Call for Papers Dialog der Wissenschaften 2014

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Einladung Call for Papers

Tagung 25.‐27. September 2014 in Magdeburg

Dialog der Wissenschaften 2014

Ästhetik und Artikulation

Ort:

Die Veranstaltung findet vom 25. September 2014 (Beginn: 14.00) bis zum 27. September 2014 (Programmende: 15.00) in Magdeburg statt.

Kosten: Der Unkostenbeitrag beträgt i.d.R. 65,‐ €, für Geringverdienende ermäßigte 45,‐ €, gut Verdienende bitten wir um 85,‐ €, um den ermäßigten Kostenbeitrag realisieren zu können. Organisatorisches: Nähere Information zu Tagungsort, Tagungslogistik, Hotels, Zahlungsmodalitäten etc. erhalten Sie ebenfalls spätestens bis zum 30.4.2014 unter www.die‐zwischenwelt.org Publikation: Eine geeignete Veröffentlichung des Veranstaltungsgeschehens ist geplant. Einlader und Veranstalter: Das Lehr‐ und Forschungsteam des Studiengangs Cultural Engineering, Otto‐von‐Guericke‐Universität Magdeburg


»Dialog« kommt von dem griechischen Wort dialogos. Logos heißt »das Wort« oder auch »Wortbedeutung,Wortsinn«. Und dia heißt »durch« — nicht »zwei«. Ein Dialog kann von einer beliebigen Anzahl von Leuten geführt werden, nicht nur von zweien. Sogar ein einzelner kann einen gewissen inneren Dialog mit sich selbst pflegen. Wesentlich ist, daß der Geist des Dialogs vorhanden ist. Die Vorstellung oder das Bild, das diese Ableitung nahelegt, ist das eines freien Sinnflusses, der unter uns, durch uns hindurch und zwischen uns fließt. Das macht einen Sinnstrom innerhalb der ganzen Gruppe möglich, aus dem vielleicht ein neues Verständnis entspringen kann. Diese Einsicht ist etwas Neues, das zu Beginn möglicherweise gar nicht vorhanden war. Sie ist etwas Kreatives. Und dieser untereinander geteilte Sinn ist der »Leim« oder »Zement«, der Menschen und Gesellschaften zusammenhält.

David Bohm 1996

Auch für das Jahr 2014 möchten wir, nun bereits im dritten Jahr, wieder recht herzlich zu einem Tagungsformat einladen, das sich jenseits disziplinärer Gehege der mußevollen, wechselseitigen Sichtbarmachung und dem offenen, dialogischen Austausch zwischen unterschiedlichen Wissenschaftsgebieten, Professionen und thematischen Forschungsfragen verschrieben sieht. Unsere Motivation: Wissenschaftliche Forschungsthemen machen uns in ihrer latenten Komplexität häufig auf die Grenzen der eigenen disziplinären Sicht, aber auch auf benachbarte, ähnlich gelagerte und doch anders gestellte Forschungsfragen und ‐aufgaben aufmerksam. Leider erhält diese existente und sehr aufschlussreiche Spannbreite in themenbezogenen wissenschaftlichen Diskursen aber nur selten einen adäquaten Entfaltungsraum, sodass zumeist nicht alle relevanten Wissensbestände eine Stimme und damit eine Erscheinungsmöglichkeit im Wechselspiel mit anderen bestehenden Positionen und Sichtweisen erhalten. Die Jahrestagung ‚Dialog der Wissenschaften‘ verfolgt den Anspruch, genau diese Lücke zu schließen, indem sich unter dem jährlich wechselnden Dach eines breiten Forschungsthemas Forschende mit ihren Fragen, Methoden, Erkenntnissen und Theorien gemeinsam über die ausgewählte Sache und/oder Frage beugen und neugierig in einen freien Dialog gehen. In den letzten Jahren haben die Gespräche und der Austausch gezeigt: Im Dialog der Wissenschaften kann und wird die Wichtigkeit und Kraft von Spezialwissen steigen, wenn und weil man fachspezifisches Wissen in seiner Relation zum Wissen anderer Fächer, die sich aber der gleichen Sachverhalte annehmen, wahrzunehmen vermag. Wir möchten Sie also – für den Fall, dass Sie diese Einschätzung bereits aus eigener Erfahrung teilen können oder die entsprechende Erfahrung machen möchten – in die ‚gute Gesellschaft’ einer wachsenden Gruppe von Menschen einladen, die in dieser Weise denken und arbeiten und für die monodisziplinäre Zugänge tendenziell zu kurz greifen, wenn es darum geht, komplexe gesellschaftliche Fragen und Aufgaben angemessen zu bearbeiten. Wir laden Sie also ein, Ihr Wissen als eine Ressource zu betrachten, von der gilt, dass sie sich vermehrt, wenn man sie teilt. Insofern wird Wissensteilung zwischen Disziplinen eine Wissensvermehrung bewirken, was ein guter Grund ist, die eigenen Wissensbestände mit anderen auszutauschen und dabei zu erweitern. Mit David Bohm formuliert:

„Bei einem Dialog jedoch versucht niemand zu gewinnen. Wenn einer gewinnt, gewinnen alle. Es steckt ein anderer Geist dahinter. In einem Dialog wird nicht versucht, Punkte zu machen oder den eigenen Standpunkt durchzusetzen. Vielmehr gewinnen alle, wenn sich herausstellt, daß irgendeiner der Teilnehmer einen Fehler gemacht hat. Es gibt nur Gewinner, während das andere Spiel Gewinnen‐Verlieren heißt – wenn ich gewinne, verlierst du. Aber ein Dialog hat eher etwas von gemeinschaftlichem Teilhaben, bei dem wir nicht gegeneinander spielen, sondern miteinander. In einem Dialog gewinnen alle.“


Der Themenschwerpunkt 2014: ‚Ästhetik und Artikulation‘

In diesem Jahr geht es uns um einen Dialog zu Qualitäten. Es geht um das wissenschaftliche Aufschließen von Wirkungen, die entstanden sind und entstehen (können), wenn sich Menschen Wirklichkeiten aussetzen bzw. ihnen ausgesetzt sind oder werden. Da diese Wirklichkeiten und ihre Wirkungen heute immer von menschlichen Einwirkungen zumindest mitgeprägt sind, schlagen wir vor, die so entstehenden Qualitäten von Wirklichkeiten und deren Wirkungen als Folge von ‚Artikulationen’ zu betrachten und zu interpretieren. Damit schlagen wir auch vor, die Mitverantwortung, die wir Menschen für die uns umgebende Menschenwelt haben, anzuerkennen und mit Bezug darauf zu prüfen, welchen Gesichtspunkten wir eigentlich folgen, wenn wir die sich auf der Erde artikulierte Menschenwelt betrachten und diese bewerten. Wir wollen also über die Qualität/en der sich Geltung verschaffenden und uns Menschen Form gebenden Wirklichkeiten und deren Artikulationsmöglichkeiten ins Gespräch kommen. Als orientierende Kategorie für die Einschätzung von Formen und Formangeboten schlagen wir vor, die Ästhetik zu nutzen, die in vielen Wissenschaftsfeldern ein Gegenstand der Betrachtung und Reflexion ist, so dass allein der Dialog über damit ins Spiel gebrachte Maßstäbe bereichernd sein wird. Unabhängig von den fachlich differierenden Zugängen zu Gegenständen und Welten spielen in den verschiedenen Betrachtungen des Ästhetischen bzw. einer jeweils mehr oder weniger erreichten ästhetischen Qualität immer die gewählten Formen und damit auch die eingesetzte Formensprache, also die jeweils gefundene Artikulation, eine wichtige Rolle. Die jeweils wirksame Ausdrucksqualität und die In‐ Formationskraft von Gegenständen und Landschaften, von Menschen und Prozessen eröffnet dabei uns Menschen – folgt man Brian Massumi – jeweils mehr oder weniger, diese oder andere Lebens‐ und Aktionsmöglichkeiten. Das ist der Fall, weil die entstehenden Artikulationen als Vitalitätspotenziale die menschliche Wahrnehmung beeinflussen und die aktiven Bezüge der Menschen zu ihrer Umgebung entscheidend strukturieren. Auf diese Weise gerät im Zusammenhang mit dem Ästhetischen als Wahrnehmungskategorie die Gestaltungsebene und damit die jeweils gewählte ‚Artikulation’ verstärkt in den Blick. Es stellt sich hierbei die Frage Bruno Latours nach dem Schaffen von Bedingungen der Möglichkeit dafür, dass sich etwas bzw. jemand in einer Situation auf eine bestimmte Art und Weise artikulieren, d.h. in Erscheinung tritt oder treten kann. Dieser ‚Call for Papers’ bietet Ihnen an, auf verschiedene Weise die Wirkung und die Wirksamkeiten artikulierter Welt/en unter Nutzung von ästhetischen Beschreibungskategorien und ‐maßstäben zum Gegenstand des Austauschs zu machen: Wir laden Sie ein, Ihren Vorschlag für einen Beitrag zu formulieren und einzubringen und sich dabei auf eine der nachstehenden Fragen gesellschaftlicher Wertschöpfung zu beziehen. Im Einzelnen könnten Sie sich mit Ihrem Beitrag auf folgende vier Bereiche näher einlassen: 1. Wirkungen WAHRNEHMEN ::: Wie/ Inwieweit Artikulationen zu ästhetischen Erfahrungen führen können/ sollen Die sinnlich wahrnehmbaren Bestandteile, aus denen sich artikulierte Dinge oder Umgebungen zusammensetzen, stehen in spezifischer Weise zueinander im Verhältnis und lassen sich in ihren Konstellationen als wirkspezifische Gesamtheit betrachten. Doch wovon gehen welche Wirkungsansprachen aus? Lassen sich Regeln der Wirkung rekonstruieren? Was/welche Artikulation bewirkt ggf. eine ästhetische Erfahrung und worin besteht sie? Und was sagt die Art unserer Affizierung durch einen Gegenstand/ eine Situation o. a über uns und unsere kulturelle Prägung aus? Welches Wissen findet sich in (ästhetisch wirkenden/ artikulierten) Formen eingeschrieben und welche Rolle spielen die Aspekte Proportion, (Dis‐)Harmonie, Tradition, Innovation, Ganzheitlichkeit, Brüchigkeit, Werden und Vergehen, Schönheit und Hässlichkeit etc. dabei?

2. Wirkungen GESTALTEN ::: Wie/ Inwieweit Artikulationen ästhetischen Prinzipien folgen können/ sollen oder auch nicht Innerhalb der Gefüge, die konkrete Settings in der Lebenswirklichkeit ausmachen, entstehen aus den mit und in einem Setting eröffneten InterAktionen spezifische Dynamiken, die sich affizierend auf die Entfaltungsprozesse von Menschen auswirken und die den Menschen in den Prozessen der FormAnnahme


und der Transformation auf spezifische Weise Sinn anbieten und für sie Sinn stiften können. Dabei kann gefragt werden, ob das Befolgen ästhetischer Prinzipien eine besondere Wirkungskraft hervorzubringen erlaubt und wie das geschieht. Dabei fragt sich auch: Liegen die Zuschreibungen über die Qualität der Artikulation im Setting oder im Auge des Betrachters? Welche unterschiedlichen Artikulationsweisen ästhetischer Prinzipien lassen sich voneinander unterscheiden? Und wie kann das Verhältnis von Form und Artikulation beschrieben werden? Wieviel Aktionskraft gibt die Ding‐ oder Settinggestaltung an den Gegenstand, die Natur oder den Zufall ab?

3. Wirkungen WERTEN ::: Wie/ Wann/ Warum Artikulationen ästhetische Urteile herausfordern und bewirken können/ sollen Die Formen und Prozesse, in und aus denen Ästhetisches in Erscheinung tritt, betrachten Menschen nicht nur, indem sie deren jeweils eigenen Zielen und Programmatiken folgen, sondern auch, weil artikulierte Welten durch ihre Arbeitsweisen und ggf. durch ihre spezifischen Artikulationsformen eine eben eigene ästhetische Wirkung hervorbringen können. So spricht man beispielsweise von den unterschiedlichen Anmutungen, die von der Artikulation von Städten wie New York, Paris, Neu Delhi oder Berlin ausgeht. Auch Kunststile wie etwa der Expressionismus oder der Dadaismus sprechen eine je eigene Formensprache. Gleiches gilt möglicherweise auch für Wissenschaftsrichtungen. So lässt sich nach der Wirkungsqualität von realen und gedanklichen Wirklichkeiten grundsätzlich fragen: Welche (ästhetischen) Qualitäten der Artikulation von Städten, Stilen, Wissenschaften fordern unser Urteilen und Werten heraus? Welche ästhetische Kraft besitzt eine Stadt, eine Kunstrichtung, eine Wissenschaft? Was macht die Arbeit in einem dieser Felder mit ihren Akteuren und nimmt deren Artikulation Einfluss auf das innerhalb eines Handlungsfeldes bestehende Verständnis von Professionalität? 4. Wirkungen VERMITTELN ::: Wie die Artikulation der Darstellung von Welt/en ästhetischen Prinzipien gerecht werden kann/ soll oder muss. Die Ästhetische Darstellung der Welt sei das Hauptgeschäft der Erziehung, hat Johann Friedrich Herbart formuliert. Insofern kann nicht nur die Artikulation von Welt/en unter ästhetischen Gesichtspunkten betrachtet werden, sondern auch die Artikulation der Darstellung von Welt/en kann unter Berücksichtigung von ästhetischen Prinzipien erfolgen. So stellt sich z.B. die Frage: Was bedeutet es, Lehr‐ und Lernformate zu artikulieren, so dass es gelingen kann, mit ihnen etwa die Qualität der Unterstützung von Muße und/oder von Passion zu generieren? Welche Medien und Wissensarchitekturen lassen sich in diesem Sinne auf welche Weise nutzen? Wie kann Bildung aufruhend auf der Darstellung von Welt/en und als Form erweitert gedachter kultureller Bildung so artikuliert werden, dass sie ästhetischen Prinzipien Rechnung trägt? Wäre der Ertrag, dass sie in dieser Qualität die Bedingungen dafür artikuliert, dass zum einen für Sich‐Bildende Halt und Unterstützung und zum anderen Freiheit und Einladung zur Verantwortungs‐ übernahme erfahrbar werden? Wenn Sie Interesse an unserem diesjährigen Themenschwerpunkt und seinen Dimensionen haben, freuen wir uns über Ihren Vorschlag für einen Veranstaltungsbeitrag, den Sie bitte – als Einzelperson oder Kleingruppe – im Umfang von maximal 3.500 Zeichen skizzieren, ergänzt um einige kennzeichnende Angaben zu Ihrer Person/ Ihrer Gruppe. Bitte schicken Sie beides ab sofort, spätestens aber bis zum 10.02.2014 an renate.girmes@ovgu.de oder sandra.geschke@ovgu.de. Ihr Beitrag sollte eine Sicht auf das Dachthema betreffende Fragen, Erkenntnisse und Aspekte präsentieren, bestehende Sichten darstellen, erweitern und auch zur Disposition stellen. Er sollte anderen ermöglichen, eine interessante und relevante Perspektive kennen zu lernen, die sich eignen könnte, anstehende Probleme und Aufgaben intelligent anzugehen. Relevante lebensweltliche Bezugspunkte dafür sind zentrale gesellschaftliche Felder wie u.a. Gesundheit, Bildung, Infrastruktur, Energie, sozialer Ausgleich, friedliches Zusammenleben, kommunikativer Austausch etc. Über die Art der Annahme Ihres Beitrags und über die Struktur des Gesamtprogramms informieren wir Sie bis spätestens zum 30.4.2014.


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