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Tradition & Kultur

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Dorfkneipen

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KINDERZECHE: EINE STADT LEBT TRADITION

Der „kleine Obrist“ während des Festzugs.

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Fotos: Ingrid Wenzel Dinkelsbühl lebe hoch!

Viel zu lange mussten die Dinkelsbühler auf die Kinderzeche verzichten. Umso größer ist die Vorfreude auf das 125-jährige Jubiläum des historischen Festspiels in diesem Sommer. Vom 15. bis 24. Juli findet das historische Kinder- und Heimatfest mit Volksfest auf dem Schießwasen statt. Abseits des Jubiläums plant die Kinderzeche weitere Aktionen bis in den Herbst.

Selten war die erste Strophe der „Dinkelsbühler Hymne“ passender als in diesem Jahr. „Schallet heute Jubellieder, tönt von Süd, Nord, Ost und West! Freudespendend kehret wieder dieses frohe Jubelfest.“ Das Lied singen alle Anwesenden nach dem Spruch des kleinen Obristen zum Abschluss der Festzüge. „Die Kinderzeche ist eigentlich ein Schulfest, wie es in den Reichsstädten des deutschen Südwestens üblich war. Die erste urkundliche Erwähnung der Veranstaltung geht auf einen Schulausflug der Kinder zum Zechen vor die Tore der Stadt im Jahr 1629 zurück. Was wir heute als Festspiel feiern, ist die touristische Aufwertung davon“, erklärt Hans-Peter Mattausch, der langjährige Vorstand der Kinderzeche. Wie so viele Dinkelsbühler fiebert er dem großen Jubiläum entgegen. Dieses Jahr zum letzten Mal als Vorstand.

125 JAHRE LEBENDIGE GESCHICHTE Im Mittelpunkt des Kinder- und Heimatfests steht das historische Festspiel. Seit 1897 führen die Dinkelsbühler eine lokale Sage auf.

Das Festspiel erzählt von mutigen Kindern und der tapferen Kinderlore, die im Dreißigjährigen Krieg die Stadt vor der Zerstörung der Schweden retteten. Traditionell beginnt das Festspiel mit der Overtüre von August Kreß aus dem Jahr 1897. Der Musikmeister hat das Stück eigens für das Festspiel komponiert. Im Anschluss folgen die berühmte Ratssitzung im Schrannen-Festsaal und die Stadtübergabe auf dem Altrathausplatz. Während der Festtage ist die komplette Stadt auf den Beinen. „Mitte Juni ist zu spüren, dass die Leute unruhig werden. Dann mutieren die einen zu Schweden und die anderen zu Reichsstädtern“, erklärt Mattausch. Die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen eins bis acht sowie rund 1.200 weitere Mitwirkende lassen jährlich das historische Heimatfest lebendig werden. Das Festspiel wird sieben Mal aufgeführt und an den beiden Sonntagen sowie am Montag schließt sich ein Festzug an, bei dem historische Gruppen und die Schulklassen mitwirken. Am Dienstag erhalten alle teilnehmenden Kinder die begehrten Kinderzech-Gucken, mit Süßigkeiten gefüllte Tüten. Die Proben und Vorbereitungen für das Festspiel beginnen jedes Jahr um Ostern. Die Hauptfigur des Festspiels, die Kinderlore, wird jedes Jahr für zwei Jahre gewählt. Damit gibt es zwei Loren, die sich während des zehntägigen Heimatfests abwechseln. Pandemiebedingt darf die Kinderlore des Jahres 2020 als erste Darstellerin in der Nachkriegszeit überhaupt drei Jahre in Folge in ihre Rolle schlüpfen, da sie noch nie auf der Bühne stand. Die letzten beiden Kinderzechen wurden abgesagt. Ob beim Zunftreigen, als Teil der Kinderschar oder später im Schwedenlager: Die Dinkelsbühler wachsen voller Leidenschaft in ihr Festspiel hinein und kommen nur schwer davon wieder los. „Das ist der Trick dabei“, verrät Mattausch mit einem Augenzwinkern. „Wenn man so ein Festspiel anfängt, dann muss man mit den Dreijährigen beginnen und das Fest zehn bis 15 Jahre durchführen. Irgendwann fehlt etwas. Das haben wir die letzten beiden Jahre gesehen. Es war ein riesiges Drama ohne Kinderzeche. Was sollte man jetzt Mitte Juli denn anfangen? In den beiden Jahren war uns daher wichtig, das geistige Gut der Kinderzeche zu bewahren, also haben wir 1.500 Kinderzech-Gucken in die Klassen geliefert. Das kam gut an und war vielen Menschen ganz besonders wichtig.“

DIE KINDERZECHE BESTIMMT DEN JAHRESABLAUF In Dinkelsbühl teilt sich das Jahr in vor und nach der Kinderzeche. „Bei Baumaßnahmen überlegt man, ob man das noch bis zur Kin-

Sommerfestspiele Dinkelsbuhl 14.05. - 21. 08.2022

ROBIN HOOD

ab 5 Jahren

nach einer wahren Legende von John von Düffel Premiere: 14.05.2022, 15.00 Uhr

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INFO

Stadt der Parität Dinkelsbühl ist eine Stadt der Parität. Dies bedeutete die gleichberechtigte Teilhabe an innerstädtischen Entscheidungsprozessen für beide Konfessionen. Daher hat die Stadt vier Kirchen innerhalb des Stadtrings. In früherer Zeit gab es vier Bürgermeister, die unterschiedlicher Konfession sein mussten. Alle Einrichtungen, die nicht doppelt besetzt wurden, besetzte die Stadt im konfessionellen Wechsel. Selbst die Dauer der Kinderzeche ist der Parität geschuldet. Am ersten Wochenende feierten die Protestanten und am zweiten Wochenende die katholischen Bürger der Stadt.

derzeche schafft oder erst später anfängt. Auch bei Baumaßnahmen, die im Gemeinderat beschlossen werden“, erzählt der Stadtrat. „In Dinkelsbühl heißt es: Was wir bis zur Kinderzeche nicht geschafft haben, das schaffen wir dieses Jahr nicht mehr.“ Ein Satz drücke ganz besonders die Verbundenheit der Dinkelsbühler mit ihrer Kinderzeche aus: „Kinderzeche ist einmal im Jahr und Weihnachten eben jedes Jahr.“ Die Kinderzeche sei einmalig und jedes Jahr etwas ganz Besonderes, so Mattausch. „Gerade sind schon alle ganz kirre, da die ersten Anmeldungen laufen, wer wo mitspielen möchte“, sagte er im März. „Gott sei Dank haben wir viel Spaß dabei, die Not an Kostümen zu verwalten. Wir machen keine Kostüme nach. Es gibt eine feststehende Anzahl.“ Für die Erwachsenen gibt es circa 1.200 Kostüme und davon sind rund 700 für die Kinder. Das Knabenbataillon spielt dabei eine besondere Rolle und übernimmt die historische Verkörperung des Schulauszugs.

LORESTATUE IM STADTPARK Der Auftakt des Jubiläums beginnt am 21. Mai. Denn dann wird im Stadtpark die Lorestatue enthüllt, um einer der wichtigsten Figuren der Stadtgeschichte ein Denkmal zu setzen, auch wenn diese Person lediglich einem Gedicht entspringt. Geplant ist eine 1,60 Meter hohe Figurengruppe aus Bronze auf einem Sandsteinsockel. Das

Im Schrannen-Festsaal findet die Eröffnungsszene statt. Die Ratsherren überlegen, was zu tun ist.

Während der Festwoche sind verschiedene Tänze des Zunftreigens zu bewundern.

Am Festzug beteiligen sich zahlreiche historische Gruppen wie die Bettlergruppe. Denkmal für die Kinderlore hat der Stadtrat übrigens ohne Gegenstimmen genehmigt.

GROSSES JUBILÄUMS-PROGRAMM Anlässlich des 125-jährigen Festspiel-Jubiläums sind im Sommer viele Veranstaltungen von Mai bis Oktober geplant. Zum Programm zählen verschiedene Ausstellungen sowie eine Kinderzech-Feierabendtour mit „Pflastertanz“ am 17. Juni und ein offenes Schwedenlager am 23. Juli. Ein Höhepunkt des Programms wird das große Jubiläumswochenende des Festspiels vom 02. bis 04. September mit Sonderaufführungen auf der Freilichtbühne des Landestheaters Dinkelsbühls im Künßberggarten. Im Spitalhof ist an diesem Wochenende ein großes Bürgerfest vorgesehen. Das Jubiläumsjahr endet mit einem Festakt und der Verabschiedung des „alten Kinderzechvorstandes“ auf dem Weinmarkt am 15. Oktober. sek

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