kusel. 2 | Mit Hubert Giesen zu Hause am Klavier 3 | Mit zuk체nftiger Ehefrau Eva, damals nur verlobt 4 | Die Kinder Wolfgang, Constanze und Barbara 5 | Mit seinem Jadghund Namens Bira in Oberderdingen 6 | 1966 mit seinem Porsche Carrera 911 vor seinem Haus in M체nchen 7 | Mit Sohn Wolfgang beim Basteln eines Radio-Empf채ngers zu Hause im Wohnzimmer 8 | Selbstportr채t in der Maske: Wunderlich mit seiner Rolleiflex Kamera

{ CRESCENDO / PREMIUM }

SO KOMMT DIE KLASSIK ZU IHNEN NACH HAUSE ! ��

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... und das hören Sie auf der aktuellen crescendo CD:

19.08.2010

14:04:19

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26.08.2010 19:30:26

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Profitieren Sie von den Vorteilen eines crescendo premium-Abos:

1. 2. 3.

Sie erhalten zu jeder Ausgabe eine Gratis-CD mit Werken unserer im Heft vorgestellten Künstler. Sie bekommen die ersten beiden Ausgaben inkl. CD gratis nach Hause geschickt.

Sie erhalten bei Abschluss eines Abos zusätzlich die 2-DVD-Box mit 96-seitigem Buch Beethoven: „Symphonie Nr. 5“ mit dem Chamber Orchestra of Europe unter Nikolaus Harnoncourt aus der Styriarte Festival Edition.

GEORG PHILIPP TELEMANN „Ouvertürenkonzert in D-Dur“ TWV 55:D14, Ouverture, Elizabeth Wallﬁsch, The Wallﬁsch Band

ANTONIO SALIERI „Requiem in c-Moll“ Introitus, Kyrie, Orquestra Gulbenkian, Lawrence Foster

WOLFGANG AMADEUS MOZART „Hier soll ich Dich denn sehen“, Fritz Wunderlich, Orchester der Wiener Staatsoper, Josef Krips

ANTONIN DVORÁK „Sinfonie Nr. 8“ Allegretto grazioso, Philharmonia Orchestra, Sir Charles Mackerras

FRÉDÉRIC CHOPIN „Klavierkonzert f-Moll“ op. 21, Allegro vivace, Jan Lisiecki, Sinfonia Varsovia, Howard Shelley

HENRI MARTEAU „Klarinettenquintett“ op. 13, Andante molto sostenuto – Moderato assai, Klaus Hampl, Quartetto di Roma

GUSTAV MAHLER „Die zwei blauen Augen von meinem Schatz“ Angelika Kirchschlager, Helmut Deutsch

9 10 11

Solange der Vorrat reicht.

MODEST MUSSORGSKY „Une larme“ Nicola Cittadin, Philip Tarr MODEST MUSSORGSKY „Gopak“ Elisabeth Kulman, Tscho Theissing, Arkady Shilkloper, Miki Skuta, Georg Breinschmid SERGEI RACHMANINOW „Im Schweigen der Nacht“ Ferruccio Furlanetto, Igor Tchetuev

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JOHANN SEBASTIAN BACH „Partita Nr. 4 D-Dur“ BWV 828, Ouverture, Francesco Corti

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Abo-Service crescendo Postfach 1363, 82034 Deisenhofen, Tel: 089/8585-34 52 Fax: 089/8585-36 24 52 GRATIS PROBELESEN! Bitte senden Sie mir kostenlos die nächsten beiden crescendo-Ausgaben inkl. 2 premium-CDs. Gebe ich Ihnen 10 Tage nach Erhalt des zweiten Heftes keine gegenteilige Nachricht, bin ich mit der regelmäßigen Weiterbelieferung einverstanden. Ich zahle dann nur 34,- EUR* jährlich für 7 Ausgaben inkl. festspiel-guide und 6 premium-CDs. Zusätzlich erhalte ich gratis als Dankeschön die 2-DVD-Box mit Buch Beethoven: „Symphonie Nr. 5“, Chamber Orchestra of Europe, Nikolaus Harnoncourt (Styriarte Festival Edition).

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{ KO L U M N E }

DANIEL HOPE

schreibt exklusiv in crescendo

Die Perücken trügen ... Wie ist mein Verhältnis zum Barock? Ohne jede Einschränkung

Gefühle genannt, für die bestimmte Motive erfunden wurden, die

– Ich liebe diese Musik. Meine Begeisterung ist aber erst gewach-

sich jeweils durch ein ganzes Werk hindurch zogen und ihm die

sen; anfangs hatte ich geglaubt, Barock sei nur etwas Erhabenes,

Struktur gaben. Ich würde sogar behaupten, dass die Barockmusik

Edles, Unantastbares – bis ich dahinter kam, wie radikal und revo-

teilweise eine ähnliche Wirkung auf die Menschen erzeugte wie

lutionär die „alten“ Meister gewesen sind, wie viel Leidenschaft,

im 20. Jahrhundert die Rockmusik. Nur dass der Barock, meines

Sinnlichkeit und provokante Dramatik in ihrer Art zu kompo-

Erachtens wesentlich mehr zu bieten hat! Am 18. September wird

nieren stecken. Es ging so weit, dass ich ihre Perücken manchmal

dies geprüft – meine Kollegen und ich werden die Barockmusik

für reine Tarnung hielt, so als ob wir nicht gleich merken sollten,

beim Beethovenfest Bonn gegen eine „echte“ Rockband verteidi-

was sich in Wahrheit in ihrer Musik abspielt. In den hundertfünf-

gen, sozusagen als “battle royal” – trotz gewisser Parallelen in der

zig Jahren, die nach dem Epochen-Schema als Barock-Zeit gel-

Struktur der Musik und der Improvisation, bin ich mir sicher dass

ten, hat sich so viel ereignet und verändert, von den Grauen des

die Barockmusik, in all ihren Facetten, ihren Tanzimpulsen und

Dreißigjährigen Krieges bis zu Voltaires Kampf für die Vernunft.

ihrem bahnbrechenden musikalischen Impetus gewinnen wird.

Wissenschaft, Philosophie, Malerei, Baukunst, Literatur nahmen

Diese Musik mag ja “alt” sein, aber in Wirklichkeit ist sie frischer,

eine ungeahnte Entwicklung und auch die Musik bahnte sich ei-

rockiger und inspirierender denn je ...

nen neuen Weg. Komponisten begannen nach neuen Formen und Ausdrucksmöglichkeiten zu suchen, schrieben Musik, die

Daniel Hope ist ein britischer Weltklasse-Geiger mit

im Unterschied zu früher Raum für Pathos und leidenschaftliche

irisch-deutsch-jüdischen Wurzeln. Besuchen Sie ihn auch

Emotionen ließ. Und sie hatte Wirkung. „Affekte“ wurden diese

unter www.danielhope.com

14. Oktober 2010: 16. Oktober 2010: 18. Oktober 2010: 19. Oktober 2010: 20. Oktober 2010:

Frankfurt - Alte Oper München - Herkulessaal Leipzig - Gewandhaus Berlin - Philharmonie Dresden - Kulturpalast*

* Programm und Vorverkauf über Dresdner Musikfestspiele

Karten ab € 24 (ermäßigt € 18 auf allen Plätzen) unter www.ticketonline.com oder telefonisch unter 01805 4470* *0,14 €/Min. aus dem deutschen Festnetz, abweichende Tarife aus Mobilfunknetzen sind möglich

{ E S S AY }

ANS I C H T E N E I N E S I N S I D E R S

Das Drama von Bonn Warum die ehemalige Bundeshauptstadt den eigenen Mut zum Festspielhaus verlor und ihr Bekenntnis zu Ludwig van Beethoven halbherzig bleibt. V O N P R O F. M A N F R E D H A R N I S C H F E G E R

Bonn wollte zusammen mit Bund und Land NordrheinDie Unternehmen sagten Investitionsmittel in Höhe Westfalen ein nationales Festspielhaus betreiben. Drei privon 75 Mio. Euro zu, wohl ahnend, dass in Wirklichkeit vate Großsponsoren wollten es in eigener Verantwortung an die 100 Mio. Euro für den Bau benötigt würden. Sie verprivatrechtlich bauen. Es sollte den Namen Beethoven traständigten sich, dass die Post sich vorrangig um Bau und gen, der in dieser Stadt geboren wurde, und sich architektoArchitektur kümmern sollte, was sie unter ihrem Chef Real nisch wie akustisch durch internationale Spitzenqualität ausEstate Global Standards, Heinrich Küpper, einem ehemazeichnen. Man sprach vom Bilbao-Effekt. Dann kamen ein ligen Stadtdirektor des niederrheinischen Städtchens Greneuer Oberbürgermeister, die kommunale Haushaltskrise, venbroich, mit Verve, hoher Energie und Professionalität, die Freunde der alten Beethovenhalle, das Desaster um ein Weitblick und politischem Geschick auch tat. Zehn intermit kriminellen Koreanern fehlgeplantes Kongresszentrum national renommierte Architekten wurden für Entwürfe und eine überforderte Verwaltung, die ein zweites großes Projekt nicht gewonnen. Und während anfangs durchaus an eine „integrative Lösung“ schultern kann und will. Das (vorläu�ge) Verschwinden einer Vision, gedacht war (alte Beethovenhalle entkernt und erneuert oder sich gegenderen Realisierung die zweite „Raketenstufe“ des Strukturwandels nach seitig ergänzende alte und neue Bauteile), beeindruckten in zwei großen, dem Regierungsumzug nach Berlin für Bonn hätte auslösen können. fachlich und politisch hochrangig besetzten Expertenrunden die entschieMan spricht vom gelungenen Strukturwandel in der großen rheinidenen Neuansätze, welche die alte Halle verschwinden ließen. schen Provinzstadt in unmittelbarer Nähe von Köln. Peer Steinbrück, damals Bundesfinanzminister Die deutsche Wiedervereinigung 1989/90 führte zum und selbst Bonner Bürger, Oberbürgermeisterin BärDie Sponsoren sagten Umzug der Hälfte aller Bundesministerien nach Berlin bel Diekmann und die alles treibende Kraft, KulturInvestitionsmittel in Höhe und letztlich zur Abkoppelung vom Subventionstropf. rats-Vorsitzende Karin Hempel-Soos sowie die deutvon 75 Mio. Euro zu! Aber Bonn hat heute mehr Einwohner als jemals zuliche Mehrheit stimmten letztendlich für Entwürfe vor, konnte zusätzlich zur traditionsreichen Universivon Zaha Hadid (London) und Hermann & Valentiny tät zahlreiche Wissenschaftsinstitutionen ansiedeln und ein UN-Klima(Luxemburg). Mut und Risikobereitschaft, die sich später als problemaDepartment stattlicher Größe. Die Rhein-und Siebengebirgslandschaft tisch erweisen sollten. sorgt für einen manierlichen Touristenstrom, der auch das BeethovenHaus streift, die Geburtsstätte des Meisters sowie Bundeskunsthalle und VORBEREITUNG EINER STIFTUNG Haus der Geschichte. Viel Kultur! Parallel wurden Machbarkeitsstudien, Business Pläne, StiftungssatNicht zuletzt deshalb gibt es einen sogenannten Kulturrat, in dem sich zung und Sponsorenvertrag erarbeitet. Die Arbeitsgruppen um NRWdie Leiter aller kulturellen Einrichtungen in lockerer Form zusammengeKulturstaatssekretär Heinrich Große-Brockhoff und Bonns Stadtdirektor funden haben, austauschen und ihr Lobbying organisieren. Volker Kregel waren sich einig: Inmitten einer mit Angeboten dichtbesetzDie Stadt beherbergt die Zentralen von Deutsche Post DHL, Deutsche ten deutschen sowie rheinischen und Ruhrgebiets-Kulturlandschaft ginge es Telekom und Postbank. Diese Unternehmen verständigten sich vor gut nicht um die Verwirklichung eines eitlen Wahns, sondern um ein pro�lierfünf Jahren darauf, gemeinsam das wesentlich vom Kulturrat der Stadt tes, maßgeschneidertes, atmendes Optimum: Heimstätte für das Beethovengetriebene Projekt eines neuen Festspielhauses zu unterstützen. Um nicht Orchester, Spielort für die herbstlich statt�ndenden Beethoven-Feste, ein eine Art zweiter Elbphilharmonie-Katastrophe (doppelte Bauzeit, dreifamögliches Zusatzfestival im Frühjahr und zahlreiche cross over events, che Kosten) zu kopieren, ersann man eine kluge Konstruktion: Education-Programme und überhaupt „Musik für alle“. Aber auch um Die Stadt stellt das Grundstück der alten, nach dem Zweiten Weltein Haus mit großer Magnetkraft für internationale Touristen und damit krieg erbauten Beethovenhalle zur Verfügung, die integriert oder abgeein Stadtentwicklungsprojekt. – Eingebunden waren ratgebend die Unterrissen wird. Gebaut wird privatrechtlich in eigener Verantwortung der nehmensberatungen McKinsey und Metrum sowie Karsten Witt (Berlin, Unternehmen (ef�zient, zeitgenau, kostengünstig, ohne öffentliche Ausfrüher Wien und London). schreibungen). Das neue Gebäude wird von den drei Unternehmen unEs fehlte ein kulturwirtschaftlicher Gesamtplan für Bonn seitens der entgeltlich einer Betreiber-Stiftung zur Verfügung gestellt. Die Stiftung Verwaltung, der erst jetzt, viel zu spät entstehen soll. Aber es herrschte eine wird Mieterin des Hauses. Die Mietverp�ichtung wird ausgeglichen über Ahnung, dass das kostbare Gut Beethoven-Erbe, das die Stadt zum Kerneinen Sponsoringvertrag. Die Stiftung wird vor allem von Bund, Land, bestand der eigenen Identität erklärt hatte, sich wunderbar zur Vermarktung Kreis, Stadt, Sparkasse und mittelständischen Betrieben getragen und der internationalen UNO- und Wissenschaftsstadt in herrlicher Rheinsorgt für den laufenden künstlerischen Betrieb. landschaft eignen würde. Beethovens Dynamik und internationale Be-

Foto: Zaha Hadid Architects, Hermann & Valentiny and Partners

kanntheit könnte und sollte Bonn zu Gute kommen. Doch im Konkreten und Detail erwiesen sich Verwaltung, Rat und große Teile der (sehr kulturaf�nen) Bürgerschaft als ein in seligen Vergangenheits- und Bedeutungsträumen verhafteter, bildungsbürgerlicher Debattierklub, dem die „eisernen Hände“ der mittlerweile verstorbenen Karin Hempel-Soos, des demissionierten Peer Steinbrück, der Welthungerhilfe-Präsidentin Bärbel Diekmann und des konsenstüchtigen Postchefs und Telekom-Aufsichtsratsvorsitzendem Klaus Zumwinkel fehlten. Im Stadtrat der Kleinmütigen regiert eine schwarz-grüne Mehrheitskoalition, in welcher der Festspielhaus-feindliche grüne Schwanz mit dem unschlüssigen schwarzen Hund wackelt und dem roten OB die Stirn bietet, koste es, was es wolle.

sammenzuführen, was in andere Kostendimensionen führen würde und eine Beteiligung des Bundes am „nationalen Anliegen“ Beethovenfestspielhaus ausschlösse, weil es sich dann um ein rein kommunales Projekt ohne überregionale Strahlkraft handelte. 39 Mio. Euro waren vom Bund für den künftigen, laufenden Betrieb in Bonn bereitgestellt.

KEIN GELD FÜR INVESTITION IN DIE ZUKUNFT? 4. Die Haushaltslage der Stadt ver�nsterte sich. Mit Mühe umschifften Verwaltung und Rat für 2011/12 einen Nothaushalt, in dem der Regierungspräsident alle Macht gewonnen und die Stadt jegliche Gestaltungsmöglichkeit verloren hätte. Maximal drei Millionen Euro wären durch das neue Festspielhaus auf den städtischen KLIMAVERÄNDERUNG Kulturhaushalt jährlich als neue Belastung Die zwischenzeitlich eingetretene klimazugekommen. Diese Summe ist im Rahmen tische Gesamtlage hatten die Protagonisten des Gesamthaushalts marginal, aber sie wurdes neuen Festspielhauses wohl nicht richtig de in Frage gestellt und die zu erwartende eingeschätzt. Umwegrentabilität wurde gar nicht erst ins 1. Der im Oktober 2009 neue gewählAuge gefasst. Was wäre aus Salzburg geworte OB Jürgen Nimptsch hatte sich Bürden, hätte es nicht den unermüdlichen Druck gernähe und Transparenz auf die Fahnen Karajans zur Gründung der dortigen Festgeschrieben und kündigte an, die komspiele gegeben? munalpolitischen Prioritäten in einer Bür5. Bonn hatte ein Kongresszentrum gegerbefragung zu erkunden, das heißt die baut. Es ist nahezu bezugsfertig, aber es steht Bürger selbst über das Festspielhaus abmomentan als Bauruine im alten RegieDie Festspielhaus-Entwürfe der Architekturbüros stimmen zu lassen. Abgesehen davon, dass rungsviertel, da die Finanzierung auf hohlen Zaha Hadid (oben) und Hermann & Valentiny (unten). er über Wie und Wann keine Klarheit herVersprechungen und Machenschaften fußt, stellte, verursachte er mit diesem Vorgehen eine unselige Kontroverdie Gegenstand staatsanwaltlicher Ermittlungen sind. Die Verwaltung se zwischen Befürwortern sozialer Wohltaten für viele (Schwimmbähat sich übernommen und ihre Professionalität falsch eingeschätzt. Nun der, Kindergärten etc.) und Vertretern einer scheinbaren Elite-Kultur – ist sie vom Desaster nahezu paralysiert. Der OB will kein zweites, nach ohne wirklich die Führung zu übernehmen und schlagkräftig zu verarseiner Ansicht risikoreiches Projekt – wie das Festspielhaus – in Angriff gumentieren, dass dies in Wirklichkeit keine Alternative ist. Er de�nierte nehmen. Angesichts der Fehlplanungen und Kostenüberschreitungen in sich als Moderator und nicht als Anführer und Visionär. Er wurde proallen öffentlichen Bauvorhaben sahen die Kommunalpolitiker auch herjektleitend von einem Stadtdirektor begleitet, dem alles ohnehin zu risaufziehende Gefahren beim Festspielhaus. Das private Bauen eines roukant erschien und der augenscheinlich schon auf dem Absprung zu einer tinierten Großunternehmens fand nicht genügend Akzeptanz. Laufbahn-Station in Hamburg war. 2. Es traten die Befürworter des Erhalts der Mehrzweck-Beethovenhalle DAS VORLÄUFIGE ENDE auf den Plan, die deren architektonische Nachkriegseinmaligkeit priesen, So kam es im Frühjahr 2010 zum Schwur. Die Unternehmen waren die historische Bedeutung im frühen Parlamentarismus hervorkramten, in das Hin und Her leid. Die Vorstandvorsitzenden fragten den OB, ob er Erinnerung an Abitur- und Tanzstunden-Abschlussbälle schwelgten und das Festspielhaus wirklich wolle. Wenn ja, ob die Stadt ihre Einlage in mit ihrer erstaunlichen argumentativen Kraft und öffentlichen Sichtbardie Stiftung leiste und welches die ganz konkreten Arbeitsschritte seien. keit die Politik und auch den OB nach dessen eigenem Bekunden stark Da gestand das Stadtoberhaupt, dass er derzeit keine Ratsmehrheit und beeindruckten, während sich andererseits zusätzlich zum Verein „Bürger keinen Konsens in der öffentlichen Meinung erkenne. Das bedeutet das für Beethoven“ die „Festspielhaus Freunde“ formierten – in Erwartung vorläu�ge Aus – und die Fragen bleiben offen, ob und wie Bonn im Jahr einer Bürgerbefragung, zu der es nie kam. Und die drei Unternehmen? 2020 den 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens feiern wird. Sollten sie für ihr eigenes „Geschenk“ an das Gemeinwesen auch noch Im Moment leistet Bonn „Trauerarbeit“ – je nach Interessen unterdie Werbetrommel rühren? Dies erschien ihnen kurios. Zurückhaltung schiedlich. Von der Hoffnung auf baldige Wiederbelebung bis zur Erwar geboten. Indes wurde „ihr Projekt“ durch den Reißwolf kommunaler klärung des de�nitiven Todes reicht die Skala der Einschätzungen. Nach Diskussionen gedreht; nicht selten wurden sie scheinbarer Hintergedananfänglichem Jubel bei den Liebhabern der alten Beethovenhalle und ken (Steuerersparnis?) verdächtigt. in der grünen Ratsfraktion herrscht wohl auch bei letzteren ein wenig 3. Skepsis und Gegnerschaft bildete sich wider Erwarten auch bei eiNachdenklichkeit. Wer will schon Schuld daran sein, wenn die Stadt ihre nigen Kulturinstitutionen und -bereichen vor Ort, offensichtlich weil Zukunftsfähigkeit verliert? // bei Fokussierung auf ein Paradeprojekt eine Ausdünnung anderer Etats PROF. MANFRED HARNISCHFEGER war bis 2009 Kommunikationschef der Deutsche befürchtet wurde. Es entstand die Idee, Oper, Schauspiel und KonzertbePost DHL und deren Beauftragter für die Gründung der Stiftung Festspielhaus. Er ist Professor trieb in einem neuen Universalbau auf dem Gelände der alten Oper zufür Kultur- und Medienmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg.

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{ K L A S S I K F Ü R D E N NAC H W U C H S }

Frage des Monats:

BUCH DES M O N AT S

Wieviel Geld verdient ein Tenor?

Große Maus

Zeichnung: Stefan Steitz

Eigentlich müsste man denken: Der Tenor, der reist ja dauernd durch die Welt und macht das, was wir zu Hause auch machen: Singen. Dafür kann man doch kein Geld verlangen. Aber natürlich will ein Tenor seine Familie auch einmal auf ein Eis einladen. Ein Star-Tenor wie Rolando Villazón könnte bei seinem Besuch gleich eine ganze Eisdiele (oder 20.000 Kugeln Stracciatella) kaufen, denn er ist nun mal ein sehr gefragter Tenor. Das komische ist: Wenn die bekanntern Tenöre eine große Aufführung haben, zum Beispiel eine Oper, dann bekommen sie im Verhältnis gar nicht so viel Geld. Wenn sie aber - wie die „drei Tenöre“ Placido Domingo, José Carreras und Luciano Pavarotti - ein Eröffnungskonzert einer Fußball-WM geben, dann werden sie zu richtigen Millionären, so wie Filmstars es sind. //

Die besten Klassik-CDs für Kinder Wir haben die wirklichen Spezialisten aus einem Münchner Kindergarten befragt. Sarah, Jonas G., Francesca, Johanna, Jonas K., Luca, Ben, Eleonora, Leonie, Pia, Jule und Lisa sind zwischen drei und sechs Jahre alt und haben die neuen CDs getestet. Hier ihre objektiven, zusammengefassten Wertungen: „Maus und Monster“ CD war lustig, würde man gerne mehr davon hören. Deshalb: „Kinder würden Maus und Monster kaufen!“. Klangmüller Records

„Schneeweißchen und Rosenrot“ Geschichte selbst ist nett, aber die Musik ist das eigentliche Highlight: „toll!“. Edition See-Igel

„Hopplahopp“ Puh. Drei haben der CD nur eine Patschehand gegeben, aber vier waren begeistert. Eher für die Älteren ... SPEKTRAL 1 Händchen = gefällt mir gar nicht; 2 Händchen = gefällt mir nicht; 3 Händchen = nur für Ausgewählte; 4 Händchen = gefällt mir / bitte kaufen; 5 Händchen = spitze!

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Maximus Musikus besucht das Orchester Die Maus Maximus Musikus flüchtet sich eines kalten Winterabends in einen unbekannten Raum, um dort die Nacht zu verbringen. Der Raum ist groß. Etwas zu groß für eine „normale“ Wohnung. Am nächsten Morgen wird er von vielen seltsamen Geräuschen geweckt. Immer mehr Menschen, mit komischen Dingen, die noch komischere Geräusche machen kommen in den großen Raum und er versteht langsam, dass er in einem Konzerthaus gelandet ist. Maximus lernt die einzelnen Instrumente wie Posaune, Horn und Celesta kennen. Was für ein verrückter Tag für eine kleine Maus! Am Abend werden die Geräusche auch für die Maus erkennbar zu Musik. Aus der Probe wird ein Konzert. Wie das endet? Wir wollen ja nicht alles verraten... // Maximus Musikus erscheint am 4. Oktober bei Schott.

FÜR ALLE DIE WISSEN, WO „VIEL“ KLASSIK „WENIG“ KOSTET.

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{ J U B I L ÄU M }

SERIE: ÖSTERREICH 2010, E I N JA H R F Ü R G U STAV M A H L E R ( T E I L 2 VO N 3 )

AUS DEM INNERSTEN Gustav Mahlers persönliche Musik. VON UW E SCHNEID ER

Alma, die „schönste Frau Wiens“, um 1907. Autograph aus Mahlers 10. Sinfonie: „... Vernichte mich, dass ich vergesse, dass ich bin!“

Alma Mahler hat überliefert, dass ihr Mann Gustav wiederholt geäußert haben soll, seine Werke seien ein „Antizipando des kommenden Lebens“. In dieser tiefen Überzeugung der Vorwegnahme des Zukünftigen steckt freilich ein guter Teil künstlerischer Überlebensstrategie. Nur die Gewissheit, dass die „zerrissene Zeit“ (wie ein Modebegriff seiner Gegenwart hieß) mit ihrer Normen setzenden Traditionsverbundenheit, ihrer tief prägenden Bürgerlichkeit und ihrem noch bevorstehenden Kampf mit der Moderne, nicht reif für sein Werk sei, konnte ihm das bekannt gewordene Diktum „Die Zeit für meine Musik wird noch kommen“ entlocken.

Alma Mahler, ca. 1950 in Beverly Hills, mit einem der berühmtesten Porträts Ihres verstorbenen Mannes Gustav Mahler.

Trotz manch Anerkennung und Achtung durch Freunde, Kollegen und Teile der Kritik, konnte sich Gustav Mahlers kompositorisches Œuvre zu Lebzeiten nicht dauerhaft etablieren. In der breiten Öffentlichkeit war seine Musik umstritten, schien er selbst vielen als Epigone Wagners und Bruckners. Als „Unzeitgemäßen“ sah er sich – ganz in der Tradition Nietzsches – selbst, als „weltfremden Träumer“ beschrieb

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ihn Richard Strauss mit spätromantischem Duktus. Mahlers beständig zunehmende Überhöhung des in der Romantik etablierten musikalischen Vokabulars lässt sich tatsächlich auch als ein Rückzug des Komponisten in die Vorstellungswelt des eigene Ichs verstehen. Seine Klangwelt steht als „Wille und Vorstellung“, um nochmals den von ihm geschätzten Nietzsche zu bemühen, in Spannung zu den Idealen seiner Gegenwart.

Fotos: University of Pennsylvania, Mahler-Werfel Papers; Alma jung/Autograph: Int. Gustav Mahler Gesellschaft

TIPPS: BEGEGNUNGEN MIT GUSTAV MAHLER Gustav Mahler und Wien, bis 03.10., Ausstellung, Führung, Kulturkaffee, Wien, Österreichisches Theatermuseum, www.khm.at

Friedhof Grinzing, Mahlers letzte Ruhestätte in Wien

Mahler Spaziergänge, Wien, www.wien.info – „Antipoden der Wiener Gesellschaft: Karl Lueger & Gustav Mahler“, bis 31.10., jeden Samstag – „Lieben Sie Mahler?“, September & Oktober, drei Sonntage im Monat

Mahler in Österreich, ganzjährig, Schauraum, Wien, Haus der Musik, www.hdm.at

Konzerte – Mahler Lieder und Uraufführung zweier Werke des Mahler-Kompositionswettbewerbs 2010, 03.10., Wien, Österreichisches Theatermuseum, www.khm.at – Gustav Mahler: Symphonie Nr. 9 D-Dur, Wiener Philharmoniker, Esa-Pekka Salonen, 19.10., Wien, Musikverein, www.musikverein.at – Kompositionen von Alma Schindler-Mahler u.a., Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, Andrés Orozco-Estrada, Elisabeth Kulman und Alexander Moore, 28.10., Wien, Musikverein, www.musikverein.at Mahler und Schönberg – Der Übergang zur Moderne Symposium im Arnold Schönberg Center, 3./4.10., www.khm.at

Komponierhäuschen Maiernigg und Attersee, www.gustav-mahler.at / www.mahler-steinbach.at

Familienmensch Mahler: v.l. mit Tochter Maria, in Maiernigg; mit Maria und Anna; mit Alma und Anna; alle Fotos ca. 1905

Mensch und der Künstler sind schwer getroffen. Schicksalsschläge, die ihren Widerhall im monströsen, tragischen Gestus der in der Folge entstandenen „Achten Sinfonie“ ebenso �nden, wie in der erschütternden Zeichnung menschlicher Einsamkeit und Leidens im halbstündigen Finalsatz des „Lieds von der Erde“. „Was glauben Sie“, so soll Mahler Bruno Walter beim gemeinsamen Blick in die Partitur gefragt haben, „ist das überhaupt zum Aushalten? Werden sich die Menschen danach nicht umbringen?“ Die letzte unvollendete Sinfonie, die „Zehnte“, offenbart im schriftlich �xierten Plan noch einmal die Tragik des Komponisten und das komplexe Verhältnis zu Alma. Obwohl er absolute Musik schaffen wollte, notiert er subjektives Emp�nden und Abschiedsschmerz als metaphysische Orientierung. Für das Finale notierte er so: „Für Dich leben! Für Dich sterben! Almschi!!“ – Almschi war sein Kosename für Alma. //

www.crescendo.de 05_2010 | 43

Fotos Kasten: o: Österreichisches Theatermuseum; u: Österreich Werbung

Allzu leicht hat man es sich lange gemacht, indem man Mahlers Musik als epigonal, überdimensioniert oder gar trivial abtat. Mahler, so wird sich der Dirigent Bruno Walter, Freund und Jünger Mahlers, 1947 erinnern, „der kannte keinen trivialen Augenblick, der dachte keinen Gedanken und sprach kein Wort, die Verrat an seiner Seele bedeutet hätten“. Mit diesem Fokus wird es verständlich, dass die andernorts allzu schnell bemühten Bezüge zwischen Kunstwerk und Biographie im Falle Mahlers einen anderen Stellenwert einnehmen. Der italienische Regisseur Luchino Visconti hat Gustav Mahler 1970 mit seiner Thomas-Mann-Ver�lmung „Tod in Venedig“ ein Denkmal als Künstler gesetzt, der zwischen der Askese der Kunst und Lebenslust zerrieben wird. Das F-Dur Adagietto aus Mahlers „Fünfter Sinfonie“ wird im Soundtrack des Films zum omnipräsenten Motiv für die Weite und Ewigkeit des subjektiv re�ektierten, künstlerischen Schaffens. In der Realität wurde diese Tragik deutlich, als Gustav Mahler am 18. Mai 1911 in Wien starb, wo er auf dem Grinzinger Friedhof auch seine letzte Ruhestätte fand, die Nachrufe jedoch vor allem den Dirigenten und Wiener Operndirektor würdigten, kaum jedoch den Komponisten. Mahler, der als Dirigent und von 1897 bis 1907 auch als Wiener Hofoperndirektor äußerliche Erfolge feierte, konzentrierte sich in seinem kompositorischen Schaffen zusehends auf eine subjektive Gültigkeit. Immer kühner wurden seine Ausarbeitungen, die Orchesterbesetzungen brachen bald das Maß des Üblichen auf. 1894 treten in der „Zweiten Sinfonie“ bereits Orgel, Glocken, Chor und Solisten hinzu und verkünden in Weiterführung Klopstock’scher Verse im Schlusssatz: „O glaube, du wirst nicht umsonst geboren, hast nicht umsonst gelebt, gelitten!“ Es ist eine fundamentale, existenzielle Musik – Geist und Seele gleichermaßen berührend – die mit Grenzen sprengenden Mitteln ihre Gültigkeit behauptet. Mahlers Leben ist die Matrix für die Entstehung seiner Werke. Alma, die begehrte Schönheit und umworbene Muse der Wiener Salons, die er im Dezember 1901 kennenlernt, heiratet er bereits vier Monate später. Mit der um 19 Jahre jüngeren Frau verbringt er das letzte, reiche Drittel seines Lebens. Freilich nicht ohne prägende Schicksalsschläge und Probleme. Dem geregelten Tagesablauf Gustavs, der seinem immensen Arbeitspensum geschuldet war, weiß Alma zunächst nichts entgegenzusetzen. Sie stürzt sich in immer wieder wechselnde Flirts und Affären, unter anderem mit Alexander von Zemlinsky, Hans P�tzner und Walter Gropius. In einer tragischen Vorwegnahme des eigenen Schicksals vertont Mahler 1904 – zum völligen Unverständnis Almas – seine „Kindertotenlieder“ auf Texte Friedrich Rückerts, die jener nach dem Tod seiner Tochter und seines Sohnes geschrieben hatte. 1907 stirbt die ältere der beiden Mahler-Töchter, Maria Anna, plötzlich an Diphtherie. Die Diagnose einer schweren Herzkrankheit Gustavs folgt und führt ihm den eigenen Tod vor Augen. Bürokratentum und Intrigen vertreiben ihn zudem aus der Hofoper. Der

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Arcadi Volodos, einer der größten Piano-Virtuosen unserer Zeit, spielt bei „Volodos & Friends“.

D A S R E I C H E B A S F- K U LT U R P R O G R A M M 2 010 - 2 011

KULTUR PUR

Die ersten Preisträger des diesjährigen Chopin-Wettbewerbs geben ihr Können in einer Deutschlandpremiere neben Arcadi Volodos beim Benefizkonzert „Volodos & Friends“ zum Besten.

Ein erster Höhepunkt steht bereits am 4. November mit dem Bene�zkonzert „Volodos & Friends“ im Theater im Pfalzbau auf dem Programm. In diesem spektakulären Konzert musiziert Arcadi Volodos, gefeierter Pianist auf den Konzertpodien der Welt, mit den dann erst wenige Tage zuvor gekürten Preisträgern des renommierten „Internationalen Frédéric Chopin-Wettbewerbs Warschau 2010“. Exklusiv in Deutschland – und selbstverständlich mit Werken Chopins. Diese außergewöhnliche Idee, die Klavierliebhaber und Freunde romantischer Musik gleichermaßen begeistern dürfte, wird begleitet von einem vielfältigen Rahmenprogramm, bei dem sich auch ehemalige Preisträger des Frédéric Chopin-Wettbewerbs am 3. November vorstellen: Rafał Blechacz, der 2005 die Konkurrenz in Warschau überdeutlich hinter sich ließ und sich in den letzten Jahren einen Namen als Chopin-Interpret gemacht hat sowie Dang Thai Son, der 1980 als erster Asiate den Wettbewerb gewann. Damit ist im Jahr der 200. Geburtstage Frédéric Chopins und Robert Schumanns auch das Leitthema der Saison angesprochen: die Romantik. Über die Kunst-Sparten hinweg sollen Querverbindungen zwischen Musik, Literatur und Bildender Kunst entdeckt werden. Einen hervorragenden Überblick über die Romantik bietet deshalb eine eigene Abo-Reihe. Neben den beiden Jubilaren erhält Krzysztof Penderecki, einer der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart, besondere Aufmerksamkeit.

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Mit dem Concertverein Wien stellt er ab Januar in der KammermusikReihe eigene Werke neben Dvořák und Rota. Eine Reihe, die unter anderem auch den Violinvirtuosen Frank Peter Zimmermann, den Pianisten Radu Lupu mit Schumann und Schubert oder die Camerata Salzburg mit Mozart und Haydn präsentiert. „The Big Four“ ist eine weitere hochkarätige Reihe betitelt, die vier der bedeutendsten Violinistinnen unserer Zeit bestreiten: Midori, Julia Fischer, Patricia Kopatchinskaja und Lisa Batiashvili spielen darin Programme, bei denen der Schwerpunkt neben der Romantik auf der Klassik liegt. Spannende Nachwuchskünstler, hochbegabt und bereits auf erste Erfolge blickend, gibt es in den Matineen zu entdecken – sozusagen die Elite von morgen. Man kann sich dabei auf Konzerte freuen, die um die Romantik kreisen, mit dem Modigliani Quartett, Emmanuelle Bertrands Violoncellospiel, dem Trio Jean Paul, Linus Roths Violine, dem Berliner Solistenoktett oder dem Wiener Klaviertrio. Auch in den fünf Sinfoniekonzerten erklingen Meilensteine der romantischen Musikliteratur, etwa mit Berlioz’ „Symphonie fantastique“, Mahlers „Erster Sinfonie“, die gemeinsam mit Pendereckis Klavierkonzert ertönen wird, Rimski-Korsakows „Scheherazade“ oder Bruckners „Fünfter Sinfonie“. Neben dem großen Klassikangebot bietet das Saisonprogramm aber auch eine Fülle wunderbarer Veranstaltungen für Freunde von Jazz, Musical, Rock, Pop und Soul. //

BASF KULTURPROGRAMM

Saison 2010 / 2011

Informationen und Kartenservice: Tel.: +49-(0)621-609 99 11 www.basf.de/kultur

Foto: u. Theater im Pfalzbau, o. Uwe Arens

„KULTUR PUR“ verspricht das BASF-Kulturprogramm der neuen Saison in Ludwigshafen. Und das ist nicht zuviel versprochen, denn die Fülle und vor allem die Qualität des Angebots sind grandios. In mehreren Reihen treten hier die Stars der internationalen Klassikszene und hochbegabter Nachwuchs auf. Diese erfreuliche Verbindung gehört mittlerweile zum Konzept der seit 1922 bestehenden BASF-Konzerte.

ARCHITEKTUR 1011 M U S I K F E S T S T U T T G A R T,

MÜNCHENER KAMMERORCHESTER

2 8 . A U G U S T B I S 19 . S E P T E M B E R

Musikalisch unerschöpflich sind die Themen zum geheimnisvollen Zauber der nächtlichen Tiefe

Foto: vjp.i-arts.net

BIS ZUM 19. SEPTEMBER widmet sich das Musikfest Stuttgart 2010 dem Thema „Nacht“. Mit Musik, die die nächtlichen Sphären heraufbeschwört und feiert, ihre dunkel schillernden Farben malt, das Traurige, Abgründige und Schöne in ihr entdeckt. Drei Wochen und viele Nächte lang feiert das Musikfest diese Zeit der Träume, den Ort des Irrealen. Das Thema der Nacht nimmt auch im Schaffen Robert Schumanns einen wichtigen Stellenwert ein. Zu seinem 200. Geburtstag ist ihm ein Zyklus gewidmet, in dem die großen chorsymphonischen Werke einen der Höhepunkte markieren. Mit seinem Oratorium „Das Paradies und die Peri“ unter Daniel Reuss und seinen „Szenen aus Goethes Faust“ unter Helmuth Rilling erklingen zwei der Zentralwerke der deutschen Romantik. In einem „Vesper-Projekt“ wird Monteverdis „Marienvesper“ das prachtvolle Schwesterwerk seines Vizekapellmeisters an San Marco, Alessandro Grandi, gegenübergestellt, das bislang nie veröffentlicht und eingespielt wurde. Für Kontraste sorgt Karlheinz Stockhausens „Sternklang“, das im Höhenpark Killesberg Musik als Teil des Universums erleben lässt. Von den zahlreichen HöhepunkJohanneskirche am Feuersee ten sei das Konzert Michael Hofstetters mit Schönberg, Sibelius und Sallinen empfohlen oder auch „artist in residence“ des Festivals, Jazzpianist Uri Caine, der sich mit Buxtehude auseinandersetzt und seine „Lamentationes“ zur Uraufführung bringt, die Elemente aus Flamenco, Gospel, Jazz und Klassik vereinen. Tenor Michael Schade widmet einen Abend mit Schubert-Liedern der Sommernacht und Pianist Herbert Schuch, verbindet das Phänomen der Nacht mit dem des Spätwerks: Mozart, Beethoven, Ravel und Skrjabins „Totenmesse“ stehen dabei auf dem Programm. Bei der „Großen Stuttgarter Nachtmusik“ sind zahlreiche Stuttgarter Orchester, Ensembles und Chöre rund um den Schillerplatz zu hören. „Bachnächte“ beschließen die Festtage, etwa mit AnMUSIKFEST STUTTGART dreas Martin auf der 28. August bis 19. September 2010 Laute oder Mischa Informationen und Kartenservice: Maisky, der die CelTel.: +49-(0)711-619 21 61 losuiten interpretiewww.musikfest.de ren wird. //

KÜNSTLERISCHE LEITUNG ALEXANDER LIEBREICH

1. ABONNEMENTKONZERT Donnerstag, 14. Oktober 2010, 20 Uhr, Prinzregententheater OLLI MUSTONEN Klavier HANNES LÄUBIN Trompete ALEXANDER LIEBREICH Dirigent Werke von Bach, Romitelli, Schostakowitsch, Nono, Beethoven 2. ABONNEMENTKONZERT Donnerstag, 25. November 2010, 20 Uhr, Prinzregententheater PIETER WISPELWEY Violoncello ESTHER HOPPE Konzertmeisterin Werke von Bach, Harvey, Vivaldi, Stravinsky, Beethoven 3. ABONNEMENTKONZERT Donnerstag, 16. Dezember 2010, 20 Uhr, Prinzregententheater CLARON MCFADDEN Sopran OLARI ELTS Dirigent Werke von Debussy, Barber, Tüür 4. ABONNEMENTKONZERT Donnerstag, 10. Februar 2011, 20 Uhr, Prinzregententheater VERONIKA EBERLE Violine ALEXANDER LIEBREICH Dirigent Werke von Bartók, Illés [UA], Beethoven 5. ABONNEMENTKONZERT Donnerstag, 3. März 2011, 20 Uhr, Prinzregententheater KRISTIAN BEZUIDENHOUT Hammerklavier JÉRÉMIE RHORER Dirigent Werke von Sacchini, Gossec, Mozart, Rigel, Gluck 6. ABONNEMENTKONZERT Donnerstag, 14. April 2011, 20 Uhr, Prinzregententheater ANDREAS BRANTELID Violoncello ALEXANDER LIEBREICH Dirigent Werke von Xenakis, Schostakowitsch, Schumann 7. ABONNEMENTKONZERT Donnerstag, 12. Mai 2011, 20 Uhr, Prinzregententheater CHRISTIANE OELZE Sopran FRANÇOIS-XAVIER ROTH Dirigent Werke von Rebel, Berg, Schönberg, Reich 8. ABONNEMENTKONZERT Donnerstag, 30. Juni 2011, 20 Uhr, Prinzregententheater MOJCA ERDMANN Sopran ROBIN BLAZE Countertenor ALEXANDER LIEBREICH Dirigent Werke von Pergolesi, Lang Abonnement- und Kartenbestellungen ab sofort unter Telefon 089. 46 13 64 30, ticket@m-k-o.eu, www.m-k-o.eu 60 JAHRE

KLANG DER NACHT

Hauptsponsor des MKO

Öffentliche Förderer

{ PLUS REGIONAL }

SEP T EM BER / OK TOBER : Diese Termine 10.9. Bielefeld/Stadttheater Woyzeck/Wilson, Waits, Brennan nach G. Büchner 10.9. Detmold/Landestheater La Traviata/Giuseppe Verdi 10.9. Schwerin/Staatstheater Kabale und Liebe/F. Schiller 11.9. Cottbus/Staatstheater Egmont/J.W. v. Goethe 11.9. Flensburg/SchleswigHolsteinisches Landestheater Nabucco/Giuseppe Verdi 11.9. Gera/Bühnen der Stadt Manon Lescaut/G. Puccini 11.9. Saarbrücken/Staatstheater Turandot/Giacomo Puccini 12.9. Hamburg/Staatsoper Bliss/Brett Dean (Hamburger EA) 14.9. Basel/Theater (CH) Aida/Giuseppe Verdi

Düsseldorf Puccini-Fans können sich auf Robert Carsens „Bohème“-Inszenierung an der Rheinoper freuen, einer Übernahme aus Antwerpen, wo Carsen in den 90er Jahren ein hochgelobter Puccini-Zyklus gelang. Man muss das Rad nicht immer neu erfinden, und was gibt es schöneres für ein romantisches Herz als diese Musik. Ab 24.9. in Düsseldorf und dann auch ab Dezember in Duisburg. www.rheinoper.de 17.9. Bonn/Halle Beuel Antigone/Sophokles 17.9. Pforzheim/Theater Die Zauberflöte/W. A. Mozart 18.9. Kaiserslautern/Pfalztheater, Musical The King and I / Richard Rodgers 18.9. Lübeck/Theater Wie es euch gefällt/ William Shakespeare 18.9. Zürich/Opernhaus (CH) Les Pêcheurs de perles/Bizet 19.9. Aachen/Theater Madame Butterfly/G. Puccini 19.9. Berlin/Komische Oper Teddy Brumm - eine musikalische Bärengeschichte (UA), für Kinder ab 4 J. 19.9. Chemnitz/Luxorpalast Sonne.Mond.Sterne/Claudia Friedemann, für Kinder 3 – 5 J. 19.9. Frankfurt/Oper Pinocchios Abenteuer/Lior Navok (UA), für Kinder ab 6 J. 19.9. Wuppertal/Opernhaus La Bohème/Giacomo Puccini

19.9. Linz/Landestheater (A) Die Meistersinger von Nürnberg/Richard Wagner

9.10. Karlsruhe/Schauspielhaus Cabaret/John Kander, Joe Masteroff, Fred Ebb (Musical)

23.9. Hannover/Tanzhaus im Ahrberg „Fine Red Line“, Tanzabend der Compagnie Fredeweß, mit Musik von Wladimir Bogdanov & Charles Ives

9.10. Kiel/Opernhaus Rinaldo/G.F. Händel 9.10. Linz/Landestheater Großes Haus (A): Anna Karenina/ Jochen Ulrich

17./18.9. Frankfurt/hr-Sendesaal Anna Larsson, Ltg. Antonello Manacorda: Gluck, Berlioz & Beethoven

12.9. Hannover/Marktkirche Neues Werk für Blockﬂöte solo/Charlotte Seither (UA) (Auftrag Musikland Niedersachsen 21)

17.9. Gifhorn/Schloss La Belle Danse im Lothringen des 18. Jahrhunderts

12.9. Krefeld/Theater Zeit für Musik, Kinderkonzert, Chopin, Haydn, Ponchielli u.a.

17.9. Zwickau/Gewandhaus Schumann-Gala mit Ives Henry am Klavier & Nathalie Senf

24.9. Dresden/Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen AHAB/Libor Šíma & Martin Mühleis, Sprecher: Klaus Maria Brandauer (Weltpremiere)

18.9. Bad Homburg/Erlöserkirche Kammerchor Bad Homburg, Tölzer Knabenchor & Hayko Siemens

24.9. Gelsenkirchen/Musiktheater im Revier Meﬁstofele/ Arrigo Boito 24.9. Weimar/e-werk Angst. Fünf Pforten einer Reise in das Innere der Angst./ Christian Jost, Choroper 25.9. Bielefeld/Stadttheater, das Musical The Birds of Alfred Hitchcock/ William Ward Murta (UA) 25.9. Graz/Oper (A) Die Frau ohne Schatten/ Richard Strauss 25.9. Innsbruck/Tiroler Landestheater (A) Andrea Chénier/ Umberto Giordano

Hélène Grimaud und viele andere bringen internationalen Klassik-Glanz nach Bad Wörishofen.

Foto: Mat Hennek

PREMIEREN

25.9. Kiel/Opernhaus La Bohème/Giacomo Puccini 25.9. Plauen/Kleine Bühne Clavigo/J.W. v. Goethe 25.9. Weimar/Nationaltheater Figaros Hochzeit/W. A. Mozart 25.9. Würzburg/Mainfranken Theater Die andere Seite/ Michael Obst, Musiktheater nach dem fantastischen Roman von Alfred von Kubin (UA) 26.9. Stuttgart/Staatsoper Luisa Miller/Giuseppe Verdi 26.9. Trier/Theater Macbeth/Giuseppe Verdi 30.9. Baden-Baden/Festspielh. Otello/Giuseppe Verdi, mit Ben Heppner & Anja Harteros (konzertante Aufführung) 2.10. Linz/Landestheater (A) Frühlings Erwachen!/Nuran David Calis/nach F. Wedekind 2.10. Trier/Forum Trouble in Tahiti/L. Bernstein

9.10. Nürnberg/Staatstheater Das Holzschiff/Detlev Glanert (UA) 10.10. Münster/Städtische Bühnen Der ﬂiegende Holländer/Richard Wagner

Mannheim / Frankfurt Wer Spaß hat an direkten Interpretationsvergleichen, der kann sich Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ nun am Nationaltheater Mannheim (Regie: Christof Nel, Premiere am 2.10.) und dann einen Tag später an der Oper Frankfurt (Regie: Dale Duesing, Premiere am 3.10.) anschauen. www.nationaltheatermannheim.de www.oper-frankfurt.de

3.10. Berlin/Staatsoper im Schiller Theater METANOIA – Über das Denken hinaus/ Jens Joneleit (UA)

KONZERTE

3.10. Frankfurt/Oper Hoffmanns Erzählungen/ Jacques Offenbach

11.9. Luzern/KKL (CH) Paul Jacobs (Orgel) & San Francisco Symphony, LeitungMichael Tilson Thomas

3.10. Lübeck/Theater, das Musical Anatevka/Jerry Bock 9.10. Flensburg/Schleswig-Holsteinisches Landestheater Les Pêcheurs de Perles/Georges Bizet (konzertante Aufführung)

11.9. Berlin/Waldbühne 12. Berliner Taschenlampenkonzert

12.-14.9. Dresden/Semperoper Mitsuko Uchida & die Sächsische Staatskapelle Dresden/ Sir Colin Davis

12.9. Marktoberdorf/Bayerische Musikakademie Janina Fialkowska eröffnet die Internationale Klavierakademie 12.9. Thun/Stadtkirche ensemble ardent, P. Secchiari 13.9. Bonn/Beethovenhalle András Schiff & Cappella Andrea Barca spielen Beethoven, Brahms & Haydn 13.9. Wuppertal/Hist. Stadthalle Hardy Rittner spielt Bitzan, Brahms, Chopin & Schönberg 14.9. Dortmund/Konzerthaus Hélène Grimaud unter EsaPekka Salonen: Schumann, Sibelius 14.9. Hamburg, St. Michaelis Jan Garbarek & The Hilliard Ensemble, „Weltpremiere Ofﬁcium Novum“ 15.09. Gera/Bühnen der Stadt Konzert für Violine und Orchester/Lubica Cekovská (UA) 16.9. Luxemburg/Philharmonie (LU) Evgeny Kissin & Orchestre Philharmonique du Luxembourg, Ltg.: Emmanuel Krivine 16.9. Stuttgart/Stiftskirche Musikfest Stuttgart „NACHT“: Schumanns Umnachtung 17.9. Altenburg/Landestheater Zwischen Themse und Weißer Elster Werke von Arman, Elgar, Haydn & Salamon-Cekovská

Berlin Fazil Say ist Artist in Residence im Konzerthaus in dieser Saison. Der türkische Pianist (und Komponist) provoziert und fasziniert. Er schlurft verschlafen auf die Bühne, träumt sich in seinen Kosmos, summt hemmungslos mit (also besser hinten sitzen!), dirigiert auch mit, trotz Dirigent. Spielt genialisch Klavier und steckt mit seinen wundervollverrückten Interpretationen alle an, Mitspieler und Publikum! 24.-26.9. spielt er die „Rhapsody in Blue“ von Gerswhin. Es folgen Konzerte in Berlin am 31.10. & 29.12. www.konzerthaus.de Außerdem ist er im September/ Oktober in Göttingen und beim Festival Euroklassik (Zweibrücken/Pirmasens) zu hören. www.festival-euroklassik.de 18.9. Bonn/Straßenbahnhalle Dransdorf „BA ROCK“ mit Daniel Hope & Bakkushan 18.9. Dresden/Frauenkirche Thomanerchor Leipzig singt u.a. Bach und Brahms 18.9. Hamburg/Laeiszhalle Ensemble Resonanz & JeanGuihen Queyras 19.9. Essen/Casino Zollverein Serenade „Il suono della voce“ 19.9. Hamburg/Laeiszhalle Isabelle Faust & Philharmoniker Hamburg, spielen Berg und Mahler, Ltg.: Simone Young 20.9. München/Künstlerhaus am Lenbachplatz „Felizitas, die Zigeunerprinzessin - Eine groteske Satirette“, KulturwaldOperettenkompanie, Leitung: Siegfried Mauser 21.9., Basel (CH) Elina Garancˇa 23.9. Dortmund/Konzerthaus Lise de la Salle spielt Chopin, Prokoﬁew & Scarlatti 23./24.9. Frankfurt/Alte Oper L. Kavakos, C. Tilling, M. Nagy & P. Järvi

sollten Sie nicht versäumen Stars & Junge Weltelite

Kultur in Salzburg

Neben der Präsentation international renommierter Künstler wie Nigel Kennedy, Hélène Grimaud, Lucia Aliberti oder Nikolai Tokarev, bleiben die Förderung der jungen Weltelite auf ihrem Weg zum Echo Klassik Preis und die Förderprojekte zum Thema Bildung für Kinder und Jugendliche das zentrale Festivalthema in Bad Wörishofen. Ergänzt wird das Programm mit einem Konzert von Quadro Nuevo und mit dem Schauspieler Friedrich von Thun, der die Geschichte über den Ozeanpianisten „Novecento“ erzählt. Bad Wörishofen, Kurhaus, 24.9.-2.10., www.festivaldernationen.de

Diesjähriger Höhepunkt der Salzburger Kulturtage ist Richard Wagners Meisterwerk „Der fliegende Holländer“. Ein weiteres Highlight ist der Liederabend mit Tenor Bernhard Berchtold (Schumann, Wolf und Schubert). Musikalisches Kabarett erwartet das Publikum bei „Opern auf Bayrisch“ von Paul Schallweg. Zudem wird die 17-jährige Geigerin Marie-Christine Klettner zusammen mit dem Sinfonieorchester der Salzburger Kulturvereinigung unter Günther Passin Werke von Max Bruch spielen. „Auf Mahlers Spuren“ bewegen sich die Brünner Philharmoniker, die die Symphonie Nr. 3 d-Moll mit Mezzosopranistin Dagmar Peckova aufführen. Katerina Hebelkova interpretiert mit dem Bruckner Orchester Linz unter D. R. Davies Mahlers Kindertotenlieder. Salzburg, verschiedene Orte, 14.-30.10., www.kulturvereinigung.com

Aufbruch 2010 brechen beim Beethovenfest Bonn Künstler wie H. Grimaud, P. Järvi, K. Nagano, M. Grubinger, S. Gabetta, Sir N. Marriner und D. Hope unter dem Motto „Ins Offene – Utopie und Freiheit in der Musik“ auf an einen in der Zukunft liegenden Ort, an dem Konventionen überwunden und Grenzen ausgelotet werden können. Die Schirmherrschaft hat Dr. José Antonio Abreu, Gründer des venezolanischen „El Sistema“ übernommen. Bonn, verschiedene Orte 10.9.-9.10., www.beethovenfest.de

Klassisch anders. Klassisch symphonisch wird es beim Brucknerfest Linz mit einem Orchesterschwerpunkt bei dem das Tonhalle Orchester Zürich, das Symphonie Orchester Berlin und die Düsseldorfer Symphoniker zu hören sein werden. Das Klavier ist ein weiterer Schwerpunkt des Programms, auf den auch die Bezeichnung „sich an Bruckner herantasten“ zutrifft. Rudolf Buchbinder, Melvyn Tan, Herbert Schuch, Ferhan und Ferzan Önder sind dabei die Stars. Linz, Brucknerhaus 12.9.-5.10., www.brucknerfest.at

Herbstliche Musiktage Die Herbstlichen Musiktage 2010 stehen unter dem Motto „No 30“ und feiern sich ein wenig selbst. Vor 30 Jahren gründete Hermann Prey das ambitionierte Festival, das sich der menschlichen Stimme widmet. Robert Schumann als Jahresjubilar erhält im Programm einen besonderen Platz. Dass die Musiktage zwar nun ins reifere Alter eintreten, aber immer noch jugendfrisch daherkommen, soll das Jubiläumsprogramm unter Beweis stellen. Zu erleben sind hochkarätige Künstler wie Rudolf Buchbinder Dorothee Mields, die Lautten-Compagney Berlin und viele andere. Bad Urach, 1.-10.10., www.herbstliche-musiktage.de

35.Fränkische Musiktage Alzenau Festival der Jungen – 16.10.–27.11.2010 Die Fränkischen Musiktage Alzenau sind das älteste Musikfestival des Rhein-Main-Gebietes und eines der bedeutendsten Podien Deutschlands für junge Künstler der klassischen Musik. Sa. 16.10.10, 20.00 Uhr, Rittersaal Burg Alzenau

Eröffnungskonzert

L . H O N DA - R O S E N B E R G

Fr. 22.10.10, 20.00 Uhr, Rittersaal Burg Alzenau

Rising Stars Klavierrecital OLGA SCHEPS

Willkommen Lettland Die Musikkultur Lettlands steht im Mittelpunkt des 17. Usedomer Musikfestivals. Zur musikalischen Entdeckung des baltischen Staates werden viele Werke lettischer Komponisten – von Jāzeps Vītols bis Pēteris Vasks – auf dem Programm stehen, die u.a. von Gidon Kremer, der Kremerata Baltica, Baiba, Lauma und Linda Skride interpretiert werden. Pianisten wie Boris Berezovsky und Ewa Kupiec widmen sich zudem dem Jubilar Fryderyk Chopin. Usedom, versch. Orte, 25.9.-16.10., www.usedomer-musikfestival.de

Ganz Streichquartett Der Schwerpunkt des Festivals liegt auf der „Königsgattung“ europäischer Musik: dem Streichquartett. Im Eröffnungskonzert stellt das Arditti Quartet das neue Streichquartett Bernhard Langs vor. Zudem wurde unter dem Titel QUARDITTIADE eigens eine spezielle Aufführungssituation entwickelt, bei der drei Quartette neue Werke von acht Komponisten aus sieben Nationen vorstellen. Alle Kompositionen wurden vom Südwestrundfunk in Auftrag gegeben. Auch in den beiden Orchesterkonzerten finden sich dem Thema entsprechende Werke. Zum Beispiel wird eine Komposition von Pascal Dusapin gespielt vom SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg. Peter Ablingers neues Werk, „Wachstum und Massenmord für Titel, Streichquartett und Programmnote“ bezieht sich auf den speziellen Aufführungsmodus seines Streichquartettes. Und an Georg Nussbaumer erging der Auftrag, das Streichquartett klangkünstlerisch aufzuarbeiten. Donaueschingen, 15.-17.10., www.swr2.de/donaueschingen

Ehemalige „Rising Stars“ musizieren zum Jubiläum: 35 Jahre Fränkische Musiktage Alzenau und 10 Jahre Förderverein Fränkische Musiktage Alzenau Werke von Mendelssohn Bartholdy, Schumann und Bartók Nicola Jürgensen, Klarinette · Latica Honda-Rosenberg, Violine · Sheila Arnold, Klavier · Michael Dahmen, Bariton · Vocalsolisten Frankfurt

Werke von Rachmaninov, Tschaikowski, Medtner und Chopin Olga Scheps, Klavier Fr. 05.11.10, 19.00 Uhr, Hofgut Hörstein

„Ein Abend mit Kurt Tucholsky“

L ARS REDLICH

Chansonabend mit Menü – mit Preisträgern des Bundeswettbewerbs Gesang Vertonungen von Eisler, Hollaender, Nelson, Tucholsky u.a. Christiane Klimt, Chanson · Lars Redlich, Chanson · Ralph Abelein, Klavier · Dieter Mayer, Moderation Sa. 13.11.10, 20.00 Uhr, Wallfahrtskirche Alzenau-Kälberau

B. Britten: Cantata Misericordium J. Haydn: Stabat Mater

S T E FA N I A D O V H A N

Stefania Dovhan, Sopran · Judita Nagyová, Alt · Concertino Ensemble · Süddeutscher Kammerchor · Ltg.: Gerhard Jenemann So. 14.11.10, 20.00 Uhr, Rittersaal Burg Alzenau

Literaturkonzert BARBAR A WUSSOW

George Sand: „Ein Winter auf Mallorca“ Werke von Chopin, Texte von George Sand Barbara Wussow, Rezitation · Sa Chen, Klavier Sa. 20.11.10, 20.00 Uhr, Schlösschen Alzenau-Michelbach

Rising Stars Violinrecital

H Y E YO O N PA R K

Werke von Janácek, Schubert, Brahms und Saint-Saëns Hyeyoon Park, Violine (1. Preis ARDMusikwettbewerb 2009) · Julien Quentin, Klavier · Petra Rick, Moderation So. 21.11.10, 16.00 Uhr, Wallfahrtskirche Alzenau-Kälberau

Rising Stars Symphoniekonzert

ANNELEEN LENAERTS

Werke von Mozart, Schumann, Prokofieff Daniela Koch, Flöte · Anneleen Lenaerts, Harfe · Anastasia Kobekina, Violoncello · Junge Philharmonie Frankfurt RheinMain · Ltg.: Gerhard Jenemann

www.fraenkische-musiktage.de

{ PLUS REGIONAL }

S EP T E M B ER / OK TOB ER : Diese Termine sollten Sie nicht versäumen 23./24.9. Leipzig/Gewandhaus Gewandhausorchester, Ltg.: Herbert Blomstedt: Schubert & Bruckner 24.9. Hamburg/Laeiszhalle Kent Nagano & das Bayerische Staatsorchester 26.9. Bad Homburg/St. JohannesKirche The King‘s Singers & Joseph Nolan 26.9. Wuppertal/Huppertsbergfabrik Musik von Mensch zu Mensch Werke von Schubert und Schnittke, freier Eintritt!

monie, Ltg.: Roderich Kreile 2.10. Zwickau/Gewandhaus Konzert mit Nachfahren Robert Schumanns: Heike-Angela Moser & Anke-Christiane Beyer 3.10. Baden-Baden/Festspielh. Pierre-Laurent Aimard spielt Beethoven, Chopin, Liszt, Ravel 3.10. Düsseldorf/Opernhaus Martina Gedeck & Sebastian Koch lesen Robert & Clara Schumann: „Szenen einer Ehe“ (Lesung mit Musik)

6.10. Wuppertal/Hist. Stadthalle Matthias Kirschnereit mit Chopin, Debussy, Schumann u. a. 7.10. Bonn/Beethovenhalle Angelika Kirchschlager, Academy of St Martin in the Fields, Ltg.: Sir Neville Marriner

bis 12.9. Weimar„pèlerinages“ Kunstfest Weimar

15.-19.9. Kempten Festival der Kammermusik

bis 12.9. Hamburg/div. Orte 1. Russisches Kammermusikfest

17.-26.9. Toblach/Dobbiaco (I) Festspiele Südtirol

bis 12.9. 20. Festspiele Mecklenburg-Vorpommern

8.10. Dresden/Semperoper Die Radeberger Nacht der Stars mit Katherine Jenkins, Jan Vogler & The Knights

bis 12.9. Wien (A) MusikﬁlmFestival am Rathausplatz bis 12.9. Annaberg-Buchholz Musikfest Erzgebirge

8.10. Salzburg/Mozarteum (A) Wiener Geigen Quartett: Mozart, Pirchner & Schubert

bis 12.9. Mittelfranken Fränkischer Sommer - Musica Franconia bis 12.9. Schubertiade Schwarzenberg (A)

Das Aventgarde-Ensemble musikFabrik ist beim musikfest berlin mit „Folk-Musik“ von Eötvös, Berio, Xenakis und Pousseur zu erleben.

bis 12.9. Dresden bis Eisenach sounding D Neue Musik in 16 deutschen Städten, Abschlussfestival mittenDrin vom 10.-12.9 bis 18.9. LUCERNE FESTIVAL im Sommer (CH)

Foto: Klaus Rudolph

bis 19.9. Musikfest Stuttgart

27.9. Hannover/TUI-Arena Leonard Cohen World Tour 28.9. Frankfurt/Oper Barbara Frittoli & James Vaughan, Liederabend 29.9. Dortmund, Westfalenhalle Leonard Cohen World Tour 29.9. Weimar/Staatstheater Babykonzert der Staatskapelle Weimar 30.9.-1.10. Dessau/Anhaltisches Theater Joseph Moog spielt Beethoven, Haydn & Prokofjew 30.9. Erlangen/Heinrich-LadesHalle Bamberger Symphoniker, Bayerische Staatsphilharmonie, Katia & Marielle Labèque, Ltg.: Jonathan Nott 1.10. Baden-Baden/Festspielh. Elina Garancˇa: Habanera 1.10. Bonn/Beethovenhalle Chen Reiss u. a. mit der Chorgemeinschaft Neubeuren, dem Orchester der KlangVerwaltung, Ltg.: Enoch zu Guttenberg 1.10. Kaiserslautern/Fruchthalle Gautier Capuçon & die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern 1.10. Stuttgart, Schleyer-Halle Leonard Cohen World Tour 2.10. Düsseldorf/Tonhalle Dresdner Kreuzchor & Philhar-

3.10. Hamburg/Docks Saisoneröffnung der Elbphilharmonie mit Spira mirabilis / Beethovens 8. Symphonie

Dortmund Das Konzerthaus ruft zur „Expedition Salonen“. Der ﬁnnische Dirigent kommt mit seinem Philharmonia Orchestra für drei Konzerte nach Dortmund am 14./16./17.9. Der Luxusklangkörper aus London ist seine neue Heimat nach 17 Jahren Los Angeles Philharmonic. Auf dem Programm stehen u.a. die spannende Sibelius „Lemminkäinen-Suite“ und (exklusiv in Deutschland) ein halbszenischer „Tristan“ unter der Regie von Peter Sellars mit Bill ViolaVideos. www.konzerthaus-dortmund.de 4.10. Düsseldorf/Tonhalle Thomas Quasthoff: Tell it like it is 4.10. Luxemburg/Philharmonie (LU) Gidon Kremer & Solistes Européens Luxembourg 5.10. Dortmund/Konzerthaus Klavierabend mit Piotr Anderszewski: Bach & Schumann

9.10. Dresden/Frauenkirche N. Tokarev & Gstaad Festival Orchestra, Ltg.: M. Vengerov 10.10. Ismaning/Kallmann-Museum Jazz im Museum: Nuevo Tango Ensemble 14.10. Frankfurt/Alte Oper 1. Tourneekonzert Singapore Symphony Orchestra 15.10. Tegernsee, Orffs Carmina Burana in der Fassung für zwei Klaviere und Schlagwerk 24.10. München/Prinzregententh. Katia & Marielle Labèque an zwei Klavieren & Basque Percussion Group 26.10. München/Prinzregententh. Quadro Nuevo: Grand Voyage

FESTSPIELE/ FESTIVALS bis 10.9. München 59. Internationaler Musikwettbewerb der ARD bis 10.9. Graubünden (CH) Art and Symphony bis 11.9. Musikfest Bremen bis 11.9. Füssen Festival vielsaitig bis 11.9. 10. Bachtage Potsdam

Bremen / Bonn Nach dem fulminanten Beethovenzyklus der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi, folgt nun die sicher nicht weniger spannende Auseinandersetzung mit Robert Schumann. Am 6./7.9. in Bremen im Rahmen des Musikfestes und am 10./11.9. in der Beethovenhalle Bonn beim Beethovenfest. Wer den Bremer Beethoven noch nicht erleben konnte oder nochmal hören muss (macht nämlich süchtig!), am 6.10. in Hamburg, Laeiszhalle und am 10.10. in Essen, Philharmonie.

bis 21.9. musikfest berlin

www.kammerphilharmonie.com

bis 25.9. 30. Domkonzerte Königslutter bis 26.9. Ottobeurer Konzerte

18.-25.9. Dormagen/Kloster Knechtsteden Festival Alte Musik Knechtsteden

bis 26.9. Klosterkonzerte Maulbronn

18.-26.9. Bad Homburg v. d. Höhe Intern. Orgelfestival FUGATO

bis 27.9. 25. Meraner Musikwochen (I)

18.-26.9. Schwangau Schlosskonzerte Neuschwanstein

bis 30.9. Festival International Echternach (L)

19.9.-3.10. Falera (CH) MENHIR music festival falera

bis 3.10. Bernkastel-Kues Mosel Musikfestival

19.9.-3.10. München/Bayerische Staatsoper, Mozartwochen

bis 10.10., Ruhrtriennale bis 15.10. Ascona (CH) 65. Settimane Musicali bis 31.10. Muziek Biennale Niederrhein bis 11.12. Braunschweig Classix Festival bis 31.12. RUHR.2010 bis 31.12. Salzburger Schlosskonzerte (A) bis 31.12. Zwickau 200 Jahre Robert Schumann 8.-12.9. Mürzzuschlag am Semmering (A) Brahmsfest 9.-19.9. Eisenstadt (A) Internationale Haydntage 10.-12.9. Bad Reichenhall Johann-Strauß-Tage 10.-19.9. St. Veit an der Glan (A) Trigonale - Festival der Alten Musik 10.9.-9.10. Beethovenfest Bonn 11.9.-2.10. Nachsommer Schweinfurt 12.9.-3.10. Wuppertal/div. Orte Wuppertaler Orgeltage 12.9.-5.10. Brucknerfest Linz (A) 14.9.-19.10. Frankfurt a.M. Int. Commerzbank Kammermusikpreis 15.9.-3.10. Düsseldorf Altstadtherbst

19.9.-10.10. Weingartner Musiktage Junger Künstler 23.9.-3.10. Leipzig/div. Orte 34. Leipziger Jazztage 24./25.9. Köln/Maternuskirche Klangvisionen-Festival 24.-26.9. Leipzig 5. Musikfestival „Klassik für Kinder“ 24.-26.9. Viersen/Festhalle 24. Int. Jazzfestival Viersen 24.9.-2.10. Bad Wörishofen Festival der Nationen 24.9.-10.10. Thüringen Güldener Herbst 25./26.9. Günzburg/Frauenkirche Bach in Rokoko 25.9.-16.10. Usedomer Musikfestival 30.9.-3.10. Neuburger Barockkonzerte 1.-10.10. 30. Herbstliche Musiktage Bad Urach 2.10.-19.11. Heidelberg/div.Orte Enjoy Jazz - 12. Internationales Festival für Jazz und Anderes 3.10.-20.11. Luxemburg/div. Orte (LU) Luxembourg Festival 5.-10.10. Berlin Intern. Kontrabass Kongress BASS2010 9.10.-7.11. Palma de Mallorca (E) Festival MúsicaMallorca

Pour Pierre Boulez

Ungewöhnlich gut

Noch bis zum 21. September veranstalten die Berliner Festspiele das musikfest berlin 10, das große internationale Orchesterfestival. Ehrengast ist der französische Komponist und Dirigent Pierre Boulez, dem elf der insgesamt 24 Konzerte des Festivals gewidmet sind. Außerdem steht im Zentrum Musik von Luciano Berio und Igor Strawinsky. Als Interpreten sind dabei die Berliner Philharmoniker, das Bayerische Staatsorchester mit Kent Nagano, die Bamberger Symphoniker mit Jonathan Nott, die musikFabrik mit Peter Eötvös und das Ensemble intercontemporain. Berlin, Philharmonie bis 21.9., www.musikfest-berlin.de

Die kunstvolle Vokalmusik des 16. Jahrhunderts, gepaart mit modernen Klarinettenklängen: Das klingt ungewöhnlich? Ist es auch. Aber es wird zu einem einzigartigen Konzerterlebnis, wenn sich hierfür Singer Pur und Klarinettist David Orlowsky zusammentun und Werke von G.P. da Palestrina und Carlo Gesualdo auf überraschende Weise neu interpretieren. David Orlowsky wird sich mit der Klarinette der gleichermaßen strengen wie exzessiven Musik der Renaissance annähern und mit dem Gesang von Singer Pur zu einem faszinierenden Klangerlebnis verschmelzen. Schneeberg, St. Wolfgangskirche, 10.9., www.musikfest-erzgebirge.de

Jüdisches Neujahr 5771

Sommer im September

Zum zweiten Mal feiert das Orchester Jakobsplatz München unter seinem Dirigenten Daniel Grossmann das Jüdische Neujahr mit einem Konzert. Ausgewählt hat Daniel Grossmann für diesen Anlass Musik aus der Operette „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach. Solisten des Abends sind Talia Or, Sopran, Ji-Yeon Jin und Thomas Blondelle. Neben dem Hörgenuss kann der Konzertbesucher viel über das Jüdische Neujahrsfest mit seinen Traditionen und Ritualen erfahren. München, Jüdisches Zentrum, 21.9., www.orchester-jakobsplatz.org

Jazz, Kabarett und Klavier sind die Schwerpunkte in den vier Konzerten von „Classix im Sommer“. Das Cécile Verny Quartet beginnt mit der Vorstellung ihres Albums „keep some secrets within“. Zu hören ist ein Mix aus Jazz, Poesie und afrikanischen Grooves. Kabarettist und Schauspieler Bodo Wartke stellt sein neues Programm „König Ödipus“ vor. Und das Jacques Loussier Trio ist mit den PlayBach-Einspielungen zu hören, Gast an diesem Abend ist der Pianist Igor Levit. Abschließendes Highlight: Martin Stadtfeld spiel Kompositionen von Beethoven. Braunschweig, u.a., 18.-25.9., www.classixfestival.de

Gemischtes Doppel Als Premierendoppel mit Josts Choroper „Angst“ kommt unter der Leitung von Generalmusikdirektor Stefan Solyom zum Saisonauftakt „Die Hochzeit des Figaro“ auf die Bühne des DNT Weimar. Ungehemmt und turbulent entfesselt Mozart in seiner grandiosen opera buffa, die als das perfekteste Zusammentreffen von Komödie und Klassik gilt, unterschiedlichste Konzeptionen von Liebe. An einem „Tollen Tag“ ringen diese um die Vorherrschaft, explodieren die Handlungen, verwirren sich Leidenschaften und Emotionen. Weimar, DNT, 24./25.9., www.nationaltheater-weimar.de

Bach in Rokoko Den krönenden Abschluss des Günzburger Kultursommers bildet bereits im achten Jahr das Festival „Bach in Rokoko“. Am Samstag interpretieren die Augsburger Domsingknaben mit dem Residenz-Kammerorchester München den zweiten Teil des seltener zu hörenden Bach’schen Weihnachtsoratoriums unter der Leitung des Domkapellmeisters Reinhard Kammler. Bach, Mozart, Allegri und Monteverdi stehen sonntags auf dem Programm mit den italienischen Renaissance-Knabensolisten und dem Kammerchor der Augsburger Domsingknaben mit Continuogruppe und Barockposaunen. Günzburg, Frauenkirche, 25./26.9. www.augsburger-domsingknaben.de

Zweifaches Jubiläum Der Abschluss der fast 10jährigen Restaurierungsarbeiten am Kaiserdom zu Königslutter, fällt zusammen mit dem 875. Jubiläum der Grundsteinlegung. Ein Höhepunkt im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen werden die – zum 30. Mal stattfindenden – „Domkonzerte Königslutter“ sein. Das feierliche Eröffnungskonzert wird vom Staatsorchester Braunschweig unter der Leitung von Alexander Joel bestritten. Auf dem Programm steht die Sinfonie Nr. 3 d-Moll von Gustav Mahler. Königslutter, Kaiserdom, bis 25.9. www.kaiserdom-koenigslutter.de

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CD/DVD und Plattenregale aus Metall zum Beispiel

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- pro Regal: 200 * *Lieferung Frei Haus (DE)

www.cd-rek.nl Deutsches Mozartfest

24.09. bis 17.10.2010 Fr., 24.09., 20.00 Uhr, Palais Hirsch

Jörg Krämer Festvortrag zur Eröffnung

Sa., 25.09., 20.00 Uhr, Rokokotheater

Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Fr., 01.10., 20.00 Uhr, Kirche St. Pankratius

Johannes M. Michel Orgelmusik der Mozartzeit Sa., 02.10., 20.00 Uhr, Rokokotheater

Schloss Schwetzingen

•

Sa., 09.10., 19.00 Uhr, Rokokotheater

Mozart: Così fan tutte Hessisches Staatstheater Wiesbaden

So., 10.10., 11.00 Uhr, Kammermusiksaal

Nomos-Quartett & Nikolaus Friedrich (Klarinette) Fr., 15.10., 20.00 Uhr, Rokokotheater

Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim

Sa., 16.10., 20.00 Uhr, Schlosskapelle

Slowakische Sinfonietta Trio Audite Carolina Kurkowski Perez (Violine) So., 17.10., 11.00 Uhr, Kammermusiksaal Teresa Schwamm (Viola) Joseph Moog, Klavierrecital Fr., 08.10., 20.00 Uhr, Rokokotheater

18. Konzert mit Stipendiaten der Jürgen Ponto-Stiftung

Änderungen vorbehalten

Mozartgesellschaft Schwetzingen • Schwetzinger Zeitung: 06202 - 205205 • Internet: www.ticketonline.com www.mozartgesellschaft-schwetzingen.de

Endspurt Nach acht Festivalwochen stehen am letzten Wochenende des Fränkischen Sommers wieder große Namen der Alten Musik auf dem Programm: So musiziert Jos van Immerseel am Freitag, auf einem historischen Tafelklavier von 1794. Am Samstag erklinkt Rossinis „Petite Messe solennelle”. Und eine Radtour von Ansbach nach Bad Windsheim führt am Sonntag zu sechs Orgelkonzerten in fränkischen Kirchen. Den Abschluss gestaltet Christophe Deslingnes mit seinem Ensemble Amadis und einem Konzert von französischen Troubadours zu fränkischen Minnesängern. Mittelfranken, bis 12.9., www.fraenkischer-sommer.de

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„Peinlich und beschämend!“

Deutschlands Kritiker Nr. 1 erklärt uns die Welt. Thema diesmal: München und der Umgang mit Stardirigenten. CRESCENDO: Sie leben seit über  Jahren in

fest engagiert. Und die anderen sind noch unaufhaltsam unter. Dann ist es weg. München. Wie finden Sie den Verlust von nicht so weit. Tut mir leid, dass ich das sagen CRESCENDO: Sie waren dieses Jahr schon wieder Christian Thielemann und Kent Nagano? muss: Thielemann und Nagano, dazu ein nicht in Bayreuth! Lässt ihre Begeisterung JOACHIM KAISER: Ich finde es peinlich und beMariss Jansons vom Symphonieorchester jetzt auch noch in München nach? schämend! München ist eine Musikstadt, in des BR, das war schon ein fabelhaftes GeKAISER: Ach, da kommt viel Menschliches zuder mehr Dirigenten ersten Ranges nebenspann für diese Stadt. sammen. Mit 1 lässt man sich einfach nicht einander fest engagiert waren als mehr so leicht begeistern wie mit . irgendwo sonst. Dirigenten von Umso mehr erfreuen einen die doch Weltrang haben hier eine große noch möglichen großen Erlebnisse. Tradition. Noch schlimmer aber CRESCENDO: Warum sind Sie eigentfinde ich, dass es keine Nachfollich nie in eine andere Stadt gezogen, ger gibt! Solche Leute darf man nach New York zum Beispiel? doch nicht ziehen lassen, wenn KAISER: Ganz ehrlich: Ich bin leider gleichwertiger Ersatz fehlt. nicht besonders gut in Sprachen. Ich CRESCENDO: Wer von beiden liegt kann mich zwar auf Englisch ausdrüIhnen denn mehr am Herzen? cken, kann auf Französisch ein Essen KAISER: Naja, Thielemann kenne ich bestellen, aber ich geniere mich daganz gut. Ein sehr angenehmer bei. Ich bin unsicher, halte bei fremdGesprächspartner. Er ist übrigens sprachlichen Diskussionen lieber die gar nicht so hyperintellektuell wie Klappe, weil ich mich nicht auf dem manche denken. Nagano kenne Niveau eines 1-jährigen ausdrücken ich persönlich leider nicht, er will und habe es deswegen auch nie Joachim Kaiser und crescendo-Autor Tobias Haberl im scheint ein leiser, zurückhaltender richtig gelernt. Wohnzimmer von Kaisers Anwesen in München. Mensch zu sein. Am Anfang hat CRESCENDO: Endlich mal etwas, das er mich nicht so sehr gefesselt, mittlerweile CRESCENDO: Kann es sein, dass Sie etwas verSie nicht können, Herr Kaiser. hat er sich entwickelt. Ein großer Dirigent, bohrt sind in dieser Frage? KAISER: Ich hatte übrigens in den ern ein keine Frage! KAISER: Naja, vielleicht bin ich ein bisschen vorfühlendes Angebot von der New York CRESCENDO: Ist es nicht übertrieben, so zu tun beschränkt mit meinen 1 Jahren, ich habe Times. als gäbe es keine Alternativen? mich an die drei eben gewöhnt. CRESCENDO: Wow! KAISER: Natürlich darf man den Personen-Kult CRESCENDO: Und wenn keine gleichwertigen KAISER: Ja. Die hätten sogar alles übersetzt. nicht übertreiben. Als Furtwängler oder KleiNachfolger gefunden werden ... Aber man muss doch die Nuancen der Spraber starben, kamen Karajan und Bernstein, KAISER: ... wäre es eine kleine Katastrophe. Ein che kennen. Ich habe mich einfach nicht gedas Leben geht weiter und auch in München großes Orchester ist wie ein Schiff. Das traut und abgelehnt. wird die Musik nicht aufhören. kann starken Wellengang aushalten, da CRESCENDO: Und jetzt diese Probleme mit CRESCENDO: Es gibt doch gute Dirigenten: kann auch mal die Schraube kaputt sein, München ... Andris Nelsons zum Beispiel. dann repariert man sie halt. Aber wenn es KAISER: Ach was. Sie werden mir zustimmen: KAISER: Schon. Die meisten Guten sind aber zu sinken beginnt, das Schiff, dann geht es Man lebt schon sehr gerne in München.

IMPRESSUM Verlag:

Port Media GmbH Senefelderstraße 14, 80336 München Telefon: +49-89-741509-0, Fax: -11 info@crescendo.de, www.crescendo.de Port Media ist Mitglied im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger und im AKS Arbeitskreis Kultursponsoring Herausgeber: Winfried Hanuschik (verantwortlich) hanuschik@crescendo.de Artdirector: Stefan Steitz (verantwortlich) Chefredakteur:

Robert Kittel Autoren: Pascal Morché, Teresa Pieschacón Raphael, Christoph Schlüren

Chef vom Dienst: Michaela Wurstbauer plus regional:

Projektleitung: Liselotte Richter-Lux richter-lux@crescendo.de Mitarbeiter dieser Ausgabe: Bob Coat, Benjamin-Gunnar Cohrs, Tobias Haberl, Manfred Harnischfeger, Daniel Hope, Joachim Kaiser, Martin Morgenstern, Antoinette Schmelter de Escobar, Stefan Schmerbeck (crescendoTipps), Uwe Schneider, Fiona Talkington, Thomas Voigt, Andreas Volleritsch (Grafik), Holger Wemhoff. Verlagsrepräsentanten: Tonträger: Petra Lettenmeier lettenmeier@crescendo.de

Kulturbetriebe: L. Richter-Lux, richter-lux@crescendo.de Hifi & Marke: Heinz Mannsdorff, mannsdorff@crescendo.de Auftragsmanagement: Petra Lettenmeier (verantwortlich) lettenmeier@crescendo.de Gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 13 vom 01.09.2009 Druck: Westermann Druck Georg-Westermann-Allee 66 38104 Braunschweig Erscheinungsweise: crescendo erscheint mit sieben Ausgaben pro Jahr und zusätzlichen crescendo-themenspecials.

DAS NÄCHSTE CRESCENDO ERSCHEINT AM 12. OKTOBER 2010.

crescendo ist bei Opern- und Konzerthäusern, im Kartenvorkauf und im Hifiund Tonträgerhandel erhältlich. Copyright für alle Beiträge bei Port Media GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Angabe der Beteiligungsverhältnisse: Gesellschafter der Port Media GmbH: 100 % Winfried Hanuschik, München Abonnement: Abo-Service crescendo Postfach 13 63, 82034 Deisenhofen Telefon: +49-89-8585-3452, Fax: -362452 abo@crescendo.de Das crescendo premium-Abo umfasst sieben Ausgaben, davon ein Sonderheft

„crescendo festspiel-guide“ und zusätzlich sechs exklusive heftbegleitende premium-CDs und kostet 34,- EUR pro Jahr inkl. MwSt. und Versand. Versand ins Europäische Ausland: zzgl. EUR 10,- Bank-/Portospesen Zahlung per Rechnung: zzgl. EUR 5,- Bearbeitungsgebühr. Kündigung: nach Ablauf des ersten Bezugsjahres, jederzeit fristlos. Verbreitete Auflage: 74.408 (laut IVW-Meldung II/10) ISSN: 1436-5529 geprüfte Auflage Beilagenhinweis: Diese Ausgabe enthält Beilagen von Plan International Deutschland e.V., Versandhaus Walz GmbH, Handbuch für Vereinsvorsitzende (Bonn, Postvertriebskennzeichen G 50593) und des BASF Kulturprogramms.

Klassik Hits Anna Netrebko, David Garrett, Rolando Villazón, Nigel Kennedy... Alle Stars der Klassik. Fotograph Clive Arrowsmith

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