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Tradition & Kultur

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Kreßberg

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Foto: Zirlik

SCHWING DIE HUFE!

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Der Kalte Markt beginnt mit der Reitermesse in der Basilika St. Vitus.

Foto: Achim Klemm

Der Kalte Markt ist eines der ältesten Heimatfeste in Süddeutschland und aus dem Ellwanger Kalender nicht mehr wegzudenken. Zehntausende Pferdeliebhaber, Züchter und Krämer fi nden jährlich den Weg in die schwäbische Metropole der stolzen Rosse.

Wie lange die Ellwanger bereits den Kalten Markt in der Region zelebrieren, ist nicht bekannt. Erste Hinweise liefert das Lehensbuch A der Stadt, das einen Kalten Meßtag am 17. Januar 1353 erwähnt. Dieser Tag ist keinesfalls zufällig gewählt. Anlässlich der Klostergründung im Jahr 764 übergab Bischof Erlolf von Langres seinem Bruder Hariolf die Gebeine der Heiligen Drillinge Meleusippus, Eleusippus und Speusippus. Wer die drei Namen fehlerfrei aussprechen kann, darf sich schon fast als waschechter Ellwanger bezeichnen. Die Brüder starben in Kappadokien (Kleinasien) als Märtyrer. Der 17. Januar ist ihr Gedenktag. Die Drei waren Pferdezüchter und wurden in der Bevölkerung als Pferdeheilige verehrt und bei Krankheiten der Tiere angebetet. Die Ellwanger verknüpften die dazugehörige Pferdesegnung mit einem Pferdemarkt. Da der 17. Januar zugleich der Festtag des Heiligen Mönchsvaters Antonius von Theben ist, wurde in der Vergangenheit auch die Bezeichnung Antoniusmarkt gebraucht. Vermutlich ist der Markt deutlich älter und geht auf das 9. Jahrhundert zurück.

HITZIGES SPEKTAKEL BEI KLIRRENDER KÄLTE Sicher ist jedoch, woher der heutige Name des Spektakels stammt. Wer schon einmal im winterlichen Ellwangen die Gassen zum Fuchseck oder zur Basilika entlang schlenderte und anschließend im eisigen Januarwind bibbernd der Pferdeprämierung auf dem Schießwasen beiwohnte, erfuhr die Namensherkunft des „Kalten Markts“ am eigenen Leib. Der Pferdehandel steht übrigens erst seit dem Spätmittelalter im Zentrum. Im 17. Jahrhundert trennte sich der Markt vom Feiertag der Heiligen Drillinge und die Ellwanger feiern ihr Heimatfest seither stets am Montag nach dem Dreikönigstag. Der Ellwanger Heimatforscher Hans Pfeifer schreibt in seinem Buch „Ellwangen. Kunst und Geschichte aus 1250 Jahren“ (2000) von den rauen Bedingungen, die durch den Markt in der Innenstadt entstanden. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein seien die Viehmärkte in der Marienstraße (damals noch Lange Straße) und Spitalstraße abgehalten worden. Dort standen Ochsen und Kühe dicht an dicht mit den Köpfen zur Straßenmitte und wurden von den Marktbesuchern begutachtet. Durch das Vieh stank es in der Innenstadt zum Himmel, sodass die Bewohner sich nicht getraut hätten, ihre Fenster zu öffnen. Der Schweinemarkt fand in der Gasse hinter dem „Schwarzen Adler“ statt. Hunde und Gefl ügel erstand man auf dem heutigen Karl-Wöhr-Platz. Nach den beiden Weltkriegen verlagerte man den Viehmarkt zunächst an die Obere Bühl in Kombination mit einer Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen. Seit 1961 klappern die Hufe auf dem Schießwasen.

HURRA, HURRA, DER KALTE MARKT IST DA! In Ellwangen wird der Kalte Markt mit einem eigenen Lied begrüßt. Immer wieder schallt der Ruf „Hurra, Hurra, der Kalte Markt ist da“ durch die Ellwanger Gaststätten. Die Veranstaltungen rund um das große Fest beginnen schon am Samstagabend nach Dreikönig, dann lädt die Landjugend zum „Grünen Ball“ ein. Traditionell beginnt der „Kalte Markt“ jedoch erst mit der Reitermesse am Sonntag in der Basilika St. Vitus. Berittene Jagdhornbläser lassen ihre Instrumente erklingen und Gardisten, Trachtenpaare, Reitvereine und Blutreiter folgen der Prozession durch die Kirchengänge. Am Montag ist es dann soweit. Früh am Morgen beginnt die Jury aus erfahrenen Gespann- und Zuchtrichtern mit der Bewertung der Stuten. Sämtliche Rassen vom Kaltblut bis zum Hafl inger werden von fünf Richtergruppen begutachtet. Die Juroren achten auf den Gesamteindruck, den Körperbau und den Gang. Bewertet werden lediglich Stuten ab drei Jahren. Meist betrachten die Preisrichter gut 400 Pferde und Gespanne. Im Anschluss beginnt der heiß ersehnte Umzug durch die Innenstadt, der tausende Besucher aus nah und fern anlockt und danach zum traditionellen Kuttel-Essen in die Gaststätten führt. Im Roten Ochsen lässt es sich

Während der Festtage ist in der Stadt einiges geboten. Eisskulpturen lassen nicht nur Kinderaugen leuchten.

Foto: Achim Klemm

Bis zu 400 Stuten begutachtet die fachkundige Jury auf dem Schießwasen.

Beim Umzug nach der Pferdeprämierung ist Alt und Jung in der Innenstadt auf den Beinen.

Foto: Rathgeb

der Oberbürgermeister nicht nehmen, jährlich mehrere Pferdewitze zum Besten zu geben. Am Mittwochvormittag schließen die Festtage mit der traditionsreichen und meist hitzigen Bauernkundgebung in der Stadthalle.

DER MARKT DER MÄRKTE Der „Kalte Markt“ ist im südwestdeutschen Raum als Markt der Märkte weithin bekannt. Am Mittwoch lädt ein großer Krämermarkt etliche Schnäppchenjäger dazu ein, ein gutes Geschäft zu machen. Nachhaltige Produkte und Themen werden auf dem Ökomarkt präsentiert und allerlei landwirtschaftliche Ausstellungen sowie die Ellwanger Technikmesse laden nicht nur die Landwirte ein, die neusten technischen Maschinen ganz genau unter die Lupe zu nehmen. 60 PFERDESKULPTUREN IN DER STADT Mit schwäbischer Innovation und Einfallsreichtum erstaunen die Ellwanger ihre Besucher jedes Jahr aufs Neue. 2020 wurde beispielsweise eine Kunst-Eisbahn angelegt und Foodtrucks boten kulinarische Vielfalt. Eine ganz be sondere Idee hatte die Stadt im Jahr 2000, als sie mit 60 Pferde skulpturen in der Innenstadt das neue Jahrtausend einläutete. Unter dem Motto „Schwing die Hufe“ erwarben Firmen, Institutionen und Privatleute zunächst einen „Rohling“ aus Polyester und ließen ihn von Künstlern, Schulklassen und Kindergärten in den buntesten Farben und schrillsten Designs gestalten. Einige der gefertigten Skulpturen wurden versteigert. Doch so manche tierischen Kunstwerke bevölkern noch immer die Gassen und Plätze Ellwangens und laden zu einer Entdeckungstour in die traditionsreiche Pferdestadt ein. sek

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