crescendo 5/2012, Standard Ausgabe 07/09 2012 (Christiane Karg)

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september – oktober 2012 www.crescendo.de

Reportage Angelika Kirchschlager

Mit der Sängerin auf Liederreise in der Provinz

Interviews

Christian Thielemann

„Nicht drüber reden, sondern machen!“ Joseph Calleja

„Ich spiele Rodolfo nicht, ich bin Rodolfo“

Christiane

Karg „Wir sind keine Models, wir sind Sänger!“ Kolumne Orchesterfusionen

Sind sie wirklich so schlimm?

B47837 Jahrgang 15 / 05_2012

Mit Beihefter Class Ak tuell

61. Deutsches Mozartfest Augsburg

12. bis 21. Oktober 2012 „Leopold im Spiegel der Zeit“ Ein facettenreiches und generationsübergreifendes Programm mit Hausmusikwettbewerb.


Z W E I W E LT S TA R S EINE MISSION O per n -Di v a CECI LIA BART OLI und K r imi-Q ueen DONN A LEON entde cken ein

Decca / © Uli Weber

verge s sene s Barock-G enie …

C ECI L IA BA RT OL I – L I VE 19. 10. Mü nchen , 22. 10. N ü r nb erg, 24. 10. L eipz i g, 29.1 0 . B erl i n , 22. 11. K öl n , 27. 11. D or tmu nd , 30. 11. Baden - Baden

M I S SION – DA S N EU E AL BU M 2 1 Wel tprem ieren i n k l . 4 D uette m it Ph i l ipp e Ja rou s s k y. Auch a l s L td . E d ition m it dem neuen Roma n von D on na L e on erh ä l tl ich. Meh r I n fo s: w w w.ce c i l i a b a r tol i .de


p r o l o g

Klassik-boom!

w i nf r i e d h a n u s c h i k Herausgeber

Liebe Leser, folgende Zahlen haben mich diesen Sommer wirklich beeindruckt: Laut einer GfK-Studie wurden im Jahr 2011 für 823 Millionen Euro Karten für klassische Konzerte, Oper und Operette verkauft. Das sind 32 Prozent mehr als vor zwei Jahren! Noch nie war die klassische Musik auf einem solch hohen Niveau wie in 2011. Trotzdem gibt es Häuser, Orchester und Regionen mit rückläufigen Besucherzahlen und sinkenden Öffentlichen Mitteln. Unser Kolumnist Pascal Morché hat sich mit dem „Horrorszenario Orchesterfusion“ beschäftigt – und kommt zu ganz unpopulären Erkenntnissen. Lesen Sie selbst auf Seite 30. Weiterhin findet die GfK wenig überraschend heraus: Die meisten Besucher sind über 60 Jahre alt und damit älter als das Durchschnittsalter der Deutschen von 43,7 Jahren. Aber liegt das wirklich an der Musik? Die ukrainische Pianistin Valentina Lisitsa beweist das Gegenteil: Ihr Erfolg begann mit einem Video, das ausschließlich im Internet zu sehen war und auf dem sie ein Stück von Rachmaninov spielt. Die vorwiegend jungen User des Portals YouTube empfahlen sie im Freundeskreis weiter und ihre Klavier-Videos wurden über 46 Millionen(!) Mal angesehen. Zum Vergleich: Wenn eine normale Klassik-CD weltweit 15.000 Käufer findet, ist das ein

großer Erfolg. Nur: Kaufen die YouTube-Klicker CDs und kommen sie auch ins Konzert? Wir haben die junge Künstlerin Valentina Lisitsa gefragt! (siehe Seite 6). Das Durchschnittsalter der YouTube-Nutzer liegt bei 27 Jahren. Die Freude an klassischer Musik hat anscheinend weniger mit dem Alter zu tun als mit der „Darreichungsform“. Doch was helfen Klicks und OnlineSympathien; Davon kann doch niemand abbeissen! Oder doch? Der Geiger Frank Almond überzeugte online immerhin 182 Menschen, die ihn mit insgesamt 30.000 Dollar unterstützten, um seine CD-Produktion zu ermöglichen. Das sogenannte „Crowdfunding“ packt die Menschen bei ihrer persönlichen Begeisterung und Leidenschaft – auch im Klassik-Genre. Dass Musik verbindet, erlebte auch Angelika Kirchschlager: Sie nutzte die letzten Monate, um dort zu singen, wo sie keiner kannte und keiner etwas mit klassischer Musik am Hut hatte. Sie genoss die „echte Begeisterung“ der Menschen. Das habe sie nachhaltig geprägt, verriet sie uns, als wir sie im Skiort Altenmarkt begleiteten. Die ganze Geschichte von Kirchschlagers Liederreise durch die österreichische Provinz lesen Sie auf Seite 34.

Fotos Titel: Gisela Schenker; KW Neun; Dan Hannen

Viel Spaß beim Lesen, Herzlichst, Ihr

wh@portmedia.de

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06 46 Millionen Klassik-Klicks Pianistin Valentina Lisitsa wurde auf YouTube bekannt. Jetzt will sie auch im Konzertsaal Erfolg haben.

14 Nicht reden, einfach machen! Dirigent Christian Thielemann über ein gutes Glas Wein und die Kunst, nicht jedes Engagement anzunehmen.

22 Dramatische Ohnmacht Empfehlung der Redaktion: Simone Kermes‘ neue CD „Dramma“ mit wiederentdeckten Arien der Barockzeit.

STandards

Künstler

hören & Sehen

03.... Prolog Der Herausgeber stellt die Ausgabe vor. 06.... Ouvertüre Ein Anruf bei Valentina Lisitsa & die Playlist von Khatia Buniatishvili. 18..... Personalien & Nachrufe 21..... Impressum 30.... KolumnE Pascal Morché über Orchesterfusionen. 32.... R ätsel des Alltags 50.... Die Letzte Seite Daniel Hope hat diesen Sommer gefühlt alle Festivals besucht

08.... Enjott Schneider fragt: „Filmmusik, warum nicht?“ 10..... Joseph Calleja sagt: „Ich spiele Rodolfo nicht. Ich bin Rodolfo.“ 12..... W ir müssen nur gut singen Sopranistin Christiane Karg hat ihren Platz in der Klassikwelt gefunden. 14..... Christian Thielemann Der Dirigent überrascht mit sehr pragmatischen Ansichten. 16..... Newcomer Ottavia Maria Maceratini liebt das Klavierspiel – und die Schwertkunst.

19..... DIE WICHTIGSTEN EMPFEHLUNGEN DER REDAKTION 20.... ATTILAS AUSWAHL 28.... Celibidache Ein berührender Streifzug ins Alltagsleben des Dirigenten Sergiu Celibidache.

Exklusiv nur in crescendo Premium Blickfang Ein skurriles Orchester das tolle Musik macht Premiere Ein Blick auf die Opernpremieren des Sommers. gut gefördert Die Stiftung Musikleben wird 50 Jahre alt.

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Exklusiv nur in crescendo Premium EIN CAPPUCcINO MIT... ... Liz Mohn Plácido Domingo Das große Interview. Bugge&Henning Jazz aus Norwegen.

Exklusiv nur in crescendo Premium Akustik Digitale Musik braucht ein Zuhause: Tendenzen auf dem Klassik-Markt. Glenn Gould Hörenswerte Aufnahmen zum 80. Geburtstag des Klaviergenies. Label-porträt C Major: Der Blick für das Besondere. KomponistenPorträt Die Wiederentdeckung von Gerhard Frommel.

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September / Ok tober 2012

Fotos: Sam Jones; Matthias Creutziger; Joerg Strehlau/Sony Classical

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1 CD · 0300424BC

NEUHEITEN BEI BERLIN CLASSICS

A Cavalier’s Tour through Baroque Europe CONCERTO GROSSO BERLIN

Fotos: Altenmarkt Tourismus; Bob Coat; Alberto Venzago

38 DAs Engadin Der holländische Dirigent Jan Schultsz über das „schönste Hügelland Europas“ und seine ­musikalischen Stargäste.

42 Mozartfest Augsburg Der Geburtsort von Wolfang Amadeus Mozarts Vater ­Leopold feiert wieder. Auch der Geiger Linus Roth ist dabei.

Gesellschaft

Lebensart

erleben

34.... Liederreise Angelika Kirchschlager zeigt auf ihrer Tour, dass das Lied ganz nah bei den Menschen ist.

38.... REISE Das Engadin aus der Sicht eines Musikers. Unterwegs mit Dirigent Jan Schultsz.

Exklusiv nur in crescendo Premium K lassik in Zahlen Eine Studie der GfK offenbart: Klassische Musik ist „live“ im Aufwind. Das Operndorf In Klein-Leppin wird Oper gespielt und das ganze Dorf macht mit. Wettbewerbe Im stillen Kämmerlein: Kammermusik

Exklusiv nur in crescendo Premium Mode & Oper Christian Lacroix und seine Designerkollegen zeigen, wie gut das zusammenpasst.. John Axelrod Wagner und Syrah Schöne Dinge Klassischer Kaffee-Kult Exklusiv für Abonnenten Hören Sie die Musik zu ­unseren Texten auf der ­crescendo Abo-CD – exklusiv für Abonnenten. Infos auf den Seiten 3 & 33.

42.... Das wahre Erbe Leopold Das Deutsche Mozartfest in Augsburg feiert seinen Lokalmatador Leopold. 44.... Höchstdotiert Der Internationale Joseph Joachim Violinwettbewerb in Hannover. 46.... VORSCHAU Wichtige Termine für September und Oktober. Exklusiv nur in crescendo Premium Patente Instrumente Im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe gibts alte Musikschätze zu bestaunen. Strawinsky für alle 10.000 Leute erleben auf dem Trafalgar Square Klassik mit dem London Symphony Orchestra.

Amoretti CHRISTIANE KARG ARCANGELO, JONATHAN COHEN

MOZART · GLUCK · GRÉTRY Mozart, Gluck und Grétry beleuchten die Facetten der Liebe, und die charismatische Sängerin Christiane Karg verleiht all diesen Seelenlagen ihre ausdrucksvolle Stimme.

1 CD · 0300430BC

34 Mit dem Lied aufs Land Was die Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager auf ihrer Liederreise durch österreichische Dörfer erlebte.

1 CD · 0300389BC

Eine musikalische Reise durch das barocke Europa: Sie zeugt von grenzübergreifender Kenntnis und bringt einen gemeinsamen europäischen Geist zum Klingen.

Mit Myrten und Rosen ISANG ENDERS · Cello

ANDREAS HERING · Piano

SCHUMANN · YUN

Complete works for cello & piano Als »Sänger auf dem Cello« geht Isang Enders, Sohn einer deutsch-koreanischen Musikerfamilie, in seinem Debüt der eigenen Biographie auf den Grund. Ein poetisches Album voller Entdeckungen!

Jetzt im Handel sowie als Download erhältlich.

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o u ve r t ü r e

„Wo kann ich eine Kamera aufbauen?“

Foto: Gilbert Francois. Interview: Anna Novák

Ein Anruf bei ... Pianistin Valentina Lisitsa, die nach 46 Millionen YouTube-Klicks nun auch das reale Konzertpublikum von sich und ihrem Können überzeugen will.

Hallo Frau Lisitsa. Wobei stören wir Sie gerade? Sind die Leute, die zu Ihren Konzerten kommen andere als Ihre YouIch bin in Palermo in Italien, weil ich dort morgen ein Festival Tube-Fans? eröffne. Hier gibt es den blauesten Himmel, den ich je gesehen habe! Es ist tatsächlich unterschiedliches Publikum. Da sind die BesuDa ist es gar nicht leicht, Rachmaninow zu spielen (lacht). cher, die regelmäßig in klassische Konzerte gehen. Ich habe mich Ihre Klavier-Videos bei YouTube wurden mehr als 46 Millionen mal sehr gefreut, dass auch viele Leute da waren, die mich tatsächlich im Internet entdeckt haben. Letztlich kamen Besucher aus über 20 angeschaut. Wie haben Sie das geschafft? Mein erstes Video habe ich 2007 online gestellt. Es war ein nicht Ländern! sehr populäres, kurzes Stück von Rachmaninow. Das Entschei- Konzentrieren Sie sich nun auf das reale Konzertleben? dende ist aber: Man kann niemals vorhersagen, was passiert. Und Lustigerweise denke ich immer, wenn ich ein Konzert spiele: aus irgendeinem Grund mochten die Leute das Video, obwohl „Oh, kann ich hier noch eine Kamera aufbauen?“ weder Bild, noch Ton, nicht mal das Klavier besonders gut waren. (lacht) Und auch meine Zuschauer zücken gleich Ich lud mehr und mehr Videos hoch – und irgendwann war es wie ihre Kameras und am nächsten Tag finde ich ein Schneesturm: Die Leute teilten meine Videos und empfahlen drei Versionen des gestrigen Konzerts online sie weiter. – ganz verwackelt, versteckt und heimlich gefilmt. Die Besucher brechen das FilmverWie wichtig sind diese Kanäle heutzutage für Klassik-Künstler? Die berühmten Musiker lebten früher ja ein von den Medien und bot, um mir zu helfen. Das ist niedlich. den „normalen“ Menschen abgeschiedenes Leben, das machte sie Die Presse bezeichnet Sie jetzt als attraktiv. Mit den modernen Medien ist es anders geworden: Durch „Justin Bieber der Klassik“. Schlimm? das Internet ist es wie in einem kleinen Dorf: Jeder weiß, was wer Naja, seine Erfolgsgeschichte begann macht und wer wen trifft. Es ist alles viel durchsichtiger geworden. nun mal auch auf YouTube und er hat seine Fanbase dort etabliert. Dann rief Decca an und bot Ihnen einen Plattenvertrag an? Ja. Wissen Sie, das Schwierigste für mich ist die Verlegung meines Ich frage mich aber: Wieso verPianisten-Daseins aus der virtuellen in die reale Welt. Ich muss nun gleicht mich denn keiner mit auf der Bühne beweisen, dass ich wirklich etwas kann. Im Inter- Adele? Die macht so wundernet kann vieles verfälscht werden. Decca hatte mich noch nie live bare Musik und ihre Karriere gehört, als sie mir das Angebot machten, live in der Royal Albert startete ebenfalls durch Eigeninitiative Hall zu spielen. Das setzte mich unter echten Erwartungsdruck. im Internet! Und das Programm im Konzert war dann ein „Best of YouTube“? Nein, aber ich wollte die Leute mitbestimmen lassen. Sie konnten Valentina Lisitsa (32) ist gebürtige Ukrainerin und lebt online abstimmen, auch weil ich seit zehn Jahren in den USA. Vor ihrem YouTubeselbst immer viel zu viele Stücke Durchbruch veröffentlichte sie drei CDs in Eigenregie auswähle, ich finde vieles schön. und spielte u. a. in der Carnegie Hall und dem Wiener Musikverein.

Auf ihrem neuen Album spielt die georgische Pianistin Musik von Frédéric Chopin. Was Khatia Buniatishvili ansonsten so hört, verriet sie uns hier:

Playlist* Was hört die Pianistin Khatia Buniatishvili auf ihrem iPod? *In der vergangenen Ausgabe ist uns an dieser Stelle ein Fehler unterlaufen. Wir hatten Erwin Schrott irrtümlicherweise als Tenor bezeichnet, er ist aber natürlich Bass-Bariton.

1. Barbara „Ma Plus Belle Histoire d‘Amour“ „Dieser Song erinnert mich immer daran, dass ich das Leben liebe.“ 2. Tom Jobim und Elis Regina „Águas de Março“ „Dieses brasilianische Lied motiviert einfach zum Tanzen.“ 3. Queen „The Show Must go on“ „Diese Mischung von positiver, unmenschlich großer Energie und kranker Verzweiflung zugleich fasziniert und berührt mich.“ 4. Radiohead „Creep“ „Immer gut zu hören, wenn man verliebt ist.“ 5. Tamta Tskhvitava (georgische Sängerin) „Shenamde“ „Ihre unikale Stimme gibt mir ein `Nostalgie`-Gefühl für etwas, was ich eigentlich nie erlebt habe.“

Notenlernen auf dem iPad geht dank der neuen Opernarien-App von Schott Music nun spielend einfach: Die Sänger können individuell angepasst Noten lesen, während dazu eine Begleitstimme abgespielt wird, zu der auch gleich mitgeträllert werden kann. Zum Start bietet die Opernarien-App bekannte Arien für alle Stimmlagen von Verdi, Donizetti, Bizet oder Wagner + + + Dass sich das sogenannte „Crowdfunding“ auch zur Realisierung von Klassikaufnahmen eignet, hat der amerikanische Geiger Frank Almond bewiesen: Der Konzertmeister des Milwaukee Symphony Orchestra motivierte 182 Personen zu Spenden von mehr als 30.000 Dollar, um eine CD-Produktion zu ermöglichen. Das sind im Schnitt 165 Dollar (ca. 130 Euro) pro Spender. + + +

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*Vlado Milunic & Frank Gehry: „Das tanzende Haus“

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Foto: Wikimedia Creative Commons, 2008 Dino Quinzani

klassik inspiriert*


gesellschaf t

„Filmmusik? Warum nicht?“ Über dem Genre liegt noch immer ein Dunst der Unseriosität. Enjott Schneider, einer der ganz Großen des Geschäfts, räumt mit Vorurteilen auf und findet, daß vielen Komponisten etwas mehr Filmmusikerfahrung ganz gut tun würde. von Klaus Härtel

Foto: Mathias Vietmaier

werk, während „ernste“ Musik Kunst Dmitri Schostakowitsch hat es getan, sei. Ein nicht zu Ende gedachtes ArguAaron Copland auch, selbst Sergei ment, wie es scheint. Denn Handwerk Prokofiev, ja sogar Paul Hindemith. ist ja nicht per se etwas Schlechtes und Doch warum klingt allein die Tatsache, vor allem fast eine Voraussetzung für dass „ernste“ Komponisten Filmmusik jede gute Musik. kreieren, in manchem Ohr geradezu Der beim Film gelernte anstößig? Ist die Filmmusik weniger packende Zugriff auf den Hörer hat kunstvoll? Ist sie gar weniger wert? meiner Konzertsaalmusik gut getan Sind die Filmmusikkomponisten gar – und ich verleugne an keiner Stelle die „Schmuddelkinder“ der Branche? Enjott Schneider schreibt Werke von Avantgarde mehr, auch gern Musik zu guten Fil„Spiel nicht mit den Schmuddelkinbis Pop – auch Filmmusik. men zu machen.“ Viele Komponisdern, sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt, machs wie deine Brüder.“ So dichtete der Lieder- ten wie Alfred Schnittke, William Walton oder auch Hanns Eisler wussten auch leidenschaftlich gute Filmmusik zu schreiben. macher Franz Josef Degenhardt. Der Komponist Enjott Schneider – Kenner beider Bereiche – „Denn beim Scoring lernt man unmittelbaren, plastischen Ausweiß den Grund: „In Deutschland macht man in alter christlich- druck“, weiß Schneider. „Man erhält von Regisseur, Produzent, paulinischer Trennung einen krassen Unterschied in der Bewertung Publikum sofort Reaktionen, ob man die Menschen erreicht oder von Körper und Geist oder ‚U‘ und ‚E‘.“ Und dabei sei Unterhal- nicht, man entwickelt ein Vokabular der Emotionen, der Inhalte, tungsmusik „pfui und körpernah“, ernste Musik hingegen „Resultat der Stimmungen und Atmosphären.“ Ob nun im Umkehrschluss Filmkomponisten zwingend auch reflektierendes Geistes“. Common Sense sei dann schnell der fatale Antagonismus: „Wer wirklich ernsthaft ‚E‘ macht, der kann doch im Konzertsaal reüssieren, hängt von deren Bereitschaft ab, sich in nicht gleichzeitig auch das tänzerische, leichte ‚U‘ beherrschen.“ die spezifischen Gesetze der autonomen Musik einzuarbeiten – das Und Filmmusik wird GEMA-Kriterien gemäß immer als „Unterhal- wäre etwa formales Gestalten und vor allem Themen nicht nur zu exponieren sondern auch durchzuführen. Es gibt einerseits Filmtungs- und Tanzmusik“ abgerechnet. Oder ist es der Neid? Denn mit Filmmusik erreicht man komponisten, die ohne den Bild-Impuls absolut nicht komponiedefinitiv ein größeres Publikum als mit der Musik eines Konzert- ren können. Andererseits gibt es Filmkomponisten, die expressive saals. Mit einem einzigen Film wird ein Name schnell Millionen und publikumsnahe Werke für den Konzertsaal geschrieben haben: von Menschen bekannt, denn Kino- und Fernsehfilme werden per Korngold, Williams, Morricone, Nyman, Yared, Corigliano, Shore, se flächendeckend in vielen Städten und Ländern rezipiert, während Petitgirard, Kilar, Goldenthal, Glass. Ein weiteres Vorurteil weist Enjott Schneider vehement viele „E“-Komponisten oft nur lokal gespielt werden. Und Konzertmusik ist sensibler, zeitlich länger und damit schwerer zu rezipie- zurück. Dass Filmmusik fürs Konto, ernste Musik fürs Herz sei: ren. „Im Film genügt unter Umständen ein acht-taktiges Thema, „Das ist leider Unsinn!“ Mit seinen zwölf großen Orgelsinfonien, das man in dreißig Sekunden erfasst hat“, weiß Enjott Schneider. bei Schott verlegt und weltweit von Sidney bis New York gespielt, „Solches Instant-Hören ist bei der Konzertmusik nie intendiert. Da habe er schon mehr Geld verdient als mit Filmmusiken. Nichts ist unerträglicher, als billige Filmmusik ins Programm muss man halt mal vierzig Minuten still sein und einem Orchesterwerk lauschen. Diese Konzentration bringen die Leute heute zuneh- zu nehmen. Denn es gibt viel schlechte Filmmusik. Allerdings ist die Aufnahme von Filmmusik durchaus eine Möglichkeit, „unseren – in mend weniger auf.“ Als Filmkomponist hat man viel schneller einen Namen, unter seiner Monotonie kaum mehr auszuhaltenden – Museumsbetrieb dem man allerdings nie Konzertmusik vermutet. Spielen also Min- Bach-Mozart-Beethoven-Brahms-Mahler zu durchbrechen“, findet derwertigkeitskomplexe eine Rolle? Ennio Morricone beispiels- Enjott Schneider. Es dürfe nur ein Kriterium geben: „Nicht ‚E‘ oder weise wehrt sich mit Vehemenz dagegen, nur auf die Musik zu den ‚U‘, sondern gute und schlechte Musik!“ Es gibt Highlights der Filmmusik, die es an Ausdruck, techItalo-Western („Spiel mir das Lied vom Tod“) reduziert zu werden. Auch Enjott Schneider fühlte sich 1982, als er seine erste Filmmu- nischer Komplexität, Dichte und Kohärenz mit der besten Konsik schrieb und zuvor eine Oper und Konzertsaalmusik geschrieben zertmusik aufnehmen. Die Harry-Potter-Musik von John Wilhatte, als „E“-Komponist. „Durch bekannte Filme wie ‚Herbstmilch‘, liams beispielweise ist so orchestervirtuos gesetzt, dass man sie den ‚Stalingrad‘ oder ‚Schlafes Bruder‘ bin ich in der Öffentlichkeit dann sinfonischen Dichtungen von Richard Strauss gleichsetzen darf. Man nur noch als Filmkomponist wahrgenommen worden – was mich braucht technisch versierteste Orchester, um so etwas zu realisieren. Da ist es selbstredend sinnvoll und erfreulich, wenn so etwas im früher ärgerte.“ Oftmals fällt als Argument das Vorurteil, Filmmusik sei Hand- Konzertsaal erklingt. n 8

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BESONDERE HÖREMPFEHLUNGEN VON SONY CLASSICAL

KHATIA BUNIATISHVILI CHOPIN

SIMONE KERMES DRAMMA Auch mit ihrer neuen CD gelingt es der Sängerin des Jahres 2011 (ECHO Klassik) unbekannte Arien-Juwelen der Barock-Zeit zum Leben zu erwecken. Acht der Arien von Porpora, de Majo, Hasse und Händel sind Weltersteinspielungen.

Die Presse spricht von einer Klangzauberin: die junge Pianistin Khatia Buniatishvili wurde gerade mit dem ECHO Klassik als Newcomerin des Jahres ausgezeichnet. Auf ihrer neuen CD spielt sie Chopins Klavierkonzert Nr. 2 und einige ihrer Lieblings-Solowerke von Chopin. www.khatiabuniatishvili.com

HÖRPROBEN & KONZERTE unter www.simone-kermes.de

SOL GABETTA SCHOSTAKOWITSCH & RACHMANINOW Schostakowitschs Cellokonzert Nr. 1 mit Sol Gabetta und den Münchner Philharmonikern unter Lorin Maazel: das herausragende Konzert gibt es jetzt auf CD, kombiniert mit einer Aufnahme der Rachmaninow Cello-Sonate (mit Olga Kern am Klavier). www.solgabetta.de

GLENN GOULD 1932-1982 Der gesamte Bach

Musik und Leben eines Genies Die ideale Einführung in den Mythos Glenn Gould: Das Beste von Bach und das Beste von anderen Komponisten auf 2 CDs und alles Wissenswerte über Gould in einem 192-seitigen hochwertigen und edel gestalteten Büchlein.

Best of Glenn Gould’s Bach Diese limitierte 2CD+DVD-Edition enthält auf 2 CDs Ausschnitte der wichtigsten Bach-Aufnahmen des Bach-Revolutionärs, der sich mit seiner Aufnahme der Goldberg-Variationen 1955 weltweit Renommee verschaffte. Die Bonus DVD enthält die Videoaufnahme der Goldberg-Variationen von 1981. Den erläuternden Text über Gould und Bachs Musik im umfangreichen Begleitbuch schrieb Michael Stegemann.

www.sonymusicclassical.de www.glenngould.com

Die „Complete Bach“ Collection mit 38 CDs und 6 DVDs enthält sämtliche Einspielungen Glenn Goulds mit Musik von J.S. Bach für sein Label CBS/Columbia, seine Bach-Aufnahmen für Rundfunk und Fernsehen, Interviews über Bach mit Musikbeispielen Goulds – darunter als Erstveröffentlichung ein 40-minütiges Interview mit dem Journalisten Curtis Davis sowie 3 DVDs mit den Monsaingeon-Filmen. Das beiliegende 192-seitige Begleitbuch mit einer Einführung von Michael Stegemann, allen Texten der damaligen Schallplatten sowie zahlreichen, bisher unveröffentlichten Fotos ist ein Schatz für alle Glenn Gould-Fans.


k ü n s t l e r

„Ich spiele Rodolfo nicht. Ich bin Rodolfo.“ Joseph Calleja hat sich mit nur 35 Jahren in die Elite der Tenöre gesungen. Wie er das gemacht hat und warum ihn das Publikum so liebt, verriet er uns am Rande seines Auftritts in München, den alleine 10.000 Besucher erlebten. von klaus härtel

Tenor Joseph Calleja: „Ich mache das, weil ich es liebe.“

E

r hat einen sehr festen Händedruck. Aber: Auf der Bühne wirkt er irgendwie größer. Das Lächeln ist breit, das Strahlen der Augen hell. Ist das der gleiche Mann, der in „La Bohème“ den zerbrechlichen, mutlosen, verzweifelten Rodolfo gibt? Joseph Calleja – dies vorweg – scheint sehr wandelbar. „Pop-Musik!“, könnten Kritiker einwenden. Auf der CD sei ja nur Pop-Musik. Und nun ja, recht haben sie schon irgendwie. „Cielo e mar“, „Nessun dorma“, „Vesti la giubba“ – Opernhits auf der einen Seite, „Be my love“ oder „Granada“ auf der anderen. Auch das sind Klassiker. Und vielleicht ist es gar Pop-Musik. Aber ist das schlimm? Für Tenor Joseph Calleja spielt es keine Rolle, ob er „E lucevan le stelle“ singt 10

oder „Bésame mucho“. Warum nicht? Zum Beweis schmettert er die beiden Titel über die sonnengeflutete Dachterrasse eines Münchner Hotels. „Manchmal habe ich den Eindruck, es sei schlimm, zu unterhalten, es sei schlimm, etwas Populäres zu singen. Nein! Darum geht es doch! Die Komponisten schreiben die Oper in der Regel, um damit ein Publikum zu beglücken. Was ist falsch daran?“ Dann schüttelt er den Kopf. Und lacht. Wenn Calleja lacht, bilden sich kleine Fältchen um die Augen. Und Calleja lacht gern und viel. Am Vorabend hatte er auf dem Münchner Odeonsplatz gemeinsam mit dem Chor und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks eine umjubelte „Notte italiana“ gegeben. Klassik für jedermann – das ist die Idee, die hinter

solchen Open-Air-Veranstaltungen steckt und die auch Joseph Calleja mit der Gründung eines Opernfestivals seines Heimatlandes Malta für sich entdeckt hat. „Ich bin der Meinung, dass die Oper für jedermann zugänglich sein sollte. Je mehr wir dafür tun, desto größer wird die Zahl derer, die ins Opernhaus gehen. Denn dort gehört die Oper immer noch hin! Das Opernhaus ist der beste Ort, um sie zu genießen. Aber warum sollte man an einem schönen Sommerabend nicht mit einem Weltklasseorchester, einem Weltklassedirigenten und Weltklassesängern vor 10.000 Menschen spielen? Wenn es den Leuten gefällt, werden sie doch auch mal ins Opernhaus gehen.“ Auf diesem Weg ist auch Joseph Calleja zur Oper gekommen. Früher habe er www.crescendo.de

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alles gehört: Heavy Metal, Beatles, Queen. Er sang im Schul- und Kirchenchor. „Mein Musik-Radar war riesig. Doch erst als ich Mario Lanza singen hörte, dachte ich: Das ist der allerschönste Klang, den ein Mann mit seiner Stimme erzeugen kann. Ich habe den Film ‚Der große Caruso‘ gesehen, habe Lanzas Platten gekauft, habe die Musik kennen gelernt – und heute bin ich Opernsänger.“ Das neue Album „Be my Love” ist, so der Untertitel, „A Tribute to Mario Lanza“. Es ist eine weitere Möglichkeit, der Klassik den Weg aus dem Elfenbeinturm zu weisen. Allerdings sieht Joseph Calleja sich da nicht als Vorreiter. Nicht nur Enrico Caruso habe bei Paraden in New York gesungen. Viele klassische Sänger schauspielern oder nehmen Platten mit traditioneller Musik auf. „Es stimmt einfach nicht, dass erst Pavarotti angefangen hat, die Oper vor einem großen Publikum populär zu machen.“ Es gehe immer schon darum, zu unterhalten. Natürlich müsse man gut singen, müsse man umsetzen, was der Komponist verlange, müsse man künstlerische Leistung bringen. „Aber das alles tut man doch, um dem Publikum Freude zu bereiten.“ Heute gehört Joseph Calleja neben Künstlern wie Jonas Kaufmann, Rolando Villazón oder Juan Diego Flórez zu den Großen im internationalen Operngeschäft. Wie er das geschafft hat? Harte Arbeit, Talent oder auch Glück? Es ist wohl von allem etwas. „Talent muss für eine Karriere in der Opernwelt einfach vorhanden sein“, findet Joseph Calleja. Harte Arbeit sei unumgänglich. Und auch ein klein bisschen Glück könne nie schaden. „Aber ich denke, dass man mit harter Arbeit das Glück erzwingen muss. Ich darf nicht hier sitzen und darauf warten, dass das Glück zu mir kommt.“ Angst, aus seinem Operntraum aufzuwachen, hat der 34-Jährige nicht. Natürlich sei seine Karriere traumhaft und er empfinde es als unglaublich, dass er seine Karriere mit 19 startete und in den vergangenen 15 Jahren keine stimmliche Krise gehabt habe – „das zeigt mir, dass ich einiges richtig gemacht habe“. Joseph Calleja versprüht Sympathie, Charme und Esprit, was auch an seinem Realitätssinn und seiner Zurückhaltung liegt. „Gierig zu sein, zu schnell zu viel zu wollen, hilft mir nicht weiter.“ Aber ein gesundes Selbstbewusstsein muss schon vorhanden sein, um vor einem Orchester und vor großem Publikum zu singen? „Das kommt auf die Perspektive an“, lacht er. „Manche nennen es selbstbewusst, manche verrückt.“ Er kann sich noch genau an sein Debüt im Mai 1997 erinnern: „Ich war die Ruhe selbst. Ich hatte doch keine Ver11

antwortung, nichts zu verlieren. Ich war natürlich nervös – aber nicht so nervös, wie ich es heute manchmal bin.“ Sein Rezept ist es, sich „komplett in den Charakter zu versetzen, den ich singe“. Dabei sei es egal, ob der Part fröhlich, melancholisch oder traurig ist. „Wenn ich Rodolfo in ‚La Bohème‘ singe, muss ich wirklich glauben, dass Mimi meine Freundin ist und sterben wird. Und wenn ich das glaube, glaubt das Publikum das auch. Ich spiele Rodolfo nicht – ich bin Rodolfo!“ Mit seinem hinreißenden, zu Herzen gehenden Singen überzeugt er Publikum wie Presse. Calleja hat einige Projekte in der Schublade. Neues Repertoire, neue CDs, solche Dinge. Sein größtes Ziel aber ist es, so lange wie möglich auf dem derzeitigen Level zu bleiben. „Ich mag es, Menschen glücklich zu machen. Ich gehe aber auch gerne abends nach Hause und sage mir beim Zähneputzen: Du warst gut! Ich mache das nicht für den Ruhm oder das Geld. Ich mache das, weil ich es liebe! Das Singen zu verlieren, wäre wie blind zu sein oder den Tastsinn zu verlieren. Irgendwann wird das der Fall sein, denn auch ich werde älter. Aber ich möchte meine Stimme nicht verlieren durch meine eigene Schuld. Denn das Singen ist für mich das Allergrößte.“ n

Joseph calleja 1978 in Attard, Malta, geboren, hat als Opernsänger eine steile Karriere hingelegt. Er begann erst mit 16 mit dem ­Singen und gab drei Jahre später als Macduff sein Debüt. Heute übernimmt er wichtige Rollen wie den Rodolfo in La Bohème, Edgardo in Lucia di Lammermoor oder den Herzog von Mantua in Rigoletto. Am 20. Oktober ist er zu einem Galakonzert mit Jonas Kaufmann in die Deutsche Oper Berlin eingeladen.

Wie ist seine neue CD? Dieses Album zu machen, steht schon seit fast 20 Jahren auf der Agenda des 34-jährigen Tenors aus Malta. Das hört man. Die Stücke – ob Opernklassiker wie „Nessun dorma“ oder Musical-Gassenhauer wie „You’ll never walk alone“ – sind mit einer solchen Verve und einer reifen und vollen, hinreißenden und zu Herzen gehenden Stimme dargeboten, dass es eine wahre Freude ist. Dass die Titel allesamt „Pop“ sind? „Ja und?“ würde Calleja entgegnen. Genau.

Joseph Calleja: „Be my Love – A Tribute to Mario Lanza“ (Decca)

03.10.– 27.11.2012 www.luxembourgfestival.lu «Rayahzone» / Cie Frères Thabet – Sir John Eliot Gardiner – Hagen Quartett – Orchestre Philharmonique du Luxembourg – London Symphony Orchestra – Valery Gergiev – Madredeus – «Dada Masilo’s Swan Lake» – Christianne Stotijn – Akademie für Alte Musik Berlin – Diana Krall – Solistes Européeens Luxembourg – Thomas Zehetmair – Scottish Chamber Orchestra – Maria João Pires – «The Rodin Project» / Russell Maliphant Company – Sonny Rollins – Les Musiciens du Paradis – Bertrand Cuiller – Pittsburgh Symphony Orchestra – Manfred Honeck – Arcanto Quartett – Red Baraat – «Desh (Solo)» / Akram Khan Company – NDR Bigband feat. Al Jarreau & Joe Sample – Nigel Kennedy – «Rosas – Early works 1982–1987» – Cecilia Bartoli – WDR Sinfonieorchester Köln – Jukka-Pekka Saraste – Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia – Sir Antonio Pappano – Martha Argerich – Grigory Sokolov


k ü n s t l e r

„Wir müssen nur gut singen“ Sopranistin Christiane Karg über ihr neues Album „Amoretti“, spontanes Singen im Zelt und über ihre Entwicklung vom Nachwuchstalent zur etablierten Sängerin. v o n A n n a No v á k

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as Osborne House in East Cowes auf der Isle of Wight ist eines der schönsten Anwesen des Britischen Königreichs und Christiane Karg darf hier das Programm ihres neuen Albums präsentieren. Idyllisch hatte man sich das vorgestellt, mit einem Konzert auf dem feinen englischen Rasen im Garten – eine beeindruckende Kulisse, umweht von einem milden royalen Lüftchen. Aber: We are not amused! Der ehemalige Wohnsitz von Königin Victoria von England hüllt sich an diesem Tag in tiefes Grau. Dazu ein nasskalter Wind und ein nicht enden wollender englischer Regenschauer fällt laut prasselnd vom Himmel. Da kann man von Glück reden, dass die Sopranistin einige Zeit am Hamburger Opernstudio verbracht hat und weiß, wie man „Schietwedder“ zu nehmen hat: In Turnschuhen stapft sie über das quietschnasse Gras ins Zelt, in der nun witterungsbedingt die Probe und hinterher das Konzert stattfinden muss. Die schwierige Akustik lächelt sie weg: „Ach, das spornt doch an!“ sagt Karg und als sie wenige Stunden später mit dem Orchester „Arcangelo“ und Dirigent Jonathan Cohen auf der Bühne steht, merkt man von dieser Problematik nichts mehr. Nach dem Auftritt dürfen wir Fragen stellen...

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Foto: Gisela Schenker

crescendo: Das war ein tolles Konzert im Zelt. Gehen Sie anders an einen Auftritt ran, wenn die Akustik schwierig ist? Christiane Karg: Schon. Wenn es ganz überakustisch und ein kleiner Raum ist, darf man nicht einfach so los singen. Es sollen den Zuhörern ja nicht die Ohren abfallen. Man muss dafür besser sprechen. Im Falle des Zelts musste www.crescendo.de

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Und noch ein paar Kur zE Fragen:

Kaff

Foto: zeegaro

ee oder Tee? Tee. ich technisch denken, weil der Raum dir gar nichts gibt. Man muss Meer oder Berge? Me er. dem vertrauen, was man gelernt hat. Es muss nicht immer ein perMozar t oder Mahler? fekter Konzertsaal sein. Wenn mir die Musik Spaß macht – und das Puh! Beide. Bach oder Brahms? Bra tut sie – ist der Raum egal. hms. Laut oder Leise? Leise. In Ihrer neuen CD „Amoretti“ stecken angeblich zweieinhalb Solo oder Tutti? Solo Jahre Arbeit... (lacht). Norden oder Süden? Ja! Und es ist schön, dass das Interesse daran so groß ist. Ich habe Süden. Schlafmütze oder mich ja bewusst gegen ein großes Plattenlabel entschieden – und bin nun wirklich glücklich mit der CD. An diesem Album habe Nachteule? Nachteul e! ich das Meiste selbst gemacht. Ich saß in der Bibliothek und habe Süß oder salzig? Süß! („Ich komme Stücke ausgesucht, ich habe mir den Titel überlegt, die Fotografin aus einer Konditobeauftragt und sogar einen Schriftzug vorgeschlagen, wie ich mir ren familie“). das Cover vorstelle. So ist etwas ganz Eigenes entstanden. Wie haben Sie die Stücke ausgewählt? Ich wollte den frühen Mozart machen. „Lungi da te, mio bene“ ist für mich eine absolute Traumarie, aber ich werde die Partie wohl CD wieder eine Lied-Platte, aber es war jetzt einfach Zeit für ein nie singen: Es ist eine Hosenrolle, das heißt, ich verkörpere einen Orchester-Album. Mann und das wird bei meiner Größe nicht ganz leicht werden. Da Was singen Sie lieber? Oper oder Lied? ich auf dieses Stück nicht verzichten wollte, dachte ich: Ich nehme Ich brauche beides gleich stark. In dieser Woche habe ich noch es einfach auf. Der frühe Mozart hat mich immer schon begeistert. einen Liederabend in der Wigmore Hall in London, am WochenIch habe am Mozarteum studiert und auch mein Debüt im Mozart- ende singe ich in Salzburg die „c-Moll-Messe“, dann Brahms Jahr bei den Salzburger Festspielen habe ich mit frühen Mozart- „Requiem“ – ich mache wirklich viele unterschiedliche Konzerte. Werken gegeben. Das sind unglaubliche Kompositionen! Man muss Letzte Woche habe ich mit Malcolm Martineau die „Sieben frühen sich ja vorstellen, Mozart war da 13 oder 14! Das Stück der Giunia Lieder“ von Berg gemacht, eine Stunde später stand ich bei Jonny aus „Lucio Silla“ beispielsweise hat eine solche Tiefe, es transpor- vor dem Orchester und habe Händel-Arien gesungen. tiert derartige Verzweiflung. Wundervoll! Auch Gluck hat mich Stellt sich die Stimme denn sofort auf die andere Gattung ein? immer schon interessiert, ebenso die unterschiedliche Entwicklung Früher habe ich gedacht, man muss der Stimme wenigstens einmal von italienischer und französischer Oper. Dann habe ich noch Gré- Schlafen gönnen, um sich umzustellen. Aber das ist nicht so. Es ist doch alles Musik. Und es ist alles meine Stimme. try als reinen Franzosen aufgenommen. Ist diese Abwechslung Ihr Geheimnis, um mit der Musik erfolgKennt man den? Nein, der ist total unbekannt. Grétry hat 40 bis 50 Opern geschrie- reich und glücklich zu sein? ben. Zugegeben: Einige Stories sind so lala – aber es sind tolle Stü- Glücklich auf jeden Fall. Diese Flexibilität brauche ich. Ich bin ein cke. Und für eine Arienplatte kann ich doch nehmen, was ich will, flexibler Mensch: Konzert eine halbe Stunde früher? Oder im Zelt? Ist doch ganz wurscht! oder? Christiane Karg mit dem Orchester Ihre Auszeichnung mit dem ECHO Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Arcangelo im Zelt vor dem Osborne House. Klassik als „Nachwuchskünstlerin des dem Orchester Arcangelo? Zwischen Jahres“ ist nun schon zwei Jahre her. Ihnen und dem Dirigenten Jonathan Wie haben Sie sich künstlerisch und Cohen herrscht eine ganz besondere menschlich seither verändert? Chemie! Ich bin viel sicherer geworden. Ich habe Ich habe Jonny vor zweieinhalb Jahren in gelernt Nein zu sagen. Dieses ganze Glyndebourne kennengelernt. Wir haben Drumherum bedeutet mir immer wenidort gemeinsam die „Poppea“ gemacht ger. Wenn zum Beispiel das Fernsehen und seine Art zu musizieren hat mich fasdabei ist, bin ich nicht mehr nervös. Es ziniert. Er kommt eigentlich vom Cello, ist nicht mein Metier. Das Einzige was war dann Assistent am Cembalo und nun ich muss, ist gut singen. Ich muss nicht dirigiert er auch. Er hat einfach gerockt! gut aussehen, ich muss nicht besonders Und ich dachte mir: Der ist cool, so klug sprechen. Wir sind keine Models, jemanden braucht die Musik. Wie ist ihre neue CD? wir sind keine Schauspieler – wir sind Wollten Sie nach Ihrer Lied-Platte Sänger! unbedingt Oper machen? Amoretti: Ein gelungenes erstes Arien-AlHaben Sie nicht auch eine Traumpartie? bum von Christiane Karg. Das weitgehend Man muss es eigentlich machen, sonst unbekannte Repertoire mit frühen MozartJetzt kommt die „Mélisande“ – eine absowird man nicht ernst genommen. Ich Werken im Zentrum liegt der Sopranistin lute Traumpartie für mich. Dann die Sanhabe viel investiert in diese CD, aber es aus Franken und wartet mit einigen spandrina in „La finta giardiniera“, ebenfalls reut mich überhaupt nicht. Ich wollte nenden Neuentdeckungen auf – schlank eine Traumpartie. Auch Strauss’ „Sophie“, dieses Projekt so haben, ich hab es so führt Karg ihren kräftigen Sopran durch die darauf freue ich mich. Ein paar Pamibekommen und ich bin sehr glücklich Koloraturen, mal bestimmt und stürmisch in nen mehr würde ich gerne noch singen. damit. „Ferma aspetta“, mal mit sahnigem Legato in Wenn ich nun aus meinem FestengageNähert man sich der Oper in der Vor„Comme un éclair“. ment an der Oper Frankfurt austrete, wird bereitung anders als dem Lied? sich sicherlich einiges ändern. MomenBeim Lied muss man zwei Personen Christiane Karg, Jonathan Cohen, tan bin ich für deutsche Häuser nicht so zusammenbringen. Bei der Oper sind Arcangelo: „Amoretti“ (Berlin Classics). interessant. Auch deshalb ist der richtige es Orchester und Dirigent, mit denen Track 6 auf der crescendo Abo-CD: Zeitpunkt zu gehen, so gern ich auch in man arbeiten muss. Das ist ganz „In mezzo a un mar crudele“ aus Frankfurt war. anders. Vielleicht wird die nächste „Telemaco“ von Gluck n

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„Nicht drüber reden, sondern einfach machen!“ Was passiert, wenn man Christian Thielemann einfach mal quatschen lässt? Wir haben es ausprobiert und lernen einen Dirigenten kennen, der die Dinge manchmal fast zu pragmatisch sieht. von Martin Morgenstern

Der mattgraue Thielemann-Flitzer mit Berliner Kennzeichen parkt hinter dem Bayreuther Festspielhaus. Nicht auf dem Parkplatz, der für Dirigenten reserviert ist – nein, auf dem der Festspielleitung. Christian Thielemann scheint auf dem grünen Hügel der heimliche Hausherr zu sein. Auf die Sekunde genau stürzt er ins Büro und bittet ins Gesprächszimmer. Der leidenschaftliche Musiker ist ein gewiefter PR-Profi, wenn es darum geht, sein Publikum zu füttern. Er gibt selten Interviews, macht sich gerne rar, wenn man doch ein Interview bekommt, glänzt er mit scharfen Zitaten. Doch so herrlich man über seine Ansichten zu Wagners Schriften oder zu seiner Berufsauffassung streiten kann – die Privatperson Thielemann existiert in den Medien nicht. Warum, das erklärt der Stardirigent ganz kurz im folgenden Interview: Sie bezeichnen sich gern als „Kapellmeister“ – ein sehr handwerklicher Begriff. Sie arbeiten mit dem Orchester wie mit dem Publikum aber auf sehr suggestive Art oder liegen wir da falsch...? Handwerk und Suggestion müssen Hand in Hand gehen, das haben Sie schon richtig bemerkt. Aber das Handwerkliche kommt zuerst und ist natürlich unabdingbar. Wissen Sie, ich erlebe jetzt bei Proben mehr und mehr interessante Dinge: dass mich beispielsweise eine Solistin bittet, die Dinge am Klavier noch einmal durchzugehen, weil man offenbar nicht mehr gewohnt ist, die Dinge im Orchester zu regeln. Bevor wir überhaupt etwas angespielt haben, heißt es: das Tempo aber bitte so und so. Dann sage ich mir: Mensch, sing doch überhaupt erst mal! Ich bin ein Dirigent, der mitgehen kann! Es wird heute vieles zerredet, anstatt es einfach zu tun. Aus dem Orchester der New Yorker Metropolitan Opera hörte ich vor fünfzehn, zwanzig Jahren mal den wunderbaren Satz: „Don’t talk about it. Just do it!“ So ist es: nicht drüber 14

reden. Einfach machen. So ergibt sich das Meiste von selbst. Theoretisches Wissen ist wichtig, aber kein Allheilmittel. Nachdem wir nun wissen, welchen Pfefferminztee Beethoven morgens trank: und wie dirigierst du nun diesen Übergang in der „Eroica“? Machst du da ein Ritardando oder nicht? Da sind mir die Pfefferminzteekompressen, die sich der Meister früh um vier auflegen lassen hat, völlig schnuppe. Anderes Beispiel: Bei der unübersehbaren Fülle an Richard-Wagner-Literatur ist offenbar noch keiner auf die Idee gekommen, zu schreiben, wie man eigentlich im Graben dirigiert. Was ist der Unterschied zwischen Bayreuth und Wien, zwischen Dresden und der Met? Was macht denn nun dieser Kapellmeister? Was treibt der? Worauf achtet der? „Mein Leben mit Wagner“* wird ein Erlebnisbericht – was dir hier so passieren kann an diesem komischen Bayreuther Festspielhaus. Nun, was sollen die Historiker auch über die Praxis sagen? Sie sehen ja kaum, was Sie dort unten im Graben zelebrieren. Das sind eben die Grenzen der Musikwissenschaft. Übers Essen können sie auch nicht reden: Hach, das schmeckt jetzt ein bisschen nach… Das finde ich bei Weintestern immer so lustig: die Note von Vanille und das und das… Ich sage: komm, Glas her, ich will das jetzt trinken. Immerhin, gelungene Gespräche ergaben sich für die Mitschnitte der Beethoven-Sinfonien, als Ihnen Joachim Kaiser gegenübersaß, nein: thronte, und Sie den jugendlichen Underdog geben konnten… Das Tolle ist, dass Kaiser so viel gehört hat in seinem Leben. Als Jüngerer und nicht so Erfahrener profitiere ich einfach davon. Kennen Sie eigentlich diese Auto-Quartette? Müsste man nicht mal eine Dirigenten-Edition herausbringen: Knappertsbusch gegen Karajan… Es gibt ja eine Fülle von großartigen Begabungen. Aber durch www.crescendo.de

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Foto: Matthias Creutziger

Ubiquitär, und doch schwer greifbar: Dirigent Christian Thielemann (53).


eigene Dummheit – weil sie zu viele Engagements annehmen – und durch den Betrieb – zerfasern die sich. Es gibt eine Fülle jüngerer Leute, aber der gesamte Betrieb greift nach den Menschen… Was hab ich schon für Angebote bekommen, wo ich gedacht habe: das ist schlicht und ergreifend unprofessionell! Mit dem Privatflugzeug von A nach B und abends wieder zurück, nur um eine Orchesterprobe zu machen – darauf habe ich einfach keine Lust. Wenn man sich etwa Ihren Kollegen Valery Gergiev ansieht: dreißig Nächte hintereinander am Pult in St. Petersburg, dazwischen Kurzreisen nach Salzburg… Ich sage Ihnen: das geht momentan auch wieder in eine andere Richtung. Ich bin sehr gut bekannt mit Andris Nelsons. Wenn wir uns unterhalten, merke ich bei ihm schon ein Nachdenken: Wenn auf einmal die Karriere losgeht und alle nach dir greifen und dich fix und fertig machen, sagt man irgendwann: so kann ich das nicht, so leidet die Qualität. Was wir zu Recht beklagen, ist, wenn es tolle Leute gibt, die leider immer wieder unter ihren Möglichkeiten bleiben. Das ist doch schade! Das kommt durch diese irren FlugzeugGeschichten: Wenn ich morgen an der Met einspringen will, bin ich da, gar kein Problem. Die Frage ist aber, ob ich da morgen gut bin? Aber das ist womöglich nebensächlich… Das hat auch etwas mit Kapellmeistertum zu tun: professionelles Benehmen. Weniger ist mehr! Aber Sie werden doch zugeben: Wenn Sie nach dem Konzert noch mal aufs Podium springen und den Applaus richtig herauskitzeln… Das gehört doch auch zum Business, oder nicht? Nein, das mach ich nicht. Ich bin kein Schauspieler, das hat mir oft auch Schwierigkeiten gemacht. Ich bin, wie ich bin, auch wenn mir gelegentlich anderes unterstellt wird. Menschen, die mich besser kennen, wissen aber: Der ist wirklich so. Beim Dirigieren muss man authentisch sein. 

 Klar, Authentizität gehört zum Dirigieren. Aber ein bisschen „abrunden“ kann man die Sache hinterher schon, oder? Klar, das gehört dazu. Aber es darf nicht einstudiert sein, muss aus der Natürlichkeit kommen. Natürlich soll sich beides miteinander vermählen! Das Publikum hat aber ein untrügliches Gespür, wenn etwas aufgesetzt ist. Bei mir kommen viele Dinge spontan. Wenn ich mich wohlfühle, dann fallen die Hemmungen. Jetzt mal zu einem ernsteren Thema, das Wagner-Jahr steht bevor: Mich erstaunt, wie hermetisch man in Deutschland sein musikalisches Werk von seinen Schriften trennt. Man kann doch das eine ohne das andere haben... Da muss ich widersprechen. Das Thema ist allgegenwärtig. Wir kommen einfach nicht zum Zuge, wir können das weiter fassen: persönliche Äußerungen von Künstlern, Malern, Dichtern, Musikern… Hat das nun Einfluss auf das C-Dur? Die Publikationen von vor zwanzig, dreißig Jahren haben sich diese Frage gestellt und sind nach Langem hin und her erfreulicherweise zum Schluss gekommen, dass man es in der Musik nicht festmachen kann: E-Dur ist so wenig politisch wie Es-Dur. Das sehen Sie an einem Stück wie „Les Préludes“. Ich habe mich aufgemacht, dieses grandiose Werk wiederzuentdecken. Wir dürfen den Sieg nicht dem Negativen überlassen! Gerade wir sind aufgerufen, diese Dinge zu spielen. Aber natürlich: It’s up to you. Wenn Sie der Auffassung sind, dass Sie damit nicht zurande kommen, ist es nicht meine Aufgabe, Sie davon abzubringen. Wer bestimmt eigentlich, was ich zu wissen habe? Ich möchte das selber entscheiden. Es gibt in Deutschland noch etwas anderes als diese zwölf Jahre. Das ist unsere Generation: Wir sind die Geläuterten, die Wissenden. Das C-Dur ist sicher nicht politisch. Aber in Israel werden Wagners Werke bis heute nicht gespielt – eben weil man gewisse Dinge weiß. Sie wissen, dass diese Diskussion zu nichts führt. Irgendwann sagen Sie: ich entscheide mich jetzt dafür oder dagegen. Und ein anderer macht’s anders, und dann trennt man sich in Freundschaft.

Ich finde es nur schade, wenn man Leuten Informationen vorenthält. Die geschichtliche Wahrheit ist die geschichtliche Wahrheit. Sie können nicht eine Tonart und vor allen Dingen nicht Menschen für eine spätere Vereinnahmung verantwortlich machen. Sie können auch Dinge aus dem Zusammenhang reißen und hochstilisieren, dass sie mit einem Mal eine Wichtigkeit erhalten… Gerade bei Wagner ist das sehr ambigue Geschichte gewesen. Wichtig ist: Ist das in der Musik drin? Ist das Stück deshalb schlecht? Kann man das Problem nicht so sehen: Wir fragen uns, was für ein Mensch das war, der diese Musik schrieb, welche moralischen Ansichten er hatte; und dann fließt das ja irgendwie auch in die Bewertung dessen ein, was er geschaffen hat, oder? Sie führen eine Diskussion, die ins Nichts führt. Sie werden zu keinem Ergebnis kommen. Und wenn der Lohengrin losgeht, strecken Sie sich wohlig auf Ihrem Sessel aus, und werden sagen: ist das schön! Wenn der Tristan losgeht, sind Sie benebelt… Womöglich war Wagner unsympathisch, da sind wir uns doch einig: Wenn wir jetzt sagen, wir gehen nach Wahnfried und treffen ihn… vielleicht wäre er derartig unangenehm, dass wir uns ärgern, dieses Ekel getroffen zu haben. Hätten wir uns mal am Tristan berauscht! Beethoven war ungepflegt und hochgradig cholerisch. Schubert war ein Trinker… Schumann war vielleicht nett, aber er hat sich im nächsten Moment aus dem Fenster gestürzt. Vielleicht war Liszt ein eleganter Mensch, aber: wenn Sie die jetzt alle kennen würden… Sie plädieren also für die Abstraktion: Das Werk soll vom Künstler unabhängig wahrgenommen werden? Absolut. Ich sammle keine Autographen mehr. Ich hatte zwei Bruckner-Briefe, Liszt-Briefe, Strauss-Briefe, eine BeethovenUnterschrift, eine Wagner-Unterschrift… Ich habe das verschenkt, weggegeben, verkauft. Ich verehre Wagner über die Maßen. Aber ich verehre seine Kunst. Einen sehr berühmten Künstler lernte ich kennen, nachdem ich ihn lange bewundert hatte. Es war ein fürchterliches Zusammentreffen, es steckt mir heute noch in den Knochen. Wie konnte der auf der Bühne so toll sein, und dann so was… Womöglich waren Goethe und Schiller unmöglich, der Hölderlin… Viele Säufer, Syphilitiker, möchte man das so genau wissen? Womöglich waren das Voraussetzungen für den großen Wurf! Ja, ach! Ich sag Ihnen mal was: Als jüngerer Interpret macht man zwei Fehler: Der eine ist, nur nach dem Bauchgefühl zu gehen. Und der andere, weit verbreitete: zuviel nachzudenken. Irgendwann ist die Spontaneität aus den Fingerspitzen raus. Ein guter Lehrer taxiert seine Schüler und Schülerinnen nach Typ: Bist du der Gefühlstyp? Dann muss ich mit der Heckenschere kommen. Bist du der Grübler? Dann muss ich dich entgrübeln. Aber in dieser Quasselgesellschaft, in der so vieles zerredet und zerfleddert wird, sagst du irgendwann: Mensch, lass doch einfach mal fließen. Ich komme mehr und mehr darauf. Vor fünf Jahren hätte ich das noch weit von mir gewiesen. Das muss die Altersweisheit sein. Mein Gott, so alt bin ich ja nicht. Aber ich stelle fest, dass das ewige Rumgezwirbel an dem und dem Staccato nichts bringt. Wenn Sie jede Note wenden, werden Sie irgendwann wahnsinnig: Da fließt nicht eine Phrase, weil man Angst davor hat, langweilig zu sein. Dinge müssen auch geschehen. Ihnen schadet es nicht, wenn Sie sagen: Lass drei Gedanken weg, genieße den Tristan und denk nicht an jene Schrift. Denk an die „Pilgerfahrt zu Beethoven“ und „Über das Dirigieren“… Und dann legen sie ihm nachher noch einen Kranz nieder und sagen: Heiliger Richard, ich liebe dich! n * Christian Thielemanns Buch “Mein Leben mit Wagner“ erscheint am 14. September im Verlag C.H. Beck, München. 15


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Foto: Maximilian Rossner

Dass sie sich mit japanischer Kampfkunst fit hält, merkt man der jungen Pianistin Ottavia Maria Maceratini nicht nur äußerlich an.

wie ein bambus Pianistin Ottavia Maria Maceratini bekam in ihrer Kindheit an der Adria nur Beatles und Rolling Stones zu hören. Jetzt lebt sie in München und bekommt den letzten Schliff, der in eine große Karriere münden könnte. vo n A n to i n e t t e s c h m elt er d e e s co b a r

Lange, blonde Haare, in die sie eine Sonnenbrille geschoNewcomer trument übertragen“, erklärt Ottavia Maria Maceratini in geschliffenem Deutsch, während sie eine kühle Mangoben hat, ungeschminktes Gesicht mit wachen, braunen Schorle trinkt. Überhaupt sei für sie „alles mit allem“ verAugen, durchtrainierter Oberkörper, kräftige, kleine Hände bunden: „Die Noten sind nur äußere Anhaltspunkte, eine Art mit sehr kurz geschnittenen Nägeln: Auf den ersten Blick Kurzschrift. Beim Erklingen entstehen Emotionen, doch die sind wirkt Ottavia Maria Maceratini wie frisch vom Surfen oder einer ebenso Oberflächenerscheinungen wie intellektuelle Konzepte. Es Partie Beachvolleyball zurück. In der Tat ist sie am Tag vor dem geht darum, dass alles mit Bewusstheit durchtränkt ist und sich Interviewtermin nach einem zweiwöchigen Italien-Urlaub wiedaraus unwiderstehlich wie von selbst entfaltet.“ Das transzender in ihrer Wahlheimat München angekommen. Hauptbeschäfdente Programm ihrer Debüt-CD „One Cut“ erkundet „ganz vertigungen in Recanati südlich von Ancona waren allerdings Famischiedene Arten, mit Gefühlen umzugehen und ihnen Ausdruck zu lienbesuche und Ausspannen am Strand. Ihrem Lieblingssport geben“. Und das bei einem Streifzug vom Barock bis in die Gegenfrönt die 26-Jährige erst wieder in der Isar-Metropole, drei bis vier wart mit Werken von Scarlatti, Mozart, Beethoven, Chopin, SchuMal die Woche jeweils drei Stunden lang: Bujinkan – japanische mann, Debussy, Liszt, Heinz Tiessen und John Foulds. Kampfkunst. Der Rest der Zeit aber ist für ihre zweite und noch Die Voraussetzungen für solche Vielseitigkeit hat sich Ottavia größere Leidenschaft reserviert: Klavierspielen. Dieses KontrastMaria Maceratini in den vergangenen 21 Jahren erarbeitet, obwohl programm ist für die Italienerin kein Widerspruch. Vielmehr sie in ihrem Elternhaus in einem 3.000 Einwohner-Örtchen an der ergänzen sich für sie beide Passionen optimal: „Koordination, Adria „nur Beatles und Rolling Stones“ zu hören bekam. Weil die gezielte Kraftausübung und Konzentration: Fähigkeiten, die beim Kleine, die von Mutter und Vater mangels Babysitter regelmäßig zu Bujinkan wichtig sind, kann ich auf die Arbeit mit meinem Ins16

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NEU den Proben eines Laienchores mitgenommen wurde, aber schon mit anderthalb Jahren die dort geübten gregorianischen Gesänge nachahmte und zuvor Gehörtes auf dem Keyboard klimperte, bekam sie ab fünf Klavierunterricht: zunächst in der örtlichen Musikschule, dann als Schülerin des jungen Pianisten Lorenzo Di Bella und schließlich am Konservatorium. Für den pianistischen Feinschliff sorgte nach dem Abitur ihr Studium an der Münchner Musikhochschule bei der georgischen Professorin Elisso Wirssaladze. Von dieser für Maceratini „in jeder Hinsicht faszinierenden Frau“ bekam sie eine Fähigkeit vermittelt, die bis heute eine Art künstlerisches Credo für sie ist: Sich und die eigenen Fähigkeiten immer wieder neu in Frage zu stellen, um stets so „frisch“ zu spielen, als sei es das erste und zugleich letzte Mal. „Eine große Herausforderung“ sei das gewesen, blickt die so Geforderte und Geförderte auf diese 2010 abgeschlossene Phase ihres Lebens zurück. Zugleich befruchtend und prägend. Schließlich habe sie schon lange die „Sehnsucht“ nach einer „tieferen Einsicht in die Dinge“ gespürt. Ausrichtung bei dieser Suche vermittelt ihr seit einiger Zeit Dirigent (und crescendo-Autor) Christoph Schlüren, der sein Handwerk bei „Die Noten sind nur Sergiu Celibidache erlernte und Solisäußere Anhaltspunkte, ten und Kammermusiker auf Konzerte und CD-Aufnahmen vorbereitet. Mit eine Art ­Kurzschrift.“ ihm als „musikalischem Coach“ erarbeitet die notorisch Neugierige Stücke weit über Fragen der Detailgestaltung hinaus, stets in der Absicht, das „einmalig Wesentliche“ eines jeden Stücks als „zusammenhängendes Ganzes“ entstehen zu lassen. Danach vertieft sie das Resultat allein entweder daheim, wo sie aber nur ein elektronisches Klavier zur Verfügung hat, oder in einer nahe gelegenen Musikschule bzw. Schwabinger Wohnung einer befreundeten Dame, die ihr netterweise ihre Flügel zur Verfügung stellt. Sich mit dieser umständlichen Situation zu arrangieren, fällt Ottavia Maria Maceratini nicht schwer. „Ein Steinway spielt fast von selbst“, erklärt sie erstaunlich anspruchslos. „Eine viel größere Mühe und Kunst ist es, ein schlechtes Instrument zum Klingen zu bringen.“ Zum Beispiel bei Auftritten im Rahmen des Projektes „Live Music Now“, das basierend auf einer Idee von Yehudi Menuhin unter anderem in Krankenhäusern oder Gefängnissen Klassik zu Menschen bringt, die aufgrund ihrer Lebensumstände nicht in Konzerte gehen können. Oder bei Unterrichtsstunden, die sie anderen aufstrebenden Pianisten gibt. Auf diese Einkommensquelle ist sie finanziell neben wechselnden Stipendien, Honoraren für Konzertauftritte an der Seite von Gidon Kremer oder Steven Isserlis, oder Anfang Juli 2012 mit dem Münchener Kammerorchester beim Kreuther Oleg Kagan Musikfest und Verkaufserlösen ihrer ersten beiden CDs, denen im Jahr 2013 eine dritte folgen soll, noch angewiesen. Glaubt man Kritikern, die nach dem Anhören der „One Cut“-CD „nicht den geringsten Zweifel“ haben, „dass sie das Zeug hat, eine der großen Legenden der nächsten Jahrzehnte zu werden“, könnte sich das bald ändern. Bei Aldilà Records verwie klingt die CD? folgt sie ihre eigene Vision. Was Auf ihrer neuen CD „untitled“ widmet nun, wenn das eine oder andere sich Ottavia Maria Maceratini einer KlaMajor Label anklopft? Das hängt viersonate, den „Etudes symphoniques“ ganz von dem jeweiligen Prosowie den „Faschingsschwank aus Wien“ jekt ab. Und davon, wie dieses von Robert Schumann. Als Kontrast damit ihrer Ausrichtung übereinzu zwei Vogelminiaturen von Rameau und stimmt, orientiert sich ihr ChaRavel. Ergebnis ist ein puristisches Pianorakter-Ideal doch an einem Bild Vergnügen, das Seelenlandvon Laotse: Wie ein Bambus bei schaften von Schmerz bis Bedarf flexibel nachzugeben, aber Freude offen legt. trotzdem immer wieder in seine Ursprungsposition zurück zu Ottavia Maria Maceratini: „untitled“ (Aldilà Records) kehren. n

DVD: 101643 Blu-Ray: 108058 „La Fura dels Baus‘ Le Grand Macabre ist eine spektakuläre surrealistische Farce in einer Fantasy-Welt, die dem modernen Leben ins Gesicht lacht.“ www.schott-music.com Die katalanische Theatergruppe macht Ligetis “Anti-Anti-Oper” mit großem Aufwand zu einem wundersamen Kunstwerk.

Neuheiten von ARTHAUS-MUSIK Faszinierende Dokumentation mit zahlreichen Interviews. Künstler und Zeitzeugen wie Helmut Schmidt, Peter Schreier, Kurt Masur oder Walter Felsenstein berichten über eine musikalische Welt zwischen totalitärem Regime und künstlerischem Anspruch. DVD: 101664

NEU

ZU CELIBIDACHES 100. GEBURTSTAG: Sergiu Celibidache begeisterte das Münchner Publikum mit inspirierten Interpretationen der Sinfonien Bruckners. Einer der größten Dirigenten des vergangenen Jahrhunderts in seltenen Live-Mitschnitten Bruckner Sinfonie Nr. 4 DVD: 101645

Bruckner Sinfonie Nr. 5 DVD: 101639

Im Vertrieb der NAXOS DEUTSCHLAND GmbH

www.arthaus-musik.de 17


p e r s o n a l i e n

Z u b in Mehta Er ist einer der weltweit berühmten und angesehensten Dirigenten – Zubin Mehta. Viele Ehrungen sind dem in Indien geborenen Dirigenten schon zuteil geworden. Jetzt kam eine weitere, bedeutende Auszeichnung hinzu: das Große Bundesverdienstkreuz. Am 22. Juli überreichte der deutsche Botschafter in Indien, Michael Steiner, in dessen Residenz in Neu Dehli Zubin Mehta das Große Bundesverdienstkreuz. Gleich zweifach wurde er geehrt: für seine außerordentlichen Leistungen als Dirigent und für

seine Bemühungen zur Förderung der Beziehungen zwischen Indien und Deutschland durch die Musik. Zubin Mehta wurde 1936 in Bombay geboren. Sein Debüt als Operndirigent machte er mit Tosca in Montreal 1963. Seitdem war er Dirigent unter anderem an der Metropolitan Opera New York, Wiener Staatsoper, Covent Garden, Scala in Mailand sowie bei den Salzburger Festspielen und dirigierte bereits viermal das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.

C amero n C arp ent er Schrille Klamotten, mit Klebeband fixierte Schuhe, leere Programmzettel und Finger, schneller als die Polizei erlaubt. Mit diesen Worten kann nur einer gemeint sein: Jungstar-Organist Cameron Carpenter. Er polarisiert, keine Frage. Kritiker werfen ihm vor,

er zolle der Königin der Instrumente nicht genügend Respekt. Jetzt zeichnete die Jury des Leonard Bernstein Awards 2012 des Schleswig-Holstein Musikfestivals den USamerikanischen Orgelvirtuosen mit dem 10.000 Euro dotierten Nachwuchspreis aus. Cameron Carpenter wurde 1981 in Pennsylvania geboren und spielte bereits mit elf Jahren das gesamte Wohltemperierte Klavier von Johann Sebastian Bach.

A nd ri s N el so n s Andris Nelsons, Leiter des City of Birmingham Symphony Orchestra (CBSO), bleibt in Birmingham. Der lettische Dirigent soll bis zum Ende der Spielzeit 2014/15 musikalischer Leiter des CBSO bleiben. Andris Nelsons übernahm die musikalische Leitung des CBSO 2008 und spielte mit dem Orchester unter anderem Tschaikowskys 5. Symphonie für das Label Orfeo International ein, für das sie den Preis der Deutsche Schallplattenkritik erhielten.

Mih aela Ur suleasa

Karl - heinz Kämmerl ing

U l rik e H essl e r

Man fand sie tot in ihrer Wiener Wohnung, Mihaela Ursuleasa. Die erst 33-jährige rumänische Pianistin starb am 2. August plötzlich und unerwartet. Laut Gerichtsmedizin starb sie an einer Gehirnblutung. Ursuleasa wurde 1978 im siebenbürgischen Brasov (Kronstadt) als Tochter eines RomaMusikers geboren. Bereits im Alter von fünf Jahren begann sie Klavier zu spielen

„Strom!“, rief Karl-Heinz Kämmerling oft, wenn er unterrichtete. Diese zentrale Vokabel führt tief hinein in seine Klang-Ästhetik. Der bedeutende Klavierpädagoge verlangte von seinen Schützlingen, dass jeder Ton von einem Gedanken-Strom, eben von sinnstiftenden Assoziationen und Gefühlen getragen ist. Ganze Generationen von Pianisten hat er geprägt: so etwa Lars Vogt, Ragna Schirmer, Alice Sara Ott, Igor Levit, Alexej Gorlatch und Konstanze Eickhorst. Am 14. Juni ist Kämmerling nach längerer Krankheit im Alter von 82 Jahren in Hannover, seinem Hauptwirkungsort gestorben. 1963 kam er als Professor an die dortige Musikhochschule, nachdem er seine eigene Solo-Karriere beendet hatte. Zugunsten des Unterrichtens, das ihn – wie er selbst sagte – „übermächtig“ angezogen hat. Kämmerling übernahm auch am Mozarteum in Salzburg eine Professur und in Zagreb eine Gastprofessur. Weltweit gab er Meisterkurse und engagierte sich besonders für die Frühförderung musikalisch hochbegabter Kinder. Der gebürtige Dessauer unterrichtete bis zuletzt. Ruhestand interessierte ihn DP nicht.

Die Intendantin der Dresdner Semperoper starb am 30. Juli im Alter von 57 Jahren. Ihr Tod kam völlig überraschend, obwohl bekannt war, dass sie an einer tückischen Krankheit litt. Vor zwei Jahren hat sie nach vielen Jahren in der Leitung der Bayerischen Staatsoper die Intendanz in Dresden übernommen. Mit Engagements jüngerer Regisseure und dem Aufbau eines jungen Sänger­ ensembles verlieh sie dem Dresdner Haus in kürzester Zeit ein neues Profil. „Wenn man mit Ulrike Hessler sprach, spürte man sofort das Interesse für das Genre, aber auch das Interesse am Gegenüber, an Plänen“, erklärt Bernd Loebe, Vorsitzender der deutschsprachigen Opernkonferenz.

und studierte am Konservatorium in Wien. 2010 wurde sie für Ihr Album „Piano & Forte“ mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet. Die Rumänin arbeitete unter anderem mit Dirigenten wie Daniele Gatti oder Paavo Järvi, spielte mit den großen Orchestern und widmete sich mit großer Leidenschaft der Kammermusik. Ursuleasa hinterlässt eine siebenjährige Tochter.

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Fotos: G. Luca Moggi/New Press Photo; Julia Wesely; Matthias Creutziger

G e s t o r b e n


hören & sehen

Solo

Anne Akiko Meyers

Schöner Nachtisch Anne Akiko Meyers hat nicht nur verführerische Augen, sie darf sich auch Besitzerin gleich zweier Stradivari-Geigen nennen. Und die lässt sie auf ihrem neuen Album „Air“ auch noch gleichzeitig erklingen. Den einen Solopart des Bachschen Doppelkonzerts hat sie in London, den anderen in New York aufgenommen. Ihr Ton ist auf beiden Instrumenten energetisch, am Vibratonektar nippt sie

ebenfalls hier wie da reichlich. Spätestens an den identisch verschliffenen Lagenwechseln im zweiten Satz aber erkennt der aufmerksame Hörer den kleinen Tonstudiobetrug. Selbst für einen geübten Magen eine satte Ladung Klangkalorien. MM

„Air“ The Bach Album: Anne Akiko Meyers, English Chamber Orchestra, Steven Mercurio (Membran) Track 9 auf der crescendo Abo-CD: „Largo ma non tanto“

Foto: Lisa-Marie Mazzucco

Die besten CDs & DVDs des Monats von Oper über Jazz bis Tanz Und: Chef-Rezensent Attila Csampai über seine persönlichen Favoriten (Seite 20)

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h ö r e n & s e h e n

Die wichtigsten CDs des Monats, ausgewählt von Attila Csampai

Träume, Erinnerungen, Obsessionen... Welche CDs der Meister der Rezension für den Herbst empfiehlt.

W

enn die Worte verblassen, beginnt das Reich der Musik, des klingenden Widerhalls unserer Seele, unserer Träume, unseres inneren, unergründlichen Universums. Hier in der wortlosen Gegenwelt der reinen Instrumentalmusik, im Schattenreich des reinen Gefühls, erleben wir den ganzen Zauber unserer Existenz, sind wir der Schöpfung am Nächsten, ahnen wir etwas von der höheren Ordnung des Universums: Darum spielen Engel die Instrumente. Diesmal also Musik ohne Worte, nach innen gerichtet, aber voller Gesang. GEORG FRIEDRICH HÄNDEL: „Handel’s Memories – Concerti grossi op. 6“ Eduardo López Banzo, Al Ayre Español (Challenge) Track 1 auf der crescendo Abo-CD: „I. Ouverture“ aus dem „Concerto grosso op. 6 Nr. 10 d-Moll“

„Händels Erinnerungen“ (Handel’s Memories) betitelt der 1961 in Saragossa geborene Barockspezialist und Cembalist Eduardo López Banzo seine Auswahl aus Händels Concerti grossi op. 6, und er betrachtet sie als instrumentale Quintessenz seines jahrzehntelangen Bühnenschaffens: Banzos 17-köpfiges Streicherensemble Al Ayre Español durchglüht diese Londoner Werke mit einem spanischen Feuer und einer mediterranen Gefühlsintensität, die mich an Goyas späte Arbeiten erinnern, sodass man über weite Strecken das Gefühl hat, diese hochdramatische, stolze, ganz und gar uncoole Musik hier zum ersten Mal zu hören. López Banzo und seine exzellenten Musiker entfachen mit unglaublicher Intensität vor allem die sinnlichen Urkräfte dieser Musik: So trocken-glutvoll, so dunkel-leidenschaftlich und zugleich so gebündelt modern klangen diese „Erinnerungen“, diese grandiose orchestrale Lebensrückschau noch nie und daran hat auch die haptisch-präsente Mehrkanalbühne des holländischen NorthstarAufnahmeteams seinen entscheidenden Anteil. FRANZ Schubert: „Konzertouvertüren, Symphonie Nr.5“ L’Orfeo Barockorchester, Michi Gaigg (dhm)

Dass der junge Schubert nicht nur ein genialischer und sehr fruchtbarer „Liederfürst“ war,

sondern er schon früh auch als Orchesterkomponist seinen eigenen Weg suchte, das belegen nicht nur seine ersten sechs Symphonien, sondern auch das gute Dutzend von Opern- und Konzertouvertüren, die er alle vor seiner großen sinfonischen Krise schuf. Trotzdem betreten Michi Gaigg und ihr Linzer L’Orfeo Barockorchester auf ihrem neuen Schubert-Album praktisch unbekanntes Terrain. Denn vier der fünf Konzert-Ouvertüren erklingen hier zum ersten Mal im „historisch orientierten“ Klang, also eher trocken und herb und deutlich abgehoben von aller biedermeierlichen Gemütlichkeit, und man wundert sich, warum diese großartigen Pretiosen so lange darben mussten. Die beiden Ouvertüren in D-Dur (D 556) oder e-Moll (D 648) strotzen geradezu vor innovativen Ideen. Die zeitgleich komponierte 5. Sinfonie, die vielleicht schönste Hommage Schuberts an Mozart, bildet den musikalischen Höhepunkt des ­extravaganten Programms. GUSTAV Mahler: „Symphonie Nr. 9“ Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Bernard Haitink (BR-Klassik)

Nur ein knappes Jahrhundert trennt Schubert, den ersten, von Mahler, dem letzten musikalischen Romantiker der Donaumonarchie. Seine Neunte, gilt seit ihrer postumen Uraufführung im Jahr 1912 als ein Manifest des Abschieds von der Welt. So dominieren auch in der riesigen Diskographie des Werks resignative bis sentimentale Lesarten, die Mahlers „Weltschmerz“ in den Mittelpunkt rücken. In einem Münchner Konzert im vergangenen Dezember hat Altmeister Bernhard Haitink mit den BR-Symphonikern alles falsche Pathos zurückgedrängt und den Blick „objektiv“ wieder auf das Werk gerichtet: Selten hat man den immensen Farbenreichtum und die polyphone Vielstimmigkeit dieses janusköpfigen Meisterwerks so sinnlich-auratisch, so versöhnlich und tiefempfunden, so souverän strömend und in schönsten Wohllaut gehüllt erleben können wie in dieser auch akustisch perfekten Stereoaufnahme. 55 Jahre Mahler-Erfahrung schärfen den Blick für das Wesentliche, und so begnügt sich der altersweise Magier mit der Rolle des souveränen Koordinators, während die exzellenten Musiker über sich hinauswachsen. Im Juli wurde die CD von einer Fachjury zur besten Mahler-Aufnahme des Jahres gekürt. www.crescendo.de

September / Ok tober 2012


Impressum Verlag

FRÉDÉRIC Chopin: „Etüden op. 10 & 25“ Hardy Rittner (MDG) Track 11 auf der crescendo Abo-CD: „Andantino f-Moll“ aus „Trois nouvelles études“

Zurück zu Chopin. Seit ihrem Erscheinen vor 180 Jahren gelten seine Etüdenzyklen op. 10 und op. 25 als Krönung der Gattung, und noch immer als Prüfsteine echter, von reiner Poesie und Leidenschaft durchtränkter Virtuosität. Dennoch degradieren sie viele Pianisten zu Showstücken donnernder Fingerakrobatik. Jetzt hat der junge deutsche Pianist Hardy Rittner auf einem Wiener Flügel von 1835 das zutiefst lyrische Wesen, das innere Drama und vor allem den unendlichen Farbenreichtum dieser genialischen Charakterstücke neu ausgeleuchtet. Schon zuvor hatte er sehr überzeugend in drei Brahms-Alben für die „Aktualität“ historischer Klangbilder geworben. Auch bei Chopin kombiniert er zeitgemäße, attackierende Tempi mit einer geradezu intimen, feinstofflichen Klangsensibilität und gewährt so ganz neue Einblicke in das raffinierte Innenleben dieser hoch leidenschaftlichen Seelenporträts. Man versteht jetzt, warum Chopin den ersten Zyklus Franz Liszt, den zweiten aber seiner Lebensgefährtin Marie d’Agoult widmete. SERGEI Rachmaninow: „Moments musicaux“ Xiayin Wang (Chandos)

Eine Shanghai-Chinesin erobert New York: Mit virtuosen Jazz-Paraphrasen hatte Xiayin Wang zuletzt für Aufsehen gesorgt. Jetzt hat die seit 15 Jahren in den Staaten lebende Pianistin ihr erstes Rachmaninow-Album veröffentlicht und brilliert da wieder mit einer technischen Bravour und Mühelosigkeit, die den lyrischen Kern, die innere Gesangslinie dieser hochvirtuosen Miniaturen (op. 16 und op. 33) hervortreten lassen. Höhepunkt des Albums sind die späten „Corelli-Variationen“ op. 42. Auch hier scheut Wang jede demonstrative Akrobatik, sondern kombiniert Intuition mit Logik, Energie mit Eleganz, Klarheit mit Magie. So modelliert sie die hohe kompositorische Qualität und den archaischen Ernst dieses unterschätzten Meisterwerks suggestiv heraus: Dieses Album macht süchtig. ANDERSON & ROE PIANO DUO: „When words fade“ Anderson & Roe (Steinway & Sons) Track 12 auf der crescendo Abo-CD: „Carmen Fantasy“ von Georges Bizet

Noch größere Suchtgefahr verbreitet das junge amerikanische Klavierduo Anderson & Roe auf seinem zweiten, mit einer extravaganten Auswahl von „Night songs“ bestücktem Album (Titel: “when words fade“). Die beiden „You- Tube Stars“ gehen da völlig neue Wege und unternehmen eine abenteuerliche Reise durch drei Jahrhunderte des Nachtgesangs von Vivaldi und Mozart über Schuberts „Erlkönig“ und Schumanns „Mondnacht“ bis zu Michael Jacksons „Billie Jean“ und Radioheads „Paranoid Android“. Ihre hochvirtuosen und dann auch wieder psychedelisch-träumerischen Klavierparaphrasen haben nichts zu tun mit billigem Crossover: Es sind vielmehr hochsensible, geradezu magische instrumentale Meditationen, suggestive Metamorphosen dieser Vokalstücke für vier Hände, die immer den emotionalen Kern treffen und jeden auf Anhieb verzaubern. Elisabeth Joy Roe und Greg Anderson sind das neue kreative Traumpaar des vierhändigen Klavierspiels.

Port Media GmbH, Senefelderstraße 14, 80336 München Telefon: +49-(0)89-741509-0, Fax: -11 info@crescendo.de, www.crescendo.de Port Media ist Mitglied im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger und im AKS Arbeitskreis Kultursponsoring

Herausgeber Winfried Hanuschik | hanuschik@crescendo.de

Geschäftsführung Winfried Hanuschik | hanuschik@crescendo.de Hans-Jürgen Kuntze | kuntze@crescendo.de

Verlagsleitung Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de

Chefredakteur Robert Kittel (RK, verantwortlich)

REdaktion Anna Novák (AN); Jasmin Braun (JB)

Art director Stefan Steitz

Autoren Tobias Haberl, Teresa Pieschacón ­Raphael, Christoph Schlüren (CS)

Kolumnisten Pascal Morché, Attila Csampai (AC), Daniel Hope, John Axelrod

Mitarbeiter dieser Ausgabe Martin Morgenstern (MM), Antoinette Schmelter de Escobar (SDE), Angelika Rahm (AR), Uwe Schneider (US), Malve Gradinger (GRA), Stefanie Paul, Götz Bühler (GB), Klaus Härtel (HÄ), Dagmar Penzlin (DG), Anna Hermann (AH), Holger Wemhoff (HW), Carla Neumann & Bob Coat.

Projektleitung plus regional Liselotte Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de

Verlagsrepräsentanten Tonträger: Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de Kulturbetriebe: L. Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de Hifi & Marke: Heinz Mannsdorff | mannsdorff@crescendo.de Marke: Dirk Struwe | d.struwe@crescendo.de Verlage: Hans-Peter Reiter | reiter@crescendo.de

Auftragsmanagement Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de Anna Hermann | hermann@crescendo.de

Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 15 vom 01.09.2011

Druck Westermann Druck Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig

Erscheinungsweise crescendo ist im Zeitschriftenhandel, bei Opern- und Konzert­häusern, im Kartenvorkauf und im Hifi- und Tonträgerhandel erhältlich. Copyright für alle Bei­träge bei Port Media GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen.

Abonnement Das crescendo premium-Abo umfasst sieben Ausgaben, inklusive­„crescendo Festspiel-Guide“ und zusätzlich sechs exklusive heftbegleitende premium-CDs und kostet 49,90 EUR pro Jahr inkl. MwSt. und Versand (Stand: 1.1.2011) Versand ins Europ. Ausland: zzgl. EUR 3,- je Ausgabe Bank-/Portospesen Zahlung per Rechnung: zzgl. EUR 5,- Bearbeitungsgebühr. Kündigung: nach Ablauf des ersten Bezugsjahres, jederzeit fristlos. Abo-Service crescendo, Postfach 13 63, 82034 Deisenhofen Telefon: +49-89-8585-3548, Fax: -362452, abo@crescendo.de Verbreitete Auflage: 70.080 (laut IVW-Meldung 2/2012) ISSN: 1436-5529 geprüfte Auflage

Beilagenhinweis: Diese Ausgabe enthält (Teil-)Beilagen von CLASS, RSD Reise Service Deutschland GmbH, Zeit Kunstverlag GmbH & Co. KG, Berliner Philharmoniker.

Das nächste crescendo erscheint Am 19.10.2012

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Foto: Joerg Strehlau/Sony Classical

h ö r e n & s e h e n

Simone Kermes

Dramatische Ohnmacht Wieder lässt uns Simone Kermes nach Anhören ihrer neuen CD „Dramma“ nahezu ohnmächtig zurück. Ohnmächtig, weil man meint, so etwas noch nie gehört zu haben, weil man geradezu überwältigt und erschüttert ist – von einer Stimme, die nicht nur technisch das Äußerste gibt. Simone Kermes nimmt den Titel „Dramma“ beim Wort und entäußert sich geradezu, überlässt sich, opfert sich den Rollen der großen Barockkomponisten, die heutzutage zwar kaum noch ein Mensch kennt, die aber den größten Kastraten ihrer Zeit die Arien auf den Leib geschrieben haben.

Carel Kraayenhof

Zu Tränen gerührt

„Dramma“: Simone Kermes, La Magnifica Comunitá, Isabella Longo (Sony Classical)

Solo

Tango und Argentinien. Das ist eine Verbindung, die einleuchtet. Aber Tango und Holland? Carel Kraayenhof, der Bandoneon-Autodidakt, bringt dennoch beides zusammen. Der 1958 geborene Oranjer intoniert die südamerikanische Sehnsuchtsmusik mit so viel Inbrunst, dass seine Interpretation von Piazzollas „Adiós Nonino“ Prinzessin Máxima bei ihrer Hochzeit mit Prinz Willem-Alexander zu Tränen rührte. Auf seiner CD „Tango Royal“ (Pentatone) darf dieser Klassiker deshalb nicht fehlen. Außerdem hat Kraayenhof drei weitere Stücke des argentinischen Star-Komponisten eingespielt, die er mit eigenen Werken sowie einem von Roberto D. Alvarez kombiniert. Besonderheit des melancholischbeschwingten Albums ist „Aconcagua“: Piazzollas Versuch eines Konzerts in klassischer Manier mit drei abwechslungsreichen Sätzen von Allegro über Moderato bis Presto. SdE

„Tango Royal“: Carel Kraayenhof, Sexteto Canyenque, Concertgebouw Chamber Orchestra, Netherlands Chamber Choir, Ed Spanjaard (Pentatone) 22

Die meisten dieser Arien hat man Hunderte von Jahren nicht mehr gehört, sieben Tracks sind sogar zum allerersten Mal überhaupt aufgenommen worden. Diese Arien haben darauf gewartet, von Simone Kermes wiederentdeckt und gelebt zu werden. Da sind Koloraturen und hochvirtuose Verzierungen nie Selbstzweck, nie bloßes Schaustück, sondern sie verdeutlichen Schmerz, Wut und Triumph. HW

Elina Garan ča

Romantisch

Die Garanča ist wieder da! Und nach ihrer Babypause im vergangenen Jahr ist die 35-jährige lettische Mezzosopranistin schöner als je zuvor. In doppelter Hinsicht. Nachdem sich davon bereits Opern- und Konzertbesucher überzeugen konnten, kommen nun auch die CD-Käufer in den Genuss von Elina Garanča. Mit „Romantique“ legt sie nun ihren neuen Tonträger vor. Das Programm der neuen CD ist eine Sammlung französischer romantischer Arien und Szenen des 19. Jahrhunderts (plus Ausflügen ins russische und italienische Repertoire). Camille Saint-Saëns, Charles Gounod, Pjotr Tschaikowski, Nicola Vaccai, Hector Berlioz und Édouard Lalo – große Komponisten großer Werke. Und von Elina Garanča großartig interpretiert. Ihre Stimme ist runder und voller als zuvor, kräftig, expressiv, geradezu „sophisticated“, wie der Engländer loben würde. Ja, einfach schön! HÄ

„Romantique“: Elina Garanča, Teatro Comunale di Bologna ­Orchestra, Yves Abel (DG) www.crescendo.de

September / Ok tober 2012


Tanz

NG AGU RTR AUM E B EOÜ CHENR VID MIT EN KIR D IN

Maguy Marin

Intensive Ausdruckskraft Prokofjews 1945 vom Moskauer Bolschoi uraufgeführtes und unzählige Male neuinszeniertes „Cinderella“-Ballett einmal total anders – das ist Maguy Marins Version. Sie erzählt immer noch in allen Etappen die Geschichte des von Stiefmutter und -schwestern herzlos behandelten Mädchens, das seinen Prinzen findet. Aber sie bringt hier ihre breite Erfahrung ein aus klassischer Ausbildung, der theatralen Ballettmoderne ihres Mentors Maurice Béjart und ihrer Karriere als führende Choreographin der Nouvelle Danse FranÇaise. Deren Losung war: Experimentieren. Und so ließ Marin 1985 ihre Tänzer mit Masken und in – oft sehr dick – wattierten Kostümen tanzen. Mit dem verblüffend wunderbaren Effekt, dass die puppig starren Gesichter und die schlank-steifen wie die dick-plumpen Körper die Figuren einerseits märchengerecht von uns wegrücken. In Verbindung mit Marins ausgefeilter, Alltagsgesten integrierender Tanzsprache gewinnen sie andererseits intensive Ausdruckskraft. Exzellent: Ballett und Orchester der Opéra National de Lyon in dieser Aufzeichnung von 1989. GRA

Maguy Marin: „Cinderella“ Ballet and Orchestra of the Lyon National Opera (DVD, Arthaus) Roland Petit

Internationales Orgelfestival in St. Michael Fr. 05.10.2012 20:00 Uhr - 5 €

„BAROCKE TROMPETENKUNST“ Gábor Tarkövi, Solotrompeter der Berliner Philharmoniker Peter Kofler, Orgel

So. 07.10.2012 16:00 Uhr - 10 €

ORGELKONZERT Jean Guillou, Paris

Mi. 10.10.2012 20:00 Uhr - 5 €

ORGELKONZERT Prof. Klemens Schnorr, Freiburg

Fr. 12.10.2012 20:00 Uhr

VORTRAG (Michaelssaal, Maxburgstraße 1) „Liturgiereform und Kirchenmusik“ Prof. Dr. Hans Maier

So. 14.10.2012 16:00 Uhr - 5 €

ORGELKONZERT Willibald Guggenmos, St. Gallen

Mi. 17.10.2012 20:00 Uhr - 5 €

„GESANG UND ORGEL“ Klaus Mertens, Bass-Bariton Peter Kofler, Orgel

Fr. 19.10.2012 20:00 Uhr - 5 €

ORGELKONZERT Frédéric Blanc, Paris

Stilistisch vielfarbig Der große Roland Petit (1924-2011), Zögling der Ballettschule der Pariser Oper, hat schon als 21-jähriger selbstständiger Compagnie-Chef die Ballettklassik mit Elementen aus Gesellschaftstanz, Artistik und späterhin auch aus der Popszene und aus Revue aufgemischt. Ein Genre, das er für Hollywood, für‘s Fernsehen und sein Casino de Paris (von 1970-75) meisterlich bediente. Dieser stilistisch vielfarbige Stil kommt in Petits „La Chauve-Souris“ (1980), seiner Version von Johann Strauß‘ Operette „Die Fledermaus“, voll zur Geltung: In der verändert-verschlankten Handlung spioniert Bella – bei Strauß Rosalinde Eisenstein – ihrem nächtens als Fledermaus entschwebenden Gatten auf seinen Vergnügungsstreifzügen nach. Was bei den üppigen straußschen Melodien für Petit zum Anlass wird für theatrale Komik, erotisch aufgeladene Pas de deux, lässige Eleganz auf Spitze und schmissige Revueszenen. Das Ballett der Mailänder Scala und die exquisiten Scala-Stars Alessandra Ferri und Massimo Murro haben sich 2003, wie diese DVD bezeugt, ganz auf diesen Petit eingestellt. GRA

Roland Petit: „La Chauve-souris“ Orchestra and Ballet of the Teatro alla Scala (DVD, Arthaus)

Neue Welten

Eckart Runge & Jacques Ammon

Gänsehaut und Romantik

Bewusst nimmt man sie selten wahr. Dennoch spielt sie bei jedem Kinobesuch oder Abend vor dem Fernseher eine tragende Rolle: Filmmusik, die Bilder unterstreicht oder sogar verstärkt. Als Hommage an ihre„Vielfalt“, „Suggestionskraft“ und „künstlerische Eigenständigkeit“ haben Eckart Runge und Jacques Ammon ein Album namens „Cellocinema“ eingespielt. In einem kammermusikalischen Dialog zwischen Cello und Klavier versucht das Duo, mit ihm, „jene verflogenen Bilder (...) nochmals vor unser inneres Auge herbeizuzaubern“, die uns „in Angst und Schrecken versetzten oder uns mit den Tränen kämpfen ließen“. Obwohl dabei nur zwei Instrumente zum Einsatz kommen, ist die Klang- und Ausdrucksfülle der insgesamt 20 Stücke erstaunlich groß – egal ob Duschszene aus Hitchcocks Gänsehaut-Klassiker „Psycho“ oder zartschmelzende Charlie Chaplin-Kompositionen für „Modern Times“. SdE

Schirmherrschaft: Prof. Dr. Hans Maier Weitere Informationen über die Künstler, Karten und das Konzertprogramm finden Sie im Internet unter www.muenchner-orgelherbst.de

Wir danken unseren Sponsoren für die großzügige Unterstützung.

www.kk-druck.de

„Cellocinema“: Eckart Runge, Jacques Ammon (Genuin) 23

Jesuitenkirche St. Michael Neuhauser Straße 6 (Fußgängerzone) | 80331 München


ia l -l ES ER SP EC CR ES CE N D O en* p.P. BordguthaB € g! Binenzuschla kein einzelka

150,–

Cassandra Wilson, Fabrizio Sotti

Jazz

Anders und doch ähnlich Vom Great American Songbook über Rock- und Popmusik der 60er Jahre, von einer Hommage an Miles Davis bis hin zum ECHO 2012 als Jazzsängerin des Jahres: Jetzt erfindet sich Cassandra Wilson aus Mississippi, tief dem Blues ihrer Heimat verhaftet, neu. Mit dem italienischen Gitarristen Fabrizio Sotti vereinigt sie die USA und Europa musikalisch. Das einzige Lied, das nicht aus ihrer oder Sottis Feder stammt, ist der neapolitanische Klassiker „O Sole mio“. Auf dieser Platte „Another Country“ spielt Cassandra Wilson ihre Fähigkeiten als großartige Singer/Songwriterin aus. Es ist eine hundertprozentige Änderung: andere Musiker, anderer Stil, andere Themen. Was bleibt ist die wundervolle Stimme von Cassandra Wilson, der man gerne in „Another Country“ folgt. AH

„Another Country“ Cassandra Wilson, Fabrizio Sotti (Membran)

Reisen in den höchsten tönen  ein schiff als KonzeRthaus

Diana Krall

Wie immer hauchzart

415 PiRäus  lissabon

09.10.22.10.2012

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ine außergewöhnliche Reise erwartet Sie, wenn die DEUTSCHLAND den Hafen von Piräus verlässt und an Deck mit Musik und guter Laune ein erstes Glas Champagner kredenzt wird. Während es in Deutschland schon herbstlich kühl ist, genießen Sie im Mittelmeer noch sommerliche Temperaturen. Der Weltkasse-Pianist und Dirigent Justus Frantz wird Sie zusammen mit der Philharmonie der Nationen auf dieser herrlichen Kreuzfahrt begleiten. Exklusiv für Gäste der DEUTSCHLAND, ein Konzert im Teatru Manoel in Valletta/Malta. inkl. Flüge ab/an Deutschland

14 Tage, 2-BeTT-kaBine pro person aB €

3.895,–

*Gültig für Neubuchungen, nicht mit anderen Specials kombinierbar.

ich bin an dieser und weiteren Kreuzfahrten mit Ms deutschland interessiert und möchte gerne ausführliche informationen erhalten. name/Vorname Plz/ort

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straße/nr.

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telefon/e-Mail

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bitte diesen couPon ausschneiden und einsenden an:

Hatte man bei ihren letzten Alben eher das Gefühl, die kanadische Jazzpianistin und Sängerin Diana Krall würde betont sanft auf ihren Rockergatten reagieren, so bietet sie diesem Elvis Costello auf ihrem neuen Album Paroli. Wie ein rumpelnder und fauchender Frachtzug marschiert ihre neue alte Musik – hauptsächlich Proto-Pop aus den 20er und 30er Jahren, raubeinig von Americana-Fachmann T-Bone Burnett produziert und mit dessen Band plus Marc Ribot an der Gitarre und dem schon erwähnten Herrn Costello an Ukulele und anderen Saitenspirenzchen eingespielt. Dazu singt Diana Krall so hauchzart wie immer und so lässig wie nie. Weil man Balladen wie „Just Like A Butterfly That’s Caught In The Rain“ oder Blues-Bollwerke wie „There Ain’t No Sweet Man That’s Worth The Salt Of My Tears“ nur kennt, wenn man eine besonders große Schellackplattensammlung pflegt, wirkt diese Musik umso frischer und eigensinniger. Dieser kleine Befreiungsschlag aus dem goldenen Käfig des gepflegten Vocal-Jazz-Luxus ist eine gelungene Überraschung. GB

Diana Krall: „Glad Rag Doll“ (Verve)

Martin Tingvall

Sommer auf CD Ein neuer Tag – ein Neubeginn? Dieses wunderschöne und schamlos lyrische Soloalbum des Pianisten Martin Tingvall, sonst auch Leader des mehrfach mit dem Echo Jazz ausgezeichneten Tingvall Trios, ist mehr als das. Hinter dem schwarzweißen Cover auf dem Tingvall mit den Händen in den Hosentaschen durch einen Birkenwald spaziert blühen vierzehn Melodiepflänzchen, musikalische Kurzgeschichten zwischen Bill Evans, Edvard Grieg und Volkslied. Detailgenau und mit dem Gehör fürs Wesentliche erzählen sie die Geschichte eines gewöhnlich ereignisreichen Tages, von der Sternschnuppe am Anfang bis zum Sternbild des Großen Wagens. Es sind präzise, klar komponierte und mit feinem Anschlag interpretierte Kleinode, meist melancholisch und grundberuhigt, etwa im Schlaflied „när barnen sover“ (when the children are sleeping). So wie sie dieser große Melodiker ganz allein am Piano erzählt, werden sie nicht nur persönlich sondern auch allgemeingültig, der ideale Soundtrack für einen schönen Tag – ein bisschen wie Sommer auf CD. GB

Martin Tingvall: „En ny dag“ (Skip Records) Reederei Peter Deilmann GmbH am holm 25 • 23730 neustadt in holstein • tel. (04561) 396-0 fax (04561) 82 07 • info@deilmann.de • stichwort: crescendo beratung und buchung auch in ihrem Reisebüro.

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www.crescendo.de

September / Ok tober 2012


h ö r e n & s e h e n

Film Woody Allen im Film „To Rome With Love“.

Woody Allen

Oper unter der Dusche

Foto: TOBIS Film

Nachdem Woody Allen im vergangenen Jahr seine Protagonisten noch um Mitternacht durch Paris wandeln ließ, verlegt der Regisseur seine wiederum episodisch erzählte neue Sommerkomödie nun nach Bella Italia, in die Hauptstadt des italienischen „amore“: nach Rom. Hier spielt Allen mit allerhand Italo-Klischees und Lust auf Ferien machenden Bildern, würzt diese mit teils abstrusem Humor und kredenzt ein sommerlichheiteres Filmvergnügen. Das Highlight für Klassikfans: Tenor Fabio Armiliato in der Rolle des italienischen Bestatters, der von Woody Allen beim Singen unter der Dusche entdeckt wird. Ein Ausnahmetalent, das im Film gleich ansprechend vermarktet werden soll – nur dass das „Nessun Dorma“ dann in den Hallen der Plattenfirma gar nicht mehr so gut klingt wie im halligen Bad. Die Lösung ist so einfach wie skurril: Dann muss der Sänger eben in der Dusche auf die Bühnen dieser Welt! Irrsinnig komisch – besonders für Klassikliebhaber. AN

Woody Allen: „To Rome With Love“ (deutschlandweit im Kino)

Christopher Nupen

William Shakespeare

„Jacqueline du Pré in Portrait“

Shakespeares „Henry VIII“

Wer dem Mythos Jacqueline du Pré nachspüren will, kann das bestens mit Christopher Nupen, dem Spezialisten für Dokumentarfilme über Musiker und Komponisten. Seine DVD bietet zwei wiederveröffentlichte und neu kommentierte Filme: die Aufzeichnung von Beethovens „Geistertrio“ vom Mai 1970 mit Daniel Barenboim, Pinchas Zukerman und Jacqueline du Pré sowie ein Porträt der legendären britischen Cellistin. Die überwiegend aus den 1960er Jahren stammenden Aufnahmen des Filmporträts beleuchten den Beginn ihrer kometenhaften Karriere, die durch Multiple Sklerose im Alter von nur 28 Jahren beendet wurde. Ob privat oder beim Musizieren (der Mitschnitt von Elgars Cellokonzert ist Teil des Films), Nupen rückt die Ausnahmekünstlerin ganz nahe an den Betrachter und lässt sie ebenso ausführlich erzählen wie ihren Ehemann Daniel Barenboim, ihren Lehrer William Pleeth und den Dirigenten John Barbirolli. AR

Queen Elizabeth II. ließ sich bei ihrer Krönung 1953 als Festspiel Shakespeares „Henry VIII“ aufführen. Ein patriotisch-höfisches Historiendrama, das den Zeitabschnitt zwischen 1520 und 1544 thematisiert – die Scheidung Heinrichs VIII. von seiner ersten Frau Katharina sowie die Vermählung mit Anne Boleyn – und mit der Taufe der späteren Queen Elizabeth I. endet. Die Uraufführung des Stücks fand 1613 im Londoner Globe Theatre statt, wo Shakespeare als Mitbegründer, Mitbesitzer, Hausdichter und Schauspieler fungierte. Wer sich ein Bild machen will von der ganz speziellen Architektur des Theaterbaus und seinem Zuschauerraum mit Stehparterre und Logen, wer dabei sein will, wenn auf der kulissenlosen Shakespeare-Bühne mit wenigen Requisiten und prächtigen Renaissancekostümen Theater entsteht, der sollte unbedingt mit dieser Inszenierung des (rekonsturierten) Globe Theatres auf Zeitreise gehen. AR

Christopher Nupen: „Jacqueline du Pré in Portrait“ (DVD, Allegro Film)

William Shakespeare: „Henry VIII“ Globe Theatre (DVD, Opus Arte)

Christian Gerhaher & Gerold Huber

Lied

„Ferne Geliebte“

Als Glücksfall in Idee und Ausführung darf das der „fernen Geliebten“ gewidmete Album des Lied-Duos Christian Gerhaher und Gerold Huber gefeiert werden. Es kombiniert zwei der wichtigsten Liederzyklen der Moderne, Schönbergs „Buch der hängenden Gärten“ und Alban Bergs „Fünf Orchesterlieder nach Ansichtskarten von Peter Altenberg“ mit Beethovens „An die ferne Geliebte“, einem frühen Beispiel und zugleich Schlüsselwerk der Gattung Liederzyklus. Seine kostbare „Adelaide“ sowie drei Lieder von Joseph Haydn vervollständigen das Programm. Verblüffend zu hören, dass literarischer wie musikalischer Kontrast gleichzeitig Ergänzung sein kann. Und wenn, wie in diesem Fall, das Resultat so grandios stimmig, voll Ausdruck und Farben, dabei wunderbar unangestrengt, ja schlicht im Tonfall klingt, dann muss man sich der Sogwirkung ergeben und hingerissen diesem fesselnden (Musik-) Hörbuch lauschen. AR

„Ferne Geliebte“ Beethoven, Berg, Haydn, Schönberg: Christian Gerhaher, Gerold Huber (Sony Classical) 25


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Oper

W.A. Mozart, Don Giovanni

Mit Vollgas in die Hölle

Rolando Villazón mit Dirigent Yannick Nézet-Seguin.

Foto: Harald Hoffmann/DG

Mozarts „Don Giovanni“ ist eine schwarze Komödie, auch wenn der Titelheld am Ende zur Hölle fährt, und es ist, ohne Zweifel, die „Oper aller Opern“. Das weiss auch Dirigent Yannick NézetSeguin, der in dieser mit Topstars besetzten Neuproduktion den rasenden Lebenspuls des Frevlers beschwört und das exzellente Mahler Chamber Orchestra zu einem furiosen musikalischen Showdown antreibt. Ildebrando d’Arcangelo glänzt in der Titelpartie als rustikaler, durchaus gefährlicher Macho mit „schwarzem“ Bassprofil, während Luca Pisaroni als Leporello mit baritonaler Eleganz dagegen hält, Diana Damrau (Donna Anna) und Joyce DiDonato (Donna Elvira) glühen vor explosiver Leidenschaft, während Rolando Villazón den Don Ottavio mit Herzenswärme und lyrischer Noblesse ausstattet. Sie alle aber fügen sich zu einem faszinierend homogenen „Ensemble“. Nach drei Jahrzehnten spröden Historismus ist dies ein „Don Giovanni“, der endlich wieder die sinnlichen Urkräfte von Mozarts Musik freisetzt. AC

Wolfgang Amadeus Mozart: „Don Giovanni“ D’Arcangelo, Damrau, Villazón, DiDonato, Pisaroni, Erdmann, Kowaljow, Wolff, Mahler Chamber Orchestra, Yannick Nézet-Seguin (DG)

Bo Skovhus, Mariss Jansons

Eugen Onegin Über Stefan Herheims unterhaltsame, an Bildern und Ideen geradezu überbordende Amsterdamer Inszenierung von Tschaikowsky „Eugen Onegin“ kann man trefflich streiten. Etwa ob es Sinn macht, die Geschichte des verhinderten Liebespaares Tatjana und Onegin, ausgehend von der Schlussszene, als Rückblende zu erzählen und so der Protagonistin ihre Entwicklung vom naiv-träumerischen Landei zur pragmatisch-arrivierten Gesell-

Arianna Savall, Petter Udland Johansen

Auf Schwalbenflügeln

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky: „Eugen Onegin“ Bo Skovhus, Royal Concertgebouw Orchestra, Mariss Jansons (DVD, Opus Arte)

Alte Musik

Wir hören zuerst: Meeresrauschen. Harfenklänge sirren heran… und dann singen eine Frau und ein Mann auf katalanisch, in Terz- und Sextabstand die romantische Ballade vom Seemann, der sich ein Mädchen stiehlt und sich am Ende als Prinz zu erkennen gibt. Das alles könnte fürchterlich kitschig und anbiedernd sein, aber die CD „Hirundo Maris“ – eine Seeschwalbenart – ist keins von beidem. Wer sich mit den beiden Protagonisten Arianna Savall und Petter Udland Johansen auf die Liederreise von Katalanien nach Norwegen macht, trifft auf Trolle, sich kämmende Schönheiten, Meerjungfrauen. Sind das Kunstlieder, kunstvoll arrangierte Volkslieder, Folk Music, Folklore? Irgendeine Mischung, es ist doch völlig egal: der musikalische Weg ist das Ziel. Er führt durch duftende Olivenhaine, vorbei an Zimtbäumen, durch schäumende Gischt und warme Sommernächte. Eine CD zum Verlieben, eine Sommer-CD, eine Traum-CD. MM

„Hirundo Maris“: Arianna Savall, Petter Udland Johansen (ECM)

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schaftsdame zu verweigern. Unbestritten aber bleibt die bestechende musikalische Qualität des Mitschnitts vom Juni 2011, ausgehend vom Dirigenten Mariss Jansons. Wie er mit dem Concertgebouw ­Orchestra den Seelenkosmos der Figuren auslotet, rückhaltlos und trotzdem unsentimental die Emotionen auskostet, dabei stets die Balance zwischen Leidenschaft und Melancholie findet, das ist schlicht hinreißend. Und befeuert auch sein prachtvolles Sängerensemble zu überzeugenden Leistungen. AR

Camesina Quartet

Lustvolle Klassik

Mit Haydn, Mozart und Dittersdorf spielte er zusammen Streichquartett: Johann Baptist Vanhal, der zum Personal der Wiener Klassik gehört, heute aber in Vergessenheit geraten ist. Gut, dass das Berlin basierte Camesina Quartet sich da des schaffensfreudigen Komponisten annahm. Die drei auf historischen Instrumenten eingespielten Quartette sind Zeugnisse der Entwicklung eines „klassischen Stils“. Haydn hatte für die Gattung 1781 mit seinem op. 33 neue Bahnen bereitet, Mozart hatte reagiert. Vanhal, der als einer der ersten vom Erlös seiner Werke und vom Unterrichten leben konnte, gehört zu diesem Umfeld. Seine kurzweiligen, an Überraschungen reichen Quartette, mit virtuosen Anforderungen an die Interpreten, werden hier hörbar lustvoll musiziert. Wiener Klassik einmal von der unbekannten Seite. US

Johann Baptist Vanhal: “3 late string quartets“ Camesina Quartet (MMB) Track 3 auf der crescendo Abo-CD: „Allegro“ aus dem „Streichquartett in Es-Dur ‚Hoffmeister’ Nr. 2“

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September / Ok tober 2012


37.Fränkische Musiktage Alzenau 2012

h ö r e n & s e h e n

Alte Musik

Festival der Jungen · 19.10.–24.11.

Bäuml, Daniels, Capella de la Torre

Königliche Musik

Dass Heinrich VIII. nicht nur ein Ehefrauen verschleißender Renaissance-Herrscher war, äußerst gebildet war und den Wissenschaften und Künsten aufgeschlossen gegenüber stand, ist bekannt. Auch dass er selbst komponierte. Die neue CD der Capella de la Torre mit Bläsermusik des Mittelalters und der Renaissance, widmet sich diesem Thema. Musik aus dem Einflussbereich von Henry VIII. – Tänze, Lieder, geistlich und weltliche Musik – lassen ein farbiges Panorama höfischer Kunst und Geselligkeit, spiritueller Reflexion und volksliedhafter Affekte erstehen. Die reine Intonation der Bläser, der sanft pulsierende Fluss der Musik und die wandelfähige Stimme des charakteristischen Tenors von Charles Daniels entführen in eine klingende Renaissancelandschaft voller lautmalerischer Entdeckungen, klar strukturierter Formen und immer wieder erfreulich neuen Klangkombinationen. Ein klingendes Porträt einer Epoche an der Schwelle zur Neuzeit. US

„Harry Our King. Musik for King Henry VIII Tudor“: Capella de la Torre, Katharina Bäuml, Charles Daniels (Carpe Diem) Track 10 auf der crescendo Abo-CD: „Green groweth the holly“ Hess, Lotter, Birsak

Verspielt und intensiv Der Italiener Giovanni Benedetto Platti wirkte um die Mitte des 18. Jahrhunderts am Würzburger Hof, als Virtuose diverser Instrumente, Sänger und Komponist. Plattis Werke sind heute kaum bekannt, was auch an der Quellenlage, der sich in Privatbesitz befindlichen Kompositionsmanuskripte, liegen mag. Die Akademie für Alte Musik Berlin brachte 2008 eine vielbeachtete CD mit Werken Plattis heraus. Damals schon dabei der Barockcellist Sebastian Hess, der nach einer CD mit Cellosonaten erneut fünf Sonaten und zwei Ricercatas präsentiert. Gemeinsam mit Rüdiger Lotter (Violine) und Florian Birsak lässt er die sanglichen Kompositionen mit weitem Atem erblühen oder in den schnelleren Sätzen mit farbenreicher Artikulation intensiver werden. Platti klingt originell, gelegentlich verspielt und stets virtuos. Barocke Kammermusik vom Feinsten. US

Giovanni Benedetto Platti: „Sonatas für Violoncello, Violin & Basso continuo“ Sebastian Hess, Rüdiger Lotter, Florian Birsak (Oehms Classics) Track 5 auf der crescendo Abo-CD: „Siciliana“ aus der „Triosonate WD 689“ Iestyn Davis

Samtigsatte Höhe Das ist mal ein samtiges Timbre! Countertenor Iestyn Davis widmet dem Kastraten Gaetano Guadagni ein Arien-Album mit Werken von Händel, Hasse, Bach, Gluck und den etwas unbekannteren Briten John Christopher Smith und Thomas Arne, allesamt Repertoire, das Guadagni einst auf den Leib geschrieben – oder wenigstens umgeschrieben – war. Und auch Davis findet sich in dieser Musik wunderbar zurecht. Beweglich und fließend windet er sich durch die Koloraturen, lässt seine Stimme in den Counterhöhen aufleuchten, ohne nur im Geringsten schrill oder spitz zu klingen. Davis’ Samt-Tenor bereichert das stimmliche Farbspektrum der Counter-Szene um eine sattrote, spätsommerwarme Nuance. Das Orchester Arcangelo unter Jonathan Cohen ist dem Countertenor ein ebenso lebhafter wie fordernder Begleiter. Unbedingt anhören! AN

„Arias for Guadagni“: Iestyn Davies, Arcangelo, Jonathan Cohen (Hyperion) Track 2 auf der crescendo Abo-CD: „O Lord, whose mercies numberless“ aus: „Saul“

ELIN KoLEV

TEo GhEoRGhIu

BaRBaRa WuSSoW

LauRa RuIz FERRERES

aNNIKa GERhaRdS

Impuls Romantik

„Weit, weit aus ferner Zeit …“

Konzerthighlights Eröffnungskonzert Fr 19.10. – 20:00, Burg Alzenau Musik und Texte von Pergolesi, Beethoven, Schubert, Brentano, Dalberg u. a. Leibniz Trio · Silvia Hauer, Alt Horus Ensemble der Oper Frankfurt

Music Campus RheinMain Sa 03.11. – 20:00, Burg Alzenau Werke von Raff, Dvorˇák, Hiller Priya Mitchell, Violine Teilnehmer des Music Campus RheinMain So 04.11. – 20:00 Schlösschen Alz.-Michelbach Werke von Beethoven, Spohr, Brahms Laura Ruiz Ferreres, Klarinette Teilnehmer des Music Campus RheinMain So 18.11. – 16:00 Wallfahrtskirche Alz.-Kälberau Schubert: Lazarus Händel/Mendelssohn: Dettinger Te Deum Paul Schweinester, Tenor Andreas Früh, Tenor Maria Celeng, Sopran Süddeutscher Kammerchor Music Campus RheinMain Baroque Orchestra Leitung: Gerhard Jenemann

Via Brentano – Route der Romantik Sa 24.11. – 20:00 Schloss Alz.-Wasserlos Romantischer Salon – Geselligkeit und Mäzenatentum im Brentano- und von Arnimkreis Musik von Rossini, Hiller, Chopin, Liszt Wolfgang Bunzel, Referent Annika Gerhards, Sopran Pauliina Tukiainen, Klavier

Rising Stars Violinrecital So 28.10. – 20:00, Burg Alzenau Werke von Grieg, Franck, Ysaÿe u. a. Elin Kolev, Violine Milana Chernyavska, Klavier Klavierrecital Sa 17.11. – 20:00, Burg Alzenau Werke v. Beethoven, Skrjabin u. a. Teo Gheorghiu, Klavier Symphoniekonzert So 25.11. – 16:00 Wallfahrtskirche Alz.-Kälberau Werke von Weber, Brahms, Schubert Lea Birringer, Violine Hanna Lee, Viola Junge Philharmonie Frankfurt RheinMain Leitung: Gerhard Jenemann

Informationen: chorforum@t-online.de · www.fraenkische-musiktage.de Kartenverkauf: www.ticketonline.de · Frankfurt Ticket, Tel (069) 134 04 00, www.frankfurtticket.de · Verkehrsamt@alzenau.de, Tel.: 0 60 23/5 02-1 12


h ö r e n & s e h e n

Zum 100. Geburtstag von Sergiu Celibidache

Foto: Privatarchiv der Autorin C. Stefanescu

Mehr als ein „dirigentischer Glücksfall“ Am 11. Juli wäre Sergiu Celibidaierte, die sich von der Geschäftigkeit che 100 Jahre alt geworden, und des Musikbetriebs nicht aufsaugen so fanden (und finden) in diesem ließ und mit jeglicher Form alltägliJahr einige Festivals und Festkoncher Routine inkompatibel ist. zerte zu seinen Ehren statt, viele All dies belegen die jüngst veröffweitere DVDs sind bei Arthaus und entlichten Bruckner-DVDs (darunter EuroArts erschienen, Audite bringt endlich auch die Vierte und Fünfte noch in diesem Herbst eine RemasSymphonie) wieder in schlagender tering-Edition sämtlicher erhalteWeise, wie auch die beigegebenen nen Celibidache-Originalbänder Interviews. Celibidache war so viel Dirigent Sergiu Celibidache und seine Frau Ioana des ehemaligen Sender Freies Berlin mehr als ein „dirigentischer Glücks(heute RBB) heraus, und auch auf fall“. Den Akt des Musizierens hatte er dem Buchmarkt herrscht reges Treiben, so die herannahende Erst- begriffen als Weg der Befreiung: Der Mensch lässt sich einfangen ausgabe der phänomenologischen Notizbücher Celibidaches durch vom Reiz der Klänge; er geht durch den konfliktreichen Prozess der Patrick Lang in der Serie Celibidachiana des Wißner-Verlags. musikalischen Form – der im Musiker, im Hörer Gestalt annimmt, Eine bemerkenswerte und besonders charmante Neuveröffent- indem er es „bewusst geschehen lässt“; und er findet in der Translichung sind die späten Interviews, die Crisula Stefanescu in Paris zendenz der widersprechenden Elemente, in der Ergänzung ihrer mit Celibidaches Witwe, der Malerin Ioana Celibidache, führte: Verschiedenheit zu zusammenhängender Form, im Erleben des ‚Geheimnisse einer großen Liebe’ (erschienen bei Langen-Müller). „Endes im Anfang“, zu Freiheit. Gedanken, Emotionen, körperliche Im lockeren Gespräch offenbart sich ein Lebensweg, der bei aller Empfindungen sind nur die Oberfläche oder Außenseite dieses ProUnkompromittierbarkeit einen geradezu endlosen Raum für das zesses: die Reizelemente, die unser Nervensystem ködern, um überHeitere, Leichte, Großzügige gewährte. Für diejenigen, die Sergiu haupt zuhören zu wollen. In Wahrheit geht es um das Ausrichten der Celibidache nahestanden, ist hier ein erfreulich glaubwürdiges, durchtragenden Energie, um den sich mannigfaltig artikulierenden, ungeschminktes, humorvolles und teilweise auch lakonisch wesent- kontinuierlichen Spannungsbogen, um die transzendente Einheit liches anreißendes Bild entstanden. Und so des Anfangs im Ende. Was man in letzter Konsekann man diese lockere Lektüre all denen quenz nicht verstehen, sondern nur erleben kann. nur empfehlen, die auf wenig anspruchsvolle Christoph Schlüren Weise ein paar Streiflichter der Essenz der Crisula Stefanescu: „Sergiu & Ioana Celibidache. Lehre jenes Mannes mitnehmen wollen, der Geheimnisse einer großen Liebe“ (Langen-Müller) jenseits aller Moden, Trends und MittelmäAnton Bruckner: „Sinfonie Nr. 4“ und „Sinfonie Nr. 5“ (Arthaus) ßigkeiten eine bewusste Musizierkultur kre-

Dietrich Fischer-Dieskau

Hommage an das Lied

Bücher

„Begeben wir uns also auf ein fast schon wieder leeres Terrain, dem erst wieder zu einer Hörergemeinschaft der mitdenkenden und gefühlsoffenen Art verholfen werden muss.“ Mit diesen Worten über die Gattung Klavierlied schließt Fischer-Dieskau das Vorwort zu seinem postum erschienenen Buch „Das deutsche Klavierlied“. Eine geschichtliche und analytische Auseinandersetzung mit dieser Gattung aus Sicht eines Meissterinterpreten des Klavierlieds und nicht aus der üblichen Sicht eines Musikwissenschaftlers ist sehr erfrischend zu lesen. Man spürt die tiefe Zuneigung und Auseinandersetzung Fischer-Dieskaus mit dieser Gattung. Gerade die Textstellen seiner Interpretation aus Sicht eines außerordentlichen Sängers, machen dieses Buch so besonders. Noch vor seinem Tod am 18. Mai diesen Jahres konnte Fischer-Dieskau das Manus-kript seines letzten Werkes für den Druck autorisieren. Ein hervorragende Hommage an die Geschichte des Klavierlieds! JB

Dietrich Fischer-Dieskau: „Das deutsche Klavierlied“ (Berlin University Press) 28

Markus Thiel

Der Gruberova ganz nah

Was kann man alles in zehn Jahren über die „slowakische Nachtigall“ erfahren? Über die Frau mit der außergewöhnlichen Stimme? Der Musikjournalist Markus Thiel schrieb mit dem Buch „Der Gesang ist mein Geschenk“ eine Biographie der Ausnahmesängerin Edita Gruberova. Zehn Jahre lang begleitete der Musikjournalist die Koloratursopranistin, führte zahlreiche Interviews. Auch wenn einem das 90er-Jahre-Cover mit dem unvorteilhaften Konterfei der Gruberova nicht gerade entgegenstrahlt, einen Griff in den Bücherstapel ist das Buch auf jeden Fall wert. In den vielen Interview-Zitatpassagen fühlt man sich der Gruberova ganz nah. Und die „Intermezzi“ (Zwischenkapitel) mit Themen wie „Eine Frage der Technik“ oder „Wer bin ich?“, lassen einen in die Welt der Gruberova abseits der biographischen Faktenseiten eintauchen. Sehr gut also, dass Markus Thiel sich nicht von folgender Reaktion der Gruberova hat abschrecken lassen: „Ich wollte Sie nur anrufen, um Ihnen das auszureden.“ JB

Markus Thiel: „Edita Gruberova. Der Gesang ist mein Geschenk“ (Bärenreiter Henschel) www.crescendo.de

September / Ok tober 2012


Alte Musik

Kammermusik Christina Åstrand und Per Salo

Pleyel Quartett Köln

The Dublin Drag Orchestra

Herbstlich kühl

August who?

Exaltiert und Intim

Herbstlich kühl schleichen sich die Sonate für Violine und Klavier von Maurice Ravel und das „Poème mystique“ von Ernest Bloch in den Interpretationen des Kopenhagener Duos Christina Åstrand und Per Salo heran. Kluges Understatement ist die Stärke der Geigerin. Was steigen da nicht alles für Bilder in einem auf: windumtoste Klippen, kleine Fischerhütte, und die Åstrand mit Norwegerpullover steht mit einem heißen Kaffee und guckt den Wildgänsen nach... In der Tat ist der Studioproduktion eine aufwendig produzierte DVD beigelegt. Sie zeigt die Künstler vor klinisch ausgeleuchteter Kulisse beim Playback der eingespielten Werke. „Die Video­produktion ist genau auf die Werke abgestimmt,“ heißt es ein bisschen verschwurbelt im Beiheft; ein Playback bleibt es. Was bleibt vom Genuss, wenn man alle paar Augenblicke merkt, dass Bild und Ton nicht übereinanderpassen? Dann doch lieber Kopfkino. MM

August Klughardt wird 1847 in Köthen geboren, lässt sich in Dresden ausbilden, wird Musikdirektor am Weimarer Hoftheater. Liszt macht ihn zum Wagnerianer; 1876 reist Klughardt zu den ersten Bayreuther Festspielen, eifert dem Meister symphonisch nach. Seine Kammermusik indes ist fasslich, wohlproportioniert, kaum gibt es Überraschungen in den schematisch strukturierten acht-, sechzehn-, zweiunddreißigtaktigen Phrasen. Warum man Klughardt dennoch nicht vom Notenständer schubsen sollte? Das Pleyel Quartett macht es mit dieser exzellenten Einspielung eines Streichquartetts und eines Klavierquintetts (mit Tobias Koch) deutlich: auch in der zweiten Reihe flitzen die Klangfische munter durch die Harmonien, verbirgt sich so manche schwelgerische Sentenz. Gerade stillvergnügte Laienstreicher sollten August Klughardt eine Chance geben: Das ist allerbeste vom-BlattMusik zwischen Frühstück und Gänsebraten. MM

Extravagant sind die Fotos auf dem Cover und im Booklet des Debütalbums des Dublin Drag Orchestra. In historisierend schrillen und exaltierten Kostümen und Gesten mit einem guten Klecks zu viel aus dem Farbtopf präsentieren sich die Musiker. Auf den beiden halbvollen CDs dann englische Renaissancemusik von Dowland, Lawes und anderen sowie mexikanischer Vokalbarock, jeweils ergänzt um ein Stück unserer Gegenwart in entsprechendem Arrangement. Hier erst, in Hank Williams Country-Klassiker „Cold, cold Heart“ und einer Hommage an Frida Kahlo, findet das Andersartige der kraftvollen Fotos zu einer musikalischen Entsprechung. Der Rest ist tadellos musizierte Musik, ganz in der britischen Tradition Alter Musik, mit eher weichen Bindungen und schleichenden Übergängen, klangschön und intim. Doch manchmal, wenn sich Dissonanzen einschleichen, bricht das auf und man würde das Ganze auch gerne optisch erleben, als Show der Drag Queens. US

Ravel, Bloch, Janáček: „Violin Sonatas“ Christina Åstrand, Per Salo (Orchid Classics)

Deutsche Bahn_Anzeige Bahn 21.08.12 16:53 Seite 1

August Klughardt: „String Quartet op. 42, Piano Quintet op. 43“ Pleyel Quartett Köln, Tobias Koch (Avi) Track 7 auf der crescendo Abo-CD: „Adagio“ aus dem „Streichquartett F-Dur op. 42“

„Motion of the Heart“: The Dublin Drag Orchestra (Heresy) Track 8 auf der crescendo AboCD: „Hope of my heart“ von John Ward

Gut für die Umwelt. Bequem für Sie.

Fotos: Holger Badekow, Monika Rittershaus, Bernd Uhlig

In Kooperation mit der Deutschen Bahn bieten wir Ihnen das Veranstaltungsticket zu den Vorstellungen der Hamburgischen Staatsoper und zurück für nur 99,- Euro (2.Klasse) und 159,- Euro (1. Klasse) an. Das Angebot gilt für alle Veranstaltungen im Zeitraum vom 01. September bis 30. November 2012 in Verbindung mit einer Eintrittskarte. 3 Tage Vorkaufsfrist, mit Zugbindung, solange der Vorrat reicht.

Die Zauberflöte

Die kleine Meerjungfrau

Don Giovanni

Ariadne auf Naxos

Liliom

Mobilitätspartner

Information und Buchung unter www.staatsoper-hamburg.de


k o l u m n e

Hier schreibt pascal morché

Zwei Töne, eine Meinung Immer mehr Klangkörper und Opernhäuser sinnieren darüber, sich zusammen zu schließen. Das Feuilleton ist empört, unser Kolumnist nicht: Er plädiert sogar für die Fusion! Oh weh, der Ärger ist vorprogrammiert: Ich bin nämlich „für“ Fusionen! Ja, ich behaupte sogar, dass grundsätzlich gar nichts geht ohne sie. Wenn man das aber in einem Klassikmagazin schreibt, dann ist man nicht mehr wohl gelitten. Im Kulturbetrieb führt allein schon das Wort Fusion zur Konfusion. Aber zunächst eine Begriffserklärung: Fusion heißt Verschmelzung. Und man kann so ziemlich alles miteinander verschmelzen: Zunächst Menschen mit Menschen (juristisch abstrakt f­usioniert in der Ehe, konkret beim Sex) – Körper, Atome, Unternehmen... einfach alles ist fusionierbar und ohne diese Tatsache gäbe es kein Leben. Meist klappt die Fusion, das Verschmelzen, übrigens auch ganz gut. Selbst hohe Scheidungsquoten bestätigen nämlich nur die Regel, dass eben immer noch die meisten Ehen halten! Genau wie auch ThyssenKrupp, Hapag-Lloyd oder HackerPschorr beweisen, dass nicht jede Fusion so desaströs wie die von Daimler Chrysler enden muss. Aber: Warum wird fusioniert? Entweder, weil zwei sich lieben (das ist der Idealfall) oder weil zwei sich brauchen (das ist die Regel) – übrigens schliesst beides einander nicht aus. Fusioniert wird, wenn also (mindestens) zwei sich sagen: Gemeinsam sind wir stark, allein aber würde jeder für sich untergehen. So gesehen müssen durch eine Fusion entstandene Zweckgemeinschaften nicht per se etwas Schlechtes sein, beweisen sie doch vielmehr, dass die 30

Fusionspartner pragmatisch der Realität ins Auge sehen können und ihr Verschmelzen das Resultat von kühler Ratio und kluger Analyse ist. Wehe aber, wenn Ratio und Analyse sich Kulturinstitutionen wie Orchestern, Opernhäusern oder Theatern bemächtigen. Wehe, wenn Politiker angesichts ihrer verschuldeten Kommunen und erhöhten Sparauflagen sagen: Das Opernhaus oder Orchester der Stadt Posemuckel kostet eine Mörderkohle und spielt abends vor halbleerem Zuschauerraum. Und beim Opernhaus im nahen Dummsdorf an der Knatter kann man sich ebenfalls während der Vorstellung im Parkett querlegen. Also: Aus zwei mach eins! Fusionieren wir die beiden Institutionen; das ist erstens billiger und zweitens entsteht aus zwei schlecht frequentierten, dadurch (hoffentlich) ein gutbesuchtes Theater. Derzeit sind die kommunalen Kassen leer und sogar manche öffentlichrechtliche Rundfunkanstalt klamm und der ach so böse, böse F-Gedanke wird ganz oft gedacht. Jüngste Beispiele: Die Fusionspläne des SWR-Intendanten Peter Boudgoust für die beiden Klangkörper RadioSinfonieorchester Stuttgart und SWR Sinfonieorchester Baden-Badenund Freiburg. Oder: Die Fusionspläne der beiden Opernhäuser von Düsseldorf und Köln. Oder: Die Neue Elbland Philharmonie (aus dem Zusammenschluss des Sinfonieorchesters Pirna und der Elbland Philharmonie Sach-

sen in Riesa). Oder: Die Fusion des Sinfonieorchesters Wuppertal mit den Bergischen Symphonikern; die Opern und Theater von Weimar und Erfurt; Hannover und Hildesheim... man könnte doch kooperieren, schick gesagt: Synergien bilden, eventuell eben fusionieren... Wir erinnern uns: Erwartungsgemäß extrem atonal tönte die Klassikbranche, als man 2009 tatsächlich überlegte, in der Hauptstadt die beiden Klangkörper Deutsches Symphonie Orchester (DSO) und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) zusammenzulegen. Das Konzert namens Fusionsdiskussion folgt stets dem gleichen Aufbau: Als Ouvertüre gibt’s immer „Machbarkeitsstudien“ einer solchen Fusion; dann folgt als Hauptteil der sofortige Aufschrei auf den Kulturseiten der Tageszeitungen: „Katastrophe! Barbarei! Zerstörung“! Sofort entsetzen sich auch alle existenziell gut abgesicherten Funktionäre und Funktionsnarren von Gewerkschaften, Arbeitnehmerverbänden, Bühnenvereinen und Orchestervereinigungen derart emphatisch über Fusionsgedanken als seien sie Mitarbeiter von Amnesty International und hätten gerade ganz schwere Menschenrechtsverletzungen auf den Tisch bekommen. Am Ende aber schleichen sich dann meist alle Parteien aus dem Konzert in fisMoll wie aus Haydns Symphonie Nr. 45, der Abschiedssymphonie und es wird im Schatten des lokalen Kirchturms eitel weiwww.crescendo.de

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The Original Radio Company

tergewurschtelt. Jeder für sich. Um Gottes Willen: Keine Fusion! Der Untergang ist abgewendet – oder zumindest mal wieder verschoben. Nein, da ist niemand, der in Rundfunkanstalten, in Stadt- und Staatsbetrieben sagt: Meine Herrn Künstler, die ihr in Wahrheit längst abgesicherte Beamte seid und in Musentempeln arbeitet, die längst zu Behörden mutierten: Warum sollte euer Arbeitsplatz eigentlich sicherer sein als ein Arbeitsplatz bei Opel? „Nur“ weil ihr keine Zylinderköpfe zusammenschraubt, sondern im Namen des Abendlandes und in leeren Sälen Beethoven- und Mahler-Symphonien geigt? Selbstverständlich werden die Gewerkschafts-Bühnenvereins-Orchestervereinigungs-Funktionäre sekundiert von den Gutmenschen in den Feuilletons und den vielen abgesicherten Inhabern von Posten und Pöstchen im Kulturbetrieb, die nun weinerlich den bösen Casus „Orchester-Fusion“ diagnostizieren und jeweils über „einen kaum zu verschmerzenden Verlust für die Musikkultur“ in der jeweiligen Region lamentieren. Dass die Theater in der jeweiligen Region halb leer blieben, war ihnen nicht aufgefallen; und dass die Menschen mobiler sind als früher und auch mal zwei Städte weiterfahren, so sie denn Oper oder Konzert erleben wollen, auch nicht. Soll eine Fusion zu einer künstlerischen Qualitätssteigerung beitragen (wie im Fall der Opernhäuser Düsseldorf und Köln angestrebt) so wird argumentiert: Man packe ja auch nicht den 1.FC Köln mit Fortuna Düsseldorf zusammen, um in der Ersten Bundesliga bestehen zu können und zweitens greint das Feuilleton besonders tränenreich: Orchester und Opernhäuser sind gewachsene Organismen, die kann man doch nicht einfach zusammenschmeißen wie Industriebetriebe. Denn was würde dann aus dem einmaligen, dem historisch gewachsenen Klang der einen oder anderen Kapelle? Die in den Feuilletons so jammern, vergessen dabei, dass zum Beispiel das (auch von ihnen) hochgeschätzte Bayreuther Festspielorchester alljährlich ein wild und bunt zusammengewürfelter (also fusionierter) Haufen ist: Da sitzt eine erste Violine vom NDR-Orchester aus Hannover neben dem Kollegen von der Staatskapelle Dresden; da bläst jemand vom Gewandhausorchester in Leipzig in die Flöte und neben ihm spielt ein Hornist vom Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken, während ein Posaunist aus Mannheim und die Harfenistin von der Philharmonie Essen kommt. Dass der kunterbunt zusammen engagierte Klangkörper dann zu einem homogenen Klang fusioniert, also verschmilzt, dafür sorgt, gut oder schlecht, der Dirigent.

Ja, kann und darf man bei einer Orchesterfusion nicht auch bitte mal das Positive sehen. (Und das Positive muss nicht nur Kostenreduzierung heißen). Darf man mal daran erinnern, dass zum Beispiel 1996 aus dem Zusammenlegen des Westfälischen Sinfonieorchesters Recklinghausen mit dem Philharmonischen Orchester der Stadt Gelsenkirchen die sehr erfolgreiche Neue Philharmonie Westfalen entstanden ist. Ohnehin wären sehr viele der heute wirklich bedeutenden Orchester ohne Fusion nicht entstanden oder gar erfolgreich geworden: Die Staatskapelle Berlin zum Beispiel gehört mit ihrer seit 1570 bestehenden Tradition zu einem der ältesten Orchester der Welt und war zunächst nur der Musik bei Hofe verpflichtet. Als Friedrich der Große 1742 seine Königliche Hofoper gründete, fusionierte er das junge Opernorchester mit der alten Hofkapelle, wodurch sich deren Wirkungskreis enorm erweiterte und ihre Erfolgsgeschichte ihren Lauf nahm. In Bayern beginnt zum Beispiel die Operntradition genau am 22. Juli 1652. An jenem Tag heiratete Kurfürst Ferdinand Maria in München Adelaide von Savoyen, eine französisch erzogene Italienerin aus Turin. Aus ihrer Heimat brachte die Braut neben der Dienerschaft auch ihre Musiker nach München mit: 19 Sänger, darunter fünf Kastraten, drei Organisten und 17 Instrumentalisten. Ganz selbstverständlich vollzog sich deren Fusion mit der damals existierenden Bayerischen Hofkapelle, die ihren musikalischen Horizont dadurch enorm erweiterte und heute das Bayerische Staatsorchester bildet – eines der zweifellos besten Opernorchester der Welt. Wahrscheinlich war das aber nur möglich, weil es keinen Verwaltungsrat des Bühnenvereins gab, der vor Risiken und Nebenwirkungen einer Fusion warnte – vielleicht auch, weil Musiker noch Künstler (und keine Kunstbeamten) waren; weil sie vielleicht ganz einfach wussten, dass zur Kunst auch Unwägbarkeiten und Risiken gehören. Dass man sich eben nicht immer ganz sicher und sorgenfrei ins Pensionsalter geigen und flöten kann und dass sogar für Musiker und Sänger derselbe worst case gilt wie für jeden anderen Menschen auch: Der Arbeitsplatz ist kein Erbhof – man kann ihn verlieren. Das zu akzeptieren bedeutete, Fusionen auch als Chancen und Perspektiven zu sehen! Sie doch endlich einmal nicht nur als ewig böse, menschenverachtende und kulturvernichtende Rentabilitäts- und Sparmodelle zu begreifen, sondern auch als heilsame Maßnahmen zur Sicherung musikalischer Grundversorgung, zur Qualitätssteigerung und sogar Horizonterweiterung bei Publikum „und“ Künstlern. n 31

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r e s o n a n z

Rätsel des klassischen alltags Was verbirgt sich hinter diesem Text? Ach, Sie auch hier!? Na dann, herzlich willkommen. Machen Sie es sich doch bequem. So gut wie es halt eben hier geht. Ich weiß schon, auf mich zu treffen, ist schmerzhaft. Es tut weh. Sehr sogar. Es ist mehr als nur verletzter Stolz. Dieser Schmerz ist körperlich, er ist real. Er kracht und knackst. Wer mit einem blauen Auge davon kommt, tut dies im wahrsten Sinne des Wortes. Hat Glück im Unglück, wenn man es so nennen will. Denn wenn sie mich treffen, dann sind sie ganz unten angekommen. Sie sind sozusagen abgestürzt – vorzeitig und meistens auch unabsichtlich. In Zürich beispielsweise erzählt man sich heute noch gerne eine bestimmte Anekdote. Und zwar die von der zertrümmerten Bratsche. Und das, obwohl sie schon mehr als ein Vierteljahrhundert her ist. Damals machte ein Darsteller bei der Aufführung der „Fledermaus“ quasi die Fliege. Doch besonders weit kam der robuste Sänger zu dieser Zeit nicht. Für ihn ging es nur abwärts – und wiederum volle Kanne rauf auf den Bratschisten. Der hieß damals Howard Griffiths. Nach der Vorstellung kam dieser zu zweierlei Erkenntnissen: Die Bratsche ist hin. Und ein Leben als Dirigent wäre vielleicht doch etwas ungefährlicher.

Aber wenn Sie jetzt schon mal hier sind, dann nehmen sie doch auch Platz. Sie müssen entschuldigen, hier ist es ein bisschen eng. Und manchmal vielleicht auch ein bisschen stickig. Sie sind ja schließlich nicht der einzige, der hier festsitzt. Immerhin, das Gesetz räumt ihnen hier unten 1,3 Quadratmeter ein. Das muss reichen. Und erschrecken Sie bitte nicht: Es könnte gleich ein bisschen lauter werden. Ich sage nur – Berufskrankheit! Wären sie ein bisschen früher dran gewesen, sagen wir so im 18. Jahrhundert, dann hätte das hier alles ganz anders ausgesehen. Damals galt noch das Prinzip der Augenhöhe. Aber dieses Publikum, schrecklich! Das will ja immer sehen, was auf der Bühne passiert. Aber ich darf nichts Schlechtes sagen: Es war ja sozusagen meine Geburtsstunde. Immerhin müssen die anderen – dank mir – nicht neben, geschweige denn hinter der Bühne sitzen. Vielleicht kennen Sie ja auch Wagner. Ihm war es nämlich am liebsten, wenn man von mir gar nichts mehr sieht. Einen mystischen Ort nannte er mich. Der glaubte aber auch, wenn man mich nicht sehe, könne man die Zuschauer in den „begeisterten Zustand des Hellsehens“ versetzen. Verrückt!

rätsel lösen – und eine schöne DVD gewinnen Wenn ­Sie die Antwort kennen, dann schreiben Sie Ihre Lösung unter dem Stichwort „Alltags-Rätsel“ an die crescendo-­Redaktion, Senefelderstraße 14, 80336 München oder per E-Mail an redaktion@crescendo.de. Unter allen richtigen ­Einsendungen verlosen­ wir die DVD „Celibidache conducts the Berliner Philharmoniker - Bruckner, Symphonie No. 7“ von EuroArts. Einsendeschluss: ­ 25. September 2012. Viel Glück! Die Gewinner unseres letzten Alltagsrätsels sind Heino Ehlers aus Donzdorf, Doris Hildebrand aus Seelze und Anna Elisabeth Waigel aus Salgen. Herzlichen Glückwunsch!

leserbriefe Die Anmerkungen und Anregungen zur vergangenen Ausgabe Betreff: Essen im Olympiaturm Liebes crescendo-Team, hiermit möchte ich mich herzlich für den wunderschönen, unvergesslichen kulinarisch-musikalischen Abend im Restaurant 181 im Olympiaturm in München bedanken. Es war ein besonderes Ereignis, die Jahreszeiten nicht nur akustisch und auf der Zunge zergehend zu genießen, sondern auch noch visuell, da der Wettergott ebenfalls anwesend war und der Sommer sich von seiner besten Seite zeigte. Das gesamte Alpenpanorama über den Dächern Münchens bei einem zauberhaften Sonnenuntergang zu bestaunen, war schon eine Sensation für sich. An diesem Abend passte einfach alles perfekt zusammen. I. Buesgen, per E-Mail.

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Leser Karl Hans Graf beteiligte sich an unserem Rätsel und sandte gleich noch ein „Musikgedicht“, das wir hier gerne veröffentlichen:

Unten die Autobahn, oben die Luftfahrtsstraße n. Dazwischen beginnt mit dem Flügelschlagdir igieren der Kohlweißlinge die Sin fonie der Vogelstimmen wird fortgesetzt in piano die Begleitung der Maisb lätter im Wind der Waldrand tönt grün und hofft im Moment jedenfalls beim Adagio.

Betreff: Gewinn eines Konzertabends in Baden-Baden auf www.crescendo.de Ein traumhaftes Konzerterlebnis, das uns noch sehr lange in bester Erinnerung bleiben wird! Wir waren sowohl von den sängerischen Leistungen aller Protagonisten, wie auch von dem fantastisch aufspielenden Chamber Orchestra of Europe hingerissen. Hannelore Lorenz, aus Nürnberg, per E-Mail. In eigener Sache: In der vergangenen Ausgabe ist uns ein Fehler unterlaufen: Wir hatten irrtümlich geschrieben, dass Klaus Florian Vogt den Berliner „Lohengrin“ abgesagt hätte. Das Gegenteil ist der Fall: Durch sein beherztes Einspringen rettete er die Inszenierung. Wir bitten um Entschuldigung für diese Falschmeldung.

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Das Magazin für klassische Musik & Lebensart Klassik lesen & hören Mehr Klassik mit crescendo Premium: Im Premium-Abo erwarten Sie auf 84 Seiten: n Interviews, Reportagen und Porträts der gefragtesten Künstler, n ein Blick hinter die Kulissen der Klassik-Welt, n die Neuerscheinungen auf dem Klassik- und Jazz-CD-Markt, die neuesten Tanz-DVDs und Musikbücher, n ein großer Kultur-Kalender und n die crescendo Premium Abo-CD: Weil man über Klassik zwar vortrefflich reden und schreiben kann, sie zu hören aber immer noch am schönsten ist. Begrüßungsgeschenke für Premium-Abonnenten:

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Die neue Landlust Einen Monat lang tourte Angelika Kirchschlager durch Österreich und trat mit ihrem Liedprogramm in Dörfern auf, in denen die Hochkultur oft Ferien hat. Wir haben sie begleitet und versuchten zu entdecken, welche Spuren ihre „Liederreise“ bei den Menschen hinterlassen hat. v o n A n n a No v á k

Als Maria Schober in der hübschen Pfarrkirche im österreichischen Altenmarkt, 40 Autominuten von Salzburg enfernt, vor die rund 600 Gäste tritt, ist sie durchaus nervös. Im Wintersportparadies mit 3755 Einwohnern, 842 Meter über dem Meer gelegen, hat Schrober ein besonderes Konzert organisiert. Einen ­Liederabend mit der international bekannten Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager. Klar, die Kirchschlager singt eigentlich auf den großen Bühnen der Welt, in Wien, in London, Mailand und natürlich auch mal im benachbarten Salzburg, das mit dem Kulturbetrieb von Altenmarkt allerdings so viel gemeinsam hat wie die Pfarrkirche mit einer Hundehütte. Schober und Kirchschlager kennen sich noch aus dem Jugendalter und sie haben vor dem Konzert sogar noch kurz gemeinsam geübt, was Schober zur Begrüßung der Besucher sagen wird. Eigentlich hat sie sich auch überlegt, welcher Ehrengast wann und wie zuerst begrüßt wird, aber dann steht Frau Schober, hübsch zurechtgemacht im eleganten weißen Abendkleid, vorne und blickt sich in der Kirche um. Gerührt sagt sie bloß: „Wie schön, dass Ihr alle gekommen seid!“ 34

Spätestens als nach dem ersten Lied von Franz Schubert („Das Wandern ist des Müllers Lust“) die Zuschauer in tosenden Applaus ausbrechen, ist klar: Das wird ein besonderer Liederabend. Als Angelika Kirchschlager vor rund drei Jahren einen solchen Liederabend für eine Gruppe Bauern gab und ein uriger Österreicher hinterher zu ihr sagte: „I hätt itz goa nit gdacht, dass mir der Mahler g’follt!“, hatte sie die Idee zu dieser Reise. Wie wäre es, das Lied zu den Menschen zu bringen, die sonst wenig Berührung mit klassischer Musik haben? In kleinen Städtchen zu singen, in denen es keine Festivals, kein Opernhaus, nicht mal Konzerte gibt? Eine ganze Menge Planungsaufwand, Gedankenspiele und auch eine Portion Mut später stand das Projekt „Liederreise“ und Kirchschlager in Dorfkirchen auf der Bühne. Gemeinsam mit dem Pianisten Robert Lehrbaumer entwarf die Mezzosopranistin ein Programm, das dem Publikum zeigen sollte, dass das Lied eigentlich keine musikalische Vorbildung braucht. Warum? „Weil es zu Herzen geht“, sagt Kirchschlager. Ihre Wahl fiel auf Lieder von Franz Schubert, Robert Schumann, Johannes Brahms und Gustav Mahler. Mit diesem Repertoire www.crescendo.de

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Fotos: Altenmarkt-Zauchensee Tourismus (2); Judith Kovacs; Christina Repolust

Das winzige Örtchen Altenmarkt im Pongau, Besucher mit dem Star des Abends nach dem Konzert: „Die Menschen machen mir unfassbar viele Geschenke.“

im Gepäck machten sich Kirchschlager und Lehrbaumer auf in die „Wildnis“. Einmal quer durch Österreich. Von Oberschützen im westlichen Burgenland über Radenthein in Kärnten nach Mariahof in der Steiermark. Dann Kitzbühel und Toblach, bis nach Schlanders in Südtirol. Und nun, der Stopp in Altenmarkt, bevor es noch weiter geht Richtung Nieder- und Oberösterreich. „Als ich das erste Mal gelesen habe, dass Angelika Kirchschlager nach Altenmarkt kommt, habe ich gedacht: Moment, das kann nicht sein“, erzählt Brigitte Ganser. Ihr gehört der Blumenladen in Altenmarkt. An der Eingangstür hängt ein Plakat mit dem Konterfei der Sängerin. So wie fast überall in dem Örtchen im idyllischen Pongau. Maria Schober hat sich mächtig ins Zeug gelegt und das ganze Städtchen mit den gelben Ankündigungsplakaten gepflastert. „Das sind so viele, das könnten auch Wahlplakate sein. Wir witzeln schon: „Angelika for President“, sagt Maria Schober. Aber Angelika Kirchschlager grinst da nur und entgegnet amüsiert: „Na ja, oder wenigstens Bürgermeisterin!“ Aber Altenmarkt sei für sie in punkto Organisation „a gmahde Wiesn“ gewesen, sagt die Sängerin in Landesdialekt. In anderen Örtchen sieht das anders aus, in Schlüßlberg in Oberösterreich beispielsweise. „Da gibt es gar nichts. Nicht einmal ein Hotel.“, so die Sängerin. Wieso sie denn eigentlich die Gattung „Lied“ so begeistere, möchte man wissen? Kirchschlager: „Das Lied ist für mich wie Knetmasse. Daraus kann ich alles machen, was ich will.“ Auch in ihrer Kindheit sei das Lied schon da gewesen, erzählt sie. Ihre Mutter habe ihr immer das „Sandmännchen“ von Brahms vorgesungen. Bis heute liebe sie dieses Stück, sagt Kirchschlager. Neulich, in der

Mailänder Scala, da seien ihre Eltern in der Kaiserloge gesessen – und die Sängerin stimmte an: „Die Blümelein sie schlafen…“. Eine schöne Geste der Dankbarkeit. Apropos: Dankbarkeit und Liebe. In so großen Wellen schlage ihr das entgegen, berichtet Angelika Kirchschlager mit leuchtenden Augen, wenn sie von ihrer Liederreise erzählt. „Ehrlich gesagt brauche ich gerade kaum Geld“, lacht sie, „die Menschen machen mir unfassbar viele Geschenke. Abends trinken wir den Wein, den wir geschenkt bekommen haben und unterwegs essen wir das Brot, das die Zuschauer uns gebacken haben“. Überhaupt sei diese Tournee für sie eine Reise zurück zu sich selbst – menschlich wie künstlerisch. Das erste mal seit Jahren habe sie wieder dieses Gefühl erlebt, dass sie in einen Ort kam, an dem sie kaum jemand kannte. „Und plötzlich merkte ich: Ich stehe auf der Bühne, völlig ohne einen Namen oder Ruf, der mir vorauseilt. Ich bin dort nur Mensch und muss das Publikum ausschließlich mit dem überzeugen, was ich kann. Ganz wie am Anfang meiner Karriere.“ Die Liederreise hat sowohl bei Angelika Kirchschlager als auch bei ihrem Pianisten Robert Lehrbaumer tiefe Spuren hinterlassen. Menschlich, aber auch künstlerisch. „Das hätte ich nicht gedacht“, sagt die Mezzosopranistin. „Ich war mir sicher, dass die Reise mich menschlich verändert, aber dass sie mein künstlerisches Schaffen beeinflussen würde, hätte ich nicht gedacht“. Um dies zu erklären, beschreibt sie einen bestimmten Moment: Eine Gruppe Behinderter habe sie nach dem Konzert in Radenthein noch zu einem Besuch auf dem Bauernhof, auf dem sie lebten, eingeladen. Am nächsten Tag fuhr sie mit Robert Lehrbaumer hin. „Und dann standen wir

„Das Lied ist für mich wie eine Knetmasse. Daraus kann ich machen, was ich will.“

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im Stall und Hans, über 60 Jahre alt, sagte: ‚Ich möchte ein Lied vor- Zugaben. Zum Abschluss singt Angelika Kirchschlager bezautragen. Nach einem romantischen Text von Eichendorff ‘.“ Kirch- bernd schön „Guten Abend, gute Nacht“. Die Rührung sieht man schlagers Augen leuchten. „Und dann stand er da in seinem blauen ihr an. Sie strahlt. „Es hat sich einfach so nach Zuhause angeArbeitsanzug und hat einfach losgesungen, völlig authentisch, ganz fühlt“, sagt die gebürtige Salzburgerin hinterher. Nach dem Konohne Maske. In dem Moment wusste ich: Genau so muss man Lied zert stehen die Zuschauer noch ein bisschen zusammen. Eine singen!“ Die Österreicherin lässt diesen Satz einen kurzen Moment Runde von Altenmarkter Unternehmerinnen stößt mit Weinsacken. Dann sagt sie: „Er hat sich in dem Moment einfach hingege- schorle auf den Abend an. „Sonst müssen wir bis nach Salzburg fahren, um so hochprofessionelle Konzerte zu erleben. Seitdem versuche ich meine Konzerte anders zu sinben“. Und eine andere Dame sagt: „Und die Kartengen. Ich versuche das umzusetzen, was ich bei Hans preise kann man sich dann auch nicht erlauben“. gehört habe. Diese Direktheit. Das ist eigentlich das „Wir sind ja Viele Besucher sprechen die beiden Künstler Ideal des Liedes: Das nichts mehr dazwischen ist. an, tauschen Eindrücke aus, überladen KirchDass man ohne Attitüde singt und direkt in die eine Wintersportschlager und Lehrbaumer mit Freude und Leute hineingreift. Wenn ich das nächste Mal Komplimenten. Fünf Sänger des Kirchenchonach London fahre, oder nach Mailand oder region, hier ist immer res haben einen kleinen Vortrag vorbereitet. nach Paris, dann möchte ich das mitnehmen Remmidemmi. Sowas Auch in den anderen Orten sei das so und auch dort so singen.“ gewesen, erzählt Angelika Kirchschlager. „Die In Altenmarkt steht jetzt ein Herr im PubGesetztes gibt’s hier Menschen haben keine Berührungsängste, das likum. „Ich geh ja sonst nicht so oft ins Konzert“, sonst nicht.“ ist toll. In Oberschützen kam ein älterer Herr erzählt er. Im Halbdunkel zeichnen sich Lachfältzu mir und sagte: ‚Ich bin Hobby-Astrologe und chen in seinem Gesicht ab. „Wir sind ja eine Winmir fehlte noch ein Stern da oben am Himmel. Aber tersportregion, hier ist immer Remmidemmi. Sowas wissen‘s was? Jetzt hab ich ihn gefunden!‘“ Gesetztes gibt’s hier sonst nicht.“ Er findet das lustig. So etwas freut sie vielleicht sogar mehr als ein Lob im groKeine anderthalb Stunden später aber sagt er mit leuchtenden Augen: „Mensch, war das toll! Und ich hab ja fast alle Lieder ßen Buchstabendschungel des Feuilletons. Da wippen ihre braunen Locken vor Freude. „Nach einem anderen Konzert schüttete gekannt!“ Kirchschlager und Lehrbaumer haben das Programm mir eine Frau ihr Herz aus. ‚Jetzt nach ihrem Konzert weiß ich: Ich geschickt und überlegt zusammengestellt. Die Liederauswahl mit muss meinen eigenen Weg gehen‘, hat sie gesagt, ‚jetzt lass ich mir Werken von Schubert, Brahms und Mahler soll dem Publikum zei- nicht mehr so viel gefallen‘.“ Ab vom medialen Interesse und der Begeisterung der gen, wie nah ihnen die Gattung „Kunstlied“ eigentlich steht. Dass nämlich die Lieder der großen Komponisten oft auf den überlie- Zuschauer zeigen sich auch Sängerkollegen beeindruckt von ferten Volksliedern basieren, dass sie sich aus Volksliedern ent- Kirchschlagers Idee und deren Umsetzung: „Gestern habe ich mit wickelt haben oder zu Volksliedern geworden sind. Und dieser Thommy Quasthoff telefoniert und er kommt nun zum AbschlussEffekt funktioniert – ohne das Publikum dabei zu unterfordern. konzert in Wien“, freut sich die Sängerin. „Das große Interesse zeigt Und so reihen sich dann auch die drei Lieder von Gustav Mahler doch, dass dieses Projekt in unsere Zeit passt. Ich will jetzt nicht am Ende des Programms ganz logisch in den Liederabend ein. Mit sagen: Das ist die Zukunft, das ist vielleicht etwas zu mutig behaupdem humoristischen „Aus! Aus!“, dem „Rheinlegendchen“ und tet. Aber es ist irgendwie das, was gerade gebraucht wird. Die „Selbstgefühl“, allesamt aus „Des Knaben Wunderhorn“, haben die Menschen fühlen sich abgeholt und bemerkt.“ Angelika Kirchschlager hofft, dass die großen Wellen, die Künstler sicherlich auch verdauliche Lieder des Komponisten ausgewählt. „Wenn wir jetzt mit den ‚Kindertotenliedern’ kommen sie und ihr Pianist Robert Lehrbaumer nun schlagen, auch über würden, wäre das in diesem Rahmen erstmal weniger passend“, die österreichischen Landesgrenzen hinaus-schwappen: „Wenn nur ein Künstler, beispielsweise in Deutschland, etwas ähnliches gesteht Angelika Kirchschlager. Nach knapp anderthalb Stunden ist der Liederabend von machen würde, dann wäre das ein großer Erfolg.“ Die Liste der Altenmarkt eigentlich rum. Doch das Publikum erkämpft sich Künstler, die so etwas einen Sommer lang realisieren könnten, ist mit frenetischem Applaus und stehenden Ovationen noch drei jedenfalls lang. n

das Liederreise-Buch

Wie ist die Liederreise-CD?

Autorin Ursula Magnes, Musikchefin des österreichischen Radio Stephansdom, hat Angelika Kirchschlager und Robert Lehrbaumer auf ihrer Reise durch Österreich begleitet und hat die vielen eindringlichen Momente zwischen Künstlern und Besuchern, die skurrilsten Anekdoten, kleine Problemchen und die unvergesslichen Erlebnisse auf Papier festgehalten. Aber im „Liederreisebuch“ geht es auch um den Menschen Angelika Kirchschlager. Die Autorin, die sich schon länger mit der Biografie der Mezzosopranistin befasst, stellt dem Reisebericht Interviews und Berichte von Kirchschlagers musikalischen Weggefährten zur Seite.

Das von Angelika Kirchschlager und Robert Lehrbaumer zusammengestellte Programm der Liederreise lässt sich, ergänzt durch Lieder von Wolf und Liszt, auf der frisch erschienenen CD nachhören. Der besondere Zauber der Liederreise-Konzerte lässt sich so wahrscheinlich nicht rekonstruieren. Dennoch ist ein, besonders für Lied-Einsteiger geeignetes, sehr gelungenes Album entstanden. Kirchschlager zeigt auf dieser CD die ganze Breite ihrer Lied-Facetten: spielerisch trotzig in Brahms „Och Moder, ich well en Ding han“, innig im schlichten „Da unten im Tale“, verträumt in Schumanns „Widmung“, überschwänglich im abschließenden „Aus! Aus!“ von Gustav Mahler.

Ursula Magnes: „Liederreisebuch“ inkl. CD (Styria Premium), ab Anfang Oktober im Handel. 36

Kirchschlager, Lehrbaumer: „Liederreise“ (Preiser Records) Track 4 auf der crescendo Abo-CD: „Es muss ein Wunderbares sein“ von Franz Liszt www.crescendo.de

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FÜR ALLE DIE WISSEN, WO „VIEL“ KLASSIK „WENIG“ KOSTET.

G. Solti "Die Wagner opern" 10 Gesamtaufnahmen inkl. dem "Ring". 156-seitiges Booklet. Es gibt nichts Besseres auf dem Markt! 37 CD Box erhältlich für nur 74,99 EUR.

G. Solti "Die Verdi opern" 8 Gesamtaufnahmen: Aida, Maskenball, Don Carlo, Falstaff, otello, la traviata, u.a.m. 17 CD Box erhältlich für nur 45,99 EUR

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G. Solti "Die Strauss opern" 6 Gesamtaufnahmen u.a. Arabella und Salome! 16 CD Box erhältlich für nur 45,99 EUR.


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Das Engadin ... aus der Sicht eines Musikers

Schon 1886 versprach ein Hoteldirektor, bei diesem Blick aus seinem Zimmer würden Grafen, Barone und Industrielle kommen. Inzwischen kommen auch die großen Klassikstars. Dirigent Jan Schultsz verriet uns, warum. VON Robert Kittel

Diesen gemalten Blick auf den St. Moritzer See und die Engadiner Bergwelt genießt man aus Zimmer 308 des 1886 erbauten Kulm-Hotels.

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Fotos: Bob Coat (2); Kulm-Hotel; BSI Engadin Festival

Ach, gleich direkt hinein, ins offizielle Mannschaftsheim des euro- lichen Akzentuierung: „Wenn Sie mir in Europa etwas Schöneres päischen Geldadels: Hinein, ins St. Moritzer Kulm-Hotel, dem Vor- zeigen können, bitte, versuchen Sie es! Ich glaube aber nicht, dass reiter aller Ferienhotels der Engadiner Luxuswelt. Die Geschichte ist es klappt.“ Schultsz sagt, die meisten Gäste, die herkommen, die oft erzählt, aber schön ist sie immer wieder: Kulm-Hotelier Johan- kämen natürlich nicht ausschließlich wegen der Künstler, die das nes Badrutt will im Jahr 1864 seinen nur im Sommer anreisenden BSI Festival jährlich hierher schifft. Nein, die würden schon ganz englischen Gästen das schwerer erreichbare Engadin auch im Win- genau wissen, welchen Stellenwert das Engadin in Europa hat. Das stimmt natürlich, denn selbst die früher völlig unentdeckter schmackhaft machen und schließt mit ihnen eine Wette ab: Er lädt sie ein und verspricht ihnen, sie könnten auch im Februar bei ten Orte im Umkreis des Platzhirschs St. Moritz genießen inzwischen stattlichen Ruhm. Der italienische Sonnenschein hemdsärmelig auf seiner Stardirigent Riccardo Chailly residiert Terrasse sitzen. Falls er Unrecht haben zu Ferienzeiten in seinem Haus im nahesollte, würde er zusätzlich zu den Übergelegenen Zuoz und die Mode-Familien nachtungskosten die Reisekosten von Armani und Etro besitzen neuerdings in London nach St. Moritz übernehmen. La Punt-Chamues-ch, dem früher unbeNatürlich gewann er, die Engländer reiskannten Nachbarort von S-chanf, große ten nach drei Wochen Erholung braunAnwesen, was auf der einen Seite bedeugebrannt nach Hause und berichteten tet, dass der Ort jetzt teurer wird, auf der ihren britischen Landsleuten von ihren anderen, dass es sehr schön sein muss, Ferien in St. Moritz. Der Winterurlaub denn jemandem wie Armani kann man – noch ohne Ski- und Langlauf-Wahn – vieles nachsagen, der Sinn für das Schöne begann zu blühen. Natürlich erzählen auf der Welt fehlt ihm nicht. eingefleischte Engadiner Familien die „Das ist halt genau unser Ziel“, sagt Anekdote in verschiedenen Formen, aber Jan Schultsz, „die schöne Musik mit gransicher überliefert ist auch, dass Johannes dioser Natur zu verbinden.“ Und von Badrutt seinen Schwager eines Tages zu schöner Musik hat das Engadin tatsächlich sich nahm und ihm vorschwärmte, der auch mehr als genug, was diverse Konzert­ Platz seines Hotels sei eine Goldgrube. ankündigungen für das jeweilige Festival „Für solche Schönheit wird die Hautevojährlich beweisen. lée die Strapazen der beschwerlichen Reise Doch Schlutsz wäre kein Holländer, auf sich nehmen. Sie alle werden kommen: würde er nicht auch ein paar Geheimtipps Fürsten, Grafen, Barone, Industrielle, des Engadins kennen. Also? „Na, so eine Bankiers, Schriftsteller und Dichter. Und Wanderung ins Vextal mit anschließendie Hoteliers von St. Moritz werden die dem Besuch in der Isola-Hütte, da können ungekrönten Könige sein.“ Ganz ehrSie nichts falsch machen.“ Und im Waldlich: Badrutt hatte sowas von Recht und haus von Sils-Maria mit fünf Sternen, 140 also sitzt man eines Nachmittags im gelb Zimmern, 230 Betten und Blick auf den geblümten Salon dieser geschichtsträchtiSilser See könne man noch viel weniger gen Kulm-Herberge und blickt auf den St. falsch machen, denn das Waldhaus gehört BSI Engadin Festivalleiter Jan Schultsz, Moritzersee hinab, der in der Senke von Silvaplanersee und Hotel Kronenhof in Pontresina. seit Jahren zu den Hotels, die sich schon zwei Viertausendern umrahmt aussieht „Wenn Sie mir in Europa etwas Schöneres zeigen lange der klassischen Musik verschriewie ein Gemälde (siehe Foto links). können, bitte, versuchen Sie es.“ ben haben und im Rahmen des Festivals Natürlich verbrachte auch Herbert ihren Konzertsaal mit Besuchern füllen. von Karajan oft seine Ferien am Suvretta-Hang von St. Moritz und sorgte für die richtigen Takte bei Im Juni lud das Haus Gäste zur langen Beethoven-Nacht – alle 36 den Engadiner Konzertwochen (aus denen das jetzt bekannte BSI Klavier-Sonaten wurden gespielt, die letzten gegen drei Uhr nachts Engadin Festival entstand), die es nun seit über 70 Jahren gibt. Im auf einem 1904 erbauten Steinway an der Hausbar. Und noch einen Schwesterhotel, dem Kronenhof von Pontresina – fünf Autominu- Tipp hat Schultsz, dem man doch anmerkt, wie sehr ihm die Höhentenweiter südlich – gibt an diesem Abend Cellistin Sol Gabetta ein luft hier gut tut: „Fahren Sie, wenn Sie hier sind, zwischen den Orten kleines Konzert, in der vergangenen Woche war Nigel Kennedy im mit der Bahn! Es lohnt sich.“ Jaja, die Rhätische Bahn. Die bohrt sich wie ein kleines Wunder Kulm zu Gast und polterte nachts angeblich leicht betrunken durch den Saal, „um sein Image als enfant terrible der Klassik- und Jazz- durch den riesigen Hügelteppich, immerhin 1800 Meter und mehr szene weiter zu polieren“, sagen Beobachter. Und auch die Kasarova über dem Meeresspiegel. Die Albula- und Berninalinie gehören seit verspeiste diesen Sommer ihr Frühstücksei im Kulm, was sogar 2008 sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe. Und wenn man dann den normalerweise sehr entspannten Direktor Dominique Nico- mit diesem roten Zug die Engadiner Bergwelt wie einen Emmenlas Godat in Aufregung versetzte, denn „so jemanden wie Vesselina taler durchlöchert, dann bekommt man schon eine Ahnung, welche Magie diese Hügellandschaft auf seine Besucher ausstrahlt. Kasarova im Haus zu haben“, das sei schon eine große Ehre. Doch die Rubrik dieser Geschichte heißt nicht, welcher Hotel- Dieses Flusstal des Oberengadins mit sattgrüner Bepflanzung, die direktor welchen Künstler gerne in seinen heiligen Hallen sieht. historischen Kirchtürme an Berghängen, sauber erhaltene BauernWeshalb wir am nächsten Morgen den Dirigenten Jan Schultsz am höfe, stilvoll angemalte Häuser und Orte, die alleine durch ihre rätoHang seines temporären Domizils in S-chanf treffen und uns von romanischen Namen wirken: S-chanf, Zuoz, Scuol, La Punt-chaihm ein paar Insidertipps über das Engadin abseits des St. Moritzer mues-ch, da könnte man jetzt bis Seite 62 weiterschreiben. Wenn man dann anhält, auf eine heiße Schoki in Zuoz zum Jet Sets holen. Der holländische Dirigent und amtierende Chef des BSI Engadin Festivals verbringt die meiste Zeit des Sommers hier Beispiel, dann merkt man schnell, dass die Orte hier oben mit in den Bergen. Auf die fast rhetorische Frage, ob er es hier oben den oft zum Mallorca-Tourismus neigenden Urlaubsregionen des in den Engadiner Alpen genieße, kontert er gleich mit einer deut- benachbarten Österreich nicht viel gemein haben. Allein, die Kell-


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nerin spricht nur italienisch und Nur fünf Spazierminuten rätoromanisch, eine Sprache, die vom Dinnersaal entfernt steht an sich die Bewohner in den vergandiesem Abend der Tenor Chrisgenen 2000 Jahren trotz vieler tian Jott Jenny am Eingang des Eroberungen bewahrt haben und Dracula-Clubs, der aber nicht die seit 2001 unter dem Dach aussieht wie ein Club, sondern „Romantsch Grischun“ wieder eher wie eine Berghütte. Und zur Amtssprache erklärt wurde. Jenny sieht auch nicht aus wie ein Am Abend dieses ereigTenor, sondern eher wie ein junnisreichen Tages dann: Galager Barbesitzer aus Berlin. Er ist Dinner im Kulm-Hotel. Wäre aber der Chef des Engadiner Fesjetzt nicht weiter erwähnenstival da Jazz und voll verrückter wert, denn fein Dinieren kann Ideen. Vor allem ist Jenny sehr man in dieser Hügellandschaft kreativ. Sein Programmheft gibt auch in anderen Häusern. Cæcilie Norby im Dracula-Club von St. Moritz. es sehr modern als i-Pad App Doch das Hotel Kulm bewahrt sich eine sehr alte Tradition, die in Zeiten amerikanisierter Turn- zum Download und im professionell gemachten Booklet posiert er schuh-Generationen durchaus angenehm ist: die Jackettpflicht für auf den Armen des Festival-Vorstandes und Sponsors Rolf Sachs, Herren. Das hoteleigene Booklet beschreibt es natürlich als Einla- der auch gleichzeitig Hausherr und Vermieter der Räumlichkeidung: „Gerne begrüßen wir die Herren im Restaurant in dunklem ten hier am Start der St. Moritzer Bobbahn ist. Rolfs Vater Gunter Anzug.“ Im Winter sogar mit Krawatte. Der weitere erwähnens- stand dem Dracula-Club bis zu seinem Tod im Jahr 2011 als Präsiwerte Punkt neben dem hervorragenden Sterne-Menu: das Essen dent vor, jetzt hat der Sohn das Sagen. Der Eintritt in diesen exkluwird in jenem Saal serviert, der im Sommer als Opernsaal für das siven Raum ist eigentlich nur Mitgliedern vorbehalten, aber zum Festival „Opera St. Moritz“ dient. Dominique Nicolas Godat, der Festival da Jazz machen die honorigen Herren eine Ausnahme. DrinDirektor, erzählt auch gerne die Anekdote, wie sie den Weinkel- nen: viele junge Gäste und die Dänische Künstlerin Cæcilie Norby, ler stützen mussten als die Bühne in diesen historischen Gemäu- die es mit dieser unglaublich schönen Nähe – und vor allem ihrer ern doch etwas schwer wurde und einige Angst hatten, der Haupt- eigenen Version von „Both sides now“ – schnell schafft, eine eindarsteller könnte während der Aufführung in die Magnum-Version zigartige Atmosphäre zu schaffen und für den perfekten Abschluss eines teuren, aber unvergesslichen Tages im Engadin sorgt. eines 68er Château Mouton krachen. n

Das Engadin für Klassik-Liebhaber Die wichtigsten Tipps für einen Besuch in der Schweizer Bergregion

02. Februar 2013 Renaud Capuçon, David Kadouch 16. Februar 2013 Sergei Nakariakov, Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg 23. Februar 2013 Winterreise 02. März 2013 Gabriela Montero 09. März 2013 Giora Feidman, Gershwin Quartett 16. März 2013 Patricia Kopatchinskaja

SommerTermine: www.graubuenden.ch www.origen.ch www.engadinfestival.ch www.opera-stmoritz.ch www.laudinella.ch www.festivaldajazz.ch

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Übernachten:

Speisen: Wer es gourmettechnisch ganz oben liebt, der fährt ins Kronenstübli von Sternekoch Bernd Schützelhofer (3). Der Österreicher wurde jüngst vom angesehenen Schweizer Wirtschaftsmagazin „Bilanz“ zum Hotelkoch des Jahres gekürt. Infos und Reservierung unter www.kronenhof.ch.

Wer zum Festival da Jazz und Opera St. Moritz kommt, dem muss man das Kulm Hotel (1) empfehlen, denn dort gibt es die richtigen „packages“, da die meisten Konzerte dort stattfinden. Info: www.kulm-hotel.ch. Dann natürlich das Waldhaus Maria-Sils, da dort und 2 in der benachbarten 3 Dorfkirche viele Konzerte des BSI Festivals Wer es richtig ursprünglich mag, der kehrt im stattfinden. Info: Restaurant „Dorta“ in Zuoz ein: das Haus ist über www.waldhaus-sils.ch. 500 Jahre alt, innen Tische und Wände in histoEin Geheimtipp für rischem Holz, dazu Bündner Spezialitäten. Ein Romantiker ist noch absolutes Erlebnis. Infos unter www.dorta.ch. das neue Lej da Staz (2) am Stazer See, das eigentlich nur zu Fuß in einer Waldlichtung erreichbar ist. (Gäste Wie gesagt: eine Fahrt mit der Rhätischen Bahn ist ein Muss im Engadin. Ebengenießen aber einen Shuttle- falls ein Muss: entweder zu Fuß oder mit einer der Gondeln auf Piz Corvatsch Service). Infos unter oder Diavolezza (beide über 3000 Meter hoch). Bei den meisten Hotelpackages www.lejdastaz.ch. sind im Sommer die Fahrkarten sowohl für Zug als auch Gondel inbegriffen. Weitere Informationen gibt‘s bei den Tourismusämtern unter www.engadin.com und www.stmoritz.ch.

Und als Kontrastprogramm:

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Fotos: Hotel Lej da Staz; Kulm-Hotel; Kronenhof

Termine des BSI Engadin WinterFestivals


www.folkwang-im-farbenrausch.de

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Im Farbenrausch Munch, Matisse und die Expressionisten Museum Folkwang 29. September 2012 – 13. Januar 2013

Max Pechstein, Sitzendes Mädchen/Sitzender weiblicher Akt (Ausschnitt), 1910, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, © 2012 Pechstein – Hamburg/Tökendorf, Foto: Roman März


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Das wahre Erbe Leopolds Augsburg feiert seinen Lokalmatador Leopold, den Vater von Wolfgang Amadeus Mozart, mit dem 61. Deutschen Mozartfest. V on K l a u s H ä r t e l

Hochbegabten um?“, ist eine der Leitfragen, die sich Weitzel im Vor 225 Jahren starb Leopold Mozart. Dass das per se noch kein Grund zum Feiern ist, dürfte selbst dem zynischsten Zeitgenos- Vorfeld des Mozartfests stellte. „Wie können wir junge Menschen an die klassische Musik heranführen?“ Allerorten werde die Übersen schnell klar sein. Warum haben sich dann die in Augsburg ansässige Deutsche Mozart-Gesellschaft und die Deutsche Mozart- alterung des Publikums beklagt, und dass zu wenig junge Menschen die Konzertsäle besuchen. Und hier kommt Leopold Mozart stadt Augsburg genau diesen Todestag auf die Agenda für das ins Spiel. Denn „will man langfristig nicht einen Verlust an musi61. Deutsche Mozartfest (12. bis 21. Oktober 2012) geschrieben? Weil es ohne Zweifel etwas zu feiern gibt: das Erbe des Komponis- kalischer und ästhetischer Bildung von Kindern und Jugendlichen beklagen, werden Festivalmacher ihre Arbeit mit didaktisch aufbeten, Mentors und Pädagogen Leopold Mozart. Das Motto unter dem das diesjährige Fest steht lautet: Leo- reiteten Vermittlungsprogrammen verknüpfen müssen“, ist Weitzel überzeugt. pold Mozart im Spiegel der Zeit. „Im Spiegel DER Zeit – nicht im Natürlich soll das Werk Leopold Mozarts auch repertoiretechSpiegel SEINER Zeit.“ Thomas Weitzel, Kulturamtsleiter und Präsident der Deutschen Mozart-Gesellschaft in Augsburg verdeutlicht, nisch ausgeleuchtet werden. „Wege zur Klassik“ haben sich die Veranstalter hier auf die Fahnen geschrieben. Mit der musikalischen worum es ihm geht. Nämlich nicht nur darum, Leopold Mozart auf einen Sockel stellen und zu huldigen. „Das ist eindeutig zu wenig. Literatur der Vorklassik und der Zeitgenossen Leopold Mozarts soll die Vorstufe zum klassischen Stil dokumentiert und EntwickWir wollen zeigen, was er uns hinterlassen hat.“ Sicher, Leopold war Wolfgang Amadeus ein strenger Vater, doch ihn nur darauf zu redu- lungslinien aufgezeigt werden. Thomas Weitzel verspricht: „Wie wichtig diese Zwischenschritte im Hinzieren werde ihm nicht gerecht. Der Vater hat blick auf die Ausbildung des klassischen seinem Sohn zuliebe das Komponieren aufge61. Deutsches Stils waren, soll während des Festivals in geben und nicht zuletzt sei die MusikvermittMozartfest Augsburg mustergültigen Aufführungen von Spezilung das wahre Erbe Leopolds. „Er hat eine 12. bis 21. Oktober 2012 alisten dokumentiert werden.“ epochemachende Violinschule geschrieben, er Hausmusikwettbewerb „Heimspiel“: 19. bis 21. Oktober 2012 Das Festival wird von der Bayerihat Violine gelehrt, er hat Bildung durch Reisen Informationen und Kartenservice schen Kammerphilharmonie unter der vermittelt und er hat seinen Sohn als ‚Wunderunter www.mozartstadt.de Leitung von David Stern mit Werken kind‘ gefördert und gefordert.“ Karten gibt`s bei der Bürgerinfo der Stadt der Frühklassik und einer Uraufführung „Wie gehen wir heute mit der musikaliAugsburg, Besucherservice des Theaters eröffnet. Alexander Rosenblatt schuf – Augsburg und dem AZ-Kartenservice. schen Jugend, mit musikalischen Talenten oder 42

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nachdem von Leopold Mozart zwar eine Violinschule stammt, von ihm selbst aber kein Konzert für Violine und Orchester existiert – ein Violinkonzert. Das neue Werk soll den Hörer mit auf eine Zeitreise nehmen und im Eröffnungskonzert eine Brücke bauen zwischen dem 18. Jahrhundert und der Musik unserer Zeit. Als Klammer bildet ein Familienkonzert mit einer modernen Bearbeitung der „Kindersinfonie“ von Leopold Mozart den Abschluss des Festivals. Die Augsburger Philharmoniker legen dieses Werk neu auf und holen sich dafür Verstärkung vom 1. Deutschen Stromorchester aus Köln, das mit allem Musik macht, was ihm in die Finger kommt, egal ob Toaster, Staubsauger – oder eben Spielzeug. In der Partitur Mozarts sind da „Pfeifferln“ oder „Rätscherln“ vorgeschrieben. Was ist heutzutage in Deutschlands Kinderzimmern in? Da haben die Veranstalter die Fachleute gefragt, und die kommen von der St.-Georg-Grund- und Mittelschule Augsburg. Die Kinder haben in ihren Spielzeugkisten gekramt und ihr Spielzeug zu musikalischen Protagonisten gemacht. Zwischen diesen beiden modernen Bausteinen des Programms wird in einem dramaturgisch aufeinander aufbauenden System von gestaffelten Besetzungen das Orchestra in Residence „The Wallfisch Band“ ins Rampenlicht treten. Von solistisch interpretierter intimer Kammermusik der Frühklassik bis hin zur klassischen Kammerorchesterbesetzung mit Sinfonien und Divertimenti zeigt das Ensemble seine Vielseitigkeit. In großer sinfonischer Besetzung und unter Leitung von Bruno Weil ist die Wallfisch Band am 17. Oktober zu erleben. Das groß besetzte Kirchenkonzert – Leopolds „Missa Solemnis“ – bildet den dramaturgischen Höhepunkt der Konzertreihe (20. Oktober). All diese Festivalbausteine werden von einem pädagogischen Programm begleitet. Abgerundet wird das Festival durch eine „Klassik Lounge“ im Club „Zum Weißen Lamm“ – in dem einst auch Wolfgang Amadeus Mozart einkehrte – sowie mit dem Hausmusikwettbewerb „Heimspiel“. Der Philosoph Robert Fulghum sagte einst: „Vergessen wir nicht, dass Musik viel zu wichtig ist, um sie nur den Profis zu überlassen.“ www.mozartstadt.de

Foto: Deutsches Mozartfest Augsburg

Fotos: Deutsches Mozartfest Augsburg (3); Sigi Meller

v.l.: Die Wallfisch Band, das Stromorchester, Künstler Sergey Dogadin und die Augsburger Domsingknaben.

Im Gespräch mit Dirigent Bruno Weil

„Leopold Mozart war up to date!“ Herr Weil, 2006 dirigierten Sie schon beim Mozartfest in Augsburg, nun sind Sie wieder dabei und treten mit der „Wallfisch Band“, dem Orchestra in Residence auf – mit einem Konzept-Konzert zum diesjährigen Thema „Leopold Mozart“. Ja, ich habe mir das Todesjahr von Leopold Mozart genauer angeschaut und geguckt: Was wurde in diesem Jahr komponiert? Auch: Was hat Wolfgang Amadeus unmittelbar nach dem Tod seines Vaters geschrieben? Das ist dieser ominöse „musikalische Spaß“. Wieso komponiert er als Reaktion auf den Tod seines Vaters einen „Spaß“? Diese Frage steht im Zentrum des Konzerts, das ja ein Gesprächskonzert ist. War denn Leopold Mozart ein Spaßvogel? Naja, zumindest hatte er Humor – einen derben Augsburger Humor. Aber unter einem musikalischen „Spaßmacher“ versteht Mozart keinen, der Witze macht, sondern einen Stümper! Darum geht‘s in dem Stück. Im Grunde ist es etwas Ernstes. In einem weiteren Konzert stellen Sie zwei geistliche Werke gegenüber: Leopolds „Missa Solemnis“ und Wolferls „Misericordias Domini“. Erkennt man kompositorische Verbindungen zwischen Vater und Sohn? Ganz starke. Leopold Mozart ist ein viel besserer Komponist, als das Vorurteil ihn darstellt. Diese Messe ist ein Beweis dafür. Ein großartiges Stück, ein 45-minütiger „Brocken“ im neapolitanischen Stil. Fast opernhaft komponiert. Und das hat sein Sohn übernommen. Seine erste Messe ist genauso konzipiert. Leopold Mozart war in den 1770er Jahren absolut „up to date“! Er hing nicht in der Provinz fest, sondern war auf dem neuesten Stand der Dinge – das soll dieses Konzert zeigen. Dieses Mozartfest hat auch über Ihr Konzert hinaus durchaus pädagogischen Anspruch. Welchen Stellenwert hat Nachwuchsförderung in Ihrem Wirken? Na, wenn‘s keine Nachwuchsförderung mehr gibt, dann können wir einpacken! Ich unterrichte ja in München an der Musikhochschule und daher weiß ich: Die jungen Leute lechzen nach diesem Wissen – wenn man in der Lage ist, ihnen das ein bisschen ansprechend zu vermitteln und klar macht, dass es kein antiquiertes Zeug ist. Das Mozartfest spricht beispielsweise mit dem HausmusikWettbewerb „Heimspiel“ eben nicht nur die Profi-Musiker an, sondern auch Amateure – die Musik-Liebenden.... Genau! Wie Leopold Mozart immer gesagt hat: „Man soll nicht nur für die Gelehrten komponieren“. Seinen Sohn hat er immer ermahnt, so zu komponieren, dass die Leute seine Musik verstehen können. n 43


e r l e b e n

nicht nur Höchst Dotiert Der Joseph Joachim Violinwettbewerb Hannover lockt im September und Oktober junge Musiker nach Niedersachen. V on C a r l a N e u m a nn

Der Internationale Joseph Joachim Wettbewerb lockt Musiker Er verkörperte den „Musiker vor allen Dingen“, ein Interpret im Dienste der Musik: Joseph Joachim, der österreichische Virtuose, war und Zuschauer aber nicht nur wegen des attraktiven Gewinns, der nicht nur ein hervorragender Violinist, wie ihm zeitgenössische Kri- Wettbewerb greift in seinem Ablauf die Vielseitigkeit des Namenstiker glaubwürdig bestätigen, er war auch Komponist, Pädagoge und gebers auf. Die Pflichtstücke in der ersten Vorrunde beinhalten musikalischer Strippenzieher. Er pflegte rege Freundschaften zu sei- denn auch ein Werk von Joseph Joachim. Des Weiteren spielt die Beschäftigung mit zeitgenössischer nen Kollegen, allen voran zu seinem Lehrer und Mentor Felix Mendelssohn Bartholdy, oder auch zu Johannes Brahms und nicht zu ver- Musik eine große Rolle: Eigens für den Wettbewerb haben die Veranstalter den Münchener Komponisten Peter Francesco Marino mit gessen: Clara und Robert Schumann. Von 1852 bis 1867 prägte Joseph Joachim das Hannoveraner einer Auftragskomposition betraut, die jeder Teilnehmer in sein Wettbewerbsprogramm einbauen muss. Eine besondere HerausforMusikleben, war sogar Vertrauter des Königs Georg V. Genug Gründe für die Stiftung Niedersachsen als Veranstalter derung, aber auch Ehre für die jungen Musiker. Denn so spielt jeder des „Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerb Hannover“ quasi eine kleine Uraufführung des Stücks, kann sein Gespür für den Geiger als Namenspatron zu wählen. Denn der Musiker steht zeitgenössische Klänge unter Beweis stellen und eine völlig eigene auch für das, was junge Musiker auf dem Weg ins Musikleben mit- Interpretation zeigen. Damit nicht genug der Hürden, die die ambitionierten Geiger nehmen und lernen sollen: Vielseitigkeit. Interesse auch über das Instrument hinaus, Freude am gemeinsamen Musizieren und an der bis zum Finale nehmen müssen: Im Halbfinale steht das Zusammenspiel mit dem Münchener Kammerorchester an, bei dem SelbstBeschäftigung mit Musik. Mit einem Preisgeld von insgesamt 140.000 Euro ist die Ver- bewusstsein vor dem Orchester gefragt ist: Jeder Teilnehmer hat anstaltung der höchst dotierte Violinwettbewerb der Welt. Alle drei die Möglichkeit, zu zeigen, dass er auch im Ensemble in der Lage Jahre lockt er Musiker aus der ganzen Welt nach Hannover. In die- ist, eigenständig künstlerisch zu gestalten und eine große Gruppe sem Jahr können die Veranstalter gar einen neuen Rekord in der Profimusiker auch ohne Dirigenten zu leiten. Zugegeben: Der Weg zum Sieg ist hart – aber er lohnt sich. Bewerberzahl verbuchen. 178 junge Geigerinnen und Geiger haben sich 2012 beworben. In zwei Vorrunden und zwei Halbfinals dür- Und immerhin haben die Jungstars im Wettbewerbsverlauf mehfen sich nun insgesamt 37 Nachwuchskünstler aus 20 verschiedenen rere Chancen, sich zu präsentieren. In jeder Wettbewerbsrunde haben sie zwei Auftrittsmöglichkeiten, in denen sie die Fachjury Ländern messen, die von der Jury vorausgewählt wurden. 44

www.crescendo.de

September / Ok tober 2012


MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN

SPIELZEIT 12.13 Fotos: Dan Hannen; Foto Puck; Swantje Dankert

OPER STREET SCENE Oper von Kurt Weill ab 22.09.2012

Joseph Joachim (1831-1907)

Internationaler Joseph Joachim Violinwettbewerb, Hannover 29. September bis 13. Oktober 2012 Informationen unter www.jjv-hannover.de

DIE COMEDIAN HARMONISTS Musikalisches Schauspiel von Franz Wittenbrink / Gottfried Greiffenhagen ab 29.09.2012 (WA) SPRUNG IN DIE LEERE (UA) Oper von Felix Leuschner / Reto Finger ab 06.10.2012 DIE HEXEN VON EASTWICK Musical von D. P. Rowe / J. Dempsey ab 07.10.2012 (WA)

v.l.: Ehemaliger Gewinner Fumiaki Miura, Geigerin Viktoria Mullova und der einzige diesjährige deutsche Teilnehmer Tobias Feldmann.

von ihrer Leistung überzeugen können. Der Gewinn eines renommierten Wettbewerbs kann für einen jungen Künstler den Beginn eines neuen Lebens bedeuten. Manchmal heißt ein solcher Wettbewerb: bekannt über Nacht. Manchmal verbirgt sich hinter einem Sieg jedoch lediglich ein Preisgeld, mit dem der Musiker dann ganz auf sich allein gestellt ist. Anders in Hannover: Den Veranstaltern des Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerbs ist die weitergehende Förderung ihrer Gewinner wichtig. Sie begleiten den Sieger weiter auf seinem musikalischen Weg. So spielt der Gewinner der letzten Wettbewerbsausgabe 2009, der Japaner ­Fumiaki Miura, das Auftaktkonzert mit dem Niedersächsischen Staatsorchester unter Karen Kamensek. Der Internationale Joseph Joachim Violinwettbewerb ist ein Wettbewerb zum Miterleben: Alle Vorrunden, Halbfinals und schließlich das große Finale sind öffentlich und gewähren Klassikinteressierten einen besonderen Blick in das WettbewerbsGeschehen. Die Zuschauer können mitfiebern, ihre eigenen Favoriten ausmachen, Daumen drücken und vor allem Musik auf sehr hohem Niveau erleben. Das attraktive Begleitprogramm des Wettbewerbs erreicht am Ende ganz Niedersachsen: Nach dem Halbfinale konzertieren die Wettbewerbsteilnehmer in der Konzertreihe „Zu Gast in Niedersachsen“ und auch hier können die Besucher die besondere Wettbewerbsspannung fühlen: Erst am Abend vor dem Konzert, entscheidet sich, welche Teilnehmer spielen dürfen. Ebenfalls zum Wettbewerb gehört das Musikvermittlungsprogramm „Zu Gast im Klassenzimmer“, bei dem Lehramtstudenten und Geiger der Hannoveraner Musikhochschule Schüler im Unterricht besuchen und moderiert Teile aus ihrem Repertoire spielen. Die Gesprächsreihe „Auditorium“ bietet unterdessen einen kritischen und zugleich unterhaltsamen Blick hinter die Kulissen des Musikbetriebs. Im Gespräch mit Musikwissenschaftler Dr. Markus Fein diskutieren Experten aus Musik, Wissenschaft und Wirtschaft über wettbewerbsrelevante Themen. n 45

LE NOZZE DI FIGARO Oper von Wolfgang Amadeus Mozart ab 17.11.2012 HANS UND GRETCHEN Kinderoper von Gerard Beljon / Sophie Kassies / Jean Debefve ab 24.11.2012 DER MESSIAS Weihnachtskomödie von P. Barlow ab 08.12.2012 (WA) DON CARLO Oper von Giuseppe Verdi ab 22.12.2012 LADY MACBETH VON MZENSK Oper von Dmitri Schostakowitsch ab 09.02.2013 ANATEVKA Musical von Jerry Bock / Joseph Stein ab 23.02.2013 (WA) SPRING AWAKENING (FRÜHLINGS ERWACHEN) Musical von Duncan Sheik / Steven Sater ab 15.03.2013 IL BARBIERE DI SIVIGLIA Oper von Gioacchino Rossini ab 24.03.2013

MiR GOES OPERETTE KONZERTANT DER ZIGEUNERBARON Operette von Johann Strauß (Sohn) ab 20.04.2013 DER ROSENKAVALIER Oper von Richard Strauss ab 02.06.2013

BALLETT DER ERSTE GANG! DAS NEUE BALLETT IM REVIER STELLT SICH VOR ab 14.10.2012 RUß EINE GESCHICHTE VON ASCHENPUTTEL Ballett von Bridget Breiner ab 19.01.2013 SPIEGLEIN, SPIEGLEIN ... Kinderballett nach einer Geschichte von Sebastian Schwab ab 12.05.2013 DIE GESCHICHTE VOM SOLDATEN / ORPHEUS Choreografien von Jiˇrí Bubeníˇcek / Douglas Lee Musik von Igor Strawinsky ab 23.06.2013 MOVE! VARIATIONEN ÜBER DICH Ein Tanzprojekt mit Schülern und dem Ballett im Revier ab 29.06.2013

SONDERKONZERTE MiR GOES... MiR GOES KLEZMER FEAT. KOLSIMCHA 28.10.2012 11.11.2012 MiR GOES FILM 6 – ZORRO MEETS MAGNUM 30.04.2013 11.05.2013 19.05.2013

DER KAISER VON ATLANTIS Oper von Viktor Ullmann ab 07.04.2013

GENERALINTENDANT MICHAEL SCHULZ WWW.MUSIKTHEATER -IM-REVIER.DE KARTENTELEFON 0209.4097-200

45


erlebe n

September / Oktober Diese Termine sollten Sie nicht versäumen

Premieren Mainz/Staatstheater

8.9.

Hildesheim/Theater

8.9.

Münster/Stadttheater

8.9.

Wiesbaden/Staatstheater

9.9.

Hannover/Herrenhausen

Schwerin/Mecklenburgisches Staatstheater

21.9.

17. bis 28. Oktober, Bad Reichenhall

Elektra/Richard Strauss

Coppélia/S. Gordienko (Ballett)

Braunschweig/Staatstheater Aida/G. Verdi 22.9. Kaiserslautern/Pfalztheater Wilhelm Tell/G. Rossini 22.9. Kassel/Staatstheater 22.9.

Zum Atem Holen

Don Pasquale/G. Donizetti

Der Barbier von Sevilla/G. Rossini

Fidelio/L. van Beethoven

Aida/G. Verdi 13.9.

Dresden/Semperoper Wir

erreichen den Fluss/H. W. Henze 14.9.

Detmold/Landestheater

15.9.

Berlin/Deutsche Oper

15.9.

Bremerhaven/Stadtthea-

ter Mefistofele/A. Boito Dessau/Anhaltisches Theater Aida/G. Verdi 15.9. Hamburg/Staatsoper Magdeburg/Opernhaus

Passion - Leiden und Leidenschaft mit dem Cuarteto Casals

Don Carlos/G. Verdi

Duisburg/Kraftzentrale

16.9.

Köln/Oper am Dom

La Forza del Destino/G. Verdi Saarbrücken/Saarländisches Staatstheater 16.9.

Die Entführung aus dem Serail/W. A. Mozart 20.9.

Wuppertal/Opernhaus

21.9.

Hof/Theater

Masurca Fogo/P. Bausch (Ballett) Fidelio/L. van Beethoven 21.9.

Meiningen/Theater

Abai/A. Kujanowitsch Schubanow und L. Abulchajewitsch Hamidi 21.9.

München/Nationaltheater

21.9.

Nordhausen/Theater

La Bayadère (Ballett) WA

Dem Alltag entfliehen, endlich wieder durchatmen, Musik­im persönlichen, kammermusikali­schen Rahmen genießen – und das hautnah und lebendig. Mit den Künstlern trifft man sich nach dem Konzert zum Gespräch über Erlebtes. Hier bleibt die Zeit, Musik­ganz aufzusaugen, noch einen Moment länger zu verweilen, die Seele baumeln zu lassen und die Sinne neu zu schärfen: Bad Reichenhall ist ein Ort zum Innehalten – das hauseigene Kammermusikfestival AlpenKLASSIK vereint die Kulisse des Kurortes, kurz vor der Salzburger Landesgrenze, mit hochkarätiger Kultur. In diesem Jahr widmet sich das Kammermusikfestival zwei Themen-Reihen: „Wolfgang Rihm 60 – Ruhe und Erupti-

on“ heißt der Schwerpunkt, der sich mit dem Schaffen des vielfach ausgezeichneten zeitgenössischen Komponisten befasst, der im März diesen Jahres seinen 60. Geburtstag feierte. Künstler der Klassikprominenz, wie etwa der Tenor Christoph Prégardien interpretieren Rihms Werke in Bad Reichenhall. Zudem wird Wolfgang Rihm höchstpersönlich vor Ort sein. In der zweiten Themenreihe „Passion – Leiden und Leidenschaft“ des Kammermusikfestivals konzertieren unter anderem das Cuarteto Casals, das Morgenstern Trio mit Sopranistin Claire Booth sowie Boris Berezovsky am Klavier. Bad Reichenhall, Kurhaus, 17.–28.10. www.alpenklassik.com

Hänsel und Gretel/E. Humperdinck)

CHOPIN

LISZT

SCHUMANN

BEETHOVEN 46

Jan Sählhof Klavier

22.9.

Lüneburg/Theater

23.9.

Stuttgart/Staatstheater

25.9.

Hamburg/Das Opernloft

27.9.

Bonn/Opernhaus

29.9.

Kiel/Theater

Hoffmanns Erzählungen/J. Offenbach

Fürst Igor/A. Borodin

Prometheus/Orff, Musiktheater nach Aischylos, Regie: Lemi Ponifasio

Krefeld/Theater

Don Quijote/L. Minkus (Ballett)

15.9.

16.9.

22.9.

Eugen Onegin/P. I. Tschaikowsky 23.9. Bonn/Opernhaus Das Einakter-Triptychon/P. Hindemith

Das Mädchen mit den Schwefelhölzern/ H. Lachenmann

15.9. Passau/Stadttheater Die lustige Witwe/F. Lehár (Operette)

Koblenz/Theater

Mazeppa/P. I. Tschaikowsky

Carmen/G. Bizet

15.9.

22.9.

Die Entführung aus dem Serail/ W.A. Mozart

L‘Opera Seria/F. L. Gassmann

Tournee 2012 23.09. Kurhaus Wiesbaden 27.10. Liederhalle Stuttgart 23.11. Wiener Konzerthaus 11.12. Internationales Neckarfestival

Spent Days out Yonder/B. T. Jones (Ballett, Deutsche EA) 28.9. Gießen/Stadttheater Dornröschen/P. I. Tschaikowsky (Ballett) La Traviata/G. Verdi

Mönchengladbach/Theater Norma/V. Bellini 29.9. Osnabrück/Theater am Domhof Die Macht des 29.9.

Schicksals/G. Verdi 30.9.

Augsburg/Theater

30.9.

Berlin/Komische Oper

30.9.

Dortmund/Theater

30.9.

Dresden/Semperoper

30.9.

Erfurt/Theater

30.9.

Frankfurt/Oper

30.9.

Nürnberg/Staatstheate

Don Giovanni/W. A. Mozart

American Lulu/O. Neuwirth (UA) Boris Godunow/M. Mussorgski Un ballo in maschera /G. Verdi Carmen/G. Bizet

Königskinder/E. Humperdinck Der Troubadour/G. Verdi

Poetisch-Expressiv Der estnische Komponist Arvo Pärt wird selbst anwesend sein, wenn in München einige seiner neuen Werke im Rahmen eines Konzerts zur Ausstellung „ECM: A Cultural Archeology“ (Haus der Kunst, München) deutsche Erstaufführung feiern. „Adam’s Lament“ ist der Titel der dazugehörigen CD. Das Werk basiert auf Schriften des Mönchs Staretz Silouan vom Berg Athos. Arvo Pärt, für den die Texte mit ihrer zentralen Botschaft von Liebe und Demut große poetisch-expressive Kraft besitzen, hat sich bei seiner Vertonung den Worten Silouans anvertraut, sie vollkommen verinnerlicht. München, Herkulessaal, 13.10., www.muenchenticket.de

Auf russischen Spuren Denkt man an russische Komponisten, fallen einem sogleich Tschaikowsky, Strawinsky oder Schnittke ein. Dass es darüber hinaus aber noch weitere spannende und begabte Vertreter der russischen Komponistenriege gibt,

www.crescendo.de

September / Ok tober 2012

Fotos: Felix Broede, Isabelle Francaix/ECM Records; Russisches Kammermusikfest Hamburg

7.9.


darauf macht das Russische Kammermusikfestival Hamburg aufmerksam. So erklingen Werke der Komponisten Rubinstein, Medtner und Catoire, das besondere Augenmerk ist aber auf den Avantgardisten Nikolaj Roslawez gerichtet. Alle Konzerte werden von fachkundigen Moderationen mit inhaltlicher Erläuterung der Werke und deren Entstehung begleitet. Hamburg, Laeiszhalle/Kulturkirche Altona, 9.–20.9. www.russisches-kammermusikfest.de

6.10.

Essen/Aalto Theater

6. - 21.9.

6.10.

Mainz/Staatstheater

7.9.

7.10.

Bielefeld/Stadttheater

Zum dritten Mal findet im März 2013 der Internationale Schumann-Kammermusikpreis Frankfurt statt. Das kammermusikalische Musizieren junger talentierter Musiker zu fördern steht bei der Ausschreibung des Wettbewerbs im Mittelpunkt. Einen thematischen Schwerpunkt bildet die Interpretation und Rezeption der Werke von Clara und Robert Schumann. Wer teilnehmen möchte, sollte sich bald anmelden Frankfurt, Anmeldeschluss: 3.12. www.schumann-kammermusikpreis.de

Am Hof des Sonnenkönigs Am Pariser Hof sonnte sich König Ludwig XIV. als Zeichen seiner absoluten Macht in Prunk und Gloria. Er wählte nicht umsonst die Sonne als zentrales Symbol. Die Neuburger Barockkonzerte wollen in ihrer 65. Saison dem „Sonnenkönig“ nachspüren und widmen ihren Spielplan deshalb der Französischen Barockmusik am Hofe des Sonnenkönigs mit Perlen der Alten Musik auf historischem Instrumentarium sowie dem barockem Musiktheater. Neuburg, verschiedene Orte, 11.-14.10. www.neuburger-barockkonzerte.de

Schwanensee/Tschaikowsky (Ballett) Saul/G. F. Händel

7.10. Bremen/Theater am Goetheplatz Aufstieg und Fall

der Stadt Mahagonny/K. Weill

Karlsruhe/Badisches Staatsth. Tannhäuser/R. Wagner 9.10. Straubing/Theater am Hagen Die lustige Witwe/F. Lehár

(Operette)

München/Deutsches Theater Im weißen Rössl/ 11.10.

11.10.

Oldenburg/Staatstheater

12.10.

Halle/Opernhaus

12.10.

Köln/Palladium

Salome/R. Strauss

Hänsel und Gretel/E. Humperdinck La Nozze di Figaro/W. A. Mozart 13.10. Berlin/Staatsoper Engel Singen Hören/G. F. Händel 13.10.

Münster/Stadttheater

13.10.

Radebeul/Theater

Macbeth/H. H. Paar (Ballett) UA

Dortmund/Konzerthaus

WDR Sinfonieorchester Köln, Ltg: Pablo Heras-Casado; Christiane Oelze; Gautier Capuçon: G. P. Telemann, R. Strauss, K. Weill, F. Say, B. Bartók 8.9. Berlin/Philharmonie Berliner Philharmoniker, Ernst Senff Chor Berlin, Ltg: Ingo Metzmacher; Pierre-Laurent Aimard: G. Gershwin, C. Ives, G. Antheil & L. Bernstein 8.9.

Dresden/Frauenkirche

Königlicher Kapellknabenchor Kopenhagen, Ltg: Ebbe Munk; Helen Davies Mikkelborg; Allan Rasmussen 9.9.

R. Benatzky (Operette)

Benediktbeuern/Kloster

Bach-Trompetenensemble München, Ariane Metz: J. S. Bach, G. P. Telemann & J.-J. Mouret 9.9. Köln/Philharmonie Gürzenich-Orchester Köln, Ltg: M. Stenz; Bonian Tian: u.a. Dvorák, Beethoven 9.9.

München/Philharmonie

Sächsische Staatskapelle Dresden, Ltg: Christian Thielemann: R. Wagner & A. Bruckner 10.9. Wuppertal/Historische Stadthalle Dejan Lazić: D. Scarlatti,

Der Barbier von Sevilla/G. Rossini 13.10.

München/Herkulessaal

Internat. Musikwettbewerb der ARD

Pelléas et Mélisande/C. Debussy

7.10.

Schumann-Kammermusikpreis

Konzerte

Cottbus/Staatstheater Romeo und Julia/S. Prokofjew (Ballett)

5.10.

Trier/Theater

La Traviata/G. Verdi

Würzburg/Mainfrankentheater Macbeth/G. Verdi 19.10. Nürnberg/Meistersingerhalle ensembleKONTRASTE: Auftrags14.10.

komposition Steffen Schorn (UA)

B. Bartók & F. Schubert

11.9.

Dortmund/Theater

12.9.

Leipzig/Gewandhaus

Dortmunder Philharmoniker, Ltg: Jac van Stehen; Janine Jansen: P. Dukas, K. Szymanowski & P. I. Tschaikowsky Artemis Quartett: F. Mendelssohn Bartholdy & L. van Beethoven

13.9. Leverkusen/Bayer Kulturhaus Valentin Radutiu & Per Rund-

berg: G. Enescu, J. Brahms, D. Schostakowisch & B. Martinů

13.9. Neubrandenburg/Konzertkirche Neubrandenburger

Philharmonie, Ltg: Stefan Malzew; Mira Wang; Jan Vogler: Brahms & Beethoven 14.9. Bremen/Glocke Bremer Philharmoniker, Ltg: Markus Poschner; Nina Stemme; Robert Gambill; Dimitry Ivashchenko: R. Wagner 14.9. Frankfurt/Alte Oper Mojca Erdmann, Gerold Huber: F. Schubert 14.9.

Neustrelitz/Orangerie

Sängersalon: Robert Merwald - ganz persönlich Saarbrücken/Congresshalle Deutsche Radio Philharmonie,

14.9.

Ltg: Emilio Pomàrico; Natalia Zagorinskaya: Mahler, Avni & Bruckner Ludwigsburg/Forum am Schlosspark Württembergische

15.9.

Philharmonie Reutlingen, Ltg: Ola Rudner; Lars Vogt: Brahms & Sibelius 15.9.

München/Philharmonie

Münchner Philharmoniker, Lorin Maazel; Lorenz Nasturica-Herschcovici; Michael Martin Kofler; Florian Birsak: Bach, Schubert & R. Strauss Berlin/MusikinstrumenteMuseum PantaRhei: M. Locke, P.

16.9.

Humfrey, N. Lanier, J. Playford und J. Jenkins 17.9.

Aue/Kulturhaus

Erzgebirgische Philharmonie, Ltg: GMD Naoshi Takahashi; Christian Meinel: Mozart, Grieg & Beethoven Anzeigen

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HEINRICH SCHÜTZ TAGE TORGAU 27.– 30.9.2012 Konzerte Lautten Compagney Berlin, Leitung Wolfgang Katschner Ensemble Sagittarius, Leitung Michel Laplénie Dafne-Fantasien: Figuren-Musik-Theater Orgelkonzerte Vorträge

Dirigenten von Weltrang an historischem Ort

Exkursion nach Wittenberg Chorprojekt – Festgottesdienst

Masur | Hengelbrock | Sanderling in Peenemünde

21.09., 20 Uhr, NDR Sinfonieorchester | Lars Vogt, Klavier | Thomas Hengelbrock, Dirigent | Werke von Lutoslawski, Mahler 03.10., 20 Uhr, Rundfunkchor Berlin | NDR Chor |

Sinfonieorchester Nowosibirsk | Thomas Sanderling, Dirigent | Tschaikowsky, Kantate »An die Freude« und Beethoven, 9. Sinfonie Karten 038378 34647 | www.usedomer-musikfestival.de

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47


erlebe n

Dresden/Semperoper

27.9.

19.9.

Berlin/Konzerthaus

27.9. München/Jüdisches Zentrum Jakobsplatz JüdischesNeu-

Staatskapelle Dresden, Ltg: Zubin Mehta; Isang Enders: A. Dvořák & R. Strauss Konzerthausorchester Berlin, Ltg: Iván Fischer; Mitsuko Ushida: J. Brahms, W. A. Mozart & R. Strauss Dessau/Anhaltisches Theater Anhaltische Philharmonie, Ltg:

20.9.

GMD Antony Hermus; Gavriel Lipkind: A. Dvořák & E. Elgar 21.9. Berlin/Philharmonie Berliner Philharmoniker, Ltg: Sir Simon Rattle; Yefim Bronfman: J. Haydn, J. Widmann & L. van Beethoven 21.9.

Hamburg/Laeiszhalle

22.9.

Wien/Musikverein (A)

Lucerne Festival Orchestra, Ltg: Claudio Abbado; Maria João Pires: W. A. Mozart & A. Bruckner Wiener Philharmoniker, Ltg: Daniele Gatti: J. Brahms 23.9. Berlin/Kühlhaus Rundfunkchor Berlin; Gesine Nowakowski; Sonja Leipold; Eva Neunhäuserer: Klagegesänge des Jeremias Erlangen/Heinrich-LadesHalle Bamberger Symphoniker, Bay-

23.9.

erische Staatsphilharmonie, Ltg: Krzystof Urbanski; Sol Gabetta: E. Elgar & D. Schostakowitsch 23.9.

Wiesbaden/Kurhaus

24.9.

Düsseldorf/Tonhalle

Jan Sählhof spielt Beethoven, Liszt, Chopin, und Schumann Venice Baroque Orchestra, Ltg & Violine: Giuliano Carmignola: J. M. Leclair, A. Vivaldi & G. F. Händel 25.9.

München/Philharmonie

Münchner Philharmoniker, Ltg: Lorin Maazel; Alice Sara Ott: G. Fauré, M. Ravel & I. Strawinsky 25.9.

Salzburg/Mozarteum (A)

Lars Vogt, Christian Tetzlaff & Tanja Tetzlaff: J. Brahms & A. Dvořák München/Jagd- u. Fischereimuseum Münchener Bach-Chor 26.9.

und- Orchester, Ltg: Hansjörg Albrecht: Musik zur Jagdzeit,

Freiberg/Nikolaikirche

Mittelsächsische Philharmonie, Ltg: N. N.; Michael Schneider jahrskonzert 28.9.

Berlin/Philharmonie

28.9.

Bonn/Beethovenhalle

RIAS Kammerchor, Concerto Italiano, Ltg: Rinaldo Alessandrini: C. Monteverdi, G. Gabrieli, F. Usper & G. B. Buonamente Beethoven Orchester Bonn, NDR Chor & Tschechischer Philharmonischer Chor Brno, Ltg: Stefan Blunier: A. Schönberg 28.9. Leipzig/Gewandhaus Gewandhausorchester, Ltg: Kurt Masur: Prokofjew, Tschaikowski & Gershwin 28.9. Luxembourg/Philharmonie (L) Orchestre Philharmonique

du Luxembourg, Ltg: Emmanuel Krivine; Susanne Elmark: Alban Berg & Anton Bruckner

28.-29.9.

Saarbrücken/Ludwigs-

kirche Orgelnächte 28.9. Schwetzingen/Rokokotheater Philharmonisches Orches-

ter Heidelberg, Ltg: Dietger Holm: Konzert mit Stipendiaten der Jürgen Ponto-Stiftung 29.9. Bremen/Glocke Klassische Philharmonie Bonn, Ltg: Heribert Beissel: L. van Beethoven 29.9.

München/Residenz

Rodin-Quartett: Kaiser-Quartett Rheinsberg/Schlosstheater Ensemble Musical Delight:

29.9.

Friedrich II. und seine Musiker

Sondershausen/St. Trinitatis Kirche Loh-Orchester Sonders-

29.9.

hausen, Ltg: Markus L. Frank; Samuel Kummer: Religioso

Stuttgart/Staatliche Hochschule für Musik u. Darstellende Kunst Internationaler

30.9. - 7.10.

Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart Frankfurt (Oder)/Kleist Forum Brandenburgisches Staats-

30.9.

orchester Frankfurt, Ltg: Ibrahaim

Schütz und die Reformation Gleich zwei Festivals widmen sich in diesem Jahr dem Bezug zwischen Heinrich Schütz und der Reformation – beide spielen an historischen Orten, die mit dem Leitthema in Verbindung stehen: Bei den Heinrich-Schütz-Tagen in Torgau, auch als „Perle der sächsischen Renaissance“ bekannt, werden die Verbindungen zwischen Heinrich Schütz, seinen religiösen Überzeugungen und seiner Musik mit der Reformation erläutert. Zu Gast sind: die Lautten Compagney Berlin, das französische Ensemble Sagittarius und die Johann-Walter-Kantorei Torgau. Unter dem Titel „Ein feste Burg“ findet das Heinrich Schütz Musikfest zwölf Tage später an vier Orten statt. Als Artist in Residence ist hier der Dresdner Kammerchor und sein Leiter Hans-Christoph Rademann eingeladen, um den Konzertzyklus mit allen 26 Kompositionen der „Psalmen Davids“ aufzuführen. Heinrich-Schütz-Tage Torgau (27.–30.9.) www.schuetzgesellschaft.de Heinrich Schütz Fest Bad Köstritz, Weißenfels, Gera, Dresden (12.–21.10), www.schuetz-musikfest.de

48

Yazici; Cem Babacan: J. Haydn, L. van Beethoven & J. Rufinatscha 30.9. Frankfurt/Alte Oper Keller Quartett: J. S. Bach & B. Bartók Halle/Georg-FriedrichHändel Halle Staatskapelle Halle,

30.9.

Ltg: Karl-Heinz Steffens: G. Mahler 30.9. Hamburg/Engelsaal My fair Lady/F. Loewe (Musical) 30.9.

Weimar/Weimarhalle

1.10.

Dresden/Semperoper

ab 13. September, Dresden, Semperoper

Henze-Hommage

Staatskapelle Weimar, Ltg: Stefan Solyom; Catherine Manoukian; Marie-Elisabeth Hecker: J. Brahms & L. Janáček Dresdner Ballettgala 1.10. Leverkusen/Bayer Kulturhaus Alexeij Gorlach mit Werken

von Schubert & Beethoven

Ludwigshafen/BASF-Feierabendhaus Mitsuko Uchida: 1.10.

Hans-Werner Henze

W. A. Mozart & R. Schumann 2.10.

München/Odeonsplatz

Münchner Rundfunkorchester, Ltg: Ulf Schirmer: Gala zum Tag der Deutschen Einheit Luxembourg/Philharmonie (L) Orchestre Révolutionnaire

3.10.

et Romantique, Monteverdi Choir; Ltg: Sir John Eliot Gardiner; Lucy Crowe; Daniela Lehner; James Gilchrist; Matthew Rose: Beethoven Peenemünde/HistorischTechnisches Museum Akademi-

3.10.

sches Sinfonieorchester Nowosibirsk, Rundfunkchor Berlin & NDR Chor, Ltg: Thomas Sanderling; Marina Prudenskaja; Maria Bulgakova; Steve Davislim; Dimitry Ivashchenko: P. I. Tschaikowsky & L. van Beethoven 3.10.

Wien/Musikverein (A)

Artis-Quartett; Anton Scharinger; Boris Bermann: Haydn & Schönberg Leverkusen/Bayer Kulturhaus Ramón Ortega Quero & Kate-

4.10.

ryna Titova: F, Schubert, M. de Falla, M. Ravel & F. Poulenc 5.10. Essen/Philharmonie Mahler Chamber Orchestra, Estonian Philharmonic Chamber Choir, Ltg: Marc

Hans-Werner Henze gehört zu den ganz großen zeitgenössischen Komponisten. In seinem Schaffen ließ er sich nie auf eine bestimmte Technik festlegen, komponierte vielseitig und immer wieder neu. In Dresden war und ist der Komponist gern zu Gast. Deswegen widmet die Semperoper Henze in der Saison 2012/13 einen eigenen Schwerpunkt. Die Hommage an den Komponisten wird Opern, Konzerte und eine neue Choreografie umfassen: Die Erstaufführung von „Wir erreichen den Fluss“ findet am 13.9. statt. Diese Oper ist eine Stellungnahme gegen Krieg, Fremdherrschaft und Unterdrückung. Sie ist vielleicht Henzes politischstes Werk und wird in der Inszenierung durch Elisabeth Stöppler mit über 50 Sängern und drei Orchestern auf drei Spielebenen eine fulminante Aufführung finden. Weiterhin werden Henzes jüngste Oper „Gisela“ (19. und 28.9.) sowie der mehrteilige Abend des Semperoper Ballets „Bella Figura“ gespielt, für den Helen Pickett eine Choreografie zu Henzes „Das Vokaltuch der Kammersängerin Rosa Silber“ (28.10. Premiere) erarbeitet hat. ab 13.9. (Premiere) bis Mai 2013, Dresden, Semperoper, www.semperoper.de

Was „frei sein“ heisst An ungewöhnlichen Orten in Niedersachsen - zum Beispiel im Vogelpark Walsrode oder im ehemaligen Gefängnis Otterndorf wird im Rahmen der Niedersächsischen Musiktage aufgespielt. Junge Talente aus Norddeutschland sowie bekannte Künstler gehen in diesem Jahr der „Freiheit“ in all ihren Facetten nach: Was heißt frei sein musikalisch, kulturell, politisch? Zu Gast sind etwa Klaus Maria Brandauer, Alexander Melnikov, Xavier de Maistre und das Barockorchester Concerto Köln. Niedersachsen, verschiedene Orte, bis 30.9. www.musiktage.de

Liedkunst in Stuttgart Das Lied fordert nicht nur äußerste technische und stimmliche Flexibilität, sondern auch die Fähigkeit, Empfindungen in den verschiedensten Schattierungen auszudrücken und dem „lyrischen Ich“ eine Stimme zu geben. Vor 25 Jahren wurde der Internationale Wettbewerb für

Liedgesang erstmals in Stuttgart ausgetragen. Veranstalter des Wettbewerbs ist in diesem Jahr bereits zum achten Mal die Internationale Hugo Wolf Akademie. Im feierlichen Abschlusskonzert präsentieren sich die Preisträger des Wettbewerbs – prominente Vorgänger aus den vergangenen Jahren sind beispielsweise Matthias Goerne und Christiane Oelze. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt im Jubiläumsjahr auf Liedern von Franz Schubert und Hugo Wolf. Stuttgart, Musikhochschule, 7.10. (Abschlusskonzert) www.lied-wettbewerb.de

US-Oper in Berlin Mit „Porgy and Bess“, 1935 in New York uraufgeführt, schufen die Gershwins die erste bedeutende amerikanische Oper und die große US-Nationaloper schlechthin. Im Rahmen des Musikfest Berlin ist neben den Berliner Philharmonikern denn auch mit dem Cape Town Opera Voice of the Nation Chorus eine fast rein amerikanische Besetzung zu erleben. Berlin, Philharmonie, 14.–17.9. www.berlinerfestspiele.de www.crescendo.de

September / Ok tober 2012

Fotos: ; Matthias Creutziger; Christof Mattes

17.9.


Minkowski; Mari Eriksmoen; Marianne Beate Kielland; Johannes Weisser; Sunnyi Melles: E. Grieg 5.10. Jena/Volksbad Lisa Bassenge (Jazz) 6.10. Bremen/Glocke Sinfonisches Blasorchester Wehdel: Voices meet symphonic winds Cottbus/Staatstheater

Philharmonisches Orchester des Staatstheaters Cottbus, Ltg: Evan Christ: Beethoven & S. Sciarrino Eisenach/Landestheater

Landeskapelle Eisenach, Ltg: GMD Carlos Domínguez-Nieto; Raul Jaurena: Feurige Musik

9.10.

Bonn/Schumannhaus

Oskar Ansull & Klaus Sticken: Werke von J. Paul & R. Schumann 9.10.

Salzburg/Mozarteum (A)

Olga Scheps: Schubert, J. Brahms & R. Schumann 10.10.

Brandenburg/Theater

11.10.

Düsseldorf/Tonhalle

Brian Auger & Trinity feat. Savannah Grace (Jazz) Bläserensemble Sabine Meyer: W. A. Mozart & L. van Beethoven Gotha/Stadthalle

6.10.

Elmau/Schloss Elmau

6.10.

Hamburg/Laeiszhalle

Thüringen Philharmonie Gotha, Ltg: Stefanos Tsialis; Jana Bouskova: A. Borodin, R. Gliére & A. Dvořák

6.10.

Quedlinburg/Theater

11.-20.10.

11.10.

Omer Klein Trio (Jazz)

Hagen Quartett: L. van Beethoven Orchester des Nordharzer Städtebundtheaters Ltg: MD Johannes Rieger; Gerlind Schröder: O. Respighi, E. Chausson & J. Brahms 6.10. Schweinfurt/Theater David Middendorp Dance Company (Ballett) 7.10.

Bonn/Opernhaus

Beethoven-Orchester Bonn, Ltg: Thomas Honickel: Terra Incognita 7.10. Unterschleißheim/Bürgerhaus Isar-Philharmonie, Ltg: Wolf-

ram Graul: R. Strauss & F. Mendelssohn Bartholdy

8.10. Lausanne/Salle Métropole (CH) Orchestre de Chambre de

Lausanne, Ltg: Christian Zacharias: L. van Beethoven

Essen/Colosseum The-

ater West Side Story (Musical) 13.10. München/Philharmonie

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Ltg: Kent Nagano; André Wilms: Wolfgang Rihm 13.10. Potsdam/Nikolaisaal Kammerakademie Potsdam, Ltg: Antonello Manacorda; Martin Helmchen: W. A. Mozart & A. Schönberg 13.10. Stuttgart/Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst

Christiane Iven, Moti Kastón, Kai Preussker, Holger Koch, Stefan Schreiber: Liederabend 14.10.

Aachen/Eurogress

Sinfonieorchester Aachen, Opernchor Aachen, Sinfonischer Chor Aachen,

14.10.

17.10. München/Prinzregententheater Münchener Bach-Chor

und -Orchester, Ltg. Hans-Jörg Albrecht: J.S. Bach Messe in h-Moll

Görlitz/Theater

Neue Lausitzer Philharmonie: SPIEL mir das Lied vom FILM Valentino: Zauberkonzert

14.10. Hannover/Großer Sendesaal Marie-Elisabeth Hecker &

Martin Helmchen: Bach, Schumann, Beethoven & Schubert Ludwigsburg/Forum am Schlosspark Jugendjazzorchester

14.10.

Baden-Württemberg 14.10.

Stuttgart/Liederhalle

15.10.

Bonn/Villa Prieger

Staatsorchester Stuttgart, Ltg: Emilio Pomàrico: R. Strauss, B. Bartók & M. von Schillings Daniele Di Renzo, Maciej Chodziakiewicz, Liv Bartels & Sergey Kurochkin: W.A. Mozart, D. Schostakowitsch & L. van Beethoven 16.10.

Hamburg/Laeiszhalle

Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Ltg: Pierre-Laurent Aimard; Tamara Stefanovich: W. A. Mozart, G. Ligeti & L. van Beethoven 17.10.

Berlin/Konzerthaus

17.10.

Fürth/Kulturforum

17.10.

Meiningen/Theater

Annaberg bis Zschopau Musikfest Erzgebirge

14.- 23.9.

Festivals

Quatuor Ebène, Richard Héry & Fabrice Planchat (Jazz) From Inside…: Vocalconsort Berlin, Ltg: James Wood Meininger Hofkapelle, Ltg: Alexander Soddy; Bettine Kampp: R. Strauss, A. Berg & P. I. Tschaikowsky

LUCERNE FESTIVAL im Sommer (CH) - 15.9. -16.9.

Eisenstadt

Internationale Haydntage (A) - 16.9. Musikfest Stuttgart - 16.9. Zermatt Festival (CH) - 18.9. Musikfest Berlin - 22.9. Musikfest Bremen - 23.9. Ottobeurer Konzerte - 30.9. Klosterkonzerte Maulbronn - 30.9. Niedersächsische Musiktage - 30.9. Ruhrtriennale - 1.10. Schubertiade Hohenems (A) - 3.10. Mosel Musikfestival - 3.10. Schwarzwald Musikfestival - 17.10.

Ascona/Tessin

Settimane Musicali (CH) - 22.10. Liszt Festival Raiding (A) - 31.10.

Bad Lauchstädt

210. Theatersommer - 31.12. PartiTouren Niedersachsen 7.- 16.9. St. Veit Trigonale (A) 7.- 28.9. Nachsommer Schweinfurt Bad Homburg v. d. Höhe Orgelfestival Fugato 9. - 20.9. Hamburg 8.- 16.9.

Russisches Kammermusikfest 9.9. - 3.10. Brucknerfest Linz (A)

Usedomer Musikfestival Max-Reger-Tage

15.9. - 7.10.

16.9. - 14.10. Weidener 19.- 23.9.

Hamburg/KulturKirche Altona Ensemble Resonanz & Nico

14.10.

Kempten/Allgäu

Fürstensaal Classix

Thüringen

20.9. - 7.10.

Güldener Herbst

Dormagen/Knechtsteden Festival Alte Musik 27.- 30.9. Torgau 21.- 29.9.

Heinrich-Schütz-Tage 28.9. - 5.10. Herbstliche Musiktage Bad Urach 28.9. - 6.10.

Bad Wörishofen

Festival der Nationen 28.9. - 14.10. Schwetzinger Mozartfest 3.10. - 27.11. Luxembourg Festival (L) 5.- 19.10. Münchner Orgelherbst 7.- 13.10. Internationales Bad Hindelanger Musikfestival Bad Köstritz/ Dresden/Weißenfels

8. 10. und 12. -21.10.

Heinrich Schütz Musikfest 12.- 21.10.

Augsburg

17.- 28.10.

Bad Reichenhall

Deutsches Mozartfest

Kammermusikfestival AlpenKLASSIK 18.- 21.10. Augsburg Heimspiel Hausmusikwettbewerb 19. - 21.10. Donaueschinger Musiktage 19.10. - 25.11. Alzenau Fränkische Musiktage 21.- 31.10. Wittenberger Renaissance Musikfestival 25.10.- 11.11. Kasseler Musiktage Anzeigen

7. Internationales Festival der Kammermusik im Theater in Kempten (TIK)

Éljen a Magyar! Ungarn: Kammermusik mit Paprika Konzerte, Komponistengespräch und öffentliche Proben vom 16. bis 23. September 2012

EIN FESTE BURG Bad Köstritz | Gera | Weißenfels | Dresden

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12. – 21. Oktober 2012 Psalmen Davids Gesamtaufführung in 3 Konzerten mit dem Dresdner Kammerchor artist in residence Kontrapunkte MODERN Neue Musik zu Heinrich Schütz von Lucia Ronchetti, Bernd Franke und Reiko Füting Konzerte mit Weser-Renaissance Bremen, The Sirius Viols, Capella Fidicinia u.a.

Tickets: (01805) 700 733 www.schütz-musikfest.de

KULTUR IN UNTERSCHLEISSHEIM

SPIELZEIT 2012/2013

6.10.

Ltg: Jiri Malat; Massimo Mercelli: A. Dvořák, E. Morricone & J. Suk

Ltg: Kazem Abdullah: J. Brahms, A. Webern & A. Dvořák

Sonntag, 7. Oktober 2012, 19 Uhr

ISAR PHILHARMONIE MÜNCHEN Orchesterkonzert mit Werken von R. STRAUSS, F. MENDELSSOHN-BARTHOLDY u. a. Sonntag, 14. Oktober 2012, 16 Uhr

IM WIENER KAFFEEHAUS Rezitation mit SENTA BERGER Samstag, 27. Oktober 2012, 20 Uhr

FORUM UNTERSCHLEISSHEIM

6.10.

8.10. Ludwigshafen/BASF-Feierabendhaus Prager Sinfoniker,

GIACOMO PUCCINI: TURANDOT Gastspiel der Staatsoper Charkow

Bürgerhaus Unterschleißheim Rathausplatz 1 [direkt an der S 1 Haltestelle Unterschleißheim] Karten: 089/54 81 81 81 oder 089/310 09 200 www.forum-unterschleissheim.de

49


die

letzte

seite

Geiger & crescendo Kolumnist DANIEL HOPE

Aspen – Meckpomm Unser Kolumnist reiste mal wieder durch die Festival-Welt, machte Begegnung mit einem Bären und flachste mit Thomas Quasthoff, obwohl es um ernste Themen ging.

50

fahren doch im Winter die reichen Amerikaner im Bogner-Overall die Pisten ab... Ja, im Sommer ist es dort aber auch sehr schön, vor allem wesentlich entspannter. Aspen liegt ja eigentlich tief im wilden Westen der Rocky Mountains, komplett in der Natur. Ehrlich gesagt ist es so nah in der

der Welt, mit Platz für 18.000 Zuschauer. Es war gleichzeitig mein Debut mit den Los Angeles Philharmonic. Bei der ersten Probe kam eine Geigerin auf mich zu und erzählte, sie wäre mein Au-PairMädchen in London gewesen, als ich sieben Jahre alt war. Wir hatten uns das letzte Mal vor 30 Jahren gesehen. Sie war damals in China ein großer Star. Wow. Und jetzt spielt sie im Los Angeles Philharmonic? Genau, und das eben seit 30 Jahren. Es war ein sehr schönes Wiedersehen und sie war stolz, dass ich in all den Jahren doch ein wenig geübt hatte... Von Los Angeles nach Ludwigsburg. Ist das nicht ein kleiner Kulturschock? Ganz und gar nicht. Ich war nun zum vierten Mal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen, die unter der Leitung Thomas Wördehoffs besser sind denn je! Das Publikum dort ist sehr aufmerksam. Ich durfte mit einem südafrikanischen Jugendorchester namens MIAGI (Music Is A Great Investment) spielen. Die waren zum ersten Mal überhaupt auf europäischem Boden und nicht nur das Orchester sondern das Publikum hat vor Freude mitgesungen und mitgetanzt. Angeblich haben Sie in Berlin gerade ein neues Album aufgenommen. Ist da was dran? Ja, es heisst „Spheres“ und erscheint Anfang 2013. Dabei ist auch der Rundfunkchor Berlin unter der Leitung meines Landsmannes Simon Halsey. Ich freue mich schon riesig auf die Platte. n Foto: Nicolas Brodard

Herr Hope, wo haben Sie den Sommer verbracht? In Aspen, Los Angeles, Colmar, SchleswigHolstein, Ludwigsburg, Verbier, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern natürlich. Und wo entstand dieses grandiose Bild mit Thomas Quasthoff? Das war in Verbier. Ich durfte diesmal eine ganze Woche dort verbringen. Es ist ein wunderbares Festival und Martin Engstroem schafft es immer wieder, eine unglaubliche Liste von Künstlern zusammen zu trommeln. Es liest sich wie ein Who is who der Musikwelt. Ich sollte diesmal ein Konzert komplett konzipieren, einen Abend zum Thema Musik aus Theresienstadt. Ich hatte eine carte blanche, 14 Musiker (u.a. Martin Fröst, Gautier CapuÇon, Sylvia Schwartz, Alexandre Tharaud, Gabor Bretz) in dem Abend einzubringen. Zu meiner großen Freude hat sich Thomas Quasthoff bereit erklärt, Texte aus Theresienstadt zu lesen. Wir kennen uns schon seit Langem, seit er das erste „Tu was!“ Konzert von mir im Flughafen Tempelhof mitbestritten hat. Und? Wie macht er sich in seiner neuen Rolle als Sprecher? Er brilliert nach wie vor. Er ist ein so geselliger Mensch, man kann von ihm einfach so viel lernen. Das Thema Theresienstadt ist natürlich sehr ernst, trotzdem gab es Momente, in den es für uns alle notwendig war, uns von diesen schrecklichen Geschenissen abzulenken. So entstand dieses Bild. Aspen klingt auch sehr interessant. Da

Hope und Quasthoff in Verbier.

Wildnis, dass an einem Abend ein großer Bär in die Musikschule eingebrochen ist. Während des Konzerts? Nein, zum Glück nicht. Aber die Leute dort leben seit Generationen gut mit den Bären zusammen, so schlimm kann es dann ja nicht sein. Danach gleich Los Angeles, puh. Stört Sie nicht der Verkehr in diesem riesigen Moloch? Ehrlich gesagt, ich LIEBE L.A.! Dort habe ich mir auch einen lang ersehnten Wunsch erfüllt: Ich träume schon seit meiner Kindheit davon, in der Hollywood Bowl zu spielen. Es ist eines der größten Amphitheater

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September / Ok tober 2012


visionär und konkret

handeln

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Jede Generation hat ihre Fragen zu klären und Aufgaben zu lösen. Heute sind sie eher kompliziert als einfach.

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..

SESSHAFTIGKEIT Wie Bauern die Welt eroberten + + + Sei Seite 62 EVOLUTION Wie springende Gene den Menschen formten + + + Sei Seite 38

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Live: 21.01.13 München, Philharmonie · 03.02.13 Baden Baden, Festspielhaus · www.joseph-calleja.de


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