crescendo 7/2012, Premium Ausgabe Dezember 2012 / Januar 2012

Page 1

Dezember 2012 – januar 2013 www.crescendo.de 7,90 Euro (D/A)

PREMIUM AUSGABE inkl.

2 CDs

Rolando Villazón Der gewagte Spagat des Tenors Arabella Steinbacher Warum die Ausnahme-Geigerin Tsunami-Opfern half

200 Jahre Verdi & Wagner Alles über das große Jubiläum 2013: Was Wagner & Verdi verbindet – und was nicht... Wo die Jubilare 2013 gespielt werden Welche Künstler sie singen werden Die spannendsten CD-Veröffentlichungen B47837 Jahrgang 15 / 07_2012

Mit Beihefter Class Ak tuell

Mozartwoche 2013

Stiftung Mozarteum Salzburg 24. Januar bis 3. Februar „Die Idee der Vielfalt“: der Leitgedanke des künstlerischen Leiters Marc Minkowski.


200 JAHRE RICHARD WAGNER Konzerte | Musiktheater | Schauspiel | Oper | Ausstellungen | Vorträge | Seminare | Lesungen | Themenführungen | Richard Wagner Museum

Jetzt Tickets sichern!

SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS MIT ANDRIS NELSONS

MNOZIL BRASS – HOJOTOHO REGIE: PHILIPPE ARLAUD Auftragswerk der Stadt Bayreuth zum Richard-Wagner-Jubiläum 2013

SÄCHSISCHE STAATSKAPELLE DRESDEN MIT CHRISTIAN THIELEMANN

15 | 06 | 2013

06 | 01 | 2013

26 | 08 | 2013

19:30 Uhr, Oberfrankenhalle Bayreuth

19:30 Uhr, Stadthalle Bayreuth, Großes Haus

19:30 Uhr, Oberfrankenhalle Bayreuth

© Foto Andris Nelsons: Marco Borggreve | © Foto Mnozil Brass: Mnozil Brass / T. Bozi | © Foto Christian Thielemann: Münchner Philharmoniker

Abonnieren Sie unseren Newsletter unter www.wagnerstadt.de – gerne halten wir Sie auf dem Laufenden!


p r o l o g

DAs Jubiläum

Fotos Titel: Marco Borggreve; Franz Hanfstaengl 1871, Richard Wagner Museum Bayreuth; Collage: Gino Braun

w i n fr i e d h a n u s ch i k Herausgeber

Liebe Leser, dass es 2013 zwei große Jubilare geben wird, darüber spricht die Klassikwelt seit langem. Die Namen Richard Wagner und ­Giuseppe Verdi sind einfach zu bedeutend, um sie erst im Jahr ihres 200. Geburtstags wahrzunehmen. Nur ein kleines Beispiel: Gibt man bei der Suchmaschine Google den Namen Richard Wagner ein, erkennt das digitale Archivmonster 18.600.000 (in Worten: achtzehn Millionen sechshunderttausend) Treffer. Giuseppe Verdi kommt auf die sagenhafte Zahl von 12.900.000. Selbst die – vor allem bei den jüngeren Zielgruppen relevanten – Facebook-Freunde sind beeindruckend: Ein 200 Jahre alter Komponist wie Richard Wagner hat hier fast 50.000 Fans (zum Vergleich: bei Verdi sind es „nur“ knapp 17.800). Womit wir gleich beim Thema sind: Darf man die beiden ­Komponisten vergleichen, nur weil sie rein zufällig im gleichen Jahr geboren wurden? Es ist eine Frage, die schon beim Aussprechen bei vielen Experten, vor allem den „Wagnerianern“, bloße Entrüstung auslöst. Wir als (unabhängiges) Medium, das sich zur Aufgabe stellt, die gesamte Welt der klassischen Musik zu beleuchten, haben uns dennoch dafür entschieden, die beiden Ausnahme-Komponisten gegen einander zu stellen. Die beiden renommierten Musikwissen-

An dieser Stelle ist keine Abo-CD vorhanden?

schaftler Martin Geck und Anselm Gerhard haben uns dazu ihre Einschätzung geliefert. Ebenfalls stellen wir in diesem Schwerpunkt, dem wir immerhin 14 Seiten widmen, die wichtigsten Neuerscheinungen (sowohl zum Lesen als auch Hören und Sehen) vor und haben Ihnen als Extra-Service eine Karte angefertigt, auf der Sie (fast) alle größeren Wagner- und Verdi-Aufführungen finden, die es im nächsten Jahr in Deutschland geben wird. Dass es auch noch eine Welt neben Wagner und Verdi gibt, zeigen unsere Künstler-Geschichten dieser Ausgabe: Wir trafen den Tenor Rolando Villazón und versuchen die Frage zu beantworten, ob der von ihm versuchte Spagat zwischen seriösem Opernsänger und FernsehshowModerator gelingen kann. (Seite 16). Ein anderer Sänger, der Bariton Christan Gerhaher hat diese Frage für sich längst beantwortet. Sie können das ab Seite 22 unter dem Titel „Der Bariton mit Tiefgang“ nachlesen. Außerdem reisten wir für diese Ausgabe ins Tiroler Bergidyll Erl. Der österreichische Dirigent Gustav Kuhn hat es geschafft, für seine Tiroler Festspiele in diesem beschaulichen 1.452 Einwohner-Ort ein neues Konzerthaus zu realisieren. Dabei half ihm Hans-Peter Haselsteiner, ein musikbegeisterter Bau-Unternehmer. Wir trafen die beiden „Erl“-Könige kurz vor der Fertigstellung des neuen, sehr imposanten Konzertsaals zum Interview. Sie finden es auf Seite 26. Viel Spaß beim Lesen,

Sie sind Premium-Abonnent, aber die CD fehlt? Dann rufen Sie uns unter 089/85 85 35 48 an. Wir senden Ihnen Ihre Abo-CD gerne noch einmal zu.

Ihr Winfried Hanuschik ONLINE PREMIUM-SERVICES: TRETEN SIE EIN!

Ihre Abo-CD In der Premium-Ausgabe finden Sie nicht nur doppelt soviel Inhalt: mehr Reportagen, Porträts, Interviews und ­ Hintergründe aus der Welt der Klassik – in einer besonders hochwertigen Ausstattung, sondern auch unsere ­ crescendo Abo-CD. Sie ist eine exklusive Leistung unseres c­ rescendo Premium-Abonnements. Premium-Abonnenten erhalten sechs Mal jährlich eine hochwertige CD mit Werken der in der aktuellen Ausgabe vorgestellten Künstler. Mittlerweile ist bereits die 40. CD in dieser crescendo Premium-Edition erschienen.

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013

* Als Premium-Abonnent registrieren Sie sich beim ersten Eintritt mit Ihrer E-Mail-Adresse und Ihrer Postleitzahl. Alle anderen crescendo PremiumKäufer oder -Leser brauchen für die erstmalige Registrierung den Registrierungscode. Dieser lautet für die aktuelle Ausgabe: Registrierungscode:

09101813

3


P r o g r a m m

28 Die Newcomerin Sängerin und Dirigentin Barbara Hannigan begeistert derzeit mit ihren Auftritten Kritiker und Publikum.

38 Der Marathonspieler Zum 65. Geburtstag von Murray Perahia gibt's eine CD-Box mit Werken aus 40 Jahren großen Pianospiels.

STandards

Künstler

hören & Sehen

03.... Prolog Der Herausgeber stellt die Ausgabe vor. 06.... Ensemble Mit unseren Autoren hinter den Kulisssen. 08.... Blickfang Metropolitan Opera: In diesem Bild hat sich Plácido Domingo versteckt! 10..... Ouvertüre Ein Anruf bei WagnerSängerin Waltraud Meier 14..... Kaffee mit... Max Raabe im Soho House, Berlin. 30.... Nachrufe Über das Leben und Werk von Hans Werner Henze und Elliott Carter. 33.... Impressum 46.... R ätsel des Alltags 82.... Die Letzte Seite Daniel Hope besucht seinen Baum in Trentino.

16..... Rolando VillazÓn Welchen Weg geht der Künstler in Zukunft? 18..... Ar abella Steinbacher Die Violinistin überzeugt, weil sie sich nicht verbiegt. 22.... Christian Gerhaher Der Bariton, der sich selbst als Grübler sieht. 24..... A nne Schwanewilms Die Sängerin über ihre ersten Wagner-Jahre. 26.... Die „Erl“-Könige Gustav Kuhn und sein Financier Hans-Peter Haselsteiner erklären, was sie mit ihrem neuen Festspielhaus vorhaben. 28.... N ewcomerin Der Sängerin und Dirigentin Barbara Hannigan könnte eine goldene Zukunft bevorstehen.

31..... DIE WICHTIGSTEN EMPFEHLUNGEN DER REDAKTION 32.... Attilas Auswahl Unser Kolumnist beendet das Jahr mit den schönsten Einspielungen alter Komponisten-Klassiker. 38.... Murr ay Perahia Der Pianist wird 65 und bekommt eine große Jubiläumsedition. 40.... L abelporträt Rondeau setzt auf geistliche Vokal- und Orgelmusik. 42.... Bücher Die Klassik-Kolumnen von Joachim Kaiser gibt es jetzt auch als Buch.

4

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013

Fotos: Bayerischer Rundfunk BR.; Harald Hoffmann / DG; Christian Steiner; Ede Haas; Felix Broede

12 Die Jubilare Nicht nur Verdi und Wagner feiern 2013. Wir haben die wichtigsten Geburtstage zusammengefasst.


Fotos: Wilfried Hoesl; Bob Coat; Wulz

56 Die Wagner-SÄnger Wenn der Komponist 2013 Jubiläum feiert, sind Wagner-Stimmen auf der ganzen Welt gesucht.

62 Die Royal City London ist ein TouristenMagnet und auch für Liebhaber klassischer Konzerte eine Traumdestination.

70 Die Inspiration Das Wiener Haus der Musik führt junge Menschen mit kreativen Mitteln an die klassische Musik heran.

gesellschaft

Lebensart

erleben

47..... 200 Jahre Wagner und Verdi 48.... Der vergleich Von den Kindertagen bis zum musikalischen Vermächtnis: Zwei Experten über Wagners und Verdis "Nicht-Verhältnis". 52..... Drucksachen Die wichtigsten Bücher über die Komponisten. 54.... Landkarte Wo und wann sind Wagner und Verdi zu hören und zu sehen. 56.... Stimmen Wer soll all den Wagner singen? 58.... Kolumne Pascal Morché über den Jubiläums- Hype 2013 und wen man dabei nicht vergessen sollte. 60.... Boxengasse Die neuesten Veröffentlichungen zum Jubiläum.

62..... London Bratscherin Susanne Martens führt unseren Autor durch die englische Hauptstadt. 65.... Reisenews Die internationalen Klassik-Termine. 66.... John Axelrod schreibt über den perfekten Wein zu Henryk Goréckis Sorrowful Songs. 68.... Schokolade Das neue Gold des Gaumens erobert auch die Klassik.

70.... Für die Sinne Das Wiener Haus der Musik ist gewöhnungsbedürftig, aber interessant. 72..... Mozartfest Der neue Leiter Marc Minkowski möchte die Mozartwoche offener gestalten. 74..... Liszt Festival Die Burgenländer setzen Wagner und Verdi in Bezug zu Liszt. 76..... Vorschau Wichtige Termine für Dezember und Januar.

Exklusiv für Abonnenten Hören Sie die Musik zu u­ nseren Texten auf der ­crescendo Abo-CD – exklusiv für Abonnenten. Infos auf den Seiten 3 & 44.

5


J.S. BACH WEIHNACHTSORATORIUM Live aus der Dresdner Frauenkirche

Hinter der Bühne Die Welt von crescendo lebt von den Mitarbeitern und Künstlern, die sie mit Leben füllen. Deshalb der gewohnte Blick hinter die Kulissen.

Arabella SteINBACHER & Gautier CapuÇon Wenn man einen Klassik-Star wie Arabella Steinbacher ins Münchner Hotel Palace bittet, muss man damit rechnen, dass sie nicht der einzige Musiker im Hause ist. Das Hotel beherbergt so ziemlich jeden Künstler, der gerade in der Landeshauptstadt weilt. Als wir mit dem Fotoshoot beginnen wollten, traf die Geigerin auch direkt den Weggefährten und Cellisten Gautier Capuçon, Bruder des Violinisten Renaud Capuçon. Ein paar Minuten später huschten dann noch Sängerin Anna Prohaska und Cellistin Sol Gabetta durchs Foyer.

1 CD · 0300428BC

Unter der Leitung von Frauenkirchenkantor Matthias Grünert begeisterten im Dezember des letzten Jahres der Kammerchor und das ensemble frauenkirche sowie glänzende Solisten das Publikum mit Bachs Weihnachtsoratorium. Dieser festliche Abend kann nun auf zwei CDs nachgehört werden.

E n s e m b l e

Rainer Aschemeier “Bitte um 10:50 Uhr an der Opernpforte!“ Bei so präzisen Zeitangaben kommt man nicht gern zu spät. Es wäre auch schade gewesen, denn Bariton Christian Gerhaher gewährte unserem Autor Rainer Aschemeier in Frankfurt Einblicke in den Opernalltag. Das begann schon damit, dass das Interview in Gerhahers Garderobe stattfand, die so aussah, wie die Qualitäten seines gesanglichen Vortrags sind: sauber und aufgeräumt. Ein Selbst-Fotoshooting der besonderen Art weckte den Ehrgeiz des Sängers. Irgendwie mussten beide Köpfe doch auf ein Foto passen. Die Heiterkeit des Moments ist fotografisch offenkundig, das Gespräch finden Sie auf Seite 22.

PETER SCHREIER Lieder zur Weihnacht in der Dresdner Frauenkirche

1 CD · 0300425BC

Peter Schreier gab diesen vorweihnachtlichen Liederabend im Dezember 2000 anläßlich eines der legendären »Wiederaufbaukonzerte« für die Dresdner Frauenkirche. Erstmalig erscheint nun dieser stimmungsvolle Live-Mitschnitt aus dem halbvollendeten Bauwerk auf CD.

Martin Morgenstern Vor zehn Jahren war unser Autor (damals noch mit Hund) durch den Londoner Regent‘s Park gejoggt und entdeckte seine erste große Liebe: die zu London. Immer mal wieder war er seitdem für Kurzbesuche in der englischen Metropole, durchstreifte Notenantiquariate und Pubs. Als wir um ein Porträt der kulturellen und klassischen Seiten Londons baten, sagte er sofort zu, und versicherte sich vorsichtshalber noch der Hilfe einer Expertin, die er mittels moderner Kommunikationsmethoden interviewte: Susanne Martens, Bratschistin im London Philharmonic Orchestra, verriet dem Dresdner ihre Lieblingsorte. (Seite 62)

HILDEGARD VON BINGEN Inspiration Lieder und Visionen VocaMe Hildegard von Bingens Schaffen lebt von Inspirationen. So entstanden auch die vorliegenden Gesänge, die mit fundierter Kenntnis der historischern Aufführungspraxis vom Ensemble VocaMe fantasievoll und frei interpretiert werden.

Fotos: Morgenstern, Aschemeier, Coat.

2 CD · 0300427BC

NEUHEITEN BEI BERLIN CLASSICS

Jetzt im Handel sowie als Download erhältlich. Weitere Informationen und den Katalog erhalten Sie bei: Edel Germany GmbH, Hamburg · Telefon (040) 89 08 53 13 www.edelclassics.de

6

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


ManchMal ist das leben ein solo.

Zeit für Musik.

www.br-klassik.de

Augsburg 102.1 | Hof 102.3 | Ingolstadt 88.0 | Lindau 87.6 | München 102.3 | Nürnberg 87.6 Passau 95.6 | Regensburg 97.0 | Würzburg 89.0 | Bundesweit digital im Kabel | Europaweit digital über Satellit Astra 19,2 Grad Ost | Weltweit live im Internet


b l i c k f a n g

8

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


WAS: „The Enchanted Island“ nach William Shakespeares „A Midsummernight‘s Dream“ und „The Tempest“. WO: Metropolitan Opera New York WER: David Daniels (Prospero), Joyce DiDonato (Sycorax), Plácido Domingo (Neptun), Danielle de Niese (Ariel), Luca Pisaroni (Caliban). Lisette Oropesa (Miranda), Anthony Roth Costanzo (Ferdinand). William Christie (Musikalische Leitung), Phelim McDermott und Julian Crouch (Regie und Bühne).

Foto: Ken Howard licensed to Virgin Classics

WIE: „The Enchanted Island“ ist ein unterhaltsames Barock-OpernPasticcio, das der Dirigent William Christie und der Librettist Jeremy Sams aus Opern und Kantaten von Händel, Vivaldi, Rameau, Campra, Ferrandini und Leclair kreiert haben. WARUM DIESES BILD? Solch mitreißende Spielfreude sieht man auf der Opernbühne selten. Das von William Christie exzellent geführte Sängerensemble rund um Startenor Plácido Domingo, der einen hervorragenden Neptun abgibt (das Publikum bricht bei seinem Anblick abwechselnd in Gelächter und Begeisterungsstürme aus!), überzeugt vom ersten bis zum letzten Bild. Ein Must-See! PS: Wir rezensieren „The Enchanted Island“ auf Seite 34.

9


o u v e r t ü r e

„Wagner sollte belcanto gesungen werden“ Hallo, Frau Meier. Wobei stören wir Sie gerade? Aber es kann nicht jeder Wagner singen, oder? Ehrlich gesagt habe ich mir gerade einen Eisbeutel aufs Nein, aber ich singe ja zum Beispiel auch nicht die Knie gelegt (lacht). Das habe ich mir irgendwie verdreht. „Königin der Nacht“ (lacht). Aber der Stimme geht‘s gut? Ist sie schon geölt für das Kommen Ihrer Meinung nach denn große Wagnerjahr 2013? Stimmen nach? Der geht es bestens. Mein Frühling ist voller Wagner: Es kommen immer große Stimmen nach! Es gibt Ich singe zum Beispiel im „Ring“ der Berliner Staatsoper einige gesanglich sehr gut ausgebildete junge Sänund an der Mailänder Scala. ger. Ich habe allerdings den Eindruck, dass heute die Und „Tristan und Isolde“ in München... Persönlichkeitsentfaltung manchmal etwas zu kurz Ja. Aber da ich ohnehin immer viel Wagner sinkommt. ge, bedeutet das nächste Jahr trotz des Labels War das bei Ihnen anders? Sie arbeiteten in jungen „Wagner-Jahr“ für mich nichts anderes als in Jahren mit Regisseuren wie Jean-Pierre Ponnelle den letzten Jahren auch. und Götz Friedrich... Das heißt, Wagner wird immer Sie begannen die Proben mit einer bereits ­gesungen, ja? ausgearbeiteten Vorstellung des Stücks Ich bin mir relativ sicher, dass und der Figuren, ließen aber denman Wagner-Stimmen auch nach noch Raum, das eigene Potenzial Waltraud Meier (56) engagiert sich auch für den Sänger-Nach­ 2013 noch brauchen wird, ja. und eigene Ideen einzubringen. wuchs: In diesem Sommer arbeitete sie an der Kammeroper Apropos Wagner-Stimme: Was Können Sie festmachen, wieso München mit jungen Sängern in Rossinis Oper „La Cenerentola“. genau macht eine gute Wagnerdas heute anders ist? Stimme aus? Es geht zu sehr um ÄußerlichkeiSie muss flexibel sein. Sie muss Lied singen können, sie muss Durchhal- ten. Nicht mehr um die Beziehungen untereinander. Ich stelle immer tevermögen haben. Kraft, aber auch große Sensibilität. Auch Wagner wieder fest, dass in dieser Hinsicht beim Film ganz andere Dinge mögsollte belcanto gesungen werden Allerdings muss der Text speziell an- lich sind. Ich habe gerade „Liebe“, „Die Wand“ und „Gnade“ im Kino ders behandelt und phrasiert werden. Die Bedeutung des Inhalts muss gesehen. Alle drei Filme sind echtes psychologisches Kammerspiel. Das deutlich werden. gibt‘s derzeit in der Oper kaum. Wagen junge Sänger sich vielleicht zu früh an Wagner? Dennoch wünschen wir Ihnen viel Freude für kommende Projekte! Das kommt ganz auf die Beschaffenheit des Sängers an. Ich habe mit 21 Ich freue mich sehr, dass Sie „Freude“ sagen! Das ist vielleicht auch eine meinen ersten Wagner gesungen. Mein Gesangslehrer hat damals ge- Generationssache: Ständig wünschen mir Leute „viel Spaß!“. Dagegen sagt: „Du kannst Dich auch an einer Dorabella kaputtsingen.“ kämpfe ich! Das sage ich allen jungen Sängern: Ich wünsche mir explizit Also ist es ein Mythos, dass Wagnersingen Stimmen zerstört? „keinen Spaß“ auf der Bühne, sonst wäre ich nicht in der Rolle – es sei Absolut, das ist totaler Quatsch! Nicht an Wagner, sondern an falscher denn, man singt in einer Komödie! Wenn mir als Marie im „Wozzeck“ Technik singt man sich kaputt! jemand „viel Spaß“ wünscht... da krieg‘ ich die Krise! Interview: Anna Novák

1. Keith Jarrett, Out-of-Towners : It‘s All In The Game

Playlist Welche Werke hört Pianistin Anna Gourari zu Weihnachten auf ihrem iPod? Und warum? Hier sind ihre Top Five: Anna Gouraris neues Album „Canto Oscuro“ ist gerade bei ECM erschienen.

Wunderbar melancholische Musik. Jarretts wunderschön inspirieriender Klavierton läßt die Melodie schweben. 2. Lucio Dalla: Una sera dei miracoli

Ein Stück zum Abheben und Träumen. Leider ist dieser großartige Cant­ autore dieses Jahr gestorben. Einer der ganz Großen. 4. Ludwig van Beethoven: Erste Symphonie, 1. Satz (Bernstein, Wiener Philharmoniker)

Lebensbejahend, voller Elan. Umwerfend! 3. Nikolai Medtner: Skazka, op. 26/3

(Nikolai Medtner spielt selbst - 1931!) Eine unendliche Melodie wie das Leben selbst. Ein wahrer Märchenerzähler. 5. Johann Sebastian Bach: Weihnachtsoratorium. Teil I: Jauchzet, Frohlocket! (Philippe Herreweghe) Frohe Weihnachten!

+++ Eklat beim Konzert im Wiener Konzerthaus: Weil Herbert Grönemeyer nebenan im Saal ein Konzert gab, musste die Darbietung der Konzert­ reihe „Wien Modern“ abgebrochen werden. Grönemeyers Musik störte Luigi Nonos Streichquartett „Fragmente – Stille, am Diotima“ etwas zu heftig. Die Zuschauer bekamen ihren Eintritt erstattet – und ein Getränk aufs Haus. +++ Hurrikan Sandy hat an der amerikanischen Ostküste leider auch die Musikbibliothek der New York City Opera unter Wasser gesetzt. Das geflutete Archiv enthält viele Originaldokumente, darunter Tonträger und Partituren großer Musiker. +++ Moderne Zeiten beim Brussels Philharmonic: Die Musiker des belgischen Orchesters werden in Zukunft ihre Noten von Tabletweiter auf S. 12

10

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013

Foto: Nomi Baumgartl

Ein Anruf bei... Wagner-Spezialistin Waltraud Meier, die 2013 – natürlich – ausgebucht ist


KLANGVOLLE GESCHENKE VON SONY MUSIC

PLÁCIDO DOMINGO SONGS

Der große Tenor singt legendäre Songs und wird begleitet von Stars wie ZAZ, Xavier Naidoo, Harry Connick jr, Susan Boyle, Katherine Jenkins, Megan Hilty und Josh Groban. www.placidodomingo.com

LANG LANG DAS CHOPIN ALBUM

Lang Lang widmet seine neue, in den Berliner Nalepa-Studios aufgenommene Solo-CD ganz der Musik Chopins: mit den 12 Etüden op. 25, Nocturnes, dem Grande Valse Brillante, dem Minutenwalzer u.a. Die limitierte Erstauflage erscheint als hochwertiges Büchlein mit 50-minütiger Bonus-DVD „Mein Leben mit Chopin“ www.langlang.com

HILLE PERL CONCERTI

Hille Perl und das Freiburger Barockorchester sind eine Traumkombination für die barocken Konzerte von Telemann, Pfeiffer und anderen deutschen Komponisten. Musik zum Entdecken! www.hillenet.net

SIMONE KERMES DRAMMA

Auch mit ihrer neuen CD gelingt es der Sängerin des Jahres 2011 (ECHO Klassik), unbekannte Arien-Juwelen der BarockZeit zum Leben zu erwecken. Acht der Arien von Porpora, de Majo, Hasse und Händel sind Weltersteinspielungen. www.simone-kermes.de

WWW.SONYMUSICCLASSICAL.DE

LIVING STEREO COLLECTION 60 CD-EDITION

Diese limitierte und preisgünstige Edition enhält 60 der großartigen Referenzaufnahmen von Heifetz, Piatigorsky, Reiner, Munch, Rubinstein u.v.a. im Originaldesign der damaligen Schallplatten.


o u v e r t ü r e

Happy Birthyear! Nicht nur Wagner und Verdi sehen runden Geburtstagen entgegen. Damit Sie beim Pausen-Smalltalk eine intelligente Figur machen, hier die wichtigsten Namen für das Jubiläumsjahr 2013: Jansons 70 Mariss 14. Januar

Caballé 80 Montserrat 12. April

Eliot Gardiner 70 John 20. April

Rilling 80 Helmuth 29. Mai

Abbado 80 Claudio 26. Juni

Mutter 29. Juni 50 Anne-Sophie

Sawallisch 90 Wolfgang 26. August

Frühbeck de Burgos 80 Rafael 15. September

Britten 100 Benjamin 22. November

Callas 90 Maria 2. Dezember

Der Dirigent und Alte Musik-Experte wuchs auf einer Farm im Südwesten Englands auf und bewirtschaftet noch heute einen Ökobauernhof. Er gilt als eine der großen „Diven“ unter den Dirigenten.

Versöhnlich zum 80.: Nachdem sie sich vor über 20 Jahren im Streit getrennt hatten, dirigierte „der kleine Mann mit dem großen Kopf “ (Der Spiegel) erstmals wieder das Orchester der Mailänder Scala.

Was schenkt man einem Dirigenten zum Geburtstag, der schon alles hat? Er ist u.a. Träger des Bundesverdienstkreuzes, des Ordens der aufgehenden Sonne und Ritter der französischen Ehrenlegion.

Neben Verdis und Wagners Ehrentagen fast vergessen, doch besonders Großbritannien feiert seinen 100. Geburtstag: Einen tollen Überblick über die Festivitäten gibts auf www.britten100.org.

„Das habe ich auch aus der argentinischen Presse entnommen, dass das so sein soll.“ Katharina Wagner in der Zeitung „Die Welt“ auf die Feststellung, dass ein anderer Regisseur als sie nun die „Ring“Inszenierung am Teatro Colon in Buenos Aires überehmen soll, da sie während der ersten Proben abgereist war.

Kurz vor ihrem 80. Geburtstag erlitt die spanische Sopranistin einen leichten Schlaganfall. Sie befinde sich aber auf dem Weg der Besserung, heißt es. Wir wünschen: Gute Gesundheit.

Ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk für den Dirigenten und Kirchenmusiker: Für sein Wirken als „Musikbotschafter des Evangeliums“ erhält er die Martin-Luther-Medaille der Evangelischen Kirche.

Letztes Jahr feierte sie ihr 35-jähriges Bühnenjubiläum, im nächsten Jahr wird die Geigenvirtuosin 50 Jahre alt. In ihrer Heimatstadt gibt es jetzt seit bereits 24 Jahren einen „Anne-Sophie-Mutter-Weg“.

Der spanische Dirigent hat deutsche Eltern und war 1992-1997 GMD der Deutschen Oper Berlin – dennoch fügte er seinem Nachnamen seinen Geburtsort an. Klingt auf jeden Fall aristokratisch.

La Divina! Im nächsten Jahr wäre sie 90 Jahre alt geworden. Zeit ihres Lebens litt sie an schwerer Auftrittsangst – ob sie auch Jubiläen fürchtete?

„»D. B. – wie Deutsche Bahn, ich könnte als Schaffner arbeiten.«“

G E L E S E N N O T I E R T Die Zitate des Monats

„Verdi, der Südländer, ist der Gesundheitsbewusstere. In Bayreuth, rund um Wagners Festspielhaus, isst man bis heute Würste.“ Dirigent Christian Thielemann, der von der ZEIT zur Gemeinsamkeit von Verdi und Wagner befragt wurde.

Dirigent Daniel barenboim, angesprochen auf die Initialen, die ganz dezent in seinen Hemden eingestickt sind. (aus der sehr lesenswerten SZ-MagazinReportage des Kollegen Tobias Haberl, der Barenboim ein halbes Jahr begleitet hat und die inzwischen auch online unter http://sz-magazin.sueddeutsche.de zu lesen ist.)

Computern ablesen. Das Verfahren soll die Kosten für das Notenmaterial minimieren +++ Nochmal Computer, diesmal aber „nur“ eine App: Das Royal Concertgebouw Orchestra (RCO) bringt zusammen mit der britischen Popband Fink eine iPad-App heraus. Darauf zu sehen ist ein Film über ein ge­ meinsames Konzert. Die App finden Sie unter www.bit.ly/RCOmeetsFink +++ Extremgeiger Nigel Kennedy wurden 2005 aus einem Tourbus bei Liverpool elektrische Geigen gestohlen – jetzt sind sie wieder aufgetaucht. Sie waren in einem Auktionshaus in North Wales als Diebesgut enttarnt worden und wer­ den nun dem Künstler zurückgegeben. Die Geigen sind etwas aufälliger, da sie in den Vereinsfarben von Kennedys Lieblingsclub Aston Villa gehalten sind.

12

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013

Fotos: Bayerischer Rundfunk BR.; Harald Hoffmann / DG; Christian Steiner; Sheila Rock / Decca; Abe Frajndlich / EMI Classics; Roland Haupt; Bob Coat; Holger Schneider; Harald Hoffmann / DG; Steve J. Sherman

Jansons, im lettischen Riga geboren, ist Chef-Dirigent des BR-Symphonieorchesters. Kleines Fachwissen: Zwei Tage vor seinem Geburtstag spielt er mit den Münchnern noch ein Konzert in Paris.


o u v e r t ü r e

Vergeigt

Bund bewilligt Zuschuss von 20 Millionen für den Bau, den Stararchitekt Frank Gehry unter den Linden realisieren wird.

Geigenhändler Dietmar Machold muss ins Gefängnis.

Daniel Barenboim hat kurz nach seinem 70. Geburtstag ein weiteres Meisterstück vollbracht: Seine Pläne für einen neuen Konzertsaal, der zwischen 700 und 800 Plätze haben und in erster Linie für sein West-Eastern Divan Orchestra zur Verfügung stehen soll, werden umgesetzt. Hinzu kommt noch eine Akademie, in der bis zu 80 arabische und israelische Musiker ab 2015 Instrumentalunterricht erhalten werden. Außerdem gibt es Philosophiekurse und sonstige Weiterbildungen für die Stipendiaten. Als Gebäude haben sich Barenboim und der Intendant der Berliner Staatsoper, Jürgen Flimm, das ehemalige Magazingebäude der Oper „Unter den Linden“ ausgesucht. Entworfen wird der Umbau von Stararchitekt Frank Gehry, für die Akustik ist der japanische „Tonmeister“ Yasuhisa Toyota zuständig. Beide setzen sich angeblich unentgeltlich für Barenboims Projekt ein. Die Kosten belaufen sich auf 28 Millionen Eu-

Foto: ddp

Barenboim-Akademie kommt

Dirigent Daniel Barenboim

ro. Erst Ende November hat der Bundestag das Projekt bewilligt und wird 20 Millionen Euro beisteuern. Weitere acht Millionen kommen aus Spenden. Die neue Akademie gliedert sich nahtlos in Barenboims andere Projekte ein – einer Stiftung, einem Orchester, Musikzentren in Ramallah, Nazareth und Jaffa sowie einem Musikkindergarten in Berlin. Mit seinem West-Eastern Divan Orchestra setzt er sich seit Jahren für den Frieden in Nahost ein.

Die Geschichte erinnert an das Märchen vom Fischer und seiner Frau: Dietmar Machold, Sohn eines Bremer Geigenbauers, suchte das Glück im Handel von Streichinstrumenten. Eröffnete Filialen in Wien, Zürich, Seoul, New York und Tokio. Immer kostbarer wurden die Instrumente, die durch seine Hände gingen. Nach einem erfolgreichen Verkauf von drei Stradivaris und einer Guarneri kaufte Machold ein altes Schloss in Österreich. Einen gelben Rolls-Royce. Er heiratete. Und dann übernahm er sich. 2010 meldeten Antragsteller im Konkursverfahren seiner Firma Ansprüche auf mehr als 200 Instrumente an, die Machold in Kommission genommen, den Banken als Sicherheit für Kredite angeboten und teilweise unrechtmäßig verkauft hatte. Machold verkaufte Schloss, Rolls-Royce, seine teure Uhrensammlung, sein Bremer Elternhaus, seine Frau ließ sich scheiden. Vom Gericht wurde er nun Anfang November zu sechs Jahren Haft verurteilt. Seine Ex-Frau und deren Mutter erhielten Bewährungsstrafen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Ermanno Wolf-Ferrari: Violinkonzert D-Dur, op. 26 & Orchestermusik aus Opern Benjamin Schmid, Violine Oviedo Filarmonia Friedrich Haider, Leitung Friedrich Haiders Wolf-Ferrari Edition »Wer das Gesamtwerk Ermanno Wolf-Ferraris kennt, der weiß, dass das Violinkonzert zum Schönsten, Prachtvollsten und Beseeltesten gehört, was er je komponiert hat. Es war mir ein Herzenswunsch, dieses fast vergessene Meisterwerk mit unserer Neueinspielung der Öffentlichkeit zurückzugeben!« Friedrich Haider Bonus-DVD: Liebeserklärung an eine Geigerin Eine Dokumentation zur CD-Aufnahme

FARAO Musikproduktions- und Vertriebs GmbH · Widenmayerstraße 18 · 80538 München Tel. 089 - 14 33 00 80 · www.farao-classics.de · info@farao-classics.de


o u v e r t ü r e

Auf einen Kaffee mit ...

Foto: Nadja Hannaske

Max Raabe

Max Raabe singt im Bariton-Fach und ist Mitbegründer sowie Leiter des Palast Orchesters in Berlin.

14

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


Sie haben es noch mal getan: Nach ihrer ersten musikalischen Kumpanei „Küssen kann man nicht alleine“ haben Annette Humpe und Max Raabe für ihre zweite CD kooperiert. „Frauen haben damit kein Problem“ setzt fort, womit die beiden Stars unterschiedlicher Genres einen Riesen-Erfolg hatten. Bei einem lockeren Kaffee im Berliner Soho House plauderte Max Raabe mit uns über das aktuelle Projekt. Ihnen steht das Wasser ja schon bis zum Hals! Ist das Foto auf dem neuen Album-Cover eine Photoshop-Fälschung, oder sind Sie wirklich im Smoking ins Wasser gegangen? Ja natürlich, ich bin in allen Phasen meines Lebens analog! Das mit dem Wasser war meine Idee und wenn schon, dann mit Smoking. Auch die Ente ist echt, einer aus dem Orchester hatte Brot besorgt und da kamen sofort ganze Schwärme. Mein Lieblingsbild ist mit einer Ente, die direkt vor mir ihr Schwänzchen in die Höh’ hält. Leider war ich da unscharf….. …..und als Mann von Welt behalten Sie natürlich selbst in dieser Lage die Contenance… ..... ja, man wundert sich über nichts, egal, was da vorbeischwimmt. Aber es gibt auch Bilder, wo ich mich schlapp lache, immerhin war das ganze 13-köpfige Orchester mit in der Havel. Abergläubisch sind Sie auch nicht, es sind im Gegensatz zur Vorläufer-CD 13 Songs…. So viele sollten es schon bei „Küssen kann man nicht alleine“ sein, aber uns fielen damals nur 12 Songs ein. Die Dreizehn ist nämlich Annettes Glückszahl - und jetzt haben wir es geschafft.. Das Leit- und Leid- Thema dieser CD ist wieder die Liebe in allen Facetten. Allerdings überwiegen Melancholie und Ernüchterung, fließen da private Erfahrungen mit ein? Ach, ab einem gewissen Alter verfliegen halt die Illusionen. Und wenn Sie sich das Repertoire der letzten 200 Jahre anschauen – von der „Winterreise“ und vielen anderen Liedern von Schumann, Brahms undsofort, wo es meist um Liebe und ihre Verwirrungen geht: die Phase der Euphorie hält nicht so lange an. Die meisten Lieder beschäftigen sich mehr mit den Schmerzen als mit den Freuden. Meine eigenen Erfahrungen kommen in diesen Songs als Fragment vor – obwohl, so richtige Krisen hatte ich nie. Kurz: der Anteil des Nicht-Autobiografischen ist recht groß. Ihre erste Zusammenarbeit mit Annette Humpe war ein unerwarteter, sogar mit Platin gekrönter Coup. Wollen Sie jetzt eins draufzusetzen? Schon während der Arbeit an „Küssen kann man nicht alleine“ haben wir gesagt: Wenn das ein Erfolg wird, machen wir noch Eine. Und bereits bei Gold waren wir glücklich. Wie muss man sich das vorstellen: Humpe und Raabe gehen auf ’s Land in Klausur? Nein, nach meinen Tourneen bin ich zu ihr gefahren, wir saßen am Küchentisch mit einem kleinen Elektro-Klavier, um Melodien gleich auszuprobieren. Im Hochsommer haben wir es dann mal draußen am Wasser mit Picknick versucht – aber da wurde meist nix draus. Es war ein Prozess über Wochen und Monate, mal sprudelte es, dann war es zäh, zuerst fanden wir das Thema, dazu entwickelten wir die Melodie. Bis auf den ersten Song „Für Frauen ist das kein Problem“ sind die anderen Songs inhaltlich fast total zeitlos. Wie ringen Sie gemeinsam um den Text? Da gab’s ein wahnsinniges Gezerre um einzelne Worte und Formulierungen, manches von mir fand Annette überholt… ….das war ja bereits bei der ersten CD so. Sie sind also nicht moderner geworden?

Also, ich halte mich ja für modern (maliziöses Lächeln). Bei mancher Idee weiß man schon, wenn man sie ausspricht: das ist jetzt Käse. Aber wenn der Partner einen ausbremst, ist es nie verletzend, letztlich geht es bei diesem Suchen und Feilen um das beste Ergebnis. Sie haben viele Songs selbst geschrieben, „Kein Schwein ruft mich an“ war der Bestseller schlechthin. Haben Sie mit Annette Humpe Ihr Alter Ego gefunden? Das ist eine große Bereicherung. Die Lieder, die ich schrieb, waren mit den Worten modern – wie zum Beispiel „Rinderwahn“ – aber der Stil war vor allem für Ausländer komplett 20er Jahre. Jetzt mit Annette hat sich das musikalisch weiterentwickelt. Die Musik ist Koketterie mit dem Pop, und es gibt auch keine antiquierten Formulierungen. Ich finde, nur so kann man heute schreiben. Durch Annette bin ich zu neuer Form aufgelaufen, eine Frischzellenkur.

„Die meisten Lieder beschäftigen sich mehr mit den Schmerzen als mit den Freuden“ Sie hätte so mit keinem anderen Künstler arbeiten können und ich umgekehrt auch nicht. Das Magazin „Rolling Stone“ beschrieb Sie als „Superstar des ironisch-melancholischen Liedguts“. Ist dieser Grundton, wie er auch jetzt wieder auf der neuen CD durchklingt, ein Allheilmittel gegen Liebesleid und Weltschmerz? Das ist mein Blick auf die Welt zu gucken. Ich kann gar nicht anders! Und die Sorge, dass mein Stammpublikum irritiert oder vor den Kopf gestoßen ist durch den neuen Weg mit Annette, die hat sich verflüchtigt. Selbst die Super-Orthodoxen haben gesagt: Ja, das passt total! Weil alle Titel immer noch konsequent diese Haltung aus den 20er Jahren haben. Deshalb kann man sich auch privat Max Raabe partout nicht im Trainigsanzug vorstellen…. …..das will ich mir auch nicht vorstellen (grinst)! Wie ertragen Sie als auch privat stets gepflegt gekleideter Gentleman die sehr nachlässigen Berliner Outfits? Oh, ich war im Sommer nachmittags am Savignyplatz in Charlottenburg und erstaunt, wie elegant die Leute angezogen waren. Das ist nicht in jedem Stadtteil so, aber es ist schon generell schicker geworden. Das Gute ist: Ob schlunzig oder elegant, es interessiert einfach keinen. Sie leben seit vielen Jahren in Berlin, das sich radikal verändert hat. In Ihren Texten ist davon aber kaum eine Spur zu finden. Ich lebe hier, mitten in Mitte, und habe keine Ahnung, ob ich das Berlin kenne, von dem alle so schwärmen… Sie sind ja kein Tourist, aber waren Sie schon mal im legendären Szene-Club ‚Berghain’? Da war ich noch nie. Obwohl, ich hätte schon den Ehrgeiz, einfach mal so vorbeizukommen… …. und der Türsteher lässt Sie nicht hinein…. Genau, der sagt dann: „Alter Sack, zieh’ weiter“! Ehrlich, ich glaube nicht, dass ich das brauche. Ich sehe auch so, was los ist in dieser Stadt, wie sie internationaler wird, ich höre die vielen fremden Sprachen. Interview: Christa Hasselhorst 15


k ü n s t l e r

Sängertainer Foto: Felix Broede / DG

Rolando Villazón probt den Spagat zwischen ernsthaftem Tenor und Talkshow-Moderator. Kann das gut gehen? von Tobias Haberl

E

s ist nicht schwierig, ein paar Metaphern zu finden, um den Verlauf von Rolando Villazóns Karriere zu beschreiben: eine Achterbahnfahrt, der Kursverlauf einer volatilen Aktie, ein EKG, auf jeden Fall ging es erst steil nach oben, dann runter, wieder rauf, runter und so weiter. 2005 war es, da wurde er bei den Salzburger Festspielen über Nacht zum Weltstar und Publikumsliebling, als Alfredo in „La Traviata“ an der Seite von Anna Netrebko. Die Vorstellungen waren achtmal überbucht. Ein Riesen-Hype. Auf einmal sprachen alle vom feu-rigen Tenor aus Mexiko. Im Jahr darauf musste er erstmals Auftritte absagen. Die Gesundheit hatte gelitten. Manche sprachen von Burn-Out. Es folgte eine mehrmonatige Auszeit 2007 und ein umjubeltes Comeback an der Wiener Staatsoper. 2009 dann wieder Absagen, wieder Comeback, eine Operation an den Stimmbändern und noch ein Comeback, diesmal an der Mailänder Scala. Zwischendurch brachte er ein paar CDs heraus, nicht alle wurden gut besprochen. Seit gut zwei Jahren nun ist die Karriere stabil auf hohem Niveau und trotzdem: ein bisschen gelitten hat sein Ruf schon. Egal wo er hinkommt, immer haben die Leute ein wenig Angst, dass er nicht mehr ganz der Alte sein könnte, nach so viel Hin und Her. Neulich hat er zusammen mit Nina Eichinger den ECHO Klassik in Berlin moderiert. Das zumindest hat er gut hinbekommen. Rolando Villazón ist ein unglaublich lebendiger, lustiger, leidenschaftlicher Mensch. Denkt man sich die schwarzen Locken weg, sieht er aus wie Mr. Bean. Er weiß das und kokettiert gelegentlich damit. Manchmal ist er so aufgedreht, dass man ihn sich gar nicht in einer ernsten oder tragischen Rolle vorstellen kann. Ein großes Missverständnis, weil er in seinen guten Momenten nicht nur ein hervorragender Tenor, sondern vor allem auch ein wunderbarer Schauspieler ist. Trotzdem hat ihm seine „Gier nach Leben“, wie es ein Kritiker mal ausgedrückt hat, schon das eine oder andere Bein gestellt. Und deswegen treffen wir Rolando Villazón in einem Hotel in München, um herauszufinden, wo dieser große Sänger im Moment wirklich steht. Wo es hingehen könnte mit ihm, seiner Stimme, seiner Karriere. Am Abend zuvor hat er einen Liederabend im Prinzregententheater gegeben, leicht erkältet, aber wunderbar. Der Klang seiner Stimme sei phänomenal, schrieb ein Kritiker, sie ruhe auf einem enormen Tiefenfundament, „erhebt sich elegant und geschmeidig in die Höhe, die nie fern, sondern selbstverständlich scheint.“ Ist Villazón am Ende besser als je zuvor? Denn manchmal braucht man das ja, Pausen und Rückschläge zum Nachdenken und Besserwerden. Ein bisschen Demut, ein wenig Entsagung, das kann am Ende auch ganz große Kunst hervorbringen. Und jetzt sitzt er also in diesem teppichbodengedämpften Luxuszimmer und frühstückt. Ein Glas Saft steht da, ein paar Kokosnuss-Stücke liegen auf einem Teller, vor ihm ein Buch: „Homo ludens“ von Johan Huizinga. Er liest viel. Theorie, Philosophie. Im Frühjahr bringt er seinen ersten Roman heraus. Er wirkt sehr zufrieden, ausgeschlafen, wach. Gerade ist seine neue CD erschienen: Villazón Verdi. Eine Hommage an Giuseppe Verdi zu dessen 200. Geburtstag, der nächstes Jahr – parallel zu dem von Richard Wagner – überall gefeiert, besungen und zu Geld gemacht werden wird. Und auch 16

dazu muss man sagen, dass es sich um eine ausgesprochen gelungene Aufnahme handelt. Okay, „La donna è mobile“ ist auch dabei, auf der anderen Seite: Gehört eben dazu, ist eben auch Verdi, warum also leugnen oder weglassen? Vor allem, wenn der Gassenhauer die Tür aufstößt zu weniger bekannten Arien und vernachlässigten Liedern. Die Auswahl zeigt eine Entwicklung auf, vom frühen zum späten Verdi. Man kann nachvollziehen, wie der Komponist nach und nach seinen Stil gefunden und verfeinert hat. Dazu kommt: Villazón und Verdi, das passt einfach. Die Lebensfreude. Das Nicht-Verdruckste. „Verdi-Melodien“, sagt der Tenor, sind alles Variationen auf die ewige Melodie der menschlichen Seele.“ Liebe, Hass, Eifersucht, Traurigkeit – alles Gefühlslagen, die Verdi ohne Umwege transportiere. Natürlich identifiziert man sich sofort damit, als Sänger, als Zuhörer, weil man diese Emotionen aus dem eigenen Leben kennt. „Seine Musik ist unmittelbar, das macht sie so intensiv“, sagt er und singt drauflos, während des Interviews, der Mann ist nicht zu bremsen; seine Augen flackern, seine Agentin kommt ins Zimmer, „noch fünf Minuten“, ihm egal, er singt weiter, ein bisschen Show machen, aber vor allem spürt man, dass er sich neu in diese Melodien verliebt hat. Verdi hat 15.000 Briefe in seinem Leben geschrieben. Er war ein großer Menschenfreund und Menschenkenner. Wie Villazón übrigens auch. „Als Performer bin ich smarter als früher“, sagt Villazon. Er sagt es eher nebenbei, aber trifft es auf den Punkt, wenn man alles zusammennimmt: diese wunderbare CD, seine letzten Auftritte, auch der hier in diesem Hotelzimmer. Nicht, dass er sein Wesen verstecken oder sich künstlich zurücknehmen würde, nur damit die Leute sagen: Ah, endlich ist der Zappelphilipp ein bisschen ruhiger geworden. Nein, er glüht schon noch, aber er brennt nicht mehr aus. Villazón kann nur alles geben, das ist seine Natur, und trotzdem spürt man, dass er mit seinen Energien besser haushält. Dass er dazu gelernt hat. „Ich bin glücklicher als jemals zuvor in meinem Leben“, sagt er. Und man glaubt ihm. Es ist was dazugekommen zu seinem Feuer, seiner Ungebremstheit. Nicht Strategie. Nicht Vernunft. Eher Reife. Weniger Überschwang, mehr Reflexion, bei gleich bleibender Intensität. Er inszeniert jetzt auch. Im Sommer hat er in Baden-Baden Donizettis „L‘elisir d‘amore“ auf die Bühne gebracht. Passt irgendwie. Er denkt in größeren Zusammenhängen, will verstehen und verstanden werden. Dass er am Ende selbst die Hauptrolle gesungen hat, passt natürlich auch. Rolando Villazón ist schon oft kritisiert worden: für seine launenhafte Stimme, sein Pensum und so weiter. Aber die Wahrheit ist: Die Klassikwelt kann sich glücklich schätzen, einen wie ihn zu haben: Einen Botschafter. Einen, der auch auf der „Wetten dass..?“-Couch zwischen Campino und Lagerfeld eine gute Figur macht. Rolando Villazón ist beides: ein großer Sänger und kurzweiliger Entertainer, er kann albern und sehr ernsthaft sein, lustig und tief. Es gibt nicht viele, die diesen Spagat schaffen, ohne sich dabei ordentlich zu verrenken. n Rolando Villazón: „Verdi“ (Deutsche Grammophon) Villazón live: 17., 20., 22.12. London / 31.12. Baden-Baden / 3., 7., 10.1. London / 24., 29.1., 1.2. Salzburg

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


»DER RING DES NIBELUNGEN«

RICHARD WAGNER – DIE OPERN

DIE SENSATIONELLE NEUPRODUKTION DER METROPOLITAN

DIE FEEN · DAS LIEBESVERBOT · RIENZI · DER FLIEGENDE

OPERA · 1 TRAUMENSEMBLE: JONAS KAUFMANN, BRYN

HOLLÄNDER · TANNHÄUSER · LOHENGRIN · DAS RHEINGOLD

TERFEL, DEBORAH VOIGT · 2 DIRIGENTEN: JAMES LEVINE,

DIE WALKÜRE · SIEGFRIED · GÖTTERDÄMMERUNG · TRISTAN

FA BIO L U I SI · 8 0 0.0 0 0 K IN O B E S U C H E R W E LT W E I T

UND ISOLDE · DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG · PARSIFAL

5 BLU-RAY DISCs // 8 DVDs

43 CDs · LIMITIERTE EDITION!

W W W.WAGNE R-2 0 0.C OM


Foto: Bob Coat; Haare, Make-up: Isabella Steigenberger

Arabella Steinbacher in der Bar des Hotels Palace in München

18

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


k ü n s t l e r

„Man muss

sich selbst treu bleiben“ Arabella Steinbacher hat die zwei völlig unterschiedlichen Violinkonzerte von Sergei Prokofiev eingespielt. Bei einer Tasse Tee verriet sie uns, dass sie von der Musik des russischen Komponisten fasziniert ist und dass sie schon in jungen Jahren lernte, verantwortungsvoll mit ihrer Karriere umzugehen. von Anna Novák

Um Arabella Steinbacher irgendwo einordnen zu wollen, könnte man mit einer Episode aus ihrer Karriere beginnen: Im ersten Satz der „Jahreszeiten“ von Astor Piazzolla reißt ihr bei den Weilburger Schlosskonzerten eine Saite. Ein markerschütternder Knall fährt durch die Kirche, hallt an den alten Wänden wider. Manchem Konzertbesucher stockt der Atem. Das Orchester spielt weiter und die damals 26-Jährige Solistin setzt ohne Tragik die Geige ab, greift intuitiv nach dem Instrument des Konzertmeisters und spielt weiter. Innerhalb von nicht mal zehn Sekunden tauschen die beiden Musiker ihre Geigen und sie beendet den Satz als wäre nichts gewesen. Wer gerade geblinzelt hatte, bekam den Moment gar nicht mit. Arabella Steinbacher ist in diesen Momenten eine Meisterin der Konzentration. Bei Konzerten reduziert sich ihr Leben auf die Musik, das Orchester – und das Instrument. Beim Spielen schließt sie die Augen, es ist eines ihrer Markenzeichen. Einmal spielte sie in Amerika eine Bach-Chaconne, 15 Minuten lang. Kurz vor Schluss öffnete sie ihre Augen einen Spalt breit, und stellte fest, dass sie nicht mehr das Publikum sehen konnte, sondern eine Wand! Sie hatte sich beim Spielen irgendwie – ohne dass sie es bemerkt hatte – umgedreht und war mit dem Rücken zum Publikum auf der Bühne gestanden. Sie sagt, das sei am Ende sogar ein lustiges Bühnenerlebnis gewesen. „Die Zuschauer dachten, das gehört zur Interpretation!“ Arabella Steinbacher erzählt die Geschichte beim Tee in der Bar des Münchner Palace Hotels. Im Nebenraum sitzt rein zufällig

die Sängerin Anna Prohaska, der Cellist Renaud Capuçon grüßt kurz mit doppeltem Küsschen, später läuft noch Cellistin Sol Gabetta durchs Foyer. Arabella Steinbacher ist mindestens so dick im Geschäft wie Gabetta und Prohaska. Aber wenn man mit ihr in ihrer Heimatstadt grünen Tee trinkt, wirkt sie dabei so herrlich unprätentiös. Nur die obere Hälfte ihres Gesichts irritiert manchmal ein wenig, denn zum eher europäischen Gesamtwesen gesellen sich leicht asiatische Mandelaugen. Ihre Mutter stammt aus Japan. Vater Alexander war ein angesehener Pianist, der sich auch um die Förderung junger Sänger bemühte. Die Musiker-Gene haben die Eltern früh gefördert: Im Alter von drei Jahren hielt Arabella das erste Mal eine Geige am Hals. „Ich war ein sehr energiegeladenes Kind, meine Eltern wollten mir irgendwas in die Hand geben. Ich hatte direkt viel Spaß und die Geige war am Anfang wie ein Spielzeug für mich,“ beschreibt sie die ersten Erfahrungen mit dem Instrument. Sie begann schnell mit dem Unterricht und lernte das Geigenspiel nach der bekannten Suzuki-Methode: „Für den Anfang war es eine tolle Methode, weil das Musizieren in der Gruppe dabei so wichtig ist“, erinnert sie sich. Bereits mit neun wurde sie Studentin an der Münchner Musikhochschule bei der renommierten Geigenprofessorin Ana Chumachenco. Chumachenco hat ein gutes Händchen für Talente: Neben Steinbacher gingen unter anderem Julia Fischer, Lisa Batiashvili und Veronika Eberle aus ihrer Klasse hervor. „Lustigerweise werde ich von allen gefragt, warum Frau Chumachenco mit uns so erfolgreich war“, sagt Steinbacher. „Ich 19


k ü n s t l e r

Foto: Bob Coat

Album hat sie Prokofievs Vioglaube, sie ist für uns alle ein linkonzerte eingespielt: „Das bisschen ‚Mutter-Figur‘: Sie erste Violinkonzert ist für mich war streng, aber sie hat uns alle wie eine Märchenwelt, es ist unseren Weg gehen lassen. Sie sehr verträumt. Das zweite ist hat sehr viel gefordert, aber auf etwas herber, komponistisch liebevolle Art. Auf mich hat sie durchstrukturierter, teilweise sehr gut aufgepasst und mich wilder. Die Konzerte sind sehr davon abgehalten, gleich wahnunterschiedlich, das macht sinnig viele Konzerte zu spielen. es spannend. Und die Werke Ich wäre auch völlig der falsche begleiten mich seit meinem Typ für einen Unterricht geweTeenageralter. Ich habe damals sen, in dem der Schüler nur zwei tolle Aufnahmen immer zum Erfolg gedrescht wird. Ana wieder gehört: Eine von Itzhak Chumachenco hat gemerkt, wie Perlman und eine von David sensibel ich auf manche Dinge Oistrakh – natürlich zwei völreagiere und hat mich erst einlig unterschiedliche Klänge.“ mal viel Repertoire lernen lasUnd ihre eigene Interpretation? sen. Sie war insgesamt 13 Jahre „Ich fühle mich der russischen meine Lehrerin und davon proSpielart näher, wobei ich mein fitiere ich noch heute.“ Geigespiel nicht als russisch Ein Name, der in Arageprägt bezeichnen würde. Man bella Steinbachers Biografie findet mit der Zeit einfach seine auch immer wieder fällt, ist der eigene Stimme.“ Sie höre auch des mittlerweile 90-jährigen mittlerweile kaum noch Aufisraelisch-französischen Violinahmen an, zumindest keine nisten Ivri Gitlis. Auf ihn angeaktuellen Einspielungen der sprochen, sagt sie: „Er ist für Werke, die sie interpretiert. mich eine große Inspirations„Ab und zu lasse ich mich von quelle und es bereichert mich Steinbacher: „Alte Aufnahmen hören ist wie alte Filme schauen.“ richtig alten Aufnahmen inspisehr, dass ich mit ihm arbeiten kann. Mit 19 Jahren stand ich das erste Mal bei ihm vor der Tür. rieren, weil die einfach völlig anders klingen als alles, was heute Ich war nervös, weil ich wusste: Ich klopfe da bei einer echten gespielt wird. Das erfrischt mich richtig. Das ist, als würde man Legende.“ Sie erzählt die Geschichte, wie Ivri Gitlis ihr die Tür öff- alte Filme gucken.“ Für das Prokofiev-Album arbeitete sie mit dem Russian Natinete und erst einmal fragte, ob sie einen Whisky möchte. Er liebe es, jemanden ein bisschen aus dem Konzept zu bringen. Das wisse onal Orchestra und Vasily Petrenko zusammen, der nur einige jeder, der ihm schon begegnet ist und es sei gut, „denn dann ist die wenige Jahre älter ist als sie selbst: „Vasily und ich kannten uns Atmosphäre erstmal gelockert“, lacht Steinbacher. „Wir haben uns vor der Aufnahmesession gar nicht. Wir trafen uns in Moskau, im auf Anhieb sehr gut verstanden. Damals, vor zehn Jahren, war ich Januar. Es war irrsinnig kalt, minus zwanzig Grad! Ich habe nur oft bei ihm in Paris und konnte in der Wohnung über ihm woh- gefroren. Aber irgendwie passte das zur Musik.“ Die Aufnahme nen. Für mich war das sehr beeindruckend, weil er ganz anders fand dann im großen Saal des Moskauer Konservatoriums statt. „Das war für mich ein Traum, dort zu spielen“, sagt Steinbacher, war, als alle, die ich vorher kennengelernt hatte.“ Steinbacher ist zunächst mit eher klassischem Repertoire „dieses Gebäude trägt so viel Geschichte mit sich.“ Tatsächlich

„Als ich in den

Katastrophengebieten spielte, waren das sehr emotionale Momente.“ erzogen worden. Sie spielte in der Jugend viel Mozart, Beethoven und Schubert. „Ein perfekter Einstieg,“ findet sie, „denn es ist solistisch wahnsinnig schwierig: man muss ein großes Augenmerk auf die Intonation legen – man hört alles! Aber mein Wunsch, danach anderes Repertoire zu lernen, war natürlich groß. Ich hatte eine totale Sehnsucht nach der Musik des 20. Jahrhunderts.“ Die hat sie sich mit einer Khatschaturian-Einspielung erfüllt. Dann Fauré, Poulenc, Ravel. Bartók, Dvořák, Berg. Für ihr neues 20

wurde auch Prokofiev am dortigen Konservatorium ausgebildet – näher kann man sich einem Komponisten, rein räumlich, kaum fühlen. Wie viele andere Solisten ist auch Steinbacher ständig rund um den Erdball unterwegs. Gerade kommt sie aus Seattle, vorher war sie in Baltimore, nächste Woche ist sie in Spanien. Vor Weihnachten spielt sie noch in Wien, England und Barcelona. „Man entwickelt schon seine Taktiken, um mit der ganzen Reiserei umzugehen“, sagt Steinbacher, „aber manchmal hängt mein

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


v

Starke Töne von

Herbert Schuch Erste CD mit Orchester bei OehmsClassics

OC 833

Fotos: Benedict Mirow

Kopf schon noch in einem anderen Land, auch wenn der Körper längst wieder zuhause ist.“ Und dennoch hatte sie im vergangenen Jahr noch genug Energie, auf eigene Initiative ins Tsunami-Gebiet von Japan zu reisen: Aufgrund ihrer japanischen Mutter fühlt sie eine besondere Bindung zu diesem Land. Sie besuchte Notunterkünfte und versuchte, mit spontan organisierten Konzerten Trost zu spenden. „Musik hat etwas so heilendes, das durfte ich auch selbst oft spüren. Als ich dann dort in den Katastrophengebieten in Zelten für die Menschen spielte, waren das sehr emotionale Momente. Sie hatten alles verloren: ihre Familien, ihr Zuhause. Die Kinder freuten sich sehr. Sie lachten. Die Älteren weinten. Es war irrsinnig anstrengend, aber es hat mir gezeigt, dass man als Musiker auch in solchen Momenten etwas an die Menschen zurückgeben kann.“ Die Aufgabe eines Musikers sei nicht, bloß im Rampenlicht zu stehen und sich bejubeln zu lassen. Man könnte ihr nun Taktik unterstellen, um im 21. Jahrhundert, in ZeiIm vergangenen Jahr reiste Arabella ten einer pompösen KlasSteinbacher ins Tsunami-Gebiet von Japan sik-PR-Industrie und im um die Menschen mit kleinen Konzerten Umfeld eines talentierten zu trösten. und zielstrebigen Künstler-Umfelds als Musiker noch aufzufallen, aber so tickt Arabella Steinbacher nicht. „Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man sich selbst treu bleibt“, sagt Arabella Steinbacher, während sie letzte Reste des Tees herunterkippt. Nur so könne man ehrliche Musik machen. „Dieses Show-Getue ist nichts für mich. Das ist sicherlich ganz lustig, aber Musik kann so viel mehr: Wichtig ist, dass die Musik, die man macht, ehrlich gemeint ist, nur dann berührt sie direkt im Herzen. Besonders wenn man sehr jung ist, ist es schwierig, seinen eigenen Weg zu finden. Da kann es passieren, dass man sich umschaut: Was machen denn die anderen? Und man sich deswegen verstellt. Dann muss man ruhig bleiben und seinen eignen Weg finden.“ n

VIKTOR ULLMANN: KLAVIERKONZERT OP. 25 LUDWIG VAN BEETHOVEN: KLAVIERKONZERT NR. 3 Herbert Schuch, Klavier · WDR Sinfonieorchester Köln · Olari Elts

D

as Klavierkonzert von Viktor Ullmann wurde

1939/40 komponiert, entstammt also einer

extrem schwierigen und dennoch kompositorisch produktiven Zeit vor Ullmanns Deportation nach Theresienstadt 1942. In seinem Tonfall kommt dieses Konzert über weite Strecken rau und ruppig daher, verströmt es den Eindruck einer rastlosen Gehetztheit. Die Dimensionen sind gedrängt:

Wie ist Ihr Neues Album?

Vier Sätze beanspruchen knapp 20 Minuten. Für

Forscher Bogenstrich, energiegeladene zielführende Phrasen und oft ein schluchzend-inniger Ton: Arabella Steinbachers neues Album mit den Violinkonzerten von Sergei Prokofiev beweist einmal mehr ihr kluges und reifes Geigenspiel und zeigt die ganze Bandbreite ihres Geigen-Könnens – sind es doch zwei Werke völlig unterschiedlicher Couleur: Prokofiev schrieb sie im Abstand von 20 Jahren.

virtuose Selbstdarstellung bietet es keinen Raum. Ergänzt wird diese erste „Orchester CD“ von Herbert Schuch bei OehmsClassics durch das Kla-

Sergei Prokofiev: „The 2 Violin Concertos / Sonata for Violin Solo in D major, op. 115“ Arabella Steinbacher, Russian National Orchestra, Vasily Petrenko (Pentatone)

vierkonzert Nr. 3 von Ludwig van Beethoven.

21

www.oehmsclassics.de Vertrieb: Naxos Deutschland (D) · Gramola, Wien (A) · Musikvertrieb, Zürich (CH)


k ü n s t l e r

Bariton mit Tiefgang Sänger Christian Gerhaher spricht über sein neues Album, Debussys Oper „Pelléas et Mélisande“ und warum er sich ein Leben ohne Sport vorstellen kann. von Rainer Aschemeier

„Wenn ich schon so eine Platte aufnehmen darf, wollte ich kein Kompendium von Vorsinge-Arien daraus machen“

Foto: Jim Rakete

xxxxxxxxxx xxxxx: „Ich bin xxxxxxxeher ein xxxxxTyp.“

Christian Gerhaher gilt weltweit als einer der führenden Baritone. In Frankfurt war er im November in Debussys „Pelléas et Mélisande“ zu hören. Wir trafen ihn im Frankfurter Opernhaus. crescendo: Herr Gerhaher, vorgestern Regen, heute strahlender Sonnenschein – wie schaffen Sie es, sich bei diesem Wetter nicht zu erkälten? Christian Gerhaher: Da hilft nur Hoffen (lacht)! Früher habe ich mich seltener erkältet. Ich glaube, das lag an dem Daueradrenalin, dem man in diesem Beruf als junger Sänger ausgesetzt ist. Das führt übrigens auch dazu, dass man auf der Bühne eigentlich nie niesen muss, weil das der Körper hormonell einfach nicht erlaubt. Ist körperliche Fitness für Ihren Beruf besonders wichtig? Wenn ich erkältet bin, laboriere ich weniger lang daran, als zum Beispiel meine Frau, die nicht singt. Insofern ziehe ich daraus den Schluss, dass die Fitness des Atmungsapparats bei Sängern sehr hoch ist. Ich treibe allerdings nicht gerne Sport, wenn Sie das meinen. Sport quält mich. Dass Sport einen derartigen gesellschaftli22

chen Stellenwert hat, betrachte ich als einen der größten Irrtümer. So viel Geld wird für Sportveranstaltungen ausgegeben, und für Kultur nicht. Mir ist das ein Rätsel. Wäre ich begeisterter Sportler, könnte ich nun argumentieren: Sport hält unsere Gesellschaft gesund und vital, während Musik nur ein schöner Zeitvertreib ist. Was würden Sie entgegnen? Auch auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Ich glaube nicht, dass Sport das Leben verlängert – auf gesellschaftlicher Ebene. Und dann bin ich der sehr anfechtbaren Ansicht: Lieber ein Leben mit Inhalt, das etwas kürzer ist, als ein etwas längeres Leben mit viel Sport. Nach dem Tod Dietrich Fischer-Dieskaus gibt es viele, die Sie für den größten lebenden deutschen Bariton halten... Ich finde das nicht gerechtfertigt. Ich kenne Kollegen, die ich viel höher einschätze als mich, weil sie viel größere musikalische und sonstige Fähigkeiten haben. Singen ist kein Wettbewerb. Da gibt es keine Ranglisten. Wenn ich mich wohl fühle, singe ich gut. Deswegen bin ich noch kein bedeutender Bariton. Außerdem gibt es www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


– das kenne ich so von nirgendwo anders. Mit Daniel Harding dieses gewaltige Erbe, das Fischer-Dieskau hinterlassen hat. Wer arbeite ich zum Glück sehr viel zusammen. Ich halte ihn für herkönnte seinen enzyklopädischen Anspruch heute noch nachleausragend unter den jüngeren Dirigenten. ben? Wer ist heute noch so fleißig, wie Fischer-Dieskau es war, wer Es imponiert einen, dass Sie immer offen Ihre Meinung sagen. hat heute noch diese einzigartige Kombination aus musikalischer Auch wenn es mal kontrovers wird: Sie halten den Deckel nicht Klasse und Gedächtnisfähigkeit, und wer hat heute noch diese auf dem Topf. Wie schwierig ist es für Sie, in einer KlassikMöglichkeiten? Dass man gleich zweimal die gesamten BrahmsSzene zu arbeiten, die häufig den Hochglanzrummel höher Lieder aufnehmen darf, Schubert, usw., das würde einem heute wertzuschätzen scheint als die Inhalte? keine Plattenfirma mehr erlauben. Und selbst wenn es mir erlaubt Jeder Sänger hat gewisse Probleme mit seinem Beruf, die sich, würde, könnte ich es nicht. Doch seine intellektuell distanzierte glaube ich, gar nicht sehr voneinander unterscheiden. Und jeder Grundhaltung zum aufgeführten Werk, seine kompromisslos helle geht damit anders um: Der eine passt sich an, der andere spielt Stimmfärbung, die Unsentimentalität des Vortrags: Das halte ich die Diva, der nächste spielt den Grübler – so, wie ich das mache –, heute wieder für beispielhaft, denn das läuft gerade Gefahr unterwieder ein anderer intrigiert offensichtlich oder er spielt den Lebezugehen. In Frankfurt singen Sie gerade den Pelléas. Debussys Oper war mann. Was mich betrifft: Ich habe das Herz halt auf der Zunge. Ich finde es nicht einmal geschickt, dass ich einst ein Publikumserfolg, heute ist alles so offen sage. Und wenn ich etwas sie eher ein Geheimtipp. Erklären Sie Anzeige gescheiter wäre und mehr Erfahrung unseren Lesern, warum sich das wieArche Wochenkalender bereichern, hätte, dann würde ich das vielleicht der ändern sollte. beflügeln, bezaubern … auch nicht tun. Doch es ist nun einmal Ich halte diese Oper für eine der schönsso, auch wenn ich es nicht als großen ten überhaupt. Sie ist ein Sonderfall, Vorteil betrachte. Es ist aber auch ein den man fast als „Liedoper“ bezeichnen Erfolg oder Misserfolg? schwieriger Beruf. Man hat persönliche könnte. Bedenken Sie, dass die LiteraturTriumph oder Skandal? Limitierungen: privat, gesundheitlich, oper als Gattung in der Entstehungssi53 Musikerinnen und Musiker beruflich, und dann gibt es die Erwartuation dem Lied ganz ähnlich ist. Ein erzählen von ihren Erlebnissen tungen, die in einen gesetzt werden. präformierter Text, der nicht für die Das ist schon immens! Man muss das Vertonung gedacht war, wird mit Musik und Empfindungen. ertragen können. Wie soll man damit in Verbindung gebracht. Das führt zu umgehen? Meine Art ist eben offensiv. einer häufig zu beobachtenden InkonUnd der Hochglanzrummel? gruenz zwischen Musik und Text und Ich kann gut nachvollziehen, dass Sie damit zu einer lyrischen Unschärfe. das ansprechen. Es gibt manche PlatDieses Schimmern, das Irisieren zwitenfirma, die ich einmal verehrt habe, schen Musik und Text schafft einen weil sie ein Hort seriöser Musikrezepbesonderen Reiz. tion war. In den letzten Jahren wurde Auf Ihrer aktuellen CD mit romandann aber versucht, sich nicht nur über tischen Arien widmen Sie sich unter hübsche Damen auf dem CD-Cover anderem Auszügen aus Opern von ans Publikum zu schmeißen, auch Schubert, Schumann und Nicolai, die das Repertoire konnte an Ernsthaftigheute kaum noch jemand kennt. Hand keit nicht mehr mit den alten Zeiten auf ’s Herz: War Ihnen das alles vorher mithalten. Das ist in meinen Augen schon bekannt oder haben Sie bei der Ausdruck einer oberflächlichen MarVorbereitung auf die CD auch Neuketingorientierung, und ich bin froh, entdeckungen gemacht? dass mich meine Plattenfirma nicht Wenn ich schon so eine Platte aufnehPremieren über die Optik vermarkten will – was men darf, wollte ich kein Kompendium 60 Bl. / 54 Fotos / farbig / € 22,– / ISBN 978-3-0347-8013-1 ja auch gar nicht ginge (lacht). Die Vervon Vorsinge-Arien daraus machen. kaufszahlen von früher werden eh nie Außerdem suchte ich ein bestimmwww.arche-kalender-verlag.com wieder erreicht, schon gar nicht über tes Thema, nämlich deutschsprachige genrefremde Methoden. Wer soll damit Arien der Frühromantik. Deswegen überhaupt angesprochen werden? Die habe ich mich jahrelang damit auseinanMenschen durchschauen doch diese dergesetzt und aktiv erkundet, was es alles gibt. Schubert-Arien haben mich schon lange interessiert, und unehrliche und marktschreierische Art und sind enttäuscht. Das es gibt in dem Bereich noch mehr, was ich gern einmal aufnehmen Publikum ist nicht so dumm, wie mancher Manager glaubt. Ich würde. Schumann hingegen hat quasi gleichzeitig zu Wagner, stilis- bin dankbar, dass meine Plattenfirma das anders handhabt, obwohl tisch aber ganz anders geartet, einen neuen Deklamationsstil entwi- Gerold Huber und ich wohl alles andere als Verkaufsschlager sind. ckelt. Es wird ja immer ins Feld geführt, Schumann sei kein großer n Opernkönner gewesen. Aber wer war denn ein großer OpernkönChristian Gerhaher: Romantische Arien (Sony) ner zu der Zeit? Lortzing oder Marschner? Das ist mir eher nicht so Gerhaher LIVE: erträgliche Musik. Nicolai ist da schon ein anderer Fall. 1. & 2.12.2012: Bamberg, Konzerthalle Bamberg (Gustav Mahler, KinWie war für Sie die erneute Zusammenarbeit mit dem dertotenlieder); 6. & 8.12.2012: Frankfurt, Oper (Claude Debussy, PelSinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Daniel Harléas et Mélisande); 16. & 22.12.2012: Berlin, Deutsche Oper (Richard ding? Wagner, Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg); 18. & 19. So eine Platte überhaupt aufnehmen zu dürfen, ist schon toll. Mit 01.2013: München, Herkulessaal der Residenz (Robert Schumann, Szenen aus Goethes „Faust”) so einem Orchester aber ist es ein Geschenk, das man nur einmal mit Christiane Karg als Gretchen; 26.01. 2013: Schloss Elmau, Krün (Liederabend mit Lieim Leben bekommt. Ich halte das Orchester für eines der besten dern von Robert Schumann); 31.01. & 1.02.2013: München, Herkulessaal der Residenz (Antonín der Welt. So eine Klarheit, Sauberkeit und gleichzeitig Wärme Dvořák „Biblische Lieder” für Singstimme und Orchester, op. 99).

PREMIEREN

ARCHE MUSIK KALENDER 2013

ARCHE KALENDER

23


k ü n s t l e r

„Ich habe meiner Stimme

ein schönes Bett bereitet.“

Die Sopranistin Anne Schwanewilms über ihre zu frühen Wagner-Rollen, eigenartige Aufnahmeprüfungen, und welcher Blumenstrauß sie glücklich macht.

von Arnt Cobbers

Ich wurde dann per Sondergenehmigung nochmal zur Prüfung fürs Fach Instrumentalpädagogik/ Gesang zugelassen, durfte dann nach vier Semestern nochmal eine Aufnahmeprüfung für die Hochschulklasse/Gesang machen – und zwei Semester später hatte ich meinen Abschluss in der Tasche. Ihr Studium haben Sie 1990 als Mezzo beendet. Dabei sind Sie heute ein gefeierter Sopran... Dass sich die Stimme verändert, ist gar nicht so ungewöhnlich. Ich war ein richtiger Kontra-Alt, als ich zu studieren begonnen hatte, crescendo: Frau Schwanewilms, ich wollte auch immer eine AltSie haben Floristin gelernt und Stimme haben. Da fühlte ich mich wollten eigentlich Tiermedizin zunächst sehr heimisch. Aber ich studieren. Sind Sie froh, dass es habe gemerkt, dass in mir eigentlich mit dem Studienplatz nicht sofort Anne Schwanewilms beendete ihr Studium als Mezzo etwas anderes steckt. Mitte der 90er geklappt hat? – jetzt ist sie gefeierter Sopran. Jahre war ich ein hoher Mezzo, und Ich wäre als Gärtnerin oder Tierärzmein Lehrer Hans Sotin meinte, ich solle einer bleiben. Aber ich tin sicherlich auch glücklich geworden, aber als Sängerin habe ich selbst hatte Zweifel, und ich wollte die Möglichkeit, ein Sopran zu Tiefen in mir gefunden, in die ich sonst nie vorgestoßen wäre. Und sein, austesten. Und so habe ich allein weitergearbeitet. Ich habe in ich hätte auch nie so viel persönlich von mir zeigen können und der Zeit das Zwischenfach gesungen wie Sieglinde und Leonore. dürfen. Und dann haben Sie plötzlich Töne in sich entdeckt, die Sie nie Für Ihre Familie war der Berufswunsch Sängerin kein Problem? erwartet hätten. Wie muss man sich das als Nicht-Sänger Die waren schon etwas befremdet, aber ich hatte ja einen Beruf vorstellen? gelernt und stand finanziell auf eigenen Beinen. Mein Vater hatte Es öffnen sich Resonanzräume, die man nie benutzt hat. Das ist eine nach dem Krieg sogar selbst mal mit dem Gedanken gespielt, SänEntwicklung, da gibt es keinen Schlüsselmoment, aber im Rückblick ger zu werden. Er hat mir eine kräftige Stimme mitgegeben. geschah das schon ziemlich „plötzlich“. Es gibt eine frühe Aufnahme Aber zunächst sind Sie zweimal durch die Aufnahmeprüfung der Wesendonck-Lieder von mir, da hört man, dass die ganzen gefallen... Oberkopfresonanzen noch nicht da sind. Wie denn auch – ich war Beim ersten Mal vielleicht zu recht, aber beim zweiten Mal ging es ein Alt, da braucht man die nicht. Aber wenn die Stimme leichter nicht mit rechten Dingen zu. In Köln war es so, dass wie beim Eiswird, findet sie auch Räume im Kopf, die dann plötzlich mitschwinkunstlaufen das beste und das schlechteste Ergebnis gestrichen und gen, und dann klingt es ganz anders. aus dem Rest der Mittelwert gebildet wurde. Es gab Punkte von 1 Ist es nicht gefährlich, die Stimme allein zu entwickeln? und 25, und ich hatte zweimal 2 und zweimal 23! Mein damalige Ich habe gute Instinkte. Und das ist ganz wichtig für eine Karriere. Lehrerin hat das mitbekommen und gedacht: So geht es ja nicht. Foto: Javier del-Real

Ende der 90er Jahre sorgte Anne Schwanewilms in Wagner-Partien für Aufsehen, nach ihrer fulminanten Grete in Schrekers „Der ferne Klang“ (an der Berliner Staatsoper) wählten die Kritiker der „Opernwelt“ sie 2002 zur „Sängerin des Jahres“. Inzwischen hat sie ihre musikalische Heimat bei Richard Strauss und im Lied gefunden. Der Weg zum weltweit gefeierten StraussSopran führte die gebürtige Gelsenkirchenerin aber über zahlreiche Hindernisse.

24

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


Ob man die hat, weiß man vorher nicht. Man muss mutig sein und Raufen! Im Nachhinein muss ich sagen: Lied ist mein Metier, desnein sagen können, wenn einem tolle Sachen mit tollen Maestri halb bin ich Sängerin geworden. 18 oder 20 unterschiedliche Stücke angeboten werden. Das liegt nicht jedem. Ich habe zehn Jahre allein von Null erschaffen mit den einfachsten Mitteln, nämlich nur mit gearbeitet, aber ich wäre ich sicherlich in der Entwicklung stecken der Stimme und dem Klavier, das ist wunderbar. Liederabende sind geblieben, wenn nicht 2006 eine Freundin hinzugekommen wäre, meine Inszenierungen. Und die Zusammenarbeit mit den Pianisten die mir als Lehrerin neue Impulse gegeben hat. Die braucht man kann so schön sein. Demnächst werde ich Schumann und Schubert irgendwann, man kann sich auch nicht dauerhaft allein korrigieren. singen, und ich bin auch wieder auf der Suche nach Raritäten der Ist Richard Strauss Ihr LieblingskompoSchreker-Zeit – von Braunfels zum Beispiel nist oder nur der Ihrer Stimme? gibt es sehr schöne Sachen. Das kann man schon gleichsetzen. Die Es klingt, als träfe der Titel Ihrer neuen Wenn die Stimme leichter Marschallin im Rosenkavalier ist für mich CD auch auf Sie zu: Ein himmlisches wird, findet sie auch Räume Leben! das reinste Vergnügen. Bei Strauss gibt es die feinen, leichten Töne, die ich damals Wenn die Töne so kommen, wie ich mir im Kopf, die dann plötzlich in mir finden und singen wollte. Ich hatte das wünsche, ja. Und wenn man spürt, dass mitschwingen, und dann klingt man zuhause angekommen ist. Aber dafür 2002 einen Terminkalender, der auf Jahre hinaus voll war mit Senta, Leonore und habe ich auch lange gekämpft. es ganz anders.“ Sieglinde-Walküre – in großen Häusern Im Internet habe ich das Zitat eines engmit tollen Dirigenten. Aber Konzertanlischen Kritikers gefunden: „Sie ist vollgebote kamen gar nicht, stattdessen bot man mir Brünnhilde und kommen.“ Elektra an. Das kam mir zu früh. Ich hätte die feinen Töne verloren Schön, wenn er das so sieht. Ich will da nicht widersprechen. (lacht) beim Singen, das wusste ich. Da fehlt dann auf Dauer die DurchAber es gibt schon Dinge, an denen ich immer noch arbeite, und es schlagskraft in der Mittellage, die ich so nötig brauche, um das kommt auch immer wieder was Neues hinzu. Ich bin recht selbstWagner-Fach zu bedienen. Ich habe meine Grenzen gesehen und kritisch. Zu selbstkritisch vielleicht. Vieles klingt wie ein Spaziergedacht, wie lange mag das gut gehen? Ich wollte ja noch eine Weile gang, aber diese Leichtigkeit ist das Ergebnis harten Trainings. Da singen. Also habe ich meine Verträge aufgelöst und verkündet: Ich steckt viel Arbeit hinter. bin jetzt Strauss-Sopran. Alle dachten, ich spinne, und viele waren Als gelernte Floristin sehen Sie die Blumensträuße, die nach den auch sauer. Aber irgendwann haben sie es verstanden. Ich habe mir Konzerten bekommen, mit professionellen Augen. Wo gibt es Zeit verschafft, meine Stimme zu entwickeln. Jetzt habe ich meiner denn die schönsten? Stimme ein schönes Bett bereitet, nun können auch wieder andere Das ist sehr unterschiedlich, mal bekommt man einen wunderschöRollen kommen. nen, dicken Strauß, mal einen eher bescheidenen – das hängt davon Auf Strauss ausruhen wollen Sie sich nicht? ab, wie viel Geld der Veranstalter noch übrig hatte. Aber man sieht Das geht gar nicht. 2006 durfte ich endlich meine erste Marschallin schon die Traditionen. In England zum Beispiel bekommt man singen – das sind ja immer enorme Zeitvorläufe in der Oper. Und flachgebundene Bouquets, die bei uns in der Form eher als Trauerseitdem singe ich die Partie in allen großen Häusern. Aber das sind gebinde angeboten werden. In Italien ist die Devise: Je größer die ja außer München und Wien alles Staggione-Häuser. Da gibt es eine Bouquets, desto besser. Aber die schönsten gebundenen Sträuße Produktion, die wird ein paar Mal gespielt, und dann ist sie weg. kriegt man in Holland, die florale Gestaltung hat dort schon lange Und wenn ein Stück dann nach einigen Jahren neu inszeniert wird, ihre Tradition, und dazu die günstigen Preise aus dem Amsterdanimmt man neue Sänger. Insofern hat man eine Partie irgendwann mer Centraal Bloemenverkoop. Da sind immer genug Blumen zum durch. Man ist gezwungen, neues Repertoire zu lernen. Ich habe Binden da... Ich freue mich jedenfalls immer noch einiges, was mich interessiert. über einen schönen Strauß! Ich liebe Blumen Liederabende zum Beispiel? nach wie vor. n Als Strauss-Sopran darf man ja auch Liederabende anbieten. Wagner-Sänger werden da nicht so schnell gefragt, der Markt akzeptiert „Das himmlische Leben – Liszt & Mahler“ Anne Schwanewilms (Onyx) das nicht, abgesehen von wenigen Ausnahmen. Das ist zum HaareTrack 5 auf der crescendo Abo-CD: „Der Fischerknabe“ von Franz Liszt

BAYREUTH: DER MYTHOS LEBT! CD

L L E C T

• BOOKLET ZU WAGNER UND DEN FESTSPIELEN

THE BAYREUTH HERITAGE

• ORIGINALAUFNAHMEN VON 1904-1960

OPERN (GESAMTAUFNAHMEN)

SÄNGERINNEN UND SÄNGER

DER FLIEGENDE HOLLÄNDER Sawallisch TANNHÄUSER Cluytens / Elmendorff LOHENGRIN Matacic TRISTAN UND ISOLDE Karajan DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG Abendroth / Karajan PARSIFAL Knappertsbusch DER RING DES NIBELUNGEN Krauss / Knappertsbusch / Keilberth / Kempe plus Szenen und Arien

Hans Hotter, Jon Vickers, Leonie Rysanek, Astrid Varnay, Josef Greindl, Wolfgang Windgassen, Martha Mödl, Rita Streich, Birgit Nilsson, Ramón Vinay, Sándor Kónya, George London, Hans Hopf, Elisabeth Schwarzkopf, Dietrich Fischer-Dieskau, Gré Brouwenstijn und viele mehr

O

C

O

WAGNER’S VISION – N

50

• LIVE-AUFNAHMEN AUS BAYREUTH

I

50 CD-Collection | Order No. 233618

www.membran-online.de


k ü n s t l e r

Die „Erl“-Könige Weil der Baumagnat Hans Peter Haselsteiner Millionen investiert, hat Gustav Kuhn nun ein ziemlich einzigartiges Festspielhaus in Tirol. Was sie nun damit vorhaben, verrieten sie uns in ihrem neuen Reich.

Fotos: Tiroler Festspiele Erl

von Florian Oberhummer

Gustav Kuhn und Hans-Peter Haselsteiner auf der Baustelle, Innenund Außenansicht des neuen Festspielhauses: „Wir werden sehen, welches Publikum wir erreichen.“

Kein Passant kann sich dem kühnen Ensemble entziehen, das sich da in die grüne Landschaft von Erl eingefügt hat. Als Ergänzung zum sommertauglichen Passionsspielhaus können die Tiroler Festspiele nun auf ein „kleines“ Festspielhaus zurückgreifen, das die unnachahmliche Handschrift des Wiener Architekturbüros Delugan Meissl trägt. Zur Feuertaufe des neuen Gebäudes werden zwischen 26. Dezember und 6. Januar die ersten Erler Winterfestspiele veranstaltet, mit Neuinszenierungen von Verdis „Nabucco“ und Mozarts „Le Nozze di Figaro“. Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner – in seinem Brotberuf Vorstandschef des Mega-Baukonzerns Strabag – und Festspiel-Intendant Gustav Kuhn gaben uns einen Einblick in das Potenzial des neuen Hauses und einen Ausblick auf die nähere Zukunft. crescendo: Herr Kuhn, Herr Haselsteiner, auf der ganzen Welt ist die Wirtschaftskrise spürbar. Europa stöhnt unter Sparkursen auf, und im kleinen Tiroler 1452-Einwohner-Dorf Erl wird um 36 Millionen Euro ein neues Festspielhaus gebaut. Wie ist das möglich? Haselsteiner: Wir haben ja den Bau begonnen, da war die Krise schon ausgebrochen. Um einen Kontrapunkt zu setzen, haben wir gesagt: Jetzt erst recht, wir bauen ein Festspielhaus. Das Haus war finanziert. Zum Bau ist es dadurch gekommen, dass das Passionsspielhaus zwar eine großartige Akustik und ein einmaliges Erscheinungsbild bietet, aber so gut wie keine Infrastruktur. Zudem friert 26

das Haus im Winter durch. Würde man es heizen, könnte sich die Akustik verändern. Das war uns zu riskant. Nun haben wir ein großes Haus für 1500 Zuschauer und mit großer Bühne, dazu ein kleines Haus mit bis zu 850 Sitzplätzen und allen wesentlichen Komponenten eines zeitgemäßen Musiktheaters. Mit 20 Millionen Euro stellen Sie den Löwenanteil am neuen Gebäude. Die Faszination Kuhn muss Sie also gepackt haben, Herr Haselsteiner. Wann hat diese Männerfreundschaft ihren Anfang genommen? Kuhn (wirft ein): Es war Liebe auf den ersten Blick. Haselsteiners Frau Ulli ist als Vorhut gekommen, hat sich im Jahr 2004 das Spektakel „Wagner am Land, bei den Kühen“ angesehen. Haselsteiner: Nach dem „Rheingold“ hat sie mich angerufen und gesagt: „Das musst Du dir unbedingt ansehen.“ Ich bin einen Tag später zur „Walküre“ angereist, kurz danach zur „Götterdämmerung“. Ein weiterer Grund war Schlingensiefs „Parsifal“ in Bayreuth. Das war unser letzter Bayreuth-Besuch. Mit Musiktheater hatte das nur mehr am Rande zu tun. Der Entschluss, nicht mehr nach Bayreuth zu fahren, ist also gefallen, bevor wir Erl kennengelernt haben. Wagner wie hier ist jedoch anderswo nicht zu finden, damit ist die Begeisterung für die Festspiele geboren. Kuhn: Wir haben nie eine Anti-Bayreuth-Bewegung geplant. Es ist uns natürlich aufgefallen, dass es viele Leute gibt, die inzwischen lieber nach Erl fahren. Die Erler Klangwirkung, der Sog, der Sound – die führt die Leute hierher. Im neuen Festspielhaus haben www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


kommt eine überarbeitete „Ring“-Fassung im Passionsspielhaus, im Festspielhaus wollen wir auch Belcanto-Raritäten aus der Belcanto-Zeit präsentieren. Im Sommer 2012 haben Sie mit 18.000 Besuchern einen neuen Rekord erreicht. 2013 steht ein Zwischenjahr bevor, da das große Haus wegen der Passionsspiele nicht zur Verfügung steht. Ist das in budgetärer Hinsicht ein Problem? Haselsteiner: Karteneinnahmen machen bei uns ein Drittel des Budgets aus, das werden wir auch im kleinen Haus erreichen. Wir ändern nichts an unserer Programmatik, an unseren Überlegungen. Ich bin überzeugt davon, dass ein Publikum, das man einmal gewonnen hat, nicht auf ein Festspieljahr verzichten möchte. Eine derartige Unterbrechung ist für ein Festival nicht gut. 2008, als wir wegen der Passionsspiele letztmals nach Innsbruck ausweichen mussten, konnten wir bloß eine Konzerttournee unseres Orchesters veranstalten, ohne jegliche szenische Produktion. Herr Haselsteiner, Sie haben bereits angekündigt, sich nach ihrem Rückzug aus der Strabag-Spitze im Jahr 2014 vermehrt Kunst- und Sozialprojekten widmen zu wollen. Haselsteiner: Ich fördere zwei nennenswerte Institutionen, das sind die Tiroler Festspiele Erl und die Komödienspiele im Kärntner Porcia. Ab 2014 werde ich den beiden Intendanten vermehrt auf die Nerven gehen. Ich möchte das, was ich mache, anständig machen. Dazu gehört neben dem Geld auch das Engagement.

„Wir machen „Nabucco“



JAHRE YEARS

wir übrigens einen fantastischen fahrbaren Orchestergraben, der uns noch mehr Möglichkeiten bietet. Wenn der Motor der Musik das symphonische Orchester ist, dann ist das etwas anderes, als wenn der Motor der Ausdruck des Sängers ist. Die Idee, aus der Partitur zu inszenieren, anstatt eine Ideologie draufzustülpen, die hat schon sehr viel Sinn. Brauchen Verdi und Belcanto, zwei zentrale Säulen des Programms im neuen Haus, eine ähnliche Grunderneuerung wie die von Ihnen teils exemplarisch entfetteten Wagner-Opern? Kuhn: Logisch! Es ist ja ein Grundstrukturproblem. Das deutsche Regietheater hat eine Richtung genommen, das italienische NichtRegietheater eine andere – beides ist falsch! Weder ist die Regie das Absolute, noch ist sie auf Null zu setzen. Die Regie ist eine Ergänzung des musikalischen Vorgangs. Ich muss das Stück aus der Musik inszenieren, nicht aus dem Text. Warum setzen wir „Nabucco“ an, wo ganz Italien 2013 „Nabucco“ spielt? Zu Verdis Zeiten sang die gleiche Sängerin die Abigaille, die später Gilda verkörperte. Heute singt das eine Dimitrova, die sonst Isolde oder Turandot singt. Früher Verdi mit einer Verismo-Stimme - das macht doch das Stück kaputt. Wir machen „Nabucco“ mit lyrischem Sopran, mit lyrischem Orchester – so wie das Stück ursprünglich gedacht war. Welche Zielgruppe haben Sie mit den Winterfestspielen im Auge? Haselsteiner: Das Winterprogramm ist Neuland. Wir werden sehen, welches

mit lyrischem Sopran, mit lyrischem Orchester.“

Publikum wir damit erreichen. Musiktheater muss man machen, ohne auf Publikum zu schielen. Unsere Zielgruppe sind Musikliebhaber, die ein modernes, aber nicht von einer Regie dominiertes Musiktheater schätzen. Ich schließe nicht aus, dass Wagnerianer auch mit Belcanto große Freude haben. Im Sommer 2014 wird es erstmals möglich sein, parallel in beiden Häusern zu spielen. Bedeutet das eine Ausweitung des Festspielprogramms? Kuhn: Nein, wir bleiben bei unserem DreiWochen-Rhythmus. Probentechnisch können wir zwischen den Häusern wechseln, das ist ideal. Bislang waren die ständigen Umbauten auch mit hohen Kosten verbunden. Vorerst sind wir froh, dass sich alle unsere Hoffnungen in die Akustik des neuen Hauses bewahrheitet haben. 2014

Ich habe in Sachen Kunstprojekten keinen weiteren Bedarf. Als großzügiger privater Förderer waren und sind Sie eine Art Vorreiter. Mehr privat, weniger Staat – ist das in der Kulturlandschaft die Zukunft? Haselsteiner: Aus meiner Sicht: Ja. Ich bin ein Anhänger der partnerschaftlichen Lösungen, so genannter „Private Public Partnerships“ – auch am Kultursektor. Das heißt aber auch, dass sich die öffentliche Hand nicht davonstehlen darf. Österreich ist ein Kulturland, wie geben sehr viel Geld für die Kultur aus. Ich glaube aber auch, dass die Kulturbudgets nicht ausgeweitet werden können. Um das hohe Niveau halten zu können, muss jemand hinzutreten, um zu ermöglichen, dass etwa die Preissteigerungen abgegolten werden können. n 27

• Internationaler Gesangswettbewerb • Meisterkurs • Liedmeisterklasse • Konzerte www.neue-stimmen.de

Eine Initiative der


k ü n s tl e r

Feuer-Erde-Wasser-Luft-Wesen Die in Kanada aufgewachsene Sängerin Barbara Hannigan überzeugt Kritiker und Publikum. Höchste Zeit, sich näher mit ihr zu beschäftigen.

Fotos: Heikki Tuuli; Laia Abril; Jean Radel; Bernd Uhlig

von angelika Rahm

Newcomer

Röhrenjeans, rostrote Stiefel mit hohen Absätzen, riesige rostrote Handtasche, blonde lange Mähne, große gelbe Partitur: So kommt Barbara Hannigan nach der Mittagspause in Begleitung von Simon Rattle auf die Bühne. Kein Diven-Auftritt. Aber eines ist sofort zu spüren: Diese schmale Sängerin mit dem durchtrainierten Körper einer Tänzerin besitzt enorme Präsenz und Ausstrahlung. Im Herkulessaal der Münchner Residenz bereitet sich an diesem Tag das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit seinem Gastdirigenten Simon Rattle für die beiden Abonnementkonzerte am 1. und 2. November vor. Vormittags standen Haydn und Schumann auf dem Probenplan, nun soll zunächst „Luonnotar“ von Sibelius, anschließend Ligetis „Mysteries of the Macabre“ erstmals gemeinsam mit der Solistin musiziert werden. Ob sie dem Orchester zuerst beschreiben wolle, welche Geschichte sie da singend erzähle, fragt der Dirigent. Barbara Hannigan überlegt kurz und schüttelt den Kopf. Nein, zuerst Singen, dann Reden. So intensiv, wie sie dann den Gesangspart der hochkomplexen, harmonisch ungewöhnlichen, finnisch-sprachigen Tondichtung gestaltet, ihren technisch perfekt geführten, farbenreichen Sopran dramatisch aufblühen, sanft verschatten lässt, hat sie am Ende alle im Saal – Musiker wie Probenbesucher - hingerissen. Jetzt sind auch alle ganz Ohr, 28

Barbara Hannigan backstage, mit Pierre Boulez, in Pascal Dusapins „Passion“, und als Dirigentin.

als sie den Inhalt von Sibelius’ Variante der Schöpfungsgeschichte erzählt. An ihr ist kein Zeichen von Müdigkeit, obwohl sie gerade erst aus Brüssel eingetroffen ist, wo sie am Abend zuvor noch auf der Bühne stand, in der kräfteraubenden, von Publikum und Kritik umjubelten Alban Berg-Neuinszenierung Krzysztof Warlikowskis. „Barbara Hannigan in der Rolle der Lulu bringt das Kunststück fertig, sämtlichen psychologisierenden Ansprüchen glanzvoll Genüge zu tun, und sie bleibt dabei doch allezeit glaubwürdig: tanzt Spitze, springt akrobatisch wie ein Reh, singt wie ein Engel, schlägt sich wie ein Mann“, verneigte sich die FAZ. Während Die Zeit „die Intensität“ rühmte, mit der sie „den Zuschauer konfrontiert, die absolute Gleichberechtigung von Gesang, Tanz und Schauspielerei vor allem, die dies herstellt“. Die 1971 im ländlichen Waverly, an der Küste vom kanadischen Nova Scotia geborene und jetzt in Amsterdam lebende Barbara Hannigan kam „mangels anderer Ablenkungen“, wie sie es nennt, durch das zum Elternhaus gehörende Klavier zur Musik und zum Singen. Mit 17 ging sie zum Musikstudium an die University of Toronto, danach ans Königliche Konservatorium Amsterdam, mit 17 sang sie auch ihre erste Uraufführung. Über 75 weitere sind es seither geworden, darunter die Kammeroper „One“ von Michel www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


29



JAHRE YEARS

ich mit ihm zusammen gearbeitet, als hätten wir uns im Verlauf der Probenarbeit immer intensiver unterhalten.“ Im Herkulessaal geht die Orchesterprobe mit Ligetis „Mysteries of the Macabre“ weiter, der Bearbeitung dreier Arien für Koloratursopran aus seiner Oper „Le Grand Macabre“ zu einer absurden, grotesken Szene: Gepopo, der Chef der Geheimen Politischen Polizei, warnt vor dem Weltuntergang, kann aber nur noch sinnlose Laute und Wortfetzen von sich geben, wie Barbara Hannigan mit einem fulminanten Feuerwerk an hohen und lauten Tönen vorführt. Die erste Scheu der Musiker, sie dabei nicht nur instrumental sondern auch zischend, singend, redend zu begleiten, ist schnell überwunden, der verrückte Witz des Werks und Hannigans Verve wirken ansteckend. Und der Hinweis, ihr „Paradestück“ in Kostüm und Maske aufführen zu wollen, macht alle neugierig. „Vor ungefähr 12 Jahren habe ich dieses Stück in Ligetis Anwesenheit zum ersten Mal gesungen, es inzwischen über 40 Mal kon„Ich mag komplizierte Dinge, komplexe zertant gemacht und den Kombinationen von Emotion und Intellekt, Gepopo in drei verschiedenen Inszenierung von Präzision in Klang und Rythmus.“ „Le Grand Macabre“ verhier – grandios: „Barbara Hannigan in der körpert. Ich habe sogar begonnen, es zu Titelpartie scheut stimmlich und körperlich singen und gleichzeitig zu dirigieren. Es ist keine Akrobatik und ist von den Waltz-Tän- anspruchsvoll und strapaziös, doch es mit zern, diesen selbstgenügsamen Feuer-Erde- Simon zu singen ein ganz besonderes ErlebWasser-Luft-Wesen, am Ende kaum mehr zu nis. Wir haben das Werk schon zusammen in Berlin und New York aufgeführt und unterscheiden.“ (Tagesspiegel). Bei aller Affinität zum zeitgenössi- unsere ganz eigene Art gefunden, es zu schen Musiktheater, das Repertoire der präsentieren. (Wovon man sich in einem Sopranistin reicht zurück bis zur Barock- Videoclip auf ihrer Homepage und auf Youoper. Sie singe Cavalli und Händel ebenso Tube überzeugen kann.) Es macht uns viel wie Mozart oder Neue Musik mit der glei- Spaß und ich denke, dem Publikum wird es chen Technik, derselben Klarheit und ihre auch gefallen.“ Und wirklich: Mit schwarzem Zusammenarbeit mit lebenden Komponisten sei „eine ganz normale Sache“, sagt Louise-Brooks-Bubikopf und im schwarBarbara Hannigan. „Ich mag komplizierte zen Leder-Outfit (bodenlanger Mantel und Dinge, komplexe Kombinationen von Emo- darunter ein knappes Minikleid) gelingt tion und Intellekt, Präzision in Klang und Barbara Hannigan am nächsten Abend Rhythmus. Ich bin ein neugieriger Mensch „jede Koloratur als Karikatur, jedes Gurren und bleibe das hoffentlich. Nicht, dass ich als Groteske, jeder Nonsense als Kabarett. ständig auf der Suche nach Neuem wäre, ich Der Popanz des großen Makabren, mit dem bin einfach nur offen. Meine Ohren, mein sich Bühnen sonst so schwer tun, wird in Herz und mein Verstand sind offen – nur Hannigans fulminanter Soloshow greifbar so möchte ich leben. Bei der Lulu-Premiere Wirklichkeit, lächerlich und doch bedrohvor einigen Wochen ist mir übrigens etwas lich.“ (SZ) Frenetischer Applaus und ein ganz Merkwürdiges passiert: Beim Verbeu- Lacher am Schluss: Beim Abgang von der gen wollte ich schon ins Publikum zeigen, Bühne zeigt die Sängerin gebieterisch auf um den Komponisten auf die Bühne zu bit- ihren am Boden liegenden Mantel: Simon ten, wie ich das ja recht oft mache. Natür- Rattle hebt ihn folgsam auf und trägt ihn ihr lich ist Alban Berg nicht mehr unter uns, achselzuckend nach. Sicher hätte so manaber ich hatte das seltsame Gefühl, als hätte cher im Saal gerne mit ihm getauscht.. n van der Aa, der Liederzyklus „Auf der Suche nach meinem Gesicht“ von Friedrich Cerha, die Kammeroper „La plus forte“, die Gerald Barry eigens für die Sängerin schrieb und George Benjamins Oper „Written on Skin“, in der sie auch bei den Münchner Opernfestspielen 2013 zu sehen sein wird. „Ich will gute Stücke gut singen“, an ihrer vor einigen Jahren geäußerten gelassenen Einstellung hat sich ebenso wenig geändert wie an der Tatsache, dass man damit nicht unbedingt das ganz große Publikum erreicht. „Mich stört das nicht, weil es die Essenz von Kunst nicht berührt. Manche Stars sind eben Stars und keine besonders guten Musiker, manche sind beides, und manche sind nur gute Musiker.“ Ihren Ruf als Ausnahmekönnerin in der Neuen-Musik-Szene zementierte sie geradezu bei der Weltpremiere von Toshio Hosokawas Oper „Matsukaze“ 2011 am Théâtre de la Monnaie in Brüssel, in der Regie von Sasha Waltz, unter der Leitung von Pablo Heras-Casado. Das Presse-Echo auch

Internationaler Gesangswettbewerb Bewerben Sie sich online für 2013: 1. Januar bis 31. März www.neue-stimmen.de

Eine Initiative der


N a c h r u f e

Hans Werner H enze ( 1926 – 2012) Hans Werner Henze war einer der berühmtesten, wichtigsten und vielseitigsten deutschen Komponisten der Nachkriegszeit. Im Mittelpunkt seines umfangreichen Schaffens stehen seine zehn Sinfonien und mehrere Dutzend Werke für das Musiktheater. Hans Werner Henze wurde am 1. Juli 1926 ins ostwestfälische Kleinbürgertum hineingeboren und wuchs in Gütersloh als Sohn eines Dorfschullehrers auf. Leidend unter dem vom Freigeist zum strammen Nazi konvertierten Vater, studierte Henze an der Staatsmusikschule in Braunschweig Klavier, Schlagzeug und Musiktheorie. Nach dem Krieg ging er an das Kirchenmusikalische Institut nach Heidelberg und studierte anschließend Komposition in Darmstadt und Paris. Der frühen Bundesrepublik entfloh floh der Künstler, der von Anfang an offen mit seiner Homosexualität umging, im Jahr 1953. Vater Hans Werner Henze politisierte, ist Italien wurde schnell seine zweite Hei- nicht ganz sicher; Der Komponist engamat. Er verbrachte den größten Teil sei- gierte sich spätestens seit der Studennes Lebens auf einem Landsitz nahe Rom. tenbewegung auch gesellschaftspolitisch, Die Kontakte zu seiner Heimat jedoch widmete zum Beispiel dem Revolutionär Ernesto Che Guevara mit „Das Floß der rissen nicht ab. Ob der Konflikt mit dem autoritären Medusa“ ein Oratorium (auch wenn sich

der RIAS-Chor 1968 in Hamburg weigerte, unter einer roten Flagge zu singen). Hans Werner Henze blieb aber nie – wie viele andere seiner Gesinnungsgenossen – beim bloßen Theoretisieren. So reiste er mit dem Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger zum Ernteeinsatz nach Kuba oder organisierte 1976 im italienischen Montepulciano den ersten „Cantiere“, eine Art Volksakademie der Künste, wo man nicht nur die sogenannte Hochkultur pflegte, sondern auch verschiedene Formen der Laienkunst. Mehr als 130 Werke kennzeichnen Henzes künstlerische Schaffenskraft. Die Werke „Boulevard Solitude“ (1952), „König Hirsch“ (1956), „Der Prinz von Homburg“ (1960) und „Elegie für junge Liebende“ (1961) begründeten Henzes Ruf als Opernkomponist. 1966 kam der endgültige Durchbruch mit der umjubelten Aufführung der Oper „Die Bassariden“ in Salzburg. Beeinflusst habe ihn zuerst Mozart, sagte er einmal: „Mozart war auch nicht normal zu seiner Zeit.“ Jede Form von Grenzüberschreitung faszinierte ihn, den hochkreativen Intellektuellen und bedingungslosen Ästheten.

Er war „erst“ 88 Jahre alt, als er seine erste Oper schrieb. Im Jahre 1999 wurde das Stück „What Next“ in Berlin an der Staatsoper unter dem Dirigenten Daniel Barenboim mit großem Erfolg uraufgeführt. Elliott Carters anspruchsvolle, rhythmisch komplexen Arbeiten brachten ihm internationale Anerkennung und nicht zuletzt zwei bedeutende Pulitzerpreise. Elliott Carter wurde 1908 als Sohn eines reichen New Yorker Textilhändlers geboren. Als er im Alter von 16 Jahren in der Carnegie Hall Igor Strawinskis „Le sacre du printemps“ hörte, wurde ihm schlagartig klar, dass es mit der Übernahme des elterlichen Textilgeschäfts nichts werden würde. Er kommentierte dieses Erlebnis mit den Worten: „Es war das Größte, was ich je gehört hatte.“

30

Carter studierte anschließend Klavier, Komposition und Englische Literatur in Harvard und ging schließlich an die Pariser École Normale de Musique, um sein Kompositionsstudium fortzusetzen.

Der Künstler arbeitete als Lehrer, Musikdirektor und Kritiker zeitgenössischer Musik. Im Jahr 1960 wurde er zum Professor für Musik in Yale berufen, ab 1972 lehrte er an der berühmten Juilliard School in New York. Elliott Carter galt als musikalischer Denker und war von ihr leidenschaftlich besessen. Er war zeitlebens ein Publikumsschreck und ein immerwährender Avantgardist. Vor allem im hohen Alter: In der Zeit zwischen seinem 90. und 100. Lebensjahr schrieb Carter mehr als 40 Werke. Sein letztes, „12 kurze Epigramme für Klavier“ komplettierte er erst im August dieses Jahres. Jetzt ist Elliott Carter am 5. November im Alter von 103 Jahren gestorben. Er lebte noch immer in Manhattan, im etwas ruhigeren Stadtteil Greenwich.

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013

Fotos: Library of Congress; Peter Andersen

Elli o tT C art er ( 1908 – 2012)


hören & sehen •

Die besten CDs & DVDs des Monats von Oper über Jazz bis Tanz Plus: Attila Csampai über seine neuen Favoriten (Seite 32) Eine sagenhafte Edition des Werks von Murray Perahia (Seite 38).

La Bohème

Maßstabgetreu Mimi als Punkbraut? Gesungen von Anna Netrebko, mittlerweile 41 Jahre alt und von rotzig-pubertärem Verhalten weit entfernt? Zugegeben: Das kann schief gehen. Im Fall der diesjährigen „La Bohème“-Inszenierung der Salzburger Festspiele funktioniert es allerdings wunderbar: Netrebko singt herzergreifend und auch darstellerisch spielen sie und Tenor Piotr Beczala als distanziert-überforderter Liebhaber ein anrührendes unglückliches Liebespaar. Beeindruckend auch das Bühnenbild. Paolo Fantin verrückt alle Maßstäbe, in dem er Häuser zu Sitzbänken werden lässt und später seine Protagonisten vor riesigen Fensterscheiben wie Püppchen drappiert. Sehenswert! AN

Giacomo Puccini: „La Bohème“ Anna N­ etrebko, Piotr Beczala, Nino Machaidze u.a, Wiener Philharmoniker, Daniele ­Gatti (Deutsche Grammophon)

Foto: Silvia Lelli

31


h ö r e n & s e h e n

Die wichtigsten CDs des Monats, ausgewählt von Attila Csampai

iN neueM Licht Zum Ende des Jahres empfiehlt unser Rezensionsexperte die schönsten Werke alter Komponisten-Klassiker

W

ährend wir uns daran gewöhnt haben, von der Elektronik-Industrie in immer kürzeren Abständen mit neuen Generationen von Handys, Smartphones, Tablets und anderen digitalen Lebensmitteln versorgt zu werden, also die Halbwertszeit solcher Produkte tendenziell gegen Null geht, scheinen sich im Bereich der musikalischen Interpretation stilistische und ästhetische Normen viel länger zu halten: man denke doch nur daran, wie schwer sich die „historische Aufführungspraxis“ zunächst tat, sich gegen die eingefahrenen romantischen Hörmuster und aufgeblähten Orchestersounds durchzusetzen. So sind im normalen Konzertbetrieb Pianisten, die ein Klavierkonzert auf einem historischen Hammerflügel spielen, noch immer die ganz grosse Ausnahme. Doch zeichnet sich auch hier, vor allem dank der Schallplatte, allmählich ein Paradigmenwechsel ab. wolfgang Amadeus Mozart: „Klavierkonzerte K.453 & 482, Rondo K.386“ Kristian Bezuidenhout, Freiburger Barockorchester (Harmonia mundi) Track 4 auf der crescendo Abo-CD: „Andante“ aus dem „Klavierkonzert Es-Dur Nr. 22 K.482“

So sorgte der junge südafrikanische Fortepiano-Spieler Christian Bezuidenhout zuletzt vor allem durch seine ungemein frisch und knackig gespielten Mozart-Sonaten für einiges Aufsehen. Jetzt hat er mit dem Freiburger Barockorchester die beiden Mozart-Konzerte in G-Dur (K.453) und Es-Dur (K.482) eingespielt, und diese Aufnahme setzt neue Maßstäbe an Intimität, an pulsierender Vitalität, an bühnenhafter, zutiefst menschlicher Interaktion: So frisch, so suggestiv durchgeformt, so farbenfroh und polyphon aufgefächert klangen diese beiden viel zu selten gespielten Konzerte noch nie, und der Tonmeister sorgt zudem für eine wunderbare, artifizielle Balance zwischen dem sehr präsent ausgesteuerten, exzellenten Hammerflügel aus der Werkstatt des genialischen Paul McNulty und den „auf Augenhöhe“ mitspielenden und dem Solisten munter Paroli bietenden 30 Freiburger TopSolisten im Schlepptau von Konzertmeisterin Petra Müllejans. Mit dieser Modelleinspielung scheint zumindest bei Mozart die lange Vorherrschaft der Steinway-Pianisten endgültig gebrochen. 32

Franz Schubert: Sämtliche Sinfonien Les Musiciens du Louvre Grenoble, Marc Minkowski (Naive) Track 12 auf der crescendo Abo-CD: „Adagio molto - Allegro vivace“ aus der „Sinfonie Nr. 4 c-Moll“

Frankreichs Barock-Crack Marc Minkowski ging mit seinen Musiciens du Louvre sogar nach Wien, um vor Ort eine Lanze zu brechen für den verkannten Sinfoniker Schubert. Mit drängenden Tempi und scharfer polyphoner Deutlichkeit erteilt er aller biedermeierlichen Gemütlichkeit eine schroffe Absage. So dirigiert er schon die sechs frühen Sinfonien mit einer Intensität und einem „heiligen Zorn“, der jeglichen Zweifel vorab im Keim erstickt und dem ganzen Oeuvre grosse innere Stringenz verleiht: Dieser rasende Elan schlägt dann in der „Unvollendeten“ in pure Verzweiflung um, und aus dieser Leiderfahrung erwächst dann eine durch und durch majestätische, von Beethovens Vorgaben völlig befreite „Grosse“ C-Dur-Sinfonie, die wie kein anderes Werk die Weichen stellt für die Zukunft: Ein ernstes, hochmotiviertes Schubert-Plädoyer, der besonderen, Respekt gebietenden Art. Ludwig Van Beethoven: „Sinfonien Nr. 5 und 7“ Orchestre Révolutionnaire et Romantique, John Eliot Gardiner (Soli Deo Gloria)

Eine ähnliche Haltung gegenüber Beethoven kultiviert auch Englands Originalklang-Ikone John Eliot Gardiner, der jetzt, 20 Jahre nach seinem revolutionären Zyklus, zu Beethoven zurückgekehrt ist: Ein New Yorker Konzertmitschnitt der Sinfonien Nr. 5 und Nr. 7 macht den enormen Reifungsprozess seines „Orchestre Révolutionnaire et Romantique“ deutlich. Heute klingt sein Beethoven noch strenger, noch großartiger, noch beeindruckender. Seine trotz schneller Tempi gravitätische Interpretation verströmt eine Aura des Testamentarischen, einer endgültigen Verfügung. Da sitzt jedes Detail, als sei es in Stein gehauen, aller rhythmischer Elan ist eingebettet in eine grandiose Architektur der definitiven Form: Es sind Dokumente unerschütterlicher Wahrhaftigkeit. www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


Impressum Peter Iljitsch Tschaikowsky: „Sinfonien Nr. 1 bis 3“ London Symphony Orchestra, Valery Gergiev (LSO live)

Valery Gergiev, Russlands führender Dirigent, hat sich derweil in London für die kaum gespielten frühen Symphonien (Nr.1-3) seines Landsmanns Pjotr Tschaikowsky eingesetzt: In den drei in hochauflösender Mehrkanalqualität aufgezeichneten Konzertmitschnitten glänzt das von ihm seit 2007 geführte London Symphony Orchestra mit einer atemberaubenden Spielkultur, die das aufbrausende Temperament des wilden Russen ansatzlos umzusetzen versteht, und selbst bei härtesten Attacken rund und klangschön bleibt. Als erfahrener Opernmann interessiert sich Gergiev vor allem für die lyrische Substanz und das dramatische Potenzial dieser unterschätzten Meisterwerke, die er mit nervigen Tempi und choreografischer Präzision suggestiv ausleuchtet. So staunt man über die reiche folkloristische Thematik dieser frühen Sinfonien, die den oft getadelten „Westler“ Tschaikowsky als zutiefst russische Seele ausweisen. Solti conducts Bartók Werke von Bartók, Kodály, Weiner Chicago Symphony Orchestra, London Philharmonic Orchestra, Budapest Festival Orchestra u.a. (DECCA)

Zu den furiosesten Temperamentsmusikern des 20.Jahrhunderts zählte der vor 100 Jahren geborene ungarische Weltbürger Georg Solti. Obwohl er seine Heimat früh verlassen musste, blieb er sein Leben lang einer der authentischsten Interpreten der Musik Béla Bartóks, einem seiner Lehrer. Auf fünf CDs hat Decca zu Soltis Jubliäum seine wichtigsten BartókProduktionen aus den Jahren 1976-1997 versammelt, und es ist ein beeindruckendes Dokument seines unbestechlichen, rhythmisch prägnanten, scharf zupackenden, stets „aufgeladenen“ Dirigierstils, und seiner tiefen Verwurzelung im ungarischen Idiom. Fast jede Aufnahme hat Modellcharakter, so das „Konzert für Orchester“ mit dem Chicago Symphony Orchestra oder die drei Klavierkonzerte mit Vladimir Ashkenazy. Auf zwei Bonus-CDs kann man den jungen Solti mit seinen ersten Bartók- und Kodály-Aufnahmen erleben und schon da über seine „Schärfe“, seine Präzision und sein emotionales Feuer staunen. The Chopin Album Lang Lang (Sony Classical)

Nach so viel „aufregender“ Musik zum Schluss eher Besinnliches: In nur wenigen Jahren hat Lang Lang in China eine Kultur-Revolution ausgelöst und Millionen zum Klavier gebracht. Künstlerisch war er zuletzt weniger wegweisend, vertraute auf seine manuelle Extraklasse, kultivierte effektvollen Pointilismus. Jetzt hat der 30jährige sein erstes reines ChopinAlbum produziert und neben einigen verstreuten Miniaturen auch den zweiten Etüdenzyklus (op.25) in einer erstaunlich schlüssigen, klangschön-kantablen Interpretation vorgelegt. Auch hier beeindruckt Lang Lang durch seine perfekte Technik, seine mühelose Souveränität, seine orchestrale Klangfülle, die keine Kanten und Ecken kennt, aber auch jeden Stachel des Aufsässigen unterbindet. Er taucht die Etüden in wunderbar duftende Klangbäder strömenden Wohllauts, der filigrane Detailfülle zwar nicht scheut, aber jeden Anflug von Verzweiflung und innerem Aufruhr mit dem Pedal-Weichzeichner entschärft. Beim „Andante spianato“ aber verzettelt er sich in Manierismen und vertändelt den grossen Bogen, trotz des furiosen Schlusses. So hinterlässt der glamouröse Exzentriker auch hier wieder ein nicht ganz ungetrübtes Glücksgefühl.

Verlag Port Media GmbH, Senefelderstraße 14, 80336 München Telefon: +49-(0)89-741509-0, Fax: -11 info@crescendo.de, www.crescendo.de Port Media ist Mitglied im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger und im AKS Arbeitskreis Kultursponsoring

Herausgeber Winfried Hanuschik | hanuschik@crescendo.de

Geschäftsführung Winfried Hanuschik | hanuschik@crescendo.de Hans-Jürgen Kuntze | kuntze@crescendo.de

Verlagsleitung Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de

Chefredakteur Robert Kittel (RK, verantwortlich)

Art director Stefan Steitz

REdaktion Anna Novák (AN), Klaus Härtel (HÄ), Jasmin Braun

Autoren Tobias Haberl, Teresa Pieschacón ­Raphael, Christoph Schlüren (CS)

Kolumnisten Pascal Morché, Attila Csampai, Daniel Hope, John Axelrod

Mitarbeiter dieser Ausgabe Martin Morgenstern (MM), Antoinette Schmelter de Escobar (SDE), Angelika Rahm (AR), Uwe Schneider (US), Malve Gradinger (GRA), Stefanie Paul, Götz Bühler (GB), Dagmar Penzlin (DP), Anna Hermann (AH), Clemens Matuschek (CM), Carla Neumann (CN), Rainer Aschemeier, Michaela Schabel, Peter Krause, Barbara Angerer-Winterstetter, Florian Oberhummer, Martin Geck, Christa Hasselhorst, Arnt Cobbers, Nadja Hannaske, Anselm Gerhard & Bob Coat.

Projektleitung plus regional Liselotte Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de

Verlagsrepräsentanten Tonträger: Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de Kulturbetriebe: L. Richter-Lux | richter-lux@crescendo.de Hifi & Marke: Heinz Mannsdorff | mannsdorff@crescendo.de Marke: Dirk Struwe | d.struwe@crescendo.de Verlage: Hans-Peter Reiter | reiter@crescendo.de

Auftragsmanagement Petra Lettenmeier | lettenmeier@crescendo.de Anna Hermann | hermann@crescendo.de

Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 15 vom 01.09.2011

Druck Westermann Druck, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig

Erscheinungsweise crescendo ist im Zeitschriftenhandel, bei Opern- und Konzert­häusern, im Kartenvorkauf und im Hifi- und Tonträgerhandel erhältlich. Copyright für alle Bei­träge bei Port Media GmbH. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion wieder. Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen.

Abonnement Das crescendo premium-Abo umfasst sieben Ausgaben, inklusive­„crescendo Festspiel-Guide“ und zusätzlich sechs exklusive heftbegleitende premium-CDs und kostet 49,90 EUR pro Jahr inkl. MwSt. und Versand (Stand: 1.1.2012) Versand ins Europ. Ausland: zzgl. EUR 3,- je Ausgabe Bank-/Portospesen Zahlung per Rechnung: zzgl. EUR 5,- Bearbeitungsgebühr. Kündigung: nach Ablauf des ersten Bezugsjahres, jederzeit fristlos. Abo-Service crescendo, Postfach 13 63, 82034 Deisenhofen Telefon: +49-89-8585-3548, Fax: -362452, abo@crescendo.de Verbreitete Auflage: 70.245 (laut IVW-Meldung 3/2012) ISSN: 1436-5529 geprüfte Auflage

Beilagenhinweis: Diese Ausgabe enthält das Supplement HighFidelity und (Teil-)Beilagen von CLASS, der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, der Stiftung KiBa und der TMGS Sachsen.

Das nächste crescendo erscheint Am 31.01.2013

33


h ö r e n & s e h e n

PHILIPPE THE VOICE JAROUSSKY Seine schönsten Aufnahmen zwischen Barock und Belle Epoque – mit sechs bisher unveröffentlichten Arien

Oper

Sir Georg Solti: „Ring“-Box

Für Sammler und Neulinge Eigentlich fehlt nur noch ein Brocken echten Rheingolds in dieser sechseinhalb Kilo schweren Schatzkiste. Wagnerwonnen sind jedoch auch ohne ein Fundstück des über mythenlange Ewigkeiten in den Tiefen des deutschesten aller Flüsse schlummernden Edelmetalls garantiert. Es mag schon sein, dass es keine Abkürzungen gibt, um das philosophischste und erotischste, anarchistischste und aktuellste Epos der Musiktheatergeschichte in vollen Zügen zu genießen. Diese Ring-Box aber ist viel mehr als ein diskographischer Glücksfall für eingefleischte Wagnerianer, und sie ist mehr als ein prunkvoll aufgehübschtes Dokument der allerersten Studio-Gesamtaufnahme der Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“. Zwischen 1958 und 65 hat Georg Solti in den Wiener Sophiensälen, wo im Fasching sonst eifrig Walzer getanzt wurde, die damalige und bis heute nie überbotene Wagner-Weltelite versammelt, um alle vier Ring-Teile einzuspielen – mit einem Experten-Team der Decca, das sich um den legendären Produzenten John Culshaw scharte. Birgit Nilsson war Soltis trompetentönende Brünnhilde, Wolfgang Windgassen ihr geliebter Held Siegfried. Solti konnte die erste Generation moderner Wagner-Sänger gewinnen, die nicht mehr deutschtümelnd deklamierten, sondern mit ihren psychologisch durchdrungenen Partien endlich Wagner-Menschen porträtierten, die uns etwas angingen. Dem entspricht Soltis Zugriff. Energetisch und sanguinisch leitet der ungarische Maestro die Wiener Philharmoniker, Solti versöhnt den dramatischen Puls mit einer Durchsichtigkeit und rhythmischen Präzision, die seine Interpretation zeitlos gültig macht. All das ist in der zu Soltis 100. Geburtstag und dem anstehendem 200. Wagner-Wiegenfest herausgegebenen limitierten Deluxe-Edition plastisch remastered und so technisch ausgereift zu hören wie nie zuvor. Für Aufnahme-Freaks ist dieser Ring alternativ in einer einzigen, die 14 CDs ergänzenden Blu-Ray-Scheibe zu genießen. Ideal für Wagner-Neulinge, die erstes Drachenblut geleckt haben, ist Deryk Cookes in wunderbar verständlichem Englisch auf zwei CDs eingesprochene Einführung in die Semantik und Verwandtschaftsbeziehungen der Leitmotive. Welch‘ klug präzise Musikvermittlung! Weitere wahre Wagner-Preziosen, darunter Faksimiles aus Soltis Arbeitspartitur und Cushaws lange vergriffene persönliche Dokumentation des Mammutprojekts, gibt’s gratis dazu. Mein Favorit in dieser Schatztruhe: Der historische Film der BBC über das „Making of“ der „Götterdämmerung“, ist nun als DVD zu bestaunen. Peter Krause

Richard Wagner „Der Ring des Nibelungen“ Sir Georg Solti u.a. (Decca) Arnold Schönberg

An den Tönen vorbei Arnold Schönbergs Pierrot Lunaire op. 21 von 1912 ist nicht nur eines der legendären Symbolstücke der anbrechenden Moderne, komponiert für Sprechstimme, Klavier, Flöte, Klarinette, Geige und Cello. Abgesehen von den rein musikalisch notierten Ausdrucksmitteln des um das Klavier gruppierten, trennscharfen kleinen Ensembles ist es vor allem die Sprechstimme, die dem Ganzen einen vollkommen neuartigen Charakter verleiht. Hier nun spielt ein technisch hochkarätiges Ensemble um Mitsuko Uchida, das seine Parts exzellent beherrscht. Schauspielerin Barbara Sukowa ist rhythmisch sehr präsent, doch halte ich wenig davon, dass die sprunghaften Tonhöhen so konsequent verfehlt werden. Das ist zwar höchst kompliziert, doch durchaus so gemeint, und der knackige Ausdruck kann diesen Mangel nicht wettmachen. Dazu gibt es ein praktisch informatives und schwärmerisches Documentary auf Deutsch und Englisch mit Spezialisten und den Aufführenden. CS

„Pierrot Lunaire – Solar Plexus of Modernism“ Mitsuko Uchida, Barbara Sukowa u.a. (BelAir) MET-Produktion

Zauberhaftes Pasticcio Multitalent Jeremy Sams, in der britischen Theater- und Filmszene als Komponist, Regisseur und Übersetzer von Opernlibretti bestens bekannt, bescherte der Metropolitan Opera mit seinem Opern-Pasticcio „The Enchanted Island“ den Publikumsrenner 2012. Wie für ein Pasticcio üblich kombinierte er Teile aus diversen Opern und Kantaten (hauptsächlich von Händel, Vivaldi, Purcell und Rameau) und dichtete dazu ein neues, von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ und „Der Sturm“ inspiriertes, englisches Libretto in Versform. Die so entstandene zauberhafte Oper sorgte in der klugen wie effektvollen Produktion als großes barockes Illusionstheater mit schier atemberaubenden Bühnenbildern, einer grandiosen Sängerriege und dem unter William Christie wie ein Alte-Musik-Ensemble aufspielenden MET-Orchester zu Recht für chronisch ausverkaufte Vorstellungen, Standing Ovations und euphorische Kritiken. AR

DVD & Blu-ray Greatest moments in concert 2 CDs & download

www.philippe-jaroussky.de

„The Enchanted Island“ Plácido Domingo, Joyce DiDonato, William Christie (Virgin Classics) 34

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


Solo

Silke Avenhaus

Mozart Delikatesse

Köstliche Schandtaten

Wenn Nikolaus Harnoncourt mit seinem vor fast 60 Jahren gegründeten Concentus Musicus Wien Mozarts Klavierkonzerte in C-Dur (KV 503) und A-Dur (KV 488) mit dem SteinwayLiebhaber Rudolf Buchbinder am Hammerklavier aufführt, dann horcht die Musikwelt noch immer auf. Fasst der Maestro die Werke streng der Form nach, bissig in den Orchestertutti, mit terrassendynamischen Effekten und deutlichen Zäsuren, so setzt Buchbinder auf dem Nachbau eines Instruments von Mozarts bevorzugtem Klavierbauer Anton Walter perlende Läufe, nähmaschinengleiche Stakkati, beredte Melodieführung oder dezente Klangakzente dagegen. Buchbinder zeigt sich auf dem Instrument – er spielte in diesem Live-Mitschnitt erstmals öffentlich ein historisches Instrument – bemerkenswert gewandt und als Meister des Anschlags. Das vor allem in den Ecksätzen überaus musikantische Verständnis entwickelt in den Klangfarbenmischungen von Holzbläsern und Hammerklavier eine Delikatesse, der man gerne zuhört. FW

„Eine unterhaltsame Ansammlung von kleinen ästhetischen Schandtaten“ hat Peter Cossé den „Salon chromatique et harmonique“ genannt, den uns die Pianistin Silke Avenhaus hier auf einem kleinen Couchtisch mit Löwenfüßchen ausbreitet; Achtung, bitte nicht den Likör verschütten! Franz Liszts Arrangement von „Isoldens Liebestod“ donnert bei ihr nicht, sondern glänzt fast verschämt in orangerosa Sonnenuntergangsfarben. Dann ziehen kleine Köstlichkeiten des späten Gioacchino Rossini vorüber, am Schluss ein unglaublich wuchtiges Dessert: Liszts überbordende Fantasie „Après une lecture du Dante“ aus den „Années de Pèlerinage“. Subtil werden die Fäden zwischen Wagner, Liszt und Rossini gesponnen; eine interessante, thematisch klug ausschweifende Zusammenstellung am Vorabend des Wagnerjahres, in die man sich musikhistorisch vertiefen, deren Kurzweiligkeit man aber auch einfach nur genießen kann. MM

Roeckl IntellIgence SolutionS for your touch DiSplay

„Salon chromatique et harmonique“ Silke Avenhaus (Avi) Track 3 auf der crescendo Abo-CD: „Eine Sonate für das ­Album von Frau M. W.“

W. A. Mozart: “Piano Concertos Nos 23 & 25” R. Buchbinder, Concentus Musicus Wien, N. Harnoncourt (Sony Classical)

Pieter Wispelwey

Foto: pieterwispelwey.com

In der Tiefe liegt die Kraft Ein Ganzton tiefer. So lässt sich die Essenz von Pieter Wispelweys neuer Einspielung der BachCellosuiten auf den Punkt bringen – und seine Motivation. Warum sonst hätte er die Suiten nochmals ins Studio tragen sollen, die er ohnehin schon zwei Mal aufgenommen und 1.000 Mal im Konzert gespielt hat? Als „noch rustikaler und rauer“ empfindet Wispelwey den Klang seines Cellos beim Stimmton von 392 Hertz, der präzise einem „normalen“ G entspricht. Und tatsächlich ist die Körperlichkeit der tiefen C-Saite (odersollte man B-Saite sagen?) atemberaubend. Dass Wispelwey ein fabelhafter Musiker ist, der höchst differenzierten Klangfarben- und Vibrato-Einsatz mit eigenwilliger, aber stets organischer Phrasierung verbindet, gerät da schon fast in den Hintergrund. Er könnte sich vorstellen, die Suiten „noch drei Mal aufzunehmen“, schmunzelt er auf der DVD, die der luxuriösen Box beiliegt. Mal sehen, wie tief er noch kommt. CM

Johann Sebastian Bach: „Suites for Cello solo“ Pieter Wispelwey (EPR) Track 11 auf der crescendo Abo-CD: „Sarabande“ aus der „Suite Nr. 5 in c-Moll“

35

www.roeckl.com

Buchbinder & Harnoncourt


h ö r e n & s e h e n

Jazz

Till Brönner

Foto: Andreas Bitesnich

Keine Jamsession

Klingt seltsam: Deutschlands prominentester Jazzmusiker hat endlich wieder ein Jazzalbum aufgenommen. Aber es stimmt. Dabei ist „Till Brönner“, wie der sonst auch als X-Factor-Juror oder Echo-Jazz- und Radio-Moderator bekannte Musiker sein neues Album in aller essentiellen Reduktion nennt, keine Jamsession. Und auch kein Seitensprung in die Avantgarde, wie es ihn live in den letzten Jahren mit Brönner vereinzelt zu erleben gab. Tatsächlich erfüllt sich der Trompeter, der auf diesem Album meistens Flügelhorn spielt, hier selbst einen lang gehegten Traum. Die zwölf instrumentalen Kompositionen, von denen immerhin die Hälfte aus der Feder des Leaders stammen, sind sein Tribut an die Soundwelten von CTI, jenes Labels, das half, den Jazz in den 70ern auch für Rockfreunde populär zu machen – mit geschmackvollen Grooves, cineastischen Arrangements und Stars wie George Benson, Hubert Laws, Deodato oder dem von Brönner hoch verehrten Trompeter Freddie Hubbard. Wenn Imitation die ehrlichste Form des Kompliments ist, funktioniert dieses penibel produzierte Album mit all seinen geschickt gesetzten Fender Rhodes-Akzenten, seinen ohrwurmenden Bassläufen, den imponierend schönen Bläser- und Streicherarrangements und dem klangreichen Echo auf Brönners Flügelhorn fast schon wie ein Kotau. Aber einer mit verdammt viel Groove. GB

„Till Brönner“ Till Brönner (Verve) Makoto Ozone

Hexerei! There’s no school like the old school! Vor allem, wenn die „Old School“ so schön und modern präsentiert wird... Makoto Ozone, der japanische Jazzpianist, der schon mit zwei Jahren an der Hammondorgel saß, studierte am renommierten Berklee College of Music in Boston. Er ist ein großer Fan von Oscar Peterson und bringt mit seinem neuen Trio, bestehend aus Christian McBride (b) und Jeff „Tain“ Watts (dr) die große Schule des Klaviertrios zurück. Das einzige Stücke, dass nicht aus seiner Feder stammt ist Duke Ellingtons „Satin Doll“. Und die Herren hatten Spaß, das kann man hören! Die Hexe von Herrn Ozone bewegt sich sowohl im 3/4 als auch im 4/4 Takt, schlägt Haken und wird in fast allen Stücken, zumindest im Solo, thematisiert. Wie steht es so schön in den Liner Notes: „Man, did we swing!“ Besondere Empfehlung: Der Titelsong „My witch’s blue“. AH

„My Witch’s Blue“ Makoto Ozone, Christian McBride, Jeff „Tain“ Watts (DECCA) Kurt Elling

Jazz aus der Komponisten-Schmiede Konkurrenz belebt das Geschäft. Drei Schneider oder vier Friseure in einer belebten Seitenstraße profitieren von einander. Aber 160 Songwriter-Teams und Musikverlage in einem Haus? Diese fast schon fabrikartigen Zustände herrschten im „Brill Building“ schon zu Big-Band-Zeiten und vor allem in den Sternstunden des Rock’n’Roll - Duke Ellington hatte hier ebenso ein Büro wie später Burt Bacharach, Leiber & Stoller, Mann & Weil und heute noch Paul Simon. Kurt Elling, mit fast so vielen Oktaven im Stimmumfang wie Grammy-Nominierungen einer der erfolgreichsten Jazzsänger unserer Zeit, zollt diesem musikgeschichtsträchtigen Gebäude in Midtown-Manhattan mit diesem Album Tribut. Mit seiner treuen Band um den Pianisten Laurence Hobgood und Gästen wie dem Saxofonisten Ernie Watts interpretiert der Stimmbandzauberer nicht nur die ganz offensichtlichen „Brill Building“-Klassiker wie etwa „On Broadway“ oder „Come Fly With Me“, sondern auch einige weniger heiße Eisen aus dieser Komponistenschmiede. Lustig sein ziemlich originalgetreues „Shoppin’ For Clothes“, im Original ein Novelty-Hit für die Drifters. Voll Soul und Energie in „I’m Satisfied“. Aber vielleicht am überzeugendsten, wenn es eher melancholisch wird, in sorgsam verlangsamten Versionen von „I Only Have Eyes For You“, „American Tune“, „You Send Me“ oder „A House Is Not A Home“. GB

Kurt Elling: “1619 Broadway – The Brill Building Project” (Concord) 36

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


h ö r e n & s e h e n Das Ensemble 1B1

Berstend vor Lebendigkeit Unbekümmert frech hat sich das norwegische Streicherensemble 1B1 unter seinem Leiter Jan Bjøranger Solokonzerte von Bach passend gemacht, für Viola und Fagott transkribiert und sogar ein ganz neues Konzert aus Fragmenten und Teilen anderer Werke konstruiert. Nun, so frech, wie man dies kokettierend von sich selbst behauptet, ist das freilich nicht, denn eigentlich knüpft es an eine gängige Tradition an, die erst das Bewusstsein von Autorschaft und Copyright verdrängt hat. Das Ergebnis klingt frisch, historisch informiert, wird mit merklichem Enthusiasmus musiziert und tadelloser Beherrschung der Soloinstrumente präsentiert. Lars Anders Tomter (Viola) und Martin Kuuskmann (Fagott) jedenfalls spielen bis hin zu den beiden Originalwerken Telemanns technisch auf hohem Niveau, gefällig im Ton und mit dem rechten stilistischem Bewusstsein. Die Mittelsätze sind in ihrem Bestreben zu einem kräftigen Schönklang vielleicht etwas zu larmoyant geraten, die schnellen Sätze hingegen bersten nur so vor Lebendigkeit. FW

Bach, Telemann: “Concertos for Viola and Bassoon” Jan Bjøranger, 1B1 (Simax Classics) Track 9 auf der crescendo Abo-CD: „Virement“ aus Telemanns „Konzert in G-Dur“ Ars Antiqua Austria

Haydns Vorgänger Als Gregor Werner 1766 im Alter von 73 Jahren im österreichischen Eisenstadt verstarb, war sein Nachfolger als Komponist und Kapellmeister der Familie Esterházy kein geringerer als Joseph Haydn, der zuvor fünf Jahre lang als Vizekapellmeister mit Gregor Werner gearbeitet hatte. Die Wiederentdeckung „Werners steht noch am Anfang, wenig ist über ihn bekannt. Vermutlich ein Schüler von J. J. Fux, leitete er 38 Jahre lang die Esterházysche Hofkapelle und schuf eine große Anzahl vor allem geistlicher Werke. Das siebenköpfige Ensemble Ars Antiqua Austria, das sich der Wiederbelebung österreichischer Barockmusik widmet, hat unter seinem Leiter Gunar Letzbor nun exemplarische Werke Werners eingespielt. Im transparenten Klangbild und mit klarer Stimmführung erwecken sie die kontrapunktisch exakt gearbeiteten Sätze ebenso wie die virtuosen Passagen der Stücke, die ganz den barocken Idealen ihrer Zeit verpflichtet sind, kunstvoll zum Leben. Besonders in den sakralen Werken erreicht das große Ausdruckskraft. FW

Foto: Severin Schweiger

Alte Musik

Hildegard von Bingen: „Inspiration“ VocaMe (Berlin Classics) Track 10 auf der crescendo Abo-CD: „„O quam mirabilis“ VocaMe

Ein (Sehr-)Alte-Musik Abenteuer Aus dem Nichts erklingt eine Stimme, glockenklar windet sie sich in kleinen Tonschritten durch den weiten Kirchenraum. Aus der einen Stimme werden zwei, dann drei. Klanglich verliert man in dieser Musik leicht die Orientierung, so sehr sind die Stimmen ineinander verschmolzen, so sehr wird man in eine meditative Trance gesungen. Vier namhafte Sängerinnen der Alten Musik-Szene haben sich zum Ensemble „VocaMe“ zusammengeschlossen und unter der musikalischen Leitung von Michael Popp, der galant auf diversen Instrumenten begleitet, präsentieren sie auf ihrem Album Musik von Hildegard von Bingen (1098-1179), die jüngst in den Stand einer katholischen Kirchenlehrerin erhoben wurde. Es sind 14 liturgische Gesänge, an die sich das Ensemble „intuitiv und künstlerisch-kreativ“ angenähert hat. Ein lohnenswertes musikalisches (Sehr-) Alte-Musik Abenteuer – ein harmonisch ungewohntes, zutiefst spirituelles Hörerlebnis für unsere heutigen Klassik-Ohren! AN

Abonnieren Sie jetzt! Vier Hefte für 9,- €

Gregor Werner: „Pro Adventu” Ars Antiqua Austria, Gunar Letzbor (Challenge Classics) Track 8 auf der crescendo Abo-CD: „Cantilena de immacultate“ Daniel und Renate Behle

Wie die Mutter, so der Sohn

www.3satmagazin.de

„Generation“ verbindet mit Sohn und Mutter nicht nur zwei Sängergenerationen, sondern eine gelungene Liedauswahl des 19. Jahrhunderts von Beethoven bis Wagner. Die CD ist sehr klug aufgebaut. Den ersten Part übernimmt Daniel, den zweiten Renate Behle, als Gelenkstelle eine rasante Interpretation von Brahms „Edward“, davor, danach liebeslyrisch zart, mit temperamentvollem Anfang und sphärischem Schluss. Die Verzauberung durch die junge Stimme steigert sich durch durchglühte Kraft der reifen. Er beginnt mit unpathetisch drängendem Temperament. Seine Brahmsinterpretation gefallen durch geschmeidige Schlichtheit, erfrischende Tempi, überraschende Akzentuierungen im Detail, sein zartes Piano. Renate Behle besticht durch kraftvoll subtile Klangfarben. Sehnsuchtsvolle Liebespoesie leuchtet in Hugo Wolfs „Goetheliedern V“ auf, steigert sich bei Liszt zu innigen Momenten der Todessehnsucht, bei Wagners „Wesendonck-Liedern“ zu engelszart intonierten Traumvisionen. Exzellent, temperamentvoll dezent begleitet Oliver Schnyder am Klavier. MS

Lied

Daniel und Renate Behle: „Generation“ (Capriccio) Track 2 auf der crescendo Abo-CD: „Der Engel“ aus den „WesendonkLiedern“

37

Für alle, die gern Ihren Kopf einschalten! Gert Scobel, 3sat-Moderator, empfiehlt das „3sat TV- & Kulturmagazin“

Das Beste in 3sat im neuen „3sat TV- & Kulturmagazin“


h ö r e n & s e h e n

Ein Filetstück für Sammler: Die Gesamtedition zum 65. Geburtstag des Pianisten Murray Perahia

Vergesst die Emotionen!

eit vierzig Jahren ist Murray Perahia exklusiver Sony Classical Artist – ursprünglich natürlich Künstler des von Sony übernommenen legendären Vorgängerriesen CBS, der mit Glenn Gould bereits jenen anderen Klaviergiganten exklusiv betreute, dessen Wirken für immer mit dem Werk Johann Sebastian Bachs in Verbindung gebracht werden wird. Nun hat das Label Perahia zu seinem 65. Geburtstag anlässlich des vierzigjährigen Jubiläums mit einer Gesamtedition geehrt, wie dies sonst eigentlich nur post mortem vorkommt. Und in der Tat – Perahias überragender Rang als Musiker und feinsinniger Virtuose lässt eine solch singuläre Hommage mehr als sinnvoll erscheinen. Die luxuriöse Box beinhaltet auf CD sämtliche 67 Alben, die Perahia seit 1972 eingespielt hat, alle im Mini-LP-Papersleeve, außerdem 5 DVDs (darunter zwei Erstveröffentlichungen von BBC-Auftritten) und ein über 270-seitiges Buch mit Essays und sämtlichen Booklett-Texten und diskografischen Angaben. Einige Aufnahmen, von vielen seit langer Zeit sehnlichst erwartet, erscheinen somit endlich erstmals auf CD: die Préludes von Chopin, Schumann-Lieder mit Peter Pears (mit dem Perahia fünf Jahre lang zusammen musizierte), die erste Aufnahme von Chopins Konzert in e-Moll mit Zubin Mehta und den New Yorker Philharmonikern, und – dies eine besonders begehrte Rarität – von Beethoven die Sonaten Nr. 4 EsDur op. 7 und Nr. 11 B-Dur op. 22. All das ist von höchstem Karat, und alleine deshalb dürften sich manche Sammler diese Box besorgen, die auch die einzige Scheibe enthält, die Perahia nicht für CBS/Sony gemacht hat, aufgenommen 1967 im Trio mit dem Klarinettisten Harold Wright und dem Bratschisten Boris Kroyt und 1976 erstveröffentlicht: Mozarts KegelstattTrio, 3 Stücke aus op. 83 von Max Bruch und Schumanns Märchenerzählungen op. 132. Der Preis von nur 140 € für ‚Murray Perahia – the first 40 years’ ist mehr als verlockend angesichts dieser großartigen Gesamtschau vom genialischen Debütalbum mit Schumanns Davidsbündler-Tänzen bis hin zu Brahms’ Händel-Variationen von 2010. 38

Foto: Felix Broede

Pianist Murray Perahia, geboren am 19. April 1947.

Die Qualitäten von Perahias Spiel sind zeitlos, jenseits von Moden und Trends, und sie liegen in einer jeden Ton mit Bewusstheit erfüllenden Klangkultur, und einem organischen Formbewusstsein, das auf der Dynamik der harmonischen Zusammenhänge fußend das Melodische subtilst artikulierend integriert, die kontrapunktischen Wechselwirkungen spielerisch entfaltet, das Rhythmische in einer Vitalität erstehen lässt, die nie der Mechanik des Taktes verfällt. So sind insbesondere seine Aufführungen von Bach, Händel, Mozart oder Mendelssohn von durchweg transzendentem Rang, und auch bei Scarlatti, Beethoven, Schumann, Chopin oder Brahms sind Perahias Darbietungen in ihrer Noblesse, entwickelndem Logik und dem Zauber der Empfindung ein olympisches Unternehmen. Ich hatte im Oktober 1994 die besondere Ehre, Perahia nach jahrelangem Rückzug in seiner Wohnung im Londoner Stadtteil Ealing erstmals wieder interviewen zu dürfen – gemeinsame Erinnerungen an die Konzerte mit Celibidache hatten den Ausschlag gegeben. Und so konnten wir eine Serie von Interviews machen, die sich über gut sechs Jahre erstreckte. Möge heutigen Nachwuchsmusikern zu denken geben, was Perahia im Januar 2000 über die Rolle der Emotionen sagte, die es von allen Konditionierungen zu befreien gelte: „Die Emotionen müssen aus der Musik selbst wachsen! Wenn man mit dem Studium eines Stücks beginnt, geht es nicht um die Emotionen. Die emotionale Atmosphäre lässt sich nicht festlegen, sie ist ein unstrukturierbarer Aspekt, der dann sinnvoll entsteht, wenn er aus der Struktur hervorgeht. Dann ist die emotionale Atmosphäre die Summe des Engagements, das in die Entstehung der Musik einging. Sie ist das Letzte, sie steht nie am Anfang. Vergesst die Beschäftigung mit den Emotionen! Die sind in ihrer Natur sehr subtil, und sie sollten nicht verfestigt werden, denn dann können sie zu Klischees werden. Die Grundlage bildet die geschmeidige Stimmführung, wie sie Bach und Mozart und alle Großen fordern, und wie fast alle es heute vergessen haben.“ Christoph Schlüren Murray Perahia: „The first 40 years“ (Sony) www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


h ö r e n & s e h e n

Kammermusik

Tabea Zimmermann, Kirill Gerstein

Fast könnten sie einem leid tun, die Bratscher dieser Welt: so ein schönes Instrument und so wenig Literatur dafür. Immer müssen sie in fremden Repertoiregebieten wildern. Doch dann hört man Tabea Zimmermann mit Sonaten von Brahms (op. 120/1, eigentlich für Klarinette), Schubert (Arpeggione) und Franck (Violine), und Mitleid ist wirklich das letzte, was man verspürt. Eher: Bewunderung für die makellose Technik und die voluminöse Tonentfaltung, Begeisterung für die tiefgründige Interpretation, Befriedigung ob des intuitiven Zusammenspiels mit dem fabelhaften Pianisten Kirill Gerstein. Besonders die dunkle, melancholische Brahms-Sonate liegt den beiden hörbar am Herzen – kein Wunder, ist das Schwesternwerk op. 120/2 doch bereits auf dem letzten gemeinsamen Album verewigt. Ein Glück, dass sich die „schönste C-Saite der Welt“ (György Ligeti über Tabea Zimmermann) nicht an Repertoireschranken hält. CM

Foto: Marco Borggreve

Genuss jenseits der Repertoiregrenzen

„Brahms, Schubert, Franck. Sonatas for Viola & Piano Vol.2“ Tabea Zimmermann, Kirill Gerstein (Myrios Classics) Track 6 auf der crescendo Abo-CD: „Andante un poco Adagio“ aus „Sonate für Bratsche und Klavier f-Moll“ Schulhoff, Ullmann, Tausky

Paul und Huw Watkins

Wenn die Welt aus den Fugen gerät Paul Watkins und sein Bruder Huw am Klavier stellen eine große Bandbreite englischer Cellosonaten von der Spätromantik bis zur klassischen Moderne vor. Hubert Parrys große Sonate in schwärmerisch eigenständiger Brahms-Nachfolge, Frederick Delius’ luftig improvisatorisch anmutende einsätzige Sonate von 1918 und Granville Bantocks anrührende hebräische Improvisation Hamabdil sind allesamt sehr wohltuende Entdeckungen, solide dargeboten. Sie werden überragt von der 1905 entstandenen und 1927 revidierten Sonate von John Foulds (1880-1939), dem Meisterwerk schlechthin der britischen Celloliteratur, das, den Klassikern Debussys oder Prokofjews ebenbürtig, in der raffinierten Vereinigung von Einfachheit und schlagender Originalität, mystischer Versenkung, heiterem Gemüt und verwegener Brillanz sprachlos macht. Und wenn im alles überstrahlenden Lento die Vierteltöne kommen, scheint die ganze Welt aus den Fugen zu geraten. Grandios. CS

Foulds, Parry, Delius etc.: „British Works For Cello and Piano Vol.1“ Paul Watkins, Huw Watkins (Chandos)

Lost Generation Die Serie „exilarte“ des Wiener Labels Gramola widmet sich in vorbildlich dokumentierender Weise vom Hitler-Regime verfemten Meistern, was sich besonders eindrücklich im inhaltlich so reichen wie fundierten Booklett-Text niederschlägt. Das English Chamber Orchestra unter David Parry bürgt für professionelle Lesart der technisch anspruchsvollen Werke, unter welchen Erwin Schulhoffs Doppelkonzert für Flöte, Klavier und Streichorchester mit 2 Hörnern op. 63 in seiner Concerto-grosso-artig musikantischen Verve und Viktor Ullmann verdichtetes 3. Streichquartett in der chorischen Fassung von Kenneth Woods herausragen. Anrührend auch Schulhoffs frühe, Grieg huldigende 3 Stücke op. 6 und das Lamento für das bombardierte Coventry vom Exilanten Vilem Tausky (1910-2004). Die Solisten Ulrike Anton und Russell Ryan ergänzen das kontrastreiche Programm mit Schulhoffs spielerischer Sonate für Flöte und Klavier op. 61. CS

„Lost Generation: Schulhoff, Ullmann, Tausky“ Ulrike Anton, Russell Ryan, David Parry (Gramola)

Georg Wübbolt

Esprit und menschliche Schwächen

Film

Dem legendären Dirigentenjahrgang 1912 angehörend, hätte Sir Georg Solti dieses Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert. Grund genug, den 1997 verstorbenen Maestro und großen Gegenspieler von Herbert von Karajan mit einer DVD zu würdigen, die sensibles Porträt und Konzertmitschnitt vereint, auf dem Solti mit dem Chicago Symphony Orchestra Mussorgskij, Prokofjew und Schostakowitsch musiziert. In Budapest ausgebildet, im Schweizer Exil zum Pianisten geschult, nach dem Krieg an den Opernhäusern von München, Frankfurt und London zum vielseitigen Kapellmeister gereift: Soltis künstlerischen Werdegang thematisiert Georg Wübbolt ebenso fesselnd wie dessen signifikant temperamentvollen Dirigierstil, die Entstehungsgeschichte der legendären Gesamtaufnahme von Wagners Ring, die glücklichen 22 Jahre als Chefdirigent in Chicago - und den privaten Heißsporn voller Esprit und kleiner menschlicher Schwächen. AR

Georg Wübbolt: “Solti: Journey of a lifetime” (C Major) 39


h ö r e n & s e h e n

Kirchenklassiker In unserem Labelporträt geht es diesmal um Rondeau Productions. Die Plattenfirma setzt auf geistliche Vokal- und Orgelmusik. von R ainer A schemeier

Foto: Alex Heck

zusammen. Eine erste Co-Produktion Rondeau-Geschäftsführer Frank Hallmit dem RBB sicherte ihnen das Staatsormann ist studierter Kirchenmusiker. Er chester Brandenburg für Bachs berühmte weiß, worauf es ankommt. Das CDBrandenburgische Konzerte. Geschäft hat er auf die harte Tour gelernt: Doch zurück zu Rondeau: Neben 1996 begann er studienbegleitend im mittlerweile drei Klassik-ECHOs für das Konzertverkauf, ab 1999 folgten die ersLabel, konnte der hauseigene Tonmeister ten eigenen Produktionen. In dieser Zeit Tobias Hoff kürzlich einen ganz besonerst entwickelte sich Rondeau Producderen Preis entgegennehmen. Er bekam tion zu dem Label, das wir heute kennen. den „Goldenen Bobby“ für seine CDNoch im LP-Zeitalter von HerProduktion „Shakespeare21“ mit dem bert Lange und Karl-Friedrich Beringer Kammerchor Hannover. gegründet, sollte es ab 1977 zunächst Hoff schmunzelt: „Leuten, die nicht exklusiv Aufnahmen des Windsbacher aus der Szene stammen, muss man meist Knabenchors vertreiben, dessen Leiter Labelchef Frank Hallmann erst erklären, was ein Bobby überhaupt Beringer bis 2012 war. Bald folgten Coglaubt an die Zukunft der CD. ist.“ Der Preis, der vom Verband DeutProduktionen für den Rundfunk und scher Tonmeister als Ehrung für klanglich herausragende CD-ProMajorlabels wie Teldec und EMI. duktionen vergeben wird, nimmt namentlich Bezug auf die AufwiAb 1999 baute Hallmann Rondeau neu auf und positionierte ckelspule alter Tonbandgeräte – den sogenannten Bobby. die Firma mit einem klaren Markenkern: Geistliche Vokal- und Mit Hoff leistet sich Rondeau – als eines von wenigen Labels Orgelmusik sind das Hauptaugenmerk des Unternehmens, das heutzutage – seit 2010 einen fest angestellten Tonmeister der Spitheute seinen Sitz in Leipzig hat. zenklasse und zieht daraus einen entscheidenden Vorteil: „Die Mit dem Thomanerchor, dem Mädchenchor und Knabenchor Hannover sowie Thomasorganist Ullrich Böhme gibt es einen stabi- Beziehung zwischen Künstler und Tonmeister basiert sehr stark auf len Kern herausragender Künstler, mit denen Rondeau Production Vertrauen. In mir haben die Musiker einen festen Ansprechpartner. Gerade in Zeiten, in denen viel manipuliert wird, kann der Künstler immer wieder zusammenarbeitet. Das jüngste Leuchtturmprojekt ist eine Edition ausgewähl- bei Rondeau beruhigt sein, dass wir unsere Arbeit sehr ernst nehter Kantaten Johann Sebastian Bachs, die zehn CDs umfassen soll. men“, erläutert der frisch gebackene Preisträger. Und was bringt die Zukunft? Frank Hallmann ist selbstbewusst: Beteiligt ist neben dem Leipziger Gewandhausorchester auch der „Ich bin davon überzeugt, dass auch im Download-ZeitThomanerchor, den Bach einst selbst leitete. Seit 30 alter die CD nicht vom Markt verschwinden wird. Und Jahren haben die Thomaner keine groß angelegte Kanselbst wenn: Es wird immer die Nachfrage nach guten tatenproduktion mehr in Angriff genommen. Und es Klassikaufnahmen geben. Wir sind mit unserem digigibt noch eine weitere Besonderheit, wie Frank Halltalen Webshop gut dafür gerüstet.“ mann erläutert: „Die CDs erscheinen jeweils zu einem Und so wird man noch Einiges von Rondeau kirchlichen Fest, zum Beispiel zu Weihnachten, zum Production zu hören bekommen. Zum Beispiel zum Reformationstag, aber auch zu Trinitatis oder den Albert-Schweitzer-Gedenkjahr: Der Arzt und NobelMarienfesten. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollpreisträger war bekanntlich ein hervorragender ständigkeit, sondern wollen vielmehr das Kirchenjahr Organist. aktiv begleiten.“ Hinweis: Das Jubiläum „100 Jahre Lambarene“ ist deshalb Auch Ausflüge in andere Sparten kommen vor. Exklusiv für crescendo-­ auch Anlass für mehr als 150 Gedenkkonzerte, die So fragte etwa das Salonorchester Cappuccino per Premium Leser liegt 2013 von der Albert-Schweitzer-Gesellschaft anbeRondeau-CD: „Wieso ist der Walter so klug für sein ­dieser Ausgabe­ zusätzlich raumt wurden. Thomasorganist Ullrich Böhme spielt Alter?“ – ein heiterer Sidestep zur Kaffeehausmusik. eine CD von Rondeau für Rondeau Production derzeit Konzertprogramme Um verstärkt auch weltliche Klänge anbieten zu Production bei. Sie finden neu ein, die einst Albert Schweitzer selbst zusammenkönnen, schloss sich Hallmann in diesem Jahr mit sie auf der letzten Seite. gestellt hat. Clemens und Nick Prokop vom Label „Klanglogo“ www.rondeau.de. n 40

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


Tanz

Historische Kuranlagen &

Goethe-Theater Bad Lauchstädt

Yuri Grigorovich

100 Jahre sollst du schlafen... Svetlana Zakharova, hübsch, hochgewachsen, Endlosbeine und dazu eine stählern sichere Technik, ist der Star des Bolschoi-Balletts und auf dieser DVD ein exquisites Dornröschen. Auch das Ensemble tanzt technisch geschliffen und aristokratisch anmutig. Nach einer Periode der Unsicherheit unter mehrmals wechselnder Leitung gewinnt das Moskauer Elite-Ensemble jetzt unter seinem ehemaligen Primoballerino Sergei Filin die alte Strahlkraft zurück. Und Yuri Grigorovich, von 1964-95 selbst prägender Bolschoi-Ballettchef, hielt sich in seiner Version dieses Tschaikowsky-Balletts von 1973 sichtlich an Marius Petipas farbige UrChoreografie von 1890. Soli, Demi-Soli und Corps de ballet sind so einfallsreich-schrittdicht entworfen, wie es den meisten „Dornröschen“Nachschöpfern nicht mehr gelingt. David Hallberg, Erster Solist des New Yorker American Ballet Theatre (ABT) und zur Zeit DER „danseur noble“ weltweit, gibt mit dem Prinzen Désiré sein Debüt am Bolschoi Ballett, an dem er nun – zum Glück für das Ensemble – fest engagiert ist. GRA

5. Mai 2013 Dagmar Manzel & Salonorchester „Unter‘n Linden“ der Staatskapelle Berlin

Don Giovanni Foto: Nilz Böhme

Foto: Janine Guldner

Yuri Grigorovich: „Dornröschen“ (BelAir) Royal Ballet

In bauschigen Tüllröcken „British Ballet“ war in den 50er/60er Jahren Vorbild für Ensembles in ganz Europa. Warum, bezeugen diese Schwarz-Weiß-Aufnahmen der BBC aus der Zeit: Selten wurde Mikhail Fokines romantisches „Les Sylphides“ von 1907 (filmisch) so fein eingefangen wie hier. Die Royal BalletBallerinen in ihren langen bauschigen Tüllröcken scheinen zu Chopins Préluden, Nocturnen und Walzern überirdisch zu schweben. Technik zählte, aber das Tänzerische, die Atmosphäre waren wichtiger. SaintLéons „Coppélia“ (1870), von Margaret Dale für die Fernsehfassung gerafft, rauscht zu der süffig-melodiereichen Delibes-Partitur nur so dahin, temperamentvoll mitreißend die „Galizien“-Folklore, komisch und zugleich berührend die Puppenmacher-Szenen mit dem dramatischen Robert Helpmann. Und eine Rarität der 1962 gefilmte „Giselle“-Pas-de-deux mit der 43jährigen Margot Fonteyn und dem 22-jährigen ExilRussen Rudolph Nurejew, der den Beginn einer weltberühmten Partnerschaft markiert. GRA

Martha oder Der Markt zu Richmond Foto: Gerd Kiermeyer

Ragna Schirmer Foto: Frank Edel

Die lustigen Nibelungen Foto: Tobias Melle

GOETHES SÄCHSISCHES ARKADIEN

Theatersommer 2013

31. März - 27. Oktober | Goethe-Theater Bad Lauchstädt

„Les Sylphides“, „Coppélia“, „Giselle (Akt II: Pas de deux)“ (ica classics)

OPER 13. April | Telemann SIEG DER SCHÖNHEIT | Theater Osnabrück

Robert Kupferberg

11. Mai | Straus DIE LUSTIGEN NIBELUNGEN | Kammeroper München

Dance Crazy in Hollywood

18. Mai | 29. Juni | Rossini DER BARBIER VON SEVILLA | Bühnen der Stadt Gera

Hermes Pan (1909-90) – Bewegungsgenie im Hintergrund. Der Sohn der eingewanderten griechischen Familie Panagiotopoulos lernte fast alles über Bewegung, Rhythmus und (Jazz-)Musik von seinen afro-amerikanischen Kumpels in Memphis und New York. Er war selber ein glänzender Tänzer, wie eine Nummer mit Film-Göttin Rita Hayworth zeigt. Erfolgreich wurde er jedoch als Film-Choreograf. Und das nicht zuletzt durch die Methode des französischen Bewegungsanalytikers François Delsarte. Jedenfalls hat Pan Film-Tanzstars wie der wunderbaren Cyd Charisse – atemberaubend ihre Nummern – und der kessen Shirley MacLaine grandiose Schritte in die Beine choreografiert und gleichzeitig ihre individuelle Ausdrucksqualität herausgestellt. Für Fred Astaire, der selbst choreografierte, war er jahrzehntelang Assistent, Ideengeber und Berater. Mehr Tanzsequenzen in dieser biografischen Hommage wären schön gewesen. GRA

Robert Kupferberg: „Dance Crazy – in Hollywood“ (Arthaus Musik) 41

19. Mai | 2. Juni | 6./14. Juli | Weber DER FREISCHÜTZ | Oper Halle 25. Mai | 7./13. Juli | Mozart DIE HOCHZEIT DES FIGARO | Oper Halle 14. September | Händel XERXES | Lautten Compagney Berlin 15./29. September | 5. Oktober | Flotow MARTHA oder DER MARKT ZU RICHMOND | Oper Halle 22. September | 20. Oktober | Mozart DON GIOVANNI | Theater Magdeburg

KONZERTE 31. März | VOGLER QUARTETT & DAVID ORLOWSKY 23. Juni | DIE SCHÖNE MAGELONE Bariton: Sebastian Noack | Sprecher: Thomas Quasthoff | Klavier: Manuel Lange 28. Juli | JAN VOGLER & MARTIN STADTFELD 23. August | RAGNA SCHIRMER | Programm: Goldberg-Variationen

Eintrittskarten: Das ganze Programm: www.goethe-theater.com Besucherzentrum: Tel. 034635 905472 | besucher@goethe-theater.com

Historische Kuranlagen und Goethe-Theater Bad Lauchstädt GmbH Parkstraße 18 | 06246 Goethestadt Bad Lauchstädt


✶✶

h ö r e n & s e h e n

Toll, danke!

Bücher

„Klingt großartig, kostet wenig“AV-Magazin.de 3/11

Victoria Newhouse

Konzerthallen Es war nur eine Frage der Zeit, bis endlich ein Buch über die neuen – als „Landmark-Buildings“ bezeichneten – Opern- und Konzerthäuser dieser Welt erscheint. Vielleicht lag es daran, dass es auch ein kostspieliges Vergnügen ist, die neuen Häuser alle zu besichtigen, schließlich ist die Welt der außergewöhnlichen Häuser nicht mehr nur auf Hamburg, Kopenhagen und Sydney begrenzt, sondern findet nun vor allem im Nahen Osten und natürlich China statt. Victoria Newhouse, ein Mitglied er New Yorker Publizistenfamilie (Condé Nast Verlag) hat die wichtigsten Häuser der Gegenwart nun besucht und zusammengefasst. Wer nur einen Bildband erwartet, wird eines besseren belehrt: Das Buch ist voller Informationen und stellt Fragen, auch die der – ab und zu auch noch wichtigen – Akustik. Nicht nur für Architekten und Frank Gehry-Fans interessant und hoffentlich bald auch in Deutschland erhältlich. RK

Victoria Newhouse: „Sight and Sound“. (Monacelli Press) Joachim Kaiser

Kaisers Klassik-Kunde „Wissen schadet dem Leser natürlich nicht, aber es ist weder eine Bedingung, um Musik zu genießen, noch um dieses Buch zu lesen“, erklärt Joachim Kaiser im Vorwort von Sprechen wir über Musik. Dafür wurden einige der Leserfragen, denen sich der Altmeister der Musikkritik in seiner Video-Kolumne Kaisers KlassikKunde auf der Website des SZ-Magazins gestellt hat, ausgewählt: allgemeine und ausgefallene Fragen zu Konzert und Oper, zum Publikumsverhalten, zum Leben eines Kritikers („Wozu braucht die Welt eigentlich Musikkritiker?“). Kaisers Repliken – ernsthaft aber leicht im Tonfall, weil informativ und unterhaltend, oft subjektiv und gelegentlich selbstironisch - bieten intelligentes Lesevergnügen. Und wer es ganz authentisch will, darf zum Hörbuch greifen und den Autor selbst zu Wort kommen lassen. Vor ihm, der auch die Frage „Ist André Rieu möglicherweise der wahre Johann-Strauß-Interpret?“ fundiert, überzeugend, elegant und ohne Süffisanz beantwortet, kann man ohnehin nur den Hut ziehen. AR

Jetzt schenken (lassen):

nuBox 381

Joachim Kaiser: „Sprechen wir über Musik“ (Buch und Hörbuch – Siedler / Der Hörbuchverlag) Für crescendo hat Joachim Kaiser auch geschrieben: Seine Kolumne können Sie auf www.crescendo.de online nachlesen!

„Kompaktbox des Jahres“ (bis 400€) bei der Audio Leserwahl 2012, zum 4. Mal in Folge! „Die Klangqualität ist über jeden Zweifel erhaben... Preis/Leistung: überragend“ Highlight AV-Magazin.de 3/11 200/140 Watt · ab 189,- €/Box inkl. 19% MwSt, zzgl. Versand

Kalender

Jeden Tag Premiere Wenn ein Komponist eine Oper geschrieben hat, gibt es für ihn kaum einen spannenderen Tag als den der Premiere. Erstmals erklingt seine Musik, treten die Sänger im neuen Bühnenbild in schicken Kostümen in Erscheinung. Der Schaffer des Werks fiebert: Wird es den Zuschauern gefallen? Die Musikgeschichte hat allerdings bewiesen: Selbst wenn das Publikum in einer Uraufführung „buh“ schrie, konnte das Stück ein nachhaltiger Erfolg werden – und umgekehrt. Die Macher des Arche Musik Kalenders 2013 haben in den Musikbüchern gekramt und ebensolche Premiereneindrücke und -anekdoten zusammengestellt. Briefe, Zitate, Reaktionen – für jede Woche ein Kalenderblatt. AN

Ehrliche Lautsprecher Günstig, weil direkt vom Hersteller ■ 4 Wochen Rückgaberecht ■ Direktverkauf und HiFi-/Heimkino-Studios: D-73525 Schwäbisch Gmünd und D-73430 Aalen ■ Bestell-Hotline mit Profi-Beratung kostenlos in Deutschland 0 8 0 0 - 6 8 2 3 7 8 0

„Premieren“ Arche Musik Kalender 2013 42

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


The Original Radio Company

DIGITAL

h ö r e n & s e h e n

Weihnachten Prohaska, Mayer, Hope und Co.

Fotos: Burkhard Scheibe / DG; Universal Music (2)

Weihnachtliches Potpourri Schon vor Herbstbeginn sind Lebkuchen und Spekulatius im Supermarkt zu haben. Noch weiter ihrer Zeit voraus waren Anna Prohaska, Adoro, Daniel Hope, Albrecht Mayer, das Deutsche Kammerorchester Berlin und die Augsburger Domsingknaben. Bei hochsommerlichen Temperaturen trafen sich all diese Interpreten in der bundesdeutschen Hauptstadt, um unter der Leitung von Domkapellmeister Reinhard Kammler in der Jesus-Christus-Kirche Weihnachtsklassiker von „Oh du fröhliche“ über „Tochter Zion, freue Dich“ bis „Stille Nacht, Heilige Nacht“ für das Album „Frohe Weihnachten!“ aufzunehmen. Das Resultat ist glasklar intonierte, festlich-familiäre Stimmung mit altbekannten Klängen, die hierzulande eigentlich jeder singen können sollte, aber kaum noch jemand text- und melodiesicher beherrscht. Zu schade! sde

„Frohe Weihnachten“ Anna Prohaska, Adoro, Daniel Hope, Albrecht Mayer, Deutsches Kammerorchester Berlin, Augsburger Domsingknaben (Deutsche Grammophon)

Ten+ Single ab 349 €

Stereo-Combo ab 449 €

+ VIELFALT

Albrecht Mayer, Daniel Hope und Anna Prohaska während der Aufnahme.

Windsbacher Knabenchor

Weihnachtsoratorium reloaded Das Weihnachtsoratorium ist „alle Jahre wieder“ unterm Christbaum zu finden. Nicht einmal, dass der Windsbacher Knabenchor dieses Werk eingesungen hat, ist neu. Gab‘s alles schon. Auch mit Karl-Friedrich Beringer am Dirigentenpult. Doch diese Aufnahme (aus dem Dezember 2011 in der Ansbacher St. Gumbertuskirche) ist einzigartig. Schon, weil sie das Vermächtnis des 34 Jahre lang agierenden künstlerischen Leiters darstellt. Ob die beteiligten Interpreten der Kantaten 1 bis 3 aus diesem Grunde derart überbordende Musikalität, bemerkenswert klaren Chorklang und sensible Gestaltung an den Tag legen, sei dahin gestellt. Die Solisten Jutta Bohnert (Sopran), Rebecca Martin (Mezzosopran), Markus Schäfer (Tenor) und Thomas Laske (Bass) beeindrucken und die Deutschen Kammer-Virtuosen Berlin begleiten gefühlvoll. Es ist das Vermächtnis des musikalischen Leiters, für den Chor ist es auch Ansporn für die Zukunft. Nun aber erst einmal Frohe Weihnachten. HÄ

®

Digitalradio heute: Mehr Musik, mehr Infos, mehr

Unterhaltung, mehr Service. Sie hören, was Sie wollen –

mit dem Ten+ stilvoll und

besser denn je! Typisch Tivoli

Audio: Klares Design, robuste Technik und voluminöser

Johann Sebastian Bach: „Weihnachtsoratorium“ Jutta Bohnert, Rebecca Martin, Markus Schäfer, Thomas Laske, Windsbacher Knabenchor, Karl-Friedrich Beringer (Sony Classical)

Klang. Als Single oder

Stereo-Combo. Mit Digital-

wecker und erweiterbar mit

Quadriga Consort

Wenn Flöten irisch schwelgen

passendem CD-Player. Für

„Bitte unter Alte Musik einordnen“, hat das Quadriga Consort den Plattenhändlern extra noch mal auf das Backcover der neuen CD geschrieben. Das ist ein freundlicher Etikettenschwindel, aber irgendeine Schublade braucht ja scheinbar jedes Ensemble. In der Besetzung Blockflöten, Viola da Gamba, Barockcello, Cembalo, Schlagwerk erklingen auf „On A Cold Winter’s Day“ mit fühlbarer Energie englische Carols, irische und schottische Weisen. Teilweise singt Elisabeth Kaplan in gälischer Sprache, traditionelle französische oder keltische Musikbausteine werden eingebaut, das Ganze ist ein bunter Mix, „einfach Musik, ohne Scheuklappen, alt und neu zugleich, zeitlos und ohne Verfalldatum“ preist der Klappentext. Die „geschmackvolle Dosis Weihnachtsromantik“ jedoch - diese Formulierung fällt auch - muss man schon mögen. Da winkt Loreena McKennitt aus der Wolke. MM

„On a cold Winter‘s Day“ Quadriga Consort (Carpe Diem) Track 7 auf der crescendo Abo-CD: „The Holly and the Ivy“

digitale Vielfalt!

distributed by tad-audiovertrieb.de tivoliaudio.de

radiowelten tivoli audio

blog.radiowelten.de

43


Das

besondere

Weihnachtsgeschenk crescendo im Abo – nehmen Sie sich Zeit für die schönen Dinge des Lebens!

44

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


Sichern Sie sich Ihre Prämie: 1. Hörbuch: „Sprechen wir über Musik. Eine kleine Klassik-Kunde“, Autorenlesung von Joachim Kaiser

*Unsere Premium-Abos umfassen sechs Ausgaben (inkl. Abo-CDs) jährlich + Festspiel-Guide für 49,90 EUR/Studentenabo 39,90 EUR Ja , ich möchte crescendo abonnieren. Zusätzlich zur Prämie meiner Wahl erhalte ich gratis die Geschenk-CD „Inspiration Hildegard von Bingen – Lieder und Visionen“ gesungen von VocaMe (Berlin Classics)

Wählen Sie Ihre Prämie:

(Der Hörverlag)

1. Hörbuch: „Sprechen wir über Musik. Eine kleine Klassik-Kunde“, Autorenlesung von Joachim Kaiser (Der Hörverlag)

2. Buch:

2. Buch: „Sprechen wir über Musik. Eine kleine

„Sprechen wir über Musik. Eine kleine Klassik-Kunde“ von Joachim Kaiser

3. Kalender: Arche Literatur Kalender 2013

(Siedler-Verlag)

Zeit (Arche Kalender Verlag)

Klassik-Kunde“ von Joachim Kaiser (Siedler-Verlag)

4. Kalender: Arche Musik Kalender 2013 (Arche Kalender Verlag) 5. Buch: „Mein Wagner – auf Richards Spuren“ von Alexander Busche, Grebennikov Verlag 3. Kalender: Arche Literatur Kalender 2013 Zeit, soeben ausgezeichnet mit dem gregor international calendar award 2013 in Silber. (Arche Kalender Verlag)

4. Kalender: Arche Musik Kalender 2013 Premieren

6. Kultur-Mini-Abo: (drei Ausgaben) von „Weltkunst: Die Zeitschrift für Kunst und ­A ntiquitäten“ Ja , ich möchte crescendo testen und erhalte eine Ausgabe gratis. Gebe ich Ihnen 10 Tage nach Erhalt des Heftes keine gegenteilige Nachricht, bin ich mit der regelmäßigen Weiterbelieferung* einverstanden und bekomme zusätzlich gratis die Geschenk-CD „Inspiration Hildegard von Bingen – Lieder und Visionen“ (Berlin Classics) Ja, ich möchte von weiteren Vorteilen profitieren. Ich bin damit einverstanden, dass mich crescendo per Post, Telefon oder E-Mail über interessante KlassikNews, Gewinnspiele oder Medien-Angebote informiert.

(Arche Kalender Verlag) Vorname/Name

Telefon-Nr.

5. Buch: „Mein Wagner – auf Richards Spuren“ von Alexander Busche

E-Mail-Adresse

Straße

(Grebennikov Verlag) PLZ/Ort

Geburtsdatum

6. Kultur-Mini-Abo: (drei Ausgaben) von „Weltkunst: Die Zeitschrift für Kunst und Antiquitäten“

Ort, Datum

Unterschrift

CPPAE0712

Bitte senden Sie diesen Coupon an Abo-Service crescendo, Postfach 1363, 82034 Deisenhofen, per Fax an 089/8585-362452 oder senden Sie eine Email an abo@crescendo.de *) Abo-Preis Inland bei Bankeinzug. Rechnungsstellung/Versand ins Ausland gegen Gebühr. Das Abo läuft zunächst für ein Jahr und kann dann gekündigt werden. Das Angebot ist nur in Deutschland, der Schweiz und im EU-Ausland verfügbar und nicht wiederholbar. Geschenk-CD und Prämien: Solange der Vorrat reicht. Eine große Auswahl an CDs und Büchern steht zur Wahl. Widerrufsrecht: Die Bestellung kann ich innerhalb der folgenden zwei Wochen ohne Begründung bei Abo-Service crescendo, Deisenhofen in Textform (z.B. per Mail oder Brief) oder durch Rücksendung der Zeitschrift widerrufen. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung.

45


r e s o n a n z

Rätsel des klassischen alltags Was verbirgt sich hinter diesem Text? Sie kennen mich. Ganz bestimmt. Da bin ich mir sicher, ziemlich sogar. Sie wollen es vielleicht nicht wahr haben, aber es ist so. Wahrscheinlich haben wir uns sogar schon einmal persönlich getroffen. Das wäre auch gar nicht besonders verwunderlich. Das glauben Sie nicht? Sie selbst müssen dazu nicht einmal besonders musikalisch sein. Ist das nicht toll!? Ich bin mir sicher, sie könnten von Musik nicht die geringste Ahnung haben, und wüssten trotzdem, was ich bin und wie ich funktioniere. Ich bin einfach derart elementar, da muss man mich einfach kennen. Ich gehöre zu den Grundlagen der Musik. Zu den Basics, wie man neu-deutsch gerne sagt. Wenn es mich nicht gäbe, es fehlte der Klang. Denn dank mir passt alles zusammen. Daher findet man mich auch fast überall. Bei großen und berühmten Orchestern findet man mich, genauso wie im Musikverein oder im Gesangsverein. Bei Männerchören, Frauenchören, Schülerchören, Kinderchören, in der Flötengruppe, im Schulorchester, im symphonischen Laienorchester – also, wie gesagt, man findet mich fast überall. Bevor es losgeht, werde ich häufig zuerst einmal abgefragt. Wenn mich nicht alles täuscht, dann treffen mich die Schüler sogar im Schulunterricht. Da werde ich quasi gepaukt, meine theore-

tischen Grundlagen erörtert. Dabei bin doch gar nicht so schwer. Man muss doch einfach nur bis drei zählen können. Ein, zwei, drei. Kling, klang, klong. Vielleicht erinnern sie sich ja noch an ihre eigene Schulzeit: Die Glocken klingen häufig nach meinem Prinzip. Ich will ja nicht blasphemisch sein, aber ich bin wohl so etwas wie die Dreifaltigkeit. Vater, Sohn und Heiliger Geist – wenn man so wollte. Doch es gibt mich nicht einfach so. Wenn ich passen und richtig klingen soll, dann müssen schon ein paar Regeln eingehalten werden. Einer allein, bewirkt noch nichts. Es muss sozusagen geschichtet werden, auf einander aufgebaut. Oft ist es erst einer nach dem anderen und dann alle zusammen. Drei ist bei mir die entscheidende Zahl. Aus Dreien werde ich gemacht. Es dürfen aber nicht irgendwelche Dreien sein, sie müssen schon ein bestimmtes Verhältnis haben und zueinander passen. Aus Drei werden dann irgendwann Vier, denn so viele Gesichter habe ich. Die Italiener haben dabei allerdings wohl etwas falsch völlig verstanden. Bei denen geht es nicht um Musik. Sondern mal wieder nur ums Essen. Sie sagen: Ich in Perfektion, das könnten nur Brot, Wein und Käse sein.

rätsel lösen – und eine schöne DVD-Box gewinnen Wenn ­Sie die Antwort kennen, dann schreiben Sie Ihre Lösung unter dem Stichwort „Alltags-Rätsel“ an die crescendo-­Redaktion, Senefelderstraße 14, 80336 München oder per E-Mail an redaktion@crescendo.de. Unter allen richtigen ­Einsendungen verlosen­ wir die DVD-Box „100 Years: Deutsche Oper Berlin“ von Arthaus. Einsendeschluss: 1 ­ 5. Dezember 2012. Viel Glück! Der Gewinner unseres letzten Alltagsrätsels ist Hans-Joachim Mandt aus Bornheim. Herzlichen Glückwunsch! Das richtige Lösungswort hieß im übrigen „Moll.“ (Vielen Dank an dieser Stelle an Frau Luksch, siehe Leserbriefe).

leserbriefe Die Anmerkungen und Anregungen zur vergangenen Ausgabe - und eine im Allgemeinen Betreff: Rätsel des Alltags Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich immer über das neue CrescendoHeft, vor allem auch die Hörproben. Die letzte CD Vol. 39 hat mir übrigens sehr gut gefallen. Nun aber zu meiner Frage zum „Rätsel des klassischen Alltags“. Ich finde immer nirgends die Auflösung? Wäre es denn möglich, daß Sie, wenn Sie den oder die Gewinner im nächsten Heft mitteilen, auch die Auflösung drucken könnten? Das wäre sehr schön, möchte doch wissen, ob ich es auch richtig erraten hätte. Mit freundlichen Grüße und evtl. Dank, J. Luksch, per E-Mail.

46

Betreff: Foto mit Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, den wir irrtümlich mit Georg Christoph Biller verwechselten. Hallo, verehrte Musikfreunde, als Ur-Leipziger darf ich unseren derzeitigen Oberbürgermeister, Herrn Jung, so wie unseren langjährigen Leiter des Thomanerchores, Georg Christoph Biller, kennen. Zum Unterschied: G. Chr. Biller ist von kräftigerer Statur und trägt Brille. Über Herrn Jung weiß ich musikalisch nur, dass er im Rathaus die „erste Geige“ spielt, im Vergleich zum vormaligen OB, der Cello spielt. Manchmal ist der Druckfehlerteufel trotz Internet noch präsent. Also macht ihm den Garaus. mit freundlichen Grüßen, Siegfried Dorn, per Post aus Leipzig.

Leserbrief mit optischem Hinweis: Harald Schmidt mit Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung.

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


g e s e ll s c h a f t

DAS JUBILÄUM • Von der Kindheit bis zur musikalischen Errungenschaft:

er &  V e

Foto: Collage: Gino Braun

Wa

gn

re

rd i

0 20

Die beiden Komponisten im Vergleich (Seite 48) • Wer soll all den Wagner singen? Die Stimmen in den großen Inszenierungen (Seite 52) • Deutschland-Karte: Wo Wagner und Verdi gespielt werden (Seite 54) • Die schönsten Bücher zum Wagner- und Verdi-Jahr (Seite 56) • Pascal Morché über den Hype – und warum wir einen nicht vergessen sollten (Seite 58) • Die schönsten CD-Veröffentlichungen zum Jubiläum (Seite 60) Jah

47


g e s e l l s c h a f t

Wa

gn

rd i

0 Jahre 20

er &  V e

Kann, darf, soll oder muss man zwei große Komponisten vergleichen, die einfach nur zufällig im gleichen Jahr geboren wurden? Wir haben zwei renommierte Experten gebeten, es zu versuchen. Von Martin Geck* ( Wagner) und Anselm Gerhard* (Verdi)

48

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


„Ich entsinne mich, kaum je von ihr geliebkost worden zu sein.“ Richard Wagner über seine Mutter

Kindheit und Familienverhältnisse agner bemerkt in Bayreuther Jahren gegenüber seiner Gattin Cosima „Ich bin in der wildesten Anarchie aufgewachsen“. Seiner Mutter sei „ein gewisses hastiges, fast heftiges, lautes Wesen“ eigen gewesen: „Ich entsinne mich kaum je von ihr geliebkost worden zu sein“. Dazu kommt die Unsicherheit über den Vater: Bis ins Alter hinein hat es Wagner niemals ganz ausgeschlossen, von dem Schauspieler Ludwig Geyers gezeugt worden zu sein, den die Mutter schon ein Dreivierteljahr nach dem Tod ihres Mannes heiratete. Damals war der kleine Richard, der bis zum 15. Lebensjahr den Namen Geyer trug, gerade einmal 15 Monate alt. Bei allem Chaos: Durch Geyer und seine älteren Geschwister kam Wagner seit frühester Kindheit mit dem Theaterwesen in intime Berührung. Und er mag alsbald gedacht haben: Dort liegt meine Rettung aus all diesem Chaos, das ist meine Berufung.

erdi

war nicht der Bauer, als den er sich gerne inszenierte. Seine Eltern waren Händler und verfügten über eigenes Land, das sie von Lohnarbeitern bewirtschaften ließen. Vom flachen Lande kam er gleichwohl: In Le Roncole, seinem Geburtsdorf, lebten weniger als 200 Menschen. Über die nahegelegene Kleinstadt Busseto, in der er das Gymnasium absolvierte, klagte er nach der Rückkehr aus Mailand: «In einem kleinen Dorf gibt es keine Karrierehoffnungen, also verbringe ich meine schönste Jugend im Nichts».

Der erste Kontakt zur Musik Musik wollte Wagner eigentlich nur studieren, um sein schaurig-schönes, jedoch keineswegs untalentiertes Pennäler-Drama „Leubald und Adelaide“ in Musik setzen zu können. Dabei hätte er sich am liebsten von vornherein an Webers „Freischütz“ und an Beethovens „Egmont“-Musik orientiert. Doch nolens volens musste er sich zuvor mit Harmonielehre und Kontrapunkt befassen - zunächst anhand von Lehrbüchern, dann im Privatstudium bei einigen Leipziger Musiklehrern. Erstaunlicher Weise bescheinigte Thomaskantor Christian Theodor Weinlig bereits dem knapp 19-jährigen Wagner, ihm nichts mehr beibringen zu können. Tatsächlich schrieb schon der 20-Jährige seine erste vollständige Oper, nämlich „Die Feen“.

Mit Musik hatte Verdi wohl erstmals in der Dorfkirche zu tun, wo er mit sieben Jahren als Hilfsorganist wirkte. Zur selben Zeit kaufte ihm sein Vater ein kleines Cembalo. Wie wichtig dies für den lernbegierigen Jungen war, zeigt sich darin, dass Verdi das längst nutzlos gewordene Instrument bis zum Tod behielt; es steht noch heute in seiner letzten Wohnung. Entscheidend war auch das Amateurorchester von Busseto, wo knapp 40 Musiker bereitwillig und voller Lokalpatriotismus die Jugendkompositionen Verdis – von Opernouvertüren über Märsche bis hin zu geistlicher Musik – ausprobierten.

Wo sie lebten, wie sie lebten Während Verdi trotz vieler Reisen durch ganz Europa keinen Zweifel daran ließ, dass er Busseto in der Provinz Parma als seinen Wurzelgrund ansah, aus dem er sich niemals verpflanzen lassen wollte, führte Wagner bis zu seiner Übersiedelung nach Bayreuth im Jahr 1872 ein Wanderleben. Das brachte ihn schon bald aus Mitteldeutschland heraus. Würzburg, Königsberg, Riga und vor allem Paris waren die wichtigsten Stationen auf dem Weg nach Dresden, wo er seit 1842 immerhin sieben Jahre zubrachte, sechs davon als Kapellmeister. Die Teilnahme am Dresdner Aufstand von 1849 trieb ihn ins Schweizer Exil. Erst 1861 wurde er teilamnestiert, durfte sich danach außerhalb Sachsens in ganz Europa wieder frei bewegen, wovon er auch fleißig Gebrauch machte. Aus München, wo er 1864 von König Ludwig II. mit offenen Armen aufgenommen wurde, muss er jedoch schon nach zwei Jahren wegen politischer Querelen nach Tribschen bei Luzern am Vierwaldstätter See ausweichen. Acht Jahre später war es dann so weit: Einzug in Villa Wahnfried unter dem Motto: „Hier wo mein Wähnen Frieden fand - Wahnfried - sei dieses Haus von mir benannt“.

Zur Ausbildung wurde Verdi nach Mailand geschickt, dem damals bedeutendsten Zentrum der italienischen Opernindustrie. Zurück in Busseto hielt er es dort nur zweieinhalb Jahre aus, bevor er ohne feste Anstellung versuchte, in Mailand Fuß zu fassen. Die lombardische Metropole war für ihn zehn Jahre lang Lebensmittelpunkt, aber 1848 brach er aus ungeklärten Gründen mit den (vor allem adligen) Freunden und Gönnern in Mailand. Als neuen Wohnsitz wählte er sich – ausgerechnet – Busseto, 1851 dann in unmittelbarer Nähe das von ihm selbst errichtete Landgut von Sant’Agata. Auf Drängen seiner zweiten Ehefrau nahm er allerdings seit 1867 alljährlich Winterquartier in einem Stadtpalast in Genua; zahlreiche Reisen führten ihn ab 1868 wieder nach Mailand und immer wieder auch ins Ausland: So verbrachte er in Paris während über 30 Aufenthalten nicht weniger als sieben Jahre seines Lebens.

49


g e s e l l s c h a f t

Die Frauen Wagners Verhältnis zu seiner Frau Minna war nicht so schlecht, wie er es Außenstehenden gern darstellte. In gewissem Sinne „hielt“ die fast 30 Jahre andauernde Ehe bis zum Tod des „guten Minels“ im Januar 1866. Und wenngleich Wagner seine erste Gattin immer neu zum Teufel wünschte, war er doch auf sie fixiert – fast im Sinne einer Mutter-Kind-Beziehung. Cosima von Bülow, mit der er schon 1863 einen geheimen Lebensbund geschlossen hatte, wurde sieben Jahre später seine Wunschgattin. Im Gegensatz zu Minna hing sie ungeachtet ihrer eigenen Bildung - an seinen Lippen, nahm ihm nach Möglichkeit alle Mühsal des Alltags ab, schenkte ihm auch noch drei Kinder: Isolde, Eva und Siegfried. Jessie Laussot und Mathilde Wesendonck – diese Namen stehen für potenzielle Geliebte. Dass er die beiden durchaus kunstsinnigen Frauen geliebt und vor allem als „Muse“ gebraucht hat, steht außer Frage. Bis zu welchen Handlungen sie das Spiel mit dem Feuer als Ehefrauen mitgemacht haben, steht in den Sternen. Liebchen dürfte Wagner in seinen Wanderjahren immer wieder gehabt haben. Danach mag Cosima für Ordnung gesorgt haben.

Der Tod seiner ersten Frau, der Tochter seines wichtigsten Förderers in Busseto, im Alter von nur 26 Jahren muss Verdi schwer getroffen haben. Mit Giuseppina Strepponi teilte er sein Leben von 1847 bis zu ihrem Tod 1897, aber erst 1859 bekannte er sich mit der Heirat zu der früheren Opernsängerin und Mutter dreier unehelicher Kinder. Indizien für Affären gibt es einige, freilich war Verdi höchst diskret; kein einziger Liebesbrief hat sich aus seiner Feder erhalten. Nur die Beziehung zur tschechischen Opernsängerin Teresa Stolz nach 1868 ließ sich nicht verheimlichen. Nach einer schweren Ehekrise fanden Verdi, Giuseppina und Teresa zu einem neuen Arrangement: Ab 1882 verbrachten sie alljährlich die Badekur im toskanischen Montecatini zu dritt.

Die Finanzen Am Ende seines Lebens war er fast schuldenfrei. Die Aufführung des „Parsifal“ im Jahr 1882 endete für das „Pumpgenie“, von dem Thomas Mann sprach, sogar mit einem Überschuss. Davor jedoch: Schulden über Schulden, ein Fass ohne Boden. Er kannte seinen „Narren am Luxus“ und brauchte ihn: „Meine stark gereizte, feine, ungeheuer begehrliche, aber ungemein zarte und zärtliche Sinnlichkeit muß sich irgendwie geschmeichelt fühlen.“

Als Krämersohn hatte Verdi scharf zu rechnen gelernt. Schon nach den ersten Erfolgen forderte er grundsätzlich Honorare an der obersten Schmerzgrenze der Vertragspartner. So hatte er sich bereits als Mittdreißiger ein Vermögen erarbeitet. Auch wenn er sich von Hausangestellten umsorgen ließ, machte er sich freilich wenig aus Luxus. Alle Einnahmen aus den Aufführungen und den Nebenrechten seiner Werke investierte er in Grundbesitz. Nach 1860 hätte er auch ohne Tantiemen, alleine von den Erträgen seines Landguts leben können. Sant’Agata umfasste schließlich die exorbitante Fläche von fast 700 Hektar, die zeitweise von über 200 Lohnarbeitern bewirtschaftet wurde.

„Meist handelt es sich

(bei Verdi) um taktische Aussagen, die präzisen geschäftlichen Interessen dienten.“

Die Schriften Das schriftstellerische Werk zeigt die unterschiedlichsten Facetten. Auf der Haben-Seite stehen die emphatisch-utopistischen Streitschriften wie „Das Kunstwerk der Zukunft“ und „Die Kunst und die Revolution“. Auch das dickleibige, bei aller Egozentrik geniale, musikästhetisch höchst bedeutsame Werk „Oper und Drama“ gehört dorthin. Auf der anderen Seite gibt es das üble Pamphlet „Das Judentum in der Musik“ und die vor allem für die „Bayreuther Blätter“ geschriebenen Spätschriften. Diese sind ein eher schlecht schmeckender Sud aus Wagners Bayreuther Weltanschauung: ein Sammelsurium Schopenhauerscher, sozialistischer, rassistischer, antisemitischer und vegetarischer Ideen.

Verdi hat sich nie öffentlich zu seinen Werken geäußert. Zwar kann man aus seinen Briefen manches über sein musikalisches und ästhetisches Denken erfahren. Aber meist handelt es sich um taktische Aussagen, die präzisen geschäftlichen Interessen dienten.

Musikalische Errungenschaften Wagners Musik bringt Saiten in uns zum Schwingen, von denen wir ohne sie nicht wüssten, dass es sie gibt. Wer hat die Mischung von Liebeslust und Todesverfallenheit zwingender in Musik gesetzt als Wagner in „Tristan und Idsolde“? Bis heute kann man Mut und Kompromisslosigkeit bewundern, mit denen er dort sein Innerstes nach außen gekehrt hat. 50

Im Unterschied zu Wagner war Verdi kein Revolutionär. Im Geflecht von Publikumserwartungen und standardisierten Besetzungen verwandelte er die Oper vielmehr durch die Evolution und schließlich auch die Aushöhlung der von Rossini durchgesetzten Konventionen. Während „Otello“1887 einen letzten Gipfelpunkt der traditionellen italienischen Oper bedeutet, stieß er sechs Jahre später mit dem lakonischen Dialogstil seines „Falstaff “ die Türen weit zur Moderne auf. www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


Musik & Politik Wagners politisch-ästhetische Ideen kreisen um ein Thema: Er empfiehlt seiner verrotteten Gegenwartsgesellschaft die Erlösung durch Untergang – zelebriert von ihm selbst als Kunstpriester. Was kommt nach dem notwendigen Untergang? Beim vorrevolutionären Wagner ist es eine Gesellschaft, die ganz konkret die bessere ist: eine Gesellschaft der Liebe und Mitmenschlichkeit ohne Fixierung auf den Fetisch ‚Eigentum’. Beim nachrevoltionären Wagner bleibt offen, was dem in den Bühenwerken phantasierten Ende an Positivem folgen soll. Auch „Parsifal“ bleibt da nebulös.

Verdi beteuerte, er verstünde nichts von Politik. Obwohl er vier Jahre lang als Abgeordneter im ersten italienischen Parlament saß und obwohl seine frühen Opern seit etwa 1880 als klingender Ausdruck der Einigungsbewegung interpretiert werden, sollten wir diese Aussage ernstnehmen. Mit Ausnahme der römischen Propaganda-Oper „La battaglia di Legnano“ von 1849 ist keines seiner Werke unmittelbar auf die politische Situation bezogen. Der Mythos vom revolutionären Charakter des Gefangenenchors aus Nabucodonosor kam erst kurz vor Verdis Tod auf. Schon seit 1861 wurde jedoch die Person Verdis als Repräsentant des neuen Italiens instrumentalisiert – nicht zuletzt, weil seine ‹Sprache› in Turin wie in Sizilien verstanden wurde.

Theaterkonzeption Wagner und Verdi – beiden leben von der Tatsache, dass die Oper ein, wenn nicht der Mythos des 19. Jahrhunderts ist. Während es für Verdi jedoch ein Mythos der Stimme, ein Mythos des Gesangs ist, geht es bei Wagner um den ‚Mythos Musik’ schlechthin, um jenes „opus metaphysicum“ der Musik, als das Nietzsche „Tristan und Isolde“ feiert. Die Stimme ist etwas Körperliches und damit Reales. Demgemäß schreibt Verdi für die reale Opernbühne, für ein reales Publikum, auf dessem Gewohnheiten er immer wieder Rücksicht nimmt. Auch die Sujets seiner Opern sind realistisch: Ob „Rigoletto“, „Traviata“ oder „Aida“: Der Tod ist grausam und das absolute Ende. Anders Wagner: Die reale Opernbühne ist ihm zu eng, das Publikum muss sich seinem Willen beugen, und bei all seiner Wertschätzung für Sängerstimmen sind diese doch nur einzelne Wogen im Ozean des Klanges. Dieser Ozean steht für das Unendliche, das Irreale, das Göttliche. Da ist er ganz der Kunstprophet, der Verdi nie sein wollte.

Auch wenn Verdi das Rad des Musiktheaters nicht neu erfinden wollte – beharrlich erkämpfte er der italienischen Oper einen vorher unvorstellbaren Rang. Auch deshalb waren ihm Shakespeare und Schiller so wichtig. Mit Werken wie „Don Carlos“ oder „Otello“ beanspruchte er den Platz im Olymp der ‹Weltliteratur›, den Wagner schon ab 1850 für seine Musikdramen reklamiert hatte. Heute ist Verdi weltweit der meistgespielte Opernkomponist. In den deutschsprachigen Ländern erzielten seine Werke bereits nach dem Ersten Weltkrieg höhere Aufführungszahlen als diejenigen Wagners. Auch wenn es seit etwa hundert Jahren schick ist, Verdi als bäurischen Komponisten für die ‹kleinen Leute› abzutun: Von seiner höchst reflektierten Kunst der prägnanten Personenzeichnung durch gleichsam verinnerlichte Gesten haben viele gelernt – nicht nur Puccini, sondern auch Strawinsky, nicht nur Tschaikowsky, sondern auch Schostakowitsch.

Die Autoren *Wagner-Texte (links): Martin Geck lehrt als emeritierter Professor Musikwissenschaft an der TU Dortmund. Seine wissenschaftlichen Sporen verdiente er sich als Gründungsredakteur der Richard-Wagner-Gesamtausgabe. Danach hat er sich sein Leben lang mit Wagner beschäftigt und über ihn geschrieben. Seine Bücher wurden in ein gutes Dutzend Sprachen übersetzt. Für sein großes Bach-Buch bekam er einen Literaturpreis, sein „Mozart“ wurde ein Bestseller.

*Verdi-Texte (rechts): Anselm Gerhard arbeitet seit 1994 als Professor für Musikwissenschaft an der Universität Bern; er ist Mitherausgeber des Verdi Handbuchs (2001, grundlegend überarbeitete Neuauflage 2013). Für seine Forschungen zur Oper, zur Musikästhetik und zur Geschichte der Musikwissenschaft wurde er 2009 in London mit der Dent Medal ausgezeichnet.


g e s e l l s c h a f t

Wa

gn

rd i

0 Jahre 20

er &  V e

Die

Großmeister auf Papier

Auch viele Verlage nutzen die kollektive Aufmerksamkeit für neue Bücher über die beiden Großmeister. Da Wagners Jubeltag bereits im Mai sein wird, liegen über ihn schon mehrere gewichtige Bände vor. Und die erste neue Doppelbiographie versucht die beiden so unterschiedlichen Komponisten zusammen in den Blick zu nehmen. Von Dagmar Penzlin

Die Wagner-Zeit Martin Geck macht gleich klar, was er vorhat: „Ich will nicht Wagner auf die Schliche kommen, sondern mir selbst und meiner Zeit.“ Und das heißt für den erfahrenen Musikwissenschaftler Geck, herauszubekommen, warum uns Wagner und insbesondere seine Musik bis heute so fesselt. So verfolgt seine 400 Seiten starke Biographie vorrangig, wie sich der Komponist zum „großen Magier“ der Opernbühne entwickelt hat, wie er seinen Weg ging – allen Widerständen zum Trotz. Dem Autor gelingt die Gratwanderung, Distanz zu Wagner zu wahren und zugleich seine ganz persönliche Wagner-Faszination zu schildern. Und das alles auf der Basis von fundiertem Wissen. Für wen interessant? Martin Geck weiß, wie man packend und verständlich selbst komplexe Angelegenheiten erzählt. Und man spürt: Die Tür zu seiner Wagner-Biographie steht allen offen, die es genauer wissen wollen. So gibt es immer wieder Passagen, die analytisch richtig tief in die Musik einsteigen. Insgesamt ein Muss für alle ernsthaft Wagner-Begeisterten. Martin Geck: Wagner. (Siedler-Verlag)

Wagner-Handbuch Ein Handbuch kann viel, aber nicht alles. Das gilt insbesondere, wenn es um Richard Wagner geht. Herausgeber Laurenz Lütteken stellt deshalb gleich im Vorwort klar, dass bewusst die „Rezeptionsgeschichte sehr weitgehend ausgeblendet“ wurde, „um das Wissen über Wagner und seine Werke zusammenzufassen, nicht seine Wirkungen“. Versierte Autorinnen und Autoren beleuchten in über 60 Kapiteln grundlegende Aspekte. Zum Beispiel die Schauplätze seines Lebens, den Schaffensprozess, natürlich jedes Bühnenwerk ausführlich und immer wieder, wie Wagner sich selbst inszeniert hat und an der Erzählung seiner Lebensgeschichte selbst gebastelt hat. Für wen interessant? Für alle, die sich mit Wagner beschäftigen – privat wie beruflich. Sei es, um sich durch die Lektüre auf einen Opernbesuch vorzubereiten oder um den aktuellen Stand eines 52

Themengebietes zu klären. Das Handbuch begeistert durch eine klare Struktur bis in die einzelnen Abschnitte des jeweiligen Kapitels hinein. Sehr einladend. Laurenz Lütteken (Hg.): Wagner-Handbuch. (Bärenreiter-Verlag / Verlag J.B. Metzler)

Das große Wagner-Lexikon Unendliche Melodie, Zukunftsmusik, Tristan-Akkord – allein auf musikalischer Ebene gibt es viele Schlagworte, deren genaue Bedeutung der WagnerInteressierte gern mal nachliest. Oder was stand genau in einer der zentralen Schriften des Meisters? Oder wer ist noch mal diese Frauenfigur in jenem Bühnenwerk? Oder was dachte Wagner über Komponisten seiner Epoche? Mit dem neuen, wissenschaftlich basierten Wagner-Lexikon zur Hand lässt sich das alles gezielt nachlesen. Unnötig pompös: der Klappentext, der Superlative bemüht und voller Eigenlob ein Lesebuch anpreist, „wie man es sich über Richard Wagner nicht vollkommener wünschen kann“. Weniger wäre da mehr. Für wen interessant? Für alle, die sich immer wieder mit Wagner genauer auseinander setzen und sich - dank Lexikon und weiterführenden Literaturhinweisen - direkt bestimmten Aspekten nähern wollen. Und natürlich ist dieses dicke Buch auch etwas für Wissbegierige zum Schmökern. Daniel Brandenburg, Rainer Franke und Anno Mungen (Hg.): Das Wagner-Lexikon. (Laaber-Verlag)

Verdi-Wissen Giuseppe Verdis 200. Geburtstag jährt sich erst im Herbst nächsten Jahres. So dominieren aktuell auf dem Buchmarkt die Wagner-Neuerscheinungen. Zu Verdi allein liegt bisher eine Novität vor. Das Büchlein hat aber mit Anselm Gerhard ein sehr namhafter Verdi-Forscher geschrieben, der etwa das Verdi-Handwww.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


buch mit herausgibt – auch die Neuauflage im kommenden Jahr. Gerhards jüngster Streich, knappe 130 Seiten im JackentaschenFormat, hat es in sich: Der Musikwissenschaftler galoppiert virtuos durch Verdis langes Leben und seinen Opernkosmos. Wo nötig, drosselt er etwas das Tempo, erläutert Besonderheiten und falsche Legenden oder lässt Tiefenerkenntnisse der Verdi-Forschung aufscheinen. Etwas anstrengend beim Lesen – zumal für den Laien – sind all die italienischen Fachbegriffe, die zwar ein Glossar hinten im Buch erläutert, wodurch aber der Sprachstil stellenweise recht gespreizt anmutet. Für wen interessant? Für alle, die den schnellen, kenntnisreichen Überblick suchen. Anselm Gerhard: Giuseppe Verdi. (Verlag C.H. Beck)

Wagner-Wissen Irgendwie typisch: Zu Verdi veröffentlicht der Verlag C.H. Beck einen Band in seiner Wissen-Reihe, zu Wagner gleich zwei Bände im Vorfeld zum Jubel-Jahr 2013. Leben und Werk des gebürtigen Leipzigers verlangen offenbar nach mehr Worten, nach mehr Raum, weil so viel drumherum zu erläutern ist. Zwei ausgewiesenen Wagner-Kennern gelingt jeweils das Kunststück, Grundlegendes auf knapp 130 Seiten zusammenzufassen. Sven Friedrich, seit bald 20 Jahren Direktor des Richard-Wagner-Museums in Bayreuth, beleuchtet Inhalt und Komposition der 13 Opern verständlich. Eine prägnante Einleitung und ein biographischer roter Faden helfen, die Werke in den Lebenslauf einzuordnen. Egon Voss, Editionsleiter der Richard-Wagner-Gesamtausgabe, schildert flüssig den Lebensweg des Komponisten. Keine leichte Aufgabe, die Voss aber aufgrund seiner jahrzehntelangen Vertrautheit mit Wagner souverän meistert. Für wen interessant? Beide Bände bieten Basisinformationen. Für Wagner-Interessierte mit wenig Zeit ideal. Sven Friedrich: Richard Wagners Opern. (Verlag C.H. Beck) Egon Voss: Richard Wagner. (Verlag C.H. Beck)

Doppelbiographie Zwei große Komponisten – beide im selben Jahr geboren und beide konzentriert auf die Oper: Was läge da näher, als eine Doppelbiographie zu schreiben? Eberhard Straub, Historiker und Journalist, versucht Verdi und Wagner als „Angehörige der gleichen Generation“ zu porträtieren. Er arbeitet sich durch zwei reiche Lebensläufe, doch so richtig packen will einen die Lektüre nicht. Es fehlt das Hinterfragen von Quellen und Selbstinszenierungen, wie es in anderen Veröffentlichungen zu Verdi und Wagner mittlerweile Standard ist. Der Europa-Gedanke als Bindeglied zündet nicht wirklich. Für wen interessant? Für alle, die mit viel Zeit eine romanhaft anmutende Doppelbiographie lesen mögen. Eberhard Straub: Wagner und Verdi. Zwei Europäer im 19. Jahrhundert. (Klett-Cotta Verlag)

Die Friedelind Der Wagner-Clan ist groß, weit verzweigt und Familienzwist hat Tradition. Häufig im Zentrum von Auseinandersetzungen: die Bayreuther Festspiele. Davon zeugt auch die Biographie von Friedelind Wagner, die sich während der NS-Zeit dem Bayreuther Kult um Adolf Hitler verweigert hat und in die USA emigriert ist. Die Wagner-Enkelin bleibt zeitlebens das schwarze Schaf der Familie – ohne Chance, Chefin auf dem Grünen Hügel zu werden. Eva Rieger hat umfassend recherchiert. Gut, dass die Musikwissenschaftlerin und Wagner-Kennerin weiß, wie man detailreich und plastisch erzählt. Für wen interessant? Wen 500-Seiten-Wälzer nicht schrecken, gewinnt in dieser spannungsreichen Biographie über Friedelind Wagner zugleich Einblicke in die Geschichte des Wagner-Clans und versteht Konfliktlinien, die bis heute bestehen. Eva Rieger: Friedelind Wagner. Die rebellische Enkelin Richard Wagners. (Piper Verlag)

Bachinanal-

Oraig n uplätze sch ! erleben

15.03.- 24.03.2013

Tickets schon €ab 20,–

FOTO: AYMERIC GIRAUDEL

w w w. b a c h f e s t i v a l . a r n s t a d t . d e

FR., 15.03.2013 FRANCESCO TRISTANO Long Walk

FR., 22.03.2013 HAMBURGER RATSMUSIK Bachs Schüler

SA., 16.03.2013 FELIX REUTER Der verflixte Bach

SA., 23.03.2013 KMD GOTTFRIED PRELLER Dem Klang auf der Spur

SA., 16.03.2013 BACHCHOR ARNSTADT Romantische Orgel- & Chormusik

SA., 23.03.2013 TH. BLECHBLÄSERQUINTETT Mit Pfeifen, Pauken & Trompeten

SO., 17.03.2013 ROBERT SCHNEIDER & NEOBAROCK Musik der Einsamkeit

SO., 24.03.2013 NEW YORK POLYPHONY & LIZZIE BALL Von der Renaissance zu Bach Francesco Tristano

Krankenkasse

Modern - Vielseitig - Weltklasse

E

rleben Sie vom 15. bis 24. März 2013 preisgekrönte Künstler und Musiker live in der Bachstadt Arnstadt. Neben Konzerten von Echo Klassik-Preisträgern erwarten Sie unter dem Motto „Modern - Vielseitig - Weltklasse“ rund 25 weitere ausgezeichnete Programmpunkte.

Das Pauschal -Spezialangebot:

2 Übernachtungen mit Frühstück im 4-Sterne-Hotel + erstklassiges Konzerterlebnis in der J.-S.-BachKirche + Sonderstadtführung „Auf den Spuren J. S. Bachs“ + Besichtigung des Schlossmuseums und der Multimedia-Ausstellung „Bach in Arnstadt“ = 145,00 € p.P. im DZ.

Ausführliche Informationen: Tourist-Information Arnstadt Tel.: 0 36 28 / 60 20 49 Fax: 0 36 28 / 66 18 47 information@arnstadt.de www.bachfestival.arnstadt.de


g e s e llschaft

Wa

Wagner und Verdi im ganzen Land

gn

rd i

0 Jahre 20

er &  V e

Opernhäuser und Theater in ganz Deutschland schreiben die großen Opern Wagners und Verdis auf ihre Spielpläne. Wir haben für Sie eine Auswahl an Vorstellungen herausgesucht. Essen

Aalto Musiktheater Parsifal 17.3., 21.3., 24.3., 31.3., 7.4., 28.4., 15.6., 30.6. / Tristan und Isolde 19.5., 25.5. I Masnadieri 8., 14., 16., 18., 20., 23., 29.6; 3., 5., 7., 10., 20.7. / La Traviata 18.1., 6.3. / Aida 30.3., 6.4., 18.4., 3.5., 9.5.

Kr efeld

Theater Krefeld ­Mönchengladbach Rienzi 9.3., 19.3., 27.3., 29.3., 7.4., 14.4., 27.4., 5.5., 24.5.

Hagen

Dortmund

Theater Hagen Don Carlo 23.1., 17.2., 22.2., 5.3., 7.4.

Theater Dortmund Il Trovatore 2.2., 8.2., 16.2., 24.2., 27.2., 2.3.

Oldenburg

Oldenburgisches Theater Otello 17.1.

Hannover

Staatsoper Die Meistersinger von Nürnberg 8.6., 16.6., 23.6., 26.6. Don Carlo 18.1., 24.1., 2.2., 10.2. / La Traviata 16.2., 3.3., 10.3., 7.4., 20.4. / ­Rigoletto 20.6., 27.6.

Duisburg

Deutsche Oper am Rhein Walküre 26.5., 9.6., 16.6. Luisa Miller 4.7., 7.7., 12.7., 17.7., 20.7. / Rigoletto 14.6.,. 22.6.

Düsseldorf

Theater Solingen Rigoletto 26.4.

Wuppertal

Bonn

Theater Bonn Tristan und Isolde 28.4., 5.5., 9.5., 19.5., 2.6., 13.7. La Traviata 23.2., 28.2., 6.4., 26.4., 10.5., 6.6.

Oper Frankfurt Ring: Das Rheingold 25.1., 6.2. Die Walküre 27.1., 8.2. / Siegfried 1.2., 10.2. / Götterdämmerung 3.2., 13.2. / Rienzi 17.5., 20.5. / Lohengrin 29.3., 1.4., 7.4., 12.4., 27.4., 1.5. Les Vêpres Siciliennes 16.6., 19.6., 22.6., 27.6., 30.6., 3.7., 6.7. / La Traviata 1.1., 6.1. / Otello 23.2., 28.2., 3.3., 10.3., 16.3., 22.3., 28.3., 4.7., 7.7. / Don Carlo 13.4., 20.4., 26.4., 3.5., 5.5., 9.5., 26.6., 29.6., 5.7.

Wuppertaler Bühnen Un Ballo in Maschera 24.2., 2.3., 14.3., 22.3., 24.3., 30.3., 7.4., 6.6., 8.6., 16.6., 22.6.

Koblenz

Theater der Stadt Koblenz Rigoletto April

Wiesb aden Staatstheater Aida 2.1.

Heidelberg

Mainz

Staatstheater Macbeth 12.1.

Darmstadt

Staatstheater Ring: Das Rheingold 26.1., 4.5. / Die Walküre 27.1., 5.5. Siegfried 2.2., 8.5. / Götterdämmerung 3.2., 9.5. La Forza del Destino 11.1., 23.1., 5.2., 16.2.

54

Staatstheater Tannhäuser 27.4. Otello 2.2.

Oper Köln Parsifal 29.3., 1.4., 5.4., 7.4., 11.4., 14.4. Attila 21.6., 23.6.

Frankfurt

National Theater Mannheim Götterdämmerung 22.3. Parsifal 29.3., 20.4. / Ring 22.5., 25.5., 31.5., 2.6., 7.6., 8.6., 14.6., 16.6., 28.6., 30.6., 4.7., 7.7. Un Ballo in Maschera 2.1. u. 13.1. / Don Carlo 2.2. Otello 23.6.

Ka ssel

Köln

Theater Aachen Simon Boccanegra 27.3., 7.4., 13.4., 18.4., 26.4., 28.4., 1.5., 10.5., 15.5., 18.5., 30.5., 2.6., 11.7.

Mannheim

Theater Osnabrück La Forza del Destino 13.1., 26.1.

Solingen

Aachen

Theater Trier La Traviata 20.1., 22.2., 13.3.

Theater Bremen Tannhäuser 20.5.

Osnabrück

Deutsche Oper am Rhein Tannhäuser 4.5., 9.5., 12.5., 19.5., 30.5., 2.6. / Walküre 31.3., 7.4. / Der fliegende Holländer 16.5., 20.5., 26.5., 1.6., 6.6., 16.6., 21.6., 27.6. Rigoletto 5.1., 18.1., 20.1., 25.1., 9.2., 24.5., 29.6., 18.7. / Falstaff 21.3., 27.3., 30.3. / Un Ballo in Maschera 11.5., 15.5., 18.5., 25.5., 31.5., 8.6., 23.6.

Tr ier

Bremen

Kaiserslautern Pfalztheater Nabucco 19.1.

Theater Un Ballo in Maschera 2.6., 6.6., 11.6., 15.6., 30.6., 8.7.

Saarbrü cken

Theater Saarbrücken Rigoletto 27.4., 30.4., 3.5., 4.5., 8.5., 10.5., 11.5., 15.5., 17.5., 18.5., 19.5., 22.5., 23.5., 26.5., 29.5., 31.5., 1.6., 2.6.

Ludwigshafen

Theater im Pfalzbau Ring: 21.4. (Das Rheingold), 23.4. (Die Walküre), 25.4 (Siegfried), 27.4. (Götterdämmerung) Nabucco 7.3., 9.3.

Karlsruhe

Badisches Staatstheater: Tannhäuser: 10.02. / Ring: Das Rheingold 27.03. / Die Walküre 28.03. / Siegfried 30.03. / Götterdämmerung 01.04.

Stuttgart B aden-B aden

Festspielhaus: Wagner-Gala mit Werken aus Lohengrin und Tannhäuser (Christian Thielemann) 24.02. „Rolando Villazón singt Verdi – Arienabend“ 21.06.

Freiburg

Theater Freiburg Lohengrin 12.1., 20.1., 31.3., 12.5., 1.6. Parsifal 21.4., 27.4., 9.5., 19.5., 30.5., 9.6., 22.6. Nabucco 19.1., 25.1., 8.2.,

www.crescendo.de

Oper Stuttgart Götterdämmerung 20.1., 30.1., 3.2., 10.2., 17.2. / Parsifal 1.4, 14.4., 21.4., 28.4., 5.5., 9.5., 12.5. / Der fliegende Holländer 29.4., 4.5., 11.5., 14.5. Nabucco 24.2. (Premiere), 1.3., 7.3., 17.3., 19.3., 23.3., 28.3., 30.3., 5.4., 7.4., 12.4.

Dezember 2012 / Januar 2013


Kiel

Hamburg

Oper Kiel Der fliegende Holländer 26.1., 31.1., 13.2., 19.2., 3.3., 24.3., 31.3., 14.4., 20.4., 27.4., 17.5. La Traviata 8.1., 19.1., 3.2., 16.2., 24.2., 15.3., 1.4., 7.4., 26.5., 9.6.

Staatsoper Ring: Das Rheingold 26.5. / Die Walküre 28.5. / Siegfried 31.5. / Götterdämmerung 2.6. / Der fliegende Holländer 15.5. / Die Meistersinger von Nürnberg 7.4., 14.4., 23.4., 28.4., 17.5. / Lohengrin 12.5. / Parsifal 19.5. / Rienzi 13.1., 16.1., 18.1. / Tannhäuser 22.5. / Tristan und Isolde 14.5. Don Carlos 20.1., 23.1., 3.2., 10.2. / La Traviata 17.2., 20.2., 23.2., 26.2., 6.3., 10.3., 15.2., 19.3., 2.5., 4.5.

Greifswald

Rostock

Theater Vorpommern Rigoletto 4.5. (Greifswald), 9.5. (Putbus), 18.5. (Stralsund)

Volkstheater Nabucco 28.4. Rigoletto 31.5.

Berlin

Deutsche Oper Parsifal 12.1., 29.3., 1.4. / Der Ring: Next Generation (Richard Wagner / Alexandra Holtsch 10.3., 15.3., 20.3. / Der fliegende Holländer (konzertant) 27.5. (Berliner Philharmonie) / Lohengrin 10.2., 16.2., 16.3., 21.3. / Die Meistersinger von Nürnberg 22.3., 31.3., 7.4. / Rienzi 5.1., 13.1., 18.1. / Tannhäuser 24.3., 30.3. Tristan und Isolde 14.3., 17.3., 23.3 / Ring: Das Rheingold 21.9. / Die Walküre 22.9. / Siegfried 27.9. / Götterdämmerung 29.9. Rigoletto 21.4., 24.4., 28.4., 30.4. / Attila (konzertant)19. u. 21.6. / Un Ballo in Maschera 27.1., 31.1., 8.2. Otello 27.2., 2.3., 6.3. / La Traviata 3.1., 6.1., 22.4., 26.4. Staatsoper Das Rheingold 23.3., 4.4., 13.4. / Die Walküre 24.3., 5.4., 14.5. / Siegfried 27.3., 7.4., 18.4. / Götterdämmerung 3.3., 6.3., 10.3., 31.3., 10.4., 21.4. / Der Fliegende Holländer 28.4., 1.5., 4.5., 10.5., 16.5., 19.5., 22.5. Aida 17.2., 21.2., 24., 1.3., 7.3. / La Traviata 16.2., 2.6., 5.6., 8.6., 15.6. Komische Oper La Traviata 13.1.

Lübeck

Theater Lübeck Parsifal 27.1. Macbeth 11.1., 18.1., 31.1.

Braunschweig

Staatstheater Tristan und Isolde 3.3., 10.3., 30.3. Ernani 1.2.

Magdeburg

Cottbus

Weimar

Staatstheater Götterdämmerung 30.3., 6.4., 28.4.

Deutsches Nationaltheater und Staats­ kapelle Weimar La Traviata 18.1., 3.2.

Görlitz

Halle

Gerhart Hauptmann Theater La Traviata 20.2., 23.2., 16.3., 31.3., 27.4., 24.5., 26.5.

Leipzig Schweinfurt

Theater der Stadt Schweinfurth/Landestheater Detmold Die Walküre 15.2., 17.2., 22.2, 24.2. Aida 24.4., 25.4., 27.4., 28.4.

Erfurt

Theater Erfurt Ring (an einem Abend) 7.2., 26.2., 21.3., 21.4.,14.5. Simon Boccanegra 18.4., 10.5., 17.5., 1.6., 9.6.

Theater Magdeburg Tristan und Isolde 11.5., 19.5., 25.5., 1.6.

Bühnen Halle Das Rheingold 3.3. / Götterdämmerung 23.2., 9.3. / Walküre 13.1., 5.3. / Ring: 3.3. Das Rheingold, 5.3. Die Walküre, 7.3. Siegfried, 9.3. Götterdämmerung Nabucco 5.4., 7.4., 11.5.

Oper Leipzig Die Feen 16.2., 24.2., 7.4., 20.4., 24.5; Das Rheingold 0.5.,18.5., 8.6.,16.6. / Der fliegende Holländer 26.5. Rienzi 2.3., 25.5. / Die Meistersinger von Nürnberg 13.1., 13.4. 19.5., Parsifal 13.2. 29.3. 20.5. Nabucco 6.1., 11.1., 27.1., 17.2., 1.4., 27.4., 9.6.

Chemnitz

Die Theater Chemnitz Tannhäuser 30.5.; Parsifal 1.6., 9.6.; Tristan und Isolde 2.6. Nabucco 19.1., 1.3.

B ayreuth

Wür zburg

Mainfranken Theater Macbeth 10.1., 20.01., 01.02., 03.02.; La Traviata 19.4., 20.4.

Nürnberg Pa ssau

Landestheater Niederbayern Rigoletto 15.6. (weitere Vorführungen in Landshut 21.6. und Straubing 25.6.)

Staatstheater Nürnberg Tristan und Isolde 12.1., 20.1. / Der fliegende Holländer 1.2., 10.2., 3.3., 10.3., 24.3. / Die Meistersinger von Nürnberg 7.4., 14.4., 5.5., 30.5. Il Trovatore 13.1. / Aida 8.1.

Dresden

Semperoper Der fliegende Holländer 15.6., 19.6., 28.6., 1.7., 7.7.; Lohengrin 13.1., 17.1., 20.1. Don Carlo19.1., 22.1., 28.1.; La Traviata 6.2., 9.2., 11.2., 16.2., 23.2., 28.2., 4.3., 9.3.; Rigoletto 28.3. 30.3., 2.4., 5.4., 7.4., 11.4., 13.4., 20.4.; Un ballo in maschera 5.1., 11.1.

Zwickau

Theater Plauen Zwickau Tannhäuser 24.5., 31.5., 2.6.

Festspielhaus Bayreuth Der fliegende Holländer 25.7., 3.8., 6.8., 13.8., 20.8., 24.8. / Tannhäuser 1.8., 4.8., 7.8., 12.8., 18.8., 28.8. / Lohengrin 2.8., 5.8., 8.8., 11.8., 26.8. / Ring: Das Rheingold 26.7., 10.8., 14.8., 22.8. / Die Walküre 27.7., 15.8., 23.8. / Siegfried 29.7., 17.8., 25.8. / Götterdämmerung 31.7., 19.8., 27.8.

München Augs burg Ulm

Theater Ulm Ring an einem Abend:13.6.

Theater Augsburg La Traviata 5.2.

Bayerische Staatsoper Ring 5.1., 6.1., 9.1., 13.1., 23.1., 24.1., 25.1., 27.1., 13.6., 14.6., 15.6., 18.6. / Tristan und Isolde 3.3., 7.3., 10.3., 11.7. Parsifal 28.3., 31.3., 31.7. / Der fliegende Holländer 14.4., 17.4., 20.4., 28.6. / Tannhäuser 29.6. / Lohengrin 3.7. Aida 1.1., 4.1. / Otello 6.4., 10.4., 13.4., 16.7. / Macbeth 5.5., 8.5. 11.5. 17.5., 29.7. / La traviata 20.5., 23.5., 26.5., 30.5., 9.7. / Simon Boccanegra 3.6., 6.6., 9.6., 12.9., 15.6., 12.7. / Il Trovatore 27.6., 1.7., 5.7., 8.7. / Falstaff 6.7. Rigoletto 17.7., 20.7., 24.7. / Don Carlo 25.7., 28.7. Prinzregententheater Das Liebesverbot (konzertant) 20.1. Recherche: Jasmin Braun

55


g e s e ll s c h a f t

0 Jahre 20

rd i

Wa

Wer soll all den Wagner gn

er &  V e

singen?

Nicht überraschend, aber eine große Herausforderung: 2013 steigt auch der Bedarf an sangesfähigen Siegfrieden und Brünnhilden. von Barbara Angerer-Winterstetter

„Im wunderschönen der Brünnhilde in Amsterdam und schiebt dann drei Bayreuther Monat Mai / kroch „Ring“-Zyklen nach, was der technisch souveränen und nervenRichard Wagner aus starken Britin gut zuzutrauen ist. Ob die kurzfristige Absage von dem Ei; / ihm wün- Angela Denoke (für diese Rolle noch ungeeignet) eine Rolle spielte, schen alle, die ihn lie- dass man sich auf dem Grünen Hügel in solch neue Gefilde wagte? An Mut nämlich fehlt es in punkto Brünnhilde-Besetzung ben, / er wäre lieber drin geblieben.“ So manch an vielen großen Häusern: Vier bis fünf Sängerinnen machen die einer mag sich Richard Sache unter sich aus – ob gut oder nur achtbar, spielt dabei keine Wagners eigenem Kom- Rolle. Man geht auf Nummer sicher. Und engagiert zum Beispiel mentar anschließen – ange- abermals Linda Watson (wie in Hamburg und an der Deutschen sichts der Fülle der Wagner- Oper am Rhein), die zwar eine echte Hochdramatische ist, aber Feierlichkeiten, die da 2013 zum nach zu vielen Walküren-Verpflichtungen in den letzten Jahren jenes Flackern und Leiern in der Stimme hat, das sich 200. Geburtsjubiläum des nach Überstrapazierung gerne einstellt. SchlimMeisters auf uns zukommer noch ergeht es ihrer Bayreuther Rollenmen. Doch keine Angst vor einem WagnerVorgängerin Evelyn Herlitzius, die in MünBoom: Zwar wird im nächsten Jahr etwas chen 2013 eine Brünnhilde geben wird: mehr Wagner als sonst gespielt, aber da des Einst gefeiert, singt sie jetzt mit den ResBayreuther Meisters Werk ständig Konten ihrer Stimme und scharfen Spitzenjunktur hat, ist das nur die Spitze des tönen. Dabei ist ihre erste Bayreuther Eisbergs. Zudem muss sich Wagner sein Brünnhilde gerade mal 10 Jahre her. Jubiläum (ausgerechnet) mit Giuseppe Gwyneth Jones sang die Partie mit 37 Verdi teilen. Gut für die Opernhäuser erst- und mit 61 letztmals, von den der Welt, denn ein „Rigoletto“ besetzt Legenden Astrid Varnay, Martha Mödl sich nun mal einfacher als ein „Ring“. und Birgit Nilsson ganz zu schweigen. Natürlich gibt es 2013 mehr AufWas hat sich geändert? Die Stimführungen der Tetralogie als sonst. Da men sind es nicht, es ist die Masse. Die stellt sich automatisch die Frage: Wer soll Masse an Wagner, die heute an den Operndas nur singen? Gucken wir der Einfachheit häusern der Welt nicht nur 2013 gespielt wird. halber nicht auf Göttervater Wotan, sondern Und weil auch Wotanstöchter mit Muskeln sinauf Töchterlein Brünnhilde und Enkel Siegfried. gen, die ausleiern und den Kehlkopf irgendwann Zwei Partien, die zu den größten Schlachtrössern Erstmals Wotan in Bayreuth: nicht mehr optimal stützen, ist ihre Lebensdauer zählen, die man als Sängerin oder Sänger besteiWolfgang Koch immer kürzer. Bleibt nur, den Kuchen gleichmäßigen kann. Im Fall Brünnhilde gibt es derzeit zwei ger zu verteilen. Das bedeutet: Mut zur Besetzung wahrhafte Sterne am Wagner-Himmel – der eine heißt Nina Stemme (Wien und München hat sie für 2013 gesichert), neuer Stimmen, die schon reif genug sind, um das Walkürenross der andere Catherine Foster – sie beginnt ihr Wagner-Jahr mit Grane zu besteigen. Wie etwa Sabine Hogrefe, die in Freiburg bril56

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013

Fotos: Wilfried Hösl (3); Bayreuther Festspiele GmbH / Jörg Schulze

In Hamburg und Berlin: Linda Watson


München, Mailand, Frankfurt, Berlin, Valencia und Bayreuth: Lance Ryan

lierte und 2010 als Brünnhilden-Cover in Bayreuth zu einem sehr beachteten Auftritt kam. 2013 steht die Wotanstochter für sie in Detmold, Duisburg und Dijon an. Warum nicht an größeren Häusern? Ebenso ergeht es hoffnungsvollen Siegfrieden, die über genug Atemkultur und Erfahrung verfügen, Stimmbänder und Muskeln über Jahre trainiert und zudem die Kraft haben, diese höllisch langen Partien in „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ durchzustehen. Man müsse es schaffen, auch das mit den Zinsen, nicht mit dem Kapital zu singen, meint Arnold Bezuyen zum Siegfried. Jahrelang hat der Bayreuther „Rheingold“Loge die schwere Partie des „Ring“-Helden abgelehnt, 2012 kam die „Götterdämmerung“ zum Aufwärmen, 2013 steht er in Dessau in „Siegfried“ auf der Bühne und harrt der Helden, die danach auf ihn zukommen mögen. Schon einen Schritt weiter ist Stefan Vinke, der Nina Stemme wird in München seit seinem umjubelten Siegfried und Wien singen. 2006 in Köln schon unter anderem in Salzburg nachlegte und das WagnerJubiläum in Stuttgart und Seattle verbringt – Schwert-schmiedend und von Hagen gemeuchelt. In Bayreuth hat man den hoffnungsvollen Heldentenor schon „getestet“ – als Stolzing- und TristanZweitbesetzungen 2011. Engagiert aber hat Eva Wagner-Pasquier für den Jubiläums-„Ring“ 2013 abermals Lance Ryan, den wahrscheinlich meist beschäftigten Siegfried im Jubiläumsjahr. Seine Schmelz- und Schmiedetour führt im Wagner-Jubiläumsjahr von

München über Berlin, Mailand und Bayreuth nach Valencia, dazwischen schiebt er in Frankfurt noch den bekannt ruinösen Tannhäuser ein. Wie lange Ryan, derzeit überzeugend als Siegfried in Stimme und Erscheinung (mit der Einschränkung einer manchmal etwas dünnen Höhe) das durchhalten will? Bei den Siegfrieden, so scheint es, ist die Luft noch dünner als bei den Brünnhilden: Hier teilen Lance Ryan und Stephen Gould (2013 in München, Wien und Amsterdam) die großen Häuser unter sich auf. Daneben treten noch weitere Namen in den „Ring“: Etwa Christian Franz (Hamburg), dessen große Helden-Zeit schon längst überschritten ist, und Lars Cleveman, dessen Einsatz nach seinem Bayreuth TannhäuserDebakel an sich fragwürdig scheint. Warum nur setzen große Häuser auf wenige Stars – oder alternativ auf die der Vergangenheit, wenn man doch in der Sängerriege der Gegenwart nur genauer hinsehen müsste, um die Perlen zu finden? Ein Glück für 2013: In den weiteren Partien diverser „Ringe“ findet sich so manche Überraschung, da scheint der Erfolgsdruck nicht so groß wie bei Siegfried und Brünnhilde. Attila Jun wird seinen ersten Bayreuther Hagen singen, Wolfgang Koch seinen ersten Wotan auf dem Hügel. Auch auf Elisabeth Kulmans Fricka in München und Genf darf man gespannt sein. Und in Berlin singt sich derweil schon mal die großartige Violeta Urmana als konzertante „Siegfried“-Brünnhilde im März 2013 warm; die Stimmbänder schmiert sie nebenbei mit Verdi. Ein gutes Omen – in diesem Fall für die Wotanstöchter ab 2014.

Klassische Weihnachtsgeschenke bei Siedler

Ein Leben als Gesamtkunstwerk: Die große Biographie zum Wagner-Jahr! Gebunden, 416 Seiten mit Abb. € 24,99 [D] Auch als E-Book erhältlich

Was Sie schon immer über Musik wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten. Gebunden, ca. 160 Seiten € 16,99 [D] Auch als E-Book erhältlich Und als Hörbuch bei Der Hörverlag

Weitere Informationen finden Sie unter www. siedler-verlag.de


k o l u m n e

Wa

gn

rd i

0 Jahre 20

er &  V e

Hier schreibt pascal morché

Für-BrittEn Weil alle nur dem Verdi-Wagner-Hype verfallen, muss zumindest der Haus-Kolumnist ein paar Bedenken äußern – und sich am Ende gar für einen ganz anderen Jubilar ins Zeug legen.

2013 ist Wagner-Jahr! 2013 ist Verdi- bereits hinlänglich über den, aus Geburts- Richard Wagner und Giuseppe Verdi – da tagsfeierlichkeitsgründen weltweit einset- scheiden sich durchaus schnell die Geister Jahr! Und wussten Sie, dass 2013 auch zenden Richard-Wagner-„Hype“ gelästert. der Musikfreunde. Noch immer verhält noch Benjamin-Britten-Jahr ist? Nein? Die These gilt: „Wo Opernhaus draufsteht, sich Verdi zu Wagner wie der Golden RetKlar, bei dreien ist einer zuviel. Es ist riever zum Deutschen Schäferhund: Den schon verdammt ungerecht, dass der 100. da ist auch ein Ring drin.“ einen zu lieben, da macht man nie etwas Geburtstag des Komponisten so groß- Nun aber, 2013 soll – nein: muss auch noch unbedingt PR-, werbe-, und marketingmä- falsch; den anderen zu verehren aber kann artiger Werke wie „Peter Grimes“, „Billy politisch schnell inkorrekt sein. Oder Budd“ oder des „War Requiems“ marke- ßig zusammenwachsen, was nur bedingt zusammen gehört: Richard Wagner „und“ ganz pragmatisch ausgedrückt: Man kann tingtechnisch unter den Geburtstagstisch Giuseppe Verdi. Die beiden Komponis- beim smalltalk am Opernbuffet immer von Wagner und Verdi fällt. Diese beiden feiern 2013 schließlich ihren 200. (in Wor- ten werden zu Brüdern im Geiste stilisiert, noch punkten, wenn man sagt: „Ich stehe Doppelbiographien erscheinen, Ähnlich- Wagner schon recht kritisch gegenüber“. ten: zweihundersten) Geburtstag. Das sind Schließlich ist es leicht möglich sich selbst keiten, ja sogar Gemeinsamkeiten werden zum einen hundert Jahre mehr und zum beschworen. Sogar in diesem Heft! Aber 2013 noch mit der hemmungslosen Veranderen arbeiten Marketingmaschinen ehrung für Richard Wagners gigantisches, nun einmal nicht gerecht, sondern effizi- warum? Nur weil beide 1813 geboren sind? musikalisches Werk ganz schnell ent. Wagner und Verdi, mit denen in die Nesseln zu setzen. Dieses kann man Geschäfte machen und „Noch immer verhält sich Verdi Werk eines bekennenden AntiseGeld verdienen, die sind schließmiten, eines Mannes von zweifelzu Wagner wie der Golden Retriever lich bekannter als dieser Britten los höchst zweifelhaftem Charakter, und werden deshalb 2013 auch zum Schäferhund. “ eines größenwahnsinnigen Mengnadenlos vermarktet. Nein, parschen, der maßlos war und Schuldon: es wird ihrer „gedacht“ auf den machte, weil er meinte „die Welt ist den Opernbühnen, in CD-Boxen von Als würde ein gemeinsames Geburtsjahr mir schuldig, was ich brauche!“, an dessen verbinden. Charlie Chaplin und Adolf Grabsteingröße, in dicken und dünnen Hitler betraten auch im selben Jahr, 1889, Werk da kann doch etwas nicht stimmen! Büchern, in intelligenten und in anderen Schließlich: In Israel gibt es noch immer Essays. In diesem Zusammenhang ver- die Welt. Sogar im selben Monat, ja sogar heftige Proteste gegen die Aufführung von fast am selben Tag. Macht sie das ähnlich? weist der mehr oder weniger geschätzte Stücken des Komponisten, der dort als Autor dieser Zeilen auf seinen Text „Wag- Man will darüber gar nicht nachdenken. ner von Bayreuth bis Beirut“ (den Sie unter Und da der böse Name deutscher Antisemit und Lieblingskomponist Adolf Hitlers seit Jahrzehnten boykottiert wird. Geschichte nun schon einmal gefallen ist: www.crescendo.de finden). Hier wurde 58

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


geeinten Königreich: „Vittorio EmanuDas ist zwar Sektierertum und ausgespro- ner in Wien das Verdi-„Requiem“ unter ele Re d’Italia“, meint das Volk, wenn es seinem „Ring“-Dirigenten Hans Richter chen inkonsequent: in Israel fährt man gehört hat, überlässt er den Kommen- im Opernhaus „Verdi“ skandiert. Freiheit schließlich auch Mercedes, obschon der „Gröfaz“ Mercedes fuhr. Oder noch ver- tar über dieses musikalische Erlebnis lie- ihrer jeweiligen Nation, um diese Freiheit geht es beiden Komponisten: der „Wach rückter: Man will dort nicht Wagner hören, ber seiner Gattin Cosima. Diese notiert auf!“-Chor der „Meistersinger“ und das aber deutsche U-Boote kaufen. Ja, welt- am 2. November 1875 in ihr Tagebuch: weit sind in der Ablehnung von Richard „Abends das Requiem von Verdi, worüber „Va, pensiero“, jenes „Flieg, Gedanke“ aus dem Gefangenenchor des „Nabucco“, es nicht zu sprechen entschieden das beste Wagners Werk meist jene Menschen ganz besonders rigoros, die Wagners Musik- ist.“ Reizender Umgang zweier Musikgi- sind zwei zweifellos höchst verschieden ganten miteinander – nämlich gar keiner. tönende Seiten der selben Medaille. So dramen nicht sonderlich kennen; sie sind verschieden, dass des einen Lebenswerk Warum auch? Der eine macht Theater mit ja auch etwas schwieriger zu verstehen Musik, entdeckt die „unendliche Melo- tief ernst mit „Erlösung dem Erlöser“ als der griffige Claim von Thomas Mann die“ und dichtet seine Dramen selbst; der („Parsifal“) und des anderen höchst lus(„Es ist viel ‚Hitler’ in Wagner“), auf den andere komponiert Opern fremder Lib- tig mit „Tutto nel mondo è burla“ / „Alles sich Wagner-Verneiner der 68er-Schule ist Spaß auf Erden“ („Falstaff “) endet. noch immer gerne berufen. Hat jemals Übrigens wusste Verdi, der Wagner einer gesagt, es sei viel Mussolini in Anzeige um 18 Jahre überlebte, was und wen Verdi? Eben! Und so hat man sich den er an dem Deutschen hatte: „Triste, Umgang mit den beiden Genies in 200 triste, triste! Vagner è morto“, schreibt Jahren recht bequem zurechtgezimer an seinen Verleger Ricordi als er von mert: Giuseppe Verdi, der Mensch, Wagners Tod 1883 erfährt. „Ein Name, den man liebt; Richard Wagner, der der in der Geschichte eine machtvolle Übermensch, den man versteht. Verdi Spur hinterläßt.“ Das Wort „potenza“ der Komponist für die Menge; Wagstreicht Verdi dann durch und korriner der für die Intellektuellen. Verdi giert es hinauf zu „...potentissima...!“ für die Busladungen in Verona; WagDes Sprachvirtuosen und Opernkenner für die Eingeweihten in Bayreuth. ners Eckhard Henscheids hübsches Außerdem gibt es Wagnerianer; von Bonmot „Verdi ist der Mozart WagVerdianern hat man nie gehört. ners“ ist also doch nur ein brillianWarum also verbinden, was nicht ter Kalauer, der sich im übrigen auf zusammenpasst? Selbst die angebliTucholsky bezieht, dass „Puccini der che Begegnung der beiden ist eher im Verdi des kleinen Mannes ist und Reich der Legende anzusiedeln. Das Lehár dem kleinen Mann sein Puccini“ wäre zwar sehr romantisch und auch sei. Klingt zwar recht nett, in Ordnung gar zu schön, doch das Gegenteil ist ist solch gegenseitiges Ausspielen und der Fall: Die größten OpernkompoVergleichen von Namen und Stilen nisten des 19. Jahrhunderts verstanden so genialer Künstler-Persönlichkeiten sich zwar nicht als Konkurrenten, ginaber wahrhaftig nicht! gen sich aber stets aus dem Weg. Verdi Dennoch: das absolut schwachsinnige, schreibt über Wagners „Lohengrin“: weil eindimensionale Denken unse„Eindruck mittelmäßig. Musik dann rer Zeit in Charts und TV-kompaschön, wenn sie klar ist und dabei tiblen Hit-Kategorien wie die „beste auch etwas zu sagen hat. Die Handlung Oper“, die „beliebteste Oper“ oder kommt nur langsam voran, ebenso der die „schönste Oper“ lädt heute besonText. Daher Langeweile. Schöne Inders gern zu Vergleichen dieser Art strumentaleffekte. Mißbrauch gehalein. Es lädt auch ein zu dem Satz: „Ich tener Noten, wirkt schwerfällig.“ È mag Verdi lieber als Wagner“ (bzw. strano, dass dann nichtsdestotrotz vice versa), als gelte es, das eine Genie die ersten Takte von Verdis „La Travi„gegen“ das andere auszuspielen; Ja, als ata“ in ihrem silbrigen A-Dur-Schimginge es darum, zu erklären, ob man mer der Streicher nahezu identisch nun lieber Ente mit Blaukraut oder Saibrettisten, bezieht sich dabei viermal auf dem Anfang des „Lohengrin“ sind. Und Werke Friedrich Schillers und reiht kon- ling mit Pfifferlingen mag. Kann einem auch der lang gehaltende Trompetenton servativ schön Arien und Chöre aneinan- nicht beides schmecken? (Von Musikern zu Beginn des „Rigoletto“ gibt dem Hörer der. Und doch: Zwei Menschen, ein Jahr- wird man solche Vergleiche übrigens niedas deutliche Gefühl, dass Verdi die ersten mals hören – und von Köchen auch nicht!). hundert. Zwei politische Künstler in der Takte der „Rienzi“-Ouvertüre Wagners Profis eben, die wissen, dass man Äpfel nicht unbekannt waren. Eben „schöne In- selben Zeit. Nur: Wagner ist künstlerisch dabei der Revolutionär der Zukunft, des- nicht mit Birnen vergleichen kann, auch strumentaleffekte“, wie der Italiener dem sen Musik damals denn auch das höhni- wenn das 2013 mit Richard Wagner und Deutschen attestiert. In Richard Wagners Giuseppe Verdi aus Gründen ihrer Versche Etikett „Zukunftsmusik“ verpasst Schriften hingegen: kein Wort über Verdi! Nichts! Niemals hat er ihn, wie Meyer- bekommt; Verdi aber bleibt der Revolutio- marktung gemacht wird; dass man darüber leider die Kirschen ebenso vernachnär der Gegenwart, des Risorgimento, das beer, als Antipoden attackiert; in den zehn lässigt wie die Werke eines Benjamin Brit(!) Bänden gesammelter Wagner-Schrif- für die Schaffung eines geeinten Italiens ten ist doch recht bedauerlich. Also, bitte steht. Die fünf Buchstaben V.E.R.D.I., sie ten findet sich keine feindselige aber auch nicht vergessen: 2013 ist auch (!) Benjakeine freundliche Bemerkung über Giu- signalisieren denn auch den Italienern den min-Britten-Jahr. seppe Verdi. Und selbst nachdem Wag- Begriff von einem Nationalstaat in einem n 59


L ebensart

Wa

gn

rd

i

0 Jahre 20

er &  V e

Boxengasse

Zum Jubiläum haben sich die Plattenfirmen früh vorbereitet: Unsere Übersicht zeigt die Heiligtümer unter den jetzt schon erhältlichen DVD- und CD-Veröffentlichungen. Allerdings: Es dürfte noch nicht alles gewesen sein. Manche Erinnerungsstücke kommen erst im nächsten Jahr. ausgesucht von der Redaktion

Beim Jazz-Label ACT heißt es: „Runter vom Hügel und rein in den Club!“ Auf „Who is afraid of Richard W.?“ (berechtigte Frage!) gehts laut und querbeet durch fast alle Wagner-Opern: In „Parsifal“ widmet sich Bassist Dieter Ilg mit seinem Trio der gleichnamigen Oper. Wagner verjazzt? Ziemlich ungewohnt – aber gelungen!

„Who is afraid of Richard W.“ von Eric Schaefer und „Parsifal“ von Dieter Ilg erscheinen am 25.1.2013 bei ACT.

Viele Labels haben ihre Wagner-Gedächtnis-Boxen mit echten musikalischen Schätzen ausgestattet. Bei Decca hat man in der Vergangenheit gekramt und neben einer umfangreichen „Ring-Box“ (diese rezensieren wir auf S. 34) auf 36 CDs die Wagneropern-Einspielungen von Sir Georg Solti aus den Jahren 1958-86 herausgebracht. Beim Label EMI teilt man auf: „The Essential Wagner“ eignet sich als Opern-Querschnitt gut für Einsteiger, „The Great Operas“ gibt‘s als hochwertige Box mit insgesamt 11 Wagner-Opern, und auf „The Other Wagner“ erklingen vokale und instrumentale Stücke, die Wagner ab von seinen Opern komponiert hat. Bei Oehms setzt man mit „Die Feen“ derzeit auf eine der weniger gespielten Wagner-Opern und erweitert außerdem die Aufnahme-Reihe auf der legendären BritannicOrgel um eine Wagner-Ausgabe. Eine der spektakulärsten Inszenierungen der Neuzeit – die Neudeutung des „Ring“ an der MET u.a. mit Bryn Terfel, Jonas Kaufmann, Deborah Voigt ist als Highlight-CD erhältlich, ebenso auf DVD- oder Blu-ray-Edition bei der Deutschen Grammophon. Komponistenkollege Verdi kommt in den Veröffentlichungslisten etwas schlechter weg, aber immerhin widmet sich Documents Wagner und Verdi auf einer gemeinsamen Box (dirigiert von Arturo Toscanini). Alle 26 Opern auf einen Schlag beinhaltet „Tutto Verdi“ (C Major). Track 1 auf der crescendo Abo-CD: „Ouvertüre“ aus „Die Feen“ von Richard Wagner (Oehms)

Kurzvorschau 2013: Wagner • Jonas Kaufmann : Wagner Arias (Universal, Februar 2013) • „ Parsifal“ von Richard Wagner, Mitschnitt eines Konzertes aus der Kongresshalle Leipzig vom 11.01.1975 mit René Kollo u.a. (Berlin Classics, vorauss. Mai 2013) • Eloquence Edition: „Der Ring des Nibelungen” mit Karl Böhm, Orchester der Bayreuther Festspiele (Universal, März/April 2013) • Eloquence: „Der Ring des Nibelungen“ Pierre Boulez, Orchester der Bayreuther Festspiele (Querschnitt / Universal, März/April 2013) • Wagner 200th Anniversary Concert: Christian Thielemann, ­Staatskapelle Dresden (Universal, vorauss. Oktober 2013)

Richard Wagner: „Complete Operas“ Plácido Domingo, Cheryl Studer, u.a. (43 CDs, Deutsche Grammophon)

Verdi • 5 CD-Box mit den Opernquerschnitten in deutscher Sprache zum 200. Verdi-Geburtstag: Aida, Don Carlos, Die Macht des Schicksals, Rigoletto, La Traviata (Berlin Classics, vorauss. Oktober 2013)

60

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


DIE BESTEN GUTEN KLASSIK-CDs

30 herausragende Klassik-CDs, ausgewählt von der KulturSPIEGEL-Redaktion, gibt es jetzt als limitierte hochwertige Edition zum Sonderpreis

PRÄSENTIERT VOM KULTURSPIEGEL

FRITZ WUNDERLICH Populäre Arien

DOROTHEE OBERLINGER Italienische Sonaten

NIEDERALTAICHER SCHOLAREN Glanz der Gregorianik

TAFELMUSIK Händel: Concerti Grossi

THOMAS HENGELBROCK Bach: h-Moll Messe

SOL GABETTA Il Progetto Vivaldi

MURRAY PERAHIA Schubert: Die späten Klaviersonaten

DAVID ZINMAN Mahler: Sinfonie Nr. 5

FRANÇOIS LELEUX Bach: Bleibet meine Freude

ARTHUR RUBINSTEIN Chopin: Walzer

EVGENY KISSIN Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung

VLADIMIR HOROWITZ The Last Recording

FRITZ REINER Dvorˇák: Symphonie Nr. 9

GLENN GOULD Bach: Die Französischen Suiten

SIMONE KERMES Händel: Arien

CHRISTIAN GERHAHER Schubert: Die schöne Müllerin

LEONIDAS KAVAKOS: Mendelssohn: Violinkonzert

LEONARD BERNSTEIN Gershwin: Rhapsodie in blue

BERLINER PHILHARMONIKER, ABBADO Mozart: Sinfonien

GIULIANO CARMIGNOLA Vivaldi: Violinkonzerte

NIKOLAUS HARNONCOURT Mozart: Requiem

YEFIM BRONFMAN Tschaikowsky

THOMAS QUASTHOFF Mozart: Arien

DIETRICH FISCHER-DIESKAU Schubert: Winterreise

PLÁCIDO DOMINGO Arien

TAL & GROETHUYSEN Mozart: Werke für 2 Pianisten Vol. 2

LEONTYNE PRICE Prima Donna Vol. 3

ANGELIKA KIRCHSCHLAGER Bach: Arien

LEON FLEISHER Beethoven: Klavierkonzerte Nr. 3 & 4

HILARY HAHN Beethoven: Violinkonzert

WWW.SONYMUSICCLASSICAL.DE


l e b e n s a r t

London

... aus der Sicht einer Musikerin

Die Bratschistin Susanne Martens ist seit sieben Jahren Mitglied des London Philharmonic Orchestra und führte unseren Autor durch die Stadt – die er selbst am meisten liebt. V o n M A r t i n M o r g e n s t e r n

Ein Wahrzeichen bleibt ein Wahrzeichen: Big Ben in der Abendsonne.

16

62

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


63

Fotos: Bob Coat; Fotolia.com; privat

O

Susanne, und verschweigt auch nicht, dass Masur sie im Probeh London: Man könnte all seine Jahresurlaube in jahr ordentlich trietzte. Dennoch blieb sie dem Orchester treu, es dieser Stadt verbringen und würde doch immer neue Kultur-Galaxien entdecken. Valencia, Kopen- war ausgerechnet auf einer Deutschland-Tournee, als man ihr die hagen, Krakau oder Tallin – solche Reiseziele konn- permanente Stelle antrug. Seitdem genießt sie es, einem der auften die crescendo-Autoren in den vergangenen Aus- regendsten Orchester der Welt anzugehören und die ganze Palette der Orchestermusik zu mischen: nach Konzerten unter Wladimir gaben jeweils einfangen und in eine kleine, übersichtliche Kiste stopfen. Von London dagegen gelingen immer nur Momentauf- Jurowski hastet sie am nächsten Morgen in die Abbey Road Studios, um mit den Kollegen den Soundtrack für den neuen „Hobbit“-Film nahmen, Bildausschnitte: das Clubleben in Islington etwa. Oder das aufzunehmen. Von Mai bis Ende August spielt sie Oper, in GlynBarbican, Europas größter zusammenhängender Veranstaltungsort debourne, „umgeben von Schafen...“, Susanne muss lachen. Und mit Theatern, Kinos, Kunstausstellungen und einem fantastischen Konzertsaal. Die berühmten „London Walks“ (www.walks.com), gesteht: bei ihrem Arbeitspensum fallen Besuche „fremder“ Konauf denen man die Stadt zu Fuß erkundet; Treffpunkt ist jeweils eine U-Bahn-Station – Voranmeldungen gibt es nicht, man hält einfach Ausschau nach einer Gruppe von Touristen, die sich um jemanden scharen, der einen Stadtplan hochhält. Oder auch die BBC Proms, die seit über 100 Jahren immer von Juli bis September stattfinden und allabendlich Konzerthöhepunkte bieten (die „Last Night“ muss es ja nicht unbedingt sein, dafür gibt es eh kaum Karten). Die unglaublich vielfältige Jazzszene der Stadt. Oder, oder, oder... Mein ganz persönliches LondonAbenteuer begann vor elf Jahren, an einem Geigerin Susanne Martens verriet uns - neben der Empfehlung, Dienstag. Als neugieriger Kulturbesuin die Royal Albert Hall zu gehen - auch ein paar echte Geheimtipps. cher war ich zuerst in die Nationalgalerie gestürmt. War die Galerie am Vormittag noch gut gefüllt, so wur- zerte fast vollständig unter den Tisch. Immerhin, in der Wigmore Hall ist sie öfter zu finden, „Sonntags morgens, das Brunch-Konzert, den es am Nachmittag weniger und weniger Besucher. Ich genoss eine Stunde... Das kann man auch genießen, wenn man am Abend es, fast allein zu sein mit Turner, Gainsborough, Constable, mit vorher selbst gespielt hat.“ Zu den Gitarrenfestivals im 2008 eröffRenoir, Rembrandt und Cézanne. Am Abend, auf dem Weg zu den Proms, erfuhr ich, warum an diesem Tag, der heute als „nine-ele- neten „King‘s Place“ (www.kingsplace.co.uk) geht sie gern. Und ven“ im Gedächtnis liegt, keiner mehr ins Museum gegangen war. in „Ronnie Scott‘s Jazz Club“ (www.ronniescotts.co.uk) zieht es sie immer wieder, „der ist in Soho, da treten Weltklasse-Musiker auf.“ Londons Wolkenkratzer waren da schon evakuiert; die Flughäfen Aber oft, das merkt auch Susanne, kann man sich in hatten ihren Betrieb eingestellt. Panik aber ließen sich die Londoner nicht anmerken. Mit mir hörten an diesem Abend über neun- London einfach nicht entscheiden. Allein die Anzahl der Jazzcafés mit Livemusik sei so überwältigend, unvorstellbar. Ein Freund von tausend Besucher der Royal Albert Hall Hélène Grimaud zu, wie ihr, Argentinier, spielt in seiner Freizeit Tango. Erst neulich habe sie fast entrückt Beethovens Viertes Klavierkonzert spielte und so er im „Pizza Express“ im Picadilly gespielt. Und dann holt Susanne auszudrücken versuchte, dass es ja immer noch Kultur gab, dass das tief Luft und sagt: „Also, wenn ich mal drei Tage frei habe, hole ich Leben weitergehen würde. einfach nur Schlaf nach, und versuche auch mal, so viel Zeit wie Nach diesem zugegebenermaßen etwas heftigen Start bin ich nun seit Jahren dabei, an meinem Lieblingsreiseziel bei verschiede- möglich ohne Musik zu verbringen.“ Mit ihrem Partner renoviert sie gerade ein Haus in Frankreich, das Klima, „ihr versteht...“ Ja, nen Besuchen jeweils kleine Kultur-Leckerbissen zu verspeisen. Mit seinen vielen preiswerten Schnäppchenflügen nach Stansted, Luton, verstehen wir. Draußen nieselt es nämlich ein bisschen. Wenn das Wetter schöner ist, geht die Musikerin gern an den Regent‘s Canal Heathrow, Gatwick oder dem „London Southend Airport“, an dem seit Juli 2012 Direktflüge aus Saarbrücken oder Dresden landen – oder spaziert über die Märkte in Camden (U-Bahnstation: Camden Town). Oder plaudert entspannt mit wildfremden Menschen ist es die ideale Stadt für einen Zwei-, Dreitageausflug. Und das an den langen Tischen im „Monmouth Coffee“ an der London ganzjährig: während es im Sommer nie wärmer als 22, 23 Grad wird, kann man mit etwas Glück Anfang November noch im Som- Bridge (www.monmouthcoffee.co.uk). Aber sie genießt es auch mal, nicht dauernd reisen zu müssen, jeden Tag in der U-Bahn zu sitzen. meranzug vorm Pub stehen und mit den Einheimischen gemütlich „Manchmal bleibe ich London einfach gern fern.“ über das britische Wetter lästern. Also, London, das Universum! Ziemlich laut, ziemlich hekFür die crescendo-Reportage nun haben wir uns spontan mit tisch, die Einwohner der City haben im Durchschnitt garantiert Susanne Martens verabredet. Die Bratscherin, die der Liebe wegen nach Großbritannien übersiedelte und seit über sieben Jahren Mit- einen höheren Herzschlag als die der umgebenden Stadtteile. Auch wir brauchen erst mal ein bisschen Abstand vom glühenden Kern glied des London Philharmonic Orchestra ist, soll uns verraten, wie und fahren am nächsten Tag mit dem Vorortzug nach Egham. Hier, ein Metropolenbewohner – und noch dazu ein echter Kulturprofi in „Greater Southeast“, in Londons Pendlergürtel, tickt der Alltag – mit diesem kulturellen Überangebot klar kommt. In dem lauten etwas entspannter. Nach Windsor kann man von hier aus spazieren, Café neben der Royal Festival Hall erzählt sie erst einmal, wie sie oder – etwas autenthischer – schnuppert etwas Collegeluft im für selbst hierherkam: es war Kurt Masur, von 2000 an sieben Jahre Besucher weitgehend frei zugänglichen „Royal Holloway College“ lang Chefdirigent des London Phil, der sie anlockte. „Jemand, der (www.rhul.ac.uk). 1879 gegründet, war es Englands erstes College auf den Klang so sehr achtet – das war für mich faszinierend,“ sagt


l e b e n s a r t

mir Jurowski, wo erholen Sie sich, wenn Sie in London mal eine für Frauen; der findige Unternehmer Thomas Holloway ließ damals das Haupthaus, „Founder‘s“, das neben seinen Seminar- und Vorle- Atempause brauchen? „Ganz einfach - ich gehe gern in den Hyde Park. Halten Sie nach mir Ausschau!“ Zack, und schon haben ihn sungssälen einer riesigen Bibliothek, einer Gemäldegalerie, einem Hogwarts-ähnlichen Speisesaal und fünfhundert Studentenwoh- russische Kultur-Touristen wieder in ihre Mitte gezogen, jubeln nungen Platz bietet, nach dem Vorbild des „Château de Chambord“ und lassen sich mit ihm fotografieren... Ein großartiges Konzert erlebim französischen Loiretal bauen. ten wir in der Wigmore Hall: TeilAllein die Galerie: siebenundsiebnehmer und Lehrer des internazig Werke erwarb Holloway noch tionalen Musikseminars „Prussia zu seinen Lebzeiten, gab umgeCove“ traten hier auf und spielten rechnet knapp 7,5 Millionen Euro sich in verschiedenen Besetzungen heutigen Geldes für seine kleine mit fantastischer Virtuosität durchs Sammlung bei Christie‘s aus (nur neunzehnte Jahrhundert. Oder die ein einziges Mal, so wird berichtet, Tate Modern, die auf dem Speiwurde er bei einer Auktion übersezettel jeder Kulturreise stehen boten). Drei Jahre waren die Bilder, sollte: so vielfältig, anregend und zu denen einige der besten viktoabwechslungsreich sind die einrianischen Gemälde überhaupt zelnen Themenausstellungen, dass gehören, in Amerika auf Ausstelman bei jedem Besuch eine neue lungstournee; nun sind sie wieder Welt entdeckt; Oder, spätabends im „Founder‘s Building“ zu sehen Das Royal Holloway College in Egham auf dem Weg zu unserer phäno(picture-gallery.rhul.ac.uk). menalen Unterkunft bei Paul, dem Bankmanager, die wir über die Nach diesem Zwischenhalt an frischer Luft geht‘s für uns feine Webseite www.airbnb.de gefunden haben: da trinken wir noch bereits am Abend wieder in die Innenstadt. Susanne spielt in der Royal Festival Hall, Schostakowitschs Siebte steht auf dem Pro- ein Bier im legendären „Elephant & Castle“ Pub, während mittelalte Hauptstädter in Wochenendlaune einen Cocktail nach dem anderen gramm, Jurowski dirigiert ein Hybridensemble aus Mitgliedern kippen und sich relaxed zu ohrenbetäubender Rums-rums-Musik des London Phil und des Russischen Nationalorchesters. Die Bratscherin schmuggelt uns sogar auf den anschließenden Emp- bewegen. Was immer London auf der überlangen Karte hat: jeder Besuch ist anders, und nach jeder Reise sagt man sich: ach, eigentlich fang - und wir ergreifen die Gelegenheit und pirschen uns an den könnten wir da in zwei, drei Wochen wieder hinfahren. Gucken wir Dirigenten heran. Der steht inmitten von Bewunderern, rudert mit den Armen, parliert auf russisch und englisch... Und, Wladi- doch mal ins Internet, was das Konzertprogramm sagt. n

London für Klassik-Liebhaber Die wichtigsten Tipps rund um die englische Hauptstadt

Restaurants

Anreise

„Einer der besten Ausblicke Londons“, lobte der »Evening Standard«. Die legendäre, von Sommelier Hamish Anderson komponierte Weinliste, durch die wir uns genüsslich probierten, ist ein weiteres verlockendes Argument für das Restaurant im 6. Stock der Tate Modern. Und das Beste: wenn die Oldies a la carte speisen, essen die Kinder gänzlich umsonst. www.tate.org.uk.

Täglich mehrere Direktflüge nach Heathrow, Luton, Stansted oder London Southend von allen größeren deutschen Flughäfen. In London selbst sollte man zuerst eine „Oyster Card“ erwerben, mit der auf allen Bus- und U-Bahn-Linien 50% Rabatt gewährt wird. Seit Juli 2010 ist die Innenstadt zudem mit „Barclay Cycle Hire“-Stationen gepflastert. Eines der 6000 Fahrräder zu leihen, kostet eine Grundgebühr von 1 Pfund pro Tag; bis zu 30 Minuten lang ist das Fahrrad dann kostenlos nutzbar. Mit den „Boris Bikes“ (nach dem Bürgermeister Boris Johnson benannt) lässt sich alles auch ganz bequem per Velo erreichen..

64

Londons Hotelpreise sind spätestens seit den Olympischen Spielen völlig gaga. Hie und da kann man aber noch Schnäppchen machen. Wer ein bisschen Zeit hat bei der Reiseplanung, sollte zum Beispiel einmal auf www.hoxtonhotels.com/the_1pound_ sale vorbeischauen. Abgesehen davon, dass das Hoxton Hotel ein sehr gutes (und für East London sehr gut gelegenes) Hotel ist, kann man hier günstige Zimmer ersteigern). Ein neues schönes Haus ist das Town Hall Hotel, ebenfalls im szenigen Osten der Stadt. Das Hotel befindest sich im ehemaligen Gemeindehaus (sehr stilvoll) und das Restaurant Viajante wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und wird vom neuen Gourmet-Star Nuno Mendez geführt. (www.designhotels.com). Wer es günstiger mag: Seit diesem Trip sind wir Fans von www.airbnb.de. Dort übernachtet man günstig privat.

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013

Fotos: Fotolia, Bob Coat.

Außerdem: Die Selfridges-Filiale der Restaurant-Kette „Masala Zone“ ist in Spazierweite der Wigmore Hall. Großartiges indisches Essen an der Grenze zur Schärfe-Explosion. Und: Frühstücken im Osten lässt sich perfekt im Breakfast Club. Weil es so gut ist, dort, gibt‘s inzwischen vier Stück in der Stadt: Adressen unter www.breakfastclub.co.uk.

Wo übernachten?


D

Die

für globetrotter

d a s

Die internationalen Höhepunkte von Dezember bis Januar

Termine

Paris

Menahem Presslers Klavierspiel sei von einer freudigen Technik, stilistisch einwandfrei, emotional unbändige und schlichtweg aus einer anderen Zeit weiß nicht nur die LA Times. Selbst überzeugen davon kann man sich im Pariser Salle Pleyel, wenn György Kurtág und Franz Schubert auf dem Programm stehen. Karten sind direkt unter www.sallepleyel.fr erhältlich.

10.12.

Venedig

29.12. bis 1.1. Venedig sehen und

sterben? Oder vielleicht doch lieber ins Neujahrskonzert im Teatro La Fenice? Dort nämlich dirigiert Sir John Elliot Gardiner das Orchestra del Teatro La Fenice. Mit von der Partie sind Desiree Rancatore (Sopran) und Saimir Pirgu (Tenor). Tickets unter www.teatrolafenice.it

eutschlanD t r a u m s c h i f f

Genf

7.1. Die altehrwürdige Victoria Hall

in der Genfer Altstadt ist Schauplatz eines Galakonzerts des maltesischen Tenors Joseph Calleja. Es spielt das Orchestre de la Suisse Romande unter John Fiore. Der Konzertsaal, bekannt für seine hervorragende Akustik, wurde zwischen 1891 and 1894 zu Ehren der Königin von England erbaut und 2006 renoviert. Karten: www.liverpoolphil.com

Budapest

8.1. Obwohl in Ungarns Haupt-

stadt, wird man ins Wien des frühen 20. Jahrhunderts entführt. Alexander von Zemlinskys Psalm 83, Gustav Mahlers Adagietto aus der 5. Sinfonie und das Violinkonzert von Alban Berg haben diese Stadt, vor allem aber Alma Mahler als Verbindung. Es spielt das National Philharmonic Orchestra, Violine Isabelle Faust. Tickets unter mupa.hu

Rom/Italien Neapel/Italien

Lipari/Italien

Bari/Italien

Stromboli/ Italien Tropea/ Italien

Palermo/Italien Trapani/ Italien

Korfu/ Griechenland Piräus/ Griechenland

Taormina/Italien

Licata/ Italien Valletta/ Malta

crescendo-Hoteltipp

W e lt K u lt u R u n D M i t t e l M e e R  n at u R

Das La Rösa am Bernina Pass ist ein neues Refugium, das man gerne weiter empfiehlt

427

PiRäus  ROM

29.03.  11.04.2013

D Fotos: La Rösa

iese Kreuzfahrtroute der DEUTSCHLAND ist klassisch. Sie verbindet Griechenland und Italien mit einem Kaleidoskop der schönsten Liegehäfen. Gleichzeitig präsentiert der Weltstar der KlassikKlarinette, Sabine Meyer mit ihrem „Trio di Clarone“, Highlights der Musikliteratur an Bord des schwimmenden Grand Hotels. Lassen Sie sich diese einmalige Gelegenheit, höchsten musikalischen Kunstgenuss mit einer luxuriösen Seereise zu verbinden, nicht entgehen! 14 tage, inkl. flüge ab/an deutschland 2-bett-kabine, pro person ab €

Wohnen im 400 Jahre alten Steinhaus auf 1880 Metern Höhe.

In einer Zeit, in der mehr moderne Designhotels aus dem Boden sprießen, freut man sich umso mehr über „alte“ Herbergen, die mit viel Liebe zum Detail wieder aufgebaut wurden und dem Besucher ein wahres Wohn-Erlebnis bieten. Dazu gehört neuerdings auch das Refugium La Rösa, 1880 Meter hoch am Bernina-Pass gelegen, nur 15 Autominuten von Italien entfernt. Das Gebiet nennt sich übrigens Puschlav, ein vor allem im Frühjahr und Herbst malerisches Ausflugsziel. Gegessen wird im La Rösa, das früher ein Hospitz für Bergpass-Passierer war, an 200 Jahre alten Holztischen, wer mag, kann der Köchin beim Zubereiten der Speisen in ihrer uralten Küche zusehen. Kleiner Wermutstropfen: man muss bis zum nächsten Mai warten, im Winter hat das La Rösa (noch) geschlossen. Infos unter www.larosa.ch n

3.795,–

ich bin an dieser und weiteren Kreuzfahrten mit Ms DeutschlanD interessiert und möchte gerne ausführliche informationen erhalten. name/Vorname PlZ/Ort

_____ ____

straße/nr.

____

telefon/e-Mail

____

Bitte diesen cOuPOn ausschneiden und einsenden an:

65

Reederei Peter Deilmann GmbH am holm 25 • 23730 neustadt in holstein • tel. (04561) 396-0 Fax (04561) 82 07 • info@deilmann.de • stichwort: crescendo Beratung und Buchung auch in ihrem Reisebüro.


l e b e n s a r t

Góreckis Gebet Keine leichte Kost: Unser Kolumnist hat die geheimnisvolle Sinfonie Nr. 3 Henryk Góreckis neu aufgenommen und erklärt, welcher Wein zu diesem dramatischen Werk passt.

Stellen Sie sich vor: Sie stehen in den Frauenkasernen von Birkenau. Es schneit. Isabel Bayrakdarian, die wunderbare armenische Sopranistin, weint eisige Tränen, während sie den zweiten Satz von Henryk Mikołaj Góreckis mächtiger und geheimnisvoller Sinfonie Nr. 3, der „Sinfonie der Klagelieder“ singt: „Nein, Mutter, weine nicht, Du strengste Himmelskönigin, unterstütze mich immerzu.“ Diese Szene gibt es auf YouTube zu sehen – sie hat über 750.000 Klicks und stammt aus der 2007 mit dem Emmy gekrönten BBC-Dokumentation „Holocaust: A Music Memorial Film“. Mich inspirierte dieser Moment zu einem neuen Album, dass ich mit Isabel und dem Danish National Orchestra aufgenommen habe. Sie ist in diesem Jahr bei Sony Classical erscheinen, zu Ehren Góreckis, der 2010 verstarb. Elisabeth-Kübler Ross hat eine bekannte Theorie über die Phasen des Sterbens geschrieben. Nach ihrer Auffassung durchschreiten Sterbende fünf Phasen: Verleugnung, Zorn, Verhandeln, Depression, Zustimmung. Es wäre unverschämt, zu behaupten, die Opfer des Holocaust hätten die Akzeptanz oder Zustimmung ihres Schicksals erreicht. Dennoch: Durch meinen engen Kontakt zu Sam Pisar, dem jüngsten Überlebenden von Auschwitz, konnte ich diesen Prozess miterleben, während er an seinem Text für Bernsteins Sinfonie Nr. 3 „Kaddish“ schrieb. Ein Werk, das dem von Górecki vorausging, aber in ähnlicher Weise den Verlust thematisiert. Góreckis Sinfonie verwendet ein Gebet, welches man in Zelle Nr. 3 im Keller des Gestapo-Hauptquartiers in Zakopane gefunden hat. An die Wand gekritzelt, daneben die Unterschrift von Helena Wanda Błażusiakówna, ebenso die Worte „18 Jahre alt, gefangen gehalten seit dem 25. September 1944.“ Die letzten Zeilen des 2. Satzes der Sinfonie sind indes das polnische Ave Maria. So wie Wein am Passahabend getrun-

Wein von Rang und ken wird, an dem die Juden den Auszug der Namen entwickelt hat. jüdischen Sklaven aus Ägypten feiern, kann Die Evolution dieses Wein auch bei anderen Gelegenheiten, bei Weins war dramatisch denen man sich an das Leben eines verloreund langsam – nen Menschen erinnert, getrunaber im Endefken werden. John AXELRODS fekt: lohnend. Auch wenn es einige trinkWeinkolumne Auch Górecbare koschere Weine gibt, würde ich einen anderen Wein empfehlen: Eine kis Sinfonie ist ein langsames, dramatisches Mélange aus fünf verschiedenen Trauben, Werk, aber ebenso belohnend! Oft als minidie nicht nur mit Kübler-Ross' fünf Phasen malistisch oder neo-mythisch beschriekorrespondieren, sondern der Zusammen- bene Musik, lebt jeder Satz von einer Melodie, die sich von jeder einzelnen Streicherkunft auch die nötige Schwere verleihen. Neulich habe ich über den Château gruppe schichtweise über die Bläser legt. Margaux und seine Parallelen zu Beetho- So ist auch der St. Exupéry mit seinen satvens „Pastorale“ geschrieben. Tatsächlich ten Tanninen und dem kräftigen Aroma, sind diese Bordeaux-Weine in der Verbin- das langsam atmet und sich zu einem voldung ihrer fünf Trauben einzigartig: Caber- len, robusten Geschmack ausweitet. Der net Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, berühmte zweite Satz aus Góreckis Sinfonie Malbec und Petit Verdot. Cabernet Sauvi- hat Momente absoluter Stille, wenn Harfe gnon und Merlot sind die dominierenden und Klavier Akkorde voll seelischer Qual Rebsorten, aber zur Farbe, Struktur und anschlagen. Genau so hat der St. Exupéry Körper des Weins tragen alle fünf etwas bei. einen fast giftigen Abgang auf der Zunge, Der Margaux ist der femininste Bor- nur um danach in seidige Zufriedenheit deaux – duftend, samtig und elegant, wahr- umzuschlagen. Górecki endet schließlich scheinlich wegen der höheren Merlot- so, wie das Stück begann: mit einem sich Konzentrierung. Die Tatsache, dass Gór- wiederholenden Durcheinander, das sich eckis Sinfonie ein Lamento der Mutter an ins Nichts verläuft. Der St. Exupéry ist in ihren verstorbenen Sohn ist, das von einem soweit anders als der vorhin erwähnte MarSopran gesungen wird, bestätigt meine Ver- gaux, als dass der Geschmack zwar nachklingt, aber niemals wieder den Geschmack bindung dieses Weins mit der Musik. Aber der wahre Wein der Wahl zu Gór- vom Anfang erreicht. Man bleibt zurück eckis Musik ist ein erschwinglicherer Wein mit dem Verlangen, einen weiteren Schluck als der perfekte Château Margaux. Châ- zu nehmen. Góreckis Musik braucht Meditation. teau Palmer wäre der nächstmögliche Kandidat, ich tendiere aber zu einer Option, Der Margaux braucht Geduld. Es ist kein den ebenfalls eine umfassende Geschichte Wein für Jedermann, so wie Górecki nicht des Verlusts umschwebt: Der Château allen Hörern gefällt. Aber für diejenigen, Malescot-St. Exupéry (der selbe Name die Zufriedenheit in seiner Musik finden, und die selbe Familie wie der Autor von und diejenigen, die die einzigartige Note „Der kleine Prinz“!). Dieser Wein musste des Margaux akzeptieren, ist es eine KomBesitzerwechsel, die Pest, die Revolution bination aus Wein und Musik, die den ultierdulden, er ging durch die Hände von mativen Frieden bringen kann – und das Witwen, erlebte Jahre der Vernachlässigung, schöne Gefühl, etwas wunderbar freudvolbis er sich in den letzten 20 Jahren zu einem les erlebt zu haben. n

John Axelrod ist absoluter Weinexperte, Musik-Direktor des Orchestre­National des Pays de la Loire in Frankreich und Dirigent des Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi. Am Sonntag, den 23.12.2012 dirigiert John Axelrod das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin in der Philharmonie, am Klavier ist Gabriela Montero. Gespielt werden Werke von Gershwin und Tschaikowsky. 66

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


FÜR ALLE DIE WISSEN, DASS GROSSARTIGE KLASSIK, AUF EINEN STREICH ZU HABEN IST.

PHILIPS " Original Jackets Collection" große Künstler und einzigartige aufnahmen aus dem Philips-Katalog, CD Hüllen in Originaloptik, inkl. 200 Seiten Booklet! 55 CD-Box für EUR 74,99

KLASSIK JAZZ LOUNGE. Musik für den gehobenen Anspruch. In Ihrem SATURN Theresienhöhe. Saturn Electro-Handelsgesellschaft mbH München / Theresienhöhe / Schwanthalerstraße 115 / 80339 München

R. WagNeR "Die kompletten Opern" Von den "Feen" bis zum "Parsifal", 13 Opern mit den größten Dirigenten: Kleiber, Solti, Jochum, Levine, Sinopoli u.a.m. 43 CD-Box für EUR 64,99


l e b e n s a r t

Schokoladenzauber Das süße Gold erobert immer mehr die Gaumen der Kulturfans. Manche sprechen gar von einer Schokoladen-Revolution – auch unsere Autorin ist infiziert. Vo n A n to i n e t t e s c h m elt er d e e s co b a r

Schokoladen-Heiligtümer: Vor allem die aromatischeren Sorten Trinitario, Criollo und Nacional haben es in sich.

68

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


Anzeige

DIE FARBEN DER ERDE

69

Fotos: Elisapark Music; Pieter Heremans ; Andreas Wieser aus „Schokolade & Wein“, Hädecke Verlag; Schokoladenmuseum Köln

… eine Weltreise, die Sehnsüchte weckt

sie ursprünglich war: ein nicht alltägünf Tafeln Michel Cluizel-Volllicher Genuss. Bei den Azteken begleimilchschokolade mit 50 % Kakao? tete sie unter dem Namen Xocolatl Macht 25 Euro“, rechnet Nicolas als eine Mischung aus kaltem Wasser, Graf zu Stolberg-Stolberg dem ältegerösteten und zerriebenen Kakaobohren Ehepaar vor, das an seiner Kasse nen sowie scharfen Gewürzen kultische steht. Trotz des stolzen Preises zögern Handlungen. Über spanische Kolonidie beiden Rentner keine Sekunde. Stattalisatoren verbreitete sie sich – fortan dessen zücken sie selbstverständlich ihr gesüßt und heiß zubereitet – in europäiPortemonnaie, zahlen und verabschieschen Adelskreisen. Im 18. Jahrhundert den sich mit den Worten „Das ist unsere wurde sie dann zwar so erschwinglich, Wochenration – genau die richtige Sorte dass sich auch das wohlhabende Bürfür uns!“ Solche Klienten sind bei Stolgertum sein Tässchen Kakao aus edlem berg Schokoladen keine Seltenheit. Porzellan leisten konnte. Und auch „Mein Extrem-Kunde kauft in regelmäwenn Anfang des 19. Jahrhunderts die ßigen Abständen 20 bis 30 Tafeln auf ersten Fabriken in Deutschland und der einmal“, verrät der Inhaber des LädSchweiz entstanden, blieb Schokolade chens in der Münchner Innenstadt, das bis nach zweiten Weltkrieg eine außerEnde 2010 zum besten Süßwarenfachgewöhnliche Leckerei. geschäft Deutschlands gekürt wurde. Eine Rückbesinnung auf diese „Andere gönnen sich gelegentlich BesonWurzeln ist auch Eberhard Schell wichderheiten wie eine Porcelana von Ametig. In seiner Gundelsheimer Manufakdei, die 12,90 Euro pro 50 Gramm-PäckDIE FARBEN DER ERDE 360 Seiten | Panoramaformat 46,2 x 29,5 cm tur stellt der gelernte Konditor handchen kostet.“ Insgesamt hat der Dipgebunden, mit Schutzumschlag, im Schuber geschöpfte Köstlichkeiten her, für die lom-Kaufmann, der sich wegen seiner ISBN 978-3-89944-850-4 | € [D] 78,00 er rund um den Globus nach den bes„Leidenschaft für Süßes“ 2005 mit einem tem Basismaterial wie WildpflückunGeschäft selbstständig machte, „Kreatiwww.kunth-verlag.de gen reinen Criollos aus dem boliviaonen von 30 Chocolatiers aus den unternischem Urwald fahndet. Doch damit schiedlichsten Ländern plus ergänzende nicht genug: Nachdem er im Auftrag Produkte“ von Tee bis Wein im Angeder örtlichen Weingärtnergenossenbot. In den dunklen Holzregalen und auf dem Tisch in der Mitte des Raumes stapeln sich daher hunderte schaft 1994 eine Praline namens „Essigschleckerle“ erfand und appetitlicher Produkte, die egal ob pur oder mit Zutaten von Flieder patentieren ließ, baut er mit wachsender Begeisterung „Brücken“ über Lavendel bis Weihrauch verfeinert laut Stolberg ein Ziel haben: zwischen Schokolade und Rebensaft. Denn bei diesem Duo han„mit dem Geschmack von hochwertigem Kakao zu konfrontieren“ delt es sich seiner Ansicht nach um zwei „glückssteigernde Sorgenbrecher“, die so zusammengehören, „als seien sie füreinander und so das Bewusstsein für Qualität zu wecken. Schokolade ist nämlich längst nicht Schokolade: Weil sie geschaffen worden.“ Schell-Schokoladen sind daher mit Weinempebenso robust wie ertragreich und entsprechend preisgünstig sind, fehlungen versehen und werden außer im Stammhaus in Weingümachen Forastero-Bohnen rund 80 Prozent der Weltproduktion tern, dem Weinfachhandel oder gehobenen Feinkostläden vertrieben und bei speziellen Seminaren in aus und werden von großen Firmen Begleitung passender Tropfen kredenzt. für jene Waren verwendet, die sich en Seinem „absoluten Schwerpunkt“ hat masse in Supermarkt- und DiscounSchell sogar einen 173-seitigen „Genusster-Regalen finden. Kleinere Herstelund Geschmacksverführer“ namens ler hingegen verarbeiten vermehrt die „Schokolade & Wein“ (Hädecke, 19,90 €) rareren, aromatischeren Sorten Trinitagewidmet, dem im Herbst 2013 beim rio, Criollo und Nacional. Dabei achten Christian Verlag ein zweites Buch mit sie zusätzlich auf Anbauland und -lage Rezepten folgen soll. in jenen drei Erdteilen von Mittel- und Weitere Allianzen kann SchokoSüdamerika über Afrika bis nach Asien, lade bei Konzerten eingehen: In Stuttwo der „Theobroma cacao“ genannte gart kombinierte Christian Karchs Baum in tropischen Breiten wächst. Musikalischer Salon wiederholt süße „Seit drei bis vier Jahren zeichnet sich „Genüsse für den Gaumen mit erlesenen ein Premiumtrend ab“, bestätigt SolWeinen und außergewöhnlicher Musik“. veig Schneider vom Bundesverband der Sängerin Christina Rommel (r.) Unter dem Motto „Schokoladenzauber“ Deutschen Süßwarenindustrie. Ausbeim Schokotest. organisiert die Münchner Kulturgipfel druck seien sowohl Herkunftsschokolade mit Angaben zur jeweiligen Region als auch Sorten mit hohem GmbH Events mit Klassik, Literatur zum Thema und Schoko-KostKakaoanteil. Parallel zu „Pure-Konzepten“ würden neue Komposi- proben. Christina Rommel schließlich verspricht bei ihrer Tournee tionen mit Aromen, Gewürzen sowie salzigen Zutaten entwickelt. mit dem Titel „Schokolade – Das Konzert“ ein „Festival für alle Und Akzente durch den natürlichen Süßstoff Stevia sowie „Free Sinne“. Bis April 2013 serviert die Pop-Sängerin dabei kalorienhaltige Köstlichkeiten zu eigenen Liedern, in denen sie nicht umsonst from“-Produkte ohne Laktose oder Nüsse gesetzt. Schokolade scheint sich also wieder dem anzunähern, was singt: „So süß und so zart – zu widerstehen ist einfach hart...“ n


Foto: varga

e r l e b e n

Gewöhnungsbedürftig, aber interessant: Installation im Haus der Musik.

Visuelle Musik-experimente Mit multimedialen Vermittlungsformen will das Wiener Haus der Musik nicht nur junge Menschen an Klassische Musik heranführen. Wir haben uns durch die Hallen führen lassen und unseren Horizont erweitert. V o n A n t o i n e t t e S c h m e l t e r d e Es c o b a r

Donnerstagmorgen, kurz nach zehn. Erst vor wenigen Minuten hat das „aufeinander aufbauende Konzept“ des 2000 eröffneten Hauses. das Haus der Musik im Zentrum von Wien seine Türen geöffnet. Wichtiger Bestandteil bei seiner „Politik der kleinen Schritte“, die Doch schon drängen sich Besucher im glasüberdachten Innenhof: Besucher idealerweise „Blut lecken“ lasse, sind multimediale Vereine Kindergartengruppe, Schüler im Teenageralter, einzelne Fami- mittlungsformen, bei denen nach dem Vorbild von Science Cenlien, Touristen aus Asien und den USA. Kurzum ein breit gefä- tern naturwissenschaftliche Phänomene mit allen Sinnen erfahrbar chertes Publikum, das sich vom Parterre aus auf eigene Faust oder gemacht werden sollen. Und das so fortschrittlich wie möglich. Die vierte Etage ist deshalb für zukunftsweisende Exponate mit einem Führer auf eine Erkundungstour durch das historische Palais Erzherzog Karl macht, wo im 19. Jahrhundert der Komponist reserviert. Bis zum Sommer war das eine „BRAIN OPERA“, die das Otto Nicolai wohnte. In der ersten Etage führt die mit Fotografien, Media Lab des Massachusetts Institute of Technology mit singenKritiken und Korrespondenzen, Klangbeispielen und Gegenständen den und Rhythmus-Bäumen, einer Gestik-Wand oder einer Staffevom Taktstock bis zum Frack durch die Welt der Wiener Philhar- lei für Lautmalerei ausgetüftelt hatte. Seit Mitte Oktober hat deren moniker. Einen Stock darüber ist die so genannte „Sonosphere“ den Platz virto|stage eingenommen: ein durchgestuftes Gebilde, desKlängen und ihrer Wahrnehmung mit einem überdimensionalen sen schwarzes Inneres ein vier mal 2,80 Meter großer Bildschirm Instrumentarium, Audiothek oder dem „Stimmenmeer“ gewidmet. beherrscht. Befindet sich niemand in dem circa 15 Personen fasGeschoss Nummer drei gehört den großen Komponisten Haydn, senden Raum, ist dort eine sepiafarbene Collage aus allmählich Mozart, Beethoven, Schubert, Strauß, Mahler sowie der zweiten wechselnden Bildern zu sehen, die sphärenhafte Musik untermalt. Wagt sich aber jemand in den weißen Kreis, Wiener Schule, an die mit persönlichen GegenHaus der Musik der auf dem grauen Teppichboden markiert ist, ständen, Partituren und Touchscreens zum VerSeilerstätte 30, A-1010 Wien kommen wie von Zauberhand bunte Farben tiefen des jeweiligen Vita erinnert wird. „Grob Öffnungszeiten täglich 10:00 - 22:00 und Glitzerakzente ins Spiel, verschieben sich gesagt geht es darum, unsere Besucher – nicht Tel. +43-1-513 48 50 Perspektiven und Bildebenen, mutieren Lautselten im Erstkontakt – an Klassik heranzufühinfo@hdm.at www.hdm.at stärke, Tonhöhe und -intensität. Weil absichtren,“ erklärt Museumsdirektor Simon Posch 70

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


Eine Erkundungstour durch das historische Palais Erzherzog Karl, wo im 19. Jahrhundert der Komponist Otto Nicolai wohnte.

71

Fink Spanische Lieder cliché akg-images / Hedda Eid

Bernarda

HMC 902133

lich eine Bedienungsanleitung fehlt, geben weniger Experimentierfreudige, denen sich die Auswirkungen ihres Tuns nicht auf Anhieb erschließt, zwar nach kurzer Zeit auf. Andere hingegen versuchen sich so lange im Armekreisen und –schwenken, Vor- und Zurückgehen, Bücken und Strecken, Händewinken und -wedeln, dass sie Schritt für Schritt das Geschehen auf der Leinwand zu beeinflussen lernen – sehr zur Freude von Johannes Deutsch, der das Ganze aufmerksam verfolgt. „Besucher sind hier Regisseur und Dirigent zugleich,“ erläutert der Wiener sein rund 15 Minuten dauerndes Gesamtkunstwerk mit dem Titel „zeitperlen“, das wegen der heterogenen Besucherstruktur aus verschiedenen Ländern, Altersstufen und Bevölkerungsschichten „ebenso sprach- wie kulturunabhängig“ zu verstehen sein müsse. „Je nach Verhalten des Akteurs, das eine Kinect* (= Hardware zur Steuerung der Spielekonsole) erfasst, werden die zuvor im Computer eingespeisten optischen und akustischen Versatzstücke neu kombiniert.“ Für seine Geschichte der Sängerin Céleste, die morgens aufwacht und in einem Tagtraum unter dem Motto Metamorphosen ihren gestrigen Opernabend noch einmal erlebt, existieren also zahllose, individuell geprägte Variationen. Grundidee, Storyboard sowie alle „gemalten, fotografierten oder anderweitig zusammengebastelten“ Bilder stammen dabei von Johannes Deutsch, der ähnlich innovative Ideen bereits bei „Vision Mahler“ zum 50. Geburtstag des WDR oder Schumanns dramatischem Gedicht „Manfred“ in der Tonhalle Düsseldorf umgesetzt hat. Die passenden Klänge komponierte Nick Prokop, der außerdem gemeinsam mit seinem Bruder Clemens zuständig war für deren Einspielung mit der Sopranistin Natalia Ushakova und Instrumentalisten von den Wiener Symphonikern. „Die Herausforderung war nicht nur, eine musikalische Entsprechung zur Geschichte und den visuellen Elementen von Johannes Deutsch zu finden, in denen Motive aus ‚Don Giovanni’, dem ‚Fliegenden Holländer’ und Ovids ‚Metamorphosen’ auftauchen,“ erinnert sich Nick Prokop an den aufwändigen Kreationsprozess, den zahllose E-Mails, Telefonate und Dutzende persönlicher Treffen begleiteten. „Weil Besucher interaktiv ins Geschehen eingreifen können, entstehen nonstop neue Mischungen, die aber immer gleich gut klingen müssen.“ Vierter im Bund war der Linzer Programmierer Stefan Schilcher, dem die schwierige Adaptierung der Software oblag bzw. noch obliegt. Denn weil virto|stage mit „zeitperlen“ laut seinen Erfindern einem „Organismus“ gleicht, der „lebt und reagiert“, ist die Entwicklungsphase noch lange nicht abgeschlossen. Vor dem Interview beispielsweise haben Johannes Deutsch und Stefan Schilcher bis tief in die Nacht am System gefeilt. Resultat ist vorübergehend eine leicht abgespeckte Version, weil es den vielen Besuchern noch an Mut zum Ausprobieren „intuitiv aus dem Bauch heraus“ mangele. Sollte der zunehmen, schlummert in der Schublade aber noch ein „ganzer Kosmos“ von Möglichkeiten, wie Clemens und Nick Prokop klar stellen. Für ihre Firma „trust your ears“ haben die beiden aus diesem Projekt auf jeden Fall jede Menge Inspirationen mitgenommen. „Musik im Raum ist ein großes Thema“, begeistern sich der 1974 Geborene und sein jüngerer Bruder, die sich in einer gut austarierten TheoriePraxis-Kombination auf „psychoakustische Strategien“ spezialisiert haben – egal ob Museum, Mall, Hotel, Event oder Spa. n

© Klemen Breitfuss

© Dorothee Falke

Anthony Spiri, Klavier Reise in ein traumhaftes Spanien

Die für diese CD ausgewählten Lieder, die alle zwischen 1902 und 1965 entstanden sind, spiegeln sehr genau die Entwicklung des spanischen Kunstliedes im 20. Jahrhundert wie auch die Verbundenheit der spanischen Komponisten mit Frankreich wider. Manuel de Fallas Sieben spanische Volkslieder erklingen hier neben musikalischen Kleinoden wie den Drei spanischen oder Vier sephardischen Liedern von Joaquín Rodrigo. Vom Zauber Andalusiens bis zu den Klagen aus León lädt diese CD zu einer Reise durch ein Spanien der Träume ein.

harmoniamundi.com

Auch auf Ihrem Smart- und iPhone


e r l e b e n

Salzburg – die Mozartstadt.

neue wege zu mozart Als neuer künstlerischer Leiter programmiert Marc Minkowski gemeinsam mit Matthias Schulz die Mozartwoche in Salzburg zwischen Tradition und Innovation. Von Angelika Rahm

„Wenn es auch nur einen Mozart gibt, so gibt es doch tausend und entstandener Opera seria Lucio Silla (24./29.01. und 01.02.) in der eine Art, ihn zu hören. Unsere Absicht ist es, die Mozartwoche für Inszenierung des Barockopern-Experten Marshall Pynkoski, mit alle möglichen Annäherungen zu öffnen“. So erläutert der franzö- Rolando Villazón in der Titelrolle und Les Musiciens du Louvre sische Dirigent Marc Minkowski seine Grundidee. Der Gründer unter Marc Minkowski, sowie den Bühnenbildern und Kostümen und Leiter des Ensembles Les Musiciens du Louvre und Spezialist von Antoine Fontaine. Dessen Arbeit kann man auch im Filmprofür historische Aufführungspraxis hat gemeinsam mit dem neuen gramm der Mozartwoche begutachten, lieferte er doch für „Vatel“ künstlerischen Leiter der Stiftung Mozarteum, Matthias Schulz, (mit Gérard Depardieu in der Hauptrolle des Maître de Plaisir) die die Mozartwoche 2013 konzipiert, die vom 24 Januar bis 3. Feb- opulente barocke Ausstattung. Mit den konzertanten Aufführunruar 2013 zu Orchester-, Kammer- und Solistenkonzerten nach gen von zwei weiteren Vertonungen des Textbuchs zu Lucio Silla - durch Pasquale Anfossi (28.01.) sowie durch Mozarts Freund und Salzburg einlädt. Vorbild Johann Christian Bach (02.02.) - entEin Blick auf das Programm der kommensteht eine spannende Rundschau, zu der auch den Mozartwoche offenbart eine ebenso sorgMozartwoche 2013 24. Januar bis 3. Februar 2013 das Round Table Gespräch „Lucio Silla oder: sam durchdachte wie liebevoll ausgeklügelte Stiftung Mozarteum Salzburg Wie tot ist die opera seria des 18. JahrhunKonzeption. Wie mit einem feinen Netz aus Informationen und Kartenservice: derts?“ (24.01.) beiträgt. Eine weitere Diskussisinnreichen Bezügen werden die vielfältigen Tel.: +43-(0)662-87 31 54 onsrunde (01.02.) beschäftigt sich mit Johann Themen, Veranstaltungen, Veranstaltungsorte Fax: +43-(0)662-87 44 54 Christian Bach, dem auch ein eigener Konzertund Mitwirkenden zusammengehalten. Bestes www.mozarteum.at tickets@mozarteum.at schwerpunkt gewidmet ist. Beispiel: die Neuproduktion von Mozarts 1772 72

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


Fotos: Tourismus Salzburg; Marco Borggreve/DG; Sonja Werner; Andrea Kremper Festspielhaus Baden-Baden; Jonathan Irons

Von links oben im Uhrzeigersinn: Pierre-Laurent Aimard, Pablo Heras-Casado, Teodor Currentzis und Johannes Maria Staud.

Das zweite Auftragswerk Stauds darf das neu gegründete Begegnet Mozart in diesem Kontext der Musik seiner Zeitgenossen, so wird er innerhalb einer anderen dramaturgischen Leit- Mozart Kinderorchester aus der Taufe heben. Seit Juni proben 43 linie konsequent mit der Musik unserer Zeit in Beziehung gesetzt: Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren von MusikschuSein 1974 in Innsbruck geborener Komponistenkollege Johan- len in Salzburg und der bayerischen Nachbarregion hauptsächlich nes Maria Staud ist mit mehreren Werken vertreten, darunter das an den Wochenenden mit Feuereifer für ihren Auftritt im Großen auf einem Fragment Mozarts basierende „Segue“. Diese Musik für Saal des Mozarteums. Mit zwei Konzerten, eines für das Publikum Violoncello und Orchester werden Jean-Giuhen Queras und das der Mozartwoche (03.02.) und eines nur für Schulklassen (04.02.), Mozarteumorchester Salzburg mit dem Dirigenten Pablo Heras- wird das Mozart Kinderorchester sein Bühnendebüt feiern, unterstützt von zwei Großen des Musik- und Theaterbetriebs: von Marc Casado interpretieren (30.01.). Zudem betraute die Stiftung Mozarteum als Veranstalter der Minkowski, der die Konzerte dirigieren und von Sven-Eric Bechtolf, Mozartwoche 2013 Johannes Maria Staud mit zwei Auftragswer- der sie moderieren wird. Weitere Möglichkeiten der Annäherung an Mozart bieten sein ken: Seine Orchesterbearbeitung der Mozart’schen Klavierfantasie c-Moll, KV 475 wird von den dem Festival seit der ersten Mozart- Geburtshaus und das Wohnhaus. Die Stiftung Mozarteum öffnet woche 1956 zentral verbundenen Wiener Philharmonikern urauf- seine beiden Museen diesseits und jenseits der Salzach nicht nur geführt werden (30.01.). Am Pult steht dann Teodor Currentzis, für Konzerte auf Instrumenten aus Mozarts Besitz, sondern zeigt im wie Heras-Casado ein hochgelobter und vielversprechender Ver- Wohnhaus auch Kunst: „MOZART-BILDER – BILDER MOZARTS, treter der jungen Dirigentengeneration. Dem 1972 in Athen gebo- Ein Porträt zwischen Wunsch und Wirklichkeit“. Mit ihren etwa 100 renen Teodor Currentzis, Gründer des Ensembles Musica Aeterna Exponaten aus dem Besitz der Stiftung Mozarteum und von interund Musikdirektor im russischen Perm, der im Februar dieses nationalen Leihgebern bietet die Ausstellung erstmals einen einzigJahres auch sein erfolgreiches Debüt bei den Münchner Philhar- artigen Überblick über die wesentlichen historischen Bildnisse des monikern gab, bescheinigte die FAZ „eine ausdrucksintensive Komponisten. Gleichzeitig thematisiert die Schau das SpannungsManier zu dirigieren und die Kunst, die Welt für Augenblicke ein- feld zwischen Authentizität und Überhöhung in den zeitgenössizufrieren“. Solist dieses bemerkenswerten Konzertabends ist kein schen Mozart-Porträts und jenen Bildtypen, die sich später entwigeringerer als Pianist Pierre-Laurent Aimard mit Mozarts c-Moll- ckelt haben und aus denen sich ein spezielles, bis heute in der Werbung aufscheinendes Mozartbild ableitete. Konzert KV 491. n 73


e r l e b e n

Boris Berezovsky

Das Lisztzentrum Raiding – Austragungsort für das internationale Festival am Geburtsort von Franz Liszt.

Martin Haselböck

Franz Liszts Klangwelten Raiding zählt nur knapp über 800 Einwohner. Trotzdem wartet das burgendländische Örtchen mit einem beeindruckenden Festival für klassische Musik auf. Gewidmet ist es Raidings berühmtestem Bürger: Franz Liszt. Von carla neumann

„Du kamst in mein Leben als der größte Mensch, an den ich je die Ensemble „Brein‘s Liszt Cafe“ einen unterhaltsamen Grenzgang mit vertraute Freundesanrede richten durfte!“ In großer Ehrfurcht und eigenen Bearbeitungen von Werken Wagners, Verdis und Liszt. Dass Raiding mit seinen 815 (!) Einwohnern ein solch hochkaVerehrung schrieb Richard Wagner diese Zeilen im Mai 1872 an Schwiegervater Franz Liszt. Die persönliche Freundschaft der bei- rätiges Klassikfestival auf die Beine stellt, ist bewundernswert. Und den Komponisten war intensiv, aber ebenso äußerst ambivalent die Organisatoren rund um die Intendanten Johannes und Eduard und spannungsgeladen. Denn während Liszt seinen Schwiegersohn Kutrowatz haben es in ihrer musikalischen Planung geschafft, dass großzügig förderte und damit wesentlich zu seinem Ruhm beitrug, man sich hier, in diesem kleinen österreichischen Örtchen, dem war Wagner in dieser Beziehung eher der „Nehmer“ oder auch das Komponisten so nah wie wohl nirgendwo sonst fühlt. Obwohl es Liszt im Jugendalter schließlich ins für ihn karriereförderndere „Pump-Genie“, wie Thomas Mann ihn einst nannte. Die Organisatoren des Liszt Festival Raiding in Liszts Geburts- Wien zog, blieb er seinem Geburtsort stets eng verbunden, kehrte ort im schönen Burgenland nehmen es Richard Wagner nicht übel mehrfach nach Raiding zurück. „Als Pianist, Komponist, Dirigent, Pädagoge und Mäzen und widmen ihm anlässlich seines 200. Geburtstag einen Schwerpunkt der diesjährigen Festivalsaison. Auch Kollege Giuseppe Verdi, war Franz Liszt zeit seines Lebens ein Pendler zwischen den Weldessen Geburtstag sich ebenfalls zum 200. mal jährt, darf in die- ten, ein echter Europäer, der in Wien ebenso zu Haus war wie in ser Betrachtung nicht fehlen. Und so feiern die Burgenländer eine Paris, Weimar, Bayreuth, Rom oder Budapest und der es verstand, Komponisten-Trias, die sich sehen lassen kann: Wagners und Ver- diese enorme Vielfalt an Einflüssen in seinem Werk zu verschmelzen“, betonen Johannes und Eduard Kutrodis Musik werden in Bezug zu den Kompositiowatz. Seit 2009 haben sie die künstlerische nen Franz Liszt gesetzt und aus vielen verschieLISZT FESTIVAL RAIDING 2013 Leitung des Festivals inne. „Immer auf der denen Blickwinkeln beleuchtet. Unter anderem 25. – 27. Januar: „Meistersinger“ 14. – 17. März: „Melodramen“ ständigen Suche nach musikalischer Erneuerklingen in diesem Kontext die „Meistersinger19. – 23. Juni: „Malédiction“ erung und Entwicklung wurde sein Werk Ouvertüre“, die berühmten „Wesendonck-Lie18. – 22. Oktober: „Metamorphosen“ schließlich zum Inbegriff und Vorbild für der“ aber auch Wagners Chormusik und natürTickets: +43(0) 2619-51047 viele Größen der Musikgeschichte. Mit dem lich Liszts meisterhafte Operntranskriptionen. raiding@lisztzentrum.at Liszt Festival Raiding versuchen wir, seine Außerdem wagen Georg Breinschmid und sein www.lisztfestival.at 74

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


KISSINGER

WINTERZAUBER

Fotos: Ulrich Schwarz; Lukas Beck; Colin Bell, EMI Classics; Julia Stix

21. D e z e m b e r 2 012 – 19 . J a n u a r 2 013

Gabriela Montero und die Intendanten Eduard & Johannes Kutrowatz

Musik und seine Virtuosität am Geburtsort dem Publikum zu erschließen“. In vier über das Jahr verteilten Festivalblöcken können die Zuschauer Liszt und seinen Kompositionen in unterschiedlichen musikalischen Konstellationen und Zusammenhängen nachspüren: Unter den Titeln „Meistersinger“, „Melodramen“, Malédiction“ und „Metamorphosen“ werden Kammermusik-, Solo-, Vokal- und Orchesterkonzerte geboten. Einen Schwerpunkt der Programmatik bildet der Orchesterzyklus, bei dem die Wiener Akademie, soeben ausgezeichnet mit dem „Grand Prix du Disque Franz Liszt 2012“, bedeutende Orchesterwerke von Liszt jenen von Verdi, Wagner, Bruckner sowie Josef Joachim und Carl Goldmark gegenüberstellt, und wo mit dem Bayreuther Kammerorchester und dem Israel Chamber Orchestra in diesem Jahr erstmals auch internationale Orchester in Raiding gastieren, die auch das symphonische Schaffen von Elgar, Grieg, Mendelssohn und Schostakowitsch präsentieren. Der große Klavierzyklus bringt ein Wiedersehen mit LisztExperten wie Boris Berezovsky, Boris Bloch, Dezsö Ránki, Cyprien Katsaris und Roberta Pili und präsentiert auch neue Vertreter der Pianisten-Elite aus aller Welt, wie die Russin Polina Leschenko oder die aus Venezuela stammende Gabriela Montero die mit spannenden, und teilweise nie gehörten Liszt-Programmen das Publikum begeistern möchten. Ganz im Sinne Liszts sind dabei die Elemente „Orchestraler Klang“, Improvisation, Transkription und Bearbeitung ein zentrales Thema, dazu reihen sich interessante Gegenüberstellungen („Liszt & Südamerika“), Widmungen („Liszt & Schumann“) und Schwerpunkte („Liszt & Kinderstücke“ sowie „Liszt & Italien“). Der Vokalzyklus widmet sich schließlich in Konzerten mit Ildikó Raimondi und dem Wiener Kammerchor unter der Leitung von Michael Grohotolsky dem Liedschaffen und der Chormusik von Franz Liszt und präsentiert mit Peter Matić als „sprechenden Sänger“ auch das poetische Feld der nur ganz selten zu hörenden Genre der Melodramen. Ein großer Höhepunkt ist dabei die Aufführung der „Wesendonck Lieder“ mit dem Bayreuther Kammerorchester und der Solistin Eva Maria Riedl. n 75

Aus dem Festivalprogramm Sa 22.12. Eröffnungskonzert Bochumer Symphoniker Daniel Klajner, Leitung Brahms · Debussy · Schumann 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal Mi 26.12. Christmas in Swing Swing Dance Orchestra 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal Do 27.12. Minetti Quartett Werke von Mozart, Rihm und Mendelssohn Bartholdy 19:30 Uhr Rossini-Saal So 30.12. Die Vier Jahreszeiten Alexej Barchevitch, Violine Sound of Life Ensemble 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal Di 1.1. Neujahrskonzert Berliner Symphoniker Lior Shambadal, Leitung 17:00 Uhr Max-Littmann-Saal Do 3.1. Michael Wollny & Heinz Sauer „Don‘t Explain“ 20:00 Uhr Rossini-Saal Sa 5.1. Philipp Fankhauser & Band „Try My Love“ 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal So 6.1. Inspiration und Virtuosität Lorenzo Gatto, Violine Eliane Reyes, Klavier Grieg · Paganini · Milstein · Liszt · Franck 10:30 Uhr Rossini-Saal So 6.1. Lyambiko & Band 19:30 Uhr Kurtheater

Mo 7.1. Elias String Quartet Mozart · Britten · Schumann 19:30 Uhr Rossini-Saal Do 10.1. Salut Salon Perfekter Mix aus Klassik, Rock, Chanson und Folk 19:30 Uhr Kurtheater Sa 12.1. ConcerTango Solis String Quartet 19:30 Uhr Kurtheater So 13.1. Viva Voce „Commando a cappella“ 19:30 Uhr Kurtheater Mo 14.1. Quartet New Generation Die großen Barockmeister im Dialog 19:30 Uhr Rossini-Saal Di 15.1. Galatea Quartet Haydn · Bloch · Schubert 19:30 Uhr Rossini-Saal Mi 16.1. Tok Tok Tok Acoustic Soul - Best of 20:00 Uhr Kurtheater Do 17.1. Genesis Classic Ray Wilson (Ex-Genesis-Sänger) & Band Berlin Symphony Ensemble 19:30 Uhr Kurtheater Fr 18.1. Malia „Black Orchid“ 20:00 Uhr Kurtheater Sa 19.1. Abschlusskonzert Philharmonie Festiva Gerd Schaller, Leitung Mozart · Weber · Bruckner 19:30 Uhr Max-Littmann-Saal

Tickets und Infos:

Kissingen-Ticket 0971 8048-444

Sparkasse Bad Kissingen

Ihr verlässlicher Partner vor Ort.

www.kissingerwinterzauber.de · Veranstalter: Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH


e r l e b e n

dezember / januar Diese Termine sollten Sie nicht versäumen

Premieren

6. Januar bis 25. November, Bayreuth, verschiedene Orte

sches Staatstheater La Damnati-

München/Deutsches Theater Das Dschungelbuch/B. Ed-

Da steckt Wagner drin!

Straubing/Theater am Hagen La finta giardiniera/Mozart 19.12. Wien/Staatsoper (A)

30.11.

wards (Musical) 1.12.

Bielefeld/Stadttheater

Ariadne auf Naxos/R. Strauss

Hoffmanns Erzählungen/J. Offenbach 1.12.

Darmstadt/Staatstheater Duisburg/Opernhaus Essen/Aalto Theater

1.12.

Gießen/Stadttheater

Evita/A. L. Webber (Musical)

Weimar/Deutsches Nationaltheater Hänsel und Gretel/E.

31.12.

Mnozil Brass

2.12.

Hamburg/Staatsoper

Onegin/Tschaikowsky (Ballett) 2.12. Trier/Theater Hänsel, Gretel und die Hexe/E. Humperdinck Hamburg/Opernloft Junges Musiktheater Heimliches

4.12.

Flüstern - inszenierte Kunstlieder/ Clara & Robert Schumann, Brahms 7.12.

Düsseldorf/Opernhaus

7.12.

Fürth/Kulturforum

7.12.

München/Nationaltheater

Don Giovanni/W. A. Mozart

Drei Wasserspiele/D. Glanert Der Nussknacker/Tschaikowsky (Ballett)

Schwetzingen/Rokokotheater im Schloss Polifemo/Porpora 8.12. Chemnitz/Theater 7.12.

Das Feuerwerk/P. Burkhard 8.12.

Eisenach/Landestheater

The Rape of Lucretia/B. Britten Karlsruhe/Badisches Staatstheater Der Vetter aus 8.12.

Dingsda/E. Künneke (Operette)

8.12.

Kassel/Staatstheater

8.12.

Krefeld/Theater

Così fan tutte/W. A. Mozart

Land des Lächelns/Franz Lehár (Operette) 8.12.

76

Linz/Landestheater (A)

Bayreuth ist gerüstet: im Wagnerjahr erklingt Wagner nicht nur zur Festspielsaison, sondern das ganze Jahr über! „Bayreuth 2013 – Da steckt Wagner drin!“ – Unter diesem Motto feiert die Stadt mit einem vielfältigen Programm den 200. Geburtstag Richard Wagners. Nicht nur auf dem Grünen Hügel. Den Auftakt macht am 6. Januar das österreichische Blechbläserensemble Mnozil Brass. Und man darf getrost davon ausgehen, dass die sieben Blechbläser einen Wagner präsentieren, den man so noch gar nicht kennt. Denn die Produktion, eine Art „Wagner-Blech-Comedy“ unter Regie von Philippe Arlaud, verneigt sich einerseits vor dem großen Meister, andererseits wird auch der theatralen Umsetzung

Don Pasquale/G. Donizetti 8.12. 8.12.

9.12.

Berlin/Deutsche Oper

Die Liebe zu den drei Orangen/S. Prokofjew 9.12.

Zürich/Opernhaus (CH)

Der fliegende Holländer/R. Wagner 12.12. Bonn/Opernhaus Der

5.1.

Linz/Landestheater (A)

Peter und der Wolf/S. Prokofjew (Ballett, UA) 6.1. Leipzig/Oper Nabucco/Verdi 10.1.

Luzern/UG (CH)

11.1.

Fürth/Stadttheater

11.1.

Lübeck/Theater

11.1.

Lüneburg/Junge Bühne T.3

11.1.

Ulm/Podium

12.1.

Dortmund/Theater

12.1.

Luzern/Theater (CH)

Dancemakers Series (Ballett) Die Großherzogin von Gerolstein/ J. Offenbach Macbeth/G. Verdi

Julius Caesar/G. F. Händel

Herrengedeck/A. Müller (UA) Die Csárdásfürstin/E. Kálmán (Operette) La Traviata/G. Verdi

12.1. Mainz/Staatstheater Der Prinz von Homburg/H. W. Henze

Basel/Theater (CH)

München/Alte Kongresshalle Johanna auf dem

15.12.

Kiel/Theater

Mainz/Staatstheater

13.1.

Frankfurt/Oper

München/Nationalthea-

13.1.

Hamburg/Laeiszhalle

13.1.

Wuppertal/Opernhaus

17.1.

Darmstadt/Staatstheater

17.1.

Heilbronn/Theater

Scheiterhaufen/A. Honegger

Superflumina/Salvatore Sciarrino

Landshut/Stadttheater

La finta giardiniera/W. A. Mozart

15.12.

Radebeul/Theater

Aachen/Theater

4.1.

Nussknacker/Tschaikowsky (Ballett) 12.12.

Das Liebesverbot/R. Wagner 9.12.

– mit einem gewissen Augenzwinkern – gehöriger Platz eingeräumt. Zu den weiteren musikalischen Highlights des Jubiläumsjahres gehört das Konzert des Mahler Chamber Orchestra ebenso wie die Auftritte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks oder der Staatskapelle Dresden mit ihrem Generalmusikdirektor Christian Thielemann. Klassik für alle gibt es beim Open Air mit der Staatskapelle Weimar und Moderator Götz Alsmann. Dazu kommt die Aufführung der Frühwerke Richard Wagners, „Rienzi“, „Das Liebesverbot“ und „Die Feen“, in einer Koproduktion der Bayreuther Festspiele mit der Oper Leipzig. Bayreuth, verschiedene Orte, 6.1. bis 25.11. www.wagnerstadt.de

Nürnberg/Staatstheater

Faust/G. Montero (Ballett, UA)

Hamburg/Alleetheater

Die Fledermaus/J. Strauß (Operette)

Humperdinck

Frankfurt/Oper

Berlin/Komische Oper

Bremerhaven/Stadttheater Don Giovanni/W. A. Mozart 29.12. Koblenz/Theater

1.12.

Giulio Cesare in Egitto/G. F. Händel

23.12.

25.12.

Stralsund/Theater

2.12.

St. Gallen/Theater (CH)

Die Bajadere/E. Kálmán

Der Zarewitsch/F. Lehár (Operette)

L‘Étoile/E. Chabrier

22.12.

Eine Nacht in Venedig/J. Strauß

1.12. Plauen/Theater Der Nussknacker/Tschaikowsky (Ballett)

Augsburg/Theater

Hannover/Opernhaus

(Ballett von Stefano Giannetti)

Unterwelt/J. Offenbach

2.12.

22.12.

22.12. Kaiserslautern/Pfalztheater Dornröschen/Tschaikowsky

1.12. Mannheim/Nationaltheater Siegfried/R. Wagner 1.12. Osnabrück/Theater am Domhof Orpheus in der

P. Lund, T. Zaufke (Musical)

Ulm/Theater

22.12. Heidelberg/Theater Die Entführung aus dem Serail/Mozart

Oberto/G. Verdi

1.12. Neustrelitz/Landestheater Cinderella passt was nicht/

20.12.

Così fan tutte/W. A. Mozart

Ariadne auf Naxos/R. Strauss

1.12.

Solothurn/Theater (CH)

Der Wildschütz/A. Lortzing

Le Nozze di Figaro/W. A. Mozart 1.12.

20.12.

Das Land des Lächelns/F. Lehár

Cavalleria rusticana/P. Mascagni, Der Bajazzo/R. Leoncavallo 1.12.

on de Faust/H. Berlioz

18.12.

Un ballo in maschera/G. Verdi Requiem/G. Verdi (Ballett)

12.12.

Berlin/Neuköllner Oper

15.12.

13.12.

Graz/Opernhaus (A)

15.12.

Opera Aliens Lab II/D. Rebgetz (UA) Hänsel und Gretel/E. Humperdinck Meiningen/Südthüringisches Staatstheater Der Nuss-

14.12.

knacker/Tschaikowsky (Ballett) 14.12.

Oldenburg/Exerzierhalle

Das Blaue/Ann Van den Broek (Ballett, UA)

Inferno/P. Touzeau (Ballett, UA) ter Rigoletto/G. Verdi 15.12. Münster/Stadttheater

Ein Sommernachtstraum/F. Mendelssohn Bartholdy (Ballett) 15.12. Passau/Stadttheater La finta giardiniera/W. A. Mozart 15.12.

Saarbrücken/Saarländiwww.crescendo.de

Annaberg-Buchholz/Eduard-von-Winterstein-Theater

13.1.

Der Freischütz/C. M. von Weber Der Spieler/S. Prokofjew Rienzi/R. Wagner (konzertant) Bluthochzeit/W. Fortner Jakob Lenz/W. Rihm

Martha/F. von Flotow —

Dezember 2012 / Januar 2013


Glanz in der kalten Jahresszeit Er firmiert unter dem Titel „Festival der 4. Jahreszeit“ und in der Tat bringt der 14. Kissinger Winterzauber wieder Glanz in die kühle Jahreszeit. Die Verantwortlichen haben das Motto „Klassische Musik auf neuen Wegen“ gewählt und haben Veranstaltungen ausgewählt, die Musik in unterschiedlichen Sichtweisen, mutige Interpretationen und spannende Begegnungen präsentieren. Für Highlights sind unter anderem die Bochumer Symphoniker unter Steven Sloane (22.12) und die Philharmonie Festiva unter Gerd Schaller (19.1.) zuständig. Am 10.1. heißt es „Salut Salon“. „Dichtung und Wahrheit“ - das sind Salut-Salon-Klassiker mit akrobatischen Einlagen, Tango, Chansons, Film- und virtuoser Kammermusik. Das traditionelle Neujahrskonzert mit den Berliner Symphonikern wird von Lior Shambadal geleitet (1.1.). Bad Kissingen, Kissinger Winterzauber, 21.12. bis 19.1. www.kissingerwinterzauber.de

BÜ UN RGER TER H FÖ AUS HR ING

Klassik in Unterföhring Freitag, 07.12.2012, 19 Uhr Kunst trifft Leidenschaft für Schokolade SCHOKOLADENZAUBER Mit Wolfgang Binder (BR), dem Bläserquintett opus 43 und einem exklusiven Vier-Gänge-Menü. 30 – 35 €

Freitag, 14.12.2012, 20 Uhr Stimmungsvolles Konzert zur „staaden Zeit“ TÖLZER KNABENCHOR Weihnachtliches Liedgut aus dem deutschsprachigen Alpenraum. 12 – 20 €

Märchenhaft „Knusper, knusper, Knäuschen“ heißt es wieder, wenn die Kammeroper Leipzig die Märchenoper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck zur Aufführung bringt. Diese Oper ist ein zauberhaftes Werk mit einer Mischung aus Kinderliedern und Volksweisen und zählt zu den meistbesuchten Opern überhaupt. Julia Preussler (Gretel), Julia Fercho (Hänsel), Katharina Wingen (Mutter und Hexe) und Sibylle Höhnk am Klavier bringen Kinderaugen in jedem Alter garantiert zum Leuchten und stimmen auf die beschauliche Adventszeit ein. Grimma, Jagdhaus Kössern, 9.12. (14.30 Uhr und 17 Uhr) www.kammeroper-leipzig.de

Weihnachten nah und fern Der Gitarrenvirtuose Stefan Grasse spielt im Saarbrücker Theater im Viertel deutsche und internationale Weihnachtslieder vertraut und doch völlig neuartig. In jazzverwandter Manier vereinen sich traditionelle Melodien mit den samtenen Rhythmen Lateinamerikas. Unter der Überschrift „Latin Christmas Meets Classic“ erklingen Lieder wie „Schneeflöckchen, Weißröckchen“, „Stille Nacht“ und „Feliz Navidad“ als Bossa Nova, Rumba, Son Cubano, Bembé oder Swing. Saarbrücken, Theater im Viertel, 2.12., www.dastiv.de

Samstag, 05.01.2013, 20 Uhr Prosit Neujahr! GROSSES NEUJAHRSKONZERT: SOIRÉE DE VIENNE Das Münchner Salonorchester Tibor Jonas mit den schönsten Melodien der k. u. k.-Zeit. 12 – 20 € Sonntag, 24.02.2013, 19 Uhr „Die schönste Oper aller Zeiten“ LA TRAVIATA Giuseppe Verdis Erfolgswerk in einer hochklassigen Inszenierung der Opera Romana. 12 – 20 € Infos und Kartenvorverkauf: BürgerhausUnterföhring Münchner Str. 65 | 85774 Unterföhring Tel.: 089-950 81-506 | www.buergerhaus-unterfoehring.de

Tiroler Festspiele Erl Winter

Fotos: Tibor Bozi, Salut Salon, Kammeroper Leipzig, Gerd Grimm, Bad Reichenhall

Eine perfekte Kulisse Barocke Musik in barocker Umgebung: Valletta, die barocke Hauptstadt der Mittelmeerinsel Malta wird für zwei Wochen Schauplatz für ein Festival der Barockmusik. Im 1731 erbauten Teatru Manoel werden die meisten Aufführungen stattfinden; es ist eines der ältesten erhaltenen Theater Europas. Zusätzlich dienen andere Barockbauten in Valletta als Veranstaltungsort: die St. John’s Co-Cathedral, die Jesuitenkirche, die Auberge de Provence und die Kapelle Santa Caterina d’Italia. Ensembles wie das Combattimento Consort Amsterdam oder Les Talents Lyriques führen Werke von Johann Sebastian Bach und anderen auf. Malta, Valletta International Baroque Festival, 9. bis 26.1. www.vallettabaroquefestival.com.mt

26. Dezember 2012 — 6. Januar 2013 Festspielhaus Erl

Präsident: Hans Peter Haselsteiner Gesamtleitung: Gustav Kuhn

Festliches Bad Reichenhall Alle Jahre wieder entführt das Orchester der Bad Reichenhaller Philharmonie seine Gäste auf eine musikalische Reise durch die Weihnachtszeit. Festlicher Glanz erhellt das Königliche Kurhaus. Von besinnlich bis alpenländisch, von Bach bis zum traditionellen Adventsingen reicht das Programm. So verschieden die Konzerte, so vielfältig die Kunst des Orchesters. Die Philharmonische Weihnacht beginnt klassisch mit Auszügen aus Bachs Weihnachtsoratorium. Weiter auf dem Programm stehen stimmungsvolle Stubnmusi, Erzählungen und Mozarts Linzer Sinfonie - der festliche Höhepunkt der philharmonischen Festzeit, die „Alpenländische Weihnacht“. Erstmals lädt die Bad Reichenhaller Philharmonie ihr Publikum zum Mitsingen ein. Bad Reichenhall, Königliches Kurhaus Philharmonische Weihnacht, 20. bis 22. und 26.12., www.bad-reichenhall.com

OpEr BArTóK A kékszakállú herceg vára MOzArT Le nozze di Figaro VErDI Nabucco

Jetzt MOzArT in Erl!

KONzErTE BAch · rOssINI · BEEThOVEN u.v.m.

Karten: T +43 512 / 57 88 88 13 www.tiroler-festspiele.at

77


e r l e b e n

Oldenburg/Staatstheater

18.1.

Berlin/Komische Oper

Otello/G. Verdi

31. Dezember, Baden-Baden, Festspielhaus

Silvesterspektakel

26.1.

Nürnberg/Staatstheater

Der Kuhhandel/K. Weill (Operette konzertant)

26.1.

Wien/Staatsoper

Dessau/Anhaltisches Theater Der Sturm/R. Vaughan Williams

27.1.

Bern/Stadttheater (CH)

27.1.

Dresden/Semperoper

18.1.

(Ballett, UA)

Schwerin/Mecklenburgisches Staatstheater Die Csárdás18.1.

fürstin/ E. Kálmán (Operette)

18.1.

Zwickau/Gewandhaus

19.1.

Augsburg/Theater

19.1.

Coburg/Landestheater

Der Traum der Mücke/T. Händler (Ballett, UA) La Bohème/G. Puccini

Madama Butterfly/G. Puccini 19.1.

Darmstadt/Staatstheater

Don Pasquale/G. Donizetti

Dresden/Gläserne Manufaktur von Volkswagen Dresden Junge Choreografen (Ballett) 19.1. Graz/Opernhaus (A) 19.1.

Falstaff/G. Verdi

Es muss nicht immer „Same Procedure as Every Year“ sein? Wie wär’s dann zur Abwechslung mal mit einer Gala der vokalen Spitzenklasse? Das Festspielhaus Baden-Baden bildet den festlichen Rahmen für eine Silvestergala der besonderen Art. Drei große Stimmen versprechen einen großen Einstieg in die letzte Nacht des Jahres: Die Sopranistin Olga Peretyatko, der Tenor Rolando Villazón sowie der Bariton Thomas Hampson. Olga Peretyatko, neuer Stern am Sopranhimmel, und Rolando Villazón haben die Baden-Badener allerspätestens seit den Pfingstfestspielen 2012 und der zweiten „Liebestrank“- Aufführung in ihr Herz geschlossen. Denn Peretyatko war seinerzeit für die erkrankte Mi-

ah Persson als Adina eingesprungen und rettete in einem spektakulären Festspielhaus-Debüt die Vorstellung. Die Besucher können sich hier ein Bild davon machen, ob es stimmt, was die Kritiker so schreiben: Nämlich dass Rolando Villazón nach seiner gesundheitlichen Zwangspause besser sei, als je zuvor. Dirigent des Abends ist Andrés OrozcoEstrada. 80 Minuten vor der Veranstaltung findet auf der Ebene 3 ein Einführungsvortrag mit Musikbeispielen statt. Der Vortrag dauert etwa 20 Minuten und ist für die Festspielhaus-Besucher kostenfrei - wiederholt wird er 50 Minuten vor der Veranstaltung. Baden-Baden Festspielhaus, 31.12. www.festspielhaus.de

Don Giovanni/W. A. Mozart La Cenerentola/G. Rossini Macbeth/G. Verdi

Orlando/G. F. Händel

1.12. Dortmund/Theater Die Krönung der Poppea - L‘ Incoronazione di Poppea/C. Monteverdi

KONzerte 30.11.

Cottbus/Staatstheater

Philharmonisches Orchester des Staatstheaters Cottbus, Ltg: Will Humbug: Liszt, Sannicandro, Bruckner Karlsruhe/Schloss Karlsburg Prof. Sontraud Speidel, Prof.

30.11.

Wolfgang Meyer & Frank-Michael Guthmann: Konzertreihe der Deutsch-Armenischen Musikgesellschaft e.V.

19.1. Kaiserslautern/Pfalztheater Nabucco/G. Verdi 19.1. Leipzig/Oper

1.12.

Bonn/Beethovenhaus

Münster/Stadttheater

2.12.

Köln/Philharmonie

2.12.

München/Philharmonie

3.12.

Bremen/Glocke

Der Ring für Kinder/R. Wagner

Das Festspielhaus Baden-Baden.

Dornröschen/Tschaikowsky (Ballett)

19.1.

Tosca/G. Puccini

19.1. Neustrelitz/Landestheater Madame Pompadour/L. Fall

(Operette) 20.1.

Bonn/Opernhaus

Il Barbiere di Siviglia/G. Rossini Mönchengladbach/Theater Le Villi & Suor Angelica/Puccini 20.1. Salzburg/Landestheater (A) Così fan tutte/W. A. Mozart 21.1. Wien/Kammeroper (A) 20.1.

La Bohème/S. Altan

Pavel Haas Quartett: J. Brahms, L. Janáček & L. van Beethoven Gürzenich-Orchester Köln, Ltg: Jesús López-Cobos; Sergey Khachatryan: N.Rimski-Korsakow, A. Khatchaturian, C. Debussy & M. Ravel Tschechisches National Symphonieorchester Prag, Arcis-Vocalisten München, MünchenChor, Kinderchor des Pestalozzi-Gymnasiums München, Ltg: Olivier Tardy; Yeree Suh; Hans-Werner Bunz; Miljenko Turk: A. Borodin, M. Ravel & C. Orff

25.1.

Nordhausen/Theater

Concerto Köln; Alison Balsom: G. F. Händel & H. Purcell

26.1.

Halle/Opernhaus

3.12.

26.1.

Kiel/Theater

Vesselin Stanev: Chopins Études op. 10 und op. 25

26.1.

Magdeburg/Opernhaus

26.1.

München/Reithalle

André Chenier/U. Giordano

Der geduldige Socrates/Telemann Der fliegende Holländer/R. Wagner Ein Sommernachtstraum/B. Britten

Luxemburg/Philharmonie Salle de Musique de Chambre Mainz/Kurfürstliches Schloss TARJA – „Christmas In

3.12.

The Hearts“-Tour 2012 4.12.

Wuppertal/Historische

Fest für alle Sinne

Tradition und Besinnlichkeit

Herbert Blomstedt in Zürich

Mit allen Sinnen genießen können Besucher im Bürgerhaus in Unterföhring, wenn die Veranstaltung „SchokoladenZauber“ über die Bühne geht. Eine musikalische Gourmet- und Leseverführung versprechen die Veranstalter. BR-Moderator Wolfgang Binder liest amüsante Geschichten und Anekdoten rund um die „Süße Verführung“, während ein hochwertiges VierGänge-Menü serviert wird – Schokoladenkreationen inklusive. Musikalisch untermalt das Ensemble „opus 43“ den genussvollen Abend. Das Bläserquintett interpretiert in historischen Kostümen Meisterwerke von Wolfgang Amadeus Mozart und seinen Zeitgenossen, die zum Thema Schokolade passen. So wird die Veranstaltung zu einem Fest für alle Sinne. Unterföhring, Bürgerhaus, 7.12. www.buergerhaus-unterfoehring.de

Das traditionellen Weihnachtskonzert im Audi Forum Ingolstadt wartet in diesem Jahr mit Annette Dasch auf. Die Berliner Sopranistin wird unter der künstlerischen Leitung von Lavard Skou Larsen mit dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt Auszüge aus Händels „Messias“, Arien von Wolfgang Amadeus Mozart sowie das berühmte „Ave Maria“ von Bach/Gounod singen. Unter dem Motto „Vom Alltag in die Besinnlichkeit“ lädt die Audi Bläserphilharmonie zum Benefizkonzert ins Stadttheater ein. So kurz vor Weihnachten gibt das Ensemble ein Konzert mit Werken von Leonard Bernsteins berühmter Candide Ouvertüre bis hin zu bekannten Advent- und Weihnachtsmelodien. Ingolstadt, Audi Forum (14.12.) und Festsaal im Stadttheater (21.12.), www.audi.de

Der schwedisch-amerikanische Dirigent Herbert Blomstedt gibt im Januar in der Tonhalle Zürich in insgesamt drei Konzerten ein Gastspiel. Blomstedt gilt als Spezialist für Komponisten aus den Nordländern und so widmet er sich auf Wunsch des Tonhalle-Orchesters unter anderem dem finnischen Komponisten Jean Sibelius. Auf dem Programm steht außerdem Wolfgang Amadeus Mozarts „Klavierkonzert Nr. 27 B-Dur“ mit Emanuel Ax als Solist. Zürich, Tonhalle 9.,10., und 11.1. www.tonhalle-orchester.ch

78

Reise zum Mittelmeer Unter dem Motto „Klassik meets the Mediterranean“ entführt Mitte Dezember Jordi Savall mit seinem Ensemble Hespèrion XXI aus dem Doppelkegel der Münchner BMW Welt auf

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013

Fotos: Festspielhaus Baden-Baden, Richter-LuxPR, D. Pasche, BMW AG, Uli Weber / Decca

17.1.


29., 30. und 31. Dezember, Berlin, Philharmonie

Festlicher Jahreswechsel mit Cecilia Bartoli Zwar ist Cecilia Bartoli derzeit auf einer „Mission“, nämlich der Vorstellung ihres jüngsten so benannten Albums, doch für das Berliner Publikum wird die 46-jährige Römerin ihren Auftrag unterbrechen. An drei aufeinander folgenden Abenden nämlich wird die Mezzosopranistin gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle ausgewählte Arien aus ihrem vielfältigen Repertoire darbieten. Kann man den Jahreswechsel festlicher begehen, als mit den Händel-Arien aus den Opern „Teseo“ und „Amadigi di Gaula“ sowie dem Oratorium „Il Trionfo del Tempo e del Disinganno“? Auch das Lampenfieber, das Stadthalle Irma Issakadze: J. S.

Bach, F. Schubert & R. Schumann 4.12. Berlin/Konzerthaus Weihnachtl. Kinderklassikgala für Kinder aus sozial schwachem Umfeld 5.12.

Duisburger Philharmoniker, Ltg: Giordano Bellincampi; David Geringas: Adès, Schostakowitsch & Beethoven Ludwigshafen/BASF-Feierabendhaus Tokyo String Quar-

5.12.

tet: B. Bartók, L. Auerbach & F. Mendelssohn Bartholdy 5.12.

Berlin/Philharmonie

Berliner Philharmoniker, Rundfunkchor Berlin, Ltg: Christian Thielemann; Sibylla Rubens: G. Verdi, Carl St. Clair; Nareh Arghamanyan: E. Satie, C. Saint-Saëns & H. Berlioz 6.12.

Elmau/Schloss Elmau

Nils Landgren: Christmas With My Friends (Jazz) 6.12. Essen/Philharmonie Mahler Chamber Orchestra, NDR Chor & WDR Rundfunkchor Köln, Ltg: Andrés Orozco-Estrada: Schönberg & Mendelssohn Bartholdy 7.12.

Düsseldorf/Tonhalle

Swedish Chamber Orchestra, Ltg: Thomas Dausgaard; Nina Stemme: Love, Hope and Destiny

du Luxembourg, Ltg: Emmanuel Krivine; Radu Lupu: F. Mendelssohn Bartholdy, R. Schumann & R. Strauss Bamberg/Konzerthalle

Bamberger Symphoniker, Ltg: Robin Ticciati; Susan Gritton; Christopher Maltman: Schumann & Tschaikowsky 9.12. Berlin/Philharmonie Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Ltg: Sir Roger Norrington: H. Purcell, J. Haydn & R. Vaughan Williams 9.12.

München/Herkulessaal

Münchner Symphoniker, Ltg: Stamatia Karampini: Humperdinck, Vivaldi, Korngold & Tschaikowsky 6.12.

7.12. Luxembourg/Philharmonie (L) Orchestre Philharmonique

8.12.

Duisburg/Mercatorhalle

Cecilia Bartoli gelegentlich plagt, dürfte dem keinen Abbruch tun: „Aber nein, das Lampenfieber hört nie auf. Vor einem Auftritt kann und darf man nicht ruhig sein. Wenn ich auf die Bühne trete, um Händel zu singen, dann habe ich auch eine große Verantwortung. Schließlich war er der größte Barockkomponist.“ Auf dem weiteren Programm stehen u. a. beschwingte Tänze von Antonin Dvořák und Johannes Brahms, barocke Festlichkeit von JeanPhilippe Rameau sowie Camille Saint-Saëns‘ „Danse macabre“. Berlin, Philharmonie, 29., 30. und 31.12. www.berliner-philharmoniker.de

Stuttgart/Liederhalle

Staatsorchester Stuttgart, Ltg: Sylvain Cambreling: M. Mussorgsky, F. Liszt & L. van Beethoven 9.12.

Weimar/Weimarhalle

Staatskapelle Weimar, Ltg: Olari Elts; Sabine Meyer: C. M. von Weber & S. Rachmaninow 10.12.

Hamburg/Laeiszhalle

Alice Sara Ott: W. A. Mozart, F. Schubert & M. Mussorgsky

Wuppertal: Weihnachtliche Klänge 11.12.

Hagen/Stadthalle

11.12.

Hamburg/Laeiszhalle

Philharmonisches Orchester Hagen, Ltg: Antje Weithaas: Klassisch Wiener Sängerknaben: Lieder zum Advent 11.12.

11.12.

11.12. Weinsberg/Klinikum am Weissenhof Jan Sählhof: L. van

Beethoven, Brahms, Liszt & Chopin 12.12. Berlin/Konzerthaus RIAS Kammerchor, Akademie für Alte Musik Berlin, Ltg: Hans-Christoph Rademann: J. S. Bach 12.12. Jena/Volkshaus Jenaer Philharmonie, Ltg: Marc Tardue; Marius Sima: Kodály, Bartók & Haydn 12.12.

Lausanne/Salle Métropole (CH) Orchestre de Chambre de

13.12.

Andsnes: Bartók, Dvořák, Beethoven 10.12.

Lausanne, Ltg: Christian Zacharias; Sandrine Piau: G. F. Händel, B. Britten, W. A. Mozart & J. Haydn Wuppertal/Historische Stadthalle Torsten Laux, Blechblä-

10.12.

serensemble des Sinfonieorchesters

Salzburg/Mozarteum (A)

Kirill Gerstein, Renaud Capuçon & Clemens Hagen: F. Schubert

Hannover/Großer Sendesaal Christian Tetzlaff & Leif Ove 10.12.

München/Philharmonie

Dresdner Philharmonie, Ltg: Kurt Masur: L. van Beethoven

Wolfsburg/Theater

Weihnachtskonzert der Wiener Sängerknaben, Ltg: Gerald Wirth München/Philharmonie

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Ltg: Bernard Haitink; Hermann Menninghaus; Maximilian Hornung: R. Strauss & J. Brahms 13.12.

Burghausen/Jazzkeller

U.M.P.A. Jazz Orchestra, Adam Nussbaum & John Abercrombie (Jazz)

Bielefeld/Rudolf-OetkerHalle Bielefelder Philharmoniker,

14.12.

Ltg: Marc Piollet; Sharon Kam: L. Bernstein, A. Copland & A. Shaw

Bochum/Audi-Max der Ruhr-Universität Bochumer Sym-

14.12.

14.12.

phoniker, Ltg: Steven Sloane; Kirill Gerstein: D. Schostakowitsch, S. Prokofieff, M. Ravel & I. Strawinsky

14.12.

Düsseldorf/Tonhalle

14.12.

14.12.

Düsseldorfer Symphoniker, Mario Venzago; Christian Poltéra: S. Barber & A. Bruckner Frankfurt (Oder)/Konzerthalle Brandenburgisches

Unterschleißheim/Bürgerhaus Martina Eisenreich Quar-

tett: Violin Tales (Jazz)

Stuttgart/Stiftskirche Cantabile Regensburg, Ltg: Matthias Beckert: H. Distler, W. Buchenberg & E. Whitacre Nürnberg/Gostner Hoftheater Stefan Grasse & Ensembles

14.12.

14.12.

Staatsorchester Frankfurt, Ltg: JörgPeter Weigle; Catori-Quartett; Alena Baeva: E. Elgar, J. Sibelius & P. I. Tschaikowsky

(Jazz)

14.12.

Frankfurt/Alte Oper

hr-Sinfonieorchester, Ltg: Paavo Järvi; Antoine Tamestit: I. Strawinsky, P. Hindemith & P. I. Tschaikowsky 14.12.

Hamburg/Laeiszhalle

14.12.

Köln/Philharmonie

Marcin Wasilewski Trio (Jazz)

WDR Sinfonieorchester Köln; Ltg: Christoph Eschenbach; Tzimon Barto: G. Gershwin & H. Berlioz München/Prinzregententheater L´Arpa festante-Or-

14.12.

chester, Arcis-Vocalisten München, Ltg: Thomas Gropper; Jana Baumeister; Theresa Holzhauser; Robert Sellier; Tareq Nazmi: J. S. Bach

Nordhausen/Theater

Loh-Orchester Sondershausen, Nordhäuser Kantorei, Opernchor und Extrachor des Theaters Nordhausen, Ltg: Markus L. Frank; Gesangssolisten des Theaters Nordhausen: Elias

14.12.

Ingolstadt/Audi Forum

15.12.

Berlin/Philharmonie

15.12.

Heidelberg/Peterskirche

15.12.

Potsdam/Nikolaisaal

Georgisches Kammerorchester Ingolstadt, Ltg: Lavard Skou Larsen; Annette Dasch: Audi Weihnachtskonzert Mitglieder der Berliner Philharmoniker, Ltg: Sir Simon Rattle; Barbara Hannigan: P. Hindemith, H. W. Henze & W. Walton Bachchor Heidelberg, Philharmonisches Orchester Heidelberg, Ltg: Wolfgang Katschner: A. Vivaldi

Kammerakademie Potsdam, Ltg: Antonello Manacorda; Emmanuel Pahud; Yuki Kasai; Davide Pozzi: J. S. Bach & L. van Beethoven Anzeigen

Platzmangel ? Hier die Lösung !

CD/DVD und Plattenregale aus Metall zum Beispiel

576CD/300DVD - pro Regal: 136 * 1152CD/550DVD - pro Regal: 250 * 600LP

- pro Regal: 200 * *Lieferung Frei Haus (DE)

www.cd-rek.nl 79


e r l e b e n

16.12.

berger; Cornelia Horak; Ida Aldrian; Johannes Chum; Markus Volpert: J. S. Bach

Bremen/Glocke

Bremer Kaffeehaus-Orchester: Weihnachtskonzert München/Schloss Nymphenburg Amadeus Consort Salz-

16.12.

burg, Ltg: Konstantin Hiller: L. Mozart, W.A. Mozart & A. Corelli

7. bis 29. Dezember, München, Nationaltheater

Witz und barocke Eleganz

Annaberg-Buchholz/Eduard-von-Winterstein-Theater

Wuppertal/Historische Stadthalle Sinfonieorchester Wup-

Erzgebirgische Philharmonie, Ltg: Dieter Klug, Bettina Grothkopf: J. S. Bach, C. Franck, F. Schubert, A. Adam & P. I. Tschaikowsky

pertal, Ltg: Toshiyuki Kamioka; Melton Tuba Quartett: P. I. Tschaikowsky & J. D. Stevens

München/Bayerisches Nationalmuseum Joel Frederik-

16.12.

sen & EPM: Canciones de Navidad

Saarbrücken/Ludwigskirche Le Concert Lorrain, Ltg: Ste-

phan Schultz: J. S. Bach

Staatsorchester Darmstadt, Ltg: Martin Lukas Meister; Tori Huang: C. Meijering, F. von Flotow, C. SaintSaëns & F. Liszt Mannheim/Congress Center Rosengarten Musikali-

sche Akademie des NationaltheaterOrchesters Mannheim, Ltg: Dan Ettinger; Robert Losich: J. S. Bach, J. Brahms, A. Borodin & L. Bernstein

18.12.

München/Herkulessaal

Bach Collegium München, Ltg: Florian Sonnleitner; András Adorján; Trompetenensemble Läubin: Bach Orchestersuiten 18.12.

Wien/Musikverein (A)

L´Orfeo Barockorchester, Chorus sine nomine, Ltg: Johannes Hiemets-

Tänzer im Ballett „Der Nussknacker“ Ist der „Nussknacker“ nun ein Weihnachtsmärchen oder ein Wintermärchen? Fakt ist: Das Bayerische Staatsballett zeigt im Dezember den Ballett-Klassiker schlechthin: „Der Nussknacker“ in der Choreografie von John Neumeier feierte bereits Anfang der 1970er Jahre Premiere in München. Seine Bearbeitung verleiht der ursprünglichen Idee von Marius Petipa und Peter I. Tschaikowsky neue Impulse, ohne dabei das klassische Erbe zu übergehen. Der amerikanische Choreograf, damals wie heute Ballettchef in Hamburg, förderte die Essenz der Handlung nach

eine Reise in den Mittelmeerraum. Der Katalanische Musikwissenschaftler erzählt dabei von Legenden und Mythen, die viele Kulturen und Menschen beeinflusst haben. Übrigens: Freien Eintritt gibt es im Januar bis März für sechs Sonntagsmatineen des BMW Welt Jazz Award, bei denen herausragende und ganz unterschiedliche Vertreter ihres Fachs präsentiert werden. München, BMW Welt, Klassik & Lounge, 15.12. www.bmw-welt.com

Es liegt was in der Luft „Luft“ mag beim Festival Dialoge in Salzburg im Mittelpunkt stehen, doch man kann davon ausgehen, dass das Programm alles andere als Luft ist. Das Festival ist inhaltlich neu ausgerichtet und zu einer Dreiecksbeziehung weiterentwickelt worden. Drei Komponisten werden im Mittelpunkt stehen: Wolfgang Amadeus Mozart, Claude Debussy und Manfred Trojahn. Außergewöhnlich wird es am 30.11., wenn der Pianist Pierre-Laurent Aimard und der Künstler

80

München/St. Michael

jahrelanger Suche wieder an die Oberfläche: Mit Witz, barocker Eleganz und feinporiger Psychodramatik entwarf Neumeier ein Tableau, das E.T.A Hoffmanns Märchen vom „Nussknacker und Mäusekönig“ nicht neu erfindet aber doch neu betrachtet. Er hält der Gesellschaft mit seiner Bearbeitung einen Spiegel vor, es ist ein Familienporträt und nicht zuletzt: eine ehrfürchtige Verbeugung vor der hohen Schule des Balletts. München, Nationaltheater, 7., 9., 12., 13., 20., 26., 29.12 www.bayerische.staatsoper.de

Norman Perryman zum Live Painting einladen. Salzburg Mozarteum, Festival Dialoge Luft, bis 2.12. www.mozarteum.at

Das Barock-Fest Valer Barna-Sabadus ist der neue Shootingstar am Barockfirmament. Und der in Rumänien geborene Countertenor ist bei der aktuellen Ausgabe von „Winter in Schwetzingen“ zu Gast. Bei diesem Barockfest stellt er das Programm „Liebesrausch – If Music be the Food of Love“ vor. Außerdem auf dem Spielplan: Antonio Vivaldi im Eröffnungskonzert, barocke Tänze bilden den Ausgangspunkt des Konzertes der renommierten Lautten Compagney Berlin und Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Heidelberg werden ein Weihnachtskonzert gestalten. Highlight dürfte zudem Nicola Antonio Porporas „Polifemo“ werden. Hier können Besucher die deutsche Erstaufführung eines der wichtigsten Werke Porporas erleben. Er war darüber hinaus Gesangslehrer Farinellis. Schwetzingen, 7.12. bis 9.2., www.theaterheidelberg.de/festivals/festival/1

20.12.

Erfurt/Theater

20.12.

Leipzig/Gewandhaus

20.12.

Linz/Brucknerhaus (A)

20.12.

Salzburg/Mozarteum (A)

21.12.

Freiburg/Konzerthaus

Philharmonisches Orchester Erfurt, Ltg: Roland Kluttig; Mariam Batsashvili: Corelli, Bartók & Mussorgski

17.12.

nie Reutlingen, Ltg: Francesco Angelico; Viviane Hagner: H. Berlioz, A. Glasunow & P. I. Tschaikowsky

19.12.

P. I. Tschaikowsky & A. Borodin

Silke Aichhorn & Dejan Gavric: Instruments de la Poésie

Reutlingen/Friedrich-ListHalle Württembergische Philharmo-

Hamburg/Laeiszhalle

19.12. Saarbrücken/Hochschule für Musik Saar Souvenirs Russes:

München/Künstlerhaus

17.12.

19.12.

Münchener Bach-Chor, Ltg: Hansjörg Albrecht; Peter Kofler; Reiner Unglaub: Weihnachtsliederabend

17.12.

monie, Ltg: Dieter Klug, Bettina Grothkopf: J. S. Bach, C. Franck, F. Schubert, A. Adam & P. I. Tschaikowsky

Berlin/Philharmonie

Sol Gabetta & Hélène Grimauld: R. Schumann, J. Brahms, C. Debussy & D. Schostakowitsch

Darmstadt/Staatstheater

Oelsnitz i. Erzgebirge/ Stadthalle Erzgebirgische Philhar-

19.12.

Berliner Philharmoniker, Rundfunkchor Berlin, Ltg: Kirill Petrenko; Daniel Stabrawa: I. Strawinsky, R. Stephan & A. Skrjabin

16.12.

17.12.

lène Grimaud und Sol Gabetta

19.12.

16.12.

17.12.

18.12. Wuppertal/Historische Stadthalle Gala-Konzert mit Hé-

Gewandhausorchester, Ltg: Manfred Honeck; Christian Tetzlaff: L. van Beethoven & P. I. Tschaikowsky Bruckner Orchester Linz, Ltg: Heinrich Schiff; Khatia Buniatishvili: F. Mendelssohn Bartholdy, S. Prokofjew & J. Brahms Mozarteumorchester Salzburg, Ltg: Ivor Bolton: J. Dove, L. van Beethoven & J. Brahms SWR Sinfonieorchester, Ltg: François-Xavier Roth; Frank-Michael Guthmann; Johannes Lüthy: R. Strauss & C. Nielsen

Neu und in neuer Umgebung „Bei den kommenden Festspielen“, verspricht Vize-Intendant der Tiroler Festspiele Erl, Andreas Leisner, „werden wir die Oper so zeigen, wie sie ursprünglich gedacht war – ohne irgendwelche weit hergeholten, stückfremden Interpretationen. Das ist wie bei einem Stück Kuchen, bei dem man auf das Zuviel von Sahne oder Schokoguss etc. verzichtet.“ Auf dem Programm steht am 4. Januar Giuseppe Verdis „Nabucco“ und Leisner zeichnet für die Regie verantwortlich. Man darf also gespannt sein, wie das Orchester und die Chorakademie der Tiroler Festspiele Erl unter der musikalische Leitung von Gustav Kuhn im neuen Haus reüssieren. Tiroler Festspiele Erl Winter, 26.12. bis 6.1. www.tiroler-festspiele.at

Renommierter Wettbewerb Es sind sicherlich nicht die Geldpreise in Höhe von insgesamt 60.000 Euro, die den Gesangswww.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


Hannover/Kuppelsaal

London Philharmonic, Ltg: Christoph Eschenbach; Baiba Skride; Daniel Müller-Schott; Lars Vogt: R. Schumann & L. van Beethoven 22.12.

Bad Cannstatt/Stadtkir-

che Bachorchester Stuttgart, Bachchor Stuttgart, Ltg: Jörg-Hannes Hahn; Ruth Ziesak; Susanne Krumbiegel; Tilman Lichdi; Uwe SchenkerPrimus: J. S. Bach 22.12. Berlin/Dom Rundfunkchor Berlin, Ltg: Kaspars Putniņš: Das Berliner Weihnachtskonzert 22.12.

Graz/Minoritensaal (A)

recreations-Orchester, Künstl. Ltg. Erich Höbarth; Eva Maria Pollerus, Michael Hell: Weihnachtskonzert München/Cuvilliés-Theater Hofkapelle München, Ltg: Rüdi-

22.12.

ger Lotter: Weihnachten am Münchner Hof 22.12.

Stuttgart/Liederhalle

Münchner Symphoniker: Fantasia – Der zauberhafte Disney-Klassiker 25.12.

Hamburg/Engelsaal

Glanzlichter der Operette

Berlin/Gethsemanekirche Lautten Compagney Berlin,

26.12.

Capella Angelica, Kammerchor der Sing-Akademie zu Berlin, Ltg: Wolfgang Katschner: J. S. Bach

31.12. Rheinsberg/Schlosstheater Kammersymphonie Berlin, Ltg:

Jügen Bruns; Eva Kirchner: Vivat Verdi! 1.1.

Berlin/Philharmonie

RIAS Kammerchor, Akademie für Alte Musik Berlin, Ltg: Hans-Christoph Rademann; Elizabeth Watts; Wiebke Lehmkuhl; Lothar Odinius; Markus Eiche: C. P. E. Bach & J. S. Bach München/Prinzregententheater Münchener Bach-Orchester,

1.1.

Ltg: Hansjörg Albrecht: J. S. Bach 1.1. Dresden/Frauenkirche Hallenser Madrigalisten, Virtuosi Saxoniae, Ltg: Ludwig Güttler: Händel 1.1.

Innsbruck/Congress (A)

Tiroler Symphonieorchester Inns-

bruck, Ltg: Andreas Schüller; Georg Breinschmid; Sebastian Gürtler; Tommaso Huber: Johann Strauß Sohn & Ivica Strauß Berlin/Haus des Rundfunks

2.1.

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Ltg: Simon Gaudenz: Mensch - Musik - Maschine

14.1. Wuppertal/Historische Stadthalle Hideyo Harada: Schu-

bert, Liszt, Wagner & Skrjabin

15.1.

Berlin/Konzerthaus

17.1.

Freiburg/Konzerthaus

17.1.

Mahler Chamber Orchestra, Ltg: Andris Nelson; Hakan Hardenberger: Beethoven, HK Gruber & Haydn 15.1.

Gürzenich-Orchester Köln, Ltg: Markus Stenz: G. Mahler

SWR Sinfonieorchester, Ltg: Susanna Mälkki; Nicolas Hodges: C. Debussy, B. Pauset, M. Ravel & A. Skrjabin

Unterschleißheim/Bürgerhaus Münchner Symphoniker, Ltg:

15.1. Luxembourg/Philharmonie (L) Ensemble Eunonia: A. Berg,

Köln/Philharmonie

6.1.

6.1.

Georg Schmöhe: Galantes Wien – Pariser Charme 7.1. Bonn/Villa Prieger Maria Geißler, Mareike Neumann, Liv Bartels & Caroline Steiner: P. Haas, B. Martinů, A. Dvořák & L. Janáček 9.1. Berlin/Philharmonie Berliner Philharmoniker, Ltg: Riccardo Chailly: Mendelssohn Bartholdy, Bruckner 9.1.

P. Hurel, K. Huber, R. Eizirik, C. Kerger & W. Pauly

15.1.

Hamburg/Laeiszhalle

17.1.

Düsseldorf/Tonhalle

Anna Netrebko & Erwin Schrott Emmanuel Pahud & Christian Rivet: Bach, Molino, Takemitsu, Shankar, de Falla, Piazzolla & Bartók 17.1.

hr-Sinfonieorchester, Ltg: Carlos Miguel Prieto; Fazil Say: Copland, Ravel, Gershwin & Schostakowitsch

Frankfurt/Alte Oper

München/Funkhaus

Münchner Rundfunkorchester, Ltg: Ulf Schirmer; Ben Alber: Freiheit, Liebe, Lebenslust Würzburg/Hochschule für Musik Hofstallstraße Phil-

harmonisches Orchester Würzburg: J. Haydn, A. Schreier & G. Mahler

17./18.1.

Innsbruck/Congress (A)

Tiroler Symphonieorchester Innsbruck, Ltg: Alexander Rumpf: Die Fahrt auf dem Rhein/Wagner-Jubiläumskonzert zum 200. Geburtstag

Nürnberg/Meistersingerhalle Staatsphilharmonie Nürnberg,

18.1.

Ltg: Marcus Bosch; Marisol Montalvo: R. Strauss, M. Pintscher & N. Rimski-Korsakow 19.1.

Neubrandenburg/Schau-

Heidelberg/Stadthalle

Philharmonisches Orchester Heidelberg, Ltg: Yordan Kamdzhalov; Michail Lifits: M. Panayotova, W. A. Mozart & P. I. Tschaikowsky 10.1. Gotha/Kulturhaus Thüringen Philharmonie Gotha, Ltg: Romely Pfund: Ravel, Chopin & Grieg 10.1.

Wagner wagen

Wien/Musikverein (A)

Er erbaute prunkvolle Schlösser, liebte die Musik von Richard Wagner – und verfiel schließlich dem Wahnsinn. Das bewegte Leben des „Bayernkönigs“ Ludwig des II. kommt ins Kino, in exzellenter deutscher Starbesetzung verfilmt (besonders stark: Ludwig-Darsteller Sabin Tambrea), mit passend ausgewählter Musik von Jacques Offenbach, Robert Schumann und aus Wagners Opern „Tannhäuser“ und „Lohengrin“. Ein sehenswertes Historienspektakel an bayerischen Originalschauplätzen! ab 26.12. deutschlandweit im Kino

Hagen/Stadthalle

23.1.

Duisburg/Mercatorhalle

23.1.

München/Philharmonie

Philharmonisches Orchester Hagen, Ltg: Graham Jackson; Sebastian Klinger: Very British 22.1. Hameln/Theater Staatsorchester Braunschweig, Ltg: Stefan Soltesz: Mozart & Mahler Duisburger Philharmoniker, Ltg: Aldo Ceccato; Marco Rizzi: A. Dvořák Münchner Philharmoniker, Ltg: Ingo Metzmacher; Michael Volle: A. Berg, G. Mahler, H. Pfitzner & R. Wagner Dessau/Anhaltisches Theater Anhaltische Philharmonie, Ltg:

Ed Spanjaard; Nicolas Koeckert: À la française Ludwigshafen/BASF-Feierabendhaus Arcadi Volodos:

24.1.

Schubert, Brahms & Schumann

Bonn/Beethovenhalle

27.1. Berlin/Haus des Rundfunks Deutsches Symphonie-Orches-

Lohengrin und Elsa

Dortmund/Konzerthaus

Der Bayernkönig

22.1.

Beethoven Orchester Bonn, Ltg: Dima Slobodeniouk; Alexander Toradze: S. Rachmaninow & A. Skrjabin

Leipzig/Gewandhaus

wettbewerb Neue Stimmen so attraktiv machen. Es ist vielmehr das Renommee. Beispiel gefällig? In der Spielzeit 2012/2013 sind allein 19 Preisträger und Finalisten der Neuen Stimmen an der Wiener Staatsoper zu hören. Der von Liz Mohn initiierte Wettbewerb geht mittlerweile schon in die 25.Runde. Vom 1. Januar bis 31. März haben Sängerinnen und Sänger nun wieder die Möglichkeit sich für den Wettbewerb online anzumelden. Wer die Vorauswahlen übersteht, wird an der Endrunde des Wettbewerbs vom 6. bis 13. Oktober in Gütersloh teilnehmen. Wettbewerbs-Anmeldephase: 1.1.-31.3., www.neue-stimmen.de

Berlin/Konzerthaus

Katia & Marielle Labèque: C. Debussy, M. Ravel, G. Gershwin & P. Glass

25.1.

Meistersinger - Lohengrin

K&K Philharmoniker, Österreichisches K&K Ballett, Ltg: Matthias Georg Kendlinger: Wiener Johann Strauß Gala

22.1.

Philharmonie, Ltg: Stefan Malzew: Rossini, Schubert, Offenbach & Strauß

Wolfratshausen/Loisachhalle Opern auf Bayrisch: Aida -

13.1.

Weimar/Weimarhalle

Staatskapelle Weimar, Ltg: Stefan Solyom; Nadine Weissmann: C. Debussy, H. Berlioz & A. Dvořák

24.1. Neubrandenburg/Konzertkirche Neubrandenburger

11.1.

Alexander Ullman, 1. Preisträger der International Piano Competition in Memoriam Ferenc Liszt 2011 13.1. Zittau/Theater Neue Elbland Philharmonie: Neujahrskonzert

musiziert“

20.1.

24.1.

13. Januar, Dresden, Semperoper

Wiener Symphoniker, Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Ltg: Fabio Luisi; Ignaz Kirchner: G. Kühr & A. Bruckner

12.1.

spielhaus Wettbewerb „Jugend

Wagner wagen! kann man trefflich alliterieren, will man das kommende Jahresprogramm der Semperoper charakterisieren. Im Jahr 2013 würdigt das Dresdener Haus den 200. Geburtstag von Richard Wagner. Der Komponist war Königlich-Sächsischer Hofkapellmeister und leitete die heutige Sächsische Staatskapelle Dresden, die er als seine »Wunderharfe« bezeichnete. Gleich mehrere seiner Werke sind daher eng mit Dresden verbunden und werden im Jubiläums-Jahr in der Semperoper aufgeführt. Den Auftakt dazu macht die romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner „Lohengrin“ (13.1.). Die musikalische Leitung des viereinhalbstündigen Werks hat Christian Thielemann inne, der jüngst mit Richard Strauss’ „Rosenkavalier“ seinen Operneinstand gab. In der Inszenierung von Christine Mielitz singen Kwangchul Youn (Heinrich der Vogler) und Robert Dean Smith (Lohengrin) die Hauptrollen. Weitere Aufführungen im Wagner-Jahr sind „Der fliegende Holländer“, „Tannhäuser“ sowie „Tristan und Isolde“, mit der das Wagner-Jubiläum an der Semperoper beschlossen wird. Unter der musikalischen Leitung von Christian Thielemann gibt es zwei Sonderkonzerte am 18. und 21. Mai 2013, anlässlich des Geburtstags Wagners, eines in der Frauenkirche, eines in der Semperoper. Dresden, Semperoper, 13.1. (Lohengrin) www.semperoper.de

ter Berlin, Ltg: Lucas Vis; Francine Vis; Melise Mellinger; Barbara Maurer: M. van der Aa, Y. Pagh-Paan & N. Mashayekhi

27.1.

Bonn/La Redoute

27.1.

Hamburg/Laeiszhalle

27.1.

Solingen/Kunstmuseum

27.1.

Stuttgart/Liederhalle

28.1.

Dortmund/Konzerthaus

Mitglieder der Berliner Philharmoniker: Mysliveček, Mozart & Brahms Philharmoniker Hamburg, Ltg: Manfred Trojahn; Baiba Skride: M. Ravel, W. A. Mozart & M. Trojahn Yulianna Avdeeva: J. S. Bach, M. Ravel & R. Schumann Staatsorchester Stuttgart, Ltg: Michael Schønwandt; Gerald Preinfalk: E. Denisov & W. A. Mozart Thomas Zehetmair & Pierre-Laurent Aimard: Mozart, Beethoven, Crumb, Webern & Bartók

Festivals - 2.12.

- 31.12.

Salzburg (A) Dialoge München Wintertollwood

PartiTouren Niedersachsen Schwetzingen Barockfest Winter in Schwetzingen 22.12. - 19.1. Kissinger Winterzauber 26.12. - 6.1. Erl (A) Tiroler Festspiele Erl Winter 18. - 24.1. Berlin Kurt Weill Woche der Komischen Oper - 31.12.

7.12. - 9.2.

24.1. - 3.2.

Salzburg (A)

Mozartwoche

81

Fotos: Wilfried Hösl, Dietlind Konold, Richter-LuxPR, Mathias Creutziger

21.12.


d i e

l e t z t e

s e i t e

Geiger & crescendo Kolumnist DANIEL HOPE

WaldSpielplatz

crescendo: Sie haben kürzlich mit Max Richter dieses Vivaldi Recomposed Album gemacht. Ganz ehrlich, finden Sie das gut, solche Klassiker zu verbiegen? Hope: Natürlich war ich am Anfang auch skeptisch. Ich habe Max Richter auch die Frage gestellt, was sein Problem mit dem Original sei! Aber als ich die ersten Partituren dann bekam, war ich total begeistert. Es ist ja eher ein Reframing als ein Recomposing. Richter beschrieb das auch so: Du gibst einem alten Meisterwerk einen neuen Bilderrahmen. Haben Sie es schon mal irgendwo live aufgeführt? Ja, im Londoner Barbican. Live ist es ehrlich gesagt noch viel interessanter. Das witzige war, dass das Publikum größtenteils zwischen 18 und 25 war. Für mich auch eine neue Erfahrung, aber eine sehr schöne. Wird es weitere Konzerte geben? Ja, wir spielen im Dezember zwei Mal in New York und am 18. März mit dem Orchester Jakobsplatz im Hubert Burda Saal in München. Der Mann auf dem zweiten Bild sieht aus wie Ludovico Einaudi, der die Filmmusik zu „Ziemlich beste Freunde“ schrieb… Ja, das Bild entstand in Vicenza, Italien. Ein gemeinsamer Freund hat uns zusammen gebracht. Ich habe zwei Lieder von ihm auf meinem neuen Album „Spheres“ (Anm. der Red.: erscheint im Frühjahr 2013). Dann hat er mich im Herbst spontan in Wien besucht und wir haben einen ganzen Tag lang eine kleine Jam-Session gemacht. Nun bin ich mit ein paar seiner neuen Stücke auch auf seinem neuen Album drauf. Was für ein Mensch ist Ludovico Einaudi? Sein Vater war ja der erste Präsident Italiens nach Mussolini… Er ist in erster Linie sehr bescheiden. Und 82

Fotos: privat

Unser Kolumnist verbrachte den Spätherbst mit Max Richter in London, Ludovico Einaudi in Vicenza und seinem Baum im magischen Wald von Südtirol.

Daniel Hope beim Bierchen mit Max Richter, beim Proben mit Ludovico Einaudi und des Künstlers eigener Geigen-Baum in Südtirol.

unglaublich charmant. Wenn man ihn persönlich erlebt, bekommt seine Musik noch einmal eine ganz andere Dimension. Es ist unglaublich, wie viele Menschen seine Musik lieben. Auf der Rückreise von Vicenza sind Sie dann im Wald von Südtirol spazieren gegangen… Ja, allerdings nicht in irgendeinem Wald, sondern im Bosco che Suona, dem „klingenden Wald“ im Val di Fiemme nahe Predazzo. Was klingt in diesem Wald? Es gibt auf der Welt so genannte „Resonanzfichten“, also Bäume, deren Holz sehr gut für den Bau von Geigen geeignet ist. Im Bosco che Suona haben sowohl Stradivari als auch Guarneri ihr Holz für ihre berühmten Instrumente gefunden. Seit 2008 bin ich Pate eines eigenen Baums dort und den musste ich natürlich mal wieder besuchen und gießen. Wird das Holz dieses Waldes auch heute noch für den Geigenbau verwendet? Ja. Es gibt sogar ein paar Geigenbau-Schulen in der Gegend. Man kann auch ganz spontan eine Führung durch den Wald beim Fremdenverkehrsamt buchen. Ich kann es nur empfehlen. Stradivari soll jeden Baum getestet haben, als er auf der Suche nach seinem Holz war. Manche der Bäume klingen schon beim Anschlagen wie ein Instrument. Man kann es selbst ausprobieren… Stammt das Holz Ihrer Guarneri dann auch aus dieser Gegend? Ich gehe davon aus. Wie feiert Daniel Hope dieses Jahr Weihnachten? Sind Sie wieder auf einem Kreuzfahrtschiff? Nein, zuhause in Wien und ich hoffe sehr, endlich mal wieder weiße Weihnachten erleben zu dürfen. n

www.crescendo.de

Dezember 2012 / Januar 2013


LIVE IN CONCERT BB Promotion GmbH & Alegria Konzert GmbH präsentieren eine Produktion von Disney Live In Concert

KINO-Film . 1 e t t le p Der kom rchester! mit LIVE-O

The Sound of Hollywood Symphony Orchestra & Voices Leitung: Helmut Imig

12. - 13.02.13 · Rosengarten Mannheim 14. - 15.02.13 · Alte Oper Frankfurt 16.02.13 · Konzerthaus Freiburg 17.02.13 · Festspielhaus Baden-Baden 31.03. - 01.04.13 · Kölner Philharmonie Tickets: 01805 - 2001

(0,14€/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42€/Min.)

· www.fluch-der-karibik-live.de



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.