crescendo 6/2012, Standard Ausgabe Oktober/November 2012

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oktober  –  November 2012 www.crescendo.de

Reise

Mit Omer Meir Wellber in Valencia

PREMIERE

Hélène Grimaud & Sol Gabetta gehen gemeinsam auf Tour!

Alles Gute

Daniel Barenboim wird 70: „Ich freue mich auf alles, was kommt.“

Andreas

scholl Deutschlands berühmtester Countertenor über sein Leben mit den hohen Tönen B47837 Jahrgang 15 / 06_2012

Klangraum Frauenkirche Dresden

Januar bis Dezember 2013 Ein Ausblick auf das vielfältige Programm des Gotteshauses im kommenden Musikjahr


Richard Wagner

Tannhäuser Wiederaufnahme 31. Oktober 2013

o p e r

Richard Wagner

TrisTan und isolde Wiederaufnahme 16. November 2013

Richard Wagner

lohengrin Wiederaufnahme 13. Januar 2013 Osterfestspiele Salzburg Richard Wagner

parsifal Premiere 23. März 2013 Jacques Fromental Halévy

la Juive Premiere 12. Mai 2013 Richard Wagner

der fliegende holländer Premiere 15. Juni 2013 Gaspare Spontini

la vesTale konzertante Aufführung Premiere 30. Juni 2013

k o n z e r T e

Wagner- Jahr 2013 an der semperoper dresden

Wagner-geburTsTagskonzerT i

Christian Thielemann Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden

Wagner-geburTsTagskonzerT ii

Maria Agresta, Frank van Aken, Giorgio Berrugi, Johan Botha, Gabriele Ferro, Asher Fisch, Marcello Giordani, Matthias Henneberg, Jane Henschel, Soile Isokoski, Jonas Kaufmann, Wolfgang Koch, Markus Marquardt, Christa Mayer, Stephen Milling, Jürgen Müller, Tomáš Netopil, Marjorie Owens, Christoph Pohl, Michaela Schuster, Robert Dean Smith, Constantin Trinks, Eva-Maria Westbroek, Rachel Willis-Sørensen, Kwangchul Youn, Georg Zeppenfeld

und WeiTere konzerTe

PA R T N E R D E R S E M P E R O P E R U N D D E R S TA AT S K A P E L L E D R E S D E N

informationen und karten T 0351 49 11 705 bestellung@semperoper.de semperoper.de

»Das Liebesmahl der Apostel« u.a. Frauenkirche Dresden 18. Mai 2013

Auszüge aus »Der fliegende Holländer«, »Rienzi«, »Lohengrin« und »Tannhäuser« 21. Mai 2013


p r o l o g

Weltkulturerbe

Fotos Titel: Chris Dunlop / EMI Classics; Frank Vinken; Jörg Schöner

winfried hanuschik Herausgeber

Liebe Leser, wenn ich kurz vor Drucklegung durch unsere Ausgabe blättere, bin ich immer wieder aufs Neue überrascht, wie viele hochkarätige Künstler der klassischen Musik aus dem vergleichsweise kleinen Deutschland stammen oder hier ihre künstlerische Reife entwickelt haben. Diese Einzigartigkeit ist eine Frucht der besonderen Kulturlandschaft in Deutschland, die eben nicht nur Publikumsmagneten in Kulturmetropolen kennt, sondern auch die vielen kleinen Bühnen und Säle in der Region. Bei allen Sparbemühungen sollten wir diesen besonderen Schatz hegen und pflegen und am Besten zum „Weltkulturerbe“ erklären. Einer dieser Musiker, die schon lange eine crescendo (Titel)Geschichte verdient haben, ist Andreas Scholl. Der im hessischen Rheingau-Taunuskreis geborene Countertenor begeistert seit Jahren an den großen, internationalen Bühnen sein Publikum. Wir trafen den sympathischen, sehr interessanten und nachdenklichen Sänger in den Katakomben der Salzburger Festspiele. Scholl trug zwar – auf Wunsch unseres Fotografen – ein Jackett, ließ es sich aber nicht nehmen, in bequemen Laufschuhen zu erscheinen. Die Schuhe durfte er anbehalten. Zu seinem neuen Album passen sie perfekt: Es heißt „Der Wanderer.“

Im Interview philosophierte Andreas Scholl über die Faszination, die hohe Männerstimmen auslösen, das Bedürfnis, Rollenverständnisse abzuschütteln und „ganz zu werden“: „Wir alle sind nicht männlich oder weiblich, sondern in erster Linie Menschen.“ Das gesamte Gespräch finden Sie auf den Seiten 10 und 11. Auch Herbert Schuch gehört zu den eher „leiseren“ Künstlern, denen man durchaus mehr Beachtung schenken darf. Der Pianist, stammt ursprünglich – wie auch Ioan Holender beispielsweise – aus dem rumänischen Temeswar und lebt jetzt vorwiegend in Köln. Er gehört zu einer Generation von jungen Musikern, denen die Zukunft gehört. Schuch trafen wir in München und entlockten ihm in einer Tapasbar am Ende auch etwas sehr Persönliches. (Seite 14/15). Die Klassikstars Hélène Grimaud und Sol Gabetta stammen zwar nicht aus Deutschland, treten bei uns aber in solcher Regelmäßigkeit auf, dass wir sie gerne einbürgern würden. Vor allem jetzt, da sie gemeinsame Sache machen. Als sie sich kennenlernten, verstanden sie sich vom ersten Moment an musikalisch und menschlich so prächtig, dass sie in ihren ohnehin engen Terminplänen Raum für eine gemeinsame KonzertTournee schufen. Das erste Baby dieser fruchtbaren Beziehung liegt jetzt auf dem Plattentisch: Das Album mit dem treffenden Titel „Duo“. Wir trafen die beiden Damen in Berlin und stellen fest: Die beiden haben noch viel Potential zusammen. Das Gespräch mit „Grimetta“: Seite 12/13. Viel Spaß beim Lesen, Herzlichst, Ihr

Ihre Abo-CD? In der Premium-Ausgabe dieser Zeitschrift finden Sie an dieser Stelle die crescendo Abo-CD – eine exklusive Leistung unseres crescendo Premium-Abonnements. Darauf hören Sie die Musik zu den Artikeln, die im Heft rot gekennzeichnet sind. Eine Inspiration für Ihre Ohren! Mittlerweile ist bereits die 39. CD in dieser Premium-Edition erschienen. Haben wir Sie neugierig gemacht? Dann testen Sie crescendo Premium! Die erste Ausgabe schicken wir Ihnen kostenlos. Dazu die crescendo Abo-CD. Ganz ohne Kaufverpflichtung. Bestellen Sie per Telefon: +49-(0)89-85853 548, auf www.crescendo.de/abo oder mit dem Coupon auf Seite 33.

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O k t o b e r  /  N o v e m b e r 2 0 1 2

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P r o g r a mm

06 & 08 Pianist, dirigent, Versöhner. Daniel Barenboim. Der Künstler erhält den Echo für sein Lebenswerk & kämpft für politische Aussöhnung .

16 „Ich habe keine Schöne Stimme“. Sopranistin Alexandrina Pendatchanska stutzte ihren Namen zu „Alex Penda“ und glänzt in „La Finta Gardiniera“.

19 Angenehm Unsentimental Martin Stadtfeld spielt auf seiner neuen CD Mendelssohn - und rückt die „Lieder ohne Worte“ in neues Licht.

STandards

Künstler

hören & Sehen

03.... Prolog Der Herausgeber stellt die Ausgabe vor. 06.... K ünstler ohne Grenzen Das politische Engagement von Klassik-Stars. 21..... Impressum 32.... R ätsel des Alltags 50.... Die Letzte Seite Daniel Hope bei der 108jährigen Pianistin Alice Herz-Sommer.

08.... Auszeichnung Dirigent Daniel Barenboim wird für sein Lebenswerk geehrt. 10..... Countertenor Andreas Scholl weiß, wie hohe ­Töne wirken. 12..... „Grimetta“ Als „Duo“: Sol Gabetta und Hélène Grimaud. 14..... ER nsthaft ­Erfolgreich Der bedächtige Pianist Herbert Schuch. 16..... N icht schön, Aber expressiv Sopranistin Alex Penda über ihre Stimme.

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Exklusiv nur in crescendo Premium ein Kaffee Mit... ... Donna Leon. ECHO Klassik crescendo stellt die stillen Gewinner ins Licht. Alison Balsom Die Trompeterin über das ­Solisten-Dasein. Jan Willem de Vriend Ein Dirigent schult um.

Exklusiv nur in crescendo Premium Meister der ­A lltagsgeräusche Zum 100. Geburtstag von John Cage. Bi-Ba-ButzeDidaktik Igel Records bringt ­Kindern die Klassik näher.

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Ok tober / November 2012

Fotos: Uwe Arens / DG; Mat Hennek; Yvonne Zemke / Sony Classical

Exklusiv nur in crescendo Premium Blickfang Traurig, aber sehenswert: „Königskinder“. Ouvertüre Ein Anruf bei Schumann-Regisseur Christian Berger & die Playlist von Bariton Christian Gerhaher. Play Me... Mach mit: Klaviere auf öffentlichen Plätzen. KolumnE Pascal Morché über Oper und Küche

19..... DIE WICHTIGSTEN EMPFEHLUNGEN DER REDAKTION 20.... ATTILAS AUSWAHL 30.... Wahre Ohrenschmeichler Schön und gut: Kopfhörer für jeden Anspruch und Geldbeutel.


Tiroler Festspiele Erl Winter 26. Dez. 2012 — 06. Jan. 2013 Festspielhaus Erl

OpErn 34 Umsätze: Live Hui – CD Pfui Ursachenforschung: Warum gehen die V ­ erkaufszahlen von ­Konzerten nach oben, die von CD-Verkäufen aber nach unten?

38 Jung, Frisch, Flexibel Omer Meir Wellber gehört zur neuen Dirigenten-Generation, und passt damit gut in die pulsierende Stadt Valencia.

42 von rheinlandpfalz in DIE WELT Die Deutsche Staatsphilharmonie traut sich was - den Sprung in die Spitze. In der Filmmusik zählt sie schon dazu.

BArTóK A kékszakállú herceg vára MOzArT Le nozze di Figaro VErDi nabucco

KOnzErTE

Gesellschaft

Lebensart

erleben

34.... LIVE Bewegt mehr Warum der Veranstaltungsbereich boomt und Klassikhörer immer ­weniger CDs kaufen.

38.... Va mos a ­Valencia Die Kulturstadt mit spektakulärem Opernhaus.

42.... Der Vorteil der Zweiten Reihe Der Werdegang der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. 44.... K lingender Touristen-magnet Die Dresdener Frauenkirche ist eine faszinierende Konzert-Kulisse 46.... VORSCHAU Wichtige Termine für Oktober und November.

Fotos: Claus Felix; Fotoarchiv der Staatsphilharmonie RHeinland-Pfalz

Exklusiv nur in crescendo Premium Exklusiv: Bayreuth für Insider „Mein Wagner“ – Vorabdruck des Buches von Alexander Busche.

Exklusiv nur in crescendo Premium Technik Mobile Zeiten, klassische Zeiten - mit Apps kein Gegensatz mehr. John Axelrod schreibt über die perfekten Weine zum „Ring“. Pack ma’s Musikkoffer & Musikerkoffer.

Eröffnung Festspielhaus BAch Messe h-Moll rOSSini petite Messe Solennelle Silvester- & neujahrskonzert BEEThOVEn Missa Solemnis

SpEciALS Klavierabend cabassi & Stancˇul Ensemble risognanze Franui

Präsident: Hans Peter Haselsteiner Gesamtleitung: Gustav Kuhn

Exklusiv für Abonnenten Hören Sie die Musik zu u­ nseren Texten auf der ­crescendo Abo-CD – exklusiv für Abonnenten. Infos auf den Seiten 3 & 33.

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Karten & Info: T +43 (0) 512 / 57 88 88 13 karten@tiroler-festspiele.at www.tiroler-festspiele.at 5


o uv e r t ü r e

Künstler ohne Grenzen Dass Politiker wie Verkehrsminister Peter Ramsauer oder die amerikanische Ex-Außenministerin Condolezza Rice sich musikalisch engagieren, ist bekannt. Immer öfter mischen sich Künstler aber auch politisch ein.

Politisches Engagement

Leipzig

Auch wenn sie Fragen zu russischer Politik selten beantwortet – als Fan von Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich Netrebko schon mehrfach geoutet. Ungeachtet der weltweiten Schlagzeilen um den Prozess gegen die Punk-Band Pussy-Riots lobte sie Putin als starken Mann, der gut für Russland sei. Nicht immer war Netrebko eine so vorbildliche Russin: Der weltweit gefeierte Opernstar besitzt seit 2006 neben der russischen auch die österreichische Staatsbürgerschaft – und ist in der Heimat dafür schon des öfteren als Verräterin geschmäht worden.

Leipzig

In Leipzig wuchs Masur im Revolutionsjahr 1989 über sein musikalisches Können hinaus: Als dort am 9. Oktober zuerst Hunderte und später Zehntausende zusammenkamen, um für Reformen zu demonstrieren, wandte er sich gemeinsam mit anderen prominenten Leipzigern mit dem Aufruf „Keine Gewalt!“ erfolgreich an die Menschen. Seit einigen Jahren engagiert sich Masur mit drastischen Mahnungen gegen die Schließung kleinerer Orchester und für mehr musikalische Grundbildung in der Schule.

Leipzig

Die Liste seiner Ehrungen ist lang; Neben den wichtigsten Musikpreisen wurde er auch für sein politisches Engagement ausgezeichnet. Immer wieder engagierte er sich in den vergangenen Jahren für eine Aussöhnung Israels mit seinen Nachbarn, gründete mit dem West-EasternDivan Orchestra ein multireligiöses und multinationales Orchester und scheute auch bei einer Preisverleihung in der Knesset nicht vor deutlicher Kritik an Israels Politik zurück. Im März räumte Barenboim resigniert ein, sein politisches Engagement für eine Annäherung von Israelis und Palästinensern aufgegeben zu haben. Hoffnung, so Barenboim, habe er nicht mehr.

Leipzig

Trotz einer internationalen Karriere wird er in der Türkei von Islamisten abgelehnt, weil er sich der Musik des Westens widmet. Durch sein Eintreten für eine säkulare Gesellschaft und seine Kritik an religiösem Fanatismus ist er ins Fadenkreuz der türkischen Justiz geraten. Nachdem er im Sommer einige harmlose Bemerkungen über den Islam twitterte, wird gegen ihn wegen religiöser Beleidigung ermittelt, im Oktober ist Prozessbeginn. In der Türkei hat die Ermittlung gegen den Pianisten zu Protesten vieler Künstlerkollegen geführt – bislang ohne Erfolg.

Anna Netrebko geboren 1971 im russischen Krasnodar, das nahe Georgien am Schwarzen Meer liegt. Lebt seit einiger Zeit mit Ehemann Erwin Schrott in Wien und Salzburg.

Kurt Masur geboren 1927 in Brieg, Niederschlesien, in der Nähe der polnischen Stadt Breslau. Prägte als Gewandhauskapellmeister in Leipzig von 1970 bis 1997 das Musikleben der damaligen DDR.

Daniel ­Barenboim geboren 1942 in Buenos Aires, Argentinien. Hat argentinisch-israelischspanisch und palästinensische Wurzeln. Wurde vor 20 Jahren Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden, Berlin.

Fazil Say geboren 1970 in Ankara, Türkei. Sohn eines türkischen Musikwissenschaftlers und Schriftstellers. Ist sowohl als Pianist als auch Komponist weltweit bekannt und lebt derzeit in Istanbul.

„Ich liebe gefüllte Nudeln - mit Gemüse oder Fisch. Mein Mann lernt gerade kochen. Er kann schon Züricher Geschnetzeltes und Rösti. So lerne ich die Schweizer Küche kennen.“ Die Italienerin Cecilia Bartoli in „freundin Donna“ über internationale Küche.

GELESEN NOTIERT

Ich habe zwei Kleidergrößen abgenommen und bin fast zufrieden mit meiner Figur UND meiner Stimme.

Die Küchen-Zitate des Monats

Sängerin Simone Kermes in der Zeitschrift ­SUPERillu über Genuss und Gewicht.

„Eine Berliner Spezialität fällt mir ein: Wildschwein. Das kenne ich sehr gut lebend, denn ich stand ihm bei uns zu Hause schon öfter gegenüber.“

„Ich halte die Musik für den Kern der Welt, zu welchem die Harmonie sich verhält, wie zum Braten die Sauce.

Dirigent Simon Rattle über kulinarische Freuden in Berlin.

Arthur Schopenhauer (1788 – 1860), ­deutscher Philosoph

+++ Wer den Schaden hat – sollte Berliner Witz ertragen. Das Rundfunkchor der Hauptstadt hat schon mal im halbfertigen Foyer der Hamburger Elbphilharmonie die erste Klavier-Vorstellung gegeben. Zum Brahms-Requiem unter Leitung von Simon Halsey wurden die 800 Zuschauer im Instrumentenaufzug transportiert. Wann spielt das NDR-Sinfonieorchester in Schönefeld? +++ Wissenschaft I: Du hörst, was du siehst, zeigt eine Studie der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Wer Musikdarbietungen sieht, beurteilt sie im Schnitt um eine Schulnote besser, als wenn er sie nur hört. Wissenschaft II: Holzbläser sind die entspanntesten Musiker, hat die Hochschule Luzern herausgefunden. +++

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Fotos: Ken Howard/Metropolitan Opera; Felix Broede / DG; Radio France / Christoph Abramowitz; fazilsay.com

Künstler


ManchMal ist das leben eine sinfonie.

Zeit für Musik.

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k ü n s t l e r

„Ich freue mich auf alles, was kommt“

Foto: Felix Broede / DG

Daniel Barenboim, der Meister an Pult & Piano, bekommt einen ECHO Klassik für sein Lebenswerk. Kurz davor haben wir ihm noch ein paar Fragen gefaxt:

crescendo: Lieber Herr Barenboim, unseren herzlichen Glückwunsch zum ECHO Klassik 2012! Sie werden für Ihr Lebenswerk geehrt – was bedeutet Ihnen der Gewinn dieses Preises? Daniel Barenboim: Vielen Dank! Ich freue mich wirklich außerordentlich, diesen besonderen Preis zu bekommen. Letztes Jahr habe ich ihn an meinen Freund Zubin Mehta überreicht, und dieses Jahr bekomme ich ihn nun selbst. Es ist der bedeutendste Preis in der deutschen Musikindustrie, und als Jemand, der einen Teil seiner künstlerischen Heimat schon viele Jahre in Deutschland hat, ist es wirklich besonders schön, hier ausgezeichnet zu werden. Ist ein solcher Preis für das Lebenswerk ein Grund, zurückzublicken? Sind Sie nostalgisch? Ich erinnere mich gerne an die vielen wunderbaren Dinge, die ich bislang erlebt habe – aber ich schaue ebenso gerne nach vorne, beschäftige mich mit neuen Projekten und Themen. Wenn Sie auf Ihr Lebenswerk schauen: Gibt es einen musikalisch schönsten Moment? Wenn ja, welchen? Einen einzelnen würde ich nicht nennen wollen, nein. Es ist aber vielleicht die Arbeit mit dem West-Eastern Divan Orchestra, die letztlich das Wichtigste ist, was ich tue. Seit 1999 kommt das Orchester jetzt jedes Jahr zusammen, und die musikalische Entwicklung des Orchesters ist wirklich einmalig. Darüber hinaus bedeutet mir dieses Projekt natürlich auch auf menschlich-persönlicher Ebene über alle Massen viel. Sie sind omnipresent in der Klassiklandschaft. Wie schaffen Sie das? Wie schafft man es, als Dauer-Reisender und Dauer-Musizierender Zeit für sich selbst zu finden? 8

Argentinisch-israelischspanisch-palästinensischer ­Abstammung: Dirigent und Pianist Daniel Barenboim.

Ich schaffe immer wieder die Momente der Ruhe und Reflektion für mich selbst. Aber ich schöpfe meine Inspiration und meine Kraft aus der Musik selbst, sie treibt mich an und bringt mich immer weiter. Was sind Ihre (musikalischen und persönlichen) Pläne für die kommende Zeit? Haben Sie noch musikalische Träume? Aber natürlich! Alleine in dieser Spielzeit gibt es so viele spannende Projekte, den Beethoven-Zyklus in New York mit dem WestEastern Divan Orchestra, einen kompletten Ring in Berlin und an der Scala – ich freue mich auf alles, was kommt. Wo geht’s hin mit der Klassikwelt? Gibt es etwas, dass der musikalische Nachwuchs unbedingt beachten und bewahren sollte? Das Wichtigste ist grundlegende musikalische Bildung, und um die ist es leider momentan nicht so gut bestellt. Musik muss Teil der Ausbildung unserer Kinder sein, genauso wie Mathematik, Literatur und Biologie. Nur so können wir sicherstellen, dass auch in Zukunft Musik gehört und vor allem geschätzt wird. Junge Musiker müssen lernen, nicht nur die richtigen Töne zu singen und zu spielen, sondern musikalisch richtig zu denken. Dafür braucht es aber eben auch die richtige Anleitung. Dieses Thema der musikalischen (Aus-)bildung ist mir ein ganz besonderes Anliegen und etwas, mit dem ich mich in Zukunft auch ganz direkt noch mehr beschäftigen möchte. Wo stellen Sie Ihren Lebenswerk-ECHO Klassik hin? Haben Sie einen „Trophäen-Schrank“? Einen Schrank habe ich nicht, aber er wird auf jeden Fall einen besonderen Platz bekommen. www.crescendo.de

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Osterfestspiele aix-en-prOvence 2 6 . M ä r z - 7. a P r i l 2 013 G ra n d t h é â t r e d e pr ov e n c e

Gestaltung: vivacitas.fr – Fotonachweise: decca / marco Borggreve; Jean-François leclercq; robert Schultze / mat hennek / dG; agenturfoto.

Der neue musikalische termin im herzen Der prOvence

cOncertO köln • laurence equilbey Gustav mahler JuGenDOrchester herbert blOmsteDt leif Ove anDsnes • James ehnes Daniil trifOnOv Orchestre De l’Opéra De paris philippe JOrDan • GiDOn kremer alfreD brenDel chamber Orchestra Of eurOpe semyOn bychkOv katia & marielle labèque matthias GOerne • raDu lupu renauD capuçOn anGelika kirchschlaGer henri Demarquette mariinski theater Orchester valery GerGiev • hélène GrimauD künstlerischer leiter renaud capuçon GeschäftsführenDer DirektOr dominique Bluzet

festivalpaques.cOm

c r é D i t m u t u e l- c i c- G r u p p e G r ü n D u n G s pa r t n e r


k ü n s t l e r

Der Wanderer

Deutschlands berühmtester Countertenor Andreas Scholl über die Wirkung hoher Töne, seine anfänglichen Probleme mit Johann Sebastian Bach und weshalb er auf dem Land ein glückliches Leben führt.

Andreas Scholl lebt auf dem Land – wir trafen ihn in Salzburg.

Andreas Scholl war 13, als er am Staatstheater Wiesbaden den Zweiten Knaben aus der Zauberflöte sang. Seitdem verläuft seine Karriere stetig nach oben. Und in fast jedem Text über den heute 45-Jährigen steht, wie außerordentlich intelligent dieser Mann sein soll – nach dem Gespräch wissen wir auch warum. crescendo: In den letzten Jahren haben Countertenöre die Klassik-Charts erobert. Kann es sein, dass der moderne Mensch ein Bedürfnis nach diesen fast unwirklichen schönen Stimmen hat? Andreas Scholl: Sie haben Recht, Countertenöre sind seit Jahren sehr populär, inzwischen sind wir im Bewusstsein der Hörer etabliert. Wir sind viel akzeptierter als noch in den fünfziger oder sechziger Jahren. Ich habe gerade die Biografie des Countertenors Alfred Deller (1912-1979) gelesen. Der hatte noch mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Zu seiner Zeit war die Konvention, wie sich die Geschlechter zu verhalten haben, viel strenger. Heute sind die Menschen von uns nicht abgeschreckt, sondern fasziniert. Ihre Stimme scheint aus einer anderen, reineren Welt in unsere herüberzutönen. Ist es das, was uns anzieht? Im Grunde geht es um den scheinbaren Widerspruch des Männer10

Foto: Bob Coat

v o n T o b i a s H ab e r l

körpers und der hohen Stimme. Auf den ersten Blick passen die beiden Dinge nicht zusammen, trotzdem verbünden sie sich in einem guten Sänger zu einer faszinierenden Einheit. Diese hohe Stimme hat etwas Unerhörtes und Neues. Und in uns allen steckt doch die tiefe Sehnsucht, das Rollenverständnis, das uns von der Gesellschaft aufoktroyiert wird, abzuschütteln. Wir sind alle nicht männlich oder weiblich, sondern in erster Linie Menschen. Wir sehnen uns danach, ein vollständiger Mensch zu sein? Genau. In unserer Welt sind wir ständig gezwungen, eine Hälfte unserer Identität zu leugnen. Und wir Countertenöre heben diese Spaltung für Momente auf. Wir sind unverschämt im Sinne von: Wir schämen uns nicht dafür, beide Seiten zu verkörpern. Jesus hat gesagt: Werdet wie die Kinder. Wenn Kinder singen oder tanzen, schauen sie nicht, was die anderen denken. Sie leben ihren Impuls frei aus, das ist ungemein befreiend. Und vielleicht werden die Menschen an dieses Glück erinnert, wenn sie die Stimme eines Countertenors hören. Glauben Sie, dass Sie durch Ihre Stimme ein tieferes Verständnis dafür haben, was es bedeutet, ein Mann oder eine Frau zu sein? Ja, das hat sich über die Jahre immer weiter entwickelt. Ich lese auch www.crescendo.de

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viel: Frühchristliche Geschichte, apokryphe Evangelien, Gnostizismus, da geht es immer darum, dass es die Zerrissenheit ist, die uns so unglücklich gemacht. Sind sie sich dieser Zusammenhänge bewusst, wenn Sie auf der Bühne stehen? Während man singt, eher weniger. Aber nach einem Konzert, wenn ich Leute aus dem Publikum treffe, wird mir bewusst, welche Wirkung meine Stimme auf manche Menschen hat. Macht Ihre Stimme nur die Zuhörer glücklich oder auch Sie selbst? Auch mich. Kennen Sie den bosnischen Lautenspieler Edin Karamasov? Hat der nicht mal mit Sting eine CD aufgenommen? Genau. Ein faszinierender Musiker. Wenn ich mit dem zusammen auf der Bühne stehe, sind das meine glücklichsten Momente. Wir sind dann beide ganz ruhig und zufrieden. In diesen Momenten spüre ich, dass ich die Energie, die in der Musik liegt, den Menschen, die mir zuhören, aufschließen kann. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Nicht ich bin es, der die Menschen glücklich macht, sondern die Musik. Ich bin nur der Vermittler. Was spüren Sie, wenn Sie selbst in einem Konzert sitzen? Ich bin ein ganz schlechter und ungeduldiger Zuhörer. Ich glaube, die wenigsten professionellen Sänger setzen sich gern in ein Konzert. Zuhause höre ich eher Pop, weniger Barockmusik. Was für Popmusik hören Sie denn? Ich habe einen Freund, der in Israel lebt. Er heißt Idan Raichel und macht ganz tollen Ethno-Pop mit arabischen Texten. Das ist die Lieblingsmusik von mir und meiner Frau. Ich mag auch guten Synthie-Pop aus den Achtzigern, New Order, OMD, Erasure. Seit wann wissen Sie eigentlich, dass Sie ein Countertenor sind? Eigentlich wollte ich nie Countertenor werden, ich wusste ja nicht mal, was das ist. Bei mir lief das ganz natürlich. Als Junge war ich bei den Kiedricher Chorbuben und als der Stimmbruch kam, habe ich einfach weiter im hohen Register gesungen, ohne mir was dabei zu denken. Erst nach Studienbeginn wusste ich wirklich bewusst, dass ich so singen möchte. Wo haben Sie studiert? In Basel, an der Schola Cantorum Basiliensis, einer Schule für Alte Musik. Ich weiß noch, wie fremd ich mich dort in den ersten Tagen gefühlt habe. Nicht nur, dass ich keine Ahnung von Musiktheorie hatte, ich kam auch vom Dorf und hatte gerade meinen Grundwehrdienst abgeleistet. Nach drei Monaten trat ich einem kleinen Ensemble bei und war glücklich. Als Sie vor ein paar Jahren Bach-Kantaten aufgenommen haben, waren Sie kurz davor, hinzuschmeißen. Warum eigentlich?

Weil ich voller Selbstzweifel war, nachdem ich zum ersten Mal begriffen hatte, mit welcher Kompromisslosigkeit und Genialität Bach diese Musik geschrieben hatte. Ich sehe das heute an meinen Studenten. Seelig sind die, die sich für die Größten halten. Richtig gut aber sind die, die zweifeln und einen so hohen Anspruch an sich haben, dass sie ihn nie oder nur ganz selten erfüllen können. Das führt nicht unbedingt zu einem glücklichen Leben, ist aber gut für die Kunst. Ohne das selbst Verzehrende, das Selbstkritische kommt man nicht so weit. Ihr neues Album trägt den Titel Wanderer und enthält Lieder von Mozart, Brahms, Haydn und Schubert. Nur: Lied-CDs sind nicht gerade die großen Geldbringer...

„Wir sind alle nicht männlich oder weiblich, sondern in erster Linie Menschen.“ Ja, aber man kann nur tun, was einen interessiert und begeistert. Sind Lieder dabei, die noch nie von einem Countertenor aufgenommen wurden? Möglich, aber darum ging es mir nicht. Der Effekt sollte nicht sein: Leute, schaut her, wie kurios das alles ist. Nein, als Sänger muss ich zu einem bestimmten Thema etwas zu sagen haben. Die Motivation muss stimmen. Sie sind angeblich wieder nach Eltville am Rhein, in das Dorf Ihrer Kindheit, gezogen... Ja, vor vier Jahren. Vorher habe ich 20 Jahre in Basel gelebt. Warum in die Provinz und nicht nach München oder London? Weil ich es da schön finde. Ich bin da in den Kindergarten gegangen, ich kenne noch die Nachbarn von früher. Der eine ist leider gerade gestorben. Als ich ein Junge war, hatte er ein Haushaltswarengeschäft und ich weiß noch, wie ich bei ihm meine erste ABBA-Platte bestellt habe. So was vergisst man nicht. Es hat ein paar Monate gedauert, aber inzwischen ist es wie früher. Meine alten Freunde kommen in den Hof, wir trinken ein Bier oder grillen gemeinsam. Reagiert man auf dem Land nicht seltsam auf einen Vertreter der Hochkultur, noch dazu einen mit so hoher Gesangsstimme? Gar nicht. Die fragen mich, wo ich wieder war und was ich gemacht habe, und dann ist es gut. Dann bin ich nicht mehr der Künstler, sondern der Bub, der ich vor 40 Jahren war. Und das finde ich wunderbar. n Andreas Scholl: „Wanderer“ (Decca).

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k ü n s t l e r

„Grimetta“ Kalkulierte Geschäftsbeziehung zweier Stars oder echte Harmonie? Wie Cellistin Sol Gabetta und Pianistin Hélène Grimaud ihre Zusammenarbeit bei ihrem ersten gemeinsamen Album „Duo“ erleben.

Neues Traum-“Duo“: Sol Gabetta und Hélène Grimaud gehen im Winter auch zusammen auf Tournee.

crescendo: Wenn man es mal analysiert: Sie sind beide eigentlich sehr verschiedene Charaktere. Was verbindet Sie? Hélène Grimaud: Was zwischen uns passiert ist, ist schwer in Worte zu fassen. Selten erlebt man so etwas: Du fühlst es, du lebst es, es ist so harmonisch und anspornend… Sol Gabetta: Geplant war unsere Zusammenarbeit jedenfalls nicht. Wir haben erst vor kurzem das erste Mal zusammen gespielt. Ich mag diese Art von Projekten: es ist etwas neues, frisches, irgendwas passiert. Und: was war, kommt niemals zurück. Es ist jedes Mal neu. Solche Projekte treiben sich selbst voran. Hm. Dann müsste man also nicht Ihre neue CD hören, sondern lieber in ein Live-Konzert gehen, um dieses gewisse Etwas zwischen Ihnen richtig zu erleben? HG: Wir haben ja versucht, das haltbar zu machen, es aufzunehmen. Die CD haben wir ganz in diesem Geiste aufgenommen. Wissen Sie warum? Wir hatten nur anderthalb Tage zwischen vierhundert anderen Dingen. So hätten wir es gar nicht in der üblichen Art machen können. Und diesmal war das gut so! Die Plattenfirma spricht von „musikbiologischen Prozessen“, die zwischen Ihnen abliefen. SG: Ja, es ist mehr oder weniger eine Live-Aufnahme. Und ich denke, das kann man hören! Vielleicht wäre es kompliziert gewesen, den Funken unserer ersten Begegnung zu wiederholen. Aber zack, das hier war wieder wie bei unserem ersten Treffen! HG: Nächstes Mal werden wir uns fragen: wie wollen wir dieses spontane Gefühl je wieder herstellen? Glenn Gould, der letzten Monat achtzig Jahre geworden wäre, 12

Foto: Mat Hennek / DG

v on M a r t i n M o r g e n s t e r n

hätte wahrscheinlich den Kopf geschüttelt über diese Empfindungen. Er putzte eine Aufnahme so lange, nahm unendlich viele Takes einer Phrase auf und puzzelte dann alles zusammen, bis es vermeintlich perfekt war… SG: Ja, aber wissen Sie: was heute perfekt ist, ist es morgen nicht mehr. Das ist wie mit den Planeten, irgendwann stimmt die Konstellation eben, und dann driften sie wieder weiter... HG: Oder, noch schlimmer: vielleicht war der Moment perfekt für dich, aber für niemand anderen. SG: Ach, was ist schon Perfektion. Nur wenn Emotionen im Spiel sind, erwacht eine Sache zum Leben, dann bekommen wir auch eine Idee der Zeit, in der die Aufnahme entstand. Vielleicht finden manche unsere Version zu weich, zu aggressiv, oder vermissen irgendetwas anderes. War Ihr Kennenlernen eigentlich geplant? Hélène Grimaud ist bei Deutsche Grammophon, Sol Gabetta bei Sony unter Vertrag, wie zwei Königinnen aus verfeindeten Reichen… HG: Interessante Vorstellung. Und doch haben wir zueinander gefunden. SG: In der Kammermusik kennen sich viele Leute jahrelang, jahrzehntelang. Alles läuft nach Masterplan. Du kennst den anderen, du weißt, wie er sich bewegt, wie er spielt. Ich spiele oft mit Kollegen, mit denen mich eine jahrelange Beziehung verbindet. Mit Hélène war das total anders, so spontan. Sie kennt mich noch nicht mal gut! HG: Oh, was kommt da noch? Bis jetzt war’s so gut… SG: Ich sage Ihnen, für Cellisten ist die Repertoirefrage richtig www.crescendo.de

Ok tober / November 2012


Die CD von Gabetta & Grimaud

ponist sich die Sache wohl vorschrecklich. Wir brauchen eigentDer Superlative bedarf die neue CD stellte, welche Ideen er in die einzellich ununterbrochen Pianisten, von Sol Gabetta und Hélène Grimaud, nen Sätze packen wollte. Und ob sie müssen verfügbar sein. Und „Duo“ betitelt, eigentlich gar nicht. Es Ihre Spielweise, die mir manchmal, Hélène ist eine anerkannte Solistin, ist schlicht ein großer Genuss, die beigalant ausgedrückt, zuletzt fast sie spielt überall. Als ich das erste den Musikstars das übliche Repertoire spitzfindig vorkam, eher in unsere Mal mit ihr spielte, dachte ich: was - Stücke von Debussy, Brahms, Schooder in seine Zeit passen? für eine starke Persönlichkeit. stakowitsch und Schumann - frisch und selbstbeHG: Man lernt mit der Zeit, sich von Hélène, ganz direkte Frage: Sind Sie wusst gemeinsam musizieren zu hören. Nicht mehr, den Noten freizuspielen. Beethoven stark? aber auch nicht weniger. hat seine Sonaten sicherlich nieHG: Ich kann, wenn ich muss! mals gleich gespielt. Mal nahm er SG: Jaja, stark! Wie eine Schwester. Sol Gabetta/Hélène Grimaud: „Duo“ (Deutsche Grammophon). mehr Pedal, das hing bestimmt von Mit ihr fühle ich mich sicher. Ein seiner Tagesform ab. Darum geht es Cellist muss ja oft anführen, stark ja nicht, dann sieht man manchmal den Wald vor lauter Bäumen sein. Mit meinem Bruder Andrés fühle ich mich sofort geborgen nicht mehr. auf der Bühne, ich fühle mich gut, weil er da ist. Und so ist es auch Ende des Jahres gehen Sie auf Tour. Und danach, was meinen mit Hélène. Manchmal habe ich Angst, ob der andere genug Raum Sie, werden Sie sich mal wiedertreffen, musikalisch? bekommt. Mit ihr fühle ich sofort, was sie braucht, und wir ergänHG: Ich hoffe das sehr! zen uns. SG: Ganz bestimmt. Na, wenn ich mir unsere Kalender ansehe… Das klingt jetzt bald wie eine Liebesbeziehung... War ja nicht einfach, ein paar Daten für die Tour zu finden. Aber SG: Ach, manchmal muss Hélène auch die Solistin raushängen wir haben es geschafft, wir haben es eingebaut bekommen. lassen, dann fühle ich mich wie eine kleine Ratte! Hehe. Und trotzSol, hatten Sie noch etwas Zeit, sich Berlin anzusehen? dem, es ist ein gutes Geben und Nehmen. SG: Naja, ich habe in erster Linie den Komponisten Pēteris Vasks Die Werke, die auf der CD versammelt sind, sind sehr getroffen, der ein Stück für mich geschrieben hat. Ich habe fünf verschieden. Hatten Sie nicht manchmal auch verschiedene Jahre auf dieses Stück gewartet! Als ich mit ihm darüber sprach, Auffassungen, wie etwas zu spielen ist? bat ich ihn, meine Stimme einzubauen. Ich bin ein MezzosopHG: Im Großen und Ganzen nicht. Klar, an dieser und jener Stelle ran, ich habe zwar keine Opernstimme, aber als Kind habe ich phrasiert der andere mal anders, dann haben wir das angeglichen. die ganze Zeit gesungen, und wollte das irgendwie dabeihaben. Aber das waren Winzigkeiten. Vasks Stück dauert nun 35 Minuten, und erst kurz vor dem Ende, Ich denke an die Schostakowitsch-Sonate. Waren Sie da, was die die letzten zweieinhalb Minuten, singe ich! Er sagte: ich konnte es Tempi der einzelnen Sätze anging, immer einig? nicht bewusst komponieren, ich musste abwarten, bis es passierte. SG: Sie finden, wir waren zu schnell? Aber Wahnsinn, wie emotional das Werk geworden ist. Nein, nein! Aber ich habe darüber nachgedacht, wie der Komn

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k ü n s t l e r

„Ich mag die Ernsthaftigkeit“ Herbert Schuch gewinnt den ECHO Klassik als Pianist im Quintett. Uns verriet er, wie sich derweil seine Solo-Karriere entwickelt und wie er in seinen Konzertprogrammen das Publikum aufhorchen lassen will. Mit seinen 33 Jahren kann man Herbert Schuch nicht mehr ganz als PianistenNachwuchs bezeichnen – und dennoch geht Schuch seinen Weg in die führende Pianistenriege nicht im Eiltempo. Er ist keiner dieser Pianisten, die sich über Nacht den Weltruhm erspielt haben. Er arbeitet stetig und bedacht und begeistert die Szene mit wohldurchdachten, klug zusammengestellten Konzertprogrammen. Sein Konzeptalbum „Nachtstücke“ rankte sich so beispielsweise um Schumanns gleichnamiges Werk; Schuch kombinierte dazu Ravel, Holliger, Skriabin und Mozart. Im November legt der Pianist erstmals ein Beethoven-Klavierkonzert vor. Das dritte, das einzige Klavierkonzert, das Beethoven in einer Molltonart schrieb. Vorher erklingt das 1939 komponierte Klavierkonzert von Viktor Ullmann – ein Komponist mit berührender Geschichte, der als Gefangener im Konzentrationslager Theresienstadt weiter komponierte, Konzerte organisierte und trotz der untragbaren Umstände dort um ein funktionierendes Musikleben besorgt war. 14

Man möchte Schuch unterstellen, er habe ein Händchen für besonders ernsthafte Programme. Ist das wahr? Schuch: „Nun, auch die ‚Nachtstücke‘-CD war ja ein eher dunkel gefärbtes Programm. Aber ja, ich mag diese Ernsthaftigkeit.“ Es sei aber nicht so, dass er sich nur mit den dunklen Seiten des Lebens beschäftige. „Ich mag es, das Publikum ein bisschen zu irritieren – wenn es für einen Moment die Sicherheit verliert, die es im Zuschauerraum hat. Nicht um die Leute zu ärgern, sondern um die Aufmerksamkeit zu erhöhen.“ Das Ullmann-Konzert wollte er unbedingt aufnehmen, auch wenn man damit ziemlich alleine gelassen sei, weil es wenig Information über dieses Werk gibt. Und Beethovens drittes Klavierkonzert hätte gepasst, weil es „das Kantige, was Ullmanns Musik hat, auch in sich trägt“. Es ist Schuchs erste Beethoven-Einspielung. „Mit dem Beethoven wollte ich mir Zeit lassen“, sagt er und man stellt wieder dieses Bedachte, Überlegte fest. Kein Schritt zu schnell. Der sympathische Pia-

nist ist, das merkt man ihm sofort an, mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben – selbst wenn er mittlerweile Preisträger zahlreicher internationaler Klavierwettbewerbe ist. So gewann er in einem Jahr den Casagrande-Wettbewerb, den London International Piano Competition, und den Beethoven Klavierwettbewerb Wien. Und in diesem Jahr gibt’s nun den ECHO Klassik dazu – in der Kategorie „Kammermusikeinspielung des Jahres 18./19. Jahrhundert“. „Ja!“, lacht Schuch, „den gewinne ich zusammen mit meiner ‚Boygroup‘ für eine Aufnahme mit Mozart- und Beethoven-Quintetten für Bläser und Klavier.“ Die CD-Produktion mit seinen Kollegen Sebastian Manz, Marc Trénel, David Fernández Alonso und Ramón Ortega Quero habe ihm viel Spaß gemacht, besonders „weil die Bläser einfach anders ticken. Die sind so entspannt!“ Entspannter noch als Pianisten? „Absolut. Richtig tiefenentspannt.“ Weil jeder gleichmäßig am Gewinn des Musikpreises beteiligt war und es für die „Boygroup“ nur einen gemeinsamen ECHO www.crescendo.de

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Fotos: Felix Broede

crescendo-Fragebogen: Kaffee oder Tee? Tee. Meer oder Berge? Meer. Piano oder forte? Fortepiano! Schnell oder langsam? Langsam. Schubert oder Schumann? Wahrscheinlich Schubert. Fußball oder Oper? Fußball! Ihr Lieblings-Musikerwitz? Die sind nicht jugendfrei! Ihr schönstes Erlebnis auf der Bühne? Wenn ich merke, dass das ­Publikum still wird. Ihr lustigstes Erlebnis auf der Bühne? Bei einem Konzert auf Schloss Herrenchiemsee hat in der Pause mal der Blitz eingeschlagen, der Strom fiel aus. Ich habe dann die zweite Hälfte des Konzerts mit einer batteriebetriebenen Funzel eines Feuerwehrmanns gespielt, hatte kaum Licht, im Saal war es stockfinster. Genial, oder?

gibt, haben sich die Herren ganz pragmatisch schon eine Lösung dieses Problems überlegt: „Wir zersägen den Preis“, witzelt Schuch, „ganz paritätisch in fünf Teile. Und wenn wir uns wiedertreffen, setzen wir ihn dann immer wieder zusammen.“ Wie er so weit kam? Im Kindesalter fing er, noch in Rumänien, mit dem Klavierspiel an. Nebenbei lernte er Geige. Die Klas-

sik packte ihn, als er zum ersten mal eine Brahms-Sinfonie auf Platte hörte. Dann zog er mit seinen Eltern ins bayerische Rosenheim. Mit 12 wurde er Klavierschüler des legendären Klavierpädagogen Karl-Heinz Kämmerling, studierte am Mozarteum in Salzburg. In jüngster Zeit arbeitete er viel mit Alfred Brendel. „Die Lehrer, von denen ich gelernt habe, waren alle 50 Jahre älter als ich. Ich bin wahnsinnig froh, dass ich von dieser Generation noch so viel lernen konnte. Was ich da faszinierend finde, ist diese absolute Unbedingtheit. Da heißt es ‚Das muss so sein!‘ und sie stehen dafür ein. Dieses Relativierende, das vielleicht durch postmoderne Strömungen entstanden ist, haben die noch gar nicht. Sondern eine Klarheit in dem, was man will und was man nicht will.“ Ob er das für sich so übernehmen wolle? „Ich bin schon ein Kind meiner Zeit. Ich kann nicht sagen: Ich will unbedingt so wie Alfred Brendel sein. Aber Menschen wie er sind Leute, an denen man sich innerlich immer wieder orientieren und sich fragen kann: Was würden sie jetzt dazu sagen?“ AN Herbert Schuch: „Ullmann/Beethoven Klavierkonzerte“, ab 12. November im Handel (Oehms Classics) Track 7 auf der crescendo AboCD: „Rondo Allegro“ aus dem „Klavierkonzert Nr. 3“ von Beethoven 15

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JAHRE YEARS

Pianist Schuch am Arbeitsplatz: 1979 im rumänischen Temeswar geboren, lebt er heute in Köln.

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Eine Initiative der


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„Ich habe keine schöne Stimme“ Die Sopranistin Alexandrina Pendatchanska stutzte ihren Namen zu „Alex Penda“, und zeigt derzeit unter René Jacobs, wie sehr ihr die Zukunft gehören könnte. v on T e r e s a P i e s c h a c ó n R a ph a e l

Foto: Wilfried Hösl; Mat Hennek

Newcomer

Alex Penda auf der Bühne und privat.

Liebe Frau Penda, verraten Sie uns, wie und wo Sie aufwuchsen? In einer Wohnung in Sofia mit meinen Eltern und meinen Groß­ eltern. Fast alle waren Musiker, meine Mutter (Valerie Popova) war Sängerin, mein Großvater Geiger und Dirigent und Gründer des Sofia-Philharmonieorchesters. In jedem Zimmer gab es ein Instrument. Meine Großmutter war Pianistin und Lehrerin, ich wuchs neben ihren Studenten auf und verbrachte auch viel Zeit in der Oper. Ich liebte die Kostüme, die Visagisten. Irgendwann wusste ich, dass ich mein Leben auf der Bühne verbringen würde. Es hätte gar keine Alternative gegeben? Nein. Für mich als Kind gab es keine andere Option. Nicht, dass ich darunter litt, ich liebte ja die Musik. Aber ich bin froh, dass meine Töchter, die hier in Paris in einem nicht kommunistischen System aufwachsen, mehr Optionen haben. Inwiefern hat der Kommunismus Ihre Kindheit geprägt? Oh, sehr, sehr! Mein Großvater väterlicherseits war in den Fünfzigern einmal über Monate verschwunden und niemand wusste, wo er war. Er war interniert worden in einem Lager, eine Art Kon16

zentrationslager. Als ich das hörte, fing ich an, mich für Politik zu interessieren. Als sich das kommunistische System um 1989 auflöste, dachte ich sofort an Emigration. Im Glauben, ich könnte die Welt ein bisschen verbessern, habe ich an vielen Demonstrationen teilgenommen. Und war sehr politisch engagiert. Mein Mann ist Journalist und auch das hat mich geprägt. Ihr Vater war angeblich Bass-Gitarrist einer Rockband. Konnte er Ihnen ebenfalls helfen in Ihrer Gesangskarriere? Seltsamerweise klingt meine Stimme mehr nach meinem Vater als nach meiner Mutter, die ja Sängerin war! Mein Vater war nicht nur ein Instrumentalist, er hatte auch einen Bass-Bariton, den er allerdings nie richtig hat ausbilden lassen. Meine Eltern ließen sich scheiden und der zweite Mann meiner Mutter, ein Dirigent prägte mich in meiner musikalischen Laufbahn. Erinnern Sie sich an Ihren ersten Auftritt? Aber natürlich! Ich sang zum ersten Mal vor meiner Mutter, da war ich zwölf Jahre alt, und sie weinte. Meinen ersten richtigen Auftritt hatte ich mit siebzehn, da sang ich zum ersten Mal vor www.crescendo.de

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und begann erst zu komponieren, wenn er den Sänger hatte singen hören. Mozart kann Sie nicht mehr hören, dennoch: wie sieht das Kleid der Arminda aus „La finta giardiniera“ aus? Es passt, ich fühle mich stimmlich wohl bei Mozarts Musik und finde es traurig, dass man so selten gemeinsam mit einem Komponisten ein Kleid zuschneiden konnte. Mozarts Welt ist eine Welt der Zweideutigkeiten: Ironie, Perfidie, Sarkasmus stehen neben Momenten aufrichtiger Liebe und Sehnsucht. Wie schafft man die Balance? Das ist natürlich ein Teil seines großen Genies. Nur er kann dies und Shakespeare, der ebenfalls die ganze Tragik des Menschen darstellen konnte, in ähnlicher Ambiguität. Für mich als Interpretin, das muss ich zugeben, ist Mozart wohl der schwierigste Komponist. Zu realistisch aufgefasst könnten Mozarts Figuren vulgär geraten, zu idealistisch aufgefasst vielleicht zu rokokomarionettenhaft. Was tun Sie, um etwa Arminda menschlich wahrhaftig erstehen zu lassen? Arminda ist eine kapriziöse „spoiled woman“. Doch dahinter noch eine menschliche Natur zu erspüren und darstellen, das macht es schwierig. Weniger vokaltechnisch, eher psychologisch, interpretatorisch. Zu leicht für Kinder, zu schwer für Erwachsene sei die Musik Mozarts, sagte Arthur Rubinstein... Ja, ja. Wenn man nur die Partitur sieht, dann denkt man, das ist doch alles nicht so schwierig. Wenn man es aber dann interpretiert, dann spürt man, wie viel zwischen den Zeilen ist. Das ist schwierig. Inwiefern ist der Dirigent, in diesem Fall ja René Jacobs, da eine Hilfe? Er ist ein wunderbarer Musiker mit dem ich schon seit Jahren arbeite. Er liebt das, was er macht, er widmet sich dem Werk mit großer Tiefe. Man kann ihm absolut vertrauen. Wir bringen das Werk in einer höchst interessanten und originellen Instrumental-Fassung aus dem Prag der 1790er Jahre heraus. Im November werde ich übrigens dieselbe Partie bei der Neuproduktion der Oper an der Berliner Staatsoper im Schillertheater singen. n

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JAHRE YEARS

einem Orchester. Eine wichtige Erfahrung, ich stand da in High-Heels in einer Halle vor viertausend Leuten. Ich war besorgt, dass mein Kleid gut sitzt, ich konnte noch nicht einmal über meine Stimme nachdenken. Mein Bewusstsein veränderte sich. Das ist komplex. Wir müssen als Musiker an so vieles denken. Wir sind ja nicht alleine da, es ist Teamwork und daran muss man sich halten. Wenn einer versagt, dann kann die ganze Performance scheitern. Erst später begriff ich diese Verantwortung für meine Kollegen und für die vielen Menschen im Publikum. Es ist ja ein Austausch von Energien. Beiderseits. Könnten Sie Ihre Stimme in eigenen Worten beschreiben? Meine Stimme ist keine wirklich schöne Stimme. Sie sind die erste Sängerin, die das so unverblümt sagt! Ja, aber so ist es. Meine Stimme ist nicht geschmeidig, glatt oder engelhaft schön. Ich glaube, meine Stimme ist sehr expressiv, vielleicht reflektiert sie sogar das, was ich bisher persönlich erlebt habe. Ich kann mit meiner Stimme regelrecht sprechen, die Menschen zum Weinen und zum Lachen bringen, kann auch negative Gefühle damit sehr gut vermitteln. Ausdruck ist doch wichtiger als Schönheit, oder? Das hängt natürlich vom Geschmack ab. Ich bewundere Sänger, die eine lyrische schöne Stimme haben. Aber ich bin anders. Maria Callas ist heute auch nicht wegen ihres Schöngesangs bekannt, sondern aufgrund ihres Ausdrucks. Sie hatte den Mut zu schrillen, hässlichen Tönen! Ja, aber der Musikbetrieb hat sich geändert. Ich glaube, dass Maria Callas im heutigen Musikbetrieb das, was sie erreichte, so nicht mehr erreichen würde. Der Betrieb setzt auf Leichtigkeit, auf Glätte, auf Oberflächliches. Es geht darum, Sänger für wenige Jahre aufzubauen und schnell zu vermarkten. Dann aber verschwinden viele wieder, oft dann, wenn sie erst wirklich gut werden. Meine Stimme gehört eben nicht zu den schönen glatten Stimmen, die ins Ohr gehen. „Die Arie sey einem Sänger so accurat angemessen, wie ein gutgemachts kleid“, sagte einst Wolfgang Amadeus Mozart

• Internationaler Gesangswettbewerb • Meisterkurs • Liedmeisterklasse • Konzerte

Alex Pendas neue CD Mozart schrieb seine Oper „La finta giardiniera“ einst für den Münchner Fasching – kein Wunder also, dass sich die Protagonisten, wie so oft, ein wildes Verkleidungs- und Verwirrspiel auf der Opernbühne liefern. Alex Penda singt die Armida mit energetisch-glühendem Sopran, ungebremst und forsch nach vorne. Die durchweg junge Sängerbesetzung harmoniert wunderbar mit René Jacobs rasch genommenen Tempi.

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Wolfgang Amadeus Mozart: „La finta giardiniera“. Nicolas Rivenq, Sophie Karthäuser, Alex Penda, Jeremy Ovenden u.a., Freiburger Barockorchester, René Jacobs (Harmonia mundi) Track 3 auf der crescendo Abo-CD: „Vorrei punirti indegno“ aus „La finta giardiniera“ 17

Eine Initiative der


p e r s o n a l i e n

Eines der vielseitigsten Instrumente der Musikwelt: Der neue Riemann in 5 Bänden.

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Harald Schmidt und der Thomanerchor mit seinem Thomaskantor Georg Christoph Biller erhalten in diesem Jahr den Inter-nationalen Mendelssohn-Preis zu Leipzig. Der TV-Entertainer wird dabei in der Kategorie „Gesellschaftliches Engagement“ ausgezeichnet. In der Begründung heißt es, die Vermittlung klassischer Musik nehme in Schmidts Wirken, zum Beispiel im Fernsehen und am Theater, eine entscheidende Rolle ein. Zudem habe sich Schmidt mehrfach zu Felix Mendelssohn Bartholdy, Johann Sebastian Bach, zum Thomanerchor und zur Musikstadt Leipzig bekannt. Herausragend sei die Mendelssohn-Gala 2007 zum 80. Geburtstag für Kurt Masur gewesen, die Schmidt mit Sachverstand und großer innerer Anteilnahme für das Mendelssohnsche Erbe moderiert habe.

Im Jahre 1939 floh er vor den Nazis aus seiner Geburtstadt Magdeburg und wurde Amerikaner. Nun wird der Pianist Menahem Pressler laut einem Bericht von France Musique wieder Deutscher. Der heute 88-Jährige sei über die offizielle Versöhnung sehr glücklich, heißt es. Er bewundere das reiche kulturelle Erbe des Landes mit Komponisten wie Beethoven, Schubert und Mendelssohn. Pressler floh in Begleitung seiner Eltern und seiner beiden jüngeren Geschwister mit dem letzten Schiff über Triest nach Palästina aus Nazideutschland. Seine Karriere startete er nach dem 2. Weltkrieg 1946 mit dem Gewinn des Debussy-Wettbewerbs in San Francisco. 1955 hatte er mit dem aus Frankreich stammenden Geiger Daniel Guilet und dem Cellisten Bernard Greenhouse das weltbekannte Beaux Arts Trio gegründet.

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Sie zeigte auch nach dem Tod ihres Mannes unermüdlichen Einsatz für dessen Werk. Liselotte Orff, die Witwe des Komponisten Carl Orff, ist im Alter von 82 Jahren am 19. September in Murnau am 18

Staffelsee gestorben. Orff stellte Liselotte 1955 als Assistentin ein und heiratete sie 1960. Sie regte, so der Schott-Verlag, persönlich die Gründung des Orff-Zentrums in München an. So sei ein international bedeutendes, der Erforschung des Orffschen Schaffens gewidmetes Staatsinstitut entstanden. Liselotte Orff war nach dem Tod ihres Mannes 1982 testamentarisch als Vorsitzende der CarlOrff-Stiftung berufen worden und hatte bis 2008 den Vorsitz der Stiftung inne. In ihrer beinahe ein Vierteljahrhundert währenden Amtszeit prägte die Witwe des Komponisten die inhaltliche Arbeit der Stiftung und setzte sich in besonderer Weise für die Verbreitung des musikdramatischen Schaffens von Carl Orff und des Orff-Schulwerks in aller Welt ein.

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hören & sehen •

Die besten CDs & DVDs des Monats von Oper über Jazz bis Tanz Plus: Attila Csampai über seine neuen Favoriten (Seite 20) Akustik: Die besten neuen Kopfhörer (30)

Oper

Boder dirigiert Ligeti

Sex, Videotape, keine Lügen Schock, Ekel und Satire liegen nahe beieinander in György Ligetis „Le Grand Macabre“. In der Tradition des absurden Theaters eines Alfred Jarry und seines „Roi Ubu“, treffen Fäkalien auf Liebespaare und Weltherrschaftsphantasien auf Endzeitspiele. Die katalanische Theater- und Aktionstruppe La Fura dels Baus hat aus Ligetis zum Klassiker des Musiktheaters des 20. Jahrhunderts gewordener Opernfantasie ein mit allerlei technischen Hilfsmitteln furios umgesetztes Spektakel inszeniert, das bereits in vielen Städten Europas zu sehen war. Der DVD-Mitschnitt aus dem Liceu in Barcelona wartet mit einer soliden Sängerriege auf, aus der die koloraturfabulierende Barbara Hannigan und der charaktersichere Chris Merritt herausragen. Michael Boder bringt die anspielungsreiche und makaber-verspielte Partitur mit den Kräften aus Barcelona fesselnd zum Klingen und die übergroße, kriechende Frauenfigur, die das Bühnenbild darstellt, ist Blickfang, Projektionsfläche und offenbart nach und nach ihr Innenleben. US

György Ligeti: „Le Grand Macabre“, Chris Merritt, Inés Moraleda, Ana Puche, Werner Van Mechelen, Frode Olsen, Michael Boder (Arthaus)

Foto: Antoni Bofill

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h ö r e n & s e h e n

Die wichtigsten CDs des Monats, ausgewählt von Attila Csampai

von Bachs Planetarium bis Beethovens Menschenliebe Welche CDs der Meister der Rezension für diesen Herbst empfiehlt.

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er engere Kanon der grossen Meisterwerke ist unsterblich und auf wundersame Weise immun gegen die Zeitläufe, fordert uns ständig heraus mit seinem unerschöpflichen Potenzial humaner Energie: Jede Zeit, jeder Interpret muss neue Türen öffnen. Glenn Gould, der im Herbst 80 geworden wäre, hat Bachs „Goldbergvariationen“ zweimal eingespielt, gewissermaßen als Alpha und Omega seiner künstlerischen Existenz, und beide Male Gültiges geschaffen. JOHANN SEBASTIAN Bach: „Das Wohltemperierte Klavier“ András Schiff (ECM)

András Schiff, Ungarns bedeutendster Pianist, hat sich jetzt einer noch größeren Herkulesaufgabe gestellt, und nach 25jähriger Bedenkzeit erneut alle 48 Präludien und Fugen des „Wohltemperierten Klaviers“ auf einem modernen Flügel eingespielt, und dies mit einer geradezu abweisenden Klarheit und rigorosen Deutlichkeit, die Goulds und Guldas vormalige Referenzen als geradezu „freundlich“ erscheinen lässt. Dabei ist es nicht nur sein äußerst dosierter Pedaleinsatz, der manchen irritieren dürfte, sondern sein in zahlreichen Stücken praktizierter toccatenhaft-perkussiver Anschlag, der Bartók vorschwebte, und der mit kompromissloser Strenge das komplexe polyphone Geflecht dieses Gesetzeswerks des Kontrapunkts verdeutlichen und uns zugleich den nötigen Respekt davor abtrotzen will. Schiffs Bach klingt unbequem, scharf fokussiert, essentiell, und zwingt zum konzentrierten Zuhören. Wer dem Druck standhält, wird reich und ehrlich belohnt: Man bekommt einen nachhaltigen Eindruck von den Bewegungen des Universums und von der höheren Ordnung des menschlichen Geistes. Ludwig van Beethoven: „Klavierkonzerte Nr. 1 & 3“ Mahler Chamber Orchestra, Leif Ove Andsnes (Sony)

Mit Beethoven die ganze Welt „erobern“ will dagegen der norwegische Pianist Leif Ove Andsnes. Mit dem Mahler Chamber Orchestra begibt er sich auf eine Dreijahrestournee durch 20

50 Städte, wobei er in einem ständigen „Lernprozess“ seinen eigenen interpretatorischen Weg zu den Klavierkonzerten finden will. Ausgangspunkt dieser „Beethoven Journey“ war das Prager Rudolfinum, wo Andsnes die Konzerte Nr. 1 und Nr. 3 vom Flügel aus dirigierte, und diese Aufnahme bezeugt jetzt schon den demokratischen Geist und die kammermusikalische Interaktion zwischen allen Beteiligten. In beiden Konzerten beschwört Andsnes vor allem die spirituellen Kräfte von Beethovens Musik, indem er als nobler „primus inter pares“ eintaucht in ein feinmaschiges Netz freier, atmender Dialoge zwischen Gleichen. Mit flüssigen Tempi findet er eine ideale Balance zwischen kontrollierter Präzision und der strömenden großen Linie, so dass hinter Beethoven der große Idealist erkennbar wird. Franz Schubert: „Streichquartette Es-dur D.87 und G-dur D.887“ Cuarteto Casals (Harmonia mundi) Track 4 auf der crescendo Abo-CD: „Adagio“ aus dem „Streichquartett Nr. 10“

Neben Andsnes gezähmtem Beethoven wirkt die energiegeladene Deutung des letzten Schubert-Quartetts durch das spanische Cuarteto Casals wie ein Fanal des inneren Aufruhrs. Auf seinem ersten Schubert-Album hat die 1997 gegründete Formation Schuberts spätes, exzentrisches G-DurQuartett (D 887) mit dem frühen Es-Dur-Quartett (D 87) gekoppelt, und so den Horizont einer schier unglaublichen Entwicklung aufgespannt. Das Cuarteto Casals spielt wie aus einem Guss, intoniert lupenrein, und besticht vor allem durch seine dunkle Sinnlichkeit, seinen orchestralen Furor und eine gestalterische Intelligenz, die die Brüche und die unfassbare Modernität des G-DurQuartetts nicht nur als geistige Übung, sondern als erschütternde Herzenserfahrung erlebbar machen. Felix Mendelssohn Bartholdy, „Violinkonzert d-moll; Doppelkonzert d-moll u.a.“ Thomas Albertus Irnberger, Edoardo Torbianelli, Israel Chamber Orchestra, Roberto Paternostro (Gramola) Track 2 auf der crescendo Abo-CD: „Andante“ aus dem „Konzert für Violine und Orchester d-Moll“ www.crescendo.de

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Impressum Verlag

Leidenschaftlicher Einsatz prägt auch die neueste, bereits 21. CD des jungen österreichischen Geigers Thomas Albertus Irnberger. Mit dem instinktsicheren Israel Chamber Orchestra unter Roberto Paternostro hat der 27jährige Salzburger zwei unbekannte Konzerte des komponierenden Teenagers Felix Mendelssohn eindringlich wiederbelebt: Mit 13 schrieb dieser sein d-Moll-Violinkonzert, das noch stark von diversen Vorbildern geprägt ist, während das ein Jahr später, 1823, entstandene Doppelkonzert für Violine und Klavier einem schöpferischen Vulkanausbruch gleicht. Dieser frühreife Geniestreich ermuntert Irnberger und den italienischen Fortepianospieler Edoardo Torbianelli (auf seinem perfekt restaurierten Bösendofer von 1845) zu wahrlich furiosen musikalischen Interaktionen, die auch im historisierenden Klangbild aufgeladene „romantische“ Atmosphäre und drängende Sehnsucht verbreiten, und so die unglaubliche Kreativität dieses noch immer unterschätzten Komponisten offenlegen.

Port Media GmbH, Senefelderstraße 14, 80336 München Telefon: +49-(0)89-741509-0, Fax: -11 info@crescendo.de, www.crescendo.de Port Media ist Mitglied im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger und im AKS Arbeitskreis Kultursponsoring

Herausgeber Winfried Hanuschik | hanuschik@crescendo.de

Geschäftsführung Winfried Hanuschik | hanuschik@crescendo.de Hans-Jürgen Kuntze | kuntze@crescendo.de

Verlagsleitung Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de

Chefredakteur Robert Kittel (RK, verantwortlich)

REdaktion Anna Novák (AN); Klaus Härtel (KH)

Art director Stefan Steitz

Autoren Tobias Haberl, Teresa Pieschacón ­Raphael, Christoph Schlüren (CS)

Edvard Grieg: „Klavierkonzert a-moll“, Antonin Dvořák, „Klavierkonzert g-moll“ Svjatoslav Richter, Moscow State Symphony Orchestra, Kirill Kondraschin, Prague Symphony Orchestra, Vaclav Smetacek (Praga Digitals)

Auch in den Archiven schlummern musikalische Sprengsätze: Von Russlands Klavierikone Svjatoslav Richter (1915-1997) gibt es zwar unzählige Aufnahmen, aber kaum eine von Griegs Klavierkonzert. Das Label Praga hat jetzt einen sensationellen Moskauer Mitschnitt dieses Klassikers aus dem Jahr 1964 in bester, digital restaurierter Stereo-Qualität wieder aufgelegt, der die extreme Ausdrucksskala und die furchterregende Gestaltungsmacht dieses Ausnahmepianisten in erschütternder Weise wieder aufleben lässt: So gefährlich, so energisch-entschlossen, so vehement und stringent erklang dieses Schlachtross noch nie, und allein die Kadenz hat Shakespearesche Dimensionen. Und dazu gibt es einen ähnlich suggestiven Prager Mitschnitt des selten gespielten Dvořák-Konzerts, für das sich Richter nachdrücklich einsetzte. In beiden Fällen verblassen schnell alle alten Referenzen. Bedřich Smetana: „The Bartered Bride“ BBC Symphony Orchestra, Jiří Bělohlávek (Harmonia mundi)

Mit einer britischen Rundfunkproduktion der populärsten tschechischen Oper will ich schließen: Im Londoner Barbican Center hat Jiří Bělohlávek mit dem BBC Symphony Orchestra Smetanas „Verkaufte Braut“ in tschechischen Original produziert, und damit zum Ende seines sechsjährigen Intermezzos als „principal conductor“ einen echten Höhepunkt gesetzt. Der ungemein frische, jugendliche Schwung der Aufführung verdankt sich nicht nur Bělohláveks böhmischer Musizierfreude und seinen schnellen, biegsamen Tempi, sondern der exzellenten, mit lauter jungen tschechischen und slowakischen Vokalkräften aufwartenden Besetzung, die für „authentisches“ Flair sorgen und mit großem Herzenseinsatz den ursprünglichen böhmisch-folkloristischen Charakter dieser tschechischen Nationaloper wiederherstellen: Da sie hierzulande praktisch nur in deutschsprachigen Versionen bekannt ist, setzt diese Rückkehr zum Original ein klares Signal zur Wiederherstellung ihres wahren Charakters. Das fremde Idiom verleiht Smetanas wunderbarer Musik zudem einen ganz neuen Glanz des Echten, des frei Beweglichen, des ZärtlichBeseelten: Sie gewinnt hier ihren ursprünglichen Zauber wieder zurück.

Kolumnisten Pascal Morché, Attila Csampai, Daniel Hope, John Axelrod

Mitarbeiter dieser Ausgabe Martin Morgenstern (MM), Antoinette Schmelter de Escobar (SDE), Angelika Rahm (AR), Uwe Schneider (US), Malve Gradinger (GRA), Michael Sellger, Stefanie Paul, Götz Bühler (GB), Klaus Härtel (HÄ), Dagmar Penzlin (DP), Anna Hermann (AH), Natalia Werdung (NW), Michaela Schabel (MS), Clemens Matuschek (CM), Hartmut Krafczyk, Carla Neumann (CN), Alexander Busche & Bob Coat.

Projektleitung plus regional Liselotte Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de

Verlagsrepräsentanten Tonträger: Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de Kulturbetriebe: L. Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de Hifi & Marke: Heinz Mannsdorff | mannsdorff@crescendo.de Marke: Dirk Struwe | d.struwe@crescendo.de Verlage: Hans-Peter Reiter | reiter@crescendo.de

Auftragsmanagement Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de Anna Hermann | hermann@crescendo.de

Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 15 vom 01.09.2011

Druck Westermann Druck Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig

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Beilagenhinweis: Diese Ausgabe enthält (Teil-)Beilagen von remember, ECM, Zeit Kunstverlag GmbH & Co. KG, Berliner Philharmoniker.

Das nächste crescendo erscheint Am 30.11.2012

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Foto: Yvonne Zemke / Sony Classical

h ö r e n & s e h e n

Martin Stadtfeld: „Mendelssohn“ (Sony Classical)

Martin Stadtfeld

Adrenalin-Kick gefällig? Sonderbar, dass Mendelssohns g-Moll-Klavierkonzert bisher relativ unbekannt geblieben ist - ist es doch ein brillantes, hochvirtuoses Werk, das die Wertschätzung aller Klavierenthusiasten verdient. Nun bildet es das Herzstück auf der neuen MendelssohnCD Martin Stadtfelds. Ohne Umschweife legt Stadtfeld ungestüm los, hervorragend unterstützt durch das Orchester Academy of St Martin in the Fields unter der Leitung von Sir Neville Marriner. Im Finale wird der Zuhörer mit waghalsigem Tempo und Gewitzheit

Renaud Capuçon

Esprit und Leidenschaft

Solo

Ich bekenne, ein Sammler ungewöhnlicher (meist fremdsprachlicher) Aufnahmen der „Winterreise“ zu sein - freilich ohne die Aussicht, den Zyklus je selbst singen zu können. Der Geiger Renaud Capuçon dagegen hortet Aufnahmen des Violinkonzerts op. 77 von Johannes Brahms. Sein Liebling: eine Einspielung des Franzosen Christian Ferras mit den Wiener Philharmonikern, die vor beinahe sechzig Jahren entstand. Und sein Traum: seit er 17 war, wollte er der nächste Franzose sein, der mit den Wienern auftritt. Bitteschön! Das Violinkonzert von Alban Berg suchte man in der Diskografie der Wiener bisher vergebens, also hat Capuçon das auch gleich noch mit abgehakt. Seine Interpretationen sind leidenschaftlich expressiv, der Ton opulent-saftig, die Intonation nicht immer ganz rein. In der Kreisler-Kadenz hört man den Solisten gar leise stöhnen. Aber so sind sie, die Franzosen - n‘est-ce pas? Ein leidenschaftlicher Kontrapunkt zu den technisch perfekten, bis zur Langeweile desinfektionierten Einspielungen unserer Zeit. MM

„Brahms, Berg: Violin Concertos“ Renaud Capuçon, Wiener Philharmoniker, Daniel Harding (Virgin Classics) 22

bis zum Ende mitgerissen. Nach all der Lebensfreude schlägt Stadtfeld mit den „Variations sérieuses“ einen ernsteren Ton an und rundet die CD mit einer Auswahl der „Lieder ohne Worte“ ab, die dank seines angenehm unsentimentalen Spiels im neuen Licht erscheinen. Auf der Bonus-CD kommen die Fans seiner BachInterpretationen auf ihre Kosten: Neben der „Erinnerung“ von Schumann spielt der Pianist drei Bach-Choräle auf seine gewohnt erfrischende Art. MNN

André Navarra

Unwiderstehlich

Wie die Sonaten und Partiten für die Geige, so sind die 6 Suiten für Cello solo der Werkzyklus, in welchem jeder Cellist seine wahren musikalischen Qualitäten wie in einem objektiven Spiegel offenbart. Pablo Casals’ Aufführungen wurden berühmt als improvisatorische Erzählungen. André Navarra (1911-88) folgte ihm mit ähnlich fesselnder Nuancierungskunst nach, freilich mit klarerer Ausrichtung und Sinn für größere Zusammenhänge. Legendär wurde sein „unendlich singender Bogen“, und sein Spiel überträgt eine unwiderstehliche, sehnige Intensität. Technisch-tonlich ohnehin ein Vorbild über die Zeiten hinweg, entfacht Navarra einen nie abreißenden Kraftstrom von balancierter Leidenschaft, und die für Bach so bezeichnende Gleichzeitigkeit von Freiheit und Disziplin kommt zur unmittelbaren Aussprache. Diese Aufnahmen des Tontechnik-Pioniers Georges Kisselhoff sind auch eine audiophile Sensation. Zeitlose Referenz! CS

Johann Sebastian Bach: “6 Suiten für Violoncello solo” André Navarra (Calliope)

www.crescendo.de

Ok tober / November 2012


Händel: Alessandro

Alte Musik

Musica Alta Ripa

Barockes Arien-Feuerwerk

Abseits der ausgetretenen Pfade

George Petrou, Händel-Experte, macht seinem Ruf mit der neuen CD-Einspielung „Alessandro“ alle Ehre. Das Orchester umschmeichelt die Stimmen, akzentuiert und kontrastiert deren Koloraturexplosionen, führt stimmliche Klangfarben und Melodiebögen instrumental weiter, immer im präzisen Dialog mit den Sängern. Max Emanuel Cencic, einer der weltbesten Countertenöre, ist mit seinem unangestrengten, lyrisch orgiastischen Koloraturen für die Rolle des Alessandro prädestiniert. Er zeichnet ihn nicht als hochmütigen Herrscher, sondern schmerzhaft, als von Gefühlen hin- und hergerissenen Liebenden. Kein Wunder bei dem Schmelz der beiden ihn umschmeichelnden Stimmen der 22-jährigen russischen Senkrechtstarterin Julia Lezhneva (Rossane) und der kanadischen Sopranistin Karina Gauvin (Lisura). Beide betören durch innige Zartheit, subtilste Klangdifferenzierungen, schwungvolle Phrasierungen. Mit 22 Arien und zwei Duetten zündet Händels letzte Oper als barockes ArienFeuerwerk. MS

Das Leben - und besonders das Ende - des französischen Komponisten und HändelZeitgenossen Jean-Marie Leclair (1697-1764) böten den Stoff für einen spannenden Historienfilm. In Lyon, seiner Heimatstadt, heiratete er eine bekannte Tänzerin des lokalen Opernhauses mit dem klingenden Namen MarieRose Cas-thanie. Nach ihrem Tod bändelte er mit einer jungen Notenstecherin an, die seine zweite Frau wurde; aber auch mit Anna von Oranien, einer Schülerin Händels, sollen ihn zarte Bande verknüpft haben. Wie auch immer - im Alter von 67 wurde der erfolgreiche Geiger und Komponist hinterrücks gemeuchelt. Sein Neffe wurde verdächtigt, seine Ex-Frau, auch missgünstige Musikerkollegen; aufgeklärt wurde der Mord nie. Erhalten geblieben sind uns jedoch fast einhundert Sonaten, Concerti und Suiten, von denen das Hannoveraner Ensemble „Musica Alta Ripa“ nun vier besonders raffinierte ausgewählt und auf einer neuen CD versammelt hat. MM

Georg Friedrich Händel: „Alessandro“. G. Petrou, M. E. Cencic, J. Lezhneva, K. Gauvin, Armonia Aeterna, G. Petrou. (Decca)

Antonio Maria Bononcini

Anmut und Virtuosität

Inszenierte Extreme

CN

„Concerti von Telemann, Pfeiffer und Graun“, Hille Perl, Freiburger Barockorchester (deutsche harmonia mundi)

spektakuläre Barock-Oper mit 5 Countertenören 3 CDs & download

Jean-Marie Leclair: “Récréations de Musique“ Musica Alta Ripa (MDG)

Hille Perl & Freiburger Barockorchester

Hille Perl ist eine Meisterin der Viola da Gamba. Jenem fast vergessenem Streichinstrument, auch als Gambe bekannt, das mit dem Siegeszug der historischen Aufführungspraxis eine Renaissance erfuhr. Auf ihrer neuen CD spielt Hille Perl Werke aus der späten deutschen Blütezeit des Instruments. Konzerte von Telemann, J. G. Graun und des in Weimar, Berlin und Bayreuth wirkenden Johann Pfeiffer sowie Solostücke von Carl Friedrich Abel. Hille Perls weicher, stets ausdrucksreicher Ton entlockt den Werken eine klangliche Dimension, die Anmut und Virtuosität selbstverständlich erscheinen lässt und den Hörer unmittelbar zu ergreifen versteht. Es ist Musik, die erst wieder zum Leben erweckt werden musste, weil ihre Aufführungstradition nicht vorhanden ist. Gemeinsam mit ihren einfühlsam interagierenden Kollegen des Freiburger Barockorchesters hat Hille Perl hier eine CD vorgelegt, die Telemanns Diktum „Gib jedem Instrument das / was es leyden kann / So hat jeder Spieler Lust / du hast vergnügen dran“ mehr als gerecht wird.

WELT-ERSTEINSPIELUNG

Antonio Maria war der jüngere Bruder des besser bekannten Giovanni Battista Bononcini. Komponisten, denen vor allem die Vertreter historischen Musizierens in Italien ihre Aufmerksamkeit schenken. Einer ihrer umtriebigsten Entdecker ist zweifelsohne Rinaldo Alessandrini, der mit seinem exzellenten Concerto Italiano nicht nur viele Opern des Barock wieder gehoben hat, sondern seine Aufmerksamkeit stets auch der vokalen Kirchenmusik geschenkt hat. Nicht oft gelingen Funde wie mit Bononcinis unkonventionellen „Messa a cinque concertata“, die auf ganz eigene Weise deutsche Kontrapunktstrenge mit italie-nischem Melodienfluss verbindet. Die virtuose Polyphonik, die Bononcini hier entfaltet, hat nichts verstaubt akademisches, sondern atmet vielmehr den frei dahin strömenden Lyrismus der italienischen Oper um 1700. Die acht Solisten sind exzellent, allen voran der vollmundige, wundervoll erdige Contraalt Sara Mingardos. Ihr Duett mit dem Countertenor Andrea Arrivabene, in dem die Extreme inszeniert sind, ist ein vokales Ereignis der Extraklasse. US

VINCI

ARTASERSE

JAROUSSKY | CENCIC | FAGIOLI BARNA-SEBADUS u.a. | FASOLIS

ARTASERSE im Konzert Wien 20.11. Lausanne 23.11. Lausanne 25.11. Köln 17.12. Köln 19.12. Köln 27.12.

Antonio Maria Bononcini: „Messa a cinque concertata & Stabat mater“, Concerto Italiano, R. Alessandrini (naïve) Track 10 auf der crescendo Abo-CD: „Cum sancto spiritu – Amen“ aus der „Messa“ 23

www.philippe-jaroussky.de www.max-emanuel-cencic.de


h ö r e n & s e h e n

Boulanger Trio

Zwischen eisigem Wind und Vogelgezirp Mit ihrer vierten CD „Canto perpetuo“ präsentieren die drei Ausnahmemusikerinnen, Karla Haltenwanger (Klavier), Birgit Erz (Violine) und Ilona Kindt (Cello) Musik, die zutiefst die Seele berührt. Die Auswahl der Stücke, hervorragende Klangqualität und extrem subtile Interpretation lassen aufhorchen. Gleichsam energisch und poetisch entspinnt sich in den „Episodi e Canto perpetuo“ des lettischen Komponisten Peteris Vasks (*1946) ein polarer Klangdialog. Zwischen eisigem Wind und Vogelgezirp pulsiert das Leben zwischen kafkaesker Einsamkeit und Schöpfungspoesie à la Olivier Messiaen. In Schostakowitschs allererstem Trio in c-Moll op. 8, noch geprägt von Stummfilmdramatik, entdeckt das Trio zarte Liebesromantik und ungestümes Frühlingserwachen. Im Trio. 2 in e-Moll klingt zwischen folkloristischer Fröhlichkeit die tiefe Innerlichkeit Schostakowitschs durch. Es ist ein Requiem für den verstorbenen Freund, mehr noch die hoffnungslose Traurigkeit des Holocaust. „Canto perpetuo“ ist Leben pur, trotz aller Dissonanzen wunderbar poetisch. MS

Foto: Irène Zandel

Kammermusik

Schostakowitsch, Vasks: “Canto Perpetuo”. Boulanger Trio (Profil) Antje Weithaas

Gelungenes Remake Wir leben in einer Zeit der Remakes, Sequels, der Neubearbeitungen erfolgreicher Stoffe und Konzepte. Wissen Sie, welcher „Ice Age“ Film gerade im Kino läuft oder wie viele Stories es über den fiktionalen Geheimagenten Jason Bourne inzwischen gibt? (Es sind zehn.) Für noble Kostverächter des Kommerzkinos sind solche Verwertungsketten natürlich höchst verdammenswert. Was hätten die im 19. Jahrhundert gelitten, als es noch gängige Praxis war, populäre Werke für den Hausmusikgebrauch, für kleinere Ensembles oder Klavier zu bearbeiten! Auch heute noch hängt Transkriptionen der Hauch der leisen Geringschätzung an. Warum eigentlich? Weil der göttliche Funke nicht originalgetreu gebritzelt hat? Fügt eine Neu-

fassung der Hörerfahrung eine interessante Facette hinzu, sollte man ihr immer eine Chance geben. Antje Weithaas‘ Transkription von Beethovens Streichquartett f-Moll Nr. 11 op. 95 überzeugt jedenfalls in der Interpretation der Camerata Bern; mehr noch die vom australischen Geiger Richard Tognetti erstellte Ensemblefassung der Kreutzer Sonate. MM

Ludwig van Beethoven: „String Quartet Nr. 11, Kreutzer Sonata“. Antje Weithaas, Camerata Bern (Avi) Track 5 auf der crescendo Abo-CD: „Presto“ aus der „Kreutzersonate“

Valletta, die barocke Hauptstadt der Mittelmeerinsel Malta, öffnet

vom 09. – 26. Januar 2013

ihre historischen Theater, Kirchen und Paläste für Musikliebhaber aus aller Welt.

www.vallettabaroquefestival.com.mt


h ö r e n & s e h e n

Jazz

Nils Wülker

Gee Hye Lee Trio

Hirnbauchkunst

Lichtblicke

Eine Musikaufnahme ist wie der Versuch, Goethes Sehnsucht nach dem verweilenden Augenblick erlebbar zu machen – im Moment entstanden, für die Ewigkeit gemacht. Mit seinem siebten Album „Just Here, Just Now“ feiert Nils Wülker auch dieses Phänomen. Der klanggeniale Trompeter und Ausnahmekomponist ist ein Meister der Konzentration, des Wesentlichen. Seine einfachen, allerdings nie simplen Melodien klingen weit über den Moment des Erschaffens und Erfassens hinaus, haben noch als Erfahrung Bestand und wirken so tief, wie es eben nur die Herz-, Hirn- und Bauch-Kunst der Musik vermag. Mit seiner fabelhaften Band mit Arne Jansen an der Gitarre, Lars Duppler an Klavier und Hammond, Edward Maclean am Bass und Benny Greb am Schlagzeug, belebt Nils Wülker seine zehn originellen Eigenkompositionen zu musikalischen Geschichten. Immer wieder bilden sich dabei Bilder im Hinterkopf, etwa zu den stimmungsvollen „September Skies“, dem hymnisch optimistischen „Goodbye Sorrow“ oder den swingenden „Itchy Feet“ (was übrigens für Fernweh steht, wie Wülker in einem launigen, bei youtube einzusehenden Filmchen zum Album erklärt). „Just Here, Just Now“ ist ein Prachtstück, das seine Größe im Moment entwickelt, aber erst im Lauf der Zeit entfaltet. GB

“Just Here, Just Now” Nils Wülker (Ear Treat) Wolfgang Haffner

Groovige Herzensangelegenheit Ein neues Album von Wolfgang Haffner, dem vielleicht wichtigsten und sicherlich umtriebigsten Jazz-Drummer im Lande, ist ein Ereignis an sich. Wenn der gebürtige Oberfranke, dafür auch noch einen Haufen illustrer Musikfreunde einlädt, wird es umso interessanter. Eben weil Thomas Quasthoff, Götz Alsmann, Till Brönner oder der Sting-Gitarrist Dominic Miller mehr als nur Kollegen von Haffner sind, hält „Heart of the Matter“, was es verspricht. Haffners viertes Album für Act ist spürbar eine Herzensangelegenheit, die umso deutlicher jener Soundwelt auf den Grund geht, die Haffner schon auf seinen Vorgängeralben erkundet. „Heart of the Matter“ funktioniert dabei wie ein live gespieltes DJ-Set, ein Stimmungsmacher für die Ruhe vor dem Sturm. Immer wieder verweben sich Haffners grenzenlose Grooves mit den Melodien von Eythor Gunnarsson, den Vokalisationen von Thomas Quasthoff, Celine Rudolph oder Shovell, überall singen die Sounds ihr eigenes, schönes Lied. GB

„Heart of the Matter”, Wolfgang Haffner (ACT) Caroll Vanwelden

Shakespeare meets Jazz Ja, es gibt auch belgischen Jazz! Ein gutes Beispiel ist Caroll Vanwelden. Die Sängerin und Pianistin wagt sich mit Thomas Siffling an der Trompete, Markus Faller am Schlagzeug und Mini Schulz am Bass auf ungewöhnliches Terrain: Die Vertonung von 16 Sonetten von William Shakespeare. Nun mag der Eine oder Andere sagen: „Das braucht es nicht!“ Und ich hätte ihm recht gegeben, aber: Die Absolventin der Londoner Guildhall School of Music & Drama erreicht mit cleveren Arrangements eine abwechslungsreiche Mischung: von sanft bis druckvoll, lieblich bis bösartig – alles ist dabei, jedes Sonett hat seinen eigenen „Ton“. Und man bemerkt ganz nebenbei, was für ein hervorragender Dichter, respektive Librettist Shakespeare war. Alles in allem eine wunderschöne europäische Jazzplatte! AH

„Die Würde des Virtuosen beruht daher lediglich auf der Würde, welche er der schaffenden Kunst zu erhalten weiß: Vermag er mit dieser zu tändeln und zu spielen, so wirft er seine eigene Ehre fort.“ Dieses Zitat, ausgerechnet von Richard Wagner, sollte sich manch zirkusakrobatischer Pianobeherrscher auf die Handrücken tätowieren, um es immer dann vor Augen zu haben wenn er seine Fingerfertigkeit über den musikalischen Ausdruck stellt. Gee Hye Lee allerdings lebt es. Der in Südkorea geborenen, in Stuttgart und an Berklee ausgebildeten Jazzpianistin gelingt es, ihre Anfänge in der Klassik, die Erfahrungen im Soul und die fundierte Jazz-Ausbildung zu einem virtuosen, sehr eigenen und hochgradig musikalischen Klavierspiel zu verschmelzen. Mehr denn je auf „Lights“, ihrem dritten Album, eingespielt in einem wunderbaren Trio mit Jens Loh am Bass und Sebastian Merk am Schlagzeug. Neben der gezähmten Virtuosität begeistern dabei vor allem auch ihre eigenen Melodien, etwa die der Ballade „Double You“ oder des Openers „Walking In The Park (With Bap)“, der bei all seiner Kraft eine herrliche Ruhe bewahrt. Am besten kommen ihre Qualitäten allerdings vielleicht bei „Leuchtturm“ zum Ausdruck. Das gut zehnminütige Pianosolo, bei dem nur in der letzten Minute ein wenig Percussion hinzukommt, ist sogar noch im strahlenden Kreis von „Lights“ ein Lichtblick. GB

„Lights“ Gee Hye Lee Trio (HGBS)

K R E F E L D

03.+04.11.2012

absolut analog Sa 10-18 Uhr; So 11-18 Uhr Mercure Krefeld-Traar Eintritt frei • A Capella / La Musika • A.H. Kunze • Acoustic Masterpiece • Acoustic Systems • Air Tight • Allnic Audio • Aracraft • Ascendo • Audeze • Audio Aero • Audio Note • audioconcept • Audio-Exclusiv • audioNEXT • Audiophile Gateway • Audition 6 • Audreal • Axiss Europe • B&T hifi Vertrieb GmbH • Bergmann Audio • Blumenhofer Acoustics • Cayin Audio • Convergent • darklab magnetics • Denon • Dr. Feickert Analogue • Duevel • E.A.R. - Yoshino • edel • Einstein Audio • Eternal Arts • Fabs-fabulous earphones • fadel Art • Fastaudio • Feickert Analogue • Fenn Music Service • Flashpower • Friends of Audio • Gläss Vinyl Cleaner • Goldenote • Heed • Hifistatement • Hifi-Zeile Bremen • Horn Audiophiles • Hornfabrik Eder• Hörzone • Hr. Loos • Image Hifi • Input Audio • Jadis • Kiso • Klang Manufaktur • Klangmeister Service • Klangwellenmanufaktur • Koetsu • Kraut Audio Labs • Leben • Ligno Lab • Mal Valve • MB Akustik • MindAudio • Monk Audio • Montegiro • Music Tools • Musica Ibuk • Musikkammer • Nagra • Onda Ligera • On-Off-Hifi • Penaudio • Phasemation • Phonosophie • Platine Verdier • Pluto Audio • PSB-Speakers • Rossner & Sohn • Sennheiser • Shakti • Shun Mook • SPA-Klangerlebnis • Spendor • Sperling Audio • SSC Accept Audio • Stax • Stereokonzept • Stst • Sutherland • Sven Berkner • Takatsuki • Tara Labs • Transfiguration • Valvet • Vidocq • Violectric by Lake People • Vitus Audio • WBE Audio • Western Electric • WLM • Wolf von Langa, Kilimanjaro Series • WSS-Kabel • WWAT Micro-Precision • u.v.a.

Caroll Vanwelden „Sings Shakepeare Sonnets“ (Jazz‘n‘arts) 25

Infos: www.aaanalog.de


h ö r e n & s e h e n

Tanz

Jiři Kylián

CD des Monats OKTOBER

Die Mondprinzessin

8.572987 Die King‘s Singers, Grammy Award Gewinner 2009, durchleuchten das „Vater unser“ im Wandel der Zeiten. „Die hohe Kunst des schlichten Tons in Perfektion“ „wahrscheinlich bestes Vokalensemble unserer Tage.“ Hamburger Abendblatt

Fernöstlich inspirierte meditative und westlich virtuose Tanz-Bewegung, magisches Licht und geometrisches Schattenspiel, sanfte japanische Flöten, höfisch-herbe Gagaku-Musik und wilde Rhythmusgebung aus traditionellen Kodo-Trommeln und zeitgenössischem Schlagwerk – so gelingt Modern-Dance-Meister Jiří Kylián, Komponist Maki Ishii und Bühnen-Licht-Designer Michael Simon eine subtile szenische Umsetzung des alten japanischen Märchens „Kaguyahime“. Diese „Mondprinzessin“, als Kind von ihren Eltern auf der Erde ausgesetzt und bei ihrem Ziehvater, einem Bambussammler, zur geheimnisvollen Schönheit herangewachsen, provoziert ungewollt die Werbung von Edelleuten und König und letztlich tödliche Auseinandersetzungen. Wer sich Zeit nimmt für diese Mond-ErdeTanzmetaphorik zwischen der in extrem verlangsamter Bewegung versunkenen Mondfrau, den leidenschaftlichen Bewerbern und den folkloristisch dörflichen und kämpferischen Szenen, wird von Kylián und dem Nederlands Dans Theater fasziniert sein. GRA

Jiří Kylián: „Kaguyahime – The Moon Princess“ Nederlands Dans Theater, The Circle Percussion Ensemble (Arthaus) Thierry Malandain

Magifique!

8.572885 Erfrischende Seeluft – Erinnerungen an Bad Doberan vom Erfinder der „Clarinette omnitonique“ Iwan Müller.

E-Mail:info@naxos.de internet:www.naxos.de

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Repertoire Qualität Innovation

Thierry Malandain, seit 1998 unermüdlich für sein Malandain Ballet Biarritz kreierend, vertanzte 2009 für sein „Magifique“ die Tschaikowsky-Orchestersuiten zu „Dornröschen“, „Schwanensee“ und „Nußknacker“. Im Making-of-Teil der DVD möchte der Choreograph sein Ballett als Spiegelung von Assoziationen zu Kindheit und Erwachsenenalter (eines Tänzers?) gesehen haben. Gewiss arbeitet er mit viel beturnten Exercice-Stangen und das Tanzgeschehen illusionistisch verdoppelnden Ballett-Spiegeln. Hie und da blitzen wohl auch Anklänge an die betreffenden Ballett-Versionen von Marius Petipa auf: „Die vier kleinen Schwäne“ als skurriles Männer-Quartett oder die charakteristischen Schwanen-Arme. Aber insgesamt erlebt man den „Dreiteiler“ eher als abstrakte Szenenfolge in einem durchgehend zwar akrobatisch überhöhten, aber bei Malandains begrenztem neoklassischmodernem Vokabular doch relativ monotonen Stil – der immerhin von seinem bewundernswert homogenen Ensemble wohltrainiert-ästhetisch präsentiert wird. GRA

Foto: Olivier Houeix

Thierry Malandain: „Magifique – Tchaikovsky Suites“, Malandain Ballet Biarritz (Arthaus) 8.570608 Brückenbauer zwischen Welten – Grammy Award Gewinner Tan Dun verbindet klassische und moderne, asiatische und europäische Musikrichtungen.

8.570933 “mit urwüchsiger Spielfreude und innerer Begeisterung ...unter der sicheren Stabführung von Christian Benda… bestens unterstützt durch eine feine und transparente Aufnahmetechnik.“ Pizzicato über 8.570329

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Jiři Kylián

Schwarz-Weiß-Denke In seinen „Black & White Ballets“ von 1995-97 für das exquisite Nederlands Dans Theater erweist sich Jiří Kylián als ganz großer Tanzschöpfer. Phänomenal seine Schritt- und Bewegungsvielfalt. Packend seine Pas de deux und trois mit immer andersartigen Hebefiguren, Griffen und bizarren Körper-Zusammenwachsungen („Sweet Dreams“). Aufregend phrasiert der oft weit in den Raum explodierende Tanz. Spannend aber auch, wenn eine Gruppe von Tänzern synchron auf jeweils begrenzter Tanzfläche nur skulptural agiert („Falling Angels“). Variiert und interessant seine Musikwahl zwischen Bach und Webern, Mozart und Steve Reich. Ebenso seine szenischen Ideen: Er lässt Männer bei komplexer Bewegung mit Fechtdegen tanzen („Petite Mort“) und bewegt Kostüme theatral hintersinnig als leere Menschenhüllen („No more Play“). Dabei ergeben sich, von oben gesehen, faszinierende geometrische Schwarz-Weiß-Bilder. Und das beste: Kylián erzählt nie – und doch sind seine Stücke dynamisch-emotional aufgeladen, mal albtraumhaft düster („Sarabande“), mal berstend vor skurrilem Humor („Six Dances“). – Ein Juwel. GRA

Jiři Kylián: „Black & White Ballets“, Nederlands Dans Theater (Arthaus) www.crescendo.de

Ok tober / November 2012


Orchester

TUTTO

ZUM 200. GEBURTSTAG VON GIUSEPPE VERDI...

Foto: Morten Krogvold / EMI Classics

Truls Mørk spielt Svendsens Cellokonzert mit nobel-innigem Ton.

VERDI

...haben das TEATRO REGIO DI PARMA und C MAJOR ein wirklich einzigartiges Projekt realisiert: Zum ersten Mal wurden alle 26 Opern Verdis in High Definition und Surround Sound für DVD und Blu-ray produziert. Bis Oktober 2013 erscheinen alle Einzeltitel und verschiedene Sammelboxen dieser herausragenden Serie.

Truls Mørk

Nordische Klang-Elegie Johan Severin Svendsen (1840-1911) war neben Edvard Grieg Norwegens führender Komponist der Romantik. Was Grieg für die Pianisten ist, ist Svendsen für die Streicher. Seine Musik ist blendend orchestriert, harmonisch feinsinnig, voll hinreißender Melodik und grazilem rhythmischen Leben, und originell im Formenspiel. Truls Mørks lyrischer Vortrag trifft den nobel-innigen Ton des frühen Cellokonzerts. Die Zweite Symphonie verschmilzt Elemente der Klassik mit Berlioz, Wagner und nordischer Elegie zu strahlender Eigenart; der langsame Satz ein Zauber unendlichen Melos, die Ecksätze kraft- und schwungvoll in ihrem Kontrastreichtum. Die Norwegischen Rhapsodien atmen Weite und Freiheit. Unter Neeme Järvi klingen die vorzüglichen Bergener Philharmoniker ein wenig wie die Göteborger in ihren goldenen Zeiten. Musikantisch zupackende Aufführungen, klanglich tiefenplastisch abgebildet. CS

Erleben Sie die Faszination einer einzigartigen Gesamtaufnahme mit Weltstars des Belcanto und weltweit gefeierten Dirigenten. Tauchen Sie ein in die verzaubernde Atmosphäre des historischen Theaters von Parma - der Originalwirkungsstätte Verdis.

„So muss Verdi gespielt werden!“ FAZ

Johan Severin Svendsen: „Orchesterwerke Vol. 2“ Truls Mørk, Bergen Philharmonic, Neeme Järvi (Chandos)

Rachmaninoff-Edition

Beinahe komplett Zum Herbst überrascht uns Brilliant Classics wieder mit umfangreichen Boxen: Boccherini, Rimsky-Korsakov, Schostakowitsch und – der komplette Rachmaninoff auf 28 CDs! Übrigens nicht ganz komplett, die Streichquartett-Sätze sollte man sich mit dem Budapest-Quartett ergänzen (Bridge). Umso erfreulicher, was sich hier alles an Aufführenden tummelt: die Klavierkonzerte in den legendären Aufnahmen mit Earl Wild und Horenstein, die drei Symphonien mit Rozhdestvensky, die Kammermusik mit Daniil Shafran, Yakov Flier und dem Borodin Trio, das Liedschaffen mit einer feinen Sängerriege, auch die vier Opern und die orthodoxen a-cappella-Chorwerke (inklusive der unbekannten Monna Vanna aus Reykjavík) in soliden russischen Darbietungen; die übrigen Orchesterwerke dirigiert Valery Polyansky, und die Klavier-Solomusik (inkl. Arrangements) verteilt sich auf Santiago Rodriguez, Lugansky, Ghindin, Ohlsson und Nils Franke, das Duo Thorson & Thurber spielt die Klavierduos. Überdurchschnittliche bis exzellente Qualität zum Tiefstpreis. CS

DAS BESONDERE ANGEBOT ZUM WEIHNACHTSFEST: Die Limited Premium Edition mit allen 26 Opern, Requiem, Dokumentation und 120seitigem Booklet mit vielen Fotos in einer ansprechenden Buchformat-Box. Erhältlich ab Dezember bei Ihrem Fachhändler. Jetzt schon vorbestellen! 721808 Alle Titel auch als Blu-ray erhältlich. Bereits erschienen:

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Thomas Zintl

Im Osten was Neues

amüsant & geistreich Eine zweieinhalbstündige autobiographische Dokumentation über die Klavierlegende Sviatoslav Richter? Wer sich darauf einlässt, wird vielfach belohnt. Für den 1998 veröffentlichten Film von Bruno Monsaingeon brach Richter kurz vor seinem Tod das lebenslange Schweigen: Einfach am Tisch sitzend erzählt der damals 82-Jährige in die Kamera, sein Sprechtempo bestimmt den Rhythmus des Films, und seine russische Sprachmelodie wird wunderbarerweise von keinem geringeren als Dietrich Fischer-Dieskau einfühlsam synchronisiert. Richters Aussagen ergänzt oder widerlegt Monsaingeon kommentarlos mit Ausschnitten von Konzerten und Interviews mit Zeitgenossen wie der langjährigen Freundin Nina Dorliak. Ein einzigartiges zeitgeschichtliches Zeugnis und das Porträt eines höchst eigenwilligen Künstlers, ungeschminkt, geistreich, amüsant, wahrhaftig und mit einem anrührenden Fazit: „Ich gefalle mir nicht.“ AR

Bruno Monsaingeon: „Richter, der Unbeugsame“ (idéale audience)

Spannende Geschichte(n): Thomas Zintls Film spürt dem Klassikbetrieb der DDR nach, von den improvisierten Konzerten in der sowjetischen Besatzungszone gleich nach Kriegsende bis zum Mauerfall. Sehenswertes Archivmaterial sowie Aussagen von ehemaligen Politikern und Funktionären sowie zahlreichen Künstlern fügen sich zu einer hochinteressanten, zugleich kurzweiligen Lektion in deutscher Kulturgeschichte. Mit welchen Mitteln Musik politisch instrumentalisiert wurde, wie die „Künstleragentur der DDR“ arbeitete, warum sich der Mauerbau für die Staatskapelle Berlin auch künstlerisch gravierend auswirkte, das wird ebenso kenntnisreich thematisiert wie die einträglichen Koproduktionen der „VEB Schallplatte“ mit westdeutschen Labels oder welchen Sonderstatus Walter Felsensteins Komische Oper genoss. Und warum Erich Kleiber doch nicht Chefdirigent der wieder aufgebauten Lindenoper werden wollte… AR

Thomas Zintl: „Klassik und Kalter Krieg. Musiker in der DDR“ (Arthaus)

Bücher

Schleiflack Weiß, Platin, Schwarz oder Nussbaum, Kirsche 450/330 W 114 cm hoch 975,- €/Box

Film

John Axelrod

Lea Singer

Maestros Memoiren

Liebesdreieck

crescendo-Kolumnist John Axelrod begibt sich für uns in jeder Ausgabe auf die Suche nach dem perfekten Wein zu musikalischen Werken. Hauptsächlich arbeitet er allerdings (ziemlich erfolgreich) als Dirigent. Nun ist er auch unter die Buchautoren gegangen: In seinem Werk „Wie großartige Musik entsteht... oder auch nicht“ geht`s in gewohnt heiterer Axelrod-Manier einmal quer durch das Musikleben: Der Maestro schreibt über seine Zunft, plaudert lustige Musiker-Anekdoten aus, erzählt von seinen Auftritten, Reisen und Kollegen. In diesem Werk steckt viel autobiografisches, Axelrod würzt seine Erzählungen mit vielen persönlichen Details und Erlebnissen. Genau das macht das Buch sehr interessant. Es ist ein Insider-Einblick, den man dem Publikum selten gewährt. Dabei stellt er nicht selten die eine oder andere gewagte Theorie auf, meist mit Augenzwinkern. Ein Buch für Klassikfans, Kulturanthropologen und Leute, die das Leben gern nicht all zu ernst nehmen. AN

Als erste „Aida“ setzte Teresa Stolz 1872 mit ihrer Interpretation der Verdi-Rolle Maßstäbe. Die damals 37-Jährige ging eine Beziehung zu Giuseppe Verdi ein, der bereits seit Jahren glücklich mit Giuseppina verheiratet war. Diese Dreiecksbeziehung hat Lea Singer als Gegenstand ihres hochspannenden Romans gewählt, der auch Verdi-Kennern neue Einblicke in das Leben des großen Komponisten und sein Umfeld gewährt. Die Autorin lässt abwechselnd alle drei Hauptfiguren in erster Person für sich sprechen, was das Buch sehr intim und emotional macht. Der Leser erlebt das Karussell der Gefühle und die komplizierte Beziehung hautnah mit. Wie kam es dazu, dass Giuseppinas Hass der jungen Rivalin gegenüber in eine Freundschaft überging? Wie war Verdis Verhältnis zu den beiden wichtigsten Frauen in seinem Leben? Mit ihrem mitreißenden und gut recherchierten Roman nimmt Lea Singer den Leser mit auf eine Reise in Verdis Gefühlswelt. NW

John Axelrod: „Wie gute Musik entsteht... oder auch nicht“ (Bärenreiter-Henschel) 28

Lea Singer: „Verdis letzte Versuchung“ (Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann)

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The Original Radio Company

KOPF

h ö r e n & s e h e n

Orchester

English Chamber Orchestra

Vollendete Poesie

Benjamin Britten war nicht nur einer der interessantesten Komponisten der klassischen Moderne, sondern überhaupt einer der edelsten Musiker des 20. Jahrhunderts, als Pianist wie als Dirigent. Am Pult des English Chamber Orchestra ist er 1964 mit Mozart großer g-Moll-Sinfonie und als Begleiter seines Lebensgefährten Peter Pears in seinem eigenen, feinsinnigen Gesangszyklus Nocturne zu sehen. Mozart ist eine vollendete Aufführung, geschmeidig, klar, gesanglich, mit beherrschtem Drive. Endlich einmal das Andante mit dem richtigen Achtelpuls, herrlich das Menuett! Im Nocturne erfahren wir vorbildhaft die delikate Lyrik und einen aus tiefster Nüchternheit alles erfassenden Zauber. Doch das Schönste sind die zugegebenen zwei Mittelsätze aus Mendelssohns Schottischer Sinfonie von 1970 mit einem sichtlich gealterten Maestro. So treffend, so poesieerfüllt und harmonisch in den Proportionen habe ich diese Stücke nie gehört. CS

„Mozart, Britten, Mendelssohn“ English Chamber Orchestra, Benjamin Britten, Peter Pears (ICA) Tafelmusik Baroque Orchestra

Radikal verschlankt Noch eine Aufnahme der „Italienischen“ Sinfonie, der „Eroica“ – wozu? Im Falle des Live-Mitschnitts eines Konzerts des „Tafelmusik Baroque Orchestra“ unter dem Dirigenten Bruno Weil lässt sich die Frage leicht beantworten: weil die spritzige, radikale Spielweise dem unvorbereiteten Hörer ordentlich die Ohren durchpustet und für ein Erweckungserlebnis der besonderen Art sorgt. Das Ensemble hat die CD-Produktion in die eigenen Hände genommen; seit einigen Monaten erscheinen die Scheiben des Orchesters im Eigenverlag „Tafelmusik Media“. Die beiden Werke, deren Erstaufführungen etwa dreißig Jahre trennen, erscheinen hier so frisch und knackig wie am ersten Tag. Silbrig sägende Streicher, großartige Holzbläser, eine wache Dynamik, sehr rasche Tempi, krachende Akzente. Man fühlt sich, als wäre man live bei der Geburt zweier Jahrhundertkompositionen dabei. MM

Ludwig van Beethoven: “Symphony Nr. 3 Eroica. Mendelssohn: Symphony Nr. 4 Italian”. Tafelmusik Baroque Orchestra, Bruno Weil (Tafelmusik) Track 8 auf der crescendo Abo-CD: „Saltarello: Presto“ aus „Sinfonie Nr. 4“ von Mendelssohn

Kopfhörer Radio Silenz 159 €

HORER

Benjamin Schmid

®

Schnurrende Technik, satter Klang Wolf-Ferrari – ein Name wie ein Rasenmäher mit Heckspoiler. Tatsächlich gehörte der deutschitalienische Komponist, ein Schüler Rheinbergers, im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts zu den meistgespielten Tonsetzern überhaupt, vor allem auf dem Gebiet der Opera buffa. Jegliche künstlerische Entwicklung seiner Zeit gnädig ignorierend, schrieb er sein Leben lang tapfer tonale, hoffnungslos romantische Musik. Auch sein Violinkonzert, das die amerikanische Virtuosin Guila Bustabo noch 1944 in München uraufführte, klingt, als sei es gut 100 Jahre früher entstanden. In Bustabos Fußstapfen tritt nun der Wiener Geiger Benjamin Schmid, löblicherweise spezialisiert auf abseitiges Repertoire. Begleitet wird er dabei vom Dirigenten Friedrich Haider, der Wolf-Ferrari mit einem ganzen Zyklus zurück in den internationalen Konzertgarten schieben möchte. Dank schnurrender Technik und sattem Klang könnte das sogar gelingen. CM

Ermanno Wolf-Ferrari: „Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 26. Orchestermusik aus Opern“ Benjamin Schmid, Friedrich Haider, Oviedo Filarmonia (Farao) Track 1 auf der crescendo Abo-CD: „Fantasia“ aus dem „Konzert für Violine und Orchester D-Dur“ Sir Roger Norrington

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Tivoli Audio gewohnt. Die aktive Geräuschunterdrückung reduziert die Umgebungs-

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Weniger ist mehr

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Roger Norrington gilt als penibler Verfechter historischer Aufführungspraxis, hat stets die Instrumentation, den Stil und selbst die Sitzordnung im Hinterkopf. Deshalb ist so manche Aufnahme des klassischen und romantischen Repertoires technisch auf allerhöchstem Niveau – bisweilen auf Kosten des Ausdrucks und der Emotion. Auch diese Aufnahme von Schuberts zweiter und dritter Sinfonie mit dem Radio Sinfonieorchester Stuttgart mag manchem Hörer etwas trocken vorkommen, dürr ist sie beileibe nicht. Im Gegenteil, die emotionale Zurückhaltung passt perfekt zu Schuberts lyrischer Musik. Manchmal und vor allem diesmal ist weniger tatsächlich mehr. KH

Franz Schubert: „Sinfonien 2&3“. Radio Sinfonieorchester Stuttgart, Sir Roger Norrington (hänssler Classic) Track 6 auf der crescendo Abo-CD: „Andante“ aus der „Sinfonie Nr. 4“ 29

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A k u s t ik

Ohrenschmeichler Musik hören ohne Nebengeräusche: Hartmut Krafczyk über die derzeit besten Kopfhörer für unterschiedliche Ansprüche und Gelegenheiten Noise-Cancelling-Kopfhörer

Und plötzlich wird es still Noch heute erzählt der Firmengründer Amar G. Bose gern die Geschichte, wie er in einem lauten Flugzeug auf die Idee zu einem Kopfhörer mit Schallunterdrückung kam – und noch vor der Landung mit dessen Entwicklung begann. Noise Canceling oder Antischall-Kopfhörer reduzieren die Umgebungsgeräusche, indem sie selbst Tonsignale erzeugen, die von außen ans Ohr dringende Schallwellen quasi glatt bügeln. So sorgen sie nicht nur im Flugzeug, sondern auch in der Bahn oder dem Büro für mehr Ruhe. Kommt durch die Polsterung eine gute passive Schalldämmung hinzu, kann man auch in lauter Umgebung seine Lieblingsmusik genießen. Zudem kommt man nach einem langen Flug viel entspannter an. Waren die ersten Bose-Kopfhörer noch etwas klobig, lässt sich das aktuelle „Quiet Comfort“Modell zusammenklappen und gut im Reisegepäck unterbringen. Inzwischen führen auch Hersteller wie Sennheiser, Denon, Panasonic und Sony Noise-CancellingBose Quiet Comfort Kopfhörer in ihrem Preis: 350 Euro Programm. Hier trifft eine hoch entwickelte Noise Cancelling-Technik auf eine hohe Klangqualität. www.bose.de

PSB M4U 2 Preis: 450 Euro Gute Idee: Das Kabel kann auf jeder Seite eingesteckt werden – und stört somit nie. www.psb-lautsprecher.de.

Hifi-Kopfhörer

Wie im Konzertsaal – nur ohne Husten Entspannt zurücklehnen, ungestört lauschen, die Augen schließen – und irgendwann vergessen, dass ein Kopfhörer für Klang und Wohlempfinden sorgt. So lautet die Formel für einen guten HiFi-Kopfhörer. Er simuliert den Konzertsaal im Kopf und sollte deshalb nicht nur hohen akustischen Anforderungen genügen, sondern auch leicht sein und sich weich ans Ohr anschmiegen. Der M4U 2 von PSB gibt ein Beispiel dafür wie ein Kopfhörer diese Ansprüche erfüllen kann. Dank der kompakten Bauform, des cleveren Klappmechanismuses und des mitgelieferten Etuis eignet er sich auch gut für die Reise.

Funk-Kopfhörer

Von der Leine gelassen Wem ist dies noch nicht passiert: Man lauscht seiner Musik, geht zwei oder drei unbedachte Schritte, bis plötzlich ein maximal gespanntes Kabel den Kopfhörer vom Kopf fegt. Damit wir uns frei bewegen können, haben Techniker den kabellosen Kopfhörer erfunden. Früher übertrug die Basisstation die Klangsignale per Infrarot an den Kopfhörer, was nie gut funktionierte. Heute sorgt eine Funkverbindungen für ungestörte Signalübertragung und einen rauschfreien Klang. Philips SHD9200 Preis: 180 Euro Dieses Modell übeträgt den Ton ohne Komprimierung – also ohne Klangverlust. www.philips.de

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Design-Kopfhörer

Gut klingen und schön aussehen Kenner wissen, dass guter Wein nur aus exzellenten Gläsern mundet. Könnte es sein, dass ein hochwertiges Design und eine hochwertige Verarbeitung von Hand auch das Klangerlebnis eines Kopfhörers beeinflussen? Um diese Frage gar nicht erst erörtern zu müssen, kombiniert der bayerische Hersteller Ultrasone in der Edition 10 ein außergewöhnliches Design mit einer ausgefeilten Klangtechnik, die auf 60 Technologiepatenten basiert. Für den handgefertigten Kopfhörer und seinen Ständer verwendet die Manufaktur Zebrano-Holz. Die Ohrkapseln sind mit dem Edelmetall Ruthenium beschichtet, und die

Ohrpolster sowie Kopfbügel werden aus äthiopischen Schafsleder hergestellt. Jedes Exemplar ist ein Unikat und mit einer Seriennummer versehen. So viel Exklusivität überzeugte auch das britische Traditionskaufhaus Harrods, das den Ultrasone Edition 10 in seiner HiFi-Abteilung unter dem Schlagwort „Handmade in Germany“ anbietet. Ultrasone Edition 10 Preis: ab 1.900 Euro Luxus für die Ohren. Ein Transportkoffer aus Zebrano-Holz wird mitgeliefert. www.ultrasone.com

Lifestyle-Kopfhörer

Immer schön cool hören

Rapoo H8020 Preis: 50 Euro Stylisch, günstig, leicht – und auch in Schwarz erhältlich. www.rapoo.com

Weiße Kopfhörer sind ja eigentlich das Markenzeichen eines anderen Herstellers, dessen Produkte Coolness und Lässigkeit verkörpern. Aber sind weiße Ohrstöpsel wirklich cool? Die lästigen Strippen sind es auf keinen Fall. Deshalb ist der kabellose Rapoo H8020 eine gute Alternative für alle, die Musik vom Laptop oder MacBook hören. Die Verbindung lässt sich per Bluetooth oder Funk herstellen. Über Tasten an der Ohrmuscheln kann die Lautstärke eingestellt oder der Musiktitel ausgewählt werden. Der Clou ist das eingebaute Mikrophon, so dass man den Kopfhörer auch als Headset nutzen kann – zum Beispiel zum Skypen.

Sport-Kopfhörer

Musik macht Beine Musik beim Joggen hilft dem Läufer, im Takt zu bleiben. Doch wenn der Kopfhörer scheuert, wackelt oder sonstwie beim Laufen behindert, werden die Beine schwer. Aus diesem Grund gibt es extrem leichte Kopfhörer mit speziellen Bügeln, die auch bei schnellen Schritten für Halt sorgen. Der Sennheiser PX 685i wurde in Zusammenarbeit mit adidas entwickelt und vorab von Profi Athleten getestet. Sennheiser PX 685i Preis: 70 Euro Nur 20 g leicht und mit verstellbarem Bügel. www.sennheiser.de

ZubehörTipp: Verstärker Nicht immer liegt es am Kopfhörer, wenn das Klangbild nicht überzeugt. Auch die Signalquelle kann die Ursache sein. Aus diesem Grund sind spezielle Kopfhörer-Verstärker erhältlich, wie ihn Sennheiser mit dem Modell HDVD 800 jüngst vorstellte. Er besitzt einen digitalen Eingang und einen hochwertigen Digital/Analog-Wandler. Der Hersteller verspricht, dass der digitale High-End-Verstärker das gesamte Frequenzspektrum hochwertiger Tonquellen verlustfrei übertragen kann.

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Wagner -J

ahr

2013

r e so n a n z

Rätsel des klassischen alltags

Jetzt neu

Das

Wagner-Lexikon

Was verbirgt sich hinter diesem Text?

Das umfassende Nachschlagewerk zu Leben, Werk und Nachwirken Richard Wagners

Das Wagner-Lexikon Herausgegeben im Auftrag des Forschungsinstituts für Musiktheater Thurnau von Daniel Brandenburg, Rainer Franke und Anno Mungen 936 Seiten. Geb. € 128,– (Subskriptionspreis bis 31.3.2013, danach ca. € 148,–) ISBN 978–3–89007–550–1

In über 500 Artikeln untersucht das Werk Richard Wagner als Komponisten und herausragende Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts, sein Umfeld und Nachwirken bis in die Gegenwart. Eine universelle Enzyklopädie, die neue Maßstäbe setzt.

Weitere aktuelle Titel aus unserem Wagner-Programm: Richard Wagner und seine Zeit Herausgegeben von Eckehard Kiem und Ludwig Holtmeier 407 Seiten. Geb. € 37,80 ISBN 978–3–921518–95–3

Wagners Welt. Der Kalender zum Wagner-Jahr 2013

Es ist der 1. Februar 1733. Was für ein Tag! Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen ist tot. Oh, nein! Das ganze Land trägt Trauer. Staatstrauer – und das ziemlich lange. Fast unerträglich lange. Sage und schreibe vom 15. Februar bis zum 15. Juli. Aber das Schlimmste: In dieser Zeit darf keine Musik gespielt werden: Alle Opern-Aufführungen sind gestrichen, alle Konzerte ausgesetzt – die Höchststrafe für einen Musiker. Also was tun in dieser Zeit? Däumchen drehen? Topflappen häkeln? Nein, komponieren ist das Zauberwort! Das dachte sich wohl auch Johann Sebastian Bach. Eine Messe sollte es werden. Und die Aufführungsstimmen widmete er dem Nachfolger, Kurfürst Friedrich August II. Clever! Das alles wäre ja aber gar nicht so besonders interessant, ginge es dabei nicht auch um mich. In diesem Falle geht es ja eigentlich fast nur um mich. Denn ich mache diese Messe schließlich zu dem, was sie ist. Stände die Messe nicht unter meinen Vorzeichen, dann wäre sie doch ganz bestimmt etwas ganz anderes. Aber dann dürfte sie natürlich auch nicht diesen, also meinen Namen tragen. Ist doch logisch!? Wie auch immer: Ich habe einen wichtigen, man möchte sagen gar bedeutenden Namen in der Musik. Er ist kurz, aber

27 Blätter mit großformatigen, größtenteils farbigen Abb. Mit erläuternden Texten von David Boakye-Ansah Format 25 x 35 cm. € 24,80 ISBN 9–783–89007–814–4

Das vollständige Wagner-Programm finden Sie auf unserer Homepage. www.laaber-verlag.de

klangvoll. Und er sagt im Prinzip alles über mich aus. Und auch darüber, welche Wirkung ich habe. Manche mögen mich dabei leiden und wieder andere können mir so rein gar nichts abgewinnen. Ich bin sozusagen so etwas wie eine Geschmacksache. Aus dem Lateinischen übersetzt, bedeutet mein Name dabei so viel wie: weich. Aber manche sagen, ich klänge eher traurig, wehmütig und melancholisch. Wie gesagt, eine Geschmackssache. Das, was ich bewirken kann, ist immer das Gleiche. Es ist alles nur eine Frage der Vorzeichen. Aber wo ich es bewirke, ist immer ganz unterschiedlich. Ich kann es bei einem Akkord, ebenso wie bei einer Tonleiter. Ich bin so etwas wie das Yin zum Yang. Das Schwarz zum Weiß. Der Mond zur Sonne. Mein Gegenstück und ich haben uns im 17. Jahrhundert sozusagen emanzipiert. Schlussendlich dann auch durchgesetzt. Aber noch einmal zurück zu Johann Sebastian Bach. Ja, der konnte mir schon ganz schön was abgewinnen. Sonst hätten wir uns ja schließlich nicht immer wieder getroffen. So wie zum Beispiel an dieser Krippe. „Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn. Herz, Seel’ und Mut, nimm alles hin und laß dir’s wohlgefallen.“ Mehr ist dazu aber nun nicht zu sagen...

rätsel lösen – und eine schöne CD-Edition gewinnen Wenn S­ ie die Antwort kennen, dann schreiben Sie Ihre Lösung unter dem Stichwort „Alltags-Rätsel“ an die Redaktion von crescendo in der Senefelderstr. 14, in 80336 München oder einfach per E-Mail an redaktion@crescendo.de. ­Unter allen richtigen ­Einsendungen verlosen­wir diesmal die CD-Box „Edition Boccherini“ (Brilliant Classics). Einsendeschluss ist der 29. Oktober 2012. Viel Glück! Der Gewinner unseres letzten Alltags-Rätsels ist ­Thomas ­Döhler aus Leipzig. Herzlichen Glückwunsch!

Laaber

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Das Magazin für klassische Musik & Lebensart Klassik lesen & hören Holen Sie sich auch die nächsten ­Ausgaben ganz einfach nach Hause. Im Premium-Abo erwarten Sie auf 84 Seiten: n Interviews, Reportagen und Porträts der gefragtesten Künstler, n ein Blick hinter die Kulissen der Klassik-Welt, n die Neuerscheinungen auf dem Klassik- und Jazz-CD-Markt, die neuesten Tanz-DVDs und Musikbücher,

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Foto: Claus Felix / Klassik Open Air Nürnberg

g e s e l l s c h af t

Publikumsmagnet Klassik Open Air Nürnberg: „Der Trend geht zu Großveranstaltungen, zum Event.“

Live bewegt mehr Während Klassik-Großevents boomen, ging der Verkauf von Klassik-CDs zurück. Wie reagieren die Plattenfirmen? v on K l a u s H ä r t e l & H a n s - J ü r g e n K u n t z e

Was erzählen Sie eher? „Ich war gestern auf einem Netrebko-Konzert - FANTASTISCH“. Oder: Ich habe gestern eine neue Beethoven-Einspielung gehört - GROSSARTIG.“ Rhetorische Frage? Anscheinend schon. Denn Klassik live scheint die Menschen mehr zu bewegen als die – eigentlich länger haltbare – CD. Das belegen neueste Zahlen: Während der Umsatz aus Klassik-Veranstaltungen seit 2009 binnen zwei Jahren um imponierende 34 Prozent gestiegen ist, gingen die Tonträger-Verkäufe seit 2010 um 8,2 Prozent zurück. Das war in den vergangenen Jahren anders. Man hörte viel von Krise, illegalen Downloads und Einbrüchen im CD-Markt! Aber die Klassik-Sparte ließ sich kaum aus der Ruhe bringen. Noch im vergangenen Jahr hieß es, Klassische Musik werde immer beliebter: „Von Juli 2009 bis Juni 2010 wurden im Vorjahresvergleich drei Prozent mehr Klassik-Tonträger verkauft“, hatte der Bundesverband Musikindustrie sanft mitgeteilt. Die aktuellen Zahlen wirken da besorgniserregender: Im Jahreswirtschaftsbericht 2011 heißt es: „Der deutsche Musikmarkt hat sich im Jahr 2011 stabil entwickelt. Erstmals seit 15 Jahren war kein Umsatzrückgang zu verzeichnen.“ 34

Der Umsatz aus dem Musikverkauf liegt weiterhin bei knapp unter 1,5 Milliarden Euro. Aber: Die Klassik-Sparte hat „mit einem Rückgang um 8,2 Prozent die größten Einbußen zu verkraften.“ (Was etwa einem Umsatz von neun Millionen Euro entspricht). Auch der Absatz sei rückläufig. Und der stärkste Rückgang sei in der klassischen Musik zu beobachten. Nach sehr starken Vorjahren mit großen Erfolgen internationaler Stars wurden insgesamt 10,2 Prozent weniger Klassikalben verkauft als noch im Jahr zuvor. Da stellt sich schon die Frage: Was ist passiert? „Man sollte das nicht gleich alles negativ interpretieren“, beschwichtigt Stephanie Haase, die den klassischen Bereich des Major Labels EMI verantwortet. Und auch Andreas Leisdon, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Bundesverbands Musikindustrie in Berlin bestätigt: „Die Klassik hatte von 2010 auf 2011 zwar einen im Vergleich mit dem Gesamtmarkt überproportionalen Umsatzrückgang zu verzeichnen, sieht man sich jedoch die langfristige Entwicklung an, so erkennt man, dass der Anteil Klassik am Gesamtumsatz über die Jahre hinweg mit leichten Schwankungen www.crescendo.de

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BESONDERE HÖREMPFEHLUNGEN VON SONY CLASSICAL

LANG LANG THE CHOPIN ALBUM Lang Lang widmet seine neue, in den Berliner Nalepa-Studios aufgenommene Solo-CD ganz der Musik Chopins: mit den 12 Etüden op. 25, Nocturnes, dem Grande Valse Brillante, dem Minutenwalzer u.a. Limitierte Luxus-Erstauflage mit Bonus-DVD „Mein Leben mit Chopin“ www.langlang.com

BEST OF KLASSIK 2012 3 CDs mit allen ECHO Klassik-Preisträgern und Vorstellung aller ausgezeichneten CDs im Booklet. Mit Klaus Florian Vogt, Renée Fleming, Isabelle Faust, Jonas Kaufmann, Amarcord, Khatia Buniatishvili, Daniel Barenboim, Erwin Schrott, Sir Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern, Quatuor Ebène, dem Leipziger Streichquartett, Philippe Jaroussky u.v.a.

MARTIN STADTFELD MENDELSSOHN Martin Stadtfeld spielt auf seiner neuen CD das Klavierkonzert Nr. 1 mit der Academy of St Martin in the Fields unter Sir Neville Marriner und Solowerke Mendelssohns wie die Variations sérieuses op. 54 und zehn der schönsten Lieder ohne Worte. Limitierte Erstauflage mit Bach-Bonus-CD www.martinstadtfeld.de

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g e s e l l s c h af t

Foto: Dussmann

Für den Verkauf von Tonträgern sind Konzerte in der Regel absolut konstant ist.“ Und in der Tat: Die Klassik hält sich mit ihrem Anteil von sieben bis acht Prozent am Gesamtmarkt relativ kons- unumgänglich. Denn die Emotionen werden ja vom Künstler tant. Auch die Anzahl der Neu-Veröffentlichungen im Jahr 2011 ist geschürt und nicht vom Label. Und deshalb ist die Kommunikation immens wichtig. Ob der CD-Verkauf vor Ort eine Service-Leistung im Klassikbereich nicht stärker gefallen als im Pop-Segment. Die Begründung des Bundesverbandes für den geringeren des Veranstalters ist oder ein Geschäft für das Label, ist in der BranUmsatz heißt: „Trotz zahlreicher Releases fanden nur wenige Pro- che umstritten. Auf jeden Fall, so Manfred Görgen, ist „die beste Möglichkeit für einen Künstduktionen den Einzug in die ler, auf seine CD aufmerksam Bestsellerlisten.“ Es sind natürzu machen, ein Konzert.“ Und lich die Topstars der Klassik, die beste Möglichkeit, sich für die „den Markt powern“, wie einen Veranstalter intereses Manfred Görgen, General sant zu machen, ist wiederum Manager von Musikprodukdie CD. Veranstalter bemütion Dabringhaus und Grimm hen sich bei Konzerten um (MDG) sowie Geschäftsführer Bekanntes und Bewährtes. Da CLASS (Association of Classisollte der Künstler – und wenn cal Independents in Germany) nicht der, dann wenigstens ausdrückt. Schaut man sich die gespielten Komponisten die Hitparaden der vergange– bekannt sein. Die Deutsche nen Jahre an, erscheinen dort Entertainment AG (DEAG), etwa der britische Castingeiner der führenden Anbieter show-Tenor Paul Potts oder von Live-Entertainment und Duette der immer wieder kehgrößter Veranstalter von marrenden Verkaufsschlager Anna genstarken Klassik-Events in Netrebko und Rolando VillaEuropa, setzt mit Jonas Kaufzón. Und so paradox es klingt: CD-Abteilung bei Dussmann in Berlin: „Es fehlt an Neuem.“ mann, Anna Netrebko und Bestseller des Klassik-Genres Erwin Schrott voll auf diese ist David Garrett, der es im Jahr 2010 mit gleich zwei Alben („Rock Symphonies“ und „Encore“) Schiene. Und David Garrett, heißt es, habe Aktien des Konzertveranstalters gekauft. Er glaubt an die Zukunft der Firma – und des in die allgemeinen Top 20 schaffte. Die Klassik spielt im Plattenmarkt natürlich in anderen Dimen- Klassikmarktes. Derlei Gelassenheit fällt manchem Händler schwer. Leipzig sionen als Pop oder Jazz. „Liegt der Verkauf einer Klassik-Produktion im fünfstelligen Bereich, ist man oben dabei“, sagt Manfred hat mehr als 500.000 Einwohner, eine kompakte Innenstadt, zwei Görgen. Nur, während die Pop-Sparte oft auf den schnellen Erfolg Spitzen-Orchester und durch die Popularität des Gewandhaus viele von DSDS-Gewinnern bzw. vergleichbarer TV-Formate setzt, ent- klassik-interessierte Touristen. Ein idealer Klassik-Standort möchte wickeln die Klassiklabels lieber eine langfristige Einheit von Künst- man meinen. Und dennoch hat es für René Dobberkau und sein Fachgeschäft opus 61 nicht gereicht. Er muss dieses Jahr schlieler und Programm. Interessant ist auch: 29 Prozent der Gesamtumsätze in der ßen. Neben dem hausgemachten Problem dreier Standort-WechMusik werden durch die Altersgruppe 50+ generiert, die aber auch sel in zwölf Jahren, sieht er gewaltige Branchen-Probleme. „Es fehlt 44 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Dabei werden besonders an Neuem, an Innovation. Das Medium Schallplatte hat 25 Jahre überlebt, die CD kam 1982, hatte jetzt intensiv Produkte aus dem Genre Klassik einen Lebenzyklus von 30 Jahren“. Drei (66 Prozent Umsatzanteil) erworben. Vor Jahrzehnte haben die großen Labels wie diesem Hintergrund ist auch der geringe Universal mit der Digitalisierung ihrer Download-Anteil im Klassikgeschäft Kataloge gut verdient, sagt Dobberkau. nicht unbedingt verwunderlich. Dieser Nun sei das Jetzt-hast-du-kein-Knackenmacht nämlich nur drei Prozent der KlasArgument verpufft. Das Qualitätsargusikumsätze aus. Dabei ist noch nicht einment besserer digitaler CD-Qualität vermal das Alter entscheidend, sondern vor allem der hohe Anspruch an die Klangqualität dieser Hörer und sus schlechterer digitaler Download-Qualität werde nur bei weniauch das unterschiedliche Hörverhalten. „Ein junges Publikum“, gen greifen. Hinzu, resümiert Dobberkau, komme die Sättigung. Selbst erklärt Manfred Görgen, „lädt sich sofort und schnell einzelne Titel herunter. In der Klassik sind einzelne Tracks selten, Werke beste- Stammkunden, die früher schon mal pro Besuch 150 Euro im Laden hen aus mehreren Sätzen.“ Hinzu komme der Wunsch nach dem ließen, winken bei der 40. Einspielung von Bachs Johannes Passion Booklet und der damit verbundenen haptischen Wahrnehmung. ab: „Ach komm, das haben wir doch schon.“ Und das gelte längst Görgen sieht im Downloadbereich trotzdem Potenzial. Allerdings nicht nur für Klassiker, sondern auch für Raritäten. Naxos sei Dank, nur, wenn die Qualität stimmt. Dem in der Popwelt gängigen mp3 ist die klassische Musikwelt zusammengerückt, sind englische Komräumt er keine Chance ein. Und deshalb hat er auch vor illegalen ponisten heute auch in Deutschland allseits bekannt und gut zu Downloads keine Angst: „Unser Programm“, und da spricht er wohl bekommen. Oft per Mausklick – immer seltener im Fachgeschäft. Denn dieses immer größere Angebot, könne niemand permanent für fast alle Klassik-Labels, „ist Kopierschutz genug.“ Allerdings: Klassik wird immer stärker Teil einer neuen Pop- verfügbar halten, betont Dobberkau. „Der Kunde will aber immer kultur. Künstler wie David Garrett, Lang Lang, Alice Sara Ott oder alles haben und zwar sofort.“ In der Apotheke sei das Medikament Jonas Kaufmann verkörpern nun mal eine neue und junge Gene- doch auch um 17 Uhr da, im Buchhandel das Buch spätestens am ration von Klassik-Künstlern und machen das Genre – zur Freude nächsten Morgen. Das aber könne die Klassikbranche nicht leisten – und deshalb kann er, der Händler, auch nicht mehr. ihrer Plattenlabels – auch für ein jüngeres Publikum attraktiv. n

„Das jetzt-hast-dukein-Knacken-Argument ist verpufft.“

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l e b e n s a r t

Valencia ... aus der Sicht eines Musikers

Die spanische Küstenmetropole errichtete mit der „Stadt der Künste und Wissenschaften“ einen architektonischen Meilenstein. Welch ein Glück, dass uns der Chefdirigent des derzeit spektakulärsten Opernhauses erklärt, wie es sich darin anfühlt. VOn Robert Kittel

V

Das neue Wahrzeichen der spanischen Küstenstadt: Das 2006 fertiggestellte Opernhaus Palau de les Arts Reina Sofia.

Man stellt sich viele Fragen, wenn man tagsüber durch diese on oben, also aus dem Flugzeug betrachtet, wirkt Valencia wie ein Küstendorf mit einem riesigen Spielplatz heiligen Hallen flaniert. Zum Beispiel diese: wie fühlt es sich an, in der Mitte. Und wenn man dann unten ist, am Boden, in diesem modernen, durchgestylten Gewölbe, ein 300 Jahre altes mitten in der City, staunt man nicht schlecht über diesen Stück von Guiseppe Verdi zu dirigieren? Beantworten könnte dies Spielplatz, der dann doch etwas größer ist als im heimischen Lorin Maazel, der von 2006 bis 2011 Chefdirigent des Palau war Garten - also eigentlich bedeutend größer, wenn man es genau oder Omer Meir Wellber. Der Israeli, nur 30 Jahre jung, und Ziehnimmt. Denn die weiße „Stadt der Künste und Wissenschaften“, ge- sohn des großen Daniel Barenboim, leitet seit 2011 das Orchester der Oper von Valencia. Meir Wellber sagt, genau dieplant vom Stararchitekten Santiago Calatrava und in den ses Detail sei ein unglaubliches Gefühl, denn hier spiele Jahren 1991 bis 2006 erschaffen, ist eine der bedeutendsman nicht – wie in der Mailander Scala vielleicht – in ten architektonischen Leistungen der Neuzeit. der Vergangenheit, sondern in der Zukunft. Und geraDas prominenteste Element dieses mehr als de die heutigen, modernen Opern-Interpretationen be700 Millionen Euro teuren Kulturgartens ist natürkämen in solch einem Haus eben eine völlig andere Dilich das Opernhaus, dem auch gleich ein Opernvermension. dächtiger Name gegeben wurde: Palau de les Arts ReiMeir Wellber passt daher gut in dieses neue Valenna Sofia. Ganz ehrlich: es sieht auf den ersten Blick cia. Er gehört zu einer neuen Generation von internaaus wie ein riesiger weißer Fisch. Schon irgendwie tional einsetzbaren Dirigenten. Er ist jung, frisch, flespektakulär, aber eben auch etwas gewöhnungsbeDirigent Omer xibel und ohne Maestro-Allüren. Als er zu den ersten dürftig, wenn man es mit einem eher konventionelMeir Wellber Proben („aufgrund des guten Wetters“) mit dem Fahrlen Theater wie der New Yorker Met vergleichen würvor dem Palau. rad erschien und dies vor dem Haus parkte, wussten die de. Auch im Inneren: ziemlich abgedrehtes Design mit runden, geschwungenen Formen auf 30.000 Quadratme- stolzen Spanier zuerst nicht so recht, was sie davon halten sollten. tern. Die Kosten des weißen Palaus sollen bei 300 Millionen Euro Nachdem er weiterhin mit dem Fahhrad erscheint, „haben sie sich nun daran gewöhnt“, sagt Meir Wellber. gelegen haben. 38

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Überhaupt: warum hat ausgerechnet Valencia ein solches Opernhaus? Besitzt Spanien mit Madrid, Barcelona, Sevilla und Bilbao kulturell nicht viel bedeutendere Städte? Nicht nur Meir Wellber sagt, der Erfolg Valencias liege zu einem großen Teil an der umtriebigen Bürgermeisterin: Rita Barbera. Sie ist seit beeindruckenden 21 Jahren im Amt. Jahr für Jahr taucht sie in Ranglisten der mächtigsten Frauen der Welt auf - neben Angela Merkel und Hillary Clinton in den vordersten Reihen. Señora Barbera sorgte sich in den vergangenen zwanzig Jahren wie eine „Tigermum“ um die Zukunft ihrer Bewohner und der Stadt. Dank ihrer Überzeugungskraft ließ sie Staat, Kommune und – so die Gerüchte – auch die katholische Kirche kräftig in die Küstenmetropole investieren. Natürlich nicht nur in Kultur, sondern auch in Sport und Freizeit. Valencia verfügt über eine erstklassige Fußballmannschaft und seit mehreren Jahren über ein eigenes Formel1-Rennen, das mitten in der Stadt ausgetragen wird. Vor zehn Jahren ließ sie auch noch den Hafen komplett renovieren - für zwei Milliarden Euro immerhin - und holte zwei Mal das Segelrennen America’s Cup ans Ufer. Valencia boomt, doch die Einwohner wirken angenehm unaufgeregt. Meir Wellber sagt, das sei auch in der Oper so. Allerdings weist er kurz darauf hin, dass die Operntradition der historisch sehr alten Stadt noch in den Kinderschuhen stecke: Bis zur Fertigstellung des CalatravaOpernhauses im Jahr 2006 gab es in Valencia weder ein Opernhaus, noch eine Aufführung. Man könnte natürlich den ganzen Tag in der Stadt der Künste und Wissenschaften verbringen – neben der Oper strahlt auch noch das L‘Hemisfèric, eine Art umgedrehter Pudding aus Stahl und Glas, der ein IMAX-Kino und ein Planetarium beherbergt; dahinter das Das L‘Hemisfèric und die Wissenschaftsmuseum und das Kathedrale, die einen L‘Oceanogràfic, immerhin gleich ganz besonderen Schatz mal das größte Aquarium Euro- beherbergt. pas. Alles beachtenswert, fotografierenswert und bestaunenswert. Doch Valencia bietet mehr. Vor allem kulinarisch: Einheimische empfehlen auf jeden Fall eine Einkehr ins Lokal La Pepica (Paseo Neptuno). Gäbe es eine Liste der „1000 Lokale, in denen man gegessen haben muss, bevor man stirbt“, wäre das La Pepica weit vorn. Wahrscheinlich sogar unter den ersten zehn (selbst die Queen speiste dort und Hemingway natürlich auch). Eröffnet 1898, ist das Lokal eine Halle voller Erinnerungen und die Kantine mehrerer Generationen. Die Hektik der Großstadt wird hier an der Garderobe abgegeben, denn am Wochenende sitzen die alten Familien bis zu fünf Stunden an den riesigen Tischen und genießen die frisch duftende Paella, die in Valencia immerhin ihren Ursprung hat. Dass es direkt am feinsandigen Stadtstrand liegt, ist da nur noch ein weiteres positives Detail. Danach wandert man zurück in die Stadt, vorbei an den alten Fischerhütten, hinein in eine andere Zeit. Geht man Richtung Westen, landet man im hektischen Treiben des Mercado Central – ein Markt, der die Zeit wieder um 50 Jahre zurückdreht. Hier kann man sich den Unterschied zwischen Serrano-Schinken und Jamón Ibérico (dem von den schwarzen Schweinen) erklären lassen. Jemand, der sich damit sehr gut auskennt, ist Quique Barella, hoch dekorierter Koch im El Alto (Calle de Jorge Juan 19). Das El Alto ist ein kleines, feines Restaurant im ersten Stock des Mercado de Colón, 40

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Fotos: Bob Coat; Tato Baeza (1).

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Die wichtigsten Opern-Termine gibt`s auf der Internetseite des Palau de les Arts Reina Sofia: www.palaudevalencia.com. Omer Meir Wellber dirigiert am 23. Oktober 2012 die Premiere von „La Traviata“.

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Restaurants: 1. La Pepica (1+2). Avenida de Neptuno, www.lapepica. com (unbedingt die Paella dort probieren). 2. El Alto. Calle de Jorge Juan, 19, www.grupoelalto. com. 3. Taverna Alkazar. Calle del Mosén Femades, 11, www.tabernaalkazar.com.

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Die wichtigsten Tipps für einen Besuch in der spanischen Küstenstadt

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einer alten Markthalle mit opulenten Ornamenten an den Decken. Früher beherbergte der Raum das Finanzamt, heute genießt man Quiques legendäre Fischkreationen. Wer zu ihm ins El Alto komme, sagt Quique, müsse seine Gambas probieren. Und tatsächlich, schon die erste Kostprobe löst Glücksgefühle am Gaumen aus. Bei Quique sind die Gambas eine Sensation, denn sie kommen aus Denia. „Es sind die besten der Welt“, schwärmen die Einheimischen. Koch Quique Barella und seine Spezialität: Gambas. Meir Wellbers liebste Speisekammer ist die Taverna Alkazar. Ein hübsches, kleines Schmuckkästchen, das für seinen in Salzkruste zubereiteten Fisch (Meir Wellber: „Liebe ich“) und lokale Muscheln („Mag ich nicht so“) bekannt ist. Nach dem Dinner, das in Valencia gerne erst abends um elf eingenommen wird, spaziert man durch die engen Gassen in die Altstadt El Carmen, dreht die Uhr um weitere 100 Jahre zurück und landet gezwungenermaßen in einer der vielen alten Bodegas, die mit dem Eintreten der Nacht immer voller werden. Zu empfehlen ist die Bodeguita Cavallers (Calle Caballeros 23), in der es einen perfekten Café Solo gibt und natürlich das Sant Jaume (Calle Caballeros 51). Warum „natürlich“? Das Sant Jaume war früher eine hübsche, kleine, mit viel altem Holz verzierte Apotheke, heute ist es eine Bar, die von vielen Künstlern aufgesucht werden, auch vom Chef-Dirigenten Meir Wellber. Man trinkt Cava oder ein Cerveza (Bier) und man genießt das gelbe Licht der Straßenlaternen, das die gepflasterten Gassen legiert. Apropos Bier: Auch Meir Wellber sagt, Valencia sei in dieser Hinsicht ein Traum: das spanische Cerveza schmecke nicht nur gut, es sei auch „billiger als Wasser“. Wer nach dem Bier im Sant Jaume noch fit ist und vorbereitet auf etwas wirklich Großes, der spaziert hinüber zur Plaza de la Reina und wirft einen Blick auf die hell beleuchtete Kathedrale von Valencia. Ein kunstvoll zusammengeflicktes Bauwerk, das in dieser Art original erhalten aus dem 13. Jahrhundert an diesem Platz in hell gelbem Licht erstrahlt. Katholiken behaupten, in dieser Kirche liege der heilige Gral, also jener „Santo Caliz“, aus dem die zwölf Apostel beim letzten Abendmahl tranken. Das würde auch erklären, warum Papst Benedikt XVI. seine erste offizielle Reise ausgerechnet nach Valencia tat, eine Geste, die beweisen soll, dass Valencia innerhalb der katholischen Kirche einen ganz besonderen Platz genieße. Vielleicht erklärt es auch, weshalb Valencia nun diese „Landmark Buildings“ besitzt und nicht die großen Nachbarn Madrid und Barcelona. n

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Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens dirigiert die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.

Aufbruch in der Pfalz Als Orchester ohne eigene Spielstätte versorgen die Musiker der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz die Region – und wagen nun den Sprung zum Spitzenorchester. V on M i c h a e l S e l l g e r

Es gibt das geflügelte Wort vom Propheten, der nicht zum Berg kommen will und deshalb prompt von diesem aufgesucht wird. In Rheinland-Pfalz mag es an richtigen Bergen fehlen und wohl auch an Propheten, das Bundesland hat aber ein philharmonisches Orchester und knapp vier Millionen Bürger. Und wo die Menschen anderswo für zwei Stündchen Hochkultur in die Metropolen ihres Bundeslandes aufbrechen, macht sich das Landesorchester in der Pfalz selbst auf den Weg zu seinem Publikum. Ein Auszug aus dem Konzertkalender: Elgar in Trier, Strauss in Worms, Schönberg in Ludwigshafen, Reger in Kaiserslautern, Saint-Saëns in Mainz. Das 42

ist nicht der Tourneeplan, sondern ganz normaler Orchesteralltag für die Pfälzer. Die fahrenden Musikanten werden damit dem gerecht, was die Kulturpolitiker des Landes „Versorgungsauftrag“ nennen. Das klingt hölzern, dahinter aber verbirgt sich immerhin die Einsicht, dass Kultur ein Grundbedürfnis ist, das es zu stillen gilt. Und gestillt wird es – der Berg kommt mit dem Reisebus zum Propheten. Ein Jahr nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Sinfonieorchester von engagierten Bürgern und Sponsoren in Landau gegründet, damals unter anderem Namen. Überhaupt Namen: Mit www.crescendo.de

Ok tober / November 2012


Im Gespräch mit Intendant Michael Kaufmann

„Wir nutzen die Vorteile der zweiten Reihe!“ Herr Kaufmann, wo würden Sie die Staatsphilharmonie in der deutschen Orchesterlandschaft verorten? Wir werden noch nicht als Orchester der ersten Reihe wahrgenommen, vor allem mit Blick auf das Kernrepertoire der klassischen Sinfonien. Aber in Nischen wie der Filmmusik zählen wir sicher zur Spitze in Deutschland. Und Ziel Ihrer Intendanz soll sein, das zu ändern? Natürlich. Wir wollen unser Potential stärker zeigen. Den Vergleich über die Region hinaus suchen wir künftig bewusster, das legt viel Energie frei. Mit Karl-Heinz Steffens gehören wir in die erste Reihe. Versorgungsauftrag in Rheinland-Pfalz und zugleich die Profilierung auf der großen Bühne: Fürchten Sie nicht, die Staatsphilharmonie damit zu überfordern? Das ist tatsächlich ambitioniert. Aber wir können dem Orchester Freiräume schaffen und sein Profil stärken. Ein Problem ist eher, dass wir für etliche Projekte einfach zu klein sind. Umso wichtiger sind Kooperationen... ...wie die mit der Oper Halle und dem Theater in Ludwigshafen? In diesem Ost-West-Projekt stellen wir fantastische Dinge auf die Beine. Im Rahmen unserer Wagner-Reihe begegneten mit „Siegfried ohne Worte“ junge Musiker und junges Publikum Wagner. Es braucht mehr Fantasie, wenn man neue Zuhörer gewinnen will. Für Nachwuchs begabter Orchestermusiker ist gesorgt? Zumindest haben wir gemeinsam mit Mannheim eine länderübergreifende Orchester-Akademie gegründet. Das gab es bisher noch nicht und soll jungen Talenten mit Stipendien zu einem Einstieg verhelfen. Es ist eine Metropol-Musikakademie für eine Metropolregion, die in acht Jahren übrigens Kulturhauptstadt werden will. Bis dahin bleibt ihnen Karl-Heinz Steffens erhalten? Derzeit ist Ihr Chefdirigent viel im Ausland beschäftigt. Im Moment an der Mailänder Scala, in Monte Carlo, in Birmingham. Aber Steffens bleibt uns trotz internationaler Optionen erhalten, seinen Vertrag hat er bis 2018 verlängert. Die Staatsphilharmonie ist seine musikalische Heimat. Ein Glücksfall!

Musikvermittlung ist wichtig: Musiker in der Erich-Kästner-Schule.

Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Informationen / Kartenservice: Tel.: +49-(0) 621 / 599 09 – 0 Fax: +49-(0) 0621 / 599 09 – 50 info@staatsphilharmonie.de www.staatsphilharmonie.de

beinahe jedem Jahrzehnt änderte sich die Bezeichnung, heute heißt das Orchester Deutsche Staatsphilharmonie RheinlandPfalz. Ein wuchtiger Name, fast ein bisschen großspurig für ein Ensemble, dem es seit jeher an eigener Spielstätte fehlt. Regelmäßig spielen die Philharmoniker in Ludwigshafen, einer Stadt, die vom Chemiekonzern BASF dominiert wird und in deren Feierabendhaus das Orchester bislang am häufigsten gastiert. Dabei ist die Staatsphilharmonie beileibe keine Betriebsfeiernkapelle. Der vermeintliche Underdog macht immer häufiger überregional von sich reden. Bislang national vor allem bei herausragenden Produktionen im Bereich Film & Musik wahrgenommen, erfolgt unter GMD Karl-Heinz Steffens seit kurzem eine progressive Neuausrichtung und Profilierung. Gerade hat das Orchester unter seinem Chefdirigenten die Sinfonien Schumanns eingespielt und tritt damit in den Wettbewerb zu den Platzhirschen auf dem Plattenmarkt. Zusammen mit der Oper Halle und dem Theater Ludwigshafen haben sich die Pfälzer an Wagners „Ring“ gewagt, im kommenden Frühjahr wird der komplette Zyklus aufgeführt. Das ist längst nicht mehr das konturschwache Orchester der Vergangenheit, das sich ohne inhaltliche Akzente an das Publikum schmiegte. Künftig soll einer der Schwerpunkte auch auf der Musik des 20. Jahrhunderts liegen, nächstes Jahr eröffnet das Orchester schon mal das Kurt Weill Fest in Dessau. So wächst das Orchester mehr und mehr in den bedeutungsschweren Titel Staatsphilharmonie hinein und über seinen bloßen Versorgungsauftrag hinaus. Und vielleicht gibt es eines Tages doch noch eine eigene Spielstätte für die Pfälzer. Sicher käme dann der Prophet von ganz allein zum Berg. n

Fotos: Thomas Brenner; Frank Vinken; Fotoarchiv der Staatsphilharmonie RHeinland-Pfalz

Die Landauer Jugendstilfesthalle.

Intendant Prof. Michael Kaufmann.

Dann fehlt also nur noch eine eigene Spielstätte? Zugegeben, das ist bei aller Nähe zum Publikum ein Mangel. Unsere Musiker haben nirgends eine echte Heimstätte. Es fehlt hier in der Region das kulturelle Zentrum. Die Verteilung auf das Land ist schön, es kostet aber viel mehr Energie, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und Aufmerksamkeit ist wichtig. Und trotzdem der kühne Sprung in die erste Reihe? Zumindest wollen wir häufiger mit all unseren Talenten wahrgenommen werden. Und dafür nutzen wir die Vorteile der zweiten Reihe: Es gibt keine klaren Erwartungen, nichts zwängt uns ein. Also erlauben wir uns einen zeitgemäßeren Umgang mit der Musik des 20. Jahrhunderts und machen Schluss mit der unseligen Trennung von Uund E-Musik. Wir können beides: Klassische Sinfonien und moderne Klassik, Beethoven gelingt uns genauso gut wie Bernstein. n 43


e r l e b e n

Beeindruckende Kulisse: Konzertatmosphäre in der Frauenkirche.

Ein Musikprogramm mit Nachhall Die Dresdner Frauenkirche ist Touristenmagnet – und Konzertkulisse: Wo sich spirituelle und ästhetische Kraft in Klang umsetzt. V on An d e r s W i nt e r

Die Turmhaube der neuen Kirche war frisch aufgesetzt worden. Da ten, Kinder- und Familienkonzerten. Das sei „ein Ansporn und verlegten die Dresdner Philharmoniker an einem Herbsttag ihre ein Versprechen zugleich, im Dienste derer, die die musikalischen Probe in die wiedererstandene Kirche. Noch hatte in dem restau- Werke komponierten; im Dienste derer, die wegen des Hörgenusses rierten Kirchenraum niemand eine Note gespielt; nun packten die in die Kirche kommen; aber auch im Dienste derer, die Dresden Musiker etwas beklommen ihre Instrumente aus, stimmten, und als Kulturstadt weltweit ausstrahlen lassen wollen,“ sagt der Pfarrer, probten einen Vormittag lang Bruckners dritte Sinfonie. Ein „magi- und man hört ihm auch ein bisschen Stolz an: mit diesem Musikscher Moment“ sei das gewesen, erinnert sich Philharmonie-Inten- programm, das für ein Gotteshaus so ziemlich einzigartig ist, muss sich die Frauenkirche hinter den benachbarten, teilweise ja hoch dant Anselm Rose noch heute. Sicher, die Frauenkirche Dresden ist kein akustisch perfekter subventionierten Kultureinrichtungen mitnichten verstecken. „Bewährtes und Neues“ biete der kommende musikalische Konzertsaal geworden, auch wenn sich viele Dresdner, die die alte Kirche noch kannten, bevor sie 1945, zwei Tage nach dem großen Jahrgang, sagt der Konzertmanager der Kirche, Ralf Ruhnau. Feuersturm, mit dumpfem Grollen zusammengesackt war, an die Fokussiert und pointiert widme man sich übers Jahr dem Gedanken vermeintlich großartige Akustik zu erinnern glaubten. Dennoch des Originalklangs; dabei trifft die Alte Musik in vielen Konzerten sei diese Kirche ohne Musik gar nicht denkbar, so drückt es Pfarrer spannungsvoll auf Neues und Zeitgenössisches. Ensembles wie „La Sebastian Feydt aus. Bei den jährlich mehr als fünfhundert Andach- Folia“, das Concerto Köln oder das Freiburger Barockorchester werten gehört die Musik dazu, darüber hinaus stemmt die Stiftung Frau- den nach Dresden kommen. Und selbstverständlich werden in der enkirche ein umfassendes Konzertprogramm mit den „Geistlichen Frauenkirche die großen Musiker-Jubiläen gefeiert: Christian ThieSonntagsmusiken“, zahlreichen Instrumentalkonzerten, Orgelnäch- lemann und die Sächsische Staatskapelle sind etwa am Wochen44

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Ok tober / November 2012


Daniel Müller-Schott

Fotos: Stiftung Frauenkirche Dresden; Stiftung Frauenkirche Dresden / Matthias Creutziger; Stiftung Frauenkirche Dresden / Maiwolf; Stiftung Frauenkirche Dresden / Maike Helbig

Christian Thielemann

Sharon Kam

Konzerte in der Frauenkirche Dresden

Informationen und Kartenservice:

tuelle und ästhetische Kraft dieses Ortes in ende vor Richard Wagners 200. GeburtsTel.: +49-(0)351 656 06 701 Klang umzusetzen, „hochwertig und nah tag mit dem hier weiland mit 1200 Sängern Fax: +49-(0)351 656 06 703 ticket@frauenkirche-dresden.de am Puls der aktuell besten und meist authenuraufgeführten „Liebesmahl der Apostel“ zu www.frauenkirche-dresden.de/konzerte tischen Interpretationen. Mit Künstlern, Gast. Anlässlich des 200. Geburtstages von Orchestern und Chören aus ganz Europa. Giuseppe Verdi werden im Juni 2013 erstmals in der Frauenkirche die „Quattro pezzi sacri“ des Komponisten Es macht glücklich, an dieser besonderen sakralen Stelle Musik präerklingen. Und: es gibt „Britten, Britten ganz viel Britten“, schwärmt sentieren zu können, die weltweit ausstrahlt!“ Erwartungsvoll blickt Ruhnau. Die Dresdner Musikfestspiele sind anlässlich des 100. Ruhnau auf das kommende, an Höhepunkten reiche Jahr. Sage und Geburtstages des englischen Komponisten Ende Mai, Anfang Juni schreibe 130 Angebote umfasst sein Programmplan; unter anderem mit zwei herausragenden Programmen zu Gast: da erklingt unter 59 Konzerte, 24 Geistliche Sonntagsmusiken, 22 Orgelabende, vier Hartmut Haenchens Leitung Brittens „Lachrymae“ op. 48a mit der Kinder- und Jugendkonzerte sowie zwei Adventsliederabende. Der Frauenkirchenkantor Matthias Grünert setzt daneben auf Bratschistin Tabea Zimmermann. Und das Uraufführungsorchester des „War Requiems“, das City of Birmingham Symphony Orchestra, die Pflege etablierter Formate. So erfährt im kommenden Jahr die ist unter seinem Musikalischen Leiter Andris Nelsons zu Gast und Musik Johann Sebastian Bachs besondere Aufmerksamkeit. Allein wird das groß besetzte Oratorium 51 Jahre nach seiner Premiere in 14 der 24 Geistlichen Sonntagsmusiken – darunter auch die insder wiedererstandenen Kathedrale von Coventry nun in Dresden gesamt 200. Sonntagsmusik im Mai 2013 – präsentieren Kantaten und Motetten des Barockmeisters. Die großen chorsinfonischen aufführen. Bewährt hat sich die Kirche als Touristenmagnet, sicherlich. Werke Bachs wie die Johannes-Passion, die h-Moll Messe oder das 2011 kamen zwei Millionen Besucher in die Kirche; Instrumental- Weihnachtsoratorium sind unter seiner Leitung zu hören. Hier wie stars wie Anne-Sophie Mutter, Yuri Bashmet, Martin Stadtfeld oder auch in zahlreichen weiteren Aufführungen eingebunden, sind die Mischa Maisky lockten in den vergangenen Jahren auch zahlreiche verschiedenen Ensembles der Frauenkirche: der Kammerchor, der Konzertgänger in den Kuppelbau. 2013 werden der Pianist Ingolf große Chor, das Collegium vocale und das ensemble frauenkirWunder, die Klarinettistinnen Sharon Kam und Sabine Meyer und che. Gerade diese Zusammenarbeit begeistert den Kantor nach wie der Cellist Daniel Müller-Schott ihr Frauenkirchen-Debüt geben. vor: „Es inspiriert mich, in welcher Fülle und Qualität man mit der „Gebündelte Energie“ attestiert Manager Ruhnau dem Musikpro- beständig großen Zahl an Sängern und Instrumentalisten in dieser gramm im Kirchenrund; seine persönliche Vision sei es, die spiri- Kirche Künste gestalten kann.“ n 45


e r l e b e n

Oktober / November Diese Termine sollten Sie nicht versäumen

Premieren

17.11.

20.10.

Basel/Theater (CH)

Oktober bis Januar, Gelsenkirchen, Musiktheater im Revier

20.10.

Chemnitz/Theater

Adrenalin im Revier

20.10.

Darmstadt/Staatstheater

20.10.

Dresden/Semperoper

Der Sandmann/A. L. Scartazzini (UA) Madama Butterfly/G. Puccini

17.11. Kaiserslautern/Pfalztheater Giselle/A. Adam (Ballett) 17.11. Krefeld/Theater

Josefine/Sagardía (UA)

17.11. Mannheim/Nationaltheater R.A.W./T. Siffling (Ballett, UA) 17.11. München/Nationaltheater Forever Young (Ballett) 17.11. Osnabrück/Emma-Theater Incanto/M. de Candia (Ballett) 17.11. Pforzheim/Theater

Die Macht des Schicksals/G. Verdi

Das geheime Königreich/E. Křenek Mannheim/Nationaltheater La Fanciulla del West/Puccini 20.10. Saarbrücken/Saarländisches Staatstheater Aladin und 20.10.

Manon/J. Massenet

die Wunderlampe/N. Rota

17.11. Würzburg/Mainfrankentheater Die Fledermaus/J. Strauß

Weimar/Deutsches Nationaltheater Falstaff/G. Verdi 20.10. Wuppertal/Opernhaus 20.10.

(Operette)

Der Barbier von Sevilla/G. Rossini 21.10.

Hannover/Opernhaus

Sissi/J. Mannes (Ballett)

18.11.

Bern/Stadttheater (CH)

18.11.

Köln/Oper am Dom

20.11.

Hamburg/Das Opernloft

La Cenerentola/G. Rossini

Berlin/Deutsche Oper

Parsifal/R. Wagner

Fidelio/L. van Beethoven

Bremen/Theater a. Goetheplatz Die Banditen/J. Offenbach 21.10. Hannover/Opernhaus 21.10.

Das Operncamp - Wie überlebt man Oper? (UA)

Lady Macbeth von Mzensk/Schostakowitsch 21.10.

Nürnberg/Staatstheater

20.11. Straubing/Theater am Hagen Beatrice di Tenda/V. Bellini 21.11. Heilbronn/Theater Blau-

21.10.

Wien/Kammeroper (A)

21.11.

München/Cuvilliéstheater

22.11.

Berlin/Neuköllner Oper

Tristan und Isolde/R. Wagner

barts Geheimnis/S. Thoss (Ballett)

La cambiale di matrimonio/Rossini München/Cuvilliéstheater Don Pasquale/G. Donizetti 26.10. Dresden/Staatsoperette

Peter und der Wolf/S. Prokofjew (Ballett)

25.10.

Gasparone/C. Millöcker (Operette) 26.10.

Erfurt/Theater

Die Zauberin/P. I. Tschaikowsky Schwerin/Mecklenburgisches Staatstheater Die Hochzeit 26.10.

des Figaro/W. A. Mozart

27.10. Augsburg/Theater Divertimento für Mozart/K. O’Day (Ballett) 27.10.

Cottbus/Staatstheater

Hoffmanns Erzählungen/J. Offenbach 27.10. Kassel/Staatstheater Die Csárdásfürstin/E. Kálmán (Operette) 27.10.

Magdeburg/Opernhaus

Französische Rhapsodie/G. Galuera (Ballett) 28.10. Berlin/Komische Oper Ali Baba u. die 40 Räuber/T. Akyol (UA) 28.10.

Bonn/Opernhaus

Norma/V. Bellini 28.10.

Braunschweig/Staatsthe-

ater Die Nachtigall/Strawinsky &

Das Kind u. die Zauberdinge/Ravel 31.10.

Hamburg/Alleetheater

Der Bajazzo/R. Leoncavallo

Mönchengladbach/ Theater Die kleine Seejungfrau 31.10.

Rusalka/A. Dvořák

31.10. Salzburg/Landestheater (A) Tristan und Isolde/R. Wagner 1.11. Stuttgart/Staatstheater

Iphigenie in Aulis/C. W. Gluck

Bridget Breiner ist neue Direktorin des „Ballett im Revier“. Im Oktober gibt die gebürtige US-Amerikanerin im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen ihr Debüt als Verantwortliche. Es laufen die letzten Proben zu „Der erste Gang“. Aufgeregt? Aufgeregt bin ich seit einem Jahr. Doch so langsam wird es besser – zumal ich meine Energie nun genau in die kommenden Auftritte hineinsteuern kann. Ich funktioniere mit Adrenalin! Was erwartet das Publikum? Wir präsentieren eine Gala, in der die

Tänzer im Mittelpunkt stehen und Einblicke geben, woher sie künstlerisch kommen, wer sie sind. Das neue Ensemble stammt von drei Kontinenten und bringt viele Erfahrungen mit. Die Gala besteht aus elf kurzen Stücken. Das letzte, ein Streichquartett, vereint dann die gesamte Kompanie. Und auf den „ersten Gang“ folgen weitere Mahlzeiten? Natürlich, der erste Gang ist nur der erste Schritt. Und diese aufwendige Gala ist etwas ganz Besonderes. www.musiktheater-im-revier.de

3.11.

Erfurt/Theater

9.11.

Landshut/Stadttheater

3.11.

Passau/Stadttheater

9.11.

Oldenburg/Staatstheater

3.11.

Plauen/Vogtlandtheater

10.11.

Hagen/Theater

10.11.

Kiel/Theater

Julius Cäsar/G. F. Händel Beatrice di Tenda/V. Bellini

Così fan tutte/W. A. Mozart 3.11. Trier/Theater Das Narrenschiff/ S. Grützmacher (Ballett, UA)

Beatrice di Tenda/V. Bellini Carmina Burana/C. Orff Don Carlo/G. Verdi

Agrippina/G. F. Händel

4.11.

Aachen/Theater

10.11.

Koblenz/Theater

4.11.

Altenburg/Heizhaus

10.11.

Nürnberg/Staatstheater

Hänsel und Gretel/E. Humperdinck Carmen/G. Bizet 4.11.

Frankfurt/Oper

Pelléas et Mélisande/C. Debussy

The Rake‘s Progress/I. Strawinsky Orpheus in der Unterwelt/Offenbach 11.11.

Hamburg/Staatsoper

Madama Butterfly/G. Puccini

2.11.

Biel/Theater (CH)

4.11.

Wien/Volksoper (A)

13.11.

Bonn/Opernhaus

2.11.

Mainz/Staatstheater

4.11.

Zürich/Opernhaus (CH)

14.11.

München/Cuvilliéstheater

Eugen Onegin/P. I. Tschaikowsky Fatinitza/F. von Suppé (Operette) 46

Rusalka/A. Dvorák Sale/C. Marthaler

La Bayadère/L. Minkus (Ballett) Karneval der Tiere/C. Saint-Saëns

16.11.

Freiburg/Theater

Someone Else/G. Webber (Ballett) 16.11. Lübeck/Theater Das Land des Lächelns/F. Lehár (Operette) 16.11.

Nordhausen/Theater

Der Graf von Luxemburg/F. Lehar (Operette)) 16.11. Schwerin/Mecklenburgisches Staatstheater Der Opern-

Platée/J. P. Rameau

Ulm/Theater Le Sacre du Printemps/I. Strawinsky (Ballett)

22.11. 23.11.

Meiningen/Theater

Die Zauberflöte/W. A. Mozart

Berlin/Staatsoper im Schillertheater La finta

24.11.

giardiniera/W. A. Mozart 24.11.

Flensburg/Stadttheater

24.11.

Freiburg/Theater

24.11.

Heidelberg/Theater

24.11.

Köln/Palladium

La Bohème/G. Puccini

Ariadne auf Naxos/R. Strauss Mazeppa/P. I. Tschaikowsky

Cosí fan tutte/W. A. Mozart 24.11. Wiesbaden/Staatstheater Lucia di Lammermoor/Donizetti 25.11. Berlin/Komische Oper

Die Zauberflöte/W. A. Mozart 27.11.

Berlin/Neuköllner Oper

Opera Aliens Lab I/D. Rebgetz (UA) 27.11. Sondershausen/Haus der Kunst Das tapfere Schneiderlein/

Raphael Protiwensky-Schenk 28.11.

Stuttgart/Staatstheater

feind/ R. Genée, Die Opernprobe/A. Lortzing

Dancer in the Dark/M. Klein (Ballett, UA)

16.11. Zwickau/Theater hinterm Vorhang Tristan - Isolde/

29.11.

Dresden/Semperoper

T. Händler (Ballett)

17.11.

Dessau/Anhaltisches The-

ater Operngala - Die wunderbare Welt der deutschen und französischen Oper

www.crescendo.de

Idomeneo/W. A. Mozart

Ludwigshafen/Theater im Pfalzbau Götterdämmerung/ R.

30.11.

Wagner 30.11.

Zwickau/Gewandhaus

Così fan tutte/W. A. Mozart

Ok tober / November 2012


19.10.

Altenburg/Landestheater

19.10.

Bamberg/Konzerthalle

Philharmonisches Orchester Altenburg-Gera, Ltg: N. N.; Bernd Glemser: Himmelhoch jauchzend …

Bamberger Symphoniker, Ltg: Herbert Blomstedt; Piotr Anderszewski: W. A. Mozart & A. Bruckner 19.10. Frankfurt (Oder)/Konzerthalle Brandenburgisches

25.10.

Stuttgart/Liederhalle

Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Ltg: Stéphane Denève; Ilya Gringolts: M. Ravel, R. Strauss & D. Schostakowitsch 26.10.

München/Herkulessaal

Bayerische Philharmonie, Ltg: Mark Mast; Carmela Konrad; Marion Eckstein; Andreas Weller; Cornelius Hauptmann: A. Dvořák Nürnberg/Meistersingerhalle Staatsphilharmonie Nürnberg,

26.10.

Staatsorchester Frankfurt, Ltg: Piotr Borkowski; Ewa Kupiec: B. Smetana, F. Liszt & A. Dvořák

Damen des Hans-Sachs-Chores Nürnberg, Ltg: Marcus Bosch; Iris Vermillion: G. Mahler

19.10.

München/Prinzregententheater I Barocchisti, Ltg: Diego

27.10. Bad

Fasolis; Cecilia Bartoli: Liaisons dangereuses - Gefährliche Liebschaften

dien und Siegfried Mauser: W. Rihm, G. Mahler und R. Schumann 27.10. Cappel/Stiftskirche Neues Lippstädter Kammerorchester, Collegium Musicum Soest, Ltg: P. Brehmer 27.10. Düsseldorf/Tonhalle Sol Gabetta & Amsterdam Sinfonietta: J. Brahms, P. Vasks & M. Bruch 27.10. Halle/Opernhaus Staatskapelle Halle, Ltg: Bernd Ruf: The Illusion of Life – Tunes for Toons

19.10. Weimar/Deutsches Nationaltheater Staatskapelle Weimar,

Ltg: Stefan Solyom: Konzert zum 175. Todestag von J. N. Hummel

Bad Reichenhall/Königliches Kurhaus Cuarteto Casals:

20.10.

Schubert und Schostakowitsch

München/Prinzregententheater Münchener Bach-Chor

20.10.

& Münchener Bach-Orchester, Ltg: Hansjörg Albrecht; Sibylla Rubens; Ingeborg Danz; Daniel Johannsen; Michael Volle: J. S. Bach

Reichenhall/Köngliches Kurhaus Christoph Prégar-

27.10.

Heidelberg/Peterskirche

Bachchor Heidelberg, Philharmonisches Orchester Heidelberg, Ltg: Christian Kabitz: A. Honegger

20.10.

Sondershausen/Haus der Kunst Loh-Orchester Sondershau-

27.10.

sen, Ltg: Peter Kuhn; Marina Yakhlakova: Russisch Verzaubert

Chor des Bayerischen Rundfunks, Ltg: Giovanni Antonini: J. S. Bach

21.10. Berlin/Hochschule für Musik Hanns Eisler Steinway-För-

27.10.

derpreis 2012: Preisträgerkonzert

21.10.

Germering/Stadthalle

21.10.

Köln/Philharmonie

Turandot/G. Puccini

Gürzenich-Orchester Köln, Bertrand de Billy; Xavier de Maistre: F. Liszt, A. Ginastera & E. W. Korngold 21.10.

Mainz/Rheingoldhalle

Staatsorchester Rheinische Philharmonie, Ltg: Daniel Raiskin: Chabrier, Ravel, M. de Falla & Debussy 22.10.

Berlin/Philharmonie

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Ltg: Christoph Eschenbach; Tzimon Barto: Brahms & Schumann 23.10.

Dortmund/Konzerthaus

Dortmunder Philharmoniker, Ltg: Jac van Steen: A. Bruckner 25.10.

Bochum/Planetarium

Duet for Two: Klänge der Zeiten

München/Prinzregententheater Symphonieorchester & Stuttgart/Liederhalle

Klavierkonzert mit Jan Sählhof: Beethoven, Liszt, Chopin, Schumann 28.10. Kassel/Stadthalle Elisabeth Leonskaja: Schubert, Berg, Brahms

Scheps:Schubert, Brahms, Schumann 30.10.

Bonn/Beethovenhaus

Alliage Quintett: L. van Beethoven, F. Mendelssohn Bartholdy 30.10. Schleswig/Theater Schleswig-Holsteinisches Sinfonieorchester, Ltg: Peter Sommerer; Ingolf Turban: K. Szymanowski & A. Bruckner Big Band (Jazz)

Wittenberg/Schlosskirche Lautten Compagney Berlin &

31.10.

Wittenberger Hofkapelle

Bautzen/Theater Neue Lausitzer Philharmonie: Rätselhaft 1.11. Frankfurt/hr-Sendesaal hrSinfonieorchester, Ltg: Jérémie Rhorer: Mendelssohn Barholdy, Schumann & Schubert 1.11. Gotha/Kulturhaus Thüringen Philharmonie Gotha, Ltg: Stefanos Tsialis; Andrej Jussow: Raff, Liszt & Mendelssohn Bartholdy 1.11.

2.11.

Leipzig/Gewandhaus

3.11.

Berlin/Deutsche Oper

3.11.

Düsseldorf/Tonhalle

4.11.

Bonn/Beethovenhalle

4.11.

Hamburg/Laeiszhalle

Trio Ex Aequo: Beethovens Schatten - Leipziger Streichquartett Preisträgerkonzert des Bundeswettbewerbs Gesang Berlin Herbie Hancock - Plugged in (Jazz) Beethoven Orchester Bonn, Ltg: Stefan Blunier; Wolfgang Bauer: J. Haydn & A. Pärt Hamburger Symphoniker, Ltg: Yaron Traub; Sebastian Knauer: Holloway, Schumann & Schostakowitsch Heide/Museumsinsel Lüttenheid Wolf Harden: J. Brahms, L.

4.11.

Weiden/Max Reger Halle Bayerischer Landesjugendchor,

4.11.

Köln/Philharmonie

4.11.

Salzburg/Mozarteum (A)

4.11.

Unterhaching/KUBIZ

28.10.

Ltg: Prof. Gerd Guglhör: „Songs of Love“ - The Song of Songs 28.10.

Weimar/Weimarhalle

Staatskapelle Weimar, Ltg: Stefan Solyom; N. Mönkemeyer: J. S. Bach, P. Hindemith & G. Mahler 29.10.

Darmstadt/Staatstheater

Staatsorchester Darmstadt, Ltg: Gabriel Feltz; Christian Poltéra: Rachmaninow, Walton & Schostakowitsch 29.10. Hamburg/Laeiszhalle Olga

alle sparten

31.10. Baden-Baden/Festspielhaus Al Jarreau & Joe Sample, NDR

28.10. Stadecken-Elsheim/Selztalhalle Jugendorchester-Konzert,

Ltg. Daniel Klocker - Eintritt frei!

bis 27. November, Luxembourg Festival

van Beethoven & F. Chopin

Gürzenich-Orchester Köln, Ltg: Gilbert Varga; Truls Mørk: J. Sibelius, D. Schostakowitsch & C. Franck 4.11. Meiningen/Theater Caroline Krogius, Elvira Dreßler & Ettore Prandi: Sibelius, Gade & Grieg Philharmonia Quartett Berlin: Mozart, Lutosławski & Beethoven

Bruckner Akademie Orchester, Andechser Chorgemeinschaft, Ltg: Jordi Mora: W. A. Mozart

Die Meisterschüler der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar sind die Interpreten der Premiere von Mozarts Oper Così fan tutte im historischen Goethe-Theater Bad Lauchstädt. Es spielt das Hochschulsinfonieorchester un-

SPIELZEIT 2012/2013

KULTUR IN UNTERSCHLEISSHEIM

Freitag, 9. November 2012, 20 Uhr

IRISH WEEKEND

Sonntag, 25. November 2012, 19 Uhr

JOHANNES BRAHMS: EIN DEUTSCHES REQUIEM FORUM UNTERSCHLEISSHEIM

Schule der Liebenden

Mit einer Fläche von 2586 Quadratkilometern ist Luxemburg einer der kleinsten Flächenstaaten der Erde und nach Malta das zweitkleinste Mitgliedsland der EU. Das allerdings hindert das Großherzogtum nicht daran, ein bemerkenswertes Festival auf die Beine zu stellen, das mit elf hochkarätigen Tanzproduktionen und zwei Opern im Grand Théâtre, zwölf Orchesterkonzerten, fünf Solo- und KammermusikRécitals sowie sechs Abenden mit Jazz- und Weltmusik in der Philharmonie aufwarten. Das Orchestre Philharmonique du Luxembourg präsentiert mehrere unterschiedliche Programme. Unter der Leitung von Frank Strobel wird der Film „Der Rosenkavalier“ vertont, Kazushi Ono dirigiert Strawinsky, Saint-Saëns und Debussy. Spartenübergreifend wird das Festival, wenn Jazzkünstler wie Diana Krall, Sonny Rollins und die NDR Bigband mit dem Stimmkünstler Al Jarreau ihre Visitenkarten in der Philharmonie abgeben. Nigel Kennedy gastiert mit „Bach meets Fats Waller“. Luxembourg Festival, Philharmonie, bis 27.11. www.luxembourgfestival.lu

ForumUsh_Nov_Creszendo_90x61_Layout 1 27.09.12 11:23 Seite 1

Mozart in der Mühle Besser als ein Bett im Kornfeld ist ein Konzert im Kornspeicher! Das Faustquartett und der Klarinettist Dimitri Ashkenazy gastieren am 28. Oktober in Gilligs Mühle im kleinen Eifeldorf Antweiler an der Ahr. Schauplatz des kleinen Kammermusikfestivals ist der Kornspeicher einer alten Wassermühle mit hervorragender Akustik. Das ehemalige Fest „Zwischen den Jahren“ ist in den Herbst verlegt und nennt sich nun „OneHundredChairs“ – so viele Zuhörer haben nämlich Platz. Internationaler Kammermusikherbst Eifel OneHundredChairs, Antweiler bis 31.10. www.onehundredchairs.de

Orchestre Philharmonique du Luxembourg

Freitag, 14. Dezember 2012, 20 Uhr

MARTINA EISENREICH QUARTETT: VIOLIN TALES Bürgerhaus Unterschleißheim Rathausplatz 1 [direkt an der S 1 Haltestelle Unterschleißheim] Karten: 089/54 81 81 81 oder 089/310 09 200 www.forum-unterschleissheim.de

47

Fotos: B. Litjes; Sussie Ahlburg; Goethe-Theater Bad Lauchstädt; Jo Schwarz

Konzerte


e r l e b e n

Hamburg/Laeiszhalle

Jacob Karlzon Trio (Jazz)

Ludwigshafen/BASF-Feierabendhaus Deutsche Staatsphil5.11.

harmonie Rheinland-Pfalz, Ltg: KarlHeinz Steffens; Guy Braunstein: W. Rihm, J. Haydn & J. Brahms

Aschaffenburg/Stadttheater Viktoria Tolstoy (Jazz) 6.11. Bonn/Schumannhaus 6.11.

Trio con Brio Copenhagen: J. Haydn, R. Schumann & A. Schönberg 6.11.

Bremen/Glocke

7.11.

Hamburg/Laeiszhalle

Bournemouth Symphony Orchestra, Ltg: Kirill Karabits; Martin Grubinger: A. Dorman, M. Grubinger & P. I. Tschaikowsky Orquesta Buena Vista Social Club feat. Omara Portuondo (Weltmusik) 7.11.

München/Philharmonie

8.11.

Berlin/Philharmonie

Münchner Philharmoniker, Ltg: David Zinman; Sol Gabetta: C. M. von Weber, E. Elgar & F. Schubert Berliner Philharmoniker, Rundfunkchor Berlin, Ltg: Sir Simon Rattle; Luba Orgonášová; Dmitry Popov; Mikhail Petrenko: S. Rachmaninow & I. Strawinsky

Johannes Mössinger NY Quartett 10.11.

Leipzig/Oper

100 Jahre Musikalische Komödie 11.11. Aachen/Eurogress Sinfonieorchester Aachen, Ltg: Kazem Abdullah; Augustin Hadelich: J. Widmann, B. Bartók & R. Schumann Baden-Baden/Festspielhaus Gautier Capuçon & Gabriela

Montero: R. Schumann, D. Schostakowitsch & E. Grieg

11.11.

Berlin/Philharmonie

11.11.

Essen/Philharmonie

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Ltg: Tugan Sokhiev; Kornelia Brandkamp: Fauré, Weinberg, Dvořák 11.11. Bonn/La Redoute Dorothee Oberlinger & Sonatori de la Gioiosa Marca: Il Flauto Veneziano Russisches Nationalorchester, Ltg: Mikhail Pletnev; Daniel Hope: E. Elgar, S. Rachmaninow & A. Skrjabin 11.11. Görlitz/Theater Neue Lausitzer Philharmonie: ELFuhrELF München/Gasteig Black Box Familienkonzert: Wackel-

11.11.

schwanz und Katzentanz

München/Künstlerhaus

11.11.

Stuttgart/Staatstheater

11.11.

Zuffenhausen/Pauluskir-

13.11.

Berlin/Philharmonie

Berlin/Konzerthaus

14.11.

Bonn/Kanzlerbungalow

10.11. Bregenz/Festspielhaus (A) Symphonieorchester Vorarlberg,

14.11.

Duisburg/Mercatorhalle

14.11.

Hannover/Kuppelsaal

Dresden/Semperoper

Staatskapelle Dresden, Ltg: Alain Altinoglu; Thomas Eberhardt: I. Strawinsky, J. N. Hummel & G. Bizet 8.11. Hamburg/Laeiszhalle NDR Sinfonieorchester, Ltg: Kent Nagano; Angela Hewitt: Messiaen & Bruckner 9.11. Hannover/Großer Sendesaal Joyce DiDonato: Il Complesso

Barocco

9.11. Sulzbach-Rosenberg/Alte Druckerei Stefan Grasse Trio(Jazz) 9.11. Wolfsburg/Theater Staatli-

ches Sinfonieorchester Litauen, Ltg: Gintaras Rinkevičius; Mathias Johansen: Grieg, Sain-Saëns & Sibelius 10.11.

Beethoven-Marathon

Ltg: Kirill Petrenko; Johannes Martin Kränzle & Letizia Scherrer 10.11.

Burghausen/Jazzkeller

Musiker der Münchner Philharmoniker: C. Saint-Saëns Christoph Prégardien, Siegfried Mauser: Liederabend: Schwanengesänge che Christophe Mantoux: J. S. Bach, D. Buxtehude & L.-N. Clérambault 12.11. Bremen/Glocke Daedalus Quartet: Haydn, Berg & Beethoven 12.11. Hamburg/Laeiszhalle Ensemble Resonanz: Bach auf Montmartre

Berliner Philharmoniker, Ltg: Sir Simon Rattle: G. Ligeti, R. Wagner, C. Debussy, M. Ravel & R. Schumann Modigliani Quartett: J. C. de Arriaga, Beethoven & von Dohnányi Duisburger Philharmoniker, Ltg: Giordano Bellincampi; Carolin Widmann: Prokofjew, Korngold, Brahms

ter der Leitung von Professor Ulrich Vogel. Das prüde bürgerliche 19. Jahrhundert verurteilte Mozarts Oper. Das 18. Jahrhundert, das Zeitalter der Empfindsamkeit hatte eben das Gefühl entdeckt, sezierte es mit rationalistischer Genauigkeit und leidenschaftlicher Hingabe. Heute erkennen wir den Mensch in seiner Gesamtheit: als Wesen von Körper und Geist, zu Genie und Bestie gleichermaßen begabt. Mozart hält uns den Spiegel vor, spielerisch, doch unerbittlich. Wie es der Untertitel seiner Oper verspricht: in einer Schule der Liebenden. Bad Lauchstädt, Goethe-Theater, 28.10. (Premiere), www.goethe-theater-bad-lauchstaedt.de

Emotionale Musikalität „Wir haben jetzt die Aufgabe, vom sterilen Perfektionswahn wegzukommen“, erklärt Pianist Jan Sählhof. Weiter sagt er: „Musikali-

48

Uraufführung: Babylon

11.11.

11.11.

8.11.

27. Oktober im Nationaltheater München

Jörg Widmann (links) und Peter Sloterdijk Lange schon hatte sich der 39-Jährige mit dem Gedanken getragen, eine Oper „Babylon“ zu komponieren. Nun ist es so weit: Die Bayerische Staatsoper unter der Leitung von Kent Nagano führt das Werk von Jörg Widmann erstmals auf. Der Philosoph Peter Sloterdijk hat mit 65 Jahren zudem sein erstes Opernlibretto geschrieben. Inszeniert wird die Uraufführung von Carlus Padrissa. Mitbegründer der katalanischen Künstlertruppe La Fura dels Baus. Schauplatz der Oper in sieben Bildern ist das monumentale Babylon. Hier kommt es zum Aufeinandertreffen zweier Kulturen: Die Babylonier praktizieren das Menschenopfer, die Juden haben es bereits abgeschafft, suchen nach Liebe und Ver-

tät und Emotion sind sehr eng miteinander verknüpft, das sollte im Vordergrund stehen.“ In diesem Jahr hat der 36jährige Hannoveraner sich dem klassisch-romantischen Repertoire zugewandt und spielt dabei bei seinen Auftritten in der Stuttgarter Liederhalle und im Wiener Konzerthaus Werke von Franz Liszt, Ludwig van Beethoven und Frédéric Chopin. Liederhalle Stuttgart (27.10), Wiener Konzerthaus (23.11.), www.jansaehlhof.com

Pfälzer Götterdämmerung Bereits im Zeichen des Wagner-Jahres 2013 stehen die Festspiele Ludwigshafen vom 26.10. bis 16.12.2012: Als ein Höhepunkt der 8. Festspiele findet die Premiere der „Götterdämmerung“ im Theater im Pfalzbau statt. Intendant Hansgünther Heyme möchte mit seiner Regie- und Ausstattungsarbeit den Ring herunterholen „von falschen Denkmalen aus Gips, Stuck und Eitelkeiten – auf den Boden heutigen Nachdenkens

söhnung . Die Oper verfolgt diesen Konflikt über die Liebe des Exilanten Tammu zur Babylonierin Inanna. „Babylon ist die Metapher für unsere Zeit der kulturellen Vielfalt, der Vielsprachigkeit und Heterogenität“, sagte Widmann bei der Präsentation. „Wir wollen so etwas wie eine Ehrenrettung Babylons versuchen.“ Denn Babylon sei die erste funktionierende multikulturelle Gesellschaft gewesen. „Eine uns so ferne und gleichzeitig so nahe Welt.“ Die Premiere von Babylon, einem Auftragswerk der Bayerischen Staatsoper wird live auf BR-Klassik übertragen. München, Nationaltheater, 27.10. (Uraufführung) www.bayerische.staatsoper.de

über zu verändernde Gegenwart“. Theater im Pfalzbau, Ludwigshafen 30.11. (Premiere) www.theater-im-pfalzbau.de

FalstaffPremiere Das Verdi-Jahr 2013 wird am Deutschen Nationaltheater Weimar am 20. Oktober 2012 mit einer „Falstaff“-Premiere eingeläutet. Bei der Komödie in drei Akten geben Daniel Henriks und der Georgier George Gagnidze den Sir John Falstaff. Regie führt Sabine Hartmannshenn, die nach aufsehenerregenden Produktionen unter anderem am Théâtre de la Monnaie Brüssel, der Oper am Rhein Düsseldorf und der Oper Köln zum ersten Mal am Deutschen Nationaltheater Weimar arbeitet. Nationaltheater Weimar, 20.10. (Premiere) www.nationaltheater-weimar.de www.crescendo.de

Ok tober / November 2012

Fotos: Wilfried Hösl; Jan Sählhof; Erol Gurian

5.11.


15.11.

Düsseldorf/Tonhalle

Leon Fleisher & Signum Quartett: C. Debussy, E. Schulhoff & J. Brahms 15.11. Erfurt/Theater Philharmonisches Orchester Erfurt, Ltg: Samuel Bächli: A. Webern & A. Bruckner 15.11. Leipzig/Gewandhaus Gewandhausorchester, Ltg: James Conlon: Wagner, Schreker & Zemlinsky 15.11.

München/Herkulessaal

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Ltg: Mariss Jansons; Janine Jansen, Julian Rachlin: K. Penderecki & L. van Beethoven 16.11.

Bonn/Beethovenhalle

Beethoven Orchester Bonn, Ltg: Peter Schneider; Maximilian Hornung: Mozart, Pfitzner & Brahms 16.11.

Düsseldorf/Tonhalle

Düsseldorfer Symphoniker, Ltg: Aziz Shokhakimov; Dietrich Henschel: M. Pintscher, G. Mahler & A. Glasunow Luxembourg/Philharmonie (L) Orchestre Philharmonique

16.11.

du Luxembourg, Ltg: Kazushi Ono; François-Frédéric Guy: I. Strawinsky, C. Saint-Saëns & C. Debussyt 16.11.

Nürnberg/Meistersinger-

halle Staatsphilharmonie Nürnberg, Ltg: Enrique Mazzola; Herber Schuch: I. Strawinski & M. Ravel

T. Adès & J. Brahms München/Gasteig CarlOrff-Saal Orchester Jakobsplatz 17.11.

München, Ltg: Daniel Grossmann; Nora Fischer; Balázs Tóth: G. Ligeti, I. Fischer & D. Schostakowitsch

17.11.

Quedlinburg/Theater

Orchester des Nordharzer Städtebundtheaters Ltg: Oliver Weder; Markus Schmitzer: G. Rossini, N. Rosauro & L. van Beethoven 17.11. Rheinsberg/Schlosstheater Kammerchor Leo Wistuba 18.11. Leverkusen/Forum

Bayer-Philharmoniker, Ltg: Bernhard Steiner; Clemens Berg: H. W. Henze, F. Schubert & L. van Beethoven Osnabrück/OsnabrückHalle Osnabrücker Symphonieor-

18.11.

chester, Ltg: Andreas Hotz; Kit Armstrong: Kraus, Chopin & Karłowicz 18.11.

Weimar/Weimarhalle

Staatskapelle Weimar, Ltg: Oleg Caetani; Susanna Anselmi: I. Strawinsky, M. Mussorgski & D. Schostakowitsch 19.11. Aue/Kulturhaus Erzgebirgische Philharmonie, Ltg: Olivier Tardy; Naoya Nishimura: E. Chabrier, C. Saint-Saëns, M. Ravel & G. Bizet 19.11. Bonn/Villa Prieger Hans-Joachim Büsching, Caroline Steiner& Markus Krebel: L. van Beethoven, G. Raphael & A. Zemlinsky 20.11.

Hameln/Theater

Stefan Temmingh & Ensemble: The Gentleman`s flute

Luxembourg/Philharmo17.11. Hamburg/Laeiszhalle nie (L) WDR-Sinfonieorchester Köln, jh12_Crescendo_90x126 14:42 Saraste; SeiteMeasha 1 Ltg: Jukka-Pekka Emerson String Quartet: A. Dvorák, 27.09.12 21.11.

Brueggergosman: J. Sibelius, R. Strauss & L. van Beethoven 22.11.

Trier/Theater

Philharmonisches Orchester der Stadt Trier, Ltg: GMD Victor Puhl; Peter Bruns: Dvorák & Brahms 23.11.

München/Philharmonie-

Paco de Lucia: King of Flamenco 23.11.

Wien/Konzerthaus (A)

24.11.

Dresden/Frauenkirche

Klavierkonzert mit Jan Sählhof: Beethoven, Liszt, Chopin, Schumann Staatskapelle Dresden, Ltg: Vladimir Jurowski; Håkan Hardenberger: J. S. Bach & H. W. Henze München/Auditorium der BMW Welt Richard Galliano

24.11.

- Piazzolla forever: Klassik meets Tango bei Klassik & Lounge 25.11.

Solingen/Kunstmuseum

Nareh Arghamanyan: Rachmaninow, Tschaikowsky & Balakirew 25.11. Unterschleißheim/Bürgerhaus Münchner Kammerphilhar-

monie, Ltg: Andreas Lübke: Brahms

26.11.

Köln/Philharmonie

Ensemble Resonanz & Jean-Guihen Queyras, Ltg: Peter Rundel: Kloing 27.11. München/Hubert-BurdaSaal Jüdisches Zentrum Jakobsplatz Orchester Jakobsplatz

München, Ltg. Daniel Grossmann; Christoph Prégardien: Winterreise Franz Schubert - Hans Zender 27.11. Ulm/CCU Das Philharmonische Orchester der Stadt Ulm, Ltg: GMD Timo Handschuh: A. Borodin, A.

Glasunow & P. I. Tschaikowsky Salzburg/Mozarteum (A)

28.11.

Ensemble Modern, Ltg: Michael Boder; Mojca Erdmann: W. A. Mozart, C. Debussy & M. Trojahn 29.11.

Bochum/Planetarium

29.11.

Frankfurt/Alte Oper

GuitArtist Quartett: Renaissance bis zur Moderne hr-Sinfonieorchester, Ltg: Herbert Blomstedt: Beethoven & Sibelius Innsbruck/Congress (A) Tiroler Symphonieorchester

29./30.11.

Innsbruck, Ltg: Christoph Altstaedt; Johannes Fischer: J. Haydn & HK Gruber 30.11. Hamburg/Laeiszhalle András Schiff: Schumann & Beethoven

Festivals - 21.10.

Augsburg

Deutsches Mozartfest Bad Köstritz/Dresden/ Weißenfels Heinrich Schütz Mu-

- 21.10.

sikfest

Donaueschinger Musiktage Tegernsee Internationales Bergfilm-Festival - 22.10. Liszt Festival Raiding (A) - 28.10. Bad Reichenhall Kammermusikfestival AlpenKLASSIK - 31.10. Antweiler/Eifel Kammermusikfestival OneHundredChairs - 21.10. - 21.10.

- 31.10.

Bad Lauchstädt

- 27.11.

UNNA Celloherbst

- 31.12.

PartiTouren Niedersachsen

19.10. - 25.11.

Alzenau

Fränkische Musiktage 23. - 28.10.

Mistelbach/div. Orte

Internationale Puppentheatertage 23.10. - 4.11. Salzburger JazzHerbst (A) 24.10. - 24.11.

Palma de Mallorca

26.10. - 16.12.

Ludwigshafen

Festival MúsicaMallorca (E) 25. - 27.10. Halle (Saale) 5. Filmmusiktage Sachsen-Anhalt 2012 25.10. - 11.11. Kasseler Musiktage 25. 10. - 24.11. München Dance Festival für zeitgenössischen Tanz 26. 10. - 1.12. Essen NOW! Festival Festspiele Ludwigshafen 31.10. - 2.11. Berlin Bundeswettbewerb Gesang Berlin 1. - 4.11. Berlin Jazzfest 2. - 3.11. Neuwied Jazzfestival 2. - 4.11. Berlin Berlin Tattoo 2. - 11.11. Dresdner Jazztage 3. - 11.11. Leverkusen Jazztage 6. - 11.11. Braunschweig Filmfest 8. - 11.11. Herne Tage Alter Musik 8. - 11.11. Hildesheim Musik 21 8. - 25.11. Berlin Märchentage 8. - 29.11. Bad Aibling Saitensprünge - Internationales Gitarrenfestival 15. - 17.11. Elmau European Jazztival 19.- 25.11. LUCERNE FESTIVAL am ­Piano (CH)

28.11. - 2.12. Salzburg/Mozarteum 210. Theatersommer Dialoge Luft (A) - 27.11. Luxembourg Festival (L) Dia12_Crescendo90x126_Layout 1 08.09.12 20:48 Seite 1 Anzeigen

Salzburger Jazz-Herbst VeranstaltungsGmbH &

+ 43 / 1 / 504 85 00 tickets@salzburgerjazzherbst.at www.salzburgerjazzherbst.at

DIALOGE

Paolo Conte: „In Concerto“ Ute Lemper: „Last Tango In Berlin“ Nina Hagen: „Personal Jesus“ Kenny Werner Quintet Gregory Porter: „Be Good“ Patti Austin Nnenna Freelon Bill Evans Soulgrass Stanley Jordan Solo Anthony Strong Quintet Jacky Terrasson Trio James Blood Ulmer Solo Rudresh Mahanthappa: „Samdhi“ Ambrose Akinmusire Quintet Lizz Wright Hamel Thomas Gansch & Georg Breinschmid Alegre Corrêa Quartet Together Vienna Jazz Connection Axel & Torsten Zwingenberger: „Boogie Woogie Bros.“ Heinz v. Hermann JazzAhead Picante Lajos Dudas Quartet Roland Batik Solo Quincy Jones Presents: „Jazz Icons“ (Filmserie) Jazzfotos von Hermann J. Netz: „In Concert“

MOZART CLAUDE DEBUSSY MANFRED TROJAHN

Konzerte Wissenschaft Museen

„Sing A Song“

T. +43-662-87 31 54 tickets@mozarteum.at www.mozarteum.at

28.11.–02.12.2012

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Fotos: Sebastién Galtier; Thomas Müller; K.O.15 Team; Maiwolf; Blitz; Priska Ketterer

Orchestre de Paris, Ltg: Paavo Järvi; Christian Tetzlaff: M. Ravel, W. A. Mozart & I. Strawinsky 14.11. Jena/Volkshaus Jenaer Philharmonie & Philharmonischer Chor Jena, Ltg: Berit Walther: J. Brahms


di e

l e t z t e

s e i t e

Geiger & crescendo Kolumnist DANIEL HOPE

Herzenssache Unser Kolumnist erzählt diesmal von einem Projekt, das ihn vor allem emotional sehr berührt und für das er eine 108-Jährige Dame interviewen durfte.

Foto: privat

Mr. Hope,­Sie arbeiten angeblich an einem ser DVD sollen allerdings ausschließlich en zu dürfen. Wir haben uns im Frühjahr Dokumentarfilm über die Musik im ehe- und zweckgebunden für Maßnahmen in London getroffen, wo Alice Herz-Sommaligen Konzentrationslager Theresien- zur Verfügung gestellt werden, die der mer heute lebt. Wir redeten viel über MuErinnerung der in Theresienstadt um- sik, das Leben, und natürlich über Theresistadt. Wie kommt’s? Ich beschäftige mich mit dieser Musik seit gebrachten, und – teilweise – ja nahezu enstadt, wo sie über 100 Konzerte gegeben über 15 Jahren, nachdem ich eines Tages vergessenen Komponisten dienen. Unser hat. Und Coco Schumann hat mich durch Theresienstadt geführt. ein Streichtrio von Gideon Herz-Sommers Eltern solKlein im Radio hörte, ohne len mit Gustav Mahler bezu wissen was es war. kannt gewesen sein. Stimmt Wie weit sind Sie mit dem das? Projekt? Da sie 1903 geboren wurde, Wir haben das meiste im muss man anders rechnen: Kasten! Gemeinsam mit AnIhre Eltern waren sogar noch ne Sofie von Otter und der mit Gustav Mahlers Eltern Bayerischen Akademie der bekannt – aber auch Franz Schönen Künste haben wir Kafka oder Sigmund Freud im März 2012 in München traf sie in ihren Kinder- und bereits ein Konzert zum TheJugendjahren. Sie spielte mit ma Musik aus Theresienstadt Gideon Klein, Hans Krasa veranstaltet und den Mitund Viktor Ullmann. schnitt für eine DVD-ProHaben Sie ihr auch was vorduktion verwendet, die dann gespielt? ausgewählten Schulen für Hope zuhause bei der Pianistin Alice Herz-Sommer, geboren 1903. Sie hat mich gefragt, da sagt den Musik- und Geschichtsman nicht nein. unterricht zur Verfügung gestellt werden soll. Dieser Mitschnitt wird Vorhaben hat einen strikt nicht-kommer- Sie scheinen ein großes Faible für Filme zusätzlich durch einen Dokumentarfilm ziellen Charakter. Es geht uns einzig und zu haben. Können Sie sich vorstellen, in in Theresienstadt vor Ort ergänzt, an dem allein um den kulturhistorisch relevanten Zukunft mehr in dieser Richtung zu machen? auch Christian Gerhaher, Bebe Risenfors, Bildungsauftrag. Bengt Forsberg und Coco Schumann mit- Wer sind die Protagonisten des Films in Ich bin fasziniert vom Film, von daher wird es mich immer reizen, mehr in dieser Richgewirkt haben. Alle Mitwirkenden, die Theresienstadt? Regisseure des Mitschnitts und des Do- Meine Idee für den Film war, zwei tung zu machen. Aber die Geige bleibt imkumentarfilms und die Mitarbeiter der Musiker aus Theresienstadt erzählen zu mer an erste Stelle! Akademie leisten ihren Beitrag an diesem lassen, was für sie die Musik in diesem Ge- Was wäre Ihr größter Traum beim Film? DVD-Projekt übrigens absolut ehrenamt- fangenenlager bedeutet hat. Ich habe hier- Mein größter Traum wäre irgendwann selfür die klassische Pianistin Alice Herz- ber Regie zu führen – dafür müsste ich das lich. Aber es kostet dennoch Geld, oder? Be- Sommer, sage und schreibe 108 Jahre alt, Thema aber studieren und die richtigen und Coco Schumann, Jazz-Gitarrist und Profis aus der Filmbranche kennen. kommen Sie keine staatliche Förderung? Wann erscheint das Projekt TheresienDie Bayerische Akademie der Schönen Schlagzeuger, jetzt 88 Jahre alt, getroffen. Künste – mit ihrer großartigen Direkto- Erzählen Sie uns, wie es ist, mit einer 108 stadt? Die DVD soll in der zweiten Jahreshälfte rin Katja Schaefer – unterstützt die Re- Jahre alten Dame Tee zu trinken? alisierung mit einem namhaften Be- Ich kann kaum beschreiben, was dieser 2013 bei Deutsche Grammophon erscheitrag. Etwaige spätere Erträge aus die- Moment für mich bedeutete, sie interview- nen. n 50

www.crescendo.de

Ok tober / November 2012


LIVE IN CONCERT BB Promotion GmbH & Alegria Konzert GmbH präsentieren eine Produktion von Disney Live In Concert

Film e 1. KINOt t le p m o k Der rchester! O E IV L it m

The Sound of Hollywood Symphony Orchestra & Voices Leitung: Helmut Imig

12. - 13.02.13 · Rosengarten Mannheim 14. - 15.02.13 · Alte Oper Frankfurt 17.02.13 · Festspielhaus Baden-Baden 31.03. - 01.04.13 · Kölner Philharmonie Tickets: 01805 - 2001

(0,14€/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42€/Min.)

· www.fluch-der-karibik-live.de


HÉLÈNE GRIMAUD & SOL GABETTA Zwei Temperamente – Ein Gefühl Französische Philosophin trifft argentinisches Heißblut. Die beiden Klassikstars treffen auf ihrer ersten gemeinsamen Aufnahme den Zeitgeist einer legendären kammermusikalischen Kombination LIVE: 17.12. BERLIN 18.12. WUPPERTAL 19.12. HAMBURG 20.12. BREMEN

als CD und Download www.helenegrimaud.de


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